(Viernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten) i Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 1,40 Mk. frei ins Haus gebracht.— Gratis⸗Beilagen: wöchentlich den„Illuſtrierten Sonntag“, halbmonatlich die„Heimatblätter“, zweimal jährlich den Fahrplan und den Wandfalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. bei den Boten Verlünd⸗ und Anzeigeblatt für Viernheim ſeit dem Jahr 1883 Fernſprecher 117.— Telegr.: Anzeiger, Viernheim— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Frankfurt a. M., Verantwortlich für den Anzeigenteil: Joh. Martin, Viernheim. D. A. V. 34 1065. Einze erkauf der Zeitung von der Geſchäftsſtelle 5 Pfg., Samstags⸗Ausgabe 10 Pfg. Viernheimer Zeitung (Viernheimer Bürger⸗Ztg.— 1 einer Amel Viernh. Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die 12geſpaltene Millimeter⸗Zeile 2 Pfennig, Reklame 9 Pfennig bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen ⸗Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Geſchäftsſtelle: Adolf Hitlerſtr. 36, Schriftleitung, Druck u. Verlag: J. Martin, Viernheim Nummer 150 Montag, den 2. Juli 1934 51. Jahrgang roße Neinigung in der 9A Der Nührer greift perſönlich ein Röhm aus der Partei ausgeſtoßen—Scharſe Maßnahmen gegeſ aſoziale und amoraliſche Elemente— Dramatische Zwiſchenſäbe in München und Berlin— Nöhm und ſieben höhere 5 A⸗Führer ſtandrechtlich erſchoſſen Die Nerfügung des Führers München, 1. Juli Die Neichspreſſeſtelle der N5 d AN teilt ſogende Verfügung des Füh⸗ rers mi: „Ich gabe mit dem heutigen Tage den Staßpschef Röhm feiner Stellung enſhobe und aus Partei und 35A auzgeſtazen. Ich ernenne zum Che dez Stabes Obergruppenführer Lutze. rer und 5A⸗Männer, die ſeiten Befehlen nicht nachkommen odel zuwiderhandeln, werden aus 5 und Partei entſernt bzw. ver⸗ hafiſt und abgeurteilt. gez. Adolf Hit ler, Ohlrſter Partei⸗ und 5A⸗Führer Dei neue Chef des Stabes bergruppenführer der SA, Lutze. München, 1. Juli. Der führer hat folgendes Schreiben an den Obergtppenführer der SA, Lutze, gerichtet: An dei Obergruppenführer Lutze. Mui lieber SA⸗Führer Lutze. Schwßte Verfehlungen meines bisherigen zwangen mich, ihn ſeiner Stellung zu enthlen. Sie, mein lieber Obergruppen⸗ führer Atze, ſind ſeit vielen Jahren in guten und ſchlten Tagen ein immer gleich treuer und voifldlicher SA⸗Führer geweſen. Wenn ih Sie mit dem heutigen Tage zum Chef des Stabes ernenne, dann geſchieht dies in der ſſten Ueberzeugung, daß es Ihrer treuen un gehorſamen Arbeit gelingen wird, aus mein SA das Inſtrument zu ſchaffen, das die ſation braucht und ich mir vor⸗ ſtelle. Es iſt mein Wunſch, daß die SA zu einem tuen und ſtarken Gliede der natio⸗ malſozialiſthen Bewegung ausgeſtaltet wird. Erfülft vol Gehorſam und blinder Dijziplin, muß ſie mihelfen, den neuen Menſchen zu bil⸗ den und zi formen. e ö gez.: Adolf Hitler. 9 0 Der neue Stabschef iſt Weſtfale und 44 Jahre alt. Er hat den Krieg mitgemacht und war uch dem Krieg Freikorpskämpfer. 1922 bekomſ er Fühlung mit der national⸗ ſozialiſtiſchen Zewegung. Er ſchließt ſich ihr an und wirdmitglied der Ortsgruppe Elber⸗ feld. Ein 0 ſpäter iſt er Sü⸗Führer und beteiligt ſi Ruhrabwehrkampf. 1925, im Sab der Nigründung der Nes DAP. und SA, wird er unächſt SA⸗Führer und ſpäter Gauſturmführſ des Gaues Ruhr. Die Neu⸗ organiſation är Verbände, ihre Einteilung, ihre Dienſtgräabzeichen ſtammen von Viktor Lutze, der ſiebef ſeinen Formationen zum erſten Male nführte. 1927 wird er zum SA Fu rer ſüh das Ruhrgebiet ernannt, und gleichzeitig ſteſertretender Gauleiter. 1930 wird er oherſt: SA⸗Führer Nord mit dem Sitze in Hanſper. Bei der Neueinteilung der Sa nach dem Stennes⸗Putſch wird er Gruppenführer kord und 1932 Obergruppen⸗ führer und Füchr der Obergruppe 6 der SA 1 1 Hannover. Im Februar 1933 kurz nach delt Machtergraung wird Lutze Polizeipräſi⸗ * im Hannßer, wenige Wochen ſpater rpräſid vinz Hannover Aufruf des neuen Stabscheſs München, 1. Juli. Der Chef des Stabes, Lutze, hat folgenden Aufruf erlaſſen: SA⸗-Kameraden! Führer und Männer! Der Führer hat mich an ſeine Seite als Chef des Stabes gerufen. Das mir daducch geſchenkte Vertrauen muß und werde ich recht⸗ fertigen durch unverbrüchliche Treue zum Führer und reſtloſen Einſatz für den Natio⸗ nalſozialismus und dadurch für unſer Volk. Als ich vor etwa zwölf Jahren zum erſten Male Führer einer kleinen SA war, habe ich drei Tugenden an die Spitze meines Han⸗ delns geſtellt und ſie von der SA gefor⸗ dert. Dieſe drei Tugenden haben die SA großgemacht, und heute, wo ich in ſchickſals⸗ ſchwerer Stunde meinem Führer an hervor⸗ ragender Stelle dienen darf, ſollen ſie erſt recht Richtſchnur für die ganze SA ſein: Unbedingte Treue! Schärfſie Difziplin! Hingebender Opfermut! So wollen wir, die wir Nationalſozialiſten Komplott wurden nachſtehende ſind, gemeinſam marſchieren. Ich bin über⸗ zeugt, dann kann es nur ein Marſch zur Frei⸗ heit werden. Es lebe der Führer! Es lebe unſer Volk! Die Vorgeſchich e Eine Erklärung der Reichspreſſe telle der NSDAP. München, 1. Juli. „Die Reichspreſſeſtelle der NSDAP. ver⸗ öffentlicht folgende Mitteilung: Seit vielen Monaten wurde von einzelnen Elementen verſucht, zwiſchen SA und Partei ſowohl wie zwiſchen SA und Staat Keile zu treiben und Gegenſätze zu erzeugen. Der Verdacht, daß dieſe Verſuche einer beſchränk⸗ ten, beſtimmt eingeſtellten Clique zuzuſchreiben ſind, wurde mehr und mehr beſtätigt. Stabschef Röhm, der vom Führer mit ſel⸗ tenem Vertrauen ausgeſtattet worden war, trat dieſen Erſcheinungen nicht nur nicht ent⸗ gegen, ſondern förderte ſie unzweifelhaft. Seine bekannte unglückliche Veranlagung führte all⸗ mählich zu ſo unerträglichen Belaſtungen, daß der Führer der Bewegung und Oberſte Füh⸗ rer der SA ſelbſt in ſchwerſte Gewiſſenskon⸗ flikte getrieben wurde. Stabschef Nöhm trat ohne Wiſſen des Fühters mit General Schleicher in Beziehun⸗ gen. Er bediente ſich dabei neben einem an⸗ deren SA⸗Führee einer von Adolf Hitler ſchärfſtens abgelehnten, im Berlin bekannten obſkuren Perſönlichkeit. Da dieſe Verhand⸗ lungen endlich— natürlich ebenfalls ohne Wiſſen des Führers— zu einer auswärtigen Macht bezw. decen Vertretung ſich hinerſtreck⸗ ten, war ſowohl vom Standpunkt der Partei wie auch vom Standpunkt des Staates ein Einſchreiten nicht mehr zu umgehen. Planmäßig provozierte Zwiſchenfälle führ⸗ ten dazu, daß der Führer nachts um 2 Uhr nach der Beſichtigung von Arbeitslagern in Weſtfalen von Bonn aus im Flugzeug nach München flog, um die ſofortige Abſegung und Verhaftung der am ſtärkſten belaſteten Sie anzuordnen. er Führer begab ſich mit einigen Beglei⸗ tern perſönlich nach Wieſſee, um dort jeden Verſuch eines Widerſtandes im Keime zu er⸗ ſticken. Die Durchführung der Verhaftung zeigte moraliſch ſo traurige Bilder, daß jede Spur von Mitleid ſchwinden mußte. Einige dieſer SA⸗Führer hatten ſich Luſtknaben mit⸗ genommen. Einer wurde in der ekelhafteſten Situation aufgeſchreckt und verhaftet. Der Führer gab den Befehl zur rückſichts⸗ loſen Auskottung diefer Mestbeule. Er will in Zukunft nicht mehr dulden, daß Millionen anſtändiger Menſchen durch einzelne krank⸗ haft veranlagte Weſen, belaſtet und kompro⸗ mittiert werden. Der Führer gab dem preu⸗ chen Miniſterpräſidenten Göring den Be- fehl, in Berlin eine ähnliche Aktion durch⸗ zuführen, um dort insbeſondere die reaktionä⸗ ren Verbündeten dieſes politiſchen Komplot⸗ tes auszuheben. Eruſt Nöhm erſchoſſen münchen, 1. Juli. Dem ehemaligen Stabs- chef Röhm iſt Gelegenheit gegeben worden, die Konſequenzen aus ſeinem verräteriſchen Handeln zu ziehen. wurde daraufhin erſchoſſen. Sieben 5A⸗Führer erſchoſſen München, 1. Juli. Die Reichspreſſeſtelle der NSDAP. gibt bekannt: Im Zuſammenhang mit dem aufgedeckten S A.⸗Führer reſchoſſen: Obergruppenführer huber München, Obergruppenführer Heines Schleſien, Gruppenführer Karl Ernſt- Berlin, Gruppenführer Wilhelm Schmid Mün⸗ chen, Gruppenführer Hayn Sachſen, Gruppenführer Hans Peter von Heyde breck⸗ Pommern, Skandartenführer Hans Spreti- München. gchleicher bei de Verhaftung erſchoſſen Berlin, 1. Juli. In den letzten Wochen wurde feſtgeſtellt, daßz der frühere Reichs- wehrminiſter General a. D. v. Schleicher mik den ſtaaksfeindlichen Kreiſen der SA. Jührung und mit auswärtigen Mächten ſtaatsgefährdende Verbindungen unterhalten hat. Damit war bewieſen, daß er ſich in Worten und Wirken gegen dieſen Staat und ſeine Führung bekätigt hal. Dieſe Tatſache machte ſeine Verhaftung im Juſammenhang mik der geſamten Säuberungsaktion nok⸗ wendig. Bei der Verhaftung durch Kriminalbeamte widerſetzte ſich General a. D. v. Schleicher mit der Waffe. Durch den dabei erfolgten Kugelwechſel wurden er und ſeine dazwi⸗ ſchentrekende Frau ködlich verletzt. Die neue Ordnung Befehl des Oberſten S A.⸗Führers. München, 1. Juli. Adolf Hitler hat an den Chef des Stabes, Lutze, folgenden Be— fehl gegeben: Wenn ich Sie heute zum Chef des Sta⸗ bes der SA. ernenne, dann erwarte ich, daß Sie ſich hier eine Reihe von Aufgaben an⸗ fel ſein laſſen, die ich Ihnen hiermit ſtelle: 1. Ich verlange vom SA.⸗Führer genau ſo wie er vom SA.⸗Mann blinden Gehorſam und unbedingte Diſziplin. 2. Ich verlange, daß jeder SA.⸗Führer wie jeder politiſche Führer ſich deſſen bewußt iſt, daß ſein Benehmen und ſeine Aufführung vorbildlich zu ſein hat für ſeinen Verband. ja für unſere geſamte Gefolgſchaft. 3. Ich verlange, daß SA.⸗Führer— ge⸗ nau ſo wie politiſche Führer— die ſich in ihrem Benehmen in der Oeffentlichkeit etwas zuſchulden kommen laſſen, unnachſichtlich aus der Partei und der SA. entfernt wer⸗ Auguſt Erwin Graf den. Er tat das nicht und Schneid⸗ 2 4 Ich verlange insbeſondere vom SA. Führer, daß er ein Vorbild in der Einfach⸗ heit und nicht im Aufwand iſt. Ich wünſche nicht, daß der SA.⸗Führer koſtbare Diners gibt oder an ſolchen teil⸗ nimmt. Man hat uns früher hierzu nicht ein⸗ geladen, wir haben auch jetzt dort nichts zu ſuchen. Millionen unſerer Volksgenoſſen fehlt auch heute noch das Notwendigſte zum Leben, ſie ſind nicht neidiſch dem, den das Glück mehr geſegnet hat, aber es iſt eines Nationalſozialiſten unwürdig, den Abſtand, der zwiſchen Not und Glück ungeheuer groß iſt, noch beſonders zu vergrößern. Ich ver— biete insbeſondere. daß Mittel der Partei, der SA. oder überhaupt der Oeffentlichkeit für Feſtgelage und dergleichen Verwendung finden. Es iſt unverantwortlich, von Geldern, die zum Teil ſich aus den Groſchen unſerer ärmſten Mitbürger ergeben, Schlemme⸗ reien abzuhalten. Das luxuriöſe Stabsquartier in Berlin, in dem, wie nunmehr feſtgeſtellt wurde, monat⸗ lich bis zu 30 000 Mark für Feſteſſen uſw. ausgegeben wurden, iſt ſofort aufzulöſen. Ich unterſage daher für alle Parteiinſtan⸗ zen, die Veranſtaltung ſogenannter Feſleſſen und Diners aus irgendwelchen öffentlichen Mitteln. Und ich verbiete allen Partei- und SA.