Aus der Heimat Gedenktage 0 13. Mär z 1741 Kaiſer Joſeph II von Oeſterreich geb. 1781 Der Architekt Karl Friedrich Schinken in Neuruppin geboren. 1848 Der Aufſtand in Wien; Sturz Metter⸗ nichs. Prot.: Ernſt— Kath.: Euphraſia Sonnenaufg. 6.21 Sonnenunterg. 18.0 Mondaufg. 5.31 Mondunterg. 15.29 Geduld mit den Wettermachern Die Wettermacher ſind zu bedauern. Iſt ihre Vorherſage richtig, dann nimmt man ſie zur Kenntnis als eine Selbſtverſtändlichkeit, die einer Erwähnung gar nicht bedarf; iſt ſie falſch— was auch eintrifft—, dann fährt das heilige Donnerwetter hernieder auf die Wettermacher. Und dabei ſind ſie doch ganz unſchuldig! Der Glaube, daß man Witte⸗ rungserſcheinungen genau ſo pünktlich und zu⸗ treffend berechnen können wie eine Mondfin⸗ ſternis, iſt falſch. Der Wettermacher hat es eben nicht ſo leicht wie der Sternengucker. Die Verteilung von Waſſer und Land iſt eine unbekannte Größe in der Rechnung des Wettermachers, vorausgegangene Witterungs⸗ erſcheinungen, ob es geregnet oder geſchneit hat, haben Einfluß, und ſchließlich iſt es nicht einmal gleichgültig, ob die Bäume Laub tra⸗ gen oder nicht. So werden Fehlvorausſagen ſelbſt bei der größten Gewiſſenhaftigkeit ſelbſt⸗ verſtändlich. Deshalb ſind die Wettermacher auch die Menſchen mit dem ewigen Vorbe⸗ halt und ſehen es ungern, daß ſie ſo ernſt genommen werden, wie wir es möchten. * Für 33 Millionen Nm. neugeprägte Geldſtücke ſeit November ausgegeben. Im Zuge der Umgeſtaltung unſeres Münzweſens wird in informierten Kreiſen mitgeteilt, daß ſeit November 1933 bis zum 31. Januar 1934 insgeſamt 25,4 Millionen Rm. Drei⸗ markſtücke, 5,4 Millionen Einmarkſtücke und 1,5 Millionen Rm. Vierpfennigſtücke eingezo⸗ gen worden ſind. An neugeprägten Stücken ſind bisher ausgegeben worden eine Million Nm. Fünfmarkſtücke, 2 Millionen Rm. Zwei⸗ markſtücke und 30,2 Millionen Rm. Einmark⸗ ſtücke, zuſammen alſo ein Betrag von rund 33 Millionen Rm. * Warnung vor Betrugsverſuchen bei In⸗ ſtandſetzungen und Umbauten. In einer Stadt⸗ gemeinde ſind Betrugsverſuche bei der Durch⸗ führung von Gebäudeinſtandſetzungsarbeiten aufgedeckt worden. In einzelnen Fällen haben Hausbeſitzer und Handwerksmeiſter Rechnun⸗ gen über Arbeiten vorgelegt, die überhaupt nicht ausgeführt waren. In anderen Fäl⸗ len ſind in den vorgelegten Rechnungen falſch: Angaben über die Koſten gemacht worden. Gegen die Beteiligten, die als Staats⸗ und Volksbetrüger zu bezeichnen ſind, iſt mit aller Schärfe vorgegangen worden. Es liegt Ver⸗ laſſung vor, dringend vor jedem Verſuch zu Zuſchuß zu erhalten, als er nach den Beſtim⸗ mungen zuläſſig iſt. 1 % Nicht auf Steine ſetzen! Alle Eltern, deren Kinder jetzt Ausflüge ins Freie unterneh⸗ men, ſollten es nicht unterlaſſen, nachdrück⸗ lichſt darauf hinzuweiſen, daß ein Ausruhen auf kalten Steinen ſehr gefährlich werden kann. Denn die Kälte der Erdkruſte muß erſt aus dem Boden heraus und der durch längeres Wandern ſchwitzende Menſch kann ſich„den Tod holen“, wenn er ſich auf einen Feldſtein oder auf einer ſteinernen Bank zum Ausruhen niederläßt. Ebenſo iſt dafür Sorge zu tragen, daß bei Wanderungen für den im⸗ mer noch recht kühlen Abend genügend ſchüt⸗ zende Kleidung mitgenommen wird. Wettervorherſage: Unbeſtändig, zeitweiſe Niederſchläge. Aus heſſen und Naſſau Tagung der Kinde rreichen. * Franifurt a. M. Im Hotel Kuyffhäuſer fand eine Tagung des Landesverbandes Heſ⸗ ſen⸗Naſſau im Reichsbund der Kinderreichen unter Leitung des Landesleiters Pg. Mül⸗ ler⸗Frankfurt a. M. ſtatt. Den Hauptvor⸗ trag hielt der Reichsbundleiter Pg. Stüwe⸗ Berlin, der ſo eindringlich die Gefahren des Geburtenrückgangs ſchilderte. Auf das be⸗ völkerungspolitiſche Problem eingehend, wies er darauf hin, daß 40 Prozent aller Ehen im Durchſchnitt der letzten fünf Jahre kinder⸗ los ſind, daß 13 Prozent nur ein Kind auf⸗ zuweiſen haben. Im Jahre 1932 hatten wir Wenn das ſo weitergehe, werde in 50 Jah⸗ ren die oſtdeutſche Frage gelöſt ſein. Die Polen werden einfach in den von Deulſchen entvölkerten Raum drängen. Der Bund der Kinderreichen ſei heute ein nationalſozialiſti⸗ ſcher Kampfbund zur bevölkerungspolitiſch en Aufklärung geworden, deſſen Aufgabe es ſei, die völkiſchen Ziele der Reichsregierung in zähem Kampf zu verbreiten. Werdet Mitglied der NS⸗Voltswohlfahrt! * Frankfurt a. M., 13. März.(Ein gu⸗ ter Fang.) Nachts hatte ein Schutzpolizei⸗ beamter in Frankfurt a. M.⸗Zeilsheim drei verdächtige Männer beobachtet. Er hielt ſie an und bei den Feſtſtellungen ergab ſich, daß man einen guten Fang gemacht hatte. Es handelte ſich um drei Einbrecher, die in der letzten Zeit Wohnungseinbrüche in Zeilsheim, Sindlingen und Höchſt ausgeführt hatten. Der Anführer davon, der 28jährige Arbeiter Fr. Mack, iſt bereits wegen Einbruchs vorbe— ſtraft. Er war im Jahre 1926 der Anführer einer Einbrecherbande, die in Offenbach und Umgebung Einbrüche in Wirtſchaften und Kel⸗ ler ausführte. Ein 22jähriger Arbeiter und ein 21jähriger Schriftſetzer waren jetzt ſeine Komplizen. Bis jetzt konnten ihnen ſieben Wohnungseinbrüche und Einbruchsverſuche nachgewieſen werden. In der Beute ſelbſt waren ſie keine Spezialiſten, ſondern ſie nah⸗ warnen, durch falſche Angaben einen höheren men wahllos mit was ſie fanden. nur noch 975 000 Geburten in Deutſchland. Rhein⸗ main ſche Zusammenarbeit auf dem Ge⸗ biete der Bündenfürſorge. * Wiesbaden, 13. März. Die ſeit einiger Zeit gepflogenen Verhandlungen wegen der Zuſammenlegung der Blindenfürſorge in Naſ⸗ ſau und Heſſen ſind jetzt zum Abſchluß ge⸗ kommen. Die Schüler der Landes⸗Blinden⸗ ſchule Wiesbaden werden zu Beginn des neuen Schuljahres in die Blindenanſtalt zu Fried⸗ berg aufgenommen. Dagegen bleibt auch wei⸗ terhin das Heim für erwachſene Blinde un⸗ verändert im Betrieb. Das jetzt durch die Landes⸗Blindenſchule benutzte Gebäude wird für die Zwecke der NS⸗Volkswohlfahrt Ver⸗ wendung finden. Die von dem Blindenheim jetzt benutzten Räume in dieſen Gebäuden we den auch weiterhin zur Verfügung geſtellt. Dieſe Zuſammenlegung wird ſich dahin aus⸗ wirken. dak der Bezirksverband Naſſau ſelbſ nach Abzug der Penſtons⸗ und Verſorgungs⸗ laſten und des ihm verbleibenden Teils des Schuldendienſtes rund 15 000 Rm. erſpart, und daß auch der Staat Heſſen in ſeinem Zuſchuß ebenfalls um 15 000 Rm. entlaſtet wird. Das nationale Neitturnier „ Frankfuct, 13. März. Zum nationalen Frankfurter Reitturnier in der Feſthalle hat ten ſich nahezu 8000 Zuſchauer eingefunder⸗ In allen Konkurrenzen des Abends gab es herrliche Kampfſzenen und einige ganz her⸗ vorragende Ritte, ſo daß die Zuſchauer voll umd ganz auf ihre Koſten kamen. Von den Schaunummern am erſten Abend imponiecte beſonders der exakte Ritt der SS⸗Leiter unter Reiterführer Burk. Mit ſtarkem Beifall be⸗ grüßt wurde die Quadrille der Landespolizei, die Polizei⸗Hauptmann Noack kommandierte. Die Poliziſten in den Uniformen der alten Kavallerieregimenter Südweſtdeutſchlands machten ihre Sache hervorragend. Von den einzelnen Konkurrenzen wurde beſonders der Sieg des 13jährigen Hitlerjungen Kron im Glücks⸗Jagdſpringen gegen das ſtarke Feld von über 25 Teilnehmern mit rieſigem Beifall ge⸗ feiert. Zum Schluß des Abends wurde der Große Japfenſtreich von der SA⸗Kapelle mit dem Aufmarſch der SA ausgeführt. Auch der Sonntagnachmitatg brachte den Veranſtaltenn inen ausgezeichneten Erfolg. Rund 6500) Zuſchauer füllten die weiten Ränge der Feſthalle und kargten nicht mit lauten Beifall für die hervorragenden Leiſtungen, die ibken von Reiterimen und Reitern geboten wurden. Beſonders die Schaunummern geſte⸗ len wieder ausgezeichnet. Hier muß beſonders betont werden, daß die Quadrille der SS⸗ Reiter lediglich von ungedienten Leuten der SS.-Reiterſtürme des hieſigen Bezirks geritten und die Uniform⸗Schaunummer der Frankfur⸗ ter Landespolizei allein von der hieſigen Lan⸗ despolizei mit über der Hälfte ihres Pferde⸗ materials ausgeführt wurde. Der große Er⸗ folg der beiden Nummern iſt der beſte Be⸗ weis dafür, wie Reiterführer Burk auf der einen und Hauptmann Noack auf der anderen Seite ihre Leute im Schuß haben. Bei den ſportlichen Wettbewerben gewann wieder der 13jährige Hitlerjunge Kron⸗Wiesbaden das Jagdſpringen für die SA, SS und HJ. 2er e ee bloßes bezaubern können. And wenn man ſie an f dem Geheimnis ihres Erfolges fragen würde, ſo könnten ſie es wahrſchem⸗ lich ſelber nicht erklären. Wir aber wiſſen es: der Zauber ihrer Schönheit liegt vor allem in ihren ſchönen weißen Zähnen. Wenn man ſie aber fragen würde, womit ſie ihre Zähne pflegen, werden ſie wahrſcheinlich antworten: mit Chlorodont! Denn Chlorodont und ſchöne weiße Zähne ſind für Millionen ein Begriff! Vörſen und Mürkte vom 12. März 1934. Mannheimer Getreide⸗Großmarlt. Weizen inl. 18.85 bis 20, Feſtpreis Bezirk 9 19.50, Bezirk 10 19.70, Bezirk 11 20, Roggen 16.90 bis 17, Feſtpreis Bezirk 8 16.50, Bezirk 9 16.80, Sommergerſte inl. 18 bis 18.50, Pfälzergerſte 18 bis 18.50, Futter⸗ gerſte 16.50 bis 17, Hafer ſtetig inl. 16, Mais mit Sack 19.25 bis 19.50, Weizen⸗ mehl Spezial Null mit Austauſchweizen 29.70, April 30, aus Inlandsweizen 28.20, April 28.50, Roggenmehl nordd. 22.25 bis 23.50, pfälziſches und ſüddeutſches 23.25 bis 24.25, Weizenkleie feine mit Sack 10 bis 10.25, dito grobe 10.50 bis 10.75, Roggenkleie 10.25 bis 11, Weizenfuttermehl 11.25 bis 11.50, Roggenfuttermehl 11.50 bis 12, Weizennach⸗ mehl 15 bis 15.25, Weizennachmehl IV B 16 bis 16.25, Erdnußkuchen 16.75 bis 17, Soya⸗ ſchrot 15 bis 15.25, Rapskuchen 14.50, Palm⸗ kuchen 15.25, Kokoskuchen 17.25, Seſamkuchen 17, Leinkuchen 17.25 bis 17.50, Biertreber mit Sack 15.25 bis 15.50, Malzkeime 13 bis 13.50, Trockenſchnitzer 9.75, Rohmelaſſe 8.50, Steffenſchnitzel 11: Wieſenheu loſe 6 bis 6.40, Rotkleeheu 6.40 bis 6.60, Luzerne⸗ kleeheu 7.60 bis 7.80, Preßſtroh Roggen und Weizen 2.20 bis 2.40, dito Hafer und Gerſte 1.80 bis 2, gebundenes Stroh Roggen- und Weizen 1.40 bis 1.60, dito Hafer und Gerſte 1.20 bis 1.60 Mark. Frankfurter Schlachtviehmarlt. Auftrieb 1257 Rinder, 440 Ochſen, 97 Bul⸗ len, 383 Kühe, 330 Färſen, 563 Kälber, 19 Schafe, 4100 Schweine. Ochſen: a!) 32 bis 33, a2)—, b) 29 bis 31, c) 26 bis 28, d) 24 bis 25, Bullen: 31, 28 bis 29, 26 bis 27, 24 bis 25, Kühe: 27 bis 28, 24 bis 26, 19 bis 23, 13 bis 18, Färſen: 32 bis 33, 30 bis 31, 27 bis 29, 24 bis 26, Freſſer: —, Kälber: a) Sonderklaſſe—, andere Käl⸗ ber: a) 45 bis 46, 39 bis 44, 32 bis 38, 23 bis 31, Lämmer:—, Stallmaſthammel: —, bi!) 36. Schweine: 45 bis 47, 42 bis 47, 41 bis 46, 38 bis 45, 38 bis 43)— 35 bis 42. Fraukfurter Getreidegroßmarkt. Weizen 197, Roggen 172.50 bis 173, Som⸗ mergerſte für Brauzwecke 175 bis 177.50, Hafer inl. 157.50 bis 172.50 je per Tonne; Weizenmehl Spezial Null 341.40 bis 31.95, dito ohne Austauſchweizen 27.90 bis 28.45, Roggenmehl 60prozentig 23.25 bis 24, Spe⸗ zial Null 24, Weizenkleie 10 bis 10.15, Wei⸗ zenfuttermehl 11 bis 11.25, Roggenkleie 10.50 bis 10.60, Soyaſchrot 15.45, Palmkuchen 14.95 bis 15.10, Erdnußkuchen 16.30 bis. 17.20. Todes-Anzeige Schmerzgebeugt übermitteln wir Freunden, Verwandten und Bekannten die traurige Nach⸗ richt, daß geſtern Abend um 7 Uhr meine liebe Frau, unſere gute, treuſorgende Mutter, Schwie— germutter, Schweſter, Schwägerin und Tante, frau fabdalena Haas gen. Eünner nach längerem ſchweren Leiden, jedoch plötzlich und un⸗ erwartet, infolge eines Herzſchlags, im Alter von 52 Jaahren, von Gott in ſein Reich hinweggenommen wurde. Wir bitten um ein ſtilles Gebet für unſere lb. Verſtorbene Viernheim, Lorſch, den 13. März 1934 In tiefem Schmerze familie lean Haas 12. nebst Ingehörigen Die Beerdigung findet morgen Mittwoch, nachm. 