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Der Wolkenreiter im Kampf m. Luftpiraten, Senſation F Bekanntmachung. Nachdem der kommiſſariſche Bürgermeiſter Bechtel in Viernheim laut Urkunde des Heſſ. Staatsminiſteriums vom 7. Febr. 1934 zum Bürgermeiſter der Gemeinde Viernheim ernannt worden iſt, wurde durch das Kreisamt Heppen⸗ heim Termin zur Dienſteinweiſung und eidlichen Verpflichtung auf Mittwoch, den 18. April 1934 nachmittags 5 Uhr im Sitzungsſaale des Rathauſes anberaumt. Viernheim, den 14. April 1934 Bürgermeiſterei Viernheim J. V. Schweigert Bekanntmachung. Betr. Reinigung der Kamine. Am Montag, den 16. April 1934 wird in unſerer Gemeinde mit der Reinigung der Kamine begonnen. Viernheim, den 13. April 1934 Bürgermeiſterei Viernheim Bechtel Bekanntmachung Gefunden wurde: ein Herrenarmbanduhr. Viernheim, den 14. April 1934 Heſſiſches Polizeiamt J. V. Kühne Rafe 9er Montag Vormittag von 8 bis 10 Uhr Militärzuſatzrentuer. Gleichzeitig machen wir darauf aufmerkſam, daß bis einſchl. Mittwoch nächſter Woche noch ohne Mahnkoſten bezahlt werden können. 5. und 6. Ziel Gemeinde, Kreis- und Prov. Umlage pro 1933. Bürgerſteuer 4. Rate 1933. Handwerkskammer Umlage 3. und 4. Rate 1933. Zöller. Aufnahme in die Volksſchule Am Mlontag, den 16. April, findet um 9 Uhr für die Knaben und um 10 Uhr für die Mädchen die Aufnahme in die Volks— ſchule ſtalt und zwar in der Weiſe, wie ſie den Eltern bei der Anmeldung mitgeteilt worden iſt. Gillig, Rektor Gemeinde — vn Schutt kann ab Montag unentgeltlich abgefahren werden. Math. Krankenhaus Seegartenſtraße Kennen Sie unſer Abholungsverfahren: Koſtenloſes Abholen von Sparbeträgen von 0,50 RM. an in beliebiger Höhe durch unſeren Gelderheber in Wohnungen, Dienſt- u. Arbeitsräumen. Bequeme Gelegenheit zur Anſammlung von Rück la gen für Wohnungsmiete, Kommunion, Berufsausbildung und Ausſtattung ihrer Kinder, für Beſchaffung des Winterbedarfes, für Krank— heitsfälle, Ferienreiſen und dergleichen mehr. 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Der Konferenzpräſident Henderſon hat in ſeiner Rede ſelbſt andeuten müſſen, daß die mora— liſchen Verpflichtungen, die ſich aus der Teilnahme an einer Konferenz zur Herab— ſetzung und Begrenzung der Rüſtungen er— geben, von den meiſten Ländern ſchon jetzt völlig ignoriert werden.„In faſt allen führenden Ländern beginnen die Rüſtungs— budgets ſich zu erhöhen. Ein neues Wettrüſten hat in gewiſſem Umfang ſchon begonnen.“ Dieſe Feſtſtellung Henderſons iſt ſehr ge— eignet, die Debatten ins rechte Licht zu rücken, die ſich in der Preſſe verſchiedener Länder an die Erhöhung des deut— ſchen Wehretats für 1933-34 ge⸗ knüpft hat.„Faſt alle führenden Länder“ vermehren die Ausgaben für ihre Rüſtun— gen, obwohl noch über den Abbau dieſer Rüſtungen verhandelt wird. Deutſch— land ſieht für das kommende Jahr gleich— falls eine Vermehrung ſeiner Ausgaben vor, aber, wie man weiß, handelt es ſich um die Durchführung einer Maßnahme, die ihm vor einem Jahr von der Abrüſtungskonfe— renz als geradezu ultimative Forderung aufgedrängt worden iſt, um die Umwand⸗— lung der Reichswehr in eine kurz dienende Truppe. Deutſchland hat den anderen Mäch⸗ ten, vor allem Frankreich, damals dieſes Entgegenkommen bewieſen, und es zieht da⸗ raus die logiſchen Folgerungen, indem es in ſeinem Haushalt, der bis April 1935 gilt, die notwendigen Beträge vorſieht. Mit wel⸗ chem Recht kann man ſich in Frantreich oder anderswo darüber wundern? Es iſt an ſich abwegig, immer wieder auf den Ver— ſailler Vertrag zurückzukommen. Im vor⸗ liegenden Fall ſollte aber längſt bekannt ſein, daß nicht einmal dieſer Vertrag die mi⸗ litäriſchen Ausgaben Deutſchlands irgendwie beſchränkt. Es iſt ausſchließlich Sache des Deutſchen Reiches, wie es ſeine Mittel ver⸗ wendet. Man ſollte deshalb aufhören, Deutſchland über den Verſailler Vertrag und alle jemals anerkannten Grundſätze hinaus einer Sonderbehandlung unterwerfen zu wollen, den deutſchen Heereshaushalt in demagogiſcher Abſicht zu zergliedern und den allein zuſtändigen und verantwortlichen deutſchen Stellen vorzurechnen, was ſie für Perſonal oder Material hätten ausgeben ſollen oder nicht hätten ausgeben dürfen. Aber abgeſehen davon: fällt Deutſchlands Mehretat derart aus dem allgemeinen Rahmen, daß ſich die Oeffentlichkeit an⸗ derer Länder aufhalten könnte? Die Deutſche diplomatiſch⸗politiſche Korreſpondenz ge⸗ langt zu dem Ergebnis, daß das nicht der Fall iſt. Im Jahre 1933—1934 betrugen die Heeresausgaben in Deutſchland 11 Prozent des geſamten Staatshaushalts, dagegen in England(ohne Beſitzungen) 15,4 Prozent, in Frankreich 34 Prozent, in Italien 22,7 Prozent, in Polen 40,81 Prozent, in der Tſchechoflowakei 26,8 Prozent und in den Vereinigten Staaten 18,5 Prozent. Rechnet man die Rüſtungsausgaben auf den Kopf der Bevölkerung um, ſo ergeben ſich für Deutſchland 10.50 Mark, U 2 Pfund 11 Schilling, alſo nach dem heutigen Kurs über 30 Mark, für Frankreich 419 Franken, d. h. rund 70 Mark und für die Tſchechoſlowakei mit 136 Kronen immerhin 12,5 Mark. Das Anwachſen der Rüſtungsausgaben in den letzten Jahren iſt ſowohl im franzöſi⸗ ſchen wie im engliſchen Budget mit aller Klarheit nachzuweiſen. Die franzöſi⸗ ſchen Rüſtungsausgaben ſind von 157 Milliarden Mark im Jahre 1927 auf 2,75 Milliarden im Jahre 1933 geſtiegen, die engliſchen Marineausgaben in der glei⸗ chen Zeit von 51 Millionen auf 56,5 Millio⸗ nen Pfund. Allein im letzten Jahr ſind dieſe engliſchen Ausgaben um 2,9 Millionen CCC eee für England. We eee Montag b Berlin, 16. April. Der Reichsbiſchof hat, wie der Evangeliſche Preſſedienſt mitteilt, folgende Botſchaft zum kirchlichen Frieden erlaſſen: Die wiederhergeſtellte Einheit in Volk und Staat verlangt nach geordneter Einheit im äußeren Leben der evangeliſchen Kirche. Be— kenntnisſtand und Glaubensgut unter der Kirche, die uns wichtigſte Verantwortung ſind, werden wir um ſo beſſer und treuer pfle— gen können, wenn organiſatoriſch in der Kirche Ordnung gehalten wird. Nachdem auf der Grundlage der Neurege— lung des Verhältniſſes von Staat und evan— geliſchen Kirchen die Bahn zur weiter auf— bauenden Arbeit freigemacht iſt, ſoll unter Trennendes in der Vergangenheit ein Strich gezogen werden. Es werden daher die ſchwebenden Verfah- ren, die aus kirchenpoliliſchen Gründen an- hängig gemacht worden ſind, eingeſtellt wer⸗ den, mit Ausnahme ſedoch derjenigen Ver- erhöht worden. Der engliſche Lufthaushalt für 1934 beträgt 20,16 Millionen Pfund und über eine halbe Million mehr als im letzten Jahr. Alſo auch England, das im Verhält⸗ nis zu Frankreich von einer gewiſſen Ver— nachläſſigung ſeiner Rüſtungspolitik ſprechen will, gehört zu den Ländern, auf die Hen— derſon angeſpielt hat. Daß in der Welt in beträchtlichem Aus— maß gerüſtet wird, ergibt ſich auch aus einer Zuſammenſtellung der gegenwärtig in den einzelnen Ländern im Bau befindlichen Kriegsſchiffe. Ihre Zahl beträgt im Britiſchen Reich 61, in den Vereinigten Staaten 54, in Japan 18, in Frankreich 47, min Italien 33. Der gewaltigen militäriſchen und induſtriellen Aktivität, die ſich in dieſen Zahlen ausdrückt, hat Deutſchland nur zwei im Bau befindliche Schiffe gegenüber⸗ zuſtellen. Dabei darf nicht vergeſſen werden, daß Deutſchland das Recht hätte, drei neue Linienſchaffe auf Stapel zu legen, da die jetzigen die Altersgrenze längſt überſchritten haben. Wozu alſo der Lärm um den deut— ſchen Wehretat angeſichts dieſer für ſich ſelbſt ſprechenden Zahlen und der feſtſtehenden Tatſache der deutſchen Gleichberechtigung!? Deutſchland hat weder die Abſicht noch die Möglichkeit, einen Rüſtungswettlauf zu er⸗ öffnen, es hat aber die Pflicht, den Notwen— digkeiten ſeiner eigenen Verteidigung im Rahmen eines Mindeſtprogrammes Rech- nung zu tragen, das für keine internationale Vereinbarung ein Hindernis bilden wird. „Eine der größten Angerechtigkeiten“ Lord Rothermere fordert Rückgabe der ko- lonien an Deulſchland. London, 15. April. Dem Londoner Berichterſtatter des„Bu— dapeſti Hirlap“ gewährte Lord Rothermere eine Unterredung, in der er ſich über die Frage der Abrüſtung, über das engliſch⸗fran⸗ zöſiſche Verhältnis, die Rückgabe der Kolo⸗ nien an Deutſchland und über die Reviſion des Trianoner Friedensvertrages äußerte. Zur Abrüſtungsfrage erklärte Ro⸗ thermere, daß die gegenwärtigen Verhand⸗ lungen zu keinem Erfolg führen werden, da es heute kein einziges Land gebe, das imer Anzeiger Viernheimer Zeitung (Viernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die 12geſpaltene Millimeter-Zeile 2 Pfennig, Reklame 9 Pfennig, bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor— mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen-Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriſten bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Geſchäftsſtelle: Adolf April 1934 Hitlerſtr. 