der dien dem polk der hun Prben abs Aufruf des Reichshandwerksführers! Anläßlich der Eröffnung der 3. Arbeitsſchlacht am 21. Bekanntmachung Betr.: Die Verſteigerung von Allmendgrund⸗ ſtücken. Mit Rückſicht auf die bei den Verſteigerungen von Allmendgrundſtücken eingetretenen Mißſtände Dun den 27. März 1934 vormittags von 10 bis 12 Uhr findet in der Wirtſchaft von Brückmann„Zum Löwen“ ein Termin zur Erhebung der rückſtündigen 9575— Ae Diernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten)(Viernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) Viernheimer Zeitung werden wir gemäß Ratbeſchluß von 15. ds. Mts. die dreimalige Verſteigerung nicht mehr vor⸗ nehmen. Im allgemeinen erfolgt nur noch ein einmaliges Ausgebot. Ein weiteres Ausgebot einzelner Grundſtücke wird nur dann erfolgen, wenn dies noch Anſicht der Bürgermeiſterei an- gezeigt erſcheint. Betr.: Erhebung einer Gemeindegetränkeſteuer. Wir fordern die Wirte zur Einreichung der Getränkeſteuer-Erklärung für den Monat Fe b- ruar 1934 auf. Betr.: Erhebung der Gas-, Strom- und Waſſer⸗ gelder. Die für das Rechnungsjahr 1933 noch beſtehenden Rückſtände an Gas-, Strom- und Waſſergeld gelangen noch Ablauf dieſes Monats zur Betreibung. Wer daher von unnötigen Koſten bewahrt bleiben will, bringe ſeine Verbindlichkeiten un⸗ verzüglich in Ordnung. Viernheim, den 19. März 1934. Heſſ. Bürgermeiſterei Viernheim Bechtel. Vereins⸗Anzeiger Krieger- und Soldatenverein Teutonia. Heute Mittwoch abend ½9 Uhr Uebungsſtunde für die Schützen. Donnerstag/ 29 Uhr Muſik⸗ probe. Der Vereinsführer. März durch den Führer, haben ſich alle Handwerker, Ge⸗ ſellen und Lehrlinge pünktlich/ 8 Uhr im Engel⸗ ſnale zu verſammeln, da die Uebertragung der Führer⸗ Rede über den Rundfunk pünktlich um 8 Uhr beginnt. Ich ver⸗ lange von jedem Innungsführer und Obmann Meldung bis 3578 Es wird eine genaue, durch die Parteidienſtſtellen zu überwachende Kontrolle durchgeführt, und Uhr, daß alles zur Stelle iſt. muß jeder der fehlt, von mir gemeldet werden. Alle Handwerksbetriebe haben um ¼M7 Uhr zu ruhen. Heil Hitler! Der Ortschef des Jean Wunderle. Heu⸗ und Grummetgrasgelder ſtatt. Freiherr Heyl zu Herrusheim'ſche Geſant⸗Gütet⸗Velwallung Worms a/ Rhein Nellgelbe Keruſeife Stück 6, 10, 19, 24 Pfg. weiße Rernſeife 250 Gramm Stück 14 Pfg. weise Rernſeife (Marke Schreiber) 250 Gramm Stück 16 Pfg. Handwerks: fllar. düngüngssodaltab biernneim. Am Freitag, den 23. März 1934 abends 8 Uhr findet in der Sport⸗ halle unſere diesjährige deneral- Versammlung ſtatt. Unſere Mitglieder und Ehren⸗ mitglieder ſind hierzu eingeladen. Der Vorſtand. Schnell verkauft chnell vermietet ſchnell bekannt gemacht iſt alles, was die große Oeffentlichkeit wiſſen ſoll.— Der einfachſte, billigſte und beſte Wegweiſer hierzu iſt das Zeitungs ⸗Inſerat! Motorrad neuwertig, ſteuer⸗ u. führer⸗ ſcheinſrei, elektr. Licht, Boſchhorn billig zu verk. Rarl Helfrich, Ecke Bürſtädter⸗ u. Alexanderſtr. 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In letzter Zeit iſt wiederholt darüber Klage geführt worden, daß die Angehörigen der SA, SS und SAg, ſoweit ſie gleich⸗ zeitig Angehörige der Feuerwehren ſind, beim Dienſt der letzteren fehlen. Auf verſchiedene Anregungen aus den Kreiſen der Feuerweh⸗ ren hat der Herr Stabschef Röhm darauf— hin unter dem 1. Februar 1934 in Nr. 17 des NSDAP.⸗Verordnungsblattes der Ober— ſten SA⸗Führung folgende uns durchaus be⸗ friedigende Anordnung erlaſſen. Es heißt darin: „SA⸗(SS- und SAR) Führer und Männer, die Mitglieder einer freiwilligen oder Pflicht⸗Feuerwehr ſind, ſind vom Feuerwehrübungsdienſt durch ihre Zugehö⸗ rigkeit zur SA, SS oder SAR nicht be⸗ freit. Es iſt vielmehr mit Rückſicht auf die Sicherſtellung des örtlichen Feuerſchutzes not⸗ wendig, daß ſte an den Uebungen der Feu⸗ erwehren teilnehmen. Ich erwarte von allen SA⸗(SS- und SAR⸗) Führern und Männern, daß ſte dort, wo freiwillige und Pflichtfeuerwehren beſtehen, im Intereſſe der Volksgemeinſchaft und zum Schutze von Hab und Gut der Volksgenoſſen, ſich der Feuerwehr zur Ver⸗ fügung ſtellen. 1 weckmäßigerweiſe ſetzen ſich die örtlichen SA⸗(SS- und SAR⸗) Führer mit den Kommandanten der Feuerwehren ins Be⸗ nehmen, damit Su-(SS- und SAR) Appelle und Uebungen der Feuerwehr im gegenſeitigen Einvernehmen feſtgeſetzt wer— den. SA⸗(SS- und SAR) Appelle gehen grundſätzlich dem Feuerwehrübungsdienſt vor, doch ſind Angehörige von freiwilligen und Pflichtfeuerwehren gehalten, die Feuerwehr⸗ pflichtübungen mitzumachen. Sie ſind zu dieſem Zwecke vom S A-(SS- und SAR) Dienſt zu befreien. Iſt die örtliche SA(SS und SAR) zu einem Dienſt außerhalb des Ortes befoh⸗ len, ſo hat der SA⸗(SS- und SAR⸗) Führer dafür zu ſorgen, daß diejenigen SA⸗(SS⸗ und SAR⸗) Männer vom SA-(SS- und SAR.⸗) Dienſt befreit wer⸗ den, die zur Sicherſtellung des örtlichen Feuerſchutzes unbedingt notwendig ſind. Kei⸗ nesfalls dürfen die Feuerwehren in Aus⸗ übung ihres Dienſtes oder in Durchfüh⸗ rung der natwendigen Maßnahmen behin⸗ dert werden. ö Bei Einſatz der Feuerwehren haben SA⸗ (SS- und SAR) Führer und⸗Männer, die freiwilligen oder Pflichtfeuerwebren anage⸗ hren, den ee des Feuerwehr⸗ Kommandanten Folge zu leiſten. Der Stabschef: gez. Röhm.“ Zur Durchführung weiſe ich hierbei auf den Führerbefehl in der Nr. 22 der„Heſſ. Fw.⸗ Ztg.“(25. 11. 1933) erneut hin und nehme an, daß inzwiſchen überall eine Regelung mit dem zuſtändigen rangälteſten SA-Führer ein⸗ geleitet iſt. Um auch unſererſeits ein weiteres Entgegenkommen zu zeigen, erkläre ich mich damit einverſtanden, daß die Führer der Feu⸗ wehren ſolche Mitglieder, die Angehörige ver SA, SS und SAR ſind, vom Fußdienſt in der Feuerwehr befreien können, da dieſe hinreichend auf dieſem Gebiet geſchult ſind. Für die übrigen Angehörigen unſerer Weh⸗ ren beſteht aber die erhöhte Pflicht, ebenfalls das Fußexrerzieren zu betreiben. Ich ordne daher an, daß jed⸗ Wehr für vie nicht der SA SS und SAR angehskigen Jährer und Feuerwehrmänner mindeſtens alle vierzehn Tage eine Fußdienſtübung anſetzt. Für die Ausbildung der Wehren im Fußdienſt emp⸗ fehle ich den Führern der Wehr erfahrene Ka⸗ meraden der SA, die gleichzeitig Angehöcige der Feuerwehr ſind, ohne Rückſicht auf den Feuerwehrdienſtgrad, mit als Ausbildende her⸗ anzuziehen. Um die Anordnung der Oberſten SA-Füh⸗ rung reibungslos durchführen zu können, muß aus jeder Ankündigung einer Feuerwehrübung klar zu erſehen ſein, ob es ſich um eine Geräte⸗ übung oder um Fußdienſt handelt. Geräte⸗ übungen ſind mit dem Zuſatz„Feuerwehr⸗ pflichtübung“ zu kennzeichnen; hieran haben dann die Angehörigen der SA, SS uno SAR, die Feuerwehrmitglieder ſind, unbe⸗ dingt teilzunehmen. Auch der Nachwuchs der Feuerwehren kann durch geſchickte Regelung mit der SA auf Grund der obigen Anord⸗ nung des Stabschefs(ſiehe Abſ. 2) aus deren Reihen evtl. ſichergeſtellt werden. Feuec⸗ wehrübungen, die teilweiſe aus Gerätedienſt und teilweiſe aus Fußexerzieren beſtehen, ſind alſo in Zukunft zu vermeiden. Wie oft die Wehren techniſche Uebungen, alſo Geräte⸗ übungen, abhalten ſollen, hängt von der tech⸗ niſchen Ausrüſtung der Wehren ab. Beſitzt eine Wehr nur Handdruckſpritzen, ſo werden 1—2 Geräteübungen im Monat genügen, die aber auch während der Wintermonate durch- geführt werden müſſen. Größere Wehren mit mechaniſchen Leitern, Motorſpritzen und dergl. ſollen nach Möglichkeit wöchentlich einmal üben, und zwar derart, daß in Abwechſelung alle Wehrangehörigen die einzelnen Geräte ohne Rückſicht auf die Zugeinteilung kennenlernen, um die Ausbildung von Einheitsfeuerwehr⸗ leuten, die durch Geſetz vorgeſchrieben iſt, zu gewährleiſten. Mit kameradſchaftlichem Gruß! Heil Hitler! Knaup, Landesverbandsführer. hitler ſchaſſt Arbeit Die zweite Arbeſtsſchlacht im Gau Heſſen⸗ Naſſau. g. e e e 21. März, bildet den Auftakt für ein rieſiges neues Arbeitsbeſchaf⸗ fungsprogramm. Schon am 21. März wer⸗ den Tauſende deutſcher Volksgenoſſen der Ac⸗ beitsloſigkeit entriſſen und wieder in Arbeit und Brot gebracht werden. Millionen wer⸗ den in den nächſten Monaten folgen. Unſer Gauleiter und Reichsſtatthalter Spren⸗ ger hat am 21. März an der Reichsautobahn⸗ ſtraße 200 neue Arbeiter begrüßt, an dem neuen Verkehrsflugplatz 250 und im heſſt⸗ ſchen Ried 450. Bald wird die Altſtadtſanie⸗ rung in Frankfurt beginnen. Ueberall in den Kreiſen des Gaues wurden bereits am 21. große Arbeiten in Angriff genommen. Par⸗ tei und Staat tun das Menſchenmöalichſte. Das große Werk muß und wird gelingen. Es genügt aber nicht, nur in lauten Wor⸗ ten ſeine Zuſtimmung zu geben, ſondern hier muß auch der letzte Volksgenoſſe mitarbeiten. Jeder, der heute noch einen Arbeitsplatz un— beſetzt läßt, iſt ein Volksverräter! In allen Lichtſpieltheatern unſeres Gaues werden Sie einen Film ſehen, der Ihnen Bil⸗ der von den großen Arbeitsbeſchaffungsmaß⸗ nahmen innerhalb des Gaues zeigt. Aus je⸗ dem Schaufenſter heraus wird Sie ein Plakat mahnen, mitzuhelfen an dem großen Werk. Im Winter wurde es erreicht, daß kein Volksge⸗ noſſe mehr hungern oder frieren mußte. Im Frühjahr werden wir dafür ſorgen, daß Mil⸗ lionen deutſcher Volksgenoſſen wieder zu Ar⸗ beit kommen werden. Stellt Eure Geſinnung unter Beweis: Schafft Arbeitsplätze Aus Heſien und Naſſau Auswiriung des Acbeitsbeſchaffungs⸗ programnt: der Reichsregierung. Darmftadt. 21. März. Das Staatspreſſe⸗ amt teilt mit: In der Zeit vom 4. bis 28. Februar 1934 wurven 9303 Anträge auf Be⸗ willigung von Reichszuſchüſſen genehmigt. Die Summe der in dieſer Zeit bewilligten Reichs⸗ zuſchüſſe beträgt insgeſamt 2 033 169 Mark. Die mit dieſen Reichszuſchüſſen dem heſſiſchen Handwerk zugeführten Aufträge erreichen in dieſem einen Monat den anſehnlichen Betrag von 8 252 000 Mark. In der Zeit vom 15. Oktober 1933 bis 28. Februar 1934 wurden Reichszuſchüſſe von insgeſamt 8 907000 Mark bewilligt, womit dem heſſiſchen Handwerk über 36 057000 Mark Aufträge zugeführt worden ſind. 0 „ Rüſſelsheim, 21. März.(Opelſtif⸗ tung für„Kraft durch Freude.) Die Opelwerke haben ein Kapital von 500 000 Mark geſtiftet, deſſen Zinſen der NS-⸗Ocgani⸗ ſation„Kraft durch Freude“ zwecks Durch⸗ führung von Kameradſchaftsabenden zur Ver⸗ fügung ſtehen. Außerdem haben die Opel⸗ werke ihre 2000 Perſonen faſſende neue Spei⸗ ſehalle zu genanntem Zweck koſtenlos zur Ver⸗ fügung geſtellt. Hanau, 21. März.(Neue Kirche in Hanau.) Die hieſige evangeliſche Chriſtus⸗ gemeinde hat ein eigenes Gotteshaus, eine Saalkirche, 1 Die im Oſtviertel ge⸗ . Kirche iſt am Sonntag eingeweiht wor⸗ Groß-Gerau, 21. März.(Wann die Schwalbe kehrt wieder.) Die erſten Schwalben ſind von ihrer Reiſe aus dem Sü⸗ den zurückgekehrt und wurden bereits im Kreis Groß⸗Gerau an ihren vorjährigen Niſtplätzen geſehen. Goddelau, 21. März.(Frei von Er⸗ werbsloſen.) Mit 150 Mann wird zu Anfang der großen Arbeitsſchlacht mit Ent⸗ wäſſerungsarbeiten, Anlegen von Gräben und Verbreiterung von ſchon vorhandenen Grä⸗ ben in der Gemarkung begonnen. Die Arbei⸗ ten wurden von dem Kulturbauamt Darmſtadt vergeben. Durch dieſe Arbeiten wird Goddelau frei von Erwerbsloſen. Dienheim, 21. März.(In der Jauche⸗ grube ertrunken.) Der Winzer Jakob Jung ſtürzte in der Nacht in ſeine Jauchegrube und ertrank. Jung wurde mit den Beinen nach oben in der nur etwa 40 Zentimeter hoch mit Jauche gefüllten Grube vorgefunden. Mainz, 21. März.