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A t geſucht zu vermieten 1 5 eee e Jugend ſoll den Führer des deutſchen Volkes hören, denn bei Angebote unter der Jugend liegt die Zukunft Deutſchlands. 5 Uhr vom Trauerhauſe Mannheimerſtr. 29 aus, ſtatt. Von wem, ſagt 100 an den Vlg. Während den Rundſunkübertragungen iſt gegenſeitige Rück⸗ die Exp. ds. Bl. fichtnahme am Platze. Wir können den Vater des Vaterlandes Sofort zu mieten geſucht nur ehren durch Deutſche Kameradſchaft. 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Martin, Viernheim. an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr ni übernommen werde Einzel⸗Verkauf der Heeg der Geſchäftsſtelle 5 Pfg., Samstags⸗Ausgabe 10 Pfg. Geſchäftsſtelle: Adolf Hitlerſtr. 36, Schriftleitung, Druck u. Verlag: J. Martin, Viernheim Montag, den 6. Auguſt 1934 51. Jahrgang Die Volksabstimmung Erlaß einer Abſtimmungsverordnung— Der Stimmzettel (Viernheimer Tageblatt— Vieruheimer Nachrichten) (Viernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die 12geſpaltene Millimeter⸗Zeile 2 Pfennig, Reklame 9 Pfennig, bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen ⸗Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Täglich süssen im»löwene eee ee eee 8 ——— Nivalen am Mittelmeer Nachdem der Kampf der italieniſchen Preſſe gegen Deutſchland abgeflaut iſt, der in ſeinen Begleiterſcheinungen wieder ein⸗ mal gezeigt hat, wie ſchnell ſich die Leiden⸗ ſchaft der Italiener entzünden läßt, kann Für die vielen Beweiſe herzlicher Anteilnahme beim Hinſcheiden meines lieben Bruders, unſeres unvergeß⸗ lichen Onkels, des ete) auf 1—4 Jahre unkündbar] Blattes erbeten. durch angeſehene Württ. Zweckſpar⸗ Genoſſenſchaft. Geſchäftsſtelle: R. Gottschlich, Mannheim Fellene Halegenhelt Büro: K 2, No. 23 J!. 4 Krieger- und Soldatenverein Teutonia und Schiltzenahteilung. Gott, der Allmächtige, hat unſeren oberſten Kriegsherrn heimgerufen. Er bleibt uns un— vergeſſen. Die Mitglieder berufe ich zu einer „ 2 5 Trduerhundgebung gag it g ar im Schützenhof ein. Die Gedächtnisrede hält Kamerad Herr Rektor Beller. Anſchließend wichtige Mitgliederverſammlung im Auftrage der KKS. Ich erwarte vollzähliges Erſcheinen. Der Vereinsführer. . ß Naturreiner Obsliwein laben ſehr be⸗ 9 4 6, 6 Bei Faßbezug, l frei Kell, billiger 2 Alle Herren Hrennerel ſollen wiſſen, ganz billig kauft ll. Hellere] man jetzt in unſerem Saison- 2 schluhßverkaul. Nützen Sie Ludwig die Gelegenheit, jetzt find. Sie bei Lamberth Neichsnährstand Ich verweiſe auf die öffentliche Aufforderung betr. Pflichtanmeldung zum Reichsnährſtand, die im Aushängekaſten des Rathauſes angeſchlagen iſt. Welche Betriebe anmelde— pflichtig ſind, geht aus dieſer öffentlichen Aufforderung hervor. Anmeldungen müſſen bis 15. Auguſt 1934 erfolgt ſein. 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N Der Vorſitzende. neben Neugebauer 8306 Geſangverein„Sängertreue“. Heute Samstag Abend 8.45 Uhr Singſtunde. Um vollzähliges Erſcheinen bittet der Vorſtand. Sonntag Mittag 3 Uhr Vorſtandsſitzung im Gaſthaus zum Schwarzen Peter. Sportvereinigung„Amicitia“ 09 Viernheim. Morgen Sonntag Vormittag Training wie immer. Der Vorſtand. Herrn Fritz Gerlach iſt es uns nur hierdurch möglich, allen ſeinen Freunden und Bekannten, die ihn, unſeren lieben Verſtorbenen, durch Blumen und das Geleite ehrten, vielmals zu danken. Beſonderen Dank den lieben Sangesbrüdern für die ihm erwieſenen Ehren und des von ihm ſelbſt gewünſchten Grabgeſanges. Seinen verehrten Chefs und Mitarbeitern für das Geleite und den Blumen⸗ ſchmuck, dem Herrn Pfarrer von Lampertheim für ſeine erhebenden und tröſtenden Worte ſagen wir un⸗ ſeren herzlichſten Dank. Mein heimgegangener treuer Bruder, unſer ge⸗ liebter Onkel wird durch ſeine unbegrenzte Liebe und Güte uns allen unvergeßlich ſein. Edel war er, hilf⸗ reich und gut. 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Der verlag. — lnanmunmunmnmnnunummnnmmmnmmmmmmnnnmumnmmnmmhnnmnnd fünaanununmununnnunnumnnunmmmmnmnmmpumnnmmunnun man in aller Ruhe die Frage unterſu— chen: was will eigentlich Italien von Oeſterreich? N Die italieniſche Haltung entſpringt keines⸗ falls dem Gefühl des Mitleids mit einem Staate, der durch den Vertrag von Trianon derart verſtümmelt iſt, daß er nicht leben und nicht ſterben kann. Das außerordent— liche Intereſſe an dieſem Oeſterreich wurzelt in ſeiner geopolitiſchen Lage, die für Italien von größter Wichtigkeit iſt. Zielbewußt ver⸗ folgt Muſſolini ſeit Jahren eine Politik, die die Hegemonie am Mittelmeer zum Ziel hat. In dieſen Beſtrebungen hat Italien nur einen ſtarken Widerſacher, das iſt Frankreich, das nicht nur ein ge— fährlicher Nachbar an der Weſtgrenze Ita⸗ liens iſt, ſondern ebenſo an der Oſtſeite durch die Kleine Entente und im Sü— den durch das gewaltige afr ikaniſche Kolonialgebiet, alſo von drei Seiten das italieniſche Reich umfaßt. Die Einkrei⸗ ſung wäre vollkommen, wenn es Frankreich gelänge, Oeſterreich ebenfalls ſeinen Intereſ— ſen unterzuordnen. An Verſuchen hat es wahrlich nicht gefehlt und finan ziell ſizt Oeſterreich bei Frankreich hoch in der Kreide. Italien iſt ein Staat, der zu Drei— viertel vom Meer umgeben iſt und ſchon aus dieſem Grunde eine ſtarke Marine Zum Schutz ſeiner umfangreichen Küſten benötigt. Italien kann es im Ernſtfalle mit ſeinem franzöſiſchen Nachbar zur See nicht aufneh⸗ men, daher iſt es beſtrebt, ſich auf alle Fälle mit England gut zu ſtellen und iſt von deſſen Einſtellung in hohem Maße abhängig. Für England iſt das Mittelmeer von minde— ſtens gleicher Wichtigkeit, wie für Frank⸗ reich und Italien, denn es iſt die Straße nach Indien. Italien will die Gefahr für ſeine Küſten dadurch mindern, daß ſtens das adriatiſche Meer von ihm abge— riegelt werden kann und betrachtet Alba⸗ nien als den Schlüſſel dazu, der ſich unbe⸗ dingt in Italiens Gewahrſam befinden muß. Damit iſt jedoch Jugoſlawien, das wiederum ſeine Rückendeckung in der Kleinen Entente und dem Palkanpakt hat, ganz und gar nicht einverſtanden. Die Kleine Entente aber iſt ſolange für Italien ungefähr⸗ lich, als Oeſterreich nicht auf Druck Frank⸗ reichs gezwungen wird, ſich ihr anzuſchlie— ßen. Oeſterreich, durch die Alpen leicht zu per⸗ ren und zu verteidigen, iſt nach Anſicht Roms der ſtarke Riegel gegen Frankreich, der die vollſtändige Einkrei⸗ ſung Italiens unmöglich macht. Oeſterreich iſt, wie man ſich ſehr zutreffend ausgedrückt hat, das Glacis Italiens, das heißt, das un⸗ befeſtigte Vorgelände der italieniſchen Fe⸗ ſtung. Italiens Sorge iſt, daß ihm dieſes Bollwerk von deutſcher Seite genommen werden könnte; nicht von der kleinen Hee⸗ resmacht Deutſchlands etwa, ſondern durch die ganz natürliche Hinneigung der Oeſterreicher, die zu 96 Prozent deutſch⸗ ſtämmig ſind, zum deutſchen Volk. Das will Italien niemals zugeben, Frankreich übri⸗ gens auch nicht, aber ebenſowenig wird es damit einperſtanden ſein, wenn Italien Hand auf Oeſterreich legen ſollle. Es hieße das, ſeine Schützlinge in der Kleinen Enten⸗ te verlieren und dieſe Steine im europäi⸗ ſchen Schachbrett kann Frankreich nicht miſ⸗ ſen. So iſt die„Unabhängigkeit“ Heſter⸗ reichs nicht ſo ſehr durch das Friedensbe⸗ dürfnis ſeiner Nachbarländer geſichert, als vielmehr durch die Rivalität derſelben, keiner gönnt es dem anderen. Italien iſt gar nicht die ſtarke Macht, die einfach die Welt vor Tatſachen ſtellen darf. Schon hat Eng⸗ land ſehr bemerkbar ſeine Warnungen nach Rom gerichtet. den Bogen nicht zu über⸗ ſpannen, ſchon ward Jugoſlawien nervös, ſchon hat Muſſolini mit ſeinem Artikel„Um den Frieden Europas“, in dem er ſich ſehr kräftig für eine Reviſion Ungarns einſetzt, es mit dem ganzen Balkan zuzüglich der Tſchechoſlowakei verdorben. Jetzt kommt es alſo vor allem darauf an, daß Oeſterreich bald zur Ruhe kommt und damit den anderen Staaten den Vorwand nimmt, ſich in ſeine internen Dinge einzumiſchen. Berlin, 5. Auguſt. Das Reichsgeſetzblatt veröffentlicht die Verordnung zur Durchführung der Volks— abſtimmung über das Staatsoberhaupt des Deutſchen Reiches vom 3. Auguſt 1934 und die Erſte Verordnung zur Volksabſtimmung über das Staatsoberhaupt des Deutſchen Reiches(Abſtimmungsverordnung) vom 3. Auguſt 1934. Beide Verordnungen tragen die Unterſchrift des Reichsminiſters des In⸗ nern Frick. Die Verordnung zur Durchfüh⸗ rung der Volksabſtimmung beſteht aus fünf Paragraphen. Nach Paragraph 3 ſind auf dem Stimmzektel der bekannte Brief des Reichskanzlers Adolf Hitler an den Reichsinnenminiſter vom 2. Auguſt und der Beſchluß der Reichsregie— rung zur Herbeiführung einer Volksabſtim— mung, gleichfalls vom 2. Auguſt 1934, abge— druckt. Darunter ſtehen die Worte: „Skimmſt Du, deutſcher Mann, und Du, deulſche Frau, der in dieſem Geſetz ge⸗ troffenen Regelung zu?“ Nach Paragraph 4 erfolgt die Stimmabgabe in der Weiſe, daß der Stimmberechtigte, der die zur Abſtimmung geſtellte Frage bejahen will, unter dem vorgedruckten Worte:„Ja“, der Stimmberechtigte, der ſie verneinen will, unter dem vorgedruckten Worte „Nein“ in den dafür vorgeſehenen Kreis ein Kreuz ſetzt. Die erſte Verordnung zur Volksabſtim— mung über das Staatsoberhaupt des Deut— ſchen Reiches(Abſtimmungsverordnung) be— ſteht aus ſieben Abſchnitten, die folgende Ueberſchriften tragen: Auslegung der Stimmliſten; Stimmſcheine für Auslands⸗ deutſche und Angehörige der Beſatzung von See- und Binnenſchiffen; Stimmabgabe im Reiſeverkehr; Abſtimmung der Seeleute; Abſtimmung auf Seefahrzeugen(Bordab⸗ ſtimmung); Beteiligung der Inſaſſen von Arbeitsdienſtlagern an der Volksabſtim— mung; Abſtimmungszeit. Die zweite große Abſtimmung B Zum zweiten Male ſeit der Bildung des nationalſozialiſtiſchen Staates wird in venigen Wochen das deutſche Volk zu einer Abſtimmung gerufen werden. Der Brief, der den Reichsinnenminiſter beauftragt, Letztes 7 2 1 die Volksabſtimmung vorzubereiten, zeigt die ganze Größe der Frage, die dem Volke vorgelegt wird. Dieſer Brief, den Adolf Hit— ler mit dem Titel Deutſcher Reichskanzler unterzeichnet hat, ſtellt einen der Haupt⸗ grundſätze des Staates für alle Zeiten klar. wenn darin die Ueberzeugung ausgeſpro— chen wird, „daß jede Staatsgewalt vom Volke aus- gehen und von ihm in freier und ge⸗ heimer Wahl beſtätigt ſein muß.