5 Uhr, v. Trauerhauſe Adolf Hiclerſtr. 84(Tannhäuſer) aus, ſtatt Verſammlung Landwirte! Heute Dienstag, den 13. März, abends ¼9 Uhr, findet im Gaſthaus zum„Löwen“ eine große ſtatt, in welcher ein Vertreter der Haupt⸗ abteilung III des Reichsnährſtandes über Genoſſen⸗ ſchaftsweſen ſprechen wird.— Tagesordnung: Um— ſchaltung der Warengenoſſenſchaft u. Neuaufnahme. Es iſt dringendſte Pflicht jedes Landwirtes, an dieſer äußerſt wichtigen Verſammlung teilzunehmen. Der Ortsbanernführer: Roos Lehrerin ſucht ſonnige 2- Ammer- Wonnung mit klein. Küche Näheres ſagt der Vlg. ds. Bl. Freundliche mer⸗ lade ich am Staatsbahnhof Morgen Mittwoch früh von /29—12 Uhr kohlenſaurer Düngerkalk (Markenkalk) aus. Chriſt. Adler, Düngerhdlg. mit Zubehör von ruhigem Ehepaar zu mie⸗ ten geſucht. 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Auch ſind an der Kaſſe zu jeder Vorſtellung noch Karten erhältlich. Unſere Feuerwehrkapelle wird an jedem Abend konzertieren, Viernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten) Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 1,40 Mk. frei ins Haus gebracht.— Gratis⸗Beilagen: wöchentlich den„Illuſtrier 1 1 J 35. 15 ˖ Sonntag“, halbmonatlich die„Heimatblätter“, zweimal jahelſc den a e e Wandkalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. bei den Boten Verkünd⸗ und Anzeigeblatt für Viernheim ſeit dem Jahr 1883 Fernſprecher 117.— Telegr.: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Frankfurt a. M., Verantwortlich für den Anzeigenteil: Joh. Martin, Viernheim. D. A. II. 34 1250. Einzel⸗Verkauf der Zeitung von der Geſchäftsſtelle 5 Pfg., Samstags⸗Ausgabe 10 Pfg. Nummer 62 Viernheimer Anzeiger Viernheimer Zeitung (Viernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die 12geſpaltene Millimeter-Zeile 2 Pfennig, R nzeigen 11 0 1 zfennig, Reklame 9 P bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notiſe fennig, zen vor- mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher Anr i i. ttags! Artik Tas— Annahme von Anzeigen in unſer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen-Expeditionen Deutſchlands d Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht ü beſtin geſchrie Fagen kann j icht übernommen w Geſchäftsſtelle: Adolf Hitlerſtr. 36, Schriftleitung, Druck u. Walag J. Martin, Viernheim Mittwoch, den 14. März 1934 0 51. Jahrgang Verbände und militäriſche Neſerven Der franzöſiſche Außenmini⸗ ſter betonte in dem Schreiben, das er am 10. Februar an den Vorſitzenden der Ab⸗ rüſtungskonferenz richtete, vor allem die Notwendigkeit der Einbeziehung der „militäriſchen Verbände“ in die militäriſche Perſonalſtärke. Das iſt die ſchon oft vorgebrachte franzöſiſche Forderung, die SA und SS auf die deutſche Heeresſtärke anzurechnen. Deutſchland hat dieſe Forde⸗ rung wiederholt mit Recht abgelehnt. Denn SA und Ss ſind keine militäriſchen Forma⸗ tionen. Wenn man nun aber das franzöſi— ſche Verlangen richtig würdigen will, muß man daran erinnern, daß Frankreich ſeiner⸗ ſeits die rund fünf Millionen ausgebil⸗ deter Reſerven der Anrechnung auf ſeine Streitkräfte ntziehen will, ob⸗ wohl die militäriſchen Fachleute Frankreichs immer wieder betont haben, daß dieſe Re⸗ ſerven die eigentliche Kriegsar⸗ mee Frankreichs darſtellen. Dieſen Reſerven hat Deutſchland nichts gegenüberzuſtellen. Die deutſchen Soldaten des Weltkrieges ſind eute alle mindeſtens 35 Jahre alt und ſeit der Demobilmachung nie wieder zu militäriſchen Uebungen einge— zogen worden. Die letzten 16 Jahrgänge ſind in Deutſchland ohne jede militäriſche Aus⸗ bildung geblieben. In Frankreich iſt jedoch jeder wehrfähige Mann ausgebildet, wird regelmäßig zu miktäriſchen Uebungen ein⸗ gezogen, iſt in die Mobilmachungsmaßnah⸗ men einbegriffen und Bewaffnung und Ausrüſtung für ihn liegen bereit. Das Rekrutenkontingent Frank⸗ reichs beträgt in den Jahren 1932—1940: 1932 250 000 Mann 1933 240 000 1934 225 000 1935 150 000 1936 110 000 1937 122 000 1938 140 000 1939 160 000 1940 240 000 Es darf aber auch nicht überſehen werden, daß Frankreich ſeine Ueber ſee⸗Streit⸗ kräfte bei einem Abrüſtungsabkommen nicht angerechnet wiſſen will. Es handelt ſich hier um ganz erhebliche Ziffern. Im Jahre 1933 betrug die Stärke dieſer Trup⸗ pen 303 000 Mann, alſo mehr, als Deutſch⸗ land überhaupt für ſich fordert. Dieſe Kolo⸗ nialtruppen liegen durchaus nicht nur in den Kolonien, ſondern teilweiſe auch in den Garniſonen Frankreichs. 1933 waren 60 000 Mann im Heimatgebiet. Der Entwurf des franzöſiſchen Budgets für 1934 ſieht die 1 von 5000 Farbigen nach Frankreich vor. Gegenwärtig befindet ſich General Weygand in Marokko, um feſtzu⸗ stellen, ob nach dem erfolgreichen Feldzug im ſüdlichen Mauretanien weitere Streitkräfte nach Europa gebracht werden können. Schon im Weltkriege haben die Franzoſen ihre af⸗ rikaniſchen Regimenter ſehr bald zur Ver⸗ ſtärkung der heimatlichen Truppen heran⸗ gezogen. Jetzt ſoll die Verſtärkung der Zahl der farbigen Soldaten in Frankreich den Rückgang der zur Verfügung ſtehenden jähr⸗ lichen Rekrutenzahlen ausgleichen. Wenn alſo Frankreich die Abrüſtung för⸗ dern will, ſo wird es nicht nur von den „militäriſchen Verbänden“ auf deutſcher Seite reden dürfen, ſondern auch von der Tatſache ſeiner ausgebildeten Reſerven und der kolonialen Streitkräfte. Es geht wirk⸗ lich nicht an, daß Frankreich die deutſchen Rüſtungszahlen künſtlich vergrößert, ſich aber weigert, die einwandfrei feſtſtehenden Zahlen für die eigene Rüſtung anzuerkennen. Ebenſo muß verurteilt werden, daß Frank⸗ reich Deutſchland die ſogenannte„quali⸗ tative“ Gleichberechtigung verweigert, d. h. die Ausſtattung mit den gleichen Defen⸗ ſivwaffen, wie ſie die übrigen Staaten be⸗ litzen und beanſpruchen. Die anderen Groß⸗ Neuer Wirtſchaftsaufbau Geſetz zur Vorbereitung des organiſchen Aufbaues der deutſchen Wirtſchaft Das Führer⸗ prinzip in der Wirtſchaft— Wirtſchaft iſt Dienſt an Volk und Vaterland 5 In der nächſten Nummer des Reichsgeſetz— blattes wird das Geſetz zur Vorberei— tung des organiſchen Aufbaues der deutſchen Wirtſchaft vom 27. Februar 1934 veröffentlicht werden. Das Geſetz dient dem Zweck, die bisherige weit⸗ gehende Ueberorganiſation in dem verbands— mäßigen Aufbau der deutſchen Wirtſchaft und den dadurch bedingten Leerlauf der Wirtſchaft ſowie deren Belaſtung und Be— unruhigung infolge der Rivalität der ein— zelnen Verbände zu beſeitigen und eine um— faſſende, ſtraffe und einheitliche Organiſie— rung der Wirtſchaftsverbände durchzuführen. Zu dieſem Zweck wird der Keichswirk⸗ ſchaftsminiſter durch das Geſetz ermächkigt, Wirtſchaftsverbände als alleinige Vertretung ihres Wirtſchaftszweiges anzuerkennen, ſolche Verbände zu errichten, aufzulöſen oder mil⸗ einander zu vereinigen, ihre Satzungen ab- zuändern, ihre Führer zu beſtellen und ab⸗ zuberufen und Außenſtehende an Wirk- ſchaftsverbände anzuſchließen. Das Geſetz ſieht ferner Strafen bei Zuwiderhandlungen gegen Anordnungen aufgrund des Geſetzes oder ſeiner Durch⸗ führungsvorſchriften ſowie den Ausſchluß etwaiger Schadenerſatzanſprüche vor, die aus Maßnahmen aufgrund des Geſetzes hergelei— tet werden können. Der Reichswirtſchaftsminiſter über das neue Geſetz Reichswirtſchaftsminiſter Dr. Schmitt hielt am Dienstag im Reichswirtſchaftsrat vor Vertretern der Induſtrie, des Handels, des Handwerks, des Reichsnährſtandes und aller übrigen an der Wirtſchaft beteiligten Kreiſe einen Vortrag über das Geſetz zur Vorbereitung des organiſchen Aufbaus der deutſchen Wirtſchaft. Er führte u. a. aus: Wenn wir uns die Frage ſtellen, was wol⸗ len wir mit dem geplanten Umbau erreichen, ſo iſt dazu folgendes zu ſagen: Auf keinen Fall wollen wir das tauſendfältige Eigen⸗ leben unſerer Wirtſchaft zerſtören. Wir brauchen auch in Zukunft den ſelbſtändigen Unkernehmer, der mit ſeinem Unternehmen auf Gedeih und Verderb verbunden iſt. Wer ein Unterneh— men führt, muß die Verantwortung tragen., Auch in Zukunft ſoll wirtſchaftlich weiterge— kämpft werden. Ohne ehrlichen Konkurrenz:; kampf geht es nicht. Wenn die Form der privalen Wirkſchaf ihre Daſeinsberechkigung hat, ſo vor aller Dingen deshalb, weil ſie in ihrem imme wieder jungem Ringen um die beſſere Lei ſtung alle Kräfte der Wirtſchaft friſch erhäl und zu Höchſtleiſtungen anſpornk. Gerade das Ausmaß unſeres Aus landsabſatzes wird immer wieder ab hängig ſein von der Qualität der Waren von ihrem Preis, aber auch von der Tüchtig keit unſerer Außenhandelskaufleute. Au mächte haben dieſen Anſpruch Deutſchlands längſt anerkannt. Wenn Paris auf ſeinem unmöglichen Standpunkt beharren will, ſo bedeutet das, daß Frankreich auch weiterhin Tauſende von Bomben⸗ und Kampfflugzeugen beſitzen und Deutſchland gleichzeitig ſede militäriſche Luftrüſtung verſagen will, daß es weiter ſchwere Geſchütze bis zu 52 em behalten, Deutſchland aber weiterhin nur bis 10,5 em geſtatten will, daß es Tauſende von Tanks bis zu 100 Tonnen Gewicht beſitzen und Deutſchland die Anſchaffung ſelbſt der von ihm geforderten kleinen Tanks von 6 Tonnen verweigern will. Iſt das Gleichberech⸗ tigung? dieſer Baſis wollen wir auch in Zukunft aufbauen. Wir wollen aber mit dieſem Grundſatz den anderen verbinden, daß die⸗ ſes freie Spiel der Kräfte ein geſundes und geordnetes ſein muß, durch eine ſtarke Führung, die wie von einem Magneten auf ein Ziel gerichtet iſt: auf das Wohl des Ganzen, auf den Dienſt an Volk und Vaterland. Hieraus ergibt ſich die Forderung, daß alle Unternehmungen in Zukunft notwendiger— weiſe ihren Fachgruppen angehören müſſen, um ſich den Intereſſen des Ganzen, allerdings nur den im Intereſſe des Ganzen erforderlichen Maßnahmen unterzuordnen und ſich daneben den aufzuſtellenden Grund— ſätzen loyaler und anſtändiger Konkurrenz zu unterwerfen. Hierüber werden Ehrengerichke zu entfcheiden haben. Ihre Beſetzung muß ſo geſtellt ſein, daß Fachkenntniſſe auf der einen Seite und völlige Unabhängigkeit auf der anderen Seite gewährleiſtet ſind. Es wird unerläßlich ſein, daß der mit dem autoritä— ren Staat in den Vordergrund geſchobene Führergedanke verwirklicht wird. Was im Intereſſe des Ganzen notwendig iſt, kann nicht an der Kurzſichtigkeit einer Mitgliederverſammlung ſcheitern. Verantwortungsbewußte, tüchtige, das Reich Adolf Hitlers bejahende Männer müſſen die Führung übernehmen und damit in den Stand geſetzt werden, die Entſcheidun⸗ gen zu treffen, die ſie im Intereſſe des Gan— zen für richtig halten, geſtützt auf den eben— ſo denkenden Führerrat. Männer, die ſich nie von den Sonderin- tereſſen ihres Eigenbetriebes, ſondern von den Erforderniſſen des Ganzen leiten laſſen. Der Führer verwaltet ſein Amt ehrenamtlich und ſoll lebendig mit der Wirtſchafk verbun- den, d. h. er ſoll ſelbſt Führer eines Unter- nehmens ſein. Der Wirtſchaftsminiſter bezeichnete es als die dringlichſte Aufgabe, ſchon bald die Her— anbildung des Führerkorps anzupacken. „Wir haben heute brave alte Kämpfer mit feſter nationalſozialiſtiſcher Weltanſchauung, wir haben tüchtige Wirtſchaftler, aber wir haben leider nicht oft genug beides vereint. Hier liegt eine der wichtigſten Aufgaben der nächſten Jahre, eine Aufgabe, die nicht von heute auf morgen gelöſt werden kann, wes— halb ſie aber erſt recht nicht um einen Tag verſchoben werden darf.