⸗Führern die Teilnahme an solchen. Ausgenommen davon iſt nur die Erfüllung der von Staatswegen notwendigen Ver⸗— pflichtungen, für die in erſter Linie der Herr Reichspräſident und dann noch der Herr Reichsaußenminiſter verantwoctlich ſind. Ich verbiete allen SA.⸗Führern und allen Parteiführern im allgemeinen, ſoge— nannte diplomatiſche Diners zu geben Der SA.⸗Führer hat keine Repräſentation zu üben, ſondern ſeine Pflicht zu erfüllen. 5. Ich wünſche nicht, daß SA.⸗Führer in koſtbaren Limuſinen oder Cabriolets Dienſt⸗ reiſen unternehmen oder Dienſtgelder für die Anſchaffung derſelben verwenden. Das⸗ ſelbe gilt für die Leiter der politiſchen Or- ganiſationen. 6. SA.⸗Führer oder politiſche Leiter, die ſich vor aller Oeffentlichkeit betrinken, ſind unwürdig, Führer zu ſein. Das Verbot nörgelnder Kritik verpflichtet zu vorbildlicher, eigener Haltung. Fehler können jederzeit verziehen werden, ſchlechte Aufführung nicht. SA.⸗Führer, die ſich da⸗ her vor den Augen der Oefſentſchkeit un— würdig benehmen, randalieren oder gar Ex⸗ zeſſe veranſtalten, ſind ohne Rückſicht ſofort aus der SA. zu entfernen. Ich mache die vorgeſetzten Dienſtſtellen verantwortlich da⸗ für, daß durchgegriffen wird. Von den ſtaat⸗ lichen Stellen erwarte ich, daß ſie in ſolchen Fällen das Strafmaß höher bemeſſen als bei Nichtnationalſozialiſten. Der nationalſo⸗ zialiſtſche Führer und insbe'ondere der SA. Führer ſoll im Volke eine gehobene Stellung haben. Er hat dadurch auch erhöhte Pflich⸗ ten. 7. Ich erwarte bon allen SA⸗-Führern, daß ſie mithelfen, die SA. als reinliche und ſaubere Inſtitution zu erhalten, und zu fe— ſtigen. Ich möchte insbeſondere. daß jede Mutter ihren Sohn in SA, Partei und HJ. geben kann, ohne Furcht, er könnte dort ſitt⸗ lich oder moraliſch verdorben werden. Ich wünſche daher, daß alle SA.-Führer pein⸗ lichſt darüber wachen, doß Verfehlungen nach Paragraph 175 mit dem ſoforrigen Aus⸗ ſchluß des Schuldigen aus SA. und Partei beantwortet werden. Ich will Männer als SA.⸗Führer ſehen und keine lächerlichen Affen. 8. Ich verlange von allen SA.⸗Führern, daß ſie meine Loyalität mit ihrer eigenen beantworten und durch ihre eigene unter⸗ ſtützen. Ich verlange von ihnen aber beſon⸗ ders, daß ſie ihre Stärke auf dem Gebiet ſuchen, das ihnen gegeben iſt, und nicht auf Gebieten, die anderen zukommen. Ich ver⸗ lange vor allem von jedem SA.⸗Führer, daß er in bedingungsloſer Offenheit, Loyalität und Treue ſein Benehmen gegenüber der Wehrmacht des Reiches einrichtet. 9. Ich verlange vom SA.⸗Führer, daß er an Mut und Opferſinn von ſeinen Unterge⸗ benen nicht mehr fordert, als er ſelbſt jeder⸗ zeit einzuſetzen bereit iſt. Ich verlange daher, daß er in ſeinem Benehmen und in der Be⸗ handlung des ihm von mir anvertrauten deutſchen Volksautes ſich als ein wirklicher 4 Führer, Freund und Kamerad erweiſt. Ich erwarte von ihm, daß er auch in ſeinem Verband die Tugenden höher einſchäßt als die Zahl. 10. Und ich erwarte von Ihnen als Chef des Stabes, daß der alte treue Parteigenoſſe, der langjährige Kämpfer in der SA. nicht vergeſſen wird. Ich wünſche nicht die Auf⸗ blähung mit tauſend unnötigen, aber koſt⸗ ſpieligen Stäben, und ich will, daß man bei Beförderungen nicht ſo ſehr vom abſtrakten Wiſſen ausgeht als von der angeborenen Fähigkeit, Führer zu ſein und der langjäh⸗ rig erprobten Treue und Opferwilligkeit. Ich habe in meiner SA. einen ungeheuren Stamm treueſter und brapſter Gefolgsmän⸗ ner. Dieſe haben Deutſlchland erobert und nicht die geſcheiten Spätlinge des Jahres 1933 und ſeitdem. 11. Ich will, daß der SA.⸗Mann geiſtig und körperlich zum geſchulteſten Natlional⸗ ſozialiſten erzogen wird. Nur in der welt⸗ anſchaulichen Verankerung in der Partei liegt die einzigartige Stärke dieſer Orga— niſation. 12. Ich will, daß in ihr der Gehorſam, die Treue und die Kameradſchaft als durchge— hende Prinzipien herrſchen. Und ſo wie jeder Führer von ſeinen Männern Gehorſam for— dert, ſo fordere ich von den SA.-Führern Achtung vor dem Geſetz und Gehorſam mei— nen Befehlen. Adolf Hitler. Erlaß an die Wehrmacht Berlin, 1. Juli. Der Reichswehrmmmiſter, Generaloberſt von Blomberg, hat ſolgenden Erlaß an die Wehrmacht gerichtet: Betlig, den 1. Juli 1984. An die Wehrmacht! Der Thur ut uit am eee gente latte — Guührer un iin! Dibuniſcher Tüiſ hoffen heit und vorbildlichem Mut die Verräter und Meuterer ſelbſt angegriffen und niederge⸗ ſchmettert. Die Wehrmacht als Waffenträ⸗ ger des geſamten Volkes, fern vom innerpoli⸗ tiſchen Kampf, wird danken durch Hingebung und Treue! Das vom Führer geforderte gute Verhältnis zur neuen SA wird die Wehrmacht mit Freude pflegen im Bewußt⸗ ſein der gemeinſamen Ideale. Der Alarmzu⸗ ſtand iſt überall aufgehoben. gez. von Blomberg. Die Vorgänge in Vayern Das überraſchende Eingreifen des Führers. Wie Röhm verhaftet wurde. München, 1. Juli. Ueber die Aktion des Führers vom 30. Juni dieſes Jahres erhält die NSK. einem Augenzeugen folgende Schilderung der Ereigniſſe: „Sobald dem Führer durch die Ereiniſſe uud die Nachrichten der letzten Tage über das gegen ihn und die Bewegung geſchmie— dete Komplott Gewißheit geworden war, faßte er den Entſchluß, zu handeln und mit aller Schärfe durchzugreifen. Während er in Eſſen weilte und in den weſtdeutſchen Gauen die Arbeitsdienſtlager beſichtigte, um nach außen den Eindruck abſoluter Ruhe zu er— wecken und die Verräter nicht zu warnen, wurde der Plan, eine gründliche Säuberung vorzunehmen, in allen Einzelheiten feſtge— legt. Der Führer perſönlich leitete die Ak— tion und zögerte nicht einen Augenblick, ſelbſt den Meuterern gegenüberzutreten und ſie zur Rechenſchaft zu ziehen. Zum Chef des Stabes anſtelle wurde der Obergruppenführer Lutze erſehen und zur Aktion hinzugezogen. Trotzdem der Führer einige Tage lang faſt ohne Nachtruhe geweſen war, befahl er heute um 2 Uhr nachts in Godesberg den Start vom Flugplatz Hangelar bei Bonn nach München. Von unerhörter Entſchlo'ſenheit war die Haltung des Führers bei dieſem nächtlichen Flug ins Ungewiſſe. Als der Führer mit ſeinen Begleitern gegen 4 Uhr morgens auf dem Münchener Flugplatz landete, erhielt er die Nachricht, daß die Münchener SA. wäh⸗ rend der Nacht von ihrer oberſten Führung alarmiert worden war unter der gemeinen und lügenhaften Parole: Der Führer iſt ge— gen uns, SA., heraus auf die Straße! Der bayeriſche Innenminiſter Wagner hatte in— zwiſchen aus eigenem Entſchluß Obergrup— penführer Schneidhuber und Gruppenführer Schmid den Befehl über die SͤA.-Forma⸗ tionen entzogen und dieſe wieder nach Hauſe geſchickt. Während der Führer vom Flugplatz in das Innenminiſterium fuhr, waren nur noch die letzten Reſte der ſchmäh⸗ lich getäuſchten und wieder abgezogenen SA.⸗Formationen zu ehen. Im bayeriſchen Innenminiſlerium wur- den Schneidhuber und Schmid in Gegen- wart des Führers verhaftet. Der Führer, der ihnen allein entgegentrat, riß ihnen ſelbſt die Achſelſtücke von der 5 A.-Uniform. Mit wenigen Begleitern fuhr der Füh⸗ rer dann unverzüglich um halb 11 Uhr nach Bad Wiesſee, wo ſich Röhm aufhielt. In dem Landhaus, das Röhm bewohnte, verbrachte auch Heines die Nacht. Der Führer betrat mit ſeinen Begleitern das Haus. Röhm wurde in ſeinem Schlafzimmer vom Führer perſönlich verhafiel. Röhm fügte ſich worklos und ohne Widerſtand der Verhaftung. In dem unmittelbar gegenüberliegenden e von Heines bot ſich ein ſchamloſes ild Heines lag mit einem homoſexuellen Jünglina im Bett Die coiderliche Szene. Röhms aus⸗ von die ſich dann bei ger Verhaftung von Heines und ſeiner Genoſſen abspielte, iſt nicht zu beschreiben. Sie wirft ſchlagactig ein Licht auf die Zuſtände in der Umgebung des bis⸗ herigen Stabschefs, deren Beſeitigung dem entſchloſſenen, tapferen und unerſchrockenen Handeln des Führers zu verdanken iſt. Mit Röhm wurde auch der größte Teil ſeines Stabes verhaftet. Die Stabswache Röhms, die zur Ablöſung gegen 8 Uhr auf Laſtwagen in Wiesſee einkraf, fügte ſich augenblicklich widerſpruchslos den Worten des Führers und brachte ſpontan auf ihn ein dreifaches Heil aus. Nach dem Abtransport der Verhafteten fuhr der Führer die Straße Wiesſee— Mün- chen zurück um eine Reihe weiterer ſchwer belaſteter S A.-Führer, die unterwegs zu der befohlenen SA.-Jührer-Beſprechung waren, auf der Straße zu verhaften. Die Wagen wurden während der Fahrt ange · halten und ihre Inſaſſen ſoweit ſie als ſchul⸗ dig feſtegeſtellt wurden, von der Begleitung des Führers nach München überführt. Eine Reihe anderer an der Meuterei beteilſgker SA.-Jührer wurde auf dem Haupfbahnhof in München aus den Zügen heraus in Haft genommen. Nach München zurückgekehrt, begab ſich der Führer zu kurzer Unterrichtung zu Reichsſtatthalter Ritter von Epp und dann in das Innenminiſterium, von wo aus die weitere Aktion abgewickelt wurde. Dann ſprach der Führer vor den verſammelten SA.⸗Führern im Braunen Hauſe. Die Vermutung wurde hier zur Gewiß⸗ heit, daß nur ein ganz verſchwindend kleiner SA.