Lokales Viernheim, 10. Juli 7 Sterbetafel. Frau Katharina Müller geb. Werle, Neubauſtraße, iſt nach dreijährigem, ſchmerzlichen Krankenlager von Gott dem Allmächtigen in die Ewigkeit ab⸗ gerufen worden Die Beerdigung iſt morgen Mittwoch Nachmittag 5 Uhr. Ein Klein ⸗Kinderſeſt hatte die N. S.⸗Frauenſchaft der Ortsgruppe Viernheim am Samstag im Schweſternhaus veranſtaltet. Etwa 30 kleine Mädchen ſaßen um den ſchön gedeckten Tiſch und ließen ſich Kakao und Kuchen gut ſchmecken. Es waren ſo die kleinſten Springer von erwerbsloſen und kinderreichen Familien, denen die Frauenſchaft dieſe Freude bereitete, als ein Zeichen dafür, daß unſer Führer und ſeine Bewegung ſich die deutſche Jugend mit all ihren Sorgen beſonders angelegen ſein läßt. Und beim Nachhauſegehen bekam noch jedes der Mädchen ein ſchönes Sommerkleidchen! Dieſe Freude bei den Kleinen— ſie müßte man geſehen haben— und ſelbſt das noch fehlende Kleidchen war ſofort herbeigeſchafft— das iſt Volksge⸗ meinſchaft! »Im Neckar ertrunken. Die Bade · ſaiſon hat auch hier ſein Opfer gefordert. Der 17 Jahre alte Metzgerlehrling Johann Dewald, Sohn von Herrn Joh. Dewald 9. Friedrichſtr. 23, ging am Sonntag mit mehreren Kameraden nach Feudenheim um im Neckar zu baden. Er entfernte ſich von ſeinen Kameraden, um an einem anderen Platz zu baden. Von dort kam er nicht zurück, ſodaß ſeine Badefreunde feine Ale: der feine Neider liegen ließen, damit er dieſelben, ſobald er zurückkomme noch vorfinde. Er kam jedoch am Sonntag und auch geſtern nicht heim, ſodaß er als vermißt gemeldet wurde, zumal auch die Kleider nicht mehr aufzufinden waren. Nun wurde heute Früh gemeldet, daß ſeine Leiche geſtern Abend bei Feudenheim geländet wurde. Den ſchmerzgebeugten Hinterbliebenen, die von dieſem herben Schickſalsſchlage getroffen wurden, gilt unſere herzlichſte Anteilnahme. *Fahrraddiebe in Viernheim. In letzter Zeit wurden hier nicht weniger als 6 Fahrräder geſtohlen. Es ſeien deshalb alle Fahr— radbeſitzer gewarnt, damit ſie auf ihre Räder beſſer achthaben. Auck iſt es Pflicht der geſam— ten Einwohnerſchaft, falls in dieſer Beziehung etwas Verdächtiges bemerkt wird, dies ſofort der Kriminalpolizei zu melden, damit dieſen Fahrrad— mardern das ſchäbige Handwerk gelegt werden kann. Die Mitteilungen werden von Seiten der Kriminalpolizei auf Wunſch diskret behandelt. * Preußiſch⸗Süddeutſche Klaſſen⸗ lotterie. Die Ziehung der 4. Klaſſe nimmt Mittwoch, den 11. Juli ihren Anfang und wird am nächſten Tag fortgeſetzt. 1 Todesfall. Der Teilhaber und Senior— Chef der Lebensmittelgroßhandlung Joh, Schreiber, Herr Conrad Schreiber, iſt im hohen Alter von 80 Jahren verſchieden. Der Dahin⸗ geſchiedene, der um das Emporkommen der Firma große Tatkraft gezeigt hat, ſtand bei ſeinen An— geſtellten und Arbeitern wegen ſeines ſozialen Gerechtigkeitsſinnes in großem Anſehen.— Die Firma wird in unveränderter Weiſe durch den Sohn Herrn Hans Schreiber weitergeführt. * Feuersgefahr beim Dreſchma⸗ ſchinenbetrieb. Mit Erntebeginn muß auf die Feuersgefahr hingewieſen werden, die durch Aufſetzen von Stroh und Abfüllen in nächſter Nähe der Lokomobile durch Funkenflug entſtehen kann. Nach der Verordnung, die Dampfkeſſel betreffend, vom 8. November 1909 iſt die Um⸗ gebung beweglicher in Betrieb befindlicher Dampf⸗ keſſel in einem Umkreiſe von mindeſtens 5 Mtr. von allen anderen als zur Heizung beſtimmten leicht entzündbaren Gegenſtänden freizuhalten. Bei Zuwiderhandlung können Vrände und da— mit ſchwere Nachteile entſtehen, deshalb iſt äußerſte Vorſicht geboten. * Falſchgeldumlauf in Viernheim. In unſerer Gemeinde wurden in mehreren Fällen in den letzten Tagen falſche Zweimarkſtücke feſt⸗ geſtellt. Die Falſchſtücke ſind ſehr deutlich geprägt, ſind in der Farbe etwas heller und etwas leichter als die richtigen Zweimarkſtücke. Als Ausgabe- jahr iſt 1926 Serie F angegeben. Es beſteht die Vermutung, daß das Falſchgeld von Aus- wärtigen hier in den Verkehr gebracht wurde und zwar ſo, daß ſie in den Geſchäften eine Kleinigkait kauften und das falſche Zwei⸗ markſtück in Zahlung geben. Die Geſchäftsleute ſeien deshalb hier beſonders gewarnt und wer⸗ den gebeten, falls ſie etwas Verdächtiges merken, ſofort die Kriminalpolizei in Kenntnis zu ſetzen, damit dieſem volksſchädigenden Unweſen ein Ende berereitet werden kann. *Der Faſeltierbeſtand im Kreiſe Heppenheim. Nach den neueſten(amtlichen) An⸗ gaben wurde im Kreiſe Heppenheim ein Beſtand von 113 Faſelochſen, 34 Faſelebern, 88 Ziegenböcken und einen Schafbock feſtgeſtellt. Weitaus die größte Zohl aller Faſeltiere, ſo 95 Faſelochſen, 19 Faſeleber und ſämtliche 88 Ziegenböcke ſowie der eine Schafbock ſind Eigentnm von Kreisge⸗ meinden. Vielfach werden die Tiere auch in eigener Gemeinderegie gehalten. Die größte Zahl der Faſelochſen gehört der Zuchtrichtung nach zum Heſſiſchen Fleckviehſchlag und zur Sim⸗ mentaler Raſſe, die weitaus meiſten Faſeleber zum Veredelten Landſchweinſchlag und die Zie⸗ genböcke zur Starkenburger Edelziegenraſſe, wäh⸗ rend die Saanen- Ziegenzucht in unſerem Kreiſe nicht bedeutend iſt. In ganz Heſſen werden rund 2000 Faſelochſen, 860 Faſeleber, 1300 Ziegenböcke und 183 Schafböcke gehalten. Ge⸗ genüber dem vorjährigen Beſtand ſind in unſe⸗ rem Kreiſe keine größeren Schwankungen zu ver⸗ zeichnen. Wieder Gautſchfeſt der Buch⸗ drucker Darmſtadts. Nunmehr haben auch die Darmſtädter Buchdrucker den alten Brauch des Gautſchens wieder aufgenommen. Das am Samstagabend von der Kreisabteilung Darm⸗ ſtadt der Reichsbetriebsgruppe Druck abgehaltene Gautſchfeſt ſah die Losſprechung von 21 Buch ⸗ druckerlehrlingen durch den alten Zunftbrauch des Gautſchens, wobei die Lehrlinge in eine mit Waſſer gefüllte Wanne getaucht wurden. Auch wurden der alte Gautſchvorſpruch und der lte lsſpruch wieder aufgeſagt. Im Anſchluß daran erhielten die Lehrlinge den Gautſch⸗ brief. * Freiw. Arbeitsdienſt. Heute abd. verläßt ein Trupp junger Lampertheimer ſeine Heimat, zum Arbeitsdienſt nach Schönlanke in Oft⸗Deutſchland. Ein guter 1934er in Ausſicht! Der ſonnenreiche Sommer hat ſich auf den Stand der Reben günſtig ausgewirkt. In der Rheinpfalz, die mit einem Jahresdurchſchnittser⸗ trag von 750 000 Hektoliter Deutſchlands größtes Weinbaugebiet iſt, rechnet mau mit einer an Menge und Güte ſehr befriedigenden Ernte. * Alkohol als Todesurſache. In Neuyork ſind ſeit Aufhebung der Prohibition die Todesfälle, die direkt auf Alkoholgenuß zurück⸗ führen ſind, erheblich ſeltener geworden. Im Jahre 1933 waren es 703, alſo 58 im Monat- durchſchnitt, im Januar 1934 dagegen bloß noch 27 und im Februar nur noch 19. ——— Auswärtige Sterbefälle. Frau Marie Schmitt, geb. Jungmann, eine ge— bürtige Viernheimerin, Tochter des in den 80er Jahren hier ſeßhaften Bäckermeiſters Jungmann, im Alter von 51 Jahren, wohn⸗ haft in Schriesheim. Handwerls⸗Lehrverträge Es ba Jer vor, darauf hinzu⸗ welter daß Lehrverträge zwiſchen Handwerks⸗ meiſtern und Handwerkslehrlingen der Hand⸗ werkskammer in jedem Fall innerhalb ſechs Wochen nach der Einſtellung des Lehrlings zur Genehmigung und Regiſtrierung vorzule⸗ gen ſind. Sofern die Einreichung des Lehr⸗ vertrages erſt nach Ablauf dieſer Friſt erfolgt, hat der Lehrherr eine Einſchreibegebühr in Höhe bis zu 10 Rm. zu bezahlen. Es wird ausdrücklich darauf hingewieſen, daß die Einreichung der Lehrverträge an eine Innung die Einſendung an die Handwerks- kammer nicht erſetzt. Auch dann, wenn die Probezeit länger als ſechs Wochen dauert, muß der Lehrvertrag innerhalb der ſechswöchi⸗ gen Friſt an die Handwerkskammer eingeſandt werden. Durch die Einſendung des Lehrvertrages an die Handwerkskammer iſt der Lehrherr nicht, wie vielfach zu Unrecht befürchtet wird, gehmdert, innerhalb der etwa noch länger (bis zur Höchſtdauer von drei Monaten) dau⸗ ernden Probezeit den Lehrvertrag jederzeit wie⸗ der zu löſen. Ueber die für die einzelnen Be⸗ rufe vorgeſchriebene Dauer der Lehrzeit, ſowie über die Höhe der dem Lehrling zu zahlenden Vergütung und ſonſtigen Fragen wolle in Zweifelsfällen bei der Handwerkskammer Rück⸗ frage gehalten werden. Die Viernheimer Dreſchmaſchinen in Betrieb Goldene Aehre du mußt fallen Die Erntezeit iſt da! Infolge der frühen Hitze, die wir in dieſem Jahre hatten iſt die Erntezeit bedeutend früher wie ſonſt eingetreten. In ſämtlichen Fluren unſerer Gemarkung wurde mit der Aberntung der verſchiedenen Fruchtarten begonnen. Das Korn wird gemäht und auf Puppen geſtellt, während die Gerſte zum Wenden liegen bleibt. Nach einem Tage ſchon in Anbetracht der großen Hitze, kann die Frucht zum Dreſchen heimgebracht werden. Diejenigen Landwirte, die mehrere Aecker beſtellen, bringen die Frucht in die Scheune um ſie dort zur gegebenen Zeit ausdreſchen zu laſſen. Jedoch die Mehrzahl der Fruchtbauenden bringt ihr Getreide gleich zur Dreſchmaſchine um dort den Druſch vorzunehmen. In unſerem Orte ſind z. Zt. 7 Dreſchmaſchinen aufgeſtellt. Heute herrſchte dort Anfangsbetrieb. 1 bis 2 Wagen ſtanden heute früh dort. Doch im Laufe des Tages und beſonders im Laufe dieſer Woche wird der Betrieb ſicher voll auf— genommen werden. 2 Maſchinen ſtehen bei Herrn Jean Lamberth, Mannheimerſtraße, 2 Maſchinen bei Herrn Valt. Bugert am Sandhöferweg und je 1 Maſchine bei Herrn Georg Haas, am Heddesheimerweg, bei Herrn Georg Knapp in der Gbtheſtraße und Frau Kühlwein Wtw. im Gartenfeld. Leider iſt der Ernteertrag im Vergleich zum Vorfahre nicht gut Zum Teil wird etwa ein Drittel weniger Getreide erzielt, wie es im letzten Jahre der Fall war. Die Gerſte wird in Quantität wohl gleich bleiben. Selbſtverſtändlich ſind auch hier Ausnahmen vorhanden und zwar iſt manches Ernteergebnis beſſer wie im letzten Jahre, aber dies ſicher nur vereinzelt. So hat nun die Landwirtſchaft mit Einbringung der Ernte voll auf zu tun, überall ſind fleißige Hände am Werk, um das ſo notwendige tägliche Brot! ſicher unter Dach und Fach zu bringen. Ez liegt ſicher im Wunſche vieler, wenn das Wetter in ſeiner Schönheit noch einige Tage ſo anhält, damit die Frucht vollends zum Reifen und gut nach Hauſe gebracht werden kann. Möge die Arbeit überall gut gelingen. 8 Weinheimer Obstgrossmarkt vom 9. Juli 1934 Pfirſiche, 1. Sorte 19— 25 Pfg. Pfirſiche, 2. Sorte 11—18 Pfg. Birnen 11—17 Pfg. Aepfel, 1. Sorte 15-18 Pfg. Aepfel, 2. Sorte 7—14 Pfg. Pflaumen 818 Pfg. Zwetſchgen 20— 25 Pfg. Spillinge 17-23 Pfg. Mirabellen 18-22 Pfg. Aprikoſen, 1. Sorte 26—32 Pfg. Aprikoſen, 2. Sorte 15—26 Pfg. Stachelbeeren 6—10 Pfg. Himbeeren 20— 25 Pfg. Sauer⸗Kirſchen 812 Pfg. Türk ⸗Kirſchen 14—15 Pfg. Johannisbeeren rot 9—11 Pfg. Johannisbeeren ſchwarz 20 Pfg. Bohnen 8-17 Pfg. Falläpfel 3 Pfg. Anfuhr 400 Ztr. Nachfrage gut. Vereins⸗Anzeiger Geflügelzuchtverein Viernheim. Unſeren Mit gliedern zur Kenntnis, daß Bundesringe be⸗“ ſtellt werden können, bis ſpäteſtens Mittwoch. den 11. Juli bei Schriftführer N. Bugert, Steinſtr. Der Vorſtand. Todes-Anzeige — „Gott, dem Allmächtigen hat es gefallen unſere liebe, herzensgute Mutter, Schwiegermutter, Groß⸗ mutter, Schweſter Schwägerin und Tante, Frau Katharina Müller geb. Werle nach langem, ſchweren, in großer Geduld ertragenem Leiden, verſehen mit den heiligen Sterbeſakramenten, im Alter von 62 Jahren, geſtern nachmittag ¼6 Uhr zu ſich in ein beſſeres Jenſeits abzurufen. Viernheim, den 10. Juli 1934. Die fieftrauernd Hinterbliebenen. Naturreiner asche ſehr be⸗ ab tr 320. Bei Faßbezug, frei Kell, billiger sel- drann Mk. l. 90 Brenner! Ul. Mellepel Ludwig 1. Lamberth Die Beerdigung findet Mittwoch nachmittag 5 Uhr, vom Sterbehauſe Neubauſtraße 4 aus, ſtatt. Manulsfür- pale zu haben im Verlag ds. Bl. Trauerkleidung Trauerhüte- Trauerschleler stets In großer Auswahl Fischer- Riegel MANNHEIM— Paradeplatz Bedeutende Volksversloherung sucht für Viernhelm tewel tüchtige Vertreter bei gutem Verdlenst. Schriftliche Angebote unter X. W. 113 an den Verlag dieſes Blattes erbeten. Alle Druckarbeiten vorlegen. werden. . Handwerk, 1 schnell und billig industrie, Vereine, Pruvate wer den. Buchdruckerei dohann Martin Adolf Hitlerstrage 36 Telefon 117 Bekanntmachung Betr. Mietunterſtützung aus Anlaß der Sondergebäudeſteuer im! Ri. 1934. 