Hehtung 1 nie groge Lachkanone, eln Ton- Humschlager 1. Ranges. Diese Woche im Central-Fllm-Falast. Freitag his Sonntag. Humor iſt Trumpf. Ein Film des größten Lach⸗ erfolgs und Witze Mit bir duroh digk u, dünn Aadaagaddaaddaadaanagdangaanondaddadaanhaah oder: Der Wensch lebt nicht von Brot altein ff &.-Aekannimachunben (Parteiamtliche Veröffentlichungen der Ortsgruppe Viernheim der N. S. D. A. P., NS⸗ Formationen und der NS- Gliederungen) 1. Geſchäftsſtelle: Adolf Hitlerſtraße 19 NSDAP⸗Ortsgruppenleitung: Jeden Montag und Donnerstag 20—22 Uhr NSDAP⸗Kaſſenverwaltung: Jeden Donnerstag 20-22 Uhr Amt für Beamte und RDB: Jeden Montag und Donnerstag 20—22 Uhr NSKO(Kriegsopfer⸗Verſorgung): Jeden Dienstag und Donnerstag 19—21 Uhr NS⸗Hago: Jeden Montag und Donnerstag 20—22 Uhr 2. Geſchäftsſtelle Lorſcherſtraße 4: NS und Deutſche Arbeitsfront: Jeden Montag, Mittwoch und Freitag 19—21 Uhr 3. Geſchäftsſtelle Saarſtraße 9(Freiſchütz) NS. Funk⸗Ortsgruppe Viernheim: Jeden Dienstag und Freitag 18— 20 Uhr. ngo. und Dag. Die Dienſtſtelle der NSBO. und DAF. befindet ſich ab heute im Gaſthaus zur Traube, Nebengebäude. Bis 31. 7. 34 bleiben die Dienſträume ge— ſchloſſen. In dring Fällen wende man ſich ſchriftlich an den Ortsgruppenbetriebswart. ö Heil Hitler! gez. Mögelin. N. F. Kraft durch Freude. Am Samstag, den 7. Juli werden durch die Organiſation „N. S.⸗ Kraft durch Freude“ etwa 2000 Mannheimer Volksgenoſſen den Hoferſpielen zugeführt. Ich erwarte, daß die in der Saar- ſtraße und in den Seitenſtraßen derſelben wohnenden Viernheimer Volksgenoſſen ihre Häuſer beflaggen. f Amt für Volkswohlfahrt, Ortsgruppe Viernheim. Samstag, den 7. ds. Mts. abends punkt 7 Uhr erwartet der Kreisamts— leiter der N. S. V., Pg Rühl, die geſamte Amtswalterſchaft der NS. V. auf dem Rat- haus. Hierzu haben auch reſtlos zu erſcheinen, die Blockwalterinnen der Hilfsaktion„Mutter und Kind“, ſowie der N. S V.-Arzt und die Fürſorgeſchweſter. Heil Hitler! Zöller, Ortsgr.-Amtsleiter Amtswaltertagung in Frankfurt a. M. Nur pol. Leiter betr! Die Amtswalter des Kreiſes Heppenheim fahren mit Sonderzug ab Heppenheim. Abgang in Heppenheim 7.32 Uhr. Rückkunft: 19.47 Uhr Heppenheim. Fahrpreis: RM. 1.80. Die Viern⸗ heimer treffen ſich zur Abfahrt pünktlich um 5.45 Uhr am O. E. G.⸗Bahnhof. Verpfle- gung für einen Tag iſt mitzunehmen. Alle Fahnen nehmen teil! Anzug: Stie⸗ fel, Hoſe, Bluſe, Amtswaltermütze. Entſchul⸗ digungen können jetzt nicht mehr angenommen werden! Heil Hitler! Der Ortsgruppenleiter: i. V. Schweigert. Reichsluftſchutzbund Ortsgr. Viern⸗ heim. Betr. Schulungskurs für Hauswarte. Heute Abend 8.45 Uhr Schulungskurs für Untergruppe 3(P. H. W. Lang). Keiner fehle. Erfülle jeder ſeine vaterländiſche Pflicht an der ihm zugewieſe⸗ nen Stelle. Wir verlangen nationalſozialiſtiſche Diszipliniertheit. Wer heute Abend fehlt, er— hält nicht den Ausweis. 30 Pfg. Kursgeld mitbringen. Heil Hitler! Münkel, Geſchäftsf. Lokales Viernheim, 6. Juli * 2000 Volksgenoſſen aus Mannheim und Umgevung beſuchen morgen Samstag die Andreas Hoferſpiele. Es iſt dies wieder ein ſchlagender Beweis, welch großes Intereſſe dieſe Spiele auch außerhalb Viernheims gefunden haben. Zu dieſem Erfolg darf man den Turn- verein beglückwünſchen! Kirchliches. Am Sonntag, den 8. Juli, weilt Biſchof Dr. Antonius Hilfrich in Marienthal. Samstag 7. Juli, abends zirka 8.30 Uhr feierliche Lichterprozeſſion. Sonntag, den 8. Juli, 5— 8 Uhr ſind hl. Meſſen. 10 Uhr Feſtpredigt, gehalten vom Hochw. Herrn Biſchof Dr. Antonius, Levitenamt, Prozeſſion mit dem Gnadenbild durchs Tal, 2 Uhr Feſtpredigt und Weihe an die Mutter Gottes. Odenwaldklub. Nächſten Sonntag 9. Programm- Wanderung. Schriesheim⸗Weißer Stein⸗ Heidelberg. Abfahrt 7.42 Uhr O. E. G. Sonntags zarte bis Schriesheim. * Denkmalsweihe. In Lampertheim wird das erſtellte Kriegerdenkmal am 15. Juli eingeweiht. 300 gefallene Kriegsteilnehmer von Lampertheim werden in dieſem verewigt aufge⸗ zeichnet. a * Der Amtstag der Heſſiſchen Haupt⸗ fürſorgeſtelle der Kriegsbeſchädigten und Kriegs- hinterbliebenen in Darmſtadt fällt am Montag, 9. Juli, aus. r * Religiöſe Beilagen in Tages⸗ zeitungen. In Ergänzung der Anordnung des Herrn Staatsminiſters vom 22. Juni 1934 wird beſtimmt, daß ſich das Verbot der Beilagen religiöſen Inhalts auch auf diejenigen außerhalb Heſſens gedruckten oder verlegten Tageszeitungen erſtreckt, die im Gebiet des Landes Heſſen ver⸗ breitet werden. Hofer⸗Aufführung für die N. S.⸗Gemeinſchaft„Kraft durch Freude“, Kreis Mannheim morgen Samstag nachm. 5 Uhr Die morgen Samstag nachm. ſtattfindende Hoferaufführung ſteht im Zeichen der N. S. Ge⸗ meinſchaft„Kraft durch Freude“. Die Feier- abendorganiſation der Deutſchen Arbeitsfront hat den Wert und das hohe Niveau der Viernheimer Freilichtbühne erkannt und einen Beſuch derſelben für ſeine Mitglieder organiſiert. Wir freuen uns, auf dieſe Weiſe zu dem großen Werk, der N. S. Gemeinſchaft beitragen zu können, und ſind überzeugt, daß die Tauſenden von ſchaffenden Deutſchen ein Wochenende auf unſerer herrlichen Waldbühne erleben, das für ſie unvergeßliche Erinnerungen auslöſen wird. Wenn am morgigen Samstag unſere Brüder und Schweſtern aus der Nachbarſtadt bei uns eintreffen, dann ſollen ſie ſchon äußerlich erkennen, daß Viernheim an ihrer Freude regen Auteil nimmt. Laßt ihnen zur Ehre die Fahnen wehen nud gebt damit kund, daß bei uns mit der überlebten An⸗ ſicht der Gegenſätze zwiſchen Stadt und Land aufgeräumt iſt Wir richten daher an die Bewohner der Horſt Weſſel⸗ und Saarſtraße ſowie der angrenzenden Seitenſtraßen die fteundl Bitte, unſeren auswärtigen Beſuchern zum Gruß zu flaggen. Viernheimer Tonſilmſchau „Mit Dir durch dick und dünn“ oder: Der Menſch lebt nicht von Brot allein. Dieſe Woche im Central-Film⸗Palaſt. Ein Bomben⸗Tonfilmwerk, die größte Lach— kanone. Eine Film, an dem ſich jeder Beſucher geſund lachen kann. Denn lachen iſt die beſte Medizin, Münchner Humor iſt Trumpf.„Mit Dir durch dick und dünn“ iſt die Deviſe zweier Künſtler, die gemeinſam ein Atelier bewohnen, im 5. Stock natürlich, das zugleich Wohnzimmer, Eßzimmer und Schlafzimmer iſt. Treue Kamerad— ſchaft verbindet die beiden die ſogar ſoweit geht, daß beide Freunde nur einen Ausgeh- Anzug haben, den ſie abwechſelnd tragen. Geld haben ſie natürlich nie, der Gerichts vollzieher muß häufig die fünf Treppen hoch klettern um bei ihnen Platz zu nehmen, das iſt das einzige was er dort nehmen kann. Einer der Künſtler macht eines Tages die Bekanntſchaft einer amerik. Millionärstochter, wodurch eine entſcheidende Wendung in dem Schickſal der beiden eintritt. Jedoch noch oft müſſen die Un⸗ zertrennlichen durch dick und dünn gehen, bis das„happy End“ da iſt.— Dieſer köſtliche Tonfilmſchlager hat ſoviel ſonnnigen urwüchſigen Humor, daß man ihm mit großer Spannung entgegenſieht. Ein Beſuch dieſe Woche bringt allen Filmfreunden frohe und genußreiche Stunden. Die ſchönſten und billigſten Abendunterhaltungen findet man ſtets im Central⸗Film Palaſt. Ein Beſuch überzeugt. Buntes Allerlei Unverſehrke Toke. Unter dem alten, aus dem 11. Jahrhundert ſtammenden Bremer Dom befindet ſich der ſogenannte Bleikeller, in dem vor Jahrhunderten die Bleitafeln ge— goſſen worden ſein ſollen, mit denen der Dom bedeckt wurde; in dieſem Keller bleiben Leichen vor der Verweſung bewahrt; hier ſtehen in offenen Särgen eine Anzahl Toter, die vor Jahrhunderten in Bremen geſtorben, deren Körper aber heute noch unverſehrt, wenn auch gänzlich ausgetrocknet ſind. In der Nähe von Bonn, auf dem Venusberg, befindet ſich ein altes Kloſter, in deſſen Kel⸗ ler ebenfalls die Toten unverſehrt aufbe⸗ wahrt werden. Dies ſind Gegenſtücke zu den berühmten Katakomben in Kiew, in denen die mumifizierten Toten reihenweiſe an den Wänden ſtehen. IM 1.75. In allen Apotheken erhältlich nzugeigen feichard Hofmann Elisabeth Hofmann geb. Hlee hre Vermdhlung beehren ſich Viernheim, den 7. Juli 1034 0* A7 5 0 ö L Schlalzimmer von 165. RM an Speisezimmer von 280. RM a Matratzen jn Kapok, Roßhaa ztürige Spiegelſchrüänke sowi I, und Ttürige Schränke und Einzelmöbel in großer Auswahl! U 0 ö 1. Mannheim, Qu 3, 16 den in Zahlung genommen. Bekanntmachung Betr. Hofer⸗Spiele Die N. S.⸗Gemeinſchaft„Kraft durch Freude“ beſucht mit etwa 2000 Volksgenoſſen aus Mannheim und Umgebung am Samstag, den 7. Juli 1934, die Andreas Hoferſpiele. Aus dieſem Anlaß wird die verehrl. Einwohner- ſchaft gebeten, in den Zugangsſtraßen zu dem Feſtſpielplatz ab O. E. G.⸗Bahnhof ebenſo wie in den Seitenſtraßen ihre Häuſer zu beflaggen. Viernheim, den 6. Juli 1934. Bürgermeiſterei Viernheim Bechtel Naturreiner faßhell, ſehr be⸗ kömmlich, 23 ab 3 Ltr. A EU g Bei Faßbezug, frei Kell. billiger usgll branilen Mk.. 90 renner Il. Rellerel Ludwig Lamberth 2 Lid 30 dl Lſid u cl. Herz, Leber, Darm, Niere usw. arbeites desser, wenn Sie mindestens 10 Pfd. ab lehmen. Schlank sein, heißt gesunt ein. Schlank seln, heißt auch schöl ein. Beginnen Sie noch heute mit de ettzehrenden„Neinin“- Kur, den un chädlichen Entfettungstabletten erlangen Sie nuf„Reini Verkaufsgeschäft von gebrauchten Maß-Anzügen, Schuhe und gebr. Möbel aller Art, befindet ſich jetzt in Mannheim H 5, 2 Zu bekannten billigen Preiſen. Starkand Aufruf! Die gewohner der Horſt Weſſel“ u. Faarſtraße ſowie der angrenzenden Nebenſtraßen werden frdl. erſucht, zu Ehren des Beſuches der Ng. Gemein ſchaft„Kraft durch Freude“ morgen Samstag nachmittag ihre Häuſer zu beflaggen. Spielleute treten auch an. Signal un 5 Uhr. Das Kommando facagagdgaddggdaggagaggagngggggaggaggagnngagggagaggaaag Vereins⸗Anzeige Odenwaldklub. Sonntag, den 8. Juli 1934 9. Programmwanderung: Schriesheim, Weißen Stein, Heidelberg. Abfahrt 7,42 OEG. Sonn tagskarte bis Schriesheim. Friſch auf! Heiß Hitler! 0 Der Wanderwart. werden im Winter häufig von Wilddieben heimgeſucht, welche die Pelztiere ſtehlen und dadurch großen Schaden anrichten. Dieſe Wilddiebe ſollen künftig aus der Luft be— kämpft werden. Der mit der Ueberwachung des Pelzhandels betraute Staatskommiſſar in Toronto hat die Luftſtreitkräfte gegen dieſe Wildererplage mobilgemacht. Zu dieſem Zweck ſind die Beſatzungen der regelmäßig verkehrenden Patrouillenflugzeuge, die im Auftrag der Forſtbehörden während des Sommers zur Aufſpürung von Waldbrän— den aufgeboten ſind, mit Schnee ſchuhen aus- gerüſtet worden, um den Wilddieben das Handwerk legen zu können. Eine Inſel der Greiſe. Die kleine kanadi— ſche Prinz⸗Edward⸗Inſel darf als Paradies der alten Leute bezeichnet werden. Auf einen Raum von wenigen Quadratkilometern, in einem einzigen Tal, wohnen 41 Menſchen beiſammen, die zuſammen rund 3500 Jahre alt ſind; ihr Durchſchnittsalter beträgt 85 Jahre. Aber nicht nur in dieſem Tal, auch anderwo auf dieſer Inſel werden die Men— ſchen unverhältnismäßig alt; auf je tauſend Inſelbewohner kommen 65 Menſchen, die äl⸗ ter ſind als 70 Jahre. Deulſche Rekordfahrtk durch die Sahara. Wie die„Non⸗Stop⸗Flüge“ über den Atlan⸗ tiſchen Ozean eine planmäßige Verkehrs- und Poſtverbindung zwiſchen Europa und Ame⸗ rika vorzubereiten ſuchen, ſo iſt man jetzt auch bemüht, den regelmäßigen Autoverkehr durch die Wüſte Sahara zu organiſieren, nachdem die Pläne einer Wüſtenbahn etwas zurück⸗ getreten zu ſein ſcheinen. Einen großen Er⸗ folg errangen bei ſolchen Verſuchen auch zwei Deutſche, die früher durch Langſtrecken⸗ Motorradfahrten bekanntgewordenen Brü⸗ der Aufermann aus Eſſen. Sie durchquerten mit einem 15⸗50 Wagen deutſcher Konſtruk⸗ tion die Sahara von Fort Gao, ihrem ſüd⸗ lichſten Punkt aus bis nach Algier. Dieſe 3200 Kilometer lange Strecke legten ſie in der Rekordzeit von 73 Stunden und 45 Mi⸗ nuten zurück und trafen faſt zwei Tage früher an ihrem Ziel ein, als ſie gerechnet hatten. —*— Darmſtadt, 6. Jult.(Einbrecher in Sicherungsverwahrung.) Vor der Großen Strafkammer hatte ſich der 40 jährige Rudolf Liebener aus Frankfurt am Malu zu verantworten, der im vorigen Jahr in Darmſtadt zwei ſchwere Einbrüche verübt hatte. Nach anfänglichem Leugnen gab er uach Feſt⸗ stellung der Fingerabdrücke und der Vorlage eines 1 Kaſſibers die Tat zu. Unter Einbeziehung einer Strafe von ſieben⸗ einhalb Jahren Zuchthaus, die er in Gießen 1 e en Wilddiebe. Die ſchwer 1 Allibrelervationen in 9 * erhalten hat, wurde er zu zehn Jahren Zucht⸗ Lustige Eike N „Ich finde es nicht gerade taktvoll von, ir, ohne weiteres das größte Beefſteak; nehmen!“ „Welches hätteſt du dir denn genommen? „Selbſtverſtändlich das kleinere!“ „Na alſo, da hätte ich ja auch das größereß bekommen!(Aftenpoſten.) „Manchmal glaube ich, daß ich meinem Mann über geworden bin!“ „Ja, aber, Frau Knebel, wie kommen Sie, auf den Gedanken?“. „Weil er nun ſeit drei Jahren nicht mehrt nach Hauſe gekommen iſt!“(Vart Hem) * 0 Bei Muningers iſt große Geſellſchaft. Deiß Star des Abends iſt Herr Roß, der For- ſcher, braungebrannt, breitſchultrig, ſoeben von einer längeren Auslandsreiſe zurück. 5 „Und wo waren Sie zuletzt, Herr Roß?“ fragt Fräulein Gunhild und ſenkt ihren Blic in den ſeinen. f „Die letzten zwei Jahre war ich auf den Kanariſchen Inſeln!“ i „Aber das iſt ja reizend“, ruft das Fräulein aus,„da müſſen Sie uns aber gleich etwas vorſingen!“(Hemmets Journal.) Aus der Welt des Wiſſens Am 1. Januar 1909 nahmen im deutſchen 1 Reich 13 Poſtſcheckämter ihre Tätigkeit auf ihre Zahl iſt heute 19; außer den anſtalten dienſtbar gemacht. Der Begriff blaublütig ſtammt aus den Ta gen der alten Spanier; man wandte den Ausdruck auf den reinblütigen ariſtokratiſchen Spanier an, der nicht mit Mauren oder an⸗ deren Fremdblütern gemiſcht war; man wollte damit ſagen, daß die Adern in der Haut eines reinen Spaniers fol deutlicher und blauer abzeichneten als bei ehen ſtammten. * 8 Das Aluminium, aus dem unſere Erde etwa zu 7 Prozent beſtehen ſoll, kommt in nicht unerheblichen Mengen in faſt allen Nahrungs⸗ mitteln vor, und zwar hat man pro Kilo gefunden: in Haſelnüſſen 47 Milligramm, im Kopfſalat 30, in Radieschen 26, in Roſinen 20, in Feigen 18, in gedörrtem Rindfleiſch 14, in Datteln 11 Milligramm. 8 den Lungen befinden ſich 170 Millionen haus und Sicherungsverwahrung verurteilt. 1 F n Laftſaachen mit einer dreimal ſo großen Ober⸗ fläche wie der menſchliche Körper. Herreszimmer von 190. RM an Wolle und Seegras Bedarfsdeckungsscheine wer Spielleitung der Hoferſpiele ö ö Poſtſchec⸗ ämtern ſind dem Poſtſcheckverkehr 42000 Poſt⸗⸗ olchen, die aus Miſch⸗ Viernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten) Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 140 Mk. frei ins Haus gebracht.— Gratis⸗Beilagen: wöchentlich den„Illuſtrierten Sonntag“, halbmonatlich die„Heimatblätter“, zweimal jährlich den Fahrplan und den Wandkalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. bei den Boten Verkünd⸗ und Anzeigeblatt für Viernheim ſeit dem Jahr 1883 recher 117.— Telegr.: Anzeiger, Viernheim— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Frankfurt A Seta bre für den Anzeigenteil: Joh. Martin, Viernheim. D. A. VI. 34 1085. Einzel⸗Verkauf der Zeitung von der Geſchäftsſtelle 5 Pfg., Samstags⸗Ausgabe 10 Pfg. Nummer 155 Am Webſtuhl der Zeit Politiſche Wochenbelrachtung. Raſches, entſchloſſenes Zugreifen und ei⸗ ſerne Energie des Führers haben eine Re⸗ volte im Keim erſtickt, die, wenn ſie zur Durchführung gekommen wäre, für Deutſch⸗ ane ene Freiwilige feuerwehr Am Sonntag, den 8. Juli 1934 findet um 5,80 eine Uebung der Pflichtmann“ ſchaft, Jahrgang 909 ſtatt. Arm binden müſſen angelegt werden.. lond zweifellos kataſtrophale Folgen gehabt hätte. Schon am Montag hat der Kanzler erklären können, daß die Säuberungsaktion, die am Samstag zuvor begonnen hatte, ab⸗ geſchloſſen ſei. Das deutſche Volk iſt ſeinem Führer dankbar für die Niederſchlagung des Komplotts, denn es will von politiſchen Abenteurern nichts wiſſen. Es will nur ar⸗ beiten. Arbeiten und ſeine Pflicht tun, im Berufsleben und im Wirken für den Wie⸗ deraufbau des Staates. Daß alles, was ſich dieſer Arbeit entgegenſtellt oder ſie ſtört, von Uebel iſt, hat das deutſche Volk längſt er⸗ kannt. Darum hat es im Vorjahre die Aus⸗ rottung der kommuniſtiſchen Umſturzbeſtre— bungen begrüßt, und darum hat es auch den Erfolg der jetzigen Säuberungsaktion des Führers mit Genugtuung feſtgeſtellt. Es iſt ſelbſtverſtändlich, daß die Vorgänge in Deutſchland auch das lebhafteſte Intereſſe des Auslandes gefunden haben. An Kri⸗ tik hat es dabei nicht gefehlt. Aber alle objektiven Betrachter— und es gibt erfreu— licherweiſe deren doch noch überall— haben feſtgeſtellt, daß das feſte Zupacken Adolf Hitlers des Führers Anſehen in Deutſchland noch weiter geſtärkt hat. So haben beſonders engliſche Finanzkreiſe ihre Anerkennung ausgeſprochen für die Art und Weiſe, mit der die Reichsregierung vorgegangen iſt. Auch aus anderen Ländern kommen ähnliche Stimmen, jedenfalls ſteht feſt, daß die ganze Aktion auch draußen in der Welt imponiert hat. Das Ausland hat geſehen, daß die Re— gierung des Dritten Reiches eine ſt arke Regierung iſt. Das iſt auch außenpolitiſch von erheblicher Bedeutung. * Die Außenpolitik iſt noch immer in voller Bewegung. Eine„Saure-Gurken⸗Zeit“, während der das politiſche Getriebe ruht, gibt es nicht mehr. Der franzöſiſche Außen⸗ miniſter Barthou iſt gerade dabei, ſeine Koffer zu packen, um zu einem offiziellen Be⸗ ſuch bei der britiſchen Regierung nach Lon⸗ don zu fahren. Er wird dort, wie ſich das von ſelbſt verſteht, mit allen Ehrungen und mit großer Liebenswürdigkeit empfangen werden— aber das alles wird ihn nicht darüber hinwegtäuſchen, daß England dem franzöſiſchen Plan auf Abſchluß eines offi⸗ ziellen franzöſiſch-engliſchen Bündniſſes ab⸗ lehnend gegenüberſteht. Der engliſche Lord⸗ ſiegelbewahrer Eden hat nämlich dieſer Ta⸗ ge in einer Rede, die großes Aufſehen er— regte, ausdrücklich erklärt, daß England zu den Locarnoverträgen ſtehe, aber nicht be⸗ reit ſei, die Bindungen, die es in dieſem Vertrage einging, auf andere Teile Europas, au denen England nicht ſo ſtark intereſſiert ſei, auszudehnen. Das iſt eine deutliche Ab⸗ ſage an die Pläne Barthous, die bekanntlich dahin gehen, Europa mit einem ganzen Netz von gegenſeitigen Bündnisverträgen zu überziehen. Es iſt kein Zweifel, daß der franzöſiſche Außenminiſter eigens zu dem Zweck nach London fahren wollte, die eng⸗ liſche Regierung für dieſe franzöſiſchen Plä⸗ ne zu gewinnen. Vor ein paar Tagen war bereits der franzöſiſche Generalſtabschef Weygand in London— angeblich zu völlig „privaten“ Zwecken. Da er aber auch mit hohen engliſchen Militärs konferiert hat, iſt 0 daß er ſich nicht nur London und andere engliſche Städte hat anſehen und mit Engländern über das Wetter hat ſprechen wollen. die Vermutung, daß der franzöſiſche General ſich bei ſeinem engliſchen Beſuch mit ganz anderen Dingen beſchäftigte, wird zur Gewißheit, wenn man daran denkt, daß der franzöſiſche Außenminiſter bei ſei⸗ nem Londoner Beſuch vom franzöſiſchen Marineminiſter begleitet ſein wird. Die Sa⸗ che wird ſo geweſen ſein, daß General Wey⸗ gand bei den engliſchen Militärs nchen hat, was dieſe zu einem franzöſiſch⸗engli chen Bündnis ſagen, daß der franzöſiſche Marine⸗ N 9 1 jezt in den engliſchen Marinekrei⸗ en ſondieren ſoll, und daß Außenminiſter Barthou mit der engliſchen Regierung, alſo der. zuſtändigen Stelle, verhan⸗ rr. (Viernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die 12geſpaltene Millimeter⸗Zeile 2 Pfennig, Reklame 9 Pfennig bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen-Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Viernheim Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Geſchäftsſtelle: Adolf Hitlerſtr. 36, Schriftleitung, Druck u. Verlag: J. Martin, Viernheim Samstag, den 7. Juli 1934 51. Jahrgang Was wird aus der 5A? Eine Auterredung mit dem Chef des Stabes— Die 5A iſt ſauber und makellos Vor einer Neorganiſation der 5A Berlin, 7. Juli. Der Chef des Stabes der SA, Viktor Lutze, wurde von einem Vertreter des „Angriff“ über die Zukunft der SA befragt. Lutze erklärte zunächſt:„Ich erfuhr von dem verräteriſchen Treiben Röhms und ſeiner Umgebung erſt, als ſich die Lage wirklich zu⸗ geſpitzt hatte. Ich wurde dann als einer der älteſten SA-Führer Deutſchlands, der übri— gens auch ſchon ſeit langem Front gemacht hatte gegen die Linie der Oberſten SA⸗ Führung, vom Führer hinzugezogen, um bei der Niederſchlagung der Rebellen mitzu— wirken. Zu dem Kreis der Vertrauten und Freunde Röhms gehörte ich nie.“ Auf die Frage, ob die Verräter mit ihren verbreche⸗ riſchen Plänen bei der SA irgendwie Aus⸗ ſicht auf Erfolg gehabt hätten, wenn der Führer dem Spuk nicht im letzten Augen— blick ein jähes Ende gemacht hätte, erwider— te der Chef des Stabes mit allen Entſchie— denheit, daß kein SA-Mann zu dem Ver⸗ räter Röhm geſtanden hätte. Bei dem gan— zen Spuk handelte es ſich lediglich um eine reine Führerrevolte. Und auch von den Führern war es nur ein ganz kleiner Kreis, der die Rebellion mit⸗ machen wollte.„Die SA braucht ſich wirk⸗ lich nicht zu ſchämen, weil ein kleiner Kreis ihrer bisherigen Führer zu Verrätern wur⸗ de. Sie ſollte von denen nur mißbraucht werden, ſteht aber heute makellos da. Mit Stolz kann ich ſagen, daß die geſamte SA ſauber iſt und demnächſt wieder mit erho⸗ benem Haupt das Braunhemd tragen kann. Der Führer ſteht ſelbſtverſtändlich treu zu ihr und liebt ſie. Wäre ſein Verhältnis zu ihr auch nur ein bißchen getrübt, er hälle ſie ja auflöſen können. Oder er hälte nicht die alte Garde damit beauftragt, dort, wo rungen des Lordſiegelbewahrers Eden, eines einflußreichen Mitglieds des britiſchen Ka⸗ binetts, iſt aber kein Zweifel daran. mehr möglich, daß England auf die franzöſiſchen Bündnispläne nicht eingehen wird. Im In⸗ tereſſe der Aufrechterhaltung des europäl⸗ ſchen Friedens iſt dieſe Stellungnahme nur zu begrüßen. 4 Im übrigen zeigt ein Blick in die Londo⸗ ner Preſſe, daß das Fiasko der Abrü⸗ ſtungsbeſtrebungen 0 zugegeben wird und daß insbeſondere die engliſche Regierung die Konſequenzen aus diefer Tatſache durch die Durchführung eines neuen Rüſtungsprogrammes zieht. Nach der gutunterrichteten„Daily Mail! ſieht das von Sachverſtändigen ausgearbeitete und geneh⸗ migte Programm den Bau von 600 Flug- zeugen und die Ergänzung der Kriegsflotte f lgemein jetzt allgemein langt? Alſo das Recht, Maßnahmen zur noch etwas faul ſein ſollte, für gründliche Säuberung zu ſorgen.“ Auf die Frage, ob von der ehemaligen 1 Oberſten SA-Führung nicht abſichtlich poli⸗ tiſch unzuverläſſige von den Kommuniſten, Sozialdemokraten, Deutſchnationalen und aus dem Stennes— Lager in die SA aufgenommen 1 ſind, erklärt der Chef des Stabes, daß er dies nicht unbedingt bejahen möchte. Er ſei allerdings der Meinung, daß einige der nun gerichteten früheren SA-Führer die Aufnahme ſolcher Elemente gewünſcht hät— Elemente jeder SA-Mann Mitglied der NSDAP ſein müſſen?“—„Ich bin der Meinung, Z es auf die Dauer unumgänglich ſein wird, daß der SA⸗Mann, in erſter Linie aber der SA⸗Führer, Parteigenoſſe iſt. Schließlich muß er, wenn er Garant einer Weltan— ſchauung ſein will, dieſer nationalſozialiſti— worden Namens des ſchen Bewegung mit Haut und Haar ver— ſchrieben ſein.“ Der von dem früheren Stabschef verlie— hene Ehrendolch darf nach Entfernung des Verräters wieder getragen werden; genau ſo wie alle SA-Männer ih- ten, um dadurch Unzufriedene in der SA zu ſammeln. Auf die Frage nach dem künf— tigen Verhältnis zwiſchen SA und 88 erwiderte der Chef des Stabes, es ſolle wie bisher zwiſchen dieſen beiden Formationen ein rein kameradſchaft liches Ver⸗ hältnis herrſchen. Beide werden auch zukünftig getrennt ihren Aufgaben nachge⸗ hen und ſie getrennt zu löſen haben.“ Ueber die Neuorganiſation der SA kann der neue Chef des Stabes heute na— türlich noch keine näheren Angaben machen. Er gibt allerdings mit aller Beſtimmtheit ſeiner Ueberzeugung Ausdruck, daß eine Neuorganiſation durchgeführt werden wird, weil ſie eben unbedingt notwendig iſt. Ob in dieſem Zuge eine zahlenmäßige Verringerung der Sturmabteilungen erfolgen wird, iſt nicht ganz ausgeſchloſſen, wenn man ſich vergegenwärtigt, daß der Chef des Stabes Lutze aus den braunen Formationen ein unbedingt ſauberes und politiſch zuverläſ⸗ ſiges Inſtrument der Bewegung zu machen entſchloſſen iſt.