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April 1934 melden, andernfalls die Verſteigerung des Hundes am gleichen Tage um 10 Uhr erfolgt. Gefunden wurde ein Fahrrad. Viernheim, den 4. April 1934 Heſſiſches Polizeiamt J. V.: Kühne. Bekanntmachung Betreffend: Verlegung eines Teiles der Lam— pertheimerſtraße Der infolge der Anlage der Autobahn ver— legte Teil der Lampertheimerſtraße wird hier- mit für den Radfahrerverkehr freige- geben. Dagegen iſt der Verkehr mit ſonſtigen Fahrzeugen bis auf weiteres verboten. Ueber— tretungen müſſen unnachſichtlich beſtraft werden. Viernheim, den 4. April 1934. Heſſ. Bürgermeiſterei Bechtel. Seltene Gelegenheit! Schlafzimmer von 165 RM an Herrenzimmer von 190. RM an Speisezimmer von 250. RM an Küchen von 145. RM an Ztür.Sniegelschränke sowie 1- u. 2türige Schränke u. Einzelmöbel in gr. Auswahl Möbelhaus duniner mannnelm uu ö, l Ehestandsscheine werden in Zahlung genommen! f Württ. Rredlt in Stuttgart FF der Uri. 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Die Schrift zeigt in anſchau— lichen und eindrucksvollen Bildern die bisherigen Erfolge des Jugendherbergswerks, die Freuden des Wanderns und die Arbeit der deutſchen Jugend. die durch Schaffung von Jugendherbergen in allen Teilen Deutſchlands das Wandern zun! ſchönſten. geſündeſten und billigſten Sport, der Körper und Geiſt erfriſcht. machen will. Die Schrift hat 32 Seiten Umfang und ein farbiges Titelbild und wird zum Preiſe von 10 Pf urch die geſamte Hitlerjugend und alle übrigen Jugend— organiſationen des Deutſchen Reichs, insbeſondere durch die Ortsgruppen des Reichsverbandes für deutſche Jugendherbergen verbreitet. Die deutſche Jugend will wandern. Beherzigt den Aufruf der Jugend:„Schafft uns Jugendberberaen!“ wie Schlafzimmer, Küchen, Speiſe⸗ zimmer, Kleider- und Bücherſchr., Komoden mit u. ohne Marmor, Betten, Vertiko, Flurgarderobe Nachttiſche, Tiſche und noch mehr billig zu verkaufen. 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Der Reichsdienſt iſt demnach in die Landesmelde— ſtelle nicht einbezogen worden. Die Landes⸗ meldeſtelle hat die Bewerberliſten der bis⸗ herigen ſtaatlichen und lörperſchaftlichen Vor— merkungsbehörden übernommen. Die vor dem 1. April 1934 zuſtandegekommenen Vormec⸗ kungen behalten ihre Gültigkeit. Alle Vor⸗ merkungsverſuche— dieſe in vier gleichlau⸗ tenden Ausfertigungen— und Mitteilungen uſw. ſind daher künftig nur noch an die Heſ⸗ ſiſche Landesmeldeſtelle, Darmſtadt, Rheinſtr. 10, zu richten. Landesverband der Schafzüchter. Gießen, 6. April. In einer Verſammlung von Schafzüchtern und Schafhaltern aus Heſ⸗ ſen und Heſſen-Naſſau wurde der Landesvee⸗ band der Schafzüchter in Heſſen-Naſſau ge⸗ gründet. Der Landesverband hat ſeinen Sitz in Gießen. Er erſtreckt ſich auf die heſſiſchen Provinzen Oberheſſen und Starkenburg ſowie auf die preußiſche Provinz Heſſen-Naſ⸗ ſau. Der Landesverband iſt der Hauptabtei⸗ lung 2 der Landesbauernſchaft Heſſen-Naſſau angegliedert. Zum Führer des neuen Lan⸗ desverbandes wurde der Fürſtlich Lich'ſche Gutsadmigiſtrater Oberverwa ster Büchſenſchütz⸗ Lich gewählt. Stellvertretender Führer iſt Haubach in Fleisbach(Dillkreis), der zugleich Provinzialführer von Heſſen-Naſſau iſt. Füh⸗ rer des Provinzialverbandes Starkenburg iſt Gutspächter Schuſter in Häuſerhof. Geſchäfts⸗ führer für den Provinzialverband Heſſen⸗ Naſſau wurde Tierzuchtdirektor Dr. Tornedo⸗ Biedenkopf, für den Provinzialverband Star⸗ kenburg Direktor Seeger-Darmſtadt, für den Provinzialverband Oberheſſen Oberlandwirt⸗ ehen Tierzuchtamtsdirektor Dr. Wagner⸗ Gießen. Frankfurt a. M., 6. April.(Einen Invaliden beſtohlen.) Vor einiger Zeit waren Diebe in einen Gutshof gedrungen und hatten aus der Kammer eines alten Invali— den, der nachts die Heizung bediente, deſſen geſamte Erſparniſſe von 2660 Mark geſtoh— 4. Als Haupttäter wurde der Steinarbeiter Walter Jacob aus Büdesheim ermittelt, der zuſammen mit drei Bekannten den Diebſtahl ausgeführt hatte. Von der Beute erhielt einer der Komplizen, der während des Diebſtahls Schmiere ſtand, 400 Mark, während ein an— derer, der die Gelegenheit zum Stehlen aus⸗ findig gemacht hatte, ſich mit 60 Mark zufrie⸗ den geben mußte. Das Diebesquartett hatte ſich jetzt vor Gericht zu verantworten. Der Hauptangeklagte gab zu, ſich nach der Tat zu— nächſt mit Kleidern neu ausgeſtattet, und das übrige Geld zum Lebeusunkerhalt verbraucht zu haben. 200 Mark von dem geſtohlenen Geld will er dem Winterhilfswerk geſpendet haben, eine Mitteilung, die beim Gericht Hei— terkeit und Kopfſchütteln erregte. Der Stein⸗ arbeiter Jacob wurde zu einem Jahr Gefäng— nis, die drei anderen Angeklagten zu fünk ſechs und neun Monaten Gefängnis verurteilr. * Fraulfurt a. M., 6. April.(Ein ſtädtiſches Modeamt.) Die Preſſe- und Werbeſtelle der Stadt Frankfurt teilt mit: Der Herr Oberbürgermeiſter hat im Sinne der anläßlich ſeiner Haushaltsrede am 13. März d. J. gebrachten Ausführungen über den weiteren Ausbau der ſtädtiſchen Kunſt— gewerbeſchule nunmehr ein Städtiſches Mode— amt auf Grundlage der dieſer Schule ange— gliederten Meiſterklaſſe für Entwurfsſchneiderei gegründet. Die Leitung des Modeamtes wurde Frau Prof. Klimt anvertraut, welche wie bis⸗ her auch weiterhin die erwähnte Meiſterklaſſe führen wird. Der Gründung des Modeamtes unter der Führung von Frau Prof. Klimt iſt ihre Berufung zur Vorſitzenden der Fach— gruppe„Mode“ im Fachverband für das Kunſthandwerk der Reichskammer der bilden⸗ den Künſte Berlin unmittelbar voraufgegan— gen. Durch dieſe Berufung iſt Frau Prof. Klimt als maßgebliche ſchöpferiſche Perſön— lichkeit auf dem Gebiete der Mode für das Reich anerkannt. Naſſau(Lahn), 6. April.(S IJ⸗Schar⸗ führer ertrunken.) Beim Paddeln in der Lahn ertrank ein aus Weiler bei Bad Sal⸗ zig ſtammender Scharführer der Hitlerſugeno. Aus bis jetzt noch ungeklärter Urſache kenterte und Kriegervereinsgelder unter- lens aus dem Schaksbachteich gerettet bat. Kameraden des Gekenterten ſich bemühten, ge— lang es nicht mehr, den Jungen zu retten. Darmſtadt, 6. April.(Volksbant⸗ das Boot plötzuch. Oowohl ſofort mehrere ö — ſchlagen.) Die Große Strafkammer ver— urteilte den Rechner der Volksbank zu Lorſch, Anton Wüſt, wegen Unterſchlagung, Betrugs und Urkundenfälſchung zu einem Jahr und ſechs Monaten Gefängnis. In der Kaſſe des Angeklagten war im vergangenen Jahr ein Loch von etwa 13000 Mark feſtgeſtellt wor— den, von denen jedoch nur etwa 6000 Mark als unterſchlagen nachgewieſen werden konnten. Wüſt verſuchte ſich damit zu entſchuldigen, daß er einmal einen Fehlbetrag von 1000 Mark habe zudecken müſſen; daraus ſei dann alles andere entſtanden, zumal er ſelbſt über— laſtet geweſen ſei. Das Gericht beweiſt aber, daß er gut den an ihn geſtellten Anforderun— gen gerecht werden konnte und ſeine Verfeh— lungen ſo geſchickt zu vertuſchen wußte, daß keiner der Reviſoren ſie entdeckte. Auch an den Geldern des Kriegervereins, deſſen Rech— ner er ebenfalls war, hat ſich der Ange— klagte vergriffen. Wegen des großen Ver— trauensbruchs, deſſen er ſich ſchuldig gemacht hat, fiel die Strafe ſo hoch aus. Darmſtadt, 6. April.(Ehrung von Le⸗ bensrettern.) Vom heſſiſchen Staatsmi— niſter wurden Rettungsmedaillen verlieh en: dem Hans Renner in Ernſthofen für die im Juni 1932 durchgeführte Rettung des Joh. Kaffenberger aus Frankenhauſen, ſowie dem Heinrich Ackermann in Offenbach, der im Juni 1932 ein Mädchen vom Ertrinken im Main rettete.— Durch das Kreisamt Lau— terbach ließ der Staatsminiſter dem Hugo Ruhl in Herbſtein eine Urkunde überreich m als Anerkennung dafür, daß er im Mai 1932 den Heinrich Döring aus Eichelhain unter eigener Lebensgefahr vom Tode des Ertrin⸗ Mirſen und Märlte vom 5. April 1934. (Ohne Gewähr.) Berliner Deviſenkurſe 1 Pfund Sterling 12.925, 1 Dollar 2.504, 100 holl. Gulden 169.18, 100 Lire 21.58, 100 franz. Francs 16.50, 100 ſchweizer Fran⸗ ken 80.97, 100 öſterr. Schilling 47.20. Fraukfurter Schlachtviehmarkt. Auftrieb: 45 Rinder, darunter 12 Ochſen. 2 Bullen, 14 Kühe, 17 Färſen, 1135 Kälber, 640 Schweine, 103 Schafe, darunter 81 Ham- mel. Preiſe: Kälber: Sonderklaſſe geſtrichen: andere Kälber: a) 49 bis 51, 45 bis 48, 38 bis 44, 30 bis 37; Lämmer und Hammel: bi)—, c) 31 bis 34, 25 bis 29; Schafe: e) —, f) 27 bis 28, g) 24 bis 26; Schweine: a) 44 bis 47, 44 bis 46, 44 bis 46, 42 bis 45, 38 bis 42. Marktverlauf: Kälber mittel— mäßig, ausverkauft; Hammel und Schafe ruhig Ueberſtand; Schweine mittelmäßig ausverkauft. Mannheimer Getreide⸗Großmarit. Weizen inl. Feſtpreis Bezirk 9 19.70, Be— zirk 10 19.90, Bezirk 11 20.20, Mühlen⸗ einkaufspreis Bezirk 9 20.10, Bezirk 10 20.30, Bezirk 11 20.60 Mark, alles Mindeſtpreiſe, Roggen Feſtpreis Bezirk 8 16.70, Bezirk 9 17, Mühleneinkaufspreis Bezirk 8 17.10, Be⸗ zirk 9 17.40 Mark, alles Mindeſtpreiſe. Som⸗ mergerſte inl. 17.75 bis 18.25, Pfälzergerſte 18 bis 18.50, Futtergerſte 16.50 bis 17. Hafer inl. 16.25 bis 16.50, Mais mit Sack 19.25 bis 19.50, Weizenmehl Spezial Null mit Austauſchweizen 30, Mai 30.30, dito ohne Austauſchweizen 28.50, bezw. 28.80, ruhig; Roggenmehl nordd. 22.75 bis 23.75, pfälzi⸗ ſches und ſüddeutſches 23.75 bis 24.75, Wei⸗ zenkleie feine 10 bis 10.25, grobe 10.50 bis 10.75, Roggenkleie 10.25 bis 11, Weizen⸗ futtermehl 11.25 bis 11.50, Roggenfuttermehk 11.50 bis 12, Weizennachmehl 15 bis 15.25. dito IV B 16 bis 16.25, Erdnußkuchen 16.75 bis 17, Soyaſchrot 15.25, Rapskuchen 14.25, Palmkuchen 14.50, Kokoskuchen 17, Se⸗ ſamkuchen 17, Leinkuchen 17.25 bis 17.50, Biertreber mit Sack 15, Malzkeime 13 bis 13.50, Trockenſchnitzel ab Fabrik 9.50 bis 9.75, Rohmelaſſe 8.50, Steffenſchnitzel 11, Wieſen⸗ heu loſe 5.80 bis 6.20, Rotkleeheu 6.20 bis 6.40, Luzernekleeheu 7.40 bis 7.60, Preßſtroh Roggen und Weizen 2.20 bis 2.40, dito Ha⸗ fer und Gerſte 1.80 bis 2, gebundenes Stroh Roggen und Weizen 1.40 bis 1.60, dito Hafer und Gerſte 1.20 bis 1.40 Mark. Mannheimer Kleinviehmarkt. Zufuhr: 320 Ferkel, 403 Läufer. Preiſe pro Stück: Ferkel bis ſechs Wochen 13 bis 16, über ſechs Wochen 21 bis 26, Läufer 27 bis 28. Marktverlauf: lebhaft. Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 1,40 Mk. frei ins Haus gebracht.— Gratis⸗Beilagen: wöchentlich den„Illuſtrierten Sonntag“, halbmonatlich die„Heimatblätter“, zweimal jährli den Fahrplan und den Wandkalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. bei den Boten Verkünd⸗ und Anzeigeblatt für Viernheim ſeit dem Jahr 1883 Fernſprecher 117.— Telegr.: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Frankfurt d. M., Verantwortlich für den Anzeigenteil: Joh. Martin, Viernheim. D. A. II. 34 40. Einzel⸗Verkauf der Zeitung von der Geſchäftsſtelle 5 Pfg., Samstags⸗Ausgabe 10 Pfg. Anzeigen reiſe: Die 12geſpaltene Millimeter⸗Zeile 2 Pfennig, Reklame 9 Pfennig, bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor- mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen-Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Geſchäftsſtelle: Adolf Hitlerſtr. 36, Schriftleitung, Druck u. Verlag: J. Martin, Viernheim Am Webſtuhl der Jeit Politiſche Wochenbetrachtung. Von Argus. Nach der öſterlichen Ruhepauſe kommen die politiſchen Geſchehniſſe allmählich wieder in Fluß. Ein Blick in die Länder des euro— päiſchen Feſtlandes zeigt, daß die Verhält— niſſe nach wie vor in Deutſchland und in Italien am ſtablülſten ſind. Anderswo gibt es überall große Schwierigkeiten und Unſtimmigkeiten, weil die Bevölkerung mit den herrſchenden politichen Syſtemen und Perſönlichkeiten hct unzufrieden geworden iſt. Ueberall dringt im Volke die Erkenntnis durch, daß wir in einer neuen Zeit leben die auch neue politiſche Methoden fordert. In Italien und in Deutſchland ſind die Konſe— quenzen aus dieſer Erkenntnis bereits gezo— gen worden. In den meiſten übrigen Län— dern ſcheuen die Herrſchenden noch davor zu— rück. Sehr lange werden ſie ihren Widerſtand freilich nicht mehr aufrecht erhalten können, denn es iſt noch nie gelungen, dem rollenden Rad der Geſchichte in die Speichen zu fallen. Das gilt ganz beſonders für Frank— reich. Die Regierung Doumergue iſt mit viel Eifer bemüht, die ſtarke Erregung, die nun ſchon ſeit vielen Wochen durch das fran— zöſiſche Volk geht, einzudämmen. Augen— blicklich iſt ſie dabei, den Staatshaushalt aus— zugleichen. Das iſt nicht gerade leicht, denn der Fehlbetrag im franzöſiſchen Budget iſt ſo erheblich, daß die Regierung die Beam— ſengehälter ſtark kürzen und auch ſonſt aller— lei höchſt unpopuläre Moßnahmen anord— nen mußte. Gegen die Gehaltskürzungen haben nun ſelbſtverſtändlich die Beamtenge— werkſchaften, die in Frankreich von jeher po— litiſch beſonders radikal eingeſtellt ſind, leb— haft proteſtiert. Es war ſogar von einem Beamtenproteſtſtreik die Rede und es ſteht auch heute noch nicht feſt, ob ein ſolcher ver⸗ mieden werden kann. Die Hauptſchwierig— keit für die Regierung Doumergue liegt aber in der Tatſache, daß das franzöſiſche Volk kein Vertrauen mehr zu dem bisherigen po— litiſchen Syſtem hat. Man möchte neue po⸗ litiſche Methoden ſehen und muß ſtatt deſſen immer wieder feſtſtellen, daß das Kabinett Doumergue zwar mit Ernſt und Entſchloſ⸗ ſenheit an der Arbeit iſt, aber eben doch im⸗ mer wieder nach den alten Rezepten Poli- tik macht. So hält die Gärung in Frankreich an. Beunruhigend wirkt auch, daß es den Behörden immer noch nicht gelungen iſt, die Staviſky⸗Skandale und alles was damit zu⸗ ſammenhängt, endgültig aufzuklären. Inzwiſchen bemüht ſich England wei⸗ ter, die völlig feſtgefahrene Erörterung über die Abrüſtungsfrage 8 bringen. Es hat keinen Sinn, die einzelnen wieder in Gang zu Stadien dieſer Bemühungen zu ſchildern. Bemerkenswert iſt aber eine Aeußerung des angeſehenen Londoner Blattes„Times“, die offenſichtlich auf gute Informationen zurück⸗ geht. Es heißt in dieſem Artikel, daß die letzten Beſprechungen zwiſchen der britiſchen und der franzöſiſchen Regierung wieder ein⸗ mal der von Frankreich geforderten Sicher⸗ heitsgarantie gegolten hätten, die aber Eng⸗ land für unzweckmäßig und unannehmbar halte. England habe nicht die Aufgabe und nicht die Abſicht, ſich ſelbſt verantwortlich für die Aufrechterhaltung aller europäiſchen Grenzen zu machen, von denen einige, wie die öffentliche Meinung zu glauben geneigt ſei, nicht in jeder Hinſicht gut gezogen ſeien. Soweit der Artikel der„Times“. Die darin vertretene Auffaſſung iſt höchſt intereſſant: ſie zeigt wohl zum erſten Male, daß die eng⸗ liſche Regierung nicht auf dem Standpunkt Frankreichs ſteht, es dürfe an den durch die ſogenannten Friedensverträge feſtgelegten europäiſchen Grenzen nicht das Geringſte ge⸗ ändert werden. Nach und nach ſcheint ſich alſo die vernünftige Anſicht durchzuſetzen, daß auch die ſogenannten Friedensverträge nur Meuſchenwerk ſind(und zwar ein ſebhr Neueinſtellungen in den Dienſt der beiden großen Verkehrsinſtitute— Nene Aufträge an die deutſche Wirtſchaft 1 Berlin, 7. April. Die beiden großen deutſchen Verkehrs— inſtitute Reichs poſt und Reichsbahn haben, wie verſchiedentlich ſchon gemeldet, auch das Ihrige getan, um den Sieg in dem Kampf gegen die Arbeitsloſigkeit