ſodes- Schwiegermutter frau Maria Eisele geb. Häckler nach kurzer ſchwerer Krankheit, heute Vormittag 9¼ 9 Jahren zu ſich in die Uhr im Alter von nahezu Ewigkeit zu nehmen. für dle trauernden Minterhllebenen: helm Elsele Familie Narl Eisele famille Narl Eniile Viernheim, Mannheim, den 7. Auguſt 1934. Anzeige Gott, dem Allmächtigen, hat es in ſeinem uner⸗ forſchlichen Ratſchluſſe gefallen, meine geliebte, unver⸗ geßliche Frau unſere gute Mutter, Großmutter, und Verſtorbenen. 15 ö Anzeige Plötzlich und unerwartet iſt nach kurzem, ſchmerz⸗ lichen Leiden geſtern Abend kurz nach 11 Uhr 11 15 lieber Mann, unſer guter treuſorgender Vater, Groß⸗ vater, Schwiegervater, Bruder, Schwager und Onkel nen LOrenz Idler 7. wohlvorbereitet durch den Empfang der hl. Sterbe⸗ ſakramente im Alter von 58 Jahren von Gott in die Ewigkeit abgerufen worden. Wir bitten um ein ſtilles Gebet für unſeren lieben Viernheim, den 8. Auguſt 1934 In tiefem Schmerze: Die trauernden Hinterhliehenen Die Beerdigung findet am Donnerstag, den 9. Auguſt, nachmittags 5 Uhr vom Trauerhauſe, Hinden⸗ burgring 66, aus ſtatt. Die Beerdigung findet morgen Donnerstag nachmittag 6 Uhr vom Trauerhauſe, Lampertheimerſtr. 32 aus, ſtatt. Machruf! Gott, dem Allmächtigen, hat es gefallen unſere nimmermüde, ſtets treuſorgende Frau Maria Eisele nach einem arbeitsreichen Leben, nach kurzer, ſchwerer Krankheit, in die Ewigkeit abzurufen. Wir werden ihr allezeit dankbar gedenken. Die Arbefer der Gürtnerel Fisele Viernheim, den 8. Auguſt 1934 Militär-Rrieger-Verein Hassia Viernheim Den werten Kameraden die traurige Mitteilung, daß unſer Kamerad Lorenz adler 7. in die Ewigkeit abgerufen wurde. Wir werden ihm ſtets ein ehrendes Gedenken bewahren Zwecks Teilnahme an der Beerdigung treffen ſich die Kameraden um ½6 Uhr im Lokal zur Sonne. Kleidung: dunkler Anzug und Mütze. Der Vereinsführer. Danksagung Für die uns anläßlich des ſchweren Verluſtes un⸗ ſeres lieben, einzigen Töchterchen Maria Margareta erwieſene Anteilnahme ſagen wir innigſten Dank. Beſonders für die ſo überaus zahlreiche Beteiligung beim Gange zur letzten Ruheſtätte, ferner für die große Kranz⸗ und Blumenſpende und den Stiftern von hl. Seelenmeſſen. Viernheim, den 8. Auguſt 1934 Peler Hoff und Frau Seltan gunstige dalsgenhelt! Meines Schlafzimmer mit Z3tür. Schrank/ für Wäſche /zfür Kleider, ganz modern, ſtatt 295.— Mk. nur 195.— Mk. Mö belhalle Meisel Sonderangebot! Prachtvolle Schlafzimmer Eiche mit Nußbaumeinlage. Friſier⸗ kommode mit s teiligem Spiegel. ganz modern, alles voll abgeſperrt kompl. 2 RM 260. Mobelnae Meisel Mannheim E 3, 9 — Eheſtandsdarlehen— Nur ſolange Vorrat reicht! Ihr Beſuch lohnt ſich! 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Deine Zeitungsanzeige und Dein Druckauftrag schaffen N bei* uud P ͤ Erhebende Trauerfeier für den toten Feldmarſchall und Reichspräſidenten Einer Aufforderung der hieſigen Ortsgrup⸗ penleitung der RSDAP. folgend marſchierten am geſtrigen Abend die Parteimitglieder, die Mitglieder der Formationen, der Gliederungen, die Militär- und Kriegervereine, Feuerwehr, Sanitätskolonne und die Vereine vor dem Rat- haus auf zur Trauerkundgebung für unſeren verſtorbenen Reichspräſidenten von Hindenburg. Die Bevölkerung nahm daran beſonders großen Anteil. Vor dem Rathaus war das Bild des Verewigten aufgeſtellt, umflort, flankiert von den Fahnen des Dritten Reiches. Die Ehrenwache hielt die S. S. Im Scheine der Fackeln und der Scheinwerfer grüßte der tote Marſchall, der Vater des Vaterlandes. Durch die Ueber- tragung wurden wir nach Haus Neudeck um die Mitternachtsſtunde verſetzt, von wo aus die Fahrt zur letzten Ruheſtätte im Tannenbergdenkmal geht. Ergreifende Worte des Feldpredigers rütteln an jedes deutſche Herz— Der Führer ſpricht zu dem toten väterlichen Freund aus Liebe, Dankbarkeit und Verehrung. Die Fah⸗ nen ſenken ſich zu Ehren der Gefallenen, ſtill im Gebet neigt das deutſche Volk ſein Haupt, während der Marſchall in Walhall eingeht.— Der Vater aller Deutſchen iſt tot— ſeine Treue die er uns hielt, ſoll in uns weiterleben. Die Trauerfeier iſt beendet, lautlos leert ſich der freie Platz. Von fern her erklingt es in die Nacht:.. die Reihen dicht geſchloſſen. PEP Die Trauerfahnen einziehen! Die von der Reichsregierung angeord- nete Trauerbeflaggung aus Anlass des hinscheldens unseres geschätzten Reichs ⸗ präsidenten, hat mit dem gestrigen Bel⸗ setzungstage ihr Ende gefunden. Die Fahnen sind deshalb sofort einzuziehen. Sterbetafel. Nach kurzem ſchmerz- lichen Leiden iſt geſtern Vormittag/ 10 Uhr die Ehefrau des Herrn Gärtnereibeſitzers Eiſele, Frau Maria Eiſele geb. Häckler, im Mann- heimer Krankenhaus, wo Frau Eiſele Geneſung ſuchte, in die Ewigkeit abgerufen worden Ein arbeitsreiches, gottesfürchtiges Leben hat hiermit ein Ende genommen.— Geſtern Abend kurz nach 11 Uhr wurde Herr Lorenz Adler 7., ein liebevoller und unermüdlicher Vater, ſeiner ſchmerzbewegten Familie entriſſen. Herr Adler ſtand im Alter von 58 Jahren. Die Zeit der Beerdigungen iſt aus den Todes Anzeigen zu erſehen. Mögen ſie ruhen in Frieden. „ Dreimarkſtückhe nur noch bis 1. Oktober. Laut Verordnung des Reichs- finanzminiſters gelten die Dreimarkſtücke ab 1. Oktober 1934 nicht mehr als geſetzliches Zahlungsmittel. &.-denannimachungen (parteiamtliche Veröffentlichungen der Ortsgruppe Viernheim der N. S. D. A. P., NS⸗Formationen und der NS. Gliederungen.) Amt für Volkswohlfahrt. Am Donners⸗ tag, den 9. Auguſt unternehmen die Frank⸗ furter Ferienkinder eine Autofahrt nach Schwetzingen und Heidelberg. Abfahrt pünkt⸗ lich 7 Uhr am Rathaus. Wir bitten die Pflegeeltern, den Kindern Mundvorrat für den ganzen Tag mitzugeben. Heil Hitler! Stockert, Geſchäftsführer. Achtung Blockleiter! Ich erinnere letzt⸗ mals an die ſofortige Ablieferung der Umlage für den Reichsparteitag! Ich erinnere ferner daran, daß die Rate für die Ausrüſtung von denen, die beſtellt haben, auch pünktlich bezahlt wird. Wer nicht pünkt⸗ lich zahlt kann nicht damit rechnen eine Aus- rüſtung ausgeliefert zu erhalten. Heil Hitler! Schweigert, Kaſſenwart. [Generalmitgliederappell. Am Montag, den 13. Auguſt abends 9 Uhr findet der diesmonatliche Generalmitglieder⸗ appel! verbunden mit Schulungsreferat im Saale des Gaſthauſes zum Freiſchütz ſtatt. Nach den Richtlinien der oberſten Parteilei⸗ tung haben an dieſem Apell teilzunehmen ſämtliche Gliederungen der Partei ſowie alle Parteigenoſſen. Freunde und An- hänger der Bewegung ſind herzlich eingeladen. Fahneneinmarſch pünktlich um 9 Uhr. Ich bitte dringend um pünktliches Erſcheinen. Heil Hitler! gez. Franzke, Ogruf. N. H.. O. und D. A.. Die nächſten Ur⸗ lauberzüge der NS Gemeinſchaft„Kraft durch Freude“ fahren vom: 18.— 26. Auguſt 1934 in das Erzgebirge, Fahrpreis RM 30.—. 18.— 26. Auguſt 1934 nach Schleswig⸗Hol⸗ ſtein, Fahrpreis RM 40.—. Anmeldung bis ſpäteſtens 9. Auguſt 1934. f 25. Auguſt bis 2. September 1934, nach Allgäu, Fahrpreis RM 30.—. Anmeldung bis 15. Auguſt 1934. 1.—11. September 1934 an die Samlän⸗ diſche Küſte(Oſtpreußen) Fahrpreis RM 52.—. Anmeldung bis 31. Auguſt 1934. In obi⸗ gen Fahrpreiſen ſind die Koſten für Unter⸗ kunft und Verpflegung enthalten. N. F.. 0. und D. A. F. Freitag Abend pünktlich um 8 Uhr Amtswalterappell im Freiſchütz. Es haben hieran teilzunehmen: Sämtliche Block- und Zellenwalter der DAß. und der NSBO. Die Vertrauensräte und die zugehörigen Zellen⸗ und Blockwalter. Alle Kaſſiere der angeſchloſſenen Verbände. Am Montag, den 13. Auguſt 1934 iſt Generalmitgliederappell der NSDAP. bei welchem die Mitglieder der Du. und NS. unbedingt zu erſcheinen haben(Kontrolle). Die Kaſſiere der Duß. beginnen in den nächſten Tagen mit der Einziehung der Bei träge. Wir bitten den Monatsbeitrag zur Zahlung bereitzuhalten. Die Dienſtſtunden der DAßf. find ab 1. Auguſt 1934: Mittwochs von 18 bis 20 Uhr. Nur in dringenden Fällen kann außer der angegebenen Zeit in der Dienſträumen Lor⸗ ſcherſtraße 4 vorgeſprochen werden. NSBO. und DA. gez. Mögelin. M. 5. Frauenſchaft. Heute Mittwoch Pflicht⸗ Heimabend Punkt 8 Uhr. J. V. D. Leiterin Vereins⸗Anzeiger Stemm⸗ und Ringklub„Germania 1896 Heute abend Punkt 9 Uhr treffen ſich alle Aktiven ob Stemmer oder Ringer im Vereins⸗ lokal zum Goldenen Stern. Vor der Zu⸗ ſammenkunft findet ein leichtes Training ſtatt. Vorſchau für Sonntag, den 12. Auguſt 1934 Im Ringen: 1. Mannſchaft von Bfgt. Feu⸗ denheim, im Stemmen Vf. Neckarau. Ich verlange von jedem Einzelnen daß er ſich heute abend pünktlich einbefindet. Der Vorſtand. Fwnenenmeme n: Familien ⸗ Drucksachen Verlobungs., Vermählungs- u. Geburts- Anzeigen, Glückwunsch- und Besuehs- Karten liefert in moderner Ausführung Beſtellungen auf den Viernheimer Anzeiger werden von den Austrägern jederzeit entgegengenommen, burgs. Man erinnert ſich der nun 1 iſt er ſachlich deshalb von Bedeutung, die Deviſenwirtſchaft Weiteres mit den mnalſozialiſtiſchen Deutſchen iin das Reich, wobei die 1 Rechte und Pflichten erhielt, entſprach eben⸗ 0 falls dem Willen, die Einheit ſicherzuſtellen. 1 14 deutſche Volk die geruheimer Viernheimer Zeitung Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage. 1,40 Mk. frei ins Haus gebracht.— Gratis⸗Beilagen: — Bezugspreis monatl. wöchentlich den„Illuſtrierten Sonntag“, halbmonatlich die„Heimatblätter“, zweimal jährlich den Fahrplan und den Wandkalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. bei den Boten Aelteſte Tageszeitung am Platze— Erfolgreiches Inſertionsorgan Fernſprecher 117.