Lokales Viernheim, 23. Mai » Achtung! Luftſchutzhauswarte! Beginn der Ausbildungskurſe im Heſſ. Haus 1. Bezirk(Rgf.: Lammer) Heute Abend 8.45 Uhr. 2. Bezirk(Rgf.: Kirchner) Freitag Abend 8.45 Uhr. Siehe N. S.⸗Nachrichten! Alles auf zum Waldſportiplatz! Am Sonntag, den 27. Mai, beginnen die Pokalſpiele. Die Sportvereinigung trägt das 1. Spiel gegen Friedrichsfeld aus. Friedrichs- feld iſt für die Grünen immer ein beſonderer Gegner. Da der Verlierende ſofort ausſcheidet, muß ſich die Mannſchaft unbedingt zuſammen- reißen und dieſes Spiel für ſich entſcheiden. Der Sieger ſpielt am Sonntag, den 3. Juni, gegen den Sieger aus dem Spiel Hockenheim— Union Heidelberg. Gewinnen alſo die Grünen am kommenden Sonntag dieſes Spiel, dann dürfen ſie am 3. Juni, ebenfalls auf dem Wald⸗ ſportplatz ſpielen und dieſer Gegner, entweder Hockenheim oder Union Heidelberg iſt nicht ſo ſchwer wie gerade Friedrichsfeld. Um ¾2 Uhr ſpielt die 2. Mannſchaft ein Freundſchaftsſpiel ebenfalls gegen Friedrichsfeld. Um nun die endgültige Aufſtellung der Mannſchaften vorneh- men zu können, haben morgen Donnerstagabend 6 Uhr folgende Spieler zu einem Trainingsſpiel der 1. gegen die 2. Mannſchaft anzutreten: Krug, Kiß, Faltermann, Fetſch, Georg Mandel, Franz Bähr, Hans Helbig, Mich. Schmidt, Kiß Karl, Koob, Kiß Michael, Jakob Helfrich, Jakob Weidner, Karl Mandel, Peter Baureis, Erhard Math., Fritz Friedel, Michael Pfenning, Hans Martin, Hans Faltermann, Joſef Martin, Karl Helfrich, Adam Weiß, Adam Rößling und Heinrich Schmidt. Pünktliches Erſcheinen und Antreten im Sport iſt Pflicht. Ein Piernheimer ſteigert den hiſtoriſchen Lambrechter Geißboch Unſer Landsmann, Herr Wilhelm Adler, der Gaſtwirt des gern beſuchten Lokals„Zur Pfalz“ in Käfertal, Endſtation der ſtädt. Stra- ßenbahn, hat geſtern bei der hiſtoriſchen Geiß⸗ bockverſteigerung in Lambrecht, den Deidesheimer Geißbock erſteigert. Dieſe Geißbockverſteigerung iſt für die Pfalz immer ein großes Ereignis u. mit einer Feſtlichkeit verbunden. Preſſevertreter aus Nah und Fern waren zugegen, ſowie Rund⸗ funk und Tonfilm war anweſend, um dieſes Er— eignis in Wort und Bild feſtzuhalten. Die An- kunft in Mannheim erregte auch wieder großes Aufſehen und der Geißbock, ein ſelten ſchönes Exemplar, wurde reichlich beſtaunt. So kam der Geißbock aus der„fröhlichen Pfalz“ in die trinkfrohe geſellige„Pfalz“ nach Käfertal, wo er bald bei luſtigem Pokulieren eine treffliche Speiſe für hungrige Mägen werden wird. Am Sams- tag, Sonntag und Montag findet nämlich das Bockwurſteſſen ſtatt, verbunden mit Konzert und allerlei Allotria. Wir beglückwünſchen unſeren geſchätzten Landsmann zu ſeinem vielbeneideten Erwerb und wünſchen ihm beſten Erfolg. Um den Verbandspokal Viernheim— Friedrichsfeld Seckenheim— D. J. K. Biernheim Geſtern Abend fand in Mannheim eine Führerbeſprechung ſtatt, wobei die Verbandspo⸗ kalſpiele ausgeloſt wurden. Die Verbandspokal⸗ ſpiele beginnen bereits am nächſten Sonntag. Es beteiligen ſich hieran insgeſamt 40 Vereine der Kreisklaſſe 1 und 2 ſowie der Bezirksklaſſe Oſt und Weſt. Die beiden hieſigen Fußballver⸗ eine Sportvereinigung„Amicitia“ und D. J. K. nehmen ebenfalls an dieſen Spielen teil. Beide Vereine haben gleich eine harte Nuß zu knacken. Die Sportvereinigung ſpielt auf dem Waldſportplatz gegen Friedrichsfeld, den alten Rivalen aus der Bezirksklaſſe und die D. J. K., der Meiſter der Kreisklaſſe 2 ſpielt gegen den Tabellenzweiten der Kreisklaſſe 1, gegen Secken ⸗ heim in Seckenheim. Der verlierende ſcheidet ſofort aus dem Wettbewerb aus. Es wird alſo nach dem k.o.⸗Syſtem geſpielt. Die Spiele be⸗ ginnen nachmittags um halb 4 Uhr. Beim un⸗ entſchiedenen Ausgang wird das Spiel um je 15 Minuten verlängert. Iſt das Spiel dann immer noch nicht entſchieden, dann hat der Schiedsrichter nach Spielſchluß den Sieger durch Los zu ermitteln. Der Meiſter des Gaues iſt berechtigt im kommenden Spieljahr an den Auf⸗ ſtiegsſpielen ſeiner Klaſſe teilzunehmen. Es wird den Sportfreunden alſo wieder ein ganz beſonderer ſportlicher Genuß geboten. Bekanntmachung Gefunden: 1 Herrenfahrrad. Viernheim, den 23. Mai 1934. Heſſiſches Polizeiamt J. V.: Kühne. Aus der Heimat Gedenktage 2 3. Mai 1498 Der Reformator Girolamo Savonarola in Florenz verbrannt., 1707 Der Naturforſcher Karl von Linne zu Rashult in Schweden geboren. 1886 Der Geſchichtsforſcher Leopold v. Ranke in Berlin geſtorben. 1906 Der norwegiſche Dramatiker Henrik Ibſen in Kriſtiania geſtorben. Prot. und kath.: Deſiderius Sonnenaufg. 3.53 Sonnenunterg 20.00 Mondunterg. 1.20 Mondaufg 13.29 Tadel mußt du lernen tragen, Dir die Wahrheit laſſen ſagen, Nicht darüber dich beklagen, Wenn es heilſam dich wird nagen. Rückert. * Maikäfer fliege. Ein alter Maikäferſpruch har ſeinen Urſprung in Pommern. „Maikäfer, fliege, dein Vater iſt im Kriege, Deine Mutter iſt in Pommerland, Pommerland iſt abgebrannt. Maikäfer fliege.“ Dieſer vor über 300 Jahren vom pommer— ſchen Volksmund gedichtete Maikäferſpruch, mit dem unſere Kinder den Maikäfer auf ihrer Hand zum Fliegen aufmuntern, geht auf eine wichtige Tatſache des pommerſchen Wirtſchaftslebens zurück. Im 16. Jahrhun⸗ dert beherrſchie die Stettiner Großhandels- und Bankfirma Gebrüder Loitze den Ge— treidehandel in Norddeutſchland und hatte auch ein Monopol auf den Salgzhandel. Könige, Herzöge, Fürſten, Großgrundbeſitzer. hoher Adel— ſie alle waren die Schuldner der Loitze, die mit ihrem ſchier unermeßlichen Reichtum die„Fugger des Nordens“ ge— nannt wurden. In blindem Vertrauen auf die Zahlungskraft der Loitze bot jeder dieſem Bankhauſe ſein Geld an, zumal hohe Zinſen gezahlt wurden. Da kam, verurſacht durch politiſche Ver— wicklungen und Zahlungsverweigerungen königlicher und fürſtlicher Schuldner, im Frühjahr 1572 der kataſtrophale finanzielle Zuſammenbruch der Großfirma Loitze, der beſonders in Pommern viel Not und Elend, Armut und Unglück brachte. Die Gläubiger der Loitze nahmen natürlich die Bürgſchaften des reichbegüterten pommerſchen Adels in Anſpruch. ſo daß viele Adlige, beſonders in ganz Pommern, verarmten. In jener Zeit der Loitzeſchen Pleite, wo ganz Pommern„abgebrannt“ war, entſtand im pommerſchen Volksmunde der uns wohl— bekannte Maikäferſpruch vom„abgebrann— ten Pommernland“, eine Erinnerung an einen der ſchwärzeſten Tage in der pommer— ſchen Wirtſchaftsgeſchichte. * Der Apfelblütenſtecher. Der Apfelblüten⸗ ſtecher oder Brenner tritt jetzt da und dort auf. Die ſpät blühenden Apfelbäume zeigen an vielen Zweigen ganze Gruppen brauner, ſogenannter„verbrannter“ Blüten. Im In⸗ nern der traurigen Blütenhüllen ſitzt zumeiſt ein kleiner, weißer Wurm, die Made des ge⸗ fürchteten Blütenzerſtörers. Der Apfelblüten⸗ ſtecher oder Brenner gehört zu den Rüſſel⸗ käfern. Das Weibchen ſticht im Frühling die Blütenknoſpen der Apfelbäume an und ſchiebt jeweils eines ſeiner bis zu 30 Eier in die be⸗ fallene Knoſpe. Da die Larve die inner'n Blütenteile, vor allem den Fruchtknoten, zer⸗ ſtört, ſchädigt ſtarkes Auftreten des Bren⸗ ners den Kernobſtertrag empfindlich. Wettervorhersage: Meiſt freundlich, mehrfach aber Gew'tler— ſtörungen. Aus Heſſen und Naſſau Die Saarkurner in Darmſtadt. Darmſtadt, 21. Mai. 500 Saarturner und Turnerinnen unter Leitung von Turnführer Hell vom Kreisturnrat des Kreiſes Saar⸗ brücken waren hierher gekommen. Nach dem begeiſterten Empfang am Bahnhof, zu dem ſich auch Staatsminiſter Jung eingefunden hatte, ſetzte ſich ein impoſanter Zug nach dem Paradeplatz in Bewegung. Auf dem Paradeplatz hieß Oberbürgermeiſter und Kreisleiter Wamboldt die Gäſte will⸗ kommen. Am Abend folgte im Saalbau eine Kundgebung. Der Leiter des Staatlichen Turn- und Sportamts und Führer der ver⸗ anſtaltenden Turn- und Sportgemeinde 1846 Darmſtadt, Verwaltungsdirektor Löwer, legte darauf ein mit ſtarkem Beifall aufge⸗ nommenes Treuebekenntnis„Wir zu Euch! Ihr zu uns!“ ab, worauf Vereinsführer Scholl⸗Saarbrücken gelobte, daß die Saarbe⸗ völkerung deutſch bleiben werde, was auch immer noch kommen möge Im Mittelpunkt des erſten Feiertages ſtanden nachmittags die turneriſchen und ſportlichen Vorführun⸗ gen der Saar- und Darmſtädter Turner und Turnerinnen im Rahmen eines Volksfeſtes. wobei die Gäſte⸗Handballmannſchaft eine knappe 8:5⸗Niederlage gegen die Stadt⸗Elf Darmſtadt hinnehmen mußte. Sportliche Veranſtallungen in Heſſen ſtempelfrei. Darmſtadt. 21. Mai. Um der aroßen Be⸗ Millionen Blumenfreunde schon 1 Messerspitze Mainot im Gießibdsser wirkt wunderbar. zeugen. ö Ein Versuch wird auch Sie über- Mairol empfiehlt als besten Pflanzendünger: Drogerie P. Moskopp, Drogerie E. Richter. Dose 50 Pfg. verwenden seit Jahren zur Düngung ihrer Topfpflanzen S t 0 f f E nur Mairol. Die Anwendung ist einfach und sparsam, für Dirndelkleider in hübſchen Muſtern bei i Weinheimerstrasse hr. 62 Gute Spllsg- Nalodei zu verkaufen. Waſſerſtr. 13 delgedart von Druckſachen bringen wir un⸗ ſere Druckerei in Erinnerung. Sof. greifb. u. bald zuteilungsreife Areal ber rage der Württ. Hreditkasse in Stullgart von 200 bis 5000 RM. an rasch- entschlossene Interessenten zu vergeben. Ausk. gegen Rück- porto durch die Hezlrhs- Mrehlion Ilannnelm, Windmunistrage 26. Rührige Vertreter gesucht. Unkündbare Tilgungs- und auch Ehestandsdarlehen erhalten kreditfähige Perſonen mit garantiertem Einkommen, v. RM. 200.— bis 5000.— durch Darlehens vertrag bei der Württ. 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Mai 1934 Bürgermeiſterei Viernheim Bechtel deutung. die der rorperuchen Ertüchtigung des deutſchen Volkes zukommt, Rechnung zu tragen, hat die heſſiſche Regierung die der Leibesübung dienenden Veranſtaltungen von ſportlichen Vereinen uſw., ſoweit dieſen Ver⸗ anſtaltungen nicht gewerbsmäßiger Charak— ter zuzuſchreiben iſt. von der Stempelpflicht befreit. Für die polizeiliche Erlaubnis von ſportlichen Veranſtaltungen war ſeither eine Stempelabgabe von 50 Pfennig bis 5 Mark und in beſonderen Fällen ſogar bis zu 20 Mark in Heſſen zu entrichten. Die Freiſtel⸗ lung von den Abgaben wird den Sport— vereinen und ſonſtigen intereſſierten Organi⸗ ſationen eine willkommene finanzielle Ent⸗ laſtung bringen, die den ſportlichen Intereſſen wieder zugute kommt. Dieſer Gebührenver⸗ zicht bedeutet eine zuſätzliche Unterſtützung des Sportes durch den Staat in Höhe von etwa 10 000 Mark. Anfang und Ende der Jagden für Edel ⸗ und Damwild. Darmſtadt, 22. Mai. Der Edelhirſch(Rot⸗ hirſch) und der Damhirſch ſind nach Art. 3 des Naturſchutzgeſetzes geſchützt, mit der Maßgabe, daß nach der ſetzt veröffentlichten Verordnung ausgeübt werden darf: auf männliches Rotwild vom 16. Auguſt bis 31. Dezember, auf männliches Damwild vom 1. September bis 31. Dezember, auf weibliches Rotwild weibliches Damwild, ſowie Kälber beiderlei Geſchlechts vom 16. Oktober bis 31. Januar. Die als Anfangs- und Endtermin der Jagdzeiten bezeichneten Tage gehören zur Jagdzeit, das Jungwild gilt als Kalb bis einſchließlich zum letzten auf die Geburt fol⸗ genden Tahrnartag Für die Hausfrau Nahrungsmittel, die ſchaden lönnen Es gibt Nahrungsmittel, die an ſich ſchaden können, und ſolche, die infolge falſcher Be⸗ handlung erſt ſchädliche Eigenſchaften anneh⸗ men. Pilze ſchaden meiſt dann, wenn ſie in feuchtem, nicht einwandfreiem Zuſtande ge⸗ ſammelt und dann wohl gar noch längere Zeit liegengelaſſen werden. An ſich kann jeder Menſch mit gefunden Augen unſere wenigen Giftpilze von den eßbaren unterſcheiden. Es gehört grobe Fahrläſſigkeit dazu, wenn man giftige Pilze ſammelt und zubereitet. Der ſehr wohlſchmeckende Perlpilz muß ebenſo wie der Panterpilz abgezogen werden. Die Speiſe. lorchel, die fälſchlich allgemein als Morchel bezeichnet wird, kann ſehr ſchädliche Wirkun⸗ gen 1e wenn ſie ſo zubereitet wird, mie ſie in den Handel kommt. Die zerſiemer⸗ ten friſchen Pilze muſſen unvedingt fünf Meinu— ten abgekocht werden, worauf man das Koch⸗ waſſer wegſchüttet und die Pilze auf einem Siebe abtropfen läßt. Der Aal iſt eine Delikateſſe, die niemand für giftig hält. Der geräucherte, eingemachte oder gekochte Aal wird auch niemandem ſcha— den. Aber friſches Aalblut, wenn es in of⸗ fene Wunden kommt, kann zu Entzündungen führen. Auch dem Auge und ſonſtigen Schleim— häuten außer der Augenſchleimhaut kann es ſchaden. Fiſchkonſerven werden in den Fach⸗ geſchäften immer einwandfrei ſein. Oelkon⸗ ſerven ſind unbegrenzt lange haltbar. Dage— gen können Marinaden, die keine ausgeſpro⸗ chenen Konſerven darſtellen, weil ſie nur eine begrenzte Haltbarkeit haben, ſchädlich ſein, wenn ſie in Gärung geraten. Die Doſen ſind dann aufgetrieben. Wurſt muß in der heißen Jahreszeit, be⸗ ſonders wenn es ſich um ungeräucherte Wurſt handelt, ſehr bald nach der Herſtellung ver⸗ zehrt werden. Hartwurſt verdient in den Som⸗ mermonaten den Vorzug. Milch ſchadet auch nichts, wenn ſie ſauer iſt. Man läßt ſie dick werden und verzehrt ſie mit Zucker als ein beſonders günſtig auf den Stoffwechſel wirkendes Nahrungsmittel. Käſe erfreut ſich auch in ganz zerlaufenem Zuſtande noch beſtimmter Liebhaber. Man vermeide aber den öfteren Genuß übelriechen⸗ den Käſes, da es ſich in dieſem Falle ja um ein ausgeſprochenes Fäulnisprodukt handelt. Schimmel finden wir an Brot, Wurſt, Käſe und auf Konſerven. Bei Brot läßt er ſich herausſchneiden, aber es ſteht feſt, daß auch das übrige Brot nach der Entfernung der Schimmelſtellen einen dumpfen Geruch und Ge⸗ ſchmack hat. Schimmel außen an geräucher⸗ ten Würſten ſchadet nichts, innen iſt es ein Zeichen völliger Giftigkeit. Auf Obſtkonſer⸗ ven kann man leichten Schimmel entfernen und die Konſerven entweder ſofort 171855 oder aber den Inhalt nochmals aufkochen. Praltiſche Winke Linſen, weich gekocht. Linſen ſind ein gu⸗ tes Gericht, mit dem man die hungrigen Mäuler ſtopfen kann. Die meiſten Hausfrauen weichen dieſe harten Hülſenfrüchte einige Stun⸗ den lang ein, um die lange Kochzeit abzukür⸗ zen. Mit dem hier empfohlenen Verfahren kommt man jedoch ſchneller zum Ziel und ſpart Feuerung dabei: Man übergießt die Lin⸗ ſen mit kochendem Waſſer. Kurz vor oem völligen Erkalten ſchüttet man dieſes ab und ſetzt mit friſchem kochendem Waſſer die Lin⸗ ſen aufs Feuer. Jede Hausfrau wird ſtaunen, wie ſchnell die Linſen weich werden. Seifenreſte verbrauchen! In jedem Haus⸗ halt finden ſich Seifenreſte, die ſelten bis auf das Letzte verbraucht werden. Man fertige ſich deshalb einen Seifenſchwenker, beſteheno aus zwei kleineren oder größeren Sieben. Die Griffe der Siebe binde man zuſammen, tue alle Seifenreſtchen in den Behälter und halte den Schwenker in das Abwaſch⸗ oder Wäſche⸗ waſſer. In Kürze hat man das ſchönſte Sei⸗ fenwaſſer und die Seifenreſte laſſen ſich völ⸗ lig aufbrauchen Robert Steiert (Viernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten) Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 8 Viernheimer Zeitung 1,40 Mk. frei ins Haus gebracht.— Gratis⸗Beilagen: wöchentlich den„Illuſtrierten Sonntag“, halbmonatlich die„Heimatblätter“, zweimal jährlich den Fahrplan und den Wandkalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. bei den Boten Verkünd⸗ und Anzeigeblatt für Viernheim ſeit dem Jahr 1883 Fernſprecher 117.