herbeizu— führen. Hierbei muß natürlich die unmittel— bare Mitwirkung durch Einſtellung neuer Arbeitskräfte zurücktreten gegen die mittel— bare Beſchaffung von Arbeitsgelegenheit durch Erteilung von Aufträgen an die deut— ſche Wirtſchaft Aber auch die Anſtrengun— gen der beiden genannten Inſtitute, ihren Beamten- und Arbeiterſtab zu erweitern, ſind gemeſſen an der Geſamtzahl der bei den beiden Inſtituten Tätigen nicht gering ati zuſchlagen. So hat die Deutſche Reichs⸗ poſt in der Zeit vom 1. Oktober 1933 bis 15. März 1934 2300 Kräfte neu eingeſtellt. Es wird ihr vorausſichtlich möglich ſein, bis zum 1. Juli 1934 weitere 1055 Arbeitskräfte in Dienſt zu nehmen. Die Deutſche Reichsbahn hat es ermöglicht eine er— hebliche Anzahl von Arbeitskräften, die nor— malerweiſe bei Beginn des Winters zur Ent— laſſung kommen, in Arbeit zu halten. Es handelt ſich hier um 62 000 für den Gleisbau angenommene Sommerarbeiker Außerdem hat die Deutſche Reichsbahn in den vergangenen Wintermonaten 3000 An⸗ wärter für den Beamtendienſt neu einge⸗ ſtellt. Bis zum 1. Juli 1934 dürfte ſich die Zahl der neueingeſtellten Anwärter für die Beamtenlaufbahn um weitere 2200 erhöben. Außerdem werden jetzt 1800 Lehrlinge eingeſtellt und demnächſt 2000 Werkſtätten⸗ arbeiter und 8000 Arbeiter für den Gleis- bau, ſo daß die Reichsbahn insgeſamt im zweiten Vierkelſahr 1934 rund 14000 Per- ſonen neu beſchäftigen wird. Erheblich iſt aber, wie geſagt, die Aus— wirkung der Beſtellungen der beiden Inſti— tute auf dem Arbeitsmarkt. Im Rech⸗— nungsjahr 1933 hat die deutſche Wirtſchaft von der Deutſchen Reichspoſt Aufträge auf Lieferungen und Leiſtungen in der Höhe von 220 Millionen Reichsmark 8erhal— ten. Nach überſchläglicher Schätzung werden im zweiten Vierteljahr 1934 weitere Auf⸗ träge in der Höhe von rund 53 Millionen Reichsmark erteilt werden können. Zufolge der Aufträge der Deutſchen Reichspoſt konn— te die deutſche Wirtſchaft vom Auguſt 1933 bis Ende Januar 1934 rund 16 500 Kräfte neueinſtellen und rund 35 000 Kräfte weiter beſchäftigen. Man wird damit rechnen dürfen daß zur weiteren Entwicklung des Arbeitsbeſchaf— fungsprogramms der Reichspoſt in den näch— ſten Monaten weitere 4500 Kräfte neueinge— ſtellt und 12 000 weiterbeſchäftiat werden können. Bei der deutſchen Reichsbahn be— trägt das zuſätzliche Arbeitsbeſchaffungspro⸗ gramm von Mitte 1933 bis Ende 1934 faſt 700 Millionen Reichsmark. In der Zeit vom 1. Oktober 1933 bis Mitte März 1934 wur⸗ den insgeſamt 230 Millionen Reichsmark an Aufträgen abgew'ckelt. Auf das nächſte Vier⸗ teljahr dürften vorausſichtlich 180 Millionen Reichsmark entfallen und auf der Reſt des Jahres 1934 276 Millionen Reichsmark. Man darf damit rechnen, daß das geſam⸗ ke zuſäkliche Arbeiksbeſchaffungsvroaramm ſchlechtes und mangelhaftes Menſchenwerk!) und daß ſie daher nicht von ewigem Beſtand ſein werden.„ Außer Frankreich ſtehen wohl nur noch die franzöſiſchen Trabanten- und Vaſallenſtga⸗ ten auf dem Standpunkt von der„Heilig— keit“ dieſer Verträge. So hat der rumäni⸗ ſche Außenminiſter Titulescu erſt dieſer Tage wieder in der Kammer eine große Rede gehalten, die ſich gegen jede Re⸗ viſion der in den ſogenannten Friedensver⸗ trägen feſtgelegten Ländergrenzen richtete. Die Rede Titulescus hat in Ungarn großen Unmut erregt, denn Ungarn verlangt ſchon ſeit Jahr und Tag durchaus mit Recht die Rückgabe jener einwandfrei ungariſchen Ge⸗ biete, die die Entente⸗Gewaltigen nach Kriegsſchluß Rumänien zugeſprochen haben als Dank dafür, daß ſich dieſer Staat im Weltkrieg auf die Entente-Seite geſtellt hat. Muſſolini hat die ungariſche Forderung wie⸗ derholt für berechtigt erklärt, deshalb mußte ſich der rumäniſche Außenminiſter in ſeiner Rede auch gegen die italieniſche Auffaſſung wenden. Wenn Rumänien und die mit, ihm in der ſogenannten„Kleinen Entente“ zu⸗ ſammengeſchloſſenen beiden anderen Länder, Tſchechoflowakei und Südſlawien— auf die⸗ ſer ſturen Auffaſſung ſtehen bleiben, ſo wer⸗ den die Gegenſätze zwiſchen ihnen und einer Reihe anderer europäiſcher Mächte natürlich immer ſchärfer. Uebrigens iſt gerade in. Ru⸗ mänien die innerpolitiſche Lage ſo ſchwierig, daß man nicht weiß, wie lange das jetzige Regime noch am Ruder ſein wird. Die in der„Eiſernen Garde“ organiſierte faſchiſti⸗ ſche Bewegung wird nämlich von Tag zu Tag ſtärker. Auch das Gerichtsurteil gegen den Mörder des früheren rumäniſchen Mini⸗ haupt ſterpräſidenten Duca, das zwar lebenslängliche Zwangsarbeit zudik— tierte, den mitangeklagten Führer der„Ei— ſernen Garde“ jedoch freiſprach, bedeutet ei⸗ ne ſchwere Niederlage der rumäniſchen Re⸗ gierung. * Die Wetterwolken über dem Fernen Oſten haben ſich noch immer nicht verzogen. Neuerdings regt ſich die japaniſche Preſſe darüber auf, daß England den Hafen von Singapore zu einem Flottenſtützpunkt größ⸗ ten Ausmaßes ausbaut. England ſcheint aber entſchloſſen zu ſein, das Projekt durch⸗ zuführen, weil es den Hafen von Singapore als Stützpunkt braucht, um ſeine Flotte je nach Bedarf in den auſtraliſchen oder in den oſtaſiatiſchen Gewäſſern zu verwenden. Eine weitere Konfliktsmöglichkeit liegt in dem Vormarſch der mandſchuriſchen Truppen in die Gebiete der inneren Mongolei. Ueber— muß das mandſchuriſche Problem irgendwie geklärt werden: die Lage iſt heute ſo, daß der Staat Mandſchukuo völkerrecht— lich immer noch nicht anerkannt iſt, obwohl kein Zweifel darüber beſteht, daß die jetzige Lage, die durch Japan nun einmal geſchaffen worden iſt. nicht wieder geändert werden kann. Wenigſtens nicht durch friedliche Mit⸗ tel. Frankreich antwortet England Die franzöſiſche Antwort auf die briliſche An⸗ frage wegen der Abrüſtung. Paris, 7. April. Am Freitag iſt die franzöſiſche Antwort⸗ note auf die engliſche Anfrage vom 28. März dem franzöſiſchen Botſchafter in Lon⸗ ſter Rudolf 9 9 1 der Reichsbahn bis Ende 1934 500 000 Ar- beitskräften Arbeit und Brot geſchaffen hat. Große Wirtſchaftstagung Dr. Ley lädt Arbeiksfronk und Wirtſchafks⸗ führung zu gemeinſamer Tagung ein. Berlin, 7. April. Der Stabsleiter der PO und Führer der Deutſchen Arbeitsfront, Dr. Robert Ley, hat im Einvernehmen mit dem Reichsmini— Heß, dem Reichspropaganda— miniſter Dr. Göbbels, dem Reichsinnenmini— ſter Dr. Frick, dem Reichswirtſchaftsminiſter Dr. Schmitt, dem Reichsarbeitsminiſter Seldte, dem Reichsernährungsminiſter Dar— re und dem Reichsverkehrsminiſter Frei- herrn Eltz von Rübenach Arbeitsfront und Wirtſchaftsführung zu einer Arbeitsta⸗ gung eingeladen, die am 10. April in Ber- lin im Großen Sitzungsſaal der Arbeitsbank ſtattfinden wird. Der Zweck dieſer Arbeikskagung iſt die Schaffung der Grundlagen für die gemein- ſame Arbeit aller für die Sachen- und Men- ſchenführung in Wirtſchaft und Arbeitsfronz en Gruppen und Perſönlichkei⸗ en. Für die Tagung ſind Einladungen ergan⸗ gen an die Führer der Wirtſchaft, die Haupt⸗ wirtſchaftsgruppenführer, die Treuhänder der Arbeit, die Bezirksbeauftragten für wirt⸗ ſchaftliche Fragen, die Amtsleiter der DAF, die Reichsbetriebsgruppenleiter, den Amts⸗ leiter für ſtändiſchen Aufbau, den Amtsleiter für Beamtenfragen, den Amtsleiter für Kriegsopferverſorgung und an den Amtslei⸗ dem Attentäter, don telegrapyiſch uvdermimeit worden mit der Weiſung, ſie der britiſchen Regierung zu überreichen. Ueber den Inhalt der franzöſi⸗ ſchen Antwort verlautet, daß die franzöſiſche Regierung die Frage, ob Frankreich bereit ſei, ein Abkommen zur Begrenzung der Rü⸗ ſtungen unter Beteiligung Deutſchlands mit noch zu beſtimmenden engliſchen Durchfüh⸗ rungsgarantien zu unterzeichnen, als zu allgemein bezeichnet, als daß Frankreich bereits grundſätzlich in unzweideutiger Weiſe ſeine Zuſtimmung zu einem ſolchen garantierten Abrüſtungsab— kommen geben könnte. Zunächſt müſſe man wiſſen, wie hoch die Effektivſtreitkräfte und die Rüſtungen ſein ſollten, die nach Meinung Englands Deutſchland zu bewilligen ſeien und weiter, welches Militärſtatut Frankreich parallel hiermit nach britiſcher Anſicht haben müſſe. Erſt wenn die franzöſiſche Regierung über dieſe weſentlichen Punkte Beſcheid wiſ— ſe, könne ſie ſich in voller Kenntnis der Sach— lage äußern. Gegenwärtig bleibe Frankreich den Grundſätzen des Hauptausſchuſſes der Abrüſtungskonferenz treu. Es könne den Anregungen der engliſchen Nofe vom 29. Januar nicht zuſtimmen, die darauf hinausliefen, zu gleicher Zeil eine Aufrüſtung Deutſchlands und den Beginn einer Abrüſtung Frankreichs zu bewilligen. Außerdem müſſe man bedenken, daß die „Legaliſierung“ der Aufrüſtung Deutſchlands entſprechende Aufrüſtungsforderungen anderen Mächte mit begrenzten Rüſtungen nach ſich ziehen würde. Ein kleiner Fortſchritt? Von anderer Seite verlautet über den In⸗ halt der franzöſiſchen Antwort, daß die fran⸗ zöſiſche Regierung in der Note ihre Be⸗ reitwilligkeit au Verbandlungen über —— ——p p—ç—+«ͤ.t7)« rr —— ——. ——— — PP. c r 1 * 9 bie angeſchnurenen Fragen errlarr. Man rechnet damit, daß die franzöſiſche Regierung innerhalb der nächſten Woche in einer neuen Note ihre Auffaſſung über die Art der ge⸗ eigneten Durchführungsgarantien der eng⸗ liſchen Regierung mitteilen wird und daß auf dieſer Grundlage neue Verhandlungen ſtattfinden werden. Die franzöſiſche Regie⸗ rung ſcheint in der Frage des geplanten Ab⸗ rüſtungsabkommens in Maße auf ihre ſonſtigen internationalen Bindungen und Verpflichtungen Rückſicht nehmen zu wollen. Es iſt anzunehmen, daß die franzöſiſche Regierung daher auch die Kleine Entente über die Entwicklung dieſer Frage auf dem Laufenden hält. Man ſieht in unterrichteken Kreiſen im- merhin einen Jortſchritt darin, daß Frank- reich die engliſche Anregung zu neuen Be— ſprechungen angenommen hat. Hinein in die Arbeitsfront! Jeder Betriebsführer bis zum 1. Mai Mit⸗ glied der Arbeitsfront. Berlin, 7. April. Der Leiter des Preſſe- und Propaganda— amts der NSBo und Deutſchen Arbeits- front, Pg. Biallas, wendet ſich mit fol⸗ gendem Aufruf an alle Preſſe- und Propa— gandawarte der NSBO und DAF: Der größte Teil des ſchaffenden deutſchen Volkes iſt heute bereits in der Deutſchen Arbeits— front organiſiert. Durch die Bildung der Reichsbetriebsgruppen hat die Arbeitsfront jene Form gefunden, die, der organiſchen Gliederung der Wirtſchaft entſprechend, dazu berufen iſt, die Führung der Menſchen in den Betrieben zu übernehmen. Das Funda— ment der Arbeitsfront iſt die Betriebsgemeinſchaft aus Arbeitern, Angeſtellten und Unternehmern. Um dieſe Grundlage zu ſchaffen, iſt es nötig, daß jeder deutſche Unternehmer ſeinen Bei— tritt zur Deutſchen Arbeitsfront erklärt. Alle Preſſe- und Propagandawarte der NSBO und DA werden deshalb aufgerufen, jede Möglichkeit der Propaganda zu benutzen, um die deutſche Unternehmerſchaft reſtlos für die DA zu gewinnen. Kein deutſcher Unternehmer darf mehr zögern, dem Beiſpiel ſeiner Arbeiter und Angeſtellten zu folgen. Es geht um die Verwirklichung der Volksge— meinſchaft! „Die Aufnahmeſperre zur Arbeitsfront iſt bis zum 1. Mai aufgehoben, um ſo jedem Vol sgenoſſen die Möglichkeit zu geben, ſich in die Deutſche Arbeitsfront einzureihen. Parteigenoſſen! NSBO- Kameraden! Die Parole lautet: Jeder Betriebsführer bis zum 1. Mai Mitglied der Arbeitsfronk! Deutſche Tagesſchan Der Führer ſtiftet dem Panzerſchiff„Deutſch⸗ land“ ſein Bild. Reichskanzler Adolf Hitler hat dem Offizierkorps des Panzerſchiffes„Deutſch— land“ ſein Lichtbild mit eigenhändiger Unter⸗ ſchrift geſtiftet. Das Bild wird einen beſonde⸗ ven Ehrenplatz in der Offiziermeſſe des Schiffes finden. Sachverſtändigen-Beiräte aus Handel und Handwerk. In Ausführung der von dem Führer der Deutſchen Arbeitsfront gegebenen Richtlinien für die Vorſchlagsliſten der Sachverſtändigen aus Handel und Handwerk hat der Amtslei— ter der NS-Hago, Dr. von Rentelen, für die 13 Bezirke der Treuhänder der Ar— beit Beauftragte ernannt. Wir er— wähnen davon folgende Beauktraate: weiteſtgehende.. Bayern Pg. Roß⸗München, Südweſt⸗ deutſchland Pg. von Raay⸗Karlsruhe, Heſſen Pg. Schmidt⸗Frankfurt a. M., Mitteldeutſchland Pg. Katzmann⸗ Weimar, Rheinland Pg. Dr. Schmidt⸗ Köln, Weſtfalen Pg. Franke⸗Münſter. Bayeriſcher Beſuch beim Reichspräſidenten. Reichspräſident von Hindenburg emp⸗ fing am Freitag den Waldbauernchor Ober— ried aus der Bayeriſchen Oſtmark, der ſich zurzeit in Berlin aufhält, um in Heimataben⸗ den für den Bayeriſchen Wald und Bayerns bedrohte Oſtmark zu werben. Reichspräſident von Hindenburg hieß die Waldbauern und ⸗bäuerinnen herzlichſt in Berlin willkommen, wünſchte ihnen guten Erfolg für ihre Wer⸗ bungsreiſe und gab der Hoffnung Ausdruck, daß es den Bemühungen der Regierungen ge⸗ lingen werde, auch die wirtſchaftliche Notlage der Bayeriſchen Oſtmark zu beheben. Zum neuen Neichshaushalt „Steuereinnahmen beinahe zu vorſichtig geſchätzt.“ Berlin, 7. April. In ſeinem amtlichen Organ erklärt der Deutſche Induſtrie⸗ und Han⸗ delstag, daß die öffentliche Finanzwirt— ſchaft nunmehr in das vielleicht kritiſchſte Jahr der gegenwärtigen Aufſchwungsperio— de eintrete. Da die Belebung von Beſchäfti⸗ gung, Produktion und Umſätzen aber anhal⸗ te, könne man doch ſpäteſtens für das nächſt⸗ folgende Rechnungsjahr Steuereinnahmen erwarten, die den Ausgleich des Haus⸗ U alt: mühelos geſtatten. Bei Einſetzung der Steuereinnahmen habe der Reichs⸗ finanzminiſter ſich ſo ſtark vor Ueberraſchun— gen geſichert, daß die Einnahmen mit einer Vorſicht geſchätzt wurden, die des Guten ſchon beinahe etwas zu viel tue. Bei der Feſtſetzung der Ausgaben ſei große Zurückhaltung geübt worden. Der Voranſchlag für 1934 ſei ein Etat der un⸗ günſtigſten Eventualität. f Jede Auswirkung der Geſchäftsbelebung der Wirtſchaft auf die öffentlichen Finanzen müſſe daher das Verhältnis zwiſchen Einnah. men und Ausgaben verbeſſern und Beträge für die Förderung des weikeren Wirtſchafts⸗ aufſtieges frei ſetzen. Es erſcheine daher auch keineswegs ausgeſchloſſen, daß im Laufe des Rechnungs jahres 1934 noch weitere Steuer- ermäßigungen, insbeſondere die vom Reichs- finanzminiſter in Münſter angekündigte Herabſetzung der Einkommenſteuerſätze, in Kraft kreten könnten. An die deutſche Wirtſchaft Ein Aufruf des Reichswirkſchaftsminiſters und des Reichsarbeilsminiſters. Berlin, 7. April. Der Reichswirtſchaftsminiſter und der Reichsarbeitsminiſter er⸗ laſſen anläßlich des bevorſtehenden Berufs⸗ wettkampfes nachfolgenden Aufruf an die deutſche Wirtſchaft! Der von der Deutſchen Arbeitsfront und der Reichsjugendführung in der Zeit vom 9. bis 15. April 1934 veranſtaltete Reichs⸗ berufs wettkampf der deutſchen Ju⸗ gend verdient, mit allen Kräften Unterſtützt zu werden. Von der beruflichen Ertüchtigung des Nachwuchſes hängt im weſentlichen der Erfolg unſeres Kampfes um den Wiederauf— bau der deutſchen Wirtſchaft ab. Gerade durch dieſen Berufswettkampf wird die deut⸗ ſche Jugend mit beſonderem Nachdruck auf die Bedeutung guter fachlicher Ausbildung hingewieſen. Daraus werden der deutſchen Wirtſchaft unmittelbar und mittelbar ideelle und materielle Vorteile erwachſen. Deshalb erſcheint es nicht unbillig, wenn auch die deutſche Wirtſchaft zu ihrem Teile an der er⸗ folgreichen Durchführung des Reichsberufs⸗ wettkampfes mithilft. Es wird erwartet, daß den Teilnehmern des Berufswettkampfes die hierzu notwendige Freizeit gewährt wird. Soweit dadurch Lohnausfälle eintreten ſoll⸗ ten, iſt Gelegenheit zu bieten, daß die ausge⸗ fallene Arbeitsleiſtung zu einer anderen Zeit nachgeholt werden kann. Aus der Heimat Gedenktage 5 7. April 1871 Der Gynäkolog Wilhelm Zangemeiſter in Gotha geboren. 