5 Für das Rj. 1934 wird auf Grund der Feſtſetzung im Staatsvoranſchlag Mietunterſtützung gewährt. Die maßgebenden Richtlinien ſind die Gleichen wie im Vorfahr. Da eine weiterk Einſchränkung der zur Verfügung ſtehenden Mitteln eingetreten“ iſt, können wir deshalb nur den Aermſten der Armen eine Unterſtützung gewähren. Die Anträge der bedürftigen Mieter werden im Sitzungs- 5 ſaale des Rathauſes wie folgt entgegengennmmen: 15 Montag, den 16. Juli 1934, vormittags für Kleinrentner, 5 Sozialrentner, Ortsarme und ſonſtige Hilfsbedürftige. f Dienstag, den 17. Juli 1934, vormittags für Alu- und Kru- Empfänger. Mittwoch, den 18. Juli 1934, vormittags für Wolu⸗Emp⸗ fänger von Buchſtabe A8. Donnerstag, den 19. Juli 1934, vormittags für Wolu⸗ 1 Empfänger von Buchſtabe G-. 1 Freitag, den 20. Juli 1934, vormittags für Wolu⸗Emp⸗ 10 fänger von Buchſtabe M—8. 5 f Es empfiehlt ſich im Intereſſe einer ſchnelleren Geſchäfts⸗ 4 abwicklung, daß die Antragſteller folgende Angaben auf einem Blatt Papier niederſchreiben und mitbringen: 1 a) Namen, Beruf und Verdienſt(Lohnbeſcheinigungen ſind un⸗ ö bedingt vorzulegen) der den Haushalt teilenden Familien- angehbrigen. 105 b) Höhe der monatlichen Miete.(Das Mietbuch oder eine Be⸗ ſcheinigung des Hausbeſitzers über die Höhe der Miete iſt vorzulegen). g Arbeitsloſe müſſen außer den vorgenannten Unterlagen auch noch die Stempelkarten laufend vom 1. April 1934 ab Wir machen ausdrücklich darauf aufmerkſam, daß Anträge, Wo die erwähnten Beſcheinigungen fehlen, nicht weitergegeben Auch können Anträge, die ausſichtslos ſind, zurückgewieſen Wir bitten deshalb die hier in Frage kommenden Perſonen dies zu beachten. Gegen die von uns erteilten Beſcheide ſteht dem Betref⸗ fenden ein Beſchwerderecht nicht zu. Für hilfsbedürftige Hauseigentümer wer⸗ den diesbezügliche Anträge erſt ſpäter aufgenommen. Be⸗ ſondere Bekanntmachung hierüber folgt. Viernheim, den 9. Juli 1934. Bürgermeiſterei Biernheim Bechtel. N (Viernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten) rſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 740 At frei ns Haus gebracht.— Gratis⸗Beilagen: wöchentlich den„Illuſtrierten Sonntag“, halbmonatlich die„Heimatblätter“, zweimal jährlich den Fahrplan und den Wandkalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. bei den Boten Viernheimer Zeitung Verkünd⸗ und Anzeigeblatt für Viernheim ſeit dem Jahr 1883 ernſprecher 117.— Telegr.: Anzeiger, Viernheim— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Frankfurt 7 te für den Anzeigenteil: Joh. Martin, Viernheim. D. A. VI. 34 1085. Einzel⸗Verkauf der Zeitung von der Geſchäftsſtelle 5 Pfg., Samstags⸗Ausgabe 10 Pfg. Mittwoch den 11. Juli 1934 Der Reichstag einberufen Freitag, 13. Juli, Neichstagsſitzung— Entgegennahme einer Negierungserklärung Nummer 158 Vevöllerungspolitik 0 und Kapitalbildung Oas weſentliche Merkmal der umfaſſenden Finanz⸗ und Steuerreform iſt die Betonung der Wirtſchafts⸗ und Volksgeſun⸗ dung. Die Steuerpolitik des Dritten Rei⸗ ches ſieht ihre letzte Aufgabe nicht in einen. rechneriſchen Ausgleich der etatsmäßigen Ein⸗ und Ausgaben und in der Erfüllung beſtimmter ſtaatspolitiſcher Aufgaben, die nicht gelöſt werden können, wenn die Mit⸗ tel fehlen bezw. durch Erhöhung der Steuern und allgemeinen Laſten zur Durchführung gelangen, ſondern in einer grundſätzlichen Pflege und Förderung der Wirtſchafts⸗ und Bevölkerungs politik. Gerade durch Laſtenſenkung ver⸗ ſpricht ſich der ideenreiche und tatkräftige Fi⸗ nanzpolitiker Reinhardt eine Steigerung Ir ſteuerlichen Einnahmen. Es iſt nun ein⸗ mal nationalſozialiſtiſche Art, gegenüber der liberaliſtiſchen Wirtſchaftspolitik von der entgegengeſetzten Seite an die Dinge heran— ugehen und dadurch nicht nur den revolu⸗ ionären Grundſatz, ſondern vielmehr die Leiſtungsſteigerung im Intereſſe des Gan— zen herauszuſtellen. Die Zukunft wird er— weiſen, ob dieſer Weg gangbar und damit der richtige iſt. Die Erfolge der bisherigen 17monatigen Staats- und Wirtſchaftspolitik geben uns keine Veranlaſſung, ſchwarzſehe— riſch in die Zukunft zu blicken. Das Steuerſyſtem ſtand von jeher im ur— ſächlichen Zuſammenhang mit der Ka pri⸗⸗ talbildung, nur waren die bisherigen ſteuerpolitiſchen Auffaſſungen eher dazu an— getan, das Kapital zu mindern, wenn nicht gar zu vernichten, ſtatt es zu vermehren. Wenn wir die vorliegenden Ausführungen unter dem Geſichtspunkt der Bevölkerungs— politik und Kapitalbildung betrachten, ſo iſt damit ſchon der Kurs aufgezeigt, nach dem in Zukunft Steuerpolitik gemacht wird. Das rein materielle Denken in Geld gehört heute der Vergangenheit an. Ebenſo, wie eine pro— duktive Agrarpolitik nur unter dem ethi— ſchen Geſichtspunkt von Blut und Boden er— folgreich geſtaltet werden kann, ſoll auch die Finanz- und Steuerpolitik durch ihre enge Verbindung mit der Bevölkerungspolitik auf eine neue und ideelle Grundlage geſtellt werden. Während früher die kinderreichen Fami⸗ lien den wirtſchaftlich ſchwerſten Kampf zu beſtehen hatten und daher die Bevölkerung zum Ein⸗ und Keinkinderſyſtem überging, zumal außerdem dieEErwerbsloſigkeit Millio⸗ nen deutſcher Volksgenoſſen in graues Elend ſtürzte, ſollen in Zukunft neben der allge— meinen Arbeitsbeſchaffung gerade die Eltern mehrerer Kinder beſondere ſteuerliche Er— leichterungen und Vergünſtigungen erfah⸗ ren. Dieſer Aufgabe dienen die Eheſtands⸗ darlehen, die völlig neue Staffelung des Einkommenſteuertarifs durch Erhöhung der Kinderermäßigung, die Freibeträge von je 10 000 Mark für jedes Kind in der Vermö⸗ gensſteuer ſowie die neue Erbſchaftsſteuer⸗ regelung. Man ſieht alſo, daß nicht, wie frü⸗ her, Phrasen und Theorien gedroſchen wer⸗ den, ſondern daß allen programmatiſchen Erklärungen der nationalſozialiſtiſchen Staatsführung die Tat folgt. Gerade in einem vorwiegenden Indu⸗ ſtrieſtaat wie Deutſchland es iſt, würde ſſich ein Rückgang der Bevölkerung verhäng⸗ nisvoll auswirken. Spiel! doch neben der induſtriellen Produktion für Halb⸗ und Fer⸗ tigfabrikate die Produktion an Produktions⸗ mitteln eine nicht unbeachtliche Rolle in un⸗ ſerer induſtriellen Struktur. Es bedarf keiner Seherweisheit, um bei einem eventuellen Rückgang der Bevölkerung den ſelbſtändigen Kriſenausbruch vorauszuſagen. Es wurde alſo nicht nur eine umfangreiche Produk⸗ tionsſtagnation, ſondern auch eine kataſtro⸗ phale Vernichtung von Kapital eintreten, wenn die Bevölkerungsdecke immer dünner wird. Der geringe Bedarf an Wohnungen ſund Eigenheimen würde zu einer beängſti⸗ genden Schrumpfung der Bauwirtſchaft und überhaupt des ganzen Vaumarktes führen. Die großen Anſätze der kommenden Sied⸗ lungspolitik würden zum Scheitern verur⸗ teilt ſein. Einer ſolchen kataſtrophalen Ent⸗ wicklung wird durch die geltende Finanz⸗ und Steuerpolitik des Dritten Reiches ener⸗ giſch und entſchloſſen Einhalt geboten. Aeenbeinet Auel (Viernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Anzeigenpreiſe: Die 12geſpaltene Millimeter⸗Zeile 2 Pfennig, Reklame 9 Pfennig Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor- mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen-Expeditionen Deutſchlands u des Auslands Amtsblatt der Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Viernheim an Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme bestimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Geſchäftsſtelle: Adolf Hitlerſtr. 36, Schriftleitung, Druck u. Verlag: J. Martin. Viernheim Berlin, 11. Juli. Der Reichstag it für Freitag. den 13. Juli, 20 Uhr einberufen worden. Als ein⸗ ziger Punkt ſteht auf der Tagesordnung: Entgegennahme einer Erklärung der Reichs⸗ regierung. Dritte Reichstagsſitzung Die Reichstagsſitzung am Freitag iſt die dritte Sitzung des Reichstages der 9. Wahlperiode. Der Reichstag iſt am 12. November 1933 gleichzeitig mit der Durchführung der Volksabſtimmung über den von der Reichsregierung vollzoge— nen Austritt aus dem Völkerbund gewählt worden. Er beſteht aus 661 Abgeordneten, von denen 639 Mik⸗ glieder der NSDAP und 22 Gäſte ſind, die aber ſämtlich in der nationalſozialiſtiſchen Reichstagsfraktion zu⸗ ſammengeſchloſſen ſind. Die erſte Sitzung wurde dann am 30. Januar, am Jahrestag der nationalen Erhebung abgehalten. Der Führer gab an dieſem Ta— ge dem deutſchen Volk einen umfangreichen Rechenſchaftsbericht über das erſte Jahr na— Wenn alſo Reinhardt die bevölkerungs— politiſchen Aufgaben an den Anfang ſeiner Finanz⸗ und Steuerpolitik ſtellt, ſo will er letzten Endes nichts anderes, als die Grund— lage für eine natürliche und ſicher zu erwar⸗ tende Kapitalbildung ſchaffen. Die Folge einer ſtaatlich geförderten und geſchützten Kindervermehrung ſteigert ja nicht nur den Konſum an allen Bedarfsgütern des täg⸗ lichen Lebens, ſondern zwingt zugleich zur Pflege des Sparſinns und damit zur Ka⸗ pitalanlage für die heranwachſenden Ge— ſchlechter. Beſonders in Kreiſen der Spar⸗ kaſſen verſpricht man ſich, wie auch in der Deutſchen Sparkaſſen⸗Zeitung zum Aus⸗ druck kommt, eine langſame, aber ſtetige Die Londoner Eine amtliche Verlautbarung— Doch franzöſiſch⸗engliſches Milſtärablommen? London, 11. Juli. Ueber die franzöſiſch⸗engliſchen Beſprechungen aus Anlaß des Lon⸗ doner Beſuches des franzöſiſchen Außenmi⸗ niſters Barthou hat das Foreign Office (das Auswärtige Amt Englands) am Diens⸗ tag nachmittag folgende Verlautbarung aus⸗ gegeben:„Die in freundſchaftlichem Tone geführten engliſch⸗franzöſiſchen Unterredun⸗ gen, die am Dienstag vormittag im Foreign Office zu Ende gingen, geſtatteten es den beiden Regierungen, die gegenſeitigen An⸗ ſchauungen, über die zur Diskuſſion ſtehen⸗ den Fragen zu würdigen. Dieſe Fragen erſtreckten ſich auf die fran⸗ zöſiſchen Vorſchläge über zuſätzliche Maß nahmen zur Erlangung einer gegenſeikigen Sicherheik in Osteuropa, über die Zukunft der Abrüſtungskonferenz und auf die Vor bereitung der Floktenkonferenz im Jahre 1935. Um die Erörterung über den letzten Punkt fortzuſetzen, wird der franzöſiſche Kriegsmarineminiſter Pietri ſeinen Aufenk⸗ halt in London um einige Tage verlän⸗ ern.“ 5 Soweit die amtliche Verlautbarung. Pietri und der Erſte Lord der Admiralität, Eyres⸗Monſell, wohnten am Dienstag vor⸗ mittag den Beſprechungen im Foreign Office bei. Um Frankreichs Paltwienſche Wie man in wenge Kreiſen wiſſen will, iſt bei den eng ce dc Be⸗ en der franzöſiſch⸗ruſſiſche Plan ber g Die bisherige Neichstagsarbeit tionalſozialiſtiſcher Regierungsarbeit und legte gleichzeitig die großen Leitgedanken für die weitere Arbeit dar. Die Sitzung vom 30. Januar war von hiſtoriſcher Bedeutung, denn in dieſer Sitzung wurde einſtimmig das Geſetz über die Schaffung der deutſchen Reichseinheit angenommen und gleichzeitig die Reichsregierung zum Erlaß einer neuen Verfaſſung ermächtigt. Die dritte Sitzung am Freitag findet wieder in den Räumen der Kroll— Oper am Königsplatz ſtatt, weil das Reichstagsgebäude noch nicht wiederherge— ſtellt iſt. Reichsgeſetze und Verordnungen im Jahre 1934 Das Reichskabinett hat im erſten Halbjahr 1934 wiederum eine Fülle für den Neuaufbau des deutſchen Staates weſent— lichſter Reichsgeſetze und-Verordnungen verkündet. Insgeſamt ſind 295 Reichsgeſeze und Verordnungen in der Zeit vom 21. Dezember 1933 bis zum 29. Juni 1934 ergangen, und zwar 77 Reichsgeſetze und 218 Reichsverordnungen. Die Bedeutung dieſer Geſetzgebungsarbeit Bildung und Vermehrung von Sparkapi— tal. Darüber hinaus dürfte aber auch mit einer Stärkung des Betriebs- und Anlage— kapitals in der Zukunft zu rechnen ſein. Kapitalbildung iſt alſo nicht nur die Folge finanzieller Transaktionen und Spekulatio— nen, wie es die überwundene Anſchauung des Liberalismus annahm, ſondern viel— mehr die natürliche Auswirkung einer ge— ſunden Bevölkerungspolitik, für die die Fi— nanz⸗ und Steuerpolitik die Vorausſetzun— gen ſchafft. Das ſind die Aufgaben der kommenden Jahre und das iſt der Sinn der richtungweiſenden Arbeit der neuen Finanz— politik. Veſprechungen einen Beiſtandspakt berührt worden. Wenn dieſer Pakt, ſo er⸗ klärt man, im Rahmen der gegenwärtig vorliegenden Vorſchläge durchgeführt wür⸗ de, ſo würde er ſich auch auf Deutſchland er⸗ ſtrecken. Er könnte ſomit die für eine Gelegenheit Rückkehr Deulſchlands und einen Beitritt Sowjetrußlands zum Völkerbund ſein. Außerdem ſoll bei den Unterredungen zwiſchen dem franzöſiſchen Kriegsmarineminiſter Pietri und dem Er⸗ ſten Lord der Admiralität, Eyres⸗-Monſell, die Frage einer Einladung Deutſchlands zur Beteiligung an der Flottenkonferenz 1935 angeſchnitten worden ſein. Das Pariſer Blatt„L'Ordre“ will in Zu⸗ ſammenhang mit den Londoner Beſprechun⸗ gen ae in Erfahrung gebracht haben, daß gewiſſe Andeukungen über franzöſiſch⸗ engliſche Militärabkommen nicht ganz aus der Luft gegriffen ſeien. Es handele ſich aber weniger um ein Milikärbündnis, als um die Auslegung der Arkikel 2 und 5 des Locarnopaktes, das heißt um die genaue Jeſtlegung, welche Truppen England im alle einer Verletzung von Arkikel 42 und 3 des Verſailler Vertrages Frankreich zur Verfügung ſtellen müſſe und um die Jeſt⸗ bieten der 1 Punkte, an denen ieſe Truppen zuſammengezogen werden ſollen. Man habe ferner die Möglichkeit in Erwägung Riga ſchon im Voraus Stütz punkte für die engliſchen Luftſtreitkräfte in Frankreich anzulegen. 