— Telegr: Anzeiger, Viernheim— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Frankfurt a. M., Verantwortlich für den Anzeigenteil: Joh. Martin, Viernheim. D. A. IV. 34 1050. Einzel⸗Verkauf der Zeitung von der Geſchäftsſtelle 5 Pfg., Samstags⸗Ausgabe 10 Pfg. Nummer 118 ————— Innere Koloniſation Die Siedlungspolitik hat einen kraftvollen Anſtoß erhalten. Sie richtet ſich nach zwei Seiten: die induſtrielle Sied⸗ lung will im me der Großſtadt und der Induſtriebez Form der Bebauung ſchaffen, die de.. akturwandlungen unſerer Zeit Rechnung trägt. Staatsſekretär Feder hat darüber inſtruktive Ausführungen ge⸗ macht, die die verſchiedenen Probleme be— rührten und Ziele aufſtellten: Sanierung der Altſtädte, Schaffung von vorſtädtiſchen Ar⸗ beiterſiedlungen, Landesplanung mit Bil⸗ dung neuer Mittelpunkte von nicht zu großem Umfange, alles das im Zuſammenhang mit den damit verbundenen Notwendigkeiten für die Geſtaltung des Verkehrs und der Dezen⸗ traliſation der Wirtſchaft. Reichsminiſter Dr. Darre hat in ſeinen Reden in Pommern und Schleſien das Ge— biet der Agrarſiedlung aufgerollt. Der deutſche Oſten ſoll wieder Bauern land werden, ohne den Großgrundbeſitz allgemein zu zerſchlagen. Er hat auf die we ſtdeut⸗ ſchen Verhältniſſe hingewieſen, die eine „geſunde Miſchung“ der Betriebsgrößen auf— weiſen(die ſtellenweiſe eine zu große Zer⸗ ſplitterung zeigen, während im Oſten der um⸗ gekehrte Zuſtand dominiert). 5 Das Problem der inneren Koloniſation iſt nicht neu und der Streit um die Urſachen der heutigen Beſitzgrößen iſt ebenfalls älte⸗ ſten Datums. Der Gegenſatz zwiſchen Groß⸗ grundbeſitz und Bauerntum iſt, wie Reichs⸗ miniſter Darre ausführte, am ſtärkſten in Mecklenburg und in gewiſſen Teilen Pommerns, alſo ſolchen Gebieten, die ſich des Bauernſchutzes der preußiſchen Könige Friedrich Wilhelm J. und Friedrichs des roßen nicht zu erfreuen hatten. Im Südweſten Deutſchl ands hatte der Bauernkrieg(1514) mit ſeinem un⸗ glücklichen Ende den Bauernſtand tief hinab⸗ gedrückt und ihn zum großen Teil in die Erbuntertänigkeit gebracht. Der 30 jährige Krieg hat dann die Beſitzverhältniſſe verdun⸗ kelt und große Teile des Bauerntums ver— nichtet. In weiten Gebieten des Oſtens zog der Großgrundbeſitz daher das Bauernland an ſich. Hier hat das„Bauernlege R. . von dem ſo viel geſprochen worden iſt. In Preußen fiel die Erbuntertänigkeit durch die Geſetzgebung von 1810. Damit hörte aber auch der Schutz des Königstums auf und der privatrechtliche Erwerb von Bauernſtellen durch die leiſtungsfähigen Großgrundbeſitzer nahm ſeinen Lauf. Die bäuerlichen Dienſte und Abgaben wurden ab⸗ gelöſt, entweder durch die ſtaatlichen Renten⸗ banken, oder durch die Abtretung von Grund⸗ beſitz an den Gutsherrn. Dadurch erlitten im damaligen Preußen die Bauern einen Ge— ſamtverluſt von rund 800 000 Morgen, das ſind etwa 3 Prozent der früheren Fläche. Durch die gleichzeitig ſtattfindende Auftei⸗ lung von gemeinſam benutzten Flächen iſt allerdings ein Zuwachs für den Privatbeſitz entſtanden, der dieſen Verluſt wieder auf⸗ wog. Seit jener Zeit iſt aber das Gemein⸗ de⸗Eſgentum des Bauerndorfes(Wäl⸗ der, Wieſen uſw.) im Oſten faſt ganz ver⸗ ſchwunden. Dazu trat die Entwicklung des 19. Jahrhunderts, die Deutſchland zu einem Getreideausfuhrland machte. Dar⸗ aus entſtand ein Uebergewicht zu Gunſten des Großbetriebs Die neue Bauernpolitik will den Großgrundbeſitz einſchränken und das Bauerndorf wieder zum Mittelpunkt der oſtdeutſchen Wirtſchaft machen. Nicht überall wird der Gutshof der Siedlung wei⸗ chen müſſen, denn verdiente Geſchlechter ſol⸗ len für ihren Beſitz das Recht des Erbhof⸗ bauern erhalten, auch iſt nicht jeder Boden für die intenſive Wirtſchaft des Bauernbe⸗ triebes geeignet. Die verſchuldeten Großbe⸗ triebe werden vielfach nur durch Landab⸗ gabe ihrer Laſten ledig werden. Damit wächſt der Landvorrat für die Bauernſied⸗ lung. Die Landarbeiterfamilien, ſoweit ſie dafür geeignet ſind, ſollen Bauernſtellen er⸗ halten. Die 5 und dritten Söhne der Bauernfamilien, für die auf dem heimiſchen Erbhof kein Platz mehr iſt, können ſich eine neue Heimat en. Das alte Ideal der in⸗ neren Koloniſation an Ausſicht auf Erfüllung: Bauernhof an Bauernhoſ entlang der ganzen Oſtare nase ſoll entſtehen 3 T ernheſmer Aueiger (Viernheimer Bürger⸗-Ztg.— Viernh. Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die 12geſpaltene Millimeter⸗Zeile 2 Pfennig, Reklame 9 Pfennig bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor- mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen-Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Geſchäftsſtelle: Adolf Hitlerſtr. 36, Schriftleitung, Druck u. Verlag: J. Martin, Viernheim Donnerstag, den 24. Mai 1934 ——————— 5.1 Jahrgang Vor wichtigen Entscheidungen Bedeutſame internationale Verhandlungen in Genf— Was wird aus der Abrüſtungs⸗ konferenz?— Völkerbund und Saarabſtimmung Genf, 24. Mai. Durch die Verſchleppungstaktik, die der Völkerbund ſchon ſeit Jahr und Tag befolgt, drängen ſich ſetzt die Enticheidungen in einer Reihe von Fragen, die beim beſten Willen nicht noch weiter hinausgeſchoben werden können, in der nächſten Zeit zuſam⸗ men. Man rechnet in Völkerbundskreiſen für die kommende Woche mit umfangreichen und wichtigen internationalen Verhandlun— gen, die ſich auf die verſchiedenſten ſchwe⸗ benden Probleme erſtrecken werden. Die Vertreter der maßgebenden Staaten müſſen ſich endlich über das weitere Schickſal der Abrüſtungskonferenz und die weitere Behandlung der Abrü— ſtungsfrage klar werden. Da gleichzeitig die Einberufuͤng des Hauptausſchuſſes der Ab⸗ rüſtungskonferenz geſichert erſcheint, ſo wer⸗ den dann alle an der Abrüſtungskonferenz beteiligten Staaten Gelegenheit haben, ihre perſönliche Anſicht zu äußern. Beſonderes Intereſſe ruft in politiſchen Kreiſen Genfs das Verhalten Sowjetrußlands hervor, das durch Außenminiſter Litwi⸗ now vertreten ſein wird. Die Außenmini— ſter der Kleinen Entente,— Tſchecho⸗ ſlowakei, Südſlawien, Rumänien— die ſich gerade in Abrüſtungsfragen bisher ſtets reſtlos für den franzöſiſchen Standpunkt ein⸗ geſetzt haben, werden noch im Laufe diefer Woche in Genf erwartet. Auch der tür ki⸗ ſche Außenminiſter Tewfik Rüſchdü Bey, der griechiſche Außenminiſter Maximoff und der neue bulgariſche Außenminiſter Bataloff werden in den nächſten Tagen erwartet. Man ſpricht in dieſem Zuſammenhang von einem erweiterten Balkanpakt, an dem Bulgarien teilnehmen ſoll. An⸗ geblich ſollen ſogar beſtimmte Zugeſtändniſſe an Bulgarien ins Auge gefaßt ſein. Zurzeit ſoll allerdings Griechenland hier noch Schwierigkeiten bereiten. Falls, wie ange- kündigt, der britiſche Miniſterpräſidenk Macdonald wirklich in Genf erſcheinen wird, würde den Genfer Verhandlungen natürlich eine er⸗ höhte Bedeutung zukommen. Aber auch die Saarfrage ſteht heute als gleichwertiges Problem ne⸗ ben der Abrüſtung. Von ihrer gerechten, ſchnellen und vollſtändigen Löſung wird der Friede und die Geſundung der Welt mit ab⸗ hängen. Die neuen Verhandlungen über die noch ausſtehenden Streitpunkte hinſichtlich der Saarabſtimmung werden bekanntlich gleichzeitig mit dem Zuſammentritt der Ab⸗ rüſtungskonferenz am 28. Mai beginnen mit dem Ziel, bis zur Ratstagung am 30. Mai eine neue Grundlage für die Beſchlüſſe des Völkerbundsrates zu ſchaffen. Eine Erörterung über die Saar London, 24. Mai Auf dem Jahreskongreß des Weltoer⸗ bandes der Völkerbundsgeſeel⸗ ſchaften in Folkeſtone kam auch die Volksabſtimmung im Saargebiet zur Erör— terung. Eine von der britiſchen Abordnung eingebrachte Entſchließung, in der der Völ⸗ kerbund aufgefordert wird. zu zeigen, daß er entſchloſſen ſei, die Volksabſtimmung un⸗ ter Bedingungen vorzunehmen, die alle Tei⸗ le der Bevölkerung inſtandſetzen, ihre Wün— cche„frei und in angemeſſener Weiſe“ zu äußern, wurde angenommen. Der deutſche Verkreter, Dr. Schnee, harte Einſpruch dagegen erhoben, indem er be— merkte, daß der Weltverband ſich hinker die Regierungskommiſſion ſtelle, die ſich in ei⸗ nem Streit mit der deulſchen Regierung be⸗ finde. Ein belgiſcher Abgeordneter bean- tragte die Worte„und ohne Jurcht für Vergeltungsmaßnahmen“ der Enkſchließ ung anzufügen. Dr. Schnee bekämpfte dieſen Ju- ſatz mik der Erklärung, daß er ſich offenbar gegen die deutſche Regierung richte. Elf Abordnungen ſtimmten für die Er- gänzung, die daher angenommen wurde. Die Delegationen von Deulſchland, Danzig und Ungarn ſtimmken dagegen, die Vereinagten Skagen enthielten ſich der Stimme. Ein weiterer belgiſcher Antrag, in zem die Einrichtung einer internationalen Poli— zeitruppe, vor, während und nach er Ab⸗ ſtimmung gefordert wurde, wurde auf Ver⸗ anlaſſung von Lord Cecil zur ü ckgezo⸗ gen. Nachdem Sir John Simon gamens der engliſchen Regierung die Delegierten begrüßt hatte, nahm Dr. Schnee Zelegen⸗ heit, den deutſchen Standpunkt zu erläatern, indem er ſagte, die Jugend Deutſchlands weigere ſich, Wo ſind die Attentäter? Das unruhige öſterreich— Die haltloſen Verdächtigungen gegen die Nationalſozialiſten Wien, 24. Mai. Von amtlicher Seite verlautet, daß die polizeilichen Nachforſchungen nach den Urhe⸗ bern der zahlreichen Eiſenbahnanſchläge der letzten Tage bisher ohne ſedes Ergebnis f geblieben ſind. Bisher konnte noch kein einzige direkt mit den Eiſenbahnanſchlägen in Zuſammenhang ſtehende Perſon verhaf⸗ tet werden. Entgegen den zahlreichen, halb⸗ amtlichen Verlautbarungen liegen keiner⸗ lei ſtichhaltige Beweiſe vor, daß die Eiſenbahnanſchläge von nationalſoziali⸗ tiſcher Seite verübt worden ſind. Die Prü⸗ 1155 durch Sachverſtändige hat vielmehr ge⸗ zeigt, daß die Eiſenbahnanſchläge nur von Perſonen ausgeführt werden konnten, die mit den technſſchen Einrichtungen des Eiſen⸗ bahnweſens gut vertraut waren. Sowohl die Auswahl der Orte, an denen die Anſchläge ausgeführt wurden, als auch die techniſche Durchführung bei der Lockerung der Eiſen⸗ bahnſchienen und der Anbringung der Sprengkörper an den entſcheidenden Stellen, insbeſondere an den Brücken, zeigen, daß Fachleute am Werke waren Da das Betriebsperſonal der Eiſenbahnen bisher faſt ausſchließlich ſozialdemokratiſch organiſiert war und vielfach dem Republi⸗ kaniſchen Schutzbund angehörte, da ferner in letzter Zeit die Bildung kleiner kechniſch aus- gebildeker Terrorgruppen des Republikani⸗ ſchen Schutzbundes bekantgeworden iſt, neigt man immer mehr zu der Auffaſſung, daß es ſich bei den Eiſenbahnanſchlägen um ein planmäßiges Vorgehen kommuniſtiſcher Gruppen handelt. Dennoch wird von Seiten der Behörden planmäßig in der Heffentlich⸗ keit der Eindruck hervorgerufen, als ob es ſich hierbei nur um eine neue nationalſozia⸗- liſtiſche Anſchlagswelle handeln könne. Entgegen den Verlautbarungen, nach de⸗ nen 70 Nationalſozialiſten in den letzten Ta⸗ en als Geiſeln verhaftet und nach dem onzentrationslager Wöllersdorf überführt worden ſind, wird jetzt bekannt, daß minde⸗ ſtens 120 Nationalſozialiſten verhaftet wurden, ohne daß ihnen auch nur im ge⸗ ringſten Maße eine Beteiligung an den Ei⸗ ſenbahnanſchlägen nachgewieſen werden konnte. Unter ben verhafteten Nationalſo⸗ tretens Sowjetrußlands in den Völ— die Erbſchaft des Verſailler Verkrages anzutreten. Ueber Deutſchlands Austritt aus dem Völkerbund ſagte der deutſche Ver— treter, Deutſchland habe neun Länder zu Nachbarn, von denen ſechs bis an die Zähne bewaffnet ſeien. Die Gleichberechtigung ſei nur theoretiſch, nicht aber praktiſch gewährt worden. In dieſe Lage müſſe man ſich hin⸗ einverſetzen, um ein richtiges Urteil fällen zu können. gowjetrußland und Völlerbund Das Londoner Blatt„Times“ beſpricht in einem Leitaufſatz die Möglichkeit des Ein kerbund. Das Blatt findet eine Mitglied— ſchaft Rußlands begrüßenswert, weil es ei⸗ nen Fortſchritt in Richtung auf die Umiwver— ſalität des Völkerbundes bedeuten würde. Andererſeits ſollte ſich die britiſche Regie- rung nicht aktiv bemühen, um den Eintritt Sowjetrußlands zu erreichen. Die Wortfüh⸗— rer der Sowjetruſſiſchen Republik hätten oftmals Verachtung gegenüber dem Völkerbund als Inſtrument kapitaliſtiſcher Machenſchaf⸗ ten geäußert. Wenn jetzt die Führer Ruß⸗ lands aus beſonderen Gründen ihre Anſich— ten geändert hätten, könnte man natürlich die Vergangenheit vergeſſen und hoffen, daß Sowjetrußland ſich an die Völkerbund sſat— zungen halten und nicht nur darauf bedacht ſein werde, ſich nur gegen ſeine augenblick— lichen Feinde zu ſtärken.„Ti ſchreibt weiter, der Beweggrund Litwinows für eine Annäherung an Frankreich und durch Frankreich eventuell an den Völ⸗ kerbund beſtehe darin, die Unterſtützung ge— gen Deutſchland und gegen Japan zu ge— winnen. Litwinow ſcheine jetzt geneigt zu ſein, das Netzwerk ſeines Sicherheitsſyſtems. das er anläßlich der Weltwirtſchaftskonfe— renz gelegt habe, auf Frankreich und die Kleine Entente auszudehnen. Falls die Frage des Eintritts Rußland⸗ in den Völkerbund formell aufgeworfen würde, würde eine ganze Reihe heikler Streifragen, beſonders in Juſammenhang mit der Stellung Polens, aufs Tapet ge— bracht. sicher müßken die inkereſſierken Staaten dieſe Fragen vorher zu regeln ver- ſuchen, aber mit den Einzelheiten der Ver ⸗ zialiſten befindet ſich auch ein einbarungen habe Großbritannien unmittel- bar nichts zu ſchaffen. Bruder des früheren Gauleiters Frauenfeld. Der frü⸗ here Gauleiter Frauenfeld ſelbſt iſt, wie die Landesleitung Oeſterreich der NSDAP mit— teilt, am Mittwoch in München eingekroffen, ebenſo der Gauinſpekteur des Gaues Wien der NSDAP. Neumann. In Wien war ſchon am Dienstag amtlich mitgeteilt wor⸗ den, daß der ehemalige nationalſozialiſtiſche N von Wien, Frauenfeld, geflüchtet ei. Das Werk von Marxiſten In einer amtlichen Mitteilung wird zum erſten Male von amtlicher Seite zugegeben. daß es ſich bei dem Sprengſtoffanſchlag, durch den in der Nacht zum 20. Mai in Braunau das Transformatorenhaus und der Reſervewaſſerturm der Stadt ſchwer be— ſchädigt wurden, um einen Anſchlag ko m⸗ muniſtiſcher Parteigänger handelt. Hierzu iſt zu bemerken, daß es ſich hier · bei um den ſchwerſten Sprengſtoffanſchlag der letzten Zeit handelt, der zu einer ſchwe⸗ ren Fachbeſhäſgung führte. Es beſtehl in politiſchen Kreiſen die weitverbreitete An⸗ nahme, daß die Welle der Sprengſtoffan⸗ schläge, die ſetzt in ganz Oeſterreich feſtzu⸗ Iſtellen iſt, auf ein von langer Hand vorbe · reitetes Vorgehen kommuniſtiſcher Terror- gruppen zurückgeführt werden muß. — der Aufbruch in Vulgarien Bekennknis zum Führerprinzip. Berlin, 24. Mai Profeſſor Tzankoff, der Führer der bulgariſchen Erneuerungsbewegung, der der Regierung Georgieff bereits ſeine Unter⸗ ſtützung zugeſagt hat, gewährte dem Son⸗ derberichterſtatter der Berliner„Nachtaus⸗ abe“ eine Unterredung, in der er eingangs einer Verbundenheit mit Deutſchland Aus- druck gab. Im weiteren Verlauf des Ge⸗ ſprächs ſchilderte Tzankoff die Verhältniſſe in Bulgarien vor dem Aufbruch der Regie⸗ rung Georgieff und betonte, daß die alten Parteien Bulgariens diskreditiert eien. wie überhaupt der Parlamentarismus Zentraleuropas inhaltlos geworden ſei und nur zerſetzend wirke. Tzankoff be⸗ kannte ſich zum Führerprinzip und erklärte mit Nachdruck, daß einer die Ver⸗ antwortung tragen müſſe und nicht eine Vielheit. Ueber Jaſchismus und Nationalſozialis- mus äußerte ſich Tzankoff dahingehend, daß alle Völker und Staaten Europas bereits heute unter dem Einfluß dieſer beiden Be⸗ wegungen ſtänden, auch Bulgarien. Man könne aber keine dieſer beiden Bewegungen genau kopiert auf andere Länder überkra— gen, denn jedes Land habe ſeine nationale Eigenart. In Bulgarien gebe es z. B keine Judenfrage. Sie hätten wede finanziellen Einfluß in der bulgariſchen Preſſe noch ſei ein Jude in Bulgarien als Redakteur be- ſchäftigt. Auch vom Schrifttum, aus der Muſik und vom Theater ſeien die Juden ferngehalten worden. Zum Schluß kam Profeſſor Tzankoff noch einmal auf den Nationalſozialis⸗ mus zu sprechen und ſagte:„Zur Natio— nalſozialiſtichen Deutſchen Arbeiterpartei unterhalten wir keine direkten, ſondern nur ideologiſche Beziehungen. Mein achtungs— voller und herzlicher Gruß gilt dem deut— ſchen Volk und ſeinem großen Führer.