“ Es wird ſich bei dieſer Volksabſtimmung um die Entſcheidung über ein Geſetz handeln — über das größte und grundlegende Ge— ſetz, das je einer allgemeinen Volksentſchei— dung unterbreitet worden iſt.„Geſetz über das Staatsoberhaupt des Deutſchen Rei— ches“ heißt der Titel der geſetzgeberiſchen Maßnahme, die mit den Unterſchriften ſämt⸗ licher Mitglieder der Reichsregierung im Reichsgeſetzblatt vom 2. Auguſt verkündet worden iſt. Die Grundlage für die Volksentſcheidung, die jetzt vorbereitet wird, hat am 14. Juli 1933 ein„Geſetz üher Volksabſtimmung“ ge— ſchaffen. Dieſes aus vier Paragraphen beſte⸗ hende Geſetz beſtimmie:„Die Reichsregie⸗ rung kann das Volk befragen, ob es einer von der Reichsregierung beabſichtigten Maß— nahme zuſtimmt oder nicht“. Bei dieſer Maß— nahme, ſo hieß es weiter in dem Geſetzestext, kann es ſich auch um ein Geſetz handeln, bei der Volksabſtimmung entſcheidet die Mehr- heit der abgegebenen gültigen Stimmen. Das gilt auch dann, wenn die Abſtimmung ein Geſetz betrifft, das verfaſſungsändernde Vorſchriften enthält. Der Reichsinnenmini— ſter hat die Ermächtigung, die Rechtsverord⸗ nungen und die Verwaltungsvorſchriften zu erlaſſen, die zur Durchführung dieſes Geſetzes erforderlich ſind. Zum erſten Male hat der Reichsinnenminiſter von dieſer Ermächtigun, Gebrauch gemacht, als am 14. Oktober vori— dem Völkerbund vollzog und mit d ichs⸗ tagswahlen eine Volksabſtimmung über die Politik der Reichsregierung wurde. wenn auch ohne ausdrückliche Erklä— rung, in der Praxis der Grundſatz verkündet . 5 Hindenburgs Sarg geſchloſſen— Jugendſreunde an der Bahre Neudeck, 5. Auguſt. Die Leiche des Generalfeldmarſchalls iſt am Samstag eingeſargt worden. Bei der Einſargung waren nur die engſten Fami— lienmitglieder zugegen. Der Sarg iſt ge— ſchloſſen und im Arbeikszimmer des Keichspräſidenten aufgebahrt worden; auch die Offiziersehrenwache hat in dem Arbeitszimmer Aufſtellung genommen. Der Sarg iſt von Blumenſchmuck reich um— geben. 55 5 Gegen Abend trafen noch einige alte Ju⸗ gendfreunde des Verſtorbenen ein, u. a. der Fürſt Dohna-Schlobitten und die Gräfin Finkenſtein-Schönburg. Trauer im Saargebiet. N PVoiſe des In Zuſammenhang mit der Beiſetzung des Reich eutdenten von Hindenburg hat die Regierungskommiſſion für Dienstag, den 70 Auguſt, ein Verbot ſämtlicher Veranſtaltun⸗ gen erlaſſen. Papen am Totenbett Das Vermächinis Hindenburgs. Ver Vizekanzler von Papen weilte an der Bahre des verewigten Präſidenten. Beim Verlaſſen von Neudeck ſagte er dem Vertre⸗ ter des DNB: 1 ö g „Ich habe noch einmal mein Knie in Ehr⸗ furcht vor dem großen Deutſchen beugen dür— fen und dem Herrgott für die Gnade ge⸗ dankt, daß es mir vergönnt war, unter ihm meinem Lande als Soldat und Staatsmann dienen zu können. Niemand hat die ge⸗ ſchichtliche Leiſtung und die menſchliche Größe Hindenburgs mehr anerkannt als Adolf Hitler. Er, der Führer des neuen Deutſchlands, wird als Hüter ſeiner edelſten Tradition das Werk fortſetzen, dem das Le⸗ ben des verewigten Feldmarſchalls gehörte. In dieſer tragiſchen Stunde, in der eine uns in vielem mißverſtehenwollende Welt vor der Größe des Heimgegangenen Miß⸗ deutung und Hader verſtummen läßt, kön⸗ nen wir das Vermächtnis Hindenburgs nicht beſſer erfüllen, als uns aufs engſte an der Bahre des großen Toten als einiges Volk zuſammenfinden: Für unſer ewiges Deutſchland, ſeine friedvolle europäiſche Sendung.“ Nachruf Kardinal Schultes Die Trauer der Erzdiözeſe Köln. Köln, 5. Auguſt. Der Erzbiſchof von Köln, Karl Joſeph Kardinal Schulte, hat an ſeine Erzdiöze⸗ ſanen ein Schreiben gerichtet, in dem es heißt: 8 mung lagen kaum vier verbunden daß bei ſolchen wichtigen Maßnohmen die Entſcheidung des Volkes herangezogen wer— den ſoll. Das Ergebnis der Volksabſtimmung vom 12. November, der erſten allgemeinen Volksentſcheidung, die ſeit dem Regierungs— antritt Adolf Hitlers— abgeſehen von den Reichstagswahlen des 5. März— ſtattfand, hatte die Zuſtimmung von 40,6 Millionen Wählern zu den von der Reichsregierung ge— troffenen Maßnahmen bei insgeſamt 45,1 Millionen Wahlberechtigter. Faſt genau neun Monate danach folgt der erſten Volksent— ſcheidung jetzt die zweite. Schon bei der erſten Volksabſtimmung im November vo— rigen Jahres wurde darauf gehalten, daß den Beſchlüſſen des Reichskabinetts die Volksentſcheidung möglichſt ſchnell nachfolgte. Zwiſchen dem Austritt aus dem Völkerbund und dem Termin der erſten Volksabſtim— Wochen. Diesmal ſind die Friſten noch ſtäuker verkürzt. Am 2. Auguſt wurde das Geſetz beſchloſſen, am 19. Auguſt, d. h. 17 Tage ſpäter, ſoll die Volks⸗ abſtimmuna bereits ſtattfinden. Die Friſten für die Andtellung der Wahlliſten und ihre Auslegung müſſen alſo ſo kurz wie möglich gefaßt ſein. Die vom Reichsinnenminiſter angeordnete Auslegung der Liſten am 11. und 12. Auguſt erfaßt in der Tat den ein⸗ zigen Sonntag, der in Betracht kommt. Das Merkmal der Abſtimmung am J 5 19. Aug ne von der 0 pol Frage Reichskanzler h Reichsinnenminiſter betont, daß Kabinett beſchloſſene Geſetz die au f Sanktion des deutſch kes erhalten ſoll. Damit wird der 2 des Kabinetts, der, wie der Reick ſelbſt ſchreibt,„eine verfaſſungsrechtli 0 res tſchland ſeinen Austritt aus gen Jahres Deutſchland ſeinen A it trauung“ mit den Funktionen des Reichspräſidenten darſtellt, der nochmaligen Entſcheidung des Volkes vorgelegt— eine Entſcheidung, die auf lange hinaus die Geſtaltung des Deutſchen Reiches und des deutſchen Staatsweſens beſtimmt. Geliebte Erzdiözeſanen! Einen überaus ſchweren und ſchmerzlichen Verluſt bedeutet für unſer Volk und Vaterland der Heim— gang des Herrn Reichspräſidenten General— feldmarſchall von Hindenburg. Mit inniger Wehmut wird im ganzen Reiche der Tod dieſes ehrwürdigen Greiſes empfunden, der in den ſchweren Jahren der Kriegs- und Nachkriegszeit der unerſchütterliche Hort und Hüter deutſcher Ehre und Würde geweſen iſt. Ueber das Grab hinaus in die Ewigkeit ſolge ihm eure Dankbarkelt in treuem Ge— bete! So erfüllt ihr die Mahnung des Apo— ſtels und folgt zugleich dem Beiſptel unſerer heiligen Kirche, die allezeit für die Obrigkeit gebetet und die Gläubigen zu dieſem Gebete angehalten hat. In allen Kirchen der Erzdiözeſe ſoll bis zum Tage der Beiſetzung einſchließlich Trauergeläute abends von 8 bis 9 Uhr ſtatt— finden. Desgleichen ſollen die Kirchen und kirchlichen Gebäude zum Zeichen der Trauer halbmaſt flaggen. Trauerparade der A Der Chef des Stabes der SA, Lutze, hat, wie der„Völkiſche Beobachter“ meldet, angeordnet, daß am Dienstag, den 7. Auguſt 1934, vormittags zwiſchen 11 und 12 Uhr, im geſamten Deutſchen Reich, von ſämtlichen SA⸗Einheiten Trauerparaden abgehalten werden. Zur gleichen Zeit wird die Beiſet⸗ zungsfeierlichkeit vom Tannenbergdenkmal durch Rundſunk übertragen. Ok. Frick an die Polizei Der Reichsminiſter und preußiſche Mini⸗ ſter des Innern Dr. Frick hat folgenden 100 an die Angehörigen der Polizei ge⸗ richtet: „Reichspräſident von Hindenburg iſt in die Ewigkeit eingegangen. Wir beugen uns vor der Allmacht des Schickſals und ſtehen in Ehrfurcht und Trauer an ſeinem Sarge. Groß und hoheitsvoll wird er ſtets in un⸗ ſerer Erinnerung fortleben als der Mann, der in den Zeiten des Verrats das Reich er⸗ hielt und deſſen Leben und Eigenſchaften de“ Polizei den Weg wieſen. Ein deutſcher Mann iſt geſtorben! Aber Deutſchland muß leben! Darum mit Adolf Hitler vorwärts! An die Gaupropagandaleiter und Funkwarke der NS DA. Die Reichspropagandaleitung der NSDAP gibt bekant: Der Rundfunk überträgt am Monkag, den 6. Auguſt, vormittags 12 Uhr, die Trauer⸗ feier des Deulſchen Reichskages, auf der der Führer ſpricht. Die Uebertragung wird am Monkag, den 6. Auguſt, 20 Uhr, wiederholt. Jerner überträgt der Rundfunk am diens⸗ tag, den 7. Auguſt, vormittags 11 Uhr, die Trauerfeier der Reichsregierung am Tan- nenbergdenkmal. Die Uebertragung wird am Dienskag, den 7. Auguſt, 20 Uhr wiederholt. Die Junkwarkorganiſation führt überall Ge⸗ meinſchaftsempfang durch. die jeweiligen Abhörſtellen werden durch die poliliſchen Leiter, in der Tagespreſſe, durch Plakatan⸗- ſchlag, Rundfunk uſw. bekannkgegeben. Die Funkwarke geben am Mittwoch, den 8. Auguſt, über ihre Kreis-⸗Gau-Funkwarke Ort und Umfang der durchgeſührlen Gemein- ſchaftsempfänge an. Hauplabkeilung Rundfunk im Keichspropa⸗ gandaminiſterium, Berlin W., Dreßler⸗Andreß, Reichspropagandaleitung Rundfunk. Der deutſche Lehrer Reichskagung des nationalſozialiſti- ſchen Lehrerbundes. Frankfurt a. M., 6. Auguſt. „Die erſte Reichstagung des Nationalſozia— liſtiſchen Lehrerbundes, zu der über 30 000 Lehrer aus allen Teilen des Reiches, aus Danzig, dem Saargebiet und aus Oeſter— reich nach Frankfurt gekommen ſind, wurde mit der Eröffnung der großen Lehrmitktelausſtellung durch Staatsminiſter Schemm eingeleitet. Durch die Lehrmittelausſtellung, ſo führte er aus, ſolle offenbar werden, daß der deut— ſche Lehrer nicht nur ein Idealiſt ſei, ſon— dern wiſſe, daß er wie jeder andere künſt— leriſche Menſch Handwerkszeug brauche. Der Begrüßungsabend ſtand im Zeichen der Trauer um Deutſchlands großen Toten, den Reichspräſidenten und Generalfeldmarſchall von Hindenburg. Staatsminiſter Schemm hielt die Gedenkrede. Dort, wo ein Leben abgeſchloſſen werde, das immer nur wieder Deutſchland geheißen habe, käme auch aus dem Grabe neue Lebenskraft. Die Begräü— ßungsanſprache von Miniſterialrat Rin gs— hauſen leitete über zu dem Teil der Kundgebung, der dem Kampf um die deutſche Saar gewidmet war. Der Führer der ſaarlän— diſchen Lehrerſchaft, Dr. Schweig, über— brachte namens des plötzlich verhinderten Staatsrats Simon die Grüße des Saar— deutſchtums. Der Kampf der deutſchen Leh— rer an der Saar habe in den vergangenen Jahren dem Ziel gegolten, immer dieſe kul— turelle Verbendenheit mit dem Geſamt— deutſchtum aufrecht zu erhalten. Neuordnung in der Studentenſchaft Neue Kreiseinkeilung.