Unkündbare Tilgungs-Darlehen erhalten Sie durch Darlehensver⸗ trag von RM. 200.— bis 5000.— bei der Württ. AMreultkasse in Stutt- gart.— Streng diskret.— Kleine monatl Tilgungsraten. Anfragen gegen Rückporto bei der Bez Leitung Mann hei m, Wind⸗ 5 mühlſtraße 26. 5 N g 7 0 l 8 8 1 5 Vertreter für Mernneim gesucht. Wiernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten) eee Schnell verkauft ſchnell vermietet ſchnell bekannt gemacht Amtliche Bekanntmachungen Vereins⸗Anzeiger Deutſche Stenografenſchaft—(Ortsgruppe Viernheim.) Morgen Donnerstag abend 8.15 Uhr in der„Germania“ Jahreshauptverſamm⸗ lung. Außerdem Bekanntgabe der Wettſchreib⸗ ergebniſſe von dem Schön- und Richtigſchreiben unter Anweſenheit des Herrn Kreisleiter Sauer-⸗Worms. Alle Mitglieder, Ehrenmit⸗ glieder ſowie die Eltern unſerer Schüler ſind erg. eingeladen. Der Ortsgruppenleiter. Teutonia Viernheim. Heute Mittwoch abend halb 9 Uhr Uebungsſtunde für die Schützen- abteilung. Gleichzeitig Verſammlung des Spiel⸗ mannszuges. Feſtſetzung der Uebungsſtunden für die Jubiläumstage in Darmſtadt. e n de Einwohner Viernheims! ehtung! Mittwoch und Donnerstag im Central-Fiim-Palast Bekanntmachung Das e 50 Opfergeiſt der deutſchen Jugend Betr.: Das Herumlaufen und Jagen der Hunde i im Felde. Auf Grund des Artikels 65 des Geſetzes, betreffend die innere Verwaltung und die Ver- tretung der Kreiſe und Provinzen vom 8. Juli 1911, wird zum Schutze des Wildes für den Kreis Heppenheim auf die Dauer von 4 Wochen bei Meidung einer Geldſtrafe bis zu 90.— Mk. für jeden Fall der Zuwiderhandlung mit ſofor⸗ tiger Wirkung angeordnet: jernheimer Anzeiger Viernheimer Zeitung (Viernheimer Bürger⸗-Ztg.— Viernh. Volksblatt) Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 1,40 Mk. frei ins Haus gebracht.— Gratis⸗Beilagen: wöchentlich den„Illuſtrierten Sonntag“, halbmonatlich die„Heimatblätter“, zweimal jährlich den Fahrplan und den Wandkalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. bei den Boten Verkünd⸗ und Anzeigeblatt für Viernheim ſeit dem Jahr 1883 Anzeigenpreiſe: Die 12geſpaltene Millimeter⸗Zeile 2 Pfennig, Reklame 9 Pfenni bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und 9 1 0 1 85 mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen-Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes 1) In den Feldgemarkungen ſowie im Walde müſſen ſämtliche Hunde dauernd mit feſtem Halsband verſehen ſein und an einer ſicheren Leine geführt werden; das freie Umherlaufen von Hunden iſt verboten. In nicht geſchloſſenen, in den Feldgemar⸗ kungen liegenden Gehöften, ſind Hunde feſtzulegen(anzuketten oder einzuſperren), ſo daß ſie die Gehöfte nicht verlaſſen können. Die Verwendung ven Hirtenhunden zur Begleitung von Herden, von Jagdhunden und Polizeihunden unterliegt außerhalb der Zeit des unmittelbaren Gebrauchs den gleichen vorſtehenden Vorſchriften. Heppenheim, den 10. März 1934 Kreisamt Heppenheim J. V. gez. Stieh. Vorſtehende Bekanntmachung des Kreisamts Heppenhejm bringen wir hiermit zur Kenntnis und Beachtung. 5 Viernheim, den 13. März 1934. Heſſiſches Polizeiamt. J. V. Kühne. Bekanntmachung. Betreffend: Tabakanbaufläche 1934; Verteilungsliſten. Der vorläufige Verteilungsplan über die Zuteilung der Tabakanbauflächen für 1934 liegt von morgen Donnerstag bis einſchließlich Sams- tag, den 17. ds. Mts. während den üblichen Büroſtunden im Wiegenhäuschen des Rathauſes zur Einſicht der Intereſſenten offen. Innerhalb dieſer Zeit haben alle Pflanzer von der ihnen zugeteilten Fläche diejenige Fläche dem Pflanzerausſchuß zur weiteren Verteilung wieder zur Verfügung zu ſtellen, welche ſie aus betriebswirtſchaftlichen Gründen nicht mit Tabak bebauen können. Viernheim, den 14. März 1934. Heſſ. Bürgermeiſterei Bechtel. hier die Der Vereinsführer. Zuſatzrentner. Gemeindekaſſe Morgen Donnerstag-Vormittag Militär⸗ Zöller. iſt alles, was die große Oeffent⸗ lichkeit wiſſen ſoll.— Der ein⸗ fachſte, billigſte und beſte Weg⸗ weiſer hierzu iſt das Zeitungsinſerat! 17. März wird die Trägerin des WHW., die NSV. durch NS.⸗-Formationen eine Eier- ſammlung durchführen laſſen. Es ſollen in der Woche vor Oſtern alle Aufruf! Oſtereier! In der Woche vom 11.— Volksgenoſſen, Oſtergabe wie wir Soldat! Auch Deine Hand iſt Heiligem geweiht! Töte in Dir den Toren und den Tand und ſage dann zu Volk und Vaterland: „Ich bin bereit!“ Ja ſei bereit zu opfern. Generationen danken es! Heil Hitler! NS.⸗Volkswohlfahrt Kreiswaltung Heppenheim J. V.: Wolf Oſtereier! beſonders ſolche mit mehreren Kindern eine Sonderzuwen— dung von friſchen Eiern er- halten. Volksgenoſſen, wenn die Sammler an Eure Türe pochen und Dich um eine bitten, ſo Baldur von Schirach ſpräche zu Dir: „Sei ein Träger dieſer deutſchen Tat, die größer iſt, als alles, was da war! Sei dieſer Sache, die ſo wunderbar, Dein Führer fordert es und ſpätere Klavier⸗ Unterricht auf theoretiſcher Grundlage Lijſi Schlatter langjährige Leh- rerin an d. Hoch- ſchule für Muſik. Stundenhonorar Ill. I. 50. Mäneres Illanhelmerstr. ad Einige ſchöne Ammer: Türen billig abzugeben Mannheim 0 7, 3 denke Protektorat: Reichsjugendführer Baldur von Schirrach. Dieſes Tonfilmwerk iſt ein Zeitdokument von erſchütternder Tragik, das Herz und Sinne des Publikums ganz und gar gefangen nimmt. Deutſche Jungen und Mädels kämpfen in treuer Kameradſchaft für einander und für die große Idee.— Man wird mitgeriſſen von dem Schwung und von der Begeiſterung die in den Bildern lebt.— Mau iſt erſchüttert von der Tragik, von der Gefühlstiefe, von der Menſchlichkeit. Ein Besuch helgt. Ant der dugend fur Deutschlands Zukunft Geſchloſſene Vorſtellungen.— Anfang präzis ½9 Uhr. Heute Mittwoch haben nur we le Karten Gültigkeit. Auch ſind an der Kaſſe zu jeder Vorſtellung noch Karten erhältlich. Unſere Feuerwehrkapelle wird an jedem Abend konzertieren. befesselt e werden Sie täglich neu beim Lesen der Heimatzeitung, die in keinem Haushalt fehlen sollte. Ueber- eugen Sie sich von dem vielseitigen Inhalte. Bestellen Sie gleich durch Zeitungsboten den „ Viernheimer Anzeigers; Probe nummern gratis! Salat als Frühjahrslur Vieles nimmt der Menſch zu ſich, um ſei⸗ nen Körper und ſeine Organe geſund und tätig zu erhalten. Alle dieſe Mittel werden aber zurückgedrängt durch die friſchen Salatgenüſſe, die das Treibhaus und die Gartenbeete uns im Frühjahr ſpenden. Sie„ſtöbern“ den ganzen Organismus auf und führen ihm Vitamine, Eiſen für die Blut⸗ bildung und leichtverdauliche Säuren zu. All die Schlacken, die ſich im Laufe des Winters angeſammelt haben, fallen dieſem Reinigungs- prozeß anheim.. 5 Kreſſe, Schnitt⸗ und Kopfſalat aus deut⸗ ſchen Kulturen lommen dank der Tüchtigkeit der Gartenbauern bereits auf den Markt. Da darf die für die Geſundheit der Familie ſor⸗ gende Hausfrau nicht länger zurückhalten. Je öfter Salatgerichte auf den Tiſch kommen, deſto ſchneller verſchwindet die bekannte Früh⸗ jahrsmüdigkeit. 11 Eine Kunſt für ſich iſt es, dieſe Salate wohlſchmeckend und bekömmlich herzurichten. Zum Kopfſalat kleingeſchnittene Zwiebeln, Schnittlauch, Radieschenſcheiben und, ſobald ſie zu haben ſind, auch geriegte Boretſchblät er hin⸗ zuzugeben, verfeinert den Geſchmack um ein we⸗ ſentliches. l Nützen wir die Gartenerzeugniſſe des Früh⸗ jahres ſo lange ſie uns in dieſer friſchen und bekömmlichen Form zur Verfügung ſtehen. Aus Heſſen und Naſſau ** Frankfurt a. M., 14. März.(Siche⸗ rungsverwahrung.) Das Schöffenge⸗ richt ſprach die Sicherungsverwahrung gegen den Schloſſer Alois Boos und den Arbeiter Karl Ortwein, beide wegen Diebſtahls vorbe— ſtrafte Leute, die als Gewohnheitsverbrecher Als Ortwein abge⸗ führt werden ſollte, wollte er im Lichthof über das eiſerne Geländer ſpringen, um ſich das Leben zu nehmen, wurde aber rechtzeitig an der Ausführung ſeines Vorhabens gehin⸗ (Des Hehlers Strafe.) In Badenweiler wurde pox einiger Zeit ein Silber⸗ und Schmuck⸗ angeſehen werden, aus. dert. Frankfurt a. M., 14. März. ſachendiebſtahl von zwei Einbrechern vecübt, die ſich mit der Beute nach Frankfurt be— gaben. Hier unterhandelten ſie mit dem Händ— ler Willi Adler, dem ſie den Hauptteil der Beute, darunter ſechszehn Ringe, zum Kauf anboten. Für die Sachen, die etwa 4000 Mark Wert gehabt haben ſollen, gab Adler den Leuten 170 Mark. Er veräußerte die Ge⸗ genſtände mit Gewinn weiter. Das Schöffen⸗ gericht beſtrafte nun A. wegen Hehlerei mit acht Monaten Gefängnis. Darmſtadt, 14. März.(Die Belebung des Arbeitsmarkts.) Im Bezirk des Arbeitsamts Darmſtadt ergab die Zählung der Arbeitsloſen am 28. Februar eine Ab⸗ nahme um 1307 oder über 8 Prozent gegen⸗ über Ende Januar. Die anhaltend günſtige Witterung erlaubte die Wiederaufnahme von zum Teil eingeſtellten Arbeiten und die In⸗ angriffnahme neuer Maßnahmen aus dem Ar⸗ beitsbeſchaffungsprogramm der Neichsregie— rung. Am meiſten wird durch den Bau der Reichsautobahn und durch die Riedentwäſ⸗ ſerung Arbeit geſchaffen. Die Zahl der be⸗ ſchäftigten Notſtandsarbeiter wurde faſt ver⸗ doppelt; ſie erhöhte ſich um rund 1200 auf 2685. Eine wirkſame Entlaſtung erfuhr der Arbeitsmarkt jedoch auch durch die freie Wirt⸗ ſchaft, Gegenüber dem Vorjahr hat ſich die Geſamtzahl der Arbeitsloſen um 45 Prozent geſenkt. Heppenheim, 14. März.(Weißer Maul⸗ wurf.) Dieſer Tage wurde im ſtaatlichen Rebmuttergarten bei Heppenheim ein weißer Maulwurf gefangen. Trotz aller Umſicht ge⸗ lang es nicht, das ſeltene Tier am Leben zu erhalten. Neue Geſetze der Landeskirche Heſſen⸗Naſſau Darmſtadt, 14. März. Auflöſung der kicchlichen Gemeindevertre⸗ tungen. Ein Kirchengeſetz löſt die nach den Verfaſſungen der bisherigen evangeliſchen Lan⸗ deskirchen in Heſſen, in Naſſau und Frank⸗ furt a. M. 1 de kirchlichen Gemeindever⸗ tretungen auf(Kirchengemeindevertretungen, Geſamtrertretungen, Stadtſynoden). Ihre ver⸗ faſlungsmäßigen Zuſtändiakeiten gehen auf die Kirchenvorſtände(Vorſtände der Stadtſynoden, Geſamtvorſtände) über. Die Dienſt⸗ und Verſorgungsbezüge des Pfarrerſtandes werden vorläufig wie folgt ge⸗ regelt: Die in den Gebieten der bisherigen ein⸗ zelnen Landeskirchen geltenden Pfarrbe⸗ ſoldungsordnungen bleiben be⸗ ſtehen. Für die Pfarrer, Ruheſtändler und Hinterbliebenen bleibt vorläufig die Pfarrbe⸗— ſoldungsordnung maßgebend, die im Einzel⸗ falle beim Inkrafttreten dieſes Kirchengeſetzes gegolten hat, ebenſo bei Verſetzungen im gan⸗ zen Bereich der Landeskirche Naſſau-Heſſen. Von außerhalb dieſes Bereichs übernom— mene Pfarrer werden nach dem Recht der Pfarrſtelle, in die ſie berufen werden, bei weiteren Verſetzungen in dieſem Bereich nach ber Beſoldungsordnung ihrer erſten Pfarr⸗ ſtelle, beſoldet. Die allmähliche Durchführung einer Angleichung der Bezüge bleibt vorbe⸗ halten. Abbau von Dialonen und Jugendpflegern. Der Landesbiſchof weiſt die Kirchenvorſtände und Geiſtlichen darauf hin, daß es nicht an⸗ gängig iſt, übereilt Diakonen, Jugendpfle⸗ gern, Jugendſekretären und Jugendführern zu kündigen, denn die große volksmiſſionariſche Aufgabe, die der evangeliſchen Kirche durch die, Eingliederung der evangeliſchen Jugend ſezt an deren Geſamtheit erwächſt, erfordere den vollen Einſatz aller bewährten Kräfte im Evangeliſchen Jugendwerk. Neue Bürgermeiſter Darmſtadt, 14. März. Wie das Heſſiſche Perſonalamt mitteilt, wurden zu Bürgermei⸗ ſtern ernannt: Im Kreiſe Dieburg: Auguſt Willmann 2. in Altheim, Philipp Lortz 2. in Asbach, Friedrich Karl Bauer in Groß⸗Zimmern, Gg. Klenk in Klein⸗Bieberau, Karl Wilhelm Häu⸗ ſer in Klein⸗Umſtadt, Friedrich Wilhelm Daab in Lichtenberg, Georg Himmelheber 1. in Nie⸗ der⸗Klingen, Alexander Tobias Philipp Wil⸗ helm Fuhry in Mosbach, Heinrich Mauß 9. in Semd, Georg Philipp Seibold in Ueberau, Georg Sauerwein 2. in Zeilhard; Kreis Erbach: Leonhard Fay von Halſterbach in Günterfürſt, Heinrich Eckert in Nieder⸗Kainsbach. Gedenktage 14. März. 1803 Der Dichter Friedrich Gottlieb Klopſtock in Hamburg geſtorben. 