36, Schriftleitung, Druck u. Verlag: J. Martin, Viernheim Bergangenheit! chsbiſchofs zum kirchlichen Frieden ahren, die ſtaatspolitiſchen Einſchlag haben. Es wird auch in eine Ueberprüfung bereits ſchloſſener Verfahren eingetreten, ſobald uhe und Frieden in der Kirche eingekehrt r ungeachtet des hier bezeugten Wil— jens zum Frieden dennoch in Auflehnung ge— gen die notwendige äußere Ordnung den Frieden ſtört, wird die volle Strafe des Ge— ſezes zu tragen haben. Ich erwarte von den Amtsbrüdern und Beamten der Kirche volle Einführung in die (Hemeinſchaft des Dienſtes und ihre Vereini— gung in berufsmäßiger Kameradſchaft. Alle bündiſchen Kräfte rufe ich zur Mitarbeit auf. 8 Das neue Kirchengeſetz Das Geiſtliche Miniſterium der Deutſchen Evangeliſchen Kirche hat, wie der Eounge— liſche Preſſedienſt mitteilt, ein Kirchengefetz deſchloſſen, das die neue Botſchaft des Reichs⸗ ernſthaft an eine Abruſtung denke. Es könne höchſtens von platoniſchen Beſchlüſſen die Rede ſein. Heute ſei jeder Staat ver⸗ ſtändlicherweiſe beſtrebt, ſeine eigene Si⸗ cherheit auszubauen. Ein Gleichgewichtszu⸗ ſtand könne in Europa lediglich durch einen engliſch⸗franzöſiſchen Bund ge⸗ ſichert werden, der aber keinesfalls gegen Deutſchland gerichtet ſein dürfe. Auch Deutſchland müßte dieſen Bund begrü⸗ ßen, da durch ihn die Sicherheit Frankreichs gewährleiſtet ſei und Frankreich dann keine weiteren Argumente aufbringen könne, die gerechtfertigten Gleichberechtigungswünſche Deutſchlands nicht anzuerkennen. Durch einen engliſch-⸗franzöſiſchen Bund würde das gegenwärtig herrſchende Gefühl der Furcht vor einer neuen Kriegskataſtrophe verſchwin— den. Zur Frage einer Rückgabe der ehemaligen deulſchen Kolonien betonte Rothermere, daß England ſich bedingungslos auf den Skand⸗ punkt der Gerechtigkeit ſtellen müſſe. Die Rückgabe der Kolonien an Deutſchland wür⸗ de die größte Ungerechtigkeit, die durch die Friedensverträge begangen wurde, wieder gutmachen. Die Behaupkung des Verſailler Friedensvertrages. Deutſchland ſei nicht fä⸗ hig, Kolonien zu verwalten, ſtelle eine völ— lige Unwahrheit dar. Der Umſtand, daß man mit der Fortnahme der Kolonien Deutſchland ſeiner wich— tigſten Rohſtoffquellen beraub— te, ſei eine der größten Ungerechtigkeiten. Dadurch habe man Deutſchland auch die Möglichkeit genommen, ſeinen Volksüber— ſchuß unterzubringen. Ein lebenskräftiges Volk wie das deutſche habe berechtigten An— ſpruch auf Freiheit und Raum, wo es ſei— nen Ueberſchuß an Arbeitskraft und vor al— lem die Jugend unterbringen könne. Ver— ſchließe man einem ſolchen Volk dies natür— liche Ventil, ſo könnten daraus nur Span— nungen entſtehen, die früher oder ſpäter den Frieden gefährden müßten. Es würde nichts weiter als rein nüchterne Erwägungen erfordern, wenn England ſich enkſchlöſſe, die ihm zugeſprochenen ehemali- gen deulſchen Kolonien, die für England ſo⸗ wieſo keine Bedeukung hätten und nur eine Belaſtung darſtellten, an Deutſchland zu- rückzugeben. Von welcher Seite immer man dieſes Problem unkerſuche, niemand könne das Recht Deutſchlands auf Kolonien in Ab- rede ſtellen. Der heutige Zuſtand ſei unhall⸗ bar. 1 biſchofs in die juriſtiſche Form gibt. Es heißt darin: Die Verordnung des Reiichsbiſchofs betref— fend die Wiederherſtellung geordneter Zu— ſtände in der Deutſchen Evangeliſchen Kirche vom 4. Januar 1934 wird außer Kraft geſetzt. Die in Paragraph 4 der Verordnung des Reichsbiſchofs betreffend die Wiederherſtel— lung geordneter Zuſtäände in der Deutſchen Evangeliſchen Kirche oom 4. Januar 1934 ausgeführten Geſetze, nauilich das Geſetz be— treffend die Rechtsverhiltn'ſe der Geiſt— lichen und Beamten der Landeskirchen vom 16. November 1933 und das vorläutige Kir— chengeſez betreffend die Rechtsperhältniſſe der Geiſtlichen und Beamten der Landes— kirchen vom 8. Dezember 1933, ſowie das Kirchengeſetz betreffend Beilegung kirchen— politiſcher Streitfälle vom 8. Dezember 1833 bleiben mit Wirkung vom 4. Januar 1934 außer Kraft geſetzt. Das Geſetz tritt mit dem Tage der Verkün— dung in Kraft. Leeren ufſolini ſoll helfen! Wien, 15. April. Die„Amtliche Wiener Zeitung“ veröffent⸗ licht eine Nachricht, daß Fürſt Starhemberg, der Bundesführer der Heimwehren, dieſer Tage nach Rom fahren wird. Dieſe Romreiſe Starhembergs wird in ein— geweihten Kreiſen in der Weiſe gedeutet, daß ſich der Ausführung der römiſchen Be— ſchlüſſe große Schwierigkeiten entgegenſtel⸗ len, die Starhemberg bereinigen ſoll. So ſind Nachrichten verbreitet, daß ſich die Freihandelszone in Trieſt für Oeſterreich kaum werde durchführen laſſen. Durch die Reiſe Starhembergs wird auch die Neubildung des Kabinets hinausgeſchoben, ebenſo die Löſung der Frage des Verhältniſ⸗ ſes zwiſchen Vaterländiſcher Front und Hei— matſchutz. Ja, man ſpricht ſogar davon, daß Star- hemberg die Vermilklung des Duce für die Rektung des polikiſchen Einfluſſes der Heim- wehren erbitten will. Eine Reihe von Aus- landskorreſpondenten hat bereits einen offe⸗ nen Konflikt zwiſchen Heimwehren und Va- kerländiſcher Fronk gemeldet. Die Zuſtände in Wöllersdorf Beſichtigung endlich geſkattet.— Geſpräche mit den Häftlingen. Berlin, 16. April. Nachdem ſich die öſterreichiſche Regierung Dollfuß lange geweigert hatte, ausländiſchen Preſſevertretern, unter anderem auch Ver— tretern der reichsdeutſchen Preſſe, die Beſich— tigung des Wöllersdorfer Konzentrations— lagers zu geſtatten, hat ſie dieſe Beſichtigung nun endlich genehmigt. Sie fand am Freitag ſtatt. Die Regierung hat Zeit genug gehabt, in der Zwiſchenzeit die gröbſten Uebelſtände, die die öffentliche Weltmeinung in ſo hohem Maße erregen mußten, zu beſeitigen. Auch der berüchtigte Lagerkommandant iſt, wie berichtet, inzwiſchen abgelöſt wor⸗ den. Ebenſo iſt der Kantinenwirt Kirchner, deſſen übelſte Wirtſchaft ſo große Empörung ausgelöſt hatte, durch einen an— deren Wirt erſetzt worden. Ueber die Eindrücke, die die öſterreichiſche Regierung den Vertretern der Weltpreſſe am geſtrigen Freitag in Wöllersdorf geſtat⸗ tete, liegen folgende Berichte vor: Das Konzentrationslager, eine frühere Munitionsfabrik, iſt mit doppeltem Draht⸗ verhau umzogen. Die Bewachung im Lager ſelbſt wird von der Gendarmerie(90 Gen⸗ darmen) ausgeübt, während die Heimwehr (600 Mann) für die äußere Bewachung des Lagers verwandt wird. Im Lager befinden ſich nach Angaben des Kommandanten 270 Häftlinge, davon 265 National- ſozialiſten und 5 Sozialdemokraten. Unter den Häftlingen ſind Profeſſoren, Aka— demiker, Studenten, Handwerker und Ar— beiter. Im Lager ſind den Angaben nach 47 Fälle von Ruhrerkrankungen vorgekommen; ſämtliche Erkrankten wurden inzwiſchen nach Wien ins Spital gebracht. 20 von ihnen ſollen wieder entlaſſen worden ſein. Die bekannten nationalſozialiſtiſchen Führer Schattenfroh und die drei Brüder Frauenfeld befanden ſich während der Be— ſichtigung im Wiener Franz Joſephs-Spital und ſollen in den nächſten Tagen nach Wöl⸗ lersdorf wieder zurückgebracht werden. Keine Fragen politiſcher Art. Während der Veſichtigung fand ſich Gele— genheit, mit den Häftlingen ins Geſpräch zu kommen, jedoch nur unter der unmittel— baren ſtrengen Kontrolle der zahlreichen, die Beſichtigung begleitenden Beamten. Hierbei wurde zunächſt grundſätzlich mitgeteilt, daß Fragen politiſchen Charakters verboten ſeien. Im Laufe der Unterredung wurde von den Beamten mehrfach die Weiterführung des Geſpräches wegen angeblich politiſcher Fra— gen unterbunden, bei Fortführung ſogar ſo— fortige Beendigung der Beſichtigung in Aus— icht geſtellt. Immer wieder bekonen die Häftlinge, daß hre Verhaftung nur wegen ihrer Geſinnung erfolgt ſein könne und daß ihnen irgendeine Straftat nicht zum Vorwurf gemacht wer⸗ den könne. In einzelnen Fällen ſind die Häft- linge wegen des Singens des Horſt-Weſſel⸗ Liedes oder wegen des Anklebens von Ha- kenkreuzen bereits ſeit Monaten im Kon- zentrakionslager. Die Ueberzeugung von der Ausſichtsloſigkeit, in abſehbarer Zeit freige⸗ ſprochen zu werden, und das Fehlen jeder Mitteilung über das Ende ihrer Haft bewirkt unter den Häftlingen im allgemeinen eine ſehr gedrückte Stimmung. Uebereinſtimmend wurde von den Häft— lingen ausgeſagt, daß zwiſchen ihnen und der Gendarmerie ein gutes Ein— vernehmen herrſcht. Dagegen äußerten ſie ſich teils erregt, teils haßerfüllt gegen— über den Heimwehren, die nach ihren Mitteilungen häufig eine provozierende Hal— tung einnehmen, unmittelbar vor den Häft— lingen Schimpflieder über Deutſchland und den Nationalſozialismus ſingen und die Gendarmerie gegen die Häftlinge zu ver— hetzen ſuchen. Der Lagerkommandant teilte mit, daß bisher kein einziger Häftling entflo— hen und es zu keinen Revolten gekommen ſei. Dagegen wird zugegeben, daß in der Zeit um Weihnachten ein Hungerſtreik von einigen Tagen ausgebrochen war. Die Frage der Verpflegung ſcheint bisher erhebliche Schwierigkeiten be— reitet zu haben. Nach den Ausſagen der Häftlinge war die Verpflegung durch den kürzlich entlaſſenen Kantinenwirt Kirchner völlig ungenügend und ſchlecht. Die Geſan— genen erklärten, heute zum erſtenmal einen genießbaren Kaffee erhalten zu haben Sie müſſen ſechs Schillinge je Tag entrichten, doch kann der Betrag in den meiſten Fällen nicht eingebracht werden. Die fünf Sozial— demokraten befinden ſich in einer Son— derbaracke und kommen mit den National- ſozialiſten in keine Berührung. Offener Proteſt der Gefangenen Die engliſchen Berichterſtatter melden, daß ihre Eindrücke nicht allzu günſtig waren. Sämtliche Inſaſſen des Lagers, ſo ſchreibt der„Daily Telegraph“, wurden ohne irgendeine beſondere Beſchuldigung verhaftet, und die Zeit ihrer Gefangenhaltung iſt unbe— grenzt. Im Winter müſſe Wöllersdorf ein ſchrecklicher Platz ſein. Die Nahrung iſt un— genügend, was zu mehreren Hungerſtreiks ge— führt hat. Eine der Hauptbeſchwerden der In— ſaſſen beſteht darin, daß das Singen ver⸗ boten iſt. Während des Beſuchs der Journaliſten er⸗ eignete ſich ein kleiner Aufruhr unter den In⸗ ſaſſen. Ein bärtiger Nationalſozialiſt ſchritt auf den Lagerkommandanten zu und verlangte unter dem Beifall ſeiner Mitgefangenen ſeine Entlaſſung. Er erllärte, ſeit vier Wochen habe er vergebens gebeten, ſeine Frau ſehen zu dürfen. Der Lärm ſei immer größer ge⸗ worden, ſo daß der Lagerkommandant die Journaliſten voller Beſtürzung nach einem an⸗ deren Teil des Lagers brachte, wo fünf So⸗ zialdemolraten interniert ſind. Politiſches Allerlei Berlin. Auf einem Eſſen des Vereins der ausländiſchen Preſſe in Berlin ergriff Dr. Hanfſtaengl, der Auslandspreſſechef der NSDAP, das Wort zu grundſätzlichen Aus— führungen über die Aufgaben des ausländi— ſchen Journaliſten. Eſſen. Dr. Ley hatte auf Villa Hügel eine längere zwangloſe Ausſprache mit Krupp von Bohlen⸗Halbach über den Aufbau der Wirt⸗ ſchaft und der Deutſchen Arbeitsfront. Deutſchlands Handelspolitik Eine Rede des Reichsaußenminiſters in Hamburg. Hamburg, 16. April. Auf der Jahresveranſtaltung des Ibero— Amerikaniſchen Inſtituts hielt Reichsaußen⸗ miniſter Freiherr v. Neurath eine Rede, in der er über die deutſche Handelspolitik u. d. ausführte: Niemand in der Reichsregierung glaubt, daß Deutſchland wirtſchaftlich vom Ausland iſoliert werden ſoll und kann. Zwar wird mit neuen und vereinten Kräften daran ge— arbeitet, unſer Volk und unſere Wirtſchaft von ausländiſchen Lebensmitteln und Rohſtoffen unabhängiger zu machen, als dies früher war, und im Inlande ſelbſt zu erzeugen, was hier erzeugt werden kann. Wir haben in dieſer Richtung bereits ſehr poſitive Fort— ſchritte gemacht, beſonders in der Lebensmit— telverſorgung. Andererſeits aber verlangt unſere zentrale Lage in Europa verſtändnisvolle und auf wechſelſeitiges Entgegenkommen aufgebaute Handelsbeziehungen mik den Nachbarlän⸗ dern und ebenſo verlangt die Nolwendigkeit, RNohſtoffe zu beziehen, freundſchaftliche Aus- kauſchbeziehungen mit den überſeeiſchen Län- dern. Wir müſſen in Zukunft die Warenein-⸗ fuhr planvoller in die Hand nehmen als in der Vergangenheit. Die Währungspolitik und die handelspolitiſche Abſchließung vie— ler Länder hat uns einfach in die Zwangs— lage verſetzt, eine planvolle Verlagerung der notwendigen Einfuhr nach den Ländern vorzunehmen, die bereit ſind. Deutſchland entſprechende Werte abzunehmen. Die Reichsregierung wird dieſe Linie zwar unter möglichſter Schonung alter Handelsbezie⸗ hungen, aber doch zielbewußt verfolgen. Einheitliche Führung Dieſe rückſichtsvolle aber zielbewußte Geſtal— tung unſerer Handelspolitik verlangt mehr als je eine einheitliche Führung. Es geht nicht an, daß jeder Berufszweig es unternimmt, ſeine eigene Handelspolitik zu treiben. Es geht nicht an, daß die Tabakimporteure oder die Trockenmilchproduzenten Maßnahmen beſchlie— ßen, die unſere Außenhandelsbeziehungen ſtö— ren, oder daß eine Stadtverwaltung eigene Handelspolitik macht, indem ſie das Feilhalten von ausländiſchen Erzeugniſſen in den ſtädtiſchen Markthallen verbietet. Dieſe örtlich und beruflich beſchränkten Stellen kön— nen nicht den Ueberblick haben, um zu ent— ſcheiden, was zum Beſten der Allgemeinheit iſt. Darüber können nur zwei Stellen entſcheiden. Das eine iſt die Reichsregie⸗ rung, die allein die Außenhandelspolitik füh— ren kann, und die andere ſind die vom Reich eingeſetzten Vertretungen der Berufe, die Reichsſtände, deren Aufgabe es iſt, die Reichsregierung zu beraten und die Inter— eſſen der verſchiedenen Wirtſchaftszweige unter— einander abzuwägen. Der Erfolg einer deutſchen Außenhandels⸗ politik, wie ich ſie kurz ſkizziert habe, iſt natür⸗ lich, wie der Erfolg jeder Handelspolitit, ſtets von einer elementaren allgemeinen Voraus⸗ ſetzung abhängig, d. i. die Beruhigung und Konſolidierung der internationalen Lage in politiſcher Beziehung. Daß die Außenpolitik gegenwärtig mit ſchwierigen und ernſten Problemen zu ringen hat, mit Problemen, die zum Teil das Fun— dament unſerer nationalen Exiſtenz berühren, wiſſen Sie alle. Ich ſehe unter dieſen Pro— blemen aber kein einziges, das nicht bei vernünftiger Behandlung einer Regelung auf dem Wege friedlicher Verſtändigung zugänglich wäre. Mit unbeitrbarer Entſchloſſenheit Die Reichsregierung hat unter der Führung unſeres Volkskanzlers vom erſten Augenblick ihrer Tätigkeit an die deutſche Außenpolitik auf das allgemeine Ziel eingeſtellt, dem deut— ſchen Volke ein Leben in Frieden und Ehre zu ſichern. Ich glaube auch ſagen zu können, daß dieſe Friedenspolitik jetzt von keinem ein, ſichtigen und aufrichtigen Beurteiler des Aus— landes mehr in Zweifel geſtellt wird. Man hat erkannt, daß Worte, die Adolf Hitler geſprochen hat, von ihm ſelbſt und von ganz Deutſchland gehalten werden. Daran, was wir nach Recht und Gerechtigkeit für Deutſchland fordern müſſen und gefordert ha⸗ ben, werden wir freilich mit unbeirrbarer Ent⸗ ſchloſſenheit feſthalten; denn es ſind Forderun⸗ gen, auf die ein geſundes und ehrliebendes Voll überhaupt nicht verzichten kann. Einholung des Maibaumes Ueberall im Reich.— Vorfeiern zum 1. Mai Berlin, 15. April. Der Leiter des Reichsamtes„Volkstum und Heimat“ in der NS-Gemeinſchaft„Kraft durch Freude“, Werner Haverbeck, hat die Richtlinien bekanntgegeben, nach denen er ſeinen Auftrag zur Beteiligung an der Aus⸗ geſtaltung des Feiertages der nationalen Ar⸗ beit durchzuführen gedenkt. Danach ſoll die Geſtaltung der Feiern im ganzen Reich in Planung und Haltung einen einheitli⸗ chen Charakter zeigen, während in den Einzelheiten die landſchaftliche Beſon⸗ 0 1 verheir der einzeinen Orte zum Ausdruck kommen werde. Die Jeiern für das Maifeſt ſollten mit der Einholung und Aufrichtung eines deutſchen Maibaumes beginnen, wie er ſeit uralten Zeiten in deutſchen Landen als Symbol des im Frühling ausbrechenden jungen Lebens gelte. Für Berlin ſei vorgeſehen, daß die größte Tanne des Schwarzwaldes der Reichshaupkſladt als Geſchenk in feier⸗ licher Form dargebracht werde. Arheitsdienſtler ſollen dieſen Maibaum durch das Brandenburger Tor bis zum Luſt— garten geleiten, wo ihn das Zimmermanns— gewerbe am Vorabend des 1. Mai aufrichten wird. Zu gleicher Zeit wird im Luſtgarten ein abendliches Mai-Einſingen ſtatt⸗ finden. Entſprechende Feiern mit Aufrichtung von Maibäumen ſollen überall im Reich ſtattfinden. Weſentlich für die Ein⸗ ſchaltung des Volkstums in die Feiern zum Tage der Arbeit ſeien noch die als Abſchluß gedachten Abendfeiern. Der erſte Nundfunk⸗Kurzbericht England zur Rede Dr. Goebbels'. London, 15. April. Die Eröffnung der neuen Reihe politiſcher Rundfunkanſprachen durch Reichsminiſter Dr. Goebbels wird in der engliſchen Preſſe mit Intereſſe verzeichnet. Beſonders hervor— gehoben werden die Aeußerungen des Mini— ſters über die Opfer, die die arbei— tende Vevölkerung gebracht hat, um die Wiederbelebung der deutſchen Induſtrie zu unterſtützen. Während die„Times“ von der Rundfunk— rede vorläufig noch keine Notiz nimmt, ſchreibt z. B. die.„Morningpoſt“ in ihrem Berliner Bericht, daß Dr. Goebbels dem deutſchen Arbeiter eine bemerkens— werte Anerkennung gezollt habe. Einige Blätter knüpfen unfreundliche Be— merkungen an die Rede. So ſchreibt der „Daily Telegraph“, Dr. Goebbels habe ſich bemüht, die Unzufriedenheit zu beſänftigen, die zurzeit wegen der Lohnherabſetzungen unter den deutſchen Arbeitern herrſche.— Die liberale„News Chroniele“ ſagt, der Ta— del, der in der Oeffentlichkeit den deutſchen Arbeitgebern ausgeſprochen werde, laſſe vermuten, daß dieſe gegen den Natio— nalſozialismus eingeſtellt ſeien. Der Berichterſtatter des„Daily Expreß“ hat bei dem Hauptſchriftleiter des Drahtloſen Dienſtes, Fritzſche, angefragt, ob dieſe neuen Rundfunkanſprachen, die bekanntlich in die verſchiedenen Weltſprachen übertragen wer— den ſollen, nicht gegen die interna— tionalen Abkommen verſtoßen. Dieſe Frage ſei verneint worden. Die Prager Hetzlarilaturen Prag, 15. April. Wie die„Lidove Novini“ meldet, hat die Verbalnote des Prager deutſchen Geſandten Dr. Koch in der Angelegenheit der Karika⸗ turenausſtellung Manes das Ergebnis ge⸗ habt, daß Miniſter Dr. Krofta ſeiner Umge⸗ bung erklärte, er könne ſich nicht in eine künſtleriſche Angelegenheit, wie ſie die Aus⸗ ſtellung darſtelle, einmiſchen. Krofta habe aber durch die Vermittlung eines Beamten des Außenminiſteriums den Verein Manes erſucht, aus dem Ausſtellungsfenſter die Karikatur des Reichskanzlers Hitler zu ent⸗ fernen, vor allem den Anlaß zu dem deutſchen Schritt gegeben hat. Die konfeſſionellen Jugendverbände Betätigungsverbot im Bezirk Koblenz. Koblenz, 15. April. Nach einer Anordnung des Koblenzer Re⸗ gierungspräſidenten wird den Angehörigen der konfeſſionellen Jugendverbände im Regie⸗ rungsbezirk Koblenz im Intereſſe der öffent⸗ lichen Ruhe, Sicherheit und Ordnung bis auf weiteres unterſagt: jedes geſchloſſene Auftre⸗ ten in der Oeffentlichkeit ſowie das öffent⸗ liche Tragen von Bundestracht oder von Klei⸗ dungsſtücken oder Abzeichen, die ſie als Ange⸗ hörige der konfeſſionellen Jugendorganiſatio⸗ nen kenntlich machen. Ferner iſt den konfeſ⸗ ſionellen Jugendverbänden unterſagt das Zei⸗ gen von Wimpeln oder Fahnen, das öffentliche Verteilen von Preſſeerzeugniſſen konfeſſioneller Jugendverbände, ferner jede ſportliche oder volksſportliche Betätigung innerhalb der kon⸗ feſſionellen Jugendverbände. Deutſche Tagesschau ö Gläubigerkonferenz im April. Die Reichsbank teilt mit: Die im Januar für April in Ausſicht genommene Konferenz der Vertreter der Hauptgläubigerländer mit der Reichsbank findet am 27. April nachmit⸗ 18 3 Uhr in dem Gebäude der Reichsbank ſtatt. Eröffnung des Reichsbauernrats. Reichsbauernführer Darre hatte zum Sams⸗ tag den Deutſchen Reichsbauernrat zu ſeiner erſten Sitzung in Berlin einberufen. Nach einer grundſätzlichen Rede des Reichsbauernführers über die Aufgaben des Reichsbauernrats fand die feierliche deln Per art Mitglieder auf den Führer Adolf Hitler Bvervurgermeiſter ſoll zurückkehren. Der Reichsinnenminiſter hat im Falle des ehemaligen loan Oberbürger⸗ meiſters von Altona, Max Brauer, zum er⸗ ſten Male die Beſtimmung aus dem Geſetz über den Widerruf von Einbürgerungen und die Aberkennung der deutſchen Staats⸗ angehörigkeit angewandt, nach der Reichs⸗ angehörige der deutſchen Staatsangehörig⸗ keit für verluſtig erklärt werden können, wenn ſie einer Rückkehraufforderung nicht Folge leiſten. Der Reichsinnenminiſter for⸗ dert in einer amtlichen Veröffentlichung den ehemaligen Oberbürgermeiſter vonAlto⸗ na, Max Brauer, der ſich zurzeit unbekann⸗ ten Ortes im Auslande aufhält, auf, binnen drei Monaten nach Veröffentlichung dieſer Aufforderung nach Deutſchland zurückzu⸗ kehren. Auslands⸗Nundſchau Tiroler für die Habsburger. In einem Tiroler Ort wurde vom Ge— meinderat einſtimmig eine Entſchließung zu⸗ gunſten der Wiedereinſetzung der Habsbur⸗ ger angenommen. In dieſer Entſchließung heißt es:„Wir erkennen Otto von Habs⸗ burg als legalen Herrſcher und Kaiſer von Oeſterreich an. Wir ſchwören ihm Treue und wünſchen, daß bald ein ſtarkes und glückliches Oeſterreich unter Führung des Kaiſers Otto von Habsburg wieder erſtehen möge.