1930 Der bayeriſche Staatsrechtslehrer Karl Freiherr von Stengel geſtorben. Prot.: Cöleſtin— Kath.: Hermann Sonnenaufg. 5.23 Sonnenunterg. 18.44 Mondaufg. 2.48 Mondunterg. 10.11 8. April 1832 Der Generalfeldmarſchall Alfred Graf von Walderſee in Potsdam geboren. 1835 Der Staatsmann Wilhelm v. Humboldt in Tegel bei Berlin geſtorben. 1848 Der italieniſche Komponiſt Gaetano Do— nizetti in Bergamo geſtorben. Prot.: Quaſimodogeniti!— Kath.: Weißer Sonntag Sonnenunterg. 18.45 Mondunterg. 11.40 Weißer Sonntag Der Sonntag nach den heiligen Oſtern wird „Weißer Sonntag“ genannt. Invocavit nennt ihn die Kirchenſprache.„Kleiner Oſtertag“ ſagt der Tiroler: am Weißen Sonntag endigt die Oſterokltav. Der Name„Weißer Sonn⸗ tag“ erinnert an einen ſchönen altchriſtlichen Brauch. Tauftag der Urkirche war der Kar— ſamstag. Die Neugetauften zogen in den hei⸗ ligen Oſtern im weißen Taufkleid dankbaren Herzens zum Taufbrunnen, wo ſie vom Biſchof feierlich in die Kirche aufgenommen worden waren. Der Weiße Sonntag bildete den Abſchluß der erhebenden Tauffeier. In der katholiſchen Kirche iſt der Weiße Sonn— tag Erſtkommuniontag der Kinder. In weißen Kleidern, mit weißen Kränzlein im Haar tre⸗ ten die Mädchen zur Kommunionbank und auch die Buben gehen zum heiligen Abend⸗ mahl. Nicht nur die Eltern der Kommunikanten, die Verwandten und Freunde, nein, die ganze Gemeinde nimmt Anteil am Ehrentag der Ju⸗ gend. Möge an dieſem Sonntag die Sonne voll⸗ ſtes Licht ausgießen und der Jugend den be⸗ deutſamen unvergeßlichen Tag verſchönen, in Gemeinſamkeit mit allen ihnen naheſtehenden Menſchen, insbeſondere den Eltern, die ſich bemühen, den Weißen Sonntag dem Kom— munikanten beſonders eindrucksvoll zu geſtal⸗ ten! Eindrucksvoll aber heißt ſo viel wie ſchlicht und würdig. Nur in der Einfachheit der weltlichen Feier beſteht deren Würde. Sonnenaufg. 5.20 Mondaufg. 3.16 n Am 1. Mai verlängerte Geltungs⸗ dauer der Sonnkagskarten. Da in dieſem Jahre der 1. Mai auf einen Dienstag fällt, wird die Geltungsdauer der Sonntagsrück— fahrkarten für dieſen Termin erweitert. Es gelten die Sonntagsrückfahrkarten zur Hin— fahrt vom Sonnabend, den 28. April, 12 Uhr ab bis zum Dienstag, den 1. Mai, einſchliez⸗ Die Sonpesſer ROMAN VON CARL HOLM f. J Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle a. d. S. Doktor Martens äugte hinüber. „Oh, meine Frau wird nicht ruhen, bis ſie da geweſen. Hoffentlich erholt ſie ſich hier bald.“ Zum weißen Sonntag „Heut hat uns, als der Freuden beſie, Des In halt Blütenſchnee entzückt, Auch du haſt dich zum Oſterfeſte Nach frommer Sitte weiß geſchmückk Geh deinen Weg Auf rechtem Steg, 710 alſces 11005 och falſches Haar, 80 t ſei das Kleid, Die Rede wahr. Bet' hoff auf Gokk In aller Not, Schweig' und verkrau', Hab' acht und ſchau', Großwunder wirſt du ſehen!“ Aus: v. Scheffel,„Gelegenheitsgedichte“. lich, zur ücrfayrr vom Sonnavend, den 28. April, 12 Uhr, bis Mittwoch, den 2. Mai, 12 Uhr(päteſter Antritt der Rückreiſe), alſo iſt auch der Montag in die Geltungsdauer der Sonntagsrückfahrkarten einbezogen. Der Alkoholverbrauch geht zurück. Auf⸗ fallend ſtark iſt der Rückgang des Bierkon⸗ ſums gegenüber der Vorkriegszeit. Während 1913⸗14 nach 68,8 Millionen hl oder auf den Kopf der Bevölkerung 102 Liter getrun⸗ ken wurden, wurden 1932⸗33 33,3 Millio⸗ nen hl oder 51,3 Liter auf den Kopf ver⸗ ſteuert. Weit ſtärker als der Bierkonſum iſt der Branntweinverbrauch zurückgegangen. Während 1912-13 noch 187 Millionen Liter. das iſt 2,8 Liter auf den Kopf, getrunken wurden, beträgt der Konſum jetzt nur noch 39 Millionen oder 0,61 Liter pro Kopf. Wettervorherſage: Keine weſentliche Aenderung der Wetter— lane. Mi 0 Zur Frühjahrsputzerei M lrischt alle Möbel 1 01. 7 Nofmalf 80 Pfg.„Doppelll. 1.45 Mik. Erhältlich in allen Drogerien u. Farbwarengeschäften. Zinsser-Knoblauchsaft wirkt appetitanregend, reinigt Blut und Darm, ſchafft geſunde Säfte und leiſtet bei Arterienverkalkung, zu hohem Blutdruck, Magen-, Darm-, Leber- und Gallenleiden, bei Aſthma, Hämorrhoiden, Rheumatis— mus, Stoffwechſelſtörungen, und vorzeit— igen Alterserſcheinungen gute Dienſte. Flaſche, 5 Wochen ausreichend, Mk. 3.—, Verſuchsflaſche nnr Mk. 1.—. Geruchlos u. ohne Geschmack: Zinſſer⸗Knoblauchöl⸗Kapſeln und Knoblauch-Tabletten Schachtel je Mark 3.— In Apotheken zu haben, Knoblauchſaft auch in Dro- gerien, beſtimmt dort, wo eine Packung ausliegt. Dr. Sinſſer& Co. b v. Leipzig F 44 Der Anwalt lachte. „Lachen Sie nicht, Herr Doktor! „Die Gnädige war ſchwer krank?“ 4„Es ging ums Leben!“ Robert erzählte. „Da beginnen Sie nun das Leben von neuem. wenn Sie geſund und geſtählt heimkommen, da finden Sie Ihre beiden Kinder. Ja, ja— wer's auch ſo gut haben Wenn ich meine Kathe in Altrahlſtedt wieder— ſehe, hockt da nur mein Burſche, der Sommer, und hütet 12 2. könnte! „Da— über dem gelben Sandfleck— gerade fliegt ein meine Pfeifen.“ Vogel drüber hin.“ „Jetzt ſehe ich ſie— Haben Sie aber Augen, Herr Major!“ „Na, es geht ja noch. Die Birke habe ich im vorigen Herr Doktor!“ Jahre mit einem Maler zuſammen dort aufgeſtellt als ſcheint.“ Merkzeichen.“ „Wofür?“ wir lange geſucht haben— das ſogenannte Skalnäs-Tal.“ „Das klingt ja ganz nordländiſch-ſagenhaft!“ Es iſt eine alte Kultſtätte— ein weites ſteinüberſätes Dünental von düſterem Charakter. Mitten drin ein paar Steinringe— die größten der Findlinge „Stimmt. Möven jenſeits bleiben ruhig ſitzen.“ „Das iſt ja eine ungeheure Menge!“ tragen auf der oberen Fläche Becken und Blutrinne.] ſchon abnehmen.“ Urnenreſte und Ueberbleibſel von Steinbeilen haben wir auch gefunden. Leider haben vor uns Unberufene da ge⸗ buddelt und ſchändlicherweiſe den größten Opferſtein zer⸗ verträgt kein Lebeweſen. Wo der Badegaſt gemein wird, ſchwindet die Tierwelt. Ich begreife das!“ „Sie ſcheinen den Badegäſten im allgemeinen nicht ſchlagen.“ „Das iſt ja höchſt intereſſant! Damen auch ſehen!“ „Später wohl einmal, Herr Doktor! raubes Geröll.“ Das müſſen meine Es iſt ein ziem⸗ lich anſtrengender Marſch dahin im Dünenſand und über „Meinen Sie?“ grün, Herr Major!“ Verheerend wie die Peſt!“ Schweigend gingen ſie weiter, bis nach einer Viertel⸗ ſtunde der Major ſagte:„Nun müſſen wir umkehren, „Ja, das Waſſer iſt nicht gut zu überqueren, wie's „Nur bei tiefer Ebbe. Es iſt der Ausfluß des großen Priels, der ſich vor den Dünen hinzieht. „Um eine intereſſante Oertlichkeit zu bezeichnen, die Strömung drin. Da kommt ſo leicht niemand hinüber. Das wiſſen auch die Vögel ganz gut— ſehen Sie, die „Ein paar Tauſend mögen es ſchon ſein. Amrum erſt ein ſtarkbeſuchter Badeort iſt, wird ihre Zahl Wenn aber „Das iſt ſo ſicher wie der Tod! Badegäſte in Mengen „Kann's nicht leugnen. Sie ſind ein Erzeugnis der Ziviliſation, aber Todfeinde der Natur und— der Kultur. Als ich vor fünf Jahren zuerſt auf die Inſel kam, wohnten in den Dörfern einfache, biedere, arbeitſame Leute, die der kargen Natur und dem Meere mühſam ihren Unterhalt abrangen und dabei bedürfnislos, genügſam und zufrieden waren. Ueber die paar Dutzend Badegäſte und ihre ihnen unver⸗ ſtändlichen Anſprüche und Gewohnheiten lachten ſie. Wenige Jahre haben genügt, aus dieſen anſpruchsloſen und zufriedenen Naturmenſchen eine geldgierige, erwerbs⸗ hungrige Raſſe zu machen. Wer es irgend einrichten kann, macht ſein Heim zu einer Herberge. Die Fiſcher, die ſonſt ihrem Erwerb nachgingen, bummeln am Bollwerk oder in den Kneipen herum und lungern bei den Gäſten, ob ſie mit ihnen ſpazieren fahren möchten. Dafür haben ſie immer Zeit. Wir leben hier mitten im fiſchreichen Meer— und unſere Fiſche, die uns mittags vorgeſetzt werden, kommen vom Feſtland! Das iſt doch barer Un⸗ ſinn! Wird mal ein Fiſchzug getan, ſo geſchieht das ſicher auf Wunſch der Badegäſte. Die müſſen natürlich gehörig dafür blechen. Früher fing man an einem Morgen nicht ein paar Doppelkronen— das koſtete mehr Schweiß und Arbeit.“ „Alſo haben die Leute doch jetzt beſſeren Verdienſt!“ 1 „Und einen minder guten Charakter, Herr Doktor!“ Wo die Jagd nach dem Dollar beginnt, da treten allemal die höheren ſittlichen Forderungen in die zweite, dritte und letzte Reihe.“ Doktor Martens ſchwieg. Was ſollte er auch erwidern? Im Grunde hatte ja der alte Herr recht. (Fortſetzung folgt.) ö nterhaltung⸗Wiſſen⸗Kun Faſt ein Märchen von M. G. Schönſee. Es war einmal eine Waſchfrau, die lebte in einem Dorf an der Oſtſeeküſte und hatte einen Jungen, der hieß Tom. Die Frau liebte das Kind, das ihr ein und alles war, mit einer ſchmerzlichen Liebe; denn es war andersgeartet, als Kinder ſind. Es hatte keine Freude an wilden und mutigen Knaben— ſpielen, ja, es mied ſcheu die Spielkameraden und ſaß lieber allein am Waldesrand, wo es ſich aus Tannenzweigen und Eichenlaub einen Wald im kleinen errichtete. Wenn dann gold⸗ glänzende Käfer darin luſtwandelten oder blauſchillernde Libellen darüber gaukelten, dann ſtrahlten die dunklen Kinden— augen in reinſter Glückſeligkeit. In der Schule war der kleine Tom nicht ſehr angeſeheu. Man nannte ihn einfältig, weil er auf Fragen des Lehrers meiſt ganz verkehrte Antworten gab und auch ſonſt ſchlechte lernte. Mit zehn Jahren hatte er noch nicht das Einmaleins erfaßt. Aber niemand in der Klaſſe ſchrieb ſo ſchöne Buchſtaben und Zahlen wie er. Das hinderte jedoch die Mitſchüler nicht, ſich über den dummen Tom luſtig zu machen und ihn grauſam mit ihrem Spott und Hohngelächter zu verfolgen, ſo daß er ſie fürchtete und ihre Nähe floh, ſoviel er unte. Aber es gab eine Stunde, da ſchlug er ſie alle in ſeinen Bann, wenn er die Weihnachtsgeſchichte oder die Geſchichte von Jeſus auf dem Oelberg erzählte. Dann ſtand er da, mit ge falteten Händen, die Augen in die Ferne gerichtet, das kleine, blaſſe Geſicht leuchtend vor Ergriffenheit. Wie lauſchten ſie daß beſchämt, faſt verwirrt auf die weiche Kinderſtimme, die aus einer anderen Welt zu kommen ſchien! Und tagelang ließen ſie den Kleinen dann in Ruhe. Manchmal, in der Dämmerſtunde, ſaß Tom auf einem Bänkchen, zu Füßen ſeiner Mutter und erzählte ihr die lieben Geſchichten. Dann tropften ihre Tränen auf die im Schoße gefalteten rauhen Hände. Hatte ſein Vater nicht auch dieſes verhaltene Beben in der Stimme gehabt, wenn er ſich von ihr verabſchiedete, um übers Meer zu fahren? Und das letzte Mal, da ſie den Knaben ſchon unterm Herzen trug, wie war der Ab- ſchied ihnen beiden ſchwer geweſen! Er hatte ſein Kind nicht! mehr geſehen... Im Sommer hütete Tom an den ſchulſreien Nachmittagen bei dem Großbauern Thomas die Schafe. Das war eine wun⸗ dervolle Beſchäftigung. Er ſaß auf der Spitze eines Hügels, Treff, den klugen Schäſerhund, neben ſich und blickte über das blaue Meer, auf dem weiße Wellenkämme wie die Schleier von Meerfrauen auf und nieder wogten. Manchmal zog am Horizont ein Segel oder die Rauchfahne eines Dampſſchifſes vorüber, der endloſen Ferne entgegen. Hin und wieder fielen ihm wohl auch die ihm anvertrauten Schafe ein; dann ſprang er erſchracken auf und ſuchte mit Treff das Gelände ab, worauf er wieder beruhigt ſeinen Träumen nachhängen konnte. Einmal, bevor die Sonne unterging, waren Himmel und Meer in eine Goldflut getaucht, wie er ſie noch nie erlebt hatte. Und das goldene Licht wurde immer glühender, ſo daß das empfängliche Herz furchtbar zu klopſen anfing. Was war das? Hatte ſich der Himmel geöffnet, und brach der Glanz des Paradieſes hervor? Da ſank die Sonne und mit ihr die lohende Glut. Nur ein breiter goldener Lichtſtreifen zog ſich von dem Sonnenball, der noch halb zu ſehen war, über den Himmel hin, gerade ſo, als ob ein leuchtender Weg zu dem offenen Tor des Paradieſes hin führe. Und plötzlich lief ein großes, dunkles Wolkenungetüm auf den hellen Weg: Würde es durch das goldene Tor dringen und die Englein erſchrecken? Aber da kam eine andere Wolke, ein Ritter, hoch zu Roß, mit goldumſäumtem Panzer; vor ihm floh das Ungetüm und zerſtob wie Aſche. Dieſer Abend war ein entſcheidendes Erlebnis für den Knaben, die maleriſche, märchenhafte Pracht des Sonnenunter— ganges am Meer hatte den in ihm ſchlummernden Drang nach Poeſie und Schünheit geweckt, daß es ihn trieb zu geſtalten, was er ſah und erfühlte. Das geſchaute Bild heſtte ſich ihm feſt in die Seele geprägt. Aber es waren nicht die goldene Sonne und die dunklen Wolkenfetzen, ſondern ihm wurden ſie zum Himmelstor und märchenhaften Geſtalten, die ihn bis in den Traum verfolgten. Er ſuchte die Ueberreſte ſeines Malkaſtens hervor, den ſeine Mutter ihm zu Weihnachten geſchenkt hatte. Mit un ermüdlichem Eifer bemühte er ſich, die herrlichen Farben und phautaſtiſchen Geſtalten des geſchauten Bildes wiederzugeben. Doch es wurde nur ein verwaſchenes Geklectſe, ſo daß er es ſchließlich aufgab und troſtlos zu weinen anfing. So fand ihn Gert Thomas, der Sohn des Großbauern, der Aſſiſtenzarzt in der Hauptſtadt war und ſeinen kurzen Urlaub zu Hauſe verleben wollte. „Was iſt denn los, Junge?“ fragte er freundlich.„Kleiner Tom, Namensvetter, du biſt ges? Was fehlt dir denn?“ Der Knabe verbarg ſchamhaft das Geſichtchen hinter dem vertuſchten Papier. Gert ſetzte ſich neben ihn auf den Raſen, löſte das Papier aus der kleinen, braunen Hand und be— trachtete es. 5 „Was iſt das für ein Gemälde?“ fragte er, um den Kleinen von ſeinem Kummer abzulenken.„Eine Landkarte?“ Tom ſchüttelte mit dem Kopfe. e „Es ſoll der Himmel ſein“, kam es endlich kläglich heraus. „Der Himmel?— Und der gelbe Streiſen da— mit den! ſchwarzen Flecken? So ſieht doch der Himmel nicht aus?“ meinte er, ſich verwundert ſtellend. 1 „Nein! Ich bekomm's nicht, wie ich es ſah. Das Himmels tor und den goldenen Weg und das Ungeſtüm, das der Ritter zerſtörte...“ f. Nun war Gert ehrlich verwundert und blickte den Knaben prüfſend an. Er war nicht nur Arzt, er war auch Dichter, was ihm bei ſeinen Freunden den Spottnamen„Tom, der Reimer“ eingetragen hatte. Hier hörte er etwas Verwandtes ſprechen. Eine Stimme, die in ſeiner eigenen Bruſt widerhallte. Ein leuchtender Sonnenfunken, wie er nur über dem Meere auf- glimmt und an ſeinem Geſtade manches Menſchenherz durch glüht und empfänglich für göttliche Schönheit macht— der hatte dieſe Kindesſeele berührt. Würde der Kleine ein Maler werden? Oder ein Dichter? Oder beides? So ſann„Tom, der Reimer“. Aber Gert Thomas, der prak⸗ tiſche Arzt, der griff zu, um dem Knaben zu helfen. 260 „Laß einmal deinen Farbkaſten ſehen. Na, weißt du, mit dieſen Waſſerfarben kann der beſte Maler keinen Himmel her vorzaubern. Ich glaube, ich habe zu Hauſe noch einen kleinen Malkaſten, den bringe ich dir morgen. Und dann wollen wir's damit einmal verſuchen. Aber das Himmelsgewölbe mit ſeinen Wollen— das iſt ein zu ſchwieriges Gebiet für kleine An⸗ fänger. Die müſſen auf der Erde bleiben.