4 2 2 5 2 de 0 Damen-Konfektion Seidenbluse apart, 395 Mattkrepp mit farbiger Schleife Kostüm-Rock aus Stoffen engl. Art, 1⁸ aus englischartigem Stoff, auf 167⁵ mit aparter Kragengarnitur Elamenga, judendliche Form. 1 45⁰ Früſahrs-Mantel Kinderkleider eine Wolle Nindetr-Mantel aus Stoffen 395 Groͤgensteig. 55 Pfg.) reine Molle mit /e Arm, verschied. Neuheit) 30 mit/ Arm 2 Harben Knoplgarnituren Kunstseide in marine und farbi; Mantel engl. Art mit 30 ganz gefüttert, Bsengarnitur 19 aparte Macharten in allen Farben 3³⁰ Gröhe 45 englischer Art, schöne Dessins Mod. Strickwaren Farben Damen-Puſſover 4⁰ Damen-Pullover gugendlich flotter Aufschlaghut aus Neisstroh mit Ripsbandgarnierung, ia Farben: beige, kirsche, dunkelblau, schwarz Moderne Matelotglocke in feinem Puntasttoh mit modernem bedruckten Ripsband garn, in Farben: hellblau, kirsche, beige Aufgeschlagen. mod. Florinahut mit Strohbördchengarnierung, in Farben: bleu, beige, dunkelblau, schwarz Neuartiger Hut aus japan Stumpen, mit Ripsband garniert Pedalin-Matelotglocke mit Schrägkopf, mii mehrtarbigem Band garniert 285 4⁰ 490 60 575 Sehuhwaren Fſottes Kostüm Neid, reine Wolle Seiden kleid sehr appari 975 Eutterpasse, jugendl. Machart Kinder-Konfektion (Gröhensteig. 50 Pfg.) Größe 50 4.25 Damen-Pullover Damen-Pullover Maukunstseide,/ Arm, in mod. Wolle mit langem Arm, moderne 295 Schürzen und Beruis-Mäntel Sp Damen-Berufsmante ohne Arm, Tefir mit buntem 14⁵ Be sal. Damen-Berufsmente] ohne Arm, Beiderwand, uni, mit 17⁵ Tupfenbesatz Damen-Berufsmante] mit langem Arm, zum Knöpfen, Zefir Hauskleid mit Kimono-Arm, Zefir, mit buntem Besatz— Damen-Spangenshuhe braun, m. imit. Reptilkappe, L. XV. Absatz 36/42 angenschube grau, echt Chevreau, l. XV. Abs., flott. Form 36/42 Bindeschuh honigfarb. rassig. Modell, Louis XV.-Ab satz 36/42 Herren-Halbschuhe braun und schwarz Goodyear- Welt... von Kinder-Stiefelchen 590 690 790 6 an III Patadeplatz MANNHEIM Seiden- Stoffe Crépe Maroc bearucht, tesche, moderne Kleider- und Blusenmuster.. Meter 2.95, 2.75 Matt-Créèpe großes Farbsortiment, für Blusen und Kleider Mtr. Cotelé- long aparte Neuheit, für die moderne Russe Meter Matt-Crèpe bedruckt, geschmackvolle Muster, für elegante Nachmittags-Kleider Neter 375, 3.45 275 Georgette Pepita feine kleine Karomuster, aparte 290 Farbstellung Meter 3.45 Woll-sStoffe Kleider-Schotten hübsche 62 d kleinkarier barten arc.. err 035 CotelEstravers einfarbig, in sich travers, gestreiſie moderne Stoffart, reine Wolle, Mir. Daunen-Bouclé weichfliehendes apartes Modege- webe, tür das fesche Frühjahrs- kleid, reine Wolle... Meter Moderne Mantel- und Kostümstoffe große Aus wahl, moderne Webarten, in den richtigen Farbtönen, Mtr. 3.90, 3.45 Traverlaine ca. 130m brit., einfatb., in sich gestr. Kleiderneubeit, goßß HFarbheartiment Seorgette- travers ca. 130 breit, sehr elegantes Mode- gewebe f. elegante Complets, Mir. 185 19⁵ 15⁵ 185 295 290 40⁰ Gardinen Spannstoffe Eta mine moderne Webart, 150 em breit Meter 85, 08 Faltenstotes volle Höhe mit langer Eranse 1.95, 1.65 Schwedenstreifen indanthr., 120 cm breit Meter- 95 Waschkunstseide 120 m breit.. Nleter 2.50, 1.90 Mö belstoffe gewebt, 130 em breit Meter 2.50 Kettdruck moderne Muster. . Meter 2.75 IIER Breitesttaße Gemeindekaſſe. Der Feiertage wegen werden ausbezahlt: a, die Wohlfahrtsunterſtützungen am Donnerstag- vormittag. b, die Sozial- u. Kleinrentnerunterſtützungen am Samstagvormittag von 8— 10 Uhr. Die Wolu.⸗Empfänger inel. Ortsarme wer⸗ den beſonders darauf hingewieſen, daß ſämtliche Gelder am Donnerstagvormittag abzuholen ſind, da ab nachmittags der endgültige Abſchluß für das abgelaufene Rj. 1933 einſetzt. Zöller. Bekanntmachung Gefunden wurden: ein Bündel Eeklei⸗ ſtengummi für Fenſter von Perſonenkraftwagen. Viernheim, den 27. März 1934 Heſſiſches Polizeiamt J. V. Kühne Schützt die Weidenkätzchen Sammelt die Frühlingsblumen des Winterhilfswerkes! Höhere Privat-Lehranstalt Instit Schwarz M 3, 10 Mannheim Tel. 23921 Sexta-Oberprima mit 4 Vorschulklassen Tag- und Abendschule Schuler u. Schnlerinnen. Aufgaben- überwachung. Nachholkurse, Indiv. Behandlung, Beste Erfolge. Geringes Schulgeld. Prosp. frei. Kumeld. tägl. Zu mieten geſucht: 2 Zimmer Btatschelfische und Fuet Von wem, ſagt der Verlag. Empfehle für die Karwoche: 88755 Seefriſcher Kabliau Pfd. 28 Pfg. 15 650 und Küche ferner alle Sorten Gemüſe und per 1. Mai 34. Salat, ja Ess- und Backäpfel Zwiebeln Pfd. is Pig. Kempf, Hügelstr. Anser Osfer- angebo 8 ſintewage Alapovagen Totbmödel Dattenmötzel Ulegestünte Waappstäe zu den billigsten Preisen verkaulsräume Im. Higtetaus ſech führe nuf Ounſbtsware u. unterhalte ein riesiges Lager Fallllanpvagen 6 Tobraren. lan . Reichardt, E 2, 2 Mannheim. [eizenmeh! Pfd. 17 Blütenmehl„ 19 Auszugsmehl„ 21 Biskuitmeh!„ 22 Margarine Pfd. 66 Rokosfett„ 54 Frische Tandeier Stück 10 u. 93 Schokoladen- Osterhasen in großer Auswahl von 5 Pfg. bis 1.20 Präsent-Ei m. Pralinen gef. Stück nur 253 Ti- Ga- Ostern naht! Der kluge Geschäfts- mann überzeugt seine Kundschaft für bevor- stehenden Bedarf von Qualltät, Preis u. Lei- stungsfähigkeit durch eine werbewirkende Anzeige im Miernheimer Anzeiger! Fostſgaaſſoo ſtets friſch J N 45, 50, 60,70, 75 naturreiner Apfelwein Liter 28 Pfg. gutgepfl. Flaschenweine am Lager 3 Prozent Rabatt (auf faſt alle Artikel) Tams & Gars 1 do- Apparat Batterien⸗ Empfänger m. Lautſprecher und 2 Akku billig zu verkaufen. Wo, ſagt d. Vlg. Täglich weihen Kas ſüßen und ſauren Mokkarahm 2. ſchl. mit Fl. 36 Pfg. Süß rahmbutter Landbutter bei Eunel Milch und Lebensmittel Kiesſtraße Täglich weißen Käſe und Butter zu haben bei marin Faber, Milchgeſchäft Lorſcherſtr. 32 Ein moderner Hladerwagen (weiß) Marke Opel zu verkaufen. Suche h Hünner (weiße Leghorn, oder ſchwarze Italiener) jähr. zu kaufen. Von wem, ſagt die Exp. ds. Bl. Mahulalur- fabler zu haben im Verlag ds. Bl. lusschneiden! Guterhaltene Anziige Kittel, Hoſen, Schuhe, Leder- jacken, Mäntel Hochzeltsanzuge, (auch leihweiſe) Lederol-Mäntel Feldſtecher, Uhren, Muſikin⸗ ſtrumente. In- U. Verkauf 1120 mannnelm Kavalierhaus rein ariſches Geſchäft. —— Klapier⸗ Unterricht auf theoretiſcher Grundlage Liſſt Schlatter langjährige Leh⸗ rerin an d. Hoch. ſchule für Muſik. Stundennonerar IA. 1.50. Müneres ſlanhelmersir. 4d ————— Personen- Aufzug in tadelloſem Zuſtand U Lauftreppen zu jedem an⸗ nehmbar. Preis billig zu verk. Näheres: MununIN E d. 2 Uhne Kapital können Sie am Schreibtiſch Rm. 400 u. mehr mon. verd. An⸗ gebote an die Wirtſchafts hilfe G. m. b. H. Eiſenach Abt. E. I dern! Empfehle mein reichhaltiges Lager in Damen-, Herren- uno Hinderschune in bester Qualitat zu billigsten Preisen! strapazlerfihige moderne Anzüge Vebergangsmäntel Regen-, Lo denmänte Windlacken, Hosen n. F. reine Wolle. in den neuesten Farben u. Formen haufen Ste au auf- fallend niedrigen EKtagen-Dreisen Elage Ringel 0 3, 43, Wee neben Neugebauer. frau johann Pfenning 6. Wwò. Schuhgeschäft Seegartenſtraße Nr. 10 Amtliche Bekanntmachungen Betr.: Verſteigerung von Allmendgrundſtücken. Am Donnerstag, den 29. März 1934, vörm. 11 Uhr, werden im Sitzungsſaale des Rathauſes nachſtehende Allmendgrundſtücke öffent- lich verſteigert: Oberlück 4. Gew. Nr. 22 Oberlück 8. Gew. Nr. 44 Kleiner neuer Garten Nr. 2 Kleine Striethen Nr. 29 Kleinbruchfeld 2. Gew. Nr. Kl. Neuenacker im Kl. Nr. Großbruchfeld 2. Gew. Nr. Allmen Nr. Allmenfeld 1. Gew. Nr. Rothfeld 2. Gew. Nr. Große lange Theilung Nr. Mittlere Lange Theilung Nr. Krottenwieſe(A) Nr. Oberbruchweide 5. Gew. Nr. Schloth Nr. Anſchließend an die Grundſtücksverſteigerung kommt der Dung im Faſelſtall in vier Loſen zum Ausgebot. 5 er d* 9 22 A —4 do — Betreffend: Die Dienſtſtunden des Kreisamts Heppenheim. Auf Anordnung des Herrn Staatsminiſters Perſonalamt, ſind die Dienſtſtunden des Kreis“ amts für die Zeit vom 1. April bis 30. Sept, von 7 Uhr bis 15 Uhr durchgehend und in der Zeit vom 1. Oktober bis 31. März von 8 Uhr bis 16 Uhr durchgehend feſtgeſetzt. Der Amtstag iſt nach wie vor Mittwochs. Das Publikum wird im eigenſten Intereſſe er⸗ ſucht, die Amtstage einzuhalten. Nur in dringen⸗ den, unaufſchieblichen Fällen iſt an anderen Tagen und zwar nur vormittags perſönlich Bor ſprache möglich. Am Samstag, den 31. März 1934, ſind die Dienſträume des Kreisamts Heppenheim ge— ſchloſſen. Betreffend: Holzverſteigerung. Am Donnerstag, den 29. März 1934, vormittags 11 Uhr werden im Sitzungsſaale des Rathauſes ca. 120 Rm. Kiefern- und Eichenſchei (Bürgſchaft) ſowie etwas Kiefernſcheit und Knüppel(gegen bar) öffentlich meiſtbietend verſteigert. Viernheim, den 28. März 1934. Heſſ. Bürgermeiſterei Viernheim. Bechtel. Zur gefl. Beachtung! Inſerate für die Gründonnerstagsaus⸗ gabe und für unſere Oſternummer am Karſamstag wollen uns bitte ſo früh wie möglich aufgegeben werden. Druck und Verlag Viernheimer Anzeiger. Insbeſonders bitten wir, uns Verlobungs⸗ Anzeigen heute und morgen ſchon aufzugeben. iernheimer Anze (Viernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten) Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 1,40 Mk. frei ins Haus gebracht.— I Sonntag“, halbmonatlich die„Heimatblätter“, zweimal jährlich den Fahrplan und den Wandkalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. bei den Boten Verkünd⸗ und Anzeigeblatt für Viernheim ſeit dem Jahr 1883 Gratis-Beilagen: wöce hentlich den„Illuſtrierten Fernſprecher 117.— Telegr.: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſcheckkonto Nr. 2157“ Frankfurt a. M., Verantwortlich für den Anzeigenteil: Joh. Martin, Viernheim. D. A. II. 34 1250. Einzel⸗Verkauf der Zeitung von der Geſchäftsſtelle 5 Pfg., Samstags⸗Ausgabe 10 Pfg. 9 9 1 Krieg in der Wüſte In einem ſeltſamen Winkel der Welt iſt es zu einem kriegeriſchen Konflikt gekommen in der arabiſchen Wüſte zwiſchen König Ibn Saud vom Hedjas und dem Emir Iman Yahia vom Jemen. Wenn dieſer Krieg in der Wüſte auch nicht den Umfang anneh— men wird, den wir nach europäiſchen Begrif— fen mit dem Wort Krieg verbinden, wenn er ſich auch immer in dem ihm von der Na⸗ tur und von den verhältnismäßig engen Mitteln der Kriegführenden gezogenen Grenzen halten wird, ſo iſt er doch mehr als ein herkömmliches Aufeinanderprallen zwei⸗ er Beduinenſcheichs und iſt immer noch ein Ausläufer jener weltgeſchichtlichen Erſchütte⸗ rung, unter der die Erde vor zwanzig Jah— ren zu beben begann. Wer ſind die Krieg— führenden und um was geht es? Im Innern Arabiens im eigentlichen Wüſtengebiet hatte ſich kurz nach der Jahr— hundertwende ein gewaltſamer Herrſchafts— wechſel vollzogen, der für die Zukunft von großer Bedeutung werden ſollte. Ein junger Araberfürſt, der bis dahin in El Katif am perſiſchen Golf in der Verbannung gelebt hatte, hatte ſich mit wenigen Getreuen des Gebietes wieder bemächtigt, in dem ſeine Vorfahren Herren geweſen waren und von wo er als kleines Kind hatte fliehen müſſen und den Uſurpator, der zur Familie der Emire von Mekka und Medina gehörte, ver— trieben. Der junge Araber hieß Ibn Saud, ſein Stamm war der der Wahhabi— ten und die Haupt⸗Oaſe dieſes Stammes liegt faſt genau im Mittelpunkt Arabiens und heißt E'Riad. Es kam der große Krieg, der auch auf die arabiſchen Teile der Türkei übergriff und in dem die Engländer eine arabiſche Bewegung gegen die Türkei unterſtützten. Die meiſten arabiſchen Teilfürſtentümer, allen voran Huſſein, der Emir von Mekka und Medina und natürlicher Gegner Ibn Sauds waren antitürkiſch und proengliſch. Ibn Saud war antitürkiſch ohne aber proengliſch zu ſein. Er hielt ſeine Kräfte zuſammen und befeſtig— te ſeine Herrſchaft im großen Wahhabitenſtämme und nach dem Krieg machte er dann ohne die Engländer ſeine ei⸗ gene arabiſche Politik. Damals trat Ibn Saud, der bis dahin nur ein mächtiger Be⸗ duinenſcheich geweſen war, in die Weltpolitik ein. Er vertrieb den Emir Huſſein, den die Engländer unter engliſchem Protektorat zu einem Fürſten Groß-Arabiens hatten machen wollen und befeſtigte in ſo überraſchend kur⸗ zer Zeit ſeine Herrſchaft in den heiligen Städten Mekka und Medina, daß die Eng⸗ länder dieſe Tatſache anerkennen mußten und Huſſein fallen ließen. Huſſein ſtarb in der Verbannung auf Malta, ſeine Söhne wurden 100 Transjordanien und dem Irak abgefun⸗ en. Immer deutlicher zeichnete ſich ab, was Ibn Saud wollte, ein großarabiſches Reich nämlich unter der Führung der Wahhabiten. Er ſtieß nach Norden und Nordoſten vor und auch nach Süden und aus dieſem Vorſtoß reſultiert der augenblickliche Konflikt zwiſchen dem Hedjas und dem Jemen. Krieg in der Wüſte! Wie ſchon geſagt, es iſt mehr als nur der Konflikt zwiſchen zwei tämmen. Der Iman Dahia von Jemen hat ein gut ausgerüſtetes Heer, das von vie⸗ len alten türkiſchen Offizieren des Weltkrie⸗ ges kommandiert wird. Er hat Geld und gute Freundſchaften und er hat die unmittelbare Verbindung zur Welt. Aber Ibn Saud hat mehr. Er hat die Idee ſeines großarabiſchen Reiches, er hat nach allem was er bisher gezeigt und geleiſtet hat, die Kraft und die Geſchicklichkeit, dieſe Idee zu verwirklichen und er ſtützt ſich bei den Wahhabiten auf einen arabiſchen Stamm von beſonderer Eigenart. 