—„Wird dann zukünftig durch Neubau von mindeſtens 20 Kreuzern vor. Ferner iſt vorgeſehen, ein großes Ar⸗ meearſenal, das in der Nähe von London liegt, in das Innere des Landes zu verlegen, da das Arſenal— es beſchäftigt 20 000 Ar⸗ beiter— gegenwärtig vom europäiſchen Feſtlande aus durch Flugzeuge, ja ſogar durch Geſchütze zu erreichen ſei. Man ſieht, daß England ſich auf alle Eventualitäten ein⸗ richtet. Kann man es Deutſchland verdenken, wenn es angeſichts dieſer Tatſache die Gleich⸗ berechtigung auf militäriſchem Gebiet ver⸗ Verteidigung zu treffen für den Fall, daß es angegrilſen Anderden ſollte? Das deutſche Volk verlangt, wenn es dieſe Forderung auf⸗ ſtellt, nur eines Seile Naturrechte, das man ihm zwar eine Zeitlang, nicht aber auf die Dauer vorenthalten konnte! Die engliſche Außenpolitik Bemerkenswertes Frage⸗ und Antworiſpiel im engliſchen Anterhaus London, 7. Juli. Im Unterhaus bat das Mitglied der Ar⸗ beiterpartei, Morgan Jones, den ſtell⸗ vertretenden Miniſterpräſidenten Bald⸗ win, er möge das Unterhaus über den kürzlichen Beſuch des engliſchen Staatsſekre⸗ tärs für das Kriegsweſen, Hailsham, in Frankreich, ſowie über den bevorſtehen⸗ den Beſuch des franzöſiſchen Außenmini⸗ ſters Barthou in London unterrichten. Ferner möge Baldwin eine Erklärung dar⸗ uͤber abgeben, ob die britiſche Regierung, ohne den Völkerbund zu befragen, eine Re⸗ elung zu treffen beabſichtige oder gar mit Frankreſch eine Regelung getroffen habe, die ſich auf eine gemeinſame Aktion für den Fall erſtrecke, daß in Europa Feindſeligkei⸗ ten ausbrechen würden. f age Worten Baldwin erwiderte, der kürzliche Beſuch Hailshams in Frankreich habe keinerlei po- litiſchen Hintergrund. Vielmehr handele es ich um eine Skudienreiſe über die Schlacht⸗ elder des Weltkrieges, die auf Wunſch eng liſcher Offiziere unternommen worden ſei und wie ſie in der Vergangenheit ſchon mehrfach ſtattgefunden habe. Auf die An- frage über den Beſuch Barkhous in Lon⸗ don verwies Baldwin auf die Erklärung Sir John Simons vom 27. Juni. Sir John Simon hatte ſeinerzeit erklärt, daß der Be⸗ ſuch Barthous in London die Möglichkeit bielen werde, die Frankreich und England egenſeitig intereſſierenden Fragen zu er⸗ örkern. Die Antwort auf den letzten Teil der An⸗ — dung darüber, ones war verneinend.] bundsſtatut. ren Dienſtdolch kragen dürfen. Die Entſchei⸗ ob die alten Kämpfer für ihre Verdienſte einen Erſatz für den Ehren- dolch erhalten, der dann von Adolf Hitler ſelbſt und nicht wieder vom Chef des Sta- bes verliehen wird, liegt beim Führe albſt. Bekenntnis zum Führer Tagung der Landesführer des NS-Fronk- kämpferbundes. Berlin, 7. Juli. Die Landesführer des NS⸗Deutſchen Frontkämpferbundes(Stahlhelm) traten in Berlin unter Leitung des Bundecführers, Reichsarbeitsminiſter Franz Seldte, zu einer dienſtlichen Beipre hung zuſammen. Der Bundesführer gab dabei unter an- derem bekannt, daß er in einer längeren Beſprechung mit dem geuen Chef des Sta- bes, Lutze, die Gewißheit g.wonnen habe, daß künftig der kameradſchafklichen Juſam⸗ menarbeit des Bundes mit der 52 keine Schwierigkeiten gemacht, ſondern daß dieſe Zuſammenarbeit gefördert werden würde. Die Tagung der Landesführer endele mit einem ſponkanen Bekenntnis der Treue und bedingungsloſer Gefolgſchaft für den Füh- rer. Morgan Jones fragte daraufhin, ob man alſo annehmen könne, daß nicht nur der Beſuch Hailshams in Frankreich, ſondern auch der Beſuch Weygands in England kei— nerlei politiſche Bedeutung habe und daß bei dieſen Beſuchen keinerlei Ehrenverpflich⸗ tung eingegangen worden ſei, wie dies bei den Beſuchen vor 1914 der Fall geweſen ſei. Baldwin erwiderte darauf, daß hinter dieſen Beſuchen nichts anderes verborgen ſei, als das, was er be— reits in ſeiner Antwort mitgeteilt habe. Gegen die franzöfiſch⸗engliſche. Seheimdiplomatie Die engliſche Preſſe beobachtet aufmerk— ſam die franzöſiſchen Bemühungen, die auf ein neues engliſch⸗franzöſiſches Militär⸗ bündnis hinauslaufen.„Daily Expreß zu⸗ folge iſt es möglich, daß es vor der Som— mervertagung des Unterhauſes zu einer Ausſprache über den geſamten Fragenkom⸗ plex kommen wird. Unter der Ueberſchrift „Vergeßt es nicht!“ i erinnert das Blatt an die engliſch⸗franzöſi⸗ ſchen Militärabmachungen vom Jahre 1914 und erklärt, die jetzigen Bemühungen lie⸗ fen darauf hinaus, ein neues Militärbünd— nis abzuſchließen. Das Blatt ſagt zum Schluß:„Kein Krieg mehr für England! Die liberale„News Chronicle“ über ſchreibt ihren Leitartikel mit den Worten: „Keine Geheimdiplomatie mehr“ und ſagt, der Verdacht, daß der Beſuch des franzöſi⸗ ſchen eee Weygand in Lon⸗ don und die Reiſe des engliſchen General- 77 nach Frankreich militäriſche Hin⸗ tergründe hätten, ſei natürlich. Das Blalt schließt, das engliſche Volk, das Parlament und die Preſſe müßten auf der Hut ſein. Geheimdiplomatie in der Jorm geheimer Bündniſſe oder Verſtändigungen ſei ein Be- trug am engliſchen Volk und am Völker; — .- annimachunden Zur morgigen Hofer⸗ Aufführung (Parteiamtliche Veröffentlichungen der Ortsgruppe Viernheim der NS. D. A. P., NS-Formationen und der NS. Gliederungen) J. Geſchäftsſtelle: Adolf Hitlerſtraße 19 NSA P-Ortsgruppenleitung 3 Jeden Montag und Donnerstag 20—22 Uhr NSDAP⸗Kaſſenverwaltung 8 Jeden Donnerstag 20-22 Uhr Amt für Beamte und RD: Jeden Montag und Donnerstag 20—22 Uhr NSctos(Kriegsopfer⸗Verſorgung]: Jeden Dienstag und Don nerstag 1921 Uhr NS⸗Hago: Jeden Montag und Donnerstag 20—22 Uhr 2. Geſchäftsſtelle Lorſcherſtraße 4: NSBd und Deutſche Arbeitsfront: Jeden Montag, Mittwoch und Freitag 19—21 Uhr 3. Geſchäftsſtelle Saarſtraße 9(Freiſchütz) NS. Funk-Ortsgruppe Viernheim: Jeden Dienstag und Freitag 18-20 Uhr. 8. D. M. Alle B. D. M.⸗Jungmädel treten am Sonntagmorgen pünktlich halb 9 Uhr am Markplatz in Kluft an. Kopfbedeckung bleibt weg. Spielbälle und Tennisringe mitnehmen. A580. und Dag. Die Dienſtſtelle der N SiO. und DA. befindet ſich ab heute im Gaſthaus zur Traube, Nebengebäude. Bis 31. 7. 34 bleiben die Dienſträume ge⸗— ſchloſſen. In dringenden Fällen wende man ſich ſchriftlich an den Ortsgruppenbetriebswart. Heil Hitler! gez. Mögelin. N. S.-Kraft durch Freude. Am Samstag, den 7. Juli werden durch die Organiſation „N. S.⸗ Kraft durch Freude“ etwa 2000 Mannheimer Volksgenoſſen den Hoferſpielen zugeführt. Ich erwarte, daß die in der Saar- ſtraße und in den Seitenſtraßen derſelben wohnenden Viernheimer Volksgenoſſen ihre Häuſer beflaggen. Amt für Volkswohlfahrt, Ortsgruppe Viernheim. Samstag, den 7. ds. Mts. abends punkt 7 Uhr erwartet der Kreisamts— leiter der N. S. V., Pg Rühl, die geſamte Amtswalterſchaft der NS. V. auf dem Rat- haus. Hierzu haben auch reſtlos zu erſcheinen, die Blockwalterinnen der Hilfsaktion„Mutter und Kind“, ſowie der N. S V.⸗Arzt und die Fürſorgeſchweſter. Heil Hitler! Zöller, Ortsgr.-Amtsleiter Amts waltertagung in Frankfurt a. M. Nur pol. Leiter betr.! Die Amtswalter des Kreiſes Heppenheim fahren mit Sonderzug ab Heppenheim. Abgang in Heppenheim 7.32 Uhr. Rückkunft: 19.47 Uhr Heppenheim. Fahrpreis: RM. 1.80. Die Viern⸗- heimer treffen ſich zur Abfahrt pünktlich um 5.45 Uhr am O. E.G.-Bahnhof. Verpfle⸗ aung für einen Tag iſt mitzunehmen. Alle Fahnen nehmen teil! Anzug: Stie⸗ fel, Hoſe, Bluſe, Amtswaltermütze. Entſchul— digungen können jetzt nicht mehr angenommen werden! Heil Hitler! Der Ortsgruppenleiter: i. V. Schweigert. Lokales Viernheim, 7. Juli Die Getreideernte hat begonnen. Auch in hieſiger Gemarkung wurde mit dem Schnitt des Getreides begonnen. Die Ernte hat ſomit außergewöhnlich früh eingeſetzt. Die vor kurzem noch goldgelb wogenden Felder ſind nun weiß gebleicht, weshalb nun bald in vollem Umfange die Einbringung des Getreides be— ginnen wird. „Kirchliche Fürbitte für Reichs⸗ präſident und Reichskanzler. Der Landesbiſchof hat angeordnet, daß in den evan⸗ geliſchen Kirchen in das ſonntägliche allgemeine Kirchengebet an geeigneter Stelle folgende Für⸗ bitte einzufügen iſt:„Deiner Gnade befehlen wir insbeſondere den Reichspräſidenten und den Reichskanzler, unſeren Führer. Stehe ihnen bei mit deinem Geiſt und deiner Kraft und laß ihr Werk gelingen zum Heil und Segen für un⸗ ſer deutſches Volk.“ Die Hoferſpiele haben heute Abend einen beſonderen Zuſpruch durch die N S. Ge⸗ meinſchaft„Kraft durch Freude“ in Mannheim zu erwarten. Etwa 2000 Beſucher aus Mann- heim werden die Sonderaufführung heute Sams- tag miterleben und ſicherlich voll Freude und innere Befriedigung unſer Viernheim verlaſſen. Morgen Sonntag findet ebenfalls wieder eine Vorſtellung ſtatt, wozu noch Karten bei den be— kannten Vorverkaufsſtellen zu haben ſind. Be⸗ ſucht alle reſtlos die Hoferſpiele! Hauptverſammlung der Bau⸗ genoſſenſchaft. Am Mittwoch, den 18. Juli abends ½ 9 Uhr findet im„Stern“ die dies ⸗ jährige ordentliche Hauptverſammlung der Bau⸗ genoſſenſchaft ſtatt. Wir machen die Mitglieder Süngertreue. Zugkraft zu den Spielen. tag iſt der gewaltige Zuſchauerraum der Frei⸗ lichtbühne überfüllt. Begeiſtert haben Tauſende und Abertauſende das große Ereignis aufgenom- men. Nur noch wenige Aufführungen ſind es, dann ſchließt unſere herrliche Waldſpielſtätte ihre Pſorten. Ueberwältigend ſind die Eindrücke, die von dieſem in hiſtoriſcher Echtheit dargeſtellten Werk ausſtrömen. Neben den ſchon genügend gewürdigten großen Leiſtungen der Einzeldar⸗ ſteller und den wuchtigen Maſſenſzenen und ⸗chören, ſind noch vor allem die packenden Rei⸗ terbider zu nennen. Die gewaltigen Aus maße der Bühne geſtatten der Regie das Aufziehen dieſer Szenen in einer Weiſe, daß dieſe an Na⸗ türlichkeit keinen Wunſch offen laſſen. Ein präch⸗ tiger überwältigender Anblick iſt es, wie die ſtarke franz. Kavalleriepatrouille auf edleu Roſſen das Gelände abſucht, und, vom Feuerhagel der Tiro⸗ ler Schützen überſchüttet, im ſchärfſten Galopp fluchtartig das Weite ſuchen. Und wie im wil⸗ den Toben der Iſelbergſchlacht die franz. Geſchütze mit Viererzug wie ein Sturmwind daherbrau⸗ ſend in Stellung fahren. Dieſe herrlichen Reiter⸗ ſienen geben dem grandioſen Werk ein ſtarkes Gepräge und laſſen es ans Monumentale heran⸗ wachſen. So fügen ſich alle Gruppen zu dem großen gewaltigen Werk zuſammen, das ſchon ſeit Wochen mit triumphalen Erfolg die Maſſen begeiſtert, und das Anſehen und den Ruf unſe⸗ rer Gemeinde in vorteilhafter Weiſe gefördert hat ——— Viernheimer Tonſilmſchau „Mit Dir durch dick und dünn“ oder: Der Menſch lebt nicht von Brot allein. Dieſe Woche im Central⸗Film⸗Palaſt. Ein Bomben ⸗Tonfilmwerk, die größte Lach⸗ kanone. Eine Film, an dem ſich jeder Beſucher geſund lachen kann. Denn lachen iſt die beſte Medizin, Münchner Humor iſt Trumpf.„Mit Dir durch dick und dünn“ iſt die Deviſe zweier Künſtler, die gemeinſam ein Atelier bewohnen, im 5. Stock natürlich, das zugleich Wohnzimmer, Eßzimmer und Schlafzimmer iſt. Treue Kamerad⸗ ſchaft verbindet die beiden die ſogar ſoweit geht, daß beide Freunde nur einen Ausgeh⸗ Anzug haben, den ſie abwechſelnd tragen. Geld haben ſie natürlich nie, der Gerichts vollzieher muß häufig die fünf Treppen hoch klettern um bei ihnen Platz zu nehmen, das iſt das einzige was er dort nehmen kann. Einer der Künſtler macht eines Tages die Bekanntſchaft einer amerik. Millionärstochter, wodurch eine entſcheidende Wendung in dem Schickſal der beiden eintritt. Jedoch noch oft müſſen die Un- zertrennlichen durch dick und dünn gehen, bis das„happy end“ da iſt.— Dieſer köſtliche Tonfilmſchlager hat ſoviel ſonnnigen urwüchſigen Humor, daß man ihm mit großer Spannung entgegenſieht. Ein Beſuch dieſe Woche bringt allen Filmfreunden frohe und genußreiche Stunden. Die ſchönſten und billigſten Abendunterhaltungen findet man ſtets im Central⸗Film Palaſt. Ein Beſuch überzeugt. Vereins⸗Anzeiger Männergeſang⸗ Verein 1846. Heute Sams- tag Abend ½9 Uhr Singſtunde. Pünktliches Erſcheinen erwartet. Der Vorſitzende. Teutonia⸗Schützeuabteilung. Morgen Sonntag halb 8 Uhr Abfahrt nach Lützelſachſen. Treff⸗ punkt Ortsausgang Weinheimer Weg. Uebungsſchießen: Von 9—12 Uhr Aufſicht Schießwart Chriſtian Eppel. 1.30 Uhr ſchießt Gruppe B. Aufſicht Oberſchießwart Albus. Ab 3 Uhr allgemeines Schießen, Auſſicht Schießwart Michael Kempf. Der Vereins führer. Sänger Einheit. Heute Abend 8¼ Uhr Sing⸗ ſtunde. Neue und ehemalige Sänger willkommen! Zoller, Vorſitzender. Verein der Hundefreunde. Sonntag, den 8. Juli vormittags 10 Uhr Mitgliederverſamm⸗ lung auf dem Dreſſurplatz. Tagesordnung: Prüfung am 22. Juli, Verſchiedenes. Der Vorſtand. Heute Samstagabend 8,30 Uhr Singſtunde. Der Vorſtand. Zentner Hafer zu kaufen. ſind bis zum 12. Juli 1934 bei uns einzureichen. Bekanntmachung. Betr. Unterhaltung des Faſelviehes. Für den Faſelſtall ſuchen wir 35—40 Angebote mit Muſter Viernheim, den 6. Juli 1934 hierauf bereits heute aufmerkſam. Heſſ. Bürgermeiſterei Viernheim Bechtel ö Je mehr ſich die Spielzeit unſerer Natur⸗ bühne ihrem Ende nähert, deſto ſtärker wird die Sonntag für Sonn- ſonſtigen Kurorte, ihre Gäſte Roman„Alteich“ ganz ſo ſchön in Alteich, Fremden einmal da ſind, dann werden ſchon bleiben. Die Alteicher ſo weit, wie die ſchottiſchen dem gemalten See von Alteich gab es kei⸗ neswegs Schotten können mit richtigen Seen aufwar⸗ ten und für ihre Ungeheuer zeugen ſogar ganz ernſthafte Leute. gur eins. Es iſt rechtens, daß es in 0 95 Jahre zweie ſind. Denn es iſt nicht gut, Menſch oder Tier allein ſeien. Jedenfalls klärt ein Anwohner des ſchon ſagenhaft be⸗ rühmten Loch Gewäſſer wohl mehrere Seeungeheuer be⸗ finden. Er ſich am Seeufer Tiere beobachten ſeiner Leute auf dig ausſehenden merkſam gemacht Gottesdienst-Oranung der katholiſchen Gemeinde. Apoſtelkirche: ½7 Uhr 1. hl. Meſſe. ½18 Uhr 2. hl. Meſſe mit Predigt. 7/10 Uhr Hochamt mit Predigt. 1 Uhr Verſammlung der Jüngl.⸗Sodalität 2 Uhr Andacht. 4 Uhr Verſammlung der 2. Abtlg. der Jungfr. Kongreg. bei den Engl. Frl. In der Marienkirche: 8 Uhr hl. Meſſe 10 Uhr Kindermeſſe. 1 Uhr Kindergottesdienſt. In der Apoſtelkirche an Werktagen: Montag: ¼/7 Uhr 1. 37 Uhr 2. S.-A. für Eva Bauer geb. Müller. 7 Uhr geſt. hl. Meſſe für Dekan Peter Joſ. Baumann. Dienstag: ¼7 Uhr 3. S.-A. für Eva Bauer geb. Müller. 07 Uhr beſt. Amt für Magdalena Martin geb. Burkert, Sohn gef. Krieger Adam, bſ. Großeltern und Angeh. Mittwoch: ¼7 Uhr beſt. Amt für Joh. Pfützer 2. Ehefr. Kath geb. Englert. Sohn Ff Krieger Joh. und Nikl. und Anverw. 3/7 Uhr beſt. Amt für Michael Haas 3. Ghefr. Anna Maria geb. Stumpf und Cäcilie geb. Englert, Tochter Marg. geeh. Kirchner und Schwiegerſohu Andr. Stumpf. Donnerstag: ¼7 Uhr beſt. E.⸗A. anſtelle eines Jahrged für Marg. Werle geb. Trapp. 5/7 Uhr beſt. E.⸗A. für Phil. Ringhof 3., Ehefr. Marg. geb. Bähr, bſ. Eltern u. Angh. Freitag: ¼ 7 Uhr beſt. Amt für Georg Winken⸗ bach 7. Sohn gefallener Krieger Gg. beiderſ. Eltern und Angeh. 7 Uhr geſt. hl. Meſſe für Pfarrer Gottl. Bögner und Auguſte Weyland. 7 Uhr beſt. Amt für Frieda Wunder geb. Hanf und Angeh. Samstag: ¼ 7 Uhr beſt. Amt für Sebaſtian Müller Eltern. Schwiegerelt. und Angeh. 7 Uhr geſt. hl. Meſſe für ledig verſtorb. Magdalena Martin und Kath. Martin. 3/07 Uhr beſt. Amt zu Ehren der hl. Thereſia und der Mutter Gottes zur Dankſagung. Montag und Mittwoch bei den Engl. Frl. Dienstag und Donnerstag bei den Barmh. Schweſtern,/ 7 Uhr hl. Meſſe. Dienstag und Freitag in der Marienkirche 7/7 Uhr hl. Meſſe. Am nächſten Sonntag gem. Kommunion für Mitglieder des chriſtlichen Müttervereins, ebenſo für die Schüler der H. Lehrer Schmuck, Schäfer, Devies, der Frl. Koob und Ries. Mädchen beichten Freitag 6 Uhr Knaben Samstag 2 Uhr. Am nächſten Sonntag Kollekte für das Werk des hl. Petrus zur Erziehung. einheim. Prieſter in den Heidenmiſſionen. Kirchliche Anzeigen der Ev. Gemeinde Viernheim Sonntag, den 8. Juli 6. Sonntag nach Trinitatis. Nachm. 5/2 Uhr: Gottesdienſt(Herr Pfarrer Weber⸗Lampertheim.) Aus dem Bilderbuch des Lebens Zwei Ungeheuer in Loch Reß.— Die Regen- beter von Rumänien.— Das Geld des„Kö⸗ nigs der Maronibrater“. Ein gemütliches Gefängnis.— Man muß ſich zu helfen wiſſen. Die Zeit der Sommerreifen und der Su— che nach Ferienaufenthalten iſt herangerückt. Da rüſten ſich dann die Luft⸗, Waſſer⸗ und 1 zu 1 0 8e und ihnen eine beſondere Aktraktion zu bie⸗ ten, damit ſie auch was haben für ihr teures Geld. In Ludwig Thoma's humoriſtiſchem ſchicken die Alteicher ſchön gemalte Proſpekte in die Welt. Es iſt nicht wie auf den Pro⸗ ſpekten, aber was ſchadet das, wenn die ſie waren nicht ganz Hochländer. In ein Seeungeheuer. Die Voriges Jahr war es aß er⸗ Neß, es müßten ſich in dem und ſeine Leute hätten, als ſie aufhielten, ſehr gut zwei können. Er ſei von einem einen ſchwarzen, merkwür⸗ Gegenſtand im Waſſer auf⸗ worden. Beim genauen Zuſehen habe er einwandfrei das vielbeſpro⸗ chene Seeungeheuer erkennen können. Nach kurzer Zeit habe er geſehen, wie ein zweites Seetier eine halbe Meile weiter entfernt ſich im Waſſer bewegte. Glückliche Schotten, ſie ſehen nicht nur, was ſie gerne ſehen möchten, ſie ſehen auch, was ihnen und ihrem Geld⸗ beutel nützt! Die Neugierigen werden ſtrö⸗ men. i Jeder ſucht halt, wie er zu Geld kommt. Die einen machen es mit Seeungeheuern, die ſie im Geiſte ſehen, chen es mit den Geiſtern, mit denen ſie im Bunde ſein wollen. In ein rumäniſches Dorf, das lange unter der Dürre im Traum die heilige Filoſtea erſchlenen und daß ihr eine Kirche erbaut werde und zum Kirchenbau braucht man Geld. Die Dorf⸗ bewohner ſammelten alſo Geld und brachten ſchauten, wurden von der aufgehetzten Ge⸗ meinde aus dem Dorfe gejagt. Als dann die Gendarmerie ankam, war es recht ſchwer, die beiden Regenbeter feſtzunehmen. Dem Gendarmeriekommandanten gelang es nur die zwei Gauner mit f wollten, er führe die Regenbeter nur zum auch andere Dörfer zu beſuchen und dort um Regen zu beten. Mit dem Geſchäft war es nichts. In Wien hat es einen ſeltſamen Prozeß um eine Erbſchaft gegeben, und die Geſchich⸗ te dieſer Erbſchaft auf Gemeindekoſten begraben mußte. Fürze Zeit danach ſtarb ſeine Witwe, auch ſie war⸗ de auf Gemeindekoſten beerdigt. Die Ver⸗ wandten aber meinten, der angeblich ſo ar⸗ Lumpen ein Syparkaſſenbuch über Schilling und in den verſchiedenſten Verſtecken ſein, daß Geld keinen Segen bringt? Die Verwandten, die bislang freilich beieinan⸗ der gehauſt und gemeinſam Maroni gebra⸗ ten und verkauft hatten, gerieten ſich über das Geld wohl Prozeßkoſten draufgehen. bricht ſich den Kopf, brater ſo viel Geld er habe es verdient, denn er habe ſchon im⸗ mer unter ſeinen Berufskollegen als der Wien aber zer⸗ ren reden von der Lotterie. Manchmal muß es noch ganz gemütlich in der Welt zugehen. Das gemütliche Gefäng⸗ nis iſt uns eigentlich nur aus der Operette bekannt. In Stockholm aber ſcheint es ſo et⸗ was in Wirklichkeit zu geben. Aus dem dortigen Gefängnis entſprang ein Gefange⸗ ner. Nach kurzer Zeit meldete er ſich tele⸗ phoniſch und teilte mit, er werde noch am Abend zurückkehren, vorerſt freilich müſſe er noch einige Beſuche bei Freunden und Freundinnen abſolvieren. Am Abend fuhr tatſächlich ein Taxi beim Gefängnis vor. Dem Wegen entſtieg der entflohene Gefangene, der den Gefängnisdirektor mit der Bitte be⸗ grüßte, das Taxi zu bezahlen. Dem Gefäng⸗ nisdirektor blieb nichts anderes übrig. Man, muß ſich zu helfen wiſſen. Die Ame— rikaner wiſſen ſich manchmal auf ſehr ſeitſa— me und originelle Weiſe zu helfen. Dort pute irgenowd eine acht getauft werden. Die Taufe vollzog eine ſunge Dame. Ehe aber die traditionelle Champagnerflaſche an dem Bug des Schiffes zerſchellen konnte, hat⸗ te ſich das Schiff ſchon in Bewegung geſetzt und war ins Waſſer gerutſcht. Die ſunge Dame beſann ſich keinen Augenblick. Wie ſie daſtand. im Kleid, Strümpfen und Schu⸗ hen, mit der Champagnerflaſche in der Hand, ſprang ſie dem Schiff ins Waſſer nach und zerſchmetterte die Flaſche doch noc an dem Bug Durch dieſe„Nottaufe“ rette⸗ te ſie das Schiff vor dem ſchlimmen Schick⸗ ſal, dem nach dem Seemannsglauben ein ungetauftes Schiff nicht entgehen kann. Auf Wiederhören! Hans Dampf. einem glücklichen Treffer in — Aus Baoen Kieſchentage für die Schulen. Mannheim, 7. Juli. Die Preſſeſtelle des Reichsnährſtandes, Dan ptaeine Mann⸗ heim, teilt mit: Die Kirſchenernte in Baden iſt dieſes Jahr eine Rekordernte. Da die Un⸗ terbringung auf Schwierigkeſten ſtößt, macht die Hauptabteilung 4 des Reichs nährſtandes den Vorſchlag, in den badiſchen Schulen einen Kirſchentag einzuführen. Als 0 0 badiſche Schule veranſtaltete die Volksſchule Freiburg einen Kirſchentag, der ein glänzendes Ergeb⸗ nis hatte. Nicht weniger als 100 Ztr. wur⸗ den von den Freiburger Volksſchulen zum Ver⸗ kauf gebracht. Noch hängen im badiſchen Ober⸗ land mindeſtens 20 000 Ztr. Kirſchen. Wir rufen alle badiſchen Schulen auf, dem Bei Ipiel Geeües zu folgen, die Kinder durch den Genuß 75 Obſtes geſund zu erhal⸗ n ten und dem badiſche Bauernſtand zu. helfen. * Ehrung des und die andern ma- 0 unter gelitten hatte, n Ta n be bee e ee ee des deutſchen Handwerks übergeben wurde. habe ihnen befohlen, in das Dorf zu gehen, um dort um Regen zu beten. Die Heilige habe aber zur Bedingung gemacht, Staatsſekretär Dr. Meißner die Vertre⸗ 200 Lei zuſammen. Der Pfarrer und der Lehrer, die den ganzen Schwindel durch durch eine Liſt. Er erzählte den Bauern, die ihren Leibern ſchützen Patriarchen, damit ſie bevollmächtigt würden, iſt ebenſo ſeltſam. Vor längerer Zeit ſtarb in Wien ein Maro⸗ 5 nibrater, der für ſo arm galt, daß man ihn me Maronibrater müſſe doch Geld hinter- laſſen haben. Sie durchſuchten die Wohnung und fanden wirklich Geld in den ſonderbar— 1 ſten Verſtecken. So in einer Kohlenkiſte ein 15 Sparkaſſenbuch über 30 000 e 0 1 noch 20 000 Schilling in bar. Soll es wahr das viele Geld in die Haare und nun wird 7 zu einem ſchönen Teil auf wo der arme Maroni⸗ her hat. Die einen ſagen, König der Maronibrater gegolten, die ande⸗ des Meiſters. Der Hammer hat ouf ſeinem llanajäbrigen Mittel um rund 22 deutschen Handwerks der Reichspräſident ſtiſtet eine Fuhrer Amiskeite des deutſchen Handwerks. 