Tf. dannach (Parteiamtliche Veröffentlichungen der NSDAP., Ortsgr. Viernheim und der Unterformationen). NMS D AP., Ortsgruppe Viernheim Geſchäftsſtelle: Adolf Hitlerſtraße 19. Geſchäftsſtunden⸗ Einteilung: N. S. B. O. und Deutſche Arbeitsfront Jeden Montag, Mittwoch u. Freitag, abends 7—9 Uhr Ortsgruppenleitung: Jeden Montag und Donnerstag, abends 7—9 Uhr NS.⸗Hago-⸗Geſchäftsſtunden: Jeden Montag und Donnerstag Abend 7—9 Uhr in der Geſchäftsſtelle. Kaſſenverwaltung der Ortsgruppe: Jeden Donnerstag, abends 7—9 Uhr Rundfunk. Geſchäftsſtelle: Gaſthaus zum Freiſchütz Geſchäftszeiten: Dienstag u. Freitag von 18—20 Uhr Erwerbsloſe D. A. F. Mitglieder Ausge ⸗ ſteuerte erwerbsloſen Mitglieder der D. A. F. Alſo Wolu-Empfänger, zahlen jetzt nur noth als Monatsbeitrag 20 Pfg. Aufnahme in den 5. 8. Motorſturm. Leute im Alter von 18 bis 35 Jahren, kön- nen ſich zwecks Aufnahme in den S. S. Mo- torſturm bei S. S. Oberſcharführer Wanner, Viernheim Waldſtraße 16, am Montag, den 11. Juni von 18 bis 19 Uhr und Dienstag, den 12. von 18 bis 19 Uhr melden. Min⸗ deſigröße 1 85 m. Der Führer des S. S. Motorſturm 7/1/29 Trupp Viernheim, m. d. F. b. Wanner S. S. Oberſcharführer. Lokales Viernheim, 12. Juni * Verkehrskontrolle für Autos und Motorräder. Im Rahmen der Ver⸗ kehrserziehungswoche wurde geſtern Abend hier eine Kontrolle für Auto und Motorräder durch geführt. Die Vekehrsſünder wurden belehrt u. verwarnt.— Beſonders ſehr viele Radfahrer wurden feſtgeſtellt, die ohne Licht und auch ohne Rückſtrahler gefahren ſind. Es wird deshalb an dieſer Stelle beſonders gewarnt. Einmal ein Strafmandat, dann könnte ſich jeder dafür eine Lampe und Rückſtrahler kaufen. Das wichtigſte iſt jedoch, daß die Verkehrsvorſchriften nicht des⸗ halb geſchaffen ſind, um den Verſtoß hiergegen zu beſtrafen ſondern um den Schutz des Lebens und der geſunden Glieder von Autler, Radfah⸗ rer und Fußgänger zu gewährleiſten. Beachtet deshalb die Verkehrsvorſchriften! * Im Silberkranze. Heute Dienstag, den 12. Juni feiern die Eheleute, Herr Nikl. Martin 1. und Frau, Repsgaſſe 1, das Feſt der Silbernen Hochzeit. Wir gratulieren! Glück auf zur Goldenen! „Wildſchaden in den Waldäckern. Die Kartoff läcker, die Nähe des Waldes liegen, ſind von Hirſchen ſehr heimgeſucht worden. In vorletzter Nacht wurden dort einige Kartoffeläcker verwüſtet. Von einem Acker wurden etwa 1800 Kartoffelſtöcke zerſtört, ſodaß alſo hier die ganze Ernte vernichtet iſt. Schon ſeit langen Jahren iſt ein derartiger Wildſchaden nicht mehr vorge— kommen. Es wird deshalb beſtimmt angenommen, daß durch die Autoſtraße, die einen großen Teil durch unſeren Wald zieht, das Wild verſcheucht wurde.— Um ſich vor Wildſchaden zu ſchützen iſt es erforderlich, daß die Aecker geſtänkert werden, das heißt man legt petroleumgetränkte Lappen aus, die aber ca. alle 10 Tage zu erneuern ſind. die Vergangenheit der Heimat Funde aus fünf Jahrkauſenden im Rhein- und Neckardelkla.— Die Ausgrabungen an der Aulobahn. Mannheim, 10. Juni. In den letzten Ta⸗ gen wurden bei Seckenheim wieder einige Ausgrabungsfunde gemacht, die Stücke aus verſchiedenen Zeitaltern zutage förderten. Aus der Hallſtattzeit wurde eine Feuerſtelle ausgehoben, bei der ſich drei Töpfe fanden. Weiter konnte ein römiſcher Faltenbecher geborgen werden. Es beſteht die Wahr⸗ ſcheinlichkeit, daß man auf einen keltiſchen Friedhof geſtoßen iſt, worauf zwei Skelette mit ſchönen Beigaben ſchließen laſſen. Wenn man die zahlreichen Fundſtücke, die in und um Seckenheim ſchon ausgegraben wurden, überblickt, kommt man zu dem überra chenden Ergebnis, daß hier die Vor⸗ geſchichte von der Steinzeit bis in die Zeit der Karolinger in allen Zeitabſchnitten und Einzelheiten bezeugt iſt, eine ſeltene Lücken⸗ 1 für die Goſchichtsforſchung eines rtes. Was in den letzten Monaten, ſeit Beginn der Arbeiten zwiſchen der heſſiſchen Grenze und der Linie Manheim— heidelberg an vorzeitlichen Funden ans Tageslicht agefüör * dert wurde, hat alle Erwartungen übertrof⸗ fen. Die ganze Gegend ſteht im Zeichen des Neckardeltas. Die alten Flußläufe lock⸗ ten immer wieder Siedler an, von denen Ausgrabungsſtücke künden, Jahrtauſende, bevor die erſten Urkunden des Kloſters Lorſch die Geſchichte dieſer Landſchaft ſpre⸗ chen laſſen. Wo ſich die Mulden der Nek⸗ kararme aus vorgeſchichtlicher Zeit zeigen, konnte man mit ziemlicher Beſtimmtheit auf Spuren von Anſiedlungen rechnen. Funde, die wegen ihrer eigenartigen Verzierung als Bandkeramik bezeichnet werden. laſſen auf ein Volk ſchließen, das ſich etwa 4000 v. Chr. hier niederließ, ſeine Heimat war wohl das mittlere Donaugebiet. Eine Sied⸗ lung dieſer„Bandkeramiker“ wurde ſchon vor Jahren im Friedrichsfelder Wald beim Bau des Bahnhofs entdeckt. Der Bau der Autobahn hat jetzt beim Straßenheimer Hof eine neue Fundſtelle zutage gebracht: man fand Werkzeuge aus Stein und ein Rotfärbemittel. Dieſes Volk wird abgelöſt durch ein anderes aus der Gegend von Röſſen(bei Magdeburg). Die Scherben weiſen eine andere Bearbeitung auf, die Werkzeuge ſind aus Knochen. Gegen Ende des dritten Jahrtauſends v. Chr. treten die„Schnurkeramiker“ auf, die ihre Tongefäße mittels einer gedrehten Schnur verzierten. Sie kamen wahrſchein⸗ lich aus Thüringen und ſind von beſonderer Bedeutung für die Vorgeſchichte des Landes; im Norden Mitteleuropas ſind nämlich aus ihrer Verbindung mit anderen Steinzeit⸗ menſchen die Germanen hervorgegangen. Faſt gleichzeitig kam ein Volk von We⸗ ſten, das andersgeartete Formen mitbrach⸗ te, wegen der Gefäße, die umgekehrten Glocken glichen, die„Glockenbecherleute“ ge⸗ nannt. Von ihnen ſtellte ein Stamm die erſten Siedler, die im Mannheimer Stadt⸗ gebiet nachzuweiſen ſind. Man vermutet, daß ihre Heimat urſprünglich in Spanien war, und daß ſie durch Frankreich zogen. Sie drangen bis nach Ungarn, im Norden bis nach Friesland vor und waren vielleicht Wanderhirten. Aus ihrer Zeit ſtammen die erſten Kupferfunde, Schmuckſachen aus Hü⸗ gelgräbern. Die mittlere Broncezeit fällt in die Mitte des zweiten Jahrtauſends v. Chr. Etwa 800 verzierte Töpfe ſind die reiche Ausbeute aus jener Zeit. Man fand auch Spinnwirtel, und eine beſondere Ueberraſchung war eine umfangreiche Anhäufung von Gefäßen. Verkohlte Eicheln laſſen auf die Art der da⸗ maligen Bewaldung unſerer Gegend ſchlie— ßen. Raſiermeſſer und andere Broncegeräte wurden gefunden, die ſonſt nur im Weſten vorkommen. Friedliche Kanonen 100 Jahre Schützenkanonen in Hildesheim. Vom 17. bis 19. Juni und am 24. Juni feiert Hildesheim mit ſeinem jahrhunderte⸗ alten Schützenfeſt den 100. Geburtstag ſeiner beiden Kononen, mit denen noch heute bei Volksfeſten und anderen Feiern luſtig ge⸗ böllert wird. Obwohl ſie immer nur im Frieden brummten und in Kriegszeiten ſchwiegen, haben die erzenen Geſellen eine bewegte Geſchichte, die eigentlich ſchon vor ihrer Entſtehung kurios begann. Da eine Sammlung nicht genügend Geld einbrachte, gaben nämlich die Hildesheimer Aktien aus, um den Ankauf der Kanonen zu ermöglichen. Sie beſtellten darauf bei der Eiſengießerei Königshütte bei Lauterberg zwei Zwölfpfün⸗ der, gaben ſich aber auch mit einem kleineren Kaliber zufrieden; denn die Hauptſache für ſie war, daß„der Knall laut und imponie⸗ rend“ ſei. Im Mai 1834, alſo vor nunmehr 100 Jahren, wurden die beiden Kanonen eingeholt und nach einem Konflikt mit der Landroſtei(Regierung), die der Meinung war, daß die Beſchaffung von Geſchützen nur Sache des Staates ſei, konnten ſie zum erſten Mal unter dem Jubel der Bevölkerung ihre gewichtigen Stimmen ertönen laſſen. 1837 verſchönte ihr Brummen— gewiſſer⸗ maßen leihweiſe— die Säkularfeier der Göttinger Univerſität, und 1848 drohten ſie kriegeriſch in Hildesheim von den Barrika⸗ den— doch fehlte zum Schießen das Pulver. Sie bezahlten ihre Kühnheit mit der Ablie⸗ ferung an das Militär, das die Kanonen mit nach Hannover nahm, wo ſie 1866 eine „Beute“ der Preußen wurden. Als ſie ſchließlich als Privateigentum wieder zurück⸗ gegeben wurden, zogen ſie unter dem Jubel der Bevölkerung bekränzt in die feſtlich illuminierte Stadt ein. Seit dieſer Zeit— mit Ausnahme natürlich der Kriegsjahre— haben die Kanonen den Hildesheimern all⸗ jährlich das Schützenfeſt und manche andere vaterländiſche Feier durch ihr Gebrumm verſchönt. Aus Heſſen und Naſſau » Frankfurt a. M., 12. Jum.(Eine Spielhölle ausgehoben.) Seit einiger Zeit war der Kriminalpolizei bekannt, daß in einem 110 in der Kronprinzenſtraße Glücks⸗ ſpiele veranſtaltet wurden, an denen polizei⸗ bekannte Falſchſpieler teilnahmen. Nach häu⸗ figeren Beobachtungen wurde in der Nacht zum 9. Juni eine Durchſuchung vorgenommen, bei welcher 15 Perſonen beim Glücksſpiell über⸗ raſcht und feſtgenommen wurden. Ber Ein⸗ treffen der Beamten verſuchte ein Spieler durch ein Kloſettfenſter, ein anderer über den Hof zu flüchten. Hochzeit im Zuchthaus Einer, der ſich beſſerk. Trier, 10. Juni. Daß im Zuchthaus Hochzeit gefeiert wird, kommt ſelten vor, aber im Rheinbacher Zuchthaus iſt es vor einiger Zeit dennoch Ma dot Der junge Mann, der bereits 30 Mal vorbeſtraft iſt, hat noch bis 1936 ein! Zuchthausſtrafe zu verbüßen. Die Staats⸗ inwaltſchaft Trier hat nun den Antrag ge⸗ tellt, den fungen Mann als unverbeſſerli⸗ hen Verufsverbrecher in Sicherungsver⸗ wahrung zu überführen. Schlimm hat es der unge Mann von ſeinem 15. Lebensjahr an zetrieben. Diebſtähle. Betrügereien, Urkun⸗ denfälſchungen und Unterſchlagungen folg⸗ ten einander. Trotz aller Vorſtrafen will ein Schwager ihn nach ſeiner Entlaſſung aus dem Zuchthaus zu ſich in das Geſchäft nehmen. Auch die alte Mutter des Ange⸗ klagten hat an das Gericht geſchrieben, ih⸗ ren Sohn wieder auf einen beſſeren Weg u bringen. Nach einem Leumundszeugnis es Anſtaltsarztes in Rheinbach hat der Angeklagte ſich tatſächlich ſehr gebeſſert. Der Arzt ſchrieb, der ſunge Mann ſei ar⸗ beitſamer geworden, er zeige mehr Reife und ÜUrberlegung. Viel habe auch dazu bei⸗ getragen,. er verheiratet ſei und ſetzt wiſſe, daß er für 61 zu ſorgen habe Es ſei nicht ausgeſchloſſen, daß der Angeklagte nach ſeiner Enklaſſung aus dem Juchthaus ein ordentlicher Menſch würde. Auf Ankrag der Skaatsanwaltſchaft werde die Sache vertagt. Lampertheim, 12. Juni.(Auf der Wall ⸗ fahrt vom Tod ereilt) Der hier bei Angehörigen zu Beſuch weilende Bruder Bene⸗ dikt von einem Orden in der Pfalz begleitete eine Schar Wallfahrer nach Walldürn. Auf der Rückfahrt wurde der erſt 21jährige Or⸗ densbruder von einem Herzſchlag getroffen und war ſofort tot.. Weillosheim(Rhh.), 12. Juni.(Ern To⸗ ter und ein Schwerverletzter.) Auf der Straße zwiſchen Undenheim und Köngern⸗ heim ſtießen zwei Motorräder zuſammen, de⸗ ren Fahrer ſchwer verletzt ins Mainzer Kran⸗ kenhaus kamen. Dort iſt der eine von ihnen, Friedrich Gerhardt von Weinolsheim, ſeinen Verletzungen erlegen, während der andere, Adolf Heß aus Schornsheim, in bedenklichem Zuſtand darniederliegt. Wörrſtadt, 12. Juni.(Cine Wein⸗ fabrik ſ entdeckt.) Einem Weinkontrolleur war beim Beſuch einer in der Nähe von Wörrſtadt gelegenen Mühle ein ſtarken Gär⸗ geruch verdächtig. Da eine Kellerkontrolle er⸗ gebnislos verlief, wurden mit der Orts- polizei erneute Nachforſchungen angeſtellt. Da⸗ bei fand man ein verſtecktes Schlupfloch zu einem Geheimkeller, der etwa 7000 Liter „Wein“ enthielt und in der Scheune unter Stroh verborgen 15 Halbſtück des gleichen Gebräus. Beſchlagnahmt wurden auch 20 Ztr. Viehfutterzucker, von denen man annimmt, daß ſie zur Fabrikation des Geſöffs dienten, deſſen Herſteller und Eigentümer bis jetzt nicht einwandfrei ermittelt werden konnten. Der Mühlenbeſitzer, der behauptet, der„Wein“ ſet nachts von einem Unbekannten zur Auf⸗ bewahrung angefahren worden, kam in Haft. Regimentstreſſen der 13er Hularen Frankfurt a. M., 12. Jum. Am Sams⸗ tag und Sonntag 11705 anläßlich der 120jd rigen Gründungsfeſer des eee 5 „König Humberk von Italien“ ein Regiments⸗ kreffen der 13er Huſaren in Bockenheim ſtatt, das mit einem Treffen des Brudervereins Mainz und der Standartenweihe des Hom⸗ burger Vereins verbunden war. Auf dem Kameradſchaftsabend hielt der Führer des Vereins, Oberſtadtſekretär Radtke, der letzte Standartenträger des Regiments, die Begrü⸗ ßungsanſprache. Beſonders begrüßte er die Vertreter aus dem Saargebiet und die an⸗ weſenden 14 ehemaligen Offiziere des Regi⸗ mets, unter ihnen den letzten Kriegskomman⸗ deur Oberſtleutnant Ilſemann. Der letzte Kommandeur des Regiments, Oberſtleutnant Ilſemann, hielt die Feſtanſprache, und nahm die Standartenweihe des Homburger Bruder⸗ vereins vor. Am Sonntagvormittag fand vor dem Gefallenenehrenmal am Königsplatz eine Gedenkfeier ſtatt. Anſchließend fand in der Moltkeallee ein Vorbeimarſch vor Oberſtleut⸗ nant Ilſemann ſtatt. Aus den Nachbarländern Ludwigshafen, 12. Juni.