Rampf dem miesmachertum: Weg mit den Duckmäusern! Grosse. S.⸗KAundgebung am 29. Juni 1034! Pg. Siebert, Darmstadt spricht! ſTndeimer Amel (Viernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten)(Viernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) Gebrauchter 1 Guterhaltener weißer billig abzugeben Wo, ſagt der Verlag ds. Bl. guterhalten 10 Stück billig zu verkaufen. Wilhelmſtr. 3 —— 100 Stück Zu mieten geſucht 1 oder 2 Zimmer- Wohnung mit Küche fliegenfänger 3% Rabatt! Tliams& Gars eee 205 190 Zallg vorrätig in der Exp. ds. Blattes von ruhiger, kl. Familie. Adreſſen im Verlag abgeben Sof. greifb. u. bald zuteilungsreife Area bertrage der Württ. Hreditkasse in Stuttgart von 200 bis 5000 RM. an rasch- entschlossene Inteè ressenten zu vergeben. Ausk. gegen Rück- porto durch die Bürs · Dlrehtlon mMannnelm, Windmunlstrage 26. Rührige Vertreter gesucht. Schlafzimmer von 169. RM an Herrenzimmer von 190. RM Jan Speisezimmer von 290. 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Auguſt in Berlin ſtattfindenden Funkausſtellung, werden noch Anmeldungen bis zum 26. Juni entgegen genommen. Die Fahrt nach Berlin und zu— rück kommt auf 12— 15 Mk. Für dieſen Betrag kommt man nicht mehr ſo ſchnell nach Berlin. Es wird aufmerkſam gemacht, daß für R. D. R. Mitglieder Privatquartiere zu 1.— RM. pro Uebernachtung zur Verfügung ſtehen. Alle übrigen Teilnehmer werden zu Sonderpreiſen in guten Hotels untergebracht. Darum auf zur Funkausſtellung nach Berlin und verbringt euern Urlaub in der Reichs⸗ hauptſtadt. N. B. Zu den jeden Mittwoch ſtattfindenden Baſtelkurfen können noch Intereſſenten teil⸗ nehmen. Auch beſitzt die Funkwarteorganiſa⸗ tion einen eigenen Volksempfänger und wir find zu jeder Zeit bereit, denſelben jedem Volksgenoſſen vorzuführen und auch über die Vorteile desſelben Aufklärung zu geben. Auch bitten wir die Rundfunkhörer unſere Bera- tungsſtelle recht eifrig zu beſuchen und über alle Vorkommniſſe Auskunft zu holen. Heil Hitler! Englert, Ortsgruppenfunkw. N. 5. Ariegsopferverſorgung(Ortsgr. Viernheim). Am kommenden Sonntag, den 1. Juli 1934, findet nachmittags um 1 Uhr im Saale des Gaſthauſes„Zum deutſchen Kaiſer“(Kamerad Gg. Mandel) unſere monat⸗ liche Mitglieder⸗Verſammlung ſtatt. Redner: Bezirksobmann Kamerad Mathias Wagner, Darmſtadt. Anſchließend Beſuch der Hofer⸗ ſpiele. Unſere Mitglieder bitten wir, den bei ihnen vorſprechenden Amtswaltern die Beſucherzahl zur Bereitſtellung der verbilligten Eintrittskarten angeben zu wollen. Betreffend Kameradſchaftsabend erfolgt Weiſung in der Verſammlung. Heil Hitler! gez. Seelinger. Achtung! N. 3.⸗Kundgebung! Ich bitte die Vereins vorſitzenden auf Mittwoch abend um ½9 Uhr zu einer kurzeu Beſprechung in das Gafthaus„Zum Storchen“. Tagesordnung: Vorbereitung zur Kundgebung am Freitag! Verhinderte ſenden einen Vertreter. Vorher treffen ſich um 8 Uhr die Führer der NS. Gliederungen wie Su/ SAR/ SS/ SSM/ MSA/ NS. Hago/ NSBO/ Daß/ BDM/ HJ/ NSLB u. ſf. Bei pünktlichem Erſcheinen iſt die Ausſprache in wenigen Minuten beendet! Heil Hitler! Der Ortsgruppenleiter: i. V. Schweigert. Lokales Viernheim, 26. Juni * Kundgebung gegen die Mechkerer! Wie wir erfahren, ſpricht ein alter Kämpfer der NSDAP am kommenden Freitag zur Viernhei⸗ mer Einwohnerſchaft! Es iſt Pflicht jedes Volks- genoſſen, aus berufenem Munde Aufklärung zu erhalten über die aufbauſchädigende Wühlarbeit der Miesmacher und Nörgler. Wer es mit ſeinem Treuegelöbnis zum Führer ehrlich meint, wird an dieſem Abend nicht zu Hauſe bleiben. * Kriegsbeſchädigtenfahrt der Pfälzer Kameraden! Bei wunderſchönem Wetter fand am vergangenen Sonntag die Kriegs⸗ beſchädigtenfahrt unſerer Pfälzer Kameraden nach dem ſchönen Odenwald ſtatt. In faſt 300 Fahr- zeugen des D D A C der Landesgruppe Pfalz wurden die Schwerbeſchädigten durch die feſtlich geſchmückten Straßen unſerer Stadt gefahren. Die hieſige Kriegsopferverſorgung hatte es ſich nicht nehmen laſſen, ihre Kameraden jenſeits des Rheins entſprechend zu begrüßen und Reihe an Reihe bildeten ſie links und rechts der Durch- fahrtsſtraße Spalier. Vor dem Kriegerdenkmal hatte ſich die Feuerwehr mit ihrer Muſikkapelle zur Begrüßung eingefunden und vaterländiſche Weiſen begleiteten die Fahrer auf ihrer Durch- fahrt durch Viernheim. Die Bevölkerung ſelbſt nahm durch Ueberreichung von Blumenſpenden lebhaften Anteil an dem Geſchehen und überall ſah man in den Fahrzeugen fröhliche Soldaten⸗ geſichter Die hieſige Ortsgruppe der Kriegs- beſchädigten wird vorausſichtlich im Laufe des nächſten Monats ebenfalls eine ſolche Fahrt veranſtalten und zwar mit dem Ziel zu unſeren Kameraden nach der fröhlichen Pfalz. » Kellerbrand in der O ECG.⸗ Wagenhalle. Heute Vormittag kurz vor 11 Uhr brach in einem Lagerkeller der OEch. Wagenhalle ein Brand aus, indem ein Oelkeſſel Feuer fing. Die außerordentlich ſtarke Rauch- entwicklung machte es unmöglich, an den Brand— herd heranzukommen. Mit Waſſer ließ ſich der Brand ebenfalls nicht löſchen, weshalb es er— forderlich war, die Mannheimer Feuerwehr an— zufordern, die dann auch ſehr bald kam und dem Brand durch das Schaumlöſchver— fahren zu Leibe ging. So gelang es, des Feuers, über deſſen Entſtehung noch nichts bekannt iſt, Herr zu werden. Glücklicherweiſe gelang es der hieſigen Wehr, die im gleichen Keller lagernden verſchiedenen Sauerſtoff-Flaſchen in Sicherheit zu bringen, ſodaß die drohende Ex— ploſionsgefahr behoben wurde. Da ſich über dem Keller die Stromabnahmeſtation befindet, war es erforderlich, die geſamte Stromleitung für Viernheim abzuſchalten, ſodaß von 11 bis 3 Uhr Viernheim ohne Strom war. Der Zugverkehr der OEG. konnte ungeſtört weiter- gehen, da die Stromverſorgung für die Bahn von Mannheim erfolgt. Lediglich in Viernheim mußten die Reiſenden umſteigen, da die Schlauch- leitungen ein Durchfahren unmöglich machten Es war vorſorglicherweiſe gleich ein Omnibus zur Stelle, der im Notfalle die Beförderung der Reiſenden zu übernehmen hatte. Bald nach Bekanntwerden des Brandes hatten ſich viele Neugierige eingefunden, die von Polizeimann⸗ ſchaften abgeſperrt und wegen der evtl. Ex⸗ ploſionsgefahr nur ganz entfernt zur Brand- ſtelle zugelaſſen wurden. *Leutershauſen auf dem Wald⸗ ſportplatz. Heute Abend 7 Uhr findet ein Freundſchaftsſpiel gegen die 1. Mannſchaft von Leutershauſen ſtatt. Die 2. Mannſchaft hat in der Aufſtellung wie am letzten Sonntag zu dieſem Spiel anzutreten. Vereins⸗Anzeiger Odenwaldklub. Mittwoch, den 27. Juni 1934, abends halb 9 Uhr, Klubabend im Löwen. Friſch auf. Heil Hüiler! Der Wanderwart. Sportvereinigung„Amicitia 09“ Viernheim. Im Rahmen der Jubiläumsſpielwoche fiadet heute Abend 7 Uhr ein Freundſchaftsſpiel der 2. Mannſchaft gegen die 1. Mannſchaſt von Leutershauſen ſtatt. Die 2. Mannſchaft ſpielt in der Aufſtellung wie am letzten Sonntag. Der Vorſtand. Turuverein v. 1893 e. V. Heute Dienstag Abend findet nach der Turnſtunde eine wichtige Mitgliederverſammlung im Lokal ſtatt. Möchte um einen guten Beſuch bitten. Der Vorſitzende. Sportnachrichten Rückschau auf den Sonntag Freundſchaftsſpiele: Wormatia Worms— Vf. Neckarau 5:2 VfB. Großauheim— TSV. Elberfeld 5:0 Völklingen-Schaffhauſen— Kick. Offenbach 1:2 Stadtelf Heidelberg— FV. Saarbrücken 3:2 FV. Weingarten— Stuttgarter Kickers 0:2 Rbn.⸗Rotweiß Frankfurt— Karlsr. FV. 1:2 Völklingen⸗-Schaffhauſen— Kick. Offenbach 1:8 VfB. Friedberg— SV. Wiesbaden 2:0 Blauweiß Bürgel— SV. Offenbach 1:1 Freiburger Fc.— Union Böckingen 0:1 Amicitia Viernheim— VfR. Mannheim 1:8 VfB. Friedrichshafen— Kick. Stuttgart 2:6 Städteſpiel Ulm— Stuttgart 6:0 Sfr. Saarbrücken— 1. FC. Idar 3:1 FC. Kreuzlingen(Schweiz)— 1. FC. Pforz⸗ heim 311 AS. Rom, die italieniſche Fußballelf, die zurzeit in Deutſchland weilt, mußte in ihrem zweiten Spiel in Dresden gegen den Dresdner SC. eine knappe 1˙2⸗Niederlage einſtecken. * Nibelungenſpiele in Worms. Nach langer Zeit fanden in Worms wieder die Nibelungenſpiele ſtatt, die diesmal mit einem Leichtathletikkampf Südweſtdeutſchland — Luxemburg eine beſondere Note erhielten. Der Gau Südweſt blieb mit 45:43 Punkten knapp ſiegreich. Die Luxemburger zeigten ſich in einzernen Diſzißlinen ebenfalls überlegen und erreichten dieſes Ergebnis vor alem da⸗ durch, daß es ihnen gelang, in welen Kämp⸗ fen den zweiten und dritten Platz zu belegen. Die Leiſtungen ſelbſt waren durch die Hitze und die nicht erſtklaſſige Bahn beeinträchtigt. In der Kampfſpiel⸗Ausſcheidung de. amafeur⸗ boxer ſchlug im Mannheimer Kolpinghaus die Staf⸗ fel des Gaues Niederrgein den Gau Baden überzeugend mit 14:2. Den einzigen badiſchen Sieg holte Maier(Singen) heraus, der durch Disqualifikation über Siegmund(Köln) in der 2. Runde erfolgreich war. Das Rieſengebirgs⸗Rennen endete auch diesmal wieder mit einem Siege des Schwarzwälders Pietſch(Neustadt), der die 4 Km. lange Sttecke in der ſchnellſten Zeit des Tages in 2:48,3 und einem Stun⸗ denmittel von 85,4 Km. durchfuhr. dieſes Jahr wieder ereigneten ſich zahlreiche Stürze, die zumeiſt glimpflich verliefen. Ledig⸗ lich der Schleſier Baumann zog ſich einen Schädelbruch zu, dem er erlag. 0 Auch Nörgler und Miesmacher Sind Verräter am deutschen Volk! 1200 N nicht weiter. Viernheimer Zeitung Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 1,40 Mk. frei ins Haus gebracht.— Gratis⸗Beilagen: wöchentlich den„Illuſtrierten Sonntag“, halbmonatlich die„Heimatblätter“, zweimal jährlich den Fahrplan und den Wandkalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. bei den Boten Verkünd⸗ und Anzeigeblatt für Viernheim ſeit dem Jahr 1883 Fernſprecher 117.— Telegr.: Anzeiger, Viernheim— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Frankfurt a. M., Verantwortlich für den Anzeigenteil: Joh. Martin, Viernheim. D. A. V. 34 1065. Einzel⸗Verkauf der Zeitung von der Geſchäftsſtelle 5 Pfg., Samstags⸗Ausgabe 10 Pfg. Anzeigenpreise: Die I2geſpaltene Millimeter⸗Zeile 2 Pfennig, Reklame 9 Pfennig bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen-Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Geſchäftsſtelle: Adolf Hitlerſtr. 