“ Ueber die Kartellbindung erklärte der Miniſter:„Aus meiner Grund— einſtellung heraus halte ich Kartelle, wie überhaupt Preisbindungen für uner- wünſcht. Wenn wir trotzdem nicht nur eine leider ſehr große Zahl von Kartellen gebilligt, ja ſogar ſelbſt ſolche zwangsweiſe gebildet haben, ſo deshalb, weil in wirtſchaft⸗ lich ſchweren Zeiten in einzelnen Teilen der Wirtſchaft ſchwere Störungen eingetreten waren, auf die ich im einzelnen hier nicht ein— zugehen brauche. Wir werden auch in Zu⸗ kunft nicht ohne Preisbindungen, ja ſogar in einzelnen beſonders gelegenen Wirt— ſchaftszweigen, nicht ohne Quotenbindungen auskommen können. Aber das ſcheint mir ſicher, daß durch die Möglichkeiten, die das neue Geſetz uns gibt, ein tüchtiger Führer viel eher als bisher auch ohne Preisbindung die erwünſchte Ordnung wird durchſetzen können. Die Organiſakion der Wirtſchaft, die unter einem von mir zu ernennenden Führer und Stellvertreter des Führers ſtebt gewerblichen wird in ihrer oberſten Gliederung in 12 Hauptgruppen zuſammengefaßt. Hiervon bil— den die erſten ſieben die Induſtrie, und zwar: Gruppe 1: Bergbau, Eiſen- und Mekallge⸗ winnung; Gruppe 2: Maſchinenbau, Elek. krokechnik, Optik und Feinmechanik; Grupp 3: Eiſen-, Blech- und Metallwaren; Gruppe 4: Steine und Erden, Holz-, Bau-, Glas- un? keramiſche Induſtrie; Gruppe 5: Chemie, techniſche Oele und Felke, Papier und pa⸗ pierverarbeitende Induſtrie; Gruppe 6: Le- der, Texkilien und Bekleidung: Gruppe 7: Nahrungsmitktelinduſtrie; Gruppe 8: Hand- werk; Gruppe 9: Handel; Gruppe 10: Ban- ken und Kredit; Gruppe 11: Verſicherungen; Gruppe 12: Verkehr. Um ſchon mit dem heutigen Tage Rich— tung zu zeigen und einen Anfang zu machen, gleichzeitig aber auch um den Beginn der Arbeit von der Spitze aus zu ermöglichen, hielt ich es für zweckmäßig, nach entſprechen⸗ der Fühlungnahme die Männer zu beſtim⸗ men, die nunmehr an die Verwirklichung lau Werkes herangehen ſollen. Die Namen auten: Die neuen Wirtſchaftsführer Führer der Geſamkorganiſakion der ge⸗ werblichen Wirkſchaft: Keßler, Führer des Reichsverbandes der Elektroinduſtrie; Stell- verkreter des Führers der Geſamkorgani⸗ ſation: Graf von der Goltz⸗ Stettin.— Haupk⸗- gruppe 1: Krupp von Bohlen und Halbach⸗ Eſſen; Hauptgruppe 2: Staatsrat Blohm⸗ Hamburg: Hauptgruppe 3: Erich Hartkopf⸗ Solingen; Haupkgruppe 4: Dr. Vögeler- Dorkmund; Hauptgruppe 5: der Präſidenk der Induſtrie- und Handelskammre Pietzſch⸗ München; Haupkgruppe 6: Gokkfried Dierig⸗ Langenbielau; Haupkgruppe 7: Brauerei⸗ direktor Schüler-Dorkmund; Haupkgruppe 8: Reichshandwerksführer Schmidt- Berlin: Hauptgruppe 9: Handelskammerpräſidenk Luer⸗Frankfurt am Main; Haupkgruppe 10: Jiſcher. Reichskredit AG.; Hauptgruppe 11: Hilgardt, Allianz und Stutkgarter Verein: Hauptgruppe 12(Verkehr): ſteht noch aus. Es iſt nunmehr die Aufgabe dieſer Führer, die vorbezeichnete Arbeit aufzunehmen und vor allen Dingen die Führer für die Fach⸗ und Untergruppen auszuwählen und im Ein- vernehmen mit mir zu beſtimmen. Die Induſtrie- und Handelskammern werden auch in Zukunft nicht nur beſtehen bleiben, ſondern eine lebenswichtige Funk— tion auszuüben haben. Sie ſollen, wie bis⸗ her, das örtliche Zuſammenwirken der Han— dels- und Induſtrieunternehmungen fördern, vor allen Dingen im Hinblick auf die gege⸗ benen beſonderen wirtſchaftlichen Verhältniſ⸗ 8 ihres Bezirkes dem Intereſſenausgleich ienen. der neue Wirtſchaſtsführer ſuricht Nach der Rede des Reichswirtſchaftsmini⸗ ſters Schmitt ſtimmten die Wirtſchaftsführer begeiſtert in die Heilrufe auf den Führer ein. Der Geſamtführer der deutſchen Wirt⸗ ſchaft, Keßler, mit herzlichem Beifall emp⸗ fangen, dankte für das Vertrauen, das ihm die Reichsregierung durch die Berufung auf dieſen verantwortungsvollen Poſten bewie— ſen habe. „Ich will dieſes Amt führen“, ſo erklärte er,„durchdrungen von dem unerſchülkerlichen Willen, mik allem, was in meiner kraft liegt, der deutſchen Wirtſchaft und dem Volk ſo zu dienen, wie es im Sinne meines FJüh⸗ rers Adolf Hitler iſt.“ Wirtſchaftsführer Keßler ichnete lodann die Richtunien ſeines Urbeitsveſchaffungs⸗ programms. Im Vordergrunde der Aufga⸗ ben ſtünde das Problem der weiteren Ver⸗ minderung des Arbeitsloſenheeres. In der jüngſten Vergangenheit habe ſich ge⸗ zeigt, daß die beſten Erfolge bezüglich Mehr⸗ einſtellungen dort erzielt wurden, wo gemein⸗ ſame f Arbeitsbeſchaffungsfronten von Indu- ſtrie, handel und Handwerk gebildet wurden. Die Deviſenlage verlange eine weſentliche Vermehrung der deutſchen Ausfuhr, der durchgreifende finanzielle und handelsvertragliche Erleich— terungen verſchafft werden müßten. Zum zweiten werde der natürliche Fluß der Ar⸗ beitsbeſchaffung ſofort gehoben, wenn di— Betriebe von Steuern und Abgaben enklaſtet würden. Eine Wirtſchaft ohne Ertrag könne auf die Dauer nicht den Menſchen beſchäf⸗ tigen. Neben der Kaufkraft des Einzelnen müſſe die der Betriebe gehoben werden. Das zeige die Autoinduſtrie, die durch die fühlbare Entlaſtung zu einer wundervollen Belebung gebracht wurde. Drittens aber ſei es wichtig, daß die Schaffung im Ausland überlegener„ Qualitätserzeugniſſe, die Entwicklung neuer Konſtruktionen, die techniſch⸗wiſſenſchaftliche Forſchung mit er⸗ höhter Kaufkraft betrieben würde. Die Mit⸗ tel hierfür bereitſtellen, heiße auf lange Sicht Vildung der Vertrauensräte Die Jeſtſtellung des Ergebniſſes der Abſtimmung hat der Abſtimmungsleiter in Gegenwart der von ihm nach dem Oben⸗ geſagten zu ſeiner Unterſtützung berufenen beiden Mitglieder der Gefolgſchaft vorzuneh⸗ men. Sie erfolgt in der Weiſe, daß zunächſt ermittelt wird, auf welche der aufgeſtellten Perſonen eine Mehrheit der abgegebenen Stimmen entfallen iſt. Haben ſich alſo bei einer Gefolgſchaft von 90 Arbeitern und An⸗ geſtellten nur 60 Arbeiter und Angeſtellte an der Abſtimmung beteiligt, ſo iſt zu er⸗ mitteln, welche von den als Vertrauens— männer oder Stellvertreter aufgeſtellten Perſonen bei der Abſtimmung wenigſtens 31 Stimmen erhalten haben. Es zählt dabei für ſie jeder Stimmzettel, auf dem ihr Na⸗ me nicht durchſtrichen iſt. Ohne Bedeutung iſt es, wie groß die Zahl der Stimmen iſt, die der Einzelne erhalten hat, ſofern nur eine Mehrheit der abgegebenen Stimmen vorliegt. Es iſt alſo im vor⸗ hergehenden Beiſpiel gleichgültig, ob auf ei⸗ ne der als Vertrauensmänner oder als Stellvertreter nu 31 oder etwa 60 Stimmen fallen. Dieſeni⸗ gen Perſonen, die keine Mehrheit erhalten haben, ſcheiden bei der Feſtſtellung der Liſte der Vertrauensmänner und Stell— der größtmöglichen Zahl von Menſchen Ar⸗ 0 vertreter aus. Aus den übrigen Per⸗ beit und Brot ſchaffen. 1. Juſammengefaßt liege das höchſte Ziel die; ſer Neuordnung in der Schaffung menſchen⸗ möglicher Vorausſetzungen für eine Gemein- ſchaftsarbeit aller zweige der Wirtſchaft nach dem Grundſatz: Jedem das Seine, aber alles im Rahmen des Geſamkwohles des Volkes. Die Ausführungen des neuen Wirtſchafts⸗ führers wurden mit ſtärkſtem Beifall aufge- nommen. Wirtſchaftsführer Keßler Der zum Führer des Geſamtverbandes der Deutſchen Wirtſchaft ernannte Philipp Keßler iſt Rheinpfälzer und ſteht im 46. Lebensjahre. Er hat Maſchinenbau und Elek⸗ trotechnik ſtudiert und ſich im In⸗ und Aus⸗ lande auf dem Gebiete der Elektrotechnik mit großem Erfolge betätigt. Während dem Kriege war er als leitender Ingenieur in den Siemens⸗Schuckertwerken tätig und wurde 1931 Vorſitzender des Vorſtandes der Berg⸗ mann Elektrizitätswerke AG. Seit 1933 iſt er Vorſitzender des Reichsfachverbandes der Elektroinduſtrie. Keßler hat ſich durch ſein ungeheures Wiſſen und ſeine im In⸗ und Auslande erworbenen praktiſchen Kenntniſſe in Wirtſchaftskreiſen einen namhaften Ruf erworben und iſt bei Arbeitnehmern und Ar— beitgebern als ausgezeichneter Kenner der deutſchen Wirtſchaft gleich beliebt. Das Handwerksgeſetz Einführung einer Pflichtorganiſation. Weimar. 14. März. In Weimar fand am Montag der erſte Thüringiſche Obermeiſtertag ſtatt, bei dem Reichshandwerksführer Schmidt- Wies⸗ baden Einzelheiten des kommenden Hand— werksgeſetzes gab. Es dürfe, ſo führte er aus, keine Handwerkspolitik an ſich geben, ſondern nur eine organiſche Eingliederung in das Geſamtwohl. Aus dieſem Grunde werde er ſich auch nicht auf kleinliche Tages⸗ fragen einlaſſen. Der Träger des Binnen⸗ marktes ſei neben Handel und Landwirt⸗ ſchaft der deutſche Mittelſtand, deſſen Kern⸗ ſtück das Handwerk ſei: Dem trage auch das in Kürze zu erwartende Handwerksgeſetz Rechnung. 1 5 Es führe die Pflichtorganiſakion ein, deren Träger der Meiſter und der Geſelle ſeien. Die kleinſte Zelle werde die einem Obermeiſter unlerſtellte Innung ſein, in deren Beirak auch der Altge⸗ ſelle ſitze. die Innungen würden zuſammen⸗ gefaßt in Kreishandwerkſchaften, deren Jüh⸗ rer der Handwerkskammer unkerſtellt ſeien. Zwiſchen dem Handwerkskammerpräſidenken und dem Reichshandwerksführer ſtehe der Landeshandwerksführer, von denen es in Deutſchland 13 geben werde. Dem Obermeiſter werde im übrigen das Strafrecht wieder übertragen werden. Be⸗ ſchwerden gegen ſeine Maßnahmen gingen nur bis zur Handwerkskammer. Die Berech⸗ tigung der Beſchwerde werde auf einem be⸗ ſonderen Gerichtstag durch den Handwerks⸗ kammerpräſidenten nachgeprüft werden. Politisches Allerlei Wien. Der bisherige Staatsſekretär Für ſt Schönburg⸗Hartenſtein wurde Mini⸗ ſter für Landesverteidigung. Ferner wurde der Obmann des Reichsbauernbundes, Haſen⸗ auer, zum Staatsſekretär für Landwirtſchaft anſtelle des zum Lacteshauptmann von Ober⸗ öſterreich gewählten bisherigen Staatsſekretärs Gleißner ernannt. a Paris. Der Matin“ glaubt zu wiſſen, daß die Reiſe des franzöſiſchen Außenmini⸗ ſters nach Beüſſel aun hr endgültig auf den 25. März Tü iſt. ſonen werden, und zwar in der Reihen⸗ folge der Liſte, alſo wie nochmals betont ſei, ohne Rückſicht auf die Zahl der Stimmen, die auf die einzelne Perſon entfallen ſind, zunächſt die Vertrauensmänner und ſodann die Stellvertreter entnommen. Haben alſo von den als Vertrauensmänner aufgeſtell⸗ ten Perſonen bei der Abſtimmung nicht ſo⸗ viel Perſonen eine Mehrheit erhalten, daß aus ihnen die erforderliche Zahl der Vertrauensmänner entnommen werden kann, ſo ſind die übrigen Vertrauensmänner aus den als Stellvertreter aufgeſtellten Per⸗ ſonen, auf die eine Mehrheit entfallen iſt, zu entnehmen. Veſtellung durch den Treuhänder Ergibt ſich bei der Abſtimmung für keine der als Vertrauensmänner und Stellvertre⸗ ter aufgeſtellten Perſonen eine Mehrheit, ſo kann der Treuhänder der Arbeit die Ver⸗ trauensmänner und Stellvertreter in der erforderlichen Zahl berufen. Ergibt ſich bei der Abſtimmung eine Mehrheit nur für ei⸗ ne kleinere Zahl von Perſonen als nach dem Geſetz Vertrauensmänner zu