werden. Punkt 3, Penſionierung des Bürgermeiſters Lamberth. Durch den Heſſiſchen Staat wurde dem früheren Bürgermeiſter Lamberth gegen den Willen des Gemeinderates eine Penſion von monatlich 205.— RM. zugeſprochen und zwar iſt die Penſion nachzuzahlen vom Zeitpunkt der Abſetzung an. Da die Gemeinde kein Geld hat, um die Nachzahlung auf einmal zu tätigen, war es erforderlich mit Herrn Bürgermeiſter Lam⸗ berth in dieſer Beziehung zu verhandeln. Die Verhandlung fand nun am vorletzten Samstag Nachmittag im Beiſein eines Vertreters des Kreisamtes und Herrn Bürgermeiſter Bechtel ſtatt. Die Gemeinde erbot ſich monatlich 300. RM zu zahlen und zwar ſolange bis der Rückſtand, der insgeſamt 4000. RM beträgt, bezahlt iſt. Bürgermeiſter Lamberth erklärte, daß das zu wenig ſei, da er hiermit ſeine Bedrüfniſſe nicht beſtreiten könne. Auf die Bemerkung, daß von dieſer Sache auch der Gemeinderat unterrichtet werde, erllärte er weiter, dem G.⸗R. brauche lediglich hiervon Kenntnis gegeben zu werden, im übrigen gehe ihn der Gemeinderat gar⸗ nichts an, zumal er denſelben gar nicht anerkenne, es ſei Sache der Verwaltung die Regelung der Bezahlung ſeiner Penſion vorzunehmen. Man einigte ſich ſchließlich auf eine monatliche Zah⸗ lung von 350.— Mk., alſo 205.— Mk. Penſion und 145.— Mk. als Abzahlung an dem Rück⸗ ſtand. Bei dieſer Gelegenheit verlangte Bürger⸗ meiſter Lamberth noch, daß ihm ſeine laufenden Steuer und Gasgeldſchuldigkeiten an ſeinem Guthaben abgeſchrieben werde. Dies wurde ab- e Weiter erklärte Bürgermeiſter Lamberth, da Üüberhaubt 5 8 Arto nicht einverſtanden ſei, daß der Penſionierungs⸗ betrag zu gering iſt und er weiter kämpfen werde und es ihm auch gelinge die Regelung anders zu ge⸗ ſtalten. Auch rühmte er ſich, gute Beziehun gen zur Staats- und Reichsverwaltung zu haben. Der Gemeinderat nimmt von dem ausfälligen Betragen des ehemaligen Bürgermeiſters Lam⸗ berth entrüſtet Kenntnis. Die hieſige Partei- ſtelle wird die Angelegenheit weiter bearbeiten. Punkt 4, Unberechtigtes Anbauen von Gemeindegelände in der Gewann Wingerts⸗ bückel. In dieſer Angelegenheit fand am Sams- tag nachmittag von 5—7 Uhr eine Beſichtigung des Gemeindegeländes ſtatt. Das Ergebnis iſt kurz folgendes: Es wurde einwandfrei feſtgeſtellt, daß die beiden Landwirte Lorenz Roos und Joſ. Ecker unberechtigt und zwar ſchon über zwei Jahrzehnte Gemeindegelände angebaut haben. Jedoch nicht die beiden allein, ſondern faſt ſämt— liche Angrenzer haben ihre Aecker durch Gemeinde— gelände verlängert. Der Gemeinderat beſchließt die Vermeſſung des Geländes ſofort vornehmen zu laſſen, um die genauen Grenzen feſtzuſtellen und die Vermeſſungskoſten auf die betreffenden Lokales * Viernheim, 16. Juli Gemeinderats-Bericht der Sitzung vom Samstag, den 14. Juli 1934 Zur Sitzung hatte ſich der Rat faſt voll⸗ zählig eingefunden. Den Vorſitz führte Herr Bürgermeiſter Bechtel, das Protokoll Herr Verw.⸗Inſpektor Alter. Der Zuhörerraum war nicht beſetzt. Auf der Tagesordnung ſtand als wichtigſter Punkt: 1. Beſchaffung von Notſtandsarbeiten. Das Reich beabſichtigt, um die Erwerbsloſigkeit bis zum Winter noch mehr zu lindern, Notſtands⸗ arbeiten durchführen zu laſſen und ſo hat jede Gemeinde hierfür ihre Vorſchläge einzureichen. Bei Notſtandsarbeiten iſt im Auge zu behalten, daß die Arbeit wenig Materialkoſten verurſacht, damit mit dem zur Verfügung ſtehenden Gelde Lohn bezahlt werden kann. In erſter Linie kam bei dieſer Gelegenheit wieder das Kanal⸗ projekt zur Sprache. Zunäckſt iſt das heſſiſche Kulturbauamt damit beſchäftigt für die Gemein- de Viernheim hier einen Plan zu entwerfen, wobei der Hauptpunkt der iſt, daß verſucht wer⸗ den ſoll, das Viernheimer Abwaſſer durch eine Berieſelungsanlage zu entfernen. Dieſer Plan findet jedoch nicht die Billigung des Rates. Hin⸗ gegen ſoll verſucht werden, das Abwaſſer nach Mannheim zu leiten, zumal dieſe Regelung für die Gemeinde viel vorteilhafter ſei. Es wird in dieſem Sinne beſchloſſen und eine Abordnung, beſtehend aus den Herren Bürgermeiſter Bechtel, Beigeordneten Schweigert und G.⸗R. Riehl ſollen mit den maßgebenden Stellen in Darmſtadt verhandeln, um zu erzielen, daß hier endlich etwas Poſitives geſchafft wird. Weiter ſoll in punkto Notſtandsarbeiten ein Plan ausgefertigt werden, der ſich mit der Straßenherſtellung innnerhalb des Ortes beſchäftigt. Schlechte Straßen ſollen verbeſſert bezw. ausgebaut wer— den uſw. Bei dieſer Gelegenheit teilte der Vorſitzende noch mit, daß die Umgehungsſtraße, welche die Weinheimer- und. Mannheimerſtraße verbinden ſoll, noch vorgeſehen ſei. In dieſer Sache habe man ſich an den Herrn Generalin- ſpekteur für das Straßenweſen Todt⸗Berlin ge⸗ wandt, um zu erreichen, daß das Reich die Koſten hierfür übernimmt, indem es dieſe Straße als Zubringerſtraße zur Autobahn ausbaut. Punkt 2, Hochſpannungsleitung Rheinau — Niederhauſen. Das Kraftwerk wird von Rheinau nach Niederhauſen(Nahegebiet) eine Hochſpannungsleitung durchführen, die auch über Viernheimer Gebiet führt. Die entſtehenden Flurſchäden werden vergütet. Der Rat nimmt hiervon Kenntnis und beauftragt die Verwaltung ſich dafür einzuſetzen, daß bei den entſtehenden Arbeiten auch Viernheimer Arbeiter beſchäftigt Aeckerbeſitzer umzulegen. ordnete Lorenz Roos und ehemalige Gemeinde⸗ rat Joſef Ecker, werden jedoch, nach genauer Feſtſtellung des überbauten Geländes mit einer Punkt 5, Anſtellung von Hilfsfeldſchützen. Da die Felddiebſtähle bereits wieder eingeſetzt haben wurde beſchloſſen für 4 Diſtrikte Hilfsfeld⸗ ſchützen einzuſtellen. Es wurden folgende Volks⸗ genoſſen zu Hilfsfeldſchützen herangezogen: Karl Michael Winkler, Johann Kühlwein 10., Willi Roſchauer und Johann Beyer 2. Der Lohn beträgt 32.— Mk. brutto pro Woche. Hiermit vor die Sitzung beendet, die mit einem dreifachen„Sieg Heil“ auf den Führer geſchloſſen wurde. Vor der eigentlichen Gemeinderats ſitzung fand eine kurze Sitzung des Bau⸗Ausſchuſſes ſtatt, aus deren Beſchlüſſen folgendes zu ent⸗ nehmen iſt: Die Reparatur des Bodens im Piſior der Goetheſchule wurde im Submiſſions⸗ wege an den Billigſten vergeben. Desgleichen die Stückung der Moltkeſtraße, die einen Betrag von 552.— Mk. erfordert.— Die Lieferung der Stückſteine wurde dem Werk Heckmann in Birkenau übertragen.— Einem Antrag der Kinderreichen, die Gemeindewohnungen für kinder⸗ reiche Familien freizumachen wird nach Möglich⸗ keit entſprochen.— Ein Antrag wegen Abfuhr von Sand am Tivoli wurde abgelehnt.— Ein Antrag um Ermäßigung von vereinbarter Gleis- leihgebühr wurden ebenfalls abgelehnt. * Der Polizeibericht der letzten Wo⸗ che meldet folgende Anzeigen: 1 wegen Verſtoß gegen die Gewerbeordnung, 4 wegen Ablieferung von verſchmutzter Milch und 2 wegen Milchfäl⸗ ſchung, Zuſetzung von Waſſer zur Milch. Stand der Erwerbsloſigkeit in Viernheim. Am 15. Juli wurden hier insgeſamt 547 Erwerbsloſe gezählt und zwar 38 männliche und 8 weibliche Alu Empfänger, 95 männliche und 30 weibliche Kru⸗Ewpfänger, ſowie 376 Wolu⸗Empfänger. 33 Frankfurter Kinder in Viern⸗ heim. Zur Zeit befinden ſich 33 Kinder, 19 Knaben und 14 Mädels aus der Großſtadt Frankfurt a. Main. zur Erholung in unſerem Ort. Die Kinder wurden durch die NS. Volks- wohlfahrt hierher gebracht und befinden ſich alle in guter Pflege. Die Kinder bleiben 4 Wochen in unſerem Ort. *Die Viernheimer Ferienkinder kommen zurück. Am nächſten Mittwoch, nachmittags 5 Uhr kommen die hieſigen Ferien⸗ kinder, die vor 4 Wochen durch die NS.⸗Volks⸗ wohlfahrt nach dem Taunusgebiet zur Erholung gebracht wurden, wieder zurück. Der ehemalige Beige Pachtnachzahlung belegt, da dieſe beiden das Intereſſe der Gemeinde zu wahren gehabt hätten. Im Silberkranze den 17. Juli, feiern die Eheleute Herr Uhrig, Wgf. und Frau Suſanna geb. Fiſcher Bertholdus⸗Pfenningſtr. 3, das Feſt der Silbernen Hochzeit. Unſer herzliche Gratulation und Glück ⸗ auf zur Goldenen.„„ Trauerfeier für Conrad Schreiber Für den in aller Stille zur letzten Ruhe be⸗ ſtatteten Seniorchef der Firma Johann Schreiber fand in den Betriebsräumen der Firma eine ein⸗ drucksvolle Gedenkfeier ſtatt, bei der Betriebs- zellenobmann Fritz Schumm in klaren Worten die Persönlichkeit des Verſtorbenen würdigte und ihn als Vorbild unermüdlicher Schaffenskraft und treueſter Pflichterfüllung ſchilderte. Prokuriſt Lotz zeichnete ein Lebensbild des Seniorchefs, der ſich durch die Schlichtheit ſeines Weſens, die Lauterkeit ſeines Charakters und ſeine unermüd⸗ liche Schaffenskraft auszeichnete. * Jahr der Erdflöhe. In dieſem Jahre haben die Erdflöhe ſchon ſehr viel Scha⸗ den, beſonders an Kraut- und Wirſingpflanzen, Blumenkohl ete. angerichtet; dieſe Schmarotzer ſind zur reinſten Plage geworden; ſie ſind 3—5 mm lang und mittels ſtarker Hinterbeine hüpfende Blattkäfer; ſie zerfreſſen die zarten Plänzchen, ſodaß ſie meiſt eingehen oder ganz verkrüppelt im Wachstum zurückbleiben, da ſie meiſt das Herz der Pflanzen zerfreſſen. Beſtreuen der Pflanzen mit Ta bakſtaub iſt ein gutes Mittel ſie fernzuhalten. Vom Sonntag. Das Wetter am geſtrigen Sonntag war zufriedenſtellend. Zwar drohte des öſteren Regen, doch blieben wir immer verſchont. Wir befinden uns mitten in der Ernte. Es wurde mit dem Mähen ſämtlicher Getreidearten begonnen. Die Dreſchmaſchinen ſind im Betrieb, es iſt Ernte- zeit.— Im Mittelpunkt des geſamten Intereſſes ſtanden geſtern wieder ohne Zweifel die Hofer⸗ ſpiele. In den beiden Vorſtellungen am Nach⸗ mittag und Abend wurden über 4000 Zuſchauer erfaßt, die an dem ſchönen, reifen Spiel der Darſteller ihre helle Freude hatten. Beſonders die Nachtvorſtellung war ſehr eindrucksvoll. Die Lichteffekte wurden gut hervorgeholt, ſodaß die Beſucher eine packende, mitreißende und eindrucks- volle Vorſtellung erlebten. Weinheimer Schweinemarkt Zugeführt 477 Stück, verkauft 293 Stück. Milch ⸗ ſchweine das Stück 5— 12, Läufer das Stück 13-35 Mark. Marktverlauf mittel Das entzückenſte und herrlichſte Tonfilm-Schauſpiel voll Liebe und Anfang 8 Uhr ab ½10 Uhr nochmals alles zu ſehen. Achtungl Der großen Nachfrage wegen heute Montag nochmals 0 Humor und Lebensluſt vom Salzkammergut. Nur noch heute Montag im Central-Film⸗Palast Hochzeit am Wolfgangsee Wegglers Dauerwellen ſind haltbar u. ſchön in jedem Haar. Vor⸗ anmelden erwünſcht. Adolf Hitlerstrae 35 Für die vielen Beweiſe wohltuender Anteilnahme! beim Heimgange unſerer lieben Verſtorbenen tun Elis het Bauer geb. Effler Schnell verkauft ſchnell vermietet iſt alles, was die große Oeffentlichkeit wiſſen ſoll.— Der einfachſte, billigſte und beſte Wegweiſer hierzu iſt das Zeitungs ⸗Inſerat! Nur 40 Pfg. koſtet nach der neuen Anzeigen ⸗Regelung eine Kleinanzeige in unſerer Zeitung. Wer alſo etwas zu verkaufen hat, kann ſchon für dieſes! Geld inſerieren. Der Erfolg einer derartigen Kleinanzeige iſt ebenſo ſicher! Wer dieſes pro- biert, wird unſere Angaben beſtätigt finden. ſagen wir allen innigſten Dank. Ganz beſonderen Dank der hochw. Geiſtlichkeit für den troſtreichen Beiſtand, den ehrw. Barmherzigen Schweſtern für ihre aufopfernde, liebevolle Pflege, für die vielen Kranz- und Blumenſpenden, den Stiſtern von Seelenmeſſen, ſowie allen denen, die der lieben Verſtorbenen das letzte Geleite gaben. Die tſieftrauernd Hinterhliebenen. Viernheim, Neckarau, Wiesbaden, 16. 