-FJührerklüngel hinter dieſen hochverrä⸗ teriſchen Plänen ſtand. die Maſſe der SA. Führer und die geſamte SA. aber wie ein Mann, wie ein geſchloſſener Block kreu zum Jührer ſieht. Was der Führer in dieſen Tagen für die SA. und die Bewegung leiſtete, können nur diejenigen ermeſſen, die in der kurzen Zeit unerhörter Nervenanſpannung und un⸗ glaublicher körperlicher Anſtrengungen an ſeiner Seite ſtanden. Wieder iſt der Führer durch ſein perſönliches Beiſpiel der Bewe— gung ein leuchtendes Vorbild von Tatkraft und Treue geweſen. Die Früchte dieſer Säu⸗ f ee wird das geeinte deutſche Volk ernten. Non Mitternacht zum Morgen Rundfunkcede Dr. Göbbels über die Ereigniſſe. Berlin, 1. Juli. Reichsminiſter Dr. Göbbels hielt Sonn— tag abend um 7 Uhr über alle deutſchen Sender eine Anſprache an das deutſche Volk. Sie hatte folgenden Wortlaut: Meine Volksgenoſſen und Volksgenoſſinnen! Noch ſehe ich den Führer um die Mitter⸗ nachtsſtunde des Freitag abends auf der Ter⸗ raſſe des Rheinhotels„Dreſen“ in Godesberg ſtehen. Unten auf dem freien Platz iſt die große Kapelle des weſtdeutſchen Arbeitsdien⸗ ſtes zum Zapfenſtreich angetreten. Der Füh⸗ rer ſchaut ernſt und nachdenklich in den dunklen Nachthimmel hinein, der ſich nach einem reini⸗ genden Gewitter über die weite, in Harmonie verſchwimmende Landſchaft gelegt hat, uno nimmt, mit erhobener Hand grüßend, die Be— geiſterungsſtürme des rheiniſchen Volkes ent⸗ gegen. Noch weiß niemand von all den vielen Men⸗ ſchen da unten, was unmittelbar droht. Auch von denen, die oben auf der Terraſſe ſtehen, ſind nur einige Wende informiert worden. Der Führer hat wiede, wie ſo oft, in ernſten und ſchwierigen Situationen nach ſeinem al— ten Prinzip gehandelt, immer nur das zu ſagen, was man ſagen muß, dem, der es 1 muß und dann, wenn er es wiſſen muß. Die entſcheidende Stunde Bewundernswert iſt er für uns in dieſe; Stunde. Kein Zucken in dem angeſpannten eſicht verrät auch nur die leiſeſte innere Be⸗ ang. Und trotzdem wiſſen wir paar Men⸗ ſchen, die wir jetzt, wie in allen ſchweren Stun⸗ den ben hm ſtehen, wie tief verwundet er in ſeiner Seele, aber auch wie feſt er in ſeinem Entſchluß iſt, mit aller Erbarmungsloſigkeit zu handeln und die reaktionären Rebellen, oie, unter dem Stichwort einer zweiten Revolution an ihm und der Bewegung die Treue bre⸗ chend, das Land in unabſehbare Wirren ſtür⸗ zen wollen, zu Boden zu werfen. Mährend noch die letzten Töne des Horſt⸗ Weſſelliedes verklingen und ganz fern über dem Rhein der Geſang des Saarliedes her⸗ überdringt, kommen von Berlin und Mün⸗ chen ernſte Nachrichten. Es iſt jetzt keine Zeit mehr zu verlieren. Eine Beratung von zwei, drei Minuten, und dann ſteht der Entſchluß des Führers feſt, nicht mehr bis zum Morgen zu warten, ſondern ſofort mit dem Flugzeug nach München abzureiſen, um das Neſt der Verſchwörer perſönlich auszuheben. Eine halbe Stunde ſpäter ſteigt die ſchwere dreimotoriae Juntersmaſchine vom Flugplatz Hangelar bet Bonn in den nebelverhängten Nachthimmel hinein. Es iſt eben zwei Ahr. Der Führer ſitzt ſchweigend auf dem vorderſten Sitz der großen Kabine, und ſtarrt unbeweglich in die weite Dunkelheit hinein. Hin und wie⸗ der nur wird das eintönige Surren der Pro⸗ peller von kurzen Fragen, Informationen oder hingeworfenen Beratungen unterbrochen. Am 4 Uhr morgens ſind wir in München. Der Tag iſt ſchon angebrochen. Auf dem Flugplatz erhält der Führer eingehenden Be⸗ nicht über die Situahon, und wir begeben zns dann gleich ins vayeriſche Innenmini⸗ ſterium. In München und Wiesſee usch 10 91 155 1 5 155 102 Par getäu urch fa und lügner! aro⸗ len, auf die Straße gegangen. Ihre wort⸗ und treubrüchigen Führer werden ſofort ſiſtiert. Adolf Hitler wirft ihnen in zwei Sätzen maßloſer Empörung und Verachtung ihre ganze Schmach in die vor Angſt und Rat⸗ loſigkeit bleichen und entſtellten Geſichter hin⸗ ein. Dann reißt er ihnen perſönlich die Ehren⸗ zeichen eines SA⸗Führers von der Uniform herunter. Ihr hartes, aber gerechtes Schick⸗ ſal wird ſie bereits am Nachmittag treffen. Nun iſt keine Führer iſt entſchloſſen, perſönlich das Neſt der Verſchwörer in Wieſſee aufzuſuchen, um es radikal und erbarmungslos auszuräuchern. Außer ſeiner regulären SS-⸗Begleitung dür⸗ fen noch ſeine treuen Kameraden Brückner, Schaub und Schreck ſowie der Reichspreſſechef der NSDAP., Dr. Dietrich, ren. In raſendem Tempo geht es auf Wieſ⸗ ſee los. Kein Menſch iſt noch zu ſehen. Die Straßen der Dörfer liegen verweiſt und leer. Es iſt 6 Uhr morgens. Gegen 7 Uhr kommen wir in Wieſſee an. Nöhms Verhaftung Ohne Widerſtand zu finden, können wir in das Haus eindringen und die Verſchwörer⸗ clique noch beim Schlaf überraſchen und ſo⸗ 192 7 110 9 60 0 Der i ſelbſt nimmt aftung mit einem Mut ohneglei perſönlich vor. e Es ſei mir erſpart, die widerlichen und faſt Brechreiz verurſachenden Szenen zu ſchildern, die ſich dabei unſeren Augen bieten. Ein einfacher SS-Mann faß unſere maßlos em⸗ die richtigen Worte zu⸗ ſammen:„Ich wünſchte nur, daß jetzt die Wände niederfielen und das ganze deutſche Volk Zeuge dieſes Vorganges ſein könnte, um zu verſtehen, wie gut der Führer daran tut, jetzt hart und ohne Gnade die Verant⸗ wortlichen zur Rechenſchaft zu ziehen und ſie für ihr Verbrechen an der Nation mit dem Tode bezahlen zu laſſen.“ Kurz nach der Verhaftung trifft eine Stabs⸗ wache von Röhm aus München ein. Der Führer tritt ihr aufrecht und männlich ent⸗ gegen und gibt ihr mit einem Satz den Be⸗ fehl, augenblicklich die Rückfahrt anzutreten. Deer Befehl wird ſofort mit einem Heil auf ihn ausgeführt. Anſere Rückfahrt nach München geht unter dramatiſchen Amſtänden vor ſich. Manchmal in Abſtänden von nut einigen Minuten be⸗ gegnen uns die Wagen der zur Tagung nach Wieſſee fahrenden SA⸗Führer. Die alten und treuen Kampfgefährten unter ihnen, die von allem keine Ahnung haben, werden kurz orien⸗ tiert. Die im Komplott verwickelten ſchuldigen Hochverräter verhaftet der Führer perſönlich und übergibt ſie ſeiner SS⸗Wache. Neibungsloſer Ablauf Die Meldungen aus dem Reiche, die in München vorliegen, ſind durchaus befriedi⸗ gend. Die ganze Aktion iſt reibungslos ver⸗ laufen. Anſer Parteigenoſſe Göring hat in Berlin nicht gefackelt. Mit feſter Hand hat er in das dortige Veeſchwörerneſt der Real⸗ tionäte und ewig Geſtrigen hineingegriffen und, getreu dem Befehl ſeines Führers, Maß⸗ nahmen getroffen, die zwar hart, aber notwen⸗ dig waren, um das Reich vor unabſehbarem Unglück zu bewahten. Dann ſpricht der Führer vor den ver⸗ ſammelten SA-Führern und politiſchen Lei⸗ tern. Seine Rede iſt ein einziges Strafgericht über die kleine Clique der nunmehr dingfeſt gemachten Verbrecher, die im Bunde mit der Reaktion die Gewalt an ſich reißen wollten und ſelbſt nicht davor zurückſchreckten, ohne Rückſicht auf die Geſamtſituation und die ſchwere Verantwortung, die der Führer trägt, Beziehungen zu einer ausländiſchen Macht an⸗ zuknüpfen, um damit ihre verruchten, ehrgei⸗ zigen Pläne ſchneller zum Reffen zu bringen. Ste haben die Ehre und das Anſehen un⸗ lerer SA durch ein Lotterleben ohnegleichen in Verruf und Mißkredit gebracht. Sie haben durch Protzentum und Schlemmereien den Ge⸗ ſetzen der Bewegung auf Einfachheit und per⸗ ſönliche Sauberkeit offen Hohn geſprochen. Sie waren im Begriff, die ganze Führung der Partei in den Verdacht einer ſchimpflichen und ekelerregenden ſexuellen Abnormität zu bringen. Sie haben die Pläne des Führers, die auf weite Sicht eingeſtellt ſind, durch eng⸗ ſtirnige und böswillige Kurzſichtigkeit, nur ihren perſönlichen Machtgelüſlen zuliebe, zu durchkreuzen verſucht. Auf dem ganzen Lande lag der Alpdruck eines Verhängniſſes, von dem zwar niemand außer einigen Eingeweihten ſeine Urſprünge, aber jedermann ſein faſt unausweichliches Kom⸗ men empfand und fühlte. Man hatte ge⸗ glaubt, die Nachſichtigkeit, die der Führer ihnen gegenüber walten ließ, mit Schwäche verwechſeln zu dürfen. Darauf hatte dieſe Wer Clique ihr Projekt aufgebaut. r Führer hat dann lange und ſchweigend zugeſchaut. Oft und oft hatten die verant⸗ wortlichen Männer, die er in ſein engſtes Vertrauen zog, in der Oeffentlichkeit gewarnt. Ihre Warnungen wurden in den Wind ge⸗ 17 0 oder gar mit überheblichem und zyni⸗ ſchen Lächeln abgetan. Wo es nun in Güte nicht ging, mußte es mit Härte geſchehen. Und ſo wie der Führer in der Güte groß iſt, ſo kann er auch groß en Benet dere 1„. 8 10 1 5 . nd a 9 Kreiſe Nealſſen, die hier mit im. 0 waren. ſollten en. dan nun der Span zu Zeit mehr zu verlieren. Der und ich mitfah⸗ Ende ift und ber zetit beginnt, D . een e ee nicht zulaſſen, r Aufbauwerk, unter u d „ d gen e l Dilettanten in Gefahk 11 5 Zwei Monate lang haben wir Abend für Abend vor den Maſſen des Volkes ehen und ihnen die ſchwierige Lage, in der Deutſch⸗ land ſich befindet, klargemacht. Wir haben mit einer Nachſichtigkeit ohnegleichen das uns von den reaktionären Cliquen angetane Un⸗ recht beantwortet. Das Volk hat mit einer bewundernswerten Vernunft unſere Gedanken⸗ gänge gebilligt und uns weiterhin ſein Ver⸗ trauen ausgeſprochen. Jeden Tag könnten wur zur Wahlurne rufen, ohne befürchten zu müſſen, daß auch nur einer aus det großen Front vom 12. November 1933 dim Fuh⸗ rer untreu würde. 11 8 Dieſe kleine Clique von gewerbsmäßigen Saboteuren aber wollte keine Ruhe geben. Sie wollte unſere Nachſicht nicht verſſehen und nun hat ſie der Führer mit der Härte ſei⸗ ner Strenge zur Ordnung gerufen. Maßlos verbittert und empört über das gewiſſenloſe Vorgehen der Verſchpörergilde ſtehen die S A⸗Führer und politiſchen Leiter vor dem Mann, der auch in dieſen kritiſchen Situation bewieſen hat, daß er uürklich ein Mann iſt und daß er, wenn es das Intereſſe der Nation erfordert, ohne Rüchſchtnahme auf Rang und Würde derer, die das Geſetz ſeines Handelns brechen, pic faſſen kann und ſie auch wirklich durchfihrt. Sein ganzes Leben gilt dem deutſchen Volk, das ihn deshalb liebt und verehrt, weil er groß und gütig iſt, aber auch er⸗ 1 ſein kann, wenn es fotwendig wird. f Der Führer pflegt alles, was er iut, ganz 5 machen. Auch in dieſem Ill. Wenn chon, denn ſchon. Die ewigen Riertreiber aber mögen aus dieſem Beiſpiel lemen, was es heißt, ſich an der Sicherheit des deutſchen Staates und an der Unankaſtbakeit des nationalſozialiſtiſchen Regims zu ergreifen. Wir ſind weit davon entfernt, kleinliche Meckereien und Nörgeleien, die nin einmal in der Natur vieler Menſchen liczen, allzu kragiſch zu nehmen. Wer ſich abe bewußt und planmäßig gegen den Führer und ſeine Bewegung erhebt, der darf davo überzeugt ſein, daß er ein leichtfertiges Spfl mit ſei⸗ nem Kopf kreibt. Lage ruhig und gekürt Am Samstag nachmikkag ſchon ergibt ſich, euß die Lage im ganzen Keich pollkonmen ruhig und geklärt iſt. Die Verſchwörerkeſter ſind auszuheben und nun gibt der Jihrer dem Volke in ſeinen Erlaſſen Aufklärung über die Gründe ſeines Vorgehens. Die zwölf Punkte ſeiner Proklamatim an den neuen Chef des Stabes der SA., üſſeren alten Kameraden Viktor Lutze, decke mit ſchonungsloſer Härte die Fehler und Ehwä⸗ chen auf, die ſich durch das verantworungs⸗ loſe Treiben der Verſchwörerclique im ffent⸗ lichen Leben eingeſchlichen hatten. Jetz wird reiner Tiſch gemacht und die Eitebeule, nachdem ſie ausgereift war, aufgetochen. Die Sauberkeit und Anſtändigkeit de Par⸗ tei und all ihrer Organifationen iſt dich die Ausmerzung dieſer fragwürdigen Cemenke vor der Nation wiederhergeſtellt. Die Millionenmaſſen unſerer Pankeigenoſ⸗ ſen, SS. und SA.