(Einbrecherbande vor Gericht.) Vor der Großen Straf— kammer begann ein großer Prozeß gegen eine 20köpfige Diebes- und Hehlerbande aus Worms. Hauptangeklagte ſind der 24jährige Schiffer Karl Richter, der 22jährige Schloſ⸗ ſer Jakob Geffert, der 24jährige Ernſt Rich⸗ ter, der 24jährige Gottfried Stegmüller und der 25jährige Auguſt Geffert, ſämtlich wegen Diebſtahls vorbeſtraft. Die Anklage legt der Bande 41 Einbruchsdiebſtähle zur Laſt, die in den Jahren 1931 bis 1933 in Worms. Frankenthal, Ludwigshafen und Umgebung verübt wurden. Der Wert der Diebesbeute beträgt Zehntauſende. Die Angeklagten ſind geſtändig. Sie gingen bei ihren Einbrüchen äußerſt verwegen vor und waren mit den mo⸗ dernſten Einbrecherwerkzeugen verſehen. In nahezu 100 Fällen wurden ſie der Täterſchaft überführt, aber zur Vereinfachung des Verfah⸗ rens ſind ſie nur in 41 ſchweren Fällen an geklagt. Die Verhandlung dauert vorausſicht⸗ lich mehrere Tage. Hinrichtungen Sühne für die Ermordung eines SA Mannes Berlin, 21. März. Der Amtliche Preußiſche Preſſedienſt teilt mit: Am Dienstag morgen ſind in Königs⸗ berg die Mörder des SA⸗Mannes Hölger. Fritz Lange und Walter Siedelmann aus Schuditten, die durch das Urteil des Schwurgerichts in Königsberg am 7. Sep⸗ tember 1933 wegen gemeinſchaftlichen Mor⸗ des zum Tode verurteilt worden waren, hingerichtet worden. Die Hingerichteten hatten in der Nacht vom 9. zum 10. Juli 1933 auf zwei S A-Män⸗ ner einen ſorgfältig und planmäßig vorberei⸗ keten Angriff unternommen und dabei den SA-Mann Hölger durch einen heimkückiſchen und hinkerhältigen Schuß aus nächſter Nähe gelötet. Der preußiſche Miniſterpräſidenk hal mit Rückſicht auf die Schwere der Mordkal von ſeinem Begnadigungsrecht keinen Ge⸗ brauch gemachl. Stück 10, 18, 22 pfg. Schmierſeife gelb 2 20 Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 1,40 Mk. frei ins Haus gebracht.— Gratis⸗Beilagen: wöchentlich den„Illuſtrierten Sonntag“, halbmonatlich die„Heimatblätter“, zweimal jährlich den Fahrplan und den Wandkalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. bei den Boten Verkünd⸗ und Anzeigeblatt für Viernheim ſeit dem Jahr 1883 Fernſprecher 117.— Telegr.: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Frankfurt a. M., Verantwortlich für den Anzeigenteil: Joh. Martin, Viernheim. D. A. II. 34 1250. Einzel⸗Verkauf der Zeitung von der Geſchäftsſtelle 5 Pfg., Samstags⸗Ausgabe 10 Pfg. Anzeigenpreiſe: Die 12geſpaltene Millimeter-Zeile 2 Pfennig, Reklame 9 Pfennig, bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen-Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Geſchäftsſtelle: Adolf Hitlerſtr. 36, Schriftleitung, Druck u. Verlag: J. Martin, Viernheim Nummer 69 Donnerstag, den 22. März 1934 515 Jahrgang Deuts 0 je Arbeiter, fanget an! Der Führer eröffnet die neue Arbeitsſchlacht— Sein Appell an Volk und Welt— Feierſtunde an allen deutſchen Arbeitsplätzen München, 22. Marz. Reichskanzler Adolf Hitler eröffnete am Mittwoch an der Vauſtelle Unterhaching der Reichsautobahn München— Landes⸗ grenze den Großlampf 1934 gegen die Ar⸗ beitslofigleit. Vauſtelle Unterhaching Ueber der bayeriſchen Hauptſtadt und ih— rer Umgebung lag ein ſchöner Frühlingstag, der die rechte Feſtſtimmung für den feier ⸗ lichen Staatsakt ſchuf. Schon vom frühen Morgen an brachten Omnibuſſe ein zuhlreiches Publikum hinaus zu der Bau— ſtelle Unterhaching der Reichs auto⸗ bahn München—Landesgrenze. Hier— nur wenige Kilometer vor Mün⸗ chen— waren 2700 Mann Münchener Be⸗ legſchaft der Reichsautobahn ſelbſt angetre⸗ ten, ferner nahmen als Vertreter der übri⸗ gen 12 Reichsautobahnen in Deutſchland je ein Hilfsarbeiter, ein Maſchiniſt und ein Facharbeiter an dem offiziellen Beginn der Arbeitsſchlacht 1934 teil. Weiter hatte die Reichsbahn in ſechs Sonderzügen 5000 Ar— beiter der Deutſchen Arbeitsfront an Ort und Stelle gebracht. Außerdem waren 2000 Mann des Arbeitsdienſtes angetreten. End- lich waren Abordnungen ſämtlicher Mün⸗ chener Induſtriebetriebe an der Reichsauto⸗ bahnſtrecke zugegen. Beſonders erfreulich war, daß durch die Bemühungen des Natio— nalſozialiſtiſchen Kraftfahrkorps auch zahl— reiche Arbeitsloſe aus München an die Bau⸗ ſtelle gebracht werden konnten, um ſo in er⸗ hebender Stunde Zeuge zu ſein von dem überwältigenden Willen des Führers, den Kampf gegen die Arbeitsloſigkeit mit uner⸗ müdlicher Energie fortzuſetzen. Die Bau⸗ ſtelle ſelbſt war nur mit Hitler⸗Fahnen ge⸗ ſchmückt, trug aber ſonſt ihr Werktagskleid. Zu Tauſenden und Zehntauſenden ſtröm⸗ ten die Menſchen hinaus zur Bauſtelle. Der Anſturm wurde ſchließlich ſo gewallig, daß der Kraftverkehr vollkommen abgedämmt werden mußte. Rieſige Wagenburgen, be⸗ ſtehend aus Perſonenwagen, Omnibuſſen und firaftwagen bildeten ſich überall auf den Jeldern und aus allen Richtungen der Him⸗ fiele e ſtürmten die Menſchen zur Bau- elle. Zahlreiche führende Perſönlichkeiten des Reiches und der NSDAP haben ſich an der Bauſtelle eingefunden. Man ſieht u. a. Vi⸗ zekanzler von Papen, die Reichsminiſter Dr. Göbbels, Schmidt, Seldte, Blomberg, Reichsjuſtizkommiſſar Dr. Frank, Reichs⸗ ſtatthalter General Ritter von Epp mit dem Miniſterpräſidenten Siebert und den bayeri⸗ ſchen Staatsminiſtern Wagner und Eſſer, die Staatsſekretäre Lammers, Hierl und Feder, Generalinſpekteur Dr. Todt, der die Füh⸗ rung auf der Bauſtelle übernimmt, den Stabsleiter der PO, Dr. Ley und viele an— dere. Gegen 10.30 Uhr erſcheint der Führer mit ſeiner Begleitung. Ueber ein Gewirr von Gleiſen ſchreitet der Führer auf die Bauſtelle, begrüßt Mitarbei⸗ ter und Mitkämpfer und nimmt die Mel⸗ dung des Generalinſpekteurs Todt entge⸗ gen. Weit im Rund ſtehen und ſitzen viele Tauſende von Arbeitern. In den ſchwieli⸗ gen Fäuſten Hacken und Spaten. Daneben ſind große Abteilungen des Arbeitsdienſtes aufmarſchiert. Punkt 11 Uhr gellten die Si⸗ renen der Feldbahnlokomotiven. Der Ba⸗ denweiler Marſch brauſt über das Feld. Der Führer beſichtigt nun die Pläne, Mo⸗ delle und Aufriſſe der einzelnen Bauſtellen. Arbeiter wurden ihm vorgeſtellt und eine Aeußerung des Führers kennzeichnet knapp und präzis die Bedeutung des Werkes:„Wie lange hätte das wohl gedauert, wenn ein Parlament über dieſes Werk hätte beſtim⸗ men müſſen? Man wäre ſich in zehn Jah- ren nicht einig geworden!“ Und ein ande- res Work:„Auch die erſten Vorkämpfer für die Eiſenbahn wurden von manchen Leuken für Narren gehalten.“ Die Arbeiter ſtimmten nun das Lied an: „Brüder in Zechen und Gruben, Brüder hin— ter dem Pflug“. Dann beſtieg der Kanzler einen Kippwagen, um ſeinen großen Appell an die deutſche Nation zu halten. Die Rede des Führers Deutſche Volksgenoſſen und-Genoſſinnen! Meine deutſchen Arbeiter! Ich glaube nicht, daß jemals eine Regierung eine ſchlimmere Erbſchaft übernommen hat als wir am 30. Januar 1933. Seit der Revolte des Novem— ber 1918 war unſer Volk Schritt für Schritt dem Untergang entgegengeeilt. Alles, was dieſer geraden Linie in das Verderben hinein zu widerſprechen ſchien, erwies ſich nach kurzer Zeit ſtets als Trugſchluß und Täuſchung. Jede ſchwache Frühlingsbewe— gung wurde von den Regierungen als Er— folg geprieſen und war doch immer wieder nur eine Station im Wechſel der Konjunk— tur eines dem Zuſammenbruch entgegentrei— benden Syſtems und ſeiner Wirtſchaft. Es iſt notwendig, ſich die Lage im Januar des vergangenen Jahres in das Gedächtnis zu rufen. Der deutſche Bauernſtand war dem Untergange ausgeliefert, der Mittelſtand zum großen Teil bereits ruiniert, der Steu— erdruck unerträglich, die Zahl der Konkurſe nahm dauernd zu. Eine Armee von Voll— ſtreckungsbeamten war tätig, um ſtaatliche und private Forderungen auf dem Zwangs— wege einzutreiben. Die Finanzen des Rei— ches, der Länder und der Kommunen wa— ren durch und durch zerrüttet, die Konſum— kraft des Volkes ſank immer mehr. Ueber 94 aber erhob ſich als drohendſte Gefahr ie Geißel der Not, der Erwerbsloſigkeit. Ueber 6 Millionen Deutſche hatten keinen Verdienſt! Das heißt aber praktiſch: Daß je zwei in Arbeit ſtehende deutſche Menſchen einen dritten mitzuernähren hatten. Dazu kam aber als allerſchlimmſtes das Fehlen jeglichen Vertrauens in eine Wandlung die— ſer Zuſtände. Zuverſicht und Glaube auf eine beſſere Zukunft waren ſo gut wie voll⸗ ſtändig abhanden gekommen. In troſtloſer Verzweiflung ſtierten die Millionenmaſſen unſerer vom wirtſchaftlichen Unglück ver⸗ folgten deutſchen Menſchen in die graue leere Zukunft. Ueber alldem aber ein Parteienge⸗ gänk, ein ewiger Streit und Hader, Kor⸗ ruption. Beſtechlichkeit, Unzuverläſſigkeit und Diſgiplinloſigkeit, wohin man blickte. Je größer die Not wurde, umſo gefährlicher waren die politiſchen Parteien und ihre Lei⸗ ter, die als ſchlimmſte Schwindler und Pfu⸗ ſcher am deutſchen Leibe herumdokterten. Ein Wirrwarr von Anſchauungen, von Mei⸗ nungen und Ueberzeugungen zerriß das deutſche Volk und bedingte die Hoffnungs— lofigkeit dieſer Zeit. So ſtand das Schlimmſte bevor, als wir am 30. Januar des vergangenen Jahres nach vierzehnjährigem opferreichen Kampf gegen die Jerſtörer unſeres Reiches und Volkes endlich die Macht erhielken. Meine Volksgenoſſen! Wieviele haben da⸗ mals das deutſche Volk vor dem Nationalſo⸗ zialismus gewarnt mit der Behauptung. wir hätten vor auem keine Kopfe und unſer Sieg würde gerade die deutſche Wirtſchaft vollends vernichten. Wenn wir aber heute em Beginn des zweiten Jahresangriffs ge— gen die deutſche Wirtſchaftsnot vor die Na— ton hintreten, können wir trotz allen Kri— tikern und Beſſerwiſſern auf Leiſtungen hinweiſen, die dieſe ſelbſt vor einem Jahr noch als un— möglich erklärten. Wie aber wurde das möglich? Dies waren die Ueberlegungen, die uns damals beherrſchten und die Ent— ſchlüſſe, die wir faßten und verwirklichen wollten: 1. Wenn in der Zeit eines ſo grauenhaften allgemeinen und beſonders wirtſchaftlichen Zuſammenbruches eine ſtaatliche Umwäl— zung vorgenommen wird, darf ſie unter kei— nen Umſtänden zu einem Chaos führen. Wir haben eine Revolution machen wollen, und es wurde eine Revolution gemacht. Allein nur der kleinſte Geiſt kann das Weſen einer Revolution ausſchließlich in der Vernich— tung ſehen. Wir ſahen es im Gegenteil in einem gigantiſchen Neuaufbau. Wenn wir heute überhaupt mit Vertrauen in die Zukunft blicken dürfen, dann nur, weil es uns dank der Diſziplin der national— ſozialiſtiſchen Partei, ihrer Kämpfer und Anhänger gelungen war, eine der größten Umwälzungen der Weltgeſchichte planvoll und geordnet durchzuführen. Es iſt ein größerer Ruhmestitel, eine Welt beſeitigt zu haben, ohne die Begleiterſcheinungen eines alles verzehrenden Feuerbrandes, als eine Revolution in das Chaos und damit in die Selbſtvernichtung zu führen. 2. Die Größe der Not zwang zu ganz großen Enkſchlüſſen. Große Entſchlüſſe können aber nur auf wei— te Sicht gefaßt werden. Ihre Verwirklichung erfordert, wie alles Große auf dieſer Welt, Zeit. Es war damit aber notwendig, dem neuen Regiment unerhörte Stabilität zu ge— ben, denn nur ſtabile von ihrer Exiſtenz und deren Dauer überzeugte Regierungen ver— mögen ſich zu wirklich tiefgreifenden und weitreichenden Entſchlüſſen aufzuraffen. 3. Die innere Stabilität eines Regiments wird ſtets zur Quelle des Vertrauens und der Zuverſicht eines Volkes. Indem die Millionenmaſſen ſehen, daß über ihnen eine von ſich ſelbſt überzeugte Regie— rung ſteht, überträgt ſich auf ſie ein Teil dieſer Ueberzeugung. Die Kühnheit der Plä— ne einer Staatsführung erhält damit erſt die analoge Kühnheit der Bereitwilligkeit zu ih— rer Ausführung und Durchführung. Zutrau— en und Vertrauen ſind aber grundſätzliche Bedingungen für das Gelingen jeder wirt— ſchaftlichen Wiedergeburt. 4. Man müßte dabei entſchloſſen ſein, nicht nur einſichtsvoll, ſondern wenn notwendig, auch hart zu han— deln. Wir waren bereit, zu tun, was Men⸗ ſchen überhaupt tun können. Wir ſind aber nicht bereit und gewillt, jeden Schädling und gewiſſenloſen inneren Jeind unſeres Volkes ſeine Tätigkeit der Zerſtörung weiter aus— üben zu laſſen. Um kritiſieren zu könſten, muß man ſelbſt etwas gelernt haben. Was man aber gelernt hat, beweiſt man durch die Tat. Den Männern vor uns hat das Schick⸗ ſal 14 Jahre lang Zeit gegeben, durch Taten ihr wirkliches Können zu erweiſen. Wer aber 14 Jahre lang ſo verſagt hat wie dieſe, ein geſundes Volk ſo ruinierke. dem wieno und oer verzweiftung entgegen- trieb, hat kein Recht, im fünfzehnken Jahre plötzlich den Kritiker derer zu ſpielen, die es beſſer machen wollen und ja auch beſſer ge- macht haben. Sie hatten Gelegenheitk, 14 Jahre lang zu handeln. Wir geben ihnen keine Gelegenheit, heute noch lange zu ſchwäßzen. 