Bekanntmachung. Gefunden: 1 Damenfahrrad, 1 vier⸗ rädiger Handwagen. Viernheim, den 2. Mai 1934 . Heſſiſches Polizeiamt Kühne 1 Großbruchfeld Acker mit Fulterkorn zu verkaufen. Friedrichstr. 68 Alt⸗ Papier zum Feueranzünden wird wieder unentgeltlich abgegeben U (Säcke ſind mit⸗ Gute preiswerte Marmeladen. Gemiſchte Marmelade offen Pfund 40 Pfg. Latwerg(aus Zwetſchgen u. Aepfeln) offen Pfund 40 Pfg. Apfelgelee offen Pfund 46 Pfg. Aprikoſen- Konfitüre offen Pfund 80 Pfg. 0 Erdbeer-Konſitüre offen Pfund 60 Pfg. Pflaumen- Mus(aus getr. Frücht.) Eimer netto 850gr 75 Gemiſchte Marmelade Eimer netto 850 gr. 75 3 Apfelgelee Eimer netto 850 gr. 35,9 Aprikoſen-Konſitüre Eimer netto 850 gr. 1.10 ehauntmachung Nächſten Montag, den 7. ds. Mts., mittags 12 Uhr, werden die Liegenſchaften der verſtorbenen Adam Faltermann 3. Che⸗ leute und zwar: g Flur il, Nr. 56/0, Hofreite (Kreuzſtraße), 414 qm. Flur Il, Nr. 56/10, Grabgarten daſelbſt, 292 qm. auf freiwilligen Antrag der Erben, im Sitzungs⸗ ſaale des Rathauſes, öffentlich meiſtbietend in Eigentum verſteigert. Viernheim, den 2. Mai 1934. N Heſſiſches Ortsgericht Vieruhein Alter. MS.-Hago* V'hneim. Die Anmeldeſcheine zur NS.⸗Hago Der geſchätzten Einwohnerſchaft, insbeſondere Freunden und Bekannten zur gefl. Kenntnis, daß ich im Hauſe, Kirschen weg 15, ein 0 Sattler-, Polster- und Tapezier geschäft eröffnet habe.— Meine langjährigen Erfahrungen verſetzen mich in die Lage, jeden Kunden in jeder Hin⸗ ſicht voll und ganz zufrieden zu ſtellen. Insbeſondere bringe ich noch meine Aulonolsterel in Empfehlung. Um geneigten Zuſpruch bittet ö Salller-, Polster- und lohann Schwa 5 Janexlergeschäft Kirſchenſtraße 15 Scococce- oœooe Freiw. Feuerwehr Sonntag, den 6. Mai, vorm. halb 6 Uhr Uebung der Freiwilligen Feuerwehr. Anzutreten haben auch Muſik- u. Spielleute. 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Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die 12geſpaltene Millimeter⸗Zeile 2 Pfennig, Reklame 9 Pfennig bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen-Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Geſchäftsſtelle: Adolf Hitlerſtr. 36, Schriftleitung, Druck u. Verlag: J. Martin, Viernheim Erdbeer-Koufitüre Eimer netto 850 gr. 1.10 Reiner Vienenhonig Wir erwarten vollzähliges Erſcheinen. Wer un⸗ entſchuldigt fehlt, wird paſſiv geſchrieben. Das Kommando. 1 Pfd.⸗Glas 1.20 o. Gl. 7 7 1 60 b. Gl. 4„„ 5 b. Gl. Gar. reiner Blütenhonig 1 Pfd.⸗Glas 1.55 o. Gl. 157i 77 77. 78 o. Gl. 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Lampertheim, 2 Mai 1934 Kühler, Wer seine Blumen liebt und sich an ihrem üppigen Entfalten und Blühen erfreuen will, gibt ihnen alle 8 Tage eine Messerspitze Nährsalz Mino im Giehibasser Für den besten Erfolg wird garantiert. Mairol empfiehlt als den besten Pflanzendünger: Drogerie B. Moskopp, Drogerie E. Richter. Dose 50 Pfg. Gerichtsvollzieher in Lampertheim I I. Detannmarhungen (Parteiamtliche Veröffentlichungen der NSDAP., Ortsgr. Viernheim und der Unterformationen). NSDAP., Ortsgruppe Viernheim Geſchäftsſtelle: Adolf Hitlerſtraße 19. Geſchäftsſtunden⸗ Einteilung: N. S. B. O. und Deutſche Arbeitsfront: Jeden Montag, Mittwoch u. Freitag, abends 7—9 Uhr Ortsg ruppenleitung: Jeden Montag und Donnerstag, abends 7—9 Uhr NS.⸗Hago⸗Geſchäftsſtunden: Jeden Montag und Donnerstag Abend 7—9 Uhr in der Geſchäftsſtelle. Kaſſenverwaltung der Ortsgruppe: Jeden Donnerstag, abends 7—9 Uhr Rundfunk. Geſchäftsſtelle: Gaſthaus zum Freiſchütz Geſchäftszeiten: Dienstag u. Freitag von 18—20 Uhr N. F.⸗Frauenſchaft und 8. D. M.⸗Sing⸗ chor. Heute abend Singſtunde in der Ger⸗ mania. Wegen der bevorſtehenden Saarkund⸗ gebung erwartet die Parteileitung vollzähliges Erſcheinen. Der Leiter General-Mitgliederappell am Montag, 7. Mai ½9 Uhr im Gaſthaus„zum Frei- ſchütz'. Alle Mitglieder der NSDAP und ihrer Gliederungen ſind zur Teilnahme ver- pflichtet. Die betreffenden Führer melden die Stärke ihrer anweſenden Mitglieder vor Beginn der Verſammlung.— Sonderkontrolle der vereidigten Amtswalter.— Ich erſuche um beſonders pünktliches und vollzähliges Erſcheinen. Heil Hitler! Der Ortsgruppenleiter i. V. gez. Schweigert. Achtung ſäumige Vereins vorſitzende. Plaketten⸗ abrechnung 1. Mai. Letzte Friſt heute Donnerstag Abend ¼8 Uhr. F. M. Werbung. Der SS. Trupp 2/3 /Il/38 iſt zur Zeit beauftragt, fördernde Mitglieder (F. M.) der Schutzſtaffel zu werben. Es iſt Ehrenſache für jeden deutſchen Volksgenoſſen, der die Kerntruppe der Bewegung unterſtützen will, förderndes Mitglied der SS zu werden. Der Führer wird nie die fördernden Mitglie- der vergeſſen. Für ſie gilt es den Frontab⸗ ſchnitt, den die aktive SS hält, finanziell zu unterſtützen und auszubauen. Auch für ſie gilt das Wort des SS- Mannes: Meine Ehre iſt die Treue! Anmeldungen werden jeweils Montag bis Freitag von 19—21 Uhr auf der Geſchäftsſtelle der NS Del P, entgegenge⸗ nommen. Das große Filmwerk der N. 5. K. O. B. „Stoßtrupp 1917“ läuft vom 4.— 7. Mai im Central⸗Film⸗Palaſt. Die Mitglieder der PO. und Unterformationen ſeien darauf frühzeitig hingewieſen. Am 5. und 6. Mai findet in Waldmichel⸗ bach eine Zuſammenkunft ſämtlicher Blockwarte und Amtswalter der Partei ſtatt. Entſchuldi⸗ gungen werden keine angenommen, weshalb heute ſchon dieſer Hinweis erfolgt, damit Jeder ſich dieſe Tage freihalten kann. Am Donners- tag, den 3. Mai, erſcheinen(dieſes Mal aber ohne Ausnahme) alle Blockwarte auf der Ge⸗ ſchäftsſtelle, 20 Uhr, um die letzten Anweiſun⸗ gen entgegenzunehmen. Die Abfahrt erfolgt Samstag, den 5. Mai, nachm. ½4 Uhr, an der Geſchäftsſtelle. Heil Hitler! Der Ortsgruppenleiter J. V.: gez. Schweigert Film„Stoßtrupp 1917“ vom 4.— 7. Mai einſchl. im Central⸗Film⸗Palaſt Für die NS.⸗Gliederungen wird betreffs Beſuch folgendes beſtimmt:— Am Freitag, den 4. Mai(rote Karten): NSKOV., NS.⸗Frauenſchaft, BDM., PO. Am Samstag, den 5. Mai(braune Karten): SA., SS., SAR., S AM., NSKK., HI., Amt für Beamte, RD.(Luftſchutz), Am Montag, den 7. Mai(blaue Karten): NS.⸗Bauernſchaft, NSBO., Du., NS.⸗Hago Der Preis für die Karten im Vorverkauf beträgt pro Perſon 50 Pfg. Wer für die obigen 3 Aufführungen noch Karten braucht, kann ſolche heute Donnerstag, abends von 8—9 Uhr, in der Geſchäftsſtelle der NSKOV. noch erhalten. Die an die NS.⸗Gliederungen ausgegebenen Karten ſind ſpäteſtens am Beſuchstage, abends 8 Uhr, auf unſerer Geſchäftsſtelle mit Kamerad Heim abzurechnen.— An der Kaſſe des Cefipa ſind an jedem Tage noch Karten erhältlich.— An die ganze Bevölkerung ergeht der Ruf, dieſes heldiſche Filmwerk ſich anzuſehen. Heil Hitler! NSKOs., Ortsgr. Viernheim Gottesdlenst- Ordnung der katholiſchen Gemeinde. Firmung Freitag nachmittag 6 Uhr: Ankunft des Hochwürdigsten Herrn Bischofs am Portal der Kirche. Daſelbſt Begrüßung und Einzug. Anſchließend: Predigt des H. Hh. Bischofs Samstag ½6 und 6 Uhr hl. Meſſen. 7 Uhr Biſchofsmeſſe und Austeilung d. hl. Kommunion an die Firmlinge. 9 Uhr hl. Meſſe, Anſprache u. Firmung für die Knaben. 10 Uhr hl. Meſſe, Anſprache u. Firmung für die Mädchen. 3 Uhr Andacht. Heute Donnerstag Beichtgelegenheit 5— 7 Uhr. Heute Donnerstag ½9 Uhr Predigt des Domi⸗ nikanerpaters Fiſcher aus Köln für die Männer und Jünglinge der Pfarrei, die dazu dringend eingeladen ſind. Lokales Viernheim, 3. Mai * Maikäferplage. Die Maikäferplage iſt in dieſem Jahr beſonders ſtark, ſodaß es er⸗ forderlich iſt, im Walde Leute zu beſchäftigen, die die Maikäfer ſchütteln und leſen und ſie der Vernichtung zuführen, damit vermieden wird, daß der Wald kahl gefreſſen wird. Etwa 15 Leute ſind zur Zeit hiermit beſchäftigt und zwar jeden Tag einige Stunden ab Früh 4 Uhr. Die Erwerbsloſigkeit in Viern⸗ heim. Am 1. Mai ds. Is. wurden hier 518 Unterſtützungsempfänger gezählt, gegenüber 590, Seelinger am 1. April. Morgen wird ein größerer Trans port von Landhelfern abgehen. wenn die Arbeit an der Autoſtraße voll aufge⸗ nommen wird. * Biernheimer Stadtmannſchaft gegen Heſſenmeiſter Wormatia Worms 1. Mſchft.“ Den Auftakt zur großen Saarkundgebung am 95 1. Pfingſttage bildet das Probeſpiel am Himmel/ fahrtstag auf dem Waldſportplatz, wo die au den beiden hieſigen Fußballvereinen(DI K. und Sportvereinigung Amieitia) zuſammengeſtellte Stadtmannſchaft ihre Feuerprobe zu beſtehen hat. Der Heſſenmeiſter Wormatia Worms kommt mit ſeiner kompletten 1. Mannſchaft, denn ge⸗ 1 gen die beſten Vertreter Viernheimer Fußball- kunſt will man gut beſtehen. Die Viernheimer Mannſchaft wird in folgender Aufſtellung spielen: Krug, Kiß, Faltermann, Bergmann, Hotz, Fetſch, Alter, Stumpf 1 und 2, Schmitt, Helbig. Einige Spieler wie Kiß, Martin uſw. ſind z t. nicht verfügbar, ſonſt hätte man die Mann- in der obigen Aufſtellung wird dem Heſſenmeiſter ein raſſiger Kampf geliefert werden können. Karten ſchaft verſtärken können. Aber auch im Vorverkauf zu 35 Pfg. ſind zu haben bei Hofmann⸗Drehſcheibe und Zigarren⸗Haus Lor ſcherſtraße 4. Aus Heſſen und Naſſau Schulbücher für heſſiſche Vollsſchulen. Darmſtadt, 3. Mai. Ein Ausſchreiben des Leiters des heſſiſchen Bildungsweſens an die Kreis⸗ und Stadtſchulämter weiſt auf fol⸗ gendes hin: Die Auffaſſung, daß die im Verlag Emil Roth, Gießen, erschienenen Bücher, wie Heſ⸗ ſiſches Leſebuch A 5„Die weite Welt“ und Nieoths Neues Rechenbuch— Ausgabe A und B— nicht mehr benutzt werden dürften, iſt irrig. Dieſe Bücher können auch noch wei terhin in den Schulen verwendet werden. Das vom Verlag Moritz Dieſterweg, Frant— furt am Main, herausgegebene Leſebuch, deſ⸗ ſen Oberſtuſenband„Am klaren Quell“ auf⸗ gebraucht war, iſt in neuer Auflage unter dem ae Titel erſchienen. Dieſes Buch wird, ebenſb wie das im Verlag 5 Hirth und Sohn, in Leipzig erſchienene Büttner⸗ ſche Rechenbuch, allen Anforderungen unſeres nationalſozialiſtiſchen Staates gerecht. Beide Bücher können darum ebenfalls in den heſſi⸗ ſchen Schulen verwendet werden. Els do. Belten der ag Kn Auch iſt weitere Verminderung der Erwerbsloſigkeit zu erwarten, Freitag, den 4. Mai 1934 Nummer 103 Die Wirtſchaftswoche Werden ſie Einſicht haben?— Neue Zahlen des Wiederaufſtiegs.— Der Handelsver- trag mit Südſlawien.