36. Schriftleitung, Druck u. Verlag: J. Martin, Viernheim Nummer 146 Chre und Freiheit In einer gewaltigen Kundgebung zu Hamburg ſprach der preußiſche Miniſter⸗ ſoräſident und Reichsminiſter Göring über die politiſchen Tagesfragen. Die Rieſenver⸗ ſammlung lauſchte begeiſtert den Ausfüh— rungen des Redners, der in packenden For— mulierungen die Leiſtungen der Regierung Adolf Hitlers und ihre weiteren Ziele her— ausſtellte. Der Miniſterpräſident leitete ſeine Rede mit einer grundlegenden Abrechnung mit dem überwundenen parlamentariſchen Syſtem ein. Mit dem 30. Januar 1933, rief Göring unter ſtürmiſchen Beifallskundgebungen aus, iſt ein neues Kapitel dieſer deutſchen Ge— ſchichte begonnen worden, das man wieder mit den Worten„Ehre und Freiheit“ überſchreiben kann. Das iſt aber Hitlers ſchönſte Tat, daß er aus einer Summe von Menſchen, von Intereſſenten, von gegen— einanderwirkenden Kräften die Geſchloſſen— heit eines Volkes geſchaffen hat. Erſt mit dieſer Geſchloſſenheit haben wir die Kraft— quelle erlangt, aus der allein der Aufbau möglich iſt. Der Miniſterpräſident gab ſodann einen eingehenden Ueberblick über die entſetzlichen Zuſtände völkiſcher Zerriſſenheit, die mit dem Durchbruch der nationalſozialiſtiſchen Revo— lution endlich überwunden wurden. Wäre das deutſche Volk, ſo erklärte er, damals in jenen zwei großen Lagern, in die es in der Hauptſache zerriſſen war, erſtarrt, wäre es in jener weltanſchaulichen Zerriſſenheit ſtehen geblieben, dann hätte es keine Zukunft mehr gehabt, weil es ſich hätte auflöſen und zer— ſetzen müſſen im Widerſtreit jener feindli— chen Kräfte. Damals ſtanden Bürgertum und Proletariat ſich als Todfeinde gegen— über. Adolf Hitler aber warf ſeine Begriffe in den Schmelztiegel der nationalſozialiſti— ſchen Weltanſchauung und ſchuf die kriſtall— klare Syntheſe: Nationalſozialismus, die klare Erkenntnis für jeden Deutſchen: Nur dann kannſt du das Höchſte für dein ganzes Volk erringen, wenn du Nationaliſt biſt bis auf die Knochen und gleichzeitig als Diener deines ganzen Volkes Sozialiſt biſt. Wenn ſo beide Begriffe eins geworden ſind, dann müſſen auch die Träger beider Begriffe ver— ſchmolzen werden. Und ſo, wie aus Notio⸗ nalismus und Sozialismus die Syntheſe des Nationalſozialismus entſtand, ſo entſtand aus dem Bürgertum und dem Proletariat die Syntheſe: Deutſches Volk! Der Redner ging dann auf die in beſtimm⸗ ten Kreiſen wieder aufgeworfene Frage der Wiederherſtellung der Monar⸗ chie ein. In einem Augenblick, wo das deutſche Volk zuſammengeſchweißt iſt zur Einheit, muß dieſe Frage ſtumm ſein, darf ſie nicht als Sonderintereſſe irgendwo voran⸗ geſtellt werden. Das Intereſſe eines Hauſes und einer Familie darf nicht über den In⸗ tereſſen der Nation ſtehen. Das deutſche Volk denkt jetzt an nichts anderes als daran, das koſtbare Gut ſeiner Geſchloſſenheit feſt und feſter zuſammenzuſchweißen. Wir wollen es un eren Kindern oder unſeren Enkeln über⸗ laſſen, ſich einſtmals die Staatsform zu wäh⸗ len, die ſie für richtig halten. Wir Le⸗ benden wir haben Adolf Hitler! Bei dieſen Worten Görings ſteigerte ſich der Beifall der Zehntauſende zu einem orkan⸗ artigen Toſen. In ernſten Worten wandte ſich Miniſter⸗ präſident Göring dann an die Kirchen und ſagte, wenn man dort glaube, noch län⸗ er das deutſche Volk mit konfeſſionellen treitigkeiten langweilen zu können, dann müßte vielleicht eines Tages dem Kirchenre⸗ giment geſagt werden, daß doch einmal der Staat eingreifen müſſe, wenn man ſebſt nicht imſtande ſei, Ruhe und Ordnung zu halten. Der Miniſterpräſident verwies in dieſem Zuſammenhang eindringlich auf die Tatſache, daß der Nationalſozialismus in Deutſchland alle Kirchen gleich ſchütze, ſo⸗ bald ſie auf dem Boden des poſitiven Chri⸗ ſtentums ſtünden. Niemand werde einer Konfeſſion mehr nützen als der nationalſo⸗ zialiſtiſche Staat. Auch in Bezug auf die katholiſche Kirche ſei es dem Staat nicht eingefallen, irgendein Dogma anzugrei⸗ fen, aber da, wo das Volk ſehe, daß die Kirche in ſeine politiſche Gedankenwelt ein⸗ greife, da werde es ſagen: Bis hierher und Die Zeit, wo geiſtliche Kreiſe Mittwoch, den 27. Juni 1934 51. Jahrgang Der Veſuch des franzöſiſchen Außenministers in Belgrad— Franzöſiſch⸗ſüdſlawiſche Liebesbeteuerungen— Frankreichs„Sicherheitspläne“ Belgrad, 27. Juni. Der Beſuch des franzöſiſchen Außenmini— ſters Barthou bei der ſüdflawiſchen Re⸗ gierung brachte eine Reihe von Veranſtal— tungen, die der Außenwelt die ſranzöſiſch⸗ ſüdſlawiſche Freundſchaft in hellem Lichte zeigen ſollten. Am Dienstag veranſtalteten die Abgeordnetenkammer und der Senat des Parlaments eine gemeinſame Feſtſit⸗ zung zu Ehren des franzöſiſchen Außenmi— niſters Barthou. Miniſtecpräſident U u⸗ no witſch unterſtrich in ſeiner Rede neu— erlich die unbedingte Ablehnung aller auf Reviſion der Friedensverträge abzielenden reviſioniſtiſchen Beſtrebungen durch Süd— ſlawien. Der heutige Stand der Dinge in Europa ſei zu teuer erkauft worden, als daß man ihn ändern dürfe. Barthou betonte die Juſammenarbeit zwiſchen Frankreich und Südſlawien und er⸗ innerte an die Verdienſte, die Paris bei der Errichtung des füdſlawiſchen Staates hatte. So wie die Vorredner ſprach auch er von der Liebe, die Franzoſen und Südſlawen verbinde. Seine Ausführungen ſchloß er mit einer Huldigung für König Alexander. König Alexander hat dem franzöſiſchen Außenminiſter Barthou das Großkreuz des Weißen Adlers verliehen. „Näher an das franzöſiſche Herz...“ Der franzöſiſche Außenminiſter Bar⸗ thou hielt im Belgrader Sender eine Rundfunkanſprache, in der er er⸗ klärte, daß er ſchon immer für die Freiheit der Südſlawen eingetreten ſei. Von der Sendeſtation be⸗ gab ſich Barthou ins Außenminiſterium, wo er mit dem ſüdfſlawiſchen Außenminiſter Jeftitſch eine Beſprechung hatte. Sodann ſtattete er dem Miniſterpräſidenten Uſuno⸗ witſch einen Beſuch ab. Als der Beſuch be⸗ endet war, wurde Uſunowitſch und Barthou von Zeitungsphotographen umringt, die einige Aufnahmen machen wollten. durch das Zentrum Deutſchland zu re— gieren verſuchten, ſei endgültig vorbei. Und unſere Jugend, fuhr der Miniſter⸗ präſident dann fort, iſt unſer koſtbarſtes Gut; es iſt Gott und uns allein anvertraut und wir laſſen es uns nicht aus den Händen nehmen. Nach einem Hinweis auf die ge⸗ häſſige Hetze der Klerikalen in den öſterrei⸗ chiſchen Zentrumsblättern gegen das neue Deutſchland ſtellte der Miniſterpräſident feſt: Nirgends kann die Glaubenskraft des Men⸗ ſchen beſſer verwurzelt ſein als im National⸗ ſozialismus. Unſeren Glauben, laſſen wir uns nicht vorſchreiben, den beſtimmt jeder ſo, wie es ihm ums Herz iſt. Wer hetzt denn heute überhaupt gegen das nationalloziali⸗ ſtiſche Deutſchland? Sehen wir uns doch im Ausland um. Wer iſt es, der das deutſche Volk als ein Volk ſchlimmſter Verbrecher hinſtellt? Es iſt immer der Jude, der ſchon einmal unſere Kultur zerſtören und vernichten wollte. b „Wir achten und ehren die Wiſſen⸗ ſchaft“, ſo fuhr Göring fort„ſie darf aber nicht Selbſtzweck werden und in geiſtigen Hochmut ausarten. Unſere Wiſſenſchaftler hätten gerade jetzt ein fruchtbares Feld. Sie ſollten ſich darum kümmern, wie man dieſe oder jene Rohprodukte, die wir vom Aus⸗ land beziehen müſſen, im Inland ebenſogut erſetzen kann. Unſer ganzes Wiſſen muß da⸗ zu dienen, die notwendigen Vorausſetzungen u ſchaffen, um dem deutſchen Volk ſein Le⸗ 0 ſeine Arbeit und ſein Brot zu verdie⸗ 90 Das iſt die Wiſſenſchaft, die dem Volke ient.“ Der Miniſter wandte ſich dann mit aller Schärfe gegen die unfruchtbaren Kri⸗ tiker. Er geißelte in dieſem Zuſammen⸗ 16 auch die Berichterſtattung gewiſſer luslandsſournaliſten in Deutſchland, die un⸗ verantwortliche Vrunnenvergiftung dar— ſtelle, Im ür en aber dürfe man den ewi⸗ Bar⸗ a thou zog den Miniſterpräſidenten, der in einiger Entfernung von ihm Aufſtellung ge— nommen hatte, ganz nahe an ſich heran und sagte; Gamm Sie 18818„eren— 1 näher an das franzöſiſche Herz, damit man uns ſo photographiert.“ Sodann begab ſich Barthou zum König Alexander, wo er in Audienz empfangen wurde. Gegenbeſuch des Königs in Paris Nach einer Meldung aus Paris hat König Alexander dem franzöſiſchen Außenminiſter Barthou zugeſagt, im Herbſt offiziell Paris zu beſuchen. Entſchluß des Königs wird in Paris mit großer Genugtuung aufgenommen. Die Un— terredung Barthous mit dem König ſteht im Mittelpunkt der Berichte aus Belgrad. In der Unterredung ſollen alle Fragen erörtert worden ſein. Barthous Pläne Der Sonderberichterſtatter des„Journal“ will berichten können, daß Barthou den franzöſiſchen Standpunkt in der Abrüſtungs⸗ frage nochmals umriſſen habe: ganiſation der Sicherheit.“— die Organi— ſtandsverträgen vor. Deulſchland werde beikrelen können, wenn es Bürgſchaften für ſein„vernünftiges Verhalten“() gebe. Varthou habe in die— ſem Zuſammenhange auch über die Verträ— ge geſprochen, die Frankreich mit Sowjet— rußland vorbereite. Es ſei allerdings kein Geheimnis, daß der Gedanke an Verhand— lungen mit den Bolſchewiſten in Belgrad nicht gerade gefalle. Die Serben blieben dem alten Rußland treu, das nach ihrer Mei⸗ nung ſich für ſie geopfert habe. Sie zöger⸗ ten mit der Anerkennung der Sowiets. Da⸗ gegen ſeien ſie durchaus geneigt, die Bezie⸗ hungen zur Türkei enger zu geſtalten. Das ſei auch ein indirektes gen Nörglern nicht allzu große Bedeutung beimeſſen. Der Miniſterpräſident warnte aber die böswilligen Kritiker mit den Wor⸗ Nach der Ankunft begab ſich der Verbindung zur Politik Moskaus zu kom— men. Man ſpreche bereits von einer bevor⸗ ſtehenden Reiſe Muſtapha Kemals nach Bel⸗ arad grad. Italieniſcher Veſuch in Albanien Tirana, 27. Juni. Das erſte Geſchwader der iltalieniſchen Adria-Flotte, beſiehend aus 20 Schiffen, iſt im Hafen von Durazzo vor Anker gegangen. Verkreter des Geſchwaderkommandanken ſofork an Dieſer Land und ſtattete den albaniſchen Behörden einen offiziellen Beſuch ab. Das Belgrader Blatt„Politica“ be⸗ ſchäftigt ſich mit dem italieniſchen Flottenbe— ſuch in aktuellen ſcheinen der italieniſchen Durazzo. Es behauptet, das Er— Kriegsſchiffe habe in Tirana das größte Aufſehen erregt, da die albaniſchen Behörden über den Beſuch nicht unterrichtet geweſen ſeien. Man habe an— geblich mit der Möglichkeit einer Landung „Kein Ab⸗ rüftungsabkommen vor der praktiſchen Or⸗ men. Mittel, um zu einer! gierung bereits vollbracht habe. ten:„Sollte eines Tages das Maß übervoll ſein, dann ſchlage ich zu!“. Es ſei notwendig, ſo fuhr Göring fort, bei der negativen Ein⸗ ſtellung der Kritiker immer wieder die ge- Minſſtermörder gefaßt italieniſcher Truppen gerechnet. Die Kriegs⸗ ſchiffe hätten jedoch 20 Stunden vor Duraz— zo gelegen, ohne irgend etwas zu unterneh— Erſt dann habe ſich ein italieniſcher 8 5 a n Offizier an Land begeben und den Behörden ſation ſehe eine Reihe von regionalen Bei- im 5 ö mitgeteilt, daß es ſich um einen Freund— ſchaftsbeſuch handele, den die it ſieniſche Flotte dem Verbündeten Albanien abſtattete. Um die gleiche Zeit habe auch der:talieni— ſche Geſandte in Tirana der albaniſchen Re— gierung eine ähnliche Mitteilung zukommen laſſen. Der größte Teil des italientſchen Ge⸗ ſchwaders ſei daraufhin wieder abgedampft. Drei Kriegsſchiffe ſeien jedoch im Hafen von Durazzo gelaſſen worden.— Die„Politica“ bringt dieſe Nachricht in Zuſammenhang mit der angeblichen unzuverläſſigen Haltung Albaniens gegenüber Italien. In politi— ſchen Kreiſen nimmt man jedoch an, daß es ſich eher um eine Kundgebung gegen die Kleine Entente als gegen Albanien gehandelt habe. waltigen Leiſtungen zu betrachten, die Adolf Hitler in den eineinhalb Jahren ſeiner Re— „Ich glaube, wir können vor der Geſchichte und, was wichtiger iſt, vor der Zukunft unſeres Vol— kes beſtehen.