— Telegr.: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Frankfurt am Main, Verontwortli ch für den Anzeigenteil: Joh. Martin, Viernheim. Einzel⸗Verkauf der Zeitung von der Geſchäftsſtelle 5 Pfg., Samstags⸗Ausgabe 10 Pfg. Nr. 183 gein Vermächtnis So groß wie das Leben des General⸗ feldmarſchalls und Reichspräſidenten von Hindenburg war, ſo unermeßlich groß die Totenklage eines ganzen Volkes, ſo wür⸗ dig und unvergeßlich waren die Trauer⸗ kundgebungen im Reichstag, in Neudeck, in Tannenberg. Der Reichskanzler Adolf Hitler hat in markanten Strichen das Leben und die Lei— ſtungen des großen deutſchen Mannes ge— zeichnet und Worte gefunden, die aus der tiefſten Seele der Nation geſprochen waren. Hindenburg iſt nicht tot, er lebt und wird ewig leben, ſolange das deutſche Volk ſich ſeiner Kraft, ſeines Wertes und ſeiner Auf— gaben recht bewußt iſt! Die ſchweren Jahre, in denen Hindenburg an der politi⸗ ſchen Spitze Deutſchlands ſtand, mochten manchmal als Jahre des Leidens und des Suchens erſcheinen, ſchließlich aber hat es daß dieſe Zeit⸗ ſpanne die Brücke des Uebergangs uu einer neuen Geſtaltung unſeres Volkes geworden iſt. Nur ein ccm wahrhaft großer Mann vermochte dieſe Miſſion zu erfüllen. Die grundlegenden Anfänge zu dieſem neuen Werden ruhen noch in den Jahren der Präſidentſchaft Hin den⸗ ſchon beit zurückliegenden Erörterungen über ein bräſidiales Kabinett, das vom Vertrauen des Reichspräſidenten ſeine Auf⸗ gabe empfing und unabhängig ſein ſollte vom Parlament und ſeinen Parteien. Der 30. Januar 1933 zeigte eine neue Richtung, zeigte dieſer Zielſetzung Wege, die in überraſchender Weiſe aus der Zerriſſenheit zur Volksgemeinſchaft führen ſollten. Die Ermächtigungsgeſetze des Reichstages ſchafften neuen Raum für das Führes⸗ prinzip, das derNationalſozialismus ver⸗ trat. das Reichsſtatthalter geſetz vom April 1933 wurde zu einem Pfeiler ſür den Neubau des Einheitsſtaates. Am 30. Januar 1934 brachte ein neues Reichsgeſetz den Uebergang der Hoheitsrechte der Län⸗ der auf das Reich. Dieſe Entwicklung hat inzwiſchen weiter Schritt gehalten, die wichtigſten Miniſterien im Reich und in Preußen wurden durch Perſonalunion miteinander verbun— den. Noch in dieſen Tagen hat die Betreu— ung des Reichswirtſchaftsminiſteriums, da— mit auch des preußiſchen Miniſteriums für Wirtſchaft und Arbeit, durch den Reichs⸗ bankpräſidenten Dr. Schacht eine neue ſtarke Einheit hergeſtellt. Mag dieſer Schritt in erſter Linie durch die Erkrankung des verdienſtvollen Reichswirtſchaftsminiſters 7 Dr. Schmitt notwendig geworden ſein und zunächſt nur ein Proviſorium darſtellen, 0 we. der Reichsbank ohne Erforderniſſen der Ein⸗ und Ausfuhr in eine zweckmäßige Ueberein⸗ 8 iſtimmung gebracht werden kann. die Ein⸗ gliederung der allein vorhandenen Natio⸗ Arbeiter⸗Partei Partei beſondere Aus alledem ergab ſich faſt von ſelber der 0 ö Beſchluß des Reichskabinetts vom 1. Auguſt, den Reichskanzler mit den Befugniſ⸗ ſen des Reichspräſidenten auszu⸗ ſtatten. Adolf Hitler ſelbſt zieht aus heiner Erkenntnis, daß die Staatsgewalt 5 vom Volke ausgeht, den klaren Schluß, dieſe Regelung einer Volksbefragung zu 0 unterwerfen. Es findet alſo am 19. Auguſt keine Reichspräſidentenwahl ſtatt, wohl aber eine Abſtimmung darüber, ob das im Geſetz des 1. Auguſt 1934 getroffene Regelung über das Staats⸗ oberhaupt des deutſchen Reiches billigen will „oder nicht. Noch lange werden die Herzen der Deut⸗ ſchen von tiefer Trauer erfüllt ſein über den Heimgang ihres großen Führers im Welt⸗ kriege, des weiſen Staatsmanns und güti⸗ gen Vaters in den Tagen und Jahren ſeiner Präſidentſchaft. Aber das Leben der Notion fordert ſein Recht: im Geiſte Hindenburgs muß weiter gearbeitet und weiter gekämpft werden, damit der Aufbau vollendet und das deutſche Reich zu einer Heimſtätte des Friedens und der nationalen Ehre alle ſeine Kinder werden kann! nötiger (Viernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die 12geſpaltene Millimeter⸗Zeile 2 Pfennig, Reklame 9 Pfennig, bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen-Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt den Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Geſchäftsſtelle: Adolf Hitlerſtr. 36, Schriftleitung, Druck u. Verlag: J. Martin, Viernheim 51. Jahrgang Eine richterliche Verfügung gibt der Negierungslommiſſion Anrecht Saarbrücken, 9. Auguſt. Der Unterſuchungsrichker des Saargebiets 2 nN 122. 2 9a. auf die Beſchwerde der Täfdestenüng der Deutſchen Fronk und der„Saarkor- reſpondenz“ hin eine Verfügung erlaſ— ſen, nach der die von der Regierungskom- miſſion veranlaßte Beſchlagnahme der Ak- ten am 24. Juli zu Anrecht und ſofork aufzuheben ſei. Zum allgemeinen Befremden der Saar— bevölkerung hatte ſich die Regierungskom— miſſion bekanntlich am 24. Juli geſehen, mit ſchärfſten und einſchneidendſten Maßnahmen gegen die Landesleitung der Deutſchen Front und die beiden Nachrichten⸗ büros, nämlich das Deutſche Nachrichtenbü— ro, und„Saarkorreſpondenz“, vorzugehen. An dieſen Stellen fanden unter Heranziehung eines bekrächllichen Polizeiaufgebols, das auf Fahndung nach Schwerverbrechern ſchließen leß, am 24. Juli Hausſuchungen ſtatt. Sämtliche Akten wurden erliche, völlig unbegründete Verdacht der Anſtiftung zum Morde und die Vermutung einer Mittäterſchaft an dem Attentat auf den Emigrantenkommiſſar Machts zu Grun⸗ de gelegt. Die drei Bürohäuſer der Deut— ſchen Front wurden ſogar für ſechs Tage verſiegelt, ſo daß die geſamten Arbeiten der Landes— leitung lahmgelegt waren. Selbſtverſtändlich hatten die betroffenen Stellen ſofort Beſchwerde eingelegt. In eingehenden Begründungen wurde dem Amtsgericht dargelegt, daß die Deutſche Front, ſowie die beiden Nachrichtenbüros aufs Schärfſte Verwahrung einlegen müß⸗ ten. Die Regierungskommiſſion jedoch hatte dem Amtsgericht hierauf er⸗ klärt, das Vorgehen gegen die Deutſche Front ſtütze ſich auf den begründeten Ver⸗ dacht, daß die Auswirkungen der Deutſchen Front eine Gefährdung der Regierungs⸗ autorität und damit der öffentlichen Ruhe, Ordnung und Sicherheit bedeuteten. Aus der Begründung der Regierungskommiſſion ging jedoch hervor, daß ſie von ihrem ur⸗ ſprünglichen Mordverdacht abrückte und den von ihr angeordneten Beſchlagnahmen nachträglich andere, allgemeiner gehaltene Gründe, die Gefährdung der Staatsſicherheit unter⸗ ſchob. Nunmehr hat der Unterſuchungsrich⸗ ter der Landesleitung der Deutſchen Front und der„Saarkorreſpondenz“ ſeine Ent⸗ ſcheidung mitgeteilt. In der ſehr ausführ⸗ lichen Begründung heißt es u. a.: Eine ſo umfaſſende und ſchwere Maßnahme wie die bei der Deutſchen Front vorgenommene Be⸗ ſchlagnahme erheiſchte zum mindeſten, daß irgendwelche Anhaltspunkte für die Bezie⸗ hungen des Attentäters Baumgärtner zur Deutſchen Front vorhanden ſeien. Ganz ab⸗ geſehen von den allgemein dagegenſpre⸗ chenden Erwägungen hat die bisher gerade auch in dieſer Richtung geführte Vorunter⸗ ſuchung nicht den geringſten Anhaltspunkt für Beziehungen zwiſchen dem Machts⸗ Attentäter und der Deutſchen Front erge⸗ ben. Die Beſchlagnahme iſt daher unge ⸗ rechtfertigt und ſofort aufzuheben. Die Verfügung des zuſtändigen Unterſuchungs⸗ richters hat erwieſen, daß die von der Re⸗ gierungskommiſſion angeordneten Maßnah⸗ men völlig unberechtigt waren. Sie ſind als Willkürakt gegen die Deutſche Front zu werten. Für die Terrormaßnah⸗ men gegen die Landesleitung der Deutſchen Front, die in der Ber rungskommiſſion vor aller erfolgt Grund zu veranlaßt überwältigenden Mehrheit. Die Ernennn beſchlag⸗ nahmt. Dieſem Vorgehen war der ungeheu⸗ lkerung eine begreif⸗ liche Beunruhigung während der letzten 14 Tage hervorrifen, trägt daher die Regie— Welt die volle Verantwortung. Offentſichtlich wollte die Regierungs⸗ kommiſſion im Verein mit den ihr ver— bündeten ſeparatiſtiſchen Kreiſen aus dem Fall Machts einen„Präze— denzfall“ konſtruieren. Damit ſollte ein einem Verbot der Deutſchen Front künſtlich geſchaffen werden. Die orga— niſatoriſche Tätigkeit der Deutſchen Front, die den Freunden Frankreichs ein Dorn im Auge iſt, wäre dann mit einem Schlag aus— geſchaltet geweſen. Dieſer Anſchlag gegen die zugeſicherte un beeinflußte Abſtimmung iſt alſo mißglückt. Es wäre zu wünſchen, daß die Regierungskommiſſion endlich eine Leh— re daraus ziehen würde. Die dauernde Be— drückung und Schickanierung der in ihrer deutſchgeſinnten n gsurkunde für Papen Saarbevölkerung iſt träglicher Zuſtand. jedenfalls ein uners MNeimris Oeborun gui? Anerhörte Terroriſierung. Kowno, 9. Auguſt. Außer dem Landtagspräſidenten Dreßler werden jetzt noch drei weitere führende Per— ſönlichkeiten im Memelgebiet durch den Un— terſuchungsrichter von Schaulen verhört und bis zum Ablauf des Verfahrens unter Po— lizeiaufſicht geſtellt. Der litauiſche Juſtiz— miniiſter erklärte in einer Unterredung zur Frage des Verfahrens, daß bisher 1237 Perſonen verhört worden ſind. Von dieſen wurden 142 als beſchuldigt zur Verantwor— tung gezogen. Fünfzehn von ihnen ſind ge— flüchtet, einer iſt ermordet wor- den. 86 befindent ſich in Gefängniſſen, 40 unter Polizeiaufſicht oder gegen Kaution bis zum Prozeß auf freiem Fuß. Aushändigung durch den Reichskanzler Berlin, 9. Auguſt. Nachdem die öſterreichiſche Regierung das Agreement für die Ernennung des Geſand⸗ ken von Papen erkeilt hat, ſind dieſem durch den Führer und Reichskanzler die noch vom verſtorbenen Herrn Keichspräſidenken voll⸗ zogenen Urkunden der Enthebung vom Amt als Reichsminiſter und Stellverkreter des Reichskanzlers ſowie der Ernennung zum außerordenklichen Geſandken und bevoll⸗ mächtigten Miniſter in beſonderer Miſſion in Wien ausgehändigt worden. Zu dem von der öſterreichiſchen Regie— rung erteilten Agreement für den neuer⸗ nannten deutſchen Geſandten in Wien, von Papen, bringen die Wiener Blätter einen kurzen offiziöſen Kommentar, der deutlich die abwartende Haltung der öſter⸗ reichiſchen Regierung zu der Entſendung von Papens nach Wien ausdrückt. In dem Kommentar heißt es, es ſei auch in ſchwie— rigen Fällen gegen die im internationalen diplomatiſchen Verkehr beſtehenden Ge— wohnheiten, das Agreement zu verweigern. Im übrigen werde man in Oeſterreich ab— warten, wie der neue Geſandte die Miſſion, die im Sinne einer Befriedung der Verhält— niſſe der beiden Staaten bei ſeiner Beru— fung formuliert worden ſei, entſprechen werde. In diplomatiſchen und politiſchen Kreiſen ſieht man dem Eintreffen von Pa— pens mit beſonderem Intereſſe entgegen. Man hofft allgemein, daß nunmehr eine Periode der allgemeinen Entſpannung und Befriedung eintreten werde, daß entſpre— chend der vom Reichskanzler in ſeinem Schreiben an von Papen dargelegten Richt⸗ linien nunmehr die Wiederherſtellung nor— maler Beziehungen der beiden Staaten möglich ſein werde. Nachllänge der Trauerfeier Ein engliſcher Abſchiedsgruß— Tiefer Eindruck der Veiſetzungs⸗ ſeierlichleiten im geſamten Ausland Noch immer laufen aus dem Ausland Be⸗ richte ein, aus denen die Teilnahme an dem Verluſt Deutſchlands und der ſtarke Ein⸗ druck der Beiſetzungsfeierlichkeiten erſichtlich iſt. In einem dem verſtorbenen Reichsprä⸗ ſidenten gewidmeten Abſchiedsgruß der „Times“ heißt es: Treue zu ſeinen mili⸗ täriſchen Befehlshabern iſt eine Eigentüm⸗ lichkeit des deutſchen Volkes während ſeiner langen Geſchichte geweſen. Sie hat ſich nie⸗ mals deutlicher gezeigt als am 7. Auguſt In Tannenberg vereinigten ſich die oſtpreu⸗ ßiſchen Bauern, die ſich des Einbruchs der Ruſſen und der plötzlichen dramatiſchen Nie⸗ derwerfung des Feindes durch den Gene cal⸗ feldmarſchall erinnerten, die überlebenden Befehlshaber der Schlachten von 1914, dar⸗ unter vor allem Feldmarſchall von Macken⸗ ſen, und der einfachſte Landſturmmann, der unter Hindenburg gegen den Eindringling marſchiert war. Kein beſſerer Be⸗ gräbnisplatz hätte ſich für den alten Krieger wählen laſſen. Es iſt einer der Be⸗ weiſe von Präſident Hindenburgs Größe, daß ſogar in den Ländern, die am meiſten unter den deutſchen Waffen gelitten haben, ſein Name geachtet wird, und daß die feierliche Jurückweiſung der deutſchen Kriegsſchuld, die er von einem der Türme des Kriegs⸗ denkmals abgab, wo er jetzt begraben liegt, größeres Gewicht im Auslande hatten, als die beſonderen Verteidigungsreden