— Keine Ausfuhrför⸗ derung durch Lohndruck. »In Berlin tagen zurzeit die Vertreter der Auslandsgläubiger, um Mittel und Wege für eine Löſung des Zinſendienſtes zu fin⸗ den, der ſowohl den Intereſſen der deutſchen Wirtſchaft und Währung als auch den In⸗ tereſſen der Auslandsgläubiger entſpricht. Bei gutem Willen muß das möglich ſein, denn auch die Auslandsgläubiger können nicht daran vorübergehen, daß Deutſchland aus der Zahlungsbilanz zurzeit nicht die Mittel aufbringen kann, um den Zinſen— dienſt in normaler Weiſe abzuwickeln. Wie derReichsbankausweis zeigt, beträgt nach ei— nem erneuten Goldabfluß von 14 Millionen Mark der Goldbeſtand noch rund 205 Mil⸗ lionen Mark gegen 245 in der dritten März— woche. Es ſind alſo innerhalb Monatsfriſt 45 Millionen Mark abgefloſſen, wozu noch die Verringerung des Deviſenbeſtandes auf 5,8 Millionen kommt. Auf der anderen Sei— te ſtehen aus dem Außenhandel, auch nicht in Form des Ausfuhrüberſchuſſes, keiner— lei Mittel für den Zinſendienſt zur Ver⸗ fügung. Es wäre auch eine Ungerechtigkeit erſten Ranges, das neue Deutſchland die Folgen einer Kreditpolitik ſchonungslos fühlen zu laſſen, die gerade die wirtſchafts⸗ politiſchen Sachverſtändigen des National— ſozialismus immer abgelehnt haben. Die Auslandsgläubiger haben ein viel größeres Intereſſe daran, den Wiederaufbau der deutſchen Wirtſchaft zu ſtützen. Denn wenn dies gelingt, wenn alſo Deutſchland Roh⸗ ſtoffe in viel größerem Maße als bisher beziehen und bezahlen kann, ſo wird dies allein die echte Ankurbelung der internatio— malen Wirtſchaft ſein. Daß Deutſchland im Wiederaufſtieg iſt, wird ja auch im Ausland von ſachver— ſtändiger Seite überhaupt nicht mehr be— ſtritten, denn die durch Ziffern belegten Tatſachen für dieſen Wiederaufſtieg ſind doch allzu offenkundig. So ſteht feſt, daß die gewerbliche Gütererzeugung von 63 im Januar 1933 auf 78 im Januar 1934 geſtiegen iſt, wobei die Gütererzeugung für 1928 mit 100 angeſetzt werden kann. In⸗ zwiſchen hat ſich die Gütererzeugung weiter gehoben, ſo daß die Vergleichsziffer wohl bei 81 liegen wird. Daß noch aroße Wirt⸗ ſchaftsgruppen ſchwer unter der internatio— nalen Wirtſchaftskriſe leiden, iſt unvermeid⸗ lich. Das gilt auch für die deutſche Groß⸗ ſchiffahrt, denn ſowohl Hapag als auch der Norddeutſche Lloyd bezeichnen in ihrem Geſchäftsbericht das Jahr 1933 als das ſchwerſte Jahr. Aber auch hier ſind Anſätze zur Beſſerung zu erkennen, obwohl der Währungswirrwarr im internationalen Ge⸗ ſchäft weiter große Verwüſtungen angerich— tet hat. Ein wichtiger Schritt auf dem Wege der Neuordnung der wirtſchaftlichen Beziehun⸗ gen Deutſchlands iſt der Abſchluß des Han⸗ delsvertrages mit Südſlawien. Dieſer Ver⸗ trag ſtellt einen weiteren Stein im Gefüge der neuen Handelspolitik des neuen Deutſch⸗ land dar. Dieſe Politik geht von dem Grund⸗ ſatz aus, daß ein Neuaufbau der europä⸗ iſchen Wirtſchaft die vorherige Geſundung der einzelnen Nationalwirtſchaften voraus⸗ ſetzt. Das deutſche Bauerntum iſt in dieſer Erkenntnis zu allererſt daran gegangen, ſein eigenes Haus in Ordnung zu bringen. Es iſt dabei von dem Grundſatz ausgegan⸗ gen, daß die Urſachen der europäiſchen Agrarkriſe darin zu ſuchen ſind, daß ein Wirtſchaftskampf Aller gegen Alle durch den Liberalismus des letzten Jahrhunderts ent⸗ feſſelt worden iſt. Reichskanzler Adolf Hit⸗ er und ſein Reichsbauernführer Darre ha⸗ ben deshalb auch in Deutſchland eine neue innere Marktordnung geſchaffen, die dem deutſchen Bauern eine ſtabile Kalkulations⸗ grundlage gibt, es aber auch ermöglicht den Einfuhrbedarf Deutſchlands zu überſehen und 5 Maßgabe der Erhöhung des deut⸗ ſchen Lebensſtandards auch die Steigerungs⸗ möglichkeit dieſer Einfuhr zu erkennen. Die Auſrechterhallun dieſer inneren Marktord⸗ nung liegt im Intereſſe auch des ſüdſlawi⸗ 1 125 ſie allein iſt die ung der Konſum⸗“ 51. Jahrgang Um Horſt Weſſels Ermordung Vor dem neuen Prozeß gegen die Mörder— Die Anklageerhebung— Wie Berlin, 4. Mai. Wie bereits bekannt, wird die Ermordung des jungen Nationalſozialiſten, Horſt Weſſel, erneut die Gerichte beſchäftigen. Nachdem die Ermittlungen wegen dieſer furchtbaren Bluttat im vergangenen Jahre noch einmal aufgenommen worden waren, hatten ſich neue Einzelheiten herausgeſtellt, durch die eine ganze Reihe weiterer, ſeinerzeit nicht angeklagte Perſonen, bolaſtet wurde. Die neuen Ermittlungen Die mit allem Nachdruck betriebenen Er— mittlungen nach den Mittätern waren um— ſo ſchwieriger und zeitraubender, als die im erſten Verfahren abgeurteilten Täter aus Angſt, erneut belangt zu werden, in ihren Ausſagen ſehr zurückhaltend waren und verſuchten, die Tateinzelheiten zu ver⸗— ſchleiern. Ferner wurde die Aufklärung auch dadurch erheblich erichwert, daß die Ge⸗ nauigkeit der Zeugenausſagen ſelbſtver— ſtändlich infolge der Länge der inzwiſchen verfloſſenen Zeit in Bezug auf verſchiedene Einzelheiten ſtark beeinträchtigt iſt und daß der ſeinerzeit zu 6 Jahren und einem Monat Zuchthaus verurteilte Haupttäter Al⸗ brecht Höhler während der Strafhaft ver⸗ ſtorben iſt. Von den im erſten Prozeß Verurteilten haben inzwiſchen die Brüder Walter, Max und Willi Jambrowſki, Wal— ter Junek und die frühere Wirtin Horſt Weſſels, Frau Salm, ihre Straftaten ver⸗ büßt. Max Jambrowſki und Frau Salm wurden 1933 in ein Konzentrationslager ge— bracht. Jetzt befinden ſich noch die damali⸗ gen Angeklagten Rückert, der ſechs Jahre und einen Monat Zuchthaus erhalten hatte, und Joſef Kandulfſki, der zu fünf Jahren kraft des deutſchen Volkes und damit auch der erhöhten Ausfuhr landwirtſchaftlicher Erzeugniſſe nach Deutſchland. Das ſüdſla⸗ wiſche Bauerntum wird jedoch gut daran tun, ſich mit der Zeit mit den deutſchen Marktverhältniſſen ſoweit erforderlich auch in Bezug auf den Anbau anzupaſſen. Zu den Rohſtoffſorgen, mit denen Deutſch⸗ land ebenſo wie andere rohſtoffarme Län⸗ der gegenwärtig belaſtet iſt, nimmt der In⸗ formationsdienſt der Deutſchen Arbeitfront Stellung. Der Nationalſozialismus lehne die Ausfuhrſteigerung auf jeden Fall ab, die in der liberaliſtiſchen Weltwirtſchaft ihre groteske Verzerrung in der Verſchleude— Siedlung die Mordtat geſchah einem Monat Zuchthaus verurteilt worden war, in Strafhaft. Die Brüder Jambrowſki und Frau Salm ſind noch in Schutzhaft. Die neue Anklage richtet ſich gegen den Schiffer Peter Stoll und den Maler Sally Epſtein, die ſich beide ſeit dem 25. Auguſt vergangenen Jahres in Unterſuchungshaft befinden, ſowie gegen den Friſeur Hans Ziegler, der ſeit dem 12. Februar 1934 in Unkerſuchungshaft iſt. Ziegler iſt bereits 13. mal vorbeſtraft. Die Anklage lautel auf ge- meinſchafklichen Mord. der Mord Wie erinnerlich, wohnte Horſt Weſſel im Januar 1930 bei der Witwe Salm in der Großen Frankfurter Straße 62. Am Abend des 14. Januar alarmierte Frau Salm die Bereitſchaft 2 der Sturmabteilung Mitte, die getarnte FJortſetzung des Roten Front- kämpferbundes, die in dem Lokal von Baer tagte und der die drei Angeklagten angehörten. Von dort wurden aus dem Lokal von Gals in der Mulackſtraße, dem Verkehrslokal der 3. Be— reitſchaft der Sturmabteilung Mitte, ſtärkungen geholt. Führer dieſer Bereit— ſchaft war der inzwiſchen verurteilte Erwin Rückert und ſein Stellvertreter Ali Höhler. Höhler brachte aus ſeiner Wohnung ſeine Parabellum-Piſtole 08 mit. 10 bis 12 Mann begaben ſich darauf in kleinen Trupps zur Wohaung Horſt Weſ— ſels, unter ihnen die jetzt angeklagten Stoll, Epſtein und Ziegler, die ſich freiwillig ge— meldet hatten. Höhler, Rückert, Walter Jambrowſki und Joſef Kandulſki gingen zur Ver⸗ Wohnung Weſſels hinauf. rung von Waren unter Geſtehungskoſten durch Währungsentwertung und durch Not— und Inventurausverkäufe findet. Ausfuhr— ſteigerung müſſe der geſamten Volkswirt— ſchaft zum Nutzen ſein. Das gelte vor allem für das früher in der liberaliſtiſchen Wirt— ſchaft oft angewendete Rezept, die Ausfuhr durch Lohndruck zu ſteigern. Es ſei glatter Selbſtmord, durch Lohndruck die unſinnig hohen Zölle des Auslandes überſpringen zu wollen. Der Lohndruck müſſe, weil er die in⸗ ländiſche Kaufkraft ſchädigt und die Aus— nutzung der Vetriebe hindert, zu einer Ver— teuerung der Ausfuhr führen. Auflockerung der Großſtädte— Wiederſezhaltmachung der Bevöllerung Geſundung der kommenden Generation Berlin. 4. Mai. Der Reichskommiſſar für das deutſche Siedlungsweſen, Staatsſekretär Gottfried Feder, ſprach vor Vertretern der Preſſe uͤber das deutſche Siedlungswerk. Der Staatsſekretär betonte, der Reichskanzler ha⸗ be es für erforderlich gehalten, mit ſoforti⸗ ger Wirkung Vorkehrungen zu treffen, daß unter Ausnützung aller vorhandenen Erfah⸗ rungen und unter Zuſammenfaſſung aller mit dem Siedlungsweſen bisher beſchäftig⸗ ten Stellen bei dem Reichswirtſchaftsmini⸗ ſterium eine einheitliche, ſichere Führung des Siedlungswerkes für das ganze Reich gewährleiſtet wird. Die Aufgabe, die hier geſtellt iſt, bedeutet in wei⸗ teſtem Umfang praktiſchen Nationalſozialis⸗ mus. Als Inſtrument für die Durchführung der Aufgabe werden dem Reichsſiedlungs⸗ kommiſſar alle Dienſtſtellen eingegliedert. die mit dem Geſamtgebiet des Wohn⸗ und Sied⸗ lungsweſens befaßt ſind. Die Fragen der bäuerlichen verbleiben beim Reichsminiſter für Ernäh— rung und Landwirtſchaft, während die Reichsplanung in engem Einvernehmen mit dem Reichsminiſter für Ernährung und Landwirtſchaft vom Reichskommiſſar für das Siedlungsweſen gemeinſam mit der Planungsſtelle des Reichsbauernführers durchgeführt werden wird. Siedlungen, und zwar Neuſiedlungen, neue Landſtädte ſollen nur dort enkſtehen, wo die wirkſchaftlichen Vorausſetzungen für die weitere Exiſtenz gegeben ſind, für dau⸗ ernde Beſchäftigung der angeſiedelten Bevöl⸗ kerung auf Grund örklicher Rohſtoffquellen, die an Ort und Stelle veredelt werden oder durch Schaffung neuer Induſtrien oder durch Verlagerung ſchon vorhandener. Die Stadtrandſiedlungen mit ihren oft übermä. ßig weiten Enkfernungen zum Skadtmittel. punkt und zur Arbeilsſtäkte können nur in dem Ausmaß gebilligt werden, als die unge⸗ funden Allſtadtauartiere niedergelegt w⸗ 2 Anſiedlung Höhler und Rückert machten ihre Piſtoler ſchußfertig und klopften an Weſſels Woh- nungstür. Als dieſer die Tür einen Spalt öffnete, ſcholl ihm der Ruf:„Hände hoch!