9 Es hat vor etwa 150 Jahren bereits ein⸗ mal einen Ibn Saud gegeben, einen direkten Vorfahren dieſes Ibn Saud, der ein religiö⸗ ſer und völkiſcher Reformator war. Er wollte den Glauben Mohammeds auf ſeine ur⸗ Gebiet der Du W ſprüngliche Reinheit zurückführen, er wollte der abergläubiſchen Entartung ſteuern, die in der Lehre Allahs durch die Berührung mit vielen anderen— afrikaniſchen und ausführen, in die ſie durch den Einfluß der ſeldſchukiſchen Türken geraten waren. aber wollte er vor allem, er wollte die Ara— ber einigen. dauerte faſt fünfzig Jahre; er fiel, des 19. Jahrhunderts. Dieſer Ibn Saud hat auf die reformato— riſchen Beſtrebungen ſeines Vorfahrens zu— rückgegriffen. Er will vollenden, was jener begonnen, das großarabiſche Reich, und er hat einen neuen Inhalt in die alte Form ge— goſſen. Einer dieſer neuen Inhalte iſt der Verſuch, die nomadiſierenden Araber ſeßhaft! zu machen. Sie ſollen nicht mehr nur reine Viehzüchter ſein, ſondern auch Ackerbauer werden. Das verſucht Ibn Saud durch eine Beſonderheit zu erreichen. die ihm auch gleichzeitig eine ergebene und kriegstüchtige perſönliche Gefolgſchaft ſichert, durch die ſo— genannten Ikwhan. Das Wort bedeutet ſo⸗ viel wie Bruderſchaft und dieſe Bruderſchaf— ten ſind Vereinigungen junger Araber, die ſeßhaft geworden ſind, nach dem ſtrengen Glauben der Wahhabiten leben, Ackerbau treiben und ſich doch ihre kriegeriſchen Tu— genden erhalten. Man könnte dieſe Ikwhan in ihrer Sonder— art am eheſten mit den geiſtlichen Ritter⸗ orden vergleichen, mit dem Deutſchritteror⸗ den im deutſchen Oſten vor allem, in der gleichzeitigen religiöſen, kulturellen und ſol⸗ datiſchen Aufgabe, mit den Gelöbniſſen der perſönlichen Beſitzloſigkeit, der ſtreng-religiö— ſen Lebensführung und; der unbedingten Gefolgſchaftstreue. Dieſe Ikwhan hat Ihn Saud über ganz Arabien verſtreut, ſie ſind das Rückgrat ſei— ner Macht, die Vollſtrecker ſeines Willens und die Künder ſeiner Idee. Mit ihnen hat Ibn Saud wohl beſſere Trümpfe in der Hand als Iman Vahia mit ſeinen engliſchen Maſchinengewehren und türkiſchen Offizieren — wozu zu bemerken iſt, daß auch Ibn Saud über modernſte Kriegsmittel bis zum Tank und zum Flugzeug verfügt, wie er über⸗ haupt neben der kulturellen Erneuerung auch den techniſchen Ausbau ſeines Reiches nicht Viernheimer Zeitung aſia-⸗ tiſchen— Glaubensvorſtellungen groß ge— worden war und er wollte die Araber aus der Verweichlichung und dem Sittenverfall her- Eins Die Herrſchaft jenes Ibn Saud auer durch türkiſchen Meuchelmord, im erſten Jahrzehnt (Viernheimer Bürger-Ztg.— Viernh. Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die 12geſpaltene Millimeter-Zeile 2 Pfennig, Reklame 9 Pfennig, bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor- mittags Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen-Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für dic Aufnahme an beſtimmt vorgeſch Geſchäftsſtelle: Adolf Hitlerſtr. 3 8 verſäumt hat und veſtrevr iſt, vet rung der arabiſchen Sonderart ſein Reich an die Welt anzuſchließen. Ibn Saud ſteht nun, wenn nicht alles täuſcht, vor einer großen Entſcheidung. Er hat dem Jemen gegenüber oft nachgegeben. Wenn er jetzt den Waffengang wagt, ſo muß der kluge Mann wiſſen, daß er es kann. Unterliegt der Jemen, gelingt es, ihn an das Reich Ibn Sauds anzuſchließen und die Je— meniten— Nachfahren der Königin von Saba laſſen ſie ſich gern nennen—, mit ders Geist der Wahhabiien zu durchtränken, dan: hat Ibn Saud auf der arabiſchen Halbinſel keine ernſthaften Gegner mehr Dann wer— den neue Kräfte frei für neue weitergehen— de Pläne im Norden, im Herrſchaftsgebiet der alten arabiſchen Kalifen. Dann trifft er aber auch auf einen ſtärkeren Gegner, als es die bisherigen Gegner waren. Denn hin— ter den Söhnen und Enkeln Huſſeins im Irak und in Meſopotamien ſteht England— jetzt noch Freund des arabiſchen Großherrn in n! ('ne E'Riad. aller Wah⸗— Arabiens, Carl Ems. Eine Mahnung des Neithsbiſchofs Karfreitagskundgebung des Reichsbiſchofs. Nationalſozialismus und Kirche.— Für den innerkirchlichen Frieden. Berlin, 29. März. Wie der Evangeliſche Preſſedienſt mitteilt, hat Reichsbiſchof M üller zum Karfreitag eine Kundgebung an die Pfarrer erlaſſen, die angeſichts der kirchlichen Zer— ſplitterung zur Selbſtprüfung und Beſinnung aufruft und neue Maßnahmen zur Befrie— dung des kirchlichen Lebens ankündigt. In der Kundgebung heißt es nach einem Hin⸗ weis auf den Karfreitag, an dem ſich die ſchonungsloſe Sachlichkeit unſeres Gottes of— fenbart habe, u. a. wie folgt: Ich wende mich als erſtes an die, die aufs Schärfſte gegen die bisherige Führung der deutſchen evangeliſchen Kirche in Widerſpruch flehen, bis hin zu denen, die geſagt haben, daß es Gehorſam gegen Gott ſei, dem Reichs- biſchof ungehorſam zu ſein. Ich bikte die Amtsbrüder nicht um meinek- ſondern um Varthous politiſche Neiſen Er beſucht Warſchau, Prag und Bulareſt paris, 29. März. Die Brüſſeler Reiſe des Außenminiſters Barthou hat gewiſſermaßen den Auftakt ge- bildet für eine Reihe von Beſuchen, die Barthou im Laufe des kommenden Monats den verſchiedenen europäiſchen Hauplſtädten abzuſtatten beabſichtigt. Zweck dieſer Beſuche ſi der Verſuch einer engeren Geſtalfung der Beziehungen Frankreichs zu den Ländern, zu denen ſich das Verhältnis in letzter Zeit ekwas gelockert hat. Der franzöſiſche Außenminiſter wird am 21. April die ſchon von ſeinem Vorgänger beabſichtigte Reiſe nach Warſchau antreten, wo er bis zum 24. April zu verbleiben ge⸗ denkt. Barthou wird bei dieſer Gelegenheit vom polniſchen Staalspräſidenten und von Marſchall Pilſudſki empfangen werden. Er wird längere Aus⸗ ſprachen mit dem polniſchen Außenminiſter haben. Am 24. April begibt ſich Barthou nach Krakau, wo er ſich einen Tag aufhalten wird. Von Krakau aus fährt er zu einem zweitägigen Aufenthalt nach Prag. Man mißt in franzöſiſchen Kreiſen dem Pra⸗ ger Beſuch erhöhte Bedeutung bei, weil Bartyou den gchechoſtowariſchen Außenmtni⸗ ſter gleichzeitig über die Stimmung in War⸗ ſchau unterrichten kann hinſichtlich der Ab⸗ ſichten Polens gegenüber der Kleinen En⸗ tente. Es ſcheint nicht ausgeſchloſſen, daß der franzöſiſche Außenminiſter die Gelegen⸗ heit benutzen wird, um ſeine Rundreiſe auch auf Bukareſt auszudehnen. der Vrüſſeler Veſuch Ueber Barthous Brüſſeler Beſuch, bei dem Barthou eine eingehende Ausſprache mit dem belgiſchen Außenminiſter Hymanns hatte, wird eine halbamtliche Mitteilung ausgege— ben. Darin wird feſtgeſtellt, daß ſich in„al⸗ len weſentlichen Punkten“ eine Uebereinſtim⸗ mung in der Anſchauung der beiden Miniſter ergeben haben. Dieſe Feſtſtellung bezieht ſich wohl vor allem auf die Abrüſtungsrede, die der belgiſche Miniſterpräſident de Brocque⸗ nat vor einigen Wochen im Senat gehalten hat. Doumergue fährt auf Oſterurlaub Der„Matin“ berichtet, daß Miniſterpräſi⸗ dent Doumergue von Donnerstag abend bis Mittwoch früh nächſter Woche einen Oſter⸗ urlaub antreten will, den er in ſeinem bei Toulouſe gelegenen Landhaus in Tourne⸗ fouille zu verbringen gedenke. enen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden 5, Schriftleitung, Druck u i Verlag: J. Martin, Viernheim 1934 . d d e 0 zigten ſich noch einmal zu ihnen wirklich ſolche Aeußerungen geſtaktet. 51. Jahrgang chretwiuen, vor oem Aungeſicht des Gekreu- fragen, ob er Ich meinerſeits möchte mich der Ver⸗ gebung getröſten und Vergebung üben. Aber auf unſere Perſon kommt es nicht an, ſondern alles auf die Sache, und da müſſen * wir um ein Verſtändnis der Sachlage mit⸗ einander ringen. Der Reichsbiſchof geht dann auf den Krieg und auf das Johr 1933 ein, die uns allen deutlich gemacht haben, was wirklich Geſchichte iſt. Wir ſollten bei dem J. N 1 An: leibenſchaftlich elementaren Willen zar Einheit zwiſchen Nationalſozialismus und Kirche mit tiefer Beſchämung nur der Tatſache ins Auge ſchauen, daß unſere evangeliſche Kirche ſich dem ungeheuren Anſturm der nationalen Bewegung nicht gewachſen gezeigt hat. Ein männlicher Pfarrerſtand ſucht zunächſt das Unrecht bei ſich und ſucht hinter dem Unrecht der anderen, ob da nicht vielleicht etwas Rechtes ſteckt. Es iſt gewiß verſtändlich, wenn der Totalitätsanſpruch des Staates für viele etwas ganz Neues und Fremdes war und Inſonderheit dem zum Individualismus nei⸗ genden, um Innerlichkeit ringenden evange— liſchen Pfarrerſtand ſchwere Anſtöße gab, weil man Mut und Kraft nicht aufbrachte, um den entſprechenden Totalitätsanſpruch der Kirche volksverbunden zu bewahren. Das gibt kein Recht, vom Martyrium zu reden, wenn ſolcher Totalitätsanſpruch auf paſtorale Jaghaftigkeit, Bedenklichkeit, Anſicherheit, ſchwankende Haltung oder gar verſteckte An⸗ klagen ſtößt, zumal wenn ſich derartiges hin— ter„Wortverkündigung“ verſteckt. So iſt es zu einem kirchlichen Kampf gekommen, dem die große Maſſe des Volks mit Erſtaunen, je länger je mehr mit Verachtung und Erbikterung gegenüberſteht, denn unſere Volksgenoſſen können es nicht verſtehen, wenn Pfarrer ſich ſtreiten. Können wir wirklich vor dem Ge— kreuzigten die Verwirrung der Gemeinden verantworten? Das neue Geiſtliche Miniſte⸗ rium iſt bei ſeiner Berufung beſtürmt wor- den, als erſtes eine „Amneſtie“ zu erlaſſen. Die Frage iſt von uns auf das Ernſteſte erwogen. Wir würden ſelbſtver⸗ ſtändlich nichts lieber tun als eine Amneſtie erlaſſen, wenn wir auch nur die geringſte Garantie dafür hätten, daß damit wirklich Friede einkehren würde. Wir müſſen im Gegenkeil aufgrund der bisherigen Kampfmekhoden der Kreiſe, die die Kirchenführung bekämpfen. befürchten, daß ſie eine Sache des Bekennkniſſes daraus machen würden, ſofork den Kampf mit allen Mitteln weiterzuführen. Dadurch macht man es unmöglich, eine Amneſtie zu erlaſſen. Es geht ja nicht um den Kampf zweier KRichtun⸗ gen, ſondern um die Aufrechterhaltung der kirchlichen Ordnung. Der Reichsbiſchof fordert dann die Amts⸗ brüder auf, alle einen neuen Anfang zu ma⸗ chen, das achte Gebot zu halten, ſich nicht per⸗ ſönlich zu diffamieren. Fangen Sie einmal an, um die entfremdete Männerwelt zu wer⸗ ben, um alle die, die ſich von der Deutſchen Glaubensbewegung angezogen fühlen: ſoweit ſie es nicht ſchon getan haben, ſuchen und ſammeln Sie die Laienkräfte. Ich habe die Mitglieder des Geiſtlichen Miniſteriums an⸗ gewieſen, möglichſt bald mit den Herren Lan⸗ desbiſchöfen und Biſchöfen Verbindung auf⸗ zunehmen und in Beratungen einzutreten, ob und wieweit die aus dem Dienſte entlaſſenen aufbauwilligen Kräfte wieder irgendwie in den Dienſt geſtellt wer⸗ den können. Um der Ordnung der Kirche willen müſſen wir fordern, daß die Betref⸗ fenden ſich bereit erklären, ihre ganze Kraft und Arbeit in der Gemeinde und auf Ver⸗ kündigung zu konzentrieren und ſich der Kirchenvolitik zu enthalten. Gebenrrage 3 0. März 1925 Der Anthropoſoph Rudolf Steiner in Dornach geſtorben. 1932 Der Germaniſt Eduard Leipzig geſtorben. Prot.: Guido— Kath.(5): Quirinus Sonnenaufg 541 Sonnenunterg. 18.29 Mond Mondaufg. 18.13 N hunterg. 5.07 3 1. März 808 N. 1596 Der Philoſoph Rene Descartes in Le 5 eboren. gliſche Naturforſcher Iſaae New— on in London geſtorben. Der Chemiker Robert Wilhelm Bun— ſen in Göttingen geboren. 1814 Einzug der Verbündeten in Paris. zrot.: Amos— Kath.(8): Balbina 5.38 Sonnenunterg. 18.31 a Mondaufg. 19.34 Sievers in Karfreitag Die Erſchütterungen der Paſſion des Got— tesſohnes zittern wieder durch unſere aufg“? wühlte Seele. Wir Menſchen ſind nicht zum Leiden ge— ſchaffen. Uns fällt es ſchon ſchwer, geduldig und ohne Murren gegen das Schickſal die Wi— derwärtigkeiten des täglichen Lebens zu tra⸗ gen und nur allzu leicht werfen uns Unge—⸗ mach und Heimſuchungen aus dem Gleichmaß unſerer Gefühlswelt, laſſen uns am Leben, an ſeinem Stun und Zucck verzagen. Der Mut, die Gabe, klaglos zu leiden, iſt nur weni— gen Menſchen gegeben. Noch weniger aber haben genug Seelengröße, um faſſen zu kön— nen, daß Leiden uns notwendig ſein können, daß ſie zu unſerem Heil uns auferlegt ſein können, daß wir Schmerzen erdulden müſſen, um eines höheren Zieles willen. Wie viel geringer erſt iſt die Schar der Menſchen, die Schmerz und Leid erdulden, die freiwillig Kreuz und Laſt auf ſich nehmen, um damit einem Anderen zu helfen. Die jenes Maß von Nächſtenliebe, von Aufop⸗ ferungsfähigkeit, von Hingebung beſitzen, daß ſie die Kraft und die Seelenſtärke haben, ihr Leben, ihre Geſundheit, ihr Lebensglück be— reitwillig aufzuopfern, wenn es zu Nutz undo Frommen eines Mitmenſchen ausſchlagen kann. Gerade weil die menſchliche Natur ſo welten— fern von der Kraft des Leidens um der Liebe willen iſt, ſpricht Golgatha, ſpricht das Erlö— ſungswerk, ſpricht die Leidensgeſchichte des Got— tesſohnes, der ſich aus reinſter Liebe geopfert und hingegeben hat, umſo gewaltiger zu uns. „In allen Widerwärtigkeiten habe ich keine Arznei ſo kräftig befunden, wie das Leiden und die Wunden Chriſti“ ſagt der heilige Auguſtinus. Und darin liegt auch für uns die Lehre des Karfreitags. Wohl iſt der Karfreitag ein Tag des Schmerzes, der Bitterkeit und Trauer. Aher es iſt nicht die Trauer der Hoffnungsloſig— keit und Vernichtung. Von dieſer Trauer geht etwas Aufrichtendes und Tröſtendes, et— was Zuverſichtliches und Ueberwindendes aus. denn über dem Grabe dieſes Leidens und Sterbens ſteht in den Feuerflammen des Auf— erſtehungswunders die Gewißheit: Durch Leid zum Sieg! 8 Karfreitag Laßt mich ſterben, laßt mich ſterben Und vergehn im Abendrok! Nimmer kann ich Luſt erwerben, Denn mein eigener Freund iſt tot. Und für mich, für mich verſenkel Hat er ſich in dieſen Schmerz, Nur um mich ſich kol gekränket, Ach, um ein erkaltet Herz. Fließet, fließet Liebeswunden, Löſchet meine kiefe Schuld, Die er Jahre, Tage, Stunden Trug mit göttlicher Geduld! Tränen, fließt in heißen Bächen, Jließzet hin, ein kiefer See! Sollt von meiner Liebe ſprechen, meiner Reue, meinem Weh. Ewig knie'n an deinem Kreuze Sieh mich, Heiland groß und mild! Jürder kenn' ich keine Reize, Als dein ſchönſtes Mutterbild. M. v. Schenkendorf. Oterfeuer In vielen deutſchen Gegenden iſt es Sitte, Oſterfeuer abzubrennen. Ein Geiſtlicher berich⸗ tet aus ſeiner Kindheit im Südharz darüber folgendes: Als gäbe es eine Arbeit von höchſter Wich⸗ tigkeit zu verrichten, ſo mühten wix Kinder uns db, nach bent vachmitrags⸗Gottesdienſt am erſten Oſtertag mit dem Ruf:„Die Kirche iſt aus, gebts Oſterholz raus!