Lokales Viernheim, 3. Auguſt Bauernregeln für Auguſt. Sind Lorenz und St. Barthel ſchön, Iſt guter Herbſt vorauszuſehn. Iſt in den erſten Wochen heiß, So bleibt der Winter lange weiß. Singen die Finken vor Sonnenaufgang, So verkünden ſie Regen. Wie der Auguſt ſo der Februar. Wenn's im Auguſt ſtark tauen tut. Bleibt auch gewöhnlich das Wetter gut. Sechs Wochen uach dem Stauben bei der Ernte Soll's in der Scheune Stauben. Kirchliche Nachrichten. Wegen dem Trauergeläute für den verſtorbenen Reichs- präſidenten findet die Herz⸗Jeſu⸗Andacht heute Freitag abend bereits ¼8 Uhr ſtatt. * Das Ableben Hindenburgs hat auch die hieſige Bevölkerung in tiefſte Trauer gebracht. Ueberall war Mitgefühl über den großen Verluſt dieſes bedeutenden Mannes er— kennbar. Gruppen bildeten ſich, die mit großer Anteilnahme das Hinſcheiden des Feldmarſchalls und Reichspräſidenten beſprachen. Als äußeres Zeichen der Trauer waren alle Häuſer auf Halbmaſt geflaggt. Von den Kirchen hallie Trauergeläute. Eine Stunde lag der Ort in eiſigem Schweigen. Gebete ſtiegen zum Himmel. So ehrte auch unſer Ort den großen Deutſchen Mann, dem unſer liebes deutſches Vaterland viel zu danken hat. Täglich zweimal Buſch! Das Preſſebüro des Circus J. Buſch teilt mit: Es finden täglich zwei große Vorſtelluugen ſtatt, von denen jede— alſo auch die Nachmit⸗ tagsvorſtellungen— das ungekürzte Premieren— Programm bringen. Um der Mannheimer Be— völkerung auch weiterhin entgegenzukommen, hat Direktor Buſch beſtimmt, daß alle Reklamekarten und Propaganda⸗Scheine, die ſich noch in den Händen des Publikums befinden, auch zu allen weiteren Vorſtellungen gültig bleiben! Viernheimer Tonfilmſchau Drei Räiserjäger Dieſe Woche im Central⸗Film⸗Palaſt Ab heute Freitag zeigt man ein großes und berühmtes Volksſtück aus den Tiroler Bergen und von der ſchönen Stadt Innsbruck. Frauen- liebe und Freundestreue und die ritterliche Ka— meradſchaft der Kaiſerjäger verſinnbildlicht dieſer Film, der die Ehre und die Liebe zum großen deutſchen Vaterland zum Grundmotiv hat. In den Hauptrollen: Fritz Kampers, Grit Haid, Paul Richter, Elſe Elſter, Erna Morena, Os— kar Marian. Ein unvergleichlich ſchönes Ton- filmwerk, das alle Herzen höher ſchlagen läßt, das mitreißt, feſſelt und begeiſtert.„Drei Kaiſerjäger“ muß man geſehen haben. Dazu ein auserleſenes Beiprogramm, ſowie die neueſte Ufa-Tonwoche. Anfang an allen Tagen ½/ö9 Uhr, ab ¼10 Uhr Anfang des Hauptfilms. Ein Beſuch iſt wieder allen Filmfreunden aufs Beſte zu empfehlen. Die ſchönſten nnd billigſten Abendunterhaltungen findet man im Central- Film⸗Palaſt. Abſatzregelung für Frühkartoſſeln Für die Zeit vom 31. Juli d. J. bis auf weiteres gelten im Gebiet der Landesbauern⸗ ſchaft Heſſen⸗Naſſau für den Abſatz von Früh⸗ kartoffeln folgende Preiſe, die nicht unterſchrit⸗ ten werden dürfen: a) für geſchloſſene Anbaugebiete bei Ab⸗ gabe der Bezirksvertriebsſtelle an die Ver⸗ teiler 1. Größe 4,20 Rm. b) für nicht geſchloſſene Anbaugebiete bei Abgabe durch den Erzeuger an die zugelaſ⸗ ſenen Verteiler 1. Größe 3,84 Rm. Die genannten Preiſe gelten für 50 Kg. aus⸗ ſchließlich Sack. Durch Anordnung des Reichsbeauftragten für die Regelung des Abſatzes von Frühkar⸗ toffeln iſt die Abſatzbewirtſchaftung der Kar⸗ toffeln vorläufig bis zum 15. Auguſt ver⸗ längert worden. ü Der Aufkauf von Kartoffeln hat weiter⸗ hin ſowohl in den geſchloſſenen wie in den nicht geſchloſſenen Anbaugebieten nach den Vorſchriften des Reichsnährſtandes zu erfol⸗ gen. Der Gebletsbeauftragte für Heſſen aſſau. S I- chen (parteiamtliche Veröffentlichungen der Ortsgruppe Viernheim der N. S. D. A. P., NS⸗Formationen und der NS. Gliederungen) 1. Geſchäftsſtelle: Adolf Hitlerſtraße 19 NSDAP⸗Ortsgruppenleitung: Jeden Montag und Donnerstag 20—22 Uhr NSDAP⸗Kaſſenverwaltung: Jeden Donnerstag 20— 22 Uhr Amt für Beamte und RDB: Jeden Montag und Donnerstag 20—22 Uhr NSK OV(Kriegsopfer⸗Verſorgung): Jeden Dienstag und Donnerstag 19—21 Uhr NS⸗Hago: Jeden Montag und Donnerstag 20—22 Uhr 2. Geſchäftsſtelle Lorſcherſtraße 4: NS und Deutſche Arbeitsfront: Jeden Montag, Mittwoch und Freitag 19—21 Uhr 3. Geſchäftsſtelle Saarſtraße 9(Freiſchützm) NS.-Funk⸗Ortsgruppe Viernheim: Jeden Dienstag und Freitag 18— 20 Uhr. H. J. Gefolgſchaft 3/ II/ 249. Heute abend 7.30 Uhr ſteht die ganze Gefolgſchaft mit Hacke, Spaten und Schippe an der Schiller— ſchule. Ohne Uniform. Unbedingtes Erſcheinen. Heil Hitler! Der Führer der Gefolgſchaft m. d. F.b. Karl Froſchauer den 5. Auguſt 1934 angſetzte Verſammlung fällt aus und findet dafür am Sonntag, den 12. Auguſt 1934 ſtatt. Näheres wird noch bekanntgegeben. Nächſte Woche wird durch unſere Amtswalter eine Sondernummer der deutſchen Kriegsopferverſorgung ausgetragen. Dieſelbe koſtet 25 Pfg. Des intereſſanten In⸗ haltes wegen iſt es Pflicht eines jeden Mit⸗ gliedes die Nummer zu leſen und deshalb die vorſprechenden Amtswalter nicht abzuweiſen. Die Ausgabe der Sondernummer an die Amtswalter findet Montag, den 6. Auguſt 1934 abends 7.30 Uhr auf unſerer Geſchäfts⸗ ſtelle ſtatt. Franzke Das ugg0.- Oc. Landestreffen findet in Wiesbaden am 11. und 12. 8. 34 ſtatt. Anmeldungen ſind umgehend bei der RSBO.⸗ Dienſtſtelle zu tätigen. Landestreßſen der 1880. und DA. am 18. und 19. Auguſt ds. Ihs. in Wies⸗ baden. Verpflichtet zur Teilnahme ſind ſämt⸗ liche Mitglieder der NSBO. und DAF. und geſchloſſene Verbände, ſowie ſämtliche Ver⸗ trauensräte. Samtliche Wirtſchaftsführer ſollen geſchloſſen mit der Belegſchaft teilnehmen. Ausrüſtung: Amtswalter⸗Uniform(wenn be⸗ rechtigt) oder Feſtanzug der Deutſchen Ar- beitsfront oder weißes Hemd, ſchwarzer 1 A. 9.⸗Ariegsopferverſorgung. Die für ö f Binder, dunkle Hoſe, blaue Mü für Frauen: 0 1 dunkler Rock, weiße Bluſe und ſchwarzer Binder. 5 Fahrpreis: 750% Ermäſſigung ca. 1.60 RM. Mittageſſen: 0.20 RM. Teller und Löffel mitbringen. Meldungen ſind bis ſpäteſtens Samstag abend zwiſchen 6—8 Uhr auf der NSBO⸗Geſchäftsſtelle zu machen. Die Zellen⸗ und Blockwalter der NSBO. und Du. bitte ich, ſofort mit der Werbung zu beginnen. Meldung am Samstag abend.(auch Fehlan⸗ zeige) gez. Mögelin. Amt für Volkswohlfahrt. In der Ge⸗ ſchäftsſtelle der N. S.. im Nebenbau des „Fürſt Alexander“ iſt ein Umbau vorzunehmen. Die Arbeiten werden auf dem Submiſſions⸗ wege vergeben. Es kommen Maurer- und Schreinerarbeiten in Frage. Handwerksmeiſter die Mitglied der N. S. V. ſind, können am Samstag früh auf dem Baubüro des Rat⸗ hauſes die entſprechenden Angebotsformulare in Empfang nehmen. Die Abgabe der Ange⸗ bote hat bis ſpäteſtens Montag, den 6. Auguſt 1934 vormittags 12 Uhr zu erfolgen. Nähere Auskunft erteilt das Baubüro. zu kaufen geſucht. Laden-Hega Ang. an d. Geſchäftsſtelle. Achtung! Was bringt diese Woche der Gentral-Film- Palast Ein berühmtes Volksstück, ein unvergessliches Erlebnis. Ein Film von Kalserlägern, ein Film von den Bergen Tirols und vom Innsbrucker Land, mit einer fesselnden und herzerkehenden Handlung. Mit Fritx Mampers, Grit Haid, Paul Nichter und Else Elster. Bekanntmachung Betr.: Verſteigerung von Allmendgrundſtücken. Am Montag, den 6. Auguſt 1934, vorm. 10 Uhr, werden im Sitzungsſaale des Rathauſes nachſtehende Allmendgrundſtücke öffent- lich meiſtbietend verſteigert: Oberlück 7. Gew. Nr. 38 Oberlück 12. Gew. Nr. 41 Kl. neuer Garten Nr. 18 Kleine Striehten Nr. 18 Sandgaben Nr. 17 Gr. Neuenacker i. Kl. Nr. 14 Kl. Neuenacker i. Kl. Nr. 75 Großbruchfeld ſof. anzurr. 2. Gew. Nr. 68 Allmenfeld ſof. anzutr. 2. Gew. Nr. 38 Rothfeld 2. Gew. Nr. Dreiruthen ſof. anzutr. Nr. Vierruthen ſof. anzutr. Nr. Krottenwieſe(A) ſof. anzutr. Nr. Oberbruchweide 1. Gew. Nr. Betr.: Verſteigerung von Frühobſt. Montag den 6. Auguſt 1934, vormittags 10 Uhr werden im Sitzungsſaal des Rathauſes die Frühzwetſchen in den Vierruthen, Erlen und Berlichgraben, und die Birnen am Weinheimer Weg rechts und Allmen an die Meiſtbietenden öffentlich verſteigert. Viernheim, den 3. Auguſt 1934. Heſſ. Bürgermeiſterei J. V. Schweigert. Bekanntmachung. Betr.: Das Krauten. Auf Grund eines Beſchluſſes des Land- wirtſchafts⸗ und Güter⸗Ausſchuſſes in Verbindung mit Art. 36 des Forſt⸗ und Feldſtrafgeſetzes ordnen wir auch in dieſem Jahre an, daß das ſogenannte Krauten auf unbeſtellten Grundſtücken und an Feldwegen nur in der Zeit von vorm. 7—11 Uhr und nachmittags 1 6 Uhr geſtattet iſt. Das Krauten auf beſtellten Grundſtücken, insbeſondere auf Kleeäckern iſt grundſätzlich ver— boten. Wir haben unſer Feldſchutzperſonal zur ſtrengſten Durchführung dieſer Anordnungen be— auftragt. Viernheim, den 2. Auguſt 1934. Bürgermeiſterei Viernheim J. V. Schweigert lll Jolla l, westen 0 meta tvigef Rus“ Umtagg vog Etscheid! elegante, We sienung ea kiten 16. 20 neben in nnsgeswggeg för —— i 4671 duni 0 Düse ler Circus ler Aalen dnaltäl Mannheim Melplatz Täglich 3½ und 8½¼ Uhr: 2 grohe Bala. Dorstellungen mit sämtlichen Circus-Sensa- lionen und dem gewaltigen neuen Manege-Schausniel die fache des Kalifen« Vorverkauf. Zig. Gesch. Hoff- mann, Mannheim O 6, 6, Tele- fon 50155, und Circuskassen auf dem Mehplatz eee eee e eee eee eee ee eee Reklamekarten u. Propaganda- Scheine an den Circuskassen zu allen Vorstellungen gültig. Beſtellungen auf den Viernheimer Anzeiger werden von den Austrägern jederzeit entgegengenommen. daison- cdſiſuß· Dorhauf gent weiter Wir räumen mit moderner Sommerware und bieten viel zu kleinen Preisen.— Kaufen Sie jetzt die billigen Mäntel, Bade- und Sommersportartikel im Sporthaus Hill& Müller Mannheim, N 3, 12, Kunststr. 4 3 Sofort zu mieten geſucht 34 Zimmer und Obstet M faßhell, ſehr be⸗ oder ganzes 0 0 0 punkt⸗ ab 0 0 lichem Zahler. ab! Ltr. a LU Offerten an den Verlag dieſes] Bei Faßbezug, Blattes erbeten. frei Kell. billiger Hrennerel Il. Hellerel Ludwig Lamberth ferner alle Sort. 75 gemüse Zu vermieten Salat, Obſt und 2⸗3Z3immer⸗ 1a gelbfleiſchige Speiſekartoſſel Wohnung mit Küche Kempf e de v 1. 9. 34 Hügelſtraße 12 10 wem, ſagt m der Verlag Naturreiner Guterhaltenen Kinder- wagen billig zu ver⸗ kaufen. Wilnelmstr. 7 Manuaur- Fopier zu haben im Verlag ds. Bl. PF Empfehle täglich friſche Gurken (alle Größen) wel in der Heimat- olfgosgefeift ä 3 dach e. * Blomenbohl nmschcurtken N Völkerbund wurde von Biernheſmer Anzeſoer »„(Viernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten) Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 140 Mk frei ins Haus gebracht.— Gratis⸗Beilagen: wöchentlich den„Illuſtrierten Sonntag“, halbmonatlich die„Heimatblätter“, zweimal jährlich den Fahrplan und den Wandtalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. bei den Boten Aelteſte Tageszeitung am Platze— Erfolgreiches Inſertionsorgan Fernſprecher 117.— Telegr.: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Frankfurt am Main, Verantwortlich für den Anzeigenteil: Joh. Martin, Viernheim. 177 Einzel⸗Verkauf der Zeitung von der Geſchäftsſtelle 5 Pfg., Samstags-⸗Ausgabe 10 Pfg. Viernheimer Zeitung Nr. 1719 (Viernheimer Bürger-Ztg.— Viernh. Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die 12geſpaltene Millimeter-Zeile 2 Pfennig, Reklame 9 Pfennig, bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor— * U* mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unserer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen-Expeditjonen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt den Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichteit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Geſchäftsſtelle: Adolf Hitlerſtr. 36, Schriftleitung, Druck u. Verlag: J. Martin, Viernheim Samstag, den 4. Auguſt 1934 51. Jahrgang Im Zeichen der Ehrfurcht und Trauer Gedenkſtimmen aus allen Ländern für den Marſchall und Staatsmann— die einſtigen Kriegsgegner ſenken den Degen— Deutſchland rüſtet zu der nationalen Trauerfeier „Der grote Veusuhe In unabſehbarer Menge laufen aus allen Teilen des Auslandes die Telegramme und ſonſtigen Kundgebungen ein, die eindrucks— voll die tiefe Teilnahme der anderen Völker an der Trauer der deutſchen Nation bekun— den. Aus der großen Zahl der Huldigungen, in denen allenthalben das Andenken des Reichspräſidenten und Generalfeldmarſchalls gewürdigt wird, verdient beſonders die Rundfunkanſprache des Horace Rumbold Hervorhebung. Der Redner, der fünf Jahre hindurch— von 1928 bis 1933— britiſcher Botſchafter in der daß es die Aufgabe der Geſchichte ſei, Hin— denburgs Leiſtungen als Heerführer und Staatsmann zu beurteilen: Er wolle ihn nur als hervorragendes Beiſpiel der Hin— gabe an Pflicht und Vaterland zeigen. Hin— denburg habe die Achtung und Dankbarkeit ſeiner Landsleute in ſolchem Maße gewon— nen, daß Viele ihn zutraulich den„alten Herrn“ genannt hätten. Man habe das Ge— fühl gehabt, daß er ein zu großer Mann war, um kleinliche Handlungen zu begehen. In ſeinem Auftreten, ſo heißt es in dieſer Rede weiter, verband er große Würde mit altmodiſcher Höflichkeit, er war ein„Grand— ſeigneur“ in beſtem Sinne des Wortes. Sir einen; Jahres im auch, die Rumbold ſchilderte dann eingehend Beſuch im Sommer vorigen Landhaus Hindenburgs in Neudeck. Als er den Reichspräſidenten inmitten ſeiner Fa— milie und umringt von alten Freunden ge— ſehen habe, hätte er das Gefühl mit ſich ge— nommen, daß er von einem ſehr großen Patrioten und einem ſehr edlen Mann Ab— ſchied genommen habe. Nach sieſer Rund— funkanſprache wurde die deutſche Nattonal⸗ hymne geſpielt, die, da ſie von einer Anzahl von Rundfunkhörern auch im Lautſprecher aufgenommen wurde, auch in den nächt⸗ lichen Straßen Londons zu hören war. Dann folgte eine Pauſe des Stillſchweigens, um das Andenken des verſtorbenen Reichspräſidenten zu ehren. Unter den reſpektvollen bungen unſerer einſtigen Kriegs⸗ gegner zeichnen ſich zwei Nach⸗ rufe franzöſiſcher Generäle aus. General Maurin nennt Hindenburg einen der größten militäriſchen Führer aller Zei⸗ ten und aller Länder und verweiſt auf das von Hindenburg im September 1919 veröf⸗ fentlichte Buch, in dem ſeine ſchöne Solda⸗ tenſeele bewundernswert zum Ausdruck komme. Im„Echo de Paris“ beſchreibt der frühere franzöſiſche Militärattache in Berlin, General Tournes, die Laufbahn Hinden— burgs, der, wie er ſich ausdrückt, verdiene, unter den größten deutſchen Staatsmägnern genannt zu werden. Hindenburg ſei ein gro⸗ ßer deutſcher Patriot geweſen. Recht be⸗ merkenswert iſt auch ein Artikel eines ehe— maligen franzöſiſchen Frontkämpfers, in der franzöſiſchen Zeitung„Matin“, der als Sol⸗ dat ohne Haß und ohne Mißachtung Hinden— burg den Namen eines großen, guten Men⸗ ſchen beilegt, der charakterſtarke und er⸗ probte, ſtreng anſtändige Geſinnung bewie⸗ ſen habe. Wir Soldaten, ſo heißt es, beugen uns voll Achtung an der Bahre des Feld⸗ marſchalls. Auch der amerikaniſche General Perſhing, der ſich zurzeit in Paris aufhält, verlieh in einer Erklärung ſeiner Ehrfurcht vor dem meiſterhaften Kriegsmanns Ausdruck. General Peytone March, der amerikaniſche General⸗ ſtabschef während des Weltkrieges, er⸗ klärt: Der Tod Hindenburgs rafft von den großen Weltkriegsfiguren den einzigen Mann dahin, der auch nach dem Kriege die überwältigende Mehrheit ſeines Volkes hin⸗ ter ſich hatte. Es mißlang Clemenceau Prä⸗ ident Frankreichs zu werden, Lloyd George ankte als Miniſterpräſident ab, Wilſons a merika abgelehnt, Engländers Sir zielte ſtets auf das hin, Kundge⸗ kein Heerführer irgendeines Landes erhielt ſolche Ehren wie der große Deutſche. Bezeichnend für die Verehrung und Zu— neigung aller, die mit dem Reichspräſiden— ten in nähere Berührung kommen durften, ſind die Ausführungen des ehemaligen ame— rikaniſchen Botſchafters in Berlin, Schur— man. Er nennt den Tod Hindenburgs einen unſchätzbaren Verluſt für Deutſchland und für die geſamte ziviliſierte Welt.„In einem Jahrzehnt voll Sturm und Gewalt“, ſo be— tont er,„war er für beide ein ſtabiliſieren— der Faktor von ungeheurer Bedeutung. Er das nicht nur für Deutſchland, ſondern auch für andere Natio— nen vernünftig und ehrenvoll war. Gleich Reichshauptſtadt geweſen iſt, ſchickte voraus, George Waſhiagton war er der Erſte im Kriege, der Erſte im Frieden und der Erſte in den Herzen ſeiner Landsleute. Er ſtand wie ein vierkantiger Turm für Ideale und Politik, die ſich mit Mäßigung, Gerechtigkeit, Rechtſchaffenheit, Frieden und internationalem guten Willen identifizie— ren“. Es braucht nicht betont zu werden, daß die ganze Weltpreſſe völlig unter dem Eindruck der Trauerbotſchaft aus Neudeck ſteht. Das römiſche Mittagsblatt„Tevere“ ſchreibt, die Uebernahme des Reichspräſiden— tenpoſtens durch Hindenburg habe ein Da— tum in der Geſchichte Europas bedeutet. Aehnlich lauten die Preſſeſtimmen in allen anderen Ländern. Beſonders deutlich kommt Trauer Oeſterreichs zum Ausdruck. Die amtliche„Wiener Zeitung“ ſchreibt, Hindenburg habe das wohlverdiente Anrecht, der Stolz des deutſchen Volkes zu ſein. Oeſterreich ſchließe ſich der Trauer an, denn auch für Oeſterreich ſei der General— feldmarſchall und Reichspräſident eine Ide— alerſcheinung geweſen, die Liebe, Zu— neigung und Bewunderung im höchſten Grade hervorgerufen habe.— Die„Reichs— poſt“ ſchreibt, Oeſterreich betrauere in dem Verewigten den Waffengefährten der ſchwe— ren Kriegszeit, eine der kraftvollſten Per— ſönlichkeiten der jüngſten deutſchen Vergan— genheit, einen Mann echten altpreußiſchen Schlages, der ſich in Zeiten härteſter Prü— fungen als ein aufrichtiger Freund Heſter— reichs erwieſen habe. Von den offiziellen Beileidskundgebungen höchſter Stellen des Auslandes iſt vor allem noch der Beſuch des Kardinalſtaatsſekretärs Pacelli bei der deutſchen Botſchaft beim Heiligen Stuhl zu regiſtrieren. Der Kardi— nalſtaatsſekretär drückte Botſchafter von Bergen im Namen des Papſtes Pius X', ſowie im eigenen Namen das Mitgefühl zu dem ſchweren Verluſt des deutſchen Vol— kes aus. Im übrigen wird von dem Able ben des Reichspräſidenten in außergewöhn— licher Weiſe Vermerk genommen. So hat die braſilianiſche Regierung eine dreitägige offizielle Trauer an— geordnet, die am Freitag begann. Ebenſo wurde in Argentinien und in Guate— mala eine dreitägige Landestrauer ange— ordnet. go Hindenburg tuhen wird Der Feldherrnturm des Tannenbergdenkmals letzte Nuheſtätte des Marſchalls inmitten ſeiner Soldaten. Das oſtpreußiſche Städtchen Hohenſtein, in deſſen Nähe ſich das Tannenbergdenkmal befindet, ſteht bereits im Zeichen der Vor⸗ bereitungen zur Ueberführung des Feldmar⸗ ſchalls 4. bergdtakmal. Gerade die Emwohner der Orte des Schlachtfeldes von Tannenberg fühlen ſich dem Generalfeldmar⸗ ſchall beſonders verbunden, denn auf ihrem unmittelbaren Heimatboden hat er die ent⸗ ſcheidende Schlacht an der Oſtfront geſchlagen und Deutſchland damals vor der ruſſiſchen In⸗ vaſion bewahrt. Wuchtig ragen die acht Türme des Tan⸗ nenbergdenkmals in den Himmel. Von ſeinen Zinnen überſieht man faſt das ganze weite Schlachtfeld. Fern im Süden ſieht man den großen Fried⸗ hof von Waplitz, wohl den größten Helden⸗ friedhof Oſtpreußens, wo 10000 Soldaten die letzte Ruhe gefunden haben. Man blickt bis zu den Kernsdorfer Höhen, ſieht bis zum Orte Tannenberg, wo ein Gedenkſtein an die erſte Tannenbergſchlacht von 1410 erinnert. An den Straßen hier und da noch Einzelgrä— ber und Maſſengräber, Soldaten, die man an der Stätte ihres Todes begrub. Auf den Kreuzen verwitterte Helme, in ſchwarzer Schrift ſchmucklos Name und Truppenteil. Rechts vor dem Tannenbergdenkmal wiederum Einzelgrä⸗ 1 ber, dann das Denkmal des oſtpreußiſchen Infanterie-Regiments 147, des Hindenburg⸗ Regiments: Ein aus Granit gehauener Löwe. In dem weiten Innenhof ragt ein rieſiges Kreuz empor. Im Sockel ruht ein unbekannter deutſcher Soldat, der vorher an der Straße begraben war und den man hierher brachte und in die geweihte Erde des Denkmalhofes bettete: ein Sym⸗ bol für alle gefallenen Helden des Weltkrie⸗ ges. In dem rieſigen Fahnenturm künden die Fahnen oſtpreußiſcher Regimenter von unver⸗ gleichlichen Heldentaten. Zerſchoſſen, zerfetzt, pulvergeſchwärzt ſind dieſe Fahnen, goldge⸗ ſtickte Reichsadler, eiſerne Kreuze, rot und blau, ſo ſchimmert es von oben herab. Generalfeldmarſchall von Hindenburg ſelbſt war es, der dieſem Denkmal am 18. September 1927 die Weihe gegeben hat.„Den Gefallenen zum ehrenden Gedächt⸗ nis, den Lebenden zur ernſten Mahnung, den kommenden Geſchlechtern zur Nacheiferung.“ Das war der Spruch, mit dem er die Weihe vornahm. Hier am Tannenbergdenkmal war es auch, wo bei der Einweihung Generalfeld— marſchall von Hindenburg als Reichspräſident eine offizielle Erklärung gegen die Kriegsſchuldlüge abgab, die geradezu ſenſationell in der Welt wirkte.„Die An— klage, daß Deutſchland ſchuld ſei an dieſem größten aller Kriege weiſen wir, weiſt das deutſche Volk in allen ſeinen Schichten ein⸗ mütig zurück! Nicht Neid, Haß oder Erobe⸗ rungsluſt gaben uns die Waffen in die Hand. Der Krieg iſt vielmehr das äußerſte, mit den ſchwerſten Opfern des ganzen Volkes verbun⸗ dene Mittel der Selbſtbehauptung einer Welt von Feinden gegenüber. Reinen Herzens ſind wir zur Verteidigung des Vaterlandes aus— gezogen und mit reinem Herzen hat das deut⸗ ſche Heer das Schwert geführt. Deutſchland iſt jederzeit bereit, dies vor unparteiiſchen Richtern nachzuweiſen.“ Wir denken noch an jenen 27. Auguſt 1933, als Generalfeldmarſchall von Hindenburg zum letzten Male im Tannenbergdenkmal weilte. Damals ſtattete der preußiſche Staat, vertreten durch ſeinen Miniſterpräſidenten Her⸗ mann Göring, dem Sieger von Tannenberg, dem Vater des Vaterlandes, ſemen Dank de durch ab, daß er ihm das einſt aus hin⸗ denburgiſchem Beſitz an den preußiſchen Staat übergegangene Gut Langenau mit dem Preu⸗ ßenwalde, einem der ſchönſten Wälder Oſtpreu⸗ ßens, wieder übereignete.„Der Alte vom Preußenwald“, ſo nannte der oſtpreu⸗ ßiſche Gauleiter und Oberpräſident Erich Koch den Feldmarſchall.„Der Alte vom Preußen⸗ wald“, unter dieſer Bezeichung wird er in der oſtpreußiſchen Landſchaft lebendig bleiben. FTegns nean in don f ö Cach len rant eee en emen Erlaß des Raichserziehungsminiſters. Berlin, 4. Auguſt. Neichserziehungsminiſter Ruſt gibt infolg⸗ der Kürze der Zeit folgenden Erlaß an die Anterrichtsverwaltungen der Landescegierun⸗ gen und die nachgeordneten Behörden hier auf dieſem Wege bekannt: Ich bitte für das geſamte Reichsgebiet fol— gendes anzuordnen: Am Montag, den 6. Auguſt, fällt der Unterricht an ſämtlichen Schulen des Reichsgebiets ab 12 Uhr aus. Die Schul— kinder ſind zu verſammeln, um die Uebertra— gung der Trauerfeier des Reichstages, die um 12 Uhr im Reichstag beginnt, mit anzuhören. Am Tage der Beiſetzung des Herrn Reichspräſidenten, Generalfeldmar— ſchalls von Hindenburg(7. Auguſt 1934) fällt der Unterricht in ſämtlichen Schulen Deutſch— lands aus. An dieſem Tage iſt in jeder Schule eine würdevolle Trauerfeier zu veranſtalten, die ſo einzurichten iſt, daß die Kinder die Ueber⸗ tragung der großen nationalen Trauerfeier am Tannenbergnationaldenkmal am 7. Auguſt um 11 Uhr hören können. * Blumengruß der Jugend Berlin, 4. Auguſt. Der Reichsjugendfüh⸗ rer gibt bekannt: Am kommenden Diens— tag, den 7. Auguſt, grüßt die deutſche Ju— gend zum letzten Mal den Feldherrn des großen Krieges: Alle Einheiten der Hitler— Jugend, des Deutſchen Jungvolkes und des Bundes Deutſcher Mädel legen an den Kriegsdenkmälern ihrer Dörfer und Städte Blumen oder Kränze nieder. Indem die deutſche Jugend die Denkmäler der Front— ſoldaten ſchmückt, dankt ſie in Verehrung und Dankbarkeit dem verewigten General— ſc.dmarſchall. Die Totenmaske Hindenburgs Der bekannte Berliner Bildhauer, Profeſ— ſor Joſeph Thorak, der Schöpfer der letz— ten nach dem Leben geſchaffenen Büſte des Herrn Reichspräſidenten, hat die Toten— maske des Verewigten abgenommen. Vefehl für den N95 DNB München, 4. Auguſt. Der Bundesführer des NS DFB. gibt bekannt: Aus Anlaß des Ablebens des Herrn Reichspräſidenten, Ge— neralfeldmarſchalls von Hindenburg, Ehren⸗ mitglied des NS-Deutſchen Frontkämpfer— bundes(Stahlhelm) wird befohlen: 1. Die Bundesdienſtſtellen ſezen bis zum Tage der Veiſetzung einſchließlich die Haken— kreuzflagge und die Bundesdienſtflagge auf Halbmaſt, wenn die drei Flaggen geſetzt können, auch die werden ſchwarzweiß-xrote Flagge. 