1————————— e S e Alle Druckarbeiten E. 70 0 schnell und billig Buchdruckerei dohann Martin Adolf Hitlerstragße 36 S D DS ee ö S Handwerk, Industrie, Vereine, Private Telefon 117 Darlehen-Hreun Freiw. Feuermehr Sonntag, den 1. Juli findet eine W Uebung der Freiw. Feuerwehr mit Pflichtmannſchaft, Jahrgang 1910, ſtatt. Mufik und Spielleute treten ebenfalls an. Antreten um 55d Uhr. Signal um 5 Uhr. Menschen, Das Kommando. Zu mieten geſucht 1 immer und Küche von ruh. Leuten Von wem, ſagt der Berlag. Hppoln. Umschld zu mieten für Handel und gesucht Hausbeſitz, gibt von jungem Uat. Darle- kinderlos. Ehe- henskaſſe. paar Vertr. a. all. Or- 3 ten geſ. Ausk. 1 Ummer be A Ing Küche u. Mu 2364 a. Ala Haaſenſtein und Vogler, Mannh. ber ſofort. — Von 9 81 0 t die Exp. d. verloren] Hatte wurde am Sonntag von 8 Adolf Hitlerſtr. bis zum OEG. Bahnhof ein geg. 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Geſchäftsſtunden⸗ Einteilung: N. S. B. O. und Deutſche Arbeitsfront Jeden Montag, Mittwoch u. Freitag, abends 7—9 Uhr Ortsgruppenleitung: Jeden Montag und Donnerstag, abends 8 10 Uhr NS.-Hago-Geſchäftsſtunden: Jeden Montag und Donnerstag Abend 8— 10 Uhr in der Geſchäftsſtelle. Kaſſenverwaltung der Ortsgruppe: Jeden Donnerstag, abends 7—9 Uhr Rundfunk. Geſchäftsſtelle: Gaſthaus zum Freiſchütz Geſchäftszeiten: Dienstag u. Freitag von 18-20 Uhr Kameradſchaftsabend des 39. Trupp II/ XI/ 33. Am Samstag, den 30. ds. Mts. findet im Freiſchützſaale ein Kameradſchafts- abend des SS Trupp ll/ XI/33 ſtatt, worauf wir die Mitglieder aller NS-Gliederungen hinweiſen und einladen. Ebenſo ſind alle FM. der SS, der Angehörige, Freunde und Gönner herzlich eingeladen. Heil Hitler! SS. Trupp ll/ XI/ 33 V'heim Achtung.— DAL Kaſſier! Die rückſtändigen Beiträge muͤſſen bis allerſpäteſtens 29. 6. 34 mit dem Kaſſenwart abgerechnet ſein. N. 5.⸗Crauenſchaft. Heute abend pünktlich um 9 Uhr Heimabend. Vollzähliges Er⸗ ſcheinen erforderlich. Heil Hitler! Die Leiterin. N. 5. Bago. Alle Mitglieder die bereits vor⸗ her Mitglied der Arbeitsfront waren und bei uns einen Aufnahmeſchein unterſchrieben haben, müſſen ihre Monatsbeiträge bei der Daß. bzw NS weiterzahlen bis eine Umſchreibung durch die Gauleitung erfolgt iſt. Alſo die Genannten dürfen von uns nicht kaſſiert werden. N. S.⸗Hago, Amtsleitung. Die Reichsſtelle zur Lörderung des deutſchen Schrifttums, Landesſtelle Heſſen ordnet an: Bis zum 20. Juli 1934 ſpäteſtens haben die Buchverleihanſtalten(hier- unter fallen auch koſtenlos arbeitende Schul⸗ verleihbüchereien!) dem örtlichen Vertrauens- mann in Viernheim, Herrn Philipp Mohr, Adolf Hitlerſtraße 24, ein Verzeichnis ihrer Bücher einzureichen, welches enthält: 1. Nummer des Buches 2. Titel des Buches 3. Name des Verfaſſers Die in Viernheim in Frage kommenden Bü⸗ chereien werden hiermit auf dieſe Anordnung ausdrücklich hingewieſen und um entſprechende Erledigung erſucht. Heil Hitler! e Der Ortsgruppenleiter i. V. Schweigert N. 8. Kriegsopferverſorgung(Ortsgr. Viernheim). Am kommenden Sonntag, den 1. Juli 1934, findet nachmittags um 1 Uhr im Saale des Gaſthauſes„Zum deutſchen Kaiſer“(Kamerad Gg. Mandel) unſere monat— liche Mitglieder-Verſammlung ſtatt. Redner: Bezirksobmann Kamerad Mathias Wagner, Darmſtadt. Anſchließend Beſuch der Hofer— ſpiele. Unſere Mitglieder bitten wir, den bei ihnen vorſprechenden Amtswaltern die Beſucherzahl zur Bereitſtellung der verbilligten Eintrittskarten angeben zu wollen. Betreffend Kameradſchaftsabend erfolgt Weiſung in der Verſammlung. Heil Hitler! gez. See linger. Achtung! N. S.⸗Kundgebung! Ich bitte die Vereins vorſitzenden auf Mittwoch abend um 1/9 Uhr zu einer kurzeu Beſprechung in das Gaſthaus„Zum Storchen“. Tagesordnung: Vorbereitung zur Kundgebung am Freitag! Verhinderte ſenden einen Vertreter. Vorher treffen ſich um 8 Uhr die Führer der NS.-Gliederungen wie SA/ SAR/ SS/ SSM/ MS/ NS. Hago/ NSBd/ Duð/ BDM/ HJ/ NSL B u. ſ.f. Bei pünktlichem Erſcheinen iſt die Ausſprache in wenigen Minuten beendet! Heil Hitler! Der Ortsgruppenleiter: i. V. Schweigert. Lokales Viernheim, 27. Juni „80 Jahre alt. Unſer geſchätzter Mit- bürger, Herr Ludwig Hofmann, Zimmer⸗ meiſter, Alicenſtr. 14, feiert heute Mittwoch, den 27. Juni, in ſeltener geiſtiger und körperlicher Friſche die Vollendung ſeines 80ſten Lebensjahres. Dem greiſen Geburtstagskind, das ſich allſeitiger Beliebtheit und Anſehens erfreut, zum Wiegen⸗ feſte auch unſere herzlichſten Glückwünſche, und alles Gute zu einem freudvollen geruhſamen Lebensabend. * Große N. S.⸗ Kundgebung am Freitag in Viernheim. Am kommenden Freitag wird hier eine große Kundgebung der NSDAP. im Kampf gegen das Miesmachertum ſtattfinden. Den Duckmäuſern und Kritikaſtern ſoll hier in breiter Oeffentlichkeit die Antwort gegeben werden auf ihre heimliche und verderb⸗ liche Wühlarbeit. Pg. Siebert⸗Darmſtadt, wird in dieſer Kundgebung ſprechen. Die Vereins- führer ſämtlicher hieſigen Vereine, ſowie die Führer der N. S.⸗Gliederungen ſind zu einer kurzen Beſprechung auf heute Mittwoch abend im„Storchen“ zuſammengerufen, damit Veran- laſſung genommen wird, für einen Maſſenbeſuch der Verſammlung zu ſorgen. Im Kampfe ge⸗ gen die Nörgler wird ſich jeder zur Verfügung ſtellen, der es ehrlich mit ſeinem Volk und Vaterland meint, deshalb müſſen die Verſamm⸗ lungen einen gewaltigen Beſuch haben. * Um die Bezirkspohkalmeiſter⸗ ſchaft. Auf dem Waldſportplatz findet am kommenden Sonntag, den 1. Juli nachmittags 5 Uhr ein außerordentlich wichtiges Spiel um den Bezirkspokal ſtatt. Der Gegner der Grünen iſt Phönix Mannheim. Wer dieſes Spiel ge⸗— winnt hat zweimal das Freilos und kommt am 2. September auf ſeinem Platze direkt um das Endſpiel um die Bezirkspokalmeiſterſchaft. Der Sieger aus dieſem Endkampfe ſpielt dann um die Gaupokalmeiſterſchaft, die Gegner ſind die Bezirkspokalmeiſter von Ober- und Mittelbaden. Der Sieger in dieſen Spielen hat dann das Recht in den Aufſtiegsſpielen der kommenden Verbandsſpielen mitzuwirken und ſo die Mög— lichkeit ſich den Aufſtieg in die Gauliga zu er- ringen. Wir erſehen alſo hieraus wie wichtig das Spiel am nächſten Sonntag gegen Phönix Mannheim iſt. Die Sportvereinigung wird ihre beſte verfügbare Mannſchaft aufſtellen. Auch Phönix Mannheim rüſtet ſehr zu dieſem Spiel Deshalb ihr Viernheimer Sportfreunde, ſtellt Euch am nächſten Sonntag reſtlos hinter Euere Mannſchaft, beſucht dieſes Spiel, feuert endlich einmal wieder die„Grünen“ an und helft ſo mit, dieſes Spiel zu gewinnen. * Rentenzahlung beim Poſtamt. Die Militärrenten für den Monat Juli, werden am Donnerstag den 28. und die Invaliden u. Unſall- uſw. Renten am Samstag, den 30. d. Mts. ausgezahlt. *Die Wallfahrt nach Maria Ein⸗ ſiedeln findet am kommenden Sonntag ſtatt. Am Montag läßt Herr Heinrich Faltermann ein Auto nach Maria Einſiedeln fahren. Wer ſich hieran beteilgen will, möge ſich ſofort bei Herrn Faltermann melden. Siehe auch Inſerat. *RNieſenbrand in den Mannhei⸗ mer Oelfabriken. In den ſpäten Nacht⸗ ſtunden brach in den Oelfabriken im Induſtrie- hafen ein Rieſenbrand aus, deſſen Urſache bis jetzt noch ungeklärt iſt. Die geſamte Feuerwehr der Hauptwache, ſowie Verſtärkungen der Neckar auer Wache rückten ſofort zur Bekämpfung des Feuers aus. Die Löſcharbeiten ſind durch ſehr ſtarke Rauchentwicklung äußerſt erſchwert. Es beſteht die Vermutung, daß auch Menſchenleben zu beklagen ſind.(In der Mannheimer Oel⸗ fabrik verdienen auch Viernheimer Arbeiter ihr Brot. Hoffentlich hat das Brandunglück keine großen Nachteile für ſie gebracht. Die Red.) * Der Steuerreformplan. Unſere Leſer machen wir auf den diesbezüglichen größeren Artikel auf der 2. Seite beſonders aufmerkſam. Vereins⸗Anzeiger Teutonia ⸗Schützenabteilung. Heute Mittwoch ab 5 Uhr Schießbetrieb auf dem Stand. Letzte Gelegenheit zum Uebungsſchießen für Heidelberg. Der Vereinsführer. K.K. V. und Jung⸗K. K.. Morgen Donners⸗ tag, 9 Uhr abends in der Vorſtadt Verſamm⸗ lung mit Vortrag. Um zahlreichen Beſuch mit Familienangehörigen bittet: Der Vorſtand. Neues aus aller Welt Zwei Bergſteiger abgeſtürzt. Der Mühlen⸗ beſitzersſohn Singer aus Rieder bei Markt Oberdorf und der Schneider Franz Bock aus Markt Oberdorf(Allgäu) begaben ſich an den Geiſelſtein, um dieſen erſtmals an der gefährlichen Nordwand zu erſteigen. Als ſie in der Nacht zum Montag noch nicht heim gekommen waren, wurde eine Rettungsexpeoi⸗ tion abgeſandt, der es nach langem Suchen gelang, Singer vollſtändig zerſchmettert zu bergen. Sein Freund konnte bisher noch nicht gefunden werden. Der Abſturz iſt auf einen Riß des Seiles zurückzuführen. Weltkunſtflugmeiſter Gerhart Fieſeler Flie⸗ gerkapitän. Weltkunſtflugmeiſter Gerhart Fie⸗ ſeler in Kaſſe! wurde in Anerkennung ſeiner hervorragenden Verdienſte um den deutſchen Flugſport zum Fliegerkapitän im Deutſchen Luftſportverband ernannt. Standartenführer bei einem Kraftwagen⸗ unfall verletzt. Standartenführer Merker⸗ Neu⸗ Ruppin iſt am Dorfeingang von Wuſtrau auf einer Dienſtfahrt am frühen Morgen mit ſeinem Kraftwagen verunglückt. Der Wagen kippte um und der Standarten⸗ führer wurde mit Gewalt gegen einen Baum geſchleudert. Herbeigeeilte SA-Männer befrei⸗ ten ihn aus ſeiner Lage und brachten ihn ins Krankenhaus. Er hat einen Schlüſſelbein⸗ bruch und Rippenprellung davongetragen. 22 Kommuniſten verurteilt. Das Oberlan⸗ desgericht Breslau fällte nach mehrtägiger Verhandlung das Urteil in einem Prozeß ge⸗ bezw. der Verabredung zum Hochverrat, zum Teil auch des Verbrechens 9e n das Spreng⸗ ſtoffgeſetz, angeklagt waren. Sechs Angeklagte wurden zu Zuchthausſtrafen von 3 bis 10 Jahren, zu Ehrverluſt, und zum Teil zur Stellung unter Poltzeiaufſicht verurteilt. Die übrigen Strafen liegen zwiſchen zweieinhalb Jahren Zuchthaus und einem Jahr Gefüng⸗ nis. 12köpfige Brandſtifterbande feſtgenommen. Die Polizei in Chicago hat eine aus elf Männern und einer Frau beéſtehende Brand⸗ ſtifterbande feſtgenommen, der man den größ⸗ ten Teil der großen Brandkataſtrophen, die ereigneten, zur Laſt legt. an ſchätzt den Anteil der Bande an den Brandſchäden des letzten Jahres, die ſich in Chicago auf fünf Millionen Dollar bezifferten, auf 60 v. H. Chinas Kronjuwelen geſtohlen. Einen der größten Skandale in der Geſchichte Chinas ſtellt das Verſchwinden der Kronjuwelen aus Peking und einer uralten Fächerſammlung im Werte von vielen Millionen aus dem Palaſtmuſeum in Peking dar. Soweit feſt⸗ geſtellt werden konnte, fehlen 20 Kiſten 9 5 welen und zwei Kiſten mit Fächern aus der Zeit der Tangſung⸗Dynaſtie. Der frühere Landwirtſchafts⸗ und Bergbauminiſter der na⸗ tionalen Regierung Iſhpeicht wird Ne zur Zeit, als er den Poſten des Muſeums di⸗ rektors inne hatte, dieſe een tze geſtoh⸗ len und durch Händler in Tientſin und Pe⸗ king verkauft zu haben. ſenzeſne Aüelher (⸗Liernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten) gen 31 Kommuniſten, die des Hochverrats laſtet. ſich in den lezten drei Jahren in Chicago Nummer 147 der 28. Juni Denkt an den Tag von Verſailles! Vor zwanzig Jahren, am 28. Juni 1914, einem Sonntag, fielen in Serajewo der öſterreichiſch-zungariſche Thronfolger Franz Ferdinand und ſeine Gemahlin, die Herzo⸗ gin von Hohenberg, unter den Kugeln der ſerbiſchen Verſchwörer. Man hat dieſe Schüſſe von Serajewo die Schüſſe auf den Frieden der Welt genannt. Sie ſollen die erſten Schüſſe des großen Krieges gewe— ſen ſein 3; 17187 87 ſie ſind der Anfang nfang des Weltkrieges geweſen, aber ſie haben ihn doch nicht