“ * Er ſtrich dem Knaben freundlich über das wirre Haar und ging. Tom blieb ganz verwirrt zurück. Ein unnennbares Ge⸗ fühl beſeligte ihn, als wäre ihm ein großes Glück widerfahren, als hätte dieſer ſchöne, blonde, junge Herr eine geheimnisvolle Kraft, die ihn, den kleinen Tom, herausheben könnte aus dieſer unverſtandenen Welt. Mit Bangen blickte er am anderen Tage von ſeinem Hügel ins Dorf hinab. Wenn er nun nicht käme... Sein Herz zitterte bei dieſem Gedanken. Aber er kam. Leuchtend in ſeinem weißen Leinenanzug, in ſeiner Blondheit, mit den ſtrahlenden blauen Augen. So mußte wohl der Ritter ausſehen, der das Ungetüm auf der goldenen Straße am Himmel zermalmte! „So, kleiner Maler, nun wollten wir einmal an die Arbeit gehen!“ ſagte Gect, nachdem er Tom kameradſchaftlich die Hand zum Gruß gereicht hatte und ſich dann neben ihn auf den; Raſen niederließ. Er hatte einen ſchönen Malkaſten und eine Menge Hefte und Papier mitgebracht, was Tom ganz über wältigte. „Was meinſt bu, wenn wir es zuerſt einmal mit einem grünen Blatt verſuchten, ſo einem Löwenzahnblatt. Das iſt ßhübſch gezähnt und hat bräunliche Rippen. Reizend icht wahr? Aber keine ſo ganz einfache Aufgabe.“ Mit geſchickter Hand miſchte er ein Grün, das der Blatt farbe entſprach, den Kleinen dabei zugleich unterweiſend. Ebenſo geſchickt warf er ein Blatt auf das Papier. Tom ſtaunte. Das würde er nie lernen! 9 ber ſeine Hand griff trotzdem verlangend nach dem Pinſel, und ſeine Wangen glühten vor Eiſer. Gert betrachtete ihn lächelnd.„Nun muß ich gehen; aber ich komme morgen wieder auf ein halbes Stündchen her, und da zeigſt du mir, was du geübt haſt.“ Und Tom malte Löwenzahnblätter, unermüdlich ſtunden lang. Es mußte ihm gelingen, das natürliche Blatt auf das Papier zu bannen! Und es gelang. Faſt hatte er den Meiſter int Ton der Farbe übertrofſen. Als es aber Abend wurde und der Himmel ſeine purpurne, goldumſäumte Decke ausbreitete. zu Ehren der heimkehrenden Frau Sonne, da tauchte er ſeinen Pinſel in die blauen und grünen und purpurnen Farben und miſchte und malte mit leidenſchaftlichem Eifer. Gert beſuchte ſeinen kleinen Schützling täglich und freute ſich über ſeine Fortſchritte. Die Blätter mit dem Abendhimmel verbarg Tom vor ſeinem Meiſter; aber eines Tages ſiel ihm doch eines in die Hände: es war das Bild, das Tom damals unter Tränen ſeſtzuhalten verſucht hatte, der goldene Weg, Paradieſes führte und den ein ſchwarzes Ungetüm zu betreten wagte. Auch diesmal war es nur ein der zum Tor kindliches Geſtammel; aber doch ſah Gerts künſtleriſch ge ſchultes Auge eine ſtaunenswerte Sicherheit in der Anlage. Der rote Sonnenball, der am Horizont ins leicht gewellte Meer hinabtauchte und am Himmel wie auf dem Waſſer goldene Bahnen hinterließ— das ſaß alles, als hätte die Hand eines Unter der Malerei war in Toms zierlicher Schrift, die mit blumenhaften Schnörkeln in kindlicher Auffaſſung geſchmückt war, der Inhalt des Bildes angegeben: Ritter Ungeſtüm jagt das ſchwarze Ungetüm, das den goldenen Künſtlers hier mitgeholſen. — Weg zum Paradies betrat. Gert lächelte gerührt.„Tom, der Träumer“, dachte er, ein“ kleiner Bruder von ihm, den ſie„Tom, den Reimer“ nannten. Wie konnte er dieſes Sonmagstind aus dem Alltag heraus holen, damit ſein Schönheitsdrang ſich entſalte und die Märchen in ihm aufblühten, ihm zum Glück und anderen zur Freude? Und wie er ſo ſaß und ſann, da geſchah etwas Wunder— bares. Auf dem gelben Sandwege, der in der Sonne golden leuchtete, da trat eine Lichtgeſtalt, zart und weiß, aus einem purpurroten Tor hervor. Er ſah es, heiß erſchreckend, und der kleine Tom ſah es auch mit vor Staunen geweiteten Augen. 2„ 2 7 2 2 2 Es war eigentlich eine Dame, die einen großen roten Sonnenſchirm aufgeſpannt hatte. Aber die beiden Tom waren von der Erſcheinung hingeriſſen. Tom, der Reimer, ſprang auf und eilte ihr enigegen. Er ergriff die kleine Hand des Engels und drückte ſie an ſeine Bruſt und küßte ſie, und Tom, der Träumer, ſah entzückt auf dieſes Bild. War es der Ritter Ungeſtüm, der den Engel von dem böſen Ungetüm befreit hatte? Und nun tamen die beiden auf ihn zu.„Dies hier iſt ein kleiner Maler“, ſagte Gert. Tom ſchämte ſich ſurchtbar, als die Strahlenaugen der Dame freundlich auf ihm ruhten und ſie dann die Mappe betrachtete, die ert ihr reichte. Sie blätterte darin, und da wurde ſie plötzlich ganz ernſt. „Aber das iſt ja“, ſagte ſie,„das iſt ja— Gert, ein Talent iſt das, und wir ſind geſandt, es zu ſchützen und zu leiten—“ Das iſt die Geſchichte, die wie ein Märchen klingt und doch für den kleinen Tom holde Wirklichkeit wurde. Am Abend dieſes Tages traten die beiden ſchönen Menſchen, die Tom wie zwei Geſandte vom lieben Gott erſchienen, in die Hütte zu der armen Waſchfrau. Die ſeine Dame ſetzte ſich neben die Mutter auf die Bant und ſtreichelte ſie und drückte ihr die Hände. „Sie ſind eine reiche Frau. Sie haben ein Kind, um das manche Mutter Sie beneiden wird“, ſprach ſie leiſe, daß Tom es nicht hörte. ö Die Mutter nickte.„Ja, ja, und ſie halten ihn alle für dumm und hänſeln ihn. Aber er iſt nur ſo innerlich. Er iſt anders als die anderen Kinder, und darum verſtehen ſie ihn nicht. Er hat das vom Vater. Der war zu ſchade für dieſe Welt.“ Darum mußte er wohl auch ſo bald fort. Ich habe immer Angſt um das Kind. Was ſoll aus ihm werden?“ „Ihr Sohn wird ſich in der Welt zurechtfinden, wenn er! erſt auf den rechten Platz geſtellt iſt. Er wird ein Maler werden, einer, dee der Welt Schönheit geben wird.“ Tom ging nun nicht mehr in die Dorfſchule, ſondern der Paſtor des Dorfes nahm ſich ſeiner an. Zweimal in der Woche fuhr er in die. Kreisſtadt, wo ihn ein tüchtiger Zeichenlehrer unterrichtete. Er entwickelte ſich jetzt, wo er im richtigen Gleis war, zu einem ſchönen, ſtrebſamen Knaben, den die ſtolze Mutter ruhig auf die hohe Schule ziehen laſſen konnte, als die Zeit gekommen war. Sein Schutzengel, der nun Frau Doktor Thomas heißt, ebnet ihm weiter die Wege, die ihn zum Ruhm führen ſollen. Ob er zu Glanz und Glück ſchreiten wird? Keiner kann das ſagen... Aber ſein Schutzengel glaubt an ihn, und er glaubt an ſeinen Schutzengel. Und da muß ſich ja alles zum Heil geſtalten! Mahlzeit auſſtoßen— Lernt Trompete! Humoreske von Ludwig Waldau. Ueber meinem Schrelbtiſch hängt eine Trompete. Sie r nicht gerade ſchön zu nennen. Eher kann man behaupten, daß ſie auf dem Wege zu Kraft und Schönheit erheblich geſtolpert iſt, denn ſie ſieht aus, als ob ein ausgewachſener indiſcher Elefant auf ihr geraſtet hätte,„nur ein Viertelſtündchen“. Aber trotzdem liebe ich ſie, denn ſie gibt trotz ihrer derangierten Figur Töne von ſich— Töne ſage ich Ihnen, die direkt ans Herz gehen. Wenn ich meiner geliehten Trompete Töne zu entlocken beliebe, ruft die ganze Nachbarſchaft begeiſtert aus: „Haſte Töne!?!“ Denn es klingt faſt ſo, als wenn man einen alten rheumaſfſchen Dackel mit ſeinem fröhlichen Eude in eine Tür klemmt, bloß noch lauter, viel lauter. Und eben darum liebe ich meine Trompete ſo. Jedesmal, wenn ich morgens an meinem Schreibtiſch Platz nehme, ſtreichelt mein dankbares Herz mit tleſer Inbrunſt die alte, verbogene Tute. O du Quell meiner Ruhe, meines Friedens! Geſegnet ſei der Tag, an dem ich dich für lumpige drei Mark beim Trödler erſtand und mil hoffnungsgeſchwelltem Buſen in meine Klauſe irug! Es war aber auch die höchſte Zeit geweſen, daß wir einander fanden, ich und meine Trompete. Reber mir wohnt nämlich eine Familie, die vom Schickſal mit einer kleinen Erbſchaſt geſtraſt worden iſt. Außerdem iſt dis neunzehnjährige Tochter eminent muſikaliſch. Sie kann im Moment mit ſtaunenswerter Sicherheit ohne weiteres ſagen, ob ihr Zeiſig im Bauer ſingt oder ob das die Straßenbahn draußen iſt, die vorbeibimmelt. Kein Wunder, daß der Vater, durch ſolch grandioſe Begabung bezwungen, ausging, um mit Hilfe der Erbſchaft ein Klavier zu erſtehen. In Kürze ging's nun über mir los! Von„frühmorgens, wenn die Hähne krähen“ bis„der Mond war aufgegangen“. Das heißt: dieſe ſchönen Lieder ſpielte ſie nicht, ſondern Fingerübungen und Tonleitern mit haufenweiſem Pedal und umgedreht. Zwiſchendurch meldete ſie zur Abwechſlung, allerdings nur mit einem Finger getippt, täglich mindeſtens zweihundertachtundſiebzigmal, ſie hätte ihr Herz in Heidelberg verloren. Als ich nach dem ſieben unddreißigtauſendachthundetteinundzwanzigſten Male höflichſt ſchrieb, ich wäre nunmehr wirklich davon überzeugt, antwortete mir ihr Vater mündlich auf der Treppe, mein Neid auf das muſikaliſche Talent ſeiner Tochter laſſe ihn ſehr kalt. Erſt müſſe ich beweiſen, daß ich's beſſer könne, dann erſt dürfte ich mit— reden! So, nun wußte ich Beſcheid. Dieſe momentane Niederlage ſchmerzte mich tieſ. Grübelnd— ging ich nachts im Wett auf und ab. Doch als beim erſten Sonnenſtrahl über mir die Jungfrau wieder Holz hackte, kam mir ein rettender Gedanke: als ich eine Stunde ſpäter von meinem eiligen Ausgange zurückkehrte, hielt ich triumphierend'! in der Hand— meine Trompete. Und als oben gerade die luſtige Holzhackermaid mit ſriſcher Kraft in die Saiten ſiel, pumpte ich ſeelenruhig meine Lungenflügel bis zum Platzen voll, ſetzte die Trompete an die Lippen und blies hinein mit vollſter Kraft. Die Wirkung war fabelhaft! Es gab einen Ton— einen Tooon! Nein, ein Ton war's gar nicht, es war ein Schrei! Ein Schrei, ſoo entſetzlich, daß mein Schnauzerle⸗ mit einem Ruck aus dem Schlaſe ſuhr und erſchrocken aufheulte. Und oben gab's einen dumpſen Krach. Dann tiefe Stille. Plötzlich ging die Vorſaalklingel. Ich gehe öffnen. Wer ſteht draußen? Der Vater der Klavierjungfrau.„Was war denn das?!“ fährt er mich ſchreckensbleich an.„Meine Tochter ſobo erſchrocken! Direkt vom Stuhle gefallen.“ ſage ich mit ſüßem Lächeln.„Aber damit Sie Bes ich lerne Trompööte!“, und ſchwupp! klappte ich vor der Naſe zu, ging dann ins Zimmer und blies ſeele i weiter. Es ging ſehr, ſehr ſchön laut natürlich auch daneben, aber erheblich. Na, ich bitte Sie, wenn man lernt! Außerdem ſang mein Schnauzerle ſehr brav die zweite Stimme! dazu. Es war ein liebliches Duett, das kann ich wohl ſagen. Anderntags war ein Poliziſt bei mir: man hätte ſich über mir, unten mir, neben mir beſchwert;: heftig beſchwert über einen ſchrecklichen Lärm, den ich neuerdings verurſache was denn los ſei. Drohend funkelte mich das Auge des Gefetzes au.„Bitte“, ſagte ich wiederum, ſüß lächelnd,„ich lerne Trom pööte.“ Und zum Beweis blies ich ihm was vor. Er war ganz ſchnell draußen,„wie weggeblaſen“; bezwungen von der Macht der Töne. Und ſo blies ich in Kürze auch das Klavier aus dem Hauſe. Für immer. Ich zerblies auch jede gackernde Damenkonferenz duf Flur und Treppen, jeden ehelichen Jwiſt nebenan, jeden Kinderlärm. Eine Ruhe herrſcht jetzt im Hauſe, die direkt paradieſiſch iſt. Ich bin gefürchtet. Trompete üben brauche ich nur noch ganz ſelten. Aber ſie iſt noch da, die Gute. Ueber meinem Schreibtiſch hängt ſie. Ja, wie geſagt: lernt Trompete! Es macht ſich bezahlt. Allerhand Wiſenswertes In China iſt es Sitte, daß eingeladene Gäſte nach der als Aeußerung dafür, daß es einem gut geſckmeckt hat. Die von der„Svenska Tändſticks A. G.“ behertſchten Streich⸗ holzfobriken ſtellen jährlich 10 Milliarden Schachteln her, die im Durchſchnitt 60 Stück je Schachtel enthalten. Die Fabriken ſtellen täglich ſo viel Zündhölzer her auf jeden Bewohner der Welt ein bis drei Zündhölzer Tag entfallen. Stapelt man die in acht Monaten von den ſchwediſchen Fabriken her geſtellten Schachteln mit Zündhölzern aufeinander, ſo erhält man eine Säule, die dem Abſtand zwiſchen Erde und Mond entſpricht. Bei Schußverlezungen, die Blindheit zur Folge haben, können entweder die peripheren Augen oder das Sehzentrum im Gehirn oder die vermittelnden Sehnerven zerſtört worden ſein. Meiſtens handelt kes ſich um Schläfenſchüſſe. 25 Die größte bekaunte zuſammenhängende Knochenmaſſe iſt der Schädel eines vorgeſchichtlichen Maſtodons, das im Country Clermond in den Vereinigten Staaten zwiſchen Kies und Sand ausgegraben wurde Dieſer Schädel wiegt rund 18 Zentner. * Berlin wird alljührtich von rund 3 Millionen Fremden be— ſucht, München von etwa 300 000, Wien von etwa 900 000. Einem Regenwurm wächſt der ganze Körper wieder, wenn man ihn durahnrennt, einem Krebs wachſen die Scheren wieder, eine Qualle kann man in vier Teile zer— ſchneiden, alle vier Teile wachſen vollſtändig wieder zu Quallen aus. Unübertroffen iſt und bleibt aber der homo sapiens. Es gibt Menſchen, die man ein dutzendmal hinaus— werfen kann, ſie kommen ein dutzendmal wieder. Es gibt Menſchen, denen man nach ihrem Tode noch beſonders den Mund totſchlagen muß, weil er ſonſt noch weiterreden würde ä Nach einem japanischen Märchen erædhlt von Elsd Marid Bud. 8 Es war Takumoro, der junge Sohn eines großen Daimios. Er war ſo reich, daß nichts zu wünſchen blieb von der Erde Freuden— darüber wurde ihm die Seele trübe. Ein Weib zu nehmen, rieten ſeine Freunde. So zog er aus, in einem präch⸗ tigen, himmelblauen Lago ſitzend, von acht Dienern getragen, die Mohnrote Seide mit goldenen Bruſtſchildern umhüllte. Weit vurchs Land ſuchte er nach einem ſchönen Mädchen— aber jeine wollte ihm ſchön und gut genug dünken. Da kam er zur Gegend der Wälder und Sümpfe, an deren Rande nur kleine Gemeinden lebten. Eilig ſchritten ſeine Träger hindurch, denn * hieß jenſeits der Einöde eine große Stadt zu erreichen, ge⸗ Kannt die„ſchöne Närrin“, wegen ihres reichen, verſchwen⸗ veriſchen Lebens. Als ſie bei einem Paſhiro der Landſtraße porbeikamen, ſtand dort ein Greis gebückt und betete zu den Geiſtern ſeiner Ahnen. Er ſprach warnend zu Takumoro: „Herr, reiſe nicht durch die Sümpfe. Viel Füchſe treiben vort ihr tückiſches Weſen. Du weißt, daß ſie Zauberer ſind, voller Liſt gegen Tier und Menſch. Schwerlich werden ſie dich zungekränkt ziehen laſſen.“ Doch Takumoro wies lachend auf ſeine bewaffneten Be— gleiter und beachtete die Warnung nicht. Sie waren eine Weile längs der Straße gezogen, die am Rand des Moores ſich entlang reckte; Nebel hingen vor der Sonne. Da begegnete ihnen ein Kago, gleich dem ihren köſtlich geſchmückt. Takumoro ſah ein jchönes Mädchen darinnen, das vor ſeinem Blick ſchnell den Fücher ans Geſicht hielt. Es war aber ein Hindernis auf der Straße: beide Züge mußten halten. Takumoro fühlte ſogleich tzroße Liebe zu der Schönen; er ſchickte ſeinen Diener zu ihr, eine Unterredung erbittend, die ſie gewährte. Er erfuhr, daß ie eines Hofmanns Tochter ſei, der in entfernter Provinz lebe, ſie aber befände ſich auf der Reiſe zu Verwandten. Von der großen Anmut des Mädchens ganz entzückt, warb Taku⸗ moro bald um ihre Hand, und erhielt nach einigem Zögern ie Wort. Doch wollte ſie die Heirat von ihres Vaters Ein— willigung abhängig machen. Takumoro beſtimmte ſie indes mit heißer Leidenſchaft, deren Gewalt ſo ſchnell über ihn ge⸗ zommen, noch in jener Stadt jenſeits der Sümpfe die Seine zu werden. Auch das gab ſie ſchließlich zu. Sie nahmen nun vin ſchönes Haus mit einem Park in der reichen Stadt. Taku⸗ moro lebte mit ſeiner klugen und lieblichen Gemahlin in großem Glück. Wenn er nicht der Jagd oblag oder andere ritterliche Kurzweil trieb, war er immer um ſie. Oefter be— gehrte ſie mit ihm zu jagen und er mußte ihr zierliche Waffen ſchenken, die ſie geſchickt gebrauchte. Takumoro ſand ſie von dem Fieber der Jagd immer ſeltſam verändert; ihre Augen glänzten wild, oft entſprang ſie ihm ins Dickicht und er mußte ie lange ſuchen. Als der Schnee fiel und die Flüſſe ihren Mirrenden Silberpanzer überſchnallten, kamen Freunde und luden ihn ein zur Jagd auf Wildvögel, die im Moore niſteten. Takumoros Frau begehrte mitzuziehen, doch er verweigerte es tor mit Freundlichkeit, der Freunde wegen. Schweigend, mit geſenkten Augen, hörte ſie ihn; doch als der Zug der Jagen⸗ den zum Tore hinaus war, ſchlüpfte ſie nach und kehrte erſt nach Stunden müde und erſtarrt zurück. Von Liesbet Dill. „Gnädige Frau, im Salon wartet eine Dame mit einem Koſenſtrauß“, ſagte mir der Portier, als ich das Hotel ver— laſſen will, ung in den Wald zu gehen.