vieler Politiker und Profeſſoren. Die Flaggen, die in London auf Hunderten von nichtamt⸗ lichen Gebäuden wehten, waren eine briti— ſche Huldigung an den Mut und die Vater— landsliebe dieſes preußiſchen Soldaten der alten preußiſchen Schule, deſſen Charakter unverdorben durch Sieg und unerſchüttert durch Niederlage blieb. Auch in der franzöſiſchen Preſſe kommt der gewaltige Eindruck der Beiſetzungsfeier zum Ausdruck. Das alte und das neue Deulſchland ſeien bei der Totenfeier von Tannenberg zuſammengekommen und hätten ſich jetzt ge⸗ ſchloſſen hinter den Führer als den Fortſet⸗ zer von Hindenburgs Werk geſtellt, das if der Eindruck, den die Berichterſtatter ge⸗ wonnen zu haben ſcheinen. Dem Berichter⸗ ſtatter des„Matin“ iſt angeſichts der wei⸗ ten oſtpreußiſchen Ebene eine beſondere Er⸗ kenntnis aufgegangen. Hier zeige ſich Deutſchland in ſeiner wahren Geſtalt, in ſeiner Rolle als Vorkämpfer Europas gegen die von Oſten drohende Gefahr. Die italieniſche Oeffentlichkeit ſtand ebenfalls im Zeichen der letzten Fahrt des Generalfeldmarſchalls. Auch das große In⸗ tereſſe und die lebhafte Anteilnahme der holländiſchen Preſſe iſt hervorzuhe⸗ ben. Das Standgericht arbeitet Neun Wachbeamte abgeurkeilt. Wien, 9. Auguſt. Der Wiener Militärgerichtshof verhan⸗ delte gegen einen Rayoninſpektor, zwei Oberwachtleute und ſechs Wachbeamte, die beſchuldigt ſind, die Gefangennahme des Bundeskanzlers Dr. Dollfuß, des Miniſters Fey und des Staatsſekretärs Karwinſky ins Werk geſetzt zu haben. Die Namen der Angeklagten, die im 26. bis 40. Lebensjahre ſtehen und bis auf zwei verheiratet ſind, ſind: Rayoninſpektor Emil Schrott, die Oberwachtleute Franz Leeb und Ludwig Maitzen, die Wachbeamten Franz Fröhlich, Leopold Steiner, Franz Pangerl, Joſeph Hackel, Johann Doback und Erich Wohlrab. In ſeinem Strafantrag ſchilderte der öf— fentliche Ankläger den bereits bekannten Verlauf des Putſches. Dieſer Putſch, ſo ſagt er, ſei bereits vor einem Jahr geplant ge⸗ weſen. Schon damals habe die Regierung ebend e und ihres Amtes ent⸗ oben werden ſollen. Der nun durchgeführte Putſch ſei drei Wochen vorher vorbereitet worden. Auf ein Signal hätten ſich auch die neun Wachleute eingefunden und zwar in ihren Dienſtuniformen. Die Dienſtwaffen eien ihnen abgenommen und ſie hätten da— für Steyr⸗Piſtolen erhalten. Bei der Ab⸗ ort der Kraftwagen hätte ſich auf jedem Wagen mindeſtens ein Wachtmann, auf dem letzten nur Wachtleute befunden. In jedem flüchtigen Beſchauer der vorüberfahrenden Kraftwagen habe der Eindruck erweckt wer— den müſſen, daß es ſich tatſächlich um eine eilige Aktion der Polizei handele. Hitlers Aufſtieg zur Macht Eine bemerkenswerte Betrachtung. Prag, 9. Auguſt. Unter der Ueberſchrift„Auf legalem Wege“ bringt die tſchechiſch⸗nationaldemo⸗ kratiſche„Narodny Politika“ eine ausführ⸗ liche Darſtellung des Aufſtieges Hitlers zur Macht, als deſſen beſonderes Kennzeichen das Blatt feſtſtellt, daß der Führer bei allen ſeinen Handlungen zu ſeinem Ziele ſtets den Weg des Geſetzes befolgt hat. Obwohl Hit⸗ ler es nicht notwendig hätte, verſäumt er doch nicht, das Volk in jeder bedeutenden Angelegenheit um ſeine Meinung zu fra⸗ gen. In Gegenſatz dazu ſtellt das Blatt die öſterreichiſchen Verhältniſſe, wo es allein im Verlauf dieſes Jahres zwei heftige Revo— lutionen gab. Das Blatt ſchließt:„Es iſt eine bedeutſame Belehrung, daß in den An— zelegenheiten der internationalen Politik die Welt nicht nur mit Hitler zu tun hat, ſondern ſtets auch mit dem geſamten deut— ſchen Reich und dem Volke“. Die Leiſtung der Neithsbahn Dank des Reichsverkehrsminiſters. 2 Berlin, 9. Auguſt. Reichsverkehrsminiſter Freiherr von Eltz-Rübenach hat an den Generaldi— rektor der Deutſchen Reichsbahngeſellſchaft, Dr. ing. Dorpmüller, ein Dankſchreiben ge⸗ richtet, in dem es u. a. heißt: „Die vorzügliche Organiſatton und Durch— führung der großen Zugbewegungen, wel— che notwendig wurden, um die Trauergäſte nach Tannenberg und wieder zurückzubrin— gen, hat allſeitige Anerkennung gefunden. Ich danke Ihnen und danke den Beamten, Angeſtellten und Arbeitern. Ich bitte auch der Verwaltung der pol— niſchen Staatsbahnen für die verſtänd⸗ nisvolle Mitarbeit bei der plötzlichen Einle— gung und der Durchführung der Sonder— züge über die polniſchen Strecken, ſowie der Mitropa und der Internationalen Schlaf⸗ wagen geſellſchaft für ihre entgegenkom— 10 1 55 Mithilfe meinen Dank zu übermit—⸗ teln.“ Wiener Kabinettsbeſchlüſſe Der Wirkungskreis des Generalſlaalskom⸗ miſſars. Wien, 9. Auguſt. Der öſterreichiſche Miniſterrat hat ein Bundesgeſetz über den Wirkungskreis des Generalſtaatskommiſſars für außerordent— liche Maßnahmen zur Bekämpfung ſtaats⸗ feindlicher Beſtrebungen in der Privatwirt⸗ ſchaft beſchloſſen. Das Geſetz gibt dem Ge⸗ neralſtaatskommiſſar die Möglichkeit, gegen „ſtaatsfeindliche“ Arbeitgeber und Arbeit— nehmer einzuſchreiten. Arbeitgebern kann danach die Konzeſſion entzogen oder ihr Betrieb geſchloſſen werden, Arbeitnehmer können ſofort aus ihrer Arbeitsſtelle entlaſ⸗ ſen werden, wobei an ihrer Stelle regie⸗ rungstreue Perſonen Anſtellung inden ſol⸗ len. Die amtliche Meldung bezeichnet es als ſelbſtverſtändlich, daß bei der Handhabung der Beſtimmungen auf die berechtigten In⸗ tereſſen der Wirtſchaft entſprechende Rück⸗ ſicht genommen werde. Der Miniſterrat beſchloß ferner ein Ho ſchulgeſetz, das die Reorganiſation der Hoch, ſchule für Bodenkultur und der montaniſti⸗ ſchen Hochſchule in Leoben vorſieht und die Handhabe bietet, im Bedarfsfalle aus Er⸗ ſparnisgründen an allen Hochſchulen Lehr⸗ ſtühle aufzuheben. Erbliche Anterſuchungen Vorbereitung einer erbbiologiſchen Be⸗ ſtandsaufnahme. Berlin, 9. Auguſt. In einem Rundſchrei⸗ ben an die Landesregierungen hat der Reichsminiſter des Innern die erſten Vor⸗ bereitungen für eine umfaſſende Sammlung von Unterlagen für eine erbbioglogiſche Be⸗ ſtandsaufnahme getroffen. Er weiſt darauf hin, daß zurzeit von den verſchiedeaſten Be⸗ hörden, Parteiſtellen und ſonſtigen Organi⸗ ſationen erbliche Unterſuchungen veranlaßt werden. Eine Möglichkeit zur Vereinfa⸗ chung dieſes Verfahrens erblickt der Reichs⸗ innenminiſter darin, daß die Amtsärzte ein Verzeichnis darüber führen, über welche Perſonen ihres Bezirkes und an welcher Stelle derartige Unterſuchungsergebniſſe aufbewahrt werden. Schließlich ſollten ein⸗ heitliche Unterſuchungsbogen eingeführt werden. Der Miniſter hat die Landesregie⸗ cungen um Stellungnahme hierzu und um Vorſchläge mit Einzelheiten gebeten. Er hat aber zugleich auch darum erſucht, ſchon jetzt feſtzuſtellen, welche Behörden und Organiſa⸗ tionen in die Vereinheitlichungsaktion ein⸗ begriffen werden müßten, wo ſolche Unter— ſuchungsergebniſſe zurzeit aufbewahrt wer— den, und namentliche Verzeichniſſe der Un⸗ terſuchten anzulegen. Der preußiſche In⸗ nenminiſter hat daraufhin ſchon jetzt die An— legung eines ABC-Verzeichniſſes und eine zweckmäßige Aufbewahrung wertvollen Ak— tenmaterials angeordnet. Flottenparade vor Muſſolini Die großen italieniſchen Seemanöver. Rom, 9. Auguſt. Der weitere Verlauf der italieniſchen Flottenmanöver brachte einen etwa zwei⸗ ſtündigen Kampf, bei dem ein Scheinſchie⸗ ßen unter ſtarker Vernebelung ſtattfand und auch die kleineren Schiffseinheiten, Flugzeuge, ſowie die Torpedowaffe einge⸗ ſetzt wurden. Anſchließend nahmen das er— ſte und das zweite Geſchwader Paradeauf⸗ ſtellung und das Flaggſchiff„Pola“ mit dem Duce an Vord fuhr zwiſchen den beiden in Kiellinie aufgefahrenen Geſchwadern hindurch, wobei die Offiziere und Mann— ſchaften dem Duce ihre Ehrenbezeugung er— wieſen. Die Waſſenbrüder von 1914 Oeſterreichs Wehrmacht ehrt die deulſchen Gefallenen. Berlin, 9. Auguſt. Generaloberſt Fürſt Schönburg⸗Harten⸗ ſtein, der die öſterreichiſche Wehrmacht bei den Beiſetzungsfeierlichkeiten für Feldmar⸗ ſchall von Hindenburg im Tannenbergdenk— mal vertreten hatte, legte am Ehrenmal der deutſchen Gefallenen des Weltkrieges einen Kranz nieder. Der prachtvolle Lorbeerkranz trägt auf rot⸗weiß⸗roter Schleife die In⸗ ſchrift:„Das öſterreichiſche Bundesheer als Ae ee der alten öſterreichiſchen rmee.“ Nufſiſche Propagandaflüge Ein Sowſefgeſchwader in Rom. Rom, 9. Auguſt. Als Gegenbeſuch für den Flug des Luft⸗ marſchalls Balbo im Jahre 1929 nach Mos— kau iſt in Rom unter Führung des Gene— rals Kokolws ein ſowjetruſſiſches Geſchwa⸗ der von drei Flugzeugen eingetroffen. Auf dem Flugplatz Roms, Cianpino, wurden die Flieger von dem Sowjetbotſchafter und hohen Offizieren des italieniſchen Luftfahrt- miniſteriums empfangen. Die drei vier— motorigen Maſchinen ſtellen den neueſten Typ ſchwerer Bombenflugzeuge dar; der Gang ihrer Motoren iſt trotz ihrer Größe faſt geräuſchlos. An Bord der Flug⸗ eine ruſſiſche Flugabordnung unter der Führung des Generals Eideman, den Prä⸗ ſidenten der freiwilligen Organiſation Oſſo⸗ aviachim, die die Luftverteidigung der Sow⸗ jetunion und die Weiterentwicklung der Luftfahrt zum Ziele hat. Das Geſchwader wird zu Propagandazwecken die Hauptſtäd⸗ te Italiens aufſuchen. Lobeshymne auf die neue Freundſchaft. Paris, 9. Auguſt. Angeſichts der ſcharfen Angriffe, die gelegentlich des offiziellen ruſ⸗ ſiſchen Fliegerbeſuches in Paris ein Teil der franzöſiſchen Rechtspreſſe an der Rußland⸗ politik Barthous übt, glaubt Herriots„Ere Noupelle“ mit einem Loblied auf die fran⸗ zöſiſch⸗ruſſiſche Freundſchaft aufwarten zu müſſen Frankreichs Sympathie für das ruſſiſche Volk könne nur zunehmen bei der Feſtſtellung, daß Rußland ſeine Bemühun⸗ gen mit denen Frankreichs zur Verteidigung und Stärkung der europäiſchen Ordnung enger verbinden möchte. Das Unglück am Himalaſa Engliſche Bergſteiger über die deutſche Ex⸗ pedition. London, 9. Auguſt. Der bekannte engliſche Bergſteiger F. S. Smyfthe, Führer zweier Expeditionen auf den Mount Evereſt und Beſteiger des Kannt ſchreibt an den Herausgeber der„Ti— mes“ über das Unglück der deutſchen Himalaja-Expedition: Das Unglück auf dem Nanga Parbat im Weſt⸗Himalaja, demzufolge drei Deutſche namens Merkl(Führer der Expedition), Wieland — 2 1 1* R und Wel e n dach, fſöſtie fieé⸗ ben Träger ihr Leben laſſen mußten, iſt das ſchwerſte in der Geſchichte der Hi⸗ malaja-Gebirgsforſchung und wird von allen Bergſteigern tief be— dauert. Ich hatte die Ehre, Herrn Merkl mit einer Anzahl anderer Bergſteiger in London kennenzulernen, als er Auskünfte einholte und die letzten Vorbereitungen für ſeine Expedition traf. Seine Beſcheidenheit und die ruhige Tatkraft mit der er die vie⸗ len, für eine ſo großangelegte Himalaja⸗ Expedition nötigen Vorberéitungen machte, haben auf mich einen großen Eindruck ge— macht. Er war unbedingt ein Mann, der nicht nur ſeinen Kollegen, ſondern auch den Trägern, von denen ſo viel für das Gedei— hen einer Expedition abhängt, Vertrauen erweckte. Dr. Ulrich Wieland, ſowie Herr Er⸗ win Schneider, ein öſterreichiſches Mit⸗ Sie der Expedition, bete! ten ſich an der nternationalen Kanche Inga⸗Expedition von Profeſſor Dyrenfurth im Jahre 1930, an der ich ebenfalls teilnahm. Obgleich er im Bergſteigen weniger Erfahrung hatte, als die anderen deutſchen Teilnehmer an dieſer Expedition, war Wielands Leiſtung großartig. Seine gleichmäßige Fröhlichkeit und Aus⸗ geglichenheit waren tatſächlich für die Expe⸗ dition von unermeßlichem Wert. Dr. Wel⸗ zenbachs Name iſt verknüpft mit den ge⸗ fahrvollſten, ſchwerſten und anſtrengendſten Touren, die je in den Alpen gemacht wur⸗ den. Einige ſeiner Touren an einigen der letzten großen unbekletterten Gebirgsſeiten der Alpen— die er alle ohne Führer mach⸗ te— waren Touren, die mit ungewöhnli⸗ chen Schwierigkeiten verbunden, und oft mit außerordenklichen Gefahren verknüpft waren. Aber die Kletterpartie, die am beſten ſeine Gewandtheit, ſeine Aus⸗ dauer und ſeine Willenskraft angeſichts widriger Umſtände beleuchtete, war wohl der Aufſtieg der Nordſeite der Aiguille des Grands Charmoz, einer Gebirgswand ober⸗ halb Chamonix. Dieſe Partie wurde in nicht weniger wie fünf Tagen zurückgelegt und benötigte vier Lager, von denen drei in furchtbarem Wetter gemacht werden muß⸗ Der Führer ſchreitet die Jront der Ehrentompagnien ab. zeuge befinden ſich außer der Beſatzung noch ten.