Amtlicher Teil Bekanntmachung Betr. Sprechſtunden. Die Sprechſtunden des Anterzeich⸗ neten müſſen wegen Abweſenheit am Frei⸗ tag, Samstag, und Montag ausfallen. Viernheim, den 6. September 1934. Bürgermeiſterei Viernheim: Bechtel Bekanntmachung. Betr.: Die Volksabſtimmung am 19. Auguſt 1934. Das heſſiſche Staatsminiſterium hat uns beauftragt, nachſtehende Verfügung den bei der Abſtimmung amtlich und ehrenamtlich tätig ge weſenen Perſonen zur Kenntnis zu bringen. Indem wir dieſe Aufgabe gerne erfüllen, verbinden wir gleichzeitig den Dank namens der Gemeinde für die tatkräftige Mitwirkung und Hilfsbereitſchaft bei der Durchführung der Abſtimmung. Viernheim, den 4. September 1984. Bürgermeiſterei Viernheim Bechtel. Abſchrift. Dank an die Wahlorgane. Die Volksabſtimmung hat über 43,5 Millionen deutſcher Männer und Frauen an die Stimmurne geführt. Vorbereitung und Durch⸗ führung ſowie die Feſtſtellung des Endergebniſſes der Abſtimmung haben an das Organiſationsge⸗ ſchick und die Arbeitskraft der Behörden in Stadt und Land ſowie an die Arbeitsfreudigkeit der Abſtimmungsvorſtände, denen die Entgegen⸗ nahme dieſes geſchichtlich einzigartigen Volks- bekenntniſſes oblag, beſonders hohe Anforderungen geſtellt. Die glatte und einwandfreie Durch⸗ führung der Volksabſtimmung muß umſo höher bewertet werden, als diesmal zwiſchen der An- ordnung der Abſtimmung und dem Abſtimmungs⸗ tage eine außerordentlich kurze Zeitſpanne lag. Den zahlreichen Volksgenoſſen und Volks⸗ genoſſinnen, die in den Abſtimnmungsvorſtänden und ſonſt bei Durchführung der Abſtimmung ehrenamtlich tätig geweſen ſind, ſpreche ich Dank und Anerkennung aus. In dieſen Dank ſchließe ich neben ſämtlichen beteiligten Reichs⸗, Landes- und Gemeindebehörden, die deutſche Reichsbahn⸗ geſellſchaft, die deutſchen Schiffahrtsgeſellſchaften wie alle übrigen Verkehrsunternehmungen ein, die zur Erleichterung der Stimmabgabe weſent⸗ lich beigetragen haben. Berlin, den 20. Auguſt 1934 Der Reichsminiſter des Innern In Vertretung: gez. Pfundtner. Vereins⸗Anzeiger Sünger⸗Eiuheit. Heute Abend 8.45 Uhr Singſtunde. Nur beſtimmte Gründe können entſchuldigen. Der Vorſ. Geſangverein Liederkranz. Wegen Todesfall findet die Singſtunde des Männerchors mor- gen Freitag Abend 9 Uhr ſtatt. Frauen- chor Samstag Abend. Samstag 4 Uhr Be⸗ erdigung des verſt. Ehrenmitgliedes Lorenz Roos. Vollzählige Beteiligung Ehrenſache. 9 Freiwillige feuerwehr N 9 l wendet. Durch seine Treue, in Verbindung mit der heiteren Weisheit seines Wesens hat er sich ne- ben unserer unbegrenzten Hochachtung auch unser aller Freundschaft und Liebe erworben, die wir ihm über das Grab hinaus in trauerndem Herzen bewahren. Viernheim, den 6. September 1934. Namens der Gemeindeverwaltung: Bechlel, Bürgermeister Nachruf! Wir erfüllen hiermit die traurige Pflicht, die Kameraden von dem Ableben unſeres Mitgliedes Herrn Lorenz Noos in Kenntnis zu ſetzen. Die Beerdigung findet am Samstag nachmittag ſtatt und erwarten wir voll- f zählige Beteiligung bei dem letzten Ehren geleite. Muſik u. Spielleute treten auch an. Zuſammenkunft ½¼4 Uhr am Hauſe des Kommandanten Kempf, Adolf Hitlerſtraße 1. Anzug, weiße Handſchuhe. Das Kommando. Der Vorſtand. 2 0 we eee f Am 5. September verschied an den Folgen des tags zuvor erlittenen Unfalls unser Ortsbürger Lorenz Noos 1. Der Entschlafene, der dem Gemeinderat lange Jahre angehört hatte und seit dem Jahre 1922 bis zur Niederlegung infolge Krankheit im Jahre 1933 das Amt eines Beigeordneten beklei- dete, hat sich stets mit dem ihm eigenen lute- resse der Verwaltung unserer Gemeinde zuge- 3-4 Timmer Von wem, ſagt der Verlag PE 5 langer 5 dlobel(Motten Hapntaun!/ schungen Pfd. 82 9 81140 ul lung. ase fenver lügunzsmfiel FLIIT ½ Liter Blechkanne 9.35 1 Liter Blechkanne 2.28 Handzerziuuber f Fl St: f. 25 blerkell Paket 16 Torpenunbi- Ternenunersatl 30% ↄ Rabatt 1 A aul Pfd. 10 Wir 10 St. 75 Marialerte Heringe in Rahmſoſe Stück 10. Heringe 1. Jom. Doſe 35 Dolsarulnen Doſe 23 Deutſche I. Molhereldutter/ Pfd. 39 3. Schwelrerkäse Pfd. 28 10% Edamer/ Pfd. 30 Umburger Mäse/ Pfd. 9 Ine Sorten Mäse in Schsenteln und 3% Rabatt außer Butter Lebensmltislhaus Ein jeder Deutsche Mitglied des Reichsluftschutzb undes! vorm. Goedecke Adolf Hitlerſtraße 38 —— und Küche per 1. Okt. zu mieten gesucht Wer eine Gteil. 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Teelöffel Zucker. Zubereitung: Oen Weißkohl putzen, hobeln oder feinſchneiden, im heißgemachten Fett aufs Feuer ſetzen. Die Fleiſchbrühe dazugleßen, Gewürze, Eſſig und Zwiebel beifügen und im geſchloſſenen Topf kleinem Feuer! Stunde gardämpfen. Waſſer anrühren, dazugeben und gut durchkochen laſſen. Dann mit Zucker abſchmecken. bei Das Mehl mit etwas kaltem. Beilage: Kaßler Rippeſpeer. iernhel »Biernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten) Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ 1,40 Mk. frei 11155 Haus gebracht. Sonntag“, halbmonatli Wandkalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. bei den Boten Aelteſte Tageszeitung am Platze— Erfolgreiches Inſertionsorgan Fernſprecher 117.— Telegr.: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Frankfurt — 2 am Main, Verantwortlich für en Anzeigenteil: Joh. Martin, Viernheim. Einzel⸗Verkauf der Zeitung von der Geſchäftsſtelle 5 Pfg., Samstags⸗Ausgabe 10 Pfg. Viernheimer Zeitung n- und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 6, Gratis⸗Beilagen: wöchentlich den„Illustrierten die„Heimatblätter“, zweimal jährlich den Fahrplan und den izeiger (Biernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) de d denen e: Die 12geſpaltene Millimeter⸗Zeile 2 Pfennig, Reklame 9 Pfennig, bei Wieder olung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von lämtlichen Annoncen ⸗Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Plaßzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Geſchäftsſtelle: Adolf Hitlerſtr. 86, Schriftleitung, Druck u. Verlag: J. Martin, Viernheim Nr. 207 Freitag, den 7. September 1934 51. Jahrgang Aus der Heimat Gedenttage 6. September 1634 Schlacht bei Nördlingen. Sieg der vereinigten Kaiſerlichen(Bayern und Spanier) über die Schweden unter Horn und Bernhard von Weimar. 5 1757 Der franzöſiſche Staatsmann Marie Joſeph de Lafayette in Chavagnac geboren. 1830 Die Braunſchweiger vertreiben Diamantenherzog Karl ü II. Prot. und kath.: Magnus Sonnenaufg. 5.17 Sonnenunterg. 18.39 Mondaufg. 2.15 Mondunterg. 17.39 den * Warnung vor Wahrſageſchwindlern! Eine neue Warnung des Juſtizminiſters zum Rechtsschutz des Volkes(„Deutſche Juſtiz“ 1934, Nr. 31) befaßt ſich mit dem in letzter Zeit wieder ſtärker auftauchenden Wahrſage⸗ ſchwindel, dem leider noch viele Volksgenoſſen zum Opfer fallen. Als„Lebensberater“, „Schriftfachverſtändige“,„Phreno, und Chirologen“ oder„wiſſenſchaftlich ge⸗ leitete aſtrologiſche Inſtitut“ u. a. bieten meiſt dieſe gewerbsmäßigen Wahrſageſchwindler ihre Dienſte im Inſeratenteil der Tageszeitungen oder Zeitſchriften an. Ihre Leiſtungen ſind wertlos. Vielfach geht der geriſſene„Wahrſager“ o zu Werk, daß er den Kunden zunächſt vor⸗ chwindelt, er habe eine polizeiliche ee ihn, dann unauffällig nach allen möglichen * perſonlichen, beruflichen und verwandiſchaft⸗ lichen Verhältniſſen ausfragt, um ſich ſchließ⸗ lich unter geſchickter Ausnutzung und Kombi⸗ nation der in Erfahrung gebrachten Umſtände in allgemein gehaltenen, völlig nichtsſagenden phantaſiegeſchmückten Andeutungen üher die Zukunft zu ergehen. Als„Honorar“ wird ent⸗ weder eine Vorauszahlung verlangt, oder den Kunden nach der Befragung die Zahlung eines Honorars in das Belieben geſtellt. Nicht ſelten verſteht es der Wahrſager noch, den Kunden zur Hergabe von Darlehen oder Ge⸗ ſchäftsbeteiligungen zu veranlaſſen, oder er erpreßt ihn in der gemeinſten Weiſe dadurch, daß er den Aberglauben und die intimſten Ge— heimniſſe des anderen ausnutzt. Beſonders gewarnt ſei hier noch vor den aus dem Ausland in deutſchen Zeitungen erſcheinenden Anzeigen, die ſich mit derartigen Wahrſagungen befaſſen. Darunter fällt z. B. die Anzeige eines von„Profeſſor Roxroy“ geleiteten aſtrologiſchen Inſtituts im Haag in Holland. Zur Bekämpfung dieſer Schädlinge iſt die weiteſte Mithilfe aller Volkskreiſe notwendig, Jeder, der durch„Wahrſagereien“ geſchädigt iſt, erſtatte ſofort Anzeige. Genehmigung einer Straßen⸗ und Haus⸗ ſammlung. Der Reichsſchatzmeiſter der Natio⸗ nalſozialiſtiſchen Deutſchen Arbeiterpartei, Schwarz, hat dem Volksbund Deutſche Krie, gergräberfürſorge e. V. u. a. mitgeteilt: Auf Ihren Antrag vom 9. 7. 34 um Genehmi⸗ gung eineer öffentlichen Sammlung mache ich von Paragraph 1 Abſatz 4 Satz 2 des ge⸗ nannten Verbotsgeſezes Gebrauch und ae⸗ 0 0 ö 0 nehmige Ihnen im Einvernehmen mit dem Herrn Reichsminiſter der Finanzen die erbetene Sammlung für den 20. und 21. Oktober 1934. Sie kann an den genannten Tagen auf öffentlichen Straßen und von Haus zu Haus durchgeführt werden. Die Ausnahmebewilli⸗ gung wird auch im Hinblick auf den beſon⸗ deren Wunſch des verſtorbenen Herrn Reichs⸗ präſidenten, der der Arbeit des Volksbundes Deutſche Kriegergräberfürſorge jede erdenkliche Unterſtützung angedeihen ließ, erteilt“. Darmſtadt, 6. Sept. Sprechſtunden.) Das Staatspreſſeamt teilt mit: Die Sprechſtunden des Herrn Staatsminiſters ſowie aller Miniſterialabtei⸗ lungen fallen am Samstag, den 8. Septem⸗ ber, aus. Griesheim, 6. Sept.(Uuto überſchlägt uch.) Auf der regenglatten Aſphaltſtraße nach Groß-Gerau überſchlug ſich ein mit drei Per⸗ onen beſetztes Auto und lag im Straßengra⸗ ben. Die Inſaſſen aus Wiesbaden konnten oon einem Griesheimer aus ihrer Lage be⸗ freit werden. Der Fahrer war unverletzt, die beiden Frauen hatten leichte Schnittver⸗ letzungen. Lampertheim, 6. Sept.(Freito d.) In Nähe der Wormſer Straßenbrücke wurde eine weibliche Leiche geländet und in die Leichen⸗ halle des evangeliſchen Krankenhauſes ge⸗ bracht. Es handelt ſich um ein 24jähriges Mädchen, das in Mannheim in Stellung war. Es entfernte ſich am 29. Auguſt von ſeinem Arbeitsplatz in der Abſicht, ſich das Leben zu nehmen. Die Angehörigen wurden durch Funkſpruch verſtändigt. (Ausfallen de Bensheim, 6. Sept.