be⸗ ſtellen ſind, erhalten alſo z. B. von fünf als Vertrauensmänner und fünf als Stellver⸗ treter aufgeſtellten Perſonen nur zwei eine Mehrheit, ſo kann der Treuhänder der Ar⸗ beit die übrigen Vertrauensmänner und die Stellvertreter berufen, wie zum Beiſpiel alſo drei Vertrauensmänner und fünf Stell⸗ vertreter. Erhalten dagegen von den aufge⸗ ſtellten Perſonen ſoviele eine Mehrheit, daß wenigſtens die erforderlichen Vertrauens⸗ männer beſtellt werden können, ſo hat es dabei zunächſt ſein Bewenden. Der Treu⸗ händer kann in ſolchem Falle erſt dann eingreifen, wenn durch Ausſcheiden oder zeitweilige Verhinderung von Ver⸗ trauensmännern der Vertrauensrat nich mehr vorſchriftsmäßig beſetzt iſt. Angeſtellte und Arbeiter Die den Abſtimmungsberechtigten gege— bene Möglichkeit, einzelne Perſonen von der Liſte der Vertrauensmänner und der Stell⸗ vertreter zu ſtreichen, kann dazu führen, daß die Berückſichtigung der Angeſtellten ader die Berückſichtigung der Arbeiter im Vertrau- ensrat in einem offenbaren Mißverhältnis zur Zuſammenſetzung der Gefolgſchaft ſte⸗ hen würde. Das gleiche Mißverhältnis in der Zuſammenſetzung des Vertrauensrates aufgeſtellten Perſonen nur kann ſich dadurch ergeben, daß bei Ausſchei⸗ den eines Angeſtellten aus dem Vertrauens⸗ rat der in der Reihenfolge der Liſte an ſei⸗ ne Stelle tretende Erſatzmann nicht gleich⸗ falls Angeſtellter ſondern Arbeiter iſt, oder daß bei Ausſcheiden eines Arbeiters als Er⸗ ſatzmann ein Angeſtellter einrückt. Das Geſetz ſieht daher vor, daß der Treu⸗ händer der Arbeit zur Beſeitigung eines offenbaren derarligen Mißverhältniſſes in der Juſammenſetzung des Vertrauensrates auf Antrag des Führers des Betriebes ein- zelne Vertrauensmänner übberufen und durch andere Verkrauensmänner erſetzen kunn. Anrufung des Treuhänders Das Geſetz ſieht ſchließlich eine Anrufung des Treuhänders der Arbeit für den Fall vor, daß bei dem Abſtimmungsverfahren Vorſchriften des Geſetzes oder der Durchfüh⸗ rungsverordnung derart verletzt wor⸗ den ſind, daß das Abſtimmungsergebnis da⸗ durch beeinträchtigt werden konnte. In die⸗ ſem Fall kann der Treuhänder die Wie⸗ derholung der Abſtimmung anordnen oder die aufgeſtellten Vertrauensmänner beſtätigen oder an ihrer Stelle andere Ver⸗ trauensmänner berufen. N.. Hinſichtlich weiterer wi chtiger Vor⸗ ſchriften der Durchführungsverordnung, ins⸗ beſondere über die Bildung der Sachver⸗ ſtändigenbeiräte eine beſondere Mitteilung ergehen. Deutſche Tagesſchau Ab 1. April kein Abzug mehr für die nakio⸗ nale Arbeitsſpende. Der Reichsfinanzminiſter hat verfügt, daß die freiwillige Spende zur För⸗ derung der nationalen Arbeit vom 1. April 1934 ab von den Gehalts- und Lohnbezügen nicht mehr einzubehalten iſt. Dies ſoll auch dann gelten, wenn Beamte uſw. die Kaſſe angewieſen haben, einen gewiſſen Betrag laufend bis auf Widerruf einzubehalten, dieſe Erklärung aber bisher nicht widerrufen ha⸗ ben. Eines beſonderen Widerrufs ſoll es hiernach nicht mehr bedürfen. In Schutzhaft genommen. Wie von der Polizei mitgeteilt wird, wur⸗ den in Memmingen folgende Perſonen in Schutzhaft genommen: Friedrich Frieß, Verlagsdirektor, Ferdinand Mayr, Hauptſchriftleiter, Willi Feiner, Schrift⸗ leiter, Georg Hering, Verichterſtatter, ſämt⸗ lich in den Vereinigten Zeitungen„Mem⸗ minger Volksblatt“ und„Memminger Zei⸗ tung“ tätig. Der Grund für die Inſchutzhaft⸗ nahme iſt darin zu ſehen, daß die Genann— ten wiederholt zu großer Erregung in der SA. und in der Bevölkerung Anlaß gaben. Frei von Arbeitsloſen. Wie der„Weſtdeutſche Beobachter“ in Köln berichtet, iſt der Eifelkreis Schlei⸗ den, der gefährdetſte Grenzbezirk des Gau— es Köln-Aachen, von Arbeitsloſen und Un⸗ terſtützungsempfängern frei. Gauleiter Grohe dankte den Führern des von der Ar⸗ beitsloſigkeit befreiten Kreiſes herzlichſt für das hervorragende Ergebnis, auf das der ganze Gau Köln⸗Aachen ſtolz ſei, und ließ der Eifelbevölkerung und allen, die in auf⸗ opfernder Arbeit an dieſem Werk mitgeholfen haben, ſeine Grüße und Glückwünſche über⸗ mitteln. Auslands⸗Nundſchau Arbeitermehrheit im Londoner Skadkrat. Zum Präſidenten des neuen ſozialiſtiſchen Londoner Stadtrates wurde der arbei⸗ terparteiliche Lord Snell, früher Unter⸗ ſtaatsſekretär für Indien, gewählt. Die Ar⸗ beiterpartei erhielt acht Stadträte, während die Konſervativen nur zwei erhiel⸗ ten. und Ausſchüſſe wird nock, 0 In lurzen Worten: Auf der Tagung der Wirtſchaftsführer in Berlin ſprach Reichswirtſchaftsminiſter Dr. Schmitt über das Geſetz zum Aufbau der nationalen Wirtſchaft. Auf dem Erſten Thüringiſchen Obermei⸗ ſtertag in Weimar gab Reichshandwerks⸗ führer Schmidt⸗Wiesbaden Einzelheiten des kommenden Handwerksgeſetz bekannt. Miniſterpräſident Muſſolini hatte am Dienstag eine Unterredung mit dem ungari⸗ ſchen Miniſterpräſidenten Gömbös, die ein⸗ einhalb Stunden dauerte. Die eſtländiſche Regierung hat die Frei⸗ heitskämpferverbände im ganzen Land auf⸗ gelöſt, die Führer wurden verhaftet, über das Land iſt der Kriegszuſtand verhängt worden. Das amerikaniſche Repräſentantenhaus hat trotz Mißbilligung der Regierung die Auszahlung von 2,2 Milliarden Dollar an die Kriegsteilnehmer beſchloſſen. Der Verliner Gauleiter Der Jahreskag der Amtsübernahme Dr. Göbbels'. Berlin, 14. März. Am Dienstag mittag fand im Adolf⸗Hit⸗ ler⸗Haus des Gaues Groß-Berlin der NS DAP zu Ehren des Berliner Gauleiters Dr. Göbbels anläßlich der Wiederkehr des erſten Jahrestages der Uebernahme ſeines Amtes als Reichsminiſter eine Feier der alten Par⸗ teigenoſſen ſtatt, die ſeit Jahren mit dem Berliner Gauleiter zuſammen gearbeitet ha⸗ ben. Der ſtellvertretende Gauleiter, Pg. Gör⸗ litzer, begrüßte Dr. Göbbels und verwies auf den 13. März 1933, den Tag, an dem Dr. Göbbels von hier fortging, um als Reichsminiſter ſein neues Amt in der Wil⸗ helmſtraße anzutreten. Selbſt dieſe räum⸗ liche Trennung aber habe die innige Ver⸗ bundenheit zwiſchen dem Berliner Gauleiter Dr. Göbbels und der Bewegung nicht beein— trächtigen können. Dr. Göbbels dankte und führte in ſei⸗ ner Erwiderung beſonders aus, daß er ſelbſt ſtets der Alte geblieben ſei und ſein Amt als Reichsminiſter aus der Verantwor⸗ tung als Berliner Gauleiter geführt habe. In dem einen Jahre ſeiner Tätigkeit als Reichsminiſter habe er in Zuſammenarbeit mit der Reichsregierung Gelegenheit gehabt, für das deutſche Volk mitſchaffen zu können. und jeder Einſichtige müſſe zugeben, daß in dieſen 12 Monaten Ungeheures geleiſtet wor den ſei. Unendlich Vieles wäre noch zu kun. Aber das im verfloſſenen Jahr Geleiſtete gebe uns, geſtützt auf die Treue der natio- nalſozialiſtiſchen Bewegung, ſters von neuem die Kraft, arbeiten zu können. Muſſolini bei Gömbös Gömbös beim Papſt. Rom, 14. März. Ueber den Inhalt der Unterredung, die Gömbös mit Muſſolini am Dienstag im Pa⸗ lazzo Venezia hatte, iſt bisher nichts bekannt geworden. Sie dürfte in erſter Linie die Beſprechung zu Dritt, die vielleicht ſchon am 0 nachmittag ſtattfindet, vorbereitet haben. Am Dienstag nachmittag erwiderte Muſ— ſolini in der ungariſchen Geſandtſchaft den Beſuch Gömbös', Letzterer machte auch bei dem Großmeiſter des Malteſerordens und etwas ſpäter bei Kardinal Sincero Beſuche. Um 19.30 Uhr wurde er vom Papſt in Privataudienz empfangen. Am Abend gab der ungariſche Geſandte beim Vatikan ein Eſſen, an dem außer Gömbös auch der Kar⸗ dinalſtaatsſekretär Pacelli teilnahm. 1 Der Ehrentag der Be⸗ wegung in München. Mit einem Staatsakt in München wurde der Jahrestag der nationalſozialiſti⸗ ſchen Revolution und der Uebernahme der Ge⸗ walt in Bayern began⸗ gen. Unſer Bild zeigt den Empfang des Füh⸗ rers durch den Miniſter⸗ präſidenten Siebert, links neben dem Führer der Reichsſtatthalter in Bayern, Ritter von Epp, rechts der Stabs⸗ chef der SA. Reichsmi⸗ niſter Röhm. großen Buntes Allerlei Kugeſſichere Seide? Eine aus Seidenabfall gefertigte Weſte iſt von der Militärverwal⸗ tung in Oſaka für einen ganz neuartigen Ver⸗ wendungszweck erprobt worden. Sie ſoll ſich bei den Verſuchen auch tatſächlich als kugel⸗ feſt und außerdem als vortrefflicher Schutz ge⸗ gen die Kälte bewährt haben. Der Erfinder die⸗ ſer Weſte iſt ein gewiſſer Goifhi Kiuſhi, der in der Nähe von Oſaka lebt. Er hatte das Muſter feiner Weſte der Generalintendantur in Tokio überſandt. Wenn- die weiteren Verſuche befriedigend ausfallen, wird dieſer ſeidene Schutzpanzer bei der japaniſchen Armee einge⸗ führt werden. Das Material für die Weſten ſoll nur eine Mark je Meter koſten. Da der Seidenabfall ſeit langem als wertlos fortge⸗ worfen wurde, würden für die Verarbeitung unbegrenzte Mengen des Rohſtoffes zur Ver⸗ fügung ſtehen. Der Karkoffelorden. Die Kartoffel, heute in der ganzen ziviliſierten Welt eins der wichtigſten Volksnahrungsmittel, konnte ſich nur ſehr langſam in Europa verbreiten und es bedurfte in faſt allen Staaten ſtrengſter Verordnungen, um ihren Anbau zu erzwin⸗ gen. Noch im Jahre 1616 war ſie zum Bei— ſpiel noch ein ſeltener Leckerbiſſen auf der königlichen Tafel. Dieſe uns heute unver— ſtändliche Unpopularität einer Frucht, ohne die wir uns unſere Nahrung kaum denken können, wurde ſogar die Urſache zur Stif— tung eines Ordens. Das geſchah im Jahre 1842 durch den Kaiſer Nikolaus J. von Ruß⸗ land. Dieſer wußte kein wirkſameres Förde— rungsmittel zur Verbreitung des wertvollen Knollengewächſes, als daß er jedem ſeiner Untertanen, der den Kartoffelbau mit Aus⸗ zeichnung betrieb, eine beſonders hierzu ge⸗ prägte goldene oder ſilberne Medaille verlieh, die man Kartoffelorden nannte.: An was ſtechen die Menſchen? Schaum⸗ burg⸗Lippe iſt das Land, in dem die meiſten Menſchen an der„normalen“ Todesurſache ſterben: an Altersſchwäche. Von 10000 Men⸗ ſchen ſind es faſt 55 pro Jahr. Am ſelten— ſten trifft dieſe Todesart natürlich in den Großſtädten ein: in Berlin 5,6 und in Ham— burg 7,3 auf 10 000 Einwohner. Die meiſten Menſchen in Deutſchland ſterben an Kreislauf- krankheiten, vor allem an Herzkrankheiten; dann folgt der Krebs, dem von 10 000 Le⸗ benden 24,4 zum Opfer fallen. Auch hier ſchlägt Berlin den Rekord: es hat mit 30,5 die meiſten Krebs-Todesfälle in Deutſchland zu verzeichnen, während die wenigſten— 12,5 auf 10000— in Oldenburg zu finden ſind. ———— Vilder werden durchleuchtet 4- Strahlen im Dienſte der Kunſt. Ein italieniſcher Wiſſenſchaftler, Roberto Longhi, hat ein bisher noch nicht näher identifiziertes Gemälde aus der Villa Borg⸗ heſe in Rom, das durch ſeine entfernte Aehn⸗ lichkeit mit Lionardo's berühmter Mona Li⸗ ſa aufgefallen war, jetzt mit den neueſten Hilfsmitteln der Wiſſenſchaft, u. a. auch mit X⸗Strahlen, unterſucht, und entdeckte, daß das Bild zum größten Teil durch ſpäter⸗ Uebermalung entſtellt iſt. Schon nach den— Bild, das er bei der Durchleuchtung gewann, glaubte der Unterſucher feſtſtellen zu können, daß es ſich aller Wahrſcheinlichkeit nach um ein Gemälde von Raphael handelt, das von ſpäterer Zeit ſo barbariſch entſtellt worden iſt. Man hat nun in den letzten Tagen Ver⸗ a Die Reiserbank 1 schließt die Schalter ROMAN VON P. WILD Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle(Saale) Eine nachdenkliche Stille folgte den in leicht fremd ge— färbtem Akzent geſprochenen Worten. „Graf Kurikoff hat ſtimmte der Dicke zu. „Nein, Sie malen zu ſchwarz, Graf“, meinte der Geier— hafte. „Ich ſtelle nur Tatſachen feſt. Vorerſt iſt die Schließung der Schalter erſt ein Auftakt. Hinterher hinkt dann der Vergleich.