5 Berlin, 7. Juli. eichspräſident von Hinden burg 115 1 5 Wunsche des deutſchen Hand⸗ werks entſprechend, eine„Führer⸗Amtskette des deutſchen Handwerks“ geſtiftet, die von dem Goldſchmiedemeiſter Berthold in Köln geſchaffen worden iſt und am Freitag im Reichspräſidentenhaus den Vertretern Im Auftrage des zurzeit von Berlin ab- weſenden Reichspräſidenten empfing ter des Reichsſtandes des Deutſchen Hand⸗ werks. In 00 Anſprache führte Staats⸗ ſekretär Dr. Meißner folgendes aus: Der Herr Reichspräſident habe ſich, nachdem das geſamte deutſche Handwerk als Reichsſtand des Deutſchen Handwerks in ſeiner Organi⸗ ſation neu aufgebaut worden ſei und die Reichsregierung einen Reichshandwerksfüh⸗ rer ernannt habe, entſchloſſen, eine E h r e n⸗ kette zu ſtiften. Der Herr Reichspräſident habe weiter den Reichshandwerksführer er⸗ mächtigt, an verdiente Handwerksführer als beſondere Auszeichnung Amtsketten zu verleihen, welche der von deutſcher Künſtler— hand geſchaffenen Führeramtskette nachzu⸗ bilden ſeien. Dieſe Ehrenkelte ſolle ein Ausdruck der hohen Ehre ſein, die der Herr Reichspräſi⸗ dent und Generalfeldmarſchall von Hinden⸗ burg, als Ehrenmeiſter dem deukſchen hand- werk ſeit vielen Jahren eng verbunden, dem Reichsſtand des Deutſchen Handwerks und allen ſeinen Gliedern ſtels entgegenbringt; ſie ſolle aber gleichzeitig ein Sinnbild der hohen Bedeukung ſein, welche das Hand- werk für die geſamte deutſche Wirkſchaft hat, und unſere Zuverſicht kundtun, daß deut- ſches Handwerk wieder zu ſeinen allen Ehren kommt. Reichshandwerksführer Schmidt ſprach in herzlichen Worten ſeinen und des deut⸗ ſchen Handwerks Dank an den Herrn Reichspräſidenten für dieſe Ehrung aus. In den ſchweren Zeiten, die das deutſche Hond⸗ werk in den letzten Jahren durchlebt hat, habe es immer bei dem Herrn Neichspräſi⸗ denten und Generalfeldmarſchall von Hin⸗ denburg Stütze und Hilfe gefunden. Das werde das Handwerk nie vergeſſen. Die Ehrung, die der Herr Reichspräſident dem deutſchen Handwerk erweiſe, ſei eine ge⸗ ſchichtliche Handlung; dieſe Ehrenkette mit den Handwerksſymbolen werde noch nach Jahrhunderten von der Verbundenheit des deutſchen Handwerks mit den Herrn Ge⸗ neralfeldmarſchall und Reichspräſidenten von Hindenburg Kunde geben. Ein Meiſterwerk des Goldſchmiedehandwerls Die Führer⸗Amtskette iſt ein Meiſterwerk des deutſchen Goldſchmiedehandwerks. Sie enthält in etwas veränderter Form das Symbol des deutſchen Handwerks: Ham— mer, Eichenblatt und Eichel. Das Symbol zeigt einen Hammer, deſſen Stiel von einem Eichenblatt gekreuzt iſt. Das Eichenblatt hat ſieben Zacken; denn ſieben iſt die Zahl Kopf ein liegendes Treuz, ein Symbol des Geſtaltens. Der Kopf dez Hammers gibt einem offenen Kreis den Abſehluß. Dieſer offene Kreis bedeutet(wie das Huſeiſen) eine Leere, die erſt gefüllt werden ſoll; da⸗ Ungeſtaltete, das durch den Hammer erſt zum Kreis(alſo zum ſchönen und ganzen Stück) vollendet wird, oder dem Lehrling. das unbeſchriebene Blatt, dem erſt der Mei— ſter(der Hammer) Wiſſen und Können gibt. Die Kreuzung von Eichel und Stiel gibt ei— nen Sechsſtern, der als Hagal-Rune ein al— tes kosmiſches Symbol bildet. Mittelernte in Ausſicht Erſte Vorſchätzung der deutſchen Getreide⸗ ernte zu Anfang Juli 1934. Berlin, 7. Juli. Unter Zugrundelegung der Ende Mai feſtgeſtellten Anbauflächen wäre nach dem zu Anfang Juli abgegebenen Schätzungen der amtlichen Berichterſtatter eine Ge⸗ ſamternte an Roggen von etwa 7,27 Millionen Tonnen(gegen 7.52 Millionen Tonnen im Mittel 1924 bis 1933), We! zen und Spelz von 4.10(3.8 Millionen Tonnen, Wintergerſte non 641000 (442 000) Tonnen, Sommergerſte von 2,27(2,49) Millionen Lonnen. Hafer von rund 5,0(6,538) Milli men Tonnen zu er⸗ warten. Zwar bleibt die Getreideernte des Jahres 1934 gegen iber der ungewöhmichen Rekordernte des Vorfahres nicht unerheblich zurück. Im Vergleich zum langjährigen Mittel 1924 bis 1933 ergibt ſich fär Brat⸗ getreide(das heißt für Roggen, Weizen, Spelz) eine Mitkelernte, nämlich 18 geſamt 11,37 Millionen Tonnen gegen 11,4 Millionen Tonnen im Mittel der 0 zehn Jahre. Auch bei Gerſte kann im ganzenmit einer Mittelernte gerechnet 505 den(2,91 Millionen Tonnen gegen 2.95 Millionen Tonnen). Verhältnismäßig un⸗ günſtig ſind die Ausſichten für die Hafer⸗ ernte; der nach dem derzeitigen Stand zu erwartende Ertrag bleibt i 101 * letzten Die Hindenburgkette des Reichshandwerksführers. Am 6. Juli fand die feierliche Verleihung der Hindenburg— Reichshandwerksführer a. W. G. Schmidt im Reichspräſidentenpalais ſtatt. Die e ein Meiſterwerk des Goldſchmiedehandwerks, iſt die Amts kette des Reichshandwerksführers. kette an den rück. Für die Beurteilung dieſer Ergehniſſe iſt zu berückſichtigen, daß es ſich hierbei um eine erſte Vorſchätzung handelt, bei der das Getreide(u Anfang Juli) faſt durchweg noch auf dem Halme ſtand. Im übrigen kann ein normaler Witterunagsverlauf der nächſten Wochen(vermehrte Niederſchlags— menge) noch gewiſſe Beſſerungen bringen, insbeſondere für Hafer, deſſen Entwick⸗ lungsperiode am ſpäteſten abgeſchloſſen iſt Auslands⸗Nundſchau Aufdeckung einer Verſchwörung in Mexiko. Das mexikaniſche Innenmini ſterium macht die Mitteilung, daß der bei den Wahlen am Sonntag unterlegene Prä⸗ ſidentſchaftskandidat, General Villareal, ei— nen Aufſtand gegen die Regierung vorbe⸗ reite. Er werde jedoch ſorgfältig bewacht, um den Ausbruch des Aufſtandes nach Mög⸗ lichkeit zu verhindern. In die Verſchwörung Villareals ſollen noch andere führende Poli— tiker verwickelt ſein, die zum Teil vor kur⸗ zem nach den Vereinigten Staaten gereiſt ſind, um dort mit dem früheren General Pablo Gonzalez über den Kauf von Waffen zu verhandeln. Die mexikaniſche Polizei hielt auf der internationalen Autoſtraße Laredo— Mexiko mehrere Laſtwagen an, die 30 000 Piſtolenpatronen enthielten. Es han— delt ſich vermutlich um Schmuggelware aus den Vereinigten Staaten. Beſuche bei Muſſolini. Wie aus gutunterrichteter römiſcher Quelle verlautet, ſind Meldungen öſterrei— chiſcher Blätter, daß Muſſ olini und Dollfuß bereits in den allernächſten Ta⸗ gen in Riccione zuſammentreffen würden, nicht zutreffend. Wenn die Zuſammen⸗ kunft überhaupt ſtattfindet, ſo wird ſie erſt in der zweiten Julihälfte zu erwarten ſein. Das Pariſer„Journal“ glaubt auf, Grund der Beſprechungen, die der franzöſiſche Au⸗ zenminiſter Barthou mit dem in Paris weilenden franzöſiſchen Votſchafter in Rom, de Chambrun, und dem italieniſchen Bot⸗ ſchafter in Paris hatte, annehmen zu kön— nen, daß nunmehr eine Begegnung Bar⸗ ho u- Muſſolini beſchloſſene Sache und der Beſuch des franzöſiſchen, Außenmi— niſters grundſätzlich entſchieden ſei. Aufſtand in Amſterdam Kommuniſten bauen Barrikaden. Amſterdam, 7. Juli. Die Unruhen in Amſterdam, die von kom⸗ muniſtiſchen Hetzern angezettelt wurden, nahmen in der Nacht zum Freitag bedroh⸗ lichen Umfang an. Im Arbeiterviertel Jor⸗ daan, einem unüberſichtlichen Teil der Alt⸗ ſtadt mit vielen ſchmalen Gäßchen und Grachten wurde von aufſäſſigen Elementen an verſchiedenen Stellen das Pflaſter auf⸗ gebrochen und ein großer Teil der Straßen⸗ beleuchtung durch Steinwürfe zerſtört Do⸗ rauf wurde eine Reihe von ſchmalen Stra- ßen durch Errichtung von Barrikaden unzugänglich gemacht und eine Anzahl Brücken age bhen Die Polizei verſuchte zunächſt, dieſem Treiben Einhalt zu gebie⸗ ten, wobei man, um Menſchenleben zu ſchonen, nur ſpärlich Gebrauch von der Schußwaffe machte. Trotz ſtarken Aufge⸗ bots kam jedoch die Polizei immer mehr in Bedrängnis und ſchließlich mußte ſie ſich aus dem ganzen Viertel zurückziehen, das im meiten Umkreis abaeſperrt gehalten Klempnermeiſter wird. Erſt in den fruhen Morgenſtunden des Freitag iſt es der Amſterdamer Polizei gelungen, die Ruhe und Ordnung in Jor⸗ daan wieder herzuſtellen. Gegen 1.00 Uhr früh war die Polizei zu einem konzenkriſchen Angriff auf die in völliges Dunkel gehüllten Stra⸗ ßen, die am Donnerstagabend dem Pöbel hatten überlaſſen werden müſſen, vorgegan⸗ gen. Die Beamten wurden hierbei von ei— ner mit Stahlhelmen und Karabinern gerüſteten Abteilung Militärpolizei duunter⸗ ſtützt. Mit Scheinwerfern wurden die Häu⸗ ſer abgeleuchtet. Wenn nicht auf die erſte Aufforderung hin alle Türen und Fenſter geſchloſſen wurden, machte man unverzüg⸗ lich von der Schußwaffe Gebrauch. Im Großen und Ganzen ſtieß die Polizei bei dieſer Säuberungsaktion nur auf geringen W'iderſtand. Anfangs wurden hier und da noch einige Salven abgegeben, je näher je⸗ doch der Morgen heranrückte, deſto ſtärker bekamen die Behörden die Lage wieder in die Hand. Das Bild der von den nächtlichen Skr⸗ ßenkämpfen bekroffenen Vierkel ſaßt deullich erkennen, wie ſehr hier die Zerſtörungswut des Pöbels gelobt hal. Ueberall ſieht man zerbrochene Schaufenſterſcheiben, aufgeriſ⸗ ſenes Skraßenpflaſter, umgeſtürzte Fuhr⸗ werke, zerbrochene Möbel, Kiſten und ſogar umgelegte Bäume.. Gemeſſen an dem Umfang der Kämpfe iſt die Zahl der Verletzten niedrig. Bis jetzt murden zwei Tote und mehrere Schwerver⸗ letzte und eine größere Anzahl Leichtverletz— ter gemeldet. Neue Unruhen Am Freitag kam es gegen Mittag zu neuen Unruhen. Im Stadtviertel Jordaan wurde erneut verſucht, Barrikaden zu bauen. Im Holzhafen und im Gewerbeha⸗ fen iſt ein 24 ſtündiger Proteſtſtreik ausgerufen worden. Acht im Holzhafen lie— gende Dampfer können nicht entladen wer— den. Kommuniſtiſche Agitatoren haben ver— ſucht, auch in anderen Betrieben und unter den Belegſchaften der ſtädtiſchen Werke für einen Streik Stimmung zu machen. An ver⸗ ſchiedenen Stellen der Stadt wurden Le— bensmittelwagen angehalten und ge⸗ plündert. Der Bürgermeiſter von Amſter⸗ dam hat angekündigt, daß künftig jeglicher Widerſtand gegen die Staatsgewalt rück— ſichtslos gebrochen werden wird. Die beiden kommuniſtiſchen Abgeordnelen der zweilen Kammer haben an den Minifſter für ſoziale Angelegenheiten das Erſuchen gerichtet, ihnen im hinblick auf die Arbeits- loſenunruhen in Amſterdam eine Unterre⸗ dung zu gewähren. Dieſes Erſuchen iſt von dem Miniſter abgelehnt worden. g Die Unruhen gingen am Freitagnachmit⸗ tag weiter, obwohl die Polizei durch größe⸗ re Trupps berittener Militärpolizei und Gendarmerie verſtärkt worden iſt. An ver⸗ ſchiedenen Punkten der Stadt mußten Men— ſchenanſammlungen mit Waffengewalt zer— ſtreut werden. Den Brennpunkt der Zu⸗ ſammenſtöße bildete wieder der Jordaan, in dem Polizeiſtreifen wiederholt Barrika⸗ den aus dem Wege räumen mußten. a A äten RNachmiktag wurde hier eine 5800 0 beritlener Militärſtreifen eingeſetzt. Die Lage gilt noch als beſorgnis⸗ erregend. Um auf alles vorbereitet zu ſein, haben die Behörden mehrere Panzerauto- mobile anrücken laſſen. Eine Abkeilung Ma⸗ ee wird gleichfalls in Bereit- ſchaft gehalten. f Einer Erklärung des Amſterdamer Poli⸗ zeipräſidenten iſt zu entnehmen, daß gleich⸗ zeitig an 14 anderen Stellen der Stadt Tu⸗ multe am geſtrigen Abend ausgebrochen Steuer und Familie Der Reichsinnenminiſter zu den Reform- plänen. Berlin, 7. Juli. Reichsminiſter des Innern, Dr. Frick, hat an den Reichsfinanzminiſter, Graf Schwerin von Kroſigk, ein Schrei⸗ ben gerichtet, in dem es u. a. heißt: 5 Staatsſekretär Pg. Reinhardt hat in München die in Ihrem Miniſterium geplan⸗ ten Steuerreformpläne bekanntgegeben. Da— bei haben Sie den bevölkerungspolitiſchen Forderungen, die ich bei der erſten Sitzung des Sachvexſtändigenbeirates für Bevölke⸗ rungs- und Raſſenpolitik am 28. Juni 1933 geſtellt habe, weitgehend Rechnung geira⸗ gen, wofür ich Ihnen als der für die bevöl⸗ kerungspolitiſchen Maßnahmen zuſtändige Miniſter meinen beſten Dank auszuſprechen nicht verfehlen möchte. Ich erinnere dabei außer der Förde— rung der Eheſchließung, die von Ihrem Miniſterium ſchon im vergangenen Sommer in Angriff genommen war, an die Erhöhung Kinderermäßigung bei der Neuregelung der Einkommenſteuer, wie an die Freibeträge für Kinder bei der künftigen Vermögens- und Erbſchaftsſteuer— geſetzgebung. a Dieſer Weg, zunächſt Abgaben oder Ver— ſicherungsbeiträge bei denjenigen zu ſenken, die durch den Unterhalt und die Aufzucht von Kindern für das Weiterbeſtehen und die Zukunft unſeres Volkes ſor⸗— gen, ſcheint mir ganz beſonders wertvoll und berechtigt zu ſein, die Familie und In⸗ ſonderheit die kinderreiche Familie, wirt— ſchaftlich zu ſchütze Aus dieſem Grunde begrüße ich ganz beſonders die Abſicht, ab Frühjahr 1935 die Beitrüge für die A beit erſicher ung zu ermä— gigen und zunächſt damit zu beginnen, daß die Arbeitnehmer mit einer größeren Kin⸗ derzahl, z. B. bei drei und mehr Kindern, vom Arbeitsloſenverſicherungsbeitrag ganz befreit werden ſollen. Vor allen Dingen bin ich aber auch davon überzeugt, daß dieſe bevölkerungspolitiſche Steuerreform geeignet erſcheint, die Kauf- kraft der Familie allgemein zu erhöhen und ſo den inneren Wiriſchaftsmarkt zu ſtär⸗ ken. dor Der Politiiches Allerlei London. Der diplomatiſche Mitarbeiter des„Daily Herald“ meldet, es ſtehe nun— mehr endgültig feſt, daß das Büro der Ab⸗ rüſtungskonferenz erſt im Laufe des Herbſt zuſammentreten werde. London. Die Zahl der Arbeits loſen in Großbritannien hat in den letzten vier Wochen eine Zunahme von etwa 15 000 er— reicht. Als Urſache wird die ungeheure Trockenheit angegeben, wodurch ſowohl die Arbeiten am Baumarkt wie in der Kohlen— induſtrie ſtark behindert wurden. Frau und Tochter ermordet Berlin, 7. Juli. Die 39 jährige Chefrau Wirtz wurde in einem Nebenraum ihres Ladengeſchäftes in Reinickendorf-Oſt mit einer Schußverletzung lok aufgefunden. Ihr Mann, der 45 jährige Karl heinz Wirtz, wollte angeblich mit ſei⸗ ner Frau und ſeiner 14 jährigen Tochlker Giſela eine Reiſe nach Weſterland ankreten. Im Keller des Hauſes wurde die Leiche der Tochter aufgefunden. Die Leiche war in ei⸗ nen großen Leinewandſack verpackt. Giſela iſt erſchoſſen worden. Bei einer Durchſu⸗ chung der von dem Laden getrennt liegen- den Wohnung wurde ein Jektlel gefunden. der darauf ſchließen läßt, daß Karl heinz Wirtz ſeine Frau und auch ſeine Tochter ermordet hat. Die Tat muß bereits vor eini⸗ ger Jeit erfolgt ſein, da ſowohl die Leiche der Frau Wirtz wie auch die ihrer Tochker bereits in Berweſung übergegangen waren. Der Anfall der„Dresden“ Der Spruch des Seeamtes.— Kein Ver- 4 schaden der Schiffsleitung. Bremen, 7. Juli. Das Seeamt Bremerhafen ver⸗ handelte unter Vorſitz des Richters Grü⸗ der über den Unſall des Lloyddampfers „Dresden“, der bekanntlich am 20. Juni abends auf einer„Kraft durch Freude a Fahrt fünf Seemeilen nördlich von Utſire (Norwegen) auf Grund gelaufen war und ſpäter ſank. Das Seeamt fällte nach einge⸗ hender Beratung ſeinen Spruch, in dem es u. a. heißt: Der unter Lotſenberatung aus dem Stavangerfjord kommende Fahrgaſt⸗ dampfer Dresden“ iſt am 20. Juni 1934 um 19.18 Uhr beim Einlaufen in den Carm—⸗ ſund bei Arsgrunden über Felſen und Un⸗ tiefen gelauſen und hat ſich dabei den Bo⸗ den derart aufgeriſſen, daß er auf der In: ſel Carmoe aufgeſetzt werden mußte. Die Grundberührung iſt in erſter Linie auf das von der norwegiſchen Behörde inzwiſchen feſtgeſtellte Vertreiben der Arsgundbos⸗ nach Süd zurückzuführen, ferner darauf, daß der Lotſe offenbar die ſüdliche Stromoer⸗ ſetzung des Schiffes nicht genügend berück⸗ ſichtigt hat und ſchließlich darauf, daß der wachkhabende Offizier in berechtigtem Ver⸗ trauen auf den bewährten Lotſen die vor⸗ her anerkennenswert häufig vorgenomme⸗ nen Kreuzpeilungen zu Beſtimmungen des waren. jeweiligen Schiffsortes bei und nach der Lotſenkursänderung nicht nochmals genom⸗ men hat. Die Schiffsleitung krifft im übrigen kein Verſchulden. Ihre Navigierung läßt die gebotene Sorg⸗ falt nicht vermiſſen. die Maßnahmen nach dem Unfall waren richtig, die Ret⸗ kungsmaßnahmen ſachgemäß, das Verlaſ⸗ ſen des Schiffes berechtigt. Schiffsleitung- und Beſatzung ohne Aus⸗ nahme haben dabei dank ihrer Schulung ei⸗ ne muſtergültige Pflichterfüllung gezeigt, ſo daß ſich die Rettung der 975 Fahrgäſte der AS-Gemeinſchaft„Kraft durch Freude“ in völliger Ordnung vollziehen konnke. Das Rettungswerk der norwegiſchen Dampfer„Kong Haakon“ und„Kronprin⸗ zeſſin Martha“ ſowie die Hilfsbereitſchaf der Stavanger-Dampfſchiffahrtsgeſellſchaf ind dankbar anzuerkennen, ebenſo die Für; orge des franzöſiſchen Aviſos„Ardent“ für ie Beſatzung. Die Aufnahme und Unter⸗ bringung der Schiffbrüchigen durch die norwegiſche Bevölkerung iſt in vorbildlicher, menſchenfreundlicher Weiſe geſchehen, ſo daß die Beteiligten nicht nur der Dankbarkeit der Geretteten, ſondern aller deutſchen Volksgenoſſen gewiß ſein dürfen. Nieſeuwaldbrand 1000 Morgen Wald erfafßzk. Elſterwerda, 7. Juli. Seit einigen Tagen wütet im Oſtzipfel der Provinz Sachſen zwiſchen den Orten Pleſſa und Gorden im Kreiſe Lieben— werda ein Waldbrand, von dem nach und nach, 1000 Morgen alter junger Kie⸗ fernbeſtände und Moorwieſen erfaßt wor⸗ den ſind. Die Flammen finden im Moor— boden immer wieder neue Nahrung. Unter— irdiſch ſchwelt das Feuer weiter und bringt die Bäume, wenn die Wurzeln vernichtet ſind, zum Sturz. Etwa 30 000 bis 40 000 Feſtmeter Holz müſſen geſchlagen werden, darunter über hundertjährige Bäume. Im Brandgebiet, das von einem ausge— dehnten Grabennetz durchzogen wird, arbei— ten etwa 1000 Mann an der Bekämpfung des Brandes. Iwei Arbeitsdienſtlager ſind eingeſelzt. Jeldküchen ſorgen für die Ver- pflegung. Bon der Techniſchen Nolhilfe Finſterwalde wurden Telefonleitungen ge— legt. Ferner iſt ein umfangreicher Sanitäts- dienſt eingerichtet worden. Die Korruptionbeim Rundfunk Friſierte Rechnungen.— Gute Verdienſte. Berlin, 7. Juli. ſogenannten erſten Rundfunk- in Berlin ſtellte ſich am Schluß zeisaufnahme bei der Erörterung rſchlagungen in Höhe von 12000 „die dem Angeklagten Dr. Müller, dem ehemaligen Abteilungsleiter der Rund- funkgeſellſchaft, vorgeworfen wird, heraus, daß es ſich hier ſogar um ein Defizit von 50 009 bis 60 000 Reichsmark handeln müſ— ſe. An Hand der Akten erörterte der Vor⸗ ſizende eine Reihe von Einzelfällen. Insge⸗ ſamt iſt z. B. von der einen Firma eine Rechnung im Geſamtbetrage von 10 000 Reichsmark ausgeſtellt worden. Bauer er⸗ aber dieſe Summe auf 15 000 Reichs⸗ und ſteckte die überſchüſſigen 5000 Hsmark als ſeinen„Verdienſt“ in die Damit aber nicht genug, hat er ſich ür, Rechnung noch von der Reichsrund⸗ Ultk⸗Geſellſchaft ein Architektenhonorar in Höhe von 15 Prozent auszahlen laſſen. Zu ſeiner„Entſchuldigung“ führte er an, daß er ſelbſt dabei nicht viel verdienk hätte, weil er für jeden Auftrag 20 Prozent Pro- viſſon an den früheren Direklor Knöpfke habe zahlen müſſen, ſo daß alſo für ihn nicht wiel übrig geblieben ſei. Die„guten Veziehungen“ Als Folge: Verſchickung zur Kur. Berlin, 7. Juli. 5 Hirtſiefer⸗Prozeß wurden Fälle erörtert, die die unberechtigte Ver⸗ ſchickung von Kindern durch die Reichszen⸗ trale zum Gegenſtand haben. Es ſtellt ſich heraus, daß im Jahre 1930 auf Empfehlung des Angeklagten Peters der 12 jährige Sohn eines Miniſterialrates aus dem Wohl⸗ fahrsminiſterium zum Kuraufenthalt auf Koſten der Reichszentrale an den Rhein ge— ſchickt wurde. Der Angeklagte Gerlich, der frühere Ge⸗ ſchüftsführer der Reichszentrale, erklärte dazu, daß man„nicht ſchematiſch vorgegan⸗ gen“ ſei. Wenn durch unvorhergeſehene Kurkoſten ein auskömmlicher Lebens⸗ ſtandard gefährdet erſchien, ſo ſei auch in ſolchen Fällen eingegriffen worden. Ittt Ein anderer Fall betrifft die Verſchickung der 19 jährigen Tochter eines Kaufmanns, der mit Gerlich und Peters befreundet war, auf Koſten der Reichszentrale mit ihrer Mutter nach Davos. Ein Amtmann aus dem Verkehrsminiſte⸗ rium, der viel mit der Reichszentrale zu lun halte, wurde wegen angeblichen NMervenlei⸗ dens mit ſeiner Frau und ſeinen beiden Kindern in das Erholungsheim am Wör⸗ ther ⸗See verſchickt. Gerlich gab hier zu ſei⸗ ner Verteidigung an, daß die Abſicht beſtan⸗ den hätte. den Amtmann zu»Ueberwa⸗ * 5 2 chungszwecken! zu verwenden. Es waren Klagen über die Oberſchweſter des Heimes eingelaufen und deshalb hätte der erho⸗ lungsbedürftige Amtmann einmal nach dem Rechten ſehen ſollen. Wegen Totſchlags 14 Jahre Zuchthaus. Chemnitz, 7. Juli. Das Chemnitzer Schwurgericht verurteilte nach nochmaliger Verhandlung den 21 jährigen Kommuniſten Georg Kasparik wegen Totſchlages zu 14 Jahren Zuchthaus und zehn Jahren Ehrver⸗ luſt. Kasparick hatte in der Nacht zum 7. November 1932 mit 40 bis 50 weiteren Kommuniſten eine Gruppe von ſieben Na⸗ tionalſozialiſten überfallen und dabei den Scharführer Oskar Mildner durch Meſſer⸗ ſtiche ſo ſchwer verletzt, daß dieſer an den Folgen der Verletzungen ſtarb. Kaspgrick wurde wegen Mordes zum Tode verukkeilt. Das Urteil wurde aber vom Reichsgericht aufgehoben. Letzte Nachrichten Kircheneingliederung in Baden abgelehnt keine Zweidrittelmehrheit.— Landesſyno- de aufgelöſt. Karlsruhe, 7. Juli. Am Freitag nachmit⸗ tag hat die zweite öffentliche Sitzung der ba— diſchen evangeliſchen Landesſynode ſtaltge⸗ funden. Das Programm ſah in erſter Linie Beratung und Al ſi'mraung über das Geſetz zur Eingliederung der badiſchen evangeli— ſchen Landeskirche in die Reichskirche vor. Nach etwa zweiſtündiger Ausſprache ſtimmten 36 Abgeordnete für, 27 gegen die Eingliederung. Da die Zweidrittelmehrheit nicht erreicht iſt, gilt der Antrag als abge- lehnt. Nach Bekannkgabe des Wahlergebniſſes ſtellten die Deutſchen Chriſten den Antrag auf Einberufung des erweiterten Oberkir— chenrates, der in ſeiner Sitzung die Auflö⸗ ſung der Landesſynode verfügte. Urteil im Kabelwerk-Prozeß. Frankfurt a. d. O., 7. Juli. erſte Große Strafkammer des Landgerichts Frank— furt a. d. O. ſprach nach mehrwöchiger Ver— handlung fünf ehemalige Mitglieder des Vor— ſtandes und Aufſichtsrates der Deutſchen Kabelwerke das Arteil. Es erhielten: Siegfried und Bernhard Hirſchmann je 6000 Rm., Dr. Heinrich Bürger und Willy Prckardt je 2000 Rm., ſowie Reichspoſtmim⸗ ſter a. D. Dr. e. h. Kar! Sting! 500 Nm. Geldſtrafe. Den Verurteilten wird als Mit— glied des Vorſtandes bezw. Aufſichtsrates vor— geworfen, wiſſentlich den Vermögensſtand der Geſellſchaft unwahr dargeſtellt oder ver— ſchleiert zu haben. Die Anklage ſtützt ſich dar— N 9 Die auf, daß Entſchädigungen für Sonderleiſtungen an Bernhard Hirſchmann, die in die Zehn— tauſende gehen und an Dr. Stingl, die im Jahre 8500 Rm. betrugen, in der Bilanz falſch ausgeworfen waren. Ste hätten unter Aufſichtsratsentſchädigungen gebucht werden müſſen und nicht über Gehalts- oder ſonſtige andere Konten. Der Dank des Handwerks Jür die Verleihung der Führeramtskette. Berlin, 7. Juli. Der Reichshandwerksführer ſandte nach der Ueberreichung der Führeramtskette an den Reichspräſidenten nach Neudeck folgen— des Telegramm: „Hochzuverehrender Herr Reichspräſident! Aus Anlaß der heutigen Ueberreichung der von Ihnen geſchaffenen und verliehenen Führeramtskette des Deutſchen Handwerks an den Reichshandwerksführer durch Ihren Staatsſekretär, Herrn Dr. Meißner, ſpreche ich Ihnen als dem Ehrenmeiſter des deut⸗ ſchen Handwerks im Namen des geſamten deutſchen Handwerks meinen tiefempfunde— Handwerksführer herauszuſtellen, dig ſind, die von Ihnen verliehene Führer⸗ Nationalſozialrsmus an nen Vant und meme untertanigſte Eyr⸗ erbietung aus. Das deutſche Handwerk, durch Jahrtauſende mit der Geſchichte des deutſchen Volkes verbunden, wird es ſich zur beſonderen Aufgabe machen, 0 ſolche ie wür⸗ amtskette zu tragen. Die deutſchen Hand—⸗ werksmeiſter werden mit Stolz auch in den kommenden Jahrhunderten durch die Füh⸗ reramtskette daran erinert werden, daß der Generalfeldmarſchall des Weltkrieges und Reichspräſident von Hindenburg als Ehren⸗ meiſter des deutſchen Handwerks in ſeinen ſchwerſten Zeiten der vergangenen Jahre ein unermüdlicher Schirmherr und Beſchüt⸗ zer geweſen iſt. In Ergebenheit und Ehrerbietung W. G. Schmidt, Klempnermeiſter, Reichshandwerksführer.“ 8 Treue Kameraden Telegrammwechſel zwiſchen Dr. Göbbels und Lutze. Berlin, 7. Juli. Zwiſchen Reichsminiſter Dr. Göbbels und dem neuen Chef des Stabes der SA. Viktor Lutze, die beide ſchon in den erſten Anfän— gen der Bewegung im Ruhrgebiet zuſam— men gegen den roten Terror gekämpft ha— ben, fand folgender Telegrammwechſel ſtatt: „Ich freue mich, Dich als neuen Chef des Stabes der SA begrüßen und beglückwün— ſchen zu können Ich ſehe Deine erſte Auf— gobe darm, dafür Sorge zu tragen, daß nicht offene oder getarnte Gegner die Mög— lichkeit haben, ihre Abneigung gegen den unſerer im Kern unh in der Maſſe braven und tapferen S auszulaſſen. Denn die SA in ihrer alſem die elte Garde, mit der wir beide ſchon vor zehn Jahren im Ruhrgebiet Schulter an Schulter kämpften, hat mik dem Treuebruch der beſeitigten Hochverräker nichts zu kun. Sie iſt anſtändig und intakt geblieben und wird unter Dir als Chef des Stabes mit alter Bravour und Hingabe die Anfoaben meiſtern, die der Führer ihr, wie ſo oft in der Vergangenheit ſo auch in der Zukunft ſtellen wird. Dazu wünſche ich Dir und allen SA-Ka⸗ meraden Glück und vollen Erfolg. In alter Kameradſchaft Heil Hitler Dein Joſef Göbbels.“ Lutzes Antwort „Ich danke Dir herzlich für Deine Glück— wünſche. Immmer war der SA-Mann treu und iſt auch heute noch der alte, nachdem der Verräter gerichtet ſind. So wie wir bei— de in den erſten Anfängen der Partei zu— ſammenſtanden, ſo werden wir auch in Zu— kunft immer zuſammenſtehen, zum Wohle der Bewegung und all ihrer Gliederungen. Ein Block des Willens! Eine Geſchloſſen— heit des Zieles! In treuer Verbundenheit Heil Hitler Geſamtheit, vor Dein Viktor Lutze.“ Auf freiem Juß Berlin, 7. Juli. Im Zuge der Unterſuchungen anläßlich der hochverräteriſchen Revolte wurden u. a. verhaftet: Fritz Günther von Tſchirſch⸗ k und Voegendorff, Friedrich Karl von Savigny, Margarethe von Stotzin— gen. Die Unkerſuchung ergab, daß zwiſchen ih- nen und den Hochverrätern keine Beziehun- gen beſtanden haben. Ihre Enthaftung wurde daher unverzüglich veranlaßt. Beſtrafte Werbung. Saarbrücken, 7. Juli. Das Schnellgericht verhandelte am Freitag gegen drei Reichs- deutſche, die in Saarlouis Handzettel ver— teilt hatten, in denen zu der Grenzlandkund— gebung am 8. Juli in Leitersweiler aufgefordert wurde. Jeder der Angeklag— ten erhielt eine Geldſtrafe von 300 Fran⸗ ken, im Nichtbeitreibungsfall ſechs Tage Gefängnis. 