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Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die 12geſpaltene Millimeter⸗Zeile 2 Pfennig, Reklame 9 Pfennig, bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen⸗Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Geſchäftsſtelle: Adolf Hitlerſtr. 36, Schriftleitung, Druck u. Verlag: J. Martin, Viernheim Dlenstdq 5. 7. Juli 84 Rückwärts, rückwärts.. Die Preſſe aller Länder iſt angefüllt mit langen Meldungen und Betrachtungen über neue internationale Verträge, deren Abſchluß Frankreich angeregt hat, deren Zweck ſein ſoll, die heutigen Grenzen der europäiſchen Oſtſtaaten zu garantie⸗ ren. Deshalb ſpricht man auch von„O ſt⸗ Pakten“ oder— in Erinnerung an den Lacarno-Vertrag, der die Grenzen der Weſt⸗ mächte garantierte— von einem„Oſt-Lo⸗ car no“. Der Urheber dieſer Pläne iſt der derzeitige franzöſiſche Außenminiſter Barthou, ein ſehr betriebſamer Herr, der ſelber eine Rund— reiſe bei den verſchiedenen Staaten gemacht hat, um ihnen ſeine Projekte zu empfehlen. Vor etwa 14 Tagen hat der tſchechoſlowaki⸗ ſche Außenminiſter Beneſch die Pläne des Oſt⸗Locarno erſtmals enthüllt und den Bei⸗ tritt ſeines Landes— ſelbſtverſtändlich— in Ausſicht geſtellt. Dann war die ruſſiſche Mi⸗ litärkommiſſion in Paris und Herr Barthou in London. Obgleich die Londoner Preſſe das Ergebnis der Londoner Beratungen zu— rückhaltend beſprach, iſt es doch jetzt klar ge⸗ worden, daß der Jubel in Paris berechtigt war: Rußland und Frankreich haben ſich gefunden und England gibt ſeinen Se— gen dazu. Schon am 12. Juli übergab der britiſche Botſchafter in Berlin dem Reichs⸗ außenminiſter von Neurath den Text der drei Pakt⸗Entwürfe, die den Inhalt die⸗ ſer neuen Mächtegruppierung umſchreiben. Es handelt ſich um folgende Entwürfe: den Vertrag für Oſtlocarno, ferner um einen ruſſiſch-franzöſiſchen Bün d⸗ nisvertrag, ſchließlich um ein„Dach⸗ Abkommen“, das die Verbindung zwi— ſchen dem Weſt- und dem Oſtlocarno, dem Mittelmeerpakt und dem Völ⸗ kerbund herſtellen will. Der Wortlaut des Mittelmeerpaktes iſt der deutſchen Re- erung übrigens nicht übergeben worden. Ablehnung Italiens gegen eine ſolche Jeſtlegung iſt bekannt und noch nicht über⸗ unden. Dagegen hat Italien ſein Einver— ſtändnis mit dem Barthouſchen Oſt-Locarno ausdrücklich erklärt. Was ſoll nun dieſer vielgenannte 1 von ſeinen Anhängern viel gerühmte Oſt⸗ Pakt eigentlich enthalten? Etwa dies: die vertragſchließenden Mächte— man möchte auch Deutſchland dabei haben— er⸗ klären, daß ſie die heutigen Grenzen der Oſtſtaaten— Rußland, Polen(das ſich den Paktplänen gegenüber noch ſehr zurück⸗ hölt!), Tſchechoflowakei, Litauen, Eſtland, Finnland— anerkennen und garantieren, ferner legt der Vertrag die ſofortige mili⸗ täriſche Hilfeleiſtung der beteilig⸗ ten Staaten untereinander feſt. Ueber die Abrüſt ung ſteht darin kein Wort, ob⸗ wohl der engliſche Staatsſekretär Eden noch am 6. Juli dieſe Frage als„ein we⸗ ſentliches Moment“ bezeichnet hat. Es iſt alſo ein großer Wandel der Auffaſſungen in London geſchehen, ein Wandel, der das ganze bisherige Syſtem der britiſchen Au⸗ ßenpolitik verändert. Der Entwurf nimmt Deutſchland in den Völkerbund zurückkehrt, ebenſo ſelbſtverſtändlich, daß Rußland in Genf beitritt. Von einer Re⸗ form des Völkerbundes iſt nicht die Rede. Die Aenderungen, die im Völkerbund ge⸗ troffen werden ſollen, bewegen ſich allein in der Richtung der franzöſiſchen Wünſche. Der Völkerbundspakt ſchließt ſich den Not⸗ wendigkeiten der neuen Bündniſſe an, das wird bedeuten, daß verſchiedene Beſtim⸗ mungen über die gegenſeitige Unterſtützung, dos Durchmarſchrecht uſw. dem geplanten Pakte angeglichen werden. Durch die Verknüpfung des Oſtpaktes mit dem Weſt⸗Locarno⸗Pakt will Rußland den Franzoſen Garantien geben, während Frankreich ſein Garant im Oſten iſt, darüber hinaus aber das Recht erhält, in allen Fragen des nordöſtlichen Raumes hineinzureden. Deutlicher kann das europa⸗ ſſche leberge wicht der franzöſi⸗ ſchen Militärmacht nicht ſtabiliſtert werden. Rußland hofft dafür den Rücken 1 ſeine Politik im Fernen Oſten freizube⸗ omm 17. gi 69 und ferner an, daß . Jahrgang Um Frankreichs Paktpläne Bemerkenswerte Pariſer Preſſeſtimmen— Neden des franzöſſſchen Außenminiſters Paris, 17. Juli. Während die Pariſer Preſſe die Oſt⸗ pakipläne des franzöſiſchen Außenmini⸗ ſters Barthou zunächſt einmütig be— grüßte, zeigt ſich jetzt, daß die Politik Bar— thous doch nicht von allen Kreiſen geteilt wird Eine ganze Reihe von Blättern, die mit dieſer„Paktmanier“ ein Wiederauf— leben Briand'ſchen Geiſtes befürchten, wen— den ſich gegen Oſtlocarno, einmal weil England es nicht garantieren wolle, und außerdem weil ſeine Verwirklichung die Le— galiſierung der deutſchen Aufrüſtung zu be— gründen ſcheine. Das„Journal“ ſchreibt, weſenklich an den Ausführungen des engliſchen Außenmini⸗ ſters Sir John Simon ſei nicht das Ver- ſprechen, daß England den neuen Oſtpakt moraliſch unkerſtützen wolle, ſondern der Wille Englands, dieſen Pakt nur zuzulaſſen, weil er einen Weg für die Legaliſierung der deutſchen Aufrüſtung darſtelle, und weil er keine neuen Verpflichtungen für Eng- land enthalte. Wie aus Moskau gemeldet wird, hat Außenkommiſſar Litwinow die ruſſi⸗ ſchen Botſchafter in Rom, London und Pa— ris aufgefordert, mit den Außenminiſterien der betreffenden Länder in Fühlung zu treten über die Frage der Verwirklichung des Oſtlocarnoplanes aufgrund des Mei— nungsaustauſches zwiſchen Moskau, Paris, Rom und London. Eine Hetzrede Varthous Der franzöſiſche Außenminiſter thou begab ſich am Sonntag in Beglei⸗ tung des polniſchen und ſpaniſchen Bogchaf⸗ ters ſowie des polniſchen und portugieſiſchen Militärattaches nach Bayonne, um bei der Einweihung von Gedenktafeln zun die auf franzöſiſcher Seite gefallenen poluiſchen und portugieſiſchen Kriegsfrewwilligen am Kriegerdenkmal in Banonne die Regierung zu vertreten. Bei der Feier erklärte er u. a.: er habe bei einer Reiſe nach der Front im Jahre 1917 die Diſziplin der portugieſiſchen Armee feſtſtellen können, die ohne unmittel⸗ baren Nutzen ihr Blut vergoſſen habe, ein⸗ zig und allein deshalb, um für die Freiheit, Gerechtigkeit und Ziviliſation zu kämp⸗ fen(), Begriffe, die in Schande unterge⸗ gangen wären(1), wen Frmkreich und ſeine Verbündeten bei dieſem großen Kamp⸗ fe beſiegt worden wären Frankreich und ſeine Verbündeten hätten für die Sicherheit und im abſoluten Sinne für die Ehre der Welt() gekämpft. Der Friedensbegriff laſſe Die innere Unmöglichkeit dieſer weitrei— chenden Pläne braucht nicht weiter hervor— gehoben zu werden. Durch dieſe Mammut⸗ Verträge ſoll zwar der Friede Europas geſichert werden, in Wirklichkeit bieten ſie die Gefahr, daß jeder kleinſtaatliche Konflikt zu einem Weltbrand führt. Das umſo⸗ mehr, als von der Ahrüſtung keine Rede iſt, auch nicht von der Sicherheit der ungeſchütz⸗ ten Staaten. Die deutſche Linie der Au⸗ ßenpolitik, ſich mit ſeinem Nachbarn. nach aller Möglichkeit zu verſtändigen(wofür der Vertrag mit Polen das Beiſpie! gibt), eine Abrüſtung der hochgerüſteten Mächte zu fordern(die von Frankreich ſabotiert wur⸗ de), ſteht zu den neuen Entwicklungen aller⸗ dings in einem vollen Gegenſaß Es ſind die Mächte des gegenſeitigen Miß trauens, die ſich nach dem Wunſche Frankreichs unter ſeinem Schirm verſam⸗ meln ſollen, weil eine Politik des Vertrau⸗ ens unter den Folgen von Verſailles kaum noch Ausſichten beſitzt. Der ganze Plan Barthous zeigt im übrigen, daß Frankreich zurück will zu dem unheilvol⸗ ken Bündnisſyſtem der Vorkriegszeit, ſtatt nach neuen Methoden und Mitteln der Au⸗ ßenpolitik zu ſtreben. Rückwärts, rück⸗ wärts Bar⸗ Ich England und Oſtlocarno ſich für den Franzoſen nicht von der Würde Frankreichs und von der Sicherheit trennen. Der franzöſiſche Außenminiſter warf dann die Frage auf, was einkreten würde, wenn der franzöſiſcherſeits angeregte Oſtpakt nicht zuſtandekommen würde. Mögen doch alle Länder auf die Stimme Englands und auf die Stimme Frankreichs hören, ſo rief er aus. Er könne dem polniſchen Bolſchafter die Verſicherung geben, daß der in Ausſicht genommene Pakt keineswegs die Freund- ſchaftsbeziehungen mindern oder den Geiſt, die Bedingungen und die Folgen des pol⸗ niſch-franzöſiſchen Bündniſſes zerſtören könne. Der polniſche Votſchafter Chlapowki feierte die gefallenen polniſchen Kriegsfrei⸗ willigen. Das Opfer der beſten Söhne Frankreichs und Polens ſei eine unerſchüt⸗ terliche Garantie der Freundſchaft und Zu— ſammenarbeit für eine Stabiliſierung, für eine friedliche Entwicklung der Völker Euro— pas und für das Glück der Menſchheit. „Wegen ſeiner Abweſenheit mächtig. Auf dem Feſteſſen, das der Stadtrat von Bayonne zu Ehren Barthous gab, hielt dieſer eine außenpolitiſche Rede, die ſich zum Teil auf Deutſchland bezog. Nach einem Hinweis auf ſeine Rundreiſen kam„Bar⸗ thou auf Genf zu ſprechen und erklärte: In Genf habe ich zu Deutſchland nein ge⸗ ſagt, zu Deutſchland, das, ohne anweſend zu ſein, doch zugegen war und das gerade wegen ſeiner Abweſenheit mäch⸗ lig war. Ich habe geſagt, daß jeder ſeine Verant⸗ wortung auf ſich nehmen müſſe. Wir brau— chen uns ebenſowenig Bedingungen gefal— len zu laſſen als wir ſolche aufzuzwingen haben. Ich habe zu Deutſchland geſagt, daß man mit dieſer Abweſenheit ein Ende ma— chen muß, die voller Gefahren für die ganze Welt iſt, weil jeder ſeinen Anteil von Ver⸗ antwortung auf ſich nehmen muß. Ich glaube dadurch Frankreich und Europa einen Dienſt erwieſen zu haben. Unſere. Po— litik iſt auf die Suche nach dem Frieden gerichtet, nicht dem Frieden, der Staaten⸗ blocks organiſiert, die ſich gegeneinander ſtellen, ſondern einem Frieden durch regio— nale Pakte, die ihren Unterzeichnern garan⸗ tieren, daß ſie gegen jeden Angriff geſichert ſind und geachtet werden. In London hat mich am letzten Mittwoch die engliſche Re⸗ gerung über die Schritte befragt, die jetzt erfolgen müſſen. Niemand kann wiſſen, was morgen eintritt. Ich will keine Voraus— ſage für die Zukunft machen, aber ich neh⸗ me einmal an, mir wären einige Fragen vorgelegt worden. Dann hätte ich den Standpunkt verkreken, gleichviel wie ſtaͤrk meine Abſcheu gegenüber dem Kriege iſt— eine Abſcheu, den das ganze Land teilt— Frankreich ſeine Vor- ſichtsmaßnahmen ergreife und warken müſ— ſe, bevor es über die Abrüſtung verhandeln kann. Man kann noch nicht ſagen, ob nach Verwirklichung jener regionalen Pakte ein neues Zeitalker beginnt, das die Möglich⸗ keit bieket, die Auswirkungen dieſer Pakte auf die Abrüſtung zu prüfen. Verhandlungen könnten wohl als eine Folge der Verwirklichung dieſer regionalen Pakte beginnen, aber als Vorbedingung für die Pakte könnten ſie nicht eingeleitet wer— den. nen deutſchen Preſſe Oſtlocarno— Preſſe Die Stellungnahme der zu dem franzöſiſch-ruſſiſchen paktplan findet in der engliſchen nunmehr größeres Verſtändnis. Unterhauserklärung 2 5 Sir John Simon ver— tretene!