“ Sowjietariſtokratie? Mit vielen Sonderrechten. Paris, 24. Mai. Wie das„Journal“ berichtet, werde in Sowjetrußland an die Errichtung einer neu- en Ariſtokratie gedacht in der Form, daß Perſonen, die dem ſowjetruſſiſchen Staat große Dienſte geleiſtet haben, mit verſchiedenen Ord en dekoriert werden ſollten. Vorläufig ſeien zwei Orden bekannt, der eine trage das Bild Lenins, der zweite den Sowjetſtern. Die Vorteile für die Inhaber dieſer Orden ſollten in einer Zuteilung von beſſeren Wohnungen und Landſitzen ſowie in einer zuſätzlichen Be⸗ willigung von Lebensmitteln zu herabgeſetzten Preiſen beſtehen. Der Gedanke der Grün⸗ dung eines ſowjetruſſiſchen Adels habe Stalin ſchon ſeit langem beſchäftigt und die Verwirklichung dieſes Gedankens ſei das logiſche Ende einer Politik, die darin beſtehe, die reinen Bolſchewiſten aus der großen Maſſe hervorzuheben. Im übrigen würden die neuen Ariſtokraten in Sowjetrußland noch weitere recht erſtaun⸗ liche Vorteile genießen. So höre man davon, daß ihnen koſtenloſe Beförderung auf Eiſen⸗ bahnen, Schiffen, Straßenbahnen und Auto⸗ buſſen zugeſtanden werden ſolle. Deutſcher Dank Moskau, 24. Mai. Der deutſche Geſchäftsträger von Twar⸗ dowſki übermittelte dem ſtellvertretenden Außenkommiſſar Kreſtinſti den Dank der Reichsregierung für die Unterſtützung, die die Behörden der Sowjetunion bei der Auffin⸗ dung und Bergung des verunglückten Höhen⸗ ballons„Bartſch von Sigsfeld“ geleiſtet ha⸗ ben, ſowie für die Ehrungen, die den ſterh⸗ lichen Ueberreſten der deutſchen Meberfüh⸗ ger Schrenk und Maſuch bei der Ueberfüh⸗ rung nach der Heimat erwieſen wurden. Was Ausländer ſagen „Deutſchland ein Land der Arbeit und des Friedens.“ München, 24. Mai. Der Führer der lettiſchen Journa⸗ liſten, die eine Studienfahrt durch das neue Deutſchland unternahmen, Preſſechef des lettiſchen Außenminiſteriums Seskis, gewährt einem Mitarbeiter des„Völkiſchen Beobachters“ eine Unterredung äber ſeine Eindrücke. Er erklärte, das Deutſchland, das er in den Tagen ſeines Hierſeins kennenge⸗ lernt habe, ſei ein Land der Arbeil und des Friedens. Das Werk der Reichsautobahnen könne nur eine Nation durchführen, die zum Frieden neigt, denn die Arbeit an den Reichsautobahnen ei ein Werk des Frie- dens. Keine Nation, oie ſich auf den Krieg vorbereitet, könne ein ſolches Werk in An⸗ riff nehmen. Durch den Ausbau des Rie⸗ enſtraßennetzes ſei unbedingt ein weiterer Fortſchritt auf dem Gebiete der Völkerver⸗ ſtändigung erreicht. Preſſechef Seskis rühmte ferner den über⸗ all anzutreffenden Opfergeiſt. die neuerſtan⸗ dene Volksgemeinſchaft und bemerkt, die größte Ueberraſchung der lettiſchen Jour ⸗ naliſten ſei die geweſen, daß bei uns alles ruhig zugeht. In Deutſchland ſei es fried⸗ licher als in manchen anderon Ländern. Alles ſtrahle eine Ordnung und Diſtiplin aus, die beneidenswert iſt. der Aufenthalt in Deukſchland 1 0 zu den ſtärkſten Ein⸗ drücken der lettiſchen Preſſevertreker. „Deutſchland der Staat der Jugend“ Belgrad, 24. Mai. In den Räumen der deutſchſüdſlawiſchen Geſellſchaft hielt der Chefredakteur der halb⸗ amtlichen„Wreme“, Stanislaus Krakow, einen Vortrag über das neue Deutſch⸗ land. Krakow ſchilderte den tiefen Ein⸗ druck, den die Verhältniſſe im Reich auf ihn anläßlich der jüngſten Journaliſtenreiſe ge— macht hätten. Wenn man dieLage von heute mit der vor zwei Jahren vergleiche, ſo müſſe man einen ungeheuren Unterſchied feſtſtellen. Das deutſche Volk ſei zu einer Einheit nicht nur über alle Provinzgrenzen hinweg, ſondern auch über alle Klaſſenge⸗ genſätze hinaus zuſammengeſchweißt wor— den. Eine Fahrt durch Deutſchland biete ein phankaſtiſches Bild der Arbeit, Ehrliebe und Zuverſicht. Es ſei unmöglich, daß der Aufmarſch der Maſſen am 1. Mai unter Terror erfolgt ſei, denn die Begeiſterung und der Ausbruch innigſter Gefühle, die er beobachtet hätte, ließen ſich nicht erzwingen. Aber ſo unver— geßlich die Eindrücke auf dem Tempelhofer Feld geweſen ſeien, ſo hätte auf ihn dennoch die Kundgebung der Jugend im Luſtgarten noch ſtärker gewirkt. 5 Denn Deutſchland ſei der Staat der Ju- gend. Die Jugend baue nicht nur an einer neuen Geſellſchaftsordnung, ſondern ſie ſchaffe auch ein neues Menſchenkum. Gera- de Südſlawien, das ſeinerzeit ohne Jaudern den Kampf gegen einen zehnfach flärkeren Gegner aufgenommen habe, um ſeine Chre zu ſchützen, könne das neue Deutſchland be⸗ ſonders gut verſtehen. Auslands⸗Nundſchau Arbeitsſtreckung in den Vereinigten Skaaten Aehnlich wie kürzlich die Glanzſtoffindu⸗ ſtrie, wurde— wie aus Waſhington t ge— meldet wird— nunmehr auch die Baum ⸗ wollinduſtrie ermächtigt, ihre Erzeu⸗ gung während eines am 4. Juni beginnen— den zwölfwöchigen Zeitabſchnittes um 25 b. H. einzuſchränken. Es darf jedoch keine Betriebseinſtellung von der Dauer einer Woche oder länger erfolgen. Skillegung franzöſiſcher Mühlen. „Nach einer Meldung aus Paris haben die Mühlenbeſitzer des Departements So m⸗ me ihre Mühlen ſtillgelegt. Von 50 Mühlen ſind 40 geſchloſſen. Die Verhand⸗ lungen zwiſchen den Mühlenbeſitzern und der Präfektur werden fortgeſetzt. Mehrere hundert Arbeiter ſind vorläufig arbeitslos. Da genügend Mehlvorräte vorhanden ſind, wird die Verſorgung der Bevölkerung kei— nen Schaden nehmen. Im Departement Pas de Calais haben von 85 Mühlen 70 wegen der Abſatz⸗ und Preiskriſe ihre Betriebe geſchloſſen. Jüdiſcher Generalſtreik in Paläſtina. „In ganz Paläſtina ſind am Mittwoch die Juden zum Proteſt gegen die Einwan⸗ derungsbeſchränkungen, die die Regierung verfügt hat. in den Generalſtreik ge⸗ treten. Der Streik dehnt ſich auch auf die Verkehrsmittel aus. Politisches Allerlei Berlin. Wie der Amtliche Preußiſche Preſſedienſt mitteilt, hat der preußiſche Mi⸗ niſter für Wirtſchaft und Arbeit die Einfüh⸗ rung eines Erinnerungszeichens für Ver⸗ dienſte um das Gruben wehrweſen beſchloſſen. „Wien. Aus monarchiſtiſchen Kreiſen er⸗ 55 man, daß Erzherzog Eugen ſeine Rei⸗ e von Baſel nach Wien auf unbeſtimmte Zeit verſchoben habe. die Meldung wird aus Baſel beſtätigt. Riga. Im 15. Jahrestag der Befrelung Rigas vom Bolſchewiſtenſoch fan⸗ den in den deutſchen Kirchen Gedenkgottes⸗ dienſte ſtatt. An den Heldengräbern wur⸗ den Kränze niedergelegt. Vakikanſtadt. Der Papſt begab ſich am Mittwoch im Kraftwagen nach CTaſtel Gan⸗ dolfo. um die Wiederherſtellungsarbeiten an dem dortigen päpſtlichen Palaſt zu beſichti⸗ gen, der ihm im Juli als Sommeraufenhalt dienen wird. Flugverkehr über den Ozean der Ozean 16 mal von der Lufthanſa plan- mäßig überquert. Berlin, 24. Mai. Die planmäßige Poſtlaufzeit von Natal (Braſilien) nach Deutſchlan d konnte neuerdings um nahezu anderthalb Tage verbeſſert werden. Die Poſt hatte Na⸗ tal am Freitag um 8.15 Uhr mit demTrans⸗ ozeandienſt der Lufthanſa verlaſſen und war dann mit einem Heinkelſchnellflugzeug, das am Pfingſtmontag in Stuttgart lande⸗ te, weiterbefördert worden. Bereits am Dienstag konnte den Empfängern in Deutſchland die Poſt aus Südamerika zuge⸗ ſtellt werden. Die Puedes der Lufthanſa haben bisher 16 mal den Ozean in regelmä⸗ ßigen ee überflogen. Dabei ſind die vorgeſehenen en niemals über⸗ ſchritten worden. Meiſtenteils murden ſie 1 ſogar erheblich verrurzr. Ver vis Ozeanluftverkehr der Lufthanſa hat Erwartungen voll entſprochen. rungsverhältniſſen durchgeführt werden mußten, haben ſich die Einrichtungen be⸗ währt. f Beim letzten 8170 halten ſich die Poſtſen⸗ dungen auf etwa 20 000 Briefe erhöhl. Das beweiſt, daß der Transozeandienſt der Luft- hanſa in den Kreiſen der Wirtſchaft ſchnell die Bedeukung erlangt hat, die einer derar⸗ tigen Schnellverbindung zukommt. Dem Flugplan des Transozeandienſtes enkſpre⸗ chend, werden die nächſten drei Poſtflüge, die ebenfalls mit 14 tägigem Abſtand aus- geführt werden, vom Luftſchiff„Graf Jep⸗ pelin“ übernommen. Ab Juli werden die Flugzeuge der Luft⸗ hanſa gemeinſam mit dem Luftſchiff den Dienſt auf der genannten Strecke zu einem wöchentlichen in jeder Richtung verdichten Frankreichs Aufrüſtung Der Dreimilliarden-Kredit vor dem Kam- * merausſchuß. Paris, 24. Mai. Der Finanzausſchuß der Kammer wird noch im Laufe dieſer Woche in die Prüfung des Geſetzesvorſchlages der Regierung ein— treten, der die Eröffnung eines Dreimilliar— den⸗Kredits für die Landes verteidigung vor— ſieht. Dieſer Kredit ſoll auf das Landheer, die Marine und die Luftfahrt verteilt wer⸗ den Die Regierung hat anſcheinend großen Wert darauf gelegt daß der Vorſchlag ſo ſchnell wie möglich verabſchiedet wird, damit die Aufrüſtung keine Stockung erfährt. Nie fannt zelnen Mehen dle en Die Kung nuf en Serthundiungen Der„Matin“ hebt gelegentlich der Unter⸗ redung des franzöſiſchen Außenminiſters Barthou mit dem franzzſiſchen Botſchaf⸗ ter in Moskau, Alphand hervor, daß man ſich über Probleme unterhalten hätte, die Frankreich und Rußland angehen. Da— raus dürfe aber keineswegs geſchloſſen werden, daß zwiſchen der Regierung Dou⸗ mergue und der Sowſetregierung ein ge— genſeitiges Beiſtands abkommen be⸗ ſchloſſen worden ſei. Not wird Poſtfarbe Hoheitsabzeichen vorerſt nur an Omnibuſſen und Laſtwagen. Nach einer Verfügung des Reichspoft⸗ miniſters werden die im Poſtdienſt verwen⸗ deten Kraftfahrzeuge, Pferdepoſtwagen, Handwagen und Bahnſteigkarren der Deut— ſchen Reichspoſt fortab nicht mehr gelb, on⸗ dern rot lackiert werden. Für die Fahr⸗ zeuge ſoll aber der neue Anſtrich erſt dann zur Verwendung kommen, wenn die Erneu— erung des alten Anſtriches ohnehin not— wendig iſt. Die Anbringung des national⸗ ſozialiſtiſchen Hoheitsabzeichens iſt vorläufig auf die Kraftomnibuſſe und Per— ſonenanhänger, ſowie die Laſtkraftwagen vorgeſehen. Bei dieſen Fahrzeugen ſoll auf den Seitenwänden an der bisher für den Reichsadler reſervierten Stelle das Hoheits⸗ abzeichen der NSDAP in ſchattiertem Sil⸗ ber angebracht werden. Für die übrigen Kraftfahrzeuge wird von der Anbringung eines Hoheitsabzeichens bis auf weiteres ab⸗ geſehen. Die Kraftfahrzeuge erhalten ferner 9 der Aufſchrift„Reichspoſt“ künftig die ufſchrift„Deutſche Reichspoſt“ die Vetreuung der Mütter Urlaub für 4000 bis 5000 Mütter monallich. Verkrekung durch Pflegerinnen. Die Aktion Mutter und Kind hat als Ziel die Förderung und Erhaltung der Volksge⸗ ſundheit durch eine ſorgfältige Betreuung von Mutter und Kind. Die Müttererholung, die zum erſtenmale in einem großzügigen Rahmen in dieſem Jahre durchgeführt wird, iſt im Einzelnen Sache der einzelnen Gaue der NSV. Die Gaue haben aber regelmä⸗ ßig an die Reichsleitung zu berichten. Wieviele Mütter in Deutſchland in eat Jahre von der Erholungsfürſorge er 11 werden können, läßt ſich zurzeit noch nicht überſehen, da es nicht zuletzt von den Mit⸗ keln und Möglichkeiſen abhängig iſt. Man nimmt bei der Keichsleitu er NS an, daß Anfang Juni ein Ueberblick darüber vorliegen werde, ſobald nämlich die Berichte der Gaue über die Maßnahmen des mai eingegangen ſind. Nach den Voranſchlägen iſt als Ziel der Aktion vorgeſehen, daß all⸗ monatlich 4000 bis 5000 deutſche Mütter, die bedürftig ſind, einen Erholungsurlaub erhal⸗ ten. Dabei iſt immer davon auszugehen, daß während der Abweſenheit der ültter die Belreuung für die eee kei nen Schaden erleidet, alſo flegerin⸗ nen ſich des Haushaltes annehmen. Schweres Kraftwagenunglück 5 Nürnberg, 24. Mai. Am Mittwoch Ahern im nahen Behrin; gersdorf infolge Uebermüdung des Führers ein mit 40 SA. Männern 1 50 von einem Ausflug zurückkehrender Laſtkraftwagen mit An 5 an einen Baum. Dabei wurden dt 18 Männer gelötet und drei ſchwer ver** Auf allen Flügen, die bei den verſchiedenen Witte⸗ Dollar Schwindler ſich age e 5 bei 15. fac hat, mien die Erm Magen nech 5 Lettte Nathrichten Mord Königsberg, 24. Mai. Der 52 Jahre alte ſtellenloſe Kaufmann Eugen Pillkun wurde in ſeiner Wohnung ermordet. Außer Wür⸗ gemalen am Halſe waren äußere Berletzun⸗ gen nicht feſtzuſtellen. Bisher fehlt ſede Spur von dem Täter. Beiſetzung Dr. Schrenks. Stuttgart, 24. Mai. Auf dem Waldfried⸗ hof fand die Beiſetzung des Ballonfahrers Dr. Martin Schrenk ſtatt, der bei ſeinem der wiſſenſchaftlichen Forſchung dienenden Bal⸗ lonaufſtieg in Rußland den Tod gefunden hat. Ein Fliegerehrenſturm ſchritt mit zahl⸗ reichen Kränzen dem geſchmückten Sarge voraus. Unter den Kranzſpenden befanden ſich auch die Kränze, mit denen Sowjfetruß⸗ land die Opfer der Luft ehrte. Den Sarg umhüllte die Reichsflagge, die an der Gon⸗ del des verunglückten Ballons hing. Trauerfeier für die verunglückten Arbeits. dienſtkameraden. Hirſchberg(Rſgbg.), 24. Mai. In Hirſch⸗ berg wurde eine Trauerfeier für die drei Opfer des Schönauer Kraftwagenunglücks abgehalten. Unter Glockengeläut wurden die Särge auf dem Marktplatz aufgebahrt. Nach dem Trommelwirbel und dem Choral„Je— ſus meine Zuverſicht“ ſprachen der katholi⸗ ſche Geiſtliche und der evangeliſche Stand— ortgeiſtliche. Dann ſetzte ſich der große Trauerzug in Bewegung. Auf dem Haupt— bahnhof erfolgte der Abſchied von den To⸗ ten, die in ihre Heimat überführt werden. Auch die Pleß'ſche Wiſentherde gepfändet. Kaltowitz. 24. Mai. Zurzeit werden in den Pleß'ſchen Betrieben umfangreiche Pfän⸗ dungen wegen Steuerforderungen des pol— niſchen Fiskus aus den Jahren 1928 bis 1930 vorgenommen. Nach polniſchen Preſſe⸗ meldungen ſollen dabei Werte in Höhe von acht Millionen Zloty eingetrieben werden, ſo daß in den Induſtriewerken und auf den Gütern des Fürſten von Pleß ſämtliches le— bende und tote Inventar der Pfändung verfällt. So weiß die Kattowitzer Zeitung zu berichten. daß auch die berühmte Wiſent⸗ herde in den Jannowitzer Forſten bei Pleß gepfändet worden iſt, und der Wert der einzelnen Tiere nur auf etwa 5000 Zloty angeſetzt wurde. Sich die Augen ausgeſtochen. Innsbruck, 24 Mai. Im Innsbrucker Ge⸗ fängnis ſtieß ſich der 25 Jahre alte Alois Lechner aus Hopfgarten, der ſich wegen fünffechen Raubmordes, mehrerer Raubver⸗ ſuche und 39 Brandſtiftungen verantworten ſollte, mit einem Schuhnagel in beide Au— gen, ſo daß die Augäpfel aus den Höhlen traten und er vollſtändig erblindete. Lech⸗ ned hatte berits mehrere Selbſtmordverſu— che verübt, weshalb man ihn vor Monaten an Ketten gelegt hatte. Erzherzog Eugen nach Wien abgereiſt. Baſel, 24. Mai. Erzherzog Eugen vom Hauſe Habsburg, der ehemalige öſterrei— chiſch⸗ungariſche Feldherr, der ſich nach dem Zuſammenbruch der Donau-Monarchie in Baſel aufhielt, hat in Richtung Wien Baſel verlaſſen, um ſich in ſeine öſterreichiſche Hei⸗ mat zurückzubegeben. Die Geliebte Dillingers und ein Arzt ver- urteilt. Neuyork, 24. Mai. Wie (Minneſota) gemeldet wird, verurteilte das Bundesſchwurgericht die Geliebte Dillin⸗ gers und den Arzt May wegen Begünſti⸗ gung bzw. Abcunde Dillingers. May, der eine Schußwunde Dillingers behandelte, erhielt zwei Jahre Gefängnis und 1000 Dollar Geldſtrafe. Dillingers Geliebte wur⸗ de zu einem Mane an Aufenthalt in ei⸗ ner Beſſerungsanſtalt und ebenfalls 1000 eldſtrafe verurteilt. aus St. Paul Schwindler ſeſtgenommen Sein„Geſchäft“ hat ſich gelohnt. Neuſalz(Oder), 24. Mai. Die Neuſalzer Polizei verhaftete einen in⸗ ternationalen Schwindler, den 51 jährigen Max Eifelt aus der Tſchechoſlowakei, der ſich als„Direktor des Schwäbiſch⸗Deutſchen Kulturbundes in Neuſatz, Südſlawtien“ aus⸗ 3 und mit gefälſchten Ausweiſen und mpfehlungsſchreiben Bilddrucke von Dolo⸗ mitenlandſchaften vertrieb. Der Ertrag ſoll⸗ te der der Finanzierung deu ache Minderheitenſchulen in Südſla⸗ wien dienen. Eiſelt macht überall gute Geſchäfte. Er legte nur Probedrucke vor, nahm die Beſtellungen an, kaſſierte die Gel⸗ der, 3 bis 12 Reichsmark je beſtelltes Bild. und verſchwand dann auf Nimmerwiederſe⸗ en. Eiſelt wurde in Deutſchland, wo er ſeit em Frühjahr 1933 ſein Unweſen trieb, mehrfach geen eſucht. unächſt graſte er Bayern und Sachſen ab und wandte ſich dann nach Schleſien. Be; vor er nach Deulſchland kam, hal er Südfla⸗ wien, die Tſchechoflowakei, die Schweiz, Oeſterreich und Polen unſicher gemacht. Nach