“ entgegen. Höhler ſchoß ſofort. Horſt Weſſel brach in den Mund getroffen zuſammen. Die übrigen Mordgeſellen hatten auf der Skraße Aufſtellung genommen, um beim Heranna— hen von Nakionalſozialiſten die Flucht der Täter ermöglichen zu können. In dem Lokal von Baer wurde dann die weitere Verwiſchung der Spuren beſprochen. Dabei drohte Max Jambrowſki, jeden, der etwas verraten würde, würde es genau ſo gehen wie Horſt Weſſel. Noch in der gleichen Nacht wurde der Mord an die Bezirksleitung der K PD und an Heinz Neumann gemeldet. Höhler und Rückert hielten ſich zunächſt auf Befehl der kommuniſtiſchen Parteileitung wochen— lang verborgen. Höhler floh dann nach Prag, kehrte aber nach kurzer Zeit wieder zurück, weil ein Kommuniſt, der ihm Geld— mittel bringen ſollte, dieſe unterſchlagen hat⸗ te. Die Anklage wirft den jezt Angeklagten vor, daß ſie bewußt und gewollt mit den Haupkkätern zuſammengearbeikek haben. Ep- ſtein hat unmiktelbar am Ausgang des Mordhauſes geſtanden. Der Einwand von Ziegler, er ſei vor dem Schuß forkgelaufen, iſt nach Auffaſſung der Staatsanwalkſchaft unglaubwürdig. Alle Beteiligten mußten ſich über die Folgen des Ueberfalles klar ſein und haben zweifellos auch gewußk, daß die Täter Waffen mik ſich geführt haben. Daher iſt gegen Stoll, Epſtein und Ziegler An- klage wegen gemeinſchaftlichen Mordes er— hoben worden. den können, damik unſere Großſtädke Licht und Luft— gewiſſermaßen alſo friſche Lungen bekommen. Bevölkerungspolitiſch iſt die Siedlung ge— radezu eine dringende nationale Notwendig— keit. Die Großſtadt iſt der Tod der Nation! Die Auflockerung der Groß ſtädte, die Wiederbodenſtändig- und Seßhaftma— chung der Bevölkerung— eine der größten bevölkerungspolitiſchen Aufgaben des Drit— ten Reiches— die Erlöſung aus Großſtadt— elend und die Schaffung geſunder Lebensbe— dingungen, beſonders für die heranwachſen— de Generation, wird zur unabweisbaren Pflicht für eine volksbewußte Reichsregie— rung. Ihr ſoll das deutſche Siedlungswerk Olterreich Reichsdeuklſcher Schritt wegen der Vorfälle in Innsbruck. Wien, 4. Mai. Der deutſche Geſandte in Wien, Dr. Rieth, hatte eine Unterredung mit Bundeskanzler Dollfuß im Bundeskanzleramt. Er brach— te hierbei die Vorfälle in Innsbruck zur Sprache, wo Heimwehrleute in die Feſtver— ſammlung der reichsdeutſchen Kolonie ein— drangen und die Bilder des Reichspräſi— denten und des Reichskanzlers herunterzu— reißen drohten, ſo daß die Bilder von der Polizei in Sicherheit gebracht werden muß— ten. Geflüchtet Der Landesſekretär der ſozialdemokrati⸗ ſchen Partei in Eiſenſtadt und der frühere ſozialdemokratiſche Bürgermeiſter der bur— genländiſchen Stadt Neufeld, die beide in Eiſenſtadt interniert waren, ſind am 1 Mai mit dem Gefängniswärter in die Tſchecho⸗ ſlowakei geflüchtet. Sie haben von dort brieflich den Behörden mitgeteilt, daß ſie gut angekommen ſeien. Man brauche ſich nicht weiter um ſie zu bemühen. — Ein Appell an die Kirchen Der bayeriſche Miniſterpräſident über Staat und Kirche. Würzburg, 4. Mat. In einer großen Kundgebung ſprach der bayeriſche Miiſterpräſident Siebert übec die Zukunftsaufgaben des neuen Deutſchland. Er führte u. a. aus, daß über der nationalen und geiſtigen Einheit die Autorität des Staates ſtehen müſſe. Die Konſeſſionen verweiſt der nationalſozialiſtiſche Staat auf das rein kirch⸗ liche Gebiet und gibt ihnen kein Recht, ſich politiſch zu betätigen. Unter dem brauſenden Beifall der Verſammlung gibt Miniſterpräſt— dent Siebert dann die grundſätzlich bedeutenden Erklärungen: Wir erkennen keine andere Herr— ſchaft über den politiſchen Menſchen als die unſeres Staates an. Die politiſierende Kirche können wir nicht mehr dulden. Niemals mehr wollen wir in Deutſchlanod politiſierende Geiſt— liche. Iſt es denn für ſie ſo ſchwierig, hier einen Strich unter die Vergangenheit zu ma— chen und ſich auf unſere Seite zu ſtellen? Hat der nationalſozialiſtiſche Staat nicht auf ſo vielen Gebieten des öffentlichen Lebens die gleichen Ziele wie die Kirchen? Die Hebung des ſittlichen und geiſtigen Men— ſchen, die Pflege der Nächſtenliebe, der Kampf gegen Schmutz und Schund, der Kampf gegen die Gottloſigkeit, ſind das nicht Aufgaben, die jeden gläubigen Katholiken und Proteſtan⸗ ten verpflichten? Ich rufe die Konfeſſionen auf, daß ſie an unſere Seite treten und mit uns arbeiten. Ihre Mitarbeit iſt uns willkommen, nur ihr politiſcher Einfluß muß verſchwinden. Ich ſtelle feſt, daß ich aber der Anſicht bin, daß der- artige Fragen nicht ausgetragen werden dür⸗ fen durch Demonſtrationen auf der Straße, ſondern durch eine große Auseinanderſetzung auf geiſtiger Grundlage zur Löſung gebracht werden können. Das Recht zur Demonſtration hat nur der Staat oder die Partei. Nur durch geiſtiges Ringen lönnen dieſe Gegenſätze aus⸗ geglichen werden. Was wir aber von vorn⸗ herein verlangen iſt, daß die Kirchen dem Na⸗ tionalſozialismus gerecht werden. Noch einmal ſei dabei feſtgeſtellt, daß der Staat das alleinige Recht auf den politiſchen Menſchen in Deutſchland hat, wie auch nur der Staat allein im öffentlichen Leben auf die Jugem ein Anrecht hat. Gerade weil wir die Jugend im chriſtlichen Sinne erziehen wol⸗ len, teilen wir dieſes Arbeitsgebiet und legen die chriſtliche Erziehung in die Hände der Kirchen, aber die Erziehung zum deutſchen Men— ſchen führen wir bei der deutſchen Jugend allein durch. Ich bin auch der Anſicht und wage es zu ſagen, daß die gemeinſchaftliche Erziehung un⸗ ſerer Jugend auch in der Volksſchule unter Trennung des religiöſen Unterrichts ein er— ſtrebenswertes Ziel iſt. Dieſe gemeinſchaftliche Zuſammenführung liegt im kirchlichen und ſtaatlichen Intereſſe. Wir müſſen den Glaal⸗ ben des anderen zu ehren verſtehen. Politiſches Allerlei Berlin. Unter der Leitung des Reichsar⸗ beitsdienſtführers, Staatsſekretär Hierl, ſind in der Reichsſchule des Deutſchen Arbeitsdien⸗ ſtes zu Potsdam im Neuen Palais die Gau⸗ arbeitsführer der 30 deutſchen Arbeitsgaue und die Abteilungsleiter der Reichsleitung des Nationalſozialiſtiſchen Arbeitsdienſtes zu einer Arbeitstagung zuſammengetreten. München. Aus Anlaß des nationalen Fei⸗ ertages am 1. Mar wurden aus dem Konzen⸗ trationslager Dachau annähernd 200 politi— ſche Gefangene entlaſſen. Budapeſt. In den nächſten Tagen wird eine aus 14 Perſonen beſtehende Wirtſchaftsab⸗ ordnung nach Moskau fahren, um dort die ruſſiſchen Aus⸗ und Einfuhrmöglichkeiten der Aufnahme ungariſch-ruſſiſcher Wirtſchafts⸗ beziehungen zu prüfen, Das unruhige Frankreich Kommuniſtenüberfall auf pakriotiſche Jugend. Paris, 4. Mai. Die patriotiſche Jugend hielt in Ver⸗ ung eine Kundgebung ab. die Ver⸗ ammlung verlief ohne Zwiſchenfälle. Auf den Straßen hatten ſich jedoch in den Ahend⸗ ſtunden etwa 1500 Kommuniſten angeſam⸗ melt, die mehrmals verſuchten, die vatrioti⸗ ſche Jugend zu überfollen. Sie wurden aber jedesmal von der Polizei daran gehindert. Erſt als die Verſammlung beendet war und die Anweſenden die Kraftwagen beſteigen wollten, um wieder nach Paris zurückzukeh⸗ ren, gelang es den Kommuniſten, die poli⸗ 11 Abſperrung zu durchhrechen und bis icht an die Wagen vorzudringen. Mit Steinen und anderen Wurfgeſchoſſen bewaffnet, griffen ſie die Kraftwagen und ihre Inſaſſen an, ohne großen Schaden an⸗ zurichten. Ein Polizeibeamter wurde dabei verletzt. Schließlich gelang es der Polizei, die Kommuniſten zu zerſtreuen Im Pariſer Aufruhrviertel, der Cite Jean⸗ ne d Arc, verſuchten Kommuniſten nach ei⸗ ner Verſammlung Barrikaden in den Straßen zu errichten. Ein ſtarkes Polizei⸗ aufgebot griff rechtzeitig ein und trieb die Kommuniſten auseinander. Das„Schlachtſeld“ in Paris Die ſchweren Unruhen, die am Abend des 1. Mal in Paris aushrachen, ereigneten wirkung Rußlands lich in dem Elendsviertel Lite Heanne d Arc. Nach den Zuſammenſtößen bot der Block dieſer abrißrelfen Arbetterhäuſer ein wüſtes Bild. Auf den Straßen lagen die Wurfgeſchoſſe, darunter Bettſtellen. ein Herd, Pflaſterſteine, Mülleimer und ihr In⸗ halt herum. Die Wohnungen ſelbſt ſind in höchſtem Grade unhygieniſch, ſtarren vor Schmutz und haben weder fließendes Waſ⸗ ſer noch Gas, noch elektriſches Licht. Dort wohnen 4000 Perſonen. In dieſer Atmo⸗ ſphäre fand der Kommunismus für ſeine Propaganda guten Nährboden. Auf den Treppen und an den Wänden findet man revolutionäre Aufſchriften. Der Polizeipräfekt von Paris, der die Be⸗ lagerung des Häuſerblocks leitete, halte ſei⸗ ne Beamten angewieſen, mit Kückſicht auf die Jamilienangehörigen von ihren Waffen nicht Gebrauch zu machen. Der Platz wurde ſchließlich beim vierten Skurm durch Poli- zeibeamte, die mit Tränengaspiſtolen und Bruſtpanzern vorgingen, eingenommen. Gleich beim erſten Sturm wurden zwei Rä⸗ delsführer, die ſich offen rühmken, auf die Bolizei geſchoſſen zu haben, verhaftet. Franzöfſſche Phantaſtereien Barthous Liebeswerben um Rußland. Paris, 4. Mai. Die außenpolitiſche Berichterſtatterin des „Oeuvre“ hält es für wahrſcheinlich, daß ſich die franzöſiſche Regierung vor der Eröff— nung der Genfer Beſprechungen mit keiner— lei neuen Maßnahmen in der Abrüſtungs— frage beſchäftigen werde. Sie werde es vor— ziehen, die Ereigniſſe auf ſich zukommen zu laſſen. Barthou lege nach wie vor großen Wert auf die Mitarbeit Rußlands und habe in dieſem Zuſammenhang erneut den ruſſiſchen Geſchäftsträger in Paris empfan⸗ gen, um ihn darüber zu unterrichten, wie ſich nach dem Beſuch in Warſchau dieſe Mit⸗ arbeit am beſten geſtalten könnte. Er habe dem ruſſiſchen Geſchäftsträger gleichzeitig die Anſicht ſeiner Regierung über die Mit⸗ an der Organiſierung der Sicherheit vorgetragen. Rußland, ſo erklärt das„Oeuvre“, ſei außer der Kleinen Entente das einzige Land Europas, deſſen Auffaſſung in der Außenpolitik mit Frank- reich übereinſtimme, weil„die Politik aller anderen Länder auf die eine oder andere Weiſe gegen die gebietsmäßige Einheit der Sowjetrepublik gerichtet“ ſei. hier phankaſierk das Blatt von einer deukſch-japaniſchen Juſammenarbeit gegen Rußland, die die Aufmerkſamkeit der euro- päiſchen Staatsmänner verdiene. Es weiſt jedoch gleichzeitig darauf hin, daß Rußland im Laufe der letzten Monate ſeine Stellung an der mandſchuriſchen Fronk weſenklich ver⸗ beſſert habe, und deshalb mit Ruhe den kom⸗ menden Ereigniſſen im Fernen Oſten enkge⸗ genſehen könne. Arlauberfahrt in die Nordſee Durch die NS-Gemeinſchaft„Kraft durch Freude“. Hamburg, 4. Mai. Am Donnerstag fuhren 2400 Urlauber aus dem Reich mit dem Dampfer„Monte Olivia“ zur erſten Urlaubsfahrt der NS⸗ Gemeinſchaft„Kraft durch Freude“ ab. Reichsleiter Lafferentz, der Reichsleiter der Arbeitsfront. Dr. Ley, ſowie Reichsſtatthal⸗ ter Kaufmann begaben ſich an die Ueberſee— brücke, wo die„Monte Olivia“ bereits lag. Nach kurzen Worten des Reichsleiters Laffe⸗ rentz hielt der Bezirksleiter der Nordmark der Deutſchen Arbeitsfront, Senator Sta— mer, eine Anſprache, in der er den Zweck und die Aufgaben der NS,.Gemeinſchaft „Kraft durch Freude“ erläuterte. Anſchlie⸗ ßend richtete Dr. Ley an die Urlauber den Appell, Apoſtel der Kameradſchaft zu ſein. Gauleiter Reichsſtatthalter Kauf⸗ mann wünſchte ſchließlich dem Schiff frohe Fahrt. Elbanwärts ging dann die Fahrt nach der Nordſee.— Von Bremerha⸗ ven aus trat der Lloyddampfer„Dresden“ mit 1000 Urlaubern aus dem Rhein- und Ruhrgebiet, denen durch die NS-Gemein⸗ ſchaft„Kraft durch Freude“ eine mehrtägi⸗ ge Seereiſe bis nach der engliſchen Küſte und der Inſel Wight ermöglicht wurde, die Aus⸗ reiſe an. In herrlichem Sonnenſchein und über alle Toppen geflaggt, lag die„Dres⸗ den“ am Columbuspier, als um 11.45 Uhr der Führer der Deutſchen Arbeitsfront, Dr. Ley, von Hamburg kommend, eintraf. Dr. Ley begab ſich unter dem Jubel der Urlau⸗ ber auf das Schiff, um dieſe erſte Reiſe zum Zeichen der Verbundenheit mit den Bewoh⸗ nern des Induſtriegebietes mitzumachen. Bei Helgoland trafen ſich die„Dresden“ und die„Monte Olivia“ und ſetzten ihren Weg fort. Der Kreuzer„Leipzig“ geſellte ſich zu ihnen, um Schiffsmanöver vorzu⸗ führen. Glückwunſchtelegramm Admiral Näders Anläßlich des Zuſammentreffens des Kreuzers„Leipzig“ mit den Urlauberdamp⸗ fern der NS⸗Gemeinſchaft„Kraft durch Freude“,„Dresden“ und„Monte Olivia“ in der Nordſee hat der Chef der Marinelei⸗ tung fender Telegramm an die Urlauber⸗ dampfer übermitteln laſſen: „Die Reichsmarine begrüßt mit beſonde⸗ rer Freude die erſten Vertreter des ſchaffen⸗ den deutſchen Volkes, die durch die national ⸗ ſozialiſtiſche Gemeinſchaft„Kraft durch Freu. g de“ auf die See geführt werden. Ich wün wü ſche der Leitung guten Erfolg der Fahrt und allen Lellneh een beſte ebe und ſende ihnen allen deutſche Grüße.