ee Austauſch jugendlicher Arbeitskräfte Grundſätze für die Auswechſlung und Einſtellung von jugendlichen Arbeitskräften. Nach der Verordnung des Reichswirtſchaftsminiſters vom 10. Auguſt 1934 über die Verteilung von Arbeitskräften iſt der Peäſi⸗ denk der Reichsanſtalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitsloſen⸗ verſicherung allein ermächtigt, die Verteilung von Arbeitskräften. insbeſondere ihren Austauſch zu regeln. Auf Grund des 8.3 dieſer Verordnung hat der Präſident der Reichsanſtalt unter dem 28 Auguſt d. J. die Anordnung über die Verteilung von Arbeitskräf⸗ ſen ergehen laſſen. Die Grundgedanken dieſer Anordnung ſind 1. der Austauſch der gegenwärtig beſchäftigten Jugendlichen unter 25 Jahren gegen ältere Arbeitnehmer. 2. Die Abdämmung des weiteren Juſtroms von Jugendlichen auf Arbeitsplätze für ältere Arbeitnehmer, namentlich Jami- lienväter und mütter, die Ernährer ihrer Kinder ſind. Dieſe Anordnung war notwendig, weil die Altersgliederung der Erwerbstätigen in den letzten Jahren ſich ſo verſchoben hat, daß nach den neueſten Zählungen 40 Prozent der Beſchäfigten ju⸗ gendliche Arbeitskräfte unter 25 Jahre ſind. Gleichzeitig damit iſt in den letzten Jahren ein ſtarker Zuzug in die Großſtädte zu boer⸗ zeichnen geweſen. Die Landflucht wiederum brachte einen emp⸗ ſindlichen Mangel an Arbeitskräften in der Landwirtſchaft, wäh:⸗ rend ältere Arbeitskräfte in den Großſtädten außer Arbeit und Brot ſtanden. Die Herausnahme von jungen Arbeitskräften(Arbeiter und Angeſtellte unter 25 Jahren) ſowie die Beſchränkung ihrer Ein⸗ ſtellung in der Wirtſchaft erfolgt unter weiteſtgehender Berückſich. ligung der wirtſchaftlichen und ſozialen Belange des einzelnen und der Geſamtheit und nur inſoweit, als für die auszuwechſelnden jugendlichen Arbeitskräfte andere Unterbringungsmöglichkeiten ver— ügbar ſind. Die Anordnung über die Verteilung von Arbeitskräften 1. Geltungsbereich(§ 1 der Anordnung). Unter die Anordnung fallen alle privaten und öffentlichen Be⸗ triebe und Verwaltungen, die Arbeiter und Angeſtellte beſchäftigen Wer als Angeſtellter gilt, regelt ſich nach dem Angeſtelltenver— ſicherungsgeſetz(S 1 AG.). Beamte und Volontäre fallen nicht unter die Anordnung, dagegen aber auf Privatdienſtvertrag an— geſtellte Perſonen(z. B. auch Angeſtellte bei Behörden). Ausgenommen ſind Betriebe der Land- und Forſtwirtſchaft. ſoweit in der Anordnung nichts anderes beſtimmt iſt, Haushaltun— gen(auch in weiterem Sinne) und die Schiffe der See-, Binnen- und Luftſchiffahrt. Im übrigen fallen Betriebe(Verwaltungen) jeder Größe unter die Anordnung, auch wenn nur ein Arbeiter beſchäftigt wird. Die Beſtimmungen finden jedoch keine Anwendung auf Beſchäftigungs⸗ verhältniſſe zwiſchen dem Führer des Betriebs(Verwaltung) und deſſen Ehegatten und Verwandten in aufſteigender oder abſteigen— der Linie(Kinder, Eltern. Voreltern). Il. Austauſch von Arbeitsplätzen 1. Grundſätze(8 2 der Anordnung). Zum Zwecke des Austauſches von jüngeren Arbeitskräften (Arbeitern und Angeſtellten) iſt zudem von dem Präſidenten der Reichsanſtalt beſtimmten Zeitpunkt von jedem Führer eines Be⸗ triebs(Verwaltung) die Juſammenſetzung ſeiner Gefolgſchaft zu prüfen. Durch die Prüfung ſoll feſtgeſtellt werden, ob der Anteil der Arbeiter und Angeſtellte unter 25 Jahren gegenüber der Ge— ſamtbelegſchaft nicht ſo groß iſt, daß auch bei voller Berückſichti— gung der betriebstechniſchen und wirtſchaftlichen Erforderniſſe ein Austauſch von jüngeren Arbeitskräften gegen ältere vorgenommen werden kann.— Betriebstechniſche Erforderniſſe liegen z. B. bei der Beſetzung von Arbeitskräften vor, bei denen beſtimmte Hand⸗ fertigkeiten verlangt werden, die nur jugendliche oder weibliche Arbeitskräfte beſitzen. Zu den Erforderniſſen des Betriebs(Ver— waltung) gehört auch dſe Sicherſtellung des unentbehrlichen Nach— wuchſes an ordnungsmäßig ausgebildeten Facharbeitern und An— geſtellten. 2. Verfahren(8 3 Abſ. 1 und 2 der Anordnung). Wichtig für alle Führer von Betrieben und Verwaltungen! a) Die obenbeſagte Prüfung iſt in allen Betrieben(Verwal— zungen) erſtmalig im Laufe des Monats September 1934 durchzu— führen. Das Ergebnis dieſer Prüfung, ſowie der in der Folgezeit angeordneten weiteren Prüfungen(welche jedoch nur höchſtens halbjährlich ſtattfinden ſollen), iſt für eine Nachprüfung durch die Arbeitsämter vom Führer des Betriebs(Verwaltung) ſchriftlich feſtzulegen und auf Verlangen dem für den Betrieb bzw. für die Abteilung oder Filiale des Betriebs zuſtändigen Arbeitsamt vor— zulegen. Soweit bei den Betrieben(Verwaltungen) ein Vertrau- ensrat gebildet iſt, iſt die Prüfung vom Betriebsführer gemeinſam mit dieſem vorzunehmen. Die Verantwortung liegt allein beim Betriebsführer. b) Die Führer ſolcher Betriebe(Verwaltungen), für die ein Vertrauensrat nach dem Geſetz zur Ordnung der nationalen Ar— beit zu bilden iſt, d. h. Betriebe(Verwaltungen), die regelmäßig mindeſtens 20 Perſonen beſchäftigen, ſind verpflichtet, das Ergeb- nis der Prüfung dem Arbeitsamt bis zum 1. Oktober 1934 zu melden. Für die Meldung an das Arbeitsamt iſt ein Formblatt (Apl.) zu verwenden, das in den nächſten Tagen von den Ar⸗ beitsämtern den Betrieben zur Verfügung geſtellt wird. In dem Vordruck iſt die zahlenmäßige Stärke der Geſamtbelegſchaft und der Arbeitskräfte unter 25 Jahren, nach Geſchlechtern getrennt. anzugeben, die zur Zeit der Prüfung in dem Betrieb(Verwal⸗ tung) tätig waren. Außerdem iſt eine Erklärung abzugeben, in welchem Umfang und in welchem Zeitraum ein Austauſch von Arbeitskräften vorgenommen werden ſoll. Der Vordruck iſt in doppelter Fertigung an das Arbeitsamt zurückzugeben. Der Ein⸗ fachheit halber werden die beiden Fertigungen zuſammenhängend als eiy Stück gelieſert. Sofern ein Betrieb(Verwaltung) mehrere örtlich oder betriebstechniſch voneinander getrennte Abteilungen hat, ſind die Mitteilungen für jede dieſer Abteilungen geſondert zu machen und bei dem für die einzelnen Abteilungen oder Filia⸗ len örtlich zuſtändigen Arbeitsamt einzureichen. N 3. Die Durchführung des Austauſches a) Vom Austauſch ausgenommene Perſonengruppen(§ 4 der Anordnung). Bei der Prüfung, ob und welche Arbeitskräfte unter 25 Jah⸗ ren für einen Austauſch gegen ältere in Frage kommen, ſind fol⸗ gende Perſonengruppen unter 25 Jahren außer Betracht zu laſſen: 1. Verheiratete männliche Arbeiter und Angeſtellte.(Verhei⸗ ratete weibliche Arbeitskräfte unter 25 Jahren ſind von der Frei⸗ machung von Arbeitsplätzen nicht auszunehmen). 2. Arbeiter und Angeſtellte, die durch ihren Arbeitsverdienſt zur Unterhaltung von Familienmitgliedern weſentlich beizutragen haben.(Dieſe Frage wird zunächſt vom Betriebsführer im Beneh⸗ men mit dem Vertrauensrat geprüft.) 3. Arbeiter und Angeſtellte, die im Lehrverhältnis ſtehen oder f 505 Lehrverhältnis erſt vor weniger als einem Jahr beendet aben. 4. Arbeiter und Angeſtellte, die nach ehrenvollem Dienſt aus der Wehrmacht ausgeſchſeden ſind. ö 5. Arbeiter und Angeſtellte, die mindeſtens ein Jahr im Frei⸗ willigen Arbeitsdienſt tätig geweſen ſind. 6. Arbeiter und Angeſtellte, die mindeſtens ein Jahr in der Vandhilfe tätig geweſen ſind. Vorausſetzung 1 einjährige Tätig ⸗ keit als Landhelſer. nicht landwirtſchaftliche Arbeit ſchlechthin. 7. Arbeiter und Angeſtellte, die zum Perſonenkreis der Son⸗ deraktion gehören und zwar: n Krentt a) Angehörige der SA., SS. und des nationalſozialiſtiſchen e 5 1 Jen N 175 mrterrundes„ Siapineim) ſoweit ſie dieſen Er iſt zu kürzen. wem vanden vereſts vor dem 30. Banuar 155d nachwelsvar angehör 110 090 Mitglieder der NSDAP. mit der Mitgliedsnummer 1 bis c) Amtswalter(Politiſche Leiter), ſoweit ſie bereits vor dem ö 30. Januar 1933 als Amtswalter(Politiſche Leiter) tätig waren. b) Ueberprüfung der Meldungen der Belriebsführer(§ 5 der Anordnung). Die Arbeitsämter prüfen die einleufenden Meldungen und ziehen nötigenfalls die Wirtſchaftsbehörden, namentlich die zuſtän⸗ digen Gewerbeaufſichtsbeamten zur gutachtlichen Mitwirkung bei. Kommt das Arbeitsamt zu dem Ergebnis, daß der vom Betriebs⸗ zührer vorgeſehene Austauſch den ſkaatspolitiſchen Geſichtspunkten nicht in ausreichendem Maße Rechnung 1 5 oder liegen ſonſtige Gründe für eine andersartige Auffaſſung des Arbeitsamtes vor, ſo wird im Wege perſönlicher Verhandlungen zwiſchen Arbeits⸗ amt und Betriebsführer eine Einigung zu erzielen verſucht, blei⸗ ben dieſe ergebnislos, ſo iſt die Auffaſſung des Betriebsführers und die Auffaſſung des Arbeitsamts, dem Landesarbeitsamt vor⸗ zulegen. Der Präfident des Landesarbeitsamts entſcheidet, ob. in welchem Umfange und in welchem Zeitraum ein Arbeitsplatzaus⸗ tauſch vorzunehmen iſt. Gegen dieſe b eden kann der Führer des Betriebs(Verwaltung) innerhalb von zwei Wochen Beſchwerde beim Präſidenten der Reichsanſtalt einlegen. Die Beſchwerde hat aufſchiebende Wirkung. Der Präſident der Reichsanſtalt entſcheidet endgültig. c) Der Arbeitsplatzaustauſch(88 6, 7, 8 der Anordnung). Der auf Grund der Prüfung des Betriebsführers bzw. der Nachprüfung der Dienſtſtellen der Reichsanſtalt feſtgelegte Arbeits⸗ platzaustauſch iſt unter Vermeidung unbilliger Härten vom Be⸗ triebsführer unter Beachtung der Friſten in die Wege zu leiten. (8 6). Er hat 0 rechtzeitig mit dem zuſtändigen Arbeits⸗ amt darüber ins Benehmen zu ſetzen, ob und wann den zur Ent⸗ laſſung kommenden jugendlichen Arbeitern und Angeſtellten andere offene Arbeitsplätze in der Wirtſchaft, beſonders in der Landwirt⸗ ſchaft, im Freiwilligen Arbeitsdienſt oder in der Landhilfe, bei weib⸗ lichen Arbeitskräften auch in der Hauswirtſchaft, angeboten wer⸗ den können. Die tarifmäßigen Kündigungsfriſten ſind einzuhal⸗ ten; es ſind daher gegebenenfalls vorſorgliche Kündigungen aus⸗ zuſprechen. Die Entlaſſung der auszutauſchenden jüngeren Arbeits⸗ kräfte darf erſt erfolgen. wenn ihre anderweitige Unterbringung ſichergeſtellt iſt. Der Austauſch darf überdies nicht zur Vermin⸗ derung der Gefolgſchaft führen(8 7). Die durch den Arbeitsplatzaustauſch frei gewordenen Arbeits⸗ kräfte ſollen mit arbeitsloſen älteren Arbeitern und Angeſtellten, namentlich Familienvätern und Müttern, die Ernährer ihrer Kin⸗ der ſind, beſetzt werden. In erſter Linie ſind langfriſtig arbeits⸗ loſe und auf öffentliche Unterſtützung angemieſene Arbeitskräfte zu berückſichtigen(8 8). Der Betriebsführer iſt verpflichtet, die zur Beſetzung der frei⸗ gewordenen