IH- atenmmachunasn (Parteiamtliche Verbffentlichungen der NS DelP., Ortsgr. Viernheim und der Unterformationen). ü SO AP., Ortsgruppe Viernheim Geſchäftsſtelle: Adolf Hitlerſtraße 19. Geſchäftsſtunden⸗ Einteilung: N. S. B.O. und Deutſche Arbeitsfront: Jeden Montag, Mittwoch u. Freitag, abends 7—9 Uhr Ortsgruppenleitung: Jeden Montag und Donnerstag, abends 7—9 Uhr Kaſſenverwaltung der Ortsgruppe: Jeden Donnerstag, abends 79 Uhr Rundfunk. Geſchäftsſtelle: Gaſthaus zum Freiſchütz Geſchäftszeiten: Dienstag u. Freitag von 1820 Uhr N. 9. 8. O- und D. A. F. Heute Abend ſind die Mai⸗Plaketten abzurechnen.— Die N. S. B. O.⸗Amtswalter ſind um 8 Uhr in der Geſchäftsſtelle. Achtung, Vereinsführer, Blockwarte u. ſ.w.! Plaketten⸗Abrechnung: heute Mitt⸗ woch abend 8 bis 9 Uhr. Feſtzeitung⸗Ab⸗ rechnung: morgen Donnerstag abend 8 bis 9 Uhr auf der Geſchäftſtelle. F. M. Werbung. Der SS. Trupp 2/3/J/3 iſt zur Zeit beauftragt, fördernde Mitglieder (F. M.) der Schutzſtaffel zu werben. Es iſt Ehrenſache für jeden deutſchen Volksgenoſſen, der die Kerntruppe der Bewegung unterſtützen will, förderndes Mitglied der SS zu werden. Der Führer wird nie die fördernden Mitglie- der vergeſſen. Für ſie gilt es den Frontab— ſchnitt, den die aktive SS hält, finanziell zu unterſtützen und auszubauen. Auch für ſie gilt das Wort des SS-Mannes: Meine Ehre iſt die Treue! Anmeldungen werden jeweils Montag bis Freitag von 19—21 Uhr auf der Geſchäftsſtelle der NS DAP, entgegenge— nommen. Das große Filmwerk der N. 5. K. O. N. „Stoßtrupp 1917“ läuft vom 4.— 7. Mai im Central⸗Film⸗Palaſt. Die Mitglieder der PO. und Unterformationen ſeien darauf frühzeitig hingewieſen. Am 5. und 6. Mai findet in Waldmichel⸗ bach eine Zuſammenkunft ſämtlicher Blockwarte und Amtswalter der Partei ſtatt. Entſchuldi— gungen werden keine angenommen, weshalb heute ſchon dieſer Hinweis erfolgt, damit Jeder ſich dieſe Tage freihalten kann. Am Donners— tag, den 3. Mai, erſcheinen(dieſes Mal aber ohne Ausnahme) alle Blockwarte auf der Ge— ſchäftsſtelle, 20 Uhr, um die letzten Anweiſun— gen entgegenzunehmen. Die Abfahrt erfolgt Samstag, den 5. Mai, nachm. 4 Uhr, an der Geſchäftsſtelle. Heil Hitler! Der Ortsgruppenleiter J. V.: gez. Schweigert N. 5. K. O. D. Viernheim. Betreffend: „Stoßtrupp 1917“. Von dem Karten- verkauf durch unſere Amtswalter bitte ich die Kameraden, Kameradenfrauen und deren An- gehörige recht regen Gebrauch machen zu wollen und nicht abzuweiſen, da der Reinertrag un— ſerer Kriegsopferſiedlung zu Gute kommt. Lokales Viernheim, 2. Mai » Gottesdienſt⸗Ordnung. Morgen Donnerstag Abend /„9 Uhr Predigt des Domi⸗ nikanerpaters Fiſcher aus Köln für die Männer und Jünglinge der Pfarrei die dazu dringend eingeladen ſind. Vom Standesamt. Im Monat April wurden in unſerer Gemeinde 29 Kinder zur Welt gebracht. 9 Perſonen ſind geſtorben. Weiter wurden 11 Eheſchließungen vorgenommen. * Die Perſonalien des Erhäng⸗ ten ermittelt. Die Perſonalien des Erhäng⸗ ten, der in der letzten Woche im Walde, Nähe Forſthaus Haide aufgefunden wurde, ſind ermit⸗ telt worden. Es handelt ſich um den 59 jähri⸗ gen Karl Heß aus Mannheim. Der 1. Mai in Viernheim Der Tag der nationalen Arbeit, der Feier- tag aller Schaffenden, wurde auch in unſerem Viernheim geſtern unter gewaltiger Anteilnahme der Bevölkerung begangen. Unſere Ortsſtraßen waren zu einem Fahnenmeer verwandelt. Ueber⸗ all grüßten die Kämpferfahnen des neuen Reichs ſowie das Schwarz⸗Weiß⸗Rot des alten Deutſch⸗ lands. Gleich nach Tagesgrauen herrſchte auf der Straße ein reger Betrieb. Fleißige Hände waren tätig, um die Straßenfronten und die Häuſer mit Blumen und friſchem Grün zu ſchmücken, zu ſchmücken für den Deutſchen Arbeiter. Ueberall hörte man, daß die Lautfprecher ein⸗ geſchalten waren, um an den Feiern im Reiche Anteil zu nehmen. Verſchiedene Spielmanns⸗ züge führten den Weckruf durch. An der Kirche konzertierte die Vereinigte Feuerwehrkapelle und auf dem Waldſportplatz, der zum Feſtplatz aus⸗ erkoren war, hatte ſich die Schuljugend, Hitler⸗ jugend und B. D. M. eingefunden, um an der Jugendkundgebung in Berlin durch Rundfunk übertragung teilzunehmen. 11 0 Nachmittags gegen 1 Uhr war die Straße wieder beſonders belebt. lungsſtraßen formierte und pünktlich um ½2 Uhr in Bewegung ſetzte. 2100 Zugteilnehmer mit 13 Feſtwagen und 7 Betriebszellen mar⸗ ſchierten durch die Straßen Viernheims, um in vorbildlicher Volksgemeinſchaft den Nationalfeier⸗ tag des Deutſchen Volkes zu begehen. Der ſehr ſchön gelegene Waldſportplatz war ſeſtlich ge⸗ ſchmückt mit Fahnen. Auf der Tribüne hatten die Veteranen der Arbeit und Kriegsbeſchädigten Platz genommen. Der Aufmarſch der Zugteil⸗ nehmer auf dem Sportplatz erfolgte in ſchönſter Ordnung. Nach einem flotten Marſch der Feuer⸗ wehrkapelle wurde die Kundgebung durch einen Liedervortrag des Frauenchors und Geſangchors der Betriebszelle Levinger und Feibel eröffnet. Herr Bürgermeiſter Bechtel feierte in ſeiner Anſprache in begeiſterten Worten den 1. Mai. Feierlich wurde die Hand erhoben, als er das Gelöbnis ſprach zu unſerem deutſchen Arbeiter- führer. Ein Reich ſind wir, ein Volk wollen wir ſein. Alle unſere Arbeit für Deutſchland und unſere Volksgemeinſchaft. So wollen wir den 1. Mai feiern, als das Feſt der Arbeit, als das Feſt des Glaubens an Deutſchland. Heil! Nach einem Marſch der Kapelle ſprach Herr Bei geordneter Schweigert. Er verwies auf die gewaltigen Leiſtungen, die in einem Jahr des Aufbaues vollbracht wurden. Mehr als die Hälfte der Erwerbsloſen ſind im Produktionsprozeß unter- gebracht. Mit der gleichen ungeheuren Willenskraft und Energie wollen wir erreichen, daß jeder Schaffende die Lebenshaltung verdient, die ihm zukommt. Von kleinlichen Dingen nie irre machen laſſen. Das Trennende vermeiden und immer das Einigende betonen. Wir ſind eines Blutes und eines Stammes. Unſer Grundſatz: mit dem Volkskanzler mit dem ſchaffenden Volk hinein in ein neues Jahr der Arbeit und Kampf um Deutſchland. Die Reihen feſt geſchloſſen. Spon— tan wurde das Fahnenlied von allen begeiſtert geſungen. Der Kreisbetriebszellenobmann Stefan ſprach über die Bedeutung des 1. Mai, der heute kein Tag des Klaſſenkampfes mehr iſt, ſondern ein Tag der Volksgemeinſchaft, ein Tag des ſchaffenden Menſchen ohne Rückſicht auf Stand, Beruf und Konfeſſion ſei. Seiner zün— denden Anſprache folgte die erſte Strophe des Deutſchlandliedes. Noch zwei Chöre des Frauen⸗ chors, dann war der offizielle Teil der örtlichen Feier beendet. Durch Großlautſprecher wurde nun den verſammelten Tauſenden der Staats- akt von Berlin übertragen und ſo Gelegenheit geboten den Führer ſprechen zu hören. Den Verlauf des Staatsaktes ſowie die Rede des Führers veröffentlichen wir auf der erſten Seite der vorliegenden Ausgabe. Bei der guten Bewirtung durch die Wirtevereinigung und den Klängen der Feſtmuſik wurden dann noch einige vergnügte Stunden in froͤhlicher Eintracht gefeiert. Abends war in verſchiedenen Lokalen Tanz und Muſik wo die Gäſte zwanglos beiſammen- ſaßen und ſo den denkwürdigen Tag beendeten. „Stoßtrupp 1917“ im Central⸗Film⸗Palaſt vom 4. bis 7. Mai. Ein Kriegsfilm aus den Schlachten an der Aiſne, bei Chambrei, in Flandern und an der Siegfriedsſtellung. Wäre es nicht beſſer, dieſe Leidenszeit unſeres Volkes in Vergeſſenheit ge⸗ raten zu laſſen? ſo könnte man fragen. Nein und tauſendmal nein! Gerade ihr Frontkämpfer habt ein Recht darauf, daß man alles tue, um die Erinnerung an eure Leiden und Opfer, an eure Heldentaten wach zu erhalten. Dazu will auch dieſer Film ſeinen Teil beitragen. Er ruft in eurer Seele jene Zeiten zurück, da ihr als ein winziger Teil jenes gewaltigen Menſchen⸗ walles des deutſchen Milionenheeres den feind⸗ lichen Anſturm aufhieltet, um Haus und Hof, Volk und Vaterland vor dem Wüten des Feindes zu ſchützen. Mit Wehmut werdet ihr dabei auch eurer Kameraden gedenken, die um euch fielen, und denen es nicht vergönnt war, in den Kreis ihrer Lieben zurückzukehren. Er verſteht es, das Heldentum der Front in das rechte Licht zu rücken und ſeine wahre Größe aufzuzeigen, und das umſomehr jetzt, wo wir den nötigen Abſtand an Zeit und Ort gewonnen haben. Denn das iſt das Gewaltige an dieſem Film, daß er in keinem Teil in uns das Gefühl aufkommen läßt, daß er etwas künſtlich geſtelltes ſei. Wir glauben, jene eiſerne Zeit wirklich mitzuerleben. So wird er zu einem herrlichen Heldenepos, zum hohen Lied der Treue gegen das Vaterland, des Kameradſchaft⸗ und Opfergeiſts. Schlicht und einfach ſtellt er den Krieg dar, beſchönigt nichts, lügt uns nichts vor, wie ſchön es ſei für das Vaterland zu ſterben. Dieſe Kämpfer ſind Menſchen aus Fleiſch und Blut, die an dem Leben hängen, denen es aber trotzdem ins Herz gebrannt iſt: Wir müſſen uns einſetzen bis zum Aeußerſten und, wenn nötig, unſer Leben opfern, wenn anders unſer Volk ſich behaupten ſoll. Und gerade dieſe Sinngebung iſt es, die dieſen Film ſoweit über die Kriegsfilme der Vergangenheit hinaushebt. 3 Alles rüſtete und ver⸗ ſammelte ſich, um an dem großen Feſtzug teil ⸗ zunehmen, der ſich dann auch in den Aufſtel⸗ 185 heimer Jugend, mu du di m anſehen. Beuge dem dein Haupt vor den Heldentaten deiner Väter uch und Brüder! Höre den Ruf der Front, der dich mahnt: Mach es uns nach! Arbeite an deiner körperlichen Ertüchtigung und Wehrhaftigkeit! Werde mutig und opferbereit im Glauben an das neue Deutſchland! Auch die, welche nicht an der Front waren, Männer, Frauen und Mädchen dürfen und ſol⸗ len dem Film nicht fern bleiben. Gewiß der Krieg iſt etwas furchtbares. Aber darin erſt offenbart ſich, was unſere Kämpfer geleiſtet ha⸗ ben, damit ihr leben könnt. Aber daneben läßt er euch auch die Wahrheit des Dichterwortes er⸗ fühlen: Im Kriege ſelber iſt das Letzte nicht der Krieg, indem er euch die geiſtigen Werte dieſes großen Geſchehens vor Augen ſtellt. Und das iſt das Vermächtnis der Front, daß ihr in euren Kindern jenen Geiſt der Manneszucht und Kameradſchaft, des Opferns und der Hingabe an das Ganze wach haltet und pflegt, auf daß die Treue ewig bleibe in unſerem Volke. In dieſem Geiſte werdet ihr dem Schluß begeiſtert zuſtimmen, der den Wunſch aller, beſonders aber der Frontkämpfer, zum Ausdruck bringt: Möge aus dem größten Kriege aller Zeiten mit ſeinen unermeßlichen Opfern und Leiden endlich der Völkerfriede erſtehen! Aber nicht, wie die ſchwächlichen Friedensſchreier wollen, ein Frieden um jeden Preis, ſondern ein Frieden wahrer Gleichberechtigung. Laſſe ſich alſo niemand die Gelegenheit entgehen, ſich dieſes herrliche Werk anzuſchauen! Dann helfen wir mit, nunſeren Helden der Front im Herzen unſeres Volkes den Ehrenplatz zu verſchaffen, der ihnen gebührt. Wir machen da- mit wieder gut, was eine traditions- und ſeelen⸗ loſe Zeit an ihnen geſündigt hat. Dann wird Dann wird ihnen der Dank des Vaterlandes, der ſo oft verſprochen, aber nie verwirklicht wurde, einmal zuteil werden. Der O. G.⸗Filmwart. Steuerterminkalender für den Monat Mai 1934. 5. Lohnſteuer, Eheſtands- und Arbeitsloſen⸗ hilfe der Lohn- und Gehaltsempfänger für die Zeit vom 16.— 30 April ſowie Abga— be der Beſcheinigung über die Geſamtſum- me der im Monat April einbehaltenen Beträge. Keine Schonfriſt. Umſatzſteuer⸗Voranmeldueg und Vorauszah⸗ lung der Monatszahler für Monat April. Schonfriſt bis 17. Mai. : Tilgungsbeträge auf Keine Schonfriſt. Vermögensſteuer-Vorauszahlung in Höhe von einem Viertel der im letzten Steuerbeſcheid feſtgeſetzten Steuerſchuld. Keine Schonfriſt. Eheſtandsdarlehen. 1. Ziel Kirchenſteuer(Kultusſteuer.) Keine Schonfriſt. . Lohnſteuer, Eheſtands⸗ und Arbeitsloſenhilfe für die Zeit vom 1.