(Aus dem Bens⸗ heimer Stadtrat.) Der Stadtrat be⸗ willigte für das Winzerfeſt am 16. Sep⸗ tember einen Zuſchuß von 1000 Mark. Der ſtädtiſche Koſtenbeitrag für das Gymnaſium beträgt für 1935: 18 564 Mark(gegen 17500 Mark im Vorfahr): er wurde genehmigt. Nach⸗ bewilligt wurden für Kanaliſationsarbeiten 111 Mark, für die Muſeumsverlegung 166 Mark und für Straßenberſtellung 11.80 Mark. Tabalbau und Tabalernte Das Ergebnis im Jahr 1933. Das Statiſtiſche Reichsamt veröffentlicht die vorläufigen Ergebniſſe über den Tabakbau und die Ergebniſſe der Tabakernte in dem vom 1. Juli 1933 bis zum 30. Juni 1934 reichen⸗ den Erntejahr 1933. Danach betrug im deut⸗ ſchen Zollgebiet(ohne Saargebiet) die zu⸗ läſſige Tabakanbaufläche(Paragraph 3 der Verordnung über den gewerblichen Tabak⸗ anbau vom 24. Februar 1931) im gewerblichen Tabakanbau 1 196 614 a 36 Quadratmeter gegen 1 091830 a 4 Quadratmeter im Ernte⸗ jahr 1932 und die Zahl der Tabafpflanzer 63 451(55 748). Die Zahl der mit Tabak bepflanzten Grundſtücke wird mit 105 903 (91 030) und ihr Flächeninhalt mit 1 197 664 a 56 Quadratmeter(1 082 032 a 34 Quadrat⸗ meter) angegeben. Die Geſamtmenge des ge⸗ ernteten Tabaks in dachreifem, trockenem Zu⸗ ſtand ſtellte ſich auf 29 433 365(28 224 052 Kilogramm, was einem durchſchnittlichen Hek⸗ tarertrag von 2458(2608) entſpricht. Unter Zugrundelegung eines mittleren Preiſes von 116.02 5 Mark für ein Doppelzentner Tabak errechne bakernte auf 34 147 398(32 679 367) Mark. ſich der Geſamtwert der Ta⸗ Der große Tag des Arbeitsdienſtes 52000 nationalſozialiſtiſche Arbeitsmänner marſchieren zum erſten Male in Nürnberg auf Nürnberg, 6. Sept. Der dritte Tag des Parteitages 1934 war dem nationalſozialiſtiſchen Arbeitsdienſt vorbehalten, der mit 52000 Mann in einem größen Zeltlager in Langwaſſer Quartier bezogen hatte. Während in der Stadt unun— terbrochen während der ganzen Nacht Son— derzüge der politiſchen Organiſationen eintra— fen, brach der Arbeitsdienſt ſchon gegen halb— ſieben Uhr morgens in zwei gewaltigen Säulen mit klingendem Spiel zur Zeppe— lin wieſe auf, wo ſich der Einmarſch in muſtergültiger Ordnung abwickelte. Ddie Spielmanns- und Muſikzüge nahmen vor der großen, das gewaltige Feld beherrſchenden Tribüne Aufſtellung, während die Abteilun— gen innerhalb der Gruppen in Linien zu vier Gliedern aufmarſchierten. Kurz vor 10 Uhr ertönt das Kommando„Arbeitsdienſt ſtillgeſtanden!“ Wie aus Erz gegoſſen ſtehen die unüberſehbaren Reihen der brau— nen Kolonnen. „Spaten über! Achtung! Die Augen links!“ Heil-Rufe künden ſchon von ferne die An- kunft des Führers an, der nun in Begleitung des Reichsminiſters Frick und ſeiner Adjutanten Brückner und Schaub auf den Platz fährt. Die Heil-Rufe ſteigern ſich zu einem Orkan, als der Führer zur Ehren⸗ tribüne hinaufſteigt. Die Muſik ſpielt den Bayeriſchen Avanciermarſch. Mit einem Ruck fliegen die blinkenden Spaten der Arbeits- männer empor. Die vier Muſikzüge vor der Tribüne ſchlagen den Präſentiermarſch. Als der Führer auf der Rednertribüne eintrifft, meldet ihm der Reichsarbeitsführer Hierl: „52 000 Arbeitsmänner zum Appell angetre— ten.“ Der Führer grüßt:„Heil Arbeitsmän— ner!“ Donnernd ſchallte die Antwort aus 52 000 Kehlen:„Heil mein Führer!“ Die Lehrabteilungen, die in der Mitte zwiſchen den beiden rieſigen Blocks in der graubraunen Tracht Aufſtellung ge— nommen haben, ſetzen ſich in Bewegung. In der erſten Reihe Fanfarenbläſer und Männer mit dumpfklingenden Landsknechtstrommeln, dahinter die leuchtend roten Fahnen des Ar⸗ beitsdienſtes. Die Abteilungen teilen ſich, und marſchieren vor der Führertribüne auf. Wenige Muſiktakte, wieder Trommelgedröhn, und nun tönt ein altes Landknechtslied auf „Weit laßt die Fahnen wehen, wir wöln zum Sturme gehen, treu nach Landsknechtsart laßt den verlorenen Haufen voran zum Stur⸗ me laufen, wir folgen dicht geſchart.“ Und zum Takte ſchwingen die Fahnen⸗ träger ihre Fahnen. Aus dem Block der erdbraunen Arbeitsmänner löſt ſich eine helle Stimme: Ein Gelöbnis des Arbeit dienſtes an den Führer. Der Sprechchor antwortet: Hier ſtehen wir, wir ſind bereit und tragen Deutſchland in die neue Zeit. Fragend erhebt ſich eine Stimme:„Kamerad, woher kommſt Du?“ Und aus allen Ecken des Feldes ſchallen nun die Antworten:„Aus Pommern, aus Bayern, vom Rhein, aus Königsberg, von der Waterkant, aus Thüringen, aus Schle⸗ ſien, von der Saar, um die wir kämpfen.“ Eine zweite Stimme fragt:„Kamerad, von welcher Arbeit kommſt Du?“ und wieder lö⸗ ſen ſich die Antworten:„Vom Amboß, vom Schreibtiſch, aus dem Hörſaal“; und dann anklagend„Ich war arbeitslos, und meine Hände verdorrten mir am Leibe“. Nun ſchallt ein Chor herauf zur Tribüne:„Wir ſtanden nicht im Donner der Granaten und ind doch Soldaten.“ Gedämpft ſpielt die Kapelle nun das Lied vom guten Kameraden. Die Arme heben ſich zum Gruß im Gedenken an die Toten, und die Fahnen ſenken ſich auf den grünen Raſen, unter dem überall in Europa und der Welt die Toten des deutſchen Heeres liegen, und aus den grauen Blöcken löſen ſich wieder die Worte:„Flandern, Somme, Lüttich, Düna, Iſonzo, Oſten, Weſten, Süden“, und das Ge⸗ denken an die Toten der nationalſozialiſtiſchen Revolution ſchließt mit dem Ruf:„Kamera⸗ den, die Rot Front und Reaktion erſchoſſen“, und nun heben ſich wieder die Fahnen und flattern im friſchen Morgenwind, und ein belles Lied brauſt über den Platz:„Wir die⸗ nen Dir mit dem Spaten, denn wir ſind der Arbeit Soldaten“, und noch einmal hören wir beſchwörend:„Wir werden Dich niemals verraten, denn wir ſind der Arbeit Solda— ten“ Reichsarbeitsführer Hierl nimmt nun das Wort, und der Führer, auf deſſen Ge— ſicht man die Freude über das Erlebte ſehen konnte, dankt ihm mit herzlich warmem Hän— dedruck. Der Appell vor dem Führer Reichsarbeitsführer, Staatsſekretär Hie rl, führte in ſeiner Anſprache etwa Folgendes aus: Mein Führer! Wir danken Ihnen, daß der Arbeitsdienſt heute zum erſtenmal in Maſſen vor Ihrem prüfenden Auge ſteht und zeigen kann, was aus ihm im Laufe des letzten Jahres gewor— den iſt. Zur Zeit des letzten Parteitages vor einem Jahr ſtanden wir noch mitten im Kampf mit den chaotiſchen Zuſtänden, die das überwundene Syſtem uns auch auf dem Ge— biet des Arbeitsdienſtes hinterlaſſen hatte. Beim letzten Parteitag war ich perſönlich noch der einzige offizielle Vertreter des nationalſozialiſtiſchen Arbeits— dienſtes und trug allein die erdbraune Tracht des Arbeitsdienſtes. Heute ſtehen hier als ſichtbares Zeichen der Entwicklung 52 000 Arbeitsmänner in dieſer Einheitstracht auf— marſchiert, und einheitlich wie die Tracht iſt heute Führung, Form und Geiſt im Deut— ſchen Arbeitsdienſt. So wie hier die 52 000 auf dieſem Platze, ſo ſtehen in dieſer glei— chen Stunde im ganzen Deutſchen Reich in mehr als kauſend Arbeitslagern 180 000 Arbeitsmänner zum Appell an- getreten, um mit uns dieſe Feierſtunde des Arbeits— dienſtes gemeinſam zu erleben. In hartem Ringen gegen Anfeindungen, Schwierigkeiten und Hinderniſſe aller Art hat der Nationalſozialiſtiſche Arbeitsdienſt im verfloſſenen Jahre ſeine Lebenskraft bewie— ſen. Die Worte „hohe Anerkennung“, die Sie, mein Führer, bei der Beſichtigung am 29. Juni dieſes Jahres unſeren Leiſtun⸗ gen gezollt haben, haben uns tief beglückt. Was der 30. Januar 1933 für die geſamte nationalſozialiſtiſche Bewegung bedeutet, das war dieſer 29. Juni 1934 für den Na⸗ tionalſozialiſtiſchen Arbeitsdienſt. Wir bearbeiten im Deutſchen Arbeitsdienſt den deutſchen Boden, um ihm das abzurin— gen, was unſer deutſches Volk braucht. Wir bearbeiten den jungen deutſchen Menſchen im Geiſte der nationalſozialiſtiſchen Welt⸗ anſchauung. Wir freuen uns der Erfolge, die wir im verfloſſenen Jahr erzielt haben. Niemals aber ſollen uns Erfolge ſelbſtüber— heblich machen. Wir wollen ſtets nur uns als dienendes Glied des Ganzen betrachten, kameradſchaftlich verbunden mit den übrigen Gliederungen der Nationalſozialiſtiſchen Par⸗ tei und den Einrichtungen des nationalſozia— liſtiſchen Staates. Dienſt am Volke, das ſoll der Inhalt unſeres Daſeins bleiben. Unſere Ehre aber wollen wir darin ſuchen, Ihnen, mein Führer, unſerem deutſchen Volke und unſeren Pflichten als Arbeitsmän— ner ſtets treu zu bleiben. mein Führer! Im Namen aller meiner Kameraden darf ich Ihnen die Verſicherung an dieſer Stelle und in dieſer feierlichen Stunde geben: Sie können ſich auf Ihren Arbeiksdienſt verlaſſen, in jeder Lage, in ſchweren Tagen nicht weniger als in guten! (Stürmiſcher Beifall und heilrufe.) Der Führer an den Arbeitsdienſt Der Führer hielt vor den 52 000 Arbeits- männern folgende Anſprache: Mein Parkeigenoſſe Hierl! Das Werk, das ich hier vor mir ſehe, iſt, ich weiß es, Ihr Werk. Den Dank für dieſe große Arbeit wird die ganze deulſche Nation abſtaftlen, wenn der Segen und die Früchte dieſer Arbeik dereinſt erblühen. Meine Arbeitsmänner! Jum erſtenmal nehmt Ihr an dem Parkei⸗- kag der nationalſozialiſtiſchen Bewegung Deutſchlands keil. Zum erſtenmal ſeid Ihr in dieſer Form zum Appell vor mir und da- mit vor dem ganzen deutſchen Volke ange- treten. Ihr repräſenkiert eine große Idee. Was ich geſtern in der Proklamation an das deulſche Volk verkünden ließ, erfährk durc⸗ Euch ſeine lebendige Verkörperung. Der Nationalſozialismus iſt nicht eine reine Staatsauffaſſung, iſt auch nicht eine Angele⸗ genheit der äußeren Macht, ſondern er iſt als Weltanſchauung eine Angelegenheit der Erziehung und damit der Zucht des ganzen Volkes.. Wir ſind nicht Nationalſozialiſten deshalb, weil wir die Macht beſitzen, ſondern wir wol⸗ len, daß Deutſchland nakionalſozialiſtiſch wird, weil ſeine Söhne Nationalſozialiſten ſind! Und Ihr ſeid nicht Nationalſozialiſten deshalb, weil Ihr ein äußeres Lippenbekennt⸗ nis auf ein Programm abgelegt habt, ſon⸗ dern weil Ihr innerlich Euch bemühen wollt, nach dieſem Programm zu leben. Das, was dieſem Programm aber ſeinen jefſten Sinn gibt, iſt die Bildung ein wahrhaften Volksgemeinſchaft. Wir alle wiſſen, daß dieſe Volksgemeinſchaft nicht be⸗ ſtehen kann, ſolange nicht über die bisher trennenden Auffaſſungen von Beruf, Klaſſe und Stand hinweg eine einzige gemeinſame Auffaſſung unſer Volk erfüllt. Und dazu iſt es nötig, zuerſt den Begriff der Arbeit herauszu— ſtellen gegenüber dem nur mammoniſtiſchen Denken, eigenſüchtigen Zwecken und eigen— ſüchtiger Abſicht. Es iſt ein großes Unterfan— gen, ein ganzes Volk zu dieſem neuen Arbeiksbegriff zu er- ziehen. Wir haben es gewagt und Ihr ſeid die erſten Zeugen dafür, daß dieſes Werk nicht mißlin— gen kann.(Jubelnde Zuſtimmung.) Durch Eure Schule wird die gan ze Nation gehen!(Anhaltende Beifalls- kundgebungen.) Die Zeit wird kommen, da kein Deutſcher hineinwachſen kann in die Ge⸗ meinſchaft dieſes Volkes, der nicht zuerſt durch Eure Gemeinſchaft gegangen iſt.(Brauſen⸗ der Beifall und ſtürmiſche Heilrufe.) Und wir wiſſen, daß dann für Millionen unſerer Volksgenoſſen die Arbeit nicht mehr. ein trennender Begriff ſein wird, und daß insbeſondere dann keiner mehr in Deutſch— land leben wird, der in der Arbeit der Fauſt etwas Minderes ſehen will als in irgendeiner anderen.(Stärkſter Beifall.) Wir wollen nicht Sozialiſten der Theorie ſein, ſondern als wahrhafte Nationalſoziali— ſten auch dieſes Problem wahrhaftig anfaſſen und wahrhaftig löſen. Und dieſes große Werk wird gelingen, weil hinter ihm nicht nur die Weltanſchauung einer Deutſchland beherrſchenden Bewegung, ſondern hinter m0 unſer Wille ſteht!