— Vier Reichs- inſpektionen. Berlin, 5. Auguſt. Der Führer der Reichsſchaft der Studie— renden an den Deutſchen Hoch- und Fach⸗ ſchulen und der NS-DStb.-Führer haben in gegenſeitigem Einvernehmen folgende An— ordnungen getroffen: 1. Als Führer der Reichsſchaft der Studie⸗ renden an den Deutſchen Hoch- und Fach⸗ ſchulen und als NS-DStb.-Führer ernen— nen wir uns gegenſeitig zu Stellvertretern. 2. Die bisherigen Kreiſe der NS-DStb. bzw. der Deutſchen Studenten- und der Deutſchen Fachſchulſchaft werden aufgelöſt. Mit der Abwicklung der Geſchäfte ſind die bisherigen Kreisführer der NS-DStb. bezw. der Deutſchen Studentenſchaft beauftragt. 3. Für die Reichsſchaft der Studierenden an den Deutſchen Hoch- und Fachſchulen wird nachfolgende neue Kreiseinteilung ge— troffen; mit der Führung der Kreiſe der Kreiſe der Deutſchen Studentenſchaft werden die entſprechend angeführten Perſonen kom⸗ miſſariſch beauftragt: Kreis Mitteldeutſchland (umfaſſend die NSDAP⸗Gaue Halle⸗Merſe⸗ burg, Magdeburg-Anhalt, Sachſen, Thürin⸗ gen, Kurheſſen): Pg. Wolf.— Kreis Weſt⸗ deutſchland(umfaſſend die NSDAP⸗Gaue eſtfalen⸗Rord. Weſtfalen⸗Süd. Eſſen, Düſ⸗ Erſte ein ſeldorf, Köln, Aachen, in reis f Heſſen⸗Raſſau, pfalz, Koblenz⸗Trier): Pg. Boehlke.— Süddeutſchland(umfaſſend die NS DA P⸗Gaue Baden, Württemberg, Bayeriſche Oſtmark, München⸗Oberbayern, Franken und Schwa⸗ ben): Pg. Scheel. 4. Im Nationalſozialiſtiſchen Deutſchen Studentenbund werden anſtelle der Kreis⸗ führungen vier Reichsinſpektionen geſchaffen. Mit der Führung wird kommiſſariſch beauf⸗ tragt für die Inſpektion Süd: Pg. Witt⸗ mann. f 5. Eine Vereinbarung über die genaue Arbeitseinteilung zwiſchen NS⸗DStb. und der Reichsſchaft der Studierenden an den Deutſchen Hoch- und Fachſchulen wird in kur⸗ zer Zeit abgeſchloſſen werden. (gez.) Derichsſeiler, NS⸗DStb.⸗Führer. (gez.) Feickerk, Führer der Reichsſchaft der Studierenden an den Deutſchen Hoch- und Fachſchulen. Widerſpenſtige Müller Die Getreidekriſe in Frankreich. Paris, 4. Auguſt. In Frankreich iſt eine gerichtliche Unter⸗ ſuchung gegen die Müllerverbände eingelei⸗ tet worden, weil ſie auf ihrer Tagung be⸗ ſchloſſen hatten, ſich über die geſetzlichen PVorſchriften des Getreidemindeſtpreiſes hin⸗ wegzuſetzen und ohne Rückſicht darauf beim Kauf wie beim Verkauf den freien Preis zu nehmen. Außerdem haben Müllerverbände der Provinz beſchloſſen, Geldſtrafen, die ge— zen ihre Mitglieder wegen Verletzung der Mindeſtpreiſe verhängt werden, auf die Verbandskaſſe zu übernehmen. Beſonders zugeſpitzt hat ſich die Geireide— kriſe in der Gegend von Chartellerault. Am 7. Juni hatte der Präfekt des Departements Vienne den Bauern verboten, bei den Bäk— kern das für ihre Familien notwendige Brot mit Getreidelieferungen zu bezahlen, eine Gewohnheit, die in der Gegend üblich iſt. Die Bürgermeiſter der Landgemeinden haben Proteſteingaben eingereicht, in denen ſie darauf hinweiſen, daß die Bauern ihr Brot garnicht bar bezahlen können und daß ſie andererſeits ſich auch durch Verkauf des Getreides nur ſchwer Geld verſchaffen könn— nda der Abſatz ſtocke. g Die Schau der Saar in Köln Eröffnung am 26. Auguſt. Köln, 6. Auguſt. Am 26. Auguſt findel die Eröffnung der großen Saarausſtellung durch den Reichsminiſter für Volksaufklä⸗ rung und Propaganda Dr. Göbbels in Köln ſtatt. Die große Saarausſtellung wird alle die Saar berührenden Probleme wie Politik, Kultur, Wirtſchaft umfaſſen. Sie wird einen eingehenden Ueberblick über Landſchaft, Volkstum, Sitten, Gebräuche und Geſchichte das Saarlandes geben. Wie wir hören, werden aus allen Teilen des Reiches Sonderzüge nach Köln zur Ausſtel⸗ lung geleitet, damit einer möglichſt großen Anzahl von Volksgenoſſen der Beſuch dieſer einzigartigen Ausſtellung ermöglicht wird. Neben der großen Saarkundgebung, die be— kanntlich ebenfalls im Auguſt in Koblenz ſtattfindet und auf der der Führer das Wort ergreifen wird, bietet dieſe Ausſtellung, de⸗ ren Material mit viel Liebe und Fleiß zu⸗ ſammengetragen worden iſt, einen ausge— zeichneten Ueberblick über Land und Leute an der Saar. Denutſche Tagesſchan Luftſperre am Tannenbergdenkmal. Das Reichsluftfahrtminiſterium gibt fol⸗ gende Verordnung bekannt: Um eine Stö⸗ rung der Beiſetzungsfeierlichkeiten zu ver— meiden, wird für Dienstag, den 7. Auguſt 1934, der Luftraum über dem Tannenberg⸗ nationaldenkmal einſchließlich eines Um— kreiſes von 10 Kilometern um das Denkmal als Luftſperrgebiet erklärt. Das Ueberflie⸗ gen dieſes Luftraumes iſt daher verboten. Weiterer Ausfall der Börſe. Aus Anlaß der Trauerfeierlichkeiten für den Reichspräſidenten bleiben die Berliner Bör⸗ ſenräume auch am Montag, den 6. und Dienstag, den 7. Auguſt 1934, für jeden Verkehr geſchloſſen. Die Deviſennotierungen finden an beiden Tagen wieder im Gebäude der Reichsbank ſtatt. Die deutſchen Börſen ſchließen ſich dem Vorgehen der Berliner Börſe an und halten ihre Märkte am kommenden Montag und Dienstag für jeden Verkehr ge⸗ ſchloſſen. Auslands⸗Nundſchau Neue Verhaftungen in Bulgarien. In Bulgarien iſt die innerpolitiſche Lage noch keineswegs ſo, wie es im Intereſſe der ſtaatlichen Sicherheit erwünſcht wäre. Neben den häufigen Verhaftungen von Kommuni⸗ ſtenführern trifft man in einigen Teilen des Landes immer noch verſteckte Waffenlager an. In der ſüdbulgariſchen Stadt Stani⸗ maka wurde von der Polizei eine große Säuberungsaktion vorgenommen, wobei in zahlreichen Häuſern Waffen beſchlagnahmt wurden; mehrere Perſonen kamen in Haft. Polniſch-ſowjetruſſiſcher Gefangenenaus⸗ kauſch. Zwiſchen Polen s Sowjetrußland ſollen ten Austauſch litiſ. 0 nen aufgenommen werden. Die Som ee katholi⸗ habe ſich bereiterklärt, eine Anzahl cher Prieſter auszutauſchen, die ſeit langen Jahren in der Verbannung leben. Polen will dafür weißruſſiſche Kommuniſten nach Sowjetrußland abſchieben, die zu langjähri⸗ gen Freiheitsſtrafen verurteilt worden ſind. Rooſevelt beſucht die Nordſtaaten. Präſident Rooſevelt iſt nach Abſchluß ſei⸗ ner Abi een Seereiſe in Portland aten gelandet. Zu ſeiner Begrüßung ſatten ſich Frau Rooſevelt und mehrere Ka⸗ binettsmiigtieder eingefunden. Der Präſi⸗ dent wird auf der Rückreiſe nach Waſhing⸗ ton die Nordweſtſtaaten beſuchen. Hierbei wird er mehrere Reden halten, die wahr⸗ ſcheinlich die Eröffnung des Wahlfeldzuges für die inn November ſtattfindenden Kon⸗ zreßwaß ten darſtellen werden. Zerwürfnis mit den franzöſiſchen Frontkämp⸗ ferverbünden. Die Tagung der franzöſiſchen Frontkämp⸗ ferverbände, in der der Regierung Doumergu— eine weitere Friſt gewährt wurde, war ziem⸗ lich verworren und war zeitweiſe ſtürmiſch Die ſtärkſte Gruppe des Spitzenverbandes der Nationalen Frontkämpfervereinigung iſt mit dem Verlauf der Tagung unzufrieden. Sie hat durch ihren Nationalrat eine Entſchließung annehmen laſſen, die eine Kampfanſage ay die Linksrichtung darſtellt. In einer außer⸗ ordentlichen Generalverſammlung der Grup⸗ penführer ſoll Beſchluß darüber gefaßt werden, ob ſich die Vereinigung vom Spitzenverband trennen und die Schaffung einer auf ſtreng nationalem Boden ſtehenden Frontkämpfer⸗ vereinigung vorbereiten ſoll. Kaukaſiſcher Widerſtand gegen den Bol⸗ ſchewismus. Die inn Süden der Sowjetunion wohnen⸗ den kaukaſiſchen Völkerſchaften regen ſich zu einem erneuten Vorgehen gegen den Bolſchewismus. Die Vorbereitungen zu einer gemeinſamen Konferenz dieſer Länder wer⸗ den von dem ſogenannten Unabhängig⸗ keitsausſchuß des Kaukaſus energiſch betrie— ben. Anſcheinend ſtehen große Ereigniſſe be⸗ vor, da das Streben der Völker des Kau⸗ kaſus von Aſerbeidſchan und dem nördli⸗ chen Teile Georgias nach einem erbitterten Kampfe gegen die bolſchewiſtiſche Annektion im ſtändigen Wachſen begriffen iſt. Politiſches Allerlei Budapeſt. Geza von Daruvary, Wirklicher Geheimer Rat und ehemaliger Vorſtand der Kabinettskanzlei des Kaiſers Franz Joſeph, nach dem Umſturz ungariſcher Juſtizminiſter und mehrere Jahre hindurch ungariſcher Miniſter des Aeußeren, iſt im Alter von 68 Jahren geſtorben. der Choleratod in Indien Viele Tauſende von Token. London, 5. Auguſt. Im Bezirk Ganjam in der indiſchen 79 15 vinz Madras iſt eine furchtbare Cholera Maſſenerkrankung ausgebrochen. Jwanzig Aerzle haben ſich von Kalkutta aus im Flug⸗ zeug an Ork und Stelle begeben. Die Land- ſtraßen ſind beinahe unpaſſierbar infolge der vielen von Ochſen gezogenen Karren, auf denen die Toten zu den landesüblichen Scheilerhaufen befördert werden. Die amtliche Liſte der Toten verzeichnei bisher mehr als 1000 Opfer, man befürchtet aber, daß die Zahl weitaus höher iſt, weil viele Bauern aus Angſt vor Anmeldung bei den Behörden ihre Toten dem Feuer überge— ben. Die Arbeit der Aerzte iſt außerordentlich erſchwert durch die Ab⸗ neigung der Eingeborenen gegen das Imp⸗ fen, weil ſie befürchten, durch eine ſolche Handlung die Göttin, auf deren Zorn ſie die Maſſenerkrankungen zurückführen, noch mehr zu reizen. Auch die Zentralprovinzen und die Vereinigten Provinzen Indiens ſind von der Cholera erfaßt, die ſchon über 5500 Opfer ſeit Anfang Juli ge⸗ fordert hat. In den Zentralprovinzen allein chen in der vorigen Woche 1500 Men⸗ chen. Furchtbares Unglück verhütet Mailand, 5. Auguſt. Auf der Eiſenbahn⸗ ſtrecke Aoſta—Turin ging in der Nähe von Arnaz eine Steinlawine nieder, die den Bahnkörper in einer unüberſichtlichen Kurve in kurzer Zeit unter Felsblöcken, Steinen und Erdmaſſen völlig begrub. Wenige Mi⸗ nuten ſpäter näherte ſich in voller Fahrt ein auf der Strecke verkehrendes Schienenauto⸗ mobil, das ſtark beſetzt war. Einige Meter vor der Unglücksſtelle brachte ein Bauer den Wagen zum Halten und verhinderte ſo ein ſchweres Unglück. Nachruf des Neichshandwerk⸗ Berlin, 6. Aug. Zum Ableben des Herrn Reichspräſidenten und Generalfeldmarſchalls von Hindenburg, Ehrenmeiſter des Deutſchen Handwerks, hat e W. G. Schmidt an das Deutſche Handwerk folgen⸗ den Nachruf gerichtet: Tief erſchüttert ſteht das Deutſche Handwerk an der Bahre eines der größten und edelſten Deutſchen aller Zei⸗ ten. So wie Hindenburg ein Vater des ganzen deutſchen Volkes geweſen iſt, ſo hat er auch ſtets ein warmes Herz für die Nöte und Sorgen unſeres Berufsſtandes gezeigt. N erfüllt tont, wie gern er Tite Führer des Handwerks wiſſen aus oft ſehr 0 c d Beſprechungen, wie ſehr Hindenburg ſich dem Handwerk verbunden fühl⸗ te und wie ſehr er immer beſtrebt war, ihm im Rahmen ſeiner Befugniſſe zu helfen. Er hat noch vor vier Wochen ſeiner Verbundenheit 9 1 U e bleiben⸗ Sdruck verliehen, daß er ihm eine Fu reramtskette verlieh. e ö 195 Wic deutſchen Handwerker können das An⸗ denken des großen Helden nicht beſſer ehren als dadurch, daß wir mit allen unſeren Kräf⸗ ten dem Mahnruf nachleben, den er noch kurz vor ſeinem Tode an uns gerichtet hat: Seid eurer Väter eingedenk, ihr deutschen Hano⸗ werker. Dient den Pflichten eueres Standes, 9 10 1 1 1 Gottesfurcht und aterlandsliebe und halte uſammen als Söhne eines Volles. 