„daß Deutſchland den Pakt in ſeiner jetzigen Form ohne weiteres an— nehmen könne, wird rückhaltlos nur noch der„Times“ vertreten, die in einem inſcheinend inſpirierten Leitartikel die offi— ziöſe Meinung vertreten will unter der Deviſe, die anderen Staaten hätten in völ— ligem Ernſt ihre Abſicht gezei für den Grundſatz der Die vielfach! der gos DeS deulſchen Gleichberech- ligung Syſtem der Sicherheit beiten. Die deutſche Regierung ſollte müht„an dieſer Aufgabe mitzuwirken. Der diplomatiſche Mitarbeiter des„Daily Telegraph“ erklärt, die deutſche Regierung könne möglicherweiſe nur nach ausgedehn— ten Verhandlungen und beträchtlichen Aen— derungen der gegenwärtigen Entwürfe dem Oſtpakt und einem franzöſiſch-ruſſiſch⸗ deutſchen Garantieabkommen zuſtimmen. Zunächſt ſei zu erwarken, daß Deutſchland wie auch Polen Aufklärungen über gewiſſe Punkte des Vorſchlages verlangen werden. Deutſchland insbeſondere, ſo glaubt da Blatt, werde nachfragen, welches Recht di vorgeſchlagenen Abkommen haben ſolle und dann in welchem Ausmaß Deutſchland die von Simon ſchon angedeutete Gleichbe- rechtigung verdienen würde. unter einem zu ar⸗ be⸗ 3 * 2 a 8 len, Die Reorganilation der 32 Eine Unterredung mit General Daluege Magdeburg, 17. Juli. Der Biſehtshaber der Preußiſchen Poli— zei und Führer der geſamten Reichspolizei, General Daluege, gewährte einem Re— daktionsmitglied des„Mitteldeutſchen“ eine Unterredung, in der er auch über die Reor— ganiſation der SA. ſprach. Er erklärte u. a., daß es ſich nicht wie fälſchlicherweiſe an— genommen wurde, um eine Umorganiſa— tion, ſondern um eine Reorganiſakion der Gruppen gehandelt habe. Im Vordergrunde der Aufgaben habe die Ueberprüfung der Finanzen und die Perſonen⸗ frage geſtanden. Es ſei eine genaue nahmen und Ausgaben und Schulden, auf ſachliche oder unſachliche Manipulationen angeſtellt worden. Ueber eine einwandfreie günſtige Finanzgebarung wurden bei dieſer Gelegenheit eingehende Vorſchläge unterbreitet. Insbeſondere iſt 14 1 ei chen. Ueberprüfung der Geldverwaltung auf Ein. ſtändigen SA.⸗Stellen Vorſchläge zugegan⸗ Sal. dafür geſorgt worden, daß belaſtete S? Führer in ihren Verfehlungen finanzieller Art feſtgenagelt wurden. Ferner wurde mit peinlichſter Sorgfalt die Lebensführung be⸗ ſtimmter SA.⸗Führer kontrolliert und nach Maßgabe der Kontrollergebniſſe gejätet und Maßregelungen vorgeſchlagen. Veſonderer Wert wurde auf eine Ueberprüfung der Beförderungen gelegt, um nach nationalſozialiſtiſchem Geiſt, nationalſozialiſtiſcher Zuverläſſigkeit und nach dem Lebenswandel ungeeignete Ele— mente auszumerzen und dadurch den alten Kämpfern in der SA. den Weg freizuma— Auch in dieſer Hinſicht ſind den zu— gen. General Daluege betonte, daß ſeine Maßnahmen zur Reorganiſation lediglich Grundlagen haben geben ſollen. Die Geſtal⸗ tung im Einzelnen(Neubeſetzung der Füh⸗ rerfteten) ſei allein interne Angelegenheit neuen SA.⸗Führung. der General Daluege erwähnke, daß er bei der Durchführung ſeines Aufkrages ehema⸗ lige Polizeioffiziere verwandt habe, um den neukralen Charakter ſeiner Aktion zu unker⸗ ſtreichen. Ju den Unterſuchungen ſeien aus Semſelben Grunde alte Kämpfer SA. zugezogen geweſen. Ueber ſeine Arbeit als Befehlshaber der Preußiſchen Landes- polizei und Führer der Reichspolizei, er⸗ klärte Daluege insbeſondere im Hinblick auf die Reichsreform u. a., die reichsreformeri— ſchen Maßnahmen im Polizeiweſen gingen reibungslos durch das ausgezeichnete Hand. in- Handarbeiten der beteiligten Länderſtel⸗ len vor ſich. Er halte vor allem eine ein- heitliche zentrale Führung und einheitliche Abſtimmung der verſchiedenen beamten— rechtlichen wie rein polizeirechtlichen Beſtim⸗ mungen aufeinander für notwendig. Das erſtrebenswerteſte Ziel ſei eine klar abgegrenzte Stellung der Polizei ohne Ueberſchneidungen mit den anderen Kom— petenzen. Das hohe Ziel der Polizeireform ſei erreicht, wenn jeder Veamte Parteige— noſſe ſei, wie es der nationalſozialiſtiſche Staat als Selbſtverſtändlichkeit erheiſche. Ein großes Maß von Verbundenheit zwi— ſchen Volk und Polizei ſei ſchon erreicht. Die Polizei ſei damit als vollwertiger Fak⸗ tor im nationalſozialiſtiſchen Staat zu be— trachten. Deutſche Tagesſchau 12 neue Reichstagsabgeordnete berufen. Auf Grund des neuen Reichsgeſetzes über die Aenderung der Reichstagswahlordnung ſind vom Führer der Nationalſozialiſtiſchen Reichs- tagsfraktion, Reichsminiſter des Innern, Dr. Frick, bisher folgende 12 Perſönlichkeiten neu in den Deutſchen Reichstag berufen wor— den: Landwirt und Gauarbeitsführer Arndt, Breslau; Landrat in Fulda Dr. Burkhardt; Kulturbaumeiſter und Gauarbeitsführer in Dortmund Kreichbaum; Polizeipräſident in Waldenburg von Hiddeſſen; Oberbürgermeiſter in Schweidnitz Brzeciak; Landwirt und Kreis— leiter in Liegnitz Klieber; Diplomingenieur und Gaukulturwart in Hannover Schirmer; Stadt— rat und Chef der Politiſchen Polizei in Wis— mar Oldach; Kreisleiter in Waſſertrüdingen (Franken) Ittameier; Landrat in Croſſen a. d. O. Krüger; Oberſekretär und Gauwirtſchafts— berater in Bayreuth Götz; Lehrer und Gau— wirtſchaftsberater in Neuſtadt-Hdt. Böſing. „Mein Kampf“ als Ehrengabe für Schwer⸗ beſchädigte. Die NS.⸗Kriegsopferverſorgung hat ſich mit einem Appell an alle Belriebs— führer gewandt und angeregt, den Schwer— krlegsbeſchädigten und dem im Kampfe um das Dritte Reich Schwerbeſchädigten als Ehrung und Dank für die Opfer, die ſie für die Nation gebracht haben, am' kommenden 1. Auguſt, dem Tage des Soldaten, das Buch des Führers„Mein Kampf“ als Ehrengabe zu überreichen. Die Anregung iſt in der Wirtſchaft auf guten Boden gefallen, und es iſt zu erwarten, daß allen Schwerbe⸗ ſchädigten am 1. Auguſt dieſe Freude bereitet werden kann. Jeder Ehrengabe wird ein Ge— leitwort des Führers der NS. ⸗Kriegsopferver⸗ ſorgung, Oberlindober, fakſimiliert, beigelegt, das lautet: Soldat ſein dauert über Krieg und Frieden. Gegen Mißbräuche bei der Erſetzung von jugendlichen e ältere Erwerbs⸗ loſe. Der Präſident der Reichsanſtalt für Ar— beitsvermittlung und Arbeitsloſenverſicherung, Dr. Syrup, der Führer der Deutſchen Ar⸗ beitsfront, Dr. Ley, der Führer der Wirt⸗ ſchaft, Graf von der Goltz und der Reichsjugendführer Baldur v. Schirach haben in einem gemeinſamen Erlaß darauf hingewieſen, daß bei der Freimachung von Ar— beitsplätzen für ältere Arbeitsloſe keine Be— nachteiligung der Wirtſchaft und Gefährdung der Facharberternachwuchſes einbrꝛen arf. Das Kriegs⸗Ehrenkrenz 12 Fragen ſind 10 11 Verleihung zu be⸗ Berlin, 17. Juli. Die Verleihung des auf Wunſch der Reichsregierung vom Reichspräſidenten ge— ſtifteten Ehrenkreuzes für Front⸗ kämpfer, Kriegsteilnehmer, Witwen und Eltern iſt nach der Verordnung von einem Antrag abhängig. Der Antrag für Frontkämpfer und Kriegsteilnehmer muß auf einem For— mular erfolgen, das die Beantwortung von 12 Fragen vorſieht. Außer dem Na⸗ men, dem Geburtsdatum, dem Beruf, der Wohnung und der Staatsangehörigkeit iſt dabei zu beantworten der letzte milit ä riſche Dienſtgrad. Ferner muß mit⸗ geteilt werden der Truppenteil, bei dem im Weltkriege Front- bzw. Kriegsdienſt gelei⸗ ſtet wurde, ſowie Art, Ort und Zeit des Front⸗ bzw. Kriegsdienſtes. Weiter iſt aus⸗ zufüllen, welche Beweisſtücke zum Nachweis des Front- oder Kriegsdien⸗ ſtes dem Antrage beigefügt ſind. Bei dieſen Beweisſtücken ſoll es ſich im allgemeinen handeln um den Militärpaß oder Kriegs⸗ ſtammrollenauszug, um die Militärdienſtbe⸗ ſcheinigung oder Beſcheinigung über Ver⸗ wundungen und Kriegsgefangenſchaft oder um den Rentenbeſcheid und dergleichen. Der Antrgaſteller kann ſich Beweisſtücke dieſer lich mu aus der l 5 — Art, dle ſich im Beſitze von Behorden, Ver⸗ bänden, Arbeitsſtellen uſw. befinden, aus⸗ händigen laſſen. Wenn er keine Beweisſtücke beſitzt, dann iſt dies zu vermerken. Schließ⸗ iß der Antragſteller angeben, wann und bei welchem Truppenteil er gegebenen⸗ falls verwundet wurde, bzw. in Kriegs⸗ gefangenſchaft geriet und ob er außerdem Orden und Ehrenzeichen beſitzt. Das Antragformular, das für die Verlei— hung des Ehrenkreuzes für Witwen und Eltern vorgeſehen iſt, enthält gleichfalls 12 Fragen. Auch hier ſind Familien- und Bong Geburtsdaten, und Beruf, Wohnung und Staatsangehörigkeit zu beantworten. Dazu kommt bei Witwen die Frage, ob die Ehe mit dem Kriegsteilnehmer vor dem 1. Ja⸗ nuar 1919 geſchloſſen wurde. Schließlich iſt zu erklären, wann und wo der Kriegsteil— nehmer gefallen bzw. an den Folgen von Verwundung oder in Gefangenſchaft geſtor⸗ 815 iſt, bzw. ſeit wann er verſchollen iſt. Zum Nachweis über den Kriegsdienſt ſind Beweisſtücke, ſoweit vorhanden, beizu⸗ fügen und zwar das Gedenkblatt, der ſtan⸗ desamtliche Regiſterauszug, ſofern er den Kriegstod klar erſichtlich macht, die Todes⸗ urkunde, Auszug aus der Verluſtliſte, Ren⸗ tenbeſcheid uſw. Bei den Eltern iſt im all⸗ gemeinen der Vater, falls dieſer verſtor— ben, die Mutter antragsberechtigt. Ein- und Ausfuhr im erſten Halbjahr 1934. Berlin, 17. Juli. Die Außenhandels umſä tze haben ſich in Ein- und Ausfuhr im Juni kaum verändert. Die Einfuhr war mit 377 Millionen Mark um etwa 2 Millionen ge⸗ ringer als im Vormonat. Während die Rohſtoffeinfuhr um rund 14 Millio— nen Mark geſunken iſt, hat die Einfuhr von Lebensmitteln um 8 Millionen Mark und die Einfuhr von Fertigwaren um 3 Millionen Mark zugenommen. Der Rück— gang der Rohſtoffeinfuhr iſt durch die Saiſontendenz nicht zu erklären, ſondern ganz überwiegend noch als eine Auswir— kung der während der letzten Monate er— laſſenen. Einkaufsverbote zu betrach⸗ ten. Die Ausfuhr war mit 339 Millio⸗ nen Mark etwas höher als im Vormonat. Dieſes Ergebnis iſt inſofern bemerkenswert, als die Ausfuhr in faſt allen Vorjahren von Mai zu Juni mehr oder weniger ſtark zu— rückgegangen iſt. Geſtiegen iſt im Juni die Ausfuhr von Fertigwaren ſowie von Le⸗ bensmitteln. Die Ausfuhr von Rohſtoffen war etwas niedriger als im Mai. Die Han⸗ delsbilanz ſchließt im Juni mit einem Ein— fuhrüberſchuß von 38 Millionen Mark gegenüber 42 Millionen Mark im Mai ab. Im Juni des vergangenen Jah⸗ res war ſie mit 28 Millionen Mark aktiv. Im erſten Halbjahr 1934 betrugen die Einfuhr 2302 Millionen Mark, die Ausfuhr 2086 Millionen Mark. Es ergibt ſich ſomit handelsbilanzmäßjig ein Ueberſchuß der Wa- reneinfuhr über die Warenausfuhr von 216 Millionen Mark. Gegenüber dem 1. Halb- jahr 1933 iſt die Einfuhr dem Wert nach um 10 v. 9. geſtiegen. Die Steigerung des Einfuhrwerkes enkfällt ausſchließlich auf Rohſkoffe und Ferkigwaren; die Einfuhr von Lebensmitteln war um elwa ein Zehn- tel geringer als im Vorjahr. Die Ausfuhr war dem Wert nach um rund 12 v H. geringer als im 1. Halbjahr 1933. Zum weikaus größten Teil entfällt dieſe Verminderung auf den Rückgang der Preiſe, die im Durchſchnitt um 10 v. H. un⸗ ter Vorjahrsniveau lagen. die deutſch⸗franzöſiſchen Wirtſchaftsverhandlungen Die deutſch⸗franzöſiſchen Wirtſchaftsver⸗ handlungen, die ſeit drei Wochen in Ber⸗ lin ſtattfinden, nehmen einen günſtigen Verlau f. Es iſt Ende der vorigen Woche eine grundſätzliche Einigung über die allgemeinen Linien eines Abkommens zu⸗ ſtandegekommen, daß unter Berückſichtigung der Intereſſen beider Länder eine für beide Teile tragbare Löſung der weſentlichen Fra⸗ gen geſtattet, die den Gegenſtand der Ver— handlungen bilden. Dazu gehört insbeſon⸗ dere auch die Frage des Zinſendienſtes der Dawes- und Mbungankeihe. Die Eheſtandsdarlehen Staatsſekretär Reinhardt an einen Beſchwerde⸗ führer. Berlin, 17. Juli. Die Grundgedanken der Gewährung von Eheſtandsdarlehen kommen beſonders klar zum Ausdruck in einem Beſcheid, den der Staats⸗ ſekretär im Reichsfinanzminiſterium, Rein⸗ hardt, auf eine Beſchwerde wegen zu niedri⸗ gen Betrages erteilt hat. Ein Volksgenoſſe hatte ſich darüber beſchwert, daß er ſtatt der beantragten 