verurſacht, ſie haben ihn nur ausgelöſt. Sie brachten jenen Kranz von Pulver wohl zur Exploſion, der von der Entente um die Mittelmächte gelegt worden war, aber dieſer Kranz von Pulver lag ſchon, war ſeit Jahren aufgehäuft und ſorg⸗ fältig zur Exploſion vorbereitet. Wir ken— nen heute aus vielen authentiſchen Veröffent— lichungen die diplomatiſche Vorbereitung des Krieges durch die Staatsmänner Frank— reichs, Rußlands und Englands, denen der Krieg als ultimo ratio, als letztes Mittel, einmal folgen mußte, früher oder ſpäter, ob mit oder ohne die Schüſſe von Serajewo. Sie waren eine ſchreckliche, aber mehr zufällige Auslöſung der Spannung, die damals über Europa lag. EN Und wieder ein 28. Juni! Der 28. Juni 1919. Dieſer, wie jener 28. Juni ein Schick⸗ ſalstag der Welt, beide zutiefſt miteinander verbunden. Fünfzehn Jahre ſind ſeit jenem Tag vergangen und um nichts hat ſich der dunkle Druck, der ſeit damals auf Deutſch⸗ land, nein, auf der ganzen Welt laſtet, ge— mildert. Dieſem Mittſommertag des Jahres 1919 ſind die Novembertage von 1918 vor— angegangen, da der Herbſtſturm über das Land fegte und die welken Blätter vor ſich her jagte und Deutſchland zuſammengeſunken war. Ohne den November von 1918 hätte es nicht den Juni 1919 gegeben, jenen fürchter⸗ lichen 28. Juni, der als Tag der Schmach in dem Buche der Geſchichte verzeichnet ſteht. EN Jener 28. Juni 1919, das war der Tag von Verſailles, da der ſogenannte Frieden im Spiegelſaal des franzöſiſchen Königs— ſchloſſes unterzeichnet wurde. Heute, am 28. Juni 1934, ſtehen die deutſchen Farben auf Halbmaſt, ein Zeichen der Trauer. Aber ſie ſind da, die deutſchen Farben! Sie leuch— ten auch unter dem Trauerſchmuck und ſie künden, daß das deutſche Volk durch kein Diktat ſich ſeinen Lebenswillen hat rauben laſſen und ſie ſind ein Beweis, daß keine noch ſo brutale Macht imſtande iſt, einem freien Volke die Ehre zu nehmen! Die Re⸗ gierung des deutſchen Volkes hat im Som- mer 1919 nicht die Kraft gehabt, wie es der Generalfeldmarſchall von Hindenburg der Reichsregierung ſchrieb,„den ehrenvollen Untergang einem ſchmählichen Frieden vor⸗ zuziehen“. Das deutſche Volk aber hat durch die Tat bewieſen, daß die Schmach von da⸗ mals nicht auf ihm, daß ſie auf anderen * Niemals in der Geſchichte hat ein Ver⸗ trag, der den Frieden bringen ſollte, dieſe Bezeichnung mit ſtärkerem Unrecht geführt, als dieſes Dokument niedrigſter Geſinnung und ſchlechter Politik, dieſes Machwerk des Uebermuts und der Verblendung, des Haſſes und des Vernichtungswillens. Wer Haß ſät, wird Haß ernten. Es iſt das Gefährliche des Haſſes, daß er auf den zurückſchlägt, von dem er ausgeht. Die Sucht nach immer neuen Sicherheiten, neuen Befeſtigungen, Waffen, Pakten, wie wir ſie bei den Franzo⸗ ſen ſeit Kriegsende beobachten, iſt nichts an⸗ deres, als die Folge ſchlechten Gewiſſens. Von dieſer Piychoſe befallen, hat Frankreich ſeine Angſt nicht nur auf die Staaten und Nölker, die mit ihm kämpften, übertragen, ſondern faſt die ganze Welt damit ongeſteckt. Es hat ein Wettrüſten eingeſetzt, von dem noch garnicht abzuſehen iſt, wann es enden wird. Das iſt die Saat von Verſailles. Fünf⸗ zehn Jahre ſind vergangen, doch der Friede iſt in Europa immer noch nicht eingekehrt, es iſt nur ein Scheinfriede, um deſſen Ver⸗ ewigung die Staatsmänner der Sſegerſtaa⸗ ten beſorgt ſind. Aber die Vöſker erwachen, Viernheimer Zeitung Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 1,40 Mk. frei ins Haus gebracht.— Gratis⸗Beilagen: wöchentlich den„Illuſtrierten Sonntag“, halbmonatlich die„Heimatblätter“, zweimal jährlich den Fahrplan und den Wandkalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. bei den Boten Verkünd⸗ und Anzeigeblatt für Viernheim ſeit dem Jahr 1883 Fernſprecher 117.— Telegr.: Anzeiger, Viernheim— Poſtſchecktonto Nr. 21577 Frankfurt a. M., Verantwortlich für den Anzeigenteil: Joh. Martin, Viernheim. D. A. V. 34 1065. Einzel⸗Verkauf der Zeitung von der Geſchäftsſtelle 5 Pfg., Samstags⸗Ausgabe 10 Pfg. (Viernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die 12geſpaltene Millimeter⸗Zeile 2 Pfennig, Reklame 9 Pfennig bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor- mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen-Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Geſchäftsſtelle: Adolf Hitlerſtr. 36, Schriftleitung, Druck u. Verlag: J. Martin, Viernheim Donnerstag, den 28. Juni 1934 51. Jahrgang Berlin, 28. Juni. Der Arbeitsausſchuß deutſcher Verbände veröffentlicht folgenden Aufruf zum 28. Ju— ni 1934: 15 Jahre eVrſailles! Heute vor 15 Jah— ren wurde das Verſailler Diktat unterzeich— net. Schon damals konnte es bei keinem Einſichtigen als ein Inſtrument zur Wieder— herſtellung eines wahren Friedens gelten. Die 15 ſeither vergangenen Jahre haben dem deutichen Volk die größten Opfer auf— erlegt, ſie haben aber ebenſowenig der Welt wahren Nutzen gebracht, es ſei denn. man nennt Nutzen das ſtarre Feſthalten an Machtpoſitionen, die nur auf der Niederhal— tung dex europäiſchen Mitte beruhen. In einem Zuſtand der Schwäche und Zer— mürbung nach vierjährigem heldenhaften Ringen wurde das Diktat unterzeichnet. Die Kraft zu einem„Nein“ brachte das deutſche Volk nicht auf. Es mußte daher den Weg durch die Wüſte antreten. Heute nach 15 Jahren kann es mit Stolz von ſich ſagen, daß es die innere Schwäche überwunden hat. Damit iſt der Anſchlag, den das Verſailler Diktat auf die Ehre und das Selbſtbewußtſein des deutſchen Volkes darſtellte, zunichte geworden. Das Verſailler Diktat wurde ehrenvollem Kampf gegen die Uebermacht erlegenen Volke auferlegt. Es fügte der Niederlage die äußere Demütigung zu. Um den Widerſpruch, den die Beſtimmungen zu dem erwarteten Frieden des Rechts und der einem in ſie wollen den wahren Frieden, der auf Gerechtigkeit beruht. Wer heute noch die Lüge von der deutſchen Kriegsſchuld glaubt benutzen zu können, macht ſich lächerlich. Was mit dem„Vertrag von Verſailles“ erreicht werden ſollte, die Unterjochung Deutſchlands für alle Zeiten, iſt nicht gelun— gen. Durch den furchtbaren Druck von außen und durch die dadurch entſtandene Not im Innern hat das deutſche Volk ſich ſelbſt ge— funden, ſeine Kräfte erkannt, ſeine Selbſt— achtung zurückgewonnen. Die zwei Millionen Bukareſt, 29. Juni. Der franzöſiſche Außenminiſter Barkthou iſt mittwoch morgen mit dem Arlberg⸗Ex⸗ preß durch Budapeſt durchgereiſt. Die Buda⸗ peſter Polizei hatte umfangreiche Maßnah- men geen um jede Kundgebung zu ver⸗ hindern. b Auf dem Bahnhof befand ſich ein großes Polizeiaufgebot, das den verſchloſſenen Wa⸗ gen des franzöſiſchen Außenminiſters nach Einlauf dicht umſtellte. Auch der Bahnhof Poll war durch große, zum Teil beriktene 50 zeiaufgebote, abgeſperrk. Auch in den ufahrtſtraßen patrouillierten großſe Poli- zeiabteilungen. Auf dem feusnoſf waren außer dem Ver⸗ treter der franzöſiſchen Geſandtſchaft zahl- reiche Journaliſten erſchienen, die den fran⸗ zöſiſchen Außenminiſter inkerviewen woll ten. Barthou, der ſeinen Wagen nicht ver ⸗ ließ, empfing ſedoch niemanden. Ju Zwi⸗ ſchenfällen iſt es nicht gekommen. Die ſchriftliche Proteſterklärung des unga⸗ riſchen Miniſterpräſidenten Gömbös zu den Reden und Erklärungen in Bukareſt und Belgrad, in deren Mittelpunkt der franzö⸗ ſiſche Außenminiſter Barthou geſtanden hat, iſt als die Meinung ganz Ungarns aufzu⸗ falten In ganz Ungarn haben Proteſtver⸗ ſammlungen ſtattgefunden, in denen gegen die Aeußerungen Barthous einheitlich Stel⸗ lung genommen wird. deutſcher Verbünde Gerechtigkeit darſtellen, zu bemänteln, wur— de die Lüge, daß Deutſchland der Urheber des Weltkrieges ſei, zur moraliſchen Grund— lage des ſogenannten Friedensvertrages ge— macht. Gezwungen zur Unterſchrift auc unter die Beſtimmungen, die dem deutſchen Volk die Ehre nehmen wollten, hat es Vieſes den Tatſachen nicht entſprechende Aner— kenntnis niemals anerkannt, und es tut dies heute weniger als je. Durch widerſinnige Grenzziehungen, durch Wegnahme des überſeeiſchen Ko- lonialbeſitzes, iſt der Lebensraum des deukſchen Volkes unerkräglich verküm— merk. „Wo Deutſche an den Grenzen oder ver⸗ ſtreut in fremden Staaten wohnen, haben ſie ſich der ſchärfſten Angriffe auf ihr Volks— tum zu erwehren. . Nur die Achtung vor der Eigenart eines jeden Volkstums kann Beruhigung und Frieden ſchaffen. Dieſen echten Friedensge— danken ſtellt das neue Deutſchland dem ſich über die Gegebenheiten des Blutes und Stammes hinwegſetzenden abſtrakten Na— tionalſtaatsgedanken entgegen. Zwar ſte— hen fremde Heere nicht mehr auf deutſchem Boden; unfrei, weil wehrlos, liegt jedoch noch das geſamte deutſche Land da, ſolange, die Gleichberechtigung nicht praktiſch ver— wirklicht iſt. Die Abrüſtungskonferenz hat verſagt. Sie hat den Entſchluß zu einer wirklichen Herabſetzung der Rüſtungen nicht aufgebracht. Für das deutſche Volk kommt Dee deutſcher Krieger, deren ſterbliche Reſte in allen Erdteilen ruhen, die mehr als ſieben— hunderttauſend Männer, Frauen und Kin- der, die Opfer der Hungerblokade wurden, ſie ſind nicht vergebens geſtorben. Es ſind am 28. Juni nicht Gefühle des Haſſes, die uns erfüllen, ſondern Gefühle heißen Dankes für alle, die im Kriege und in der Nachfolgezeit ihr Leben für ihr Volk hingegeben haben. Darüber ſteht die Mah— nung:„Wir aber heißen euch hoffen!!“ Angarns Proteſt gegen Varthou Starke Erregung wegen der Bulareſter und Belgrader Aeußerungen Varthous— Polizei ſchützt den durchreiſenden Außenminiſter Beſonders ſtark wird die Ausſprache zwi⸗ ſchen KönigCarol und Barthou kommentiert, in der Barthou dem rumäniſchen König ge- droht habe, für den Fall, daß der König auf einer Militärdiktatur beſtehe, die Kevi⸗ ſionswünſche Ungarns wirkſam unkerſtützen zu wollen. Maßgebli ungariſche Politi- ker meinen, es ſei bezeichnend, daß 1 80 auf der einen Seite ſich dahin äußerte, daß Rumänien nur zugeſtanden ſei, was ihm ge⸗ höre, während er auf der anderen Seite dem rumäniſchen König drohe, für den Jall daß er nicht gehorche, das an Ungarn geſchehene Unrecht wieder gukzumachen. In der Schlußſitzung des ungariſchen Ab⸗ geordnetenhauſes haben die Abgeordneten ſämtlicher Parteien gegen die Stellungnah⸗ me Barthous zur Reviſionsfrage feierlichſt und geſchloſſen proteſtiert. Frankreichs Aufrüſtung für Rumänien Acht Millionen Pfund Rüſtungskredite. London, 28. Juni.