—15 Mai, ſofern der Abzug den Betrag von 200 RM überſteigt. Keine Schonfriſt. Aufruf der Reichsregierung! Der Zeitpunkt, an dem die Saarbevölkerung nach den Beſtimmungen des Verſailler Vertrages im Wege der Volksabſtimmung über ihr künftiges Schickſal entſcheiden ſoll, rückt heran. Der ge⸗ naue Zeitpunkt ſteht noch nicht feſt: fällig iſt die Volksabſtimmung vom 10. Januar 1935 ab. Abſtimmungsberechtigt iſt ohne Unterſchied des Geſchlechts, war am Tage der Unterzeichnung des Verſailler Vertrages, d. h. am 28. Juni 1919, im Saargebiet gewohnt hat und am A b⸗ ſtimmungstag wenigſtens 20 Jahre alt iſt. An alle im Reich außerhalb des Saar- gebiets wohnhaften Perſonen, die am 28. Juni 1919 im Saargebiet gewohnt haben und vor dem 11. Januar 1915 geb. ſind ergeht die Auf⸗ forderung, ſich in der Zeit von Donnerstag, den 3. Mai, bis Sonnabend, den 12. Mai, bei ihrer Gemeindebehörde(Einwohnermeldeamt), in den Städten auf den Poltzeirevieren, ihres jetzigen Wohnſitzes zu melden. Das gilt auch für Perſonen, die ſich ſchon früher als Saar⸗ abſtimmungsberechtigte gemeldet haben. Perſonal⸗ ausweiſe und ſoweit möglich, Nachweiſe über den Wohnſitz am 28. Juni 1919(An⸗ u. Ab⸗ meldebeſcheiniguugen, Beſchäftigungszeugniſſe uſw.) ſind mitzubringen. Wo und zu welchen Tageszeiten die Meldungen entgegengenommen werden, wird durch jede Gemeinde rechtzeitig beſonders bekanntgegeben. ö Wir weiſen auf den vorſtehenden Aufruf beſonders hin und bemerken, daß die Meldungen während der üblichen Büroſtunden auf dem Rat⸗ haus, Zimmer 19, entgegengenommen werden. Viernheim, den 30. April 1934. Bürgermeiſterei Viernheim. cee, mütig N ö g, d Mai 1934, vorm. 11 Uhr, werden im Sitzungsſaale des Rathauſes nachſtehende Allmendgrundſtücke öffent. lich verſteigertt b f Oberlück N i Gew. Nr. 31 Oberlück 12. Gew. Nr. 34 Alter Garten 2. Gew. Nr. 35 Brunnenacker 3. Gew. Nr. 14 Sandgaben 1 86 Kleinbruchfeld Gew. Nr. 5 Großbruchfeld. Gew. Nr. 61 Kl. Neuenacker im Gr. 9 74 Rothfeld Gew. Nr. 20 Dreiruthen 196 40 Vierruthen Nr. 26 Krottenwieſe(W) 1 22 Oberbruchweide i Nr. 23 Oberlück 5 Nr. 49 Großbruchfeld a Nr. 36 Rothfeld 5 5 19 66 Schloth Nr. 132 17 Nr. 93 1 Nr. 130 Anſchließend an die Grundſtücksverſteigerung wird ein Los Kleines Holz öffentlich meiſtbietend verſteigert. Viernheim, den 2. Mai 1934. Heſſ. Bürgermeiſterei Bechtel. Bekanntmachung Betr.: Verbilligung der Speiſefette für die minder⸗ bemittelte Bevölkerung. Für Mai und Juni 1934 werden Stamm— abſchnitte mit 4 Bezugsſcheinen für Haushal— tungsmargarine und 2 Reichsverbilligungsſcheinen für Speiſefette ausgegeben. Die Bezugsſcheine werden wie folgt verteilt: a) am Mittwoch den 2. Mai 1934: An Wohlfahrtserwerbsloſe bei der Kontrolle beim Arbeitsamt. b) am Donnerstag, den 3. Mai 1934: 1. für Ortsarme, Sozial- und Kleinrentner, vormittags von 8—9 Uhr,— Sozial- oder Kleinrentner ſind nur diejenigen Perſonen, die durch die Gemeindekaſſe eine Sozial- oder Kleinrentnerunterſtützung erhalten. 2. für Unfall⸗, Invaliden, Angeſtellten-⸗ und Knappſchaftsrentenempfänger, vormittags von 9—11 Uhr. 3. für Empfänger von Zuſatzrenten, vor— mittags von 11—12 Uhr. 4. für die Empfänger von Vorzugsrenten, für Perſonen, deren Lohn- und ſonſtiges Einkommen den Richtſatz der öffentlichen Für⸗ ſorge nicht weſentlich überſteigt, für kinder⸗ roiche Familien mit 3— bei Witwen mit 2 — oder mehr unterhaltsberechtigten minder 3 jährigen Kindern, nachmittags von 1—3 Uhr. Die Ausgabe der Bezugsſcheine unter b er⸗ folgt im Wiegehäuschen des Rathauſes. Rentenbeſcheide, Stammbücher und Lohn- beſcheinigungen ſind vorzulegen. Wir machen noch beſonders darauf aufmerk⸗ ſam, daß, wo ein Bedürfnis offenſichtlich nicht vorliegt, der Bezugsſchein zu verſagen iſt. Ein Bedürfnis liegt nicht vor: 1. bei Landwirten oder ſonſtigen Perſonen, die ihren Fettdedarf aus der eigenen Landwirt⸗ ſchaft oder Viehhaltungen decken können. 2. Bei Perſonen— Verſorgungsberechtigte, So⸗ zialrentner, Kinderreiche uſw., wenn auf Grund ihres Renten- und ſonſtiges Einkommen eine e e Notlage nicht anerkannt werden ann. Der Bezugsſchein kann für die Folge auch nur an ſolche Lohnempfänger gewährt werden, deren Lohn⸗ und ſonſtiges Einkommen den Richt⸗ ſatz der allgemeinen Fürſorge nicht weſentlich überſteigt. Der Richtſatz der allgemeinen Für⸗ ſorge beträgt wöchentlich a) für den Haushaltungsvorſtand oder Allein⸗ ſtehenden 7.00 RM b) für die Ehefran 2 80 RM e) für Kinder a 2.00 RM Das Lohn- und ſonſtige Einkommen darf deshalb die obigen Richtſätze nicht weſentlich überſteigen. Diejenigen Perſonen die an der Reichsauto⸗ bahn beſchäftigt ſind, erhalten die Bezugsſcheine durch ihren Arbeitgeber bezw. durch das Ar⸗ beitsamt. Viernheim, den 30. April 1934 Heſſ. Bürgermeiſterei Viernheim Bechtel rr Zu verkaufen: Zu kauf, geſucht. une Lallaninet f Luden⸗ ſowie 1 Waren⸗ einrichtung crank mie Daſelbſt zirka ſchr ut erhalt.] Glastüren und 10 Zentner Stroh mit Waage. Fächern. zu verkaufen[Von wem ſagt Von wem, ſagt Kleine Amend zu verpachten 2 Erlen 2. Gew. Nr. 55 5. Gew. Nr. 3 Oberbruch⸗ Weideſtück 8. Gew. Nr. 34 (Giernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten) Viernheimer Zeitung Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 1,40 Mk. frei ins Haus gebracht.— Gratis⸗Beilagen: wöchentlich den„Illustrierten Sonntag“, halbmonatlich die„Heimatblätter“, zweimal jährlich den Fahrplan und den Wandkalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. bei den Boten Verkünd⸗ und Anzeigeblatt für Viernheim ſeit dem Jahr 1883 Fernſprecher 117.— Telegr.: Anzeiger, Viernheim— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Frankfurt a. M., Verantwortlich für den Anzeigenteil: Joh. Martin, Viernheim. D. A. III. 34 1050. Einzel⸗Verkauf der Zeitung von der Geſchäftsſtelle 5 Pfg., Samstags⸗Ausgabe 10 Pfg. heimer Anzelber (Viernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die 12geſpaltene Millimeter⸗Zeile 2 Pfennig, Reklame 9 Pfennig bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor— mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen-Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Geſchäftsſtelle: Adolf Hitlerſtr. 36, Schriftleitung, Druck u. Verlag: J. Martin, Viernheim Nummer 102 Donnerstag, den 3. Mai 1934 „Ilmacht bedeutet Weltmacht Deutſche Eihhiceenuas als nationale Auf- gabe. ) Die Fortſchritte Deutſchlands in der Gewinnung eigenen Erdöls werden zurzeit in der Oeffentlichkeit lebhaft beſprochen. Daher wird die nachſtehende Darſtellung vom Stan⸗ de der deutſchen Erdöl⸗Induſtrie, die uns von fachmänniſcher Seite zu⸗ geht, beſonderes Intereſſe finden Die deutſche Erdölgewinnung hat die be— deutſame nationalwirtſchaftliche Aufgabe, die notwendige Einfuhr von Erdöl einzuſchrän⸗ ken. Die fortſchreitende Motoriſierung ſtei— gert den Erdölverbrauch in Deutſchland ſtän⸗ dig. 1933 betrug der Oelverbrauch in Deutſch⸗ land über 2,44 Millionen Tonnen, davon mußten 2,2 Millionen Tonnen im Werte von 121 Millionen Mark aus dem Ausland be⸗ zogen werden; 240 000 Tonnen produzierte die deutſche Erdölinduſtrie und erſparte da— mit dem Reich die Ausgabe von 23 Millio⸗ nen Mark Deviſen. Die von der Reichslei⸗ tung geförderte Verwendung von Kraftwa— gen wird ſicherlich den Verbrauch an Erdöl⸗ produkten ſo vermehren, daß die deutſche Erdölinduſtrie vor die nicht einfache Aufgabe geſtellt wird, den bisherigen Anteil von etwa 10 Prozent am deutſchen Verbrauch zu hal— ten, wenn möglich noch zu ſteigern, und da— mit auch ihren Platz 18 unter 25 erdölpro⸗ duzierenden Ländern zu verbeſſern. Die deutſchen Erdölvorkommen ſind bislang feſtgeſtellt in Nordweſtdeutſchland (Hannover), Thüringen, Holſtein, Oberbay— ern und im Rheintal. Als abbauwürdig er⸗ ſcheinen bislang nur die Vorkommen in Hannover, Thüringen und vielleicht auch in Holſtein(bei Heide). Die bei weitem beſten Vorkommen liegen in der Provinz Hanno— ver(Nienhagen Wietze, Oelheim). Seit 1930 iſt auf Grund des bekannten Oelfundes im Kalibergwerk Volkenroda auch Thüringen als neue„Erdölprovinz“ in Erſcheinung ge— treten. Die Gewinnung von Erdöl geſchieht durch Bohrungen und durch Bergbau. Dieſer hat die Aufgabe, aus hierfür geeigneten La— gerſtätten die trotz des Bohrtriebes noch ſehr erheblichen in der Erde verbleibenden Oelmengen zu fördern. Da von den obenge— nannten Oelvorkommen die in geringer Tiefe befindlichen Lagerſtätten(300 bis 700 Meter, z. B. Wietze, Oberg, Oelheim und Teile von Nienhagen) als faſt völlig abge— bohrt zu bezeichnen ſind, hat die Oelbohr⸗ technik ſich darauf einzuſtellen, daß in Zu⸗ kunft Bohrungen von 1000 bis 1500 Meter die Regel bilden. Solche Bohrungen konnten nur ermöglicht werden durch eine zielbe⸗ wußte Entwicklung der Bohrtechnik. Man darf heute von einer Wiſſenſchaft der Boh⸗ rung ſprechen. In den letzten Jahren haben Bohrungen unter Tage im Kalibergwerk Volkenroda Erfolge gehabt. Hier wird ein hochwertiges, ſtark benzinhaltiges Oel in Teufen l(abbau⸗ würdigen Tiefen) von 100 bis 200 Meter un⸗ terhalb der 1000⸗Meter⸗Sohle gewonnen. Die beſte Ausnutzung der Dellagerſtätten bietet der Bergbau. Das bergmänniſche Ge⸗ winnungsverfahren von Oel iſt von der Deutſchen Erdöl Ach. in Deutſchland zum er⸗ ſten Male angewandt und ausgebaut wor⸗ den, und zwar, veranlaßt durch den Oelbe⸗ darf im Kriege, in Pechelbronn in Elſaß⸗ Lothringen. Die nach dem Kriege erhaute große Doppelſchachtanlage bei Wietze iſt ein in der Welt inſofern einzig daſtehendes Werk, als das Oel hier nicht nur durch Ent⸗ ſickerung der aufgefahrenen Oelſandſtrecken gewonnen wird, ſondern auch durch Abbau des e der über Tage ausgewaſchen wird. Die wirtſchaftliche Lage und die Entwick⸗ lung der deutſchen Erdölinduſtrie iſt in er⸗ ſter Linie beeinflußt durch die Kriegsfolgen. Mit dem Diktat von Verſailles verlor Deutſchland ſein im Elſaß gelegenes Oel⸗ bergwerk in Pechelbronn. Vor dem Kriege kontrollierte Deutſchland 500 000 Tonnen Jahresförderung(alſo das Doppelte der ge⸗ ſamten heutigen deutſchen Erdölgewinnung) in Rumänien. Dieſer Beſitz ging verloren. Auch der deutſche Beſitz an Erdölfeldern in Meſopotamien wurde an die Ausländer auf⸗ et eutſchland mußte die Wahrheit des rfahren, das Lord Fiſher ſchon im 9 51. Jahrgang Todesſtrafe für Landesverrat Vildung des Volksgerichtshofs— Die neuen Geſetze gegen Verbrechen Berlin, 3. Mai. Im Reichsgeſetzblatt wird jetzt das Geſetz zur Aenderung von Vorſchriften des Straf— rechts und des Strafverfahrens vom 24. April 1934 veröffentlicht, über das ſchon Mitteilungen gemacht worden ſind. Das Geſetz dienk dem Zwecke, die Straf⸗ vorſchriften gegen Hochverrat und Landes- verrat, die in verſchiedenen Geſetzen und Verordnungen verſtreut ſind, überſichtlich zu⸗ ſammenzufaſſen und noch wirkſamer zu ge⸗ ſtalten. Das vergangene Jahr hatte auf dieſem Gebiete bereits diejenigen geſetzlichen Aen⸗ derungen eingeleitet, die dem Erſtarken des Staatsgedankens und der Wertung entſpre⸗ chen, die im neuen Reich ſchwere Vergehen gegen die Volksgemeinſchaft finden. Aus die⸗ ſem Geſichtspunkt waren insbeſondere durch zwei Verordnungen vom 28. Februar und durch Geſetze vom 26. Mai und 13. Oktober 1933 die Strafandrohungen erhöht und für ſchwere Staatsverbrechen auch die Todes⸗ ſtrafe angedroht worden. Das neue Geſetz ſpricht es noch deutlicher aus, daß derjenige, der ſeinem Volk die Treue bricht und den Gang der Volksge⸗ meinſchaft durch Verrat gefährdet, ſein Le⸗ ben verwirkt. Gleichzeitig mit der Neuregelung der Strafvorſchriften werden die Beſtimmungen über das Verfahren in Hochverrats⸗ und Landesverratsſachen neu gefaßt. Dabei wird eine Schwierigkeit beſeitigt, die ſich bis⸗ her daraus ergab, daß das Reichsgericht Jahre 1904 geprägt hat:„Oelmacht bedeu— tet Weltmacht.“ Und die Gegner Deutſch⸗ lans wußten, daß ein bedeutender engliſcher Staatsmann recht gehabt hat mit ſeiner im November 1918 ausgeſprochenen Behaup— tung:„Die Zukunft wird lehren, daß die Verbündeten den Sieg auf einer Woge von Oel errungen haben.“ Es blieb für Deutſch⸗ land nur der Weg, die heimiſchen Vorkom⸗ men von Erdöl aufzuſchließen und die che⸗ miſche Gewinnung von Oel zu verſtärken. Dieſer Weg wurde und wird mit großer Energie beſchritten. 