5 i 1835 Der AſtronomGiovanni Virginio Schia⸗ parelli in Savigliano geboren. 1891 Der Politiker Ludwig Windthorſt in Berlin geſtorben.. 0 1916 Die Deutſchen erſtürmen die Höhe „Toter Mann“. Sonnenaufg. 6,19. Mondaufg. 5,46. Sonnenunterg. 18.02 Mondunterg. 16,58. U Der Schneeball und das böſe Wort, Sie wachſen, wie ſie rollen fort: Ein' Handvoll wirf zum Tor hinaus, W. Müller. Börsen und Mürkte vom 13. März 1934. (Ohne Gewähr.) Berliner Deviſenkurſe. 1 Pfund Sterling 12.78, 1 Dollar 2.51, 100 holl. Gulden 168.83, 100 Lire 21.52, 100 franz. Francs 16.50, 100 ſchweizer Fran⸗ ken 80.94, 100 öſterr. Schilling 47.20. Mannheimer Schlachtviehmarkt. Auftrieb: 170 Ochſen, 145 Bullen, 376 Kühe, 303 Färſen, 918 Kälber, 38 Schafe, 2027 Schweine, 7 Ziegen. Preiſe pro 50 Kilo Lebendgewicht: Ochſen: 29 bis 32, 23 bis 25, 25 bis 29, Bullen: 29 bis 30, 26 bis 28, 24 bis 26; Kühe: 24 bis 27, 20 bis 24, 16 bis 20, 12 bis 15; Färſen: 30 bis 33, 26 bis 29, 23 bis 25, Kälber: 44 bis 48, 40 bis 44, 36 bis 39, 31 bis 35, Schafe: 29 bis 35; Schweine:—, 48 bis 51, 47 bis 51, 45 bis 49, 40 bis 45. Marktverlauf: Großvieh mittel, kleiner Ueberſtand; Kälber lebhaft geräumt; Schweine mittel, kleiner Ue⸗ berſtand. Mannheimer Pferdemarkt. Angebot 50 Arbeits⸗ und 57 Schlachtpferde. Preiſe pro Stück: Arbeitspferde 450 bis 1100, Schlachtpferde 35 bis 130 Mark. Marktver⸗ lauf: in Arbeitspferden mittel. Ein Berg wird's vor des Nachbars Haus. Fernſprecher 117.— Telegr.: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Frankfurt a. M., Verantwortlich für den Anzeigenteil: Joh. Martin, Viernheim. D. A. II. 34 1250. Einzel⸗Verkauf der Zeitung von der Geſchäftsſtelle 5 Pfg., Samstags⸗Aus gabe 10 Pfg. Plaßvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Geſchäftsſtelle: Adolf Hitlerſtr. 36, Schriftleitung, Druck u. Verlag: J. Martin, Viernheim Nummer 63 Donnerstag, den 15. März 1934 51. Jahrgang Falltüren und f unterirdiſche Gänge Die Geheimniſſe des früheren Karl ⸗Lieb- knecht⸗Hauſes. Das Geheime Staatspolizeiamk in Berlin hatte Vertreter der Oeffentlich⸗ keit in das Horſt-Weſſel⸗Haus am Horſt-Weſſel⸗Platz, das frühere Karl- Liebknecht- Haus, geladen, um an der Skelle der einſtigen kommuniſtiſchen Jerſetzungstätigkeit noch einmal ein- dringlichſt zu zeigen, in welcher Ge⸗ fahr Deutſchland von einem Jahre ſchweblke. Gerade vor einem Jahr iſt das Karl-Liebknecht⸗ Haus von der Polizei beſetzt und damit die Zentrale der KPD in Deutſchland geſchloſſen worden. Bei einem Gange durch das Haus ſieht man zunächſt im Dachgeſchoß die verklei⸗ deten Umgänge, die von ſämtlichen Räumen des Dachgeſchoſſes aus zugänglich ſind und durch die geſuchte Perſonen krie— chend immer wieder ſich der Polizei entzie— hen konnten. In dieſen Umgängen wurde auch wichtiges Material verwahrt. Man ſieht den Ausguck des Beobach- tungspoſtens auf dem Dach, der von dort mit einem Fernglas ſowohl das Polizeipräſidium, wie auch den Hof der Po— lizeiunterkunft Alexander beobachten konnte, die bei Aktionen gegen das Karl-Liebknecht— Haus in den meiſten Fällen angeſetzt wur— de, und der dadurch in der Lage war, recht— zeitig zu warnen, wenn die Polizei zu einer Aktion ausrückte. Man ſieht die Blink⸗ vorrichtung, mit der man den Waſſer— turm in der Danziger Straße anblinkte, auf dem ſich ebenfalls ſtets ein kommuniſtiſcher Poſten befand. Man ſieht Möbelſtücke, Wandbretter, die ausgehöhlt ſind und in deren gut verſchloſſener Höhlung wichtige Geheimakten, insbeſondere Adreſſen— liſten der illegalen Funktionäre verwahrt waren. Da gibt es abnehmbare Fenſterbret— ter, unter denen die Hausmauern ausge— höhlt ſind. In zahlreichen ſolcher Verſtecke hat man noch in den letzten Wochen wichtige Akten gefunden. Da gibt es Schächte, die von allen Stockwerken aus geheime Zugän— ge haben und durch die ſich ſowohl Perſonen ungeſehen von Stockwerk zu Stockwerk be⸗ wegen, als auch Material bei polizeilichen Durchſuchungen in Verſtecke gebracht wer⸗ den konnten. Man ſieht die Alarmvor⸗ richtungen, die ſofort in Tätigkeit tre⸗ ten, wenn eine beſtimmte Tur von Unbefug— ten geöffnet wurde. So war man auch auf dieſe Weiſe beim Herannahen der Polizei ſtets gewarnt. In den Torwegen ſieht man noch die Spiegel, ſogenannte Spione, in de⸗ nen der Pförtner— ſelbſt ungeſehen— je⸗ den ſofort ſieht, der das Haus betreten will. Man ſieht die Alarmknöpfe, mit denen beim Herannahen von Polizei alle Räume ge— warnt und die eiſernen Etagentüren ge— ſchloſſen werden konnten. Bis die Polizei dann in dem außerordentlich unüberſichtlich gebauten Haus, in dem ſich jeder Uneinge⸗ weihte verläuft, von Stockwerk zu Stock- werk gelangt war, vergingen meiſt Stunden, in denen jeder Schein einer illegalen Tätig⸗ keit verwiſcht werden konnte. Vor kurzer Zeit entdeckte man, daß einer der Fahrſtühle, mit denen aus dem Papierkeller das Papier in die Drucke⸗ rei geſchafft wurde, an einer beſtimmten Stelle angehalten werden konnte und dann einen Ausgang nach der anderen Seite hat⸗ te, nach einem Raume zu, der unter dem Hof liegt und auf keinem Bauplan verzeich⸗ net iſt. In dieſem Raum wurden rieſige Mengen Zerſetzungsmaterial aufbewahrt. Im Makulaturkeller fand man, durch alte Ordnung der nationalen Arbeit Durchführungsverordnung zum Geſetz über die Ordnung der nationalen Arbeit— Sach⸗ verſtändigenbeiräte und ⸗Ausſchüſſe bei den Treuhändern der Arbeit Berlin, 15. März. Die vom Reichsarbeitsminiſter erlaſſene zweite Verordnung zur Durchfüh— rung des Geſetzes zur Ordnung der nationalen Arbeit enthält neben den Beſtimmungen über die Beſtellung der Ver— rauensmänner auch die näheren Vor— ſchriften über die Errichtung des Sach— verſtändigenbeirates und der Sachverſtändigenausſchüſſe. Zur Errichtung und Berakung ſiehen den Trenhändern der Arbeit zwei Sachverſtän⸗ digengremien zur Verfügung. Handelt es ſich um allgemeine oder grundſähliche Fragen, ſo berufen die Treuhänder der Arbeit den Sachverſtändigenbeirak. Zu ihrer Berakung im Einzelfall können die Treuhänder der Ar- beit Sachverſtändigenausſchüſſe berufen. Der Sachverſtändigenbeirat iſt alſo eine ſtüändige Organiſation, während die Sachver— ſtändigenausſchüſſe von Fall zu Fall gebildet werden können. Der Sachverſtändi⸗ genbeirat ſetzt ſich aus Angehörigen der verſchiedenen Wirtſchaftszweige zuſammen d repräſentiert ſo die Geſamtwirtſchaft des eiligen Wirtſchaftsgebietes beim Treu— der der Arbeit, während die Sachver; ſtündigenausſchüſſe lich fachlichen Geſichtspunkten zu bilden ſind Der Sachverſtändigenbeirat Von den Mitgliedern des Beirates muß verlangt werden, daß ſie mit allen ſozialen und wirtſchaftlichen Fragen der Wirtſchaft des betreffenden Treuhänderbezirks vertraut ſind. Vom Sachverſtändigenbeirat werden daher in der Regel die Anregungen und Vorſchläge in allen das Wirtſchaftsleben des betreffenden Bezirks berührenden grundſätz— lichen Fragen ausgehen. Andererſeits iſt der Sachverſtändigenbeirat, weil er die Wirtſchaft des geſamten Bezirks verkörpert. 90 dazu berufen, dem Treuhänder der Ar— eit ein ſtändiges Spiegelbild der wirtſchaftlichen Vorgänge in ſeinem Be— zirk zu geben und ihn in allen grundſätzlichen Fragen auf dem Gebiete der Sozialpolitik zu beraten. In dem Sachverſtändigenbeirat be— ſitzt der Treuhänder der Arbeit ein Inſtru— ment, das es ihm ermöglicht, ſich ſtändig über alle ſozialen und wirtſchaftlichen Vor⸗ kommniſſe in den verſchiedenen Wirtſchafts— zweigen zu unterrichten. Damit die Gewähr beſteht, daß ſich der Sachverſtändigenbeirak aus einer Ausleſe der beſten und brauchbarſten Kräfte zuſam⸗ menſetzt, und um andererſeils den Treuhän⸗ dern der Arbeit die Auswahl dieſer Kräfke nach Möglichkeit zu erleichtern, iſt der Deut⸗ ſchen Arbeiksfronk die Verpflichtung auf⸗ erlegt worden, den Treuhändern der Arbeik eine Vorſchlagsliſte zu übermitteln. Zur Vorbereitung dieſer Vorſchlagsliſte legen die Treubänder der Arbeit der Deut⸗ nach vornehme! ſchen Arbeitsfront zunächſt ein Verzeichnis derjenigen Wirtſchaftszweige vor, aus denen ſie die Mitglieder des Sachverſtändigenbei— rates zu berufen beabſichtigen. Dieſe Ver— zeichniſſe ſind bis zum 15. März der Deut⸗ ſchen Arbeitsfront zu übermitteln. In die— ſem Jahr wird allerdings dieſe Friſt ver— längert. Für die ihr von den Treuhändern der Arbeit bezeichneten Wirtſchaftszweige hat die Deutſche Arbeitsfront ihr als Sach— verſtändige geeignet erſcheinende Perſönlich— keiten vorzuſchlagen und zwar je Wirkſchaftszweig fünf Bekriebsführer und Gefolgſchaftsangehörige(Arbeiter und Angeſtellte). Die Treuhänder der Arbeit können aus be⸗ ſonderen Gründen für einzelne Wirtſchafts— zweige auch die Benennung einer größeren Anzahl von Sachverſtändigen vorſchlagen. Als Gefolgſchaftsangehörige ſollen in erſter Linie Vertrauensmänner in Vorſchlag ge— bracht werden. Die Vorſchlagsliſten haben Gültigkeit für die Dauer eines Jahres. Aus den von der Deutſchen Arbeitsfront in Vor— ſchlag gebrachten Perſonen hat der Treuhän— der der Arbeit Dreiviertel der Mitglieder des Sachverſtändigenbeirates zu entnehmen; ein Viertel kann er frei, d. h. ohne Vorſchlag berufen. Die Mitgliederzahl des Sach— nerſtändigenbeirates ſoll 16 nicht überſteigen. Wenn es ſich auch im allgemeinen empfehlen wird, die Sachverſtändigen möglichſt in glei⸗ cher Anzahl den Betriebsführern und Ge— folgſchaftsangehörigen zu entnehmen, und auch bei den letzteren Arbeiter und Ange— ſtellte tunlichſt in angemeſſener Weiſe zu be— rückſichtigen, ſo hat der Geſetzgeber doch be⸗ wußt darauf verzichtet, in dieſer Hinſicht bin⸗ dende Vorſchriften für den Treuhänder der Arbeit zu erlaſſen. rat lediglich Beratungsorgan des Treuhänders der Arbeit ſein ſoll, dem alſo keine irgendwelche Abſtim— mungen erfordernde Entſcheidungen oblie-⸗ gen, und bei deſſen Zuſammenſetzung daher auch keine Paritätsgrundſätze zu berückſich tigen ſind. Der Treuhänder der Arbeit iſ daher aufgrund der Freiheit, die ihm der Geſetzgeber gelaſſen hat, in der Lage, der tatſächlichen! Sachverſtändigenbeirat der liche Wirtſchaftsſtruktur ſeines Bezirks ſoweit wi möglich anzupaſſen. Er braucht daher z. V nicht peinlich darauf zu achten, daß bei der Zuſammenſetzung des Sachverſtändigenbei— rates etwa das Stärkeverhältnis der einzelnen Wirk— ſchaftszweige unkereinander rein zahlenmäßig