„Es ſei ſehr dringlich, ſagte ſie.“ Ich gehe in den Salon. Eine kleine, rundliche Dame ſtürzt mit einem großen Blumenſtrauß auf mich zu.„Ach, ſind Sie es wirklich? Sind Sie das ſelbſt? Laſſen Sie mich Sie einmal betrachten, gnädige Frau. Genau ſo habe ich Sie mir vor— geſtellt. Nur viel kleiner und hellblond. Ich weiß nicht, warum! Ich las Ihren Namen in der Fremdenliſte und wollte Ihnen dieſe Roſen bringen, als Dank für einen Roman, den ich von Ihnen geleſen habe. So hat mich noch nie etwas gepackt! Das iſt der ſchönſte Roman, den Sie je geſchrieben haben! Ich habe geweint, am Schluß nämlich, wo die Frau wieder zu ihrem erſten Manne zurückkehrt; es ſoll ja vor⸗ kommen, aber wie Sie das geſchildert haben, und die Fahrt — auf dem Schiff, und Indien, die Landſchaft, die Gefahren.“ „Entſchuldigen Sie, gnädige Frau, was war das denn für ein Roman?“ „Ja, das weiß ich nicht mehr, den Titel hab' ich vergeſſen... Ein Gelehrter aber ich weiß genau, wovon er handelte verläßt ſeine Frau und ſeinen Sohn, um nach Indien auszu— Wandern...“ „Verzeihen Sie, ich war aber nie in Indien...“ „Deshalb iſt es ganz beſonders bewundernswert, wie Sie das Land beſchrieben haben. Schiller war ja auch nie in der Schweiz und ſchrieb Wilhelm Tell, und nie in Spanien und schenkte uns den Don Carlos Was müſſen Sie für eine Phantaſie haben! Etwas, das man nie geſehen hat.., ſo an⸗ ſchaulich zu ſchildern: den Urwald, die Schlangen, das Leben in der Dſchungel Und wie Sie ſich in die Seelen der Menſchen verſetzen können! Die Frauen müſſen Ihnen ewig dankbar ſein„ die Männer kommen ja nicht ſehr gut dabei weg, aber das ſind doch alles Egoiſten.. ich finde es wenig⸗ ſteus, und es freut mich, daß Sie ihnen einmal ehrlich die Meinung geſagt haben. Denn dazu gehört Mul.“ N a „Verzeihung, wo ſol ich denn das geſagt haben?“ fand ich Zeit, einzuwerſen. Takumoro aber hatte an jenem Tage ein geſpenſtiſches Er⸗ lebnis. Er war, abſeits von den Freunden, nur von ſeinen Hunden begleitet, einer Fährte nachgedrungen. Die Tiere jagten vor ihm eine Senkung zum Fluſſe hinab, deſſen ſchwarze Waſſer weiße Eisblöcke ſacht vorbeikrieben. Da ſah er, während die Hunde ſcheu zurücktrochen, einen großen weißen Fuchs am Flußufer. Das Tier ſtand auf 8 Hinterbeinen und ſchien, den ſpitzen Kopf vorgebeugt, ſein Bild im Waſſer zu beſehen. Der dunkle Spiegel aber warf eines ſchönen Weibes Bild zurück, das Takumoros Gemahlin in jedem Zuge glich. Oder hatte er dies nur in Sekundenſchnelle geträumt, von der weißen Stille des Waldes ermüdet? Er glaubte bald, nur einen davonſtiebenden Fuchs während eines Augenblicks ge⸗ ſehen zu haben, deſſen weiße Rute den Schnee zu Silberfunken Siure e das andere war Gaukelei ſeiner ſehnſüchtigen Sinne. Wieder verging ihm eine Zeit des Glücks. Da trat Taku⸗ moro eines Mittags unerwarket zum Ruhegemach ſeiner Ge⸗ mahlin, in das ſie ſich während dieſer Zeit zu kurzem Schlafe einzuſchließen pflegte. Die Tür unverſperrk findend, fah er ſich im Raum ſuchend um. Sie war nicht anweſend; ſtatt ihrer lag auf ſeidenem Kiſſen, das mit den hundertblättrigen Kikublumen beſtickt war, ein großer, weißer Fuchs und ſchlief. In tieſer Seele erſchrocken, griff Takumoro nach ſeinem Dolch und ſtieß nach des Tieres Nacken, es zu töten. Doch der Fuchs ſchnellte empor, wurde nur leicht an der Stirn getroffen, und mit ungeſtümem Sprung ſetzte er die Stufen zum Park hinab und verſchwand im Dickicht Schreckliche Ahnungen überfielen hier Takumoro; er rief Diener und Dienerinnen zuſammen und fragte:„Wo iſt mein Weib? Wie kam ein Fuchs in dieſe Zimmer, daß ich ihn auf dem ſeidenen Kiku liegend finde, die von den Füchſen geliebt werden?“ Doch niemand wußte ihm Antwort zu geben. Er ſandte ſie nun alle in den Park aus, ſein Weib oder den Fuchs zu erſpüren; er ſelbſt ſuchte bis zur ſpäten Nacht umher und war doch in ſeinem Herzen voll Furcht vor den kommenden Dingen. Als er ohne eine Löſung der Rätſel zurückkehrte, fand er ſeine Gemahlin, ſtill bei einer Stickerei in ihrem Zimmer ſitzend; ſie trug eine Wunde auf der Stirn und ihr ſchönes Geſicht war verzerrt und finſter. „Wer tat dir weh und wo bliebſt du den Tag hindurch?“ fragte Takumoro mit ſchwerem Herzen. Da ſah ſie ihn an; es war Haß in ihren Augen, die ſonſt ſo ſanft geblickt hatten.„Wer mir weh tat?“ fragte ſie zurück. Oh, Takumoro, daß du ſo leicht den Dolch zückſt, dein Sinn ſo taub, dein Herz ſo töricht iſt—“ Und ſie reckte die ſchlanken Hände und griff nach Taku⸗ moros Halſe und ihre ſeinen Finger wurden zu Krallen, die tief in ſein Fleiſch riſſen. Da kamen Takumoro in Todes- not die Kräfte, das Weib von ſeinem Halſe zu ſchütteln und ſie zu überwältigen. Er ließ Prieſter holen, die ſich auf Fuchs⸗ zauber verſtanden, und als die Verſchwörungen geſprochen waren, verſchwand Takumoros Weib, und eine weiße Füchſin ſaß mit geiferndem Maul in der Schlinge. Daß ihr böſer Geiſt nicht ſchade, wurde ſie in verſihloſſener Kammer verbrannt und die Aſche auf fließendes Waſſer ge— ſtreut. Takumoro aber blieb traurig und zerriſſen ſein Leben lang. Ein Lied geht von ihm um, das hat mancherlei Faſſung und Singart. Einige Verſe lauten ſo: Da er die Schöne nahm und ſie liebte, Blühte immer der Pflaumenbaum, Als ſich die Füchſin enthüllte, die Zauber entwichen, Frierend lebt er in Regen und Herbſt. „Geſagt?! Sie haben das geſchildert in dieſem Roman, deſſen Titel ich leider vergeſſen habe; ich las ihn im D-Zug— nach Wien, und habe ihn leider unterwegs liegengelaſſen, mit meinem beſten Schirm. Ich bin ſo zerſtreut, wenn mich etwas beſchäftigt. Und nun fehlt mir der Schluß! Und da ich nicht mehr den Titel wußte, wollte ich Sie fragen, wie es aus⸗ geht... Ob ſie wenigſtens glücklich werden, die beiden... es handelt ſich doch hier nicht um Alltagsmenſchen, ſonſt würde man ſich ja nicht für ſie intereſſieren. Ich habe nicht ſchlafen können, ich las das Buch in einer Nacht... und nun ſagen Sie mir nur, wie geht es aus?“ „Ja, gnädige Frau, ich kann Ihnen das leider nicht ſagen, denn ich habe niemals etwas geſchrieben von Indien, und einem Gelehrten mit einem Sohn, der zu ſeiner Gattin zurück— kehrt...“ „Wie? Wieſo? Sie hätten den Roman nicht geſchrieben?! Aber das iſt— ſind Sie denn am Ende nicht „Doch, ich bin's... aber das Buch... iſt von einer anderen Autorin, gnädige Frau.“ „Wie... das Buch Ihnen?!“ „Nein, es iſt wirklich nicht von mir!“ „Aber das iſt ja ſchrecklich... das iſt, das iſt ja zu dumm, nun erfahre ich ja den Schluß nicht... und ich bin eigens deshalb hergekommen... und hatte mich ſchon ſo gefreut... mein Gott... ja... Nun, dann nehmen Sie die Roſen; es freut mich wenigſtens, daß ich Sie bei der Gelegenheit kennen— gelernt habe.“ Und ſie rauſcht hinaus. das ſchöne Buch wäre nicht von = Seine Taſchen. Von Anſelma Heine. Es gibt eine einzige Eigenſchaft, um die ich den Mann beneide. Das ſind ſeine Taſchen. Alle ſeine Uebertegenheiten, die wir bewundern, alle unſere Mängel, die man uns vorwirft, rühren von dem Umſtand her, daß der Mann Taſchen hat, wir aber keine. Ich werde das beweiſen. Man nennt uns flatterhaft, vergeßlich, hilfsbedürftig, lang⸗ ſam von Entſchluß, furchtſam, ſtlaviſch, unwahr, launenhaft, kokett, kleinlich, beſchränkt, egoiſtiſch. Wenn wirklich der Mann alles das nicht iſt, ſo verdankt er das einzig und allein ſeinen Taſchen. Denn warum ſollte er flatterhaft und vergeßlich ſein, wo er doch dicke Notizbücher bei ſich tragen kann, die ihn erinnern? Dazu einen Bleiſtift, mit' dem er ſich alle Rendezvous, Verabredungen, Verſprechungen und Vorſätze ſofort aufzeichnen kann? Unſer Knoten im Taſchentuch übt längſt nicht dieſelbe Wirkung aus. Und wie kann er hilfsbedürftig ſein, wenn er alle mög⸗ lichen Gerätſchaſten, wie Meſſer, Bindfaden, Uhr, Pfropfen⸗ jeher, Streichhölzer, elektriſche Lampe, Reſerveklemmer, bei ſich haben kaun? ft es da nicht ſelbſtverſtändlich, daß er anſtatt egoiſtiſch zu ſein, ich mit dieſen Hilfsmitteln auch anderen gefällig zeigt, ihnen beiſpringt, wenn ſie in Ver⸗ legenheit ſind? ie ſollte er nicht raſch von Entſchluß ſein, wenn er Hausſchlüſſel. Brieftaſche mit Geld. Briefmarken. üllfederhalter bei ſich führt, um etwa ſeine Angehörigen 42 enachrichtigen. daß er eine plötzliche Reiſe unternehmen will? Furcht? Kann er nicht einen Revolver bei ſich tragen? Außer⸗ dem all ſeine Ausweiſe und Zeugniſſe? Stlaviſch? Iſt er nicht immer Herr der Situation? Hat er nicht ozuſagen die Menſchen in der a Lügen? Wozu all die Unbequemlich⸗ keit? Mit ſeinen wohlgefüllten Taſchen 1 7 er es erlauben, die Wahrheit zu ſagen und ſie durch allerlei A ſſe, die er bei ſich trägt, zu erhärten. Auch die Koketterie iſt ihm det Er hat gediegenere Eroberungsmittel. Kann er nicht Konfekt bei ſich tragen und ihr anbieten oder ſeine Gedichte heraus⸗ ziehen und ihr vorleſen? Oder ihr mit Stecknadeln beiſpringen, wenn ſie ſich beim Einſteigen in die Elektriſche den Nockſaum zerriſſen hat? Ihr ein Spiegelchen und Puderbüchschen anbieten? Sie aber, die Arme, kämpft indeſſen mit Paket, Muff, Handtäſchchen, Regenſchirm, Briefen, die ſie in den Poſtkaſten zu ſtecken hat, und dem Zweimarkſchein, der ihr im Handſchuh ſteckt, weil ſie, beladen wie ſie iſt, nicht an ihr Portemonnaie heran kann. Er natürlich braucht keinen Muff. er ſteckt die Hände in ſeine Taſchen. Kein Paket. Er birgt die inkäufe im Ueberzieher. Immer hat er für ſich und andere die Hände frei, braucht weder ungeſchickt noch ſchüchtern dazuſtehen, nicht kleinlich, hat Muße, freien, weiten Blick, der nicht für tauſend kunſtvoll angebrachte Anhängſel zu ſorgen hat. Er kennt die Welt wie ſeine Taſche, deren beruhigende Vollſtändigkeit ihm erlaubt ſich von den Kleinlichteiten des Lebens abzuwenden und mit den großen Fragen zu beſchäftigen: ſo daß er nicht beſchränkt genannt zu werden braucht. Ihm gehört die Welt. Und das alles verdankt er— ſeinen Taſchen. Erſte Nachſchrift. Ich gebe dieſes Manuſkript meinem Manne mit, der es auf die Poſt tragen ſoll; weil ich fürchte, es unterwegs aus meinem Perlenhandtäſchchen zu verlieren. Es ſpringt immer auf. Zweite Nachſchrift. Das Manuſfkript iſt in der Taſche meines Mannes mehrere Tage„poste restante“ geblieben. Es iſt ganz zerknittert. Ich weiß nicht, ob ich es noch abſchicken ſon? Ich habe Zwelſel bekommen an der einzigen beneidenswerten Eigenſchaft des Mannes. Von Rudolf Brook. Auf dem Dresdener Neumarkt ſah ich ſie wieder. Es war ſehr kalt, von der Elbe wehte ein ſcharfer Wind und über dem alten Platz mit der ſchwarzen, feierlichen Kirche und den ernſten Häuſern war ein graues, etwas blendendes Licht aus⸗ gebreitet. Sie aber, die Tauben, deckten wie eine leichte, graue, hin und her ſchwankende Wolke das Pflaſter. Sie waren faſt alle grau, ſuchten zwiſchen den Steinen nach Futter und ſchienen nicht zu frieren. Eine einzelne, hellere, hob ſich ein wenig empor und flatterte eine Zeitlang über dem Gewimmel der anderen. Sie war ganz weiß, und wenn man von unten ihren Schwingen nachſah, blendete der Schein, der aus ihren Flügeln ſiel. Sie flog unſchlüſſig hin und her und war plötzlich hinter einer Biegung, die zum Fluſſe führt, verſchwunden Vielleicht hatle ſie eine adligere Seele als das graue Ge⸗ wimmel zu meinen Füßen, vielleicht ſuchte ſie nach einem heiteren Himmel und einem helleren Platze. Und mein Herz ging ihr nach oder votaus, nach Süden. nach jener zwelten deutſchen Stadt, die die Lauben pflegt. Ich gedachte euer niedrigen, hellgelben Mauer der Münchener Reſidenz, zu der und von der die Tauben flattern, beweglichere, ſchlankere Tiere. Alles auf dieſem Platze iſt bewegter, farbiger als auf dent ernſten Dresdener Markte. Die Kirche, die auf ihn herabſieht, iſt prächtiger und weltlicher als ihre nördliche Schweſter, die Häuſer ſind heller und kleiner, und der Himmel iſt blauer und zarter. Die Tauben ſind faſt alle weiß; ſie flattern hin und her über den Platz und ſie ſind ſehr lebhaft. Auch hier gibt es welche, die über den Schwarm der anderen emporflattern. Ste tun es über die gelbe, niedrige Pforte hinweg, in eine durch⸗ ſichtige, klare Luft. Immer nach Süden. Und wem käme da nicht der Gedanke an die dritte Stadt, noch tiefer im Süden, noch heiterer, noch feſtlicher, wo die Tauben ſchneeweilß und unter einem warmen, tiefblauen Himmel über den Platz flattern? Wem käme nicht der Gedanke an Venedigs Markus⸗ platz? Den grauen Tauben des Dresdener Neumarktes ſah ich an einem fahlen Novembertage zu. Sie ſuchten eifrig zwiſchen den Steinen und hörten nicht auf den Ruf. Grau war der Tag, grau waren die Tauben, grau war die Zeit. Eine aber, die hellere, hat mir die jugendlichen Tage des Markusplatzes, hat mir die gereiſteren des Odeonsplatzes noch einmal lebendig gemacht. Die weiße ſchwang ſich in die Luft— in die Luft, die allen drei Plätzen gemeinſam iſt. Und weil irgendwo in der Welt weiße Tauben vor St. Markus und helle Tauben vor der Theatinerkirche flattern und gurren, ſind mir die grauen des Neumarktes lieb. Tauben, liebe Tauben. Bunte Wahrheiten. .Der Eſel freut ſich, wenn ſeine Arbeit getan iſt; der Kluge freut ſich, ſolange er arbeitet. * , Darin gleichen ſich Fürſten und Volk: Man kann beiden ſelten auf die Dauer dienen, ohne an Charakter zu verlleren. Einen Tag nach der Hochzeit ſind alle Frauen gleich- altrig. * „Die Straſe des Neides: Er vergiftet ſich an Delikateſſen, die andere genießen. * Wo nur, ein Wunder uns retten kann, weiß jeder Eſel einen Rat. * Der Zufall macht ſeine beſten Geſchäfte dort, wo man nicht f an ihn glaubt. 1 ö Die nicht wiſſen, wovon ſie leben, ſind nicht ſo bedauerns⸗ wert als die, die nicht wiſſen, wozu ſie leben. a Dr. Baer-Oberdork. Nachdruck verboten. Ganz in den großen, düſteren Lehnſtuhl, der wie von emem Ungefähr in die ſonſt ſo zierlichen Rokokomöbel vimeingeſchneit ausſah, ſaß Thereſia getauert, ließ die ganze ernſte Rede des Bruders über ſich ergehen, der mit bert betonten Schritten ſein Zimmer durchmaß. „Es iſt noch kein Mädchen geſtorben, wenn es hat heiraten müſſen. Und du wirſt dich auch drein ſchicken. Er iſt dir doch all die Jahre recht lieb geweſen.“ Thereſias Köpfchen nickte.„Ja, recht lieb... Aber...!