eigenem Geſtändnis hat er in letzler hee nicht ai als 1500 Reichsmark er · indelte Ob det Zur Regelung der Eierwirtſchaft Gegen den wilden Eierkauf auf dem Lande. Karlsruhe, 23. Mai. Die Preſſeſtelle der Landesbauernſchaft Ba⸗ den teilt mit: Die vor wenigen Wochen in Kraft geſetzte Verordnung zur Neuregelung der Eierwirt⸗ ſchaft hat dem Erzeuger die Freiheit belaſſen, die Eier eigener Produktion direkt an den Verbraucher abſetzen zu können, d. h. die Eier mußten nicht erſt den Weg über die Sam⸗ mel⸗ und Kennzeichnungsſtelle laufen. Seit dieſer Zeit aber hat es ſich auch gezeigt, daß die Verbraucherkreiſe, beſonders in den mitt⸗ leren und kleineren Städten, den Eiereinkauf direkt beim Erzeuger in einem Ausmaße vor— nehmen, wie er früher niemals zu verzeichnen war. Die Verbraucher ziehen an manchen Ta⸗ gen geradezu ſcharenweiſe hinaus auf das Land, um Eier einzukaufen, wobei ſich natür⸗ lich nicht kontrollieren läßt, inwieweit hi erber auch gewerbliche Wiederverkäufer unberechtig— terweiſe nicht gekennzeichnete Landeier aufkau⸗ fen. Hierbei machen ſich bekanntlich der ver— kaufende Erzeuger und der Wiederverkäufer ſtrafbar. Während ſo die Städter hinausfahren aufs Land, dort dem Erzeuger die Eier wegholen, in der Meinung, dabei Geld zu ſparen— mei— ſtens denken ſie gar nicht an die damit ver— knüpften Speſen— ſitzt in den Städten der einſchlägige Lebensmittelhandel und wartet auf den Kunden. Daraus ergibt ſich die Tat— ſache, daß dieſes direkte Aufkaufen beim Er— zeuger wirtſchaftlich ungeſund und nicht ver— tretbar iſt. Aber nicht nur das, denn durch dieſe Ausſchaltung des Handels bringen jene Volksgenoſſen, die mit dieſen Ausführungen gemeint ſein ſollen, den Beweis, daß der Begriff Volksgemeinſchaft ihnen ein fremder iſt. Es ergeht deshalb an die Stadtbevölkerung und insbeſondere an die Beamtenſchaft der Ruf:„Deckt Eueren Bedarf an Eiern beim ortsanſäſſigen Handel, der vielen Euerer Volksgenoſſen Arbeit und Brot gibt“. Affenbank und Aſſenwührung Wo könnte es auch anders ſein als in Amerika: dort hat ein Wiſſenſchaftler eine beſondere Affenbank gegründet, nachdem er dje Affen an den Gebrauch des Geldes ge— wöhnt hatte. Wenigſtens berichtete er darü— ber in einem Vortrag. Es handelt ſich um den Profeſſor M. Yerkes von der Pale-Uni— verſitäſt in Neuyork. Dieſem ſoll es nach ſeinen Angaben gelungen ſein, die Affen in der Handhabung des Geldes ſo weit zu„er— ziehen“, daß das zu guter Letzt zur Grün— dung einer ſogenannten„Affenbank G. m. b. H.“ führte. Laſſen wir Herrn Verkes, den ehrenamtlichen Generaldirektor dieſes eigen— artigen Geldinſtitutes, ſprechen:„Erſt muß— ten ſich die Affen daran gewöhnen, ihre Nahrung nur gegen bunte Papierſcheine er⸗ halten zu können. Für die Scheine mußten ſie vorher verſchiedene Arbeiten verrichten Die„Währung“ wurde folgendermaßen „ſtabiliſiert“: Ein weißer Schein eine Apfel⸗ ſine, ein roter eine Banane. Zwei weiße Scheine Weintrauben, grüner Schein ein Getränk, zwei grüne Scheine kurzer Käfig— Urlaub. Die Affen haben die les Syſtem ſehr ſchnell verſtanden und arbeiten mit voller Energie für Geld. Alles, was ſie„verdient“ hatten, wurde ſofort wieder ausgegeben Nun ſchritt ich dazu. die Automaten von Zeit zu Zeit zu ſperren und die Tiere mußten ſich daran gewöhnen, ihr„Geld“ den Wärtern zur Aufbewahrung zu übergeben. Zuerſt taten ſie dies mit großem Widerwillen, als ſie aber nach einigen Tagen gemerkt hatten, daß ſie immer mehr Scheine wiederbekamen. verſtanden ſie auch die„Verzinſung“. Und das Kapital der Affenbank wurde mit jedem Tag größer.“— Soweit Profeſſor Perkes, der abſchließend ſogar die Behauptung auf— wurde hauptſächlich aus ü ſtellt, das noch ſo widerſtandsfähig iſt, daß Zen Vorderfront nur ein Fenſter auf auch als ö flügelhof an — ſtellt, daß die Affen ganz automatiſch anfin⸗ gen, einander anzupumpen, und daß volks⸗ tümliche„Herrſchaften“ ohne weiteres ein „Bardarlehen“ aufnehmen konnten. Wohin⸗ gegen unbeliebte Schimpanſen von ihren wohlhabenden Kollegen ſchroff abgewieſen wurden.— Wie geiagt, das berichtete der genannte Profeſſor in einem Vortrag. ſanteſten Winkel der Stadt wurde bei Inſtandsſetzungsarbeiten ein Fachwerkbau freigelegt, der aus Jahrhundert ſtammt und ſomit eines der älteſten, wahricheinlich das älteſte Singens iſt. Die Grundmauern im Erdge— ſchoß wurden aus Geröllſteinen vom Ho— hentwiel und Wacken aus der Aach aufge— richtet und ſind 90 Zentimeter dick. Die ſtatt. Ein 800 Jahre altes Haus in Singen In der Zinkengaſſe, im hiſtoriſch interefſ- Singen a. H., N tiſch⸗Guyana-„Circulars“ dem 11. Haus rung der heutigen nahekommt, brachte 13 000 Zwiſchenräume zwiſchen dem Fachwerk im ö ö Obergeſchoß ſind von daumendicken Weide⸗ ruten durchzogen und mit Lehm ausgefüllt, der in dieſen acht Jahrhunderten ſo hart wie Felsgeſtein geworden iſt. Das Fachwerk Eichenholz herge— die Nägel angreifen und halten. Gebaut wurde das Haus vom Ortsfiſcher, der an ſei— nen Wänden die Netze zum Trocknen auf— hing. In nächſter Nähe ſtand die Schmiede, die aber ſchon vor langer Zeit einem Scha— denfeuer zum Opfer gefallen iſt. Das Ober— geſchoß ragt etwa einen halben Meter über das Erdgeſchoß hinaus, weiſt in ſeiner un un enthält drei Zimmer. Später wurde ein Weber Eigentümer des Hauſes das, ur— ſprünglich an den Außenwänden unverputzt, erſt im 16. Jahrhundert einen 5 Zentime— lung. Noch ein anderes Britiſch-Guyana-Cir⸗ derten im Jahre 1933 12 786 Deutſche nach ter dicken Verputz erhielt, der ſo dauerhaft war, daß ſeine Entfernung heute ſtellenwei— ſe noch große Mühe machte. Sammelt Brenneſſein Jetzt wuchern die Brenneſſeln mit ihrem jungen, friſchen Grün. Sie ſind ein beliebtes Gruͤnfutter, das man zerkleinert gern den jun— gen Gänſen gibt. Junge Brenneſſeln werden Gemüſe genoſſen und von Lieb— habern dem Spinat vorgezogen. Da im Ge— Grünfutter jetzt kein Mangel herrſcht, iſt die rechte Zeit, um Brenneſſeln zu ſammeln, zu trocknen und als Grünfutter— Erſatz für den Winter aufzuheben. Man zer— lleinert die Brenneſſeln ähnlich wie Kleeheu zu einem Mehl. Es wird im Winter aufge— brüht und unter das Weichfutter gemiſcht. Dem Brenneſſelmehl wird nachgerühmt, daß es viel Nährſalze, vorwiegend kohlenſauren Kalt, und auch Eiweiß enthält, das aller— dings nicht voll verdaulich iſt. An Vita⸗ minen ſoll es arm ſein, weshalb für den Winter die Beifütterung vitaminreicher Fut— terſtoffe empfohlen wird. Buntes Allerlei Braſiliens größte Orgel— das Meiſter⸗ werk eines Deulſchen. In der Franziskaner— Kirche Santo Antonio do Pary, die inmitten eines Arbeitervorortes von San Paulo ſteht, wird in dieſen Tagen die größte Orgel Bra— ſiliens eingeweiht, die ein Werk des deutſchen Orgelbauers Karl Moehrle iſt. Karl Moehrle hat ſchon in Rio ſich als Künſtler im Orgel— bau einen Namen geſchaffen. Die Orgel, die eine Breite von 9 Metern, eine Höhe von 8 Metern und eine Tiefe von 4,89 Metern hat, iſt die größte bisher in Braſilien gebaute Orgel und iſt bis auf kleine aus Deutſchland bezogene Spezialteile vollkommen aus bra⸗ ſilianiſchem Material hergeſtellt. Die Orgel iſt nach dem neueſten deutſchen Syſtem ge— baut und wird elektriſch betrieben. Die größte Pfeife mißt 6 Motor. die kleinſte 15 Die Schwester ROMAN VON CARL HOLM ppm pA R rr argen natd ge Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle a. d. S. „Der Kleine ſchreit immer auf im Schlaf, wirft ſich hin und her— ich habe ihn gemeſſen— 38,5.“ 1 „Hm! Sie haben keine Idee, worum es ſich handeln könnte, Fräulein Reimers?“ „Er hat ſich ein paarmal an den Hals gegriffen, auch etwas heiſer gehuſtet—“ „Da müſſen wir mal hineinſehen! Blick in den Hals zu werfen. eifrig bei ihrem Geſchäft, ordnung ihrer Kleidung Erkältung, eines Schnupfens. 48 Doktor, daß ich Sie deswegen ſtörte! Sie machen das am beſten ſelbſt— ich werde Ihnen leuchten.“ Während das aus dem Schlaf aufgeſtörte Kind gegen die beabſichtigte Unterſuchung ſich nach Kräften wehrte, brachte es die Hausdame ſchließlich fertig, ihm einen Dicht zuſammen beugten ſie ſich über das Bett des ſtrampelnden Jungen, und Doktor Martens konnte nicht umhin, zu bemerken, daß das loſe ſitzende Morgenkleid ſich über der Bruſt des Mädchens ſtark verſchob, ſo daß er aus nächſter Nähe die ſchneeige, wohlgeformte Büſte ſehen mußte. daß ſie anſcheinend der Un⸗ keine Beachtung ſchenkte, auch dann nicht, als beide ſich wieder aufrichteten, während der Junge ſich ſofort auf die Seite legte und weiterſchlief. „Ich kann nichts Bedenkliches ſehen, nur eine leichte Rötung des Gaumens— vermutlich der Anfang einer Verzeihen Reimers. G auf ſein Gegenüber fiel. kaum ein Hauch, 49 g es wurde ihm ſchwer. „Vielleicht umſchlag?“ ſagte er. „Ich denke, ja!“ Sie war ſo geſſen würde, fernliegen. Sie, Herr machen Sie wie ſie jede Frau auch in 1 1 ö ö „Bitte— ich bin Ihnen zu Dank verpflichtet, Fräulein Er hielt das Licht in der Hand, deſſen Schein voll Ein leichter Duft von Heliotrop, umſchmeichelte. Augen hingen wie gebannt an dem Bild vor ihm. Er fühlte, daß ihm nichts übrig blieb, als wieder zu gehen, „Das wollte ich gerade beſorgen.“ „Hoffentlich iſt morgen alles wieder gut!“ Er fand keinen Vorwand, länger zu bleiben, machte eine leichte Verbeugung und zog ſich zurück. Es dauerte das lange, bis er wieder einſchlafen konnte. ö r di Augen ſchloß, ſah er immer das Bild vor ſich, wie die Schweſter ſich über das Bett beugte, wie ihre vollen Arme gegen die dunkelrote Steppdeckte ſich abhoben, die Weiße der Bruſt aus dem violetten Seidengewande durch, die dünnen Spitzen ſchimmerte. Er meinte noch den Duft zu ſpüren, der von der Frauengeſtalt ausging. Er erinnerte ſich, daß ihm ſchon, als er ſie zum erſten Male in der Nacht der Operation ſah, dieſer etwas ſchwüle, leicht be— rauſchende Duft aufgefallen war. ſie ha g nichts Schweſternhaftes an ſich gehabt bei dieſem nächt⸗ lichen Zuſammentreffen eben— eher etwas von einer— pfui, wie kamen ihm ſolche Gedanken! übung ihrer Schweſternpflicht mochten ihr Ueberlegungen, einem ſolchen Fall nicht ver⸗ Wenn nur ihre Blicke— er ſprang aus dem Bett und goß ſich ein Glas Waſſer ein. Wie kam man nur auf ſo dumme Gedanken! Millimeter. Auf drei Manuglen beſitzt e 61 Taſten, außerdem 30 Knöpfe für die freien f Verbindungen. Das Pedal umfaßt 30 Taſten. Wertvolle Briefmarken. Kürzlich fand in London eine Verſteigerung beſonders wertvol⸗ ler und ſeltener Briefmarken aus der berühm⸗ ten Sammlung des Amerikaners Arthur Hind Eine Britiſch-Guyana von 1850-60, dortſelbſt primitiv gedruckt, erregte bei ſehr zahlreich bietenden Käufern das lebhafteſte Intereſſe. Das ſeltene Stück erzielte 14000 Rm. Für zwei 2 Cents— roſe— der Bri⸗ von 1850 wurden 30000 Rm. bezahlt; der Umſchlag trägt die Aufſchrift„Miß Roſa in Blankenburg“. Es exiſtieren hiervon nur noch 2 Stück. Eine an⸗ dere frühe Briefmarke, die 4⸗Cent-Britiſch⸗ Guyana von 1856, die inbezug auf Ausfüh⸗ Rm.; ſie ſtammte aus der Ferrari-Sammlung, die erſt 1922 bekannt wurde. Eine Reihe von 4 Barbados von 1878 mit 1d Nachporto zu 5 Sh., die Hind für 3000 Nm. gekauft hatte, erzielte bei Ferrari 9100 Rm. Dieſer Streifen exiſtiert überhaupt nur einmal und gilt daher als das ſeltenſte Stück der Samm- 2 cular von 1858 zu 4 Cent brachte 6600 Rm., während 8 Cent grün derſelben Ausgabe noch nicht volle 6000 Rm. erzielte. Baden an vierter Stelle. Insgeſamt wan⸗ überſeeiſchen Ländern aus, gegenüber 10325 im Jahre 1932; das ſind 2461 oder 24 Pro— zent mehr. Seit 1927 hat ſomit zum erſten Mal die Zahl der Auswanderer wieder etwas zugenommen. Sie bleibt aber noch hinter der Zahl von 1931(13 644) um 585 zurück und beträgt nur ein Fünftel des Standes von 1926(65 280). Nach Bremen(83 auf. 100 000 Einwohner) und Hamburg(63,7) iſt Würt⸗ temberg(49,1) am ſtärtſten beteiligt. Es folgt Baden(35,8), Hannover(30,9), Bayern (26,1), Schleswig-Holſtein(26). Der Reichs- durchſchnitt betrug 19,6. 7537(gleich 58,9 Prozent) Auswanderer waren weiblichen und 5249(gleich 41,1 Prozent) männlichen Ge— ſchlechts. 3 80 g 20 K 12 Der Schatz im Hagenſcgieß Die Altäre in der Tiefenbronner Kirche. Fern vom hämmernden Eiſenbahnſtrang und vom Aſphalt der Autoſtraßen liegt das Dorf Tiefenbronn. hte grüne Wald— mauern verſperrten in alter 1 Söldner⸗ ſcharen den Zugang under en te noch die zudringlichen Geräuſche des Verkehrs ab. Dieſes behäbige Dörflein über dem ſtillen tannenumſäumten Würmtal birgt in seiner alter 31 Kirche einen köſtlichen Schatz: Hinter den ro— ten Sandſteinmauern und den ſpithbogiger Fenſtern des Got eshauſes ſteben nämihenige Meiſterwerte alter deutſcher Malkunſt. In der Wanderführern wird zwar kaum etwas über dieſe Sehenswürdigkeiten in der Kirche ge⸗ ſagt. Meiſt wird die Schönheit des walderfüll ten Würmtales, in deſſen Seitental Tiefen— bronn am Bergrand liegt, hervorgehoben, und kurz iſt beigefügt: Geburtsort des Phrenologen Gall; gotiſche Kirche mit zwei berühmten Al. tären und kunſtvoller Monſtranz. Dieſe alte gotiſche Kirche birgt alſo die berühmten Altarbilder Schüchlins und Lukas Moſers. An den Wänden der Kirche und auf dem Boden künden halbverwitterte Grabdenk— mäler, von alten können. 0 4 druck, den der reichgeſchnitzte Hochaltar die Nebenaltäre hervorrufen. D* N Den 2 16. Jahrhundert. die Geſchlechtern und eine lange Reihe bunter Wappen zeugt von Beziehungen ſtreitbarer Herren zu der Kirche. Auch die alten Wandmalereien über den Spitzbogen der Sei⸗ tenſchiffe hat die Zeit nicht ganz auswiſchen aber geradezu wuchtig iſt der Ein⸗ und ö fällt zunächſt auf den geöffneten Hochaltar. Herrliches Schnitzwerk aus dem Leidensgeſchichte des Schnupfen und munter. Die wöhnlich, unter Schatten. „Ich werde ſeine Sinne. Seine 8; Ire, ſein.“ dem Jungen einen Hals— ei Sie ſelbſt ſollten zu ſuchen, ſtieg Wenn er die wahren konnte. Bruſt hielt. Und— ſie hatte ſo gar In der Aus⸗ Hausdame ſah ur „Gut, Fräulein Reimers! hochhängende 1 0 0 Plötzlich griff ſie ſich an den Kopf und ſank dann zurück, daß Doktor Martens ſie eben noch vor einem Fall be⸗ Herrn varſftellend, die Flügelbilder ſind ein Hauptwerk des Ulmers Hans Schüchlin, des Schwiegervaters von Bartholomäus Zeitblom, der ſeit 1469 genannt wird und jedenfalls im Jahre 1505 ſtarb. In ſchönen Farben, etwas herb im Ausdruck, hat er die Szenen aus der Jugendgeſchichte und der Paſſion Chriſti gemalt. Aber das größte Wunder in dem beſcheide⸗ nen Dorfkirchlein iſt der rechte Nebenaltac, der ſogenannte Magdalenen⸗ Altar. Eine warme Sonne ſcheint aus dem Gold⸗ grün zu glühen, das 500 Jahre nicht zu trüben vermochten.„Schri Kunſt, ſchri und klag dich ſer, die begert jetzt niemen mer. So, o wel. Dieſen Klagenſchrei ſchrieb der Maler Lukas Moſer von Weil im Jahre 1431 auf den Rahmen. In ſchimmernden Farben hebt ſich von dem güldenen Grund die fromme, einfältige Le⸗ gende des heiligen Geſchwiſterkreiſes, Magda⸗ lena, Martha und Lazarus ab. Wie fein hat der Meiſter die Natur beobachtet und wie lebendig hat er ſie in Farben und Formen auf die Tafeln gezaubert. Welch feines Ge⸗ fühl hatte Moſer für eine wirkungsvolle An⸗ ordnung— man beachte die ſchöne Gruppie— rung beim Gaſtmahl im Hauſe des Phäri⸗ ſäers— und wie liebevoll und glücklich iſt die Charakteriſtik der Martha als beſorgte Wirtin. Freudiges zielbewußtes Streben hat den Künſtler bei ſeiner Arbeit geleitet. Wie die Meiſter alle hat er auch kleine Scherze er— laubt, und in höherem Sinne, ſo wie Schil⸗ ler es verſtand, ſcheint er geſpielt zu haben, wenn er in dem Bild der Meerfahrt auf die entfernten Schifflein die Männchen ſo klein malte, daß man ſie nur durch ein Vergröße— rungsglas ſehen kann. Noch keine lorgnettierenden Damen muſtern in vorgetäuſchtem Intereſſe und Verſtänduis dieſe Hinterlaſſenſchaft einer künſtleriſch reg— ſamen Zeit. Und wir freuen uns auch, daß dieſe Schätze nicht in ein Muſeum verbracht, ſondern dort belaſſen worden ſind, wo ſie hin— gehören: In die alte Kirche im Walddorf Tiefenbronn. Aus den Nachbarländern Ludwigshafen, 23. Mai.