2. Alle Angehörigen des Bundes legen für 14 Tage Trauerflor am linken Oberarm in Uniform und Zivil an. Befehle über Teilnahme an den Trauer— feierlichkeiten folgen. die Wehrmacht vereidigt Meldung des Reichswehrminiſters. Berlin, 4. Auguſt. Reichswehrminiſter, Generaloberſt v. Blom⸗ berg, hat dem Führer und Reichskanzler Adolf Hitler gemeldet, daß die Offiziere, Un⸗ terofftziere und Soldaten der geſamten Wehr⸗ macht in feierlicher Weiſe auf den Führer und Reichskanzler als den Oberbefehlshaber der Wehrmacht vereidigt worden ſind. Für die auf Urlaub Befindlichen wird die Vereidigung nachgeholt. Zu Ehren des toten Reichspräſidenten wird am Beiſetzungstag der Verkehr und die Arbeit in allen Bekrieben eine Viertel⸗ ſtunde ruhen. Der Reichswehrminiſter Führer und Reichskanzler Vereidigung der Wehrmacht. Das geſamte Ausland bekundet ſeine Teil⸗ nahme am Ableben des Reichspräſidenten und Generalfeldmarſchalls. Der Verteidiger des hingerichteten Doll⸗ fußattentäters Planetta wurde verhaftet. Dem norwegiſchen Schriftſteller Knut Hamſun gingen zu ſeinem 75. Geburtstag auch von deutſcher Seite zahlreiche Glück⸗ wünſche zu. An geweihter Stätte Eindrücke aus dem Skerbehaus. Neudeck, 4. Auguſt. Den in Freyſtadt anweſenden Vertretern Gedenkfeier im Luſtgarten Erhebende Trauerkundgebung. Berlin, 3. Auguſt. Unter ſtärkſter Anteilnahme der Bevölke⸗ rung ging im Luſtgarten die große militä⸗ riſche Gedenkfeier der Truppen des Stand⸗ ortes Berlin zur Erinnerung an den ſich zum 20. Male jährenden Tag des Kriegs⸗ ausbruches vor ſich. Die Veranſtaltung ge⸗ ſtaltete ſich gleichzeitig zu einer erhebenden Trauerkundgebung für den zur großen Ar⸗ mee abberufenen Generalfeldmarſchall des Weltkrieges, den Reichspräſidenten. Unmit⸗ telbar kleiner werden konnte, durch einen Sieger, dem zu unterliegen auch für den Gegenkan⸗ didaten ehrenvoll ſein mußte. Und der Viel⸗ getreue hat das Opfer beide Male gebracht, hat dann die Bürde mit unnachahmlicher Würde auf ſich genommen und das Patriar⸗ chenalter ſeinem Volke in treuem Dienſte ge⸗ widmet. In all dieſen Zeiten und Wechſel⸗ fällen war Hindenburg ein Faktor der Ver⸗ ſöhnung der Gegenſätze und Generationen, ein Treuhänder deutſcher Ehre, ein Leucht⸗ turm für die Zagenden und Zweifelnden. Seine Größe allein konnte das Bündnis zwiſchen dem alten Deutſchland und der machtvollen jungen Bewegung Adolf Hitlers ſchließen, ein Werk, das in der Geſchichte als eine hiſtoriſche Tat fortleben wird. Als Dank dafür iſt dem greiſen Ekkehardt der Anblick eines geſchloſſenen und einigen Volkes zuteil geworden! Ein Leben und ein Charakter: einfach in jedem Zuge und groß in der Er⸗ füllung. Auf dem kargen Boden des Oſtlan⸗ des als Soldatenkind aufgewachſen(die El⸗ tern liegen in Poſen begraben), trat Hinden⸗ burg im Jahre 1866 in das 3. Garderegi⸗ ment z. F. Auf Böhmens Schlachtfeldern er⸗ hielt er die Feuertaufe im gleichen Jahre. 1870 kämpfte er bei St. Privat und Sedan, macht die Belagerung von Paris mit und iſt Augenzeuge der Kaiſerproklamation in regelnden Staatsvertrages hat die Reichs ⸗ ſchuf für Devifenbewirtſchaftung neue Vor⸗ chriften über den Warenverkehr mit der Schweiz erlaſſen. Einzelheiten ergeben ſich aus dem Runderlaß vom 31. Juli 1934, der im Reichs⸗Steuerblatt veröffentlicht wird. Auslands⸗Rundſchan Die ſozialen Differenzen in Belgien. Die Ankündigung einer in Ausſicht ſtehen⸗ den Lohnkürzung für den belgiſchen Berg⸗ bau hat in ſozialiſtiſchen Arbeiterkreiſen eine große Erbitterung ausgelöſt. Diesmal ſchla⸗ gen die Unternehmer eine Verringerung der Löhne um 10 Prozent vor, die in zwei Abſchnitten durchgeführt werden ſoll. a Ungarn weiß ſich zu helfen. Um Deviſenſchwierigkeiten zu umgegen, hat Ungarn der ägyptiſchen Regierung vor ⸗ geſchlagen 10 Waggons ungariſches Eiſen.⸗ bahnmaterial für die ägyptiſche Staatsbahn zu liefern. Die ägyptiſche Regierung hat die⸗ ſes Angebot angenommen. Gefährliche Freunde. Kurze Zeit nach dem amerikaniſcheruſſi ⸗ ſchen Paktabſchluß machen ſich ſchon 0 0 träglichkeiten in Amerika wegen der Zu⸗ tag“ bedeutſame Ausführungen über die Schaffung einer einheitlichen örtlichen Ver⸗ waltung. Dr. Goerdeler vertritt die Auffaſ⸗ ſung, daß Sonderbehörden nur für den Kreis überörtlicher Bedürfniſſe in Betracht kommen dürfen, der im weſentlichen das Wehrweſen, die allgemeine Staatsſicherheit, die Rechtspflege und überörtliche Verkehrs- aufgaben umfaſſe. Für die zweckmüßigſte Verwaltung aller ſonſtigen Angelegenheiten ſei entſcheidend, daß bei ihnen die Bedürf— niſſe der örtlichen Gemeinſchaft im Vorder⸗ grund ſtehen. Es gelte heute mehr denn je, jeden Pfennig Kaufkraft nach Möglichkeit produktiven Anlagen. und damit produktiver Beſchäftigung zuzuführen. Bei jeder Sonderbehörde außerhalb der er— wähnten großen Gebiete ſei zu prüfen, ob ihre Aufgaben nicht einfacher von der ört⸗ lichen oder verbandsmäßigen Selbſtverwal— tung miterledigt werden können. Goerdeler verweiſt dabei auf das ſtaatliche Vermeſ⸗ ſungsweſen, auf die Verwaltung des Bil⸗ dungsweſens und der Geſundheitsfürſorge Er betont. daß er ſich nicht den aroßen und Kanfmannsgehilſenprüfung Jeder Lehrling ſoll ſich der Prüfung unter- werfen. Berlin, 4. Auguſt. Der Deutſche Induſtrie⸗ und Handelstag hat bei den Induſtrie- und Handelskammern eine Umfrage über den Stand der Kaufmannsgehilfenprüfungen durchgeführt. Es hat ſich dabei ergeben, daß das Jahr 1934 eine außerordentlich ſtarke Entwicklung der Prüfung gebracht hat. Die Zahl der jungen Kaufleute, die 1934 von den Kammerprüfungen erfaßt worden ſind, heträgt mehr als 11000. Etwa zur Hälfte ſeien die Prüflinge aus dem Einzelhandel. Aus den Berichten der deutſchen Handels— ſammern geht hervor, daß eine nahezu reſt— oſe Uebereinſtimmung darüber beſteht, daß Prüfungen des kaufmänniſchen Nachwuchſes möglich und ſinnvoll ſind. Von jedem kauf— männiſchen Lehrling, der es ernſt mit ſeiner Berufsausbildung meint, müſſe erwartet werden, daß er ſich bei Schluß der Lehre zur Kauſmannsgehilfenprüfung meldet. Die Trauerſeierlichleiten Beiſetzung des e am Unter dem Vorſitz des Reichsminiſters für Volksaufklärung und Propaganda Dr. Göbbels fand im Propagandaminiſte⸗ rium eine Chefbeſprechung über die Durch⸗ führung der offiziellen Trauerfeierlichkeiten anläßlich des Hinſcheidens des Reichspräſi⸗ denten Generalfeldmarſchalls von Hinden⸗ burg ſtatt. In dieſer Beſprechung wurde im Einvernehmen mit der Familie von Hinden⸗ burg folgendes Programm feſtgelegt: Am Montag, den 6. Auguſt mittags 12 Uhr fin⸗ 0 15 9 hen Sternſchnuppen⸗ fälle heißen Leoniden, weil ſie aus dem Sternbilde des Löwen(Leo) kommen. Verführt durch das Wort„Schnuppen“ oder„Schneuzen“ der Sterne, hat man frü⸗ her einmal die Sternſchnuppen tatſächlich als eine abgeſonderte Unreinigkeit der Sterne angeſehen. Wo eine Sternſchnuppe niederge⸗ fallen zu ſein ſchien, fand man nicht ſelten eine gallertartige Flechte oder eine ſchwarz⸗ graue, klebrige Maſſe, und das hielt man dann für das Ergebnis des Schneuzens der Sterne. Nach einer alten Sage beginnt das Schickſal, die„Spinnerin“, den Faden jedes nel d l e in det eine nel zu ſpinnen, und jeder Faden endet in i j einem Stern. Naht nun der Tod des Men⸗ Trauerfeier des Reichs lags i ſchen, ſo reißt der geſponnene Faden, und ſtatt, zu der Einladungen an das Diploma⸗ der Stern fällt, bleich und bleicher werdend, lische Korps, an die Reichs⸗ und Länder⸗ nieder. Es iſt eine Sage, die an die Schick⸗ regierungen, an die oberſten Reichsbehörden, ſalsgöttinnen der alten Griechen, die Parzen, an die Wehrmacht und an Organiſationen die den Lebensfaden des Menſchen ſpinnen und Verbände der Beamten, der Arbeiter, und dann entzweiſchneiden, erinnert. der Wirtſchaft und des 1 1 Im übrigen aber können, wie jeder weiß, Reichstagspräſidenten ergehen. Auf dieſer Sternschnuppen ſehr erfreulich 5 5 Trauerkundgebung wird der e 1 1— 777% Wünſche, die man ausſpricht oder auch nur Reichskanzler Adolf Hitler ſprechen. ik 990 ö b 5 5 g i„ denkt, wenn„ein Stern vom Himmel fällt“, Rede wird umrahmt von Trauermuſik. 1 b. ſollen meiſt in Erfüllung gehen! Die große nationale Trauerfeier f ch im Nov Die novemberlichen Ste meldete die dem vollzogene vor der Schloßrampe nahmen die Abordnungen des Kyffhäuſer⸗ bundes, der ehemaligen Schutztruppen, des Reichstreubundes, SA., HJ., Arbeitsdienſt, SS., Landespolizei, Schußpolizei, Feldjäger, Deutſcher Luftfahrtverband mit Fahnen Aufſtellung. Den linken Flügel nahmen vier Kompagnien der Berliner Garniſon ein. Nach dem Niederländiſchen Dankgebet ſpra⸗ der deutſchen und ausländiſchen Preſſe wur⸗ chen der evangeliſche und der cathollſche de Gelegenheit gegeben, Haus Neudeck und[ Wehrkreispfarrer. Sie gedachten des heim⸗ das Sterbezimmer Hindenburgs zu beſich⸗ Hanes Generalfeldmarſchalls und des tigen. Die Führung durch das Haus hatte[ Opfertodes der zwei Millionen deutſcher der zweite Adjutant des Reichspräſidenten, Männer, die ihre Liebe zum Vaterlande ge⸗ Rittmeiſter von der Schulenburg übernom- treu dem neuteſtamentlichen Wort:„Nie⸗ men. Das ſchöne und doch ſo ſchlichte Guts⸗] mand hat größere Liebe als der, der ſein haus von Neudeck atmet in allen Räumen[ Leben läßt für die Brüder“, den Geiſt des großen Toten. In dieſem Hau⸗ ſe iſt beinahe jeder Gegenſtand ein leben⸗ diges Zeugnis dieſes gewaltigen Lebens. Die mit ihrem Blute beſiegelt Verſailles. In den Friedensfahren ſehen wir die ſtille Arbeit eines Offiziers, der bald im Genexalſtab, in der Kriegsakademie und in —— findet am Dienstag, den 7. Auguſt, 11 Uhr im Tannenbergnationaldenkmal bei Hohen— ſtein in Oſtpreußen ſtatt. In der Nacht vom nahme der bolſchewiſtiſchen Umtriebe be⸗ merkbar, ohne daß die Regierung gegen dieſe unerwünſchten Elemente einſchreiten 51 0 Sodann ſprach der Befehlshaber des Wehrkreiſes 3, Generalmajor von Witz⸗ leben. Der Generalfeldmarſchall werde ſtets den größten Männern unſeres Volkes zugerechnet werden. An jenem 2. Auguſt 1914 ſei zum erſten Mal die innere deutſche Montag, den 6. Auguſt zu Dienstag, den 7. Auguſt 24 Uhr wird die Leiche des General⸗ feldmarſchalls in militäriſcher Trauerparade von Neudeck nach Tannenberg überführt. Der militäriſche Trauerkondukt endet zwei Ausländer empfinden im Sterbehaus viel⸗ leicht zum erſten Male eine Ahnung von dem deutſchen Schickſal und ſeiner ganzen ſtolzen und tragiſchen Größe. Da ſteht neben dem Schreibtiſch des Feldmarſchalls unter kann. Demnächſt wird ein amerikaniſcher Vertreter nach Moskau reiſen, um dort einen Zuſatzvertrag abzuſchließen, der es Amerikg geſtattet, kommuniſtiſche Agitatoren nach Rußland abzuſchieben. der Garniſon tätig iſt Hannover, Berlin, Oldenburg, Koblenz, Karlsruhe und Magde⸗ burg ſind ſeine Stationen. Er ſagt in ſeinen Lebenserinnerungen: „Im Verlauf meiner Aus der Heimat Gedenktage 4. Au guſt einer Glasglocke der Helm von Königgrätz mit den Spuren der Schrapnellkugeln, die den jungen Leutnant von Beneckendorff und von Hindenburg während der Schlacht ver⸗ wundeten. In der Bibliothek ſieht man un⸗ ter anderen Andenken einen Ehrenſäbel, den die japaniſche Regierung kurz nach Beendi⸗ gung des Weltkrieges dem Feldmarſchall zum Dank für ſeine ritterliche Kampfesweiſe überreichen ließ. Im gleichen Raume liegt ein Teppich, der in anderer Weiſe Zeugnis ablegt für Hindenburgs tapfere ſoldatiſche Haltung: Im Jahre 1922 wurde dieſer Teppich von den Kugeln eines Einbrechers getroffen. Der damals ſchon 72jährige Feldmarſchall war dem Einbrecher unerſchrocken entgegengetre— ten und hatte ihm die Piſtole aus der Hand geſchlagen. Daneben ſieht man u. a. militä⸗ riſche Erinnerungsſtücke und zahlreiche Ehrenbürgerbriefe. Der Ehrenbürgerbrief der Stadt Königsberg befindet ſich in einer Rolle, die aus dem Gold der oſtpreußiſchen Küſte, aus Bernſtein, kunſtvoll gearbeitet iſt. Im Sterbezimmer liegt der Feldmarſchall noch ſo auf ſeinem Bett, wie er entſchlief. Der Oberkörper iſt hochgebettet. Keinen Zerfall zeigen die Züge des faſt 87jährigen Helden, ſondern eine Größe, die im Tode noch monumentaler wirkt als im Leben. Am Kopf- und Fußende des Totenbettes halten unbeweglich je zwei Offiziere des Reichsheeres die Tokenwacht. Ein Gang durch den Park von Neudeck an den Lieblingsplätzen des hohen Gutsherrn vorbei führt zu dem kleinen Friedhof, der die Ahnen des großen Feldmarſchalls mit den verſtorbenen Bewohnern des Dorfes Neu— deck vereint. Es iſt Oſtpreußens teure Erde, auf der Hindenburg ſeine ſiegreichen Schlach⸗ ten ſchlug, die gleiche Erde, in der der Feld⸗ marshall zur Erdenruhe gebettet werden wird. Eine Minute der Stille Arbeitsruhe und Glockengeläut. b Berlin, 4. Auguſt. Zu Ehren unſeres toten Reichspräſidenten Generalfeldmarſchalls von Hindenburg wer⸗ den am Dienstag, den 7. Auguſt, um 11.45 Uhr der geſamte Verkehr und alle Arbeitsſtätten im Deutſchen Reiche eine Minute ruhen. Die Kirchenglocken läu⸗ ten von 11.45 bis 12 Uhr Trauergeläut. Geſandter Tauſchitz wieder in Berlin. Berlin, 4. Auguſt. Der öſtereichiſche Ge⸗ ſandte Stephan Tauſchitz traf mit dem fahr⸗ planmäßigen Flugzeug von Wien kommend auf dem Tempelhofer Feld in Berlin Zu ſeiner Begrüßung hatten ſich der öſter⸗ reichiſche Geſchäftsträger, Legationsrat See⸗ mann, und andere Herren der öſterreichi⸗ ſchen Geſandtſchaft eingefunden. Das Beileid Muſſolinis Der ttalieniſche Miniſterpräſident n lin hat an Reichskanzler Hitler folgendes Telegramm gerichtet: Das Hinſcheiden des Reichspräſidenten von Hindenburg hat im italieniſchen Volk, das ſtets eine tiefe Be⸗ wunderung für ſeine ſoldatiſche und ſtaats⸗ männiſche Größe hatte, ein ſchmerzliche⸗ Echo gefunden. Ich bitte Eure Exzellenz im Namen der italieniſchen Regierung 5 in meinem eigenen Namen meine lebhafteſte Anteilnahme entgegennehmen zu wollen. ein. Volksgemeinſchaft geboren worden. Damals ſei der Nationalſozialismus geboren wor⸗ den. Im Herzen eines Mannes, der als un⸗ bekannter Soldat im Kriege ſeine Pflicht ge⸗ tan habe, ſei der Wille zur hellen Flamme geworden, die Millionen und ſchließlich das aanze doutſche Volk erariffen habe Erinnerungen an Hindenburg Der Vater des Vaterlandes. Vor 20 Jahren.. Ueber Deutſch⸗ lands offene Grenze in Oſtpreußen flutet das Ruſſenheer. Die deutſchen Hauptkräfte ſind auf dem Vormarſch durch Belgien. Nur Arn Armeekorps können ſich den ruſſiſchen rmeen entgegenſtellen. Bei Gumbinnen müſſen ſie dem Stoße der Uebermacht aus⸗ weichen: das Schickſal des ſiebenjährigen Krieges droht, in dem die Provinz nach der unglücklichen Schlacht bei Groß⸗Jägerndorf beſetzt und erſt nach dem Frieden wieder ſchhen le wurde. Da(am 23. Auguſt) er⸗ chien in Marienburg Hindenburg„von Gott Gi und vom Kaiſer berufen“, wie tegemann, der Kriegshiſtoriker, damals ſchrieb. Wenige Tage ſpäter ſchlug er ſein Tannenberg, das größte Cannea ſeit dem klaſſiſchen Vorbild, denn in Oſtpreußen vollzog ſich eine Vernich⸗ kungsſchlacht, die eine zahlenmäßig ſchwächere Streitmacht lieferte, auf offenem Felde. Seit jenen Au⸗ guſttagen von 1914 lebt der bis dahin nur Wenigen bekannte Name Hindenburg in der deutſchen Geſchichte, von Ruhm umkränzt, ein Symbol des Glaubens und der Treue. An dieſen Namen knüpfen ſich Siege ohne Zahl, knüpft ſich das Ausharren durch Tod und Not, er überſtrahlte als eine Hoffnung die finſteren Tage des Zuſammenbruchs und der Schmach von 1918. Dann hat die Nation den alten Helden noch zweimal gerufen, 1925 und 1932. Wenn je Einer, ſo hatte er die Ruhe eines friedlichen Lebensabends nach einer gewaltigen Lebensarbeit voll Dienſttreue und Pflichterfüllung verdient. Der Hader der Stände und Parteien bei der Präſidentenwahl war nur durch einen großen Hier ſtarb Hindenburg. Blick auf das Gutshaus Neudeck. Mann zu überwinden, durch einen Naren, ſo aroß. daß er durch keinen Wahlmißerfola ö 5 langjährigen Dienſt zeit habe ich faſt alle deutſchen Stämme kennen gelernt. Ich glaube daher beurteilen zu können, über welch einen Reich⸗ um wertvollſter Eigenart unſer Volk ver⸗ fügt, und wie kaum ein anderes Land der Welt in ſolcher Vielſeitigkeit die Vorbedin⸗ gungen für ein reiches geiſtiges und ſeel.⸗ ches Leben in ſich birgt als Deutſchland.“ 1911 tritt der kommandierende 1 0 der Infanterie von Beneckendorf und von Hin⸗ denburg in den Ruheſtand. Bis ihn an ei⸗ nem Auguſtnachmittag 1914 das Telegramm des Kaiſers an die Spitze der oſtpreußiſchen Armee beruft! Am 23. Auguſt begegnete er im Eiſenbahnzuge an die Front dem Manne, der große Jahre hindurch ſein erſter Mit⸗ arbeiter ſein ſollte, dem General Ludendorff. Es beginnt ein Schickſalsweg ohnegleichen, Angriff und Abwehr im Oſten und Weſten, eine Zeit, die den Namen des Feldmarſchalls zu dem eines Nationalhelden macht, eine Leiſtung, die dem erſten Soldaten im Her⸗ 110 ſeines Volkes ein bleibendes Denkmal etzt. Sommertage in Oſtpreußen.. Wenn wieder einmal Notzeiten über unſer Volk hereinbrechen ſollten, dann wird der Geiſt des Helden von Tannenberg an den Mar⸗ ken des Landes und im herzen jedes Deut⸗ ſchen ſtehen. e Der Monatdersternſchnuppen Der Au guſt iſt in ſeinem erſten Drittel, oft aber auch noch bis zur Monatsmitte, durch große Sternſchnuppenfälle gekennzeichnet. Die aſtronomiſche Wiſſenſchaft nennt dieſe Sternſchnuppen Perſeiden, well der Ausſtrahlungspunkt der flüchtigen Stern⸗ lichtbahnen im Sternbilde des Perſeus liegt. Verlängert man die Meteorbahnen— denn um große Meteorſchwärme handelt es ſich bei den Sternſchnuppen— nach rückwärts, 1 ſtößt man faſt immer auf die Perſeusſter⸗ Die Höhe, in der Sternſchnuppen ſichtbar werden, iſt durch wiſſenſchaftliche Beobach⸗ tungen auf durchſchnitklich 100 bis 150 Kilo⸗ meter beſtimmt worden. Die Geſchwindigkeit der Bewegung der Sternſchnuppen beträgt zwiſchen 20 und 70 Kilometer. In manchen der September mann hängt dem Hopfen die Dolden an.— 1848 General Otto von Emmich in Minden i. W. geboren. 1800 Der Schriftſteller Knut Hamſun Gudbrandsdal geboren. 1870 Sieg der Preußen und Bayern über die Franzoſen bei Weißenburg. 1875 Der Märchendichter H. Chr. Anderſen in Kopenhagen geſtorben. 1914 England und Belgien erklären dem Deutſchen Reich den Krieg. 1914(bis 16.) Erſtürmung der Forts von Lüttich unter General von Emmich. 1930 Der Komponiſt Siegfried Wagner in Bayreuth geſtorben. Prot. und kath.: Dominikus Sonnenaufg. 4.23 Sonnenunterg. 19.48 Mondaufg. 23.06 Mondunterg. 16.16 5. Auguſt 1772 Erſte Teilung Polens. 1809 Die Tiroler unter Speckbacher ſiegen am Stilfſer Joch und bei Brixen über die Franzoſen und Bayern. 1915 Die Deutſchen beſetzen Warſchau. Prot.: Oswald— Kath.: Maria Schnee Sonnenaufg. 4.25 Sonnenunterg. 19.46 Mondaufg. 23.55 Mondunterg. 17.15 Abwehr der Weſpenplage Die Plage durch die Weſpen wird in die⸗ ſem warmen und trockenen Sommer 1934 ur Landplage. Die Neigung, den Weſpen urch entſprechende Maßnahmen energiſch zu Leibe zu gehen, ſteigt mit dem Grad der Plage. Indeſſen ſind da immerhin Vorſichts⸗ maßnahmen zu beachten. Vor allem muß man ſich, wenn man mit Feuer zu Werke geht, bedacht ſein, kein größeres Unheil an⸗ zurichten. Feuerſchäden müſſen auch dann verhütet werden, wenn ſich die Neſter der Weſpen nicht im Gebälk uſw. befinden, ſon⸗ dern in erdigen Hohlräumen, wo die Be⸗ kämpfung und Vernichtung ohnehin ſchwie⸗ riger iſt, weil man erſt den Boden aufgra⸗ ben muß, um an das Neſt zu gelangen. Man benützt am beſten eine lange Stange, befe⸗ ſtigt ein Stoffſtück am einen Ende, begießt es mit Erdöl oder Spiritus und räuchert am frühen Morgen das Neſt aus. Nötig iſt es, ſich ſelber durch entſprechende Verhüllung von Geſicht und Händen vor etwaigen an⸗ griffsluſtigen Tieren zu ſchützen. Da die Weſpen nach dem Sommer bis auf die Königm, die allein überwintert, abſter⸗ ben, wäre eine Vernichtung an ſich nicht nö⸗ tig, indeſſen die Tiere richten an Beeren und Früchten allerlei Schaden an und ſind wie geſagt auch eine richtige Plage, wenn ſie in Maſſen kommen, wie dieſes Jahr, ſodaß man ihnen ſchon zu Leibe gehen mag. * Alte Wetter⸗ in und Bauernregeln für den Auguſt. Nordwinde im Auguſt bringen beſtän⸗ diges Wetter.— Wenn die Füchſe kochen (d. h. wenn die Wälder dünſten), gibt es noch mehr Regen.— Wenns im Auguſt ſtark tauen tut, bleibt gewöhnlich auch das Wetter gut.— Sind Lorenz und Barthel ſchön, ein guter Herbſt iſt vorauszuſehn.— Gewitter um Bartholomä bringen Hagel und Schnee.— Wie der Bartholomätag ſich hält, ſo iſt der ganze Herbſt beſtellt.— Iſt es in den erſten Wochen heiß, bleibt der Winter lange weiß. — Andere Bauernregeln beziehen ſich auf Ge⸗ deihen, 10 das Wachstum und auf die Feld⸗ arbeit: Was der Auguſt nicht kocht, wird nicht braten.— Der Barthel. Laurenzt wächſt das Holz nicht dpeſte — Je dicker die Regentropfen im Auguſt, deſt dünner der Wein. 1 ee Wettervorherſage:. Fortdauer des unbeſtändigen Wetters, Zeiten des Jahres nehmen die Sternſchnup⸗ pen jedoch außerordentlich an nia 0 D. A. 1. VI. 34 1085 Kilometer nach Abmarſch von Neudeck. Der Sarg wird von hier bis zwei Kilometer vor das Tannenbergdenkmal überführt. Dort tritt wieder militariſche Leichenparade bis zum Tannenbergdenkmal an, wo der Sarg im Ehrenhof des Denkmals por dem Kruzifix und einem dort zu errich⸗ tenden Altar aufgebahrt wird. Um 11 Uhr beginnt die Trauerfeier mit dem. Trauer— marſch aus der„Eroica“ von Beethoven. Es folgt eine Anſprache des evangeliſchen Feldbiſchofs der Reichswehr. Hieran ſchließt ſich der Choral„Ein' feſte Burg iſt unſer Gott“. Alsdann hält der Führer, Reichs- kanzler Adolf Hitler, eine Traueranſpra⸗ che. Anſchließend folgt das Lied„Ich hatt einen Kameraden“. Während dieſer Muſik feuert die außerhalb des Tannenbergdenk⸗ mals aufgeſtellte Ehrenbatterie einen Trau— erſalut. Alsdann wird der Sarg unter dem Spiel der Nationalhymnen in den Feld⸗ herrnturm des Tannenbergdenkmals über⸗ führt. Die Einladungen zu dieſer Trauer⸗ feier erfolgen im Namen der Reichsregie⸗ rung durch das Büro des Reichspräſidenten. Während der nationalen Trauerfeier am Dienstag, den 7. Auguſt, tritt um 11.45 Uhr in ganz Deukſchland eine Verkehrspauſe von einer Minute zum Zeichen des ſtillen Gedenkens an den dahingeſchiedenen Reichs— präſidenten und Generalfeldmarſchall ein. Alle Verkehrsmittel und alle Fußgänger bleiben um dieſe Zeit für eine Minute ſte⸗ hen. Zum Zeichen des Beginns dieſer allge— meinen Verkehrspauſe werden in ganz Deutſchland eine Viertelſtunde lang, die Glocken geläutet. Zu gleicher Zeit mit der Trauerfeier im Tannenbergdenkmal finden in ganz Deutſchland Trauerfeierlichkeiten ſtatt. Sowohl die Trauerfeier im Reichstag als auch die im Tannenbergdenkmal wird im Rundfunk über alle Sender übertragen. Trauergottesdienſt am Jonntag Berlin, 4. Auguſt. Der Reichsbiſchof hat folgende Anordnung erlaſſen: Zum Ge⸗ dächtnis des in die Ewigkeit heimgegange—⸗ nen Reichspräſidenten, Generalfeldmar⸗ ſchalls von Hindenburg, ordne ich einen ſei⸗ erlichen Gottesdienſt der Trauer in allen evangeliſchen Kirchen Deutſchlands an. Der Gottesdienſt findet Sonntag, den 5. Auguſt. 