“ „Vergleich? Was werden ſie bieten?“ „Zwiſchen zwölf und vierzig Prozent iſt neuerdings eine ſehr moraliſche Quote.“ „Und vorteilhaft für die, die es angeht.“ „Nun, was mich betrifft, iſt mir ein magerer Vergleich was bei richtigen Pleite herauskommt? Erſt läuft die Sache mal ein Jahr oder länger; wenn dann Treuhänder und Gericht und ſo weiter bezahlt ſind, haben die Gläubiger das Nach— ſehen. Dabei erbringt der ſchlechteſte Vergleich im Ver— lieber als— nichts. Was weiß mar hältnis mehr.“ „So iſt es. Aber wiſſen Sie, was es in Wahrheit iſt? Aufbau auf Koſten anderer. Das iſt Ihr Kapitalismus. Schützt das Kapital, heißt es, und man meint einen engen Vom mageren Vergleich wird die andere Seite fett. Billiger kann keiner ſeine Schulden los⸗ werden, und die Reiſerbank wird auch dieſen Verſuch Kreis Kapitaliſten. machen.“ „Zum Schutz der Gläubiger ſchert man die Schafe.“ „Aufbegehren, Rechenſchaft fordern, meine Herren!“ „Ohne Bremers diskreten Wink würden wir ungeahnt vor der Frage ſtehen.“* „Was ſollen wir tun, ſobald die Sache offiziell wird!“ in vielen Beziehungen ſüche gemacht, die ſpätere Uebermalung zu⸗ nächſt an einigen unwichtigen Stellen des Bildes vorſichtig zu entfernen, die auch voll⸗ kommen gelungen ſind. Schon dieſe gerin⸗ gen Veränderungen haben einwandfrei er⸗ geben, daß es ſich auf jeden Fall um ein e Gemälde der klaſſiſchen Zeit han⸗ elt. Es iſt nicht ausgeſchloſſen, daß auf dieſe überraſchende Art die Villa Borgheſe in der nächſten Zeit um einen neuen Raphael rei⸗ cher iſt. Die modernen, hochentwickelten Un⸗ terſuchungsmethoden haben erſt darauf hin⸗ gewieſen, wie oft alte Meiſterwerke von ho⸗ hem Wert durch ſpätere Zutaten völlig ver— fälſcht und unkenntlich gemacht worden ſind. Vom Veryll zur Vrille Die Bezeichnung„Brille“ ſtammt aus dem Griechiſchen, wo Beryll Edelſtein bedeutet, und gibt dadurch die Art und Herkunft der zu uns zuerſt gelangten Sehhilfen an. Doch wie die letzten Ausgrabungen gezeigt haben, ſind die Römer keineswegs die Erfinder der Bril⸗ len gewesen. Ein Zufall dürfte den Gebrauch von Augengläſern, d. h. zunächſt Kriſtallen, hervorgerufen haben. Bis ins Jahr 2000 v. Aberglauben Chr, etwa wurden Elfenbein und Speckſtein zur Verzierung von Schmuckſtücken benutzt, ſpä⸗ ter jedoch durch Bergkriſtall, Onyx, Achat uſw. erſetzt. Dadurch gelangte man zur Kenntnis der Veränderung des Sehbildes durch den Bergkriſtall, und es wurden, zunächſt woh! mur als Seltſamkeit, linſenförmige Perlen her— geſtellt, denen dann wahrſcheinlich bewußt rich- tige Linſen folgten. Proben ſolcher Stücke ſind im Königspalaſt von Knoſſos auf Kreta und am Berge Ida gefunden worden und befinden ſich jetzt im Muſeum von Kandia. Dieſe Linſen ſind durch weg plankonvex. Anſcheinend hat ſich bei den Phöniziern eine induſtrielle Linſenſchleiferei ent wickelt und ihre Ausfuhr ſich bis nach Troßa, Tyrus, Rinive und andererſeits ſelbſt nach Britannien erſtreckt. In Karthago wurden fünf Glaslinſen in der alten Totenſtadt aus- gegraben. Zwei von dieſen alten Brillen be— fanden ſich im Sarkophag einer vornehmer Perſönlichkeit und ſollten offenbar der Weit— ſichtigleit abhelfen. Ein Vielgeſchmähter Er iſt ſchon oft totgeſagt worden, der alte Stammtiſch, und gerade das ſcheint ihm, ge— nau wie es beim Menſchen auch der Fall iſt, ein langes Leben zu verbürgen. In faſt allen Lokalen iſt er vorhanden und oft ſogar in mehreren Exemplaren immer gekennzeichnet durch ein Schild„Stammtiſch“ oder„Reſer— viert“. Zu ganz beſtimmter Stunde erſcheinen dann die Stammtiſchgäſte, und ſie ſind hier— bei recht pünktlich, was beim Aufbruch da— gegen nicht immer der Fall ſein ſoll. Wenn aber gerade eine intereſſante Debatte im Gange iſt, gibt man eben gern noch ein hal— bes Stündchen zu ſelbſt auf die wenig ver— lockende Ausſicht hin, eine um ſo längere Gardinenpredigt anhören zu müſſen, denn zwiſchen Stammtiſch und Gardinenpredigt beſteht nun einmal ſeit jeher ein enger Zu— ſammenhang. Die meiſten knüpfen an den Stammtiſch an, weil er immer als die Urſache gilt, daß der Herr des Hauſes ſo ſpät heimkehrt und vielleicht auch, wenigſtens nach Anſicht der beſoraten Gattin. in etwas allzu fröhlicher „Bankier Reiſer iſt tot.“ „Und ſein Teilhaber?“ ſpielte nervös 138 Tiſche. recht“, Börſe? ſprach der Graf langſam. „Was tun?“ einer einhalb Millionen.“ verdient.“ — Kampf.“ Million ruhig verſchlucken.“ jo ziemlich ein jeder. „Wozu ihn zum Feind bekommen?“, warnte der Geier hafte.„Er iſt ein gewiegter Börſianer.“ „So! Sollen wir ihn wieder flottmachen?“ Der Baron trommelnd mit den „Immer ſpielt das Kapital mit uns; inzwiſchen gehen ſelbſt den Blinden die Augen auf. Was heißt das alles: Das iſt Spiel, unmoraliſches Spiel, wenn die Papiere durch beſtimmte Manipulationen auf und nieder getrieben werden; Hauſſe und Baiſſe iſt ebenſo unmoraliſch wie jedes Glücksſpiel. Da mißt man mit zweierlei Maßen“, „Zähne zeigen, Rechenſchaft fordern, mit der Fauſt auf den Tiſch ſchlagen“, ſchlug der militäriſche Baron vor. „Und wer will ſolche Forderungen vertreten? Das iſt das Weſentliche“, ſagte der Geierhafte. „Der Graf— Graf Kurikoff! Herr Graf, Sie!“ Er verneigte ſich leicht, ſtrich mit den frauenhaft-ſchönen und wohlgepflegten Händen langſam über den Bart, zuckte zuſammen, als er zufällig die Wange berührte. „Machen Sie uns Vorſchläge, Graf!“ meinte der Dicke. „Vorſchläge“, lächelte er in leiſer Ironie,„wo ich der beſcheidenſte Gläubiger bin. Nur'ne kleine Viertelmillion. Die andern Herren haben höhere Anteile.“ Zahlen ſchwirrten. Man rechnete zuſammen. „Ganz annehmbar“, meinte der Behagliche,„rund vier— „Rechnen Sie aus, meine Herren, was die Bank bei einem Vergleich von ſagen wir dreißig Prozent an Ihnen „Sehr gut! Graf, Sie haben recht— dafür lohnt ein „Ich warne, meine Herren. Sanieren, Vergleichen iſt das Rentabelſte“, opponierte der Geierhafte. „Wenn Ihnen das ſo ſicher iſt, laſſen Sie doch Ihre Stimmung. So iſt eine Unzahl ftammender Reden ſchon gegen den Stammtiſch gehalten worden, daß ſie ihm aber alle nicht geſchadet haben, daß er trotzdem fortbeſteht, zeigt, welche Kraft dieſem Patriarchen innewohnt. 5 Und es wird ja auch gerade an ihm kaum übermäßig gezecht, über das„Deputat“ geht ſo leicht keiner hinaus. Man trinkt ſeinen altgewohnten Schoppen Bier oder Wein und ſetzt nur mal bei beſonderen Anläſſen noch einen darauf. Auch die Stammtiſchunterhal⸗ tung, über die gern hergezogen wird, iſt wohl zumeiſt beſſer als ihr Ruf. Politiſiert und gekannegießert wird wo anders auch, und wenn man ſich wirklich dabei einmal et— was in die Haare gerät, ſo tut das der Freundſchaft doch keinen Abbruch. macht auch gern einen Scherz, denn Steifheit und kühle Korrektheit ſollen hier keine Stätte haben. Man will ein paar Stunden gemüt⸗ lich beiſammenſitzen, nach der Arbeit einmal ausſpannen, ſich unterhalten ohne Zwang und vor allem auch nicht fachſimpeln, das iſt ſtrengſtens verpönt. So hat der viel Angefeindete ſchon ſeine Daſeinsberechtigung und wird ſich wohl auch! weiterhin behaupten. — im Küchenbereich Eine geſchmorte oder gebratene Hammel— keule iſt ein vortreffliches Eſſen, das weiß Weniger bekannt aber dürfte ſein, daß der Genuß von gebackenen Hammelſchwänzen die Heiterkeit fördert und das Gedächtnis ſtärkt. Dieſes Glaubens waren wenigſtens die Haſironomen des 18. Jahrhun⸗ derts, und einer der berühmteſten unter ihnen, der franzöſiſche Marſchall von Hocquincourt, gab memals ein Diner, ohne ſeinen Gäſten gebratene Hammelſchwänze vorzuſetzen. Aber nicht nur die geduldigen Wollträger erfreuten ſich ſolchen Ruhmes, auch anderen Tieren wurden ähnliche, ja ſogar Heilwirkun⸗ nach nachgeſagt. So wurde der Genuß von Schweinefleiſch als ein Mittel gegen die Epi⸗ lepſie geprieſen. Dieſer Glaube beſtand ſchon im Altertum, wie aus den hinterlaſſenen Schrif— ten des berühmten griechiſchen Arztes Claudius Gallenos in Rom(131—200 n. Chr.) hervor⸗ geht. Von den Tauben glaubten die Koch— künſtler des Barock, daß ſie, gebraten genoſ⸗ ſen, eine troſtbringende Wirkung ausüben. Die Araber glauben allerdings, daß der Genuß von Taubenfleiſch Fieber verurſache. Dem Hirſchfleiſch wurde nachgeſagt, daß es dumm mache; ſowohl Gallenos als auch der arabiſche Arzt Avicenna, der im 11. Jahrhundert lebte, hielten es für ſchädlich. Dagegen glaubte man im alten Rom, daß der Genuß von Schnep⸗ ſen die Milch ſtillender Mütter wohltätig be⸗ einfluſſe und vermehre; und vom Haſen hieß es gar, daß ſein Fleiſch ſchön mache. Das Nehlein Es war ein jämmerliches, kleines, unbe— holfenes Tierchen, als er es im Walde fand. Es lag da und konnte ſich kaum bewegen. Die Mutter war fort. Irgendwohin. Sie war beim Setzen geſtört worden und hatte darauf das Kleine verlaſſen. Als der Mann, das Tier im Arm, in den großen, zu der Villa gehörigen Garten ein— tritt, ſprang Klein-Elli neben ihm her:„Was 3450 mir mitgebracht, Papi? Was iſt as?“ Man allen Man päppelte den neuen Beſucher mit der Milchflaſche groß. Er bekam ein kleines Ge⸗ hege, in dem er tolle und groteske Sprünge machte. Morgens, wenn ganz früh die Sonne aufging, ſtand er ſchon ſchnuppernd neben dem Eichbaum, reckte den Hals zierlich in die Höhe und ſah ganz aufmerkſam in die Umgebung. Und hinüber zu dem nicht weit entfernten Waldesſaum, zu den ſchwankenden Wipfeln der Bäume, die ſich hin- und her⸗ neigten. Klein⸗Elli lernte auf einmal das Frühauf⸗ ſtehen. In der Küche trat ſie dann ungedul⸗ dig von einem Bein auf das andere, bis die Milch genügend erwörmt war, und zog dar⸗ auf, ihre Kinderflaſche mit einem Gummi⸗ ſauger ſtolz tragend, zu dem Rehlein, das ſchon wartete und ihr, ſoweit es ging, auf ſeinen hohen zierlichen Beinen entgegen⸗ ſprang. Und nun begann eine ſehr ernſte Beſchäf⸗ tigung. Das Kind kniete ſich hin, balancierte die Flaſche zwiſchen ſeinen beiden Händen, und das Tier begann zu trinken. Klein⸗Elli ſah toternſt zu, ſchluckte endlich gar mit und warnte ab und zu: „Du mußt nicht ſo haſtig trinken,— das bekommt dir nicht! Habe ich dir das nicht ſchon oft genug geſagt?“ Und wirklich, das Kietzchen hörte auf und ſah das Kind mit ſeinen großen, braunen Augen an. Dieſes ſtrich ihm mit ſeinen klei⸗ nen Patſchhändchen über Hals und Rücken, oder zauſte es wohl auch. Einmal regnete es kleine Weihnachtsmän⸗ ner vom Himmel. Petrus goß mit allen Schleuſen der himmliſchen Waſſerleitung. Da war Klein-Elli im ganzen Haus nicht zu finden. Endlich entdeckte man ſie im Gar⸗ ten. Sie kauerte neben ihrem Rehlein unter dem dünnen, proviſoriſchen, an drei Seiten offenen Strohdach, durch das ſich der Regen in kleinen Bächen ergoß. Ihr Mäntelchen hatte ſie über das kleine Tier gelegt und um⸗ ſchlang es nun feſt mit einem ihrer dünnen Aermchen. Ihr bubenhaft kurzgeſchnittenes Haar klebte klatſchnaß am Kopfe, und mit ihrer dünnen Kinderſtimme flüſterte ſie in des Rehleins Ohr: „Warte nur, bald wird der Regen vorbei ſein, mein armes Tierchen. Es iſt ſcheußlich, nicht wahr? Und ſo naß...!