1 in dlichſt ein. Statuten. „ Islehts rat; u ck K. 42 92761 ö 88650 6535,20 4 954,1 — 49 403,4 — iger! 916. Die. erarbeitung m Fellfach⸗ stag abend nsführer. ute Diens.“ auf weiteres Halle ſtalt r. ier. ler. . 5 Handballer weg. Wir leitung. n 5 August gegen Tu. ſemm⸗ und Viernheim. weils Mitt⸗ hr im Lokal werden an;! ingen entge⸗ Vorſtand. b Einzug nktliche Ab. Rechner. Die ganze ch herzlicht nzuſehen. ppenleiter z ke Aufforderung hsnährſtand, athauſe i; be anmelde öffentlichen luguſt 193 hierfür find, Poſt zug⸗ der Milch o os, 5 uernführer. — 2 nachſtehende rov.⸗Steutt d⸗ und fu aten 1933, Zöller. — vorgen erfolg im⸗ Palas urg hat die erlitten, das Beſorgniſſe E mit Reſerviſten und Landwehrleuten ausziehenden Wie am Schnürchen chung und Aufmarſch der deutſchen Millio— keine Deutſche!“— das Kaiſerwort aus jenen Ta⸗ gen war nicht nur eine ſchöne Redensart, es wa, Wirklichkeit geworden. Im Dienſte am Vaterland wetteiferten alle Stände und Berufe, wetteiferten alle Altersklaſſen, wett⸗ eiferten Stadt und Land. 1 9 Liebe zu Entſchloſſenheit, den ſchweren Kampf, uns aufgezwungen worden war, zum ſieg— 1 reichen Ende zu führen, deutſche Volk einig. der das Verſailler Zwangsdiktat auferlegt wor⸗ den iſt: Vereinigte Staaten von Nordame⸗ 19 1 ika, Belgien, Bolivien, Braſilien, Britiſches Reich, Kanada, Auſtralien, Südafrika, Neu⸗ ſeeland, Frankreich, Griechenland, Guatemala. Haiti, ria, Nicaragua, Tſchechoſlowakei, Uruguay. Das überſteigbare (Viernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten) Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 140 Mk. frei ins Haus gebracht.— Gratis⸗Beilagen: wöchentlich 15„Jluſtrierten Sonntag“, halbmonatlich die„Heimatblätter“, zweimal jährlich den Fahrplan und den Wandkalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. bei den Boten Aelteſte Tageszeitung am Platze— Erfolgreiches Inſertionsorgan Fernſprecher 117.— Telegr.: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Frankfurt am Main, Verantwortlich für 8 en Anzeigenteil: Joh. Martin, Viernheim. Einzel⸗Verkauf der Zeitung von der Geſchäftsſtelle 5 Pfg., Samstags⸗Ausgabe 10 Pfg. 750 Nee 222 ernheimer Anzeiger Viernheimer Zeitung (Viernheimer Bürger-Ztg.— Viernh. Volksblatt) Amtsblatt der Anzeigenpreiſe: Die 12geſpaltene Millimeter⸗Zeile 2 Pfennig, Reklame 9 Pfennig, bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen⸗Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Geſchäftsſtelle: Adolf Hitlerſtr. 86, Schriftleitung, Druck u. Verlag: J. Martin, Viernheim Nr. 176 Mittwoch, den J. Auguſt 1934 1914—1924 Vor zwanzig Jahren nahm der große Weltkrieg ſeinen Anfang. Am 31. Jui 1914 wurde in Deutſchland der Zu— ſtand der drohenden Kriegsgefahr verkün— det, am 2. Auguſt war erſter Mobil⸗ machungstag. Die Kaſernen füllten ſich und der Andrang von Kriegsfreiwilligen war ſo ſtark, daß die Regimenter ſie nicht alle auf— nehmen konnten. Und wenige Tage ſpäter rollten die erſten Militärzüge an die Gren— zen. Nun lebt wohl ihr Menſchen, lebet wohl! Und wenn wir für euch und unſere Zukunſt fallen, Soll als letzter Gruß zu euch hinüber hallen: Nun lebt wohl, ihr Menſchen, lebet wohl! Ein freier Deutſcher kennt kein kaltes Müſ— ſen: Deutſchland muß leben und wenn wir ſter— ben müſſen!“ Der Keſſelſchmied Heinrich Lerſch hat in dieſen Verſen von monumentaler Größe und Wucht die wunderbare Stimmung der Krieger plaſtiſch geſchildert. klappten Mobilma⸗ nenarmee— eine gewaltige Leiſtung orga— 1 niſatoriſchen Könnens und eiſerner militä⸗ riſcher Diſziplin, eine Leiſtung, die die Ve⸗ wunderung aller Welt fand und verdiente. Bewunderswert war aber auch der Geiſt, der den übrigen Teil der Be⸗ Eine einzige Welle ergriff alle völkerung erfüllte. vaterländiſcher Begeiſterung deutſchen Gaue, ergriff alle deutſchen Her— zen. Mit einem Schlage waren Parteihader und konfeſſionelle Gegenſätze, dieſe alten deutſchen Erbübel, verſchwunden.„Ich kenne Parteien mehr, ich kenne nur noch In der heißen Deutſchland und in der 11 0 er ward das ganze Ueber vier Jahre lang dauerte der große Krieg. Waren anfangs nur die europäiſchen g Mächte Frankreich, England, Rußland und Serbien unſere Feinde, zu denen ſich dann noch Belgien und ſpäter Italien geſeilten, ſo traten im Verlaufe des gewaltigen Rin⸗ gens immer mehr Staaten auf der ganzen Welt in die Reihen unſerer Kriegsgegner. Schaudernd lieſt man heute die lange Liſte Staaten durch, in deren Namen uns Indien, China, Kuba, Ecuador, Libe⸗ Polen, Siam, ſind die Staaten, die im Weltkrieg gegen Deutſch⸗ land ſtanden. Und dieſer Legion von Fein⸗ den konnte das deutſche Heer über vier Jah⸗ re hindurch widerſtehen! Keinem der Fein⸗ e gelang es— abgeſehen von den paar er⸗ Hedſchas, Honduras, Italien, Japan, 5 Panama, Peru, Portugal, Rumänien, Südflawien, ſten Wochen im Oſten— auf deutſchen Bo⸗ den porzudringen, weil das deutſche Heer— tief in Feindesland— eine lebendige, un⸗ Mauer um unſere Grenzen legte! Das iſt eine ungeheure Leiſtung, wie ſie die Weltgeſchichte zuvor niemals kannte. Das deutſche Volk hat gerade in dieſen Ta⸗ gen ſtolzen Erinnerns allen Grund, ſich die⸗ ſer heldiſchen Großtat der deutſchen Ar⸗ meen zu Waſſer, zu Lande und in der Luft, zu erinnern. Und auch in Dankbarkeit und reue jener zwei Millionen deutſcher Män⸗ der zu gedenken, die da ſtarben, damit eutſchland lebe! Der Krieg iſt anders ausgegan⸗ 4 wir l und annehmen durf⸗ es die gigantiſchen Leiſtungen 0 ten und Das Drama des 25. Juli pf. Jahrgang Die beiden Todesurteile des Militärgerichtes vollſtreikt— Auſſehenerregende Auseinanderſetzungen vor dem Standgericht Wien, 1. Auguſt. Der Mörder des Bundeskanzlers Dollfuß, der 34 jährige Otio Planekta, und der Anführer des Ueberfalls auf das Bundes- kanzleramt, der 29 jährige Franz Holz- weber, ſind im Hof des Wiener Landge- richts durch den Strang hingerichtet worden. Das von der Verleidigung einge- reichte Gnadengeſuch war abgelehnt worden. 0 Die Verurteilung der beiden Mörder des Bundeskanzlers Dollfuß zum Tode durch den Strang erfolgte an ſich in keinem Zu— ſammenhang mit der Erklärung der Ur⸗ ſprünge und Zuſammenhänge des Aufſtandes. Es handelte ſich um die ausſchließliche Aburteilung der beiden Perſonen, die als die unmittelbaren Atten— täter auf den Bundeskanzler Dollfuß vom Gericht erklärt worden ſind. Die Aburtei⸗ lung der übrigen Teilnehmer des Aufſtan⸗ des erfolgt erſt in der nächſten Zeit. Bewegte Beweisaufnahme Der Verlauf der Verhandlungen vor dem tilitärgerichtshof war ſehr dramatiſch und beanſpruchte das geſamte politiſche Intereſ⸗ ſe. Im Mittelpunkt der Diskuſſion ſtand vor allem die Frage: Was waren die letzten Worte des Bundes- kanzlers Dollfuß? Nach Ausſage des Miniſters Fey hatte der ſterbende Bundeskanzler zuletzt geſagt: „ſtein Blutvergießen, Dr. Rinkelen ſoll Frieden machen.“ Um dieſe Jeit begann Pr. Dollfuß ſehr ſchwach zu werden. Die Wiener Zeitungen durften allerdings die letzten Worte, die der Kanzler ſprach, nur in der FJaſſung der amtlichen Nachrichken⸗ ſtelle veröffenklichen, die lautete:„Kein Blut- vergießen, es ſoll Friede gemacht werden.“ Das Schwergewicht des Prozeſſes konzen⸗ trierte ſich auf die Frage, ob den Aufſtän⸗ diſchen tatſächlich freier Abzug gewährt worden iſt. Da dieſe Frage aber ſo ziemlich einwandfrei geklärt war, ergaben ſich nur noch Widerſprüche, ob dieſer freie Abzug ſinngemäß an Bedingungen geknüpft war, wie von mancher Seite dargeſtellt wurde, oder ob die Abmachung des freien Abzuges der deutſchen Truppen verdienten. Aber niedergezwungen haben uns die Feinde trotzalledem nicht. Im Gegenteil: deutſcher Geiſt und der Glaube an unſeres Volkes Wiederaufſtieg leben heute in aller Herzen freudiger denn je!l Unter Adolf Hitlers Führung, der ſelber vier Jahre lang im Feld ſtand, wird das deutſche Volk in fried⸗ licher Arbeit ſeinen Platz an der Sonne zu⸗ rückerobern. Es iſt der Geiſt von 1914, den Adolf Hitler im deutſchen Volke wieder wachgerufen hat. Der Geiſt, der keine Klaſ⸗ ſen und keine Parteien kennt, ſondern nur eiſerne Entſchloſſenheit und Geſchloſſenheit, nur heiße Liebe zum Vaterland und den glühenden Willen, es wieder zur Größe zu führen. In dieſem Geiſte hat das deutſche Heer einer Welt von Feinden ſtandgehalten. Und in dieſem Geiſte wird das deutſche Volk den friedlichen Kampf um ſeine Ehre und Gleichberechtigung gewinnen! der Rundfunk zum Tag des Kriegsbeginn Berlin, 1. April. Am 2. Auguſt jährt ſich zum 20. Mal der Tag des Ariegsausbruches. Der Deutſche Rundfunk überträgt aus dieſem Anlaß in der Jeit von 19 bis 19.35 Uhr ge aus der großen Friedensrede des Reſchsmi⸗ niflers Heß, gehalten am 8. Juli dieſes 9 7 res in Königsberg und gerichtet an die Frontſoldalen aller Länder. G EETCCCCCCCCCCCCCTVTTTVTVTVTTVTVTVTVTT—TT—TTTTTT unter ausdrücklicher Betonung der Tatſache getroffen worden war, daß Bundeskanzler „ ait gereils neren fe! Notgnt D. Doüſuüß berens derftöotden fei. 5 muß noch werden, daß die Ausſage des Mi— niſters Fey über die Rolle des deutſchen Geſandten Rieth in den kritiſchen Stunden ſehr ſachlich und objektiv gehalten war. Als militäriſcher Sachverſtändiger ſagte Generalmajor Pummerer u. a. aus, daß insgeſamt 69 Stück neun Millimeter Steyr Selbſtladepiſtolen Typ 12, ein gewöhnlicher Trommelrevolver und 4600 Schuß 9 mm— Munition im Bundeskanzleramt aufgefun— den worden ſeien, jedoch konnten nur zwei Waffen mit Sicherheit als abgeſchoſſen be⸗ trachtet werden, darunter die Waffe Pla— nettas. Von einem anderen Sachverſtändi— gen wurde ſodann die Todesurſache des Bundeskanzlers mitgeteilt. Dollfuß iſt darnach durch zwei Schüſſe getroffen worden; der erſte drang 6 Zentimeter unterhalb des Ohres in die Halsgegend ein. Das Geſchoß hat den Hals abwärts durchſchlagen, drang durch