1 Die Entwicklung des Bohrbetriebes war und iſt abhängig von der techniſchen Ver⸗ vollkommnung und von dem Mut. große Mittel zu wagen. Bis 1932 ſind 3735 Boh⸗ rungen niedergebracht, von denen waren 2387 fündig, 1348 gingen fehl. Es wurden in neuerer Zeit Bohrungen fündig, die in zwei Jahren über 60 000 Tonnen ergaben; an Volk und Staat nach den früheren Vorſchriften zwei völlig verſchiedene Aufgaben in ſich vereinigen mußte, nämlich die des Hüters der Rechts⸗ einheit durch ſeine Tätigkeit als höchſtes Reviſionsgericht und die eines erſtinſtanz⸗ lich urteilenden Gerichtshofes für die Staatsverbrechen. Beide Aufgaben hatten nur wenige Berührungspunkte. Sie werden deshalb künftig zwei verſchiedenen Gerichts⸗ höfen zugewieſen. Jür die bisher dem Reichsgericht oblie⸗ gende erſtinſtanzliche Tätigkeit, die Aburkei⸗ kung von Hochverrat und Landesverrat, wird ein beſonderes Oberes Gericht in Geſtalt eines Volksgerichtshofes geſchaffen, und das Reichsgericht wird ganz ſeiner der Bildung und der Fortbildung des Reichsrechts dienenden Aufgabe als Revi- ſionsgericht zurückgegeben. Der Volksgerichtshof wird teils mit juri⸗ ſtiſch gebildeten Richtern und teils mit ſol⸗ chen Mitgliedern beſetzt, die über beſondere Erfahrungen auf dem Gebiete der Abwehr ſtaatsfeindlicher Angriffe verfügen. Seine Mitglieder werden vom Reichskanzler auf Vorſchlag des Reichsminiſters der Juſtiz er— nannt. Der Zeitpunkt, zu dem der neue Volksgerichtshof zuſammentritt, wird noch bekanntgegeben werden. Der Volksgerichts⸗ hof iſt zuſtändig für die Unterſuchung und Entſcheidung in erſter und letzter Inſtanz. Gegen die Entſcheidung des Volksgerichts⸗ hofes iſt kein Rechtsmittel zuläſſig. die bis dahin beſte deutſche Bohrung hat in 17 Jahren 37000 Tonnen ergeben. Die Ko— ſten der nunmehr in große Tiefe gehenden Bohrungen ſind allerdings ſehr hoch. Eine nach dem neuzeitlichen Rotaryverfahren bis auf 1500 Meter niedergebrachte Bohrung koſtet einſchließlich Rohrverluſt und Abſchrei⸗ bungen rund 200 000 Mark, wobei das tech⸗ niſche Riſiko noch nicht berückſichtigt iſt. Hierzu kommen die Koſten für Felderwerb und ⸗erhaltung. Bei allen Schwierigkeiten herrſcht jedoch die Erkenntnis vor, daß die Erſchließung neuer Felder eine nation a⸗ le Aufgabe iſt. Die Nachrichten über Fündigkeit und Ergiebigkeit lauten in der letzten Zeit günſtig. Den Beſitz an Erdöl im Inland zu finden, zu erſchließen und günſtig abzubauen, iſt eine große Aufgabe, die die Regierung neuerdings durch finan⸗ zielle Unterſtützung mit allen Mitteln zu fördern beſtrebt iſt. Blutiger Mai⸗Anfang in Paris Kommuniſten⸗Aufſtand in öſtlichem Vorort— Feuergeſecht mit der Polizei— Ein ganzes Stadtviertel abgeriegelt Paris, 3. Mai. Die Jeier des 1. Mai, die in faſt ganz Frankreich ohne bemerkenswerte 3wiſchen⸗ fälle verlief, iſt im Oſten von Paris zu ei⸗ nem regelrechten Aufſtand der Arbeiker ge— gen die Polizei ausgeartel. Ein ganzes Stadtviertel befindet ſich im Belagerungs⸗ zuſtand. In den Abendſtunden hatten die Kraſt⸗ droſchkenführer des öſtlichen Bezirks ihre Wagen zum Nachtdienſt aus der Garage ge⸗ holt. Dies wurde von den Kommuniſten als Bruch der Arbeitsruhe angeſehen. Im Nu hatten ſich mehrere hundert Demonſtranten zuſammengerottet, die die Kraftwagen mit Steinen bewarfen. Die Polizei, die zunächſt nicht die Ruhe herſtellen konnte, forderte Verſtärkungen an. Als dieſe eintrafen, nah⸗ men die Kommuniſten eine immer drohen⸗ dere Haltung ein. Schließlich zogen ſie ſich in Nebenſtraßen zurück und verbarrikadier— ten ſich in den Arbeiterwohnungen in der ſo— genannten Cite Jeanne d'Arc. Erſt jetzt begann die Schlacht, die lebhaft an die blutigen Ereigniſſe von Wien erin⸗ nerte. Aus den Fenſtern wurden die Beam⸗ ken beſchoſſen und mik allen zur Verfügung ſtehenden Gegenſtänden beworfen. Die en⸗ gen Straßen geſtatteten es der Polizei nicht, energiſch vorzugehen, ohne ihr Leben aufs Spiel zu ſetzen. Die Kommuniſten nützten das aus und ſchickten immer wieder Gruppen von etwa 50 Mann auf die Straße, die Pflaſterſteine in die Wohnungen trugen, die dann aus den Fenſtern als Wurfgeſchoſſe benutzt wurden. An einer anderen Glelle wurden Schützen⸗ gräben ausgehoben und ebenfalls durch Die Strafbeſtimmungen des Geſetzes Das neue Geſetz enthält im übrigen eine Verſchärfung der Strafen für Hoch⸗ und Landesverrat. Darnach wird mit dem Tode beſtraft, wer es unternimmt, mit Gewalt oder durch Androhung mit Gewalt das Reichsgebiet ganz oder teilweiſe einem frem— den Staate einzuverleiben, oder ein zum Reich gehöriges Gebiet vom Reiche loszu⸗ reißen. Wer es unternimmt, den Reichsprä⸗ ſidenten oder den Reichskanzler oder ein an— deres Mitglied der Reichsregierung ſeiner verfaſſungsmäßigen Gewalt zu berauben oder mit Gewalt oder durch Androhung von Gewalt oder mit einem Verbrechen und Vergehen zu nötigen oder zu hindern, ſeine verfaſſungsmäßigen Befugniſſe überhaapt oder in einem beſtimmten Sinne aguszuüben. wird mit dem Tode oder mit lebensläng— lichem Zuchthaus oder mit Zuchthaus nicht unter fünf Jahren beſtroft. Ebenſo wird be— ſtraft, wer zur Vorbereitung eines hochver— räteriſchen Unternehmens zu einer ausländi— ſchen Regierung in Beziehungen tritt oder die ihm anvertraute öffentliche Macht miß— braucht oder Mannſchaften anwirbt oder in den Waffen einübt. Im Abſchnitt Landesverrat wird u. a. mit dem Tode bedroht, wer es unternimmt, ein Staatsgeheimnis zu verraten. Als Staats— geheimnis im Sinne derVorſchriften ſind da— bei Schriften, Zeichnungen, andere Gegen— ſtände, Tatſachen oder Nachrichten Jarüber, deren Geheimhaltung vor einer auslän— diſchen Regierung für das Wohl des Rei— ches, insbeſondere im Intereſſe der Landes— verteidigung erforderlich iſt. Steinbarrikaden geſchützt. Gegen Mitter— nacht zählte die Polizei bereits einen Toten und elf Verletzte durch Schüſſe oder Wurf⸗ geſchoſſe. Die Wut des Pöbels ſtieg von Stunde zu Stunde. Die Polizei ſtand der Meute wegen der Dunkelheit, vor allem aber auch wegen der zu engen Straßen machtlos gegenüber. Nach und nach rückten aus allen Stadtteilen Polizeiverſtärkungen an, ſo daß gegen 1 Uhr bereits mehrere tauſend Mann verſammelt waren, die unter dem unmittel— baren Befehl des Polizeipräſidenten ſtehen, Um unnötiges Blutvergießen zu vermei— den, hat ſich die Polizei in den frühen Mor⸗ genſtunden in ihre Stellung zurückgezogen und ſich darauf beſchränkt, das ganze Vier⸗ tel abzuriegeln. Große Scheinwerfer beſtrah⸗ len die Häuſerfaſſaden. die Kommuniſten errichteten auf der Straße neue Barrikaden und legten an verſchiedenen Stellen Hols— feuer an. Nach dem Einkreffen von Verſtärkungen, u. a. war auch die Feuerwehr eingeſetzt, die mik Strahlrohren vorging— wurden vor der Polizei die Straßen geſäubert, die dann gewaltſam in die Häuſer eindrang, deren Eingangsküren mit Gewehrkolben einge— ſchlagen werden mußten. In allen Häuſern wurde vom steller bis auf den Boden jeder Winkel durchſucht. Selbſt die Dächer wur- den überwacht, um die Flucht der umzingel⸗ ken Kommuniſten unmöglich zu machen. Die Straßen bieten ein Bild wüſter Zerſtörung. Keine einzige Laterne iſt heil geblieben. Die Fenſterſcheiben der niedriger gelegenen Wohnungen ſind zerkrümmerk und meter weiſe iſt das Pflaſter aufgeriſſen. Ueberall liegen Steine, Möbelſtücke, auch Gläſer und Geſchirr, ſowie Bierflaſchen, die von den Kommuniſten als Wurfgeſchoſſe benutz wurden. Im ganzen ſind 138 Perſonen verhaften worden. * Ein Toter in Spanien Madrid, 3. Maj. Der marxiſtiſchen Paro⸗ le folgend wurde der 1. Mai in ganz Spa⸗ nien durch Arbeitsniederlegung durchge⸗ führt. Ledig!“ die Arbeiter in den lebens⸗ ö eee e — 9 S 3 c ——— e e — —— — — ä—— wichtigen Betrieben blieben im Dienſt, In Madrid und in den übrigen großen Städten ruhte der Straßenbahn-, Kraftmagen⸗ und Omnibusverkehr. Die Kaffee-, Gaſt⸗ und Lichtſpielhäuſer, ſowie die Geſchäfte waren geſchloſſen. 0 Zu Zwiſchenfällen kam es lediglich in ei⸗ nem Dorfe bei Vadaſoz. wo Demonſtranten gegen die Polizei vorgingen, die ſchließlich von der Schußwaffe Gebrauch machen muß⸗ te und einen Arbeiter tötete. Saarland feiert mit Hindenburg und hitler Ehrenbürger von Saarbrücken. Saarbrücken, 3. Mai. Auch das Saargebiet hat es ſich nicht neh— men laſſen, mit dem übrigen Deutſchland die Feier des 1. Mai zu begehen. In ſtrahlen— dem Sonnenſchein leuchteten überall die Fahnen des neuen Deutſchland. Sehe man nicht an dem Ungeſchmückten der ſtaatlichen Gebäude, daß das Saargebiete unter frem— der Oberhoheit ſteht, man könnte ſich mitten in Deutſchland wähnen. Sämkliche Läden ſind geſchloſſen. Auf den Gruben, Hütten und Fabriken ruht die Ar- beit. Wenn auch Umzüge und Feiern unter freiem Himmel verboten ſind und es den Lehrern und Schülern unterſagt iſt, ihrer Verbundenheit mit dem Deutſchland Adolf Hitlers öffentlich Ausdruck zu geben, umſo inniger fühlt ſich die deutſche Saarbevölke- rung zu Deukſchland gehörig. Die als Höhepunkt des Tages gedachte Einweihung eines Denkmales für die Opfer der Arbeit in Saarbrücken mußte unterblei— ben, da die Verordnungen der Regierungs— kommiſſion eine ſolche Feier zu ſehr einge— engt hätten. Statt deſſen fanden in allen Orten des Saargebietes geſchloſſene Feiern ſtatt, an denen die Mitglieder der Deutſchen Front ſo zahlreich teilnahmen, daß für die von marxiſtiſcher Seite geplanten roten Maifeiern keine Teilnehmer mehr übrig ge— dieben ſind. Die Stadt Saarbrücken hat im Treppen— zaus des Rathauſes eine Büſte des Frei— errn vom Stein und des Bürgermeiſters öcking enthüllt, denen es vorzugsweiſe zu janken iſt, daß 1815 das Saargebiet zu Preußen kam. Den Mittelpunkt dieſer Jeier bildete die Berleihung der Ehrenbürgerſchaft an den Reichspräſidenten und den Reichskanzler, denen die Ehrung durch Huldigungsiele- gramme mitgekeilt wurde. Geographie:„ſchwach“ In einem Teil der franzöſiſchen Preſſe herrſcht eine gewiſſe Aufregung darüber, daß Miniſter Dr. Göbbels am 6. Mai in Zweibrücken ſprechen wird. Verſchiedene Blätter tun ſo, als ob Zweibrücken im Saar— gebiet liege. Die„Action francaiſe“ fordert, daß auch ein franzöſiſcher Miniſter den Mut haben müſſe, in Zweibrücken zu ſprechen. Abgeſehen davon, daß Zweibrücken natür— lich nicht im Saargebiet liegt, und daß von einem Beſuch Dr. Göbbels im Saargebiet niemals die Rede war, würde eine Ausein— anderſetzung zwiſchen einem franzöſiſchen und deutſchen Miniſter für Deutſchland ſehr intereſſant ſein, allerdings weniger für den Franzoſen, da dieſer wohl oder übel zu der Erkenntnis kommen müßte, daß die Tatſa— chen an der Saar reſtlos für ihr Deutſchtum ſprechen. Mai⸗Echo aus dem Ausland Pariſer Preſſeſtimmen zur Berliner Jeier. Paris, 3. Mai. Der Tag der Nationalen Arbeit hat in der Pariſer Preſſe große Be— achtung gefunden. Der Berichterſtatter des „Matin“ erklärt, von den Ausführungen des Führers müſſe man ſeine Gedankengänge über den Kommunismus beſonders hervor— heben. Es ſeien die beſten Stellen der Rede. „Journal“ erklärt, es ſtehe außer Zweifel, daß der Nationalſozialismus die dem Arbei— ter gebührende Achtung weſentlich verſtärkt habe. „Echo de Paris“ ſagt, das Feſt der Na⸗ tionalen Arbeit ſei gleichzeitig das Feſt des Führers geweſen. Es ſtehe außer Zweifel, daß die Herzen der ganzen deulſchen Jugend ihm gehörten. Ju unkerſtreichen ſei die Tak⸗ ſache, daß in den endloſen Reihen, die ſich auf dem Tempelhofer Feld nebeneinander liederten, der Arbeiter neben dem Ange⸗ tellten, der Bauer neben dem Schauſpieler und der Handarbeiter neben dem Kopfarbei⸗ ter ſtand. Alle Herzen ſchlugen für die Ein⸗ heit und ſchlugen noch höher, als der Jüh⸗ rer in erſtaunlicher Friſche und Jugend er- ſchien. „Daily Telegraph“ zur Rede des Führers London, 3. Mai.„Daily Telegraph“ wid⸗ met der Rede des Führers auf dem Tempel⸗ hofer Feld einen Leitartikel, in dem es heißt: Die Verſicherung, daß keine Eroberungen beabſichtigt und keine Rachewünſche vorhan⸗ den ſeien, ſondern daß den anderen Völkern die Verſöhnungshand entgegengehalten werde, werden beachtenswerter Weiſe ein⸗ geſchränkt durch das Beharren auf dem Rechte der Selbſtverteidigung, die Rüſtungs⸗ gleichheit mit anderen Nationen bedeutet. Das Blatt findet, daß dieſe Stelle der Rede verſchieden ausgelegt werden könne, gibt aber zu daß der allgemeine Inbalt der Aus⸗ prache nicht im Widerſpruch zur Rede vom Januar ſtehe, die Europa eine Hoffnung auf einen Ausgleich zu bieten ſchien. Was die der Ueberwindung der inneren Schwierig⸗ keiten gewidmete„Siegeshymne“ betreffe, ſo würde ſie mehr Ueberzeugungskraft ha⸗ ben, wenn ſie nicht von einer Warnung an die inneren Kritiker begleitet geweſen wäre. Das Blatt ſchließt, immerhin habe Herr Hit⸗ ler mit ſeinem überſchäumenden Vertrauen etwas beinahe Ueberzeugendes. Er werde beſtimmt Deutſchland zu weiteren beharr— lichen Anſtrengungen veranlaſſen. Augsburger Brandſtifter verhaftet? Augsburg, 3. Mai. Die polizeilichen Er⸗ mittlungen über den Brand in der Augsburger Sängerhalle führten zur Feſtnahme eines vor einiger Zeit nach Augsburg zugereiſten kom⸗ muniſtiſchen Funktionärs. Er ſteht im drin⸗ gendſten Verdacht, den Brand gelegt zu haben. Die Feſtnahme eines Helfershelfers des mut⸗ un Täters iſt bereits in die Wege ge⸗ eitet. 