51. Jahrqano ergibt ſich ohne weiteres aus der Hervorhe— bung einzelner Geſetzestitel. So find in der genannten Epoche u. a. ſolgende Reichsge⸗ ſetze vom Kabinett Hitler verabſchiedet wor— den: Das Geſetz zur Ordnung der nationa— len Arbeit(Geſetzestag 20. Januar 1934), das erſte Geſetz zur Ueberleitung der Rechtspflege auf das Reich(16. Februar 1934), das Lichtſpielgeſetz, das Geſetz über die Realſteuerſperre 1934, das Geſetz über die Feiertage, das Geſetz über die Verſor— gung der Kämpfer für die nationale Erhe— bung(27. Februar 1934), das Geſetz zur Vorbereitung des organiſchen Aufbaues der deutſchen Wirtſchaft(27. Februar 1934), das Geſetz über Reichsverweiſungen(23. März 1934), das Geſetz zur Erhaltung und He— bung der Kaufkraft(24. März 1934), das Geſetz über die einſtweilige Neuregelung des Straßenweſens und der Straßenverwal— tung(26. März 1934), das Geſetz zum Schutze des Bernſteins(3. Mai 1934), das Ergänzungsgeſetz über Titel, Orden und Ehrenzeichen, das Geſetz über Feuerbeſtat— tung und das Geſetz zur Regelung des Ar— beitseinſatzes(15. Mai 1934), das Theater- geſetz, das Geſetz zur Aenderung des Ein— zelhandelsſchutzgeſetzes und das Geſetz zur Ordnung der Getreidewirtſchaft(Geſetzes— tag 27. Juni 1934). Polen ſchafft Ordnung Iſolationslager Bereſa Karkuska füllt ſich. Warſchau, 11. Juli. In den nächſten Tagen ſollen mehr als 200 Perſonen, die wegen Gefährdung der öffentlichen Ordnung und Ruhe verhaftet wurden, in das Iſolierungslager nach Be— reſa Kartuska abgeſchoben werden. Unter den Verhafteten befinden ſich ungefähr 130 Ukrainer, etwa 40 Mitglieder des polni— ſchen nationalradikalen Lagers und ver— wandter Organiſationen ſowie über 40 Kommuniſten. Die einzelnen Transporte ſind bereits unterwegs. Nach Schilderungen einiger Blätter wurde das Lager in den Räumen der früheren ruſſiſchen Infanterie⸗ kaſernen, die zum Teil bereits baufällig ſind und allmählich wieder inſtand geſetzt werden, eingerichtet. Das Lager iſt mit Stacheldraht umſäumt. Der Wachdienſt wird von einer beſonderen Polizeiabteilung verſehen. Die Ermordung des Innenminiſters Die offiziöſe„Gazeta Polska“ veröffent⸗ licht eine Unterredung mit dem Juſtizmini⸗ ſter Michalowſki über den Stand der bis— herigen Unterſuchung des gegen Innenmi— niſter und General Pieracki verübten At- tentats. Demnach ſei einwandfrei feſtgeſtellt worden, daß das Attentat durch die geheime ukrainiſche nationaliſtiſche Or- ganiſation(u)) organiſiert und ausgeführt worden iſt. Un⸗ ter anderem hat die Unterſuchung der vom Attentäter zurückgelaſſenen Bombe zur Feſtſtellung geführt, daß ſie in dem gehei— men Laboratorium der UON, das in der Nacht zum 14. Juni in Krakau entdeckt wur⸗ de, hergeſtellt worden war. In den Händen der polniſchen Behörden befinden ſich au— genblicklich drei Mitglieder der genannten Organiſation, von denen zwei an der Vor⸗ bereitung zum Attentat, der dritte an der Durchführung beteiligt geweſen ſeien. Unter ihnen befindet ſich auch die auf deutſchem Gebiet feſtgenommene Perſon. Der Miniſter hob hierbei mit beſonderem Nachdruck„die hervorragend loyale und ge⸗ . Hilfe der deutſchen Behörden bei der erfolgung und Feſinahme des Milktäters ervor. Der Mörder e befindet ſich nach einung des Juſtizminiſters im Auslande; er werde nichts unkerlaſſen, ſeiner habhaft u werden. Allerdings beſtehe augenblick ich nur wenig Hoffnung auf Erfolg. —.— e ————— een eee, F Lebte Naſhrichten Das Ausland zum 30. Juni Eine Kundfunkrede des Reichsminiſters Dr. Göbbels. Berlin, 11. Juli. Reichsminiſter Dr. Göb⸗ bels ſprach über alle deutſchen Sender über das Thema:„Der 30. Juni im Spiegel des Auslandes“ und führte u. a. aus: Wenn ich heute abend zu Ihnen ſpreche, ſo möchte ich mich mit Ihnen an das ge⸗ ſamte Ausland wenden. Ich rufe Sie alle zum Zeugen auf, für einige, in der ganzen Journaliſtik faſt be'ſpiellos daſtehende Fälle der Lüge, Verleumdung und Verzerrung eines wahren Tatbeſtandes. Der 30. Juni iſt in Deutſchland reibungslos und ohne ſede innere Erbitterung verlaufen. Der Führer hat mit ſeiner Autorität und einer bewun⸗ dernswerten Kühnheit d'e Revolte eines kleinen Klüngels von Saboteuren und krankhaften Ehrgeizlingen blitzartig nieder⸗ geſchlagen. die Ruhe und Ordnung wurde dabei im ganzen Lande nicht geſtört. 0 Das Volk in ſeiner Geſamtheit begrüßte mit einem befreienden Aufatmen die retten— de Tat des Führers, die Deutſchland und domit die ganze Welt vor ſchwerſten Kata— ſtrophen bewahrte. Eine unheure Vertrau— enswelle ſchlug Adolf Hitler bei ſeinem mu— tigen Vorgehen aus der ganzen Nation ent⸗ gegen. Es wäre anzunehmen geweſen, daß die internationale Weltpreſſe mit der im in⸗ ternationalen Verkehr üblichen Wahrheit und Klarheit auch dieſe Vorgänge darge⸗ ſtellt und beurteilt hätte. Was iſt aber der Fall geweſen? Abgeſehen von einer Reihe ſeriöſer Aus— landszeitungen iſt der übrige Teil der inter— nationalen Weltpreſſe geradezu in einen Taumel böswilliger Jerſetzung und hyſteri- ſcher Verleumdung hineingeraten. Die deutſche Regierung hat bisher zu die— ſen ſkandalöſen Vorgängen geſchwiegen. Sie erachtete es als unter ihrer Würde, ſich mit dieſer Art von hetzeriſcher und verleumderi— ſcher Journaliſtik auseinanderzuſetzen. Sie hat die Vorgänge des 30. Juli mit einer beiſpielloſen Offenheit dem eigenen Volk und der Welt dargelegt. Sie hat mit nichts zurückgehalten und in allem der Wahrheit die Ehre gegeben. Die deutſche Preſſe hat der Regie⸗ rung bei dieſem Beginnen mit einer dan— kenswerten Diſziplin und Aufgeſchloſſenheit zur Seite geſtanden Der Miniſter wies auf die Beſtimmungen des Schriftleitergeſetzes hin, nach denen die Schriftleiter verpflichtet ſind, alle Vorgänge nur wahrheitsgemäß zu behandeln und von der Preſſe alles fernzu⸗ halten, was die Ehre oder das Wohl eines anderen widerrechtlich verletzt, ſeinem Rufe ſchadet, ihn lächerlich oder verächtlich macht. Der Miniſter geißelte den Feldzug des Auslandes gegen die Beſtimmungen und wandte ſich gegen die Behauptung der Kne— belung der Meinungs- und Gewiſſensfrei⸗ heit in Deutſchland. Dr. Göbbels betonte, daß andere Staaten aus den Beſtimmungen des Schriftleitergeſetzes auch ihre Vorteile hätten, denn mit derſelben Strenge, mit der wir darüber wachten, daß es im innerpoli— tiſchen Verkehr angewendet wird, haben wir auch dafür geſorgt, daß es im Verhältnis der deutſchen Preſſe zum Ausland eingehal— ten wurde. Wir haben es nicht geduldet, daß Staats- männer anderer Nationen in der deutſchen Preſſe beleidigt, herabgeſetzt oder verächt⸗ lich gemacht wurden. i Und wie hat die Auslandspreſſe dieſe noble Auffaſſung von Journali.mus ſeitens der deutſchen Preſſe in den hinter uns lie— genden Tagen beantwortet? Jeder Jour- naliſt, der als Auslandsvertreter in Berlin oder in einer anderen Stadt des Reiches nie Augen und Ohren aufmachte, konnte un— ſchwer feſtſtellen, daß im ganzen Lande die Ruhe und Ordnung keinen Augen- blick geſtört oder bedroht war, daß alles ſich ordnungsgemäß abſpiel— te, daß das Volk in ſeiner Geſamtheit die Vorgänge in Zuſammenhang mit dem ge— planten Hochverrat mit einer beiſpielloſen Begeiſterung begrüßte, daß die Autorität des Führers auch in den kleinen Kreiſen, die uns bisher reſerviert gegenüberſtanden, um ein Vielfaches geſtiegen iſt. Was hat ein beträchtlicher Teil der Aus- landspreſſe und der ausländiſchen Sender daraus gemacht? die in ihrer Bosheit nur noch verglichen zug, der während des Krieges gegen Deulſch⸗ land inſzeniert wurde. Während der„Daily Herald“ am 6. Juli berichtet, daß der Führer erſchoſſen worden ſei, wußte„Oeuvre“ zu melden, daß es übechaupt kein Komplott ge⸗ gen Adolf Hitler gegeben habe. Die„Repu⸗ blique“ aber brachte zwei Tage vorher die erſtaunenswerte Neuigkeit, daß Adolf Hitler eine Diktatur im Namen der Reichswehr ausübe und nur noch als ihr Beauftragter handle. Der„Matin“ mel⸗ dete am nächſten Tage, daß die Stellung des Reichskanzlers durch die letzten Ereigniſſe ſtark geſchwächt ſei, während der„Intran⸗ ſigeant“ gleich zwei Attentate auf den Füh⸗ rer mitzuteilen wußte. Am 7. Juli bringt der„Matin“ einen Tatſachenbericht von ei⸗ nem Augenzeugen, der als SS-Mann bei der Verhaftung in Wiesſee Maegon gomeſen ſein ſoll. Danach iſt Adolf Eine Lügenkampagne, werden kann mit dem Greuelmärchenfeld-. läßt den„Figaro“ det ſich ſchon ein neues Privatatten⸗ tat auf den Führer. Der„Intranſigeant“ hatte es auf eine „Figaro“ verlegt es zur Abwechflung in ein gehen die ganz geheimes Dokument des Herrn Reichs⸗ präſidenten getan und dort entdeckt. daß er graph“ meldet 24 Stunden ſpäter, daß der Am ſelben Tage empfing Hindenburg den ſche Königspaar in ſieht ſich der„Mancheſter Guardian“ veran⸗ laßt, mitzuteilen, daß der Herr Reichspräſi⸗ des Generalfeldmarſchalls und an den preußiſchen Miniſterpräſidenten veröffentlicht. ſung gefunden: Die Danktelegramme Hin— — journaille in Deutſchland zu beſeitigen. Nur Hitler uberhaupt nicht nach wuiesſee gefay⸗ ren. Er habe im Braunen Hauſe geſeſſen und die Verhaftung ſelbſt ſef durch Major Burg vorgenommen worden. Ein ſeriöſes franzöſiſches Blatt alſo ſchenkt dem ſoge⸗ nannten Augenzeugenbericht eines myſteriö⸗ ſen, vielleicht ſelbſt erfundenen SS⸗Mannes mehr Glauben als dem Zeugnis des Füh⸗ rers ſelbſt und ſeiner nächſten Mitarbeiter. Der Attentatsplan des„Intranſigeant“ nicht ruhen; und ſo fin⸗ Landſtraße verlegt, der Arbeitsdienſtlager. Der„Intranſigeant“ erfährt am 5. Juli, daß der Führer von einem Heer don Spitzeln umgeben ſei und ſich deshalb ſeine Briefe nur noch an die Adreſſe von e Göbbels ſenden laſſe. der Mos⸗ auer Sender ſtellte feſt, daß der Führer nur noch von der Bourgeoiſie gehal⸗ ten werde. Leider hat er das Pech, daß die Moskauer„Isweſtiſa“ am ſelben Lage er⸗ klärt, Adolf Hitler habe ſich durch ſein Vor⸗ bürgerliche Maſſenbaſis ſeiner Partei zerſtört. Die„Morningpoſt“ hat Einſicht in ein Herrn von Papen zu ſeinem Nach⸗ folger eingeſetzt habe. Der„Daily Tele⸗ Herr Reichspräſident im Sterben liege. Führer und am folgenden Tage das ſiameſi⸗ Neudeck. Infolgedeſſen dent zurücktreten wolle. Zur ſelben Stunde werden die Danktelegramme an den Führer Der„Daily Expreß“ hat des Rätſels Lö— denburgs wurden erzwungen mit der Dro— hung, daß man zwei der engſten Freunde des Reichspräſidenten ſonſt erſchießen werde. Ein rieſiges Feld ſenſationeller Lügen⸗ meldungen ergibt ſich vor allem für die eng⸗ liſche Preſſe in Bezug auf das Haus Hohenzollern. Darnach hat der Kaiſer aus Trauer auf ſel⸗ nem Schloß in Doorn eine ſchwarze Fahne gehißt. Der ehemalige Kronprinz und Prinz