— Der S Geſellſchaft auf dem No rbat war, muß ungewöhnlich ſtark gen ſein. Aber ein noch ſchwererer Schlag hat die Träger⸗ kolonne befallen, auf die die Teilnehmer ſich verlaſſen mußten wegen Errichtung ihrer hohen Lager auf dem Nanga Parbat. Ich weiß, daß Herr Merkl die Abſicht hatte, die beſten der Sherpas und Bhotias mitzuneh⸗ men, die ſolche vorbildliche Arbeit voriges Johr auf dem Evereſt leiſteten. Wir, die wir auf dem Evereſt waren und die Arbeit dieſer Männer geſehen haben, wiſſen, daß ſie faſt übermenſchlich in ihrer Aneigennützigkeit, in ihrem Geiſt des Eifers, und in ihren Körperkräften waren. Es iſt traurig, daß der Lohn für ihre hervorra. gende Arbeit auf dem Evereſt der Tod auf dem Nanga Parbat war. Die Auswirkun⸗ gen eines ſolchen Unglücks im Beſteigen des Himalaja ſind unberechenbar. Danzig, 9. Auguſt. Reichskanzler Adol Hitler hat an den Danziger Heng erat „indiſche denten Dr. Rauſchning folgendes Danktele⸗ gramm geſandt: teilnehmenden Worte, mit denen Sie Ihre und der Freien Stadt Danzig Mittrauer anläßlich des Hinſcheidens Ihres Ehrenbür⸗ gers, unſeres allverehrtenReichspräfidenten, zum Ausdruck brachten, ſpreche ich Ihnen meinen wärmſten Dank aus.“ Emigrant als Znduſtrieſpion Gablonz, 9. Auguſt. e 1 75 Gall von In duflrieſpiona⸗ ge aufgedeckt und in Zuſammenhang damit ond einen 285270„„ ſowie den Chef einer indiſchen Glasfirma in Haft genommen. g genüber verpflichtet, die Einrichtung einer großen modernen Glasfabrik mit einer Ta- gesherſtellung von 12 000 Kilogramm Arm- ringen in Indien zu organisieren. Er ſetzle ſich mit mehreren Firmen in Verbindung und enkwickelte ſchließlich in Gablonz eine ſo verdächtig lizei nach längerer Beobachtung wegen In⸗ duſtrieverſchleypung zur Verhaftung ſchrilt. Der inzwiſchen in Gablonz eingetroffene Firmenchef wurde ebenfalls verhaf⸗ tet und mit einer Geldſtrafe von 3000 Kro⸗ nen belegt. Er wird nach Zahlung der Summe ausgewieſen. die Wirren in Oltturkeſtan Kaſchgar von den Chineſen beſetzt. Simla, 9. Auguſt. Chineſiſche und muſelmaniſche Truppen marſchierten unter dem Kommando des Generals Kungchenhan in Kaſchgar ein. Die Beſetzung der Stadt brachte für das briti⸗ ſche Konſulat eine große Erleichterung. Während der Zwiſchenregierung hatten Banden zu plündern begonnen. Weitere aus Weißruſſen gebildete Truppen ſollen ſchon in Akſu und Maralbaſchi eingetroffen ſein. Es ſcheint, daß die Chineſen auch auf ſowjetruſſiſchen Beiſtand rechnen können. Es verlautet gerüchtweiſe, daß der ruſſi⸗ ſche Generalkonſul als Vermittler in den Verhandlungen auftritt, die nach der Nie⸗ derlage der Tunganen von General Ma⸗ chungyng geleitet werden. Gewiſſe Anzei⸗ chen deuten freilich darauf hin, daß Uneinig⸗ keiten zwiſchen Kungchenhan und dem Be⸗ fehlshaber der muſelmaniſchen Abteilune neue Wirren herbeiführen können. Führerrede am 17. Auguſt Berlin, 9. Auguſt. Am Freitag, den 17. Auguſt, abends 20 Ahr wird der Führer und Reichskanzler Adolf Hitler über alle deut⸗ ſchen Sender zum deutſchen Volk ſprechen. Die Rede wird an allen öffenklichen Plätzen übertragen. Ferner iſt die Rundfunkge⸗ meinſchaft der NSDuap mit der Organiſa. kion eines Gemeinſchaftsempfanges beauf⸗ kragt, damit jeder Volksgenoſſen die Rede hören kann. Beſitzer von Empfängern ſollen andere, die keine Apparate haben, in ihre Wohnungen zum Anhören der Rede einladen. Am Monkag, den 13. Auguſt, Reichsminiſter Dr. Göbbels Reichsſender Berlin und den Deutſchland⸗ ſender ebenfalls ſprechen. Auch für dieſe Rede iſt ein Gemeinſchaftsempfang vorge⸗ ſehen. Negierungskommiſſion weigert ſich Enkſcheidung des Ankerſuchungsrichters mißzachket. Saarbrücken, 9. Auguſt. Die Regierungs- kommiſſion des Saargebiels hat eine Ver⸗ fügung erlaſſen, in der ſie ſich weigert, der Enkſcheidung des Ankerſuchungsrichters ent⸗ ſprechend die beſchlagnahmten Akten der Landesleitung der Deutſchen Fronk und der „Saarkorreſpondenz“ freizugeben. Sie be⸗ gründet ihre Ablehnung mik der Berufung auf das allgemeine Landsrecht als Präven⸗ kivmaßnahme. 8 i ſt, wird über die 4 D. A. VII, 84 1115 1. Dank des Reichskanzlers an Danzig „Für die herzlichen und! 0 Die tſchechoſlowakiſche Polizei hat in Gab⸗ den reichsdeutſchen Emigranten Heinecke Heinecke hat ſich einer indiſchen Firma ge- eifrige Täkigkeit, daß die Po. Von Robert Seitz. Beer Jauke hatte zwei Töchter, Maritje und Bieke, aber ſie wurden bloß Ditje und Datje genannt. Sie waren rund wie Taler und hell wie Flachs, und Jalles, der Mül⸗ ler, ſagte oft:„Wenn der Wind faul iſt, borg ich mir euer Maulwerk.“ Darüber konnten Ditje und Datje lachen bis in den Schlaf hinein. Veer Jauke war ſtolz auf Datje, denn ſie war die Aeltere, und da Jauke keinen Sohn hatte, behandelte er ſie wie einen Jungen. Mutter Jantje aber zog Ditje vor, die Jün⸗ gere, und ſteckte ihr heimlich manchmal ein paar Groſchen zu für den Markt. Sie gli⸗ chen einander wie Martinsgänſe, und wer nur hin und wieder bei Veer Jauke vor⸗ ſprach, konnte ſie ſchlecht auseinanderhalten. „Da biſt du ja, Ditje“, ſagte man, und dann war es Datje, oder man fragte:„Wie ſteht's, Datje?“ und dann ſagte Ditſe:„Dank für die Nachfrag“, und konnte ſich totſchütteln vor Lachen. Nun kam eines Tages der junge Wulp Tepelhorn. Den hatte der Vater geſchickt, damit er ſich nach einer Frau umſähe, ehe er den Hof übernähme. Veer Jauke goß gleich zwei Krüge voll.„Proſt, Wulp“, lachte er,„das iſt vernünftig von dir, hier mal vor⸗ zuſprechen!“, und er rief Datje und ſagte zu ihr:„Da iſt Wulp Tepelhorn, ein ordent⸗ licher Menſch. Ich kenne ſeinen Vater, und ſeine Mutter war eine angeheiratete Tante van Eep, dem Schmied, aber ſie iſt ſchon ſeit ſieben Jahren hinüber!— Proſt, Wulp“, ſagte er noch einmal. Datje war rot gewor⸗ den, hielt den Kopf geſenkt und ſchielte von unten den langen Wulp an. Mutter Jantje kam gleich mit Kaffee und Quark. Ditje mußte die Taſſen tragen.„Das iſt Wulp Tepelhorn“, ſagte Mutter Jantje, „ein braver Junge. Ich kannte ſeine Mutter. Sie hat vor ſieben Jahren das Zeitliche ge⸗ ſegnet, zu Lebzeiten hatte ſie akkurat ſolche Augen wie er. Greif zu, Wulp, und laß dich nicht länger nötigen!“— Dittje ſtand ein bißchen verlegen neben der Mutter, zupfte die Schürze glatt und ſah verſtohlen auf Wulp. Er hatte die Füße ſchon behaglich unter den Tiſch geſtellt und die Arme wie eine Ringmauer um ſeinen Teller gelegt. Er ſah Dittje an und ſah Dattje an, und ſie gefielen ihm beide. „Er kommt langſam vom Fleck“, ſagte Veer Jauke ärgerlich, als Wulp Tepelhorn nach acht Tagen immer noch am Tiſche ſaß, ohne ſich entſchieden zu haben. „Dabei iſt Ditje ſolch hübſches Mädchen“, antwortete Frau Jantje. „Ditje, warum Ditje? Ich meine doch. Dat⸗ je wäre auch ganz paſſabel“, knurrte Jauke. „Ditje iſt für ihn wie geſchaffen!“ „Ach ſo!“ ergrimmte Veer Jauke. Er warf die Türe heftig zu. Am Abend mußte Datje mit ihm und Wulp Karten ſpielen. Wenn ſie gewann, ſtieß Veer den jungen Tepelhorn in die Seite:„Ein Teufelsmädchen, was? Sie hat Glück!“ Ditje aber brachte ſpät noch einen Punſch aus Ho⸗ nig, Branntwein und Eiern. Wulp konnte gar nicht genug davon kriegen. Frau Jantje trank ihm zu:„Den hat Ditje ſelbſt gebraut. Jaja, darauf verſteht ſie ſich!“ Nun wurde Tepelhorn wieder unentſchloſ⸗ ſen. Er hatte ſich beinahe ſchon für Datje ontſchioden. denn er konnte bis in die Nacht beim Kartenſpiel ſitzen, und wenn er vaven lahme Beine bekommen hatte, ſtand er auf, ging dreimal um den Tiſch und ſpielte im Stehen weiter. Er war ſchon in Gedanken daran, ſich die Worte zurecht zu legen:„Veen Jauke“, wollte er ſagen,„Ihr habt da ei,. tichtige Tochter“, aber jetzt hatte Ditjes Punſch alle Entſchlußkraft gelähmt. Er ſchlürfte bedächtig ein Glas nach dem andern und nickte nur noch mit dem Kopf. Am nächſten Tage entſchied Veer Jauke, „Ich bin dreißig Jahre älter als er, da kann ich ein offenes Wort mit ihm ſprechen.“ Er legte den Tabakbeutel auf den Tiſch, ſtopfte umſtändlich die Pfeife und ſchob den Beutel dann Wulp Tepelhorn zu. Mutter Jantje aber hatte er vorher hinausgeſchickt.„Es iſt gut, daß du uns mal beſucht haſt“, begann er langſam,„acht Tage iſt eine ſchöne Zeit. Wenn du nun nach Haus kommſt, grüß dei⸗ nen Vater von uns und ſag ihm, er ſoll ſich auch einmal bei uns ſehen laſſen.“ „Ja“, ſagte Wulp. „Oder haſt du noch was auf dem Herzen?“ fragte Jauke,„was du vor deiner Abreiſe noch in Gang gebracht hätteſt?“ „Das könnte wohl ſein“, meinte Wulp. „So rede frei weg“, ermunterte ihn Jauke, „ich bin gut meine dreißig Jahre älter, da magſt du Zutrauen haben.“ Nun erzählte Wulp, wie es ihm ginge, und daß er nicht wüßte, ob er mit Ditje oder mit Datje heim⸗ kehren ſollte, mit einer aber müſſe es ſein, denn ſo wolle es ſein Vater. „Du haſt recht“, ſagte Veer Jauke,„es iſt eine ſchwere Wahl. Ich für meine Perſon würde wohl Datje den Vorzug geben. Aber wie geſagt, du haſt recht. Immerhin meine ich, der Freitag weiß auch nicht mehr als der Donnerstag. und ſchließlich mußt du ja ſchon deines Vaters wegen zu einem Schluß kommen.“ Auf dem Hofe neben dem Stall hatte Ole Wies ihre Altenſtube. Sie ſtand in Ver⸗ wandtſchaft zu Veer Jauke, und er hatte ſie um ein Gottlohns bei ſich aufgenommen. Sie konnte ſich zu jener Zeit nur noch ſchwer be⸗ wegen, ſaß meiſtens am Fenſter und ſpielte für ſich mit den Karten, ſo wie Kinder es tun. Ihre Augen waren ſchwach geworden, und Veer Jauke mußte ſich oft wundern, wie ſie es fertig brachte, Coeur und Karo von einander zu unterſcheiden.