(Neue Beifallsſtür⸗ me. Ihr werdet heute auch zum erſlenmal marſchieren, zu Zehnkauſenden hinein in die Stadt der deutſchen Reichsparkeitage und Ihr werdet es wiſſen: In dieſem Augen- blick ſehen Euch nicht nur die Augen der Hundertauſende in Nürnberg, ſondern in die⸗ ſem Augenblick ſieht Euch zum erſtenmal Deutſchland. Und ich weiß: So wie Ihr in ſtolzer Ergebenheit dieſem Deukſchland Dienſt kuf, wird heute Deulſchland in ſtolzer Freude in Euch ſeine Söhne marſchieren ſehen! Heil! (Minutenlange Beifallsſtürme der begeiſter⸗ ken Maſſen.) Der große Vorbeimarſch Nach Beendigung des Appells des Arbeits— dienſtes auf der Zeppelinwieſe wurden die Zufahrtsſtraßen zu dem prächtig ausge— ſchmückten Adolf Hitler-Platz vollſtändig ab— geriegelt und nur Inhaber von Tribünen— karten durchgelaſſen. Die im zur Aufmarſch— ſtraße offenen Viereck erbauten Tribünen, die faſt bis zum Erker der Kirche empor— ſteigen, waren bis auf den letzten Platz be— ſetzt. Die erſten Ehrengäſte trafen ein. Kurz nach 1 Uhr wurde der Gauleiter Streicher mit ſtürmiſchen Heilrufen empfangen. Leni Riefenſtahl traf ihre letzten Vorbereitungen. Beſondere Bewunderung erregt dabei ein Filmoperateur, der auf einer hohen Feuer— wehrleiter aus einer Nebengaſſe heraus direkt über der Einmarſchſtraße in luftiger Höhe ſteht, ein Platz, um den ihn viele der in drangvoller Enge ſtehenden Menſchen benei⸗ den. Die Mitglieder der Reichsleitung des Arbeitsdienſtes haben in der Straße Auf— ſtellung genommen, ebenſo die Obergrup— pen⸗ und Gruppenführer der SA. Ein im— mer mächtiger anſchwellendes Jubeln kündet das Eintreffen des Führers an, der zunächſt die Mitglieder der Reichs- leitung des Arbeitsdienſtes, die SA-Führer, die Reichs⸗ und Staatsminiſter, die Staats⸗ ſekretäre, die Generalität der Reichswehr und der Polizei, den Reichsbiſchof, den Abt Schach⸗ leiter, und ſchließlich auch die Angehörigen der für die deutſche Freiheit in den Tod ge— gangenen Kämpfer begrüßt. Mehr als zweieinhalb Skunden lang zieht Trupp auf Trupp, Abteilung auf Ab⸗ teilung, Arbeitsgau auf Arbeitsgau, im Gleichſchritt vorüber. Unermüdlich grüßt der Führer die Fahnen des Arbeitsdienſtes, dankt er den 52 000 jungen Menſchen, die erſtmals auf einem Parteitag ihren Führer aus nächſter Nähe ſehen. Mit der letzten Abteilung, der Radfahrabteilung des Gaues Thüringen, ziehen die drei Spielmanns- und Muſikzüge ab. Sie machen dem Muſikzug der Reichsſchule Platz, der ſchneidig einſchwenkt und das Lehrperſonal der Reichs- und Be⸗ zirksſchulen und deren Lehrabteilungen vor— beiführt. Die Abteilungen, die am Vormit— tag bei den prachtvollen Vorführungen auf der Zeppelinwieſe beteiligt waren, werden für ihr ſchneidiges Auftreten mit einem Son— derapplaus bedacht. Es iſt eine ungetrübte Freude, dieſe ge— ſunden Geſtalten zu ſehen, die Pioniere des Friedens, die Träger der Arbeit, die ihren Spaten mit jenem Stolze tragen, den ihnen das Bewußtſein vermittelt, daß der neue deutſche Adel der Adel der Arbeit heißt. Dann ſchlägt das Meer des Jubels und der Verehrung erneut zuſammen, als der Füh⸗ rer dem Reichsarbeitsführer Hierl dankt und dann durch die Straße des Triumphes zur Kongreßhalle fährt. * Jugendführer aus dem Ausland in Nürnberg. Eine große Anzahl Jugendführer aus dem Ausland iſt der Einladung der HJ, am Reichsparteitag teilzunehmen, gefolgt. So ſind u. a. Jugendführer aus Ungarn, der Schweiz, Dänemark England, der Türkei und von Ueberſee aus Südweſtafrika, Chile, Braſilien und Argentinien in Nürnberg ein⸗ getroffen. Der Leiter der Auslandsorgani⸗ ſation der RS DAP, Gauleiter Bohle, und der Frankenführer Streicher begrüßten die jungen Auslandsdeutſchen und verabſchiede⸗ ten 17 Hitlerſungen aus der Türkei, die nach einer dreimonatigen Deutſchlandfahrt ihre Heimreiſe angetreten haben. Propaganda und Aufklärung Rede des Reichspropagandaleiters Dr. Goebbels. Auf dem Parteikongreß ſprach Reichspro⸗ pagandaleiter Dr. Goebbels über„Die Pro⸗ paganda und Aufklärung als Vorausſetzung praktiſcher Arbeit auf zahlreichen Gebieten.“ Er wies zunächſt auf die Unterlaſſungs⸗ ſünden verfloſſener Regierungen in der Kriegszeit hin: Erſt als die feindliche Aus⸗ landspropaganda im Begriff war, ſelbſt den größten Teil der neutralen Staaten auf die Seite unſerer Gegner zu ziehen, beſann ſich die deutſche Regierung der ungeheuren Macht, die in der Propaganda geſchloſſen liegt. Aber da war es ſchon zu ſpät. Der raffi— nierteſte Trick, der während des Krieges gegen Deutſchland arbeitenden Propaganda war der, uns das zu unterſtellen, was ihr ſelbſt zu eigen war. Heute noch kraſſiert in weſentlichen Teilen der Weltöffentlichkeit die Meinung, daß mit dem Begriff der deutſchen Propaganda typiſche Merkmale wie Un⸗ wahrhaftigkeit, Vergröberung, Entſtellung der Tatſachen und Aehnliches verbunden ſeien. 1 Unterdeß hat der Begriff der Propagan— da vor allem durch ſeine politiſche Praxis in Deutſchland eine grundſätzliche Wandlung durchgemacht. Allgemach beginnt man in der ganzen Welt einzuſehen, daß ein moderner Staat. ſei er nun demokratiſch oder autoritär regiert, ohne Propaganda auf die Dauer den unter— irdiſch wirkenden Kräften der Anarchie und des Chaos nicht gewachſen iſt. Die politiſche Propaganda als Prinzip iſt aktives und revolutionares Element. Sie ſpricht die Sprache des Volkes. Ihre Aufgabe iſt es, die manchmal kompli⸗ zierten Vorgänge und Tatbeſtände einer politiſchen Situation mit höchſter ſchöpferi— ſcher Kunſt ſo zu vereinfachen, daß ſie auch dem Mann von der Straße eingehen. Ea gibt deshalb keine Propaganda, die ihrem Prinzip und Weſen nach gut oder böſe wäre Der moraliſche Wert ihrer Tendenz wird ent— ſchieden von der Höhe des Zieles, das ſie zu erreichen verſucht. Propaganda iſt keineswegs eine Sache der Bürokratie oder amtlicher Verwaltung, ſon— dern ſie iſt eine Angelegenheit produktiver Phantaſie. Propaganda kann oppoſitionell oder beja— hend zur Anwendung gebracht werden. Sie braucht in keinem der beiden Fälle negatir zu ſein. Die nationalſozialiſtiſche Bewegung hai in den Zeiten ihrer Oppoſition den Beweis ge— führt, daß Kritik ſehr wohl aufbauend ſein kann, ja, daß ſie in Zeiten, in denen die Staatsgewalt ſich in Händen zerſtöreriſcher Mächte befindet, ſogar das einzige aufbau— ende Element überhaupt darſtellt. Weſentlich anders iſt es um den Begriff der Volksaufklärung beſtellt. Sie iſt im Grunde devenſiv und evolutionär. Sie iſt gemäßigterer Art und ſucht zu belehren. Sie erläutert, erklärt und legt dar. Sie wird deshalb auch häufiger vom Regime ſelbſt als von der Oppoſition zur Anwendung gebracht. Es blieb dem aus einer Revolution hervorgegangenen national— ſozialiſtiſchen Staat vorbehalten, Propagande und Aufklärung, von einer Zentrale aus ge— lenkt, in Wirkſamkeit zu bringen, ſomi zwei Begriffe, die zwar weſensnah, aber nicht weſensgleich ſind, in eines zu verſchmel⸗ zen und ſie, überlegen und auf weite Sicht ge ſtellt, Staat und Volk dienſtbar zu machen. Auch die Propaganda hat ihr Syſtem Auch ſie kann nicht nach Belieben ange wandt und nach Belieben abgeſtellt werden Es gehören in ihr Arbeitsgebiet nur Men ſchen hinein, die den feinen und ſicher rea— gierenden Inſtinkt für die oftmals wechſeln— de Seelenlage des Volkes beſitzen, die ſich in die Gefühlswelt der breiten Maſſe hineinver— ſenken, um aus ihr heraus auch den Wünſchen und Hoffnungen des Volkes Ausdruck zu ge— ben. Jede Propaganda hat eine Tendenz. Es kommt auf die Qualität dieſer Tendenz an, ob die Propaganda ſich poſitiv oder ne⸗ gativ auswirkt. Eine gute Propaganda braucht nicht zu lügen, ja, ſie darf nicht lügen. Sie hat keinen Grund, die Wahr⸗ heit zu ſcheuen. Es iſt ein Irrtum anzuneh— men, das Volk könnte die Wahrheit nicht bertragen. Es handelt ſich nur darum, dem Volk die Wahrheit in einer Art verſtändlich zu machen, daß es ſie am Ende auch verſteht. Propaganda, die ſich der Lüge bedient, be⸗ weiſt damit, daß ſie für eine ſchlechte Sache ficht. Sie kann auf die Dauer nicht von Er⸗ folg ſein. Immer aber wird ſich eine gute Propaganda durchſetzen, die für eine gute Sache eintritt. Tritt zu einer aktiven Maſſenbeeinfluſ⸗ ſung durch die Propaganda die auf längere Sicht eingeſtellte Aufklärung eines Volkes als Ergänzung und werden beide als ein⸗ heitliches Ganzes auch dauernd und mit Ge⸗ nauigkeit betrieben, dann wird die Verbin⸗ dung zwiſchen Führung und Nation immer lebendig bleiben und es entwickelt ſich aus Autorität und Gefolgſchaft jene Art moderner Demokratie. die Deutſchland als Vorbild der Staatsaufk⸗ faſſung des 20. Jahrhunderts der ganz Welt vor Augen geſtellt hat. 1 Man ſchaue über die Grenzen unſeres Lan des und beobachte mit Lächeln die Beſtre⸗ bungen parlamentariſch⸗demokratiſcher Par⸗ teien, die alle auf den einen Satz hinaus⸗ laufen: Wie ſage ichs meinem Kinde? Die Angſt vor dem Volk iſt das Merkmal libera⸗ ler Staatsauffaſſung. Die Jagd nach der Popularität führt dabei meiſt zu nichts anderem als die Wahrheit zu verſchweigen und im Unſinn das Wort zu reden. Staatsmänner müſſen zu gewiſſen Zeiten den Mut haben auch Un⸗ populäres zu tun. Aber das Unpopuläre muß in ſeiner Darſtellung richtig formulier ſein, damit die Völker es verſtehen. Die Propaganda ſteht am Anfang der praktiſchen Arbeit uuf allen Gebieten des öffentlichen Lebens, Sie iſt ihre große und ſinngemäße Voraus⸗ ſezung. Laſſen Sie mich das an einigen Beiſpielen aus der jüngſten Vergan⸗ genheit belegen. g ö Es gibt in Deutſchland keine parlamentari⸗ ſchen Parteien mehr. Wie hätten wir ſie überwinden können, wenn wir nicht im jahre⸗ langen Aufklärungskampfe dem Volke ihre Mängel, Schäden und Nachteile vor Augen geführt hätten? Unſergz Propaganda hatte die Parteien aufgeweicht. Fußend auf dieſer Vorausſetzung wurden ſie dann durch einen legalen Geſetzesakt aufgelöſt. Der Marxismus konnte nicht durch einen Regierungsbeſchluß beſeitigt werden. Er war nur die Vollendung eines im Volke von⸗ angegangenen Ablöſungsprozeſſes. Er aber wurde nur möglich unter der Vorausſetzung einer durch unſere Propaganda bewerkſtellig⸗ ten Erkenntnis des Marxismus und ſeiner ſtaats⸗ und geſellſchaftsfeindlichen Tendenzen. Oder, um auf das Gebiet der Wirtſchaftspolitik überzugreifen, glaubt man, daß die Idee des Klaſſenkampfes ohne jedes Zutun nur durch Geſetzesakt überwunden worden wäre? Deutſchland leidet an Deviſenknappheit Das Volk muß in ſeinen Bedürfniſſen dieſen Notlage Rechnung tragen. Wieder iſt die Propaganda die Vorausſetzung ihrer Ueber, windung. Reichserbhofgeſetz, Idee des Reichsnährſtan, des, Marktregelung in der Agrarxwirtſchaft ie alle bedürfen der Propaganda, um dem Volle ihre Zweckbeſtimmung und Notwendig, leit vor Augen zu führen. Im Kulturleben konnten wir die jüdiſche Gefahr bangen, weil das Volk dieſe Gefahr durch unſere Propa— ganda erlannt hatte. Im Winterhilfswerk des vergange⸗ nen Jahres wurden rund 350 Millionen Mark umgeſetzt. Warum? Weil eine groß⸗ zügige, mit allen Mitteln moderner Technik arbeitende Propaganda dem ganzen Volke die Notwendigkeit dieſes ſozialen Hilfswerkes vor Augen geführt hatte, Insgeſamt wurden auf eine Einwohnerzahl von 65 Millionen 595 000 16 511000 durch das Winterhilfswerk unterſtützt. Aus einer Propaganda⸗ und Aufklärungsidee wurde ſo das größte ſoziale Hilfswerk aller Zeiten. Weit über 40 Millionen haben am 12. November 1933 des Führers Entſchluß, den Völkerbund zu verlaſſen, gebilligt. Wieder war die Propaganda zum 12. November 1933 die Vorausſetzung für die Einheit des Den⸗ kens der Nation. Auch die Propaganda iſt eine Funktion des modernen Staates. Aus den Tiefen des Volkes ſtieg ſie empor und zu den Tiefen des Volkes muß ſie immer wieder hernieder⸗ ſteigen, um dort ihre Wurzeln zu ſuchen und dort ihre Kraft zu finden. Es mag gut ſein, Macht zu beſitzen, die auf Gewehren ruht. Beſſer aber und dauerhafter iſt es, das Herz eines Volkes zu gewinnen und es auch zu behalten. Im Spiegel der Auslandspreſſe Blätterſtimmen zum Reichsparkeikag der NSDAP. Die Oeffentlichkeit des Auslandes verfolgt den Verlauf des Nürnberger Parteitages mit großem Intereſſe. Beſondere