“ Dänemark verbietet Düppel-Gedenkfeier. Der Verband der Vereine ehemaliger deutſcher Soldaten in Nordſchleswig beab⸗ ſichtigte, aus Anlaß der 70 jährigen Wieder⸗ kehr der Erſtürmung der Düppeler Schan⸗ zen eine Gedenkfeier zu veranſtalten, die ei⸗ eint 1er a erranfteerre, 9e nen geſchloſſenen Zug vom Deutſchen Haus in Sonderburg mit Vereinsfahnen nach Düppel und eine Anſprache vorſah. Der Polizeimeiſter in Sonderburg hatte das ihm vorgelegte Programm genehmigt unter der Bedingung, daß keine Hakenkreuzfahne mitgeführt, nicht das Horſt-Weſſel⸗Lied. Deutſchland⸗ und das Schleswig⸗-⸗Holſtein⸗ Lied geſungen werden würden. Nun hat der däniſche Juſtizminiſter die ganze Feier ohne Angabe von Gründen verboten. Wieder Friede in Arabien? Infolge eines telegrafiſchen Friedensangebo— tes des Imams Sachjas von Yemen an König Ibn Saud, in dem der Imam die Zurückzie⸗ hung der Truppen auf dem Gebiet von Nod⸗ ſchran zugeſagt und Verhandlungen vorſchlägt, iſt vorausſichtlich mit einer Einſtellung der Feindſeligkeiten zu rechnen. König Ibn Saud ſtimmte unter gewiſſen Bedingungen den Vor⸗ ſchlägen zu. Die Schiedsgerichtsabordnung un— ter Führung des Präſidenten des Islamiſchen Kongreſſes iſt zu Schiff bon Suez nach Dſchid⸗ da abgereiſt. Die Einigungsverhandlungen werden in Mekka ſtattfinden. Jeſtlicher Empfang Rooſevelts. Der Empfang des von einem 14 tägigen Urlaub zurückgekehrten Präſidenten Rooſe— velt durch eine große Abordnung beider Häuſer iſt in der Geſchichte des Parlamenta⸗ rismus der Vereinigten Staaten einzig da⸗ ſtehend. Mehr als 400 Kongreßteilnehmer, darunter mehrere Senatoren, begrüßten ihn. Tauſende von Zuſchauern beſubelten Rooſevelt. Der Präſident ſprach kurz vor dem Mikrophon und kündigte an, daß er mit ganzer Kraft wieder an die Arbeit ge— hen wolle. Zwei Mörder hingerichtet Berlin, 16. April. Wie der Amtliche Preußiſche Preſſedienſt mitteilt, ſind in Kiei die Mörder des Sieo⸗ lers Wilhelm Müller, Ernſt Rommel und Johann Degen, hingerichtet worden. Die beiden waren am 21. Juli 1933 von dem Schwurgericht in Kiel wegen des im November 1932 zu Warendorf an Müller begangenen Mordes zum Tode verurteilt wor— den. Der preußiſche Miniſterpräſident Göring hat von dem Begnadigungsrecht keinen Ge— brauch gemacht, weil es ſich um einen plan⸗ mäßig vorbereiteten und mit ungewöhnlicher Brutalität und großer Heimtücke ausgeführ⸗ ten Mord handelt, bei dem die Verurteilten eigennütziges Intereſſe verfolgten.. — Heſſiſcher goldgtentag 60 jährige Verbandsfeier der„Haſſia“. 8 Darmſtadt, 15. April. Am 9., 10. und 11. Juni findet in Darmſtadt die Feier des 60⸗ jährigen Beſtehens der Kriegerkamerad⸗ ſchaft„Haſſia“ ſtatt. Dem Feſtzug, der den Glanzpunkt der Feſttage bildet, wird der Leitgedanke„Volk und Wehrmacht“ zu. grunde liegen. Große Hauptwaſſen werden dies betonen und das Ganze eindrucksvoll liedern. Die Feſtwagen bzw. Feſtgruppen werden zuſammengeſtellt nach den Entwür⸗ fen des Kunſtmalers Hohmann-Darmſtadt Die heſſiſchen Regimenter marſchieren in i ren hiſtoriſchen Uniformen und umrahmen die bunten Aufzüge der Vereine und Innun⸗ 90 die ihre eigenen Wagen ſtellen. Der Zug erreicht ſeinen Höhepunkt in der Ver⸗ herrlichun unſerer großen Führer, des Reichspräſidenten Generalfeldmarſchalls von Hindenburg und des Volkskanzlers Adolf Hitler als Schützer des Friedens. „die Einstellung von Verfahren Berlin, 16. April. Zu dem Kirchengeſetz zur friedung des kirchlichen Lebens und der Bot⸗ ſchaft des Reichsbiſchofs wird mitgeteilt: Anter dem 13. April 1934 iſt das wichtige Kürchengefetz zur Befriedung der kirchlichen Vage“ erlaſſen worden. Dieſes Geſetz iſt ge⸗ eignet, die im politiſchen Leben hergeſtellte Ein⸗ ben in Volt und Staat auch im äußeren Le⸗ ö der evangeliſchen Kirche herzuſtellen. So wenig durch das Geſetz Bekenntnisſtand und Glaubensgut der deutſchen evangeliſchen Chri⸗ ö angetastet werden, ſo energiſch wird in der Lirchenorganiſation auch durch dieſes Geſetz Wednung geſchaffen. In großzügiger Weiſe wird durch das Ge⸗ eh unter alles Trennende der jüngſten Ver⸗ gangenheit ein Strich gezogen, und auf der neugeſchaffenen Grundlage lirchlicher Einheit werden die ſchwebenden Verfahren, die aus kir⸗ chenpolitiſchen Gründen anhägig werden muß⸗ ten, eingeſtellt, lediglich Verfahren mit ſtaats⸗ politiſchem Einſchlag kommen zum Austcag. Das vorübergehend notwendige Kirchengeſetz vom 4. Januar 1934 iſt aufgehoben. Sogar bereits abgeſchloſſene Verfahren werden durch die großzügige Geſetzgebung des Reichsbiſchofs und des geiſtlichen Miniſteriums überprüft. Auch das neue Geſetz dient, wie alle Maß⸗ nahmen des Reichsbiſchofs. und des geiſtlichen Miniſteriums, der Herbeiführung von Ord⸗ wing, Ruhe und Frieden in der Kirche. Kirchenkonflikt in Württemberg Mißtrauensvotum für den Landesbiſchof. Stuttgart, 16. April. In Württemberg hat der Synodalausſchuß dem Landesbiſchof Wurm durch die Ableh— nung des geſamten Kircheuhaushalts das Vei⸗ trauen verſagt. Landesbiſchof Wurm, dem von ſeinen Gemeinden vorgeworfen wird, daß er als Perſönlichkeit im neuen Deutſchland un— tragbar ſet, und deſſen Beziehungen zu dem ſattſam bekannten Pfarrer-Notbund von ſeinen Gemeinden nicht verſtanden werden, weigerte ſich, aus dem Mißtrauensvotum die Konſe— quenzen zu ziehen. Dadurch herrſcht in Württemberg ein Kir⸗ chennotſtand, der in weite Kreiſe der Bevöl⸗ lerung Beunruhigung trägt. Zur Behebung dieſer Beunruhigung hat ſich der Reichsſtati⸗ halter von Württemberg⸗ Hohenzollern tele⸗ graphiſch an den Reichsbiſchof mit dem Er⸗ juchen gewandt, umgehend in die württember⸗ uſchen Kirchennotſtände Ordnung zu bringen. Wieder Wertarbeit! Keine Alkordhetzerei.— Rede Dr. Ley's. ö Gelſenlirchen, 16. April. Dr. Ley beſuchte zahlreiche kleine und mitt lere Betriebe im bergiſchen Induſtriegebiet, in Remſcheid und Solingen. Dr. Ley ſagte den Bettiebsführern, daß die Deutſche Arbeitsfront im größten Maß⸗ ſtabe den Gedanken der Wertarbeit propagie⸗ ren werde. Es gelte, die Alkordhetzerej auf⸗ zugeben und vor allem wieder Wertarbeit zu keſern. Hierfür ſei Vorbedingung, daß nicht die Menſchen ihre bodenſtändige Haudwerker⸗ Lunſt ins Ausland trügen und ſo den eigenen Vollsgenoſſen ſchwerſte Konkurrenz machten. Es dürften auch nicht die Erfindungen ins Ausland getragen werden. Das neue Geſetz zur Vorbereitung des orga— niſchen Aufbaues der Wirtſchaft ſei geſchaffer worden, um Außenſeiter in der Wirt⸗ ſchaft, die ſich nicht den Erforderniſſen des Allgemeinintereſſes unterordnen wollten, un⸗ möglich zu machen. Bei einer Kundgebung in Gelſenkirchen erklärte Dr. Ley, daß er von den Schwie⸗ rigkeiten gehört habe, die in der Frage der Urlaubsregelung für die Berg⸗ arbeiter des Ruührgebie⸗ls entſtanden ſeien. Man habe ihm mitgeteilt, daß die Bergarbei⸗ ter des Ruhrgebiets lediglich 70 Prozent ihres Urlaubs bezahlt erhalten ſollen. Er erklärte, daß, falls die Verhandlungen mit dem Syndilat erfolglos auslaufen würden, die Deutſche Arbeitsfront ſich entſchloſſen habe. die Bezahlung der reſtlichen 30 Prozent bes Arlaubs der geſamten Bergarbeiterſchaft des Ruhrgebietes ſelbſt zu trogen. Handwerlstag in Stuttgart 100 000 Teilnehmec aus Württemberg und Baden. Stuttgart, 16. April. In Stuttgart fand am Sonntag der erſte deutſche Handwerkstag ſtatt, an dem 100 000 Handwerker aus allen Teilen Württembergs und Badens teilnahmen. Nach einer Rede des Reichsſtatthalters Murr begrüßte der Reichs— handwerksführer Präſident Schmidt die Handwerker im Namen des Ehrenmeiſters des Deutſchen Handwerks, des Reichspräſidenten. Einen ausführlichen Bericht laſſen wir fol— gen. Der türliſche Botſchafter geſtorben. Berlin, 16. April. Der türkiſche Botſchafter in Berlin, Kemalettin Sami-Paſcha, iſt am Sonntag Mittag an den Folgen einer Mager— operation geſtorben.— Kemalettin Sami⸗ Paſcha wurde im Jahre 1885 in Sinope geboren. Muſtapha Kemal Paſcha, mit dem Kemalettin Sami-Paſcha in Freundſchaft ver⸗ bunden war, ernannte ihn im Auguſt 1924 zum türkiſchen Botſchafter in Berlin, berief ihn aber bereits im März 1925 wieder nach Klein⸗Aſien zur Niederwerfung eines Kurden⸗ Aufſtandes. Nach Niederwerfung der unruhigen Stämme kehrte Kemalettin Paſcha nach Berlin zurück, wo er zu den beliebteſten Diplomaten gehörte. Kind in der Scheuer verbrannt Obervorſchutz(Kreis Fritzlar), 16. Apeil. In der Scheune des Landwirts Leonhard Jahn brach Feuer aus, das innerhalb kur— zer Zeit das ganze Gebäude einäſcherte. Bei den Löſcharbeiten fand ein Feuer- wehrmann in der Scheune die bis zur Un- kenntlichkeit verkohlte Leiche des ſechsjähri⸗ gen Töchterchens Annelieſe des Beſitzers, das anſcheinend in der Scheune geſpielt hatte und ſich nicht mehr hat retten können. Näuberjagd in der Wüſte Nach monatelanger Verfolgung gefangen. Jeruſalem, 15. April. Der berüchtigte Wüſtenräuber Abu Jildeh, der 17 Morde auf dem Gewiſſen hat, wurde nach aufregender monatelanger Jagd durch die Wüſte von der engliſchen Polizei gefangen genommen. Die Polizei mußte mit größter Liſt vorgehen, um den Räuber zu faſſen, der geſchworen hatte, lieber Selbſtmord zu begehen, als ſich fangen zu laſſen. Bei der Verfolgung ſpielten neben dem Rundfunk auch Polizeihunde eine große Rolle. Um den Räu- ber zu täuſchen, verkleideten ſich mehrere Po⸗ lizeibeamte als Araber. Schließlich gelang es, Abu Jildeh und ſeinen Spießgeſellen Muſta⸗ pha Armeet, der ebenfalls mehrere Morde auf dem Gewiſſen hat, in einer Höhle ein⸗ zukreiſen. Die beiden Räuber ſchoſſen auf die Beamten, mußten ſich aber ſchließlich er⸗ geben, ohne einen einzigen Beamten verwundet oder getötet zu haben. Die Schwester ROMAN VON CARIL HOLM ui ff ö* „Ich war am Strande.“ „Bei dem Sturm?“ „Gerade dann iſt's ſchön da. es nicht erſt von anderen Waſſer heraufgelotſt. Cefahr geweſen wären.“ Die junge Frau hatte ihren Haarknoten feſtgeſteckt. Jetzt ließ ſie die Arme ſinken und ſah ihren Mann an. „Durchs Waſſer?“ „Die Flut kam überraſchend ſchnell— der Wind trieb Sonnenballs in den Da mußten wir natürlich durch. ſie über den Strand. Ganz harmloſe Promenade.“ Käthe trat ihrem Gatten ganz nahe und legte die Arme, won denen die Aermel ihrer Friſierjacke zurückfielen, um ſeinen Nacken. „Robby!“ Ja?“ „Robby— du verſchweigſt mir etwas!