“ Karl Joſef blieb vor der Schweſter ſtehen, die wie ver⸗ körpertes Unglück in dem großen Stuhl kauerte.„Wär um, wenn du noch einen anderen hätteſt...“ Aufmunternd nickte der Mann der Traurigen zu. Aber Thereſia ergriff das Fädchen nicht, das der Bruder ihr. reichte, wußte ja lelber nichts von der heimlichen, martern⸗ din Liebe, die in ihrem Herzchen brannte. „Wenn du meinſt, Joſel, daß ich ihn nehmen ſollt— einem anderen bin ich nimmer gut.“ Befriedigt ſtreichelte Karl Joſef über der Schweſter weiche braune Locken.„Nimmer geſcheit warſt du. Und ann— ich babe noch zu arbeiten!“ „Laß mich noch ein wenig bei dir bleiben!“ bat das M tochen.„Will auch ganz ſtill ſein und dich nicht ſtören.“ Karl Joſef ſaß wieder an ſeinem Schreibtiſch. Was er jetzt nur immer alles zu ſchreiben hatte! Und n war er die ganze Nacht weg! Thereſia hatte ihn ſchon en paarmal in den allerfrüheſten Morgeuſtunden erſt nach Hauſe kommen hören. Der Joſel überanſtreugte ſich ge⸗ wiß! Aber zu ſagen wagte ſie nichts. Würde ſie ja doch abweiſen. So war er. Nie durfte ſie teil an ſeiner Arbeit ine weiche, nie gekannte Zärtlichkeit durchflutete das Mädchen plötzlich, ſo jäh, daß es ihr das Blut in die Wangen trieb. Hingehen hätte ſie zu dem ernſten, ſchwer— mütigen Bruder mögen, ſeinen dunklen, abſichtlich un— ſepuderten Kopf an ihr Herzchen betten und ihm irgend etwas recht Liebes ins Ohr flüſtern. Der Joſel hatte doch memand, der ihn ſo recht von Herzen hätſchelte. Eine ſüße, halb kindliche Mütterlichkeit wurde in Tpereſia wach. Raum wollte die haben. Vor Karl Joſefs hinteren Augen getraute ſie ſich nicht, erſtarb ſie faſt. Da ſchlich Thereſia hinaus, lief dem Herrn Vetter ſitrade in die Arme. So bubeuhaft konnte er manchmal ansſchauen, gerade jetzt, wo ſeine Augen ſie wie die neckiſchen kleinen Amoretten vom Schlößchen Solitüde im Wiener Wald anlachten. „Hat ſich das allerungnädigſte Kuſinchen die Sache noch kinmal durch das kapriziöſe Köpferl gehen laſſen?“ Da mußte Thereſia plötzlich lachen. So ein dumm⸗ eber Bub war er doch, der Stefferl. Und zum erſten Male bot ſie izm den Koſenamen.„Laß das dumme Zeug jetzt, Stefferl— iſt auch net leicht, auf einmal ein Weiberl werden zu ſollen, wann man als Maderl noch ſo tut fertig werden könnt'.“ Stephan vou Baben verſtand das Mädchen zwar nicht lang— war noch zu viel Bubenübermut in ihm; der war nicht fein und zart genug für das Seelchen Thereſias, das zun erſten Male die Schwingen ins Leben hineingewagt heulte. Aber das verſtand er, als ſie ſich jetzt zu ihm hinbeugte, izn mit ihren weichen Armen umſchlang, das ſüße rützchengeſicht ganz nahe an ſein Antlitz brachte und ihm mitten auf den Mund einen Kuß drückte. Da nahm er ſie, wie einſt im Wiener Wald, um die Taille, tanzte mit ihr im Menuettſchritt über den Gang. Lala, lala! Das war die ſelige Melodie aus dem Wiener Wald. Lala, lala! Gnädigſter Herr Vetter, aller— ſchönſtes Kuſinchen! Lala, lala! Und trotz allem war es doch nicht mehr wie damals in Oeſterreich. Aber das wußten Stephan von Baben und Thereſia nicht. Nur das Mädchen ahnte es, ganz un⸗ beſtimmt und ungewiß, am leiſen, pochenden Schlag ihres jungen unberührten Herzens. Lala, lala, lala! Herr Vetter, allerſchönſtes Kuſinchen! i 15 4. Irgendwo im Gebüſch knackte das Holz. Schritte haſte— lern durch das Wäldchen. Oder war es nur der Sturm, der ſein Spiel in den Wipfeln der Bäume trieb? Joſt von Adlersfelds Falkenaugen ſuchten Halt im abendlichen Nebelbrauen. Aber nichts, nichts war zu ſehen. War alles wie ein fremder ſeltſamer Spuk. Ganz Schleſien ſchien ſeine Unholde und Geiſter ausgeſpien zu haben. Einen tollen Reigen tanzten ſie durch den wie feiner Erd— dampf aufſteigenden Nebel. Der Major lockerte ein wenig die Zügel, ließ ſeinem Pferd die gewünſchte Freiheit, ritt hinein ins Un⸗ beſtimmte. Wer wußte, irgendwo, nicht allzu weit, konnten ſchon die Oeſterreicher liegen, feindliche Verſtärkungs⸗ truppen heranziehen. „Du ſollteſt nicht ſo alleine reiten. Tollkühn biſt du!“ Der Major hörte noch immer des Freundes warnende Stimme. Ein rechter Haſenfuß war Hermann doch manch⸗ mal! Was kümmerte es ihn im Grunde genommen, ob er tollkühn war? Joſt von Adlersfeld liebte nun einmal dieſe einſamen Ritte durch das Nebelbrauen. Nichts konnte man von der wirklichen Welt ſehen, konnte ſich darum die Welt ge⸗ ſtalten, wie man wollte. Und der Mann ſah dann nichts anderes als das kleine märkiſche Schloß, Sandfläche mit einzelnen Birkengruppen, und über allem der feine, un⸗ beſtimmbare Hauch der Einſamkeit. Des Majors Pferd väumte ſich plötzlich auf. Eine Kate tauchte aus dem Rebeldunſt auf, eine jener Katen, die weit von der nächſten Ortſchaft liegen und deshalb für vorüberkommende Wanderer oder Reiſende einen kleine ren Schankbetrieb offenhielten. Joſt von Adlersfeld ſprang vom Pferde, ließ ihm einen Eimer Waſſer und Hafer geben und trat dann in die Wirtsſtube ein. Schwarz verräuchertes Gebält, wurmſtichige Tiſche und Bänke, und über allem eine unbeſtimmbare Staub- und Schmutzſchicht, die an Vergeſſenheit und ſchlechte Zeiten mahnten. Krachend warf der Mann ſich auf die Bank. Der Wirt kam verſchtafen hinter dem Schanktiſche her— vort, eiwas mißtrauiſch. Was wollte ſo ein feiner Herr in ſeinem armſeligen Betrieb? Aber Joſt von Adtersfeld machte mit einem Blick ſeiner harten Augen der zevoten Unterwürfigkeit des Mannes ein Ende.„Etwas zu trinken!“ befahl er barſch, warf ein Geldſtück gleichzeitig klingend auf die Tiſchplatte. „Gleich, gleich!“ Der Wirt bücklingte tief. Gier flackerte unſtet beim Anblick der Münze in ſeinen Augen auf.„Wenn der Herr ſich für ein paar Minuten gedulden will!“ Er verſchwand in einem dunklen Nebenraum, der anſcheinend nur ein einziges, ſorgfältig abgeblendetes Fenſterchen hatte. Ungeduldig trommelte der Major auf den Tiſch. Wirt, * wo bleibt Er ſo lange!“ Aber als Antwort nur das ſtaubfeine Kalkgerieſel vom Gebälk und das erſchrockene Wehgeſchrei einer Katze, die allzu unvorſichtig mit des Mannes ſchweren Reitſtiefeln in Berührung gekommen war. Sonſt nichts als Schweigen, das ſich wie dünſtender Nebel auf alles legte. Joſt von Adlersfeld ſtieß mit derbem Stoß den Tiſch beiſeite, ging im Raum umher, deſſen Gebälk wie ein ſchwerer Druck auf ſeiner hohen, kräftigen Geſtalt laſtete. „Hallo, Wirt, kommt Er nicht?“ Als keine Antwort kam, wollte der Mann die Tür zu dem kleinen Nebenraum aufſtoßen. Aber eine Geſtalt warf ſich ihm zu Füßen, ein dunkeläugig Mädchen, dem die ſchwarzen Strähnen des Haares wirr ins Geſicht hingen. „Nicht, Herr, nicht über die Schwelle!“ Rauh lachte der Mann auf.„Mach Sie, daß Sie fort⸗ kommt, Sie ſchwarze Hexe!“ Doch das Mädchen rührte ſich nicht.„Es iſt einer darin!“ flüſterte ſie abwehrend. „Das glaub' ich ſchon! Ihr ſauberer Herr Vater wohl, der mir ein Tränklein braut. Geb Sie den Weg frei!“ Da ſprang ihn das Mädchen an, hing wie eine Katze an ſeinem Halſe, biß, kratzte, daß Joſt von Adlersfeld ſich nur mit roher Kraft befreien konnte. Und dabei war das Mädchen hübſch, von einer auffallenden wilden Schön⸗ heit, wie man es oft bei Polinnen und Zigeunerinnen traf. Und dieſe Leidenſchaft! Der Major mußte plötzlich wider Willen lachen.„Sie ſpringt ja liebenswürdig mit den Gäſten Ihres Vaters um!“ Er ſchleuderte das Blut von ſeiner Hand. „Sie ſind kein Gaſt!“ Ihre ganze Geſtalt, deren ebeu- mäßige Schönheit ſelbſt unter dem zerriſſenen Rock, der hängenden Bluſe zur Geltung kam, bebte vor einem Zorn, den der Mann nicht verſtehen konnte. „Warum bin ich denn kein Gaſt?“ „Weil Sie ein Preuße ſind!“ Das Mädchen ſchüttelte ſich vor Abſcheu. Nun lachte Joſt von Adlersfeld wirklich.„Ach ſo, Sie iſt mit den Preußen nicht einverſtanden?“ Hinter der Tür hörte man jetzt deutliches Flüſtern. „Gehen Sie!“ Das Mädchen drängte. „Und weshalb?“ In des Majors Augen blitzte es wie verhaltener Spott ob dieſer ſeltſamen ſchleſiſchen Gaſt— freundſchaft. „Man will Sie töten!“ Der Mann runzelte die Brauen.„Da habe ich ja wohl auch noch mitzuſprechen!“ „Ein Oeſterreicher iſt im Nebenzimmer!“ „Sehr intereſſant! Will ihn mir mal anſchauen!“ „Nein, nein!“ Die ſeltſame Fremde ſchrie es faſt. Doch dann im Flüſterton:„Er ſoll Ihnen nichts tun. Sie ſind ſo jung noch, ſo ſchön. Und die Karten lügen nicht. Katja verſteht ſich auf die Karten. Die haben ihr einen ſchönen ſtattlichen Offizier verſprochen, der ſie mitnimmt auf ſeinem Pferd, hinausführt in die weite Welt!“ Joſt von Adlersfeld fühlte ſich angeekelt, ſtieß das Mädchen ſo barſch beiſeite, daß es aufſtöhnend in einer Ecke liegeublieb. Im ſelben Augenblick drohte ihm aus der anſtoßenden, völlig dunklen Kammer eine Piſtole entgegen. Der Major ſchaute in ein mit einer ſchwarzen Maske unkenntlich be⸗ decktes Geſicht, auf eine Geftalt in einem weiten ſchwarzen Mantel, der keine Körperform erkennen ließ. „Hände hoch!“ Aber der Major ſchlug ſeinem Gegenüber die Piſtole aus der Hand. wollte ſich gerade darauf ſtürzen, als ihn ein paar feſte Fäuſte von hinten packten und ihn zu Boden zu reißen ſuchten. Das Mädchen in der Ecke hatte ſich aufgerichtet, ver⸗ folgte mit neugierigen Augen, die an derlei Raufſzenen gewöhnt zu ſein ſchienen, den weiteren Verlauf, um dann aus ihrem Rockgürtel ein abgegriffenes, ſchmutzſtarrendes Kartenſpiel herauszuziehen. Auf dem Lehmboden klebten die Karten beinah feſt, ergaben in ihrer bunten Farbigteit ein groteskes Bild zu der ſchmutzigen, grauen Eintönig⸗ keit des niederen Raumes. „Coeur-Bube, ſchwarzer König, ſchwarze Zehn!“ Katja ſtrich ſich das wirre Haar aus dem Geſicht. Ob er es ſchaffen wird? Aber die Karten lügen nicht! Wegreiten würde ſie auf einem feurigen Roß mit einem ſchneidigen Offizier. Joſt von Adlersſeld hatte ſich von des Wirtes Fäuſten befreit.„Hund!“ Er ſchlug ihn ins Geſicht, daß das Blut hervorſtürzte.„Wo haſt du den wackeren Kumpan, dieſen elenden Oeſterreicher?“ Pferdehufe klopften über den Boden. Da ließ der Major von dem Wirt ab.„Entwiſchen laſſe ich mir den Schurken nicht!“ Weit ſtand die Tür von der Kate auf. Faſt ohnmächtig vor Schmerz lag der Wirt, der beim Niederfallen gegen die Tiſchkante gefallen war, am Boden. Wie ein ſeltſam koboldähnliches Weſen hockte die, ſchwarze Katja in ihrer Ecke, legte mit unerſchütterlichem Gleichmut ihre Karten. Großes Glück und falſches Glück, Unglück über den langen Weg! Ihre Lippen flüſterten. Aber trotz allem: ein Offizier hoch zu Roß. Das blieb! Das war beſtimmt! Und die Karten logen nicht!— Joſt von Adlersfeld hörte nur noch das klappernde Geräuſch der entfliebenden Pfſerdehufe. Alles Sichtbare hatte der weiße, feuchte Nebel in ſich aufgeſaugt. „Zum Teufel!“ skräftiger Fluch entfuhr des Mannes. Lippen. Ein Spion war es geweſen, ein ganz gemeiner Spion, der ihn hatte über den Haufen ſchießen wollen. Wild lachte der Major auf. War nicht ſo einſach, den Schwarzen Major kaltzumachen. Da ſprach er auch noch ein Wörtlein mit! Tarab, trab, trab! Funken ſprühten auf, Erdſchollen flogen auf unter den Pferdehufen! Aber der Nebel ſchützte den Flüchtling, wob hinter ihm ein undurchſichtig Tuch. Jetzt hörte man auch nichts mehr. Joſt von Adlersfeld war wie ein unheimlich aufziehen⸗ des Unwetter. Mehrere kleinere Ortſchaften ſtreifte er. In den Haustüren ſtanden Menſchen, flohen bei des Mannes Nahen in ihre Zimmer. Mütter nahmen angſt⸗ erfüllt ihre kleinen Kinder zu ſich auf den Schoß. „Das iſt der tolle Schwarze Major— der hat ſich bei Hohenfriedberg als blutjunger Fähnrich die Feuertaufe geholt. Aber alie Kugeln ſind an ihm abgeprallt. Feſt iſt er, der Schwarze Major des preußiſchen Königs!“ Tarab, trab, trab! Durch die undurchſichtigen Nebel⸗ ſchwaden, in denen das Geheimnis der ſchleſiſchen Un⸗ holde und Kobolde wachte, jagten Pferdehufe. Trab, trab! Nehmt euch in acht!— der Schwarze Major! Heinen Pordon kennt er, der in ungezählten Gefechten ſtets ſieg⸗ reich mit Einſatz des eigenen Lebens gefochten. Tarab, trab— der Schwarze Major!— Entſetzt fuhr Thereſia vor dem Bruder zurück.„Wie ſchauſt du aus, Joſel! Gerade, als habe dir jemand mit der Fauſt ins Geſicht geſchlagen.“ Karl Joſef wandte ſich unwirſch von der Schweſtet ab. „Laß das nur meine Sorge ſein! Geſtoßen habe ich mich, weiter nichts.“ Mit der Hand ſuchte er das blutkruſten⸗ überzogene Geſicht zu verdecken.„Kannſt mir aber ein wenig warmes Waſſer und ein Tuch bringen.“ Thereſia ſchüttelte das Köpfchen. Der Joſel, ſo arg ſich zu ſtoßen! Vorſichtig trippelte ſie zu ſeinem Zimmer. Niemand durfte ja darum wiſſen, hatte er befohlen. Was er nur immer hatte! Ganz verdunkelt war ſein Zimmer, als ſie leiſe bei ihm eintrat. Thereſias Herzchen wurde Mitleid.„Joſet!“ Aber Karl Joſef lag in dem großen Seſſel, auf dem ſie ſonſt immer ſaß, hatte den Kopf in die Hand geſtützt und ſtöhnte. Ob ſie nicht einen Arzt holen laſſen ſollte! Da fuhr er aber auf. Was ſie ſich denke? Ob er ſolch eine Memnie ſei?! Ganz erſchrocken wich Thereſia zurück. Karl Joſef fuhr ſich mit den feucht-kalten Händen über die Stirn. Wie das klopfte und hämmerte, als wolle es ihm die Hirnſchale zerſprengen. Keinen vernünftigen Ge⸗ danken konnte er mehr faſſen. Und war doch ſo wichtig, gerade jetzt, daß er klar blieb. „Bring' mir ein Glas Waſſer!“ Thereſia gehorchte. Solche Sorge machte ſie ſich ja um den Bruder. Wenn er nur nicht gefährlich verletzt war?! Sorgſam wie ein Mütterchen legte das Mädchen Karl Joſef naſſe Tücher um die fieberheiße, klopfende Stirn. Dem Manne wurde ſo wohl unter dieſen feinen welchen Händen, daß ein Lächeln ſein asketiſches Geſicht verklärte. „Der Herr Vetter hat's gut, daß du einmal ſein Weiberl wirſt!“ Thereſia wurde rot bis in die neckiſchen Stirulocken. „Dir möcht' ich es viel lieber ſein, Joſel!“ Karl Joſef betrachtete unter der weißen Stirnbinde die ſo geräuſchlos hin und her huſchende Geſtalt, ſah das ſüße Geſichtchen, deſſen Augen in verklärtem Glanz an ihm hingen. Sie hatte ihn lieb, die kleine Schweſter! So wenig hatte er auf dieſe zarte, immer bereite Liebe ge⸗ achtet. „Thereſia!“ Die Hand wollte er ausſtrecken, ſie ſtreicheln. Aber die Fieberſchauer überfielen dann ſeinen hageren Leib mieder, daß er ſich nicht aufrechterhalten konnte. Fortſetzung folgt.) 2 9—— Eine wahre Geſchichte von Friedrich Franz von Conring. Es war Winter, ein ſehr kalter Tag und Abend, als Frau Anna Lehwald mit zwei Schüſſein voll Pudding an ihrem Manne vorüberging, die Balkontür öffnete und die gefüllten Schalen auf den breiten Rand des Balkons in den tiefen nee ſetzte, der ſich dort angeſammelt hatte. Dann ſchloß ſie die Tür wieder und kehrte zu ihrem Manne urück. g Als ſie ſich in den Klubſeſſel ſetzte und ihre Füße auf einen Perſer ſtellte, ſeufzte ſie. N f. „Was fehlt dir?“ fragte der Mann und ſah von ſeiner Zeitung auf.. „Ich habe ein ſo unbehagliches Gefühl, als ob irgend etwas geſchehen wird.“ 5 „Ach, das haſt du ja immer, wenn das Mädchen Ausgang hat“, ſagte er und vertiefte ſich wieder in ſeine Zeitung. So ſaßen ſie beim Schein zweier elektriſcher Lampen, deren Helle durch Schirme abgeblendet war, da, und genoſſen das veglückende Gefühl ſtillen Beiſammenſeins. Nur ab und zu hob die Frau den Kopf und horchte in die Dunkelheit hinaus. Als eine Stunde verfloſſen war, ſagte die Frau zu ihrem Manne: „Jetzt könnteſt du eigentlich mal hinausgehen und die beiden Schüſſeln wieder hereinbringen. Ich nehme an, daß der Pud— ding jetzt fertig iſt.