„Morning Poſt“ mel⸗ det aus Bukareſt, infolge des Beſuches Bar⸗ thous habe Rumänien eine franzöſiſche An⸗ leihe von annähernd acht Millionen Pfund Sterling in Form langfriſtiger Kredite von franzböſſhen Rüſtungsfirmen erhalten. Die rumäniſche Armee werde mit modernem Material ausgeſtattet werden. Es verlautet, Wir wollen den wahren Frieden! Darum fort mit dem Diktat von Verſailles— Ein Aufruf des Arbeitsausſchuſſes daher der in Verſailles feſtgeſetzte Rüſtungs— ſtand nicht mehr in Betracht. Es fordert ſein Recht auf das Mindeſt⸗ ima naliana le- Cine 2 Fare. iaß ütiienuict ichen, 2 tert keine Angriffswaffen, es will nur nicht länger wehrlos und darum ehrlos blei- ben. Die künſtliche Scheidung in Sieger und Be— ſiegte muß aufhören. Die Weltlage erfor— dert, daß das alte Europa zuſammenſteht und nicht durch ein ausgeklügeltes Pakt⸗ ſyſtem, das einſeitige Machtbildungen ver— ewigen will, künſtliche Schranken in ſich auf— richtet. Die Jeit der Abſtimmung im Saarge- biet rückt heran. Die 15 jährige Leidenszeit unter fremder Herrſchaft wird bald überſtanden ſein. Es werden auch nach Rückkehr des Saargebie— tes noch Staatsgrenzen Volkstumsgrenzen zerſchneiden. Das in ſich geeinte deutſche Volk weiß ſich über Staatsgrenzen hinweg mit allen Volksgenoſſen einig. Durch den Mund ſeines Führers hat die Welt erfahren, daß Deutſchland den Frieden will. Es verſteht aber unter Frieden nur einen Frieden in Ehre und Gleichberechki- gung. Der Verſailler Juſtand iſt kein Frie- de. Ein großes Volk will leben und andere leben laſſen. Schwer wird auch weikerhin ſein Lebensweg bleiben. In Kampf und Ab- wehr wächſt jedoch die Kraft. daß ein Teil der Ausrüſtung der Luftſtreit— macht in Großbritannien gekauft werden ſolle. Aus dieſem Grunde werde der rumä— niſche Luftfahrtminiſter Jrimesca am Mitt— woch nach London abreiſen. * 1 12 84 E Varthou fährt nach London London, 28. Juni. Im Ankerhaus keilte Simon auf eine An- frage mit, der franzöſiſche Außenminiſter Barthou werde England vom 8. bis 10. Juli beſuchen. Dieſer Beſuch werde eine Gelegen- heit bieten, mik ihm Fragen„gegenſeitigen Intereſſes zwiſchen Frankreich und Groß- britannien zu erörtern“. Den„vorläufigen Vorkehrungen“ zufolge ſeien keine Beſuche britiſcher Miniſter im Auslande geplant. Keine Zuſtimmung in London Engliſche Unterhaus mitglieder gegen die Bukareſter Aeußerungen. London, 28. Juni. In einem von 18 Un⸗ terhausmitgliedern unterzeichneten Brief an die„Times“ werden die Bukareſter Aeuße— rungen Barthous über die Frage der Grenz— reviſion bedauert. Die Einſender erklären, ſie hielten eine Berichtigung der durch den Vertrag von Trianon geſchaffenen Grenzen für unvermeidlich und glaubten, daß eine gerechte Regelung der Streitfrage zwiſchen Ungarn und ſeinen Nachbarn die Stimmung beruhigen und einen wirklichen Frieden her⸗ beiführen würde. An der Spitze der Unter— zeichner ſteht der Konſervative Sir Robert Gower.. Neuer Angriff auf Gandhi Sieben Gandhi-Anhänger verleht. Simla(Britiſch⸗Indien), 28. Juni. In der in der Präſidentſchaft Bombay gelegenen Stadt Ahmedabad wurde der Kraftwagen Gandhis erneut von orthodoxen Hindus, den ſogenannten Sanataniſten angegriffen. Die Angreifer gingen mit Knüppeln gegen Gandhi und ſeine Begleitung vor. Sieben Anhänger Gandhis wurden erheblich ver— letzt. der gteuerreſorm⸗Plan der Neinhardt'ſche Steuerreſormplan Kampf um die Verminderung det Arbeitsloſigkeit Wir haben ſeit April 1933 bereits verſchie⸗ dene Steuergeſetze erlaſſen, die auf Kampf um die Verminderung der Arbeitsloſigkeit ab⸗ geſtellt ſind. Förderung des Kraftwagenverkehrs. Denn Kraſ t ahrz u ſteuergeſetz vom 10. April 1933 gemäß, ſind alle Perſonenkraftfahrzeuge, die nach dem 31. März 1933 erſtmalig zu⸗ gelaſſen ſind, kraftfahrzeugſteuerfrei. Die Fol⸗ ge davon iſt, daß die Stückzahl der in Deutſchland erzeugten Perſonenkraftfahrzeuge und die Zahl der in der Kraftfahrzeuginduſtrie Beſchäftigten ſich verdoppelt haben. Die Zahl der in Deutſchland erzeugten Perſonenkraft⸗ fahrzeuge betrug im erſten Vierteljahr 1933 12 823 und im erſten Vierteljahr 1934 23 014. Die Zahl der Arbeitsloſen in der Kraftfahr⸗ zeuginduſtrie iſt geſunken, die Umſätze in der Kraftfahrzeuginduſtrie und deren Nebengewer⸗ ben ſind geſtiegen. Der Ausfall an Kraft⸗ fahrzeugſteuer wird ausgeglichen durch das Weniger des Finanzbedarfs der Arbeitsloſen⸗ hilfe und das Mehr an Steuern und ſonſtigen Abgaben infolge vermehrter Erzeugung, der⸗ mehrter Umſätze, vermehrten Einkommens und vermehrten Verbrauchs. Eine weitere Förderung des Kraftwagen— verkehrs ergibt ſich aus dem Geſetz über Steuerfreiheit für Erſatzbeſchaffungen vom 1 Jum 1933. Dieſem Geſetz gemäß dürfen die Aufwendungen für Gegenſtände des gewerb⸗ lichen oder landwirtſchaftlichen Anlagekapitals, die nach dem 30. Juni 1933 und vor dem 1. Januar 1935 erfolgt ſind, vom Gewinn des Steuerabſchnitts, in dem die Anſchaffung oder Herſtellung erfolgt iſt, voll abgeſetzt wer⸗ den. Das gilt für die Zwecke der Einkommen⸗ ſteuer, der Körperſchaftsſteuer und der Ge— werbeſteuer. Die Unternehmer brauchen von demjenigen Teil ihres Einkommens, den ſie für Erſatzbeſchaffungen aufwenden, keine Ein⸗ kommenſteuer(Körperſchaftsſteuer) und Ge— werbeſteuer zu zahlen. Die Ermäßigung der Einkommenſteuer(Körperſchaftsſteuer) und Ge⸗ werbeſteuer, die in Wahrnehmung des Geſetzes über Steuerfreiheit für Erſatzbeſchaffungen er⸗ langt werden kann, beträgt, je nach der Höhe des Einkommens und der danach ſich ergeben— den Steuerſätze 12 bis 65 vom Hundert der Aufwendungen. Zu Gegenſtänden des gewerb⸗ lichen oder landwirtſchaftlichen Anlagekapitals gehören auch Perſonenkraftfahrzeuge und Laſt⸗ kraftwagen, wenn ſie dem gewerblichen oder landwirtſchaftlichen Betrieb dienen. Es iſt ſi⸗ cher, daß viele Gewerbetreibende und Land⸗ wirte von dieſer großen ſteuerlichen Vergün⸗ ſtigung, die ihnen eine augenblickliche Verbilli⸗ gung des Kraftwagens um 12 bis 65 vom Hundert ermöglich“ Gebrauch gemacht haben und noch Gebrauch machen werden. Dieſer augenblicklichen Verbilligung ſteht die Unmög⸗ lichkeit, in den Jahren des Gebrauchs Abſchrei— bungen vom Wert des Kraftwagens vorzu— nehmen, gegenüber. Es iſt nicht nur die Stückzahl der erzeugten und abgeſetzten Perſo⸗ nenkraftfahrzeuge ſondern auch die Stückzahl der erzeugten und abgeſetzten Laſtkraftwagen bedeutend geſt:egen. Die Zahl der in Deutſch⸗ land erzeugten Liefer- und Laſtkraftwagen be⸗ trug im erſten Vierteljahr 1933 2295 und im erſten Vierteljahr 1934 5376. Die Stück⸗ zahl der erzeugten Liefer- und apſtkraftwagen hat ſich alſo mehr als verdoppelt. Auch die Zahl der abgeſetzten Liefer- und Laſtkraft⸗ vagen hat ſich mehr als verdoppelt. Sie betrug im erſten Vierteljahr 1934 4957 und im erſten Vierteljahr 1933 nur 2322. Nach dem neuen Einkommenſteuergeſetz, das mit Wirkung ab 1. Januar 1935 in Kraft treten wird, wird nicht nur die Erſatzbeſchaf⸗ fung, ſondern auch die Neua nſchaffung gefördert werden. Es werden demgemäß auch die Aufwendungen für neue Kraftfahrzeuge je⸗ der Art, die zu einem gewerblichen oder land⸗ wirtſchaftlichen Anlagekapital gehören, vom Gewinn des Jahres, in dem die Anſchaffung oder Herſtellung erfolgt iſt, voll abgeſetzt wer⸗ den dürfen. Das Einkommen, das im Jahr 1934 erzielt wird, wird bereits nach dieſem neuen Einkommenſteuergeſetz veranlagt wer⸗ den. Wird das gewerbliche oder landwirtſchaft⸗ liche Anlagekapital im Jahr 1934 um ein Kraftfahrzeug irgendwelcher Art ergänzt, ſo kann der Betrag, der dafür aufgewendet wird, vom ſteuerpflichtigen Gewinn des Jahres 1934 voll abgeſetzt werden. Der Steuerpflichtige erlangt alſo eine augenblickliche Verbilligung 5 Kraftfahrzeugs um 12 bis 65 vom Hun⸗ ert. Eine weitere Maßnahme, die beſtimmt iſt, der Förderung des Kraftwagenverkehrs und in Zuſammenhang damit dem Gedanken der Ver⸗ minderung der Arbeitslosigkeit zu dienen, wird die neue Vermögensſteuer enthalten. Nach der bisherigen Verwaltungsübung und der Recht⸗ ſprechung der Steuergerichte waren wertvollere Perſonenkraftwagen, die im Eigentum von Privatperſonen ſtehen, als ſogenannte Luxus⸗ genſtände und bei der Ermittlung des Vermö⸗ gens dieſer Privatperſonen beſonders zu be⸗ handeln. Im Rahmen der Steuerreform wer⸗ den Pripattraftwagen bei der Ermittlung des ſteuerpflchtige n Prirat ermöge ls in jedem Fl außer Betracht gelaſſen werden. Auch Spo ci⸗ flugzeuge und Motorboote, die ſich im Beſitz von Privatperſonen befinden, werden bei der Ermittlung des für die Vermögens⸗ ſteuer maßzebenden Vermögens außer Be⸗ tracht gelaſſen werden. Dem neuen Vermö⸗ gensſteuergeſetz gemäß wird auf den 1. Ja⸗ muar 1935 eine neue Vermögensbewertung vorgenommen werden, die die Grundlage für die Vermögensbeſteuerung in den Jahren 1936, 1937 und 1938 bilden wird. Steuerfreiheit für kurzlebige Gegenſtände. Das Geſetz über Steuerfreiheit für Erſatz⸗ beſchaffungen vom 1. Juni 1933 erſtreckt ſich nicht nur auf Kraftfahrzeuge, ſondern auf jegliche bewegliiche Gegenſtände, die zu einem gewerblichen oder landwirtſchaftlichen Anlage⸗ kapital gehören. Die Folge davon iſt eine Belebung auch in der Maſchinen⸗, Werkzeug-, Geräte-, Büromöbel⸗ und dergl. Induſtrie. Ich habe bereits darauf hingewieſen, daß dem neuen Einkommenſteuergeſetz gemäß die glei⸗ che ſteuerliche Vergünſtigung auch für neue Kraftfahrzeuge gewährt wird. Dieſe Beſtim⸗ mung im neuen Einkommenſteuergeſetz wird ſich bei Steuerpflichtigen, die ordnungsmäßige Buchführung haben, auf jegliche bewegliche Gegenſtände des gewerblichen oder landwirt⸗ ſchaftlichen Anlagekapitals erſtrecken, deren ge— wöhnliche Nutzungsdauer erfahrungsgemäß zehn Jahre nicht überſteigt. Dem neuen Einkommenſteuergeſetz gemäß ſoll die Steuerbilanz der Handelsbilanz weitmög⸗ lichſt angepaßt werden. Demgemäß ſollen Steuerpflchtige, die ordnungsmäßige Buch⸗ führung haben, ber Anlagegegenſtänden, deren gewöhnliche Nutzungsdauer erfahrungsgemäß zehn Jahre nicht überſteigt, die Abſchreibung nach ihrem Belieben vornehmen können. Sie ſollen die Abſchreibung auf einen kürzeren Zeitraum als denjenigen der gewöhnlichen Nut— zungsdauer verteilen oder den Betrag der Aufwendungen für den Anlagegegenſtand im Jahn der Anſchaffung oder Herſtellung bereits voll vom ſteuerpflichtigen Gewinn abſetzen kön⸗ nen. Dieſe Vorſchrift wird die Fortſetzung des Gedankens ſein, der dem Geſetz über teuerfreiheit für Erſatzbeſchaffungen vom 1. Jum 1933 zugrunde liegt. Das Geſetz über Steuerfreiheit für Erſatzbeſchaffungen iſt nur noch von Bedeutung für langlebige Gegen⸗ ſtände des Anlagekapitals. Als langlebig in dieſem Sinn gilt ein Gegenſtand, wenn ſeine gewöhnliche Nutzungsdauer erfahrungsgemäß zehn Jahre überſteigt. Die Aufwendungen für einen langlebigen Gegenſtand des Anlagekapi⸗ tals können nur dann vom ſteuerpflichtigen Gewinn abgeſetzt werden, wenn es ſich um einen Erſatzgegenſtand handelt und die Er⸗ 1 vor dem 1. Januar 1935 er⸗ olgt. Für kurzlebige Gegenſtände, das heißt, für ſolche, deren gewöhnliche Nutzungsdauer erfah⸗ rungsgemäß zehn Jahre nicht überſteigt, gilt das folgende: Steuerpflichtige, die ordnungs⸗ mäßige Buchführung haben, können die Auf⸗ wendungen für kurzlebige Gegenſtände vom ſteuerpflichtigen Gewinn im Jahr der Anſchaf⸗ fung oder Herſtellung voll abſetzen. Dabei iſt ohne Belang, ob es ſich um Erſatzgegen⸗ ſtände oder um Ergänzungsgegenſtände, um Erſatzbeſchaffungen oder um Neuanſchaffungen, um Erneuerungen oder um Erweiterungen des gewerblichen oder landwirtſchaftlichen Anlage⸗ kap'tals handelt. Dieſe Vorſchrift des neuen Ei komme ſt uer.eſſtzes wird nicht auf An ſchaf⸗ fungen oder Herſtellungen beſchränkt ſein, die bis 31. Dezember 1934 erfolgen, ſondern ſie wird für immer gelten: Dieſe Vorſchrift be⸗ deutet zweierlei: 1. ein bedeutungsvolles Mittel zur Anre⸗ gung von Deckung vorhandenen Bedarfs und ſomit im Kampf um die Verminde⸗ rung der Arbeitsloſigleit: 2. eine weſentliche ſteuerliche Vereinfachung. Dieſe beſteht darin, daß die Steuerpflich⸗ tigen bei der Abſchreibung für kurzlebi⸗ ge Gegenſtände nicht Gefahr laufen, durch das Finanzamt eine Beanſtandung zu er⸗ fahren, und daß die Steuerbeamten bei der Veranlagung und die Buch- und Be⸗ triebsführer bei der Buchprüfung ihr Au⸗ genmerk nicht mehr auf die Höhe der Ab⸗ ſchreibung für kurzlebige Gegenſtände zu richten brauchen. Viele Auseinanderſetzun⸗ gen zwiſchen Finanzamt einerſeits und Steuerpflichtigen anderſeits über die Höhe der Abſchre'bung bleiben erſpart. Das neue Einkommenſteuergeſetz wird bereirs auf das Einkommen Anwendung finden, das für 1934 zu veranlagen ſein wird. Es liegt in⸗ folgedeſſen bei jedem ſteuerpflichtigen Ge⸗ werbetreibenden und Landwirt, wenn er ein ſolcher iſt, der ordnungsmäßige Buchführung hat, mit ſeinem Gewinn, den er im Jahre 1934 erzielt, einkommenſteuerfrer und gewerbe⸗ ſteuerfrei zu bleiben.