— Wenn man über den Hof ging und ſich nicht zu eilen brauchte, trat man für einen Augenblick an ihr Fenſter. Sie freute ſich über jede An— ſprache, denn die Zeit wurde ihr lang. Nun kam Wulp Tepelhorn zu ihr in die Stube. Kuckucksruf und alte Weiber geben weiſe Antworten, heißt es. Er dachte wohl, daß ſie ihm einen Rat geben könnte. So trug er ihr alſo ſeine Sache vor. Ole Wies ſchüt⸗ telte viele Male den Kopf. Endlich meinte ſie:„Es wäre wohl am beſten, den Himmel entſcheiden zu laſſen.“ N Das leuchtete Wulp Tepelhorn ein, aber auf welche Weiſe könnte man denn eine Ant⸗ wort von dort erhalten, fragte er, Ole Wies kicherte vor ſich hin, miſchte die Karten und teilte ſie aus. Sie kannte ein Spiel zu zweien, das ſie„Grütztopf“ nannte.„Ge⸗ winnſt du die Grütz, iſt es Ditje, gewinn ich ſie, ſoll es Datje ſein“, erklärte ſie.„Ich denke, das iſt eine gute Antwort.“ Sie ſpielten, und Wulp Tepelhorn ge⸗ wann.„Alſo Ditje“, ſagte er nachdenklich. In dieſem Augenblick kam Datje in die Stube, um ihn zu Tiſch zu rufen Ole Wies richtete vergnügt ihre alten Augen auf ſie, nahm das Mädchen bei der Hand und ſagte zu Wulp:„Da kommt die Braut!“ Datje wurde rot bis über die Ohren. Wulp Tepel⸗ horn zögerte einen Augenblick. aber Ole Urheber rechtsschutz: Fünf Türme⸗Verlag, Halle(Saale) Erſtes Rapitel. Das war ein ſchlimmer Altjahrstag geworden. Schon Nachmittag war es im Kretſcham zu Reibereien zwiſchen Bauernſöhnen und Arbeitsleuten gekommen, und am Abend hatte man wahrhaftig mit Stöcken und Stuhl⸗ beinen aufeinander eingeſchlagen. Das hatte Beulen und a Streitenden waren doch Ain Schrammen gegeben, aber die noch auseinanderzubringen. Im Geläute der Kirchenglocken, die die Geburtsſtunde des neuen Jahres durch die Lande riefen, war dann das HPiürchterliche geſchehen: der junge Reiner war auf dem Nachhauſeweg aus dem Hinterhalt erſtochen worden. Der jüngere Sohn des Reinerbauern vom Lindenhof, der zu den angeſehenſten Männern des Ortes zählte. Noch bevor die erſte Stunde des neuen Jahres verrauſchte, trug man dem Bauer den toten Sohn in das Haus. Die Mutter ſchrie auf, als würde ihr die Seele aus dem Leibe geriſſen; ſie warf ſich ſchluchzend und aufgelöſt über ihr totes Kind. Der Reinerbauer brachte keinen Laut hervor, Ihn würgte der Schmerz die Kehle trocken; er ballte die Fäuſte und bekam ein gefährliches Leuchten in die Augen. Dieſe Schufte! Mörder! Verbrecher! So weit war es alſo ſchon gekommen! Selbſt in dieſem weltvergeſſenen Bauerndorfe drang man, um politiſcher Händel willen, mit Meſſern und Mordwerkzeugen aufein⸗ ander ein. Nicht genug, daß man, aus Haß und RNieder⸗ tracht, da und dort einen Hof anzündete, griff man zur Waffe und mordete hinterrücks. Hunderte von Männern, Jammers und der Not! O dieſe Not! Tieren machte. kündigte. Wies fuhr ihn an: „Hat's der„Grutztopf nicht geſagt, daß es Ditje ſein ſoll? Was ſoll's nun noch mehr?“ 0 Wulp wollte den Irrtum aufklären. Er ſagte:„Ja, aber...“ Da lachte Ole Wies: „Du mußt es ihm nicht übel vermerken, Kind, aber ſeinem Vater gehen die Worte auch ſchwer von der Zunge. Da muß ich Alte noch den Freiwerber machen.“ Datje ſoh verſchämt zu Boden. Sie war hell wie Flachs und rund wie ein Taler, und ihr Mund war rot wie Wulp Tepelhorns Halstuch. Da nahm er ſie kurz entſchloſſen in die Arme. „So iſt's recht“, ſagte Ole Wies ernſt, „Datje wird eine gute Frau werden. Der Himmel hat's gewollt!“ Wulp Tepelhorn aber ging mit Datje ſchon Hand in Fend über den Hof. Die olle ehrliche Kartoffel Verſchiedene Bezeichnungen.— Ein Kartof- feldenkmal. NS Nicht nur Roſe, Veilchen und Ver⸗ gißmeinnicht ſind die Gegenſtände poetiſcher Huldigungen geweſen. Auch„Kartoffellie— der“ gibt es; und von ihnen iſt wohl das kannteſte jenes, das der Flehinger Schul— lehrer Daniel Sauter dieſer Knolle mit den Anfangsverſen widmete: „Paſteten her, Paſteten hin, was kümmern mit Paſteten,“ und in dem er die Kartoffel als„rechtes Magenpflaſter“ preiſt. Und dies Lob aus Sängermund hat die wertvolle Nutzpflanze auch gewiß verdient. Ohne die Kartoffel zönnte zumal der unbemittelte Volksgenoſ— ſe keineswegs mehr beſtehen, und gewiß würde auch der vermögende Feinſchmecker ſie nicht auf ſeinem Tiſche miſſen wollen. Schon die Vielfältigkeit des Namens für die Kartoffel— vom italieniſchen„tartufo— do“, Trüffel, ſo geheißen— iſt erſtaunlich. „Erdäpfel“ ſagt man vielerorts, beſonders den.„Herdäpfel“, heißen ſie in der Ober— pfalz und im Elſaß. Herdäpfel, aber auch „Herdbire“,„Herdbirre“— aus „Herdbirne“— nennt man ſie in der deutſchſprachigen Schweiz. Dort gibt es auch einen ſonderbaren anderen Namen für die Kartoffel:„Gummeli“. Das hängt mit dem in Baden bekannten Ausdruck„Grumbire“ zuſammen und bedeutet hochdeutſch„Grund— birne“. In plattdeutſchen Gegenden ſagt man: „Kantüffeln“,„Tüffeln“,„Tüfften“,„Düff— ten“ dazu. Im Vogtland heißen ſie mancher— orts kurzweg„Knollen“, woraus ſich dann „Knödeln“ entwickelten. Auch ein ganz alter Name, den der Botaniker Caſpar Bauhinus anno 1590 der noch wenig bekannten und genutzten Pflanze gab, hat ſich in wenigen oſtdeutſchen Landſtrichen erhalten:„Grüh— ling“. Früher nannten die„königlichen“ Sachſen die„herzoglichen“ Sachſen gern„Kartof— felſachſen“, vielleicht, weil in den thü— ringiſchen Staaten die berühmten grünen Kartoffelklöße(aus rohen Kartoffeln gerie— ben) ſo beliebt ſind. Schließlich bekommen in ländlichen Schulen die Kinder alljährlich zur Erntehilfe„Kartoffelferien“. Auch heute iſt noch der Aberglaube weit verbreitet, daß man Kartoffeln nicht im Neumond legen ſolt, auch nicht bei zu— nehmendem Monde, ſonſt wachſen ſie ins Kraut und nicht in die Knolle. Sonderba— rerweiſe verbindet man auch die Zeit der ſo hatte dieſer Tage noch in der Zeitung geſtanden, waren im Laufe der letzten Jahre um politiſcher Auseinander— ſetzungen halber auf der Strecke geblieben. Eine Liſte des Das dunkelſte Blatt aus dem traurigen Schickſalsbuch der deutſchen Nachkriegszeit, das immer nur von Not und Tränen, von Haß und Nieder— tracht, von Demütigung und neuer Bedrückung zu be— richten wußte. Wie ſinnlos: dieſe Opfer an Blut und Ent⸗ behrung, die hier ein Meſſer, dort eine Kugel niederſtreckte. 1 Einer Mutter aber wurde das Herz zerriſſen! Alle Not . und alle Schmerzen um das Leben eines Kindes, Fleiß und Mühſal um das Daſein eines jungen Menſchen, alle Liebe, alle Angſt und alle Hoffnung einer Mutter um das Gedeihen ihres Sohnes— von einer einzigen Regung des Haſſes und der Niedertracht ausgelöſcht! Das war eine ſchwere Zeit! Das war eine ungeheuerliche Not! Was konnte das Jahr noch Gutes bringen, das ſchon in ſeiner erſten Stunde ſo viel Leid und Jammer brachte! Dem toten Sohn hatte man die letzte Lagerſtatt bereitet. Er lag ſo ſtill und ruhig, als ob er ſchliefe. Die Mutter wachte und weinte bei ihm die ganze Nacht. In einer Ecke ſaß der Bauer, ſann und brütete. Im Nachbardorfe hatte am vorhergehenden Tage eine Frau den eigenen Mann erwürgt— im Streit um lum⸗ pige Pfennige. Im Ringen um des Lebens ganze Er⸗ bärmlichkeit! In einer Not, die Menſchen zu Beſtien und Und nun hatte dieſe Not auch ihn gepackt. Reiner dachte jetzt an den Brief, den ihm das alte Jahr noch in die Hände ſpielte. Brief, der ihm die Hypothek auf ſein Grundſtück plötzlich Da war es ihm ſchon, als hätte ihm das Schickſal einen Strick um den Hals geworfen. Eine abſcheuliche Schlinge, die ihm jeden Augenblick die Luft abſchneiden und den Hals zudrücken konnte. Jetzt hatte es ihn alſo auch gepackt. Jetzt ging es ihm Kartoffelausſaat mit den Sternbildern edlen im Erzgebirge, in der Lauſitz und in Fran- des Tierkreiſes. Man ſoll ſie nicht ſtecken im„Zeichen des Krebſes“, dann wer⸗ den ſie„krebſig“; nicht im„Zeichen des Steinbockes“, dann bleiben ſie auch beim Kochen„ſteinhart“; nicht„in den Fiſchen“, da werden ſie wäſſerig; aber in der„Waa⸗ ge“, dann„wiegen“ ſie ſchwer, oder im „Zeichen der Zwillinge“, dann gibt es Dop⸗ pelernte.. Man könnte dieſe Wortſpielereien leicht damit abtun, daß man darauf hinweiſt, daß die meiſten der genannten Zeiten des aſtro⸗ nomiſchen Jahres überhaupt nicht in die Saatzeit für Kartoffeln fallen. Aber in Bauernkalendern haben noch die einzelnen Tage bzw. Reihen von Tagen ihre gleich⸗ bebilderten Tierkreisbezeichnungen; und hier könnte zumal an dieſe Tagesbilder, nicht aber an die Tierzeichen des Jahresum⸗ laufs gedacht ſein, die allerdings in den ver⸗ ſchiedenen Monaten jeweils wiederkehren. Sonderbarerweiſe ſollen Maikäfer⸗ jahre gute Kartoffeljahre ſein. Das wäre dann für 1934, wo wir ziemlich reich⸗ lich mit dieſen„Burrkäfern“ geſegnet wa⸗ ren, eine gute Vor bedeutung. Als abergläubiſches Vorzeichen gilt die Kartoffel- ſtaude noch inſofern, als man mancherorts annimmt, daß eine ſpäte, ſtarke Blüte der Kartoffel einen ſcharfen Winter an⸗ kündigt. Ueberhaupt gilt zu ſtarkes Vißhen und zu üppiges Wuchern des Kartoffelkrau⸗ tes als unheilverkündend. Hunger, Krankheit, Tod will man— je nach des Landes Brauch und Glauben— daraus ent⸗ nehmen. Man beachte, daß dies Nacht⸗ ſchattengewächs gifthaltig iſt! In der„Heilkunde“ ſpielt die Kartoffel ei⸗ ne Rolle in vielen deutſchen Gauen. So legt man auf erfrorene Körperſtellen Kar— toffelſcheiben. Wenn dieſe ſchwarz werden, ziehen ſie den Froſt aus der kron— ken Stelle. Wer eine rohe Kartoffel ſtändig bei ſich trägt, ſchützt ſich damit vor Glie⸗ derreißen, behauptet man andererorts. Wer eine Warze los ſein will,„nehme“ ei— nen Kartoffelſchnitz, beſtreiche damit die un⸗ bequeme Hautwucherung und vergra⸗ be ihn ſodann oder werfe ihn an eine ſtän— dig dunkle Stelle. Mit dieſem„Zauber“ verſchwindet auch die Warze, denn der Un⸗ geiſt iſt nun an die Kartoffelſcheibe gebannt— Das Wort„Die dümmſten Bauern haben die größten Kartoffeln“ paßt heute gewiß nicht mehr, hat auch nie gepaßt. Denn die richtige Auswahl und Behandlung dieſer volkswirtſchaftlich unſchäßzbaren Erdfrucht erfordert neben Sorgſamkeit auch Kenntnis des eigenen Vodens; und auch bei der Kar— toffel gilt das Wort„Eines ſchickt ſich nicht für alle!