22 Zu lurzen Worten Reichspräſident von Hindenburg hat eine Führeramtskette des Deutſchen Handwerks geſtiftet. ö Laut„Daily Herald“ ſoll das Büro der Abrüſtungskonferenz erſt im Laufe des Herbſtes wieder zuſammentreten. Das„Journal“ behauptet, daß eine Be⸗ gegnung Barthou⸗Muſſolini beſchloſſene Sache ſei und zwar werde Barthou nach Rom fahren. f In St. Quentin und Lille iſt abermals ein Binnenſchifferſtreik ausgebrochen als Proteſt gegen gewiſſe Flußſchiffahrtsvor⸗ ſchriften. In Amſterdam iſt es zu neuen Straßen⸗ tumulten gekommen. In Marsciano bei Perugia wurden ſtarke Erdſtöße bemerkt. Eine Ueberſchwemmung hat mehrere Ort— ſchaften in Nordafghaniſtan heimgeſucht. 90 Perſonen fanden den Tod; 1000 Stück Vieh ſind zu Grunde gegangen. von Killinger unbeteiligt Im Zuge der Unterſuchungen wurde u. a durch eine untere Stelle auch Obergruppen⸗ füher von Killinger in Haft genommen Auf Befehl des Führers wurde Pg. Killin⸗ ger ſofort wieder aus der Haft entlaſſen Die Feſtſtellungen ergaben, daß er in kei nem Zuſammenhang mit der hoch⸗ derräteriſchen Revolte ſtand. Königsbeſuch beim Arheitsdienſt Das ſiameſiſche Könispaar in Poisdam. Potsdam, 7. Juli. Das ſiameſiſche Königspaar beſichtigte am Freitag nachmittag die Sehenswürdigkeiten Potsdams. Zunächſt ging die Fahrt zur Arbeitsſtätte des Freiwilligen Arbeitsdien⸗ ſtes an der Saarmünder Chauſſee, wo prak— tiſche Arbeit beim Siedlunsgbau gezeigt wurde. Anſchließend wurde das Arbeits— dienſtlager ſelbſt beſichtigt, wo die Mann⸗ ſchaften im Hofe angetreten waren. Durch die Straßen Potsdams ging dann die Fahrt nach Sansſouci. Nach einer Rundfahrt durch den Park beſuchte das Königspaar das Schloß, wo es längere Zeit im Sterbe— zimmer und in der Bibliothek des großen Königs verweilte. Aus Heſſen und Naſſau Frankfurt a. M., 7. Juli.(Verſchwie⸗ gener Vermögens beſitz.) Auf Ver⸗ anlaſſung der Steuerfahndungsſtelle iſt der Architekt Wilhelm Grünewald in Frankfurt am Main⸗Seckbach unter dem Verdacht des De⸗ viſenvergehens, Verbrechens gegen das Volks⸗ verratsgeſetz und umfangreicher Steuerhinter⸗ ziehungen in AUnterſuchungshaft genommen worden. Es ſind Vermögenswerte von über 500 000 Mark ſichergeſtellt worden. Grünewald hatte einen Vermögensbeſitz von etwa 160000 bis 170000 Mark im Ausland gehabt, den er pflichtgemäß der Steuerbehörde hätte an⸗ geben müſſen und den er verſchwiegen hat. Es handelte ſich in der Hauptſache um Vermö— gensteile, die in der Schweiz ruhten. Frankfurt a. M., 7. Juli.(BVermz⸗ genseinziehung.) Im vorigen Jahr wurde der früher in Wiesbaden anſäſſige Dr. jur. Auguſt Eßlen unter dem Verdacht umfangreicher Deviſenſchiebungen verhaftet. Einer ſeiner Mitarbeiter iſt dann zu einem Jahr Gefängms und 2000 Mark Geldſtrafe verurteilt worden. Dr. Eßlen mußte weger ſeines leidenden Zustandes in ein Kranken⸗ haus verbracht werden, wo er ſtarb. Es ge— lang einer Anzahl Perſonen, die beteiligt waren, ins Ausland zu fliehen. Es iſt nun⸗ mehr die Einziehung der beſchlagnahmten Ver⸗ mögenswerte dieſer Perſonen beantragt wor⸗ den. Es handelt ſich um über 80000 Mark wie ein Drittel Anteil von Häuſern in Frankfurt und Bad⸗Naubeim. Slaatsbankett für Siams Königspüar. Im Goldenen Saal des Charlottenburger Schloſ— ſes gab im Auftrag des Reichspräſidenten „Reichsaußenminiſter Freiherr von Neurath ein Staatsbankett zu Ehren des ſiameſiſchen Königspaares. Unſer Bild zeigt von links: Reichswehrminiſter von Blomberg, den Chef der Heeresleitung General von Fritſch, den König von Siam Prajadhipoc und Reichsarbeitsmini⸗ ſter Seldte. Lande, das geſegnet iſt mit Schätzen Lebensmittel in rieſigen Mengen erzeugt, das als erſtes Land den Verſuch macht, ſich ganz aus eigener Kraft zu ernähren? Hungersnot in einem Lande, das auf den in— ternationalen Warenmärkten ſeine Erzeugniſſe ſo billig Nxilder in lot Das Land des großen Sterbens. Die Hungersnot in Sowjetrußland Rußland? einem Das Hungersnot in Hungersnot in aller Art? anbietet, daß andere Länder einfach nicht konkurrieren können? Das eben iſt der merkwürdige Zuſtand, den die wenig— ſten begreifen. Im Ausland ſind ruſſiſche Eier für fünf Pfennig nach deutſchem Gelde zu haben, in Rußland aber koſten ſie einen Rubel und mehr, wenn es darauf an— kommt. Und ein Rubel iſt nach amtlicher ruſſiſcher Notiz etwas zwei Mark wert Die ruſſiſche Hungersnot kommt nicht zuletzt daher, daß Rußland zu viel exportiert, weit mehr, als es ver— tragen kann. Aber es muß ſo viele Waren ausführen, um ausländiſches Geld zu erhalten, mit dem es wenigſtens die Zinſen für die Schulden abtragen kann, die es ein— gegangen iſt, um ſeine Induſtrie mit Maſchinen und Material zu verſorgen. Mit aus dieſem Grunde ſtiegen die Ernährungs— ſchwierigkeiten mehr und mehr. Das letzte Ei, das letzte Pfund Mehl werden mobiliſiert zur Schuldenzahlung. Da bleibt denn eben für die Bevölkerung nicht mehr viel übrig, nicht einmal das Wenige, das die überaus bedürfnisloſen ruſſiſchen Menſchen zum täglichen Leben brauchen. Sie ſind zur Not mit einem Stück Schwarzbrot und mit einer Zwiebel den ganzen Tag über zufrieden. Jetzt aber erhalten ſie häufig genug nicht einmal das. Dazu kommt der Kampf gegen die Großbauern, die ſo— genannten Kulaken, kommt der mit brutaler Rückſichts⸗ loſigkeit verfolgte Plan, nach marxiſtiſchen Grundſätzen auch das flache Land zu regieren. Wo der Bauer durch Gene— rationen hindurch mit der ſtarken Liebe zur Scholle und zum Beſitz, den es zu mehren galt, arbeitete, wird er heute gezwungen, alles, was er erntet an das Kollektiv, an den 55 ahr ala 118091 415 Zehn Kartoffeln kosteten 1933 fünf Rubel: inzwischen sind die Preise weiter beträchtlich gestiegen! Staat abzuliefern— an das Kollektiv, an deſſen Spitze in den meiſten Fällen ehemalige Induſtrie-Arbeiter ſtehen, die von dem, was einem geordneten bäuerlichen Betriebe tottut, meiſt wahrlich nicht ſehr viel Ahnung haben. Hier liegt ein gut Teil der Schuld daran, daß die Ausſaat ſo mangelhaft iſt, daß die Feldbeſtellung nur höchſt un— genügend erfolgt, daß die Ernte infolgedeſſen immer (ümmerlicher ausfällt. Die Verzweiflung wächſt deshalb zuſehends. Selbſt Strafaktionen der GPll in einzelne Dörfer, die mit der Ablieferung der Ernte im Rückſtande blieben, vermögen heute die zum Aeußerſten getriebenen Bauern nicht mehr zu ſchrecken. Trotz der furchtbaren Folgen, die auch der geringſte Widerſtand gegen die Staatsgewalt nach ſich zieht, haben unlängſt Bauern in der Ukraine den Chef der ukrainiſchen GPll, Weißberg, und ſeinen Adjutanten Tſchuwal erſchoſſen. Denn dies iſt auch in dieſem Jahre die Lage in Ruß⸗ land, wie ſie ſchon ſeit manchem Jahr beobachtet werden mußte, für die genügend ausländiſche, neutrale Beobachter Zeugnis abgelegt haben:„Die Fabrik Swerdlow im Be⸗ zirk Kowrow, Gebiet IJwanowo(Zentralrußland), beſitzt eine Arbeiterſpeiſehalle. Die Arbeiterſpeiſehalle wird ſehr gut verſorgt. Ständig liegen auf Lager große Mengen von Schweinefleiſch, Butter uſw. Trotz der guten Ver⸗ ſorgung iſt das Eſſen außerordentlich ſchlecht. Die Sturm⸗ arbeiter erhalten Kohlſuppe mit Unrat. Obgleich jetzt viel Gemüſe vorhanden iſt, erhalten die Arbeiter kein Gemüſe zum Eſſen. Der Leiter der Arbeiterſpeiſehalle, Kurjanow, weigert ſich, Gemüſe einzukaufen, weil es angeblich zu teuer iſt. Vielfach wird das für die Ingenieure und Techniker beſtimmte Fleiſch nicht ſerviert. Die Angeſtellten der Speiſehalle verwenden das Fleiſch für den eigenen Werner von Lojewski, Berlin-Steglitz Bedarf. In der Arbeiterſpeiſehalle herrſcht Schmutz. In der Küche laufen Schwaben auf den Tiſchen herum, über— all liegen verfaulte Lebensmittel. Der Chefkoch, Jewſti— fejew, erſcheint jeden Tag in betrunkenem Zuſtand zum Dienſt. Eine Kontrolle der Arbeiterſpeiſehalle findet weder durch die Betriebsleitung noch durch den Betriebsrat ſtatt. Alle Beſchwerden der Arbeiter werden zu den Akten gelegt, ohne daß etwas zur Abſtellung der Mißſtände geſchieht.“ Das Bild zeigt ein von der Sowiet-Behörde in einer Anlage aufgestelltes Schild mit Aufschrift:»Es ist strengstens verboten Leichen zu beerdigen«. der hier Der Bericht eines Antimarxiſten, der voller Miß— gunſt durch Rußland reiſte? Nein, der Brief eines kom— muniſtiſchen Arbeiters, abgedruckt im amtlichen Organ des Volkskommiſſariats der verarbeitenden Induſtrie der Sowjetunion„Legkaja Induſtrija“ Nr. 125 vom 2. 6. 34. In manchen Dingen iſt man in Rußland von zyniſcher Offenheit. Die Hungersnot wüchſt ſelbſt dort, wo es noch Lebens⸗ mittel gibt, weil die Korruption in unvorſtellbarer Blüte ſteht. Einer, der voll kommuniſtiſchen Glaubens im Jahre 1932 nach Rußland ging, erklärte, als er nach Deutſchland zurückkehrte: „Wenn ich zu meiner Arbeitsſtelle ging, paſſierte ich auf einer einzigen Straße täglich 25 bis 30 tote Per⸗ ſonen, die vor Hunger umgefallen waren.. Die Beerdigung der Gefallenen erfolgte in Maſſengräbern. Es handelte ſich um ſolche Perſonen, die nicht im Erwerbs— leben ſtanden und daher keinen Anſpruch auf Lebensmittel hatten... Ich habe die einwandfreie Feſtſtellung gemacht, daß man in der Wurſtfabrik dazu überging, Fleiſch von verendetem Vieh zu verarbeiten...“ Die Reihe ſolcher erſchütternder Berichte ließe ſich in die Tauſende und Zehntauſende verlängern. Die Hilfeſchreie, die immer wieder mit ungelenker Hand geſchrieben, aus Rußland nach Deutſchland und anderen Ländern kommen, gehören zu den ergreifendſten Dokumenten der Geſchichte unſerer Zeit. Es iſt gar nicht viel, was die deutſchen Brüder und Schweſtern wünſchen. Wer gelernt hat, von Kleie und Schwarzbrot zu leben, das aus Kohlblättern und gemahlener Getreideſpreu beſteht, wer ſich nur mit Auf— bietung der letzten Kraft gerade noch am Leben erhält, wer Frau und Kind, Bruder und Schweſter, Vater und Mutter Hungers ſterben ſah und ohnmächtig daneben ſtehen mußte, der wird ſehr anſpruchslos, der iſt dankbar ſchon für jedes Wort des Troſtes, das ihm geſpendet wird, dankbar für jedes Zeichen des Gedenkens und der Ver— bundenheit, dankhar erſt recht für die geringſte Gabe, die den Weg zu ihm findet. Millionen ſind im Laufe der letzten Jahre in Ruß⸗ land Opfer der Hungersnot geworden. f So sah es 192122 in Ruflland aus. Allein im Jahre 1933 ſind nachgewieſenermaßen mehrere lſend deutſche Siedler umgekommen. Viele haben deshalb den Entſchluß gefaßt, auszuwandern. Dem einen oder andern iſt dieſes Vorhaben auch geglückt. Andere hatten entſetzliche Erlebniſſe, lebten wochenlang in ſtändiger Furcht vor dem Tode, bis ſie die ſchützende Grenze erreichen konnten. Erſt in dieſen Wochen kamen deutſche Flüchtlinge in Frank— reich an, die über ein Jahr in Charbin auf den Augenblick gewartet hatten, da es ihnen ermöglicht wurde, ſich in Südamerika ein neues Daſein aufzubauen. Eine neue Exiſtenz mitten im Urwald zu gründen, wird gewiß ni leicht ſein— aber was will das alles beſagen im Hin blick auf die Gefahren, unter deren unerhörtem Druck fie Dauernd Fanden“ Fuhlann In ftländbeii! 1 dauernd Südamerika können ſie ſich wenigſtens aus eigener Kraft vor dem Hunger retten. In Rußland mußten ſie ſchweigend dem eigenen Ende entgegengehen... Nicht alle haben dieſen Weg gefunden und beſchritten. Vieler Herz hing ſo unlöslich an ihrer Heimat, daß nichts ſie zu trennen vermochte. Sie blieben, in der Gewißheit, zu leiden und zu ſterben. Sie ſind es, die immer wieder ihre Blicke voller Hoffnung nach Deutſchland richten, von wo ſie ſich Hilfe verſprechen. Bisher haben ſie glücklicher— weiſe nie enttäuſcht zu werden brauchen. Der Ausſchuß „Brüder in Not“ hat im Laufe der Jahre eine ſegens— reiche Tätigkeit entfaltet. Ihm iſt es weſentlich zu danken, daß die Stimmung unter der deutſchen Bevölkerung ab und zu wieder einen leichten Auftrieb gewann. Unzählige Liebesgaben haben die deutſchen Volks— genoſſen in Rußland erhalten. Es wurde der ruſſiſchen Regierung Geld zur Verfügung geſtellt. Dafür erhielt jeder notleidende deutſche Volksgenoſſe, deſſen Anſchrift be— kannt war, einen Gutſchein auf Lebensmittel uſw. Dan ahn Damit ging er in den„Torgſin“-Laden ſeines Ortes, jenen Laden, in dem man gegen auswärtiges Geld auch heute in Ruß— land alles haben kann, und bekam dort, was ihm zugedacht: war. Auf dieſe Weiſe iſt viel Troſt geſpendet, viel Glück geſchenkt worden. Daß die Not fühlbar gelindert wurde kann man ja leider nicht ſagen. Denn wie groß hätten di Mittel ſein müſſen, wenn hunderttauſende Menſchen alle Zeit vor dem Hunger hätten bewahrt werden ſollen Schlange stehen vor einem Lebensmittelgeschäft der Sowjetunion. Wenigſtens die eine Gewähr hatte ſedoch der Reichs- ausſchuß„Brüder in Not“: daß in der Tat alle diejenigen, die bedacht werden ſollten, auch in den Beſitz der für 5 beſtimmten Lebensmittel kamen. Deshalb darf er ſich in dieſem Jahre wiederum an alle deutſchen Volksgenoſſen innerhalb der Reichsgrenzen wenden mit der Bitte, ihn bei ſeinem Liebeswerk nach Kräften zu unterſtützen. Jede auch die kleinſte Gabe iſt willkommen. Sie hilft, den große Fonds aufzufüllen, aus dem dann die Hungernden in Ruß— land geſpeiſt werden können. Hier mitzuhelfen iſt mehr als bloße Pflicht der Menſch— lichkeit. Es iſt eine Frage des Gefühls der Volksperbun— denheit, das gerade im nationalſozioliſtiſchen Staat ſich in deſonderem Maße bewähren muß Die deutſchen Brüder und Schweſtern in der Ukraine, in der Krim, im Kau— kaſus, an der Wolga, wo immer ſie in den Steppen und Wäldern Rußlands leben, halten dort die deutſche Kultur und deutſches Volkstum lebendig, ſtehen dort auf Vorpoſten für ihr deutſches Volk und leiden darum, leiden: mehr, je ſtärker ſie mit ihren Herzen dem Boden verl ſind, der ihre Heimat iſt. Inmitten der Gottloſigkeit, die um ſie her aufgerichtet wird, halten ſie mit rührender Frömmigkeit den Glauben an den Gott ihrer Väter wach. Wir dürfen ſie nicht untergehen laſſen! Was in unſeren Kräften ſteht, müſſen wir tun, um ihr hartes Los um et⸗ was zu mildern. Jeder deutſche Volksgenoſſe iſt aufgerufen, und keiner darf ſich dieſem dringend werbenden Nuf entziehen! Spendet alle auf das Poſtſcheckkonlo Brüder in Nof. Berlin 85 000 Die alte Weckuhr. Nein, über dieſe verwünſchte Schüchternheit!— Morgen wollte er fort und nun hatte er noch immer nicht den Mut gefunden, Anna ſeine Liebe zu geſtehen. Aergerlich warf Doktor Fritz Mülder ſeine Zigarre fort und ging unruhig zwiſchen den gepackten Koffern im Zimmer auf und ab. Sogar beim Packen hatte ſie ihm geholfen. Ohne ſie wäre er mit den vielen Büchern nie fertig geworden. Nun war es bereits ſieben Jahre her, daß er als grüner Junge das Gymnaſium verlaſſen hatte und zu ihrer Mutter gezogen war. Er fühlte ſich hier glücklich wie daheim. Anfangs hatte nur Frau Koſter für ihn geſorgt, und Anna, die damals ein ausgelaſſener vierzehnjähriger Backfiſch war, ihn zur Zielſcheibe ihrer böſen Neckereien gemacht, die er ihr indes niemals übelnahm. Und zur Belohnung für ſeine helden— hafte Reſignation ſtellte ſie ihm oft einen Strauß hübſcher, ſriſcher Feldblumen auf den Schreibtiſch. Trieb ſie es aber zu arg mit ihm, dann zog er ſie wohl manchmal zur Strafe an den langen Zöpfen. Sie ſchmollte dann nicht lange, denn ſie konnte ihm nie ſo recht von Herzen gram ſein. Eines ſchönen Tages waren die langen Zöpfe verſchwunden und aus dem Kinde war eine Jungfrau geworden, die jetzt mit der Mutter den Haushalt beſorgte und ſich um das Wohl und Wehe des Studenten Mülder ganz beſonders kümmerte. Dies gefiel Fritz ſehr, und ſo wurde ſie bald in allen Angelegenheiten jeine getreue Ratgeberin. So verlief ein Semeſter nach dem anderen. Nach dem Holländiſchen von E. Otten. Mülder lag im tiefen Schlummer im Lehnſeſſel. Ein glück⸗ liches Lächeln umſpielte ſeine Lippen. Er träumte eben, daß er ſeine leidige Schüchternheit überwunden und Anna um ihre Hand gebeten hatte. Mit leiſen Schritten näherte ſich das Mädchen dem Schlafen⸗ den, bis ſie dicht vor ihm ſtand, und blickte ihn herzlich an. Warum ſagte er ihr nur nichts? Konnte er denn nicht in ihren Augen leſen, daß ſie ihn zum Sterben lieb hatte und nur auf ſeine Frage wartete?— Er war ein ſo lieber, vortrefflicher Menſch. Und er ſah ſo hübſch aus, auffallend hübſch ſogar mit der hohen Stirn, dem ſtarten, ſchwarzen Haar, der feinen Naſe und dem kräftigen Mund unter dem wohlgepflegten Schnurrbart.—„Rrrrrrrr!“ Das war die Weckuhr, die dem Eigentümer ihren üblichen Streich ſpielte. Fritz fuhr in die Höhe, noch ehe Anna verſchwinden konnte, und leicht über ſich gebeugt, ſah er das Mädchen mit dem liebevollen Blick in den hellen Augen! Und in der Kühnheit, die er ſich eben angeträumt hatte, ſchloß er ſie ohne weiteres ſeſt in ſeine Arme und ſagte ihr all das in das erglühende Ohr, was er ihr ſchon ſeit Jahren ſo unendlich gern gefagt hätte! „Rrrrrrrr!“ ſchnurrte die Weckuhr plötzlich noch einmal. Aber ganz ſanft und leiſe. Sie ſchien mit ſich und dem jungen Paar zufrieden zu ſein. Mülder war inzwiſchen Doktor der Philoſophie geworden, Dachte aber eigentlich nie ſo recht daran, daß dieſes Idyll in Frau Koſters Hauſe jemals ein Ende nehmen könne. Früher als er erwartet, berief man ihn an ein Gymnaſium. Er hätte ich darüber freuen ſollen, aber je näher der Tag der Abreiſe heraurückte, deſto unglücklicher wurde er. Es überkam ihn ein Gefühl unbeſchreiblicher Verlaſſenheit, wenn er daran dachte, daß er dann Anna nicht mehr in ſeiner Nähe haben und ihre Stimme nicht mehr hören würde. Faſt ohne daß er ſelbſt es merkte, hatte dieſes Mädchen ſein Herz erobert. Er liebte ſie. Und Anna? Liebte ſie ihn auch? Ueber dieſen Punkt konnte Doktor Mülder ſich keine Klar— heit verſchaffen. Ein anderer wäre gerade auf ſein Ziel los- gegangen, hätte das Mädchen einfach gefragt. Aber, oh, über ſeine lächerliche Schüchternheit! Der barſcheſte Profeſſor konnte ihm keine Furcht einflößen, aber wenn Anna ihn mit ihren lieben, blauen Augen ſo treuherzig anſah, dann ſchwanden alle guten Vorſätze, und er ſtotterte und ſtammelte wie ein Schul— zunge beim erſten Examen.— Und morgen ſollte er abreiſen, abreiſen, ohne Gewißheit zu haben! Dann wäre ſie auf immer für ihn verloren. Kein Mann war ſo ſchüchtern wie er. Advokat Bergen machte ihr ſehr auffallend den Hof und Doktor Meyer hatte ihr erſt kürzlich, nach dem letzten Ball, einen prächtigen Strauß geſchickt. Er ſah es kommen, daß ſie ihm verloren ging. Und wer war dann daran ſchuld?— Nur ſeine Schüchternheit! Aus dieſen und ähnlichen Gedanken wurde er durch ein Klopfen an der Tür unſanft aufgeſchreckt. Er rief„Herein!“, und Anna betrat mit heiterem Lächeln das Zimmer. Bei ihrem Anblick ſtieg ihm das Blut zu Kopfe. „Nun, Herr Doktor, ſo in Gedanken? Sie ſind wohl ſchon ganz in Kreuzberg?“ 1 M r Bon Friiz Wer bei mir ins kleine, ſtille Zimmer tritt mit flüchtigen Augen, der ſieht es wohl kaum, denn es drängt ſich niemandem auf, hängt vielmehr verborgen im Hintergrund, in einer Ecke, die meiſt in feinem Dämmerſchein liegt, wenn die Sonne nicht gerade ihr goldenes Strahlenbündel in den Raum wirft. Dem Auge jedoch, das mit liebender Feinheit ſpäht und ergründet, das leuchtet auf in froher Bewegung, wenn es das kleine hölzerne Herz am feinen, dünnen Fädchen entdeckt. Es iſt blau, tiefblau, wie der Himmel in ſeligſter Laune. Ein Kränz⸗ chen von Vergißmeinnicht windet ſich um ein paar ſcherzende Worte, die weiß ſind wie das Fädchen, an dem das kleine Herz baumelt, ſobald es ein Finger berührt. Dann ſieht es aus, als wollte es zu ſchlagen beginnen, ganz ſo wie jenes junge, lebenſprühende, von dem das kleine hölzerne Wunder ſtammt. Gerade ſo lichtblau wie die Vergißmeinnicht im Herzenskränzchen ſchimmerten die Augen des Mädchens, das eine liebreizende Knoſpe war, ein Knöſplein, wie es mit ſchmelzender Friſche und Natürlichkeit auf dem blauen Herz gemalt iſt, oben, wo es am Fädchen hängt. Blaſſer als dieſes Röslein jung, Röslein rot, blühen die Sternchen zwiſchen den Frieden verſchönt; xuyig und ausgeglichen ſprach ſie auf die jüngere Schweſter ein ö.. 52 haſt leicht reden, du!“ brauſte Helene a ales verliebte Wort iſt dir Ueberraſchung! aber muß ſehen, ſvie die große Liebe täglich mehr verflacht, wie die Küſſe lauer werden, die Beteuerungen eilte e wie die Königin Liebe einen groben, grauen Werktagskittel über ihr purpurfarbenes Feſtkleid zieht.“ ö Man muß ſich in den Alltag zurückfinden— Feſte währen nicht ewig!“ zDTu biſt ſicher glücklicher als ich!“ ſchluchzte Helene. Agnes nickte wortlos.„Ich war es aber nicht, als an meinem dreißigſten Geburtstage Karl in ſachlicher, gänzlich poeſiefremder Art um meine Händ bat, weil ſein vereinſamtes Haus eine Frau brauchte. Nur weil ich ſchon dreißig Jahre alt geworden war, willigte ich ein. Ich war troſtlos über die Nüchternheit dieſer Brautzeit; ich malte mir meine Ehe als kalte Gemeinſamkeit aus. Es iſt anders geworden. Wäre ich aber, durch Verliebtheit geblendet, von dem Taumel meines Herzens beſinnungslos geworden, einer ungeprüften Liebe ge⸗ folgt, ich ſäße heute enttäuſcht da wie du.“ „Wie kann es beſſer werden?“ ſeufzie Helene. „Durch Rückkehr zur Vernunft, meine liebe kleine Schweſter! Mehr Achtung! Das iſt es wohl, was eurer Liebesehe fehlt. Meinem Manne und mir iſt aus der hohen Achtung, die wir füreinander hegen, eine große, ſtarke, ruhige Liebe geworden, die ihre Wurzel im geſunden Boden eines feſten Zuſammen⸗ gehörigkeitsgefühls hat. Du ſiehſt, daß Vernunftheirat zu⸗ weilen glücklicher ausgeht als Liebesehe. Lerne deinen Mann achten, erwirb ſeine Achtung. Steht nicht immer als Mann und Weib, ſondern als zwei Menſchen zueinander, als zwei Menſchen, die Frieden wollen.“ Helene ſah verzagt an der Schweſter vorbei ins Leere, ſah die roſenroten Schleier der Brautzeit ſinken und den Lebens⸗ alltag in ſchwermütigem Grau aufſteigen. Und jetzt beneidete ſie die Schweſter, die durch Vernunft zur Liebe gekommen war. Büſch und Grün. Von Paul Berglar-⸗Schröer. Mein Bub ſoll zum Geburtstag einen neuen Anzug be⸗ kommen. Meine Frau kauft einen Sweater.„Bäſch und Grün“, ſagt ſie,„einfach zum Hinwerden...“ Meine Frau meint, der Bub ſoll doch lieber den Anzug einmal anprobieren.„Man weiß ja nicht, ob er auch ſitzt.“ Ich widerſpreche:„Willſt du dem Kinde die Geburtstags⸗ freude verderben?“ Meine Frau probiert aber an:„Das hat der Junge bis dahin längſt wieder vergeſſen!“ Und der Anzug ſitzt. Sitzt wie angegoſſen an dem kleinen Körper. Nun ſoll er wieder ausgezogen werden. Da erhebt ſich Wehklagen. Und zwiſchendurch immer die Fei„Bub mit Papi ausdehn..., mit Papi aus⸗ dehn...“ Meine Frau beſchwichtigt:„Sollſt du ja auch, mein Kerl⸗ chen.“ Und zu mir:„Geh, tu' ihm halt den Gefallen. Vor⸗ freude iſt die beſte Freude! Morgen, wenn er drüber geſchlafen hat, denkt er nicht mehr dran.“ Und ſo gehen wir Männer. Beide bekommen wir einen Kuß. Bewundernd ſtreichelt meine Frau den Jungen:„Wie ſüß dies Bäſch und Grün!“— Der Bub, ſtrahlend eitel, plap⸗ guf.„Du haſt loß aus Vernunft geheiratet; nichts ens dſch. 9 04 SONAN LON HAD SE SON DO NN. Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle(Saale) Nachdruck verboten. Die große Sehnſucht ſtieg in ihm auf. Das Heimweh nach der Ferne, nach den Wandergenoſſen.— Wie ging es ihnen? Warum ſchwiegen ſie ſo beharrlich? Sie wußten doch, wo er zu finden war? Brauchten Sie ihn nicht? Den ſtummen Abſchied konnten ſie ihm nicht ver— argt haben. Sie kannten ihn doch! Die Tanten empfingen ihn ſehr gnädig. Sie hatten ſchon gefürchtet, er werde einen Tag länger fortbleiben— ein gefülltes Sprechzimmer enttäuſchen. hätte die Das gerade Linie des Wohlanſtandes und der Pflichterfüllung trotz verſchoben. Aber nein— trotz ſeiner Jugend, mancher Schrullen: der Neffe hatte Charakter! „Du biſt doch auch gern zurückgekommen?“ „Meine Patienten warten doch auf mich!“ ſagte Hans ſchlicht. Sie hatten es ein bißchen anders gemeint, reſig- nierten aber ohne Bitterkeit. Sie zeigten ſich ſogar nicht abgeneigt, ihm Raum zur Verfügung zu ſtellen zwecks wiſſenſchaftlicher Experimente—„wenn es nicht explo⸗ diert!