(Bei Kapitalgeſellſchaften tritt an die Stelle der Einkommenſteuerfrei⸗ heit die Körperſchaftsſteuerfreiheit.) Er braucht nur in Höhe des mutmaßlichen Gewinns das gewerbliche oder landwirtſchaftliche Anlagekapi⸗ kal zu erſetzen oder zu ergänzen. Die augen ⸗ blickliche Verbilligung, die er dadurch erzielt, beträgt bei Zugrundelegung des neuen Ein⸗ kommenſteuerkarifs und der ſich anſchließenden e e, 10 bis 45 v. H. der Aufwendungen für E ſatzbeſchaffung oder Neuanſchaffung. Ich rufe alle in Betracht kommenden Steu⸗ erpflichtigen hierdurch auf, durch Vergebung entſprechender Aufträge ſofort zu handeln, und empfehle allen Maſchmen⸗, Werkzeug⸗, Büromöbel⸗ und ähnlichen Fabriken, ſich auf einen erhöhten Auftragseingang in den kom⸗ menden Wochen und Monaten einzuſtellen. Die Erſatzbeſchaffung oder Neuanſchaffung muß bis zum 31. Dezember 1934 erfolgen, wenn der Betrag der Aufwendungen dafür vom Gewinn für 1934 ſoll abgeſetzt werden können. Die meiſten Gegenſtände des Anlagekapitals ſind in der Regel kurzlebig. Auf die meiſten Ge⸗ genſtände des Anlagekapitals wird die Vor⸗ ſchrift infolgedeſſen Anwendung finden. Die Vorſchrift hinſichtlich der ſteuerlichen Behandlung der kurzlebigen Gegenſtände gilt nicht nur für Erſatzbeſchaffungen und Neuan⸗ ſchaffungen, die bis zum 31. Dezember 1934 erfolgen, ſondern für immer. Die gewaltige Belebung, die ſich aus der Vorſchrift ergeben wird, wird deshalb nicht nur auf die zweite Hälfte des gegenwärtigen Jahres beſchränkt bleiben, ſondern fortdauern. Der augenblickliche Ausfall an Einkommen⸗ ſteuer, Körperſchaftsſteuer und Gewerbeſteuer wird mehr als ausgeglichen werden durch Ver⸗ minderung des Finanzbedarfs der Arbeits⸗ loſenhilfe und Erhöhung des Aufkommens an Steuern infolge der erhöhten Umſätze, der er⸗ höhten Einkommen und des erhöhten Ver⸗ brauchs, die ſich aus der Belebung ergeben werden. Auch benſichtlich der Abſchreibung far lang⸗ lebige Gegenſtände des Anlagekapitals, das heißt, ſolche, deren gewöhnliche Nutzungsdauer erfahrungsgemäß zehn Jahre überſteigt, iſt im Entwurf des neuen Einkommenſteuergeſetzes eine Verbeſſerung vorgeſehen. Dieſe beſteht darin, daß ein Zuhoch von Abſchreibungen dem zu ermittelnden Gewinn nicht voll, ſon⸗ dern nur zur Hälfte zugeſetzt werden ſoll. Es ſoll infolgedeſſen dem Steuexpflichtigen nicht das geſamte Zuhoch der Abſchreibungen, ſondern nur die Hälfte davon für künftige Abſchreibungen verloren gehen. Steuerfreiheit für neue Unternehmungen. Es gibt Vo.tsgenoſſen und Unternehmen, die ſich mit der Entwicklung neuer Herſtel⸗ lungsverfahren oder mit der Herſtellung neu—⸗ artiger Erzeugniſſe befaſſen. Es kann im Ein⸗ zelfalle im Intereſſe der geſamten ae Volkswirtſchaft gelegen ſein, die Entwicklung eines ſolchen neuen Herſtellungsverfahrens oder die Herſtellung der neuartigen Erzeugniſſe zu fördern. Das Intereſſe kann dem Gedanken der Selbſtverſorgung oder dem Gedanken der Förderung der deutſchen Warenausfuhr ent⸗ ſpringen, es kann deviſenpolitiſcher oder ſonſti⸗ ger Natur ſein. Es wird in der Regel gleich⸗ zeitig dem Gedanken der Arbeitsbeſchaffung gedient werden. In dem Fall, daß für die Entwicklung eines neuen Herſtellungsverfahrens oder für die Her⸗ ſtellung neuartiger Erzeugniſſe ein überragen⸗ des Bedürfnis der geſamten deutſchen Volks- wirtſchaft anerkannt wird, kann der Reichs⸗ miniſter der Finanzen für eine von ihm zu beſtimmende Jeit das in Betracht kommende Unternehmen von den laufenden Steuern des Reichs und der Länder, die vom Einkommen, vom Ertrag, vom Vermögen oder vom Umſatz erhoben werden, ganz oder teilweiſe befreien. Dieſe Ermächtigung iſt durch Paragraph 3 des Geſetzes über Steuererleichterungen vom 15. Juli 1933 erteilt worden. Dieſes Geſetz wird infolge der Deviſenknappheit und der Roh⸗ ſtoffknappheit und der notwendig werdenden Verſtärkung der Maßnahmen zur Förderung der Selbſtverſorgung in der nächſten Zeit hof⸗ fentlich in recht vielen Fällen zur Anwen⸗ dung gebracht werden können. Es wird dem⸗ nächſt wahrſcheinlich ein weiteres Geſetz er⸗ ſcheinen, das ebenfalls darauf abgeſtellt ſein wird, die Gründung neuer Unternehmungen der bezeichneten Art zu begünſtigen. Weitere ſteuerliche Maßnahmen im Kampf find die Verminderung der Arbeitsloſigkeit ind: 1. das Geſetz über Steuerfreiheit für neu errichtete Kleinwohnungen und Eigenher⸗ me vom 21. September 1933. Dadurch wird der Ban von Kleinwohnungen, die in 1934 und 1935 errichtet werden und von Eigenheimen, die in 1934 bis 1938 errichtet werden, ſteuerlich gefördert und der Baumarkt belebt; die Verordnung vom 20. April 1934 über die Inſtandſetzungen und Ergänzun⸗ gen an Gebäuden. Danach wird eine Ermäßigung der Ein⸗ kommenſteuerſchuld oder Körperſchaft⸗ ſteuerſchuld um 10 vom Hundert der Auf⸗ wendungen für Inſtandſetzungen oder Er⸗ gänzungen an Gebäuden, deren Beginn und Ende in die Zeit vom 1. Januar 1934 bis 31. März 1935 fällt, gewährt. Zweck: Hilfe an die Gebäudeeixs mer und weitere Belebung des Baumarktes. Ich weiſe ausdrücklich darauf hin, daß die Ermäßigung der Steuerſchuld nicht nur für Inſtandſetzungen, ſondern auch für Ergänzungen gewährt wird. Als ſolche Ergänzungen kommen beiſpielsweiſe m Be⸗ tracht: a) Aufſtockungen, Einbau neuer Geſchoſſe, Einziehung von Wänden, Anbringung von Doppelfenſtern, Erweiterung der Kelleranlagen; b) Errichtung neuer Bauteile inſoweit, als dieſe nicht einen Neubau, ſondern die Ergänzung der Vervollſtändigung eines vorhandenen Baues darſtellen, tc) Einbau von Heizungsanlagen, Lichtan⸗ lagen, Lüftungsanlagen, Perſonenauf⸗ zügen und ſonſtigen Aufzügen, ſoweit ſolche nicht als Erſatzgegenſtände im Sinn des Geſetzes über Steuerfreiheit für Erſatzbeſchaffungen vom 1. Junt 1933 behandelt werden; die Runderlaſſe des Reichsminiſters der Finanzen vom 10. Oktober 1933, be⸗ treffend Steuerfreiheit für Aufwendungen zu Zwecken des zivilen Luftſchutzes und vom 27. Januar 1934, betreffend Steu'r⸗ freiheit für Aufwendungen zu Zwecken des zivilen Sanitätsdienſtes in Induſtrie⸗ und Werksbetrieben. Senkung der Umſatzſteuer für den Binnen⸗ großhandel auf ein halb vom Hundert. Nach dem beſtehenden Umſatzſteuergeſetz iſt der Binnengroßhandel mit 2 vom Hundert umſatzſteuerpflichtig, ſoweit er Ware auf La⸗ ger nimmt und ab Lager verkauft, und um⸗ ſatzſteuerfrei, ſoweit die Ware bei ihm nur durchläuft, zwecks Beförderung an den Ab⸗ nehmer. Aus dieſer beſtehenden Rechtslage er⸗ geben ſich die beiden folgenden Mißſtände: 1. Die Unterſcheidung der verſchiedenen Ar⸗ ten von Beſitz bedeutet für die Verwal⸗ tung und für die beteiligten Wirtſchafts⸗ kreiſe eine erhebliche Arbeitsbelaſtung; „Der lagerhaltende Großhändler wird bei den geringen Gewinnſpannen in deiner Wettbewerbsfähigkeit gegenüber demjſeni⸗ gen Großhändler, de: de Were nu zwe es Beförderung an den Abnehmer bei ſich durchlaufen läßt, erheblich benachteiligt. Infolgedeſſen wird die Lagerhaltung im Großhandel weitgehend vermieden. Die Aufträge an die Induſtrie werden ſtoß⸗ weiſe erteilt. Es werden kurze Liefer⸗ friſten geſtellt. Es müſſen Ueberſtunden geleiſtet werden oder Arbeiter neu ein⸗ geſtellt werden. Hinterher beſteht Auf⸗ tragsmangel, und die Arbeitszeit muß verkürzt werden, oder es müſſen Arbeits⸗ kräfte entlaſſen werden. Die Gleichmäßig⸗ keit der Beſchäftigung iſt unmöglich ge⸗ maæſ t. Der Entwurf des neuen Umſatzſteuergeſetzes ſieht vor, daß der Großhandel einheitlich mit einhalb vom Hundert beſteuert wird. Das be⸗ deutet für den lagerhaltenden Großhändler eine Entlaſtung um 75 vom Hundert der bisherigen Umſc Iſteuerlaſt und ermöglicht ihm eine angemeſſene Lagerhaltung. Er wird nicht mehr wie bisher ſeine Aufträge an die In⸗ duſtrie erſt dann erteilen, wenn er Abnahme dafür hat, ſondern er wird ohne Rückſicht auf vorliegende Beſtellungen gleichmäßig und auf weite Sicht große Aufträge mit der In⸗ duſtrie abſchließen. Dadurch werden die ruck⸗ weiſen Beſchäftigungen bei der Induſtrie aus⸗ geſchloſſen. Es wird in der Beſchäftigung zu Gleichmäßigkeit kommen. Und was zu weiterer Ankurbelung der Wirtſchaft im gegenwärtigen Zeitpunkt und im bevorſtehenden Winter von ganz beſonderer Bedeutung ſein wird: der Großhandel wird ſich Läger ſchaffen und ent⸗ ſprechende Aufträge erteilen. Daraus wird ſich im kommenden Winter eine Arbeitsbeſchaf⸗ fung ergeben, die mit einigen hundert Millio⸗ nen wird angenommen werden können. Heute ſind die Läger des Großhandels ſo gut wie leer. Der Großhandel wartet auf den Zeit⸗ punkt einer umſatzſteuerlichen Erleichterung, um in Wahrnehmung dieſer Erleichterung zur La⸗ gerhaltung und zur Veremfachung ſeines Ge⸗ ſchäftsbetriebs übergehen zu können. Der Zweck der umſatzſteuerlichen Maßnahme, die den Großhandel betrifft, iſt ein dreifacher: 1. weſentliche Vereinfachung der Verwaltung bei der Steuerbehörde ſowohl als auch beim Großhändler, 2. Gleichmäßigkeit im Beſchäftigungsſtand in der Induſtrie, 3. Kampf um die Verminderung der Ar⸗ beitsloſigkeit. Gänzlich befreit von der Umſatzſteuer ſol⸗ len dem vorliegenden Geſetzentwurf gemäß die Großhandelslieferungen verſchiedener Ma ſen⸗ guter ſein. Auch mit der Frage der Um⸗ ſatzbeſteuerung des Binnengroßhandels wollen wir uns im Finanz⸗ und Steuerrechtsausſchuß ff Akademie für Deutſches Recht noch be⸗ faſlen. Bedingungsloſe Stener⸗ und Abgabenſen⸗ kungen ſind bis jetzt erfolgt: 1. Durch die Geſetze über Halbierung der landwirtſchaftlichen Umſatzſteuer und über Senkung der landwirtſchaftlichen Grund⸗ ſteuer vom 21. September 1933. Die Folge dieſer am 1. Oktober 1933 ein⸗ getretenen Senkungen iſt eine Erhöhung der Kaufkraft der Landwirte. Die Land⸗ wirte können entſprechende Beträge mehr aufwenden für Inſtandſetzungen und Er⸗ gänzungen, für Löhne, Bekleidung und ſonſtige Dinge und auf die Weiſe den Verbrauch beleben helfen; Durch Artikel III des Kaufkraftgeſetzes vom 26. März 1934. Danach iſt eine weſentliche Senkung der Abgabe zur Ar⸗ beitsloſenhilfe erfolgt. Die Senkung iſt dadurch möglich geworden, daß die Ar⸗ beitsloſigkeit ſtark zurückgegangen iſt und aa dec Finanzbedarf der Ar⸗ be 1 0 weſentlich kleiner geworden 15 Das Aufkommen an Abgabe zur Ar⸗ itsloſenhilfe 5 im Rechnungsjahr 1933 rund 530 illionen Reichsmark. Durch das Geſen nom 26. März 1934 it Urlaub für ale Reich. und Gauredner Berlin, 28. Juni. Der Reichspropagandaleiter der NSDAP, gez. Dr. Göbbels, gibt bekannt: Der Kampf gegen die Nörgler und Mies⸗ macher nimmt mit dem 30. Juni ſein Ende. Er hat in ſeiner zweimonatigen Dauer ei⸗ ne unerhörte, weit über das normale Maß hinausgehende Beanſpruchung unſerer Reichs⸗ und Gauredner notwendig gemacht. Um ihnen die für die Herbſt⸗ und Winter- anforderungen notwendige Entſpannung zu geben, ordne ich hiermit für den geſamten Monat Juli entſprechend dem SA⸗Urlaub für die politichen Leiter ſowie Amtsleiter der angeichloſſenen Verbände und der Ge⸗ meinſchaft„Kraft durch Freude“ für alle Reichs⸗ und Gauredner Urlaub on. Der Helsnitzer Mörder feſtgenommen Ein zweiter Ausbrecher erſchoſſen. Plauen, 28. Juni. Der Mörder Ottmar, der im Amksge⸗ richtsgefängnis Oelsnitz den Hauptwachtmei⸗ ſter Becker erwürgt halte und dann mil zwei Mitgefangenen ausgebrochen war, konnte durch den Oberſcharführer der S A, Kurt Regenfuß, in der Nähe von Markneu⸗ kirchen in einem