“ Aber gemeint iſt doch dies viel angewendete Spottwort nur in dem Sinne, daß ſonderbarerweiſe oft manchem zufällig ein Glück zuteil wird, um das ein anderer ſich lange vergebens abmüht. Somit geht aus dieſem Vergleich von„Glück“ und„Kar⸗ toffelſegen“ eine ſehr berechtigte Wertſchät⸗ zung dieſes landwirtſchaftlichen Erzeugniſ⸗ ſes hervor, die wir ſicher alle für die„olle, ehrliche Kartoffel“ von Kindesbeinen an he— gen! W. Lenz. Im Kanu über den Aermelkanal. Ein 22⸗ jähriger Deutſcher, Joſef Fink aus Köln, hat den Kanal von Calais nach Dover in 5 Stunden 50 Minuten im Kanu über⸗ quert. Er fuhr um 13.10 Uhr von Calais ab und traf um 19.00 Uhr in Dover ein, wo er von einer zahlreichen Menſchenmenge be— geiſtert begrüßt wurde. Fink erzählte, daß er auf dem erſten Teil ſeiner Fahrt ziemlich ſtarken Wellengang und Nebel angetroffen habe; ſpäter ſei das Wetter beſſer geworden. Peter Dieſer nüchterne und kurze auch nicht beſſer als den vielen anderen, die ſchon ſeit Jahr und Tag die Schlinge um den Hals trugen. Und viele, viele hatte es ſchon erwürgt. immer ſchwer zu tragen hatte— er wurde ausgeplündert bis aufs Hemd und mußte den Hof mit Weib und Kind dann bettelarm verlaſſen. Oder der Langerbauer, der ſich mit Fäuſten und Zähnen gegen ſein Schickal wehrte; es dauerte zwar ein paar Wochen länger, aber dann wurde er doch zur Strecke gebracht Und der Klinker-Karl, der wie ein toller Hund in ſeiner Not und Bedrängnis um ſich biß. Den Steuereinnehmer jagte er mit einem Knüppel vom Hofe, und dem Gerichtsvollzieher, ſeinem einzigen und häufigen Gaſt, ging er in ſeiner maßloſen Wut mit einer Forke zu Leibe. ö Am anderen Tage holten ihn drei Gendarmen ab. Und der Hof, um den er ſein Leben lang geſchunden und ge⸗ hungert, der ſchöne große Hof, kam unter den Hammer und wurde verſchleudert für ein Lumpengeld. Dem Markusbauer wurde das Korn ſchon auf dem Halme gepfändet. Ein anderes Mal nahm man ihm das Pſerd aus dem Geſchirr und die letzte Kuh aus dem Stalle; nun ſpannte er ſich mit ſeinem Weib abwechſelnd vor den Pflug, um das ſchwere Geſchirr durch den Acker zu ziehen.. 5 Solch eine Not! Das Schlimmſte aber war der tote Sohn, denn mit dem anderen mußte und würde der Reinerbauer ſchon fertig werden. ö Wie es zu dieſem Streit gekommen war? Die Jugend wollte die ungeheure Not, die alter, un⸗ ausrottbarer Haß unſerem Volke aufgezwungen, nicht an⸗ erkennen und nicht weiter tragen. Die Jugend fühlte ſich jung und ſtark genug, das Sklavenjoch, das eine ſterbende, verbitterte Generation in Revancheverträgen erdacht und geſchmiedet hatte, von den Schultern zu werfen. Jugend verlangte ihr Daſeins- und ihr Lebensrecht! Und hatte den vornehmſten Anſpruch darauf. Den Hanke-Guſtav, der ſchon Die Foriſetzung folgt.) O OUDOLN N. VUE. Urheberrechtsschutz: Fünf Türme-Verlag, Halle(Saale) Nachdruck verboten. „Fritz Grovenſtahl!“ rief ſie.„Fritz Grovenſtahl!“ Er wandte ſich um und ſah, wie ſie ihm nacheilte, bis ſie zitternd vor ihm ſtand. „Werden... Sie mir ab und zu. wie es... Ihnen geht?“ Ihr Atem ging ſchnell, und die Augen baten um Liebe. Er aber ſah nichts. Dachte nur daran, daß ſie ihm viel⸗ leicht Mitleid bieten wollte, und ſeine Antwort war kalt. „Ich werde das nicht können, meine Zeit gehört dem Werk!“ Er verließ endgültig den Wagen, und Gerda taumelte in ihr Abteil zurück. Und wieder jagte der Zug in die Dunkelheit hinein. E„ 11 1: mal ſchreiben... Nach Fritz Grovenſtahls Rückkehr war die Stimmung unter den Ingenieuren des Werkes einige Tage ſehr ge— drückt. Alle hatten ſie geglaubt, daß wenigſtens ein Teil der Aufträge der Fabrik zufallen würde. Weiblinger meinte endlich mit treuherzigem Troſt: „Da müſſen wir halt wieder weiterwurſtelu.“ Fritz legte ſich alle erdenklichen Einſchränkungen auf, um ſo die Koſten ſeiner Reiſe wieder einzubringen. Kaum, daß er ſich noch eine warme Mahlzeit des Tages gönnte. Wenn er öfters die weit ausgedehnten Werkanlagen, die Arbeits⸗ und Maſchinenhallen, in denen Millionenwerte ſteckten, überblickte, meinte er manchmal mit ſarkaſtiſchem Lachen:„Das iſt nun alles mein— und doch kann ich dabei verhungern.“ Die Aufträge liefen nach wie vor ſpärlich ein und ge⸗ nügten gerade, das Werk über Waſſer zu halten. Ende November gingen dann einige Beſtellungen für größere Motoren ein, die eine Neueinſtellung von Arbeitern not— wendig machten. Aber faſt gleichzeitig kam von Hauen— ſtein ein Schreiben, worin dieſer die Auszahlung von Suſaunas Erbe beantragte. Im Falle, daß Fritz ſich weigern ſollte, zu zahlen, wollt' er Klage anſtrengen. Nun war ſich Fritz Grovenſtahl bewußt, daß er in ſeiner jetzigen Geſchäftslage nicht zu zahlen brauchte. Trotzdem aber wollte er ſich von dieſer Kette, an der Hauenſtein ſich hielt, ſolange Suſannas Geld noch auf der Fabrik ſtand, befreien. Er verſuchte, Geld aufzunehmen. Und es glückte ihm. Nachdem er nachgewieſen hatte, daß die Summe nur zur Auszahlung eines Erbanteils, das ſomit als Laſt für die Fabrik nicht mehr in Betracht kam, benötigt wurde, und er ſeine in- und ausländiſchen Schutzrechte als Sicherheit hatte überſchreiben laſſen, erhielt er von einer Bank gegen Ausfertigung einer Hypo⸗ thek die Summe von einer halben Million. Damit zahlte er ſeine Schweſter ſowie die Stiefmutter aus. Denn auch von dieſer wollte er frei ſein. Nur mit Klaus ſetzte er ſich vorher auseinander. Der beließ ſeinen Anteil noch in der Fabrik. denn ihm ſchien es beſſer, fremden Leuten etwas zu da als vorher. So kam Weihnachten heran. Klaus blieb in der Haupt⸗ ſtadt, und Fritz war ganz allein. Er hatte alle Ein⸗ ladungen abgelehnt. Er wollte für ſich ſein. Seine Auf— wartefrau hatte ihm ein kkeines Bäumchen geſchmückt. Da ſtand er nun vor dieſem, ſtarrte in die brennenden Lichter — bis er ſich in einen Stuhl warf und den Kopf in ſeinen Händen vergrub. Um ihn aber war die Stille des Heiligen Abends. 9555 Fünfzehntes Kapitel. Schon die nächſten Monate zeigten, wie gut Fritz Grovenſtahl getan hatte, als er ſich die Geſchäfts⸗ verbindung mit den Balkanſtaaten ſchuf. Die eingehenden Aufträge ſtiegen auf das Doppelte, und mit ihnen die Zahl der wieder eingeſtellten Arbeiter. Wenn jetzt die Sirene zum Feierabend aufheulte, blickte er gern auf den Werkhof hinaus. Der ſah nun nicht mehr ſo troſtlos leer aus wie vor Jahresfriſt, denn es waren wieder einige hundert Menſchen, die über ihn dem Ausgange zueilten. Angetrieben von den guten Erfolgen der Abteilung für Landwirtſchaft, ſuchte Fritz Grovenſtahl dieſe immer weiter auszubauen. Unter anderen war es eine Maſchine, die das einwandfreie Legen von Hackfrüchten ermöglichte, deren Herſtellung er neu aufgenommen hatte. Irgendwo, vielleicht bei einer Reiſe, hatte er einmal eine Schar von Feldarbeitern geſehen, die mit gebeugtem Rücken mühevoll die Früchte in die Erde brachten. Das hatte in ihm die Frage wachgerufen, ob es nicht möglich wäre, durch eine Vorrichtung dieſe mühevolle Arbeit beſſer und leichter auszuführen. Die Entwürfe einiger Modelle waren der Erfolg geweſen. Doch ſeine anderen Studien hatten ihn dieſen abſeitigen Pfad bald vergeſſen laſſen. Das lag viele Jahre zurück. Jetzt— zur rechten Zeit— erinnerte er ſich daran, und er holte die angefangenen Zeichnungen aus ſeiner Mappe. Er mußte ſich geſtehen, daß die Löſung, die er damals für dieſes Problem gefunden hatte, keine ſchlechte, vielmehr eine vollkommen durchführbare war. In wenigen Tagen hatte er die Konſtruktion beendet und die Pläne ins Werk 1. 5 f Nach dieſem Schritt war es Fritz Grovenſtahl leichter; gegeben. Schon eine Woche ſpäter konnte er ſich über⸗ zeugen, daß der fertigen Maſchine in der Praxis keinerlei Mängel anhafteten. Sie arbeitete gleichmäßig und ſicher und bedeutete ſo für die Landwirtſchaft eine große Zeit⸗ und Arbeitserſparnis. Bald flatterten die Anmeldungen an die Patentämter der Welt; damit war die Maſchine, der alle Ingenieure nur Gutes vorausſagten, in die plan⸗ mäßige Herſtellung aufgenommen. Und es lohnte. Da die Frühjahrsbeſtellung vor der Tür ſtand, war der Verkauf ſehr gut. Fritz Grovenſtahl ſelbſt fühlte ſich, ſeit es im Werk beſſer ging, etwas freier. Wenn er auch an ein Aufatmen noch nicht denken konnte, ſagte ihm doch ſein Selbſt⸗ bewußtſein, daß das Werk vor dem gänzlichen Verfall gerettet war. Dauerte es auch noch lange, einmal mußte doch die Zeit kommen, da er alle Laſten von ſich abwerfen konnte. Der Tag, an dem dieſes geſchah, würde wohl der einzige Feſttag ſeines Lebens ſein. Bis dahin aber blieb ihm die Hoffnung, und ſchon dieſe war ein Geſchenk für ihn. Seines Zuſammentreffens mit Gerda gedachte er kaum noch; drängten ihm aber mal die Gedanken ihr Bild gewaltſam auf, ſo ſpannte er ſich noch mehr in ſeine Arbeit. Dann verblaßte alles. Da ſich aber das Werk ein wenig zu heben begann, kam irgendwo ein neuer Funke zum Glühen, der zum ver— nichtenden Feuer anzuwachſen drohte. Noch wußte nie— mand, was es war, nur daß es etwas Neues, etwas Ver— derbliches werden wollte, das fühlten ſie alle. Es laa wie eine ſchlechte Luft über der Fabrik, ein Odem, der Willen und Kraft zu lähmen ſchien. Die Hämmer flogen nicht mehr frank und frei im Takt wie ſonſt. Ein Mißton miſchte ſich in ihren Schlag. Die Arbeitenden zeigten ver— droſſene Geſichter, und aus ihren Augen leuchtete die Unluſt. Selbſt das Geſtampf der Maſchinen hatte einen anderen Klang bekommen. Ihr Gedröhn war ſchrill und zornig geworden, als wollten ſie bei einem Spiel, das ihnen mißfiel, nicht mit tun. Und von Tag zu Tag nahm die erdrückende Schwüle, die ſich über dem Werk ausbreitete, zu. Wie eine Seuche lag es über den weit ausgedehnten Gebäuden— eine Seuche, die man nicht bekämpfen konnte, weil man den Herd nicht kannte. Einer aber glaubte nicht an den Ernſt der Lage. Das war Fritz Grovenſtahl. Er wollte nicht wieder ſchwarz ſehen und wehrte ſich dagegen, einer vielleicht belangloſen Stimmung irgendwelche Bedeutung beizumeſſen. Bis ihn eines Tages, als er bei ſeinem Rundgang durch die Fabrik die Maſchinenzentrale betrat, Oleſch wieder daran ge— mahnte, daß im Werk nicht alles in Ordnung ſei. „Glauben Sie nur, Herr Grovenſtahl“, wiederholte der Alte mit beſorgter Stimme, da Fritz auf ſeine erſte Warnung nur gelächelt hatte,„es ſtinkt im Werk. Es iſt da nicht alles richtig. Die Leute ſind nicht zufrieden, ſie führen etwas im Schilde.“ Fritz wurde nun doch aufmerkſam und ſah den Alten erſtaunt an. Doch dann ſagte er, immer noch zweifelnd: ſchulden als Angehörigen, die mit der Höhe der Summe ihre Anmaßung ſteigerten. Er ſtand ſo auch nicht ſchlechter unken auch ſchon. Keiner aber weiß etwas Genaues. Sie, „Was aber zum Teufel? Möwius und Weiblinger als Obmann, müßten doch wenigſtens unterrichtet ſein!“ „Das iſt's ja eben. Die Leute verbergen etwas vor mir. Wenn ich nach Feierabend'rauskomme, ſtehen ſie in Gruppen da und ſprechen aufgeregt. Trete ich zu ihnen, ſo ſind ſie auf einmal ſtill und machen kreuzdumme Geſichter und denken vielleicht, ich merke das nicht. Ich glaubte ſchon, ſie wollten ſtreiken.“ Fritz Grovenſtahl horchte auf. Streiken? Seine Arbeiter wollten ſtreiken, ihm die Treue brechen? Das glaubte er nicht, konnte er nicht glauben. Oleſch mußte ſich täuſchen. Er wehrte ſich dagegen, dem Miß— trauen dieſes Mannes recht zu geben; aber ihn zwang etwas zum Ueberlegen, aus welchem Grunde wohl ſeine Arbeiter unzufrieden ſein konnten. Da war aber doch nichts, was eine ſolche Maßnahme rechtfertigte. Die Löhne waren höher als tariflich feſtgeſetzt und ebenſo gut als ſonſt irgendwo. Er hatte während der ſchweren Tage die Leute, die keine andere Arbeit fanden, abwechſelnd be— ſchäftigt, damit ſie wenigſtens von Zeit zu Zeit voll ver⸗ dienen konnten. Denen aber, die gezwungen gerade feiern mußten, hatte er von ſich aus eine angemeſſene Unter⸗ ſtützung gezahlt. Wer tat das ſonſt? Niemand! Nein, er brauchte ſich keinen Vorwurf zu machen. Er hatte das Möglichſte getan. Er würde noch mehr getan haben, hätte er es vermocht. Er konnte ſich nichts Rechtes denken, und gerade wollte er Oleſch ſragen, ob bei ihm irgendwelche Beſchwerden vorgebracht worden ſeien, als Möwius eintrat und ihm meldete, daß er zwei Arbeiter wegen Widerſetzlichkeit friſt⸗ los entlaſſen habe. „Da ham Sie's“, rief Oleſch dazwiſchen.