“ Nein!, explodieren tat es nicht. Alſo wollte man über- legen. Das Haus war ja ſo geräumig. Irgendwo ſollte ſich wohl noch ein kleines Laboratorium einrichten laſſen. (Sa hatte ugch 21. dale Nö eilt. Um Neujahr regten ſich die Tanten freudig auf. Hans hörte es mit mäßiger Teilnahme bei Tiſch. Gertrud hatte Sie war ſehr fleißig ge- „Bettler am Meer...“ Eine Kunſtausſtellung von Ruf hatte es über- Gertrud ſchriebe ſehr beglückt und ſchicke ſich an, den Reſt des Win- geſchrieben— aus München. weſen, hatte ein großes Bild gemalt— nommen und die Kritiker zeigten ſich günſtig. ters in Aegypten zu verbringen. Hans gab es einen Stich durchs Herz. Aegypten!: Seine ſchwarzen Augen träumten eine Sekunde lang über ſeine höchſt banal bürgerliche Umgebung hinweg. Ja, was hinderte ihn denn, loszuziehen? Zehnmärter und ſeine Flöte in der Taſche! Dem Bedürfnisloſen ſteht die Welt offen!— Was hinderte ihn? Ein paar gehen. Laßt aber einmal eine abnorme Krankheitszeit kommen— dann ſchaffen Winkelmann und ich es nicht, doppelt, wenn etwa einer von uns auch krank werden ſollte, womit man rechnen müßte. Ich will mit Winkel- mann darüber reden, ob wir nicht einen dritten Arzt, irgendeinem von uns bekannt, hierher rufen ſollen!“ „Das iſt verkehrt!“ entſchied Toni überzeugt.„Epide— mien kommen hier nicht vor. Wozu wolltet ihr euch eure Einkünfte freiwillig ſchmälern!“ „Es kommt aber doch vor allem darauf an, daß die Kranken geſund werden— wenigſtens ausreichend be— handelt, denn daß ſie geſund werden, liegt nicht immer in unſerer Macht. Und ein überanſtrengter Arzt kann einfach nicht ſo auf den einzelnen eingehen, wie nötig iſt.“ „Das iſt verkehrt!“ ſchüttelte Toni bedauernd den Kopf. „In anormalen Zeiten kommt es ſchließlich ſo genau auf einzelnes nicht an— und in normalen Zeiten iſt es gerade genug für euch beide.“ „Aber Tante! Ich erfahre durch die ärztliche Verrech— nungsſtelle, daß ich in dieſem Vierteljahr faſt fünftauſend Mark verdient habe. In normalen Zeiten! Wobei man noch rechnen muß, daß ich alles in allem fremd bin! Das iſt zu viel, meiner Meinung nach!“ „Du denkſt verkehrt Yrt, nicht verdienen. Die Gelder gehen auch nicht ſo pünktlich ein. Es reicht gerade für uns! Aber zu viel? Ich bitte dich, wie kann man ſagen, man verdiene zu viel!“ Hans! In viel kann man aar Dans! In viel kann man gar *. 2* Lisbeth Krone war ſeit Neujahr in Berlin. Dort lebten Verwandte von Krones in guten Verhält— niſſen. Lisbeth konnte bei ihnen wohnen und eſſen. So ſparte man das Koſtgeld. Aber die Ausgaben für Unter— richt, Material, Fahrgeld und notwendige Kleinigkeiten des Lebens kamen immer noch teuer genug— und die Einnahmen der Witwe waren ſo gering. Mehr als die Hälfte ſchickte ſie Lisbeth. Hatte ſie dann die Miete be— zahlt— die Wohnung wollte ſie doch gern halten, des Kindes wegen, das eine Heimat haben ſollte!—, ſo blieb nicht recht genug zum Satteſſen. Schuhe mußten geſohlt themen, die ſchon bereit ſtanden, abholte, ſchenkte er ihr ein paar dunkelrote Roſenknoſpen. a Es war noch nicht ſpät, und die Wohnung Frau Krones lag am Wege. So ſprang Hanni die beiden klingelte leiſe. Es dauerte eine Weile, ehe es drinnen lebendig wurde. Dann öffnete Frau Krone ein kleines Fenſter an der Tür und erſchrak ein wenig; ſie hatte Hanni heute nicht er— wartet. ö „Sind Sie krank, Frau Paſtor!“ fragte das junge Mädchen, befremdet von dem Geſichtsausdruck der Dame. „Ich habe bis jetzt im Bett gelegen— nein, ſehr wohl fühle ich mich nicht.“ Sie hatte aufgeſchloſſen, und Hanni trat ein. Auf den erſten Blick ſah ſie, daß die ſonſt ſo peinlich ſaubere und ordentliche Wohnung vernachläſſigt und völlig kalt war. „Ich glaube, eine leichte Grippe!“ erklärte mit rührend ergebenem Lächeln die Dame.„Keine Sorge— und keine Geheimpoſt an Lisbeth. Es regt ſie auf, und ſie kann doch nicht helfen!“ „Ich komme wieder!“ ſagte Hanni.„Legen Sie ſich hin, liebe Frau Krone— ich bitte Sie. Ich wollte Ihnen nur dieſe paar Röschen bringen. Aber in einer Stunde oder zwei, wenn ich bei Bürgermeiſters fertig bin, komme ich zurück, mache die Wohnung und koche Ihnen eine Suppe.“ „Ich habe gar keinen Appetit!“ verſicherte die Dame und ließ ſich willig ins Bett ſtecken.„Aber wenn du einmal nach mir ſehen wollteſt? Mich friert ſo...“ Es war klar, daß ſie Fieber hatte. Hanni nahm den Schlüſſel an ſich. Huſchleiſe lief ſie in die Speiſekammer, in der Abſicht, ſchnell ein wenig warme Suppe zu kochen. Sie zog eine Schublade nach der anderen auf: leer. Ein wenig Brot, ein Stückchen Margarine, eine winzige Tüte mit Kaffee. Plötzlich wurde Hanni alles klar. Heiße Angſt und tiefe Scham erfaßte ſie. Der Helferwille über— wog alle Bedenken. Sie tat, als ob ſie nichts geſehen, nichts wüßte. Ver— abſchiedete ſich herzlich und verſprach, bald zurück zu ſein. Aber, obwohl ſie fürchtete, ausgeſcholten zu werden wegen ihres ſpäten Kommens, lief ſie zuerſt— der Umweg war zwar beträchtlich, aber das mußte ſie nun in Kauf nehmen!— zu Winkelmann. Der Doktor war nicht zu Hauſe. Sie bat um einen Zettel und ſchrieb mit fliegender Eile: Frau Krone iſt krank. Ich glaube, ſie hat nicht genug zu eſſen. Gehen Sie zu ihr und ſchicken Sie ihr heiße Milch und Weißbrot. In ein bis zwei Stunden kann auch ich da ſein. Sorgen Sie, bitte, inzwiſchen für ſie. Hanni Pfirſich. Treppen hinauf und i. 5 5 e 8 Und mitten in dem öden Alltag, während er Wirſing⸗- „Jawohl, Anna!« erwiderte er und hätte ſich ſelbſt am Blumen der Unvergeßlichkeit und Liebe, blühen roſa und gold⸗ bert nach:„Bäſch und Dühn.“ a Winkelmann kam ſpät zurück, las den Zettel und liebſten geohrfeigt. Konnte er denn nicht erwidern:„Nein, das bin ich nicht, alle meine Gedanken ſind hier bei Ihnen, bei Ihnen ganz allein! Was kümmert mich Kreuzberg, wenn Sie nicht mit mir kommen, als meine geliebte Frau?“ „Ich bringe Ihnen die Weckuhr zurück“, fuhr Anna fort. „Denken Sie nur, der Uhrmacher meint, es ſei alter Kram, den man nicht mehr reparieren könne.“ „So, ſo!“ ſagte Mülder zerſtreut. „Wiſſen Sie auch“, plauderte Anna weiter,„daß er eigent— lich recht hat? So lange ich mich entſinnen kann, ging Ihre alte Weckuhr niemals richtig. Wir haben ſie immer geſtellt, aber geweckt han ſie nie, das habe immer ich beſorgen müſſen.“ „Ja, da haben Sie ganz recht, Fräulein Anna, aber...“ Hier ſtockte er. Fragend blickte ſie ihn an. „Aber was. Herr Mülder?“ Herrgott, wenn ſie ihn nur nicht jetzt, gerade jetzt ſo an— geſehen hätte! Da war ſie wieder, ſeine alte, ver... Schüchternheit. „Aber ich kann die Uhr doch nicht fortwerfen“, ſagte er zer— ſſtreut;„ſie iſt ein Andenken an meinen Vater.“ gelb und bringen farbenfrohe Buntheit in den feſtlichen Kranz. An einem roſenblühenden Junitage war es, wo die neckende Laune der Sechzehnjährigen mir das blaue Herz in das Zimmer ſchmuggelte, heimlich an die Wand ſchlug und damit viel verriet. Um dieſer heimlichen Sprache willen wurde mir das blaue Herz ſo lieb, unendlich lieb. Mir ſchien es, als ſei es das Mädchenherz ſelbſt, auch mit dem Uebermut ſeines Sprüchleins;„Verlieb dich oft, verlob dich ſelten, heirate nie!“ Köſtliche, ſelige Jugend, die ſo unberechenbar war in ihrer Freude. Ich empfand es in meiner fortgeſchrittenen Reife, wurde machtvoll angeſprochen von dieſer Sorgloſigkeit und Unbefangenheit und ging den Weg über das hölzerne Herz zum leibhaftigen in der Mädchenbruſt. Die Vergißmeinnicht⸗ augen waren mir Himmel in jenem Sommer meiner Jugend, die blühenden Wangen ſchönſte Roſen, die friſchen Lippen roter, ſüßer Klee! Bis alles verblühte im Wandel der Zeit und ſpätere Erkenntnis verriet, daß es nur ein dünnes Fädchen war, das die Herzen verbunden, und nicht eine unzerreißbare goldene Kette, wie einmal der jugendliche Sinn in ſeinem begeiſterten Ueberſchwang gewähnt. Ein Fädchen genau ſo dünn und fein wie das an der Wand am blauen Herz. Aber Etwas wie Euttäuſchung malte ſich auf ihrem Antlitz. Aber Kur für eine Sekunde, dann lächelte ſie ihn wieder heiter an. „Ich weiß, darum brachte ich ſie zurück. Hier, verpacken Sie ſie gut! Und ich hoffe, daß Sie ſie in Kreuzberg nicht bloß an Ihren Vater, ſondern auch manchmal an uns erinnern möge.“ Mit dieſen Worten wandte ſie ſich der Tür zu. „Fräulein Auna!“ rief er.„Fräulein Anna— einen Augen— blick noch. bitte! Ich muß Sie— etwas fragen!“ Sie wandte ſich um. Wäre er nun nicht allzuſehr mit ſich beſchäftigr geweſen, ſo hätte er ſehen müſſen, daß auch ſie dunkelrot geworden war, als ſie fragte: „Was möchten Sie mich fragen, Herr Mülder?“ „Ach— ob Sie— ob ich— ich meine— ich wollte—“ Er hatte ſich überſchätzt. Als ihre Blicke ſich begegneten, ſtammelte er verlegen: „Ich wollte bloß bitten, daß Sie mir— ob Sie mir heute ein Abeudeſſen herrichten wollten?“ Sie lächelte leicht und fragte halb ſpöttiſch: „Sonſt nichts? Das tun wir ja alle Abende, auch ohne daß Sie darum bitten.“ Damit war ſie verſchwunden. Und wieder ſaß Mülder grübelnd im Lehnſeſſel. Anna ſchien übelgelaunt: und es war am Ende doch ganz gut, daß er ſie heute nicht gefragt hatte, denn ſich einen Korb holen...! Brr! Aber hatte ſie nicht geſagt, die Weckuhr möge ihn manchmal auch an ſie erinnern? Wie lieb hatten dieſe Worte geklungen! Wie herzig! Ja, die Weckuht! Er betrachtete das alte Uhrwerk da vor ſich auf dem Tiſch genau. Der Uhrmacher hatte es„alten Kram“ genannt. Natür⸗ lich, ſolch ein Menſch ſieht nur den materiellen Wert, den idealen weiß er nicht zu ſchätzen. Fritz erinnerte ſich noch ganz genau, wie die Uhr bereits im Elternhauſe ganz nach ihrem eigenen Wohlgefallen geſchnarrt oder geſchwiegen hatte Wollte er früh geweckt ſein, ſo konnte er ſicher ſein, daß die Weckuhr ſchwieg und er ſich verſchlief. Legte er ſich indeſſen Sonnabend⸗ abend mit der löblichen Abſicht ins Bett, am nächſten Tage einmal ordentlich auszuſchlafen, ſo konnte er ſicher ſein, daß dieſer Taugenichts mit ſeinem Höllenlärm ihn ſchon früh fünf Uhr weckte. Aber abgeſehen von all dieſen Schrullen war es doch ein gutes, liebes Uhrwerk, beſonders da Anna es ſo häufig in der Hand gehabt und ſo ſorgſam abgeſtäubt hatte. war es auch nur ein leichtes, frohes Tändelſpiel, ſo doch mächtig genug, um unvergeßlich zu ſein und zu bleiben. Darum wurde das Herz nicht von der Wand genommen, blieb bei den alten, bunten Mützen in der Ecke, bei der roſtnarbigen Klinge des alten, lieben Schlägers, bei den Bildern leichtlebiger An⸗ ſchauung. Das iſt ein rechter Platz. Da gehört es hin. Denn es hat die goldenen Tage mit erlebt, deren verblichener Schimmer in dieſem geheimnisvollen Winkel ewig lebendigen Ausdruck findet. Manchmal in ſtillen Stunden ſtreicht meine Hand über das blaue Herz, läßt es ſchwingen am Fädchen und dreht es nicht ſelten einmal um, wo der liebe Name ge⸗ ſchrieben ſteht auf dem nackten Holz. Lenchen ſteht darauf, doch Leni nannte ich ſie, wollte ſie nennen, wie keiner ſie nannte, weil ich ſie zu lieben glaubte, wie keiner ſie geliebt. Wende ich das Herz dann wieder um, ſo gibt die dünne Platte ſeines feſten, ausgetrockneten Holzes einen ſeltſam hellen, freundlichen Klang beim Anklappen an die Wand, gerade, als ob ein Stimmchen wach würde, das lange, ach, gax lange ſchon ver⸗ ſtummt. Das kleine Herz am weißen Fädchen hat die Jahre überdauert, hat Treue geübt und erhalten, war mächtiger als das Leben, das ſolches nicht vermochte, und iſt doch nur ein kleines Herz aus Holz mit gemalten Blümlein darauf— ein einfältig Ding, das einer irgendwann einmal erſonnen in froher, bunter Laune, ohne ſich recht bewußt zu werden, was er damit gab. Aehnlich wie die Leni, die wohl auch nicht tiefer darüber nachgedacht, nicht den Wert ermeſſen von dem blauen Herz und ſeinen Vergißmeinnicht. Das ſind Blumen, die noch blühen, wenn die anderen welken, jahrein, jahraus, die blühen, wenn Liebe längſt geſtorben, die ſie einſt gab. Blümlein, die ſich um Herz und Seele winden, wenn die Stunden der Träume, des Erinnerns kommen. Liebesche. Von Wilhelmine Baltineſter. Die beiden?“ Helene lächelte geringſchätzig, als ihre ältere Schlveſter und deren Bräutigam das Net erg en hatten. Das wird doch nur eine Vernunftehe, da bedanke ich mich Griesgrämler. zupft heftig an meiner Hand:„Papi wiſche mir die Stirn, bin verzweifelt. nichts zu finden. Der Junge zetert mörderlich:„Bub muß!“ hin. Mitten unter erſtaunte Menſchen. ſehr hübſch, prallt entſetzt zurück. Im Augenblick weiß ich nicht, was ich tue. Aber ich ziehe den Hut. dem Geheul Torgang—„da iſt ein Kleiner. nicht. H Gnädigſte!“ ſchwankt eine Sekunde. Retterin! geiſtert ruft er: zu verleugnen. junge Mütter lächeln. Sie ſagt nur: ein Schlitz hinein— und Knöpfchen daran. biſt doch ein richtiggehender Mann!“ küſſe ihr die Hand. lächeln wir immer. Still— verſtohlen. Wix gehen ein paar Straßen weit. Vor Schaufenſter. Unter Menſchen. Der Bub ſehr wichtig. Wen er erwiſchen kann, den ſtellt er. Zutraulich. Und fährt mit der Hand über das neue Wams:„Bub... Bäſch und Dühn!“ Dann lächeln ſelbſt Eine Straße weiter. Dichtes Menſchengewühl. Der Bub .. Bub muß!“ Mir wird Angſt.„Hanspeter... das geht hier nicht! Du mußt ſchön warten!“— Der Junge geht eine Weile ſtramm und tapfer. Dann wieder:„Papi.. Bub muß aber!“ Zur Angſt kommt Aerger.„Bengel, nimm dich gefälligſt zuſammen! Du kannſt hier doch nicht... auf offener Straße; die vielen Menſchen..“ Hanspeter beginnt zu ſchluchzen, Erſt leiſe. Dann lauter. Endlich dröhnt's wie Trompetenſchall von Jericho. Mir iſt, als müßten Himmel einſtürzen. Dazwiſchen immer das ver⸗ maledeite:„Bub muß!“ Gott ſei gelobt! Ein Torweg! Hinein! Ich ſuche, ich baſtle Die Hände zittern ſchon. Ich finde aber nicht. Finde die bewußten Knöpfe nicht. Den ganzen kleinen Menſchen ſuche ich ab. Vergebens. Ich Nichts, aber auch gar Ich bebe. Meine Hände fliegen. Meine Augen ſtieren ftebrig. Ich fühle das. Ich herrſche den Jungen an: um Donnerwetter! Sei ſtill! Oder 0 18 — 4 Da brüllt er los, daß die Wände wackeln. Ich meſſe die Entfernung zum Trottoir. Ein Sprung dort⸗ Eine Dame, jung und „Verzeihen, Gnädigſte! Da..“— ich deutete auf den von meines Kronenſohnes fürchterlich dröhnenden „ der kann nicht.. ich auch Bitte, bitte, helfen Sie mir. Die Dame muſtert mich wie einen Irrſinnigen. Sie zögert, Dann... oh!... dann geht ſie. Einzelheiten weiß ich nicht. Ich ſtehe verwirrt da. Ge⸗ Habe alles verſucht... heimniſſe erfüllen ſich. Ein Bächlein rieſelt unter dem dunklen Torflügel hervor. Zart, diskret. Ich bete zum lieben Gott. Dann erſcheint die Dame. 5 Den Jungen an der Hand. Be⸗ „Papi!“ Ich habe keinen Grund mehr, ihn Die Dame lächelt. Selbſtverſtändlich. Erfahren. So, wie „Das Höschen iſt unprattiſch! Sehr unpraktiſch! Es muß Gelt Bub? Du Ich küſſe ihr— unbekannt— aber ich Der Junge ſteht dabei und ſtrahlt: 13 0 zBub Mann. Bub Bäſch und Dühn!“ 5 Wenn wir uns jetzt begegnen, die Dame und ich, dann Wir lächeln beide. Wiſſens wertes. d Deutſchlands höchſter See iſt der Starnberger See in kohl und Hammelfleiſch gedankenlos ſeinem Körper zu- führte, wurde ihm klar, daß ihn hier in Burgdorf doch auch Märchen⸗ und Wunderland aufgeblüht war— aben- auf ihn Menſchen, teuer-⸗ und abwechſlungsreich: Menſchen, die hofften, Menſchen, die ihn nötig hatten— denen zu helfen ihm Lebensnotwendigkeit geworden war — Menſchen, die er ſchlechthin nicht mehr entbehren konnte. Der Arzt in ihm war lebendig' geworden, hielt den Aben- Wenn da- mals die Sache mit Lilith nicht geweſen wäre! Er begriff teurer ſeſt am Kragen und gebot ihm Halt... nicht mehr, wie ihn das ſo hatte erregen können! Aber— dann hatte er Geſchmack am Stromern gewonnen— und der Arzt in ihm, der Arzt mit Zukunft, dem ſein Chef viel Zutrauen erwieſen und dem er viel Erfolg vorausgeſagt: der hatte ſich ſchließlich verbiſſen und beleidigt in die Ab⸗ Jetzt war er wieder da und fraß den Menſchen Hans Gerlach auf mit gründe des Unterbewußten zurückgezogen. Haut und Haar. Mit Haut und Haar! Die Burgdorfer Geſelligkeit warb um ihn. Jetzt nach Weihnachten blühte ſie erſt richtig auf. Alle Honoratioren luden ein— und luden den„jungen Doktor“ ein. Hans Gerlach, beſchäftigt und gedankenvoll über die Straßen ſchreitend, von einem Kranken zum anderen, ſachlich und zweckbewußt, ahnte nichts von all dem Intereſſe, das man ihm entgegenbrachte. Hinter verhüllenden ratiorentöchter, die ſich nicht daraufhin prüfte, ob nicht etwa ſie.. So ein hübſcher Menſch! Dieſe Figur! Dieſe Augen! Dieſes energiſche Kinn! Dieſe Manieren! Und der ſollte wirklich nichts anderes im Sinn haben als ſeinen Beruf? Man war„von Kopf zu Füßen auf Liebe eingeſtellt“— durchaus nicht nur bei dem weiblichen Teil der Bevölke— rung. Die Tanten— alle ſechs— waren umworbener als je, und ſogar die faſt ſchon dreißigjährige Tochter des Bür— germeiſters meldete ſich noch bei Frieda zur Klavier— ſtunde. Man konnte nie wiſſen, welche Gelegenheiten ſich da durch ergaben. Allmählich fiel es Hans auf, daß Winkelmanns Weſen gegen ihn ſich geändert hatte. Was er erſt für Laune oder momentane Brummigkeit gehalten, das entpuppte ſich all— mählich als Syſtem. Hans ſah keinen Grund und ließ es an ſich heran⸗ kommen. Er war nach wie vor der höfliche, jüngere Gardinen ſchauten ihm wunſchbeſchwerte und traumbereite Mäd⸗ chenaugen nach. Keine einzige der heiratsfähigen Hono— werden, Wäſche gewaſchen, Gas und Elektrizität, wenn ſie auch noch ſo ſehr ſparte, verbrauchten Groſchen auf Groſchen. Heizung! Sie zählte die Briketts— und doch, wie ſchnell war ein Zentner verbraucht. Dazu die bittere Kälte— ſchlimmer und anhaltender als ſeit Jahren. Niemand bekümmerte ſich um ſie. Winkelmann mied ſie, ſeit jenem Nachmittag in Celle. Er glaubte, völlig unbegründet, mit der kleinlichen Eifer— ſucht des alternden Menſchen, da ſei etwas zwiſchen Lis— beth und Gerlach. Natürlich, gegen deſſen Jugend kam er nicht auf. Mochten ſie glücklich werden. Er aber— würde ſich zurückziehen. Lisbeth ſelbſt hatte nichts beachtet, in den Vorbereitungen zum Abſchied, in dem Wechſel der Ge— fühle zwiſchen Freude auf neues und ungeahntes Erleben und Schmerz, die Mutter verlaſſen zu müſſen. Aber die wünſchte es ja ſelbſt und malte Zukunftsbilder aus für ſpäter, wenn ſie, Lisbeth, gut verdiene und ſie beide ein reicheres und ſchöneres Leben führen könnten. Frau Krone, die ahnte, verſtand, mußte Winkelmann recht geben. Eine Verbindung ſchien ihr unmöglich zwiſchen der Tochter des Zuchthäuslers und dem angeſehenen Arzt— der Altersunterſchied, der ihn hoffnungslos machte, fiel bei ihr weniger ins Gewicht. Als aber Winkelmann auch ausblieb, nachdem Lisbeth abgereiſt, erfaßte ſie tiefe Mutloſigkeit. Sie war ſo unausſprechlich allein, und das ganze Elend ihres verpfuſchten Lebens, das die noch jugendliche und hübſche Frau im Zuſammenſein mit ihrer Tochter ver— geſſen hatte, ſtand ihr nun mit ungemilderter Grauſam— keit vor Augen. Ihr einziger Troſt war Hanni Pfirſich. Die ſprang ſo oft zu ihr herauf wie möglich. Immer hatte die gütige Frau einen kleinen Kuchen für ſie, ein Stückchen Schokolade, eine Praline. So entging es auch Hanni, daß in dem freundlichen Zimmer der Mangel herrſchte. Sie ſchrieb, verabredetermaßen, Lisbeth alle acht Tage eine Karte:„Deiner Mutter geht es gut, ſie wird ein bißchen mager, aber das kommt vom Heimweh nach dir. Sie iſt geſund!“ „Mütterlein, iß ordentlich!“ mahnte Lisbeth in ihren Briefen.„Pflege dich!“ Traurig lächelte Frau Krone. Immerhin— der Winter würde vorübergehen. Im Sommer, wenn die Heizung fortfiel, würde ſie ſich ſatteſſen und erholen können. Auch die Stickerei würde wieder mehr einbringen. Jetzt hatte ſie nicht die rechte Kraft dazu. Ihr Herz er— mattete ſofort. * 14.* Hanni war zu Bürgermeiſters befohlen. Heute war runzelte die Brauen. Was ging das die Hanni Pfirſich an? Er mochte das ſtrahlende, rothaarige Weſen gar nicht ſo beſonders gern, wußte nicht, was andere an ihr fanden außer einem niedlichen, blühenden Geſicht. Wie kam die dazu, ſich an ihn zu wenden in Sachen der Frau Krone? Redete man etwa in Burgdorf über ſeine Be— ziehungen zu der Familie? Er brauchte Ruhe vor der Geſellſchaft heute abend. Wenn Frau Krone etwas fehlte, würde ſie wohl ſelbſt geſchickt haben— naſeweiſe Göhre, dieſe Lampenputzerstochter. In einem ſeiner ſchönen Klubſeſſel ruhend, rauchte er eine Importe und las gemächlich die Zeitung. Dann machte er ausgiebig Toilette und begab ſich, pünktlich zur angegebenen Zeit, in die Villa des Bürgermeiſters. Unterdeſſen wälzte ſich, mit höher und höher ſteigen— dem Fieber, Frau Krone auf ihrem einſamen Lager. Ihre Lippen brachen vor Hitze. „Hanni!“ flüſterte ſie zuweilen.„Hanni...!“ Aber dann beſann ſie ſich. Noch konnte das gute Kind wohl nicht fertig ſein. Es käme ſchon ſo ſchnell wie mög— lich. Ihre Beſinnung war nicht mehr klar, aber auch nicht geſchwunden. Sie hoffte und wartete. Nur ab und an verwirrten ſich bereits ihre Gedanken. Dann ſtöhnte ſie leiſe: Hanni, Hanni... Oder auch: Hunger, Hunger... Niemand hörte es. Endlich hatte das junge Mädchen all ihre Obliegen— heiten erfüllt. Eine ſeltſame Unraſt war in ihr. Wozu? Sie hatte doch den Arzt benachrichtigt, und längſt würde er bei der Kranken ſein? Frau Bürgermeiſter, entzückt über das originelle Arrangement, zeigte ſich ſehr gnädig. Sie füllte Hannis Korb mit Leckerbiſſen, von denen ja reichlich im Hauſe waren, ſchenkte ihr ein ſchönes, warmes Kleid, das ihre Tochter nicht mehr brauchte, und gab noch eine reichliche Entlohnung in bar. Hanni dankte gerührt, knixte höflich und ſtürmte davon. Eine Viertelſtunde ſpäter ſtand ſie am Telephon und rief bei Gerlach an. Es war ihr ganz klar: Winkelmann hatte eine lange Ueberlandtour und war nicht rechtzeitig zurückgekommen. Sonſt wäre er ihrem Ruf gefolgt. Frau Krone aber lag in hohem Fieber und wußte nichts mehr von ſich. Sie redete leiſe, delirierend. Sie bat um Milch und Brot und verſicherte zugleich, daß es ihr an nichts fehle. „Sagt es Lisbeth nur nicht— ſagt es nur nicht Lisbeth!“ Ein Glück— Gerlach war noch nicht fort. „Aber, Hans, du wirſt doch die Geſellſchaft nicht warten laſſen— einer Patientin wegen, die ſonſt zu Winkelmann ſchön! e mit dem ſie vor wenigen Wochen eine Liebesehe Bayern. Er liegt 585 Meter über dem Meere. Nach dem Seinetwegen mochten alle Uhrmacher ſpöttiſch über das alte geſchl Ding lächeln; er würde es doch mitnehmen und ſtets in hohen Ehren halten. Während er ſo philoſophierte, legte er ſich in den Seſſel zurück und, ermüdet von den Scherereien des Packtages, ſchlief er laugſam ein.— 0 „Mauia“, ſagte Anna etwa eine Stunde ſpäter zu ihrer Mutter, ses iſt ſo ſtill bei Fri—, beim Doktor Mülder. Soll ich mal nachſehen?“ Und nach einer bejahenden Antwort der Mutter klopfte ſie leiſe an ſeine Tür, erhielt aber keine Antwort. Behutſam öffnete ſie und trat ein. Streit zwi Eiferſüchteleien, Zerwürfniſſe, lichkeit, Schweſter, en unterdeſſen N und Fenſter, als Agnes einttat, das ernſte Geſicht von innerem oſſen hatte, ſtreichelte ihre Hände. „Sie können aber viellei 8 Darüber war ein Jahr vergangen. Agnes, Helenes tte ſchon manchen elmut en Da gab es orwürfe über verebbende Zärt⸗ Wieder einmal ſaß Helene mit rotgeweinten Augen am chen Helene und Bodenſee iſt er auch der tiefſte See. 1 t doch ganz glücklich werden.“ trägt 54,5 Meter, ſeine größte Tiefe 123 Meter. Der „Ohne Liebe? Nur weil er juſt Witwer geworden iſt und nach folgen dem Starnberger See der Ammerſee für ſeine Kinder eine 57 0 0 und für ſein Haus eine Haus⸗ ü. 618 frau braucht? Unmögli liegende See in Deutſchland Pommern. Er liegt nur zehn Zentimeter über dem Meeres⸗ ſpiegel. 8 Seine mittlere Tiefe be⸗ öhenlage 5 Meter er am tiefſten Jamunder See in ] und der Chiemſee Meter ü. M.). iſt der E Während die meiſten europäiſchen Staaten einen Ueber⸗ ſchuß an Frauen haben, liegen die Verhältniſſe in Indien 100 ledige Männer ſogar nur 67 ledige Fr uen. umgekehrt. Dort kommen auf 100 Männer 1 70 9 Frauen, auf Kollege. Sie kollidierten wenig. f Winkelmann war vorwiegend Chirurg— geſchickt, ſicher und unfehlbar ruhiger Hand. Hans Pſychologe und „Innerer“. Aber als, faſt gleichzeitig mit dem großen Froſt, die erſten Anzeichen einer Grippeepidemie auftauchten, wurde Hans nachdenklich. „Wit ſind zu wenig Aerzte hier am Ort“, ſagte er eines Abends zu den Tanten.