den Halswirbel durch, durchſchlug das Rücken⸗ mark und iſt unter dem Scheitel der Achſel— höhle ausgetreten. Die Verletzung war un⸗ bedingt tödlich. Auf die Frage des Vor— ſitzenden, ob der Bundeskanzler bei ent— ſprechend raſcher Pflege hätte gerettet wer— den können, erklärte der Sachverſtändige, daß der Bundeskanzler zwar langſam ver— blutet und durch die hierdurch hervorgeru— fene Schwäche verſchieden ſei, daß jedoch auch bei ſofortiger Pflege nur das Leben verlängert, nicht jedoch hätte gerettet wer— den können. Nach Schluß der Beweisaufnahme ſchil⸗ derte Staatsanwalt Dr. Tuppy in der Anklagerede zunächſt noch einmal die Ereigniſſe von der Fahrt aus der Turnhalle bis um 19 Uhr abends. Er brachte vor, daß die Angeklag— ten, als ſie ſahen, daß irgend eine Hilfe, die ſie von außen erwarteten, ausgeblieben war, ihr Unternehmen als erfolglos erkann— ten und daß es dann zur Uebergabe und Feſtnahme kam. Es ſei eindeutig, daß es auf einen Bürgerkrieg abgeſtellt war. Die Angeklagten können nicht gedacht haben, daß der Bundespräſident ſich ihrer Hilfe be— dienen würde, um ſich der Regierung ent— ledigen zu können. Die beiden Angeklagten Sorge um Hindenburg Das Befinden des Keichspräſidenten. Neudeck, 1. Auguſt. Der Herr Reichs präſident, der ſeit einigen Monaten an einer Blaſenerkrankung leidet, halte in Neu- deck weſenkliche Erholung gefunden. In völ⸗ liger geiſtiger Jriſche und erfreulicher kör⸗ perlicher Verfaſſung erledigte er Dienſtobliegenheilen und war noch geſtern in der Lage, Vorkräge enkgegenzunehmen. Eine leichte körperliche Schwäche, die ſeil ei⸗ nigen Tagen ſich bemerkbar machke, hat je⸗ doch in dieſer Nacht zugenommen. Bei dem hohen Alter des Herrn Generalfeldmar⸗ ſchalls iſt daher ernſte Sorge begründet. Die behandelnden Aerzte ſind in Neudeck anwe⸗ folge forklaufende Berichkerſtatktung wird olgen. Eine weitere Meldung über das Befinden des Reichspräſidenten lautet: Der Herr Reichspräſident nahm am Vor mittag einen Morgenimbiß außerhalb des Bettes zu ſich. Hierbei war er voller Teil- nahme für ſeine Umgebung. Nach Rückkehr in das Belt trat ein ruhiger Schlaf ein. Jie ber iſt nicht vorhanden. Puls: kräftig, zah⸗ lenmäßig erhöht (gez.) Profeſſor Sauerbruch mit Dr. Krauß, Dr. Adam, Profeſſor Kauffmann ſeine haben in dieſem Unternehmen eine führen— de Rolle geſpielt. Der Bürgerkrieg ſei die Folge des hochverräteriſchen Unternehmens. Ein Fünkchen, ſo erklärte der Staatsanwalt, hätte genügt, und wir hätten fremdes Mili— tär, fremdes Volk und fremde Mächte in unſerem Lande. Das aber haben dieſe Män— ner zu verantworten. Dem Angeklagten Planetta legt die Anklage auch das Verbre— chen des Mordes an Bundeskanzler Dollfuß zur Laſt. Planetta hat den tödlichen Schuß abgefeuert. Auch das Sachverſtändigengut— achten und eine Zeugenausſage haben den Beweis erbracht. Die beiden Angeklagten haben mit beſonderem Nachdruck darauf hingewieſen, daß ihnen gewiſſermaßen Ver— zeihung zuteil geworden ſei. In der ganzen Welt gibt es jedoch kein Geſetz, das eine ſol— che Verzeihung ermöglichen würde. Durch unſägliche Gewalttaten ſei dem Miniſter das Verſprechen abgepreßt worden. Der Staats— anwalt beantragte ſodann, die beiden Ange— klagten ſchuldig zu ſprechen. Die Plaidoyers der Verteidiger Nach der Anklagerede des Staatsanwalts ergriffen die beiden Verteidiger das Wort. Der Verteidiger von Holzweber, Rechtsan— walt Dr. Erich Führer, ſagte u. a.: Es gibt zwei Volksſtrömungen in Oeſterreich, die eine tritt für die Unabhängigkeit Heſter— reichs ein, die andere will einen inneren Zu— ſammenſchluß mit dem deutſchen Volk und dem deutſchen Reich. Diejenigen, die für den Anſchluß eintreten, lieben ihr Vater— land nicht minder und weniger leidenſchaft— lich als die Vertreter der Unabhängigkeit. (Hier erteilte der Vorſitzende dem Rechtsan— walt eine Rüge.) Die beiden Angeklagten, ſo fuhr der Verteidiger fort, ſind mit Leo Schlageter vergleichbar, der den Opfertod für das deutſche Volk geſtorben iſt.(Hier wurde dem Verteidiger wieder eine Rüge erteilt.) Der Gerichtshof, der unter dem Vorſitz eines Offiziers zuſammengetreten iſt, ſei an das Soldatenehrenwort, das den An— führern gegeben wurde, gebunden. Aber noch ein anderes Wort verpflichte den Ge— richtshof. Der Wunſch des ſterbenden Kanz— lers beſagte, es ſolle kein Blutvergießen mehr ſein. Dr. Rintelen ſolle Frieden ma— chen. Es folgten hierauf die Schlußworke der Angeklagken. Planetta ſagte: Ich bin kein Mörder, ich wollte Dr. Dollfuß nicht töten, ich bitte Frau Dr. Dollfuß um Verzeihung. Hol z— weber ſagte: Ich bin an dem Mord un— ſchuldig. Es war der ausdrückliche Auftrag gegeben worden, es dürfe kein Blut fließen. Wir glaubten, daß Dr. Rintelen ſich im Bundeskanzleramt befinden werde, als wir eindrangen, ſo wenigſtens war uns am Ta— ge vorher geſagt worden. Ich kann nur noch das eine ſagen, ich habe aus glühender Va— terlandsliebe gehandelt. Starhemberg Führer der Valerländiſchen Front. Nach einer Mitteilung des Bundeskom— miſſars für Heimatdienſt, Adam, wird Vi— zekanzler Fürſt Starhemberg die Leitung der Vaterländiſchen Front über— nehmen. Damit iſt das Erbe von Dr. Doll— fuß zwiſchen Dr. Schuſchnigg und Vizekanz— ler Starhemberg geteilt worden Der Miniſterrat beſchloß ein Bundesver— faſſungsgeſetz, das für ſogenannke Minderbekeiligte an den Ereigniſſen vom 25. bis 28. Juli die Möglichkeit zur Ueberweiſung in ein Zwangsarbeitslager und den Ent⸗ zug des Vermögens vorſieht. Der Wiener Polizeipräſident Dr. Seydel iſt, wie amtlich mitgeteilt wird, erkrankt, und wird einen Urlaub antreten. Die Lei⸗ tung der Bundespolizeidirektion in Wien wurde dem Bundespolizei⸗Vizepräſidenten Dr. Skubl übertragen, auf den gleichzeitig die Amtsbefugniſſe des Sicherheitsdirektors in Wien übergehen. i 2 Fortſchreitende Entſpannung Vor der Wiederherſtellung normaler Bezie⸗ hungen Oeſterreichs mit dem Reich. Wien, 1. Auguſt. In unterrichteten Kreiſen, namentlich bei der Diplomatie, überwiegt der Eindruck, daß in Oeſterreich eine gewiſſe Entſpannung eingetreten iſt und daß auch bei der öſter⸗ reichiſchen Regierung der Wille vorliegt, zu einer baldigen und befriedigenden Löſung der öſterreichiſchen Frage zu gelangen. Weiter wird verſichert, daß von verſchiede⸗ nen Großmächten bei der öſterreichiſchen Regierung Schritte in der Richtung einer baldigen Gewährung des Agreements für Herrn von Papen um damit den vom Reichs- kanzler Adolf Hitler in ſeinem Schreiben an von Papen zum Ausdruck gebrachten Wunſch nach Wiederherſtellung normaler freundſchaftlicher Beziehungen zwiſchen Oeſterreich und Deutſchland in die Wege zu leiten. Ob es dem Schuſchnigg einen erfolgt ſeien, neuen Bundeskanzler Dr. allerdings gelingen werde, inneren Ausgleich durch Heranziehung insbeſondere der breite— ren nationalen Schichten durchzuſetzen, iſt fraglich. Mit großer Aufmerkſamkeit verfolgt man in Wien naturgemäß die Haltung der it a⸗ lieniſchen Regierung. Die Rückkehr des Geſandten Tauſchitz nach Berlin wird in nicht ungünſtigem Sinne ausgelegt. Niemand zweifelt aber daran, daß das Werk der friedlichen Regelung noch auf er⸗ hebliche Schwierigkeiten ſtoßen würde. Ruhigere Sprache der Wiener„Neichspoſt“. Die chriſtlich⸗ſoziale„Reichspoſt“ ſchlägt einen ruhigeren Ton an. Das Blatt befaßt ſich an leitender Stelle mit der Entſendung des Vizekanzlers von Papen nach Wien, wobei es Vorwürfe gegen den Geſandten Dr. Rieth erhebt, der ſeine Aufgabe, das wirkliche Oeſterreich in Berlin zum Ver— ſtändnis zu bringen, nicht verſtanden habe. Er habe in der ſchwerſten Kriſe, die jemals die geiſtigen Zuſammenhänge des deutſchen Geſamtvolkes ergriffen habe, nie objektiver Beobachter und Mittler ſein können. Mit dieſer harten Kritik an dem bisherigen Ge— ſandten will das Blatt offenbar die nach ſeiner Meinung Herrn von Papen in Wien obliegenden Aufgaben umreißen. Viele Fragen knüpften ſich an die Ankündigun— gen der Miſſion Papens. Gewiß könnte ein aufrechter Mann, der Oeſterreich und die öſterreichiſchen Menſchen gutwillig und vor— urteilsfrei zu verſtehen bereit ſei, der auch in Berlin den gebührenden Einfluß beſitze, viel dazu beitragen, daß der unheilvollen Zerklüftung innerhalb des deutſchen Volkes Einhalt getan werde. Für den Einzug Pa— pens in der Metternichgaſſe, dem Sitz der deutſchen Geſandtſchaft, glaubt jedoch das Blatt eine Reihe von Vorbedingungen ſtel— terhin dem Watiran und den europäiſchen Großmächten Erwägungen, ob man nicht— was Wien nicht tun könne— Berlin wiſſen laſſen ſolle, daß die Entſendung v. Papens, (anſtatt die Wiederaufnahme normaler Be⸗ ziehungen zu erleichtern, dieſe nur noch ſchwieriger mache.