(Auf ein Laſt⸗ auto aufgefahren.) In der Mundenßei⸗ merſtraße fuhr ein Laſtkraftwagen auf einen haltenden Perſonenkraftwagen aus Karlsruhe auf und ſtieß dieſen etwa ſechs Meter nach vorwärts. Infolge des Anſtoßes wurde die Rückwand des Perſonenkraftwagens eingedrückt. Perſonen wurden nicht verletzt. Ludwigshafen, 23.(Rabiat ge— worden.) In der Nacht wurde eine Poli⸗ zeiſtreife von einem Wirt aus dem Staottei Frieſenheim beim Feierabendbieten f röbſte beleidigt und tätlich Mar. genwehr überwältigt und in Verwahrung ge— nommen werden. In der Arreſtzelle tobte er weiter, zertrümmerte das Fenſter und ver— ſuchte, die Einrichtung zu zerſtören. Schifferſtadt, 23. Mai. t hornſtern.) Hier fiel einer der he in den Schornſtein der Strobel'ſch: Rühle. Als man ihn hervorhol Hefieder ganz rußig und ſein Oel getränkt, daß e 11 Mitleidige Menſchen na ihre Obhut. Bald konnte er ſein der Lehner'ſchen Mühle wieder beziehen, warz wie die Nacht. 5 erslautern, 23. Mai. torrad derunglückt.) ter Antoni mit dem e Saarkundgebung in ei ig fahren wollte, ſtieß e mit einem entgegen! aftwagen zuſammen. meine Hausfront geſchleu neben Hautabſchürfungen o Verletzungen. Er wurde in ein liefert. Die Schuldfrage bedarf noch rund 7 5 85 (Der Sto F ammbn don 1mmen ben Der Junge hatte richtig am Morgen einen tüchtigen etwas Huſtenreiz, war aber ſonſt ganz blaſſer aus als ge— lagen leichte bläuliche ihren Augen dem Kleinen wieder die Huſtenpefillen geben, die der Arzt ihm vor einiger Zeit verſchrieben. Es müſſen noch einige im Arzneiſchrank im Kinderzimmer Ich ſpreche bein? vor. ihn auch einmal konſultieren. Ihr Aus— ſehen beute morgen iſt nicht gerade brillant.“ „Oh, ich fühle mich ganz wohl, Herr Doktor! Als dann beide ins Kinderzimmer gingen, die Paſtillet 1 71 die Hausdame auf einen Stuhl, um in Schränkchen hineinſehen zu können. Er trug ſie auf eine Chaiſelongue und klingelte nach dem Mädchen. 1 Es beſiel ihn wieder ein eigenes Gefühl, als er den ſchlanken Körper des Mädchens, das ein nur leichtes Ge⸗ wand trug, einige Augenblicke in den Armen an ſeiner t. Wieder ſpürte er den leiſen Heliotropduft, der auf ihn wirkte wie ein berauſchender Trank.. Während das Mädchen die Kleidung der Ohumäch⸗ tigen öffnete, ſchenkte er ein Glas Waſſer ein und hielt es der Ruhenden an die Lippen. 2 ber ſie N ſah er, wie die geſchloſſenen Lider ſich plötzlich ein wenig hoben, und meinte zu bemerken, daß ein Blick der dunklen, Augen blitzartig auf ſein Geſicht fiel. der war die Lider wieder geſchloſſen, auch war es nicht möglich, der Bewußtloſen etwas einzuflößen. Sich über ſie beugend, Aber ſchon waren (Fortſetzung ſolgt.) 1 1 1 NOA N VO Krorhnnde NON STEEGMANN Urheberrechtsschutz: Fünf Türme-Verlag. Halle(Saale) 18 Nachdruck verboten. So ein verzogenes, verwöhntes Ding hatte ja keine Ahnung, wie es wirklich in der Welt ausſah. Die glaubte vermutlich, alles wäre ſo roſenrot und zuckerſüß wie in dummen Romanen. Die hatte ja keine Ahnung von den Menſchen. Na, da würde ſie ihr gleich einmal die Augen über Aki öffnen. „Alſo, bitte! Was haben Sie mir über Herrn Direktor Wernoff zu ſagen?“ Tilly lachte höhniſch auf: „Direktor! Wenn ich das ſchon höre! Entſchuldigen Sie, Fräulein Nyſtädt, das iſt zu komiſch! Da hätten Sie einmal den Aki ſehen ſollen, wie ich ihn aufgeleſen habe: zerlumpt, ohne einen Pfennig in der Taſche.“ „Das paſſiert anderen Menſchen auch!“ war Beates knappe Antwort. Tillys Augen wurden böſe: „Aber daß ſich einer nur durch Stehlen über Waſſer hält, das paſſiert anderen Leuten wohl auch? Das finden Sie wohl auch richtig, Fräulein Nyſtädt?“ „Wenn ein Menſch in einer furchtbaren Notlage iſt, könnte ich das vielleicht auch verſtehen“, gab Beate leiſe zur Antwort;„wenn ich es auch nicht billigen kann.“ „Na, da haben Sie ja ein weites Gewiſſen, Fräulein Nyſtädt! Vielleicht denken Sie auch wie der Aki: was dein iſt, das iſt auch mein! Solche Redensarten hat er von den Roten in Rußland gelernt. Und er läßt es nicht beim Reden bewenden, das kann ich Ihnen verſichern. Der ſieht ſchon auf ſeinen Vorteil. Was aus anderen Menſchen wird, das iſt ihm gleich. Dankbarkeit kennt der nicht für irgendeine Wohltat. Ich habe ihm geholfen, habe ihm Geld und Kleidung und Obdach gegeben. Ewige Dankbar keit hat er mir geſchworen, wie ich ihn aufgenommen habe. Mir hat er es zu verdanken, daß er wieder auf einen grünen Zweig kam. Ich habe ihm die Stellung in dem Tanzlokal verſchafft, habe ihn tanzen gelehrt, bis er mein Partner werden konnte.“ was mußte er gelitten haben! heiraten würde— und daß keine andere Frau auf der Welt für ihn exiſtiere! Und ich dummes Ding, ich hab's ihm geglaubt, weil ich“— ihre Stimme bebte wie von unterdrückten Tränen—,„weil ich ihn geliebt habe.“ In Beate ſtieg etwas wie ein körperlicher Ekel auf. Dieſe Frau und Aki? Das Wort Liebe ſchien ihr plötzlich Manne, den ſie geliebt, geſprochen. Tilly verſtand Beates Entſetzen falſch. Triumphierend fuhr ſie fort: „Wiſſen Sie, wie er es mir gelohnt hat, der Aki? Ich war ein paar Tage auf Gaſtſpielreiſen. Wie ich wieder kam, war der feine Herr fort. Zu meiner Mutter gezogen, die mich all mein Lebtag ſchikaniert hat. Aber er war nicht allein fort— auch mein Geld und meine ganze Ein— richtung. Die hatte er verkauft— und mit dem Erlös auf und davon.“ Beate ſtand auf: „Genug. Wenn ich Ihnen alles glauben würde, das eine nie und nimmer! Herr Wernoff ein gemeiner Dieb? Unmöglich! Dazu ſchätze ich ihn denn doch zu hoch ein. Er mag aus deni Dunkel herausgekommen ſein, er mag in der Not begangen haben, was er will— er mag Ihnen untreu geworden und undankbar geweſen ſein— aber daß er ohne zwingende Not einen gemeinen Diebſtahl begehen konnte— dazu kenne ich ihn zu genau.“ „Na, dann freuen Sie ſich nur, daß Sie ihn ſo gut kennen, Fräulein Nyſtädt. Aber wenn einmal heraus— kommt, wie der Aki Sie und Ihren Herrn Vater betrogen hat, dann wundern Sie ſich nicht. Ach, Sie glauben mir nicht? Soll ich Ihnen mal was zeigen? Sie kennen doch die Handſchrift von dem feinen Herrn Direktor, nehme ich an?“ Ohne Beates Antwort abzuwarten, entnahm ſie ihrer flitterglänzenden Abendtaſche ein paar zuſammengelegte Briefe und Schriftſtücke. „Hier— ſehen Sie, Fräulein Nyſtädt— ſind ein paar Liebesbriefe von Aki an mich. Und hier ein paar Briefe, die er vor kurzer Zeit an ein paar auswärtige Freunde geſchrieben hat. Dieſe Freunde ſind Agenten, die Fabri— kate der Firma Nyſtädt kaufen und verkaufen. Wenn Sie Geſchäftsbriefe zu leſen verſtehen, dann werden Sie ſehen, daß der Preis der Fabrikate verſchieden iſt. Ein niedriger Preis, den Ihr Herr Vater erhält— und ein hoher Preis, den der Käufer bezahlen muß. Was dabei herausſpringt, das teilt ſich der feine Herr Direktor Wernoff mit ſeinen Freunden. Betrug nennt man das auf gut Deutſch, Fräu⸗ lein Nyſtädt. Bleiben Sie nur ruhig hier, ſchauen Sie ſuch die Sachen gut an— daun werden Sie erkennen: die Briei⸗ —— 2 — 5———— *— l 43057 5 ö 1 8 ſind alle von Aki Wernoff. Vielleicht ſind Sie mir dann dankbar, daß ich Sie und Ihren Vater gewarnt habe. Es wäre doch keine ſchöne Sache, wenn Sie ſich noch länger mit einem Betrüger abgeben würden!“ Sie erhob ſich, ging an Beate vorüber. Leiſe ſchloß ſie die Tür. Draußen blieb ſie aufatmend ſtehen. So, der hochmütigen Prinzeſſin da drinnen mit ihrem Vergiß— meinnichtblick hatte ſie es nun gegeben! Die Lektüre, die ſie ihr da in die Hände geſpielt, würde ein bitterer Biſſen ſein. Sie ging ſchnell ein paar Schritte weiter. In eine Niſche gelehnt, ſtand Frentzoß. „Nun?“ fragte er leiſe. „Angebiſſen“, flüſterte ebenſo leiſe Tilly.„Den Aki haben wir bei ihr abgemeldet, da können Sie ſicher ſein. Nun ſehen Sie nur weiter zu.“ Frentzoß atmete auf. Es ſtand alles für ihn auf dem Spiel. Wernoff oder er— ein Drittes gab es nicht. Drinnen im Zimmer ſaß Beate. Vor ihr lagen die Briefe Aki Wernoffs. Mit ſchneeweißem Geſicht ſah ſie auf dieſe Briefe, die ihr Tilly überlaſſen. Wie ſie den erſten in die Hand nahm, war es ihr, als ſtiege ein freſſendes Feuer von ihnen auf, das ſie verbrennen würde. Nur einen Blick hatte ſie auf den erſten Brief zu werfen brauchen, um Akis Handſchrift zu erkennen. Sie las dieſe Briefe nicht weiter. Ihr Schamgefühl ſträubte ſich, die Liebesworte zu leſen, die Aki Wernoff an eine andere — und noch dazu an Tilly— gerichtet. Aber zwei Briefe, auf dem Geſchäftspapier der Firma Nyſtädt geſchrieben, überflog ſie. Von Akis Hand geſchrieben, waren ſie an einen unbekannten Herrn Cromer gerichtet und erwieſen auch für den Laien, daß Aki mit dieſem Cromer zuſammen gemeinſame Sache gegen die Intereſſen der Firma ge— macht. Beste ſtöhnte auf— dann warf ſie ſich über den Tiſch; ein wildes Schluchzen erſchütterte ihren Körper. Leiſe öffpete ſich die Tür. Beate fuhr auf. Kam dieſe furchtbare Perſon, dieſe Tilly, wieder zurück? Wollte ſie „Mein Gott!“ ſagte Beate leiſe vor ſich hin— Aki, dieſer ſtolze, ſcheue Menſch, Tanzpartner dieſer Frau— ſich vielleicht an ihrem Schmerz freuen? Aber es war nicht Tilly, ſondern Frentzoß. Er ſtand mit einem ernft-teilnahmsvollen Geſicht an der Tür, die „Auf ben Knien han er mir gedankt damals“, fuhr Tilly fort,„ewige Treue hat er mir geſchworen, daß er mich er nun ſchloß. „Mein gnädiges Fräulein“, ſagte er warm,„ich bin ſehr, ſehr traurig, daß die Unterredung mit Fräulein Tilly Ihnen anſcheinend einen tiefen Kummer bereitet hat. Aber wenn Sie es ſich ruhig überlegen, dann werden Sie mir zugeben: Beſſer jetzt als ſpäter. Denken Sie, wenn Sie dieſem Menſchen noch weiter vertraut hätten, wenn Sie ſeinen Werbungen Gehör geſchenkt hätten...“ entweiht. Es war, als krieche über ihre Seele etwas Häß⸗ liches, Erniedrigendes. Wie war es nur möglich, daß Aki! hinter der ſchönen Hülle dieſer Tilly nicht das Wertloſe ihres Charakters erkannt hatte? Denn wertlos war ſie. Sonſt hätte ſie nicht in dieſer häßlichen Weiſe von dem Beate ſtand mit einer beinah wilden Bewegung auf. „Ich will ſeinen Namen nicht mehr hören. Bitte, be— gleiten Sie mich heim!“ „Wie Sie befehlen, mein gnädiges Fräulein.“ Frentzoß verneigte ſich, dann reichte er Beate ſeinen Arm. Sie taumelte vor Erſchöpfung. „Lehnen Sie ſich nur feſt an mich, mein armes Kind“, ſagte er zärtlich.„Ach, Fräulein Beate, wenn Sie doch Ihre wahren Freunde erkennen würden. Wenn Sie wüßten, was ich für Sie fühle! Aber nein, weichen Sie nicht zurück. Es iſt unzart von mir, in dieſem Augenblick von meinen heißen Wünſchen zu ſprechen. Später, viel ſpäter, wenn Sie dieſe bittere Erfahrung überwunden haben— dann werde ich es erſt wagen dürfen. Bis dahin will ich nichts ſein als Ihr ergebener Freund.“ Beate hörte dieſe Worte nur wie in einer halben Be— täubung. Alles ſchwankte um ſie. Sie überquerten den Saal, den Beate vor kurzer Zeit verlaſſen. Die Feſtesfröhlichkeit war auf ihrem Höhepunkt angelangt. Bunte Luftballons ſchwebten an den Armen der Tänzer und Tänzerinnen; man verſuchte, ſich gegen— ſeitig die buntſchillernden Kugeln fortzunehmen. Hier und da zerſprang einer der Ballons mit lautem Knall. Die Kapelle ſandte ihre zuckenden Rhythmen laut und lärmend in den überhitzten Saal, in dem es nach Blumen, Parfüm, Zigaretten und Wein roch. Gerade wie Frentzoß Beate durch das Gewühl der Tanzenden hindurchgeleiten wollte, ſtand plötzlich Aki Wernoff vor ihnen. Mit fahlem Geſicht vertrat er Frentzoß und Beate den Weg. Beate ſchrie leiſe auf. Wernoff verbeugte ſich knapp vor Beate: „Fräulein Nyſtädt, erlauben Sie mir, daß ich Sie zu einem Wagen geleite. Das iſt hier nicht der rechte Ort für Sie.“ Beate richtete ſich auf; ein verächtlicher Blick traf Aki Wernoff. „Sie wägen es, mir Vorſchriften zu machen?“ „Ja, ich wage es“, kam es feſt zurück.„Ich kann es nicht zugeben, daß Sie Ihren Ruf leichtſinnig aufs Spiel ſetzen.“ Schneidend erwiderte Beate: „Bitte, kümmern Sie ſich nicht um Dinge, die Sie nichts angehen, Herr Wernoff. Es wäre beſſer, Sie würden Ihren Ruf wahren.“ Aki Wernoff war womöglich noch bleicher geworden. „Beate“, flüſterte er. So ſchmerzvoll waren ſeine Augen und war der Ton ſeiner Stimme, daß es Beate wie ein Meſſer durch die Seele ſchnitt. Aber ſie wollte nicht ſchwach werden. Sie wollte dieſem Manne nicht zeigen, wie tief ſie durch die Enttäuſchung an ihm getroffen war. Gerade ſchlenderte der dunkle Eintänzer an ihr vor⸗ über; in ihrer ſinnloſen Verzweiflung war ihr jedes Mittel recht. Nur fort von Aki Wernoff und ſeinen ſterbenstraurigen Augen! „Herr von Frentzoß“, ſagte ſie mit eiſiger Stimme,„ich habe keine Luſt mehr, mich mit dieſem Herrn zu unter- halten. Würden Sie ihm das vielleicht klarmachen? Ich möchte inzwiſchen tanzen...“ Das letzte hatte ſie in erhobenem Ton und mit einem unmißverſtändlichen Blick zu dem jungen Eintänzer geſagt. „Darf ich Sie bitten, meine Gnädigſte?“ Ehe Aki Wernoff dazwiſchentreten oder Beate hindern konnte, ſah er ſie ſchon im Arme des Gigolo davon— ſchweben. An der Schulter des Mannes lehnte ihr blaſſes, geliebtes Geſicht. Wernoff fuhr ſich über die Stirn. Ihm war, als wäre dies alles ein wirres Traumbild. Faſt hilfeſuchend ſchaute er ſich um. Da ſah er ein höhniſches Lächeln um Frentzoß' Lippen ſpielen. Und aus dem Hintergrund des Saales, dort an der goldenen Baluſtrade, ſah er ein Frauengeſicht geſpannt und höhniſch herüberlächeln— Tillys Geſicht. Auf einmal ahnte er, was hier vor ſich ging. Ganz begriff er die ungeheuerliche Intrige noch nicht; er hatte ja keine Ahnung von den Beſchuldigungen, die Frentzoß gegen ihn erhoben. Aber daß dies alles eingefädelt worden war, um ihn irgendwie zu verderben, das wurde ihm unumſtößlich gewiß. Doch was ging ihn jetzt ſein eigenes Geſchick an? Hier handelte es ſich zunächſt einzig und allein um Beate. Ihr guter Ruf war dahin, ſah man ſie hier— und noch dazu fahr intänder 3. der einen , Ser enen icht ang 0 ſchlechten Ruf hatte. Aki Wernoff war kein Phariſäer. Wer wie er ſich aus der Tiefe heraufgearbeitet hatte, der ſah nicht hochmütig auf andere herab. Auch unter den Gigolos fanden ſich tapfere, anſtändige Jungens. Nur dieſer Fredy war ein übel beleumundeter Burſche, den man hier nur hielt, weil er wundervoll tanzte und viele Damen heranzog. Und gerade an ihn mußte Beate geraten. Aber niemand anders trug an alledem die Schuld als dieſer Frentzoß. Ein unheilverkündendes Blitzen war in Akis Augen, wie er jetzt Frentzoß nacheilte, der ſich langſam ſchlendernd entfernt hatte. An der Tür holte er ihn ein. „Auf ein Wort, Herr von Frentzoß.“ Frentzoß drehte ſich halb um: „Ich wüßte nicht, was wir beide noch miteinander zu reden hätten, Herr Wernoff.“ „Hier im Saal beſtimmt nicht, Herr von Frentzoß, aber draußen im Veſtibül um ſo mehr.“ „Ich wünſche nicht, mich mit Ihnen zu unterhalten.“ „Ob Sie das wünſchen oder nicht, iſt mir einerlei. Ich wünſche es!“ Stahlhart kam die Erwiderung von Aki Wernoffs Lippen. Achſelzuckend ging Frentzoß hinaus. Aki folgte ihm. „Was veranlaßte Sie, Fräulein Nyſtädt hierher in dies Lokal zu bringen?“ fragte er, ſowie ſie beide draußen ſtanden. „Darüber bin ich Ihnen keine Rechenſchaft ſchuldig. Ich dächte, das gnädige Fräulein hätte Ihnen deutlich genug zu verſtehen gegeben, daß ſie Ihre Einmiſchung in ihre eigenen Angelegenheiten nicht wünſcht. Sie ſcheinen in manchen Dingen etwas ſchwer zu begreifen, Herr Wernoff. In andern um ſo beſſer.“ „Wollen Sie mir erklären, was Sie damit meinen?