1934 zu ortsüblicher Zeit ſtatt. Die Volksabstimmung Auslage der Skimmliſten am 11. und 12. Auguſt. Berlin, 4. Auguſt. Für die Durchführung der Volksabſtim⸗ mung finden die gleichen Beſtimmungen Anwendung, die ſchon bei der Volksabſtim⸗ mung vom 12. November 1933 galten, ins⸗ beſondere auch die bekannten Beſtimmungen über das Abſtimmungsrecht der in Deutſch⸗ land ſich aufhaltenden Auslandsdeutſchen, über die Wahl auf hoher See, über die Stimmabgabe auf Bahnhöfen und die Be⸗ teiligung der Inſaſſen von Arbeitsdienſtla— gern. Der Reichsminiſter des Innern hat ange⸗ ordnet, daß die Stimmliſten und Stimmkarten am 11. und am 12. Auguſt 1934 auszulegen ſind. Die Landesregierun⸗ gen ſind durch Funkſpruch erſucht worden, ſofort alle Vorbereitungen zu treffen und die Gemeinde⸗ und Verwaltungsbehörden auf ſchnellſtem Wege mit Weiſung zu ver— ſehen. Dr. Meißner mit der Weiterführung der Ge⸗ ſchäfte beauftragt. Der Führer und Reichskanzler Adolf Hitler hat den Staatsſekretär des verſtor⸗ benen Reichspräſidenten von Hindenburg, Dr. Meißner, mit der Weiter füh; rung der bisher vom Büro des Reichsprä⸗ fidenten geführten Geſchäfte beauftragt. ö Hindenburg auf dem Kriegsſchauplatz in Oſtpreußen 1915. Symbol und Ansporn Die Trauer der deutſchen Preſſe. Berlin, 3. Auguſt. In der„Deutſchen Preſſe“, im Organ des Reichsverbandes der Deutſchen Preſſe, ver— öffentlicht der Leiter des RDP., Wilhelm Weiß, zum Tode des Reichspräſidenten einen Nachruf, in dem es heißt: Nach einem Leben immerwährender und treueſter Pflichterfüllung iſt Reichspräſident Generalfeldmarſchall von Hindenburg am 2 Auguſt 1934 geſtorben. An dem Tage, an dem das deutſche Volk die Erinnerung an den Aufbruch der Nation vor 20 Jahren fei— erte, geht der erſte Soldat des Weltkrieges zur großen Armee ein. Ein Symbol von geſchichtlicher Größe zieht uns in ſeinen Bann. 5 N An dieſem Trauertage der deutſchen Ge⸗ ſchichte ſteht die deutſche Preſſe erſchüttert an der Bahre des Mannes, deſſen Lebens— kampf der Ueberwindung der früheren Jer⸗ riſſenheit des öffentlichen Lebens in Deutſch— land gegolten hat.. 5 Das große Soldatentum Hindenburgs ſoll uns immer ein Anſporn ſein, als geiſtige Soldaten des neuen Reiches, treu dem Füh— rer Adolf Hitler, unſerem verantwortungs— vollen Beruf pflichtbewußt auszuüben. Der Aufbau der Wirtſchaft Einberufung einer Arbeikskagung. Berlin, 4. Auguſt. Der Aufbau der Organiſation der Deut— chen Wirtſchaft iſt, wie nach den vor etwa drei Wochen abgegebenen Erklärungen des Stellvertreters des Führers der Wirtſchaft, Staatsrat Graf von der Goltz, zu erwarten war, im weſentlichen vollendet. In, zehn Treuhänderbezirken ſind die Bezirk 5 führer der Geſamtwirtſchaft und die Be⸗ zirkshauptgruppenführer mit geringen Aus⸗ nahmen ernannt worden. Die Ernennungen auch für die übrigen Treuhänderbezirke ſte⸗ hen bevor. Ebenſo ſind jetzt auch die 51 fachlichen Handwerksführer ernannt. Für nahezu ſämtliche Wirtſchaftsgruppen liegen dem Reichswirtſchaftsminiſterium. die Anträge auf Anerkennung ausſchließlicher Vertretung ihres Wirtſchaftszweiges und auf Zwangsmitgliedſchaft vor. 1 Sämtliche fachlichen und Bezirksführer Auguſt 1934 zu einer Arbeitstagung nach Berlin geladen worden, um auf den Führer Adolf Hitler verpflichtet und in ihre Aufgabengebiete eingeführt zu werden. Die Gauleiter der NSA und maßgebende Führer der Deutſchen Arbeitsfront ſind als Gäſte geladen. Zweckmäßige Verwaltung Vorſchläge des Leipziger Oberbürgermei⸗ 5 ſters Dr. Goerdeler. Berlin, 4. Auguſt. Der Leipziger Oberbürgermeiſter Dr. Goerdeler veröffentlicht im„Gemeinde⸗ der Wirtſchaftsorganiſation ſind auf den 10. packenden Regungen einer Zeit des müßten aber zu einem organiſchen Juſammenwirken und zu einheitlicher Verantwortung auf den zuſammen— Das gelte für die Verwal— tung, für die Wirtſchaft und für die Bewe— verſchiedenen Aufgabengebieten gefaßt werden. gung. Dr. Goerdeler ſchließt ſeine Ausf rungen mit poſitiven Vorſchlägen. Er wie das ND. meldet, der Auffaſſung, daß keine neuen Zentral-, Mittel⸗ und Lokal⸗ behörden geſchaffen werden ſollten. Wir hät— die die zentralen Die Zentralen ten genug Miniſterien, Aufgaben erfüllen könnten. e. würden gut tun, ſich auf Richtlinien zu wachung der örtlichen Selbſtverwaltung ter der geregelten Aufſicht des Staates überlaſſen. täuſcht werden. Der große glühende, kr volle Wille zur Betätigung und ſondern ſelbſtändiger Zuſtändigkeiten, den verantwortlichen Stellen. arbeit mit Todesſtrafe für Sprengſtoffbeſih. der als Nationalſozialiſt bezeichnet w wurde wegen unbefugten Sprengſtoffen zum Tode Der Angeklagte ſowie ſeine im verurt Verkündung des Urteils ohnmächtig zuf men. Wie weiter gemeldet wird, hat Vundespräſident den zum Tode Verurtei zu lebenslänglichem Kerker begnadig Wie ferner bekannt wird, befindet ſich Berichterſtatter der Aſſociated Preß, dacht, Kurierdienſte für die verbotene 9 DAP. geleiſtet zu haben, Borchert iſt Reichsdeutſcher und Jahren in Dienſten der Berliner tung der Aſſociated Preß. Er hatte am Sonntag aus London ſeit burg zu begeben, um Aufnahmen von Feſtſpielen zu machen. Deutſche Tagesſchau Reichs larifordnungen. Zur Behebung von Zweifeln wird da hingewieſen, daß durch Tarifordnungen, von den Treuhändern der Arben inner ihrer Wirtſchaftsgebiete erlaſſen Regelungen, die in R f enthalten ſind, nicht berührt werden. Der Warenverkehr mit der Schweiz. ſowie dem Fürſtentum Liechtenſtein Auf⸗ und Umbruches verſchließe. Alle dieſe Kräfte“ lichſten ſchränken und ihre Ausführung und Ueber— Das Vertrauen werde nicht ent— Mitarbeit dürfe nicht entarten in die Inanſpruchnahme müſſe münden in die tatkräftige Zuſammen— Verurteilt und begnadigt Wien, 4. Auguſt. Der arbeitsloſe 27jährige Eduard Honiſch, Beſitzes von Verhand⸗ lungsſaal anweſende Frau brachen nach der Eric Borchert, in Haft. Er wurde unter dem Ver— feſtgenommen. Vertre— graphiſche Weiſung erhalten, ſich nach Salz⸗ werden, Reichstarifordnungen Zur Durchführung des den Zahlungsver⸗ kehr zwiſchen Deutſchland und der Schweiz üh⸗ iſt, be⸗ un⸗ zu aft⸗ er ird, eilt am⸗ der ten der 1 S. ⸗ vier tele⸗ den rauf die halb chineſiſchen Hineſſſchen 1 üttiſche Wachſender Widerſtand gegen Japan. Die Witwe Sunyatſens, des bekannten Stagatsmanns, hat eine neue vo⸗ Partei in China gebildet. In einem Aufruf fordert ſie das chineſiſche Volt auf, dieſer Partei beizutreten, um gemeinſam den japaniſchen Imperialismus in China zu be— kämpfen. Letzte Nachrichten Reichsminiſter Dr. Goebbels an Hamſun. Berlin, 4. Auguſt. Reichsminiſter Goebbels hat an Knut Hamſun, de am 4. Auguſt ſeinen Geburtstag feiert, fol⸗ gendes Telegramm gerichtet:„Ich habe die Ehre, Ihnen zum 75. Geburtstag die herz⸗ Glückwünſche auszuſprechen. Mit Bewunderung und Dankbarkeit gedenkt das deutſche Volk des großen Ethikers und Ge⸗ ſtalters echten Menſchentums, deſſen Werk, wie kaum ein anderes eine Brücke zwiſchen dem deutſchen und dem norwegiſchen Volke geſchlagen hat. Mögen Ihnen noch recht bele Jahre fruchtbaren Schaffens beſchieden ſein“. Eine neue Greuellüge Wieder eine Tarkarenmeldung. Saarbrücken, 4. Auguſt. „Neue Saarpoſt“ und„Volksſtimme“ hat⸗ ten„aus zuverläſſiger Quelle“ berichtet, daß Kauf D* Dr. dor der auf den Berliner Biſchof Dr. Bares ein Attentat verübt worden ſei. Dr. Bares ſelbſt ſei unverletzt geblieben, aber ein Ka⸗ plan, der ſich ſchüend vor ſeinen Biſchof geſtellt habe, ſei durch zwei Schüſſe ſchwer verletzt worden.„„ Die„Saarbrücker Landeszeitung“ hat ſich, nachdem ſie von dieſer Meldung Kenntnis erhielt, ſofort mit dem biſchöflichen Ordina⸗ riat in Berlin telefoniſch in Verbindung ge⸗ ſetzt und iſt von dort ermächtigt worden, dieſe Nachricht zu dementieren. Es wurde erklärt, daß dem biſchöflichen Ordinariat von dem angeblichen Attentat nicht das geringſte bekannt iſt. Eine Palaſtrevolution Ausſtoßung aus der faſchiſtiſchen Partei. Rom, 4. Auguft. Eine größere Zahl bekannter Mitglieder der ſaſchiſtiſchen Partei in Bologng ſind aus der Partei ausgeſtoßen worden. Es han⸗ delt ſich hier um eine kleine Palaſtrevolutt innerhalb des Faſchismus, die ſich haupt⸗ ſächlich in Bologna abſpielte. Ihr Urſprung liegt ſchon im vergangenen Jahr, als der ſehr geachtete und als beſonders befähigt geltende damalige Staatsſekretär im Innen⸗ miniſterium, Arpinati, plötzlich ſeines Amtes enthoben wurde. Dies geſchah, wie es heißt, wegen perſönlicher Differenzen mit dem Parteiſekretär Starace. Arpinati ſcheint ſich in Bologna weiterhin größerer Beltebt⸗ heit unter ſeinen dortigen Parteigenoſſen erfreut zu haben, was ihm nunmehr dor einigen Wochen die Ausſtoßung aus der Partei und in dieſen Tagen ſogar die Verhaf⸗ tung eintrug. Arpinati befindet ſich bereits in der Verbannung. Teerſoritzkeſſel explodiert Hannover, 4. Auguſt. In Hannover explo- dierte ein großer Teerſpritzkeſſel. Mit unge⸗ heurer Wucht wurde der Keſſel in die Luft geſchleudert und flog in hohem Bogen. meh rere Meter weit fort. Durch die herumflie · genden Maſchinenteile wurden zwei Arbei ⸗ ier getötet und ein weiterer ſchwer ver⸗ letzt. Ferner erlitten mehrere Kinder, die den Arbeiten zuſahen, Verletzungen. Durch den Luftdruck wurden in den naheliegenden Häu⸗ ſern unzählige Jenſterſcheiben zerkrümmert. neu⸗ Die Saarabſtimmung g Aufruf zur Anmeldung. Berlin, 4. Auguſt. Die A e eee des Saarge⸗ vdietes hat eine Bekanntmachung veröffent⸗ licht, die nähere Vorſchriften über die Ab⸗ ſtimmungsberechtigung und über die An⸗ meldung der Stimmberechtigten zur Auf⸗ nahme in die Stimmliſten enthält. b Hiernach müſſeni u. a. Stimmberechtigte, die außerhalb des Saargebietes wohnen, einen beſonderen Antrag auf Ein⸗ tragung in die Stimmliſten ſtellen. Wer nicht in die Stimmliſten eingetragen iſt, kann ſein Stimmrecht nicht ausüben. Es ligt doher im eigenſten Intereſſe al- ler im Reich wohnenden b e dieſen Natrog mit tu lichſter Beſchleunigung einzureichen. Die An ragsfriſt läuft mit dem 31. Auguſt 1934 ab. a N Der Antrag, der an den„Gemeindeaus⸗ ſcheiß“ des Bezirks zu richten iſt, in dem der Stimmungsberechtigte am 28. Juni 1919 die Einwohnereigenſchaft hatte, muß folgende Angaben enthalten: 1. Die Namen, Vornamen, das Geburts- datum, den Geburtsort und den Beruf des Antragſtellers(im Falle einer Berufsände⸗ rung denjenigen, den er am 28. Juni 1919 ausübte), ſowie die Vornamen des Vaters und ferner gegebenenfalls Namen und Vor⸗ namen des Ehemannes. 2. die Gemeinde, in der er die Einwohner⸗ eigenſchaft am 28. Juni 1919 hatte: 3. den gewöhnlichen Aufenthalt zur Zeit des Antrages; 4. die Anſchrift im Saargebiet, an die Mitteilungen zu richten ſind. Die vorhandenen Beweisſtücke für die Einwohnereigenſchaft im Saargebiet ſind dem Antrag beizufügen. i Sämtliche Abſtimmungsberechligten im Reich werden hiermit aufgefordert, ihren Ankrag auf Eintragung in die Skimmliſte bis ſpäkeſtens zum 31. Auguſt 1934 an den zuſtändigen Gemeindeausſchuß im Saarge⸗ biet gelangen zu laſſen. Es wird jedem Abſtimmungsberechtigten dringend empfohlen, vor Abſendung ſeiner Anmeldung die Saarmeldeſtellen zum Zwecke der Beratung in Anſpruch zu nehmen. Erneuerung des Volkes Slaatsſekretär Hierl bei der Weihe von Arbeilsdienſtfahnen. Biſchofsheim(Rhön), 3. Auguſt. Anläßlich der Weihe der Arbeitsdienſtfah⸗ nen des Arbeitsgaues 28(Franken) auf dem Heidelſteine in der hohen Rhön hielt Staats⸗ ſekretär Hierl eine Anſprache, in der er u. 8. ausführte: Die ſiegreiche nationalſozialiſtiſche Revolu⸗ tion hat unſer Volk zur politiſchen Einigung ezwungen. Nationalſozialismus will die Erneuerung des Volkes zu den größtenteils verſchütteten Urquellen deutſchen Geiſtes und deutſcher Kraft. Hierin beſteht in Wahrheit die Fortführung der nationalſozialiſtiſchen zeutſchen Revolution. Wirkſamer als durch Reden und Schriften wird dieſe Volkser⸗ neuerung gefördert durch die Tat, durch das Beiſpiel. Hier findet der nationalſozialiſtiſche Arbeits⸗ dienſt ſeine große geſchichtliche Aufgabe. Im Arbeitsdienſt werden die trennenden Schranken der Stände, Klaſſen und Konfeſ⸗ ionen niedergeriſſen. Es war ein ſinnvoller Gedanke, die Uebergabe der neuen Arbeits⸗ dienſtfahnen auf die einſame Bergeshöhe zu verlegen. Fernab vom Getriebe der volks⸗ tumszerſtörenden Großſtädte vollzieht ſich ja auch das Leben und Schaffen des Arbeits⸗ dienſtes. Sinnvoll war auch die Wahl die- ſer erinnerungsſchweren Nacht als Zeit⸗ punkt. Was der Auguſt 1914 begann, die in⸗ nere Volkserneuerung, wollen wir im Ar⸗ beitsdienſt fortführen mit friedlichen Mitteln zu friedlichem Zweck. Vereidigung der 35 Auf den Führer des Reiches. 7 Frankfurt a. M., 4. Auguſt. Die 2. SS⸗Standarte teilt durch das Gau⸗ n mit: Donnerstag abend wurden ie Formationen der Frankfurter SS auf 170 Präſidenten, Kanzler und Führer des eiches in feierlicher Form vereidigt. Stan⸗ dartenführer Schwarz gedachte in ein⸗ drucksvollen, militäriſch knappen Worten des nerſchiedenen Generalfeldmarſchalls, der ein Symbol der Treue und geraden Haltung ge⸗ weſen ſei und bleibe. Er wies auf die Eh⸗ rung der SS durch den Führer hin, die in der kürzlich ausgeſprochenen Erhebung der Schutzſtaffel zur ſelbſtändigen Gliederung der Partei liege und ſprach nach einer Würdi⸗ 15 der Bedeutung des zu leiſtenden Ge⸗ e die Eidesformel vor, die von den Männern mit heiligem Ernſt nachgeſprochen würde. Durch Berühren des Fahnentuches 1 5 unter den Klängen des Präſentiermar⸗ ches bekräftigte dann nochmals jeder einzel⸗ ne ſeinen Schwur. In dem zum Abſchluß eſungenen Staffel⸗ und Horſt⸗Weſſel⸗Lied ein aufrechtes Bekenntnis der Treue zu Führer und Volk. nerds des Landes handwertſührerz 1. Es wird angeordnet, daß das geſamte N aus Anlaß des Hinſcheidens des eichspräſidenten von Hindenburg tiefſte Trauer an den Tag legt. ä 2. Alle Tagungen, Verſammlungen und dergl., die wirtſchaftlichen Charakter tragen, fallen bis einſchließlich des Beiſetzungstages aus. 3. Es wird empfohlen, daß die Führer des Handwerks Trauerabzeichen anlegen, ſoweit dies nicht ſchon durch ihre Zugehörigkeit zur PO zu geſchehen hat. Auch für alle übrigen Handwerksmeiſter ſoll dieſe Empfehlung gelten. 4. Am Beiſetzungstage rufen die Kreis⸗ handwerksführer die Obermeiſter zuſammen und gedenken in würdiger Weiſe des Ver⸗ dienſtes des Generalfeldmarſchalls und Eh⸗ renmeiſters des deutſchen Handwerks. Heil Hitler! Der Landeshandwerksführer gez. Gamer. Aus Heſſen und Naſſau Die Selbſtverarbeitung in der Land wirtſchaft. * Frankfurt a. M., 4. Auguſt. In einer Entſcheidung zu der Frage, inwieweit der Bauer die vom ihm erzeugten Produkte ſelbſt ver⸗ und bearbeiten darf, hat ſich jetzt der Reichsobmann des Reichsnährſtandes dahin feige daß es dem Bauer grundſätzlich reigeſtellt ſein müſſe, in welcher Form er ſeine eigenen Erzeugniſſe auf den Markt bringe. Bei dem Bauern ſelbſt liege die Ent⸗ und bearbeiten wolle, oder dies dem Hand⸗ werker überlaſſe. Die Tätigkeit des Hand— werks und des Handels werde durch dieſe Selbſtbearbeitung nicht eingeſchränkt, da von jeher die Selbſtbearbeitung durch den Bau⸗ ern die Regel geweſen ſei. Neue Bürgermeiſter und Beigeordnete. Darmſtadt, 4. Auguſt. Nach einer Bekannt⸗ machung des Perſonalamts des Heſſiſchen Staatsminiſteriums werden ernannt: zu Bürgermeiſtern: Rud. Reitz in In⸗ heiden, Kr. Gießen; Emil Groh in Winters— heim, Kr. Oppenheim; Peter Volz J. in Wix⸗ hauſen, Kr. Darmſtadt; Gg. Dittewich in Heidesheim, Kr. Bingen; zu Beigeord— neten: Peter Krämer in Staffel, Kr. Bens⸗ heim; Joh. Gg. Schneider in Winkel, Kr. Bensheim; Adam Volk V. in Zell, Kr. Bens— heim; Karl Rühl in Eberſtadt, Kr. Gießen; Phil. Dietz in Wixhauſen, Kr. Darmſtadt. Beſtellt wurden: zukommiſſariſchen Bürgermeiſtern: Adam Rohtenbur⸗ ger in Worfelden, Kr. Groß-Gerau: Alfred Metzger in Nonnenroth, Kreis Gießen; zukommiſſariſchen Beigeordne⸗ ten: Wihl. Notnagel in Griesheim b. D.; Friedr. Deines in Daubringen; Otto Wagner in Rödgen, Ludw. Wilh. Langsdorf in Al⸗ bach; Wilh. Koch III. in Nonnenroth, ſämtlich Kr. Gießen. * ** Frankfurt a. M., 4. Auguſt.(Siche⸗ rungsverwahrung für Faſſa⸗ denkletterer.) Das Schöffengericht ur— teilte eine Diebes- und Hehlergeſellſchaft ab, die im Januar und Februar in Frankfurt und in Nürnberg ſchwere Einbrüche began⸗ gen hatte. Haupttäter war der aus Wies⸗ baden gebürtige 30jährige Bruno Adloff, der ſich als vortrefflicher Faſſadenkletterer er⸗ wies. Als 2 der Angeklagten in einen Büro⸗ raum in der Neckarſtraße eingedrungen wa— ren, hallen ſie die Rolladen wieder herunter elaſſe Hausmeiſter ſchöpfte durch das lirren. er Fenſterſcheibe Verdacht und rief das Ueberfallkommando herbei. Da ſich aber im Hauſe nichts rührte, fuhr das Kommando mengearbeitet“, Durch die ſcheidung, ob er ſeine Erzeugniſſe ſelbſt ver⸗ wieber do. Soto halle fruher mit dem Faſſadenkletterer Hermann Adel„zuſam⸗ rt der Ausfüh⸗ rung der Diebſtähle wurde der Verdacht auf Adloff gelenkt. Das Gericht verurteilte Ad⸗ loff und einen Komplizen zu je fünf Jahren Zuchthaus und Sicherungsverwahrung. Bei den Angeklagten wurde kurz vor der Ver⸗ handlung ein Kaſſiber gefunden, aus dem hervorging, daß die Beſchuldigten einen Aus⸗ bruchsverſuch am Verhandlungstage unter⸗ nehmen wollten. * Frankfurt a. M., 4. Aug.(In der Manſarde erſtickt.) In der Gellertſtraße wurde in den Morgenſtunden die 71jährige Witwe Marie Weiland tot aufgefunden. Die Polizei ſtellte feſt, daß die W. als ehemalige Schneiderin Stoffreſte, Flicken und Papier- muſter aufbewahrte und die Gewohnheit hatte, abends mit einer brennenden Petroleumlampe in den Flicken herumzuſuchen. Hierbei haben die Reſte Feuer gefangen. Durch die ſtarke Rauchentwicklung wurde die alte Frau ohn⸗ mächtig und erſtickte. ** Biſſenberg, 4. Auguſt.(Tod durch eine Weſpe.) Auf qualvolle Weiſe büß⸗ te die 26jährige Hausangeſtellte Elſe Klee⸗ mann ihr Leben ein. Beim Waſſertrinken wurde ſie plötzlich unterhalb des Kehlkopfes von einer Weſpe geſtochen, die ſich im Waſſer befunden haben muß. Sie ſchrie laut auf, und nach kurzen Erbrechungserſcheinungen kam das tote Inſekt wieder zutage. Nun be⸗ gann ein entſetzlicher Kampf um Luft. Die Luftröhre ſchwoll allmählich zu, ſodaß das Atmen zur Unmöglichkeit wurde. Ein ſofort herbeigerufener Arzt nahm Wiederbelebungs⸗ verſuche vor und führte einen Luftröhren⸗ ſchnitt aus. Aber ſeine Hilfe kam zu ſpät. Das Mädchen war bereits geſtorben. Braubach, 4. Auguſt.(Die ſchwim⸗ mende Braune Meſſe.) Heute wird die ſchwimmende Braune Meſſe, von Neu⸗ wied kommend, in Braubach Anker werfen. Dort wird ſie bis zum 5. Auguſt verweilen. Immer wieder findet die Feſtſtellung beſon⸗ dere Aufmerkſamkeit, daß auf den beiden Dampfern„Kaiſer Wilhelm“ und„Blücher“ in 270 Ständen eine reichhaltige und über⸗ raſchende Fülle von Anregungen und hoch— wertigem Material für die tägliche Bedarfs⸗ deckung geboten wird. Darmſtadt, 4. Auguſt.(Seine Ver⸗ wandten beſtohlen.) Vor dem Be⸗ zirksſchöffengericht wurde gegen den 22jähri⸗ gen Wilhelm Weidmann aus Frankfurt ver— hondelt, der bei Verwandten einen Ein— bruchsdiebſtahl verübt hatte. Weidmann war durch das Fenſter in die Wohnung einge— drungen, hatte den Sekretär erbrochen und daraus 200 Mark geſtohlen. Das Gericht ver— urteilte den Angeklagten zu neun Monaten Gefänenis. Aus Baden Cauptverſammlung des Badiſchen Sänger⸗ bundes in Konſtanz. Konſtanz, 4. Aug. Wie bereits früher ge⸗ meldet, findet am Sonntag, den 9. Septem⸗ ber, in Konſtanz die ordentliche Hauptver⸗ ſammlung des Badiſchen Sängerbundes für 1934 ſtatt. Sie wird verbunden ſein mit dem erſten Kreistag des Kreiſes Konſtanz und ſoll ausklingen in eine Grenzlandkundgebung. Karlsruhe, 4. Aug.(Der Prozeß um die Heilverfahren.) Vor der Großen Strafkammer hatte ſich der frühere Direktor der Verſicherungsanſtalt für Gemeinde- und Körperſchaftsbeamte, Chriſtian Grampp, von hier unter der Anklage des Betrugs und der Beſtechung zu verantworten. Entſprechend dem Antrage des 1. Staatsanwalts und des Ver⸗ teidigers ſprach das Gericht den Angeklagten frei unter Aufbürdung der Koſten des Ver⸗ fahrens auf die Staatskaſſe. Hindenburg als Adſutant im 3. Garde⸗Regiment zu während des Feld 0 118 7075. 0 Je zuges veröffentlicht folgende Jeſſendach(bei iich 355 dach im Anweſen ilchhändlers Heinrich End Feuer aus. Verbrannt iſt das ganze Oekonomiegebäude mit dem darin befindlichen Mobiliar, das Inventar der Wohnung konnte gerettet wer⸗ den, wurde aber teilweiſe beſchädigt. Die Wohnung ſelbſt weiſt Brandſchäden auf. Auch die Weckerlinie Offenburg war alarmiert, brauchte aber nicht mehr einzugreifen. Der Sohn des Brandgeſch digten wurde durch die Gendarmerie wegen Verda 2 i ſtiftung Verbaftel e end Das Beileid des Landesbiſchofz Landesbiſchof D. Kühlewein hat aus An⸗ laß des Abſcheidens des Herrn Reichspräſiden⸗ ten von Hindenburg die nachfolgenden Tele⸗ gramme abgeſandt: i An die Reichsregierung Berlin, Reichskanzlei. Gott der Herr hat es zugelaſſen in einer ſchickſalſchweren Stunde den Vater des Vater⸗ landes, Herrn Reichspräſidenten Genexalfeld⸗ marſchall von Hindenburg, zu ſich heimzurufen. Ich nehme tieferſchüttert Anteil an dem ſchwe⸗ ren Verluſt, den die Führung des Reiches erlitten hat. Mit mir trauert die Vereinigte Evang.⸗prot. Landeslirche Badens um den glaubensſtarken Mann und gelobt dem Füh⸗ rer des Reiches und des Volkes, Adolf Hitler, in ganzer Hingebung zu ſeinem Werke treue Gefolgſchaft. i gez. Landesbiſchof D. Kühlewein. Herrn Oberſt von Hindenburg Schloß Neudeck. Nehmen Sie mein und meiner Landes ⸗ Urche herzlichſtes und aufrichtigſtes Beileid zu dem Tode Ihres Herrn Vaters entgegen. In unſeren Herzen wird er weiterleben nicht nur als der große Soldat und Retter unſeres Volkes aus ſchwerer Kriegs⸗ und Nachkriegs⸗ not, ſondern auch als der ſtets mutige Be⸗ kenner ſeines evangeliſchen Glaubens. Gott, der Herr, tröſte Sie und die Ihrigen. gez. Landesbiſchof D. Kühlewein. Herrn Reichsſtatthalter R. Waͤgner Karlsruhe. Dem Vertreter des Reiches in Baden ſpreche ich zu dem Tode des Herrn Reichspräſiden⸗ ten von Hindenburg mein und meiner Lan⸗ deskirche herzlichſtes Beileid aus. Gott ſchütze in dieſer ſchweren Zeit den Führer des Rei⸗ ches und Volkes, Adolf Hitler, und ſegne Volk und Vaterland. gez. Landesbiſchof D. Kühlewein. Anordnung Aus Anlaß des Todes des Herrn Reichs⸗ präſidenten von Hindenburg wurde von Lan⸗ desbiſchof D. Kühlewein folgendes angeordnet: 1. Sämtliche kircheneigenen Gebäude(Kir⸗ chen, Pfarrhäuſer uſw.) zeigen bis einſchl. des Beiſetzungstages die drei vorgeſchriebenen Fah⸗ nen auf Halbmaſt. 2. Alle öffentlichen kirchlichen Veranſtaltun⸗ gen wie Grundſteinlegung, Einweihung einer Kirche werden hiermit bis zum Beiſetzungs⸗ tag unterſagt. 3. Täglich bis einſchl. des Beiſetzungstages findet von allen Kirchen von 8—9 Uhr abends Trauergeläute ſtatt. 4. Die Geiſtlichen ſowie die Beamten und Angeſtellten der Gemeindeämter tragen für 14 Tage Trauerflor am linken Oberarm. 5. Bei dem Gottesdienſt am 5. Auguſt iſt ebenfalls des Todes des Herrn 1 5 präſidenten in der Predigt zu gedenken, ſo⸗ wie Gott um ſeinen ferneren Schutz für das deutſche Volk anzurufen. Auf Anordnung des Herrn Reichsbiſchofs ſind in den nächſten Tagen die Kirchen tun⸗ lichſt den ganzen Tag über offen zu halten. Für den Tag der Beiſetzung ergeht beſon⸗ dere Anordnung. Das Beileid des Erzbiſchofs Erzbiſchof Dr. Gröber hat an die Reichs⸗ regierung ein Beileidstelegramm gerichtet. Das Amtsblatt für die Erzdiözeſe Freiburg f Anordnung des Erzbiſchofs an die Pfarrämter der Erzdiözese: Reichspräſident Paul von Hindenburg iſt heute morgen von Gott aus dieſem zeitlichen Leben in die Ewigkeit abberufen worden. An der tiefen Trauer, die das deutſche Volk über das Hinſcheiden eines hochverehrten und hoch⸗ verdienten Oberhauptes empfindet, nimmt die Erzdiözeſe innigen Anteil. Wir ordnen vorläufig an, daß in den näch⸗ ſten drei Tagen in allen Pfarr⸗ und Kuratie⸗ kirchen jeweils morgens, mittags und abends zum Zeichen der Trauer in jeweils drei Ab⸗ ſtänden mit allen Glocken geläutet wird. Die kirchlichen Gebäude ſind auf Halbmaſt zu be⸗ flaggen. Arbeitsvermitilung nur durch Arbeitsämter Die Führung in der Arbeitsſchlacht 1934 liegt nach wie vor in den Händen der Ar⸗ beitsämter. Es iſt daher Aufgabe aller an dem Kampf gegen die Arbeitslosigkeit in⸗ tereſſierten Kreiſe dieſe Aemter zu unterſtüt⸗ zen. Grundſätzlich ſoll auch der kleinſte Be⸗ darf an Arbeitskräften nur durch die Ver⸗ mittlung dieſer Aemter gehen. Die Gemein⸗ den werden den Arbeitsämtern jederzeit zur Verfügung ſtehen und erwarten, daß dies auch von ihrer Bevölkerung Fe Deutſcher Gemeindetag, Landesdienſtſtelle Baden. gez. Schindler. . Dore 99 N. VULL EN. O Urheberrechtsschutz: Fünf Türme-Verlag, Halle(Saale) Nachdruck verboten. Die beiden Männer ſaßen ſich ſchweigend— eine Zigarre rauchend— gegenüber. i Fritz Grovenſtahl glaubte nun zu wiſſen, was Hauen⸗ ſtein bewogen hatte, um Suſanna zu werben. Es war nichts als der Verſuch, auf die einfachſte Weiſe in den Beſitz des Werkes zu gelangen, das für ihn eine heftige Konkurrenz bedeutete. N Es war Fritz ſofort aufgefallen, daß Hauenſtein aus— ſchlleßlich von der guten Finanzlage ſeines Konzerns sprach und ſich in Erklärungen erſchöpfte, wie günſtig ſich der Anſchluß an ihn für verſchiedene Firmen geſtaltet hätte. Das war durchſichtig genug, und einige unvor⸗ ſichtige Fragen Hauenſteins hatten ſeinen leiſe aufkeimen⸗ den Verdacht beſtärkt... So beherrſcht Fritz Grovenſtahl ſchien, innerlich war er doch voller Grimm über das Vorhaben Hauenſteins. Aber auch etwas wie Genugtuung war in ihm; zeigte ihm doch deſſen Verhalten, wie angeſehen der Name des Werkes in Konkurrenzkreiſen, trotz der jetzigen ſchlechten Lage, immer noch ſein mußte. Stkundenlang umfaßten Hauenſteins Augen die Ge⸗ ſtalt Fritz Grovenſtahls. Dann löſten ſich die feſt zu⸗ ſammengekniffenen Lippen. „Sie haben bis jetzt eine unglückliche Hand gezeigt, Fritz Grovenſtahl!“ So läſſig dieſe wenigen Worte hingeworfen waren, hatten ſie doch zur Folge, daß Fritz Grovenſtahl aus ſeiner ruhigen Haltung aufſchreckte. Sich weit im Stuhl vor⸗ beugend, fragte er: „Wie meinten Sie das?“ i Hauenſtein hörte das Drohende der Frage und hielt ö es für gut, ſeinen vorherigen Ausſpruch einzuſchränken. „Selbſtverſtändlich nur in Ihren geſchäftlichen Unter⸗ 1 nehmungen. Meiner Meinung nach dürfte Ihr Werk kurz vor dem unvermeidlichen Zuſammenbruch ſtehen, der zu“ vermeiden geweſen wäre, hätten Sie von Anfang an allen Ihnen zur Verfügung ſtehenden Kredit zur Hebung des Geſchäfts verwandt. ſich ängſtlich gehütet, das Werk weiter zu belaſten, um keine neuen Schulden zu machen. Und welchen Erfolg Sie haben das nicht getan, haben haben Sie erzielt? Keinen anderen, als daß es von Monat zu Monat rückwärts ging. Sie haben gelebt wie ein Einſiebler— wozu? nber den Kopf hinweg verkaufen.