Arbeitsplätze erforderlichen Arbeitskräfte beim zuſtän⸗ digen Arbeitsamt anzufordern. Dieſes hat Arbeitskräfte, die den Erforderniſſen des Betriebes(Verwaltung] entſprechen, zur Ein⸗ ſtellung zuzuweiſen. Dem Betriebsführer ſteht die freie Auswahl unter den Zugewieſenen zu. Er kann auch Arbeitsloſe, namentlich beim Arbeitsamt anfordern, doch hat das Arbeitsamt vor der Zu⸗ weiſung zu prüfen, ob die namentlich angeforderten Arbeitsloſen den beſonderen Vorausſetzungen entſprechen. Weiſt das Arbeitsamt innerhalb von drei Tagen ſeit der An⸗ forderung keine Arbeitskräfte zu, ſo kann der Betrieb(Verwal⸗ tung) die Einſtellung unmittelbar vornehmen, er hat allerdings dem Arbeitsamt auf Vordruck Apl. 2, der bein Arbeitsamt er⸗ hältlich iſt, von der Einſtellung unverzüglich Mitreilung zu machen und dabei klarzuſtellen, daß die Eingeſtellten den Vorausſetzungen entſprechen. Il. Die Einſtellung von Arbeitskräften unter 25 Jahren (88 9 bis 15 der Anordnung). Männliche und weibliche Perſonen unter 25 Jahren dürfen nur mit vorheriger Zuſtimmung des zuſtändigen Arbeitsamts als Ar⸗ beiter oder Angeſtellte in den Betrieb(Verwaltung) eingeſtellt werden. Die Zuſtimmung wird zahlenmäßig, nicht namentlich erteilt(§ 9). f Bei Einſtellungen von Lehrlingen, mit denen ein ordnungs- mäßiger ſchriftlicher Lehrvertrag von mindeſtens zweijähriger Hauer(auch in der Landwirtſchaft) abgeſchloſſen, oder der Abſchluß eines ſolchen Lehrvertrages binnen vier Wochen nach Beginn der Lehrzeit vereinbart iſt, bedarf es dieſer Zuſtimmung nicht. Kommt der Lehrvertrag innerhalb der angegebenen Friſt nicht zuſtande, ſo iſt die Weiterbeſchäftigung des Jugendlichen als ungelernter Arbeiter oder Angeſtellter nur mit Zuſtimmung des Arbeitsamtes zuläſſig(S 10) Der Antrag auf Zuſtimmung iſt von dem Führer des Betriebes (Verwaltung) unter Benützung des Vordrucks Apl. 3, der zunächſt in beſchränktem Umfange bei den Arbeitsämtern, jedoch in Kürze im Formularbuchhandel erhältlich iſt, zu ſtellen. Der Betriebs⸗ führer hat unter Berückſichtigung der ſtaatspolitiſchen Geſichts⸗ punkte verantwortlich zu prüfen und die Erklärung abzugeben, ob bzw. daß die beantragte Einſtellung von jugendlichen Arbeits— kräften nötig iſt. In dem Antrag iſt die zahlenmäßige Angabe der Altersgliederung der Gefolgſchaft zu machen(§ 11). Das Arbeitsamt prüft die Anträge nach den Geſichtspunkten des Arbeitseinſatzes(8 12). Das Arbeitsamt kann ſeine Zuſtimmung an die Bedingung knüpfen, daß bei der Einſtellung von Perſonen unter 25 Jahren ſolche zu bevorzugen ſind, die 1. nach ehrenvollem Dienſt aus der Wehrmacht ausgeſchieden ſind, oder 2. der Sonderaktion(8 4, Ziff. 7) angehören oder 3. mindeſtens ein Jahr im Freiwilligen Arbeitsdienſt tätig ge⸗ weſen ſind 5 4. mindeſtens ein Jahr in der Landhilfe tätig geweſen ſind oder 5. Perſonen unter 25 Jahren, die freiwillig aus dem Betrieb (Verwaltung) ausgeſchieden ſind, um ihren Arbeitsplatz für ältere Volksgenoſſen frei zu machen und mindeſtens in der Land⸗ und Forſtwirtſchaft tätig waren, ſofern ſie nach ihrer Vorbildung den entſprechenden Berufen angehören(8 13). Das Arbeitsamt weiſt auf Anforderung des Betriebs(Ver⸗ waltung] für Arbeitsplätze, die auf Grund ſeiner Abele tra mit jugendlichen Arbeitskräften beſetzt werden dürfen, rbeitskräfte zu. Gegenüber anderen Bewerbern werden bei gleicher Eignung, Per⸗ ſonen, die nach ehrenvollem Dienſt ohne Berechtigung für einen Verſorgungsſchein aus der Wehrmacht ausgeſchieden find, bevor⸗ zugt(§ 15). Glaubt das Arbeitsamt, die Zuſtimmung zur Einſtellung ver ⸗ ſagen zu müſſen, ſo greift das Verfahren Platz, das unter Nach⸗ prüfung des Austauſches durch das Arbeitsamt ausgeführt iſt. Die von dem Arbeitsamt verſagte Einſtellung darf nicht eher erfolgen, bevor nicht das Beſchwerdeverfahren durchgeführt iſt. IV. Beſondere Förderungsmaßnahmen zur Einſtellung von älteren Arbeitsloſen. a) Leiſtungsausgleich für ältere Angeſtellte(8 16 der Anord⸗ nung). Werden auf Arbeitsplätzen, die bisher mit Angeſtellten unter 25 Jahren beſetzt waren, arbeitsloſe, fachlich vorgebildete, männ⸗ liche Angeſtellte über 40 Jahre eingeſtellt, die in den letzten drei Jahren vor der Einſtellung länger als zwei Jahre Arbeitsloſen⸗ unterſtützung aus öffentlichen Mitteln erhalten haben, ſo können dem Betriebe(Verwaltung) auf Antrag zum Ausgleich von Min- derleiſtungen der Neueingeſtellten Zuſchüſſe(Leiſtungsausgleich) aus 650 der Reichsanſtalt gewährt werden. a in Leiſtungsausgleich kommt nicht in Betracht bei Einſtellun⸗ gen in öffentlichen Verwaltungen, bei Einſtellungen, die 10 na · mentlichen Anforderungen der Betriebe beruhen, bei Einſtellungen in Saiſon⸗ und Kampagnebetrieben. Der Leiſtungsau dec beträgt für einen neueingeſtellten, kin⸗ derloſen Angeſtellten über 40 Jahre im Monat höchſtens 50 RM. das Arbeitsentgelt im Monat weniger al 1 5 g 0 fete Der Leiſtungsausgleich endet für eſtellten mit Ablauf des ſechſten Monats a di ab gerechne. e 5 Die Vordrucke für entſprechende Anträge ſind bei den Ar⸗ beitsämtern anzufordern.„ Die Veſtimmungen über den Leiſtungsausgleich gelten auch für arbeitsloſe verheiratete, männliche land⸗ und beſttiriſchaft⸗ liche Angeſtellte über 40 Jahre(8 19).. b) Zuſchüſſe zur Erſtellung von Familienwohnungen in der Landwirtſchaft(8 18). Zur Förderung der Mehreinſtellung e land⸗ und forſtwirtſchaftlicher Arbeiter können Zuſchüſſe aus Mitteln der Reichsanstalt für etwa erforderliche Bauarbeiten für neue Fa⸗ milienwohnungen gewährt werden. Näheres 1 bei den Arbeits- ämtern zu erfragen. Die Vordrucke für entſprechende Anträge ſind bei den Arbeitsämtern anzufordern. Schluß⸗ und Strafbeſtimmungen(8 21 der An⸗ ordnung). Mit We bis zu 150 RM wird der Führer des Be⸗ triebs(Verwaltung) beſtraft, der die in 8 3,§ 8, Abſ. 3 und 8 11, Abs. 2 vorgeſchriebenen Mitteilungen und Erklärungen vorſätzlich 1110 10 fahrläſſig nicht oder nicht rechtzeitig oder unvollſtändig ab⸗ 9 5 N 0 905 Geldſtrafen oder Gefängnis bis zu drei Monaten wird eſtraf 1. Der Führer eines Betriebes(Verwaltung), der Perſonen unter 25 Jahren ohne die erforderliche Zuſtimmung des Arbeits, amts einſtellt, 2 der Führer eines Betriebes(Verwaltung), der entgegen einer nach§ 5, Abſ. 2 und 3 ergangenen endgültigen Entſchei⸗ dung vorſätzlich den Austauſch von Arbeitskräften verzögert. In den Fällen des Abſ 2 Ziffer 2 und 3 tritt die Verfolgung nur auf Antrag des für den Betrieb(Verwaltung) oder den f des zuwiderhandelnden zuſtändigen Landesarbeits— amts ein. Ein noch guterhaltener Inortwagen billig zu verkauf. Von wem, ſagt die Exped. Bekanntmachung Gefunden wurden: 1 Geldbörſe mit Inhalt 1 Peitſche 2 Kindermützen 1 Herrenuhr Viernheim, den 23. Oktober 1934 Polizeiamt Bullmann Guterhaltener wagen nebſt Kinder⸗ laufſtuhl billig zu verkauf. Auf Allerheiligen geſchmackvoll verzierte und unverzierte billig z. haben bei Winterhilfswerk des Deutſchen Volkes In Frau Mikl.MHirchner Adolf Hitler⸗ ſtraße 157 achaagaagdadaamaaaaamaamamaaaaaamaagaaamg Einholen der neuen Glocken für unsere Marienkirche am Donnerstag, den 25. Okt. 1934 Nachm. 2 Uhr Eintreffen der Glocken am Tivoli Durchfahrt durch folgende Straßen: Mann 5 Winterijilfswerk des Deutſchen Volkes aeg snd sd Söcns NHR IU aeg und 50 4⁰ cus pö N. ſcherſtraße bis zum Rathaus. Bei Abfahrt der Glocken um 2 Uhr am Tivoli und bei Ankunft der Glocken gegen 3 Uhr an Kirche Feſtgeleute. Gegen 3 Uhr Kurze Einholungsfeier vor dem Rathaus. a. Anſprachen durch Pg. Kirchner Georg, Vor ſitzender des Glockenausſchuſſes. c. Vor und nach den Anſprachen je ein Choral mit Muſik der Feuerwehrkapelle. Anſchließend: Weiterfahrt Bürſtädter⸗, Seegarten, Bismarch⸗, Anna, Neuhäuſer⸗ und Holzſtraße zur Marien⸗ kirche. Die Bevölkerung wird erſucht die Durchfahrts⸗ ſtraßen zu beflaggen. Weihe der Slocken am Sonntag, den 28. Oktober 1934 nachm. 2 Uhr in der Marienkirche. Der Katholiken⸗Ausſchuß⸗ heimer⸗, Weinheimer⸗, Blauehut⸗, Wald⸗, Lor⸗ ö der Zwölf Apoſtelkirche ertönt von der neuen 0 b. Anſprache des Bärgermeiſters Herrn Bechtel Seerbeimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten) 2 täglich mit Ausnahme der Sonn- und Felertage.— Bezugspreis monatl. 540 t 5 frei ins Haus gebracht.— Gratis-⸗Beilagen: wöchentlich Sonntag“, halbmonatlich die Wunbkalet 1 en„Illuſtrierten eimatblätter“, zweimal jährlich den Fahrplan und den der.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. bei den Boten Aelteſte Tageszeitung am Platze— Erfolgreiches Inſertionsorgan e ee ie den Viernheim. Joh, Maden 8 Nr. 21577 Frankfurt Verantwortli Anzeigenteil: Jo Finzel⸗ Verkauf der Zeitung von der Geſchäftsſtelle 5 Pfg., Samstags⸗Ausga artin, Viernheim-= be 10 Pfg. Don Ein Blick hinter die Kuliſſen Erſchülterndes aus dem Sowjel⸗„ Paradies“ Vor kurzem erſch'en in einem Pariſer Verlag eine Geſchichte der GPU.(Geheime 6 Staatspolizei der Sowjet⸗Union) von Eſſad Bey. Das Werk enthält eine blutige Statiſtik: eine Liſte der Hinrichtun⸗ gen. Innerhalb der ſechs Jahre von 1917 bis 1923 wurden hingerichtet: 25 Biſchöfe, 1215 Geiſtliche, 6575 Angehörige des Leh⸗ rerſtandes, 8800 Aerzte, 54850 Offiziere, 260000 Soldaten, 10 500 Poliziſten, 48 000 Gendarmen, ferner 19850 Beamte. 344 250 geiſtige Arbeiter, 815000 Bauern und 192 000 Arbeiter. b Seit 1923 ſind elf Jahre vergangen, in dieſer Zeit hat man immer wieder von wei⸗ teren Blutopfern gehört. Die Opfer dieſer Jahre werden nicht geringer ſein: nur daß man etwas„vorſichtigere“ Methoden an— wandte. Man ſchickte jetzt alles, was nicht 100 prozentig zur Fahne des Bolſchewismus ſchwor, zur Zwangsarbeit in die Eiswüſten des Nordens. Der„Er⸗ folg“ iſt derſelbe. Der Schriftſteller Ilja Ehrenburg, der früher in Europa für den weltbeglücken⸗ den Kommunismus war, ſchreibt heute, da er in ſeine ruſſiſche Heimat zurückgekehrt iſt, erſtaunlich freimütig über die ruſſiſche Un⸗ ordnung, Er bezeichnet den gegenwärtigen Zuſtand als„das unveränderte Syſtem der Potemkinſchen Dörfer; die eng⸗ liſchen, franzöſiſchen und deutſchen Reiſen⸗ den werden in den Städten und in den Ho⸗ tels fürſtlich behandelt; ſie erhalten von Rußland die beſte Meinung. In Wirklich⸗ keit iſt alles falſcher Schein. Man ver⸗ meidet unter allen Umſtänden, den Reiſen⸗ den den wahren Zuſtand der Dinge zu zei— gen.“ Dieſer Schriftſteller erzählt z. B., daß er in einem Sanatorium eine Mutter geſehen habe, die vier Tage an der Leiche ihres Kindes geſeſſen habe, ehe ſich jemand bereit fand, einen Totenſchein auszuſtellen.