⸗Männer begrüßn dieſes reinigende Gewitter. Wie ron eißm Alp⸗ druck befreit, atmet die ganze Natin wieder auf. Sie hat erneut 390 daß er Füh⸗ rer entſchloſſen iſt, keine Gnade falten zu laſſen, wenn das Prinzip des Anſtiides, der Einfachheit und der öffentlichen kauberkeit angetaſtet wird, und daß die Sfafe umſo härter iſt, je höher der ſteht, des ſie trifft. Wir, die wir das Glück hatten in dieſen entſcheidenden Stunden bei ihm z ſein. ha⸗ ben ihn wieder einmal ſchrankenle verehren und bewundern gelernt in ſeiner Tapferkeit, in dem Tempo und in der Durchthlagskraft ſeiner Entſchlüſſe. in ſeinem erſönlichen Schneid, in dem Willen, ſich ſelbſeinzuſetzen für ſeine Sache und nicht in del Etappe zu bleiben, wenn es gilt, dieſen Elatz zu wa⸗ ſen. Und die Nation hat inſtintip das ge⸗ be was wir erlebt haben. Az den Tau⸗ enden und Abertauſenden von Glückwün⸗ ſchen und Treuekundgebungen kan der Füh⸗ rer erſehen, daß er wieder mal dem 111 05 des Volkes entſprechen gehandelt at. 1 Hand zur hand— Fauſt egen Fauſt Noch einmal ſei es allen eſagt: Jede Seen die ſich uns enkgegenſirßt. ſoll unſere reundeshand empfangen. e geballte Jauſt, die gegen den Jührer end ſein Re- gime erhoben wird, ſoll 0 wer · den, wenn nötig mit Gewalt vir wünſchen die Mitarbeit des ganzen Vaſes, von arm und reich, von hoch und nietig; wer aber den 0 rer und die Nation ider Arbeit 155 Deutſchlands Zukunft zu ſtört verſucht, wird zu Boden geſchlagen. id Peſtbeulen, Korruptionsherde, Krankheit hmplome mo⸗ raliſcher Verwilderung, dieſſch im öffenk⸗ lichen Leben zeigen, werden ausgebrannt, und zwar bis aufs Jleiſch. N Die Verſchwörer handeltzſ in ihren Kon⸗ ventikeln mit der Meinung es müſſe eine zweite Revolution 1 werden. Nun, dieſe zweite Revolution iſt ſekommen, aber 2 i en das ge ade 8 n n die uns ſſidlich geſinnte us! 1 e zur Hilfe 0 fen. 5 la; können und werden es gebracht n e ——— ———— elte ſchon ſeit Wochen von Kriſen des Sy⸗ ae mag nun wiſſen, wo Stärke und mals ſtand irgendwo eine Regierung ſo feſt wie die unſere, und niemals wurde ſie von einem Mann von ſo großem perſönlichen Mute ſagt: K e wir wollten ſie erſt einmal aus ihren Lö⸗ chern und Schlupfwinkeln herauskommen laſſen. Sie haben uns nicht verſtanden und ſind herausgekommen. verdientes eigniſſen beglückwünſchen. 6 unſerer SA.⸗Kameraden, die mit dem ver⸗ werflichen Treiben der 5 garnichts zu tun hatte, darf davon überzeugt. ein, Führung der Sauberkeit und des Anſtandes teht. N J höchstes Lob und der Dan? ber Nation für utorität in Deutſchland zu finden iſt. Nie⸗ eleitet, wie dieſe. Oft haben wir ge⸗ ir jähen die Wühlmäuſe zwar, aber Und nun traf ſie ihr ickſal. Volk aber kann ſich nur zu den Er⸗ guten b Die breite Maſſe Verſchwörerclique daß jetzt an ihrer Spitze wieder eine Der SS. und ihrer Fährung gebührt ihre vorbildliche Treue und Disziplin. die ſie. wie ſo oft ſchon in ſchwierigen Situationen, auch hier wieder bewie en haben. Dem eigenen Volk aber und der 1 elt ſei es hiermit geſagt: In ganz Deutſch land herrſchen Ruhe und Ordnung. Die öf⸗ tliche Sicherheit iſt wieder hergeſtellt. Nie⸗ als war der Führer ſo Herr der Situakion ie in dieſer Stunde. Kombinationen ſind ſchl am Ort. Die Nation geht wieder an ihre Arbeit. Der Führer hat gehandelt. Die rüchte ſeines handelns werden dem gan. Volke zugutekommen. Gebe ein gütiges Schickſal uns die Gnade, ß wir mit Adolf Hitler unſer großes Werk Ende führen können. Er und ſeine Ge⸗ zuen verſprechen dem Volke, daß ſie ſich t ſchonen wollen und zu arbeiten und zu kimpfen entſchloſſen ſind für Deutſchlands han und Größe 1 21— — 2295 Das Reich lebt und über uns der Führer.“ undgebung für den Führer Berlin, 1. Juli. In der Wilhelmſtraß⸗ heirſcht den ganzen Morgen ſtarker Verkehr. r Bürgerſteig vor der Reichskanzlei war ohn Polizei und SS loſe abgesperrt, ſonſt ſal man nur hier und da einen Polizeibeam⸗ ten und einen SS⸗Mann. In den übrigen aßen waren Sicherheitsmaßnahmen nicht ergiffen. Die Menſchenmenge vor der Reihskanzlei wuchs mittags gegen 1 Uhr imner ſtärker an, zumal der Vorbeimarſch der Wahe erwartet wurde. a 5 gen 1 Uhr erſchien der Führer mit Ge⸗ nerhl Litzmann und Reichsinnenminiſter Dr. b im erſten Stockwerk der Reichskanzlei an einem Fenſter. Er wurde ſofort von der Men⸗ ſchehmenge mit ſtürmiſchen und brauſenden Heihufen begrüßt, die immer wieder neu auf⸗ flaninten und minutenlang andauerten. Dann klanz aus der Menge feierlich und wie ein Schau das Horſt⸗Weſſellied und das Deutſch⸗ landlied uf.. Der Führer grüßte die Wache der Reichs⸗ wehr, ie unter den Klängen des Badenweiler Marſches an der Reichskanzlei vorbeimar⸗ ö niſſen in Deutschland vor. land haben in Frankreich einen tiefen Ein⸗ druck hinterlaſſen. Alle anderen Fragen rük⸗ en in den Gesprächen und in der Preſſe in den Hintergrund. In b verhält man ſich außerordentlich zurückhal⸗ tend, mit dem Hinweis darauf, daß es ach um innerpolitiſche Vorgänge U n meiſten Intereſſe findet in politiſchen Krei⸗ 0 das Schickſal der SA. Im übrigen ſind urteilung. Einige N Vorgehen des Reichskanzlers einen Schlag gegen links, andere gegen links und rechts, das heißt, gegen jede Reaktion, von welcher Seite ſie auch käme. a 6 hervor, daß Reichskanzler Hitler unbeſtritte⸗ ner Herr der Lage ſei. De liſtiſche Regime, das ſeit 17 Monaten an der Macht ſei, habe ſeine erſte große Kriſe durch die energiſche Säuberungsaktion den. Es ſei unbeſtreitbar, daß der Fü und Göring einer Gefahr vorgebeugt hätten, die ihnen drohte. Paris, 1. Juli. Die Ereigniſſe in Deutſch⸗ Reaierunaskreiſen andelt. Am ie Preſſeſtimmen nicht einheitlich in der Be⸗ Blätter ſehen in dem „Petit Pariſien“ hebt Das nationalſozia⸗ überſtan⸗ Führer London, 1. Juli. Seit Ende des Weltkrie⸗ ges hat es kein politiſches Ereignis gegeben, was die öffentliche Meinung Englands ſo beeindruckt hat und von der geſamten Preſſe in ſo cieſenhafter Aufmachung gebracht wird wie die Säuberungsaktion des Reichs⸗ kanzlers. Die Kundgebung Hitlers und die Erklärungen Görings vor der Auslands⸗ preſſe haben in großem Maße dazu beige⸗ tragen, eine ruhige Auffaſſung über die Lage u fördern. Allgemein wird auch hervorge⸗ 9 0 55 daß in Deutſchland völlige Ruhe herrſcht. Außer den Berichten der Senſa⸗ tionspreſſe liegen im übrigen. Stellungnah- men der großen Preſſe noch nicht vor. Rom, 1. Juli. Die italieniſche Preſſe nimmt ebenſo wie die ageſamte italieniſche Oeffentlichkeit ſtärlſten Anteii an den Steig; niſſen in Deutſchland. Jedoch nimmt ſie keine redaktionelle Stellung hierzu. Die Berliner Berichterſtatter der italieniſchen Blätter brin⸗ gen lediglich lange Berichte, die ſich im we⸗ ſentlichen an die in Deutſchland ausgege— benen amtlichen Meldungen halten.„Meſſag⸗ gero“ überſchreibt ſeine Darlegungen mit der Ueberſchrift„Eine revolutionäre Bewe⸗ gung der SA. von Reichskanzler Hitler mit unbeugſamer Eenergie vorhergeſehen und unterdrückt“.— In italieniſchen politiſchen Kreiſen enthält man ſich vorläuſig eines Urteils. Jedoch iſt zu erkennen, daß man die Energie des Führers bewundert und ſei⸗ nem raſchen Durchgreifen zuſtimmt. Gele⸗ gentlich wird man auch im Geſpräch daran erinnert, daß in Italien ebenfalls in der erſten Zeit nach der faſchiſtiſchen Revolution ſtärkſte diſziplinariſche Maßnahmen notwen— dig waren. Der Führer der Gruppe Heſſen, Gruppen⸗ ſchlerte, mit erhobenem Arm und zog ſich dann nieder vom Fenſter zurück. Außet den gemeldeten Treuekundgebungen für den Führer liegen Meldungen aus ganz Deutſchland vor, die treueſte und unwandel⸗ bare Gefolgſchaft und abſolute Unterordnung unter die Führung ausſprechen. Das Eiho des Auslandes Berlin, 1. Juli. Aus dem Ausland lie— führer Beckerle, erläßt an die SA. der Gruppe Heſſen folgenden Aufruf: Der Führer hat den Stabschef ſeines Am tes ease. S A.-Jührer und SA.⸗Män⸗ ner! Ich kenne Eure Diſziplin und Eure be; dingungsloſe Hingabe an den Führer. Durch blinde Treue zum Führer habi Ihr das Reich miterobert. Mit blinder Treue zu ihm werden wir es halten. Es lebe der Führer! gez. Adolf Heinz Beck erle. Gruppenführer. des Gaupreſſeamtes Heſſen-Naſſau hat fol⸗ genden Wortlaut: SA. rückt vom Verhalten auswärtiger Füh⸗ rer entrüſtet ab. Gau Heſſen-Naſſau ſtehr wie immer geſchloſſen wie ein Mann hinter Ihnen. Wir harren Ihrer Befehle und wer den ſie rückſichtslos durchführen. ſten SA⸗Führer ſich von den Zielen der Be⸗ Treugelöbnis Heſſen⸗Naſſaus Frankfurt a. M., 1. Juli. Ein Telegramm „Gau heſſen⸗Naſſau vollkommen ruhig. gez. Sprenger. Göring über die Säuberungsaktion Berlin, 1. Juli. In der Sonderkonferenz für die inländſſche Preſſe hielt Miniſterpräſi⸗ dent Göring folgende Rede: „Meine Herren! Seit Wochen und Mona⸗ ten beobachten wir, in Sonderheit die verant⸗ wortlichen Dienſtſtellen,— das iſt meine und die des Reichsführers der SS Himmler— beobachtet die Partei, daß ein Teil der Ober⸗ wegung und des Staates abgewandt haben und ihre eigenen Intereſſen, ihren eigenen Ehr— geiz und zum Teil auch ihre ungleiche Ver⸗ anlagung in den Vordergrund ſtellten. Immer wieder kamen die Klagen aus dem Lande, daß dieſe SA-Führer brutal gegen die Bevölkerung auftraten. Die Klagen häuf⸗ ten ſich, daß Dinge geſchehen, die mit dem Rechtsbewußtſein des Volkes nicht mehr über— einſtimmten. Die Klagen häuften ſich, daß alle Beſchwerden bei den oberſten SA-Füh⸗ rern keinen Sinn hatten. Leider Gottes hat auch der Stabschef Röhm, ein alter Kämp— fer, für den der Führer beſonders leidenſchaft⸗ lich und treu in ſchwerer Zeit eingetreten iſt, infolge ſeiner unglücklichen Veranlagung ſich auf ein Gebiet treiben laſſen, das für ihn verhängmisvoll werden ſollte. Vielleicht gerade durch ſeine Veranlagung umgab er ſich in ſei— nem ganzen Stab und den führenden Stellen der SA mit ſolchen Männern, die nun ihrer⸗ ſeits in ihm den Gedanken erweckten, daß er der ſtarke Mann Deutſchlands ſei. So kam es, daß von Seiten der Ober⸗ ſten SA⸗Führung Pläne geſchmiedet wurden, um die Bewegung zu ſchädigen, den Staat zu ſtürzen, und einen Staat aufzurichten, der dann ein Staat dieſer kranken Individuen geworden wärr. Der Führer hat dieſe Ge⸗ fahr genaueſtens verfolgt. Als klar und ein⸗ deutig bevorſtand, daß die Oberſte SA⸗Füh⸗ rung das Gerede von der zweiten Revolu⸗ tion zur Tat werden laſſen wollte, mußte zugegriffen werden.. Der Führer hat ſelbſt blitzartig eingegrif⸗ fen. Er hat in München und Wieſſee, wo der Stabschef ſich befand, kurzen Prozeß ge⸗ macht. Vor Tagen hat er mir den Befehl gegeben, auf Stichworte hier zuzuſchlagen und mir damit vollziehende Gewalt übertragen. Die armen SA-Männer ſind verführt wor— Aufgabe erweitert, indem ich auch gegen dieſe Unzufriedenen einen Schlag führte. Es war ſelbſtverſtändlich, daß General Schleicher ver⸗ haftet werden mußte. Er verſucht Verhaftung einen blitzartigen Ueberfall zu machen auf die Leute, die ihn verhaften ſoll⸗ ten. Er iſt dabei ums Leben gekommen. t bei