unter allen Umſtänden gewahrt iſt. Vielmehr kann er einzelne Wirtſchaftszweige oder auch innerhalb eines Wirtſchaftszweiges etwaige Großbetriebe, ihrer überragenden Bedeutung entſprechend. Das hat ſeinen guten Grund darin, daß der Sachverſtändigenbei⸗ im Sachverſtändigenbeirat beruckſichtigen, insbeſondere für den einen oder anderen Wirtſchaftszweig, wenn ihm dies geboten er— ſcheint, auch mehrere Sachverſtändige be— ſtimmen. Die Sachverſtändigenausſchüſſe Die Hauptaufgabe der Sachverſtändigen⸗ ausſchüſſe dagegen liegt auf dem Gebiet der Feſtſetzung von Lohn- und Arbeitsbedingun— gen. Tarifordnungen oder Richtlinien für den Inhalt von Bekriebsordnungen und Einzel- arbeitsverkrägen kann der Treuhänder der Arbeit oder ſein Beauftragter nur nach vor- heriger Berakung mit dem Sachverſtändigen⸗ ausſchuß feſtſetzen. Darüber hinaus ſteht es aber im Ermeſſen des Treuhänders der Arbeit, ſich der Mit- hilfe des Sachverſtändigenausſchuſſes zu be— dienen, wenn ihm das im Einzelfalle gebo— ten erſcheint. Abgeſehen von den Fällen der Feſtſetzung von Tarifordnungen und Richt⸗ linien für den Inhalt von Betriebsordnun— gen und Einzelarbeitsverträgen ſteht die Bildung von Sachverſtändigenausſchüſſen im freien Ermeſſen des Treuhänders der Arbeit. Er iſt hierbei an keine Vorſchlagsliſten geſetzlich gebunden, ſondern kann die Sach⸗ verſtändigen aus den ihm geeignet erſchei⸗ nenden Perſönlichkeiten ſeines Bezirks be— ſtimmen. Die Zahl der Mitglieder eines Sachverſtändigenausſchuſſes ſoll acht nicht überſteigen. Die Sachverſtändigen ſollen möglichſt in gleicher Zahl aus Betriebsfüh— rern und Angehörigen der Gefolgſchaft ent— nommen werden. Die Sachverſtändigen er— halten eine angemeſſene Entſchädigung für den ihnen erwachſenden Verdienſtausfall und Aufwand, ſowie Erſatz der Fahrkoſten. Im Reichsarbeitsminiſterium wird ein Regi⸗ ſter der Richtlinien und Tarifordnungen ei ellaſenen geführt und eine Sammlung der erlaſſenen Richtlinien und Tarifordnun— gen angelegt. Für lohnſtatiſtiſche Zwecke iſt den Füh⸗ rern von Bekrieben mik in der Regel von mindeſtens 50 Beſchäftigten die Verpflichtung auferlegt, zwei Abdrucke der Betriebsord⸗ nung dem Stakiſtiſchen Reichsamt(Abkeilung für Sozialſtatiſtik) einzuſenden, falls die Betriebsordnung die Höhe des Arbeiksenk- gelkes regelt. Auch in ſonſtigen Fällen kön⸗ nen das Skatiſtiſche Reichsamk wie die Treu händer der Arbeit die Einreichung eines Abdruckes der Betriebsordnung verlangen. In Ergänzung der Vorſchrift des Para— graph 28 des Geſetzes beſtimmt die Durch⸗ führungsverordnung, daß etwa verhängte Geldbußen zum Beſten der NS.-Gemein⸗ ſchaft„Kraft durch Freude“ zu ver⸗ wenden find. Zeitungen getarnt, ebenfalls große Mengen von Zerſetzungsmaterial. Da gibt es eine große Sandkiſte mit Streuſand, die ſich beim näheren Zuſehen als Attrappe herausſtellt, die hohl iſt und in der ſich bequem ein Mann verbergen kann. Falltüren und ge⸗ heime Gänge ſind Selbſtverſtändlichkei— ten in dieſem Hauſe. Vom Dach aus führte eine eiſerne Leiter auf Dächer der Nebenhäuſer, über die ge⸗ ſuchte Perſonen ſehr leicht verſchwinden konnten. Der geheime unterirdiſche Gang zur Bartelſtraße iſt ebenfalls zu ſehen. Ferner hat das Haus ſogar Zugänge zur Kanaliſation, durch die man in Ge⸗ fahrfällen Waffen von Stadtteil zu Stadtteil bringen konnte. Der Clou vom Ganzen iſt zweifellos das Bad im Keller. Hier entdeckte man beim Abklopfen der Wände, beim Berühren einer Schraube, daß dieſe Schraube loſe war und offenbar einen Kontakt auslöſte. Als man der Sache nachging, ſtellte ſich plötzlich eine gekachelte Wand als getarnte Tür her⸗ Zus. Dieſe Tür führte in einen beſonderen Keller, der einen weiteren Zugang nicht be— ſaß. In dieſem Keller hat man große Men⸗ gen von Waffen aller Art gefunden. Bei po⸗ lizeilichen Durchſuchungen war ſelbſtver— ſtändlich in dieſer Zelle immer gerade„je— mand beim Ankleiden“, ſo daß man auf eine beſondere Beſichtigung der Zelle verzichtete. Die Tür war von innen ebenfalls mit Ziegel— eſtinen ausgemauert, etwa einen haben Me⸗ ter ſtark, und daher auch beim Abklopfen der Wände nicht feſtzuſtellen. Die Polizei verſuchte natüelich bei jeder Durchſuchung des Hauſes ſich einen Plan von der Einrichtung zu machen und insbeſondere feſtzuſtellen, in welchen Zimmern beſtimmte Perſonen untergebracht waren. Es wurde alſo ein Plan der Zimmernummern aufge— ſtellt und angegeben, in welchem Zimmer beſtimmte Funktionäre ihren Arbeitsplatz hatten. Die KPD. führte die Polizei dadurch irre, daß ſie nach jeder Durchſuchung ſämt⸗ liche Zimmernummern änderte und alle Per⸗ ſonen im Hauſe in andere Räume ſetzte, al⸗ ſo einen großen Raumaustauſch vornahm, der eine vollkommen neue Lage ſchuf. die Konferenz von Nom Beginn der Beſprechungen. Rom, 15. März. Die Beſprechungen über die Fragen des Donauraumes, zu denen der italieniſche Staatschef Muſſolini eingeladen hat, ſind jetzt im Gange. g 5 Am Mitktwoch mittag empfing Muſſolini den öſterreichiſchen Bundeskanzler Dr. Doll ⸗ fuß in Privataudienz. Die Anterredung dauerte über eine Stunde. Am Vormittag hatte Dr. Dollfuß an den Königsgräbern im Pantheon und am Grab⸗ mal des Unbekannten Soldaten Kränze nie⸗ dergelegt. Der ungariſche Miniſterpräſident Gömbös hatte ſeine erſte Unterredung mit Muſſolini bereits am Dienstag. Die Mit⸗ tagsausgabe des halbamtlichen„Gior⸗ nale d'Italia“ ſchreibt, die italieniſche Donaupolitik wolle keineswegs auf einen italieniſch-öſterrei⸗ chiſch⸗ungariſchen Block nach Art der Kleinen Entente zuſteuern, ſon— dern ein Syſtem zweiſeitiger, miteinander verketteter Abkommen ſchaffen. Eine Unterredung mit Dollfuß Bundeskanzler Dollfuß gewährte einem Vertreter der halbamtlichen italieniſchen Nachrichtenagentur eine Unterredung. Er er— klärte, Italien handele in der Frage der Ge⸗ ſundung der wirtſchaftlichen und politiſchen Verhältniſſe im Donauraum naturgemäß auch in ſeinem Intereſſe, allein die Bedeu⸗ tung des italieniſchen Planes liege eben darin, daß er mit den eigenen Intereſſen Italiens auch die Lebensnotwendigkeiten der anderen Völker und Staaten berückſichtige. Er freue ſich, daß in dieſer Beziehung zwi⸗ ſchen Italien und Oeſterreich volle Ueberein— ſtimmung beſtehe. Italien, Oeſterreich und Ungarn, ſuhr Dr. Dollfuß fort, haben ja ein gleich ſiarkes In- tereſſe daran, an der Donau einen Zuſtand herſtellen zu helfen, in dem ſich die werkvol⸗ len Kräfte in dieſem für das ganze europä- iſche Land ſo wichtigem Gebiet nicht im Kampf mikeinander aufreiben, ſondern der die Juſammenfaſſung dieſer Kräfte in neuer entſprechender Form zum Zwecke der Wie⸗ dergeſundung des Wirkſchafkslebens und der gemeinſamen Kulturarbeit ermöglicht, ein Jiel, das niemanden von der Mitarbeit aus- ſchließen wird, weil ſeine Erreichung im In⸗ kereſſe aller liegt. Nach Pariſer Meldungen werden die römiſchen Beſprechungen von der Pariſer Preſſe ſehr aufmerkſam verfolgt und einge— hend kommentiert. Ganz allgemein ſteht man in Frankreich dem Plan Muſſolinis nicht ab⸗ lehnend gegenüber, weil man in ihm die einzige Möglichkeit ſieht, Oeſterreich dem deutſchen Einfluß zu entziehen. Nur der „Populaire“ ſchreibt, Italien habe nichts an⸗ zubieten, was für Oeſterreich oder Ungarn den Verluſt der Vorteile erſetzen könnte, die Deutſchland ihnen biete. Sippenämter ſtatt Standesämter Verkürzung der Schulzeit? München, 15. März. Auf der Münchener Arbeitstagung des Sachverſtändigenbeirates für Volksgeſund— heit bei der Reichsleitung der NSDAP. hat Miniſterialdirektor Dr. Gütt vom Reichs⸗ innenminiſterium bedeutſame Ausführungen über eine Reihe von Plänen gemacht, die auf dem Gebiet der Erb- und Raſſenpflege in Vorbereitung ſind. Er bezeichnete es als notwendig, eine erbbiologiſche Beſtandauf⸗ nahme des deutſchen Erbgutes durchzufüh⸗ ren, um Geſundheitsämter und Eheberater in die Lage zu verſetzen, die Eheſchließenden vor der Ehe auch wirklich einwandfrei bera— ten zu können. Dr. Gütt teilte mit, daß die Standesämter zu Sippenämtern umgebildet werden ſollen, um in ihnen langſam Jamilienchroniken entſtehen zu laſſen. Es gelte Familienchroni⸗ ken zu ſchaffen, in denen alles zuſammenge⸗ tragen wird, was heute ſchon vorhanden iſt, um Eheſchließende wirklich beraten zu kön— nen. Nur wenn es gelinge, den Laſtenausgleich für die kinderreiche Jamilie zu erreichen, wenn es nicht mehr lohne, kin⸗ derarm oder unverheiratet zu bleiben, werde unſer Volk einen biologiſchen und wirtſchaft⸗ lichen Aufſtieg erleben. Darüber hinaus müſ⸗ ſe es gelingen, die Seele unſeres Volkes für Erb⸗ und Raſſenpflege und für die Erkennt⸗ nis der biologiſchen Lebensnotwendigkeiten des Geſamtvolkes zu gewinnen. Es gelte namentlich dem deutſchen Volke und der Ju⸗ gend klarzumachen, daß nicht Bildang, Ueberheblichkeit und gutes Leben des Einzel- nen den Wert des Lebens ausmachen, ſon⸗ dern daß es darauf ankommt, eine geſunde Familie zu begründen und der eigenen Fa⸗ milie und dem Volke den Beſtand zu er⸗ möglichen. Es müſſe eine Schul- und Hochſchulreform ce! werden. Ne 9905 5 45 4 dienſt eingeführt und dieſe Zeit durch Ver⸗ kürzung der Schulzeit wieder eingeholt wird. So erſtrebe das Reichsinnenminiſterium eine e der Schulzeit. Es müſſe wieder möglich gemacht werden, daß begabte Kinder nach drei Jahren volksſchulbildung zur höheren Schule gelangen können, und es müſſe gelingen, das neunte Jahr der höheren chule zu einem Jahr der nationalpolitſſchen Erziehung umzuwandeln, um Zeit zu ge⸗ winnen. Sſterreich Die Beteiligung der Heimwehr an der Regierung. Wien, 15. März. In einer Heimwehrführertagung ſind grundſätzliche Forderungen des Heimatſchut⸗ zes auf maßgebende Beteiligung an der Re⸗ gierung aufgeſtellt worden. Neben den Po— ſten des erſten Bürgermeiſters von Wien wird auch der Vizebürgermeiſterpoſten ver⸗ langt. Die Forderung auf Einräumung eines Miniſterpoſtens ohne Geſchäftsbereich für den Bundesführer Skarhemberg iſt in den letzten Tagen wieder aufgegeben worden, da der Bundesführer ſich ſeine Handlungsfreiheit wahren will und in heimwehrkreiſen die Befürchtung beſtehen ſoll, daß der Einkrikt des Bundesführers in das Kabinett zu be⸗ ſtimmken Bindungen der Heimwehrführung gegenüber der Regierung führen würde. Dagegen ſoll der ſtellvertretende Bundes⸗ führer Steidle jetzt verlangen, daß das von ihm geleitete Bundeskommiſſariat für Pro⸗ paganda zu einem Miniſterium erhoben und er als Propagandaminiſter in das Kabinett aufgenommen wird. Der Streik in Spanien Kein Generalſtreik. Madrid, 15. März. Die Streiklage in Madrid hat ſich nicht berändert. Die konſervative„Epoca“ fordert das ſofortige Verbot der ſozialiſtiſchen Par⸗ tei und ihrer zuſammengefaßten Gewerk— ſchaften. In Barcelona iſt der Generalflreik nicht ausgebrochen. Dagegen wurde Südkatalo⸗ nien von einer ausgedehnten Streikwelle er- faßt. In vier kataloniſchen Provinzſtädlen iſt der Generalſtreik erklärt worden und in weiteren ſechs Skädten ſind Teilſtreiks aus- gebrochen. Unruhen wurden nicht gemeldet. In der Nacht begaben ſich mehrere Unbe— kannte auf den Friedhof in Barcelona, wo ſie das Grab des Katalanenführers Ma⸗ cia mit Benzin übergoſſen und anzündeten. Beim Verlaſſen des Friedhofes wurden die Unbekannten von den Wächtern beſchoſſen. Deutſche Tagesschau Dr. Goebbels über die Pflichken des Arbeiks⸗ dienſtführers. Zu dem neu erſchienenen Heft„Der Füh— rer im Arbeitsdienſt“ hat Reichsminiſter Dr. Goebbels folgenden Vorſpruch geſchrie⸗ ben:„Der Arbeitsdienſt ſoll die große Schule für Diſziplin, Einordnung, Fleiß und Hin— gabebereitſchaft in unſerer ganzen Jugend werden. Er trägt damit eine hervorragende ſtaatspolitiſche Verantwortung. Jeder junge deutſche Menſch, der durch dieſe Schule hin— durchgegangen iſt, muß aus ihr geſtählt und geformt an Körper, Seele und Geiſt hervor— gehen. Dieſem Ziel zu dienen, iſt vor allem Pflicht der Führer des Arbeitsdienſtes. Sie ſind die Vordermänner eines zu ſeinem wah— ren Selbſt erwachten Volkes. Sie ſollen ſich immerdar dieſer großen Berufung würdig erweiſen.