„Es iſt was in der Luft— da ſoll mir einer ſagen, was er will.“ „Was ſagen Sie, Möwius? Ob da irgend etwas vor⸗ bereitet wird? Oleſch malt das ſchwärzeſte Unheil und denkt an Streit“, fragte Fritz Grovenſtahl den Meiſter. Der nickte.„Ich glaube, er hat recht. Es kommt was. So eine Unluſt bei den Leuten iſt mir noch nicht vor⸗ gekommen. Nicht etwa bei unſeren alten— auf die iſt Verlaß. Aber die neuen, die wir letzthin erſt einſtellten, die ſtehen wie Tagediebe vor der Werkbank, und was ſie ſchaffen, iſt auch nichts 51% Dabei verſuchen ſie die anderen aufzureizen. Heimtückiſch geſchieht das, ſo daß man es nicht ſieht. Aber man ſpürt's ſchon. Wenn auch die Mehrzahl jetzt noch vernünftig iſt— einmal.“ Er machte mit der Hand die Gebärde des Ueberſchlagens. „Nun?“ 13 „So etwas ſteckt auch die Ruhigſten an.“ „So meinen Sie, daß alles auf einen Streik hinaus⸗ läuft?“ Möwius zuckte mit den Schultern.„Vielleicht wird's beſſer. Die Haupthalunken ſind eben mit Glanz geflogen.“ „Wieſo?“ „Unter den neuen waren zwei, Scholz und Krüger hießen die Kerle, die immerfort verſuchten, die Leute auf⸗ zuwiegeln. Das habe ich ſchon lange gemerkt. Und heute kam ich wieder dazu: die Arbeit lag da, und die Burſchen hielten Vorträge. Da habe ich ſie'rausgeſchmiſſen, und ich ärgere mich, daß ich das nicht ſchon früher gemacht habe.“ g Fritz ging kopfſchüttelnd davon. Kaum aber hatte er das Maſchinenhaus verlaſſen, ſo kam ihm Möwius nach⸗ geeilt. „Auf ein Wort noch, Herr Grovenſtahl.“ 1 Fritz wandte ſich um und ſah dem alten Meiſter ins Geſicht, in dem in tauſend Falten der Aerger ſaß. „Was gibt's noch?“ Möwius ſchien das Sprechen ſchwer zu werden, und er dokterte erſt eine Weile an den Worten herum, ehe er begann: a „Herr Grovenſtahl, ich hätt' Ihnen noch was zu melden! Wollte vorhin ſchon ſprechen, aber da war der Oleſch dabei, und es iſt nicht notwendig, daß es erſt noch andere erfahren.“ Er räuſperte ſich kräftig.„Nämlich, die beiden, die ich zum Teufel gejagt habe, der Krüger und der Scholz, na, kurz und gut— ich kam dazu, wie ſie ſich unterhielten — von Ihnen unterhielten.“ 5 Fritz Grovenſtahl ſah den Meiſter an, denn er konnte 5 ſich nicht denken, worauf der hinaus wollte. „Ich kann nur das eine ſagen: die Kerle planen nichts Gutes. Die ſtinkige Luft, die durch das Werk weht, geht 5 von den beiden aus. Und was ich noch ſagen wollte: Es iſt nicht nur gegen das Werk gerichtet, auch gegen Sie per⸗ f ſönlich. Die beiden ſprachen davon, daß ſie den Auftrag hätten, unter allen Umſtänden einen Streit vom Zaune zu brechen. kommen, wie ich hörte. Muß einer ſein, der es nicht gut mit Ihnen meint und Ihnen Schaden zufügen will.“ Fritz Grovenſtahl war erblaßt. In ſeinem Geſicht ſtand i kaum verhaltene Erregung und machte es zittern. Ein Verdacht ſtieg in ihm auf, der war ſo fürchterlich, daß er 1 ihn nicht auszudenken vermochte. Frage hervor: „Haben Sie den Namen deſſen gehört, der mir übel will.“ Und doch ſtieß er die Möwius nickte verlegen, aber er ſchämte ſich, weiter— zuſprechen. „Wer iſt es?“ „Herr Grovenſtahl— es— iſt— ein— Verwandten von Ihnen.“ Dieſe zögernd geſprochenen Worte jagten Fritz Groven⸗— ſtahl das Blut in den Kopf. „Den Namen will ich wiſſen!“ Da ſah Möwius an ihm vorbei und ſagte leiſe: „Hauenſtein.“ Fritz Grovenſtahls Zähne ſchlugen ſammen. Ehe er ſich aber an ſeinen Zorn verlor, ſchüttelte er dem Meiſter die Hand. „Ich danke Ihnen, Möwius! das überwinden!“ 0 In ſeinem Arbeitszimmer angekommen, erkundigte er ſich im Lohnbüro, wo Krüger und Scholz zuletzt beſchäftigt geweſen waren. Mitteilung. Die beiden kamen tatſächlich aus einer von Hauenſteins Fabriken. Da erfaßte ihn ein ingrimmiger Zorn gegen dieſe verächtlichen Maßnahmen ſeines eigenen Schwagers, an denen er nicht mehr zu zweifeln vermochte. Wie ſollte er ſich gegen ſolche verſteckte Angriffe, die feige aus dem Hinterhalt kamen, wehren? Draußen kündigte die Sirene den Beginn der Arbeit nach der Frühpauſe an. Sonſt war das Rattern der an⸗ laufenden Maſchinen in das langgezogene Heulen ein⸗ gefallen. Jetzt blieb es ſtill. Fritz Grovenſtahl fiel das auf. Er wartete einige Minuten, dann trat er ahnungs⸗ voll zum Fenſter und ſchlug die Vorhänge zur Seite. Das Bild, das ſich ihm bot, war deutlich genug. Da ſtanden in dem weiten Hofe die Arbeiter in ihren blauen Kitteln, zuſammengeballt in zwei mächtige Haufen, die eifrig aufeinander einſprachen. Anſcheinend ſetzte ſich der eine aus den älteren Arbeitern zuſammen, die ſchon jahrzehntelang dem Werk angehörten, während der andere hauptſächlich aus jüngeren Leuten beſtand. Erregte Worte mußten gewechſelt werden, denn hier und da reckten ſich, geballte Fäuſte aus der Menge. Fritz Grovenſtahl wußte, was das bedeutete. Er ſah noch, wie Möwius unter die Leute trat, dann ließ er den Vorhang fallen und eilte nach der Tür. N Dort ſtieß er faſt mit Weiblinger zuſammen, der auf⸗ geregt angeſtürzt tam und ihm nur ein Wort entgegenrief: „Streik!“ 575 i f 5 Nur mit einem Nicken antwortete Fritz. Dann eilten die beiden Seite an Seite in den Hof. Dort hatte ſich das Bild inzwiſchen verändert. Die beiden Haufen ſtanden getrennt und in vollſter Kampfbereitſchaft da. Die hin und her fliegenden Worte waren gereizter als vorher, und die herben, kantigen Geſichter zeigten einen verbiſſenen Trotz, der alle beſſeren Regungen bezwang. In der Gruppe der jüngeren wurden kräftige Schimpfworte laut, die die älteren Kollegen als Verräter hinſtellten, die nicht zum Durchſetzen von Standesintereſſen beitragen wollten. Die anderen mahnten, die Arbeit wieder aufzunehmen und kein Unglück heraufzubeſchwören.(Fortſetzung folgt.) Aber wir werden auch offenen Haben beide eine Menge Geld dafür be⸗ knirſchend zu⸗ f Die Antwort beſtätigte des Meiſters, N un irgendwo noch ein Zweifel daran ögli 15 ab die Regierungskommiſſion des Saargebiets die Geſchäfte landsfremder Elemente beſorgt und gegen die ſaardeut⸗ ſche Bevölkerung parteiiſch eingeſtellt iſt, ſo iſt dieſer Zweifel nunmehr beſeitigt. In ihrer von Emigranten einſeitig betonten Einſtellung gegen das national bewußte Deutſchtum hat ſie ſich nun ſchon zu einer Verletzung richterlicher Autorität hinreißen laſſen. Mit dieſer Entſcheidung hat ſie ſich in bewuf em Gegenſatz zu den im Saargebiet geltenden Rechtsgrundſätzen geſtellt. Die Lage iſt damit eindeutig ge⸗ klärt. Nachſpiel zum 25. Juli 52 jähriger ſteiriſcher Schuldirektor zu le⸗ benslänglichem Kerker verurteilt. Graz, 9. Auguſt. Schwanberg ESteier⸗ mark) war am 25. Juli der Schauplatz er⸗ bitterter Kämpfe. Die Aufſtändiſchen beſetz⸗ ten das Poſtgebäude und ſtürmten auch die Gendarmerie. Bei dieſen Kämpfen fiel auf Seiten der Aufſtändiſchen der Sohn des 52 Jahre alten Schuldirektors Gragger, der ſich jetzt vor dem Militärgericht zu verantwor⸗ ten hatte. Auf die Frage des Vorſitzenden, ob er ſich nationalſozialiſtiſch betätigt habe, erklärte er, daß er ſeit dem Verbot keine po⸗ litiſche Arbeit mehr geleiſtet habe, daß er aber in ſeinem Herzen immer Nationalſo⸗ zialiſt geweſen ſein. Der Angeklagte gab an, daß er keines wegs den Skurm auf die öffenklichen Gebäu- de geleitet habe, ſonder daß er nur als Parlamentär gewirkt habe. Er habe ſich ſo⸗ gar dem Wunſche der Aufſtändiſchen, den Angehörigen der oſtmärkiſchen Sturmſcha⸗ ren, der ſeinen Sohn erſchoſſen habe, als Geiſei feſizunehmen, widerſei. Der Ange⸗ klagte wurde zu lebenslänglichem Kerker verurteilt. Kind tödlich verunglütkt Aus dem fahrenden Zug geſtürzt. Konſtanz, 9. Auguſt. Ein achtſähriges Mädchen aus Mannheim, das ſich mit ſeinen Eltern auf der Fahrt nach Konſtanz befand, ſuchte nach der Station Hegne die Toilette auf. Da das Kind nach längerer Zeit nicht zurückkehrte, brach man die Türe auf, fand aber das Mädchen nicht vor. Sofort angeſtellte Nachforſchungen führ⸗ ken zur Auffindung der Leiche des Kindes zwiſchen Hegne und Keichenau. Aus der Stellung des Fenſters nimmt man an, daß ſich das Mädchen zu weit aus dem Fenſter hinausgelehnt hat und aus dem fahrenden Jug geſtürzt iſt. Schmelztiegel explodiert Kaklowitz, 9. Auguſt. Auf der Kathari⸗ nenhütte in Sosnowitz ereignete ſich ein ſchwerer Betriebsunfall. Als vier Arbeiter damit beſchäftigt waren, mehrere Eiſen⸗ blöcke zum Einſchmelzen in den Schmelztie⸗ gel zu werfen, erfolgte eine Exploſion. Von der aufſpringenden, weißglühenden Eiſen⸗ maſſe wurden alle vier Arbeiter ſchwer ver⸗ brannt. Sie wurden ins Krankenhaus ge— ſchafft, wo ſie hoffnungslos darniederliegen. Schweres Eiſenbahnunglück Fünf Toke, elf Verleßzte. Sofia, 9. Auguſt. Infolge falſcher Wei⸗ chenſtellung ereignete ſich auf der Strecke Sofia—Küſtendil ein ſchweres Eiſenbahn— Unglück. Ein Wagen des Perſonenzuges entgleiſte in der Nähe des Bahnhofes Radomir und ſtürzte um. Jünf Reiſende wurden getötet, während elf verletzt wurden. Von den Ver- letzten haben acht ſchwere Verletzungen er⸗ lilten, ſo daß ſie ins Krankenhaus gebracht werden mußten. Die übrigen drei konnken nach Anlegung von Verbänden in ihre Wohnungen enklaſſen werden. Elly Beinhorns Amerikaflug Colon(Panama), 9. Auguſt. Elly Beinhorn hat ihre Probeflüge been⸗ det. Der Start zu ihrem großen Fluge durch Mittel⸗ und Nordamerika iſt vorläu⸗ fig auf Freitag feſtgeſetzt. Die deutſche Flie⸗ gerin wurde von den amerikaniſchen Mili⸗ ktärfliegern auf das herzlichſte zufgenom⸗ men. Sie iſt Gaſt des kommandierenden Offiziers, France Field, in Colon. In der letzten Woche regnete es ſehr ſtark und es waren drei leichte Erdbeben zu verſpüren. FFC Wer iſt um das Glück Deiner Familie be⸗ ſorgt? Das Arbeitsamt. C Aufgabe des Landeshandwerksführer Wiesbaden, 9. Aug. Der Reichshand⸗ werksführer hat im Einvernehmen mit dem, Herrn Reichswirtſchaftsminiſter nach vorheriger Fühlungnahme und Beſtätigung mit den Her⸗ ren Gauleitern der NS DA am 11. Mai 1984 13 Landeshandwerksführer ernannt. Die Landeshandwerksführer ſind Beauftragte des Reichshandwerksführers. Ihre ſtaats⸗ und ver⸗ waltungsrechtliche Stellung und die Rechts- quelle ihrer Amtsausübung leitet 16 aus dem welt uber den vorläufigen Aufbau der Handwerkso tion vom 29. November 1933 her. Die Aufgaben der Landeshand⸗ werksführer ſind wichtig und vielſeitig. Zu⸗ nächſt haben ſie als Beauftragte und Bevoll⸗ mächtigte des Reichshandwerksführers die Per⸗ ſonalpolitil handwerklicher Organiſationen und Körperſchaften zu regeln. Die Auswahl der Führer und Vorſtandsmitglieder, ſowie aller Mitarbeiter in leitenden Stellungen der hand⸗ werklichen