der Die Dinge ſind nun ſo: Im ganzen Lande iſt Ruhe. Einige rabiate Geſellen. die noch glaubten, die Parole der zweiten Revolution fortſetzen zu müf⸗ ſen, wecden das ſchwer zu büßen haben. Die Gewalt, meine Herren, ruht feſt in den Händen des Führers und in den Händen derer, denen er durch ſein Vertrauen die Aufgabe übertragen hat. Die Aktionen haben ſich rei⸗ bungslos ohne Widerſtand vollzogen, da die Führer ſchon vorher überall verhaftet waren Der Prozeß der Säuberung wird nun rück⸗ ſichtslos vorwärts getrieben. Der Führer wird nicht mehr länger dulden, daß in Staa und Bewegung Männer an der Spitze ſtehen, die durch unglückliche Veranlagung aſozial und moraliſche Elemente geworden ſind. Wir werden auch nicht dulden, daß von einet zweiten Revolution noch geſchwätzt wird. Es wurde eine zweite Revolution vorberei⸗ tet, aber gemacht wurde ſie durch uns gegen diejenigen, die ſich verſchworen haben. Die zweite Revolution hat dazu geführt, daß ge⸗ rade die, die gegen den Staat revoltierten, Haupt und Leben laſſen mußten. Sie ſehen daran, daß der Staat wohl manchmal zaudern kann, wohl manchmal war⸗ ten kann, daß auch der Führer manchmal wartet und lange abwägt und auch die Ver⸗ dienſte erwägt und verſucht, die Leute auf den Pfad der Rechtſchaffenheit zurückzuführen. Wenn das Reich aber in Gefahr iſt, wenn letzten Endes die Bewegung betroffen wird, wenn vor allem Treuloſigkeit bei dieſem Werk. Pate geſtanden hat, wird rückhaltlos durch⸗ gegriffen. g 5 Der Schlag hat ſich gerichtet gegen die Meuterer, gegen alle unzufriedenen Kreiſe der Reaktion. Wir werden die SA reinigen von all den Elementen, die jetzt erſt in die SA heremgekommen ſind und dort Führerſtellen einnehmen. Wir haben gehandelt, damit der alte SA⸗Mann, d. h. der S A⸗Mann, der 1928, 1929 und 1930 die Dinge geſchmiſſen hat, wieder zu Ehren kommt. Ueberall kön⸗ nen Sie heute feſtſtellen, daß dieſe Leute inerhalb der Bewegung am ſchlechteſten ſte— hen, daß andere Führer geworden ſind, die es nicht verdient haben. Wir werden ge— rade dieſe Säuberung durchführen, um wie— der der SA ihren alten hervorragenden Nuf zuteil werden zu laſſen. Es iſt bedauerlich, und Sie werden ver— ſtehen, wie ſchwer für uns alle es geweſen iſt, uns von einem Teil der Männer trennen zu müſſen, die wir einſt geſchätzt und geachtet haben. 19255 Eines ſteht aber feſt: der nationalſozialiſti⸗ ſche Staat ſteht über allem. Wir werden dieſe den. Sie wurden alarmiert und bewaffnet und wußten nicht, wozu. Man ſagte: Gegen die Reaktion und marſchierte gemeinſam mit ihr. Das war das Verwerfliche, daß die Oberſte SA-Führung das Phantom einer zweiten Revolution gegen die Reaktion errich⸗ tete und ſelbſt mit ihr eng verbunden war. Der Hauptmittelsmann war der frühere Reichskanzler und General Schleicher, der die Verbindung knüpfte zwiſchen Röhm, einer aus⸗ ländiſchen Macht und zu jenen ewig unzuftle⸗ gen folgende Preſſeſtimmen zu den Ereig— Copyright by Martin Feuchtwa häßlichen Auflachen fort: „Tun Sie nur nicht, als ob lichen Anſpielungen einzugehen. für Ihre t wenig intereſſieren würde.“ Damit hatte er ſich kurz ö ſchaft wieder zugewandt. Ein ches war ihm gefolgt. Lothar neben Gaſton Dalandier geſchaffen. * * 7 ü i eiſe Dalan⸗ Lothar Terbrügge ahnte nicht, auf welche We N dier zur Kenntnis aller Zuſammenhänge von Evelyns Flucht gekommen war. ja ni F i ieber⸗ Er wußte ja nicht, welcher Fehler Evelyn in der fie ö regung damals bei dem Abend mit Ruppelius 80 1 kurzen Zettel in ihr Abendtäſchchen geſteckt und in der Eile der Flucht ver⸗ unterlaufen war. Sie hatte jenen geſſen, ihn zu vernichten. Dieſen Zettel * Sie mich beißen wollten, Monſieur! Wir wiſſen ſchon, daß Sie anderen Damen gegenüber bedeutend liebenswürdiger ſein können. Da hatte Terbrügge ſich hoch aufgerichtet: a 5 „Madame, ich bin nicht geſonnen, auf Ihre eigentüm⸗ Vielleicht darf ich Sie aber warnen. Sowie ich höre, daß über eine i Ban Ihnen ungünſtig geſprochen wird, würde ich Herrr e einen Wi abſtatten. Vielleicht, daß er ſich e Freundſchaft mit dem Gatten dieſer Dame ein verbeugt und ſich der Geſell⸗ haßfunkelnder Blick Blan⸗ Terbrügge hatte ſich in Blanche Muriſier einen zweiten unverſöhnlichen Feind hatte Dalandier gefunden, als er, ſinn⸗ los vor Wut, am Morgen nach Evelyns Flucht ihr Zim⸗ mer durchſucht hatte. Kleider, Briefe, Bücher und einem wirren Durcheinander luns Toilettenzimmer. ſinniger gehauſt. die Hand gedrückt. treffen. dieſer Terbrügge, daß ſie hatten. Er war nicht geſonnen, zu verzichten. halbtot glaubte. Immer ſchon hatte reien gehabt. Stets, Er hatte keine Schublade, keinen Schrank, tein Behältnis verſchont. Bald lagen ſämtliche Dalandier hatte wie ein Wahn Als er entdeckte, daß Evelyn ihre ſämtlichen und ihr Scheckbuch mitgenommen, war ſeine Wut gren⸗ zenlos geweſen. Endlich hatte er in dem kleinen Abend⸗ 125 ftäſchchen jenen Zettel gefunden, den Brancourt Evelyn in Und als er ein eiſiges Geſicht machte, fuhr ſie mit einem Ich danke Ihnen für Ihr Vertrauen, Evelyn! Halten Sie ſich bereit. Tun Sie alles, was B. Ihnen ſag.. Ver⸗ trauen Sie ihm und R. Dann ſind wir befreit. In tief⸗ ſter Verehrung und Freundſchaft Ihr W.. Mit blutunterlaufenen Augen hatte Dalandier dieſen Zettel geleſen. Daß die Weiber doch immer das Wichtigſte vergeſſen! Wenn Evelyn dieſen Zettel vernichtet hätte, dann würde man keinerlei Anhaltspunkte dafür haben, wer in Wahrheit hinter der Flucht Evelyns ſteckte. Nun aber wußte man es. Nun konnte man ſeine Gegenmaßnahmen Sie ſollten nur nicht glauben, Evelyn und dieſer Boche, Er würde Evelyn in ſeine Gewalt be⸗ kommen, koſte es, was es wolle. Es reizte ihn, dieſen Deut⸗ ſchen zu bekämpfen und zu vernichten. Vor allem aber galt es, mit 1 i Er wußte genau, wer mit dieſem B. gemeint war. Nie⸗ mand anders als dieſer ſcheinheilige Heuchler, den er ſchon Da war er alſo auf einmal höchſt lebendig geworden. man mit Brancourt ſeine Schere- wenn es galt, durchzugreiſen und gegen ein paar dieſer verdammten Negerkulis energiſch vorzugehen, hatte Brancourt etwas dreinzureden ge⸗ denen geſtrigen Geſtalten. Ich habe meine kleine Toilettenutenſilien in auf dem Fußboden von Eve i ſchon, wie. ö Brancdurt Juwelen das Spiel ſchon gewonnen man war den auf das Vermögen Evelyns Brancourt abzurechnen. komplexes. Gelegenheit des Saubermachens nicht vor⸗ übergehen laſſen, ohne nun einmal rückhalt⸗ los und rückſichtslos die Dinge in Ordnung zu bringen, die in falſchverſtandener Milde ung Beſcheidenheit vergeſſen worden ſind. Aus dieſer Aktion muß hervorgehen ein ſauberer, gefeſtigter Staat. Das Volk muß wiſſen, vaß es uns ernſt mit der Theſe iſt, alles für das Volk zu tun. Das Voll ſoll erkennen, daß ein bitteres und ſcharfes Gericht mit denen ab⸗ gehalten wird, die ſich an ihm verſün digt haben und ihte Macht mißbrauchten, um das Volk zu bedrücken. habt. Der hatte auch noch geglaubt, mit Humanitätsduſel käme man durch die Welt. rſt dienſtlichen Befehls bedurft, um Brancourt gefügig zu machen. Nun aber würde er mit ihm abrechnen. Er wußte Es hatte immer erſt eines hatte Heimaturtaub eingereicht. Dalandier war es, dieſes Geſuch befürwortend nach Daris zu geben. Nun mochte Brancourt warten, bis der Teufel oder die Malaria ihn holte. Er würde ſobald nicht auf Europaurlaub kommen. Ein Grund dafür war ja leicht geſchaffen. Dalandier würde ſelbſt um Urlaub nachſuchen. damit er die Nachforſchungen nach ſeiner geflohenen Frau aufnehmen konnte. Außerdem war es nötig, im rium vorzuſprechen, um die ganze Affäre zu lenken. Es durfte kein Skandal auf ihm haften bleiben, ſon⸗ dern alle Schuld mußte Evelyn treffen. Er mußte ſie ſo einkreiſen, daß ihr kein Recht mehr vor den franzöſiſchen Gerichten blieb. 5 Gaſton traf ſeine Maßnahmen. Sofort ſandte er ein Funktelegramm an den ihm beſonders befreundeten Unter⸗ ſtaatsſekretär im Kolonialminiſterium und bat um ſofor⸗ tigen Heimaturlaub, unter Angabe ſeiner Gründe. Dann gab er vertrauliche Nachrichten an ſeine franzöſiſchen Ge— ſchäftsfreunde in allen ägyptiſchen Städten. Er 8 Deutſchen nirgends wohlgeſinnt. Nun würde Terbrügge auf Granit beißen, wenn er weiter noch Ge— ſchäfte mit Franzoſen verſuchen würde. i Dieſe Mine alſo war gelegt. Nun blieb nur noch die Abrechnung mit Brancourt. g Er ließ ſich mit der Station Baraiſi verbinden und be⸗ orderte Brancourt dienſtlich nach Wadſchanga. Nach ein paar Stunden fuhr das Militärauto der Station Baraiſt in den großen, palmenumſtandenen Vorhof des Büro⸗ N iniſte⸗ wußte, Dalandier ſtand am Fenſter und beobachtete, wie Bran court unſicher ausſtieg und ins Dienſtgebäude hereinging. Nun, der Mann ſah aus, als ob er es nicht mehr lange machen würde. Noch ein paar Monate Tropendienſt ohne Heimaturlaub— und man hatte ſich gerächt. (Fortſ folgt.) —————— 2 2 8 e, QQ ELO A e CISE SO GO NN. nchen Heide dehnte ſich vor ihm— weit und Birken, noch unter Lau houetten von dem Wolkenſchäfchen in gro Schön, ſchön war das atmete ſie tief. Und dann zog er ſeine begann— ziellos weite ſucht und Heimatliebe weder auf Zeit noch Or finden, in eine zuwandern. Und dann Mund— wie eine Viſi der nächtlichen Heide Marſeille, das großzügige Panorama der die er über alles liebte, aller Märchenwunder des weit aufgeriſſenen Aug das wie eine Fata Mor ihm die Wirklichkeit verhüllte. Nur es war es nicht herrlich g dieſe Herbſtnacht im Mo Und wieder hob er die Flöte an die Lippen: einen Kameraden, einen hatte deren drei gehabt. Wie aus dem ange, hager Mann, ſchmalen Heidjergeſicht, bogene Naſe kennzeichnete. „Herr Doktor— hier kommt das „Guten Abend! Dan ſo ſpät hier mitten auf der Heide? utich?“ 0 man denn doch, mit ſchon hält's im Hauſe vorſteht. Und der Herr woher ich Sie kenne? Burgdorf kennt Sie. Sie heute— und Forſtnieiſter. Dreißig J jeder kennt ihn noch und redet von ihm, weil er ein ſo wunderlicher und doch guter Kerl war. Sie ſagen, nächt⸗ lich geht er zuweilen über die Heide. Veſcheld gewußt hätte wahrhaftig, ich hätte Köpfen der ſtören. Aber, Farbe: Wee Leute. Na mein Freu „Aber, Herr Doktor ſtaud am Grabe doch lein eulferut!“ „So?“ „Ja— ich bin doch ſtädtiſcher Angeſtellter.. „Angeſtell „Lantpenputzer nachts auf Tag sib und 1 Herrn der Vatet der „Keun „Doch, Herr Ihnen, als nüſſen ſie Sie kamen, a doch geſehen aus Burgdorf— mit ihre eine Wachspuppe...“ „Ach— ja... Ich er noch ein Mädel dabei, . lit... ja, ſonſt weiß ich nicht. Weiſe ganz reizendes Mädchen...“ war die Lisbeth Krone, das iſt die Tochter von der damals, bald nach dem Kriege, Das den Paſtor Krone, die dumute Sache ja nun geſtorben geſeſſen. nicht, es auch halten. Na ein Meuſch. Bloß das Seine Frau und die mit der ein Herz und eine Seele. nach dazu...