“ Er ſchwieg und ſah hinüber zu Fritz Grovenſtahl, um zu ſehen, welchen Eindruck ſeine Worte gemacht hatten. Doch in deſſen Geſicht war nichts zu leſen. Mit eiſerner Ruhe ſah er ſtarr vor ſich hin, ſo, als hätten dieſe unheil⸗ Anders war es in ſeinem Innern. Da tobte ein heftiger Sturm. Er wußte nur zu gut, wie wahr dieſe Ausführungen Hauen⸗ ſteins waren. Und noch eins wußte er. Wenn das Werk kündenden Worte nicht ihm gegolten. fiel— fiel er mit. Hauenſtein behagte dieſes Schweigen nicht, und ein wenig ungeduldig ſagte er: „Ihre Meinung, Herr Grovenſtahl? e Frith fühlte, daß es jetzt zur Entſcheidung kam. Aeußer⸗ lich ruhig, gab er mit feſter Stimme zur Antwort: „Ich bin mehr Techniker als Kaufmann, und es iſt möglich, daß ich in der Verwaltung des Werkes Fehler gemacht habe. Im übrigen bin ich aber kein Glücksritter, der das Geld anderer Leute zu waghalſigen Spekulationen benutzt, von denen er nie weiß, wie ſie ausgehen.“ Hauenſtein tat, als hätte er dieſen Ausfall nicht in dem Sinne verſtanden, wie er gemeint war. Indem er Fritz Grovenſtahl mit ſpöttiſchem Blick fixierte, ſagte er nonchalant: B „Darüber mögen die Meinungen verſchieden ſein. Welche davon die beſſere iſt“— um ſeine Lippen ging ein maliztöſes Lächeln—,„mag zwiſchen uns nicht erörtert werden. Es hat auch wenig mit dem Vorſchlag zu tun, den ich Ihnen jetzt machen will, und den Sie, wenn Sie Mug ſind, annehmen werden.“ Sekundenlang blitzten ſeine Augen auf, und in ſein Geſicht kam das Starre, das ein großer, entſcheidender Augenblick ſolchen Menſchen bringt, denen das Materielle des Lebens das Höchſte iſt. Meſſerſcharf kamen die letzten Worte aus ſeinem Munde.„Es gibt nur einen Weg, Fritz Grovenſtahl, das Werk zu erhalten.“ „Und der wäre?“ fragte Fritz. Seine Worte ließen denen Hauenſteins nichts nach, weder an Schärfe noch an Kürze; und obwohl er genau wußte, welche Antwort ihm werden würde, trugen ſeine Züge doch den Ausdruck geſpaunter Erwartung. 5 „Einzig und allein der Anſchluß an meinen Nonzern.“ Nach dieſen Worten blieb es ſtill im Zimmer. Hauen⸗ flein lehnte ſich weit in den Seſſel zurück, unter halb ge⸗ ſchloſſenen Lidern die Wirkung ſeiner Worte beobachtend. Doch Fei Gropenſtahls Geſicht verriet ihm nichts. Es war ohne jeden Ausdruck. Auch er ſaß vollkommen ruhig da, als dächte er Über den eben gehörten Vorſchlag nach. Doch das war es weniger. Vielmehr bewegte ihn die Frage: Iſt kes gut, daß Suſanna dieſem Manne angehören will, der ſie aur begehrt, um den Bruder ſeinen Plänen gefügiger zu machen? Welch ein Los würde ihr an der Selle dieſes Maulles werden, wenn er auf deſſen Pläne nicht elnging! Oder ſollte er es tun? Sollte er das Werk 8 Man wird Ihnen das Werk aus der Hand geben, um der Schweſter willen? Daß dieſe glücklich würde. Aber, wenn er es aus der Hand gäbe, würde ſie es ſein? Nein!— Niemals ließ ſich das Glück dadurch zum Kommen bewegen. Es würde nutzlos ſein, ſich dieſes Opfer aufzuerlegen. Dieſes ſchwere Opfer. Es würde das Ende aller ſein, denn mit der Fabrik verlöſchte der Name Grovenſtahl für alle Zeiten. In ſich fühlte Fritz ein heftiges Wehren. Nein! Nie⸗ mals durfte er das tun. Solange er lebte, wollte er das Werk gegen alle offenen und verſteckten Angriffe ver⸗ teidigen. Es mußte ihm bleiben. Mochte Suſannas Glück daran ſcheitern oder nicht. Wer fragte nach dem ſeinen? Niemand! Denn ſie alle dachten im Grunde genommen doch nur an ſich, und es war ihnen vollkommen gleich, was er hatte. Keiner fragte: Wie iſt dein Leben? Bringt es dir ein wenig Freude, oder fehlt es dir daran? Nein! Sie alle wollten nur haben. Er ſollte und mußte nur geben, und machte er einmal Vorſtellungen, dann hießen ſie ihn einen Nörgler, der ſeinen Angehörigen das Leben ſchwer mache und ihnen alle Freuden unterbinde. Sein Blick fiel auf Hauenſtein, und ſeine Stimme hatte alman aranfa men Gang: einen Franſamen Klang: „Ehe wir die Unterredung fortſetzen, bitte ich um Be— antwortung einer Frage. Haben Sie, als Sie Sanna baten, Ihre Gemahlin zu werden, an mein Werk gedacht? Oder aus welchem anderen Grunde reichten Sie ihr die Hand?“ ſpringend, rief er Fritz mit unbeherrſchter Stimme zu: „Zu dieſer Frage haben Sie kein Recht!“ Fritz Grovenſtahl zuckte gleichmütig die Schultern. „Ich meine die Verantwortung, die ich als Bruder über meine Schweſter zu tragen habe, dürfte mir das Recht zu einer ſolchen Frage geben.“ Alexander Hauenſtein hatte ſich wieder in der Gewalt und lächelte ein wenig höhniſch. „Dann hätten Sie dieſe Frage früher ſtellen müſſen, Fritz Grovenſtahl! Ich will aber, obwohl ich eine Not⸗ wendigkeit nicht einſehe, Ihnen antworten. Ich bot Ihrer Schweſter meine Hand, weil ich für mein Haus eine Repräſentantin benötige. Genügt Ihnen das?“ Fritz Grovenſtahl nickte und griff ſich ein Stahllineal vom Schreibtiſch. Prüfend zog er es zwiſchen den Händen— dann fuhr es pfeifend durch die Luft. Hauenſtein ſah verwundert dieſem ſeltſamen Gebaren zu; der Aerger ſtieg in ihm hoch. Sah das nicht aus, als wollte ſich dieſer junge Mann über ihn luſtig machen? Gerade wollte er eine diesbezügliche Bemerkung über die Lippen bringen, als ſich Fritz plötzlich in gleichgültigem Tone an ihn wandte: „Für das Anerbieten, mein Werk Ihrem Konzern an⸗ zugliedern, danke ich Ihnen! Doch ich werde keinen Ge— brauch davon machen!“ Dieſe Ruhe verblüffte Hauenſtein. Aber dann trat er au Fritz heran und legte ihm mit drängender Gebärde ſeine Hand auf den Arm. „Sie lehnten meinen Vorſchlag ab, Fritz Grovenſtahl! Einem anderen gegenüber würde ich mich hüten, ihn zu wiederholen. Sie ſind jung und werden mir in Kürze nahe verwandt ſein. Darum ſage ich Ihnen noch einmal: Schließen Sie ſich dem Konzern an. Fahren Sie nicht auf“, begütigte er, als Fritz Grovenſtahl abwehrend die Hand hob.„Es iſt nur Ihr Vorteil, zu dem ich Ihnen rate, und ich kann es nicht anders als kindiſchen Eigenſinn nennen, wenn Sie ihn ablehnen. Oder glauben Sie etwa, ich ſpreche für mich? Gut, ich mag ein Intereſſe daran haben, das leugne ich nicht. Aber nicht in der Art, wie Sie es vielleicht annehmen.“ Fritz ſah Hauenſtein mit Mißtrauen an. Die Worte waren ihm zu glatt geweſen, als daß er ſie für echt halten konnte. „Ich glaube Ihnen, daß Sie es gut meinen. Aber ich will nun mal nicht. Halten Sie mich ruhig für einen eigenſinnigen, einfältigen Jungen, der ſich in der Rolle eines Fabritbeſitzers gefällt und dieſes Vergnügen nicht vorzeitig abbrechen will. Ich nehme Ihnen das durchaus nicht übel.“ Keine Muskel in Alexander Hauenſteins Geſicht regte ſich; aber das Flimmern in den dunklen Augen war un⸗ heimlich. Wie zwei ſchmale Striche zogen ſich die Lippen unter der kühn geſchwungenen Naſe. Alles eine Starre. Fritz wußte, daß vor ihm ein Gegner ſtand— ein Gegner, den er nicht unterſchätzen durfte. Ein wenig bangte ihn vor der Zeit, da dieſer ſeine Macht gebrauchen würde, um ſeinen Wünſchen Geltung zu verſchaffen. Alexander Hauenſteins Worte ließen bei ihm keinen Zweifel aufkommen. „Zweimal habe ich Sie gebeten, Fritz Grovenſtahl! Ein drittes Mal tue ich es nicht. Auch gegen Ihren Willen werde ich tun, was mir erſtrebenswert iſt. Sie ſcheinen mich ſehr niedrig einzuſchätzen. Gut— jeder tut, was ihm beliebt. Und mir beliebt es, Ihnen ſchon heute zu ſagen, daß das Werk in abſehbarer Zeit mir gehören wird. Haben Sie verſtanden?d Mir wird es gehören— ohne daß Sie einen Anteil daran haben werden, Unſer Verwandtſchafts⸗ verhältnis ſoll mich nicht daran hindern, meine Drohung wahrzumachen. Noch einmal: Wollen Sie im guten meinen Vorſchlag annehmen, oder wollen Sie den Kampf? Ich habe keine Luſt, das Erbe meiner zukünftigen Frau, ſo klein es für meine Verhältniſſe auch ſein mag, durch Ihr ſinnloſes Verhalten einzubüßen. Ich bitte, Ihre kurze Entſcheidung!“ Fritz Grovenſtahl hatte kaum noch zugehört. In ihm war nichts als ein gewaltiger Trotz und eine grimmige Freude, endlich das wahre Geſicht des Gegners geſehen zu haben.— Dann ſprach er das ſchwere Wort: „Ich will den Kampf, Herr Hauenſtein!“ Z3Zwölftes Kapitel. Um die Zeit der Eisheiligen war es noch ſehr kalt ge⸗ weſen. Dann aber hatte die Sonne geſiegt und am Ende des Mai ſchöne, warme Tage gebracht. Um das kleine Haus war wieder das Blühen. Breite Rabatten, mit Himmelſchlüſſeln, Maiglöckchen und anderen Frühlings⸗ blumen bepflanzt, zogen ſich an den friſch geharkten Wegen entlang. Blumenbeete, mit leuchtend weißen Narziſſen, roten Tulpen und bunt ſchillernden Stiefmütterchen bepflanzt, lagen dazwiſchen verſtreut in den ſamtenen Raſenflächen. Von der Hecke, wo der weiße und violette Flieder ſtand, trug der leiſe Luftzug eine duftgeſchwängerte Wolke in den Garten. Suſanna Grovenſtahl ſaß auf der Bank unter der großen Kaſtanie vor dem Hauſe. Sie hatte die Knie hoch⸗ gezogen und die Hände darum geſchlungen. Ein wenig verſonnen blickte ſie auf die flimmernden Lichtflecke, die die Sonne durch die Blättet warf, und die unruhig hin und her hüpften, als wollten ſie Jagen und Fangen ſpielen. Sie hielt die Augen halb geſchloſſen; aber wenn ſie ſie von Zeit zu Zeit öffnete, tranken ſie gierig das Schöne um ſie her. Bis ſie es dann müde wurde und den Kopf hintenüber an den Stamm des Baumes lehnte. Vom Werk her kam das monotone Geſtampf der Maſchinen und pochte den Takt zu ihren Träumen. In einer Woche ſollte ihre Hochzeit ſein. Und dann verließ ſie für immer die Stadt ihrer Jugend, um in einer neuen Welt ein neues Leben zu beginnen. Ueber Hauenſteins Geſicht zog eine fahle Bläſſe. Auf— Ein Leben, nach dem ſie ſich ſehnte, das ſie mit Glanz und Reichtum umgeben würde, ohne daß ſie mehr zu fragen brauchte, was ſie konnte und durfte. Ohne ihr Sorgen zu bereiten, würde alles Kommende an ihr vorüberziehen. Nur Schönes würde es für ſie noch geben, denn Alexander Hauenſtein war ja ſo gut. Sie freute ſich auf alles— auf alles. Ein glückvolles Lächeln ging über ihr Geſicht. Das kleine Gartentor knarrte, und den ſchmalen Weg, der vom Hauſe nach der Fabrik führte, kamen Schritte näher. Suſanna horchte auf, und dann ſtand Kurt Roſch⸗ witz vor ihr. Der Schreck dieſer unverhofften Begegnung war auf beiden Geſichtern. Kurt Roſchwitz ſah das gerötete Antlitz Suſannas, die in ihrer Faſſungsloſigkeit wunderhübſch ausſah, und es begann ihm vor den Augen zu flimmern. Er war ihr ſeit jenem Abſchied im Winter nicht mehr begegnet. Da er von ihrer Ankunft wußte, hatte er bisher des Freundes Haus gemieden. Nun mußte er dieſen in einer unaufſchiebbaren Sache aufſuchen. Suſanna faßte ſich zuerſt, und es fiel ihr auf, daß dez Doktor ſie ſo anſtarrte, als ob er nicht wüßte, wer ſie ſei. Ein wenig verwundert reichte ſie ihm die Hand zum Will⸗ kommen. Doch er ergriff ſie nur flüchtig und ließ ſie gleich wieder fallen. Dabei ſagte er unſicher: „Ich hatte nicht die Abſicht, Sie zu ſtören, mein gnädiges Fräulein! Ich ſuchte Ihren Bruder in der Fabrik auf. Doch wies man mich hierher, und da ich“— er zögerte einen Augenblick und ſah, wie ſich zu Suſannas Befangenheit ein tiefes Erſtaunen geſellte; aber es gelang ihm nicht, das Ironiſche in ſeiner Stimme zu ändern—, „und da ich einmal hier bin, will ich nicht verſäumen, Ihnen meine perſönlichen Glückwünſche zu Ihrer Ver⸗ lobung auszuſprechen!“ ö In ſteigendem Staunen weiteten ſich Suſannas Augen. Was war das mit dem Doktor? Was für eine ſonderbare Sprache führte er? Er war doch ſonſt nicht ſo formell geweſen; und jetzt fiel ihr auf, wie ſehr er ſich auch äußer⸗ lich verändert hatte. Um den Mund, um den früher immer ein ſchalthaftes Lächeln ſpielte, gruben ſich ein paar ſcharſe Linien, und die Augen lagen ſo ſeltſam tief in den Höhlen. War er etwa krank geweſen? Ihr kam ein ſorgendes Gefühl, und ſie wußte nicht, warum. Als ſie ihm zum Dank die Hand reichte, ſah ſie, wie ſein Blick weit an ihr vorbeiging. Es verwunderte ſie, daß ſie ſich über dieſe ſcheinbare Nichtachtung nicht empörte. Langſam ließ ſie die Hand wieder ſinken. Sie ſetzte ſich wieder auf die Bank und bat den Doktor, auch Platz zu nehmen und auf den Bruder, der nach der Stadt gegangen ſei, zu warten. Erſt wollte Kurt Roſch⸗ witz das ablehnen. Dann blieb er doch, ohne ſich über das Warum Rechenſchaft zu geben. E Um ſie war die Sonnenglut und das Blühen der Blumen, und es ſchien, als ob ſie nur Augen dafür hätten, denn es blieb ſtill zwiſchen ihnen. Wie lange? Sie wußten es beide nicht, und Suſanna wunderte es ſelbſt, daß ſie einmal geſprochen hatte. Worte von der Schönheit der Blumen waren es geweſen, die ſie mit der des Lebens verglich. Doch dazu ſchüttelte der Doktor den Kopf. a „Es mag Gemeinſames im Leben der Blumen und Menſchen ſein, aber das gleiche iſt es nicht. Eine Blume iſt immer ſchön, und wenn ihr Leben auch kurz iſt, ſo lebt ſie es doch ganz. Trifft ſie vorzeitig ein Schlag, dann ſtirbt ſie daran. Der Menſch aber muß weiter leben. Gewiß, das Leben iſt eine Gnade und ſollte uns unter allen Umſtänden ſchön und lebenswert erſcheinen. Aber wem von uns iſt es ſo, wenn ihn der Arm des Schickſals in eine ſeinen Wünſchen entgegengeſetzte Bahn drängt? Niemandem! Vielmehr beginnt ein Auflehnen gegen das Hohe und gegen uns ſelbſt. Und wenn man dann die Nutzloſigteit einſieht, kommt wohl ein Sichfügen, aber das iſt niemals freiwillig. Fortſetzung folgt.) U W E e 1 SARLe — 4 2 SS ee 5 Skizze von Karl Fr. i Es war ſchon Mitternacht, als der Präſidialrat Stellmacher aus Bautzen, der ſeinen Urlaub diesmal an der Riviera ver- brachte, aus dem Kaſino trat, um einen der letzten Züge von Monte Carlo und Nizza zu erreichen. Stellmacher hatte nicht geſpielt, ſondern ſich mit ſtillen und, ſo meinte er, nicht reiz⸗ zoſen Beobachtungen in den Spielſälen begnügt und dann in einer dämmexigen Ecke des Veſtibüls eine Flaſche alten Pom⸗ mard getrunken. Ein kühler Wind, vom Meere kommend, ließ den heißen Tag vergeſſen. Der Rat blieb ſtehen, um ſich eine Zigarre anzuſtecken, als aus dem Schatten der Palmen ein Herr auf ihn zutrat und höflich den Zylinder lüftete. „Mein Herr“, ſagte der Fremde im Franzöſiſch der Angel— ſachſen,„ich habe Sie beobachtet. Sie ſpielen nicht. Das iſt eine Tugend. Mir fehlt ſie leider ganz und gar. Deshalb komme ich zu Ihnen!“ . 2* „Wer...?“ „Raſtipol heiße ich. James Raſtipol“, unterbrach der Mann den Präſidialrat. früher viel Geld. Alles verſpielt! Alles!“ Der Rat mußte wider Willen lachen: „Soll ich Sie etwa ſanieren? Mein Herr, ich bin kein Bankier, ſondern ein ſchlichter Urlaubsreiſender ohne große Mittel.“ „Bin im Bilde. Vollkommen!“ Und leiſer:„Ich habe ein Geſchäft für uns beide...“ „Bedaure, ich bin tein Geſchäftsmann, ſondern Beamter. Außerdem habe ich keine Zeit. Ich muß noch nach Nizza.“ „Um ein Uhr zwanzig geht erſt der letzte Zug, mein Herr. Bitte, hören Sie mich an! Mein Leben hängte davon ab!“ Stellmacher war kein Unmenſch und ſah ſich den Mann ge⸗ nauer an. Der war aut gekleidet und hatte kein unſympathi— ſches Geſicht, „Nun ſo reden Sie!“ ſagte der Rat faſt wohlwollend. Herr Raſtipol dämpfte ſeine Stimme:„Leihen Sie mir bitte zehn Frank. Bis morgen früh. Wenn mein Plan gelingt, zahle ich Ihnen das Geld mit mindeſtens dem Tauſendſachen zurück...“ „Und wenn Ihr Plan nicht gelingt?“ „Dann vermache ich Ihnen meinen Anzug und meinen Revolver. Beides brauche ich für den Fall des Mißlingens nicht mehr!“ „Nun, nun!“ ſagte der Rat ein wenig erſchrocken. Und dann griff er in die Geldtaſche. Er war zwar ſparſam veranlagt, aber er wollte den Mann los ſein und reichte ihm deshalb einen Zehn-Frank-Schein. Der Fremde nahm ihn haſtig und erging ſich in Dankes— worten. „Wohin darf ieh Ihnen den Gewinn bringen?“ Der Rat mußte hellauf lachen: „Hotel Briſtol, Zimmer ſechzehn.“. „Danke ſehr, mein Herr. Sie hören von mir. Gute Nacht!“ Eilends lief Herr Raſtipol den ſchattigen Weg hinunter und verſchwand im Atrium des Kaſinos. „Der Rat ſchüttelte mit dem Kopfe, ſog kräftig an ſeiner nahezu erkalteten Zigarre und ging zu ſeinem Zug. Als Stellmacher am nächſten Morgen auf ſeinem Zimmer ſrühſtückte, brachte der Kellner einen Herrn. Es war Herr Raſtipol. Er trug einen taubengrauen Anzug aus feinſtem Gabardineſtoff, im rechten Auge klemmte ein goldgerändertes Monokel, und der Ebenholzſtock mit dem Silberknopf war ſicher auch nicht billig geweſen. „Nauu?“ ſagte der Rat und erwiderte erſtaunt den freund— lichen Morgengruß. Herr Raſtipol nahm Platz, zog aus der linken Bruſttaſche ein Papier, aus der rechten ein Scheckbuch und legte beides vor ſich auf den Tiſch. Der freundlichen Auf⸗ ſorderung Folge leiſtend, nahm der Präſidialrat das Papier und las Es war ein Briefbogen der Rivierabank mit der von zwei Direktoren unterzeichneten Beſtätigung, daß Herr James Raſtipol dort über ein Guthaben von 15 Millionen Frank verfüge. Dem Leſenden blieb der Mund oſſen ſtehen. Raſtipol ſah dies Erſtaunen mit Vergnügen und beeilte ſich zu erklären: „Habe noch einmal geſpielt. Setzte Ihre zehn Frank beim Roulette auf Null, gewann und ließ den jeweiligen Gewinn dreimal ſtehen. Für Null fünfunddreißigfache Auszahlung in jedem Fall ergibt den Betrag von 15 Millionen und einigem Kleingeld. Um zwei Uhr hatte ich die Bank geſprengt und bekam den Scheck, der mich zum fünfzehnfachen Millionär machte. Der Generaldirektor der Rivierabank war perſönlich anweſend, beſtätigte mir die Richtigkeit und ſtellte mir ſein Portefeuille zur Verfügung. Ich ſetzte die ganze Bude unter Sekt. Wir haben die Nacht durchgemacht. Heute ſchon verlaſſe ich Monte Carlo und Nizza. Geſtatten Sie, daß ich...“ „und er legte vor den Rat einen Scheck über 50 000 Frank. Dann ſtand er auf.„Nochmals beſten Dank“, ſagte er und ſchüttelte die Hand des völlig Verdutzten. Dann ſchloß ſich die Tür hinter ihm; ein Auto ratterte in die Ferne. Nachdem der Rat den Scheck eine halbe Stunde lang oder, auch länger betrachtet hatte, ging er damit zur Bank. Jawohl, dort war alles in Ordnung. Stellmacher ließ das Geld auf ſeinen Namen eintragen und ging zum Kaſino. Dort beſtätigte man ihm Herr Raſtipols Erzählung. Der neugebackene Multi⸗ millionär ſelbſt war nirgends zu finden. Durch die erhaltenen Auskünfte beruhigt, ging der Rat zur Bank und ließ ſich fünfzig funkelnagelneue Tauſender auszahlen. Das Geld war auf einwandfreie Art erworben und nirgends ſtand etwas davon, daß es Präſidialräten verboten ſei, ihr Privatvermögen oder Teile desſelben, gewinnbringend anzulegen. Nichts anderes hatte Stellmacher mit dem Zehn-Frank⸗Schein getan. Am Abend— am anderen Tage wollte Stellmacher nach Deutſchland zurück— wurde ein Paket für ihn abgegeben. Es enthielt ein Etui mit einer wunderbaren goldenen Uhr nebſt Kette. Die Uhr war mit Brillanten beſetzt und mochte ein kleines Vermögen gekoſtet haben. Ein Zettel lag auch dabei, und auf ihm ſtand zu leſen: „Mit eigener Jacht auf der Reiſe nach Honolulu, über⸗ ſende ich Ihnen zum Andenken diefe Kleinſgkeit. Nehmen Sie es bitte nicht als Beleidigung, wenn ich Ihnen nun wahrheitsgetreu den Grund angebe, warum ich gerade Sie um ein Darlehen anging. Am Tage zuvor hatte mir eine alle, ſchmutzige Zigeunerin geweisfagt: Pump' dir Geld von dem, der im Saal das elunfältigſte Geſicht hat, und du wirſt gewinnen. Nicht wahr, Sie ſind nicht böſe? Ihr dank⸗ barer James Raſtipol.“ In Anbetracht der 50 Tauſender und der kostbaren Uhr war der Rat auch wirklich nicht böſe. a Nur ſein Geſicht hat er über eine Viertelſtunde lang im Spiegel betrachtet. „Halb Amerikaner, halb Franzoſe. Hatte Zechpreler. Zipp und Zapp ſind Freunde. Zipp und Zapp gehen in ein Reſtaurant. ipp ſetzt ſich an einen Tiſch in der linken Ecke. 1039 ſetzt ſich an einen Tiſch in der rechten Ecke. In der Mitte ſteht der Wirt. al. Zipp beſtellt ein kleines Helles. Zapp beſtellt eine Flaſche Wein. 5 Zapp beſtellt ſich eine Schildkrötenſuppe, eine Forelle, ein Doppelſchnitzel mit Stangenſpargel, Ananas, Mokka, Kognak und eine Zigarre. Zipp 1 einſtweilen ſein Bier aus. Plötzlich iſt er verſchwunden. 1 5 „Herr Wirt“, ſagt Zapp,„drehen Sie ſich einmal um!“ Der Wirt dreht ſich um. „So eine Gemeinheit!“ ſauſt er nach.„Der Kerl hat ja nicht bezahlt!“ . Zipp rennt, was er kann. Der Wirt hinterher. Endlich erwiſcht er Zipp.. „Sie haben Ihr Bier nicht bezahlt!“ brüllt er. Zipp ſtottert: n. 11 „Vielmals Verzeihung! Das muß ich reineweg vergeſſen haben. Entſchuldigen Sie nochmals! Was bekommen Sie denn?“ „Zwanzig Pfennige.“ Zipp zieht die Börſe. Kramt herum. „Hier iſt das Geld! Nochmals Verzeihung!“ Der Wirt trollt ab. Brummt böſe. 1 é Als er in die Gaſtſtube tritt, iſt Zapp verſchwunden. Seine Zeche betrug ſechzehn Mark. * Zipp und Zapp ſind Freunde. 8 Zipp und Zapp trefſen ſich an der verei „Hat's geſchmeckt?“ fragt Zipp. Fein!“ ſagt Zapp. Da nickt Zipp: 3 5 „Freut mich! Und jetzt werde ich zu Mittag eſſen.“ Zipp und Zapp gehen in ein Reſtaurant. Zipp ſetzt ſich an den rechten Tiſch. Zapp ſetzt ſich an den linken Tiſch. In der Mitte ſteht der Wirt. Jo Hanns Rösler. Von Irmgard Gutmann. Am Ende der Stadt lag in einem kleinen Winkel das Armenviertel. Die Sonne lugte nur um die Mittagsſtunde neugierig in ſeine engen Gaſſen und wanderte wieder mit Ent⸗ ſetzen weiter.— Was gab es da ſchon zu ſehen! Elend, nichts als Elend!— Holprige, mit Unrat bedeckte Steine, vergrämte Geſichter, unter denen in Lumpen gehüllte Geſtalten wandelten, gebückte Greiſe, die noch auf Arbeit gehen mußten, und der⸗ gleichen mehr. In einer dieſer Gaſſen wohnte Mac Harald, der Tiſchler, mit ſeinem Kind.— Ach, dieſes Kind!— Einen ſchweren Seufzer mußte er ſtets unterdrücken, wenn er es ſah oder von ihm geſprochen wurde. Dieſes Kind, das der Herr ihm vor ſechs Jahren geſchenkt, hat ihn ſein Weib gekoſtet, ſein gutes, ſonniges Weib.— Damals allerdings war ihm bald ein Troſt gekommen, denn er glaubte, ſein Weib in dem Kinde wiedererſtehen zu ſehen.— Wenn es erſt groß ſein wird, hat er gedacht, dann wird es ihr Ebenbild werden, und ich werde -glauben, noch einmal jung zu ſein, wie damals, als ſie gleichen Alters war. So hatte Mac Harald geträuent, wenn er ſeinen Liebling am Feierabend auf dem Arm herumtrug. Als aber ſein Sonnenſcheinchen drei Jahre alt war, da tat es eines Tages einen böſen Sturz, bei dem es ſich das Rückgrat ſchwer verletzte, und ſeitdem blieb es ein Krüppel.— Mit Schaudern ſah der Vater von Tag zu Tag, wie der kleine Höcker auf dem Rücken ſeines Kindes immer größer wurde, das Ge— ſicht immer ſchmaler und farbloſer. Aber es blieb geſund, und hatte zuletzt gar keine Schmerzen mehr zu leiden. Mae Haralds ſüßes, blondlockiges Mädel wurde der Schrecken aller Gaſſenkinder.— Sie höhnten es aus, und keiner wollte mit ihm ſpielen.— Geſellte ſich aber einmal ein mit⸗ leidiges Mädel zu ihm, ſo wurde es mit verſpottet, bis es weinend zur Gruppe zurückkehrte.— Nur ſelten ging ein altes Mütterchen vorbei, das die böſen Buben zurechtwies. Dann waren ſie wohl für eine Weile ſtill und verſchämt; aber ſo bald die Alte verſchwunden war, ging es von neuem los.— Es ſteckt ein böſer Kern in der Menſchheit, und wo Kinder ſo zügellos aufwachſen, wie das kleine Volk im Armenviertel, wo Vater und Mutter tagsüber auf Arbeit gehen müſſen, da bricht ſie hervor, dieſe unbewußte Bosheit. So fingen ſie bald an, es immer ärger zu treiben, daß ſich Krüppelchen weinend ins Haus retten mußte.— Das alles klagte das Kind ſeinem Vater, wenn er am Abend müde von der Arbeit heimkam.— Dann nahm er es wohl auf ſeinen Schoß und ſtrich ihm zärtlich über die Wangen.— Aber einen leiſen Seufzer konnte er dabei nicht unterdrücken. Und wenn ihn das Kind dann mit ſeinen großen Augen ſo treuherzig anſah, dann konnte er es nicht begreifen, wie man dieſem Weſen Böſes antun konnte.— Er ſah wohl jeden Tag, wie es häßlicher wurde, das einſt ſo runde Geſichtchen immer elender, die Aermchen immer zerbrechlicher— und doch hing er an dem Kinde mit aller Liebe, die ihm eigen war; es war ja ſein ein und alles.— Als Mac Harald eines Tages nach Hauſe kam, ſaß Krüppel⸗ chen auf ſeinem Bett und weinte, weinte ſo herzzerreißend. Die böſen Kinder hätten ihm die geliebte Puppe aus der Hand geriſſen und zertrümmert— dieſe Puppe, die Mac Harald mit ſchwer erſpartem Geld zu Weihnachten erſtanden hatte.— Oh, dieſe tückſſchen Kinder!— Welcher Mutter Schmerz iſt im Augenblick größer, wenn es das einzige Kind herzugeben heißt, als der eines Kindes um eine Puppe?