1000 Rm. nur 500 Rm. Ehe⸗ ſtandsdarlehen erhalten hatte. Sein Beſchwer⸗ deſchreiben an das Finanzamt wurde Staats⸗ ſekretär Reinhardt vorgelegt, der in ſeiner Antwort betonte, daß Nationalſozialiſt nur derjenige ſei, der in allen Dingen ſeines Le⸗ bens bereit und entſchloſſen iſt, das eigene Ich den allgemeinen Intereſen des Volksgan⸗ zen unterzuordnen. Die Einſtellung des Be⸗ * ſchwerdeführers entspräche nicht der Grund⸗ auffaſſung des Nattonalſozialismus. Staatsſekretär erklärte dann, daß der Ge⸗ danke, Eheſtandsdarlehen zu gewähren und das Geſetz zur Förderung der Eheſchließungen von ihm ſtamme, und daß die vorübergehende Kontingentierung der Einzeldarlehen auf höch⸗ ſtens 500 Rm. wegen des ſtarken Anſturms von Anwärtern notwendig war. Im April und Mai 1934 ſeien bereits weitere rund 80 000 Eheſtandsdarlehen gewährt worden. Ducch die vorübergehende Begrenzung ſei es möglich geworden, mehr Volksgenoſſinnen zum Heiraten zu veranlaſſen und ihren bis⸗ herigen Arbeitsplatz freizubekommen. Statt dem Beſchwerdeführer 1000 Rm. zu geben, habe man ihm und einem anderen Partei⸗ genoſſen je 500 Rm. gegeben und damit in zwei Fällen die Geündung eines Hausſtan⸗ des ermöglicht und eine Vermindekung der Arbeitsloſenziffer um zwei Plätze erzielt. Marxiſtiſche Einheitsfront Wichtige Beſchlüſſe der franzöſiſchen Sozia- liſten. Paris, 17 Juli. Der Nationalrat der Sozialiſtiſchen Par- kel hat eine Eniſchließung 0 Fe in der er das Angebot der Kommuniſtiſchen Parkei für eine gemeinſame Aktion gegen Jaſchismus und Krieg annimmt und es dem Verwalkungsausſchuß der Parkei überläßt, den Worklaut des Abkommens zu formulje⸗ ren und es zu unkerzeichnen. Der National- rat hat beſchloſſen, der Kommuniſtiſchen Parkei bereits ſetzt die Veranſtaltung ge⸗ meinſamer Kundgebungen für den 20. Jah- reskag der Kriegserklärung vorzuſchlagen. Der Nationalrat hat außerdem beſchloſ⸗ en, der Zweiten Internationale ſeine For⸗ derungen mitzuteilen und ſie aufzufordern, bei der Dritten Internationale anzufra⸗ gen, ob ſie zu einem gleichen Schritt im in⸗ ternationalem Rahmen entſchloſſen ſei. Die vom Generalſekretär der Partei, Faure, eingebrachte Entſchließung enthält gemiſſe Bedingungen. Die Kommuniſten hatten nämlich gefordert, daß ſämtliche bis zum Terror gehenden Mittel angewendet werden ſollten. Die Sozialiſten hingegen verlangen, daß jede ungeſetzliche Handlung unterbleibt und fordern, daß die Unabhängigkeit der Partei gewahrt bleibt. Iſterreich Landeshauptmann Ender Bregenz, 17. Juli. Landeshauptmann Dr. Ender hat der Vorarlberger Landes— regierung von Wien aus mitgeteilt, daß er als Abgeordneter des Landes Vorarlberg und damit als Präſident des Vorarlberger Landtages zurücktrete. Ebenſo legte er ben Stellung als Landeshauptmann nie— er. Vergebliche Aufforderung Wien, 17. Juli. Der Erlaß der Regierung vom 13. Juli, in dem die Todesſtrafe für den Beſitz von Sprengſtoff angedroht und gleichzeitig Strafloſigkeit für die Ablieferung von Sprengmitteln bis zum 18. Juli 12 Uhr nachts gewährt wird, iſt bisher nach Berich⸗ ten aus der Provinz ohne Erfolg ge⸗ blieben. Entgegen allen Erwartungen der amtlichen Stellen hat eine Ablieferung von Sprengmitteln in großem Umfange nir— gends ſtattgefunden. Politiſcher Mord Drei unbekannte Männer drangen in Wien in die Wohnung des Cornelius Zim⸗ mer ein und verletzten Zimmer durch Re⸗ nolverſchüſſe ſchwer. Zimmer ſtarb auf der Stelle; die drei Männer entkamen uner— kannt. Da Zimmer als Nationalſozialiſt ſeit Jahren bekannt war, nimmt die Polizei an, daß es ſich hierbei um einen politiſchen Mord handelt. Sben Hedin Er befindet ſich in Sicherheit. Nanking, 17. Juli. Der ſchwediſche Forſcher Sven Hedin befindet ſich nach hier eingelaufenen Meldun⸗ gen in Sicherheit. Er hält ſich zurzeit in Urumtſchi auf. ö Auch in„Tokio iſt eine Meldung aus Urumiſchi eingelaufen, wonach Sven Hedin und ſeine Begleiter ſich in Sicherheit befin- den. Der engliſche Generalkonſul in Kaſchgar hat den engliſchen Geſandten in Peking ver- ſtändigt, daß Sven hedin ſeine Jorſchungs⸗ arbeit forlzuſetzen gedenkt. Die chineſiſchen Provinzbehörben haben Sven hedin ihre Un⸗ kerſtützung zugeſagt. Sven Hedin hat die e 7 0 überall hin 1 Nachrliht zu verbreiten, daß ihm nichts paſſiert ſei. 0 9 5 Generalſtreilin San Francisco Geſpannkte Lage.— Rationierung der Lebens miktel. San Francisco, 17. Juli. In San Franelsco iſt am Montag der von den Gewerkſchaften proklamierte Generalſtreik ausgebrochen. Es herrſchte in der Stadt eine unheimliche Stille. Das e ruhte faſt voll⸗ ſtändig. Der geſamte Straßenbahnverkehr war eingeſtellt. Alle Vergnügungsplätze, Theater und Kleinverkaufsläden blieben ge⸗ ſchloſſen Sämtliche Reſtaurants waren ge⸗ Der zurückgekrelen. triebe zu Getreidewirtſchaftsverb ſchloſſen mit Ausnahme der 19 Lokale, die der Generalſtreikausſchuß zur Speiſung der Tauſende von Einwohnern beſtimmt hal, die regelmäßig in den etwa 200 Speiſehäuſern San Franciscos ihre Mahlzeiten einneh⸗ men. Bürgermeiſter Roſſi ernannte einen auf 500 Perſönlichkeiten beſtehenden Not, ausſchuß, der die Aufgabe hat, für eine ge⸗ rechte Verteilung der noch vorhandenen Le⸗ bensmittel zu ſorgen. Die Vorräte an friſchem Gemüſe und riſchfleiſch uh bereits erſchöpft. Die Le. ensmittelgeſchäfte müſſen nach den Panik. einkäufen der letzten Woche ihre verbleiben. den Vorräte rationieren. Die Großhändler bewerlen die bei ihnen lagernden Lebens. mittelvorräte nur noch auf 10 Millionen Dollar. Dazu kommk, daß die Verteilung dieſer Nahrungsmittelbeſtände durch den Juhrleukeſtreik unmöglich gemacht wird. Der Lebensmittelmangel erſtreckt ſich auch auf die weitere Umgebung der Stadt, wo ein eiſerner Ring von Streikpoſten, die mit Lebensmitteln beladenen Laſtwagen zurück⸗ hält. Mit Maſchinengewehren Polizeiabteilungen begannen am Montag den Laſtwagenkarawanen einen Weg durch die Streikpoſtenlinien zu bahnen. In der Stadt haben ſich bereits verſchiedene Aus-“ ſchreitungen ereignet. So ſtürmte eine Volksmenge ein Lebensmittelgeſchäft, das Preisſteigerungen vorgenommen hatte. 150 000 Streitende Neben 45 000 gewerkſchaftlich organiſier⸗ ten Arbeitern in San Francisco und 40 000 in Oakland werden 47000 unorganiſierte Arbeiter direkt oder indirekt zur Arbeitsein— ſtellung gezwungen ſein. Der Chef der Polizei von San Francisco ronkkämpfer zur Verſtärkung der einberu- hat die 3 f h ſich pe ee ſache en. Angeſichts der zahlreichen Geſuche für Verſicherungen gegen Streik und Unruhen haben die Verſicherungsgeſellſchaften die Prämien für dieſe Verſicherungsarken ver dreifacht. Omnibus verunglückt Ein Toter, 15 Verletzte. Jriedrichsſtadt(Schl.⸗Hſt.), 17. Juli. Ein Kraftomnibus aus Marne, der 1 mit 34 Ausflüglern beſetzt war, geriet in Friedrichsſtadt durch Platzen eines Vorder— reifens ins Schleudern. Der Wagen über⸗ ſchlug ſich und ſtürzte mit den Rädern nach oben in den mit Waſſer gefüllten tiefen Chauſſeegraben. Die Bergungsarbeiten geſtalleten ſich au⸗ zerordenklich ſchwierig, da die Verunglückten durch die Fenſter des umgeſtürzlen Wagens herausgeholt werden mußten. Es wurden echs Schwerverletzte und zehn Leichtverletzte jeborneg. Die übrigen Jahrgäſte kamen mil dem Schrecken davon. Von den Schwerver⸗ etzten iſt eine Frau bereits auf dem Trans- bort in Friedrichſtadter Krankenhaus geſtor⸗ den. Es handelt ſich um die 28jährige Ern! Hanſen aus Elmshorn. Weitere Schwerverletzte konnten bereits wieder aus dem Krankenhaus entlaſſen wer— den. Die Fahrgäſte ſtammmen zum größten Teil aus Hamburg, Altona und Elmshorn. In kurzen Worten Anläßlich des Sieges der deutſchen Wa— gen auf dem Nürburgring ſandte der Reichsverkehrsminiſter Freiherr von Eltz— Nübenach Glückwunſchtelegramme an die Auto⸗Union AG., die Firma Daimler-Benz AG. und an den Rennfahrer Hans Stuck. Der Befehlshaber der preußiſchen. Polizei und Führer der geſamten Reichspolizei, General Daluege, gewährte einem Preſſe— vertreter eine Unterredung über die Reor⸗ ganiſation der SA. Das ſiameſiſche Königspaar beſuchte ae N und wohnte dem Paſſions⸗ piel bei. Der Erlaß der öſterreichiſchen Regierung, in dem die Todesſtrafe für den Beſitz von Sprengſtoff angedroht und gleichzeitig Strafloſigkeit für die Ablieferung von Sprengmitteln bis zum 18. Juli 12 Uhr nachts gewährt wird, hat bisher ſo gut wie gar keinen Erfolg gehabt. Die Oſtpaktpolitik Barthous wird nicht von allen franzöſiſchen Kreiſen günſtig auf⸗ genommen. Eine ganze Reihe von Blät⸗ tern, die mit dieſer„Paktmanier“ ein Wie⸗ deraufleben Briandſchen Geiſtes befürchten, wenden ſich gegen Oſtlocarno. In San Franeisco, wo am Montag der Generalſtreik proklamiert wurde, iſt die Lage ſehr geſpannt. Es herrſcht bereits Le⸗ bensmittelnot. Die Getreidewirtſchaft Eine neue Verordnung. Berlin, 17. Juli. Im Reichsgeſetzblatt wird eine Verord⸗ nung zur Ordnung der Getreidewirtſchaft veröffentlicht. Der erſte Abſchnitt behandelt den Zuſammenſchluß der deutſchen Getreide⸗ wirtſchaft und beſtimmt, daß zur Regelung der Verſorgung ſowie des Abſatzes und der Verwertung von Getreide, von Erzeug⸗ niſſen hieraus und von Brot ſowie der Preiſe und Preisſpannen für Erzeugniſſe aus Getreide und für Brot folgende Be⸗ nden zu⸗ ausgerüſtete Wie Richard Wagner oe Jagdruf fand. Der abgrundtiefe Hornſtoß, mit dem Hagen im zweiten Akt der„Götterdämmerung“ die Mannen der Nibelungen zur Jagd ruft, hat Richard 1 lange zu ſchaffen gemacht. Trotz allen Suchens wollte es ihm nicht ge⸗ lingen, ein Inſtrument zu finden, das dieſen Ton aus Hagens Stierhorn ſo wiederzugeben vermochte, wie er dem Meiſter vorſchwebte. Erſt der Zufall half ihm aus ſeiner Not. Eines Tages traf er auf der Straße einen Militär⸗ muftker mit einem rieſigen Bombardon. Einer plötzlichen Eingebung folgend packte Wagner den Mann, brachte ihn ins Feſtſpielhaus und ließ ſich von ihm alle Töne ſeines Inſtrumen⸗ tes vorblaſen, immer gedehnter, immer ſtär⸗ ker, daß dem armen Muſikus faſt der Kopf zerſprang. Auf einmal aber ſtürzte der Mei⸗ ſter auf ihn zu:„Das war ja mein Ton! Mei Stierhornton!“ Er hatte den„rechten Ton“ gefunden. Der Muſiker aber wurde dem Orcheſter eingereiht und hieß fortan nur noch„der Stierhorniſt“. Vollbeſchäftigte Auto-Induſtrie. Die ſeiner⸗ zeit von manchen ſcharf kritiſierte Vorverle— gung der Automobilausſtellung hat dach ſehr erfreuliche Früchte gezeitigt. Die große Au⸗ toſchau gab mannigfache Anregungen, vor allem aber konnten die Firmen eine außer⸗ ordentlich hohe Zahl von Aufträgen herein⸗ nehmen, ſodaß die Werke noch für Monate voll beſchäftigt ſein werden. Eine Umfrage bei den maßgebenden Kraftwagenherſtellern läßt die Zahl der unerledigten Aufträge zur Zeit ungefähr überſehen. Danach konnten etwa 20 000 Kraftwagen— die Motorräder nicht gerechnet— bis jetzt noch nicht geliefert werden, obwohl die Monatserzeugung der deutſchen Kraftwageninduſtrie zwiſchen 14000 und 16 000 Stück liegt. Im Monat April wurden z. B. allein im Inland 13 800 Autos neu zugelaſſen. Die ausgeatmete Kohlenſäure. Ein er⸗ wachſener Menſch verwandelt in 24 Stunden etwa 200 Gramm in Kohlenſäure. Eine Kuh verbraucht täglich ungefähr 2 Kilogramm Kohle, ein Pferd zweieinviertel Kilogramm beim Atmen. Alle warmblütigen Tiere ent⸗ wickeln ihre Blutwärme einzig und allein durch Verbrennen der in den Nahrungsſtof— ſen eingeführten Kohle.