() Ein Leitartikel der „Gazetta del Popolo“ ſagt in ſchulmeiſter⸗ lichem Ton, man erwarte von Deutſchland, wenn es wirklich wieder zu normalen Be⸗ ziehungen mit Deſterreich kommen wolle, daß es erſtens die Unabhängigkeit Oeſter⸗ reichs reſpektieren und zweitens an der Konſolidierung des Friedens und des euro⸗ päiſchen Wiederaufbaues mitarbeiten müſſe. Der Kartoffelabſatz Eine neue Verordnung. Berlin, 1. Auguſt. Am 31. Juli endete die Marktregelung für Frühkartoffeln. Sie hat mit vollem Erfolg den Abſatz der deutſchen Frühkartoffelernte zu gerechten Preiſen und eine ausreichende erſorgung der Bevölkerung trotz des durch die Trockenheit verurſachten Minderertrags ermöglicht. Die abgelaufene Frühkartoffel⸗ marktregelung wird nunmehr durch eine neue Verordnung über die Regelung des Abſatzes von Kartoffeln abgelöſt. Die Verordnung gibt dem Reichsnährſtand im weſentlichen die bisherigen Ermächtigungen zoffelernte. Ihr Ertrag ſteht zurzeit natür⸗ iich noch nicht feſt. Die Niederſchlagsmengen, die in den letzten 10 Tagen gerade in den dis dahin von der Trockenheit betroffenen Gebieten des Reichs in ſehr beträchtlichem Umfange niedergegangen ſind, laſſen ein be— friedigendes Ergebnis erwarten. Jank der Mista Der Nen der Siiſ haft Wiederankündigung der Adolf Hitler- Spende. Berlin, 1. Auguſt. Der Stellvertreter des Führers veröffentlicht im„Völkiſchen Beob- achter“ eine Bekanntmachung, in der die Adolf Hitler-Spende der deutſchen Wirt— ſchaft wieder angekündigt wird. Darin heißt es u. a.: Vor einem Jahr, am 1. Juli 1933, wurde die„Adolf Hitler-Spende der deut- ſchen Wirtſchaft“ von den Spitzenverbänden der deutſchen Wirtſchaft ins Leben gerufen. Die Spende, die unter der Leitung eines Kuratoriums mit dem Vorſitz von Herrn Dr. Krupp von Bohlen und Halbach ſteht, hat dem Führer Mittel für die Durchfüh— rung des nationalen Wiederaufbauwerkes zur Verfügung geſtellt. Am 31. Mai 1934 iſt das erſte Spendenjahr abgelaufen. Das Kuratorium der„Adolf Hitler-Spende der deutſchen Wirtſchaft“ hat beſchloſſen, dem Führer für ein weiteres Jahr die Spende zur Verfügung zu ſtellen, um ihm auch auf dieſe Weiſe die Dankbarkeit der deutſchen Wirtſchaft für den Neuaufbau des Reiches zu bezeugen. Der Stellvertreter des Füh⸗ rers hat in einer Anordnung an alle Ange⸗ hörigen, Dienſtſtellen, Einrichtungen und Formationen der NSDAP, anläßlich der Weiterführung der„Adolf Hitler⸗Spende der deutſchen Wirtſchaft“ vom 1. Juni 1934 len zu ſollen. Warnungen vor einer „Habsburger Neſtauration“ Wie die dem Prager Außenminiſterium naheſtehende„Lidove Novini“ berichtet, ver— mutet deren Wiener Korreſpondent, daß die Regierung Schuſchnigg eine Lockerung der italieniſchen Orientierung mit ſich bringen werde, und daß das neue Kabinett in der Habsburger Frage zwar eine abwartende Haltung einnehme, aber das Ziel, den Prinzen Eugen zum Staatsverweſer zu ma— chen und die Habsburger wieder zurückzu— führen, keinesfalls aus dem Auge gelaſſen werde. Noch ſchärfer als die Wiener Mel— dung bringt dieſe Gedankengänge eine re— daktionelle Stellungnahme eines bekannten Journaliſten des Blattes, Hubert Ripka zum Ausdruck, der als feſt annimmt, daß das Bundesheer zwar nun die Macht in z Oeſterreich habe. Es ſei aber zweifelhaft, ob dies eine Stärkung Oeſterreichs ſei. Die Regierung Schuſchnigg bedeute nicht nur eine Verſtärkung der auſtrofaſchiſtiſchen Be— ſtrebungen, ſondern auch der monarchiſti⸗„ ſchen Tendenzen. Schuſchnigg liebäugele mit einem katholiſchen deutſchen Reich unter der Führung der Habsburger. Das tſchechiſch⸗ nationalſozialiſtiſche„Cesce Slovo“ erinnert an die Worte Beneſchs, daß die öſterreichi⸗ ſche Frage eine europäiſche ſei. Die italieniſche Preſſe beſchränkt ſich im allgemeinen auf die rein berichtende Wiedergabe der öſterreichiſchen Ereigniſſe, denen allerdings nach wie vor lange Seiten mit Berichten von ſeltener Ausführlichkeit gewidmet werden. Der neu⸗ en Regierung werden weiterhin anerkennen⸗ de Worte gewidmet, neue Geſichtspunkte treten kaum zutage. Nach wie vor ſchenkt man der Sonder⸗ miſſion Papens in Wien beſondere Auf⸗ merkſamkeit. Der bekannte Vertreter des „Popolo d'gtalia“ in Wien, Morreale, ſchreibt dazu, daß„die Gefahr der Ankunft von Papens auch in katholiſchen Kreiſen ſehr tief empfunden werde.“ Morreale ſucht dieſe ſeine kendenziöſe Behauptung ö unter dem Eindruck der öſterreichiſchen Bi⸗ bis zum 31. Mai 1935 das im Auguſt 1933 erlaſſene Sammelverbot erneuert. Stabile Fleiſchyreiſe Bedarfsdeckung zu gerechten Preiſen. Berlin, 1. Auguſt. Amtlich wird mitge⸗ teilt: Am 1. Auguſt 1934 tritt die Marktre⸗ gelung für Schlachtvieh in Kraft. Sie wird zunächſt an 33 Schlachtviehmärkten wirkſam. Für einen der wichtigſten Zweige der land— wirtſchaftlichen Erzeugung und der Nah— rungsmittelverſorgung wird damit der Grundſatz verflochten, den Bedarf der Be— völkerung zu gerechten Preiſen zu befriedt— gen. Die Vieh- und Fleiſchpreiſe ſollen für Erzeuger und Verbraucher tragbar ſein und den viehaufkaufenden und fleiſchverteilenden Wirtſchaftszweigen einen gerechten Lohn für ihre Arbeit bieten. Darüber hinaus wird es keine Möglichkeit mehr geben, volkswirt⸗ ſchaftlich nicht berechtigte Gewinne auf Ko⸗ ſten der Landwirtſchaft oder der Verbräu— ger zu machen deskanzler ernannt worden. richt. ſchofskonferenz zu ſtützen. Er empfiehlt wei⸗ zuch für die Verwertung der geſamten Kar⸗ die Miniſterien für Landesverte 5 A⸗Arlaub iſt zu Ende Tagesbefehl des Chefs des Stabes. Berlin, 1. Auguſt. Der Chef des Stabes hat folgenden Tagesbefehl an die SA erlaſſen: Am 1. Auguſt iſt der S A-Urlaub zu En⸗ de. Mit dieſem Tage ſetzt der volle Dienſt⸗ 5 beginn wieder ein; gleichzeitig entfallen mit dem Urlaub zuſammenhängende Ein chrän⸗ kungen, z. B. bezüglich der Arbeit in den 4 des Tragens des Dienſtanzuges, uſw. Damit tritt die SA in unſerem Volk wie⸗ der voll in Erſcheinung, um ſich ihrer Auf⸗ gabe mit Eniſchloſſenheit in vorderſter Front hinzugeben. Allerdings in einem an⸗ deren Sinne, als das in den Arlaubsver⸗ fügungen der nunmehr beſeitigten Verräter zum Ausdruck kam. Die SA will und muß zurück zu dem alten Kurs, der ſie groß und ſtark werden ließ und von dem ſie künſtlich 1 ihren Willen abgelenkt wurde. Schlichtheit, vorbildliche Haltung in und außer Dienſt, Verbundenheit mit Volk und Bewegung ſind die Grundsätze der SA, in denen ſie ſich mit dem Führer verbunden fühlt, und die ſie zum kraftvollen, unver⸗ 90 Inſtrument in ſeiner Hand ma⸗ en. Es lebe der Führer, es lebe Deutſchland Der Chef des Stabes: Luge. Erziehung zumRechtskundigen g Die Neuordnung der juriſtiſchen Ausbilbung. Berlin, 1. Auguft. In neuen Juſtigausbildungsordnung, die jetzt vom Reichsfuſtizminiſter amtlich ver⸗ öffentlicht wird, heißt es, daß eine der Vor⸗ ausſetzungen für die Zulaſſung zur erſten juriſtiſchen Staatsprüfung, alſo zum Refe- rendarexamen, der Nachweis der Gemein⸗ ſchaftserziehung iſt. Ferner muß ein Umverſitätsſtudium von mindeſtens ſechs und höchſtens zehn Halbjahren nachgewieſen wer⸗ den. Während der Univerſitätsferien ſoll ſich der Student ſechs bis acht Wochen bei einem Amtsgericht— in erſter Linie auf Nr Geſchaftsſtelle— gebwiſſenhaft beſchäftigt haben. Der Meldung zur erſten juriſtiſchen Staats⸗ prüfung ſind u. a. auch der Arbeitspaß und eine Erklärung über die ariſche Abſtammung beizufügen. Alle Entſcheidungen über Prü⸗ fungsleiſtungen, insbeſondere auch über das Geſamtergebnis, fällt der Vorſitzende des Prü⸗ fungsausſchuſſes, das Führerprinzip iſt alſo auch hier durchgeführt. Wer durchfällt, darf die Prüfung nur einmal wiederholen. Als Ziel des Vorbereitungsdienſtes, der dann folgt, ſieht die Juſtizausbildungs⸗ ordnung an, daß dieſer Dienſt den Rechts⸗ kundigen befähigen ſoll,„vermöge gründlicher Kenntms des Rechts treffend und volksver⸗ ſtändlich Recht zu ſprechen, Volksſchädlinge zu bekämpfen, die rechtſuchende Bevölkerung zu beraten und durch jede ſolche Tätigkeit dem Arbeitsfrieden zu dienen.“ Der Vorberei⸗ tungsdienſt dauert mindeſtens drei Jahre. Die große Staatsprüfung, das Aſſeſſorexamen, wird vor einem Reichsjuſtizprüfungsamt abge⸗ legt. Zwiſchen ſchriftlicher und mündlicher Prü⸗ fung ſoll der Referendar nicht„ochſen“, ſon⸗ dern ſich geiſtig und körperlich friſch erhalten. Der er Die Landesjuſtizverwaltungen dürfen deshalb die Prüflinge zu Lagergemeinſchaften zufam⸗ menziehen. Die Neuordnung tritt am 1. Okto⸗ ber in Kraft. Auslunds⸗Rundſchan Niederlage der engliſchen Oppoſition. Das engliſche Unterhaus lehnte den Tadels⸗ antrag der oppoſitionellen Arbeiterpartei, der die Regierungspolitik als Politik der Wieder⸗ aufzüſtung bezeichnete, mit 404:60 Stimmen ab. Außenminiſter Sir John Simon ſchloß die Ausſprache mit der Erklärung, die Vor⸗ Oeſterreichs neuer Bundeskanzler. Dr. Kurt Schuſchnigg, der bis iſt als Nachfolger von Dr. Doll erige Unterrichtsminiſter, 85 zum öſterreichiſchen Bun⸗ üſchnigg führt gleichzeitig leu Juſtiz und Unter⸗ Er iſt im Jahre 1897 als Sohn eines Generals am Gardaſee geboren worden. —— chläge für die a ka mit irgendwel andegekommen. l„ Putſchgerüſte in Spanien. Die Gerüchte, die ſchon ſeit längerem übe einen ſehr bald geplanten Umſturzverſuch i Umlauf ſind, bekamen jetzt neue Nahrung da ſowohl der Miniſterpräſident als aui der Innenminiſter von der Möglichkeit komt. mender Unruhen ſprachen. Der Miniſterpri ſident 0 gab zu, daß vielfach Alarm und beſorgte Summung vorherrſchten und ſchwer, wiegende Vorgänge angekündigt würden. Portugieſen beſetzen drei chineſiſche Inſeln, Aus Schanghal wird mitgeteilt, daß de portugieſiſchen Truppen ohne jeden Gruß drei chineſiſche Inſeln bei der portugieſiſchen Kolonie Macao beſetzt hätten. Die chineſiſche Regierung hat Einſpruch dagegen erhoben, Japaniſche Strafaktion. Wie eine mandſchuriſche Agentur meldet, e Banditen in Inkoou hunden japaniſche Soldaten mit 12 Offizieren über. rumpelt und gefangengenommen haben. Nac unbeſtätigten Meldungen ſollen die Offiziere von den Räubern erſchoſſen worden ſein. Ja⸗ paniſche Ilugzeuge haben darauf die Vororte in Infoou mit Bomben belegt. Anteilnahme in England Beſorgnis um den Juſtand Hindenburgs. London, 1. Auguſt. Die Nachricht von dem ernſten Befinden des Reichspräſidenten von Hindenburg er— regt in der geſamten Oeffentlichkeit dis größte Anteilnahme. Alle Blätter veröffent⸗ lichen auf der vorderſten Seite Bilder des“ in gan 24 ganz England hoch geachtelen und verehr⸗ ten Marſchalls und drücken angeſichts des Reichspräſidenten Beſorg. hohen Alters des nis aus. Mitlas dankt Hindenburg Berlin, 1. Auguſt. Der öſterreichiſche Bundespräſident hat an den Herrn Reichspräſidenten auf ſein Bei⸗ leidstelegramm anläßlich des Attentats auf wont, Dr. Dollfuß wie folgt geant⸗ wortet: „Für die Kundgebung herzlichſter Anteil. 