Beachtung hat die Proklamation des Führers gefunden. In einem Leitaufſatz äußert„Times“ eine gewiſſe Befriedigung darüber, daß die Proklamation des Führers zweifellos den Fanatikern, die die Erfolgsmöglichkeiten der Gewaltanwendung für unbegrenzt hielten, eine Zurechtweiſung erteilt habe. Zur Rede des Reichspreſſechefs Dr. Dietrich be⸗ merkt das Blatt, der Anſpruch, daß unter der Hitlerregierung den Streiks und dem Klaſſenkampf ein Ende gemacht worden ſei, ſei zweifellos berechtigt. Das Blatt unterläßt es aber nicht, in dieſem Zuſammenhang von Gewaltanwendung und ähnlichen Behaup⸗ tungen zu ſprechen. Schließlich macht das Blatt noch eine kritiſche Anmerkung zur Proklamation, und zwar im Zuſammenhang mit der Wendung, daß die fetzige deutſche Generation Frieden und Freundſchaft mit anderen Nationen ſuche, aber entſchloſſen ſei, ihre Ehre, Unabhängigkeit und Freiheit zu verteidigen. Anderen Ländern ſcheine es, daß Deutſchland geneigt ſei, bezüglich ſeiner Ehre, Unabhängigkeit und Gleichheit nur ſeine eigenen unmittelbaren materiellen Be⸗ Land als Feind zu betrachten, das nicht 1 vorgebrachte Forderung ohne Frage ge⸗ währe. ö e f Das Arteil der franzöſiſchen Preſſe läßt ſich ſchwer auf eine einheitliche Formel bringen. Ein Teile der Preſſe kann in de⸗ Proklamation Hitlers keine neuen weſent⸗ lichen Geſichtspunkte entdecken, ein anderer Teil möchte die Erklärung als Ausfluß der Beunruhigung über die innen⸗ und außen⸗ politiſche Lage werten. Zu den Ausführun⸗ gen über die auswärtige Politik ſchreibt u. a „Homme Libre“: Es iſt immer dasſelbe Schauſpiel: Einen Tag bietet man uns Ver⸗ handlungen an, und am nächſten Tag fol⸗ gen die heftigſten Forderungen.„L Ordre“ ſagt u. a.: Wir kennen ſeit langem die Ge⸗ ſchichte vom„Friedenswillen in der Ehre“, doch finde man in der Erklärung eine ver⸗ ſteckte Anſpielung auf die Beharrlichkeit in der Unverſöhnlichkeit. Zum Reichsparteitag der NSDAp be⸗ merkt die halbamtliche polniſche„Gazeta Polka“ in einer Korreſpondenz aus Nürnberg, daß ſich auf jedem Schritt die Anſtrengung und das bewußte Streben er⸗ kennen laſſe, eine Atmoſphäre zu ſchaffen, die geeignet ſei, einer halben Million Dele⸗ gierten den grauen Alltag vergeſſen zu laſſen. Der vorjährige Parteitag ſei eine Kundge⸗ bung der triumphierenden Revolution gewe⸗ ſen, der diesjährige ſolle die völlige Beherr⸗ ſchung des Staates dokumentieren. der Führer legt das Frontkämpferkreuz an Nürnberg, 6. Sept. Na Male e N(N C Ser Renhhenmmmifter ers Onnen, 2e. Uri, hat am 4. September in Nürnberg den Führer und Reichskanzler Adolf Hitler ge⸗ beten, das vom verewigten Reichspräſiden⸗ ten von Hindenburg geſtiftete Frontkämpfer— kreuz anzulegen. Reichsminiſter Dr. Frick überreichte dem Führer das Frontkämpfereh⸗ venkreuz unter gleichzeitiger Uebergabe des folgenden Schreibens: ö „Mein Führer! Als der von dem verewig⸗ ten Reichspräſidenten, Generalfeldmarſchall von Hindenburg, mit der Durchführung ſei⸗ ner Verordnung über die Stiftung eines Ehrenkreuzes beauftragte Reichsminiſter bit⸗ te ich Sie, als Frontkämpfer des Weltkrieges das von ihm geſtiftete Frontkämpfer⸗ kreuz anlegen zu wollen.“ Der Führer und Reichskanzler erklärte ſich zur Annahme des Frontkämpferkreuzes be— reit. Rieſiger Sonderzugverkehr. „Die Zahl der in Nürnberg eintreffenden Sonderzüge iſt ſo groß, daß der ſtarke Ver⸗ kehr auch während der Nacht nicht nachließ. Die ankommenden Parteitagsteilnehmer zo⸗ gen vielfach mit klingendem Spiel durch die nächtlichen Straßen zu ihren Quartieren. Immer wieder hallten durch die Häuſerrei⸗ hen Kommandoworte, Trommelwirbel und Geſang. Der erſte Zug mit Mitgliedern der PO kam aus Naumburg a. d. Saale in Nürnberg an. Michel⸗Nene Neutral Der ſprechende Robot in der Ausſtellung „Deukſche Saar“. Köln, 7. Sept. Ein Robot iſt bekanntlich ein Maſchinenmenſch, ein groteskes Ungetüm aus Blech, Scharnieren, Drähten und ſon⸗ ſtigen techniſchen Beſtandteilen zuſammenge⸗ ſetzt. Ein ſolch unheimliches Weſen ſteht in der politiſchen Abteilung der Saar-Ausſtel⸗ lung. Was er hier zu ſuchen hat? Ganz einfach: die Saar⸗Kommiſſion ruft nach ei⸗ ner neutralen Polizei und da es nichts Neu⸗ traleres geben dürfte, als einen techniſch kon⸗ ſtruierten Menſchen, empfiehlt die Ausſtel⸗ lungsleitung der Saarkommiſſion die Ver⸗ wendung des Robots. Der Robot in der Saar-⸗Ausſtellung iſt ein Weſen ganz beſonderer Art; er kann ſpre⸗ chen und ſehen Unheimlich funkeln ſeine li⸗ ſtigen elektriſchen Augen. Er offenbart ſich aber erſt richtig, wenn er mit den Augen zwinkert und dabei Geſchichten aus ſeinem Leben erzählt. Er ſtellt ſich vor als Michel⸗Rene Neutral. Seine Abſtammung führt er zurück auf den franzöſiſchen Imperialismus und zählt als ſeine Ahnen Clemenceau, Napoleon, Ludwig XIV. und Richelieu auf. Er erzählt auch von ſeiner Braut Miß Separiſtine Statusquo, von Meineids⸗Spezialiſten und von einer feinen Villa in Südfrankreich. Er iſt von Ausſtellungsbeſuchern dicht um⸗ lagert, wenn er mit ſeiner knarrenden, fran⸗ zöſelnden Stimme zu erzählen anfängt.— Den ſprechenden Robot in der Saarausſtel⸗ lung muß ſich jeder anſehen. Die Front der 13 Millionen Die Gemeinſchaft der Schaffenden. In ſeiner Rede auf dem Parteikongre über das Thema„Was brachte der National⸗ ſozialismus dem deutſchen Arbeiter?“ ver⸗ wies der Stabsleiter der PO, Dr. Ley, darauf, daß der vom Führer gegebene Be⸗ fehl zur Uebernahme der Gewerkſchaf⸗ ten dahinging, dieſe politiſchen Seuchenher⸗ de den Gegnern zu entziehen, daß dem Ar⸗ beiter aber daraus kein Schaden 1 dürfe. ſondern ihm vielmehr alles erhalten 4. lig auszuf und Verbände der Partei ſtellte. Als erſte Notwendigkeit ergab ſich, die Verbände macht⸗ politiſch der NSDAP zu unterſtellen und alle ehemaligen verantwortlichen Führer völ⸗ lten. Die organiſatoriſchen Maßnahmen der NSDAP auf dieſem Ge⸗ biet führten ſofort dazu, daß die Maſſen⸗ flucht aus den Verbänden aufhörte, der Bei⸗ tragseingang zunahm, das Vertrauen zu den wirtſchaftlichen Unternehmungen ſtieg. Die Arbeiterbank, die illiquid übernommen wur⸗ de, wurde ſofort wieder liquid. Es gelang, den endgültigen Verfall der Organiſationen zu verhindern. Der völlig neuartigen Pro⸗ paganda gelang es, die Zahl der Mitglieder der DA von fünf Millionen am 2. Mai auf über 9 350 000 im Dezember 1933 zu ſteigern, ſodaß nach Wiederaufhebung der Mitgliederſperre eine neue Entwicklungsphaſe einſetzte. Ziel einer neuen Sozialordnung konnten jedoch nicht die Einheitsverbände ſein, viel⸗ mehr galt es, Unternehmer und Arbeitneh⸗ mer in einer Organiſation zuſammenzufüh⸗ ren. Wie gewaltig dieſer Gedanke vom Volk erfaßt wurde, beweiſt, daß vom 1. Dezem⸗ ber 1933 bis 1. März 1934 4.5 Millionen Einzelmitglieder. darunter beſonders viele Unternehmer, ihren Beitritt zur Arbeitsfront erklärten. Im Jahre 1934 betrug der Mitalieder⸗ ſtand der Deutſchen Arbeitsfront 13 Millio⸗ nen Arbeiter, Angeſtellte und Unternehmer und vier Millionen Mitglieder aus dem Handel, Handwerk, Gewerbe: ien Berufen. Dr. Ley verwies dann auf die Schöpfung eines Werkes, für das es bis dahin kein Vor⸗ bild gab: Die NS⸗Gemeinſchaft „fraft durch Freude“ und deren Organiſation, für die bis heute 25 Millionen RM aufgewandt wurden, die ſich bis zum abgelaufenen erſten Jahre auf 40 Millionen RM erhöhen werden. Bis zum 1. September hat das Amt für Reiſen und Wandern eine Million Menſchen, die noch niemals ihre dumpfe Großſtadt verlaſſen hat⸗ ten, für ſieben bis zehn Tage in Erholung geſchickt. Allein 80 000 Menſchen wurden von eigenen Dampfern ſieben Tage zur See gefahren. Eine weitere Million fuhr im Wochenende zu gemeinſamen Wanderungen. Vom Amt für Schönheit der Arbeit wurden bereits mehr als 1000 Betriebe betreut. Das Sportamt verfolgt das Ziel, die Altersgren⸗ ze, bis zu der man Sport treibt, für die Maſſe des Volkes von 30 auf mindeſtens 50 Jahre hinaufzuſetzen. Dr. Ley verwies dann weiter auf die gro⸗ ßen Erfolge der anderen Aemter der Ge⸗ meinſchaft„Kraft dur Freude“. Auch die ſchier unüberwindliche Aufgabe der Sanie⸗ rung der wirtſchaftlichen Unternehmungen konnte Dr. Ley als voll und ganz gelungen bezeichnen. In dieſem Zuſammenhang verwies dr. Ley darauf, daß ein Zuſammenbruch der Konſumvereine mit einem inveſtierten Wert von mehr als einer Milliarde einen ungeheuren Schader für die deutſche Wirtſchaft bedeutet hätte und die Arbettsloſigkeit von vielen hundert⸗ tauſend Volksgenoſſen nach ſich gezogen ha⸗ ben würde. Trotz größter Schwierigkeiten gelang es, auch die Konſumvereine zu halten. Wie gewaltig auch alle dieſe Leiſtungen ſein mögen, ſo liegen doch die Hauptaufga⸗ ben der DAß bei den Betriebsgemeinſchaften und Berufs- gruppen. Dr. Ley verwies auf die großen Ziele, die die Betriebsgemeinſchaften als Zellen der Volks⸗ und Leiſtungsgemeinſchaft aller Deut⸗ 10 zu erfüllen haben, und bezeichnet es als lufgabe der Berufsgruppen, die Leiſtungs⸗ ariſtokratie als neuen Adel der Arbeit zu ſchaffen. Es iſt der größte Stolz für alle, die an dieſem Werk des Führers, das allein dem Führer und der Partei gehört, mitarbeiten, daß der Führer bereits heute von„ſeiner Arbeitsfront“ ſpricht und ſie neben den gro⸗ ßen Organen der Partei als gleichwertiges Glied der Partei benennt. Naſſe und Volksgeſundheit Ein Vortrag des Reichsärzteführers. Auf dem Reichsparteitag hielt der Reichs⸗ ärzteführer Dr. G. Wagner⸗München einen Vortrag über„Raſſe und Volksgeſundheit“. Die größte Gefahr für das Beſtehen der Völker, Staaten und Kulturen, ſo führte Dr. Wagner aus, ergebe ſich nicht aus wirt⸗ ſchaftlichen Kataſtrophen oder kriegeriſchen Verwicklungen; ſie ſind letzten Endes durch raſſiſchen Verfall bedingt. Dieſer geht vor ſich im Rückgang der Zahl, der falſchen Len⸗ kung der Ausleſevorgänge und ſchließlich in 125 Vermiſchung mit Trägern fremden Blu⸗ es. Es gilt nicht nur, die Geburtenzahl an ſich zu erhöhen, ſo ſagte Dr. Wagner weiter, es gilt auch f die beſten, ſtärkſten Anlagen des Volkes zu erhalten. i Wiſſenſchaftler der verſchiedenſten Kultur⸗ ſtaaten haben erſt jent wieder auf dem inter⸗ en chriſtlichen Baſilika. i Rom, 5. Sept. Die Blicke der katholiſchen Welt ſind zur⸗ So Rom gerichtet, wo man wertvolle Spuren der erſten cheiſtlichen Baſilika ſowie Teile eines alten Bauwerks unter dem Bo⸗ den der Baſilika St. Jah ann von Lateran vorfand. Es handelt ſich nicht, wie zunächſt angenommen wurde, um die Aufdeckung ei⸗ ner chriſtlichen Kirche ſchlechthin, ſondern die Bedeutung der Entdeckung liegt eben da⸗ rin, daß man Teile der erſten Baſili⸗ ka gefunden hat. Um die Bedeutung der Funde ſo recht zu verſtehen, müſſen wir ſchon in der Weltgeſchichte zurückblättern, bis zur Zeit Conſtantins. Im Lateran, wo svuten die erſten Chriſten ihre erſte Kirche erbau⸗ ten, hatte der damalige Kaiſer Conſtantin eine reich ausgeſtattete Baſilika errichten kaſſen, die als Mutterkirche aller Gottes⸗ häuſer der Welt in den Dokumenten der Päpſte verzeichnet wird. Im Laufe der Jahrhunderte war ſie zahlreichen Wand⸗ lungen unterworfen worden. Die gegenwärtig daſtehende Baſilika wur⸗ de erſt im 17. Jahrhundert im Barockſtil auf Anweiſung des Papſtes Innocent X. er⸗ baut. Aber ſie enthält eine große Menge Kunſtgegenſtände ſowie zahlreiche Spuren der früheren Zeitgeſchichte. So kommt es, daß