— Nur daß ein Kind den Schmerz bald verwunden hat, wenn man ihm ein anderes Spielzeug ſchenkt.— Mac 0 aber konnte ſeinem Krüppel⸗ chen keine andere Puppe kaufen, wenigſtens mußte er lange, lange ſparen, wenn es wieder ſolch eine ſchöne ſein ſollte.— Es koſtete ihm viel Mühe, das Kind zu tröſten. Immer wieder ſchmiegte es ſich an ihn und bat 50 nur einen 1 dazu⸗ bleiben und es zu beſchützen.— Wie konnte er daran denken! — Geld verdienen, um leben zu können— was durfte er mehr fordern von dieſem harten Leben! 5 An jenem Abend ging Mac Harald noch lange in ſeinem Stübchen auf und ab.— Wilde Gedanken ſchoſſen ihm durch den Sinn.— Dieſes Kind, dachte er— wie wird ſeine Zukunft werden?— Bald kommt die Schulzeit! Wird es da anders ſein mit den vielen Kindern zufſammen? Wird der kleine, ſchwache Körper das alles aushalten können?— Und dann wird die Schulzeit einmal zu Ende ſein. Was ſoll aus Krüppelchen werden?— Sind denn die 11 beſſer als dieſe böſen Kinder, haben ſie vielleicht mehr Gemüt?— Nein, nein! Der aber wenn es an ihn herantritt, wird er es daun micht hohn⸗ lachend beiſeite ſtoßen!?— Nein, die Menſchen ſind roh, lind nur große Kinder— Ju fiebernder Erregung griff ſich Zimmer. Dieſem kümmerlichen Daſein Ie Ende gemacht werden!— Plötzlich blieb er ſtehen und ſchlug mit der Fauſt auf den Tiſch.— Sein Entſchluß war gefaßt.— i Am ee Abend kehrte Mae Harald ernſter von der Arbeit zurück als 1— Erregt nahm er Krüppelchen bei der Hand und ging hinaus durch die Gaſſen, hinaus auf die grünen Wieſen.— Das Kind ſah erſtaunt zu ihm auf. Solche Spaziergänge gab es ſonſt nur an Sonntagen.— Gleichviel, der ſchönen, freien Natur. Dieſe glatten Wieſen mit den winzigen Gänſeblümchen waren für Krüppelchen ſchon ein Paradies. Da gab es nichts, was über das kleine, häßliche Weſen ſpottete.— Mac Harald aber war es. als lachten ſie alle, alle die Gräſer und Kräuter und Blumen, lachten über ſein unglückliches Kind.. a 8 Bald kamen ſie an den See— den großen, großen See, 9915 viele ſpielende Kinder ſchon in ſeine Tieſen gelockt hat. Noch eine Weile ſchritt er fürbaß, dann blieb er ſtehen und blickte ſich überall verſtohlen um.— Keine Menſchenſeele weit und breit— alſo ſaſſe dich, Mac Harald!— Er griff nach einem ſchweren Stein, den er dem Kinde um den Arm band, daß es ängſtlich zu 145 aufblickte:„Vater“, flüſterte es zag⸗ haft,„Vater, was tuſt du?— Da hob er ſein Krüppelchen noch einmal auf ſeinen Arm, drückte es feſt an ſich, ganz feſt. Heiße Tränen rollten ihm dabei über die Wangen. Dann ein Ruck und Mac Harald lief, über Felder und Wieſen— lief— irgendwohin. Und immer war es ihm, als höre er ein Trippeln hinter ſich und eine Stimme ſern, ganz fern:„Vater, Vater, was tuſt du?“ Vier Wochen ſpäter hockte Mae Harald zwiſchen engen, grauen Mauern.— Alſo hatte es doch einen Zeugen gegeben. Lange Verhandlungen. Menſchen wieder, die da höhnten und lachten— aber nicht mehr über ſein unglückliches Kind. Da gab es keinen, der Mitleid hatte mit dieſem zerquälten Vater⸗ erzen. Oh, dieſe Menſchen!— Was hätte ſein Liebling da noch zu leiden gehabt. Lieber wollte er dulden, alles dulden— ſein Krüppelchen war ja erlöſt! Der Kastellan Nachdem Männlein und Weiblein in die Filzpantoffelß ge⸗ ſchlüpft ſind, räuſpert ſich der Kaſtellan Einzelne beruhigen ſich ſchon, andere wollen eben noch probieren, ob ein ehemals kaiſerlicher und königlicher Parkettboden ſich auch als Gkeite⸗ bahn benutzen läßt; ſie machen noch ſchüchterne Rutſchverſuche. Nun beginnt der Kaſtellan:„Dieſes Schloß wurde erbau Auch die Zuhörer ſind erbaut von ſeiner Weisheit und lauſchen andächtig dem Vortrag eines Mannes, der ſich nicht ſtunden⸗ lang an der Straße aufzuſtellen brauchte, um Majeſtäten leib⸗ haftig aus nächſter Nähe vor ſich zu ſehen. Nachdem der Kaſtellan ſämtliche Herrſcher, die das Schloß bewohnt und aus⸗ gebaut haben, mit dazugehörigen Jahreszahlen han Revue paſſieren laſſen, langt er bei den blauen Tapeten des Arbeits⸗ Zimmers ihrer Majeſtät an und weiſt darauf hin, daß die Seſſel mit demſelben Stoff bezogen ſeien. Er lüftet einen der blauen Ueberzüge; darunter leuchtet es blau. Alles iſt perplex. Nun erklärt der Kaſtellan auch die Gemälde, da niemand ſeinen Augen traut und Kunſt ohne Erklärung ein halber Genuß bleibt. Dieſes hier iſt: Dange empfängt den Goldregen bon Peter Paul Rubens. Jenes dort: Adam und Eva werden aus dem Paradies vertrieben von Van Dyk. Die Juhörer ſind erſchüttert. Niemand wagt zu fragen, warum Dange einen Goldregen von Rubens empfangen oder warum Van Dyk Adam und Eva aus dem Paradieſe vertrieben hat, Erft als ſich die Menge vor einem zierlichen Tiſche ſtaut, auf dem eine Spieluhr„thront“, fragt jemand ſchüchtern, auf den Tiſch weiſend:„Nicht wahr, das iſt Empire?“—„Nein, das iſt Mahagoni!“ berichtigt der Kaſtellan beſtimmt und zeigt dann, daß die Uhr nicht nur die Tage und Stunden, ſondern auch die Monate und Jahre anzeigt. Immer hatten doch Majeſtäten etwas vor anderen Sterblichen voraus. Nachdem alle Säle und ſogar die Schlafzimmer beſichtigt ſind, ſchließt der Kaſtellan ſeine Führung mit den Worten: „Und damit ſind wir wieder am Ausgangspunkt unſerer Wanderung angelangt.“ Er ſtellt ſich an der Tür auf und ſtreckt die Hand aus. Draußen drängt ſeh ſchon die Menge, um auch den Offen⸗ barungen des Propheten lauſchen zu können. Als die letzten Gäſte den Vorraum verlaſſen haben, macht der Halbgott eine einladende Handbewegung, läßt die Gläubigen, nachdem er die Eintrittskarten kontrolliert hat, ins Heiligtum eintreten und in die Filzpantoffeln ſchlüpfen. Dann räuſpert er ſich würdevoll und beginnt auf ein Neues:„Dieſes Schloß eee, 17 Wando. Rivalität unter Geſchwiſtern. Sie iſt von Kain und Abel her die Urſache mancher Kata- ſtrophe geweſen, von ſtummen Verbitterungen, die ohne elne erploſive Aeußerung oft ein ganzes Daſein umdüſtern, gar nicht zu reden. Die Gefahr ſolcher Rivalität iſt überall da, wo Geſchwiſter ſind, vornehmlich aber bei heranwachſenden kleines Wort, das den einen gegen den anderen ausſplelt, um ſie zu e ee zu wecken; denn gerade die Jugend iſt, in auffälligem Widerſpruch zu ihrer vielgerſthmlen Sachlichkeit, mitunter erſchreckend ide und geneigt, ſich Stimmungen hemmungslos hinzugeben. Es bleibt dabei nicht immer bei mehr oder weniger tief bohrendem Schmerz— nein, es gibt ſogar Fälle, in denen Rivalität bis zum Totſchlag oder vorbedachten Mord führt. Doch ſelbſt wenn es nicht ſo weit kommt:„Minderwertigkeitskomplexe“, die ſich in mangelndem Menschen in ſchwächlicher Reſignation äußern und einen Menſchen 1 0 zum Kampf ums Daſein machen, haben oft nur den einen verrät:„Mein Bruder iſt mir immer vorgezogen worden!“ Verſtändnis und Gerechtigkeit müſſen deshalb die unverrückbaren Leitſterne ſein, wo zwei oder mehrere Kinder miteinander aufwachſen. Veſonders, wenn ſie in das ſeeliſch ſehr labile Pubertätsalter kommen, das Gemilkts⸗ Agen un ſowieſo zuneigt, iſt Aufmerkfamkeit geboten. Ehrgeiz und Geltungsbedürfnis pflegen da ins Kraut zu ſchießen, die erſten Wunde von d e zu Geſchlecht ſich an⸗ Wee Kein under, wenn geiſtig weniger Begabte, c ee wächere, von der Natur ſiefnentterl Behandelte, ſich in Groll gegen den glücklicheren, erfolgreicheren Ribalen verzehren. Es heißt da für Eltern und Erzleher ſchar auf dem Poſten zu ſein, unauffällig ü beobachten und erſte Anzeichen von Ge⸗ ſchwiſter⸗Rivalität nicht aus Unkenntnis oder Gleichgültigkeit zu überſehen. Weit davon entfernt, die am beſten geratenen Kinder zugunſten der anderen hintanzuſetzen, ſollte doch allen, die unverſchulder minder gut gerieten, beſondere Sorgfalt, beſondere Liebe entgegengebracht und alles vermieden werden, was ſie als ungerechtfertigte Kränkung oder Zurſickſetzung empfinden könnten. 7 8 9 8 auf dieſe Weiſe vermieden werden; denn eius ſteht feſt: in. allen Fällen, wo Rivalität unter Gef wiſtern Unheil stiftet, iſt. ein voll gerüttelt Maß von Schuld bei den Eltern oder Er⸗ Vorübergehende wird das arme Weſen mitleidig betrachten; zlehern zu ſuchen. Anne-Marie Mampel Mae Harald an die Schläfen und raſte ein paarmal durch das es dachte nicht weiter darüber nach und freute ſich lieber an Knaben, latent vorhanden. Oft genügt ein Wort, ein einziges heutige rund, der, in Worte gekleidet, ein ſtilles Drama Manches Unheil, manche lebenslängliche Verbitterung könnte terhaltung⸗Wiſſen⸗Kunſt Das Schlagwort. Von Hans Otto Roecker. In früheren Zeiten glaubte das Volt an die geheimnis⸗ vollen magiſchen Wirkungen von Zauberei und Hexenſpuk; in unſerem übervernünftigen Zeitalter, das lächelnd den Aber⸗ glauben ablehnt, ſpottet man ſolcher Ammenmärchen und ahnt nicht, daß auch heute noch das Zauberweſen üppig gedeiht, ahnt nicht, daß man ſelbſt nur allzuoft der Einwirkung eines Zaubers unterliegt, der zwar nicht mehr ein„Zauber“ ge⸗ fannt wird, aber im Grunde genommen doch nichts anderes iſt. Gemeint iſt der Zauber der„Schlagworte“, Sie ſind die wahren Beſchwörungsformeln der heutigen Magier. Wie der Rattenfänger von Hameln mit ſeiner Melodie die Buben und Mädchen verhexte und ihnen unerbittlich ſeinen Willen auf⸗ nötigte, ſo umnebeln die modernen Fakire das Bewußtſein des Volkes mit ihren Schlagwörtern, um ſich Anhängerſchaft und Gefolge zu erzwingen. Wer hätte nicht ſchon die Wirkung eines Schlagwortes an anderen erlebt und ſogar in der eigenen Seele verſpürt? Als ein Blitz, ſchlag“ trifft es die Sinne, es betäubt,„ſchlägt“ den Willen in Bann, lähmt das eigene Denken wie in der Hyp⸗ noſe; zugleich fanatiſiert es, entzündet ungekannte Kräfte in uns; eine fremde Macht ſcheint von uns Beſitz ergriffen zu aben. Wir ſchwören auf das Schlagwort, ereifern uns dafür, 19 0 uns in erbitterte Kämpfe darum ein, und merken nicht, wie wir unſere Seele einem Magier verſchrieben haben, der uns mit ſeiner Formel verzaubert hat, merken nicht mehr, daß wir blind und gehorſam einer fremden Gewalt folgen, ohne fre wiſſen, wohin ſie uns führt; ausgeſchaltet iſt unſer eigener 1 Wille, wir ſind der ſuggeſtiven Kraft eines Gauklers erlegen. Und wo wird dieſe Kunſt der Suggeſtion nicht ausgeübt? In welcher Wiſſenſchaft, in weleher Runſt, in welchem Gewerbe wird heute nicht mit Schlagwörtern gezaubert? Der Gelehrte im Hörſaal wirft ſeinen Studenten während ſeines Vortrages ein Schlagwort hin; begierig wird es aufgegriffen, und ſofort macht ſich ſein Zauber bemerkbar. Nun hat der Gelehrte nicht mehr nötig, ſeinen wiſſenſchaftlichen Glauben durch Belege und Beweiſe zu ſtützen, das Schlagwort enthebt ihn dieſer Bürde: es wirbt ſeiner Lehre, ſei ſie gut oder ſchlecht, die nötigen Anhänger. Der ſchlaue und gewinnſüchtige Theaterleiter hypnotiſiert uns mit ſeinen Operetten-„Schlagern“, mit Film⸗ „Schlagern“ der Kinobeſitzer. Nicht anders handelt der Gaukler unter den Kaufleuten. Sie alle erzaubern ſich reißenden Abſatz ihrer Ware, und ſei ſie noch ſo ſchlecht und anrüchig. Einige Künſtler ſchreiben ein Schlagwort auf ihre Fahne, und ſchon ſammelt ſich ein Jüngerheer darum; jeder einzelne ließe ſich foltern und umbringen für den Gedanken, der durch das ſremde Zauberwort in ihm erweckt worden iſt und der doch gar nicht ſein eigener iſt. Bis ein neues Schlagwort mit einem ſtärkeren Zauber die Wirkung des alten aufhebt und die Seelen in einen neuen Bann ſchlägt. Gar erſt der Politiker, dieſer gewaltigſte aller modernen Zauberkünſtler; nur zu wohl kennt er die Macht des gutgeprägten Schlagwortes. Er iſt ein Seelenfänger mit Schlagworten; mit ihnen unterwirft er ſich die Maſſen und macht ſie ſich zum gefügigen Werkzeug. Geht in, die Parteiverſammlungen, dort könnt ihr ſeine hypno⸗ liſierten Opfer beobachten! Seht und hört, wie ſie gedankenlos die Formeln wiederholen, die ihr großer Zaubermeiſter ihnen auf die Zunge gelegt, die er ihnen geheimnisvoll in die Herzen und Gehirne geätzt hat! Nur ein neuer ſtärkerer Zauberer kann die Spuren dieſer Schrift tilgen!— i Die rätſelhafte Macht des Schlagwortes iſt nicht erſt in unſeren Tagen bekannt geworden. Schon in den früheſten Zeiten der Menſchheitsgeſchichte läßt ſich beobachten, wie ge— legentlich ein Wort zum Schlagwort, zur Bannformel erhoben und von Seelenfängern für ihre Zwecke gebraucht wird. Iſt e zu kühn, wenn wir annehmen, daß das„Nirwana“ der Buddhiſten, die„Gnade“ des Apoſtels Paulus, der„Meſſias“ der Juden ſolche wunderwirkende Schlagwörter waren, die ihre ſeltſame Kraft heute noch nicht verloren haben? Doch wehe der Zeit, die mit Schlagwörtern überſchwemmt iſt! Ob ihnen guter oder böſer Wille innewohnt, ob der Zauber ſich„Monismus“ oder„Futurismus“ oder„Kapitalismus“ nennt, nicht darauf kommt es ſo ſehr an. Das Gefährliche liegt in der Unterdrückung des freien Willens und des eigenen Denkens, die damit verbunden iſt. Wir wandeln durch die Straßen, und an den„Anſchlag“ſäulen prangen die gedruckten und gemalten Zeichen eines Schlagwortgauklers, der uns rücken Dutzende von Schlagwörtern au und pochen an die Schwelle unſeres Bewußtſeins, um dieſes liſtig zu umtrüben und einzuſchläfern; wir treten in eine Volksverſammlung, und noch gewaltiger wirken hier die geſprochenen und von der Leidenſchaft ausgeſtoßenen Schlagwörter, um uns zu verführen und in den Bannkreis eines fremden Willens zu locken. Wir ſind verloren, wenn wir erſt geneigt ſind, ſtatt Gründe und Beweiſe zu fordern, uns mit dem Schlagwort zu begnügen. Wir hören auf, eigene Gedanken hervorzubringen in dem Augenblick, in dem wir uns dem gefährlichen Zauber des Schlagwortes überlaſſen. Das Schlagwort iſt der Tod jedes ſelbſtändigen Nachdenkens, jeder freien Wahl. Darum hüten wir uns vor dieſem modernen Zauber, vor der tyranniſchen Regierung der Schlagwörter! Aufgabe unſeres höchſten Gutes, unſerer Perſönlichkeit iſt es, weun wir dieſen Götzen Macht über unſer Denken einräumen; ſie überwältigen uns hinter⸗ liſtig, ſchlagen uns zu Boden, knebeln unſere Seele und machen uns zu ihren willen- und gedankenloſen Knechten und Nach⸗ Daus Inſehlbare Siſten Von Gerhard Stahl. Wenn ich die Menſchen von guten Syſtemen reden höre, muß ich immer an den kleinen Jungen deuken, der zuſah, wie ein Zauberkünſtler eine Taſchenuhr zerſchlug und mit viel 1 Hokuspokus wieder ganz werden ließ. Der Junge ging hin, zerſchlug die Uhr ſeines Vaters, kriegte ſie aber nie wieder anz, obwohl er mit dem Hokuspokus auch nicht ſparte. Ebenſo fit es mit den Syſtemen. Sie taugen nicht für jeden, nicht immer und nicht an jedem Ort. Abu Haſſan in Stambul macht nach ſeinem Syſtem einen guten Kaffee, und Frau Mayer wird nach dem gleichen Syſtem vielleicht eine untaugliche Brühe bereiten. So iſt das immer, denn es gibt eben kein chlechthin gutes Syſtem, es gibt nur Syſteme, die zu be⸗ immten Zeiten und an beſtimmten Orten richtig ſind. Wir haben mit ſogenannten guten Syſtemen kraurige Er⸗ fahrungen gemacht. Denken wir nur an das Syſtem des Miſter Henry Ford aus Detroit, der einen ganz beſtimmten guten Kraftwagen in einem einzigen Typ unglaublich billig in rieſigen Mengen herſtellte und dadurch zum reichſten Manne der Welt wurde.„Das iſt mal ein wirklich gutes Syſtem“, ſagten die Leute, gingen hin und ahmten es nach, denn ſie wollten ja alle reich werden. So griff das Syſtem in Deutſch⸗ land wie eine Krankheit um ſich, und wir wiſſen, wohin es uns geführt hat. Es wird wenig erzeugt, noch weniger ver⸗ kauft, und die reichen Leute kann man mit der Lupe ſuchen. Findet ich das orb e 1 00 1 0 19 e daß ſie nicht durch das Fordſche Syſtem reich geworden ſind. i 9 5 das Syſtem Henry Fords deshalb ſchlecht? Wir wie hätte Ford ſonſt viele Millionen Autos erzeugen und der reichſte Mann der Welt werden können? Sein Syſtem aber paßte nur für ihn und für die damalige Zeit, und er hätte zehn oder zwanzig Jahre ſpäter wahrſcheinlich ein anderes Syſtem erſonnen. Die Leute aber, die ihn nachahmen, ver— gaßen, daß zehn Jahre um waren und daß Syſteme keinen Ewigkeitswert beſitzen. Man ſollte meinen, die Menſchen wären inzwiſchen klüger geworden. Mir ſcheint das fraglich. Henry Ford ha ſein Syſtem von damals aufgegeben, denn er hat ein neues erfunden. Und was ſagen die Leute? Sie ſagen: Ford hat ſein Syſtem aufgegeben und iſt ſich ſelbſt un— treu geworden. Ford ſelbſt aber hat erſt kürzlich geſagt:„Der Bedarf der Welt an Automobilen einfachſter Bauart iſt gedeckt. Der Zweck meines Syſtems iſt erfüllt. Es fortzuſetzen hieße ins Leere hineinwirtſchaften. Ein neues Syſtem muß her! Die Menſchen wollen jetzt Automobile für die verſchiedenſten Ver⸗ wendungszwecke, kleine und große, ſtarte und ſchwache, einfache und luxuriöſe. Damit man ſie verkaufen kann, muß ich die Wagen wieder in großer Zahl bauen, billiger und beſſer als andere und mit der geringſten Verdienſtſpanne...“ Es mag ſein, daß dies ein Syſtem war, das vor Jahren andere ähnlich anwandten. Vielleicht war es damals noch nicht richtig und paßt erſt auf die heutigen Tage. Aber darauf kommt es ja an, daß ſedes Syſtem zur rechten Zeit angewendet wird. Ford hat ſich nach dem Rückſchlag der letzten Jahre wieder ziemlich erholt. Heute verkaufen ſeine Werke täglich 6000 Achtzylinderwagen, die nicht viel mehr koſten als ein mittelmäßiger Vierzylinder. Es iſt möglich, daß jetzt andere Fabrikanten drangehen, das Syſtem, zu deſſen Ausbau Ford zwei volle Jahre brauchte, nachzuahmen, aber vielleicht wird es dazu ſchon zu ſpät ſein, weil ſich die Zeiten ſtändig ändern. Das gute Syſtem von heute kann das ſchlechte Syſtem von morgen ſein, und das Syſtem eines Zauberkünſtlers iſt keins für kleine Jungen. Das zu begreifen, darin liegt das Ge heimmis des guten Syſtems, das Geheinmnis des Erfolges. Schmalf wird Schriftsteller. Neulich kam Schmalf zu mir.„Ich brauche Geld“, ſagte er. „Und da kommen Sie ausgerechnet zu mir?“, erſchrak ich. „Nein“, wehrte er ab,„ich will Sie nicht anpumpen. Aber Sie ſchreiben doch Novellen und kleine Geſchichten. Die werden gedruckt, und Sie bekommen Geld dafür?“ „Das hat ſich hin und wieder ſchon ereignet“, mußte ich zugeben. „Nun alſo“, ſagte Schmalf,„ich will jetzt auch ſo etwas ſchreiben. Wie mache ich das?“ „Das iſt doch ſehr einfach“, fing ich an zu belehren.„Sie nehmen ſich weißes Papier, einen Bleiſtift, ſetzen ſich an Ihren Schreibtiſch...“ „Schon gut“, winkte Schmalf ab.„Ich meine: An wen ſchicken Sie Ihre Manufſkripte? Wieviel verſchicken Sie? Was ſchreiben Sie für Briefe dazu? Nehmen Sie farbiges Papier? Kann man ſowas als Druckſache verſchicken? Kann ich ohne weiteres unter einem Pſeudonym ſchreiben? Muß ich mich auf dem Finanzamt anmelden? Wie buchen Sie die ver⸗ ſchickten Sendungen, wie die veröffentlichten, wie die bezahlten Geſchichten——“ Und Schmalf fragte und fragte. Und als da nichts mehr zu fragen war, ſagte ich ihm, an wen ich meine Manuſfkripte verſchickte. Wieviel ich verſchickte, was ich für Briefe dazu ſchrieb... Und nach zwanzig Minuten war mein Vortrag zu Ende. Schmalf aber hatte alles mitſtenographiert.— Einige Tage ſpäter rief er mich an. Ob ich ihn nicht einmal beſuchen könnte. Ich konnte es. Und fand Schmalf, an ſeinem Schreibtiſch ſitzend, mit ſtrahlendem Geſicht. „Ja“, ſagte ex,„es klappt vorzüglich. Sehen Sie hier!“ Und er zeigte auf eine blitzblanke, neue Schreibmaſchine. Daneben lagen dreitauſend Briefbogen mit dem Aufdruck: Schmalf, Schriftſteller. Auch Briefumſchläge ſehlten nicht, und ebenſowenig zweitauſend Marken zu fünf Pfennig. Zwei gelbpolierte Karteikäſten mit bunten Karten führten alle deut ſchen Verleger, Zeitungen und Zeitſchriften auf. Berge von Formularen rochen noch nach Druckerſchwärze. Stempel und Stempelkiſſen in allen Farben warteten der Dinge, die da kommen ſollten. Neun ſauber geſpitzte Bleiſtifte taten des⸗ gleichen, und der würzige, anfeuernde Duft friſch gebrauten Kaffees erfüllte das ganze Zimmer. „Alſo“, fuhr Schmalf fort,„ich habe alles ſo gemacht, wie Sie es mir geſagt haben. Ich bin durchaus zufrieden. Nur vexieren will; wir blicken in eine Zeitung, und von allen Seiten eine Frage hätte ich noch an Sie.“ „Und die wäre?“. „Wo kriege ich denn nun“, fragte Schmalf und blickte mich nachdenklich durch ſeine Brillengläſer an,„wo kriege ich denn nun die Geſchichten her?“ 15 e „Mein Gott“, lächelte ich— und ich bildete mir ein, ſehr troniſch zu ſein,„kaufen Sie ſich doch irgendwo ein paar Zeitſchriften und ſchreiben Sie die Geſchichten, die ſie darin finden, ab!“—. 1 0 l Aber Schmalf hatte kein Verſtändnis für Ironie: Schon nach einem Vierteljahr war er ein ſteinreicher Mann. lans Riebau. Leibesübungen in der Werkſchule. Aus der Erkenntnis heraus, daß zur Ausübung eines pral⸗ liſchen Berufes ein Menſch erforderlich iſt, der geſundheitlich volllommen auf der Höhe iſt, um ſein fachliches Können voll zur Geltung zu bringen, haben verſchiedene große Werke neben der beruflichen Ausbildung ihrer Lehrlinge ihre beſondere Aufmerkſamkeit der körperlichen Ertüchtigung zugewendet. Als vorbildlich kann die Werkſchule der Firma Borſig in Berlin gelten, wo ſeit Errichtung dieſer Schule jeder Lehrling wöchent⸗ lich an zwei Turnſtunden teilnehmen muß. Die Geſamtleitung iſt einem hauptamtlich angeſtellten Turnlehrer übertragen; eine Befreiung vom Turnunterricht erfolgt nur auf Grund eines ärztlichen Atteſtes. Die Leiſtungen der Lehrlinge werden ſogar in dem Lehrzeugnis erwähnt! Es hat ſich nämlich im Laufe der Zeit herausgeſtellt, daß niemals ein ſchlechter Facharbeiter ein guter Turner geweſen wäre oder umgekehrt. ö Die Werkſchule von Borſig iſt in der glücklichen Lage, einen geregelten Turn- und Sportbetrieb durchführen zu können. Auf dem Grundſtück der Schule ſteht eine vorbildlich ausgeſtattete Turnhalle, im Schulgebäude ſelbſt befinden ſich ein Gymnaſtik⸗ und ein Boxraum. Spiele können auf einem beſonderen Sport⸗ platz ausgetragen werden. Im Erdgeſchoß liegt ein Schülerbad, der nahe Wald lockt zu Waldläufen, im Winter zu Ski⸗ und Rodelfahrten. Die Durchführung des Betriebs iſt ſo angeſetzt, daß von Halbjahr zu Halbjahr die Vielfältigkeit und Schwierig⸗ keit geſteigert wird. Der methodiſche Aufbau geht ſolgender— maßen vor ſich: Den Beginn machen ſtets Haltungs⸗ und Atmungsübungen, Duſchen und Frottieren bilden den Ab⸗ ſchluß, ſo daß für die notwendige Hautpflege geſorgt wird. Die leichtathletiſchen Uebungen werden in der Regel von Anfang Mai bis Mitte Juli durchgenommen. Von allen Formen der Leichtathletik wird der Lauf am meiſten geübt, deun er zeitigt, in langſamer Steigerung und ausgeprägter Schulung nutzbar gemacht, bei den Jungen erfahrungsgemäß die meiſten Erfolge. Nebenher folgen Wurf- und Sprung⸗ übungen, für die Allgemeinheit zügeſchnitten; gymnaſtiſche Uebungen ergänzen den ſportlichen Betrieb. Der Schwimm⸗ brauchen uns nicht darüber zu ſtreiten. Es war gut: denn betrſeb iſt ſo geregelt, daß er Schwimmer und Richtſchwimmer in gleicher Weiſe anregt. Selbſtverſtändlich iſt das Haupt⸗ augenmerk des Lehrers auf den Nichtſchwimmer gerichtet, denn auch hier gilt der Wahlſpruch:„Kampf dem naſſen Tod!“ Neben Waldlauf und Geländelauf werden auch Handball und Fußball geübt und gepflegt. Fauſtball und Schlagball kommen nicht zu kurz, wobei jeder einmal das Amt des Schiedsrichters über— nehmen muß. Fällt der erſte Schnee, dann geht's hinaus in den Wald mit dem Rodelſchlitten. Mut und Tatendrang können ſich hier austoben. Ohne daß es den Jungen ſo recht zum Bewußtſein kommt, wird bei ihnen das Intereſſe für Turnen, Spiel und Sport geweckt, ſo daß ſpäter ein großer Teil ſich einem Turn⸗ oder Sportverein anſchließt. Natürlich wollen die Jungen auch ihre Kräfte gegeneinander und untereinander meſſen, des⸗ halb finden ſtändig Wettſpiele ſtatt. Eine Folge der allgemeinen körperlichen Durchbildung iſt es, daß alle Lehrlinge beſtrebt ſind, das Reichsſugendabzeichen zu erwerben, während die über ls Jahre alten Jungen ſich auf die Prüfung für das Turn- und Sportabzeichen vorbereiten. Unſere heutige Groß⸗ ſtadtjugend hat in ihrer körperlichen Entwicklung unter den äußerſt ſchwierigen Verhältniſſen des letzten Jahrzehnts ge⸗ litten, ſo daß es große Anſtrengungen koſtet, das Verſäumte nachzuholen und dem Körper für den künftigen Beruf die nötige Widerſtandskraft zu geben. Dahin ſtrebt aber die Werk⸗ ſchule, und deshalb kann es nur empfohlen werden, dieſe Ein⸗ richtung überall zu treffen, wo die Möglichkeit vorhanden iſt. Ein triftiger Grund. Ein Fräulein in dem zarten Alter, da man ſchon gar nicht mehr fragt, wie alt ſie eigentlich iſt, will eine Wohnung mieten. Sie findet auch ſchließlich eine, die allen ihren An- ſprüchen genügt. Nichi zu warm und nicht zu kalt, nicht zu dumpf und nicht zu zugig, nicht zu hell und nicht zu dunkel E kurz, ſie war mit der Wohnung ganz zufrieden. Selbſt über den Preis konnte man ſich einigen, und der Vertrag war ſo gut wie abgeſchloſſen. Am nächſten Tage ſteht das Fräulein wieder da und erklärt: „Dieſe Wohnung paßt mir doch nicht, ich verzichte darauf.