50 kommuniſtiſche Hochverräter verhaftet Schwerin, 3. Mai. Die Mecklenburgiſche Po⸗ litiſche Polizei hatte durch wochenlange Beob⸗ achtungen und umfangreiche Ermittlungen feſt⸗ geſtellt, daß in zahlreichen Orten des Landes die Kommuniſtiſche Pacte! ihre illegale Ar⸗ beit durch Neugründungen von Ortsgeuppen fortgeſetzt hatte. Nach ſorgfältiger Vorberei- tung konnten ſämtliche Ortsgruppenleiter und Funktionäre der KPD., insgeſamt 55, jn al⸗ len Städten des Landes feſtgenommen werden. Politiſches Allerlei London. Wie die Blätter melden, hat das Innenminiſterium dem Führer der Unab— hängigen Arbeiterpartei, Maxton, mitge- teilt, es könne Trotzki nicht erlaubt werden, ſich auf einer der britiſchen Kanalinſeln an— ſäſſig zu machen. Warſchau. Marſchall Pilſudſki hat ſich in Begleitung einiger höherer Offiziere des polniſchen Generalſtabs nach Wilna begeben, um an den dort ſtattfindenden Kriegsſpielen teilzunehmen. 8 Handelsvertrag Deutſchland—Südſlawien Gewährung gegenſeitiger Erleichterung bei Aus- und Einfuhr von Agrar- und Indu⸗ ſtrieprodukten. Belgrad, 3. Mai. Die zwiſchen Vertretern der deutſchen und der königlich ſüdſlawiſchen Regierung ſei einiger Zeit in Gang befindlichen Verhand— lungen, die auf beiden Seiten in freund⸗ ſchaftlichſtem Geiſte geführt wurden. haben zur Unterzeichnung eines Handelsvertrages geführt. Gleichzeitig mit dem Handelsver— trag wurde ein Abkommen über den Reiſe⸗ verkehr und ein Konſularabkommen abge— ſchloſſen. Der Handelsvertrag tritt an die Stelle des Meiſtbegünſtigungsabkommens vom 29. Ju⸗ li 1933. Es iſt zu erwarten, daß das in den Verhandlungen geſteckte Ziel, eine Vertie— fung und Erweiterung der gegenſeitigen Handelsbeziehungen herbeizuführen, weitge⸗ hend erreicht wird. a Deukſchland gewährt Südſlawien für ſeine Ausfuhr Erleichterungen und Möglichkeiten auf dem deutſchen Markt. deren Ausnutzung Südflawien inſtandſetzen wird, ſeine Aus⸗ fuhr nach Deutſchland in ſtärkerem Maße als bisher zu entwickeln. Südſlawien gewährt Deutſchland bei der Einfuhr induſtrieller Erzeugniſſe volle Meiſtbegünſtigung und ei⸗ ne Reihe von Verkragszollſätzen, die es Deutſchland ermöglichen werden, ſeine Aus- fuhr nach Südflawien günſtiger als bisher zu geſtalten. „Der gelegentlich der Unterzeichnung des ſüdſlawiſch⸗deutſchen Handelsvertrages in Belgrad weilende Beauftragte des Reichs- bauernführers Darre, De Winter, gab ei⸗ nem Vertreter der„Politica“ folgende Er⸗ klärungen ab: Der ſoeben abgeſchloſſene Vertrag ſtellt einen weiteren Stein im Gefüge der neuen Handelspolitik des neuen Deutſchland dar. dieſe Politik geht von dem Grundſatz aus, daß ein Neuaufbau der europäiſchen Wirt⸗ ſchaft die vorherige Geſundung der einzel⸗ nen Nationalwirtſchaften vorausſetzt. Das deutſche Bauerntum iſt in dieſer Er⸗ kenntnis zu allererſt daran gegangen, ſein eigenes Haus in Ordnung zu bringen. Es iſt dabei von dem Grundſatz ausgegangen, daß die Urſachen der europäiſchen Agrar⸗ kriſe darin zu ſuchen ſind, daß ein Wirt⸗ ſchaftskampf Aller gegen Alle durch den Li⸗ beralismus des letzten Jahrhunderts entfeſ⸗ ſelt worden iſt. Reichskanzler Adolf Hitler und ſein Reichs⸗ bauernführer Darre haben deshalb auch in Deutſchland eine neue innere Marktordnung Nile in die dem deutſchen Bauern eine ſta⸗ ile Kalkulationsgrundlage gibt, es aber auch ermöglicht, den Einfuhrbedarf Deutſchlands zu 8 0 4 und nach Maßgabe der Erhöhung des deutſchen Lebensstandards auch die Steige⸗ kungsmognchrerr dieſer Einſu f zu erkennen. Die Aufrechterhaltung dieſer inneren Markt⸗ ordnung liegt im Intereſſe auch das ſüdſla⸗ wiſchen Bauerntums, denn kraft des deutſchen Volkes und damit auch der erhöhten Ausfuhr landwirtſchaftlicher Er⸗ zeugniſſe nach Deutſchland. Das ſüdſlawiſche Bauerntum wird jedoch gut daran tun, ſich mit der Zeit mit den deutſchen Marktver⸗ hältniſſen ſoweit erforderlich auch in Bezug auf den Anbau anzupaſſen. Gerade durch die im Vertrage vorgeſehenen Gemiſchten Kom⸗ miſſionen iſt eine immer enger werdende Zu⸗ ſammenarbeit des deutſchen und ſüdſlawiſchen Bauerntums möglich geworden, ohne die das n Wirtſchaftsproblem nicht zu lö⸗ en iſt. Ich ſehe den gegenwärtigen Handelsvertrag nicht als einen Abſchluß, ſondern als einen Anfang an. Note Demonſtration im Wiener Wald Oeſterreichiſche Polizei hebt geheime Mai⸗ feier aus. Wien, 3. Mai. In der Umgebung Wiens, im Wiener Wald und in den Wäldern des Waldviertels haben zahlreiche Verſammlan⸗ gen mit Tauſenden von Teilnehmern ſtatt— gefunden. Die größte dieſer Verſammlungen kam auf dem Tafelberg in der Nähe Wiens zuſtande. Dort hatten ſich Zehntauſende von Sozialdemokraten eingefunden. Ein Poli⸗ zeiflieger kundſchaftefte die Verſammlung aus und ſtarke Gendarmerie- und Schutz⸗ korpsabteilungen griffen plötzlich aus dem Wald an und zerſtreuten die Sozialdemokra— ten. Dabei wurde der Redner, der zu ſpre⸗ chen begonnen hatte, verhaftet. Die Ueber— raſchung war groß, als es ſich herausſtellte. daß es ſich um den Abgeordneten Jakſch der deutſchen ſozialdemokratiſchen Partei in der Tſchechoſlowakei handelte. Die Neifenpannen der Faſchiſten Wien, 3. mai. An der öſterreichiſchen Grenze war eine Gruppe von 140 Faſchiſten aus Bologna auf Motorrädern eingetroffen, um an den Feſtlichkeiten des 1. Mai in Wien teilzunehmen. Die ganzen Straßen- züge von der Grenze bei Tarvis bis Wien waren von den Nationalſozialiſten mit Ha- kenkreuzen beſtreut worden. Die Sozialde⸗ mokraten hatten ſtreckenweiſe zahlreiche Nä⸗ gel ausgeſtreut, und die Kolonne hatte bis Wiener-Neuſtadt mehr als 200 RNeifenpan⸗ nen. In den Werkſtätten, wo ſie ihre Mo⸗ korräder zur Reparatur gaben, wurden Sa- bokageakte ausgeübt. Ju einem blutigen Zwiſchenfall kam es in Krieglach in Steiermark am Semmering. Dort empfing eine Gruppe von Kommuni- ſten die Faſchiſten mit einem Stkeinbombar⸗ dement. Einer der Jaſchiſten, angeblich ſoll es der Kommandank geweſen ſein, zog ſei⸗ nen Revolver und ſtreckte einen der kommu- niſtiſchen Angreifer durch einen Schuß nie⸗ der. Der Verletzte liegt im Sterben. Die Jaſchiſten konnten nur mit Mühe nach Wien gelangen. Starhemberg Vizekanzler— Fey Sicherheitsminiſter Wien, 3. Mai. Der bisherige Vizekanzler Fey iſt auf ſein Erſuchen von dieſem Amt enthoben und der Bundesführer des Heimat⸗ ſchutzes, Starhemberg, zum Vizekanzler er⸗ nannt worden. Fey wurde zum Bundesmi⸗ niſter ernannt und ihm die Leitung des öf— fentlichen Sicherheitsweſens übertragen. Die Vereidigung des neuen Vizekanzlers fand ſo⸗ fort nach der Ernennung durch den Bundes⸗ präſidenten Miklas in Gegenwart der Bun⸗ desregierung ſtatt. Gattenmörder zum Tode verurteilt Tilſit, 3. Mai. Nach zweitägiger Ver⸗ handlung vor dem Tilſiter Schwurgericht wurde der Mörder Friedrich Freßdorf aus Tilſit wegen Mordes und verſuchten Mordes an ſeiner Ehefrau zum Tode und zu 15 Jah⸗ ren Zuchthaus verurteilt. Freßdorf, der bereits über zwanzigmal vorbeſtraft iſt, verſuchte im April 1929 ſeine Ehefrau zu ermorden, um eine andere Frau heiraten zu können. Dieſer Verſuch mißlang jedoch. Am 11. März dieſes Jahres brachte Freßdorf dann ſeine Frau um. Er behaup⸗ tete zwar, daß ſie ſich im Laufe einer Aus⸗ einanderſetzung durch einen unglücklichen Sturz tödliche Verletzungen zugezogen habe, doch ergab die Unterſuchung der Leiche, daß Freßdorf ſeine Frau auf beſtialiſche Weiſe geſchlagen und dann ermordet hatte. Neues aus aller Welt Wenn der Reifen platzt... Ein mit dre Herren aus München beſetztes Perſonen⸗ auto ſauſte infolge Platzens eines Reifens auf der Umgehungsſtraße beim Gaswerk in Eichſtedt über die fünf Meter hohe Bö⸗ ſchung, nachdem es vorher das eiſerne 89 05 geländer und fünf Betonſäulen umgeriſſen hatte. Die Inſaſſen des Wagens kamen bei dieſem Saldomortale glücklicherweiſe ohne die e Verletzung davon. Das Fahr⸗ 10 57 e ſo 1 77 1 e 05 es ab⸗ werden mußte. Eine Betonſäule fle auf das Gleis der Nebenbahn Nea ſie allein iſt die Grundlage für die Erhöhung der Konſum⸗ del werd g nietzen. Sie ſind ganz w. mußte. i f or den Jug geworfen. In der Nähe von Moo ſäch auf 1 W nach Lands⸗ hut hat ſich ein etwa 50 Jahre alter Mann auf das dae geworfen und ſich von einem daherrollenden Zug überfahren laſſen. Der Lebensmüde war auf der Stelle tot. Eine folgenſchwere Kauferei. Am Orts⸗ gusgang von Neunkirchen bei Weiden (Oberpfalz) kam es zwiſchen mehreren jun⸗ gen Leuten zu Tätlichkeiten, die in eine ſchwere Rauferei ausarteten. Dabei wurde ein 21 Jahre alter Bauarbeiter durch einen Schlag auf den Kopf ſo ſchwer verletzt, daß der junge Menſch an den Folgen eines Schädelbruches im Krankenhaus ſtarb, ohne das Bewußtſein wieder erlangt zu haben. Tragödie eines Kröſus. Der Milliardär Verneuil aus Brüſſel, der durch fortwäh⸗ renden Rauſchgiftgenuß geiſteskrank gewor⸗ den iſt, wurde wegen Gemeingefährlichkeit einer Irrenanſtalt zugeführt. Verneuil hatte ſich beſonders von 1923 bis 1926 durch glän⸗ zende Finanztransaktionen ein Rieſenver— mögen erworben. Wie die Kinos in London demonſtrieren. Die Enttäuſchung unter den Lichtſpieltheater⸗ beſitzern in London über das Ausbleiben der mit Sicherheit erwarteten Ermäßigung der Luſtbarkeitsſteuer für billige Plätze hal ſämtliche Lichtſpieltheaterbeſizer eines Be— zirks, etwa 300, veranlaßt, ſich zu weigern, ein für die Wochenſchau gedrehtes Bildinter⸗ view des Schatzkanzlers Neville Chamberlain zu zeigen. Die Kinobeſitzer gehen dabei von der Vorausſetzung aus, daß das Interview eine Propaganda für die Regierung dar⸗ ſtelle, die ſie nicht mehr unterſtützen könnten, wenn die Regierung ſie auch nicht unter⸗ ſtütze. Der rieſigſte Nußbaum der Welt. Der größte Nußbaum, den man kennt, wurde bei Carnalez bei Mailand in dem ſogenann⸗ ten Tale des Nußbaums gefällt. Das dabei gewonnene Holz macht acht Kubikmeter aus, das Gewicht überſteigt 47 Zentner. Der Stamm des Baumes wird nach Mailand transportiert werden, wo er in einer Aus⸗ ſtellung zur Schau geſtellt werden wird. Ausflügler vom Zug überfahren. In der Nähe von Barcelona überfuhr an einem Bahnübergang ein Eiſenbahnzug eine Gruppe von Ausflüglern, von denen drei getötet und 11 ſchwer verletzt wurden. Affen als Schuhputzer. Ein Hotel in Ne w⸗ hork glaubte für den Geſchmack ſeiner Gäſte ſorgen zu müſſen, indem es die Dienſte der Schuhputzer durch Affen verrichten ließ. In der Eingangshalle hockten vier Affen auf den Schuhputzkäſten und machten den Gäſten gegen Bezahlung von einer Nuß die Stiefel blanker, als dies ein menſchlicher Schuhputzer tun kännte. Nun hat aber einer der kleinen Affen, der offenbar eine hohle Nuß bekom⸗ men hatte, einem Senator das Hoſenbein zerriſſen und ihn ins Bein gebiſſen. Darauf⸗ hin wurden alle vier Affen„friſtlos entlaſ— ſen“. Chineſiſcher Dampfer im Skurm geſunken. In der Nähe von Hakodate geriet ein chineſiſcher Frachtdampfer in einen ſchwe⸗ ren Sturm. Von dem Dampfer und ſeiner 31köpfigen Beſatzung fehlt bis jetzt jegliche F ſodaß man das Schlimmſte be⸗ Urchrer. Gefallene, Verwundete, Gefangene Ein internationales Abkommen der Menſch⸗ lichkeit.