Auguſt Wilhelm haben Haus— arreſt erhalten. Zur gleichen Zeit teilt der „Intranſigeant“ mit, daß der ehemalige Kronprinz aufgefordert worden ſei, Deutſch⸗ land ſogleich zu verlaſſen und im Flugzeug bereits in Doorn eintraf. Wie ſtümperhaft aber dieſe Meinungsfabrikanten ſind, be⸗ weiſt Radio Wien am 1. Juli mit der Mitteilung, daß alle Hohenzollernprinzen Gegen Anonymität in der Wirtſchaft dem Reichsgeſetz über Steuererleichterungen bei Umwandlung und Auflöſung von Kapi⸗ nehmens ſollen der Gefolgſchaft des Betrie- bes und der Heffentlichkeif möglichſt bekannt nehmen verantwortlich in Erſcheinung tritt verhaftet worden ſind. Am 1. Juli meldet „Information“ die Verhaftung von Papens, Schwerin-Hroſigks und Seldtes. Worauf der Wiener Rundfunk prompt mit⸗ teilt, daß ſoeben Reichsbankpräſident Dr. fei in Lichterfelde erſchoſſen worden ei. Jetzt aber geht der Moskauer Rundfunk aufs Ganze und erſchießt in einer Maſ⸗ ſenexekution den ſächſiſchen Miniſter⸗ präſidenten von Killinger, General von Hammerſtein, Herrn von Gleichen, den ehe— maligen Reichsminiſter Treviranus, den Chef der Heeresleitung, General von Fritſch und Graf Helldorf. Wohlgemerkt, Männer, die im öffent⸗ lichen Leben eine Rolle ſpielten oder ſpielen und bei denen ſich ſedermann unſchwer da⸗ von überzeugen kann, daß ſie noch außeror⸗ dentlich lebendig ſind. Unterdes meldet Straßburg, daß die deut— ſchen Städte menſchenleer ſind und durch die Straßen bis an die Zähne bewaff⸗ nete Polizei und SA herumziehen. Von Rußland erfahren wir zur gleichen Zeit, daß ö die Reichswehr in ſchweren blutigen Kämp⸗ fen mit der SA in Pommern, Schleſien und Bayern liegt, bei denen es Tote und Ver— wundete in Maſſen gegeben hat. Man erſpare mir weitere Einzelheiten. Der Eckel kommt einem hoch, wenn man ſich jetzt, da die Auslandspreſſe insgeſam: vorliegt, einenlleberblick darüber ſchafft, und dann damit vergleicht, wie vornehm, gobel 6 und anſtändig Vorgänge des Auslandes in der deutſchen Preſſe behandelt werden. La ö kann man nur mit Seelenruhe gustufen: „Ach was ſind wir Wilde doch für beſſe⸗ re Menſchen!“ Meine Volksgenoſſen und Volksgenoſſin⸗ nen! Ich wende mich an Sie und mit Ih⸗ nen an die ganze Welt. Ich frage die Welt, ob ſie dieſe Methoden einer bewußten und ſyſtematiſchen Wang der öffentlichen e billigt und ſich zu eigen macht. Ich glaube, im Namen des ganzen deut⸗ ſchen Volkes zu ſprechen, wenn ich mit Em⸗ pörung und Entrüſtung dagegen Proteſt ein- lege und mit aller Deutlichkeſt erkläre. daß die deutſche Regierung nicht gewillt ifl, wei⸗ terhin Auslandskorreſpondenken in Deutſch⸗ land zu dulden, die auf ſolche Weiſe die Böl⸗ ker gegeneinander hetzen und eine Almof⸗ phäre heraufzubeſchwören, die ſede ehrliche und unvereingenommene Beziehungſetzung der Nationen zueinander unmöglich macht. Danken wir ſelbſt dem Schickſal, das uns die Möglichkeit gab, dieſe Art von Lügen⸗ munasberechtiaten ſollen ſo konnten wir unſeren inneren Frieden wiederfinden. Das deutſche Volk geht in Ruhe und Ordnung ſeiner tätigen Arbeit nach. Es hat vor allen anderen Völkern, die ein Gleiches tun, nur Achtung und Reſpekt. Es weiß, daß es überall anſtändige und 115 bere Preſſemänner gibt, die nach beſtem Wiſſen und Gewiſſen der Wahrheit dienen wollen. Vor der hier geſchilderten Art von Lügenfabrikanten aber wendet es ſich mit Ekel und Abſcheu ab und quittiert ihre hy⸗ ſteriſchen und pathologiſchen Wut⸗ und Hab ausbrüche nur mit einem lauten und hör⸗ baren Pfui Teufel! Betriebsinhaber ſollen der Gefolgſchaft und der Oeffenklichkeit bekannt ſein. Berlin, 11. Juli. In der Begründung zu talgeſellſchaften heißt es, daß nach national⸗ ſozialiſtiſcher Wirtſchaftsauffaſſung auch in der Wirtſchaft die Perſönlichkeit wieder mehr zur Geltung kommen ſolle. Die Inhaber eines gewerblichen Unter- ſein, und es ſolle möglichſt mindeſtens eine natürliche Perſon vorhanden ſein, die mik ihrem gonzen Vermögen und mit ihrer gan- zen Perſon perſönlich als für das Unter- und für die Verbindlichkeiten des Unferneh⸗ mens haftet. Der Zweck des Geſetzes ſei, Steuererleich— terungen zu ſchaffen für die Umwandlung bisheriger anonymer Kapitalgeſellſchaften in offenen Unternehmen. Die Re⸗ form der Aktiengeſellſchaften ſei insbeſonde⸗ re bei ſolchen Unternehmen volkswirtſchaft⸗ lich gerechtfertigt, die zur Löſung ihrer Auf— gabe eine ſehr breite geldliche Grundlage brauchen wie Schiffahrtsgeſellſchaften, Berg⸗ baugeſellſchaften uſw. Für Familien⸗ unternehmungen ſei die Rechtsform der AG im allgemeinen nicht erforderlich. Auch die Rechtsform der Geſellſchaft mit be⸗ chränkter Haftung ſei vielfach nicht ange⸗ zracht. Insbeſondere ſei ſie für das Grund⸗ ſtücksweſen weder geeignet noch erwünſcht. Die Erleichterungen ſollen nur ſolchen Kapitalgeſellſchaften zugutekommen, die beim Inkrafttreten des Geſetzes bereits be— ſtanden und die ſich bis zum 31. Dezember 1936 umwandeln oder zum Zwecke der Neu⸗ formung auflöſen. Der Aufruhr in Holland Truppen aus Amſterdam zurückgezogen.— Neue Unruheherde. Amſterdam, 11. Juli. Nachdem in Amſterdam wieder eine ge⸗ wiſſe Beruhigung eingetreten war wurden die meiſten Truppen zurückgezogen. Der Kommandeur hat einen Tagesbefehl erlaſ⸗ ſen, in dem er den Soldaten für ihre vor⸗ bildliche Haltung ſeine Anerkennung aus— ſpricht und betont, daß die holländiſche Wehrmacht von neuem bewieſen habe, daß man in der Stunde der Gefahr völlig auf ſie vertrauen könne. ö Während an den Vortagen der Bürger- meiſter als Inhaber der höchſten Polizei⸗ gewalt mit dem Militärbefehlshaber eng zuſammenarbeitete, iſt nunmehr wieder die ausübende Gewalt allein in die Hände der Zivilbehörden zurückgelegt worden. N Neues Aufflackern der Anruhen Im Jordaan hatten ſich auf der Palmgracht zahlreiche Kommuniſten zuſam⸗ mengerottet und begannen das Straßen⸗ pflaſter aufzureißen. Drei Ueberfallkom⸗ mandos ſtädtiſcher und Militärpolizei waren erforderlich, um hier die Ordnung wieder herzuſtellen. f In Nokterdam wurde u. ag. auf dem Crooswykiſchen Weg das Pflaſter aufgeriſ⸗ en, die Straßenbeleuchtung unbrauchbar gemacht und Polizei beſchoſſen. Polizeſbe⸗ amte wurden von den Dächern mit ſchwe⸗ ren Steinen bombardiert. Als Schreckſchüſſe auf die Fenſter und Dächer abgegeben wa⸗ ren und Monteure der ſlädtiſchen Elekirzi⸗ kälswerke eine Nolbeleuchtung angelegt hak⸗ ten, wurde die Polizei wieder herr der Lage. ö Starken Widerſtand hatte die Polizei auch in Utrecht und in Zuilen zu überwinden. Im Haag, in Enſchede, Arnheim und De⸗ 6 waren Straßentumulte zu unter⸗ rſicken. Die Sagrabſtimmung Wahlordnung rechtsgültig. Im Verordnungsblatt der Regierungs- kommiſſion wird ſetzt die vomAbſtimmungs⸗ ausſchuß vorgelegte Wahlordnung für die Volksabſtimmung im Saargebiet ver⸗ öffentlicht, die damit geſetzliche Gül⸗ tigkeit erlangt. Nach dieſer Wahlordnung ernennt der Abſtimmungsausſchuß für ſeden Wahlbe⸗ zirk einen Gemeindeausſchuß, der aus ei. nem Vorſitzenden, zwei ordentlichen und wei ſtellvertretenden Mitgliedern beſteht. Dieſer Gemeindeausſchuß 15 ab 25. Juli die Aufſtellung der ee e en Liſten der Abſtimmungsberechtſgten vorzunehmen. Dieſe Liſten müſſen bis jum 23. September abgeſchloſſen ſein. die Liſten der Abſtim⸗ dann in jedem munismus und tern Eſtlands, Lettlan bekannte Großlitauer Sämtliche Einſprüche der letzten Zuſtan vor d 9200 11 bis ſpäteſtens 12. n 5 85 waplbezirr 30 ezember erledigt * Gegen das Deutſchtum Der Memeler Oberbürgermeiſter ſeines Amtes enthoben.. f Memel, 11. Juli. Das Landesdirektorium Memeler Oberbürgermeiſter Dr. Brind⸗ linger ſeines Amtes enthoben mit der Begründung, daß er die litauiſche Sprache nicht beherrſche und ſo gemäß der beſtehenden Geſetze die frühere Beſtätigung einer Wahl nicht gültig ſei. An ſeiner Stelle wurde der Simonaitis Oberbürgermeiſter mit kommiſſariſcher Befug⸗ nis eingeſetzt. Simonaitis übernahm bereits heute die Geſchäfte; zum ſtellvertretenden Oberbürgermeiſter wurde Schulze ernannt. Dr. Brindlinger befindet ſich auf Urlaub. Sime. naitis iſt vom Direktorium beauftragt, ſelb⸗ ſtändig alle erforderlichen Verordnungen zur Durchführung der Sparmaßnahmen zu erlaſ⸗ ſen. Ferner ſind durch Beſchluß des Landes⸗ direktoriums nachſtehende Magiſtratsmitglie⸗ der ihrer Aemter enthoben: Heinrich Schwode, Fritz Glogau, Willy Bertuleit und Martin Kurnies. Die Amtsenthebung wird damit be⸗ gründet, daß die Betreffenden Mitglieder der verbotenen ſogenannten antiſtaatlichen Par⸗ teien waren. Sie ſind einem Verhör unter⸗ zogen worden. Anerhörte Hetzrede Ein deutſcher Proteſtſchritt dagegen. Prag, 11. Juli. Beim Abſchluß des Feſtzuges anläßlich der Internationalen Arbeiter- olympiade in Prag hat der tſchechiſche ſoztaldemokratiſche Abg. Humelhans, einen der Führer der verbände, auf dem Altſtädterplatz in Prag vor Mitgliedern der diplomatiſchen Korps, den Vertretern wie vor Tauſenden von Zuhörern eine Rede gehalten, die wohl den Gipfel aller bisher dageweſenen deutſchfeindlichen Hetzereien dar⸗ ſtellt. Nach ſchwerſten Beleidigungen des Reichskanzlers und ſeiner Mitarbeiter hat Hu⸗ melhans dann wörtlich geſagt:„Es iſt höchſte Zeit, daß der Reichskanzler und fete Leute 00 werden, um die Volkskul en.“ Dieſe Beleidigungen und die direkte Auf⸗ forderung zum Mord waren auch in der„ffi⸗ ziellen tſchechoflowakiſchen Radioſendung deut⸗ lich zu hören. Die deutſche Geſandtſchaft in Prag hat gegen dieſes unerhörte Verhalten in einer Verbalnote beim Prager Außen⸗ miniſterium ſchärſſten Proteſt eingelegt und Maßnahmen verlangt, damit derartige frie⸗ densſtörende Zwiſchenfälle in Zukunft verhin⸗ dert werden. Sport und Politik Unfaires Verhalten kſchechiſcher Juſchauer ungariſchen Sportlern gegenüber. Budapeſt, 11. Juli. Die ungariſche Fußballmeiſtermann— ſchaft Franzſtadt iſt von dem tſchechoflo⸗ wakiſchen Zuſchauerpublikum während des Revancheſpiels in Kladno tätlich an⸗ gegriffen worden. Der nach Budapeſt zurückgekehrte Führer der ungariſchen Meſſtermannſchaft teilte mil, er freue ſich, daß keiner der ungariſchen Spieler in Kladno erſchlagen worden ſei. Schon während des Spieles ſei die ungari- ſche Mannſchaft mit faulen Eiern und der⸗ gleichen beworfen worden. Bei der Abfahrt nach Prag ſei der Autobus der Ungarn mit Steinen beworfen und mit Revolvern be⸗ ſchoſſen worden. Ein derartiges Verhalten ſtehe einzig in der Geſchichte des Fußballſpor⸗ les da, obwohl die Berbandsſeitung det Tſchechoflowakeſ volle Genugtuung ver. ſprochen habe. Auslands⸗Rundſchan Errichtung von Konzenkrationslagern in Japan. Nach einer Meldung aus To io erklärte der neue ſapaniſche Innenminiſter, die neue Regierung unter Führung des Generale Okada betrachte die Bekämpfung des Kom— Marxismus als ihre größte Aufgabe. Die Regierung werde unter kei⸗ nen Umſtänden Bewegungen dulden, die zerſetzend auf den nationalen Willen und den Geiſt des japaniſchen Volkes wirken Das neue Geſetz werde daher ſede Mö lich keit für Zerſetzungsarbeit marxiſtiſcher kommuniſtiſcher und pazifiſtiſcher Organi⸗ ſationen in Japan ausſchalten und die Er⸗ richtung von Konzentrationslagern zut Fernhaltung von ſtaatsgefährlichen Elemon⸗ ur zu ret⸗ ten vom politiſchen und wirtſchaftlichen Le⸗ ben vorſehen. Vorbereitende Konferenz der baltiſchen Skaaten abgeſchloſſen Die vorbereitende Konferenz von Vertre- ds und Li tauens in Kowno hat ihre Arbeſten be⸗ den Abſchluß eines baltische endet. Die Prüfung der ee für alab⸗ * forderung des Reichsbauernführers zur An⸗ Reizgys hat den als marxtſtiſchen Turn⸗ und Sport⸗ Prager Regierung, des der Generalität und der Präſidentſchaftskanzlei, ſo⸗ zum RNeichsnährſtand? Die Aufforderung zur Anmeldung. Von zuſtändiger Seite wird zu der Auf⸗ meldung des Landhandels und der Betriebe, die landwirtſchaftliche Erzeugniſſe be⸗ und ver⸗ arbeiten, bei den zuſtändigen Dienſtſtellen des Reichsnährſtandes Folgendes mitgeteilt: Wer einen der in dem Aufruf bezeichneten Wirtſchaftszweige betreibt, hat ſich bei ſeiner Kreisbauernſchaft anzumelden. Die Anmel⸗ dung hat bis zum 15. Auguſt 1934 zu erfolgen und iſt