“ „Ja, um Gottes willen, was haben Sie denn ſonſt noch daran auszuſetzen? Schönere Zimmer finden Sie doch nirgend— wo“, meinte gekränkt der Vermieter,„Sie müſſen doch einen triftigen Grund haben.“ „Die Ausſicht paßt mir nicht“, ſagte darauf ſichtlich ver— legen die bejahrte Jungfrau. „Die Ausſicht? Wo haben Sie eine ſchönere? Gegenüber ſtehen doch nur feine Häuſer, das Standesamt...“ „Ja, das iſt es eben! Drüben liegt das Standesamt. ich vielleicht tagaus, tagein zuſehen, wie andere Leute heiraten?“ f Sprach's und rauſchte davon. an EA 0 r Orr Ma. Die Familienzigarre. Bei den Eingeborenen der zu den Philippinen gehörenden Inſeln Luzon herrſcht ein ge⸗ mütlicher Brauch. Wenn die Leute nach ihrem Tagewerk vor ihren Hütten beiſammenſitzen, ſo laſſen ſie eine gewaltige grünſchwarze Zigarre von Mund zu Mund gehen, an der alt und jung mit gleichem Genuß ſchmaucht. Da die Zigarre die Größe einer anſehnlichen Wurſt beſitzt, ſo reicht ſie in der Regel für die Familie die ganze Woche hindurch aus uns bildet ſomit ein ziemlich dauerhaftes Vergnügen für die braven Philippinos. Auch bei der Arbeit, beim mühevollen Reis ſtampfen, pflegen ſie, wie Moritz Pfeiffer erzählt, ihre geli Familienzigarre herumkreiſen zu laſſen, und es iſt dabei höchſt luſtig, zu beobachten, wie der alte Großvater und der kleine Enkel an der gleichen Zigarre ziehen. Ma, Rothſchild und Saphir. Eines Tages begegnete der Chef des Wiener Hauſes Rothſchild dem bekannten humoriſtiſchen Dichter Saphir und fragte ihn freundlich, wie es ihm ginge. Saphir klagte nun, daß er gerade in böſer Geldverlegenheit ſtecke, worauf Rothſchild ihm ſagte, er könnte ſich morgen 300 Gulden bei ihm abholen. Am nächſten Tage ſtellte ſich Saphir denn auch pünktlich ein.„Aha, Saphir, Sie kommen um Ihr Geld?“ meinte der Baron. Allein, Saphir erwiderte mit feinem Lächeln:„Nein, Sie, Herr Baron, kommen um Thor Für den Haushalt. Um Linoleumbelag lauge wie neu zu erhalten, empftehlt es ſich, ihn alle zwei bis vier Wochen mit einem guten Partett⸗ wachs einzureiben. Mit weicher Bürſte und Wollappen reibt und wiſcht man nach. Das Linoleum bekommt auf dieſe Weiſe ſpiegelnden Glanz und iſt viel unempfindlicher gegen Eih⸗ wirkungen der Schuhſohlen und der Näſſe. Dieſes gewachſte Linoleum braucht nicht gewiſcht, ſondern nur täglich gekehrt und mit einem Wolltuch nachgerieben zu werden. Filz⸗Einlageſohlen ſtellt man koſtenlos aus unbrauchbar ge— wordenen Filzhüten ſelbſt her, indem man zunächſt die Sohle nach dem Muſter einer paſſenden Brand- oder Einlegeſohle aus dem Filz des Hutes ſchneidet, aber ſo, daß er überall einen Zentimeter über die Pappe herausragt. Dann beſtreicht man die Pappſohle mit warmgemachtem Leim, preßt ſie auf die Filzform und beſchwert ſie mit Plätteiſen ein bis zwei Stunden. Dann ſchneidet man aus Tuch oder Flanell eine zweite Form, die man auf die andere Seite der Pappſohle aufleimt und austrocknen läßt. Die Ränder werden ſauber mit Knopflochſtich umſtochen. Die Sohle wird ſo in den Schuh eingelegt, daß der Filz nach oben und das Tuch auf die Lederſohle des Stiefels gelegt wird. Dieſe Sohlen erhalten den Fuß warm und trocken. Kokosläufer und Abtreter reinigt man ſelbſt, indem man vier Hände voll Panamaſpäne mit einem Eimer Waſſer auf⸗ gießt und über Nacht ſtehenläßt. Der Vorleger oder die Matte wird nun mit einer in dieſe Flüſſigkeit getauchten, groben Scheuerbürſte ſtrichweiſe ſtark und gründlich abgerieben und mit kaltem Waſſer ſofort nachgeſpült. Sie erhalten nachdem Trocknen ihre ganze frühere Friſche und Anſehnlichkeit wieder. Harte Putzleder wieder gebrauchsfähig zu machen. Fleilrge harte Polier- und Fenſterleder werden wieder weich, wenn man ſie in kaltem Waſſer mit reichlich Salmiakzuſatz weichen läßt und nach einer Stunde mit kaltem Waſſer nachſpült. Zum Trocknen nicht in die Sonne hängen, da das Sonnenlicht hart macht. Nach dem Trocknen wird das Leder geklatſcht und gerieben, um recht ſchmiegſam zu werden. i Hausmittel gegen Hühneraugen. In letzter Zeit werden überall Hühneraugenmittel angeboten, die verhältnismäßig teuer ſind. Ein erſtklaſſiges Hausmittel gegen das läſtige Fuß⸗ leiden ſtelln man her, indem man die Hühneraugen mit Salicylkollodium, das man für wenige Groſchen en jeder Drogerie erhält, einpinſelt. Auf 25 Gramm Kolledium nehme man 5 Gramm Salieylſäure.— Unwirkſam und häufig ſchädlich iſt die Behandlung der Hühneraugen mit Salpeter-, Zitronen- oder Eſſigſäure; und ganz zu verwerfen iſt. das in weiten Volkskreiſen beliebte Aetzen mit Laugen, die, Kgli⸗ oder Natronbeſtandteile enthalten. Bei Behandlung mit, letzt. erwähnten Alkalien treten häufig Entzündungen und in deren Folge Eiterungen auf. 5 Ma. „ Der Unbekannte. Von Lies bet Dill. Zu Beginn der Reſtauration tauchte in der Pariſer Ge⸗ ſellſchaft eine Frau auf, die vorgab, die Tochter des ver⸗ ſtorbenen Savalette de Langes zu ſein, einer vom König ge⸗ ſchätzten Perſönlichkeit, dem während der Revolutionstage der Kopf ſchon faſt in der Guillotine ſaß. Er hatte dem Grafen G Artois fünf Millionen geliehen, damit er fliehen konnte, und wurde durch einen Zufall gerettet, hatte ſich dann zurückgezogen vom Pariſer Leben. Zwiſchen dem Tode des Bankiers und dem Wiederauftauchen ſeiner Tochter, die er ins Ausland ge⸗ ſchickt hatte, als die Unruhen ausbrachen, waren viele Jahre dahingegangen und der glänzende Kreis, in dem Jenny auf⸗ gewachſen, war auseinandergeſprengt; die meiſten lebten lfte mehr, waren verarmt oder im Ausland geblieben. Obwohl ſie teine Papiere beſaß, gelang es ihr, eine kleine Penſion zu er⸗ halten und zu den ariſtokratiſchen Familien Zutritt zu er⸗ halten: den Salons der Herzogin Rechefoucaült, der Mar⸗ ſchallin Mgedonald, den Polignaes und anderen. Die Sava⸗ jette, eine ſtattliche Perſon, die ſich mit ruhiger Würde bewegte, umgab ein Nimbus, ein Charme, trotzdem ſie nicht hübſch war. Es exiſtiert noch ein Bild von ihr aus dem Jahre 1858, das eine ältere, hagere, ſtreng ausſehende Dame darſtellt, aufrecht, trocken, mit faſt undurchdringlichem Geſichtsausdruck, langer Raſe, feſtverſchloſſenem Mund; um die hohe Stirn zwei ge⸗ puffte Locken geſteckt, das Geſicht feſt umſchloſſen von einer tadelloſen Spitzenkrauſe. Darüber einen runden Hut, unterm miun gebunden. So ging ſie durch die Straßen von Paris, immer nach Wohnungen ſuüchend, immer auf Wegen für andere, einkaufend oder eine Bonne ſuchend. Es iſt kein Bild, das man ſich in die Stube hängen möchte; es iſt kein guter Blick, der den Beſchauer aus den kleinen, ſcharfen Augen trifft. Der Zauber ihrer Perſönlichkeit, ihre faſzinierende Macht, die ſie guf andere ausübte, muß wohl mehr in ihrem Weſen gelegen haben. Am liebſten nahm ſie als Geſchenke feine Wäſche und ſeidene Toiletten, die ſie ſich ſelbſt zu Hauſe zurechtſchneiderte. Sie bewohnte ein fe i kleine Zimmer, zog aber fortwährend um. Niemals ließ ſie jemand in ihre Wohnung; ſie hielt keine Dienſtboten, machte alle Arbeit ſelbſt. Man ſchrieb an ſie won cher ange, an die„gute Savalette“. Sie wußte ihre Armut in ein ſo gutes Licht zu ſetzen, ihr Auftreten war ein ſo vornehm ſicheres, daß man ſich ihr gegenüber zu entſchul⸗ „digen pflegte, wenn man ihr ein Geſchenk brachte. Sie war zweimal verlobt, aber immer trat der Bräutigam vor der Aird zurück. Man ſchob das ihrer Armut zu, die vielleicht mit ihren Anſprüchen in keinem rechten Einklang ſtand. Ihr erſter Verlobter war ein Beamter der Aſſiſtence publiee, der zweite ein Infanterieoffizier de Lacipière, der, ſtark ver⸗ ſchuldet ſich nach ſechzehnjähriger Verlobungszeit aus einem nie bekannt gewordenen Grunde das Leben nahm. Die Savalette galt für eine fromme, tugendhafte Perſon, der ihre Freunde nur eins vorzuwerfen pflegten: ſie zog beſtändig um. Selten wohnte ſie länger als zwei Monate in einer Woh⸗ nung. Vom Quartier Saint Suleipe zog ſie nach Faubour Saint Germain, dann wieder nach Marais; von 1824 bis 1832 hatte ſie es einmal in einer Wohnung im Schloß von Ver⸗ failles ausgehalten, im„Cour de warere escalier 13 au deuzièeme. Sie führte ein ſehr beſcheidenes Leben, beſuchte regelmäßig die Kirche, und vom Nachmittag ab war ſie in den Salons ihrer ariſtokratiſchen Freunde zu finden. Plötzlich ſchlug dieſe Gunſt um. Man empfing ſie nicht mehr in der Geſellſchaft. Gerüchte begannen zu kurſieren über eine dunkle Vergangenheit; män zog ſich von der Savalette zurück, Sie E zog nach Verſailles in ein beſcheidenes Logis, und eines Tages fand man ſie tot vor ihrem Bett, in ein langes Nachthemd ein⸗ gewickelt, mit verrutſchter Haube über dem Geſicht. Der Arzt Rellte Herzſchlag feſt. Als die Frauen ihre Totentoilette be⸗ gannen, ſtießen ſie einen Schrei aus: die Tote war ein Mann! Das Gericht, die Aerzte, die Polizei konſtatierten die Tat⸗ uche, daß dieſe Frau ein Unbekannter war, der den Namen Jenny de Savalette getragen hatte. Mehr wußte man nicht von ihm... Er wurde auf Staatskoſten begraben, für zwei Frank fünfzig, wie es in den Akten heißt. Die Wohnung, in der ſich der letzte Akt dieſes Myſteriums abgeſpielt hatte, an dem kleinen, ſtillen, mit e Platanen bepflanzten Platz Saint Louis, beſtand aus einem zweifenſtrigen, elegant und prunkhaft eingerichteten Schlafzimmer mit Seide bezogenen, vermotteten Louis⸗XV.⸗Möbeln und einem königlich ver⸗ goldeten Himmelbett, einem kleinen Eßzimmer und einem inſteren Loch von Küche, in der man aufgeſtapelt zerbrochenes Geſchirr, Gläſer, Likörſervice und eine Menge Koffer mit ſeldenen Kleidern, fin der elegantem Schuhwerk und Liebes⸗ brieſen fand.. Ein Koffer enthielt ihre Erſparniſſe, ihre Papiere, ihre Bücher über Spekulationen; man fand ein Ver⸗ mögen von zweihunderttauſend Frank, das ſich„die arme Savalette“ im Laufe der Jahre zuſammengeſcharrt hatte.. Ein Erbe meldete ſich niemals; ihre Vergangenheit blieb dunkel. Das Rätſelhafteſte ſind die Liebesbriefe, die von ver⸗ ſchledenen Handſchriften ſtammen und von einer Leidenſchaft „zeugten, die die Sapalette dieſen Männern eingeflößt haben müßte... Aus der Korreſpondenz mit dem Leutnant Laci⸗ piere geht hervor, daß die Savalette ihrem Verlobten öfters eld Ver das ſie dann zurückverlangte. Streitigkeiten, Aus⸗ vinanverſetzungen hatten die Liebenden zeitweiſe entzweit, ſie Grenzen des Wahnfiuns. Von Walter Ullmann. Lächelnd las Mörike, der Dichter, Waiblingers Brief: „Ueberarbeite dich nicht. Vergiß nicht, daß die Grenze der Bentalltät ſich mit der des Wahnſinns trifft. Denke daran, haß einer ſie überſchritten hat, Hölderlin, und daß er nun in Füte e unfruchtbaren Reiche des Wahnſinns weilt: e dich.“ Ueberflüſſige Warnung, dachte Möricke heiter; Waiblinger zieht aus meiner Unruhe falſche Schlüſſe, ſie war lediglich eine 1 e zu eifrig betriebenen Studiums, ſie verſchwand ja auch, Als ich Tübingen verließ, augenblicklich in der freien Luft dieſer Gegend wird mich nichts ſtören und nichts beunruhigen, ich bin völlig außer Gefahr; Hölderlin traf ja auch Diotima, ehe er in ſeues andere Land ging— hier begegne ich keiner Frau. Er ſtand vom Schreibtiſch auf, ein heller Windſtoß ſchlug au, das angelehnte Fenſter, Mörike ſchritt hin, um es zu 1 05 en, der Morgen war ſchon ſonnig, aber noch ſehr kühl. Mil Mlthe erfaßte er den Rahmen; faſt wäre er der Länge nach 100 kockensen, ſein Herz ging raſch und kurz, ſo heftig war er erſchrocken. f „ Kuf der Steintreppe, die zum Eingang ſeines Landhauſes Hezz ſaß, mit dem Rücken gegen ihn, die Frau. Ste trug das Haar offen, es fiel, lang und goldblond, über nale Schultern, einen ſchlanken Rücken auf ein überaus ein⸗ fache leid— es mochte zu Wanderungen geeignet ſein—; tüchen ihr lag ein leinener Hut und ein Stab, ihre Haltung tar ein wenig müde. Mörike erholte ſich langſam— Diotima empfand er mehr, sz er vachte; er fe vorſichtig die Tür des Schlafzimmers Kut; ſie führte auf einen Balkon. Vom Balkon lief die Stein⸗ 5 ten Eingang; hier ſaß die Blonde. Er trat behntſam neben ſie. ö Was wünſchen Sie?“ fragte er heiſer, verwirrt, nicht un⸗ rau wandte ſich, ohne aufzuſtehen, um, und ſah ihn 18 e ene Weile an; i Miene ihres klaren, hellen, eben⸗ tllgen Geſichts zeigte nicht eine Spur von Unruhe. 4 komme 65 Ihnen“, ſprach ſie dann; ihre Stimme war de hell wie ihr Geſicht. „Zu mir?“ ſagte Mörike.„Woher kommen Sie aber.“ aber immer wieder vereint, Fan ig der Offizier in ſeiner Geldbedrängnis wieder an ſeine„Braut“ gewendet, hatte Savalette wieder die Verliebte belpigt Wer weiß es? Die Beziehungen wurden wieder neu geknüpft und der Kampf ums eld geht von neuem an... Savalette verſprach, die Schulden zu tilgen und Laeipiere beſchwichtigte ſeine Gläubiger, Am Hochzeitstage ſollte eine größere Geldſumme von Savaleite entrichtet werden. Lacipière ſcheint darauf eingegangen zu ſein. Die Briefe werden zärtlicher. Savalette antwortet kühl, als Geldgeber; weiß aber den„Bräutigam“ immer wieder zu feſſeln, in Atem zu halten. So beherrſcht und quält er ihn ſechzehn Jahre. Zu welchem Zweck? Hatte er tatſächlich die Abſicht, Lacipiere zu„heiraten“? War dieſer am Ende auf⸗ geklärt?— Der Bräutigam ſpricht in den Briefen öfters da⸗ von, daß er nun„alles“ wiſſe, aber, was weiß er und was ma ihm Savalette geſagt haben?— Eines Tages erſchießt ſi Laeipiere. Die Savalette galt als sa veuve, trug tiefe Trauer, was ſie aber nicht hinderte, nebenher andere Liebesbriefe zu beant⸗ worten, Aufforderungen zu Rendezvous zu erwidern. Be⸗ antwortete ſie dieſe Briefe in der Tat als„Liebende“ oder hat 15 ſich dieſe als Beweis ihrer Weiblichkeit verſchafft?— Sind ieſe Briefe überhaupt echt? Oder hat ſie ſie am Ende ge⸗ fälſcht?— Die Handſchriften ſind verſchieden... Kein Meuſch hat hinter dieſe geheimnisvolle Exiſtenz geſchaut— ſie bleibt ein pſychologiſches Rätſel. Unter ſeidener verdrückter Damenwäſche fand ſich ein merk⸗ würdiger Brief von Savalettes Hand, in dem ſie ſich ſelbſt Vorwürfe über ihr Leben macht; er iſt gemein, zotenhaft, nicht wiederzugeben.„Adieu vieux monstre, que tous les démons ont vemi sur la terre... rétourne à Orléans vendre tes fromages et ta salade, Adieu encore, vielle Michel...“ Der Brief gab dem Verdacht eine neue Richtung. Man ſtellte feſt, daß in dem Jahre, als die Savalette in Paris auftauchte, in Orleans ein junger Gärtner wegen eines begangenen Mordes ſpurlos aus der Stadt verſchwand. Er hieß Michel. Der myſteriöſe Tod des homme⸗femme brachte ganz Abe Aber in Aufregung, beſonders die royaliſtiſche Gefellſchaft. aus ihren dichtverſchloſſenen Salons drang nichts heraus. Da⸗ gegen erfuhr man, daß die richtige Jenny Savalette unterweas während ihrer Flucht nach Deutſchland die Bekanntſchaft eines jungen Mannes gemacht hatte, der ihr auf dem Schiff behilf⸗ lich war und mit ihr in Hamburg eine kleine Wohnung bezog. Während Jenny vergeblich auf Nachricht von ihrem Vater wartete, bricht die Ruhr in Hamburg aus, die Marquiſe, die ſich in ihrer Begleitung befand, ſtirbt. Es kommt kein Geld von Paris, kein Brief mehr an... Und nun beginnt für ſie ein elendes Leben: ſie wird die Mätreſſe des jungen Aben⸗ teurers, der ſie auf die Straße ſchickt, um Männer anzubetteln. Furchtbare Jahre folgen, bis ſie eines Tages von einem Ver⸗ wandten aufgefunden und nach Paris zurückgebracht wird. g Sie hatte die Abſicht, ins Kloſter zu gehen, heiratete dann aber einen Grafen, mit dem ſie eine ſehr glückliche Ehe in der Zurückgezogenheit in Paris führt. Da erſcheint eines Tages in der Dämmerung eine Bittſtellerin. Sie läßt ſich nicht abweiſen. Die Gräfin empfängt ſie. Die Unbekannte ſchlägt den Schleier zurück.„Ich bins!“ Der Geliebte aus den Hamburger Schreckensjahren. Er iſt ihr gefolgt, entſchloſſen, von ihr Geld zu erpreſſen, fordert ihren Schutz und Einführung in die Eeſhar daft ſonſt droht er, ihre Vergangenheit preiszugeben. r hat nichts zu verlieren— ſie alles... Und in Todesangſt vor dieſem Geſpenſt gibt ſie nach, führt ihn in die royaliſtiſche Geſellſchaft ein. Nun beginnt ein Leben voller Geheimniſſe für Savalette. f In den Akten über ihn fand man von unbekannter Hand mit roter Tinte an den Rand gekritzelt:„Louls XVII.“, und das Volk hielt 110 lange dafür. Andere ſahen in ihm eine politiſche Perſönlichteit von hohem Rang, ein Opfer der Revo⸗ lution, oder einen Schwerverbrecher, der ſeine Entdeckung unter dieſer Maske verbarg... Etwas Beſtimmtes hat man nie erfahren. War es ein Abenteurer, ein Schurke, ein geiſtig Anormaler? Die ihn kannten, rühmen ſeine genauen Kennt⸗ niſſe der feinen Küche, ſeine Rezepte ſchrieb man ſich ab. Er hatte weibliche Manieren, ſogar eine weibliche Stimme an⸗ genommen; er ſpielte ſeine Rolle mit Genialität... Dieſer zbon ange“, der ſeidene Damenwäſche in ſeiner ſchmutzigen Wohnung aufhäufte, ſich vom Staat eine Rente zahlen ließ, ſich in einem Königsſchloß einzuniſten verſtand, ein Vermögen zu⸗ ſammenſcharrte, ſich falſche Papiere verſchaffte und Liebes⸗ briefe von Männern empfing. Einladungen von Prinzen von Geblüt, von Herzoginnen und Marquiſen, die gute„Tante Barba“, ohne die man keinen Tee, kein Kinderfeſt gab... Was ür ein innerliches Leben mag dieſer Menſch geführt haben? as für Gedanken ihn bewegt, wenn er abends ſeine Frauen⸗ kleider abgeſtreift hatte und in der einſamen, häßlichen Woh⸗ nung ins Dunkel ſtarrte? Bei jedem Klingelläuten fuhr er auf: Die Polizei? War man ſchon hinter ihm her? Die Gräfin hatte ihn verraten? Er ließ keinen Menſchen in ſeine Woh⸗ nung, in das unaufgeräumte, unſaubere Neſt, das ſeine Myſte⸗ rien verbarg. Das größte Rätſel aber wird dieſe ſechzehn⸗ jährige Verlobungszeit mit dem Leutnant Laeipière bleiben, der ſich vor dem angeſetzten Hochzeitstermin das Leben nahm. .. „Ich komme nirgendher“, antwortete ſie ein wenig unſicher, aber ſchon wurde ihre Stimme wieder hell.„Aber ich gehe auch 0 Ich bin zu Ihnen gekommen, um bei Ihnen zu eiben.“ Welches Wunder, dachte Mörike, welches Wunder— kommſt du vom Himmel? Biſt du vom Himmel gefallen, wunderlicher Menſch?, hätte er am liebſten gefragt. Aber er blieb ſtill. Er empfand ſchon, daß ſie die Wahrheit ſprach. Sie war zu ihm gekommen, um bei ihm zu ſein. Eine Frau kam nirgendher, ging nirgendhin— wie gleichgültig, woher und wohin, bei mir iſt ſie.—— Und fragte ſehr ſchüch⸗ tern, ſehr leiſe:„——— Wie heißen Sie———“ „Ich habe keinen Namen. Ich bin eine Fremde!“ „Peregrina“, ſagte Mörike. ö Peregrina ſtand auf, faßte ihn an der Hand, zog ihn in ſein Haus,. Sie betraten das Schlafzimmer. Mit nachtwand⸗ leriſcher Sicherheit ging ſie zwiſchen den Dingen und Gegen⸗ ſtänden, als kenne ſie längſt alle. Ueber ein paar Margueriten, die am Schreibtiſch ſtanden, ſtrich ſie liebkoſend, ging zum Bücherhord, ſtrich über den Rücken der Bände, als wolle ſie ſie grüßen, trat an das Bett, legte die Hand auf die Kiſſen, das noch die Stelle erkennen ließ, auf dem ſein Kopf geruht hatte. Dann ging ſie auf ihn zu, ſtrich ihm ſehr ſanft über die dunklen Haare, zog ſeinen Kopf zu ſich herab, ſie hielten ſich. * Tag verging um Tag, wie die Tage waren die Nächte. Zwiſchen den leifenden Feldern liefen ſie, auf den blühenden Wieſen ſaßen ſie; aus den Zimmern fahen ſie in den dunkelnden Abend; manchmal ſaßen ſie auf einer Bank vor dem Hauſe die Nacht hindurch und grüßten den Morgen, hielten einander um⸗ ſchlungen und küßten ſich. „Niemals fragte er ſie:„Wer biſt du?“ Niemals fragte ſie ihn;:„Was tuſt du?“ f Biermal in dieſer Zeit schrieb Mörike Verſe. * Am fünfzehnten Tage ging Peregrina in den nahen Wald, ohne Mörike etwas zu ſagen, und kam nicht mehr zurück. Er wartete auf ſie, Stunden, Tage, Wochen; er b nicht. Er begann ſie zu che Er ſetzte 900 mit den Behörben in Ver⸗ bindung, ſchrieb Briefe, ſtellte achforſchungen aller Art an: völlig vergeblich. Nach zwei Monaten begann er ſeibſt zu Lebe ſo wie reiſen, in Schwaben, im Schwarzwald, au den See. Alles blieb ruchtlos. 195„ 5 Vier Monate blieb ex allen unnahbar. Die Tübinger Freunde, voller Sorge, hielten ihn für verſchollen; nirgend. wo er hintam, gab er ſich zu erkennen, fragte nur nach der fremden Frau, da er einen Namen nicht nennen, nähere An⸗ gaben nicht machen konnte, hielt man ihn da und dort für wahnſinnig.„ 5 f Alles Suchen blieb fruchtlos Sechs Monate, nachdem ue ihn verlaſſen, kam er völlig erſchöpft in Stuttgart an; Guſtav Schwab traf ihn auf der Straße und nahm ihn mit ſich Er ging zart und behut⸗ ſam mit ihm um, fragte nach nichts, ſeine Frau pflegte ihn mit gütigen Händen; er erholte ſich nach und nach. Schon geneſend, ſaß Mörite mit den beiden eines Abends zuſammen, da ſtellte er ſeine Frage, die Frage, die er überall ſtellte, die einzige, die er zu ſtellen hatte!„Wißt ihr von Peregrina?“ ö 1 „Schwab wußte von ihr, Vor wenigen Tagen war ſie im Eßlinger Krankenhauſe geſtorben; ſie war in der Gegend ein⸗ gefangen worden, weil ſie ſich wie eine Landſtreicherin umher⸗ getrieben. Man erkannte bald, daß ſie wahnſinnig ſei, und brachte ſie ins Krankenhaus. Gefangen zu ſein, ertrug ſie nicht; ſie ging mehr ein als daß ſie ſtarb. 5 8 „Du haſt mit dem Wahnſinn in Weibsgeſtalt geſchlaſen“, ſchloß Schwab ſeinen Bericht Mörikes Zuſtand— vielleicht hatte man ſeine Erſchöpfung unterſchätzt, vielleicht trat die Krautheit erſt, nachdem er von Peregrinas Tod erfahren wirlich ein— wurde ein ſehr ge⸗ fährlicher: nun erſchien er wirklich wahnſinnig. Die Aerzte begannen ihn aufzugeben. 5 25 0 Wider Erwarten genaß er wieder. Mörite geſundete ſehr langſam. In der erſten Zeit traten noch häufig irrſinnsgleiche Rückfälle auf; nach und nach blieben ſie aus. Vollkommen ge⸗ ſund wurde er jedoch niemals mehr; er wurde ein Dichter. Der Eſel. Von Hella Hoffmann. Eine Fabel. Eines Tages kam der Eſel zum Menſchen und fragte: „Warum Lergchteſt du mich? Warum nennſt du gerade mich Der Menſch dachte nach und antwortete:„Du wirſt nicht beſtreiten können, daß du in vielen Dingen dümmer handelſt als die anderen Geſchöpfe. Sieh nur zum Beiſpiel deine Nah⸗ rung, Gibt es nicht genug wohlſchmeckende, gut riechende und appetitliche Kräuter in der Natur?]! Aber du frißt Diſteln!“ Das nahm ſich der Eſel zu Herzen und verſpeiſte ſein Früh⸗ ſtück ſofort beim ſchönſten Roſenſtrauch. Zufällig kam der Fuchs vorüber und ſah ihn.„Guten Morgen, 10 rief er,„wünſche wohl zu ſpeiſen!“ Der Eſel wandte ſich beleidigt um:„Ich bin kein Eſel! Eſel freſſen Diſteln— ich aber ſpeiſe die ſchönſten Roſen!“ 1 0 10 5 ſah ihn lange an.„Und ſchmecken ſie dir?“ fragte er en. 5 1 0 7 05 geſtand der andere, der wahrheitsliebend war wie alle Eſe E. „Aber die Diſteln haben dir geſchmeckt! Warum haſt du ſie gelaſſen?“ „Weil die Leute ſagen, daß nur Eſel Diſteln freſſen!“ ſtöhnte der Bedauernswerte,„und weil ſie finden, daß Roſen eine viel ſtandesgemäßere Koſt ſind.“ Da ſchlug der Fuchs einen Purzelbaum vor Lachen.„Oh, du Tor!“ rief er,„und ſo willſt du aufhören, ein Eſel zu ſein? Weißt du nicht, daß der ein doppelter und dreifacher Eſel iſt, der etwas läßt, das ihm ſchmeckt, nur weil es die Leute nicht für vornehm und ſtandesgemäß befinden?!“ Da ging der Eſel wieder zurück zu ſeinen geliebten Diſteln. Und er fühlte ſich bei dieſer Koſt glücklicher und zufriedener als irgendein Menſch. Frieda fährt nach Dresden. Szene vom Leipziger Hauptbahnhof. Der Perſonenzug nach Dresden har noch zehn Minuten Zeit bis zur Abfahrt, die 0 Mutter kräftig zur Erteilung von Verhaltungsmaßrege n für ihre Sechzehnſührige benutzt. „Alſo nicht wahr, mei Friedchen, de lähnſt dich um Godds willen nich an de Gubbeediere beis Fahrn!? De weeßt doch, wie dr Holzweiſſiſchen ihre Gleene damals hinter Borng bei⸗ nahe aus in Zuuche gegollert wäre. Wenn de Holzweiſſiſchen da dran zurickedänkt, da iberleeft ſes heite noch galt un heeß de Wärbelſeile nunter!“ Frieda(verlegen):„Ja doch, Muddi, ich baſſe ſchon uff. Un das mit dr Holzweiſſiſchen ihrer Gleen haſte mir ja nu eechentlich ofte genuch vorerzählt.“ 5 „Na ja, eich 1 e muß mer ſo was ooch 0 05 uffs neie neindrichtern, damitr dran dänkt in eirer Schußlich⸗ geet, ihr Gaagen. Wenn de hernachens draußen liechſt mit ä 901 e un mit gabutten Gnochen, dann iſſes zu ſchbäte, e 12 8 Frieda(ärgerlich):„Muddi, de biſt diräkt berwärs! Wiede das nu gleich wieder ausmährſcht mit mein Nausſchtärzen!