„In Niſchni⸗Nowgorod habe ich Baracken geſe⸗ hen, in denen ganze Familien ohne Unter⸗ ſchied der Geſchlechter und des Alters in einem einzigen Raum zuſammen hauſten; Kinder, Ehepaare, Greiſe. In Woroneje habe ich Hunderte von Obdachloſen geſehen, die von den Beamten aus den Bahnhöfen herausgetrieben wurden und vergebens emen Schutz vor dem ſtrömenden Regen ſuchten. Ich habe Schlafaſyle geſehen, die vor Ungeziefer unbrauchbar waren.“ Seit Mai d. M. ſind die Lebensmit⸗ telkoſten in Sowjetrußland um das Dreifache geſtiegen; deshalb mußten auch die Löhne erhöht werden, das heißt der Staat mußte 665 Millionen Rubel auswer⸗ fen. Die Erhöhung beträgt aber nur unge⸗ fähr 10,7 Prozent in der Schwerinduſtrie, 14 Prozent in der Leichtinduſtrie. f Zu dieſen Angaben paßt ſehr aut die nachſtehende Meldung, die ſoeben aus Moskau einläuft:„Der Oberſte Staats⸗ anwalt der Sowjetunion, Akulow, hat ein Strafperfahren gegen eine Reihe von Beamten in den verſchiedenen ſtaatkichen Lebensmittelverſorgungsorganiſationen ein⸗ geleitet, die für den Transport von Früch⸗ ten und Gemüſen verantwortlich ſind. In⸗ folge der Mißſtände auf dieſem Gebiet ſind große Mengen dieſer Lebensmit- tel verfault. Nach den Mitteilungen, die aus der Krim und aus Roſtow am Don eingetroffen ſind, wurden vor kurzem von der Oberſten taatsanwaltſchaft 28 Waggons mit Ge⸗ müſe und Früchten beſchlagnahmt, die voll ſtändig verdorben waren, ſo daß ſie nicht mehr für die Ernährung der Bevölkerung benutzt werden konnten. der Oberſte Staatsanwalt Akulow fordert die Staats- onwaltſchaften auf, in ihren Bezirken ſofort einzugreifen und ihm binnen drei Tagen mitzuteilen, ob und gegen wen ein Verfah⸗ ren eingeleitet worden iſt.“ Dieſe Darſtellungen und Meldungen ge⸗ währen einen geradezu erſchütternden Blick hinter die Kuliſſen des von den Kommu⸗ niſten hochgeprieſenen Sowfetparadieſes.“ And für dieſe Dinge haben ſich irregeleſtete Menſchen auch in Deutſchland begeiſtert! nit iſt es ſa nun gottſob vorbei: Aber n wird 1 0 dieſe Aufklärungen mit (Olernheimer Bürger- Ztg.—. Oiernh. Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die 12geſpaltene Millimeter⸗Zeile Pfennig, Reklame Pfennig, bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vov⸗ mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen Expeditionen Deutſchlands u. des Auslande Amtsblatt der Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen Geſchäftsſtelle: Adolf Hitlerſtr. 86, Schriftleitung, Druck u. Verlag: J. Martin, Viernheim Der Wahrheit d derstag den 25. Olto ber 1933 je Ehrel Dr. Ley begründet ſein Vorgehen gegen die Gewerlſchaftsführer— Die Deutſche Arbeitsfront ſteht den Gewerkſchaftlern von Berlin. 25. Okt. Der Stabsleiter der Po, Dr. Ley, erläßt folgende Kundgebung: Deutſcher Arbeiter! Nachdem unſere Gegner von der 2. und 3. Internationale über ein Jahr lang verſucht haben, Dir klar zu machen, daß die deutſche Arbeitsfront ein Inſtrument des Kapitalis— mus ſei, um Dich rechtlos zu machen, oder mit allen möglichen Lügenmeldungen über die Deutſche Arbeitsfront ſie zu diffamleren verſuchten, ſo, wenn man zuletzt von unſe⸗ rer Arbeitsfront als von einer„romantiſchen Angelegenheit“ ſprach, die ſich ſelbſt der Lä⸗ cherlichkeit preisgeben würde, verſuchen ſie heute, nachdem der gewaltige Erfolg der Arbeitsfront das Gegenteil bewieſen hat, neue Methoden anzuwenden. Die Moskowiter ſchreiben ſegt, man ſei gezwungen, die Deutſche Arbeits⸗ front ernſtzunehmen. Deshalb empfehlen ſie allen ihren Anhängern in Deutſchland— es gibt noch einige Verrückte— in die Deut⸗ ſche Arbeitsfront einzutreten, um ſie von in— nen auszuhöhlen. Dieſem Aushöhlungsprozeß können wir ruhig entgegenſehen. Denn die feſtgefügte Deutſche Arbeitsfront wird jeden Schädling erkennen und kaltſtellen. Weit gefährlicher iſt der andere Weg, den die Emigranten in Prag, an der Saar und in Paris unternehmen: ſie verſuchen Dich, deutſcher Arbeiter, bei der Ehre zu faſſen und appellieren an Deinen Skolz. So ſagen ſie:„Im vorigen Jahre hat Dr. Ley die Gewerkſchaften und ihre Mitglieder national geächtet. Deshalb verbie— tet es Euch Euer Stolz, heute dieſem ſelben Dr. Ley nachzulaufen. Das ganze iſt natürlich ein übles Manö— ver. Ich habe mit der nationalen Aechtung niemals die Gewerkſchaften oder die Ge— werkſchaftsmitglieder, Euch, deutſche Arbeiter und Arbeiterinnen, gemeint. Der Führer ſelbſt ſchreibt in ſeinem erſten Band„Mein Kampf“, daß ſelbſtverſtändlich in dem libera⸗ liſtiſch⸗-marxiſtiſchen Syſtem die Gewerk⸗ ſchaften notwendig waren, um den Arbeiter nicht der Willkür der Unternehmer auszuſet⸗ zen. Als die Gewerkſchaften durch die Fol⸗ gen ihres eigenen Syſtems und unter per⸗ ſönlicher Mithilfe ihrer Führer zu betrüge— riſchen Verſicherungsanſtalten wurden, muß⸗ ten ſie verſchwinden. Sie wären auch dann zu Grunde gegangen, wenn der nationalſo⸗ zialiſtiſche Staat nicht gekommen wäre, wie der ſtändige Rückgang ihrer Mitglieder zeigte. Im nationalſozialiſtiſchen Staat jedoch war das geſamte bisherige Syſtem der Wirtſchaftskämpfe unmöglich und an ſeine Stelle mußte die Gemeinſchaftsſchule zu anſtändigem Denken und Handeln— die Deutſche Arbeitsfront— treten. Deshalb mache ich Euch, Arbeiter und Ar⸗ beiterinnen, keinen Vorwurf daraus, daß Ihr Euch im früheren Syſtem organiſiert habt, ſondern im Gegenteil, ich achte und eh⸗ re Euch. Wenn ich ſedoch über einige Eurer ehemaligen Führer im Auguſt vorigen Jah⸗ res die nationale Aechtung ausſprach, ſo war dafür folgender Grund mafigebend: Nach der Uebernahme der Gewerkſchaften bot ich den ehemaligen Führern derſelben, wie Otte von den Chriſtlichen und Leuſch⸗ ner von den Freien, die Hand. Selbſtver⸗ ſtändlich konnte ich ſie nicht in Führerſtellen belaſſen. Ich nahm ſie aber unter anderem mit zu der Tagung des Internationalen Ar⸗ beitsamtes in Genf und ſagte: Ich gebe ih⸗ nen dort Gelegenheit zu beweiſen, ob ſie es mit dem deutſchen Arbeiter gut wollen oder nicht, und ich hoffe, daß ſie ihre internatio⸗ nalen Beziehungen zum Segen und Vorteil Deutſchlands ausnutzen. Ich habe in Genf feſtſtellen müſſen, daß ſowohl der ehemalige Führer der Chriſtlichen Gewerkſchaften, Otte, wie der ehemalige Füh— rer der Freien Gewerkſchaften. Leuſchner, keine anderen Ziele verfolgten, als in Ver— bindung mit ihren internationalen Freun— den, an der Spitze der Franzoſe Jouhaux, uns Fallen zu ſetzen, und insbeſondere mich perſönlich zu ſtürzen. Sie entwarfen Pläne, wie ſie uns Deutſche vor der Konferenz ins Unrecht ſetzen könnten, und auf der anderen Seite ſandten ſie in die Heimat unwahre Nachrichten. Ich habe die Herren Otte und Leuſchner vor der geſamten Abordnung klipp und klar gefragt, ob ſie jetzt endlich gewillt ſeien, vor der Konferenz, dem internationalen Forum, die wahre Lage in Deutſchland zu ſchildern. Sie haben ſich beide geweigert, das zu tun. Als ich dann nach Hauſe zurückkehrte, ſah ich es als meine Pflicht an, die nationale Aechtung über ſie auszuſprechen. Dasſelbe galt von jenen Gewerkſchaftsführern, die als Emigranten ins Ausland gingen und gegen Deutſchland kämpfen und von denen die ſich der Korruption und Unterſchlagung ſchuldig gemacht hatten. Die letzte F der Saar offen So der wahre Sachverhalt. Euch, deutſchen Arbeiter und Arbeiterinnen, die Ihr in Eu— ren Gewerkſchaften an der Ruhr, in Oberſchle— ſien und jetzt an der Saar tapfer und mutig in Deutſchland gegen Separatismus und völkiſche Verſklabung gekämpft habt, dankt das neue Deutſchland. Dagegen ſehe ick nen Grund, die nationale Aechtung über jen die nicht Kämpfer, ſondern käufliche Subi waren, zurückzunehmen. Ich hahe ſie jo nicht geächtet, weil ſie Gewerkſchaftler waren, ſon⸗ dern weil ſie den deutſchen Arbeitsmenſchen in Genf verraten haben In dieſem Sinne grüßen wir auch Euch, Arbeiker und Arbeiterinnen der Saar. und wir öffnen Euch die Arme der 5 Arbeitsfront recht weit und es der größte Freudentag ſein, r Gewerkſchaftler und Gewe von der Saar in der großen onalſo zial ſtiſchen Gemeinſchaft der Deutſchen Arbeits— front aufnehmen können gez. Dr. R. Stabsleiter der nnr 5 ihrt des Feldherrn Das Stagtsbegräbnis für den verdienten Führer der 1. Armee Berlin. 25. Okt. Einer der bedeutendſten Herrführer des Weltkrieges, Generaloberſt a. D. Alexander von Kluck, iſt auf dem Südweſtkirchhof von Stahnsdorf zur letzten Ruhe gebettet worden. Durch ein feierliches Staatsbegräb— nis iſt dem verdienten Führer der J. Armee, die die deutſche Front bis vor die To⸗ re von Paris vorgetragen hat, die höchſte Ehre zuteil geworden, die einem Mann nach ſeinem Tode gegeben werden kann. Unmittelbar an der Kapelle hatten die Spielleute und die Muſikkorps Aufſtellung genommen. Es folgten ein Bataillon der Wachttruppe Berlin, anſchließend das Trom— peterkorps und die 1. Eskadron des Reiter⸗ regiments Potsdam und eine Batterie des Artillerie-Regiments 3 der 1. Kavalleriedivi— ſion Potsdam. Ihnen ſchloſſen ſich bei dem Spalier die einzelnen Verbände an, die Re⸗ gimentsvereine des Grenadierregiments 3, der Regimenter 49, 55, 66, 43 und 33, ſowie des Füſilier⸗Regiments 34. Zahlreiche Ab⸗ ordnungen des Kyffhäuſerbundes, des NSDyB(Stahlhelm), des NSKOV, des Reichsverbandes Deutſcher Offiziere und der „Neo⸗Germania“, der Berliner Burſchen— ſchaft waren erſchienen. Ein Wald von Fahnen leuchtete zwiſchen den Bäumen; lautlos ver— harrte die Menge. Frühzeitig mußte der Kirchhof geſchloſſen werden, ſodaß eine un— überſehbare Menſchenmenge draußen vor den Toren verblieb. Unmittelbar vor dem Rednerpult in der Friedhofskapelle war der ſchlichte, einfache Sarg, geſchmückt mit den Reichsflaggen, ei⸗ nigen Lorbeerzweigen und einem Lilien⸗ zweig aufgeſtellt worden. Am Kopfende la⸗ gen Helm und Degen des verſtorbenen Heer⸗ führers, zu Füßen des Sarges wunderſchöne Kranzſpenden und auf ihnen die vier ſchwarzen Ordenskiſſen. Inmitten von Kiefern und Tannenbäumen hat man dem toten Heerführer die letzte Ruheſtätte bereitet. Mit Front zur Grab⸗ ſtätte, das Gewehr präſentiert, erwarteten die Formationen den Trauerzug. Nachdem der Sarg an die Grabſtätte herangetragen worden war, ſprach Oberhofprediger D. 0 Dankgebet und Segen. Wäh⸗ rend die Ehrenſalven über das offene Grab hinwegrollten, ſank der Sarg in die Tiefe. In Vertretung des Führers und Reichs kanzlers als Oberſten Befehlshaber der [Wehrmacht ſprach zunächſt der Chef der Heeresleitung, General Freiherr von Fritſch, Worte des Gedenkens.