5 nahme an dem ſchweren Unglück, das Oeſter- reich durch das Hinſcheiden ſeines Bundes⸗ kanzlers Dollfuß betroffen hat, bitte ich Eurer Exzellenz den aufrichtigſten Dank enl⸗ gegenzunehmen. Bundespräſident Miklas., Die Neichsfinanzen Einnahmen und Ausgaben im Juni. Berlin, 1. Auguſt. Nach Mitteilung des Reichsfinanzminiſte- Haushalt riums betrugen im ordentlichen alle Angaben in Millionen Reichsmark) im Juni die Einnahmen 473,8 die Ausgaben 504,2(573,7). Mithin ergibt ſich eine Wehrausgabe von 30,4(69,0. Für den Zeitraum April bis Juni errechnet ſich bei 1724,7 Einnahmen und 1568.9 Aus⸗ gaben eine Mehreinnahme von 155,8(Ende Mai Mehreinnahme 186,2). Um dieſen Be⸗ trag vermindert ſich der aus dem Vorjahr übernommene Fehlbetrag von 1796,7 auf 1640,9 Gleichzeitig wird der Stand der fundier⸗ ten Reichsſchuld zum 30. Juni 1934 be⸗ kanntgegeben. Die auf Reichsmark lautende Schuld betrug 8143,4 gegenüber 8415,7 am 31. März 1934. Die auf fremde Währungen lautende Schuld belief ſich für die gleichen Termine auf 1794,5 gegenüber 1810.9. Das ergibt einen Geſamtbetrag von 9937.9 gegen⸗ über 10 226,6. Arbeitsämter an die Front! Aufruf der badiſchen Regierung. Die Arbeitsſchlacht 1934 geht mit unver⸗ minderter Stärke weiter. Schon jetzt wer⸗ den die Vorbereitungen für den in nicht mehr allzu weiter Ferne ſtehenden Winker gekroffen. i Die Arbeitsſchlacht wird in der Haupt⸗ ſache von den Arbeitsämtern geführt, in de⸗ nen die Arbeitsloſen zuſammengefaßt ſind. Die Arbeitsämter ſind deshalb gerade die⸗ jenigen Stellen, die bei der Vermittlung von Arbeitskräften die techniſchen Fähigkei⸗ ten und ſozialen Bedürfniſſe des Einzelnen erwägen können, um ſo die Arbeitsloſigkeit auch gerecht zu bekämpfen. Nur auf dieſe Weiſe iſt es möglich, Doppelverdienertum, Ueberarbeit und Schwarzarbeit durch rich⸗ tige Zuteilung von Arbeitskräften auszu⸗ chalten. Darum hängt der Erfolg der Arbeits⸗ ſchlacht in ſtärkſtem Maße von der Kraft der Arbeitsämter ab. Nicht allein derjenige, der eine Stelle ſucht, ſollte ſich an die Ar⸗ beitsämter wenden, ſondern vor allem die Wirtſchaft, die Arbeitskräfte braucht, gleich⸗ ültig ob es ſich um Klein⸗ oder Großbetrie⸗ e, um Induſtrieunternehmen, Handwerks- betriebe oder um die Hauswirtſchaft han⸗ delt. Hier vermögen Geſetze allein nicht ab⸗ zuhelfen, ſondern nur die verſtändnisvolle 1 der Geſamtheit unſerer Bevölke⸗ rung. 5 Ich bitte 00 alle Areiſe der Bevölke enna. die Arbeſtsämker in dieſem ſchweren D. A. 1. v „9. der in ri (Mai 510,1) und 5 iſaß zum Bauer und Landwirt, er Erkenntnis der wahren Le⸗ bensnotwendigkeit vom Himmel vor allem Wachstum und Ernte erhofft und nicht da⸗ ran denkt, perſönliche Unannehmlichkeiten durch die Wechſelfälle der Witterung tragiſch zu nehmen, neigen viele, weil ſie keine Naturverbundenheit haben, dazu, ihre eigenen Empfindungen auf das Wetter zu beziehen. Nicht von ungefähr iſt bei ſol⸗ chen das„Aller weltsthema Wet⸗ ter“ als lückenfüllend in einer ſtockenden Unterhaltung ſehr beliebt. Es bietet ſich da⸗ bei manchem herrliche Gelegenheit, anderen von der eigenen Abſtimmung auf die Na⸗ turvorgänge ein intereſſeweckendes Seelen⸗ bild zu entrollen, jedoch auch Gelegenheit, hierdurch die tieferen Hintergründe ſeiner Verſtimmungen auf unverbindliche Weiſe zu verſchleiern. Innere Unausgeglichenheit oder durch zußere Umſtände bedingte Schwierigkeiten, über die er ſich keine Rechenſchaft geben kann oder will, machen ſich in einer Kritik des Wetters Luft. Aber ganz ſo harmlos iſt dieſe Selbſthilfe nicht, wie ſie erſcheint. Denn meiſt iſt dieſe Kritik negativ. Selbſt⸗ verſtändlich gibt es mancherlei körperliche Gebrechen— ererbte und erworbene, die dazu verurteilen, unter meteorologiſchen Veränderlichkeiten körperlich zu leiden. Wir wollen nachſichtig gegen ſolche ſein, wenn ſie das Wetter anklagen; wir wollen uns aber dafür umſo eindringlicher vor Augen halten, daß das Wetter nicht die Schuld an der Entſtehung ihres Leidens trägt. 8 Sanz überflüſſig iſt es aber, wenn kör⸗ verlich Geſunde eine Wetterempfindlichkeit hmen oder vortäuſchen, um ihr Nör⸗ 0 dürfnis zu befriedigen oder wenn Hy⸗ pochonder ihre Klagen mit ſchlechtem Weti⸗ ter begründen. Denn ſie bringen die wahrhaft Leidenden um die gerechte ckſicht und die notwendige Ermutigung. Eine Torheit bedeuten vollends unerfüllbare Wünſche nach fremdem angeblich beglücken— derem Lande. Wer es verſteht, ſeinen nach emnem Jahr mühevoller Arbeit wohlverdien⸗ ten Urlaub mit Freude an dem ihn treffen⸗ den Wetter zu verbinden, hat einen doppel⸗ en Jewinn; ſeine Kräfteereuerung iſt eine tiefer gehende, und ſein Frohſinn wirk“ eiter auf ſeine Mitmenſchen. 20000 Engländer beſuchen Deutſchland Das engliſche Reiſebüro Thos. Cook u. Son „ in London veranſtaltet in dieſem Sommer f große Geſellſchaftsreiſen durch Deutſch⸗ 5, deren erſte etwa 400 engliſche Reiſende nach Berlin, der erſten Etappe ihrer Fahrt, lachte. Nach dem Beſuch von Bayrreuth, Desden und München geht die Fahrt weiter ich Nürnberg— mit Abſtechern nach Rothen⸗ i und Dinkelsbühl— und nach Heidelberg. Im ganzen wird die Rundreiſe durch iſchland 15 Tage dauern. Man darf es als gutes Vorzeichen für die weitere Belebung . Ausländerverkehrs nach Deutſchland an⸗ en, daß die von Cook ausgeſchriebenen fünf Dltſchlandreiſen ſchon in den allererſten Ta⸗ ausverkauft waren. Insgeſamt werden mit en 2000 Engländer nach Deutſchland kom⸗ Inter der Reiſegeſellſchaft befinden ſich— das iſt beſonders erfreulich— viele An⸗ örige der akademiſchen Berufe, ſo z. B. ofeſſoren, Geiſtliche, Lehrer, Apotheker uſw. dür die Auswirkung der Reiſeeindrücke in Deutſchland wird weiter ſehr förderlich ſein, aß auch Männer und Frauen aus den eng⸗ cen Kolonien und Dominions. die gerade ihren urlaub in England verleben, die dadurch, ber in den legenheit benutzt haben, um eine Reiſe durch Deutſchland zu unternehmen. Typiſch für die nüchterne Auffaſſung des Engländers von den Dingen und für das Vertrauen, das man Deutſchland entgegenbringt, iſt die Mitteilung des Reiſeleiters, daß von den 400 Teilneh⸗ mern nur zehn anfragten, ob denn die Reiſe durch Deutſchland nicht irgendwie gefährlich ſein könnte. Regenzauber einſt und jetzt Gib Regen, o Zeus.— der Glaube an die Wettermacher. Wenn die Sonne im Hochſommer glühen⸗ de Strahlen auf die Erde herabſendet, kommt die Zeit, in der man ſehnſüchtig nach dem Himmel blickt, um ein Regenwölkchen zu erſpähen, von dem man Kühlung und Friſche erhofft. Für den Landmann aber iſt das Ausſchauen nach einem Regenwölkchen begreiflicherweiſe noch viel intenſiver. Denn ſeine Felder, abgeſehen von den Aeckern, die gerade abgeerntet werden, ſtehen in größter Gefahr zu verdorren, wenn nicht bald das erlöſende Naß vom fällt. Darum kennt man auch heute noch in vie— len ländlichen Gegenden Deutſchlands den Regenzauber, den es ſeit uralten Zeiten in allen Ländern gegeben hat. Schon in den berühmten Aufzeichnungen Mac⸗Aurels findet man die Worte des grie⸗ chiſchen Gebets, das der römiſche Kaiſer für das allein würdige hält:„Gib Regen, o Zeus, gib Regen den Fluren der Athener.“ Und die Römer verehren in ihren gleichen Gebeten den ſegen⸗ und regenſpendenden Zeus der Griechen als Jupiter Pluvius. Daß in tropiſchen Gegenden der Regen⸗ gott des jeweiligen Stammes von den Prie— ſtern(Schamanen) nicht nur durch Gebete, ſondern auch durch eine Fülle von Zeremo— nien und Zauberſprüchen um die Gnade des Regens angefleht wird, iſt ein dort ſeit Ur— zeiten allgemein üblicher Brauch. Nur iſt man heutzutage von dem blutigen Opfer einer Jungfrau abgekommen. Auch die Indianer kennen einen Regen⸗ zauber, der bei den verſchiedenen Stämmen vielfache Variationen aufpeiſt. Sehr reizvoll geſtaltet ſich der Regenzau⸗ ſüdöſtlichen Ländern Europas, beſonders in Rumänien, Bulgarien und Serbien. In all dieſen Ländern wird ent— weder ein kleines Mädchen oder eine Jung— frau, die bei der Zeremonie keine Gewän⸗ der tragen darf, ganz mit Laub und Blu⸗ men verhüllt. Ein Schwarm junger Mäd⸗— chen begleitet dieſe Zauberfigur, die in Rau⸗ mänien„Papagula“, peruga“ und in Serbien„Dodola“ genannt wird. Vor jedem Hauſe des Dorfes wird Halt gemacht. Das junge Regenmädchen ſingt beſtimmte Lieder und tanzt beſonders vorgeſchriebene Tänze, die einen kultiſchen Charakter haben. Sie wird von den Bewoh⸗ nern des Hauſes reichlich mit Waſſer begoſ— ſen. Eine Zeremonie, die den erwünſchten Regen herbeiziehen ſoll. Dabei gibt es auch häufig die Ausführung der hübſchen Idee, dieſes Waſſer mit Blumen zu beſtreuen, die vielfach in dem grünen Laubkleid hängen bleiben, ſo daß die junge Zauberin oft ganz wie mit Roſen überſät einherſchreitet. Ve⸗ ſonders melodiſch ſind die Geſänge, deren Text den verſchiedenen Gegenden entſpre— chend wechſelt. 8 In Bulgarien iſt das Zauberlied ein wenig anders:„Peperuga flog zum Him⸗ mel. Gib uns Regen, daß gedeihen möge Aber ſoweit war es ja noch nicht. Zunächſt würde man ſie vor Gericht ſtellen. Wie würde man ihre Tat be⸗ urteilen? Ihr fielen die Geſchichten und Berichte über betrogene Frauen ein, die auf den Betrüger geſchoſſen hatten. Viele wurden wegen ſolcher„Verbrechen aus Leidenſchaft' frei⸗ geſprochen, andere zu kürzeren oder längeren Freiheits— ſtrafen verurteilt. Es kam da ganz auf das Land an. vor deſſen Richtern man ſtand. In Frankreich war die Beurteilung ſolcher Vergehen ö verhältuismäßig milde. Aber ſie war ja durch die Heirat mit Lothar Deutſche geworden. Alſo würde man ſie nach Deutſchland ausliefern, und die Verhandlung würde vor einem deutſchen Gericht erfolgen. Vielleicht, daß man ihr geſtatten würde, den deutſchen Konſul aufzuſuchen? Sie mußte Gewißheit haben, eher kam ſie nicht zur Ruhe. Sie mußte wiſſen, wie ihr äußeres Leben in der nächſten Zeit ſich geſtalten würde. Ihr Inneres war ohnehin zerbrochen und tot. Die folgenden Tage gingen wie ein wirren Tea an Evelyn vorüber. Man hatte ſie unter polizeilicher Be- wachung ihren Beſuch bei dem deutſchen Konſul machen laſſen. Konſul Heuriei kam ihr mit der ladelloſen Höflichleit eines Gentlemaus einer Dame gegenüber entgegen. Nichts in ſeinem Benehmen ließ ſie fühlen, daß ſie eine Deklaſſterle, eine Mörderin wäre. Aber auch er konnte ihr nur bestätigen, daß man nach Deutſchland auslit ſie ſoſort nach ihrer Geueſung liese u und daß die Gerichtsverhand⸗ lung in Hamburg ſtattfinden würde. Evelyn nahm alles 0 mit einer gleichſam verſteinerten Miene hin. Man wußte nicht, ob ſie ſich der Tragweite dieſer Dinge bewußt war. Sie bat nur darum, bald nach Deutſchland gebracht zu werden. „Es muß zum Ende kommen“, ſagte ſie mit einer eigen⸗ tümlich klangloſen, blechernen Stimme, die gar nichts mehr von der zarten Weichheit ihres früheren Organs hatte. 