“ Richtlinien für die Losſprechung der linge. Der Reichshandwerksführer hat eine Reihe von Anordnungen getroffen, Lehr- aus denen hervorzuheben iſt, daß vom 1. Oktober dieſes Jahres ab die Losſprechung der Lehrlinge aus Anlaß der beſtandenen Geſellenprüfung und der Geſellen anläßlich der beſtandenen Meiſterprüfung nur noch nach einheitlichen Richtlinien und in feier⸗ lichem Rahmen erfolgen ſoll. Rund 19 500 Innungsverſammlungen am a 21. März. Die„Fleiſcherverbandszeitung“ veröffent⸗ licht eine Anordnung des Reichshandwerks⸗ führers W. G. Schmidt, wonach ſämtliche deutſchen Handwerkerinnungen am 21. März 1934 aus Anlaß der Eröffnung der Arbeits- ſchlacht 1934 Innungsverſammlungen abzu⸗ halten haben. In den Städten bis zu 10 000 Einwohnern und in ländlichen Gegenden können die Innungsverſammlungen gleich⸗ zeiſig mit den Veranſtaltungen, die zu der⸗ ſelben Zeit von der NS.-Hago durchgeführt werden, zuſammen abgehalten werden. In Mittel⸗ und Großſtädten halten die einzel⸗ nen Innungen beſondere Innungsverſamm⸗ lungen und zwar jede Innung für ſich ab. Insgeſamt werden auf dieſe Weiſe rund 19 500 Innungsverſammlungen abgehalten, an denen bei voller Beteiligung aller Stan⸗ desgenoſſen mindeſtens drei Millionen Hand— werker teilnehmen werden. Auslands⸗Nundſchau Arbeiksloſenlokterie in Neuyork. Zum erſten Male in der Geſchichte der Vereinigten Staaten iſt jetzt für Neuyork eine amtliche Lotterie vorgeſehen, die von der Hilfsliga zur Unterſtützung der Ar— beitsloſen zweimal jährlich veranſtaltet werden ſoll. Man gedenkt dadurch für die Sache der Arbeitsloſen einen Gewinn von 20 bis 30 Millionen Dollar zu erzielen. Sturmfahrt Elf Verletzte. London, 15. März. Der Cunard⸗-Dampfer„Berengaria“ traf nach einer ſtürmiſchen Ueberfahrt mit ſtarker Verſpätung aus Neuyork in Sout— hampton ein. 5 Am Sonnkag wurde das große Schiff von rieſigen Wellen dermaßen hin- und herge- worfen, daß zwei im Kaſſenraum eingebaute Stahlſchränke von drei Meter Höhe und ei⸗ nem Gewicht von ſe zwei Tonnen losgeriſ⸗ ſen und umgeſtürzt wurden. Zahlreiche Mö⸗ belſtücke und viel Geſchirr wurde zerbrochen. Zehn Fahrgäſte und ein Mann der Beſat⸗ zung erlitten leichtere Verletzungen. Mittwoch vormittag mußte das Schiff be⸗ reits wieder die Fahrt nach Neuyork antre⸗ ten. Es nahm 150 Kiſten Gold im Werte von anderthalb Millionen Pfund Sterling, 2000 Barren Silber und 6000 Kiſten Likör mit. Verhaftungen in Eſtland Vor der Auflöſung des Parlaments. Reval, 15. März. Die eſtländiſche Regierung hat bekanntlich die Partei der Freiheitskämpfer aufgelöſt. Es werden fortwährend Verhaf— tungen vorgenommen. Mittwoch früh wurde der Bürgermeiſter von Dorpat, Ainſon, und der Stadtrat Aaremaa verhaftet, fer⸗ ner in Reval der Oberſt a. D. Seimane, der zu den bekannteſten Offizieren des Be— freiungskrieges gegen Rußland gehört hat. Unter den weiteren Verhafteten befinden ſich neben vielen Reſerveoffizieren und Rechts⸗ anwälten auch viele Beamte So wurde in Petſchur faſt der geſamte Beamtenbeſtand des Grundbuchamtes und der Friedensrich⸗ ter verhaftet. Eine Landgemeinde Südeſt— lands blieb ohne ärztliche Hilfe, da Arzt und Apotheker verhaftet wurden. f 4 1 0 00 Der leitende Arzt des Krankenhauſes in Oberpahlen wurde in dem Augenblick verhaf⸗ lei, als er gerade eine Operation durchführen mußte. Die Operation erfolgte dann unter polizeilicher Bewachung. Der Aelteſtenrat des Parlaments beſchloß, das Parlament am Freitag nach Annahme des Staatshaushaltes, die in einer Sitzung in drei Leſungen erfolgen ſoll, aufzulö⸗ ſen. Da es kaum anzunehmen iſt, daß die für den April angeſetzten Präſidenten⸗ und Parlamentswahlen bei der gegenwärtigen Lage ſtattfinden, ſo iſt mit einer längeren parlamentsloſen Zeit zu rechnen. In dieſer Zeit wird der jetzige Staatsälteſte Päts mit den Vollmachten eines Staatspräſi⸗ denten die Regierung führen. Den verhaf⸗ teten Führern der Freiheitskämpferverbände wird Vorbereitung eines bewaffneten Auf⸗ ſtandes vorgeworfen. Pariſer Angriff auf London Scharfe Ablehnung der engliſchen Abrü⸗ ſtungspläne. Paris, 15. März. Im„Echo de Paris“ erklärt der Außen⸗ politiker des Blattes, Pertinax, es für aus⸗ geſchloſſen, daß die franzöſiſche Regierung den engliſchen Abrüſtungsvorſchlägen zuſtim⸗ men werde. Pertinax erklärt, eine Zuſtim⸗ mung komme„einer Legaliſierung der Ver⸗ tragsperletzung, die Deutſchland durch die Aufrüſtung begangen habe“, gleich. Frank⸗ reich könne nicht einmal zugeben, daß es in ſeiner Freiheit zur Durchfuhrung der not— wendigen Verteidigungsmaßnahmen irgend—⸗ wie eingeſchränkt werde.„Petit Pariſien“ betont, die franzöſiſche Regierung werde ſich auch diesmal mit der nötigen Klarheit und Geſchmeidigkeit ihrer Aufgabe entledigen. Man habe franzbſiſcherſeits genügend auf die Gefahren aufmerkſam gemacht, die die engliſchen und italieniſchen Abrüſtungsvor— ſchläge für die franzöſiſche Sicherheit beden⸗ teten. Das Blatt geht zu einem wenig höflichen Angriff auf England über, indem es fork⸗ fährt, man müſſe ſich fragen, was aus der Achtung vor den Verkrägen werde, wenn ſich eine Macht das Recht anmaßze, grundlegende Aenderungen an dieſen Verträgen vorzuneh⸗- men, ohne die anderen Mächte vorher zu befragen, und was aus dem ganzen Teil 5 des Verſailler Vertrages werde, der die Mi⸗ litärklauſeln enthalte, wenn er„nicht nur von Deutſchland mik Füßen getreten“(9) werde, ſondern auch von denjenigen Mäch⸗ ten, die ihn dem Reich aus perſönlichen Gründen eigener Sicherheit aufgezwungen hätten. Eine ſolche Politik könne vielleicht Italien genehm ſein, das niemals für den Völkerbund beſondere Beachtung gehabt habe. Sie führe aber nur zu einem impro⸗ viſierten und auf wenige Mächte beſchränk⸗ ten Abkommen ohne ernſte Durchführungs⸗ garantie. Man dürfe ſich darüber nicht im Zweifel ſein, daß dies außerdem den Tod des Völkerbundes bedeuten würde. * Auch Litwinow hat einen Plan London, 15. März. Der diplomatiſche Korreſpondent des„Dai⸗ iy Telegraph“ ſchreibt, die Sowſetregierung wolle wiederum eine aktive diplomatiſche Rolle in Europa ſpielen. In der Erwartang, daß die Abrüſtungsverhandlungen fehlſchla⸗ gen, bereite Litwinow einen neuen Sicher— heitsplan vor. Er werde aus einem Pakt ge⸗ genſeitigen Beiſtandes und einem Nichtan⸗ griffsabkommen beſtehen. Alle Mächte ſollen zur Teilnahme eingeladen werden. In dem Plan werde die neue Definition des Angrei— fers enthalten ſein, die in den im Sommer vergangenen Jahres abgeſchloſſenen Perträ⸗ gen gegeben wurde. — Der erſie Spakenſtich. Am Jahrestag der ent⸗ ſcheidenden Berliner Stadtverordnetenwahlen wurde in Gegenwart der Mutter und Schwe⸗ ſter Horſt Weſſels ſo⸗ wie des Reichsminiſters 85 tenfeich 30 erſte patenſtich zur Umge⸗ fel laß des Horſt⸗Weſ⸗ el⸗Plaßes, des früheren roten Bülowplatzes, vollzogen. . In lurzen Worten: 1 Der Reichsarbeitsminiſter hat eine Durch⸗ führungsverordnung zum Geſetz über den Schutz der nationalen Arbeit erlaſſen. Im Reichsgeſetzblatt wurde das Geſetz zur Vorbereitung des organiſchen Ausbaues der deutſchen Wirtſchaft vom 27. Februar 1934 veröffentlicht. Die Reichsbahn hat die Ausgabe der Win— terurlaubskarten bis zum 30. April verlän⸗ gert. Auch die Vergünſtigungen bei Geſell⸗ 1e bleiben bis zu dieſer Zeit be⸗ ehen. In der preußiſch⸗ſüddeutſchen Klaſſenlotte— rie wurde am Mittwoch das große Los ge⸗ zogen; es fiel auf die Nummer 197054. Der öſterreichiſche Bundeskanzler Dollfuß hatte am Mittwoch mittag eine Beſprechung mit Muſſolini, die über eine Stunde dauerte. Die franzöſiſche Regierung hat dem polni— ſchen Außenminiſter Beck mitgeteilt, daß Außenminiſter Varthou ſeinen beabſichtigten Beſuch in Warſchau im April abſtatten wird. Wie aus Tokio gemeldet wird, konnten aus dem Wrack des gekenterten japaniſchen Zerſtörers bisher insgeſamt 49 Leichen ge— borgen werden. Die Winterurlaubskarten Ausgabe bis 30. April verlängert. Berlin, 15. März. Die Deutſche Reichsbahn hat verfügt, daß interurlaubskarten bis zum 30. April ausgegeben werden. Sie gelten zwei Monate. Wird z. B. die Hinreiſe am 30. April angetreten, dann muß die Rückreiſe ſpäteſtens am 29. Juni 24 Uhr beendet ſein. In gleicher Weiſe werden die beſonde⸗ ren Vergünſtigungen von Geſell⸗ ſchaftsfahrten während der Winters— zeit, die in unentgeltlicher Beförderung eines weiteren Teilnehmers beſtand, ebenfalls bis zum 30. April verlängert. Es werden alſo bis zum 30. April bei Bezahlung für 12 bis 19 Erwachſene eine Freikarte, bei Bezah— lung für 20 bis 39 Erwachſene zwei Frei⸗ karten, bei Bezahlung für 40 bis 99 Erwach⸗ ſene drei Freikarten gewährt. Der Anapnen letzte Fahrt Kundgebung zu Ehren der Toten von Kar— ſten-Cenkrum. Beuthen, 15. März. In Beuthen fand zu Ehren der ſieben To— desopfer der Grube Karſten-Centrum unter Teilnahme der Behörden und nationalſozia— liſtiſchen Organiſationen eine Trauerkundge— bung ſtatt. Beſonders zahlreich waren die Kameraden der Verunglückten und die Ve— legſchaften der oberſchleſiſchen Gruben mit ihren Fahnen vertreten. Oberpräſident und Gauleiter Staatsrat Brückner betrat in Begleitung des Staats- rats Schuhmann als Vertreter des Führers der Deutſchen Arbeitsfront, Dr. Ley. und Reichsbetriebsgruppenleiters für den Berg— dau. Stein, den Grubenhof. Auf den Ehren— plätzen befanden ſich die Angehörigen der toten Bergknappen. denen Oberpräſident Brückner das Beileid ausſprach. Muſikvorträge leiteten ſiber zur Eröffnung Die Reiserban Schlient die Schalters ROMAN VON F. WIL Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle(Saale) Vorerſt zehntauſend Frank, ſpäter mehr den vierten Teil.“ „In Deviſen?“ fragte der Geierhafte. „Natürlich— oder wollen Sie behaupten, Sie hätten keine?“ „Haben— aber der Beſitz iſt in höchſtem Grade un— moraliſch!“ „Schadet nicht, die Unmoral fängt erſt an, wenn es offiziell wird. Ich zeichne auch!“ „Alſo legen wir zuſammen, das heißt, vielleicht iſt Herr Graf Kurikoff ſo liebenswürdig und begleitet mich hernach heim; dabei könnte ich das Geld herausgeben.“ auf kommende Zinſen, tue ich „In der Hoffnung auch mit.“ Selbſt der Geierhafte entſchloß ſich ſeufzend zur Be⸗ teiligung. Schließlich wollte er kein Außenſeiter ſein, wo cen rſchen Kontos. In Anbetracht der Werte, die für uns auf dem Spiel ſtehen, iſt das wenig, und ich hätte es vorgelegt, wenn es mir möglich wäre.