5. Wir können dies auch nicht tun, denn das große Werk kann ja nur gelingen, wenn alle mithelfen. Es iſt ein Irrtum, zu meinen, daß eine Regierung allein das Wunder einer Erneuerung vollbringen könne! Es muß ihr gelingen, das Volk in den Dienſt ihrer Miſſion zu ſtellen. Die ewigen Peſſimiſten und die grundſätz— lichen Nörgler haben noch kein Volk gerettet, wohl aber zahlreiche Völker, Staaten und Reiche zerſtört. Wir waren daher entſchloſ⸗ en, uns nicht um ſie zu kümmern, ſondern mit denen zu rechnen, die unverzagt bereit ſind, mit uns den Kampf für die deutſche Wiederaufſtehung aufzunehmen und durch⸗ zuführen! 6. Und dies mußte ein Kampf werden; denn es gibt kein Wunder, das den Menſchen von oben herunter oder von außen her etwas ſchenkt, das er nicht ſelbſt verdient. Der Himmel hat zu allen Zeiten nur dem geholfen, der ſich ſelbſt redlich mühte, nicht auf andere baukle, ſondern ſein Vertrauen ſetzte auf die eigene Kraft. Dies alles aber erforderk dann den Mut, mit der Zeit zu rechnen, die für eine ſolche Arbeit nötig iſt. Wenn man in 14 Jahren ein Volk zerſtört, kann nur ein Narr annehmen, daß ſchon in wenigen Wochen oder Monaten die Heilung all der zugefügten Schäden gelingen könnke! 7. Wir waren überzeugt, daß die Rettung des deutſchen Volkes ihren Ausgang nehmen muß von der Rettung des Bauern⸗ ſtandes. Denn wenn irgend ein anderer; Menſch ſeine Dienſtſtelle verlaſſen muß oder ſelbſt ſein Geſchäft verliert, ſo kann er eines Tages einen neuen Platz wiederfinden, durch Fleiß und Tüchtigkeit ein neues Unterneh— men gründen. Der Bauer aber, der erſt ein— mal ſeinen Hof verloren hat, iſt meiſt für immer verloren. Wehe aber, wenn in einem Volke dieſer Stand vernichtet wird! Jede Not kann man leichter meiſtern, eine allein kann ein Volk zugrunde richten: ſowie die Broternährung fehlt hören alle Experiment und die Theorien auf. Die Bitte um das kägliche Brok iſt nicht umſonſt eingeſchloſſen in das Gebet der Chriſtenheit.— 8. Der Kampf zur Ret— tung des Mittelſtandes iſt in erſter Linie mit ein Kampf gegen die Arbeitsloſigkeit. Dies aber iſt das Rieſenproblem. das uns zur Löſung geſtellt iſt und dem ge— genüber alles andere zurücktritt. Wir waren vom erſten Tage der Machtübernahme an überzeugt, daß wir dieſer Not Herr werden müſſen, und wir waren entſchloſſen, dem Kampf gegen dieſe Not alles andere rück⸗ ſichtslos unterzuordnen. An ſich iſt ſchon der Gedanke entſetzlich, daßßz in einem Volk Milliarden an Arbeils⸗ ſtunden nutzlos vergeudet und verkan wer⸗ den! Millionen Menſchen haben Bedarf an Kleidung, an Schuhen, an Wohnung, an Einrichtung und an Nahrung und Millio- nen andere möchten arbeiten und möchten ſchaffen. Die einen können ihren Bedarf nicht befriedigen, und die anderen finden 595 Möglichkeit zur Herſtellung dieſes Be⸗ arfs. Die Vorſehung hat uns als intelli⸗ gentes Volk geſchaffen. Wir ſind ah die größten Probleme zu löſen. Unſer Volk iſt kleißia und gewillt zu jeder Arbeit. Der deurſche Ingemeur uno Techniker, unſere Phyſiker und Chemiker, ſie gehören zu den Bahnbrechern auf dieſer Welt. Der deutſche Arbeiter wird von keinem anderen übertrof⸗ fen, und uns ſoll es nicht möglich ſein, dem einen Arbeit zu beſchaffen, um die Not der anderen zu beheben. Wir ſollen dazu ver⸗ dammt ſein, daß Millionen Menſchen keine Gebrauchsgegenſtände und Lebensgüter ſchaffen können, die Millionen andere benö— tigen? Wir werden dieſes Problem löſen, weil wir es löſen müſſen. Das deutſche Volk der Zukunft ſoll keinem ſeiner Bürger Renten für das Nichtstun ge⸗ ben, aber jedem die Möglichkeit, durch red⸗ liche Arbeit ſein eigenes Brot zu verdienen und ſo mitzuhelfen und beizutragen zur Er— höhung des Lebensſtandards aller. Wenn es gelingt, fünf Millionen unſerer Erwerbsloſen einer praktiſchen Produktion uzuführen, dann heißt dies, daß wir die ge⸗ ite Konſumkraft des deutſchen Volkes zu⸗ nächſt monatlich um mindeſtens 400 Millio- nen, das ſind im Jahre über fünf Milliar- den, ſtärken. Wir waren uns klar, daß die Einkom⸗ mensperhältniſſe im Einzelnen traurige ſind. Allein das Einkommen iſt letz⸗ den Endes das Auskommen, und das Aus— kommen eines Volkes wird beſtimmt durch die Geſamtſumme der von ihm produzierten und ihm daher zur Verfügung ſtehenden Le⸗ gensgüter. So ſehr wir daher den feſten Entſchluß haben, die Konſumkraft der Maſſe im Rahmen der Steigerung unſerer Go— mtproduktion zu heben, ſo ſehr iſt unſere eutige Aufgabe nur darauf gerichtet, auch en letzten Mann in dieſe Produkkion zu bringen. Ich bin glücklich, daß der deut⸗ ſche Arbeiter trotz der zum Teil geradezu un— möglichen Lohnſätze dies begriffen hat. Es iſt aber traurig, daß manche Unternehmer dergleichen Fragen verſtändnislos gegen⸗ überſtehen, anſcheinend in dem Glauben, der heutigen Epoche der Wiederankurbelung der deutſchen Wirtſchaft in einer beſonderen e Ausdruck verleihen zu müſ⸗ hen. Wir wechen von ſetzt ab ſeden Verſuch einer Preisſteigerung mit allen und den enk⸗ ſchloſſenſten Mitteln gegenüberzutreten miſſen. Dies waren aber die Erkenntniſſe, die uns im vergangenen Jahre als Leitgedanken für unſer Handeln dienten. Sie zeichneten den Weg vor, den wir nun auch tatſächlich gin⸗ gen. Zunächſt machten wir Schluß mit allen Theorien. Es iſt intereſſant, wenn ſich Aerz⸗ te über die möglichen Wege zur Heilung ei— ner Krankheit unterhalten. Allein es iſt für den Kranken zunächſt das Wichtigſte, daß er wieder geſund wird. Wir haben daher be— gonnen, die Wirtſchaft auf der einen Seite von den Theorien freizumachen und auf der anderen Seite aber auch von dem Wuſt drückender Verordnungen, einengender Be— ſtimmungen. Wir haben weiter die Produk— tion Schritt für Schritt von jenen Belaſtungen zu befreien verſucht, die als unvernünftigſte Steuerverordnun— gen das wirtſchaftliche Leben abdrückten. Wir haben hier auf einem Gebiete, dem der Motoriſierung, vielleicht den größten und durchſchlagendſten Erfolg erzielt auf zahl— reichen anderen kaum weniger bhedeutungs⸗ vollere. Wir waren weiter entſchloſſen, grundſätzlich an die Wirtſchaft keine Ge⸗ ſchenke mehr auszuteilen, ſondern alle verfügbaren Mittel nur für die praktiſche und produktive Arbeitsbeſchaffung zu ver⸗ wenden. Der intelligente, tüchtige und or⸗ dentliche Wirtſchaftler wird ſich dabei betä⸗ tigen können; der faule, unintelligente oder gar unordentliche und unehrenhafte ſoll zu— 1111 0 gehen. Entſcheidend iſt, daß man die ittel, die der Staat mobil zu machen ver⸗ mag, nicht als Geſchenk verteilt, ſondern als praktiſche Befruchtung für die Produktion einſetzt und damit nützlich anlegt. Dies ha⸗ ben wir in einem großen Umfang mit durch⸗ ſchlagendem Erfolg getan. Die Initiative, die dabei der Staat ergriff, hatte immer nur den Zweck und die Abſicht, die wirtſchaftliche, private Initiative zu erwecken, und damit das wirtſchaftliche Leben langſam wieder auf eigene Füße zu ſtellen. Um der künfti⸗ gen Verkehrsentwicklung großzügig die Vor⸗ ausſetzungen zu ſichern, wurde das Rieſenwerk der neuen deutſchen Reichs⸗ aukoſtraßzen projektiert und begonnen. Wir haben dar⸗ über 1 aber verſucht, eine beſſere ſo⸗ ziole Ordnung herbeizuführen, indem wir u. d. auch durch ſtaatliche Maßnahmen die Bildung neuer Ehen im gewaltigen Ausmaße ermöglichten und damit unzählige Mädchen aus der Produktion nahmen, in die 1 und in das Heim zurückführten. lles das war aber nur möglich durch die Sicherung unſerer Währung, benn nicht durch leichtſinnige Experimente haben wir dieſe Maßnahmen ermöglicht, im Hegenteil: In derſelben Zeit iſt es uns ge⸗ lungen, die finanzielle Lage des Reiches, der Länder und der Kommunen entſcheildend zu beſſern und in Ordnung zu bringen. Das Ergebnis dieſer Tätigkeit kann in ei⸗ nem Satz zuſammengefaßt werden und in ihm die Rechtfertigung erfahren: Ueber 2,2 Millionen Erwerbsloſe ſind im erſten Ar⸗ beitsjahr der nakionalſozialiſtiſchen Volks- und Staatsführung wieder in die Arbeit 100 damit in die Produktion gebracht wor⸗ en. Für den deutſchen Arbeiter der Stirn und der Fauſt beginnt nun heute am 21. März der neue Kampf. An die Spitze möchte ich wieder ſtellen die Forderung des vergan⸗ genen Jahres: Kampf gegen die Ar⸗ beitsloſigkeit! Wir müſſen in dieſem vor uns liegenden Jahr den Feldzug gegen die Arbeitsloſigkeit mit noch größerem Fa⸗ natismus und mit noch größerer Entſchloſ⸗ ſenheit führen als im vergangenen. Mit rückſichtsloſer Schärfe müſſen wir jeden zu⸗ rückweiſen, der ſich an dieſem Gedanken und ſeiner Erfüllung verſündigt. Möge ſeder in Deutſchland begreifen, daß nur eine wahrhaft ſozialiſtiſche Auffaſſung dieſer Gemeinſchaftsaufgabe ihre Löſung er⸗ möglicht. Möge ſich jeder über ſeinen Ego⸗ ismus erheben und ſeine Ichſucht überwin⸗ den. Lohn und Dividende, ſie müſſen, ſo ſchmerzlich es in dieſem erſten Falle auch ſein mag, zurücktreten gegenüber der über— legenden Erkenntnis, daß wir erſt die Werte ſchaffen müſſen, die wir dann zu verzehren gedenken. Möge beſonders jeder Unterneh⸗ mer begreifen, daß die Erfüllung der uns wirtſchaftlich geſtellten Aufgaben nur mög— lich iſt, wenn ſich alle in den Dienſt dieſer Aufgabe ſtellen, unter Hinkanſetzung ihrer egoiſtiſchen Eigenſucht: mögen ſie aber weiter einſehen, daß ein Scheitern an dieſer Aufgabe nicht etwa eini⸗ ge Millionen neue Arbeitsloſe bringen wür— de, ſondern das Ende und den Zuſammen⸗ bruch unſerer Wirtſchaft und damit vielleicht des deutſchen Volkes. Nur ein Wahnſinni⸗ ger kann ſich daher an dieſer gemeinſamen Not und ihrer Behebung unanſtändig zum eigenen Vorteil verſündigen. Wenn dies unterbleibt, dürfen wir mit unbedingter Zuverſicht in die Zukunft blicken, denn das Rieſenprogramm der nationalen Arbeitsbeſchaffung, das wir im vergangenen Jahre projektierten und niederlegten, benö⸗ tigt zum Teil viele Monate, um vom Projekt zur Verwirklichung zu reifen. Ungeheure Vorausſetzungen mußten erſt geſchaffen wer⸗ den, um endlich an die Arbeit ſelbſt gehen zu können. Wir haben ein Beiſpiel in den Reichsautoſtraßen: Eine Armee von Vermeſſungsbeamten und Ingenieuren, von Zeichnern und Arbeitern iſt ja nötig, um allein die Planung vorzunehmen. In immer ſchnellerer Folge aber wird nun eine Strecke nach der anderen in Bau genommen werden. Schon in dieſem Jahre werden rund zwei Drittel Milliarden Reichsmark der Verwirk⸗ lichung dieſes Werkes dienen, das von kom⸗ menden Generationen dereinſt als ein Standardwerk der menſchlichen Verkehrsent⸗ wicklung angeſehen werden wird. So aber ſind allein im vergangenen Jahr für das Jahr 1934 Arbeitspläne vorbereitet worden, für deren Durchführung weit über eine Mil⸗ liarde Reichsmark veranſchlagt und ſicherge⸗ flellt ſind. Parallel damit werden gewaltige Sum⸗ men angewendet für die Ermäßigung pro⸗ duktionstötender Steuern. Rund 300 Millionen Steuergutſcheine kommen der nationalen Wirtſchaft in dieſem Jahre zugu⸗ te. Um weiteren 200 000 Mädchen den Ein⸗ tritt in die Ehe zu ermöglichen, werden rund 150 Millionen Mark für Eheſtandsdarlehen bereitgeſtellt. Umgekehrt ſoll die Zahl der Hausgehilfinnen eine Steigerung erfahren durch nicht minder große ſtaatliche Maßnah⸗ men. Gewaltige Millionenbeträge werden zu Abgabeſenkungen dienen, ſowie zur Senkung der landwirtſchaftlichen Grundſteuer. Das em einzelnen bereits feſtliegende Programm der Reichsregierung wird das größte Arbeitsbeſchaffungsprogramm ſein, das Deutſchland bisher kannte. Es wird weiter ſein das Programm einer gewaltigen Entlaſtung unſerer Wirtſchaft. Es wird aber dabei zugleich ſein ein Programm der Ord⸗ nung unſeres geſamten finanziellen Lebens. Denn ſo gewaltig die nötigen Mittel ſind, ſo können und werden ſie nicht aus der Noten⸗ preſſe kommen. Eine Inflation nach Ark der November Regierung iſt für uns undenkbar. Alle lau- fenden Ausgaben werden aus dem ordenk⸗ lichen Ekat beſtritten. Dauernde Anlagen werden zu gegebener Jeit aus dem Anleihe⸗ eka finanzierk. Um dieſe Miltel zu beſchaf⸗ fen, iſt das Vertrauen des Volkes und die Hilfe der Sparer die allererſte Vorausſet⸗ zung. Wir können mit Genugtuung feſtſtellen, daß ſich im abgelaufenen Jahre die Spar⸗ einlagen allein um rund eine Milliarde in