Getreidefeld feſigenommen werden. In Ottmars Begleitung befand ſich der mit ihm geflüchtete Gebhardt. Gebhardt ent⸗ wich, während Regenfuß den Ottmar feſt⸗ hiell. Ottmar wurde ſchwer gefeſſell nach lauen eingeliefert. Nach dem Ausbruch aus dem Gefängnis hatten die drei Verbrecher ſich kurz hinter Oelsnitz getrennt. Schröter iſt in Richtung Böſenbrunn davongewandert. Die Streifen wurden die ganze Nacht hindurch forkgeſetzt. Mittwoch morgen gegen 4 Uhr wurde Gebhardt bei Erlbach aufgeſpürt. Der Gaſt⸗ wirt Teubner erkannte Gebhardt, der keine Schuhe und keine Kopfbedeckung krug, und rief ihn an. Da der Verbrecher nicht ſtehen blieb, gab Teubner zwei Schüſſe auf ihn ab. Der zweite Schuß traf den Flüchtigen in den linken Oberſchenkel. Gebhardt verblutete in- folge der Verwundung. die Leiche wurde nach Erlbach überführt. Schröler iſt noch nicht gefaßt worden. Die Wahrheit über Thälmann Eine Unterredung mit dem Oberreichs- anwalt. Berlin, 28. Juni. Gewiſſe Kreiſe im Ausland verſuchen in einer großangelegten Propaganda, den frü⸗ heren Vorſitzenden der KPD. Ernſt Thäl— mann, als unſchuldiges Opfer der deutſchen Strafjuſtiz hinzuſtellen. Um die Deffentlich keit über den wahren Sachverhalt unterrich— ten zu können, hat ſich die Schriftleitung der „Berliner Börſenzeitung“ an den Oberreichs— anwalt mit der Bitte gewandt, einem ihrer Mitarbeiter eine Unterredung zu gewähren. Wir geben im folgenden den Inhalt der Un— terredung wieder: Auf die Frage des Mitarbeiters der„Ber— liner Börſenzeitung“, was Thälmann vorge— worfen werde, und wie das Verfahren ge⸗ gen ihn ſtehe, erwiderte der Oberreichsan— walt, daß bei ihm gegen Thälmann ſchon ſeit Jahren umfanareiches Material vorliege. aus dem ſich der Verdacht der Vorbereitung gebe. eines hochverräterichen Unternehmens er⸗ Neben Reden und Zeilungsauſſätzen, die dem Iweck dienten, die Maſſen für den Ge danken des gewallſamen Verfaſſungsſturzes und der Errichtung eines Sowſelſtaates nach ruſſiſchem Muſter reif zu machen kämen noch weitere hochverräleriſche Felten ge Thälmanns, der ſa bekanntlich Leiter des Jenkralkomitees der Kommuniſtiſchen Par- ſei und erſter Bundesführer des Roten Fronkkämpferbundes geweſen ſei, in Frage. Erſt der Wegfall der Abgeordneteneigen⸗ ſchaften habe den Weg für eine Strafverfol⸗ gung freigemacht. Die Vorunterſuchung lie⸗ ge zurzeit in der Hand des Unterſuchungs⸗ richters in Berlin und werde geführt wegen der Beſchuldigung der Vorbereitung des Hochverrats, insbeſondere auch der öffent⸗ ö lichen Aufforderung zur Ausführung eines hochverräterichen Unternehmens Die Frage, welche Strafe Thälmann zu er⸗ warten habe, und ob insbeſondere die Mel⸗ dungen eines Teiles der in und ausländi- ſchen Preſſe zuträfen, daß mit einem Todes- Aenderung auf dem Poſten des ſchaftsminiſters erwartet. beſtimmt mit dem Rücktritt des Landwirtſchaftsminiſters Klukoſki urteil zu rechnen ſei, beantworkete der Ober · reichsanwalt dahin, daß die Straftaten, die der Antrag auf gerichlliche Vorunterſuchung Thälmann zur Laſte lege. nach den geſeh; lichen Beſtimmungen mit Freiheitsſtrafen bis zu 10 Jahren bedroht ſeien. Clearinggeſetz angenommen Die deulſch-engliſchen Verhandlungen be⸗ ginnen. London, 28. Juni. Das Unterhaus nahm das Clearinggeſetz in dritter Leſung ohne Abſtimmung an. Gleichfalls ohne Abſtimmung angenommen wurde der Zuſatzantrag des Schatzkanzlers Neville Chamberlain, wonach das Geſetz bis zum 30. Juni 1936 in Kraft bleiben ſoll. Die deutſch-engliſchen Verhandlungen über das deutſche Transfermoratorium haben im Schatzamt begonnen. Vertreter des briti⸗ ſchen Schatzamtes und des Foreign Office, an der Spitze der Hauptwirtſchaftsberater der britiſchen Regierung, Sir Frederick Leith-⸗Roß, hielten eine Sitzung mit den deut— ſchen Vertretern ab. Dieſe, Dr. Berger, vom Reichsfinanzminiſterium, Dr. Ulrich. Vortra— gender Legationsrat im Auswärtigen Amt und Herr Bleſſing, Direktor bei der Reichs⸗ bank, verbrachten eine halbe Stunde vor Beginn der Verhandlungen auf der deut— ſchen Botſchaft in Beratung mit dem deut— 11 Botſchafter und dem Geſandtſchaftsrat Rueter. Der Mordfall Pieracki Der Kreis der Täter feſtgeſtellt.— Aner- kennung für die deutſche Polizei. Warſchau, 28. Juni. Wie die halbamtliche„Gazeta Polska“ mitteilt, ſchreiten die polizeilichen Unterſu⸗ chungen im Mordfall Pieracki weiter fort. Man glaubt mit großer Wahrſcheinlichkeit, den Kreis gefunden zu haben, in dem der Anſchlag gegen den Innenminiſter vorbe- reitet wurde. Beſonders hervorgehoben wird die erfolgreiche Mitarbeit der deutſchen Polizei. Wie der regierungsfreundliche„Expreß Poranny“ verſichert, ſoll noch im Laufe die⸗ ſer Woche eine neue Kabinettsumbildung er— folgen. Es wird vor allen Dingen die Er⸗ Landwirt⸗ Man rechnet nach Meinung des Blattes bisherigen und mit der Uebernahme dieſes Poſtens durch den Kurator der landwirtſchaftlichen Schule in Krzemieniec, Ponjatowſki, der bereits in Zukammenhang mit der vorherigen Umbil⸗ dung des Kabinetts als Kandidat für den vorgenannten Poſten erwähnt wurde. Seine Ernennung kam damals nicht zuſtande, weil Poniatowſfki ſich eine Bedenkzeit erbeten hat⸗ te Gleichzeitig ſollen noch eine Reihe von Aenderungen bei den Poſten der Unter— ſtaatsſekretäre erfolgen. Wie in unterrichteten Kreiſen verlautek, wird der jetzige Wojewod von Lemberg, Be- lina-Prazmowfki, als Kandidat für den Po- ſten des Innenminiſters ernſtlich genannt. 12 Tote bei Dampferzuſfammenſtoß Paris, 28. Juni. Im Hafen von Lorient hat um 6 Uhr der auslaufende kleine Damp⸗ fer„Prosperite“ mit 200 Reiſenden an Bord, alles Arbeiter der Hafenverwaltung und des Arſenals, den heimkehrenden klei- nen Dampfer„Maria Ange“ gerammk. Der Zuſammenſtoß hat 12 Todesopfer gefordert und 6 Schwerverletzte. Es ſind alles Arbei- ter, die ſich auf dem Heimweg von der Ar- beit befanden. Man befürchtet, daß die Zahl der Todes— opfer ſich noch weiter erhöhen wird, da im⸗ mer noch einige Fahrgäſte in den Kabinen eingeſchloſſen find. Taucher ſind augenblick⸗ lich bemüht, das Schiff zu durchſuchen. Eine Unterſuchung über die Urſache des Unglücks wurde ebenfalls eingeleitet. Es ſcheint, daß der Kapitän des Dampfers „Marie Ange“ ein falſches Manöver durch— geführt hat und für die Kataſtrophe de wortlich gemacht werden muß. Dorf durch Blitzſchlag faſt zerſtört Paris 28. Juni. Durch Blitzſchlag wurde der größte Teil des Dorfes Puſſy bei Cham⸗ bery vernichtet. Der Blitz ſchlug in eine Scheune ein und zündeie. Das Feuer dehn⸗ te ſich mit ungeheurer Geſchwindigkeit aus und ergriff die umliegenden Häuſer. Trotz des ſofortigen Eingreifens zahlreicher Feuer- wehren wurden 15 Gebäude ein Raub der Flammen. Menſchenleben kamen glücklicher weiſe nicht zu Schaden. Fünf Perſonen verbrannt Paris, 28. Juni. Ein ſchwerer Aukomo- bilunfall, der fünf Perſonen das Leben ko ſtete, ereignete ſich in der Nähe von Cuxeuil. Ein mit ſieben Perſonen beſetzter Kraftwa⸗ gen geriei auf der Landſtraße ins Schleu⸗ dern und ſtürzte um. Dabei fing der Wa. gen Feuer. Fünf Inſaſſen konnten ſich nichl mehr in Sicherheit bringen. Sie verbrann; ten bei lebendigem Leibe. Die beiden ande. ren wurden mit ſchweren Brandwunden und Knochenbrüchen ins Krankenhaus von Veſoul übergeführt. Schwerer Taifun über Nordiapan 340 Häuſer zerſtört, 81 Perſonen vermißt. Tokio, 28. Juni. Ueber Nordjapan hat ein heftiger Taifun gewütet. Nach den bis⸗ her vorliegenden Meldungen ſind über 340 Häuſer vernichtet worden. Eine Anzahl Perſonen wurde getötet und verletzt. 81 Perſonen werden vermißt. Die Telegraphen⸗ nennung eines Innenminiſters und eine geſchreckt, aus ihren Bungalows herausliefen, war von Ruppelius nichts mehr zu ſehen Motoren zeigte den Weg, den en genommen. verbindungen ſind unterbrochen. Nur das Sauſen der Nichis rührte ſich darin ſinnungsloſe Wu ergriff ihn. Sie ſollte öffnen. Sofort Sie ſollte aufmachen. Vier Seminarzöglinge ertrunken Brüſſel, 28. Juni. Vier Zöglinge des kleinen Seminars von Vaſtogne an der lu⸗ xemburgiſchen Grenze ſind beim Baden er⸗ trunken. Die Schüler des Seminars hatten unter Aufſicht eines Geiſtlichen einen Ausflug in die Umgebung der Stadt unternommen und beichloſſen, in einem nahen Weiher zu ba⸗ den. Plötzlich wurde einer der jungen Leu— te von der Strömung erfaßt und ging unter. Drei Kameraden, die ihm zu Hilfe kommen wollten, ereilte dasſelbe Schickfal. Nur der Geiſtliche, der ſich ebenfalls ins Waſſer geſtürzt hatte, um ſeine Zöglinge zu retten, konnte nach langen Anſtrengungen von den am Ufer zurückgebliebenen Schü⸗ lern lebend an Land gebracht werden. Deutſche Tagesſchan Miniſterpräſidenk Göring in Köln. Miniſterpräſident Göring har der Stadt Köln einen Staatsbeſuch abgeſtattet. Tau- ſende von Menſchen hatten ſich vor dem Flugplatz verſammelt und brachten immer wieder Begrüßungsrufe aus. Der General beſtieg dann ſeinen Wagen und fuhr zum Regierungsgebäude. Stüemiſch umjſubelt von der unüberſehbaren Menge konnte der Wagen des Miniſterpräſidenten kaum durch die Straßen fahren, insbeſondere durch die einſtmals roten Viertel. Vörſen und Märkte Vom 27. Jun. (Ohne Gewähr.) Frankfurter Produktenbörſe. Amtlich notierten: Weizen 21; Roggen 18,60; Weizenmehl 4b 16,75; Weizennachmehl 16,25; Weizenkleie fein 11,40, grob 11,75: Roggenfuttermehl 13; Roggenkleie 12,25; Soyaſchrot 16; Palmkuchen 15.70; Erdnuß⸗ kuchen 17,20; Treber 17; Heu 11 bis 11,50; Tendenz: feſt. 5 Karlsruher Getreidegroßmarkt. Amtlich notierten: Inlandsweizen W 11 Erzeugerfeſtpr. 20,60, Mühlenfeſtpr. 21,20, Großhandelspr. 21,50; Inlandsroggen R 9 Erzeugerfeſtpr. 17,860, Mühlenfeſtpr. 18,20, Großhandelspr. 19 bis 19,25; Sommergerſte 19,50; Sortier- und Futtergerſte 18,50; Wei⸗ zenmehl Type 563(inl., Spezial Null) Groß⸗ handelspr. Preisgeb. 11 29,25, Frachtausgl. plus 0,50 Rm., Bäckerpr. Preisgeb. 1182,35, Aufſchl. für Weizenmehl mit 30 Proz. Aus!. 1,50, Rm. für 10⸗Tonnen⸗Ladung, Type 405 (00) plus 3 Rm., Type 790(J) minus 2 Rm., Type 1600(Wetzenbrotmehl) minus 7 Nm.; Toggenmehl Type 610(60proz.) Groß⸗ handelspr. Preisgeb. 9 25,75, Frachtausgl. plus 0,50 Rm., Bäckerpr. Preisgeb. 9 28,65; Abſchl. für Type 700(65proz.) 0,50, Type 815(Joproz.) 1 Rm.; Wetzenmehl 4b 17 bis 17,25; Weizennachmehl 16 bis 16,25; Wei⸗ zenbollmehl(Futtermehl) 12,75; Wetzenkleie feine 11,25, grobe 11,75; Biertreber 16,50; Malzkeime 14,50 bis 14,75; Erdnußkuchen loſe 17,50 bis 17,75; Palmkuchen 15,75 bis 16; Soyaſchrot 16,25 bis 16,50; Leinkuchenmeh! 18,80; Frühtkartoffeln inl. und ausl. ab Sta tion des Erzeugers ohne Sack, Preis von 27. 6. 12,80 Rm. je 100 Kg.; Weizen⸗ und Roggenſtroh drahtgepr. 3,10 bis 3,20; Futter ſtroh 3,25 bis 3,50. Er klopfte ſtärker. Eine be— Er wollte ſie ſehen. Jetzt gleich Erſt dann würde er glauben, daß ſein Verdacht ſinulo U. Stein Copyright by Martin Feuchtwanger. Halle(Saale) „Ich darf kein Licht machen“, flüſterte Ruppelius, „man könnte es drüben von den Bungalows der Soldaten ſehen. Hier herein. Vorſicht. Setzen Sie den rechten Fuß hier auf das Trittbrett. Haben Sie? So, nun ein Schwung. Vorſichtig. Nicht ſtoßen, Kopf niedrig.“ Evelyn gehorchte jedem ſeiner Befehle. Ihre körperliche Gewandtheit kam ihr zu Hilfe. Sie fühlte im Dunkeln, ohne zu ſehen. Nun ſaß ſie im Flugzeug. „Greifen Sie neben ſich links. Da iſt Fliegerhelm, Brille, Lederjacke. Machen Sie ſich fertig.