— In London wur⸗ den innerhalb 24 Stunden etwa 5 Millionen Kilogramm Kohlenſäure allein durch At⸗ mung entwickelt. Sie entweicht in die At⸗ moſphäre und wird von der Pflanzenwelt wieder als unentbehrlicher Nahrungsſtoff eingeſaugt. Alle Bäume, Sträucher und Kräuter nehmen den Kohlenſtoff durch die Blätter aus der Luft, in die ihn Menſchen und Tiere als Kohlenſäure entſendet haben, und wachſen und gedeihen ſo, während ſie in ganz reiner Luft dahinwelken und ab⸗ ſterben würden. a eee der Rattenfänger von Hameln Die Geſchichte einer deutſchen Sage. In der Zeit vom 20. Mai bis 2. Septem⸗ ber gedenkt die Stadt Hameln des hiſtori⸗ ſchen Tages, an dem nach alten Chroniken vor 650 Jahren der Rattenfänger 130 Kin⸗ der der Stadt entführt haben ſoll. Wir len⸗ nen alle die traurig⸗ſchöne Sage vom Rat⸗ tenfänger, aber ſo, wie ſie überliefert iſt, haben ſich die Begebenheiten freilich nicht zugetragen. Jede Sage, ſo auch die Ratten⸗ fängergeſchichte, hat einen wahren e Nach der älteſten bekannten Urkunde ſin wirklich an einem Tage biſchöflichen Herrſchaft nichts wiſſen; ſie un⸗ Stadt ums Leben gekommen; offen bleibt ier, ob ſich das traurige Ereignis im ahre 1284 oder ſchon 1259 abgeſpielt hat. Die Wiſſenſchaft hat nun nachgeforſcht und ermittelt, daß im Jahre 1259 die Blüte der hamelſchen Jungmannſchaft in einer mörderiſchen Schlacht bei Sedemünde gegen den Biſchof von Minden gefallen iſt. Der Abt von Fulda, dem Hameln früher gehörte, hatte die Stadt dem Mindener Biſchof über⸗ eignet, aber die Bürger wollten von der terlagen jedoch im Kampfe.— 1284 ſoll da⸗ gegen in Hameln ein großes Kinderſterben geweſen ſein, an das auch noch ein Votiv⸗ gemälde in der Stadtkirche erinnert. Nach der Annahme von Meinardus aber ſind 1284 viele Hamelner Kinder einer Tanzwut zum Opfer gefallen. Wie dem auch ſei, bis zur Reformation haben ſicher jährliche See— lenmeſſen die Erinnerung an das wirkliche Begebnis aufrechterhalten. Dann aber kamen fremde Prediger in die Stadt, die von den Trauertagen nichts mehr wußten; bald hieß es nur mehr, daß einſt ein gro— ßes Unglück die Kinder von Hameln betrof— ſen habe und allmählich veränderte ſich die Deutung der Ueberlieferung, indem ſie mit anderen wunderſamen Berichten und Erzählungen vermengt wurden. Das Motiv der Nattenaustreibung ſtammt wahrſcheinlich aus dem mittelalter— lichen Brauch, Schädlinge durch Gebet und Prozeſſion zu vertreiben. Daß eine Epide— mie der Kinder durch einen Zauber verur— ſacht ſein könnte, lag dem Vorſtellungskreis des hexengläubigen Mittelalters ſehr nahe. Auch Fälle von Tanzwut, die durch Zauber verurſacht ſein ſollte, waren bekannt. Aehn— liche Matiye mie die der Rattenfängerſage laſſen ſich alſo nicht finden. So entſtand ſchon im 15. und 16. Jahrhundert dieſe Mär, die bald von den Hamelnern eifrig gepflegt wurde, weil ſie ihre Stadt berühmt machte. Sie ſetzten des öfteren ſogar neben die gewöhnlichen Zeitangaben die Notiz: ſoundſo viel Jahre„nach unſerer Kinder Auszug“, Nur von dem Treubruch der Ha— melner Ratsherren, der das Unglück ver⸗ ſchuldet haben ſollte, ſprachen ſie zunächſt nur ungern und ſelten. Im 16. Jahrhundert fand die Sage neben der erſten überkommenen ſchriftlichen Auf— zeichnung in einer„Chronik der Sachſen und Niederſachſen“ auch zwei Faſſungen in der von Johann Backhaus ge— ſchriebenen„Reimchronik“ und dem bekann⸗ ten„Froſchmäuſeler“ Rollenhagens. Später finden wir in franzöſiſchen Sagen, ja ſelbſt in Irland Erzählungen, die offenbar Um⸗ formungen der Hamelner Sage ſind. Be— ſonders in den letzten 150 Jahren aber wurden viele deutſche und ausländiſche Dich⸗ ter durch ſie angeregt. Wilhelm Raabe und die Gebrüder Grimm haben ſie nacherzählt, in des„Knaben Wunderhorn“ ſteht ſie und Goethe hat ſein„Rattenfängerlied“ ihr ent— nommen. Selbſt Drama und Oper haben ſich des dankbaren Stoffes bemächtigt und zu manchem Volksſtück hat er die Fabel ge⸗ liefert. . ſten iſt fü te aber intereſſanteſten iſt für un heu 6h die nder 11 5 dei ie im 17. Jahrhundert du Jes i Athanaſius Kircher erfuhr. Er bat 175 11 freundlichen nter 50 rde 198 nach i inder unter rde eh a Siebenlehn gelangten und nicht zugrunde ö ingen. So iſt die Rattenfänge,geſchichee pon Hameln zu einer Sage des Auslands- 130 Kinder der ö je Auswanderung chtums geworden. Die Ausm i 5 f db, heren in das romaniſch⸗maava dichteriſche riſche Land findet in ihr eine volkspoetiſche Umkleidung und ſie lehrt verſtehen, warum dort im Süden, elntzeſprengt in fremde Völker, die ſächſiſche Mundart geſprochen wird. a Der Wille zur Arbeit lebt außerordentlich ſtark im deutſchen Volke. Wir 1 mit Hilfe unſeres Führers ſchon mancherlei Wege zu neuer Lebensgeſtaltung gefunden. Als vordringlichſte Aufgabe aber erkannten wir die Löſung des ſchwierigen Pro⸗ blems der Arbeitsloſigkeit. f Die„NS D A P.“ Lotterie erwies ſich ſchon im vorigen Jahre zweimal als ein an⸗ erkennenswerter großer Unterſtützungsfaktor im Kampfe gegen die deutſche Arbeitsnot, indem ſie reichlich Geldmittel zur Arbeitsbeſchaffung beiſteuerte. Da jetzt der Ziehungstag der dies⸗ jährigen Arbeitsbeſchaffungs-Lotterie immer näher rückt und die Friſt, braune Loſe kau⸗ fen zu können, bald abgelaufen iſt, ſeien die⸗ jenigen, die ſich über die katſächlichen Auf⸗ gaben dieſer gemeinnützigen Geldlotterie noch immer nicht im klaren ſind, hiermit nochmals auf die hohen Ziele der Lotterie hingewieſen: Wie die vorfährigen beiden„NSDAP.“ Lotterien dient auch dieſe dritte zur Gewin⸗ nung für die deutſche Arbeitsbeo⸗ ſchaffung. Aber zum erſten Mal hat dieſe Arbeitsbeſchaffungs-Lotterie ihren Gewinnplan dem nationalſozialiſtiſchen Empfinden gemäß um ein Beträchtliches erweitert. Zu Gunſten vieler mittlerer Gewinne wurde von dem frü⸗ heren, engherzig gedachten einzelnen Haupt⸗ gewinn abgeſehen. Vielen Deutſchen ſteht ſomit eine Gewinnfreude bevor. Die Loſe ſind in zwei Abteilungen: A und Beim Umlauf. Ein Doppellos beſitzt derjenige, der zwei Loſe mit der gleichen Nummer aus der Abteilung A und B gezogen hat. Ent⸗ fällt auf ſeine Nummer ein Gewinn, ſo erhält er dieſen doppelt ausbezahlt. 1500 000 Rm. werden ausgeloſt und war⸗ ten auf ihre Gewinner. Da wird wohl kei⸗ ner mehr zögern, braune Loſe zu erſtehen, zu⸗ mal dieſe großartige Gewinnausſicht nur noch kutze Zeit, nämlich bis zum 21. Juli, offen bleibt Am 21.22. Juli iſt ſchon Ziehung! Vergiftung durch das Eſſen Vierköpfige Familie erkrankt.— Ein Todes⸗ opfer. Koblenz, 15. Juli. In dem Vorort Lützel erkrankte eine vier— köpfige Familie nach dem Genuß von neuen Kartoffeln mit Heringen, worauf Waſſer ge⸗ trunken wurde, an Vergiftungserſcheinungen. Sämtliche vier Perſonen mußten dem Kran⸗ kenhaus zugeführt werden, wo ein 13jähriger Junge bereits geſtorben iſt. Die Aerzte haben auch keine Hoffnung mehr, den Vater durchzu⸗ bringen. Der Zuſtand der Mutter und eines 11jährigen Sohnes gibt zu Bedenken keinen Anlaß. Das Tabu der Niviera Eine geheimnisvolle Inſel. Nach der italieniſchen Riviera mit ihrem tiefblauen Himmel ziehen alljährlich Tauſende von Fremden aus allen Weltteilen, um ſich einige Wochen an dem überaus geſegneten Klima und dem entzückenden Landſchaftsbild zu ergötzen; berauſchend iſt der Anblick der weiten Küſte. wenn ſich in dem tiefblauen Meere die vom azurblauen Firmament nie⸗ dertänzelnden Sonnenſtrahlen bilden. Nicht weit von der Küſte entfernt ſieht man ruhig in den Fluten badend, wie traumverloren eine kleine Inſel, und dies unſcheinbare Ei⸗ land iſt es, das hier die Touriſten, wenig⸗ ſtens ſoweit ſie zum erſten Male dieſen Teil der Meeresküſte betreten, feſſelt. Weniger iſt es das Ausſehen dieſer klei⸗ nen Inſel, als vielmehr das Geheimnis und die Geſchichte, mit der der Volksmund ſie umgibt. Man nennt ſie wohl mit Recht das Tabu der Riviera, und ſie wird von der Fi⸗ ſcherbevölkerung gemieden. Aber, was kann die an ſich ſo öde daliegende Inſel an Ge⸗ heimniſſen erzählen können? Allerdings recht myſteriös klingt die Chronik, die noch nicht gar zu lange zurückreicht. Möven, die im Volksmund„weiße Falken“ genannt werden, überfliegen Galinara, deren Küſten von Delphinen bevölkert ſind und vom Gipfel der Inſel ſchaut düſter ein grau⸗ braunes aus Ziegelſtein erbautes Schloß, in dem wahrſcheinlich im Mittelalter See⸗ räuber gehauſt haben mögen, auf das Meer. Jetzt iſt es von einer alten italieni⸗ ſchen Einſiedlerin aus ariſtokratiſcher Fami⸗ lie mit ihrem alten Diener bewohnt, die wö⸗ chentlich einmal durch ein Motorboot mit den erforderlichen Lebensmitteln verſorgt wird, während Zeitungen und Poſt nie⸗ mals Eingang auf der Inſel finden. Aber damit iſt das Geheimnis von Gali— nara noch keineswegs erſchöpſt. Es war während des Weltkrieges, wo dieſer Teil des Mittelmeeres der Schrecken der Schiff— fahrt der Allierten war und der Meeres— raum um jene Inſel das Grab für zahl— reiche Schiffe mit Kriegsmaterial bildete. Beängſtigend war das myſteriöſe Treiben der unter neutraler Flagge ſegelnden Dampfer, aus denen lange Gummiſchläuche wie Fangarme ins Meer hineinragten, die ſich in der Umgebung der Inſel häufig auf⸗ hielten, um nach geraumer Zeit wieder ab— zudampfen, während große Oelflecke auf der Waſſeroberfläche auf rätſelhafte Vorgänge hindeuteten. Trotz ſchärfſter Bewachung der Inſel ſeitens der Allierten hatten ſich die U-Boote, von der Norbſee kommend, in den unterſeeiſchen Höhlen, weiche die Natur ſo⸗ zuſagen für die U-Boote ſchaffte, häuslich ein⸗ geniſtet, ſtändig auf ihre Beute lauernd, der dann durch einen wohlgezielten Torpedoſchuß der Garaus gemacht wurde. Heute gehören dieſe Vorgänge ſchon der Vergangenheit an, die aber nichtsdeſtoweniger vom Volksmund ſtets aufgefriſcht werden und dazu beitragen, den Nimbus zu erhöhen, der jetzt die kleine Dornröschen-Inſel Galinara zu einer Be— rühmtheit der italieniſchen Riviera gemacht hat. Wiſſen Sie das! Die Kohlenvorkommen der Welt ſollen nach Schätzungen und Berechnungen von Geologen nicht unbegrenzt halten; ſo ſoll die engliſche Kohle in 50, die franzöſiſche in 300, die belgiſche in 800, die deutſche in 1000 und die amerikaniſche in weniger als 1500 Jahren bei heutigem Verbrauch aufgezehrt ſein. In Deutſchland gibt es nach der letzten Volkszählung 50 904 politiſche Gemeinden mit einer Wohnbevölkerung von 65 188 626 Perſonen. * Von dem deutſchen Benzinverbrauch im Jahr 1933 konnte nur 15 Prozent durch in— ländiiche Erzeugung gedeckt werden. Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle(Saale) „Erzählen Sie das dem Unterſuchungsrichter oder Raoul Vigdor. Man wird Sie mit ihm konfrontieren, und zwar in der hübſchen Verkleidung, die Sie bei den Be⸗ ſprechungen mit ihm trugen: blonden Schnurrbart, blonde Perücke, große Hornbrille mit dunklen Gläſern.“ Gaſton wurde totenbleich: „Was wünſchen Sie von mir?“ fragte er leiſe. „Einen Brief“, antwortete Lothar,„in dem Sie der Wahrheit gemäß zugeben, daß Sie Ihre Frau ſeit Jahren betrogen haben, in die Scheidung einwilligen und alle Schuld auf ſich nehmen.“ „Und wenn ich mich weigere?“ „So wird Herr Kommiſſar Villiers Sie ſofort ver⸗ haften.“ 1 „Und wenn ich unterſchreibe?“ „So werden wir Sie laufen laſſen, da wir vermeiden möchten, daß die Oeffentlichkeit erfährt, welchen Schurken Madame zum Manne hatte.“ „Ich möchte Bedenkzeit bis morgen mittag haben, um mich perſönlich von der Verhaftung des Raoul Vigdor zu überzeugen.