“ an allen Häu⸗ ſern Holz⸗ und Strohreſte, altes Gerümpel, Beſen und Teertonnen zuſammenzutragen, und auch der längſt vergeſſene Weihnachtsbaum ſollte ſein einſt ſo glanzvolles Daſein auf dem Scheiterhaufen beſchließen. Am Abend gings auf den naheliegenden Berg. Der Holzſtoß war ſchon aufgeſchichtet, bald ſchlugen die Flammen züngelnd an ihm empor und eine dicke Rauchwolke ſchob ſich hinab ins Tal. Nun entzündeten wir unſere Pechfackeln in der Glut und führten einen Rei⸗ gen auf, wobei die Fackeln in der Luft im Kreiſe gedreht wurden. Bald erſchienen auch die Nachbarfeuer anderer Gemeinden auf den Höhen, und ſo entſtand das mir unvergeßliche Schauſpiel einer ganzen Kette von Feuern. Brannte aber das Oſterfeuer zu Ende, dann verſäumte unſer altgläubiger Vater nicht, einen angekohlten Pfahl mit nach Hauſe zu nehmen und in das Trinkgefäß der Tiere im Stall zu ſtellen, um ſie geſund zu erhalten. Die Aſche aber wurde allenthalben auf die Saat⸗ felder geſtreut, um deren Wachstum zu för— dern. In dieſen Oſterbräuchen unſeres Volkes zeigt ſich die helle Freude am reinigenden Feuer und am Licht, der Glaube an die Geſundheit und Fruchtbarkeit des Lebens. So wie da⸗ mals und auch teilweiſe heute noch die Kin⸗ der nicht als Bettler, ſondern als übermütig Fordernde ihren Tribut verlangten, ſo fordert auch heute die Jugend ihr Recht. Die NS-Volkswohlfahrt hat es ſich zur Aufgabe gemacht, ein geſundes und kräftiges Geſchlecht heranzuziehen. Wenn ſie am Vor⸗ abend des Oſterfeſtes an uns herantritt, um durch den Verkauf von Frühlingsblumen auf allen Straßen und Plätzen Deutſchlands einen Teil der Mittel zu beſchaffen, die zur Durch⸗ führung ihres großen Hilfswerkes„Mutter und Kind“ erforderlich ſind, dann wird keiner von uns ſich dieſer leichten Pflicht entziehen. Darum kauft die Oſterblume der NSV. — werdet Mitglieder der NS-Volkswohlfahrt und helft mit am Neubau des Volles! Warum Oſtereier? Viele deutſche Volksbräuche leben nur in einzelnen kleinen Dörfern. Eine Sitte aber hat ſich überall erhalten und zwingt das ganze Volk in ihren Bann— das Suchen der Oſter⸗ eier. Dieſe Sitte hat, wie alle Volksbräuche, einen tiefen geheimnisvollen Sinn. Unſeren Vor⸗ fahren erſchien das Ei beſonders merkwürdig, weil es leblos und tot ausſieht, in ſeinem Innern aber den Keim eines Lebeweſens trägt. Gerade in der Zeit, in der das Leben wieder überall erwacht, erſcheint das Ei als beſonders Stellt Hausangeſtellte ein, auch das beſeitigt die Arbeitsloſigleit! 2222 171 lebenskräftig und wunderwirkſam. Manche Volksſitte und mancher Aberglaube verbindet ſich mit dem Oſterei. Allzu nüchterne Men⸗ ſchen mögen ſich von dieſem Aberglauben ſpöttiſch abwenden; aber ſie vergeſſen dabei, daß für den Deutſchen der Aberglaube niemals ein plumper Zauber geweſen iſt, ſondern das greifbare Sinnbild ſeeliſcher und natürlicher Vorgänge. Man glaubt nicht buchſtäblich an die Wirkung beſtimmter Handlungen, ſondern man verbindet damit eine innere Sammlung, den Entſchluß zu neuen Taten und den Auf⸗ blick zu höheren, übermenſchlichen Mächten. Darum werden auch alle dieſe deutſchen Volksbräuche nicht mit dem finſteren Ernſt und mit der fataliſtiſchen Ergebenheit ausge⸗ e ee 2 1 0 ——— ͥ́. ͤ—A ä ỹ———Ü— ſuhrr me erwa vel den Negerſtammen Ufri⸗ kas oder dei den Bewohnern Tibets, ſondern mit Heiterkeit und Freude, halb im Spiel und halb im Ernſt. Man glaubt nicht wört⸗ lich daran, aber man weiß, daß ein feiner ent Sinn in dieſen kindlichen Spielen iegt. Alle Oſterbräuche des deutſchen Volkes ſind von dieſem Sinn erfüllt. Sie alle haben zum Gegenſtand die Verehrung des geſunden, kräf⸗ tigen Lebens und den Wunſch nach Geſund⸗ heit und Fruchtbarkeit. Vom Genuß der Oſter⸗ eier verſprach man ſich Segen jeder Art für das ganze Jahr. Die junge Frau muß an ihrem Hochzeitstag ein Ei eſſen oder bekommt eins ins Kleid geſteckt. Das Schenken der Eier iſt an manchen Orten mit dem Schlag der Lebensrute verbunden. Auch die Saaten för⸗ dert man durch Eierzauber. Die Schalen der Oſtereier werden unter den Flachsſamen ge⸗ miſcht. Ein Ei wird im Frühjahr in ven Acker vergraben. Beim erſten Pflügen läßt man den Pflug über ein Ei gehen. Bei Neu⸗ bauten werden Eier in die Häuſer eingebaut, um das Haus gegen Unglück zu ſichern. Der geſunde Inſtinkt, mit dem unſere Vor⸗ fahren alles Lebensvolle und Kräftige verehr— ten, iſt auch heute wieder erwacht. Die große Bewegung der NS-Volkswohlfahrt hat es ſich zur Aufgabe gemacht, alles Ge— ſunde und Kräftige in unſerem Volke zu wek⸗ ken und zu ſtärken. Wer dabei mithelfen will, wird Mitglied der NSV. und trägt zum Oſterfeſt die Frühlingsblumen, die balo auf allen Straßen und Plätzen zu haben ſein werden. Aus Heſſen und * Naſſau Vermehrter Weinerport nach USA. Frankfurt a. M., 29. März. Die Fein⸗ ſchmecker in den Vereinigten Staaten ſcheinen Weine aus Deutſchland dem Münchener oder weſtfäliſchem Bier vorzuziehen. Insbeſondece ſcheinen die deutſchen Schaumweine ſich einer gewiſſen Beliebtheit zu erfreuen. 1933 wur⸗ den insgeſamt 16 066 Flaſchen Schaumwein über den Ozean befördert. Dieſe Zahl hat ſich in den erſten beiden Monaten des laufen⸗ den Jahres mehr als verdoppelt, und zwar wurden im Januar und Februar 1934 40 638 Flaſchen nach Amerika eingeführt. Auch die Abſatzziffern für Wein und friſchen Moſt zei⸗ gen eine aufſteigende Tendenz. Betrug 1933 die Einfuhr dieſer Erzeugniſſe nach Amerika ingeſamt 2588 Heltoliter, ſo konnten im Ja⸗ nuar und Februar 1934 bereits 5178 Hekto⸗ liter, hiervon im Februar 2420 Hektoliter, in den Vereinigten Staaten abgeſetzt werden. Sollte dieſe Aufwartsvewegung„atunſug an- halten, dann würde wenigſtens für die die letztgenannten alkoholiſchen Getränke erzeugen⸗ den Induſtrien die Aufhebung des Alkohol⸗ verbots in USA. nennenswerte Vorteile durch zuſätzliche Ausfuhrmöglichkeiten bringen. Keine Beſuche im Miniſterium über Oſtern. Darmſtadt, 29. März. Wie das Staats⸗ preſſeamt mitteilt, ſind in der Zeit von Grün⸗ donnerstag bis Dienstag nach Oſtern die Dienſtſtellen der Staatsbehörden für den all⸗ gemeinen Geſchäftsverkehr geſchloſſen. Die Sprechſtunden ſämtlicher Staatsbehörden, ins⸗ beſondere die des Herrn Staatsminiſters, fal⸗ len am Karſamstag aus. * * Frankfurt a. M., 29. März.(Die Ra⸗ che eines abgewieſenen Bräuti⸗ gams.) Der 60jährige Invalide Anton Zoll aus Rödelheim hatte eine 32jährige Braut, die ſich aber von ihm abwandte. An Faſtnacht trieb er ſich mit geſchwärztem Geſicht in den Straßen herum. Als er ſeiner Braut anſichtig wurde, verſetzte er ihr mit einem Hammer einen Schlag ins Kreuz. Der Täter wurde von einem SS-Mann verfolgt und geſtellt. Der brutale Menſch ſchlug dem SS-Mann mit dem Hammer zwei Zähne aus und drohte von ſeiner Schußwaffe Gebrauch zu machen. Vor Gericht behauptete jetzt Zoll, ſeine ehe⸗ malige Braut weder geſehen, noch geſchlagen zu haben. Wegen Körperverletzung und un⸗ befugten Waffenbeſitzes wurde der rachſüch⸗ tige Bräutigam zu ſechs Monaten Gefängnis verurteilt. Darmſtadt, 29. März.(„Ernſte Bibel⸗ forſcher“ vom Sondergericht frei⸗ geſprochen.) Vor dem Heſſ. Sondergericht hatten ſich„Ernſte Bibelforſcher“ zu verant⸗ worten, weil ſie trotz des in Heſſen beſtehenden Verbotes ſich noch verſammelten und ihr Be⸗ kenntnis verbreiteten. Das Gericht war der Anſicht, daß lediglich die Teile der Verfaſſung aufgehoben ſeien, die der nationalſozialiſtiſchen Weltanſchauung widerſprechen. Das gehe dar⸗ aus hervor, daß Miniſter auf die Verfaſſung vereidigt würden, daß Geſetze auf der Ver⸗ faſſung beruhten, und daß maßgebende Per⸗ ſonen ſich noch heute auf die Verfaſſung be⸗ rufen. Die Weimarer Verfaſſung beſtimme nun einmal, daß jede Religionsgemeinſchaft die Freiheit der Glaubensausübung habe, dem gegenüber habe ein Land von ſich aus nicht das Recht, hiergegen Verbotsbeſtimmungen zu erlaſſen. Demgemäß ſprach das Gericht die Angeklagten frei. f Groß⸗Gerau, 29. März.(Vier Frei⸗ ſtellen geſtiftet.) In ſozialer Vorbildlich⸗ keit ſtellt die Bezirksſparkaſſe Groß⸗Gerau vom neuen Schuljahr ab für vier arme Kinder an den Realſchulen in Grok⸗Gerau und Rüllels⸗ Ingenieur Rektanus. Trotzdem er * heim die Mittel für Freistellen zur Verfu⸗ fplleh Die Kinder bewährter Parteikämpfer ollen bevorzugt werden. Pfeddersheim, 29. März.(Hund verur⸗ ſacht Verkehrsunfall.) Ueber einen Hund geſtürzt iſt mit ſeinem Motorrad der 5 ziemlich langſam fuhr, erlitt er bei dem Sturz ſchwere Geſichtsverletzungen. Der Hund war auf der Stelle tot. Eich(Rhh.), 29. März.(Freiwillig in den Tod.) Ein hier beſchäftigter, aus dem Bayriſchen ſtammender Metzgergeſelle, der im 28. Lebensjahr ſtand, hat ſich mit einem Bol⸗ zenſchuß⸗Apparat aus unbekannten Gründen einen Kopfſchuß beigebracht und ſtarb im Wormſer Krankenhaus. Sprendlingen(Rhh.), 29. März.(Aus dem Auto gefallen.) Ein hieſiger Bäl— kermeiſter, der mit Frau und vier Kindern einen Autoausflug unternahm, erlebte mit ſei⸗ ner Familie einen bedauerlichen Unfall. Auf der Fahrt in der Nähe von Bretzenheim öffnete ſich plötzlich die Wagentür und ein Kind fiel auf die Straße. Im erſten Schreck ſprang die Mutter aus dem fahrenden Wagen dem Kind nach und zog ſich neben erheblichen Kopfverletzungen eine Gehirnerſchütterung zu, während das Kind mit leichten Hautabſchür— fungen davongekommen war. 5 d. Reue Freimarlen⸗ Heftchen. Die Deut⸗ ſche Reichspoſt gibt in nächſter Zeit neue Frei— marken⸗Heftchen zum Preiſe von 2 Rm. her⸗ aus, die drei Marken zu einem Reichspfennig, drei Marken zu drei, ſechs Marken zu fünf, neun Marken zu ſechs, vier Marken zu acht end ſechs Marken zu 12 Reichspfennigen ent⸗ halten. Mit dem Verkauf der neuen Heft⸗ chen wird nach Aufbrauch der alten Hertchen begonnen. * Wetltervorherſage: Meiſt heiter und trockenes Wetter. Gottesdienst⸗Ordnung der katholiſchen Gemeinde. Gründonnerstag 6 Uhr Andacht. Karfreitag 8 Uhr Gottesdienſt, darauf Predigt; Abends 6 Uhr Andacht. Am Gründonnerstag u. Kar- freitag die üblichen Betſtunden, die den Gläu— bigen zum Beſuch empfohlen werden. Die Kollekte an beiden Tagen iſt für das hl. Land und das hl. Grab. Karſamstag Die hl. Weihen beginnen um 6 Uhr. ½8 Uhr Hochamt, darauf Weihe des Oſter⸗Waſſers. Am Oſter⸗Morgen 6 Uhr Auferſtehungs- feier, Prozeſſion, anſchließend hl. Meſſe. Die Beicht am Oſtermorgeu fällt aus. Am Oſter- feiertag gemeinſch. Kommunion für die Schüler der HH. Rektoren Beller und Gillig, HH. Lehrer Klee und Kumpa, die Kinder beichten am Sams— tag 2 Uhr. J. Oiernheimer Tonfilmschau „Die Bimmelsflotte“ Karfreitag und Rarſamstag im Central⸗Film⸗Palaſt! Die„Himmelsflotte“ Ein Großtonfilm der Ufa iſt der Wehrſport der Zukunft. Zum erſten mal ſehen wir eine Luftflotte und zwar die italieniſche. Unglaubliche ja unfaßbares zeigen uns die Italiener, ihre Flugtechnik, ihr Schneid und Präziſion. Eine Fülle prächtiger Aufnahmen prachtvolles Menſchenmaterial, ein paar ſehr aparte italieniſche Frauenſchönheiten. Die klangvolle italieniſche Sprache möchte man in dieſem Film um keinen Preis miſſen. So was grandioſes hat man noch nie in einem Tonfilm geſehen. Der Völkiſche Beobachter ſchreibt: Es iſt notwendig, daß dieſer Film von jedem Deut ſchen geſehen wird damit er erkennt, was unſer italieniſcher Freund beſitzt und dadurch das ganze deutſche Volk von dem einem Willen beſeelt wird, bald ſelbſt eine ſolche Luftflotte zu beſitzen. Es iſt wirklich eine Sehenswürdigkeit erſten Ranges und ein Beſuch iſt ganz beſonders zu empfehlen. Zum großen Jubiläums- und Feſt⸗ ſpielmonat April ſind für den ganzen Monat nur ausgezeichnete Ufa⸗Spitzentonfilm-Werke auf dem Spielplan. Das Oſterfeſtprogramm iſt der Auftakt und der Anfang des Jubiläums⸗Pro⸗ gramms. Zur Aufführung kommt der größte Film des Jahres„Flüchtlinge“. Am heutigen Tage ſind es 15 Jahre her, daß Herr Fieger ſein erſtes Filmwerk uns Viernheimern zeigte. 1919—1934. Schützt die Weidenkätzchen! Bringt die Blumenzweige des Winterhilfswerkes ins Haus alle geläuterten Herzen. Jahrhundertelang, ja faſt zweitauſend Jahre erinnert uns dieſer Tag alljährlich an das Sterben des Größten. Sein Leiden und Sterben, ſein Leben iſt unvergeßlich; es gräbt ſich ein in jedes Menſchenherz, ſoweit es chriſtlich zu nennen iſt. Dieſer Karfreitag erinnert an ihn, der opferwillig für die Menſchheit die größten Qualen erlitt, der martervoll, wie kein anderer, am Kreuze ſtarb. Was iſt es, das dieſen Einen unvergeſſen ſein läßt, was ſeinen Namen weiterträgt durch Menſchengeſchlechter? Niemals vor ihm und niemals nach ihm haben Taten und Worte eines Menſchen ſo lebendig durch Jahrhunderte in den Herzen von Völkern gelebt wie die Worte dieſes Berufenen, Jeſus von Nazareth. Der Karfreitag führt uns jenen Tag vor Augen, da ver— blendete Toren, getrieben von dem Haß und der Rachſucht anderer, dieſen Jeſus am Kreuze zu Tode quälten. Wir gehen im Geiſte den Weg von Gethſemane durch Jeru— ſalem hinauf nach Golgatha, gedenken der Nacht voll menſch— lichem Kampfes und völliger Ergebung in den göttlichen Willen. Gedenken der Qualen, die er erlitt, bevor er ſich zu dem letzten größten Opfer durchgerungen hatte. Golgatha iſt für uns der Begriff tiefſten Leidens. Wir hören die großen Worte des Erlöſers, die er an jenem dunklen Tage für die Menſchheit geſprochen und die auch für uns in jeder Stunde des Leidens lebendig werden. Viele von uns gehen einmal im Leben jenen Weg unter Qual und Schmerzen, jenen Weg nach Golgatha. Und an unſerem eigenen Kleinmut können wir ermeſſen, wie unendlich groß der Mann war, der in den tiefſten Folterqualen noch für ſeine Peiniger bitten konnte: Vater, vergib ihnen... Das geht über unſer menſchliches Vermögen, über unſere Kraft. Karfreitag! Du dunkelſter aller leidſchweren Tage, du mußt erlebt werden, ehe im Oſten die Morgenröte des Oſtertages ſteigt. Durch Nacht zum Licht! Durch Kampf zum Sieg! Von dem Kreuz auf Golgatha kommt uns die Exkenntnis, daß ohne ſchwere Prüfungen kein Weg zum Lichte führt. Völker und ganze Generationen Menſchen wandern den Leidensweg, und ganz beſonders unſer Volk, das deutſche Volk. Es hat im Laufe ſeiner Geſchichte manchen Karfreitag, aber auch manches Oſtern erlebt. Es iſt oft durch tiefe Nacht ge⸗ gangen, innerlich zerriſſen, uneinig, haltlos, und iſt nach Er— 1 und Opfern langſam wieder hinaufgeſtiegen zum zicht. Und heute? Dürfen wir ſagen, daß der dunkelſte aller Tage hinter uns liegt? Doch wohl. Ein Schimmer des Oſtertages erhellt bereits die dunkle Unſicherheit und langſam ſchreitet es herauf, das Sechzig⸗Millionen⸗Volk.. 0 Und von dem Kreuz von Golgatha ſtrömt die Fenn in . Schenk. Erlöſung. Karfreitagsſkizze von Hermann Ler. „Ich habe Sie zu mir gebeten, um Ihnen das Gutachten über Ihre Blutprobe auszuhändigen.“ 1 a Mit dieſen Worten entnahm der alte Sanitätsrat einer Mappe das Schreiben und ſchob es Erwin Riſch über den; Schreibtiſch zu. „Es iſt ſo, wie ich befürchtet habe: eine Blutkrankheit, an der Sie ſelbſt unſchuldig ſind— erbliche Belaſtung.“ Mit blutloſem Geſicht ſtarrte Erwin den Arzt fragend, un gläubig an. Es war ja gar nicht möglich, was dieſer da ſagte.