“ „Unſinn, Maus! „Ich weiß nicht, Robby! vor— ſeit ein paar Tagen ſchon— du biſt ſo— ſo anders gegen mich—“ Copyright by Marta Neuehtwanger, Halle 4. d. S. erfährſt und dich ängſtigſt: Schweſter Magdalene war da unten— ich fand ſie ſchlafend in der Strandhütte— habe ſie dann durch das Ganz einfache Sache. machen ein Aufhebens davon, als wenn wir in wirklicher Sie ſah ihm feſt in die Augen. Blick abwenden. Seele hineinſehen. i. Haar. ſich für Gedanken! Die Leute zerriſſenen Wolken rotflammenden Prielen, ſpiegelten. Er ſah ihr in die Augen— in den großen grauen Sternen flimmerte eine geheime Angſt— er mußte den Sein Weib durfte jetzt nicht in ſeine Er zog ſie feſt an ſich, daß er den jeh' runter.“ „'s recht, Mutter! Chriſtianſen ſoll uns'ne heiße Welle anſetzen, dat man Wärmde im de Knochen kriegt. ſachte— dat jeht hier ſchteil runter. Könnten ſe auch'ne „Was macht ſie ornliche Treppe machen!“ Das Ehepaar Martens ſaß mit dem Major, Doktor Begreifſt du Lau und Schweſter Magdalene übrigen auf einer Seitenkuppe der hohen Düne. ſchauten ſte in die flammenden Gluten. ſo überwältigend, Schweigen, das beredter iſt als alle Worte. fand Schweſter Magdalene doch ein Wort. Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre!“ jungen warmen Körper an ſeiner Bruſt ſpürte, den Schlag ihres Herzens fühlte, und begrub das Geſicht in ihrem „Kleine dumme Maus!“ flüſterte er. Warum ſollte ich wohl anders ſein? Du biſt hier, dich zu ſchonen, zu erholen! Uebrigens— damit duf nicht, Schatz?“ Sie barg das erglühende Geſicht an ſeiner Bruſt. * Nach dem Abendeſſen war faſt die ganze Badegeſell⸗ ſchaft auf die Satteldüne geſtiegen, hatte ſich dort, in Mäntel und Plaids gehüllt, niedergelaſſen und betrachtete* den heute beſonders ſchönen Sonnenuntergang. noch immer empfindlich kühl, obgleich ſich der Sturm ge— legt hatte und zu einer friſchen Briſe abgeflaut war. Die flammten bei dem glühendſten tiefſten Purpur bis zum leuchtenden Orange waren alle Tinten vertreten und hoben ſich ſcharf ab von dem zart⸗ grünen Ton des klaren Himmels. lag darunter das Meer, der Sand war von fahlen Tönen überhaucht und bildete einen ſonderbaren Gegenſatz zu den die das Sonnenfeuer Die leuchtende Scheibe berührte mit dem unteren Rand ſchon den Horizont, ſeltſam verzerrt er⸗ Warum ſollte ich Heimlichkeiten vor ſchienen ihre Umriſſe. dir haben? Das iſt doch zwiſchen uns nicht Sitte.“„Vata, guck mal— grad wie ein Handkäs!“ rief einer Du kommft mir verändert der Berliner Jungen. „Still, du Narr! Schtör andere nich im Naturjenuß! — aber recht hat er, wat, Mutter?“ Neuer Schritt in Prag Der Prager deutſche Geſandte Dr. Koch ſprach am Samstag bei dem bevollmächtigten iſchechoſlowaliſchen Miniſter Dr. Krofta im Prager Außenminifterium vor, um auch noch mündlich auf die bedauerlichen Folgen, die die Manes⸗Ausſtellung mit ihren Verunglimpfun⸗ gen Deutſchlands haben könne, hmzuweiſen. Miniſter Krofta ſagte Entgegenkommen bei der ſofort anzuſtellenden Prüfung der Aus⸗ ſtellungsobjette und Abhilfe zu. Anterwerfung Starhemberg Ende der Selbſtändigkeit der Heimwehren. Wien, 16. Apecil. Amtlich wird bekanntgegeben: „Eine eingehende Aussprache zwiſchen Bun⸗ deslanzler Dr. Dollfuß und dem Bundesfüh⸗ rer der Heimwehren, Starhemberg, hat die Grundlage für die Vereinigung und Ver⸗ ſchmelzung aller vaterländiſchen Gruppen im Rahmen der Vaterländiſchen Front ergeben. Das wird auch in den nächſten Organiſations⸗ maßnahmen, die ſchon im einzelnen feſtgelegt jmd, zum Ausdruck kommen.“ Dieſes Kommunique beſtätigt die ſchon längſt erwartete Unterſtellung der Heimweh⸗ ten unter die Vaterländiſche Front Pr. Doll⸗ tuß'. Das aber bedeutet das Ende der Heim⸗ wehr als eines ſelbſtändigen Faktors. In Re⸗ terungskreiſen wird dem Abkommen größte 2 Bedeutung beigemeſſen. Dank des Staatsminiſters zur Ruheſtandsverſetzung von Miniſterial direktor Schäfer. Darmſtadi, 15. April. Miniſterialdirektor Dr. Schäfer iſt auf ſeinen Wunſch nun end⸗ gültig aus dem Staatsdienſt geſchieden. In zürdigung der Lebensarbeit dieſes ausge⸗ heichneten Berenten hat der Herr Staats⸗ niniſter ihm folgendes Handſchreiben zuge⸗ don laſſen: ö N „Hochgeehrter Herr Miniſterialdirektor! Von Ihrem Antrag auf Verſetzung in den Ruheſtand habe ich Kenntnis genommen. So ſehr ich Ihr Ausſcheiden aus dem Dien— ſte bedaure, will ich mit Rückſicht auf Ihre Geſundheit dieſem nicht im Wege ſtehen. Es drängt mich jedoch, Ihnen für Ihre lan— ge Jahre hindurch dem Staate als Miniſte— rialdirektor und Leiter der Heſſiſchen Fi— nanzverwaltung geleiſteten ausgezeichneten und erſpießlichen Dienſte den Dank der Re— gierung auszuſprechen. Sie haben unter den ſchwierigſten Verhältniſſen in aufopfe— rungsfreudiger und ſelbſtloſer Weiſe für das Land Heſſen Hervorragendes geleiſtet. Ich verbinde damit noch die ergebene Bitte, daß Sie, ſoweit es Ihr Geſundheits— zuſtand zuläßt, Ihre wertvollen Dienſte mir und damit dem Lande Heſſen auch noch für die Folge zur Verfügung ſtellen. Das Bewußtſein treueſter Pflichterfül— lung darf Sie in den Ruheſtand hinüber— begleiten: möge dieſer ein in jeder Bezie⸗ hung geſegneter für Sie ſein. Mit der Verſicherung meiner ausgezeich— neten Hochachtung bin ich Ihr ſehr ergebe— ner gez. Jung, Staatsminiſter.“ Ueberraſthende Entdeckung Trotzki lebt in Innerfrankreich. Paris, 16. April. Durch einen Zufall iſt, dem„Oeuvre“ zufolge, bie frauzyſſſche Polizei einer aufſehenerregen— den Sache auf die Spur gekommen. Sie bat feſtgeſtellt, daß der frühere Sow⸗ lettomimiſſar Trotzktz ſich in einer Villa bei Es war Scheiden des Farbentönen. wird? g Barbizon in der Nähe von Fontainebleau z hält. Mit ihm wohnen dort feine Frau 4 drei ſeiner Anhänger, die feine Leibwache dar⸗ ſtellen. 0 Trotzke hatte vor einiger Zeit die Erlaubnis erhalten, auf Korſika zu wohnen. Er ſcheint jedoch heimlich ſeinen Wohnſitz nach Inner⸗ frankreich verlegt zu haben. Es geht das Gerücht, daß Trotz an der Gründung einer 24. Internationale“ arbeitet. Er erhält ſeine Poſt durch einen Geheimkurier. 0 Aus den Nachbarländern Ludwigshafen, 15. April.(Lebens mal der gerettet.) Ein etwa 45jähriger Kolo nialwarenhändler aus Friedrichsfeld, der in den Rhein geſprungen war, um Selbſtmord zu begehen, wurde bewußtlos von dem He- den Oberlehrer Willer, der mit einem Rur rboot herbeigeeilt war, aus dem Luitpoko⸗ hafen gezogen und ans Ufer gebracht. 8 la aufgenommenen Wiederbelebungsder⸗ uche hatten Erfolg. Der Lebensmüde wurde mit dem Rettungswagen ins ſtädtiſche Krau⸗ e gebracht. Lebensgefahr beſteht gichel mehr. Bad Dürkheim, 15. April.(Tod bei der eldarbelt.) Im Alter von 60 Jah karb hier der langjährige Vorſtand des hits ⸗ ſigen Winzervereins, Franz Farny, der ſich weit über Bad Dürkheim hinaus großer Be- liebtheit erfreute und auch als Vorſtands⸗ und Aufſichtsratsmitglied anderer großes Vertrauen genoß. Der Tod traf den! noch jugendlich⸗rüſtigen Mann der Feld- arbeit an und machte ſeinem arbeitsreichen Le⸗ ben durch einen Schlaganfall ein jähes Ende. Nie derlirchen, 15. April.(Tödlicher Un⸗ fall eines Kindes.) Das ſechsfährige Söhnchen des Landwirts Hugo Hain, Kakl, bre von einem Wagen, der von ſeinent roßvater gelenkt wurde, erlitt einen doppel ten Schädelbruch und ſtarb bald darauf im Elternhaus. Groß-Gerau, 15. April. Das Unglück in Aſtheim.) Der 14 Jahre alte Johann Roos war mit Jauchefahren beſchäftigt. Da⸗ Hei begleitete ihn ſein Großvater, der Land⸗ wirt Ludwig Roos 1 ſowie ſeine beiden Kuſinen Sunhilde Schulze und deren Schwe⸗ ſter, die ſämtlich auf dem Fuhrwerk ſaßen. Kurz hinter Aſtheim, auf dem Brückenweg, wo der Weg etwas abfällt, wollte der Jun⸗ ge die Pferde anhalten. Dabei ſchlug die Ddeichſel des Fuhrwerks hoch, das Pferd ſprang nach links aus, ſo daß das Fuhr⸗ werk die zweieinhalb Meter hohe Böſchung hes Brückenweges hinunterſtürzke. Die elf⸗ jährige Sunhilde Schulze kam bei dem Sturz direkt unter das Ffuhlfaß zu wegen und wurde auf der Stelle getötet. Sie hatte ade am Kopf wie am Rückgrat ſchwere zerletzungen erlitten. Der Landwirt Lud⸗ wig Roos 1 wurde anſcheinend ebenfalls bon dem Faß getroffen und erlitt ſchwere innere Verletzungen, denen er bald erlag. Der Lenker des Fuhrwerks, der 14 jährige Johann Roos, und die Schweſter von Sun⸗ bilde Schulze blieben unverletzt. Aus Vaden Berhner Maibaum aus dem Schwarzwald. Das Reichspropagandaminiſterium hat dem Grenzland Baden den ehrenvollen Auftrag er⸗ teilt, für die Rieſenkundgebung am Tag der. Nationalen Arbeit in Berlin den Mas⸗ baum zu liefern. Es ſen aus den Beſtändert der Tannenrieſen, wie wir ſie in unſerem Schwarzwald beſitzen, einm befonders ſchüömer Baum geſchlagen, nach Berlin transportiert, und dort durch eine Abordnung in feierlicher Weiſe übergeben werden. Gemeinſchaftent „Die Sonne über Berlin jeht nie ſo unter“, meinte die Frau Direktor. det janze Arranſchement nich. „Hier is allens anders— mir jefällt Un kalt is es auch. Ir Man abgeſondert von dert Still Der Anblick war daß alle ſchwiegen. Es gibt ein Schließlich Leiſe ſagte ſie: Der Major und Doktor Lau warfen ſich einen Blick zu, Doktor Martens ſchrak auf, ſah die Schweſter von der Seite an und legte den Arm um ſeine Frau. Ein unheimliches Rätſel— die Schweſter! Vom ſie und blickte mit den großen Augen unverwandt in die wabernde Lohe. der letzte Sonnenſtrahl mit einer Glut übergoß, die ſonft Schwarz und dunkel dieſen Zügen fremd war. i. Die rote Scheibe ragte nur noch mit dem Rande über den ſchwarzen Horizont, der an der Stelle ihres Unter⸗ wider⸗ tauchens ſich in glühendes Erz zu wandeln ſchien. Plötz⸗ lich war ſie verſchwunden. blaßten, kühl wehte es vom Waſſer her. „Ob das nun ſo in Ewigkeit ſich wiederholen wird?“ fragte leiſe der Major. die Nacht, wo dieſer Himmelskörper erkaltet und tot ſein Und wo iſt dann unſere Erde?“ Da ſaß Begeiſterung lag auf dieſem Antlitz, das Die Farben ringsum ver⸗ „Oder kommt einſt der Tag oder (Fortſetzung folgt.) T —.... g f 22 ee 1 999. n Lomdſt d eee en ö Te, Von Fel Bronnen Urheberrechtsscihutz:, Fünf Turme-Werkag, Halle(Saule) Nachdruck verboten. „„Thereſia“— Karl Joſefs Stimme klang plötzlich ganz weich—,„ich werde mit dem Herrn Vater ſprechen!“ Die Schweſter ſchmiegte ſich an ihn.„Ich kann's nicht, Joſel! Der Herr Vater muß es einſehen. Nie, nie wieder ann ich heiraten.