“ Revolution in Yemen? Als Folge der Niederlage gegen Ibn Saud. London, 4. Mai. Reuter meldet aus Saana, im Bemen ſei als Folge der Niederlage des Iman Yahia gegen Ibn Saud eine Revolution ausgebro⸗ chen. Der Iman ſelbſt ſei getötet worden, nachdem ſein Palaſt in Saang von den Auf⸗ ſtändiſchen geſtürmt worden war. Die Wahabiten ſetzen ihren Vormarſch im Yemen fort. Der Fall von Hodeida, dem Hafenort des Yemen, ſoll nach einer Mel⸗ dung aus Kairo jeden Augenblick zu erwar⸗ Deutsche Tagesſchan Große Propagandaaktion der NS DA p. Die Reichspropagandaleitung der NSDAP hat im Anſchluß an die gewaltigen Demyn⸗ ſtrationen des 1. Mai, an dem ſich noch kla⸗ rer als im Vorjahre die Gemeinſchaft aller ehrlich Schaffenden dokumentiert hat, eine umfaſſende Verſammlungs-Propagandaak— tion angeordnet, die ſich insbeſondere gegen die Miesmacher und Kritikaſter, gegen die Gerüchtemacher und Nichtskönner, gegen Saboteure und Hetzer richten wird, die im⸗ mer noch glauben, die klare Aufbauarbeit des Nationalſozialismus ſtören zu können. Beginnend mit den erſten Maitaoen bis zum 30. Juni ſollen Verſammlungen, Demonſtra⸗ tionen und Kundgebungen gleich einem Trommelfeuer das Volk aufrütteln gegen dieſe Landplage, die ein- für allemal ver⸗ ſchwinden muß. Nach den in Kampfzeiten geübten Methoden werden die Verſammlun⸗ gen alle erfaſſen bis ins letzte Dorf hinein, mit jeder Woche in ihrem Tempo ſtärker, in der Unerbittlichkeit der Forderungen härter, an Durchſchlagskraft und Erfolge alle bis⸗ her durchgeführten Aktionen in den Schatten ſtellend. Der Jührer erhält das goldene Abzeichen des Reichsberufsweltkampfes. Der„Völkiſche Beobachter“ meldet: Beim Empfang der Sieger im Reichsberufswett⸗ kampf der deutſchen Jugend in der Reichs⸗ kanzlei überreichte der Reichsjugendführer Baldur von Schirach dem Führer das goldene Abzeichen des Reichsberufswett⸗ kampfes. Jeder Teilnehmer am Reichsbe⸗ rufswettkampf erhielt das gleiche Abzeichen in Bronce. Die Sieger erhielten eins in Sil⸗ ber. Die Pforzheimer Goldſchmiede haben eigens für den Führer ein goldenes Abzei⸗ chen hergeſtellt. Das Abzeichen zeigt das Symbol der Hitlerjugend und die Aufſchrift: Reichsberufswettkampf der deutſchen Ju⸗ gend 1934. Auslands⸗Rundſchau Kein Land will Trotzki aufnehmen. Wie aus Paris gemeldet wird, hat der aus Frankreich ausgewieſene frühere ruſ— ſiſche Volkskommiſſar Trotzki bis zum Ab⸗ lauf der Ausweiſungsfriſt von keinem Lande eine Einreiſegenehmigung erhalten. Die An⸗ träge auf Einreiſe wurden von Trotzki un⸗ ter Kontrolle der franzöſiſchen Regierung geſtellt. Infolgedeſſen hat die franzöſiſche Regierung nunmehr beſchloſſen, Trotzki in einer 300 Kilometer von Paris entfernten Ortſchaft, deren Name noch nicht bekanntge⸗ worden iſt, eine ſtreng überwachte Zwangs⸗ reſidenz anzuweiſen. Inzwiſchen hat Trotzki weiterhin die Pflicht, ſich um Einreiſe nach dem Ausland zu bemühen. Beſonders dürf⸗ ten ſich ſeine Anträge auf die ſüdamerika⸗ niſchen Staaten erſtrecken. Verhaftung von Mitgliedern einer japaniſchen Geheimorganiſation. Die japaniſche Polizei hat in Oſaka meh⸗ rere Perſonen wegen Geheimbündelei feſtgenommen. Nach den bisherigen Mitteilun⸗ gen hat die japaniſche Polizei feſtgeſtellt, daß einzelne Mitglieder dieſer Geheimorganiſation verſucht haben, Anſchläge auf die Organi⸗ ſationen und Perſonen auszuführen, die ſich in der letzten Zeit gegen die Erweiterung der japaniſchen Marine ausgeſprochen haben. Be⸗ ſonders galt die Tätigkeit dieſer Geheimorga⸗ niſationen dem Kampf gegen eine Gruppe japaniſcher Liberaler, die von der japaniſchen Regierung verlangt hatte, Japan ſolle unter keinen Umſtänden ſeine Flotte im Pazifik er⸗ weitern. Neues aus aller Welt Perſonenkraftwagen ſtürzt in Anker⸗ grundbahnſchacht. Ein nicht alltäglicher Ver⸗ kehrsunfall ereignete ſich in Berlin. Ein Privatkraftwagen fuhr beim Auswei⸗ chen vor einem Radfahrer gegen das Ge⸗ länder eines Untergrundbahnhofes und ſtürzte in den Schacht. Der Wagenführer kam mit dem Schrecken und leichteren Ver⸗ letzungen davon. Der Wagen wurde völlig zertrümmert. Kommuniſtiſcher Bombenleger verurkeilt. Das Budapeſter Strafgericht verurteilte den Kommuniſten Joſef Schieß, der fünf Bombenanſ 15 verübt hat, zu 12 Jahren Zuchthaus. ließ hatte die von ihm ſelbſt hergeſtellten Bomben in Telefonzellen und Hauseingängen in den verkehrsreichſten cherweiſe nur Sach Schwere Sandee e. Im nordweſtli⸗ 5 1 rze. 8 70 Italien ſind an vielen Orten ſchwere awinen niedergegangen. In Uſſeglio wurden drei Arbeiter aus einem in 1600 Meter Höhe liegenden Elektrizitätswerk von einer Lawine überraſcht und verſchüttet Einer von ihnen konnte ſich nach faſt über⸗ menſchlichen Anſtrengungen aus dem Schnee befreien, die beiden anderen fanden den Tod. Die Straße Ao ſta nach Cogne iſt von zwei rieſigen Lawinen gänzlich verſchüttet worden. Die eine der Lawinen iſt etwa 100 Meter lang und über 8 Meter hoch, die zweite 60 Meter lang und 3 Meter hoch. Der Verkehr iſt völlig geſperrt. Vitamin gegen den Erreger der Lungen. entzündung entdeckt. Der deutſch⸗ſchwediſche Gelehrte und Nobelpreisträger, Profeſſor von Euler, der Leiter des Biochemiſchen Inſtituts in Stockholm, hat ein neues Vitamin entdeckt. Das neue Vitamin, das vorzugsweiſe im Saft von Zitronen und ſchwarzen Johannisbeeren enthalten iſt, ſoll Schutz gegen den Erreger der Lungenentzün— dung gewähren. Zug fährt in eine Ausflüglergruppe. An einem Bahnübergang bei Barcelona fuhr ein Zug in eine Ausflüglergruppe hin⸗ ein, wobei es drei Tote und 11 Verletzte gab. Schließung der Seidenfabriken in Us A. Angeſichts der Uebererzeugung in der ameri— kaniſchen Seideninduſtrie, die, wie aus Neuyork gemeldet wird, die Mehrzahl der Unternehmungen zwingt, mit Verluſt zu arbeiten, hat die Behörde für die dritte Mai⸗ woche die Einſtellung der Betriebe angeord⸗ net. 900 Fabriken mit 30 000 Arbeitern werden davon betroffen. Normalerweiſe würden 30 000 Arbeiter zur Untätigkeit ge⸗ zmungen, doch iſt bereits durch freiwillige Betriebseinſchränkungen, die vor einiger Zeit erfolgten, die Zahl der Arbeiter um 20 000 herabgeſetzt worden. Materialdiebſtähle in einer amerikaniſchen Flugzeugfabrik. In der Flugzeugfabrik der Marinewerft von Philadelphia ſind umfangreiche Materialdiebſtähle feſtgeſtellt worden. Die Bundespolizei nimmt an, daß es ſich um einen über das ganze Land ver⸗ teilten Verbrecherring handelt, der auch in anderen Werften Diebſtähle ausführt. In der Flugzeugfabrik der Werft wurden haupt⸗ ſächlich Fallſchirme ſowie andere wertvolle Ausrüſtungsgegenſtände im Geſamtbetrag von über 100 000 Dollar geſtohlen. Ein Teil des Diebesgutes wurde in Ausrüſtungsläden in der Nähe eines Flugplatzes in Kalifor⸗ nien entdeckt. Schwerer Wirbelſturm. Ein ſchwerer Wir⸗ belſturm hat die Stadt Swylhet in Bri⸗ tiſch⸗Indien heimgeſucht. 20 Perſonen ſollen getötet und viele verletzt worden ſein. Manche Holzhäuſer wurden von dem Wir⸗ belſturm ergriffen und hunderte von Metern weit durch die Luft getragen. Eine gleich⸗ zeitig wütende Sturmflut brachte mehrere Boote zum Sinken. Die Verbindungen mit den Stadt Swylhet ſind abgeſchnitten, ſo daß keine zuverläſſigen Berichte über die Kataſtryphe zu erhalten waren „Buffalo“-Mücken. Wie aus Little Fock (Arkanſas) gemeldet wird, ſind dort plötzlich rieſige Schwärme, die ſchwarzen Wolken gleichen, von„Buffalo“⸗Mücken aufgetreten, die unter den Viehbeſtänden großen Schaden anrichteten. Die Tiere, die Stechmücken ähn⸗ lich ſind, haben durch ihre Stiche in einem Umkreis von 10 Meilen innerhalb von zwei Tagen 400 Pferde, Mauleſel und andere Haustiere getötet. Exploſion Utrecht, 4. Mai. In den Werkſtätten der niederländiſchen Eiſenbahnen explodierte ein Acetylen-Appa. rat. Die Exploſion, die in einem großen Teil der Stadt zu hören war, richtete große Berheerungen an. Ein Arbeiter wurde gekö⸗ tet, vier weitere Arbeiter wurden ſchwer und ehn andere leicht verletzt. Der in den Werk⸗ ſtalten enkſtandene Materialſchaden iſt be⸗ deutend. Ferner ſind in den benachbarken Straßenzügen alle Fenſterſcheiben geſprun⸗ gen. Man vermutei, daß die Exploſion auf die Beſchädigung einer Gasleitung zurückzu⸗ führen iſt. Brandlataſtrophen Jolgen der Hitze in Polen. Warſchau, 4. Mai. Die Ortſchaft Pawlowice bei Kielce iſt durch eine Feuersbruſt faſt völlig in Aſche gelegt worden. Sieben Perſonen ſind in den Flammen umgekommen, außerdem haben mehrere Perſonen Verletzungen da⸗ vongetragen. 94 Gehöfte wurden völlig ver⸗ nichtet, 300 Perſonen ſind obdachlos. Der Schaden iſt ſehr groß. In der Ortſchaft Graboch bei Thorn ſind einem Brande acht Gehöfte mit 26 Wirt- ſchaftsgebäuden zum Opfer gefallen. Ein ſiebenjähriger Anabe 05 in einem brennen ⸗ den Hauſe den Tod gefunden. Außerdem ſind 85 Stück Vieh in den Flammen umgekom⸗ men. Zehn Familien ſind obdachlos. In bei ⸗ den Fällen wird die Urſache des Brandes führt e herrſchende große Hitze zurückge⸗ Bei Za mo 10 iſt ein Perſonenzug ent⸗ lei er Ma e 15 105 1 05 ru re, einige agiere le eee bauen Wemerfenemert iſt. daß f 5 g Ein Jahr Neichsſtatthalter g. Am kommenden Samstag, den 5. Mai, jährt ſich zum erſten Male die Einſetzung des Gauleiters Sprenger als Reichsſtatthalter in Heſſen. Aus dieſem Anlaß werden an dem enannten Tage die Schulen in Heſſen ge⸗ lee bleiben. Die Kundgebung ſelbſt fin⸗ et zentral in Darmſtadt ſtatt, an welcher die Leiter und Führer der Partei und ihrer Gliederungen, die Spitzen der Behörden, Wict⸗ ſchaft, Kultur und Sport aus ganz Heſſen teilnehmen werden. Nach einer Anſprache im Sitzungsſaal des Heſſiſchen Landtagsgebäudes wird um 20 Uhr auf dem Marktplatz eine Kundgebung ſtattfinden. Auſchließend hieran arfolgt eine Feſtaufführung der Wagnerſchen Oper„Rheingold“ zu verbilligten Preiſen. Am Nachmittag des 5. Mai wird der Reichs⸗ ſtatthalter mit ſeinen oben erwähnten Gäſten die Freilichtaufführungen im Fürſtenlager zu Auerbach beſuchen, die um 15.30 Uhr be— ginnen. Auch zu dieſer Veranſtaltung wird die heſſiſche Bevölkerung und vor allem die Jugend herzlich eingeladen. Um die Mittags⸗ zeit veranſtalten die Kapellen der SA, SS, HJ und Polizei Platzkonzerte, während die Lichtſpieltheater ganz Heſſens ihre Abendver— anſtaltungen zu verbilligten Preiſen durchfüh— ren und dabei auch den Film der vorjäh— rigen Reichsſtatthalterſahrt bringen. Es iſt vorgeſehen, am 5. Mai einer An⸗ zahl von bedürftigen Volksgenoſſen eine Un— terſtützung zukommen zu laſſen. Ichulfrei am 5. Mai Darmſtadt, 4. Mai. Miniſterialrat Ringshauſen erläßt an die Direktionen der Höheren Schulen, die Kreis— und Stadtſchulämter in Heſſen folgende An— ordnung: Am 5. Mai jährt ſich zum erſten Male der Tag, an dem unſer Gauleiter Sprenger zum Reichsſtatthalter in Heſſen ernannt wor— den iſt. Was in dieſer kurzen Spanne Zeit bei uns geleiſtet wurde, iſt ſo außerordentlich bedeu— tungsvoll, daß der Tag nicht vorübergehen darf, ohne daß vornehmlich unſere Jugend darauf hingewieſen wird. Was manche Stän— de, ja was das ganze Volk ſeit Jahrzehnten und Jahrtauſenden erſehnte, iſt bereits zum größten Teil in dieſer Zeit geleiſtet worden. Wir verdanken das im Weſentlichen der per— ſönlichen Tatkraft und klugen Umſicht unſ'res Reichsſtatthalters. Darum haben wir alle Ur— lache, dieſen 5. Mai in ſeiner erſten Wieder— kehr feſtlich zu begehen. Wir ordnen darum das Folgende an: Am 5. Mai fälit der geſamte Anterricht aus. Die Schulleiter haben am Freitag in der letzten Vormittagsſtunde auf die Bedeutung des Tages und die im verfloſſenen Jahre auf politiſchem, kulturellem und wirtſchaftlichem Gebiete geleiſtete Arbeit hinzuweiſen. Zur Erinnerung an dieſen Tag erhalten fämtliche Klaſſen ein Bild des Reichsſtatthal⸗ ters, das den Schulen nach Fertigſtellung zu⸗ geſtellt wird. Die Meldung über die Anzahl der be⸗ nötigten Bilder muß bis zum 10. Mai erfoi⸗ gen. Der Termin iſt pünktlich einzuhalten. gez.: Ringshauſen. Reichslultſchutz J. Die gefährlichſte Waffe der modernen Kriegstechnik iſt die Flugwaffe. Schutzlos iſt Deutſchland der Willkür fremder, hochgerü— ſteter Luftſtreitkräfte ausgeſetzt. Aus der Er⸗ kenntnis der unendlichen Gefahren, die im Ernſtfalle für die Bevölkerung beſtehen, ſetzt nach dem Willen der Reichsregierung eine gewaltige Aufklärungs- und Schulungsaktion ein. Der Reichsluftſchutzbund wurde vom Luft⸗ fahrtminiſterium mit der ſchnellſten Durchfüh- rung dieſer Aufgabe betraut. In einer Reihe von Zeitungsveröffentlichungen und Veran⸗ ſtaltungen wird in der nächſten Zeit jedem Volksgenoſſen bewieſen, daß er im Intereſſe leines Votes, ver Heimar unp ves eigenen Lebens Mitglied des Reichsluftſchutzbundes werden muß, um im Falle der tatſächlichen Gefahr zu wiſſen, wie er ſich zu verhalten hat. Mit dem Jahresmindeſtbeſtrag von 1 Am. bringt er das Opfer, das die Errei⸗ chung der Beſtrebungen des Reichsluftſchutz⸗ bundes in Kürze gewährleiſtet. Als Auftakt der Selbſtſchutzaktion finden am Samstag, den 5. und Sonntag, den 6. Mas, 20.30 Uhr, im Hippodrom in Frank⸗ furt a. M. zwei große Kundgebungen mit Filmvorführungen ſtatt. Karten zum Preiſe von 0,30 Rm. ſind zu haben bei den Ver⸗ tretern des Reichslufkſchutzbundes, auf ſämt⸗ lichen Polizeirevieren, auf der Geſchäftsſtelle: Bleichſtraße 46(Telefon 27 754), in allen größeren Betrieben und an der Abendkaſie. Mannheimer Pferderennen Wenigſtens ebenſo gut wie der Große Preis des Saarlandes und die Badenia ha— ben jetzt auch die Altersgewichts-Rennen des Mannheimer Mai⸗Meetings geſchloſſen. Für den auf 5000 Mark aufgebeſſerten Preis der Stadt Mannheim gingen 25 Un⸗ terſchriften ein. Die beſten Pferde ſind Wol- kenflug, mit dem ſein Stall nun alſo auch einen Verſuch auf der Jagdbahn machen will, Liebeszauber, Cyklop, Feldpoſt, Hyk⸗ ſos, Champagner und Corrida. Weiterhin haben u. a. die Belgier Max Hals und Ma— ſter Cherry des Grafen E. v. Bylandt eine Nennung erhalten. Dieſe finden ſich auch noch in anderen Rennen vor. So erſcheinen ſie gemeinſam im Rieſe-Jagdrennen, außer— dem wurde Max Hals im Saarbrücken— Jagdrennen. Odenwald-Jaadrennen und ſo— gar in einer Klaſſe B-Konkurrenz. dem Schar zwaſd-Jagdrennen, engagiert. Die— es könnte überhaupt recht gut beſetzt ſein, denn man findet auch noch Monſum. Cam— pagna und den Oeſterreicher Cheſtnut vor. 5 Der Eröffnungstag, der den Großen Preis des Saarlandes bringt, hat auch für andere Rennen Unterſchriften aus den gro⸗ ßen Hoppegartener Rennſtällen erhalten. Zu den 24 Nennungen für dos St. Ingbert— Rennen gehören aus Berlin Bambus, Feh— ler, Perlfiſcher, Lebensleid. Viſier und Fuchsjagd, aus Weſtdeutſchland Roſelli. Fa⸗ maſino. Praſſer und Wiſa Gloria H 1. Auch in anderen Flachrennen erſcheinen noch beſ— ſere Pferde aus Berlin und Weſtdeutſchland. Vor allem wird Mannheim jedoch ſehr guten Sport zwiſchen den Flaggen bringen, wie es ſeiner Tradition entſpricht. Im Saarbrücken-Jagdrennen erwähnen wir die Inländer Corrida, Monſum, Laus, Reichsmark. Vicky, Enthuſiaſt, Leonatus. Schumi Mariza und Campagna, daneben die Ausländer Max Hals, Nabucho und Athalie. Im Rieſe-Jagdrennen kehren die meiſten dieſer Pferde wieder, dazu kommen noch Franziskus, Problem. Spitzweg. Ma— ſter Cherry, Georgia und Chevalier. Auch unter den Nennungen für das Odenwald— Jagdrennen findet man bis auf Gala, Lau— te. Mackubee und Cheſtnut kaum andere Na— men. Nachdem man erſt einen Geſamtüberblick über das Nennungsergebnis erhalten hat, kann man ſagen, daß Mannheim ganz gro— ßen Sport bringen wird. Die außerordent— lichen Beſtrebungen des Vereins. Mannheim durch gewaltige Preisaufbeſſerungen wie— der auf die alte Höhe zu bringen, ſind nicht nutzlos geweſen. Die Ställe haben der Ver— anſtaltung ſchon beim Nennungsſchluß jede Unterſtützung zukommen laſſen, ſie werden an den Renntagen ſelbſt erſt recht mit ſtar— kem Aufgebot zur Stelle ſein, da ſie nicht nur eine Verpflichtung gegenüber Mann— heim haben, ſondern auch im Rahmen der Saarlandkundgebung in vaterländiſchem Sinne wirken können. Aus der Heimat Gedenktage 4. Mai. 1521 Luther wird auf die Wartburg gebracht. 1776 Der Philoſoph Johann Friedrich Her⸗ bart in Oldenburg geboren. Prot.: Florian— Kath.: Monica Sonnenaufg. 4.24 Sonnenunterg. 19.30 Mondaufg. 0.46 Mondunterg. 8.00 Das Beſte liegt nie hinter uns, ſondern immer vor uns. Jaeger. Sonntagsgedanken „Seid allezeit fröhlich!“ Dieſe Loſung gibt der Apoſtel Paulus im Namen des Chriſten⸗ tums, das man ſo oft anklagen hört: es ſei ſeinem Weſen nach düſtere Weltentſagung, grundſätzliche Verneinung von Freude und Fröhlichkeit. Wollten wir Umſchau halten in unſerem gegenwärtigen Geſchlecht und fra⸗ gen: wo iſt wahrhaftiges Fröhlichſein zu fin— den, ſo iſt die Antwort gewiß nicht zweifel⸗ haft. Aber iſt es überhaupt denkbar, menſchen⸗ möglich: allezeit fröhlich? Wenn ein tiefer Schmerz als ſtändiger Begleiter mit dem Menſchen geht, wenn ſchwere Sorgen quälen und nicht weichen, wenn die Geſundheit un— tergraben iſt, und auch in die beſten Stun— den bittere Tropfen geworfen werden, will es da nicht wie eine faſt verletzende Zumu— tung erſcheinen: ſei fröhlich? Wir dürfen dem Worte nicht einen Sinn geben, den es nicht haben will. Es iſt menſch⸗ lich, daß Zeiten und Stunden kommen, wo der Menſch ihnen erliegt. Wiſſen wir doch von unſerem Herrn und Erlöſer, daß ſelbſt er Stunden hatte, wo ſein ganzes Weſen erſchüttert ward unter dem Aufſeufzen:„Meine Seele iſt betrübt bis in den Tod!“, wo es bei ihm zu dem Aufſchrei kam:„Mein Gott, mein Gott, warum haſt du mich verlaſſen?“ Wie ſollte uns zeitwei— liges Erliegen fremd bleiben? Aber darauf kommt es an, daß es bei ſolchem Darnieder— liegen der Seele nicht verbleibt, daß auch unter den Finſterniſſen des Lebens im tief— ſten Untergrunde des Herzens das„mein Gott“ leuchtend bleibt als niemals unterge— hender Stern, daran die Seele ſich immer wieder zurecht- und zurückfindet auf die ſichere Straße, in Gottes Hut und ſtarkes Geleit, in den wärmenden Sonnenſchein ſei— ner ewigen Liebe. * *** Kurve der Eheſchließungen und Gebur⸗ ten geht weitet nach oben. Die vom Statiſti⸗ ſchen Reichsamt für den Monat März 1934 veröffentlichten Zahlen über die Bevölkerungs— bewegung weiſen eindeutig nach, daß die plan⸗ mäßige Förderung der Eheſchließungen durch den Staat in Verbindung mit den großen Erfolgen in der Aroeitsſchlacht bevölkerungs— politiſch ſehr erwünſchte Folgen immer wie— der erkennen laſſen. Die Kurve der Ehe— ſchließungen iſt im Jahre 1934 ſtändig nach oben gegangen. Während im Januar ber 50 berichtenden Großſtädten auf je 1000 Ein- wohner 8,1 Eheſchließungen entfielen, waren es im Februar 9,7 und im März 12,3. Eine gleiche Entwicklung iſt erfreulicherweiſe bei den Ziffern der Lebendgeborenen feſtzuſtellen. Auf 1000 Einwohner kamen in den erwähnten Großſtädten im Januar 1934 durchſchnittlich 12,7 Lebendgeburten, im Februar waren es 13,5, im März ſogar 14,1. Wektervorherſage: Zeitweilig heiter, vereinzelt jedoch Gewit— ter oder Gewitterneigung. Keine Landarbeiter in der Induſtrie! Ein Verbot des Reichsnährſtandes. 5 Berlin, 4. Mai. „Soll man tatenlos mit zuſehen, daß auf der einen Seite ungeheure Mengen von Ar⸗ beitskräften fehlen, um Brot. Kartoffeln, Fleiſch. Zucker uſw. zu erzeugen, wo auf der anderen Seite noch ungeheure Arbeitskräfte warten, um in der Induſtrie Arbeit zu er⸗ halten?“, ſo fragt in der NS-Landvoſt der Reichshauptabteilungsleiter des Reichsnähr— ſtandes. Staatsrat Reinke. Er kommt zu dem Schluß: Die Einſtellung von Landarbeiteen in der Induſtrie und ihren verwandten Wirtſchafts⸗ bekrieben iſt vorerſt verboken, bis der letzte arbeitsloſe Volksgenoſſe der Großſtadt ſich wieder in Lohn und Brot befindek! Börſen und Märkte Vom 3. Mai. (Ohne Gewähr.) Berliner Deviſenkurſe. 1 Pfund Sterling 12,755; 1 Dollar 2.495; 100 holl. Gulden 169,48; 100 Lire 21,29; 100 franz. Francs 16,50; 100 Schweizer Fran⸗ ken 81,02; 100 öſterr. Schilling 47,20. Frankfurter Schlachtviehmarkt. Auftrieb: 48 Rinder, darunter 16 Ochſen, 5 Bullen, 19 Kühe, 8 Färſen; ferner 1162 Kälber, 15 Schafe, darunter 10 Hämmel, 594 Schweine. Preiſe: Kälber 49 bis 50, 45 bis 48, 38 bis 45, 27 bis 37; Hämmel 39; Schweine—, 40 bis 43, 40 bis 43, 37 bis 42. — Marktverlauf: Kälber, Hammel und Schafe mittelmäßig, ausverkauft; Schweine langſam, ausverkauft.— Der Schlachtviehmarkt vom Donnerstag, den 10. Mai(Himmelfahrtstag), wird bereits auf Mittwoch, den 9. Mai, vor⸗ verlegt. Mannheimer Kleinviehmarkt. Zufuhr: 360 Ferkel, 499 Läufer. Preiſe: Ferkel bis ſechs Wochen 12 bis 14, über ſechs Wochen 19 bis 23, Läufer 24 bis 27; Kälber 46 bis 49, 43 bis 48.