der Fußboden dieſer Kirche aus dem 15. Jahrhundert ſtammt und im 17. Jahr⸗ hundert ſowie im 19. Jahrhundert erneuert wurde. Die letzteren Arbeiten liegen jetzt mehrere Monate zurück, wobei jetzt unter dem Boden des Hauptſchiffes die Funde ge— macht worden ſind. In einer Tiefe von über ſechs Meier un⸗ ter der Schwelle der Baſilika fand man eine durch die ganze Länge des Hauptſchiffes führende Mauer von 65 Zentimeter Dicke, die keine Oeffnung aufweiſt. Neun Meter weiter ſtieß man auf eine zweite Mauer, die patallel zur erſteren führt, aber 75 Zenti⸗ meter dick iſt. Auf rotem Grunde ſieht man auf der Wand Verzierungen in geometri⸗ ſcher Form. Außerdem fand man Stücke weißen und ſchwarzen Moſaiks. Anſchei⸗ nend müſſen dieſe Steinreſte aus dem Ende des zweiten Jahrhunderts ſtammen. Rechts vom Kirchenſchiff fand man einen Stein— block, der zwiſchen zwei Bögen jenes uralten in der Zeit Conſtantins erbauten Kirchen— ſchiffes herrühren muß. Gleichfalls traf man den oben verzierten Teil einer der 40 Marmorſäulen an, auf welchen ſich die Bö⸗ gen ſtützten. Man kann ſich denken, daß mon dieſen Entdeckungen außerordentlich große Bedeu⸗ tung deshalb beimißt, weil dies die erſten Reſte ſind, die man überhaupt bisher von dem großen Kirchenſchiff der erſten Baſilika Conſtantins zutage gefördert hat. Weitere überraſchende Funde ſind nicht ausgeſchloſ⸗ ſen, da die Grabungsarbeiten gegenwärtig ſorgfältig weiter fortgeſetzt werden. Termin für Wertpapierbeſitzer In einer der letzten Ausgaben der„Deut⸗ ſchen Sparkaſſenzeitung“ wird erneut darauf hingewieſen, daß ſich noch ein recht erheb⸗ Reher Betrag feſtverzinslicher Wertpapiere o“ ien Währung im Umlauf befindet, deren G. gentümer die Stücke, in der Annahme, daß dieſe durch die Inflation wertlos geworden ſeſen oder eine Aufwertung noch nicht er⸗ folgt ſei, bisher noch nicht zum Umtauſch gebracht haben. Soweit es ſich hierbei um N 1 Schuldverſ e e e deren al it ungefahr 7 tauſch zum Teil ſchon ul Jahren vorgenommen wird, iſt den Berechtig⸗ ten ein Zinsverluſt dadurch entſtanden, daß ſie bis jetzt nicht in den Genuß der Ver⸗ i des Aufwertungsbetrags gelangt ind. Nunmehr droht den Inhabern in kürzeſter Zeit der völlige Verluſt ihres in dieſen Wer⸗ ten angelegten Vermögens, da mit dem 31. 12. 1934 das Recht der Papiermark⸗Hypothe⸗ kenpfandbriefe zur Teilnahme an der Tei⸗ lungsmaſſe zugunſten der noch im Umlauf befindlichen Anteilſcheine erliſcht, wenn bis da⸗ hin nicht eine Einreichung der Stücke er⸗ folgt oder im Falle des Verluſtes Antrag auf Erlaß des Aufgebots zum Zweck der Kraftloserklärung geſtellt wird und ſeitens des Antragſtellers der Schuldnerin bis zu dem genannten Termin entſprechende Mit⸗ teilung gemacht worden iſt. Es liegt im Intereſſe dieſer Wertpapier⸗ beſitzer, ihre Wertpapiere einem Kreditinſtitut in Verwahrung zu geben, um der Sorge um die Sicherheit und die Verwaltung der Papiere enthoben zu ſein. Vermiſchtes Die größte Eiſenbahnbrücke der Welt. In Portugieſiſch⸗Oſtafrika wird zurzeit die Trans⸗ Sambeſi⸗Bahn gebaut. Es iſt die Strecke, die von der Küſtenſtadt Beira ausgeht und, durch den Sambeſi-Fluß unterbrochen, etwa 400 Kilometer vor dem Njaſſa⸗See endet. Im Zuge dieſer Eisenbahnlinie wird die neue Eiſenbahnbrücke über den Sambeſi gebaut. Die Länge dieſer Brücke iſt 3540 Meter. Sie iſt damit die größte Strombrücke der Erde. Die an ſich längere, nämlich 4100 Meter lange Hell⸗Gate⸗Brücke in Newyork liegt zu vier Fünftel ihrer Länge über Land und nur zu einem Fünftel über dem Strom. Die neue Sambeſibrücke übertrifft auch erheblich an Länge die unter den Eiſenbahnbrücken der Erde mit mehr als drei Kilometer Länge die erſte Stelle ſeit langen Jahrzehnten einneh⸗ mende Brücke über den Firth on Tay in Schottland. Chinas größte Porzellanglocke geborſten. Aus Nanking berichten engliſche Blätter, daß im dortigen Tempel der ſieben erhabenen Wel⸗ ten die große Porzellanglocke geborſten und in Stücken herabgeſtürzt ſei. Die Glocke im „Tempel der ſieben erhabenen Welten“ war für die Chineſen eine Art Nationalheiligtum; früher hing ſie in Peking, wurde aber bei der Verlegung des Sitzes der Regierung nach Nanking mitgenommen. Eine uralte chine⸗ ſiſche Prophezeiung beſagt, daß namenloſes Unglück das Reich der Mitte treffen werde, wenn die alte Porzellanglocke zerſpringt. Früher Winter in England. In England rechnet man mit einem früheren Winterbe— ginn. In einer der letzten Nächte wurden in Hampſhire mehrere Grad Kälte gemeſ⸗ ſen; auch in Kow und Croydon wurden ähnliche Temperaturen feſtgeſtellt. Heuſchreckenplage. Mittelafrika wird zur⸗ zeit wiederum von einer gewaltigen Heu⸗ ſchreckenplage heimgeſucht. So beobcchtete man in Oſtafrika im Bezirk Kenya einen Heuſchreckenſchwarm von einem Umfang, wie er wohl kaum jemals geſehen wurde. In einer Länge von 60 Meilen und einer Breite von 8 Meilen zog die Inſektenwolke von Tanganyika herkommend über das Land. In kurzer Zeit war ein unermeßlich großes Feld, das mit Teepflanzen und Mais bepflanzt war, gänzlich kahl gefreſſen. ſtetter iſt aufgeklärt Aufgeriurter orb. ver Mord an der Wiener Verkäuferin Margarethe Dorf⸗ wurde ein Mann namens Fleiſcher ermii⸗ telt, der am Semmering den Ingeniuer Jo⸗ nas und Frau Weſſely ermordet und be⸗ raubt hatte und ſich am kommenden Mitt⸗ woch wegen dieſer Tat vor Gericht verant⸗ worten ſollte Die Tat Fleiſchers wurde da⸗ durch aufgedeckt, daß man in der Wohnung ſeiner Braut bei einer Hausſuchung eine Raten Armbanduhr fand, die der ernor⸗ eten Margarethe Dorfſtetter gehört hatte. Fleiſcher wurde einem Kreuzverhör unter⸗ worfen, in deſſen Verlauf er ein Geſtändnis ablegte. Mediziniſche Merkwürkigkeit. In einem Londoner Hoſpital wurde vor einem Monat ein 22 jähriger einarmiger Mann im Zuſtande des Comas eingeliefert. Obwohl er bis heute gänzlich bewußtlos darnieder— liegt, ſcheint er alles, was um ſein Bett herumvorgeht, zu beobachten. Eſſen und Trinken geſchieht auf normalem Weg. Auch läßt er ſich täglich ohne Widerſpruch raſie⸗ ren. Für die mediziniſche Welt bedeutet der Zuſtand des Mannes, der durch einen Schuß in den Rücken hervorgerufen wurde, ein Rätſel. Windmühlenflugzeuge im Ddienſte der Poſt? Zum Erſtaunen der Paſſanten ſenkte ſich ein Windmühlenflugzeug aaf das Lon⸗ doner Poſtamt von Mount Pleaſant her— ab, ſchwebte eine geraume Weile in gerin⸗ ger Höhe über dem Dach des Gebäudes und ſtieg dann wieder in die Luft um davonzu⸗ fliegen. Es handelt ſich, wie angekündigt, um einen erſten vom Luftfahstminiſterium genehmigten Verſuch. um feſtzuſtellen, ob es praktiſch möglich iſt, mit Hilſe von Wind⸗ mühlenflugzeugen Poſtſäcke für den Fern⸗ luftverkehr abzuholen und abzuliefern. Der Führer des Flugzeuges, Brie, erklärte, wenn das Dach des Poſtaentes flach wäre, dann hätte er ohne die geringfte Schwierig⸗ keit darauf landen können. Nach 36 Jahren die Schweſter gefunden. Ein Görlitzer Einwohner ſtellte, wie die„Gör⸗ litzer Nachrichten“ melden, bei Ermittlungen über ſeine Abſtimmung feſt, daß er noch eine Schweſter hatte, von der er bisher nichts wußte. Nachforſchungen ergaben, daß die Schweſter ebenfalls in Görlitz wohnt, und zwar nur einige Straßenzüge von dem un⸗ bekannten Bruder entfernt. Die Geſchwiſter waren nach dem Tode der Eltern in frühe⸗ ſter Jugend voneinander getrennt worden und haben ſich nun nach 36 Jahren wiedergefun⸗ den. Vittere Gurken Rohe Gurken haben in unſerem Klima leicht einen Stich ins Bittere, im Gegenſatz zu den im warmen Klima gewachſenen Gur⸗ ken, die milde und ſüß ſind. Mitunter kann ſich der Bitterſtoffgehalt derartig ſteigern, daß die Gurken roh ungenießbar werden. Das Bitterwerden der Gurken iſt in ſeinen Entſtehungsurſachen nicht völlig aufgeklärt. Es ſcheint jedoch, daß es nicht eine Krank⸗ heitserſcheinung, ſondern die Folge einer Stoffwechſelſtörung iſt. Wie Regierungsrat Dr. Laubert in einem Merkblatt der Biolo— giſchen Reichsanſtalt für Land⸗ und Forſt⸗ wirtſchaft ſchreibt, ſoll nach den Erfahrungen in der Praxis das Bitterwerden der Gurken beſonders infolge ungünſtiger Wachstums⸗ bedingungen, zumal nach ſtarken Tempera⸗ turſchwankungen, zu ſtarker Beſonnung und Hitze, bei ſtarkem Blätterverluſt, zu Boden- und Lufttrockenheit, Nahrungsman⸗ gel, unzuträglicher Düngung und dergl. auf⸗ treten. Mitunter ſollen ſich die bitteren Gur⸗ worden. Als Mörder hoher eine auffaue d N nen. Manche Sor et ntlich glatt⸗ ze ich gl früchtige, z. B. Weigels Beſte von allen, Rolliſons Telegraph neigen viel ſtärker zum Bitterwerden, als andere(ſtachlige) Sorten, wie Spotreſiſting, Rochfords Treib. Auch eine wilde indiſche Stammform der Gurke iſt bitter. Um dem Bitterwerden vorzubeugen, wird ſachgemäße Kultur, geeignete Erde und Dünger, Sorge für ausreichende, gleichmäßi⸗ ge Temperatur und Feuchtigkeit durch Be⸗ ſchatten, Gießen, Beſpritzen, Bevorzugung von Sorten, die nicht leicht bitter werden, an⸗ geraten. Zur Beſeitigung der Bitterkeit wird von manchen empfohlen, die Gurkenſcheiben kurze Zeit in eine roſarote Löſung von üder⸗ manganſaurem Kali einzulegen und dann mit reinem Waſſer abzuſpülen. Wiſſen Sie das? Die Phönizier waren die erſten, die Afriba (etwa 600 v. Chr.) umſchifft haben. Die albaniſche Sprache zählt zu den älteſten der Welt. Die koſtbarſte Subſtanz auf unſerer Erde iſt das Radium; ein einziges Gramm koſtet gegenwärtig über eine Viertelmillion Mark; Radium iſt alſo nahezu 100 000 mal ſo teuer wie Gold. a Als die höchſte Funkſtation der Welt nennt man zurzeit Summitt in Kalifornien; die Station liegt am Weſtrand der Sierra Nevada rund 2100 Meter über dem Mee⸗ resſpiegel, wird von ſieben Junkern bedient und dient hauptſächlich der Wetterbeobach⸗ tung und Sicherung des Flugverkehrs. Petroleum in Kamerun Seit dem Verluſt der deutſchen Kolonien durch den Weltkrieg hat es beſonders auf deutſcher Seite nicht daran gefehlt, dieſe Ver⸗ luſte auf wirtſchaftlicher Grundlage zu errech⸗ nen. Sachverſtändige, Kenner der verſchiede⸗ nen Kolonien, ſind bei dieſen Schätzungen auf Summen gekommen, die viele Milliar— den RM darſtellen. Und doch ſind die errechneten Verluſte, die die deutſche Volkswirtſchaft erlitten hat, weit größer, als von ſachverſtändiger Seite bis⸗ her errechnet wurde, da ſich der Wirtſchaft immer neue Rohſtoffquellen in den verſchie⸗ denſten Ländern erſchließen. Dies gilt be— ſonders, um nur ein einziges Beiſpiel heraus⸗ zugreifen, für Deutſch-Neuguineag, das alte Kaiſer Wilhelms-Land, das heute bereits als das Goldland der Erde anzuſprechen iſt. Nach einer Meldung der franzöſiſchen Ko⸗ lonialzeitſchrift L' Eveil de Cameroun iſt man nun neuerdings Petroleumquellen auf die Spur gekommen. Bei Ausſchachtungsarbei⸗ ten bei Duala ſtieß man in einer Tiefe von nur 1,50 Meter auf ſchwarzen Sandſtein, dem typiſcher Gasgeruch entſtrömte. Prof. Haas von der techniſchen Hochſchule zu Straßburg, ein guter Kenner Kameruns, hält die Mög⸗ lichkeit von Petroleumvorkommen in Kame⸗ run für durchaus gegeben. Das franzöſiſche Blatt meint, alle Anzeichen deuteten darauf hin, daß ſich Petroleumvorkommen bis weit in das Innere erſtreckten. Die ungeheure Wichtigkeit, die den Spuren beizumeſſen iſt, wird von den franzöſiſchen Mandatsbehör⸗ den voll gewürdigt. Für die weiteren Unter⸗ ſuchungen ſollen zunöchſt 400 000 Franken angefordert werden. A ben Vacdc O nz HENHA N GLAS EN, Urheberrechtsschutz: Fünf Türme-Verlag, Halle(Saale) Sie fühlten ſich jetzt nicht mehr ſo grenzenlos ver⸗ laſſen und bedrückt, hatten plötzlich wieder neuen Lebens⸗. mut, konnten ſchon viel freier und viel beſſer atmen und ein ſangen froh und hell die Weihnachtslieder mit. Sie neigten ihre jungen Geſichter unter den ſegnenden Händen des greiſen Pfarrers, beteten ein einfaches, ein ſchlichtes Kindergebet— und waren die allerletzten, die aus dem hellen, wärmenden Dorfkirchlein hinaus in die ſternklare Winternacht traten. Aber der Himmel ſchien plötzlich höher und freundlicher auf der nachtdunklen Erde zu Heller und tröſtlicher ſchienen die Sterne zu blinten. Fremde Menſchen boten ihnen einen Weihnachts⸗ gruß. Und ſie waren froher und zufriedener als zuvor, denn ihnen war nun auch noch eine Weihnacht ge⸗ ruhen. worden „ dieſe Weihnacht werden wir in unſerem ganzen Leben nicht vergeſſen!