(Auto fährt gegen einen Baum.) In der Nacht rann⸗ te in der Frankenthalerſtraße ein mit fünf Perſonen beſetzter rſonenkraftwagen gegen einen Baum. Durch den Anſtoß wurden drei Perſonen ſchwer und zwei leicht verletzt. Der Perſonenkraftwagen wurde ſtark beſchädigt. Ludwigshafen, 12. Juni.(Motorrad- ami und Lieferkraftwagen zu⸗ ammengeſtoßen.) An der Straßenkreu⸗ zung Kanal- und Blücherſtraße ſtießen ein Motorradfahrer und ein Lieferkraftwagen zu⸗ ſammen. Dabei wurden der Motorradfah⸗ rer, ſeine Ehefrau und ein zweijähriges Kind, die ſich auf dem Sozius befanden, auf die Straße geſchleudert. Der ce e er litt an beiden Beinen je einen Unterſchenkel⸗ bruch, die Ehefrau nur Hautabſchürfungen, während das Kind unverletzt blieb. Beide Fahrzeuge wurden ſchwer beſchädigt. Mosbach, 12. Jum.(Radfahrer ohne Licht.) Ein Radfahrer, Karl Feuchter au⸗ Dallau, der ohne Licht 11 ſein ſoll, ſtieß an der Straßenkreuzung in der Nähe des ſog. „Kupferlochs“ mit einem von Neckarburken kommenden Laſtauto zuſammen. Außer einem Schädelbruch erlitt er Verletzungen im Ge⸗ ſicht, einen Oberſchenkelbruch und andere Ver⸗ letzungen. Das Fahrrad wurde vollſtändig zer⸗ trümmert. Der Verunglückte wurde ſofort in das Mosbacher Krankenhaus eingeliefert, wo er das Bewußtſein noch nicht wieder erlangte. Pereils-Anzeiger Odenwaldklub. Morgen Mittwoch, den 13. Juni abeuds 8½ Uhr Klubabend im Löwen. Am Samstag u. Sonntag Hauptverſammlung des GeſamtOdenwaldklubs in Weinheim. Recht zahlreiche Beteiligung wird zur Pflicht gemacht. Friſch auf und Heil Hitler! Der Wanderw. Danksagung Für die vielen Beweiſe der herzlichen Teilnahme bei dem ſchmerzlichen Verluſte, meiner lieben Frau und unſerer herzensguten Mutter Frau Luise Knapp geb. Rößler ferner für das zahlreiche Geleite zur letzten Ruheſtätte und für die vielen Kranz und Blumenſpenden ſagen wir hierdurch innigſten Dank. Beſonders herzlichen Dank der Hochw. Geiſtlichkeit für den troſtreichen Beiſtand, den ehrw. barmh. Schwe⸗ ſtern für die liebevolle aufopfernde Pflege, ſowie den Stiftern von heiligen Seelenmeſſen. Die trauernd Hinterbliebenen. Viernheim, den 12. Juni 1934. NVellprogramme— Unterhaltung „Land und Siedlung“ „Hier und Dort“ Senderliste, Kritik, Bilder, Gelesen auch im kleinsten Ort. Das ist „Der Oeutſche Rundfunk“ Funk poſt“ Stets 76 Seiten starl ¶Cweieinhalb Groschen kost die MVummer, Im Monat machit's noch Bekanntmachung Betr.: Erhebung einer Gemeindegetränkeſteuer. Wir erinnern hiermit die Wirte an Ein- reichung der Getränkeſteuer⸗Erklärung für den Monat Mai 1934. Viernheim, den 11. Juni 1934. Bürgermeiſterei Viernheim Bechtel Kameraden vom Stahlhelm! Wie im Radio bekannt gegeben wurde, ſind im Reich s unſerer Kameraden rückhaltlos zur SAR übergetreten, im ganzen weit über 1000000. Dieſer Prozentſatz iſt hier noch nicht im mindeſten erreicht Wollt Ihr auf Euch den Vorwurf reaktionärer Geſinnung fallen laſſen? Wer ſich entſchließt, überzutreten, melde ſich beim zuſtän⸗ digen Führer in Viernheim, Truppführer Baldauf, Saarſtraße 15 heute noch an. Nachzügler finden unter keinen Umſtänden Berückſichtigung. Baldauf. 1 1 Zimmer und Küche 2 Zimmer u. mit Zubehör zu vermieten. Zu erfragen im Verlag. gracht⸗ brieſe Aakulalur- nicht' ne Mark.) Bei Postabonne ment sogar nur& Pfennig und 6 Ffennig Zustellgebühr evtl. auch Küche Für Rundfunkhörer Probeheft unverbindlich und kosten- los vom Verlag, Berlin N 24 dollene dalepenhel! 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V. 34 10 5 Einzel⸗Verkauf der Zeitung von der Geſchäftsſtelle 5 Pfg., Samstags⸗Ausgabe 10 Pfg. Nummer 134 Neuaufbau der Familie die Frau im nationalſozialiſtiſchen Staal. Reichsinnenminiſter Dr. Frick veröffent⸗ licht im„Völkiſchen Beobachter“ einen Arti⸗ kel, in dem er auf die durch Liberalismus und Marxismus in der Vergangenheit her⸗ vorgerufene kinderfeindliche Einſtellung in unſerem Volke hinweiſt. Die Freude am Kinde, ſo führte der Reichsminiſter u. a. aus, war ſyſtematiſch im ganzen Volke gedroſſelt. Die Folgen waren verderblich. Wenn man berückſichtigt, daß heute jeder Menſch im Durchſchnitt etwa 20 Jahre älter wird als vor etwa 60 Jahren, und wenn man die ſogenannte Lebensbilanz unſeres Volkes zieht, dann erkennt man, daß heute ſchon 300 000 Kinder zu wenig geboren werden. um die Zahl des Volkes zu erhalten. Wenn wir aber ein Volk von Greiſen und Greiſin⸗ nen werden, dann können weder der Staat noch die Wirtſchaft noch die ſozialen Ver⸗ ſicherungen auf der heutigen Leiſtungsfähig— keit erhalten werden. Unter Hinweis auf den bereits erzielten neachtlichen Erfolg nationalſozialiſtiſcher Auf— Härungsarbeit und Geſetzgebung, der daran gu erkennen ſei, daß im Jahre 1933 in reußen 24 v. H. Ehen mehr als im Jahre 1932 geſchloſſen worden ſind, erklärt Dr. Frick, wir dürfen uns nicht in dem Gedan— ken beruhigen, daß nunmehr alles getan ſei und daß ohne weitere Aufklärung und ohne weitere geſetzliche Maßnahmen der Bevölke— rungsaufſtieg bis zu der Höhe ſich fortſetzen werde, die wir zur Erhaltung unſeres Volks— beſtandes benötigen. Wenn die nationalſozialiſtiſche Bewegung aus Gründen der Erb- und Raſſenpflege den Willen des Volkes zur Familiengründung und den Willen zum Kinde mit dem größ— ten Nachdruck heben will, dann übernimmt ſie damit zugleich die Verpflichtung ihres Programms, die deutſche Familie wieder zu dem zu machen, was ſie unſeren Vorfahren war, ein Quell der Freude mit den Kindern und an den Kindern. Das Ziel, das Kind in der Familie zu einem lebensfrohen, tüchtigen Menſchen und Staatsbürger zu erziehen, kann nicht ſo ſehr durch ſtaatliche oder polizeiliche Maßnahmen geſchehen, wie durch die Hilfe der Familie, insbeſondere der Mutter. Dieſe aber muß die in ihr liegenden natürlichen Anlagen zum Familienſinn und zur Kinderliebe frei von den wirtſchaftlichen Hemmungen entfalten können. Als erreichbares Ziel muß abge⸗ ſteckt werden: Die Mutter ſoll ſich ganz ih⸗ ren Kindern und der Familie, die Frau dem Manne widmen können, und das unverhei⸗ ratete Mädchen ſoll nur auf ſolche Berufe angewieſen ſein, die der weiblichen Weſens⸗ art entſprechen. Der Marxismus hat die Frau nicht dem Hauſe genähert und zugeführt, ſondern ſie ihm entfremdet. Auch den Charakter des deutſchen Mannes hat der Marxismus ver⸗ ändert, ſo daß viele mit dem männlich ſich gebenden Frauentypus nicht nur zufrieden waren, ſondern der ſittenreinen deutſchen Hausfrau und Mutter weſensfremd gegen⸗ überſtanden. Als der Nationalſozialismus die Regie⸗ rung in die Hand nahm, mußte folgerichtig ſofort auch eine Umſtellung der geiſtigen und ſeeliſchen Haltung der deutſchen Frau für den Wiederaufbau der deutſchen Volksge⸗ meinſchaft und des deutſchen Volkstums in Angriff genommen werden. Wie tief inner⸗ lich das deutſche Volk das Verlangen danach in ſich trug, zeigt ſchon jetzt der Erfolg. Die deutſche Frau beſinnt ſich wieder auf ſich ſelbſt und ihre ureigenſten Pflichten. Man fühlt wieder ordentlich den Stolz der Mut⸗ ter, die öffentlich ihre geſunde Kinderſchar zeigen kann. Die Reichsregierung iſt bemüht, Wege zu finden, die dem Aufbau der deutſchen, kin⸗ derreichen, erbgeſunden Familie die Bahn freimachen und ihre wirtſchaftliche Not in⸗ dern. Noch gent Löhne die Schaffung eines Auegleſch⸗ gen Löhne die ung eines Ausgle der Familienlaſten bei Lohn⸗ und Gehalts⸗ ngern, noch bedarf es aan ge Raßnahmen, um die für eine geſunde Be⸗ kterunaspolitik verheerende Wirkung der hindern die durch die Rück⸗ die Wirtſchaft bedingten niedri⸗ Niger iſt, wird der deutſchen Mittwoch, den Viernheimer Zeitung (Viernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) Anzergenpreiſe: Die 12geſpaltene Millimeter⸗Zeile 2 Pfennig, Reklame 9 Pfennig bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor- mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen-Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aumnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Geſchäftsſtelle: Adolf Hitlerſtr. 36, Schriftleitung, Druck u. Verlag: J. Martin, Viernheim 13. Juni 1934 51. Jahrganq Der neue Horſt⸗Weſſel⸗Prozeß Drei Kommuniſten unter Mordanklage vor dem Schwurgericht Berlin, 13. Juni. Während der Prozeß wegen der Ermor— dung der Polizeihauptleute Anlauf und Lenk durch kommuniſtiſche Verbrecher noch verhandelt wird, begann vor dem Berliner Schwurgericht der neue Horſt Weſſel⸗Prozeß, für den drei Verhandlungstage vorgeſehen ſind. Die Anklage wegen gemeinſchaftlichen Mordes richtet ſich gegen den 31jährigen Peter Stoll, den 27 Jahre alten Sally Epſtein und den 32jährigen Hans Zieg⸗ ler. Ziegler iſt bereits 13 mal vorbeſtraft. Es iſt feſigeſtellt worden, daß die drei An⸗ geklagten als Mittäter an der Ermordung des SA.-Sturmführers Horſt Weſſel durch kommuniſtiſche Mordgeſellen am 14. Januar 1930 in Frage kommen. Auf eigenartige Weiſe kam die Polizei auf die Spur dieſer Drei. Eines Tages geriet der Angeklagte Skoll betrunken in einem Lokal mit ſeiner Frau in einen wüſten Streit, der ſich auf der Straße noch fortſetzte. Plötzlich rief die Frau des Skoll in höchſter Wut ihrem be⸗ trunkenen Manne zu:„Du willſt es wohl mit mir genau ſo machen, wie Du es mik Horſt Weſſel gemacht haſt“. Dieſe Worte wurden gehört und Stoll wurde feſtigenommen. In dieſem Prozeß lautet die Anklage auf gemeinſchaftlichen Mord, während im erſten Horſt Weſſel⸗Prozeß die Verurteilung nur wegen gemeinſchaftlichen Totſchlages erfolg⸗ te. Die Angeklagten im erſten Horſt Weſſel⸗ Prozeß erhielten damals nur verhältnismä⸗ ßig geringe Zuchthausſtrafen. Die drei jezt genannten Angeklagten hat⸗ ten ſich bewußt dem kommuniſtiſchen Mord. krupp angeſchloſſen, der zum Ueberfall auf Horſt Weſſel ausmarſchiert war. Bewußt und gewollt nahmen ſie an dem Unkerneh⸗ men keil. Sie wußten, daß Höhler und Kük⸗ kerk Schußwaffen bei ſich führken und waren ſich auch über die Folgen des Ueberfalls im klaren. Nach Auffaſſung der Anklage haben ſie alſo bewußt und gewollt mit den Haupk⸗ tätern, die inzwiſchen verurteilt worden ſind, zuſammengewirkt. Für die Verhandlung ſind von der Staats- anwaltſchaft 20 Zeugen benannt worden. Außerdem iſt ein Sachverſtändiger geladen. Die Vernehmung der Angeklagten Sie wollen von nichts wiſſen. Zuerſt wird der Angeklagte Stoll vernom⸗ men, der einmal wegen eines Sittlichkeits⸗ verbrechens vorbeſtraft iſt. Er erzählt, wie er 1925 in Berlin einer getarnten Organiſation des verbotenen Rotfrontkämpferbundes beigetreten ſei. Am Tag der Tat habe er in dem Verkehrslokal der Organiſation in der Dragonerſtraße einer Verſammlung bei⸗ Großſtadt durch Siedlung in erforderlichem Maße zu lindern und den Nachteilen der In⸗ duſtrialiſierung durch Schaffung von Eigen⸗ heimen in durchgreifender Form zu begeg⸗ nen. Aber wir ſind auf dem Wege dazu, und zwar dadurch, daß wir auf der einen Seite die Laſten zu verringern verſuchen, die heute dem geſunden Teil der Bevölke⸗ rung durch die Vermehrung und Verſorgung der erbkranken und aſozialen Menſchen auf⸗ gebürdet werden und auf der anderen Seite den Willen zur Fruchtbarkeit zu heben und die Familien mit erbgeſundem Nachwuchs in jeder möglichen Weiſe fördern. N Halten wir feſt an dem Gedanken, daß die Mutter, die zahlreichen geſunden Kin⸗ dern das Leben ſchenkt und ſie zu nützlichen Eliedern unſeres deutſchen Volkstums erzieht. unſere beſondere Fürſorge und Verehrung verdient. Ebenſo wichtig iſt es, unſere weib⸗ liche Jugend zu tüchtigen deutſchen Haus⸗ frauen und Müttern zu erziehen. Die deut⸗ ſche Frau, die in wahrhaft nationalſozia⸗ liſtiſchem Sinne zur deutſchen Mutter er⸗ männlichen ugend von ſelbſt die Achtung abzwingen, die ihr gebührt. Same e Plötzlich ſei der Kommuniſt unek gekommen und habe den Kommuni⸗ ſten Jambrowſki herausgerufen, eine Frau wolle ihn ſprechen. Aus Neugierde will der Angeklagie Stoll hinter ihm hergegangen ſein und gehört ha⸗ ben, daß die Frau— es handelt ſich um Irau Salm, die Wirtin Horſt Weſſels— von Jambrowſki verlangte, daß ein„Nazi- mann“ aus ihrer Wohnung befördert werden ſollte. Der Angeklagte bekundete dann wei⸗ ter, daß er zuſammen mit Junek in ein an⸗ deres Lokal ging und dort hörte, wie Junek nach„Ali“ fragte. Was Junek dann verab- redete, habe er, der Angeklagte, aicht hören können, weil er abſeits geſtanden habe. Der Angeklagte Stoll ſucht es dann ſo dar- zuſtellen, als ſei von ſeiner Seite aus alles weitere aus Neugierde geſchehen. Er will mit den anderen aus bloßer Neugierde mitge- laufen ſein und beteuert, daß er keine Ah⸗ nung von dem Mordplan gehabt habe. Der Angeklagte Salli Eppſtein hat je⸗ denfalls in dem kommuniſtiſchen Verkehrs lokal in der Dragonerſtraße verkehrt und war gleichfalls Mitglied der kommuniſti⸗ ſchen„Sturmabteilung Mitte“. Am 14. Januar, dem Tage der Mordtat, will Eppſtein beobachtet haben, daß zwiſchen Junek und Jambrowſki geheimnisvolle Dinge verhandelt wurden. Als mehrere Kommuni— ſten dann das Lokal verließen, will er hin— terher gegangen ſein, angeblich aber nur, um einen Freund in der Weberſtraße aufzu⸗ ſuchen. Hier hält ihm der Vorſitzende vor, daß dieſe Angabe eine Lüge ſein muß, weil dieſer Freund in der fraglichen Zeit garnicht in ſeiner Wohnung anzutreffen war, ſondern im Tegeler Gefängnis eine Strafe abmachte. Der Angeklagte blieb aber dabei, daß er von dem Mordplan und der Tat ſelbſt nichts gewußt habe. Dem ſteht ſeine Angabe in der Vorunterſuchung entgegen, wo er zuge⸗ geben hat, daß er von Rückert aufgefordert wurde zu pfeifen, wenn Polizei kommen ſollte. 5 Der dritte Angeklagte Ziegler war in dem Verkehrslokal angeſtellt, Am 14. Ja⸗ nuar ſei Frau Salm, die Wirtin Horſt Weſ⸗ ſels, ins Lokal gekommen und habe einen Führer der„Sturmabteilung“ ſprechen wol⸗ len. Ziegler will kein Intereſſe an der An⸗ gelegenheit, die er angeblich als eine Miet⸗ ſtreitigkeit anſah, gehabt haben. Trotz dieſer Intereſſeloſigkeit auf der einen Seite ſei er jedoch von Neugierde geplagt worden, als mehrere Kommuniſten, darunter der Mörder Ali Höhler, das Lokal verließen. Er ſei hinter ihnen hergelaufen, um zu erfahren, was vor ſich gehen ſoll. Vor dem Hauſe Horſt Weſſels ſeien ſchon mehrere Kommuniſten verſammelt geweſen. Ziegler ſelbſt will es mit der Angſt zu tun bekommen haben, als er merkte, daß eine große Sache„ſteigen“ ſollte.„Nur zum Schein“ ſei er mit ins Haus gegangen. Später habe er ſich heimlich verdrückt und ſei ins Lokal zurückgegangen. Dort ermahnte Jambrowſki die Genoſſen, den Mund über die Sache zu halten, einem Verräter werde es genau ſo gehen, wie Horſt Weſſel. Ziegler behauptete, in dieſem Au— genblick den Namen Horſt Weſſel zum erſten Mal gehört zu haben. Der Angeklagte bleibt auf Vorhalten des Vorſitzenden bei dieſen Ausreden. Danach wurde in die Beweisaufnahme eingetreten. die Verräterin Horſt Weſſels Aus der Schutzhaft vorgeführt. Es wird dann die Verräterin, bei der Horſt Weſſel gewohnt hat, die erwähnte Wit— we Eliſabeth Salm, aus der Schutzhaft vor— geführt. Sie iſt im erſten Prozeß im Sep— tember 1930 zu anderthalb Jahren Gefäng— nis verurteilt worden und hat ihre Strafe inzwiſchen verbüßt. Bei ihrer heutigen Ver nehmung iſt die Zeugin ſehr vorſichtig und zurückhaltend. Sie gibt erſt dann der Wahr— heit etwas mehr die Ehre, als der Vorſitzende ihr das Urteil des erſten Prozeſſes vorhielt. Nach ihrer Bekundung iſt Horſt Weſſel im Oktober 1929 zu ihr gezogen. Im Januar 1930 kam es zu Mietsſtreitigkeiten, und ſie iſt in das Lokal in die Dragonerſtraße ge- gangen, um einen Bekannten ihres Mannes zu ihrer Unterſtützung zu holen. Als ſie dort von dem Streit erzählte, ſagte plötzlich Max Jambrowſki:„Das iſt ja der langgeſuchte Horſt Weſſel!“ Darauf begleiteten mehrere Kommuniſten die Salm in ihre Wohnung. Die Zeugin will aber nicht gewußt haben, was dieſe ihr zum Teil Unbekannten dort ge⸗ wollt häkten; ſie habe ſich nicht beſonders um ſie gekümmert, ſondern— Kaffee ge- kocht. Vorſitzender: Eine rührende Geſchichte, die Sie uns hier erzählen! Denken Sie denn, wir glauben Ihnen, wenn Sie uns vorma— chen wollen, daß ſie Kaffee kochten, während nebenan Ihr Mieter niedergeſchoſſen wurde? Die Zeugin will ſich dann, nachdem Horſt Weſſel niedergeſchoſſen war, um ihn geküm— mert haben, nachdem die kommuniſtiſchen Mörder eiligſt die Wohnung verlaſſen hat- ten. Horſt Weſſel verlangte nach Waſſer und forderte ſie auf, die Polizei zu verſtändigen und einen Arzt zu rufen. Außerdem bat er um ſeine Papiere. Wenige Minuten ſpäter, als ſie gerade einen Arzt hätte rufen wollen, traten die Kameraden Horſt Weſſels ein. Wien markiert Optimismus Aber die Anſchläge dauern an— Wachſende Erregung der Vevöllerung Wien, 13. Juni. In Regierungskreiſen iſt man heute mit⸗ tag der Anſicht, daß die Terrorfälle und An⸗ ſchläge, die am Samstag eingeſetzt hatten. im Abſchwellen begriffen ſind. Es haben ſich aber immer wieder eine Reihe von Anſchlä⸗ gen ereignet. Die Beunruhigung und Erregung der Be⸗ völkerung iſt zurzeit außerordenklich groß. obwohl von der Regierung ununterbrochen neben der Einführung des erweiterken Standgerichts verfahrens neue, ſchärfſte Ab. wehrmaßnahmen angekündigt werden und die Bevölkerung überall zur Selbſthilfe auf. gerufen wird. In Regierungskreiſen fürchtet man beſonders, daß die Ereigniſſe der letz⸗ ten Tage den bereits eingetretenen Rück⸗ ſtarg des Fremdenverkehrs noch weiter ver ⸗ ſtärken werden. In der Preſſe wird die Offenſive gegen die nakionalſozialiſtiſche Be⸗ wegung jetzt auf der ganzen Linie weiter forigeſetzt. Mit allen Mitteln ſucht man die Nationalſozialiſten allein für die Terrorakie der letzten Tage verankworllich zu machen. Es ſollen weitere Standgerichtsverfahren ſtattfinden, die zunächſt noch vor dem Stand- gericht in Wien verhandelt werden. Der Sicherheitsdirektor von Salzburg, Dr. Scholz. iſt zurückgetreien und durch den Gendarme⸗ eieoberſten Bechinie, den Sicherheitsdirektor von Arlberg, vorläufig erſetzt worden. Ausdehnung des Standgerichtsverfahrens Die Regierung veröffentlicht in der amt⸗ lichen„Wiener Zeitung“ ein Bundesgeſetz über die Erweiterung des ſtandgerichtlichen Verfahrens. Nach dieſer Novelle werden auch Verab⸗ redungen zu Sprengſtoffattentaten. die Ber⸗ bindung zu ſolchen, ſelbſt wenn die Ausfüh- rung nicht vorgenommen wurde, ferner die Herſtellung, Anſchaffung, Beſtellung oder Vorbereitung von Sprengſtoffen mit der Abſicht, ein Verbrechen zu begehen, oder an- dere Perſonen mit dieſen Milteln auszu- ſtatten, unter das Standrecht geſtellt. Jerner werden neben dem Straflandesgericht die Kraftfahrer! Uebermäßiges Hupen be⸗ wirkt das Gegenteil von Verkehrsſicherheit! Jährlich verlieren 10 000 Menſchen durch Verkehrsunfälle ihr Leben. Die Verkehrs- disziplin erhält das Leben der Volksgenoſ⸗ ſen und verhindert die Minderung des Volksvermögens! Landesgerichte Graz und Innsbruck zu Skandgerichten erhoben. Die Erweiterung des ſtandgerichklichen Verfahrens kritt ſofort in Kraft. Unter die Juſtändigkeit der Schnellgerichte ſoll nur eine begrenzte An- zahl von Verbrechen beſonders gefährlichen Charakters fallen. Die Regierung hat für Anzeigen, die zu Verhaftungen von Urhebern der Sprengſtoff— attentate und von Beſitzern von Sprengſtof— fen führen, Belohnungen bis zu 10 000 Schilling für jeden einzelnen Fall ausge— ſchrieben. Das Landesverteidigungsminiſterium gibt bekannt, daß Heerespatrouillen zum Bahn— hofsſicherheitsdienſt eingeſetzt werden. Die Patrouillen bekommen Anweiſung, rückſichts— los von der Waffe Gebrauch zu machen. Die Bundesregierung hat ferner verfügt, daß die ſchweren Schäden, welche die Hochſchule für Bodenkultur durch zwei Bombenwürfe erlit— ten hat, durch Umlagen, die von den Stu— dierenden erhoben werden, gedeckt werden müſſen. Befreiungen können gewährt wer— den, werden aber wohl nur Studierenden, welche regierungstreuen Organiſationen naheſtehen, geſtattet. Wer dieſe Umlage nicht bezahlen kann, darf nicht weiter ſtudieren. In der Verfügung der Regierung wird zu— gegeben, daß durch dieſe Maßnahme ſicher⸗ lich zahlreiche Unſchuldige mit betroffen wer— den. Sprengſtoffunde— 2 Feſtnahmen Innsbruck, 13. Juni. In einem Walde bei Telfs im Oberinntal wurde von der Gendarmerie ein Sprengſtofflager entdeckt. Insgeſamt wurden 62 Kilogramm Spreng— material aufgefunden. Zwei Männer, die gerade in einem Auto an der Stelle des Lagers vorfuhren, wurden verhaftet. Der Beſuch in Budapeſt Bundeskanzler Dollfuß und Sicherheiks- miniſter Fey. Budapeſt, 13. Juni. Der öſterreichiſche Sicherheitsminiſter Fey iſt in Begleitung des Hofrates Hantſch und des Gendarmerie— majors Wrabel hier eingetroffen. Auf dem Bahnhof wurde er u. a. vom Miniſter des Innern und dem öſterreichiſchen Geſandten begrüßt. Am Nachmittag gibt Fey dem Reichsverweſer ſeine Karte ab und ſucht Miniſterpräſident Gömbös auf. Heute findet eine Beratung Feys mit dem ungariſchen Miniſter des Innern über die aktuellen Pro— bleme ſtatt. Ebenſo iſt Bundeskanzler Dr. Dollfuß in Budapeſt eingetroffen, am in der Eröffnungsſitzung des internationalen Land— wirtſchaftskongreſſes eine Rede zu halten. 50 neue Flugzeuggeſchwader? London, 13. Jum.„Daily Telegraph“ mel— det, die Regierung werde vorausſichtlich in abſehbarer Zeit ein Programm für die Ver— größerung der Luftſtreitmacht ankündigen, das die Bildung von nicht weniger als 50 neuen Flugzeuggeſchwadern vorſehen werde. Dieſe Verſtärkung der Luftmacht würde in 3 bis 5 Jahren vollzogen werden. Insgeſamt würde Großbritannien dann 1490 Flugzeuge beſitzen, während die Luftſtreitmacht des benachbarten Frankreichs aus 1650 Flugzeugen beſtehe. In minmiſteriellen Kreiſen herrſche allgemein die Auffaſſung, daß die Vertagung der Ab— rüſtungskonferenz auf unbeſtimmte Zeit keine andere Wahl laſſe, als das im vorigen Monat von Baldwin gegebene Verſprechen zu erfül⸗ len. Die„Scharzfelder Nichtſätze“ Eine Kundgebung der Deulſchen Glan bens⸗ bewegung. Berlin, 13. Juni. Auf einer ſtark beſuchten Kundgebung der Deutſchen Glaubensbewegung erläuterte Dr. Gericke die„Scharzfelder Richiſätze“, die für die Marſchrichtung der Deutſchen Glaubensbewegung maßgebend ſeien. dieſe Richtſätze lauten: 1. Die Deutſche Glaubens- bewegung will die religibſe Erneuerung des deutſchen Volkes aus dem Erbgrunde der deutſchen Art.— 2. Die deutſche Art iſt in ihrem göttlichen Urſprung Auftrag aus dem Ewigen, dem wir gehorſam ſind.— 3. In dieſem Auftrag allein ſind Wort und Brauchtum gebunden Ihm gehorchen, heißt ſein Leben deutſch führen. Der Redner ſtellte dann einzelne Sätze eines Deutſchgiaubens deo entſcheidenden chriſtlichen Dogmen gegenüber. Zu nennen iſt hier vor allem die Ablehnung der Erb. fünde und der auf dieſem Dogma beruhenden Mittlerſchaft des Meſſias. Der Perſon Jeſu⸗ geſchehe dadurch kein Abbruch.„Wir wollen und können bei dem halben Prozeß Marlin Cuthers nicht ſtehen bleiben. Wir fordern Bewiſſensfreiheit. aber wir ſordern ebenſo Bindung. Wir binden uns an den religis⸗ ſen Urgrund unſeres Volkes, an den Myhos des Bſutes.“ Graf Reventlow betonte, daß für die Deutſche Glaubensbewegung der Begriff der Religioſität ſich nicht allein auf das Jenſei⸗ tige beſchränke, ſondern das ganze Leben durchpulſe. Die Vorſtellungen des neuen Teſtaments ſeien gemiſcht aus Religionsvor⸗ ſtellungen vergangener Zeiten und genügten nicht, uns religiös zu erfüllen und zu binden Den Erlöſungsgedanken des Chriſtentums lehnte Graf Neventlow ab. Wir ſeien zwar erlöſungsbedürftig von der Ichſucht, müßten aber beſtrebt ſein, dieſe Unvollkommenhei⸗ ken zu überwinden. Die Deutſche Glaubens bewegung lehne den Gedanken der Strafe und den bibliſch verſtandenen Begriff der Sünde ab. Unſere Vorfahren hätten dieſen Begriff nicht gekannt und ſie ſeien frömmer und ehrfürchtiger geweſen als die Juden des alten Teſtamenks. Dafür ſei unſeren Vorfah⸗ ren der Begriff der Schuld umſo verkrauter geweſen. Deutſcher Proteſtſchritt in Madrid Bedauern der ſpaniſchen Regierung. Madrid, 13. Juni. Der deutſche Botſchafter in Madrid hat dem ſpaniſchen Unterſtaatsſekretär im Au⸗ ßenminiſterium— der ſtellvertretende Au⸗ ßenminiſter befindet ſich bei den Flotten⸗ manövern— eine Proteſtnote überreicht und Genugtuung für den Ueberfall auf die deutſche Kolonie gefordert. 