Deutſchland erhöht haben. Es iſt uns wei⸗ ter gelungen, die feſtverzinslichen Werte in ihrem Kurſe ſo zu ſteigern, daß damit eine Senkung des Zinsniveaus praktiſch eintrat. Wir werden auch in der Zukunft fortfahren, die Schuldenlaſten zu erleichtern, die Kapi⸗ talbildung zu fördern und wir werden uns dabei keiner Mittel bedienen, die irgendwie die Achtung vor Eigentum oder Vertrags⸗ rechten hintanzuſetzen. Das Vertrauen der deutſchen Sparer wird auch in Zukunft von der Regierung durch keinerlei willkürliche Eingriffe und durch keinerlei leichtſinnige Finanzgebarung enttäuſcht werden. Wir ſchützen den Ertrag jeder ehrlichen Arbeit, redliche Erſparniſſe und redliches Eigentum. Allein, etwas iſt nötig zum Gelingen dieſes großen Werkes, nämlich die gemeinſame Zuſam⸗ menarbeit aller und die Hilfe ei⸗ nesjeden Einzelnen. Wenn ſich aber 40 Millionen erwachſene Menſchen einem einzigen Willen verſchreiben und einen Ent⸗ ſchluß zur Tat werden laſſen, dann kann aus dieſer unermeßlichen Kraft nichts anderes als der Erfolg kommen. Wir ſtehen heute wieder vor einem ſymboliſchen Akt, meine deutſchen Arbeiter. Die Frühjahrsſchlacht gegen die Not unſerer Arbeitsloſigkeit hat begonnen. In der Stunde, in der wir hier vereint ſind, wird im Norden des Reiches, in Niederfinow ein Rieſenwerk deutſcher In⸗ genieurkunſt und deutſcher Arbeit und Schaf⸗ fenskraft der Benutzung übergeben: Das größte Schiffshebewerk der Well. Sie ſind hier angetreten an der Bauſtelle eines der gewaltigſten neuen Straßenzüge, die beſtimmt ſind, der deutſchen Wirtſchaft neue und modernſte Verkehrswege zu ge⸗ ben. Gewaltig iſt dieſer Plan und ſymbol⸗ haft für die Größe der uns geſtellten Auf⸗ gabe. Ich weiß, meine Arbeiter, daß Worte und Reden verhallen und die Mühe und Klage bleibt. Allein, es iſt auf der Welt noch nichts vom Himmel gefallen. So war es bis⸗ her, und nicht anders wird es ſein in der Zukunft. Aus Sorgen und Mühen erwächſt das Leben. Und wenn wir uns heute ſor⸗ gen, um Millionen Menſchen wieder Arbeit und Verdienſt zu verſchaffen, dann wird un— ſere Sorge morgen ſein, ihre Konſumkraft zu erhöhen und ihren Lebensſtandard zu verbeſſern. Nichts aber werden wir erreichen, wenn wir nicht mit zuſammengebiſſenen Zähnen unſe— re ganze Kraft immer auf eines konzentrie⸗ ren mit dem Entſchluß, die nächſte Aufgabe dann genau ſo anzupacken. Möge endlich die Einſicht der anderen Völker und ihre Staatsmänner begreifen, 900 der Wunſch und Wille des deutſchen Volkes und ſeiner Regierung kein anderer iſt, als in Freiheit und Frieden mikzuhelfen am Aufbau einer beſſeren Welt. So wollen wir denn mik dieſer großen Gemeinſchafts⸗ leiſtung die neue Arbeitsſchlacht des Jahres 1934 beginnen. Das Ziel iſt uns geſetzt. Deutſche Arbeiter, fanget an! Der Rede folgte jubelnder Beifall. Mäch⸗ tia brauſten das Horſt-Weſſel-Lied und das Vor einem Jahr Potsdam im Zeichen des 21. März Berlin, 22. März. Am 21. März 1933 war in Potsdam der erſte Reichstag des Dritten Reiches durch eine einzigartige Feier eröffnet worden. Am geſtri⸗ gen Mittwoch fand aus Anlaß der Wieder⸗ kehr dieſes„Tages von Potsdam“ im Luſt⸗ garten als Auftakt zahlreicher anderer Feſer⸗ lichkeiten eine große Parade aller Standort⸗ truppen ſtatt. Rieſige Zuſchauermengen, unter ihnen vor allem die Schul⸗ und Hitlerjugend, umſäumten den Luſtgarten. Unter den Ehren⸗ gäſten ſah man neben der Generalität des alten Heeres Vertreter der Behörden, der Kirche, der NS Da. und zahlreicher anderer Organiſationen.. Generalmajor von Witzleben, der Befehls⸗ haber des Wehrkreiſes 3, ſprach über die Be. deutung des Tages. Er ſchloß ſeine Ausfſih⸗ rungen mit einem dreifachen Hurra auf das Vaterland, den Reichspräſidenten und Reichs⸗ lanaler. Das Deutſchland⸗ und Horſt Weſſel⸗ Lied folgten. Im Anſchluß daran fand im Luſtgarten eine Parade von Formationen der Schutzpoli⸗ gel Berlins ſtatt. Der Präſentiermarſch kündete das Erſcheinen der Polizeigenecäle Daluege, Baltzer und Zeppelin an, die dann die Front abſchritten. Daluege erinnerte in ſeiner Anſprache daran, daß vor einem Jahr in Potsdam der Grundſtein gelegt wor⸗ den ſei zu der Vollendung eines Traumes des deutſchen Volkes von Jahrhunderten. Seit dieſem Tage ſei die Polizei vollsverbunden und geliebt vom ganzen deutſchen Volke, wäh⸗ rend ſie früher ein volksfremder Teil im deut⸗ ſchen Vaterlande geweſen ſei, immer nur von denen geachtet, die ihn zur Durchſetzung 1 Macht gebraucht hatten. Die Schußpolizei werde immer wieder zum Volke zurückfinden und ſich die Kraft ihrer die hen Aufgaben aus dem deutſchen Volke ſelbſt holen. 17 Deutſchlandlied über die Bau Utſch ö Bauſtelle. Der Staatsakt war beendet. Die Rückfahrt des Führers nach München war eine wahre Triumphfahrt. Spontan waren viele Tauſende auf die Straße gegangen und hatten ein dichtes Spalier gebildet, durch das die Fahrt ging. Alles war erfüllt von den Worten des Füh⸗ rers und faſt wie ein Schwur war es, als hier und da Arbeiter dem Führer den Ham⸗ mer, den Meiſel, den Spaten, die Hacke ent⸗ gegenſtreckten, um damit zu künden. Wir wollen mitarbeiten. Reichsminiſter Dr. Göbbels hatte während der Beſichtigung der Bau⸗ ſtelle durch den Führer eine Rundfunk⸗ anſprache gehalten. Er hatte dabei u. a. ausgeführt: Ebenſo wie am 30. Januar ds. Is. das einjährige Beſtehen des nationalſo⸗ zialiſtiſchen Regimes nicht mit pomphaften Fackelzügen, ſondern mit einer großangeleg⸗ ten Hilfsaktion begangen worden ſei, ſo wollen wir heute weniger ein Feſt feiern, als eine Schlacht aufs Neue aufnehmen, die wir im verfloſſenen Jahre teils in offenſiven, teils in defenſiven Kämpfen tapfer durchge⸗ fochten haben. Denn vordringlichſte Pflicht einer volksverbundenen Regierung iſt es, den Maſſen Arbeit und Brot und einen ſo⸗ zialen Lebensſtand zu geben, der der Kul⸗ turhöhe der deutſchen Nation entſpricht. Der Feſtakt ſelber wurde eingeleitet durch ein be— geiſtert aufgenommenes„Sieg Heil“ auf den Führer, das Gauleiter Innenminiſter Wa g⸗ ner ausbrachte. Dann richtete General⸗ inſpekteur Todt einige Worte an den Füh⸗ rer. Er führte aus, daß 15 000 Arbeiter heute, wo das Arbeitsjahr erſt anläuft, auf den Bauſtellen der Reichsautobahn ſtehen.“ Sie haben ihre Arbeitskameraden hierher geſchickt, um an dieſer Feier teilzunehmen. Die Bauſtellen ſind ſämtlich in Betrieb: Hamburg Altona, Hannover— Magdeburg, Eſſen— Dortmund, Köln—Düſſeldorf, Stutt⸗ gart Frankfurt, Halle—Leipzig, Dresden— Chemnitz, Breslau Liegnitz. Oſtpreußen, Berlin—Stettin und in der Nähe Roſen⸗ heims.(Bei der Anführung der einzelnen Städtenamen meldeten ſich die Abordnungen mit einem lauten„Hier!“)— Anſchließend ſprach der Vertreter der Deutſchen Arbeiksdienſt⸗ lager: Ich melde, daß am heutigen Tage im Reich 130 Arbeitsdienſtlager neu in Dienſt geſetzt werden. Von den Arbeitsdienſtlagern wird die Durchführung der Kultivierung von 280 000 ha Moor⸗ und Oedland in Angriff genommen werden. Außerdem werden 180 Kilometer Waſſerlauf korrigiert. Eine nationale Feierſtunde Von 10.50 Ahr an bis 12 Uhr ruhte in allen Betrieben des Reichs und in allen Be⸗ hörden die Arbeit. Alle Betriebsangehöri⸗ gen und Beamlken waren um die Lautſpre⸗ cher verſammelt, um den Verlauf des feier⸗ lichen Skaatsaktes mitzuerleben. Die Veran⸗ ſtaltung machte überall tiefen Eindruck. Die Belegſchaften fielen ſponkan in das Horſt⸗ Weſſel-Lied und das Deutſchlandlied ein, mit 7 5 die erhebende Feier ihren Abſchluß and. eee eee Stärkt die Notleidenden im Glauben an ihr Volk! Werdet Mitglieder der NS⸗ Vollswohlfahrt! FC Vorwärts an die Arbeit! Die vom Führer heute eingeleitete Früh⸗ jahrsoffenſwwe zur Ueberwindung der Arbeics⸗ loſigkeit findet das Rhein⸗Main⸗Gebiet be⸗ ſtens gerüſtet. Während in den vergangenen Monaten das Winterhilfswerk Hunger und Kälte bannte und damit Hoffnung, Glaube und Kraft des Volkes feſtigte, wurde unab⸗ läſſig an der Vorbereitung der zweiten Ar⸗ beitsſchlacht gearbeitet. Kein Plan blieb un⸗ erörtert. Alles wurde überlegt, durchdacht uno praktiſch geſtaltet. So können mit dem heuti⸗ gen Tage an tauſend verſchiedenen Stellen die Hebel angeſetzt werden mit einer Wucht, die unſerer kampferprobten Bewegung Ehre machen ſoll und muß. Das Vertrauen auf di: eigene Stärke wird im Bündnis mit der Geſamtheit des Volkes mit der Größe der geſtellten Aufgabe wachſen. Wir haben bet der politiſchen Machtergreifung ganze Arbeit getan und werden dieſe Totalität auch auf wirtſchaftlichem Gebiet gründlich und endgültig herbeiführen. Nur eine Forderung haben wir an alle, für die der Kampf heute von neuem aufgenommen und bis zum Siege durchge⸗ fochten wird: N Haltet auch Ihr, was Ihr verſprecht, wenn Ihr in Arbeit ſteht. Es lommt nicht darauf an, was einer arbeitet, ſondern wie er arbeitet. Dir Leiſtung muß wieder zu Ehren lommen. Eure Arbeit iſt ein Stück Eurer Ehre. Hat⸗ tet ſie rein, auf daß Iht 1 0 lönnt vor Eurem Führer und vor Euch ſelbſt. 8 Arbeit iſt Lebenslampf. * Frankfurt a. M., 21. März 1934. Sprenger. —.— Eingebildete Krankheiten Von Dr. Peter Kneutz. Af. Der eingebildete Kranke iſt eine uns allen bekannte Erſcheinung. Immer wird er von irgendwelchen Leiden zu erzählen wiſſen; jede Kleinigkeit gibt ihm willkommenen An⸗ laß, das Aergſte zu befürchten. Wir ſind geneigt, dieſe Kranken aus Ein⸗ bildung nicht ernſt zu nehmen. Wir lächeln über ſie und hören ſie mehr oder weniger ge⸗ duldig an, um ſie ſchließlich mit einem Stoß⸗ ſeufzer zu verabſchieden. Dieſe Einſtellung iſt grundfalſch. Denn nicht immer hat die Ein⸗ bildung ſo harmloſe und kurioſe Wirkungen, wie wir ſie zumeiſt in unſerer näheren Um⸗ gebung kennen lernen: ſie kann auch, ohne daß ſich organiſch etwas geändert hätte, zur Urſache ſchwerſter Beeinträchtigungen im ſee⸗ liſch⸗körperlichen Haushalt des Menſchen wer⸗ den. Was uns von der Wirkung der Ein⸗ bildung zuweilen berichtet wird, müßten wir für vollkommen unglaubhaft halten, wenn dieſe Dinge nicht von ernſteſter wiſſenſchaftlicher Sei⸗ te feſtgeſtellt worden wären. Hier ſei an den Mann erinnert, der in höch⸗ ſter Aufregung beim Arzt erſcheint und eine ſofortige Operation verlangt, da er ſich eine Blutvergiftung zugezogen habe. Die äußer⸗ lichen Anzeichen einer Blutvergiftung ſind tat⸗ ſächlich feſtzuſtellen, eine Unterſuchung aber ergibt, daß davon nicht die Rede ſein kann, daß der Mann vielmehr völlig geſund ſein muß. Der Arzt lehnt daraufhin einen chirur⸗ giſchen Eingriff ab. Auf den vermeintlichen Patienten macht dies nicht den geringſten Ein⸗ druck. Er erlebt an ſich das Fortſchreiten der Blutvergiftung, er weiß mit völliger Si— cherheit, daß er bald ſterben muß, wenn die rettende Operation nicht erfolgt. Mehrmals erſcheint er in kurzen Abſtänden beim Arzt wie— der, bittend, ihn beſtürmend, flehend. Der Arzt ſieht zu ſeinem Erſtaunen, daß jene äußer⸗ lichen Zeichen einer Blutvergiftung fortgeſchrit— ten ſind. Er unterſucht wieder gründlich, kann ſich aber nur von ſeiner erſten Feſtſtellung überzeugen und ſchickt den Patienten nach ein⸗ dringlicher Ermahnung abermals fort. Der unglückliche Eingebildete ſtirbt tatſächlich, wie er nach dem normalen Verlauf einer Blutver— giftung hätte ſterben müſſen. Eine Unterſu— chung der Leiche zeigt, daß der Arzt ſich nicht geirrt hatte; der Mann war geſund ge— weſen. b Es ſind auch Fälle bekannt, in denen Aerzte ſcheinbar auf das Verlangen ſolcher eingebildeten Kranken eingingen, ſie in den Operationsſaal bringen ließen, alle Anſtalten zu einer Operation machten, die Patienten in Narkoſe verſenkten, ohne natürlich einen Ein⸗ griff vorzunehmen, um ihnen nach dem Er— wachen aus der Narkoſe 5 ſagen: die Opera⸗ tion ſei hervorragend gelungen, nun ſeien ſie von allem Uebel befreit. Und die Patienten fühlten ſich daraufhin auch tatſächlich geneſen. Wie überaus vorſichtig man in ſolchen Fäl⸗ len ſein muß, zeigte ſich bei einer auf dieſe Weiſe operierten Frau, der ſpäter ein wohl⸗ meinender Verwandter klarmachen wollte: Siehſt du, jetzt biſt du völlig geſund, und dabei biſt du doch in Wirklichkeit gar nicht operiert worden, dein früheres Leiden war eben nur Einbildung! Sofort fühlte dieſe Frau ihre alten Beſchwerden, ſie ſah ſich unheilbar krank, die Furcht, in den Augen ihrer Um— gebung zum Geſpött geworden zu ſein, trat hinzu, und die Frau erhängte ſich. An Einbildungen leiden wir alle bier und da einmal; aber in außergewöhnlichen, auffälli⸗ gem Maße treffen wir ſie vorwiegend bei Men⸗ ſchen an, die nichts Rechtes zu tun haben, die weder beſchäftigt werden, noch ſich ſelbſt be⸗ ſchäftigen können. Dieſen Menſchen fehlt der Mittelpunkt für ihre ſeeliſchen Kräfte. Solche Menſchen ſuchen für ihre Kräfte nach einem Mittelpunkt, an dem ſie ſich entladen können. Wir nennen dieſe Menſchen„hyſteriſch“. Im⸗ mer raſtlos auf neue Erlebniſſe aus und immer ohne Ausdauer, ſie zu verfolgen, ſind ſie auf ſtärkere Senſationen bedacht und von einer eden bald enttäuſcht. Aber das halb verächtliche, halb mitleidige Wort„hyſteriſch“ bringt uns keine Erklärung. Welches iſt die Triebkraft, die in ſo abſonde!