“ Aki bezwang mit eiſerner Energie die aufſteigende Wut. „Ich meine, daß jemand, der ſich monatelang von einem Mädchen durchfüttern läßt, kein ſehr vertrauenswürdiger Menſch iſt. Vielleicht wiſſen Sie auch Beſcheid mit ge— wiſſen Unſtimmigkeiten in den Buchungen Ihrer Ab— teilungen. Sie haben es ja in der Jugend mit mein und dein nicht ſehr genau genommen, Herr Wernoff, da ſollte ich mich doch ſehr wundern, wenn Sie ſich in dieſem Punkte ſo geändert haben ſollten. Das entſprechende Material iſt bereits in den Händen von Fräulein Nyſtädt. Sie wird nicht zögern, es Herrn Konſul zu übergeben. Ich glaube, Ihre Rolle im Hauſe Nyſtädt und in der Firma dürfte ausgeſpielt ſein.“ Aki Wernoff trat einen Schritt näher auf Frentzoß zu Der wich vor dem wutverzerrten Geſicht unwillkürlich zurück. Nun ſtand ein Stuhl als Hindernis zwiſchen ihm und Wernoff. Der ſagte zwiſchen zuſammengebiſſenen Zähnen: „Nehmen Sie das zurück! Sofort nehmen Sie das zurück!“ „Ich denke nicht daran.“ „Dann ſind Sie ein ganz gemeiner, verleumderiſcher Schurke! Ein ſolches Subjekt wie Sie verdient nichts anderes, als daß man es mit den Händen züchtigt.“ Er hob die Hand wie zum Schlagen. Angſtvoll und wütend ergriff Frentzoß den Stuhl, hob ihn hoch in die Luft und ging mit ihm als Waffe auf Wernoff los. Der ſprang blitzſchnell zur Seite. Sein Arm fuhr wie e! Hebel von rechts nach links, ſchmetterte gegen den Stuhl, Frentzoß war auf dieſen Seitenangriff nicht vor⸗ bereitet. Der Stuhl entglitt ſeiner Hand. Mit einem Wut⸗ ſchrei wollte er ſich auf Aki Wernoff ſtürzen. Aber der duckte ſich und unterlief ſeinen Gegner, wie bei einem Boxkampf. Schon hatte er ihn gefaßt, ihn wie ein Kind hoch in die Luft gehoben und zu Boden geſchmettert. Das laute Sprechen hatte eine Anzahl Angeſtellte aus den Räumen herbeigelockt. Auch Gäſte ſahen heraus. Ein Aufſchrei ertönte, als Frentzoß ſchwer zu Boden fiel. Aber niemand wagte ſich auf Aki Wernoff zu ſtürzen. Der warf einen entſetzten Blick auf den am Boden liegen⸗ den Bewußtloſen und raſte mit ein paar Sprüngen heraus. ** 1* (Fortſetzung fold urzen Wor In Völkerbundskreiſen rechnet man für die kommende Woche mit wichtigen inter⸗ nationalen Verhandlungen. In Oſterreich ſind mindeſtens 120 Natio⸗ nalſozialiſten verhaftet worden, ohne daß ihnen auch nur im geringſten eine Beteili⸗ gung an den Eiſenbahnanſchlägen nachge⸗ wieſen werden konnte, Der Gauleiter des Gaues Wien der NSDAP, Alfred Eduard Frauenfeld, und der Gauinſpekteur dieſes Gaues, Neumann, ſind in München eingetroffen. In Hirſchberg fand am Mittwoch für die drei bei dem Kraftwagenunglück ums Leben gekommenen Arbeitsdienſtfreiwilligen eine Trauerfeier ſtatt. a Bei einem Kraftwagenunglück in Berin⸗ gersdorf wurden drei SA⸗Männer getötet Und drei ſchwer verletzt. Auf dem Jahreskongreß des Weltverban⸗ des der Völkerbundsgeſellſchaften in Folke⸗ ſtone wurde die Volksabſtimmung im Saar⸗ gebiet erörtert. Dr. Schnee erläuterte den deutſchen Standpunkt. In Paläſtina ſind die Juden zum Proteſt gegen die Einwanderungsbeſchränkungen in den Generalſtreik getreten. Großfeuer im Moor Sproktau. 24. Mai. Im Sprotte⸗Bruch unmittelbar in der Nähe der Spatenſtichſtelle entſtand ein Brand größeren Ausmaßes. Dicke graugel— be Rauchſchwaden zogen etwa 10 Meter über dem Erdboden weit ſichtbar in öſtlicher Richtung hin. Sämtliche acht Abteilungen der Arbeitsgruppe 106 des Freiwilligen Ar⸗ beitsdienſtes und die Feuerwehren der gan⸗ zen Umgebung äüuchten das Feuer einzu⸗ dämmen durch die Errichtung von Erdgrä⸗ ben,. Der Brand ſtreckte ſich über den größ⸗ ten Teil des Sprotte-Bruches hin Bei der anhaltenden Trockenheit findet das entfeſſel⸗ te Element reiche Nahrung in dem dürren Bodenbeſtand. Die Entſtehungsurſache des Großfeuers, durch das eine unüberſehbare Menge Bruchboden in Mitleidenſchaft gezo⸗ gen worden iſt, iſt noch nicht ermittelt Der Schaden iſt überaus groß. Das Sprotte⸗ Bruch wird bekanntlich durch den Freiwilli⸗ gen Arbeitsdienſt urbar gemacht. Nach einer ſpäteren Meldung konnte das Feuer im Sprotte-Bruch in der Nacht ge⸗ löſcht werden. Der niedergegangene Negen trug mit dazu bei. daß das Feuer gelöſcht werden konnte. Als Entſtehungsurſache wird Fahrläſſigkeit angenommen i Tödlicher Abſturz Garmiſch⸗ Partenkirchen, 24. Mai. Am Pfingſtmontag eius am„Großen Kirchturm“ des Waxenſteins der Münchener Aetaßege Franz Vocke tödlich ab. Ein fa⸗ merad, der gleichfalls abſtürzte, blieb unver⸗ letzt. Die Leiche konnte in der Nacht gebor⸗ gen werden. Velgiſche Bondermiſſion Zur Notifizierung des Thronwechſels. Berlin, 24. Mai. Am Freitag trifft der Botſchafter in be⸗ ſonderer Miſſion Baron Holvoet mit Be⸗ gleitung in Berlin ein. Die königlich⸗belgi⸗ ſche Sondermiſſion, die den Auftrag hat, dem Herrn Reichspräſidenten das Ableben des Königs Albert und die Thronbeſteigung des Königs Leopold der Belgier zu notifi⸗ zieren, wird am Samstag von dem Herrn Reichspräſidenten zu dieſem Zweck empfan⸗ gen werden. Baron Holvoet wird am Eh⸗ renmal einen Kranz niederlegen. Ausbürgerung Frauenfelds? Wien, 24. Mai. Nach Preſſemeldungen ſcheint die Staatspolizei die Abſicht zu ha⸗ ben, gegen den hemaligen Gauleiter Frau⸗ 1 das Ausbürgerungsverfahren einzu⸗ eiten. Betrunkener Chauffeur Aulounglück in Berlin. 5 f Berlin, 24. Mai. Am Dönhoff⸗Platz, einer der verkehrs⸗ reichſten Stellen Berlins, ereignete ſich am Mittwoch nachmittag ein ſchweres Verkehrs⸗ Unglück. Eine Kraftdroſchke ſtreifte einen Perſo⸗ nenkraftwagen und ſauſte dann in das Schaufenſter eines Schirmgeſchäftes. Drei Perſonen, die ſich die Auslagen des Ge⸗ ſchäftes anſahen, wurden debel ſchwer ver ⸗ letzt. Eine Frau iſt während der Beförde rung ins Krankenhaus verſtorben. Der Lenker der Kraftdroſchke, der keiner⸗ 10 Verletzungen erhalten hat, war betrun⸗ ken. Brand an der Unterweſer. Weſermünde, 24. Mai. Mittwoch nachmit⸗ tag brach in der Sägerei der Holzhandlung Kuelken Großfeuer aus. Nach vierſtündiger rbeit war es gelungen, die Flammen auf den Brandherd zu beſchränken. Verbrannt ind 10 olagerſchurfen eine gro⸗ e Reihe Holzſtapel, das Keſſelhaus, die Schuppen mit den Holzbearbeitungsmaſchi⸗ nen, die Stallungen und eine Garage. Auslandsdeutſche Jugend. An der großen Pfingſttagung des VDA. in Mainz und Trier nahmen nicht nur Abordnungen aus allen Teilen des Reiches ſondern auch viele Vertreter des Auslandsdeutſch— tums tail Schweres Gasunglütk Fünf Perſonen in einer Grube erſtickt. Wien, 24. Mai. In der Gemeinde Feldkirchen in Kärnten ereignete ſich durch giftige Gaſe in der Senkgrube eines Gemeindehauſes ein ſchweres Unglück, bei dem fünf Perſonen den Tod fanden. Einem Knaben fiel beim Fußballſpiel der Ball in die Grube. Er ſtieg hinab und kam nicht wieder herauf Vier weitere Perſonen, die ihn retten wollten, kamen ebenfalls nicht wieder. Schließlich wurde die Feuerwehr gerufen, welche nach Ablaſſen der Giftgaſe 105 fünf Toten aus der Grube bergen konn- e Kurzer Prozeß Schwerverbrecher und Gefährkin erſchoſſen. Neuyork, 24. Mai. Wie aus Shreveport(Louiſiana) gemel— det wird, iſt dort einer der bekannteſten amerikaniſchen Schwerverbrecher namens Clyde Barrow zuſammen mit ſeiner Ge— fährtin auf der Landſtraße überraſchend er— ſchoſſen worden. Barrow wurde von den Behörden in Verbindung mit etwa einem Dutzend Mordtaten, mehreren Entführun⸗ gen und zahlreichen Banküberfällen geſucht. Die Polizei beobachtete ihn in Begleitung ſeiner Gefährtin in der Nähe eines Hau- es ſeiner Verwandten, wo er ſich ſeit etwa echs Wochen aufhielt. Sie eröffnete ſofort auf beide das Feuer, ehe ſie ihrerſeits von den Waffen Gebrauch machen konnken. Der Verbrecher und ſeine Gefährtin waren gera- de mit dem Verladen von Waffen beſchäftigt Die Landesſtelle Heſſen⸗Naſſau des Reichsminiſteriums für Volksaufklärung und Propaganda gibt bekannt: Durch einen Teil der Preſſe ging eine Notiz, nach der die„Reichspropagandaſtelle Heſſen⸗Naſſau“ des Reichsminiſteriums für Volksaufklärung und Propaganda erſt jetzt zur Landesſtelle erhoben worden ſei. Dieſe Nachricht iſt unrichtig. Von Anfang an be · ſtand eine„Landesſtelle Heſſen⸗Naſſau“. Dieſe Landesſtelle umfaßte das Gebiet der Provinz Heſſen⸗Naſſau ſowie des Landes Heſſen; ihr waren unterſtellt die Reichspro⸗ pagadaſtelle Heſſen ſowie die Reichspropa⸗ gandaſtelle Kurheſſen. Inzwiſchen ſind aber alle Reichspropagandaſtellen zu Landesſtel⸗ len erweitert worden, ſodaß die Reichspropa⸗ gandaſtelle Kurheſſen setzt Landesſtelle Kur⸗ heſſen mit dem Sitz in Kaſſel iſt. Die Reichs⸗ propagandaſtelle Heſſen iſt aufgelöſt worden, weil ſonſt im Gebiet des Gaues Heſſen⸗Naſ⸗ ſau der NSDAP. zwei Landesſtellen ſein würden. Die Landesſtelle Heſſen⸗Naſſau des Reichsminiſterium für Volksaufklärung und Propaganda umfaßt von jetzt ab nur noch das Gebiet des Gaues Heſſen⸗Naſſau der NSDAP. gez. Müller⸗Scheld. Gaupropagandaleiter und Leiter der Landesſtelle Heſſen⸗Naſſau des Reichs⸗ miniſteriums für Volksaufklärung und Propaganda. Aus Heſſen und Naſſau 50 Jahrfeier der Zahnradbahn zum Niederwald. * Rüdesheim, 23. Mai. Die Fremdenſtadt Rüdesheim feierte an Pfingſten das 50jäh⸗ rige Beſtehen der Zahnradbahn nach dem Niederwald. Am Eingang der Stadt war ein mächtiger Ehrenturm errichtet, der auf die Jahresfeier hinwies. Zwei Lotomonpfuyrer, Retzel und Meuer die bereits 50 Jahre ihr Amt ausgeübt, wurden geehrt. Aus Anlaß der Begebenheit erhielt jeder tauſendſte Fahrgaſt ein Ehrengeſchenk in Form einer Flaſche echten Rüdesheimer Weines mit gleichzeitiger Ueberreichung des traditionellen Rüdesheimer Weinbrunnenbechers. Wäh— rend ihrer langen Zeit hat die Bahn bis jetzt über acht Millionen Fahrgäſte nach dem Na⸗ tionaldenkmal gebracht. ** Frankfurt a. M., 24. Mai.(34 Fahr⸗ raddiebſtähle.) Nicht weniger als 34 Fahrraddiebſtähle konnten dem 27jährig'n Schloſſer Wilhelm Otto vor dem Schöffen— gericht nachgewieſen werden, wo er außerdem der Urkundenfälſchung und des Betrugs an— geklagt war. Die letzteren Delikte hat er da⸗ durch begangen, daß er beim Verkauf der Räder ſich ſelbſt Beſcheinigungen über einen rechtmäßigen Erwerb ausſtellte, um damit den Abnehmer der Räder zu täuſchen. Otto pflegte beim Abſatz der Räder SA-Uniform zu tra⸗ gen, obwohl er kein SA-Mann war. Das Schöffengericht war der Anſicht, daß der An⸗ geklagte in gewiſſer Not gehandelt habe, aber es vermochte ihm trotzdem keine mildernden Umſtände zu gewähren. Das Gericht erkannte auf eine Zuchthausſtrafe von acht Jahren, fünf Jahre Ehrverluſt und Sicherungsverwah— rung. * Frankfurt a. M., 24. Mari.(Der Wäldchestag.) Mit Kind und Kegel ſtrömte bei herrlichem Frühlingswetter ganz Frankfurt in den Stadtwald. Im Walde ſelbſt, wo ſich all dieſe Menſchenmaſſen auf einer verhältnismäßig engen Fläche zuſammen⸗ fanden, bot ſich ein überwältigendes Bild. Nicht nur der eigentliche„Appelwoi“-Hügel, auch die weitere Umgebung einſchließlich der Bürgerwieſe, auf der auch der Aufmarſch der alten Bürgerwehr mit dem„Altbürgermeiſter“ vor ſich ging, bildete eine einzige Menſchen⸗ maſſe, die ſich am Aeppelwoi und ſonſtig n Genüſſen gut tat und ſich des herrlichen Wet⸗ ters freute. Es entwickelte ſich ein frohes Treiben allerorts, und je mehr die Zeit vor⸗ Ob Sie blond ſind oder dunkel, davon hängt es ab, welche beſonderen Stoffe Ihr Haar zu ſeiner Pflege benötigt. Dementſprechend nehmen Frauen mit dunklem Haar Schwarzkopf⸗Schaum⸗ pon„mit Nadelholzteer“, Blondinen„mit Ka⸗ millen⸗ Extrakt“, ferner gibt es eine neutrale Sorte„mit Veilchengeruch“. Jedem Beutel Schwarzkopf⸗Schaumpon für 20 Pfennig liegt„Haarglanz“ bei, der das Haar neutraliſiert und ihm Feſtigkeit, Elaſtizi⸗ tät und wundervollen Glanz verleiht. ſchritt, deſto gehobener wurde die Stimmung, echte Wäldchestag⸗Stimmung. Die Wirte und die Karuſſell⸗ und Budenbeſitzer, die„Brezel⸗ buwe“, die Bratwurſtröſter und all die an⸗ deren Unternehmer größeren und kleineren Formats, die für dieſen Tag eine große Ein⸗ nahme gewittert haben, dürften mit ihrem Kaſſenſturz zufrieden ſein. Und nicht zuletzt auch die Stadt Frankfurt mit ihrer Stra⸗ ßenbahn. Abends um 9 Uhr war dann der ganze Zauber zu Ende. Man formierte ſich nach altem Brauch zu größeren oder kleineren Zügen und zog ſingend und jubelnd wieder in die Mauern der Stadt. ** Frankfurt a. M., 24. Mai.(Steuer- ſteckbrief.) Gegen den 46jährigen Kauf⸗ mann Moritz Goldſchmidt und ſeine geſchie⸗ dene 37jährige Ehefrau Lilly Goldſchmidt, die zuletzt in Frankfurt wohnten und im März vorigen Jahres ſich ins Ausland begeben 10 05 iſt Steckbrief wegen Steuerflucht er⸗ aſſen worden. Von ihrem 505 000 Mark betragenden Vermögen hätten ſie ein Vier⸗ tel, alſo 126375 Mark, beim Verlaſſen Deutſchlands dem Finanzamt entrichten müſ⸗ un Aus der Heimat Gedenktage 2 4. Mai 1543 Der Aſtronom Nikolaus Kopernikus in Frauenberg geſtorben. 1699 Der preußiſche Reitergeneral Hans Joachim v. Zieten auf Wuſtrau geboren. 1848 Die Dichterin Anette von Droſte-Hüls⸗ hoff auf Schloß Meersburg am Boden— ſee geſtorben. Sonnenaufg 3.52 Sonnenunterg. 20.01 Wann Urlaub? Urlaub iſt eine wichtige Angelegenheit. Was iſt da nötig? Erſtens Urlaub bekommen, zwei— tens Geld, drittens wohin— und damit iſt die Sache glücklich ſchon falſch geworden. Num— mer eins iſt Vorausſetzung, als zwei kommt dann aber nicht das Geld und auch nicht die Suche nach der Aufenthaltsgegend, ſondern viel wichtiger iſt die Frage nach dem Wann der Urlaubszeit. Weil davon der Erholungs— erfolg im ſtärkſten Maße abhängig iſt. Wer es ſich einrichten kann, der geht im Frühjahr, im Herbſt, im Winter, aber nicht im Hoch— ſommer in Ferien. Der heiße Sommer macht bequem, ſtatt man ſich bewegt und die Ge— gend erwandert, entſteht ein faules Umher— liegen im Schatten, weil die Sonne alles verſcheucht, Erholung iſt Kräfteſammeln— Kräfte aber entſtehen nicht aus fauler Ruhe, ſondern nur aus abwechſelnder Betätigung und Pauſe. Nur Ruhe ſchafft aus Waſſeraufſchwem⸗ mung und Fettanſatz Gewichtsvermehrung. Gewicht iſt aber nicht Erholung. Er— holung iſt Leiſtungsverbeſſerung. Leiſtung aber iſt Ergebnis von Tätigkeit, nicht von Ruhe. Somit gehören zur Erholung Bewegung und richtig verteilte Pauſen, die ſie zu Kräften formt. Die laſtende Hitze des Sommers macht alles Lebendige müde und weckt den Durſt nach Waſſer, Wind und Bewegung. Da iſt es ganz gleich, ob man in der Stadt oder im Freien lebt. Im Frühling, Herbſt oder Winter aber iſt die Zeit, wo Bewegung Freu— de auslöſt und Befriedigung ſchafft. Nicht nur das, die anderen Jahreszeiten ſind ſchö— ner, erlebnisreicher und darum für den, der mit offenen Augen in die Nobur geht, auch viel wertvoller. ** Die neuen Schweizer Marken. Für die Marken mit Weltis Bild des Tellknaben aus dem Jahre 1907 und Kißlings Tellkopf aus dem Jahre 1914(die jetzigen Werte von 3 bis 30 Rappen) werden neue Marken mit Landſchaftsbildern ausgegeben. Die 7 Land— ſchaftsmotive ſind der Weſt-, Zentral-, Oſt⸗, Nord und Südſchweiz entnommen. Sie wollen jedoch nicht für beſtimmte Regionen werben, ſondern das Typiſche der Schweiz und der ſchweizeriſchen Verkehrswege dar— ſtellen: von Bergen eingerahmte Täler und Seen, Gletſcher, Schluchten, Waſſerfälle, Bergſtraßen und Alpenſtraßen. Die neuen Marken wurden von Graphiker Eugen Jordi (Kehriatz bei Bern) entworfen ** Erfindungen werden ſeltener. Im Jahre 1933 iſt wie in den Vorjahren die Zahl der Patentanmeldungen ſtark zurück— gegangen, und zwar gegen 1932 um 13,2 Prozent von 63 414 auf 55 992. Auf Deutſch⸗ land fielen dabei 44 981— 80,3 Prozent und auf das Ausland 11011— 19.7 Prozent der Anmeldungen. An der Spitze der ausländi- ſchen Staaten ſteht mit 1915 Anmeldungen die Schweiz vor Frankreich mit 1891, den Vereinigten Staaten mit 1888 und Großbri⸗ tannien mit 1154 Anmeldungen. Noch ſtärker vermindert hat ſich die Zahl der bekanntge— gebenen Patente, die um 21,4 Prozent auf 21755 geſunken iſt. Die ſtarke Abnahme der Patentanmeldungen und Erteilungen dürfte nicht zuletzt in den höheren Anſprüchen dee Potentamtes zu ſuchen ſein. Vörſen und Märkte Vom 23. Mai. Mannheimer Großviehmarkt. Auſtrieb: 154 Ochſen, 130 Bullen, 324 Kühe, 261 Färſen, 724 Kälber, 16 Schafe, 1836 Schweine, 9 Ziegen. Preiſe: Ochſen 33 bis 35, 26 bis 28. 