51 Sie erhielt kurz nach dem Beſuch bei dem deuiſchen Konſul den Beſuch eines italieniſchen Kommiſſars. Immer mit der gleichen verſteinerten Miene erklärte ſie, ſie hätte mit Bewußtſein die Piſtole auf ihren früheren Gatten gerichtet— und ſie wäre bereit, die Konſequenzen auf ſich Weiteres auszuſagen, weigerte ſie ſich ent— zu nehmen. ſchieden. Aunahme verweigert. Einige Tage ſpäter Himmel in Bulgarjen„Pe- Es war, als hielte ſie mit äußerſter Kraft eine Maske vor ihr Weſen, daß niemand in ihr Inneres zu ſehen ver— mochte. Nur einmal ſchien ſie ſchwach werden zu wollen. Das war, als ſie, ins Krankenhaus zurückgekehrt, einen Brief Lothars vorfand. Ihre Lippen bebten, ihre Augen umſchleierten ſich, als ſie die geliebte Handſchrift erkannte. Aber ſofort legte ſich wieder die verſteinerte Maske über ihr Geſicht. Mit feſter Hand ſchrieb ſie auf den Brief: erfolgte Lothars, mit Evelyn in Verbindung zu treten. Diesmal durch ihren Arzt. Lothar hatte ihn angerufen und ihn gebeten, ihm eine Unterredung mit ſeiner Frau zu ver⸗ ſchaffen. Evelyn ſollte ihn nur wenigſtens einmal an⸗ hören. Aber Evelyn ſagte hart: „Bitte, Doktor, beſtellen Sie Herrn Terbrügge, daß ich mich nicht mehr als ſeine Frau betrachte, und daß mein erſter Schritt nach meiner Rückkehr nach Deutſchland der ſein wird, daß ich die Scheidung beantragen werde. Ich wüunſche von Herrn Terbrügge keine Entſchuldigungen und werde ihm ſelbſt auch keine machen. Was ich getan habe, bereue ich nicht und werde die Konſequenzen tragen. Ich habe nur den einzigen Wunſch, i bas Korn, bie Hirſe, ber Weizen. Ver Flachs wachſe hoch bis zum Gürtel. Peperuga, Pe⸗ perugg.“ f In Serbien heißt das Lied folgender⸗ maßen:„Wir gehen durch das Dorf. Die Wolken gehn am Himmel. Oi, Dodola, oj, Dodola. Wir gehen ſchneller. Schneller ge⸗ hen die Wolken. Di. Dodola, oi. Dodola. Aus den Wolken fiel ein Ring. Ihn ergriff die Regenmaid. Oj, Dodola, oj, Dodola. da fiel der Regen vor uns nieder und benetzte das Korn und den Weinſtock. Oj, Dodola, of, Dodola.“ Wenn in unſerer gemäßigten Zone der Regenzauber nicht ſolche oder ähnliche For⸗ men angenommen hat, ſo liegt das wohl hauptſächlich daran, daß bei uns Zeiten großer Dürre verhältnismäßig nur ſelten vorkommen, ganz abgeſehen davon, daß bei einer ſo intenſiv betriebenen Landwirtſchaft bei weitem mehr Brunnen oder künſtliche Bewäſſerungsanlagen geſchaffen worden ſind, als in waſſerarmen Ländern, in denen die Landwirtſchaft mehr extenſiv betrieben wird. In vielen Gegenden Rumäniens kennt man z. B. ein Düngen der Felder überhaupt nicht. Die Kornähren werden dort noch heutzutage wie in uralten Zeiten möglichſt kurz mit der Sichel abgemäht. Die ſehr langen, ſtehenbleibenden Halme brennt man ab. Die zu Boden fallende Aſche iſt das einzige, höchſt einfache Düngemittel. Als aber in Deutſchland der Boden noch nicht kultiviert war, hat es auch bei uns mannigfachen Regenzauber gegeben. Und der Glaube an Wettermacher blüht noch heute in zahlreichen Landgemeinden. Wehe aber der als wettermächtig geltenden Perſönlichkeit, wenn ſtatt des erhofften Re⸗ gens ein arger Hagelſturm kommt. Dann kann es dem Zauberer oder der Zauberin ſchlimm ergehen. Wenn auch heutzutaßze allerdings nicht mehr ganz ſo ſchlimm wie lenem armen Hunnen, von dem Scheffel in ſeinem„Ekkehard“ erzählt: Die Dorfbewoh— ner, die ihn vorher freundlich aufgenommen hatten, erſchlugen ihn, weil ſie ſteif und feſt glaubten, er habe das böſe Unwetter ge— macht Daß man bis zum Mittelalter Regenzau— ber dadurch verurſachte, daß man beliebige Perſonen, deren man gerade habhaft wer— den konnte, einfach ins Waſſer warf, zeigt am deutlichſten ein ſogenannter„Zucht— brief“ aus Erfurt von 1351, in dem es unter anderen Vorſchriften und Verboten wörtlich heißt: Daß niemand den anderen in das Waſſer trage. Unſer hern verbieten auch daß niemand zu keiner Zeit den ande— ren in das Waſſer trage oder werfen ſoll, als dicke(Strafe) ſol er X Schillinge geben, vermag er des Geldes nicht, ſo ſal er ſeyn bueß leyden in dem ſtocke.“ Chroniken aus weit früheren Zeiten er— zählen häufig von Regenbittgängen, die Frauen mit bloßen Füßen nach einem Berg oder nach einem Bergſee unternahmen. Sie brachten Geſchenke, wohl richtiger geſagt, Opfer dar. Hierbei wurden heilige Steine reichlich mit Waſſer begoſſen. Man ſieht aus dem Darbringen der Geſchenke und dem Be⸗ gießen der heiligen Steine, daß es ſich hier um uralte Volksſitten handelt, die noch aus vorchriſtlicher Zeit ſtammen, wie die Flur⸗ prozeſſionen, die Mairitte und ähnliche Volksbräuche, die ſich teilweiſe bis auf die heutige Zeit erhalten haben. In der Bretagne, und zwar im Walde von Brezilian, der als Stätte der Artus⸗ Sage gilt, findet man noch heute die ſoge— nannte Regenquelle von Barendon, zu der in der Zeit der Dürre Wallfahrten unter— nommen werden. um Regen zu erbitten. Analog den in Süddeutſchland noch heute 105 nicht ſelten ſtattfindenden Regenprozeſ⸗ ionen. Wie es nun aber auch mit dem Glauben an die verſchiedenen vorerwähnten Arten des Regenzaubers bei der modernen Menſch⸗ heit beſchaffen ſein mag,— an einen Regen⸗ zauber glauben wir doch alle ohne Ausnah⸗ me: das iſt der in herrlichen Farben ſchim⸗ mernde Regenbogen, der, wie ein leicht ver⸗ gänglicher Traum, ſeine wunderſame Brük⸗ ke vom Himmel zur Erde baut— ein ech⸗ ter Regenzauber. Richard Thaſſilo Graf von Schlieben. Buntes Allerlei LZ. 129 in 5 Mongten faheklar. Dr. Eckener teilte mit, daß die Verſuche mit dem Rohbl⸗ Luftſchiffmotor, mit deſſen Konſtruktion die Firma Dajmler⸗Benz⸗Antertürkheim beauftragt iſt, nun zu einem zufriedenſtellenden Ergebnis geführt haben. In den letzten Tagen hat ſich dieſer Motor unter Vollaſt(1200 PS.) in 150ſtündigem Lauf bewährt. Der Luftſchiff⸗ bau Zeppelin hat nun die für das Luftſchiff LZ. 129 benötigten 4 Motoren bei Daimler- Benz offtziell beſtellt. Nach 5—6 Monaten werden die Motore fertiggeſtellt und das neue Rieſenluftſchiff auch bis zu dieſem Zeitpunkt fahrklar ſein. Vor 150 Jahren Entdeckung der Römer lhermen. In Badenweiler im Schwarzwald, dem ſüdlichſten Thermalbad Deutſchlands, wurde ein Heimatmuſeum eröffnet, das ne— ben reichem vorgeſchichtlichen Material auch zahlreiche Funde aus der Zeit enthält, als VBadenweilers Heilquellen noch von den Römern gebraucht wurden. Die Sammlun— gen ſind in dem ſogenannten Belvedere, ei— nem zierlichen, ſaulentragenden Bau inmit— ten des Kurparks untergebracht. Das neue Muſeum bildet eine willkommene Ergän⸗ zung zu dem ehemals 96 Meter langen, 45 Meter breiten Bäderbau, den die Römer hier etwa im 3. Jahrhundert n. Chr. errich⸗ teten. Die ſtattlichen Reſte dieſes Gebäudes, das ein Männer- und ein Frauenbad ent— hielt und bereits mit Zentralheizung ausge— ſtattet war, wurden übrigens 1784, alſo ge— nau vor 150 Jahren, entdeckt. Sie können heute täglich beſichtigt werden. eee Luſtige Ecke Mutter(zu ihrer verheirateten Tochter): „Kochſt Du, was Dein Mann gern ißt?“— „O nein. Ich habe es ſoweit gebracht, daß er gern ißt, was ich koche.“(Haagſche Courant) * Nach Einführung der elektriſchen Stra— ßenbahn auf Trinidad betrachtete ein Neger dies neue Verkehrsmittel.„O,“ murmelte er,„die Engländer ſind groß. Erſt befreien ſie die Sklaven und jetzt auch die Mauleſel!“ * Im Theater wurde Richard III. gegeben. Als der Darſteller die Worte ſprach:„Ein Königreich für ein Pferd!“ rief jemand von der Galerie herunter:„Tut's nicht auch ein Eſel?“—, Jawohl“, rief der Schauſpieler zu⸗ rück.„Kommen Sie nur hinter die Kuliſſe.“ Wiſſen Sie das? Für das größte Fernrohr der Welt, das für die Sternwarte Mount Wilſon in Kali⸗ formen vorgeſehen iſt, wurde jüngſt ein Glas⸗ block von 20000 Kg. Gewicht gegoſſen, aus dem dle Heutligſo bargoftafl! ird ihren Sinn. ein zweiter Verſuch n niemals wieder⸗ zuſehen und auch keine Verbindung durch dritte Perſonen oder Briefe mit ihm aufzunehmen.“ Der Arzt verneigte ſich gehorſam vor der ſchönen Frau mit dem„verſteinerten Geſicht“. a * *. An einem herrlichen Vorſommervormittag verließ Evelyn, geleitet von zwei Geheimpoliziſten, das ſchöne Venedig. Sie hatte keinen Blick übrig für all die Herrlich⸗ keiten, die ſie bei ihrer Ankunft mit Lothar ſo in Entzücken verſetzt hatten. Ein Panzer von Eis umgab ihr Herz und „Wenn ich wenigſtens weinen könnte“, dachte ſie, als ſie unter dem Ponte delle sopire hindurchfuhr,„dann würde mir vielleicht etwas beſſer ums Herz werden.