“ Doch er faßte ſich.„Und was raten Sie mir zu tun?“ „Leben Sie Ihr Leben wie bisher— Sie ſind ja reich und unabhängig. Von einer Ehe rate ich Ihnen jedoch ab; ſie würde kinderlos ſein— und wenn ſchon ein Kind käme...“, „Karfreitagswaſſer“ und„Karfreitags butler“. Vielſagend hatte der Arzt mit den Schultern gezuckt. Wie betäubt war Erwin aus dem Sprechzimmer gewankt. Am kommenden Sonntag war Oſtern, und da wollte er ſich mit Hilde Koll verloben... Als er vor Wochen ſeine Mutter beſucht hatte und zu ihr von ſeiner Liebe ſprach, da hatte ſie ihn weinend in ihre Arme geſchloſſen, ihm übers Haar geſtrichen und nur immer das eine wiederholt:„Armer, lieber Junge!“ Er wußte es damals nicht zu deuten— jetzt verſtand er die Worte ſeiner Mutter. Wie im Traume irrte er durch die Stadt. Weit draußen, wo das brache Feld unter dem erſten Frühlingsſonnenſtrahl dampſte, ſand er ſich wieder. Schüchternes, zartes Grün ſchim- merte von Bäumen und Sträuchern. Neues Leben drängte zum Licht. Und er ein kranker Menſch! Weher preßte ſich dieſe Er— kenntnis in Erwins Herz. Erſchöpft ließ er ſich nun auf eine Bank nieder. Das Früh— lingswetter hatte ihn müde gemacht. Alle ſchönen, glücklichen Stunden, die er mit Hilde verlebt hatte, ließ er an ſich vor— überziehen. Wie unſagbar lieb er ſie hatte, wußte nur er. Und Hilde hing an ihm mit der erſten, heiligen Liebe... Vielleicht erblühte Hilde aus dem Grabe dieſer Liebe eine neue, die für ſie glücklicher würde. Morgen würde Karfreitag ſein— dann würde Hilde wiſſen, daß dieſe Liebe tot war, tot ſein mußte. Müde erhob ſich Erwin Riſch und ging in ſeine Wohnung. Wieder überwältigte ihn der Schmerz, als er Hildes Bild vom Schreibtiſch nahm. Stumm preßten ſich ſeine Lippen auf das kalte Glas. In der Nacht kämpfte ein wundes Menſchenherz ſeinen ſchwerſten Kampf. Und als der Karfreitag heraufdämmerte, hatte Erwin in dieſem Kampfe geſiegt. Zwei Briefe ſchrieb er: einen an Hilde, den anderen an Hildes Vater. Der alte Ehrenmann würde ihn verſtehen; er hatte ihm genauen Aufſchluß über alles gegeben. Erwins Koffer waren gepackt. Mit dem Frühzug reiſte er ab. Einige Stunden ſpäter fand Hildes Vater ſeine Tochter tränenüberſtrömt, ſchluchzend in ihrem Zimmer; vor ihr lag Erwins Abſchiedsbrief. Zart ſtrich ihr Vater über ihr Blond- haar. „Er iſt ein Betrüger, der ſein grauſames Spiel mit mir getrieben hat“, kam es von Hildes Lippen. Dann überwältigte ſie ganz der Schmerz um den Verluſt. „Du biſt ungerecht, Hilde— verdamme ihn nicht! Erwin iſt ein Ehrenmann— er konnte nicht anders handeln“, tröſtete ſie der Vater.„Wer weiß, vielleicht litt ſeine Seele tauſend Schmerzen, als er dieſen Brief an dich ſchrieb.“ Und er ſagte feinem Kinde die Wahrheit. wie es um Erwin Riſch ſtand. des Todes“, preßt. lich ſchneller , . „Heute iſt Karfreitag, der Tag der Hoffnungsloſigkei: und fuhr er fort.„Du mußt deine Liebe zu Erwin begraben; zu vergeſſen brauchſt du ihn deshalb nicht. Auf Kar⸗ freitag ſolgtein Oſtern. Hoffen, glauben und vertrauen darfft auch du noch.“ Lange hielt der Vater den Kopf ſeiner Tochter an ſich ge⸗ Immer wieder aufs neue zerwühlte der Schmerz das arme Mädchen, bis es ſich ausgeweint hatte am Vaterherzen Zwei alte fränkiſche Karfreitagsbräuche. Mit dem ernſten Karfreitag iſt auch ſo mancher alte Volks- glaube verbunden, der bei den„Alten“ zum Teil heutzutage noch nicht ganz ausgeſtorben iſt. So iſt der Wunderglaube an die heilende Karfreitagsbutter noch vor einem halben Jahr— hundert in Mittelfranken überall im Schwange geweſen. Dieſen Heilbutter(der fränkiſche Bauer ſagt bekanntlich„der Butter“ gewann man durch Buttern in der Nacht vom Gründonnerstag zum Karfreitag.„Der Karfreitagsbutter“ wurde ſorgſam auf— gehoben, und im Laufe des Jahres nur verwandt, wenn ei aus der Familie— wozu auch Knechte und Mägde rechneten krank wurde. Wenn dies geſegnete Milcherzeugnis nich: r half, dann glaubte man auch nicht daran, daß„die Dockterſch noch ebbes helſe könne“. Noch eine andere Karfreitagsſitte hat ſich von Kine Kindeskind fortgeerbt. Ehe ſich an dieſem heiligen Ta Sonnenball zeigt, ſchöpft man friſches Waſſer Brunnen, oder noch beſſer aus dem gahen Fluſſe, in oder einen„Hofe“(Hafen, Schüſſel). Auch dieſem Heilwaſſer werden wunderbare Heilwirkungen zugeſchrieben. Man reib: ſich damit den Körper ab, und wäſcht ſich mit ihm bef b das Geſicht und die Hände. Wenn man die Augent dem Waſſer benetzt, iſt man gegen Augenkrankheiten im Jahre geſchützt, wie andererſeits die Körperwaſchung Karfreitagswaſſer vor Hautkrankheiten jeglicher Ar! Ja, das Wunderwaſſer ſoll ſogar Knochenbrüche in Zeit geheilt haben. Damit es im Bedarfsfalle im Lauſe des Jahres heilende Wirkung ausüben kann, wird ein Teil des in gut verkorkten Krügen aufgehoben. — Sieger bis zuletzt 1. Fortſetzung. Nachdruck verboten. Die alte Frau würde erwidern: Treu ſein! Seine Pflicht tun! Und Gabriele hätte hinausſchreien müſſen: Das bin ich ja! Bin ihm ja treu, den ich liebte und ewig lieben muß. Und ſeine Pflicht tun? Ich tue ſie ja, Mutter! Ver⸗ damme mich nicht, daß ich nicht anders handle! Ohne Grund und Entſchuldigung ſprang ſie auf und lief aus dem Zimmer. Draußen nahm ſie Hut und Regen⸗ mantel... Sie mußte hinaus. Die Wolken hingen tief. Alles war grau in grau; das düftere Bild der ſterbenden Natur. Auf den braunen, ſchon umgepflügten Ackerbreiten hockten Krähen, ſpazierten gra— vitätiſch, hackten und pickten umher, flogen ſchließlich wie ſchwarze Schatten unter dem dunklen Himmel dahin. Gabriele ging ſchneller. Die ſauſenden Tannenwipfel gangen die rechte Melodie zu ihren Gedanken. Wie wohl iat ihr das pfeifende Rauſchen, die kalte, regenſchwere Luft. Vor einem rieſigen, halb abgeſtorbenen Wacholder blieb ſie ftehen. Prüfend glitt ihre Hand über die ſtacheligen, zypreſſenartigen Zweige. „Brauner Freund! Schauſt aus wie ein Einſiedler. Schweigſam, ſtolz und einſam. Was hat dich ſo zerzauſt? Das Leben? Das Alter? Oh, gewiß das Leben war's! Es bedarf nicht der Jahre, Freund, um auszuſchauen wie du.“ Sie ging auf dem Wege nach Pforten weiter; halb willenlos, halb bewußt. Immer ein Bild vor ihren Augen: eine dunkle Allee von Lebensbäumen, die führte zu einem grauen Sandſteinvau, über deſſen Portal ein Steinkreuz ragte: zur Gruft derer von Zurpforten, die ſich nun ge— ſchloſſen hatte hinter dem Letzten des alten Geſchlechts. Und eine grenzenioſe Sehnſuchi puckie ſie, einmal, nur einmal vor dieſer Gruft zu knien, mit dem Letzten der ſrillen Schläfer eine Zwieſprache zu halten; nur ein paar Worte, ein paar Laute nur ihm hinabzuflüſtern, die ſüh— nen, verſöhnen mußten. Sie hätte ihr Leben hingegeben für eine Minute an Klaus von Zurpfortens Gruft. Ihres Mannes Geſicht ſtand plötzlich vor ihr. Sie wußte: er würde leiden, wenn ſie den Weg unter den dunklen Zypreſſen ging; denn feſt ſtand in ſeinem Herzen neben der quälenden Eiferſucht die Ueberzeugung: Die Hellens bleiben ihr ganzes Leben lang ihrer Liebe treu, oder ſie ſterben an ihr— aber ebenſo treu bleiben ſie auch ührer Pflicht. Sie grübelte weiter: Verletzte ſie denn dieſe Pflicht, wenn ſie zu einer Stätte pilgerte, von der ſie Frieden für ihre kranke Seele erhoffte? Zu der ſie die einzige Sehn— jucht zog, die ſie noch empfand? Was nahm ſie denn dem Lebenden, wenn ſie für wenige Minuten zu dem Toten ging? Die alte Energie, ihr ſtarkes, freies Selbſtbewußtſein jam zurück. Sie wollte es tun! Jeder Nerv in ihr, jeder Pulsſchlag zitterte, forderte Erlöſung aus langer, krank— hafter Spannung. Ihre Füße waren ihr leichter geworden. Mit den früheren federnden Schritten ging ſie auf dem Wege da— hin, den ihre Gedanken tagsüber vieltauſendmal nahmen. In dunklen Orgeltönen rauſchte der Wind in den Zypreſſen. Nichts als dieſe eine feierliche Stimme— kein Menſchenlaut— Schweigen. Gabriele ſtieg die Stufen zu der ſchmalen Vorhalle hinan. Ein Gitter ſchloß den Raum gegen den dahinter⸗ liegenden größeren ab. Sie taſtete am Schloß. Es gab nicht nach. Darauf hatte ie gefaßt ſein müſſen. Es enttäuſchte ſie kaum. Hinunter in die Gruft hätte ſie doch nicht ohne die Hilfe irgendeiner Perſon vom Schloß gelangen können— und ſie wollte doch allein ſein. Allein mit ihm, der dort unter dem ſchwarzen und weißen Marmor des Fußbodens ſchlief: dem letzten Zurpforten, der erſten und letzten Liebe ihres Lebens. Sie kniete nieder. Ihre Hände griffen in das Eiſen— gitter, ihr Kopf preßte ſich gegen die kalten Stäbe. Stumm blieben ihre Lippen, trocken die Augen. Sie hörte nichts, als das feierliche Rauſchen um die Gruſt, fühlte nichts als: Ich bin bei ihm! Eine tiefe Ruhe kam, wie auf weichen, dunklen Flügeln, zu ihr. Eine ſelige Gewißheit: Wir alle haben eine Stätte, zu der wir die Irrungen und Schmerzen unſeres Lebens ragen können. Ihre ganze Seele war ein Gebet. Nicht in Worten: ein heißes, ſtummes Flehen um Frieden, um Kraft zur Pflicht, um einen friedlichen einſtigen Schlaf, in dem ſie ausatmen konnte in tiefer Ruhe, in dem ſie dalag, ſo ftumm, ſo ſtill, wie der dort unten. Ihre Hände löſten ſich von dem Gitter. Sie faltete ſie fromm und ergeben: „Und gib mir deinen Frieden!“ ſagte ſie laut. Dicht vor der Straße nach Kampen begegnete Gobriele ihrem Manne. Albrecht kam, mit hohen Stiefeln und derber Loden⸗ jacke gekleidet, vom Vorwerk. Seine Jagdflinte hing ihm über der Schulter. Flüchtiges Erſtaunen glitt bei ſeinem Anblick durch Sabrieles Kopf. Dies war doch nicht der direkte Weg vom Vorwerk? Außerdem war Albrecht zu Fuß War er ihr nachgegangen? Gleichviel: ſie zürnte ihm nicht. Das Gefühl ſtarker Abwehr, mit dem ſie ſeinem erſchütterten Vertrauen, dem Hineinhorchen, Hineinbohren in ihre Innenwelt ſonſt be⸗ gegnete, war erloſchen. Alles in ihr war zur Verſöhnung, zu Milde und Mit⸗ leid geſtimmt. Ein Nachhall jenes Ewigkeitsrauſchens um die Pforter Gruft lag als Frieden auf ihrem Antlitz. Jetzt ſtanden ſie ſich einander gegenüber. Albrechts Augen flogen über ihre Geſtalt. Er ſah den beſtaubten Saum ihres Kleides, das vom Wind zerzauſte Haar, den neuen, fremden Ausdruck ihrer Züge. ——— „Gabriele! Du biſt in Pforten geweſen...“ Sie zuckte unmerklich zuſammen. Er griff ihr rauh ans Herz, gerade jetzt, wo ſie weich und verwundbar war wie nie. Dann ſagte ſie ſanft: „Ja, Albrecht! Es mußte ſein. Komm...“, ſie legte ihren Arm in den ſeinen„komm, laß uns zuſammengehen. Ich will dir ſagen, wie es kam und warum es ſein mußte.“ Indes ſie Seite an Seite, im gleichen Schritt, wie lange nicht, dahingingen, ſprach Gabriele weiter: „Sieh es an wie eine Pilgerfahrt. Die Sehnſucht, ja, die Notwendigkeit, loszukommen von unſerer Lebenslaſt, treibt uns zu der Stätte, von der wir Ruhe für uns er⸗ hoffen. Eine ſolche Stätte war die Pforter Gruft für mich. Ich habe eine ſchwere Bürde dortgelaſſen, Albrecht.“ Sie blieb ſtehen. Mit einem ergreifenden Blick ſah ſie ihm in das verhärmte, finſtere Geſicht.„Albrecht! Gib mir die Hand, wie damals am Comerſee! Und halte mich feſt, Albrecht! Denn jetzt habe ich mich wieder. Mich und dich. Und habe Dank für deine Geduld.“ Sie ſtanden eine Weile unter den rauſchenden Bäumen Hand in Hand. Der Wind wehte das blonde Haar um Gabrieles blaſſe Stirn. Ihre Augen ſuchten mit einem beinah unirdiſchen Ausdruck von Opferfähigkeit die ſeinen; aber es gelang ihren Augen nicht, einen Strahl von Mut und Hoffen zu erwecken. Nur Schmerz und eine grenzen— loſe, trauernde Liebe blickte ihr entgegen. ö Und noch einmal wiederholte ſie, verwirrt, verſtört durch die Größe ſeines Leides: „Gib mir die Hand! Laß uns von vorn anfangen!“ *. 1. Ne *. Sie zwangen es doch nicht. Der Ton in Kampen blieb auf Moll geſtimmt. Wie vorher, unter ihrem In-ſich-verſunken-ſein, litt Albrechts ſehnſüchtige Liebe unter der Milde und ſelbſt⸗ loſen Güte ſeiner Frau. Noch ſchwerer als ihre Gleichgültigkeit ertrug er ihre ſtets bereite Freundlichkeit. Gerade dieſe etwas matte Sanftmut brachte ihn völlig zur Verzweiflung. Das war nicht mehr die Gabriele von einſt. Man trauerte um ſie, wie um Verlorenes. Man kniete vor ihr, wie an einem Grabe. Das Glück war dahin! Und wie er, mußte auch Gabriele das empfinden. Oder war ſie wirklich in dem Wahn, ihm genüge Güte und Freundlichkeit? Sie mußte doch wiſſen und ſie wußte es, wie ſie ſein ein und alles war, wie er ſie liebte mit ganzer Seele und begehrte mit allen Sinnen. Dies ſollte fortan ſeine Ehe ſein? Dies vorſichrige Taſten, Hinhorchen: Kränke ich dich auch nicht? Iſt es dir auch recht ſo?— Dieſe aufmerkſame Freundlichkeit: Wie du willſt, ich bin mit allem einverſtanden.— Sein Herzblut hätte er gegeben um ein Wort von früher: raſch, impulſiv, aus ihrem ſtarken, friſchen Emp⸗ finden heraus; um eine Bewegung, die ſonſt ſein Ent⸗ zücken geweſen: wenn ſie, mit ihren lieben Händen ſein Geſicht umfaſſend, ſprach:„Mein alter Albrecht! Mein guter Mann!“ Ruhten jetzt ihre Blicke auf ihm, ſo las er etwas wie Abbitte, etwas Ergebenes in den blauen Sternen. Und zitternd vor Weh und Zorn fragte er ſich:„Was will ſie denn nur gutmachen? Was macht ſie beinah demütig vor mir?“ Das Glück von Kampen war dahin. Aber immer feſter umklammerte Albrechts ganze Seele ſeine Frau. Er begriff zu ſeiner Qual: Menſchen, die einander vollſte Seligkeit gegeben, gehören ſich, ob auch durch Raum und Zeit getrennt, für alle Ewigkeit; ſei es auch nur, daß die Gedanken in ſcheuem, ſüßem Erinnern, fordernd und gebend, ſich immerdar begegnen. Jene aber, die Schmer⸗ zen verbinden, ſind mit ehernen Ketten zuſammen— geſchmiedet, und nichts vermag ſie zu löſen. Manchmal dünkte er ſich fähig, mit der Kraft ſeiner Leidenſchaft ihre matte, kühle Seele ſo zu durchglühen, daß ein Strahlen von ihr ausgehe, wie von eigener Gefühls⸗ gewalt. Schein, gewiß, falſcher Schein, aber ſo zerquält, ſo von Sehnſucht gefoltert war er, daß er danach lechzte: ſolch falſcher Schein möge nur einmal dieſe Wirklichkeit betrügen. Zu ſeinen verſchwiegenen Kämpfen kam noch der Zwie⸗ ſpalt: Sollte er wirtlich aus rein perſönlichen Gründen den Ankauf Pforter Grundſtücke unterlaſſen? Kampen war ſein Schmerzenskind. Mit unendlichem Fleiß, mit Mühen und Sorgen aufs neue von ihm er⸗ rungen; aber ein Schmerzenskind war auch ſeine Liebe zu Gabriele Hellen geweſen, vom erſten Sehen an. „Mir ſchlägt alles zum Leid aus. Alles, was ich liebe, alles, um was ich arbeite. Welt und Menſchen werden fertig ohne mich. Wozu bin ich da?