0 0 Dieſe Worte entsprechen den Grundzügen ſemes Charakters, und ſo ſoll uns der Ne Ehrenmeiſter, den das Handwerk gehabt hat, ſtets ein leuchtendes Vorbild unermüdlicher ſchlichter Pflichterfüllung bleiben. Erziehung und Bildung Die Reichstagung des NS⸗Lehrerbundes. Frankfurt a. M., 6. Auguſt. Die Arbeitstagung des NS⸗Lehrerbundes wurde in der Feſthalle eröffnet. Als erſter Redner ſprach der Gauobmann 2 Naſſau des NS. von Heſſen Nach einem Vortrag über„Vererbung und Erziehung“ des Pg. Dr. Gerhard Dreſel⸗ Leipzig, ſtellte Profeſſor Dr. Krieck⸗Heidel⸗ berg, in ſeinem Referat„Lehrerbildung im na⸗ tionalſozialiſtiſchen Staat“ für die Lehrerbil⸗ dung vier Grundſätze auf: Die Lehrerbil⸗ dungsſchulen ſind auf die nationalſozialiſtiſche Weltanſchauung zu gründen. Der erzieheriſche Aufbau iſt gegeben mit der bündiſchen Lebens⸗ form(§J uſw.). Der weltanſchaulich⸗wiſſen⸗ ſchaftliche Oberbau wird erreicht durch eine völkiſche Erziehungswiſſenſchaft. Oberſtleutnanr Stemmermann vom Wehrkreiskommando 5 ſprach anſchließend über „Wehrmacht und Nationalſozialismus“. Ueber„Hitlerjugend und Schule“ ſprach Pg. Bauer⸗ München. Der Lehrer 190 Zulechft müſſe durch die Zucht der SA, des Arbeits- dienſtes uſw. hindurchgegangen ſein. Miniſterpräſl dent Klagges-⸗Braunſchweig wies auf die Schaffung des Staatsjugend⸗ tages hin, der keine Einſchränkung in der Heranbildung bedeute, ſondern es ſei Aufgabe der nationalſoztaliſtiſchen Erziehungsreform hier einen Ausgleich zu ſchaffen. Neichsminiſter Nuſt betonte, ſeit Jahren haben Frankreich und Eng⸗ land auch Stunden ſchwerer Entſcheidungen er⸗ lebt, aber niemals iſt ihre Nation vor die Fra⸗ ge ihrer Exiſtenz geſtellt worden. „Die Aufgabe der deutſchen Zukunft wird gelöſt, wenn wir den neuen deutſchen Menſchen geſchaffen haben“. An die Stelle der Allgemeinbildung trete die nationalfozia⸗ liſtiſche Erziehung. Eine neue Schule kommt mit dem neuen Lehrer, wenn in der Schule der neue völkichos Meſnch erzieht und lehrt. Heſſens Bevölkerung Das Endergebnis der Volkszählung des letzten Jah tes. In der vom Statiſtiſchen Reichsamt her⸗ ausgegebenen Zeitſchrift„Wirtſchaft und Sta⸗ tiſtik“ werden die endgültigen Zahlen der Volkszählung vom 16. Juni 1933 veröf⸗ fentlicht. Die Zahlen für Heſſen zeigen folgendes Bild: Heſſen umfaßte am 1. Januar eine Fläche von 7692,01 qtm. Die Geſamteinwoh⸗ nerzahl betrug 1429 043. Davon waren 698 038 männlichen Geſchlechts. Im Jum 1925 betrug die Einwohnerzahl für den Volksſtaat Heſſen 1347279, wovon 655 964 männlichen Geſchlechts waren. Die Geſamtzunahme betrug 31 769 d. h. 6,1 v. H. An dieſer Zunahme hatten die männlichen Perſonen einen Anteil bon 42 074 oder 6,4 v. H., die weiblichen dagegen nur 5,7 v. H. In Heſſen kommen auf 1 qkm 185,8 Perſonen nach der neuen Zählung, während es 1925 nur 175,2 waren. Für die drei Provinzen Heſſens ergeben ſich folgende Zahlen: Die Provinz Starken⸗ burg hat eine Geſamteinwohnerzahl von 365 512, oovon 326 257 männlichen Geſchlechts ind. Am 16. Jun 1925 betrug die Geſamt⸗ einwohnerzahl Starkenburgs 624572, davon waren 305 570 männlich. Die Geſamtzunahme beträgt für dieſe Provinz 40 940 alſo 6, 0. H. Daran ſind die männlichen Perſonen mit 20 687 oder 6,8 v. H. beteiligt. Der An⸗ teil der weiblichen Perſonen beträgt nur 6,3 v. H. In der Provinz Starkenburg entfallen auf 1 qkm 221,9 Menſchen. Im Jahre 1925 waren es nur 203,3. Die Provinz Oberheſſen hat eine Geſamteiwohnerzahl von 342 620. Davon ent⸗ fallen auf die männlichen 169 461. Vorher betrug ſie 328 490, wovon 161 504 männlich waren. Die Provinz Oberheſſen hat ihre Ein⸗ wohnerzahl von den e Provinzen am wenigſten vermehrt, denn ihre Zunahme be⸗ trägt nur 14 130 oder 4,3 v. H Daran ſind die Männer mit 7957 oder 4,9 v. H. betei⸗ ligt. Die weiblichen Perſonen nur mit 3,7 v. O5, In Oberheſſen kommen auf 1 akm nur D. A. 1, VI 84 1085 FPeeyſtadt, 6. Auguſt. Hoff er D. Doehring⸗Berlin hielt : 1 F J0t in Freyſtadt, wo der Neſche⸗ präfident ven Neubeck aus den Gottesdienſt a en ſuchte, einen Trauergottesdienſt. Neben der Kanzel hängt die Ehrentafel mit den Namen der Gefallenen aus den Kriegen 1813, 1870 und 19 14.18. Daneben ſieht man verschiedene Familtenwappen, obenan die derer von Beneckendorff und von Hindenburg. Dem Pottesdienſt wohnte Oberſt von Hindenbur mit ſeiner Ga bei. Um ihn ſcharte ſi das Gutsperſonal von Neudeck. Hofprediger Doehring ſprach W der Treue, die zuerſt un im Himmel und auf Erden ſtehe. Er mahnte die Männer und Frauen der oſtpteußiſchen Erde, niemals zu vergeſſen, was der Beſveier Oſtpreußens ihnen als Vermächt⸗ nis hinterließ: tieſſtes Verantwortungsgefühl in 1 5 Lebenslage, tätige Vaterlandsliebe und fahlichee Frömmigteit. f Mit Hindenburg, ſo ſchloß Hofprediger Dohring ſeine Predigt, geht ein Geſchlecht zu Grabe, das drei Generationen ſah. Denkt daran, was ihr im Gedenken an dieſen Mann euren Kindern zu geben habt. Die Orgel intonierte das Lied vom guten Rameraden, dann ang die Gemeinde das Trutzlied„Eine feſte Burg iſt unſer Gott“. Sete Schluß ſprach Hofprediger Doehring ein bet, das in die Bikte um Gottes Kraft und 90 7 für den Mann, der als Führer von Volk und Reich Hindenburgs Erbe fortan verwaltet. ergreifende zuletzt Beiſetzung im Feldherruturm Die Vorbereitungen am Tannenbergdenkmal. Berlin, 6. Auguſt. Im Einvernehmen mit der Familie von Haͤnden bung hat der Führer und Reichs kanz⸗ ter Adolf Hitler angeordnet, daß die endgül⸗ tige Beiſetzung des Reichspräſidenten und Ge⸗ neralfeldmarſchalls von Hindenburg im Felo⸗ hertuturm des Tannenbergdenkmals erfolgt, der als Geuftkapelle eingerichtet wird. Die Vorbereitungen für die große Trauer⸗ feier und das Staatsbegräbnis für den Reichs⸗ präſidenten Generalfeldmarſchall von Hinden⸗ burg ſind in vollem Gange. Die im Tannen⸗ bergdenkmal ringsum vorhandenen Treppen- ſtufen werden dazu ausgenutzt, amphietheatra⸗ liſch anſteigende Plätze für 3500 Ehrengäſte zu ſchaffen. In der Mitte wird unter dem großen Kreuz der Katafalk errichtet, auf den der Sarg des Reichspräſidenten geſtellt werden ſoll. Hinter dem Katafalk wird eine Empore errichtet, bon der aus der Führer die Trauer⸗ rede halten wird. Der Sarg des Reichspräſt⸗ denten wird nach der Ueberführung ins Tan⸗ nenbergdenkmal gebracht, und zwar zunächſt in den Feldherrnturm, der mit Fahnentuch bal⸗ dachmartig beſpannt worden iſt, und deſſen Boden nach oſtpreußiſcher Sitte mit Tannen⸗ reiſig belegt und mit weißem Sand beſtreut worden iſt. Vor Beginn der Feier werden Reichswehr⸗ offiztere den Sarg zum Katafalk tragen. Je zwei Generäle und Admiräle werden den Sarg begleiten. In dem großen Ehrenhof des Tan⸗ neubergdenkmals werden zwei Kompanien In⸗ fanterie und eine Marinekompanie aus Pillau Aufftellteng nehmen. Zur Trauerparade, die von General von Niebelſchütz angeführt wird, gehören ferner zwei Schwadronen eines Rei⸗ terreniments und»wel Reichswehr batterien. die der Feier abfenern werden. Während der Ueberführung des Sarges aus dem Feldherrnturm zum Katafalk wird der Präfentiermarſch des Regiments des Reichspräſidenten, des 3. Garderegiments zu Fuß, geſpielt werden. Auf den Umgängen zwiſchen den einzelnen Türmen werden die Fahnenabordnungen der SA, SS, PO, des Arbeits dienſtes und des Kuyff uſerbundes Aufſtellung nehmen. Die Pole wird eine Ehrenformation im Ehrenhof aufſtellen. Am Katafalk wird eine Fahnenabordnung der Reichswehr mit 50 Regimentsfahnen der alten Armee, darunter auch die Fahnen der drei Hindenburgregimenter Auſtellung nehmen. Beſondere Plätze vor dem Katafalt ſind vorgesehen für die Reichsregie⸗ rung, die Länderregierungen und das diplo⸗ matiſche Korps. Im Vordergrund befinden ſich die Plätze für die Familienangehörigen. Während des ganzen Tages der Beiſetzung werden aus drei großen Opferſchalen Oypferſeuer emporlodern. Nach der Trauerfeier wird der Sarg des Generalfeldmarſchalls wiederum in den Feldherrnturm überführt werden. Die Teilnehmer an der Feier werden dann am Sarg vorübergehen. Das Tannenbergdenkmal und der Feld⸗ herrnturm werden zunächſt Tag und Nacht geöffnet bleiben. Offiziere und Unteroffiziere der Reichswehr werden weiterhin die Ehren⸗ wache halten. Hindenburgs letzte Fahrt Der Weg des nächtlichen Trauerkondukts. Deutſch⸗Eylau, 6. Auguſt. Am Montag abend um 9 Uhr findet in Neudeck doe Trauerfeier für den Reichspräſiden⸗ ten ſtatt. Anſchließend wird der Sarg auf eine Lafette gehoben und von dem unter Führung des Generals von Niebelſchütz aus Allenſtein ſtehenden Ehrenbataillon zwei Kilometer weit begleitet. Dort wird der Sarg auf die La⸗ fette eines Motorgeſchützes gehoben und