„In normalen Zeiten mag das dort große Geſellſchaft. Die Burgdorfer Gärtnerei war berühmt. Sie lieferte nach auswärts und verſchickte ſogar ins Ausland Stauden und ſelbſtgezogene Blumenſorten. Ihre Dahlien hatten Ruf. Der Beſitzer, bereits ein ziemlich bejahrter Mann, liebte ſeine Blumen ein bißchen übertrieben. Die Käufer hatten zuweilen nichts zu lachen. Er gab ſeine„Kinder“ nur unter lauterem oder leiſerem Proteſt her. Für Hanni indeſſen hatte er etwas über. Ihr gab er gern, ſogar freiwillig, von den Blüten, und wie ſie jetzt die Chryſan⸗ geht?“ ſagte Frau Toni, die ebenfalls an das raſend läutende Telephon geeilt war. „In fünf Minuten bin ich bei Ihnen, Fräulein Hanni!“ ſagte der geruhſam, wünſchte die Villa des Bürgermeiſters und entſchuldigte ſich:„Ich komme ſpäter, ich werde dringend zu einer Patientin gerufen!“ „Albern!“ ſagte die Tochter wegwerfend.„Pure Auf⸗ ſpielerei!“ Sie hatte den hübſchen jungen Arzt zu Tiſch. Nun war ſie die Dumme.(Fortſetzung folgt.) Von Geo Hering. 0 Die kleine Stadt, in die mich das Abwechſlung, die man aber infolge ihrer Zuſammenkuünft der Junggeſellen. So etwa zwanzig Junggeſellen, jüngere und ältere Se— meſter, ſaßen da jeden Donnerstag in der getäfelten Bierſtube, rauchten und tranken oder klopften abwechſelnd Skat. Ich war eigentlich der Jüngſte dieſes Kreiſes und verdankt meine Aufnahme nur dem alten Oberlehrer ich wohnte. Wieder ſaßen wir an einem Donnerstag beiſammen. Uebe den Tiſchen lag bereits dichter ordnungsgemäß beſetzt, Deigendeſch war noch leer. denn niemand konnte ſich erinnern, daß Amtsgerichtrat Deigen deſch jemals dem Geſellſchaftsabend ſerngeblieben war. In ſpäter Stunde kam er. Wir erſchraken alle über ſein Ausſehen. ſahen merkwürdig trüb aus. gekleidet. eine diesbezügliche Frage an ihn zu ſtellen. Zeit vergangen war. akademiſche Viertel heute ſo lange hinausgedehnt habe. Um den Mund Deigendeſchs zuckte es wehmütig. Endlich antwortete er mit ſchwacher Stimme:„Man hat heute meine Frau begraben...“ Es wurde ganz ſtill unter den Gäſten. halten: doch in dem Geſicht als Ulk. Als er das ſtarre Schweigen bemerkte und ſah, wie aller Augen an ſeinem Munde hingen, da lächelte er ſchmerzlich ————— ⁰EWwé.——L—.— Miſter H. H. Powers. Von Edward Stilgebauer. ur—— Meine Geſchichte hat den Vorzug der Wahrheit. Sie wird hier nicht etwa zum beſten gegeben, um einen„herzloſen“ Pankee bloßzuſtellen, ſondern weil in ihr zwei Welten auf— einanderprallten, die nie und nimmer auch nur das geringſte Verſtändnis füreinander haben werden! Mit einem Wort, die des Dollars und die der Lira! Die damals von Gold geſättigten Vereinigten Staaten und das in— folge des Krieges devaloriſierte Europa! Alſo: Es war am Sonntag, dem 31. Auguſt 1924, des Abends gegen neun Uhr. Settimo Jacopi hatte Dienſt. Er war ſeines Zeichens Bahnſchaffner an der Stazione Principe in Genua und hatte in jener Stunde die Aufgabe, in dem Atrium des Bahnhofs, wo ſich die Fahrkartenſchalter befinden, nach dem Rechten zu ſehen. Man iſt hierzulande jetzt ſehr reinlich geworden— und alles, was ſich in ſolch einem Atrium unnötigerweiſe herum— treibt, wandert in den Behälter für die Rifiuti, das heißt die Abfälle. a Settimo Jacopi war ein junger Mann im Alter von acht⸗ undzwanzig Jahren. Seine Stellung war alſo keine beneidens— werte. Zumal, er hatte ſchon vor längerer Zeit geheiratet. Seine Frau erwartete das zweite Baby, und die gerade fällig geweſene Miete für den Monat September war noch nicht bezahlt worden. Wei ſeiner Beſchäftigung, die hier herumliegenden Papier— ſetzen aufzuleſen, zerbrach ſich Settimo Jacopi gerade den Kopf, wo er das Geld hernehmen ſollte, ohne zu ſtehlen. „Hundert Lire für das armſelige Zimmer in der ſtinkenden Gaſſe neben dem Hafen. Das war gerade ein Drittel ſeines Monatsgehalts, denn er verdiente hier nicht mehr als drei— hundert Lire. Traurig ſenkte er den Kopf, denn er wußte ſich wirklich keinen Ausweg. Gerade ſtand er vor dem Schalterraum, in dem die Internationale Schlafwagengeſellſchaft ihre Verkaufs- ſtelle aufgeſchlagen hat. „Da ſtieß ſein Fuß an einen harten Gegenſtand. Mechaniſch bückte ſich Settimo Jacopi. Was hielt er da in ſeiner Hand? Eine dick aufgebauſchte Brieftaſche aus feinſtem, ſchwarzem Glanzleder! Ihn ſchwindelte einen Augenblick. Der Augenblick der Ver— ſuchung! Das Atrium war ſo gut wie leer. Niemand weit und breit, bis auf ein paar Kinder, die in nächſter Nähe der auf die Straße führenden Tür Haſchen ſpielten. Das Glück ſchien zu lächeln. Schon war er in Verſuchung, die Ledertaſche in ſeinem Dienſtrock verſchwinden zu laſſen. Aber der Begriſſ„Dienſtrock“, der ſich da ſchickſalsſicher in ſeinem Innern meldete, gab ihm raſch die Beſinnung zurück. Er war Beamter der italieniſchen Staatseiſenbahn. Einen Dienſteid hatte er geleiſtet. Gefundene Gegenſtände einfach zurückzugeben, der Behörde abzuliefern, ohne ſich um deren Wert weiter zu kümmern, war nichts als übernommene Pflicht. In dieſem ganz ſelbſtverſtändlichen Gefühl ſchritt er nun, nachdem ihn ſchon der Weg der Verſuchung ein paar Schritte abſeits geführt hatte, wieder auf den Schalter der Schlaf⸗ wagengeſellſchaft zu, hinter deſſen augenblicklich von einem the Vorhang verhüllten Schiebefenſter Signor Villavecchia arbeitete. Hier war die Brieftaſche offenbar verloren worden, hier wollte er ſie dem Schalterbeamten aushändigen, ohne auch nur einen Blick in deren Inneres geworfen zu haben. Beſſer war ſchon beſſer! Am beſten, er wußte gar nicht, was er da ge⸗ funden hatte! Und doch! Verſuchung und Neugierde waren zu groß! Nur einen Blick, bevor er an den Schalter Villavecchias klopfte. Settimo Jacopi öffnete die Taſche. Dabei zitterten ſeine Hände, und der Blick, mit dem er die ihm aus dieſer Taſche entgegen⸗ quellenden Papiere muſterte, glich dem des Sünders, der das ließ über den Zaun des verbotenen Gartens Eden ſchweifen ieß Banknoten, die Settimo Jacopi gar nicht kannte, wie er ſolche in ſeinem Leben noch niemals unter die Finger be⸗ kommen hatte! Geld aus aller Herren Länder, auch nach ſeiner durchaus laienhaften Schätzung unermeßlich viel Geld! . Schickſal verſchlagen hatte, bot wenig an Unterhaltung und Geſelligkeit. Die einzige 9 Regelmäßigkeit ſchon ſaſt nicht mehr Abwechſlung nennen konnte, war der Geſell⸗ ſchaftsabend jeden Donnerstag im„Adler“. Es gab mehr Wirt⸗ ſchaften und mehr Geſellſchaftsabende in der Stadt; aber der im„Adler“ zeichnete ſich vor allem durch eines aus: durch die Bennigs, bei dem er Rauch, und alle Plätze waren nur der Stuhl des Amtsgerichtsrats Das nahm natürlich alle Wunder, Sein Geſicht war fahl und blaß, und ſeine Augen w Auch war er ganz in Schwarz 9' Wir ahnten alle, daß irgendein beſonderes Ereignis in ſein Leben getreten ſein müſſe; aber niemand getraute ſich, Als aber einige da konnte ſich Oberlehrer Bennigs nicht mehr enthalten, den Amtsgerichtsrat zu fragen, warum er das urde ill Alle ſchauten auf den Amtsgerichtsrat. Sie glaubten alle, er wolle ſie zum beſten Deigendeſchs war alles andere geei, und wiederholte ſeine Worte:„Es iſt ſchon ſo!— bei der Beerdigung von meiner Frau.“ „Ich war gerade das Mädchen, das gelernt hatte, heimführen. ſchöne Zeit. Die erhabenen Bergrieſen der Berner füllten uns ganz. machten verſchiedene Partien aufs Breithorn. blieben iſt und das Augen meiner Frau ſtürzte ich ab. verzweifelten, gellenden Schrei in meinen Ohren. Alphütte. wieder zurecht. r[wurde mir nur eine Ausrede geſagt. worden, hieß es, und könnte nicht kommen. Als ich endlich wieder fort konnte, noch viel Härteres erfahren, „damals, war— im Irrenhauſe. 1 Der plötzliche Schrecken meines hoffnungsloſe Suchen hatten die Arme um gebracht. 0 5 ihren Nun hat der Tod ſie erlöſt...“ denommen Schmerz des Amtsgerichtsrats. „Dreißig Jahre hat das nun gedauert. Lebens nimmer recht froh werden. So ein Schickſal trifft nicht viele. Mich hat's getroffen. Nun iſt meine arme Lore heim— gegangen. Ich werde ihr bald folgen. Dann iſt alles gut...“ „Deigendeſch entfernte ſich bald. Voller Teilnahme ſchüttelten wir ihm die Hand, als er ging. Am anderen Tage erfuhren wir, daß ein Herzſchlag ſeinem Leben ein Ende gemacht hatte. Seine Ahnung hatte ihn alſo nicht betrogen. Italien durchzogen, hatte hier vor dem Schalter der Schlaf— wagengeſellſchaft zu tun gehabt und beim Bezahlen ſeiner Fahr- und Bettkarten die Brieſtaſche verloren. „Der arme Schlucker wollte gar nicht mehr hinſehen. Die Miete, ſeine Frau und das Baby, das in dieſen Tagen kommen mußtel, fuhrſes ihm noch einmal durch den Kopf. Aber ſchon hatte ſein Finger an das Schiebefenſterchen Signor Villa⸗ vecchias gepocht. 0 5 Das war ein behäbiger, im Schatterdienſt der Geſellſchaft ergrauter Sechziger, mit einem weinroten Geſicht und einer goldenen Brille auf der ein wenig deformierten Naſe. Er machte gerade Tagestaſſe. Darum ärgerte er ſich, daß das Klopfen ihn mitten in ſeiner Addition geſtört hatte. Aber der grüne Vorhang ging trotzdem zurück, das Schalterfenſter wurde in die Höhe geſchoben. Villavecchias Plattſchädel wurde ſichtbar. „Was iſt denn los, Jacopi?“ „Ein Fund— wie mir ſcheint, ein werwoller Fund, Signore Villavecchia!“ Der in Geldangelegenheiten ſeit Jahr und Tag verſierte Beamte nahm die Brieftaſche aus Setlimos zitternden Händen entgegen. Nachdem er nur einen flüchtigen Blick auf dieſe geworfen hatte, ſagte er mit einer geradezu frappierenden Sicherheit: „Das iſt das Portefeuille des Amerikaners, der heute Schlaf⸗ wagenplätze für den Pariſer Schnellzug um 10.05 Uhr be⸗ legt hat.“ Villavecchia hatte die Brieftaſche, als ob dieſe Jacopi nun weiter nichts angehe, neben ſich auf ſeinem Pult niedergelegt und blätterte in ſeinem Regiſter. Nach zwei Minuten hatte er das Geſuchte gefunden, denn er ſagte: „Jacopi, es handelt ſich um einen Miſter H. H. Powers, Präſident des Bureau of Univerſity Trail aus Newton in den Vereinigten Staaten. Ihm gehört dieſe Brieftaſche. Er hat drei Fahrkarten beſtellt und tauſend Lire angezahlt. Zum Glück hat er mir geſagt, daß er heute morgen mit dem eng⸗ liſchen Dampfer Liverpool City' aus Alexandria angekommen iſt und daß dieſes Schiff am Ponte Andrea Doria vor Anker liegt. Seine Frau und Tochter befinden ſich noch an Bord, und dorthin hat er ſich zurückbegeben. Kommen Sie mit zu Signor Baudracco; er wird mit uns zufammen den Inhalt dieſer Brieftaſche feſtſtellen!“ Baudracco war Stationsvorſtand der Principe. Ein ſehr gewiſſenhafter Mann, der allſogleich, nachdem er das Porte⸗ feuille in ſeinen Händen hatte, den Polizeikommiſſar Gioſeia rufen ließ. Gioſeig erſchien wegen der Wichtigkeit des Falles nicht allein. In ſeiner Begleitung befand ſich der Wachtmeiſter Calandrino. So wurde vor den Augen des glücklichen Finders Jacopi und in Auweſenheit von vier amtlichen Zeugen der Inhalt von Miſter H. H. Powers' Brieftaſche im Amtsraum des Capoſtazione der Principe feſtgeſtellt. . Der Inhalt der Brieſtaſche war nach den Angaben dieſer fünf Männer der folgende. 1. Eine Fahrkarte erſter Kajüte von Neuyork nach Cherbourg auf den Namen der Familie Powers; ein Scheck auf 10 Dollar; zwei Kreditbriefe, jeder auf 20 000 Pfd. 4000 Lire in bar: 8 16 Pfd. Sterling in engliſchen Noten; 1000 griechiſche Drachmen;: verſchiedene Kleinigkeiten im Werte von 12000 Lire. Sterling lautend; S2 Der durch ſeinen Beruf am Schalter an das Addieren ge— wohnte Villavecchig addierte und rechnete um. Ihn ſchwindelte. Er kam auf die Summe von 4070000 Lire. Er nannte ſie Settimo Jacopi. Dem war es, als ſtünde ihm der Verſtand ſtill. Er machte ein erzdummes Geſicht und ſperrte Mund und Naſe zugleich auf. Aber auch den vier anderen war das maßloſe Erſtaunen über dieſe Unſumme auf den Geſichtern abzuleſen und aller Blicke hafteten auf der Tür, denn man war der feſten Meinung, Miſter H. ih Powers müſſe jeden Augenblick hereinſtürzen, um nach dem ihm auf ſolche Art und Weiſe abhanden gekommenen Rieſenvermögen zu fragen. Aber nichts davon geſchah. Miſter H. H. Powers hatte ſich in aller Seelenruhe an Bord der„Liverpool City“ zu Frau und Tochter begeben. Der Fall lag klar. Auch für Settimo Jacopi. Irgendein reicher Ausländer, wie ſie eben gerade wieder zu Hunderten 8 ließ dem alten Villaveechia denn doch keine Ruhe. Er Ich war Und dann begann er ganz leiſe ſeine Geſchichte zu erzählen: m Aſſeſſor geworden, da konnte ich endlich ich ſchon in meiner Studentenzeit kennen⸗ 0 en. Wir waren unendlich glücklich und machten unſere Hochzeitsreiſe in die Schweiz. Es war eine Alpen er⸗ Wir zogen dann durchs Lötſchental und 0 Dann geſchah das Schreckliche, das mir durchs ganze Leben unvergeßlich ge—⸗ all mein Glück vernichtet hat: vor den Ich höre heute noch ihren Als ich wieder zu mir kam, da befand ich mich in einer Man erzählte mir, daß man drei Tage nach mir e hatte ſuchen müſſen und daß ich nun ſchon eine, Woche be— ſinnungslos daniederliege. Erſt ganz allmählich fand ich mich Dann fragte ich nach meiner Frau, aber da Sie ſei ſelber krank ge— da mußte ich freilich 5 1 f N daß ich wohl gewünſcht habe ich wäre nicht wieder geſund geworden: meine Frau Sturzes und dann das Verſtand Aus dem Auge des Amtsgerichtsrats ſickerte eine Träne. „Es iſt eine traurige Geſchichte: ich hab' ſie noch niemand erzählt. Mir hat ſie früh weiße Haare gebracht und das Glück Keiner von uns allen ſagte ein Wort. Alle ehrten wir den Ich konnte meines 1 kaner von ſeinem ungeahnten Brieftaſche zu bengchrichtigen. betrat er das Schiff und traf Miſter H. 5 waren, ihren Tee einzunehmen. Erſtaunt vom Teller auf, von dem er ſich and eggs zu Gemüte führte. Miſtreß und Miß geringſten um dieſen Eiſenbahners trug. gerade ſeine eſſenden Amerikaners. waſſerblaue Augen. Seine äußerſt mangelhaft. ihm ſtehenden geſehen hatte. zu ſein, denn er ſagte bei dieſen Worten in „Richtig, Lippen. Gehen wir und holen wir ſie zurück!“ Miſter H. H. Powers leerte das Glas Whisky mit Soda, das vor ihm auf dem Tiſche ſtand, verabſchiedete ſich von Frau die Innentaſche ſeines Cutaways den Weg nach der Stazione Principe. Hier war. alles in ge⸗ ſpannter Erwartung. Nicht nur Jacopi, auch der Stations⸗ vorſtand und die beiden Polizeibeamten. Das Gerücht von dem Fund hatte ſich in der Zwiſchenzeit verbreitet. Vor dem Bahnhof ſtand ein Haufen Neugieriger, die Zeugen der Freude des Amerikaners über das ihm wieder in den Schoß gefallene Vermögen zu ſein hofften. Miſter H. H. Powers nahm aber von dieſen Leuten nicht die geringſte Notiz. Er betrat den Amtsraum des Capoſtazione. „Richtig, da iſt ja meine Brieftaſche“, ſagte er.„Thanks!“ Und nun, nach einem flüchtigen Blick auf deren Inhalt, noch einmal:„Thanks!“ f Schon befanden ſich das Portefeuille und ſein koſtbarer Inhalt wieder in der Innentaſche des Cutaways. 2 Miſter H. Nucopi zitterte an allen Gliedern. Da drehte ſich der Ameri⸗ kaner noch einmal auf der Schwelle um und meinte: „Ach, ſo! Wer hat denn eigentlich die Brieftaſche gefunden?“ „Ich“, bekannte da Settimo Jacopi im Tone der Beſcheiden⸗ heit, ja Verlegenheit, und von den Lippen der anderen kam es wie aus einem Munde:„Settimo Jacopi.“ . Miſter H. H. Powers griff in die Seitentaſche ſeiner Weſte. Settimo Facopi ſchwindelte es. Das war der große Augenblick. „Good bye!“ Der Amerikaner war gegangen. In der Hand des Bahnſchaffners kniſterte eine Hundert⸗ lirenote, die alle voll maßloſem Erſtaunen, als ob ſie noch nie eine ſolche geſehen hätten, betrachteten. Aber Settimo Jacopi hat ſeine Septembermiete mit ihr bezahlt. ——.—— Nach was riecht es hier eigenlich Sächſiſche Szene. A23dqei alte Männer ſpazieren langſam in der Sonne. Vor der Laube, in der ich ſitze, bleiben ſie ſtehen. Der eine, mit einem Hermann⸗Bahr⸗Bart angetan, ſchnüffelt, zwinkert, ſcheint über irgend etwas erſtaunt zu ſein. Dann höre ich: „Hier riejd's je ſo gomiſch.“ „Hier riejd's? Ich rieje doch kar niſchd.“ „Na, da riejn Se mal richdch, da wärn Se's „Hier ſoll's riejn?“ „Freilich, hier riejd's. Ein kans ſcharfer Keruch.“ „Nach was ſoll's d'nn hier riejn? Hä?“ „Wardn Sie ma, das gann ich Ihn'n kleich ſaachn. Oochenpligg. Wardn Se ma, hier riejd's doch nach Gäſe.“ „Gäſe? Das is doch geen Gäſe?“ „Doch, kans kewiß, das is ein kans deudlicher Gäſe.“ „Awo, das is doch Leim.“ „Das ſoll Leim ſein? Se hamm woll noch gein Leim ke rochen? Na härn Se ma,'s is Ihn'n woll kar nich begannd. daß mei Kroßvadr Diſchler kewäſen is! Hä?“ „Das is mir kans egal, was Ihr. Kroßvadr gewäſen is, hier riejd's jädnfalls nach Gäſe.“ „Wenn Se ma richdch riein dädn, da dädn Se kleich riejn, daß s hier nach Leim riejd. Riejn Se nur ma? Mhf, mhf, kenau wie mein Kroßvadr.“ „Da wär ch Ihnen ma was ſaachn, da wärn mir ähm ein'n Unbardeiiſchen ſragchn, nach was das hier riejn dud!“ Ein Mann in Arbeitskleidung nähert ſich den beiden. Der alte Herr mit dem Vollbart hält ihn an: „Frdſeihn Se, wirdn Se ma'ne Fraache keſchdadden?“ „Meinswejin“, erwidert der Mann. „„Wir zwee beede ſchdreidn uns nämlich, nach was das hier riein dud. Na, ſaachn Se ma ſelwer, ob's hier nich nach einem kans deudlichen G...“ Hier fällt ihm der zweite ins Wort: „Bſchd! Wärn Se woll ſchdill ſein? Wenn der Herr un⸗ bardeiſch ſein ſoll, dann därfn Se voch niſcht verraden!“ Der„Unbardeiſche“ ſchnüffelt ergiebig in die Landſchaft. Dann äußert er: „Nach was ſoll's d'nn hier riejn?“ „Das wolln mir kerade von Ihn'n wiſſen.“ Ach ſo, das wolln Se von mir wiſſen. Na, wardu Se ma Nachdem er wieder gehörig geſchnüffelt und ausgeſburkt hat, meint er: „Das is doch kans klar, nach was das hier riejn dud. Kaus klar is das?“ „Nach was riejd's?“ ſagt erregt der Vollbart. Nach was? Das wär'ch Ihni'n kleich ſaachn.“ Während die beiden vor Spannung bald platzen, zieht er noch einmal die Luft ein, koſtet ſie gewiſſermaßen noch einmal und ſagt dann mit Stentorſtimme: „Das is doch kans klar, klar is das doch! Hier riejd's nach Ausdinſdung!“ Kurt Miethke. 0 ſchon riejn.“ Roch immer Die Technik iſt auf der Höhe, aber..„ noch immer quietſchen die Straßenbahnwagen in den Kurven und erhöhen den Straßenlärm unnbtig; noch immer machen die kleinſten Motorfahrzeuge den größten Lärm; noch immer giht es in jeder Wohnung giſtiges Leuchtgas: noch immer laufen die Brillengläſer an, wenn man aus dent Kalten in die Wärme kommt;„ noch immer— trotz Aufrauhens— iſt der Aſphalt bei naſſem Wetter glatt und ſchlüpfrig; noch immer gibt es Wände und Decken in den Wohnungen, die ſchalldurchläſſig ſind und zu den oft„erleſenſten Ge⸗ nüſſen“ verhelfen;. noch immer kann im Rundfunk gekoppelt, gequietſcht und auch ſchwarzgehört werden; 0 noch immer gibt es kein kaltes Licht und keine ökonomiſche Glühbirne: noch immer— noch und noch und noch! machte ſich auf den Weg an den Hafen, nach dem Ponte Alſo: Erfinder an die Front! Hans H. Reinsch. Wert Andrea Doria, die„Liverpool City“ zu ſuchen und den Ameri⸗ Glück des Wiederfindens ſeiner Mit vieler Mühe machte er den Dampfer ausfindig. Nun f Powers nebſt Frau und Tochter im Speiſeſaal, wo dieſe gerade damit beſchäftigt ſah Miſter Powers ortion ham Powers kümmerten ſich aber nicht im Beſuch, der die Uniform des italieniſchen Die Lebhaftigkeit des erzählenden Villavecchia ſtand in einem ſchreienden Gegenſatz zu der Behäbigkeit des noch immer 0 Miſter H. H. Powers war unterſetzt und ſemmelblond, von roſiger Geſichtsfarbe und hatte ſchöne, italieniſchen Sprachkenntniſſe waren 4 5 So verſtand er denn von der aufgeregten Erzählung Villaveechias wenig mehr als das Wort Brief⸗ taſche und erſt ganz langſam fiel ihm ein, daß er den vor Beamten doch ſchon einmal in ſeinem Leben haften ausgetragen. Jachrennen. Plötzlich ſchien er ſich über die Situation klar geworden ganz langſam:„Ach ſo...“, und griff die habe ich verloren“, kam es jetzt endlich von ſeinen „Haben Sie ſie vielleicht wiedergefunden? Schön. und Tochter und machte ſich zuſammen mit Villavecchia auf burg: 1 1 15 5 di ſch* je 8 H. Powers wandte ſich nach der Tür und Settimo? ger für die deutſchen Kampfſpi 5 gportvorſchau ein quantitativer Hinſicht ſteht das kommende ont Wochenende 1 ſeinen Vorgängern lcück, hält ſich aber in Bezug auf Quali⸗ üt gleichauf. Mit Ausnahme der Jwiſchen⸗ unde zum Kampfſpiel⸗Pokal ruht der Be⸗ rieb im Fußball— was Deutſchland anbe⸗ ngt— ganz. In der Leichtathletik werden fämtlichen deutſchen Gauen die Meiſter⸗ Ein weiterer Höhepunkt leſes Sportwochenendes iſt der Abſchluß der offiziellen Tennis⸗Weltmeiſterſchaften in Bunbledon und ſchließlich noch das 12. Gabel⸗ g Im Fußball gehen die Zwiſchenrundenſpiele um den Kampf⸗ lel⸗Pokal im Vordergrund des Intereſſes. ür die vier Begegnungen haben ſich Baden, Südwest, Nordheſſen, Niederrhein, Mittelrhein, Mordmark, Sachſen und Bayern qualifiziert. üddeutſchland hat alſo noch drei Gaue im Rennen. Die Paarungen für den kom⸗ enden Sonntag ſehen wie folgt aus: in Ba A 15 Mittelrhein, in Elber⸗ feld: Niederrhein— Baden, in Frank⸗ tt: Südweſt— Sachſen und in Augs⸗ Bayern— Nordheſſen. Wenn nicht lles trügt, ſollten ſich Nordmark, Niederrhein, üdweſt und Bayern für die Teilnahme an ö den Kampfſpielen in Nürnberg qualifizieren. — In Berlin wird am Samstag zwiſchen den Untverſitäten von Berlin und Münſter die deutſche Hochſchulmeiſterſchaft ausgeſpielt. In der Leichtathletik Naachtet ſich das ganze Intereſſe in den deut⸗ ſchen Gauen auf die allenthalben auszutra⸗ genden Merſterſchaften, deren Titelträ⸗ 0 Nürn⸗ ſind Der Bau Ba— Der Bau Ba 7: l.„ait Verg tkleunghſicoctrecahiigt ind. den wickelt ſeine Titelkämpfe in Mannheim ab und hat für dieſe ein Nennungsergebnis von über 500 Meldungen zu verzeichnen. Im Sudweſt⸗Gau gelangen die Meiſterſchaften um Darmſtädter Hochſchulſtadion zur Austra⸗ gung und die beiden übrigen Gaue— Mürt⸗ kemberg und Bayern(Nordbayern)— tref⸗ fen ſich in der Stuttgarter Hitler⸗ Adolf Hit Kampfbahn bezw. im Nürnberger Stadion Der„weiße“ Sport bringt den Abſchluß der inoffiziellen Tennis⸗ Weltmeiſterſchaften in Wimbledon, bei dener te deukſchen Teilnehmer in dieſem Jahr wenig om Glück begünſtigt waren.— Allgemeine Turntere werden in Ulm, Titiſee, Köln und Kaiſerslautern zu Ende geführt. Der Schwimmſport zeichnet gegenüber den Vorſonntagen ein ait untfangreicheres Programm. In Lud— gshafen werden die Meiſterſchaften im Vaſſerball des DT.⸗Gaues Südweſt ausge— tragen und in Nürnberg haben ſich SS 1. FC. Nürnberg, Bayern 07 Nürnberg, TV. 46 [Nürnberg und SV. Nürnberg für die Teil⸗ ahme an der deutſchen Waſſerballmeiſter⸗ aft, die bei den Deutſchen Kampfſpielen in Nürnberg zur Entſcheidung gelangt, zu quali⸗ Ffizieren. Im Rudern ſelangen Regatten in Stettin, Bremen, Hagen, Hleßen, Halle und Heilbronn zum Austrag. Im Ringen begegnen ſich am Samstag Siegfried Lud⸗ wigshafen im zweiten Gang der„Vor⸗ Schifferſtadt im enotampf anzutreten. Auch im Radſport iſt man am kommenden Wochenende ſehr aktiv. Neben der Tour de France, dem längſten Straßenrennen der Welt, die auch in dieſem Jahr wieder mit einer guten deutſchen Betei⸗ gung vor ſich gehen wird, wird in Berlin ein Rundſtreckenrennen ausgefahren und auch Leipzig veranſtaltet auf der Strecke, die ſpäter als Weltmeiſterſchaftsrennſtrecke dienen ſoll, ein Proberennen. Im Motorſport wird das traditionelle Gabelbachrennen aus⸗ gefahren, das in dieſem Jahr ſeine 12. Wie⸗ derholung erfährt.