“ So wuchs das Reh heran. Es bekam bald einen größeren Raum und einen höheren Zaun. Und ſtatt der Milch⸗ flaſche Grünfutter und Eicheln. Das behagte ihm mehr. Ueberhaupt wurde es allmählich ſcheuer, und nur Klein-Elli konnte noch alles mit ihm treiben. Sah es nicht beinahe mütterlich dem Gebaren des kleinen Mädels zu?—— Manchmal aber ſtreckte das Tier den Kopf in die Höhe und zog die Luft durch die ſchwarzen und zierlichen Nüſtern ein. Es witterte. Den Wald? Die Freiheit? Die Weite? Was wiſſen wir davon? Es wit⸗ terte——! Und eines Morgens, als der Goldtau an den Staketen glitzerte, da ſetzte es über den Zaun und war fort. Eine Tüte mit Eicheln und anderem Fut— ter in der Hand, ſtand Klein-Elli in der Um⸗ zäunung, und ihre traurigen Kinderaugen glitten erſchreckt und entſetzt von einer Ecke zur anderen. „Fort, ganz fort“— weinte ſie.„War ich denn nicht gut genug zu dir? Oder ſchmeckte dir das Futter nicht mehr?“ Sie begriff noch nicht den Drang zur Freiheit, den Zug zur Weite, der das Leben treibt! „Wenn ich kämpfe, tue ich es nicht nur für mich, ſon- dern ich denke auch an die kleinen Sparer.“ „Keine Fingern auf dem Sentimentalität Geld hat keine Seele, das heißt, es iſt nur meine inoffizielle Privatmeinung“, lachte der Dicke. etwas ſagen, was natürlich ſtreng vertraulich bleiben muß. vorgeſchützt, meine Herren „Und nun möchte ich. Herr Bremer hat ſeine ſtillen Reſerven, ſagen wir, im Aus— lande. ſchwer das iſt.“ Gerade in den vorletzten Tagen ſollen da recht nennenswerte Summen hinübergekommen ſein.“ „Hinterhaken.“ „Meine Herren, Sie wiſſen aus Erfahrung“, umſpiekte vertiefte Ironie die ſchmalen Lippen des Grafen,„wie „Wir brauchen jemand, der unſere Intereſſen in der Richtung vertritt. Würden Sie, Graf Kurikoff, als unſer vorzuſtrecken.“ formaler Bevollmächtigter unſere Rechte vertreten?“ ö„Sie ſchenken mir großes Vertrauen, meine Herren; dafür danke ich Ihnen. Doch iſt Ihr Vorſchlag ſo über— raſchend, da müßte ich um Bedenkzeit bitten.“ „Bedenkzeit? Graf, es iſt fünf Minuten vor zwölf Uhr. Sie haben Beziehungen zu jener Stelle im Ausland, durch die Sie ja ſchon dieſe Informationen erhielten, die Sie uns liebenswürdigerweiſe mitteilten. ſind, iſt Ihre Bewegungsfreiheit, auch in finanzieller Hin— ſicht, weniger gehemmt.“ „Ihr Drängen iſt mir, offen geſtanden, aus einem be— ſtimmten Grunde etwas peinlich, meine Herren.“ Er ſah in leiſer Verlegenheit auf die blankpolierten Fingernägel. „Wie ich ſchon ſagte, ich bin genau orientiert, aber mein Mittelsmann fordert ein anſtändiges Schweigegeld.“ „Für ſein Reden“, meckerte der Geierhafte und belachte als einziger ſeinen Witz. ö„Eben dafür“, verneigte ſich der Graf verbindlich gegen ihn und lächelte fein.„Leider bin ich durch die geſperrten Geldverhältniſſe und die Unmöglichkeit der Flüſſigmachung von Wertpapieren im Augenblick außerſtande, die Summ Da Sie Ausländer „Wieviel verlangt er?“ (Fortſetzung folat.) 8 ere FFTTTVTVVVVTVTVTVVTVVCCCG0T———T———T—W—. 1. Fortſetzung. Nachdruck verboten. „Ja, Fräulein Martha, halten Sie es denn für wün⸗ ſchenswerter, ich breche mir auf der Rennbahn das Genick, als daß ich auf meinen Gäulen über meine Felder reite?“ „Sie brechen ſich nicht das Genick! Sie ſind immer und überall Sieger!“ ſagte ſie mit ſo heiliger Ueberzeugung, daß er lächeln mußte. 5 „Immer und überall Sieger! Gutes, kleines Mädchen, trauen Sie mir denn gar kein Pech zu?“ „Nein! Niemals!“ verſicherte ſie ſtürmiſch.„Alle ſagen das! Alle ſchwärmen für Sie. Alle! Und ich“— nun rollten wieder die Tränen—,„ich hab' Sie immer ſo furchtbar bewundert! Und jetzt wollen Sie fort?“ Sie warf die runden, nackten Arme auf den Tiſch, drückte den Kopf mit den braunen Haaren hinein und weinte herzbrechend. Ihre naive Liebeserklärung kam Klaus dermaßen un— vermutet, daß er tatſächlich um das rechte Wort verlegen war. Er ſtand eine Weile ſtumm neben ihr, dann ſprach er wie zu einem Kinde. Schließlich trocknete ſie die Augen ab und ſah gläubig-bettelnd zu ihm auf. „Aber ganz vergeſſen tun Sie mich und Mutter nicht, Herr Baron! Und wenn Sie mal wieder hierher kommen, dann gucken Sie mal nach uns, ja?“ „Ja, Kind, ja!“ Sie griff nach ſeiner Hand, bückte ſich ſchnell und küßte ſie, ehe er ſie fortziehen konnte. „Aber Fräulein Martha!“ Sie wurde dunkelrot. Ein paar Sekunden ließ ſie be— ſchämt den Kopf ſinken. Aber gleich ſchmeichelte ſie wieder mit den Augen und den Lippen. „Herr von Zurpforten, ich habe noch eine Bitte, eine Frage. Darf ich?“ Und da er nickte, ſagte ſie ein wenig verlegen: „Das Bild, die Dame, die neulich mal auf Ihrem Schreibtiſch ſtand, iſt die da in der Nähe, wo Ihr Gut liegt?“ Ihm ſchoß vor Unwillen jäh eine Blutwelle in das Ge— icht. „Sie ſind ſehr neugierig, faſt ein wenig unbeſcheiden, Fräulein.“ „Frech bin ich! Ich weiß es wohl. Aber bitte, bitte, ſagen Sie es mir!“ Sie war wie ein Kind, dreiſt und lieb. Schließlich: Was fragte ſie Schlimmes? „Ja!“ ſagte er kurz. „Ach!“ Sie ſenkte das Geſicht. Ganz leiſe ſprach ſie vor ſich hin.„Nun weiß ich, weshalb Sie fortwollen.“ „Ich habe Ihnen doch geſagt, ich will mein Gut bewirt— ſchaften. Fräulein Martha, nun bitte keine Redereien weiter. Wir wollen das Geſchäftliche ordnen. Sagen Sie das Ihrer Mutter. Ich habe Ihnen auch ſchon für Erſatz geſorgt. Mein Freund, Herr Lenken; Sie kennen ihn ja. Paſſen Sie mal auf, wie Ihnen der gefallen wird! Und nun leben Sie wohl! Morgen, wenn ich fahre, ſchlafen Sie noch.“ Sie ſah ihn kaum vor Tränen. „Ich wünſche Ihnen viel Glück, Herr von Zurpforten.“ Es klang tonlos. „Ich Ihnen auch, kleine Martha!“ Er klopfte ſie wohlwollend auf die runde Schulter. Er ahnte weder, daß ſie ihm noch lange die bitterſten Tränen nachweinte, noch, daß die kleine Putzmacherin mehr, viel mehr von ſeinem Leben wußte, als ſein intimſter Freund. * 13* Die Tannen rauſchten das alte Lied. Ueber den moorigen Wieſen lag dasſelbe ſmaragdne Grün, ſchwebten und webten abends dieſelben phantaſti— ſchen Nebelſchleier. Vou den Hügeln floß das Purpurrot der blühenden Erika. Ernſt und ſchweigend ragten die Wacholder in die Luft; fern am Horizont ſtand wie eine ſchwarze Wand der Föhrenwald. Es war die alte Heimat. Bekannt, tauſendmal ge— wandert auf jeden Weg und Steg. Und einſam, wie er als Junge, als Jüngling hier gegangen, war Klaus von Zur pforten auch heute noch. Früh verwaiſt, war er, gemäß dem Wunſche des Vor- mundes, von einem Hauslehrer auf Pforten erzogen, bis er in die Prima eines Gymnaſiums eintreten konnte. Dort, zwiſchen den Kameraden, konnte er die heim— liche Romantik, das Einſamkeitsgefühl, die Sehnſucht nach Liebe nicht ſchnell genug loswerden. Er wurde als Student der Tollſten einer. Im Spicl allen voran, Rennmann, gefürchteter Schütze und Duell- menſch— nur nicht ſo ſkrupellos, wie es den Anſchein hatte. Immer wahnſinniger wurden ſeine Ritte. Es war ein Spielen mit dem Tode, ein wildes Herausfordern des bleichen Geſpenſtes, das vor ihm, neben ihm, hinter ihm über die Bahn jagte. Ein unbarntherziges, dämoniſches Herausholen aus dem Tier unter ihm, das nur zu leben, zu raſen ſchien durch die beinah übermenſchliche Energie ſeines Reiters. Dann mit einem Male alles aus— Schluß! Kein Zu⸗ reden, kein Vorſtellen half— von heute auf morgen auf und davon! Und nun war er wieder daheim. Kein Menſch hatte ihn erwartet, kein Menſch emp⸗ fiug ihn. Unaugemeldet, unverhofft hatte er plötzlich zur Mittagszeit in der Vorhalle geſtanden, gerade als Rat⸗ mann, der alte Verwalter, ſich nach dem Eſſen die Pfeife angeſteckt hatte, um nun weiter das Hafereinfahren zu be⸗ aufſichtigen. Beinah hätte ſich die Pfeife vor Schreck aus der Zahn⸗ lücke, in die ſie ſchon ſeit Jahren ſo ſchön hineinpaßte, ausgehakt, und wäre rettungslos auf den Moſgaikflieſen zerſchellt— ſo ſehr erſchrak der Alte beim Aublick ſeines jungen Herrn. bis zuleg Hinter ihm kreiſchte Frau Siemer, die langjährige Haushälterin, auf, fuchtelte mit den Händen und ſtrich dann unaufhörlich ihre ſchwarze Wollſchürze glatt, knickſte und lamentierte.. „Der Herr! J du Allmächtiger, der Herr!“ Sie riß die Tür auf, nahm ein Schlüſſelbund vom Brett, baſtelte am Schloß von Klaus' Zimmer herum, und ſagte ſchließlich beinah weinend:„Ohne Nachricht zu geben! Wie ſo'n Geiſt! Jeſſes, mir beben ja die Beine! Was ſollen wir denn nun machen? Nichts iſt in Ordnung! Staub und Spinngewebe überall! Ich ſollt' ja immer nicht rein⸗ machen. Ach lieber Gott! Nein, ſo en Schreck iſt nichts mehr für alte Leute.“ Endlich war die Tür offen. In ihrer Aufregung lief Frau Siemer in das Zimmer voran. Klaus hatte noch keine zehn Worte geſprochen. Er ſtand mitten im Gemach und ſah ſchweigend zu, wie die beiden Alten Vorhänge und Läden zurückſchlugen. Nun flutete das Sonnenlicht über die ſolide, vornehme Einrichtung, über die lebensgroßen Bilder ſeiner Eltern, über ihn, den letzten Zurpforten, über ſeine ſehnige Ge— ſtalt und ſein blaſſes Antlitz. Er ging zum Nebenzimmer, öffnete auch die Tür zum folgenden— die drei Zimmer, die er bei ſeinen kurzen Beſuchen bewohnt hatte. 0 „Laſſen Sie aufräumen, Frau Siemer! Vorläufig nur hier. Ueber die oberen Räume ſpreche ich ſpäter. Indes hier Ordnung gemacht wird, begleite ich Sie aufs Feld, Ratmann. Ich bleibe jetzt hier— für immer. Richten Sie ſich mit dem Perſonal im Haushalt darauf ein, Frau Siemer! Ein Diener, dem jedoch nur meine perſönliche Bedienung ob— liegt, kommt mit dem Gepäck nach.“ „Sehr wohl, gnädiger Herr! Sehr wohl! Aber darf ich denn nicht eine Erfriſchung bringen? Freilich, Mittag— eſſen müßte ich erſt anrichten—“ „Danke! Ich brauche nichts! Nur ſo ſchnell wie mög⸗ lich Ordnung ſchaffen und friſche Luft hereinlaſſen!“ Er ging mit dem Verwalter hinaus. Frau Siemer ſah ihm faſſungslos nach. Dann lief ſie in die Küche, holte ſich ein paar Mädchen zur Hilfe und fing an reinzumachen. Der junge Herr mußte doch in ſeinem Vaterhauſe ſeine Gemütlichkeit haben... Tagelang wollte ihn die Einſamkeit erſticken. Es kamen Stunden, wo ihn in der Leere des Hauſes Furcht packte. „Budenangſt nennt das der verkneipte Student“, ſagte er, ſich ſelbſt verſpottend.„Ich bin alſo offenbar ſchon für das Alleinſein verdorben. Aber dennoch: ich zwinge es!“ Und er zwang es. Vom Morgengrauen bis zum ſinken⸗ den Abend war er unterwegs. Weder er noch Ratmann kamen, außer zu den Mahlzeiten, aus dem Sattel. Der Alte wurde immer magerer. „J, du heiliger Herrgott, Frau Siemer, glauben Sie mir, an die zwanzig Pfund bin ich los! Das ſoll ein Chriſtenmenſch aushalten!“ „Er muß erſt alles kennenlernen“, beruhigte ſie.„Sonſt kann er ja auch nicht kommandieren, wenn er ſein Gut nicht kennt. Ich habe auch meine Arbeit dadurch. Aber am Ende iſt es doch der Herr, und es iſt gut, daß er nun endlich hierbleiben will.“— „Ja, ja! Bloß dies Rumkarjackeln! Kreuzlahm bin ich davon. Hab' mir ſchon all Krügers Mudder beſtellt, die ſoll mich mit Wacholderſprit einreiben.“ ö Während die beiden Alten das Für und Wider ſeiner Rückkehr erwogen, ſaß Zurpforten über den Büchern. Es war nicht unredlich gewirtſchaftet, aber auch nicht klug. Ratmann hatte getan, was ihm ſein einfacher Verſtand und ſeine praktiſche Erfahrung eingaben. „Ich hätte in ſchlimmere Hände geraten können. Aber ein anderer Zug muß jetzt hinein.