29 bis 32; Bullen 31 bis 33, 28 bis 30, 26 bis 28; Kühe 26 bis 29, 23 bis 26. 18 bis 21, 12 bis 17: Färſen 34 bis 36, 29 bis 33, 27 bis 29; Kälber 49 bis 54, 42 bis 48, 35 bis 41. 30 bis 34; Schafe nicht notiert; Schweine—, 41 bis 44, 40 bis 44, 40 bis 43.— Markt⸗ verlauf: Großvieh mitlel, Kälber mittel, ge⸗ räumt; Schweine mittel, badiſche je nach Qua⸗ lität nach Richtpreis nach Klaſſe C verkauft. Nanul Schon braun? at wehe ier rr. ·—5·w- AQ mit ehrlicher Bewunderung fragen, wenn Sie ſchon jetzt im Mai nach einem ein⸗ zigen Sonnenbad braungebrannt nach Hauſe kommen. Sie wollen wiſſen, wie ſich das erreichen läßt? Ganz ein⸗ fach: reiben Sie beim Sonnenbaden Ihre Haut gründ⸗ lich mit Leokrem ein. Leokrem hilftſchneller bräunen, weil er Sonnen⸗Vitamin enthält! Dank ſeinem Fettgehalt verringert Leokrem zugleich die Gefahr ſchmerzhaften Sonnenbrandes. 15 ſchon von 22 Pfg. ab in allen Chlorodont⸗Verkaufsſtellen erhältlich. Obſt⸗ und Gemüſemarkt Weinheim 8 vom 23. 5. 34 Kirſchen 1. Sorte 16— 24 Pfg., Kirſchen 2. Sorte 12— 15 Pfg., Erdbeeren 1. Sorte 39—42 Pfg., Erdbeeren 2. Sorte 35— 38 Pfg. Anfuhr ca. 40 Zentner. Nachfrage gut. S ROMAN KLOor hide JON SEEMANN Urheberrechtsschutz: Fünf Türme-Verlag. Halle(Saale) 18 Nachdruck verboten. So ein verzogenes, verwöhntes Ding hatte ja keine Ahnung, wie es wirklich in der Welt ausſah. Die glaubte vermutlich, alles wäre ſo roſenrot und zuckerſüß wie in dummen Romanen. Die hatte ja keine Ahnung von den Menſchen. Na, da würde ſie ihr gleich einmal die Augen über Aki öffnen. „Alſo, bitte! Was haben Sie mir über Herrn Direktor Wernoff zu ſagen?“ Tilly lachte höhniſch auf: „Direktor! Wenn ich das ſchon höre! Entſchuldigen Sie, Fräulein Nyſtädt, das iſt zu komiſch! Da hätten Sie einmal den Aki ſehen ſollen, wie ich ihn aufgeleſen habe: zerlumpt, ohne einen Pfennig in der Taſche.“ „Das paſſiert anderen Menſchen auch!“ war Beates knappe Antwort. Tillys Augen wurden böſe: „Aber daß ſich einer nur durch Stehlen über Waſſer hält, das paſſiert anderen Leuten wohl auch? Das finden Sie wohl auch richtig, Fräulein Nyſtädt?“ „Wenn ein Menſch in einer furchtbaren Notlage iſt, könnte ich das vielleicht auch verſtehen“, gab Beate leiſe zur Antwort;„wenn ich es auch nicht billigen kann.“ „Na, da haben Sie ja ein weites Gewiſſen, Fräulein Nyſtädt! Vielleicht denken Sie auch wie der Aki: was dein iſt, das iſt auch mein! Solche Redensarten hat ker von den wird, das iſt ihm gleich. Dankbarkeit kennt der nicht für irgendeine Wohltat. Ich habe ihm geholfen, habe ihm mein Partner werden konnte.“ „Mein Gott!“ ſagte Beate leiſe vor ſich hin— Aki, was mußte er gelitten haben! „Auf ben Knien hat er mir gedankt damals“, fuhr Tilly fort,„ewige Treue hat u er mir geſchworen, daß er mich heiraten würde— und daß keine andere Frau auf der Welt für ihn exiſtiere! Und ich dummes Ding, ich hab's ihm geglaubt, weil ich“— ihre Stimme bebte wie von unterdrückten Tränen—,„weil ich ihn geliebt habe.“ In Beate ſtieg etwas wie ein körperlicher Ekel auf. Dieſe Frau und Aki? Das Wort Liebe ſchien ihr plötzlich entweiht. Es war, als krieche über ihre Seele etwas Häß— liches, Erniedrigendes. Wie war es nur möglich, daß Aki hinter der ſchönen Hülle dieſer Tilly nicht das Wertloſe ihres Charakters erkannt hatte? Denn wertlos war ſie. Sonſt hätte ſie nicht in dieſer häßlichen Weiſe von dem Manne, den ſie geliebt, geſprochen. 5 24. . 2 5 77)— 5 5 1 9 77 2 777 4 ſind alle von Aki Wernoff. Vielleicht ſind Sie mir dann dankbar, daß ich Sie und Ihren Vater gewarnt habe. Es wäre doch keine ſchöne Sache, wenn Sie ſich noch länger mit einem Betrüger abgeben würden!“ Sie erhob ſich, ging an Beate vorüber. Leiſe ſchloß ſie die Tür. Draußen blieb ſie aufatmend ſtehen. So, der hochmütigen Prinzeſſin da drinnen mit ihrem Vergiß— meinnichtblick hatte ſie es nun gegeben! Die Lektüre, die ſie ihr da in die Hände geſpielt, würde ein bitterer Biſſen ſein. Sie ging ſchnell ein paar Schritte weiter. In eine Niſche gelehnt, ſtand Frentzoß. „Nun?“ fragte er leiſe. „Angebiſſen“, flüſterte ebenſo leiſe Tilly.„Den Aki haben wir bei ihr abgemeldet, da können Sie ſicher ſein. Nun ſehen Sie nur weiter zu.“ Frentzoß atmete auf. Es ſtand alles für ihn auf dem Spiel. Wernoff oder er— ein Drittes gab es nicht. Drinnen im Zimmer ſaß Beate. Vor ihr lagen die Briefe Aki Wernoffs. Mit ſchneeweißem Geſicht ſah ſie auf dieſe Briefe, die ihr Tilly überlaſſen. Wie ſie den erſten in die Hand nahm, war es ihr, als ſtiege ein freſſendes Feuer von ihnen auf, das ſie verbrennen würde. Nur einen Blick hatte ſie auf den erſten Brief zu werfen brauchen, um Akis Handſchrift zu erkennen. Sie las dieſe Briefe nicht weiter. Ihr Schamgefühl ſträubte ſich, die Roten in Rußland gelernt. Und er läßt es nicht beim Reden bewenden, das kann ich Ihnen verſichern. Der ſieht ſchon auf ſeinen Vorteil. Was aus anderen Menſchen Liebesworte zu leſen, die Ali Wernoff an eine andere — und noch dazu an Tilly— gerichtet. Aber zwei Briefe, auf dem Geſchäftspapier der Firma Nyſtädt geſchrieben, überflog ſie. Von Akis Hand geſchrieben, waren ſie an einen unbekannten Herrn Cromer gerichtet und erwieſen. Geld und Kleidung und Obdach gegeben. Ewige Dankbar keit hat er mir geſchworen, wie ich ihn aufgenommen habe. Mir hat er es zu verdanken, daß er wieder auf; einen grünen Zweig kam. Ich habe ihm die Stellung in dem Tanzlokal verſchafft, habe ihn tanzen gelehrt, bis er auch für den Laien, daß Aki mit dieſem Cromer zuſammen gemeinſame Sache gegen die Intereſſen der Firma ge— macht. Beckte ſtöhnte auf— dann warf ſie ſich über den Tiſch; ein wildes Schluchzen erſchütterte ihren Körper. Leiſe öffpete ſich die Tür. Beate ſuhr auf. Kam dieſe furchtbare Perſon, dieſe Tilly, wieder zurück? Wollte ſie ſich vielleicht an ihrem Schmerz freuen? dieſer ſtolze, ſcheue Menſch, Tanzpar mer dieſer Frau— Tilly verſtand Beates Entſetzen falſch. Triumphierend fuhr ſie fort: war ein paar Tage auf Gaſtſpielreiſen. Wie ich wieder— kam, war der feine Herr fort. Zu meiner Mutter gezogen, die mich all mein Lebtag ſchikaniert hat. Aber er war nicht allein fort— auch mein Geld und meine ganze Ein— richtung. Die hatte er verkauft— und mit dem Erlös auf und davon.“ Beate ſtand auf: „Genug. Wenn ich Ihnen alles glauben würde, das eine nie und nimmer! Herr Wernoff ein gemeiner Dieb? Inmöglich! Dazu ſchätze ich ihn denn doch zu hoch ein. Er mag aus dem Dunkel herausgekommen ſein, er mag in der Not begangen haben, was er will— er mag Ihnen untreu geworden und undankbar geweſen ſein— aber daß er ohne zwingende Not einen gemeinen Diebſtahl begehen konnte— dazu kenne ich ihn zu genau.“ „Na, dann freuen Sie ſich nur, daß Sie ihn ſo gut kennen, Fräulein Nyſtädt. Aber wenn einmal heraus— kommt, wie der Aki Sie und Ihren Herrn Vater betrogen hat, dann wundern Sie ſich nicht. Ach, Sie glauben mir nicht? Soll ich Ihnen mal was zeigen? Sie kennen doch die Handſchrift von dem feinen Herrn Direktor, nehme ich an?“ Ohne Beates Antwort abzuwarten, entnahm ſie ihrer flitterglänzenden Abendtaſche ein paar zuſammengelegte Briefe und Schriftſtücke. „Hier— ſehen Sie, Fräulein Nyſtädt— ſind ein paar Liebesbriefe von Aki an mich. Und hier ein paar Briefe, die er vor kurzer Zeit an ein paar auswärtige Freunde geſchrieben hat. Dieſe Freunde ſind Agenten, die Fabri— kate der Firma Nyſtädt kaufen und verkaufen. Wenn Sie Geſchäftsbriefe zu leſen verſtehen, dann werden Sie ſehen, daß der Preis der Fabrikate verſchieden iſt. Ein niedriger Preis, den Ihr Herr Vater erhält— und ein hoher Preis, den der Käufer bezahlen muß. Was dabei herausſpringt, das teilt ſich der feine Herr Direktor Wernoff mit ſeinen Freunden. Betrug nennt e man das auf gut Deutſch, Fräu⸗ lein Nyſtädt. Bleiben Zie nur ruhig hier, ſchauen Sie ſuch die Sachen gu nau— daun werden Sie erkennen: die Brieße Aber es war nicht Tilly, ſondern Frentzoß. Er ſtand mit einem ernft-teilnahmsvollen Geſicht an der Tür, die er nun ſchloß. „Mein gnädiges Fräulein“, ſagte er warm,„ich bin ſehr, ſehr traurig, daß die Unterredung mit Fräulein Tilly Ihnen anſcheinend einen tiefen Kummer bereitet hat. Aber wenn Sie es ſich ruhig überlegen, dann werden Sie mir zugeben: Beſſer jetzt als ſpäter. Denken Sie, wenn Sie dieſem Menſchen noch weiter vertraut hätten, wenn Sie ſeinen Werbungen Gehör geſchenkt hätten...“ Beate ſtand mit einer beinah wilden Bewegung auf. „Ich will ſeinen Namen nicht mehr hören. Bitte, be— gleiten Sie mich heim!“ „Wie Sie befehlen, mein gnädiges Fräulein.“ Frentzoß verneigte ſich, dann reichte er Beate ſeinen Arm. Sie taumelte vor Erſchöpfung. „Lehnen Sie ſich nur feſt an mich, mein armes Kind“, ſagte er zärtlich.„Ach, Fräulein Beate, wenn Sie doch „Wiſſen Sie, wie er es mir gelohnt hat, der Aki? Ich Ihre wahren Freunde erkennen würden. Wenn Sie wüßten, was ich für Sie fühle! Aber nein, weichen Sie nicht zurück. Es iſt unzart von mir, in dieſem Augenblick von meinen heißen Wünſchen zu ſprechen. Später, viel ſpäter, wenn Sie dieſe bittere Erfahrung überwunden haben— dann werde ich es erſt wagen dürfen. Bis dahin will ich nichts ſein als Ihr ergebener Freund.“ Beate hörte dieſe Worte nur wie in einer halben Be— täubung. Alles ſchwankte um ſie. Sie überquerten den Saal, den Beate vor kurzer Zeit verlaſſen. Die Feſtesfröhlichkeit war auf ihrem Höhepunkt angelangt. Bunte Luftballons ſchwebten an den Armen der Tänzer und Tänzerinnen; man verſuchte, ſich gegen— ſeitig die buntſchillernden Kugeln fortzunehmen. Hier und da zerſprang einer der Ballons mit lautem Knall. Die Kapelle ſandte ihre zuckenden Rhythmen laut und lärmend in den überhitzten Saal, in dem es nach Blumen, Parfüm, Zigaretten und Wein roch. Gerade wie Frentzoß Beate durch das Gewühl der Tanzenden hindurchgeleiten wollte, ſtand plötzlich Aki Wernoff vor ihnen. Mit fahlem Geſicht vertrat er Frentzoß und Beate den Weg. Beate ſchrie leiſe auf. Wernoff verbeugte ſich knapp vor Beate: „Fräulein Nyſtädt, erlauben Sie mir, daß ich Sie zu einem Wagen geleite. Das iſt hier nicht der rechte Ort für Sie.“ Beate richtete ſich auf; ein verächtlicher Blick traf Aki Wernoff. „Sie wägen es, mir Vorſchriften zu machen?“ „Ja, ich wage es“, kam es feſt zurück.„Ich kann es nicht zugeben, daß Sie Ihren Ruf leichtſinnig aufs Spiel ſetzen.“ Schneidend erwiderte Beate: „Bitte, kümmern Sie ſich nicht um Dinge, die Sie nichts angehen, Herr Wernoff. Es wäre beſſer, Sie würden Ihren Ruf wahren.“ Aki Wernoff war womöglich noch bleicher geworden. „Beate“, flüſterte er. So ſchmerzvoll waren ſeine Augen und war der Ton ſeiner Stimme, daß es Beate wie ein Meſſer durch die Seele ſchnitt. Aber ſie wollte nicht ſchwach werden. Sie wollte dieſem Manne nicht zeigen, wie tief ſie durch die Enttäuſchung an ihm getroffen war. Gerade ſchlenderte der dunkle Eintänzer an ihr vor⸗ über; in ihrer ſinnloſen Verzweiflung war ihr jedes Mittel recht. Nur fort von Aki Wernoff und ſeinen ſterbenstraurigen Augen! „Herr von Frentzoß“, ſagte ſie mit eiſiger Stimme,„ich habe keine Luſt mehr, mich mit dieſem Herrn zu unter- halten. Würden Sie ihm das vielleicht klarmachen? Ich möchte inzwiſchen tanzen...“ Das letzte hatte ſie in erhobenem Ton und mit einem unmißverſtändlichen Blick zu dem jungen Eintänzer geſagt. „Darf ich Sie bitten, meine Gnädigſte?“ Ehe Aki Wernoff dazwiſchentreten oder Beate hindern konnte, ſah er ſie ſchon im Arme des Gigolo davon— ſchweben. An der Schulter des Mannes lehnte ihr blaſſes, geliebtes Geſicht. Wernoff fuhr ſich über die Stirn. Ihm war, als wäre dies alles ein wirres Traumbild. Faſt hilfeſuchend ſchaute er ſich um. Da ſah er ein höhniſches Lächeln um Frentzoß' Lippen ſpielen. Und aus dem Hintergrund des Saales, dort an der goldenen Baluſtrade, ſah er ein Frauengeſicht geſpannt und höhniſch herüberlächeln— Tillys Geſicht. Auf einmal ahnte er, was hier vor ſich ging. Ganz begriff er die ungeheuerliche Intrige noch nicht; er hatte ja keine Ahnung von den Beſchuldigungen, die Frentzoß gegen ihn erhoben. Aber daß dies alles eingefädelt worden war, um ihn irgendwie zu verderben, das wurde ihm unumſtößlich gewiß. Doch was ging ihn jetzt ſein eigenes Geſchick an? Hier handelte es ſich zunächſt einzig und allein um Beate. Ihr guter Ruf war dahin, ſah man ſie hier— und noch dazu in den Armen Fredys, jenes Eintänzers, der einen ſehr ſchlechten Ruf hatte. Aki Wernoff war kein Phariſäer. Wer wie er ſich aus der Tiefe heraufgearbeitet hatte, der ſah nicht hochmütig auf andere herab. Auch unter den Gigolos fanden ſich tapfere, anſtändige Jungens. Nur dieſer Fredy war ein übel beleumundeter Burſche, den man hier nur hielt, weil er wundervoll tanzte und viele Damen heranzog. Und gerade an ihn mußte Beate geraten. Aber niemand anders trug an alledem die Schuld als dieſer Frentzoß. Ein unheilverkündendes Blitzen war in Akis Augen, wie er jetzt Frentzoß nacheilte, der ſich langſam ſchlendernd entfernt hatte. An der Tür holte er ihn ein. „Auf ein Wort, Herr von Frentzoß.“ Frentzoß drehte ſich halb um: „Ich wüßte nicht, was wir beide noch miteinander zu reden hätten, Herr Wernoff.“ „Hier im Saal beſtimmt nicht, Herr von Frentzoß, aber draußen im Veſtibül um ſo mehr.“ „Ich wünſche nicht, mich mit Ihnen zu unterhalten.“ „Ob Sie das wünſchen oder nicht, iſt mir einerlei. Jch wünſche es!“ Stahlhart kam die Erwiderung von Aki Wernoffs Lippen. Achſelzuckend ging Frentzoß hinaus. Aki folgte ihm. „Was veranlaßte Sie, Fräulein Nyſtädt hierher in dies Lokal zu bringen?“ fragte er, ſowie ſie beide draußen ſtanden. „Darüber bin ich Ihnen keine Rechenſchaft ſchuldig. Ich dächte, das gnädige Fräulein hätte Ihnen deutlich genug zu verſtehen gegeben, daß ſie Ihre Einmiſchung in ihre eigenen Angelegenheiten nicht wünſcht. Sie ſcheinen in manchen Dingen etwas ſchwer zu begreifen, Herr Wernoff. In andern um ſo beſſer.“ „Wollen Sie mir erklären, was Sie damit meinen?“ Aki bezwang mit eiſerner Energie die aufſteigende Wut. „Ich meine, daß jemand, der ſich monatelang von einem Mädchen durchfüttern läßt, kein ſehr vertrauenswürdiger Menſch iſt. Vielleicht wiſſen Sie auch Beſcheid mit ge— wiſſen Unſtimmigkeiten in den Buchungen Ihrer Ab— teilungen. Sie haben es ja in der Jugend mit mein und dein nicht ſehr genau genommen, Herr Wernoff, da ſollte ich mich doch ſehr wundern, wenn Sie ſich in dieſem Punkte ſo geändert haben ſollten. Das entſprechende Material iſt bereits in den Händen von Fräulein Nyſtädt. Sie wird nicht zögern, es Herrn Konſul zu übergeben. Ich glaube, Ihre Rolle im Hauſe Nyſtädt und in der Firma dürfte ausgeſpielt ſein.“ Aki Wernoff trat einen Schritt näher auf Frentzoß zu Der wich vor dem wutverzerrten Geſicht unwillkürlich zurück. Nun ſtand ein Stuhl als Hindernis zwiſchen ihm und Wernoff. Der ſagte zwiſchen zuſammengebiſſenen Zähnen: „Nehmen Sie das zurück! Sofort nehmen Sie das zurück!“ „Ich denke nicht daran.“ „Dann ſind Sie ein ganz gemeiner, verleumderiſcher Schurke! Ein ſolches Subjekt wie Sie verdient nichts anderes, als daß man es mit den Händen züchtigt.