“ „Die Tochter vom Obe „Tila— manche ſagen wie die Frau Oberförſter anfing zu kränteln, wie das daß da keine Kinder kommen würden, ſicher war, neun oder zehn Jahren, nahmen ſie das kleine war ſie. kein Joſef geweſen, und Himmel zugleich. Von einer Melodie zur anderen übergehend, achtete er Unendlichkeit und Unbegrenztheit hinein⸗ — ur allmählich ſah er wieder, was war— ach, und Erdboden gewachſen, ſtand vor ihm der Thünenſche Moor...“ „Was ich hier mache? Ihrer fragen: Was macht der Herr Doktor hier? Aber ich hab's raus: der Herr Doktor hat unruhiges Blut und nicht aus, wenn der Vollmond dicht be— denn die Aehnlichkeit mit dem 58 wie ich Sie da ſo kommen ſah, f mich bannig verfiehrt!“ „Soſo! Alſo mein Großvater ſpukt— noch in den und wozu?“ ⸗anzünder. et genügt der Hund. Und dann bin ich doch auch Hanni Pfirſich!“ ich doch nicht. — ehe er wieder freikam. Er han in Celle Ja, Gottes Wort lehren, Tochter haben darunter zu leiden. Wie unſere Burgdorfer ſind— keiner will mit ihnen ver⸗ kehren und ſie ziehen ſich auch ſelbſt zurück, ſo viel es geht. Aber ich habe zu meiner Hanni geſagt, hab' ich geſagt: Tochter vom Zuchthäusler oder nicht, du kaunſt ruhig mit der Lisbeth verkehren. Die ſind ja nun Mädchen zu ſich ins Haus. Sieben Aus dem Celler Waiſenhaus munkelt ſo allerlei... Der Overförſter iſt auch gerade Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle(Saale) Nachdruck verboten. i ſanft gewellt, b, zeichneten ſich als graziöſe Sil⸗ ab, den mondverſilberte Herde überzogen. Land, würzig die Luft— er damals, als ſie d Karla Großhans hält ja wohl ſo ßer Flöte aus der Rocktaſche und rſchroitend— ein Spiel der Sehn⸗ zehn oder ſiebzehn, Lisbeth achtzehn J Seltſam, dachte t— weiter, weiter, mit dem Emp⸗ niſſe dann kommt man plötzlich nahm er die Flöte vom on tauchte vor ihm auf, das Bild verdeckend der Hafen von ſchönen Stadt, die ihm Verheißung und Eingang Orients zu ſein ſchien. Mit en ſtarrte er in ſein Traumbild, gang vor ihm erſchienen war und allmählich verſchwand und man merkt: a Menſchenleid und artigen Melodie.. „Gute Nacht der Wegen meiner enug, um udlicht auf ein Herz zu entzücken, Pfirſich!“ der weiten Heide? Ihn „1 Oui beſſeren findeſt du nicht...“ Er 5 15 Wie reich er war! Jünmer ſchlich, in mußte ohne Bürſte, Toilette machen— mit dem ſcharfgeſchnittenen, das die vorſpringende, leicht ge⸗ alles bereit: Bett, als ob geht das nicht gut weiter! Hier ausge ke ſchön! Was machen Sie denn Und woher kennen Sie Na, Herr Doktor, da möchte der nicht die angene gütigen Erlaubnis, eher e Gepäckſchein ausgel Schloſſer noch nach Zigarre ein Schloß Das war gewiß Aufgepaßt, ſigna Doktor hat auch Heimweh. Aber Frage! Halb— nee, faſt ganz kamen ja gerade zur Beerdigung alten Herrn ahre iſt er all hinüber— aber und er wollte ſich ni Droben berieten zwei und zwei in dr Und wenn ich nicht„So ſpät darf er will Freiheit.“ man zu! Mich ſoll's nicht 55 g id— nun bekennen auch Sie mal Sophie. „Laßt ihn — Sie kennen mich doch! Ich e zehn Schritt vom Herrn Doktor„Ich werde ſchon es ihm beizubringen Tage!“ Mannes der Pfirſich, Philipp Pfirſich— Nachfolger * hinein!“ „Da haſt du ganz es ſchon machen!“ Und dann ganz Burgdorf ſchl wanderte einſam de Außerdem paſſe ich von Thünen ſeine Schafe auf. mir für die Hanni. un Zaun vom Doktorhauſe! Sie haben— das ſchönſte Mädchen mieroten Schopf und Farben wie er große Unterſchied Stange halten— ein innere mich dunkel. Pfirſich, gefällt er.“ ſo aſchblondes Und da war Haar, lockig— Aber ein auf irgendeine 0 Niemand in Bur auszuſetzen. Im Ge Armenkaſſe gemacht hat. Der iſt Lobes voll. Ein ſo bedeutet noch lange intereſſant! „ſo'n Paſter is ſchließlich auch — das durfte er nicht machen. ringend gebeten, ihm erfüllt. Die großen ihr ſchreiendes und übernehme die Hanni, mein Kind, Und Oberförſters Karla kommt geweſen. Die Patie f mäßig!— im alten rförſter...? ſo und manche ſo! Jedenfalls, Die Tanten hatten N ſo vor geradezu Teppiche a direkt nach dem Krieg— da Und man erfſt recht nicht. Wozu auch? die Lotte Großhans, die ſtarb alſo zu dem Oberförſter ins Haus. Er allerlei von ihr. Aber ſie will von der Karla nichts wiſſen. Sie hält ſie und kleidet ſie wie ein Dienſtmädchen— und die Karla wäre wohl ein verbittertes kleines Luder, wenn Hanni und Lisbeth ſie nicht als dritte im Bunde genommen hätten— obſchon ſie etwas zu jung iſt für ſie— erſt ſech— gehend. Man treibt denkt, nur in der Ferne ſind Menſchen und gibt es Erleb⸗ und wunderliche, wunderſame Verquickungen. Und ſtädtchen, in dem noch nicht einmal alle Eilzüge halten, 0 N Schafe! Kommen Die beiden ſchüttelten ſich die „Ich freue mich, Sie kennengelernt zu haben, Herr „Und nun ſollen Sie erſt mal meine Hanni ſehen!“ 5 8 ban 745 er 81 32 renahmmprierte ſtolz der glückliche Vater. Es war lange nach zwei Uhr, als Hans ſich in das Zeit— ſeinen Koffer! Den hatte er nun ganz vergeſſen— Mit baſſem Erſtaunen fand er aber in ſeinem Zimmer er nur noch er ſich wegſtellen ließ. Schrant und Kommode geordnet und das Raſierzeug be— ſand ſich am richtigen Platz. Zauberei, dünkte es Gerlach, in der Kleinſtadt ahnte, die es ermöglichen, Koffer ohne ſpornen, eben einmal vorzukommen und gegen eine gute — nichts kettet ſo als angenommene Freundlichkeiten. Oh, mußt du ihm morgen ſofort ſagen!“ mahnte Amalie. „Sei vorſichtig, Toni!“ riet Frieda.„Er braucht und „Aber ſo ſpät— das Frieda.„Er muß ſelber wiſſen, entſchied Toni ſchliefen auch ſie endlich ein. *„Ein netter Herr, ein netter Herr— ſo einen wünſcht ich Doktor— die ſtand doch ganz nahe bei Arztfrau, das Mädchen— und der Jedenfalls— Pfirſich, Schwiegermütterliche Gefühle regten ſich in manchem Mutterherzen— kein Slammtiſch, der ihn nicht hände⸗ Alle Formalitäten hatten ſich raſch und reibungslos . Anzeigen in den Heimatzeitungen— „Habe mich hier als Arzt niedergelaſſen Sanitätsrats Freudenthal—“ waren eigentlich überflüſſig Arztkittel zurechtgelegt und mente und Bücher ſich befanden, as Kind kriegte... Und da kam die wie ein Dienſtmädchen und Hanni iſt doch ſchon zwanzig und ahre alt.“ Hans Gerlach, ſtumm neben dem Alten ſich in der ganzen Welt herum und in ſo ein kleines, verſchlafenes Heide— uch da webt und wogt Schickſal, und freude vereinen ſich zu einer fremd⸗ in, Herr Doktor— ich muß umkehren! Sie gut nach Hauſe.“ Hand. dem er ſchlafen ſollte. Ach du liebe nur mit einem Taſchenkamm, morgen und raſieren? Kein Gedanke! packt ſtand der Koffer hinter ſeinem auf etwaige Befehle warte, ehe Wäſche und Anzüge waren in hmen Seiten der engen Verbindungen ieſert zu erhalten— und die jeden Feierabend zu der Gefälligkeit an⸗ zu öffnen. bequem und diesmal ſehr angenehm. liſierte ſich aber Hans, der Wanderer kleine Stadt? O nein— aber die Pflicht, nun plötzlich Arzt ſein ſollte, nicht nur dem Wiſſen, Kön⸗ nen und Studieren nach: Arzt mit Leib und Seele, Be⸗ rufsmenſch, aus einem Träumer ein Wacher und Wachen⸗ der, aus einem Bummler ein Seßhafter, aus dem mit dem Leben Spielenden und Ball Fangenden ein ernſthafter Berater anderer, die, älter womöglich wie er, zu ihm kamen nicht nur mit Gebrechen des Körpers.: Damals, gleich anfangs, hatte Winkelmann, als er ihn beſuchte, ihm in ſeiner lachenden und doch gar nicht genug ernſt zu nehmenden Art geſagt:„Ihnen, Herr Kollege, mache ich keine Schwierigkeiten. Der Herr Onkel— gewiß, ich habe da manchen Klotz in den Weg geworfen, ſo gut es mir gelingen wollte. Ich kam als letzter— er war bereits eingeſeſſen. Es war ſchon bitter für ihn, daß man mir, dem um ſo viel jüngeren, das Krankenhaus übergab. Ich habe meine Macht ausgeübt und ihn geärgert, wo ich konnte. Aerztliche Maßnahme, mein lieber Kollege— ärzt⸗ liche Maßnahme... Sein Blut mußte mal in Wallung gebracht werden... war zu ruhig, zu dickflüſſig— zu un⸗ bewegt. Der Herr Onkel dankt mir zehn Jahre ſeines Lebens. Das war der... Sie aber? Ach, du mein Gottchen! Ich ſehe alles voraus. Erſt: Helle Begeiſterung — gezückte Herzen und geöffnete Arme wie Gelegenheiten. Aber es wird ſchon ſchief gehen— nicht in einer Woche oder zwei— nicht in einem Monat, vielleicht noch nicht einmal in drei oder vier... Dann aber geht es los. So lange gebrauchen die Leutchen, bis ſie erſt mal merken, was für ein wunderlicher Heiliger da zwiſchen ihnen ſein Zelt aufgeſchlagen hat! Ich bin kein Spökenkieker— aber daß das mit Ihnen hier nicht gut geht, das kann ein Blinder mit dem Stock fühlen. Sie mit Ihrem Stromer⸗ herzen und Ihrem Kosmopolitenſinn— Sie haben den Burgdorfern gerade gefehlt— und die Ihnen...“ ohne weiteres geglaubt. Maſſe— hatten ſich aus dieſer Undeutlichkeit gelöſt und waren einzelne geworden. Er hatte ſie alle gern. 5 Nur Toni... Zuweilen fühlte er ſich verſucht, die bös— ö artige Geſchichte Winkelmanns zu glauben. Sie wagte es bei ihm nur noch nicht ſo richtig. Aber ſchon ein paarmal hatte ſie es verſucht:„Die Horſtmann? Eine durch und durch hyſteriſche Perſon— weshalb ſchreibſt du ſie denn krank?“ „Weil ich es für nötig halte!“ Baſta! Dann ſchwieg ſie. „Der Müller Spachtel trinkt. Mit dem gib dir ſo viel Mühe nicht. Wenn er das Saufen ließe, wäre er tern— geſund!“ „Das Saufen will ich ihm eben abgewöhnen!“ „Womit denn!“ „Das iſt mein ärztliches Geheimnis...“ So, nun wußte ſie es! Hin und wieder hieß es dann cht ketten laſſen. flüſternd die Tanten. Sie ſchliefen zu ei nebeneinander liegenden Zimmern. nicht nach Hauſe kommen, Toni, das geht doch nicht!“ jammerte laßt ihn!“ unterſtützte Wilhelmine was er tut!“ a die richtige und vorſichtige Art finden, — wenn auch nicht gleich morgen am ſelbſtbewußt.„Er iſt meines — da miſcht euch nur gar nicht recht!“ en aue Hans ſchlief, ief. Nur draußen, auf der Heide, r alte Pfirſich und dachte väterlich: Wär' wahrhaftig gut genug für eine ſieht nicht aus, als ob Na, wollen mal ſehen. du wirſt dem jungen Manne die terlei, was ſonſt mit ihm wird. Dir, e machte... 5. gdorf hatte etwas an Hans Gerlach genteil! Das Städtchen war ſeines Ei hübſcher Menſch— ein ſo feiner ſund!“ Menſch— höflich, gebildet, weitgereiſt— kurz und gut: die Ehre zu erweiſen. Praxis meines Onkels, des Herrn nten ſaßen ſchon— gewohnheits⸗ Wartezimmer, ehe er einmal ſeine Ort und Stellen, wo Inſtru⸗ recht auswendig wußte. ihm vorbildlich geholfen— ihm uf den Weg gebreitet— und vor lauter Arbeit kam Hans nicht einmal dazu, innerlich gegen ſein Los zu rebellieren— innerlich nicht— und äußerlich ſtammte ihre ungeheure Geſchicklichkeit in beruhigte ſie Rieke.