“ Aber die erlöſenden Tränen kamen nicht. An der Grenze wurde ſie von zwei deutſchen Kriminal- beamten in Empfang genommen. Mit unbewegtem Ge⸗ ſicht ließ ſie alle Formalitäten über ſich ergehen. Nach einer langen Fahrt kam ſie abends in Hamburg an und mußte die Nacht im Unterſuchungsgefängnis zubringen. Tage ſpäter gelang es ihrem Anwalt, daß ſie gegen hohe Kaution aus der Unterſuchungshaft entlaſſen wurde. Evelyn hatte darauf beſtanden, über die Motive ihrer Tat nicht zu ſprechen, auch ihrem Verteidiger, dem be⸗ kannten Doktor Johannſen, gegenüber nicht. Sie hatte einen unüberwindlichen Abſcheu davor, daß ihr innerſtes Gefühlsleben Gegenſtand einer Verhandlung vor der Oeffentlichkeit ſein ſollte. Aber Doktor Johannſen war ein Menſchenkenner und wußte mit Menſchen umzugehen. Er hatte ſofort den Beweggrund ihres Schweigens erkannt. „Glauben Sie nur nicht, gnädige Frau“, hatte er lor auseinandergeſetzt,„daß Sie auf dieſe Weiſe die Dis⸗ kuſſion der ſeeliſchen Untergründe vor Gericht verhindern können! Im Gegenteil! Man wird unter dieſen Umſtänden nur noch mehr in der Wunde herumrühren, um die Wahr⸗ heit zu erforſchen. Es werden Zeugen auftreten, Sach⸗ verſtändige werden alle möglichen intimen Details aus Ihrem Leben vor der Tat heranziehen, um ihre Behaup⸗ tungen zu ſtützen. Erſt Fortſetzung folgt.) a i eee , 8 OC AODOLUÆ++ NUL EE. Urheberrechtsschutz: Fünf Türme-Verlag, Halle(Saale) Nachdruck verboten. „Es iſt mir zu ſtill hier.“ Liſa lächelte; ein feines, wiſſendes Lächeln. Sie wußte, daß Gerda ihr nicht die Wahrheit geſagt hatte. Sie wußte aber auch, daß es Vorkommniſſe gab, von denen man zu leinem Menſchen, und mochte es der beſte Freund ſein, ſprechen konnte. So faßte ſie es denn auch nicht als Mangel an Vertrauen auf. Liſa Roſchwitz ahnte, was in Gerda vorging. i Deren Blicke, mit denen ſie Fritz Grovenſtahl umhegte, hatten es ihr verraten... Gerda liebte ihn und war auf der Flucht vor ihrem eigenen Herzen. Sie konnte es aber nicht verſtehen, daß ſich jemand vor der Liebe fürchtet, und ſo fragte ſie ſcherzend: „Du willſt dich alſo in das große Treiben der Welt ſtürzen?“ „Ich werde mich zur Lehrerin ausbilden laſſen“, ſagte Gerda.„Ein Menſch ſollte immer einen Beruf haben.“ Liſa horchte auf. Was war das? Nach Entſagenwollen hatte das geklungen. So weit dürfte doch die Scheu nicht gehen. Oder hatte Fritz Grovenſtahl ihr unrecht getan? Doch das konnte Liſa nicht glauben. So ſprach ſie er— mutigend zu ihr: „Du darfſt nicht vergeſſen, Gerda, daß unſer Beruf der iſt, Frau und Mutter zu ſein!' „Es geht nicht immer“, warf Gerda dazwiſchen.— „Freilich iſt es aus Wirtſchaftsgründen heute oft nötig, irgendeinen Beruf zu ergreifen. Deshalb bleibt. es doch immer ein Arbeiten gegen die Natur, und ich meine, wen die Notwendigkeit nicht zwingt, der ſollte nicht tun.“ Gerda war bei dieſen Worten heftig errötet. miagſt recht haben, Liſa!“ ſagte ſie.„Es muß etwas Hohes das „Du ſein, Frau und Mutter zu werden; aber nicht allen iſt dieſes Glück beſchieden.“ Nun blieb ein langes Schweigen. „Warum?“ Gerda hob den Kopf. Das Geſicht ſchien von durch— ſichtiger Bläſſe zu ſein, und darin brannten die dunklen Augen. Aber der Blick war flehend.„Frage mich nicht, Liſa, rühre nicht daran. Es iſt ja alles noch ſo friſch und ſchmerzt. Was ich in den letzten Wochen verloren habe, läßt mich vor der Zukunft bangen. Bitte, frage nicht.“ Achtes Kapitel. Bis Liſa fragte: Anfang Januar war Klaus großjährig geworden.“ Nach der Gratulation ſagte Fritz zu ihm:„Du haſt von heute ab ein Anrecht auf dein Erbe; aber ich hoffe, du beläßt es noch in der Fabrik.“ Klaus winkte heftig ab.„Ich brauche es nicht, Fritz! Es iſt bei dir ebenſo gut aufgehoben wie in der Bank. Ich geh' in Vorläuſig genügt mir mein Gewinnanteil. den nächſten Tagen nach der Reichshauptſtadt.“ „Nach Berlin?“ „Ja, Fritz! Künſtler nicht ſchwerlich hoch.“ „Du mußt tes wiſſen, Klaus! Begleiteſt du mich nach der Fabrik?“ „Ja!“ Die Brüder ſchritten nebeneinander auf dem knirſchen— den Schnee. Beide gleich groß— und doch wie verſchieden ſchon die Geſtalten. Fritz aufrecht, Klaus ein wenig vorn— übergeneigt. Klaus war früher nicht oft in der Fabrik geweſen. Ihn hatte der große Lärm nie recht behagt. Aber jetzt, da er neben dem Bruder ſchritt und den ſtolzen Blick in deſſen Augen ſah, war es ihm, als hätte er viel verſäumt. Wenn er hörte, wie Fritz mit ſelbſtbewußter Stimme hier und da Anordnungen gab, überkam ihn faſt etwas wie Neid. Doch den verwarf er ſofort. Aber er konnte den Bruder jetzt um vieles beſſer verſtehen. Einmal hatte Fritz zu ihm geſagt:„Für die Fabrik wäre er imſtande zu hungern.“ Damals hatte er es nicht begriffen und es für den Ausſpruch eines Wichtigtuers gehalten. Sie traten in die Schmiede. Die rußgeſchwärzten Arbeiter nahmen nicht die geringſte Notiz von ihnen. Fritz deutete auf einen glühenden Stahlklotz, der unter dem Hammer lag. „Gib acht... ſo iſt das Leben!“ Dröhnend fiel der Hammer. Auf und ab ging es, und ſo ſehr ſich die unförmige Glut auch wehrte und zornige den Kampf kennenlernen, kommen Funken ſtob, ſie wurde doch zuſehends kleiner und nahm 5 die Form an, die man ihr geben wollte. Fritz nickte:„Da haſt du das Leben! Entweder du biſt Hammer, oder du wirſt von anderen gezwungen, eine Form anzunehmen, die dir meiſtens nicht paßt.“ Der Hammer ſauſte wieder dröhnend herunter, und Fritz mußte dem Bruder die Worte ins Ohr ſchreien: „Wenn du draußen zu unterliegen drohſt, wenn du ſchwach wirſt, dann denke an dieſes Bild. Sei niemals Amboß.. immer Hammer!“ Etwas von der Kraſt des Bruders kam in Klaus Er“ ſchrie zurück:„Ja Fritz, das ſoll gelten!“ Dann reichten ſich die Brüder die Hände. 1. Ich muß hinaus ins Leben. Wenn wir wir „Es wird ſtiller bei uns werden, Gerda! Wieder zieht ein Grovenſtahl in die Welt. Klaus ſiedelt nach der Haupt⸗ ſtadt über“, ſagte Fritz am Abend zu Gerda. Dieſe kam zitternd näher. Nun mußte auch ſie ſprechen. Was würde er nur ſagen, daß auch ſie fort wollte? Von Tag zu Tag hatte ſie es verſchoben, mit Fritz Groven— ſtahl darüber zu ſprechen. Es fiel ihr ja ſo unſäglich ſchwer. Nun würde er bald ganz allein ſein. Doch ſie unterdrückte das aufſteigende Mitleid und begann ſtockend: „Auch... auch ich... muß fort... Herr Groven⸗ ſtahl!“ Gerda ſah an ſeinem maßloſen Staunen, wie un— erwartet ihm ihre Mitteilung kam. Hatte er geglaubt ſie würde immer bleiben? „Sie wollen ſort von uns, Gerda?“ fragte Fritz ge— dehnt. „Ja!“ ſagte ſie leiſe. „Aber warum denn? Hat man Ihnen etwas getan?“ „Nein!“ Gerda ſtockte das Blut, und ihr Auge bat ihn: Mache es mir nicht ſo ſchwer, ich kann ja nicht bleiben. Fritz ſaͤh, wie ſie in ihrer Befangenheit vor ihm ſtand. Aber er hielt ihr Schweigen für Trotz. Hatte man ihr etwas getan? In ſeiner Stimme war Bitternis, als er fragte: „Iſt es mir erlaubt, zu erfahren, warum Sie fort wollen?“ Das Zimmer begann ſich vor Gerdas Augen zu drehen. Wie weh ihr ſeine harte Stimme tat. Sah er denn nicht, was in ihr vorging? War er denn wirklich ohne jedes weiche Empfinden? Ihr Geſicht mußte ihm doch alles verraten! „Nun? Jede Frage iſt eine Antwort wert“, beharrte Fritz.. Da wandte ſie ſich ab und trat zum Fenſter.„Es iſt mir zu ſtill hier, Herr Grovenſtahl!“ Fritz zuckte bei dieſen Worten zuſammen. Wenn er alles erwartet hätte— das nicht. Wie man ſich in den Menſchen täuſchen kann! Bei dieſer habe ich gedacht, ſie iſt aul— und nun iſt ſie eine genau ſo hohle Puppe wie die anderen. Oder ſchlimmer; denn was war die ver— gangene Zeit anderes geweſen als Heuchelei. Warum hatte ſie nicht bald geſagt: Das Leben hier gefällt mir nicht. Gerda ſtand noch immer abgewandt da. Nur als Fritz Grovenſtahl mit herbem Auflachen zu ſprechen begann, ſuhr ſie zuſammen. „Ah, ich begreife!“ ſagte er. Seine Stimme war von beißender Ironie.„Es ſteht Ihnen natürlich zu jeder Zeit frei, das Haus zu verlaſſen. Das Zwingende Ihres Grundes ſehe ich ohne weiteres ein.“ Dann klappte die Tür. Gerda fuhr herum. Sie war allein nacheilen, ihm zurufen: Was glaubſt du von mir... du... laß mich nicht fort... nicht ſo... Aber ihre Beine verſagten den Dienſt. Sie fiel in einen Stuhl. Gerda wurde ruhiger. Nun war auch dieſes vorbei, das Schwerſte, vor dem ihe ſo lange unſäglich bange ge— weſen war. Sie hatte bald nach Weihnachten an Verwandte ihres Vaters geſchrieben, und die Antwort war eingegangen, daß man ſie erwarte. Ihre Mutter wollte ſie um Freigabe des ihr vom Vater zugefallenen kleinen Erbes bitten, dann würde ſie weiter ſehen. Als Maria Grovenſtahl von der bevorſtehenden Ab— reiſe Gerdas erfahren hatte, ſchüttelte ſie den Kopf und ſagte:„Kind, das ſollteſt du nicht tun!“ Doch Gerda blieb feſt. Der Tag der Abreiſe kam heran. reiſten zu gleicher Zeit. Noch einmal ſaßen ſie alle um den gemeinſamen Früh— ſtückstiſch herum. Aber das lähmende Schweigen, das über ihnen lag, wurde von niemandem gebrochen. Viel- leicht war es der Gedanke an das Morgen, der alle um— fangen hielt. Fritz Grovenſtahl erhob ſich und reichte Gerda die Hand. „Ich muß mich bereits jetzt verabſchieden, denn ich kann dann nicht herüber. Mein Dank und der Wunſch alles Guten iſt Ihnen gewiß!“ Der Händedruck war kurz und flüchtig geweſen. Aber Fritz hatte doch die Kälte ihrer Hand gefühlt. Zu Klaus ſagte er im Fortgehen:„Du kommſt, bitte, noch zu mir herüber!“ Gerdas Augen umfaßten noch einmal ſeine hohe Ge— ſtalt, dann war er gegangen.., vielleicht für immer aus ihrem Leben. 5 Auch der Abſchied, den die Brüder voneinander nahmen, war kurz. „Vergiß draußen nie, daß du zu uns gehörſt!“ ſagtie der Aeltere. „Nein, Fritz!“ „Sollteſt du mich einmal brauchen, ſo rufe mich!“ Klaus nickte und reichte dem Bruder die Rechte. Der umſchloß ſie mit kräftigem Druck und ließ das Auge forſchend auf dem Jüngeren ruhen. „Und Mary Regenhardt?“ Trotz ſeines Staunens— er hatte mit Fritz Klaus und Gerda nicht Sie wollte Fritz darüber geſprochen— ſah Klaus dem Bruder feſt ine Geſicht, 5 9255 „Sie iſt mein!“ Der Druck der Hände wurde ſtärker. Dann ging Klaus, und Fritz blieb zurück Von Mary hatte Klaus ſchon tags zuvor Abſchied ge— nommen, und ſo fuhr er mit Gerda ohne jeden Aufent⸗ halt zur Bahn. Nach wenigen Stationen gingen auch ihre Wege auseinander. 