— Schließlich ſeien noch die ſüddeutſchen Sommerſpielmeiſterſchaften die die Gaue Südweſt, Baden, Württem⸗ berg und Bayern der DT. in Frankfurt ver⸗ einigen, genannt. Hahnenreiten und Ningſtechen Volksfeſte im märkiſchen Dorf. Solch freudiger Lärm, Muſik, Geſchrei, tobende Bewegung wie in meinem Zau— che⸗Dorf bei dieſen Veranſtaltungen, gehört zu einem ländlichen Volksfeſt. Die alten Rü— ſtern, deren Kronen ſich über dem bunten Ganzen wölben, würden die Köpfe ſchütteln, wenn es gar zu geſittet dabei zuginge. Mein Dorf liegt nämlich ganz in Rüſtern eingebettet, die doch in vielen Gegenden des Vaterlandes vergangen ſind, ſo daß man traurig vom deutſchen„Ulmenſterben“ ſpricht. Hier ſtehen ſie gerade ſo trutzig und geſund an der Dorfſtraße, wie die Eichen am Fließ und die alten Hängebirken, die das niedere Pfarrhaus umſchleiern mit ih⸗ ren zarten Zweigen. Am zeitigen Sonntagnachmittag rüſtet man zum Beginn des Feſtes. Den ſtattlichen Zug eröffnet die Muſikkapelle. Die Töchter des Dorfes folgen in hellen Tanzkteidern. Reizend ſeid ihr lieben, friſchen deutſchen Mädel, aber heute wandern die Blicke doch mit Vorliebe für die kecke Reiterſchar, die ihr anführt! Feſte Burſchenhände halten die Zügel der tänzelnden Pferde, denen die ſel⸗ ten gehörte Marſchmuſik den Mut hebt! Tie rote Huſarenuniform, die voran leuchtet, wurde ſeit vielen Jahren ſorgſam gegen die Motten geſchützt; die feldgrauen Väter ha⸗ ben die Herrlichkeit des bunten Tuches nicht vergeſſen können, in dem ſie in glücklichen Zeiten die Mädchenherzen brachen! So iſt bis zum Beginn des Turniers heute der rote Huſar der Held des Tages. In blauen Ho— ſen und weißem Hemd reiten die andern: an 30 Mann zähle ich. Die Frauen und Männer, die Alten, das ganze Dorf ſäumt die Straße, folgt dem Zug; die Kinder na— türlich ſtürmen voran. Allzu ſchnell iſt der Feſtplatz erreicht. Das Volk der Zuſchauer ſchließt eine Runde, an deren Grenze der hölzerne Hahn aufgerich⸗ tet ſteht. Die Säule die ihn trägt, hat ein Gewinde, das dem der Figur angepaßt iſt, und es gilt nun, im ſcharfen Vorbeiritt dem Hahn einen ſo kräftigen Stoß zu verabrei⸗ chen, daß er in der Schraube hinaufſauſt und zur Erde fällt. Der erſte Reiter würde ſtark im Nachteil ſein, weil kaum ein Stoß genügt, das ganze Gewinde zu durchlaufen, bas 9 1 J wenn der Ritt nicht ſolange ausgeführt wirft den Kopf ſtellt ſich quer, ſcheut ein we⸗ nig. Dem Reiter erwächſt dann die Doppel- aufgabe, ſeinen Gaul vorbeizubringen und nach dem Hahn zu greifen, ohne hinabzufal⸗ len. Die Muſikkapelle bleibt nicht faul; je⸗ der Siegesſtoß wird mit einem Tuſch in die Welt poſaunt. Daß der Jubel nicht leiſer iſt. wenn ein Reiter ungewollt den Rücken ſeines Zoſſen verläßt, darf nicht verſchwie⸗ gen bleiben; aber das wird nicht übel ge⸗ nommen. a 5 Die paar komiſchen Geſtalten, die mit dem Zuge gingen, tragen zur allgemeinen Beluſtigung bei. Da iſt der Biedermeier im langen Rock und hohen Hut, der den alt⸗ väterlichen Galan ſpielt! Da ſchlägt ein Hanswurſt ſeine Purzelbäume. Sehr beliebt iſt der„Sanitäter“ der mit ſeiner Kognak⸗ flaſche matten Seelen wieder aufhilft. Die Preiſe ſind dörflicher Art und beſtehen aus Peitſchen, Holzpantoffeln, Hacken, Spaten, Ruckkäcken. Die Sieger haben nachher beim Tanze das Anrecht auf drei Extratänze und gehen ſodann mit ihrer Balldame an den Schänktiſch zu einem Siegestrunk, den die Jungfer kredenzt. Ehe der heimkehrende Feſtzug ſich vor der Schänke auflöſt, hält der rote Huſar ſeine Anſprache, die mit dem Deutſchland-Liede ſchließt. Das„Ringſtechen“ erfordert noch mehr Geſchicklichkeit als das Hahnenreiten. Mit einem Stock muß da der Reiter im ſcharfen Trab einen aufgehängten Holsring aufzu— fangen bemüht ſein. Ganz beſonderen Spaß macht das„Aalfangen“, ein Radfahrkunſt— ſtück, das ungemeine Gewandheit und Kalt⸗ blütigkeit erfordert. Inmitten des Rund— platzes ſteht ein waſſergefüllter Bottich mit Aalen, die der Radfahrer vom Sattel aus greifen muß. Den glücklich erwiſchten glat— ten Geſellen feſtzuhalten, dürfte noch ſchwie— riger ſein als der Fang. Denn der Schlan— gengleiche windet ſich als ſtarke Feſſel um den Arm des Radlers, der ungerührt ſein Gefährt mit der anderen Hand regieren muß und beileibe nicht ſtürzen darf. Ent⸗ wiſcht der Aal zum allgemeinen Gaudium, iſt des Kreiſchens und Lachens kein Ende. Das ſtolze Gefühl der Sieger bei dieſen körperübenden Volksſpielen hebt die jun— gen Leute wohltuend heraus aus dem Ei— nerlei des arbeitsvollen Alltags, fördert ihren Mut, ihre Geſchicklichkeit und ihr Selbſtvertrauen. Die feſtliche Stimmung aber, in die das ganze Dorf getaucht iſt, hat ihren Urſprung in der wirklichen Freude, die dem„Vergnügen“ turmhoch überlegen iſt und keinen bitteren Hefeſatz in ihrem Becher zurückläßt. Nundfunk⸗Programme Reichsſendec Frankfurt a. M. Jeden Werktag wiederkehrende Programm⸗ nummern: 5.45 Choral, Zeit, Wetter; 5.50 Gymnaſtik 1; 6.15 Gymnaſtik II 6.40 Zeit, Nachrichten; 6.50 Wetter; 6.55 Frühkonzert; 8.15 Waſſerſtandsmeldungen, Wetter; 8.20 Gymnaſtik, 10 Nachrichten; 11 Werbekonzert; 11.40 Programmanſage, Wirtſchaftsmeldun⸗ gen, Wetter; 11.50 Sozialdienſt; 12 Mittags⸗ konzert 1; 13 Zeit, Nachrichten; 13.10 Lokale Nachrichten; 13.20 Mittagskonzert II: 13.50 Zeit, Nachrichten; 14 Mittagskonzert III; 15.30 Gießener Wetterbericht; 15.40 Zeit, Wirt⸗ ſchaftsmeldungen; 15.50 Wirtſchaftsbericht; 16 Nachmittagskonzert: 18 Jugendſtunde; 18.45 Sonntag, 8. Jul: 6.15 Hafenkonzert; 8.45 Zeit, Nachrichten; 8.20 Wetter; 8.25 Mor⸗ gengymnaſtik; 8.45 Choralblaſen; 9 Evangeli⸗ ſche Morgenfeier; 9.45 Feierſtunde der Schaf⸗ fenden; 10.15 Funkſtille; 10.30 Stunde des Chorgeſangs; 11.15 Bekenntniſſe zur Zeit; 11.30 Abſchlußkundgebung des Oſtlandturn⸗ feſtes in Danzig 1934; 12.10 Mittagskon⸗ zert 1; 13 Mittagskonzert II; 14 Kinderſtunde; 15 Zehnmimutendienſt für die Landwirtſchaft; 15.10 Stunde des Landes; 15.40 Humor auf Schallplatten; 16 Nachmittagskonzert; 18 Die Kunſt, ſich zu unterhalten; 18.20 Fröhliches Zwiſchenſpiel; 18.45 Fünfter Reichskriegertag in Kaſſel, Funkbericht; 19.15 Sport; 19.30 Der Zigeunerbaron, Operette von Johann Strauß; 22.20 Zeit, Nachrichten; 22.35 Lo⸗ kale Nachrichten, Wetter, Sport; 22.45 Fünf fröhliche Viertelſtunden; 24 Nachtmuſik. Montag, 9. Jul: 14.40 Liederſtunde; 17.30 Vom Werden der Saarlandſchaft, Plauderei; 17.45 Jugendſtunde; 18.25 Bunte Kuliſſen; heitere Stunde; 19.30 Saarumſchau; 19.40 Balladen; 21.15 Opernkonzert; 22.35 Lokale Nachrichten, Wetter, Sport; 22.45 Kleine Un⸗ terhaltung; 23.05 Funkbericht vom Boxkampf Neuſel gegen Peterſon, London; 23.15 Operet⸗ tenkonzert. Dienstag, 10. Juli: 10.45 Praktiſche Rat⸗ ſchläge für Küche und Haus; 14.40 Frauen⸗ ſtunde; 17 Jugendſportſtunde; 17.15 Deutſche Kraftwagen im Kampf um den großen Preis von Deutſchland auf dem Nürburgring; 17.35 Schrammelmuſik; 18 Nordiſches Sternenwiſ— ſen vor 4000 Jahren, Vortrag; 18.15 Aus Wirtſchaft und Arbeit; 18.25 Italieniſch; 19 Polniſche Volkslieder; 19.30 Der ſterbende Berg, Arbeitsbilder aus einem Steinbruch; 20.45 Inſtrumentalmuſik; 21.05 Unterhal⸗ tungstonzert; 22 Kleine Unterhaltung; 23 Lie— der und Klaviermuſik. Mittwoch, 11. Juli: 10.10 Schulfunk; 10.45 Praktiſche Ratſchläge für Küche und Haus; 14.30 Dreimal fünfzehn Minuten aus dem Senderbezirk; 17.30 Tiere in Gefangenſchaft; 17.45 Jugendſtunde; 18.20 Bauten aus Rhein⸗ ſchlamm, Zwieg eſpräch; 18.35 Junge deutſche Dichtung; 19 Volksmuſik; 19.30 Der Wasgau; 20.10 Unſere Saar; 20.30 Konzert; 21 Tanz⸗ muſik: 22.35 Funkbericht zum Nürburgren— nen; 23 Nachtmuſik; 1 Der Hunsrück, das Schickſal einer deutſchen Landſchaft. Kirchenlommiſſar für Heſſen⸗Kaſſel el, 6. Juli. Zum Bevollmächtigten der Deutſchen bange Kirche für die Evan⸗ geliſche Landeskirche Heſſen⸗Kaſſel iſt der Vize⸗ präſident Dr. Richter in Hannover beſtellt 4 0 Landeskirchent die Am Freitag hatte der Landeskirchentag di 1 der bisherigen Kirchenleitung und die Einſetzung einer neuen Kirchenregierung beſchloſſen. Die alte Kirchenleitung beſtritt die Rechtswirkſamkeit dieſer Neuwahl, da die ge⸗ ſetzlich vorgeſchriebene Zweidrittelmehrheit für die neue Kirchenregierung nicht vorhanden ge⸗ weſen ſei. Daraufhin ließ die Reichskirchen⸗ regierung durch Miniſterialdirektor Jäger an die einſtweilige Kicchenleitung ein Ultima⸗ tum ſtellen, in dem ſie den Erlaß eines Geſetzes forderte, daß der Landeskirchentag ohne Rückſicht auf die Zahl ſeiner anweſen⸗ den Mitglieder beſchlußfähig ſei und verfaſ⸗ ſungsändernde Geſetze beſchließen könne. Dr meiſterſchaft und AC. Bad Reichenhall in Ludungshafen. Die Einheimiſchen brauchen in coteſem Punkten ſchlußrunde um die ſüddeutſche Mannſchafts— mit um Kampf nur einen Sieg Differenz zu erringen. zwei gegen Hahn vorbei! Copyright 55 Martin Feuchtwanger, Halle(Saale) 700 Neuntes Kapitel. Die Unterredung mit Gaſton hatte Evelyn doch heftiger erregt, als ſie ſich zugeben wollte. Gaſtons Drohungen hatten etwas Erſchreckendes; ſie hielt ihn jeder Schandtat für fähig. Evelyn fühlte ſich ihm auf dieſem Gebiet durch⸗ aus unterlegen. Sie wußte, warum Gaſton kämpfte. Nicht uur um ſeine Rehabilitierung, ſondern noch um etwas Anderes. f g Gaſton beſaß kein eigenes Vermögen. Nach der Scheidung von ihr war er auf ſeine Bezüge als Beamter angewieſen. Die aber reichten für die Lebenshaltung, die er gewöhnt war, nicht entfernt aus. Gaſton würde alſo die Scheidung unter allen Umſtänden ſchon deswegen zu verhindern ſuchen, weil er ihr Vermögen nicht heraus— geben wollte. Vielleicht gar nicht konnte? Plötzlich ſchoß ihr beängſtigend der Gedanke durch den Kopf, daß dieſer Menſch ja noch immer von ihr eine Bank⸗ vollmacht beſaß. Wer konnte wiſſen, was er mit ihrem Vermögen angefangen hatte oder noch anfangen würde? Sie ſelbſt hatte ſich ja bisher um geſchäftliche Dinge nie gekümmert, hatte alles vertrauensvoll ihrem Gatten über— laſſen. Wo ſollte ſie ſich nun auf einmal Rat holen? 1 Sie rief ihren Rechtsanwalt an und bat um eine eilige Unterredung. Maftre Duformantel war ein ſehr kluger und ſehr würdiger alter Herr. Aber er hatte wenig Zeit. Eine ſehr große Praxis und noch größere Intereſſen auf politiſchem Gebiet ließen ihm nur wenig Muße für den inzelnen Fall. würde, bis alle Preiſe, die die Mädchen in den Händen halten, an den Mann gebracht ſind. Zuruf und Gelächter begleiten das lu— ſtige Geſchicklichkeitsſpiel. Nicht jedes trabt unbekümmert an dem Wetter, Griff ins Heute; 20 richten; 24 Nachtmuſik. in der Runde! Manch eines So hatte auch Evelyn, als ſie bei ihm ſaß, nicht die nötige Ruhe, ihre Fragen und Beſorgniſſe mit ihm aus— führlich zu beſprechen. Immerhin erfuhr ſie, daß Gaſtons Behauptung, ihr zweimaliges Zuſammenſein mit ihm würde vom Richter vermutlich als Beweis einer ſtattgehabten Verſöhnung angeſehen werden, auf Richtigkeit beruhe. Auch nahm ſie den Rat mit fort, bei ihrer Bank ſofort die notwendigen Schritte zu unternehmen, um Gaſton die Bankvollmacht zu entziehen. noch gar nichts ſagen. Sie möge ſich auf ein bis zwei Jahre mindeſtens gefaßt machen. Aber es wäre ja auch denkbar, daß Monſieur Dalandier ſeinen Standpunkt ändern und zu einem Entgegenkommen ſich bereit finden laſſen würde. Dann würde alles viel ſchneller vonſtatten gehen. Als Evelyn den Advokaten verlaſſen hatte, empfand ſie zum erſten Male das Gefühl weiblicher Ohnmacht. Da waren verſchiedene Dinge zu tun, die ſie nicht allein er— ledigen konnte, weil ſie es nicht gewöhnt war und auch nicht erlernt hatte. Ihr Vermögen war möglicherweiſe in Gefahr. Es mußte revidiert werden, was Gaſton mit ihrem Geld gemacht hatte. Aber wie faßte man ſo etwas an? Sie hatte nicht die geringſte Ahnung von Geldſachen. Bedrückt kehrte ſie in ihr Hotel zurück. f „Madame“, ſagte der Angeſtellte der Rezeption höflich, „ein Herr war hier und hat nach Madame gefragt. Hier ſeine Karte mit der Telephonnummer. Der Herr erbittet einen Anruf von Madame!“ Evelyn las und atmete erlöſt auf. Lothar war hier! War in Paris! Er würde ſich ihr nicht verſagen. Aber konnte ſie ihn noch einmal mit ihren Privatangelegen⸗ heiten beläſtigen? Lothar hatte doch wirklich genug für ſie getan. Aber ſie hatte s keinen Menſchen, an den ſie Wirtſchaftsmeldungen, f Zeit, Nachrichten; 20.15 Stunde der Nation; 22.20 Zeit, Nachrichten; 22.35 Du mußt wiſſen; 22.45 Lokale Nach⸗ Zwiſchen Tür und Angel fragte ſie noch, wie lange der Prozeß wohl dauern würde. Maſtre Duformantel zuckte bedauernd die Achſeln. Nach den Mitteilungen, die ſie ihm heute gemacht hätte, bei den erſt noch zu beſchaffenden poſitiven VBeweiſen von Gaſtons Untreue könne man da Einſtweilige Kirchenregierung von Heſſen-Kaf⸗ ſel hat die Forderung der Reichskirchenregie⸗ rung abgelehnt. Infolgedeſſen ſah ſich die Reichskirchenregierung genötigt, die ſchwebenoe Frage mit einem Machtſpruch zu löſen. Zeit; 18.50 ſich hätte wenden konnen. So entſchloß ſie ſich zu einem telephoniſchen Anruf. Lothar war ſelbſt am Apparat: ſeine ſympathiſche Stimme, ſeine ſofortige Hilfsbereitſchaft und ſeine Er— kenntnis von der Wichtigkeit aller ihrer Beſorgniſſe er— füllten ſie ſofort mit Beruhigung. Er verabredete mit ihr eine Zuſammenkunft in einem ruhigen Reſtaurant in der Nähe der Opéra und fügte hinzu, daß er es für beſſer hielte, wenn er ſie nicht ſelbſt in ihrem Hotel abholte, da ſie fortab damit rechnen müßte, durch Gaſton beobachtet zu werden. Als Evelyn pünktlich um ſieben Uhr in einem Taxi vorgefahren kam, wartete Lothar bereits. Er hatte Mühe, ſein heißes Glücksempfinden bei ihrem Anblick zu verbergen. Nun er Evelyn wieder erblickte, fühlte er ganz, wie bitter er ſich nach ihr geſehnt hatte. Schöner, noch ſchöner ſchien ſie ihm geworden zu ſein. Aus dem ſchwarzen Velourkleid erblühten Hals und Arme in makelloſer Reine und edelſter Form. Ihr Geſicht hatte das Müde der Reſignation verloren, ſtrahlte Lothar ent— gegen. Tief beugte er ſich auf ihre Hand. Nur mühſam konnte er ſich ſo weit faſſen, um ein paar ungezwungene Worte zu finden und in ein unbefangenes Geſpräch mit der Geliebten zu kommen, die vertrauensvoll neben ihm ging. Als ſie gemeinſam das vornehme Reſtaurant betraten, folgten dem ſchönen Paar viele Blicke. Lothar hatte einen kleinen Tiſch in einer Niſche reſervieren laſſen, in der ſie ſich unbelauſcht unterhalten konnten. Sie ſtellten gemein⸗ ſam das Menü zuſammen, und Lothar beſtellte einen edlen Wein dazu. Kellner trugen eine Unzahl kleiner Platten mit ausgeſuchten Vorſpeiſen auf. Dann kam eine rieſige Languſte und ſchließlich die getrüffelte Poularde. Die Eisſpeiſe, der Mokka waren ſerviert, die Zigaretten angezündet, als Lothar endlich das Geſpräch auf Evelyns Sorgen brachte. Er pflichtete ihr darin vollſtändig bei, von ſeiten Gaſtons mußte man ſich auf allerhand gefaßt machen. (Fortſouung folat! Aus der heimat Gedenktage 7. Juli 1531 Der Bildhauer Tilman Riemenſchneider in Würzburg geſtorben. 1855 Der Dichter Ludwig Ganghofer in Kaufbeuren geboren. 1860 Der Dirigent und Komponiſt Guſtav Mahler in Kaliſcht geboren. Prot. und kath.: Willibald Sonnenaufg. 3.45 Sonnenunterg. 20.23 Mondaufg.— Mondunterg. 17.16 8. Juli 1838 Ferdinand Graf von Zeppelin in Kon— ſtanz geboren. 1855 D. Polarforſcher Sir William Edward Parry in Ems geſtorben. 1865 Der Geſchichtsſchreiber Hans Ferdinand Helmolt in Dresden geboren. Sonnenaufg. 3.46 Sonnenunterg. 20.23 Mondaufg. 0.29 Mondunterg. 18.24 * Geſteh dir's ſelbſt, wenn du gefehlt; Füg nicht, wenn Einſicht kam, Zum falſchen Weg, den du gewählt, Auch noch die falſche Scham. Grillparzer. Sonntagsgedanken Es gab einmal auf Erden ein Auge, das die Sonne ſo anſah. Es ſah die Sonne ihren Schein unermüdlich in breiten Segensſtrömen ausſchütten ohne zu kargen undd zu fragen, uber Böſe und Gute, Gerechte und Unge⸗ rechte, über Aecker und Fluren, über die Lilien auf dem Felde und die Reben am Berg⸗ hang, ſah ſie ihr Gold ſchütten ins Meer von Galiläa,„daß auch der ärmſte Fiſche: noch mit goldenem Ruder ruderte“,— das gütige Heilandsauge ſah es, und das Hei⸗ landsherz dachte: Wenn doch die Menſchen etwas mehr von der Sonne in ſich hätten, dann wären ſie erſt wahrhaft die Kinder deſ⸗ ſen, der die Sonne ſchuf, und der auch will, 55 ſeine Menſchen Kinder des Lichtes ſein ollen. O Sonnenſchein, o Sonnenſchein! Wer doch den Sonnenſchein mitnehmen könnte ins Leben hinein! Ob nicht jeder rechte Menſch und zumal jeder wahre Chriſt das Recht und die Pflicht hat, alle Sonnenſtrahlen und allen Sonnenſchein zu ſammeln und einzufan⸗ gen, Sonnenſtrahlen feſthalten, das iſt die große Lebenskunſt, die uns reich und wahr⸗ haft glücklich und zufrieden macht. Und jetzt iſt die beſte Zeit dazu, und je eher je lieber und je mehr deſto beſſer für alle kommenden trüben Tage und Stunden. Sonnenſchein iſt aufgeſpeicherte Lebenskraft in unſeren Herzen, davon leben wir. 0 Wogende Kornfelder Ein eigenartiges erhabenes Bild iſt ein üppig ſtehendes Kornfeld, wenn darüber mit geheimnisvollem Weben der Wind hinſtceicht. Es ſieht ſo aus, als ob ein weitgeſpanntes ſeidenes Tuch Falten werfe. Ackerwinden rin— geln ſich als Unkraut an den Halmen empor, zwiſchen denen noch der rote und der blaue Schmuck von Mohn, Kornrade und Korn— blume leuchtet. Leiſe zirpt zwiſchen den Acker⸗ ſchollen die Grille und Rebhühner flattern aus dem Dickicht der Halme. Und hoch am blauen Himmel ſingt die Lerche ihre Lieder.... Jetzt ſind wir nicht weit mehr von der Ernte. Der goldene Segen auf den Getreide feldern wird ſich in einigen Wochen der Senſe entgegenneigen. Die letzten heißen Tage haben das Getreide weiter ausgereift. Für die Land⸗ wirte iſt die Erntezeit die härteſte und doch auch die ſchönſte, ſehen ſie doch ihre raſtloſe Arbeit gelohnt. Mit glücklich ſchlagendem Her⸗ zen ſteht der Bauer vor den Feldern ſeiner Tätigkeit, läßt die Halme prüfend durch die Hand gleiten und träumt vom hochbeladenen Erntewagen, der ſchwankend mit koſtbarer Laſt der Scheune zufährt. Vom wogenden Kornfeld geht ein heimat— licher Zauber aus; in ihm liegen die ſtärkſten Wurzeln unſeres deutſchen Heimatgefühls. Tötet die Weſpen⸗ und Horniſſenkönigin! Dickleibige Weſpen und Horniſſen ſind die be⸗ fruchteten Weibchen der gefährlichen, ihres Giftſtachels gefürchteten Inſekten. Wer ſolch eine Weſpe oder gar eine Horniſſe tötet, vernichtet mit der Königin ein ganzes Weſpen⸗ und Horniſſenvolk. Im Schwarzwald ſagen die Bauern:„So dick wie die Weſpen kommen, ſo mager gehen ſie wieder“. Dabei werden beſonders dickleibige Weſpen als Anzeichen eines mageren Jahres gedeutet.— Beim Abfangen von Weſpen und Horniſſen iſt Vor⸗ ſicht nötig. Wer von einer Großweſpe oder Horniſſe geſtochen wird, gehe zum Arzt. zen Die Straße als Garage. Die Benut⸗ traf der Straße zur Unterbringung von raftfahrzeugen(ſogenanntes„wildes Ga⸗ ragieren“) iſt vielfach auch dann verboten oder eingeſchränkt worden, wenn der Verkehr dadurch nicht beeinträchtigt wurde. Nach einer Mitteilung der Preſſeſtelle des Reichs⸗ verkehrsminiſteriums ſind die Behörden jetzt angewieſen worden, in Zukunft nur noch ein⸗ zuſchreiten, wenn in beſonderen Einzelfällen die Aufſtellung von Kraftwagen andere mehr als nach den Umſtänden unvermeidbar behindert oder beläſtigt. Welter vorherſage: Keine weſentliche Aenderung. Für den Sportgau 13 Bekanntmachung des Beauftragten des Reichs⸗ ſpoctführers. Die zu den Deutſchen Kampfſpielen nach Nürnberg fahrenden Jugendlichen der Turn⸗ und Sportvereine, der HJ und des Bd erhalten eine 75prozentige Fahrpreisermäßi⸗ Aue für die vorgeſehenen Sonderzüge. Als usweis zur Erreichung dieſer 75prozentigen Tab mermaßlgung für die Jugendlichen der urn und Sportvereine bis zum 21. Lebens⸗ jahr gelten die Mitgliedskarten der Vereine. Am eine einwandfreie Anterbringung und Verpflegung in vorgeſehenen Zeltlagern für die männlichen, in Jugendherbergen und Schu⸗ len für die weiblichen Jugendlichen ſicherzu⸗ ſtellen, muß von den Vereinsführern ſpäteſtens bis zum 8. Juli ihrem zu⸗ ſtändigen Fachverbandsgauführer die unge⸗ fähre Zahl der jugendlichen Fahrtteilnehmer nach Geſchlechtern getrennt angegeben werden. Die Sportgauführer haben bis zum 9. Juli, 16 Uhr, die Meldungen geſammelt an den Gaubeauftragten des Reichsſportführers, Frankfurt a. M., Taunusanlage 14, weiter⸗ zugeben. Um nun einer großen Anzahl von Jugend⸗ lichen die Möglichkeit zu geben, den Deut⸗ ſchen Kampfſpielen in Nürnberg beizuwohnen, übermmmt der Reichsſportführer einen Teil der Unterbringungs- und Verpflegungskoſten für die Jugendlichen in Nürnberg. Dieſe Ju— gendlichen müſſen die am 21. Juli 1934 abgehenden Sonderzüge benutzen, die am 30. Juli wieder zurückfahren. An Unterbringungs— und Verpflegungskoſten wären für dieſe Ju⸗ gendlichen in Nürnberg je 12 Mark zu zahlen. Von dieſem Betrag braucht der Jugendliche nur einen Anteil von 8 Mark zu kragen, der reſtlſche Betrag wird vom Reichsſportführer übernommen, gleichzeitig die Eintrittskoſten für den Eröffnungs⸗ und Schlußtag der Kampf⸗ ſpiele. Für den Beſuch weiterer ſportlicher Veranſtaltungen vom Mittwoch bis Sams⸗ tag ſind von den Jugendlichen die Koſten, die ſich zwiſchen 0,30 und 0,50 Mark be— wegen, ſelber zu tragen. Der Beauftragte des Reichsſportführers für den Gau 13 gez.: Limpert, Stellvertreter. ——— Eine Veſichtigungsfahrt Die Reichsbahn im Dienſte der Wirtſchaft. * Frankfurt a. M., 7. Juli. Die Reichsbahndirektion Frankfurt hatte zu einer Beſichtigung geladen, deren Ziel es war, einen Einblick in die Zuſammenarbeit von Eiſenbahn und Kraftwagen zu geben. Nach Begrüßungsworten des Präſidenten der Reichs⸗ bahndirektion Frankfurt, Dr. ing. Steuer- nagel, gab Reichsbahnoberrat Becker einen Einblick in den neuzeitlichen Ausbau des Güterverkehrs der Reichsbahn. Er erwähnte zunächſt die Einführung der ſog.„Leigs“, der„leichten Güterzüge“. Zwar würden auch heute noch hundert⸗ und hundertzwanzigachſige Güterzüge gefahren, aber weit ſeltener als früher. Die Reiſegeſchwindigkeit der„Leigs“ ſei gegenüber den gewöhnlichen Güterzügen etwa verdreifacht. So werde eine Durch⸗ ſchnittsgeſchwindigkeit von etwa 40 Std.-Km. erreicht. Im Reichsbahndirektionsbezirt Frank⸗ furt ſeien die„Leigs“ eingeführt auf den Strecken: Frankfurt— Bebra, Frankfurt—Gie⸗ ßen, Frankfurt— Limburg, Gießen—-Köln, Gie— zen— Limburg—Oberlahnſtein und Limburg — Altenkirchen. Für größere Strecken habe die Reichsbahn weiter Schnellgüterzüge auch für Maſ⸗ ſengüter eingerichtet, die ſich beſonders wäh⸗ rend der diesjährigen Obſternte bewährt hätten. Von Frankfurt aus beſtänden derar— tige Verbindungen heute bereits nach Rhein⸗ und Ruhrgebiet, nach Bayern und nach Ber— lin. Die Schnellgüterzüge erreichten eine Höchſt⸗ geſchwindigkeit bis zu 90 Std.