“ 1555 Schnell war Evelyn in die weiche Jacke hineingeſchlüpft. Nun legte ſich die Kappe um ihren Kopf. Im Dunkeln taſtete ſie. Nun ſaß auch die Brille. RNuppelius lief um das Flugzeug herum. Im Dunkel ahnte Evelyn mehr als daß ſie es ſah, die mächtige aus⸗ holende Bewegung, mit der der Arm des Mannes die Propeller andrehte. Ein Summen ging durch die Stille. Ruppelius rannte um die Maſchine herum. Schwang ſich hinein. Riß am Steuer. Wie ein ſchwerfälliger Rieſen⸗ vogel begann die Maſchine ſich vorwärts zu bewegen. Es ſchütterte. Die Grasnarbe der Erde ſank. Lauter ſummten die Motoren, und ſchon erhob ſich das Flugzeug über den Erdboden. Ruppelius ſaß mit ſcharf zuſammengepreßten Augen da.„Keine Furcht“, ſagte er nochmals,»ich gehe ſofort ganz hoch, ehe man uns durch Schüſſe erreichen kann.“ Wieder ein Ruck am Steuer. In die Dunkelheit hinein vohrte ſich pfeilgeſchwind das Flugzeug. Als die Soldaten, von dem Dröhnen des Motors auf⸗ Als man am Morgen Dalandier mühſam mit der Nach— richt von Ruppelius' geheimnisvoller Abreiſe aus ſeinem Rauſch aufweckte, war Ruppelius ſchon längſt über das ſranzöſiſche Territorium italieniſchen Tripolis gelandet. Dalandier, von einem ſeiner Unteroffiziere aus dem Schlaf geweckt, richtete ſich fluchend auf. Er konnte zunächſt überhaupt nicht begreifen. Was zum Teufel hatte dieſer Deutſche mitten in der Nacht davonzufliegen? Welcher Affront gegenüber der Gaſtfreundſchaft, die man ihm hier erwieſen hatte? Plötzlich ſtutzte er. Hatte dieſer Deutſche vielleicht die Gaſtfreundſchaft im Hauſe Uebernachtung im Zelt vorgezogen, um unbeobachtet ab— fliegen zu können? Sicherlich war das der Grund und das ganze Gerede von der wiſſenſchaftlichen Nachprüfung des ApHarates in der Tropennacht Schwindel. Aber warum das alles? Was für ein Grund lag vor, wie der Dieb in der Nacht davonzugehen? Plötzlich ſtieg ein Gedanke in Dalandier auf. So un⸗ geheuerlich, daß er zunächſt glaubte, er wäre ihn von ſeinem Rauſch eingegeben. Aber dann immer unabweis— barer. „Scher dich zum Henker!“ ſchrie er den Unteroffizier an und warf dem erſchreckt Flüchtenden ſeinen Stiefel nach. Dann rannte er, wie er war, im Pyjama durchs Badezimmer an Evelyns Tür, drückte die Klinke nieder. Sie war verſchloſſen. Er klingelte wie ein Raſender. ſchwarze Diener, erſchien erſchreckt. „Iſt die Herrin ſchon auf?“ ſchrie Dalandier ihn an. „Haſt du ſie ſchon geſehen?“ Sadi ſchüttelte erſchreckt den ſchwarzen Wollkopf. Nein, die Herrin ſchliefe noch. Dalandier klopfte an die Tür.„Evelyn“, rief er,„öffne bitte!“ hinweg in dem Sadi, der kleine Dalandiers abgelehnt und wäre. Er hieb mit beiden Fäuſten gegen die Tür. Immer noch lautloſe Stille darin! Da nahm er einen Stuhl und ſchmetterte ihn wie ein Wahnſinniger gegen das dünne Holz dieſer Tür. Es ſplitterte. Es krachte. Ein Tritt. Die Tür war eingeſtoßen. Zitternd ſtand in einer Ecke der kleine Sadi. Seine angſtvollen Augen wurden immer größer und dunder. Er ſah, wie ſein Herr mit einem wilden Fluch in das Zimmer der weißen Herrin ſtürzte. Dies Zimmer war leer. 21 4. Nie vergaß Evelyn dieſen Flug mit Ruppelius über das afrikaniſche Land. Bald nach ihrer Flucht hatte ſich der Himmel erhellt. Die Sonne war über der weiten Steppe aufgegangen, die ſich zwiſchen dem franzöſiſchen und dem italieniſchen Territorium ausbreitete. Sie ſchwebten dahin ganz oben im Blau. Unter ſich Wälder, ungeheure Grasweiten, auf denen wie winzige Pünktchen erſchreckte Herden von Antilopen und Zebras rannten. Als ſie über die Station Baraiſi kamen, ging Ruppe⸗ lius wie in einer ſtillſchweigenden Verabredung tiefer. Unten auf dem Platz vor dem Stationsgebäude ſahen ſie einen Menſchen ſtehen. Sie konnten nur ſeine Umriſſe knapp erkennen, nicht ſein Geſicht. Aber Evelyn fühlte: es konnte nur Brancourt ſein, der dort unten ſtand und! ein weißes Tuch zum Abſchied wehen ließ. Tränen traten ihr in die Augen. Da unten war der einzige Freund, den ſie auf der afrikaniſchen Erde zurückließ. Und wer konnte wiſſen, ob ſie ihn auf einem anderen Erdteile noch einmal wiederſehen würde. f Aber nicht lange verweilten ihre Gedanken bei der Vergangenheit. Allzu ungewiß lag die Zukunft vor ihr. (Fortſetzung folgt.) 22212 e e, e 127 SON LOA ON. eee e- utdte deere 9 J Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle(Saale) Nachdruck verboten. „Du biſt nun doch mal nen Studierter, Hannes! Und die Zeiten ſind zu ſchwer, bloß ſo hindurchzutanzen. Schließlich— bei uns—, da iſt dieſes Leben eine Not⸗ wendigkeit, eine Ausflucht vorm Verſauern, vorm Ver— faulen in einer kalten Ofenecke in der Heimat, die uns nicht braucht. Aber du? Aerzte ſind immer noch nötig. Und went bietet ſich ein warmes Neſt, ſo, wie dir— ein⸗ fach hineinkriechen und fertig iſt die Laube. Hannes, hör' auf mich! Mach' dahin!“ redete ihm Hermann zu. Hannes zog ſich den Hut tiefer über die Augen, reckte ſich läuger in das Gras, in dem er lag, und ſchob die Hände unter den Kopf. „Hermann hat recht“, ſagte Stoffel, als Hannes ſelber beharrlich ſchwieg, nach beträchtlicher Pauſe. „Du könnteſt uns doch auch vonnutzen ſein, Hannes! Hermann kann dein Chauffeur werden. Schloſſer lernen das noch leichter als andere Leute— nicht wahr, Her— mann? Ich pflege deinen Garten, und Peter...“ „„ſingt meine Tanten in Schlaf“, lachte Hannes jetzt überwältigend geweſen wäre, an Marſeille, den alten hell auf.„Jungens, Jungens! Hermann, wenn dir deine Mutter ſchrieb: du kannſt in der Fabrik wieder an- fangen— kehrteſt du um?“ „Sofort!“ verſicherte Hermann mit Ueberzeugtheit. bot? U. A. w. g.!“ „Ich— wollte euch doch nicht allein laſſen!“ „Aber bei dir iſt das was anderes, Hannes— du kaunſt uicht dein Leben lang mit Strolchen...“ „Idioten, habt ihr immer noch nicht klein, daß ich der größte Strolch bin von uns vieren?“ „Doch!“ ſagte treuherzig Peter. nichts. Deshalb mußt du doch einmal ſeßhaft werden!“ „Bin ich lange genug geweſen— Schule, Studium, Aſſiſtenz... Hamburg, Beclin, Göttingen, Würzburg, Hamburg... Dazwiſchen ein paar Reiſen, zweiter Klaſſe, Eiſenbahn— voila tout. Dann kamen die Schiffsreiſen— da habe ich mich entdeckt!“ „Und deine Tanten?“ mich bekümmert? Um meine Mutter?“ „Hat die Not gelitten?“ „Das nicht!“ Hannes ſprang hoch und ging voran. Die anderen folgten ihm gemächlich. „Bald iſt er ſoweit!“ beobachtete Hermann väterlich. „Weuu's man nicht ſchon zu ſpät iſt!“ „J wo! Aber zuviel dürfen wir nicht mehr ſagen. Souſt wird er bockig!“ „Das iſt ler doch ſchon!“ „Ihr Kaffers!“ lachte Hannes ſie an, als er ſie nach einer Weile an ſich herankommen ließ— mit geretteter Tune, aber ohne zu einem Entſchluß gekommen zu ſein. Aut anderen Tage, als ſie dicht vor der breiten Bahn— hofstreppe ihr Heil verſuchten— Hannes ſchwebte, weit von allen Wirklichkeiten entfernt, auf den Tönen ſeiner Flöte tun ſchönſten Himmelblau einer ſeligen Erden— ferne—, klopfte es ihm freundſchaftlich auf die Schulter. Mit einer unwirſchen Bewegung taner die Störung ab. Eine gute Stimme neben ihm lachte leiſe und wohl— wollend⸗ironiſch. „Meinen Glückwunſch, Herr Doktor— dazu ſtudiert man Anatontie?“ Die drei anderen hörten auf, ihre Obliegenheiten zu erfüllen. Hermann kam intereſſiert heran, Stoffel ließ die Klampfe ſinken, Peter ſtockte mitten in einem kunſtvoll tremulierten„Agaagah“— Hannes allein blies unentwegt weiter. Schämte er ſich? Bockte er? Er hatte den Herrn vom Konſulat wohl erkannt. Was wollte der von ihm? Sein Hamburger Dickkopf ließ ſich nicht aus der Ruhe bringen. Der Herr winkte Hermann, ging ein Stückchen mit ihm, überredete ihn zu etwas, was der zuerſt energiſch abzu⸗ weiſen ſchien— grüßte, lachte, verſchwand. „Was wollte der?“ fragte Hannes.„Was ſtört der uns unſer Gewerbe? „Füc dich“, lachte Hermann behäbig,„Geld zur Heim— reiſe!“ Er hielt ihm fünf Hundertfrank-Scheine unter die Naſe.“ „Geliehen hat er geſagt— nicht geſchenkt!“ Haunes errötete vor Zorn über und über. „Lauf ihne nach, du Dämlack! Denkſt du, ich nähme Is an?“ Aber der Herr war nicht mehr zu finden. Nun war Hannes! Laune wirklich auf dem Gefrierpunkt. Er ſprach kein Wort mit den Gefährten. Am anderen Morgen mußte Hermann das Geld ſelbſt auf dem Konſulat abgeben. Er brachte einen kurzen Brief von dem Geber mit. „Verzeihung, Herr Doktor! Unter alten Burſchen ſollte das nicht als Beleidigung gelten. So was kann vor— kommen und iſt keine Schande. Verſcherzen Sie nicht Ihr Glück. Im übrigen— muß jeder wiſſen, was er tut.“ An dem Tage verſetzte Hannes ſeine goldene Uhr, er⸗ hielt fünfbundert Frank dafür und begann im Haſen nach einer Ueberfahrtgelegenheit zu forſchen. Ein Kohlen⸗ trimmer nabm ibn mit bis Cadiz. Da verdingte er ſich als Roch auf einem ſranzöſiſchen Segler, der bis Le Havre ſubr. Von dort nahm ihn eine Segeljacht, privat, mit dsc et L eb e 9 1 abe 0. 8.. nach Amſterdam. Er putzte dafür Deck. Stiefel und Silber⸗ zeug. Von Amſterdam ging es auf einem Frachtdampfer nach Hamburg. Vier Wochen hatte die Fahrt gedauert. Sie war mancher Abenteuer voll geweſen. Es hatte auch nicht an leichtem Hunger gefehlt, in den Zeiten zwiſchen den verſchiedenen„Engagements“. Aber der Strolch in ihm hatte ſich nach Herzensluſt austoben dürfen. Nun ſaß er, gut gekleidet und durchaus Gentleman, im Cityhotel, nahe dem Hauptbahnhof, in einem einfachen, aber für die Verhältniſſe, an die er ſich gewöhnt hatte, geradezu üppigem Zimmer und überzählte ſeine Barſchaft. Es blieben ihm noch faſt ſechzig Mark— reichlich und überreichlich, um nach Burgdorf zu kommen. Es war ein friſcher Tag, Ende September. Er zog den Mantel über— noch denſelben, den er vor mehr als drei Jahren mit auf die Fahrt genommen, und ging alte, bekannte, liebe Wege. Die Binnenalſter, an der er langſam entlang ſchritt, erinnerte ihn, ohne daß die Aehnlichkeit Hafen— die Kameraden. Er war ohne Abſchied gegangen. Das war das beſte und leichteſte geweſen. Einen Zettel hatte er in Hermanns . erlich 139 Jiacke geſchoben. Nichis ſiaud darauf als die Adreſſe, die „Stoffel, mein Sohn— weshalb haſt du in Nizza nicht die Arbeit angenommen, die man dir in deinem Beruf Verſprechungen und Verſicherungen. Sie konnten ihn vielleicht jetzt die ſeinige ſein werde. Das ſagte mehr als finden, wenn ſie ihn brauchten. Jetzt würden ſie auch ohne ihn fertig werden. Sie hatten es ja ſelbſt gewollt. Dann, an der Lombardbrücke vorbei, wanderte er die Außenalſter entlang, erreichte Schwanenwick und über— zeugte ſeine entzückten Augen, wie wunderſchön doch auch 5 5 die Heimat ſei. Nicht ſo reich an Abenteuern? Hatte er „Aber das macht ſie hier jemals geſucht? Die Türme der Stadt leuchteten in: Abendglanz herüber, auf dem weiten Waſſer kreuzten flinke Motorboote, Segel legten ſich graziös vor den leiſe ſpielenden Wind... Er ſtand da, ſtarrte und träumte. Ein großes Fernweh ergriff ihn. Wie weit war Marſeille! Die fremde Stadt, die ihm, mehr als Hamburg, in den letzten Wochen Heimat geſchienen. Dort war er er ge— deine weſen. Hier? „Laß ſie in Gottes Namen verrecken! Haben ſie ſich um Vor der Villa des Senators Homann packte ihn noch einmal der Wunſch, einfach umzukehren und fortzugehen. Wenn er Lilith jetzt treffen würde?! Kaum wahrſchein⸗ lich... Um dieſe Zeit, wenn ſie überhaupt in der Stadt war, pflegte ſie auf Beſuch oder beim Sport zu ſein. So drückte er auf die Klingel. Die Frau Senator empfing ihn wie einen Sohn. „Hans, Junge— wieder daheim! Unſere Sorge um dich! Und nun? Und wo?