koſtenlos. Dazu iſt ein Vordruck, der bei ſämtlichen Dienſtſtellen des Reichs⸗ nährſtandes koſtenlos erhältlich iſt, zu benut⸗ zen. Auskünfte erteilen die Kreisbauernfüh⸗ rer, Landesbauernführer(Hauptabteilung 4) ſowie die Bürgermeiſter und Ortsbehörden. Auch in allen Fällen, in denen die Zuge⸗ hörigleit zum Reichsnährſtand zwerfelhaft erſcheint, iſt die Anmeldung unbedingter⸗ forderlich. Die Entſcheidung über die Zu⸗ gehörigkeit zum Reichsnährſtand erfolgt in zweifelhaften Fällen von zentraler Stelle. Es wird beſonders darauf aufmerkſam ge⸗ macht, daß der Reichsminiſter beſtimmen kann, daß die Nichtbefolgung dieſer Aufforderung mit Gefängnis und mit Geldſtrafe bis zu 100 000 Rm. geahndet, und daß außerdem die Fortführung des Betriebes unterſagt werden kann, wenn wegen Nichtbefolgung rechtskräf⸗ lig auf Strafe erkannt worden iſt. Ausdrücklich befreit von einer neuer⸗ lichen Anmeldung ſind die Mitglieder des Landhandelsbundes EV., der wurtſchaftlichen Vereinigung der Weizen⸗ und Roggenmühlen, des Reſchsverbandes deutſcher Obſt⸗, Gemüſe⸗ und Lebensmittelhändler EV. und diejenigen Betriebe, die ſich dort bereits zum Reichs⸗ nährſtand angemeldet haben. Weiterhin ſind von einer Anmeldung befreit die in die Hand⸗ werksrolle der Bäcker, Schlächter, Müller oder Konditoreien eingetragenen Betriebe. Dagegen gilt die etwa noch beſtehende Mitgliedſchaft bei einem bereits bei einem anderen Verband oder Verein als den oben genannten getätigte An⸗ meldung nicht als Anmeldung beim Reichs- nährſtand. Zweck und Ziel des Reichsnährſtandgeſetzes iſt die Zuſammenfaſſung aller an. der Erzeu⸗ gung, Weiterleitung, Be- und Verarbeitung landwirtſchaftlicher Erzeugniſſe Schaffenden zu emer geſchloſſenen Organiſation unter einer Führung. Dem Reichsnährſtand liegt insbe— ſondere die marktpolitiſche Betreuung aller zu ehm gehörenden Handels- und Gewerbe⸗ zweige ausſchließlich ob. Die Zugehörigkeit zun Reichsnährſtand ſchließt bei den in der öffentlichen Aufforderung unter„A“ aufge⸗ führten Fächern die Zugehörigkeit zu anderen Standes⸗ und Berufsvertretungen aus. der Ring imm altdeutſchen Vrauuhtum Von der Geſchichte des Eheringes. Der Ring ſtand bei den alten Völkern hoch in Ehren; denn er gleicht der Sonne. So war der Ring das Symbol der unver— gänglichen Treue, immerwährend wie die kreiſende Sonne. Die Aegypter trugen ſchon drei- und vier⸗ tauſend Jahre vor Ehriſti Geburt prachtvolle Ringe. Berühmt geworden iſt der Fayence— ring der Königin„Tii“, der Gemahlin Amenophis III., aufbewahrt im Mukeum zu Berlin. Ein Prachtſtück iſt der Goldring Thutmoſis' III.(Um 1500 v Cbr.). 5 2 2 3 Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle(Saale) Krüger brachte ihm die Mappe mit den eiligen Ge⸗ Lothar traf ſeine Anordnungen ſo klar Zuletzt legte Krüger die Bank⸗ abrechnung Evelyns vor. Lothar ſtaunte, als er die End⸗ ſumme las. Es war eine ſiebenſtellige Zahl in Dollar. Evelyns Vermögen war gut angelegt und unangetaſtet, die jährlich zugewachſenen Zinſen waren allerdings reſt⸗ los abgehoben worden. Gaſton Dalandier harte ſich offen⸗ bar bisher damit begnügt, die ſehr reichlichen Renten ſeiner Frau zu verbrauchen oder aber auf ſein Konto zu überführen. Zuzutrauen war ihm das auf alle Fälle. Da mußte man für die Zukunft mit allen ſchlimmen Möglich⸗ ſchäftsbriefen. uind beſtimmt wie je. keiten rechnen. Lothar fuhr mit Evelyns Vollmacht zur Bank und ließ ſich beim Direktor melden. Ob Monſieur Dalandier bei der Bank ein eigenes Konto beſitze? Der Direktor wollte verſt nicht Auskunft geben. Aber Lothars Geſchick gelang es, ihm die Wahrheit zu entlocken. 8 ſtellte ſi eraus, daß Dalandier im Laufe der 9 dach 1 Beträge aus den unverbrauchten Geldern auf ſein Konto hatte überſchreiben laſſen. Lothar erkundete weiter, ob in den letzten Tagen Dalandier noch Transaktionen auf Evelyns Konto vor⸗ genommen habe? Das wäre verſucht worden, berichtete der Direktor. Geſtern habe Monſieur Dalandier erſt einen größeren Effektenpoſten abheben wollen. Der ſei ihm aber nicht ausgehändigt worden, weil inzwiſchen der Widerruf von ſelner Vollmacht bei der Bank bereits vorgelegen habe. Er ſelbſt, der Direktor, habe mit Dalandier ver⸗ Im Alten Teſtament wird der Ring als Zeichen der Macht erwähnt. So gab Pharao zum Danke für die Auslegung der Träume dem Joſeph ſeinen eigenen Ring und gab ihm damit die Macht über ganz„Aegypten⸗ land“. Alexander der Große ließ ſeinen ge⸗ treueſten und tapferſten Diener Perdikkas an ſein Sterbelager rufen und überreichte ihm zum Danke für ſeine Dienſte ſeinen eigenen Ring, um ihm damit auch zugleich die Füh⸗ rung zu übergeben. 5 Bei den Römern war der Ring das Zei⸗ chen des freien Mannes, Hannibal ließ den gefallenen Gegnern die Ringe abnehmen Und ſchickte drei volle Scheffel nach Karthago. Die Römer benützten die Ringe auch als Petſchaft. Auch bei den Germanen kannte nian gol⸗ dene Fingerringe. Sie ſpielen in den alt⸗ nordiſchen Sagen und Geſchichten eine große Rolle. Leif, der Sohn Erichs des Roten und ſeiner Frau Thjodhild wurde auf ſeiner küh⸗ nen Fahrt von Grönland nach den Hebriden verſchlagen. Leif begann eine Frau zu lie⸗ ben, die Thorgunna hieß. Als er ſie verlaſ— ſen mußte, gab er ihr einen Fingerring aus Gold, einen grönländiſchen Friesmantel und einen Gürtel aus Walroßzahn. Beim Ab⸗ ſchied ſagte Leif zur Thorgunna, die ein Kind von ihm erwartete, daß ſie das Kind nach Grönland ſchicken ſolle. q Zeit kam ein Knabe mit Namen Thorgils nach Grönland. Wahrſcheinlich trug er den Goldring Leifs; denn dieſer erkannte ihn als ſeinen Sohn. 15 Dieſe Geſchichte aus dem Altnordiſchen zeigt uns, daß der Ring auch im Liebes⸗ leben ſchon immer eine Rolle geſpielt hatte, und zwar ſchon ſeit graueſter Vorzeit. Viel beſtaunt wurde im Berliner Muſeum ſeit je— her ein wunderbarer ägyptiſcher Ring. der die Inſchrift trägt:„Die Hausherrin— Ne— frekahat— die ſüß' Geliebte“. 8 0 Auch alte römiſche Ringe trugen zärtliche Inſchriften wie:„Ich gedenke dein“ oder „Ich liebe dich“. Bei den alten Griechen war es üblich, der Braut einen Ring zu ſchenken, mit einem Schilde geſchmückt, darin eine Fußſohle abgebildet war. Die Fußſohle . 5 3 loſſalſtatuen handelt, der und Wenn fahren würde. 24 33 Dann verabſchiedete ö Nach langer ſeinen Zorn über die ſchlecht habe verbergen können. 5 Lothars Angelegenheiten für die Hamburger Stamm⸗ firma waren nach drei Tagen erledigt. Auch für Evelyn konnte er im Augenblick nichts tun. Es trieb ihn fort aus Paris, das ohne Evelyn für ihn verödet war. So wollte 2 er ſeine weiteren geſchäftlichen Reiſepläne verfolgen und n erklärte Krüger, daß er am nächſten Morgen nach Brüſſel vorausſichtlich Madame N Wünſchen zu Krüger käme, ſo ſeien ſie zu erledigen, als ob es ſich um ſeine eigenen Wünſche handle. Es ſei ihm darüber laufend zu berichten. Ein Detektiv, den er mit einer beſonderen Aufgabe betraut habe, ſolle ſich wöchent⸗ lich ſein Honorar im ee ich ſeiner Abreiſe ſuchte er noch einen ihm befreundeten hohen Beamten der Pariſer Polizei auf. Mit ihm hatte er eine längere Unterredung und wurde an einen Privatdetektiv, einen früheren Polizeikommiſſar, gewieſen. 50 „Villiers war ſein beſter Mann“, hatte der Polizei⸗ beamte geſagt.„Man iſt bei ihm ſicher wie in Abrahams Schoß. Er kann für ſich fe Schutzbefohlenen jeder ilfe der Polizei gewiß ſein! 5 ee 655 Mann, ein intelligenter, ſcharfblicken⸗ der, älterer Herr. Er gab ihm genaue Informationen und einen Vorſchuß. Als er abreiſte, war Lothar ſicher, nichts zur Sicherheit von Evelyn unterlaſſen zu haben. a Nun war das Schwerſte noch zu erledigen: der Brief an Evelyn. Nach vielen Entwürſen ſchrieb er: Liebe Frau Evelyn! Ihr Glück und Ihre Ruhe ſind mir wichtiger als Wee auch wichtiger als mein Glück. Wenn es nicht anders ſein kann, will ich es gern mit einem ſchweren Verzicht erkaufen. gewöhnlichen Auffaſſungen, die ſich in Ihrem Geiſt von gewiſſen Dingen gebildet haben. Aber ich beuge mich vor Ihren Entſchlüſſen und bin glücklich, daß Sie mir war das Symbol der Unterwerfung uno die Frau, die einen ſolchen Ring entgegennahm, hatte ſich damit dem Manne zugleich„ver⸗ ſprochen“. 5 Nicht anders dürfte es bei den nordiſchen Völkern geweſen ſein. Der Mann, der um eine Frau warb, ſchickte dieſer die„Bauge“, wertvollen Schmuck, den die Germanin ſehr achtete. Die germaniſchen Frauen trugen mit Vorliebe Arm⸗, Bein⸗ und Halsringe, die in charakteriſtiſcher Spiralform hergeſtellt waren. Der Fingerring aber war der„Ver⸗ ſpruchs⸗ oder Verlobungsring“. Von Tacitus iſt uns auch übermittelt, daß kattiſche Krieger eiſerne Fingerringe trugen. Der eiſerne Fingerring war das Symbol eines Gelöbniſſes, das die Krieger dem Vol⸗ ke gegenüber abgelegt hatten. Sie durften erſt dann den Ring vom Finger ziehen, wenn der Feind des Stammes vernichtet war. Aus dieſem herrlichen Beiſpiel ſehen wir, welche heilige Bedeutung der Fingerring bei unſeren Vorvordern hatte. Aus den Briefen des hl. Bonifatius kön⸗ nen wir leſen, daß die Germanin ihren Schmuck mit geheimnisvollen Runen und rät⸗ ſelhaften Figuren zieren ließ. Der Ring war alſo auch Amulett. So ſchützten Bernſtein⸗ ringe gegen Zahnſchmerzen; aber auch gegen andere Krankheiten gab es eigene Ringe. Das Chriſtentum bekämpfte die einſeitige ö Hingabe des Ringes, weil dieſer Handlung ein„unchriſtlicher“ Gedanke zugrunde lag, nämlich die völlige Unterwerfung der Frau unter die Herrſchaft des Mannes. Trotz der allgemeinen Einführung des beiderſeitigen Ringaustauſches hat ſich bis heute noch die Sitte der Uebergabe des Mahelringes erhal⸗ ten. tragen, während der Bräutigam, in dieſem Falle der Hofherr, keinen Ring trägt. Der Mahelring iſt aus Gold oder Silber geſchmiedet und mit einem Stein geſchmückt, der wiederum von ſechs kleinen Ringen ein— gefaßt iſt. Mit der Annahme des Mahel⸗ ringes verſpricht die Braut, dem Hof, dem Boden und der Familie in Liebe und Arbeit zu dienen. Profeſſor Lederers Fruchtbarkeitsbrunnen. Berlin hat eine neue Sehenswürdigkeit.. gebeten hat ſeinen Fruchtbarkeitsbrunnen auf dem Arns⸗ valder Platz fertiggeſtellt, ein gewaltiges f ihne e kane Bild zeigt den Künſtler bei den Arbeiten an ſeinem Werk. Profeſſor Hugo Denkmal mit Kol⸗ letzten Den Mahelring darf nur die Braut Schon die Handlung der Uebergabe iſt rein ermaniſchen ende Während der inſegnung ſteht hinter den Brautleuten der Hochzeitlader und hält einen Teller in der rechten Hand, darauf der Mahelring liegt. Die Braut greift nach dem Ringe, aber der Bräutigam verhindert es, daß ſie ſich ſelbſt den Ring an den Finger ſteckt. Das darf nur der Hofherr tun, um damit zu zeigen, daß er der Herr des Hofes bleiben will. Die ganze Sippſchaft iſt bei der Ueber⸗ gabe des Mahelringes verſammelt, um ſo Zeuge des Treueſchwures der Braut zu ſein. Ihr Lebtag lang darf ſie den Ring nicht mehr ablegen, weil ſonſt über Hof und Scholle Unglück hereinbrechen würde, denn der 1. 1 bringt Kinderſegen und Ern⸗ teglück. Zum Schluſſe ſei noch von jenen deutſchen Ringen erzählt, die hiſtoriſchen Wert beſitzen. Marthin Luther übergab an Katharina Bora einen Paſſionsring von ſelten ſchöner Eigenart. In feinſter Ausführung war an dieſem Ringe Chriſtus am Kreuze darge— ſtellt. a Einfach und ſchlicht war der Ring des „Alten Fritz“. Der goldene Schlangenring der Königin Luiſe erzählt von bitterem Lei⸗ de, das dieſe deutſche Frau des Vaterlandes wegen ertragen mußte. Wenige Jahre nach ihrem Tode opferten preußiſche Frauen ihre herrlichſten goldenen Trauringe und tauſchten dafür den eiſernen ein, der die Inſchrift trug: Gold gab ich für Eiſen 18131“ Erinnert dieſer Opferſinn nicht an die eiſernen Ringe der kattiſchen Krieger? Und im großen Krie— ge 1914—18 opferten wiederum deutſche Frauen ihren Lieblingsſchmuck dem Vater— lande. Mormilchtoe SDermifu ne Das„kalte“ Licht erfunden? Bei allen künſtlichen Lichtquellen, ſei es durch Kerzen, Gas, Erdöl oder Elektrizität, wird immer Wärme erzeugt, was meiſtens nicht nur an⸗ genehm, ſondern beiſpielsweiſe beim elektri⸗ ſchen Licht einer bedeutenden Kraftverſchwen⸗ dung gleichkommt. Gewiſſe niedere Tiere er⸗ zeugen aber Licht ohne jegliche Wärmeent⸗ wicklung; es ſei nur an die Leuchtwürmchen ſowie an die Infuſorien erinnert, die das Meeresleuchten hervorbringen. Schon ſeit län⸗ gerer Zeit bemüht ſich deshalb die Wiſſen⸗ ſchaft, es dieſen Tierchen gleichzutun und die Wärmeerzeugung beim Licht auszuſchalten. Nun kommt aus Amerika die Nachricht, daß es dem Ingenieur Bolton vom elektriſchen Laboratorium von Shenextady bei Newyork gelungen iſt, eine elektriſche Lampe herzuſtel⸗ len, deren Leuchtkörper gar nicht erhitzt wird. Es braucht wohl nicht beſonders betont zu werden, welch gewaltige Umwälzungen auf dem Gebiete der Elektrotechnik dieſe Erfin⸗ dung zur Folge hätte— wenn ſie ſich als praktiſch anwendbar erweiſt Auslands⸗Rundſchan Deutſcher Schritt in der Memelfrage. Wie aus Berlin gemeldet wird, hat die Reichsregierung im Hinblick, auf die Vorkommniſſe im Memelgebiet und die immer ſtärker hervorgetretenen rechtlo⸗ ſen Zuſtände eine Note an die Unterzeich⸗ nermächte des Memelſtatuts gerichtet.