“ Karl Joſef lauſchte plötzlich auf. War ein weh-ſüßer (Ton in der Schweſter Stimme.„Ift wohl ein anderer, wer dir lieb iſt?“ Da ſenkte Thereſia tief das Köpfchen mit den wippen⸗ den Locken.„Werd' ihn aber nie heiraten können, Joſel! Siegen Welten zwiſchen uns. Und er wird mir nimmer gut ſein!“ So zart war das Geſtändnis und in ſeiner Zartheit doch ſo erſchütternd. Karl Joſef fragte nicht viel, zog die Schweſter neben ſich auf die Bank. Und über den beiden Geſchwiſtern ſchwebte im flüſternden Lied des müden Nachtwindes das Geheimnis der großen ſeelenerfüllenden Liebe, die keine Gegenliebe findet. Abgeriſſen klang die Muſik vom Hauſe herüber. Plötzlich ging eine Tür auf. Graf Eberswalds Geſtalt warf auf die mondbeſchienenen Wege breiten Schatten, 222* er:. 2„„ 725 7 48740 ſtand plötzlich bor den einſamen Geſchwiſtern. „Frau Gräfin, ich habe noch einmal mit Ihrem Herrn Vater geſprochen. Wegen Ihres beſonderen Widerſtandes ſoll die Hochzeit auf einen früheren Termin gelegt werden. In zwei Wochen ſind Sie mein Weib!“ Er verſuchte die zitternde Frau an ſich zu ziehen. Im gleichen Augenblick ſtieß Karl Joſef ihn ſo heftig vor die Bruſt, daß der ſchwere Mann taumelte.„Be⸗ rühren Sie meine Schweſter nicht! Nie wird ſie Ihr Weib, Sie Wüſtling!“ Karl Joſefs Wangen brannten in einem ſeltenen inneren Feuer. Er dachte daran, wie willig Thereſia den Botengang, der gewiß nicht leicht, für ihn getan hatte. Er durfte ſie jetzt in ihrer Not nicht allein laſſen. „Ich werde Sie fordern!“ Graf Eberswald keuchte. Karl Joſef blieb ſteinern. Der Graf war als Feigling in Duellangelegenheiten bekannt, kniff auf jede mögliche und unmögliche Art. Und wenn doch— Karl Joſef fürch- tete ſich nicht. Er wies mit der Hand zur Tür. „Verlaſſen Sie augenblicklich unſer Haus, Herr Graf! Sie haben hier nichts mehr zu ſuchen.“ Noch einen letzten Blick des Grafen fing er auf, der Thereſias Schönheit ab zutaſten ſuchte. Da verlor Karl Joſef die Herrſchaft über jeine Sinne.„Ich ſchieße Sie über den Haufen, wenn Sie nicht innerhalb einer einzigen Minute aus meinen Augen verſchwinden.“ Langſam ſuchte Graf Eberswald den Rückweg. „Sie werden ſich noch bitter an dieſe Stunde er- innern!“ knirſchte er, zornblaß in dem ſonſt ſo rot auf- gedunſenen Geſicht. Die Geſchwiſter waren wieder allein. „Joſel, du biſt ſo gut!“ Thereſias brachliegende Zärt— lichkeit wallte über. Aber Karl Joſef wandte ſich ab. „Das war meine Pflicht!“ Seine Stimme wieder hart wie in gewöhnlichen Zeiten. Irgendwo zwiſchen den Bäumen ſchienen ſeine ſtolzen Pläne einer ſchleſiſchen Erhebung zugunſten der heiß⸗ geliebten öſterreichiſchen Kaiſerin zu verflattern. Denn nur im Durchkreuzen dieſer Pläne konnte Graf Ebers⸗ wald ſich an dem ſonſt Unverwundbaren rächen. Und trotzdem war es ſeine Pflicht geweſen, der verzweifelten Hilfloſigkeit der jungen Schweſter gegenüber. Schwer atmete der Mann, ging dem Hauſe zu und ſchloß ſich droben auf ſeinem Zimmer ein. Thereſia konnte er an dieſem Abend nicht mehr ſehen. 21. 4 7 „Sie geben an, mit dem Manne ſehr bekannt ge⸗ weſen zu ſein!“ Joſt von Adlersfeld ſchaute von dem Papier- und Kartenwuſt auf ſeinem Tiſch zum Beſucher auf, deſſen breiter Behäbigkeit er nicht einmal einen Stuhl angeboten hatte. Graf Eberswald nahm ihm das bitter übel. Das lange Stehen fiel ihm ſchwer. Aber ſchließlich: er rach mit einem Preußen, dem keine Höflichkeit zuzutrauen war. „Bekannt nicht nur, ſondern befreundet!“ Des Grafen Stimme ereiferte ſich, überſchlug ſich faſt in der Erregung. „Und weshalb verraten Sie ihn jetzt?“ Der Major war kurz angebunden. „Weil ich an das Wohl der hochwohllöblichen preußi⸗ ſchen Regierung denke und an das des Gott wohlgefällig- ſten Königs auf dieſer armen Erde.“ „Laſſen Sie dieſe Uebertreibungen!“ Joſt von Adlersfeld winkte dem Schreiber. „Schreiben: Haftbefehl gegen Graf Karl Joſef von Kannecker, wohnhaft auf Schloß Buchenholz bei Leuthen, geboren Anno Domini ſiebzehnhundert.., verklagt auf Spionage, zugunſten Oeſterreichs!“ Graf Eberswald wollte ſich entfernen. „Sie bleiben!“ Der Major fixierte ihn ſcharf.„Sie werden bei dem Verhör ſelbſtverſtändlich Sind Sie doch der einzige Zeuge.“ zugegen ſein. wurde Der andere verwahrte ſich. „Will mit der ganzen Angelegenheit nichts zu ſchaffen haben. Habe nur Seiner Majeſtät dem preußiſchen König einen Dienſt erweiſen wollen. An einer Belohnung iſt mir gar nichts gelegen!“ Der Preuße kräuſelte die Lippen in jäher Verachtung. „An eine Prämie denkt kein Menſch, mein Herr. Da kennen Sie uns Preußen ſchlecht, wenn Sie glauben, wir bezahlen Bruderverrat.“ Graf Eberswald wurde bleich. „Sie wollen doch nicht ſagen, Herr Major...“ „.. daß Sie ein ganz gemeiner Verräter und Lump ſind!“ vollendete Joſt von Adlersfeld.„Unterſtehen Sie ſich nicht, ſich aus dem Staube zu machen, bevor das Urteil geſprochen! Der König wird ſich diesmal ſogar ſelbſt äußern können. Er trifft heute nachmittag bei der hieſigen Armee ein.“ Graf Eberswald ſchwankte. König gegenüberſtehen müſſen... r, daß Karl Joſef von Kannecker Spionage zugunſten Oeſterreichs getrieben hatte. Die wichtigſten Papiere hielt er in Händen. Er murmelte noch etwas über die ihm vielleicht zuteil werdende Ehre, den verehrten Preußen— könig Auge in Auge zu ſehen, dann ſchloß der Poſten hinter dem ſich tief Verneigenden die Tür. „Lump!“ Joſt von Adlersfeld erhob ſich.„Und trotz dem müſſen wir den ſchon ſo lange geſuchten Spion faſſen, wenn auch auf einen ganz gemeinen Verrat hin. Hängen ſollten ſie alle beide. Schade, daß es ſich nur bei dem einen machen laſſen wird.“ Er unterſchrieb den Haftbefehl. Trab, trab, trab... Durch den frühen Sommermorgen klang das Galoppieren von Pferdehufen. Die Schollen 10 flogen. Die Luft ſchwirrte vom Wiehern der Pferde. 0 U Nur einer ritt langſam, als drücke ihn ſchwere Laſt. Nur widerwillig war Hermann von Alten des Freundes Befehl, die Haftvollziehung zu leiten, nachgekommen. Bäumte ſich immer wieder etwas in ihm dagegen auf, * den Bruder Thereſias zu verhaften. Er glaubte wieder ihre wehen, an allem verzweifelten Augen in jener Nacht von Leuthen auf ſich gerichtet zu ſehen, jene Augen, die er nicht mehr vergeſſen konnte. Genau ſo würden ſie gewiß bei der heutigen Schreckens botſchaft ausſchauen wie damals. Tief beugte Hermann von Alten ſich auf des Pferdes Rücken hinab. Daß er vom Schickſal immer dazu aus— erſehen war, ihr Schlechtes und Trauriges anzutun. Tarab, trab, trab! E Ueber Schloß Buchenholz ſtand goldſtrahlend die helle Morgenſonne, ſpiegelte ſich in den Fenſtern, tanzte über die hellen Fußböden und die zierlich geſchweiften Möbel, war wie ein wunderſeliges Bad um die nur leicht ver⸗ hüllten Glieder Thereſias. „Schau, Peperl!, die liebe Sonne!“ Mit rührend hilfloſer Gebärde verſuchte der kleine Kerl mit ſeinen weichen Händchen die Sonnenſtrahlen zu haſchen. War das Patſchchen aber immer leer, wenn er es auch noch ſo vorſichtig öffnete. Die Frau küßte immer wieder das ſüß verdutzte Ge ſichtchen des kleinen Schelms. „Biſt nimmer g'ſcheit, Buberl! Kannſt die Sonne doch net halten!“ Behaglich lehnte ſie ſich in einen Seſſel. Des Kleinen Hände hatten ein neues Spielzeug ent— deckt, as war ihm noch viel lieber: der Mutter weiche, braune Locken, die ſich jetzt noch ungepudert in ſchimmern— dem Braun auf die bloßen Schultern ringelten. So ein verſchmitztes Geſicht machte das Buberl, gerade wie ſein Vater ſo oft getan, wenn er luſtige Attacke gegen ſein kleines Weiberl geritten hatte. „Peperl!“ Frau Mutter wie ein verliebter Schwänzel kareſſieren.“ Das Buberl krähte hellauf vor Vergnügen, und die alte Joſepha, die drüben das Lager ihrer Herrin ordnete, lachte laut auf über die„alte Frau Mutter“. Ein zu allerliebſtes Schmollmündchen zog Thereſia da. „Geh, Sepha, iſt nichts zu lachen! Schlepp an die zwei Jahrzehnt nun ſchon auf dem Rücken.“ „Ju gar!“ Die Alte tat verwundert und reſpektvoll. „Das iſt allerdings eine Laſt. Sind faſt genau ſo viele Jahre, wie der Streit um unſer ſchönes Schleſien geht. Dieſe Preußen, dieſe...“ beſchwichtigend auf die Schulter. „Sollſt net ſo fluchen, Sepha, und den Preußen ſo arg herb ſein. Sie glauben, genau wie die Kaiſerin, ſie wären im Recht. Da kann man doch nix dran machen.“ „Recht! Recht!“ konnte nicht vertragen, daß Thereſia ſo mild auf die Vielleicht dem großen Kalter Angſtſchweiß trat ihm auf die Stirn. Aber ſchließlich: beweiſen konnte Thereſia drohte ihm mit dem Finger. „Schauſt drein wie ein arg Schlimmer. Tuſt deine alte Joſepha wollte wieder auffahren, Preußen zu ſprechen war. Hatte doch wirklich alle Urſacheg Aber ſie wollte ſich auch nicht immer die Zunge ver⸗ brennen. a g g Joſepha ging hinaus, das Frühſtück für die ihr ſo leichtſinnig ſcheinende Herrin zu holen. War eben nichts anzufangen mit ſolcher Jugend; die hatte noch keine ver⸗ nünftigen Grundſätze. g 5 So hell lachte Thereſia der alten treuen Seele nach. So gut war ſie der Jaſepha doch, verſtand ſich, abgeſehen von den Preußen, ganz ausgezeichnet mit ihr. Wie eine rechte Mutter ſorgte die Alte für ſie. „Gelt, Buberl!“ Sie kuſchelte ihr Geſichtchen neben das ihr ſo ähnliche des Kindes.„Wenn wir zwei beiden nicht die Sepha hätten. Lebten vielleicht ſchon gar nich: mehr...!“ Beglückt fühlte Thereſia des Buberls ſüße Kindes— wärme durch den eigenen Körper fluten. Durchs Zimmer tanzte ſie mit dem übermütig jauchzenden kleinen Geſellen. in dem das leichte Blut des Vaters zu ſchwingen ſchien. Lala! Lala! Und dann das Rauſchen aus dem Wiener Wald! Halb ſingend, halb plaudernd wob Thereſia einen köſtlichen Bildſtreifen, der Süßigkeit des Wiener Waldes atmete. Das Buberl verſtand zwar noch nichts davon, aber es krähte ſo vergnügt dabei, ſchlug immer wieder mit den dicken Patſchchen auf der Mutter runde Schultern. Joſepha hätte allſolches wohl höchſt deſpektierlich ge— funden. Mit der Erziehung konnte nicht früh genug be— gonnen werden. Aber Thereſia wollte von der Erziehung des Buberls noch nichts wiſſen, hatte die patſchenden Händchen ja ſo gern. Und dann— du liebe Zeit, wenn der Peperl grauſig unartig war und die Nacht ſchrie, klapſte ſie wohl auch. Weshalb ſollte er ſie da nicht auch einmal patſchen? „Gelt, Buberl, wir laſſen uns von niemand etwas ſagen!