⸗ licher Weiſe dieſe Menſchen lenkt? Sie ſtre⸗ ben nach einem Mittelpunkt für ihre gehalt loſen ſeeliſchen Kräfte, der ihren Gedanken und Energien eine konzentrierte Betätigungs⸗ möglichkeit gibt. Was liegt dem einzelnen Menſchen näher als die Vorgänge ſeines Kör⸗ pers? Wie aber kommt der Körper dazu, dieſem ſeeliſchen Vorgang auch ſeinerſeits Hand— haben zu bieten? Warum ſchafft er Zeichen, für die kein natürlicher Grund vorliegt, nur um den Glauben des Eingebildeten an das Er⸗ leben eines gar nicht vorhandenen Lebensvor— ganges zu unterſtützen? Im allgemeinen ſehen wir die Betätigungen unſeres Körpers im Zuſammenhang mit unſe⸗ rem Willen oder in Abhängigkeit von Ein⸗ wirkungen der Umwelt erfolgen. Gibt es noch ein anderes, von dem körperliche Vorgänge gelenkt werden? Nach unſeren Erfahrungen müſſen wir zu einer ſolchen Annahme kom⸗ men. Wie wir auch immer dieſe Kraft nennen mögen: Wir ſehen dieſe ſeltſame ſelbſtändige Bildnerkraſt wirkſam in dieſen außergewöhn⸗ lichen, geſteigerten Fällen der Einbildung, die uns zu den tiefſten Geheimniſſen des Seeliſchen führen. Das Schiffshebewerk Niederſinow Ein Meiſterwerk deutſcher Technik.— 86 000 Zentner fah ten in 5 Minuten 36 Meter hoch. Nach ſiebenjähriger Arbeit iſt das Schiffs⸗ hebewerk Niederfinow, dieſes Meiſterwerk deut⸗ ſcher Technik, am Mittwoch feierlich ſeiner Beſtimmung übergeben worden. Für den Gü⸗ terverkehr zwiſchen Berlin und Stettin und darüber hinaus nach Vollendung des Mittel⸗ landkanals ſpäter zwiſchen Rhein und Weichſel iſt mit dieſem Hebewerk eine erhebliche Be— ſchleunigung erreicht. Was die unweit des Hebewerks vorhandene, auch in Zukunft noch Verwendung findende vierſtufige Schleuſenan— lage zu je neun Meter Gefälle nur in 2 Stun⸗ den bewältigen konnte, ſchafft der neue „Schiffs-Fahrſtuhl“ einſchließlich der Ein- und Ausfahrt in 20 Minuten. Das nicht allein: Der Schiffsverkehr war bier in den letzten Jabren,. beſonders aber 1933, ſo ſtark angewachſen, daß die Schiffe oft viele Stunden, mitunter gar einen Tag lang, warten mußten, ehe ſie überhaupt einge— ſchleuſt werden konnten. Das Uebel wird nun reſtlos beſeitigt, kann doch der ſogenannte Trog gleichzeitig vier große Finow-Kähne auf— nehmen und mit bewundernswerter, ſpielender Leichtigkeit auf die Höhe oder zu Tal be— fördern. Rund 50 Meter hoch iſt das vielſtrebige Hebewerksgerüſt, in deſſen eine Schmalſeite eine auf graziöſen Pfeilern ſtehende regelrechte Brücke einmündet, die ſogenannte Kanalbrücke. Sie nermittelt im. ae e e mit dem eigentlichen Fahl ſtuhl die Verbindung mit dem 36 Meter tie liegenden anderen Kanalſtück. Die Ingenieure ſtanden vor ganz neuen Aufgaben, die ſie, von ausgeſuchten Fach⸗ arbeitern unterſtützt, ſo vollkommen gelöſt ha⸗ ben, daß ſie nun in aller Seelenruhe dem Tag der praktiſchen Inbetriebnahme entgegenſehen können. Bisher iſt noch kein einziges Fahrzeug regelrecht durchgeſchleuſt worden, wenn man 4 ſo ſagen darf; die Probefahrten führten die „Schuten“ immer wieder an die gleiche Seite zurück. Die eigentliche durchgehende Wirkung iſt dem Tage der Eröffnung vorbehalten ge— blieben. Die Bauart des Hebewerls entſpricht ber eines Fahrſtuhls, bei dem der Fahrſtuhlkorb— hier der rieſenhafte, ſtäh⸗ lerne, ſorgſam mit allen techniſchen Fineſſen abgedichtete Schiffstrog— eine Länge von 85 Meter und eine Breite von 12 Meter hat. Das langgeſtreckte Rechteck iſt 2,5 Meter tief mit Waſſer gefüllt. Wie das Baſſin einer rieſigen Badeanſtalt mutet dieſer Trog an. Er wiegt, mit oder ohne Schiffe, nach phyſikali⸗ ſchen Geſetzen ſtets gleichmäßig 4300 Tonnen oder 86 000 Zentner und hängt an 256 Seilen, die ſchon von weither als wichtige Beſtand⸗ teile des Baues an den Seitenfronten ſichtbar ſind. Am Gerüſt klettert der Trog ſozuſagen auf und ab. Für die Sicherheit des gigantiſchen Hebe⸗ verfahrens haben die Techniker bis ins Klein⸗ ſte nach allen Richtungen hin geſorgt. 27.5 Millionen Mark erforderte der Rieſenbau, der jetzt als ſichtbares Zeichen deutſchen Aufbau— willens fertig daſteht und von aller Welt bewundert wird. i Neues aus aller Welt Schwerer Kraftwagenunfall einer Fußball- mannſchaft. Bei Eltmann(Main) ſtürzte ein Autobus, der die Mannſchaft des Fuß⸗ ballklubs Schweinfurth zum Wettſpiel nach Bayreuth bringen ſollte, die Böſchung hin⸗ ab und überſchlug ſich. Von den 29 Inſaſſen des Wagens wurden vier ſchwer und 16 leichter verletzt. 410 000 beſuchten die Automobilausſtel- lung. Die Internationale Automobil⸗ und Motorradausſtellung in Berlin t jetzt beendet. Ebenſo machte auch die große Ber⸗ liner Waſſerſportausſtellung ihre Pforten zu. Beide Ausſtellungen am Kaiſerdamm haben eine Rekordzahl von Beſuchern auf⸗ zuweiſen. Die Automobil- und Motorrad- ausſtellung wurde in der Zeit vom 8. bis zum 18. März von insgeſamt 410 000 und die Waſſerſportausſtellung von rund 65 000 Perſonen beſucht. Nach den Angaben der Standinhaber dürfte der Umfang der Auf⸗ träge den der vorjährigen Autoausſtellung durchſchnittlich um 50 v. H. übertreffen. Nächtliches Großfeuer. In einem Boots— ſchuppen in Pichelsdorf bei Spandau brach in der Nacht ein Feuer aus, das über— aus raſch um ſich griff. In kurzer Zeit ſtan— den eine Werft, eine Bootshalle, mehrere Bootshäuſer und einige Wohnlauben in hel⸗ len Flammen. Bei den Löſcharbeiten ſtürzte eine Mauer ein. Ein Feuerwehrmann erlitt Brüche beider Oberſchenkel, Brandwunden und vermutlich eine Verletzung der Wirbel— ſäule. Der Schaden, der durch den Brand verurſacht wurde, ſoll ſehr beträchtlich ſein. Ein weiblicher Cäſar. In Warſchau iſt eine„Wunoerſtenotypiſtin- zu jehen, dite ebenſo wie Cäſar zwei verſchiedene Dite ge gleichzeitig tun kann. Sie nimmt zwei Briefe zu gleicher Zeit auf und ſchreibt ſie zur gleichen Zeit auf zwei Maſchinen ab, wobei die linke Hand nicht weiß, was die rechte tippt. Zahlreiche Geſchäftsleute bewer⸗ bah um dieſe Kraft, jedoch hat ſie es 8 vorgezogen, auf einer Bü i Nüniſfeäcke böten, e Bine ind Weitervorausſagen zuverläſſig? 90 Prozent aller Angaben ſtimmen.— Der Reſt ſind Zwiſchenfälle. Die Wettervorherſagen haben nicht immer die ihrer Bedeutung zukommende Wördi⸗ gung in der Oeffentlichkeit gefunden. Es hat eine Zeit gegeben, da bildeten die Wet⸗ tervorherſagen und ihre„Macher“ die Ziel⸗ ſcheibe des Spottes, und der bekannte Volks⸗ reim„Wenn der Hahn kräht auf dem Miſt, dann ändert ſich das Wetter oder es bleibt wie es iſt“ iſt wohl aus dieſer fkeptiſchen Einſtellung heraus entſtanden. Dieſes Ver⸗ halten der Oeffentlichkeit gegenüber einer Wiſſenſchaft, die gar nicht hoch genug einge⸗ ſchätzt werden kann, hatte damals eine ge⸗ wiſſe Berechtigung, waren doch nur 50 Pro— zent der Vorherſagen zutreffend. Das iſt, wie der wiſſenſchaftliche Leiter der Frankfurter Wetterdienſtſtelle, Profeſſor Dr. Stüve, in einer Unterredung erklärte, heute anders geworden. Wie alle Wiſſenſchaften, mußte auch die Meteorologie erſt die Kinderkraänk⸗ heiten überwinden, um dann zu einem Stande zu gelangen, der wohl kaum noch übertroffen werden kann. Mit 90 prozenti⸗ ger Sicherheit, mit der heute die Wettervor⸗ herſagen gegeben werden können, iſt auch hier das Höchſtmaß deſſen erreicht, was nach menſchlichem Ermeſſen auf dieſem ſchwieri⸗ gen Gebiet erreicht werden kann.„Zwi⸗ ſchenfälle“ wird es immer geben, die das mühſam aufgebaute meteorologiſche Karten⸗ haus plötzlich über den Haufen werfen. Während alſo die Wettervorherſagen für ein bis zwei Tage mit nahezu abſoluter Si⸗ cherheit gegeben werden können, iſt das Problem der langfriſtigen Wettervorherſa⸗ ge nach Anſicht von Profeſſor Dr. Stüve, ſofern man mit dem Gedanken operiert, das Wetter für vier Wochen im Voraus zu be— ſtimmen, niemals zu löſen. In einer ſo lan⸗ gen Zeit läßt ſich niemals voraussehen, wei⸗ che atmoſphäriſchen Einflüſſe unſer Wetter beſtimmen werden. Dagegen iſt es ſehr wohl möglich, für eine Woche den allgemeinen Charakter des Wetters zu beſtimmen, was immerhin beſonders für unſere Landwirt⸗ ſchaft von großer Wichtigkeit iſt. 2 Die Bearbeitung der Wettervorherſagen iſt in Gebirgsgegenden viel ſchwieriger als in Flachlandgegenden. So kann es vorkom⸗ men, daß das Wetter in Frankfurt ganz ver⸗ ſchieden von dem des Vogelsberges iſt. Die Wettervorherſagen können alſo bier nur für ein verhätlnismäßig kleines Gebiet zutvef⸗ fend ſein, während z. B. in der norddeut⸗ ſchen Tiefebene die Einheitlichkeit des Wetters ein viel größeres Gebiet umfaßt. Die Wettervorherſagen werden heute in der Oeffentlichkeit ganz anders gewertet wie früher. Man hat den großen Nutzen er⸗ kannt, den ſie für die Landwirtſchaft, die. Luftſchiffahrt, den Fremdenverkehr uſw. ha⸗ ben. Und wenn es gilt feſtzuſtellen, welche Teile einer Zeitung am meiſten beachtet werden, oder welche Rundfunknachrichten am meiſten gehört werden, f Die Reiserbank schließt die Schalter ROMAN VON P. WILD Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle(Saale) Dramas. Und er dachte an die Unglückliche, dieſe Anna, die aus Liebe geſunken war bis zur Helferin des Verbrechers. Um Liebe. 1 10 In Dorothea Reiſer war eine unüberwindliche Scham gegen Alex Reiſer. Vergebens kämpfte ſie dagegen an; ſie vermochte den Abgrund zwiſchen ihnen nicht zu über⸗ brücken, das Gefühl der Schuld ihm gegenüber nicht zu überwinden. Oft verſtand ſie ſich ſelbſt nicht mehr, fand keinen Schlüſſel zu den geheimen Zugängen ihrer Seele. Alex Reiſer war als Schwiegerſohn von ausgeſuchter Höflichkeit und Liebenswürdigkeit gegen ſie, doch ein wärmeres Gefühl konnte auch er gegen die nicht auf— bringen, die ihn um die Jugend betrogen hatte. So begrüßten alle erleichtert Dorotheas Entſchluß, auf unbeſtimmte Zeit zu verreiſen. In der Bank gingen große Veränderungen vor. Dank des amerikaniſchen Kredits ſeiner Freunde konnte er die Noch immer hat Goethe recht, wenn er ſagt: Und doch erringen in der Welt, der tollen, Zwei Dinge viel im menſchlichen Getriebe, Sehr viel die Pflicht, unendlich mehr die Liebe.“ In leuchtendem Licht ſtiegen buntfarbige Bilder vor ihm auf; Andacht erfüllte ihn, eine entrückte Atmoſphäre. Der Richter lächelte fein, ein wenig wehmütig, und dachte an die Narren, die die Liebe wie ein altes Ge⸗ rümpel als unſachlich auf den Kehrichthaufen werfen wollen. Narren, die Neunmalweiſen, die an der ewigen Kraft der Liebe vorbeiwandern. Iſt nicht Liebe das be⸗ wegende Spiel im Drama des Lebens wie im Leben des wurde. zu werden. Materialfülle ergeben, in hatte. Bank halten. Allerdings hatte er unerbittliche Muſterung über die geſamten Bankverhältniſſe gehalten und vieles faul gefunden. Bremers Konto war bei weitem über— zogen. In Wirklichkeit beſaß er keinen Pfennig in der Bank; durch geſchickte Manipulationen hatte er das bis jetzt verſchleiert. Unter perſönlichen Opfern löſte Alex 45 Reiſer die Teilhaberſchaft, und Bremer mußte froh ſein, mit einem blauen Auge davonzukommen. Denn die Klub affäre der„Um Tauſend!