9* 10 i Nun war Fritz Grovenſtahl allein! Auch Tante Ma cia war wieder in ihr Heim übergeſiedelt. So ſtand das kleine Haus verlaſſen da; Fritz kam nur noch zum Schlafen hin. Von früh bis ſpät blieb er in der Fabrik. Die Mahl⸗ zeiten nahm er in der Beamtenkantine ein. Dazu häufte ſich die Arbeit ins Unerträgliche. Nachtſchichten mußten eingelegt werden, um den rumäniſchen Auftrag fertigzu⸗ ſtellen, denn die Auftraggeber drängten zur ſchleunigen Lieferung. Natürlich ſteigerte das den erlittenen Verluſt erheblich. Fritz Grovenſtahl war die Arbeit gerade recht. Für ihn war ſie der Kampf, den er brauchte, um anderes überwinden zu können. Den Sorgen, die ihm das Wert bereitete, ging er mit ſeinem ganzen Grimm zu Leibe Für ihn hieß es: Ihr oder ich! Einer muß weichen! In Fritz vollzog ſich eine Aenderung. So wurden ſeine Anordnungen kürzer, und inemer ſeltener geſchah es, daß er ſich von Dieſinger oder den Jugenieuren Rat holte, wie es in der erſten Zeit oft ge— ſchehen war. Aber nicht nur ſein Weſen— nein, auch ſein Aeußeres wandelte ſich. Das Geſicht war hager und kantiger, der Blick der Augen ſtarrer. Wenn er jetzt mit knappen Bewegungen durch die Werkſtätten ſchritt, ohne, wie früher, dieſem oder jenem ein ſcherzhaftes Wort zu— gerufen zu haben, ging ihm wohl manch ein erſtaunter Blick nach. Aber dann flogen die Hämmer ſchneller, und die Feilen quietſchten ſchriller. Seine Arbeiter verſtanden ihn. Sie ſchätzten ihn aber auch, denn er gab jedem, was ihm gebührte. Neuntes Kapitel. Kurt Roſchwitz war einigermaßen aus dem Häuschen; denn Suſanna Grovenſtahl hatte ihm, ihrem Verſprechen gemäß, geſchrieben. Und was ſchrieb Suſanna? Nicht viel, aber der Doktor war entzückt davon. Immer und immer wieder zog er den Brief aus der Taſche, um ihn aufs neue zu leſen; ertrug darüber geduldig die Necke— reien ſeiner Kollegen. Seine Frage von damals und ihr Verſprechen erwähnte ſie überhaupt nicht. Doch das gerade war es, worüber der Doktor ſich freute. Es genierte ſie— dachte er bei ſich— und das iſt ein gutes Zeichen. Kurt Roſchwitz war mit ſich einig. Als Fritz Grovenſtahl am Abend ſeines Geburtstages zu den Geſchwiſtern kam, nahm ihn Kurt erſt zu ſich gofs Zimmer und drückte ihn in den Seſſel. Er ſelbſt ging einigermaßen aufgeregt hin und her, bis er mit einem Male vor Fritz ſtehenblieb und ſagte: „Rauch, trink, mach', was du willſt, aber höre zu, was ich dir jetzt ſage!“ Fritz ſah den Freund, der, die Hände in den Hoſen— taſchen, ſchon wieder eilig im Zimmer umherlief, be— luſtigt an. Doch Kurt ſchien jetzt keinen Sinn für Humor zu haben, denn er bat: „Du— lach' nicht, bitte! Bleib ernſt bei einer eruſten Sache. Ich habe nämlich“— er reckte ſeine Geſtaltſetwas höher—„die Abſicht, zu heiraten.“ Kurt e nutzte wieder die Bewegungsfreiheit des Zimmers aus, und Fritz war erſtaunt, warum er, wenn er durchaus heiraten wollte, ſchon jetzt die Ruhe verlor. So ſagte er faſt begütigend: „Du willſt heiraten? Das halte ich für gut. Auch ich werde einmal heiraten, um als Mann meiner Staats⸗ bürgerpflicht zu genügen.“ Kurt Roſchwitz blieb ſtehen und ſah den Freund ver dutzt an. Dann lachte er ſchallend auf. „Verdammt fein hört ſich das an: Staatsbürgerpflicht genügen— wirklich fein!“ In vollkommen verändertem Ton fuhr er ſort: „Sag mal, Fritz, biſt du von Eis? Haſt du wirklich kein Herz, oder wenigſtens einen warmen Winkel darin! Ich habe bei deinen Worten vorhin gefroren.“ Ein wenig zyniſch antwortete Fritz:„Ein Herz habe ich wohl. Aber über deſſen verborgene Kammern und Winkel und die Temperaturen darin bin ich nicht orien⸗ tiert. Darüber nachzuſinnen fehlt es mir wohl an Zeit und Veranlagung. Doch erzähle von dir!“ i Der Doktor ſchien durch dieſe Worte ein wenig verletzt, und ſeine Stimme war wohl ſchroffer als ſonſt: „Ich ſehe, wie wenig dich dieſe Angelegenheit inter⸗ eſſiert, Fritz. Aber leider kann ich dir nicht erſparen, mich weiter anzuhören.“ Betroffen trat Fritz neben den Freund und legte ihm begütigend die Hand auf die Schulter: „So habe ich es nicht gemeint, Kurt Höre nicht auf mich, deun ich habe alle Aulagen, ein unleidlicher Patron zu werden.“ s Schnell verſöhnt, drückte der Doktor Fritz wieder in den Seſſel und ſetzte ſich dann vor ihn. Doch eine Weile blieb es noch ſtill zwiſchen beiden. Ein jeder hing ſeinen Gedanken nach, bis dann Tellerklappern aus dem Neben⸗ zimmer Kurt in die Wirklichkeit zurückrief. „Es betrifft deine Schweſter“, ſagte er. Fritz ſah erſtaunt auf.„Sanna?“ N Ueber Kurts Geſicht ging bei Nennung dieſes e ns ein Freudenſchimmer. Er ergriff Fritz Grovenſtahls Hand, und es war ein Bitten in ſeiner Stimme. „Ja— Sanna. Ich liebe deine Schweſter, Fritz— und dich frage ich, ob du etwas dagegen haſt, wenn ich mich um ſie bewerbe?“(Foriſetzung ſolgt.) netta kämpfend. Was fle Fed and e der ze kl edarf enktſteht, die Ar⸗ auch der f beilsämter in die Vermittlung einzuſchalten. Karlsruhe, 30. Juli. 1934. Badiſcher Finanz⸗ und Wirtſchaftsminiſter, . Miniſterpräſident gez. Köhler. Aus Heſſen Motorradunfall in Vürſtadt Ein Toker, zwei Schwerverletzte. Bürſtadt, 1. Auguſt. An der gefährlichen Ecke am neuen Rathaus ereignete ſich ein ſchwerer Unfall. Der Motorradfahrer Lo⸗ renz Zimmermann mit dem Soziusfahrer H. Stockmann kam kurz vor 1 Uhr nachts von Lampertheim. Am Rathaus wurde er durch den leeren Seitenwagen aus der Kur⸗ pe getragen und fuhr über die Straße an das Rathaus. Die 750⸗cem⸗Maſchine iſt to⸗ tal zertrümmert. Fahrer und Soziusfahrer wurden meterweit geſchleudert und mußten ſchwer verleßzt in das Krankenhaus in Worms verbracht worden; dort iſt Zimmer⸗ mann geſtorben. Ein auf dem Gehweg ſte— hender Nachtſchußmann wurde von der Ma⸗ ſchine erfaßt und erlitt komplizierte Bein— brüche. Letzte Nachrichten Keine Verſchlechterung Dienstag nachmittag 5 Uhr wurde fol⸗ gende Mitteilung der Aerzte ausgegeben: „Im Zuſtand des herrn Reichspräſiden⸗ ten iſt keine Verſchlechterung eingetreten. Zu Mittag erfolgte eine geringe Nahrungs- uufnahme. i ber. Puls zufrieden⸗ ſtellend. Die Begründung des Arteils In der Begründung des Htandgerichts⸗ Sei: Tiehe: Rreiſi Jide. urteils gegen Planetta und Holzweber heißt es u. a.: Der den beiden Angeklagten Laſt gelegte Tatbeſtand des Verbrechens des Hochverrats ſei einwandfrei zur erwieſen. Die Angeklagten ſeien Mitglieder der Natio— nalſozialiſtiſchen Deutſchen Arbeiterpartei, ſeien geſtändig, an der Aktion auf das Bun⸗ deskanzleramt teilgenommen zu haben und es u. a.: Der den beiden Angeklagten zur gerung gefangen geſetzt werden ſollte. Es ſeien insgeſamt 150 Perſonen in das Ge⸗ bäude eingedrungen, womit bereits das Tatbeſtandsmerkmal der Empörung gegeben ſei. Die beiden Angeklagten hätten als Rä— delsführer mitgewirkt. Was das dem Pla⸗ zur Laſt gelegte Verbrechen des Mordes anlangt, ſo ſei er ſelbſt geſtändig, auf den Bundeskanzler geſchoſſen zu haben. Für die Tötungsabſicht ſpreche insbeſonde⸗ re die Verwendung einer abſolut tödlichen Waffe aus ganz kurzer Entfernung. Vor zwanzig Jahren Das Ende der„Vorkriegszeit“. Wochenlang hatte das deutſche Volk in einem Zuſtand erregter Spannung gelebt, deren Höhepunkt und Auslöſung in den 5 erſten Auguſttagen des Jahres 1914 erreicht wurde. In allen Städten umſtanden Menſchenmaſſen die Schaufenſter der Zeitungen, warteten Stunden um Stunden auf den großen Plätzen auf die öffentliche Bekanntgabe der nächſten Entſcheidungen. Und dann fiel Entſcheidung die endlich, dann ſprach das Schickſal, und der laſtende Alpdruck bangen Wartens wich dem ungeheuren Geſchehen der Mobilmachung, dem alles mitreißenden Aufbruch einer ganzen Nation, die ſich vor die Not⸗ wendigkeit geſtellt ſah, ihren Beſtand gegen 1 eine Ueberzahl von Feinden zu verteidigen. Jeder fühlte ſich bedingungslos einbezogen in die große Schickſalsgemeinſchaft des Vol⸗ kes, alle gingen auf in der Hingabe an ein Gemeinſames, das wie ein Wunder plötzlich von Millionen empfunden wurde. Konzentrierte ſich auch der gewaltige Druck der folgenſchweren Entſchefdungen in der n eichshauptſtadt, wo Hunderttauſen⸗ de im Luſtgarken vor dem Schloß den hiſto⸗ iiſchen Auftakt zu dem gewaltigen Geſche⸗ hen der folgenden Monate und Jahre er⸗ warteten, ſo verteilte ſich die Auswirkung der großen Geſchehniſſe in unerhörter Gleich⸗ mäßlgkeit und Schnelligkeit auf Stadl und Land, ergoß ſich der unwiderſtehliche Strom des Erlebens dieſer geſchichtlichen Stunden bis ins letzte Dorf, bis in jeden Winkel des bedrohten Vaterlandes. Unvergeßlich ſind jene Tage allen, die da⸗ bei waren, ſeien es diejenſgen, die ſelbſt nach kraſchem Abſchied von den nächſten Ange⸗ hörigen dem Ruf zur Fahne folg⸗ ten, oder ſeien es die Mütter, die Frauen und Kinder, die den Wehrfähigen das letz⸗ e Geleit zum Bahnhof gaben, tapfer den Abſchiedsſchmerz hinunter⸗ bedeuten in ſolchen Wen⸗ zepunkten, die eine Geſchichtsepoche in eine andere hinüberleiten, Einzelſchickſale? 18 war in der Tat ein Wendepunkt, der ö bſchluß eines Abſchnitts un⸗ Be Geſchichte, die in völlig neue Bln en geleitet wurde. Werfen wir einen 9 ick auf die Bilder der großen Ereigniſſe Ber 20 Jahren.