“ „Das nenne ich Geld wegwerfen“, krümmte der Geier— hafte die Krallenhände, als wolle er ſein Geld ſeſthalten. „Was an mir liegt“, ſagte der Dicke und ſah von einem zum andern,„wir ſind alle arme Sünder, alſo ich zahle der Trauerfeier, die Oberbürgermeiſter Schmieding⸗Beuthen vornahm. Oberprä⸗ ſident Brückner gedachte ber Opfer der Ar⸗ beit und grüßte die Angehörigen als Vertre⸗ ter des Führers. Ehrende Worte richtete der 1 an die tapfere Rettungsmann⸗ aft. Mit dem Deutſchland⸗Lied und Horſt⸗Weſ⸗ ſel⸗Lied ſchloß die eindrucksvolle Feier. Ein Fiſchdampfer verſenlkt Ein raffinierter eee pe aufge⸗ i ärk. Bremerhaven, 15. März Der Weſermünder Fiſchdampfer„Watan“ war im Februar in der Nähe von Island geſunken, die Beſatzung gerettet, aber bald wurden der Reeder Kuhr und der Macchiniſt Skoerup verhaftet, da der Verdacht beſtand, daß 110 Dampfer zum Sinken gebracht wor⸗ en iſt. Skoerup geſtand jetzt den Dampfer auf ganz raffinierte Art zum Sinken gebracht zu haben. die Vorbereitungen waren bereits getroffen worden, als das Schiff noch im Ha⸗ fen von Weſermünde lag Er gah an, zu dieſer Tat von dem Reeder Friedrich Kuhr angeſtiftet worden zu ſein. Der Dampfer mar von den Eigentümerin, der Firma Kohlen · berg u. Putz mit 180 000 mark und 1000 Pfund Sterling verſichert. Außerdem hat Kuhr den Dampfer, der ihm gar nicht ge; hörte, noch mit weiteren 40 000 Mark für ſich perſönlich verſicherk. Skoerup waren für das Verſenken des Dampfers 10 000 Mark und eine Anſtellung f einem in Hamburg für Rechnung Kuhrs im Bau befindlichen Fiſchdampfer verſpro⸗ chen worden. Kuhr hat unter dem Druck des Beweismaterials gleichfalls ein Geſtändnis abgelegt, Über 100 Tote Schwere Dynamiktexploſion. Newyork. 15. März. Das Newyorker Büro der Allamerica Ca- bel Co. erhielt eine Meldung aus Salvador, nach der bei einer Dynamitexploſion unweit von La Libertad in Salvador über 100 Per · ſonen ums Leben gekommen ſind. Letzte Nachrichten Papageienkrankheit in Leipzig. Leipzig, 15. März. Wieder ſind einige Fälle von Papageienkrankheit in Leipzig aufgetreten. Es handelt ſich um drei Erkran— kungs⸗ und drei Verdachtsfälle. Zwei Er— krankungsfälle ſind tödlich verlaufen. Die Erkrankungen laſſen ſich auf die Berührung von Wellenſittichen zurückführen, die von einem Leipziger Privatzüchter ſtammen. Es 925 alle Gegenmaßnahmen getroffen wor— en. Drei Todesopfer eines Lawinenunglücks. Oberſtdorf, 15. März. 13 Herren und Da— men unternahmen im Kleinen Walſertal eine Skipartie auf die etwa 1700 Meter hohe Kugernſpitze. Etwa 100 Meter unter dem Gipfel riß eine Lawine drei der Teilnehmer, zwei Herren und eine Dame, etwa 400 Me— ter in die Tiefe. Die zwei Herren wurden bereits tot geborgen. Die Dame konnte noch zu bewahren. 39 Wortlos ſtauden ſie ſich einander gegenüber, die Blicke „Beſcheiden iſt er nicht, dafür vermittelt er uns aber eine ganz genaue Aufſtellung des Breme ineinander verkrampft. — trunken: neuen Wunders. Hanny faßte ſich zuerſt. Hannys Stimme. Hand. erzählt hatte. werden.“ ein Geſchäft zu machen war; wenn er auch Bedenken gegen„Die Papiere, Alex.“ das blinde Vertrauen zu dieſem ruſſiſchen Grafen hatte, ausſchließen wollte er sch nicht. „Ich danke Ihnen, weine Herren, für Ihr Vertrauen und hofſe, Sie nicht zu ſehr zu enttäuſchen“, vorneigte ſich Graf Kurikoff. ö — Hanny von Hochſtedt hatte den Beſuch Alex Reiſers im Unterſuchungsgefängnis ertrotzt. Bei ihrem unerwarteten Anblick verwirrten ſich ſeine Gedanken. Blindes Entzücken überkam ihn. Das Gefühl überwältigte ihn. Nur mühſam vermochte er ſeine Haltung Tauſend Sehnſüchte erwachten, machten ſeine Sinne „Daß du zu mir gekommen biſt?!“ ſtammelte er. Sekundenlang wallte ein zitternder Strom bewegter Gedanken von einem zum anderen, entzündete ſich unſicht— bar, wurde Flamme. Liebe leuchtete im lichten Glanz ewig Nur eine Viertelſtunde gehörte ihnen, ſo hieß es mit der Zeit geizen. Fünfzehn Minuten ſind eine unmeßbare Zeit- ſpanne, gedehnt zu Unendlichkeiten im Martyrium eines Leidens, ein Nichts, ein blitzhaftes Zerrinnen im Glück. „Wir müſſen die Zeit nützen, nüchtern ſein“, bebte, ent— gegen dem vernünftigen Sinn, verräteriſches Zittern in 7.— „Du biſt verletzt?“ Er bemerkte erſt jetzt die verbundene F ißt ichts“ 8 io 1 b12 1 2 1 0 10 , ,, 5 los ſchritt Hanny zur Tür, rückwärts, ſeine Augen bis zum letzten Augenblick feſthaltend. grenztheit abgeſtreift, ohne Scheu vor dem Wärter gab ſie ſie preis. Eine Sekunde zögerte ihk Fuß auf der Schwelle; dann ſchloß ſich die Tür hinter ihr. Betäubt ſtarrte Alex Reiſer ihr nach. Ganz verwandelt hatte ſie ausgeſehen, anders, ſchöner, geadelt vom Geleucht einer reinen Liebe, die goldene Sterne wob in die ver zweifelnde Nacht zermurbenden Schickſals. Er verſtand ſie nicht, bis ſie ihm das Erlebnis der Nacht „Brandſtiftung, Hanny, und du ſollteſt das Opfer Entſetzen würgte ihm in der Kehle. Mit ſcheuem Blick nach der Tür, nahm er die verbundene Rechte, küßte ſie zärtlich, dankbar.„Daus haſt du für mich getan?!“ „Alex, wir müſſen handeln“, wehrte ſie und empfand erſchauernd die beglückende Berührung ſeiner Lippen. „Handeln? Ich bin eingeſperrt wie ein Verbrecher.“ Er ſah finſter an ihr vorbei.„Mit gebundenen Händen micht gefunden werden, jedoch beſteyt rein Zweifel, daß auch ſie getötet wurde. 9 Das große Los Berlin, 15. März. Die 42. Preußiſch. Süddeuiſche Klaſſenlot⸗ kerie kam am Mittwoch mit der Ausſpielung der 5. Klaſſe zum Abſchluß. Mittwoch früh wurde das große Los gezogen und kraf auf die Nummer 197 054. Dieſe Glücksnummer wird in der erſten Abteilung in Achkelloſen in Berlin und in der zweiten Abkeilung ebenfalls in Achteln in Sachſen geſpiell. Auf jede Ableilung wird eine Million Reichs. mark ausgeſchüttet. Warum wird der Stahl hart? Intereſſantes aus der Geſchichte der Eiſen⸗ härtung. „Der bedeutſamſte Werkſtoff der Gegenwart iſt der Stahl. Eine gewaltige Induſtrie be⸗ ſchäftigt ſich mit der Stahlerzeugung aus Roh— eiſen. Walzwerke, Schweiß⸗, Preß⸗ und Ham⸗ merwerke geſtalten im deutſchen Weſten die Landſchaft. Hochöfen ſind die„Viſitenkarten“ des Ruhrgebiets. Obwohl die Stahlgewinnung die Menſchheit ſeit Jahrtauſenden beſchäftigt, ſind erſt einige Jahrzehnte vergangen, ſeit man überhaupt weiß, warum das Eiſen bei der Härtung zu Stahl wird. In einem Ueberblick, den Profeſſor Wever vom Kaiſer⸗Wilhelm⸗In⸗ ſtitut für Eiſenforſchung über Stahlhärtung zu verſchiedenen Zeiten gab, bekam man einen Begriff von den ungeheuren Schwierigkeiten, die ſich vor die modernen Erkenntniſſe der Eiſenforſchung legten. i Schon in der klaſſiſchen griechiſchen Literatur findet man die Vorſtellung, daß der Stahl bei der Härtung geheimnisvolle Stoffe aus dem Härtemittel aufnehme. Dieſe Anſicht hat ſich durch das ganze Mittelalter hindurch er⸗ halten. Ein alchemiſtiſches Rezept zur Stahl- herſtellung verlangt das Blut eines dreißigjäh⸗ rigen Sanguinikers. In dieſem Blut gehärtet, ei ein hochwertiger Stahl zu erwarten. Um 1700 tauchte die Phlogiſtonlehre auf. Phlogi⸗ ſton ſollte der unbekannte Stoff ſein, der dazu beitrage, aus Eiſen Stahl zu geſtalten. An⸗ dere Forſcher wollten den Metallen eine Seele zuſchreiben, die ſie im Roheiſenzuſtand verloren haben. Bei der Erhitzung und Wiederabküh⸗ lung ſollte ſie zum Eiſen zurückkehren. Reau⸗ mur hatte neben der Erfindung des Ther⸗ mometers u. a. die Eiſenforſchung mit ſeinen Erkenntniſſen weiterzubringen verſucht. Die Kunſt, Eiſen in Stahl zu verwandeln, beruhe nicht auf dem Phlogiſton, es müſſe vielmehr eine ſalzig⸗ſchwefliche Säure ſein, die die Här⸗ tung erklären laſſe. Die alchemiſtiſche Wiſſen⸗ ſchaft hat naturgemäß auf der Suche nach dem Stein der Weiſen ungezählte Unterſuchungen angeſtellt. Dabei ergab die Säurelöſung des Eiſens u. a. einen Rückſtand, der aber erſt 1778 als Kohlenſtoff oder Graphit feſtgeſtellt wurde. Noch um die Mitte des vorigen Jahe⸗ hunderts gingen ganze Schiffsladungen Waſ— ſer von England nach Amerika, weil man glaubte, den amerikaniſchen Stahl bei der Härtung in engliſchem Waſſer hochwertiger her— ſtellen zu können. Heute iſt die Erkenntnis unbeſtritten, daß ſich die verſchiedenen Eiſenſorten nur in ihrem Kohlenſtoffgehalt unterſcheiden. Weder iſt ein beſonderes Waſſer für die Stablherſtellung notwendig, noch gibt es überhaupt geheimnts⸗ volle Stoffe, die der Stahl aus dem Härte⸗ mittel aufnimmt. Erſt ſeit 1908 weiß man auch z. B., daß das Eiſen ein kriſtalliniſches Gefüge hat. Damals ging im mähriſchen Iglau ein Meteoreiſenregen nieder, bei dem man Plättchen fand, die bei der mikroſkopiſchen Unterſuchung unzweideutig ergaben, daß das Eiſen keine glasartige Maſſe iſt, ſondern aus einer Häufung von beſonders gearteten Kri⸗ ſtalliten beſteht, die bei der Härtung unter verſchiedenen Temperaturen verſchiedene Wanid⸗ lungen durchmachen: vom Eiſen zum Stahl. — 1. ä 163 Der neue Luſtrieſe Schlaflabinen mit kalt und warm Waſſer. Wiederum wird das deutſche Volk eiten Beweis ſeines Könnens antreten, wenn„L. 129%, Deutſchlands jüngſtes und größtes Luft⸗ ſchiff, den Sieg deutſcher Technik in die Läfte trägt. Man macht ſich gar kein Bild, was für einen Koloß die neuen großen Bauhallen der Zeppelinwerft in Friedrichshafen beherbergen. 248 Meter lang und 41 Meter im Durchweß⸗ ſer, das ſind die Ausmaße des Duralumini⸗ umgerippes, alſo weit größer wie„LZ. 127% das 235 Meter lang und 30 Meter im Durch⸗ ſchnitt iſt. Das Gerippe ſelbſt hat, obwohl verſchiedene Reuerungen angebracht wurden, welche die Sicherheit erhöhen, mehr Raum und Bequemlichkeit bieten, trotzdem in der Konſtruktion denſelben Charakter wie LZ 127 „Graf Zeppelin“. Mit der Raumvergrößerung geht Hand in Hand die Erweiterung der Tragkraft des in 16 einzeln verſchließbaven Schotten eingeteilten Schiffes. So wird eine Verletzung der Außenwand keinen weſent⸗ lichen Einfluß auf die Manövrierfähigkeit des Luftrieſen ausüben, da ja höchſtens 1 oder 2 der mit Heliumgas gefüllten Schotten da⸗ von betroffen werden. Erheblich erweitert iſt der Platz für die Fahrgäſte, ſo daß 50 Fahrgäſten alle Be⸗ quemlichkeiten zugute kommen, die ſie auf einem luxuriös ausgeſtatteten Ozeanrie⸗ ſen haben. Das Schiff iſt zweideckig gebaut, hat ein A- und B⸗Deck, die übereinander lie⸗ gen und mittſchiffs angeordnet, ganz in den Rumpf eingebaut ſind. Im A⸗-Deck finden wir den Speiſeſaal, den Rauchſalon, eine Aufenthaltshalle, Schreib- und Leſezimmer und zum Wandeln je rechts und links der Tages⸗ räume einen Wandelgang mit vielen Fenſten, um einen freien Ausblick zu ſichern, des wei⸗ teren noch Schlafkabinen, ein- und zobei⸗ bettig mit kalt und warm Waſſer ausgeſtat⸗ tet. Das unter dem A-Deck liegende“ Dock enthält ebenfalls noch Schlaf- und Bade⸗ räume, ſowie Mannſchaftsräume. Der Schiſfs⸗ bug beherbergt den Führerraum mit Fund-, Steuer⸗ und Meteorologenſtand. In den Heliumgasbehältern ſind⸗ brandſichere Waſſerſtoffgaszellen ein⸗ gebaut, dieſe dienen dazu, um beim Landen oder Niedergehen Gas ablaſſen zu können und das teure Heliumgas zu ſparen. Die dier Maybach⸗Rohölmotoren(800/1000 PS) ver⸗ mögen bei billigſtem Brennſtoffverbrauch dem Schiff eine Geſchwindigkeit von 130 bis 150 Stundenkilometer zu geben. Man könnte von dieſem Wunder der Tech⸗ nik noch ſo viele Einzelheiten wiedergeben. Bei jeder Beſichtigung findet man Neues, das der Sicherheit, Bequemlichkeit und Zweckdien⸗ lichkeit unſeres Luftrieſen dient. l nicht kennen.