„In tiefer Trauer“, ſo ſagte er,„ſteht die Wehrmacht, ſteht Deutſchland am Grabe des heimgegange: Generaloberſten von Kluck, des unverg lichen, kühnen und wagemutigen Feldher der als tapferer Soldat in drei Kriegen in Verteidigung ſeiner Heimat für Deutſchland gekämpft und geblutet hat. Unvergänglichen Lorbeer hat der Verewigte als Oberbefehls⸗ haber der auf dem entſcheidenden Stoß gel befindlichen J. Armee an die ſeiner ſiegreich vorwärtsſtürmenden Tr pen zu heften gewußt. Der letzte Sieg wi uns durch ein tragiſches Geſchick verr Aber der ruhmreiche Name Kluck iſt in Buch der Geſchichte eingetragen und ſtets ehrend mit den Erſten genannt werden, wenn das Blatt des Weltkrieges aufgeſchla— gen wird. Als Mann, als Soldat, als Heerführer war und bleibt er uns allen ein leuchtendes Vorbild in alle Zukunft. Generalfeldmarſchall von Macken⸗ ſen legte dann im Namen des Kaiſer— einen Kranz nieder. Weiter ſprachen m Grabe u. a. ein Vertreter des Kronprinzen des Reichsverbandes Deutſcher Offiziere, des Reichskriegerbundes Kyffhäuſer und Reichs⸗ biſchof Müller. Ein Wort des Gedenkens ſprach auch Staatsſekretär Milch im Namen des Reichsminiſters Göring. Auch Münſter, die Geburtsſtadt des Verewigten, ehrte ſeinen Ehrenbürger mit einem Kranz. Dann defilierten Reichswehrformationen im Parademarſch am Grabe vorbei. Eine deutſche Nettungstat Pillau. 25. Okt. Die Beſatzung on drei polniſchen Marine⸗ flugzeugen, die in der Danziger Bucht au⸗ ßerhalb der deutſchen Hoheitsgrenze wegen Betriebsſtörung waſſern mußten, wurden durch deutſche Seefahrzeuge gerettet. Von den Flugzeugen ſelbſt iſt eine Maſchine in der Danziger Bucht geſunken, während die bei⸗ den anderen Maſchinen, von denen eine ſehr ſchwer beſchädigt war, in den Hafen von Pil⸗ lau eingeſchleppt wurden. * Die Glanzleistung des„Aiver“ Das holländiſche Verkehrsflugzeug folgte dicht hinter der engliſchen Sportmaſchine von Scott und Blat London, 25. Okt. Der erſtaunliche Flug des britiſchen„Co— met“-Flugzeuges, das in weniger als drei Tagen die halbe Welt umkreiſt hat, wird in der engliſchen Oeffentlichkeit mit begreiflicher Freude gefe ert. Die Größe der Leiſtung von Scott und Black wird mit eindrucksvollen Hinweiſen und Vergleichen hervorgehoben. Ein Dampfer, der am Freitag abend zwölf Stunden vor dem Start der Flugzeuge, England verlaſſen hatte, wird erſt Ende des nächſten Monats, am 26. November. Bris— bane erreichen. In Bagdad konnte man am Samstag abend ſchon die Londoner Mor— genblätter des gleichen Tages leſen, was in verſchiedenen Orten Schottlands noch nicht möglich war. Der Vizekönig von Indien ſolt in ſeinem Palaſt in Delhi am Montag die „Times“ vom Samstag geleſen haben, was beſtommt zum erſten Mal in ſeinem Leben geſchah. Im Zuſammenhang mit dem tragiſchen Ende zweier britiſcher Offiziere in Italien, wird darauf hingewieſen, daß ſie aus eige— nen Mitteln ein altes Flugzeug zu billigem Preiſe erworben hatten, ein Flugzeug alſo, das nicht bezeichnend für die moderne briti— ſche Maſchine war. Den tiefen Eindruck, den die Leiſtung des holländiſchen Flugzeuges„Uiver“, das als zweite Maſchine in Melbourne landete, in England gemacht hat, gibt„Daily Tele— graph“ mit folgenden Worten wieder: Wenn ein Verkehrsflugzeug mit Fluggäſten und Luftpoſt an Bord beinahe ſo ſchnell nach Auſtralien fliegen kann wie eine Rennmaſchine, dann iſt es Aufgabe der maßgebenden engliſchen Stellen, dafür zu ſorgen, daß wir Verkehrs— flugzeuge beſitzen, die auch dazu imſtande ſind. Scott und Black haben als Sportsmän— ner eine große ſportliche Leiſtung vollbracht. Ihnen ſei alle verdiente Ehre gegeben. Aber Parmentier und Moll flogen ihre Maſchine, als ob es ſich nicht um viel anderes als eine gewöhnliche Berufsar— beit handelte. In A mſterdam hat die Meldung von der glücklichen Landung des holländiſchen Verkehrsflugzeuges„Uiver“ unter Parmen— tier und Moll in Melbourne als erſte Ma— ſchine hinter dem ſiegreichen Comet-Flug— zeug der Engländer Scott und Black einen wahren Freudentaumel hervorgerufen. Der holländiſche Miniſterpräſident Dr. Colijn hat zu dem hervorragenden Ab— ſchneiden des holländiſchen Flugzeugs „Uiver“ bei dem Luftrennen London Mel— bourne folgende Erklärung abgegeben:„Ob— wohl ich von größter Bewunderung für die Leiſtung der Scott und Black erfüllt bin, glaube ich doch, daß der Flug des„Uiver“ für die Entwicklung der Luftfahrt von größerer Bedeutung iſt. Die Tatſache, daß ein gewöhnliches Ver— kehrsflugzeug auf der 2000 Kilometer länge— ren Strecke trotz einer großen Anzahl not— wendiger Landungen zur Aufnahme von Benzin nur einige Stunden hinter einem Rennflugzeug liegt, iſt einfach verblüffend.“ Auch in franzöſiſchen Luftfahrtkreiſen ha— ben die hervorragenden Leiſtungen der eng— liſchen und holländiſchen Flieger bei dem Wettfliegen London— Melbourne bewun— dernde Anerkennung gefunden. Man be— dauert, daß Frankreich an dem Luftrennen nicht teilgenommen hat. Fitzmaurice ſtartet nach Auſtralier London, 25. Okt. Der iriſch-amerikaniſche Fliegeroberf Fitzmaurice, der bekanntlich von dei Teilnahme an dem Wettflug England-Au ſtralien ausgeſchloſſen worden war, weil ſei. Flugzeug nicht den angekündigten Bedingun— gen des Wettfluges entſprochen habe, beab— ſichtigt, noch am Donnerstag zu ſtarten, um den von den Engländern Scott und Black aufgeſtellten Weltrekord zu ſchlagen. Fitz— maurice gelang es, auf dem Flugplatz von Portsmouth die erforderlichen Landungsbe— dingungen zu erfüllen. Der Vertreter der amerikaniſchen Luftfahrtabteilung hat ihm die Erlaubnis zum Start erteilt. Das deutſche Kraftbrot Einführung eines Milcheiweisbroles. Berlin. 25. Okt. Am 15. Oktober iſt das Geſetz über den Kartoffelmehlbeimiſchungszwang abgelauſen. Es wird nicht mehr erneuert. Statt deſſen wirds nunmehr das„Milch-Eiweiß⸗ brot, das neue Kraftbrot“ einge⸗ führt, bei dem nach freiwilliger Vereinba⸗ rung mit allen in Frage kommenden Ver— bänden eine Beimiſchung von 2½ v. H zum Geſamtgewicht des Mehles erfolgt. Milch⸗Eßweißbrot iſt ein Spezialbrot und wird nur dort feilgehalten, wo das normale Brot zu erhalten iſt, damit auf den Verbrau⸗ cher zur Abnahme kein Zwang ausgeübt wird. Wie alle Spezialbrote, ſo koſtet auch das Milch⸗Eiweißbrot ein Geringes mehr: der Preis liegt aber nur ganz gering über dem des Normalbrotes. Außerdem werden durch dieſes kräftige, nahrhafte und geſunde Brot die geringen Mehrkoſten mehr als aus⸗ geglichen. Bei der Einführung des neuen Kraftbrotes handelt es ſich um eine vollſtän⸗ dig freie Vereinbarung unter den in Frage kommenden Stellen. Das Milch⸗Eiweißbrot iſt ein Erzeugnis des Gemeinſchaftsgeiſtes vom Erzeuger bis zum Verbraucher. Die Bäcker verpflichten ſich, die vorgeſchriebene Mindeſtmenge aus pulveriſierter, entrahm⸗ ter Milch zu verwenden, das Spezialbrot un— ter der Kennzeichnung mit Streifband und Marke„Milch⸗Eiweißbrot“ feilzuhalten und ihre Geſchäfte mit einem Verkaufsſchild zu verſehen, ferner ſich den Anordnungen der Getreidewirtſchaftsverbände über den Ver⸗ 110 0 und das Vertriebsgebiet unterzu— ordnen. Wie rege das Intereſſe für dieſes neue Kraftbrot bei den Bäckern iſt, geht daraus hervor, daß im Laufe von einigen Tagen bereits 18 000 Anfragen auf Zulaſſung zum backen eingelaufen ſind. Wiſſenſchaft und Praxis haben die Vorarbeiten von langer Hand getroffen, um alle Vorausſetzungen zür einen bleibenden Erfolg zu erfüllen. Mit der. Einführung des neuen Kraftbrotes iſt ein weiterer Schritt zur Qualitätsleiſtung getan. Milch und Brot ſind zwei Nahrungsmittel, die organiſch zuſammengehören, die ſich er— gänzen, denn das biologiſch vollwertige Milcheiweiß macht das Mehles noch leichter und vollſtändiger ver— daulich. Außerdem wird durch den Ver— brauch pulveriſierter, entrahmter Milch, der Erzeuger, alſo der Bauer, durch die Her— ausnahme der Ueberſchüſſe in den großen Milchverarbeitungsgebieten entlaſtet. Der neue Geſchäftsplan Zur Zuſammenlegung des Reichsinnenmini⸗— ſteriums und des preußiſchen Innen- miniſteriums. Berlin, 25. Okt. Die der Oeffentlichkeit bereits mitgeteilte Zuſammenlegung des Reichsminiſteriums des Innern und des preußiſchen Miniſte— riums des Innern tritt nach einer Anord— nung des Reichsminiſters des Innern, Dr. Frick, am 1. November 1934 in Kraft. Der Reichsmmiſter hat den einheitlichen Ge— ſchäftsplan für das Geſamtminiſterium un— terzeichnet. Dieſes beſteht danach aus einer Zentralabteilung, ſechs Fachabteilungen und der Abteilung für den Arbeitsdienſt. Die Zentralabteilung ſteht unmittelbar unter dem Miniſter und wird von ſeinem erſten Stellvertreter, Staatsſekretär Pfundtner, ge— leitet. Die ſechs Fachabteilungen, von denen die Abteilungen 1, J und 6 dem Staatsſekre— tär Pfundtner, die Abteilungen 2, 3 und 5 dem Staatsſekretär Grauert unterſtehen, betreffen: 1. Verfaſſung und Geſetzgebung, Leitung Miniſterialdirektor Dr. Nicolai: 2. i Beamtentum und Verwaltung, Miniſterialdirektor Dr. Schütz e: 3. Polizei, Leitung: General der Landes— polizei, Miniſterialdirektor Dalue ge: Leitung Körnereiweiß des ber ab:„Der Reichs⸗ und preußiſche Miniſter des Innern“. 1 75 Deutſche Tagesſchau Bürgermeiſter Dr. Markert zurückgetreten. Der Regierende Bürgermeiſter von Bre⸗ men, Dr. Markert, hat dem Gauleiter und Reichsſtatthalter für Oldenburg und Bremen, Carl Roever, ſeinen Rücktritt angeboten. Der Reichsſtatthalter genehmigte das Rück⸗ trittsgeſuch Dr. Markerts. Mit der kommiſ⸗ ſariſchen Weiterführung der Geſchäfte des Regierenden Bürgermeiſters wurde der Se⸗ 11 5 Wohlfahrtsweſens, Otto Heider, etraut. Spende der Kalliinduſtrie. Die deutſche Kaliinduſtrie hat für das Winterhilfswerk 500 000 RM zur Verfügung geſtellt, wovon 250000 RM durch das Deutſche Kaliſyndikat Gemeb.H. und 250 000 RM durch die Konzerne zur Auszahlung ge— langen. Ehrenhalber befördert. Wie die NS mitteilt, hat der Führer den ſchwer verwundeten SA-Mann Hellvoigt, dem Dr. Goebbels vor einigen Tagen einen Beſuch abſtattete, ehrenhalber zum Standar— tenführer der SA befördert. Die Beförde— rung wurde dem Schwerkranken durch den Chef des Stabes, Viktor Lutze, ans Kran— kenlager gebracht. Dder Chef des Stabes überreichte ihm zugleich ein Bild mit Wid— mung. Neue Geſetze erſchienen. Im Reichsgeſetzblatt erſcheinen folgende Geſetze: 1. Einkommenſteuergeſetz, 2. Kör⸗ perſchaftsſteuergeſetz, 3. Reichsbewertungs⸗ geſetz, 4. Geſetz über die Schätzung des Kul⸗ turbodens(Bodenſchätzungsgeſetzj, 5. Ver⸗ mögensſteuergeſetz, 6. Geſetz zur Aenderung des Erbſchaftsſteuergeſetzes und 7. Kapital⸗ verkehrsſteuergeſetz. Student und Arbeitsdienst Berlin, 25. Okt, Reichsminiſter Ruſt empfing eine Anzahl bon jungen Studenten erſten und zweiten Semeſters aus dem ganzen Reich, die ſich zum Studium an die Danziger Hochſchule be— geben, um an ſie einige kurzeGeleitworte zu richten. Das deutſche Volk beſitze Vieles nicht, was andere Völker haben; aber es beſitze da— für etwas, was dieſen fehle: Eine unerhörte völkiſche Geſchloſſenheit. Der Sieg der Be— wegung wäre nicht möglich geweſen, wenn die Sͤ nicht dageweſen wäre, die nicht nur Saalſchutz war, ſondern in der der neue deutſche Menſch geboren wurde. Der Ar— beitsdienſt habe dieſem neuen Gedanken eine noch ſchärfere Prägung gegeben. Die Er— ziehung des Arbeitsdienſtes ſtehe höher als alle Erziehung der Welt. Es werde ſich auch in Zukunft nicht vermeiden laſſen, daß die eigentliche Führerſchaft durch die Akademien gehe, aber es werde ſich nicht mehr um eine ledigliche Intellektuellenausleſe handeln, ſondern darum, die Fähigkeit zur politiſchen Führung zu finden. 