“ g„Das iſt gewiß! So gewiß iſt aber auch, daß ich die nächſte Weihnacht zu Hauſe bin. Der Alte ſoll es dann endlich beſſer bekommen. Die ſchwere Arbeit iſt ſchon längſt nichts mehr für ihn.“ „Zur Ernte ſind wir ſpäteſtens daheim! Da gibt es auf dem Lindenhof Arbeit in Hülle und Fülle. Da komm ich Vater und Mutter wie gerufen.“ „Und ich will meinem Alten zur nächſten Weihnacht Er iſt immer froh, wenn jemand an den Tagen vor dem Feſte in der Bäckerei die Weihnachtsſtollen backen helfen. tüchtig mit Hand anlegen kann.“ „dort unten ſind wir zu Hauſe! Da gehören wir le Wurzeln ſchlagen.“ Unterkommen zum finden.“ Der Urban⸗Martin. und Landſtreicher Baueruſohn. hin! Dort iſt der Boden, der uns Kraft und Nahrung gibt. Wir taugen für die Großſtadt nicht. Wir können in den Steinwüſten der Großſtädte nun einmal doch nicht „Und jeder Landſtreicher, jeder Wander- und jeder Handwerksburſche ſoll, wenn ich erſt einmal Schmied in meines Vaters Schmiede bin, nicht ungehört an meine Tür anklopfen“, ſprach der Hanke-Guſtav. „Und beim Urban-Bäcker ſoll jedem Hungernden der 26 Straße Durſt und Hunger genommen werden“, erwiderte hierauf der Urban⸗Martin. „Auf dem Lindenhof aber ſoll jeder Obdachloſe ſtets Ausruhen „Jungens, alles ſchöne und gute Vorſätze! Die Not und die Armut dieſer Weihnacht, die wir ſo erbarmungs⸗ los zu ſpüren bekamen, hätte einen Sinn gehabt, wenn wir dieſe Vorſätze auch verwirklichen würden.“ „Die Weihnacht, wie wir ſie erlebten, wird uns ſtets daran erinnern helfen. Ja, ich fühle es: ſie hat einen anderen Menſchen aus mir gemacht. Und deshalb noch einmal— ich gelobe: Wenn ich einmal an meinem Amboß ſtehe, jedem Wander⸗ und Handwerksburſchen ſtets ein gutes Wort und einen Zehrpfennig mit auf den Weg zu geben!“ So der Hanke⸗Guſtav. „Und ich gelobe, daß jeder Hungernde, der ſpäter ein⸗ mal beim Urban⸗Bäcker vorſpricht, auch geſättigt wird!“ „Auf dem Lindenhof ſollen Obdachloſe ſtets ein Unter⸗ kommen finden. Am Weihnachtsabend aber ſollen Bettler ſtets wie Freunde aufgenommen werden. Das gelobe ich!“ ſprach zuletzt der blonde, ernſte Der Himmel aber wollte, daß nach dieſen Worten der drei jungen Wandergefährten ein blitzender Stern auf heller Bahn durch die Unendlichkeit des Weltalls fiel Noch in derſelben Nacht überſchritten die drei Freunde die däniſche Grenze. Ihr Wanderziel war Kopenhagen, und zum Schlafen ſchob. Ein Jahr iſt eine kurze Spanne Zeit. der Ewigkeit gemeſſen, ein einziger, kurzer Augenblick, ein Tropfen aus dem großen Meer, deſſen Ufer bisher noch kein Gedanke erreichen konnte. Ein Jahr iſt eine ganze Ewigkeit, wenn es nur Sorgen und Enttäuſchungen brachte. Und daran hatte es auf dem Lindenhof im letzten Jahre nicht gefehlt. Der Bauer war noch ſtiller, vergrämter und verbiſſener geworden. Seit jener unſeligen Fahrt zum Bruder nach Berlin, ſeit jenem ſchickſalsſchweren Gang zum Goldbach⸗ Müller wurde er von einer erbarmungsloſen Härte gegen ſich und ſeine Umgebung beherrſcht. Er kämpfte einen Verzweiflungskampf um den Hof., der alle Milde und Nachſicht aus ſeinem Weſen vertrieb. Grau und ſträhnig war ſein Haar geworden, ſchmal und furchig ſein Geſicht. Die Augen lagen tief und müde in ihren Höhlen, ohne Glanz und ohne Freude. Seine ſonſt ſo herriſche Geſtalt war gebückt und zuſammengeſunken, als würde er von einer unſichtbaren Laſt beſchwert und zu Boden gedrückt. i Sein ganzes Schickſal aber verrieten ſeine beiden Hände, zwei große, ſtarke Bauernhände, verarbeitet, zer⸗ ſchunden und nur wenig gepflegt. Sie mußten einmal ein paar Wochen ruhen, um allein die Wunden und Narben zu heilen, die ſie bedeckten. Da war der Mittel⸗ finger der rechten Hand, von dem ein Glied geriſſen war und der in einer groben und wenig geſchickt genähten Narbe endete, die ihm der alte Dorfarzt genäht hatte. Das hatte er ſich im letzten Winter beim Dreſchen geholt; es ſehlte an Leuten, und er holte ſich mit der linken Hand die Garben ſelber herbei, während er mit der Rechten das Getreide in den gähnenden Rachen der Dreſchmaſchine Norwegen und Schweden. Im kommenden Sommer aber, da wollten ſie beſtimmt alle drei wieder zu Hauſe ſein. Das wollten ſie... Elftes Kapitel. Es iſt, an Goriſe zung ſolgt) — Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle(Saale) Nachdruck verboten. Ein Schauer lief ihr über den Rücken. Was wäre wohl ohne ihn aus ihr geworden? Hätte ſie immer den Mut aufgebracht, tapfer weiterzukämpfen, ſich durchzuhungern, wenn es darauf ankam? Roſemarie dachte an ihre erſte Zeit in Berlin. Wie ſchwer war es geweſen! Wie hätte ſie von den paar Pfennigen, die ſie als Statiſtin verdiente, einen Bühnen— unterricht beſtreiten ſollen? Unwillkürlich faltete ſie ihre Hände zu einem Dank— gebet gegen Gott, der ihr Geſchick ſo gütig gelenkt hatte. Unermüdlich wollte ſie weiterarbeiten, wollte ſich in zäher Ausdauer den ganz großen Erfolg erringen, der den Namen ihrer Mutter unſterblich gemacht hatte. Vielleicht, wenn dann ihr Name, ihr Bild durch die Blätter der Illuſtrierten und Tageszeitungen ging... vielleicht fiele es dann durch Zufall auch einmal Wolfgang Wangenheim in die Hände, und er würde wohl einmal, ach einmal wenigſtens zurückdenken an die Stunden, die ſie zuſammen verlebt hatten? In dieſem Augenblick, als ihre Gedanken mit dieſer Möglichkeit ſpielten, wurde ihr plötzlich klar, daß ihre Arbeit in all den Jahren faſt ausſchließlich auf dieſes Ziel hin geleiſtet war. Wie wenig hatte ſie innerlich Anteil genommen an all den äußeren Freuden und Vergnügungen, die das neue Leben ihr bot! „Ich kann mich oft ſelbſt nicht verſtehen“, ſagte ſie in ſtillem Selbſtgeſpräch,„daß ich, nachdem alles ſo ge— kommen iſt, mit Wolfgang noch immer in ſolcher geiſtigen Verbundenheit lebe, von mir aus geſehen. Er dagegen hat mich gewiß ſchon lange vergeſſen. Nur ich, ich werde nie darüber hinwegkommen. Bei allem, was ich tue und denke, frage ich mich noch immer, was wohl Wolfgang dazu ſagen würde. Es iſt nicht totzukriegen, ſo ſehr ich mich dagegen wehre, und nun will ich es auch nicht mehr. Nur ruhiger bin ich jetzt geworden. Aber wie mühſam hab' ich mir das biſſel Ruhe und Sonne, die ich jetzt in mir trage, erkämpft, und wie nötig brauche ich ſie, weil ich doch ſo vielen Menſchen davon geben will. Doch keinen Dank— Dank bindet— ich aber will frei ſein, um ſchaffen zu können! Wenn nur nicht ſolche Tage wären wie dieſer, an denen aus Träumerecken die Erinnerung aufſteigt und einen würgt, daß man kaum atmen kann. Dann folgen wieder müde, graue Tage, in denen die Gegenwart nichts iſt— gar nichts.“ Aber dann trat wieder jener Abend ihres erſten Auf— tretens in ihr Denken. Wie hatte das Publikum geraſt, getobt vor Begeiſterung! Hatte ſie denn wirklich Künſtler— blut in den Adern? Hätte ſie der Beifall ſo kalt laſſen dürfen? i „Beifall der Menge“, dachte ſie ſchmerzlich,„wo mein Herz nach dem einen, nur nach dem einen verlangt.“ Wie lange würde ſie noch hierbleiben? Bald mußte ſie ein Engagement nach außerhalb annehmen. Dann kam ſie wieder unter neue, fremde Menſchen. Ewig heimatlos. Die Sehnſucht nach Tante Berta war in ihr. Wenn ſie die liebe alte Frau wenigſtens hier hätte! Wie ſchön war es geweſen in den paar Tagen! Sie verſtand einen ohne viele Worte. Ach, und wie wohl es tat, ihre treuen, ſorgenden Hände um ſich zu haben! Es klopfte. Auf Roſemaries„Herein!“ betrat der Diener das Zimmer, um ſie zu Tiſche zu bitten. „Schon ſo weit?“ Sie warf einen ſchnellen Blick auf ihre kleine, feine Armbanduhr. Oh, wie peinlich, Onkel Brunnenrandt warten zu laſſen! Sie hatte wieder einmal über allem Träumen und Sinnen Zeit und Stunde vergeſſen.“ Als ſie das große Speiſezimmer betrat, ſaß Doktor Brunnenrandt ſchon bei Tiſch. f d„Na, Töchterchen“, ſagte er heiter,„haſt mich wohl ganz vergeſſen?“ „Ach, Onkel, das graue Wetter! Ich glaube, das bringt einen auf dumme Gedanken!“ Roſemarie aß nur ſpärlich und mit wenig Appetit. Aber Doktor Brunnenrandt, der ſonſt ſehr auf all das achtete, nahm heute wenig Notiz davon. Etwas ganz anderes ſchien ihn ſehr ſtark zu beſchäftigen. Ein Weilchen ſchwieg er noch, aver dann mußte er ſich Roſemarie mit⸗ leilen. „Roſemarie, denke nur, heute morgen beim Reiten im Tiergarten hat die Tinius einen Unfall gehabt.“ „Ach, wie gräßlich, Onkel! Es iſt doch hoffentlich nicht gefährlich“, ſagte ſie mit teilnahmsvollem Geſicht. „Gefährlich?! Na, lebensgefährlich nun gerade nicht, aber eine langwierige Sache. Wahrſcheinlich Knöchel⸗ bruch.“ Roſemarie erblaßte. „Die Aermſte“, ſagte ſie in ehrlichem Mitleid. mitten in der Saiſon... Ja, was ſoll denn da werden?“ Doktor Brunnenrandt kroch es warm vom Herzen herauf in die Kehle. Was für ein wundervoller Menſch Roſemarie war! Immer dachte ſie zuerſt an das Schickſal der anderen, niemals an ſich. Fühlte ſie denn gar nicht, 2— „So wie günſtig durch dieſen Unfall der Tinius die Dinge nun für ſie ſelbſt lagen? Aber ſolche Gedanken verbindungen hatten in Roſemaries reiner, argloſer Seele wohl gar keinen Raum. „Ja... was werden ſoll?“ Doktor Brunnenrandt überlegte nicht lange. Es war ja alles ſchon beſtimmt. Er hatte heute morgen bereits mit ſeinen Mitarbeitern alles reiflich beſprochen. „Du wirſt einſpringen, Kind, und bis zur Wieder⸗ geneſung der Tinius hier ſpielen!“ „Ich— ich ſoll für die Tinius einſpringen?“ ſagte ſie zitternd. Ihre Augen waren vor Erregung ganz groß und dunkel. Fieberhaft raſten ihre Gedanken. Sie würde nicht fortgehen müſſen. Sie konnte hier bleiben bei ihrem lieben Onkel Brunnenrandt, konnte hier ſpielen auf dieſer herr— lichen Bühne, deren Verhältniſſe ſie ſo genau kannte... Und doch ging plötzlich ein Schatten über ihr ſchönes Ge— ſicht und machte es ganz ernſt. „Auf dem Unglück einer anderen ſoll ich meinen Erfolg aufbauen? Wird mir das zum Segen ſein?“ fragte ſie leiſe. Doch in dieſem Augenblick wurde Doktor Brunnen— randt energiſch. „Nun mache aber mal einen Punkt, Roſemarie! Wenn du es nicht biſt, iſt es eine andere, die die Rollen der Tinius übernimmt.