— Im Memelgebiet ſind bekantlich in der letz⸗ ten Zeit zahlreiche Deutſche in höheren Be⸗ amten- und Richterſtellen von der litaui⸗ ſchen Regierung abgeſetzt worden. Schritte Madames dort bleiben irgendwelchen Zeit mit längere Dalandier Lothar von Krüger. Vor Ich beklage tief die un⸗ zu retten. wenigſtens Ihre Freundſchaft bewahren wollen. Leider muß ich beruflich einige Zeit Paris verlaſſen 0 bin jederzeit bereit, wenn Sie mich brauchen, zurückzu⸗ kehren. Alſo verfügen Sie bitte jederzeit über Ihren ſehr ergebenen Freund Doch ich Lothar. Zehntes Kapitel. Evelyn hatte ſich ganz plötzlich zur Abreiſe von Paris entſchloſſen. Sie hatte ſich ſelbſt kaum Rechenſchaft ab⸗ gelegt über die Gründe, die ſie dazu veranlaßt hatten. Sie ließ ſich von einem dumpfen Gefühl der Hoffnung treiben,, in der Einſamkeit Lothar und ihrer eigenen Sehnſucht nach ihm entronnen zu ſein. Sie war nahe daran geweſen, ſich an Lothar zu ver⸗ lieren. So war es eben das beſte, zunächſt einmal einen unüberbrückbaren Raum zwiſchen ſie beide zu legen und Zeit zu gewinnen, bis man ſich in ſein ſeeliſches Gleich⸗ gewicht zurückgefunden und neue Kräfte zum Widerſtand geſammelt hatte. Doch dauernd ſtand vor ihrer Seele das Bild des tatkräftigen, gütigen Mannes, der mit einer Handbewegung Sorgen verſcheuchte, mit denen ſte ſich tagelang herumgequält hatte. Immer wieder ſah ſie vor ſich den Zug des Schmerzes um ſeinen Mund, als er ſich vor dem Hotel von ihr verabſchiedete. Wie mochte er ihre Flucht aufgenommen haben? Wenn er ſich nun ganz von ihr zurückziehen würde? Was taten eigentlich Männer in einem ſolchen Falle? 1 Wie wenig ſie doch eigentlich von Männern wußte! Trotz ihres vielen Herumwanderns auf dem Erdball hatte ſie, ſtolz und ſcheu, wie ſie war, im Grunde genommen gar nichts erlebt. Und die Ungewißheit, was Lothar in Wahr⸗ heit empfinden mochte, raubte ihr Schlaf und Ruhe. Einmal träumte ſie, auf irgendeine Weiſe habe ſie er⸗ fahren, daß zwiſchen Lothar und Gaſton eln Duell ſtatt⸗ finde, wobei Gaſton mit einem vergifteten Degen kämpfen würde. Im Traum eilte ſie zum Kampfplatz, um Lothar (Fortſetzung folgt.) 1 . n 2 n i 2 0— . r , e 22 e eee. NN NL NLA EE Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle(Saale) Nachdruck verboten. Langſam tropfte Tag für Tag, beſchwert und erfüllt mit Pflicht und Arbeit, in den Ozean der Zeit. Wie ſehr ſich das Leben aus Gleichmäßigkeit zuſammenſetzt und un⸗ erinnerlichen Kleinigkeiten, das wurde Hans ſo richtig gar nicht klar. Der Augenblick war für ihn voll von Schaffen und Verantwortung und brauchte ſeine ganze Aufmerk⸗ ſamkeit. Das Schickſal ſchlich um ihn herum, aber es ging nicht auf ihn zu. Es verſchob den Angriff. Es packte nur in ſeiner Umgebung einmal den einen, dann den anderen — rüttelte ihn, ſchob ihn hin und her— trug ihn hoch, ſtieß ihn hinab. Hans fühlte alles mit— und fühlte ſich ſicher. a** „Am erſten Pfingſttag“, entſchied Frau Schaffert, »kochſt du, Karla! Und die Haushälterin geht zur Kirche.“ Karla ſenkte gehorſam den Kopf. Ihr Herz ſchlug. Hanni, die Gute, ſtand hilfsbereit. Sie kochte, zudem, ja um ſo vieles beſſer als die hauswirtſchaftlich heillos un— begabte Karla. „Laß nur nicht die Kartoffeln wieder anbrennen und mache die Soße nicht ſo dünn. Herr Oberförſter kann es nun mal nicht haben.“ „Nein!“ ſagte Karla mühſam. „Was iſt dir? Du hiſt ja ganz blaß?“ „Danke, nichts!“ log Karla und würgte an der Lüge. Herrlich blühten die Syringen im Garten der Ober— förſterei— gerade zu Pfingſten. Karla hatte alle Zimmer damit geſchmückt. Trotz allem— ihr Herz war ihr ſo froh. Es mußte, mußte doch gelingen... * 5 211 1 7 Die Glocken läuteten über die Stadt hinweg, tönten bis hier heraus. Die Kutſche mit dem Oberförſter und ſeiner Frau— auf dem Bock neben dem Fahrer die Haus— hälterin— raſſelte über das Steinpflaſter des Hofes— zum Tor hinaus. Hanni war ſchon früher gekommen. Sie hatte ſich im Garten verſteckt gehalten. Karla flog zu ihrem Zimmer hinauf— ſchlüpfte in ihr Sonntagskleid— chen...„Grete“, ſagte ſie zu dem jungen Dienſtmädchen, „helfen Sie Fräulein Pfirſich, ſo gut Sie können. Ich — muß fort.“ „Au! Aber wenn das die gnädige Frau merkt!“ ſagte das Mädchen, das an einen harmloſen Ungehorſum dachte. „Es muß ſein!“ ſagte Karla ſo ernſt, daß ſie erſtaunt blickte. Dann flog das„Fräulein“— nach flüchtigem Kuß auf Hannis erwartungsvoll glühende Bäckchen, ſchon davon— auf abkürzenden Pfaden in die Stadt. Ganz vorn vor dem Altar ſtanden die breiten Korb— ſeſſel für die Honoratioren. Sie wandten der Empore den Rücken zu. Karla, ein bißchen im Hintergrunde, fühlte ſich wohlgeborgen. Sie war ſo gelaufen, daß ſie vor der ober— förſterlichen Equipage die Kirche erreicht hatte. Die Haus⸗ hälterin freilich, die oben ſaß, ſchleuderte wütende Blicke hinüber. Dies Mädchen, dem ſie vor Jahren auf Befehl der Frau Oberförſter ſo oft die Rute gegeben— unter— ſtand ſich... Na, das würde was werden. Der Braten? Mochte er verbrennen... Um ſo ſchärfer das Gericht... Sie freute ſich ſchon darauf, denn ſie konnte Karla nicht leiden— weniger denn je nun, wo ſie ihr ein wenig über den Kopf zu wachſen begann. Der Chor ſang ſein fröhliches Pfingſtlied. Dann traten, Hand in Hand, Anni von Thünen und Karla Großhans vorn an die Rampe der Empore. Ein glockenklarer Sopran ſetzte ein. Schön ſind die Felder, noch ſchöner die Wälder in der lieben Frühlingszeit... Der dunkle, weiche Alt daneben gab den ruhigen Rah⸗ men zu dem jubelnden Ton des milden, vollen Soprans. Eine Ueberraſchung! Alle wandten ſich um. Frau Schaffert griff ihren Mann an den Arm.„Karla!“ ſagte ſie, einer Ohnmacht nahe. Dem Oberförſter ſtanden die Tränen in den Augen. Seine Karla! Er nickte. Frau Schaffert mußte ſich bezwingen. Nur keinen Skandal! Aber wenn ſie nahe daran geweſen, ſich mit Karla auszuſöhnen— jetzt war ſie entſchloſſen: Streng— ſtes Gericht! Dieſe Frechheit! Sie hörte nicht den Wohllaut der jungen Stimme, nicht die tieſe Empfindung des Vortrages. Ein zweites Lied wurde etwas ſpäter geſungen: „Wie herrlich leuchtet mir die Natur...“ Sie vernahm auch nicht die ernſten Worte des Pfarrers, der, in alles eingeweiht, ſeine Predigt ein wenig auf dieſen Fall eingeſtellt hatte.„Menſchlichkeit— das iſt der wahre heilige Geiſt.“ Sie nicht— wohl aber der Oberförſter. Er wußte, was kommen würde— und er hatte ſeinen Entſchluß gefaßt. Er ſah ſeinen Weg deutlich vor ſich. So ernſt ihm zumute war— er ſchmunzelte dennoch leiſe in ſich hinein. Franz Neumark begrüßte ſeine Schweſter nach dem Gottesdienſt, den zu beſuchen zum guten Ton gehörte, an ihrem Wagen. 32 „Na, ich gratuliere— zu eurer Nachtigall! Schlaues Luder! Alle ſind entzückt von ihr!“ „Georg und ich ſind uns einig— ſie kommt aus dem 1 „So, endlich?“ Der Oberförſter nickte. „Wo— iſt die Perſon denn bloß?“ fragte Frau Schaf—⸗ fert— in dieſem Augenblick ganz Martha Neumark. „Sie iſt verduftet— gleich nach dem zweiten Sing— ſang“, meldete ſich, vor Empörung puſtend, die Haushäl⸗ terin.„Da laſſen Frau Oberförſter mir nur freie Hand. Die ſoll heute keine Schminke brauchen!“ „Sie— geht das gar nichts an!“ unterbrach ſie ſtreng 1129 95 ich ein ernſtes Wort ſprechen, und zwar ſehr deut⸗ i 9725 Triumphierend ſah die Haushälterin zu ihrer Herrin hin. Endlich!, ſagte der Blick. Oft genug hatte ſie Klagen auhören müſſen, daß der Herr Oberförſter Karla ſeiner Frau vorzöge. Nun kam die Stunde der Entgeltung. Wenn der Oberförſter in Zorn geriet, dann— das wußten alle!— wehe dem, dem er galt. Bekannte kamen, gratulierten— teils ehrlich, teils hämiſch: Sieh einer die Karla an... Ja, ja... Und richtig nett hatte ſie ausgeſehen— gar nicht mehr ſo blaß, ſo eingezogen, ſo ſtur... „Da habt ihr nun doch noch eine Freude dran!“ meinte eine der Tanten Lenthe.„Solch eine Muſik in der Stimme. Das iſt ja eine Gottesgabe!“ Hans küßte der Oberförſterin die Hand. Heide, der er wal— heute hatte das Intereſſe für Karla ihn in die Kirche gelockt. „Sie ſind doch nicht böſe?“ ſchmeichelte er ſchelmiſch. „Ich bin nicht ganz unſchuldig— nicht ich, nicht Fräulein von Thünen!“ „So?“ ſagte die Oberförſterin kalt.„Ich habe gedacht, Sie, Doktor Gerlach, meinen es gut mit mir... Nun meinten auch Sie— nur dies Mädchen!“ „Um Gottes willen— nein!“ ſagte Hans entſetzt Er ſah an ihrem Geſicht, wie zornig ſie war. Am liebſten wäre er mitgefahren, hätte ihr zugeredet. Aber der Wagen zog ſchon an. Schaffert hatte, ehe er einſtieg, ein paar ſchnelle Worte mit Thünen gewechſelt. Sein Geſicht war finſter-drohend. Mein Gott!, dachte Hans. Die vergreifen ſich ja an dem Mädchen! Aber Frau von Thünen winkte ihn heran. „Haben Sie keine Sorge um Karla— der Oberförſter wird endlich Entſcheidendes tun...“ „Der?“ „Schließlich hat er an allem die Schuld— und nun will er an beiden ſühnen, an ſeiner Frau und dem Mädchen!“ „Kann— der das?“ „Beide Schafferts ſind gute Menſchen— ſie wiſſen es nur ſelbſt nicht. Er hat ſich anſcheinend eben entdeckt— und eines Tages wird es ihr ebenſo gehen. Sie war ſowieſo doch ſchon auf dem beſten Wege...“ „Jetzt iſt alles wieder verſchüttet!“ ſagte traurig der junge Arzt.„Und ich Eſel habe das mit verſchuldet.“ * 15* Der Wagen hielt vor der Oberförſterei. Die Haus— jälterin ſtieg herunter. Der Kutſcher, der ſchon ab— geſprungen war, öffnete den Schlag für die Herrſchaften. Schaffert half ſeiner Frau. „Schicken Sie uns Karla in die Wohnſtube!“ befahl der Oherförſter. Mamſell, in der leiſen Hoffnung, den Braten verbrannt vorzufinden, begab ſich ſogleich in die Küche. Karla, noch im weißen Kleidchen, die dunkle Schürze umgebunden, hantierte am Herd. Mamſell machte nur eine Kopfbewegung. „Rein— nu ſetzt's aber ein paar blaue Flecken. Er iſt wütend!“ Karla raffte ihre ſchwache Tapferkeit zuſammen. Sie hatte es ja gewußt und gewollt— nun es bevorſtand, klopfte ihr das Herz zum Zerſpringen. Der alte, bange Reſpekt überwältigte ſie von neuem, wie ſo oft. Gewiß — ſie hätte es doch nicht tun dürfen! Mit welchem Recht ſtrebte ſie empor? Dienen und dulden!— In ihrem blauen Damaſtkleid, unnahbar ſtolz, ſaß Frau Schaffert im Seſſel am Fenſter. Sie war blaſſer als ſonſt. Ihre hagere Geſtalt reckte ſich wie in unſäglicher Verachtung höher. Ihre feinen Finger trommelten un— geduldig auf der Fenſterbank. Der Oberförſter— in ſeiner grünen Uniform— ging im Zimmer auf und ab. Karla ſah ihn gar nicht an. Er war ihr ſo herzlich zuwider. Wie— ach wie— würde er ſie ſchelten und wohl gar ſchlagen. Wenn er in Wut war — ſie kannte ſeine Art!— ſcheute er vor nichts zurück. Ein Troſt— Thünens Haus ſtand ihr offen. Ach, aber die da waren ihre Vormünder— und ſie noch lange nicht groß⸗ jährig!— Sanft und tröſtend zog eine Melodie durch ihr Herz: Jeſus iſt ſchöner, Jeſus iſt reiner, der mein traurig Herz erfreut... Karla war ſehr fromm. In dieſem Augenblick hätte die Angſt ſie vielleicht zur Verzweiflung, zur Flucht, zum Selbſtmord getrieben, wenn nicht dies Gefühl ſie ge— ſtärkt hätte. Ihre Kindheit war ſo gedrückt geweſen. Sie ſtand vor den beiden mit dem Wiſſen ihrer hilfloſen Ohn— macht. „So!