“ „Trotzdem 2 D Geſicht...“ kann man nicht handeln. Wie ſoll ich den Feind finden, der im Dunkeln gegen mich wühlt?“ „Darüber wollte ich mit dir ſprechen. Alex, haſt du einen gefährlichen Feind?“ „Bewußt nicht— doch haben wir oft Feinde, die wir „Er will dich vernichten. Warum nur?“ „Ich habe in der vergangenen Nacht darüber nach gegrübelt, Hanny. In Wirklichkeit geht der Kampf niche gegen mich, ſondern gegen die Bank. Ich bin zur Unzeit gekommen, ſtehe ihnen im Wege— darum wollen ſie mich unſchädlich machen. Dazu gebrauchen ſie die alte Methode: Haltet den Dieb!“ „Sie ſollen dir nichts tun!“ Sie ſtampfte mit dem Fuß auf.„Du haſt doch niemandem etwas getan.“ ſtempeln ſie mich zum Verbrecher, zum Mörder— das verzeihe ich ihnen nicht.“ Er ſah mit wei geöffneten Augen ſtarr ins Leere. a „Alex“, ſagte ſie ganz leiſe, faſt ſchüchtern,„ich glaube, ich habe eine Spur gefunden.“ u?“ Er ſah ſie überraſcht, faſt verſtändnislos an. „Ja, der Mann im Hotel— weißt du, mit dem Mal int „Die Zeit iſt abgelaufen!“ unterbrach der Wärter. Sie verſtummte jäh. Ihre Liebe hatte alle Be— Fortſetzung folgt.) 2. Fortſetzung. 0 S c ieger bis zuletzt Roman von Erika Riedberg Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle(Saale) i Nachdruck verboten. „Tatſächlich, Gnädigſte! Mutter Erde hat mich wieder.“ „Schön! Alſo Ihre neueſte Laune?! Uebrigens— es ſieht da ganz hübſch aus. Warten Sie, ich komme zu Ihnen.“ 5 Ein leichtes Zungenſchnalzen— ihre Stute ſtreckte ſich im Sprung, und in einem wundervollen Satz landeten Roß und Reiterin drüben. Zurpfortens Reiterauge weidete ſich an dieſem Bilde. „Bravo!“ Er ſtreckte die Arme aus. Geſchmeidig glitt die überſchlanke Geſtalt an ihm nieder. Sie ſchüttelten ſich wie alte Kameraden die Hände. g„Nett, daß man ſich trifft! Unter uns: ich hatte ſchon darauf verzichtet, heute noch in dieſer gottverlaſſenen Ge— gend etwas Menſchliches aufzuſpüren.“ „Sehr verbunden! Alſo menſchlich bin ich doch noch in Ihren Augen?!“ 5„Ja!“ ſagte ſie trocken.„Aber wie lange werden Sie es bleiben? Ich ſterbe jetzt ſchon.“ Sie ſetzte ſich auf einen Baumſtumpf und fing an, mit der Reitgerte zwiſchen den Erikablüten herumzuſtochern. 5 Das tat ihm weh. Er liebte die rote Heide und konnte es nicht leiden, daß man die zarten Blumenglocken ſo ge— danken⸗- und zwecklos köpfte. Er ſagte darum mit unwill— kürlich ſchärferer Betonung: 8 „Das verſtehe ich nicht, Baronin! Kampen iſt doch Ihre Heimat.“ „Kann man nicht auch in der Heimat ſterben?“ fragte ſie gemacht träumeriſch. Er ärgerte ſich beinah: „Gewiß, aber nicht aus Langweile. Nach einem ver— nünftigen, arbeitsfrohen Leben ſoll mir Freund Hein gerade in der Heimat dereinſt ein Freund ſein.— Nun aber bitte“— er hielt, durch das beſtändige Blüten— abſchlagen total nervös gemacht, ihre ſchlanke Hand, die in einem däniſchen Handſchuh ſteckte, feſt—„laſſen Sie meine armen Heidekinder noch ein Weilchen leben, ſchönſte Frau! Es iſt zwar ſüß und ehrenvoll, für Sie zu ver— bluten, indes—“ Sie ſprang erſchrocken auf. „O Gott, Varon! Ich nehme alles zurück, was ich vor— hin ſagte. Sie ſind ſentimental! Sie predigen Arbeit und Moral! Sie werden in kurzer Zeit, wenn nicht ein Kloſter— bruder, ſo doch mindeſtens ein Ehemann ſein. Mit einem Wort: Sie ſind verloren!“ Sie raffte ihr Kleid und ging eilig auf ihr Pferd zu. Zurpforten folgte ihr lachend. „Baronin, jeder Menſch hat ſeine Achillesferſe. Ich kann es nicht leiden, wenn jemand auf ſeine Heimat ſchimpft oder nichtachtend von ihr ſpricht. Und wenn es die elendeſte Kate iſt: der Menſch ſoll Achtung vor ſeinem Vaterhauſe haben.“ Sie ſah ihn gereizt an. a „Laſſen wir die Achtung als ſelbſtverſtändlich beiſeite. Diebe für Ihre Heimat, beſter Zurpforten, haben Sie wahrhaftig nicht bewieſen.“ „Ich habe dieſe Liebe immer gehabt, Baronin, trotz meines Herumtreibens in der Welt. Das ſteckt nun mal ſo in uns. Erſt, wenn draußen alles gründlich quergegangen und mißraten iſt, kommen wir wieder zurück— verwun⸗ dert über unſere eigene Dummheit— und meiſtens reuig.“ Ihre Augen glitten ſchnell über ſeine elegante Geſtalt. „Reuig? Sie? Klaus von Zurpſorten? Kolkettieren Sie nicht mit Weltſchmerz, mein Lieber! Es ſteht Ihnen ganz und gar nicht. Was andere Sterbliche zeitlebens aus dem Sattel hebt, iſt Ihnen noch zum Ruhm ausgeſchlagen. Und nun kommen Sie daher und erzählen mir— mir was von Quergegangenem, und halten mir, weiß Gott, eine regelrechte Standpauke! Wiſſen Sie, wie Sie mir vor⸗ kommen? Wie eine Modeſchönheit, die die erſte Runzel entdeckt hat. Sie haben Anwandlungen, Baron!“ Sie ſetzte ihren Hut feſter und nahm die Zügel. Wun⸗ derhübſch, ſchick und raſſig ſah ſie aus, wie ſie ſo die kleine Fauſt auf den Sattel ſtüttzte, den feinen Hals mit einer un⸗ ſagbar hochmütigen, graziöſen Bewegung zu ihm zurück— wandte. Es war ein Bild, ein Klang aus ihrer beider Welt— einer Welt, die der Mann erſt zu kurze Zeit verlaſſen hatte, um ſie ſchan vergeſſen zu können. „Kommen Sie mit! Schlagen Sie ein paar Stunden ot mit einer, der mehr mißraten iſt als Ihnen.“ Sie war die verkörperte Verſuchung. Und in allem Löten lag es ſchon wie ein Befehl, wie ein Wiſſen:„Du kammſt ja doch!“ Klaus beugte ſich über ihre Hand. „Urnnöglich, Gnädigſte! Ihr Bruder war erſt heute bei mir, brachte eine hychoſfizielle Einladung. Ich kann doch nicht ſo in Kampen einfallen.“ „Wenn ich, die Hauslochter und verheiratete Frau, Sie mitbrinne...“ Da küßte er die kleine Fauſt, die ſo feſt die Gerte hielt, und band Wotan los. Langſam ritten beide nebeneinander die Chauſſee ent⸗ lang. „In einem wenigſtens ſind Sie ſich treu geblieben: Sie haben ein auſtändiges Pferd“, ſagte ſie, den Fuchs mit Keunerblieken muſternd.„Nicht mehr ganz jung; aber beiſer ein ciles Klaſſenpferd als zehn junge Ackergäule.“ JZulpforten ſah ihr lächelnd in die ſpöttiſchen Augen. Des war der altgewohnte Ton. Und er ſpitzte die Ohren uud kolgee ihm, wie ein ausrangiertes Trompeterroß dem 5 Die ſchöne Frau langweilte ſich. Sie hatte Luſt zu „einern kleinen Flirt. Er lief ihr juſt recht in den Weg. Dazu kamen alte Beziehungen— Vera Rehdern und Ktan Zurpforten hatten ſtets ausgezeichnet miteinander geſtanden. Ihr Katte, eine ſchwerfällige, mürriſche Natur, die pfortens Vorzüge und unvergleichliche Reiterkunft offen anerkannte. Die Pferde gingen prachtvoll. Hell ſchien die Sonne. Leicht und wonnig warm die Luft. Klaus' Herz pochte! Immerfort im Takt der klappern⸗ den Hufe, ſprach er zu ſich: „Ich werde ſie ſehen! Ich werde ſie ſehen!“ Einmal, da die Roſſe etwas verſchnauften, wandte ſich Vera zu ihrem Begleiter: „Sagen Sie, Baron! Haben Sie Albrecht nicht koloſſal zugeknöpft gefunden?“ Zurpforten hob nur die Achſeln hoch. Er wußte von früher, was hier zugeknöpft hieß: Rehderns brauchten enorme Summen, und Kampen mußte bluten. „Glauben Sie mir, der hat ſeinen Beruf gründlich verfehlt! Er gehört auf das Katheder. Den lieben, langen Tag doziert er und erzieht an mir herum. Und Mama ſagt zu allem, was er macht, ja und amen! Wie ein Halbgott ſtellt er ſich an— mir gegenüber. Gabriele macht die Komödie nicht mit; die behandelt ihn einfach als ſchwachen Sterblichen. Uebrigens: Wie finden Sie Gabriele Hellen? Sie ſahen ſie ja in Baden-Baden bei Gelegenheit Ihres Begräb— niſſes.“ „Begräbniſſes?“ „Na ja! Ihr Abſchied von Turf und Parkett iſt doch einigermaßen gleichbedeutend mit Begrabenwerden“, ſagte ſie anzüglich. „Auffaſſung, Gnädigſte! Ich meine, das Leben ſoll jetzt erſt anfangen.“ „Abwarten, mein Freund! Uebers Jahr wollen wir uns wiederſprechen.“ Sie ließ ihr Pferd in langen Galoppſprüngen aus- greifen. Eine Unterhaltung war nicht mehr möglich. Nach kurzer Zeit erreichten ſie den Kamper Park. Eine kurze Strecke ritten beide an einem Waldgatter entlang; nun hielten ſie vor dem Herrenhauſe. Zurpforten war ſogleich aus dem Sattel, warf dem Diener die Zügel zu und trat neben Veras Pferd. Sie ſaß noch ruhig oben und wandte den Kopf nach dem Hofraum zurück. „Sehen Sie dort! Idylliſch, nicht wahr?“ Sie wies mit der Gerte zu den Stallgebäuden hinüber. Einige offenbar kranke Rinder wurden dort auf und ab geführt. Albrecht Kampen und neben ihm Gabriele Hellen beobachteten aufmerkſam die Tiere. Sie ſprachen eifrig miteinander und gaben den Knechten Anweiſungen. Jetzt waren die Ankömmlinge geſehen worden. Mit unverhohlenem Staunen kam Kampen auf ſie zu. Ueber Gabrieles Geſicht flog ein leichtes Rot. Zurpforten ſah es mit Entzücken. Noch leuchtender, noch tiefer wurde durch die warme Blutwelle das wunder— volle Blau ihrer Augen. Schlank und blühend, im leichten Sommerkleid, ſtand ſie vor ihm. Goldig lagen die Sonnenſtrahlen auf ihrem blonden Haar. Und nun reichte ſie ihm die Hand. Dieſe ſchöngeformte Hand, weich und feſt zugleich, die er in Träumen tauſend⸗ mal in der ſeinen gehalten, auf ſeiner Stirn gefühlt hatte. Befangen, ſelig, wie ein unverhofft beſchenkter Knabe, ſtand er da und hörte ihre freundlichen Worte. „Ich erfuhr ſchon, daß Sie jetzt ſelbſt in Zurpforten kommandieren. Das lobe ich mir.“ Sie ſah zu Vera auf, die ſich noch immer im Sattel wiegte und mit einem Lächeln auf die drei herabſah. „Komm herunter, du! Siehſt zwar famos aus, aber deine Stute wittert den Stall. Zudem wartet der Tee auf der Terraſſe!“ Die junge Frau glitt aus dem Sattel. a „Habt ihr euch denn ſchon bedankt, daß ich euch den Wegelagerer dort eingefangen habe? Er lag im Walde und beſchäftigte ſich, glaube ich, mit der Natur. Jedenfalls befand er ſich in einem myſtiſchen Seelenzuſtand. Es war Freundespflicht, ihn aus dieſem Zuſtand und uns von einigen langweiligen Nachmittagsſtunden zu erlöſen. Alſo, gehen wir veſpern!“ „Mich bitte ich noch zu entſchuldigen. Ich ſehe dort den Tierarzt“, ſagte Kampen etwas ſteif und wies auf eine Kaleſche, die eben auf den Wirtſchaftshof fuhr. Frau von Kampen begrüßte ſie von ihrem großen Lehnſtuhl aus. Sie ging nicht mehr viel; nach einem Sturz bei Glatteis war ſie ſchwerfällig geworden und mußte einen Stock als Stütze benutzen. „Macht nichts, wenn man Vertretung hat“, pflegte ſie zu ſagen, und dabei mit ihren klugen, gütigen Augen auf Gabriele zu ſehen. Dorothea von Kampen hatte einen mühſeligen Auf— ſtieg hinter ſich zu der Höhe hinan, von der ſie nun in ruhiger Klarheit auf Freuden und Leiden der Kämpfen⸗ den unter ſich ſah. Ein Menſch, wiſſend geworden durch eigenen und fremden Lebenskampf, ſtark, alles begreifend: Zweifel, Verſuchungen, und fehlerſtill durch Ueberwin⸗ dung. Sie ſaß da, ſchlicht und einfach, in ihrem altmodiſchen, ſchwarzen Kleid, einen Spitzenſchleier über dem grauen Haar— auf den erſten Blick ein behaglich alterndes Frau⸗ chen, bis man das Antlitz genauer ſah, die Augen— dann freilich überkam Ehrfurcht auch den Keckſten. Zurpforten neigte ſich tief über ihre Hand. Forſchend lag ihr großer, kluger Blick auf ſeinem Ge⸗ ſicht. Es war, als leſe ſie in ihm. Wie ein leiſes Nicken, wie eine Beſtätigung ging es über ihre Züge, als wolle ſie ſagen: Woher du kommſt, das weiß ich— nun aber— wohin? Einen Augenblick ſahen ſich die alte Frau und der junge Mann feſt an, dann ſagte ſie freundlich: „Heimgekehrt? Das freut mich!