“ „Na ſcheen, mei Dochder, reden mer nu nich mähr drvon. Awer was ich dr noch ſaachen wollte, Friedchen, gurz vor Meißen mußte ſcheene uffbaſſen, daß de ooch de Albrächtsborch 0 ſähn grichſt. Da gannſte dann drbei an dn Babba un mich dänken, wie mer unſre Hochzeitsreeſe gemacht hamm vor ſibbzehn ahrn. Ja, ja, das warn noch ſchnärbliche Zeeten. 00 e ier ä Värtel Läwerworſcht noch ſuffzen Fänge m. 75 Frieda:„Un das weeßte heite noch, Muddi?“ „Nu glar, mei Gind] Was een uff dr Hochzeitsreeſe baſſiert an Boeſie un ſo, das macht ä diefen Eindruck e anze Lähm, un wenn's ä Värtel Läwerworf 1 3. Ibri⸗ chens chen denne doch deine Morchenſchuhe mit eingebackt mei Friedchen? Ja? Nu, da iſſes gut. Awwer daß de ſe nich glei ſwieder ſo ſchnel niederlaalſchſt wie de vorchen wo de gam ä halm Monat drinne rumgeloofen olſt. Die hättſte eechentlich viel länger hamm miſſen, wenn mer bedänkl, daſſe zwee Mark un fimfünſiebbzich ſdde addon Un nich wahr, de Gänſe⸗ geilchen fler de Dande Häddwich, die backſte glei zuärſcht aus, wenn de hingommſt bei de Verwandten. Ich habb ſe ja fimf⸗ mal eingeſvickelt, zweemal in Bärchamentbabbier un dann noch drei Hauptblätter von Neiſten Nachrichten drum, awer ſicher is ſicher. Un dann wollich dr noch ſaachen— härrjeh, da würn ja ſchon de Diern zugeglabor] Alſo glickliche Reeſe, mel Gind, un grieße alle rächt ſcheene Un daß de mer ſa nich galtes Waſſer a1 de Gärſchen drinkſt— heerſchte, Friedchen? ſchon mal eener aus Connewitz dran geſchtorm.“ Abe alles, me ieh e, reden a 5 5„ a mei Gind!— Heh, Friedchen— daß de di awer um Godds willen nich an de Gubbeediere lähnſtl!⸗ 19 7 Der Geizhals. Von Max Cervus. Grips hat Geld, ſein Freund Wips hat auch Geld. Grips iſt ein Filz und Hungerleiver, häuft geizig Wie auf Wenn und gönnt ſich nicht die Butter aufs Brot. Wips genießt ſeinen gane 9 ſorglos und verſagt ſich nichts, was gut und an⸗ „Du ſteuerſt mit unfehlbarer Sicherheit der Armut und dein Elend zu“, ſagt Grips mahnend. 135 ich beizeiten warnen. „dann bleibt dein Geld dir erhalten und du brauchſt ſpäter keine Reue zu 195 inden.“ 3 ae n Rat ſſt ſchlecht und einfäl ete Wips e d ich nichts mehr nter einem an e Steinbru woe bereits gemeldet, Da is den. i 8 055 a tig“, entgegnete dem ö ls lachend.„Leben ſo wle du kann ſch immer 1255 wenn mein Held ale i un Alis mehr d. 4 1 b gen Steinblock begraben. 10 Peiſpgen au bret lag ſtürzte ein rieſiger Steinblock auf drei Arbeiter 99500 und begrub ſie unter ſich. Da er mehrere tauſend Tonnen wiegt, können die Leichen nur geborgen werden, wenn der Block geſprengt wird. tine mürthenhalte Erbichalt Geheimnisvolle Vorgänge um eine 50⸗Mil⸗ lionen ⸗Dollar Hinterlaſſenſchaft. Berlin, 4. Auguſt. Die 50⸗Millionendollar⸗Hinterlaſſenſchaft des Amerikaners Daniel Petras, von der, f en Zweidrittel nach Deutſchland fallen, darf nach den bisherigen Ermittlungen als einwandfrei erachtet wer⸗ den. Aus den vorgelegten Schriftſtücken, un⸗ ter denen ſich auch bereits die Anmeldung der Depiſen an die Reichsbank befand, be⸗ Tang igen auch märchenhaft Klingendes eimmal Wirklichkeit werden kann. Zu der Norgeſchichte N eden e ibt der bevollmächtigte Sohn der Berliner rbin, der Kaffeeimporteur R., noch einige intereſſante Einzelheiten. Anfänglich hatten mehr als 60 Perſonen Anſprüche geltend ge⸗ macht. Erbberechtigt waren letzthin jedoch mur die weſter des Verſtorbenen in Ber⸗ in, Frau R., geborene Petras, ein Bruder in Poſen, der einen in Eſſen lebenden Sohn hat, und ein anderer Bruder in War⸗ 5 0 Nachdem ſich die Erbberechtigung der rei Perſonen endgültig herausgeſtellt hat⸗ ie, farb plötzlich der in Poſen lebende Bruder unter ganz eigenartigen Umſtäanden. Sein Tod wurde von den dort lebenden entfern⸗ ten Verwandten ſeltſamerweiſe vollſtändig Nee und auch der in Eſſen le⸗ bende Sohn erfuhr nichts von dem Tode ſei⸗ nes Vaters. Erſt drei Monate ſpäter erfuhr es durch Zufall Frau R. in Berlin und übermittelte dieſe Nachricht ſofort ihrem Neffen nach Eſſen. Dieſer fuhr nunmehr ſchnellſtens nach Poſen, um dort die Vor⸗ gänge zu klären. In Poſen aber wurde er von Unbekannten überfallen und erlitt eine Kopfverletzung. Obwohl es ſich nur um eine leichtere Verletzung handel⸗ te, wurde auf dem Poſener Standesamt jälſchlicherweiſe die Todesanzeige erſtattet. Es darf angenommen werden, die die Akten in dieſer geheimnisvollen Angelegenheit noch nicht endgültig geſchloſſen ſind. Der Berliner Erbin und ihrem Sohn kam die Nachricht von der Rieſenhinterlaſſenſchaft keineswegs überraſchend, denn Daniel Pe⸗ tras iſt bereits vor 11 Jahren geſtorben Freiſoruch Kummerows Wegen Mangels an Beweiſen. Stettin, 4. Auguſt. Der Vorſitzende des Sondergerichtes verkündete nach längerer Beratung in dem Prozeß gegen das Mit⸗ glied des NS⸗Deutſchen Frontkämpferbun⸗ des(Stahlhelm) Kummerow folgendes Urteil: Der Angeklagte wird freigeſprochen Die Koſten fallen der Staatskaſſe zur Laſt. In der Begründung führte der Vorſitzende u. a. aus: Gegenſtand der Verhandlung in dieſem Prozeß war eine Bluttat, die alle Kreiſe tief erſchüttert hatte. Ein einwand⸗ freier Nachweis des Verſchuldens iſt in die⸗ ſem Prozeß aber nicht vollbracht worden. Der Angeklagte mußte daber aus mangeln⸗ den Bewdeiſen freigeſprochen werden. Der Staatsanwalt hatte unter Zubilligung mil⸗ dernder Umſtände zwölf Jahre Zuchthaus und fünf Jahre Ehrverluſt beantragt. Wie bekannt, handelte es ſich in dieſem Prozeß um einen Vorfall nach der Sonnwendfeier in Quetzin, in deren Verfolg der SA⸗Sturm⸗ 1 1 Fritz Moltzahn tödlich verletzt wur⸗ e. Landmauns Arbeitskalender Im Ernting oder Auſt ſteht das Ein⸗ bringen von Weizen, Gerſte, Hafer, zuweilen noch Roggen, von Meng⸗ korn und Hülſenfrüchten, von Samenklee, Mohn, Buchweizen, von Hopfen und Hanf als vordringlichſte Arbeit an, aber diesmal hat ſich die Ernte infolge des heißen und trok⸗ kenen Wetters in vielen Gegenden ſehr ver⸗ früht. Dabei hat vielfach auch der verſtänd⸗ liche Wunſch mitgeſprochen, die freigeworde⸗ nen Flächen ſo bald wie möglich mit Grün⸗ gemenge verſchiedener Art und mit Stoppel⸗ rüben zu beſtellen, denn in dieſem Jahre wird jede Fuhre Zuſatzfutter zählen. Wie er⸗ wünſcht dies iſt, zeigt in manchen Gegenden der Stand der Wieſen, die noch wenig Er⸗ giebigkeit für die eigentlich Ende des Monats beginnende Grummeternte verſprechen. De⸗ ſto eifriger wird dort, wo der Waſſerſtand es erlaubt, die Berieſelung geübt. Schon die Erhaltung der oft ſehr geringen Bodenfeuchtigkeit erfordert ein ſofortiges Schälen oder Umpflügen der Stoppel. Statt der gewöhnlichen Lupi⸗ nen werden auf leichten Böden diesmal an vielen Stellen die neuen Süßlupinen ausge— ſät, deren Stand bei den zur Samengewin⸗ nung beſtellten Flächen infolge der Trocken— heit auch nicht überall befriedigt hat. Sie müſſen. ebenſo wie auf auten Böden der 3 Incarnattlee, wenn ſie noch befriedigende Ergebniſſe verſprechen ſollen, unverzüglich in den Boden. Auf den Weiden mähen wir reifedrohende Unkräuter aus, im Hof iſt die Dreſcharbeit in vollem Gange. Im Stall lernen wir die Bedeutung der wirtſchaftseigenen Futtermit⸗ tel um ſo mehr ſchätzen, als ohnehin der Futterwert des Grünzeuges nach der Som⸗ merſonnenwende abnimmt. Wo es angängig iſt, iſt die Stoppelweide zu nutzen, auch wenn ſie nur für wenige Tage aushilft. In der Schafherde werden die Muttertiere für die Winterlammung gedeckt. Das Geflügel braucht wegen der Mauſer nahrhaftes und kalkhaltiges Futter. Im Garten müſſen die Kohlraupen be— kämpft werden, zumal die Trockenheit eine verbreitete Läuſeplage geſchaffen hat. Boh⸗ nenernte, wo nicht auch ſie ſchon verfrüht war, Anlage neuer Erdbeerbeete, Stützen der Obſtbaumäſte, Neuſaat von Herbſt⸗ und Frühjahrsgemüſe. Veredeln von Aprikoſen, Plaumen, Aepfeln und Roſen. Auspflanzen der Blumenzwiebeln für das Frühjahr. Am Bienenſtande Abtreiben der Drohnen, Beginn der Heidewanderung, ſchwache Völker vereinigen und auf Weiſel⸗ richtigkeit achten. Buntes Allerlei Das Finanzamt hat ſich geirrt. Schreib⸗ fehler, Rechenfehler und ähnliche offenbare Unrichtigkeiten können nach den geſetzlichen Beſtimmungen vom Finanzamt auch nach Bekanntgabe des Steuerbeſcheids und nach Eintritt der Rechtskraft berichtigt Di Narichtiau nge Nerf dak Die Vornahme der Berſchtigung darf jedoch nia gegen Recht und Billiakeit verſtoßen. Eine der letzten Aufnahmen hindenburgs. Unſer Bild zeigt Hindenburg und Hitler in Neudeck während des Krankenbeſuchs am 3. Juli. werden. Dieſe Faue commen ledoch, wie der vieichs⸗ finanzhof in einer Entſcheidung ausführt, verhältnismäßig wenig vor. Eine Berichtigung ſei vielmehr auch bei geringfü⸗ gigen Verſehen zuläſſig und angebracht, wo⸗ bei ſich eine Grenze nach unten ſchon aus dem verwaltungsmäßigen Grundſatz der Vermeidung unfruchtbarer Arbeit ergebe. Vom Standpunkt der ſteuerlichen Gerechtig⸗ keit und der gleichmäßigen Veranlagung müſſe es in der Regel als unbillig angeſehen werden, wenn ein Steuerpflichtiger zu einer Steuer deshalb mit einem geringeren Be⸗ trag herangezogen werden würde, weil dem Finanzamt bei der Veranlagung ein offen⸗ bares Verſehen unterlaufen iſt. Nundfunk⸗Programme Reichs ſender Stuttgart. Jeden Werktag wiederkehrende Programm⸗ nummern: 5.35 Bauernfunk, Wetker; 5.45 Choral; 5.50 Gymnaſtik I; 6.15 Gymnaſtik II; 6.40 Zeit, Nachrichten; 6.50 Wetter; 6.55 Frühkonzert; 8.15 Alke 10 dach 8.20 Gymnaſtit; 8.40 Funkſtille; 10 Nach⸗ richten; 11.25 Funkwerbungskonzert; 11.55 Wetter; 12 Mittagskonzert I; 13 Zeit, Nach⸗ richten, Saardienſt; 13.10 Lokale Nachrich⸗ ten, Wetter; 13.20 Mittagskonzert II; 13.50 Nac Nachrichten; 14 Mittagskonzert III; 16 achmittagskonzert; 18 Jugendſtunde; 19.45 Zeit, Wetter, Bauernfunk; 20 Nachrichten; 20.15 Stunde der Nation; 22.20 Zeit, Nach⸗ richten; 22.35 Du mußt wiſſen; 22.45 Lokale Nachrichten, Wetter, Sport; 24 Nachtmuſik. Sonntag, 5. Auguſt: 6.15 Hafenkonzert; 8.15 Zeit, Nachrichten, Wetter; 8.25 Leibes⸗ übungen; 8.40 Bauer, hör zul; 9 Evangel. Morgenfeier; 9.45 Zum 75. Geburtstag des Dichters Knut Hamſun; 10.15 Stunde des Chorgefangs; 10.45 Funkſtille; 11.30 Schall⸗ plattenkonzert; 12.50 O Täler weit, o Höhen; 14 Kaſperlſtunde; 15 An der großen Straße, bunte Liedfolge zur Laute; 15.30„Hei, grüaß di Gott, Ländle! Gott grüaß ui, ihr Leut“, ein Streifzug durch das ſchwäbiſche Gemüt in Wort und Lied; 16.05 Volkstümliches Un⸗ terhaltungskonzert; 17 Der Ring der Nibe⸗ lungen, Bühnenfeſtſpiel für drei Tage und einen Vorabend; Vorabend: Das Rheingold; 19.30 Bunte Unterhaltung; 22 Vom Tag der Garniſon, Funkbilder; 22.20 Zeit, Nachrich⸗ ten, Wetter, Sport; 23 Leichtathletikländer⸗ kampf Deutſchland— Italien; 23.20 Nacht⸗ muſik und Tanz; 24 Nachtmuſik. 4 Montag, 6. Auguſt: 10.10 Klaviermuſik; 10.40 Fünfte Sinfonie von Schubert; 11 Hei⸗ tere Balladen; 14.50 Frauen in der Muſik; 15.35 Heilige Heimat; 16 Der Ring der Nibelungen: erſter Tag: Die Walküre, etwa 17.10 Klaviermuſik; etwa 19.35 Blasmuſik aus alter und neuer Zeit; 21.40 Eröffnung der Friedrich Liſt⸗Ausſtellung; 22 Vortrag über Oeſterreich; 23 Tanzmuſik. Dienstag, 7. Auguſt: 10.10 Sommerliche Weiſen; 10.30 Luftiges aus dem Soldaten⸗ leben; 10.50 Alle fol das Lied erheben; 14.40 Muſik für Violincello und Klavier; 15 Lieder; 15.30 Blumenſtunde; 16 Der Ring der Nibelungen, zweiter Tag: Siegfried, etwa 17.30 Muſik aus deutſchen Tälern und Ber⸗ gen, etwa 19.40 Kammermuſik; 23 Tanz⸗ muſik. Mittwoch, 3. Auguſt: 9.45 Richtlinien für künſtliche Ernährung des Säuglings; 10.10 Cembalomuſik; 10.40 Frauenſtunde; 11.05 Muſik deutſcher Hochromantiker; 15 Bunte Sangesfolge; 15.25 Junge Dichtung; 15.40 Lieder; 17.30 Was im Hochſommer im Gar⸗ ten bekämpft werden mug: Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle(Saale) Sie wollte ihnen allen kein Schauſpiel bieten, dieſen ſenſattonsgierigen Menſchen, dieſen eleganten Damen, und Operngläſer die ſie neugierig durch Lorgnons muſterten, wie ein eingefangenes Tier. Der Ekel kroch wie eine häßliche Raupe an ihr empor. Sie ſchlug die Augen nieder, um dieſen Blicken zu ent⸗ gehen. Der Gerichtshof betrat den Saal. Publikum ſich zu ſeiner Begrüßung erhob, warf Evelyn einen ſcheuen Blick auf den Vorſitzenden. Ueber dem ſchwarzen Richtertalar ſah ſie ein gütiges Altmänner⸗ geſicht mit Augen voll menſchlichen Verſtehens. Als er das Wort an ſie richtete, beſänftigte ſich ihre Unruhe. Sie fühlte eine merkwürdige Klarheit ihres Geiſtes erwachen. Alle Unſicherheit war fort. Ihre Antworten wurden präzis, und ihre Vernehmung hatte faſt den Ton einer Unterhaltung zwiſchen einem Herrn und einer Dame in einer geſellſchaftlichen Zuſammenkunft. Unumwunden gab Evelyn ihre Tat zu. Nur vor einer Frage fürchtete ſie ſich in tieffter Seele. Aber dieſe Frage kam: „Und warum haben Sie auf Ihren Gatten geſchoſſen?“ Die Stimme des Richters war dunkel und ſonor. Evelyn fühlte, wie ihr Herz zitterte. Sie ſchüttelte nur den Kopf. „Darüber kann ich nichts aussagen“, flüſterte ſie, und dann wartete ſie. Sicherlich würde der Vorſitzende nun genau wie der Unterſuchungs richter ſeinerzeit heftig werden und geſchah. und für uns beſſer ſein.“ 5⁴ Evelyn lauſchte auf die gütige Stimme. Noch niemals außer Lothar hatte jemand ſo zu ihr geſprochen. So ſanft, ſo verſtändnisvoll, ſo an ihr wirkliches Selbſt appellierend. Noch niemals? Unwillkürlich ſchloß ſie die Augen, lauſchte auf die zuredenden Worte. Wo hatte ſie das ſchon einmal gehört? War es nicht in der Kinderzeit geweſen? Ganz klein war ſie geweſen. Da hatte der Vater ſo mit ihr geredet, wenn ſie in Kinderangſt um eine kindliche Untat Während das vor ihm geſtanden hatte. gerichtsrat Huyſſen auf. unterbrechen. vollkommenem Huyſſen an: Endlich furchtbarer Ekel „Aber warum wollen Sie denn über das Motiv zu Ihrer Handlung nichts ausſagen?“ fragte der Nichter, und eine warmherzige Milde lag in ſeiner Aufforderung. „Wir ſind doch gewöhnt, daß ſich tagaus, tagein menſch— liche Tragödien vor uns 15 abſpielen. 2 und verſchaffen Sie uns Klarheit. Mit einem hilfeflehenden Blick ſchaute ſie zu Land⸗ Der erfahrene Juriſt fühlte wohl, Schweigen etwas ſich in Evelyn geſtaltete und aus ihrer Seele herausdringen wollte. Er hütete ſich, die Stille zu richtete Vertrauen „Herr Präſident, ich habe in den Zeiten meiner Haft ernſt und lange über dieſe Frage nachgedacht. Ich kann Ihnen nur das eine ſagen, das einzige Motiv, das aus den Tiefen meines Unterbewußtſeins heraus den letzten Anſtoß zu dem unglückſeligen Schuß gegeben hat, iſt mir ſelbſt nicht klar. Ich habe nicht die Abſicht gehabt, Herrn Terbrügge zu töten. Ich wollte meinem verpfuſchten Leben ein Ende machen. Das hätte ich auch getan. Aber in dieſem unglückſeligen Moment iſt Terbrügge auf mich zu⸗ gekommen. Ich glaubte, er wollte mich beſchwichtigen, wollte die eine Lüge durch eine andere übertrumpfen. Ein eg in mir auf. Er ſollte mich nicht an⸗ rühren, nie mehr. Und da gab irgend etwas, was mit „Nein, Sprechen Sie doch Das wird für Sie daß in dieſem Evelyn ſchaute ſie ſich auf. Mit Landgerichtsrat kehren.“ * Drohungen laut werden laſſen. Aber nichts von all dem meinem ſonſtigen Ich nichts zu tun hat, der Waffe eine andere Wendung. Und da hatte ich auch ſchon geſchoſſen.“ „Und jetzt bereuen Sie die Tat?“ Herr Präſident“, Raunen der Empörung durchlief die Zuhörermenge. Die weißen Brauen des Landgerichtsrat Huyſſen zuckten. Aber ſchon hatte er wieder ſein menſchlich forſchendes Geſicht. „Wie iſt das möglich, Angeklagte? Sie haben Ihren Mann doch geliebt? Sind Sie ſo nachtragend, daß der Gedanke an Verzeihung Ihnen ganz fern liegt?“ „Es gibt Dinge, die man nicht verzeihen kann.“ „Eine ſehr harte Anſicht. Und für Sie unangemedſſen. Sie werden auch auf Verzeihung hoffen müſſen, An⸗ geklagte! Erzählen Sie uns nun die äußeren Umſtände, die Sie zu der Tat veranlaßten!“ Evelyn berichtete. Es war ihr, als wäre nicht ſie es, die da ſprach. Wie man das Erlebnis eines ganz fremden Menſchen berichtete, ſo ſchilderte ſie die Ereigniſſe in dem Hoiel von Venedig. Ihr Gefühl war dabei nicht mehr beteiligt. Oft hatte ſie in qualvollen Nächten dies alles durchdacht. Immer und immer wieder. Aber es gibt eine Grenze auch für die Empfindungsfähigkeit des Menſchen. Sie ſtand jenſeits dieſer Grenze. So vermochte ſie ganz kalt und ruhig zu berichten. Man mußte den Eindruck gewinnen, als ob ſie wirklich nicht die. geringſte Reue empfände. „Warum haben Sie Ihrem Gatten nicht Gelegenheit gegeben, ſich mit Ihnen auszuſprechen, Angeklagte? Er behauptet, daß der Vorfall von Ihnen vollkommen falſch gedeutet wäre. Er hätte dauernd verſucht, ſich Ihnen an⸗ zuvertrauen, um Sie zu einer anderen Anſicht zu be⸗ ſagte Evelyn leiſe. Ein Evelyn lächelte bitter. „Herr Terbrügge ſcheint eben andere Auffaſſungen von ehelicher Treue zu haben. Ich hätte es nicht ertragen, ſeine Lügen anzuhören.“ „Ihr Gatte iſt doch aber ſchließlich ein Menſch, dem man Glauben ſchenken könnte.“ 10 Er iſt ein Mann“, ſagte Evelyn hart.“(Gortſ. folgt) der Wille der Partei Wilde Stellenvermit: fung verboten. Der natie Staat hat der deutſchen Arbeitskraft und ihrem Träger, dem arbeitenden deutſchen Volksgenoſſen, wiederum den erſten Platz im Staate eingeräumt. Die deutſche Arbeitskraft iſt nicht mehr Spielball und Ware privpat⸗kapitaliſtiſcher Kalkulations⸗ Methoden. Man ſpricht nicht mehr von einem Arbeits⸗„Markt“. Die Betreuung dieſes köſt⸗ lichen Gutes erfolgt ducch ſtaatliche Einrichtungen. Das ſind die Arbeitsämter. Die wirtſchaft⸗ lichen, bevölkerungs- und ſozialpolitiſchen Auf⸗ gaben dieſer Behörden ſind ſo wichtig im Sinne einer klaren Wirtſchafts- und Sozial⸗ politik, daß von keiner Seite eine Schwä— chung geduldet werden kann. Wir fordern deshalb ſämtliche Parteidienſt⸗ ſtellen des Gaues Baden auf, die Arbeits⸗ ämter in dee Durchführung ihrer bedeutungs⸗ vollen Aufgaben zu untecſtützen, jede wilde Stellenvermittlung oder die Begünſtigung ein⸗ zelner Bekannter zu unterlaſſen und darüber zu wachen, daß die ausſchließliche Zuſtändig⸗ keit der Arbeitsämter, insbeſondere in Fragen der Arbeitsvermittlung, Lehrſtellen-Vermitt⸗ lung uſw., im Inteceſſe einer erfolgreichen Be⸗ kämpfung dec Arbeitsloſigkeit gewahrt bleibt. Gauleitung Baden der NSDAP. gez.: Röhn, ſtellv. Gauleiter. Gegen Gerüchtemacher Schäcfſtes Vorgehen angekündigt. Kaclstuhe, 3. Auguſt. Das Badiſche Staatspolizeiamt nahm die in Haßmersheim wohnhaften Robert Kühner und Heinrich Herkert in Schutzhaft. Beide kritiſierten in völlig unge— rechtfertigter und böswilliger Weiſe die Sied— lungsmaßnahmen der Regierung und ſtellten die den Tatſachen völlig widerſprechende Be— hauptung auf, daß die Mark im Auslano nichts mehr gelte. Derartige Aeußerungen böswilliger Ele— mente, die nur von der Kritik leben und zu ſchlecht oder zu dumm ſind, um begreifen zu wollen oder zu können, daß die nationalſozia— liſtiſche Staatsführung durch die Schuld an— derer vor die Rieſenaufgabe geſtellt iſt, ein Volk in ſeinem Exiſtenzkampf gegen eine Welt von Widerſachern am Leben zu erhalten, un— tergraben die Widerſtandskraft und das Ver— trauen des Volkes. In Zukunft werden daher ſolche Gerüchte⸗ macher und Verräter unnachſichtig ſichergeſtellt und der Staatsauwaltſchaft zur Beſtrafung nach Paragraph 3 der Verordnung des Reichs⸗ präſidenten zur Abwehr heimtückiſcher Angriffe gegen die Regierung der nationalen Erhe⸗ bung vom 21. 3. 1933 übergeben. Ein guter Herbſt Günſtige Entwicklung der Trauben. Dank der außerordentlich günſtigen Wit— terung während der letzten Wochen haben ſich die Trauben im Kraichgau ſehr ſchön entwickelt und ſind dem letzten Jahre gegenüber nahezu 14 Tage vor. Der in der letzten Woche niedergegangene Regen dürfte das weitere Wachstum nur im günſtigen Sinne beeinfluſſen, denn verſchiedentlich konnte man ſchon einen leichten Schaden in— folge der langen Hitzeperiode erkennen, den aber die wenigen feuchten Tage wieder gut⸗ gemacht haben dürften. Die Beeren ſind recht groß und ſaftig, und werden da und dort bei leichter Färbung(Franzoſen) ſchon langſam weich. Beſonders ſchön ſtehen in dieſem Jahr die Portugieſer. Man rechnet heuer mit einem recht guten Qualitätsherbſt, wenn auch das Mengenergebnis, ſehr von der jeweiligen Lage abhängig, ein unterſchiedli— ches ſein wird. Die bisher auftretenden Reb— krankheiten wurden mit großer Intenſität bekämpft. Der Herbſt dürfte dieſes Jahr gut 14 Tage früher angeſetzt werden, ſofern die Witterung weiterhin keinen Schaden bringt, Die Preisgeſtaltung dürfte ſich wohl wieder der allgemeinen Wirtſchaftslage anpaſſen. Es iſt eine kluge Maßnahme, daß der Anbau möglichſt be— ſchränkt bleibt und Neuanlagen nur ſelten in Angriff genommen werden. Ueberhaupt ſoll niemals Mengenanbau, ſondern nur die Erzielung einer beſtmöglichen Qualität uns zu Neuanlagen veranlaſſen. Dank der un— terſtüzenden Mitwirkung der Weinbauinſti— tute und Winzergenoſſenſchaften ſcheint ſich dieſe Anſicht erfreulicherweiſe in Winzerkrei— ſen durchzuſetzen. Die Winzergenoſſenſchaf— ten haben ihre Vorräte ziemlich ausverkauft, ſodaß die Fäſſer für den 1934er langſam ge— richtet werden können. Politisches Allerlei Bremen. An Bord des Lloydſchnelldamp⸗ fers„Europa“ begab ſich der deutſche Bot⸗ ſchafter in Amerika, Dr. Luther, mit ſeiner Familie wieder zurück in die Vereinigten Staaten.„ N Rom. Ein neuer Geſetzeserlaß ermächtigt das italieniſche Luftfahrtminiſterium, 12 Milliarden Lire für die Erneuerung des Luftfahrtmaterials auszugeben. Tagung der Välermelter Tarifordnung und Sonnkagsarbeit. St. Georgen i. Schw., 3. Auguſt. Auf der Obermeiſtertagung des Innungsverbandes Badiſcher Bäckermeiſter, der etwa 200 Teil⸗ nehmer anwohnten, ſprach der Präſident des Landesverbandes Pfligensdörfer⸗ Weinheim in längeren Ausführungen über das Handwerkergeſetz, die Sonntagsarbeit und über die neuen Verhandlungen wegen des Tarifweſens. Der 2. Vorſitzende, Ober— meiſter Grieſinger⸗Eggenſtein behan— delte vor allem die Tarifordnung. Tarifver⸗ träge gebe es in Zukunft nicht mehr, ſon— dern nur noch eine Tarifordnung, die unbe⸗ dingt eingehalten werden müſſe. Auch eine ſcharfe Bekriebskonkrolle müſſe ausgeübt werden. In dieſem Zuſam⸗ menhang behandelte der Redner die Frage der nicht vollbeſchäftigten Gehilfen, die Ein⸗ ſtellung Un verheirateter, denen die Möglich— keit einer Selbſtändigmachung vorläufig nicht gegeben iſt. Wer einen Bäckereibetrieb un— terhält und ſelbſt nicht Fachmann iſt, hat erſtklaſſige Gehilfen einzuſtellen und denſelben einen 25prozenti⸗ gen Lohnzuſchlag zu bezahlen. Großbetrie— be, die gegenüber den kleineren erhöhte An— forderungen an die Gehilfen ſtellen, ſind verpflichtet, künftig einen zehnprozentigen Lohnzuſchlag zu zahlen. Großbetriebe im Sinne des Geſetzes ſind ſolche, die jährlich mindeſtens 1500 Sack Mehl verarbeiten.