„Du wirſt D 2 geh ſchicklich bei euch, abends noch dazu.“ ſo viel geſehen.“ zu laſſen. Kreiſen ſuchen.“ Anmut. b N eilig.“ Wie ein gewaltiger Vampir hatte es ihn gepackt. Die 1 1 auch:„Wenn man ſo faſt dreißig Jahre lang Gegilfin eines Arztes war, lernt man allerhand.“ Sie horchte und ſpionierte. Hans wußte: eine einzige Blöße, die er ſich gab, und er ſtand unter einer ſchwer wieder loszuwerdenden Fuchtel. Das war— ohne daß er es ahnte, für ihn, den Träumer, kein ſchlechter An— ſporn. Nicht die Tante allein ſpionierte. Ganz allmählich fielen Wunderlichkeiten des Arztes auf. Frau Poſtdirektor Metzeler traf Hanni Hauptſtraße. Hanni hatte vom Vater die Fähigkeit geerbt, ſich überall eine Bedeutung und einen Einfluß zu verſchaffen, der iure Kompetenzen überſchritt. Von ihm hatte ſie die geiſtige Beweglichkeit und den emſigen Fleiß. Von der Mutter allen prattiſchen Dingen. Durch die war ſie, trotz ihrer Jugend, ſchon ſtadt⸗ bekannt und ſtadtbegehrt. Geſtern nachmittag— die Frau neuen Pſirſich auf der Pfarrer hatte das Kränzchen bei ſich gehabt— war ſie mit der Obhut über die fünf Pfarrerskinder betraut geweſen: eine glatte Einnahme von zwei Mark fünfzig! morgen hatte ſie dem Kaufmann Auslagen neu geordnet: Corned beef. Nachmittags wanderte ſie zu Thünens hin⸗ aus, um mit Anni von Thünen an einer ſchwierigen Weih⸗ nachtsarbeit zu ſticken. fünfzig— wohlmöglich noch Butter und Eier. Thünens ließen ſich nicht lumpen. So hatte Hanni allen vergnügt zu ſein. Höflich grüßte ſie die Frau Poſtdſrektor, die auch oft genug Verwendung für ſie hatte. Heute Münchmeyer die beiden vier Würſte und eine Büchſe Wieder mindeſtens zwet Mart Hrund, „Hanni!— ach, ſagen Sie doch bloß, wer iſt denn kramt bei euch?“ „Bei uns? Danke, gnädige Frau. Wir ſind alle ge⸗ „Aber mir fällt das auf— der junge Doktor it ſo viel „Er beſucht meinen Papa. Die Schafe ſind ja nun nachts über im Stall. Er iſt abends immer zu Hßuſe, nach- dem die Laternen angeſteckt ſind.“ „.. beſucht den Vater?“ 1 ö Hanni nickte. 1 „Sie reden von fremden Ländern— Vater hüt ja früher „So? Na, Hanni— nehmen Sie ſich nur in acht. De. junge Doktor hat prachtvolle ſchwarze Augen!“ Hanni verſuchte, ihr Geſicht nicht hoch litig werden „Der Herr Doktor wird ſich ſeine Frau wohl in anderen „Seine Frau— ſicher! Aber...“ Hanni verbeugte ſich leicht, aber mit ſberzeugeuder „Gnädige Frau entſchuldigen gütigſt ich bin sehe (Fortſthung folgt. Das hatte Winkelmann geſagt. Und Hans hatte es i Die Tanten— anfangs für ihn eine undifferenzierte ö die große ernſte, 5 i mannigfaltige Arbeit, Neuland für ihn, den Stromer, der — Aden ö XIII Grundsteuer und Gewerbeſteuer Die Grundſteuer und die Gewerbeſteuer ſind heute Landesſteuern. Die Gemeinden und Gemeindeverbände erheben Zuſchläge dazu. Die Zuſchläge ſind verſchieden 105 Im Rechnungsjahr 1933 wird das Aufkom⸗ men an Grundſteuer einſchließlich der Zu⸗ ſchläge ungefähr 1350 Millionen Reichsmark etragen haben, dasjenige an Gewerbeſteuer der Zuſchläge ungefähr 540 Millionen Reichsmark. i 5 Die Merkmale, nach denen die Gründſteuer und die Gewerbeſteuer erhoben werden, ind nicht für das geſamte Reichsgebiet ein⸗ 8 Auch die Verwaltung iſt nicht ein⸗ heitlich. Es iſt ſelbſtverſtändlich, daß für die Grundſteuer und für die Gewerbeſteuer ein⸗ heitliches Recht für das geſamte Reichsgebiet geſchaffen werden wird, und daß die Ver⸗ waltufg einheitlich für das geſamte Reichs gebiet durch die Reichsfinanzverwaltung wird übernommen werden müſſen. Ein Aus⸗ gangspunkt in der Vereinheitlichung des Rechts iſt bereits im Grundſteuerrahmenge⸗ ſetz und im Gewerbeſteuerrahmengeſetz vom 1. Dezember 1930 gegeben. Der Zeitpunkt des Inkrafttretens dieſes Geſetzes iſt bis jetzt immer hinausgeſchoben worden. Wir wer⸗ den nunmehr die Vereinheitlichung durchfüh⸗ ren. Wir werden ein Grundſteuergeſetz und ein Gewerbeſteuergeſetz ſchaffen. Danach Grundſteuer und Gewerbeſteuer Reichsſteuern ſein. Dieſe werden nach Merk⸗ malen, die für das geſamte Reichsgebiet ein⸗ heitlich ſein werden, erhoben werden. Wir werden uns im Finanz⸗ und Steuerrechtli⸗ chen Ausſchuß beſonders eingehend mit den Belaſtungsverſchiebungen zu befaſſen haben, die ſich aus der Vereinfachung der Grund⸗ ſteuer und der Gewerbeſteuer ergeben kön⸗ nen und die jede große Vereinheitlichung zwangsläufig mit ſich bringt. Wir werden nach Mitteln und Wegen zu ſuchen haben, die Belaſtungsverſchiebungen, die im Einzel⸗ fall werden eintreten können, auf das Maß zu beſchränken, das wirtſchaftlich tragbar iſt. Die Erhebung und Verwaltung der neue Grundſteuer und der neuen Gewerbeſteuer ſollen für das geſamte Reichsgebiet einheit⸗ lich auf die Finanzämter übernommen wer— den. Für das Wirkſamwerden des neuen Rechts und für die Umſtellung der Verwal⸗ tung wird der 1. Januar 1936 in Ausſicht zu nehmen ſein. Für das Rumpfrechnungs⸗ jahr vom 1. April bis 31. Dezember 1935 wird die Erhebung noch nach den bisherigen Merkmalen und die Verwaltung noch durch die bisherigen Organe erfolgen. Die Durch⸗ führung der neuen Bewertungsarbeiten wird bis Sommer 1935 dauern. Von beſonderer Bedeutung wird die neue Gewerbeſteuer ſein. Solange die Finanzen der Gemeinden einen Verzicht auf die Ge⸗ werbeſteuer noch nicht erlauben, wird dieſe weſentlich vereinfacht und ſo erträglich wie möglich geſtaltet werden müſſen. Das bisherige Gewerbeſteuerrecht iſt ſehr unüberſichtlich und hat wegen der vielen Ou⸗ ſetzungen und Abſetzungen bei der Feſtſtel⸗ lung des Gewerbeertrages zu ſtarken Rei⸗ bungen, zu Aerger und zu Verdruß zwiſchen Steuerpflichtigen und Steuerbehörden ge⸗ führt. Es erſchwerte auch die Unkoſtenbe⸗ rechnungen, insbeſondere bei Betrieben, die ſich auf Gemeinden verſchiedener Länder er⸗ ſtrecken. i Als einheitliche Beſteuerungsgrundlage für das geſamte Reichsgebiet iſt im Entwurf des neuen Gewerbeſteuergeietzes der Gewerbeer⸗ trag in Ausſicht genommen. Als dieſer ſoll der einkommenſteuerliche Gewinn gelten. Die Veranlagung zur Gewerbeſteuer ſoll möglichſt zuſammen mit der Einkommenſteuer erfol⸗ gen. Bei Geſellſchaften mb. H. und Aktien⸗ geſellſchaften ſollen dieſenigen Beträge, die Geſellſchafter dem Gewinn des Unternehmens entnehmen, einſchließlich der ordentlichen Gehälter der Geſellſchafter, dem Gewinn zu⸗ gerechnet werden. das wird ſchon vom Standpunkt der ſteuerlichen Gleichmäßigkeit 1 0 den Perſonalgeſellſchaften erforderlich ſein. Eine Lohnſummenſteuer wird es dem Entwurf des neuen Gewerbeſteuergeſetzes gemäß nicht mehr geben. Die bicherige Lohnſummenſteuer ſtellte eine zufätzliche Be⸗ laſtung neben der Belaſtung des Gewerbe⸗ ertrages und des Gewerbekapitals dar. Dieſe ufäßliche Belaſtung, die ſich aus der Einſtel⸗ ung neuer Arbeitskräfte und dee Erhöhung der Lohnſumme ergibt, wideripricht dem Ge⸗ 5 60 der Verminderung der Arbeitsloſig⸗ eit. Auch die Gewerbekapitalſteuer ſoll in Fortfall kommen. Es ift lediglich in Ausſicht genommen, für Betriebe, deren Gewerbeka⸗ pital einen beſtimmten Betrag nicht über⸗ ſteigt, eine Mindeſtbeſteuerung vorzunehmen in der Weiſe, daß als Gewerbeertrag der Beſteuerung ein Mindeſtbetrag zugrunde ge⸗ legt wird, der einen Hundertſatz des Ge⸗ werbekapitals beträgt. Als Gewerbekapital ſoll in dem Fall das Betriebsvermögen ohne e aber zuzüglich Dauerſchulden gelten. Es iſt eine Beſteuerungsgrenze vorgeſe⸗ denrtund 0 5 1 0 et Oben. rag. Die ewerbetreibenden, deren G a 1250 Reichsmark im Jahr 1 rtra nicht bleiben. Die ene der freien Berufe werden aus der Gewerbeſteuer ausgenommen. Zie ſollen einer ihrem Beruf entſprechenden Be⸗ rufsſteuer unterliegen. Dabei wird ein an⸗ gemeſſener Freibetrag vorgeſehen ſein. Gewerbeſteuer und Grundſteuer werden die wichtigſten Grundlagen der finanziellen Selbſtverwaltung der Gemeinden ſein. Ge⸗ werbeſteuer und Berufsſteuer werden in einem angemeſſenen Verhältnis zur Grund⸗ ſteuer 90 zu den übrigen Gemeindeſteuern ſtehen müſſen. Es wird ein gewiſſer Aus⸗ gleich zwiſchen den verſchiedenen Belaſtungen geſichert ſein müſſen. Die Reichsregierung wird hinſichtlich der Beſtimmungen der Zu⸗ ſchläge, die die Gemeinden zu den Grund⸗ beträgen erheben dürfen, beſtimmte Richtli⸗ nien erlaſſen müſſen. XIV Hauszinsſteuer Dieſe wird mit Wirkung ab 1. April 1935 um 25 vom Hundert und mit Wirkung ab 1. April 1937 um weitere 25 vom Hundert ge⸗ ſenkt werden und ab 1. April 1940 in Weg⸗ fall kommen. Eine frühere vollſtändige Be⸗ ſeitigung der Hauszinsſteuer, die heuke noch eine der weſentlichſten Einnahmequellen der Länder und Gemeinden iſt, iſt techniſch und praktiſch unmöglich. Auch die Ablöſung der Hauszinsſteuer durch eine andere Steuer oder die Hineinarbeitung in eine andere überſteigt, ſollen. gewerbeſteuerfret Der Steuer wird nicht erfolgen. Den Gebäudeeigentümern iſt geholfen worden durch das Gebäudeinſtandſetzungs⸗ geſetz vom 21. September 1933. Es wird ihnen noch weiter geholfen durch die Verord⸗ nung vom 20. April 1934, betreffend Steuer— ermäßigung für Inſtandſetzungen und Er— gänzungen Und alle Gebäudeeigentümer er⸗ fahren, wenn zu ihrer Familie minderjähri⸗ ge Kinder gehören, eine Entlaſtung im Rah⸗ men der Einkommenſteuerreform und der Vermögenſteuerreform. XV Schlachtſteuer Mit Wirkung ab 1. Mai 1934 iſt eine Vereinheitlichung der Schlachtſteuer erfolgt. Bei der Gelegenheit iſt die Schlachtſteuer weſentlich vereinfacht und in ihren Sätzen den Belangen der Landwirtſchaft und damit den Intereſſen des Volksganzen angepaßt wor⸗ den. Die Verwaltung der Schlachtſteuer iſt auf das Reich übernommen worden. XVI Vierſteuer Es iſt in Ausſicht genommen, die Gemein— debierſteuer mit der Reichsbierſteuer zu ver⸗ einigen und im Rahmen dieſer Vereinigung eine Senkung der Bierſteuer vorzunehmen. Wir werden zu einer Senkung der Bier— ſteuer jedoch nur unter der Vorausſetzung einer beſtimmten Senkung des Vierpreiſes bereit ſein. XVII Abbau der Gemeindegetränkeſteuer Mit Wirkung ab 1. Dezember 1933 iſt die Schaumweinſteuer beſeitigt worden, um auf dieſe Weiſe die Schaumweininduſtrie vor dem Erliegen zu bewahren, die Notlage der Weinbauern zu mildern und Tauſende von Volksgenoſſen wieder in Arbeit zu bringen. Der Zweck der Aufhebung iſt voll erreicht. Die vorausgeſagte Belebung iſt eingetreten. Gleichzeitig war die Friſt für die Nichterhe⸗ bung der Mineralwaſſerſteuer verlängert worden. Daran, die Mineralwaſſecſteuer je⸗ er Steuerreform⸗Plan Als Zwiſchenglieder zwiſchen das Reich einerſeits und die Gemeinden andererſeits werden die Länder oder Gaue einzuſchalten ſein. Es wird dieſen Gauen ebenſo wie den Gemeinden eine