4. Volksgeſundheit, Leitung: Miniſterial— direktor Dr. Gutt: ö 5. Kommunalverwaltung, Leitung: Mini- ſterialdirektor Dr. Suren: 6. Deutſchtum, Leibesübungen und Kirche, Leitung: Miniſterialdirektor Dr. Butt— mann. Die Abteilung Arbeitsdienſt ſteht unter der Leitung des Reichskommiſſars für den Freiwilligen Arbeitsdienſt, Staatsſekretär Hier l. Ein ganz ſchweres„Delikt“ Saarbrücken. 25. Okt. „Das Oberſte Abſtimmungsgericht hat ſeit einigen Wochen ſeine Büros in den Räumen der Städt. Betriebswerke in Saarbrücken bezogen. An dieſem Gebäude befindet ſich ein Fahnenmaſt, deſſen Spitze ein Haken⸗ kreuz zierte. Die Abſtimmungskommiſſion verlangte die Entfernung dieſes Zeichens. Die Stadt Saarbrücken wurde aufgefordert, für die Entfernung des Hakenkreuzes Sorge zu tragen. Ein Schloſſermeiſter wurde mit Das Flugzeug, das in 71 Skunden Dieſes Bild zeigt das Flugzeug der Engländer Scott und Rennen der Flugzeuge von Mildenhall bei London nach der unwahrſcheinlich kurzen Zeit von 71 ſchine als erſte ihr Stunden und 18 Sekunden errei 0 1 Ziel und hat damit einen neuen Wellretord aufge⸗. von London nach Auſtraltken flog. Black zum 20 000 Kilometer— Melbourne in Auſtralien. In Miniſter Dr. Frick zeichnet vom 1. Novem⸗ dieſer Aufgabe betraut 115 ihr nen Gehilfen mit der Verkapf Fahnenſtange eine ſchwarze Tafel mit de Inſchrift 1 8 „Auf Wiederſehen am 14. Januar 1935“ auf. Sofort war Kriminalpolizei zur Stelle, die den Schloſſer, ſeinen Geſellen, ſeinen Lehrling, ſowie den Hausmeiſter der Städ. Werke unter dem Verdacht der Anbringung dieſer Inſchrift verhaftete. Die vier Verhaf— teten werden ſich vorausſichtlich demnächſt wegen dieſes einzigartigen Deliktes vor dem Abſtimmungsgericht zu verantworten haben, Der Schloſſermeiſter iſt inzwiſchen wieder freigelaſſen worden, die drei anderen be— finden ſich noch in Haft. Der franzöſiſche Botſchafter beim Führer. Berlin, 25. Okt. Der Führer und Reichs kanzler empfang in Anweſenheit des Reichs miniſters Freiherrn von Neurath den fran⸗ zöſiſchen Botſchafter Francois Poncet Botſchafter brachte bei dieſer Gelegenheit den Dank des franzöſiſchen Staatspräſidenten für die anläßlich der Ermordung des franzö— Der ſcherſeits gezeigte Teilnahme zum Ausdruck. Ein neuer Textilſtreil? Die Arbeitskämpfe in As A Newyork, 25. Oktober. Der Vizepräſident des amerikaniſchen Texlilarbeiterverbandes, Gorman. in Waſhington. das der Ausbruch einez neuen großen Streikes in der Texkilinduſtrie innerhalb 10 Tagen durchaus möglich ſei. Die Lage ſei infolge der Stellungnahme der Arbeitgeber gegenüber den Texkilarbeitern, in den Südſtaaten. N Die Erklärung Gormans erfolgte gerade zu einem Zeitpunkt, als die letzten Verſuche gemacht wurden, um den angekündigten Ausſtand von 20 000 Seidenfärbern im Pa⸗ terſon-Bezirk in New Jerſey im Augenblick zu verhüten. Die Arbeitsbedingungen Einſchränkung der Forkdauer der alten Tarifregelungen. Berlin, 25. Okt. Der Reichsarbeitsminiſter hat im Einver— nehmen mit dem Reichswirtſchaftsminiſter 1934 noch laufenden Tarifverträge als Ta— Bezirkes einzelne Betriebe aus dem Geltungsbereich der alten Tarifregelungen ausnehmen. einen größeren räumlichen Geltungsbe— reich an die Zuſtimmung des Reichsarbeits— miniſters gebunden. Die Neuregelung ſtellt einen weiteren Schritt zu dem vom Geſetz zur Ordnung der nationalen Arbeit erſtrebten Ziele dar, die Betriebsordnungen in immer ſtärkerem Maße zur Grundlage der Regelung der Arbeitsbedingungen zu ne den wirtſchaftlichen und ſozialen Erfor— derniſſen angepaßte Regelung der Arbeits⸗ bedingungen getroffen, ſo kann nunmehr der Treuhänder der Arbeit ohne langweeriges Verfahren den Betrieb von den Feſſeln einer veralteten Tarifregelung befreien. Anzuverläſfige Werbung Eine Anordnung des Stellvertreters des Führers. Berlin, 25. Okt. Der Stellvertreter des Führers erläßt, wie der„Völkiſche Beobachter“ meldet, ſolgende Anordnung: Da jede geſchäftliche Betätigung dem We⸗ ſen und der Zielſetzung der Partei als welt⸗ anſchauliche Kampfgemeinſchaft widerſpricht, verbiete ich hiermit allen Gliederungen der Partei die Beteiligung an Firmen aller Art und die Empfehlung ihrer Erzeugniſſe, ganz gleich, ob dafür eine finanzielle Gegenlei— ſtung erfolgen ſoll oder nicht. Die Werbung für Einzelfirmen durch Par⸗ teidienſtſtellen iſt auch dann unterſagt, wenn dieſe Einzelfirmen ihren Sitz in ausgeſpro⸗ chenen Notſtandsgebieten haben. Die Werbung für Einzelfirmen iſt allein Sache ihrer Betriebsleitungen. Dagegen kann für ausgeſprochene Not⸗ ſtandsgebiete unter Hinweis auf alle in ihnen verhandenen Beſchäftigungszweige eine Ge— meinſchaftswerbung nicht nur durch ſtaatliche und andere Stellen, ſondern auch durch Par⸗ teidienſtſtellen, und zwar durch die zuſtändi⸗ gen Gauleitungen, erfolgen. gez. Rudolf Heß. Verfaſſungsfeiern in Wien Der 1. November öſterreichiſcher Feiertag. Wien, 25. Okt. Die öſterreichiſche Regierung plant, ebenſo wie den erſten Mai, der als Tag der Prokla⸗ mation der neuen Vundesverſa ſung eine be⸗ deutſame Rolle als Erinnerungstag ſpielen ſoll, auch den 1. November zu enn he⸗ aufgeſtellt. 1 4— ——— D. A. IX. 34 1125 b ing f kenkreuzes beſchäftigt war, tauchte an der t ſiſchen Außenminiſters Herrn Barthou deut-! erklärte die an dem kürzlichen Generalſtreik keilge.“ nommen haben, äußerſt kritiſch, namentlich letzten f ꝛine Ergänzung ſeiner früheren Anordnung 1 über die Weitergeltung der am 30. Apel eifordnungen vorgenommen. Danach können die Treuhänder der Arbeit innerhalb ihres Die Ausnahme iſt bei Tarifordnungen für machen. Wird in einer Betriebsordnung ei- Im Saarland iſt es trotz der ſtarken In⸗ zuſtrialiſierung nicht zu jener Zuſammen⸗ zallung von Menſchen gekommen, wie man olche in den Großſtädten des Reiches beob⸗ ichten kann. Dieſe weſentlich anders gear⸗ ſete Verteilung der Bevölkerung iſt ſchon haran erkennbar, daß etwa 70 Prozent der ändlichen Parzellen von Perſonen aus In⸗ huſtrie und Handwerk nebenberuflich be⸗ chäftigt werden. Von den rund 57 000 landwirtſchaftlichen Betrieben des Saargebietes wird eine Ge⸗ amtfläche von rund 150 000 ha eingenom⸗ men. Davon ſind rund 88 000 ha landwirt⸗ chaftlich und rund 56 000 forſtwirtſchaftlich genutzt. In der Bodenbenutzung ſtehen Wieſen und Weiden mit einer Fläche von beinahe 30 000 ha voran. Mit Kartoffeln werden ꝛtwa 16 000, mit Roggen 10 000 und mit Hafer 7000 ha beſtellt. a Insgeſamt ſind in der Land⸗ und Forſt⸗ wirtſchaft des Saargebiets 161 000 Perſo⸗ nen beſchäftigt. Davon entfallen auf Inha⸗ her und Betriebsleiter 57 000, Familien⸗ angehörige 94000, auf fremde Arbeitskräfte 10 000. Iſt ein ſtark zerſplitterter landwirtſchaft⸗ licher Beſitz zu intenſivſter Bodenbenutzung gezwungen, ſo wurde dieſe Aufgabe im, Saargebiet durch die Eingliederung in das franzöſiſche Zollſyſtem auf das empfindlich⸗ ſte geſtört. Es liegt auf der Hand, daß das Saargebiet mit den klimatiſch bevorzugten Teilen Südfrankreichs und mit den fran⸗ zöſiſchen Kolonien nicht in Wettbewerb tre— ten kann. Sa wird das Saargebiet insbe— ſondere mit Frühkartoffeln, mit Obſt und Gemüſe bereits zu einer Zeit überſchwemmt, in der der Saarbauer mit dieſen Erzeug⸗— niſſen noch lange nicht auf den Markt kom⸗ men kann. An ſich iſt das Saargebiet in der Lage, die dortige Lebensmittelverſorgung zu drei Viertel ſicherzuſtellen. Das hat aber zur Vorausſetzung, daß das Saargebiet wieder dem deutſchen Zollſyſtem eingefügt wird. Schon dieſer Geſichtspunkt zeigt, warum über die Bande des Bluts hinaus der Saarbauer Träger der Loſung iſt: Heim ins Reichl Das Obſt im Sprichwort „Wie der Baum, ſo die Frucht“.—„Man ſieht bald, was der Baum für Früchte brin⸗ gen wird“.—„Ein edler Baum bringt zei⸗ tig Obſt.“—„Edler Baum bringt edle Frucht, ſchlechter Baum bringt ſchlechte Frucht“.