“ 5 5 Sofort legte der Mann die Zeitung beiſeite, ſtrich ſich das Haar aus dem bartloſen Geſicht, ſchritt zur Balkontür, öffnete ſie, zog die Jalouſie in die Höhe und trat auf den Ballon dinaus. Unwillkürlich zog er den Kopf ein, da es ſehr kalt geworden war... Er blickte nach allen Seiten und ſuchte nach den Schüſſeln, donnte jedoch keine finden. Weder oben auf der Baluſtrade, noch a6 dem Boden, noch ſonſtwo. 3 1 Er ſchüttelte mit dem Kopfe und kehrte zu ſeiner Frau ins Zimmer zurück. Sie ſah ihn erſtaunt an, als er mit leeren Händen kam. „Ich kann die Schüſſeln nicht finden“, ſagte er achſelzuckend. „Wo haſt du ſie denn hingeſtellt?“ „Oben auf die Baluſtrade.“ „Da habe ich nichts geſehen!“. 1 „Aber Ernft!“ rief ſie aus und eilte dem Balkon zu. Als ſie nun ihrerſeits draußen ſtand, blickte ſie mit offenem Munde und entſetzten Augen nach der Stelle, wo ſie die Schüſſeln hin— geſetzt hatte. Leer... Von den Schüſſeln keine Spur mehr. Sie ſah ſich nach allen Seiten um. beugte ſich über den Balkon und ſah von hier, dem vierten Stockwerk, an dem Baum vorbei, der ſich gerade vor ihrem Hauſe befand, auf die Straße inab. 1 Es war nichts zu ſehen. Da unten lag eine meterhohe Schneedecke; von Scherben, die da doch hätten liegen müſſen, keine Spur.. Sie ſchüttelte mit dem Kopſe. Das begriff ſie nicht. Lag doch der Balkon außerdem rechts und links im Bereich der eigenen Wohnung und war für Fremde ſchier unerreichbar. ließlich mußte ſie, wollte ſie ſich nicht erkälten, ſich dazu ent— ſchließen, fröſtelnd in das Zimmer zurückzukehren. „Als ſie zu ihrem Manne in die Wohnſtube kam, fragte er ſte:„Nun?“ Da erwiderte ſie: „Das kann ich beim beſten Willen nicht begreifen. Vor einer Stunde ſtellte ich die Schüſſeln da auf den Balkose und jetzt iſt keine Spur mehr von ihnen zu entdecken!“ „Vielleicht ſind ſie heruntergerutſcht?“ Die Frau zuckte mit den Achſeln: „Ich habe nichts ſehen können.“ Da ſtand der Mann auf und ſagte:„Das muß doch feſt⸗ zuſtellen ſein. Das wäre doch noch ſchöner. Ich gehe nach unten. Wahrſcheinlich liegen ſie da im Schnee vergraben.“ Kann ja gar nicht anders ſein“ erwiderte ſie. Run ging der Mann die vier Treppen hinunter auf die Straße und ſuchte den ganzen Platz vor dem Hauſe ab, ſtocherte überall mit dem Stock im Schnee herum, aber von den Schüſſeln war nichts zu entdecken. Kopfſchüttelnd ſtieg er wieder die Treppen hinauf. Beide ſtanden ratlos vor dem Rätſel, das ſich ihnen bot. Zwei Schüſſeln waren auf den Balkon geſtell! worden und nun ſpur— los verſchwunden. Sie konnten ch die Erſcheinung ganz und gar nicht erklären. Auf einmal ſagte die Frau: „Das geht nicht mit rechten Dingen zu!“ „Glaubſt du vielleicht an Geiſter?“ Der höhniſch. ö Die Frau zuckte mit den Achſeln: „Ich weiß nur, daß ich den ganzen Tag über ſo ein un⸗ gemütliches Gefühl gehabt habe und daß mir das eine Be— ſtätigung iſt.“ „Beſtätigung?— Wovon?“ Die Frau zuckte wieder mit den Achſeln und ſchauerte jetzt Fröſtelnd zuſammen. ö Der Mann ärgerte ſich darüber, daß ihm der Pudding ent⸗ gangen war, und die Frau grübelte über die dunkle Urſache nach, die die beiden Schüſſeln entführt. Als es Zeit zum Schlafengehen war, ſagte die Frau: „Wenn du glaubſt, daß ich mich ſchlafen lege, dann irrſt du dich. Ich bleibe wach, beſonders, da das Mädchen komiſcher⸗ weiſe noch nicht da iſt. Du kannſt dich meinetwegen zu Bett legen. Ich könnte doch kein Auge zutun.“ Der Mann ſah ſie verſtändnislos an, ſchüttelte mit dem Kopfe und begab ſich dann ohne Widerrede— er war von früheren Erfahrungen gewitzigt— in das gemeinſchaftliche Schlafzimmer. 0 Die Frau aber ſetzte ſich auf einen Stuhl und war feſt ent⸗ ſchloſſen, die ganze Nacht über zu wachen. 5 Als der Mann das Licht gelöſcht hatte, und ſie das Licht in ihrem Zimmer löſchte, wurde es ganz ſtill ringsumher. Sie hatte nun Zeit, über vieles nachzudenken. Dabei klopfte ihr . faſt hörbar. ö 4 ie Stille fing an zu ſingen und zu klopfen und die Möbel begannen zu krachen und zu knacken. Auf einmal hörte ſie ein ganz deutliches Scharren und gleich darauf ſah ſie an der Balkontür ein Licht blitzen. Sie Mann lachte Ein Gade ſich ganz deutlich ein Mann ab. in b rüttelte ſie ihren Mann wach und gleich darauf kehrte ſie hinter er vom Spaziergang kam. Herr Breitenmeyer wußte es nicht. vor ſich, wenn Herr Breitenmeyer des Abends nicht Punkt zehn inbrecher. 85 Sie ſprang auf und eilte lautlos ins Schlafzimmer. Dort ihm in den Salon zurück. a e „Hände hoch!“ rief der Mann und hielt dem Eindringling den Browning entgegen. Der war ſo überraſcht, daß er ſein Handwerkszeug fallen ließ und vollkommen erſtarrt ſtehenblieb. Dann ſagte er zu ſeiner Frau: „Geh ans Telephon und ruſe das Ueberfallkommando her⸗ bei!“ Zu dem Einbrecher aber ſagte er:„Wenn Sie die kleinſte Bewegung machen, ſchieße ich.“ Als dann die Polizei kam, ſtellte es ſich heraus, daß der Einbrecher mit dem Dienſtmädchen gemeinſam arbeitete. Nun fragte ihn die Frau des Hauſes, ob er vielleicht die Selen genommen hätte, die ſie auf den Balkon geſtellt? Er verſtand zuerſt gar nicht; man mußte ihm alles genau erklären. 5 Dann ſchüttelte er energiſch mit dem Kopfe und ſagte, ſo dumm wäre er doch gewiß nicht geweſen; dann hätte er ja Nemec erregt und ſein„Arbeiten“ von vornherein unmöglich gemacht.— Und ſo war es ja auch gekommen, nur haben die Lehwalds niemals erfahren, wer ihnen den Pudding geſtohlen und da— durch vielleicht das Leben gerettet hat. Warum? Eire tragikomiſche Geſchichte von Stefan Mylius. Herr Breitenmeyer haßte ſpitze Gegenſtände. Er konnte ſie nicht ſehen. Er trug kein Meſſer bei ſich, ſchrieb nur mit breiten Rundſchriftfedern, duldete keinen Brieföffner auf ſeinem Schreibtiſch, durfte nirgendz eine Schere finden. i Das Unglück aber wollte es, daß er eine Frau hatte, die mit unheimlicher Sicherheit die ſpitzigſte Waffe handhabte, die es gibt, die Zunge nämlich. 2 Die Zunge wiederum führte mit Vorliebe das ſpitzigſte Wort, das es gibt, das Wort„warum“. „Warum gehſt du heute nicht ſpazieren?“ kam es, wenn Herr Breitenmeher, ſich ſicher wähnend, hinter ſeinem Leib— blatt ſaß. Und Herr Breitenmeyer ſtand auf und ging. „Warum gehſt du heute nicht ſpazieren?“ kam es, wenn Herr Breitenmeyer am Morgen fünf Minuten länger als ge— wöhnlich im Bett lag. Und Herr Breitenmeyer zitterte und ſchob das Deckbett fort. 8 „Warum nimmſt du keinen Zucker?“ flog es am Früh⸗ ſtückstiſch herüber. Herr Breitenmeyer nahm; er hatte nur vergeſſen. „Warum haſt du nicht den blauen Anzug angezogen? Ich habe ihn geſtern ausbürſten laſſen.“ Herr Breitenmeyer ging und zog den blauen Anzug an. „Warum kommſt du heute früher heim?“ hieß es, wenn Aber das alles war noch harmlos. Das Schlimmſte ging Uhr zu Hauſe war. „Warum kommſt du heute ſo ſpät?“ klang es hart, wäh⸗ rend die energiſche Frau die Haustür, die ſie ihm geöffnet hatte, wieder verſchloß. Herr Breitenmeyer wußte keine befriedigende Antwort darauf. Und dann kamen ſie wie ein Weſpenſchwarm, die Warums, auf dem ganzen Wege von der Tür bis zum Bett. Aus allen Zeiten und Gegenden kamen ſie. Wo Herr Breiten- meyer nur je in ſeinem Leben geweſen war, da lag lauernd ein Warum; was er nur je geſagt hatte, das drehte ſich ſo lange hin und her, bis, natterngleich, ein Warum daraus hervor— ſchoß; alles, was er je getan hatte, das wurde ein großes Fragezeichen mit einem grauenhaft verwirrenden Warum davor. Der kleine Mann wußte in ſeiner Angſt nicht hin, nicht her. Er gab die größten Dummheiten zu, geſtand die größten Schandtaten ein— nur um der ſurchibaren Folter des Warum zu entgehen. Und wenn er alles zugegeben hatte, dann ſteckte er ſeinen verrückten, verzweifelten Kopf unter das Deckbett und ſah und hörte nichts mehr. Nach einigen Jahren wurde er auf Frau Breitenmeyers Antrag ſar ſchwachſinnig erklärt. Der unterſuchende Arzt ſtellte ihm auf Frau Breitenmeyers Rar lauter Fragen mit Warum. Herr Breitenmeyer ſoll ſpäter einmal— in einem lichten Augenblick— erklärt haben, er wiſſe ein Mittel, um auch den vernünftigſten Menſchen um ſeinen Verſtand zu bringen. Und dieſes Mittel heiße— Warum! Breslauer Dom. Eine Erinnerung von Manfred Georg. Schiefwinklig, abgetreten. mit kleinkieſeligem Pflaſter, an Kuchen⸗ und Seifenläden vorber, in deren niedriger Wölbung auch bei Tag nie die trübe brennende Lampe mit ihrem heiſeren Summen erliſcht, ſchiebt ſich die Gaſſe zur Dombrücke. Es regnet dünn durch die Winterkühle herab. Gelb und geſchwollen wälzt ſich die Oder am grauen Nachmittag. Die Uferſteine glänzen vor Feuchte. Hochgeſchlagene Kragen, pitſchnaſſe Röcke, die Geſichter nach unten, ſo haſtet kes vorbei. Auf einem Leichenwagen, der unendlich langſam daherſchleicht, wackelt knarrend bei jedem Ruck das Kreuz auf dem Dache. Beklemmt den Atem, tritt man in die Stille des Kirchen⸗ werders. Und blickt ſich um wie Anverſens Märchenmann, der die Wunſchgaloſchen angezogen hat. Schöne, breite Holztüren wuchten zwiſchen ſteingefrieſten Portalen. Löwenköpfe, rieſige Meſſingringe im Maut, brüllen ſtumm und gutmütig den Vor⸗ beigehenden an. Ein alter blinder Mann ſtreift die Efeumauer entlang und iſt plötzlich verſchwunden. Eng drängen ſich die Häuſer mit Schnitzwert und Schnörkel rings um die düſtere Kreuzkirche. Finſter ragt ſie in den Wechſel von Tag und Nacht. Rieſig, ſchwarzrot droht der Turm. Stare in den Höhlen aus⸗ gefallener Steine lärmen um ihre Dunkelheit. Müde hängt an kunſtloſem Marterholz eine Erlöſergeſtalt. Die Regenſchatten ſinken üefer. Es weht um die noch blinden Laternen der ſtumme Alarm des kommenden Abends. Hart kantet ſich das fürſtliche Palais gegen den mächtig dräuenden Dom vor. Uebergiebelte Säulen, maſſiv und ſchwer— ſtehen Schildwache davor. Leiſes Singen aus dem Dom umbrandet ſie. Eine Kinderlitanei. Und flockt leicht nieder ins Tannengewinde, das die Marien⸗ ſäule auf dem Platz ſchmückt. Ein Baldachin überwölbt die leicht geneigte Geſtalt. Um ſeinen viereckigen Rand läuft eine feſtliche Schrift:„Saneta Maria, Mutter und Maget, all' unſre Not ſei Dir geklaget.“ Das Verslein niſtet ſich ins Hirn. Die Stare ziehen davon, über die dämmernden Dächer. Einſamkeit ſpinnt ſich dicht um das Gemäuer der Dompforte. Wie aus Fernen fällt der Uhrenſchlag durch den hüllenden Nebel. Zer⸗ pringt ſchon am Firſt und zerſchellt im Echo. Nun kann man nichts mehr ſehen. Von einem Geſimſe plät⸗ ſchert der ablaufende Regen in die Gaſſe. Durch die Stille der Gaſſe beginnt mein Herz zu ſchlagen. Im Takt des Spruches: —— Mutter und Magei—— all' unſre Not—— ſei Dir ge⸗ klagen—. Keine Stimme antwortet. VPerſunken iſt irgendwo glimmt ein Lämpchen geheimnisvoll im zerbröckelten Mauer⸗ werk auf. Beleuchtet eine halbverwiſchte Schrift. Mühſau entziſſern die ac vom ſpärlichen Licht ſchon gedlendeten Augen: Waiſenhaus zur ſchmerzhaften Mutter. Ein buckliger Menſch, roten Schlips unter käſigem Geſicht, zieh die dür ſchrillende Türklingel. Eine Viſion: Gehi Arnold Kramer um? Stieg er aus dem Kanalwaſſer der Ohlen ins Leben zurück Tür knarrt, Tür ſchließt ſich, Lämpchen erliſcht. Alles vorbei. Waiſenhaus zur ſchmerzhaften Mutter.. Wie Klagen ſchr ile es aus dieſen Worien. Beugt die Seele ſchwer unter der Lat der ungeweinten Tränen. Die Augen brennen ſchmerzlich und heiß vom Taſten in das Dunkel und von der Melancholie der geſpenſtiſchen Stunde. Halb blind, ſpüre ich mich wieder vor zum Rauſchen der Oder und hart zerlöſt das Lärmen der Oſt⸗ ſtadt noch recht im letzten Moment das tiefe Stöhnen, das ſüe tief in der Bruſt geſammelt hat. Von Ulrich Kamen. Seitdem ſie den Keuſchler Franziskus Ebermaier zum Tode durch den Strang verurteilt hatten, war er zur Hauptperſen des k. k. Kreisgerichts Neubruck geworden. Er bekam eine ſchöne Zelle, aus der er gerade auf den Kirchhof blicken lonnte und gerade in den Hof ſeiner Keuſchen. Alle Tage bekam er Beſuch vom Herrn Pfarrer, vom Herrn Inſpektor, und einen Tabak konnte er ſich kaufen und alle Tage ein Viertel Wein. So gut hatte es der Ebermaier Franzl, ſeitdem man ihn zur Tode verurteilt hatte. Und dabei war er unſchuldig; aber ſie hatten es ihm begreiflich pen daß er und kein anderer ſein Weib mit der Hacke erſchlagen haben konnte, daß er es ſelber ſchließlich glaubte. Und doch hatte er es nicht getan. Sein Weib war eine Bißgurn erſter Klaſſe, und ewig und immer hatte er Streit mit ihr gehabt. Und einmal im Rauſch hatte er geſagt: Dö Karnalli derſchlag' i no amal!— Und eines Tages hatten ſie die Ebermaierin erſchlagen gefunden und das Geldtaſchel war weg und der Franzl ſaß mit einem Mordsrauſch im Gaft⸗ hof. Es kam ſo, daß er trotz ſeines Leugnens vom Schwur⸗ gericht verurteilt wurde zur höchſten Strafe, die es gibt. Eines Tages kam der Herr Staatsanwalt, ſonſt ein gar freundlicher Herr, in die Zelle des Franzl und klopfte ihm auf die Schulter und freute ſich, daß er ſo brav ſei. Er teilte ihm mit, daß für ihn das eingereichte Gnadengeſuch abgelehnt ſer. Dann ging er wieder hinaus. Gleich darauf kam der Pfarrer und bat den Franzl, doch recht eifrig zu beten, damit er ſeine arme Seele erretten könne, damit er ſeiner Frau in die Augen ſchauen könnte, wenn er droben bei die liab'n Engel mit ihr zuſammenkäme. Was, da er eine ſchwere Sünd' ja ausgiebbg büße, gar nicht unmöglich ſei. Der Franzl guckte abends aus dem Zellenſenfter hinaus auf den Friedhof und hinüber zu ſeiner Keuſchen, und mi einem Male da gefiel ihm die Welt. Die Berge da hinten ſahen ganz anders aus wie ſonſt, und der ſchöne Obſtgarten hinter dem Hauſe; der Bach, wie der nur rauſchte. Die Schwalben flogen zipp⸗zipp hin und her. Schön war es auf der Welt. Und er mußte weg! Zweiundfünfzig Jahre alt, ein ſchönes Häuſert! Himmelſakra, der Rauſch, der Rauſch. Der war ſchuld daran. Es rann dem Franzl eiskalt über den Buckel hinunter; zu ſchwitzen begann er auch dazu. Am nächſten Tage kam in der Frühe der Herr Inſpektior und meinte, nachdem er dem Franzl einen mächtigen Kautabvak geſchenkt bhatie, ob er noch einen Wunſch hätte; er könnte ſich etwas Schönes zum Eſſen kaufen, eine Zigarre rauchen und— falls er vielleicht in der Nacht nicht ſchlafen könnte, ſo würde er mit dem Aufſeher tarocken können, der von jetzt ab bei ihn ſein werde. Aber am nächſten Tage da kam noch ein anderer, ſo ein kleiner dicker Herr. Und ſreundlich war der! Er war der freundlichſte von allen. Er fragte nach ſeinem Alter und ob er ſchon einmal krank geweſen wäre, wie es mit ſeiner Luft beſtellt ſei. Eine ganz feine Zigarre gab er dem Franzl, eine lange, recht gut ſchmeckende. Der Aufſeher Navratiel, den der Franzl nie hat recht leiden mögen, der ſagte ihm ſpäter: Wiſſen Sie, wer dös war? Dös war der Herr Scharfrichter! Am Abend dieſes ſchönen Tages ſagte man dem Franzl: Morgen, Herr Ebermaier, geht's dahin! Das hieß auf deutſch: Morgen wirſt du aufgehenkt. Dem Franzl ſchmeckte keine Zigarre mehr; jeder Biſſen von dem ſaftigen Schweinebraten war wie Stroh. Als der Pfarrer kam und ſagte, er brauche keine Angſt zu haben, es würde nicht weh tun; übrigens ging er, der hochwürdige Herr, mit Eis zum Galgen. Er möchte nur vorher beichten und Reue und Leid erwecken— da merkte der Franzl erſt ſo richtig, was los ſei, und fragte: Einen Un⸗ ſchuldigen wollt ihr hängen! Na, ihr ſeid's ja mir ſchöue Kampeln!