1 Der Unterſtaatsſekretär brachte ſofort das Bedauern der ſpaniſchen Regierung ſowie ſein eigenes über den Vorfall zum Ausdruck. Wie verlauket, iſt in dieſem Zuſammenhang auch von einer Aktion gegen die bürgerliche und marxiſtiſche Hetzpreſſe geſprochen wor- den; die gerade jetzt wieder die Forderung auf Freilaſſung von Thälmann zum Vor- wand nimmt, in geradezu unerhörter Weiſe Deutſchland anzugreifen. Es iſt anzunehmen, daß die von der Regierung verhängte Preſſe⸗ zenſur ihr die Gelegenheik geben wird, ſolche Auswüchſe künftig zu unkerbinden. Die deutſche Kolonie hat der Madrider Preſſe eine Erklärung über den Vorfall über— geben, der auch von den ſeriöſen Zeitungen gebracht worden iſt. Darin wird feſtgeſtellt, daß der Akt des roten Terrors auf die Hetz— arbeit der hieſigen Linkspreſſe zurückzufüh⸗ ren ſei; das eigentliche ſpaniſche Volk ver— damme dieſen Terror ebenſo, wie die Deut— ſchen ſelbſt das täten. Abitur ſchon in Anterprima Oberprima als politiſches Schuljahr? In Zuſammenhang mit der ſoeben abge— ſchloſſenen Hauptverſammlung des Vereines Deutſcher Ingenieure in Trier wird, wie das ND-Büro meldet, nachträglich der Wortlaut einer bedeutſamen Anſprache be— kannt, die der Führer der Deutſchen Stu— dierenden, Dr. Staebel, über die Erziehung und fachliche Ausbildung der Studierenden gehalten hat. Dr. Staebel unterſtrich die Notwendigkeit einer Reform an den Deutſchen Hochſchulen. Dabei hob er hervor, daß das Vorrecht des Studierens durch Verdienſte an der Allge— neinheit erworben werden müſſe. Dieſe Ver⸗ dienſte könnten in der HJ., SA. oder dem Arbeitsdienſt erlangt werden. Jedenfalls müſ— ſe der junge Student durch den Gemein— ſchaftsdienſt gehen. Die Frage, wie man den akademiſchen Nachwuchs beſchränke, um das akademiſche Proletariat nicht ins Unend— liche wachſen zu laſſen, hänge von der Wie— derherſtellung der Achtung vor der Hand— arbeit ab. Den Plan, das Abitur bereiks in der Un- kerprima ablegen zu laſſen und in der Ober— prima das politiſche Schulungsjahr einzu- führen, hält Dr. Staebel für den einzigen Weg, um an Hand der wiſſenſchaftlichen Lei- ſtung und der Bewährung im politiſchen Schuljahr die Hochſchulreife zu erteilen. Da⸗ durch würde man erreichen, ſo ſagte er, daß die Studierenden im Gegenſatz zu heute nicht zu viel Zeit auf der Hochſchule durch SA. Dienſt uſw. verlieren. Die ſittliche Schulung auf der Hochſchule andererſeits könne nicht in Maſſenorganiſa⸗ tionen durchgeführt werden; dazu brauche man vielmehr die kleinen Erziehungsgemein— ſchaften, die Korporationen. Da der Natio⸗ nalſozialismus keine Horizontal-, ſondern eine Vertikalgliederung anerkenne, müſſe der Weg lauten: Zurück zur Korporotion, aber weg vom Verband. Die Reform der Tech⸗ niſchen Hochſchulen ſei unmöglich ohne Re⸗ form der techniſchen Fachſchulen und des geſamten Mittelſchulſtudiums. Heimatpreſſe iſt notwendig Hauptmann Weiß über den Neuaufbau der deutſchen Preſſe. Duisburg, 13. Juni. In ſeinen Ausfüh⸗ rungen in der Hauptverſammlung der Schriftleiter Rheinlands und Weſtfalens entwickelte der Führer des Reichsverbandes der Deutſchen Preſſe, Hauptmann a. D. Weiß, in programmatiſchen Ausführungen die Richtlinien f ſchen Preſſe. r den Neuaufbau der deut⸗ nierten Einordnung werde es eine wichlige Er erklärte u. a., unbeſchodet 988 dis ſpll⸗ Aufgabe der Provinzpreſſe ſein und ge dafür zu sorgen, daß die Zeitungen außer⸗ halb der Reichshaupiſtadt ihre heimatgebun⸗ dene Sonderſtellung bewahrlen. Es wäre ein Irrweg, verlangen zu wollen, daß die Provinzpreſſe weiter nichts darſtelle als einen mehr oder weniger guten Abklatſch der Ber⸗ liner Großſtadtzeitungen, ganz abgeſehen da⸗ von, daß die Frage berechtigt ſei, ob die Berliner Preſſe, wie ſie ſich heute darſtelle, wirklich in allen Dingen als vorbildlich an⸗ geſehen werden könne. Die Aufgabe der deutſchen Preſſe im nationalſozialiſtiſchen Reich iſt gewiß nicht gering, denn ſie muß aus dem Nichls her⸗ aus etwas Neues aufbauen. Bei dieſem Neu⸗ aufbau müſſen wir von der Grunderkennt⸗ nis ausgehen, daß die Zeitung kein totes Produkt der Rotationsmaſchine iſt, ſondern das Ergebnis der Geiſtesverfaſſung der Menſchen, die ſie machen, alſo der Journa⸗ liſten, der Schriftleiter. — 4 Gereles neues Material Oberſt von Hindenburg als Zeuge. Berlin, 13. Juli. Im Gereke⸗Prozeß iſt inſofern eine Wendung eingetreten, als Dr. Gereke dem Gericht Material vorlegte, das im erſten Prozeß noch keine Rolle ſpielte. Danach will Gereke eine halbe Million Mark, die er von politiſch intereſſierter Seite für die Gründung einer Hindenburg-Zeitung ſchon vor dem erſten Wahlgang erhalten habe, für die Wahl verwendet haben und ſich deshalb für berechtigt gehalten haben, von dem ſpäter eingegangenen Geld dieſe halbe Million wieder abzuzweigen. „Es wird dann der Sohn des Reichsprä⸗ ſidenten, Oberſt Oskar von Hindenburg, zu den Zeitungsplänen gehört. Oberſt von Hin⸗ denburg ſagt im weſentlichen aus, wie ſchon vorher Geheimrat Duisberg. Der Zeuge wird u. a. von der Verteidigung gefragt, ob ihm bekannt ſei, daß aus der Wilhelmſtraße eine halbe Million zu Dr. Ge⸗ reke geſchickt worden ſei. Dr. Gereke habe dieſe halbe Million ſechs Tage lang in einer Matratze eingenäht aufbewahrt. Dann habe er ſie in einer Aktentaſche mit in den Reichs · tag genommen, und dort ſei das Geld im Inkereſſe der Bekämpfung einer Gegenkan⸗ didatur von rechts verkeilk worden. Zeuge: Ueber dieſe Dinge iſt mir nichts bekannt. Es iſt ausgeſchloſſen, daß ich Dr. Gereke eine halbe Mlliion übergeben habe. Verteidiger: Am 6. Februar ſoll Dr. Ge— reke Ihnen mitgeteilt haben, daß die Deutſch— nationalen einen Gegenkandidaten aufſtel⸗ len wollten. Sie ſollen darauf erwidert ha— ben:„Wir wollen die Seitenſprünge des „Silberfuchſes“ nicht dulden!“(Silberfuchs war ein Spitzame für Hugenberg.) Auf dieſe Ihre Bemerkung ſoll Gereke geantwortet haben:„Schade, dann muß alſo mein Fonds heran, der eigentlich für andere Sachen be— ſtimmt war“ Der Zeuge kann ſich an ein ſol— ches Geſpräch nicht erinnern. Am Schluß ſeiner Vernehmung erwiderte Oberſt von Hindenburg auf eine Frage der Verteidigung: Ich traue Dr. Gereke nicht zu, daß er ſich perſönlich aus Mitteln des Hin⸗ denburgwahlfonds Vorteile verſchaffen wollte. Auslands⸗Rundſchau 138. Jun Konferenz der Kleinen Entente. Die Unterzeichnung der in Genf mit Lit⸗ winow getroffenen Vereinbarungen über die Wiederaufnahme der diplomatiſchen Beziehun⸗ gen zu Rußland wird am 18. Juni, dem Tage der Eröffnung der Konferenz der Kleinen Entente, in Bukareſt ſtattfinden. Dee Beſuch Jeftitſch' in Paris. Der ſüdſlawiſche Außenminiſter Jeftitſch hat⸗ te eine Unterredung mit dem Vorſitzenden des auswärtigen Kammerausſchuſſes, Abg. Baſtid. Frankreich wird keine Schuldenrate zahlen. Der franzöſiſche Miniſterrat unter Vorſitz des Präſidenten der Republik, beſchäftigte ſich mit der Frage der am 15. Juni fällig wer⸗ denden Schuldenzahlung an die Vereinigten Staaten. Nach einem Bericht des Außen⸗ miniſters Barthou hat die Regierung, wie vorauszuſehen war, beſchloſſen, keinerlei Zah⸗ lung zu leiſten. Das neue belgiſche Kabinett. Die Verhandlungen über die Neubildung der Regierung ſind endgültig abgeſchloſſen wor⸗ den. Die neue Regierung wird von dem bis⸗ herigen Miniſterpräſidenten Graf de Broque⸗ ville geführt. Stellvertretender Miniſterpräſi⸗ dent iſt der Landesverteidigungsminiſter Deve⸗ ze, Außenmmiſter Jaſpar, Finanzminiſter Sap, Wirtſchaftsminiſter van Gaudelaert. Zahlen⸗ mäßig und koalitionsmäßig hat ſich in dem neuen Kabinett nichts verändert. Es umfaßt zwölf Miniſterien, von denen wiederum die a0. n Rechtspartei und die Liberale Par⸗ tei fünf Portefeuilles erhalten haben. —— Politisches Allerlei Paris. Wie„Oeuvre“ meldet, hat die Sow⸗ jetregierung die Wiedereinführung der fran⸗ felgen Sprache als ehe in allen Schu⸗ 155 Healan, 399005 fluchte luß des Ra⸗ pallo⸗ ages deu lichtfach geweſen ſei. Washington, Der Senat hat das sw geſetz angenommen. Letzte Natricten Die Göbbels⸗Reiſe nach Warſchau Warſchau, 13. Juni. Reichspropaganda⸗ miniſter Dr. Goebbels wird heute nachmittag auf dem hieſigen Flugplatz erwartet. In ſei⸗ ner Begleitung werden ſich vier leitende Be⸗ amte des Propagandaminiſteriums und ſechs deutſche Journaliſten befinden, darunter der Vorſitzende des Reichsverbandes der deut⸗ ſchen Preſſe und Hauptſchriftleiter beim„Völ⸗ kiſchen Beobachter“, Weiß. Ausbau des Bahnhofs des Neichsparteitages Berlin, 13. Juni. Der Reichsparteitag der NSA wird auch in dieſem Jahre wieder rieſige Menſchenmaſſen nach Nürnberg brin⸗ gen. Es iſt ſelbſtverſtändlich, ſo ſchreibt der „Bölkiſche Beobachter“, daß die zuſtändigen Stellen aus den im letzten Jahre gemachten Erfahrungen die Konſequenzen gezogen ha⸗ ben. Zu dieſen Konſequenzen gehört der un⸗ erläßliche Ausbau des Bahnhofs Nürnberg⸗ Dutzendteich. Der neue Bahnhofsbau erhebt ſich bereits bis zum erſten Stock. Die Koſten des Geſamtbaues werden auf 1,3 Millionen veranſchlagt. Es wird auch ein größerer Ver⸗ kehrsplatz vor dem Bahnhof Dutzendteich an⸗ gelegt werden. Um die notwendigen Friſten einhalten zu können, muß man teilweiſe zum Dreiſchichtenbetrieb übergehen. Verurteilung einer Räuberbande Berlin, 13. Juni. Die Große Strafkammer des Landgerichts verkündete das Urteil ge— gen die berüchtigte„Spernaubande“, die beſonders die weſtlichen Vororte Berlins durch Ueberfälle mit Maske und Piſtole und zahlloſe Diebſtähle in Unruhe verſetzte. Der Hauptangeklagte Spernau wurde zu einer Geſamtzuchthausſtrafe von 15 Jahren und zu 10 Jahren Ehrverluſt verurteilt. Fünf Angeklagte wurden zu Zuchthausſtrafen von zwei bis neun Jahren, drei Angeklagte zu fünf bis elf Jahren Gefängnis verurteilt. Ein Angeklagter wurde freigeſprochen. Ladung Thälmanns zurückgezogen Berlin, 13. Juni. Im Prozeß wegen der Ermordung der beiden Polizeioffiziere Anlauf und Lenk gab der mediziniſche Sachverſtändige ſein Gutachten über den Obduktionsbefund der Ermordeten ab. Die tödlichen Schüſſe müſ— ſen darnach aus ganz geringer Entfernung, etwa 30 Zentimeter, abgefeuert worden ſein. Sodann wurde von der Verteidigung mitge⸗ teilt, daß der Antrag auf Ladung des frühe⸗ ren kommuntiſtiſchen Parteivor itzenden Thöl⸗ mann zurückgezogen worden ſei. In 6 Stunden 1300 Kilometer Rekordleiſtung eines„Flugzeugzuges“. Moskau, 13. Juni. Ein in Moskau geſtar⸗ teter aus einem Motorflugzeug und zwei Segelflugzeugen beſtehender„Flugzeugzug“ iſt wohlbehalten am Endpunkt ſeines Flu— ges in Batagſk(Nordkaukaſus) eingetroffen. Die zurückgelegte Strecke von 1300 Kilome⸗ tern wurde in ſechs Stunden reiner Flug— zeit bewältigt. Der„Flugzeugzug“ hat nur eine, von ei⸗ nem Gewitter erzwungene Zwiſchenlandung bei Kamenſkoje, 100 Kilometer von Batagſk 8 at, vorgenommen. Vollſtreckung eines Todesurteiis Koblenz, 13. Juni. In Koblenz iſt der Joſef Kreier aus Plaidt hingerichtet worden, Kreier war wegen des in Plaidt an der Ehe⸗ frau Johanna Frant begangenen Mordes von dem Saßzwurgericht in Koblenz am 7. Dezember 1933 zum Tode verurteilt worden. Der preu⸗ ßiſche Miniſterpräſident hat von dem Begna⸗ digungrecht keinen Gebrauch gemacht, weil die von dem Verurteilten bei dem Morde bewie⸗ ſene Roheit und tieriſche Hemmungsloſigkeit ſowie eine große Anzahl von Vorſtrafen ihn als unverbeſſerlichen und rückſichtsloſen, ge⸗ meingefährlichen Verbrecher kennzeichneten. Die Hellſeherin von Areſing verhaftet München, 13. Juni. Die angebliche Hell⸗ ſeherin Anng Inderſt, deren Tätigkeit im Zusammenhang mit der Areſinger Mord⸗ affäre großes Aufſehen erregte, iſt auf Grund des Ergebniſſes der Unterſuchung des gerichtlich⸗mediziniſchen Inſtituts in München in Augsburg verhaftet worden. Das Ergebnis beſagt, daß der ausgegra⸗ bene Kopf einem Menſchen gegehören muß, der bereits 20 