“ „Die wird Ihnen gegeben werden. Nacht unter Bewachung hier und können Ihren Freund morgen ſehen.“ 5 i los Am nächſten Morgen fertigte Gaſton widerſtands das ect Schriftstück aus und wollte Frankreichs Boden verlaſſen. 5 5 1 tuſchen.“ Sie bleiben die Madame Dalandier!“ Aber der ſchonende Plan, den Evelyn und Lothar Ter— brügge auf Rat Villiers gefaßt hatten, wurde durchkreuzt. Die franzöſiſche Kriminalpolizei hatte durch irgend— welche Quellen Kenntnis davon bekommen, daß Gaſton Dalandier hinter dem Verbrechen an Madame Dalandier ſtände. Der Chef der Polizei hatte ſich, da es ſich um einen diplomatiſchen Beamten handelte, mit dem Unterſtaats— ſekretär im Kolonialminiſterium vertraulich in Verbin- dung geſetzt. Der Unterſtaatsſekretär war aufs höchſte er 38 ſchreckt, daß ein Freund von ihm in eine ſolche verbreche— riſche Affäre verwickelt war. Es ſchien ihm geraten, in aller Oeffentlichkeit von Gaſton Dalandier abzurücken. Als man den Dingen etwas näher nachforſchte, ſtieß man auch auf verſchiedene geſchäftliche Transaktionen Gaſton Dalandiers, die ſich mit der Ehre eines Beamten nicht vereinbaren ließen. So vor allem auf die eigentüm⸗ lichen Beteiligungen, die Dalandier an verſchiedenen Ge⸗ ſchäftshäuſern in Afrika hatte. Es wurde offenſichtlich, daß er dieſen Häuſern Informationen gegeben, die nur ous dienſtlichen geheimen Kenntniſſen ſtammen konnten. „Das iſt zuviel!“ ſagte der franzöſiſche Unterſtaats⸗ ſekretär erregt zu dem Chef der Kriminalpolizei, der ihm in ſeinem Amtszimmer gegenüberſaß.„Nachdem die Dinge erſt einmal ſo weit gediehen, würden wir uns geradezu ſchuldig machen, wenn wir einen ſolchen Beamten ſchützen wollten. Ich habe nicht Luſt, mir in der Kammer deswegen einen Skandal machen zu laſſen. Ich habe noch genug von der Affäre Buchs. Man muß ſich von ſolchen Objekten wie Dalandier öffentlich diſtanzieren. Das iſt beſſer als ver⸗ Der Erfolg der Unterredung der beiden Beamten war die Verhaftung Dalandiers, gerade als er einen ſüdameri⸗ kaniſchen Dampfer beſteigen wollte. Schon am nächſten Morgen brachten die Zeitungen in großer Aufmachung die ganze Geſchichte unter dem Titel:„Die Tragödie der Aufs äußerſte betroffen, kam Villiers mit dieſen Zei⸗ tungsnachrichten zu Lothar Terbrügge. Der hatte ſich in det Nähe des Krankenhauſes Lariboiſiere in einem Privat ⸗ ſein. Augen. N hotel einquartiert, um immer in der Nähe Evelyns zu Evelyn ging langſam ihrer Geneſung entgegen. Und ſo geſtattete der Arzt ſchon längere Plauderſtunden, zum Entzücken der beiden Liebenden. Lothar Terbrügge war über dieſe Nachrichten recht er⸗ ſchreckt. Da hatte man es um Evelyns willen vermeiden wollen, ihren Namen durch die Zeitungen zu ſchleifen— denn man kannte die Pariſer Senſationspreſſe; dieſem Artikel würden andere folgen. Gaſton Dalandiers Leben bis in den letzten Winkel durch⸗ forſchen, ſondern auch das Evelyns. Es konnte nicht aus⸗ bleiben, daß man auch ſeinen, Lothars, Namen hinein⸗ ziehen würde. Und wenn es erſt zu der öffentlichen An⸗ klage und Verhandlung kam, lagen alle Fäden, die zwiſchen Dalandier, Evelyn und Lothar ſich gewoben, klar vor aller Man würde nicht nur Das alles war Lothar unſäglich peinlich. Er kannte Evelyns empfindlichen Stolz. Zwar konnte man ſie noch vor dieſen Zeitungsnachrichten bewahren, denn ſie hatte gar kein Bedürfnis nach irgendwelchen Dingen des Außen⸗ lebens. Ihr genügte es vollkommen, mit dem Geliebten zu plaudern, ſeine Hand zu halten und mit ihm tauſend Pläne für die Zukunft zu machen. g „Von der Welt um uns will ich gar nichts wiſſen“, hatte ſie geſtern erſt lächelnd geſagt.„Ich hatte ja immer nur eine Welt draußen und nie eine für mich. Jetzt ſoll es umgekehrt ſein.“ Sie hatte ſich zärtlich in Lothars Arme geſchmiegt, glück⸗ lich zu ihm aufgeſehen. So konnte man ihr noch verheim⸗ lichen, wle ſchwierig dieſe Senſationsnachrichten ſich auch für Lothar und ihre Zukunft auswirken mußten. Sicherlich würde etwas über den Prozeß auch in den deutſchen Zeitungen ſtehen. Und es bangte Lothar davor, wie ſein Vater und ſeine Mutter daheim ſeine Verlobung mit Evelyn aufnehmen würden. Der empfindliche Frauenſtolz Evelyns wurde ja noch tauſendfach über⸗ troffen von dem patriarchaliſchen Stolz der Terbrügges. (Fortſetzung folgt.) 22220 N 1 QNC LO ASE SON. Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle(Saale) Nachdruck verboten. Aber mit ſtarkem Willen und aus tiefſter Achtung vor dem anderen hatten ſie nie ein Wort geſprochen zuein— ander von dem, was ſie erfüllte— ſie hatten ſich nichts vorzuwerfen, nicht einmal ein Mienenſpiel, denn auch das wußten ſie zu beherrſchen. Und nun? Das Geſchwätz der Leute? Mochten ſie! Ueber wen ſchwätzte man nicht in müßigen Stunden! Aber— die trockene, magiſterhafte Art ihres Mannes hatte ſie verletzt und aufgerührt bis in ihre tiefſte Seele. Er war ſo ſicher ihrer ſeeliſchen Treue, nicht weil er ſie hoch einſchätzte — ſondern weil er ſich für einfach einzig hielt. Sein Vertrauen war Selbſtgefälligkeit— nicht Vertrauen in den anderen. Erſt gegen Morgen ſchlief ſie ein. Müde und nervös erwachte ſie ſpät. Ihr Mann war ſchon in der Schule— Gott ſei Dank. Es wäre ihr ſchwer geworden, ihm in die Augen zu ſehen. Wenn er das große Enttäuſchtſein darin geſehen hätte! Wenn... Fred Feldmann war nicht der Maun, der ſah... Sie zog ſich an und ging zu Lisbeth Winkelmann. Trotzdem die faſt acht Jahre jünger war als ſie, empfand ie eine herzliche Freundſchaft für ſie. Lisbeth, in ihrer be— ſcheidenen Weiſe, empfing ſie herzlich. „Denken Sie— neulich warnten Sie mich. Geſtern abend redeten ſie am Stammtiſch über Gerlach und mich. Ach, wenn noch etwas Wahres daran wäre!“ ſagte ihr Inge. Lisbeth nahm Inges Hand. „Wenn Sie Kinder hätten, wäre alles leichter!“ „Liebe Lisbeth— Sie ſind auch ſchon zwei Jahr ver— heiratet!“ „Mein Mann“, ſagte Lisbeth leiſe zu der Freundin, und ſenkte ihr Köpfchen,„fürchtet wohl das Erbteil meines armen Vaters. Ich bin immer noch Mädchen, Inge!“ Sie ſchwiegen beide. Schließlich ſagte Inge: „Heute mag ich nicht zu Hauſe ſein, Lisbeth. Dein Mann iſt ſchon auf Beſuchen? Ihr habt ja Telephon! Darf ich meine Mutter anrufen?“ Es wurde ihr von Celle aus erklärt, daß ſie herzlich villkommen ſei. Die jüngere Schweſter jubelte durchs Telephon. Inge küßte Lisbeth zum Abſchied und rief noch hren Gatten in der Schule an, ehe ſie ſich zum Bahnhof begab. Unterwegs kam ihr Gerlach entgegen. Sie wurde lot, wollte ausweichen. Er hielt ihr aber ſchon die Hand entgegen— und ſtoclkend berichtete ſie ihm, was ſie auf de Herzen hatte. Wozu wollen wir dem Gerede Konzeſſionen machen? Das wäre ja ein Zugeſtändnis, das man ſehr falſch deuten ennte. Nein, Inge...“ Gewiſſen haben müßten...“ „Ich fahre zu meiner Mutter“, ſagte ſie ausweichend. „Auf lange?“ „Auf ein paar Stunden!“ „Ich bringe Sie mit dem Wagen!“ „Nein, nein!“ „Doch! „Nein!“ bat ſie faſt ängſtlich. „Nun gerade!“ beharrte er. Natürlich ließ ſie ſich überreden zu dem, was ſie ſelbſt ſo ſehr wünſchte. Sie ſollte vorangehen. Auf der Land— traße, da und da, käme er nach oder wartete ſchon. Keiner würde es merken. „Und mein Mann?“ „Dem ſage ich des nachher ſofort!“ Inges Mutter begrüßte erſtaunt die Tochter. „Habt ihr denn jetzt einen Wagen?“ „Unſer Hausarzt fuhr gerade. Der nahm mich mit.“ So! Na ja!“ Abends kam ſie mit dem letzten Zuge nach Hauſe. Fred hatte das Mädchen zur Bahn geſchickt. Sehr nett von ihm. Er ſaß in ſeinem Zimmer, die Hörer an den Ohren. Vor— träge hörte er lieber ſo. Er behauptete, ſich dann beſſer konzentrieren zu können. Ihr Herz war übervoll. „Fred, hat Gerlach...“ „Ja, ja! Ja— ſtill doch! Ich höre eben einen Vortrag über den Bau der Atome. Sehr gut. Ruhig alſo!“ „Ich war doch den ganzen Nachmittag fort!“ ſagte Inge leiſe. Sie hatte, elaſtiſch wie ſie war, ihre Verletzt— heit ſchon überwunden. Fred war ja im Grunde ſo gut— mütig, nur eben— das brachte der Beruf mit ſich— zu ſehr von ſeiner Unfehlbarkeit überzeugt. Sie war froh und glücklich wie lange nicht. Lächelnd ſchlief ſie ein. Das bißchen Glück durchglühte ſie wie Feuer. 1 peo* A*. 15 Stoffel wurde unruhig. 5 „Hans, ich falle deinen Tanten zur Laſt!“, 8 i „Kein Wunder! Immer kannſt du mein Gaſt nicht bleiben, wenn du dich auch recht nützlich machſt. Du ſollſt dich anſiedeln!“ Stoffel ſchüttelte den Kopf.. „Die Gegend iſt mir hier nicht recht nach der Mütze. Es wird auch ſonſt Zeit. Schneit es erſt, iſt das Stromern kein Vergnügen mehr!“ Es fiel ihnen beiden nicht auf, aß or io 5 Ni 11“— ſeiſex— 1 öſes 5 5 7 5 7 mer ſie ſo nannte.„Wenn wir leiſer—„ein böſes zu tröſten, zu beruhigen— es nützte wenig. Sie ſaßen in Hans' Stube. Es war faſt grenzenlos gemütlich. Gerade wollten ſie ſich niederlegen, als die Nachtglocke ging. Stoffel ſchaute hinaus. Eine Mädchenſtimme rief atemlos: „Kommen Sie, Herr Doktor! Mein Vater...“ „Fräulein Hanni! Was iſt?“ fragte Hans über Stof— fels Schulter. „Er iſt ſo ſeltſam, liegt im Bett, atmet ſchwer— ach, Herr Doktor, er röchelt ſo unheimlich— und iſt auch nicht bei Beſinnung!“ „Ich bin in fünf Minuten da. Warten Sie, Hanni, ich gehe mit Ihnen zurück!“ Stoffel holte das Mädel herein, während Hans ſeine Schuhe wieder anzog, die er gerade abgelegt. „Ich gehe auch mit“, ſagte Stoffel.„Alleinſein— das ſchmeckt mir nicht.“ Der Wind war eiſig. Hanni hatte nur ein dünnes Tuch umgeworfen. „Fräulein Pfirſich, Sie erkälten ſich!“ meinte Stofſel fürſorglich.„Nehmen Sie meinen Mantel. Ich bin ab— gehärtet.“ Die beiden kannten ſich ſchon lange. Stoffel zog immer ein Schnütchen, wenn er von ihr ſprach. „Weißt du, Hans— die iſt mir zu hübſe ich nicht!“ „Philiſter!“ Wirklich, dieſer Stoffel war der geborene Spießbürger. Hanni hatte nie ſonderlich auf Stoffel geachtet. Sie war immer beſchäftigt. Er war ihr, wie alle Männer, ziemlich egal. Dankbar aber nahm ſie ſeinen warmen Mantel um die Schultern. „Wenn es nur nichts Ernſtliches iſt mit Vater!“ ſagte ſie voller Sorge. Ach, aber es war das Ernſtlichſte, das man fürchten konnte. Weinend und faſt ſchreiend kam ihnen die phlegmatiſche Frau Pfirſich entgegen. „Er atmet nicht mehr! Er liegt ganz ſtill!— O Gott, o Gott!, wenn er nur nicht tot iſt...!“ Hans unterſuchte raſch. Auf den erſten Blick erkannte er, daß da nichts zu machen war. Er konnte eben nur den Tod feſtſtellen. „Ein Gehirnſchlag!“ ſagte er.„Er hat nichts mehr ge— ſpürt. Ein ſchöner Tod. Aber wer hätte das gedacht?“ Hanni war weiß wie Kalk. „Mein lieber, lieber Vater!“ ſagte ſie nur leiſe.„Er iſt mir ſo viel, ſo viel geweſen!“ „Ich weiß, Hanni. Mir auch. Er ſteckte voll ſchlichter Weisheit. Er verſtand, Freund zu ſein!“ Frau Pfirſich klagte laut durch das ganze Haus. Jeder Winkel war von ihrem Geweine erfüllt. Hanni ſuchte ſie + 2—. 1* ). Der lrau Stoffel erbot ſich, die Totenfrau zu holen. „Ich bleibe dann die Nacht hier bei den Frauen“, ſagte er leiſe zu Hans.„Dieſe närriſche alte Perſon macht ja das Mädel kaputt.“ a Hans nickte Billigung. Kaum aber war Stoffel mit den beiden Frauen allein, nachdem man dem Toten ſein gutes Abendmahlskleid an— gelegt hatte und ihn zur letzten Reiſe in die Gruft zurecht— gemacht, als Frau Pfirſich ihre natürliche Gleichgültigkeit wieder zu ihrem Recht kommen ließ. „Nu wollen wir es uns aber doch ein bißchen gemüt— lich machen“, ſagte ſie mit plötzlich veränderter Stimme. „Hanni, koch' Kaffee und hol' Brot und Butter. Aber von der guten. Keine Margarine. Ja, wiſſen Sie, Herr John — viel Verluſt haben wir nicht davon, daß mein Mann nicht mehr iſt. Er verdiente man ein paar Groſchen. Und Hanni hat uns eigentlich unterhalten.