“ „Wozu bin ich da?“ fragte ſich auch Gabriele. „Was mache ich eigentlich hier?“ Mit ſcheuem Blick ſah ſie ſich dann um, als hätte eine Fremde die Worte ge⸗ ſprochen. Angſtvoll fuhr ſie zuſammen, doppelt zart um⸗ ſorgte ſie ihren Mann, und ahnte nicht, wie ſie ihn damit Leiden verſchaffte. Einmal trug er ſeine Not zur Mutter. Er konnte nicht mehr ſchweigen. Es war eine wilde Luſt in ihm. Stück für Stück ſeiner Laſt vor ſie hinzu⸗ werfen, grauſam⸗deutlich darauf hinzuweiſen:„Sieh, das iſt meine Habe! Das iſt mein Glück! Wer glaubte denn ſo feſt daran? Du, du doch auch, du kluge, alte Frau!“ In dieſem Drange, laut herauszuſchreien, in Worten, ſcharf wie Peitſchenhiebe, ſich ſein Elend ſelbſt in die Ohren zu ſchreien, kam er zu ihr. Und als die Mutter dann die großen Augen auf ihn richtete mit ſo viel prüfender Kraft, ſo viel forderndem Mut, begriff er: „Nein, ich kann, ich darf darüber nicht ſprechen. Ich Roman von Erika RNiebberg Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle(Saale) würde klein werden vor ihr, vor mir, wenn ich darüber ſpräche. In dieſe Konflikte darf keines anderen Menſchen Auge blicken.“ Er dachte zurück an die Jahre, da er Seite an Seite mit dieſer ſtarken, unerſchrockenen Frau gekämpft und ge⸗ rungen hatte— beide klaglos. Sie, allezeit keuſch und herbe verſchließend, was Glück und Elend ihres Lebens war. Nie ein Wort der Anklage, nie ein Laut des Vorwurfs zum Sohn über den Vater. Dorothea von Kampen handelte, aber ſie ſprach nicht dar⸗ über. Und vor dieſer Frau wollte er ſein Weib beſchuldigen? Sein Eheleid aufdecken? In Worte kleiden? Oh, er hörte ſchon ihre kurze Erwiderung:„Mein Sohn, das trägt man, aber man ſpricht nicht davon.“ Sie ſah ihn noch immer an mit Augen, die längſt alles wußten. Und im Bann dieſes Blickes war es, als preſſe eine Hand alle Worte auf ſeinen Lippen zurück. Er atmete tief auf, wie neu gekräftigt. Ruhiger geworden, ſetzte er ſich neben ſie. Wie zu einer der vielen wirtſchaftlichen Beſprechungen, in denen ſie manches Jahr als ein paar arbeitstüchtige Menſchen mit⸗ einander beraten hatten. Ehe er zu ſprechen begann, faßte ihre Rechte ſeine Hand. „Mein Sohn, an großen Aufgaben wachſen unſere Kräfte. Deſſen ſei eingedenk und übe Geduld.“ So hatten ſie ſich einmal wieder verſtanden, ſich aus⸗ geſprochen— ohne Worte. Er neigte ſeinen Kopf über ihre Hand. Dann ſagte er ruhig, in richtiger Vorausſetzung, ſie habe die Verkaufs- angelegenheit des Nachbargutes längſt bei ſich erwogen: „Wie denkſt du über die Pforter Sache?“ „Kaufen! Fragt ſich nur, zu loelchem Pesis.“ 6 Er hatte die Antwort vorher gewußt. „Der iſt annehmbar, gedrückt, wie immer bei ſolchen Kaufgelegenheiten“, erwiderte er ebenſo ſachlich.„Und andere Bedenken haſt du nicht?“ „Nein! Und wären ſie vorhanden, ſo müßten ſie, als rein perſönlicher Natur, dem Wohl und Vorteil der Kom⸗ menden nachſtehen. Man ſoll ſich hüten vor einem ſpäteren Vorwurf ſeiner Kinder.“ Albrecht zuckte unter den letzten Worten zuſammen. Seiner Kinder! Würde er je ein Kind beſitzen? Dies un⸗ ermeßliche Glück genießen? Sein und Gabrieles Kind! Der Erbe von Kampen! Wie grauſam war doch die alte Frau an ſeiner Seite in ihrer unbeſtechlichen Art, Situa⸗ tionen klarzumachen, Pflichten vorzuhalten! Und wieder war alles geſagt. Beide wußten: er würde kaufen, und ſo ſein Stammgut unberechenbar im Wert er⸗ höhen. N Sie ſaßen noch ſchweigend und überlegend beieinander. Dann ſagte ſie am Ende ihrer Gedankenreihe: „Du wirſt vorerſt Kampen nicht unerheblich bele den müſſen.“ „Ja, Mutter, vorerſt“ e „Es wird bald abgetragen ſein.“ „Ja. Und wenn nicht— der Wert ſteckt drin. Der Forſt allein bringt es dreifach wieder herein.“ „Das weißt du und konnteſt ſchwanken? Und meinteſt, du hätteſt hier nichts mehr zu tun, und keine Freude am Leben?“ Da neigte er noch einmal ſeinen Kopf über ihre Hand. „Ich will es verſuchen, Mutter! Mehr kann kein Menſch.“ Und wieder vergingen die Tage. Kampen hatte ſeine Jagdgäſte gehabt, Geſellſchaften gegeben und Geſellſchaften beſucht. Wie ein Wirbelwind war ihnen für ein paar Tage Vera Rehdern ins Haus geflogen: glücklich, froh wie nie. „Die Angſt vergeſſe ich im Leben nicht. Die hat mich gründlich kuriert“, wiſperte ſie Gabriele zu und begann dann ihren Georg in allen Tonarten zu loben. Marie Griesbach war dageweſen, ſanft und fein emp⸗ findend wie immer. Aber Gabriele wußte ihr nicht viel zu ſagen. ö Marie konnte ſprechen, weil ſie jenſeits ihrer Herzens—⸗ ſchmerzen war; Gabriele ſtand mitten im Leid. Das ver⸗ ſiegelte die Lippen. Erſt wer überwunden hat, ſoll von ſeinen Kämpfen reden. Auch dieſer Gaſt war wieder fort; beinah gern ſah Gabriele ihre Abreiſe. Sie ertrug gleichgültige Menſchen bisher als jemand, der einſt Blicke in ihre Seelengründe getan.. Seit langem war ein ganz ſtiller Tag, ohne jeden Gaſt. Albrecht war zur Jagd zum Grafen Rohden hinüber⸗ gegangen, der, ein Nimrod von altem Schrot und Korn, weit und breit das ſchönſte Jagdgelände und die beſte Meute beſaß. Gabriele hatte die Ruhe dazu benutzt, einmal die Wirt⸗ ſchaft zu inſpizieren. Sie war mit der Beſchließerin und ihrer Mamſell treppauf, treppab geſtiegen. In den Frem⸗ denzimmern ordnete ſie manches. Vorausſichtlich würden dieſe Räume ja für eine geraume Zeit leerſtehen, dachte ſie mit Erleichterung. Sogar zum Boden ſtieg ſie hinan. Es war etwas in ihr, das ſie raſtlos machte. N Es zog entſetzlich in den oberen, nicht geheizten Räumen. Die Wirtſchafterin wagte eine Vorſtellung: die gnädige Frau ſei ſchon heiſer, ob nicht lieber ſie allein... Aber Gabriele ging weiter von Stube zu Stube, von Kammer zu Kammer; faſt wie jemand, der ſein Haus be⸗ ſtellen und dazu ſeine Habe taxieren will. Dabei fror ſie tatſächlich erbärmlich. Aber ſie mochte nicht hinunter in das Zimmer, in dem die alte Frau ſaß, in dem eine Stille, ein Frieden auf Menſchen und Dingen lag, der ihr heute fremder, ferner blieb als je. Schließlich ging ſie in eine Stube am Ende der Zim⸗ merreihe, die ſie mit ihrem Gatten bewohnte. Es war ihre Mädchenſtübchen. Sie hatte es heizen laſſen, weil ſie aller⸗ lei in Kaſten und Riſten auskramen wollte. In kurzen Worten: Reichsbiſchof Müller mahnt in einer Kar⸗ freitagsbotſchaft die evangeliſchen Pfarrer zur inneren Einkehr. ichsminiſter Darre hat eine Verordnung Saatgut erlaſſen, durch die die Neuord— nung des Pflanzenzucht- und Saatgutweſens ermöglicht wird. Der franzöſiſche Außenminiſter Varthau wird Ende April in Warſchau und Prag einen Beſuch machen und möglicherweiſe auch nach Bukareſt fahren. Der Gerichtshof zum Schutze des Staates in Belgrad verurteilte drei ſüdflawiſche Emigranten, die in Italien gelebt hatten, wegen einer Verſchwörung gegen König Ale— rander zum Tode. In der Stadt Hakodate ſind bisher 1878 Leichen geborgen worden Man befürchtet, daß die Zahl der Toten 2000 überſteigen wird. Der Schaden beträgt ſchätzungsweiſe 110 Mil⸗ lionen Mark. 8 Polizeiſpitzel Staviftn Eigenartige Methoden der franzöſiſchen Polizei. Paris, 29. März. Polizeüinſpektor Bayard, der im Jahre 1926 Alexander Staviſky verhaften ließ, keliſe vor dem parlamentariſchen Slaviſky-Aus⸗ ſchuß mit, daß er Staviſky von 1928 bis 1931 als Spitzel benutzt und ihm einen beſon⸗ deren Ausweis ausgeſtellt habe. Die Ausſa- gen des Zeugen warfen im übrigen ein eigen ücliges Ticht auf die Methoden, deren ſich die franzöſiſche Polizej hie und da zu bedienen yflegt. Aus London wird zum Staviſky-Skan— dal noch gemeldet, daß der franzſiſche Detek⸗ tiv Peudepiece und der franzöſiſche Schmuck⸗ ſachverſtändige Seror eine genaue Unterſu— chung der im Londoner Pfandleihhaus Sut⸗ ſon verſetzten Juwelen vornahmen, die nun— mehr endgültig als ein Teil der Staviſky⸗ Schmuckſtücke feſtgeſtellt wurden. Sutton teili mit, daß er ſeinerzeit 2900 Pfund für die Juwelen vorgeſchoſſen habe und daß er meh— rere Stücke in der Zwiſchenzeit bereits wei— terverkauft habe. Peudepiece ſagte nach Ver— laſſen des Pfandleihgeſchäftes:„Wir haben glänzende Ergebniſſe erzielt und wir können nunmehr nach Paris zurückkehren.“ die gefährliche VD A⸗Tagung Wegen Teilnahme zu ſtrengem Kerker ver. urkeilt. Prag, 29. März. In dem Prozeß vor dem Brünner Kreis— ſtrafgericht gegen den ehemaligen Hochſchü⸗ ler Bajer, der wegen Teilnahme an der BDa.⸗Tagung in Paſiau des Verbrechens der Vorbereitung von Anſchlägen gegen die tſchechoſlowakiſche Republik angeklagt war, wurde das Urteil gefällt. Baier wurde nach Paragraph 17 des Schutzgeſetzes. d. h. Teilnahme oder Unterſtüt⸗ zung ſtaatsfeindlicher Vereinigungen zu ſechs Monaten ſtrengen Arreſt und 500 Kronen Strafe; im Nichteinbringungsfalle zu weite- ren fünf Tagen Arreſt verurteilt. Der Staatsanwalt meldete die Nichtigkeits⸗ beſchwerde an. Baier nahm die Verurteilung an und wurde ſofort auf freien Fuß geſetzt. da er bereits ſeit ſieben Monaten in Unter- ſuchungshaft war. Aus den Nachbariandern Kauſfhausdiebe lommen ins Zuchthaus Ludwigshafen, 29. März. Die wegen La⸗ dendiebſtahls mehrfach ſchwer vorbeſtrafte 43. jährige Ehefrau Margarete Wengert aus Lud⸗ wigshafen verübte im vergangenen Jahre in Stuttgarter Kaufhäuſern eine Reihe von Dieb⸗ ſtählen. In ihrer Begleitung befand ſich ihr Mann, der Spengler Adam Wengert, der Fa⸗ brikarbeiter Johann Fried und deſſen Ehe⸗ frau, die wegen Ladendiebſtählen bereits mit Zuchthaus vorbeſtrafte Marie Fried. Man hatte, um die Beute fortſchaffen zu können, eigens einen Kraftwagen gemietet. Insgeſamt B¾¼üro der Abrüſtungskonferenz am 10. April. wurden für rund 700 Mark Waren geſtohlen Das Schöffengericht verhängte nach vierſtün diger Verhandlung über die Angeklagten fol gende Strafen: Margarete Wengert vier Jahre einen Monat Zuchthaus und ſechs Jahre Ehrverluſt, Adam Wengert ein Jahr Gefängn Fried z i Jahre vier Monate Zuchthaus und vier Jahre Ehrverluſt, Johann Fried ſie— ben Monate Gefängnis. Den drei erſtgenann⸗ ten Verurteilten, die ſich in Haft befinden, wurde die Unterſuchungshaft angerechnet und Haftfortdauer angeordnet. Gegen Margarete Wengert wurde außerdem die Sicherungsver wahrung ausgeſprochen. * Ludwigshafen, 29. März.(Tod auf den chienen.). Auf dem Bahnkörver der Strel Ludwigshafen Mannheim in der s Ludwigshafen wurde aufgefunden. de! liegt Selbſttötung durch Speyer, 29. März.(Sturz von Der 83138„ FTuannslaresteittan 14 ing von Reparaturar beit einer Höhe von 8 Meter vom 4A derer* 37 779 72 Marl Dach geſtürzt. Er zog ſich ſchwere Verletzun— gen zu und wurde in das Diakoniſſen-Kran kenhaus verbracht. Neuſtadt a. d. H., 29. März.(Tödlicher Straßenunfall.) Der Fuhrmann Buchert aus Enkenbach, ein 65jähriger Mann, der ſchon ſeit Jahren als Wanderburſche bettelno umherzieht, wurde abends kurz nach 8 Uhr in der Nähe des ſogen. Judenloches im Banne Hambach vom Laſtzug der Firma Karl Bif— far⸗Neuſtadt, der in Richtung Maikammer fuhr, überfahren und getötet. Nach den bis— her angeſtellten Ermittlungen ſoll die Schuld an dem Unglücksfall den Fußgänger treffen. Waldmohr, 29. März.(Von Kommu— niſten niedergeſchlagen.) Der 28jäh— rige Willi Groh von hier hatte in Homburg eine Kinovorſtellung beſucht und war dann noch in einem Lokal eingekehrt. Zwei ver— dächtige Elemente, ofſe Kommuniſten, ver⸗ ſuchten, ihn in eine poliliſche Debatte zu zie— hen, was Groh jedoch ablehnte. Auf dem Wege zum Bahnhof wurde er vermutlich von den beiden Kommuniſten von rückwärts über— fallen und niedergeſchlagen, ſo daß er mit einer tiefen Wunde über der Stirn bewußtlos lie— gen blieb. Nach der erſten ärztlichen Hilfe wurde er in das Landeskrankenhaus Hom— burg eingeliefert. Sprendlingen(Rhh.), 29. März.(Aus dem Auto gefallen.) Ein hieſiger Bäk⸗ termeiſter, der mit Frau und vier Kindern einen Autoausflug unternahm, erlebte mit ſei— ner Familie einen bedauerlichen Unfall. Auf der Fahrt in der Nähe von Bretzenheim öffnete ſich plötzlich die Wagenkür und ein Kind fiel auf die Straße. Im erſten Schreck ſprang die Mutter aus dem fahrenden Wagen den: Kind nach und zog ſich neben erheblichen Kopfverletzungen eine Gehlinerſchütterung zu, während das Kind mit leichten Hautabſchür— fungen davongekommen war. und drei Jahre Ehrverluſt, Marie Maſchinenraum, die mächtigen Schaufelräder ſchlugen an. Auf den langrollenden Wogen tanzten die Boote, vom ſchon über die Letzte Nachrichten Das letzie Opfer auf ftarſten-ZJenkrum ge borgen. Beuthen, 29. März. Die Bergungsmann— ſchaften der Karſten-Zentrumgrube konnten nach drei Wochen langen Aufräumungsar— beiten endlich bis an die Stollen vordringen, wo das ſiebente und letzte Todesopfer des furchtbaren Unglücks, das ſich am 6. dieſes Monats auf der 774 Meterſohle der Grube ereignete, verſchüttet war. Es handelt ſich da— bei um den Fördermann Ernſt Jaworſki aus Beuthen. London, 29. März. In einer Unterredung zwichen dem engliſchen Außenminiſter und dem Präſidenten der Abrüſtungskonferenz, Henderſon, wurde feſtgeſtellt, daß kein Grund zu einer Aenderung der Vereinbarun— gen über den Zuſammentritt des Büros der Abrüſtungskonferenz beſtehe. Die Sitzung wird alſo endgültig am 10. April ſtattfinden. Reuter glaubt zu wiſſen, daß ſofort nach der Unterredung die telefoniſche Anweiſung nach Genf gegeben wurde, mit den Vorbereitun— gen unverzüglich zu beginnen. Für Einſchränkung der Floktenrüſtungen. Waſhinglon, 29. März. Die Denkſchrift Rooſevelts zum Flottenbaugeſetz ſchließt mit folgenden Worten: Es war und wird die Po— litik der amerikaniſchen Regierung ſein, auch in Zukunft die Einſchränkung der Flotten— rüſtungen zu begünſtigen. Ich perſönlich habe die Hoffnung, daß die 1935 ſtattfindende Marinekonferenz alle Einſchränkungen ver— längert und weiteren Einſchränkungen zu— zuſtimmt. Litauische Willkür Verhaftungen im Memelgebiek. Königsberg, 29. März. Die litauiſche Staatsſicherheitspoligei hat im Memelgebiet wieder eine Reihe Hausſu⸗ chungen vorgenommen. Der Rechtsanwalt Borchert, der Direktor der Landſchaftsbank, Bertuleit, der Gutsbeſitzer Lorenz, der Leh⸗ rer Kwauka, Rechtsanwalt Dr. Böttcher, der Redakteur der„Memeler Rundſchau“, Mar— tin Preikſches, und ein gewiſſer Metzler wurden verhaftet und nach Bajohren ge- bracht. Sollte ſich dieſe Nachricht beſtätigen, ſo würde dieſe Maßnahme eine neue ſchwere Drangſalierung der memelländiſchen Bevöl⸗ kerung darſtellen. Es handelt ſich durchweg um unbeſcholtene Perſönlichkeiten. deren Loyalität auch der litauiſchen Regierung ge⸗ genüber außer Frage ſteht. Aus der Pfalz Ludwigshafen, 29. März.