— Marktver⸗ lauf: Kälber mittel, Ferkel und Läufer ruhig. — Nächſter Kleinviehmarkt am 9. Mai. Mannheimer Getreidegroßmarlt. Weizen Erzeugerfeſtpr. Bez. 9 19,70, Bez. 10 19,90, Bez. 11 20,20, Mühleneinkaufspr. Bez. 9 20,10, Bez. 10 20,30, Bez. 11 20,30; Roggen Erzeugerfeſtpr. Bez. 8 16,70, Bez. 9 17, Mühleneinkaufspr. Bez. 8 17,10, Bez. 9 17,40; Sommergerſte inl. 17,75 bis 18,25; Pfälzer Gerſte 18 bis 18,50; Futtergerſte 18,50 bis 17; Hafer inl. 17 bis 17,50; Mais m. S. 19,25 bis 19,50; Weizenkleie fein 10,75, grob 11,25; Roggenkleie 11,25; Weizenfuttermehl 12; Roggenfuttermehl 12,25; Wetzennachmehl 15,50, 4b 16,50; Erdnußkuchen 16,75; Soya⸗ ſchrot 15,25; Rapskuchen 13,50; Palmkuchen 14; Kokoskuchen 16,75; Seſamkuchen 16,75; Leinkuchen 17,25 bis 17,50; Biertreber m. S. 14 bis 14,50; Malzkeime 12,50 bis 13,25; Trockenſchnitzel 10,25; Rohmelaſſe 8,50; Stef⸗ fenſchnitzel 11,25; Wieſenheu loſe 6 bis 6,40; Rotkleeheu 6,30 bis 6,50; Luzernekleeheu 7,50 bis 7,80; Weizen- und Roggenſtroh drahtgepr. 2,20 bis 2,40, geb. 1,40 bis 1,60; Hafer⸗ und Gerſteſtroh drahtgepr. 1,80 bis 2, geb. 1,20 bis 1,40; Weizenmehl Feſtpreisgebiet 11 Type 563(Spezial Null) aus Inl. 29, Fracht⸗ ausgl. plus 0,50 Rm., Preisgebiet 10 Type 563(Spezial Null) 28,90, Frachtausgl. plus 0,50 Rm., Preisgebiete 9g und 7 ohne Notiz; Aufſchläge für Weizenmehle mit 15 Prozent Ausl. 0,75, mit 30 Prozent Ausl. 1,50 Rm. Frachtausgleich 0,50 Rm. für 15-Tonnen⸗La⸗ dung; Roggenmehl Feſtpreisgebiet 8 Type 610 25, Frachtausgl. plus 0,50 Rm., Preis⸗ gebiet 9 Type 610 25,50, Frachtausgl. plus 0,50 Rm. Abſchläge für Type 700 0,50, für Tupe 815 1 Rm. De Schwester ROMAN VON CARL HOLM Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle a. d. S. Sie hatten ſchon ſelbſt daran gedacht, ihn wegen ſeiner Charaktereigenſchaften aus der Verbindung hinauszutun; aber er war von guter Familie, von Adel und überdies vermögend. Da hatte man ſich nicht ſo raſch entſchließen können. Uebrigens war er ein guter Piſtolenſchütze und hatte trotz ſeiner Jugend ſchon verſchiedene ſchwere Men⸗ „Kannſt du denn ſchießen, Lau?“— Ich mußte bekennen, daß ich nur ein paarmal ein Schießeiſen in der Hand gehabt hätte.„Das iſt eine 5 Er hat als der Ge⸗- ſtört. forderte den erſten Schuß. Nun hör' mal genau zu, mein So wie du es bei ihm aufblitzen ſiehſt, knallſt du los und hältſt ihm direkt mitten auf den Leib. Du wirſt ja nicht gleich daliegen!“ Auf der Waldwieſe, die von Buchenwald 1 ee. n ben war, trafen wir die andern ſchon an. ee maß die 0 5 ab und machte mit lange zu tragen gehabt. ſeinen langen Beinen ſo entſetzlich weite Sprungſchritte, daß aus den 15 Schritt eine ganz anſehnliche Entfernung wurde. Ich hörte: 1— 2—, da flötete auf einem Aſt links über mir eine Amſel. Das hörſt du jetzt zum letzten⸗ ſuren mit Glück durchgemacht. ſchöne Geſchichte!“ rief Mangold. Sohn! Auf 3 wird geſchoſſen. 4 über— tot!“ 34 gekoſtet. Er nahm eine von mal, dachte ich und wandte den Kopf ganz mechaniſch nach lich vor ſich hin. links.— 31 rief der Unparteiiſche— im ſelben Augen⸗ blick blitzte es drüben auf, ich fühlte einen ſcharfen Ruck an meinem rechten Ohr. Ich hob den Arm und knallte Doktor Lau ſchwieg und trank langſam ſein Glas aus. „Alſo ein unglücklicher Zufall!“. „Ja, ein unglücklicher Zufall— aber er hat mich viel Monatelang konnte ich das Bild des Toten auf der taufriſchen ſonnigen Waldwieſe Aber das war nicht das Schlimmſte. Feſtung ſaß— ich hatte, weil ich ſelbſt alles getan hatte, die Angelegenheit gütlich auszutragen, nur 6 Monate be— kommen— auf der Feſtung alſo erhielt ich einen Brief— von der Mutter. Ihr einziger Sohn— ſie war Witwe— umſehen! war natürlich in ihren Augen ein Ausbund von Tugenden geweſen, und durch ſeinen Mord—„Mord!! ſchrieb ſie — hätte ich nicht nur ſein, ſondern auch ihr Leben zer- hatte. Dann aber der Schluß. im beſten Alter, verlaſſen von Verwandten und Freunden, Ober! gebrochen an Körper und Geiſt einſam zugrunde gehen. Darum wolle ſie Gott täglich bitten. und ihrem Sohn ſchrieb, das hielt ich ihr zugute. der Ausbruch ihres unverſöhnlichen tiefen Haſſes und der Rache, das ging mir doch an die Leber. „Sie ſehen, Frau Doktor, es gibt Sorgen und Kümmer⸗ niſſe, die ſchwerer ſind als pekuniäre Beklemmungen. Womit ſoll man ſich wehren? So hartgeſotten iſt keiner, hat.“ los— ohne zu zielen. Durch den Pulverdampf ſah ich, daß ſo etwas von ihm abglitte wie das Waſſer von der daß mein Gegner aufrecht ſtand. Nach ein, zwei Sekunden Ente.“ wandte er ſich um, machte ein paar Schritte und fiel vorn— Arm und nicht los Als ich auf der Sie fluchte mir; ich ſolle ſüßliche Brühe! Was ſie von ſich nicht koſten!“ Aber ſchweren braſilianiſchen Die junge Frau legte ihre 5 ſagte:„Ich begreife es— Was müſſen Sie gelitten haben!“ Er beugte ſich über ihre Hand und küßte ſie. „Na, alter Junge!“ ſagte Doktor Martens. dir, du haſt mir wieder Mut gemacht. werden. unſeren Schwierigkeiten auch ſchon fertig werden!“ Schwere Schritte trappten durch den Saal und hielten jetzt vor der Box an. „Da finde ich ja die ganze Geſellſchaft beiſammen— endlich einmal Menſchen, die ſich nicht nach der Cholera Hol's der Deibel— Pardon, meine Gnädige!“ Der Major ſchüttelte ringsum die Hände und ließ ſich auf den Stuhl nieder, den der Kellner „Was trinken Sie denn da? „Bedaure ſehr, mein Herr! „Na ja, ich ſehe ſchon. Da bringen Sie mir Schwarz⸗ brot mit altem Holländer.“ „Nun ſagen Sie mal, Herr Major, was führt Sie denn in dieſen bewegten Zeiten nach Hamburg? Jetzt meidet uns doch jeder, der hier nicht notwendig zu tun hand auf des Doktors Sie haben recht. „Ich danke Wir werden mit herbeigetragen Pommery? Olle Du, mein Junge— ach, da ſind Sie ja, Alſo beſorgen Sie mir mal'ne halbe Pulle an— ſtändigen Rotſpohn, aber mehr wie zwei Mark darf er „Vielleicht Chäteau Citran gefällig?“ „Wie Sie ihn nennen, iſt mir wurſcht! Daran habe ich kleben Sie ja doch nach Wunſch. Und das machte mich haltlos, weil ich dieſem blinden Glauben an die rächende Gerechtig⸗J[Roaſtbeaf?“ keit Gottes nichts Gleichwertiges entgegenzuſetzen hatte.“ ſeinen Zigarren, zündete ſie an und blies den Rauch nachdenk⸗ a Die Etiketten Wenn er nur ſchmeckt! Und dann, ich möcht'n Happenpappen eſſen— Haben Sie Halbrohe Sachen—“ [Fortſetzung ſolg 1 14 Klerniides —— Urheberrechtsschutz: Fünf FPürme⸗-Verlag. Halle(Saale) Nachdruck verboten. Zweites Kapitel. Die Hafenkneipe„Zur glücklichen Inſel“ lag in einer kleinen Gaſſe von Sankt Pauli. In dieſer Gaſſe war es immer dunkel. Die Häuſer zu beiden Seiten waren ſehr hoch und ſo eng zuſammengerückt, als wollten ſie die Gaſſe überdecken. Die Matroſen, die in Hamburg an Land gingen, kannten die Kneipe. Sie hatte noch den ſtärkſten Betrieb von ähnlichen Lokalen. Der Kuckuck mochte wiſſen, wober Lien Sing, der gelbe Miſchling, das Geld her hatte, um in dieſer ſchlechten Zeit immer noch einige Attraktionen zu haben. Dieſe Attraktionen waren ein paar Mädchen. Lien Sing hielt darauf, daß es junge waren, und verfiel nicht in den Fehler anderer Wirte, aus Sparſamkeits⸗ gründen alte, abgetakelte Kellnerinnen zu halten. Er mußte zwar etwas mehr bezahlen für die jungen hübſchen Dinger. Aber es lohnte ſich. Denn ſie animierten die Gäſte natürlich mehr zum Trinken als die alten, reizloſen es konnten. Auch die drei Tanzgirls, die ſich Lien Sing hielt, lockten. Man kannte dieſe Tanzgirls ſonſt im allgemeinen nur in eleganteren Lokalen. Die aber waren vielen Matroſen nicht ſo gemütlich. Lien Sing konnte alſo für die ſchlechten Zeiten mit den Erträgniſſen ſeiner Kneire zufrieden ſein. g Auch jetzt war es ziemlich voll. Ein Weſtindienfahrer hatte haltgemacht, mußte, einer kleinen Reparatur wegen, in Dock. Die deutſchen Matroſen hatten ihre Kameraden ſofort zur„Glücklichen Inſel“ geſchleppt. Nun ſaßen ſie dichtgedrängt an den geſcheuerten Tiſchen, die Ellenbogen aufgeſtemmt. Grog und Bier vor ſich. Der niedrige Raum war dick von Rauch verhangen. Die unten Lampions mit ihren elettriſchen Lichtern ſchimmerten trübe. Ein Orcheſtrion lärmte aus der Ecke. An der Theke lümmelten zwei rieſen⸗ hafte Seeleute. Das Geſicht des einen war von Pocken⸗ narben gegerbt. Das eine Ohr beſtand nur noch aus einem Stummel. Und in dieſem Stummel hing, grotesk genug, ein rieſenhafter goldener Ohrring. Dieſer Menſch ſchien eine Art Hauptrolle hier zu ſpielen. Er ſprach laut durch den Raum, winkte dem Mäd⸗ ychen, warf großartig das Geld auf die Theke. „He!, Lien Sing!“ ſagte er.„Eine Runde Köben für den Tiſch dort drüben. Und dann laß dein Orcheſtrion noch einmal ſpielen. Aber ſo was, was ein biſſel munter macht! Die jungen Damen hier ſehen ſchon ganz tranſuſig aus.— He!, Deerns!, was wollt ihr trinken? Kommt mir nicht darauf an, wenn ihr dann ſchön lieb ſeid!“ Er nahm eines der Mädels um die Schultern und zog es lachend mit ſich zu einem der Tiſche. In dem allgemeinen Hallo und Durcheinander wurde der junge Mann kaum bemerkt, der jetzt das Lokal betrat. Er unterſchied ſich in der Kleidung deutlich vom Stamm⸗ publitum der„Glücklichen Inſel“. Er hatte einen alten, abgetragenen Rock über einem grünen Sporthemd, deſſen Kragen offenſtand. Die graue abgegriffene Mütze ſaß weit im Nacken. Die Schuhe mochten ehemals braun geweſen ſein. Jetzt ſpielten ſie in allen Farben von gelb bis ſſchwarz. An einer Seite waren ſie grob zuſammengenäht. „Wer iſt denn das?“ fragte einer der Matroſen an der Theke.„Der ſieht doch aus wie eine Landratte? Stammgaſt bei dir, Lien Sing?“ Der gelbe Wirt ſah aus ſchnellen, glänzenden Schlitz⸗ augen auf den jungen Menſchen— zuckte mit den Achſeln. „Noch nie hier geweſen! Iſt lein Seemann. Aber eine gewöhnliche Pflaſterratte auch nicht.“ Er beobachtete mit einem leiſen Mißtrauen den jungen Menſchen, der jetzt mit gleichmütigen Blicken das Lokal muſterte und dann quer durch die Tanzenden und Herum⸗ lungernden auf einen einſamen Platz nahe dem Ofen zu⸗ ging. Komiſches Geſicht!, dachte Lien Sing bei ſich. Könnte dreißig Jahre alt ſein. Muß ſchon allerhand erlebt haben. Und iſt doch ſicher noch ganz grün— höchſtens ſiebzehn Jahre alt. .. Lien Sing hatte eine Menſchenkenntnis, wie laum einer unter den Wirten der Kneipen in Sankt Pauli. Wer ſo in allen Erdteilen herumgetrieben, wer ſo mit allen Waſſern gewaſchen war wie Lien Sing, der kannte ſich aus. Der Menſch da hatte etwas in den Augen, wie Menſchen es haben, die viel erlebt haben und nicht mehr viel glauben. Zwiſchen den hellen Brauen ſtand eine Falte, und die Furchen um den Mund erzählten von allerhand Schwerem. Lien Sing beobachtete eine Weile verſtohlen den neuen Gaſt, während er ſcheinbar ganz im Geſpräch mit den Männern an der Theke war. Geld ſchien nicht viel da zu ſein; der Anzug war jämmerlich genug. Aber ein Stromer war das nicht— ſoviel ſah Lien Sing. Einer von der Polente? Lien Sing verwarf dieſen unbehaglichen Ge⸗ danken gleich wieder. Nein, dazu war der blaue Blick zu offen. Nun, wenn eine den Stummen zum Sprechen bringen konnte, dann war es Tilly. Lien Sing ſchätzte es nicht, wenn fremde Gäſte ſo ſtumm daſaßen wie dieſer Blonde ö 1 „Warum nicht?“ N „Keine Papiere!