— Verbeſſerung des Genfer Abkom— mens. Das Genfer Abkommen zur Verbeſſerung des Loſes der Verwundeten und Kranken der Heere im Felde und das Abkommen über die Behandlung der Kriegsgefangenen iſt jetzt auch vom Deutſchen Reich ratifi⸗ ziert worden. Die Abkommen werden für das Deutſche Reich mit dem 21. Auguſt 1934 in Kraft treten. Weit über 20 große Natio- nen haben damit dieſes internationale Uebereinkommen der Menſchlichkejt bisher als verpflichtend für ſie anerkannt. Es ge⸗ hören dazu u. a. Großbritannien. Italien, Polen, Schweiz und Vereinigte Staaten von Amerika, ſowie die nordiſchen Länder und Spanien. Die Ratifikation durch Frankreich iſt bisher nicht erfolgt. Das Abkommen ſieht vor, daß Verwunde⸗ te oder Kranke unter allen Umſtänden ge⸗ ſchont und geſchützt werden müſſen. Sie ſind ohne Unterſchied der Staatsangehörigkeit von dem Kriegführenden, in deſſen Händen ſie ſich befinden, mit Menſchlichkeit zu behan⸗ deln und zu verſorgen. Nach jedem Kampf hat die das Schlachtfeld behauptende Parte Maßnahmen zu treffen, um die Verwunde⸗ ten und Gefallenen aufzufuchen und gegen Beraubung und ſchlechte Behandlung zu ſchützen. cd die Kriegführenden ſich gegenſeitig ldmöglichſt die Namen der aufgenommenen oder aufgefundenen Ver⸗ wundeten, Kranken und Gefallenen, ſowie alle Anhaltspunkte für ihre Identifizierung mitzuteilen. Sie haben für eine ſorgfältige und ehrenvolle Beerdigung der Gefallenen u ſorgen. Zu dieſem Zweck haben ſie bei eginn der Feindſeligkeiten amtlich einen Gräberdienſt einzurichten. Intereſſant iſt, daß auch Lu 9 6 905 die als Sanitätsbeför 9 el verwen⸗ en, 10 Schutz des Abkommens ge wein zu bemalen und Die Spurgelzeit „. ein liebliche ſpeiſ; für letmeiller!“ Aus den Mittelmeerländern ſtammend, hat ſich der Spargel durch die Jahrteufende ſeinen guten Ruf als Gemüſe erdalten. Schon bei den alten Aegyptern um 2750 v. Chr. war er bekannt und wurde hier den Verſtorbenen als Leckerbiſſen auf den lan⸗ gen Weg ins Totenreich mitgegeben. Vei allen Kulturvölkern ſtand er in hohem An⸗ ſehen. Römiſche Gartenſchriftſteller ſelern ihn in ihren Schriften. Er hat ſich mit außerordentlichem Erfolge auch in Deutſch⸗ land eingebürgert. Schon um 1500 n. Chr. finden wir zusführliche deutſche Berichte. So ſchreibt man im Jahre 1551: „Spargen ein gemeiner Sallat bei den Walen und Hiſpanien— iſt nunmehr auch(wie ander lecker biſzlin) ins Teütſch⸗ land kommen... Junge Spargendolben in wein geſotten— mit buttern und eſſig abbereit—.. erweichen den bauch— raumen die bruſt— und treiben den Harn— ein liebliche ſpeiſz für lek⸗ meüler..“ Auch die neueſte Wiſſenſchaft ſchätt den Spargel wegen ſeiner guten geſundhelitlichen Wirkungen. Neben dieſen Eigenſchaften hat ſein Wohlgeſchmack viel zu ſeiner Be— liebtheit beigetragen. Es iſt übrigens ein Irrtum, wenn allgemein angenommen wird, daß nur der bis zur Syſttze ſchnee— weiße Spargel der wertwollere ſei. Dee köſt— liche Wohlgeſchmack konumt aber erſt dann zu ſeiner vollen Entwicklung. wenn die Spargelſpitze einige Zentimeter über den Boden hervorragt und eine leichte Färbung ins Bläuliche oder Grünliche erhalten hat. Ebenſo falſch iſt die Anſicht, daß nur der dicke Spargel wertvoll ſei. Selbst die dritte Sortierung iſt für den Haushalt zu empfeh— zen. Gerade dieſer wohlfeile Spargel er— möglicht auch dem weniger Bemittelten den Spargelgenuß. Es iſt meiſtens üblich, den Spargel ge— ſchält zu kochen. Hierdurch verliert er einen Teil ſeiner wertvollen waſſerlöslichen Stoffe. Deshalb empfiehlt es ſich, das Spar— gelwaſſer nicht wegzugießen, ſondern in Suppen zu verwenden, da es neben wert— vollen Mineralſtoffen das gegen Skorbut alt elt Vitamin C in reichem Maße ent— ält. Selbſt für Nierenleidende iſt der Spar— gelgenuß ohne ſchädliche Wirkungen. Darmſtadt, 1. Mai.(Brandſtiftung und Verſicherungsbetrug.) Wegen Verſicherungsbetrugs und fahrläſſiger Brand— ſtiftung hatte ſich ein 58jähriger Händler aus Höchſt i. O. zu verantworten. Am 10. Dezem⸗ ber war abends in ſeinem Haus Feuer aus— gebrochen, das von Nachbarn frühzeitig be— merkt und gelöſcht wurde. Der Brand war von einem Kleiderſchrank ausgegangen und hatte ſchon einen Teil des Mobiliars ergrif— fen. Bei der ſofortigen polizeilichen Unter— ſuchung ergab ſich, daß im Schrank eine Kerze auf ein benzolgetränktes Mehlſäckchen geſtellt worden und auf dieſe Weiſe das Feuer von dem Angeklagten, der in Geldverlegenheit war und vorher ſeine Mobiliarverſicherung erhöht Hatte, angelegt worden war. Der Angeklagte gab das auch ſogleich zu, verſuchte aber in der Verhandlung, ſich als geiſtig nicht ver— antwortlich hinzuſtellen, was jedoch nach oem mediziniſchen Gutachten keineswegs der Fall iſt. Er wurde zu zwei Jahren Gefängnis ver— urteilt. Aus Heſſen und Naſſau Auf der Loreley Frankfurt a. M., 1. Mai. Der Tag der Arbeit fand im Gau Heſſen⸗Naſſau ſeinen offiziellen Auftakt auf dem ſagenumwobenen Die Schwes OMAN voN CARL HOLM 1111 ini Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle a. d. S. Sie ſtießen miteinander an. ſummenden Klang. „Dieſer Wein,“ fing Doktor Lau wieder an,„erinnert an manche Menſchen, die erſt genießbar werden, wenn ſie ein gewiſſes Alter erreicht haben.“ „Hör' mal, du! ſchenk' mir noch mal ein!“ „Iſt alle, mein Lieber! 0 nicht zu verachten: Nierſteiner Glöck! Frau Doktor, wie goldklar! das Rheingold.“ i der⸗ Junge, Max, du kommſt mir heute abend ganz ſon par bor. Haſt du vielleicht ſtark gefrühſtückt?“ „Aber Robby!“ Der Wein iſt gut. l 905 90 die Gelegenheit benutzen willſt, deine altbackene Philo⸗ 8 7 ſophie an den Mann zu bringen, dann paſſe ich. Lieber 8 i inen Es gab einen feine ſtart. Aber dieſe Nummer iſt auch Angeſtoßen— ſo iſt's recht! 855 Glocken läuten zum Ave— mit Andacht trinken wir „Laſſen Sie ihn nur, Frau Doktor! ein paar kleine Bosheiten heute fühlen, Käthe!“ nicht eberdies habe ich ein gutes Gewiſſen und bin die letzten onntage immer regelmäßig zur Kirche gegangen. Sie beſuchen die franzöſiſche reformierte, nicht wahr!“ Nur der Sprache wegen, oder wie kommen Sie dazu? ö„Man muß einem alten Sünder nicht zu Ae e den K Felſen der Lorelei am Rhein. Dort oben wurde Montagabend 9 Uhr unter Teil⸗ nahme von vielen Tauſenden der fan Maat zum erſten Thingplatz im Gau Heſſen⸗Naſſau vollzogen. Hier ſoll ein Rieſentheater mit 6000 Plätzen entſtehen. Die Entzündung von Fackeln und Böllerſchüſſe kündeten weithin den Beginn der Kundgebung an, während der der Vertreter des Präſidenten der Reichstheaterkammer, Gerſt⸗Berlin, die Feſt⸗ rede hielt. Der erſte Spatenſtich wurde von dem Vertreter des Gauleiters Reichsſtatthal⸗ ter Sprenger, der ſelbſt durch Krankheit am Erſcheinen verhindert war, vollzogen. Auch in vielen anderen Orten des Gaues fand der Tag der nationalen Arbeit ſeinen ſtim⸗ mungsvollen Auftakt durch Aufführung al⸗ ter Volksbräuche. Auf dem hiſtoriſchen Rö— merplatz der Stadt Frankfurt veranſtaltete die NS⸗Gemeinſchaft Kraft durch Freude ein Trachtenfeſt mit alten Volkstänzen. Der Feiertag ſelbſt konnte keinen beſſeren Rahmen erhalten als durch den prächtigen Sonnenſchein, der einen wahren Maientag hervorzauberte. Leuchtenden Auges zog ſchon früh die Jugend zu ihren Aufmarſchplätzen. In Frankfurt waren auf vier großen Plät⸗ zen etwa 40 000 Jungens und Mädels ver— ſammelt, die der Rede des Reichsminiſters Dr. Goebbels mit großer Begeiſterung folg— ten. Auch die Vereidigung der Vertrauens— leute in den Betrieben nahm überall einen würdigen Verlauf. Beſonders eindrucksvoll war die Feier vor dem Hauptverwaltungs— gebäude der JG Farben, bei der ein großes Feſtprogramm zur Abwicklung gelangte. Gleich im Anſchluß an die Betriebsfeiern ſetzten ſich fünf große Säulen nach den herr— lich gelegenen Oſtparkwieſen in Bewegung. Dort waren um 3 Uhr chließlich an die 200 000 Arbeiter der Stirn und Fauſt ver— ſammelt. Rieſige Lautſprecheranlagen ſorg— ten für eine einwandfreie Uebertragung der Veranſtaltungen auf dem Tempelhofer Feld. Der An- und Abmarſch der Maſſen vollzug ſich in muſtergütiger Ordnung. Trotz der Hitze brauchten die Sanitäter nur in wenigen Fällen in Anſpruch genommen zu werden. Der Tag klang wie überall in Gefolgſchafts— feiern aus, die alle einen erhebenden Ver— lauf nahmen. Neues aus aller Welt i Sieben Zimmerleute unter Gerüſt begra— ben. In der Ammendorfer chemiſchen Fabrik Buckau wird zurzeit ein Kühlturm gebaut. Das 22 Meter hohe Baugerüſt ſtürzte plötz⸗ lich mit ſieben Zimmerleuten zuſammen. Auf der in ſieben Meter Höhe hofindlichen Brü— ſtung blieben die Zimmerleute Unter den f und Gerüſtpfeilern ſchwer verletzt egen. Raubüberfall. In den Röchling'ſchen Werksanlagen Altenwald(Saar) wur⸗ den der Zahlmeiſter und der Portier auf dem Wege vom Büro zum Portierhaus von Un⸗ bekannten überfallen. Auf den Portier ga⸗ ben die Räuber acht Schüſſe ab, von denen vier den Portier ins Bein trafen, während zwei Kugeln die Kaſſe durchſchlugen, die er unter dem Arm trug, Der nachkommende Zahlmeiſter erwiderte das Feuer, ohne je⸗ doch zu treffen. Die Räuber ergriffen da⸗ rauf die Flucht und entkamen unerkannt. Sportflugzeug abgeſtürzlt. In Baſel ſtürzte unmittelbar nach dem Start ein mit zwei Perſonen beſetztes deutſches Privatflug⸗ zeug ab. Der Abſturz geſchah vermutlich in⸗ folge Ueberziehens des Apparates. Der Pi— lot namens Erhard aus Frankfurt a. M., wurde mit einem Oberſchenkelbruch ins Spi— tal gebracht, ſeine im Flugzeug befindliche Gattin erlitt ſo ſchwere Verletzungen, daß ſie bald darauf ſtarb. Ein ungemütliches Feſteſſen. Während ei— nes Feſteſſens, das einer der Gewinner der franzöſiſchen National-Lotterie in Paris veranſtaltet hatte, wurde von vier Perſonen ein Streit inſzeniert, wobei ein Gaſt getötet, deſſen Bruder und ein Freund ſchwer ver— letzt wurden. Der Täter, der von den Gäſten faſt gelyncht worden war, mußte in hoff— nungsloſem Zuſtande dem Krankenhaus zu— geführt werden. Ganze Familie bei einem Autounglück ge- tölet. Auf der Landſtraße nach Nimes ſtieß ein Privatkraftwagen, der einem ent— gegenkommenden Radfahrer ausweichen wollte, mit einem Laſtkraftwagen zuſam— men. Der Anprall war ſo heftig, daß die drei Inſaſſen des Kraftwagens, der 34 jäh— rige Beſitzer, ſeine 43 jährige Frau und de⸗ ren 20 jährige Tochter auf der Stelle getötet wurden Hinrichtung. In Marſeille wurde ei⸗ nes der gefürchtetſten Mitglieder der Mar- ſailler Unterwelt Maucuer, vom Pariſer Scharfrichter hingerichtet. Maucuer hatte im Oktober 1931 einen Raubüberfall auf ein Marſeiller Poſtbüro verübt, wobei drei Poſt— beamte getötet worden waren. Der Polizei gelang es erſt nach zwei Jahren, die Täter zu verhaften, von denen zwei zu lebensläng— licher Zwangsarbeit und die beiden anderen, Maucuer und Joulia, zum Tode verurteilt wurden. Das Todesurteil gegen Joulia wurde in lebenslängliche Zwangsarbeit um— gewandelt, und zwar mit Rückſicht darauf. daß der Verurteilte ſich im Heer während des Krieges beſonders ausgezeichnet hat. Belgiſcher Staviſty verhaftel. Ein Betrü⸗ ger, der in ähnlicher Weiſe operierte, wie in Frankreich Staviſky, wurde in der belgiſchen Ortſchaft Reulx in der Perſon eines ge⸗ wiſſen Viktor Tibaut feſtgenommen. Vor ſeiner Verhaftung hatte er noch die Vegrün⸗ dung einer Holdinggeſellſchaft nuit einem Ka⸗ pital von 150 Millionen Franken angekün⸗ digt, in der ſeine zwanzig Schwindelgeſell⸗ ſchaften vereinigt werden ſollſen, Aus einem amerikaniſchen Gefängnis aus⸗ gebrochen. Im Gefängnis des Staates Ohio in Columbus überwältigten drei Sträf⸗ linge, die ſich auf noch ungeklärte Weiſe Revolver verſchafft hatten, einen Wöchter. Sie zwangen den Wächter, ihnen eine Lei⸗ ter herbeizuſchaffen, mit der ſie über di Mauer flüchteten. Im Freien ben ſie ſich eines Kraftwagens und fuhren von. Unterwegs tauſchten ſie den geſtahle⸗ nen Wagen gegen einen anderen um, um die Verfolgung zu erſchweren. Welt und Wiſſen Das Phosphorzundholz 100 Jahre alt! Die⸗ ſer Tage wurde auf Veranlaſſung der deutſchen Zuündholzinduſtrie in Ludwigsburg eine Gedenktafel für den Württemberger Jakob Friedrich Kammerer, den Erfinder des Phos⸗ phorreibzündholzes, enthüllt. Die Geburts- ſtunde des Phosphorzündholzes liegt hundert Jahre hinter uns. Vorher waren Stein, Zun⸗ der und Stahl die Mittel zur Feuererzeugung geweſen. Erſt im Jahre 1669 gelang es dem Hamburger Kaufmann und Alchimiſten Brand, den Phosphor herzuſtellen. Aber erſt hundert Jahre ſpäter fand der Phosphor bei der Feuererzeugung Verwendung, und zwar in Glasröhrchen, die„Turiner Kerzen“ genannd wurden. Erſt in den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts iſt Kammerer dann die Her⸗ ſtellung von Phosphorzündhölzern gelungen. Wie entſteht ein Bienenſtock? Ein neuer Bienenſtock entſteht dadurch, daß eine Bienen⸗ königin, begleitet von einem Schwarm Ar⸗ beitsbienen, den Korb verläßk. Wo die Kö⸗ nigin ſich niederläßt, ſetzen ſich auch die be⸗ gleitenden Arbeitsbienen, ſo daß ſich ein gro⸗ ßer Klumpen bildet. Eignet ſich der Ort nicht als Wohnort für die Bienen, ſo werden Späher ausgeſandt, die die Aufgabe haben, einen paſſenden Platz zu finden. Sobald er gefunden iſt, begibt ſich der ganze Schwarm dorthin. Auf dieſe Weiſe kann es vorkom⸗ men, daß ein Bienenſchwarm ſich zur Zwi⸗ ſchenlandung an den merkwürdigſten Stellen niederläßt, z. B. auf einem Laternenpfahl oder an Dachrinnen und Hausecken. ö f 8 Deukſchlands Flugzeug in wien. Das viermotorige Ganz— metall-Flugzeug„Gene— ralfeldmarſchall von Hin— denburg“ holte 12 ſüd— ſlawiſche Journaliſten in Belgrad zu einer Deutſchlandreiſe ab. Unſer Bild zeigt den Luftrieſen auf dem Flugfeld von Semlin in der Nähe der ſüdſlawi— ſchen Hauptſtadt. größtes Südſla⸗- i eigene aus! „Das iſt eine trinken Sie erſt mal etwas länglich.