Jahre tot war, Es liegt des⸗ halb die Vermutung nahe, daß die Inderſt oder einer ihrer ee den Kopf in einem Beinhaus geſtohlen hat und dann eingrub. Die Verhaftung erfolgte bei der Pückkehr der Inderſt von einer angeblichen Schatzgrä⸗ berei in einem Dorf bei Ingolſtadt, wo ſie eine Bauern die Hebung einer Kiſte mit Gold im Werte von 300 900 Reichsmark verſprochen hatte. Dieſe Kiſte ſollte im Hof des Anweſens während des 30 jährigen Krieges vergraben worden ſein. Ein dorf vom Erdboden verschwunden Ueber 3000 Tote, großer Sachſchaden. Neuyork, 13. Juni. Nach einer ergän⸗ zenden Meldung der Neunork Times“ aus Vom Finden und vom Finderlohn Vor kurzem ging durch die Tagespreſſe der Bericht über eine liner Schöffengericht, in der ein Kraftwagen⸗ führer wegen Fundunterſchlagung unter An⸗ klage ſtand. Die Witzblattfigur des zerſtreu⸗ ten Profeſſors, der überall etwas vergißt und liegen läßt, wird weit in den Schatten ge⸗ ſtellt von der reichen eee die im Jahre 1931 einen Juwelenſchatz von un⸗ geheurem Werte in der Autodroſchke des An⸗ geklagten hatte liegen laſſen. Diamanten und Saphire, Brillanten und Rubine, Perlen⸗ kolliers und Armreife, Gold und Platin glitzerten vor den Augen des Mannes, als er den von der Dame vergeſſenen Handkoffer öffnete. Der Lockung dieſes gleißenden Schmückes hatte er nicht widerſtehen können: er unterſchlug den koſtbaren Fund. Als ſich nach der Verkündung des Urteils, das auf ſechs Monate Gefängnis lautete, der Zuhörerraum leerte, konnte man immer wieder die Bemerkung hören:„Hätte doch der Dummkopf lieber den Fund zurückgege⸗ ſtegten ſeine 10 Prozent Finderlohn einge— eckt“, Dieſe Meinung, der Finder habe einen Anſpruch auf einen Finderlohn von 10 Prozent iſt zwar ſehr verbreitet— aber falſchl Dieſe Belehrung erteilte auch der Be⸗ amte des Fundbüros einem Studenten, der eine gefundene Handtaſche abgeliefert hatte. „Der geſetzliche Finderlohn“, ſo erklärte er dem Finder,„beträgt 5 Prozent bei Gegen— ſtänden im Werte bis zu 300 Mark, von dem Mehrwert ſogar nur 1 Prozent. Dieſe Hand— taſche dürfte mit dem darin befindlichen Geld etwa 400 Mark wert ſein. Sie hätten alſo einen Anſpruch auf 5 Prozent von 300 Mark alſo 15 Mark und 1 Prozent von dem 100 Mark⸗Mehrwert, im ganzen alſo einen Der ſo unterrichtete Student, der während der letzten 30 Tage des Monats vollſtändig „abgebrannt“ zu ſein pflegte, war tief ent— täuſcht, wurde aber von dem Beamten damit getröſtet, daß er nach Ablauf eines Jahres das Eigentum an der Taſche erwerben wür— de, falls ſich die Eigentümerin nicht melden ſollte. Außerdem habe er doch das Bewußt— ſein, als ehrlicher und anſtändiger Menſch gehandelt und ſich nicht der Fundunterſchla— gung ſchuldig gemacht zu haben. Der„glückliche Finder“ wurde verlegen Schließlich berichtete er dem Beamten, daß er ſich vor etwa zwei Jahren dieſer Straf— tat ſchuldig gemacht habe. Als er einen Geldbeutel mit zwei Mark Inhalt auf der Straße fand, ſei er zu begeum geweſen, der Polizei Anzeige zu erſtatten und habe die Geldbörſe behalten. Er werde aber morgen noch einmal vorſprechen und... Der Be— amte lachte.„Behalten Sie nur ruhig die unterſchtagene“ Börſe. Bei einem Klein— fund im Werte bis zu drei Mark braucht nie— mand anders zu handeln, als Sie es getan haben. Es bedarf keiner Anzeige bei der Polizei, ſondern nur an den Verlierer. Da dieſer Ihnen nicht bekannt iſt, haben Sie nach Ablauf eines Jahres das Eigentum an Geld— beutel und Inhalt erworben.“ „Darf ich noch etwas fragen?“—„Ein Freund von mir hatte vor einiger Zeit in einem Warteſagal eines Bahnhofs eine Brief— taſche mit mehreren tauſend Mark Inhalt gefunden. Er lieferte die Brieftache bei dem Stationsvorſteher ab und freute ſich ſchon rieſig auf den Finderlohn. Er hat aber keinen Pfennig Finderlohn empfangen und das Eigentum an der Brieftaſche nach einem Jahr auch nicht erworben. Woher kommt das?“ „Ganz einfach. In dieſem Falle handelt erhandlung vor dem Ber⸗ es 1) um einen ſogenannten„öffentlichen Fund“. Wenn in den Geſchäftsräumen einer Behörde— 3. B. Poſt— oder in den Be⸗ förderungsmitteln einer Behörde, in einer tfentlichen Verkehrsanſtalt— z. B. Ei en⸗ bahn— etwas gefunden wird, ſo gelten da⸗ für beſondere Vorſchriften. Der Finder, der keinen Anſpruch auf Finderlohn hat, muß den Fund unverzüglich bei der betreffend Behörde abliefern. f Aae gelbſtmord 5 nach Eiſenbahnunglütk Ein verſicherungs rechtliches Nachſpiel zum Siegelsdorfer Eiſenbahnunglück. Ein jetzt vor dem Reichsgericht beendeter verſicherungsrechtlicher Streit enthüllte eine Tragödie, die ſich abſeits vom Schickſal der eigentlichen Opfer der Siegelsdorfer Ei⸗ ſenbahnkataſtrophe im Juni 1928 abſpielte und nachträglich noch ein weiteres Todes⸗ opfer gefordert hat. Der Generaldirektor M. einer bayeriſchen Papierfabrik, der von ſeiner Firma gegen Reiſeunfälle verſichert war, zählte zwar zu den„Geretteten“, weil er äußerlich keinen Schaden genommen hatte und ſeine Ge— ſchäftsreiſe zunächſt noch fortſetzen konnte. In ſeinem Organismus hatten aber die hef— tigen Stöße, die er in dem an ſich unver— ſehrten Schlafwagen erlitt, und in ſeinem Gemüt hatten die furchtbaren Bilder von der Stätte des Grauens ſolche Verheerun— gen angerichtet, daß er ſeinem Leben durch Selbſtmord ein Ende ſetzte. Die Verſicherungsgeſellſchaft glaubte ſich unter dieſen Umſtänden von ihrer Lei⸗ ſtungspflicht entbunden und ſtützte ſich auf ihre Satzungen, wonach als verſicherungs— pflichtiger Unfall nicht eine Erkrankung in⸗ folge pſychiſcher Einpirkung des Unglücks gilt. Das Oberlandesgericht und das Reichs- gericht verurteilten aber die Verſicherungs— geſellſchaft zur Zahlung der Verſicherungs— ſumme, die nun der Witwe des Verſtorbe⸗ nen zugutekommen wird. Als Todesurſache wurden, wie wir dem Reichsgerichtsdienſt des DNB entnehmen, die ſtarken mechani⸗ ſchen Erſchütterungen durch das Entgleiſen des Zuges feſtgeſtellt, die zu einer Störung des Zentralnervenſyſtems und damit zu ei⸗ ner Erkrankung geführt hätten, die ohne den Unfall nicht ausgelöſt worden wäre. a Unter dieſen Umſtänden wurde auch die Erſatzpflicht der Verſicherungsgeſellſchaft be— jaht. Im reußiſchen Burgenland Von W. Müller⸗Gordon. Deutſches Waldland, wie geſchaffen für glückliche Tage und Wochen der Erholung, erwartet den abſeits der großen Fremden- ſtraßen Wandernden im Thüringer Oberland mit ſeinen unermeßlichen Wäldern, ſeinen 5n B und Burgen. Die Stimme von Jahrtauſenden ſpricht aus der Land⸗ ſchaft zu uns, wir werden klein vor uns ſel— ber und fühlen uns doch groß und empor⸗ gehoben von dem Bewußtſein der Verbun— denheit mit dem, was immer war und was wir als Deutſche dort beſonders ſtark empfin— den, wo Landſchaft und Gemüt ſich im ger— maniſchen Sinnen einen. Mit ſolchen Gedanken blickt man aus den Fenſtern des Ritterſaales eines tauſendjäh— rigen Schloſſes auf die rauſchende Saale * GN: 1 nee eli get unjetrer Wohlzimmimertiſche gedüdel it. munter, die hier von drei Seiten den Burg⸗ erg umſpült und mit ihren Windungen und Krümmungen den Eindruck erweckt, als zö⸗ gen hier drei Flüſſe vorüber,— ein Bild, das man ſtundenlang genießen könnte! Da unten liegt noch die grüne Turnierwieſe, auf der einſt Ritter in blitzender Rüſtung und mit wehendem Helmbuſch ihre Kampfſpiele ausfochten, daß das Echo in den Bergen und Tälern der Saale und Sorbitz widerhallte. In der Mitte vor uns der Sophien⸗ berg mit ſeinen uralten Buchen und Eichen unter denen ſteinerne Statuen und ein ver⸗ ſchloſſenes Tempelchen träumen, und linker Hand der„Burgkhammer“ mit ſeinem Sägewerk und der Pappenfabrik. Quer durch das Tal erhebt ſich die gewaltige Betonſperr⸗ mauer, die aus der wilden Saale einen tiefen, ruhigen See machte, ein Reſerveſtau⸗ becken für die große Saaletalſperre weiter ſtromauf zwiſchen Saalburg, Iſabellengrün und Remptendorf. Tauſende, die von nah und fern kommen, um die Wunder der Technik zu beſtaunen, lernen auch das alte, trutzige Ritterſchloß kennen, das allen Zerſtörungsgewalten der Jahr⸗ hunderte trotzt: Schloß Burgk, im Volksmunde einfach„Burgk“ genannt, als wenn es eben nur dieſe Burg gäbe. Keine morſchen, modernden Ruinen, keine zerfallenen Türme, keine öden Fenſterhöhlen, keine geborſtenen Wallmauern. Vom Turm⸗ knauf bis zu den unterirdiſchen Verließen, heimlichen Treppen und Gängen iſt alles wie einſt, da es großen und kleinen Zwecken diente. Eine Burg, wie der deutſche Junge ſie in ſeinen Träumen ſieht und ſie in ſeiner Phantaſie mit farbigem Leben aus dem Rei⸗ che der Geſchichte füllt. Es gäbe viel zu erzählen von den Waffen und Rüſtungen im Ritterſaal, deſſen veißgeſcheuerter Fuß⸗ boden aus tannenen Dielen von der, Breite hängt unter Glas und Rahmen ein von Wallenſtein unterſchriebener Schutz⸗ brief, der Schloß Burgk im Dreißigjährigen Kriege vor Brandſchatzung und Zerſtörung bewahrte. Von einer anderen Wand grüßt uns ein Oelbild ſeines Gegners: Guſtaf Adolf. Dort in einer der tiefen Fenſter⸗ niſchen ſteht eine fürſtliche Sänfte: neben *—— — vem großen grunen Kachelkamin ein Glas- ſchrank mit koſtbaren Gläſern und Humpen, drüben der berühmte verſteinerte Hund, der einſt über dem mittleren Burgtor lebendig eingemauert wurde mit einem großen Schlüſſel zwiſchen den Vorderpfoten, damit er böſe Feinde und Geiſter banne. Vom breiten Flur führen ein paar Stu⸗ fen in die Burgkirche hinab. Orgel- klänge umfangen uns, draußen auf den Fenſterbänken zwitſchern Spatzen und Stare. Weiter geht es durch Zimmerfluchten und Säle, treppauf, treppab, zuletzt in die vom inneren Burghof aus zu betretende Rieſen⸗ küche mit ihrer kirchturmhohen Eſſe und dem drehbaren Bratſpieß, deſſen Triebwerk durch ein langes Seil, an dem ein mächtiger Stein hängt, ſeinen Antrieb bekommt. Dort ſpru⸗ delt ohne Unterbrechung der Burgbrunnen, der ſein Waſſer durch kilometerlange Holz⸗ röhren von den„Röhrenſteigen“ des Burg⸗ waldes bezieht. Die meterdicken Mauern geben uns wieder frei, Sonne umſtrahlt uns, Tannenduft ſtrömt uns von den Höhen zu. Und dann ſteigen wir hinab vom Burgfelſen, ſchreiten hinüber zum Sophienberg, und über die Saale geht es hinein in den ſon⸗ nendurchſponnenen Wald gegen Iſabellen⸗ grün und zur großen Talſperre, die dort einen See hingezaubert hat. Wo einſt der Bauer pflügte und Herden weideten, plät⸗ ſchern jetzt die Wellen, auf denen ſich Kanus, Segelboote und Motorſchiffe tummeln. In Schleiz hatten wir die Eiſenbahn verlaſſen, um in halbſtündiger Fahrt mit der Kleinbahn Burgk zu erreichen; jetzt haben wir die Wahl, über Saalburg nach Ebers⸗ dorf, der ſchönen, friedlich behaglichen Herrn⸗ huterkolonie, zu wandern oder in Lobenſtein. einem zwiſchen waldige Höhen gebettet Städtchen, Bahnanſchluß 95 finden Ver- lockend iſt ein Ausflug ins nahe Ban ri ie Höllental mit dem reizenden Bad Steben fehlt es an Zeit dazu, ſo wählt man zur Rückfahrt die Linie über Wurzbach nach Saalfeld oder über Ziegenrück nach Tripkis, beides Strecken von lieblicher Schönheit, ab⸗ wechſlungsreich, romantiſch und farbig, viel zu wenig bekannt für die Fülle der Gaben, die ſie verſchwenderiſch darbieten. RN DV. Schloß Burgk in Thüringen. Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle(Saale) Er ſtopfte ſich den Tag mit Geſchäften voll. Er arbeitete wie ein Raſender. Von der Konferenz im ägyp⸗ tiſchen Handelsminiſterium fuhr er zu Beſprechungen mit engliſchen Vertretern. Dann zur deutſchen Geſandtſchaft und wieder zu anderen Geſchäftsfreunden. Er ſabotierte mit ſeiner Arbeitswut ſogar die heiligſte Sitte, nach der zwiſchen zwölf und vier Uhr in Kairo kein Europäer Geſchäfte abſchloß oder Beſprechungen abhielt. Bis Monſieur Barton, der Bevollmächtigte einer Liverpooler Fabrik, ihm entrüſtet erklärte: „Wenn Sie Ihre deutſche Arbeitsmethode auch hierher übertragen wollen, Monſieur Terbrügge, dann werden Sie ſich hier entſchieden mißliebig machen!