“ Er küßte die Hand, die ihm nichts als Güte erwieſen hatte, und die jetzt, wie in ſeinen Kindertagen, über ſeine dunklen Haare ſtrich, mit jener ſanften, linden Bewegung, die ihn immer zu Nachgiebigkeit und Vernunft gebracht. Sie wußte nichts— das wußte er— von Liliths Tücken und lockenden Ränken. Er ſetzte ſich ihr gegenüber, in den behaglichen Seſſel am Fenſter, der ſchon vor Jahren da ſeinen Platz gehabt hatte, und in all der Zeit, in der er irrend umhergeſchweift, ſeine Stellung nicht geändert zu haben ſchien. Wie beharr⸗ lich ſind doch die Dinge! „Ihr wußtet gar nicht, daß ich kommen wollte?“ „Wir haben dich, auf Wunſch des Sanitätsrats Freudenthal, ſo eindringlich und nachdrücklich ſuchen laſſen. Dann teilte deine Tante uns mit, daß du— lakoniſch!— aus Marſeille deine Ankunft in Ausſicht ge⸗ ſtellt hätteſt. Wir erwarteten dich weſentlich bälder. Es ſind Wochen ſeitdem vergangen!“ „Es ging nicht anders!“ „Roſenketten?“ fragte die alte Dame ſchelmiſch. Hannes errötete wie ein Halbwüchſiger. „Nicht im geringſten, Mama!“ So hatte er ſie immer nennen dürfen, ſeit er, ein Kind, nach ſeiner Mutter Tode in das Haus ihrer beſten Freundin gekommen war. „Hannes, lieber Junge! Geſteh' mir einmal: Was 5 dich fort? Was haſt du gemacht?— Drei Jahre ang...“ In ihren offenen braunen Augen ſtand völlige Harm— loſigkeit. Lilith hatte alſo geſchwiegen. Ein Glück! „Habt Ihr mich nicht immer Strolch genannt?“ „War es— wirklich!— nur das?“ „Das alte Fernweh! Größtenteils... Ich habe mich als Schiffsarzt in vielen Meeren— und Ländern!— herumgetrieben... Meiſt auf engliſchen und franzöſiſchen Schiffen.. Annam, Japan, Sumatra... Aber auch näher. Das Mittelmeer iſt meine Liebe. Marſeille! Da, durch Zufall, erreichte mich der Aufruf!“ „Zufall? Immer noch Zufall?“ „Willſt du mich— immer noch!— bekehren, Mama?“ fragte er in liebevoller Schelmerei. a Die alte Dame lächelte gütig. „Ein Herz wie deines braucht nicht beketzrt zu werden. Gut, daß du geblieben biſt wie du warſt! Mein alter 1 Und ſie küßte ihn mütterlich auf Mund und Stirn. N Der Senator kam. Reſerviert, nicht ganz verſthnt wegen des abſchiedloſen und auf alle Fälle törichten Scheidens, korrekter Hamburger vom Scheitel bis zur Zehe. „Man darf noch Du' ſagen?“ a „Aber— Onkel!“ Ihm hatte er nie eine vertrautere Anrede geben können. — Der elektriſche Kronleuchter 8 — Sie zog ihn mitten in die Stube, unter das Lichtmeer. Det ältere Herr fragte. Gerlach gab Antwort. Der Senator vermied nicht das Ausſchlaggebende.„Und, Hans, warum?“ ö Einer Antwort überhob ihn Lilith. Sie flatterte herein— grazil, klein, puppenhaft wie früher. Aus ihrem noch ſommerbraunen Geſicht, von hellen Löckchen um⸗ ſpielt— früher hatte er einmal ein unſinniges Verlangen danach gehabt, die eine oder andere um den Finger wickeln zu dürfen—, leuchteten die hellen, etwas grünlichen Augen.„Nixe!“ dachte er. f Ii Augenblick des Wiederſehens zerſtob die melancho⸗ liſche Schwüle, die die Erinnerung an ſie umgeben; eine Enttäuſchung machte ſich Raum— Desilluſion, ſagen ſo ſchön die Franzoſen. Dies— Püppchen hatte ihm einmal ſo viel und ſo nachhaltige Leidenſchaft eingeflößt— ſo un⸗ ſinniges Verlangen— ſo wilden Beſitzwillen? Er ſah jetzt das Allzugepflegte, das Ueberkultivierte— Kultur ganz äußerlich genommen!—, den Mangel an Geiſt oder auch nur Herz. Die Reiſen und die Nähe der Natur hatten ſeinen Blick geſchärft. Sie kam ihm mit ſchweſter⸗ licher Geſte entgegen. ee ek. Fan, gelenk. „Häns! Wirklich!“„e e e eee flammte auf. „Junge, du biſt— wahrhaftig!— noch.. hübſcher geworden!“ e 2 „Du— nimmſt mir das Wort aus dem Munde! Es“ wäre abſurd, es jetzt noch ausſprechen zu wollen!“ er— widerte er mehr galant als überzeugt. ö „Und bekomme ich keinen Wiederſehenskuß?“ fragte ſie kokett und reckte ſich ein bißchen, um ihm eine un⸗ erwünſchte Gunſt erweiſen zu können. Ein leichtes Aufrichten ſeiner Geſtalt machte das un— möglich. „Spielſt du immer noch ſo gern?“ fragte er in be— deutungsvollem Ton— und als er ein jähes Erſchrecken über ihr niedliches Geſicht zucken ſah, fügte er galaut hinzu:„Tennis?“ Und ſie— gewandt und elaſtiſch das heimliche Ver— ſtehen aufnehmend und den leichten Hieb verwindend— entgegnete= allerliebſter Schelmerei: „Willſt du wieder mein Partner ſein?“ „Ich— übernehme die Praxis meines Onkels in einem kleinen hannoverſchen Landſtädtchen; ich werde nicht Ge— legenheit haben...“ So? Tat er das? Ach ſieh mal einer an! Das war ihm ja ſelbſt noch gänzlich unbekannt. Aber er flüchtete ſich vor ihrer ſpieleriſchen Art hinter den Ernſt einer Aufgabe. 5 „Wenn ſich einem mittelloſen jungen Menſchen ſolche Gelegenheit bietet, darf er ſie nicht ausſchlagen!“ fügte er hinzu, nachdem, in ſekundenlangem Beſinnen, ſich ſein Staunen über ſeinen eigenen Ausſpruch gelegt hatte. „So mittellos biſt du gar nicht, Hans! Ja, daß du das nicht wußteſt, habe ich mir gedacht— großzügig, wie du in Geldſachen immer warſt. Vielleicht kommſt du ein⸗ mal mit in mein Zimmer. Ich könnte dir das, was du wiſſen mußt, mitteilen.“ „Und wir ſchlachten unterdeſſen das offizielle Kalb für den wiedergekehrten Sohn!“ lachte Lilith etwas forciert ſilbern. „Ich möchte nicht läſtig fallen...“ i „Hans!“ Die Senatorin faßte ihn an beide Ohren und ſchüttelte leicht ſeinen Kopf.„Du dummer, dummer Junge! Biſt du hier zu Hauſe oder nicht? Tu dich nicht ſo fremd! Soll ich dich daran erinnern, wie ich dich als Kind, als du Maſern hatteſt, auf meinen Armen von einem Bett zum anderen trug— und wie ich noch dem Aſſiſtenzarzt die Leviten las, wenn er wie ein verträumter Schuljunge herumlief? Und nun mit einem Male willſt du nicht läſtig fallen! Alſo du bleibſt! Und auf Befehl gibt's ſogar— trotzdem die Köchin brummen wird!— dein Leibgericht: Kartoffelpuffer...“ So! Haha! Das war alſo das bekannte und berühmte deutſche Gemüt! O herrjemine! An dergleichen muß män gewöhnt ſein. Und: wenn das in Hamburg geſchah— was mochte in Burgdorf werden! Immerhin blieb er— allerdings auf ausdrücklichen Wunſch, heute ohne Kartoffelpuffer zu ſpeiſen. i Der Senator legte ihm Rechnung. Sehr ſachlich und ſehr exakt. ö „Du haſt nie viel Geld gebraucht— nicht mal als Student, obwohl du aktiv warſt. Und ich habe deine Kröten etwas arbeiten laſſen für dich. So haſt du noch etwas über elftauſend Mark. Kein Vermögen— aber ein guter Notgroſchen. Willſt du etwas haben?“ ö „Wozu?“ fragte Hans verwundert. ö „Wenn du dich neu equipieren willſt?“ „Du meinſt— Inſtrumente? Da müßte ich doch erſt einmal ſehen, was vorhanden iſt!“ „Kleidung beſitzt du?“ „Ja! Was ich damals mitnahm. Es iſt alles noch gut. Man braucht ſo wenig in den warmen Gegenden.“ „Als Schiffsarzt?“ „Ja! Das waren keine Salondampfer!“ „Du haſt gut verdient?“ 8 Hans errötete. „Ach— genug für mich. Dann wurde ich leider krank— und verbrauchte alles, um mich auszuheilen.“ „Krank?“ „Lunge!“ „O mein Gott...“ „Keine Tuberkeln. Und es iſt völlig ausgeheilt. Aber mitbringen tu ich nichts. Ich bin gerade ausgekommen— bis hier, bis Burgdorf wird's reichen.“ „Du brauchſt ja nur zu ſchreiben...“ „Wenn die Verwandten nichts nötig haben; ich bin bedürfnislos!“ 1 „Sind denn die nicht— wohlhabend?“ .(Fortſetzung folgten f i i 1 mit Wirkung ab 1. April 1934 die Ab⸗ gabe um rund 300 Millionen Reichsmark geſenkt worden. Bei dieſer Senkung iſt zum erſtenmal auch der bevölkerungspoliti⸗ ſche Gedanke, und zwar in der folgenden Weiſe, verwirklicht worden: 1. Alle ſteuerpflichtigen Arbeitnehmer mit drei und mehr Kindern ſind mit Wirkung ab 1. April 1934 von der Abgabe voll⸗ ſtändig befreit, und zwar ohne Rüchſicht auf die Höhe ihres Einkommens; 2, Alle ſteuerpflichtigen Arbeitnehmer mit einem Kind und zwei Kindern ſind mit Wirkung ab 1. April 1934 von der Ab⸗ gabe vollſtändig befreit, wenn ihr Ar⸗ beitslohn 500 Reichsmark im Monat nicht überſteigt; 3. Alle Volksgenoſſen mit einem Arbeitslohn von nicht mehr als 100 Reichsmark im Monat ſind mit Wirkung ab 1. April 1934 von der Abgabe vollſtändig befreit ohne Rückſicht darauf, ob ſie verheiratet oder ledig ſind; 4. Außerdem iſt für verſchiedene Einkom⸗ mensgruppen, die nicht unter die vollſtän⸗ dige Befreiung fallen, eine Ermäßigung der Abgabe erfolgt. Die Senkung der Abgabe der Arbeitsloſen⸗ hilfe führt zwangsläufig zu einer Erhöhung der Kaufkraft der Arbeitnehmerſchaft und da⸗ mit zu einer Belebung des Verbrauchs um 300 Millionen Reichsmark. Dieſe 300 Millio⸗ nen Reichsmark Senkung ſind durch Verwirk⸗ lichung des bevölkerungspolitiſchen und ſozia⸗ len Gedankens ſo verteilt, daß die Verwen⸗ dung der Summe zu Zwecken des Verbrauchs gewährleiſtet erſcheint. — Faottſetzung folgt. Trovenkoller? Ein Rieſenluftangriff auf Paris!! Paris, 28. Juni. Die politiſch⸗literariſche Wochenzeꝛtung „Vendemiaire“, die ſich als Organ der Frontkämpfer bezeichnet, behauptet, daß man ſich in Berliner amtlichen Kreiſen ſeit Anfang Juni mit dem Plan eines Rieſenluftangrif⸗ fes auf Paris beſchäftige, der Mitte Juli ſtattfinden ſolle. Das Blatt gibt auch den Zeitpunkt für dieſen angeblichen Luftangriff an, der auf den 15. Juli als Erinnerungstag des Ausbruches des Krieges von 1870—71 feſtgeſetzt ſei. g Die Quelle, aus der es dieſe Nachricht ge⸗ ſchöpft haben will, iſt angeblich ganz ſicher; kein Dementi werde an der Tatſache etwas ändern. General Weygand ſei ausſchließlich nach London gereiſt, um ſich mit dem eng⸗ liſchen Generalſtab über die franzöſiſch⸗eng⸗ liſche Zuſammenarbeit bei der Abwehr die⸗ ſes Luftangriffes zu beſprechen! Die eng⸗ liche Regierung habe Frankreich ihre volle Unterſtützung zugeſagt und alles ſei bereit, um die deutſchen Flugzeuge zu empfangen. Wir geben dieſe Meldung ohne weiteren Kommentar wieder: Die Junihitze treibt für⸗ wahr ſeltſame Blüten in Paris. Gefängnis für amerikaniſchen Bankier. Neuyork, 28. Juni. J. W. Harriman, der frühere Leiter der Harriman⸗Nationalbank, der vor einer Woche für ſchuldig befunden worden war, die Geſchäftsbücher gefäl cht und die Bankkapitalien in unerlaubter Wei⸗ ſe verwendet zu haben, iſt zu viereinhalb Jahren Gefängnis verurteilt worden. Panik durch Strazenjungen Jehn Schwerverletzte in Neuyorker U-Bahn. Neuyork, 28. Juni. In der Neuyorker doe und bahn entſtand durch den Streich eines Straßenſungen eine entſetzliche Panik, in deren Verlauf zehn Perſonen erheblich verletzt wurden. f f Die Neuyorker Straßenjugend betrieb ſeit vielen Jahren den Sport, mit langen Metall⸗ drähten, an denen ein Stück Gaugummi be⸗ feſtigt war, durch die Ventilationsgitter der Untergrundbahn nach verlorenen Geldmün⸗ zen, Dollarnoten und Schmuck zu angeln. Nun verwickelte ſich ein von einem Straßen⸗ jungen auf die Schienen geworfener Kupfer⸗ draht in die Räder eines herankommenden Expreßzuges. Es entſtand ſofort Kurzſchluß und der mit größter Schnelligkeit fahrende Zug blieb mit einem plötzlichen Ruck ſtehen. Der etwa 600 Fahrgäſte, die in faſt völli⸗ ger, nur von blauen Blitzen unterbrochener Dunkelheit, in beißendem gelbem und ſchwar⸗ zem Rauch warten mußten, bis die Wagen. türen nach Abſtellung des Stromes geöffnet werden konnten, bemächtigte ſich eine furcht⸗ bare Panik. Die von Todesangſt gepackte brüllende Menge tobte durch die Wagen, ſchlug die Fenſter ein und verſuchte die 0 ren aufzubrechen. Viele Perſonen, nament⸗ lich Frauen und Kinder, wurden niederge⸗ trampelt. Erſt nach langer Zeit konnte die Ordnung wieder hergeſtellt werden. Aus Vaden Mannheim, 28. Juni.(Vertagte Kundgebung.) die für Freitag abend im Roſengarten angeſetzte Maſſenkundge⸗ bung, bei der der Gauleiter von Wien, Pg. A. E. Frauenfeld, ſprechen ſollte, muß⸗ te unvorhergeſehener Umſtände wegen ver⸗ n Der neue Termin wird noch bekanntgegeben. * 1914 Erzherzog-Thronfolger Franz Ferdi⸗ Aus der Heimat 10 nand von Oeſterreich⸗Eſte und ſeine Gemahlin in Saralewo ermordet. 