Organisationen kann nur im eng⸗ ſten Einvernehmen mit der jeweils zuſtändigen PO⸗Leitung erfolgen. Dieſes Einvernehmen ſicherzuſtellen und die ganze Führungsfrage der örtlichen und bezirklichen Handwerksorga⸗ niſationen immer unter die Parteiautorität der POs⸗Leitung zu ſtellen, iſt die vornehmſte Auf⸗ gabe des Landeshandwerksführers. Die Landeshandwerksführerüber⸗ nehmen auch gemeinſame handwerkspolitiſche Aufgaben, die bisher über viele oder meh⸗ rere Körperſchaften des Handwerks in allen Bezirken verteilt waren. So wird u. a. die Verſorgung der Tagespreſſe über alle Hand⸗ werksfragen einheitlich vom Landeshandwerks⸗ führer geleitet und gehen dieſe Aufgaben, ſo— weit ſich bisher andere Körperſchaften des Handwerks damit befaßt haben, reſtlos auf den Landeshandwerksführer über, um die Ein⸗ heit über alle grundſätzlichen Fragen natio— nalſozialiſtiſcher Aufbaupolitik, ſoweit ſie das Handwerk betreffen, ſicherzuſtellen. Eine der wichtigſten Aufgaben des Landeshandwerksführers liegt auf dem Gebiete der Förderung der Handwerkswirt⸗ ſchaft und damit gleichzeitig der Arbeitsbe⸗ ſchaffung. Neuregelung der Bauwirtſchaft un⸗ ter Bereinigung aller liberaliſtiſch⸗kapitaliſt ſcher Baufinanzierungsmethoden wird ebenfalls ein wichtiges Arbeitsgebiet darſtellen. Dann wäre noch zu bemerken, daß alle wirtſchaft⸗ lichen Aufgaben, ſoweit ſie ſeither von den Handwerkskammern wahrgenommen auf den Landeshaundwerksführer gangen ſind. Für die Landeshandwerksführung Heſſen gilt es nun, mit verſtärkter Kräft und äußer⸗ ſter Aktiwität den Kampf gegen die Arbeits⸗ loſigkeit auf breiteſter Baſis weiter zu füh⸗ ren, insbeſondere dafür zu ſorgen, daß auch für die Wintermonate Arbeitsplätze für die Handwerksgeſellen ſichergeſtellt werden kön⸗ nen. Dieſer Kampf wird in enger Zuſammen⸗ arbeit mit dem Gaukontrollamt für Arbeits- beſchaffung der NSDAP geführt werden. Die Landeshandwerksführung Heſſen will memals eine reine Intereſſenvertretung für einen Berufsſtand darſtellen, ſondern in enger Zuſammenarbeit mit allen anderen ſchaffen⸗ den Ständen mit an dem Aufbauwerk zur Geſundung der deutſchen Volkswirtſchaft bei⸗ tragen. wurden Würden, überge⸗ Aus Heſſen und Naſſau Darmſtadt, 9. Auguſt.(Wäſche abge⸗ holt, aber von wem?) Ende Juni iſt ein unbekanntes Wäſcheauto vor einem Hauſe in der Frankfurterſtraße vorgefahren. Der Führer des Wagen, ein Mann im Alter von etwa 40 Jahren, nahm bei einer Fami— lie Wäſche in Empfang, brachte ſie aber bis heute noch nicht zurück. Auf dem Auto be— fanden ſich bereits mehrere Körbe mit Wä— ſche, außerdem befand ſich bei dem Auto ein junger Mann im blauen Arbeitsanzug. Die Kriminalpolizei Darmſtadt fahndet jetzt nach dem Auto, bzw. den Perſonen, die die Wä— ſche in Empfang genommen haben und bittet alle diejenigen, die Angaben machen können, der Kriminalpolizei Darmſtadt, Hügelſtraße 31/33, Nachricht zu geben. Darmſtadt, 9. Auguſt. Die anſtecken⸗ de Blutarmut der Pferde.) Die beiden Pferde(9jährige Fuchsſtute und 6jäh⸗ riger Fuchswallach) des Landswirts Georg Klöppinger zu Pfungſtadt, Seeheimerſtraße 17, ſind unter Erſcheinungen der anſteckenden Blutarmut erkrankt. Die vom Kreisveteri— näramt angeordneten Sperr- und Schutz⸗ maßnahmen ſind vom Kreisamt beſtätigt worden. Letzte Nachrichten Papen über ſeine Wiener Miſſion Berlin, 9. Auguſt. Vizekanzler a. D. von Papen hat Reuter und Aſſociated Preß folgende Erklärung übermittelt: Die mir von dem Führer und Reichskanz— ler erteilte Aufgabe iſt in ſeinem Schreiben vom 26. Juli 1934 an mich eindeutig und klar umriſſen. Ich habe mich dieſer Miſſion zur Verfügung geſtellt, um ſie dem Sinne und dem Geiſte nach zu erfüllen, weil ich weiß, wieviel für die Entſpannung der eu— ropäiſchen Lage von ihrer Verwirklichung abhängt und weil ich damit meinem Lande auch in dieſer neuen Stellung dienen kann. Die letzte Unterſchrift des verewigten Jeldmarſchalls von Hindenburg iſt unter ein Schreiben an mich geſetzt, in dem es heißt: „Wenn ich Sie nunmehr als diplomatiſchen Vertreter des Reiches nach Wien entſende, ſo geſchieht es in der aufrichtigen Hoffnung, daß es Ihnen gelingen möge, normale und herzliche Beziehungen mit dem ſtammver- wandten öſterreichiſchen Volke herzuſtellen. Meine beſten Wünſche begleiten Sie bei der Durchführung dieſer verankworkungsvollen Aufgabe.“ Dieſer Befehl iſt zugleich ein Vermächtnis. dem nichts hinzuzufügen iſt.“ Ein Zwiſchenfall in Steiermark. Wien, 9. Auguſt. Ein Gendarm, der in Leoben(Steiermark) im Zivil Dienſt ver— ſieht, wurde bei der Verfolgung eines Kom— muniſten von dieſem angeſchoſſen und ſchwer berletzt. Bei einer Waffenſuche in Dosh Salsburg) f Dachboden eines Kaffeehauſes vier Kartons mit Handgranaten, zwei Mauſerpiſtolen mit 460 Schuß, ſechs neue Waltherpiſtolen mit 900 Schuß, zwei umgearbeitete Militär— gewehre mit 65 Schuß, ein alter Trommel— revolver und zwei Doſen mit je einem hal— ben Kilo bisher unbekannten Sprengſtoffen gefunden. Die Standrechtsanzeige wurde erſtattet. nnr den 2 Fein ü Sei Gu elite Ein Tiroler Bürgermeiſter abgeſetzt. Kitzbühel, 9. Auguſt. Der Bürgermeiſter von Kitzbühel, Joſeph Herold, wurde ſanes Amtes enthoben. Herold hatte es abgelehnt, die Hauptſtraße in Kitzbühel nach Dr. Doll— fuß zu benennen, da er eine ſolche Umbe— nennung für Kitzbühel als internationalen Kurort für nicht zweckmäßig hielt. Auch äußerte er, daß Oeſterreich bereits zwei Putſche erlebt habe und daß man nicht vor— ausſehen könne, ob nicht etwa eine andere Umwälzung komme. Textilarbeiterſtreik in Neuyork. Neuyork, 9. Auguſt. Etwa 21000 Arbei— ter der Wirkwareninduſtrie ſind in der Stadt Neuyork ſowie in verſchiedenen Nach— barſtädten im Staate New Yerſey in den Streik getreten. Die Arbeiter verlangen u. a. die Einführung der 35-Stundenwoche und die Anerkennung ihrer Gewerkſchaft. Insgeſamt ſind von dem Streik über 2000 Fabriken betroffen. 43 Grad Ceiſius Neue Hitzewelle in Amerika. Neunork, 9. Auguſt. Eine neue Hitzewelle hat faſt den ganzen Miktelweſten heimge⸗ ſucht und verurſacht ſtellenweiſe den größ— ken Schaden und unbeſchreibliche Qualen. Im Staate Jowa ſind bereits vier Menſchen infolge der Hitze ums Leben gekommen. In Kanſas City ſtieg das Queckſilber auf 43 Grad. An vielen Orten wird die Hitze durch den außerordenklichen Wind ins Unertkräg- liche geſteigert. Die Qualen, die das Vieh auszuſtehen hat, ſind geradezu entſetzlich. Hindenburgs letzte Fahrt. Unter militäriſchem Ehrengeleit wurde der Sarg des Reichspräſidenten von Hindenburg diurch ein Fackelſpalier von Neudeck nach Tannenberg übergeführt. Der Landeshandwerksführer für Heſſen. * Wiesbaden, 9. Auguſt. Zum Lankes⸗ handwerksführer mit dem Sitz in Wiesbaden iſt vom Reichshandwerksführer im Einver⸗ ſtändnis mit dem Reichswirtſchaftsminiſter Pg. Gamer ernannt worden, der ſeine Dienſtgeſchäfte aufgenommen hat. Als eine ſeiner wichtigſten Aufgaben betrachtet der Landeshandwerksführer die Förderung der Handwerkerſchaft und damit gleichzeitig der Arbeitsbeſchaffung. Die Landeshandwerks⸗ führung Heſſen will niemals eine reine In⸗ tereſſenvertretung für einen Verufsſtand darſtellen, ſondern in enger Zuſammenarbeit mit allen anderen ſchaffenden Ständen mit zu der Aufbauarbeit zur Geſundung der deut⸗ ſchen Volkswirtſchaft beitragen. Frankfurt a. M., 9. Aug.(Neueröff⸗ nung und Einſtellung.) Bei der ſtädti⸗ ſchen Steuerverwaltung ſind im vergangenen Kalendermonat nachſtehende Neueröffnungen und Einſtellungen von gewerblichen und Han⸗ delsbetrieben mitgeteilt worden. Die insge⸗ ſamt 432 Neueröffnungen verteilen ſich auf 310 Handels-, 3 Induſtrie⸗ und 119 Hand⸗ werksbetriebe. Ihnen ſtehen 426 Einſtellungen gegenüber und zwar 349 Handels⸗ und 77 Handwerksbetriebe. Die Zahl der bei den eingeſtellten Betrieben beſchäftigt geweſenen 146 Arbeitskräfte wird durch die Zahl der 199 Arbeitskräfte der neueröffneten Betriebe mum reichlich ein Drittel übertroffen. Aus der Heimat Gedenktage 9. Auguſt 1839 Der Augenarzt Karl Theodor, Herzog in Bayern, geboren. 1896 Der Flugtechniker Otto Lilienthal bei Rhinow geſtorben. 1919 Der Naturforſcher Ernſt Haeckel in Je— na geſtorben. 1929 Der Karikaturen-Zeichner Zille in Berlin geſtorben. Prot. und kath.: Romanus Sonnenaufg. 4.31 Sonnenunterg. 19.39 Mondaufg. 3.15 Mondunterg. 19.17 Heinrich An je weniger Bedürfniſſe wir uns ge⸗ wöhnt haben, um ſo weniger Entbehrungen drohen uns. * Immer wieder Wahrſage⸗ Schwindel In der Reihe der amtlichen Kundgebungen und Warnungen zum Rechtsſchutz des Vol— kes veröffentlicht der preußiſche Juſtizmini⸗ ſter in der„Deutſche Juſtiz“ eine Warnung vor dem Wahrſageſchwindel. Darin wird darauf hingewieſen, daß das Wahrſagen ſchon im Altertum ein beliebtes Mittel war, um gute Geſchäfte zu machen. Die Geſchäfts⸗ tüchtigkeit dieſer„Wohltäter“ habe immer neue Mittel und Wege gefunden, aber— gläubiſche oder leichtgläubige Menſchen in dreiſter Form fortgeſetzt zu be⸗ trügen. Auch heute gebe es bei uns noch zahlreiche Volksgenoſſen, die an Karten-, Kaffeeſatz,, Traum-, Stern-, Hand⸗ und Schriftdeutung oder Totenbefragung und an— deres glauben oder dieſe Mittel und Metho— den zur Befriedigung ihrer Neugier einmal in Anſpruch nehmen. Es muß demgegenü— ber feſtgeſtellt werden, daß es keine Vorher— ſage der menſchlich unberechenbaren Zukunft gibt. Alle gegenteiligen Behauptungen ſeien gröbſter Schwindel. Seit einiger Zeit, ſo heißt es weiter in der amtliche Warnung, erſcheinen im Inſeraten— teil der Zeitungen und Zeitſchriften wieder häufiger ſchwindelhafte Ankündigungen von Wahrſagern und Hellſehern. Vor dieſen Anpreiſungen müſſe dringend gewarnt werden. Ein wirkſames Mittel, um leicht— gläubige Volksgenoſſen vor ſolchen Schädi— gungen zu bewahren, beſtehe darin, daß ſchon das Erſcheinen ſolcher unlauterer Anzeigen in deutſchen Zeitungen und Zeitſchriften ver— hindert werde. Zum Schluß wird feſtgeſtellt, daß zur wirkſamen und gründlichen Verbrecherbe— kämpfung auch hier die weiteſte Mithilfe al⸗ ler Volkskreiſe notwendig ſei. Niemand ſolle ſich ſcheuen, wenn er durch Wahrſagerei auch nur um einige Reichsmark geſchädigt worden ſei, bei der örtlich zuſtändigen Kri— minalpolizei oder Staatsanwaltſchaft An zeige zu erſtatten. Wenn ſo von allen mit⸗ geholfen werde, werde das ganze Reich bald von der Landplage der Wahrſa⸗ ger befreit ſein. n Fur Warnung und Mahnung. Es liegt Veranlaſſung vor, auf die Straßenpo⸗ lizeiordnung vom 2. Januar 1930 hinzuwei⸗ ſen, in der es heißt:„In Türen, ffenſtern und Balkonen, welche nach der Straße zu gelegen ſind, dürfen Teppiche, Betten, Ma⸗ tratzen, Wäſcheſtücke und ähnliche Gegen⸗ ſtände nicht aufgelegt, geplopft oder ausge⸗ ſtäubt werden. Im übrigen dürfen Teppi⸗ che, Betten, Matratzen und ähnliche Gegen⸗ ſtände nur in der Zeit von 8 bis 11 Uhr und von 15 bis 18 Uhr ausgeſtäubt oder ausgeklopft werden.“ Wettervorherſoge: Vielfach bedeckt, ſtellenweiſe Niederſchläge.