(mit erpreß⸗ tem Geldflott gelebt.) Die Schweſter der 40jährigen Ehefrau Margarete Fauſt hatte bis Januar 1933 mit einem Buchhalter ein Verhältnis. Sie machte dem Manne An- fang Februar vor, ſie fühle ſich Mutter und brauche 300 Mark. Dieſe 300 Mark wurden ihr auch gegeben. Für die Folge trat nun die Ehefrau Fauſt auf den Plan und erpreßte dem Buchhalter rund 16000 Mark für angeb⸗ liche Operations- und Kurkoſten. Die ganze Geſchichte war aber erlogen. Das Geld hatten die beiden Frauen miteinander verbraucht Der Geſchädigte hat ſeine ganzen Erſparniſſen von 5000 Mark geopfert und ſich das übrige Geld geliehen. Das Schöffengericht verur— teilte Frau Fauſt zu einem Jahr zwei Mo— naten Gefängnis. Rückgang der Unfälle Geſchäftsbericht des Keichsverſicherungsamles für 1933. Berlin, 29. März. Das Reichs verſicherunasamt veröffentlicht ſoeben ſeinen Geſchäftsbericht für das Jahr 1933. Der wichtigſte Verſiche⸗ rungszweig, der von dieſem Amt verwaltet wird, iſt die Unfallverſicherung. Aus dem Bericht über ie ergibt ſich. daß die Zahl der erſtmalig entſchädigten Un⸗ fälle ſich von 86 517 im Jahre 1932 auf 72 360 alſo um mehr als 14000 verrin⸗ gert hat. Im Jahre 1933 wurden ferner 1237 Berufskrankheiten erſtmalig entſchädigt gegen 1742 im Vorjahre Auch die Zahl der wegen Unfall verſicherten Perſonen wird in dem Bericht mit rund 24,2 Millionen ange- geben. Die Geſamtleiſtungen der Invalidenverſicherung betrugen einſchließlich der Leiſtungen an die Verſicherungsträger des Sgargebietes im Jahre 1933 nach vorläufiger Schätzung etwa 1121,9 Millionen Mark. Die Beitragsein⸗ nahmen des Jahres 1933 zeigen zum erſten Mal ſeit 1929 wieder eine Zunahme, und zwar beſonders in den letzten Monaten. Man kann mit rund 679 Millionen Reichsmark, alſo mit etwa 37 Millionen Reichsmark mehr als im Vorjahre rechnen. Ruhe in der gewerblichen Wirtſchaſt Organiſatoriſche Aenderungen bis 30. April unkerſagt. Berlin, 29. März. Der Führer der Wirtſchaft, Pg. Direktor Keßler, gibt folgendes bekannt: Zur Sicherung der reibungsloſen Durch- führung der auf Grund des Geſetzes zur Vor- bereitung des organiſchen Aufbaues der deuk⸗ ſchen Wirtſchaft vom 27. Jebruar 1934 in Angriff zu nehmenden organiſatoriſchen Neu- ordnung ordne ich für das Geſamtgebiet der gewerblichen Wirkſchaft einen organiſatori⸗ ſchen KRuhezuſtand bis vorläufig zum 30. April 1934 an. Bis zu dieſem Zeitpunkt iſt jede Veränderung in den Organiſationen der gewerblichen Wirkſchaft unterſagt. Soweit in dringenden Ausnahmefällen organiſatoriſche Veränderungen nicht hinaus⸗ geſchoben werden können, bedarf jede der⸗ artige Maßnahme meiner vorher einzuholen⸗ den Zuſtimmung. Waſſersnot in Chile Große Ueberſchwemmungen.— Zahlreiche Tote.— Erheblicher Sachſchaden. Ankofagaſta, Chile, 29, März. Die Cordilleren-Flüſſe ſind infolge der zahlloſen Wolkenbrüche derart angeſchwollen, daß zahlreiche Ortſchaften von den Waſſer⸗ maſſen ernſtlich bedroht werden. Die Stadt Baquedano iſt überſchwemmt. Die Einwoh⸗ ner flüchteten in die Berge. Viele von ihnen ertranken unterwegs. Auch die Stadt Co- piado, die 20 000 Einwohner zählt, ſteht zum Teil unter Waſſer. Die Brücken und Gleiſe der Antofagaſta-Bolivia-Bahn ſind an mehreren Stellen weggeriſſen. Infolge der Zerſtörung der Waſſerleitungen herrſcht uberall großer Mangel an Trinkwaſſer. als die„Cobra“ mal ſtark überholte. Halb hingen ſie Reeling, daß gerade noch ein paar gnügungspartie zu ſein— ſieh nur!“ um Glied hob ſich die Kette, ein Signal gellte in den (Fort. folat.) e Schwester EOMAN VON CARL. HOLM Copytight by Martin Feuchtwanger, Halle a. d. S. 0 Auf dem Promenadendeck ſtand Doktor Martens, mit den! Arm ſeine Frau ſtützend; neben ihnen Schweſter Magdalene. Sie beobachteten geſpannt das Aufkommen der Bö. „Ob wir nicht doch lieber an Land gehen und morgen weiterfahren, Käthe?“ „Um das bißchen Wetter? O nein, Robby! Ich fühle mich ganz wohl, und Angft habe ich gar nicht.“ „Aber, wenn du nun krank wirſt vom Seegang! Lau halte ſeine Bedenken wegen der Fahrt.“ „Bewahre! Bis jetzt habe ich nichts geſpürt— und das Ausbooten hier ſcheint auch gerade keine Ver⸗ die letzten Boote machten ſich eben zum Abſtoßen fertig. Das am Fallreep liegende wurde von den ſtetig höher gehenden Wogen auf und ab geſchleudert wie ein Kolk. Unter Schwierigkeiten nur konnten die letzten Paſſagiere hineingelangen. Im Schwung flogen ihre Gepäckſtücke in die Arme der ſtämmigen Helgoländer und ſie ſelbſt hinterher. Stolpernd und fallend, halb ge⸗ tragen und gehoben gelangten ſie mit Mühe zum Sitzen auf den Bootsduchten. Manche der Geſichter waren ſchon grünlich überhaucht, ehe noch das Boot in Fahrt war. Da raſſelte laut die Dampfwinde des Schiffes, Glied Landungsſteg flatterten weiße Tücher, die Dampfpfeiſe heulte noch einen Gruß hinüber— der rote ſteile Fels rückte ab. Um die Südſpitze der Düne bog das Schiff und geriet in verhältnismäßig ruhiges Fahrwaſſer. „Du bleibſt oben, Käthe?“ „Ja, bitte! Auf jeden Fall!“ „Gut— dagegen habe ich nichts. Aber hinlegen mußt du dich.“ „Das Schiff fährt ja ganz ruhig— warum hinlegen, Robby?“ „In einer Viertelſtunde wird es anders ſein. Alſo, bitte! Du biſt noch Patientin, und ich habe meine In⸗ ſtruktionen von Lau. Schweſter Magdalene, darf ich Sie bitten, die Decken und das Kiſſen hierher zu bringen?“ Mit Hilfe der Schweſter bettete er ſeine Frau bequem auf einer der Mittelbänke. „So, nun kannſt du in Ruhe und Sicherheit den Tanz abwarten!“ „Ach, Robby, ich glaube gar nicht, daß es ſchlimm wird. Du biſt nur zu beſorgt.“ „Na na— warten wir's ab!“ Lange brauchten ſie nicht zu warten. Verdächtig war es ſchon, daß eine Anzahl Matroſen im Vorderteil des Dampfers an Deck alles feſtzurrte, was etwa losgeriſſen werden konnte, und dann dieſen Decksteil zum Aerger und unter dem Proteſt einiger Paſſagiere ganz abſperrte. Aber der Kapitän blieb feſt. Er kannte die waghalſigen Landratten: die wußten den Deibel was von der See, und überall, wo es gefährlich war oder ſie anderen im Wege ſtanden, da waren ſie zu finden. Waren ihm doch Matroſen ſie wieder binnenbords ziehen konnten. Das wäre eine böſe Sache für ihn geworden. Und ſo'n Land- lubber oder gar ein paar Frauenzimmer wieder holen, wo das Schiff ſeine 14 Knoten lief und nicht ſo ſchnell abſtoppen konnte— na, die waren längſt verbuddelt, bis die Leute mit dem Kahn'ran waren. All dies und mehr desſelben Sinnes brummte der alte Kapitän dem Anwalt zu, der als langjähriger Be⸗ kannter des Alten das vielbeneidete Vorrecht beſaß, ihn bisweilen auf der Brücke beſuchen zu dürfen. „Ja, ja— die chriſtliche Seefahrt iſt ſo weit ganz nett, und dies iſt ja eine bequeme Tour, wo man nachts ſeine Ruhe hat und tagsüber auch nicht überbürdet iſt— wenn nicht die verd— Badegäſte wären!“ 1 Robert lachte laut auf. Der Alte hatte mit ſolchem hörte, da machte ſich ein gepreßtes Herz Luft. f „Aber, Käpp'n Spieß, ich gehöre auch zu dieſer Sorte!“ „Ach, Sie! Se ſünd'n Hamborger— und Sie ſchmecken doch nicht zum erſten Male Salzwaſſer. Aber die Quidjes— de leben Quidjes! Dat is— Gott ver⸗ dammi!— en Brekmiddel!“ „Ja, ja, Käpp'n— und dann die Fragen, nicht wahr? Aber heute muß ich Ihnen auch mal ſo kommen— es iſt wegen meiner Frau— ſie hat kürzlich eine ſchwere Ope⸗ ration überſtanden— und ſeekrank darf ſie nicht werden! Alſo— wie iſt es wohl draußen?“ „Tſchä— warum hab' ich denn wohl das Vordeck ab⸗ ſperren laſſen, Doktor? Sie fragen auch beinah as'n Quidje! Nehmen Sie's mich nich vor übel!“ vorige Woche beinahe zwei Damen über Bord gegangen, (Fortſetzung folgt.), Bruſtton der Ueberzeugung geſprochen, daß man ihm au⸗ 5. —— —— Die Feiertagsruhe Walzer und Polka dürfen an hohen Feier ⸗ tagen nicht getanzt werden. Berlin, 29. März. Durch die kürzlich ergangene Verordnung über den Schutz der Sonn- und Feiertage iſt der öffentliche Tanz am erſten Oſter— und erſten Weihnachtsfeiertag und an den Porabenden dieſer beiden Feſte verboten worden; zuläſſig geblieben iſt aber die Auf— führung deutſcher Tänze. Nun ſind Zweifel darüber entſtanden, was unter„deutſchen Tänzen“ zu verſtehen iſt. Vielfach iſt angenommen worden, daß nun der deutſche Walzer, Polka und Polka-Ma— zurka auch an den hohen Feiertagen getanzt werden dürften. Nach einer Auskunft des Reichsinnenminiſteriums, die dem Reichsein— heitsverband des Gaſtſtättengewerbes auf eine Anfrage erteilt morden iſt, iſt das aber nicht der Fall. Nach der Auffaſſung des Miniſteriums gelten als deulſche Tänze nur Volkstänze, die mit dem Volke verwurzelt ſind. Im übri— gen iſt die Auslegung dieſes Begriffes den örtlichen Polizeibehörden übertaſſen worden, die mit den Sitten und Gebräuchen in den verſchiedenen Landesteilen vertraut ſein dürf— ten. Das dicke Ende Die Koſten der öflerreichiſchen Akkion gegen den Marxismus. Dien, 29. März. Bekanntlich hat die Regierung Dollfuß eine ſogenannte„Sicherheitsſteuer“ eingeführt, aus deren Erlös die Koſten der großen Polizeiaktion gegen den Marxismus beſtritten werden ſoll. In einem Kommentar zu dieſer Steuer gibt nun die halbamtliche „Politiſche Korreſpondenz“ zum erſten Male eine Angabe über die Höhe dieſer Koſten. Die Mehrkoſten für Einberufungen, Materialien und Ausrüſtungsgegenſtände ſowie Perſonal— ausgaben werden mit 50 bis 60 Millio- nen Schilling angeführt. Militärflugzeuge für Iſterreich? London, 29. März. Der Sonderkorreſpondenk des„Daily Ex- preß“ will auf dem Thalerhof-Flugplatz bei Graz 15 Militärflugzeuge ikalieniſcher Her- kunft feſtgeſtellt haben. 12 davon ſollen Kampfflugzeuge mit zwei M's ſein, die durch den Propeller feuern, die 3 anderen Bombenflugzeuge. Einer der italieniſchen Piloten, die die Flugzeuge brachten, ſei in Graz geblieben und ſei jetzt Lehrer an der Fliegerſchule. Nach dem Friedensvertrag iſt Oeſterreich der Beſitz von Militärflugzeugen verboten. Auslands⸗Rundſchau Amerilaniſche Waren nur auf amerikaniſchen 0 Schiffen. Präſident Rooſevelt unterzeichnete einen Erlaß, nachdem in Zukunft alle amerikaniſchen Waren, die mit Hilfe von Regierungskredi— ten hergeſtellt oder ausgeführt werden, mit amerikaniſchen Schiffen verfrachtet wer— den müſſen. Ausnahmen ſind nur zugelaſſen, wenn eine amtliche Beſcheinigung vorgelegt wird, daß ein amerikaniſches Schiff nicht zur Verfügung ſtand. Wieder ſchwere Zuſammenſtöße in Britiſch⸗ . Indien. Wie aus Bombay gemeldet wird, kam es in der Stadt Ajmdys zu ſchweren Zu— ſammenſtößen zwiſchen Hindus und Moslems. Drei Moſcheen wurden ſchwer beſchädigt und eine ganze Anzahl von Wohnhäuſern einge— äſchert. Zu Zuchthausſtrafe begnadigt Berlin, 29. März. Wie der Amtliche Preu⸗ ziſche: Preſſedienſt mitteilt, hat der preußiſche Miniſterpräſident die vom Schwurgericht in Magdeburg am 8. November 1933 gegen Paul Letzner wegen Mordes verhängte To⸗ desſtrafe im Gnadenwege zu lebenslänglichem Zuchthaus umgewandelk. Der Miniſterpräſi⸗ dent hat von dem Begnadigungsrecht nur des⸗ halb Gebrauch gemacht, weil zwiſchen der Voll— ſtreckung des Todesurteils gegen Letzner und den Freiheitsſtrafen, zu denen vor völliger Aufklärung der Begleitumſtände des Mordes zwei zan ihm beteiligte Mittäter nur wegen Totſchlags verurteilt worden ſind, ein zu gro— ßes Mißverhältnis beſtehen würde. Durch ſtürzende Mauer verlchüttet Ein Toter, zwei Schwerverletzte. Berchtesgaden, 29. März. Beim Abbruch der Mauerreſte eines vor kurzem durch Brauo zerſtörten Gebäudes ſtürzte eine etwa manns⸗ hohe Mauer ein und begrub drei Perſonen unter ſich. Ein Hilfsarbeiter konnte nur als Leiche geborgen werden, während zwei an⸗ dere Arbeiter mit ſchweren Verletzungen aus den Trümmern hervorgeholt und ins Kran⸗ tenbaus gebracht wurden. Todesurteil gegen Terroriſten Sühne für eine Verſchwörung gegen den ſüdſlawiſchen König. Der Gerichtshof zum Schutze des Staates fällte am Mittwoch drei Todesurteile. Verurteilt wurden der Arbeiter Peter Oreb, der Student Joſeph Bego⸗ witſch und der Arbeiter Anton Podgo⸗ reletz. Das Urteil bildet den Abſchluß eines aufſehenerregenden Prozeſſes, der eine Ver— ſchwörung gegen das Leben des Königs Ale— xander enthüllt hatte. Der Hauptangeklagte Peter Oreb und ſeine Mitſchuldigen, die als ſüdſlawiſche Emigranten in Italien gelebt hatten, erhielten nämlich dort von einer Emi— grantenorganiſation den Auftrag, König Alexander zu ermorden. Als Belohnung wurde ihnen dafür eine Summe verſprochen, die umgerechnet etwa 25 000 Mark beträgt. Die Leitung der Emi— granten ſoll ſich in Piacenza befinden, wo Oreb und ſeine Genoſſen auch Bomben, Re— volver und Dolche zur Durchführung des An— ſchlages erhalten haben wollen. Sie reiſten im Dezember vorigen Jahres nach Agram, wo ſich damals der ſüdflawiſche König befand, konnten ſich aber nicht gleich zur Ausführung ihres Planes ichleßen. Spä⸗ ker wurden ſie entdeckt und derhaffet. Deutſche Tagesschau Die alte Feldmütze kommt wieder. Nach einer neuen Verfügung des Reichs— wehrminiſters wird anſtelle der bisheri— gen Feldmütze mit Tuchſchirm für Unteroffi— ziere und Mannſchaften die Feldmütze ohne Schirm in ähnlicher Form, wie ſee in der alten Friedensarmee getragen wurde, wieder eingeführt. Der Offizier trägt in Zu— kunft zum Feldanzug eine weiche Feldmätze mit glattem Schirm in Form der bisherigen Dienſtmütze mit einem aus weißen Tuch ge— ſtanzten Eichenlaubkranz. Arbeitsgemeinſchaft der Wohlfahrtsverbände. NS⸗Wohlfahrt, Rotes Kreuz, Evangelliſche Innere Miſſion und Deutſcher Caritas-Ver— band haben ſich zu einer Arbeitsgemeinſchaft unter Führung des Amtsleiters der NS-Wohl— fahrt zuſammengeſchloſſen. Das Ziel der Ar— beitsgemeinſchaft iſt die Sicherſtellung der ein— heitlichen und planwirtſchaftlichen Geſtaltung der geſamten Wohlfahrtsausgaben im Sinne des nationalſozialiſtiſchen Staates. Die Spit zenverbände behalten im Rahmen der Arbeits— gemeinſchaft unter Wahrung der dem Weſen der Verbände gemäßen grundſätzlichen Rechte und Pflichten ihre Selbſtändigkeit und Unab— hängigkeit. Die neuen Neichsſender Umgeſtaltung des deutſchen Rundfunks. Die Preſſeſtelle der Reichsſendeleitung ver— öffentlicht folgenden Artikel des Reichsſende— leiters Eugen Hadamovpſky, in dem es u. a. heißt: Das deutſche Volk wird am Oſtermor— gen erfahren, daß ſein Rundfunk nun auch die letzten Reſte der alten Hülle aus der libe— raliſtiſchen Zeit abſtreift und ſich nach der vollzogenen inneren Umwandlung auch äußerlich zu Volk und Reich bekennt. Das Ausland aber wird aufhorchen, wenn nun nicht mehr irgend ein deutſchſprachiger Sen— der in Luxemburg, in der Schweiz, in Oeſter— reich oder anderen Ländern mit den Sendern des Reiches verwechſelt werden kann. Vom Oſtermorgen ab tritt der deutſche Rundfunk als Reichs-Rundfunk vor unſer Volk und die Welt. Die deutſchen Hauptſender melden ſich im Lautſprecher als Reichsſender! Verſchwunden ſind die Ak— tiengeſellſchaften, verſchwunden die Aktio— näre, verſchwunden die Geſellſchaften mit be⸗ ſchränkter Haftung! Aus der Deutſchen Welle GmbH. wurde der Deutſchlandſender im Rahmen der Reichs-Rundfunk⸗-Geſellſchaft. Vom Oſtermorgen ab melden ſich Deutſch⸗ lands Hauplſender als Deutſchlandſender, Deutſcher Kurzwellenſender, Keichsſender Berlin, Reichsſender Breslau, Reichsſender Frankfurt, Reichsſender Hamburg, Keichs⸗ ſender Köln, Keichsſender Königsberg. Reichsſender Leipzig, Reichsſender München, Reichsſender Stuttgart. Die neue Benennung erſetzt die verſchwom⸗ menen und verwaſchenen Begriffe„Mittel— deutſcher Rundfunk“.