“ Zum erſten Male, ſolange ſie beieinander waren, daß Doktor Brunnenrandt Roſemarie gegenüber einen etwas barſchen Ton anſchlug. Im Theaterleben mußte man dieſe perſönliche Feinfühligkeit manchmal etwas hinten an— ſtellen, wenn man hochkommen wollte. Alle Achtung vor Roſemaries vornehmer Denkungsart, aber in dieſem Augenblick war ſie nicht angebracht. Jede andere hätte einen Luftſprung gemacht über eine ſolche Nachricht. Roſemarie war bei Doktor Brunnenrandts Worten er— ſchreckt zuſammengezuckt. Langſam überwand ſie ihre Be— denken. Er hatte ja recht, irgendeine mußte ja einſpringen. „Kind, wenn du wüßteſt, wie ſie nach dir fiebern! Die Tinius hätte ſich wohl ſowieſo nur noch dieſe Spielzeit hindurch halten können. Haſt du ihre letzten Kritiken ge— leſen? Sie hat ja ſo gewaltig nachgelaſſen. Ich glaube, es iſt eher ihr Glück als ihr Unglück, daß dieſer kleine Un⸗ fall heute kam. So hat ſie wenigſtens noch einen ehren— vollen Abſchied.“ 5 Ueberzeugend klangen Doktor Brunnenrandts Worte und beſiegten Roſemaries letzte Hemmungen. „Es muß wohl alles ſo kommen, wie es kommt. Wie die Blinden müſſen wir die Dinge aus der rätſelvollen Hand des Schickſals entgegennehmen und wiſſen nicht, ob ſie Glück oder Leid für uns bergen.“ „Na, trinken wir in dieſem Falle auf Glück, Kindchen.“ Doktor Brunnenrandts Freude war unverkennbar. Fröhlich hob er ſein Glas gegen das Roſemaries. Mit einem hellen Klang ſtießen die Gläſer zuſammen. „Kind, daß ich das noch erleben durfte, das Kind Helga Bergmanns in meinem Hauſe zu haben, verſöhnt mich jetzt mit meinem ganzen einſamen Leben!“ ſagte er bewegt. „Du ſprichſt von meiner Mutter immer ſo warm und herzlich, daß ich glauben könnte, du hätteſt ſie ſelber ſehr gern gehabt, Onkel.“ „Wer hätte das nicht, Roſemarie? Ich habe ſie nicht mehr und nicht weniger geliebt, als ſie alle die göttliche Bergmann liebten. Aber wir armen Sterblichen! Kein Funke Hoffnung war für uns da. Immer blieb ſie un⸗ nahbar und kühl gegen die unbändige Anzahl ihrer Ver— ehrer. Na, und ganz ſchlimm wurde es, als Ehrenhard Neuß ſie für ſich gewonnen hatte. Nie ſpielte ſie ſchöner als in dieſer Zeit ihrer erſten Liebe. Das war kein Menſch mehr, der da auf den Brettern ſtand, das war eine Göttin, die die Worte der Dichter ſo lebendig machte, daß ſich das Innerſte der Menſchenherzen zuoberſt kehrte. In jener Zeit prägte Berlin ihr den Namen: die göttliche Berg- mann! Kind, Kind! Kannſt du mich nun verſtehen, wenn ich mir als letzten Wunſch meines Lebens vom Schickſal erbitte, daß es dieſe große Zeit durch dich noch einmal lebendig werden läßt? Aber kein Neuß darf kommen, keiner, keiner, der dich zum Weibe begehrt. Ein Schaffen⸗ der muß frei ſein!“ Roſemarie war von Doktor Brunnenrandts Worten aufs tiefſte erſchüttert. Schon oft hatten ſie über ihre Mutter geſprochen, aber noch niemals hatte ſich Doktor Brunnenrandt ſo von ſeiner eigenen Begeiſterung hin— reißen laſſen. Ein feuchter Glanz lag in ihren Augen, und zaghaft klangen ihre Worte, als ſie ſagte: „Daß ich dich niemals enttäuſchen möchte, Onkel! Ob ich jemals die Größe meiner Mutter erreichen werde? Vielleicht entmutigt es mich auch, immer von euch an ihrem Maßſtab gemeſſen zu werden... Und dann, ſchon manchmal ſtand ein unſeliger Stern über meinem Leben. Der Name meiner Mutter war rein, aber an mir hängt ein Makel, den ich in aller Zukunft nicht los werde. Du glaubſt nicht, wie manchmal eine Angſt in mir nagt, daß es eines Tages herauskommen könnte, welcher furchtbare Verdacht auf mir ruht. Je höher ich ſtehe, um iſt dann der Abſturz.“ ö 1„ Und wieder, wie ſchon einmal vor Jahren, gingen in dieſem Augenblick ihre Augen weit in die Ferne durch Wände und Türen hindurch— wie die einer Seherin. Aber Doktor Brunnenrandt war heute nicht dazu auf⸗ gelegt, ſich von dunklen Gedanken übermannen zu laſſen. Er wollte Licht ſehen, Glanz und Ruhm für Roſemarie. „Aber Roſemarie, kleiner Angſthaſe! Wie kannſt du nur noch immer ſo bange ſein? Nach dieſem herrlichen Erfolg, den du ſchon bei deinem allererſten Auftreten hatteſt. Die Vergangenheit laß begraben ſein! Dein Herz iſt lauter und rein, und du biſt vor Gott und dir ſelbſt ohne Schuld— das iſt genug. Ich— ich glaube au deinen Erfolg! Nur in einem Punkte laß dich warnen, ob⸗ wohl dieſe Warnung unnötig iſt, gerade bei dir. Die Männer werden dich umſchwärmen und verehren, wie ſie deine Mutter umſchwärmt und verehrt haben. Aber laß dich nie hinreißen, einem aus Einſamkeit oder Mitleid die Hand zu reichen! Wenn du nicht eine ganz große Liebe erleben kannſt, dann bringe keinem das Opfer der Ehe! Das Leben iſt lang, und ein Zurück iſt ſchwer.“ „Und mein Herz wird nicht ſprechen, Onkel. Niemals.“ Bei keinem wieder. Einen habe ich geliebt, der keinen Glauben an mich hatte, und ich— ich hätte mein Herzblut geben können für ihn. Ach, meine kurze Liebe war nur ein Traum vom Glück, aber ich weiß, daß ich davon zehren werde mein Leben lang.“ „Armes, liebes Kind!“ ſagte Doktor Brunnenrandt leiſe, aber ein Groll war in ihm gegen den Mann, der dieſem jungen Weibe, das er liebte, wie er ein eigenes Kind nicht herzlicher hätte lieben können, das Schönſte im Leben genommen hatte— die Liebe. Zart lenkte er das Geſpräch auf ein anderes Thema. „Nun iſt deine Tante ſchon lange wieder daheim. Hat ſie dir ſchon geſchrieben?“ i Roſemaries Augen ſtrahlten auf. „Ach, einen wundervollen Brief habe ich von ihr be⸗ kommen, Sie iſt noch heute ſo begeiſtert wie damals. Es hat ihr ja alles hier ſo ſehr gefallen. Aber am glücklichſten“ war ſie, daß wir uns alles einmal vom Herzen herunter ſprechen konnten, was ſich in der langen Zeit ſo angehäuft hatte.“ „Und das war wohl ſehr viel?“ lachte Doktor Brunnen⸗ randt. „O ja!“ Roſemarie nickte.„Schade, daß es ſo kurz war. Nun müſſen wir wieder lange warten.“ In Doktor Brunnenrandt zuckte ein Gedanke auf und nahm blitzſchnell greifbare Form an: „Möchteſt du die Tante immer hier haben, marie?“ Roſemarie ſagte ahnungslos freudig:„Ja!“ Aber Doktor Brunnenrandt merkte, wie ſehr es ihr aus dem Herzen kam. Platz genug war in dem großen, eleganten Hauſe, und für Roſemarie, die ſo leicht zur Schwermut neigte, war es vielleicht ganz gut, wenn ſie einen lieben, verſtändnis⸗ vollen Menſchen um ſich hatte. Im Moment ſprach Doktor Brunnenrandt kein Wort mehr darüber, aber er beſchloß, ſich die Sache einmal ge⸗ nau zu überlegen. Vielleicht war hier eine Möglichkeit, Roſemarie, die ſonſt niemals einen Wunſch äußerte, ein⸗ mal eine ganz große Freude zu machen. Schmunzelnd erhob er ſich, um auf ſein Zimmer zu gehen, wo er jeden Mittag ein Stündchen zu ruhen pflegte. „Im übrigen, daß ich es nicht vergeſſe: Mache dich ein biſſel ſchön, Roſemarie. Heute abend haben wir für ſt⸗ lichen Beſuch!“ Roſemarie lachte. „Im Ernſt, Kindchen“, ſagte Brunnenrandt heiter.„Du erinnerſt dich wohl an Fürſt Lueberg? Er hat ſich für heute abend angeſagt.“ Roſemarie brauchte nicht zu überlegen. In ihrer Seele ſtieg klar und deutlich das Bild eines großen, blonden Mannes auf, der ſie mit ernſten Augen anſchaute. „Es iſt gut, Onkel! Ich werde mich ſelbſtverſtändlich ſehr ſchön machen.“ Aber ihr ſcherzhafter Ton klang etwas gezwungen. Roſe⸗ *. 1* Roſemarie ſtand vor ihrem großen Schrank und wählte. Sie hatte gar keine Luſt, ſich heute abend beſonders ſchön zu machen. Für wen denn? Für den Fürſten? Oh, wenn er wüßte, wie gleichgültig er ihr war! Es war ja ſo nebenſächlich, was ſie heute abend anzog. So entſchloß ſie ſich zu einem ſchlichten bordeauxfarbenen Kleid. Plötzlich mußte ſie lächeln, als ſie ſich erinnerte, wie Tante Berta bei ihrem Hierſein über ihren Kleiderreich⸗ tum geſtaunt hatte, wie ſie die feinen, teuren Stoffe fach⸗ männiſch geprüft und bewundert hatte. „Ja, Onkel Brunnenrandt, du haſt das arme Mädel ſo überſchüttet mit deinen Gaben, daß ich es dir nie werde danken können!“ ſagte ſie leiſe. Aber wie alles, ſo kreiſten auch in dieſem Augenblick ihre Gedanken wieder um Wolfgang Wangenheim. Roſe⸗ marie war nicht eitel, aber einmal, wünſchte ſie ſich, ein⸗ mal ſollte er mich in dieſen ſchönen Kleidern ſehen. Ob er nicht doch ein wenig verwundert wäre, was für eine Dame aus dem kleinen Tippfräulein geworden war? Und doch, wie glücklich war ſie damals geweſen in ihren billigen Kleidern, die Tantchen oft in den Nächten ſo geſchmackvoll und nett wie nur möglich für ſie genäht hatte. a Ach, und ſo jubelnd hatte ihr Herz niemals wieder ge⸗ ſchlagen wie damals, als ſie ſelig und mit heißgeküßten Lippen nach ihrem erſten Ball die Treppen hinaufgeeilt war. Oft hatte ſie ihn heimlich angeſchaut, wenn er in. ſeinen guten, tadellos ſitzenden Anzügen neben ihr ginge und ſich gefragt, ob er ſich ihrer einfachen Kleidung nicht ſchämte.(Fortſetzung folgt.) tiefer b en Kongr 5; in Zurich die er deutſchen Bevölkerungspolitik beſtätigt. In Deutſchland werden für Erb⸗ kranke jährlich noch 1,2 Milliarden aufge⸗ bracht. Dr. Wagner ſchilderte weiterhin die Gefahren, die in der Raſſenmiſchung eines Volkes liegen und bezeichnete die erbgeſunde kinderreiche Familie als das Unterpfand un⸗ ſerer Zukunft. Die im Dritten Reich geför⸗ derte Siedlungs⸗ und Bauernpolitik wurde in ihrer Wichtigkeit in Zürich gleichfalls rückhaltlos anerkannt. Dr. Wagner betonte ſchließlich das enge Verbundenſein aller dieſer Probleme mit einer zukunftweiſenden ein⸗ heitlichen Geſundheitspolitik. Mit der Rede Dr. Wagners war dann die Kongreßtagung des Donnerstags beendet. Eiſenbahnunglück in Schottland Zwei Tote, 40 Schwerverletzte. Glasgow, 7. Sept. Kurz vor dem Glasgower Hauptbahnhoſ ereignete ſich ein ſchweres Eiſenbahnunglück, durch das ein Lokomotivführer und ein hei⸗ zer gekötek und mehr als 40 Fahrgäſte mehr oder weniger ſchwer verletzt wurden. Die Lokomotiven zweier Perſonenzüge fuhren in⸗ einander und ſtürzten um. Auch die erſten drei Wagen der beiden Züge ſtürzlen um und wurden vollkommen zerkrümmert. Vier Bahngleiſe ſind durch zerſplitterte Holzteile und verbogene Eiſenſtangen voll⸗ kommen blockiert. Sämtliche Rettungswagen der Stadt mit zahlreichen Aerzten wurden an die Unfallſtelle entſandt. gtratoſphärenballon vernichtet Exploſion auf dem Moskauer Flugplatz. Moskau, 7. Sept. Der ſowjetruſſiſche Strakoſphärenballon „As sR“ iſt auf dem Moskauer Flugplatz beim Aufſtieg plötzlich explodiert und ver⸗ brannt. Menſchen kamen nicht zu Schaden. Der Ballon war in der Nacht für einen neuen Aufſtieg fertiggemacht worden, um den eigenen Rekord von etwa 18 000 Meter zu ſchlagen. Nach den bisherigen amtlichen Mit⸗ teilungen ſcheint es, daß die Exploſion techni⸗ ſche Gründe hatte. Der Ballon war mit etwa 50 000 Kubikmetern Waſſerſtoffgas gefüllt. Mit dieſem Unglücksfall ſcheidet Sowjet⸗ rußland auf längere Jeit aus dem Wettkampf um die Erforſchung der Stratoſphäre aus. der zweite Ballon, der jetzt in Leningrad gebaut wird, iſt noch nicht fertig. Erfolgreiche Verhandlungen Deukſchlands Waren- und Jahlungsverkehr mit der Belgiſch-Cuxemburgiſchen Wirt- ſchaftsunion. Berlin, 7. Sept. Bei den ſeit längerer Zeit zwiſchen Ver⸗ tretern der deutſchen und der belgiſchen Re⸗ gierung geführten Wirtſchaftsverhandlungen iſt eine Einigung erzielt worden. Im Aus⸗ wärtigen Amt wurde eine ſechſte Zuſatzver⸗ einbarung zum deutſch-belgiſchen Handelsab— kommen vom 4. April 1925 und ein Ab— kommen über die Zahlungen im Waren— verkehr(Verrechnungsabkommen) unterzeich— net. Das Verrechnungsabkommen geht da— von aus, daß Deutſchland aus der Aktivität ſeiner Handelsbilanz ein Deviſenüberſchuß