“ Deutſche Staatspolizei verhaftet den Mörder des Innenminiſters Pieracti Festnahme beim Grenzübertritt in swinemünde Berlin, 27. Juni. Umfangreiche Jahndungsmaßnahmen der deutſchen Grenzbehörden führten am 23. Ju- ni 1934 früh gegen 6 Uhr zur Feſtnahme des polniſchen Staatsangehörigen Eugen Skyba, Student der Chemie, geboren am 11. Mai 1908 in Lemberg, auf den die von den pol niſchen Behörden gegebene Perſonalbe- ſchreibung des flüchtigen Mörders des pol- niſchen Innenminiſters genau zukraf. Sky⸗- ba kam am genannten Tage mit einem Dampfer aus Joppok nach Swinemünde. wo er von Beamten der Geheimen Staals- polizei unler den elwa 600 Ausflüglern er- mittelt und feſtgenommen werden konnke. Skyba beſtreitet zwar, der geſuchte Atten⸗ täter zu ſein; nach der Sachlage kann er aber als überführt angeſehen werden. Der Feſtgenommene wurde noch am gleichen Tage mit einem polniſchen Sonder⸗ flügzeug nach Warſchau transpor⸗ tiert. Stuba beſtreitet Waorſchau, 27. Juni. Die zuſtändigen Warſchauer Stellen legen cegenüber den Berliner Meldungev über die Feſtnahme des vermeintlichen Mörders des Innenminiſters und Generals Pieracki größte Zurückhaltung an den Tag. Von zu⸗ ſtändiger Seite wird, wie verlautet, erklärt, es ſtehe noch nicht endgültig feſt, ob der feſt⸗ genommene Skyba tatſächlich mit der Per⸗ ſon des Mörders übereinſtimmt. Es könne ſich auch um einen ſeiner Mitarbeiter, alſo um einen Mann aus der nächſten Umge⸗ bung des Mörders, handeln. Allenfalls ſcheint feſtgeſtellt worden zu ſein, daß es ſich bei dem Verhafteten um einen ukraini⸗ ſchen Terroriſten handelt. Der Feſt⸗ genommene ſoll nach wie vor hartnäckig leugnen, der Attentäter zu ſein. Maß regelungen in Warſchau Die drei höchſten Beamten des polniſchen Sicherheitsdienſtes, der Chef des Sicher⸗ heitsweſens im Innenminiſterium, Ku⸗ charſki, der Chef des Warſchauer Sicherheits- weſens, Seykowiki, und der Polizeikomman⸗ dant von Warſchau, Czyniowſki, ſind im Zuſammenhang mit dem Warſchauer At⸗ tentat ihres Amtes enthoben. Es heißt, daß ihre endgültige Entlaſſung bevorſteht. Der Steuerreform⸗Plan der Neinhardt'ſche Steuerreformplan München, 26. Juni. Der Staatsſekretär um Reichsfinanzminiſterium, Pg. Fritz Rein- hardt, verkündete in der Vollſitzung der kademie für Deutſches Recht am 26. Juni 1934 in der Aula der Univerſität München den Plan der großen nationalſozialiſtiſchen Steuerreform, die ſich in Vorbereitung befin⸗ det und zum größten Teil bereits im kom⸗ menden Herbſt Geſetz werden wird: 1 Niemand von uns kann leben und gedeihen ohne die Anderen. Wohl ohne den einzelnen Anderen, nicht aber, ohne Glied einer orga⸗ niſierten Vielheit von Perſonen zu ſein. Die natürlichſte Grundlage für eine ſolche Vielheit iſt gegeben, wenn die Angehörigen der Viel⸗ heit gleicher Abſtammung, gleicher Sprache, gleicher Sitte und gleicher Kultur ſind. Eine ſolche aus der Natur heraus erwachſene Viel⸗ heit iſt das, was wir Volk nennen. Soll ein Volk nicht nur von Natur aus, ſondern auch rechtlich als ſolches gelten, und ſollen die Beziehungen der Volksgenoſſen zu⸗ einander geregelt ſein, ſo muß das Volk in eine beſtimmte Rechtsform gekleidet werden, es muß zu einer ſelbſtändigen Rechtsperſon ge⸗ ſtaltet werden. Eine ſolche Rechtsform, in die das Volk als Ganzes gekleidet wird, iſt das, was wir Staat nennen. Der Staat iſt die Geſamtheit aller Volksgenoſſen und Volksge⸗ noſſinnen, gekleidet in eine einzige, auf be⸗ ſtimmten Geſetzen beruhende Perſon. Er iſt das Volk in einer Perſon. Er ſtellt die Form dar, in der ſich das Leben der Volks— gemeinſchaft und aller ihrer Glieder vollzieht. Zur Regelung der Beziehungen des Volkes und des Staates zu anderen Völkern und Staaten und der Beziehungen der Volksge— noſſen zueinander, bedarf der Staat einer be⸗ ſtimmten Führung und eines beſtimmten Appa⸗ rates. Die Staatsführung beſteht aus der Regierung, an deren Spitze der Führer ſteht, der Staatsapparat beſteht aus allen öffent⸗ lichen Einrichtungen, die beſtimmt ſind, das Leben des Volkes und aller ſeiner Glieder zu regeln und zu gewährleiſten. Der Staat bedarf zur Erfüllung ſeiner Auf⸗ gaben Geld. Die Ausgaben des Staates erfolgen um des ſeiner Führung anvertrau⸗ ten Volkes willen. Die zur Beſtreitung der Ausgaben erforderlichen Mittel müſſen, ſo⸗ weit nicht dem Staat Einnahmen aus eigenem Vermögen zufließen, in Form von Steuern und ſonſtigen Abgaben auf die Glieder der Volksgemeinſchaft umgelegt werden. Aus der Notwendigkeit, die zur Erfüllung der ſtaatlichen Aufgaben erforderlichen Mittel auf die Glieder der Volksgemeinſchaft umzu⸗ legen, ergibt ſich eine rieſengroße Verant⸗ wortung der Staatsführung gegenüber der Volksgemeinſchaft. Die Mittel müſſen groß genug ſein, um die Aufgaben, die die Inter⸗ eſſen des Volksganzen bedingen, zu erfüllen. Der Volksgenoſſe muß bereit ſein, die entſpre⸗ chenden Mittel in Form von Steuern aufzu⸗ bringen. Er muß ſich bewußt ſein, daß die Aufbringung dieſer Mittel die Vorausſetzung für das Sein der Volksgemeinſchaft und da— mit für das Sein ſeines Berufsſtandes und für ſein persönliches Sein iſt. Die Steuern müſſen jedoch wirtſchaftlich und ſozial tragbar ſein; ſie dürfen in ihrer Höhe und in ihrer Geſtaltung einer geſunden wirt— ſchaftlichen und ſozialen Entwicklung nicht zu— widerlaufen. Der Ausgabenwirtſchaft des Staates ſind durch das Leiſtungsvermögen der Volksgemein— ſchaft beſtimmte Grenzen gezogen. Werden dieſe Grenzen überſchritten, ſo werden Läh— mung der Wirtſchaft und Verſchlechterung der ſoztalen Lage der Volksgemeinſchaft in allen ihren Gliedern in der Regel die Folge ſein. Werden die Aufgaben, die der Staat im Intereſſe des Volksganzen zu erfüllen hat, größer, ohne daß bei Aufrechterhaltung der vorhandenen Steuern und Steuerſätze gleich— zeitig das Aufkommen an Steuern größer wird, ſo darf nicht an eine Erhöhung der Steuer⸗ ſätze oder an die Einführung neuer Steuern gedacht werden, ſondern es muß verſucht wer⸗ den, die Mittel zur Bewältigung der neuen Aufgaben durch entſprechende Neugeſtaltung der geſamten Ausgabenwirtſchaft im Rahmen des vorhandenen Steueraufkommens freizu— machen. Daber wird an die Einſchränkung weniger wichtiger Aufgaben und, ſoweit mög— lich, an die Vereinfachung der Verwaltung und an die Verminderung der Verwaltungskoſten gedacht werden müſſen. Erſt, wenn alle Mög⸗ lichkeiten, die Mittel zur Erfüllung neuer Auf⸗ gaben im Rahmen des vorhandenen Aufkom⸗ mens freizumachen, erſchöpft ſind, wird an die Erhöhung eines Steuerſatzes oder an die Ein⸗ führung einer neuen Steuer gedacht werden dürfen, es ſei denn, daß die Erfüllung der neuen Aufgabe geeignet iſt, mittels Anleihe finanziert zu werden. Vor der Erhöhung eines Steuerſatzes oder der Einführung einer neuen Steuer wird ſehr ſorgfältig geprüft werden müſſen, ob die Er⸗ höhung des Steuerſatzes oder die Einführung der neuen Steuer wirtſchaftlich und ſozial trag⸗ bar iſt. Es wird ſehr ſorgfältig erwogen wer⸗ den müſſen, ob der Wert. der in der Erfül⸗ lung; der neuen Aufgabe beruht, vom Stand⸗ punkt der Volksganzheit geſehen, größer iſt, als die wirtſchaftliche und ſoziale Verſchlech⸗ terung, die ſich aus der Mehrbelaſtung in Form von Steuern ergeben kann. Die Belaſtung, die ſich aus den Steuern und Steuerſätzen ergibt, die heute in Deutſch⸗ land vorhanden ſind, iſt ſo groß, daß jede Erhöhung dieſer Belaſtung dem Gedanken der wirtſchaftlichen und ſozialen Geſundung und jeder volkswirtſchaftlichen Vernunft zuwiderlau⸗ fen würde. Es iſt in den letzten Wochen da und dort wiederholt das Gerücht aufgetaucht, es werde eine neue Steuer zur Förderung der Deut⸗ ſchen Warenausfuhr eingeführt werden. Ich erkläre hierdurch, daß im Reichsfinanzminiſte⸗ rium an die Einführung einer neuen Steuer oder an die Erhöhung der Sätze einer beſtehen⸗ den Steuer niemand denkt. Jede Förderung der Warenausfuhr aus dem Aufkommen einer neuen Steuer würde eine Förderung auf Ko- ſten der Allgemeinheit ſein. Der Schaden, der ſich, geſamtvolkswirtſchaftlich geſehen, daraus ergeben würde, würde beſtimmt weſentlich grö⸗ ßer ſein, als der Nutzen aus einer vermehr⸗ ten Warenausfuhr. Wir müſſen ſelbſtverſtänd⸗ lich alles nur Denkbare zur Förderung unſerer Warenausfuhr tun. Unter den zu ergreifen⸗ den Maßnahmen wird jedoch keine ſein, die zur Belaſtung der deutſchen Binnenwirtſchaft führt und damit der Belebung unſerer deut⸗ ſchen Binnenwirtſchaft zuwiderlaufen würde. Wir werden verſuchen, die deutſche Warenaus⸗ fuhr durch Maßnahmen zu fordern, die außer⸗ halb des Gedankens einer neuen Belaſtung der deutſchen Wirtſchaft liegen. Eine entſchei⸗ dende Hebung unſerer Warenausfuhr, durch die die Einfuhr genügender Mengen lebens⸗ wichtiger Rohſtoffe und dergleichen und ſchließ⸗ lich auch die Bezahlung unſerer Zinſen an die ausländiſchen Gläubiger geſichert werden könnte, wird nur durch erhöhte Bereitwilligkeit des Auslandes zur Aufnahme deutſcher Er⸗ zeugniſſe zu erlangen ſein. Tritt eine erhöhte Bereitwilligkeit des Auslandes zur Aufnahme deutſcher Erzeugniſſe nicht ein, ſo werden wir, der Not gehorchend, uns in immer ſtärkeren Ausmaßen auf den Gedanken der Selbſtver⸗ ſorgung einſtellen und die Einfuhr entſpre⸗ chend einſchränken müſſen. * Es iſt nicht daran gedacht, irgendwelche neue Steuer einzuführen, und es iſt auch nicht dar⸗ an gedacht, die Sätze beſtehender Steuern zu erhöhen. Jede Erhöhung der beſtehenden Ge⸗ ſamtſteuerlaſt der deutſchen Volkswirtſchaft würde nichts anderes als volkswirtſchaftlichen Unſinn bedeuten. Daß der Gedanke einer Er⸗ höhung der beſtehenden Geſamtſteuerlaſt von jedem, der im nationalſozialiſtiſchen Staat für die Dinge verantwortlich iſt, in aller Entſchie⸗ denheit abgelehnt wird, verſteht ſich von ſelbſt. Ausgenommen ſind einzelne Maßnahmen, die. nicht durch fiskaliſche Geſichtspunkte bedingt ind, ſondern durch die Notwendigkeit, lenkend in die Entwicklung der deutſchen Volkswirt⸗ ſchaft einzugreifen.— Ich denke zum Beiſpiel daran, für Aktiengeſellſchaften und Geſellſchaf⸗ ten m. b. H. eine Mindeſtkörperſchaftsſteuer vorzuſehen, die ſich nach der Höhe des Aktien- kapitals oder G. m. b. H.⸗Kapitals bemißt. Durch dieſe Maßnahme ſoll dem Drang, kleine Aktiengeſellſchaften und Geſellſchaften m. b. H. zu gründen, entgegengewirkt werden. Diejeni⸗ gen, die eine Geſellſchaft gründen wollen, ſollen durch die Vorſchrift über die Mindeſt⸗ beſteuerung angeregt werden, an Stelle der Aktiengeſellſchaft oder G. m. b. H. die Form der offenen Handelsgeſellſchaft oder Komman⸗ ditgeſellſchaft zu wählen.— Es kann im Rah- men der grundlegenden Steuerreform im Ein⸗ zelfall da und dort auch zu kleinen Belaſtungs⸗ verſchiebungen kommen. Solche ſind durch be⸗ ſtimmte techniſche Umſtellungen des Geſetzes und des Tarifs oft nicht zu vermeiden.