“ Stoffel ſtaunte über die redſelige Unberührtheit der Frau und Hannis entſetztes Geſicht zu dem törichten Ge— ſchwätz der Mutter erregte ſein Mitleid. Die— wahr— haftig— die iſt heute verwaiſt!, dachte er. Bei der Beerdigung des alten Pfirſich zeigte es ſich, wie ſehr eine ganze Stadt um einen einfachen Lampen— putzer trauern kann, wenn er der richtige Menſch ge— weſen iſt. „Das iſt nicht viel anders wie damals beim Sanitäts— rat!“ ſagte ſtolz Frau Pfirſich.„Hanni, guck doch— der Herr Bürgermeiſter. Und der Herr von Thünen.— Hanni, ſitz' nicht ſo bedrüppelt da. Du haſt ja ſonſt gar kein Pläſier von all der Ehre.“ Hans und Stoffel hatten den beiden Frauen in allen praktiſchen Dingen beigeſtanden. Hans ſpendierte auch den Leichenſchmaus. „Das iſt richtig!“ lobte Tante Toni ausnahmsweiſe einmal.„Mit ſo etwas macht man ſich beliebt.“ „Herrgott— Tante, darum!“ „Natürlich, mit ſo etwas macht er ſich beliebt!“ ärgerte ſich Doktor Linde und Herr Neumark Junior.„Immer mit dem Proletenpack halten— und dabei doch immer mit aller Eleganz den ‚Herrn Akademiker“ betonen— das gefällt ihm ſo. Damit macht er ſich ja nur intereſſant.“ „Und ſatt!“ Die einfacheren Leute von der Krankenkaſſe wollten von Doktor Linde nichts wiſſen. Er behandelte ſie militäriſch. Seine Spekulation ging auf die vornehme Kundſchaft. Es lang ihm auch, in den Fabrikautenkreiſen Fuß zu faſſen. umark ſorgte dafür durch eifriges Empfehlen. Deshalb beſuchte er auch eifrig alle Geſellſchaften und hielt Umſchau nach einer reichen Frau; kokettierte mit jeder und konnte ſich zu keiner entſchließen. 5 „Nicht zu früh!“ warnte ihn Neumark.„Solange man nicht gebunden iſt, wird man umworben!“ Zu Weihnachten kam Karla aus München. Sie kam im allgemeinen nicht ſonderlich gern. Die Oberförſterei war ihr niemals Heimat geweſen und konnte es auch nicht werden. Aber je freier ſie innerlich wurde, je mehr Fort⸗ ſchritte ſie in ihrem Beruf machte, deſto mehr überwand ſie auch das Gefühl der Abneigung. „Mit der Zeit zahle ich alles zurück!“ ſagte ſie ernſt, wenn Frau Schaffert anfing, ihr leichte Vorhaltungen zu machen wegen all des Guten, das man ihr tat. „Das fordert ja kein Menſch!“ wies ſie dann ärger⸗ lich Karlas Verſprechen zurück. Noch nie im Leben war Karla ſo froh und frei wie diesmal. Sie war viel hübſcher geworden. Alles Graue, Bleiche war von ihr abgefallen. Faſt hatte ſie etwas Strahlendes. „Ich muß gleich morgen Doktor Gerlach beſuchen. Ich habe eine große Freude für ihn“, ſagte ſie, ſobald ſie ihre Sachen abgelegt und neben Frau Schaffert im Zimmer ſaß „So? Und was?“ „Geheimnis!“ lachte Karla. Hans begrüßte ſie ſehr zufrieden. „Krank ſind Sie nicht, Fräulein Großhaus— vielmehr ſehr geſund. Um ſo netter, daß Sie mich einmal beſuchen!“ „Ich bringe Grüße!“ „Grüße?“ „Vom Peterle!“ „Vom Peterle! O daß Stoffel auch gerade nicht hier iſt. Er wohnt ja jetzt bei Pfirſichs, aber meiſt liegt er doch hier bei uns herum.— Peterle! Woher kennen Sie ihn?“ „Peterle iſt auf dem beſten Wege, ein großer Künſtler zu werden!“ Hans war gar nicht erſtaunt. „Der mit ſeiner Stimme!“ „Wir ſingen manchmal zuſammen. Derſelbe Profeſſor iſt unſer Lehrer. Neulich— ich kenne ihn ſchon ein paar Monate— fragte er mich zufällig, woher ich komme. Und als ich ſagte: Aus Burgdorf in Hannover!, war er ganz begeiſtert und fragte nach Ihnen!“ „Warum ſchreibt er denn nicht?“ „Ich glaube, er kann beſſer Noten ſchreiben, als Buch⸗ ſtaben!“ „Das dürfte wohl ſo ſein. Nein, das Peterle...!“ Eine Karte flog nach Köln, wo Peterle noch immer ſeine Großmutter hatte. 0 Wiederfinden! Wiederfinden!— Wie reich machſt du das Herz! Das dachte Hans voll Freude. Stoffel aber zeigte weniger Befriedigung. Er neigte zur Eiferſucht. Diesmal blieb Hans zu Weihnachten zu Hauſe. Man munkelte darüber im Ort. Die„Verlobung“ ſei aufgehoben, der Doktor halte es ja jetzt mit einer anderen. Sie ſahen ſich ſelten— Inge und Hans. Aber daß ſie einander hatten— voneinander wußten — ſich zuweilen grüßen konnten: das genügte ihnen! Ab und zu gewährten ſie ſich eine kurze, gemeinſame Fahrt in Hans' Auto— heimlich. Es wurde Inge immer ſchwerer, von ihm zu ſprechen, je lieber ſie ihn hatte. Und ihr Mann fragte ſie nicht. Ihm war es einerlei, was ſie tat, wenn er nur ſeine„Ruhe“ hatte. In dieſer Zeit lernte Hans auch endlich ſeine jüngſte Tante kennen. Als er ihre friſche Jugend ſah, die ſo wenig der leicht grämlichen Art ihrer Schweſtern glich, mußte er herzlich lachen. „Verlange nicht, daß ich zu dir Tante ſage!“ „Das kommt darauf an!“ ſagte ſie und ſah ihn an. „Uebrigens kennen wir uns ſchon!“ „O nein!“ Sie ſtanden ſich im Wohnzimmer gegenüber, die fünf anderen Tanten um ſie herum. N „Warte nur. Ich habe den Beweis zur Hand!“ Aber ſie tat, als ob ſie ſcherze. Sie wußte, daß das, was ſie im Sinne hatte, nichts für ihre Stiefſchweſtern war. „Hat Inge dir nie von den Photographien gezeigt, die ich ihr geſchenkt habe— ſo aus aller Welt?“ Sie waren nie dazu gekommen. Er lud Gertrud und Inge zu einer Autofahrt ein. Das Wetter war mild. Er hatte nicht allzuviel zu tun. Unterwegs zückte Gertrud das Bild, das ſie von ihm und ſeinen Wandergenoſſen aufgenommen. Hans bekannte. Es gab ein fröhliches Gelächter. „Das warſt du? Das warſt du?“ Und dann ſangen ſie alle drei— laut und übermütig: „O Hannes, wat'n Haut! O Hannes wat'n Haut, de Haut! De hett'nen Dahler koſt't!— O Hannes, wat u Haut!“ Man gab ſich in vollem Uebermut, war unvorſichtig und ſorglos. a f Man war ja unter ſich. An dieſem Abend ſtürzte Neumark aufgeregt zu Doktor Linde ins Zimmer. i a „Ich glaube, jetzt haben wir ihn. Denke dir, was mir erzählt worden iſt...“ 0 Doktor Linde zuckte die Achſeln. 1 15 „Weiter nichts? Eine Jugendeſelei. Damit allein iſt nichts anzufangen. Wandern iſt heute ja ſo modern.“ „Aber mit Stromern!“ N „Von denen der eine, wie du ſagſt, auf dem Wege iſt, ein Sänger zu werden, und der andere hier ehrlich und ausdauernd auf der großen Wilkeſchen Gärtnerei arbeitet.“ Er ſchüttelte den Kopf.„Das iſt nichts— wenigſtens nicht ſo allein!“ a 9 Am Silveſterabend feierten ſie alle im Lentheſchen Hauſe. i Fortſetzuna folat 77 0 n ö großlitauiſch eingeſtellten Bevölkerungsteiles. Das Geſetz ſieht folgen. hauptung der cchaſten oder Verbänden 1 henden) Kriegszuſtandes das hpaſſive Wahlrecht für den Landtag, die ört— ziemlich ſchweren Ausſchreitungen ſtraßße ſtieß am Warkturm ammengeſchloſſen werden: 1. die Betriebe, 1 die inländiſches Getreide erzeugen, 2. die Getreide bearbeiten oder Erzeugniſſe hier⸗ aus herſtellen, 3. die Getreide oder Erzeug⸗ niſſe hieraus verteilen, 4. die brotherſtellen⸗ den Betriebe. Die 19 Getreidewirtſchaftsver⸗ bünde, deren Gebiete mit denen der gleich⸗ namigen Landesbauernſchaften übereinſtim⸗ men, werden untereinander zur Hauptver⸗ einigung der Deutſchen Getreidewirtſchaft zuſammengeſchloſſen. Bis zur Regelung des Abſatzes durch die Zu ummenſchlüfe werden beſondere Be⸗ ſtimmungen erlaſſen, wonach jeder Erzeu⸗ ger, deſſen andwirtſchaftlich genutzte Fläche im Getreidejahr 1934/35 5 hekiar überſteigt, verpflichtet iſt, für Zwecke der menſchlichen Ernährung oder für kechniſche Zwecke inländiſchen Roggen vom 16. Juli bis 31. Oktober 1934 in einer Menge abzu⸗ liefern, die 30 v. 9. der Menge enkſpricht, die der Erzeuger aus der Roggenernte 1933 bis zum 15. Juli 1934 abgeliefert hat, ferner inländiſchen Weizen vom 16. Auguſt bis 31. Oktober 1934 in einer Menge abzuliefern, die 29 v. 5. der Menge enktſpricht, die der Erzeuger aus der Weizenernte 1933 bis zum 15. Auguſt 1934 abgeliefert hat. Die Regelung der Ablieferung von inlän⸗ diſchem Roggen und inländiſchem Weizen für die Zeit nach dem 31. Oktober 1934 er⸗ folgt durch die Zuſammenſchlüſſe. Der Reichsernährungsminiſter verteilt die von ihm feſtgeſtellte Geſamtmenge auf die Ge⸗ treidewirtſchaftsverbände. Für den Verkauf von inländiſchem Roggen, Weizen, Futter⸗ gerſte und Hafer durch den Erzeuger wer— den feſte Preiſe feſtgeſetzt. Der Erzeuger zat den Preis zu beanſpruchen, der auf den Monat feſtgeſetzt iſt, in deſſen Verlauf die Lieferung zu erfolgen hat. Für inländiſche Juttergerſte und inländiſchen Hafer wer⸗ den die Preisſpannen geregelt. Verteilungs⸗ händler und Verteilungsgenoſſenſchaften, die inländiſche Futtergerſte und Hafer von anderen als einem Erzeuger kaufen, müſſen den Feſtpreis zuzüglich eines Ausgleichsbe⸗ trages zahlen. Jede im deutſchen Zollgebiet liegende Mühle darf von der Weizenmenge, die ſie vrmahlt, vom 16. Auguſt bis 30. September 1934, n den einzelnen Monaten von Oktober 1934 bis Juli 1935 und vom 1. bis 15. Auguſt 1935 höchſtens 20 v. H. Auslandsweizen vermahlen. Aus Roggen darf nur ſolches durchgemahlenes Mehl hergeſtellt werden, das eine Aſche von min⸗ deſtens 0,967 v. H. hat. Der„Staatsschutz“ in Memel Unbeſchränkte Vollmachten des lifauiſchen Kriegskommandanken. Kowno, 17. Juli. Die im litauiſchen Staatsanzeiger vom 12. d. M. veröffentlichte. ſofort in Kraft ge- lretene Abänderung des Geſetzes zum li— lauiſchen Skaatsſchutzgeſetz vom 8. Februar 1934 gibt dem likauiſchen Kriegskomman⸗ danken, in Memel unbeſchränkte Vollmacht zur willkürlichen und radikalen Unkerdrük⸗ kung jeder öffentlichen Betätigung des nicht memelländiſchen des vor: Der Kriegskommandant kann unter Be— 6 angeblichen Staatsgefähr⸗ dung von ſich aus Vereine, Geſellſchaften und Verbände ſchließen. Perſonen, die ſolchen Vereinen, Geſell⸗ haben 8. angehört und nicht mindeſtens ſechs Monate vor de— ren Schließung austreten, verlieren für die geſamte Dauer des(bereits ſeit 1926 beſte⸗ aktive und lichen Selbſtverwaltungn, für die Organiſa⸗ onen des Handels, der Landwirtschaft und für die anderen wirtſchaftlichen ſowie beruf⸗ lichen Selbſtverwaltungsorgane. —Jortſ.: Generalſtreik in San Francisco. Militär im Stireitgebiet Ein Infanterieregiment in Los Angeles erhielt den Befehl, ſofort nach dem Streik— Lebiet aufzubrechen. Eine Abteilung Feld⸗ artillerie aus Las Linas mit 7,5 Zentime⸗ ter⸗Geſchützen iſt Francisco, ferner mehrere Tanks mit Ma⸗ cchinengewehren. Bis zum Abend dürfte die Stärke der in San unterwegs nach San 7557 Francisco ſtehenden Nationalgarde etwa 6000 Mann betragen. Im Laufe des Montag iſt es bereits zu gekom- men. Eine Menge von elwa 1500 Menſchen ſtürmte und plünderte die Lebensmittellä⸗ den in Ewa 50 P liche kommuniſtiſche Hauptquartier in hay⸗ board ein, ſchlepken das Mobilfar 1 und berbrannken es. verſchiedenen Teilen der Stadt. erſonen drangen in das angeb⸗ hinaus Aus der Pfalz Motorrad gegen Auto Speyer, 17. Juli. Auf der Wormſerland- 1 ein Molorrad Motoren Perſe nenauto zuſammen. Dar ldſrlorradfahrer, Steigelmann aus Gimmel. Schill und ſein Beifahrer, Sch ein 14jähriger er, wurden ſchwerverleht ins Stkif⸗ kungskrankenhaus krans portiert. a Der Führer des Perſonenwagens und 00 neben ihm ſitzender Bruder erlitten ülch die ſplitternde Schutzſcheibe Verletzun⸗ 19 im Geſicht. Beide Fahrzeuge wurden rk beſchädigt. Die Schuld dürfte auf bei⸗ 1 Letzte Nachrichten Das ſiameſiſche Königspaar in Oberammergau Oberammergau, 17. Jun. Der König und die Königin von Siam krafen mit Gefolge am Sonntag nachmittag in Oberammergau ein und wohnten dem zweiten Teil des Paſſions⸗ ſpiels bei. Der Beſuch des Spiels war am Sonntag wieder außerordentlich ſtark. Das Paſſtonsſpiel wurde bisher von rund 120 000 Menſchen beſucht, beſonders von Tauſenden von Ausländern, die zum Teil ausdrücklich ihre Freude darüber außerten, daß ſie ſich nicht durch die Lügenberichte der auslänoi⸗ ſchen Hetzpreſſe von dem Beſuch des Paſſions⸗ ſpieles abhalten ließen. Schweres Kraftwagenmuglück. Freiberg(Sachſen), 17. Juli. Ein zur Be— förderung von Teilnehmern des Meißener Turnfeſtes nach Freiberg und einigen Nach⸗ barorten verwendeter Laſtkraftwagen ſtreifte auf der Landſtraße einen Straßenbaum und fuhr dann einige Meter weiter mit dem Vor⸗ derteil in den Straßengraben. Sämtliche in dem Wagen ſitzende Perſonen wurden auf die Straße geſchleudert und 15 von ihnen teils ſchwer, teils leicht verletzt. 