“ Damit und mit dem kategoriſchen Hinweis, daß es jetzt Zeit wäre, nach Hauſe zu fahren, hatte Barton jede weitere Arbeit abgelehnt. Einen Tag hatte Terbrügge dann in Alexandrien zu tun. Und als er wiederkam, erfuhr er, daß Monſieur Dalandier Telegramme von ſeiner Regierung bekommen hätte, ſeinen Urlaub abzubrechen und ſich unverzüglich mittels Flugzeugs auf ſeinen Poſten nach Wadſchanga zu begeben. Es waren da zwiſchen einigen Negerſtämmen des franzöſiſch⸗afrikaniſchen Koloniegebiets Streitigkeiten ausgebrochen. Drittes Kapitel. Das war nun Afrika. Das war die Einſamkeit. Wenn Evelyn Dalandier von der Veranda ihres Bungalows über die Anlagen des europäiſchen Regierungsdiſtrikts 1 Klatſch. durch Inſpektionsfahrten, Leben geglaubt! Und hatte! hinwegſah, ſah ſie in die unendlichen Waldungen der zentralafrikaniſchen Wildnis. Jenſeits des Diſtrikts für die Beamten Frankreichs begann das unbekannte dunkle Land, die Einſamkeit! Denn was ſollten ihr die Menſchen hier, mit denen ſie notgedrungen als Frau des Vizegouverneurs Dalandier verkehren mußte? Franzöſiſche Kolonialbeamte und Offi— ziere, abgeſchnitten vom Mutterland, kannten ſie nur einen Gedanken: Karriere, Beförderung, Spiel, Frauen und Die Frauen waren noch ſchlimmer. Sie waren ohne die Möglichkeit, hier irgend etwas zu tun. Denn mit dem Renommee einer weißen Herrin gegenüber den Schwarzen wäre es aus geweſen in dem Augenblick, in dem eine weiße Frau hier auch nur einen Handſchlag getan hätte. Dazu kam die verweichlichende und erſchlaffende Atmo⸗ ſphäre der Tropen. Sie fraß den Willen aus dem Gehirn und die Kraft aus den Gliedern. Während die Männer wenigſtens durch den Dienſt, militäriſche Berichte an die heimatliche Regierung, ſich immer wieder aus der Lethargie herausreißen mußten, blieb für dieſe Frauen hier nichts. Sie verdämmerten die Tage in ihren Bungalows, um erſt des Abends geputzt und geſchminkt ſich bei Tees und kleinen Feſten im Kaſino zuſammen⸗ zufinden. Pariſer Modejournale, Pariſer Toiletten, die man ſich beſtellte, und Pariſer Senſationsromane waren der immer gleiche Inhalt dieſer Exiſtenzen. Evelyn lebte wie in einem dumpfen Traum. Alles Leben war ſo weit fort in einem unbeſtimmten Dämmer. Die Zeit in Kairo, die wenigen Stunden mit Terbrügge waren das Leben geweſen. Dieſe wenigen Stunden waren erfüllt geweſen von der Erinnerung an eine glückliche Jugend, da man noch nicht einſam war, da man an das etwas vom Leben Jetzt war es mit dieſer Erwartung aus! Gewiß, ſie konnte reiſen. Dalandier war ihr in dieſer Hinſicht nie⸗ leben mochte. Sprungbrett. zufliegen. Obliegenheiten, erwartet mals entgegen. Er begriff es durchaus, daß eine ver⸗ wöhnte Amerikanerin nicht Monate um Monate auf einem vorgeſchobenen zentralafrikaniſchen Kolonialpoſten Er ſelbſt betrachtete dieſe Zeit hier ja nur als ein Ein Poſten in Paris war ihm nach Be— endigung ſeiner Kolonialzeit zugeſichert. Aber Evelyn mochte ſich nicht entſchließen, ihren Gatten ſo ſchnell zu verlaſſen. Je weniger ſie innerlich mit ihm verbunden war, um ſo ſtrenger hielt ſie die äußeren Pflichten der Ehe. Die Frau hatte da zu ſein, wo der Mann war. Sie wollte nicht das Leben ihrer Mutter wiederholen, deren Ehe von Anbeginn nur darin beſtanden hatte, ohne Rück— ſicht auf Mann und Kinder in der ganzen Welt herum Manchmal mußte Evelyn jetzt denken, ob nicht auch die Mutter an dem Unglück des Eheſchickſals mit dem Vater Schuld gehabt hatte. Vielleicht, wenn ſie ſtetiger geweſen wäre! Und nicht dieſe ſinnloſe Reiſeſucht gewiſſer ameri⸗ kaniſcher Frauen beſeſſen! Es hätte vielleicht alles anders werden können. Mannes gab es keine Hilfe. Und die Mutter hatte es ihr immer wieder verſichert, daß nur die Untreue des Vaters der Grund des unheilbaren Zerwürfniſſes geweſen ſei. Man würde alſo hier aushalten. In drei Monaten kam die Regenzeit. Wenn die Unruhen hier beendet waren, würde Gaſton wieder einen kurzen Urlaub nehmen. Er hatte von Algier geſprochen. Dort wollte er ſie hin⸗ begleiten. Und ſie konnte dann weiter nach Spanien oder Frankreich, um ſich mit ein paar Bekannten, die einen Europatrip planten, zu treffen. Aber ſchließlich war es gleich, wo ſie war. Alles war ſo tödlich leer und zwecklos. Doch ſie hatte nun einmal dieſe Ehe gewählt. Und ſie hatte ja gewuß! daß das Leben Gaſtons ſie in der ganzen Welt herun ſtoßen würde. Nun mußte ſie aushalten. * Aber freilich, gegen die Untreue des * (Foriſetzung folgt.) . 11 0 Nachdruck verboten. Inm Hinausgehen legte Rudolf ſeinen Arm um Brunos Schultern. „Du ſiehſt beinah aus, Bruno, als ob du dich zum Stubenhocker ausgebildet hätteſt. Das darfſt du nicht tun. Treibſt du denn keinen Sport?“ „O ja, Onkel Altenberg! Wir haben jeden Dienstag und Freitag unſere Turn- und Spielſtunden.“ „Und das iſt alles?! Sonſt treibſt du gar nichts?“ „Nein!“ „Das iſt viel zu wenig. Vor allem müßteſt du mehr in der freien Luft ſein, Gymnaſtik und Waſſerſport treiben. In Jena habt ihr ſo herrliche Gelegenheit zum Schwimmen und Rudern, das iſt das Schönſte, was man ſich denken kanu.“ „Oh, herrlich!“ fiel Leonore begeiſtert ein.„Segeln, Rudern, Schwimmen! Wirklich, Graf Altenberg hat recht, es ſind die ſchönſten Sportarten. Und gar Kanu fahren, das macht Spaß. Sie ſollten es verſuchen, Bruno!“ Leonore hatte in ihrer Begeiſterung nicht darauf ge— achtet, daß ſie ſich wieder verhaſpelt hatte. Ihre Augen leuchteten, und im Geiſt ſah ſie ſich mit Hanns auf dem Waunſee tummeln. Erſt durch die verwunderten Blicke der beiden Männer kam ihr zu Bewußtſein, daß ſie ſich zu einer Torheit hatte hinreißen laſſen. Sie verſuchte ein— zurenken. „Ja, ich war viel auf dem Waſſer in Berlin. Faſt täg— lich bin ich...“ Sie war brennend rot geworden, merkte im letzten Augenblick, daß ſie beinah eine noch größere Dummheit gemacht hätte, als ſie von ihren täglichen Schwimm— ausflügen an den Wannſee erzählen wollte. „Zum Rudern gegangen“, vollendete ſie ihren Satz. „Mein Vetter und ich fuhren oft im Kanu; er hat es billig erſtanden, und wir haben es zuſammen benutzt.“ Klein-Erich rettete die Situation, indem er begeiſtert einfiel: „Siehſt du, Vati, Kanufahren war ſchon immer mein ſehnlichſter Wunſch. Was ſo ein Mädchen kann, bringe ich ſchließlich ja auch fertig. Ach, Vati, bitte, kauf' mir doch ein Kanu. Die meiſten in der Klaſſe haben ſo ein Ding. Und wo ich jetzt ſchon ſo gut ſchwimmen kann, kann mir doch wirklich nichts paſſieren.“ Graf Rudolf war inzwiſchen zu Leonore getreten. „Sie ſind alſo Waſſerſportlerin, Fräulein Lore?“ fragte er ſie und ſah ſie aufmerkſam an. Sie errötete. „Waſſerſportlerin iſt zu viel geſagt, Herr Graf! Da müßte ich ja vor allem ſchwimmen können. Und dazu habe ich es leider noch nicht gebracht. Aber ich habe auch ſo keine Angſt. Und Vetter Hanns kann ſo gut ſchwimmen; der hätte mich ſchon gerettet, wenn was paſſiert wäre.“ Jetzt erſchien Frau Berger mit der Suppe. In dieſem Augenblick trat Bruno Koltau an Leonore heran und reichte ihr mit verlegener Gebärde den Arm, ſie zu Tiſch zu führen. Der Baron ſah mit gerunzelter Stirn herüber.„Die Here“, dachte er,„ſcheint mir auch noch den Bengel zu ver— führen. Na, das iſt noch ſchöner.“ Leonore ſah wohl das Mißvergnügen des Vetters, tat aber ſo, als ob ſie nichts merke. „Oh, Bruno, wie liebenswürdig! Eſſen um ſo beſſer ſchmecken.“ Graziös legte ſie ihren Arm in den des Jungen. Ein ſchwärmeriſcher Blick aus den Augen des Jungen traf das ſchöne Mädchen an ſeiner Seite. Eine heilloſe Angſt um ſeinen Jungen befiel plötzlich Da wird mir das „Nun, da werden meine Söhne aufwarten können. Schon Schiller hat unter den alten Buchen geluſtwandelt; er ſoll öfters hier auf Koltau zu Gaſt geweſen ſein. Auch Blücher und Louis Ferdinand haben hier geweilt. Selbſt der große Feind Deutſchlands, Napoleon, iſt in unſerem Part ſpazierengegangen, als er eines Tages den da⸗ maligen Beſitzer mit ſeiner Einquartierung überraſchte. Trotz des Unwillens des Hausherrn, heißt es in der Chronik, hat ſich der große Kaiſer ſehr ritterlich und liebenswürdig benommen, und er ſoll den hübſchen Töchtern des Hauſes ſehr viele galante Worte geſagt haben. Bei ſeiner Abreiſe hatte er der Jüngſten und Schönſten ein ſeidenes Tüchlein geſchenkt, mit ſeinem Bild; es hängt, unter Glas und Rahmen, oben im blauen Saal.“: „Davon wußte ich ja gar nichts“, entfuhr es Leonore. Diesmal hatte ſie Glück. Niemand hörte den unbedachten Ausruf, da Erich in dieſem Augenblick laut und un— geduldig ſagte: 5 „Fräulein Siebenhühner, wollen wir nun endlich gehen? Aus dieſen alten Geſchichten machen Sie ſich wohl doch nicht viel?“ Erich hatte Lores Hand ergriffen, zog ſie mit ſich zur Tür. Als Bruno galant die Tür öffnete, ſchuppte Erich den Bruder in die Seite und ſagte: „Du, ich mache den Führer, daß du's nur weißt!“ „Erich!“ rief Baron Koltau ſtreng.„Vielleicht be— nimmſt du dich ein wenig, ſonſt bleibſt du hier. Und ich bitte mir aus, daß es draußen keinen Streit gibt.“ Die drei luſtwandelten in dem großen, wilden Park. Wie erinnerte er Leonore an die glückſeligen Tage der Kindheit; es war ihr, als ob ſie jeden Baum und jeden Strauch kannte! Dabei hatte ſich hier viel verwandelt gegen früher. Ihr Vater hatte den Park gepflegt; damals hatte es feine, kiesbeſtreute Wege gegeben, verſchnittene Bäume und kurzen, engliſchen Raſen. Jetzt wucherte alles wild, wie es der liebe Gott wachſen ließ. Aber gerade dieſe Wildheit gefiel Leonore. Ueppig blühten die Rotdornbüſche, der Jasmin wucherte, und der Flieder zeigte ſeine ſchon ins Verblühen übergehenden Dolden. Goldregenſträucher prangten mit ihren herabhängenden, giftigen gelben Blütentrauben, da— zwiſchen ſtanden Gruppen ernſter, hoher Tannen. Die Laubbäume zeigten den Schmuck ihrer neuen Blätter, auf den weiten Wieſenflächen wucherten bunte Blumen. Märchenhaft ſchön war dieſer Park, wie ein ver— wunſchener Garten. Die Zeit ſchien hier ſtillgeſtanden zu ſein. Faſt bewunderte Leonore den Vetter, der dieſen Schimmer von Romantik um ſich zu breiten vermochte. „Oh, wie ſchön, wie wunderſchön iſt es hier!“ rief ſie entzückt aus. „Wirklich, gefällt es Ihnen, gnädiges Fräulein?“ fragte Bruno, Leonore mit dankbaren Blicken anſehend. „Oh, es iſt herrlich! Aber— Bruno, ſagen Sie doch nicht gnädiges Fräulein, das kann ich nicht leiden und paßt auch nicht zu einer Sekretärin. Sagen Sie ruhig Fräulein Lore, das gefällt mir beſſer!“ „Fräulein Lore... oh, ich danke Ihnen!“ Der junge Baron küßte Leonore enthuſiaſtiſch die Hand. „Und ich? Darf ich auch Fräulein Lore ſagen?“ fragte eifrig Erich und hing ſich an Leonores Arm. „Natürlich, Erich!“ „Famos! Sie gefallen mir überhaupt ausgezeichnet, Fräulein Lore! Sie ſcheinen keine ſolche Zimperlieſe zu ſein wie die meiſten anderen Damen, die ich lenne. Würden den Baron. Bruno war gerade in dem gefährlichen Alter, in dem man ſolche Sachen ernſt und tragiſch nahm. Und das verflixte Frauenzimmer ſchien es ja zu verſtehen, die Männer herumzukriegen, das ſah man allzu deutlich an dem Frauenfeind Altenberg, wie deſſen Herz ihr zuflog. Dieſen Hexenaugen ſchienen die Männer verfallen zu ſein Mit dem Grafen war es längſt ſo weit, das ſtand feſt. Und nun ſchien ſein Junge an der Reihe zu ſein. Aber da wollte er die Augen offen halten. Da durfte nichts paſſieren. Sogar der kleine Erich ſtreiſte den Bruder mit ver— wunderten Blicken. Er war gar nicht einverſtanden mit dem, was der da vollbrachte. Wie dumm von ihm, ſich um ſo sein Mädchen zu kümmern! Er wollte es ſich nicht ein⸗ geſtehen, daß er ein wenig eiſerſüchtig war und ſelber lieber mit Leonore gegangen wäre. Altenberg hatte nachdenklich die Szene beobachtet. Was war nur an dieſem Mädchen, daß ſie die Männer be— zauberte, daß ſie es ſogar dem Sechzehnjährigen antat? Eine ſeltſame Stimmung lag einen Augenblick über der kleinen Tiſchgeſellſchaft. MWährend des Eſſens beruhigten ſich die Gemüter all⸗ mählich. Die Jungens entwickelten einen geſunden Appetit; es war eine Freude, ſie einhauen zu ſehen. Baron Koltau wurde wieder ganz vergnügt. Nach dem Eſſen ſprang Erich auf. „So, Vati— können wir jetzt Fräulein Siebenhühner den Park zeigen?“ „Jawohl, Jungens, das dürft ihr. Dann wird ihre Neugierde bald befriedigt ſein, denke ich.“ „Sie brauchen gar nicht zu ſpotten, Herr Baron! Ich habe wirklich eine beſondere Vorliebe für ſolche alten Järten.“ Sie ſich auch trauen, in einem Flugzeug zu fahren?“ „Ob ich mich das traue! Ich bin ja ſchon geflogen.“ „Sie ſind ſchon in einem Flugzeug gefahren?