“ Das war das Fazit von Klaus' Berechnungen. Nun faßte er Entſchlüſſe über Entſchlüſſe. Ein Plan jagte den andern. Viel zu flüchtig jeder, viel zu ſehr die ſichere Grundlage der Erfahrungen entbehrend, um zum Vorteil ausſchlagen zu können. Und je waghalſiger, den unpraktiſchen Neuling verratend, der junge Herr vorging, je mehr kam der alte, kaltblütige, erfahrene Verwalter wieder obenauf. „Ich laß'n man ruhig erſt'n bißchen regieren, nachher wird er von ſelber klug“, damit tröſtete ſich Ratmann. Frau Siemer machte ſich Sorgen wegen ſeiner Zurück⸗ gezogenheit. Warum ſuchte er keinen Verkehr? Zweimal war er nach Kampen gefahren. Aber, wie ſie vom Kutſcher gehört, war außer dem alten Gnädigen keiner zu Hauſe geweſen. Der junge Herr ſei verreiſt und Fräulein Gabriele auch. N Um die anderen: Neuſtettens, Oberlohes, die reichen Werders und die ſonſtigen Herrſchaften bekümmerte er ſich gar nicht. Und ſo'n junger Menſch, der es ſein Lebtag toll genug getrieben hatte, konnte doch nicht auf einmal ganz für ſich ſitzen. Sie machte ſich mit beſcheidenen, verſteckten Berichten über die Nachbarſchaft an ihn heran. Aber Klaus hörte gar nicht zu; wenn er ihr auch an⸗ geſichts ihrer Treue und Rechtſchaffenheit das Schwatzen nicht gleich verbot. Nur als, faſt nebenbei, der Name„Fräulein Gabriele auf Kampen“ fiel, horchte er heimlich auf, mit allen Sinnen. Nun fand ſie kein Ende: Wie das gnädige Fräu⸗ lein gewirtſchaftet hätte, als noch der junge Herr von Kam⸗ pen Flieger in Berlin geweſen. Alte Landwirte hätten etwas von ihr lernen können. „Und was den Kamper Wald betrifft, da hat mir der Förſter ſelbſt geſagt, Fräulein Gabriele hätte wie ein Mannsbild kommandiert beim Roden und Arbeiten, bis der nun ſo gut inſtand gehalten würde. Und was ſie zu Hauſe an der alten Gnädigen tut! Und den jungen Herrn, der ja woll'n bißchen ernſt und ſchweigſam iſt, den ſoll ſie auch ſo gut zu nehmen wiſſen.“ i Wenn Frau Siemer ſoweit in ihren Ergüſſen gekom⸗ men war, pflegte Klaus allemal einzufallen. 5 1 1 Roman non Erika Niedberg 0 Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle(Saale) b 5 8— „Wenn's auch keine von Adel iſt“, ſagte ſie zum Ver⸗ walter,„Hauptſache iſt, daß er man erſt mal Luſt zum Heiraten kriegt. Ich hab bloß Angſt, daß ihm der junge Herr von Kampen da ins Gehege kommt. Der ſoll hölliſch hinter ihr her ſein.“ 0 Aber da warf Ratmann ſich in die Bruſt. „Unſern Herrn ausſtechen? Na, ſo dämlich wird doch kein Frauenzimmer ſein! Und'n andern nehmen, wenn ſie den kriegen kann?! Gerade auf ſo einen ſind die Weibsleute wie toll!“ Erſchrocken brach er ab; auch Frau Siemer gab ihm haſtig ein Zeichen, den Mund zu halten... Ueber ihnen fiel klirrend ein Fenſter zu. Es war kein Zweifel, der Herr hatte alles gehört. Klaus Zurpforten war hinausgeritten; diesmal allein. Er brauchte Ratmann nicht mehr ſtändig neben ſich; er kannte nun ſein Reich. 1 Er ſtieg auch jetzt nicht aus Arbeitsluſt zu Pferde, ſon⸗ dern weil Unraſt und Einſamkeit ihn im Hauſe mit bleierner Schwere bedrückten. Gegen Mittag war Herr von Kampen dageweſen. Es war ein ziemlich ſteifer Beſuch; für einen Nachbarn hatte er ſich ziemlich merkwürdig reſerviert gegeben. Oder hatte Klaus ſelbſt in einem unklaren Gefühl von Voreingenom⸗ menheit das alles nur in ihn hineingelegt? Kampen brachte Grüße von ſeiner Mutter und die Einladung zu einem Mittageſſen. Er erzählte, Vera, die verheiratete Schweſter, lebe augenblicklich während einer Reiſe ihres Mannes, des Oberregierungsrats von Reh⸗ dern, auf Kampen. Von Gabriele Hellen fiel kein Wort und doch wußte Klaus, daß ſie zurückgekehrt war. Immer in der Erwartung: Jetzt muß doch endlich der Name fallen, er kann ſie doch unmöglich ganz übergehen— ſaß Klaus ſeinem Gaſte gegenüber. Und zuletzt wandelte ſich dieſe Erwartung in einen ſtillen Zorn auf den Mann, der ſo ruhig und gemeſſen die landläufige Konverſation machte. Er beobachtete ihn, um⸗ faßte in quälendem Mißtrauen jede Einzelheit ſeines Aeußern, horchte auf die etwas eintönige Stimme, die wenig den früheren Sportler verriet, und mußte ſich ſchließlich geſtehen: Albrecht von Kampen war ein ſtatt⸗ licher, geſcheiter, jedenfalls grundrechtlicher, etwas phi⸗ liſterhafter Menſch, der als Ehemann und Familienvater Reſpekt einflößen und beſte Garantien bieten würde. Als Klaus zu dieſer Erkenntnis gekommen war, über⸗ fiel ihn große Mutloſigkeit. Seine Heimkehr nach Pforten, ſein Heimweh und Ruheverlangen, ſeine Weltflucht, der eine unbeſchreibliche Sehnſucht vorausgegangen war, alles kam ihm plötzlich ſo ſinnlos, ſo ohne Zweck und Beſtand vor. Und dann hätte er ſich ſelbſt verhöhnen mögen wegen dieſes niederträchtigen Gefühls von Verzagtheit, das ihn um ſeine Zuverſicht, um ſein ſchönes, bezwingendes Selbſtgefühl, um ſeine beſte Waffe im Kampf um das Weib, brachte. Und er, der bisher mühelos geſiegt, dem hundertmal ſeine Macht über Frauenherzen offenbar geworden, den ſie Sieger hießen auf dem Parkett wie auf der Rennbahn — er ſchlich umher wie ein verliebter Gymnaſiaſt, Liebes⸗ gedichte in der Taſche und ein zaghaft klopfendes Herz in der Bruſt. Und das alles um ein Paar tiefe, blaue Augen, um einen Blick, ſo klar, klug und warm, um ein wundervoll feines Köpfchen mit ſchweren goldenen Flechten, um eine zedernſchlanke, blühende Geſtalt, anbetungswürdig, aus des Schöpfers Hand hervorgegangen wie keine. Grenzenlos war die Sehnſucht in ihm nach dem Weibe — ſeinem Weibe. Wie Heimweh brannte das Verlangen: weiche, liebe Frauenhände auf ſeiner Stirn, reinen, lächeln⸗ den Frauenmund auf ſeinen Lippen zu fühlen. Gabriele Hellen! Die eine, eine, einzige! Er band ſein Pferd an einen Baum feſt und warf ſich auf den mooſigen, von Heidekraut durchwachſenen Wald⸗ boden. 10 So lag er auf dem Rücken— lange. Ihm zur Seite, nur durch eine Grabenböſchung getrennt, zog ſich die Landſtraße hin, die den Kamper Forſt vom Pfortener Forſt ſchied. f Wie ein Wegelagerer lag er hier und ſtarrte zu der Chauſſee hin, auf der prall und grell die Sonne lag. Immer um ein gut Teil niedergedrückt, ritt er zurück, um am anderen Tage wieder an derſelben Stelle zu lagern. Aber heute ſollte es das letzte Mal ſein. Er ſchwur es ſich zu; das ſollte aufhören! Elende Schlappheit! Mehr als elend. Wenn nur dies bohrende Gefühl da drinnen nicht wäre, das mir keine Ruhe läßt. Er richtete ſich auf, ſtreckte eben die Hand nach dem Zügel aus— da ſpitzte Wodan die Ohren, die ausdrucks⸗ vollen Augen glänzten. Mit leichtem Gemſenſchritt trat das Pferd bis an den Wegrain, ſoweit der ſchleppende Zügel es erlaubte. Wodans Ohr hatte den Hufſchlag eines Kameraden vernommen. Und nun hörte es auch Klaus. Sah, während ſein Herz unſinnig klopfte: dort, auf dem flimmernden Wege, kam eine Reiterin daher, eine zarte, dunkelhaarige Frauen⸗ geſtalt: Vera von Rehdern! Zurpfortens erſtes, enttäuſchtes Empfinden war, ein⸗ fach mit ſeinem Fuchs in den Wald zurückzureiten; aber es war zu ſpät. Sie waren ſchon geſehen worden. Frau von Rehdern hob den läſſig gehaltenen Zügel; wenige Schritte ihres Pferdes brachten ſie einander gegen⸗ über. 1 Sofort erkannte ſie ihn. b „Ah!, Baron Zurpforten! Was machen Sie denn hier im Walde?“ 1 b „Kneipe Natur, gnädige Frau!“ Sie muſterte ihn mißtrauiſch. „Was? Sie? Machen Sie keine Witze, Baron!“ „(Fortſetzung ſolgt.) * gun (parteiamtliche Veröffentlichungen der NSDAP., Ortsgr. Viernheim und der Unterformationen). N 8 DU AP., 10 Viernheim Geſchäftsſtelle: Adolf Hitlerſtraße 19. Geſchäftsſtunden⸗ Einteilung: N. S. B.O. und Deutſche Arbeitsfront: Jeden Montag, Mittwoch u. Freitag, abends 79 Uhr Ortsgruppenleitung: Jeden Montag und Donnerstag, abends 7—9 Uhr Kaſſenverwaltung der Ortsgruppe: Jeden Donnerstag, abends 7—9 Uhr Rundfunk. Geſchäftsſtelle: Gaſthaus zum Freiſchütz Geſchäftszeiten: Dienstag u. Freitag von 18—20 Uhr Warnung! Es iſt in letzter Zeit wiederholt vorgekommen, daß die auf dem DIK.⸗Platz hergerichteten Arbeiten der SA. von dummen Laus buben zu vernichten verſucht werden. Oder ſollten gar ältere Perſonen, die den national⸗ ſozialiſtiſchen Geiſt noch nicht begriffen haben, hier verſuchen Sabotage zu treiben? Ich warne hiermit. Wir werden alles tun, um die Namen dieſer Uebeltäter feſtzuſtellen und ſie dann einer gerechten Strafe zuführen. Auch Ihr Eltern, warnt Cure Kinder und macht ſie auf die Verderblichkeit ihres Tuns auf⸗ merkſam. Denn dieſe Arbeit wurde in ehren⸗ amtlicher Tätigkeit ausgeführt, weshalb ſie für uns doppelten Wert hat. gez.: Becker, Sturmführer des Sturm 15/221 Achtung, Amtswalter! Heute Mittwoch abend ½9 Uhr findet im Nebenzimmer des Gaſthauſes zum Storchen ein Schulungs- abend für alle Amts walter ſtatt. Es haben teilzunehmen alle vereidigten Amtswalter der Partei und ihrer Unterformationen. Voll⸗ zähliges Erſcheinen wird erwartet. Heil Hitler! gez. Franzke, Ogruf. Betreffend Ablieferung der Formulare, Stamm- baum uſw. Alle vereidigten Amtswalter ſorgen dafür, daß die Formulare in doppelter Aus- fertigung(Stammbaum und Lebenslauf, fünf Bilder, Leumundszeugnis und Ehrenerklärung (einfach) in den nächſten Tagen fertig ſind. Heil Hitler! gez. Franzke, Ogruf. Heute Mittwoch abend 8 Uhr Pllicht⸗ heimabend der Frauenſchaft im kleinen Saal des Freiſchütz. Die Leiterin. NS.⸗Bolkswohlfahrt. Die Winterhilfs⸗ plaketten müſſen heute Abend 6 Uhr auf dem Rathaus— Zimmer 19— abgerechnet wer⸗ den. NS.⸗Volkswohlfahrt. Achtung! H. J. und B. D. M. beſuchen den „Hitlerjungen Ouex“ heuſe Mittwoch. Für alle Veranſtaltungen ſind noch genügend Kar⸗ ten an der Kaſſe des Central⸗Film⸗Palaſt erhältlich. Von allen Formationen wird voll- zählige Beteiligung erwartet. Heil Hitler! Preſſeamt-⸗Propagandaleiter. Rundfunk. Ortsgruppenberatungsſtelle. Da⸗ ſelbſt koſtenloſe Beratung in allen Funkange⸗ legenheiten, koſtenloſe Röhren⸗ und Geräte⸗ prüfung und Anmeldung neuer Rundfunkteil⸗ nehmer für den R. D. R. Zur Beachtung Der N. S. Funk und der deutſche Sender ſind die einzigen parteiamtlichen Rundfunkzeitſchriften und können bei jedem Funkwart beſtellt werden. Heil Hitler! Englert, Ortsgruppenfunkwart. Lokales * Geſegnetes Alter. Morgen, den 15. März, feiert Herr Johann Dewald 6., Friedrichſtraße 68, ſeinen 80. Geburtstag und ſeine Ehefrau Katharina geb. Beikert den 78. Geburtstag. Beide haben ein Alter von 158 Jahren. Herr Dewald war lange Jahre Feld- ſchütz geweſen, wo er ſeinen Dienſt eifrig und gewiſſenhaft verſah. Heute ſind beide noch in voller Geſundheit und freuen ſich, noch lange unter ihren lieben Kindern zu ſein. Dem greiſen Ehepaar auch unſere beſten Glückwünſche! * Voranſchlagsberatung. Morgen Donnerstag nachm. 6 Uhr findet im Sitzungs⸗ ſaal des Rathauſes eine Gemeinderatsſitzung mit folgender Tagesordnung ſtatt: 1. Beratung der Voranſchläge der Gemeinde ſowie der Gas-, Waſſer⸗ und Elektrizitätsanlage für 1934. 2. Beſchlußfaſſung über die Ausſchlagſätze für die Grund-, Gewerbe- und Sondergebäudeſteuer für 1934. * Deutſche Stenografenſchaft e. B., Ortsgruppe Viernheim. Die Mitglieder, Ehren ⸗ mitglieder ſowie die Eltern unſerer Schüler wollen die heutige Bekanntgabe im Vereins ⸗An⸗ zeiger beſonders beachten. 