-Mitglieder warf bedenkliche Blaſen an die Oberfläche, wobei auch ſein Name genannt Alex Reiſer geſtaltete die Bank rationell um. Rückſichts— los ging er mit eiſernem Beſen gegen alle Unklarheiten und Unebenheiten vor und rettete den Namen des Vaters vor der Schmach des Konkurſes. Eine Kette von Verbrechen hing mit dem„Skandal um die Reiſerbank“ zuſammen. Alle Welt harrte dem Prozeſſe mit größtem Intereſſe entgegen. Die tollſten Gerüchte kurſierten. Nichts war ſchlimm genug, um nicht geglaubt Doch auch die Tatſachen deren Mittelpunkt das Ge— heimnis der Perſönlichkeit des Verbrechers ſtand, der ſich Müller oder Graf Kurikoff nannte und dieſe Rollen und vielleicht noch andere mit ſo großem Geſchick geſpielt hatte. Der Klub„Um Tauſend“ war ſein Werk, die Spieler drängten ſich zu dieſem exkluſiven Zirkel, und er konnte mit virtuoſer Geſchicklichkeit ſeine Opfer ungeniert plün⸗ dern, Lebensgier, Hunger nach Luxus, Scheu vor einer beſtimmten Arbeit hatten ihn zum Betrüger werden laſſen. Alle Anzeichen ſprachen dafür, daß er aus guter Familie war, doch verſchwieg er mit letzter Schamhaftigkeit den Namen. Auch Anna wußte ſeinen wirklichen Namen nicht. Sie gab vor Gericht zu, daß ſie ihn aufs genaueſte von allen Vorgängen im Hauſe Reiſer unterrichtet, für ihn diskrete Geſpräche belauſcht, ja, ihm Haus- und Zimmer— ſchlüſſel gegeben habe, von denen er Duplikate angefertigt Alex Reiſers Heimkehr gerichtet. hatten eine unheimliche hatte die feingeſponnen gelungen war. Schuld des anderen vielleicht nie erwieſen worden oder zu ſpät, um ihn zu faſſen. „Skandal um die Reiſerbank! Beginn des Prozeſſes Anfang der kommenden Woche!“ kündeten die Zeitungen an, und die Oeffentlichkeit gierte unter dem Deckmantel bürgerlicher Entrüſtung dem Monſtreprozeß entgegen. Am Vorabend des Prozeßanfangs meldeten dieſelben Blätter den Tod des Verbrechers. Er hatte ſich ſelbſt Fäden in Verwirrung gebracht, doch das erfindexiſche Hirn des Verbrechers war auf den Gedanken gekommen, den Heimgekehrten in Verdacht zu bringen, was ihm auch Ohne Hanny von Hochſtedt wäre die Die Kaſſen der Reiſerbank waren wieder geöffnet. Alles, ging ſeinen gewohnten Gang. „Na ja, was habe ich immer jeſagt“, erklärte Frau Schmitz, die autoritative Putzfrau, ihren Bekannten,„was habe ich immer jeſagt: Unſere Bank is prima. Und was den neuen Herrn Reiſer anbetrifft, na, der hat's in ſich— mit die Solvenz, meine ich, und auch ſonſt. Da paſſiert nir Nee, und alles, was recht iſt, wenn ich et recht bedenke— ich hol' meine Groſchens wieder von der Sparkaſſe weg— wer weiß— wo die Reiſerbank prima is— und zwei Prozent mehr jiebt ſie auch.“ *: 1. Beim Aufräumen vor der Abreiſe fand Dorothea Reiſer eine Abſchrift des falſchen Teſtaments ihres Gatten. Gedankenvoll las ſie, und eine ſeltſame Erkenntnis über⸗ kam ſie bei den Worten: Alles Ende iſt Anfang„ — En de. S ar bis zuletzt S8. Fortſetzung. Nachdruck verboten. „Sie hier? Warten auch auf meine Frau?“ Er warf ſich auf einen Stuhl, daß es nur ſo krachte. „Na, warten wir alſo zuſammen.“ Er ſtarrte zerſtreut und finſter auf die Tiſchplatte, auf der jetzt der große Brief lag.„Setzen, Lenken! Was, zum Donnerwetter, ſtehen Sie da herum, wie der Storch im Salat! Sie warten ſchon eine Stunde? Ja, kann vorkommen! Der Teufel weiß, wo dieſe Weiber ihre Zeit verplempern.“ Er ließ kein Auge von dem Briefe. Sprach, ohne offen— bar zu wiſſen, was. Lenken wurde es ungemütlich. Sollte nun doch das Verhängnis über die leichtſinnige Frau hereinbrechen? Wenn ſie nur käme! Noch hielt den Mann die Ritter⸗ lichkeit zurück, den nicht an ihn adreſſierten Brief zu öffnen; aber ſein Mißtrauen war erwacht. Kein Zweifel! Von wem, um alles in der Welt, mochte der Unglücksbrief ſein? Plötzlich ſprang Rehdern auf. Mit einem Ruck riß er das Kuvert an ſich, beſah es von allen Seiten, ſchlug klat— ſchend damit auf die Tiſchplatte, wollte den Brief öffnen, beſann ſich jedoch, und ſchrie: „Was, zum Satan, hat denn der Schuft, der Erber, an meine Frau zu ſchreiben? Da, gucken Sie mal! Iſt das nicht der Halunke, der die Wechſelſchulden für den Kerl da binten in der Sperbergaſſe— Berner heißt er ja wohl— einklagt? Richtig! Na, alſo! Ich ſehe es Ihnen ja an! Heiliges Donnerwetter! Wie kommt ſo'n Dreckfink an meine Frau?“ Lenken ſtand wie auf Kohlen. Wenn dies Unglücks— weib doch käme! Er wußte nichts zu antworten, ſtotterte etwas von etwaiger Bettelei, und ſchwieg wieder auf Reh— derns höhniſches: „Lachhaft!“ Dieſer hatte ſchon wieder den Brief, beſah ihn, ver— ſuchte hindurchzuleſen. Da— endlich— „Die gnädige Frau!“ Lenken ſchrie es beinah; er war wie erlöſt. Vera kam. Halbtot vor Müdigkeit, fiebernd vor Auf— regung. „Nun?“ Mehr ärgerlich als erſchrocken, ſah ſie in ihres Mannes entſtelltes Geſicht. Hier im Salon, wütend, in Gegenwart von Lenken eine Szene? Was fiel ihm denn ein? Da hielt er ihr den Brief hin. Eine Sekunde lang wurde ſie blaß, wie eine Tote. Dann, mit unglaublicher Beherrſchung und Verſtellungs— zunſt hatte ſie den Schreck überwunden. Blitzſchnell erfaßte ſie den Brief und barg ihn im Ausſchnitt ihres Kleides. „Das? Ich bitte dich! Das hat dich, gelinde aus— gedrückt, ſo verſtimmt? Aber Georg!“ Sie lächelte, obwohl ihre Lippen noch weiß waren. Ihre Augen ſahen ihn groß und vorwurfsvoll an. „Lieber Herrgott, behüte mich in Gnaden vor den Weibern! Das iſt ja einfach unglaublich!“ dachte Lenken, 1 angeſichts dieſer Schauſpielkunſt. Bewundernd, abgeſtoßen, fürchtete er voll Angſt, einmal ebenſo, wie Georg Rehdern, getäuſcht zu werden. Oberregierungsrat Rehdern jedoch blickte ſeiner Frau unverwandt ins Geſicht. Sonſt wurden ſeine unſchönen Züge, der mißmutige Ausdruck weich, wenn er ſein Weib ſah. Heute blieb das finſtere Drohen, ein hartnäckiges Mißtrauen, das ſich nicht hinwegſchmeicheln ließ. „Ich wünſche Auskunft über den Brief, Vera! Und zwar ſofort! Bitte, Lenken, bleiben Sie nur; genieren Sie ſich nicht! Im Gegenteil— kennen den feinen Kunden ja auch. Können mir helfen bei der netten Geſchichte.“ Lenken wünſchte ſich zu allen Teufeln, aber auch Vera warf ihm einen Blick zu, der beſagte, daß er bleiben ſollte. Unbefangen, beinah gutmütig zuſprechend, ſagte ſie: „Himmel! Was für große Worte! Wahrhaftig, ein regelrechtes Verhör! Als ob ich Gott weiß was verübt hätte! Gräßlich! Ich bitte, etwas mehr ritterlich, meine Herren! Außerdem ſterbe ich vor Hunger. Herr von Lenken, Sie ſind unſer Gaſt! Drüben iſt bereits an— gerichtet.“ Sie wandte ſich mit einer anmutigen, hochmütigen Be— wegung der Tür zu. „Vera!“ Rehdern hielt ſie mit einem Griff an ihrem Hand— gelenk zurück. „Ich laſſe mich nicht wie einen dummen Jungen zur Ruhe ſchwatzen. Sprich! Sofort! Was hat der Kerl, der Erber, dir zu ſchreiben? Was haſt du mit dem Menſchen zu ſchaffen?“ Er ſchüttelte ſie am Arm. In dem Moment, da er ſeine Selbſtbeherrſchung verlor, gewann ſie Ueberlegenheit. Sie ſah ihn feſt in ſein dunkel gerötetes Geſicht mit ihrer kalten, gebietenden, trotzig-verſchloſſenen Miene, die ihr zuletzt ſtets zum Sieg verhalf. Trug ihr Antlitz dieſen Ausdruck, ſo ſetzte man Himmel und Erde vergeblich in Bewegung: ſie machte doch, was ſie wollte. Der Oberregierungsrat kannte dieſe Miene und ſcheute ſie wie das Feuer; denn Vera war klug. Sie nahm dieſe Waffe nur ſelten zur Hand und blieb ſo ſtets ihres Er— folges gewiß. i Ihre Stimme hatte einen eiſigen, neben aller Heftigkeit faſt verächtlichen Ton, als ſie ſagte: „Ich werde dir Auskunft geben. Später! Nicht jetzt! Ich werde dich ſogar um deinen Rat fragen. Nun aber muß ich bitten: Schluß der Verhandlung— und zu Tiſch.“ In den wenigen Minuten, in denen Rehdern den Anzug wechſelte, ſagte ſie haſtig zu Lenken: „Bleiben Sie hier! So lange wie möglich! Sie müſſen mich heute abend zur Griwalſti begleiten. Nein, nein! Keine Ausrede! Ich muß hin! Ich muß! Bis dahin helfen Sie mir mit Erzählen.“ Und nun ließ ſie alle Minen ſpringen. Sie hätte ein Bild der Häßlichkeit ſein können und würde in dieſer Verfaſſung doch alle bezaubert haben. Es war unmöglich, der Grazie ihres Geiſtes zu widerſtehen. Sie war wie durchglüht von einem inneren Feuer. Nichts mehr von Materie. Jedes Wort, jeder Blick, jede Bewegung hinreißende, höchſte Verfeinerung eines blen⸗ denden Denkens, eines auserleſenen Geſchmacks. ö Beide Herren waren wie in einem Bann. Rehdern ließ kein Auge von ihr. Er hatte Sekt bringen laſſen, trank ein Glas nach dem andern, und ſtarrte ſeine Frau in Verzückung an. Ihre klugen Worte:„Ich werde dich ſogar um deinen Rat bitten“, hatten ihn vorläufig beruhigt. Nachher, wenn ſie allein waren, wollte er ſchon hinter die Sache kommen. Lenken war ſprachlos. Er konnte nichts weiter tun, als ſie bewundern. Dies iſt bei Gott ihre größte Leiſtung! Rehdern war doch ſein Lebtag ein mißtrauiſcher Kerl. Und wahrhaftig lein Schaf. Aber in ſolchen Momenten würde er ſeiner Frau glauben, er ſei der Kaiſer von China und müſſe ein Dutzend Höflinge köpfen laſſen. Alle dreizehn Nothelfer ſollen mich bewahren! Ich heirate im Leben nicht! Mit gelindem Schauder dachte er an den Abend. Zur Griwalſki wollte ſie! Natürlich ſpielen auf Leben und Tod. Berner, der alte Halsabſchneider, ſetzte ihr natür— lich das Meſſer an die Kehle. Und das ſollte er mit anſehen? Von der Frau des Freundes?! Helfen konnte er ihr nicht. Lachhaft! Mit den eigenen Schulden! Vera kam plötzlich auf Zurpforten. Eine leiſe Er— mattung ſchlich jetzt manchmal über ihre Züge. Ein kaum merkbares Nachlaſſen der ſprühenden Lebendigkeit. „Sagen Sie, beſter Lenken, wußte denn Zurpforten ſchon von Gabrieles Heirat?“ „Seit wann er es weiß, ahne ich nicht. Jedenfalls hörte er die Tatſache als etwas Bekanntes mit Ruhe erwähnen.“ Mit einer Art von neugierigem Grauen dachte Vera an ſeine Kämpfe, ſtellte ſich vor, wie er litt, wie das Herze— leid auf ihn wirkte, und wie er nun eben durch dieſes Leid auf andere wirkte. Und dann dachte ſie an das ruhige, ſcheinbar ſo ge— ſicherte Glück in Kampen— und eine heimliche kleine Ver— achtung für Gabriele erfaßte ſie: Wie konnte man nach Klaus Zurpforten einem anderen Manne gehören! Gedankenvoll ſagte ſie: „Und er reitet wieder! Und ſiegt! Immer und überall ſiegt er.“ „Ja! Solange er will.“ Sie ſah Lenken groß an. „Denken Sie, er könnte mal nicht— wollen?“ „Bei Zurpforten kann man gar nichts denken und meinen. Er lebt gleichſam bei offenen Türen— und doch kennt ihn keiner, auch ich nicht genau. Man weiß, was man ſieht— aber was hat das im Grunde genommen mit ihm zu tun? Wer kann ſagen, ob er nicht ſchon morgen alles wieder hinter ſich wirft? Wie lange er noch ſiegen will? Er ſpielt mit allem! Mit dem Leben und mit dem Tode. Und jeder Einſatz gilt ihm nichts.“ Rehdern war müde geworden. Er hatte angeſtrengten Dienſt hinter ſich, und war nicht der Mann, ihn ſich und anderen zu erleichtern. Dazu die Aufregung, der ſchnell genoſſene Wein— er ſehnte ſich nach einem Stündchen Ruhe. „Iſt mir zu hoch, was Sie da ſagen, Lenken! Reden Sie man mit meiner Frau weiter! Liebe Vera, du ent⸗ ſchuldigſt“, ſagte er, nur halb ein Gähnen unterdrückend. „Ich bin tatſächlich ein bißchen kaputt.“ Schwerfällig ſtand er auf und ging hinaus. „Gott ſei Dank!“ Wie erloſchen ſank Vera in den Stuhl zurück. Kreide— weiß das Geſicht, die Augen geſchloſſen. Der Rückſchlag kam ſo jäh, daß Lenken erſchrak. „Gnädige Frau, ich bitte Sie, faſſen Sie ſich. Ich kann doch nicht länger hierbleiben! Was ſoll ich tun?“ „Nichts! Nichts!“ hauchte ſie.„Nur eine Minute— es geht ſchon vorüber! Der entſetzliche Schreck! Ich weiß nicht, wie ich es ausgehalten habe!“ Lenken trat dicht neben ſie. Er war ſo voll Empörung und Sorgen; er mußte frei und ohne Rückhalt ſprechen. „Gnädige Frau, ſo geht es doch nicht weiter! Sie reiben ſich auf, untergraben Ihre Geſundheit und Ihre Ruhe. Was will Berner von Ihnen? Wie können Sie ſich in die Hände dieſes Menſchen liefern! Bedenken Sie, Ihr Gemahl ſteht in der Oeffentlichteit! Wir alle ſind vor dem Wucherer gewarnt. Geben Sie das unſelige Spiel auf. Ich flehe Sie an. Wieviel ſchulden Sie Berner? Bitte, haben Sie Vertrauen! Wenn ich Ihnen auch nicht mit Geld helfen kann, ſo kann ich Ihnen doch raten.