1919 Unterzeichnung des Vertrages von Verſailles. Prot.: Leo— Kath.: Papſt Leo II. Sonnenaufg. 3.39 Sonnenunterg 20.27 Mondaufg 21.46 Mondunterg. 4.38 Vertrauen haben Mit dem Vertrauen haben iſt das ſo eine Sache. Wir haben damit wohl alle ſchon un ſere Erfahrungen gemacht. ſie ſind nicht im⸗ mer die beſten. Das war eben auch ſo eine Erſcheinung der Nachkriegszeit, das erſchüt⸗ terte Vertrauen. Das gilt nicht nur dom ge⸗ ſchäftlichen Leben, ſondern auch von unſerem täglichen Umgang mit Menſchen. Treu und Glauben. Und dennoch: Wir müſſen wieder Vertrauen haben. Vertrauen zunächſt zu uns ſelbſt. Denn wenn wir das nicht aufbringen. können wir auch anderen gegenüber kein Vertrauen entgegenbringen. Vertrauen iſt nicht nur eine morali che Eigenſchaft, es iſt auch ſtarker Wille, offenes Herz und klares iel. g Wen müſſen wir, wenn an uns ein Anliegen herangetragen wird, immer erſt mißtrauiſch ſein, weshalb ſeinem lieben Näch⸗ ſten immer nur ſchlechtes zutrauen. Nein. Vertrauen zueinander haben, das iſt es,. was wir wieder lernen müſſen. Dadurch wird uns die gegenſeitige Hilfe erleichtert, und wir helfen uns gegenſeitig ſchneller voran. als wenn wir mißtrauiſch nebeneinander her⸗ laufen. Wir ſollen uns aber auch des Ver⸗ trauens würdig erweiſen, wenn man uns Vertrauen entgegenbringt. Wort und Hand⸗ ſchlag müſſen wieder Geltung bekommen. Wir müſſen uns deſſen bewußt werden, daß wir in einer neuen Zeit leben, die uns wie⸗ der mit Hoffnung und Vertrauen erfüllt. Sorgen auch wir dafür, daß wir Vertrauen haben und Vertrauen geben. *, feine Lichtbilder mehr für Inhaber von Monats- und Wochenkarten der Reichs- bahn. Für Inhaber von Monatskarten. Schülermonatskarten, Teilmonats⸗, Arbeiter- wochen und Angeſtelltenwochenkarten iſt ab 1. Juli 1934 kein Lichtbild und kein Licht⸗ bildrahmen mehr erforderlich. Der Kontrolle halber müſſen die Karten jedoch an der Sperre gelocht werden und zwar Monats⸗ und Schülermonatskarten Zmal, am 10., 20. und 28. jeden Monats, Teilmonats⸗, Arbei⸗ terwochen⸗ und Angeſtelltenwochenkarten 2⸗ mal am Mittwoch und Freitag jeder Woche. Bei der letzten Fahrt, zu der die Zeitkarten noch gelten, werden dieſelben an der Sperre eingezogen. Es wird darauf aufmerkſam gemacht, daß die Zeitkarten nur Gültigketi haben, wenn ſie vor der Benützung mit Tinte oder Tintenſtift unter ſchrieben ſind. Vor⸗ und Familiennamen müſſen ausgeſchrieben ſein ken, die Gasuhr und den Hauptſchalter der elektriſchen Leitung abzuſtellen. Alle Waſſer⸗ hähne in der Wohnung ſind feſt zu ſchließen. Speiſereſte gebe man weg, Blumen, Vögel und dergl. vertraue man Bekannten an. Schalen mit etwas Waſſer, im Zimmer auf⸗ geſtellt, locken die herumfliegenden Motten an. Meine Adreſſe hinterlaſſe ich einer Ver⸗ trauensperſon, falls man mir Dringendes mitteilen muß; ebenſo den Wohnungsſchlüſ⸗ ſel, damit die Wohnung gelegentlich ausge⸗ lüftet und nachgeſehen werden kann. Zeitung und Poſt müſſen umbeſtellt werden, das Te⸗ lefon iſt ſperren zu laſſen und zuguterletzt darf man nicht vergeſſen, Geld, Kofferſchlüſ⸗ ſel und Fahrkarten einzuſtecken. Wetltersorherſage: Meiſt heiter und trocken. Gebt deulſchen Kindern Landerholung Das deutſche Hilfswerk„Mutter und Kind“ wird am 30. Juni und am 1. Juli mit einer großen Sammelaktion an die Oeffentlichkeit treten. Es gilt, möglichſt vielen deutſchen Kindern Ferienaufenthalt zu verſchaffen. Frü⸗ her machte man es ſich leichter, ein Hilfswerk durchzuführen. Die Regierung hätte einen Steuerſatz verordnet, das Allernötigſte wäre den deutſchen Kindern zugute gekommen, der größte Teil des eingenommenen Geldes aber wäre in andere Taſchen gefloſſen. Wir ken⸗ nen dieſe vergangenen Zuſtände ſehr genau. Dieſes Mittel, Geld für unſere bedürftigen Mütter und Kinder aufzutreiben, gibt es heute nicht mehr! Jeder deutſche Volksgenoſſe iſt ſich heute bewußt geworden, daß es nichts Höheres und Beſſeres geben kann, als unſeren Müttern und Kindern zu helfen. Deutſche Mütter, deren ganzes Handeln, Den⸗ ken und Fühlen ihren Kindern gilt, durften früher nur mit größter Beſorgnis an ihre Zukunft und an die ihrer Kinder denken. Oft war es ſo, daß die Mutter früh zur Arbeit ging, die eigentlich dem Familienvater zuſtand, ſpät abends todmüde nach Hauſe kam, wäh⸗ rend der arbeitsloſe Vater alle nötigen Haus⸗ arbeiten zu verrichten 8 Die Folge war dauernder Unfriede in der Familie, jeder ha⸗ derte mit dem Schickſal, das ſo böſes Spiel * Wenn ich verreiſe, muß ich daran den⸗ mit der Veranlagung und Beſtimmuna der Geſchlechter triev. vie Kinder fühlten ſich verlaſſen, und wie dringend hätten ſie doch die Mutterliebe gebraucht. Das ſonnige Kinder⸗ lachen verſchwand allmählich ganz und gar aus ihrem Geſichtchen. Wie ernſt und ver⸗ härmt prägten ſich die kleinen Geſichtszüge. Und niemand konnte ſich um ſie kümmern. Der Vater war voller Sorgen, ſeine Gedan⸗ ken galten nur ſeiner Arbeit, die er hoffte, bald wieder zu erhalten. Die Mutter, die von früh bis abends arbeiten mußte, war zu müde, um ſich mit der nötigen Sorgfalt ihren Kin⸗ dern widmen zu können. So beherrſchte die ganze Familie eine hoffnungsarme, freudloſe Stimmung. 5 5 Wohl ſind die Folgen dieſer Zeit auch größtenteils verſchwunden, aber ihre Spuren 0 zurückgeblieben. Dieſe heißt es jetzt völ ig auszulöſchen. Ihr, deutſche Volksgenoſſen, könnt alle dazu beitragen, wenn ihr die Pla⸗ kette mit der Inſchrift„Kinder aufs Land!“ erwerbt. Müttern und Kindern die Freude— Euch die Ebre! f Pereins⸗Anzeiger Turnverein v. 1893 e V.— Hoferſpiel— Sämtliche Mitſpieler auch Reiter und Ord- nungsleute werden gebeten, heute abend ½9 Uhr, zu einer äußerſt wichtigen Beſprechung im Zuſchauerraum zu erſcheinen. Die Leitung. Odenwaldklub. Zur Teilnahme an der Kund- gebung am Rathaus verſammeln ſich unſere Mitglieder nebſt Angehörigen am Freitag, den 29. Juni pünktlich 8.15 Uhr in unſerem Klublokal zum Löwen. Friſch auf! Heil Hitler! gez. Dr. Blaeß. Sänger Einheit. Freitag abend 8 ¼ Uhr Zuſammenkunft im Lokal zwecks Teilnahme an der Maſſenkundgebung vor dem Rathaus. Angehörige mitbringen! Kontrolle! Zöller, Vorſitzender. Evangeliſcher Verein. Zur Teilnahme an der Kundgebung am Rathaus verſammeln ſich unſere Mitglieder nebſt Angehörigen am Frei- tag, den 29. Juni pünktlich 8.15 im Neben- zimmer des Gaſthauſes zum Freiſchütz. Heil Hitler! Stockert. Sängertrene. Freitagabend beteiligt ſich der Verein an der N. S.⸗Kundgebung am!'Rathaus⸗ platz. Aktive und vaſſive Mitglieder ver- ſammeln fich um 8 Uhr im Lokal,/ 9 Uhr geſchloſſeuer Abmarſch. Stärke der Beteili⸗ gung wird gemeldet. Der Vorſitzende. Männergeſang⸗ Verein 1846. Am Freitag, den 29. Juni, abends ¾9 Uhr findet am Rathaus eine Kundgebung ſtatt, wozu die Mitglieder vollzählig anzutreten haben. Der Verein ſteht in der Schulſtraße am Lokal. Ich erwarte pünktliches Erſcheinen. Der Vorſitzende. NB. Alle Geſangvereine ſingen um 5/9 Uhr den Maſſenchor„Die Mahnung“. Turnverein v. 1893. Heute Donnerstag Abend 8 Uhr wichtige Turnſtunde für alle Vereins- turner auf dem Waldſportplatz. Reſtloſes Erſcheinen erwartet Die Turnleitung. Sportvereinigung„Amicitia 09“. Heute Don⸗ nerstag Abend 7 Uhr Training der 1. und 2. M., wozu die aufgeforderten Spieler reſtlos anzutreten haben.— Morgen Freitag findet die große Kundgebung gegen Nörgler und und Miesmacher am Rathaus ſtatt. Wir fordern unſere Mitglieder, aktiv und paſſive auf, ſich hieran reſtlos zu beteiligen. Zu⸗ ſammenkunft halb 9 Uhr im Lokal. Da jeder Verein ſeine Stärkemeldung abgeben muß, erwarten wir, daß ſich unſere Mitglieder reſt⸗ los beteiligen. Der Vorſtand. Geſangverein„Liederkranz.“ Unſer Verein beteiligt ſich am Freitagabend bei der Kund⸗ gebung am Rathaus. Es iſt Ehrenpflicht eines jeden Sängers zu erſcheinen. Abmarſch 8 Uhr am Lokal. Der Vereinsführer. Aus Heſſen und Naſſau Sonderbeauftragter für Spargelbau für Heſſen⸗Naſſau. * Frankfurt a. M., 28. Juni. Nachdem in den wichtigſten Spargelbaugebieten Sonder⸗ beauftragte beſtellt worden ſind, iſt nun Herr Wilhelm Grünewald⸗Harreshauſen zum Son⸗ derbeauftragten für Spargelbau für das Ge⸗ biet der Landesbauernſchaft Heſſen⸗Naſſau er⸗ nannt worden. Zum Stellvertreter des Son⸗ derbeauftragten wurde Diplom⸗Gartenbauin⸗ ſpektor Dermer bei der Landesbauernſchaft Frankfurt ernannt. Der ſich für den Sonder⸗ beauftragten ergebende Auszabenkreis erfaßt den geſamten Spargelbau. Der Schriftverkehr des Sonderbeauftragten geh über die Landes⸗ Sauernſchaft in Frankfurt. 1 Maud da Gu Dieſes Plakat wirbt in ganz Deutſchland für das Hilfswerk„Mutter und Kind“ Freigabe der Waldweide zur Linderung der Futternot. * Frankfurt a. M., 28. Jun:. Auf Vor- ſtellungen der Landesbauernſchaft Heſſen-Naſ⸗ au, Hauptabteilung 2, hin hat die Obere Forſtverwaltung im Volksſtaat Heſſen und im Regierungsbezirk Wiesbaden die Waldweide zur Linderung der Futternot in den Gemein⸗ den grundſätzlich freigegeben. Den Bauern wird empfohlen, ſich umgehend mit den zu⸗ ſtändigen Forſtämtern in Verbindung zu ſetzen. Schutz des Landſchaftsbildes bei dem Bau von Starkſtromleitungen. Darmſtadt, 28. Jum. Auf Grund des Na⸗ turſchutzgeſetzes wird, um eine Beeinträchtigung der Schönheit und Eigenart des Landſchafts⸗ bildes oder eines Fernblickes zu vermeiden, durch eine Bekanntmachung des Heſſiſchen Staatsminiſters folgendes beſtimmt: Ber dem Bau von Starkſtromleitungen und zugehörigen Schalt⸗ und Umſpannanlagen einſchließlich der Ortsnetze ſino die von der Miniſterialabtei⸗ lung 1b(Innere Verwaltung) des Heſſiſchen Staatsminiſteriums zu dem obengenannten Zweck aufgeſtellten Grundſätze einzuhalten. Mit der Ausführung der Anlagen darf erſt be⸗ gonnen werden, nachdem die Pläne und Be⸗ ſchreibungen dem Kreisamt, durch deſſen Be⸗ zirk die Leitung führen ſoll, zur Ein⸗ ſicht vorgelegt ſind und dieſes klärt hat, daß gegen die Ausführung nach den einzuhaltenden Grundſätzen keine Beden⸗ ken beſtehen. Dieſe Beſtimmungen gelten ent⸗ prechend bei Aenderungen der Anlagen ins⸗ beſondere in der Linienführung. Amtlicher Teil Bekanntmachung. Als zugelaufen wurde ein junger ſchwarzer Schäferhund mit brauner Bruſt und braunen Füßen(Baſtard) gemeldet. Der Eigentümer wolle ſich bis Montag, den 2. Juli de. Js. bei uns melden, da andernfalls am gleichen Tage um 10 Uhr vorm. die Verſteigerung des Hundes vorgenommen wird. Viernheim, den 28. Juni 1934. Heſſiſches Polizeiamt gez. Bullmann. Bekanntmachung. Betr. Reichszuſchuß für Inſtandſetzungsarbeiten und Schaffung von Wohnungen. Gemäß Verfügung Heſſ. Miniſteriums ma- chen wir darauf aufmerkſam, daß künftig alle Rechnungen für Reichszuſchußarbeiten, das Da⸗ tum der Ausführung der Arbeit enthalten müſſen, andernfalls werden ſie umgehend dem Antragſteller zurückgegeben. Wir empfehlen unſeren Ortseinwohnern, dieſe Anordnung im eigenen Intereſſe zu beachten. Betr.: Handhabung der Dienſtgeſchäfte des Heſſ. Hochbauamtes in Bensheim. Wir bringen zur öffentlichen Kenntnis, daß ab 1. Juli 1934 eine Neueinteilung der Dienſtbezirke des Hochbauamtes Bensheim ſtatt- gefunden hat. a Im Bereich unſerer Gemeinde-Verwaltungt wird künftig Herr Bauinſpektor Schweikert die Verrichtung der Dienſtobliegenheiten des Hochbauamtes Bensheim und die Wahrung der Belange der Baupolizei vornehmen. Viernheim, den 27. Juni 1934. Bürgermeiſterei Viernheim i. V. Schweigert. Trauerdruckſachen liefert ſchnell und billig Viernheimer Anzeiger.