“ Vor der kunſtvoll eingelegten weißen Kommode bog die Frau ſich ins Knie, zog das unterſte Fach heraus, wühlte zwiſchen den Sachen, bis ſie endlich ein ſchlichtes Tonpfeiſchen zum Vorſchein brachte. „Da kannſt ihn ſchauen, den Preußenkönig, der unſer Schleſien haben will, Peperl!“ Sie wies dem Kinde das grellfarbige Bildchen auf dem Pfeifenkopf. Joſef wollte danach greifen. Aber das litt Thereſia nicht. Das Pfeiſchen gab ſie nicht aus der Hand. Abends, wenn Joſepha das Zimmer längſt verlaſſen hatte, lag ſie noch wach im Bett, das Pfeiſchen vor ſich auf der Decke. Und die Augen des großen Königs ſchauten ſie an, ſo ſelt⸗ ſam undurchdringlich. Aus ihnen aber wurden die harten dunklen Augen des Schwarzen Majors. „Oh!, Buberl!“ Thereſia preßte das Kind und das Pfeiſchen an ſich in überwallender Zärtlichkeit.„Deine Frau Mutter iſt ein arg dumm Geſchöpf, das ſein Herz an einen verloren hat, der es nicht einmal recht angeſchaut hat. Mußt nie ſolch dumme Sachen machen, Peperl. Die ſchicken ſich net!“ In der Frau ſüßem Geſicht vertieften ſich die Grübchen. So ſelig wurde es ihr jäh ums Herz. Das war oft ſo, ſo: ganz von ungefähr her. Da war ihr der, den ſie ſo innig liebte, ſo nah, daß ſie ihn mit Händen zu greifen meinte. Doch dann wieder die Qual der Verzweiflung, daß ſie ihn wohl niemals im Leben wiederſehen würde. Am anderen Morgen waren dann die Kiſſen vom vielen Weinen feucht, das Geſichtchen blaß und die Augen dunkel umrändert. Die alte Joſepha konnte ſich kein Lied auf ihre junge Herrin machen, warnte ſie nur manchmal, wenn die Junge am Morgen allzu übermütig mit dem Buberl im Zimmer umhertollte, daß es ſich wirklich für eine verwitwete Frau nicht ſchicken mochte, daß die Katze das Vogerl am Abend holt, das am Morgen ſo luſtig geſungen. Aber Thereſia lachte dann immer, fiel der Alten um den Hals. Ja— und dann... Joſepha hatte dann nicht mehr das Herz, weiter zur Vernunft zu mahnen; war ſie doch ſelbſt glücklich, wenn die junge Frau nicht die Schwere ihres Geſchicks ſo hart empfand. Trab, trab, trab! Thereſia ſchrak jäh auf aus dem tändelnden Spiel mit dem Kinde. Solch Pferdegetrappel konnte nimmer Gutes bringen. Sie beugte ſich aus dem Fenſter. Dichte Staub— wolken wirbelten gegen das Schloß heran. Und in der Staubwolke... Preußen! Der Frau ſcharfe Augen hatten es wohl erkannt. Um ein Haar hätte ſie das Kind auf ihrem Arm fallen laſſen, wenn nicht die eben eintretende Joſepha dem Buberl hilf⸗ reich beigeſprungen wäre. „Was iſt denn nun ſchon?“ Die alte Dienerin ſchaute erſchrocken in das plötzlich ſchneeweiße Autlitz der jungen Frau. „Jeſſes, Sepha! Die Preußen!“ Schwach werdend, ſank Thereſia auf einen Stuhl. Joſepha lief nach Eſſenzen und kaltem Waſſer. „Tuſt einem ja einen Heidenſchreck einjagen, Kinderl. Was iſt denn ſo Erſchreckliches dabei, wenn einmal ein paar preußiſche Reiter am Schloß vorbeikommen? Haben den Leibhaftigen zwar in ſich, aber dir können ſie doch nichts anhaben.“ Thereſia wehrte ſchwach ab. 5 „Haben net den Leibhaftigen in ſich“, flüſterten ihre Lippen. Vor ihren Augen tanzte auf und ab des Schwarzen Majors Bild. Ob er vorüberkam? Wenn er vielleicht noch einmal hier Quartier nahm, ob er ſie dann anſehen würde? So wild bewegte ſich das Bild, daß faſt der Herzſchlag aus⸗ zuſetzen drohte. Thereſia legte der alten Dienerin plötzlich die Hand Joſt, Joſt von Adlersfeld! Da ſchlug Thereſia wieder die Augen auf. Die alte Joſepha triumphierte mit ihren ſelbſtgebrauten Tränklein. „Helfen allweil mehr als alle gelehrten Doktoren zu⸗ ſammen!“ pflegte ſie dann meiſt zu ſagen. (Fortſetzung folgt.) Einhe l tlicher Reichswetterbericht Durch die„Verordnung über den Reichs⸗ wetterdienſt“ vom 6. April 1934 iſt beſtimmt worden, daß die ſämtlichen Aufgaben des Wetterdienſtes zum Geſchäftsbereich des Reichsminiſters der Luftfahrt gehören. Von dieſer Regelung bleiben unberührt die Lehr⸗ und Forſchungsaufgaben der Hochſchulinſti⸗ tute. Der Reichsminiſter der Luftfahrt über— nimmt die Betreuung der geſamten„ange- wandten Meteorologie“, die den Flug⸗, Wirtſchafts⸗, See⸗, Höhen⸗ und Klimawet— terdienſt umfaßt. Von dieſen Dienſtzweigen wurde der Flugwetterdienſt und der größte Teil des Höhenwetterdienſtes bereits ſeit dem 1. April 1933 durch den Reichsminiſter der Luftfahrt wahrgenommen. Der See⸗ wetterdienſt, der bisher von dem Reichs⸗ verkehrsminiſter verwaltet und von der Deutſchen Seewarte in Hamburg ausgeübt wurde, geht nunmehr einſchließlich der See— warte ſelbſt auf den Reichsminiſter der Luftfahrt über. Der Wirtſchafts⸗ und Klimawet— terdienſt, der bisher von den Länder— regierungen zum Teil auch von Städten be— treut und von den einzelnen Länder- bzw. ſtädtiſchen Inſtituten verſehen wurde, ob— liegt durch die genannte Verordnung nun— mehr ebenfalls dem Reichsminiſter der Luftfahrt. Aufruf der Vögel Die geſamte Vogelwelt im Deutſchen Reich hat in ihrer diesjährig. Frühjahrsver— ſammlung den nachfolgenden Mahnruf er— laſſen: Nachdem wir aus fernen, fremden Lan— den in unſere alte, liebe Heimat zurückge⸗ kehrt ſind und in Feld und Wald, in Stadt und Land unſere früheren Wohnungen be— zogen haben, gedenken wir hier einen glück⸗ lichen Hausſtand und ein friedliches, fröh⸗ liches Leben zu führen. Wir ſtellen daher uns und unſere Nachkommenſchaft unter den tatkräftigen Schutz der Menſchen und hegen die Hoffnung, daß ſie alleſamt, alt und jung, groß und klein, uns an Leib und Le— ben weder Schaden noch Leid tun, noch das koſtbare Gut edler Freiheit uns rauben wer— den. Insbeſondere bitten wir freundlichſt und dringend, die mühſam erbauten Neſter nicht zu zerſtören, unſere Eier nicht fortzu⸗ nehmen, die junge Brut in unſerer Pflege zu belaſſen und allezeit uns als gute Freunde zu behandeln. Dagegen wollen wir durch munteres Fliegen, Hüpfen und Flattern, durch Pfei⸗ fen, Schnattern und Singen euch Unter— haltungen und Vergnügen bereiten. Wollen auf Buſch und Baum, Strauch und Kraut, Feld und Vieh die läſtigen Schmarotzer weg⸗ fangen, ſo daß Wald und Feld, Gärten und Auen lieblich gedeihen und die Menſchen an Gottes neubelebter Schöpfungspracht Freude und Wonne finden. So geſchehen zu Waldheim zwiſchen Oſtern und Pfingſten dieſes Jahres. Im Namen der Verſammlung: Lerche, Star, Nachtigall. Wiſſen gie das? Seit dem Jahre 500 v. Chr. hat es 902 große Kriege in der Welt gegeben; an 185 dieſer Kriege war Frankreich beteiligt, an 176 Großbritannien, an 151 Rußland und an 131 Oeſterreich. * Wenn ein Menſch von einem der großen Ozeandampfer über Bord fällt, ſo dreht das Schiff und verſucht, den Verunglückten zu ret— len, die Koſten dieſes Manövers belaufen ſich auf etwa 3000 Mark. * Grönland iſt die größte Inſel der Welt und fünfmal ſo groß wie Deutſchland. Eiſenbahnbrütke zerstört Eigenartiges Unglück bei Bruchſal. Bruchſal, 15. April. . Die vor der Einfahrt in den Bahnhof Bruchſal befindliche Eiſenbahnbrücke wurde in der Nacht dadurch keilweiſe zerſtört, daß ein auf einem Güterzug befindlicher Kran ſich während der Fahrt gelöſt hatte, hin und herpendelte und bei der Durchfahrt durch die Brücke Teile derſelben wegriß. Die Gewalt er Zerſlörung war derark, daß die die Brücke tragenden Betonklötze aus dem Bo⸗ den geriſſen und große Teile der Brücke elbſt über das Gleis geſchleuderk wurden. Die Nordeinfahrt von Heidelberg her in Pen Bahnhof Bruchſal iſt geſperrt. Perſo⸗ nen ſind nicht zu Schaden gekommen. „Der Kranwagen ſamt Beiwagen und drei Güterwagen ſind entgleiſt. Alsbald nach dem Unfall trafen Hilfszüge von Karls⸗ ruhe und Heidelberg ein, durch deren Mann⸗ haft zugleich mit der Mann chaft des Ge⸗ rätewagens von Bruchſal die Aufräumungs⸗ arbeiten ſofort in Angriff genommen wur⸗ den. Der Steg wurde durch Schneidbrenner zerlegt und abgeſchleppt. Weltreiſen mit einem Kind Juchkhaus für einen Entführer.— Kind gegen Empfangsbeſtäligung. Hamburg, 15. April. Die Große Strafkammer hatte ſich mit einer Kindesentführung zu befaſſen, die vor längerer Zeit in der Oeffentlichkeit Aufſehen erregte. Aus Los Angeles in den Ver⸗ einigten Staaten kam die Meldung, daß dort ein kleines Mädchen aus Hamburg aufge— griffen worden ſei, das aus ſeiner Heimat entführt war. Es befand ſich in Begleitung eines reichlich fragwürdigen älteren Mannes namens Dathe, der in Los Angeles wegen Paßvergehens feſtgenommen wurde. Die amerikaniſchen Behörden ſchoben ihn nach Deutſchland ab. In Bremerhaven wurde er feſtgenommen und unter Anklage geſtellt. Die Große Strafkammer erkannte auf ein halbes Jahr Zuchthaus und Unterbringung in einer Heil- und Pflegeanſtalt. Die Arl, wie der Angeklagte zu dem Kinde gekommen iſt, iſt höchſi eigenarkig. Er ſuchte ein Kind als eigen anzunehmen. Auf ſeine Zeitungsanzeige meldete ſich der Vafer der Frühling und kleinen Hedwig, der geſchieden iſt. Die Ber. handlung zwiſchen den beiden Männern en- dele damit, daß der Vater ſein Kind dem An- geklagten gegen eine Empfangsbeſtätigung“ übergab. Dathe reiſte mit dem Kind nach Barcelona und verſchaffte ſich durch Belteln, wobei ihm das Mädchen behilflich ſein mußte, den Lebensunterhalt. Von dort ging es über Genug nach Kon— ſtantinopel, wo man ihn und das Kind aber bald abſchob. In Mün chen lebte er längere Zeit von Wohlfahrtsunterſtüt— zung. Schließlich reiſte er über Am ſter⸗ dam nach Ecuador. Da er dort wegen des Bettelns des Kindes den Unwillen der deutſchen Kolonie erregte, ging die Wande— rung über Kolumbien und Mexiko nach Los Angeles. a Das Leben des 49 jährigen Mannes iſt das eines Landſtreichers und Vagan— ten. Er iſt ſchon überall in der Welt gewe⸗ ſen und ſpricht ſechs Sprachen. Aber ſeine Angabe, er führe den Profeſſor- und Doktor— titel mit Recht und ſei Lektor für die ſpani— ſche Sprache an einer amerikaniſchen Uni— verſität, iſt wohl unwahr. Die Zeit der Weinproben beginnt Zeitiger als im Norden ſtellt ſich der Lenz im ſüdlichen Rheinland ein. Wer ihn in all ſeiner