“ ſagte der Oberförſter, mit der Ruhe, die ſeinen furchtbaren Zornesausbrüchen vorherzugehen pflegte— (Ich ſpiele mich ſelbſt!, dachte er!)—„So! Da iſt ja das Hauſe!“. der Oberförſter.„Unterſtehen Sie ſich nicht! Mit Karla 5 1 . 4 horchende Mamſell ſchadenfroh lächelte:„Stellſt dich da vor eine ganze Gemeinde hin und ſingſt— ſingſt am erſten heiligen Pfingſtfeſt in der Kirche.. ſingſt ſchamlos und frech vor der ganzen Gemeinde ſo heilloſe Lieder— mit einer ſo krächzenden, ungeſchulten, abſcheulichen Stimme! Obgleich es dir geboten war, den Braten zu bewachen! Iſt das dein Begriff von Pflicht? Weißt du wirklich nicht, daß ein Sonntagsbraten mehr wert iſt, als eine ſolche dumme Singerei? Haben wir dich großgezogen, damit wir eines ſchönen Tages angebrannten Braten eſſen ſollen, du abſcheuliche Dirn du? Wärſt du bloß zwanzig Jahre jünger— mit der Reitpeitſche wollte ich dir's ein⸗ Mann.„Du redeſt ja Unſinn!“. „So— Unſinn! Das iſt meine ernſthafte Ueberzeu⸗ gung...“ g 1 „Aber die Lieder waren doch ſehr gut...“ 10 „Ach was— blödſinnige Gaſſenhauer...“ 1 „Aber Georg— fromme, ſchöne Kirchenlieder...“ „So?! Fromme, ſchöne Kirchenlieder? Warum biſt du dann ſo wütend geworden?— Und dazu dieſe Krächze⸗ ſtimme...!“ 0 „Georg! Du biſt zu aufgeregt! Mäßige dich! Karlas Stimme iſt an ſich doch ſehr ſchön...“ 1 „So? Findeſt du? Mir bleibt die Perſon nicht mehr im Hauſe. Ich ſchlage ſie tot, wenn ſie mir noch einmal in den Weg kommt. Fromme Lieder— ſchöne Stimme! Du biſt nicht recht klug, Martha! Warum ſollte ich denn ſchimpfen— wenn das wahr wäre?!“ 0 „Du hätteſt es uns doch anvertrauen können, Karla“, ſagte die Oberförſterin mit mildem Vorwurf in der Stimme. 8 0 „Aber— dann wäre es mir doch verboten worden“, entſchuldigte ſich Karla leiſe. 4 „Ja, gewiß— das wohl...“ 4 „Jedenfalls“, brüllte Schaffert mit einem wahrhaft ver ſchwenderiſchen Aufwand an Stimmittel,„behalte ich dies mißratene Geſchöpf nicht mehr im Hauſe.'raus kommt ſie — raus! Weißt du, wohin ich dich ſchicke— du? Du...“ Er ſtellte ſich dicht vor ſie und ſchrie mit wahrem En— thuſiasmus noch einmal:„Weißt du, wohin?“ 5 Karla war früher ſo oft durch die Haushälterin damit bedroht worden und ſogar die Frau Oberförſter hatte da— von geredet. Es erſchien ihr als der Inbegriff des Furcht⸗ baren. Deshalb war ſie überzeugt, daß der Oberförſter, es meine und dachte nur in blaſſer Hoffnung, Thünen und Gerlach könnten es vielleicht verhindern. 5 „In... Fürſorgeerziehung!“ ſagte ſie leiſe.— Dem Oberförſter tat das Herz weh. Armes, verſchrecktes Kind...! 7 Aber er ſah, der Weg, den er eingeſchlagen hatte, war der rechte. 7 So lachte er denn höhniſch auf. 1 „Das— könnte dir ſo paſſen! Nein! Kein Gedanke! raus ſchmeiß ich dich—'raus! Und dann kannſt du, irgendwo hingehen und deine Singerei erſt einmal! lernen... Ausbilden laß ich dich in der Gröhlerei— damit ich nicht wieder ſolch eine Blamage erlebe wie heute. Solch eine unzulängliche Singerei...“ „Georg“, ſagte Frau Schaffert jetzt energiſch,„ich ver— ſtehe nicht, wie unglaublich dumm du dich anſtellſt. Schw ig! — und laß mich reden. Vielleicht iſt es wirklich das ech tigſte, Karla lernt ſingen— gründlich und fachmän.. Sie konn Lehrerin werden, ſie kann auch Konzerte geben. Aber das iſt doch ſchließlich keine Strafe. Vor allem: brütze nicht ſo. Ich bin ſchon ganz elend davon— und Karla.“ Das junge Mädchen hatte an der Tür gelehnt— dei Rücken an das Holz. Sie zitterte am ganzen Körper und war weiß wie Schnee. „Komm!“ ſagte Frau Schaffert und nahm ſie am Arm. „Wir gehen in den Garten und beruhigen uns da ein bißchen.“ 5 „Ich muß den Tiſch decken!“ ö „Ach— das kann auch Grete beſorgen. Georg, geh in dein Zimmer. Damit du bei Tiſch wieder weißt, was du redeſt.“. Und Karla die Verandaſtufen herab in den Garten 1 ſagte ſie faſt triumphierend:„Da ſiehſt du, wie er iſt!“ „Aber— ſo ſchlimm war er doch noch Hie „Als ob er tobſüchtig werden wollte. Es hatte ja gar keinen Sinn, was er redete...“ „O laſſen Sie mich doch fort! Ich habe ſolche Angſt!“ „Ich werde dich ſchon zu ſchützen wiſſen. Außerdem: nachher iſt es vorbei.“ „Laſſen Sie mich zu Thünens laufen!“ „Wir fahren heute nachmittag zuſammen hin. Ich kol. es mit ihnen beſprechen. Hätteſt du Luſt, dich in Geſang ausbilden zu laſſen?“ „Ach, das iſt ja unmöglich!“ „Unmöglich?“ „Ich habe doch kein Geld!“ Frau Schaffert lachte hochmütig. „Wenn ich es dir anbiete. Ich habe Geld!“ Der Oberförſter ſah heimlich aus ſeinem Fenſter zu, wie die beiden auf und ab gingen. Nebenan klapperte Grete mit Tellern und Löffeln. Er wiſchte ſich den Schweiß von der Stirn. Die Schau⸗ ſpieler... nie hätte er gedacht, daß das ſo ſaures Brot ſei. Jedenfalls hatte er ſeinen Zweck erreicht— ſeine Frau ſtand bedingungslos auf Karlas Seite— und er würde ſich brummend und nörgelnd alles abringen laſſen, was er im Grunde ſelbſt wollte und anbahnte. Das Kind? Erſt mochte es ihn noch haſſen. Später— würde er ihr er⸗ klären.. Er ſpielte noch ein wenig den wilden Mann, beachtete Karla bei Tiſch überhaupt nicht und zuckte höhniſch die Achſeln, als ſeine Frau eröffnete, daß ſie mit Karla am 55 Fräulein! Na, ſag mal— fehlt dir denn jede Scham? Nachmittag zu Thünens fahren wollte.(Fortſ. folat.) Haſt du denn überhaupt kein Anſtandsgefühl mehr!“ Uns nun ließ er ſeine Stimme ſo ſtark anſchwellen, daß die chungen tränken...!“ 806 3 „Aber Georg!“ Frau Schaffert ſtand neben ihrens eines Pauernhofes. 50Centiſimi auszahlen und erklärte: Dnge will ich geitalter der Korporationen, das heißt das Getreide von Sabaudia dreſchen will.“ Wirtſchaftsabteilung der Gehietsverwaltung wWeſtſibiriens meldet, dieſes„Neſt der Korruption und De— fraudation“ aufgedeckt. Sitz dieſer Gebiets— verwaltung iſt bauptſächlich auf die a Vverflanden, daß er die Waren, die er zu bil⸗ igen ſtoatlichen Preiſen erhalten halte, un⸗ Leon es ermöglicht, zu eimer uevec⸗ ng über das Prinzip und die den einer Zuſammenarbeit in außen⸗ politiſchen Fragen von allgemeiner Bedeu⸗ tung zu gelangen; ferner haben die Beſpre⸗ über mehrere andere bedeutſame Punkte zu günſtigen Ergebniſſen geführt. Die Prüfung ſpezieller Probleme wurde aufgeſchoben, da ſie Gegenſtand einer ſpä⸗ teren Konferenz ſein ſoll. Die vorbereiten⸗ de Konferenz hat ſich vertagt und wird ihre Arbeiten in allernächſter Zeit in Reval oder in Riga wieder aufnehmen. Ein neues franzöſiſches Miniatur⸗Kriegsſchiff? Das Londoner Blatt„Daily Herald“ weiß zu berichten, daß in St. Nazaire zurzeit ein neues franzöſiſches Miniatur⸗Kriegs⸗ ſchiff ausprobiert werde, das die erſtaun⸗ liche Stundengeſchwindigkeit von 55 Seemei⸗ len erreiche. Das neue Schiff führe die Be⸗ zeichnung„Pfadfinder B 10“. Es ſei etwa zwölf Meter lang, beſitze zwei Torpedorohre und werde von einem 2000⸗PS⸗Motor ge⸗ trieben. Es ſolle hauptſächlich zur Brechung von Blockaden oder zum Angriff auf Trup⸗ pentransportſchiffe verwendet werden. Seine Geichwindigkett und ge inge Größe würde es gegen Bombenangriffe und Artülericfeuer ſichern, und der geringe Tiefgang würde ihm ermöglichen, über Minenfſelder hinwegzuglei⸗ b: il i 5 eſten⸗ 1 be e, e ee, Mittelpunkt unſeres Schaffens, ſo führte er taſchen⸗Schiff“ verhältnismäßig gering ſeien, könne man erwarten, daß die franzoſiſche Flotte bald mit einer Maſſenherſtellung dieſes Tops beginnen und damit die Flotten der übrigen Welt vor ein neues Problem ſtellen Muſſolini als Landarbeiter Geireideernte auf dem ponkiniſchen Acker. Rom, 11. Juli. Mit einem Kanonenſchuß begann das Dreſchen der Getreideernte auf dem pontini— ſchen Acker von Littoria. Muſſolini be⸗ teiligte ſich ſelbſt an der Arbeit und ſtand drei Stunden lang unter dem Jubel der Landleute als Dreſcher auf der Maſchine Anſchließend ließ ſich der Duce einen Lohn im Vetrage von 6 Lire „Zwei Euch ſagen: Erſtens, das Zeitalter des Faſchismus, bedeu⸗ tet das Ende der Vorherrſchaft der ſoge— haunten Intellektuellen in der Arbeit, die unfruchtbar ſind oder ſich auf ein einziges Kind beſchränken. Das iſt aber eine Ge⸗ fahr für die Zukunft der Nation Rom 15 gründete einſt ſein Imperium mit Bauern, und ſein Abſtieg begann mit dem Eindrin— gen des Einfluſſes der intellektuellen grie— bhichen oder orientaliſchen Welt. Das zwei— gte, was ich Euch ſagen will, iſt, daß ich am Juli des kommenden Jahres das erſte N Korruntion in Sowjetrußland Moskau, 11. Juli. Nach der großen Korruptionsaffäre in Kiew erregt gegenwärtig ein weiterer ähn⸗ licher Skandal größtes Aufſehen. In der „Prawda wurde, wie die Leiter der gewiſſer Nowoſibirſk. Wirtſchaftsabteilung war ein 1 Martſchenko. Ueber dieſen Martſchenko wenß die„Prawda“ zu berichten, daß er früher Eigentümer eines öffentlichen Hauſes 1 geweſen iſt. Weiter wird geſagt, daß Mart⸗ 8qcchenkos Gönner hohe Beamte der Gebiets- verwaltung waren, unter anderem der Se— kretär der Gebietsverwaltung und der ehe— 1 malige Stellvertreter des Chefs der Gebiets— verwaltung. Markſchenko hat ſich und ſeine Komplizen Weiſe zu bereichern ter der Hand in einzelnen Fällen bis zu ei⸗ 1 nem zehn- bis zwanzigfach höheren Preiſe als dem des freien Marktes weiterverkaufte. Die Frauen der leitenden Beamten der Ge⸗ bietsberwallung ließen ſich koſtbare Zobel⸗ nnd Biberpelze machen, ihre Männer aber, die an der Korruption beteiligt waren, be⸗ zuhlten ſie nicht. f Als eine Unterredung in der Wirtſchafts⸗ ibteilung in Nowoſibirfk angekündigt wor⸗ den war, begannen die Betelligten an die⸗ ſem Skandal alle ſie belaſtenden Beweismit⸗ tel eifrig zu vernichten. In dem Bericht der Prawda“ wird Martſchenko als die Haupt⸗ erſon dieſes Skandals hingeſtellt. Mart⸗ ſchenko hatte ſich inzwiſchen bereits auf ei⸗ nen anderen Poſten verſetzen laſſen. Kampf mit Rebellen Mexiko, 11. Juli. Wie aus Monterry im Staate Neu⸗ gemeldet wird, ſind unter Führung des früheren Generals Felix Lozano etwa 0, Rebellen in die Ortſchaft Pesqueira Chica einmarſchiert und forderten die im Beſitze des ſtaatlichen Steuereinnehmers be⸗ findlichen Geldmittel. Nachdem i Summe ausgeliefert war, entflohen die Rebellen unter Mitnahme von Waffen und ferden. Regierungstruppen nahmen die Verfolgung der Räuber auf. Bei der Ort⸗ ſchaft Gonzales wurden die Rebellen zer⸗ treut. Sie haben mehrere Tote zurück⸗ laſſen müſſen. ihnen die Reſchsſtalthalter Wagner bei BBC Beſichtigung und Werksverſammlung. f Mannheim, 11. Jui. Reichsſtatthalter Robert Wagner ſetzte die Reihe der Beſichtigungen badſſcher Großfirmen am dienstag nachmittag mit einem Beſuch bei der Brown Boveri u. Cie. AG. Mannheim fort. Im Anſchluß an eine Beſichtigung der Werkſtätten er⸗ ſchien der Reichsſtatthalter in der Ver⸗ ſammlungshalle, in der ſic inzwiſchen die 2000 Mann umfaſſende efolgſchaft ver⸗ ſammelt hatte. Der Führer des Unterneh- mens, Dr. Schnetzler, Reichsſtatthalter den Dank für den Beſuch aus. Er betonte die Notwend'gkeil, Wirtſchaft in den Grenzgebieten beſonderes Augenmerk zuzuwenden. Dann darauf hin, daß man beſtrebt ſei, den Werksgedanken zu verwirklichen durch Kameradſaſaftsabende, die der Geſelligkeit denen, ſowie Werksverſammlungen. Hierauf eröffnete der Betriebskührer die Werksver- Hameng⸗ in der er der vielfach vertretenen uffaſſung entgegentrat, als ob es ſich um 90 aus ländiſches Unternehmen han— ele. Dann ergriff Reichsſtatthalter Wagner das Wort: Das ſprach dem Volk ſteht im aus. Die Arbeitsſchlacht konte im früheren Re— gime nicht mit Erfolg geſchlagen werden, weil alles auseinanderſtrebte. Nicht Geld ſchafft Arbeit, ſondern Arbeit ſchafft Geld und Kapital. Der Reichsſtatthalter kam dann auf die zurzeit im Vordergrund ſtehen— den wirtſchaftlichen Fragen zu ſprechen, deren Schwierigkeiten man ſich durchaus bewußt ſei. Aber die Not ſei noch immer der beſte Lehrmeiſter geweſen. Dann forderte er die BBC-Werksangehörigen auf, ihre ganze Kraft einzuſetzen im Dienſte der deutſchen Volksgemeinſchaft unter der Füh— rung Adolf Hitlers. Betriebszellenobmann Thieme verſi— cherte den Reichsſtatthalter des vollen Ein⸗ ſatzes der Werksangehörigen und des Ver— trauens zu unſerem Führer Adolf Hitler. Das Sieg Heil auf Führer und Volk, das Deutſchland⸗ und Horſt-Moſſel⸗Lied brauſten hirauf durch die weite Halle. Zum Tag der deutſchen Noſe Deutſche Jungen und Mädchen! NS am 14. und 15. Juli 1934 genehmigt. Zwölf Millionen deutſcher Roſen werden zum Verkauf kommen! 