“ ee machte, lieber Doktor?“ 33 Eine kleine Augen trat ein tiefer Ernſt. geſchoſſen, Frau Doktor!“ Sache, Er ſchenkte die Gläſer wieder voll.„Es gab mal eine Zeit, da ich mich gänzlich haltlos fühlte.“ „Darf man fragen, was es war, das Sie ſo haltlos Weile ſchwieg Doktor Lau. In Dann ſagte er leiſe: Es war ganz ſtill am Tiſch. 1 die Augen geſenkt, wie die ſchweren Worte ſielen. rr n r Frau Doltor! Die Geſchichte iſt ſeine Man ſah, etwas erregte 110 „Ich hab' mal einen tot— Die junge Frau hatte Folge ſein. Nach ier en Aber! fiel. Mit mir hatte er ſchon verſchiedentlich angebänd nämlich Ich war ruhig geblieben und hatte möglichſt vermien mit ihm ins Geſpräch zu kommen. ein paar Worte Da rief er mir wies r den Tiſch zu, und als ich nicht gleich antwortete, ſchleuderte er mir ein häßliches Wort, mach ſtudentiſchem Komment eine 8 gegen und warf überdies mit ſeinem Handſchuh nach mir.“ Der traf mich ins Geſicht. Ich ſtand auf, machte ſogleich unſerm erſten Char⸗ gierten Mitteilung und ging in einen Nebenraum. Nach Ahern Komment konnte nur eine ſchwere Forderung die Nach einer halben Stunde kam Mangold, unſer erſter Chargierter, und beſprach die Sache mit mir. ſchwere Beleidigung, ent⸗ Wenn du aber ein paar Sekunden fragte ſie, ebenfalls leiſe:„Wo war Mein Beleidiger war offenbar betrunken, das hatten ſie „Auf der Menſur.“ to make a clear breast of it.“ „Wollen Sie's hören?“ „Ich bitte darum.“ Wieder minutenlanges S. 0 Zigarre hervor und zündete ſie umſtändlich an, Frau Sehen Sie mal, Käthe ſpiel mit dem Stengel ihres Glaſes, drehte lang⸗ ſam deſſen Fuß auf dem Tiſchtuch herum. „Ja— hab' ich ſo viel geſagt, iſt's wohl am beſten „Wenn's Ihnen ſchwer wird—“ „Es war in Tübingen— 20 Jahre ſind's etwa her— Man darf ihm bei einem gemeinſamen ſtudentiſchen Feſt. Ich weiß nicht übelnehmen. mehr, war es Rektoratswechſel oder ſonſt eine Feier, die ulle Studenten, Couleur und Wilde, vereinigte. Es waren auch einige auswärtige Gäſte da, unter anderen, ein junger Dachs aus Freiburg. Er ſaß mir gerade gegenüber bei Tiſch. Mochte er nun des Guten zuviel getan haben oder von Natur händelſüchtig ſein, er benahm ſich ſo laut und herausfordernd, daß es nicht nur den Nächſtſitzenden auf⸗ chweigen. gleich feſtgeſtellt. f„ di ache gütlicher Weiſe beizulegen, ob ich damit einverſtanden Robert zog eine wäre. Ich gab meine Zuſtimmung und ging nach Hauſe. Spät abends kam Mangold und berichtete. Es war entſchieden worden, der Beleidiger ſolle deprekieren und revozieren, dann würde von uns der Sache keine Folge gegeben werden. a über den Vorfall berichtet werden. Mein Gegner weigerte ſich; ſo blieb nur die Forderung. Sie lautete, nach Ent⸗ ſcheid des Ehrengerichts, auf Piſtolen, einmaligen Kugel⸗ wechſel bei 15 Schritt Diſtanz. N Ich ſchlief ein paar Stunden in der Nacht und fuhr am nächſten Morgen früh um fünf mit Mangold, dem Arzt und meinem Sekundanten in die Berge. Unterwegs erzählte Mangold, mein Gegner ſei ein Menſch, der nicht zum erſtenmal ſolche Affären durchmache. wüßten, daß er, der in nüchternem Zuſtande ganz um⸗ gänglich und verträglich war, nichts vertragen könne und nach ein paar Glas Bier ſtets anfange, Händel zu ſuchen. Sie wollten verſuchen, die Sache in Seiner Verbindung würde natürlich Seine Leute (Fortſetzung folgt. 3 RC 2 Korn oN STESHMANUN Nachdruck verboten. Sie flüſterten angſtvoll. „Unſiun! Seit wann können Tote ſtöhnen?“ fragte Serescu.„Nun holt ihn einmal heraus! Aber vorſichtig, ſonſt ſtirbt er uns noch unter den Händen. Und dazu iſt er nicht hier herübergekommen.“ „Was bedeutet denn das?“ fragte Nyſtädt. „Daß die armen Teufel da drüben ſelbſt das Furcht— barſte riskieren, um aus den Klauen der Sowjets drüben zu kommen. Das Schlimme iſt nur— was fangen wir mit den Flüchtlingen an? Früher kamen ſie ja rudelweiſe; jetzt ſind es nur noch tolllühne Einzelgänger. Aber auch dieſe dürfen wir eigentlich nicht im Lande... Na los, Burſchen! In dem Schuppen drüben iſt eine Tragbahre— und dann zu mir hinein.— Sdreidick! Sie telephonieren nach dem Doktor. Er möchte gleich kommen!“ „Du lieber Gott!“ ſagte Nyſtädt.„Noch ein ganz junges Bürſchchen, dieſer Tollkopf!“ Der Menſch, der jetzt, von den Händen der Träger ge— hoben, vollends aus der Tonne herausgetragen wurde, konnte höchſtens ſechzehn Jahre alt ſein. Das Geſicht, jetzt dunkelrot und verſchwollen, zeigte dennoch eine noch kind— liche Bildung. Die riſſigen Lippen waren noch ſehr weich. Der Anzug beſtand nur aus zuſammengenähten Lumpen, von denen man nicht wußte, ob ſie erſt auf dieſer un— gewöhnlichen Reiſe oder ſchon vorher ſo brüchig und zer— ſchliſſen waren. Aus den kurzen Hoſen ſahen ein Paar zerſchundene, abgemagerte Knien heraus. Die Hände waren gleichfalls faſt ganz von Fleiſch entblößt. Der Hals war dünn, wie der eines kleinen Kindes. Der junge Menſch hatte die Augen feſt geſchloſſen. Er atmete haſtig und flach. Nun kam wieder dies leiſe Stöhnen. „Ob er Schmerzen hat? Herrgott!, wo bleibt denn Ihr Doktor?!“ Nyſtädt fiel die Sache allmählich auf die Nerven, ob— wohl er ſonſt einen Puff vertragen konnte. „Vermutlich nur halb erſtickt, Herr Konſul. Wer ſtöhnt, der iſt wenigſtens nicht tot!“ Gemüt wie ein Fleiſcherhund!, dachte der Deutſche. Aber vielleicht hatte Serescu recht: beſſer ſo als anders. Schweigend folgte Nyſtädt, neben dem Zolldirektor, den Trägern. Bald war der Findling auf die Bahre gehoben und in das Zimmer Serescus transportiert. Zu gleicher Zeit kam auch der Arzt. Es war ein dicker Herr, der einen wohlwollenden Eindruck machte. „Guten Tag! Guten Tag, meine Herren! Nun, was gibt's? Was haben wir da? Burſchen! Was iſt mit ihm? Wie kommt das?“ Während er ſeinen Rock auszog und ein Paar Hemd— ärmel von leuchtendem, wenn auch etwas angegrautem Roſa ſehen ließ, beugte er ſich ſchon über den Jungen. „Hat ihn ſchon!“ meinte er fröhlich.„Hören Sie nur, der redet— das klingt ja wie deutſch!“ Nyſtädt horchte. Wie ein ganz leiſer Hauch kam es von den riſſigen Lippen:„Mutter!“ „Na, vielleicht ſchaffen wir ihn ins Staatshoſpital“, meinte der ſchwitzende, glänzende Doktor.„Sieht doch recht klapprig aus, und Fieber ſcheint er auch zu haben.“ „Iſt ja auch von drüben gekommen, Doktor— in einem Faß eingenagelt.“ Der Arzt ſah den Zolldirektor an. „Von drüben— in einem Faß? Tſſſ! Na, proſt! Darum auch... Schaut ja aus, als hätte er ſchon einmal Probe gelegen. Am beſten ins Staatskrankenhaus. Er muß erſt mal geheilt und ordentlich gefüttert werden.“ „Aber das Staatskrankenhaus wird ſich bedanken. Wir haben ſchon für unſere Leute nicht Platz genug, noch dazu für ſo einen Sowjetjungen. Wer weiß, was er aus— gefreſſen hat;. Wenn Sie die Verantwortung für den Transport übernehmen wollen, Doktor?“ Der Doktor machte ein bedenkliches Geſicht. „Und wenn ich dann dafür aufkommen ſoll? Am Ende iſt es irgend ſo ein kommuniſtiſcher Fanatiker! Nein, da möchte ich doch lieber...“ Nyſtädt griff in ſeine Taſche. „Ich übernehme die Koſten, Herr Doktor. Der Junge muß in Ordnung kommen. Solange er in dieſem Zuſtande iſt, kann er Ihnen beim beſten Willen leine kommuniſtiſche Propaganda machen. Und ſpäter... Nun, wir werden ſehen. Jedenfalls, für die Krankenhauskoſten komme ich denn auf.“ „Generös von Ihnen, Herr Konſul!“ Nyſtädt machte eine unbeſtimmte Handbewegung. „Ich habe geſtern in Bukareſt ganz gut abgeſchloſſen. Jetzt, wo ich die Sache unter Dach und Fach habe, kann ich's ja ſagen, Herr Direktor. Da muß man auch mal ein paar Lei locker ſitzen haben für einen guten Zweck.“ Er ſprach haſtig von etwas anderem. Es war ja nicht nötig, daß man wußte, dies eine geflüſterte Wort, das wie deutſch und wie„Mutter!“ klang, hätte ihn gerührt. Sen⸗ timentalität war das, worauf ſich Nyſtädt am allerwenig⸗ ſten gern ertappen ließ Oh, einen ohnmächtigen Urheberrechtsschutz: Fünf Türme⸗-Verlag, Halle(Saale) Aber das Schickſal dieſes Jungen hatte ihn tief gerührt. Was für Elend doch in der Welt ſein konnte! Dieſer kleine ruſſiſche Flüchtling, er konnte höchſtens in einem Alter mit Beate ſein. Welch Leben aber war das ſeine gegen Beates! Nyſtädt ſah ſein einziges Kind vor ſich, ſeinen Liebling, das Glück ſeines Lebens, das ihm geblieben, als die ge— liebte Frau ihm ſo jäh entriſſen worden war. Beate! Mit welcher Sorge und Liebe hatte er ſie auf⸗ gezogen! Wie hatte er alles getan, um ihr Leben ſtrahlend und ſorglos zu machen. So war ſie ein ſonniges Menſchen⸗ kind geworden. Beim Heimfahren ins Hotel nahm er, um ſich abzulenken von der Erſchütterung des eben Erlebten, wiederum Beates Brief hervor. Sie war während ſeiner Abweſenheit wieder ein paar Wochen bei ihrer geliebten Tante Cornelie auf dem Buchenhof in Oſtpreußen. Sie ſchrieb ihm: Lieber Vater! Hier iſt es ſo herrlich wie immer. Tante Cornelie iſt beinah ſo goldig wie Du. Und das will doch viel heißen. Wir haben hier den ſchönſten oſtpreußiſchen Winter. Die ganze Welt iſt wie in weiße Watte ver⸗ packt. Der Tannenwald am See hinter Buchenhof iſt der richtige Weihnachtswald; ganz tief verſchneit. Wir fahren Schlitten, ganz weit ins Land hinein, und landen irgendwo in einem Wirtshaus zu heißem Kaffee und Kuchen. Das ſind Vergnügungen, wie wir ſie in unſerem feuchten Hamburger Klima doch nicht kennen. Auch der See hinter Buchenhof iſt zugefroren. Ich laufe viel Schlittſchuh. Meine früheren Freundinnen aus Brauns— berg kommen herüber. Du weißt, wie gern Tante Cor— nelie junge Menſchen um ſich hat. Wir plaudern noch ſo oft von der Zeit, da ich bei ihr Haushaltungslehrling war. Es wird mir ordentlich ſchwer werden, hier aus unſerer Märcheneinſamkeit herauszugehen. Denn Tante Cornelie iſt mir doch ſo lieb geworden. Ich denke, ſo lieb hätte ich Mütterchen haben können. Aber ich freue mich natürlich ſchrecklich auf das Wiederſehen mit Dir, liebſter Vater. Tante Cornelie hat mir verſprochen, daß ſie uns vielleicht im nächſten Jahre einmal beſuchen will. Da wird dann der Abſchied von ihr nicht ſo ſchwer werden. Lächelnd las Konſul Nyſtädt den Brief ſeines Kindes. Gottlob, daß er da war, ſie zu ſchützen vor allen Nöten des Lebens! Wie das Geſchick mit jungen Menſchen um— ſpringen konnte, hatte er ja ſoeben erlebt. d 11* Das Hoſpital von Benderry iſt ein ſchöner Neubau. Das rumäniſche Königshaus hatte es zum zehnten Ge— burtstage des kleinen Großfürſten Michael geſtiftet. Es hat weißgeſtrichene, ſaubere Räume und helle Fenſter. Krankenſchweſtern in weißer Tracht, mit den weißen Hauben waren dort. Es hatte einen Chefarzt, der in Deutſchland ſtudiert hatte. Wie Konſul Nyſtädt ſich am Abend telephoniſch nach ſeinem Schützling erkundigte, ſagte man ihm, es ginge alles ſoweit gut. Die eigentümliche Reiſe des jungen Bur- ſchen hätte ihm offenbar nicht geſchadet. Schlimmer wäre das Fieber und die Entkräftung; aber auch dies würde ſich bei guter Pflege beheben laſſen. Konſul Nyſtädt ſagte der