von einer Motorbatterie, die von zwei Schwadro⸗ nen eines Reiterregiments begleitet wird, bis kurz vor Hohenſtein gebracht werden. Am Morgen wird der Sarg dann wieder von einem Ehrenbataillon übernommen und in alei— Ren von 104 Schuß vor Begin cher Weiſe wie von Neudeck aus zum Tannen⸗ berg⸗Denkmal gebracht. Auf dem ganzen Wege von Neudeck über Deutſch⸗Eylau, Oſterrode, Hohenſtein werden SA, SS, SJ und andete Verbände mit Fal⸗ keln Spalier bilden. Ueberall ſind ſchon Girlanden mit ſchwar⸗ zen Schleifen gezogen. Die Straßen ſind ein einziges Meet beflorter Fahnen. Der Weg wird teilweiſe mit Eichenlaub, Tan⸗ nengrün und Blumen beſtreut werden. Der Trauerkondukt ſoll morgens am Feldherrn⸗ hügel bei Froengenau eintreffen. Von dem Hügel aus hat Generalfeldmarſchall von Hin⸗ denburg die Schlacht von Tannenberg geleitet. Ueber Tannenberg und Mühlen, wo der Kampf am heißeſten getobt hat, geht es dann weiter nach Hohenſtein und die Anhöhe hin⸗ auf zum Tannenbergdenkmal. Gegen 5 Uhr wird der Sarg dort eintreffen. Unter Voran⸗ tritt der Fahnenkompanie wird dann der Sar in den Feldherrnturm gebracht werden. Erſt kurz vor Begin der Trauerfeier wird der Sarg auf den Katafalk vor dem großen Kreuz geſetzt werden, unter dem 20 Unbekannte Sol⸗ daten aus der Tannenbergſchlacht rule Neues aus aller Welt Die Deutſche Reichsbahn. Die Länge der don der Deutſchen Reichsbbahn Ende Mai 1934 betriebenen Strecken betrug 33 922,47 em, davon entfielen 919,36 km auf Schmal⸗ purbahnen.— 117 900 000 Perſonen wur⸗ den im Mai 1934 durch die Deutſche Reichs- bahn befördert gegenüber 104 500 000 Per⸗ ſonen im Mai 1933; für den Güterverkehr wurden während des Monats Mai 1934 durchſchnittlich 16703 Güterwagen täglich geſtellt; das bedeutet eine Steigerung der Wagengeſtellungen um rund 10 Prozent ge— genüber dem Vorjahr. Sagenhafter Goldſchah. Die wiederholte Suche nach einem aus dem Jahre 1702 ſtam⸗ menden Goldſchatz von Juwelen und ande— ren Koſtbarkeiten, die in der Bucht von Vi⸗ ga auf dem Meeresgrunde liegen, ſollen wie— der aufgenommen werden. Diesmal iſt es der ſpaniſche Ingenieur D. Moxo, der das kühne Unternehmen aufgreifen will und in Kürze bereits die erforderlichen Maßnah⸗ men trifft, da er verſicherte, N beſtimmt ſein Ziel erreichen zu können. Die Koſtbarkeiten befanden ſich an Bord von 19 ſpaniſchen Schiffen, die vor Vigo von der engliſchen Flotte verſenkt worden waren. Die erfte„laufende Straße“. In Mailand wird man in abſehbarer Zeit Gelegenheit haben, eine Straße bewundern zu können, welche wie die röllende Treppe dem Fuß⸗ änger das Gehen erſpart. Der Plan des Erfinders der laufenden Straße, übrigens die erſte der Welt, des Ingenieurs E. Bel⸗ loni, geht dahin, die Straße in ſechs Bän⸗ der aufzuteilen, die auf Rollen nebenein⸗ ander laufen, drei nach der einen Seite, drei nach der anderen und zwar mit verſchiede⸗ nen Geſchwindigkeiten, ſo daß der Anfänger auf einem langſamen Band beginnen kann, um dann als Fortgeſchrittener auf das ſchnelle Band überzugehen. Das ſchnellſte Band ſoll etwa die Geſchwindigkeit haben, die für Autos im Straßenverkehr zugelaſſen iſt. Diplomat ins Meer geſtürzk. Seit dem 25. Juli wurde der Botſchaftsrat der franzöſi⸗ ſchen Botſchaft in Rio de Janeiro ver⸗ mißt. Jetzt wurde von Fiſchern ſeine Leiche eborgen. Man vermutet, daß der Diplomat bei einem Spaziergang ſich zu weit auf die ins Meer hinausragenden Klippen vorge⸗ wagt hat und abgeſtürzt iſt. Welt und Wiſſen Ein Mechaniker wird Dokkor honoris cau- ſa. Die Univerſität Bern hat kürzlich die Hundertjahrfeier begangen. Es iſt intereſ⸗ ſant zu erwähnen, daß unter den Perſonen, an die bei dieſer Gelegenheit die Doktor⸗ würde„honoris cauſa“ verliehen wurde, ſich ein einfacher Arbeiter befindet. Dieſer war früher beim ſtädt. Elektrizitätswerk, daran in einer Fabrik als Dreher angeſtellt un hatte ſeine ßeie Zeit dazu benützt, um ſeine Kenntniſſe zu erweitern. Er hatte für die Rechtswiſſenſchaft ein ſolches Intereſſe, daß er mit der Zeit auf dieſem Gebiet ſelbſt eine Autorität wurde, wovon ſeine ſelbſtändigen Abhandlungen, die die Aufmerkſamkeit der Spezialiſten auf ſich zogen, Zeugnis ablegen. Der neue Doktor hat den Beruf eines Dre— hers aufgegeben und hat ſoeben das Amt eines Richters in Bern erhalten. Das Tannenberg-Natio⸗ naldenkmal bei Hohen- ſtein. Die Stätte der großen nationalen Trauerfeier für den verſtorbenen Reichspräſidenten von Hindenburg am 7. Auguſt. geduldig: „Ich ſehe“, ſagte er ſchroff,„Sie ſind ſo in Jahren fixen Ideen befangen, daß wir nicht weiterkommen. Wir müſſen die Verhandlung fortführen. Der Zeuge Lothar Ter— brügge.“ „Ruhe!“ ſagte Landgerichtsrat Huyſſen ſcharf, als ein Gemurmel von den Zuſchan rbänken kam.„Ich bitte, ſich vollkommen ſtill zu verhalten. Bei den geringſten Kund⸗ gebungen laſſe ich den Saal unverzüglich räumen!“ Der Gerichtsdiener hatte die Tür vom Sitzungsſaal zu dem Korridor geöffnet. „Der Zeuge Lothar Terbrügge!“ rief er laut. Lothar trat ein. Er ſah ſich nicht um. Er ignorierte vollſtändig die neugierigen Augen, die auf ihn gerichtet Er wußte, dort im Zuſchauerraum ſaßen viele Menſchen, mit denen er geſellſchaftlich und beruflich zu⸗ ſammenkam. Aber was kümmerten ihn jetzt Geſellſchaft, Zum erſten Male waren. Beruf, das Aeußerliche des Lebens? ſollte er Evelyn wiederſehen! Er ſuchte ſie mit den Augen. Dort ſaß ſie. ſchwarz gekleidet, mit einem elenden, verſteinten Geſicht. Nun wandte ſie den Kopf oſtentativ von ihm ab. Lothar ſeufzte leiſe auf. Dann trat er vor den Richter⸗ tiſch, machte ſeine Verbeugung. Nach Erledigung der Formalitäten fragte der Vor⸗ ſitzende: „Wollen Sie ſich bitte zu der Sache äußern, Herr Zeuge?“ nicht preisgeben.“ lächeln. Schmal, dafür empfängt.“ verſchließen. „Gern, Herr Präſident! Ein unſeliges Mißverſtändnis liegt vor, das ich leider vergebens bemüht war, aufzu— klären, ſeitdem ich von meiner Verwundung wieder her— geſtellt bin. Meine Frau glaubt, mich in einem Liebeskuß überraſcht zu haben. Aber dieſer Kuß, den meine Frau geſehen hat“, hier zuckte Evelyn zuſammen,„hat mit Lieben nichts zu tun. Vielleicht eher mit Dankbarkeit oder Senti- mentalität. Und nicht ich bin es geweſen, der dieſen Kuß, verlangt hat, ſondern die betreffende junge Dame. Ich 155 darf aber als Ehrenmann ihren Namen der Oeffentlichkeit Nun wurde ſogar Landgerichtsrat Huyſſen etwas un⸗ Mit Evelyns ſteinerner Ruhe war es vorbei. Glühende Scham jagte durch ſie und eine leidenſchaftliche Empörung. „Nicht preisgeben?“ fragte ſie heiſer vor Zorn.„Aber mich konnten Sie preisgeben? Ich bitte Sie, Herr Vor— ſitzender, verurteilen Sie mich. Aber erſparen Sie mir die Ausführungen des Heern Terbrügge. Ich bin zwar nicht ſo erfahren wie Herr Terbrügge, aber das eine weiß ich, ein Freundſchaftskuß ſieht anders aus.“ Nun lächelte der Vorſitzende unwillkürlich: „Was ſagen Sie dazu, Herr Zeuge?“ Auch Lothar mußte trotz aller ſeeliſchen Schmerzer Die Ausſagen über die Art des Kuſſes wären einem Luſtſpiel angemeſſener geweſen als dieſer Tragödie. „Ich will meiner Frau zugeben, daß der Kuß, den ſie beobachtet hat, vielleicht ein wenig herzlicher war als ein Freundſchaftskuß. Sonſt iſt aber ein Kuß im allgemeinen doch das, was ſich zwiſchen zwei Perſonen abſpielt. Und da kann es dann vorkommen, daß der eine Freundſchaftskuß erwartet und einen etwas zärtlicheren Ein lautes Gelächter durchlief den Saal. Selbſt die Beiſitzer vermochten nur mühſam den der Situation ent— ſprechenden Ernſt zu bewahren. Evelyn hatte ſich wieder geſetzt. Sie verbarg ihr Ge— ſich in den Händen, als wollte ſie für die ganze Welt ſich Der Vorſitzende meinte: „Ich denke, die Erörterungen über die Phyſiologie des Diskuſſion denn—“ Kuſſes laſſen wir hier beiſeite. Solange wir nicht das Zeugnis der betreffenden Dame haben, muß es dem Gericht überlaſſen bleiben, inwieweit es den Ausführungen des Herrn Terbrügge Glauben ſchenken will oder nicht.“ Nun meldete ſich der Verteidiger Evelyns: „Ich folge gern der Anregung des Vorſitzenden, die über „er ſah ſich um, der Wirkung des Witzes, den er in Bereitſchaft hielt, gewiß,„denn es wird uns ſo leicht nicht möglich ſein, einen Lokaltermin an Ort und Stelle. dieſe Angelegenheit zurückzuſtellen, darüber abzuhalten.“ Lothar Zartner einen zu tun.“ „Was ſagen Sie dazu, Angeklagte?“ Huyſſen an Evelyn. Wieder erhob ſich das laute Gelächter, und der Vor— ſitzende, ſelbſt mühſam ſeine Heiterkeit verbergend, mußte zur Ruhe mahnen. Der Juſtizrat fuhr fort: „Immerhin bildet doch dieſer Kuß, wenn ich dieſen Vergleich gebrauchen darf, den Angelpunkt für das phyſio— logiſche Verſtändnis der Tat der Angeklagten. Deswegen möchte ich Herrn Terbrügge zu bedenken geben, im Inter— eſſe der Wahrheitsfindung ſeine Zurückhaltung aufzu— geben und uns den Namen der Dame zu ſagen. Dis— kretion iſt gewiß eine ſchöne Sache, aber meine Klientin iſt ſchließlich auch ein Menſch, bei dem es um Ehre und Freiheit geht. Menſchen davon ab. Wenn das Gericht die Ueberzeugung gewinnt, daß ein Irrtum bei der Angeklagten durchaus möglich war, ſo würde der Wahrſpruch dementſprechend milder ausfallen können.“ ſagte: dieſer Dame zu nennen. Ich kann nur ſo viel ſagen, daß die betreffende junge Dame in meinem Intereſſe nach Venedig gekommen iſt, in der Abſicht, zwiſchen meinem Vater und mir wegen meiner Heirat zu vermitteln und eine Verſöhnung anzubahnen. meiner Frau in einer Ausſprache unter vier Augen das alles zu ſagen. Tie junge Dame wäre damit einverſtanden geweſen. Aber Evelyn hat kes mir unmöglich gemacht, das Auch hier hängt das Lebensglück eines 7 „Ich muß es ablehnen, den Namen? Es war mein Wunſch, wandte ſich (Fortſetzung folgt.) 770 4 7 4 4 5Oον DOE NN IEE. Urheberrechtsschutz: Fünf Türme Verlag, Halle(Saale) 75 2. Nachdruck verboten. Das mag wohl auch der Unterſchied ſein. Die Blume kann ſterben in widrigen Verhältniſſen, der Menſch aber... muß über ſie hinausleben.