— Es wird auch die ze geprüft werden müſ⸗ ſen, ob es richtig iſt, die Verſchachtelungen der Wirtſchafr weiterhin durch das ſogenannte Schachtelprwileg zu begünſtigen. Und ander⸗ ſeits wird die Frage geſtellt werden müſſen, ob es richtig iſt, die Verſchmelzungen(Fuſio⸗ nen) durch allgememe Ermäßigung der Ge⸗ ſellſchaftsſteuer von 2 auf 1 vom Hundert weiterhin zu begünſtigen. Es iſt durchaus denk⸗ bar, daß volkswirtſchaftliche oder ſonſtige Er⸗ wägungen, etwa Fragen der ſteuerlichen Ge⸗ rechtigkeit im nationalſozialiſtiſchen Deutſch— land dazu führen, daß die eine und andere Vergünſtigung, die bisher beſtand, beſeitigt wird. a Die Einführung beſtimmter Mindeſtbeſteue⸗ rungen und die Beſeitigung von Vergünſtigun⸗ gen der bezeichneten Art kann nicht als neue Steuer oder Erhöhung einer beſtehenden Steu— er, ſondern nur als im Intereſſe der Allge⸗ meinheir gelegene Steuergeſtaltung bezeichnet werden. Es iſt nicht daran gedacht, irgendwelche neue Steuer einzuführen, und es iſt auch nicht daran gedacht, die Sätze beſtehender Steuern zu erhöhen, es iſt jedoch beabſichtigt, die Zahl der Steuern weſentlich abzubauen und die Steuerſätze zu vermindern. Der Abbau der Steuern kann entweder in der Beſeitigung einer Steuer oder in der Ver⸗ ſchmelzung von Steuern beſtehen. Die Beſeitigung einer Steuer darf nur er⸗ folgen, wenn entweder anzunehmen iſt, daß durch die volkswirtſchaftliche und fiskaliſche Wirtung der Beseitigung der Ausfall ausge⸗ glichen wird(ich denke hier an die Beſeiti⸗ gung der Kraftfahrzeugſteuer für neue Perſo⸗ nenkraftfahrzeuge, an die Beſeitigung der Schaumweinſteuer und an die Beſeitigung der Mineralwaſſerſteuer), oder wenn die allgememe Haushaltslage eine Verminderung der Steuer⸗ einnahmen zuläßt. Die allgemeine Haushaltslage läßt eine Verminderung der Steuereinnahmen bis auf weiteres nicht zu. Steuern, deren Beſeitigung in ihrer Auswirkung zwangsläufig zum Aus⸗ gleich des Ausfalls führen würde, ſind, mit Ausnahme vielleicht der Gemeindegetränke⸗ ſteuer, nach dem gegenwärtigen Stand der Dinge nicht mehr vorhanden. Infolgedeſſen kann eine Verminderung der Zahl der Steuern nur durch Verſchmelzung verſchiedener Steuern erreicht werden. Ich denke hier insbeſondere daran, die Bürgerſteuer, die Eheſtandshilfe, die Kriſenſteuer der Veranlagten und den Ein⸗ kommenſteuerzuſchlag der Einkommensempfän.⸗ ger mit mehr als 8000 Reichsmark Jahres, einkommen in die Einkommensſteuer hinein. zuarbeiten, ſo daß dann an Stelle von bis⸗ her fünf Steuern und Zuſchlägen nur noch eine Steuer vorhanden ſein wird. Es it auch beabſichtigt, die Gemeindebierſteuer mit dei Reichsbierſteuer zu vereinigen. Im Zug der Reichreform wird es noch manche andere Ver⸗ einigung vorzunehmen geben, die unmittelbar oder mittelbar zu einer Verminderung der Zahl von Steuern führen wird. Was hinſichtlich der Beſeitigung von Steu⸗ ern gilt, wenn die Beſeitigung nicht durch Ver⸗ ſchmelzung, ſondern durch Verzicht auf die Ein⸗ nahme erfolgt, das gilt von Steuerſenkun⸗ gen und Steuervergünſtigungen. Auch ſolche dürfen, ſolange die allgemeine Haushaltslage eine Verminderung der Steuereinnahmen nicht zuläßt, nur inſoweit erfolgen, als bei ſorg⸗ fältiger Prüfung angenommen werden kar„ daß durch die volkswirtſchaftliche und fiskali⸗ ſche Wirkung der Steuervergünſtigung oder Steuerſentung der Ausfall möglichſt ausgegli⸗ chen wird. Ich denke hier an die vielen Steuervergünſtigungen, die wir ſeit einem Jahr unter den verſchiedenſten Bedingungen gewäh⸗ ren: Steuerfreiheit für Erſatzbeſchaffungen, Steuerbefreiung für neu errichtete Kleinwoh⸗ nungen und Eigenheime, Steuerfreiheit für Aufwendungen zu Zwecken des zivilen Luft⸗ ſchutzes uſw., Ermäßigung der Steuerſchuld für Inſtandſetzungen und Ergänzungen an Ge⸗ bäuden uſw., ſchließlich an die Halbierung der Umſatzſteuer für die Landwirtſchaft, an die Senkung der Grundſteuer für die Landwirt⸗ ſchaft uſw. und auch an die Senkung der Abgabe zur Arbeitsloſenhilfe. Die Senkung der Abgabe zur Arbeit loſenhülfe iſt zum Teil auch durch den Zweck dieſer Abgabe und in⸗ folgedeſſen durch den Rückgang der Arbeits⸗ loſenziffer und des Finanzbedarfs der Arbeits⸗ loſenhilfe begründet geweſen. Im Rahmen der Steuerreform ſind wei⸗ tere ſehr erhebliche Steuererleichterun⸗ gen vorgeſehen. Dieſe beſtehen teilweiſe in der Möglichkeit, für Teile des Einkommens unter beſtimmten Bedingungen Steuerfreiheit zu erlangen, teilweiſe in der Vorſehung hö⸗ herer Steuerfreibeträge für Kinder, teilweiſe in der unmittelbaren Senkung der Steuer⸗ ſätze. Der Ausfall, der ſich aus allen die⸗ ſen Erleichterungen ergibt, wird, geſamtſteuer⸗ lich geſehen, ausgeglichen teilweiſe im Rahmen eines beſtimmten techniſchen Umbaues der Steuer und teilweiſe durch die volkswirtſchaft⸗ lichen und fiskaliſchen Wirkungen, die ſich aus der Erleichterung zwangsläufig ergeben. Es wird beiſpielsweiſe auch die Gewährung und die Erhöhung jedes Freibetrags für Kin⸗ der in ihrer volkswirtſchaftlichen Wirkung zum großen Teil ausgeglichen, insbeſondere, wenn es ſich um kleine und mittlere Einkommens⸗ empfänger handelt, von denen gewährleiſtet er⸗ ſcheint, daß ſie den Betrag der Erleichterung dem Verbrauch und in deſſen Folge, zumin— deſt teilweiſe, durch die verſchiedenſten Ka⸗ näle dem allgemeinen Haushalt zuführen. Der Vorgang beſteht in der Regel darin, daß der Betrag der Steuerverminderung, die ſich aus der erhöhten Kinderermäßigung ergibt, durch den Steuerpflichtigen dem Fiskus nicht un⸗ mittelbar, ſondern mittelbar, das heißt auf dem Weg über den Verbrauch des Betrags der Steuerverminderung teilweiſe oder ganz zugeführt wird. Die Höhe des Gegenpoſtens der Steuerverminderung beſtimmt ſich danach, wie oft ſich der Betrag der Steuerverminde⸗ rung durch Verbrauch in der deutſchen Volks⸗ wirtſchaft umſetzt. Durch die gegenwärtige Lage unſeres all⸗ a Haushalts ſind uns bei unſeren eſtrebungen nach Entlaſtung leider Gren⸗ zen gezogen. Wir werden jedoch innerhalb dieſer Grenzen einen Umbau in der Weiſe durchführen, daß wir bei verminderter Steu⸗ erlaſt, die auf der einzelnen Perſon oder Sache in der Regel ruht, den bisherigen Aufkommensſtand nicht nur halten, ſondern überſteigen werden. Eine Erhöhung des Aufkommens iſt unbedingt erforderlich, wenn es haushaltsmäßig möglich ſein ſoll, die ſtagtspolitiſch bedingten Mehrausgaben, die auf den verſchiedenſten Gebieten des öf⸗ fentlichen Lebens anfallen, zu decken und nsgeſamt die ſehr erheblichen Vorbelaſtun⸗ 1694 die in den Haushaltsjahren 1934 bis 939 in Erſcheinung treten, auszugleichen. Ich bitte alle Volksgenoſſen, ſich zu verge⸗ genwartigen, daß unſere Ausgaben ſich zwangsläufig erhöhen, und daß die Vorbe⸗ laſtungen nicht aus der Welt zu ſchaffen ſind, und daß wir andererſeits Steuererleich⸗ erungen gewähren und trotzdem eine Er⸗ höhung des teueraufkommens erreichen, bon der wir wünſchen daß ſie nenügt um den Meyrbedarf 10 ber Ausgabvenſeire und im Kapitel Vorbelaſtung zu decken. Die allgemeine Finanz⸗ und Steuerpolitik darf in keinem Fall zu erheblichen Fehlbe⸗ trägen im Haushalt führen, wenn nicht die öffentlichen Finanzen in Unordnung und dadurch zwangsläufig auch Gefahren für die Entwicklung der wirtſchaftlichen und 11 700 len Dinge ſich e ſollen. Es iſt daher, wenn das Aufkommen zur Deckung der Mehrausgaben nicht hinreicht, dringend er⸗ forderlich, daß weniger wichtige Ausgaben unterbleiben, bis das Mehraufkommen die genügende Höhe erreicht hat. Es iſt uns. vom Geſichtspunkt der Aufrechterhaltung des Gleichgewichts des allgemeinen Haus⸗ halts geſehen, eine ſchwere Verantwortung auferlegt. fen die alle Stellen und alle Volksgenoſſen im Intereſſe des Volksganzen, im Intereſſe einer Gewährleiſtung des Fort⸗ angs der wirtſchaftlichen und ſozialen Ge⸗ undung unbedingt Verſtändnis haben ſoll⸗ Das Steueraufkommen entwickelt ſich ſelbſtverſtändlich glänzend. Dieſe Entwick⸗ lung iſt der Erfolg unſerer Steuerpolitik in den letzten fünfzehn Monaten. Das Auf- kommen an Steuern im Reich iſt in den Monaten April und Mai 1934 120 Millio⸗ nen Reichsmark höher geweſen als im April und Mai 1933. Auch im Juni hält die über alle Erwartung günſtige Entwicklung an. Es iſt ſicher, daß wir den Voranſchlag für 1934 infolge der günſtigen Entwicklung um einige hundert Millionen Reichsmark über⸗ ſteigen werden. Wir müſſen jedoch heilfroh ſein, daß es ſo ſein wird, weil es anderswie unmöglich ſein würde, die eine und andere ſtaatspolitiſch dringend notwendige Mehr⸗ ausgabe zu leiſten und die gewaltigen Vor⸗ ie auszugleichen, ohne gleichzeitig die Ausgaben auf weniger wichtigen Gebie⸗ ten in unerträglicher Weiſe droſſeln zu müſ⸗ n Was von der etwa erforderlichen Unter⸗ laſſung weniger wichtiger Ausgaben auf der einen Seite gilt, das gilt von der Unterlaſ⸗ ſung gewiſſer erlangter Steuervergünſtigun⸗ gen auf der anderen Seite. Es kommt im⸗ mer und immer wieder vor, daß Organiſa⸗ tionen und Verbände an uns herantreten mit dem Antrag, beſtimmte Aufwendungen zur Abzug von ſteuerpflichtigen Einkommen zuzulaſſen oder dergleichen. Es handelt ſich in der Regel um Spenden oder dergleichen für beſtimmte Zwecke. Die Gewährung der ſteuerlichen Erleichterung wird von uns in der Regel verlangt, um durch die ſteuerliche Erleichterung beſtimmte Kreiſe anzuregen, u ſpenden oder ſonſtwie zu geben. Alle ieſe Anträge müſſen wir unter allen Um⸗ ſtänden ablehnen. Ich bitte deshalb dieſe Verbände und Organiſationen dringend, der⸗ artige Anträge nicht mehr an das Reichs⸗ finanzminiſterium zu richten. Jede ſolche Steuererleichterung, die hier gewünſcht wird, würde im Ergebnis nichts anderes be⸗ deuten, als daß das Reich ſich an der Spen⸗ de oder ſonſtigen Gabe in Höhe der gewähr⸗ ten Steuererleichterung beteiligen würde. Es liegt, das muß ich mit allem Nachdruck ausſprechen, nicht im Aufgabenbereich des Reichs, ſich an Spenden und ſonſtigen Ga⸗ ben in Höhe von 12 bis 65 vom Hundert zu beteiligen. Der Satz von 12 bis 665 vom Hundert ſtellt die Steuerermäßigung dar, die ſich aus einer Zulaſſung zur Abſetzung vom ſteuerpflichtigen Einkommen ergibt. Die Einkommenſteuer und die Gewerbeſteuer be- tragen zuſammen rund 12 bis 65 vom Hun⸗ dert des Einkommens, je nach der Höhe des Einkommens. Wenn heute jemand 20 000 Reichsmark ſpendet und ihm dieſer Betrag zum Abzug vom ⸗ſteuerpflichtigen Einkom⸗ men zugelaſſen würde, ſo würde das im Er⸗ gebnis bedeuten, daß das Reich dem Spen⸗ der 2000 bis 13 000 Reichsmark erſtattet. Würde das Reichsfinanzminiſterium ſolche Anträge wohlwollend behandeln und ſich herbeilaſſen, im einen und anderen Fall dem Antrag ſtattzugeben, ſo würde das der An⸗ fang vom Ende der Einkommenſteuer, der Ggerſchgrlettenoer und der merheſteper uno in zwangslaufiger Foigss udo biel⸗ leicht vom Ende einer ordentlichen Steuer⸗ wirtſchaft und Haushaltswirtſchaft über⸗ haupt ſein und Gefahren für die geſamte öffentliche Verwaltung und für das Sein der Volksgemeinſchaft nach ſich ziehen. Wenn jemand als Spender von 20 000 Reichsmark irgendwie erſcheinen will, ſo muß er auch tatſächlich bereit ſein, auf 20 000 Reichsmark zugunſten der beſtimm⸗ ten Sache zu verzichten und nicht den Neh⸗ mer veranlaſſen, beim Reichsfinanzminiſte⸗ rium zu beantragen, ihm 2000 bis 13 000 Reichsmark zu erſtatten. „Die Steuerpolitik im Adolf Hitler⸗Staat iſt im weſentlichen auf drei große Gedan⸗ ken abgeſtellt: 1. Kampf um die Verminderung der Ar⸗ beitsloſigkeit und damit um die Geſun⸗ dung der ſozialen, wirtſchaftlichen und fi⸗ nanziellen Dinge unſeres Volkes, in Zu⸗ ſammenhang damit Löſung dringender volkswirtſchaftlicher Fragen; 2. Förderung der Familie. in Zuſammen⸗ hang damit Ve- wirlichurg des volkspoli⸗ tiſchen Gedankens: 3. Betonung des Wertes der Perſönlichkeit und der perſönlichen Verantwortung in der Wirtſchaft. (Fortſetzung folgt.) Spendet für das Hilfswerk 2. 422 3 1 222 „Mütter und Kind Unfälle auf dem Wege zu und von der Arbeit Die Berufsgenoſſenſchaften hatten urſprüng⸗ lich nur eiß atliche Betriebsunfälle zu ver⸗ hüten, zu heilen und zu entſchädigen. Dazu gehören auch Unfälle auf Geſchäftswe⸗ gen. Seit 1925 iſt die Unfallverſicherungs⸗ pflicht auch auf die Unfälle auf dem Wege nach und von der Arbeit ausgedehnt worden. 