5 Wenn ich mich in einem früheren Aufruf an die geſamte Geſchertswelt, die Aerzte, Rechts- anwälte, Behörden uſw. gewandt habe, um zu erreichen, daß ſie alle ihnen zur Verfügung ſtehenden Räume an dieſen Tagen mit Roſen ſchmücken, ſo wende ich mich diesmal bewußt an Dich, deutſche Jugend. 2 Ihr alle werdet am 14. und 15. Jult Euben Opfer inn zu beweiſen haben. Durch den Kauf einer Roſe erfreut Ihr nicht nur Eure Mutter, ſondern vor allem helft Ihr einem ſchwer kämpfenden deutſchen Gewerbezweig, dem Gärtner. Es darf in Heſſen⸗Naſſau am 14. und 15. Juli kein Schulzimmer geben, das Ihr nicht, deutsche Jungen und Mädchen, mit den No⸗ ſen der NSV geſchmückt habt. Eure Lehrer werden Euch mit gutem Bei- ſpiel vorangehen! Und achtet vor allem auf folgendes: Wer am 14. und 15. Jult eine Roſe der NSW trägt, der iſt ein Förderer der Beſtrebungen des neuen Deutſchland! Ich weiß, daß die Jugend Heſſen⸗Naſſaus zeigen wird, daß ſie in der Tat ſozialiſtiſch denkt und in hervorragender Weiſe mithelfen ö wird, der NS, dem deutſchen Gärtner und damit dem deutſchen Volk ſelbſt zu helfen. Heil Hitler! Müller⸗Scheld, Gaupropagandaleiter. N B- Photo⸗Wettbewerb Nehmt teil am Photo⸗Wettbewerb„Mut⸗ ter und Kind“. Auskunft in jeder NSV⸗Orts⸗ geuppe. 8 ** Kinder aufs Land Stellt weitere Pflegeſtellen bereit. Die NSW hat in den vergangenen Wochen ungefähr gebracht. 900 Kinder nach Oberſchleſien, 400 Kinder wurden aus dem Notſtandsgebiet in der ſüd⸗ lichen Bergſtraße in Bauernpflegeſtellen gebracht. An den weiteren Transporten waren beteiligt: Hanau mit 400 Kindern, Worms mit 200 Kindern, Offenbach mit 800 Kin⸗ dern, Wiesbaden mit 400 Kindern, und Marnz mit 600 Kindern. 600 Darmſtäd⸗ ter Kinder treten jetzt die Erholungsfahrt an, und dann folgt Groß⸗Frankfurt mit 2700 Kindern, die nach den ſchönſten Gegenden des Gaues Heſſen⸗Naſſau in Landpflegeſtellen kommen. Die Meldung neuer Pflegeſtellen ſchreitet weiter fort. Alle Volksgenoſſen werden erneut aufge⸗ fordert, an dieſem großen Jugendwerk durch Vereitſtellung von Pflegeſtellen und, wo dies nicht möglich, durch Spenden von Barm tteln in tzug brit en. De Beo kerung Hen ſſ ms kann ſtolz ſein 10 die dem Winterhilſswerk aezetnie Oyferbereitſchaft. Wenn alle mitarbei⸗ der; wies er durch Dr. Len im Gau Heſſen⸗Naſſau ö Generalappell von 20 009 politiſchen Leitern. leiter der PO, Dr. Robert lichen Lebens erſcheinen werden. 8 des großen Treffens, zu dem 100 000 Hitler⸗ jungen des Gebiets 13 Heſſen-Naſſau auf⸗ 18 w marſchieren und ein Treuebekenntnis zum Füh— Der Führer hat die Sammlung für die ſch zum Füh 5000 Kinder auf das Land Berücksichtigt wurden zunächſt die Großſtädbte des Gaues. Aus ihnen gingen fen, wird auch das Ferienwerr der 1c ein Markſtein auf dem Wege zu echter Volks⸗ verbundenheit ſein. Schleſiſche Kinder in Heſſen⸗Naſſau. Im Zuge der Kinderlandverſchickungsaktion der 88 trafen Dienstag etwa 600 Kinder aus Niederſchleſien im Sonderzug auf dem Frankfurter Hauptbahnhof ein. Auf dem reich geſchmückten Bahnſteig wurde den Kindern aus dem deutſchen Oſten ein 1 fang bereitet. Eine Abteilung des Franſſur⸗ ler Jungvolks mit einem Spielmannszug hatte auf dem Platz vor der Südſeite des Haupt⸗ bahnhofs Aufſtellung genommen, wo der Jungbannführer Heim Steubing die Kinder in unſerem Gau herzlich willkommen hieß. In einer großen Anzahl von Omnibuſſen wurden dann die Kinder durch die Stadt gefahren. Nach der Verpflegung erfolgte im Laufe des Nachmittags der Abkransport nach den ein⸗ zelnen Orten unſeres Gaues. Frankfurt a. M., 11. Juli. Der Stabs⸗ Robert Ley, weilte im Gau Heſſen⸗Naſſau, um in Limburg, Frankfurt und Bungen Beſichtigungen vorzunehmen. dem Stabsleiter etwa 20000 politiſche Lei⸗ ter melden, die angetreten waren. Wir blei— ben das, was der Kampf aus uns gemacht hat, erklärte Dr. Ley, und er bat die politi⸗ ſchen Leiter, in der gleichen Haltung auch in Nürnberg vor dem Führer zu marſchieren. griffe und Schmähungen der SA dulden werde. Der Appell zeigte, daß die Geſchloſſen⸗ heit des Gaues Heſſen-Nafſau vorbildlich ge⸗ nannt werden könne. Auch die allgemeine Be⸗ teiligung aller Amtsleiter und Führer der SA, SS und HJ des Gaues an der Beſich— tigung unterſtrich dieſe Tatſache noch beſon— 7* ders. Tag der 100 000 Am 25. und 26. Auguſt findet in Frank⸗ ſurt am Main eine der größten HI-Kund— gebungen ſtatt, zu der der Reichsjugeno⸗ führer Baldur von Schirach ſowie zahlreiche andere bedeutende Perſönlichkeiten des öffent⸗ Die Tage rer, zu Volk und Vaterland ablegen werden, ſollen die Größe und urwüchſige Kraft der Jugend des neuen Staates und ihre innige Verbundenheit mit der geſamten Bewegung bezeugen. Dem großen Ereignis geht eine H J⸗Ausſtellung auf dem Frankfurter Meſſegelände voran. Sie wird am Sonntag, den 19. Auguſt, 11 Uhr vormittags eröffnet werden und einen intereſſanten Einblick in die Arbeit der Oberbanne und die verſchieden m Abteilungen der Gebietsführung(Organiſa— tion, Sozialamt, Verwaltung, ärztliche Be— treuung, Schulung, Sport, Preſſe, Propagan— da, Rundfunk uſw.) vermitteln. Die Vorbe— reitungen für die Frankfurter Tage, über die wir fortlaufend berichten werden, ſind in vollem Gange. Reichstagsſitzung im Aundfunk. f Berlin. 11. Juli. Die Reichstagsſitzung am Freitag, den 13. Juli, 20 Uhr, wird auf alle deutſchen Sender übertragen. Börſen und Märkte Vom 10. Juli. (Ohne Gewähr.) Mannheimer Großviehmarkt. Zufuhr: 215 Ochſen, 171 Bullen, 552 Kühe, 168 Färſen, 735 Kälber, 40 Schafe, 1304 Schweine, 6 Ziegen. Preiſe pro 50 Kg. Lebendgewicht in Rm.: Ochſen 20 bis 22, 23 bis 27; Bullen 26 bis 28, 23 bis 25, 20 bis 22; Kühe 23 bis 26, 18 bis 22, 12 bis 16, 8 bis 11; Färſen 28 bis 31, 24 bis 28, 21 bis 23; Kälber 43 bis 46, 35 bis 42, 29 bis 34, 22 bis 28; Schweine 50, 45, 45 bis 47, 44 bis 47, 43 bis 46.— Marktverlauf: Großvieh ruhig, großer Ueberſtand; Kälber mittel, geräumt; Schweine mittel, geräumt. Mannheimer Pferdemarlt. Zufuhr: 79 Arbeits- und 50 Schlachtpferde. Preiſe pro Stück: Arbeitspferde 450 bis 1100, Schlachtpferde 25 bis 115 Rm.— Marktver⸗ lauf ruhig. Karlsruher Schlachtviehmarkt. Zufuhr: 23 Ochſen, 57 Bullen, 65 Kühe, 174 Färſen, 361 Kälber, 733 Schweine. Be⸗ zahlt wurden pro 50 Kg. Lebendgewicht in Rm.: Ochſen 27 bis 30, 26 bis 27, 23 bis 26, 24 bis 25, 22 bis 24; Bullen 27 bis 28, 24 bis 27, 23 bis 24, 21 bis 23; Kühe—, 21 bis 22, 17 bis 20, 12 bis 17; Färſen 32 bis 33, 30 bis 32, 27 bis 29, 23 bis 26; Kälber 42 bis 43, 40 bis 42, 35 bis 39; Schweine—, 44 bis 47, 44 bis 47, 40 bis 44, 39 bis 40,—, 30 bis 34.— Marktverlauf: Beſte Kälber über Notiz be⸗ zahlt; Großvieh und Schweine langſam, ge⸗ ringer Ueberſtand; Kälber langſam, geräumt — 28 bis 31, Gauleiter Sprenger konnte Satteldach dahinter empor— viele, Ein querablaufendes Gäßchen wurde dem Schatten eines rieſigen Lindenbaumes erfüllt, der über fremde, niedrige Häuschen hinweg in die jetzt dunklen Höfe des alten Patrizierhauſes wurde in ſorgender Spätabendſtille das Le— ben und Weſen der Menſchen vergangener Jahrhunderte ſchritten wie einſt durch Tür und Tor, ver— weilten droben in den Zimmern, gingen und Abend beendete Tages-Tun, und das Herz Monat Juli bringt die den Rehbock. Gedenktage 11. Juli 1657 König Friedrich J. von Preußen in Kö⸗ nigsberg geboren. 1700 Stiftung der Akademie der Wiſſenſchaf⸗ ten in Berlin. 1897 Der ſchwediſche Ingenieur Salomon Auguſt Andree ſteigt auf Spitzbergen im Freiballon zur Fahrt nach dem Nordpol auf, blieb lange verſchollen, bis ſeine und ſeiner zwei Begleiter Lei⸗ chen am 6. Auguſt 1930 auf der zum Spitzbergen-Archipel gehörigen Wei⸗ ßen Inſel gefunden wurden. Prot. und kath.: Pius Sonnenaufg. 3.49 Sonnenunterg. 20.20 Mondaufg. 3.04 Mondunterg. 20.31 Alte Giebe! Wer der Seele einer kleinen Stadt nahe kommen will, muß ſie des Abends, ehe ſie ganz eingeſchlafen iſt, beſuchen. Ihre alten Giebel leuchten und ſchimmern zwar hell, wenn tagüber Sonne vergoldend hinter ih⸗ nen ſteht, um ſie webt. Aber immer iſt dann irgendwie die geſchäftige Gegenwart doch le— bendiger als das, was ſo eigentlich aus dem alten Gemäuer ſprechen will. Da ſteht am Marktplatz ein hohes Patri— zierhaus. Es iſt nach der Chronik das zweit⸗ älteſte Haus der Stadt und einige Jahr— hunderte alt und ſteht dabei ſo feſt, ſicher und ſtolz, als werde es noch viele weitere Jahr⸗ hunderte überdauern. Hoch auf ragt ſeine Lebhafte Zuſtimmung fand Dr. Ley bei ſeiner Erklärung, daß keine Stelle der Partei An⸗ Front, durch Mauervorſprünge aufgeteilt, ſchlankgiebelig. Zur gleichen Höhe ſtrebt die weite Böden muß es überwölben! Von mächtigen Ausmaßen iſt die Tiefe des Hauſes. Dahin⸗ 10 arab gers 109 Stra ſaitmärte u er 8 9555 geraumige Hefe, jcitwarts 38 einer Gaſſe hin von zinnengekrönter Mauer und ſchmalen, ſchrumpligen Nebengebäuden begrenzt Ich kam des Abends durch dieſe Gaſſe ge— gangen und ſah zu den Giebeln und Zinnen auf— Laternenlicht erhellte die Front und warf geheimnisoolle Schatten, aus Erker⸗ fenſtern hing Blumengewirr, und ſchemen⸗ haft lagen Toreinfahrt und Nebengebäude. von hineinſehen mußte. Da lebendig; ſeine Bewohner kehrten nicht heim. Heute ſteht über dem Tor eines der Ne— bengebäude:„Groß-Garage“. Aber der der kleinen Stadt tut ſo ſpät keinen Puls⸗ ſchlag mehr; alte Giebel allein beginnen zu künden und zu ſagen. Die Blaubeere als heilfrucht. Daß die Heidelbeere nicht nur ein ausgezeichnetes Ge— nußmittel iſt, ſehr erfriſchend wirkt, ſondern auch für die Geſundheit große Bedeutung hat, wußte man in früheren Jahren ſehr wohl. In unſerer Zeit iſt das freilich vielfach in Vergeſſenheit geraten. Darum ſei daran erinnert, daß Heidelbeerſaft bei Hauterkran— kungen ſowohl in der Mundhöhle als auch auf der Außenhaut ein ſchnelle Heilwirkung hat. Mundſpülen mit Blaubeerſaft, oder aber bei Außenhauterkrankungen das Auf— ſtreichen von Hei'delbeerſaft, der am beſten hierzu eingedickt verwendet wird, hat auch in heutiger Zeit ſeine Heilkraft noch vielfach bewieſen. Auch gegen Darmkatarrh wirkt die Blaubeere vorbeugend und heilend. * Stienze Durchführung des Schrotſchuß⸗ verbots. In Pommoiſſel(Bezirk Hannover) war bei der Erlegung eines Bockes feſtge— ſtellt worden., daß der Bock nicht nur von einer Kugel, ſondern auch von Schroten ge— troffen war. Der Verkäufer und Erleger des Bocks wurde daraufhin mit 30 Mark Geld⸗ ſtrafe und wegen ſeines unwaidmänniſchen Be⸗ nehmens mt ſofortiger Entziehung des Jagd⸗ ſcheines beſtraft. Dazu ſei bemerkt, daß durch die Verordnung des Staatsminiſteriums des Innern München vom 28. Man d. J. auch in Bayern der Schrotſchuß auf Rehwild verboten iſt. Leider gibt es immer noch Leute, die ſich einer waidmänniſchen Jagdausübung nicht fügen wollen. Ihnen ſei an dieſer Stelle geſagt, daß derjenige, der den Schrotſchuß auf Rehwild weiterhin zur Anwendung bringt, mit der Entziehung der Jagdkarte und Straf⸗ anzeige zu rechnen hat. Kontrollmaßnahmen ſind im Gange. de Haunkpürſchzeit auf den Rehbock. Der Hauptpürſchzeit auf deſſen Brunft gegen Ende des Monats einſetzt. Doch hüte man ſich im eige⸗ nen Intereſſe vor der Erlegung ſtarker aut— neranlagter Böcke gleich bei Beginn der Brunft. Die Schonung dieſer guten Verer⸗ ber bis zur Blattzeit wird ſich lohnen. Zu⸗ nächſt ſe' der Weidmann darauf bedacht, möglichſt vor der Brunft die Artverderber und Kümmerer abzuſchießen. Erſt wenn die Brunft auf der Höhe iſt, kann der eine oder andere brave Gehörnträger erlegt werden. Auf Rehwild iſt nur der Kugelſchuß erlaubt. 0 Mettervorhecrſage: Anhalten des warmen trockenen W'ötters. Nur vereinzelte Gewitterſtörungen.