9. Baugeldzuteilung der öffent⸗ lichen Bauſparkaſſe. Die neunte Baugeld⸗ zuteilung der Oeffentlichen Bauſparkaſſe(Abtlg. der Landeskommunalbank⸗Girozentrale für Heſſen) in Darmſtadt findet am Dienstag, den 27. März vormittags 10 Uhr in Darmſtadt im Sitzungs- ſaal der Landeskommunalbank⸗Girozentrale, Peter Gemeinderſtraße 14, ſtatt. Zuteilsberechtigt ſind ſämtliche Bauſparer, deren Vertrag ſpäteſtens am 1. Januar 1934(für Tarif 18 ſpäteſtens am 1. Dezember 1933) begonnen hat, und die mit Einzahlungen nicht im Rückſtand ſind.— Jeder Bauſparer, der ſich als ſolcher ausweiſt, kann der Zuteilungshandlung beiwohnen. Alle Oeffentlichen Bauſparkaſſen in Deutſchland haben bis Ende Dezember 1933 insgeſamt 58 435 Bauſparverträge über zuſammen 294 Millionen Reichsmark abgeſchloſſen. Bisher wurden an 11471 Bauſparer RM. 73 Millionen zugeteilt, ein anſehnlicher Betrag, den die Oeffentlichen Bauſparkaſſen dem Bau- und Hypothekenmarkt zugeführt haben. * Evangeliſche Gemeinde. Heute abend 5. Paſſionsandacht, anſchließend Frauen- abend.— Es wird ſchon heute auf die kirchen— muſikaliſche Paſſionsfeier mit Bildern über das Leiden und Sterben unſeres Herrn und Heilands am 25. März, abends 8 Uhr, einladend hinge- wieſen. Unkoſtenbeitrag 20 Pfg. Verbleibender Ueberſchuß für die Kranken⸗ und Kleinkinder⸗ pflege. Bauernverſammlung im Löwen Geſtern Abend fand im Löwen eine Bauern- verſammlung ſtatt, die ſich in erſter Linie mit dem im Mittelpunkt des Intereſſes ſtehenden Genoſſenſchaftsweſen zu befaſſen hatte und ſchließ⸗ lich noch die Gleichſchaltung der Landwirtſchaft⸗ lichen Bezugs- und Abſatzgenoſſenſchaft, des ehe⸗ maligen Bauernvereins, vornahm. Es iſt wirk— lich zu begrüßen, daß ſich der Bauernſtand end lich einmal darauf beſinnt, daß er, wenn er ge— ſchloſſen iſt und ein einiges Ganzes bildet, mehr erreichen kann, als wenn die Eigenbrödelei der einzelnen Gruppen und Grüppchen ſo weiter geht. Der Ortsbauernführer, Pag Jean Roos, eröffnete die Verſammlung, hieß die Erſchienenen willkommen und erteilte dem Referenten des Abends, Herrn Linke, vom Genoſſenſchafts- verband in Darmſtadt, das Wort zu ſeinem ſehr lehrreichen Vortrag. Der Referent führte in kurzen, jedoch treffenden Worten den Werdegang der Genoſſenſchaften und deren Zweck und Ziele den intereſſiert lauſchenden Zuhörern vor Augen. Die Genoſſenſchaften wurden ſchon in den 70er Jahren gegründet und ſtellten Selbſthilfeorgani— ſationen oder auch Notgemeinſchaften dar. Auch heute iſt ihr Zweck noch derſelbe: der wirtſchaft— lich Schwache ſoll von dem wirtſchaftlich Stär⸗ keren unterſtützt werden. Vorteilhafter, verbillig⸗ ter Einkauf wird ermöglicht und auch beſſere Abſatzmöglichkeit für die zu verkaufende Ware ge— ſchaffen. Alle Genoſſenſchaften haben ſich in dem Ländlichen Genoſſenſchaftsverband Rhein⸗Main⸗ Neckar zuſammengefunden, und ſo den Wunſch des Führers erfüllt und eine Volksgemeinſchaft gebildet. Qualitätsware muß bezogen werden, unter Ausſchaltung des jüdiſchen Handels. Wenn man Genoſſenſchaftler iſt, muß man auch zur Genoſſenſchaft ſtehen. Es darf am Platze nur noch eine Genoſſenſchaft beſtehen, das bedeutet zugleich, daß alle Grüppchen und Gruppen in Hinkunft nicht mehr auf eigene Rechnung be— ziehen dürfen. Die Landwirtſchaftliche Bezugs- und Abſatzgenoſſenſchaft iſt für Viernheim noch die einzige Vereinigung, die Daſeinsberechtigung hat, und ihr müſſen ſich alle Bauern anſchließen, um ſo eine große und kaufkräftige Genoſſenſchaft zu ſchaffen. In der anſchließenden Diskuſſion unterſtützte Herr Gemeinderat Julius Bla eß in herzlichen Worten die Zuſammenſchlußbeſtre— bungen und forderte alle auf, ſich reſtlos der neuzuſchaffenden Genoſſenſchaft anzuſchließen. Die in der Führung tätigen Männer werden ſich ihrer Aufgabe wohl bewußt ſein und in verantwor- tungsvoller Tätigkeit für das Wohl und Wehe der Genoſſen tätig ſein, jedoch gehört hierzu, daß alle Genoſſen ſich reſtlos und in Treue hinter die Genoſſenſchaft ſtellen und jeder Eigen- brödelei fernbleiben. Weiter wurden noch ver— ſchiedene Fragen geklärt, ſo, daß auch der Land handel ſeine Daſeinsberechtignng hat und von der Genoſſenſchaft der Kleinverkauf eingeſtellt wird. Der Ortsbauernführer Pg. Roos betont, daß ſo billig wie möglich verkauft werden ſoll. Der Geſchäftsanteil wird vorausſichtlich 20.— Mark und die Haftſumme 150.— Mk. für jeden Genoſſen betragen. Der Creditverein, vertreten durch ſeinen Direktor, Herrn Gemeinderat Riehl und ſeines Vorſitzenden des Aufſichtsrats Herrn Lehrer Schmuck, ließ durch Herrn Lehrer Schmuck erklären, daß ſie zuſammen mit der Landwirtſchaftlichen Bezugs- und Abſatzgenoſſen⸗ ſchaft eine Intereſſengemeinſchaft bilden und ſo eine wahre Volksgemeinſchaft im Kleinen her⸗ ſtellen werden. Auch die Spargelbauer werden ſich der Genoſſenſchaft angliedern. Die Gründung einer Viehverwertungsgenoſſenſchaft wird in ab— ſehbarer Zeit erfolgen. Die Landwirtſchaftliche Bezugs- und Abſatzgenoſſenſchaft hatte eine Mit- gliederzahl von 61, wozu ſich geſtern Abend weitere 65 Aufnahmen geſellten, ſodaß bis jetzt eine Mitgliederzahl von 126 erreicht iſt. Weitere Anmeldungen wollen im Laufe der nächſten Tage bei dem Rechner Adam Brechtel getätigt werden. Die vorgenommene Gleichſchaltung ergibt folgen- den Vorſtand: Vorſitzender Jean Roos, Bei— ſitzer Ernſt Bläß, Philipp Haas, Julius Bläß und Adam Schneider, Rechner und Lagerhalter bleibt Adam Brechtel. Mitglieder des Aufſichts⸗ rats ſind folgende Herren: Adam Helfrich, Emil Ruland, Peter Schloſſer, Matth. Heckmann, Hans Martin, Georg Hoock und Georg Haas.— Der Ortsbauernführer, Pg. Jean Roos, war der Verſammlung ein zielbewußter Leiter und konnte die ſehr rege verlaufene Verſammlung nach eini— gen belehrenden Mitteilungen, mit Worten des Dankes ſchließen. So wurde nun auch hier eine Organiſation geſchaffen, die ſich ſicherlich zum Nutzen und Frommen der geſamten Bauernſchaft auswirken wird. F. K. Aufruf An die Bevölkerung Viernheims. Der Tonfilm vom Opfergeist der deut⸗ schen Jugend „Hitlerjunge OQuex“. Heute Mittwoch und Donnerstag im Central⸗Film⸗Palast. „Hitlerjunge Quex“ Ein Kampffilm von der Wiedergeburt der deutſchen Jugend— Im roten Berlin vor der großen Wahlſchlacht. Die Kommuniſtenzentrale ſpeiſt das Volk mit hohlen Reden, die nicht ſatt machen, nur das Herz vergiftet! So auch das gute Herz eines alten Frontſoldaten, eines Vaters, während das junge Herz des Sohnes bereits im Rhytmus des neuen Geiſtes ſchlägt und das treuſorgende Herz der Mutter, das die vielen Sorgen des Alltags nicht mehr tragen kann, für immer ſtill ſteht. Ein Film, in dem innerhalb einer zeit— nahen ſpannenden Handlung drei Menſchenſchick— ſale ergreifend geſchlildert werden u. ſ. w. Er— zählt der Film auch von unſerer Hitlerjugend, ſo iſt er dennoch ein Bildſtreifen der gerade auch für die Erwachſenen ein wunderbares, tief— gehendes Erlebnis bedeutet. Denn dieſer Quex hat ſeine Gegner nicht allein bei ſeinen Alters- gefährten im roten Lager, ſondern auch bei den Großen— bei ſeinen eigenen Eltern. Damit rollt der Film das uralte Zerwürfnis zwiſchen den Alten und der heranwachſenden Jugend auf, das überzeugend geſtaltet wird.— So iſt trotz des politiſchen Hintergrundes der Charakter des hundertprozentigen Spielfilms gewahrt, der in- folge ſeiner zeitgeſchichtlichen Handlung, dank ſeiner hervorragenden Beſetzung und der ausge⸗ zeichneten Milieuſchilderung von Anfang bis Ende feſſelt.— Wer ein Herz für unſere Jugend hat, für Deutſchlands Zukunft, der beſucht den Kampffilm der deutſchen Jugend. Für alle wird er ein unvergeßliches Erlebnis werden. An allen Tagen wird unſere Feuerwehrkapelle konzer⸗ tieren. Auf zum„Hitlerjungen Ouex“ Schneeglöllchen läuten Die braune Erde hat ſonnetrunken winter⸗ müde Zwiebeln wach gewärmt. Darüber iſt das Geheimnis des Lebens vom jährlichen Tode zu neuem Leben auferſtanden. Saftgrüne Blät⸗ ter ſind im koſenden Märzföhn hochgewachſen. Auf kraftvollen Stengeln ſind prächtig weiße Waldſchneeglöcklein und zierlich-zarte, rein wei⸗ ße Gartenſchneeglöcklein emporgehoben worden. Nun läuten unterm klarblauen Himmel Schnee⸗ tröpflein und Schneeglöcklein Frühling-Will⸗ komm ein. Märzenbecher nennt der deutſche Volksmund die großblumigen, bauchigen, ſechs- blütenblättrigen und vollkommenen Glocken— formen der Waldſchneeglöckchen. Der Gärt⸗ ner hat ihnen der Namen Schneetröpfchen gegeben. Als Schneeglöckchen im eigentlichen Sinn wird das zierlichere Gartenſchneeglöckchen be⸗ zeichnet. Seine rein weiße, viel zartere Glocke wird nur aus, drei Blumenblättern gebildet und iſt darum unvollkommen, aber dennoch gerade desweg ſchön. Die drei klein geblie⸗ benen Blumenblättlein des Gartenſchneeglöck— leins bilden für Stengel und Staubgefäße die ſchützende, mit grünen Saftmalen gezierte Blü— tenröhre. Wenn die emſigen Bienchen bei Schneetröpfchen und Schneeglöckchen erſten Blu⸗ menſaft des Jahres ſchlürfen und vorlenzlichen Honig eintragen, findet in Wald und Gar⸗ ten erſt Blumenhochzeit ſtatt. ** Die Suche nach dem beſten Funkrepor⸗ ter. Für den von der Reichsſendeleitung ge— meinſam mit dem Reichsverband Deutſcher Rundfunkteilnehmer ausgeſchriebenen großen Wettbewerb zur Feſtſtellung der beſten Rund- funkſprecher werden jetzt die näheren Bedin— gungen bekanntgegeben. Gefordert wird ein Funkbericht, und zwar entweder über ein poli⸗ tiſches Ereignis, eine Kundgebung der Partei, der SA und SS und Arbeitsfront oder von einem Volksfeſt, vom Leben des Bau— ern, altem Brauchtum, deutſcher Landſchaft oder von ſportlichen Kämpfen, feſtlichen Ereig— niſſen und modernen techniſchen Bauten. Die Teilnahme an dem Preisausſchreiben iſt jedem deutſchen Volksgenoſſen ariſcher Abſtammung geſtattet. Auch Frauen können teilneh- men. Meldungen zur Teilnahme an dem Preisausſchreiben ſind bis zum 5. April an die zuſtändige Kreisgruppe des Reichsverban— des Deutſcher Rundfunkteilnehmer einzureichen. Für die beſten Sprecher ſind Geldpreiſe aus— geſetzt. „ Schulbeſuch jüdiſcher und adventiſtiſcher Kinder. Die Miniſterialabteilung für Bil⸗ dungsweſen bringt ein Schreiben des Reichs⸗ innenminiſters zur Kenntnis, das erſucht, fol⸗ gende einheitliche Regelung durchzuführen: „Die jüdiſchen Schüler können am Neujahr zwei Tage, am Paſſahfeſt 1 Tag, am Laub⸗ hüttenfeſt 2 Tage, am Beſchlußfeſt 2 Tage, am Paſſahfeſt die 2 erſten und die 2 letzten Tage und am Pfingſtfeſt 2 Tage dem Un⸗ terricht fern bleiben. An den gewöhnlichen Samstagen können die jüdiſchen und adven⸗ tiſtiſchen Schüler auf Anſuchen der Erzie⸗ hungsberechtigten ganz oder für die Stunde des Gottesdienſtes vom Schulbeſuch befreit werden. Wer hiervon keinen Gebrauch macht, muß am geſamten lehrplanmäßigen Unterricht, auch im Zeichnen, Schreiben, Handarbeit und Werkunterricht teilnehmen. Für die aus der⸗ artigen Verſäumniſſen entſtehenden Folg en kann die Schule keine Verantwortung über— nehmen.“ 0 Reichsminiſter Heß 85 winnt den Jugſpitzflug. Der Stellvertreter des Führers, Reichsminiſter Rudolf Heß, gewann auf BW. M 33„Stadt Nürnberg“ den Zugſpitz— flug 1934 mit einer Stundendurchſchnittsge— ſchwindigkeit von 189 Kilometern. Auf unſe⸗ rem Bilde ſehen wir den Sieger nach der Lan— dung, die Glückwünſche ſeiner Gattin und des Präſidenten des Luft⸗ ſportverbandes Loerzer (links) entgegennehmend