“ „Ja, von Berlin nach Kopenhagen, als ich meine Freundin beſuchte.“ „Haben Sie Angſt gehabt?“ „J wo, nicht die mindeſte! Auch das erſtemal nicht, als ich aus dem engliſchen Penſionat kam und nach Deutſch— land zurückflog.“ „Sie waren in einem engliſchen Penſionat?“ fragte jetzt Bruno, doch ein wenig erſtaunt. Leonore wurde rot. Daß ſie ſich immer wieder ver- ſehnappte! Doch hier bei den Jungens würde es wenig— ſtens nicht viel auf ſich hahen. „Ja! Iſt das ſo ſchlimm? Das war früher, als es mir noch gut ging. Jetzt muß ich mir halt mein Brot ſelber verdienen. Die Zeiten haben ſich gründlich geändert.“ „Sind Sie ſehr unglücklich darüber, Fräulein Lore?“ „Ach wo! Im Gegenteil, ich bin quietſchvergnügt. Das Leben iſt immer ſchön, wenn man es zu nehmen weiß.“ Der kleine Erich war einige Schritte vorausgerannt. „Ach, Fräulein Lore!“ ſeufzte der Sekundaner aus tiefſtem Herzen. i „Was iſt denn, Bruno? Wo drückt der Schuh? Kann ich Ihnen helfen?“ „Ach, wenn ich Ihnen nur wenigſtens mein Herz aus⸗ ſchütten könnte— aber...“ Bruno flüſterte es und zeigte dabei auf Erich. In dieſem Augenblick drehte ſich der Junge herum und rief lebhaft: 5 a a„Haſt du geſehen, Bruno?— Ein Pfauenauge! Ich muß ihm nach, vielleicht kann ich es ſangen...“ „Fräulein vote.. oh.. ich bin ſo unglücklich! „Um Gottes willen! Warum denn, Bruns??? Schauſpieler. 35656‚ntnt Oh— vor einer andächtigen Hörerſchaft zu muſizieren oder Klaſſiker ſpielen— das muß herrlich ſein! Die Menge mit ſich reißen, Freude bereiten, Ovationen be⸗ kommen. Nur das würde das Leben lebenswert machen, Wie herrlich ſind alle dieſe Dichtungen, angefangen von Homer bis zu Goethe! Man könnte ſich ganz in ſie verſenken; es iſt ganz gleichgültig, ob ſie aus der deutſchen Literatur kommen, aus der griechiſchen oder aus der franzöſiſchen. Immer ſind es Wunderwerke. Welch eine Poeſie, welch eine Beſchwingtheit liegt in dieſen Dich⸗ tungen! a f Verſtehen Sie das, Fräulein Lore? Können Sie mich begreifen?“ i 5 Leonore ſah das zarte, blaſſe Jungensgeſicht mit ſeinen übernatürlich glänzenden Augen faſt betroffen an. Wie konnte dieſes ſchmächtige Kind auf einmal reden! Es war wirklich, als ob ein Künſtler in ihm verborgen wäre. Eine Künſtlernatur, die noch gefeſſelt war durch die Bindungen der Erziehung und des Drills, die ſich aber durchrang gegen alle Hemmungen, gegen den Willen des Vaters und gegen allen Gehorſam. f Dieſer ſchüchterne junge Menſch, der auf der Stufe ſtand zwiſchen Knabe und Jüngling, der kaum zu reden wagte, wenn der Vater ihn examinierte... wie beredt er ſein konnte, wie er aus ſich herausging. Leonore vergaß in dieſem Augenblick die Schranken, die ſie jetzt eigentlich von dieſem Jungen trennten. Das verwandtſchaftliche Band war ſtärker als die Vernunft. Sie legte ihren Arm um die Schulter Brunos, küßte ihn auf die Stirn. f „Lore.. ach, liebes Fräulein Lore! Sie ſind wie eine gütige Fee, die ſich dem Dichter zuneigt und die ihn ganz verſteht.“ 8 Stürmiſch ſagte es der Junge und küßte voller In⸗ brunſt Leonores ſchmale Hand. „Aber, Bruno, wer wird ſo wild und ſo ungeſtüm ſein!“ „Ach, Fräulein Lore, noch nie hat mich jemand ver⸗ ſtanden! Vater will ſo etwas nicht hören, und Erich iſt noch viel zu jung und zu dumm dazu. Aber Sie, Fräulein Lore... oh, Sie ſind ſo wunderſchön und ſo gut!“ Voll ehrlicher Bewunderung ſtarrten ſie ſeine Kinder— augen an. „Sie ſind die ſchönſte Frau, die ich je geſehen habe! Was iſt Mia Verneil gegen Sie...!“ Leonore horchte auf. Was mußte ſie da hören? Sollte der Sechzehnjährige ſchon Dummheiten machen? „Bruno, wer iſt dieſe Mia Verneil?“ „Die größte Künſtlerin der Welt, der Star des Jenaer Stadttheaters. Oh, ſie ſpielt eine Maria Stuart.. ſie iſt eine herrliche Künſtlerin. Sie müßten ſie ſehen, als Iphi⸗ genie— ſie hat mich ganz bezaubert...“ „Oh, Bruno, wenn das der Vater wüßte...!“ „Sie werden mich nicht verraten, Fräulein Lore? Ich habe mir wirklich nichts zuſchulden kommen laſſen. Nur... in meinen Gedichten habe ich ſie beſungen.“ „Sie dichten, Bruno?“ „Ja! Darf ich Ihnen einmal etwas vorleſen?“ fragte Bruno in atemloſem Entzücken.„Aber ſtill, ſpäter...“ „Entwiſcht iſt er mir, und dabei hatte ich ihn beinah ſchon gehabt.“ Erich war ganz außer Atem, als er jetzt gelaufen kam.„Na, muß ich ihn halt ſein laſſen. Wollen wir ein wenig gondeln, Fräulein Lore? Drüben auf unſerem Teich? Ich rudere. Können Sie ſteuern?“ „Natürlich kann ich das!“ f „Können Sie denn auch rudern?“ „Jawohl, auch das kann ich!“ „Au, fein, dann rudern wir beide, und Bruno geht ans Steuer.“ „Was du nur immer mit deinem albernen Gondeln haſt, Erich? Wenn du abſolut Kahn fahren willſt, dann tue es doch allein und ſtöre andere Menſchen nicht mit deinen Kindereien.“ „Ach, du kannſt ja vom Ufer aus zuſehen, Bruno, wenn du nicht mit uns fahren willſt! Sonſt wird es dir ſchließ⸗ lich nur wieder ſchlecht, wie as letztemal.“ „Das könnte dir ſo paſſen, Erich! Fahr' du nur in deinem Kahn; aber Fräulein Lore laſſe ruhig hier, ſie macht ſich ſicher nichts aus der Fahrerei auf dem Tümpel.“ „Nee, ich denke nicht daran, Fräulein Lore bei dir zu laſſen. Du haſt ja deine Mia, an die du denken kannſt, da haſt du Unterhaltung genug.“ a „Erich...“ ‚ Leonore machte dem Streit ein Ende. 1 1 „Wir wollen es am beſten ſo machen“, ſagte ſie,„daß ich ein wenig mit Erich fahre— Bruno wartet ſolange am Ufer, wir kommen bald zurück. Iſt es ſo recht, Bruno?“ „Ja, natürlich, Fräulein Lore!“ f „Alſo, dann ſchnell, Fräulein Lore! Hoffentlich haben Sie keine Angſt. Bei mir geht es ein wenig wild zu.“ „O nein, ich hab' wirklich keine Angſt!“ „Das habe ich Ihnen gleich angeſehen, Fräulein Lore! Sie haben Schmiß, das ſieht man auf den erſten Blick!“ Sie waren an dem idylliſchen Teich angelangt. Leo⸗ ſich hier nichts verändert. Sogar der alte Kahn ſchien noch derſelbe zu ſein, in dem ſie als Kinder ſo oft gerudert hatten. 8 Erich ſtand ſchon im Boot und wartete, mit dem Ruder in der Hand, auf Leonore. Mit einem eleganten Sprung Er ſtürmte davon, quer über die Wieſe. landete Leonore im Boot Fortsetzung folgt.) U e „Vater will doch, ich ſoll Zoologie ſtudieren oder ſo etwas Aehnliches, damit ich ſpäter— ehe ich das Majorat übernehme— Expeditionen unternehmen kann wie Onkel Altenberg. Aber— ich habe ſo gar kein Intereſſe für 10 Dinge. Ich ſchwärme nur für die Kunſt und für die Muſik, Am liebſten möchte ich Muſiker werden oder vielleicht auch nore hatte ihn noch genau in der Erinnerung; es hatte den Staatsakt f 190 San Salvador int bei der Ueberſchwem⸗ 5 mungs- und Wirbelſturmkataſtrophe das Dorf Agua Caliente mit ſeinen 250 Ghnweh⸗ nern vollſtändig vom Erdboden verſchwun⸗ den. Außerordenklich groß ſind auch die Verwüſtungen in der Skadi St. Thomas, wo elwa 60 v. 5. der Gebäude zerſtört wurden. Der Schaden beträgt mehrere millionen Dollar. Reiſende, die in Panama mit dem Flug- zeug eingetroffen ſind, geben die Zahl der Todesopfer der Ueberſchwemmungs⸗ und Wirbelſturmkataſtrophe von Agua Calienke, im Staate San Salvador, mit über 3000 an. Sie berichlen, daß auf dem See von Gija und 1e ganze Herden von Ochſen, Kühen, Schafen, Jiegen und anderen Haus⸗ kieren ſchwimmen. der Spiegel der Seen iſt um faſt 10 Meter geſtiegen. Die Kaffee- Ernte kann als zur Gänze vernichtet ange⸗ ſehen werden. Franzöſiſche Nachtbomber verunglückt Zwei Tole, zwei Schwerverlete. Paris, 13. Juni. Ein mit ſechs Mann Be⸗ ſatzung um 22.30 Uhr vom Militärflugplatz Chartres zu einem nächtlichen Uebungsflug nach Reims ausgeſtiegenes Bombenflugzeug verſuchte kurz nach dem Start wegen Mo- korſchwierigkeiten eine Notlandung. Dabei ſtieß es gegen das Dach eines Hauſes, das aufgeriſſen wurde und ſtürzte zu Boden. Der Benzintank geriet in Brand. Unmikkel⸗ bar darauf ſtand das große Flugzeug in hellen Ilammen. Zwei Inſaſſen konnten noch rechtzeitig aus dem brennenden Appa- rat befreit werden. Ein Sergeant und ein Ankerleutnant wurden ſchwer verletzt ins Kazarelt überführt. Die beiden reſtlichen Beſatzungsmitglieder verbrannken. Es hun⸗ delt ſich um zwei Unteroffiziere, die verhei⸗ ratet waren und von denen der eine drei Kinder hinterläßt. „Graf Zeppelin“ in Pernambuco Nach einem bei der Hamburg-Amerika⸗Linie eingegangenen Funkſpruch iſt das Luftſchiff „Graf Zeppelin“ in Pernambuco gelandet. Es hat die etwa 8000 Kilometer lange Strecke in zweieinhalb Tagen zurückgelegt. Das Luftſchiff wird am 19. Juni wieder in Friedrichshafen ſein. . Am 23. Junt wird es zu ſeiner dritten dies⸗ jährigen Südamerikafahrt ſtarten, die aus⸗ nahmsweiſe bis Buenos Aires führen wird. Segelflieger tödlich abgeſtürzt Bitterfeld, 13. Juni. Der 23jährige Bit— terfelder Segel Dr. Wolfgang VBönning⸗ hauſen iſt anläßlich der Ablegung der B-Prü⸗ fung im Segelflug tödlich verunglückt. Kurz nach dem Ausklinken des Schleppſeils ſtürzte das Flugzeug aus ungefähr 50 Meter Höhe ab. Dr. Bönnighauſen erlitt einen doppelten Schädelbruch und ſtarb kurze Zeit nach dem Unfall. Er iſt der Sohn des bekannten Bal— lonfahrers Bönninghauſen. Schweiz und Deutſchland Erklärung Moktas.— Gegen Sowſetrußland Bern, 13. Juni. In der Nationalratsſitzung erklärte Bun— desrat Motta auf Anfragen über die Bezie⸗ hungen zu Deutſchland u. a.: Die Schweiz bemühe ſich, mit allen Nachbarn gute Bezie⸗ hungen zu unterhalten. Bis jetzt ſei dies ge⸗ lungen. Mik Deutſchland habe ſie einige bedauer⸗ liche Grenzzwiſchenfälle gehabt; ſeitdem die Miniſter Neurath und Dr. Göbbels in Genf enktſprechende Juſicherungen gegeben häkten, 1 ſich aber kein Zwiſchenfall mehr ereig⸗ Zur Frage der Anerkennung der Sowjet⸗ union führte Bundesrat Motta aus, daß er die Aufnahme der Sowjetunion in den Völ⸗ kerbund noch vor kurzem abgelehnt habe. Er warnte davor, den Völkerbund in der Auf⸗ nahme Rußlands zu unterſtützen und die Aufnahme Rußlands überhaupt zu propagie⸗ ren. Die Schweiz werde Rußland nicht als vollwertiges Mitglied im Völker⸗ bund anerkennen. Die Parteien in Bulgarien aufgelöſt Sofia, 13. Juni. Die bulgariſche Regierung hat mit ſofor⸗ tiger Wirkung ſämtliche polltſſchen 5105 aufgelöſt. flommiſſariſcher Kirchenführer in Braun- ſchweig. Berlin, 13. Juni. Kirchenamtlich wird mit⸗ geteilt: Der Reichsbiſchof hat den Hauptpa⸗ ſtor am Dom zu Lübeck, Hr. phil. Aenne um kommiſſariſchen Kirchenführer in raunſchweig ernannt. Dr. Johnſon ſteht im 43. Lebensjahr. Am Weltkrieg hat er als Freiwilliger teilgenommen. Dr. Johnſon iſt alter Kämpfer der NSDAP. Aus Baden Buggingen wieder in Vetrieb Buggingen, 13. Juni. Nachdem die leidvol⸗ len Arbeiten, die der Bergung der Arbelts⸗ opfer im i gegolten hatten, durch ren mürdigen Abſchluß ge⸗ funden habven, ist ber Gruvenbetrieb 10 „iſt er aufgenommen worden. Der Werkhof zeigt be⸗ reits wieder das gewohnte Bild der Arbeit. Schier unüberſehbar war am 11. Juni di dabl der Leidtragenden und aller gen ie das Bedürfnis hatten, ihre Verbunden⸗ heit mit den Hinterbliebenen der auf dem Feld der Arbeit gefallenen Bugginger Ka⸗ meraden noch einmal zum Ausdruck zu brin⸗ gen. Beſonders wohltuend wurde es emp⸗ 1 0 daß neben den Organiſationen des eutſchen Bergbaues, namentlich des Kali⸗ bergbaues, auch die Elſäſſiſſchen Kali⸗ werke in Mühlhauſen in den Perſonen der Herren Generaldirektor de Retz und Ge⸗ neralſekretär Dandon eine ei entſandten. eine eigene Abordnung —— Jortſ.: Der neue Horſt-Weſſel-Prozeß. Im weiteren Verlauf der Beweisaufnahme wurden die drei Gebrüder Jam⸗ browſki aus der Schutzhaft als Zeugen vorgeführt, die bereits im erſten Horſt-Weſ⸗ ſel⸗Prozeß abgeurteilt worden waren. Der Zeuge Max Imbrowſki gibt zu, nach der Mordtat im Lokal von Baer ſeine Genoſſen aufgefordert zu haben, den Mund über das Geſchehene zu halten.„Einem Verräter werde es genau ſo ergehen, wie Horſt Weſſel“. Im mübrigen will dieſer Zeuge nichts von dem Mordplan gewußt haben. Bezeichnend ſind die Angaben des Ange— klagten, die er über ſeine„Inſtruktio⸗ neun“ macht, die er von Rechtsanwalt Löwen thal von der Roten Hilfe im Un⸗ terſuchungsgefängnis nach ſeiner Verhaftung erhielt. Löwenthal habe ihm geraten, die ganze Sache auf das unpolitiſche Gleis zu ſchieben. Er ſollte ſagen, daß han If: Sant Sar r. Aare! 175 cuyesi Ali Johlter und Hört Weffel eln Streit wegen eines Mädchens ent⸗ ſtanden ſei, der zu der Tat führte. Der Zeuge bekundet weiter, daß lange Zeit nach der Tat der jetzt angeklagte Eppſtein zu ihm geſagt habe:„Ich bin nur froh, daß man mich damals nicht mitverhaftet hat.