— „Den Baum erkennſt Du an der Frucht, den Buben an der Zucht“. Dieſe und andere Sprichwörter vom deut⸗ ſchen Obſt zeigen, wie eng verwachſen die Früchte des Baumes mit dem bäuerlichen Denken ſind. In der Hauptſache denken wir wohl an den Apfelbaum und ſeine Aepfel, wenn wir von der Frucht ſprechen. Der Apfelbaum darf wohl als der beliebteſte deut⸗ ſche Obſtbaum betrachtet werden. Der Apfel kehrt deshalb auch in den Sprichwörtern am meiſten wieder. Am bekannteſten iſt wohl das wahre Wort:„Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm“, deſſen Sinn wir in einem anderen Wahrwort wiederfinden:„Wie die Alten ſungen, zwitſchern die Jungen“. Man ſagt bekanntlich ſchon immer:„Ein fauler Baum ſteckt hundert andere an“. Kampf dem Kuß. Aus London wie aus Moskau kommen merkwürdige Nachrichten. In London hat ſich eine Liga gegen den Kuß gebildet. Die Mitglieder ſind nicht, wie man vermuten möchte, verknöcherte Weiberfeinde oder alte Jungfern. ſondern durchaus lebens⸗ 05 und keineswegs angeſayrte Frauen. Sie wollen auch nur, daß die Frauen ſich nicht mehr untereinander küſſen ſollen. In Moskau dagegen iſt es bei hoher Geldſtrafe verboten, öffentlich ein weibliches Weſen zu küſſen, und wenn es die eigene Frau iſt. Dieſe ſtrenge Sittenauffaſſung der Bolſchewi⸗ ſten iſt ſchon mehr als grotesk, oder ſoll das W Kußverbot eine neue Steuerquelle darſtellen? Katzen retten ein Kunſtwerk Der Kunſthändler J. H. Duveen plau⸗ dert in einer holländiſchen Zeitung aus ſeinem Leben und ſeiner Tätigkeit in den letzten 50 Jahren. Eine Geſchichte, die er wiedergibt, berichtet, wie die berühmte Trajansſäule in Rom beinahe an einen Amerikaner ves auft worden wäre und welchem merkwürdigen Um⸗ ſtand es die Römer verdanken, daß ihnen das Kunſtwderk erhalten blieb. In den neunziger Jahren des vorigen Jahrhunderts hielt ſich in Rom der ſehr reiche Amerikaner Gardner auf, der, wie ſo mancher ſeiner Landsleute, nur zu dem Zwecke nach Italien gefahren war, um wertvolle Kunſtwerke der Antike zu erſtehen, da man nach amerikaniſcher Anſicht ſein Geld garnicht beſſer und ſicherer anlegen kann, als in Kunſt⸗ werken— vorausgeſetzt, daß man was davon verſteht. Eines Tages kam in das Hotel, in dem der Amerikaner wohnte, ein ſehr eleganter Herr und machte ſich ihm als Kunſt⸗ händler Kopp bekannt. Herr Kopp war auch gern bereit, Herrn Gardner bei der Suche nach alten Kunſtwerken behilflich zu ſein und konnte ſchon einſge Tage darauf dem Ame⸗ Singapore, das engliſche Gibraltar an der Malakkaſtraße, iſt nicht nur ſtrate⸗ giſch einer der wichtigſten Plätze der Welt, ſondern dank ſeiner Lage nicht minder einer der wichtigſten Handelsplätze Aſiens. Hier ſtößt, wie vielleicht an keinem zweiten Ort, der engliſche Handel mit der japaniſchen Konkurrenz hart aneinander. Nach dem Begründer des Freihafens von Singapore, Sir Thomas Raffle, wird der einzige Platz in dem Europäer-Viertel nach ihm genannt. Hier haben ſich die Ban⸗ ken konzentriert: fünf engliſche, fünf chine⸗ ſiſche, zwei holländiſche, eine franzöſiſche und eine amerikaniſche. Merkwürdigerweiſe keine japaniſche. Im letzten Jahr haben die Japaner hier 99 Millionen Yards Baumwolle umgeſetzt.(1 Yard gleich 91,4 em.) Die Engländer nur ein Viertel der Menge. Aber der engliſche Teil ſtellt ſich auf 5 Millionen Singapore-Dollars, die vierfache japaniſche Menge auf nur 9 Mil⸗ lionen. Mit anderen Worten: Japan iſt nur halb ſo keuer. In der Arab-Street grenzt ein Baum⸗ wolle⸗Laden an den anderen. Die einhei⸗ miſchen Kaufluſtigen beleben die Straßen und ſind entzückt über die wunderbaren Muſter der Baumwollſtoffe, die werbend in den Fenſtern ausliegen. Auch Seide wird hier viel gehandelt. Ein indiſcher Kaufmann erklärt ſtolz ſeinem Kunden, der die Her— kunft der Seide wiſſen will:„Alle unſere Seiden ſind japaniſch.“ Wo irgendwo in der Welt neue Baumwollmuſter erſcheinen oder Seidenmuſter, einige Wo⸗ chen darguf werden ſie in Singapore als ja⸗ Die japaniſche Konkurrenz gingapore, der Kampfplatz für Baumwolle ritaner freudeſtrahlend mitteilen, er hätte durch Zufall von der Kaufsmöglichkeit eines äußerſt 1 wertvollen Kunſtwerks Kenntnis erhalten, das die Stadt Rom, die zur Zeit in großen Geld⸗ ſchwierigkeiten wäre, bereit ſei, für 2000 Dol⸗ lar zu veräußern. Der Kunſthändler führte den Amerikaner zur Trajansſäule, Herr Gard⸗ ner war von ihr, wie man ſich vorſtellen kann, begeiſtert, und der Kauf wurde noch am ſelben Tag perfekt. Herr Kopp reiſte gleich darauf ab. f Am nächſten Tage erſchien der Amerikaner mit einigen Arbeitern, um die Trajansſäule fortſchaffen zu laſſen. Der große Platz, auf dem die Säule ſteht, war damals noch ſehr ungepflegt und diente Hunderten von Kat⸗ zen, die durch ihre Wildheit bekannt ſind, als Tummelplatz. Als die Katzen merkten, daß ihnen die Trajansſäule genommen werden ſollte, grif— fen ſie ſofort den Amerikaner und die Arbei⸗ ter an, die ſich der bösartigen Tiere kaum erwehren konnten. Das Geſchrei der ange— griffenen Menſchen lockte Paſſanten und auch die Polizei herbei, die nun erſt erfuhren, was mit der Trajansſäule geplant war. Auf dem Polizeiamt wurde es Herrn Gardner klar, daß er einem Betrüger zum Opfer ge— fallen war. b Seit der Zeit ſoll er kein Intereſſe mehr für die Antike gezeigt haben. Der Bettlerkönig Die Bettelei hat auch in England nach dem Kriege ſtark zugenommen. Zu ibrer Be⸗ paniſche Ware angeboten. icht nur, buß die japaniſchen Preiſe erheblich niedriger ſind, die japaniſchen Fabrikanten richten ſich nach dem Geſchmack ihrer Kundſchaft. Sin⸗ gapore verſorgt ja nicht nur den malaiiſchen Archipel, ſondern auch Siam,. Borneo, Cele⸗ bes, Britiſch⸗ und Niederländiſch-Indien und ſelbſt Südchina. Ueberall wird die engliſche Baumwolle und franzöſiſche Seide von den Japanern verdrängt. Auch die deutſche billige Ware iſt dieſer Konkurrenz gegenüber machtlos. a Auf Drängen der Baumwollwebereien von Lancaſhire hat ſich das Kolonialamt in London zu Gegenmaßnahmen Alle Baumwoll- und Kunſt⸗ werden kontingentiert. Dadurch würde die japaniſche Einfuhr auf ungefähr ein Viertel herabgeſchraubt werden. Doch nicht die Japaner erheben, wie zu erwarten wäre, den lauteſten Proteſt gegen die Quote, ſondern die Engländer Singapores. Der Hafen ſteht leer. die engliſchen Läden ebenfalls. Mansfield iſt das größte engliſche Haus am Platze. Es beſchäftigt mehrere Schiffahrtslinien und be— ſitzt unzählige Filialen. Einer der Direk— toren dieſes Hauſes erklärt, auf dem Aus—⸗ tauſch und Tranſit der Baumwolle beruhe das Gedeihen des Hafens und des Hauſes Mansfield. Die Quote der nichtent iſchen Waren bedeute für Singapore den Ruin. Dieſer Engländer befürchtet, daß gar bald ein anderer Hafen die Rolle von Singapore übernehmen werde. Wo iſt hier der Aus— weg? Die Engländer wiſſen es nicht. entſchloſſen. ſeidewaren tampfung har ſich eine Weſeliſchaft gebildet, zu deren Mitgliedern auch der König von England und der Adel des Landes gehören. Der Präſident dieſes Vereins, Lord Athlone, veranlaßte eine Unterſuchung des Bettler⸗ unweſens in London, die zu ſehr merkwür⸗ digen Ergebniſſen führte. Ein Beamter von Scotland Pard beſuchte als arbeitsloſer See⸗ mann verkleidet die Gegenden, in denen die Bettler ſich beſonders bemerkbar machten. Er fand dort u. a. einen Straßenſänger mit amputierten Beinen, der nach eigener Aus⸗ ſage jährlich 600 Pfund verdiente. Ein an⸗ derer Bettler, der den verzweifelten Vater markiert, der für Frau und fünf Kinder nichts zu eſſen hat, fährt jeden Morgen mit eigenem Auto zu ſeiner„Arbeitsſtätte“. Als „Bettlerkönig“ gilt ein würdiger Herr, der ſeit 25 Jahren ſein„Geſchäft“ betreibt und ein jährliches Einkommen von 1000 Pfund nachweiſen kann. Er hat ein großes Büro, aus dem täglich Hunderte von Bettelbriefen verſandt werden. Dann erſcheinen„notlei⸗ dende Künſtler“, die ſich auf die Briefe be— rufen und die Almoſen einziehen. Sein Büro hat der Vettlerkönig jetzt ſchließen müſſen. Furchtbares Aukounglück. In der Nacht zum Dienstag 2 Uhr ereignete ſich in der Nähe von Siegburg ein furchtbares Autounglück. Ein Laſtkraftwagen aus Ei— torf rannte aus bisher ungekannter Urſache mit ſolcher Wucht gegen einen Baum, daß der vordere Teil des Wagens, in dem zwei Brüder und eine junge Frau Platz genom— men hatten, vollſtändig eingedrückt wurde. Die drei Perſonen, denen jede Rettungs— möglichkeit fehlte, da ſie auf ihren Plätzen eingeklemmt waren, verbrannten bei leben— digem Leibe. 47 Kommuniſten vor Gericht. Nach Be⸗ richten aus Eſſen begann ein neuer Hoch— verratsprozeß, der ſich auf mehrere Tage erſtrecken und vor dem dritten Strafſenat des Oberlandesgerichts Hamm verhandelt wird. Auf der Anklagebank ſitzen nicht weni⸗ ger als 47 Kommuniſten aus den Gegenden um Gladbeck, Gelſenkirchen und Buer. Doppelmörder vor Gericht. Vor dem Schwurgericht in Halberſtadt begann der Prozeß gegen den Doppelmörder Gu— ſtav Bürker, der am 29. Juni dieſes Jahres beim Scharfenſtein im Harz den Bankdirek— tor Schurig aus Osnabrück und am 21. Juni dieſes Jahres auf dem Goetheweg etwa 400 Meter unterhalb des Brockens den auf einer Harzwanderung befindlichen Dr. ing. Kraus aus Danzig ermordet und beraubt hatte. Zu dem Prozeß ſind 35 Zeugen erſchienen. Die Vernehmung des Angeklagten entrollte ein Bild von dem Nieedrgang eines unter dem Einfluß von Kriminal-, Detektiv- und Raub⸗ geſchichten zu Abenteurerluſt neigenden Sor— genkindes einer achtbaren Familie. Elly Beinhorn wirbt für die olympiſchen Winterſpiele 1936. Die deutſche Fliegerin Elly Beinhorn hat ſich, nachdem ſie die mit- telamerikaniſchen Staaten und Mexiko be— ſucht hat, nunmehr nach den Vereinig⸗ ten Staaten gewandt. Sie wird dort einen Film vorführen, der der Werbung für die olympiſchen Winterſpiele 1936 in Gar⸗ miſch⸗Partenkirchen dient. Der Film, der nun zum erſten Mal am Schauplatz der 10. olympiſchen Spiele in Los Angeles aufgeführt wird, zeigt in eindrucksvollen Bildern die Schönheiten der deutſchen Al⸗ pen und gibt einen Ueberblick über die be⸗ reits für die Winterſpiele fertigs ſellten Anlagen. neee geſagt: „Sie irren ſich. N 2 n Slegmenn. entgegenbringt.“ Urbeberrechtsschutz: Fünf Türme-Verlag, Halle(Saale) Wenn ſie inmitten der Kinder in der Schule ſaß, die braunen und blauen Augen vertrauensvoll zu ſich auf⸗ ſchauen ſah, dann ging es wie ein ſchneidender Schmerz durch ihre Seele. Niemals würde ſie einem eigenen Kinde an Liebe und Güte geben können, was ſie dieſen fremden Kindern ſchenkte. Und ſie fühlte ſich ſo reich, ſo fähig, Kindern Mutter zu ſein. Bewies es ihr Anhänglichkeit der jungen zarten Weſen ſtimmen, ſtreckten ſich weiche Händchen aus. Erwachte ſie dann, ſo fühlte ſie noch die Tränen, die der Traum ihr entlockt hatte. Aber dennoch, ſie hielt ſich feſt. Man mußte doch mit dem eiſernen Willen über ſich ſelbſt und die Sehnſucht nach Liebe hinwegkommen. Sie glaubte ſich ſo ſtark in ihrem Wollen, die kleine, zarte Cornelie Jongen. glaubte, man könnte die Natur meiſtern. ö Da lam Heinrich Leuthold. Und nun ſah ſie, es gab Empfindungen, Naturgeſetze, denen gegenüber der ſtärkſte Wille zerbrach wie ein Baum im Orkan. Heinrich Leuthold ſehen und lieben, am zweiten Abend der wiſſenſchaftlichen Tagung bat er ſie, die Seine zu werden. Sie zitterte, wurde geiſterbleich. Sie wollte alle Kraft zuſammenraffen, ihm ein hartes „Nein!“ ſagen, wie ſie oft und ſtets es ſchon vermocht „daß ſie es richtig verſtand? Um wieviel mehr würde ſie es verſtehen mit einem eigenen Kinde? In ſolchen Augenblicken glaubte ſie vor Schmerz vergehen zu müſſen. In ihre Träume hinein blickten lachende Kinderaugen, flogen braune und blonde Locken um ſtrahlende Geſichter, riefen helle Kinder⸗ Lachen hinnahm. Sie meinen: ‚Ja!