“ Suſanna ſchien den rechten Sinn der Worte gar nicht verſtanden zu haben. Sie hatte auch nicht auf ſie geachtet. Nur der Stimme hatte ſie gelauſcht. Dabei mied ſie es, den Doktor anzuſehen, und fühlte immer noch die ſonder⸗ bare Befangenheit in ſich, die von Anfang an da war, und von der ſie nicht wußte, woher ſie kam. Aber ſie wollte ſich gegen das wieder aufkommende Schweigen wehren. So ſprach ſie: „Sie müſſen das Leben gewiß beſſer kennen als ich, Doktor Roſchwitz, und darum wird Ihnen das, was ich jetzt ausſprechen will, ſicher recht töricht erſcheinen. Ich meine, es liegt immer an uns Menſchen ſelbſt, was das Leben uns bringt. Wie wir es uns geſtalten, ſo iſt es, und ich denke, daß jeder Menſch die Kraft in ſich haben müßte, es nach ſeinem Willen zu formen.“ Kurt Roſchwitz ſtreifte Suſanna mit einem Blick, der zu ſagen ſchien: Du haſt dir alſo dein Leben geformt, wie du es wollteſt, und ich war der Narr, der wartete, daß ihm die Früchte in den Schoß fallen. Laut ſagte er: „So töricht ſind Ihre Worte nicht, und wenn jeder Menſch ſo tun könnte, wie Sie es ſagten, wäre es gut. Wann aber wiſſen wir, was wir wollen? Kommt ein Wunſch nicht oft über uns, und iſt da? Iſt einfach da und verlangt Erfüllung?! Können wir ihm dieſe geben, dann iſt es gut, können wir es aber nicht— was dann? Was nützt uns dann alle innerliche Kraft, mit der wir unſer Leben geſtalten wollen, wenn das, was wir wünſchen, nicht mehr im Bereiche des Möglichen liegt? Dann heißt es einfach entſagen und das Unerfüllte mit ſich herum⸗ ſchleppen, bis die Zeit es uns erleichtert.“ „Ein Menſch ſollte immer wiſſen, was er will!“ warf Suſanna zögernd ein. „Das iſt es ja eben, daß wir nie wiſſen, was in uns iſt. Wir glauben uns zu kennen und prahlen vielleicht vor uns und anderen damit. Und kommt dann etwas, was uns aus unſerer ſetbſtgefälligen Ruhe aufſchreckt, dann ſehen wir oft, wie hohl wir eigentlich ſind, und dieſe Erkenntnis macht uns bitter. Dann iſt es uns unverſtändlich, warum wir die Zeit vorher nicht genügend nützten, unſer Inneres gegen ſolche Heberfälle zu kräftigen.“ Kurt Roſchwitz' Stimme war bitter. Weit ging ſein Blick, über den Garten zu den Hügeln vor der Stadt. Wie ein weißer Strich zog ſich die Landſtraße durch das Grüne, und ihn packie die Sehnſucht, wieder in das Unermeßliche der Welt zu ziehen, deren Weite ihm vielleicht Vergeſſen bringen würde. Erſt jetzt, da er Suſanna wiedergeſehen hatte, fühlte er die ganze Größe ſeiner Zuneigung. Suſanna ſah den Widerſtreit der Gefühle auf ſeinem Geſicht und fragte ſich: Was hat dieſen Mann in ſo kurzer Zeit ſo verändert? Ihm muß Schlimmes widerfahren ſein. Er ſieht aus, als ob er großes Leid in ſich trage. Und dann— ſpäter— war der Wunſch in ihr, ihm zu helfen oder wenigſtens teilnehmen zu dürfen an dem Drückenden, das auf ihm lag. Sie erſtaunte darüber nicht und dachte auch gar nicht daran, was wohl ihr Verlobter dazu ſagen würde, wenn er wüßte, daß ſie das Vertrauen eines Mannes wünſche, der doch nur der Freund ihres Bruders war. Sie war überhaupt mit keinem Gedanken bei Hauenſtein. „Was iſt Ihnen geſchehen? Sie ſind nicht wie früher, Doktor Roſchwitz. Es iſt etwas in Ihnen, das Sie drückt, daran Sie ſchwer tragen. Sie ſind der Freund meines Bruders. Sie haben mir damals, am Todestage meines Vaters, aufrichtige und ehrliche Teilnahme gezeigt. Sagen Sie mir, was es iſt; vielleicht kann ich helfen?“ Eine große Unruhe überkam Kurt Roſchwitz. Was ſollte das nun? Warum ſprach ſie ſolche Worte? War Suſanna immer noch ein Kind, das, einem plötzlichen Impuls folgend, ſo ſprach, oder wußte ſie, wie es in ihm ausſah? Aber der Eifer ihrer Worte hatte zu echt ge⸗ klungen, als daß ein Falſch dahinter ſein könnte. Das konnte er nicht glauben. Wie aber kam ſie zu dieſer Be— ſorgnis? Trug er alles ſo zur Schau, daß jedermann in ſeinem Geſicht leſen konnte? Was ſollte er nun tun, was ſollte er ſagen? War es nicht das Beſte, er brech dieſes vom Zufall gefügte Zuſammentreffen ab? Alles in ihm war in Aufruhr. Und wenn es ihn hinriß? N Doch dieſes Mädchen, mochte es nun empfinden, was es wollte, es gehörte ja nicht mehr ſich ſelbſt. Längſt hatte ja ein anderer ein Recht auf ſie. Einer, der ſchneller und ſtrupelloſer geweſen war als er, der geglaubt hatte, auf ihre Jugend Rückſicht nehmen zu müſſen. Er hatte bei dieſem Spiel verſpielt. Er wollte gehen. Aber eins mußte er vorher noch wiſſen. Warum, aus welchem Grunde hatte ſie dieſe Worte an ihn gerichtet? Dieſe Frage konnte und ſollte ihm niemand verwehren. „Darf ich wohl erfahren, wem ich Ihre Anteilnahme verdanke, Fräulein Sanna?“ Suſanna mied ſeinen Blick nicht, vielmehr erhob ſie ihn und ſah ihm voll ins Geſicht. „Ich bin glücklich— und möchte, daß es andere auch ſind; und da ich ſehe, daß Sie etwas quält, frage ich mich, was das ſein kann? Nicht müßige Neugier iſt es, die mich fragen läßt— nur herzliche Teilnahme.“ Mit Mühe unterdrückte Kurt ein höhniſches Lachen, Alſo das war's! Billiges Mitleid mit ihm, weil er nicht mehr der alte Spaßmacher war. Und er— Narr!— hatte Augenblicke lang geglaubt, es wäre mehr. Eine Torheit war es, daß er daran gedacht hatte. Was war er denn gegen einen Alexander Hauenſtein? Nichts! Eine Null! Die Worte, mit denen er ſich an Suſanna wandte, waren voll bitterer Selbſtironie: „Ich bin nicht anmaßend genug, um Sie, mein gnädiges Fräulein, mit meinen kleinen Sorgen zu be— helligen. Denn gewiß würde Sie das nur langweilen, und dieſe Taktloſigteit will ich mir nicht zuſchulden kommen laſſen.“ Suſanna fuhr aus ihren Träumen auf und ſah das veränderte Geſicht Kurt Roſchwitz'. Mit leiſem Vorwurf ſagte ſie zu ihm: „So ſollten Sie nicht ſprechen. So gegen Ihr beſſeres Empfinden. Es iſt Ihrer unwürdig. Ich meine, wenn Sie mir kein Vertrauen ſchenken wollen, ſo ſollten Sie mir das geradeheraus ſagen, ohne es mit Phraſen zu um⸗ kleiden.“ Nach dieſen Worten Suſannas war eine lange, pein⸗ liche Stille. Sie ſelbſt hielt den Kopf wieder geſenkt. Ihre Gedanken waren jetzt bei Hauenſtein, den ſie mit Kurt Roſchwitz verglich. Seltſam, daß ſie dieſes bisher noch nicht getan hatte! Es konnte wenig ſo verſchieden ſein wie dieſe beiden Männer, von denen der eine ihr Verlobter, und der andere...? Ihr Gedankengang ſtockte unter dieſer Frage. Was hatte ſie denn eigentlich mit Kurt Roſchwitz gemein? Blieb er für ſie nicht eine fremde Perſon, auch wenn er der Freund ihres Bruders war? Dieſe Wendung kam ihr erſchreckend, aber ſie blieb ehrlich und ſtark genug gegen ſich ſelbſt, nicht achtlos daran vorüberzugehen. Vielmehr zwang ſie ſich zur Beant⸗ wortung der Frage, welcher Art die Sympathie ſei, die ſie dieſem Manne entgegengebracht. Aber noch ehe ihr Denken ein Ergebnis gezeitigt hatte, ſprach Kurt Poſch⸗ witz zu ihr: „Die Zurechtweiſung, die Sie mir gaben, mag ich ver⸗ dient haben. Keinesfalls ſollten meine Worte einen tangel an Vertrauen enthalten. Zwingt uns nicht oft das Leben, gerade dort zu ſchweigen, wo wir am liebſten ſprechen würden! Wenn auch das Herz zum Sprechen neigt, gebietet doch oft der Verſtand das Schweigen. Und dagegen nützt uns kein Auflehnen. Nur blinder Gehorſam bleibt uns. Damit müſſen wir uns zufrieden geben. Auch ich!“ Suſanna nickte ſtill, und zwiſchen beiden war wieder das Schweigen von vorher. Kurt Roſchpwitz ſagte ſich in einem fort, daß er jetzt gehen müſſe. oer er ging nicht, er blieb— und wußte nicht, wozu. Durch ſein Bleiben wurde doch alles noch ſchlimmer; er verbitterte ja nur noch mehr. Suſanna indeſſen war zu ihren vorherigen Gedanken zurückgekehrt, und mit dieſen kam ihr eine Erkenntnis, über die ſie erſchrak. Sie glaubte, die Urſache der großen Weſensänderung Kurt Roſchwitz' gefunden zu haben. Der feine Inſtinkt der Frau hatte ſie wohl auf die rechte Fährte gebracht. Es konnte nicht anders ſein: Kurt Roſchwitz liebte und war unter dieſer Liebe nicht glücklich. Da war etwas in ihr, das ſich gegen dieſe Erkenntnis wehrte, das ihr weh tat. Wer mochte das Weſen ſein, das Kurt Roſchwitz liebte, und das ihn verſchmähte? Faſt war es wie Neid auf dieſe Unbekannte. Doch dann wurde ſie zornig auf ſich. Was ging ſie das an? Mochte doch Kurt Roſchwitz lieben, wen er wollte. Sie tat es ja auch und war Alexander Hauenſteins Braus und in einer Woche ſollte ihre Hochzeit ſein, und ſie freute ſich darauf. Oder nicht? Suſanna ſchalt ſich eine Närrin und verſuchte, ihre Ge⸗ danken als abſurd hinzuſtellen, was ihr indeſſen nicht ganz gelaug. Sie waren ſtörriſch und gingen ihren eigenen Weg. Zäh kehrten ſie immer wieder zu Kurt Roſchwitz zurück, bis ſie dann in einem Anflug von Aerger und Trotz von ihrer Reiſe und Hauenſtein zu erzählen begann. An⸗ fangs ſtockend, redete ſie ſich mehr und mehr in einen künſtlichen Eifer hinein. Dann hörte ſie die Gartentür klappen und des Bruders wohlbekannten Schritt. Da erhob ſie ſich ſchnell und trat zu Roſchwitz. Etwas Drängendes trieb ſie zu der Frage: „Sie lieben, Kurt Roſchwitz?“ „Ja— ich liebe ein Mädchen.“ Fritz Grovenſtahls Geſtalt kam hinter einem nahen Gebüſch hervor. Suſanna ſah den Bruder und dämpfte ihre Stimme. „Und dieſes Mädchen— Kurt Roſchwitz?“ Der ſah nicht das Weiche, Bittende in ihren Augen. Er dämpfte auch ſeine Stimme nicht. Nein! Es bereitete ihm eine große Genugtuung, ihr alles frei ins Geſicht zu ſchleu⸗ dern, denn er glaubte nun zu wiſſen, was Suſanna zu dieſer Frage trieb. „Dieſes Mädchen— Suſanna— liebt einen anderen, der reicher iſt. Und ich dente, es wird nicht lange währen, daß aus meiner Liebe eine tiefe Verachtung wird.