Herrlichkeit genießen wiß, muß ihm entgegenfahren. Eine Frühlingsfahrt an den Ober- und Mittelrhein iſt ein köſt⸗ lich Ding: da feiert nicht nur die Natur ihre Auferſtehung, auch die in den dunklen Tie— ſen der Felſenkeller ſchlummernden Weine der letzten Jahrgänge kommen wieder ans Tageslicht; denn das Frühjahr iſt die Zeit der zahlreichen Weinverſteigerun⸗ gen mit den vorhergehenden Proben. „Freiburg, die ſchöne Hauptſtadt des Breisgaues, iſt der rechte Anfangspunkt für eine ſolche Frühlingsſtreife. Dieſe Wein⸗ und Muſenſtadt mit ihrem herrlſchen Mün— ſter am altertümlichen Markt, den vielen kirchlichen und profanen Bauten aus alter Zeit, mit den gemütlichen Weinſtuben und vor allen Dingen mit der wunderſchönen Umgebung, kann gut und gern mit anderen Städten der Romantik wetteifern. Unver⸗ geßlich iſt eine Fahrt mit der Schauins⸗ landbahn, die in einer guten Viertelſtunde den Wanderer von der Talſtation, wo alles blüht und duftet, bis dicht an den Gipfel des Schauinsland(1286 m) führt, wo nach Eis und Schnee in den der Sonne nicht zugäng⸗ lichen Bergwinkeln liegen. Im Nordoſten Freiburgs erhebt ſich un— vermittelt der Kaiſerſtuhl(5-600 m) aus der Rheinebene empor. An allen vier Seiten dieſes Gebirgsklotzes laufen Bahn⸗ linien entlang und bieten von ihren male⸗ riſchen Haltepunkten treffliche Gelegenheit zu ausſichtsreichen Wanderungen auf die umſonnten Höhen, durch die tief in den Löß⸗ boden eingeſchnittenen Täler, zu den lieben olten Weinneſtern, die an ſeinem Rande liegen. Auch die alte Reichsfeſte Brei⸗ ſach am hohen Rheinufer mit ihrem Ste— phanmünſter lohnt einen kurzen Beſuch. Von Riegel, wo die um den Weſt⸗ und Nordrand des Gebirges laufende Kaiſer⸗ ſtuhlbahn an die nach Baſel führende Hauptbahnlinie herankommt, erreicht man in kurzer Fahrt Pffen burg, die freund⸗ liche Hauptſtadt der Ortenau. Wie Frei⸗ burg, iſt auch Offenbach ein Hauptort des badiſchen Weinbaues und Weinhandels. Hier finden mehrmals im Jahre große Weinmärkte und Verſteigerungen ſtatt. Entzückende Weindörfer und ſchöne alte Schlöſſer auf den rebenreichen Hügeln lok— ken zu Wanderungen ins frühlingsgrüne Land, tief hinein ins Kinzigtal, durch das die Schwarwaldbahn zur Höhe des mächti⸗ gen Waldgebirges emporſteigt. Und weiter geht es gen Norden. Die prächtigen Parkanlagen von Bade n-Ba⸗ den im Tale der forellenreichen Oos, voran die Lichtentaler Allee, prangen im ſchönſten Blütenſchmuck. Wer ſteigt da nicht von in⸗ nerlicher Freude bewegt hinauf zum alten Schloß Hohenbaden, um dann über die Felſenwildnis des Battert zum Dorfe Eber⸗ ſteinburg zu wandern mit ſeiner Burgruine und zum Merkur! Trunken ſchaut das Auge hinab auf das Paradies in Wäldern und Blumen... Im Süden der Bäderſtadt erreicht man wieder ausgedehnte Rebenge⸗ lände, die bei dem von ſchützenden Wäldern umringten alten Kloſtergut Fremers— berg beginnen und über Nägelsförſt. Varnhalt und Umweg nach Schloß und Dorf Neuweier führen. Karlsruhe, die ſchmucke fächergleiche Hauptſtadt des Vadnerlandes, iſt nächſter Halt. Wie merkwürdig mutet das Grab ih⸗ res Gründers, des MarkgrafenKarl, an, der mitten im Stadtgetriebe in einer Pyramide beſtattet liegt! Und dann erlebt man das barocke Wunder des Schloſſes mit dem ſchön⸗ ſten Garten und fährt mit der Straßenbahn hinüber nach dem idylliſchen Durlach, wo die Drahtſeilbahn zu einem geruhſamen Be⸗ ſuch des Turmberges einlädt. Von Karlsruhe fährt man über Maxau zum linken Rheinufer hinüber und öffnet die Pforte zum„Garten Gottes“, zur Rhein— pfalz. Auch ſie iſt Land des erſten Früh— lings. Das lehrt z. B. eine Wanderung ent— lang den weinreichen Hängen des Haardt— gebirges. Bergzabern, Klingenmünſter, Landau, Edenkoben, Maikammer, Neuſtadt, Deidesheim, Forſt Wachenheim und Bad Dürkheim, das ſind nur einige der wichtig⸗ ſten von den vielen fröhlichen Pialzorten. Ueberall blühen Obſtbäume in den Gärten und an den Straßen. Von den Bergen grü— ßen Burgruinen aus alter, ſchwerer Jeit. 6 Das Heidelberger Schloß im Frühling. Ueber Neuſtadt und Ludwigshafen trägt uns die Bahn nach Mannheim zum rech⸗ ten Rheinufer zurück. Weiter gehts nach Alt⸗ Heidelberg, der feinen, der Stadt an Ehren reich, deren Schloß aus frühlings— jungem Grün hervorleuchtet. Dann pilgern wir mit Fuß und Zunge die berühmte Bergſtraße am Weſtabhang des Odenwaldes entlang. Schriesheim, Weinheim, Heppen⸗ heim, Bensheim, Auerbach, Zwingenberg, und viele andere liebe Weinneſter ſchmie⸗ gen ſich zwiſchen Obſthainen und Rebenzei⸗ len, gebettet in ein Blütenmeer, an die Hän— ge der Berge, bewacht von Burgen und Rui— nen ſonder Zahl. Von Weinheim, Heppenheim oder Bens— heim ſchlägt man mit der Bahn wieder ei— nen Haken nach dem linken Rheinufer und beginnt nun einen Streifzug auf der rhei⸗ heſſiſchen Weinſtraße, die von der Lutherſtadt Worms vorüber an der Lieb— frauenſtiftskirche über Oſthofen, Metten— heim, Alsheim, Guntersblum nach Oppen⸗ heim mit der herrlichen Katharinenkirche, Nierſtein, Nackenheim und Bodenheim end— lich nach dem alten goldenen Mainz führt. Der ganze Berghang von Metten— heim bis in die Vorſtädte von Mainz hin⸗ ein iſt ein einziges weites Rebenmeer, aus dem neben leichteren Tiſchweinen ganz gro— ße Gewächſe hervorgehen. Mit dem Fährboot der Reichsbahn huſcht man von Bingen zum Rheingau hinüber nach Rüdesheim. Ein Abſtecher nach Aß⸗ mannshauſen macht mit der Heimat der be— rühmten Rotweine bekannt. Noch dinmal trinkt das Auge im umfaſſenden Rundblick vom Niederwalddenkmal die unendliche Schönheit rheiniſcher Frühlingslandſchaft, dann geht es hinab zum Rheingau. Faſt jeder Tag bringt hier genußreiche Proben und Verſteigerungen der berühmten Schloß⸗ güter und Winzervereine. Richard Ilnitzky. Aus der Heimat Gedenklage 16. April 1876 Der Seefahrer Sir John Franklin in Spilsby geboren. Prot.: Cariſius— Kath.: Drogo Sonnenaufg. 5.02 Sonnenunterg. 18.59 Mondaufg. 5.24 Mondunterg. 22.44 * Man muß keine Jugendfehler ins Alter hineinnehmen; denn das Alter führt ſeine eigenen Mängel mit ſich. Goethe. Heimat Was mögen Worte ausdrücken, wenn rings⸗ um im Gebüſch die gefiederten Sänger ſchon am frühen Morgen ihre lockenden Rufe und ſchmelzenden Lieder ertönen laſſen, wenn im Blau des durchſonntan Aethers der Geſang der Lerche ſchwingt und klingt! Schon gaukeln die erſten Schmetterlinge, die gelben Zitcro⸗ nenfalter und die braunen Waldſchmetterlinge, als wären ſie eilende Gedanken des Früh⸗ lings ſelbſt, übec die Wege. Grün ſchimmert es im Geſträuch und in den Kronen der Bäume und neues Grün iſt auch bereits ver— woben in die Teppiche der Wieſen und der Raine. Hier grüßen ſchon des Frühlings an— mutigſte Kinder, die Himmelsſchlüſfel und die weißen Sternlein der Maßliebchen. Zu ſolcher Zeit ſpannt ſich über die alte Heimat der neue weite Bogen des blauen Himmels wie ein prachtvolles Baldachin und umſchließt die Wege und Stege, die Dächer und Türme, die Gärten und Bäche mit über— großer, von Sonnenſchein vergoldeter Liebe. Noch einmal ſo hell und fröhlich ſchwebt der Glockenklang in die lockende Weite, die zun; Wandern verführt, weil niemand weiß, was in ſilbrigen Fernen blüht— doch die Heimat wirbt um jedes ihrer Kinder wie eine Mut⸗ ter, die immer Freude ſpenden will in ſtets neuer Güte und Herzlichkeit. 0 Eltern, ſeid vorſichtig! Jetzt iſt die Zeit gekommen, in der die Eltern für ihren ſchul⸗ entlaſſenen Sohn eine Lehrſtelle ſuchen. Bei dieſer Gelegenheit muß darauf hingewieſen werden, daß man über die Handhabung der Lehrverträge genau unterrichtet ſein muß. Lehrverträge haben nur In Gültigkeit, wenn ſie in doppelter Ausfertigung mit der Unter— ſchrift des Lehrherrn(Meiſters) und der Eltern bezw. deren Stellvertreter unterzeichnet ſind. Außerdem müſſen die Lehrverträge durch den Innungsvorſitzenden bezw. von der Hano⸗ werkskammer unterzeichnet ſein. Die Lehrver— träge ſind alſo jeweils auch dem örtlichen Handwerksführer vorzulegen. Nur wenn dieſe Vorſchriften genau eingehalten werden, und der Lehrling in der Handwerkerrolle ordnungs⸗ gemäß eingetragen iſt, iſt er vor ſpäteren Nachteilen in ſeinem Fortkommen ſicher. Kein Druck auf die Beamtenſchaft beim Zeitungsbezug. Der ſtellvertretende Beamten— führer Reuſch hat, wie der Beamtennachrichten— dienſt mitteilt, an die Gliederungen des Reichs— bundes der Deutſchen Beamten ein Rundſchrei⸗ ben gerichtet, das ſich gegen das Vorgehen von Amtswaltern des Reichsbundes richtet, die auf die Beamtenſchaft ſtellenweiſe einen ſtarken Druck zum Bezuge beſtimmter Tageszei⸗ tungen ausgeübt haben. Es wird darauf hin— gewieſen, daß ein derartiges Vorgehen ver— boten iſt und mit Ausſchluß aus der Par— tet bedroht wird. Auch eine Kontrolle über den Bezug beſtimmter Zeitungen dürfe nicht ausgeübt werden. Die wärmſten Orte Deutſchlands. Zahl⸗ reiche Zeitungen und Zeitſchriften haben aus dem Handbuch der Klimatologie von Hann die Feſtſtellung gebracht, daß Ihringen am Kaiſerſtuhl mit 10,8 Grad Celſius Wärme im Jahresdurchſchnitt der wärmſte Ort Deutſchlands iſt. Es folgte dann Heidelberg mit 9,9 Grad Celſius und Baden-Baden mit 9 Grad Celſius. Dem iſt nur hinzuzufügen, daß Freiburg im Breisgau mit 10 Grad Cel— ſius Jahresdurchſchnittstemperatur vor Heidel— berg und Baden-Baden ſteht. Todesſturz vom Kirchturm „Anzhurſt(Amt Bühh), 15. April. Der 45. jährige ledige Mesner Joſef Zuber 3., der öfters abends die Kirchenuhr noch aufzuziehen. pflegte, fiel vom Kirchturm oder Dach herab und blieb zur Aufregung einer großen Men— ſchenmenge tot auf dem Kirchenplatze liegen. Die eingeleitete Unterſuchung wird den ſchreck— lichen Unfall näher aufklären. Zuber war ein braver ruhiger Menſch, der pünktlich und gewiſſenhaft ſeinen Dienſt ver- ſah. Er wird allgemein bedauert, nicht min⸗ der auch ſeine betagten Eltern und Angehöri— gen. Zuber hat ſeinerzeit mehrere Klaſſen der Lenderſchen Anſtalt beſucht und iſt Alt⸗ Sasbacher. Wegen Kränklichkeit konnte er den Schulbeſuch nicht fortſetzen. Weinheimer Schweinemarkt Zugeführt 387 Stück, verkauft 246 Stück. Milch · ſchweine das Stück 9— 16, Laufer das Stück 17—27 Mark. Marktverlauf mittel.