“ nicht die rührende hier herauf gemacht. zärtlich nach ihr ſüßer Betäubung. Sie war eins. Schon über gleichgültige hatte. Aber es gelang ihr nicht. Solange ihr Herz un⸗ beteiligt geweſen oder nur leiſe für einen Menſchen ge⸗ fühlt, ſolange hatte ſie lügen können. Hatte jedem Manne Ich empfinde nichts für Sie. werden eine andere finden, die Ihnen eine reiche Liebe Hier zum erſten Male verſagte die Verſtellung. Ihr „Nein!“ kam ſo zaghaft, ihre Augen ſprachen ſo das Gegenteil, daß Heinrich Leuthold dies„Nein!“ mit einem „Sie ſagen nein, Cornelie!“, ſo hatte er geſagt.„Aber Und ehe ſie noch etwas erwidern, ihm widerſtreben, ihm das Geſtändnis machen konnte, was für ein Schickſal über ihr ſchwebte, hatte er ſie einfach an ſich gezogen. Es war ein frühlingsſchwerer Abend oben auf einer Burg. Man hatte zum Schluß der Tagung einen Ausflug Heinrich Leuthold hatte es ver⸗ ſtanden, Cornelie von den anderen abzuſondern. Burg hier oben über dem deutſchen Land war überſchüttet von Flieder und Goldregen. Die blühenden Büſche legten ſich wie eine Mauer ſchützend vor ihn und Cornelie. Dort zog er ſie auf eine Bank und küßte ſie zum erſten Male. Sie widerſtand ihm nicht länger. Sie war hingeriſſen in einen glühenden Strom des Glücks. Man konnte nicht gegen ihn ankämpfen. Man mußte ſich treiben laſſen in Sie brachte es an dieſem Abend nicht über die Lippen, das Wort von Trennung, von Krankheit— von drohendem Tod. Einmal nicht daran denken! Eimmal das Schreck⸗ geſpenſt vergeſſen! Einmal glücklich und bedenkenlos ſein wie andere Mädchen und Frauen. Wie in einem Rauſch des Glücks war ſie ſchließlich an ſeiner Seite heim⸗ gegangen. Er hatte ſie nicht zu den anderen zurückgeführt. „Wir wollen jetzt nicht mit gleichgültigen Menſchen Dinge ſprechen, Liebling!“ Heinrich Leuthold geſagt, und hatte ſie heimgeleitet bis zur Tür ihres Hotels. Am nächſten Morgen wollte er ſie Sie Schweigen, Wie eine Die Herzen. die ſagte: Zu Morgen kam, hatte vor den neuen Beratungen abholen.„Und dann wollen wir über unſere Zukunft ſprechen.“ letzten Worte geweſen. Hinter der verſchloſſenen Haustür hatte Cornelie ge— ſtanden, dem feſten Schritt gelauſcht, der ſich langſam durch die nächtlichen Straßen entfernte. Ganges allein war noch Widerhall der ſüßen Betäubung in ihr. In dem Augenblick aber, in dem der Schritt für ſie verſtummte, wachte ſie zu ſich ſelbſt auf. Mit einem leiſen Wimmern lehnte ſie den Kopf an das kalte Glas. Nichts war um ſie herum als Nacht. Einſamkeit. zwiſchen ihr und Heinrich Leuthold ſtand Das waren ſeine Der Rhythmus ſeines Nur das Bewußtſein, was Todkranke war ſie die Treppe hinauf⸗ geſchlichen bis in ihr kleines Penſionszimmer. So ſtark das leidenſchaftliche Beſchwingtſein des Glücks eben noch geweſen, ſo ſtark war nun das Leid. kleine Lampe ein, ſetzte ſich an den Schreibtiſch und ſchrieb. Es waren nicht viele Worte, die ſie dem Geliebten ſagte in dieſer ſtillen Nacht. Tropfen Blut, Sie ſchaltete die Aber jedes Wort war wie ein herausgepreßt aus einem todwunden Dann ging ſie noch hinunter zum Briefkaſten. Heinrich Leuthold mußte dieſen Brief haben, ehe er früh zu ihr kam. Wie ihr eigenes Geſpenſt kam ſie ſich vor, als ſie denſelben Weg zurückging, den ſie eben zuvor mit dem Geliebten gegangen war. dumpfen Schall in den Kaſten. Der Ton, ſo leiſe, dröhnte doch in Cornelies Ohren, war wie eine höhnende Stimme, Der Brief fiel mit dieſem Ende! Die ganze Nacht hatte ſie ſchlaflos gelegen. Als der fühlte ſie ſich wie nach einer ſchweren Krank⸗ heit. Kaum vermochte ſie aufzuſtehen, um rechtzeitig zu der Tagung zu kommen. Wie ſie unten ins Veſtibül kam, ſtand Heinrich Leuthold vor ihr. Stand da mit einem ſtrahlenden Lächeln der Liebe und der Kraft. Sie hatte gezittert, nur ſtammelnd gefragt, ob er ihren Brief nicht bekommen hätte. (Fortſetzung folgt.) 9 N 9 4 N . 90 5 1 2255 r Punch Hogan zu reiſen. Es war etwas anderes. * 5 G.“ 5 1 ONMau 1 VON A ̃ s. Urheberrechtsschutz: Fünf Türme-Verlag, Halle(Saale) 141 Nachdruck verboten. Margot hatte ſich längſt geſetzt. Sie wußte nun, Hans Hammerſchlag hatte eine Frau, die ihn über alles liebte, und ſie wußte auch, es war die ſchlanke Dunkelhaarige, die mitgekommen, als man ihn im Auto aus dem Nonnen⸗ hauſe abgeholt. Sie hatte nun die Gewißheit, obwohl ſie auch vorher nicht daran gezweifelt. Immerhin hätte es auch eine Schweſter ſein können. Nun ſie die Gewißheit beſaß, ſchien alles, was er ſich gegen ſie herausgenommen, doppelt abſcheulich. Schämen müßte er ſich— in Grund und Boden ſchämen! Aber die Gewißheit, daß er verheiratet war, erregte ſie nicht allein; es war da noch etwas anderes. Die Beſchreibung des antiken Schmuckes paßte genau auf den, der ihr geſtohlen war von einem Einbrecher, in dem ihre überreizte Phantaſie ihren toten Mann zu ſehen geglaubt. Die Be⸗ ſchreibung ließ faſt keinen Zweifel übrig, daß es ſich um den Familienſchmuck handelte, der ihr im Nonnenhauſe entwendet worden war, und nach dem die Polizei bisher vergebens geſucht hatte. Es war ſehr zweifelhaft, ob es einen zweiten antiken Schmuck aus Smaragden, Gold— topaſen und Brillanten in Kreuzform gab. Ihre Mutter hatte ihr immer erzählt, er ſei einzig in ſeiner Art, und der Vorfahre der Werners, ein reicher Hamburger Kauf— herr, der ihn für ſeine Braut hatte anfertigen laſſen, habe die Arbeit einem berühmten italieniſchen Goldſchmied übertragen. Sie ſann. Was ſollte ſie nun tun? Sie war faſt willens, den Brief wieder an ſeinen Platz zu legen und ſich zu verhalten, als hätte ſie ihn nie ge— leſen, nur, um nicht mit Hans Hammerſchlag ſprechen zu müſſen. Aber dann ſagte ſie ſich wieder, es lag für ſie kein Grund vor, ſtillſchweigend zugunſten der Frau Hans Hammerſchlags auf ihr Eigentum zu verzichten; denn das war er, dieſer Schmuck, den ein kränklicher, älterer Herr in Scheveningen verkaufen wollte. Sie hatte keine Ver— anlaſſung, den Dieb oder Hehler ungeſtraft zu laſſen. Sie mußte alſo mit dem Mann, der ſie ſo ſchwer be— leidigt hatte, ſprechen; ihr blieb nichts anderes übrig, wenn ſie den Schmuck wiederhaben wollte. Sie atmete bedrängt. Unvorſtellbar faſt ſchien ihr, mit Hans Hammerſchlag ein ruhig-ſachliches Geſpräch führen zu ſollen. Aber was blieb ihr anderes übrig? Mit ihrer ganzen Verachtung wollte ſie ſich wappnen, um das Weh ihres Herzens damit zu erſticken; denn das eine konnte ſie ſich nicht verhehlen: ſie liebte Hans Hammerſchlag trotz allem, was er ihr angetan, liebte den verheirateten Mann — liebte ihn mit einer Liebe, die ſie vordem nicht ge— kannt. Ganz anders war die Liebe geweſen, die ſie für Fred von Lindner empfunden. Sie erhob ſich und trank ein Glas Waſſer. Ruhig werden mußte ſie, ganz ruhig! Dann ſchrieb ſie ein paar Zeilen, ſteckte ſie in einen Umſchlag, und als Tilde mit dem Kind nach Hauſe kam, ging ſie hinunter ins Leſe⸗ zimmer und ſchickte einen Kellner mit dem Brieſchen zu Hans Hammerſchlag. Gleich darauf kam der Kellner zurück, meldete: „Der Herr Generaldirektor wird ſofort erſcheimen. gnädige Frau.“ 23. Eine Unterredung. Außer Margot befand ſich niemand im Leſezimmer, als Hans Hammerſchlag eintrat. Es war draußen ſehr heiß; hier aber herrſchten wundervolle Kühle und leichtes, grün— liches Dämmerlicht von dem Gerank, das ſich über die Vorderſeite des Hauſes ſpannte. Der Mann verneigte ſich tief. „Vor allem, gnädige Frau, bitte ich für vieles um Verzeihung. Ich bedaure...“ Sie unterbrach ihn: „Laſſen Sie nur, Herr Generaldirektor! Ich habe Sie nicht hergebeten, damit Sie ſich um meine Verzeihung mühen ſollen, ſondern ein anderer Anlaß beſtimmte mich, Sie um eine Unterredung zu erſuchen. Ich ſchrieb Ihnen, ich fand Ihre Brieftaſche auf meinem Balkon, die ich Ihnen perſöglich zurückzugeben wünſchte, was ich hier— mit tue.“ Sie legte die gran Wildledertaſche auf das Tiſchchen, neben dem ſie ſaß, und er nickte: „Ich habe ſie verloren, als ich die Unverſchämtheit beging, auf Ihren Balkon zu ſteigen.“ „Setzen Sie ſich“, erlaubte ihm Margot leiſe. Es wurde ihr ſchwer, dem Mann gegenüber in den Ton hinein⸗ zukommen, der einzig und allein angebracht war. Er nahm Platz, und ſie waren ſich jetzt ſehr nahe. Nur das Holz⸗ tiſchchen ſtand zwiſchen ihnen. Margot mühte ſich, ihre Stimme zur Ruhe zu zwingen. „Ich war nicht ganz ſicher, ob die Brieftaſche Ihr Eigentum war, denn ſie konnte ja auch aus einem der höher gelegenen Fenſter gefallen ſein. Ich mußte ſie alſo öffnen.“ Sie holte hörbar Atem.„Ich erfuhr auf dieſe Weiſe allerdings auch, daß Sie kein einfacher Mechaniker und Flieger ſind, ſondern der Generaldirektor der Mundexwerke, was mir natürlich gleich ſein kann; aber ich ſah auch einen geöffneten Brief in der Taſche, und da beging ich vielleicht ein Unrecht. Ich habe ihn geleſen und durfte es eigentlich nicht. Aber vielleicht iſt mein Ver⸗ gehen erklärlich, wenn Sie bedenken, wie Sie ſich gegen mich betragen haben. Dadurch, daß Sie verheiratet ſind, iſt der Schimpf, den Sie mir antaten, zwar erſt recht groß geworden; aber deshalb hätte ich beſtimmt keine Unter⸗ redung mit Ihnen gewünſcht. Es handelt ſich um fol⸗ gendes: Ich las, wie ich eben bekannte, den Brief Ihrer Gattin aus Scheveningen. In dem Brief iſt nun von einem Schmuck aus Smaragden, Goldtopaſen und Brillanten in Kreuzform die Rede. Dieſer Schmuck iſt aber, wenn nicht alles täuſcht, ein altes Familienerbſtück, deſſen letzte Be⸗ ſitzerin ich ſelbſt geweſen bin, und wurde mir in der Nacht, ehe Sie ins Nonnenhaus kamen, aus meinem Ankleide⸗ zimmer geſtohlen. Bis jetzt ſuchte die Polizei vergebens danach; aber der Brief Ihrer Gattin ſcheint plötzlich die Frage zu löſen, in weſſen Händen ſich der Schmuck befindet. Deshalb mußte ich Sie ſprechen, denn ich möchte den Brief der Polizei übergeben.“ Hans Hammerſchlag erwiderte haſtig:„Meine Ehe iſt nicht glücklich. Meine Frau...“ Margot wehrte ab. „Ich will nichts über Ihre Ehe und Ihre Frau hören, ſondern Sie nur bitten, mir den betreffenden Brief zu leihen, um ihn der Polizei vorzulegen.“ Er lächelte trübe: „Natürlich! Was geht Sie die Ehe eines frechen Men⸗ ſchen an? Aber vielleicht intereſſiert es Sie doch ein wenig, gewiſſermaßen als Miterklärung für dieſen Brief, daß man meine Frau in der Dresdener Geſellſchaft Das wandelnde Götzenbild' nennt. Sie überlädt nämlich ihren Körper zu ſehr mit Schmuck und macht immer wieder neue ‚Gelegenheitskäufe!.“ Nach kurzer Pauſe fragte er: „Aber wie können Sie wiſſen, daß es ſich in dieſem Falle wirklich um den Schmuck handelt, der Ihnen ge⸗ ſtohlen wurde? Ich meine, die Beſchreibung allein genügt dazu nicht.