“ Seine Augen flammten, und die Worte waren kalt. Noch einmal umfaßte er mit einem Blick voll grauſamen Vergnügens die Geſtalt Suſannas. Dann trat er raſch zu Fritz Grovenſtahl und ging mit dieſem ins Haus. Suſanna blieb allein. Nur das Blühen war um ſie, und eine Unfähigkeit des Dentens in ihr. Darum konnte ſie Kurt Roſchwitz nicht verſtehen. Aber es war ihr bange vor der Zeit, da ſie es einmal können würde. Als Suſanna ſpäter nach dem Hauſe ſchritt, ſah es aus, als ob ſie ſehr müde wäre. 1 *** Wenige Tage vor Suſannas Hochzeit tam Klaus Grovenſtahl nach Hauſe. Ihm hatte der Winter viel Neues gebracht. Durch einige kleinere, aber erfolgreiche Konzerte und die guten Beziehungen, die er zu ſeinen Lehrern unterhielt, hatte er raſch Eintritt in die maßgebende Ge⸗ ſellſchaft der großen Stadt gefunden. Auch ſonſt hatte ihn das Leben mit offenen Armen empfangen, und ſo kam es, daß er nicht der Schweſter Hochzeit wegen heimkam. Auch ſeinetwegen; er hatte Schulden und brauchte Geld. Das nahm er nun nicht etwa ſchwer. Nach ſeiner Mei⸗ nung konnte es ja zu Hauſe keine Schwierigkeiten geben, ſeit Suſanna ſich mit dieſem Kröſus verlobt hatte. Klaus war ein wenig leichtfertiger geworden. Er hatte gemeint, ein Haus voll Jubel und Trubel vorzufinden, aber bald mußte er einſehen, daß die von ihm gehegte Meinung eine irrige war. Es hatte ſich nichts zu Hauſe geändert. Noch genau dieſelben ein wenig engen Lebensverhältniſſe waren da wie vor ſeinem Weggange. Von den wenigen Vorbereitungen zum Feſte abgeſehen, blieb es ſtill wie zuvor. Das war nach den Tagen voll ruheloſen Lebens eine Ernüchterung für ihn und ſtimmte ihn ein wenig düſter. Mit Bangen ſah er der Stunde ent⸗ gegen, da er den Bruder, der immer noch mit jedem Pfennig rechnete, um das Geld bitten mußte, das er zur Regelung ſeiner Schuld brauchte. Gewiß, es war keine übermäßig hohe Summe, aber einige tauſend Mark mußten es doch ſein. Einmal hatte Klaus dem Bruder ſeine letzten Kritiken gezeigt, von denen eine beſonders günſtig für ſeine Zu⸗ kunft ſprach. Da war auf deſſen abgeſpanntes Geſicht ein Lächeln des Stolzes gekommen.„Es tut wohl“— hatte er zu ihm geſagt—,„nach vielen ſchlechten wieder einmal eine gute Botſchaft zu hören.“ In Klaus entfachten dieſe Worte einen großen Zorn gegen ſich ſelbſt. Er hatte ja bald erkannt, wie ſchwer der Bruder an der Bürde ſeiner Sorgen trug. Und nun mußte auch er noch mit ſeiner Bitte kommen. Mit einem flüchtigen Händedruck war er davon⸗ gelaufen, zu Regenhardts, wo Mary bereits ſeiner wartete, **.* Die Verlobung Suſanna Grovenſtahls mit dem be⸗ kannten Induſtriellen Alexander Hauenſtein hatte einiger⸗ maßen Verwunderung erregt, und mit nicht geringer Spannung wurde die Hochzeit erwartet. Aber wer ſich von ihr eine Entfaltung von übermäßigem Luxus und aroßer Eleganz verſprach, kam nicht auf ſeine Rechnung. Sie fand ſchlicht, ohne übergroße Ausdehnung auf Ver⸗ wandten⸗ und Bekanntenkreiſe, in engſter Familie ſtatt. Gerda Degener, die ſich augenblicklich in einem Lehre⸗ rinnenſeminar in Thüringen befand, hatte ihr Kommen abgeſagt; doch fand kaum jemand etwas dabei. Nür Fritz Grovenſtahl war es eine ſtille Freude, daß dieſes Mäd⸗ chen ſich tapfer ſeinen Weg bahnte und ſich durch nichts von der Arbeit abhalten ließ. Sie würde gewiß das Ziel er⸗ reichen, das ſi- ſich geſteckt hatte. Das gefiel ihm. Immerhin lag das Werk am Hochzeitstage ſtill. Die Arbeiter hatten ihren Feiertag. Von dem hohen Verwal⸗ tungsgebäude grüßte die Grovenſtahlſche Hausflagge. Auch das kleine Haus war feſtlich geſchmückt. Da war mit Blumen nicht geſpar: worden, und innen und außen ein einziges Blühen, das die junge Braut begrüßte, als ſie am Arm Alexander Hauenſteins die wenigen Stufen des Hauſes hinabſchritt zum Auto, das ihr Hauenſtein als Brautgeſchenk mitgebracht hatte. Sie ſah ſehr blaß aus und ſehr jung, die Sufanna Grovenſtahl. Nun war der Tag, nach dem ſie ſich Wochen hindurch geſehnt hatte, herangekommen. Es war ganz ſtill in ihr; ganz ruhig war ſie, als ob ſie gar nichts emp⸗ fände. Nur über eins wunderte ſie ſich jetzt: Warum fie wohl die letzten Tage immer gewünſcht hatte, der Tag ihrer Hochzeit möchte nicht ſo bald oder auch gar nicht herankommen? Als ob die Zeit beſtechlich wäre und ihr zuliebe langſamer laufen oder gar ſtehenbleiben würde! Sie wußte gar nicht, wie ſie auf ſo törichte Gedanken hatte kommen können? Sicher war es nur Scheu geweſen, die ſie vor dem kommenden Zuſammenleben mit einem Manne hatte bangen laſſen. Aber jetzt war ſie doch ruhig. Noch ganz kurze Zeit, dann war ſie Alexander Hauenſteins Weib. Sie freute ſich ja auch darauf. Oder nicht? Da hielt der Wagen vor dem Portal der Kirche, und Suſanna wurde aus ihren Gedanken geriſſen. Zur Kirche gaben dem Brautpaar nur die Zeugen und die Familienangehörigen das Geleit. Die wenigen anderen Geladenen— es waren dies nur Konſul Regenhardt mit Gemahlin und Tochter, ſowie Kurt und Liſa Roſchwitz— nahmen nur an der weltlichen Feier teil. Wohl hatte der Doktor dieſe Einladung abweiſen wollen, abet auf eine perſönliche Bitte Fritz Grovenſtahls hin hatte er ſie mit der Erklärung angenommen daß es ja jetzt ſchon gleich ſei, ob er auch noch dieſes eine, das letzte, über ſich ergehen ö ließe oder nicht. 5 Gute, ſchöne Worte ſprach der Geiſtliche über die Knienden. Ob ſie aber in die Herzen der beiden drangen? Als an Suſanna die Frage kam, antwortete ſie bewußt laut mit einem„Ja!“. Dann brauſte die Orgel auf in ge⸗ waltigen Tönen, die wohl das Herz bis in alle Tiefen auf⸗ wühlen konnten. Nur Suſanna empfand nichts. Es ſchien, als ob ſie für alles Feierliche eine große Gleichgültigkeit hätte und das Ende dieſer Zeremonie herbeiſehnte. In Wahrheit aber empfand ſie nichts— gar nichts. Hätte die Feier noch Stunden gedauert, es wäre ihr ebenſo gleich geweſen wie jetzt, da ſie zu Ende war. 1 55 Fortſetzung folgt.) gegen 99,9 im Jahre 1925. In inheſſen wohnen nach den neuen Ergebniſſen 420 916 Perſonen. Davon ſind 204 3 20 männlichen Geſchlechts. 1925 betrug die Einwohnerzahl Rheinheſſens 394 217, wo⸗ von 188 890 männlichen Geſchlechts waren. Die Geſamtzunahme betrug 26 699 oder 6,8 v. H. An dieſer Zunahme ſind die männlichen Perſonen mit 13 430 oder 7,1 v. H. beteiligt, die weiblichen dagegen nur mit 6,5 v. 5 Auf 1 qkm kommen in Rheinheſſen nun 299,8 Perſonen; im Jahre 1925 waren es 280,6 Die einzelnen Kreiſe Heſſens zeigen fol⸗ gende Bevölkerungszahlen: Bensheim 78 919, Darmſtadt 154537, Dieburg 68 102, Erbach 49 968, Groß⸗Gerau 69 948, Heppenheim 59 000, Offenbach 185 038, Alsfeld 39 157, Büdingen 44 648, Friedberg 93 481, Gießen 105 621, Lauterbach 30 945, Schotten 28 768 Alzey 43 951, Bingen 47821, Mainz 175 632 Oppenheim 49 568, Worms 103 944. Aus Heſſen und Naſſau * Fraakfurt e. M., 5. Aug.(Aufklä⸗ rung eines tödlichen Motorradun⸗ falls.) Der Frankfurter Poltzei iſt es ge— lungen, den Todesfall des Motorradfahrers Geißner auf der Straße Walldorf—Frank— furt aufzuklären. Sie fand an einem Bauern— fuhrwerk aus Klein⸗Gerau, das nach Frank— furt gefahren war, die Spuren des aufge⸗ fahrenen Motorrades. Es ergab ſich, daf Geißner auf das Fuhrwerk, das unbeleuch⸗ tet war, von hinten auffuhr. Der Wagen— beſitzer fuhr nach Frankfurt weiter, will je— doch Bahnbeamte in Mitteldick auf den Un⸗ fall aufmerkſam gemacht haben. Wiesbaden, 5. Aug.(Verkehrsun⸗ fall am Wandersmann.) Der Portier Karl Will aus Okriftel hatte mit ſeiner Frau, ſeiner verheirateten Tochter Elſe Konradi und deren zehnjährigen Sohn Heinz eine Radtour gemacht, um Verwandte in Nordenſtadt zu beſuchen. Auf der Heimfahrt kam den Rad— fahrern ein Auto von Frankfurt entgegen. Der Wagen geriet aus bis jetzt noch nicht ge— klärter Urſache ins( und fegte buchſtäbl: en Will, ſeine Toch⸗ ter und ſeinen Enke! on der Straße hinweg. Will erlitt außer Ober⸗ und Unterſchenkel⸗ brüchen auch ſchwere innere Verletzungen, Frau Konradi Arm- und Beinbrüche ſowie Geſichts— wunden und der 10jährige Heinz Konradi große Schnittwunden am Kopf. Frau Will ſowie die Inſaſſen des Wagens blieben un— verletzt. Wiesbaden, 5. Aug.(Beileid der Stadt.) Oberbürgermeiſter Schulte hat na⸗ mens der Stadt Wiesbaden an Oberſt von Hindenburg ein Beileidstelegramm gerichtet und darin gebeten, das aufrichtige Beileid der Stadt Wiesbaden entgegenzunehmen. Die Stadt erinnere ſich immer dankbar der Ehre des hohen Beſuchs des Entſchlafenen anläßlich ihrer Befreiung von fremder Beſatzung. Pfungſtadi, 5. Aug.(Bürgermerſter Steinmetz bleibt.) Bürgermeiſter Stein— metz hatte aus Geſundheitsrückſichten ſein Rück— trittsgeſuch bei den zuſtändigen Stellen der Regierung und der Partei eingereicht. An den maßgebenden Stellen wurde jedoch unter Himweis auf die muſtergültige Entwicklung der Verhältniſſe in Pfungſtadt größter Wert auf ſein weiteres Verbleiben gelegt. Auf Wunſch der Kreisleitung hat deshalb Bürger⸗ meiſter Steinmetz die Rückſichtnahme auf ſeine Geſundheit zurückgeſtellt und wird auf dem ihm anvertrauten Poſten bleiben. Offenbach, 5. Aug.(Offenbacher Sol⸗ datentage verſchoben.) Infolge des Ablebens des Herrn Reichspräſidenten werden die Offenbacher Soldatentage, die vom 4. bis 6. Auguſt ſtattfinden ſollten, vorläufig nerſchoben. Nach Mitteilung der Feſtleitung udern, überſchlug ſich ö 1 991 behalten bie gelöſten starten ihre Gültigkeit. Die Tage, an denen das Feſt abgehalten wird, werden noch bekanntgegeben. Bensheim, 5. Aug.