8 Perſonen mußten mit ſchweren inneren Verletzungen ins Freiber⸗ ger Krankenhaus eingeliefert werden. Von den Kode iſt eine Frau inzwiſchen ver⸗ orben. Rathausturm eingeſtürzt Oppeln, 17. Juli. Das Wahrzeichen der Stadt Oppeln, der 60 Meter hohe Rathausturm iſt ein“ ge ſſtürz t. Das Mauerwerk bedeckt weithin die Ringſtraße. Ein amtlicher Bericht be⸗ ſagt: Bei den ſeit Wochen betriebenen Er⸗ neuerungsarbeiten an der Weſtſeite des Rathauſes, wobei auch einige Stellen des Turmes freigelegt wurden, zeigten ſich zu⸗ nächſt nur zwei alte, zur Ruhe gekommene Riſſe, die zu Befürchtungen keinen Anlaß gaben und ſtändig beobachtet wurden. Erſt am Freitag gegen Mittag, in der Nacht zum Sonntag znd am Sonntagnachmittag bildeten ſich plötzlich neue Riſſe im Mauer werk, in etwa 7 bis 8 Meter Höhe über dem Erdboden. Trotz ſofort eingeleiteter umfangreicher Abſtüthungsmaßnahmen ſtürzte der Turm am Sonnkag gegen 21 Uhr in ſich zuſam⸗ men. Die dort beſchäftigten Handwerker konnten im letzten Augenblick auf Warnung ihre Arbeits ſtätten rechtzeitig verlaſſen, ſo- daß niemand zu Schaden kam. Rätſelhafte Morde Grauſige Funde der engliſchen Kriminal- polizei. London, 17. Juli. In einer rätſelhaften Mordangelegenheit in Brighton hat die engliſche Kruͤminal— polizei nunmehr nach fünf Wochen langen vergeblichen Nachforſchungen eine aufſehener— regende Entdeckung gemacht. Bisher hatte man nur den Rumpf und die Beine des weiblichen Opfers in zwei Reiſekoffern aufgefunden. Jetzt hat die Polizei endlich in einem dritten Koffer, der in einem Kohlen— raum unter der Treppe eines kleinen Miet— hauſes in Brighton verſteckt war, die Ueber— reſte eines abgetrennten Kopfes und zweier Arme entdeckt. Man nimmt als ſicher on. Jaß es ſich um Körperteile des unbekannten Opfers handelt. „Daily Mail“ weiß ſogar zu melden, daß der jetzt aufgefundene Koffer außerdem die Leiche einer zweiten Frau enthalten habe, die durch einen hammerſchlag auf den Schä⸗ del gekölet worden ſei. Die Ermordung eines Schneiders vor einer Woche im Londoner Eaſt End iſt ebenfalls bisher nicht aufgeklärt worden, Der Schneider war mit zertrümmer⸗ kem 92 in ſeiner Werkſtatt aufgefunden worden. Aus der Heimat Gedenktage 18. Juli 1804 Die Dichterin Ricarda Huch in Braun— ſchweig geboren. 1870 Verkündung des päpſtlichen Unfehlbar— keitsdogmas auf dem Vatikaniſchen Konzil in Rom. 1884 Der Geolog und Reiſende Ferdinand von Hochſtetter in Oberdöbling ge— ſtorben. Prot.: Roſina— Kath.: Friedericus Sonnenaufg. 3.58 Sonnenunterg. 20.13 Mondaufg. 11.26 Mondunterg. 22.07 Tu du redlich nur das Deine, Tus in Schweigen und Vertrauen; Rüſte Balken, haue Steine, Gott der Herr wird weiter bauen. Geibel. Vade in Luft Die Luft, die auch dem Aermſten jederzeit zur Verfügung ſteht, wird immer noch viel zu wenig für die Erhöhung der Geſundheit ausgenutzt. Das Tageslicht mit ſeiner Aus— ſtrahlung und ſchon die Zimmerluft an ſich wirkt bereits günſtig auf die Hautatmung ein. Iſt doch die Hautatmung ebenſo unentbehr— lich für die Geſundheit des Menſchen wie die Lungenatmung. Deshalb iſt auch das Bar— fußgehen überaus geſund. Haben wir beim Luftbad noch Sonne zur Verfügung, ſo wer— den der Hautſtoffwechſel und damit die ge⸗ ſamten Körperſäfte beſonders angeregt. Der große Vorteil regelmäßig durchge⸗ führter Luftbäder beſteht in der Abhärtung der Haut und ihrer Organe. Je mehr Luft⸗ bäder genommen werden, um ſo bedeutungs— voller muß die Widerſtandsfähigkeit des Körpers werden. Und das iſt fürs künftige Leben von größter Wichtigkeit. Von dieſer Abhärtung und Widerſtandsfähigkeit hängt bekanntlich im ſpäteren Leben in Krankheits— tagen oft alles ab, ob eine ſchwere Erkran— kung überſtanden werden kann. Vor allem werden durch die Luftbäder die Abgehärteten den Vorteil haben, ſich nicht ſo leicht zu er⸗ kälten. Sie werden gegen ſchwere Folgezu— ſtände weit mehr gefeit ſein. Dieſe Ausſichten ſollen jedem verſtändigen Menſchen zu denken geben. Es wird dies auch allen um ſo leichter fallen, als die Luft— bäder in der Tat bei jedem geſunden Men— ſchen Freudegefühle auslöſen und wohltuend auf das Gemüt wirken. Jeder kennt das an ſich ſelbſt, wenn er die Möglichkeit hat, ſich der beengenden Kleidung zu entledigen zur Beſtrahlung der Haut, ob im Bade, ob am Seeſtrande, ob im Gebirge, unter der künſt⸗ lichen Höhenſonne oder vor allem auch zu Hauſe. 5 Politiſcher Druck bei geſchäftlicher Wer⸗ bung verboten. Der Werberat der deutſchen Wirtſchaft teilt mit, daß auf ſeine Anregung im Einvernehmen mit dem Führer der Wirt ſchaftsgruppe Verſicherungen die Spitzenver— bände des Verſicherungsweſens ihre Mitglie- der nochmals beſonders zur Befolgung der Anordnung der Reichsregierung und des Wer⸗ berates verpflichtet haben, wonach die Aus⸗ übung eines politiſchen Druckes bei der ge⸗ ſchäftlichen Werbung verboten iſt. Es habe jede Werbemaßnahme zu unterbleiben, die den Eindruck erwecken könnte, daß werbende Un— ternehmen auf Grund poltitiſcher Beziehun— gen bevorzugte Berücksichtigung finden. Der Werberat erklärt dazu u. a. noch, daß im nattonalſozialiſtiſchen Staat alle Unterneh- mungen dem Staat und Volk gleichmäßig verpflichtet ſind. Kein Unternehmen habe das Recht, in ſeiner Werbung zu behaupten, daß es im Vergleich zu Konkurrenzunternehmen im beſonderen Maße nach den Grundſätzen des nationalſozaliſtiſchen Staates handele. Wetllervorherſage: Meiſt unbeſtänd'ges Wetter. Der beſte Deutſche der Tour de France. Die deutſchen Straßenfahrer haben ſich bisher in der Tour de France, dem ſchwerſten Straßenrennen der Welt, gut bewährt. Unſer Bild zeigt Geyer, der als beſter Deutſcher bisher an 11. Stelle im 0 ee e ſamtklaſſement liegt. , ö Unternehmer, herhören! Durch großzügige Arbeitsbeſchaffungsmaß⸗ nahmen der Reichsregierung iſt es gelungen, den größten Teil der alten Kämpfer der nationalſozialiſtiſchen Erhebung nach jahrelan⸗ ger Erwerbsloſigkeit und Hoffnungsloſigkeit wieder in Arbeit und Brot zu bringen. Da dies Glück jedoch nicht allen alten Kämpfern zuteil geworden iſt, ergeht auf's Neue an alle Unternehmer in Induſtrie, Han⸗ del und Gewerbe die Bitte, nochmals ſorg⸗ fältig nachzuprüfen, ob nicht im einen oder anderen Falle noch eine zuſätzliche Einſtellung in Frage kommt. Der alte Kämpfer weiß genau, daß ſeiner Einſatzbexeitſchaft, ſeiner Anerſchrockenheit und Opferwilligkeit es gelungen iſt, das Chaos des Bolſchewismus aus Deutſchland zu bannen und den Betrieben nicht allein ihre Exiſtenz⸗ möglichkeit, ſondern auch ihren Wiederaufbau zu ſichern. Er kann und muß deshalb mit Recht for— dern, daß er bei Einſtellungen in erſter Linie berücksichtigt wurd, und daß jeder Unterneh⸗ mer im Anſchluß an dieſen Aufruf nicht zögert, das letzte Opfer zu bringen und unverzüglich, ſet es auch nur einen Mann, beim Arbeits⸗ amt Darmſtadt(der betreffenden Vermitt⸗ lungyſtelle) abzuberufen. Bei der Anzahl der Betriebe im Arbeits- amtsbeziek Darmſtadt wäre bei Befolgung dieſes Aufcuſes die Frage der Unterbringung der alten Kämpfer gelßſt, vorausgeſetzt, daß nach dem Willen unſeres Führers keine künſt⸗ lich geschraubten Anſprüche geſtellt werden und die nötige An au zeit in Vet'acht gezogen wird. Beratung verkündete der Vorſitzende, Land. gerichtsdirektor Rüger, folgendes Urteil: Det Angeklagte Bruder wird wegen Tot⸗ ſchlags zu einer Zuchthausſtrafe von 15 Jah⸗ ren und zu 10jährigem Ehrverluſt verurteilt. In der Begründung wurde ausgeführt, daß, wenn man gefühlsmäßig an die Beurteilung. des Falles herangetreten wäre, die Todes⸗ ſtrafe ohne Mitleid hätte ausgeſprochen wer den müſſen; denn der Angeklagte hat ſich in der gemeinſten und grauſamſten Weiſe an ſeiner Geliebten vergangen. Da aber das Gericht an das Geſetz gebunden iſt, konnte nur eine Beſtrafung wegen Totſchlags er— folgen. Börſen und Märkte Vom 16. Juli. (Ohne Gewa.) Frankfurter Schlachtviehmarkt. Auftrieb: 1390 Rinder, davon 362 Ochſen, 129 Bullen, 380 Kühe, 519 Färſen, ferner 632 Kälber, 39 Hammel, 12 Schafe, 4251 Schweine. Preiſe: Ochſen 33 bis 34, 31 bis 32, 27 bis 30, 23 bis 26; Bullen 29 bis 30, 27 bis 28, 24 bis 26, 20 bis 23; Kühe 29 bis 30, 25 bis 28, 18 bis 24, 11 bis 17; Färſen 33 bis 34, 31 bis 32, 27 bis 30, 22 bis 26; Kälber 42 bis 45, 35 bis 41, 28 bis 34, 18 bis 27; Hammel 32 bis 34, 27 bis 31, 22 bis 28; Schweine 50 bis 51, 46 bis 48, 44 bis 47, 42 bis 47, 38 bis 45, 33 bis 40, 37 bis 40, 33 bis 36.— Marktver⸗ lauf: Rinder ruhig, geringer Ueberſtand; Käl⸗ ber, Hammel und Schafe etwas lebhafter, ge⸗ räumt; Schweine lebhaft, nahezu ausverkauft. Frankfurter Produkleubörſe. Es notierten: Hafer 20; Weizenkleie fein 11,0 bis 11,50, grob 11,75 bis 11,85; Heu 11; Wetzen- und Roggenſtroh drahtgepr. 2,80 bis 2,90; Tendenz ſtetig. In Handelsklaſſen⸗ ware fanden Abſchlüſſe nicht ſtatt. Preiſe in Getreide neuer Ernte wurden nicht nottert, da die angelündigten Feſtpreiſe noch nicht ver⸗ öffentlicht ſind. Mannheimer Getteidegroßmarkt. Amtlich notierten: Weizen inl. Marktpr. 21,20, Erzeugerpr. Bez. 9 20,10, 10 20,30, 11 20,60, Mühleneinkaufspr. 9 20,50, 10 20,70, 11 21; Roggen ſüdd. Mühleneinkaufs⸗ preis Bez. 8 17,70, 9 18; Wintergerſte neu 18 bis 20; Raps inl. ab Station 31; Mais m. S. 19,50 bis 19,75; Weizenkleie feine m. S. 11,25, grob 11, Roggenkleie 12; Wetzenfuttermehl 12,25; Roggenfuttermehl 12,75; Weizennachmehl 16; 4b 16,75; Erd⸗ nußkuchen 17,20; Soyaſchrot 16; Rapskuchen 14,50; Palmkuchen 15,70; Kokoskuchen 17,70; Leinkuchen 17,60; Biertreber 15,50 bis 16; Malzkeime 14 bis 15; Rohmelaſſe 9; Wei⸗ zenmehl Type 563(Spezial Null) inl. Feſt⸗ preisgeb. 11 29,25, 10 29,15, 9 29,05, 7 28,85, Aufſchl. für Weizenmehl mit 15 Proz. Ausl. 0,75, mit 30 Proz. Ausl. 1,50 Rm., Frachtausgl. 0,50 Rm für 15⸗Tonnen⸗Ladun⸗ gen; Roggenmehl Type 610(éoproz.) Feſt⸗ preisgeb. 9 25,75, 8 25,25, plus 0,50 Rm. Frachtausgl., Abſchl. für Type 700(65proz.) 0,50, Type 815(70proz.) 1 Rm. Neue Kartoffelpreiſe Für die Zeit vom 16. Juli bis auf wei⸗ teres lauten die vom Reichsnährſtand Haupt⸗ abteilung 2 im Rahmen der Abſfatzregelung von Frühkartoffeln feſtgeſetzten Preiſe, die. nicht überſchritten werden dürfen, wie folgt: Für geſchloſſene Anbaugeblete bei Abgabe durch die Bezirksvertriebsſtelle an die Ver⸗ teiler Größe 16 Rm., Größe 2 4 Nm. für nicht geſchloſſene Gebiete bei Abgabe des Er⸗ zeugers an den zugelaſſenen Verteiler 5,64 ezw. 3,64 Rm. Die Preiſe gelten in Rm. für 50 Kg. aus⸗ lch Sack. Sie dürfen nicht unterſchrit⸗ en werden. Wenn — — — — ä—5ii— ——— — — —