“ Er hob die Hand wie zum Schlagen. Angſtvoll und wütend ergriff Frentzoß den Stuhl, hob ihn hoch in die Luft und ging mit ihm als Waffe auf Wernoff los. Der ſprang blitzſchnell zur Seite. Sein Arm fuhr wie ei Hebel von rechts nach links, ſchmetterte gegen den Stuhl, Frentzoß war auf dieſen Seitenangriff nicht vor⸗ bereitet. Der Stuhl entglitt ſeiner Hand. Mit einem Wut⸗ ſchrei wollte er ſich auf Aki Wernoff ſtürzen. Aber der duckte ſich und unterlief ſeinen Gegner, wie bei einem Boxkampf. Schon hatte er ihn gefaßt, ihn wie ein Kind hoch in die Luft gehoben und zu Boden geſchmettert. Das laute Sprechen hatte eine Anzahl Angeſtellte aus den Räumen herbeigelockt. Auch Gäſte ſahen heraus. Ein Aufſchrei ertönte, als Frentzoß ſchwer zu Boden fiel. Aber niemand wagte ſich auf Aki Wernoff zu ſtürzen. Der warf einen entſetzten Blick auf den am Boden liegen- den Bewußtloſen und raſte mit ein paar Sprüngen heraus. 1 1* (Fortſetzung fold In kurzen Worten: In Völkerbundskreiſen rechnet man für die kommende Woche mit wichtigen inter⸗ nationalen Verhandlungen. In Oſterreich ſind mindeſtens 120 Natio⸗ nalſozialiſten verhaftet worden, ihnen auch nur im geringſten eine Beteili⸗ gung an den Eiſenbahnanſchlägen nachge⸗ wieſen werden konnte. Der Gauleiter des Gaues Wien der NSDAP, Alfred Eduard Frauenfeld, und der Gauinſpekteur dieſes Gaues, Neumann. ſind in München eingetroffen, In Hirſchberg fand am Mittwoch für die drei bei dem Kraftwagenunglück ums Leben gekommenen Arbeitsdienſtfreiwilligen eine Trauerfeier ſtatt.. Bei einem Kraftwagenunglück in Berin⸗ gersdorf wurden drei SA-Männer getötet Und drei ſchwer verletzt. Auf dem Jahreskongreß des Weltverban⸗ des der Völkerbundsgeſellſchaften in Folke⸗ ſtone wurde die Volksabſtimmung im Saar⸗ gebiet erörtert. Dr. Schnee erläuterte den deutſchen Standpunkt. In Paläſtina ſind die Juden zum Proteſt gegen die Einwanderungsbeſchränkungen in den Generalſtreik getreten. Großfeuer im Moor Sproktau, 24. Mai. Im Sprotte⸗Bruch unmittelbar in der Nähe der Spatenſtichſtelle entſtand ein Brand größeren Ausmaßes. Dicke graugel— be Rauchſchwaden zogen etwa 10 Meter über dem Erdboden weit ſichtbar in öſtlicher Richtung hin. Sämtliche acht Abteilungen der Arbeitsgruppe 106 des Freiwilligen Ar⸗ beitsdienſtes und die Feuerwehren der gan⸗ zen Umgebung ſuchten das Feuer einzu⸗ dämmen durch die Errichtung von Erdgrä— ben, Der Brand ſtreckte ſich über den größ⸗ ten Teil des Sprotte-Bruches hin Bei der anhaltenden Trockenheit findet das entfeſſel⸗ te Element reiche Nahrung in dem dürren Bodenbeſtand. Die Entſtehungsurſache des Großfeuers. durch das eine unüberſehbare Menge Bruchboden in Mitleidenſchaft gezo⸗ gen worden iſt, iſt noch nicht ermittelt Der Schaden iſt überaus groß. Das Sprotte⸗ Bruch wird bekanntlich durch den Freiwilli⸗ gen Arbeitsdienſt urbar gemacht. Nach einer ſpäteren Meldung konnte das Feuer im Sprotte-Bruch in der Nacht ge⸗ löſcht werden. Der niedergegangene Regen trug mit dazu bei. daß das Feuer gelöſcht werden konnte. Als Entſtehungsurſache wird Fahrläſſigkeit angenommen ö Tödlicher Abſturz Garmiſch- Partenkirchen, 24. Mai. Am Pfingſtmonkag fei am„Großen Kirchturm“ des Waxenſteins der Münchener Bergſteiger Jranz Vocke ködlich ab. Ein Ka⸗ merad, der gleichſalls abſtürzte, blieb unver · letzt. Die Leiche konnte in der Nacht gebor⸗ gen werden. Belgiſche Sondermiſſion Jur Nolifizierung des Thronwechſels. Berlin, 24. Mai. Am Freitag trifft der Botſchafter in be⸗ ſonderer Miſſion Baron Holvoet mit Be⸗ gleitung in Berlin ein. Die königlich⸗belgi⸗ ſche Sondermiſſion. die den Auftrag hat, dem Herrn Reichspräſidenten das Ableben des Königs Albert und die Thronbeſteigung des Königs Leopold der Belgier zu notifi⸗ ieren, wird am Samstag von dem Herrn eichspräſidenten zu dieſem Zweck empfan⸗ gen werden. Baron Holvoet wird am Eh⸗ renmal einen Kranz niederlegen. Ausbürgerung Frauenfelds? Wien, 24. Mai. Nach Preſſemeldungen ſcheint die Staatspolizei die Abſicht zu ha⸗ ben, gegen den hemaligen Gauleiter Frau- enfeld das Ausbürgerungsverfahren ein zu leiten. Vetrunkener Chauffeur Aukounglück in Berlin. 5. Berlin, 24. Mai. Am Dönhoff⸗Platz, einer der verkehrs⸗ reichſten Stellen Berlins, ereignete ſich am Mittwoch nachmittag ein ſchweres Verkehrs⸗ unglück. Eine Krafidroſchke ſtreifte einen Perſo; nenkraftwagen und ſauſte dann in das Schaufenſter eines Schirmgeſchäftes. Drei keller die ſich die Auslagen des Ge⸗ ſchäftes anſahen, wurden debel ſchwer ver letzt. Eine Frau iſt während der Beförde⸗ rung ins Krankenhaus verſtorben. Der Lenker der Kraftdroſchke, der keiner⸗ 0 Verletzungen erhalten hat, war betrun⸗ ken. Brand an der Unkerweſer. Weſermünde, 24. Mai. Mittwoch nachmit⸗ tag brach in der Sägerei der Holzhandlung Kuelken Großfeuer aus. Nach vierſtündiger rbeit war es gelungen, die Flammen auf den Brandherd zu beſchränken. Verbrannt ind 15 0 olzlagerſchuppen, eine gro⸗ e Reihe Holzſtapel, das Keſſelhaus, die ppen mit den Holzbearbeitungsmaſchi nen, die Stallungen und eine Garage. ohne daß Auslandsdeutſche Jugend. An der großen Pfingſttagung des VDA. in Mainz und Trier nahmen nicht nur Abordnungen aus allen Teilen des Reiches ſondern auch viele Vertreter des Auslandsdeutſch— tums teil Schweres Gasunglüll Fünf Perſonen in einer Grube erſtickt. Wien, 24. Mai. In der Gemeinde Feldkirchen in Kärnten ereignete ſich durch giftige Gaſe in der Senkgrube eines Gemeindehauſes ein ſchweres Unglück, bei dem fünf Perſonen den Tod fanden. Einem Knaben fiel beim Fußballſpiel der Ball in die Grube. Er ſtieg hinab und kam nicht wieder herauf Vier weitere Perſonen, die ihn retten wollten, kamen ebenfalls nicht wieder. Schließlich wurde die Feuerwehr gerufen, welche nach Ablaſſen der Giftgaſe 05 fünf Token aus der Grube bergen konn- e Kurzer Prozeß Schwerverbrecher und Gefährtin erſchoſſen. Neuyork, 24. Mai. Wie aus Shreveport(Louiſiana) gemel— det wird, iſt dort einer der bekannteſten amerikaniſchen Schwerverbrecher namens Clyde Barrow zuſammen mit ſeiner Ge— fährtin auf der Landſtraße überraſchend er— ſchoſſen worden. Barrow wurde von den Behörden in Verbindung mit etwa einem Dutzend Mordtaten, mehreren Entführun— gen und zahlreichen Banküberfällen geſuͤcht. Die Polizei beobachtete ihn in Begleitung ſeiner Gefährtin in der Nähe eines Hau- es ſeiner Verwandten, wo er ſich ſeit etwa echs Wochen aufhielt. Sie eröffnete ſofort auf beide das Jeuer, ehe ſie ihrerſeits von den Waffen Gebrauch machen konnten. Der Verbrecher und ſeine Gefährtin waren gera- de mit dem Verladen von Waffen beſchäftigt. Die Landesſtelle Heſſen⸗Naſſau des Reichsminiſteriums für Volksaufklärung und Propaganda gibt bekannt: Durch einen Teil der Preſſe ging eine Notiz, nach der die„Reichspropagandaſtelle Heſſen⸗Naſſau“ des Reichsminiſteriums für Volksaufklärung und Propaganda erſt jetzt zur Landesſtelle erhoben worden ſei. Dieſe Nachricht iſt unrichtig. Von Anfang an be⸗ ſtand eine„Landesſtelle Heſſen⸗Naſſau“. Dieſe Landesſtelle umfaßte das Gebiet der Provinz Heſſen⸗Naſſau ſowie des Landes Heſſen; ihr waren unterſtellt die Reichspro⸗ pagadaſtelle Heſſen ſowie die Reichspropa⸗ gandaſtelle Kurheſſen. Inzwiſchen ſind aber alle Reichspropagandaſtellen zu Landesſtel⸗ len erweitert worden ſodaß die Reichspropa⸗ andaſtelle Kurheſſen jetzt Landesſtelle Kur⸗ heſſen mit dem Sitz in Kaſſel iſt. Die Reichs⸗ propagandaſtelle Heſſen iſt aufgelöſt worden. weil ſonſt im Gebiet des Gaues Heſſen⸗Naſ⸗ ſau der NSDAP. zwei Landesſtellen ſein würden. Die Landesſtelle Heſſen⸗Naſſau des Reichsminiſterium für Volksaufklärung und Propaganda umfaßt von jetzt ab nur noch das Gebiet des Gaues Heſſen⸗Naſſau der NSDAP. gez. Müller⸗Scheld,. Gaupropagandaleiter und Leiter der Landesſtelle Heſſen⸗Naſſau des Reichs⸗ miniſteriums für Volksaufklärung und Propaganda. Aus heſſen und Naſſau 50-Jahrfeier der Zahnradbahn zum Niederwald. * Rüdesheim, 23. Mai. Die Fremdenſtadt Rüdesheim feierte an Pfingſten das 50jäh⸗ rige 0 0 der Zahnradbahn nach dem Niederwald. Am Eingang der Stadt war ein mächtiger Ehrenturm errichtet. der auf die Jahresfeier hinwies. Zwei Lotomotipfuyrer, Retzel und Meuer die bereits 50 Jahre ihr Amt ausgeübt, wurden geehrt. Aus Anlaß der Begebenheit erhielt jeder tauſendſte Fahrgaſt ein Ehrengeſchenk in Form einer Flaſche echten Rüdesheimer Weines mit gleichzeitiger Ueberreichung des traditionellen Rüdesheimer Weinbrunnenbechers. Wäh— rend ihrer langen Zeit hat die Bahn bis jetzt über acht Millionen Fahrgäſte nach dem Na⸗ tionaldenkmal gebracht. ** Franlfurt a. M., 24. Mai.(3 4 Fahr⸗ raddiebſtähle.) Nicht weniger als 84 Fahrraddiebſtähle konnten dem 27jährig en Schloſſer Wilhelm Otto vor dem Schöffen— gericht nachgewieſen werden, wo er außerdem der Urkundenfälſchung und des Betrugs an— geklagt war. Die letzteren Delikte hat er da⸗ durch begangen, daß er beim Verkauf der Räder ſich ſelbſt Beſcheinigungen über einen rechtmäßigen Erwerb ausſtellte, um damit den Abnehmer der Räder zu täuſchen. Otto pflegte beim Abſatz der Räder SA-Uniform zu tra⸗ gen, obwohl er kein SA-Mann war. Das Schöffengericht war der Anſicht, daß der An⸗ geklagte in gewiſſer Not gehandelt habe, aber es vermochte ihm trotzdem keine mildernden Umſtände zu gewähren. Das Gericht erkannte auf eine Zuchthausſtrafe von acht Jahren, fünf Jahre Ehrverluſt und Sicherungsverwah— rung. * Frankfurt a. M., 24. Mai.(Der Wäldchestag.) Mit Kind und Kegel ſtrömte bei herrlichem Frühlingswetter ganz Frankfurt in den Stadtwald. Im Walde ſelbſt, wo ſich all dieſe Menſchenmaſſen auf einer verhältnismäßig engen Fläche zuſammen⸗ fanden, bot ſich ein überwältigendes Bild. Nicht nur der eigentliche„Appelwoi“-Hügel, auch die weitere Umgebung einſchließlich der Bürgerwieſe, auf der auch der Aufmarſch der alten Bürgerwehr mit dem„Altbürgermeiſter“ vor ſich ging, bildete eine einzige Menſchen⸗ maſſe, die ſich am Aeppelwoi und ſonſtig en Genüſſen gut tat und ſich des herrlichen Wet⸗ ters freute. Es entwickelte ſich ein frohes Treiben allerorts, und je mehr die Zeit vor⸗ Ob Sie blond ſind oder dunkel, davon hängt es ab, welche beſonderen Stoffe Ihr Haar zu ſeiner Pflege benötigt. Dementſprechend nehmen Frauen mit dunklem Haar Schwarzkopf⸗Schaum⸗ pon„mit Nadelholzteer“, Blondinen„mit Ka⸗ millen⸗ Extrakt“, ferner gibt es eine neutrale Sorte„mit Veilchengeruch“. Jedem Beutel Schwarzkopf⸗Schaumpon für 20 Pfennig liegt„Haarglanz“ bei, der das Haar neutraliſiert und ihm Feſtigkeit, Elaſtizi⸗ tät und wundervollen Glanz verleiht. ſchritt, deſto gehobener wurde die Stimmung, echte Wäldchestag⸗Stimmung. Die Wirte und die Karuſſell⸗ und Budenbeſitzer, die„Brezel⸗ buwe“, die Bratwurſtröſter und all die an⸗ deren Unternehmer größeren und kleineren Formats, die für dieſen Tag eine große Ein⸗ nahme gewittert haben, dürften mit ihrem Kaſſenſturz zufrieden ſein. Und nicht zuletzt auch die Stadt Frankfurt mit ihrer Stra⸗ ßenbahn. Abends um 9 Uhr war dann der ganze Zauber zu Ende. Man formierte ſich nach altem Brauch zu größeren oder kleineren Zügen und zog ſingend und jubelnd wieder in die Mauern der Stadt. * Frankfurt a. M., 24. Mai.(Steuer- ſteckbrref.) Gegen den 46jährigen Kauf⸗ mann Moritz Goldſchmidt und ſeine geſchie⸗ dene 37jährige Ehefrau Lilly Goldſchmidt, die zuletzt in Frankfurt wohnten und im März vorigen Jahres ſich ins Ausland begeb em haben, iſt Steckbrief wegen Steuerflucht er⸗ laſſen worden. Von ihrem 505 000 Mark betragenden Vermögen hätten ſie ein Vier⸗ tel, alſo 126375 Mark, beim Verlaſſen Deutſchlands dem Finanzamt entrichten müſ⸗ vn Aus der Heimat Gedenktage 2 4. Mai 1543 Der Aſtronom Nikolaus in Frauenberg geſtorben. 1699 Der preußiſche Reitergeneral Hans Joachim v. Zieten auf Wuſtrau geboren. 1848 Die Dichterin Anette von Droſte-Hüls⸗ hoff auf Schloß Meersburg am Boden— ſee geſtorben. Sonnenaufg 3.52 Kopernikus 5 Sonnenunterg, 20.01 Wann Arlaub? Urlaub iſt eine wichtige Angelegenheit. Was iſt da nötig? Erſtens Urlaub bekommen, zwei— tens Geld, drittens wohin— und damit iſt die Sache glücklich ſchon falſch geworden. Num— mer eins iſt Vorausſetzung, als zwei kommt dann aber nicht das Geld und auch nicht die Suche nach der Aufenthaltsgegend, ſondern viel wichtiger iſt die Frage nach dem Wann der Urlaubszeit. Weil davon der Erholungs— erfolg im ſtärkſten Maße abhängig iſt. Wer es ſich einrichten kann, der geht im Frühjahr, im Herbſt, im Winter, aber nicht im Hoch— ſommer in Ferien. Der heiße Sommer macht bequem, ſtatt man ſich bewegt und die Ge— gend erwandert, entſteht ein faules Umher— liegen im Schatten, weil die Sonne alles verſcheucht, Erholung iſt Kräfteſammeln— Kräfte aber entſtehen nicht aus fauler Ruhe, ſondern nur aus abwechſelnder Betätigung und Pauſe. Nur Ruhe ſchafft aus Waſſeraufſchwem— mung und Fettanſatz Gewichtsvermehrung. Gewicht iſt aber nicht Erholung. Er— holung iſt Leiſtungsverbeſſerung. Leiſtung aber iſt Ergebnis von Tätigkeit, nicht von Ruhe. Somit gehören zur Erholung Bewegung und richtig verteilte Pauſen, die ſie zu Kräften formt. Die laſtende Hitze des Sommers macht alles Lebendige müde und weckt den Durſt nach Waſſer, Wind und Bewegung. Da iſt es ganz gleich, ob man in der Stadt oder im Freien lebt. Im Frühling, Herbſt oder Winter aber iſt die Zeit, wo Bewegung Freu— de auslöſt und Befriedigung ſchafft. Nicht nur das, die anderen Jahreszeiten ſind ſchö— ner, erlebnisreicher und darum für den, der mit offenen Augen in die Natur geht, auch viel wertvoller. * Die neuen Schweizer Marken. Für die Marken mit Weltis Bild des Tellknaben aus dem Jahre 1907 und Kißlings Tellkopf aus dem Jahre 1914(die jetzigen Werte von 3 bis 30 Rappen) werden neue Marken mit Landſchaftsbildern ausgegeben. Die 7 Land— ſchaftsmotive ſind der Weſt-, Zentral-, Oſt⸗ Nord⸗ und Südſchweiz entnommen. Sie wollen jedoch nicht für beſtimmte Regionen werben, ſondern das Typiſche der Schweiz und der ſchweizeriſchen Verkehrswege dar— ſtellen: von Bergen eingerahmte Täler und Seen, Gletſcher, Schluchten, Waſſerfälle, Bergſtraßen und Alpenſtraßen. Die nenen Marken wurden von Graphiker Eugen Jordi (Kehriatz bei Bern) entworfen * Erfindungen werden ſeltener. Im Jahre 1933 iſt wie in den Vorjahren die Zahl der Patentanmeldungen ſtark zurück. gegangen, und zwar gegen 1932 um 13,2 Prozent von 63 414 auf 55 992. Auf Deutſch⸗ land fielen dabei 44981— 80,3 Prozent und auf das Ausland 11011— 19.7 Prozent der Anmeldungen. An der Spitze der ausländi- ſchen Staaten ſteht mit 1915 Anmeldungen die Schweiz vor Frankreich mit 1891, den Vereinigten Staaten mit 1888 und Großbri⸗ tannien mit 1154 Anmeldungen. Noch ſtärker vermindert hat ſich die Zahl der bekanntge— gebenen Patente, die um 21,4 Prozent auf 21 755 geſunken iſt. Die ſtarke Abnahme der Patentanmeldungen und Erteilungen dürfte nicht zuletzt in den höheren Anſprüchen dee Potentamtes zu ſuchen ſein. Vörſen und Märkte Vom 23. Mai. Mannheimer Großvpiehmarlt. Auſtrieb: 154 Ochſen, 130 Bullen, 324 Kühe, 261 Färſen, 724 Kälber, 16 Schafe, 1836 Schweine, 9 Ziegen. Preiſe: Ochſen 33 bis 35, 26 bis 28, 29 bis 32; Bullen 31 bis 33, 28 bis 30, 26 bis 28; Kühe 26 bis 29, 23 bis 26. 18 bis 21, 12 bis 17: Färſen 34 bis 36, 29 bis 33, 27 bis 29; Kälber 49 bis 54, 42 bis 48, 35 bis 41, 30 bis 34; Schafe nicht notiert; Schweine—, 41 bis 44, 40 bis 44, 40 bis 43.— Markt⸗ verlauf: Großvieh mitlel, Kälber mittel, ge⸗ räumt; Schweine mittel, badiſche je nach Qua⸗ lität nach Richtpreis nach Klaſſe C verkauft. Nanu! Schon braun? Das wird jeder 1——— mit ehrlicher Bewunderung fragen, wenn Sie ſchon jetzt im Mai nach einem ein⸗ zigen Sonnenbad braungebrannt nach Hauſe kommen. Sie wollen wiſſen, wie ſich das erreichen läßt? Ganz ein⸗ fach: reiben Sie beim Sonnenbaden Ihre Haut gründ⸗ lich mit Leokrem ein. Leokrem hilftſchneller bräunen, weil er Sonnen⸗Vitamin enthält! Dank ſeinem Fettgehalt verringert Leokrem zugleich die Gefahr ſcnegaten Sonnenbrandes. 1115 ſchon von 22 Pfg. ab in allen Chlorodont⸗Verkaufsſtellen erhältlich. Obſt⸗ und Gemüſemarkt Weinheim vom 23. 5. 34 Kirſchen 1. Sorte 16— 24 Pfg., Kirſchen 2. Sorte 12— 15 Pfg., Erdbeeren J. Sorte 39—42 Pfg., Erdbeeren 2. Sorte 35— 38 Pfg. Anfuhr ca. 40 Zentner. Nachfrage gut.