1932 wurden 32000 Wegunfälle angezegt und 3000 erſtmalig entſchädigt, darunter 240 tödliche Unfälle. Die Berufsgenoſſenſchaften ſind alſo an den Verkehrsunfällen ſtark int'r— eſſiert. Im Gegenſatz zu den eigentlichen Betriebs— unfällen liegt den Berufsgenoſſenſchaften bei den Wegeunfällen im weſentlichen nur die Heilung und Entſchädigung ob. Die Un⸗ fallverhütung, insbeſondere die techniſche Ver⸗ hütung, iſt den Berufsgenoſſenſchaften nur in beſchränktem Umfange möglich. Nur aus⸗ nahmsweiſe können die Berufsgenoſſenſchaften bei den Gemeinden z. B. auf Ausbeſſerung der Wege, ausreichende Beleuchtung oder beſ— ſere Verkehrsregelung hinwirken. Anregungen, um Winter die Streupflicht auf die Stunde vorzuverlegen, in der die Volksgenoſſen auf vereiſter Straße in die Fabrik oder Werk⸗ ſtatt, in das Büro oder Geſchäft eilen, ſind leider erfolglos geblieben. Die Unternehmer können auch die Verſicher— ten anhalten, ihre Fahrräder in betriebs⸗ ſicherem Zuſtande zu halten, z. B. Rück⸗ ſtrahler, Bremſen, Laternen anzubringen. Da⸗ mit iſt aber die techniſch: Einwirkung unge⸗ fähr erſchöpft. Uebrig bleibt nur noch die pſychologiſche Beeinfluſſung der Verſſcherten durch munduche echrungen, Verkeyrsfilme und Unſo. ver. 10 1 haben viele Be⸗ rufsgenoſſenſchaften auch in den Anhang zu ihren Unfallverhütungsvorſchriften die Ver⸗ kehrsregeln für Fußgänger, Rad⸗ und Kraft⸗ fahrer aufgenommen und damit eine Grund⸗ lage für Vorträge geſchaffen. Dieſe Verkehrs⸗ regeln ſind für die Verſicherten auch von be⸗ ſonderer wirtſchaftlicher Bedeutung. Wenn nämlich bei der Entſtehung eines Wegeunfalls ein Verſchulden des Verſicherten mitgewirkt hat, ſo lann die Berufsgenoſſenſchaft den Scha⸗ denerſatz ganz oder teilweiſe verſagen. Trotz dieſer Erleichterung für die Berufsge⸗ noſſenſchaften iſt aber die Verſicherung der Wegeunfälle eine immer noch unerfreuliche und unangenehme Aufgabe, weil erfahrungsgemäß viele Wegeunfälle vorgetäuſcht werden. Un⸗ fälle, die zuhauſe oder auf einem Sonntags⸗ ausflug, bein Tanzen oder nach genußrei⸗ chem Wirtshausbeſuch, beim Rodeln oder Bo⸗ xen paſſiert ſind, werden gerne als Wege⸗— unfälle friſiert. Deshalb treten die Berufs- genoſſenſchaften den Anzeigen von Wegeunfäl⸗ len mißtrauiſch gegenüber und verlangen ſiche⸗ zen Nachweis über Ort, Zeit und Hergang des Unfalls. Hierunter leiden auch unſchuldige Verletzte. Wenn auch zu erwarten iſt, daß im Laufe der Zeit die Betrugsverſuche infolge der na— tionalſozialiſtiſchen Erziehung abnehmen wer— den, ſo werden vorläufig doch noch die Be⸗ rufsgenoſſenſchaften ihre ſtrengen Anforderun⸗ gen an die Beweisführung beibehalten. Des⸗ halb kann jedem, der auf dem Wege nach oder von der Arbeitsſtätte verunglückt, nur dringend geraten werden, ſich ein oder zwei Zeugen zu ſichern, damit er nicht den ihm zu— ſtehenden Schadenerſatz verliert. Vaumrieſen der Vergangenheit Die Naſtatter und Schluttenbacher Rieſeneiche. Die Raſtatter Rieſeneiche war ein Baum, wie weit und breit keiner geſtanden. Dieſe Rieſeneiche ſtand im Stadtwald, im ſogenann— ten kleinen„Brufert“ und war im Juli 1842, nachdem ſie nahezu 1000 Jahre an dem Platze geſtanden, einem Sturmwind zum Op⸗ fer gefallen. Dieſe Rieſeneiche, unter der man⸗ cher badiſche Fürſt nach aufregender Jagd ſich ausruhte, unter der ſo manches Liebespaar plauderte, ſtand in früheren Jahren immer in Fürſtengunſt. Ihre beſondere geſchichtliche Be⸗ deutung erhielt ſie in den Jahren 1797 bis 1799. Während dieſer Zelt tagte der„Ra⸗ ſtatter Kongreß“, und damit dieſe Urgroß— mutter aller Raſtatter Eichen vom Raſtatter Schloß aus, wo der Kongreß tagte, gut ge— ſehen werden konnte, wurde eine Richtſtatt durch den Wald gehauen. Unter ihr wechſel⸗ ten Kongreßteilnehmer wichtige Geſpräche. Bis zum Jahre 1820, ſo wird berichtet, war die Rieſeneiche friſch und man merkte ihr das hohe Alter kaum an. Von da an aber zeigten ſich Alterserſcheinungen, ſo daß der Sturm mit dem knorrigen Alten leichtes Spiel hatte, als er ihn 20 Jahre ſpäter zu Boden zwang. Von der Rieſeneiche am Schluttenbach, die im Jahre 1847 am Chriſti-Himmelfahrtstag ganz unverhofft zuſammenbrach, wird heute noch im Volke viel erzählt. Dieſe Eiche hatte rieſenhafte Dimenſionen. Wenn man bedenkt, daß ſie im Stamm eine Höhlung hatte, in der ſich 20 erwachſene Menſchen bequem auf⸗ halten und bewegen konnten, ſo können wir uns eine Vorſtellung von ihrer Größe und ihrem Ausmaße machen. Ja man erzählt ſo— gar, daß im Jahre 1846, alſo ein Jahr vor ihrem ehrenvollen Tod, 52 Schulkandi⸗ daten aus dem Lebrerſeminar Ettlingen. die „ eine Exturſion in die Schluttenbacher Gegend unternahmen, in dieſer hohlen Rieſeneiche Raſt machten und voller Begeiſterung in dieſer Eichenhöhle einen Choral ſangen. Ja, die Schluttenbacher Rieſeneiche diente ſogar eine Zeitlang, ſo lange das Rathaus in Schlutten⸗ bach repariert wurde, als Beratungszimmer für den Gemeinderat. Und wie im Volksmund erzählt wird, ſeien dieſe Gemeinderatsſitzun⸗ gen in der hohlen Eiche ſtets anregend und auch unterhaltend verlaufen. Einem Dorf⸗ ſchuſter diente ſie auch vokübergehend als Schuſterwerkſtatt. Für die Dorfjugend war ſie natürlich ſtets ein geſuchter Platz. In der Höhe von 12 Fuß über dem Boden hatte ſie eine Ausdehnung von 32 Fuß. Sie war zwar nicht hoch, aber der Stamm dick und die Krone ſoll ſo rieſenhaft geweſen ſein, daß darunter ein Regiment Sol⸗ daten Platz gehabt hätte. Der Umfang zu ebener Erde wurde bei dem Stamm auf 58 Fuß mindeſtens geſchätzt. Die Wurzeln ſol⸗ len wie Baumſtämme ausgeſehen haben. Ihr Alter wurde auf 850 Jahre geſchätzt. Kartoffelkäfer nicht in Baden Die Hauptſtelle für Pflanzenſchutz in Baden (Auguſtenberg) iſt benachrichtigt worden, daß in Hoffenheim der Kartoffelkäfer ſeſtgeſtellt worden iſt. Dieſe Nachricht iſt auch bereits durch die Preſſe gegangen. Es wird ausdrück⸗ lich feſtgeſtellt, daß dieſe Nachricht falſch iſt. Eine ſofort durch die Hauptſtelle für Pflan⸗ zenſchutz durchgeführte Kontrolle ergab, daß Puppen des Marienkäferchens irrtümlich für Kartoffelkäferlarven gehalten worden waren. Da dieſe Verwechſlung häufig vorkommt, wird hier nochmals auf die Unterſchiede zwiſchen Kartoffelkäfer und Marienkäferchen hingewie⸗ ſen. Die Larven des Kartoffelkäfers ſind rot, bis orangenrot gefärbt, ſie ſind mit Hilfe ihrer ſechs Beine lebhaft beweglich. Die Pup⸗ pen des Marienkäferchens ſind ebenfalls oran⸗— gerot, haben aber keine Beine und ſind un— beweglich(die beweglichen ſechsbeinigen Lar— ven des Marienkäferchens ſind grau gefärbt). Sofort zu unterſcheiden ſind die Käfer: der Kartoffelkäfer hat ſchwarze Längsſtreifen auf den Flügeldecken, das Marienkäferchen bekannt⸗ lich runde, ſchwarze Punkte. Jeder Bauer ſoll im nationalen Intereſſe auf das Auftreten des Kartoffelkäfers achten, der, wenn er eingeſchleppt würde, der gefähr⸗ lichſte Schädling unſerer Landwirtſchaft würde. Unbegründete Alarmnachrichten herausgeben vor der Beſtätigung durch ſachverſtändige Un⸗ terſuchung ſollte aber unterbleiben. Sie be⸗ unruhigen nur die Landwirtſchaft und kön⸗ nen den landwirtſchaftlichen Handel ſchwer ſchädigen. die Erdbeere auf dem Ausſterbe⸗Etat Eigenartige wiſſenſchaftliche Bermukungen. Wir wollen hier keineswegs die Werbe— trommel für eine beſondere Erdbeerenſaiſon rühren, ſondern nur der Oeffentlichkeit das mitteilen, was nach Anſicht franzöſiſcher Wiſſenſchaftler in zehn Jahren der Fall ſein wird. Es ſoll dann nämlich keine Erdbeeren mehr geben! Wiſſenſchaftliche Unterſuchun⸗ gen haben feſtgeſtellt, daß die Erdbeeren in— folge einer Regenerationserſcheinung aus— ſterben, eine Feſtſtellung, die übrigens nicht nur in Frankreich, ſondern auch in anderen Ländern gemacht wurde. In England z. B. hat ſich die mit Erdbeeren bepflanzte Boden— fläche im letzten Jahrzehnt um rund ein Drittel verringert. Das Geheimnis des dizin erſtattet. Ausſterbens ist noch nicht enthüllt. Es kann ſein, daß die Verfallserſcheinungen der Erd⸗ beerpflanzen mit der Pflanze zuſammen⸗ hängen, es kann aber auch ſein, daß noch unbekannte Schädlinge ihr unheilvolles We⸗ ſen treiben. In wiſſenſchaftlichen Kreiſen hofft man auch zuverſichtlich, der Urſache der Verfallserſcheinung auf die Spur zu kommen. Es wäre von Intereſſe, zu erfahren, ob man in Deutſchland ähnliche Erſcheinungen wahrgenommen hat. Bis jetzt ſind jedenfalls Fälle der beſchriebenen Art nicht zur Kennt⸗ nis der Allgemeinheit gekommen. Welt und Wiſſen Trinkwaſſer⸗Steriliſierung durch Wein? Ein ſehr intereſſantes Referat, das den Wein als bedeutſames Hilfsmittel bei der Steriliſierung des Trinkwaſſers erſehen läßt, wurde, laut„Deutſche Weinzeitung“ von den Profeſſoren Violle und Roſe in der letzten Sitzung der franzöſiſchen Akademie der Me⸗ Die beiden Forſcher haben bewieſen, daß gewiſſe Beſtandteile des Wei⸗ nes die Eigenſchaft beſitzen, freies Chlor zu binden und dieien an und für ſich giftigen Körper in organiſche Chlorverbindungen zu überführen, die jeder Giftigkeit entbehren. Unter Ausnutzung dieſer Erkenntnis empfeh⸗ len die Forſcher die Steriliſierung verdäch— tigen Trinkwaſſers wie folgt vorzunehmen: Dem Waſſer einen leichten Ueberſchuß von Chlor hinzufügen, höchſtens zwei Tropfen in Geſtalt von Javel'ſcher Lauge pro Liter Waſſer. Nach einer halben Stunde wird der geſamten Waſſermenge, die beträchtlich groß ſein kann, die Menge von 25 bis 50 Kubik⸗ zentimeter gewöhnlichen Weines zugeſetzt. Der ſchädliche Ueberſchuß von Chlor wird da— durch zerſtört und das Waſſer zu einwand⸗ freiem Trinkwaſſer. Eine Stadt, die nichts vom Weltkrieg wußte. Beneidenswerte Menſchen, die nichts vom großen Krieg gehört, geſehen und auch ſeine Nachwirkungen nicht geſpürt haben. Daß es ſo etwas überhaupt auf der Welt gibt, ſollte man kaum für möglich halten— und doch gibt es noch einen Ort, ſogar eine größere Stadt, im weiten ruſſiſchen Reich, die ſeit Jahrzehnten unberührt von den Geſchehniſ— ſen der Umwelt, von ihren Sorgen und Freu— den, ein ſtilles Eigenleben führt und trotz Radio und Flugpoſt nichts weiß und auch wohl nichts wiſſen will, was dort draußen außerhalb ihrer engen Grenzen in der gro— ßen Welt vor ſich geht. Allerdings muß man ſchon ſehr weit nach dem Norden reiſen, um dieſe in paradieſiſcher Einſamkeit lebenden Menſchen zu finden. Einer von Moskau aus- gegangenen wiſſenſchaftlichen Expedition blieb es vorbehalten, dieſe einſamen von aller Welt abgeſchloſſenen Menſchen an der äußer⸗ ſten Spitze des nördlichen Teils von Sibirien zu finden. Seit dem Jahre 1913 hatte keines Fremden Fuß die Stadt mehr betreten und ihre Einwohner wußten nichts von Krieg und Frieden und den Sorgen und Nöten der Völker dieſer Erde. Als die ruſſiſche Expedi⸗ tion dieſe Stadt entdeckte, glaubten ihre Be⸗ wohner immer noch, daß auch heute noch der Zar in St. Petersburg regiere.— Soll man dieſe Menſchen nun bedauern oder ſoll man ſie beneiden? Für viele iſt die Antwort ein— deutig. 8 Jede Weſpenkönigin hat in einem Sommer 30 000 Nachkommen. 