“ Der Zeuge Willi Jambrowſki bekundete, nach der Tat ſei Ali Höhler mit dem Ruf die Treppe her— untergeſtürzt: „Erledigt! Türmt!“ Als. der Zeuge ſeine weiteren Ausſagen ſehr zurückhaltend macht, weiſt ihn der Vorſitzende energiſch darauf hin, das es noch heute mög— lich ſei, ihn wegen Vegünſtigung unter An— klage zu ſtellen, wenn er durch ſeine Aus— ſage die Schuldigen decken wolle. Matzloſe Forderungen Die Heimwehr ſchäumt vor Haß. Wien, 13. Juni. Die oberöſterreichiſchen Heimwehren treten mit einem Aufruf hervor, der aufſehenerre— gende Forderungen an die Regierung ent— hält. Neben Volksgerichten aller Vaterlands— treuen, Amneſtierung von Angehörigen der Heimwehren und des Schutzkorps ſowie Auf⸗ denten der deutſchen Turnvereine wird gefor— ert: Der bisher in Oberöſterreich entſtandene Sachſchaden und der durch die Attentate der letzten Zeit zu erwartende Ausfall der Frem- denverkehrseinnahmen iſt ebenſo wie die Koſten des erhöhten Sicherheitsapparates reſtlos auf prominente Perſönlichkeiten ſtaatsfeindlicher Geſinnung aufzuteilen. Im Jalle der Uneinbringlichkeit iſt ihr Beſitz mit einer Zwangshypothek zu belaſten. „Zum Schluß wird verlangt, das Standge⸗ richt möge endlich einmal Taten zeigen. Kampf gegen die Verkehrsunfälle Wie notwendig es ift, daß die Lenker von Fahrzeugen wie auch die Fußgänger dazu er⸗ zogen werden, peinlich genau die Veckehrs⸗ vorſchriften zu befolgen, um ſo Unfälle zu ver⸗ meiden und die Gefährdung von Menſchen⸗ leben möglichſt auszuſchließen, beweiſen die täglichen und leider immer noch häufigen Zu⸗ ſammenſtöße der motoriſierten Fahtzeuge und ſon“' igen für die Menſchen gefahrvollen Si⸗ tuationen im Getriebe des gewaltigen Stra⸗ ßenverkehrs unſerer Zeit. Sie ſollten immer aufs neue eine eindringliche Lehre und War⸗ nung ſein. 225 Deutſch die Saar! Treuekundgebung m Karlsruhe. Karlsruhe, 13. Jum. Etwa 1000 Saarländer waren nach Karls⸗ ruhe gekommen, um an eimer eindrucksvollen Heimat⸗ und Treuekundgebung teilzunehmen. Ihren Höhepunkt erreichte die Kundgebung auf dem mit vielen Fahnen geſchmückten Hoch⸗ e e Beim Eintreffen der Volksgenoſ⸗ en aus der Saar auf dem Stadion waren bereits die Wehrverbände und zahlreiche natio⸗ nalſozialiſtiſche Organisationen ſowie Turn⸗ und Sportverbände angetreten. Die Gäſte wurden mit nichtendenwollenden Heilrufen be⸗ rüßt und begaben ſich zum Teil auf die ribüne, wo bereits Vertreter der Regierung, der Poltzei, der Stadtverwaltung, der Kreis⸗ 0 00 und der FA D. Platz genommen hat⸗ en. Nach Muſtt- und Geſangsvorträgen be⸗ grüßte Kreisleiter Werch die 1 aus der Saar. Nach einem dreifachen Siegh eil zmi 361 auf den Kübrer Adolf Hitler etariff Rektor 4 Vebusmann⸗ Wuppertal das Wort und gab der Freude Ausdruck, die aus Anlaß der Feſt⸗ ſetzung des Abſtimmungstages beim Saarvolk 20 Frankreich habe keine Anſprüche auf ie Saar, denn die Saar ſei deutſch gewesen und werde deutſch bleiben, ſolange deutſche Menſchen auf der Erde wohnten. Dann ſprach anſtelle des in letzter Minute verhinderten Staatsrates Spaniol der Lan⸗ desgeſchäftsführer der Deutſchen Front'm Saargebiet, Pg. Schaub. Ec betonte, daß der Kampf der Saarländer nichts anderes ſei als eine Pflichterfüllung gegenüber dem deut⸗ ſchen Vaterlande. Mit dem Gelöbnis: Wir wollen heim zum deutſchen Vaterland, unbe⸗ ſchadet ob es gut oder ſchlecht iſt, denn wir wären Verräter, wenn wir in dieſes Deutſch⸗ land nicht einkehren wollten, auch wenn es einmal trocken Brot zu eſſen gäbe, kam der Redner zum Schluß. Starker Beifall bekun⸗ dete die Begeiſterung der 50 000. „Die Feier fand am anderen Tag ihren Ab⸗ ſchluß mit einer Saar⸗Turn⸗ und Sport⸗ kundgebung, bei der Preſſechef Moraller den Willkommensgruß der Regierung entbot. Ehrung der Fußballſpieler Feierlicher Empfang in Singen a. H. Singen, 13. Juni. Hier ſind auf der Reiſe von Rom die deutſchen Fußballſpieler ein⸗ getroffen, die auf dem Bahnhof von Gau— führer Linnebach herzlich begrüßt wurden, der Im Auftrag des Bundes einen Lorbeerkranz überreichte. Im Quartier im Zentralhotel gab es dann eine kleine Feier. Bürgermeiſter Dr. Heim hieß die Nationalmannſchaft herzlich willkommen. Gauführer Linnebach überbrachte die Glückwünſche des Reichsſportführers und des Beauftragten des Gaues Baden, Mimi— ſterialrat Kraft. Er übe reichte jedem der Spie⸗ ler ein Bild des Reich portführers und das goldene Ehrenkreuz des deutſchen Sports. Der gemütliche Teil des Abends wurde eingeleitet mit der Einweihung des vom Duce geſtifteten Pokals mit deutſchem Wein. Kauft Braune Loſe! zur beſonderen Aufgabe gemacht, nicht nur dem deutſchen Volke einen neuen Arbeitsfonds zu ſchenken, ſondern auch dem vaterländiſchen und dem kameradſchaſtlichen Empfinden gemäß vie⸗ len Deutſchen die Ausſicht auf einen Gewinn zu geben. Der Gewinnplan zeigt nicht mehr den übermäßig hohen Hauptgewinn, ſondern viele recht beträchtliche Gewinne an. Die Ge— winnzahl iſt darum um faſt 50 Prozent gegen— über den vorjährigen Lotterien vermehrt wor— den. Die braunen Loſe mit der Aufſchriſt: „Dem deut chen Volke für Arbeitsbeſchaffung!“ werden ſicher den gleichen guten Abſfatz fin⸗ den, wie ihre Vorgänger, werden Arbeit ſchaf⸗ fen helfen und viele Freude bereiten. Weidmanns⸗Heil— der Dienſtgruß der Forſt⸗ beamten. Darmfltadt, 13. Juni. Der heſſiſche Staats⸗ miniſter hat mit Verfügung vom 25. Mat den heſſiſchen Forſtbeamten und deren An⸗ wärtern geſtattet, beim deutſchen Gruß die Worte„Weidmanns-⸗Heil“ zu gebrauchen, um die ſchöne, in alter Zeit in der deutſchen Jä⸗ gerei üblich geweſene Sitte zu erhalten uno zu pflegen. Spenden aus Nebentätigkeit einzelner Beam en gehen an die NS⸗Volkswohlfahrt. Darmſtadt, 13. Juni. Durch Verordnung vom 30. Jum 1933 wurde bei einzelnen Beamten uſw. die weitere Ausübung ihrer ſeit— herigen Nebentätigkeit nur unter der Be— dingung genehmigt, daß ſie einen Teil der ihnen zufließenden Vergütung als Spende zur Förderung der nationalen Arbeit oder für das Winterhilfswerk abführten. Nachdem vom 1. April 1934 an den Beamten uſw. Spen⸗ den für dieſe Zwecke an den Gehaltsbezü gen nicht mehr einbehalten werden, beſtimmt das Perſonalamt des heſſiſchen Staatsmini⸗ ſteriums, daß von dieſem Tag an die von den Nebenvergütungen abzuliefernden Beträge der zuſtändigen Ortsgruppe der NS.⸗Volks⸗ wohlfahrt zuzuweiſen ſind. Die Kohlenprodultion in Heſſen. „Darmſtadt, 13. Juni. Die monatliche Sta⸗ tiſtik der Kohlenproduktion des Volksſtaats Heſſen weiſt für den Monat Mai 1934 fol⸗ gende Zahlen nach: An Rohbraunkohlen wurden gefördert 87 212 Tonnen, davon wurden 83 796 Tonnen zu Schwelereiprodulten weiterverarbeitet. Aus den verſchwelten Kohlen wurden gewonnen: 4993 350 Tonnen Rohteer, 730 260 Tonnen Leichtöl aus Schwelgaſen, 14 504 Tonnen Koks, ohne die Schwelrückſtände des Meſ⸗ ſeler Kohlenſchiefers. Kinder⸗Lanoverſchickung nach Oberſchleſien. * Frankfurt a. M., 13. Juni. Die Gau⸗ Aktion Kinder Landre ſchickung der RSV 1924 mit einem Transport von 900 Kindern aus Frankfurt a. M., Offenbach, Hanau, Darm⸗ ſtadt, Worms, Mainz und Wiesbaden nach Oberſchleſien. Der Stellvertreter des Gaa⸗ leiters, die Behörden der Stadt Frankfu owie die Eltern werden ſich um 1040 Melton en nach Oberſchleſien fahrenden Kindern ver⸗ J. Die nationalſozialiſtiſche Geldlotterie für Arbeitsbeſchaffung hat es ſich auch Diesel amtsleitung der NS⸗Volkswohlfahrt gibt fol⸗ gendes bkan t Am 15. Juni 1934 leginpt die“ Lokales 13. Juni 1525 Vermählung Martin Luthers mit Ka⸗ tharina von Bora. 1831 Der Phyſiker James Clerk Maxwell in Edinburg geboren. 1878(bis 13. Juli) Berliner Kongreß. 1886 König Ludwig II. von Bayern verun⸗ glückt mit dem Irrenarzt B. v. Gudden im Starnberger See. Prot.: Tobias— Kath.: Anton von Padua Sonnenaufg. 3.37 Sonnenunterg. 20.23 Mondaufg. 4.07 Mondunterg. 21.59 Entzwei und gebiete! Tüchtig Wort. Verein' und leite! Beß'rer Hort. Goethe. Kampf dem Verkehrsunfall Die Mehrzahl aller Unfälle iſt auf das fehlerhafte Verhalten von Menſchen zurück⸗ zuführen. Es müſſen alſo die Fehler der Menſchen, die vermeidbar ſind, durch Erzie⸗ hung in Zukunft vermieden werden. Das iſt der Zweck der Verkehrserziehungswoche. Alle Volksgenoſſen müſſen in viel ſtärkerem Maße als bisher ſich ſelbſt und andere zu erziehen ſich bemühen. Wer erziehen will, muß ſelbſt erzogen ſein. Es geht alſo darum, daß alle ſich mit den für den Verkehr gültigen Vor⸗ ſchriften und Regeln vertrautmachen. Dieſe Beſtimmungen bezwecken die gegenſeitige Rück— ſichtnahme und das Einordnen aller, der Fuß⸗ gänger und der Straßenbenutzer, in den Ver⸗ kehr. Anter dem Namen„Straßenbenutzer“ ſind zuſammengefaßt alle Führer von Fahr— zeugen(Kraftfahrzeugen, Fuhrwerken, Fahr⸗ rädern, Straßenbahnen), alle marſchlerenden Abteilungen, alle Reiter und Viehtreiber. „Verkehrsſicherheit iſt Pflicht!“, dieſe Parole muß in der Verkehrserziehungs⸗ woche in das Bewußtſein aller deutſchen Volksgenoſſen gehämmert werden. Eine Aufklärungsbroſchüre„Kampf dem Verkehrsunfall“, die überall im ganzen Deut— ſchen Reiche für den geringen Preis von 10 Pfennigen verbreitet wird, enthält in Wort und Bild alle weſentlichen Vorſchriften für den Verkehr und damit gegen die Verkehrs⸗ unfälle. Dieſe Broſchüre gehört in jedes, aber auch jedes deutſche Haus, in jede deutſch' Familie. Nahezu 10 000 Tote hat noch vor einigen Jahren der Verkehr im Deutſchen Reich gefor⸗ dert. Ein Vielfaches beträgt die Zahl der verletzten Volksgenoſſen, die teilweiſe arbeits⸗ unfähig geworden ſind. Alljährlich kommt ſo über viele tauſend deutſche Familien Unheil und Elend. Millionenſummen gehen für Heil⸗ verfahren und Unterſtützung alljährlich dahin. Auch der Sachſchaden iſt rieſengroß. Viele Exiſtenzen ſind durch Verkehrsunfälle auf dieſe oder jene Weiſe vernichtet worden. All die⸗ ſem Unglück gilt es zu ſteuern. Es gilt, dem Verkehrstod mit dem Willen eiſerner Diſzip⸗ lin die Stirn zu zeigen. Das iſt der Zweck der Verkehrserziehungs⸗ woche vom 9. bis 16. Juni 1934. *** NQ Soldaten dürfen im Sport nur für das Reichsheer ſtarten. Die beſten Sportleute des Heeres werden auf die Deutſchen Kampfſpiele in Nürnberg durch den Lehrgang für Leibes— übungen Wünsdorf vorbereitet. Falls außer den durch dieſe Lehrgänge erfaßten Soldaten weitere Soldaten an anderen Sportarten (außer Reiten) aufgrund beſonders hervor⸗ ragender Leiſtungen teilnehmen ſollen, ſind ſie ſobald wie möglich dem Reichswehrminiſterium zu melden. Soldaten des Reichsheeres dürfen nach einem Tagesbefehl des Reichswehrmimi— ſters nur für das Reichsheer ſtarten. Die Nennungen zu den Kampfſpielen erfolgen dann durch das Reichswehrminiſterium, das auch die Koſten trägt. Vörſen und Märkte Berliner Deviſenkurſe. 1 Pfund Sterling 12.665, 1 Dollar 2.5 100 holl. Gulden 169.78, 100 Lire 21.5% 100 franz. Francs 16.50, 100 Schwerzer Fran⸗ ken 81.47, 100 öſterr. Schilling 47.95. 1 bab Schlachtviehmarkt. Auftrieb: 192 Ochſen, 185 Bullen, 47 Kühe, 389 Färſen, 889 Kälber, 22 Schae, 2180 Schweine, 7 Ziegen. Preiſe: Ochſen: 30 bis 33, 23 bis 25, 28 bis 29; Bullen: 28 bis 30, 25 bis 27, 23 bis 25, Kühe: 24 bis 28, 20 bis 23, 15 bis 18, 10 bis 12 Färſen 30 bis 34, 26 bis 29, 23 bis 26 Kälber: 47 bis 52, 39 bis 45, 32 bis 383 25 bis 30; Schweine:—, 41 bis 44, 40 bis 44, 38 bis 43; Schafe: geſtrichen. Markt⸗ verlauf: Großvieh ſchlevpend, großer Ueber- ſtan); Kälber mt el, ge äum!; Schne n ruhig, Ueberſtand; badiſche Schweine je nach Quali- tät nach Richtpreis Kl. C verkauft. Aber nicht übertreiben! Wenn Sie Ihr erſtes Sonnenbad nehmen, ſollten Sie doppelt 1 ſein. Vergeſſen Sie ni 0 die Haut muß ſich erſt langſam an die Sonne gewöhnen. Vor allem aber: reiben Sie vor jedem Sonnenbad die Haut mit Leokrem ein. Dann werden Sie die Sonne doppelt abſchieden. Die geſamte Bevölkerung iſt einge⸗ e bei der Abfahrt der Kinder zugegen zu. genießen, denn Leokrem enthält ja Sonnen⸗Vitamin und Lecithin. So bräunen 5 lehelce ud wunden leich die G enbrandes. 9 in Daf f cen aon Pfg. ab