“ 95 Tilly ſtieß einen Pfiff aus wie ein Matroſe. „Aha! Keine Papiere! Wer hat dir denn die geklaut?“ Aki lächelte: „Keiner! Ich habe nie welche gehabt!“ „Du“, ſagte Tilly,„für dumm mußt du mich nicht halte n. Keine Papiere? Gibt's ja gar nicht. Bei uns hier kommen ja ſogar ſchon die Kinder mit ihren Polizei⸗ papieren auf die Welt. Du kannſt ſein, was du willſt, Menſch! Du kannſt ſogar tot ſein. Aber Papiere müſſen Kneipe, und wer ſchwieg, der ſollte wenigſtens trinken. Und ſich beobachten laſſen, dazu war ſein Lokal auch nicht da. Das tat er, Lien Sing, ſchon allein. Er winkte mit den Augen zu Tilly herüber und dann unmerklich zu dem ſchweigſamen Gaſt. Der ſaß mit wachen und mißtrauiſchen Augen da. „Na, Tilly! Nun man ran!“ ſagte eine Rothaarige mit Sommerſproſſen und einem clownartig weiß⸗ geſchminkten Geſicht.„Der Chef winkt! Wird nicht viel zu erben ſein, bei dem Grünſchnabel da. Sicher ein Hafen⸗ arbeiter. Ob er mehr als einen Tagelohn in der Taſche hat? Na, du biſt ja für die großen Blonden...“ Tilly, das erſte der Tanzgirls, drehte ſich langſam auf den hochhackigen, abgeſchabten Seidenſchuhen herum. Sie muſterte ungeniert den jungen Menſchen dort. Der ſah ihren lächelnd abſchätzenden Blick. Ein ſchwaches Rot ſtieg ihm auf die Stirn. „Grün!“ ſagte Tilly leiſe. Ihr hübſches, dunkles Ge⸗ ſicht verzog ſich ſpöttiſch.„Aber ganz hübſch. Na, mal ſehen, auf wieviel Pullen ich den kriege.“ Sie nickte dem Wirt zu und ging dann mit ihrem läſſig aufreizenden Schritt auf den Jungen zu. f „Na, Schatz! So einſam? Wie wäre es denn, wenn ich dir ein bißchen Geſellſchaft leiſten würde?“ Sie lächelte ihn an. Ihre feuchten roten Lippen, die voll und jung waren, teilten ſich; weiße Zähne blitzten hervor. Sie beugte ſich leicht vor, ſah dem Fremden dreiſt und lockend ins Geſicht. Der junge Mann wurde noch röter. Schweigend rückte er zur Seite. Aber es war keine neue Bewegung der Abwehr, mehr eine der Schüchtern⸗ heit. Tilly kannte ſich darin aus. dieſen jungen Menſchen. „Na, mein Junge— was trinken wir?“ fragte ſie. „Ich dachte Bier!“ Es war eine halbe Frage. Das Mädel ſchüttelte verächtlich mit dem Kopfe. „Bier? Nein! Iſt nichts! Kann ich nicht vertragen! Spendier' mal lieber eine ordentliche Pulle!“ Sie griff nach der Weinkarte, blätterte flink darin, legte ſie aufgeſchlagen vor den Jungen. Der blätterte mit ge⸗ vielter Gleichgültigkeit in der vor ihm liegenden Preis- Sie machte Eindruck auf „Was, da?“ Er deutete mit dem Finger auf eine der billigſten Marken. „Nee, nee! Den nicht! Das iſt ein Surius! Den hat der gute Lien Sing nur für ſo ein paar unerfahrene Green⸗ horns, oder für einen Geizkragen. Und du biſt doch ein feiner Junge. Kennſt die Welt und haſt ein paar Mark für einen vergnügten Abend mit einem netten Mädel übrig— oder nicht?“ Sie rückte näher, legte ihren Arm um den Hals des Jungen. Der ſah ſie an. Es war ein Fliehen und doch ein Herangezogenſein. Es war etwas Kindlich⸗Sehnſüchtiges in ſeinen Augen. „Ich heiße Tilly!“ ſagte ſie und ſchaute ihn unverwandt an.„Und du?“ „Aki!“ Er hatte eine helle Knabenſtimme. „Na, Aki!— übrigens ein hübſcher Name—, dann be⸗ ſtell' mal! Hier, der iſt ordentlich. Da kriegt man keinen Schwips. Den kann man trinken wie Waſſer.— Eine Dreiundzwanziger!“ rief ſie laut zu der Theke hinüber. Lien Sing grinſte höflich. Bald ſtand die Flaſche auf dem Tiſch vor den beiden. „Na, proſt!“ ſagte Tilly.„Auf einen luſtigen Abend! Proſt!“ Aki trank. Ueber den Rand des Glaſes hinweg ſah er in Tillys Geſicht. Wie die Augen lächelten! Wie ſchön ſie war! Sie war dunkel wie die Krankenſchweſter damals im Lazarett. Wie lange war das ſchon her? Wieviel Angſt, Verzweiflung lag dazwiſchen. Die Flucht in der Nacht über die Mauer des Krankenhauſes. Dann ein paar Tage leben, wie er es ſchon gewohnt war. Verſteck in verfallenen Häuſern vor der Polizei. Hunger. Ein paar Abfälle, die man ſich heimlich zuſammenſuchte. Dann in dem letzten leeren Eiſenbahnwagen eines Güterzuges herunter zum Hafen. i Endlich ein Schiff, wo man zwei Hände brauchte. Und hier in Hamburg auf und ab. Hunger und eſſen können. Arbeit und keine Arbeit. Jetzt endlich hatte er wieder ein paar Wochen am Hafen mit Ausladen zu tun gehabt. In all den Wochen war nichts geweſen, als an das nackte Leben zu denken. Jetzt erſt kam ihm wieder zum Bewußt⸗ ſein: es gab noch mehr als dieſes bißchen Kampf um das Nichtverhungern. Es gab etwas Schönes, Weiches. Es gab Menſchen, die gut zu einem ſein konnten. Der Wein erwärmte ihn. Lockerte die Schwere. Er begann zu ſprechen. Tilly, klug und erfahren, wußte ſo einiges aus ihm herauszuholen. Es waren nur Bruch⸗ ſtücke; vieles verſchwieg er. Denn immer ſaß geduckt in ihm die Angſt. „Alſo am Hafen haſt du gearbeitet?“ fragte ſie endlich abſchließend.„Gehſt wohl auch noch ſtempeln dazu? Da gibt's immer noch ein paar Pfennige.“ in den zerſchliſſenen Kleidern. Erſtens war hier eine „Stempeln gehen kann ich nicht.“ ſein.“ „Ich habe aber wirklich keine!“ „Biſt du denn kein Deutſcher?— Aber du redeſt doch deutſch und ſiehſt auch ſo aus!?“ „Doch! Ein Deutſcher bin ich! Ich glaube es wenigſtens.“ „Na, dann mußt du dir doch deine Papier wieder be⸗ ſorgen können, du Tranmichel!“ Tilly faßte ihm lachend in den Schopf und rüttelte ihn hin und her. Es war ein kleiner Schmerz, und doch tat er ihm ſo eigentümlich wohl. Er hielt ganz ſtill, fühlte die kleine feſte Mädchenhand in ſeinen Haaren. „Woher ſoll ich ſie mie denn beſorgen?“ „Na, aus der Heimat! Doch klar! Was ſiehſt du denn auf einmal aus, als wären dir die Felle weggeſchwommen? — Guck mich doch einmal an!“ Sie zog ſeinen Kopf an den Blondhaaren nach hinten. Sein Geſicht lag hüllenlos vor ihr. Trauer, Kindlichkeit und ein ſchwerer Ernſt war darauf. „Vielleicht weißt du noch nicht einmal, wo du her biſt?“ Sie fragte es ein klein wenig mitleidig. „Nein! Genau weiß ich es ſelber nicht. Irgendwoher aus Deutſchland. Von der Grenze muß es ſein. Ich be⸗ ſinne mich nur...“ Er brach ab. Die Angſt, die in ihm geduckt ſaß, ſprang über in ſeine Augen. Sein Geſicht wurde bleich und zuckte. „Laß!“ ſagte er unterdrückt.„Ich kann nicht!“ „Na, dann laſſen wir es eben. Brauchſt ja nicht, mein Kerlchen!“ Tilly ſtrich ihm mit einer beinah mütterlichen Gebärde über die Wangen.„Weißt du, an Schlimmes ſoll man nicht denken. Das kommt ſchon noch genug. Alſo denke an etwas anderes. Zum Beiſpiel an mich.“ 5 Das Gehetzte in ſeinem Blick wich. Ein feuchter Schim⸗ mer trat in ſeine Augen. Zärtlichkeit und Vertrauen. Sie ſchwiegen beide eine Weile. Tillys Hand war von Akis Wange auf ſeine Arme heruntergeglitten. Sie ſtreichelte leiſe ſeine braunen, ſehnigen Finger. Mit dem inſtinktiven Empfinden des Weibes erkannte ſie: dieſer junge Menſch hatte Schweres durchlebt. Hatte ſich durchgebiſſen und war hart geworden. Aber dies erſte Wort der Teilnahme und der Güte ließ alles in ihm hin⸗ wegſchmelzen. Hübſch war er, wie er ſo daſaß und ſie ganz verloren anſtarrte. ee 12 Sie vergaß ganz, daß ſie ihn ja zum Trinken animieren wollte, daß Lien Sing mit ſchiefen Blicken herüberſchaute. denn die erſte Flaſche ſtand noch nicht einmal ausgetrunken auf dem Tiſch. Tilly dachte jetzt an ganz anderes. Sie dachte, wie leicht man ſo einen Menſchen gewinnen konnte. Daß er anders ſein würde wie die anderen, die hierher tamen: treu, dankbar und nur für ſie da. N „Mußt nicht traurig ſein!“ ſagte ſie plötzlich.„Du biſt ein armes Luder, aber ich bin es auch. Was meinſt du. wie ſie mich herumgeſtoßen haben!? Wie ich klein war, ſind die Eltern geſtorben. Na, und dann ging es los. Erſt Pflegemutter und Haue; nichts zu eſſen. Und dann, nach der Schule, noch Arbeit und Zeitungaustragen. Bei frem⸗ den Leuten ungezogene Göhren, auf die man aufpaſſen ſollte. Na, und dann— dann ging es halt ſo weiter. Ich ſag' dir, das war kein Zuckerlecken. Hier iſt es auch nicht ſo einfach. Was meinſt du, wenn ſo die betrunkenen Kerls von den Schiffen kommen... Da iſt es ſchwer für ein Mädel. Vor kurzem habe ich geglaubt, ich hätte'nen Mann, der's gut mit mir meinte. Aber für den war ich auch bloß gut genug zum Arbeiten und um mich abzuſchuften. Wenn ich einen fände, der es ehrlich mit mir meinte und der mir helfen wollte. Und der da wäre, wenn mir einer was tun wollte...“ Sie ſah ihn an. „Ich!“ ſagte er heiß, ganz ohne zu überlegen.„Ich, wenn du mich magſt. Aber ich habe ja nichts und bin nichts!“ fügte er mutlos hinzu.„Was ſoll dir ſo ein armer Teufel wie ich? Da wäre ich dir ja nur eine Laſt.“ ö Sie prüfte ihn mit halb geſchloſſenen Augen. Hübſch war er und ſtark war er auch. Der würde ihr ſchon manchen vom Halſe halten können. Daß er jetzt nichts hatte.. Na, das konnte ſich ja noch ändern. Lien Sing hatte ſo manche Arbeit für einen geſchickten Menſchen. Es lockte ſie plötz⸗ lich, dieſen Jungen zu bekommen. „Wart's nur ab“, ſagte ſie tröſtend.„Manchmal kommt die Arbeit ſchneller, als man denkt. Haſt du denn eigent⸗ lich eine Bleibe? Wo ſchläfſt du denn?“ „Ein paar Nächte hab' ich in einem kleinen Logis in Sankt Pauli geſchlafen. Jetzt wird's mir aber zu teuer. Am Hafen findet man immer eine Gelegenheit, wo man im Trockenen übernachten kann. Und übrigens, ich habe in einer Stube.“ „Na, kannſt ja heute nacht bei mir ſchlafen. Ich habe ein Zimmer und eine Kammer. Auf dem Sofa in der Kammer, da kannſt du pennen.“ Er nickte. Ganz unbefangen waren ſeine Augen. Tilly merkte, er war wirklich noch ein Kind. „Alſo ſchön, um zwei Uhr wird hier die Bude zu⸗ gemacht, dann warteſt du vor der Tür auf mich. Und nun müſſen wir aber austrinken, ſonſt ſchimpft der ie „Welcher Alte?“ N „Na, der Wirt.“ „Warum ſchimpft er denn?) 5 1 „Du biſt zu dumm!