“ Er ſprach noch lange, beſchwörend, beinah väterlich auf ſie ein. Sie hörte zu ohne Regung, ohne Antwort. Plötzlich, mitten in ſeinen Bitten, ſprang ſie auf. Beide Hände reichte ſie ihm. „Dank, lieber Freund! Sie meinen es gut. Eigentlich meinen es alle Menſchen gut mit mir, und ich könnte wahr⸗ lich zufrieden ſein. Aber das hilft nun alles nichts. Ich habe mich'reingeritten! Totalement! Muß nun ſehen, wie ich hier noch durchkomme. Vielleicht hat der heutige Schreckſchuß ſein Gutes und macht mich klug— vielleicht. Einſtehen kann ich nicht für mich. Nein, für keinen Men⸗ ſchen weniger als für mich.“ Sie legte die Hände um die Schläfen. Die dunklen Augen brannten. „Glühend wünſche ich mich oft aus all dieſem heraus. Keine Heimlichkeiten mehr! All die Marter nicht mehr! Klar und offen alles— und der gute Mann, der mich liebt— Wenn ich ein Kind hätte, wäre ich vielleicht noch zu retten geweſen. Aber jetzt iſt's doch wohl zu ſpät.“ Sie ließ die Hände ſinken und ſah Lenken wie er⸗ wachend an. a Roman von Erika Niebberg Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle(Saale) — „Na, alſo, ich muß heute abend zur Griwalſti. Bitte, holen Sie mich Punkt neun Uhr aus der Oper ab. Mein Mann weiß, daß ich dort bin. Und, bitte, jetzt kein Wort mehr dagegen! Es muß ſein! Vielleicht, wenn alles gut geht, iſt's das letztemal. Das verſpreche ich Ihnen. Nun aber ſtill, ſtill! Herrgott, man hat doch auch ſeine Nerven!“ 1. 5* Martha Heiners Brautſtand war zu Ende. Fleißig, geſchickt und zufrieden hatte ſie an ihrer Ausſteuer ge⸗ ſchafft. Und morgen ſollte Hochzeit ſein. Tagsüber war ſie mit der Mutter in der neuen, netten Wohnung geweſen— blitzblank und freundlich ſah alles aus, und Martha gelobte ſich, hier eine gute und glückliche Frau zu ſein. Zum Abend waren Freunde und Bekannte in Frau Heiners Wohnung geladen, hauptſächlich junges Volk, das Polterabend feiern wollte. Karl Berger, der Bräutigam, ein netter, verſtändiger, junger Mann, tüchtig im Beruf und rechtſchaffen von Ge⸗ ſinnung, braute die Bowle. Die Wohnſtube war ausgeräumt. Nach dem Abendeſſen ſollte getanzt werden. Martha war wunderhübſch durch ihre tadelloſe Figur, in dem geſchmackvollen Kleide und dem ſchelmiſchen, blühenden Geſichtchen. Sie tanzte wie eine Elfe, und ihr Bräutigam ließ ſeine glücklichen Augen keine Minute von ihr. Er hatte ſie gebeten, heute nur mit ihm zu tanzen, und obwohl das ſonſt in ihrem Kreiſe nicht Sitte war, gab ſie ihm das Verſprechen leicht und freundlich. Lenken, der Zimmerherr nach Zurpforten, hatte ſeine Räume für den Abend mit zur Verfügung geſtellt; ſogar ſein Klavier ſollte benutzt werden. Es war gegen elf Uhr. Die Fröhlichkeit war auf dem Gipfel, der Tanz in vollem Gange. Plötzlich ſtand, wie aus der Erde gewachſen, Zur— pfortens hohe, dunkle Geſtalt im Zimmer. Sein braunes Geſicht war blaß, die Augen hatten einen unheimlich flackernden Glanz. Mitten durch die Tanzenden ging er auf die Braut zu. Nach einer ſtummen Verbeugung zu dem verdutzten Bräutigam, zog er ſie, wortlos umfaſſend, in die Tanz⸗ reihen. Er tanzte ohne Aufhören. Martha, obwohl nicht leicht ermüdet, flog der Atem. Sie ſtemmte den Arm gegen ſeine Bruſt. „Lieber Herr Baron, ich kann nicht mehr—“ „Weiter! Sie haben mich doch mal ſo gern gehabt, kleine Martha! Nun müſſen Sie mit mir tanzen. So lange ich will. Immer weiter! Ich muß mir die Ge— danken wegtanzen— alle Gedanken.“ Er tanzte mit ihr weiter. Ihr waren die Tränen nahe. Da brach das Klavierſpiel ab. Martha ſank auf einen Stuhl— und Zurpforten mußte ſich taumelnd feſt⸗ halten. Das Mädchen war ganz außer ſich. Vor Mitleid mit dem unglücklichen Manne und vor Angſt, ihr Bräuti⸗ gam möchte die ſonderbarſten Schlüſſe aus deſſen Beneh⸗ men ziehen. Was mußte er, eiferſüchtig, wie er war, wohl denken, wie ſie früher mit dem ſchönen, eleganten Mieter geſtanden hatte? Außerdem hatte ſie das peinliche Gefühl, daß er ſich ſchwerlich gegen eine Dame ſeines Standes dieſe wilde Jagd erlaubt hätte— ſie war ihm eben gut genug, im Tanz mit ihr, ſich ſeine verzweifelten Gedanken wegzu⸗ raſen— an ihrem Polterabend! Alle hatten aufgehört zu tanzen, ihnen Platz gemacht, und ſtanden nun da, flüſterten und ſtarrten zu ihnen hin. Frau Heiner ſprach verlegen auf den Schwiegerſohn ein, und der kam nun, ernſt und verſtimmt ausſehend, auf das Paar zu. Knapp ſtellte er ſich vor. „Herr Baron, Sie geſtatten wohl, daß ich meine Braut wieder auf ihren Platz führe!?“ Zurpforten richtete ſich aus ſeiner vornüber gebeugten Stellung auf, ſah dem Sprechenden erſt geiſtesabweſend ins Geſicht, beſann ſich und ſagte bedauernd: „Warum? Fräulein Martha tanzt ſo herrlich! Ich möchte noch nicht aufhören. Laſſen Sie noch dieſen—“ Martha hatte ſich an den Arm ihres Verlobten gehängt. Angſtvoll gingen ihre Blicke zwiſchen beiden Männern hin und her. Sie hätte den Baron gern getröſtet. Sie wußte ſo genau über ſein Unglück Beſcheid. Aber die Furcht vor einem Skandal an ihrem Polterabend und vor ihres Bräutigams Mißtrauen war zu groß. Wo er nur plötzlich hergekommen war? Gewiß wußte er durch ſeinen Freund von dem Feſt. Es war ja auch ſehr nett, daß er kam, wenn er ſich nur anders benommen hätte! Alle Gäſte mußten Wunder was für Geſchichten denken, denn keiner wußte ja, was ihm paſſiert war, nur ſie allein. f Jetzt fing wieder ein neuer Tanz an. Die Neugierigen wurden abgelenkt. Martha wollte mit ihrem Bräutigam zurücktreten— aber da ſtreckte Zurpforten ſchon wieder den Arm nach ihr aus. Feſt preßte er ſie an ſich und flüſterte wirr, abgebrochen, wie irr: „Haſt mich doch mal lieb gehabt, kleine Martha! Weißt du nicht mehr die ſchöne Zeit, wenn du herüberkamſt und ſtandeſt dann ſo herum im Zimmer— ſo loſe, loſe im Winde? Und dann bekamſt du Bücher und laſeſt und berauſchteſt dich an ſchönen und großen Worten, die doch in Ewigkeit nur Worte bleiben. Und dann gingſt du wieder, kleine Martha! Und dein kleines Herz klopfte und dachte: Der ſoll ein ſolches Ungeheuer ſein? Der iſt ja dumm— dumm!“(Fortſetzung folgt.) —— N Pfarrer Senn in viernheim Eine machtvolle Kundgebung für den Rationalſozialismus! Zur„Pfarrer Senn“⸗Verſammlung erhal⸗ ten wir den nachſtehenden Bericht: Etwa 2000 hieſiger Volksgenoſſen waren dem Rufe der Parteileitung gefolgt und haben an der Pfarrer Senn-Verſammlung am Dienstag Abend im„Freiſchütz“,„Engel“ u. Central⸗Film⸗Palaſt teilgenommen. Bereits lange vor 8 Uhr war der Freiſchützſaal, in welchem Pg. Pfarrer Senn ſprach, überfüllt und mußte geſchloſſen werden. Der Engelſaal war ebenfalls dicht beſetzt und auch im Central⸗Film⸗Palaſt waren viele Inter- eſſenten verſammelt. Bis zur Eröffnung der Kundgebung konzertierte die Vereinigte Feuerwehr⸗ kapelle, die ſich, wie immer, in dankenswerter Weiſe zur Verſchönerung des Abends zur Ver— fügung geſtellt hatte. Pünktlich um ¼9 Uhr vollzog ſich feierlich der Fahneneinmarſch. 5 Fahnen der Partei und ihrer Untergliederungen ſowie der BDM.⸗Wim⸗ pel wurden durch die Fahnenträger in Beglei- tung von Hitler-Jugend und BDM.⸗Mädels durch den Saal getragen und nahmen auf der Bühne Nufſtellung. 5 Pg. Ogruf. Franzke eröffnete mit herzlichen Worten der Begrüßung die Kundgebung. Sein beſonderer Gruß galt dem alten Kämpfer Pg. Pfarrer Senn, der aus ſeinen Schriften und ſeinen Kampf um Deutſchlands Erneuerung vielen bekannt war. Was unſer hochverehrter Partei- genoſſe alles durchmachen mußte, wie man ihn bekämpfte und ſchmähte iſt ebenfalls bekannt. Heute wird Pfarrer Senn darüber ſprechen, wie ſich das Zentrum, der katholiſche Chriſt, Adolf Hitler gegenüber zu verhalten hat. Ich erteile ihm das Wort. Pg. Pfarrer Senn, ein Feuergeiſt und ſympa⸗ thiſcher Geiſtlicher, übernahm hierauf ſein Re- ferat: Es iſt nicht ſo ſchlimm, was der Pfarrer Senn hat alles durchmachen müſſen. Es ſteht in keinem Vergleich zu all den vielen Freuden, die er bis jetzt erleben durfte und das große Glück, das ihm ſeine Verſammlungsreiſe gebracht hat. Gerne bin ich nach Viernheim gegangen, zumal ich ja als gebürtiger Hemsbacher ein alter Nachbar bin. Nach faſt 8⸗wöchentlicher Pauſe, die aus Geſundheitsrückſichten eingeſchoben werden mußte, ſpreche ich heute wieder das erſte Mal und freue mich, gerade in Viernheim den Anfang machen zu dürfen. Wir leben in der öſterlichen Zeit, ja, die ganze Welt iſt ein Oſtermorgen, der ein langer Oſtertag voll Freude und Glück folgen wird, wenn das deutſche Volk ſeine Zeit erkennt. Der Oſterbote iſt der Frontſoldat des Weltkrieges, es iſt unſer Kanzler Adolf Hitler. Wir wollen Gott danken, daß er in letzter, großer Not uns einen Adolf Hitler als Retter erwählt und ge— ſandt hat. Wir leben in einer großen Zeit. In unſeren Tagen wird auf deutſchem Boden ent⸗ ſchieden das Schickſal der Welt. Es wird ent⸗ ſchieden der Kampf zwiſchen Adolf Hitler und dem internationalen Judentum. Der Redner ſchildert den Kampf gegen das Judentum. Adolf Hitler hat ſich nicht geſcheut die Juden anzu⸗ faſſen. Jeder Chriſt darf ſtrammer Antiſemit ſein, denn der Jude iſt der Hauptfeind der Menſchheit und der Todfeind des Chriſtentums. Marxiſten, Bolſchewiſten und Freidenker ſind die Truppen die Juda marſchieren läßt gegen die Chriſten. 2 Millionen Menſchen hat die Revo⸗ lution in Rußland gekoſtet und heute herrſchen dort die Juden. Der Redner läßt uns ein Blick tun über die Verhältniſſe in Spanien, Oeſterreich und Amerika, wo in letzterem 900% der Menſchen nur das Exiſtenzminimum haben und die reſtlichen 10% m im Ueberfluß leben und Wirtſchafts⸗ und Kulturleben beherrſchen. Frank- reich iſt das Jeruſalem der Welt. In Paris liegt das Gold der Welt. Frankreich hat ſich mit einem Feſtungsgürtel umgeben. Maſchinen⸗ gewehre, Tanks und Flugzeuge ſtehen bereit, doch nicht um Frankreich zu ſchützen, ſondern„ſ'Jaköble und ſein Geldſack“. Deutſchland ging aus Genf, denn was war der Völkerbund: eine jüdiſche Lebensverſicherungsgeſellſchaft, Schwindel. Was taten ſie die Juden? Sie haben es mit einem Boykott verſucht, doch auch der iſt zerſchellt. Ja, Geld regiert nicht mehr die Welt, ſondern der Geiſt, die Idee.— Gott hat uns geſtraft. Wie hörte man vor dem Kriege ſagen: Es muß anders werden. Unſeren Kindern ſoll es ein⸗ mal beſſer gehen als uns uſw. Und das in einer Zeit, als wir wie in einem Schlaraffenland lebten. Gott hat uns geſtraft. Er hat uns durch das Fegfeuer des Weltkrieges gehen laſſen. Doch heute nach den harten Prüfungsjahren gibt uns Gott das Schwert in die Hand, damit wir gegen Marxiſten, Bolſchwiſten und Freimaurer kämpfen, er gibt uns durch dieſen Kampf unſere Ehre wieder. Deutſchland iſt das Volk, das das goldene Kalb ſtürzt, das Zeitalter des Material- ismuſſes überwindet. Hierzu iſt das Deutſche Volk berufen, das wie kein Volk der Welt einen glühenden Idealismus hat, das nicht wie in Amerika, im Schatten der Wolkenkratzer lebt und nur dem Dollar nachjagt. Das Volk muß geſchloſſen hinter Adolf Hitler treten, damit die⸗ ſer Kampf glorreich gewonnen wird. Wir müſ⸗ ſen uns begeiſtern für die Volksgemeinſchaft, die eine ſo chriſtliche Sache iſt. Religion darf ſich nicht nur auf die Kirche konzentrieren, nein, ſie muß ſich draußen zeigen im öffentlichen Leben. Gott ſei Dank, daß die Zeit überwunden iſt, wo es 38 Parteien gab, die das deutſche Volk zerſplitterten. Sie ſind tot, ſie mögen ruhen in Frieden. Ein friſcher Märzenſturm 1933 hat ſie hinweggefegt. Die Parteien ſind tot, es lebe die Volksgemeinſchaft. Wir wollen ſein ein einig Volk von Brüdern. Die Volksgemeinſchaft hat ſchon ſehr rege Fortſchritte gemacht. Millionen Herzen hat Hitler ſchon zuſammenklingen laſ⸗ ſen. Es konnte nicht jeder gleich Hitler ſein. Aber heute ſind wir verpflichtet uns der Volks- gemeinſchaft anzuſchließen. Das gilt beſon— ders für die alten Zentrumsleute, die ſo ſtand⸗ haft die Tugend der Treue geübt haben, ſie werden auch uns treu ſein. Deshalb kommt, tut alles, daß die Volksgemeinſchaft bald kommt. Der iſt Hitlers treueſter Diener, der wirkt für die Volksgemeinſchaft. Kommt all, wir wollen ſein ein Herz und eine Seele. Den Blick auf's Ganze gerichtet und nicht vor dem Kleinlichen halt gemacht. In wenigen Wochen wird auch die Jugendfrage geklärt ſein. Ein Volk darf es nur noch geben. Es gibt keinen katholiſchen Fußball mehr. Wir müſſen den guten Willen mitbringen und gemeinſam hinter Hitler ſtehen, damit dieſes rieſengroße Werk der Volksgemein⸗ ſchaft vollendet werde. Für die Volksgemeinſchaft wollen wir leben, wollen wir kämpfen, damit erſteht ein Reich, ein neues Vaterland voll Freiheit, Größe und Glück. Reicher Beifall lohnte den Redner der 1¼ Stunde geſprochen und die Herzen begeiſtert hatte. Nach einer Pauſe von ¼ Stunde, die durch Muſikvorträge der Kapelle ausgefüllt wurde, ſprach Pg. Pfarrer Senn zu dem Thema„Wir ringen um die deutſche Seele.