“ „Herrje, Mamachen! Gabriele ſagt genau dasſelbe! „Weil Herr von Zurpforten ſeine Arbeit findet.“ „Erlaube! Rennreiten iſt auch kein Faulenzen...“ „Beſchäftigung, Zerſtreuung; keine Arbeit! Wo die Arbeit auf einen Menſchen wartet, ſoll er ſich ihr nicht ent⸗ ziehen.“ 5 Es gab wenige, die Frau von Kampen im Leben wider⸗ ſprochen hatten. Auch Pera ſchwieg. Sie hob nur die Schultern hoch und ſchob Klaus das Körbchen mit Toaſt näher und ſagte: „Ich ziehe mich jetzt um. Später, wenn Sie mögen, können wir eine Partie Tennis ſpielen. Gabriele und Albrecht haben nie Luſt dazu. Sie haben ſich allemal in der Wirtſchaft zu müde gearbeitet.“ e Das letzte Wort betonte ſie etwas impertinent. Aber wer konnte der reizenden, kapriziöſen Frau böſe ſein? Klaus blieb mit den beiden Damen allein. Gabriele goß ihm den Tee in die altmodiſche, koſtbare Schale. Frau von Kampen erzählte von ſeinen Eltern, wie lieb ſie ſeine Mutter gehabt, welch fröhliche Tage ſie beide als junge Frauen verlebt— und wie er ſelbſt, ſpäter nach dem Trauerfall, als Junge zu Fuß und zu Pferd nach Kampen herübergekommen und hier auf dieſer ſelben Ter⸗ raſſe bei ihr ſein Butterbrot und ſeine Aepfel verzehrt habe. Und Klaus lauſchte der lieben, alten Stimme, fühlte Gabrieles blaue Augen auf ſich ruhen, und empfand zun! erſten Male warm und wohlig: Ich bin in meiner Heimat. Später gingen ſie zum Tennisplatz. Vera ſpielte mit einer gewiſſen Gereiztheit. Sie ſchlug ſehr geſchickt. Ihr geſchmeidiger, geſtählter Körper war voll Federkraft. Aber ſie nahm des Spiel nicht als ſolches, nicht als angenehmen Zeitvertreib; ſie legte etwas Perſönliches, Aggreſſives hinein. Gabriele, die mit Gelaſſenheit ihre Bälle ſchlug, bekam bei jedem Miſelingen eine kleine Spitze zu hören. „Liebſte Vera! Ich ſpiele nicht halb ſo gut wie du— aber ich ärgere mich auch nicht halb ſo vie! wie du. Wir ſpielen doch! Lieber Gott, eine Tennispartie iſt doch keine Staatsaktion“, ſagte ſie lachend. „Die alte Geſchichte! Sport wird nicht ernſthaft ge⸗ nommen. Ich möchte den finden, der das fertig brächte! Du haſt keinen Ehrgeiz, meine Liebe! Und du auch nicht!“ rief Vera ärgerlich, und ſchlug einen Ball dicht vor ihres Bruders Füße. Albrecht hob ihn mit dem Racket auf. „Allerdings! Spielerleidenſchaft iſt mir fremd. Wenn du die ehrgeizig nennſt Es klang ein Ton aus dieſen Worten, der viel zu ſchwer für den kindiſch⸗gereizten, ſpöttiſchen Ton Veras war. Ihr Geſicht wurde blaß. Ein böſer Blick zuckte zu Kampen hin. Eine Sekunde nur, aber alle hatten es ge- merkt. Und alle wußten, worauf Albrechts Bemerkung hinzielte. Zurpforten dachte im ſtillen, Kampen habe letzthin ſchmählich bluten müſſen, um ihn zu einer Anſpielung zu bringen, die eigentlich vor einem Fremden nicht ganz an⸗ gebracht war. Miele ſah ein wenig befangen zu Klaus hin. Kein Zwen. r hatte verſtanden! War doch Veras unſelige Leidenſchu, für das Haſardſpiel kein Geheimnis. Matt ging die Partie zu Ende. Keiner war mehr recht bei der Sache. Zurpforten mußte ſich zwingen, Blick und Gedauken eine andere Richtung zu geben, als zu Gabrieles ſchlauker Geſtalt, ihrem geliebten, edelſchönen Geſicht hinüber. Wie lesbar in dieſen Augenblicken ſein eigenes Antlitz war, ahnte er nicht. Er, der Verſchloſſene, Harte, war weichgeſtimmt wie ein Knabe. Er hätte zu der alten Frau dort auf der Terraſſe mit tauſend guten Entſchlüſſen kommen, heilige Gelöbniſſe zu ihr'tragen, mit heißen Wünſchen ſie beſtürmen mögen: „Gib, oh, gib mir das höchſte Kleinod, das dieſes Haus zu geben hat!“ i Und ſtaunend empfand er: So ſelig macht ſchon die Ahnung vom Glück? Der Spätſommerabend neigte ſich ſeinem Ende zu. In Frau von Kampens großem Zimmer zu ebener Erde ſaßen ſie noch eine Weile, ehe Klaus heimritt— Draußen herrſchte die Stille, die auch im großen Wirt⸗ ſchaftsbetrieb um dieſe Zeit Einzug hält— Feierabend. Und drinnen, in dem weiten Gemach die alte, ſtille Frau in ihrem Seſſel, neben ihr, die Hand auf die Lehne geſtützt, die junge, liebe Geſtalt... Hier, wo eine alter— tümliche Lampe ein ſanftes Licht verbreitete, wo durch die offenen Gartentüren ein Duft von ſpäten Sommerblumen zog, hier herrſchte Frieden. Vera ging in nervöſer Unruhe auf der Terraſſe hin und her. Zuweilen warf ſie einen Blick auf die Gruppe int Zimmer, und ein vielſagendes Lächeln umzog ihren Mund. Albrecht ſaß im Schatten, aber ſie ſah genau, wie er jeden Blick, jedes Mienenſpiel zwiſchen Gabriele und Zurpforten beobachtete. Seine Stirn zeigte Falten, ſeine Lippen waren feſt zuſammengepreßt. Na alſo— und Veras kleine, ſpitze Zähne blitzten in lautloſem Lachen—, die Komödie war im Gange! Daß ſie unter Umſtänden eine Tragödie werden konnte, wußle vorläufig nur ſie allein. Und vorläufig war alles amüſant, was ſie ſah: Zur⸗ pforten, der Unwiderſtehliche, der ſiegte, wohin er kam, mühelos, faſt wie im Vorübergehen, der jeden Widerſtanz brach— der ſtand befangen, in knabenhafter Verliebthbei: vor dieſem kühlen, blonden Mädchen, dem die Wirtſchaft über alles ging, das nichts kannte von dem Leben, aus dem er zu ihr kam. Und zwiſchen ihnen Albrecht. Jäh aufgeſcheucht aus ſeiner Beſitzerruhe... Vera lächelte voll Schadenfreude. Es geſchah ihm recht! Es war verdiente Strafe für ſeine ſchwerfällige Sicherheit, die außerdem ganz unklug war, denn Gabriele ließ ihm keinen Zweifel darüber. 0g ſiß, iſiſchikanen und Zurückſtellungen witterte, 0»Paſſionen ſeiner Frau, wenngleich er Zur⸗ tdangweilt. Weshalb freut euch denn das bloß ſo?“ fragte Vera ge— ſie nichts, nichts als Freundſchaft für ibn empfand Noctſeguug folat) I- dinannnnebunpen (Parteiamtliche Veröffentlichungen der NSDAP., Ortsgr. Viernheim und der Unter formalen 8 DAP., Ortsgruppe Viernheim Geſchäftsſtelle: Adolf Hitkerſtraße 19. Geſchäftsſtunden⸗ Einteilung: N. S. B. O. und Deutſche Arbeitsfront: Jeden Montag, Mittwoch u. Freitag, abends 7—9 Uhr Ortsgruppenleitung: Jeden Montag und Donnerstag, abends 7—9 Uhr Kaſſenverwaltung der Ortsgruppe: Jeden Donnerstag, abends 7—9 Uhr Rundfunk. Geſchäftsſtelle: Gaſthaus zum Freiſchü Geſchäftszeiten: Dienstag u. Freitag von eh NS BOD. und Deutſche Arbeitsfront. Am Sonntag, den 18. März ds. Js. findet in Birkenau Odw. eine wichtige Amtswalter⸗ ſitzung der N. S. B. O. und der Deutſchen Ar- beitsfront ſtatt, an der alle NSBO.⸗Amts⸗ walter ſowie die Kaſſierer der Deutſchen Ar- beitsfront teilzunehmen haben. Zu dieſer Sitzung ſind auch die Mitglieder der NSBO. und der Deutſchen Arbeitsfront eingeladen und erwarte ich von dieſen eine gute Beteiligung. Heil Hitler! Preſſe⸗ und Propagandawart der NSBO und der DAß. Die Eierſammlung der N. S. V. Die Sammlung in Viernheim wird am Freitag und Samstag durch den B. d. M. durch⸗ geführt. Gebt reichlich, denn die Eler bleiben reſtlos am Ort. Heil Hitler! Zöller, Ogruw. der N.S. V. Bekanntmachung. Betr.: Lebensmittelausgabe. Morgen Freitag findet in der üb- lichen Reihenfolge eine Lebensmittelausgabe für alle diejenigen ſtatt, welche noch nicht in Arbeit ſtehen. W. H. W.⸗Ausweis, Stempelkarte, Wohl- fahrtsausweis und evt. Mitgliedskarte des Bun⸗ des der Kinderreichen ſind vorzulegen. Die Aus⸗ zabe findet in der Mühle zum Heſſiſchen Haus ſtatt. N. S. Volkswohlfahrt, Ortsgruppe Viernheim. Lokales Gedenklage 15. März 44 p. Chr. Julius Cäſar in Rom ermordet. 933 König Heinrich J., der Vogler, der ei⸗ gentliche Gründer des Deutſchen Rei— ches(geb. um 867), ſchlägt die Ungarn an der Unſtrut. 1830 Der Dichter Paul Heyſe in Berlin geb. Prot.: Chriſtoph— Kath.: Longinus Sonnenaufg. 6.16 Sonnenunterg 18.03 Mondaufg. 5.59 Mondunterg. 18.24 Schlägt die Hoffnung fehl, nie fehle dir das . Hofſen, Ein Tor iſt zugetan, doch tauſend ſind noch N offen. Sitzung des Gemeinderats. Die für heute Donnerstag angeſetzte Gemeinderats⸗ ſitzung findet nicht um 6 ſondern um 8 Uhr ſtatt. Sterbetafel. Heute Vormittag iſt nach langem, ſchmerzlichen Krankenlager Frau Anna Maria Roos geb. Hanf, Seegartenſtraße 18, im Alter von 70 Jahren, in die Ewigkeit abgerufen worden. Sie ruhe in Frieden. * Geſegnetes Alter. Heute können wir wieder von zwei alten Geburtstagskinder berichten. Es ſind dies Herr Johann Kühl- wein 6., Bertholdus⸗Pfenninghſtraße, der morgen Freitag ſein 80. Lebens jahr vollendet.— Am gleichen Tage, den 16. März, begeht Frau Margaretha Bugert, geb. Helfrich, Eulerſtr. 1, ihren 85. Geburtstag. Beiden Altersveteranen, die ſich noch guter Geſundheit erfreuen, unſern beſten Glückwunſch! Von der Scheuer geſtürzt iſt am Montag nachmittag Herr Willi Reinhard, Mann⸗ heimerſtraße und hat ſich ſchwere, jedoch glück⸗ licherweiſe keine lebensgefährliche Verletzungen zugezogen. *Die Eierſammlung, welche zu Gunſten der Winterhilfe morgen Freitag und am Samstag durch den B. d. M. hier vorge⸗ nommen wird, iſt für arme, in Not geratene Mitmenſchen gedacht, denen man eine Oſterfreude bereiten will. Gerne iſt jeder Ortseinwohner bereit, ſein Scherflein dazu beizutragen. „ Pfarrer Senn, ein bekannter Vor⸗ kämpfer des Nationalſozialismus, ſpricht am Dienstag, den 20. März, in Viernheim. Es Es beſteht Veranlaſſung darauf hinzuweiſen, daß die Beſitzer von Bäumen an Land- und Kreisſtraßen ſowie an Kreis- und Gemeindewegen verpflichtet ſind, die über den Weg hineinragenden Aeſte, ſoweit ſie den öffent⸗ lichen Verkehr ſtören, zu beſeitigen. Ausnahms⸗ los zu beſeitigen ſind ſolche Aeſte, die ſich weniger als 4,50 m. über der Fahrbahn befinden. Die Hausbeſitzer ſind für allen Schaden, der aus der Nichtbefolgung dieſer Weiſung entſteht ver⸗ antwortlich. Außerdem hätten ſie polizeiliche Beſtrafung zu gewärtigen. d Werbepoſtkarte des Handwerks. Um den Handwerksmeiſtern zu einer guten und billigen Werbemöglichkeit zu verhelfen hat der Reichsſtand des Deutſchen Handwerks eine Werbekarte herausgebracht, die der Handwerksmeiſter mit ſeiner Firmenbezeich⸗ nung verſehen und dann an ſeine Kund⸗ ſchaft weitergeben kann. Die Poſtkarte ent⸗ hält das Plakat„Deine Hand dem Hand⸗ werk!