gewiſſe finanzielle Selbſtver⸗ antwortung übertragen werden müſſen. Da⸗ bei wird zu prüfen ſein, was den Ländern oder Gauen als eigenes Vermögen zu be⸗ laſſen ſein wird. Die finanzielle Selbſtver⸗ waltung wird ſich im weſentlichen auf über wieſene Einnahmen erſtrecken. Die Aufgaben zu verteilen, wird aus— ſchließlich Sache des Reichs ſein. Es werden nicht nur alle Zweige der Reichsverwaltung, ſondern auch die Selbſtverwaltung von der Ortsgemeinde bis hinauf zum Land oder Gau zu beteiligen ſein. Die Selbſtverwal⸗ tung wird nach wie vor zur Beſorgung ſtaat⸗ licher Aufgaben heranzuziehen ſein. Da ſie nach einheitlichem Plan umgeformt ſein wird, werden die Vorausſetzungen gleichmäßig ge⸗ geben ſein, und alle Einzelheiten werden ſich weſentlich einfacher überſehen und ordnen laſſen als bisher. Eine Unterſcheidung zwiſchen ausſchließli⸗ her, konkurrierender und Grundſatzgeſetzge⸗ bung wird es nicht mehr geben. Das Reich allein wird beſtimmen, wer außer ihm noch Steuern erheben darf und nach welchen Merkmalen. Das Abgabenrecht der Gemeinden und der Kreiſe wird durch Reichsgeſetz abſchließend zu regeln ſein. Für gerichtliche Entſcheibun⸗ gen über die Zuläſſigkeit von Steuern wird kein Raum mehr ſein; denn welche Steuern erhoben werden und nach welchen Merkma— len, beſtimmt ausſchließlich das Reich. XIX Vereinfachung des Steuerrechts Im Rahmen der Steuerreform wird das geſamte Steuerrecht weſentlich vereinfacht werden. Von Einfachheit hat im bisherigen Steuerrecht nicht die Rede ſein können. Die Zahl der Steuern war zu groß. Die Form dee Geſetze war zu umſtändlich. Die Sprache war umſtändlich und unklar. Die Mehrzahl der Sätze war viel zu lang. Dieſer Mißſtand lag zum Teil an den Weisheiten, die das wurfs in dieſen— oft als Ausgeburt jäm— merlichen Kuhhandels und Intereſſenpolitik— hineinbeſchließen zu müſ⸗ ſen glaubte. Der Referent kannte oft ſeinen Entwurf nicht wieder, wenn der Wortlaut des Geſetzes im Reichsgeſetzblatt erſchien. Alle dieſe Dinge haben zu einem rieſigen Steuerwirrwarr und zwangsläufig zu einer Intereſſeloſigkeit ſehr vieler Volksgenoſſen an den Steuergeſetzen und zur Beeinträchtigung der Arbeitsfreude der Finanzbeamten ge⸗ führt. Die Tatſache, daß der Spielraum für die Auslegung der einzelnen Beſtimmung in manchen Fällen viel zu groß war, hat zu einer ſehr bedenklichen Erſchütterung der Steuerrechtsſicherheit und infolgedeſſen zur Verärgerung des Steuerpflichtigen und zur Befehdung der Finanzverwaltung durch den Steuerpflichtigen geführt. Für den Steuer— pflichtigen und auch für die Steuerverwal— tung iſt Steuerrechtsſicherheit nur dann ge— geben, wenn der Spielraum für die Ausle— gung der einzelnen Beſtimmung möglichſt eng gezogen iſt, und wenn es nur in wenigen grundſätzlichen Fragen eines Verfahrenwegs bis zum Reichsſinanzhof bedarf, um feſtzu— ſtellen, was Recht iſt. Die geſamte Steuergeſetzgebung wird neu⸗ geſtaltet werden. Mißſtände der bezeichneten Art werden die neuen Steuergeſetze nicht mals wieder zu erheben, denkt niemand. Im Jahre 1935 ſoll nun auch an den Abbau der Gemeindegetränkeſteuer herange⸗ gangen werden. Nach Artikel 2§ 2 Ziffer 1 der Wohlfahrtshilfeverordnung war Vor⸗ ausſetzung für die Beteiligung eines Bezirks. fürſorgeverbandes an der ſogenannten Wohlfahrtshilfe, daß die„geſetzlich nee nen oder vorgeſchriebenen Steuern in der erforderlichen 3400 ausgenutzt ſind“. Zu dieſen Steuern gehört an ſich auch die Ge⸗ meindegetränkeſteuer. Der Reichsminiſter der Finanzen hat am 20. Juni 1934 an die Landesregierungen ein Schreiben gerichtet, wonach die Beteiligung eines Bezirksfürſor⸗ geverbandes an der Wohlfahrtshilfe nicht mehr von der Erhebung der Gemeindegeträn⸗ keſteuer abhängig gemacht wird. Damit iſt die Entſcheidung über die Weitererhebung der Gemeindegetränkeſteuer ausſchließlich in das Ermeſſen der Gemeind geſtellt. Es iſt zu wünſchen, daß diejenigen Jemeinden, die eine Gemeindegetränkeſte wer noch erheben, nun ſobald wie möglich einen Abbau und ſchließlich eine Beſeitigung der Gemeindege⸗ tränkeſteuer eee ö Reichs ſinanzausgleich Der Reichsfinanzausgleich wird im Zig der Reichsreform neu geſtaltet werden. Es werden zunächſt die Aufgaben abzugrenzen ſein, die die Gemeinden, Gemeindeverbönde und Länder oder Gaue zu erfüllen haben werden. Dann wird der Ausgabenbedarf und e der Einnahmenbedarf feſtzu⸗ ſtellen ſein, beim letzteren wieder zunächſt — die Summe der außerſteuerlichen Einnahmen und ſchließlich der erf rderliche Steuerbedarf. 0 1 aufweiſen. Die Form der Geſetze wird ein⸗ fach ſein Die Sprache wird klar und ein⸗ deutig ſein. Parlamentsdeutſch wird ausge⸗ ſchaltet ſein. Die Rechtſprechung des Reichs⸗ finanzhofs wird, ſoweit nach nationalſozia⸗ liſtiſcher Auffaſſung volkswirtſchaftlich und ſozial vertretbar, berückſichtigt ſein. Zur Vereinfachung der Geſetze wird auch die Tatſache dienen, daß die Beſtimmung der verſchiedenen Grundbegriffe, die für die Beſteuerung maßgebend ſind, nicht in jedes einzelne Steuergeſetz aufgenommen wird, wie das in der bisherigen Geſetzgebung oft in den verſchiedenſten Sprachweiſen und Darſtellungsweiſen geſchehen war, ſondern daß ein beſonderes Steueranpaſſungsgeſetz vorgeſehen iſt. Dieſes Steueranpaſſungsge⸗ ſetz wird beiſpielsweiſe die folgenden Ab⸗ ſchnitte enthalten: Auslegungs-⸗Grundſätze, Ermeſſens⸗Entſcheidungen, Steuer chuld, Wohnſitz. gewöhnlicher Aufenthalt, Geſchäfts⸗ leitung, Sitz, Betriebsſtätte, gemeinnützige, mildtätige und kirchliche Zwecke uſw.§ 1 die⸗ ſes Steueranpaſſungsgeſetzes wird lauten: (1) Die Steuergeſetze ſind aus dem Geiſt nationalſozialiſtiſcher Weltanſchauung auszulegen. (2) Dabei ſind der Zweck und die wirt⸗ ſchaftliche Bedeutung der Steuer, eſetze und die Entwicklung der Verhältniſſe zu berückſichtigen. (3) Entſprechendes gilt für die Beurteilung von Tatbeſtänden. Bisher liegen außerdem die Entwürfe zu folgenden Geſetzen vor: Einkommenſteuer⸗ eſetz, Körper F Vermögens⸗ ae teuergeſetz, Kapitalver⸗ W kehrsſteuergeſen. Reichsurkunk enſteuergeſez. Parlament bei der Beratung des Geſetzent⸗ ö erbärmlicher abe ee geleß, Erbſchaftsſteuerge⸗ etz Mit allen dieſen Entwürfen wird ſich im Juli und am Auguſt der Finanz⸗ und Steuer⸗ rechtsausſchuß der Akademie für Deutſches Recht befaſſen. Es iſt vorgeſehen, Nefe Ent⸗ würfe Mitte September dem Reichskabinett zuzuleiten und ſie ſpäteſtens im Oktober durch das Kabinett verabſchieden zu laſſen. Das Steueranpaſſungsgeſetz wird in das Steuerverwaltungsgeſetz übernommen wer⸗ den, das im kommenden Frühjahr an Stelle der bisherigen Reichsabgabenordnung er⸗ ſcheinen wird. Auch das neue, für das ge⸗ ſamte Reichsgebiet maßgebende Gewerbe⸗ ſteuergeſetz und das Grundſteuergeſetz wer⸗ den erſt im kommenden Frühjahr er cheinen. Eine weſentliche Vereinfachung wird auch darin beſtehen, daß das Rechnungsjahr in Reich, Ländern und Gemeinden mit dem Kalenderjahr zuſammengelegt werden wird und jegliche Steuern nur noch für das mit dem Kalenderjahr zuſammenfallende Rech⸗ nungsjahr erhoben werden. Der Begriff Steuerabſchnitt, der von manchen Steuer⸗ pflichtigen oft nicht recht hat verſtanden wer⸗ den können, wird verſchwinden. XX Vereinfachung der Verwaltung Die Vereinfachung wird ſich nicht nur auf das Recht und auf die Geſetze erſtrecken, ſondern auch auf die Verwaltung. Es werden verſchiedene Zuſammenlegungen erfolgen, für die der Zeitpunkt im weſentlichen aus dem Fortgang der Reichsreform ſich erge⸗ ben wird. Im Ziel darf es grundſätzlich nur noch Reichsſteuern und nur noch eine Reichs⸗ finanzverwaltung geben. womit jedoch nicht geſagt ſein ſoll, daß die Länder oder Gaue und die Gemeinden ohne finanzielle Selbſt⸗ verwaltung und Selbſtverantwortung gelaſ— ſen werden ſollen. Verzugszinſen oder Stundungszinſen wer— gen in der Reichsfinanzverwaltung mit Wir— kung ab 1. Januar 1935 abgeſchafft werden. Die Mahn- und Beitreibungsgebühren wer— den jedoch erhöht werden. Nach Schluß eines jeden Jahres wird eine Liſte der ſäumigen Steuerzahler aufgelegt werden. In dieſe Liſte wird jeder aufgenom⸗ men werden, der einer ihm erteilten erſten ſchriftlichen Mahnung nicht gefolgt iſt, der es alſo zur Mahnung durch den Beitreibungsbe— amten hat kommen laſſen. Die Liſte der ſäu⸗ migen Steuerzahler wird erſtmalig im Frühjahr 1936 für das Jahr 1935 aufge⸗ ſtellt werden. In die Liſte der fäumigen Steuerzahler wird nicht aufgenommen wer— den, wer bis zum 31. Dezember 1934 ſeine Rückſtände beſeitigt und im Jahr 1935 es nicht zu einer Mahnung durch den Beitrei— bungsbeamten kommen läßt. Die Einführung der Liſte der ſäumigen Steuerzahler im Zuſammenhang mit der Beſeitigung der Jinſenwirtſchaft in der Reichsfinanzverwaltung bedeutet eine ſehr weſentliche Verwaltungsvereinfachung. die Vollſtreckungsabteilungen werden ſehr er— heblich abgebaut werden können: denn für ſie wird es in Zukunft hoffentlich faſt keine Arbeit mehr geben. Zum Schluß rufe ich alle Polksgenoſſen und Volksgenoſſinnen auf, ihre Steuern nicht nur pünktlich, ſondern möglicht auch bar— geldlos zu entrichten und auf der Rückſeite des Sparkaſſenabſchnittes oder dergleichen ſtets recht deutlich anzugeben, wofür die Zahlung dient. Auch die Beachtung dieies Grundſatzes wird zu einer weſentlichen Ent— laſtung und Vereinfachung führen. das Ziel muß ſein, daß Steuern nur noch bar⸗ geldlos entrichtet werden dürfen. Meine lieben Volksgenoſſen, wir alle, die Steuerpflichtigen einerſeits und die Geſetz— geber und Beamten andererſeits, wollen im Geiſte wahrer Volksgemeinſchaft unentwegt Pf wehr Die Preſſeſtelle der Landesbauerncchaft Baden teilt mit: Wie uns aus ſicherer wird, kauft die deutſche Heeresverwaltung in Zukunft auch wieder Kaltblutpferde. Wenn auch Baden an ſich kein Ueber chuß⸗ gebiet iſt und vielleicht wenige Tiere unmit⸗ telbar als Remonten abgeſetzt werden, ſo tritt durch den Bedarf der Heeresverwal— tung doch wieder eine gewiſſe Steigerung des Abſatzes ein Da der Bedarf an Kalt⸗ blutpferden in Deutſchland ſchon ohnehin allgemein recht groß iſt, wird hierdurch die⸗ ſer Zweig der Tierzucht wieder lohnend werden. Wir wollen nicht verfehlen, unſere Bene auf dieſe Möglichkeit hinzu⸗ weiſen. Quelle bekannt Obſt⸗ und Gemüſemarkt Weinheim vom 30. Juni 1934. Pfirſiche 12—18 Pfg. Himbeeren 23—30 Pfg. Birnen 12—17 Pfg. Aepfel(Fallobſt) 3 Pfg. Johannisbeeren 9— 10 Pfg. Kirſchen 6—13 Pfg. Bohnen 14— 17 Pfg. Aprikoſen 26—35 Pfg. Stachelbeeren 6—10 Pfg. Anfuhr: 100 Zentner. Nachfrage gut. Weinheimer Schweinemarkt Zugeführt 423 Stück, verkauft 307 Stück. We 1 ſchweine das Stück 6—12, Laufer b 5