Krankenhausverwaltung, daß er morgen einen Scheck, einlösbar bei der Bank von Ben— derry, dem Krankenhaus überſenden würde. Wie lange Zeit man wohl berechnen würde, bis der Junge geſund wäre. Das könne man jetzt noch nicht wiſſen, weil die Urſache des Fiebers noch nicht feſtſtände. Es könnte in vierzehn Tagen gut ſein, könnte aber auch noch wochenlang dauern. Nyſtädt ließ ſich die Summe für ſechs Wochen nennen, fügte noch 1000 Lei dazu; die ſolle man dieſem jungen Menſchen bei der Entlaſſung aushändigen, damit er nicht am erſten Tage, wenn er entlaſſen werde, wieder vor dem Nichts ſtehe. Ob ſich der Herr Konſul nicht ſelbſt noch einmal um dieſen jungen Menſchen kümmern wolle. Aber Nyſtädt verneinte. Er mußte am anderen Tage nach Galatz. Und ſchließlich, von der Wiege bis zum Grabe konnte er ja dieſen jungen Menſchen nicht betreuen. Er war kein Mann, der ſich lange mit Schickſalen anderer Menſchen beſchwert. Auch ſeine Güte war mehr impulſiv als von überlebender Dauer. Der ruſſiſche Junge lag in einem Bett an der Längs⸗ wand des Krankenzimmers. Er hatte geſchlafen und phan⸗ taſiert, tagelang; hatte die erſte Erſchöpfung von ſich fort⸗ geſchlafen. Nun öffnete er die Augen. Sie hatten noch den leeren Blick der Menſchen, die zwiſchen Sein und Vergehen ſtanden. Er konnte noch nicht alles faſſen. Da war ein ungeheures Weiß, mit zitternden Lichtaugen darauf. Das ſchien eine Wand zu ſein. Das Grelle der Sonne war geradezu ſchmerzend. Er wußte nicht recht, was dieſe Wand bedeutete. Was hinter ihr ſtehen konnte. Vielleicht war es die Mauer der Kaſerne von Gigoriopol. Aber dieſe Wand iſt ja weiß, von einer wunderbaren Helligkeit. Sie iſt weißer als weiß. Sie iſt ſo wie Schnee oder wie— und da iſt es wieder, das Bild, längſt ver⸗ ſunken. Nun tauchte es auf. Wie es manchmal auftauchte, wenn er einen Augenblick alles vergaß. Ein weißes Zim⸗ mer, ein weißes Kleid, darüber ein Geſicht. Ja, nun ſchwindet alles wieder dahin. Fließt zurück in die Dunkel⸗ heit, aus der es auftauchte. 19 Er ſeufzte auf. Da vernahm er nahe bei ſich Schritte. Er zitterte. Wer war das? Wer kam? Welche Gefahr? Er wollte fliehen, wie er in dieſen ganzen Jahren ge⸗ flohen war vor den Sowjetſoldaten, die Jagd machten auf bettelnde Kinder wie auf herrenloſe Hunde. Aber er konnte nicht fliehen. Er lag hier. Seine Klei⸗ der waren ſo, als wären ſie nicht Teile ſeines Körpers. Nun ſchrie er auf. Ein heiſerer, gehetzter Schrei. Da beugte es ſich über ihn. Er ſah ein weißes Kleid. War es das, das er vorhin im Halbtraum geſchaut? Das, was er ſuchte ſeit Jahren? Aber das Geſicht über dieſem Weiß war nicht hell wie jenes Traumgeſicht. Es war dunkel. Die Augen waren dunkel. Es war fremd. Aber die Stimme war gut. Sie ſprach etwas, was er nicht ver⸗ ſtand. Er kannte die Sprache nicht. Er fühlte nur: Be⸗ ſchwichtigung lag darin und Geborgenſein. Zum erſten Male geborgen ſein. Er verſuchte zu lächeln. Die Lippen waren noch zerſprungen und ſchmerzten, wie er ſie ausein⸗ anderbringen wollte. Das dunkle Geſicht unter der weißen Haube beugte ſich zu ihm. Fragte etwas. Er fühlte, wie ſein Kopf von rück⸗ wärts umſchlungen wurde, hochgehoben. Weich lag er in der Beuge eines Armes. An ſeinem Munde fühlte er ein Gefäß. Ohne recht zu wiſſen, was es war, ſog er das Ge— tränk ein. Warm und ſüß rann es ihm in den Mund, in die Kehle. Und nun beſann er ſich. Er kannte dieſen Geſchmack. Kühl war er und voll. Schmeckte nach Sommer, nach weitem Land, nach Frucht⸗ barkeit. K Er trank und trank. Der weiche Arm hielt ihn. End— lich ſank er zurück. „Milch!“ ſagte er kindlich erſtaunt. Die Krankenſchweſter wandte ſich fragend an den Arzt, der neben ihr ſtand. „Alſo ein Deutſcher!“ ſagte er und beugte ſich über den Jungen. „Ja— Milch!“ Er ſprach ein hartes, aber ziemlich reines Deutſch.„Biſt du nun ſatt?— Iſt es gut ſo?“ „Ja— gut!“ Der Junge ſah ihn an, mit einem Ausdruck, der den Arzt erſchütterte. „Wie heißt du?“ fragte er. „Aki!“ antwortete der Junge. Der Arzt notierte. „Und weiter!“ „Wernoff.“ „Woher kommſt du?“ „Aus Rußland.“ „Aus welcher Stadt?“ In den Blick des Jungen kam ein Schatten von Miß⸗ trauen. Warum fragte man ihn aus? War es hier doch nicht, das Paradies? Konnte ihm hier etwas geſchehen?— Doktor Ferenczyk fühlte, was in Aki Wernoff vorging. „Du kannſt es ruhig ſagen; brauchſt dorthin nicht mehr zurück.“ „Nie mehr?!“ fragte der Junge. „Nein! Nie mehr! Nur wir müſſen doch deinen Namen für die Krankenliſte haben.“ „Und ich darf hierbleiben?“ Er fragte es angſtvoll. „Natürlich! Bis du geſund biſt. Dann werden wir ſehen, was wir weiter mit dir machen. Jetzt brauchſt du nichts zu denken, als daß du ſchlafen mußt und eſſen. Und wieder ganz kräftig werden. Hörſt du? Ganz kräftig!“ Er nickte Aki Wernoff zu und ging. Aki Wernoff wandte ſich zur Seite. Auf ſeinem ab⸗ gemagerten Geſicht lag ein kindliches Lächeln. Schon ſchlief er wieder. Vier Wochen lang brauchte Aki Wernoff nichts anderes zu tun als ſchlafen, eſſen, erwachen, um wieder geſund zu werden. Sauberkeit, ein Bett, Wärme, die Men⸗ ſchen, die ihm nichts taten. Seine Seele, ſeine gehetzte und mißtrauiſche Seele konnte ſich gleichſam weiten. Er fragte nicht, was wurde. Er lebte nur ſo in den Tag hinein. Nun durfte er ſchon aufſtehen. Durfte in den hellen Korridoren umhergehen. Der Arzt unterhielt ſich oft mit ihm. Viel war es nicht, was Aki erzählen konnte. Auf die letzten Erlebniſſe durfte man ihn noch nicht bringen. Dann ging es wie ein Krampf des Schreckens durch ihn, und von viel früher wußte er nichts mehr klar. Er hatte es auch verlernt, von ſich zu ſprechen. So wie er da drüben gelebt hatte mit tauſend anderen heimatloſen Burſchen und Mädels, da gab es nicht viel über ſich zu ſprechen. Da war nur wichtig der Torbogen oder der Keller, in dem man ſchlafen konnte. Das Stück Brot, das man irgendwo ſich ſtahl oder einem Menſchen jäh entriß. Die Flucht vor den Polizeiſtreifen. Die Polizei! Er fürchtete ſie wie nichts auf der Welt. Und wie es hieß, daß er ſich nun in Benderry bei der Polizei melden ſollte, da ſchlug die Angſt dieſer ganzen furchtbaren Jahre über ihn zuſammen. Erwürgt war alles, was er hier Gutes erfahren. Der Glaube war er⸗ würgt. Er war nichts mehr als ein Junge, der eher um⸗ kommen würde, als mit der Polizei zu tun bekommen. In der Nacht, ehe er hingehen ſollte, brach er aus. Er war fort, verſchwunden, untergetaucht. Wohin, wußte niemand. Das Land war groß. Ueberall gingen Wege ins Land. Leicht für einen Menſchen, der ſich ver⸗ bergen wollte. Benderry iſt ein Hafen. Viele Menſchen trieben ſich hier herum. Schiffe kamen und fuhren fort. Wer gelernt hatte, mit Fäuſten und Zähnen und dem Meſſer ſich durchs Leben zu ſchlagen, konnte hier ſchen weiters tomgzen.(Fortſetzu un folgt ſtiſchen Terrorakte 1933 verkündet. 1 dar vas Note Kreuz- Ab. eben den 1 esfarben auf den un. nd oberen Flächen zu kragen. Das Abkommen über die Behandlung der Kriegsgefangenen ſtellt feſt, daß dieſe jeder⸗ eit mit Menſchlichkeit behandelt und insbe⸗ de gegen Gewalttätigkeiten, Beleidi⸗ gungen und öffentliche Neugier geſchützt werden müſſen. Vergeltungsmaßnahmen an ihnen auszuüben iſt verboten. Die Kriegs⸗ gefangenen haben Anſpruch auf Achtung ihrer Perſon und ihrer Ehre. Frauen ſind mit aller ihrem Geſchlecht geſchuldeten Rück⸗ ſicht zu behandeln. Die Gefangenen behalten ihre volle bürgerliche Rechtsfähigkeit. Es darf kein Zwang auf die Kriegsgefangenen ausgeübt werden, um Nachrichten über die Lage ihres Heeres oder Landes zu erhalten. Die Kriegsgefangenen, die eine Auskunft hierüber verweigern, dürfen weder bedroht noch beleidigt noch Unannehmlichkeiten oder Nachteilen irgendwelcher Art ausgeſetzt wer⸗ den. Die Kriegführenden ſind verpflichtet, ein⸗ ander jede Gefangennahme durch Vermitt⸗ lung beſonders einzurichtender Auskunfts⸗ ſtellen mitzuteilen und anzugeben, wohin die Angehörigen Briefe an die Kriegsgefange⸗ nen zu richten haben. Doppelabſturz in den Bergen Zwei Todesopfer. Bad Reichenhall, 3. Mai. Auf der Mont⸗ gelas⸗Naſe im Lattengebirge ſind zwei Rei⸗ chenhaller Bergſteiger 200 Meter tief abge⸗ ſtürzt. Ihre Körper wurden vollſtändig zer⸗ ſchmettert, ſo daß die beiden nur durch ihre Fahrkarten, die von Bad Reichenhall-Kirch⸗ berg nach Hallthurn lautete, agnoſziert wer— den konnten. Ein Saar⸗Aufruf der Reichsregierung Berlin, 3. Mai. Die Reichsregierung erläßt folgenden Aufruf: Der Jeitpunkt, an dem die Saarbevölke⸗ rung nach den Beſtimmungen des Verſailler Vertrages im Wege der Volksabſtimmung über ihr künftiges Schickſal entſcheiden ſoll, rückt heran. Der genaue Zeitpunkt ſteht noch nicht feſt; fällig iſt die Volksabſtimmung vom 10. Januar 1935 ab. Abſtimmungsberechtigt iſt ohne Unker- ſchied des Geſchlechts, wer am Tage der Un- terzeichnung des Verſailler Vertrages, das heißt am 28. Juni 1919, im Saargebiet ge; wohnt hat und am Abſtimmungskag wenig⸗ ſtens 20 Jahre alt iſt. An alle im Reich, außerhalb des Saarge- bietes wohnhaften Perſonen, die am 28. Ju- ni 1919 im Saargebiet gewohnk haben und vor dem 11. Januar 1915 geboren ſind, er- geht die Aufforderung, ſich in der Zeit von Donnerskag, den 3. Mai, den 12. Mai, bis Sonnabend, bei ihrer Gemeindebehörde (Einwohnermeldeamt), in den Städten auf den polizeirevieren ihres jetzigen Wohnſitk⸗ zes zu melden. Das gilt auch für Perſonen, die ſich ſchon früher als Saarabſtimmungs⸗ berechtigte gemeldet haben. Perſonalaus- weiſe und, ſoweit möglich, Nachweiſe über ö den Wohnſitz am 28. Juni 1919(An- und Abmeldebeſcheinigungen, Zeugniſſe uſw.) ſind mikzubringen. Wo und zzu welchen Tageszeiten die Meldungen ent- Beſchäftigungs⸗ gegengenommen werden, wird durch jede Gemeinde rechtzeitig beſonders bekanntgege⸗ ben. Atht Todesurteile Abſchluß des Hamburger Rokmordprozeſſes. Hamburg, 3. Mai. Im großen Prozeß ge⸗ 5 4 gen die rote Marine vor dem hanſeatiſchen Sondergericht wurde von dem Vorſitzenden, Landgerichtsdirektor Dr. Ruſther, nach einer Verhandlungsdauer von faſt vier Wochen das Urteil wegen der vier großen kommuni⸗ in den Jahren 1932 und Folgende acht Angeklagte wurden gemein ſchaftiichen Mordes und Mordverſuches bzw. wegen ihrer Rädelsführerſchaft bei ſchwe⸗ rem Landfriedensbruch zum Tode verurteilt: 1 Delkmer, Dreeſe, Ruhnow, Stockfleih, Weh. renberg, Hermann Fiſcher, Arthur Schmidl und Richartz.. 33 weitere Angeklagte erhielten Zucht⸗ hausſtrafen bis zu 15 Jahren, ſechs Ang⸗ klagte Gefängnisſtrafen bis zu drei Jahren. Ein Angeklagter wurde freigeſprochen. Den zum Tode verurteilten Angeklagten wurden die bürgerlichen Ehrenrechte auf Lebenszeit 1010 10 übrigen Angeklagten auf Zeit ab⸗ erkannt. In lurzen Worten: Für die Aburteilung von Hochverrat und Landesverrat iſt der Volksgerichthof einge⸗ richtet worden. Gleichzeitig iſt das neue Ge⸗ etz im Reichsgeſetzblatt veröffentlicht wor⸗ den, das die verſchärften Strafbeſtimmun⸗ aen für Hoch⸗ 98 e enthält, Der der Natlonalen Arbeit Pariſer reihte ſtarke Beachtung. Die Blätter bezeichnen den Verlauf der Fei⸗ ern als einen großen Erfolg des Führers, Die in Berlin anweſende Abordnung pol⸗ niſcher Journaliſten hat an der Kundgebung im Luſtgarten und an der Kundgebung auf dem Tempelhofer Feld teilgenommen. In einem öſtlichen Vorort von Paris iſt die Maifeier zu einem regelrechten Kommu⸗ niſtenaufſtand ausgeartet. Starke Polizei⸗ kräfte mußten die verbarrikadierten Häuſer mit ſtürmender Hand nehmen. In der Umgebung von Wien haben die Sozialdemokraten in den Wäldern, einer ge— heimen Parole folgend, Maifeiern abgehal⸗ ten. An einigen Stellen gelang es der Po⸗ lizei, die Verſammelten zu überraſchen. Der ſüdſlawiſche Beſuch Trinkſpruch Papens auf den König. Berlin, 3. Mai. Im Anſchluß an die Präſidialſitzung des europäiſchen Wirtſchaftstages anläßlich der Anweſenheit ſüdſlawiſcher Journaliſten in Berlin vereinigten ſich die Teilnehmer zu ei⸗ nem Frühſtück. Während des Eſſens brach⸗ te Vizekanzler von Papen auf den König von Südſlawien einen Trinkſpruch aus, in dem er u. a. ausführte, daß er den Auftrag habe, die ſüdflawiſchen Preſſevertreter im Auftrag der Reichsregierung und des Füh⸗ rers auf das herzlichſte willkommen zu hei⸗ ßen. Die Reichsregierung ſei ſich deſſen be⸗ wußt, daß auch die Neuordnung der wirt⸗ ſchaftlichen Fragen zur Sicherung des europäiſchen Friedens nötig ſei und daß das mitteleuropäiſche Problem das Kernprob'! 