“, ein Gedicht„Deutſches Handwerk“ und einen Teil aus der Rede des Volkskanz⸗ lers Adolf Hitler am 1. Mai 1933. Milch⸗ und Sahne⸗Dauerwaren ab 15. März in öffentlicher Bewirtſchaftung. Zur Durchführung des Reichsgeſetzes über den Ver⸗ kehr mit Milcherzeugniſſen haben der Reichs⸗ ernährungs- und der Reichsfinanzminiſter eine zweite Verordnung erlaſſen. Darnach werden mit Wirkung vom 15. März 1934 ab folgende Arten von Milch- und Sahne⸗Dauerwaren in die für Butter und Käſe beſtehende öffent⸗ liche Bewirtſchaftung einbezogen: Milchpulver (Trockenmilch), Magermilch-Pulver(Trocken⸗ magermilch), Sahnepulver(Trockenſahne), Blockmilch und Blockſahne. Dieſe Erzeugniſſe dürfen von dem genannten Termin ab nur noch mit Uebernahmeſchein in den Verkehr gebracht werden. i An alle Handwerker und Gewerbetreibende! Ich habe feſtgeſtellt, daß die Arbeitsbe⸗ ſchaffungsmaßnahmen unſeres Führers auf das ſchändlichſte mißbraucht werden. Anſtatt bei größeren Aufträgen durch Neueinſtellung von Arbeitskräften an der Bekämpfung der Arbeits- loſigkeit mitzuhelfen, geht man zum großen Teil dazu über, durch Ueberſtundenarbeit(teilweiſe bis zu 14 Stunden) die Arbeit zu erledigen. Ganz abgeſehen von der großen Gemeinheit, be⸗ deutet dies eine Sabotage gegen die Regierung. Künftighin werde ich gegen dieſe Hand- werker und Gewerbetreibenden mit den ſchärfſten Mitteln vorgehen und Strafanzeige, ſowie An- trag auf Entzug derjenigen Aufträge, die mit Staatshilfe durchgeführt werden, ſtellen. Heil Hitler! Steffan, Kreisbetriebszellenobmann und Kreisobmann der Deutſchen Arbeitsfront Aufruf An die Bevölkerung Diernheſms. Der Tonfilm vom Opfkergeist der deut- schen Jugend „Hitlerjunge Ouex“ heute Donnerstag im Central⸗Film⸗Palast. „Hitlerjunge Quex“ Ein Kampffilm von der Wiedergeburt der deutſchen Jugend— Im roten Berlin vor der großen Wahlſchlacht. Die Kommuniſtenzentrale ſpeiſt das Volk mit hohlen Reden, die nicht ſatt machen, nur das Herz vergiftet! So auch das gute Herz eines alten Frontſoldaten, eines Vaters, während das junge Herz des Sohnes bereits im Rhytmus des neuen Geiſtes ſchlägt und das treuſorgende Herz der Mutter, das die vielen Sorgen des Alltags nicht mehr tragen kann, für immer ſtill ſteht. Ein Film, in dem innerhalb einer zeit nahen ſpannenden Handlung drei Menſchenſchick— ſale ergreifend geſchlildert werden u. ſ. w. Er⸗ zählt der Film auch von unſerer Hitlerjugend, ſo iſt er dennoch ein Bildſtreifen der gerade auch für die Erwachſenen ein wunderbares, tief- gehendes Erlebnis bedeutet. Denn dieſer Quex hat ſeine Gegner nicht allein bei ſeinen Alters- gefährten im roten Lager, ſondern auch bei den Großen— bei ſeinen eigenen Eltern. Damit rollt der Film das uralte Zerwürfnis zwiſchen den Alten und der heranwachſenden Jugend auf, das überzeugend geſtaltet wird.— So iſt trotz des politiſchen Hintergrundes der Charakter des hundertprozentigen Spielfilms gewahrt, der in⸗ folge ſeiner zeitgeſchichtlichen Handlung, dank ſeiner hervorragenden Beſetzung und der ausge⸗ ſei ſchon heute darauf hingewieſen. 0 zeichneten Milieuſchilderung von Anfang bis Ende des Geiſtes die Grundlage zu beruflicher Selb⸗ feſſelt.— Wer ein Herz für unſere Jugend hat, für Deutſchlands Zukunft, der beſucht den Kampffilm der deutſchen Jugend. Für alle wird er ein unvergeßliches Erlebnis werden. An allen Tagen wird unſere Feuerwehrkapelle konzer⸗ tieren. Auf zum„Hitlerjungen Ouex“ der Schritt ins Berufsleben In wenigen Wochen verlaſſen Zehntauſende junger Menſchen die Schule. Ein Lebensab⸗ ſchnitt iſt abgeſchloſſen, ein neuer nimmt ſei⸗ nen Anfang. Dieſer Schritt aus dem Kin⸗ derland in das Land der Erwachſenen, aus dem Reich ſorgloſer Zeit in das ſorgender Verantwortung iſt wohl der ſchwerſte im menſchlichen Leben für den Schulentlaſſen en wie für die Eltern. Denn mit dieſem Schritt entſcheidet ſich das ganze künftige Leben die⸗ ſes Jungmenſchen wenigſtens in ſeiner beruf lichen Entwicklung, damit aber für ſeine ſpä⸗ tere Exiſtenz. Die Berufswahl war immer ſchwer, ſie iſt heute bei der noch immer anhaltenden Wirt⸗ ſchaftskriſe und der damit verbundenen Ueber⸗ füllung aller Berufe— es gibt wohl keine Ausnahme— beſonders ſchwer. Alle, die Oſtern die Schule verlaſſen, haben denn auch ſchon längſt ihre Wahl getroffen. Die Mehr⸗ zahl wird einen praktiſchen Beruf ergreifen, wird ſich einem Handwerk zuwenden, um durch perſönlichen Fleiß und durch das Ge— ſchick der Hände und der ruhigen Ueberlegung ſtändigkeit zu legen. Viele werden ihren Auf⸗ ſtieg im Kaufmannsberuf verſuchen, an⸗ dere werden ſich der Landwirtſchaftezu⸗ wenden uſw. In all dieſen Fällen iſt die Auswahl der Lehrſtelle, des Lehrmeiſters für die ſpätere berufliche Tüchtigkeit von aus⸗ ſchlaggebender Bedeutung. Es iſt immer der Stolz des deutſchen Hano⸗ werkers geweſen, daß er ſeinen berufstüchtigen, moraliſch geſunden Nachwuchs heranzieht. Die⸗ ſen Ehrgeiz wird er jetzt in noch viel höherem Maße haben, da es heute wieder wie zur Zeit von Hans Sachs heißt: Vergeſſet mir die Meiſter nicht und ehret ihre Kunſt! Einheits mietvertrag Dem Reichsjuſtizminiſterium iſt es gelun⸗ gen, eine Einigung zwiſchen den Führern des deutſchen Hausbeſitzes und der deutſchen Mieterſchaft über das neue Muſter eines deutſchen Mietvertrages herbeizuführen. Im Gegenſatz zu den bisher gebräuchlichen Ver⸗ tragsformularen enthält das neue Vertrags— wu klare, kurze und volksverſtändliche Beſtimmungen, die keinem Teile übermäßige, mit geſundem Rechtsempfinden unvereinbare Leiſtungen auferlegen. Der Zentralverband deutſcher Haus⸗ und Grundbeſitzervereine e. V. und der Bund Deutſcher Mietervereine e. V. Sitz Dresden werden die ihnen unterſtell⸗ ten Verbände anweiſen, nur noch dieſes neue Mietvertragsformular abzugeben und die be— reits im Verkehr befindlichen Formulare nach Möglichkeit zurückzuziehen. Die Ver⸗ mieter- und Mieterverbände ſollen des wei— teren auf ihre Mitglieder dahin einwirken, daß nur noch dieſes deutſche Einheitsmiet⸗ vertragsmuſter beim Vertragsabſchluß ver— wendet wird. Andererſeits ſoll es den Par— teien nicht verwehrt ſein, zur Anpaſſung an den einzelnen Fall beſondere ergänzende Vereinbarungen zu treffen. —— Auslauf und Obſtbaumpflege Die Ausläufe, insbeſondere für die Küken, aber auch für die Legehennen, ſtellen die Grundpfeiler für den Erfolg dar. Ohne gute, ertragreiche Ausläufe kann man keine ordent⸗ liche Geflügelzucht treiben, ſelbſt wenn man vielleicht noch Grünfutter hinzugibt oder ſon⸗ ſtige Hilfsſtoffe vorſieht. In den gut beraſten Ausläufen tummeln ſich die Hennen am lieb⸗ ſten, und ſie finden auch reichlich Grünfutter beſtandteile zum Körper⸗ und Eiaufbau. Sehr wertvoll iſt es, wenn die Ausläufe mit Obſt⸗ bäumen beſtanden find. Im zeitigen Früb⸗ jahr kann man noch Obſtbäume pflanzen, die in einigen Jahren gut tragen werden und die auch den Hühnern den erwünſchten Schatten geben. Aeltere Obſtbäume ſind zu pflegen, d. h. man befreit die Rinde der Bäume mit einer Bürſte von Moos und Flechten. Das Ausſchneiden der Bäume, und zwar der ab- geſtorbenen Aeſte, iſt ebenfalls notwendig. Die Schnittſtellen, wie die ganze Rinde ſind mit Obſtbaumkarbolineum oder Teer zu beſtrei— chen, damit nicht Bakterien oder Ungeziefer Fäulnis hervorrufen können. Keine Sperre im Arbeitsdienſt g. Seit dem 26. Februar iſt die Sperre im Freiwilligen Arbeitsdienſt aufgehoben. Jungen Leuten im Alter vom vollendeten 17. bis 25. Lebensjahr iſt ſomit Gelegenheit geboten, in die zahlreichen Lager des Arbeitsgaues 25 (Wiesbaden) einzutreten. Die Bewerber melden ſich auf dem ihnen zu⸗ nächſt liegenden Meldeamt des Freiwwilligen Arbeitsdienſtes unter Vorlage einwandfreier Perſonalpapiere an. Meldeämter ſind einge ⸗ richtet in: Wiesbaden: De Laſpeeſtraße 4, Mainz: Walpodenſtraße 21, Darm⸗ liefern. a. M. Hochſtraße 44, Limburg: Am Kiſ⸗ ſel. Es wird daran erinnert, daß die Be⸗ werber nach Ableiſtung einer ſechsmonatigen 9 5 0 ſen fl 125 erhalten, auf Grund deſſen ſie bevorzugt in der Wirtſ e finden. 0 0 Ferner ſind Einrichtungen getroffen wor⸗ den, daß den Ausſcheidenden Abeltsſllen ver⸗ mittelt werden. Zum Sammelſonntag am 18. März g. Am 18. März wird in ganz Deulſch⸗ land eine Sammelplakette des Winterhilfs⸗ werks aus Lauſchaer Glas verkauft werden an der ſchon ſeit vielen Wochen eifrig geac⸗ beitet wird. Glasſtäbe ſind das Rohmaterial. Der Arbeiter erhitzt ſein Glas mit einer Gas— ſtichflamme und preßt es in die Meſſingform, die in einer kleinen Handpreſſe neben ihm ſteht. Frauen und Madchen kitten die An— ſtecknadeln auf. Den ſeinen Perlmutterglanz bekommt die Plakette durch Perlglanz, dec aus einer Zerſtäuberpiſtole geſpritzt wird. Die⸗ ſer Stoff wird aus den Schuppen eines Fiſches gewonnen, der nur in einigen pommer⸗ ſchen Seen vorkommt; mit Hilfe des gleichen Stoffes erhalten auch künſtliche Perlen ihren Glanz. In flachen Kartons zu je 25 Stück wer— den die Plaketten verpackt, nachdem ſie ſorg⸗ fältig geprüft worden ſind. Dann werden fie von der Gemeinnützigen Werkgemeinſchaft Lau⸗ ſcha, die auch die Aufträge gerecht verteilt hat, in großen Kiſten verſandt. Faſt 3000 Menſchen allein in Lauſcha und in 15 Orten der Umgebung arbeiten an der Herſtellung dieſer Glasplaketten. Nadelfabri— ken aus allen Teilen Deutſchlands liefern die Nadeln, aus den Braunkohlengruben Mittel- deutſchlands kommen die Kohlen zum Schmel— zen des Glaſes, aus Thüringen ſtammen auch Sand und Soda für das Glas. Lackfabriken ſtellen den Lack her und Hunderte von Fiſchen liefern den Perlglanz. Sie alle haben Arbeit durch das Winterhilfswerk, in ihnen allen lebt 975 ſeuber etwas e zu haben, wenn ſie e ſauber geprägten Glasplaketten für das WH W. herſtellen e An Euch, deutſche Volksgenoſſen, liegt es, ſie nicht zu enttäuſchen. Sieben und eine halbe Million Plaketten ſollen am 18. März verkauft werden. Die Opferbereitſchaft des deutſchen Volkes wird dafür ſorgen, daß ſie reſtlos Ab- ſatz finden. Helft am 18. März! die Bluttat in Nierſtein Einzelheiten der Liebestragödie. Nierſtein, 15. März. Aeber den Hergang der Tat wird uns noch folgendes berichtet: Der Täter Gg. Itzſtein (nicht Idſtein) hatte ſchon ſeit längerer Zeit mit der Getöteten ein Verhältnis, dem ſich die Eltern des Mädchens aus religiöſen Grün— den widerſetzten. Itzſtein ſcheint ſich ſchon lange mit der Abſicht getragen zu haben, dieſem Verhältnis durch eine Gewalttat ein Ende zu machen. Bereits ſeit mehreren Tagen fiel es den Nachbarn auf, daß ſich in den Morgen— ſtunden Itzſtein in verdächtiger Weiſe um die Wohnung des Mädchens herumtrieb. Als der Vater nach ſeiner Arbeitsſtätte gegangen war, drang Itzſtein mit zwei Revolvern bewaffnet in das Anweſen ein. Das Mädchen flüchlete, wurde aber von dem Mörder im Hofe ein⸗ geholt, wo er es durch einen Herzſchuß ſofort tötete. Darauf begab ſich Itzſtein in das Haus und ſuchte die Mutter, die er in der Küche fand. Nachdem er auch die Frau nie⸗ dergeſchoſſen hatte, brachte er ſich einen Schuß in den Kopf bei. Der Arzt Dr. Zimmec und ein Polizeiwachtmeiſter fanden die Mutter und Itzſtein in hoffnungsloſem Zuſtande auf. Ein Revolver wurde im Hofe, der andere in der Küche aufgefunden. Noch ein Todesopfer. Die Liebestragödie in Nierſtein hat ein drittes Todesopfer gefordert. Georg Itzſtein, der ſeine Geliebte und deren Mutter erſchoſſen und ſich ſelbſt einen Schuß in den Kopf bei⸗ gebracht hatte, iſt im Krankenhaus ſeinen Ver⸗ letzungen erlegen. Vereins⸗Anzeiger Verein der Hundefreunde. März, abends halb 9 Uhr Monatsverſamm⸗ Freitag, den 16. lung im Vereinslokal. Der Vereinsführer. Milchabſatzgenoſſenſchaft Viernheim. Morgen Freitag Nachmittag von 2 Uhr ab ſind die Ausgleichs⸗ beiträge vom Hausverkauf abzu⸗ ſt a dt: bosbergerſtraße 2, Frankfurt Der Rechner.