(Falſchgeld.) In letzter Zeit ſind in hieſigen Geſchäften mehrere falſche Zweimarkſtücke eingezahlt worden. Das Falſchſtück iſt von dem echten Stück nur durch den hellen, etwas matten Glanz und beim Aufwerfen durch den helleren Klang zu un⸗ terſcheiden. Auch iſt das Falſchſtück 1,3 Gr. leichter als das echte. Falſchgeld trägt die Jahreszahl 1926 und den Buchſtaben F. Sport vom Honntag VfK Schifferſtadt und Siegfried Lubwigs⸗ hafen trennten ſich in Schifferſtadt im erſten Gang der Endrunde um die ſüddeutſche Mannſchaftsmeiſterſchaft im Ringen unentſchie⸗ den 8:8. Der Rückkampf am 18. Auguſt in Ludwigshafen bringt nun erſt die Entſchsidung. * Der 1. Karlsruher Borvecein ſchlug zu⸗ hauſe die Borſtaffel der Würzburger Kickers mit 11.5 Punkten, wobei zu erwähnen iſt, daß die Gäſte drei Kämpfe durch Uebergewicht ihrer Vertreter verloren. * Anion Böckingen, Württembergs Haßsall⸗ meiſter, eröffnete die neue Spielzeit mit einem Treffen gegen den FC Villingen 08 auf deſ⸗ ſen Platz. Ber der Pauſe ſtand die Partie noch 1:1, zum Schluß hieß es 412 für die Böckinger. ö Das 31. Straßenrennen„Rund um Berlin“ über 230,7 Kilometer, als letzter Lauf zur Meiſterſchaft unſerer Berufsſtraßenfahrer aus⸗ getragen, wurde bei den Profeſſionals von Kurt Stöpel(Berlin) in 6:40:32 Stunden vor Geyer(Schweinfurt), Huſchke(Berlin) und Bautz(Dortmund) gewonnen. Stöpel hat ſich durch dieſen neuen Sieg die deutſche Mei⸗ ſterſchaft, die nach neunjähriger Unterbrechung erſtmals wieder ausgetragen wurde, geſichert. Ber den Amateuren kam der Düſſeldorfer Wierz, der acht Tage vorher den Großen Straßenpreis von Hannover gewann, erneut in 6:55:08 Stund, vor Löber(Frankfurt) und Huth(Berlin) zum Sieg. * Der große Induſtriepreis von Remſcheid über 160 Kilometer mit Start und Ziel in Remiſcheid wurde eine Beute von Meurer (Köln), der mit einer Fahrzeit von 434 Stunden vor Paffrath(Ohligs), Voigt(Wup— pertal), Moritz(Köln) und Diedrichs(Hom— bruch) den erſten Platz belegte. Bergiges Ge— lände ſtellte an die Fahrer große Anforderun— gen, ſo daß auch ein großer Teil der Fahrer das Ziel nicht erreichte. Das 17 Straßenrennen„Rund um Stutt⸗ gart“ über 150 Kilometer geſtaltete ſich zu einem vollen Erfolg. Sieger des Renenns wurde B. Stütz(Stuttgart) in 4:25:50 Stun⸗ den vor Heller(Schweinfurt), Kiedaich(Stutt⸗ gart), Koch(Stuttgart) und Lähr(Stutt— gart). * Caracciola fährt neuen Rekord Das am Sonntag zum 10. Male ausgetra— gene Rennen auf dem Klauſenpaß um den Großen Bergpreis der Schweiz brachte den deutſchen Fahrern und auch den deutſchen Erzeugniſſen weder ſchöne Erfolge. Rudolf Caracciola gelang es auf Mercedes-Benz, ſei— nen vor zwei Jahren aufgeſtellten Klauſen— rekord von 15:50(81.450 Stundenkilometer) um eine halbe Minute auf 15:22,2(83,930 Stundenkilometer) zu verbeſſern. Unter der alten Rekordzeit bließ auch noch der Zweite der Rennnagenklaſſe, Hans Stuck, auf Auto⸗ Union mit 15:25,4. Oſterrod dieſen unreellen Handel, wodurch ehr⸗ bare Geſchäftsleute ſchwer geſchädigt wurden, ſchon ſeit längerer Zeit betrieben und die ge⸗ ſtohlenen Fahrräder nicht nur in Mainz⸗Bi⸗ 10 ſondern auch anderwärts verkauft haben. Mainz, 5. Aug.(Zwei Jahre Ge⸗ fängnis wegen gefährlicher Kör⸗ perverletzung.) Vor der Großen Straf⸗ kammer fand das Eiferſuchtsdrama des 22 jährigen Jakob Weingärtner und ſeiner 18. jährigen Ehefrau ſeinen Abſchluß. Der von Eiferſucht geplagte Angeklagte hatte am 22. Mar d. J. von einem„guten Nachbarn“ in Erfahrung gebracht, daß ſich ſeine Frau mit einem über das Dach zu ihr gelangten Mann unterhalten habe. Er machte ſeiner Frau des⸗ halb Vorwürfe und im Verlauf der erregten Unterhaltung ſtach er ihr mit einem Küchen⸗ meſſer in gefährliche Nähe des Herzens. Um ein Weniges wäre der Tod der Verletzten eingetreten. Wegen der Gefährlichkeit der Ver⸗ letzung beantragte der Staatsanwalt drei Jahre Gefängnis. Das Arteil lautete auf zwei Jahre Gefängnis, wobei insbeſondere die Schwere der Bluttat in Erwägung gezogen wurde, die aus einem ganz nichtigen Anlaß geſchah. In der Hauptſache dürfte die Er⸗ regung des Angeklagten durch überreichlichen Alkoholgenuß herbeigeführt worden ſein. Hechtsheim, 5. Aug.(Straßenüber⸗ fabl.) Eine 25jährige Radfahrerin aus Ebers— heim wurde auf dem Wege nach Mainz in der Nähe von Hechtsheim von einem Fußgän— ger überfallen, der ihr einen Schlag auf den Kopf verſetzte, ſie in den Straßengraben warf und dort vergewaltigte. Als der Un— hold der Ueberfallenen auch noch das Rad abnehmen wollte, kam gluaucherweiſe ein an⸗ derer Radfahrer, der ihn verſcheuchte. Der Täter iſt unbekannt. Genſingen, 5. Aug.(Unfall beim Dreſchen.) Hier geriet ein auswärtiger Ar— beiter mit der Hand in die Trommel am Dreſchkaſten. Dem Bedauernswerten wurde das Fleiſch von der Hand abgeriſſen. Er kam ins Krankenhaus nach Bingen. Keine unnötigen Viehverläufe Ein Aufruf an die Bauern in Baden und Pfalz. Der Reichskommiſſar für die Milch-, Vieh⸗ und Fettwirtſchaft hat mich auf Vorſchlag des Landesbauernführers zum Bezirksbeauftragten für die Viehwirtſchaft für Baden-Pfalz be⸗ rufen. Als Tragik empfinde iſt die Preiszuſam— menbrüche auf den Schlachtviehmärkten bezüg— lich des Großviehes und der Kälber. Ich bin mir der Verantwortung und Schwierigkkit bei der Löſung meiner Aufgabe hinſichtlich der Geſundung der geſamten Viehwirtſchaft be— wußt. Das Gelingen aber iſt nicht einſeitig abhän— gig von der Tüchtigkeit meiner Perſon und meines Mitarbeiterſtabes, ſondern von der trefflichen Unterſtützung und dem diſziplinier— ten Verhalten aller an der Schlachtviehverwer— tung beteiligten Kreiſe. Der wichtigſte Faktor für das Gelingen unſerer Aufgabe iſt das diſziplinierte Verhalten der Bauern, mit deren Hilfe es gelingen muß, die Schwierigkeiten zu überwinden. Die Preiszuſammenbrüche können nur über— wunden werden, wenn das perſönliche Ich des einzelnen hinter das Intereſſe der Sache tritt. Es iſt daher weſentlich, daß diejenigen Bauern und Landwirte, die in der Lage ſino, faſt ſchlachtreifes Vieh noch einige Wochen zu behalten, auf die ſofortige Abnahme zugun⸗ ſten jener verzichten, bei denen der Futter⸗ mangel gebieteriſch die ſofortige Wegnahme erfordert. 04 Die von der Reichsregierung in Ausſicht genommenen Maßnahmen garantieren mir e'n erfolgreiches Arbeiten. Das Feſtpreisge⸗ ſetz, das auch hier günſtige Ausſichten eröff⸗ net, dürfte endlich einmal die Spekulation in der Viehwirtſchaft zugunſten einer planvollen Aufbauwirtſchaft und Abſatzmöglichkeit lahmlegen. Meine Auf⸗ gabe beſteht nicht nur darin, einſeitig den Bauer zu ſtützen. Mein Intereſſengebiet dehnt ſich auch über alle im Viehabſatz täti⸗ gen, dem Reichsnährſtand angeſchloſſenen Krei⸗ ſe aus. Das Grundziel meines Strebens be⸗ ſteht darin, daß die Preisbildung eine gerechte Schlüſſelverteilung und auskömmliche Lebensmöglichkeit dem Bauern, dem Händ⸗ ler wie auch dem Schlächter garantiert. Mit der Verſicherung rückſichtsloſer Einſatz— bereitſchaft meiner ganzen Perſon für das Ge⸗ lingen unſerer Sache blicke ich in der Erwar⸗ tung hoffnungsfroh in die Zukunft, daß jeder einzelne Bauer an ſeinem Poſten, durch Wah— rung von Diſziplin, meine Aufgabe,— welche diejenige der geſamten Bauernſchaft meines Wirtſchaftsgebietes Baden-Pfalz iſt,— nicht erſchwert, ſondern mit nem Teil zum Ge⸗ lingen beiträgt. Aus der Heimat Gedenktage 6. Auguſt 1870 Schlacht bei Wörth und Spichern. 1914 Kriegserklärung Oeſterreich-Ungarns an Rußland und Serbiens an Deutſch— land. 1930 Der ſchwediſche Ingenieur und Nord— polfahrer Salomon Auguſt Andree und ſeine zwei Begleiter auf der zum Spitzbergen-Archipel gehörigen Weißen Inſel tot aufgefunden und am 9. Ok— tober zu Stockholm eingeäſchert. Prot. und kath.: Verklärung Chriſti Sonnenaufg. 4.26 Sonnenunterg. 19.44 Mondaufg.— Mondunterg. 18.01 Eiszeit Nein, es iſt durchaus kein Paradoxon und kein Anachronismus: wenn der Aſphalt un— ter den brennenden Sonnenſtrahlen zu ko— chen anfängt, dann herrſcht Eiszeit. Die zweite Eiszeit, die ſommerliche, in der die Eisdielen ein Bombengeſchäft machen. La⸗ dengewölbe, in denen ſonſt die Pleite wie ein Geſpenſt umherging, haben ſich jetzt in „Speiſewirtſchaften“ umgewandelt und ein Kunde gibt dem anderen die Türe. Zu ge— wiſſen Zeiten, insbeſondere vor Geſchäftsbe— ginn und nach Geſchäftsſchluß, ſind die Die⸗ len umdrängt von jungen Leuten. Wie die Bienen laſſen ſie ſich von den Süßigkeiten anlocken, und in dieſen heißen Tagen wird die Gegend um eine Eisdiele zum reinſten ſüßen Nordpol. Den Menſchen fällt wieder ein, wozu ſie eigentlich eine Zunge haben— um Eis zu lutſchen! Und nicht nur die kleinſten Käufer lecken es aus Tüten, die oben drauf einen vielverſprechenden Klumpen Ge— frorenes tragen. Es gibt ſehr anſpruchsvolle Kunden. Sie haben ihre beſtimmte Sorle oder Miſchung und ziehen, wenn das Vanille- oder Himbeer-Eis gerade ausver— kauft iſt, ab zur Konkurrenz an der nächſten ſten Ecke. „Eis“ iſt ein Genußmittel und eine Au— genblicksfreude, die im wahren Sinne des Wortes„ausgekoſtet“ werden will. Man muß nicht immer gleich nach Vitaminen fragen. Schließlich iſt eine Taſſe heiße Fleiſchbrühe nichts für Tage mit plus 25 Grad im Schatten. 11. n Vorſicht beim Gekreidedruſch! Jahr für Jahr ereignen ſich beim Ausdreſchen des Getreides eine große Anzahl ſchwerer und ſchwerſter Unfälle an den Dreſchmaſchinen. Es kommt vor, daß als Heizer und Getrei— deeinleger Leute verwendet werden, die ſich zu dieſer Arbeit nicht eignen. Als Heizer oder Einleger ſollen nur nüchterne und zu⸗ verläſſige Perſonen eingeſtellt werden, die ſich ihrer Verantwortung bewußt ſind und eine ſichere Gewähr für einen ordnungsge— mäßen Verlauf des Dreſchens bieten. Eine nicht auszurottende Unſitte beim Dreſchen iſt auch das Rauchen. Nicht ſelten ſind durch das Wegwerfen von Zigarren- und Zigaret⸗ tenſtummeln, die noch brannten, verhängniß⸗ volle Brände verurſacht worden. Die Land— wirte werden in ihrem eigenſten Intereſſe zur Mithilfe an der Behebung ſolcher Miß— ſtände und Unſitten ermahnt. »Nichktimpfung wird wieder beſtraft. Zu Anfang dieſes Jahres hat der Reichsminiſter des Innern die Landesregierungen erſucht, im Hinblick auf eine bevorſtehende Aende— rung der impfgeſetzlichen Vorſchriften in den Regelfällen von der Einleitung von Straf— verfahren wegen Unterlaſſung der Impfung einſtweilen Abſtand zu nehmen. Nachdem die in Ausſicht geſtellten Aenderungen, ſo⸗ weit ſie ſich gegenwärtig verwirklichen laſ⸗ ſen, bereits vor einiger 8. angeordnet wor⸗ den ſind, ſollen, wie die Wandelhalle“ mel⸗ det, nach einem neuen Erlaß des Neichsin⸗ nenminiſters die im Impfgeſetz vorgeſehenei dune wieder Anwendung fin⸗ en. Weinheimer Schweinemarkt Zugeführt 337 Stück, verkauft 292 Stück. Much. ſchweine das Stück 8—11, Läufer das Stück 12— 23 Mark. Marktverlauf g ö — EEE