8 Heutzutage gibt es etwa 4000 verſchie dene Roſenſorten. Da ſaß eine vollkommen ſichere, liebenswürdige Welt— dame, die angeregt mit dem berühmten Sportsmanne plauderte, und die doch bei allem nicht vergaß, daß ſie als Frau des Vizegouverneurs Verpflichtungen auch gegen die anderen Gäſte hatte. Schräg ihr gegenüber, getrennt durch die Breite des Tiſches und die leidenſchaftlich herabwogenden Blumen- gaben der ſcharlachfarbenen Orchideen, ſaß Hauptmann Brancourt. Er hatte die Frau von Monſieur Peyrade, Tiſchdame. So brauchte er ſich mit dem Verſuch eines Geſprächs nicht anzuſtrengen. Denn Madame Peyrade, ungeheuer dick und ungeheuer gefräßig, war während eines guten Eſſens für nichts anderes zu haben. Schwitzend und aſthmatiſch dem franzöſiſchen Diſtriktsarzt, zur Jetzt blickte Evelyn zu ihm herüber. Sie hob den Kelch mit dem eiskalten Champagner und neigte ihn, leiſe grüßend, gegen Brancourt. Ruppelius hatte dieſe Be— wegung beobachtet. Auch er erhob ſeinen Kelch gegen den Brancourt nahm ſein Glas. Im Augenblick hatte er alles vergeſſen. Vergeſſen, daß man vorſichtig ſein mußte, daß niemand etwas ahnen durfte. Mit einem ſelbſtvergeſſenen langen Blick tat er Evelyn und Ruppelius Beſcheid. 2¹ Gaſton Dalandier ſah zufällig aus ſeinem Geſpräch mit ſeiner Tiſchdame herüber. Er ſah dieſen Blick, ohne daß er ihm richtig ins Bewußtſein drang. Erſt viel ſpäter entſann er ſich des geheimen Einverſtändniſſes darin. Das Ende des Feſtes war das übliche. Gegen ein Uhr hatten ſich die Damen zurückgezogen, und die Herren zechten in einem Zimmer des Kaſinos weiter. Bald kam eine ſinnloſe Trunkenheit über die franzöſiſchen Offiziere und Beamten. Trinken war ja das einzige, was außer Spiel in dieſem Lande blieb. Ruppelius hielt ſich nach Möglichkeit zurück. Er mußte einen klaren Kopf behalten. Gegen drei Uhr ging man auseinander. Schwankend und lachend ſtrebten die Fran⸗— zoſen ihren Bungalows zu. Und auch Dalandier ging auf ziemlich unſicheren Füßen, franzöſiſchen Hauptmann. vertilgte ſie ungeheure Mengen der gereichten Speiſen und beim. ſtieß nur zwiſchendurch ein unwilliges Brummen aus, wenn Hauptmann Brancourt verſuchte, eine Unterhaltung zu beginnen. Schließlich gab er es auf und war darüber auch ſehr glücklich. Denn ſo konnte er doch wenigſtens ſtill ſitzen und zwiſchen den ſcharlachfarbenen Orchideenblüten Evelyn anſehen. Sie erſchien ihm ſchöner denn je in ihrer zarten Bläſſe, mit den unendlich feingeſchnittenen Zügen und den dunkelblauen, übergroßen Augen. Das ſchwarze, tief⸗ geſcheitelte Haar hüllte ihren Kopf wie in eine linde Decke. Etwas Geheimnisvolles und Aetheriſches war um ſie gebreitet. Brancourt ſaß ſehr ſtill und trank den Anblick in ſich hinein. Er wußte ja, es war das letztemal. Schnarchen. von ſeinem Boy geleitet, Vor der Tür von Evelyn verharrte er einen Augenblick. Sollte er bei ihr klopfen? Sollte er es verſuchen, ſie ſich wieder ganz zu Willen zu machen? Er drückte die Klinke nieder. Sie war verſchloſſen. Alſo ſchlief Evelyn ſchon. Und er, zum Teufel, war auch müde. Torkelnd ging er in ſein Zimmer und ließ ſich von dem kleinen Schwarzen ins Bett helfen. Bald war Dalandiers Zimmer dunkel, durch die Fenſter hinter den Jalouſien tönte ein lautes Evelyn lag in ihrem Bett mit fiebernden Pulſen. Ganz ſtill lag ſie, ſteif wie in einer Erſtarrung. Sie hatte jeden Laut gehört. Den Tritt von Dalandiers Schuhen auf der Treppe. Das Verharren vor ihrem Zimmer. Das Niederdrücken der Klinke vor der verſchloſſenen Tür. Dann „ich bin es.“ das Fluchen, mit dem er drin in ſeinem Zimmer die Hilfeleiſtungen des kleinen Schwarzen begleitete. Und nun war nichts mehr als die Stille. N Vorſichtig ſchaltete Evelyn ihre Nachttiſchlampe ein. Die Uhr wollte und wollte nicht vorwärts gehen. Uner— träglich langſam ſchob ſich der Zeiger vorwärts. Sie ſatz nun im Bett und ſtarrte auf das Zifferblatt. Dazwiſchen lauſchte ſie. Alles im Hauſe war ſtill. Das letzte Klappern in der Küche verklang. Die Dienerſchaft mochte ſich an den Reſten der Mahl- zeit und des Weins gütlich getan haben und ſchlief offen⸗ bar ebenſo ſchwer wie die weißen Herren. Die letzte Schwärze der Tropennacht lag noch über dene Lande, indeſſen fern über dem Fluß ein erſter ſilbergrauer Schimmer war. Da ſtand Evelyn lautlos auf. Sie hatte ſich alles zu— rechtgelegt. In ihren Kleidern war ihr Schmuck eingenäht, Geld und ein Päckchen mit ihren wichtigſten Dokumenten. Lautlos, die Schuhe in der Hand, ging ſie die Treppe, hinunter. Nichts war verſchloſſen hier. Denn dem Gou— verneur drohten keinerlei Gefahren. Schon war ſie in der Veranda. Nun nahmen die Schatten der rieſenhaften Baobab-Bäume, die ihre dichten Laubmaſſen bis zur Erde neigten, Evelyn auf. Geduckt ſchlich ſie vorwärts. Nun kam ſie auf den freien Platz. Sie lauſchte. Von den Wachtpoſten her war alles ſtill. Die ſtanden ja auch auswärts der Umfriedung der Gouvernementsſiedlung. Sie eilte weiter. Nun ging die dunkle Allee der Baobab-Bäume auf die breite Fläche über, die zu dem Landungsplatz des Flugzeugs führte. Immer weiter eilte Evelyn. 9199 Und jetzt löſte ſich aus der Dunkelheit eine Geſtalt. „Fürchten Sie ſich nicht“, ſagte Ruppelius auf engliſch, vorwärts. Immer Er ſchob ſeinen Arm in den der zitternden Frau. „Ruhe“, ſagte er jetzt,„und keine Angſt.“ 1 Im Dunkeln ſchlichen ſie weiter. Die Umriſſe des Flugzeugs lagen dunkel vor ihnen. (Fortſetzuna ſolat.) les N 5 n 20 α 85 e Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle(Saale) Nachdruck verboten. Hans Gerlach zuckte die Achſeln. „Laſſen Sie mich doch ein bißchen verhaften! Zweck hat's zwar nicht, aber es wäre ſo echt...“ Er lam nicht weiter. Eine Tür öffnete ſich. Ein älterer Herr, augenſcheinlich ein höherer Vorgeſetzter des Schrei— bers, trat ein. Unter weißem Haar ein gütiges Geſicht. Er ſah Hans Gerlach und ſein Geſicht wurde inter— eſſiert. Niemand, der ein wenig Sinn für Körperſchön— heit und feinen Ausdruck hatte, konnte Hans Gerlach an— blicken, ohne intereſſiert zu werden. „Na, junger Landsmann? Eine kleine Unterſtützung?“ Der Schreiber ſeufzte erleichtert auf. „Ein eigenartiger Fall, Herr Rat. Der Herr behauptet Doktor Gerlach zu ſein. Seine Papiere...“ Der alte Herr nahm ſie in die Hand, überflog ſie flüchtig und meinte:„Das ſtimmt ja alles!“ Hans lächelte ſpöttiſch. „Aber mein Anzug ſtimmt nicht zu meinem Titel.“ „So was kann vorkommen! Uebrigens— man hat Sie mit rührender Energie auf allen Konſulaten und Ge— ſandtſchaften ſuchen laſſen. Wer liebt Sie denn ſo treu? Waren Sie nicht vor etlicher Zeit ſchon einmal hier?“ Gerlach beſtätigte das „Na, dann kommen Sie mal mit in mein Büro, Herr Doktor. Wir wollen uns mal unter vier Augen aus— ſprechen!“ Es wurde Hans fremd und eng zumute in dem un— gewohnten Klubſeſſel— in dem zwar weiten, doch däm— merigen Raum. Die Zigarre wies er dankend ab. „Ich bin Naturmenſch!“ „Das kann man ſehen. Nun, unter uns: wieviel brauchen Sie?“ a ö Gerlach verſtand und lächelte überlegen., „Nichts, Herr Rat! Ich danke für den guten Willen!“ „Wollen Sie in dieſem Aufzug nach Deutſchland zurück... ſpazieren?“ „Warum nicht?“ „Ihre Schuhe dürften...“ „Ich kann barfuß gehen!“ „Ihren Verwandten würde das nicht gerade angenehm ſein!“ „Ich— habe keine Verwandten!“ „Warten Sie mal!“ Der Herr klingelte; ein junges Fräulein erſchien. „Bringen Sie mal den Aufruf und die Anfragen wegen dem Doktor Gerlach aus Hamburg!“ befahl er und hielt wenige Minuten darauf das Gewünſchte in ſeinen Händen. „Alſo ſehen Sie mal...“ Er verglich die Angaben in einem getypten Schreiben mit den Daten und Angaben auf Gerlachs Paß.„Da hilft Ihnen kein Leugnen, lieber Herr. Sie ſind Doktor Hans Sebaſtian(Wieſo denn Sebaſtian? Na, Sache Ihrer Eltern! Sache Ihrer Eltern!) — Hans Sebaſtian Gerlach, geboren in Hamburg am elften Mai achtzehnhundertſiebenundneunzig als Sohn des Schauſpielers Hans Gerlach und ſeiner Ehefrau Anna Dorothea Leuthe... von Lenthe notabene... Sie werden aufgefordert, ſich ſchleunigſt nach Bekanntgebung dieſes Aufrufs in Verbindung zu ſetzen mit Herrn Sanitätsrat Doktor Egon Freudenthal zu Burgdorf in Hannover, zwecks Uebernahme ſeiner Praxis. Der Herr gibt vor und maßt ſich an— Ihr Onkel zu ſein. Kann das ſtimmen?“ Gerlach ſprang auf und wanderte in dem geräumigen Büro auf und ab. Die Blicke des Rates folgten ihm, halb amüſiert, halb mokant; er wartete geduldig, bis ſich der wunderliche Gaſt entſchloß zu ſagen: „Ich habe keinen Onkel. Kann keinen Onkel haben. Und wenn— müßte er Gerlach heißen— Gerlach oder von Lenthe. Das iſt alſo ein Irrtum oder Bluff!“ „Wie lange bleiben Sie noch hier in Marſeille?“ „Unbeſtimmt!“ „Sie— wandern ganz allein?“ „Mit Kameraden...“ „Würden Sie ſich entſchließen, zu bleiben, bis ich auf eine Anfrage nähere Antwort erhalte?“ „Wozu?“ „Sie ſind doch Arzt! Sollte es Sie nicht locken, eine Praxis...“ „Durch Schwindelei? Ich habe keinen Onkel!“ „Aber— vielleicht eine Tante!“ ſagte plötzlich erleuchtet der alte Herr.„Eine Tante, die von Lenthe heißt, kann einen Doktor Freudenthal heiraten— ſo wie Ihre Mutter einen Gerlach heiratete!“ „Die Familie meiner Mutter— adelsſtolz, wie dieſe Leute ſind...“ „Na, na!“ „.. haben mit meiner Mutter gänzlich gebrochen, als ſie meinen Vater heiratete...“ „Ich erinnere... Eine romantiſche Geſchichte, die da⸗ mals in Hamburg wie in Hannover Staub auſwirbelte. Gerlach... wer kannte den nicht! Er war ja lange in Hannover geweſen, ehe ihn Hamburg raubte, wie man in Hannover geſagt haben ſoll. Ich habe ihn in Hamburg mehrmals geſehen— zuſammen mit der Elmenreich... Sie, wie mir ſcheint, gleichen ihm aufs Haar...“ Hans nickte, unwillkürlich intereſſiert. Er ſetzte ſich wieder. „Wir wollen uns mal erkundigen! Sie— verſprechen mir, mich in einigen Tagen noch einmal aufzuſuchen? Mich perſönlich! Muß es in dieſem Aufzug ſein?“ Hans errötete. „Ich habe nichts anderes hier!“ „Sie geben aber zu, anderes zu beſitzen?“ „Es läßt ſich nicht leugnen!“ „In erreichbarer Nähe?“ „In Mentone! Da ſchloß ich mich meinen Freunden an. Einen Koffer mit Wäſche, Kleidung und anderen Kulturfeſſeln ließ ich unter der Obhut einer franzöſiſchen Quartierwirtin, die unbedingt zuverläſſig iſt.“ „Laſſen Sie ihn kommen!“ Hans errötete bis unter die Haarwurzeln. Alle Bräune ſeiner luft- und ſonnengebräunten Haut konnte die Welle nicht verbergen, die ihm zu Kopf ſtieg. „Wir haben augenblicklich kein Geld!“ „Wir?“ „Meine Kameraden und ich!“ „Sie— verdienen ſich Ihren Lebensunterhalt?“ „Geſtohlen haben wir ihn bis jetzt noch nicht!“ Der alte Herr unterdrückte eine Frage nach dem: Womit?“— „Ihre Kameraden ſind Akademiker wie Sie?“ Hans Gerlach lachte friſch heraus. „Der eine, Berliner, iſt gelernter Schmied, ein anderer, Sachſe, iſt Gärtner von Beruf, der dritte, aus Köln, ja, der iſt eigentlich Textilarbeiter. Aber geboren iſt er zum Sänger... Ein Bariton, ſag' ich Ihnen!“ „Nette Kerls?“ „Großartige Menſchen!“ „Na, ſehen Sie— was könnten Sie denen bieten, wenn Sie eine ſeſte Praxis übernähmen!“ „Die kommen auch ohne mich durch die Welt!“ Eine Viertelſtunde ſpäter ſchlenderte Hans Gerlach durch die Marſeiller Straßen zu dem Treffpunkt, den er mit ſeinen Freunden verabredet hatte. Seine Stimmung war tief unter Null. In ihm kämpften Gefühle und Emp— ſindungen, die er ſich nicht eingeſtehen, mit ſolchen, die er gerne betonter und deutlicher in ſich ſprechen laſſen wollte. *. 0* Es hatte ihm doch wohlgetan, einmal wieder mit einem — feinen, gütigen noch dazu!