„Weſtdeutſcher Rund— funk“ und diejenigen Bezeichnungen, die der Welt und dem Ausland gegenüber die Be— tonung des reichsdeutſchen Charakters über— haupt vermiſſen ließen, wie Oſtmarken Rundfunk, Schleſiſche Funkſtunde, Bayeri— ſcher Rundfunk, durch die Namen der deut⸗ ſchen Städte, die als reichsdeutſche Kultur— mittelpunkte Sitz des Senders ſind. Für die Bezeichnung der Reichsſender iſt es dabei ganz gleichgültig, ob ſich der kultu⸗ relle Mittelpunkt des Senders in Königs— berg oder Stuttgart, die techniſche Sendean⸗ lage aber in Heilsberg oder Mühlacker be— findet. Der Rundfunk iſt keine kechniſche, ſondern eine politiſch-kulturelle Angelegenheit, und er iſt keine wirtſchaftlich in die Jormen von rivalgeſellſchaft zu kleidende Geſchäftsange ⸗ egenheit, ſondern eine Sache des deulſchen Volkes und Reiches. Deshalb heißen unſere deutſchen. Haupt⸗ ſenver vom Ohermorgen av Neichsſenver, deshalb gehen die einzelnen Geſellſchaften ſämtlich in der Reichs⸗Rundfunk⸗Geſellſchaft auf. Damit iſt die aus dem Partikularismus der Zentrumsregierungen in Deutſchland entwickelte Theorie vom Länderrundfunk einer neuen Wirklichkeit gewichen. Der Rundfunk arbeitet auf der Ebene deutſcher Kunſt, deutſcher Kultur und deutſcher Politik. Politisches Allerlei Bern. Die Vereinigte Bundesverſammlung wählte zum Nachfolger des zurückgetretenen katholiſch⸗konſervativen Bundesrat Muſy im erſten Wahlgang den katholiſch-konſervativen Ständerat Philipp Etter mit 115 von 217 Stimmen, gegen 62 Stimmen, die auf den ſozialdemokratiſchen Kandidaten entfielen. Paris. Bei Aufſtellung des allgemeinen Sparprogramms ſcheint der franzöſiſche Fi⸗ manner zur Stopfung des Vier-Milliar— den⸗Defizits im Staatshaushalt nicht daran mern und wiederverheirateten Kriegerwitwen vorbeizukommen, auch von den Kriegsteilneh— gewiſſe Opfer zu fordern. Wie dieſe Opfer ausfallen werden, iſt augenblicklich noch Ge— genſtand eingehender Beſprechungen zwiſchen Finanzminiſter und Penſionsminiſter, wobe: der Miniſterpräſident gewiſſermaßen als Schieds— richter fungiert. „Landjahr“ für Stadtjugend Einführung durch Preußen von Oſtern ab. Berlin, 29. März. Das Preußiſche Staatsminiſterium hat ein „Geſetz über das Landjahr“ beſchloſſen, wo⸗ nach die ſchulentlaſſene Stadtjugend zu einem „Landjahr“ verpflichtet mird, das ſie unter Betreuung von Leitern und helfern in hei— men zu verbringen hat. Von zuſtändiger Seite wird hierzu be— merkt, daß dieſes Landjahr, das ab Oſtern dieſes Jahres in Preußen eingeführt wird, nicht etwa eine Verlängerung der geſetzlichen Schulzeit als ſolche darſtellt und abſeits von jedem Schulbetrieb durchgeführt werden wird. Damit kann das Landjahr auch in kei— ner Beziehung einen Vorgriff etwa auf die kommende Schulreform bedeuten, zumal es ſich zunächſt nur um eine Maßnahme han— delt, die als Verſuch in Preußen erprobt wer— den ſoll. Nach dem Weſen und Zweck des„Land- jahres“ werden in erſter Linie die Kinder der Großſtädte und erſt dann die Kinder der kleineren Städte bis zu einer Einwohner- zahl von etwa 25 000 erfaßt werden; Kinder nationalpolitiſch und ſittlich gefährdeker Ge⸗ biete ſollen durch Tauglichkeitsprüfungen ausgewählt werden. Dabei iſt es eine Selbſt- verſtändlichkeit, wenn die Kinder arbeiks- loſer Eltern und diejenigen, die in keiner Lehrſtelle untergekommen ſind. bevorzugt werden. Die Gruppen ſollen in den Heimen die Zahl von 30 Kindern nicht überſchreiten und nach Größe der Lager zu Gemeinſchaften zuſam— mengefaßt werden können. Die wirtſchafts— politiſche Bedeutung des„Landjahr“ erhellt am deutlichſten die Tatſache, daß Oſtern 1934 gegenüber dem Vorjahr ein Mehr von einem Drittel der Schulentlaſſenen auf dem Arbeits— mark erſcheint Zunächſt wird allerdings das „Landjahr“ für 1934 nur erſt 20—25 000 Kinder erfaſſen. Neuordnung des Saatgutweſens Nur noch anerkanntes Material für den Verkehr. Berlin, 29. März. Reichsminiſter für Ernährung und Land— wirtſchaft, Darre, hat am 26. März 1934 die Verordnung über Saatgut erlaſſen und da— mit dem Reichsnährſtand die Ermächtigung gegeben, die erwünſchte Neuordnung des Pflanzenzucht⸗ und Saatgutweſens vorzu— nehmen. Nach dem Grundgedanken der Verordnung ſoll von einem beſtimmten Zeitpunkt ab nur noch anerkanntes Saatgut als Saatgut in den Verkehr gebracht werden dürfen. Dieſer Zeitpunkt wird bei den einzelnen Kulturpflanzen verſchieden ſein. Er wird be— ſtimmt werden unter Berückſichtigung der all— gemeinen Bedürfniſſe der Landeskultur. Um dieſes Ziel zu erreichen und darüber hinaus Ordnung und Vereinfachung in das Pflan— zenzucht- und Saatgutweſen und in den Saatgutmarkt zu bringen, kann der Reichs⸗ nährſtand das Sortenverſuchsweſen und die Prüfung neuer Pflanzenarten auf ihre An⸗ bauwürdigkeit regeln. Er wird das Sorten- regiſter führen und iſt ermächtigt, die Sor⸗ tenvielheit dadurch zu beſchränken, daß be⸗ ſtimmte Sorten nicht mehr in den Verkehr gebracht werden dürfen. Beſonders wichtig iſt die Ermächtigung, die Preiszuſchläge für Jüchter und Vermeh⸗ rer von Saalgut zu regeln. Das gibt die Möglichkeit, das vielumſtrittene Problem des Züchterſchutzes in einfacher und gerechter Weiſe zu löſen. Des weiteren kann der Reichsnährſtand Einrichtungen ſchaffen, welche die Verſorgung der deutſchen Landwirtſchaft mit Saatgut ſicherſtellen, z. B. auch die Pflanzenzüchter und Saatguterzeuger zuſammenzuſchließen. „Abzeichen der alten Garde des Umgründung des„Stahlhelm“ Nationalſozialiſtiſcher Deulſcher Fronkkämp⸗ ferbund(Stahlhelm). Berlin, 29. März. Auf Grund einer Ver- einbarung zwiſchen dem Slabschef der SA., Ernſt Röhm, und dem Bundesführer des Stahlhelms, B. d. J., Franz Seldle, grün- det ſich der Stahlhelm, Bund der Frontſol⸗ daten, in den„Nationalſozialiſtiſchen Deut- ſchen Fronikämpferbund(Stahlhelm)“ um. die Vereinbarungen Das Bundespreſſeamt des Stahlhelms zeilt die Vereinbarungen mit, die zwiſchen dem Stabschef der Su. Ernſt Röhm, und den Bundesführer des Stahlhelms, Franz Seldte, getroffen und vom Führer und vom Reichspräſidenten genehmigt wurden. Es heißt darin: Die Zugehörigkeit zum NS DB ſteht den alten Mitgliedern des Stahlhelms ſowie je- dem deutſchen Soldaten außerhalb des akki- ven Dienſtes in der Wehrmacht offen, der am Aufbau des nationalſozialiſtiſchen Staates mitarbeiten will. Die vor dem 30. 1. 1933 dem Stahlhelm angehörigen Mitglieder können ohne weite— res in den neuen Bund übernommen werden. Später eingetretene Mitglieder bedürfen einer beſonderen Genehmigung der oberſten Sü⸗Führung Angehörige der SA. (SA, SS, SAR 1. SAR 2 und NSKK) dür⸗ fen, ſoweit ſie die vorſtehenden Vorausſfetzun⸗ gen erfüllen, Mitglieder des„NS Dy“ ſein. Der Dienſt in der SA geht jedoch ſtets vor. Unabhängig von der SA-Parteizugehörig— keit wird jedes Mitglied des„NS Dy B“ als Volksgenoſſe mit gleichen Pflichten und Rechten im nationalſozialiſtiſchen Staat gewertet. Wehrſportliche und wehrpo— litiſche Tätigkeit gehört nicht zu dem Aufga— benkreis des NSD FB. Die begonnene Ueber führung der Stahlhelmmitglieder in die S AR 1 wird ge— mäß den Anweiſungen der oberſten SA— Führung durchgeführt. Den in die SA über— B alten Kämpfern des Bundes Stahl— helm verleiht die oberſte SA-Führung das Abzeichen der alten Kämpfer der SA.(Win— kel am rechten Oberarm, ſedoch ſchwarz ſtatt gold, bezw. ſilber). Sie dürfen außerdem das Stahlhelm tragen. Die Mitglieder des Bundes Stahlhelm werden aus ihrer Verpflichtung dem Bunde und dem Bundesführer gegenüber entlkaſſen. Dem„Nationalſozialiſtiſchen Deutſchen Frontkämpferbund(Stahlhelm)“ wird ein n 2s Abzeichen verliehen, in dem das Hakenkreuz mit den Symbolen des Stahl— helm vexeinigt iſt. Der bisherige Stahlhelmbundesfüßhrer, Fronz Seldte, iſt zum Vundesführer des „Natlonalſozialiſtiſchen Deutſchen dämgferbundes(Stahlhelm)“ den. Front⸗ ernannt wor— Börſen und Mürkte Vom 28. März. (Ohne Gewähr.) Berliner Deviſenkurſe 1 Pfund Sterling 12,80; 1 Dollar 2,1; 100 holl. Gulden 168,93; 100 Lire 21,53; 100 franz. Francs 16,50; 100 Schweizer Fran⸗ ken 80,95; 100 öſterr. Schilling 47,20. Frankfurter Getreidegroßmarkt. Weizen 19,90 bis 20; Roggen 17,25 bis 17,30; Sommergerſte 17,25 bis 17,75; Hafer 15,75 bis 16; Weizenmehl 29,40 bis 29,95, ohne Aust, 27,90 bis 28,45; Roggenmehl 23,50 bis 24, ſüdd. 24; Weizenkleie 25; zenfuttermehr 11 bis 11,25; Roggenkleie 1,50 bis 10,70; Palmkuchen 14,50 bis 14,70; Erd⸗ nußkuchen 16,85 bis 17,35; Treber 14,50 bis 14,75; Trockenſchnitzel 9,60 bis 9,70; Heu 6; Weizen- und Roggenſtroh drahtgepr. 1,90 bis 2, geb. 1,90 bis 2 Rm. Karlsruher Getreide⸗Großmarkt. Inlandsweizen 20,10 bis 20,30; Erzeuger feſtpreis 20; Inlandsroggen 17,10 bis 1725, Erzeugerpreis 16,80; Sommergerſte 17,5 bis 18,25; Sortier- und Futtergerſte 16 bis 17,5; deutſcher Hafer 16,25 bis 16,50; Weizenmeh! Spezial Null m. Aust. 29,70, Inl. 28,20); Roggenmehl 23,50 bis 23,75: Weizeumeh 4b 16 bis 16,25; Weizennachmehl 14.75 bis 15; Weizenbollmehl 11,25 bis 11,50; Weizen kleie feine 10 bis 10,25, grobe 10,50 bis 10,75; Biertreber 15 bis 15,50; Trockenſchnit zel 9,50 bis 9,75; Malzkeime 13,25 bis 13,50; Erdnußkuchen 16,50 bis 17; Palmkuchen 14,75 bis 15; Soyaſchrot 15,10 bis 15,25; Lein⸗ kuchenmehl 18,25 bis 18,50; Speiſekartofſeh gelbe 5,80, weiße 5,10; Wieſenheu loſe 6,25 bis 6,75; Luzernekleeheu 7,80 bis 8; Weizen und Roggenſtroh 2 bis 2,25; Futterſtroh 280 bis 3 Rm. Wei⸗ * Baden einhenliches Weinbaugebiet. Nach einer Bekanntmachung des Finanz⸗ und Wirt⸗ ſchaftsminiſters wird Baden im Einvernehmen mit der Reichsregierung als einheitliches Wein⸗ baugebjiet erklärt. Generalverſammlung der Freiwilligen Feuerwehr Viernheim Im Saale„Zum Karpfen“ fand am 25. März die Generalverſammlung der hieſigen frei⸗ willigen Feuerwehr ſtatt, zu der ſich 88 aktive Mitglieder incl. Muſik und Spielleute, einge funden hatten. Pünktlich um 3 Uhr konnte der Führer der Wehr, Kamerad Kempf die Ver- ſammlung eröffnen. Seine Begrüßungsworte galten den Kameraden und beſonders auch dem Ogruf Franzke der hieſigen NS Da ſowie dem Ehrenkommandanten Müller. “ Daran ſchloß ſich die Totenehrung an. Im verfloſſenen Jahre ſtarben 3 Frauen aktiver Kameraden und 1 paſſives Mitglied. Deren An- Kanten denken wurde in herkömmlicher Weiſe geehrt. Hierauf gab Kommandant Kempf einen intereſſanten Rechenſchaftsbericht über die Tätig- keit der Wehr im verfloſſenen Jahre. Darnach beſteht die Wehr zur Zeit aus 98 aktiven(inkl. Muſik und Spielleuten), 79 paſſiven und 37 Ehrenmitgliedern, zuſammen alſo 214 Mitglieder. Die vorgeſchriebenen Uebungen und Mitglieder— verſammlungen wurden gewiſſenhaft abgehalten. — Wiederholt mußte die Wehr zur Löſchung von Bränden in Tätigkeit treten: Bei 3 Wald- bränden und einem bedrohlichen Scheunenbrand, ferner wurde die Wehr zur Ablöſchung eines Brandes nach Hüttenfeld alarmiert. In all dieſen Fällen war die Wehr prompt zur Stelle und die Feuerwehrmänner taten genau nach der Inſtruktion ihre Pflicht.— Um auch das ge— ſellige Leben zu pflegen, wurde im letzten Winter ein Familienabend abgehalten. Kommandant Kempf konnte nochmals ſeiner Freude Ausdruck geben über dieſen überaus ſchön und kamerad— ſchaftlich verlaufenen Unterhaltungsabend.— Bei Veranſtaltung auswärtiger Feuerwehren waren auch die Kameraden von Viernheim wiederholt vertreten, ſo in Bad Wimpfen, Schotten, Hammel- bach, Zell bei Bensheim und in Frankenthal.— Wiederum konnten auch verdienten Feuerwehr- männern Ehrungen zuteil werden, indem an 4 Feuerwehrleute die Auszeichnung für 25jährige treue Dienſtwilligkeit verliehen wurde. Gleich- zeitig konnte bekannt gegeben werden, daß weitere Auszeichnungen bereits an zuſtändiger Stelle vor geſchlagen wurden und zwar: 1 Auszeichnung für 40 jährige und 2 Auszeichnungen für 25 jährige treue Dienſtbereitſchaft. Das ſilberne Feuerwehr⸗Ehrenzeichen iſt für 3 Mitglieder be⸗ antragt.— Die Zeitumſtände erfordern unbe⸗ dingt, daß die Bevölkerung ſich gegen die Ge— fahren der Luft ſchützt und darum den Beſtre- bungen des Gas- und Luftſchutzes das größte Intereſſe entgegenbringt. Darum hat es auch die Feuerwehr für ihre heilige Pflicht angeſehen, in abendlichen Inſtruktionskurſen aufklärend, be— ratend und ſchulend zu wirken.