“ Nachts aber ſchlief der Franzl, bis man ihn um fünf Uh: früh weckte. Nicht einmal die Hammerſchläge, mit denen man draußen im Hofe den Galgen zuſammenſchlug, hatten ihn zu wecken vermocht. Und gerade als ſich der Franzl wuſch und fertig machte, wobei ihm die Beine heftig zitterten, da klingelte das Tele phon. Der Herr Inſpektor, ſchon in der Extrauniform mi! Portepee und Orden, lief hin und hörte: Hinrichtung einſtellen, der Schuldige iſt gefangen. i Gleich darauf kam der Herr Staatsanwalt auf dem Rade angeſauſt; noch ganz verſchlaſen ſah er aus und mißgeſtimme, und hinter ihm der Herr Oberlandesgerichtsrat Huber mit den dicken Kopf. Und ſie ſchnauzten den Franzl Ebermaier rech an, warum er immer ſo dumm dahergeredet und ſich nicht richtig verteidigt hätte. Für ſeine dummen Reden müßte er eigentlich vierzehn Tage eingeſperrt werden. Heute müßte er noch warten, wegen der Schreiberei, aber morgen, wenn alles ſtimmte, könnte er gehen, er Tepp! 5 Und eine Stunde ſpäter da brachten ſie ein mageres Bürſch⸗ chen an, einen Spitzbuben aus dem nächſten Dorfe, der fein Leben lang nichts getan hatte als geſtohlen. Der hatie im Branntweinrauſch ſeinen Freunden gegenüber geäußert, daß nicht er, ſondern der Ebermater am Galgen hänge. Das hatten ſie gehört und den Gendarmen gerufen, und die alte Hexe, ſeine Tante, wußte auch dies und das zu erzählen, Im Bach fanden ſie das Geldtaſchel, gleich beim Hauſe des Täters. Am nächſten Tage ging der Franzl aus dem Kreisgericht hinaus. „Glei' ham mir es uns denkt, daß du's net warſt, Franzl, aber du haſt ja zu teppad daherg'redt in der Verhandlung. 8 war grad ea ſo, als ob du mit Gewalt an den Galgen wollteſt, ſo nariſch warſt.“ 8 a „Mi kratzt's im Hals“, meinte Franzl zu den Gäſten beim Löwenwirt. ö 8 „Kann's mir denken“, meinte der Wirt.„Wenn einem der Strick ie umgelegen hat!“ Sie lachten alle und der Wirt brachte einen Liter Schilcher. Als der richtige Mörder gehenkt wurde, da war der Franzl ſchon zeitig auf. Er ſtieg auf ſeinen Birnbaum, aber er konnte nicht bis in die Ecke ſehen, allwo ſich das abſpielte, was ihm beinah paſſiert wäre. Uebrigens, der Franzi Ebermaler lebt dewahrte, wie die Jalouſie hochgehoben wurde. weitab die Welt. Alle Wege zu ihr hat die Nacht verhängt. Da heute noch— und die Geſchichte iſt wahr! EAC (FParteiamtliche Veröffentlichungen der NSDAP., Ortsgr. Viernheim und der Unterformationen). NSDAP., Ortsgruppe Viernheim Geſchäftsſtelle: Adolf Hitlerſtraße 19. Geſchäftsſtunden⸗ Einteilung: N. S. B.O. und Deutſche Arbeitsfront: Jeden Montag, Mittwoch u. Freitag, abends 7—9 Uhr Ortsgruppenleitung: Jeden Montag und Donnerstag, abends 7—9 Uhr Kaſſenverwaltung der Ortsgruppe: Jeden Donnerstag, abends 7—9 Uhr Rundfunk. Geſchäftsſtelle: Gaſthaus zum Freiſchütz Geſchäftszeiten: Dienstag u. Freitag von 18—20 Uhr Achtung! General⸗Mitgliederappell am 9. April. Ich mache heute ſchon auf den am kommenden Montag ſtattfindenden Generalmitgliederappell aufmerkſam. Jedes Parteimitglied iſt verpflichtet, zu er⸗ ſcheinen. Ebenſo ſind auf Anordnung der Reichsleitung alle Mitglieder ſämt- licher Gliederungen der Partei zum Beſuch verpflichtet, da an dieſem Tag kein anderer Dienſt angeſetzt werden darf. Vereidigung neuer Mitglieder! Insbeſondere müſſen alle Blockwarte vollzählig zur Stelle ſein. Nur ſchriftliche Entſchuldigungen, unter Angabe des Grundes, an den Kaſſenwart Schweigert, werden von mir angenommen. Beginn pünktlich /9 Uhr. Lokal„Freiſchütz“. Heil Hitler! gez. Franzke, Ogruf. Die Blockwarte der PO melden in der Verſammlung ſchriftlich, ob die Mitglieder die gauamtliche NS ⸗Preſſe(Heſſ. Landeszeitung oder Volksgenoſſe) beziehen. Ebenſo meldet dies der Pg. Zöller bezgl. der Amtswalter der NS-Volkswohlfahrt, und die Obmänner des R. D. B. und N. S. L. B. Die Mitglieder der Unterformationen ſind in gleicher Weiſe verpflichtet, die NS.Preſſe des Gaues zu be⸗ ziehen, denn: in das Haus, in die Familie eines Nationalſozialiſten gehört unſere national⸗ ſozialiſtiſche Zeitung! S. S. F. A.-Männer, Mitglieder der RSO bitte ich von ihrer Dienſtſtelle den entſprechen⸗ den Vermerk über ihre Mitgliedſchaft auf der Rückſeite der D. A F Mitgliedskarte(unter amtlichen Eintragungen) machen zu laſſen. Bis zum Kaſſieren des Aprilbeitrages muß die Eintragung erfolgt ſein. Heil Hitler! Deutſche Arbeitsfront. Die Märzbeiträge werden in den nächſten Tagen kaſſiert. Gleich- zeitig werden die Mitgliedskarten ausgegeben, die nur gegen Rückgabe der grünen Beitrags- marken für Januar und Februar ausgehändigt werden dürfen. An Stelle der bisherigen Quittungen werden jetzt Beitragsmarken in die Mitgliedskarten eingeklebt, die jetzt ausge⸗ geben werden. Heil Hitler! N. S. B. O.⸗Kaſſenwart. 580 und Jeutſche Arbeitsfront. Am Sonntag, den 29. April gibt die NS.“ Gemeinſchaſt„Kraft durch Freude“ in Viern— heim ein Symphonie-Konzert. Es ſpielt das berühmte Frankfurter Künſtler- Orcheſter. Der Eintrittspreis deträgt pro Perſon RM. — 40 und iſt der Beſuch des Konzertabends ſehr zu empfehlen. Wir weiſen deshalb ſchon heute auf den Konzertabend hin, damit ſich die Viernheimer Volksgenoſſen am Sonntag, 29 April für den Beſuch dieſes Konzertes freimachen freimachen. Amt für Volkswohlfahrt— Amts⸗ walter! Wie Ihnen bekannt, hat jeder Amtswalter eine amtliche NS-Zeitung (Heſſ. Landeszeitung oder Volksgenoſſe) zu halten. Ich erwarte am Montag abend an⸗ läßlich des General⸗Mitgliederappells im Frei⸗ ſchütz in der Zeit von 20 Uhr bis 20½¼ Uhr, unbedingte Meldung hierüber. Da ich unmittelbar anſchließend Meldung zu erſtatten habe, bitte ich rechtzeitig zu erſcheinen. Heil Hitler! Zöller, Ogr.-Amtsleiter Achtung Hilfskaſſe! Nach Anweiſung der Reichsleitung haben alle Führer der Forma- tionen monatlich eine Stärkemeldung an den Kaſſenwart abzugeben. Dies iſt bisher nicht geſchehen. Ich weiſe erneut darauf hin und erwarte für den 21. April entſprechende Mel- dung! Verkehr mit politiſchen gehörden. Ich bringe erneut den Befehl in Erinnerung, wonach alle Schreiben politiſchen Inhalts auf dem Dienſtweg über den Ortsgruppenleiter eingereicht werden müſſen. Zuwiderhandlungen gegen die Parteidisziplin werden geahndet! Heil Hitler! gez. Franzke, Ogruf. Reichsluftſchutzbund, Ortsgr. Viern⸗ heim. Die Führung der hieſigen Ortsgruppe hat einen Monat lang die Luftſchutzſchule in Darmſtadt beſucht, um eine einwandfreie Aus bildung des hieſigen Luftſchutzes zu gewähr— leiſten. Die notwendigen Fahrten führten fol— gende Autobeſitzer unentgeltlich aus, denen gleichzeitig öffentlich Dank geſagt wird: 1. Adler Hans, 2. Effler Nikl., Bürſtädterſtr. 3. Heckmann Hans, Lebensmittelhandlung, 4. Schloſſer Hans, 5. Heckmann, Metzgerei, 6. Steiert Robert, 7. Walter Alois, 8. Weitzel Apotheker, 9. Winkenbach Valt., 10. Wun- der Gg. 8. J. Al. ZJungvolk, Fähnlein Viernheim. Hitlerjugend, Gefolgſchaft Viernheim. Die Hitlerjugend tritt am Samstag um 5 Uhr in tadelloſer Uniform an der Schillerſchule an. 8. d. J. M. Alle B. D. M. und e e 6. Schuljahr auf⸗ wärts, treten am Samstag abend pünktlich um 6 Uhr an der Schillerſchule an. Es be— teiligen ſich nur ſolche Mädels, die Uniform haben.(weiße Bluſe, Zipfeltuch, Knoten.) Kletterweſte und Kopfbedeckung bleibt weg. Heil Hitler! J. V. Die Scharführerinnen. b Das Jung- volk tritt am Samstag um 5 Uhr an der Schillerſchule an. Es treten nur die Jungens von der 6. Klaſſe aufwärts an. um Samstag abend um 7 Unr findet am Rathaus eine große der Hitterfugend biernneim statt. Es spricht Unterbannführer Schmitt über „e Zlale der Hinerzugead- Wir laden die deutschen Volksgenossen zu dieser Kundgebung herzlich ein. Die meiſten wiſſen es nicht! Einen unfehlbaren Weg zu Kapital gibt es, die Leb ensverſicherung. Legt man wenige Mark im Monat dafür regelmäßig zurück, ſo er⸗ hält man z. 6. nach 28 oder 30 Jahren eine erſtaunliche Summe. Und ſtirbt man früher, ſo bekommen die hinterbliebꝛnen ſofort das gleiche Kapital.— Sind Sie verſichert: Gemeinſchaſt zur pflege des Tebensverſicherungsgedankens Lokales Viernheim, 7. April Gottesdienst-Ordnung der katholiſchen Gemeinde. Samstag: 3/7 Uhr beſt. Amt für Maria Helfrich geb. Brechtel und ſämtliche Angeh. 37 Uhr geſt. hl. Meſſe für Joh. Weidner Jeder hat die Pflicht, von ſich aus hier vertrauend auf die Zukunft ſeinen Teil ſofort beizutragen. Jeder Unternehmer, jeder Jur erſten heiligen Kommunion gehen morgen Sonntag, nach würdiger Vorbe— reitung durch unſeren Hochw. Herrn Geiſtlichen Rat Wolf, 219 Kinder und zwar 115 Knaben und 104 Mädchen. So wird der„Weiße Sonn— tag“ wieder ein rechter Gnadentag für unſere Gemeinde ſein. Den Kindern gelten zu ihrem Ehrentage unſere herzlichſten Glück⸗ und Segens- wüuſche. *Das heilige Abendmahl empfangen morgen Sonntag in der Diaspora-Kirche der hieſigen evangeliſchen Gemeinde 11 Kinder und zwar 3 Knaben und 8 Mädchen. Auch ihnen unſere herzlichen Glückwünſche. Großes Schadenfeuer. Heute vor- mittag kurz nach 11 Uhr brach in der Scheune des Landwirts Georg Knapp, Louiſenſtr. 9 ein Schadenfeuer aus, dem die Scheuer und der Seitenbau zum Opfer fiel. Die Alarmſirene alarmierte die Feuerwehr, die auch bald an der Brandſtelle eingetroffen, den Brandherd mit 4 Leitungen bekämpfte. Zum Glück konnte das Vieh, eine Kuh und einige Schweine rechtzeitig in Sicherheit gebracht werden. Die Scheune war gefüllt mit Heu und Stroh, ferner befanden ſich landwirtſchaftliche Geräte ſowie ein Pfuhlwagen darin, die reſtlos ein Raub der Flammen wur- den. Die beiden Giebelwände ſowie die Seiten⸗ wand der Scheuer ſind eingeſtürzt. Die Brand- ſtätte bietet ein ſchauriges Bild der Verwüſtung Ueber die Brandurſache iſt noch nichts bekannt. „ Aerztlicher Sonntagsdienſt. Bei Verhinderung des Hausarztes verſieht morgen Sonntag Herr Dr. Blaeß den Dienſt. Die NSBO— Ortsgr. Viern⸗ heim teilt uns heute mit, daß die Arbeiter ſchaft der Firma Levinger& Feibel, Viernheim an das Winterhilfswerk den Betrag von RM. 796,29 abführte. Hierzu kommt noch 1% von den Gehältern der Angeſtellten, ſodaß der Ge⸗ ſamtbetrag der an das WoW abgeführt wurde 630,67 Rm. beträgt. i Die Dienſtunden der Bürger⸗ meiſterei wurden ab Montag durchgehend von vormittags 7 Uhr bis nachmittags 3 Uhr feſt⸗ Freitag:/ 7 Uhr beſt. Amt für Maria Hofmann Weißer Sonntag Apoſtelkirche: 6 Uhr 1. hl. Meſſe. 7 Uhr 2. hl. Meſſe. 9 Uhr Abholen der Kinder, Kommunion— Meſſe mit Predigt. 2 Uhr Andacht. Anſprache und Weihe an die Muttergottes. In der Marienkirche: 8 Uhr hl. Meſſe. 10 Uhr Kindermeſſe. 1 Uhr Kindergottesdienſt. In der Apoſtelkirche an Werktagen: Montag: ¼/½7 Uhr geſt. hl. Meſſe für Familie Joh. Heckmann 1. und Georg Schneider 2. 48 Uhr beſt. E.⸗A. für Rentmeiſter Mich. Jöſt, Schwiegertochter Gertrud Maria, Elt. Schwiegereltern und Angehörigen. 8 Uhr Segensmeſſe für die verſtorbenen Elt., der Erſtkommunikanten und der Gefallenen Krieger Viernheims, beſt. von den Erſtkom— munikanten während der Meſſe gemeinſchftl. Kommunion der Erſtkommunikanten. Dienstag: ¼ 7 Uhr 1. S.⸗A. f. Suſanna Hof⸗ mann geb. Babylon. 8 Uhr 2. S.-A. f. Suſanna Hofmann geb. Babylon. Mittwoch: 7 Uhr 3. S.⸗A. für Suſ. Hofmann geb. Babylon. 78 Uhr beſt. S M. für Marg. Haas geb. Kühner beſtellt bon den Altersgenoſſinnen. Donnerstag: ¼7 Uhr beſt. S.⸗M. für Joh. Jakob Butſch“ Ehefrau Apoll. geb. Hoock bſ. Eltern. 8 Uhr beſt. E.⸗A. für Peter Bugert. Elt. und Geſchwiſter und Schwiegereltern Tochter Magdalena und Anghörige. 6. Joh. Jakob Herſchel und Eliſ. Herſchel geb. Haas. 8 Uhr beſt. Amt für Adam Hanf 5. Ehefr. Eva geb. Neudörfer und Angeh. Am Montag und Mittwoch bei den Engl. Fräulein Dienstag und Donnerstag bei den Barmh. Schweſtern 7 Uhr hl. Meſſe. Am nächſten Sonntag gemeinſchaftl. hl. Kommunion für alle Mitglieder der Jungfrauenkongre gation. Ebenſo gemeinſchaftl. hl. Kommunion für die Schüler des Herrn Lehrer Riebel und Baldauf, Fräulein Kärcher und Krimmel Die Mädchen beichten Freitag 6 Uhr, Knaben Samstag 2 Uhr. Kirchliche Anzeigen der Ev. Gemeinde Viernheim Sonntag, den 8. April Konfirmation: Vorm. 9 Uhr: Vorſtellung, Prüfung und Kon- firmation. Vorm. 10½ Uhr: Feier des hl. Abendmahls. Beichte geht veraus. Kollekte für die Epileptiſchen, Krüppel und die armen Ge— meinden in Oeſterreich. Abends 8 Uhr: Jungendabend für Buben und Mädchen. Dienstag, den 10. April 1934. Abends 8 ⅛ Uhr: Uebungsſtunde für den Kir chenchor Mittwoch, den 11. April Abends 8 Uhr: Jugendabend. Donnerstag, den 12. April Abends 8 Uhr: Frauenabend Deutſches Volk, glaube nicht, daß das Problem der Arbeitsbe- ſchaffung in den Sternen gelöſt wird! Du ſelbſt mußt mithelfen, es zu löſen. Du mußt aus Einſicht und Vertrauen alles tun, was Arbeit ſchaffen kann. Jeder einzelne hat die Pflicht, von ſich aus nicht zu zögern und nicht geb. Ringhof Schwiegervater Georg Valentin Hofmann, Ehefrau Anna Maria geb. Effler Kinder, Chriſtian, Barbara, Georg und Ehe⸗ frau Magdalena geb. Wunder und Angehörige. 3/47 Uhr geſt. hl. Meſſe für Familie Nikolaus Bugert 5. ½8 Uhr beſt. Amt für Peter Weidner 1. Ehefrau Juliana geb. Grünewald, Töchter geſetzt. u warten mit ſeinen Anf en, 5 Luiſe und Maria. 5 0 uſchaffungen, mit dem Hausbeſitzer, jeder Geſchäftsmann, jeder Einzel- ne, er hat die Pflicht, nach ſeinem Vermögen mitzuhelfen, Arbeit zu ſchaffen und vor allem, jeder hat die Pflicht, ſich der deutſchen Arbeit zu erinnern. Adolf Hitler Schafft Arbeit und Brot! was er machen ſoll und einmal machen muß. J. Oiernheimer Tonfilmschau „Kind ich freu mich auf Dein Kommen“ „Pat u. Patachon als Kunſtſchützen“ Der größte Lacherfolg dieſe Woche im Ceutral⸗Film⸗Palaſt Ja es gibt eine ganze Menge zu lachen bei dieſem Luſtſpiel-Schlager-Programm. Als Haupt- film ſehen und hören wir„Kind ich freu mich auf dein Kommen“. Ein überraſchungsreicher Tonfilmſchlager von Spannung und Humor, wo jeder Beſucher beſtimmt ſeine helle Freude da- ran hat. Motto: Wer nicht lacht, der kriegts beigebracht. In den Hauptrollen die Publikums- lieblinge: 1. Die reizende Magda Schneider, 2. Der liebenswürdige Wolf Albach Retty, 3. Die raſſige Liſſi Arna, 4. Der pfiffig biedere Julius Falkenſtein, 5. Der vielgeſprächige Otto Wallburg und die mütterlich reſolute Ida Wüſt, zuletzt noch Paul Otto als liebender Onkel. Ein Tonluſtſpiel⸗Schlager, das ſeinen Namen mit Recht verdient. Ueberall ausverkaufte Häuſer und größter Lacherfolg. Im Beiprogramm ſehen wir zum letztenmale die beliebten Komiker Pat und Patachon in ihrem letzten Tonfilmwerk. Pat und Patachon als„Kunſtſchützen“. Was da alles zu lachen gibt, iſt unbeſchreiblich. Man kommt aus dem Lachen nicht mehr heraus. Wer einige ganz frohe Stunden verleben will, der beſuche diefe Woche den Central- Film-Palaſt. Jeder kommt ganz beſtimmt auf ſeine Rechnung. Lied: Kind, ich freu mich auf dein Kommen Und bin traurig wenn du gehſt.