04 wirtſchaftspolitiſchen Fragen Europas ei. Für die ſüdſlawiſchen Journaliſten erwi— derte Chefredakteur Horvat aus Agram mit einem Trinkſpruch auf den Reichspräſi⸗ denten und den Führer. Er ſchilderte den tiefen Eindruck, den die Feier auf dem Tem⸗ pelhofer Feld auf die ſüdſlawiſchen Journa⸗ liſten gemacht habe. Die ſüdſlawiſchen Journaliſten ſeien ſich durchaus bewußt, daß der Führer hier nicht nur für Deutſchland, ſondern für ganz Eu⸗ ropa kämpfte. Allerdings handele es ſich hier um die Fronk der Arbeik, und Arbeit bedeu- tet den Frieden. 8 Todesurteile in Hamburg Hamburg, 3. Mai. In dem großen Prozeß gegen die rote Marine vor dem hanſeatiſchen Sonderge— richt in Hamburg wegen der vier großen kommuniſtiſchen Terrorakte in den Jahren 1932 und 1933 wurde das Urteil verkündet. Acht Angeklagte wurden wegen gemein— ſchaftlichen Mordes und Mordverſuches bzw. wegen Rädelsführerſchaft bei ſchwerem Landfriedensbruch zum Tode verurteilt. 33 Angeklagte erhielten Zuchthausſtrafen bis zu 15 Jahren, ſechs Angeklagte Gefängnis⸗ ſtrafen bis zu drei Jahren. Heimwehr ſtört deutſche Maifeier Ausſchreitktungen in Innsbruck. Wien, 3. Mai. Während der von der Innsbrucker deuk. ſchen Kolonie veranſlalteien Feier der Na- tionalen Arbeil drangen plötzlich 10 bis 17 Heimwehrleutke in den Feſtſaal und ſchickten ſich an, Jerſtörungen an den Fahnen und Bildern vorzunehmen. Dieſe Heimwehrleut ollen der berüchkigken Penz⸗ Platte angehö⸗ ten, die auch an der ſeinerzeitigen Ermor⸗ dung des Keichswehrſoldakten Schuhmacher bekeiligt war. Ein ſofort von den Veranſtal⸗ jern des Feſtes herbeigerufener Polizeibe⸗ umker erwies ſich als machtlos. Nach einiger Zeit kraf ein größeres Polizeikommando ein. das die Heimwehrleute veranlaßke, ſich zu enfernen. Auf das Erſuchen des deutſchen General⸗ konſuls wurden die Fahnen und das Bild des Reichspräſidenten und des Reichskanz— lers unter polizeilichem Schutz in das deut⸗ ſche Generalkonſulat gebracht. Feuergeſecht bei Maifeier Blutige Zwiſcheafälle in Holland. Amſterdam 3. Mai. Die von den marxiſtiſchen Parteien ver⸗ anſtalteten Maifeieen haben in Rotterdam und Amſterdam zu ernſten Zwiſchenfällen geführt. In Rotterdam wurde ein planmäßi⸗ ger Ueberfall auf einen ſozialdemokratiſchen Straßenumzug verübt, wobei von den Dä⸗ chern der Häuſer und aus den Fenſtern Dachziegel, Blumentöpfe, Steine uſw. auf die Sozialdemokraten und die ſie begleiten⸗ den Polizeibeamten geworfen wurden. Als die Polizei ihre Revolver zog, kam es zu einem förmlichen Feuergefecht, da die wie⸗ derholten Salven der Polizei von kommuni⸗ ſtiſchen Dachſchützen erwiderk wurden. In Amſterdam verſuchten Teilnehmer an kommuniſtiſchen Verſammlungen eine deutſch⸗feindliche Kundgebung vor dem Gebäude des deutſchen Generalkon⸗ ſulats. Berittene Polizei konnte die Demon⸗ ſtranten aber vertreiben. Um Mitternacht wurden einige Nationalſozialiſten vom kom⸗ muniſtiſchem Pöbel überfallen, wobei es zu einem regelrechten Straßenkampf kam. Die Polizei konnte erſt nach Gebrauch der Schuß⸗ waffe die Ordnung wieder herſtellen. * gie lernen Deutſthland kennen Beſuch polniſcher und ſüdſlawiſcher Journa⸗ liſten. Berlin, 3. Mai. In Berlin weilt zurzeit eine Abordnung polniſcher Journaliſten, die dort den 1. Mai miterlebt hat, der ihnen ein reiches Bild vom Weſen und Sinn des neuen Deutſchland ge⸗ geben haben wird. Schon die Morgenkund⸗ gebung im Luſtgarten, als Hundertauſende von Jungen und Mädels dem Führer im⸗ mer wieder zujubelten und ihm ihr gläubi⸗ ges Vertrauen und ihre heiße Liebe zeigten. gab ihnen ein Bild von dem, was das neue Deutſchland bedeutet. Mittags trugen ſich einige der Herren in der Reichskanzlei in das Beſuchsbuch ein. Dann nahm die polni⸗ ſche Journaliſtengruppe an der Kundge— bung der Reichskulturkammer in der Staatsoper teil. „Wir waren wirklich innerlich begeiſtert von der Rede von Dr. Göbbels“, äußerte ei— ner der Herren, und ein anderer brachte nach dieſer Rede mit innerſter Ueberzeugung zum Ausdruck, daß mit dieſem Deutſchland. von dem Dr. Göbbels in ſo wundervoller Weiſe geſprochen habe, Polen in einem aus⸗ gezeichneten nachbarlichen und freundſchaft⸗ lichen Verhältnis leben möchte. Am Nachmittag waren die Herren auf der Tribüne auf dem Tempelhofer Felde. Eine große Ueberraſchung für ſie war es, daß ſie die während der Mittagspauſe entwickelten Aufnahmen von der Kundgebung im Luſt— garten bereits um 5 Uhr mit dem Strecken— flugzeug nach Warſchau ſchicken konnten, ſo daß die Bilder am ſpäten Abend bereits in den Warſchauer Zeitungen erſcheinen konn— ten. Der Flug war gleichzeitig der erſte Poſtflug zwiſchen Berlin und Warſchau überhaupt. Das impoſante Bild, das ſich den Gäſten von der Tribüne des Tempelhofer Feldes auf das weite menſchenüberſäte Feld bot, verfehlte nicht den überwältigenden Eindruck, den der Nationale Feiertag des friedfertigen deutſchen Volkes von 1934 aus⸗ übte.„Eine Armee des Friedens“ äußerte einer der Herren. Gegner, aber nicht Feinde Die in Berlin zu Beſuch weilenden ſüd⸗ ſlawiſchen Journaliſten veranſtalteten eine ein— drucksvolle Gedenkfeier für die im Weltkrieg gefallenen deutſchen Krieger am Ehrenmal Unter den Linden. Im Namen der ſüdflawiſchen Journaliſten hielt vor dem Ehrenmal der Chefredakteur des Belgrader Blattes„Vreme“, Stanislaus von Krakov, eine Anſprache, in der er u. a. ſagte: Auf ihrer erſten Reiſe durch das neue Deutſchland erweiſen die ſüdſlawiſchen Jour— naliſten, die ſelbſt größtenteils Kriegsteilneh⸗ mer ſind, durch Dich, gefallener deutſcher Krie— ger, allen gefallenen deutſchen Soldaten die erſte Ehrenbezeugung. Wenn uns der Krieg gegeneinanderſtehen ließ, waren wir damals Gegner, aber nicht Feinde. Zum Zeichen der tiefſten Achtung, die wir in dieſen Tagen für Dich und für Dein Volk empfinden gelernt haben, grüßen wir Dich, gefallener deutſcher Krieger, in Ehrerbietung und mit Schweigen. Chefredakteur v. Krakov legte darauf einen großen Lorbeerkranz mit einer Schleife in den ſüdſlawiſchen Farben und mit der Auffſchrift: „Den gefallenen deutſchen Kriegern— die ſüd⸗ ſlawiſchen Journaliſten“ am Ehrenmal nieder. Fort in Kürze Am 13. Mar ſteigt die Zwiſchenrunde um die deutſche Handballmeiſterſchaft mit folgen⸗ den Spielen, jeweils am Wohnort des zu⸗ erſt genannten Vereins: Männer: Spielvereini⸗ gung Fürth— S Waldhof, Polizei Darm⸗ 915 55 1 00 ure Ask. TV Berlin— — Polizei Hamburg, Sfr. Leipzig— Polizei Magdeburg; Frauen: Spogg. Fürth n Mannheim, Heſſen⸗Preußen Kaſſel— Mül⸗ heimer SV, Sc Charlottenburg— Eims⸗ büttel Hamburg, Fortuna Leipzig— Frau⸗ en SC. Magdeburg. * Ein Startverbot hat der Deutſche Amateur⸗ Borverband über alle Boxer verhängt, die ber den Stuttgarter Ausſcheidungskämpfen in jeder Gewichtsklaſſe die vier erſten Plätze be⸗ legten. Die Borer ſollen vor Ueberanſtren⸗ gung geſchont werden, um für ihre künftigen Aufgaben als Nationalmannſchaft in guter Form zu ſein. Nicht in Brüſſel, ſondern in Berlin wird der Kampf um die Europameiſterſchaft im Weltergewichtsboren zwiſchen dem deutſchen Meiſter Guſtav Eder⸗Dortmund und dem bel⸗ giſchen Meiſter Neſtor Charlier ſtattfinden. Als Termin kommt der 1. oder 8. Juni in Frage. ö Europas Borſtaffel für die Amerikareiſe iſt nochmals geändert worden. Aus Deutſch⸗ land machen Europameiſter O. Käſtner⸗Erfurt (Federgewicht), Pürſch⸗Berlin(Halbſchwerge⸗ wicht) und Schmedes⸗Dortmund als Erſatz⸗ mann im Weltergewicht die Reiſe mit. * Für den Fußballkampf Südweſt gegen Württemberg in Kaiſerslautern wurde vom Gau Südweſt nunmehr folgende Elf endgültig aufgeſtellt: Müller⸗Neunkirchen; Konrad⸗Kai⸗ ſerslautern, Winkler⸗Wormatia; Kolb, Her⸗ gert,(beide Pirmaſens), Theobald⸗Neunkir⸗ chen; arker, Reichmann(beide Kaiſerslau⸗ tern), Conen⸗Saarbrücken örnle⸗Ludwigs⸗ hafen und Fath⸗Wormatia 915 Aus der Heimat Gedenklage 3. Mai. 1469 Der italieniſche Staatsmann und Ge⸗ ſchichtsſchreiber Niccolo Machiavelli in Florenz geboren. 1849 Der ehemalige Reichskanzler Fürſt Bü⸗ low in Klein⸗Flottbeck geboren. 1932 Der Dichter Anton Wildgans in Möd⸗ ling bei Wien geſtorben. Sonnenaufg. 6.24 Sonnenunterg. 19,29 Mondunterg. 6.39 Mondaufg.— Man muß nur ein Weſen recht von Grund aus lieben, dann kommen einem die übrigen alle liebenswert vor. Bauernregeln im Mai Der Wonnemonat Mai beſchert uns in ſei⸗ nem Gefolge die Eismänner, die nach alten Bauernregeln für das Wetter eine große Rolle ſpielen. So heißt es: Pankram, Serva, Bonifaz(12., 13., 14. Mai) ſchaffen Froſt und Eis gern Platz. Pankratius und Serva⸗ tius bringen Kälte und Verdruß. Kein Reif nach Servaz, kein Schnee nach Bonifaz.— Maienfröſte ſind unnütze Gäſte.— Maien⸗ tau macht grüne Au.— Grün ſchmückt ſich ſo Flur und Au, fällt vom Himmel Maien⸗ tau.— Viel Gewitter im Mai, ſingt der Bauer juchhei.— Kühler Mai bringt frucht⸗ bar Jahr, trockener macht es dürr fürwahr. Auf ein gutes Weinjahr deuten auch folgende Sprüchlein: Mai kühl und naß, füllt dem Bauern Scheune und Faß.— 9 7 Abends kühl mit Tau im Mai, bringet Wein und vieles Heu.— Iſt es an Sankt Pankraz ſchön, wird man guten Wein wohl ſeh'n.— Strahlt Sankt Urban(25. Mai) im Sonnen⸗ ſchein, gibt es vielen guten Wein.— Im Mai warmer Regen, bedeutet Früchteſegen. — Maienregen mild und warm, tut den Früchten niemals harm.— Wenn die Spin⸗ nen fleißig im Freien weben, ſo werden wir bald ſchönes Wetter erleben.— Philipp Neri⸗Tag(26. Mai) bringt Segen oder Plag. * *** Entlohnung des 1. Mai 1934 im Gaſt⸗ ſtättengewerbe. Die Reichs-Betriebsgruppe 1 (Nahrung und Genuß) ſowie der Reichsein⸗ heitsverband des Deutſchen Gaſtſtättengewer⸗ bes teilen mit: Den im Gaſtſtättengewerbe Beſchäftigten wird anſtelle des 1. Mai ein beſonderer Ruhetag außer den üblichen freien Wochentagen gewährt, ohne daß ein Abzug vom Lohn ſtattfinden darf. Prozentempfänger erhalten ein Sechsundzwanzigſtel des monat⸗ lichen Garantielohnes ohne Rückſicht auf Pro⸗ zenteinnahmen für den 1. Mai beſonders aus— bezahlt. * Tränkt die Tiere reichlich. Auf das Tränken wird in der Tierpflege oft zu wenig Wert gelegt. Manches Pferd würde bei der gleichen Futtermenge beſſer ernährt ausſehen, wenn es Gelegenheit hätte, während des Freſ— ſens etwas Waſſer zu ſich zu nehmen. Beim Füttern auf der Straße erhält eine große Anzahl Pferde auch hinterher kein Waſſer. Da das trockene Futter den Durſt erhöht, hört manches Pferd vor Durſt auf zu freſſen. Wenn nur irgend Waſſer erreichbar iſt, ſollte das Pferd auch nach der Fütterung ausgiebig getränkt werden. Ein genügend getränktes Tier kann beſſer arbeiten als ein durſtendes. Auch den Kettenhunden ſtelle man immer Waſ⸗ ſer zur Verfügung und gebe ihnen während der Sommerhitze einen ſchattigen Platz. Das⸗ ſelbe gilt für die Kaninchen. Käfigvögel dürfen ebenfalls nicht der heißen Sonne ausgeſetzt werden. Weltervorherſage: Meiſt heitet, ſtellenroeiſe Gewittergeigung. Vörſen und Märkte Vom 2. Mai. (Ohne Gewähr.) Frankfurter Produktenbörſe. Weizen 20,50, Mühlenpr. nom., Roggen 17,50; Sommergerſte 17 bis 17,25; Hafer 16,50 bis 16,75; Weizenmehl Type 563 Spe⸗ mal Null aus Inl. Feſtpreisgebiet W 10: 28,90 plus 50 Pfg. Frachtausgleich; Roggen⸗ mehl Type 610 Feſtpreisgebiet R 8 25 plus 50 Pfg. Frachtausgleich; Weizenkleie 10,75; Weizenfuttermehl 11,70; Roggenkleie 11,20 Soyaſchrot 15,50 bis 15,65; Palmkuchen 13,98 Erdnußkuchen 16,35 bis 16,50; Treber 14; Trockenſchnitzel 10,25; Heu 6; Weizen- und Roggenſtroh drahtgepr. und geb. 2. Die Mehl- preiſe verſtehen ſich bei Abnahme von min⸗ deſtens 15 Tonnen. Weizenmehl mit 15 Pro⸗ zent Auslandsweizen um 75 Pfg., mit 80 Prozent Auslandsweizen um 1,50 Rm. höher. Mainzer Schlachtviehmarlt. Au trieb: 33 Ochſen, 21 Bullen, 359 Kühe oder Narſen 286 Kälber, 739 Schweine. Notiert wurde je Zent⸗ ner Lebendgewicht in Rm.: Ochſen 31 bis 34, 25 bis 29; Bullen 20 bis 27. Kühe 25 bis 29, 18 bis 24, 14 bis 17; Färſen 28 Kälber 36 bis 46, ————