— Der Vertreter des Reichsnährſtandes Kai— ſer-Mannheim ſprach über die Ziele dieſer Einrichtung ſowie über die neue Getreide- wirtſchaft. In der Ausſprache, an welcher ſich auch Reichsfachſchaftsführer Tiska-Ber— lin beteiligte, nahm vor allem die Frage des Vier-Uhr-Anfanges einen greiten Raum ein — 81 er enen ge Sinnen eclnren Kn den. Der Abſchluß der Ernte Nach Berichten aus dem Angelbachtal werden in Cile die letzten Garben auf den Getreidefeldern gebunden, ſodaß in wenigen Tagen die Getreidefluren überall abge— räumt und verlaſſen ſein werden. Das gute Erntewetter hat das Einbringen des Ge— treides günſtig beeinflußt. Viele Landwir— te haben ihre Frucht ſchon gedroſchen; am beſten ſind Gerſte und Korn ausgefallen. Der Weizen hat dieſes Jahr vielfach et— was enttäuſcht. Die Ernte iſt trotzdem eine befriedigende Mittelernte, der Ausfall ſchwankt lediglich nach der Lage der Felder, da die durch die große Hitze verurſachte Trok— kenheit das Ergebnis in Mitleidenſchaft zog. So iſt der Strohausfall im Vergleich zum letzten Jahre, wo wir eine recht gute Ernte hatten, ziemlich beträchtlich. Obgleich die meiſten Landwirte mit der Ernte ſchon fertig ſind, wurden nennenswerte Getreide— verkäufe, größere landwirtſchaftliche Betrie— f ausgenommen, bis jetzt noch nicht getä— igt. „Kraft durch Freude“ Anordnung des Landesobmanns. Mit Rückſicht auf die Volkstrauer aus An— laß des Ablebens des Reichspräſidenten und Generalfeldmarſchalls von Hindenburg fal— len alle Veranſtaltungen der NS-Gemein— ſchaft„Kraft durch Freude“, ſoweit ſie nicht ernſter Kunſt gewidmet ſind, bis zum 15. Auguſt aus. Infolge der Volkstrauer wird das Landestreffen der Deutſchen Arbeitsfront Heſſen⸗Naſſau vom 11. und 12. dieſes Mo— nats auf einen ſpäteren Tag verlegt. Willy Becker, M.d. R., Landesobmann der NSBO und Bezirkswalter der DAF. ee Aufruf Errichtung eines Jakob Johannes⸗Denkmals. Unſere Brüder im Saarland zählen mit Ungeduld die Tage bis zu zum Vaterland. Sie wiſſen, daß ſie eine ſtarke moraliſche Stütze an uns haben und daß kein Ruf an uns vergeblich verhallt. Am 20. Oktober dieſes für unſere Saar- brüder ſo bedeutungsvollen Jahres, jährt es ſich zum 15. Male, daß welſche Rachſucht mit uns Deutſchen unbegreiflicher Brutalität einen deutſchen Arbeiter mordeke. Am 20. Oktober 1919 fiel Jakob Johannes in Saar⸗ brücken unter den Kugeln franzöſiſcher Sol daten, nachdem man ihn vollkommen ſchuld⸗ los vor ein Kriegsgericht geſchleppt und„we⸗ gen verſuchten Mordanſchlages auf eine franzöſiſche Truppenabteilung“ zum Tode verurteilt hatte. Vergeblich alle Proteſte bei der Regierung in Paris! Der Franzoſe wollte ein Opfer ſei⸗ ner Rachgier und hatte ſich dieſen ein⸗ fachen Eiſenbahnarbeiter, der nichts weiter verbrochen hatte, als daß er als echter deutſcher Mann aufrecht ſeinen Richtern gegenübertrat, ausgeſucht. Vier Jahre lang hatte Jakob Johannes in den Reihen der Infanterie⸗-Regimen⸗ ter 166 und 174 für ſein Vaterland ge⸗ kämpft. Das Schickſal war ihm gnädig; es verſchonte ihn. Franzöſiſcher Willkür mußte er nach dem Friedensſchluß auf eigener Heimaterde zum Opfer fallen. Aber nicht genug damit! Dieſer aufrechte deutſche Ar⸗ beiter, der ſich weigerte, ſich die Binde vor die Augen legen zu laſſen, der den franzöſi— ſchen Schergen ins Geſicht ſchrie: „Ich bin unſchuldig, ich bin ein deuk⸗ ſcher Mann und kann furchklos dem Tode ins Auge ſehen“, war vor ſeiner Hinrichtung auf das Schimpf— lichſte gemartert worden. Entſetzt wichen ſei— ne Angehörigen und Arbeitskameraden zu— rück, als ſie zum letzten Male von ihm Ab— ſchied nehmen wollten und den armen mit Hieb- und Stichwunden über und über be— 1 Körper des grauenvoll Mißhandelten ſahen. Lange genug war die deutſche Seele Am— boß. Wir wollen mithelfen, daß ſie wieder Hammer wird. Verzeihen kann man viel— leicht; vergeſſen aber nie. Saarländiſche Freunde des Ermordeten. ehemalige Rea mentskameruben don ihm und alte Kämpfer aus den Tagen aktivpſter nationaler Gegen— wehr, den Jahren 1920—23, haben ſich zu— ſammengetan, um das Andenken an dieſen Schlageter des Saarlandes wachzuhalten. Sie rufen Euch auf, Volksgenoſſen, mikzu⸗ helfen, daß Jakob Johannes ein würdiges Denkmal geſetzt werden kann. Wo es auch ſtehen wird, es wird kommenden Geſchlech⸗ kern von dem Opfertode eines echten deuk⸗ ſchen Arbeiters künden und ein Mahnzeichen ſein, ſich ſtels einzuſetzen für die Verkeidigung deutſchen Volkskums und deutſcher Heimaterde. Spenden werden entgegengenommen auf: Das Konta H 71085 bei' der Frankfurter Sparkaſſe von 1832(Polytechniſche Geſell— ſchaft) Frankfurt a. M., Neue Mainzerſtraße 49/51. Das Poſtſcheckkonto Frankfurt a. M Nr. 34 323. Anfragen ſind zu richten an den Geſchäftsführer Dr. Rudolf Gieſenregen, Frankfurt a M., Darmſtädterlandſtraße 48. Der Denkmalsausſchuß. Vorſitzender: gez Peter Umhofer, Frankfurt a. M., Mendel—⸗ ſohnſtraße 85. Telefon 30 381. Geſchäftsfüh— rer: Dr. Rud Gieſenregen, Frankfurt a. M., Darmſtädterlandſtraße 48, Telefon 20 027. Wunibald Engel, Frankfurt a. M., Humboldt— ſtraße 86, Telefon 50 151. Jakob Enders, Frankfurt a. M., Bergerſtraße 55, Telefon 54514 Ludwig Jung, Frankfurt a. M., Schloßbornerſtraße 25, Telefon 30 551. die„American Legion-Band“ in Deutſchland. Unſer Bild zeigt die Ankunft der berühmten Kapelle der American⸗Legion aus Milwaukee in Bremerhaven. Die Kapelle unternimmt eine große Konzertreiſe durch Deutſch⸗ land und nimmt dann am 11. bis 14. Auguſt am Inter⸗ nationalen Muſikfeſt in Genf teil. ihrer Rückkehr ewiges Die neuen Welzenſetpte n Baden und Pfalz gelten für Weißen noch bis zum 15. Auguſt 1934 die alten Feſt⸗ preiſe, für Roggen und Futtergerſte bleihen die ab 16. Juli feſtgeſetzten Preiſe noch bis Monatsende Auguſt in Wirkung. Lediglich für Hafer treten am 1. Auguſt die neuen Feſtpreisl mmungen in Kraft und zwar be⸗ nien, ſſee in dem Gebiet H 11 151, 5 14 156, H 17 159 Rm. per Tonne. Sportvorſchau In Mailand tritt unſere Leichtathletik⸗ Ländermannſchaft zum erſten Male in dieſer Saiſon bei einem Länderkampf vor die Oef⸗ fentlichkeit. Italien heißt der Gegner, der den deutſchen Athleten das Siegen beſtimmt nicht leicht machen wird. Da Deutſchland oy⸗ ne einige ſeiner Beſten antreten muß— es fehlen der Weitſprungmeiſter Long und der Zehnkampf⸗Weltrekordmann Sievert— ſind unſere Siegesausſichten etwas geſchmälert worden. Long und Sievert ſind aber recht gut erſetzt, ſodaß man unſere Mannſchaft, die noch keinen offiziellen Länderkampf verloren hat, ſicher wieder als Sieger erwarten kann. Deutſchland fährt mit folgenden Athleten nach Mailand: Vorchmeyer-Bochum, Horn⸗ berger⸗-Pirmaſens, Schein⸗Hamburg, Meßtz⸗ ner⸗Düſſeldorf, Hamann⸗Berlin, Deſſecker⸗ Stuttgart, König⸗Hamburg, Schaumbürg⸗ Oberhauſen, Paul⸗Stuttgart, Syring⸗Witten⸗ berg, Göhrt⸗Berlin, Wegner⸗Berlin. Wel⸗ ſcher⸗Frankfurt, Scheele-Altona, Kopp⸗Wies⸗ baden, Leichum-Wünsdorf, Viebach⸗Halle, Weinkötz⸗Köln, Martens⸗Kiel, Wegener-Hal⸗ le, Müller⸗Kuchen, Wölke-Berlin, Stöck⸗Ber⸗ lin, Mayer⸗Hannover, Weimann⸗-Leipzig, Mang⸗-⸗Regensburg, Becker⸗Saarbrücken, Heithoff. Die Beteiligung Deutſchland bei den, Frauen-Weltſpielen in London iſt ziemlich groß. Die Mannſchaft: Krauß⸗ Dresden, Kuhlmann-Hamburg, Dollinger— Nürnberg, Dörffel-Berlin, Radtke-Breslau, Selle-Berlin, Engelhardt-Berlin, Pirch⸗Ber⸗ lin, Grieme-Bremen, Kaus-Kiel, Bauſchulte⸗ Düſſeldorf, Göppner⸗Danzig, Mauermeyer⸗ München, Krüger-Dresden, Gelius-München, Fleiſcher⸗Frankfurt. Gleichzeitig mit, den Frauen⸗Weltſpielen führt England ſeine Britiſchen Weltſpiele durch. Nationale Sporflfeſte halten in Deutſchland der Gau XII(Nord⸗ heſſen) in Diez an der Lahn, der VfL“ Ger— mania Frankfurt 1894 und der BSc. 99 Offenbach ab. Alle dieſe Sportfeſte ſind aus— gezeichnet beſetzt und verſprechen guten Sport. In Mannheim gibt es zwei Drei⸗ Klub⸗Kämpfe. Bei den Männern ſtehen ſich die Mannſchaften vom TV 1846, Vfßk und der MTG gegenüber und bei den Frauen kämpfen der TFC Ludwigshafen, der TV 1846 und die MT Mannheim um den Sieg. Unſere Mokorſportler gehen Sonntag für Sonntag an den Start. Diesmal iſt zwar auf deutſchem Boden kein Rennen vorgeſehen, dafür ſteht mit dem In⸗ ternationalen Klauſen-Paß⸗Rennen in der Schweiz ein beſonders ſchwerer Kamof u ge— gen beſte Auslands-Konkurrenz an. Nach kurzer Pauſe werden auch wieder Auto— Union und Mercedes-Benz in den Kampf eingreifen. Die beiden großen deutſchen Werke entſenden je einen Wagen, die von Hans Stuck und Carocciola geſteuert werden In Deutſchland veranſtalten die Poliziſten ihre 5. Internationale Polizei⸗Sternfahrt nach Nürnberg.— Im RNadſpor bringen die Straßenfahrer mit„Rund um Berlin“ das letzte der Vorbereitungsrennen für die Weltmeiſterſchaft zur Durchführung Amateur- und Berufsfahrer treffen ſich hier zum zwölften Male und werden ſich dies⸗ mal einen beſonders harten Kampf liefern, da die Sieger für die Weltmeiſterſchaften in Leipzig in erſter Linie als deutſche Starter in Frage kommen. Rund um Stuttgart und„Bielefeld— Minden— Bielefeld? find weitere Straßen-Rennen, die jedoch nur den Amateuren vorbehalten ſind. Bahnrennen veranſtalten Dresden und Erfurt und Frank— furt a. M. verſucht es nach längerer Pauſe wieder einmal mit einem Steher-Rennen, das von den Frankfurtern Schäfer und Zaun ſowie von Damerow-Krefeld und Lor⸗ rie-Holland beſtritten wird. Im Ausland be⸗ anſpruchen die Rennen„Rund um Belgien“, „Großer Preis der Nationen in Lurem⸗ burg“ und die Genferſee-Meiſterſchaft das größte Intereſſe. Verſchiedenes. Regatten haben Frankfurt und Son⸗ derburg auf dem Programm. Im Schwimmen werden in Deutſchland die Vereinsmeiſterſchaften abgewickelt.— Die Boxer führen in Mannheim mit dem Kampf Selle gegen Kreimes eine weitere Ausſcheidung zur deutſchen Schwergewichts⸗ Meiſterſchaft durch.— Galopp⸗Ren⸗ men gibt es in Karlshorſt, Breslau, Hanno⸗ ver, Neuß, München⸗Riem, Caen und Deau⸗ ville. München⸗Riem bringt dabei als Hauptrennen den Münchener Induſtrie⸗ Preis. Bei einem Internationalen Reittur⸗ nier in Dublin ſind auch einige deutſche Of⸗ fiziere beteiligt.— Die Fußballſpieler regen ſich ebenfalls wieder. Der SV Waldhof fährt nach Villingen und trägt dort ein Pro⸗ pagandaſpiel gegen Union Böckingen aus. In der Zwiſchenrunde um die deutſche Poli⸗ zei⸗Meiſterſchaft ſpielen Berlin-Heſſen gegen Brandenburg und in Hamburg 5 Hantbürg denen Niihech 1 1 10 5 2228 0 1 vteiamtliche Veröffentlichungen der Ortsgruppe elbe 5 N. S. D. A. P., NS⸗Formationen und der NS. Gliederungen.) 1. Geſchäftsſtelle: Adolf Hitlerſtraße 19 NSDAP⸗Ortsgruppenleitung: Jeden Montag und Donnerstag 20— 22 Uhr NSDAp⸗Kaſſenverwaltung: Jeden Donnerstag 20— 22 Uhr Amt für Beamte und RDB: Jeden Montag und Donnerstag 20—22 Uhr NSKO(Kriegsopfer⸗Verſorgung): Jeden Dienstag und Donnerstag 1921 Uhr NS⸗Hago: Jeden Montag und Donnerstag 20—22 Uhr 2. Geſchäftsſtelle Lorſcherſtraße 4: NoSO und Deutſche Arbeitsfront: Jeden Montag, Mittwoch und Freitag 19—21 Uhr 3. Geſchäftsſtelle Saarſtraße 9(Freiſchütz) NS-Funk⸗Ortsgruppe Viernheim: Jeden Dienstag und Freitag 18— 20 Uhr. N. H.⸗Kriegsopferverſorgung. Die für den 5. Auguſt 1934 angſetzte Verſammlung fällt aus und findet dafür am Sonntag, den 12. Auguſt 1934 ſtatt. Näheres wird noch bekanntgegeben. Nächſte Woche wird durch unſere Amtswalter eine Sondernummer der deutſchen Kriegsopferverſorgung ausgetragen. Dieſelbe koſtet 25 Pfg. Des intereſſanten In- haltes wegen iſt es Pflicht eines jeden Mit⸗ gliedes die Nummer zu leſen und deshalb die vorſprechenden Amtswalter nicht abzuweiſen. Die Ausgabe der Sondernummer an die Amtswalter findet Montag, den 6. Auguſt 1934 abends 7.30 Uhr auf unſerer Geſchäfts⸗ ſtelle ſtatt. Franzke Landestreſfſen der 1380. und DA. am 18. und 19. Auguſt ds. Ihs. in Wies⸗ baden. Verpflichtet zur Teilnahme ſind ſämt⸗ liche Mitglieder der NSBO. und DAF. und geſchloſſene Verbände, ſowie ſämtliche Ver⸗ trauensräte. Samtliche Wirtſchaftsführer ſollen geſchloſſen mit der Belegſchaft teilnehmen. Ausrüſtung: Amtswalter-Uniform(wenn be⸗ rechtigt) oder Feſtanzug der Deutſchen Ar- beitsfront oder weißes Hemd, ſchwarzer Binder, dunkle Hoſe, blaue Mütze. für Frauen: dunkler Rock, weiße Bluſe und ſchwarzer Binder. Fahrpreis: 75% Ermäſſigung ca. 1.60 RM. Mittageſſen: 0.20 RM. Teller und Löffel mitbringen. Meldungen ſind bis ſpäteſtens Samstag abend zwiſchen 6—8 Uhr auf der NSBO⸗Geſchäftsſtelle zu machen. Die Zellen⸗ und Blockwalter der NSBO. nnd DAF bitte ich, ſofort mit der Werbung zu beginnen. Meldung am Samstag abend.(auch Fehlan⸗ zeige) gez. Mögelin. Amt für Volkswohlfahrt. In der Ge⸗ ſchäftsſtelle der N. S. V. im Nebenbau des „Fürſt Alexander“ iſt ein Umbau vorzunehmen. Die Arbeiten werden auf dem Submiſſions-⸗ wege vergeben. Es kommen Maurer- und Schreinerarbeiten in Frage. Handwerksmeiſter die Mitglied der N. S. V. ſind, können am Samstag früh auf dem Baubüro des Rat- hanſes die entſprechenden Angebotsformulare in Empfang nehmen. Die Abgabe der Ange⸗ bote hat bis ſpäteſtens Montag, den 6. Auguſt 1934 vormittags 12 Uhr zu erfolgen. Nähere Auskunft erteilt das Baubüro. Reichsluftſchutzbhund, Ortsgr. Viernheim. Da der größte Teil der hieſigen Bevölkerung mit Erntearbeiten beſchäftigt war und z. T. noch iſt, beginnen die Ausbildungskurſe erſt wieder anfangs September. Bis dahin wollen ſich alle Volksgenoſſen, die einen Kurs be ſuchen wollen, auch ſolche die keine Hauswarte werden können, in der Geſchäftsſtelle, Reps⸗ gaſſe 10 abends von 7 bis 9 Uhr in dieſer Woche melden. Wir hoffen, daß die Viernheimer Bevölkerung ſoviel Vaterlands⸗ liebe beſitzt, und ſich ohne Zwang für den Schutz von Heimat und Familie ausbilden läßt. Männer, Frauen und Jugendliche über 16 Jahren, meldet Euch ſofort für den nächſten Kurſus an. Heil Hitler! Moskopp, Ogruf. Mie D. A. F.⸗Zeitſchriſt„Arbeitertum“ iſt eingetroffen und kann am Montagabend abge⸗ holt werden. An der Amtswalter⸗ ſitzung in Birkenau haben teilzunehmen: Alle Amtswalter der N. S. B. O., ſowie alle Zellen⸗ und Blockwalter der D. A. F. auch die Neuverpflichteten. Mögelin. Achtung Parteimitglieder. Am Mon⸗ tag um ½12 Uhr Vormittags und am Diens⸗ tag um ½11 Uhr Vormittags verſammeln ſich ſämtliche Parteigenoſſen zur Trauerkund⸗ gebung im Freiſchütz. Außer den Parteige⸗ noſſen haben auch die Amtswalter der Unter⸗ gliederungen an den Feierlichkeiten teilzuneh⸗ men. Vorſchriftsmäßiger Dienſtanzug. Heil Hitler! Franzke, Ortsgruppenführer „Rundfunk“ Die Trauerfeierlichkeiten für Reichspräsident von Hindenburg werden zu den angegebenen Zeiten der Reichsregierung durch Lautſprecher am Rathaus übertragen Jeder Volksgenoſſe muß dieſe Feierlichkeiten mitanhören. Alle Beſitzer von Rundfunkge⸗ räten werden gebeten, dieſe den Volksgenoſſen zur Verfügung zu ſtellen. Heil Hitler! Englert Ortsgruppenverbandsfunkl. Amt für Beamte. Anläßlich der Trauer⸗ kundgebungen, die infolge des Ablebens unſe⸗ res alten hochverehrten Herrn Reichspräſiden⸗ ten und Generalfeldmarſchall v. Hindenburg am Montag und Dienstag veranſtaltet werden, haben ſich ſämtliche Mitglieder des R. D. B. am Montag um ½12 Uhr und am Diens⸗ tag um ¼11 Uhr im Freiſchützſaale einzu⸗ finden. Heil Hitler! Albert, Leiter des Amtes für Beamte Arbeit an nuſerer Zulunft Die Bedeutung der Geſchlechterforſchung für die Volkspflege. Auch wer ſelbſt im freien Erwerbsleben ſteht und weder als Beamter, noch als Be⸗ hördenangeſtellter, Kaſſenarzt und derglei⸗ chen unmittelbar von dem Zwang betroffen wurde, ſeine Abſtammung bis zu den Groß⸗ eltern nachzuweiſen, hat durch die vielfache Erörterung dieſes Fragenkreiſes eine gewiſ— ſe Vorſtellung davon bekommen, womit ſich die Sippenforſchung befaßt. Allerdings kann dieſe Vorſtellung nur ſehr unvollkommen ſein, ſolange ſie lediglich von dem Zweck er⸗ füllt iſt, die Herkunft von ariſchen Eltern und Großeltern darzulegen; immerhin ver⸗ mochte dieſe geſetzlich verankerte Notwendig⸗ keit jedoch, in weite Kreiſe eine Erkenntnis zu tragen, die für die Geſchlechterforſchung unabweislich, dennoch aber bislang vielfach verkannt war; nämlich die Erkenntnis, daß nicht die Entwicklung derjenigen Familien⸗ angehörigen, die den Vatersnamen tragen, allein das Entſcheidende ſei und Anteilnah⸗ me der Nachfahren beanſpruchen könne. Viel⸗ mehr kann Ahnenforſchung nur dann einen inneren Sinn haben, wenn man allen Vor— fahren gleichermaßen nachgeht. Der praktiſche Zweck des Ariernachweiſes entſpricht dem vollen Wert der Ahnenfor⸗ ſchung, wie bereits bemerkt, nur zu einem Bruchteil. Der Wert der Familienforſchung iſt vielmehr zunächſt auf rein ideellem Gebiet zu ſuchen. Wir müſſen das lebhafte Vor⸗ dringen dieſer Wiſſenſchaft als die natür⸗ liche Antwort des Menſchengeſchlechts auf Liberalismus und Individualismus betrach— ten. Die natürliche Antwort— denn ſchon geraume Zeit, ehe dieſe Gegenſtrömung auf politiſchem Gebiet einſetzte, machte ſich in weiten Kreiſen des Bürgertums— unab— hängig von jenen protzigen Stammbäumen alter Feudalgeſchlechter— ein verſtärkter Zug zur Sippenkenntnis und Ahnenehr⸗ furcht bemerkbar. Man folgte aber nur ei⸗ nem geitweiſe unterdrückten, nun ſich dafür verſtärkt anmeldenden Trachten: ſich in Ge⸗ danken von der ſo ſchnell vorübergehenden Einzelerſcheinung des eigenen Erdenwallens zu löſen und in einem Geſchlechterverband nerankert zu fühlen. der dem Kreislauf des Lebens jenen Urgrund der Beſtändigkeit gab, ohne den man ſich ſeeliſch irgendwie un⸗ befriedigt fühlte. Es war ein echter deutſcher Lebenszug, der ſich hier offenbarte. So fand manch einer unter den Fami⸗ lienforſchern vor zwei oder drei Jahrzehnten eine ehrfürchtige, hoffnungsfrohe Ruhe, wenn es ihn hinausgetrieben hatte in die Heimat ſeiner Ahnen, und er hier pibtzlich einen verwitterten Grabſtein oder eine alte Taufbucheintragung entdeckte. Hier, in die⸗ ſer ſtillen, ländlichen Umgebung alſo hatten ſie gelebt, ſeine Ahnen, hatten in enger Füh⸗ lung mit Gott und Natur ihr Leben voll Stolz und Hingabe gelebt, ein Leben, das im weſentlichen nur eine Aufgabe kannte: die Familie. Und das iſt wohl das größte Erlebnis, das jedem Familienforſcher uͤnver⸗ geſſen bleibt: das plötzliche 109 jener blutwarmen Erdnähe unferer Vorfahren, nach der man ſich ſelbſt ſchon immer irgend⸗ wie dumpf ſehnte, ohne ſie in Worte gefaßt zu haben— und die hieraus ſich ergebende große Liebe für Kinder und Enkel, wie man ſie auch aus den ſpärlichen Reſten vergilbter Briefe entnimmt, ja aus dem Geiſt in ſich aufſaugt, den der Ort ihres einſtigen Schaf— fens atmet. Dieſes Gefühl iſt es, das wohl jeden ernſten Familienforſcher ebenſo ichnell wie unmerklich zu der Sehnſucht brachte, ſeine Forſchungen nicht für ſich, ſondern für die eigenen Kinder anzuſtellen. Noch vor kurzer Zeit eine Liebhaberbe— ſchäftigung einer Minderheit, iſt die Sippen— forſchung heute zu einer feſt verankerten Wiſſenſchaft geworden. Sie bildet den we⸗ ſentlichen Erkenntnisgehalt, auf dem ſich die Erbpflege aufbaut.„Nobleſſe oblige“ heißt Herkunft verpflichtet; dieſer Spruch zeigt an, welche Verantwortung der Träger guter, geſunder Erbanlagen dem Volksganzen ge⸗ genüber hat. Denn es iſt ja nicht ſein Ver⸗ dienſt, daß er ſie beſitzt; er muß ſie daher als einen ihm von der Natur verliehenen Vor— zug auffaſſen, und daraus die Pflicht ableiten, ſie in den Dienſt der Allgemeinheit zu ſtellen. Wenn wir mit Hilfe der Erb- und Raſſen⸗ pflege der durch die Ziviliſation aufgetrete— nen Gegenausleſe eine bewußte Aufartung entgegenſetzen wollen, ſo iſt es die Familien- forſchung, die uns die Kenntnis ſowohl der Familienvorzüge wie auch etwaiger Fehler vermittelt. Die ſo raſch volkstümlich gewordene Fa— milienforſchung iſt daher ein weſentlicher Teil der Arbeit an unſerer Zukunft. Bekanntmachung Betr.: Das Krauten. Auf Grund eines Beſchluſſes des Land- wirtſchafts⸗ und Güter⸗Ausſchuſſes in Verbindung mit Art. 36 des Forſt⸗ und Feldſtrafgeſetzes ordnen wir auch in dieſem Jahre an, daß das ſogenannte Krauten auf unbeſtellten Grundſtücken und an Feldwegen nur in der Zeit von vorm. 7-11 Uhr und nachmittags 1—6 Uhr geſtattet iſt. Das Krauten auf beſtellten Grundſtücken, insbeſondere auf Kleeäckern iſt grundſätzlich ver⸗ boten. Wir haben unſer Feldſchutzperſonal zur ſtrengſten Durchführung dieſer Anordnungen be⸗ auftragt. Bürgermeiſterei Viernheim J. V. Schweigert Lokale Nachrichten Viernheim, 4. Auguſt Arbeit iſt nicht Laſt, iſt nicht Mühſal oder Zwang oder gar Schande; Arbeit iſt nicht das, was der Menſch los ſein müßte um glücklich und zufrieden zu ſein. Arbeit iſt ſittliche Pflicht; Arbeit iſt Gottes Geſchenk; Arbeit iſt Segen! * Trauerſitzung des Gemeinderats. Das Bärgermeiſteramt teilt mit: Die Herren Ratsmitglieder werden hiermit zu einer Trauer⸗ ſitzung anläßlich des Ablebens des Herrn Reichs⸗ präfidenten und Ehrenbürgers unſerer Gemeinde, Generalfeldmarſchall v. Hindenburg auf Montag, den 6. ds. Mts., vormittags ½12 Uhr in den Sitzungsſaal des Rathauſes eingeladen. Erbeten wird dunkler Anzug und Trauerflor am linken Arm. * Das Polizeiamt Viernheim teilt uns mit: Anläßlich des Ablebens unſeres allſeits hochverehrten Herrn Reichspräſidenten General- feldmarſchall von Hindenburg ſind ſämtliche öffent⸗ liche Veranſtaltungen in der Zeit zwiſchen dem 2. Auguſt und dem Beiſetzungstage verboten. Um eine würdige Feier dieſer Tage zu gewähr⸗ leiſten, ſind bis zum Beiſetzungstage einſchließlich in den Räumen mit Schankdetrieb muſikaliſche Darbietungen jeder Art unterſagt, um Irrtümer zu vermeiden wird noch bemerkt, daß ſich dieſes Verbot nicht nur auf die Tanzlokale, ſondern auf Gaſtſtätten aller Art bezieht. * Geſetz zum Schutze des Einzel⸗ handels. Die am 1. Juli 1934 zu Ende gehende Friſt für die Errichtung von neuen Ver⸗ kaufsſtellen iſt durch Geſetz vom 27. Juni 1934 bis 1. Januar 1935 verlängert worden. Darnach dürſen Verkaufsſtellen, in denen Waren zum Verkauf feilgehalten werden, in der Zeit bis 1. Januar 1935 nicht errichtet werden. »Stemm⸗ und Ringklub„Ger⸗ mania“ 1896. Aus Anlaß der Landestrauer findet die ſportliche Veranſtaltung nicht ſtatt. Zur gegebenen Zeit wird der Termin der nächſten Veranſtaltung bekanntgegeben. Viernheimer Tonſilmſchau Drei Kaiserjäger Dieſe Woche im Central⸗Film⸗Palaſt Ab heute Freitag zeigt man ein großes und berühmtes Volksſtück aus den Tiroler Bergen und von der ſchönen Stadt Innsbruck. Frauen- liebe und Freundestreue und die ritterliche Ka⸗ meradſchaft der Kaiſerjäger verſinnbildlicht dieſer Film, der die Ehre und die Liebe zum großen deutſchen Vaterland zum Grundmotiv hat. In den Hauptrollen: Fritz Kampers, Grit Haid, Paul Richter, Elſe Elſter, Erna Morena, Os-⸗ kar Marian. Ein unvergleichlich ſchönes Ton- filmwerk, das alle Herzen höher ſchlagen läßt, das mitreißt, feſſelt und begeiſtert.„Drei Kaiſerjäger“ muß man geſehen haben. Dazu ein auserleſenes Beiprogramm, ſowie die neueſte Ufa-Tonwoche. Anfang an allen Tagen ½9 Uhr, ab ¼ 10 Uhr Anfang des Hauptfilms. Ein Beſuch iſt wieder allen Filmfreunden aufs Beſte zu empfehlen. Die ſchönſten und billigſten Abendunterhaltungen findet man im Central⸗ Fülm⸗Palaſt. Gottesdſenst- Ordnung der katholiſchen Gemeinde. 11. Sonntag nach Pfingſten Apoſtelkirche: ½7 Uhr 1. hl. Meſſe. /8 Uhr 2. hl. Meſſe mit Predigt. Gem. Komunion der Jungfr.⸗Kongr. 10 Uhr Hochamt mit Predigt. 2 Uhr Andacht, darauf Verſammlung des 3. Ordens. Die Monatsverſamm⸗ lung für die 1. Abt. der Jungfr.⸗ Kong. fällt aus. In der Marienkirche: 8 Uhr hl. Meſſe 10 Uhr Kindermeſſe. 1 Uhr Kindergottesdienſt. Am nächſten Sonntag abend(12. Auguſt) iſt Monats verſammlung der 1., 2. und 3. Abt. abends 8 Uhr in der Sporthalle. In der Apoſtelkirche an Werktagen: Montag: ¼ 7 Uhr beſt. E. A. an Stelle eines Jahres Ged. für Frau Rektor Sophie Mayr geb. Wiedemann, was leider wegen den vielen Sterbefälle auf den Jahrestag nicht gehalten werden konnte. Dienstag: ¼7 Uhr geſt. hl. Meſſe für Fam. Mich. Rößling, Mich. Winkler Krieger Joh. Nikl. Bugert und deſſen Mutter. 37 Uhr 2. S.⸗A. für ledig 7 Anna M. Adler Mittwoch: ½6 Uhr hl. Meſſe nach Meinung. 3/7 Uhr 2. S.⸗A. für den verunglückten Gg. Buſalt. Donnerstag: ¼7 Uhr 3. S.A. für M. Bläß geb. Schloßer. Freitag: ¼7 Uhr geſt. hl. Meſſe für Johann Hofmann 9. Ehefr. Suſanna geb. Babylon Tochter Marg. geehl. Klee und verunglückten Kaſpar Adler. 3/7 Uhr beſt. E.⸗A. für Gg. Beikert 2. Ehefr. Sabina geb. Hoock Eltern, Schwiegereltern und Jak. Sander und Angeh. Samstag: ¼ 7 Uhr geſt. hl. Meſſe für Fam. Leonhard Fleiſchmann Leonh. Kirchner u. ledig verſt. Jak. Brechtel. 37 Uhr 3. S.⸗A. für ledig T Anna M. Adler. Am Montag bei den Engl. Frl., Donners ⸗ tag bei den Barmh. Schweſtern/ 7 Uhr hl. Meſſe. a Montag, Mittwoch und Samstag wird auch vor dem Amt hl. Kommunion ausgeteilt. Am nächſten Sonntag gem. Kommunion für die Jünglingsſodalität, Jungmänner, Knaben des 8. Schuljahres. Klaſſen: Schmuck, Schäfer, Devis Koob und Ries. Mädchen beichten Freitag 5 Uhr. Knaben Samstag 2 Uhr. Morgen Sonntag Kollelte für kath. Fürſorge. Kirchliche Anzeigen der Ev. Gemeinde Viernheim Sonntag, den 5. Auguſt 10. Sonntag nach Trinitatis. Vorm. ½11 Uhr: Kindergottesdienſt. Nachm. 2 Uhr: Trauergottesdienſt(Herr Pfarrer Dr. Wagner⸗ Bensheim.) Montag den 6. Auguſt Abends ½9 Uhr Uebungsſtunde des Kirchenchors. Aerztlicher Sonntagsdienſt. Bei Verhinderung des Hausarztes ver- ſieht morgen Sonntag, 5. Auguſt 1934, den ärztlichen Dienſt: Dr. med. Kienle, Adolf Hitlerſtr. 40 Tel. 23 Sanitätsbereitſchaftsdienſt. (Mühle Heſſ. Haus) Sonntag, 5. Auguſt: Moskopp, Reinhardt, Alter, Kühlwein Fr. Bekanntmachung Betr.: Verſteigerung von Allmendgrundſtücken. Am Montag, den 6. Auguſt 1934, vorm. 10 Uhr, werden im Sitzungsſaale des Rathauſes nachſtehende Allmendgrundſtücke öffent⸗ lich meiſtbietend verſteigert: Oberlück 7. Gew. Nr. 38 Oberlück 12. Gew. Nr. 41 Kl. neuer Garten Nr. 18 Kleine Striehten t, Sandgaben Nit. 17 Gr. Neuenacker i. Kl. Nr. 14 Kl. Neuenacker i. Kl. Nr. 75 Großbruchfeld ſof. anzutr. Nr. 68 Allmenfeld ſof. anzutr. Nr. 38 Rothfeld Nr. 9 Dreiruthen ſof. anzutr. Nr. 6 Vierruthen ſof. anzutr. Nr. 66 Krottenwieſe(A) ſof. anzutr. Nr. 63 Oberbruchweide 1. Gew. Nr. 10 Betr.: Verſteigerung von Frühobſt. Montag den 6. Auguſt 1934, vormittags 10 Uhr werden im Sitzungsſaal des Rathauſes die Frühzwetſchen in den Vierruthen, Erlen und Berlichgraben, und die Birnen am Weinheimer Weg rechts und Allmen an die Meiſtbietenden öffentlich verſteigert. Viernheim, den 3. Auguſt 1934. Heſſ. Bürgermeiſterei J. V. Schweigert.