— Menſchen ſeiner Geſell— ſchaftsklaſſe zu reden— mit einem, der von ſeinem Vater wußte und der ihm ein offenes, menſchliches Verſtändnis entgegenbrachte. Er war einmal wieder er ſelbſt geweſen, trotz der zerſchliſſenen Wanderhoſe, der verblichenen Jacke, der maroden Schuhe, in denen ſeine Füße ohne Strümpfe ſteckten! Er war der Hans Gerlach geweſen, der in Ham— burg unter ſeinesgleichen als feinſinnig und kunſtver— ſtändig galt, als Arzt von Zukunft und als Mann von vielſeitiger Bildung. Er war geweſen wie bei ſich zu Be— ſuch, wie bei der Vergangenheit zu Gaſt. Es ärgerte ihn, daß er das als wohltuend empfand. Er hatte die Emp— findung, als übe er Verrat an den getreuen Genoſſen. Sie ließen auf ſich warten, kamen dann mit langen Schritten und ſtrahlenden Geſichtern an. „Junge, Junge! Haben wir einen Duſel gehabt!“ „Gratuliere! Wieſo?“ „Sieh bloß mal!“ Hermann holte aus ſeiner Taſche ganze Haufen Fran— ken heraus. „Wir haben gezählt— mit dem Papier faſt hundert— undzehn!“ „Wie war denn das möglich?“ „Ganz einfach! Patenter Duſel... Ein Schiff— lauter Privatleute... Machte'rüber nach Chateau d' If... Faſt alles Deutſche... Wollten Muſik... Wir alſo uns an⸗ geboten... Stoffel übertraf ſich ſelbſt— ſpielte wie ein junger Gott! Und das Peterle ſang.. allen Miſt, den die hören wollten. Von Ramona bis zum treuen Huſaren und der Madame, die pardonieren ſoll, daß ſie geliebt wird. Da waren ein paar alte Damen, die verglichen den Peter mit einem Tauber— unverſchämt, was? Aber er hat den Mund gehalten und dafür die Gelder eingeheimſt. Die gaben, wie verrückt. Aber ein Tauber— der gurrt doch. Und das Peterle ſingt wie eine... eine...“ „Müh dich nicht um Bilder, Hermann— und tu nicht, als ob du den Richard Tauber nicht kennteſt— oller, ehr— licher Berliner!“ Hermann lachte. „Iſt das vielleicht ein Sänger? So? Na, ich weiß da nichts von. Ich bin ſo unmuſikaliſch. Was ſoll mir ein Sänger? Lieber eine ſchöne Kinoprinzeß!“ „Na— und du?“ fragte Peterle und ſah dem Hannes beſorgt in das etwas verfinſterte Geſicht. Kurz berichtete der. Hermann war ſofort überzeugt. „Das mußt du unbedingt tun, Hannes— da iſt gar kein Zweifel! Eine feſte Praxis übernehmen— von einem Onkel! Junge, Junge, ſei nicht dumm. Das bietet ſich dir nicht wieder!“ „Höchſt wahrſcheinlich nicht!“ „Na alſo!“ „Und ihr?“ Keine Sorge um uns! Und geht es uns mal dreckig und du biſt in Amt und Brot, dann können wir immer auf unſere alte Freundſchaft zurückgreifen.“ Stoffel ſagte es ganz überzeugt, aber er blickte doch „Wir haben von dir ſo mancherlei gelernt, Hannes. „Bloß— wenn du hochmütig würdeſt?“ Hannes warf den Kopf zurück. Er ſaß auf einer halb zerbröckelten Mauer, in der Nähe des großen Domes, wo man ſich zu treffen pflegte; es war einſam dort und man blieb unbeobachtet. 1. „Hochmütig? Ich? Das brauch' ich nicht erſt zu werden. Das bin ich durch und durch. So— ach, ſo hochmütig! Deshalb ja gerade geh' ich lieber mit euch als mit...“ Er verſchluckte das Ende des Satzes. 15 „Nein— ich tu's nicht!“ dachte er tauſendmal in jenen Tagen— und ſchrieb doch, ohne es den Kameraden zu ſagen, an die Wirtin in Mentone um den Koffer. Denn Abſchied? Dann wäre er nie fortgekommen Was— Konſulat? 5 „Onkel“. Namen und Adreſſe hetten ſich ihm feſt ein⸗ geprägt. Drei Tage ſpäter ſaß er dann— diesmal ſchon in einem richtigen Anzug, den er ſich auf dem Bahnhof aus dem Koffer genommen und mit Hilfe eines gefälligen Beamten auf einem verſchwiegenen Ort angelegt hatte— wieder bei dem alten Freund im weiten, ſtillen Amts⸗ zimmer des Konſulats. 5 „Ein ziemlich gewichtiger Brief— direkt an Sie!“ ſagte der. „Darf ich hier leſen?“ „Bitte ſehr!“ f Hannes reichte das Schreiben, nachdem er es raſch ſtann ernſt an. „Lieber Freund, das dürfen Sie nicht verſcherzen...“ Hans antwortete nicht. „Ich— will's mir überlegen!“ „Es eilt!“ „Wer weiß? Vor allem— nichts übereilen!“ „Vor allem— nichts verſacken laſſen!“ Grübelnd wanderte Hans die Cannebiere, die Rue de Rome entlang— hin und her— her und hin. Die Tante hatte geſchrieben— eine Tante, ſeine Tante... Der Onkel krank, ſchwer krank... Sie und ihre Schweſtern durch die Inflation ihrer Exiſtenz beraubt. Der Onkel habe ſie alle mit unterhalten— geringe An⸗ ſprüche, guter Verdienſt, das reichte für mehrere. Für wie viele? Er wußte es nicht. Wieviel Schweſtern hatte die Mutter gehabt? Er wußte nur, ſie war die Jüngſte geweſen! „Antonie Freudenthal, geborene von Lenthe“, unter⸗ ſchrieb die alte Dame. Und die Ueberfahrt? Im Koffer war eine goldene Uhr. Die konnte er ver⸗ kaufen! Dann als Heizer oder Koch an Bord eines Schiffes— bis Calais, bis Dover, bis Hamburg... Ihm kam gar nicht der Gedanke, daß er mit der Eiſenbahn fahren könne. Das letzte Ende, von Hamburg bis zu dem kleinen hannoverſchen Städtchen, würde ihm noch ſchwer genug werden. Mit dem Schiff— und umſonſt... Natür⸗ lich! Dann reichte es für einen Tag in Hamburg und zur Fahrt nach Burgdorf. Erſt mal ſchauen— und dann erſt entſcheiden... Die Kameraden? Er ging zur Poſt. Möglich, daß auch dort noch eine Antwort für ihn lag. Aber da keine da war, ſchrieb er kurz:„Ankomme in einiger Zeit ab Hamburg zu münd⸗ licher Rückſprache mit Onkel. Hans Gerlach.“ Ja, Hans Gerlach! Der Sohn des Schauſpielers, deſſen Mutter man in der Familie verleugnet— weil man am Beruf des Vaters Anſtoß nahm Alte Zeiten!— Heute, nach ſo viel Veränderungen und Wendungen, dachte man anders über vieles. Damals war der Stand von Bedeutung— heute nur das Geld! Gerade das, was er verachtete, was er ſo göttlich zu ent⸗ behren gelernt in dieſen Monaten ſeliger Herumſtrolche⸗ reien. Man brauchte ihn, man rief ihn— ließ ihn durch Zeitungen und Konſulate, Aufrufe und Behörden herbei⸗ rufen. Stand denen das Waſſer ſo hoch? Alte Tanten ſollte er ernähren? War er jetzt gut genug? Er war zu früh ohne Familie geweſen, als daß er Familiengefühl je hätte empfinden können. Und doch regte ſich in ihm, jetzt, wo ein erſter, ferner Ruf erſcholl, ſo weit fort er war, ſo fremd und jedem Echo ungünſtig die Umgebung, in der er ſich befand— ein un⸗ erklärliches Etwas. Er ſah bittende, ſorgenvolle Augen in abgezehrten Geſichtern... Seiner Mutter Schweſtern! Was würde die Mutter ihm ſagen? Geh' heim, mein Junge.. Die Kameraden? N Er hatte ſich eine Handvoll Frank von ihnen extra geben laſſen. Das war ſo Sitte zwiſchen ihnen. Einmal tat es dieſer, einmal jener. Der wollte einem Mädel ein Andenken ſchenken, der ein paar Groſchen nach Hauſe Anteil. Keiner fragte wofür, wozu. Es herrſchte eine ſchöne Freiheit unter ihnen, die gerade die Gemeinſchaft⸗ lichkeit ſtützte und trug. ö So war es ihm möglich geweſen, ſeine Sachen kommen zu laſſen und ſie auf der Bahn in Verwahrung zu geben. Die vier machten Wanderungen auf die Dörfer der Umgebung. Sie erhielten genug, um ohne Hunger leben zu können. Es genügte ihnen. Aber die Kameraden ſahen beſorgten Blickes auf Hannes. Sie liebten ihn brüderlich und bangten um ihn. Heimkehrend von einem faſt ſechstägigen Abſtecher, der ſie bis weit nach dem Weſten geführt, begann der beſinn⸗ liche Hermann ihm ernſthaft zuzureden, als ſie jetzt, lagernd, die Madonna de la Garde in der Abendſonne ſcharf prüfend in Hannes' ernſtes Geſicht. Peter ſprach offen aus, was der andere nur dachte. f Marſeille. von weitem aufblitzen ſahen— der erſte Gruß des nahen wenn— das war ihm klar—, dann heimlich und ohne Abſchied. Sein Herz hing an den biederen Menſchen. Er ſchrieb auf der Poſt eine kurze Karte an den überflogen, dem alten Herrn. Der las und ſah den jungen ſchicken. Nachher verzichtete man dann einmal auf ſeinen 5 ortſetzung folgt) Zulammenlunft Muſſolini- Dollfuß Ende Juli in RNiccſone. Wien, 27. Juni. Das halbamtliche Organ der öſierreichi⸗ ſchen Regierung, die chriſtlichſoziale„Reichs⸗ poſt“, keilt jetzt mit, daß Muſſolini Dr. Doll⸗ fuß eingeladen habe, ihn Ende Juli in ſeiner Bille in Riccione mit ſeiner Familie zu be⸗ ſuchen. Dollfuß habe dieſe Einladung ange⸗ nommen. In Wiener diplomgtiſchen Kreiſen war die Einladung Muſſolinis an Dollfuß ſeit ei⸗ niger Zeit bekannt. Man bringt hier dieie Einladung mit der Zuſammenkunft in Ve⸗ nedig in Zuſammenhang und erwartet, daß jetzt in der bevorſtehenden Unterredung zwiſchen Muſſolini und Dollfuß von italie⸗ niſcher Seite das deutſch⸗öſterreichiſche Pro⸗ blem zur Sprache gebracht werden wird. Der tägliche Sprengſtoffanſchlag Vor dem Gebäude des katholiſchen Bau⸗ ernbundes in Mureck(Steiermark) wurde ein Sprengkörper, zur Exploſion gebracht. Durch die Exploſion wurden zahlreiche Fen⸗ ſterſcheiben zertrümmert, die Büroeinrich⸗ tungen beſchädigt und der Sekretär des Bauernbundes lebensgefährlich verletzt. Die Attentäter konnten bisher noch nicht feſtge⸗ ſtellt werden. Die Polizei ſchritt zur Ver⸗ haftung mehrerer Nationalſozialiſten!— Im Wiener Handelsgericht in der Rierer⸗ gaſſe explodierte am Dienstag vormittag ein Sprengkörper, durch den zwei Gewerbe⸗ treibende und eine Frau ichmer verlegt mur 5 n 47 iii Grau n ien Dürr den. Die Täter konnten bisher nicht feſtge⸗ ſtellt werden. Mildes Urteil gegen Marxiſten Marxiſten die bei dem Februaraufruhr den Gendarmeriepoſten in Kapfenberg ſtun— denlang unter Feuer gehalten und Heimat⸗ ſchutzabteilungen und Schutzkorpsleute be— ſchoſſen hutten, wobei es auf Seiten der Exekutive zwei Tote gegeben hat, ſtanden letzt vor dem Schwurgericht. Das Gericht fällte verhältnismäßig milde Urteile. „Vier Angeklagte wurden des Hochverrats für ſchuldig erkannt und zu ſchwerem Kerker von einem bis eineinhalb Jahren verurteilt. Vier Angeklagte wurden wegen Verbrechens des Aufſtandes zu vier bis acht Monaten ſtrengen Arreſt verurteilt. Schwere Straſen für Nationalſozialiſten „Das Standgericht Wien fällte nach zwei⸗ tägiger Verhandlung das Urteil gegen neun nationalſozialiſtiſche Angeklagte, die nach der Anklageſchrift beſchuldigt waren, Telefon⸗ und Telegrafenleitungen zerſtört zu haben. Die Angeklagten leugneten jede Schuld. Sämtliche neun Angeklagten wurden vom Standgericht für ſchuldig erkannt und zu fünf bis zehn Jahren ſchweren verſchärften Herkers verurteilt. Warnung an Doumergue Die Fronkkämpfer fordern Rechenſchaft. ö Paris, 27. Juni. Der Vorſitzende der nationalen Front⸗ kämpfervereinigung, Munizipalrat Lebec, weiſt im„Journal“ die Regierung nach⸗ drücklich auf ihre Pflicht hin, für die Säube⸗ rung des Staates zu ſorgen. Am 8. Juli würden die Frontkämpfer Rechenſchaft for⸗ dern. Die gewiß anerkennenswerten Be⸗ mühungen des Miniſterpräſidenten Dou— mergue würden vergeblich ſein, wenn nicht viel mehr für die Hebung der Moral des Landes und die Beſtrafung der Schuldigen getan würde. Man kenne diejenigen, die die franzöſi⸗ ſchen Sparer ausgeplündert hätten: aber man verfolge ſie nicht. Seien ſie etwa zu Machte d oder zwängen gewiſſe geheime Mächte, die die Republik mit Beſchlag be⸗ legt hätten, dem Lande die Diktatur der Cü⸗ ge ſeſſe Warum werde mit zweierlei Maß gemeſſen? Mit einem für die armen Teufel, die ſich während des Krieges im Felde el ⸗ was hätten zuſchuloen rommen laſſen und in den Strafkolonien Zwangsarbeſt leiſteten und mit einem anderen für frühere Mini. 15 Politiker und Beamte, die 0 e Die zeigen; ſonſt werde der 6. Februar ſchlim⸗ me Folgen haben. 