-Km. Als zuſatzliche Verkehrsmittel verwende die Reichsbahn Behälter und e Anſchlußgleiſe, die es ermög ichten, ganze Güterwagen bis vor das Haus des Verfrach⸗ ters oder Frachtempfängers zu fahren. Be⸗ Aonders die Behälter, die teure Packmittel, acht, Pack- und Ladearbeiten erſparten, hätten ſich gut eingeführt. In ihnen werden vom Verfrachter ſelbſt die Güter verpackt, die geladenen Behälter werden in den bereit ſtehenden Güterwagen hineingerollt und am Beſtimmungsbahnhof geladen den Empfän⸗ gern zugeſtellt. Von den rund 9000 Behäl⸗ tern der Reichsbahn würden etwa 400 im Direktionsbezirk Frankfurt verwendet. Neben dieſen Neuerungen auf dem Schienen⸗ weg habe die Reichsbahn ſchon frühzeitig den Kraftwagen als Ergänzungsmittel im Güterverkehr herangezogen. Der Güter— bahnhof Frankfurt laſſe heute 32 bahneigene Laſtwagen laufen, von denen monatlich etwa 30 000 Km. zurückgelegt würden. Anſchließend fand eine Beſichtigung der Güterabfertigung Frankfurt⸗Hauptbahnhof verbunden mit praktiſchen Vorführungen des Güterumſchlags auf Schiene und Kraftwagen und des Behälterverkehrs ſtatt. Eine Füh⸗ rung durch das Frankfurter Kraftwagen⸗ betriebswerk zeigte, welche großzügige Arbeit hier in kurzer Zeit geleiſtet worden iſt. Die folgende Beſichkigungsfahrt führte die Teilnehmer zunächſt in Omnibuſſen der Reichs⸗ poſt nach Friedberg, wo eine Beſichtigung des dortigen Kraftwagendienſtes auf den Linien Friedberg Homburg und Friedberg —Nidda ſtattfand. Weiter ging die Fahcet über Uſingen, Gräfenwiesbach nach Braun s⸗ fels. Im Schloßhotel zu Braunfels gab ein weiterer Vortrag von Direktor Dr. Joſeph einen ergänzenden Ueberblick über die Ver⸗ vollkommnungen im Perſonenverkehr. Vor der Rückreiſe im Sonderzug nahmen die Teilneh⸗ mer an der Beſichtigungsfahrt Gelegenheit, unter kundiger Führung das maleriſche, den Fürſten Solms gehörige Schloß Braun fels zu beſichtigen. Der Heumond Der deutſche Name Heumonat(Heumond) für Juli entſtammt, wie der ſeines Vorgän⸗ gers, der Arbeit des Landmannes in dieſer Jahreszeit. Dabei ſind freilich ſolche abnor— men Witterungsverhältniſſe, wie ſie das Jahr 1934 gebracht hat, nicht in Betracht ge⸗ zogen. Der Name„Heumond“ dürfte einer der älteſten deutſchen Monatsbezeichnungen ſein, denn er läßt ſich in eine Zeit noch vor Karl dem Großen, alſo weit vor das Jahr 800, zurückverfolgen. Er war auch weit verbrei— tet, denn nicht nur in den deutſchen Landen gibt es wenig andere Namen für dieſen Jah⸗ resabſchnitt, ſondern der Name Heumonat kommt in den meiſten Sprachen germaniſchen Urſprungs bis zu den nordöſtlichſten Völ⸗ kern wie Finnen, Letten, Eſten, 1 ſelbſt Kleinruſſen, vor. An ſonſtigen deutſchen Bezeichnungen für dieſen Monat ſind nur noch zwei zu nennen: Wärmemond ſowie Hundsmonat(im alten holſteiniſchen Bauernkalender), der an die gegen Ende des Monats beginnenden Hunds— tage erinnert. Dieſe Hundstage, die mit dem Aufgang des Hundsſternes am 23. Juli be— ginnen, bringen auch den wichtigſten„Los— tag“ des Monats, den Jakobstag am 25. Juli, den Kornpatron der Bauern. Wo ſind die Lutherbibeln von 19342 Auf der Lutherbibelausſtellung, die gegen— wärtig in der Wittenberger Lutherhalle zu ſehen iſt, wird auch ein Bibelexemplar aus dem Jahre 1534 gezeigt, eine beſondere Sel⸗ tenheit, die ſich im Veſitz der Lutherhalle be— findet. Außer dieſem Exemplar ſind von der erſten Ausgabe nur noch 28 Bibeln erhalten. Dieſe befinden ſich mit 4 Ausnahmen(Neu⸗ 19 Baſel, Straßburg und Wien) in Deutſch⸗ land. Die Provinz Sachſen iſt durch 2 Exemplare vertreten. die ſich im Beſitz der Canſteinſſchen Hanna Reitſch fliegt Weltrekord. Mit dem Segelflugzeug Fafnir führte die bekannte deut che Segelfliegerin Hanna Reltſch einen Flug über die 160 Kilo⸗ meter lange Strecke von Darmſtadt nach Reutlingen aus Die Leiſtung bedeutet einen neuen Weltrekord für Frauen. ö 1 Gulden. Vibelanſtalt in Halle und in der halleſch Marienbibliothek befinden. Früher war al die weltbekannte Bibliothek in Wernigero Beſitzer eines Bibelſtücks aus dem Jah . In Mitteldeutſchland ſind außerdem mog Gotha, Altenburg und Wofenbittel im W ſitz der erſten Bibelausgabe. Von der b kannten Septemberbibel aus dem Jahre 152 die nur das Neue Teſtament umfagte, ſin noch 39 Exemplare vorhanden. Je ein Stück befindet ſich in Eis lebe Helmſtedt und Wofenbüttel. Insgeſan wurden bis zum Jahre 1584 bei der Druck rei von Luft in Wittenberg über 1000 Bibeln gedruckt. Genauere Angaben ſehle jedoch. Der Preis für die September bib aus dem Jahre 1522 ſtellte ſich zunächſt guß Die erſte Auflage betrug 80 Stück. Rehbock ſucht Hilfe bei Meuſchen Eine merkwürdige Begegnung hatten ein, ge Arbeiter in der Nähe von Zeitz. Einig hundert Meter vom Waldrand enkfermt irc ihnen aus einem Haferfelde ein etwa einjäh riger Rehbock entgegen. Das Tier blieb al dem Wege ſtehen und flüchtete auch nich als die Arbeiter ſich ihm näherten. Sie er kannten, daß der Bock am ganzen Leſbe zi terte und flehentlich zu den Menſchen aufſah auch ließ ſich das Tier ſtreicheln. Dabei fahe die Arbeiter einige Getre behalme an deu Maule des Bockes heraushängen; ſie zogen die Halme heraus und mit ihnen einige Gef, treideähren aus dem Sahunde des Reh bockes. Die Aehren hatten ſich jedenfalls in Schlunde des Tieres feſtgeſetzt, und das Tie wäre vielleicht erſtickt, weun die Arbeſter nicht enfernt hätten. Wie von einer ſchweß ren Laſt befreit, atmeie der Rehbock aufß tat einen kräftigen Schnaufer, um alsbald in langen Fluchten davon zu ziehen. Salſonſchlußverkauf 1934 Karlsruhe, 7. Juli. Der badiſche Fina und Wirtſchaftsminiſter hat für die D führung des Saiſonſchlußverkaufs 195 folgendes beſtimmt: Saiſonſchlußverkäufe dürfen nur in der Zeiß vom Montag, den 30. Juli, bis Samstag, den 11. Auguſt 1934, ſtattßnden. Die Gewerbetreibenden ſind verpflichtet, iin allen Ankündigungen dieſer Verkäufe den Hein punkt des Beginns ihrer Veranſtaltung fun jedermann deutlich erkennbar anzugeben. Auf den Saiſonſchlußverkauf bezugnehmen Ankündigungen und Mitteilungen jeglicher A dürfen nicht früher als 24 Stunden vor de Begin der Verkäufe erfolgen. In Zeitunge die weniger als ſiebenmal in der Woche e ſcheinen, dürfen Ankündigungen und Anzeig bereits in der Ausgabe vor dem 29. 1984 erſcheinen. Die Wortbeſtandteile„Schluß“ oder „Schlußverkauf“ dürfen in keiner Weiſe(zum Beiſpiel durch größeren Druck, durch anden Farbe oder durch die Anordnung als ſolche) vor den übrigen Wortbeſtandteilen hervorge⸗ hoben werden. Dagegen iſt dies für die Wortheſtandteile„Saiſonſchluß“ gegenüber dem Wortbeſtandteil„Verkauf“ bei allen dr Formen der Schreibweiſe zuläſſig, jedoch mü ſen dann die Beſtandteile„Saiſon“ un „Schluß“ völlig gleichmäßig werden. Die Regelung gilt auch für die von Ver a veranſtalteten Saiſonſchlußve käufe. Hierzu wird von der Badiſchen Induſtri-⸗ und Handelskammer noch bemerkt: Preisherab ſetzungen dürfen nicht durch Gegenüberſtellun der früheren und der während des Saiſon ſchlußverkaufs gültigen Preiſe angekündigt wer⸗ den. Auch iſt es nicht geſtattet, Waren ur⸗ ter der Bezeichnung„regulär“ oder einer ahr lich, gleichbedeutenden Bezeichnung anbieten oder marktſchreieriſche Reklame zu treiben. Der Saiſonſchlußverkauf iſt in Baden nur für beſtimmte Warengruppen als im ordentlichen Geſchäftsverkehr üblich anerkannt. Zeitlich begrenzte Sonderveranſtaltungen( kaufs unzuläſſig. Wohlbefinden bei 40 Grad Fieber Wenn die Körpertemperatur eines Kran ken 42 Grad erreicht, ſo gilt er faſt immer als ſicherer Todeskandidat. Nur in einigen ganz ſeltenen Ausnahmefällen ſind Tempera- turen bis 49 Grad überhaupt erreicht worden. Jetzt liegt aber in London eine 26jährige Frau ſchon ſeit Wochen im Fieber von 41 bis 44 Grad. Im Oktober v. J. brach ſie bei einer Straßenbahnfahrt plötzlich zuſammen. Es wurde eine Herzklappenaffektion bei ihr feſtgeſtellt, und die Krankheit nahm ſo bös⸗ artige Formen an, daß die Patientin noch immer im Krankenhaus liegt. Mehrfach hatte ſie ſehr hohes Fieber, konnte ſich aber ſtet? ſchnell wieder erholen. So rechnen die Aerzte damit, daß ſie auch den derzeitigen Anfan überſtehen wird. N Das merkwürdige bei ihren Fieberzuſtänden iſt aber, daß ſie ſelbſt bei Temperaturen von 100 ae 5 5 0 5 0 phantaſtert oder ſich überhaupt perſönlich un⸗ wohl fühlt. Wohler als bei 44 Grad 1 es ihr allerdings bei 30 Grad Fieber. Aber auch das i li on eine Fieberhitze, die ſonſt b. mien 10 ert be li Seelen. hervorgehoben B. Strumpftage, Reſttage) ſind während ve Monats Juli ſowie innerhalb der erſten 15 Tage nach Beendigung des Saiſonſchluß ve In einem gemütlichen Gaſthof am Markt zu Jena kamen alle Freitagabende die letzten biederen Handwerksmeiſter der alten Muſenſtadt zuſammen, die noch der Maſchine trotzten und ſaubere, kunſtvolle Arbeit in ihrem Fach leiſteten. Natür⸗ lich hatten auch ſie über die ſchlechten Zeiten zu klagen, aber wenn ſie über die weite Fläche des„Paradieſes“ zum Fuchs⸗ berg und Jentzig 1 ee und die Saale lächelte mit ihren Wellen dazu, dann behielt die thüringiſche gemütliche und humorvolle Weltanſchauung doch die Oberhand in ihren Was Wunder, wenn ſich eines Stammtiſchabends auch das Geſpräch dieſer alten bärtigen Knaben um die Liebe drehte und jeder ſo allerhand Erlebniſſe auspackte. Die tollſten hatte Louis Lewald, der Ofenſetzmeiſter, zu berichten, der von Rom bis Kopenhagen und von Straßburg bis Lemberg auf ſeinen Wanderungen die Welt geſehen hatte, natürlich in ſchönen friedlichen Zeiten, nicht wie die meiſten als Muſchkote des Weltkrieges. Die zarteſten amouröſen Abenteuer berichtete der ue; verſonnene Schuſter, der wie weiland Hans Sachs unter em Namen Hans vom Fuchsturm gedruckte Gedichte ſchrieb; aber gerade dieſer, der doch etwas vom Sinn und der Tiefe des Lebens verſtand, ſchwieg am allerlängſten von allen, als Stanislaus Storchſchnabel, der ein wenig bucklige Buchbinder⸗ meiſter, ſeine Geſchichte beendet hatte. Dann drückte er ihm die Hand und ſagte:„Da kommen wir alle nicht mit.“ Und natürlich ſchrieb der Schuſter ein paar Verſe über das Er⸗ lebnis Storchſchnabels in ſein Wachstuchdiarium, das immer unter ſeinem Kopfkiſſen lag. 2 Storchſchnabel hatte, als die Reihe an ihn kam, dies erzählt: „Es iſt noch nicht lange her, da kam an einem Spätherbſt⸗ nachmittag ein junger Student in meine Werkſtatt und wollte ein broſchiertes Werk über die Juriſterei eingebunden haben. Nun fragte ich mich: Seit wann gibt ein Studioſus Geld für Bücherbinden, ſtatt fürs Pokulieren und Scharmutzieren aus?“ — Der Buchbinder nahm, wie das ſo ſeine Gewohnheit war, den altmodiſchen, am Metallrand vergilbten Kneifer von der Naſe und ſchmunzelte mit ſeinem vielfältig zerfurchten Geſicht vor ſich hin.—„Ich ſah mir den jungen Mann von der Seite an und natürlich war etwas los mit ihm. Denn plötzlich drückte er mir die Hand, und eine Träne rann langſam über ſeine Wange. Er war ein hübſcher, friſcher Junge von zwei⸗ undzwanzig Jahren, eine ſportſchlanke Figur; ja, ich kam mir Mea häßlich ihm gegenüber vor. Und bald hörte ich: Liebes⸗ ummer. 9„Ja, aber warum tragen Sie den gerade zu mir, junger err?“ „Sie ſind der letzte, von dem wir ſprachen.“ „Aber wir kennen uns doch gar nicht.“ f Sie werden mich wegjagen, wenn ich Ihnen ſage, wie vas am.“ „Nein, erzählen Sie nur. e „Alo: Gerda und ich— oh, ſie liegt jetzt im Eliſabeth⸗ ſtift..“ Er legte die Hände vors Geſicht; ich weiß nicht, ob er wirklich weinte. Da ſagt man immer, die jungen Leute von heute hätten kein Herz— ja, ich ſtreichelte über ſeinen ein wenig trotzköpfig wirkenden lockigen Haarſchopf... „Ja“, und nun mußte er doch lächeln, es war Ihr Namens- ſchild an der Tür.. n „Ach ſo“, ſagte ich, ‚ich dachte, nur die Kinder bis zu zehn Jahren lachen darüber— alſo Sie auch?“ „Nein, ich lachte eben nicht.“ „Ja— und?“ 5 5 Ach, Gerda und ich waren zum erſten Male ein wenig aus⸗ einander geraten. Meine Eltern meinten, mein Studium litte darunter, weil wir ſoviel zuſammen ſind. Sie ſtudiert auch. Sie iſt blond— das hübſcheſte Mädel in allen Kollegs. Sie kennen ſie nicht?“ 5 Ich zuckte die Achſeln; ich ſehe ſeit Jahren keine Frau mehr an, da ich nie Glück bei ihnen hatte— na ja. Da gewöhnt man ſich das ſchließlich ab... „Ja, und da waren wir traurig miteinander, denn wir ſollten unſere Spaziergänge aufgeben. Meine Eltern ver⸗ langten, ich ſollte ſtatt deſſen hinter den Büchern ſitzen. Aber jetzt— ohne ſie— jetzt werde ich nie etwas Rechtes fertig⸗ kriegen. Ach, wie wir uns früher beide abhörten— gibt es eine ſchönere Examensvorbereitung? Aber meine Eltern ver⸗ ſtanden das nicht. Sie ſind herzensgut, ich wollte ſie nicht kränken. Und ſo beſchloſſen wir, uns nur noch dann und wann heimlich zu ſehen— aber unſere Liebe, die litt doch ſehr darunter, uns war ganz weh zumute. Da ich mir keinen Rat wußte und mit Gott und der Welt haderte, wurde ich einſilbig und verdrießlich. Gerda bat: Ver⸗ dirb uns doch nicht dieſe halbe Stunde. Denk doch an unſere ſchönen Spaziergänge nach Dornburg! Hör auf, ſchrie ich ſie da an— ich kann mir's denken, wie ſcharf. Ich glaube, er konnte ſogar jähzornig ſein. Ja, und da weinte ſie. Doch als wir dann an Ihrem Hauſe vorbeikamen, da mußte ſie lachen: Du, Heinz, gucke da, ſo ein drolliger Name! Ich wollte eben nichts, was lachen machte, wahrhaben in dieſer Stunde. Dann nicht, ſagte Gerda und lief fort, die Straße zum Paradies hinunter, lief und lief..“ Der Student ſchwieg und ſtarrte vor ſich hin.„Ich ſah ihr nach, ich rannte nach, da war es ſchon geſchehen... „Was?“ „Ein Auto... „Ueberfahren?“ 3 „Ja. Mit ihrem verwundeten Herzen ſah ſie weder nach rechts, noch links. Wenn ſie ſtirb t.. „Verletzt— ſchlimm?“ fragte ich vorſichtig. „Nein, eigentlich nicht. Nur die Schulter ein bißchen ge⸗ quetſcht. Sie wurde vom Auto nur umgeworfen und beiſeite geſchoben. Aber ſie phantaſtert dauernd und fiebert— Gehirn⸗ erſchütterung! Und ich darf nicht hin.“ „Warum? f a 0 „Sie will mich nicht ſehen. Fort, fort, Heinz, ſchreit ſie. Fort, fort... 1 3 „Wir gehen jetzt beide hin. Ich werde ihr ſagen, daß Sie bei mir waren, das wird ſie doch freuen. Und ich werde ihr abe, db Sie das Lachen über meinen Namen nachgeholt haben.“ 25. Ja, und wir gingen tatſächlich in die Klinik. Wir traten an ihr Bett. Sie war das ſüßeſte Geſchöpf, das ich je geſehen habe, obwohl ſie ſehr blaß war. Ich Fin San skaus Storchſchnabel.“ Ste ſah mich an und ſagte:„Heinz, iſt das nicht drollig— nun kommt er mit dir. Er hat ſchon gelacht,, ſagte ich. Und ſehen Sie, er lacht wieder über meinen Namen— über meinen Namen ſoll nie⸗ mand ſtolpern und ins Auto laufen“, ſagte ich. Lachen Sie, 1 A cen A uc and 100 N b r nd ſie lachten. Und ich ſtand zwiſchen den beide. 7 bie ihre lebe durch das Lachen über meinen Namen er Von Alfred Hein. ö Ein Menſch löſt ſich von dem ſofor im braunen Gras ver— ſunkenen Körper. Er nimmt dem ſterbenden Geſchöpf Gur— und Seitentaſchen ab und ſpäht umher, die Hand matt über die blutunterlaufenen Augen gedeckt. in koſtbare, roſafeine Seide gebunden werden und groß mit Golddruck müßte darauf ſtehen——“ „Stanislaus Storchſchnabel“, lachte Louis Lewald. der Windhund, und hob ſein Glas. f e Doch die andern ſchwiegen. Da ſchwieg der vorlaute Ofen— ſetzer auch, 1 Ja, ich weiß nicht, es gibt kein Wort, was darauf ſtehen müßte. Und das war alſo mein ſchönſtes Liebeserlebnis. So zuſehen, meine lieben Freunde— wer weiß, ob das nicht noch ſchöner iſt als ſelbſt erleben— ſo ganz uneigennützig zusehen. Ich bin dann noch zu des Studenten Eltern gegangen und habe ihnen den Rat gegeben, alles zwiſchen den beiden beim alten zu laſſen. Und nun beſuchen mich öfters alle beide, Gerda und Heinz. Geſtern fragte ich ihn, ob ich das Lehrbuch wirklich binden ſollte. Nee, das iſt eigentlich nicht nötig!“. Aber am Abend ſchickten ſie mir eine Flaſche Rotwein und eine Kiſte Zigarren. Davon wollen wir uns jetzt jeder eine anzünden.“ W N 1 7 1 1 Q 5 Von Peter Prior. Direktor Fritz Müller ſtieg die Treppe von ſeiner Wohnung hinunter, um ſich in ſein Büro zu begeben. Er zog den linken Handſchuh an, ſetzte den glänzenden Zylinder etwas ſchief aufs Haupt und blickte einen Augenblick in den großen Spiegel im Treppenflur. Da kam der Briefträger an ihm vorbei, kramte unter ſeinen Briefen und überreichte Herrn Müller einen Brief. Herr Müller hielt eine veilchenfarbige Briefhülle in der Hand. der ein ganz wunderbarer Duft entſtrömte. Mit zierlichen Buchſtaben ſtand darauf:„Herrn Direktor Fritz Müller“ und die Adreſſe. 5 Müller ſann nach. Roch am Briefumſchlag, ſann wieder nach und— ſteckte den Brief in die Taſche. Mit einem ge— heimen Lächeln und einem verſtohlenen Blick nach oben, wo aber die Gattin gar nicht an der Tür ſtehen konnte, weil ſie noch ſchlief. 5 12 „Aha“, ſagte Müller zu ſich ſelbſt,„hat ſie doch geſchrieben! Und mit welchem Raffinement ſie meinen Namen in Erfahrung gebracht hat? Die kleine Krabbe!“. N ö Müller hatte nämlich auf einer Dienſtreiſe in München eine nette junge Dame kennengelernt. Du lieber Himmel, harmloſe Reiſebekanntſchaft mit Café⸗ und Theaterbeſuch, dann ein feines Souper mit etwas Sekt. Niedlich und billig. 5 Aber ein eiſiger Schreck bemächtigte ſich des Herrn Direk⸗ tors, als er die Briefmarke betrachtete. Der Brief war am Wohnort Müllers ſelbſt aufgegeben, eine Fünf⸗Pfennig⸗Marke klebte oben. Schief natürlich, was in der Briefmarkenſprache „Ich liebe dich“ bedeutet. 5 1 Müller dankte der Vorſehung, daß ſeine Frau den Brief nicht erwiſcht hatte. Es war ja auch eine geradezu bodenloſe Unvorſichtigkeit von der jungen Dame, den Brief ausgerechnet in die Wohnung zu ſenden Doch was wäre überhaupt dabei geweſen, monologiſierte Müller weiter, wenn ſeine Frau den Brief empfangen hätte. Es kamen ja mehr Briefe an ihn. Oeffnen? Ausgeſchloſſen! Aber der Duft hätte ſie ſtutzig ge⸗ macht. Frauen ſind voller Ahnungen und ſchlau. Der Duft war berauſchend. Mang-Mang oder Khaſana, oder wie das Zeug hieß. 8 b Natürlich hätte es eine Szene gegeben, wenn ſie den Brief geöffnet hätte, oder auch nur wegen des Parfüms. Obwohl Müller ſeiner Frau nicht den geringſten Anlaß zur Eiferſucht jemals gegeben hatte. Dienſtreiſen waren eben mal Dienſt— reiſen. g Herr Müller kam im Büro an, entledigte ſich ſeines Paletots, ſetzte ſich in ſeinen Klubſeſſel und ſog noch einmal den Duft des Briefes ein, bevor er ihn öffnete. Und Müller las mit klopfendem Herzen: 1 f „Sehr geehrter Herr! Unter höflicher Bezugnahme auf unſer Zuſammenſein in München bitte ich um die gütige Erlaubnis, Ihrer Frau Gemahlin den von mir vertretenen Staubſauger vorführen zu dürfen. Garantie 2 Jahre, beſtes Fabrikat, ungemeine Saugwirkung. Fabrikmarke: Entſtaube dich! Preis 60 Mark, auch gegen Raten.. Hochachtungsvoll und ergebenſt Lina Krauſe.“ „Donnerwetter“, ſagte Müller, als er wieder zu Hauſe war, „hier iſt ja ein Staub in der Bude, daß man ſich in die Sahara verſetzt fühlt! Kauf doch endlich mal einen Staubſauger. Sind doch billig, die Dinger!“ Und verſchwand, um eine kurze Dienſtreiſe u unternehmen.. 0 Nach drei Tagen kam er zurück. Schon auf der Treppe hörte er ein arges Getöſe. Es war der neue Staubſauger.. „Denke dir“, ſagte Frau Müller, am Tage nach deiner Abreiſe kam eine ganz alte Dame und führte den Staubſauger vor. Sie ſagte, ſie wäre verarmt und müſſe mit dem Verkauf der Staubſauger ihr Leben friſten. Ihre Tochter ſei wahn⸗ ſinnig und mache in ihrer Wahnidee in München beſonders alte, grauhagrige Männer verrückt, um ihnen dann das Geld zu ſtehlen. Iſt doch grauenhaft ſo was?! Und die Dame war aus guter Familie.“ 5 Der Staubſauger funktioniert aber tadellos. 0 NMichts, nichts in Weite und Nähe! Und doch— da oben im Aether regt es ſich, wirft unruhig huſchende Schatten über die Prärie und ſenkt ſich tiefer und tiefer in weiten Kreiſen. Ein Schauder durchrinnt des Mannes Blut. Woher kommen ſie, die Samuros, noch bevor das Leden aus dem ermatteten Körper des Tieres entfloh? Wie erſpähten ſie die Beute? Halten ſie vielleicht gar ihn ſelbſt für den nächſten Fraß bereits einem grauſigen Tode verfallen? Aller Lebenswille bäumt ſich auf in dem jungen Manne. Er reißt die Flinte von der Schulter— unnützes Gewicht hatte er die Waffe genannt in dieſer tier⸗ und menſchenleeren Ein⸗ öde—, er zielt, der Schuß kracht unwillkürlich laut durch die laſtende Stille. Getroffen ſinkt der Geier herah, krächzend ſcheuchen die anderen zur Seite, um ſich nur deſto tiefer zu c die krummen Schnäbel gierig nach dem ſterbenden Tier gereckt! Noch zögert der junge Mann. Soll er ſich an dem Blut des Maultiers erfriſchen, bevor es gerinnt? Mit Schaudern ſah er es auf ſeiner Reiſe mit der Karawane, als ſie an ſchroffen, nackten Felſen, an denen unbarmherzig die alühen⸗ den Sonnenſtrahlen ſich feſtfraßen, keinen Tropfen Waſſer fanden und ſaſt verſchmachteten. Da hatte einer der Spanier. wild und unbändig, ſeinem Maultier das Meſſer in die Seite geſtoßen und ſeine Feldflaſche an den ſpringenden roten Quell gehalten, hatte lachend getrunken und das treue Tier den ge⸗ fräßigen Samuros überlaſſen. Damals hatte ſich der junge Deutſche mit Schaudern abgewandt— und jetzt? Schon zuckt ſeine Hand nach dem Meſſer. Grauſam wird der Menſch, wenn es um Leben und Sterben geht! Aber die gefräßigen Räuber umkauern mit Krächzen und Flügelſchlagen das Tier und reißen Stücke Fleiſches aus dem zuckenden Körper. Ihnen die Mahlzeit ſtreitig machen? Blut, wo der Mund nach Waſſer lechzt? Geduldig packt ſich der Arme Gewehr und Taſchen auf Weiter, welter! Schritt um Schritt nach Südweſten zu Wie weit noch? Hinter dieſer Prärie ſoll ein herrlicher Palmen— wald kommen. ein Bach, ein See! Und an dieſem Waſſer iſt ſein Land! Er hat es gekauft, als er hoffnungsfroh in Carakas an Land gekommen war. Eine Erbſchaft! Was fing man damit an in der engen, arm gewordenen Heimat? Lachend hatte er Abſchied genommen. Frau und Kind ſollten nachkommen, in einem Jahr vielleicht, wenn der Wald gerodet, die Hütte gebaut war. Kaffee wollten ſie pflanzen und ſpäter als reiche Leute die Heimat wiedergewinnen. War er leichtſinnig geweſen? O nein! Er hatte nach— geforſcht, Erkundigungen eingezogen und erſt nach langem Prüfen das Land gekauft, das ſeine zweite Heimat werden ſollte. Aber die Entfernungen waren ſo groß, alle Ausmaße und Formen ſo ganz anders, als man es gewöhnt war! Auch das Reiſen. Erſt ein Stück mit einer ſeltſamen Eiſenbahn. wo überall auf Puffern und Laufleiſten die Menſchen ſaßen: Mulatten, Chineſen, Indianer, Spanier und Portugieſen. Darunter er, der einzige Deutſche. Dann mit der Karawane über wilde Gebirgskämme, bis die kleine Stadt erreicht war. die mit ihren drei Straßen, ihren ärmlichen Häuschen wie ein Schwalbenneſt am Abhang klebte. Hier hatte er Deutſche getroffen; die ſchüttelten mit tiefem Bedauern die Köpfe. Schwer würde die weitere Reiſe ſein, viel ſchwerer, als er denken könnte. Wieder in die Ebene ging es hinunter; kein Weg mehr, nur der getreue Kompaß als Führer. Und nun? Der Palmenwald, wo war er?— Würde er ihn je erreichen?— Ach, und der See!— Waſſer!!— Waſſer!! Die Sinne verwirrten ſich dem einſamen Wanderer. Ihm war, als ſchritte er über glühende Eiſenplatten, als ſäße ihm ein Kobold voll Hitze drückend im Nacken. Wie lange noch? Schritt um Schritt— Schritt um Schritt mit der Laſt ſeines Eigentums über die endloſe Ebene.— Die Sonne ſinkt. In veilchenblauem Duft ſteht Himmel und Erde; ein wunderbares Farbenſpiel! Nur fünf Minuten lang, dann wird es plötzlich Nacht. Wo iſt der einſame Wan⸗ derer geblieben? Verſunken ins verbrannte Gras— ver— ſchmachtet, ſterbend! Noch einmal kommt ihm tröſtend die Viſion von einem klaren, ſprudelnden Quell, dann ſind die Augen gebrochen Und irgendwoher aus rätſelhaften Weiten der ſchwebende Flügelſchlag der Samuros! Durch nichts zu erklären. Dichtung von Johannes Schlaf. Das Blitzgeflecht der aus der Gewitterwolke oder dem elektri— ſchen Apparat hervorſpringenden Elektrizität, Das der Kronen winterſchwarzer Bäume, Der Eisblumen an der gefrorenen Fenſterſcheibe, Von Moos⸗ und Tanggewächſen,„ Die Kerbſpuren der Bohrlöcher unter der Baumborke, die wie Sanskrit⸗ oder Koranſchriftzeichen ſind, 5 Wie die geiſtgelenkte Bewegung der Hand, die ſolche Schrift⸗ zeichen zieht, Die zuckenden Tanzlinien von Mücken und Libellen, Die des Fluges von Meiſen und Schwalben Bezeichnen(mit aller anderen Art von Bewegung) Das ſehr feine und wunderſame Gleichgewicht, In welchem ſich die Dynamik der ewigen, einigen Kraft Zu dem Widerſtand ihrer Statik hält. Aber ihre Form ſteht, durch nichts zu erklären, über dem, Iſt ſchlechterdings identiſch. Anekdoten. Von Egon H. Straßburger. Die Rettung. Ein Dichter fiel durch. Sein Luſtſpiel war ein Trauerſpiel. Man holte die Hausſchlüſſel aus der Taſche und pfiff. Einige Zuſchauer warfen Eierſchalen auf die Bühne und Aepfel. a 1 Der Dichter ſuchte Zuflucht beim Intendanten, der wütend über die Blamage war, die er ſelber durch das Stück erlitten hatte. „Retten Sie mich!“ flehte der Autor ihn an.„Was ſoll ich tun? Ich will ein anderes, ein beſſeres Stück ſchreiben.“ Da riß dem Herrn Intendanten die Geduld:„Wagen Sie das noch einmal mir zu ſagen und ich zermalme Sie.“ Da ging eine Verklärung über das Dichtergeſicht:„Herr Intendant, tun Sie es meinetwegen— ich habe die herrliche Tragödie der Einsamkeit. (Aus den Aufzeichnungen eines Forſchers.) Von Regina Berthold. Weit, weit die Steppe, ein bräunliches Meer! Still und tot, ohne Bewegung. Kein Ruhepunkt dem 17 0 Auge— nichts— nichts in der unendlichen Einſamkeit halb ver⸗ brannten Graſes, über dem zitternd die glühende Luft ſteht. Doch da— bewegt ſich nicht ein dunkles Etwas? Iſt es ein Tier? Ein Menſch?. Ziellos ſtrebt es vorwärts. Wer könnte auch ein Ziel finden wieder ganz feſt zuſammenleimten. Oh, ich ſah, es war eine Liedel Wenn 115 über die ein Buch ſchriebe, das müßte in dieſem uferloſen Nichts? Da— es ſtolpert, es ſtürzt! Ein Maultier, das nicht weiter kann vor Durſt und Hitze! Idee:„Der zermalmte Autor.“ * Endlich. Ein Berliner Bankier ſtellte ſeine Zahlungen ein. Aber er war nicht traurig, ſondern er tänzelte durch den Empfangs⸗ raum. In dieſem Augenblick trat ein Herr vom Finanzamt ein. Er faunte über die Fidelitas. N „Herr Mayer“, ſagte er,„Sie ſind nach Ihrem Unglücksfall ſo ausgelaſſen?“ ö i „Soll ich etwa nicht?“ meinte dieſer.„Endlich kann ich mich nach hundert Steuererklärungen ausruhen und fröhlich ſein.“ Mit dieſen Worten nahm er den Finanzamtler in den Arm und tanzte mit ihm durch das ausgepfändete Bankhaus. r—————— eee eee bee eee.