— Um die Wehr möglichſt ſchlagfertig zu halten, hat man auch die Koſten nicht geſcheut, die Kameraden Kaſpar Lammer und Jakob Sander auf die Feuerwehr- fachſchule in Friedberg zu ſchicken und ſie dort gründlich ausbilden zu laſſen. Da die Feuer⸗— wehr wegen der fortſchreitenden Motoriſierung aller Betriebe und der damit zuſammenhängenden größeren Brandmöglichkeiten techniſch auf der Höhe ſein muß, ſo werden noch weitere Aktive nach dieſer Feuerwehrfachſchule entſandt werden. Im Zuſammenhang damit ſteht auch die teilweiſe Neuausrüſtung der Wehr. Dankbar begrüßte Kommandant Kempf, daß die Gemeinde Viern- heim die Mittel zur Verfügung ſtellte, um Gas⸗ masken, Lederſteigergurten und Lederhelme an- ſchaffen zu können. Auch iſt zu hoffen, daß die notwendige, leiſtungsfähige Motor- ſpritze bald beſchafft werden kann, nachdem die Gemeinde fürſorglich ſich bereit erklärt hat, auf unſeren Antrag die erforderlichen Mittel in den Voranſchlägen vorzuſehen. Auf dieſe Weiſe ſoll die Wehr in den Stand geſetzt werden, da— mit ſie allen Eventualitäten gewachſen iſt.— Dieſen ſachlichen Ausführungen des Kommandanten ſolgte ein weiterer Bericht des Schriftführers Kamerad Weidner. Er gab zuerſt einen genauen Kaſſenbericht. Darnach wurde die von den Ka— meraden Gg. Babylon und Emil Schneider nach— geprüfte Rechnung für 1933 für richtig befunden und dem Rechner Entlaſtung erteilt. Daß trotz der Zeitungunſt noch 187.21 RM. Ueberſchuß vorhanden iſt, wurde mit Genugtuung vermerkt. Als ein ſchönes Zeichen kameradſchaftlicher Hilfe und Nächſtenliebe kann gebucht werden, daß im verfloſſenen Jahre an die Hinterbliebenen von 4 verſtorbenen Mitgliedern insgeſamt 360.— RM. ausgezahlt werden konnten.— Infolge der geſetzlichen Beſtimmungen müſſen leider mehrere treue Kameraden der Wehr ausſcheiden. Es ſind dies die Kameraden: Joh. Peter Alter, Gregor Gärtner, Hch. Helbig, Ldg. Winkenbach, Peter Haas, Lorenz Mandel und Leonhard Hoock 2. Die Genannten treten ſämtlich zur Altersklaſſe über. Kommandant Kempf war von dem Bürgermeiſter, der leider nicht anweſend ſein konnte, beauftragt, den ausſcheidenden Kameraden, namens der Gemeinde aufrichtigen Dank zu ſagen ihnen Anerkennung zu zollen für ihre langjährigen treuen Dienſte und ihre kameradſchaftliche Geſinnung. Er konnte gleichzeitig namens der Gemeinde je⸗ dem der Genannten eine kleine Geldſpende als Ehrengabe überreichen. Namens der alſo Ge— ehrten ſprach dann Kamerad Gregor Gärtner den Dank aus, indem er gleichzeitig die jünge⸗ ren Kameraden aufforderte, es an Pflichtgefühl und Opferwilligkeit den ausſcheidenden Kamera- den gleichzutun. Im ähnlichen Sinne ſprach auch noch Kamerad Joh. Peter Alter.— Es folgte alsdann die Neuaufſtellung der Wehr bezw. die Neueinteilung der Chargen. Kommandant Kempf bleibt demnach als bewährter Führer der Wehr weiterhin auf ſeinem Poſten. Er beſtimmte als- dann folgende Chargen: ſtellvertr. Kommandant und Schriftführer: Andreas Weidner 1. Zugführer: Kaſpar Lammer 2. Zugführer: Jakob Sander Hakenleiterführer: Hch. Winkenbach Leiter 1: Nikol. Haas Hydrantenwagen 1: Jak. Winkenbach Leiter 2: Adam Frank Hydrantenwagen 2: Ferd. Hofmann Spritze 1: Nik. Bauer Leiter 3: Joh. Wieland Spritze 2: Mich. Belz Leiter 4: F. Bugert Spritze 3: Ad. Babylon Ordnungsführer: Hch. Buſalt Gerätewart: Gg. Babylon Zeugwart: Joh. Peter Alter Kommandant Kempf verpflichtete alsdan die vor— genannten Führer und ermahnte ſie, ſich jeder- zeit verantwortungsvoll und ganz auf ihrem Poſ— ten einzuſetzen und alles zu tun, damit die Viern— heimer Freiwill. Feuerwehr ihren alten Ruf ſich bewahre, eine tüchtige, leiſtungsfähige und opfer⸗ bereite Organiſation zu ſein.— Nachdem noch der Uebungsplan für 1934 bekannt gegeben worden war, beriet man über die von auswärtigen Wehren vorliegenden Einladungen. So iſt die Feuerwehr eingeladen zum Kreisfeuerwehrtag nach Rimbach, zum 75 jährigen Jubiläum der Feuer⸗ wehr Ladenburg, zum Provinzialfeuerwehrtag nach Rüſſelsheim und Bad Nauheim. Es wurde nach geſchehener Ausſprache beſchloſſen, ſich in corpore an den Feſtlichkeiten in Rimbach und Ladenburg zu beteiligen. Nach Rüſſelsheim ſoll eine Abordnung mit Fahne entſandt werden.— Der Mitgliederbeitrag wird wie ſeither anf 20 Pfg. pro Monat feſtgeſetzt. Damit war der geſchäftliche Teil der Verſammlung zu Ende. Herr Ogruf Franzke nahm alsdann noch das Wort. Er klärte die Mitglieder der Wehr auf wegen der Zugehörigkeit zur SS., der SA u. der Feuerwehr. Ganz im Sinne des Herrn Stabschef Röhm(abgedruckt in den beiden Viernh. Zeitungen) konnte er darauf hinweiſen, daß die Feuerwehrleute keinen Nachteil hätten, wenn ſie zu den Uebungen der Wehr kämen, ja er wün— ſchte und ermahnte alle Mitglieder ſtets pünkt⸗ lich zu den Exercierübungen der Wehr zu kom— men, weil dies zur Erhaltung der Schlagfähig— keit der Wehr unbedingt notwendig ſei. Die Zugehörigkeit zur SS oder der SA ändere da— ran nichts. Nach dieſer notwendigen Aufklärung, die viele Zweifel verſcheuchte, konnte Kommandant Kempf das Schlußwort ſprechen. Er konnte auf die durchaus harmoniſch und ſachlich-kamer— adſchaftliche Verſammlung hinweiſen er ermunterte alle Kameraden, im Dienſte des Nächſten und des Vaterlandes jederzeit die ganze Kraft einzu— ſetzen, er dankte Herrn Ogruf Franzke und allen Freunden und Helfern der Wehr, nicht zuletzt auch unſeren wackeren Muſikern und Spielleuten die uns manche frohe Stunde bereitet haben. Er verſprach auch für ſeine Perſon, alles zu tun, um den inneren Ausbau der Wehr zu ſichern und immer mehr zu förden. Mit einem 35 fachen „Sieg Heil“ auf die Führer des Vaterlandes und mit dem Abſingen der Nationalhymnen konnte Kommandant Kempf die ſo vorzüglich vorberei— tete und ſo ruhig und angeregt verlaufene Generalverſammlung ſchließen. Kauft die Frühlingsblumen der DS-Oolkswohlfahrt! Der Frühling hat ſeinen Einzug gehalten! Der harte Winter iſt überwunden! Das groß— zügige Winterhilfswerk unſeres Führers hat unſeren arbeitsloſen Volksgenoſſen über die größte Not hinweg geholfen. Viele konnten auch wieder in den Arbeitsprozeß eingereiht werden. Zuver— ſichtlich ſchaut das Volk in die Zukunft. Jedoch iſt immer noch die Zahl derer groß, denen es noch nicht möglich gemacht werden konnte, durch ihrer Hände Fleiß ihr Brot ſelbſt zu verdienen und die ſich noch nicht ſo recht mit den anderen freuen können. Auch dieſen Volksgenoſſen ſoll weiter geholfen werden, bis auch ſie wieder in Arbeit und Verdienſt kommen. Es iſt daher Pflicht eines jeden im Erwerbsleben ſtehenden Volksgenoſſen, die Frühlingsblume der R. S. V. zu kaufen und über die Feiertage zu tragen, zum Zeichen, daß er ſich mit ſeinen armen Volks- genoſſen verbunden fühlt. Wenn nun am mor- gigen Tage Hitlermädchen die Blumen zum Ver- kauf anbieten, dann darf es kein Abweiſen geben. Zeigt, daß in Viernheim die Volksgemeinſchaft zur Wirklichkeit geworden iſt. Kauft die Früh- lingsblume der N. S. V. IB.-Dkaummachungen (Parteiamtliche Veröffentlichungen der NSDAP., Ortsgr. Viernheim und der Unterformationen). NSDAP., Ortsgruppe Viern Geſchäftsſtelle: Adolf Hitlerſtraße Geſchäftsſt unden „Einteilung: und Deutſche Arbeitsfront: Jeden Montag, Mittwoch u. Freitag, abends 7—9 Uhr N. S. B. O. Ortsgruppenleitung: Jeden Montag und Donnerstag, abends 7—9 Uhr Kaſſenverwaltung der Ortsgruppe: Jeden Donnerstag, abends 7—9 Uhr Rundfunk. Geſchäftsſtelle: Gaſthaus zum Freiſchütz Geſchäftszeiten: Dienstag u. Freitag von 18—20 Uhr N. 5. 3. O. und Dentſche Arbeitsfront Die Aufnahmeſperre in die DAF. iſt aufge- hoben. Neuaufnahmen in die Deutſche Ar— beitsfront werden während den Dienſtſtunden in der NSB0O.-⸗Geſchäftsſtelle getätigt. Die Aufnahmegebühr von 50 Pfg. iſt bei der Aufnahme ſofort zu entrichten. Heil Hitler! 8. D. M. Alle Mädel finden ſich Donners tag nachmittag 5 Uhr im Sitzungsſaal ein. Heil Hitler! Die Führerin. Amt für Volkswohlfahrt! Amtswalter! Am Donnerstag abend 8 Uhr im Sitzungs— ſaal des Rathauſes Abrechnung der März— Beiträge. B. D. J. M. Alle B. D. M.⸗Jungmädels, die an der Tageswanderung nach Weinheim teilnehmen wollen, treten am Oſtermontag morgens 10 Uhr in der Weinheimerſtraße am Kriegerdenk— mal an. Für die Scharführerinnen iſt es Pflicht, mitzugehen. Eſſen mitnehmen, da wir erſt gegen Abend zurückkehren. Heil Hitler! Grete Franzke. Bekanntmachung. Betreffend: Lebensmittelausgabe. Am Samstag, den 31. März 1934, vor- mittags 8—10 Uhr findet in der Mühle eine nochmalige Lebensmittelausgabe an nachfolgende Empfangsberechtigte ſtatt: 1. Alleinſtehende 2. Familien ohne Kinder 3. Familien mit 4 u. mehr Kindern unter 14 Jahren. Viernheim, den 29. März 1934. Amt für Volkswohlfahrt Stockert, Geſchäftsführer. Die Geſchäftsſtelle der N52 bleibt vom Gründonnerstag bis Mittwoch, 4. April für jeglichen Dienſtverkehr geſchloſſen. Heil Hitler! gez. Franzke, Ortsgr. Leiter General-⸗Mitgliederappel am Mon- tag, 9. April abends ½9 Uhr. Der General-Mitgliederappell findet am zweiten Montag— 9. April— auf beſondere An— ordnung hin ſtatt. Die Formationen und Un- tergliederungen der NS DA haben dieſen Tag dienſtfrei zu halten und ihre Mit- glieder zur Teilnahme zu verpflichten. Ver- eidigung neuer Mitglieder. Heil Hitler! gez. Franzke, Ortsgr. Leiter Lokales * Hreuzprozeſſion in Mannheim. Alle Teilnehmer wollen ſich heute Donnerstag abend punkt halb 11 Uhr an der Drehſcheibe mit dem Fahrrad einfinden. Von da aus ge— meinſame Abfahrt. * Kirchliche Nachrichten aus der evangeliſchen Landeskirche Naſſau⸗ Heſſen. Der Herr Landesbiſchof der evange— liſchen Landeskirche Naſſau-Heſſen hat dem Pfarrer Wilhelm Roos in Viernheim die evangeliſche Pfarrſtelle zu Geiß-Nidda, 10 Mi— nuten von Bad⸗Salzhauſen, Oberheſſen, Dekanat Nidda, Kreis Büdingen übertragen.— Herr Pfarrer Roos iſt nun bereits 24 Jahre als Pfarrer der hieſigen Diaspora-Gemeinde tätig und hat ſich während ſeines ſegensreichen Schaffens viel Freunde erworben, die ſein Scheiden be- dauern werden. Seinen Pfarrkindern, denen er allezeit ein treuer Seelſorger und liebevolle Be⸗ rater in allen Fragen des Lebens geweſen iſt, werden ſeinen Weggang ſehr ſchmerzlich empfinden Aber auch viele Andersgläubige waren Herrn Pfarrer Roos und ſeiner Familie ſehr zugetan, ob ihres ſtets freundlichen und allezeit hilfsbe⸗ reiten Weſens. So wird der Wegzug des Herrn Pfarrer Roos mit ſeiner geſchätzten Familie eine Lücke reißen, die wohl nicht auszufüllen iſt, und das erhebende Bewußſein möge den treuen Seel ſorger in ſeinen neuen Wirkungskreis begleiten, daß ſein Wirken in unſerer Gemeinde ein ge⸗ ſegnetes war, das Dank und Anerkennung ge— funden hat. Wir wünſchen der lieben Pfarr⸗ familie auch weiterhin alles Gute und Gottes reichſten Segen.— Die Ueberſiedlung wird vorausſichtlich Ende April erfolgen. Der 2. Schulungsabend der Ortsgruppe am Dienstag abend im„Kaiſer⸗ hof“, wobei Pg. Ott-Ingelheim ſprach über„Der Weg aus der Kriſe“ hätte eigentlich das Intereſſe der ganzen Einwohnerſchaft er- fordern müſſen, denn die Ausführungen des Pg. Ott wie auch das Referat des Pg. Schweigert „Die weltanſchaulichen Grundlagen des National- ſozialismus“ waren für die Bildung und Ge— ſtaltung zum nationalſozialiſtiſchen Menſchen und ſein Eingliederung in die deutſche Volksgemein⸗ ſchaft von ſo wertvollem Inhalt, daß auf dieſe Schulungsabende ganz beſonders hingewieſen werden muß. Allen Volksgenoſſen iſt der Be— ſuch freigeſtellt und ihnen daher ſolche Schulungs; abende, die jeden Monat durchführt werden, zum Beſuch nochmals empfohlen. Bürgermeisterversammlung des Kreises heppenheim Am Donnerstag, den 22. März 1934 fand im Gaſthaus„zur Waage“ in Fürth unter dem Vorſitz des Bürgermeiſters Pg. Bechtel, Viern⸗ heim eine Tagung der Kreisabteilung Heppenheim des Heſſiſchen Gemeindetags ſtatt. Der Vorſitzende eröffnete die Verſammlung mit einer Begrüßung der Erſchienenen, insbe⸗ ſondere des Vertreters des Arbeitsamts Wein- heim Herrn Pr. Ackermann, ferner der Vertreter des Kreisamts Heppenheim Herren Kreisdirektor Nanz und Reg.-Rat Stieh ſowie Kreisleiter Dr. Hildebrandt. Dr. Ackermann vom Arbeitsamt Weinheim als 1. Referent hielt einen ausführlichen Vortrag über den Umfang der Arbeitsloſenverſicherung. Der Redner gab einen klaren Ueberblick über die geltenden Vorſchriften unter Berückſichtigung der im letzten Jahre getroffenen Aenderungen. Hier— bei intereſſierten ganz beſonders die Ausführungen über die Verſicherungsfreiheit in der Land- und Forſtwirtſchaft, wozu Acker-, Garten-, Obſt⸗ und Weinbau, Wieſen⸗ und Weidenwirtſchaft und die damit verbundene Tierzucht und Tiermäſtereien grhören. Anſchließend ſprach Dr. Ackermann über Ar- beitsbeſchaffung und Arbeitsvermittlung der jün⸗ geren Arbeitsloſen in die Landwirtſchaft, Land- hilfe- und den Arbeitsdienſt. Er hob beſonders hervor, daß das Alte Treuverhältnis zwiſchen Bauer und Knecht wieder hergeſtellt werden ſolle und daß demzufolge der Bauer ſeine ſtändigen Hilfskräfte auch während der beſchäftigungsarmen Zeiten im Winter behalten müſſe. Der Vorſitzende Bürgermeiſter Pg. Bechtel forderte zur tätigen Mitarbeit auf. In der hier einſetzenden regen Ausſprache be teiligten ſich eine reihe von Bürgermeiſtern und Kreisleiter Dr. Hildebrandt. Zur Schulung der Bürgermeiſter fand gleich- zeitig ein Vortrag durch Reg.-Rat Stieh über die Heſſ. Gemeindeordnung ſtatt. Der Vortra— gende entwarf einen Ueberblick über die geſchicht— liche Entwicklung des Heſſ. Gemeinderechts und erläutert eingehend die jetzt noch Kraft befind— lichen Beſtimmungen der Heſſ. Gemeindeordnung vom 10. Juli 1931. Im Anſchluß hieran ſprach Reg. ⸗Rat Stieh noch über den Geſchäftsgang und die Geſchäfts- formen bei den Behörden. Nach Beendigung der Ausſprache wurden ſeitens des Kreisdirektors Nanz verſchiedene behördliche Rundſchreiben und ſeitens des Vorſitzenden Pg. Bechtel noch einige Mitteilungen des Heſſ. Ge- meindetags zur Kenntnis gebracht. Als nächſter Tagungsort wurde Neckar-Stein⸗ nach vorgeſehen. Nach Erſchöpfung der Tagesordnung ſchloß der Vorſitzende die Verſammlung mit einem dreifachen Sieg⸗-Heil auf unſeren Volkskanzler Adolf Hitler. Kirchliche Anzeigen der Ev. Gemeinde Viernheim Freitag. den 30 März Karfreitag Vorm. 9 Uhr: Feſtgottesdienſt unter Mitwirk⸗ ung des Kirchenchors Vorm. 10 Uhr: Feier des heiligen Abendmahles mit vorausgehender Beichte, Kollekte für die Schweſterſtation. Abends 8 Uhr: Jugendabend für die Buben. Sonntag, den 1. April 1. Oſter feiertag Vorm. 10 Uhr: Feſtgottesdienſt unter Mitwir⸗ kung des Kirchenchores. Kol⸗ lekte für die Kirchenkaſſe. Abends 8 Uhr: Jugendabend für die Buben