verbleibt. Dieſer Ueberſchuß ſteht laufend zur freien Verfügung der Reichsbank, nach— dem ein Teil hiervon für Zwecke des Trans⸗ fers von Zinſen der Reichsanleihen(Dawes⸗ und MPounganleihe) und der privaten Anlei— hen ſowie für den teilweiſen Transfer aus dem Markabkommen abgezweigt worden iſt. Ferner verzichten die Gläubiger aus den privaten Anleihen, ſoweit ſie aufgrund des Abkommens befriedigt werden, auf einen we⸗ entlichen Teil ihrer Zinsanſprüche. End⸗ lich iſt noch eine vorläufige Regelung für die Einfuhr deutſcher Kohle nach Belgien bis En— de 1934 getroffen worden. Beſchwerde gegen Knor Eine neue Eingabe der Deulſchen Front. Saarbrücken, 6. Sept. Der Landesleiter der Deutſchen Front, Pir⸗ ro, hat gemeinſam mit der Landesratsfrak⸗ tion der Deutſchen Front eine neue Beſchwer⸗ de an den Völkerbund gerichtet. Die Be⸗ ſchwerde weiſt nach, daß die Polizeifor⸗ derung des Präſidenten Knox nicht be—⸗ gründet iſt und ſetzt ſich mit dem Verbot des Freiwilligen Arbeitsdienſtes im Saargebiet auseinander, das aufgrund nicht ſtichhalti gen Materials erfolgt ſei, deſſen Echtheit in keiner Weiſe feſtſtehe. Die Deutſche Front erhebt in der Denkſchrift wiederum Beſchwer de gegen Knox, vor allem wegen ſeiner parteiiſchen Berichterſtatlung. Nicht nur dem Völkerbundsrat habe er fal— ſche Darſtellungen gegeben; auch die Welt— preſſe benütze er, um über das Saargebie und ſeine Bewohner unzutreffende Auffaſ⸗ ſungen zu verbreiten. Es wird die Hoffnung ausgeſprochen, daß der Rat den Präſidenten auf den Weg einer objektiven Berichterſtat— tung und zu einer neutralen Handhabung ſeines Amtes bringen werde. die Evangelische Kitthe Einheikliche Leitung verordnet. Berlin, 7. Sept. Die Preſſeſtelle der Reichskirchenregierung teilt mit:„Der Rechtswalter der Deutſchen Evangeliſchen Kirche hat aufgrund der ihm von der Nationalſynode erteilten Ermächti⸗ aung eine Verordnung erlaſſen, wonach die Vorſchriften des§ 1, Abſatz 1 und Abſatz des Kirchengeſetzes vom 9. Auguſt 1934 über die Leitung der Deutſchen Evangeliſchen Kirche und der Landeskirchen in der Evange— liſch⸗Lutheriſchen Kirche in Bayern rechte des Rheins und der Evangeliſchen Landes— kirche in Württemberg in Kraft treten Damit ſind alle Landeskirchen hinſichtlich ih⸗ rer Geſetzgebungsgewalt der Deutſchen Evan— geliſchen Kirche unterſtellt und die Landes— biſchöfe an die Weiſungen des Reichsbiſchofe gebunden. Das bekenntnismäßige Eigenle— ben und das Gebiet des Kultus bleiben von dieſer zuſammenfaſſenden, den einheitlichen Aufbau der Deutſchen Evangeliſchen Kirch fördernden Regelung unberühr““ Aus Heſſen und Naſſau Frankfurt a. M., 7. Sept.(Die Kran⸗ kenkaſſe betrogen.) In der Tſchecho⸗ llowakei wurde der 37jährige 8 edrich Roeder feſtgenommen, der nach Verhüßung einer Strafe wegen Paßvergehens nach Deutſch— land abgeſchoben wurde, von wo er gekom⸗ men war. Nachdem ſich R. einige Zeit in Frankfurt aufgehalten hatte, wurde er ver⸗ haftet. R., ein mit Gefängnis und Zucht— haus vorbeſtrafter Krimineller, war krank ge— worden und begab ſich in ein Krankenhaus, um ſich operieren zu laſſen. Dort bediente er ſich des Namens ſeines Freundes, der Mitglied einer Krankenkaſſe war. Die Rech- nungen des Krankenhauſes lauteten demnach auf den Namen des Freundes. Roeder fälſzte die Rechnungen als bezahlt und gab die Quit⸗ tungen ſeiner Braut, die den Betrag bei der Krankenkaſſe einkaſſierte. Auch Arztquittun⸗ gen wurden auf dieſe Weiſe gefälſcht und ein⸗ kaſſiert. Mit dem Geld flüchtete R. in die Tſchechei. Wegen der Betrügereien mußte R. jetzt vor dem Schöffengericht erſcheinen. Der Gutachter erklärte, daß Straftaten des 8 einer überſteigerten Sexualität entſprängen, und daß der Angeklagte alles tue, um die Münſche ſeiner Braut zu befriedigen. Die An⸗ ordnung der Sicherungsverwahrung erſcheine zweckmäßig, es ſei denn, daß der Angeklagte aus freien Stücken ſich bereit finde, ſich ent⸗ mannen zu laſſen. Als ſich der Angeklagte hierzu bereit erklärte, vertagte das Gericht die Verhandlung. varcchau — ͤ P— Kakco vag 2 ron Dee O add Y Sevilla 2 240 1E case 10 9 2 Abla Rca Nl bel Abbes eee Sete Aus der Heimat Gedenktage 7. September 1533 Köntgin Eliſabeth von England geb. 1631(17. Sept.) Die Sachſen werden zuerſt von Tilly in die Flucht geſchlagen, dann glänzender Sieg Guſtar Adolfs bei Breitenfeld. 1654 Der ſchwediſche Staatsmann Grafe Axel Oxenſtſerna in Stockholm geſt. 1714 Der Badener Friede beendet den ſpa⸗ niſchen Erbfolgekrieg. 1812 Napoleon. ſchlägt die Ruſſen bei Bo⸗ rodino(Schlacht an der Moſkawa.) 1914 Maubeuge kapituliert nach 14tägiger Belagerung. Prot. und kath.: Regina Sonnenaufg. 5.19 Sonnenunterg. 18.36 Mondaufg. 3.28 Monduntera. 17.52 Beleuchtet Flure und Treppen! Es wird nun ſchon früher dunkel, und da obliegt den Eigentümern von Grundſtücken die Verpflich⸗ tung, die Toreinfahrten, Höfe, Gänge, Haus⸗ fluren und Treppen, ſofern und ſolange ſie jedermann zugänglich ſind, während der Dun⸗ kelheit ſo ausreichend zu beleuchten, daß für die dort verkehrenden Perſonen keine Gefahr beſteht. Dieſe Verpflichtung kann durch Ver⸗ trag auf Hausverwalter, Mieter uſw. über⸗ tragen werden. Dies ſetzt jedoch die über⸗ einſtimmende Willenserklärung beider Par— teien voraus. Eindrücklich mahnen die im⸗ mer wieder vorkommenden Unfälle, die auf ſchlecht- oder unbeleuchtete Treppen zurückzu⸗ führen ſind. Das bißchen Licht, das oft zu Unrecht geſpart wird, hat ſchon manches Un⸗ glück und nebenbei große Koſten verurſacht. * Mariä Geburt. Märiäa Geburt, der kleine Frauentag, im Gegenſatz zum großer oder hohen Frauentag, fällt auf den 8. Sep— tember. In den Alpenländern hat das Feſt auch den Namen„Unſere liebe Frau im Ha— berſchnitt“, da die Haferernte dort in dieſe Zeit fällt. Das Volk beſchäftigt ſich vie mit den Marienfeſten. An Mariä Geburt ſol! die Winterſaat mindeſtens begonnen haben denn nach Mariä Geburt der Sämann nicht mehr ernten mag. Auch ſoll die Oehmdernte vorbet ſein, denn vor Mariä Geburt gibt ein Oehmd, nachher ein Oehmdle. Da dit Schwalben nach dem Süden fliegen und frü— her die Studentenferien um dieſe Zeit began⸗ nen, bildete ſich der Spruch:„An Mariä Ge— burt ziehen die Schwalben und die Studenten furt“. Der Weingärtner geht am Frauentag in ſeinen Wingert und ſchüttelt die Rebſtöcke, dann bekommt der Wein ein ganz beſonderes Aroma. * Wettervorherſage: Meiſt heiter und trocken. Das Nätſel von Loch⸗Neß Eine Komödie der Irrungen. Es iſt ſchon ſo viel von dem Seeungeheuer oon Loch-Neß durch die Preſſe gegangen, daß man gern den Fall zu den Akten legen würde, wenn er tatſächlich erledigt wäre. Lei⸗ der iſt er es durchaus nicht, und deshalb kann die Preſſe das Tier nicht einfach totſchweigen, ſo lange noch Hoffnung beſteht, daß es nicht nur in der Einbildung der Menſchen ſein Un⸗ weſen treibt, wie zum Beispiel die See⸗ ſchlange, die nur im Hochſommer in irgend einer abgelegenen Gegend eines Ozeans er⸗ ſchien und die Phantaſie der Seeleute immer von neuem anregte. Sie iſt übrigens auch in dieſem Sommer aufgetaucht, als wenn ſie Proteſt einlegen wollte, daß von ihr garnicht mehr die Rede wäre. Auf einem lettiſchen Walfänger war es, da tauchte die Seo⸗ ſchlange in nächſter Nähe des Schiffes auf. So⸗ fort wurde das Geſchütz mit der Harpune Die Streckenkarte des Internationalen Euro- parundfluges 1934. Der am 8. September in Warſchau erfolgende Start zum Europarund⸗ flug 1934 führt die Teil⸗ nehmer über 9539,1 Ki⸗ lometer, bei denen 26 Zwangslandeplätze an⸗ zufliegen ſind. Der Fuhrer bei klargemacht und abgefeuert. ie Seeſchlange wurde getroffen und zog mit ſamt der Har⸗ punenleine und einem Stück vom Oberdeck, an die ſie befeſtigt war, in die Tiefe. So ſteht es im Loggbuch und der Käpten hat die Angabe im nächſten Hafen mit einem ſtarken Seemannseid beſchworen. Mit dem Seeungeheuer von Loch-Neß ver⸗ hält es ſich anders. Erſtens weiß man über⸗ haupt nicht, ob es eine Schlange iſt, obgleich Hunderte von Eingeborenen es geſehen ha⸗ ben wollen. In der Beſchreibung des Kopfes, der auf einem langen Halſe ſitzt, und der Höcker auf dem Rücken des Tieres ſtimmen ſie überein, nur die Größe wird ſehr ver⸗ ſchieden angegeben. Von Tauſenden von Amateurrmpſern iſt der geheimnisvolle See beobachtet worden, auch Aufnahmen vom Tier ſind zahlreich vorhanden, man ſieht jedoch nur einige dunkle Flecken auf dem Waſſer, das iſt alles. Dann bemächtigten die Karikatu⸗ renzeichner und Witzbolde ſich des dankbaren Stoffes und im letzten Winter gab es wohl kaum einen Karneval, auf dem das Seeunge⸗ heuer nicht perſönlich erſchienen wäre. Loch⸗ Neß wurde der intereſſanteſte Ort Englands und nahm einen geradezu amerikaniſchen Auf⸗ ſchwung. Da jedoch eine neidiſche und mißtrauiſche Welt den Loch-Neſſern Spekulation auf die Dummheit der Menſchen nachſagte, riefen die darob empörten Eingeborenen nach den Män⸗ nern der Wiſſenſchaft, die dann auch mit dem modernſten Rüſtzeug angerückt kamen. Ergeb— nis: Auf über dreißig Photographien iſt das Tier feſtgehalten worden, nur ſieht man auch nicht mehr, als auf den Bildern der Ama— teurknipſer. Das liegt daran, es bewegt ſich raſend ſchnell durch das Waſſer, iſt ſozuſagen uufnahmeſcheu. Aber eins ſteht feſt, es iſt da, es ſcheint ſogar ein ſehr temperamentvolles Tier zu ſein. Für alle Waſſer in und um England iſt die engliſche Marine zuſtändig, die es für an— gezeigt hielt, ſich zu vergewiſſern, was da im See von Loch-Neß vor ſich ging. Auf die Vermutung eines Marineleutnants, der der Anſicht war, es könnte ſich um einen Kriegs- zeppelin handeln, der im Kriege dort ab— geſtürzt ſei, wurde eine Expedition ausge— rüſtet, die ſich, um nicht unnützes Aufſehen zu erregen, heimlich nach dem See begab, das Tier auflauerte, das keineswegs davonfagte, ſondern ruhig mit der Strömung trieb, und unterſuchte. Der Marineleutnant hatte Recht. Zwar iſt die Theorie, die man daraufhin lonſtruterte, ſehr phantaſievoll und nicht ſehr logiſch, aber allein ſchon der Umſtand, daß wieder einmal die Deutſchen dahinter ſteckten, befriedigte in Marinekreiſen allgemein. Nicht ſo die Männer der Wiſſenſchaft, die ſich wohl zutrauten, ein Tier von einem Zep— pelin zu unterſcheiden. Vielleicht entpupppt ſich der geheimnisvolle See noch als eine heimliche U-Voot-Station der Deutſchen und der lange Hals des Ungeheuers iſt ein als Tierkopf getarntes Periſkop. Es ſoll ja zu dieſem See ein unterirdiſcher Kanal vom Meer führen. Welche Ueberraſchungen ſtehen uns noch von dieſem intereſſanten Ungeheuer bevor? Vörſen und Märkte Vom 6. September. Frankfurter Schlachtviehmarkt. Auftrieb: 56 Rinder, darunter 17 Ochſen, 2 Bullen, 17 Kühe, 20 Färſen, ferner 1218 Kälber, 120 Hammel, 72 Schafe, 412 Schwei⸗ ne. Preiſe: Kälber 46 bis 47, 39 bis 45, 33 bis 38, 25 bis 32, Hammel 32 bis 34, 29 bis 31, 25 bis 28; Schafe 30 bis 32, 26 bis 29, 22 bis 25; Schweine 51 bis 53, 51 bis 53, 48 bis 53, 46 bis 51 Mannheimer Kleinviehmarkt. Zufuhr: 32 Kälber, 13 Schafe, 12 Schweine, 186 Ferkel und 400 Läufer. Kälber, Schafe und Schweine nicht notiert. Ferkel bis ſechs Wochen 8 bis 10, über ſechs Wochen 14 bis 20, Läufer 21 bis 24 Rm. pro Stück. Markt⸗ boerlauf: Ferkel und Läufer ruhig, Kälber mittel, geräumt 8 ſeiner Anſprache im Nürnberger Rathaus.