— Maſſenkundgebungen in erlin und München, Verkündung des u be utandes, Abmarſch der Rerſerviſten Bahnhöfen—, betrachten wir auf die⸗ en B 0 Vilddokumenten die Einzelnen aus der Maſſe. ſo finden wir den Bürger der„Vor⸗ Heldenblut Hhörſt du die Bäche rieſeln zur Nacht? Das iſt das Blut, das heimwärls rinnt Von e Bergen nach ſtürmiſcher acht, Wo die Helden des Volkes gefallen ſind. g Es fließt im Mond von helm und Stahl, Bis Bächlein ſich in Bächlein ſchlingt; Von Be n und Bauern, Rekrut, General Das 9 2 wandert zuſammen und ngt. Bald ſind alle Wurzeln rot im Land: Und heiligen Boden fühlt der Fuß. Die Witwen tragen kein Trauergewand: Und 165 1155 nicht kannten, kauſchten den ruß. Die Sagt de Galten; die gaben das g nd Ihr 190 kreiſt mit durch Volk und a nd Es 0 durch die Adern des Reiches und rinnt, Pulſt Haus an Haus und Wand an Wand ee eee kriegszeit“, Repräſentanten einer Epoche des vierzigjährigen Friedens, die wohl nach au⸗ ßenhin impoſante Fortſchritte, bedeutſame Errungenſchaften auf allen Gebieten der Technik, der Induſtrie, ünſerer ganzen Zi— viliſation gebracht, die uns alle aber wie einſchläfernd in die Sicherheit eines Lebens mehr oder weniger gleichmäßigen und un— geſtörten Wohlſtandes eingewiegt hatte. Wie glichen jene Tage einem Aufwachen, aber wie ungeheuer einſchneidend waren ihre Auswirkungen, wie ſelbſtverſtändlich iſt es uns geworden, daß jene„Vorkriegszeit“ mit allem bunten Drum und Dran, mit ihren Annehmlichkeiten und Umſtändlichkeiten, nit ihrem Schönen und Guten und ihren kleinen Lächerlichkeiten am 2. Auguſt 1914 Abſchied genommen hat, daß ſie niemals wiederkehren wird und daß auch der im Lauf all dieſer ſchweren Jahre hin und wieder geäußerte Wunſch nach ihrer Rückkehr unbedachten Illuſionen entſprang. Gewiß konnte ſich die Hochſtimmung jener Sommertage nicht halten, mußte der alles mitreißende Ueberſchwang erlahmen. Und doch begann damals, als Mann neben Mann trat, als der Lehrer neben dem Schmied, der Arbeiter neben dem Kaufmann, den Papp⸗ karton unter dem Arm, zur Kaſerne mar⸗— ſchierten, die erſte Formung eines neuen Geſchlechtes. Daß dieſe Formung nicht von heute auf morgen, auch nicht von einem Jahr zum anderen vollendet werden konnte, iſt begreiflich. Das furchtbare Geſchehen des großen Krieges, Not, Sorge und Schmach im Gefolge des Scheinfriedens von Verſail— les griffen hart zu, preßten und formten weiter. Dann kam im vergangenen Jahr die nationale Erhebung, das Ende des Weimarer Parteienſtaates, die Einigung der Nation unter der Fahne Hitlers. Noch ſtehen wir mitten m Werden, aber im Hin— blick auf die erſten Auguſttage 1914 dür— fen wir feſtſtellen: da endete eine Epoche, und es begann etwas Neues. „Alles gute Soldaten!“ Der Elſäſſer im Weltkrieg. Ein vielſeitiges Sonderheft der Berli— ner Zeitſchrift„Elſaß-Lothrin⸗ giſche Heimatſtimmen“(Heraus— geber Dr. Robert Ernſt) iſt anläßlich des 20. Jahrestages des Kriegsausbruchs den elſaß⸗lothringiſchen Feldgrauen gewid— met. Das Heft— Preis 1,50 Mark—, das gerade im badiſchen Grenzland in— tereſſieren wird, iſt eine würdige Eh— rung der für die deutſche Sache gefalle⸗ nen Elſaß⸗Lothringer und räumt zu— gleich mit den Vorurteilen auf, die in dem Wort von dem Funſicheren Kan⸗ toniſten“ ihren Niederſchlag gefunden haben. Der nachfolgende Beitrag iſt dieſem Heft entnommen. ö Zu den vielen Mißverſtändniſſen in der elſaß⸗lothringiſchen Frage hat ſich leider in den Köpfen vieler Reichsdeutſcher auch noch die Meinung feſtgeſetzt, daß der elſäſſiſche Soldat im Weltkrieg verſagt und Elſaß-Loth⸗ eingen eine den Durchſchnitt des Reiches oder einzelner deutſcher Landſchaften weit über⸗ ſteigende Zahl von Ueberläufern geſtellt habe. Wer aber die Geſchichte Elſaß-Lothringens zennt, weiß, daß der Elſäſſer noch auf keinem Schlachtfeld verſagt hat, gleichgültig, ob es um die Sache des Reiches oder Frankreichs ging oder um die der Landesfürſten, etwa der Herzöge von Lothringen. Wie ſollte da der Elſäſſer und Lothringer ausgerechnet dort verſagt haben, wo es ſich für ihn nicht nur um die Sache Deutſchlands handelte, ſondern in erſter Linie um die Verteidigung der heißgeliebten engeren Heimat. Wer vor dem Kriege in den Häuſern el— ſäſſiſcher Bauern Einkehr gehalten hat, weiß, daß auch dort die Wände der Wohnſtube mit Soldatenbildern geſchmückt wa⸗ ren. Sie waren, wie überall, künſtleriſch nicht immer auf der Höhe, was aber nicht hinderte, daß ſie bei Familie und Volk hoch in Ehren gehalten wurden. Freilich konnte man dort oft eine recht bunte Ahnenreihe be— wundern: Napoleonsgrenadiere, Soldaten des 3. Napoleon aus dem Kriege 1870/71, Fremdenlegionäre. Aber noch häufiger hin— zen dort die Bilder— die heute meiſt ent⸗ fernt werden mußten— mit den bekannten Aufſchriften:„Kanonendonner iſt unſer Zruß! Es lebe das Kte Feldartillerieregi— ment!“ Oder:„Es lebe hoch das Regiment, das ſich mit Stolz das Xte nennt!“ Und ſehr häufig wurde man daran erinnert, daß ein beträchtlicher Teil der elſäſſiſchen Jugend bei her preußiſchen Garde diente. Als ich zum erſtenmal erſtaunt eine ſolche Ahnenreihe betrachtete und auf die großen Zegenſätze der Uniformen hinwies, meinte der alte Bauer:„Das macht nichts, das iſt ein geſunder Schlag, alles gute Sol— daten!“ Als wir bei der Mobilmachung auf dem ſtaſernenhof ſtanden, fragte der Zugführer, der ſeine Pappenheimer genau kannte, einen Reſerviſten, deſſen elſäſſiſche Herkunft, abge— ſehen von der Mundart, ſchon aus dem ſchiefen Sitz der Feldmütze erſicht⸗ lich war, ob denn ſein Vater oder Großvater den Krieg 1870/71 auch ſchon bei den Preu⸗ ßen mitgemacht habe. Darauf erklärte die— ſer in aller Biederkeit:„Nein, der war beim Garibaldi! Aber das iſt ganz gleich, wenn wir nur ſchießen dürfen.“ Und doch war es bei dieſen oberelſäſſiſchen Sol— daten mehr als Landsknechtsgeiſt, der aus ſolchen Worten ſpricht. Jener Reſerviſt hätte ja in Beſancon, wo er in Stellung war, blei— ben und den Krieg auf franzöſiſcher Seite mitmachen können. Aber er kam wie ſo vie— le Hunderte und Tauſende ſeiner Landsleute, die in Paris, in Nancy, in Epinal, in Bel— fort oder ſonſt in Frankreich oder in der Schweiz in Stellung waren, zum deut— ſchen Regiment bei dem ſie ſich zu ſtellen hatten, und meiſt auf Umwegen über die Schweiz. Kommt noch hinzu, daß beim El— ſäſſer jetzt das Abenteuerblut aufwallte, und allgemein war er bald als Draufgänger be— kannt. Freilich gab es auch da landſchaftliche Unterſchiede, Stadt und Land unterſchieden ſich, und die jungen Freiwilligen waren an— ders als die Landwehr-Jahrgänge. Insge— ſamt aber taten ſie alle ihre Pflicht. Börſen und Märkte Vom 31. Juli. (Ohne Gewähr.) Mannheimer Großviehmarkt. Angebot: 209 Ochſen, 184 Bullen, 345 Kühe, 467 Färſen, 750 Kälber, 50 Schafe, 2370 Schweine, 1 Ziege. Preiſe: Ochſen 28 bis 31, 20 bis 23, 23 bis 27; Bullen 27 bis 30, 24 bis 26, 21 bis 23; Kühe 26 bis 28, 21 bis 25, 15 bis 20, 10 bis 14; Färſen 30 bis 33, 25 bis 29, 23 bis 25; Käl⸗ ber 42 bis 46, 36 bis 41, 30 bis 35, 23 bis 28; Schweine 51 bis 53, 50 bis 52, 49 bis 52, 46 bis 50. f 1798 Seeſchlacht bei Abukir; Aus der Heimat Gedenktage 1. Auguſt. die franzöſiſche Flotte wird durch den engliſchen Admi⸗ ral Nelſon faſt ganz vernichtet. 1914 Kriegserklärung Deutſchlands an Ruß— land. Beginn des Weltkrieges. Sonnenaufg. 4,18. Sonnenunterg. 19,53. Mondaufg. 21,42. Mondunterg. 12,30. Schlägt dir die Hoffnung fehl, nie fehle dir das Hoffen! Ein Tor iſt zugetan, doch kauſend ſind noch offen. Auguſt— der Erntemonat Wenn das wogende Getreide in ſeinem ſchönen goldenen Glanz, aus dem der far— bige Mohn un die Kornblumen dem Wan— derer entgegenwinken, von den Schnittern und den Mähmaſchinen niedergemäht am Boden liegt und dann die Kornmandeln über die abgemähten Felder hin verteilt ſte— hen, dann iſt das Jahr 1934 in der Voll⸗ kraft ſeines Lebens, aber in nicht zu weiter Ferne winkt ſchon der Herbſt. Für den Bauersmann iſt aber noch nicht Zeit zum Feiern. Hinter der Getreideernte ſteht be— reits der Beginn des neuen Wirtſchaftsjah— res. Nach der Ernte iſt für den Bauern die erſte Arbeit der Stoppelſturz, eine beſonders wichtige Bodenmaßnahme vor Eintritt des Herbſtes. Die abgeernteten Feldfrüchte hin⸗ terlaſſen nämlich den Ackerboden in einem mürben Zuſtand, in der ſogenannten Schat— tengare. Gare bedeutet Waſſer, Luft un? Wärme im Boden, bedeutet überhaupt das Leben in der Scholle. Dieſen Zuſtand gilt es zu erhalten, weil er die wichtigſte Por— ausſetzung für das Gedeihen der Feld früchte iſt. Sobald aber die Beſchattung des Bodens wechſelt, geht dieſer Zuſtand unter dem Einfluß von Wind und Sonne alsbald wieder verloren. Durch den Stop— pelſturz, durch die Durchſchneidung des Ackerbodens mit dem Schälpflug wird die oberſte Bodenſchicht richtig gewendet und die unzähligen Unkrautſamen, die mit der Getreidefrucht reif geworden ſind, keimen dann raſch aus und mit der nachfolgenden Herbſtfurche werden die jungen Pflänzchen vernichtet. Würde man die Stoppel aber erſt im ſpäteren Herbſt reihe dann wä⸗ re im kommenden Frühjahr die Unkrautbe— kämpfung weſentlich ſchwieriger. Um eine durchgreifende Bekämpfung des Unkrautes zu erreichen, muß daher die Stoppel ſo raſch und ſo flach als möglich ge— wendet werden * Auch Ausländer unterliegen dem Erb- krankengeſetz. Ein bedeutſamer Beſchluß des Erbgeſundheitsgerichtes Berlin über dis Auslegung wichtiger Punkte des Reichsge— ſetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuch⸗ ſes wird in einem Kommentar des Referen— ten im preußiſchen Juſtizminiſterium unter— ſtrichen. Der Kommentar ſtellt u. a feſt. daß der Gerichtsbeſchluß mit Recht anneh⸗ me, daß auch Ausländer dem Geſetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchſes unter⸗ worfen ſind. Die Richtigkeit dieſer Anſich folge aus dem allgemeinen Grundſatz, daß Ausländer für die Zeit ihres Aufenthaltes in Deutſchland den deutſchen Geſetzen unter worfen ſind. Zutreffend weiſe das Erbge⸗— ſundheitsgericht auch darauf hin, daß es dem Ausländer unbenommen bleibe, durch Ver laſſen des Reichsgebietes der Durchführung des Beſchluſſes zu entgehen. Der Abſchluß der Deut. ſchen Kampfſpiele. Zum Abſchluß der Deut⸗ ſchen Kampfſpiele in Nürnberg ſprach Reichs⸗ ſportführer von Tſcham⸗ mer und Oſten. Links neben ihm der Nürn⸗ berger Oberbürgermei⸗ ſter Liebel, ganz links Frankenführer Streicher