1 1 Das Blatt„Oeuvre“ behauptet, daß in⸗ nerhalb der Regierung Meinte denheiten über das vom Arbeitsminiſter Marquet ausgearbeitete Arbeitsbeſchaf— fungsprogramm entſtanden ſeien, die viel— womöglich anderer führen könnten. Neue politiſche Zufammenſtöße In einem der größten Pariſer Säle hatte unter dem Vorſitz des früheren radika— len Abg. Bergery und des Profeſſors Lan⸗ gevin die ſogenannte„Front Commun“ in der die verſchiedenſten linksſtehenden Ele⸗ mente zuſammengeſchloſſen ſind, eine Ta⸗ gung abgehalten. Mehrere Gruppen gerie— ten nach der Verſammlung im Etoile-Viertel mit Vertretern rechtsſtehender Jugendver— bände aneinander. Polizei mußte eingrei— fen, um die Kämpfer zu trennen. In Lo— rient kam es zu neuen Zuſammenſtößen zwiſchen linksgerichteten Gruppen und Poli— zei. Die Bluttat von Quetzin SA-Jührer durch NS DB. Mann ſchwer verletzt.— Eine Stellungnahme der Ober- ſten SA-Jührung. Berlin, 27. Jun:. Bei einer Sonnenwendfeier in Quetzin in Pommern iſt nach einem kurzen Workwech⸗ ſel der S A- Skurmführer Woltzahn von dem ihn angreifenden NS DB. Mann- Kumme⸗ row durch einen Dolchſtoß in den Unterleib ſchwer verletzt worden. lummerow wurde verhaftet, mit ihm der Lehrer Koegelin. Die Staafspolizeiſtellen Köslin und Stettin ha- ben für ihren Bereich ein einſtweiliges Ver- bot des NS erlaſſen. Das verbot er⸗ ſtreckt ſich auf ſede polikiſche Betätigung, das Aufkreten in Verſammlungen und Aufmär⸗ geh und das Tragen der Uniform und Ab- eichen. strenge Maßnahmen zu erwarten Die Mitteilung der Oberſten SA-Führung. Zu der Bluttat in Quetzin teilt, wie der „Völkiſche Beobachter“ berichtet, das poli⸗ 19 0 Amt der Oberſten SA-Führung u. a. mit: Der NSF, Stahlhelm, gegründet un⸗ ter Billigung des Herrn Reichspräſidenten und des Oberſten SA⸗Führers, Reichskanzler Adolf Hitler, und unter Zuſtimmung des Stabschefs der SA, Ernſt Röhm, und des Bundesführers, Reichsminiſter Franz Seld— te, ſollte den ehemaligen älteren Stahlhel— mern in denjenigen Ehren zu ſtehen die Möglichkeit geben, die ihnen die Allgemein⸗ heit auf Grund ihrer Leiſtungen im Kriege ſchuldet. So unmöglich eine Teilung des Fronterbes war, und in dem Mage wie die⸗ ſes Erbe Beſtandteil der braunen Armee des Regierungsmitglieder Führers wurde und nur von dieſer verwal— tet werden konnte, ſo abwegig war und iſt der Glaube einer nur dem Geſtern verhaſ⸗ teten Führung dieſer alten Soldaten. es wäre ein Anſpruch auf eine Art von doppei⸗ ter Buchführung bei dieſer Eröfolge oder gar ein Eingreifen in das Wirken der brau— nen Front der Gegenwart erlaubt. Daß die Führung des NSD es unter⸗ nehmen würde, nicht nur mit der SA zu ge⸗ hen, nicht nur neutral zu ſein, ſondern ſich von Monat zu Monat ſichtbarer gegen ſie und damit gegen den Führer ſelbſt zu ſtel⸗ len, das konnte weder der Mann im Braun⸗ hemd. noch der in Feldgrau erwarten. Mit einer Langmut. die nur aus der jahrelang erprobten Manneszucht des braunen Sturm- ſoldaten verſtändlich iſt, ſahen SA⸗Führer und Männer dieſem Treiben zu. Bald aber ließ ihre dauernde Wiederkehr eine Planmäßigkeit erkennen, die ganz von ſelbſt nicht mehr auf den Einzelnen, ſondern auf eine Führung als verankworklich hin- wies. Noch heute, angeſichts des Blutes, das in Quetzin floß. biene es. die Tat verkennen, „kabu“ zu Regierung müſſe muß leicht zum Rücktritt des Arbeitsminiſters und oder gar als„Kampfgemeinſchaft“ tere feluee def dee dbx deer ft batead the. wollte man ihre Urſache nur im Täter und nicht auch in ſeinen Hintermännern ſuchen. Noch heute wird und muß ſich eine Mög⸗ lichkeit finden. den ehrlichen und unbelaſte⸗ ten Männern dieſes Bundes den Weg in die Volksgemeinſchaft freizumachen. Ein Wei- terbeſtehen des Bundes ſedoch als Einheit erſcheint nach dem Dolchſtoßz von Quetzin, der alle Deutſchen kraf, nicht mehr kragbar. Aus der Heimat Gedenktage 27. Juni 1866 Gefecht bei Langenſalza zwiſchen Han⸗ noveranern und Preußen. Prot.: Siebenſchläſer— Kath.: Ladislaus Sonnenaufg. 3.38 Sonnenunterg. 20.27 Mondaufg. 21.13 Mondunterg. 3.11 Wonach einer recht mit allen Kräften ringt, das wird ihm, denn die Sehnſucht iſt nur der Ausdruck deſſen, was unſerem We⸗ ſen gemäß iſt. v. Feuchtersleben. Tiere als Welterpropheten Der Bauer und der Jäger wiſſen aus dem Verhalten der Tiere das Wetter oftmals beſ— ſer vorherzuſagen als das Wetterglas. Als ganz beſonders zuverläſſig gelten Vögel, Fröſche, Bienen, Spinnen und Mücken. So läßt ſich dauernd ſchönes Wetter voraus— ſagen, wenn die Spinnen weben und lange Fäden ziehen. Arbeiten die Hängeſpinnen fleißig, ſo bedeutet das chönes Wetter, ſind ſie aber faul, dann kommt Regen. Quaken die Fröſche in den Tümpeln bis in die Nacht hinein, dann iſt mit gutem Wet⸗ ter auf längere Zeit zu rechnen; laſſen ſich aber die Fröſche hören mit Knarren. braucht man nicht lang auf Regen zu harren. So die Lerchen und Schwalben hoch in den Lüften ziehen, iſt ſchönes Wetter im An⸗ zug. Fliegen ſie aber tief, ſchreit der Pfau des öfteren während der Nacht und ſuchen ſich die Spatzen und die Hennen im Sand auf der Dorfſtraße ein Bad, dann gibt es bald Regen. Im Bauernſpruch heißt es: Wenn die Wachteln fleißig ſchlagen, tun ſie was vom Regen ſagen. Schlagen die Pferde am Wagen immer nach den läſtigen Bremſen, ſo iſt das Nahen eines Gewitters nicht mehr fern, dagegen „hält des Abends großer Mückenſchwarm das Wetter ſchön und warm“. Wenn die Bienen vom Sammeln des Honigſeims ſpät am Abend nach ihren Stöcken zurückkehren. ſo kann man andauernd mit ſchönem Wet— ter rechnen, hingegen kommt bald Regen⸗— wetter, wenn ſie frühmorgens ausziehen, ſich nicht weit vom Bienenſtock entfernen und bald wieder zurückkommen. „In einem recht originellen alten Reim über die Ankündigung von Gewittern heißt es: So die Hunde in das Gras ſpein, Und die Weiber über die Flöhe ſchrein Oder die Zehen jucken, Tut das Wetter näher rucken. e fiolonialgedenkmarken der Deutſchen Keichspoſt. Die Deutſche Reichspoſt gibt zur Kolonialgedenkfeier vier Freimarken heraus mit Bildniſſen von Männern, die ſich um die früheren deutſchen Kolonien beſon— ders verdient gemacht haben. Die Marke zu 3 Reichspfennigen zeigt Lüderitz, die zu 6 Reichspfennigen Nachtigal, die zu 12 Reichs⸗ pfennigen Peters und die zu 25 Reichspfen— nigen Wißmann. Die Poſtanſtalten begin⸗ nen mit dem Verkauf am 30. Juni. Die Auflage der Gedenkmarken iſt beſchränkt. * Alte Stahlhelmabzeichen müſſen abge⸗ geben werden. Nach einer Anordnung der Bundesleitung des NS-Deutſchen Frontkämp⸗ ferbundes ſind die alten Stahlhelmabzeichen Bundeseigentum und müſſen von den Orts— gruppen geſammelt und der Bundesleitung auf dem Dienſtwege eingeſandt werden. Das Eh— renabzeichen der„Alten Garde“ kann von den Jababern jederzeit getragen werden. Schalke 04 Deutſcher Jußzballmeiſter 1934. Die glücklichen Sieger: Von links nach rechts: Kuzorra, Mellage, Sze⸗ pan. Urban, Nattkäm⸗ per, Zajons, Vorne mann, Valentin, Kal witzki, Tibulski und Rothardt. Aus Heſſen und Naſſau Neue Dienſtſtelle der HJ⸗Gebietsführung. Frankfurt a. M., 27. Jun. Die Auf⸗ löſung der Oberbannverwaltungsſtellen ſowie die Zentraliſierung des Organiſations⸗ und Verwaltungsbetriebes der Hitlerjugend hat zu einer Vergrößerung des Aufgabenbereiches der Gebietsführung und in ihrer Folge zu einer Erweiterung des Dienſtapparates geführt. Den neuen Anforderungen war das bisherige Dienſtgebäude in Wiesbaden, Uhlandſtraße 5, nicht mehr gewachſen. Die Gebietsführung hat ſich daher entſchloſſen, ihre Dienſtſtelle in die frühere Blindenſchule in Wiesbaden zu legen, die über genügend Arbeitsräume ver⸗ fügt. Das Gebäude liegt am Nordende der Stadt und bildet einen überragenden Punkt im Landſchaftsbild. Die neue Anſchrift lau⸗ 915 Faden d Gebiet Heſſen⸗Naſſau, lesbaden, Riederbergſtraße 39, Fernſprecher 298615 gſtraß Fernſprech Belegſchaftslieferungen im Kohlenhandel. Darmſtabt, 27. Juni. Das Staatspreſſe⸗ amt teilt mit: Es ſind Zweifel darüber entſtan⸗ den, ob im Kohlenhandel Belegſchaftslieferun⸗ gen in dieſem Jahre zuläſſig ſind. Dazu wird feſtgeſtellt, daß in Betrieben, in denen ſeit Jahren in ſtändiger Uebung Belegſchaftslie⸗ ferungen erfolgten, auch in dieſem Jahre Be⸗ legſchaftslieferungen geſtattet ſind. Frankfurt a. M., 27. Juni.(Mit dem Brüderchen über die Straße.) An der Kreuzung Kronprinzenſtraße und Mo⸗ ſelſtraße wurde das vierjährige Töchterchen Margot des Kaffeehausbeſitzers Fritz in der Moſelſtraße beim Uebergueren des Fahrdam— mes von einem großen Lieferauto erfaßt und auf der Stelle getötet. Das Kind ſollte in Begleitung ſeines Brüderchens etwas einholen und beide wollten hinter einem Auto über die Straße. Margot lief etwas voraus und dabei gerade in das vorüberfahrende Lieferauto hin— ein. Das Kind wurde von dem Wagen er⸗ faßt und unter die Räder geſchleudert, die über den Kopf hinweggingen. Es trug ſo ſchwere Verletzungen davon, daß es nach wenigen Augenblicken verſtarb. Der Junge hatte noch im letzten Augenblick vor dem Auto zurück— weichen können Aus der Pfalz Beiſetzung der Konkoriſtin Cherdron. Zweibrücken, 27. Juni. Dienstag nach⸗ mittag erfolgte die Beiſetzung der im 28. Lebensjahre bei dem Unfall der„Dres— den“ ſo jäh aus dem Leben geriſſenen Kon⸗ toriſtin Cherdron. Der Sarg war zwiſchen Blumen, Lorbeerbäumen und Kränzen in der Karlskirche aufgebaut. Pfarrer Kiſ⸗ singer richtete Troſtesworte an die Hin⸗ terbliebenen. Ein unüberſehbarer Trauer— zug formierte ſich dann. Voran ſchritt eine Kapelle. dann folgten 30 Fahnen. Vertre⸗ ter der Kreisleitung der NSBO, der Stadt— verwaltung und verſchiedener Formationen. Der Leichenwagen war mit koſtbaren Kranzſpenden geſchmückt. darunter von der Reichsleitung der NS BO vom Norddeutſchen Lloyd. vom Kapi⸗ tän und der Beſatzung der„Dresden“, von den Mitfahrern von der pfälzi⸗ ſchen Gauleitung und der örtlichen Leitung der NS-Gemeinſchaft„Kraft durch Freude“ Einen beſonders koſtbaren Kranz hatte der Führer der Deutſchen Arbeitsfront. Dr. Ley. geandt. Für den Stabsleiter der Arbeitsfront und das Reichsamt für Reiſen Wandern und Urlaub überbrachte Abtei— lungsleiter Linde ⸗Verlin letzte Grſiße. für das pfälziſche Gauamt in Neuſtadt Pg. Hoffman, für die Zweibrücker Arheöts— front Kreiswalſter Fauß; ferner legten Vertreter der Arbeitsfirma der Toten ſo— wie die SA Kranzſpenden nieder. worauf mit Choralweiſen die Traderfeier ausklang. . N Denn denkurſe. 1 Pfund Sterling 12,61; 1 Dollar 2,51; 100 holl. Gulden 169,73; 100 Lire 21,51; 100 franz. Francs 16,50; 100 Schweizer Fran⸗ ken 81,52; 100 öſterr. Schilling 47,30. Mannheimer Großviehmarlt. Auftrieb: 162 Ochſen, 156 Bullen, 294 Kühe, 3331 Färſen, 778 Kälber, 36 Schafe, 1588 Schweine, 6 Ziegen. Preiſe: Ochſen 28 bis 32, 21 bis 23, 24 bis 27; Bullen 27 bis 29, 23 bis 26, 21 bis 23; Kühe 23 bis 26, 18 bis 22, 13 bis 16, 9 bis 12; Färſen 30 bis 32, 25 bis 29, 22 bis 24; Kälber 46 bis 48, 38 bis 45, 30 bis 36, 24 bis 28, Schweine 44 bis 47, 44 bis 47, 44 bis 47, 43 bis 46.— Marktverlauf: Großvieh ruhig, gute Ware geſucht; Kälb mittel; Schweine ruhig, Ueberſtand. 5 Mannheimer Pferdemarlt. Auftrieb: 68 Arbeits-, 75 Schlachlpſerde. Preiſe: Arbeitspferde pro Stück 450 bis 1100, Schlachtpferde 25 bis 115 Rm.— Marktverlauf: ruhig. 142 Schöne weiße Zähne Chlorodont