“ ſagte Tiuy. Aber ſie mußte über Atis kindliches Geſicht wirklich lachen. Forts. folgt) Aufruf: meinem ganzen Leben mehr draußen geſchlafen als in Veugniſſe uſw.) ſind ng ebenfa e 0 wird, rch die Eiſenbahnſchie⸗ nen ſich erweitert und an der Unglücksſtelle gelockert haben. Dillinger verwundet? Die Jagd nach dem Meiſterverbrecher. Chicago, 4. Mai Die Suche nach dem flüchtigen Schwerver⸗ brecher Dillinger hat erneut 5 Ausmaße eingeſeßt, nachdem eine Kraftwa⸗ genpatrouille der Polizei in Chicago an einer Straßenecke einen herrenloſen Kraft⸗ wagen aufgefunden hatte, der ſich als der⸗ ſelbe Wagen herausſtellte, den Dillinger auf ſeiner Flucht aus dem Waldlager in der Nähe von Mercer verwendet hatte. An⸗ wohner erklärten, daß der Kraftwagen be⸗ reits ſeit zwölf Stunden an der Straßenecke geſtanden habe. Der Führerſitz des Wagens war mit Blut befleckt, ſo daß man annimmt, daß Dillinger oder einer ſeiner Begleiter durch die Schüſſe der verfolgenden Poliziſten verletzt worden iſt. Außerdem wurden im Kraftwagen mehrere Patronenhülſen auf⸗ gefunden. Wie ergänzend bekannt wird, wies das aufgefundene Auko Dillingers zahlreiche Lö⸗ cher auf, die von Kugeln herſtammen. Die Hinterfenſter ſind zerkrümmert. Auf dem itz des Aulaführers lagen ſlark durchblutete Verbände. Es verſtärken ſich die Gerüchte, daß Dillinger ſchwer verwundet ſei. Letzte Nachrichten Verlängerung des Einkaufsverbots für Texkilien. Berlin, 4. Mai. Das Reichswirtſchaftsmi⸗ Grund der erſten und zweiten Durchführungsver— ordnung zum Geſetz über den Verkehr mit induſtriellen Rohſtoffen und Halbfabrikaten verfügten Einkaufsverbote für Textilien end Raffinadekupfer bis zum 21. Mai 1934 ver⸗ längert werden. Schwerer Wolkenbruch. Trier, 4. Mai. Ein Wolkenbruch entlud ſich über einem Seitental des deutſch-luxem⸗ burgiſchen Grenzfluſſes Our in der Nähe von Dasburg. Große Hagelkörner praſſelten nieder. Der aus dem Seitental kommende Bach führte bald Hochwaſſer, das in die Häuſer eines Ortsteiles von Dasberg ein— drang. Die Bewohner flüchteten auf Spei⸗ cher und Dächer, da die tiefliegenden Wohn— räume vom Waſſer durchflutet wurden. Mauern eines Neubaues ſtürzten ein and Möbelſtücke wurden vom Waſſer auf die Straße hinausgetragen; Gärten und Felder bieten ein Bild grenzenloſer Verwüſtung. In einem Garten ſtürzte ein Bienenſtand um, wobei ſämtliche Bienenvölker ertranken, Jchlfe aus dem Hinterhalt 1 1 i Wien, 4. Mai. Amtlich wird mitgeteilt: Auf der Str Parten Bad Iſchl und Ebenſee im Saß ene wurde einesSchutzkorpsſtreife aus dem Hinterhalt beſchoſſen. Die Streife er⸗ widerte das Feuer. Bei dieſem Feuerge⸗ fecht wurde der Führer der Schutzkorps⸗ Nöte Mehlknecht, durch einen Bruſtſchuß ge⸗ f ein Saat⸗Aufruf der Reichsregierung Berlin, 3. Mai. Die Reichsregierung erläßt folgenden Der Zeitpunkt, an dem die Saarbevölke⸗ rung nach den Beſtimmungen des Verſailler Verkrages im Wege der Volksabſtimmung . 5 10 künftiges Schickſal entſcheiden ſoll, * eran. Der genaue Zeitpunkt ſteht no nicht feſt; Ae vom 10. Januar 1935 ab. fällig iſt die Volksabſtimmung Abſtimmungsberechtigt iſt ohne Anter⸗ ſchied des Geſchlechts, wer am Tage der An- lerzeichnung des Verſailler Vertrages, das heißt am 28. Juni 1919, im Saargebiet ge⸗ wohnt hat und am Abſtimmungskag wenig⸗ ſtens 20 Jahre alt iſt. An alle im Reich, außerhalb des Saarge⸗ bietes wohnhaften Perſonen, die am 28. Ju- ni 1919 im Saargebiet gewohnt haben und vor dem 11. Januar 1915 geboren ſind, er⸗ geht die Aufforderung, ſich in der Zeit von Donnerskag, den 3. Mai, bis Sonnabend, den 12. Mai, bei ihrer Gemeindebehörde (Einwohnermeldeamh), in den Städten auf den Polizeirevieren ihres jetzigen Wohnſik⸗ zes zu melden. Das gilt auch für Perſonen, die ſich ſchon früher als Saurabſtimmungs⸗ berechtigte gemeldet haben. Perſonalaus⸗ weiſe und, ſoweit möglich, Nachweiſe über den Wohnſitz am 28. Juni 1919(An- und Abmeldebeſcheinigungen, Beſchäftigungs⸗ N itzubringen. Wo und zu welchen Tageszeiten die Meldungen enk⸗ gegengenommen werden, wird durch ſede a rechtzeitig beſonders bekanntgege⸗ —ů—— e . 2 —— —.— h beherbergen zu dürfen. ment der Firmung. Prieſter, Lehrer und Hirten! 17 Herzlichen Willkommgruß unſeren Oberhirten! N * 1 Wieder hat uns Gott die Freude und das Glück geſchenkt unſeren Hochwürdigſten Herrn Biſchof Dr. Ludwig Maria Hugo, in den Mauern Diernheims begrüßen und Er kommt als Vachfolger der Apoſtel, um Kraft ſeines Apoſtelamtes ca. 800 jungen Men⸗ ſchenkinder im Geiſte zu ſtärken, mit dem heiligen Sakra— g. Wir begrüßen unſern OGberhirten, der als Hoher Prieſter zu uns kommt, die Gnadengaben Gottes an uns zu ſpenden. Wir begrüßen ihn auch als den gott— geſandten Lehrer, der uns Gottes Wort verkündet und Got— tes Gebote erklärt, deren Befolgung unſer heiliger Glaube von uns fordert und dem wir allezeit getreulich nachkommen wollen. Firmungstag iſt ein Gnadentag. Neben den Firm⸗ lingen ſollen auch alle die, die bereits dieſes heilige Sakra— ment empfangen haben, ihren Glauben erneuern damit ſie denſelben allezeit ſtandhaft bekennen. Drum muß die ganze Katholiſche Chriſtenheit zur Stelle ſein, um von unferem oberhirtlichen Lehrer Gottes Wort zu vernehmen, um uns von ihm leiten zu laſſen, als von dem guten Hirten, der uns den beſten Weg zum ewigen Siele zeigt. 6 1 Möge deshalb der Tag der heiligen Firmung ein Tag der; unermeßlichen Gnade für alle Katholiken ſein. In! dieſem Sinne begrüßen wir den gottgeſandten Gott erhalte und ſegne unſeren Biſchof! mac ecco ccc agg — Frau Benz 85 Jahre alt Ladenburg, 4. Mai. Die Witwe des Auto⸗ erfinders Karl Benz, Frau Berta Benz, feierte in Ladenburg, wo ſie ihren Lebensabend verbringt, in ungewöhnlicher Friſche ihren 85. Geburtstag. Frau Benz, eine gebürtige Pforz⸗ heimerin, ſchenkte fünf Kindern, darunter zwei Söhnen, das Leben, die die Firma Benz u. Söhne in Ladenburg leiten. „Anter den zahlreichen Gratulanten befand ſich auch eine Abordnung der Gemeinde unter Führung des Bürgermeiſters Dr. Reuter. Die greiſe Jubilarin, die auch Ehrenbürgerin von Ladenburg iſt, erzählte ihren Gäſten aus den erſten Tagen des Autos, als die von den Be⸗ hörden zugelaſſene Geſchwindigkeit noch 6 Stundenkilometer betrug. Auch aus allen Tei⸗ len des Reiches, beſonders aus den Kreiſen der Automohilwelt, gingen zahlreiche Glück⸗ wünſche und Blumenſpenden ein. 5 10 4 Regierung gratuliert. ie Preſſeſtelle beim badiſchen Staatsmi⸗ niſterium 15 mit: Der Miniſterpräſident 5 an die Witwe von Dr. Carl Benz in adenburg anläßlich ihres 85. Geburtstages en Glückwunſchtelegramm geſandt. Mutter „Mukker“ ſchallt es immerfort Und faſt ohne Pauſe, „Mutter“ hier und„Mutter“ dork In dem ganzen Hauſe. Ueberall zugleich zu ſein Iſt ihr nicht gegeben, Sonſt wohl hätte ſie, ich mein'. Ein bequemer Leben. Jedes ruft, und auf der Stell' Will ſein Recht es kriegen, And ſie kann doch nichk ſo ſchnell Wie die Schwalbe fliegen. Ich fürwahr bewund're ſie, Daß ſie noch kann lachen, Was allein hat ſie für Müh', Alle ſalt zu machen. Kann nicht jeden Augenblick Sich zu ruh'n erlauben, Und das hält ſie gar für Glück! Sollte man es glauben. Job Troſan. Das Paßregiſter der Pflanzen Nach Deutſchland eingewanderk. Karl den Großen hat man den„erſten Kunſtgärtner Deutſchlands“ genannt. Was vor ihm in Germanien an Gärten zu ſehen war erhob ſich nicht über die niedrige Stufe, auf der damals die Völker ſtanden, Karl der Große war ja überhaupt ein Kultur⸗ träger des Nordens. Noch heute iſt manche ſeiner Einrichtungen lebendiger Brauch: wenn in einigen Gegenden das Mittageſſen als Hauptmahlzeit im Gegenſatz zu den vie— len anderen Völkern um 12 Uhr eingenom⸗ men wird, ſo geht dies auf Verordnungen Karls des Großen zurück. Was der deutſche Garten jahrhundertelang trug, was an Kin— dern der Flora noch heute in Bauerngär— ten alten Schlages gezogen wird, entſpricht durchaus den Vorſchriften des erſten deut⸗ ſchen Kunſtgärtners. In ſeinen Verfügun⸗ gen über den Betrieb der Königlichen Meie⸗ reien findet man eine Anzahl von Blumen, Arzneipflanzen, Küchenkräutern, Gemüſe⸗ und Obſtarten aufgeführt, die in ſeinen Gär— ten gepflanzt werden ſollten. Da werden die beiden Königinnen der mittelalterlichen Gärten, Roſen und Lilien, genannt, da lieſt man von Rosmarin, Liebſtöckl, Mohn. Eibiſch, Brunnenkreſſe, von Anis, Salbei, Schnittlauch, von dicken Bohnen und Kohl, von Apfel-, Birnen⸗, Kirſch⸗ und Pflaumen⸗ bäumen, von Kaſtanien, Quitten und Mis— peln, ja ſogar von Mandel-, Lorbeer- und Feigenbäumen. Viele Landapotheker zu Anfang des 19. Jahrhunderts haben noch ihre Gär⸗ ten genau nach den Vorſchriften des Grün⸗ ders des Reiches gehalten. Mancherlei Blu— men und Kräuter wurden vom deutſchen viele aber, die jetzt zu den allgemein be— kannten Gewächſen zählen, ſind erſt im Zeit— alter Karls des Großen über die Alpen nach Deutſchland gekommen. Von dieſen älteſten Pflanzeneinwanderern nennen wir nur Gurken und Kürbiſſe, Lavendel, Ros— marin und Raute, die Lilie, Levkoje und Gartennelke. Als dann der Wohlſtand zu— nahm, und die Sitten ſich verfeinerten, be— gnügte man ſich nicht mehr mit Nutzgärten ſondern man ſchuf nur noch Ziergärten. Dabei dienten die Luſtgärten des Orients zum Vorbild, und der Orient verſorgte auch die erſten Blumenliebhaber mit neuen Pflanzen. Zu Anfang des 16. Jahrhunderts begann der große Eroberungsfeldzug des europäiſchen Handels über weite Länder und Meere. Durch ihn wurde im Lauf der Jahre eine ungeheure Einwanderung frem— der Pflanzen nach Europa bewirkt, und dieſe wiederum veränderten das Geſicht der Gär— ten ganz weſentlich. Die botaniſchen Gärten vor allem. die ſeit der Errichtung des Pflanzengartens bei der Univerſität Padua(1545) aufkamen, waren die erſten Pflanzſtätten der Fremdlinge. Aus ihren Annalen läßt ſich auch die Ge— ſchichte der Pflanzeneinwanderung zuſam⸗ menſtellen. Schon um die Mitte des 16. Jahrhunderts tauchen einige amerikaniſche Gäſte auf. die man urſprünglich indiſche oder ſpaniſche Pflanzen nannte. Ohne eine Ahnung ihrer zukünftigen Beſtimmung zog man damals unter dem Namen„Papas Peruanorum“ eine Zierpflanze an Stäben — es war nichts anderes als unſere Kartof- fel— und der amerikaniſche Lebensbaum, der ſtatt der ſüdlichen Cypreſſe unſeren Friedhöfen ernſte Stimmung verleiht, war ſchon bei uns heimiſch geworden. Noch heute ſteht in Paris, im Jardin des Plantes, die uralte, als erſte auf europä⸗ iſchem Boden im Jahr 1636 von Jean Robin gepflanzte Akazie. Um dieſe Zeit hat in Paris zum erſtenmal der wilde Wein ſein Laub herbſtlich gerötet, haben die hohen amerikaniſchen Aſtern geblüht, und von dort entſprang eine kanadiſche Pflanze ins Freie, die jetzt überall an Eiſenbahndämmen zu ſehen iſt. die Nachtkerze. Bald darauf kamen die Pflanzen vom Kap der guten Hoff⸗ nung nach Europa und fanden in den Glas⸗ häuſern Hollands willige Aufnahme. da ſah man zuerſt die ſcharlachroten Pelargo— nien, die Dracänen, zierliche Heiden und an⸗ dere noch heute ausgeſprochene Lieblinge der Blumenfreunde. 0 Mit dem freien Gartenſtil, der ſpäter einſetzte, als die Parkanlagen ſich mehrten, kamen zu uns die amerikaniſche Eiche, Ahorn, Pappeln, Kaſtanien und Nußbäume, die kleinfrüchtigen Apfelſorten und blühen⸗ den Sträucher Sibiriens. Mit der Verbeſſe⸗ rung der Verkehrsmittel wurde die Einfuhr erweitert. Neu-Holland ſandte den Fieber⸗ baum(Eucalyptus globulus) und andere Pflanzen von ſonderbarer Geſtalt. Solche Bäume und Sträucher hatten im Tertiär in Europa gegrünt und geblüht: nun ſtrecken ſie wieder ihre Blätter unter dem Schutz des Menſchen der Sonne entgegen. Die Botanik hat man einſt die„liebens⸗ würdige Wiſſenſchaft“ genannt. Leider war ſie jahrelang in den Schulen durch das Vor⸗ kehren der Syſtematik dürr und langweilig geworden; man verwies ſie lieblos in den hinterſten Winkel. Heute aber wendet die Jugend wieder ihr Intereſſe der„liebens⸗ würdigen Wiſſenſchaft“ zu. N. 8 N. f