“ Volksgenoſſen, wir hoffen auf ein neues Reich. Was muß eigentlich neu werden? Gewiß vieles in Politik und Wirtſchaft. Die Natur je⸗ doch, ſie braucht nicht neu werden, ſie iſt immer noch die gleiche wie früher. Neu müſſen wir Menſchen werden. Eine neue Jugend wächſt her- ran, eine Jugend voll Idealismus. So müſſen auch wir Alten uns umgeſtalten, wie wir es bei SA, Sg und Hitler-Mädel vorbildlich ſehen. Wir müſſen uns ſelbſt erziehen. Neben dem Schrei nach Arbeit und Brot ertönt auch der Schrei nach Freude. In Freuden muß das Brot gebaut und in Freuden den Kindern gebrochen werden. Zur Freude ſind wir vom Schöpfer ge— ſchaffen. Wir ſind ſehr arm geworden an Freu- den. An ihre Stelle iſt der Genuß getreten. Der Redner malt uns in eindrucksvollen Worten ein Bild von all dem, was wir armen geplagten Menſchen im Zeitalter des Materialismus ver⸗ loren haben. Wie wir zu einer Maſchine, einem Rad, einem Rädchen geworden ſind, nur eines im Sinne Geld, Geld und nochmals Geld. In all dem Getrubel, Gehaſte, Gejage haben wir uns ſelbſt verloren. Wir müſſen wieder ein po⸗ etiſches Volk werden. Wir müſſen wieder hin⸗ ausziehen in die herrliche Gottesnatur, einſam und allein, um dort die reine und beglückende Freude zu ſuchen und zu finden. Die Erziehung der Kinder muß anders werden. Wir müſſen ihnen ihre beglückende Poeſie laſſen, ihr unbe⸗ rührtes Kinderglück erhalten. Das Volkslied, deutſche Muſik muß an Stelle des Schlagers und Jazzmuſik treten. Die ſittliche Verwahrloſung der Jugend muß behoben werden. Auch hierfür iſt das Judentum verantwortlich, das bewußt die ſittliche Grundlage des deutſchen Vokkes untergraben hat, ja, in der Perſon des Juden Magnus Hirſchfeld ſogar die Unzucht predigte, um die Macht in die Hand zu bekommen. Wir ringen um die deutſche Seele und um eine neue Jugend. Das Paradies des Familienglückes müſſen wir unſerem Volke wieder erkämpfen. Glück und Freude wächſt nur aus dem Herzen und in der Familie. Vater, Mutter, Kind iſt die glückliche Dreiein⸗ heit. Nach ſeiner 1½¼ ſtündigen, tiefſchürfenden mitreißenden und ergreifenden Anſprache ſchloß der Redner mit folgenden Worten: Volksgenoſſen, ich habe gerungen um Eure Seelen ſo gut ich konnte. Deutſcher Bruder, deutſche Schweſter, Hitlerjunge, Hitlermädel ſprich auch Du in Deinem Herzen, ein ſtilles aber feierliches: Ich gelobel Heil! Tiefergriffen ſpendet die Verſammlung reichen Beifall und nach einigen bewegten Dankesworten des Ogruf Franzke erheben ſich alle ſpontan und ſprechen mit emporgerecktem Arm folgendes Gelöbnis: Wir geloben Pfarrer Senn, unſere Seele zu erneuern und dem Führer die Trene! Ogruf. Franzke macht noch einige ge⸗ ſchäftliche Mitteilungen. Er verweiſt auf die Forderung der Volksgemeinſchaft und fordern alle auf, ſich der NS. Volkswohlfahrt anzuſchließen, deren beſondere Aufgabe die Betreuung von Mutter und Kind iſt. Es iſt beabſichtigt, auch hier eine diesbezügliche Beratungsſtelle einzu- richten. Er wünſcht weiter noch, daß der noch vorhandene Standesdünkel abgelegt, Putz und Tand beſeitigt und wieder zurück zur Einfach- heit gegriffen wird. Sein Dank galt den Beſu⸗ chern und beſonders Pg. Pfarrer Senn. Wir wollen den Ernſt der Volksgemeinſchaft tief im Herzen tragen. Mit Sieg Heil auf den Führer und ſeine Mitarbeiter ſowie auf Pfarrer Senn und dem Geſang des Fahnen- und Deutſchlandliedes, wurde dieſe mächtige und eindrucksvolle Kund- gebung geſchloſſen. Pg. Pfarrer Senn begab ſich dann noch nach dem Engelſaal, wo er nochmals mit einem flammenden Schlußappell für die hehren Ziele der nationalſozialiſtiſchen Bewegung und der Volksgemeinſchaft die Herzen begeiſterte. * Noch hallen die von Pg. Pfarrer Senn mächtig geſprochenen Worte in uns wieder— ſie ſollen in allen Stuben widerhallen— und wir wollen Alle dieſem Manne in ſeinem uns gebietenden leuchtenden Vorbild nachfolgen. Dieſer katholiſche Prieſter ſoll uns zu aller und jeder Zeit immer wieder ein Mahner ſein in des All- tags Kampf, in dem von ihm ſelbſt miterlebten und mitgeſtrittenen Kampfe um Deutſchlands Erneuerung, um Deutſchlands ſeeliſche und geiſtige Erneuerung, für ein neues, großes und herrliches deutſches einiges Vaterland! Und alles nur für die große deutſche Volksgemeinſchaft! Mit einem ſolch grenzenloſen Vertrauen zu ſeinem Führer Adolf Hitler war gerade Pfarrer Senn für den Viernheimer Katholiken dazu hervor- ragend berufen, den Zweiflern an des jungen Deutſchlands Erneuerung eine Lektion zu erteilen, die es ihnen zur Pflicht macht, unſer deutſches Volk und die nationalſozialiſtiſche Bewegung, die dieſes Volk vor dem jähen Abgrund bewahrt hat, in ſeiner Geſamtheit zu betrachten, ſo wie man einen monumentalen Bau nicht an dem einen ſchmutzigen Bauſtein am Straßenrand be⸗ urteilen kann. Wir hätten gewünſcht, daß ſich aus Anlaß dieſer Kundgebung die deutſche Volks- verbundenheit auch bereits im„kollegialem“ Sinne hätte ausgewirkt, Pfarrer Senn und das ganze katholiſche Viernheim hätte dies verdient gehabt. Menſch, erneuere deine Seele und halte deinem Führer die Treue, bekenne dich zur deutſchen Volksgemeinſchaft! Und dieſe große durch nichts mehr zu trennende Volksgemeinſchaft wird über all die hinwegſchreiten, die da glauben ſich nicht einreihen zu kennen. Das hat uns Pfarrer Senn in die Seele geſchrieben— und wir werden es ewig als heiligſtes Vermächtnis bewahren. Heil Hitler! II A- Mtannmachunpen (Parteiamtliche Veröffentlichungen der NSDAP., Ortsgr. Viernheim und der Unterformationen). NSDAP., Ortsgruppe Viernheim Geſchäftsſtelle: Adolf Hitlerſtraße 19. Geſchäftsſtunden⸗ Einteilung: N. S. B. O. und Deutſche Arbeitsfront: Jeden Montag, Mittwoch u. Freitag, abends 7—9 Uhr Ortsgruppenleitung: Jeden Montag und Donnerstag, abends 7—9 Uhr Kaſſenverwaltung der Ortsgruppe: Jeden Donnerstag, abends 7—9 Uhr Rundfunk. Geſchäftsſtelle: Gaſthaus zum Freiſchütz Geſchäftszeiten: Dienstag u. Freitag von 18—20 Uhr Verbände der Deutſchen Achtung! Arbeitsfront. Es fehlen uns von den verſchiedenen Verbänden noch immer die An— gaben über die Mitgliederzahl, Name des Ortsgruppenleiters und des Kaſſiers. Wir bitten die Betreffenden, uns bis ſpäteſtens Freitag abend zwiſchen 7—9 Uhr ihre Mel— dung hierüber zu machen. Erwerbsloſe Mitglieder der D. A. F. Laut Anweiſung der Gau⸗ bezw. Kreisbetriebs- zellenabteilung können erwerbsloſe Mitglieder der DAF. nur dann den Beitrag von Klaſſe 1 (20 Pfg.) entrichten, wenn die monatliche Unterſtützung 20.— RM. bezw. 5.— RM. wöchentlich nicht überſteigt. Alle anderen er⸗ werbsloſen Mitglieder müſſen mindeſtens den Beitrag der Klaſſe 2(80 Pfg.) bezahlen. Heil Hitler! NSB0O. und Deutſche Arbeitsfront Reichsluftſchutzbund e. Y., Ortsgruppe Viernheim. Alle ausgefüllten Anmeldeſcheine, die noch nicht abgeholt wurden, ſind bi⸗ ſpäteſtens Donnerstag abend bei dem Orts gruppenleiter Pg. Moskopp abzugeben. Bis dahin iſt letzte Anmeldemöglichkeit. Jeder noch Fernſtehende möge dieſe Gelegenheit noch be⸗ nutzen, Kämpfer zu werden für des Volkes Schutz und Wehr und damit für ſeine eigene Sicherheit. Heil Hitler! Der Geſchäftsführer. Die Blockwarte erinnere ich an die Ab⸗ lieferung der Beiträge bis ſpäteſtens Donners⸗ tag, den 22. März 1934. Heil Hitler! gez. Schweigert. Nach einer Bekanntmachung des Reichsſchatz⸗ meiſters bleibt die Mitgliederſperre der Partei bis auf weiteres beſtehen.— Für jeden Volks⸗ genoſſen beſteht jedoch die Möglichkeit, ſich als Mitglied in die beſtehenden Untergliederungen „Der Opferring der NS Daß“ und„N. S. Volkswohlfahrt“ aufnehmen zu laſſen und die monatlichen Beiträge zur Unterſtützung der Bewegung und des deutſchen Volkes an dieſe Stellen zu leiſten. Anmeldungen können er⸗ folgen: für den Opferring ſchriftlich an die Ortsgruppenleitung oder während der Geſchäfts⸗ ſtunden auf der Geſchäftsſtelle; für die NS. Volkswohlfahrt bei allen Amtswaltern. Aufnahme zum 3.3.⸗Motorſturm. Junge Leute im Alter von 18—25 Jahren, Mindeſtgröße 1.70 Mtr., die zum S. S.⸗Motor⸗ ſturm eintreten wollen, müſſen ſich bis ſpäteſtens Samstag, den 24. März beim Führer des S. S.⸗Trupps 3/ Viernheim 1/IV/M XI mel⸗ den. Karl Beyer, S. S.⸗Scharführer. N. 5. Volkswohlfahrt. Die Zellen und Blockwalter erwarte ich am Donnerstag, den 22. März, abends 8 Uhr, im Sitzungsſaal des Rathauſes, zwecks Abgabe der Beitrags- marken März und Feſtſtellung des Werbergeb⸗ niſſes. Tut Eure Pflicht bis dahin reſtlos! Heil Hitler! Zöller, Ogruw. Zum Zweck der Rechtsberatung wird im Amtsgericht Lampertheim eine NS.⸗Rechts⸗ betreuungsſtelle errichtet. Die Rechtsbetreuung wird ausgeübt durch die im Bund national ſozialiſtiſcher deutſcher Juriſten vereinigten deutſchen Rechtsanwälte und ſteht koſtenlos allen unbemittelten deutſchen Volksgenoſſen zur Verfügung. Die Mittelloſigkeit der Ratſuchen⸗ den muß durch Vorlage einer amtlichen Be⸗ ſcheinigung nachgewieſen werden.— Sprech⸗ ſtunden finden ſtatt: Dienstags u. Freitags von 5—6 Uhr nachmittags im Amtsge⸗ richtsgebäude in Lampertheim, Zimmer 15. N Kriegsopferverſorgung. Ich bitte ſämtliche hirnverletzten Kameraden der NS- KO., zum Beiſpiel: Kopf-, Geſicht⸗, Kiefer-, Stirn-, Halsſchlagaderverletzung, Augenbeſchä⸗ digung bezw. Augenverluſt ſich am Freitag, den 23. März abends von 78 Uhr in der Adolf Hitlerſtr. zu melden, da ich dies drin⸗ gend benötige. Heil Hitler! in komm. Vertretung: Seelinger 3m. Zungmädel. Am Freitag um ½7 Uhr treten alle Jungmädel am Staats- bahnhof an. Ich erwarte vollzähliges und pünktliches Erſcheinen. Heil Hitler! Grete Franzke Handwerker⸗Kundgebung im Engelsaale Aus Anlaß der Eröffnung der Arbeits- ſchlacht pro 1934 waren vom Reichshandwerker- führer für alle Orte in Deutſchland Handwer⸗ kerverſammlungen angeordnet, woran ſich Meiſter, Geſelle und Lehrling, Betriebsinhaber mit Ar— beiter und Angeſtellten zu beteiligen hatten. So fand auch geſtern abend im Engelſaale dieſe Kundgebung ſtatt, woran das hieſige Handwerk faſt reſtlos teilnahm. Nach einem flotten Marſch der Feuerwehrkapelle eröffnete der Ortschef des hieſigen Handwerks, Herr Schmiedmeiſter Jean Wunderle die Kundgebung und hieß die Er⸗ ſchienenen herzlich willkommen. Er verwies auf die Bedeutung des Tages und betonte, daß zur gleichen Stunde in ganz Deutſchland 1400 Ver- ſammlungen ſtattfinden und ca. 3 Millionen Angehörige des deutſchen Handwerks bereit ſte— hen, um ihren Führer zu hören. Anſchließend hörten wir am Rundfunk die Uebertragung der Führerrede, welche wir auf der erſten Seite der vorliegenden Ausgabe veröffentlichen, worauf das Horſt Weſſel⸗ und Deutſchlandlied erſchallte. Herr Wunderle brachte nun den Aufruf des Reichshandwerksführers zur Verleſung, der ſich in eindringlichen Worten an Meiſter, Geſelle und Lehrling wendet. Ogruf. Franzke hielt eine längere Anſprache an die verſammelten Hand⸗ werker, ermahnte ſie, ſich reſtlos hinter Adolf Hitler zu ſtellen und mitzuhelfen am Aufbau des neuen Reiches. Gegenſeitiges Vertrauen iſt am Platze, Vermeidung der Schmutzkonkurrenz und ſo im Sinne einer alles umfaſſenden Volksge⸗ meinſchaft zu wirken. Er ſchloß mit einem „Sieg Hell“ auf Reichspräsident, Kanzler und alle Mitarbeiter. Nachdem noch die Anweſen⸗ heitskontrolle durchgeführt war, ſchloß der Orts⸗ chef des Handwerks die wohlgelungene, ſchön ver⸗ laufene Kundgebung. Heil Hitler!