“ „Ich glaube es aber doch“, gab ſie zurück,„denn da der Schmuck auf Beſtellung eines Vorfahren von mir in Italien gearbeitet wurde, iſt anzunehmen, daß es kein gleiches Exemplar mehr gibt. Es war an und für ſich ſchon ein eigener Geſchmack, Smaragde und Goldtopaſe nebeneinanderzuſtellen— Farben, die eigentlich nicht zu⸗ ſammenpaſſen. Dazu kommt noch die Kreuzform. Auch die nähere Angabe der einzelnen Schmuckſtücke ſtimmt. Ich bin jedenfalls feſt überzeugt, es iſt mein Eigentum, das da an Ihre Gattin verkauft werden ſoll.“ Er ſann nach und meinte: „Ich fürchte, wenn Sie die Sache der Polizei über— geben, geht erſtens Zeit verloren, und außerdem merkt der Verkäufer, wenn er geriſſen iſt, vielleicht im letzten Augen⸗ blick noch etwas und flüchtet. Ich ſchlage etwas anderes vor.“ Er redete unwillkürlich leiſer als bisher, obwohl ſich außer ihnen beiden niemand im Leſezimmer befand. Auch neigte er ſich ein wenig zu Margot hinüber, ehe er lebhaft weiterſprach, ihr etwas auseinanderſetzte. Ste hörte aufmerkſam zu, vergaß in dieſem Augenblick Alen Groll gegen den Mann, war ganz ſachlich. Als er ihr ſeinen Vorſchlag erklärte, nickte ſie:„Ihr Plan erſcheint allerdings gut, aber...“ Er unterbrach ſie: „Es gibt kein Aber, gnädige Frau. Himmelkreuz— donnerwetter, das wäre ja toll, wenn Ihr Eigentum ver⸗ ſchachert werden ſollte, und man ließe dem fremden Kerl Zeit dazu! Wir fahren noch heute nach Frankfurt, von dort morgen früh mit einem Flugzeug nach Holland. Ueberlaſſen Sie das alles nur mir, dem Fachmann. Ich habe den Brief meiner Frau noch nicht beantwortet, weil er mich empörte, weil mir vor ihrer Schmuckkrankheit ſchon graut wie vor Ausſatz; aber jetzt werde ich ihr depeſchieren, ich käme wegen der Schmuckangelegenheit ſelbſt. Alles andere wird ſich dann ſchon ohne weiteres entwickeln.“ Margot zögerte noch. Aber es handelte ſich um einen Gegenſtand von hohem Wert, um einen antiken, ſeltenen Schmuck, und ſie durfte nicht ſchuld ſein, daß er verloren⸗ ging, ſchon deshalb nicht, weil er Klein⸗Hedi ebenſo gut gehörte wie ihr. a Und dann hatten ſich ihr ein paar Worte ſeſt eingeprägt, die Hans Hammerſchlag vorhin geſagt. Fünf Worte waren es nur, aber ſie gaben ſie nicht frei, klangen wieder und wieder in ihr auf, als kämen ſie über des Mannes Lippen, ſo wie vorhin: Meine Ehe iſt nicht glücklich! Sie ſchämte ſich vor ſich ſelbſt, aber es tat ihr wohl, daß dieſe Ehe nicht glücklich war. Sie war noch nie in einem Flugzeug gereiſt, doch als er nun mit ernſten Augen ſagte:„Vergeſſen Sie kurze Zeit, was ich Ihnen Böſes getan, und fahren Sie mit mir nach Holland. Ich möchte Ihnen ſo gern behilflich ſein, den Schmuck wiederzuerlangen. Sie ſollen ſich auch unter⸗ wegs nicht mehr über mich zu beklagen haben...“, da antwortete ſie, daß ſie ihm vertrauen wolle und mit allem einverſtanden ſei. Er dachte, ſie füge ſich des Schmucks wegen ſo ſchnell; ſie aber wußte es anders. Das allein hätte ſie nie und nimmer bewogen, mit Hans Hammerſchlag gemeinſam ö E i 8 f das entſchloſſene Zufaſſen, um ein paar Stunden ein Glück 10 zu genießen, das ſie ſich eigentlich nicht gönnen durfte. Sie liebte Hans Hammerſchlag trotz allem, obwohl ſie dieſe jähe und ſchmerzhafte Liebe hatte bekämpfen wollen. Das erkannte ſie klar. Sie liebte Hans Hammerſchlag, war ihm verfallen, ſeit er ſie geküßt, und ſie wollte ſich ein paar Stunden Glück ſtehlen, um dann daran zu denken ihr ganzes Leben lang. Er ahnte nichts davon; er durfte nichts davon ahnen. Sie würde kühl und gleichgültig tun 5 und doch glücklich ſein hoch oben allein mit ihm. Als Tilde mit dem Kind ins Hotel zurückkehrte, hörte ſie zu ihrem großen Erſtaunen, daß ihre Herrin noch am Abend verreiſen müſſe— nach Holland—, aber in einigen Tagen zurücktäme. Sie ſolle mit dem Kinde hierbleiben in Sankt Goarshauſen und ſie erwarten. Margot gab ihr Geld und packte ein Köfferchen. Klein⸗Hedi hatte Tilde ſehr lieb und weinte nicht, als ihre Mutti fortging. Margot wußte, Tilde betreute das Kind in liebevollſter Weiſe. Am Bahnhof beſtieg Margot den Zug nach Frankfurt, wählte aber ein anderes Abteil als Hans Hammerſchlag. Doch ſchon auf der nächſten Station kam er zu ihr. Es befand ſich niemand weiter in dem Abteil. Er fragte: „Darf ich hier Platz nehmen, gnädige Frau, oder ſtört es Sie?“ Wie beſcheiden er die Frage ſtellte! Sie gab kühl zurück: „Ich habe nichts dagegen, wenn Sie hierbleiben. Wir können uns vielleicht noch über unſer Vorhaben unter⸗ halten.“ Er ſetzte ſich, und der Zug fuhr weiter am Rhein ent⸗ lang. Sommerwarm ſtrömte die Abendluft durch das weit geöffnete Fenſter und brachte einen Hauch mit von der köſtlichen Friſche des Stromes. Ein Weilchen ſchwiegen beide, dann begann'der Mann: „Ich bitte Sie recht ſehr, mir zu vergeben, gnädige Frau. Ich habe Sie heute in meinem Zimmer maßlos beleidigt; ich ſagte Ihnen Dinge, die mehr als häßlich und gemein ſind. Aber ich faßte es ſo unbegreiflich falſch auf, daß Sie im Nonnenhauſe die Geſellſchafterin geſpielt. Ich finde, jetzt alles albern und blöde, was ich zuſammendachte; aber ich ſah nur eine Lüge und Sie ſchienen mir vorher ſo rein. Ich kannte zwei Frauen, beide glaubte ich zu lieben, und; beide belogen mich. Da war mir, als hätten Sie mich perſönlich geſchädigt; der Zorn ging mit mir Rauhbein durch, und ich vergaß, daß ich doch genau ſo gelogen hatte wie Sie. Aus ähnlichen Motiven! Harmlos war es ge⸗ meint, als ich Ihrem Chauffeur meine Titelchen unter⸗ ſchlug. Ich wollte nur, man ſollte ſich im Nonnenhauſe meinetwegen keine Umſtände machen, und Sie wiederum wollten dem einfachen Mechaniker den Dank an eine gnädige Frau erſparen. Wäre ich nur nicht ſo ſchrecklich ausfallend gegen Sie geweſen, dann könnten wir jetzt beide über uns lachen.“ Sie zuckte nur die Achſeln. Sie durfte ihm nicht ent⸗ gegenkommen; ſie fühlte, der Boden war zu unſicher für ſie. 24. Mord. Hans Hammerſchlag hatte ſeiner Frau keine Depeſche nach Scheveningen geſchickt, wie er es erſt beabſichtigt, und quartierte ſich in der nahen ſchönen Reſidenzſtadt„Der Haag“ ein. Im gleichen Hotel wie Margot! Zu früher Nachmittagsſtunde waren beide angekommen, und Hans Hammerſchlag beabſichtigte, gleich im Auto nach Scheve⸗ ningen zu fahren; Margot ſollte hier ſeine Rückkehr er⸗ warten. f Das Auto nahm ſeinen Weg durch den uralten Eichen⸗ wald,„Het Boſch“ genannt. Hammerſchlag dachte mit einem peinlichen Gefühl an ſeine Frau. Sie würde ihm gewiß entgegenarbeiten, wenn er ihr offen erklärte, der Schmuck, den ſie zu kaufen be⸗ abſichtigte, ſei geſtohlen. Was lag ihr daran! Sie mocht⸗ mit ihren„Gelegenheitskäufen“ ſchon manches Schmuck⸗ ſtück ins Haus gebracht haben, deſſen Verkäufer den reche⸗ mäßigen Erwerb nicht hätte nachweiſen können. Jeden⸗ falls mußte er es geſchickt anfangen, die Angelegenheit ſe zu ordnen, daß Margot mit ihm zufrieden ſein konnte, Das war die Hauptſache. In Scheveningen angekommen, ſuchte er nicht ſofor' ſeine Frau auf. Er ſetzte ſich erſt in ein Café und ſüber⸗ legte noch einmal gründlich ſein Vorhaben. Er wollte eat ſeiner Frau zu dem Verkäufer gehen, dann dort erklären daß er den Schmuck kaufe und ihn anderntags abholen an bezahlen wolle. Am nächſten Tage aber würde er denn mit Margot dieſen Lendatz aufſuchen, doch vorber di⸗ Polizei verſtändigen, die dann nur noch zuzußaſſen brauchte, ſobald Margot die Juwelen als ihr Eigener erkannt hatte. Wenn irgend möglich, mußte er dne ein Stück des Schmuckes mitnehmen dürfen, um es Wera vorzulegen. Er bezahlte ſeinen Kaffee und wanderte langſam au Meer entlang. In einem der ſchönſten und eleganteſten Hotels am Meer wohnte ſeine Frau. Der Portier gab ihm ſofort Auskunft. Die gnädige Frau bewohne zwei Zimmer in der dritten Etage, mit dem Blick auf das Meer, und müſſe oben ſein, denn vor ein paar Stunden ſei Beſuch gekommen für ſie, der noch bei ihr weile. Er wolle aber ſofort den neuen Beſucher telephoniſch melden. Doch Hans Hammerſchlag legte ihm eine Hand auf den Arm. „Laſſen Sie das nur! Ich möchte meine Frau gern überraſchen. Da iſt die Freude um ſo größer.“ i Der Portier, bezwungen von dem befehlenden Ton, nickte: „Wie Sie wünſchen, mein Herr; aber ein Boy kann Sie wenigſtens hinaufbringen.“ Schon ſtand ein livriertes, friſchbäckiges Jungchen vor Hans Hammerſchlag, lud ihn mit höflich ergebener Stimme ein, in den Fahrſtuhl zu ſteigen. Sie fuhren nach oben. (Fortſetzung folgt.) feiertag zu machen. An dieſem Lage ſoll der größte Teil der Uebergangs⸗ verfaſſung in Kraft geſetzt und Mitglieder der Kammer ſollen ernannt ſein. Die Re⸗ gierungsmaßnahmen, die aus dieſem Anlaß durchgeführt werden ſollen, ſollen von pro⸗ grammatiſchen Erklärungen leitender Staats⸗ männer begleitet ſein. Als erſter hält Fürſt Starhemberg als Führer der Vaterländiſchen Front bei einem Heimatabend eine Rede. Dann wird die Uebergabe des Generalſekre⸗ tariats der Vaterländiſchen Front an Oberſt Adam folgen. Weitere Reden werden am 29. Oktober Oberſt Adam, am 30. Oktober Fürſt Starhemberg und ſchließlich am 31. Oktober Bundeskanzler Dr. Schuſchnigg hal⸗ 5 Staat und Kirche Kundgebung des Landesbiſchofs von Naſſau⸗ Am Donnerstag, den 25. Oktober 1934, findet in Berlin beim Führer und Reichs- kanzler ein Staatsakt ſtatt, bei dem der Reichsbiſchof im Beiſein der deutſchen evan— geliſchen Landesbiſchöfe und Biſchöfſe vom Führer empfangen wird. Damit tritt die Verbundenheit von Staat and Kirche, über die ſich jeder deutſche Proteſtant nur aufrichtig freuen kann, offen zutage. Dieſe Verbundenheit liegt in der Linie, die die evangeliſche Kirche ihrem Weſen nach nur be— grüßen kann. Es gibt für den Proteſtantis— mus keine Kirche neben dem Staat oder außerhalb des Staates. Zu allen Zeiten muß die evangeliſche Kirche an den Umgeſtaltungen des Zeitalters irgendwie teilnehmen; ſie muß ſich dieſe Beweglichkeit erhalten, wenn ſie eine lebendige Größe blei— ben will. Aber auch der Staat darf an der Kirche natürlicherweiſe nicht teilnahmslos vor— übergehen. Die Kirche vertritt innerſte An— liegen des Menſchenherzens, die dem Staate nicht gleichgültig ſein können. Freilich iſt mit der Aufrichtung der äußeren Einheit der Deutſchen Evangeliſchen Kirche die innere nicht ohne weiteres gegeben. Die Ue— berbetonung von Organiſationsfragen, wie die Zeiten der Veränderung mit ſich bringen, führt leicht in die Gefahr der Veräußerlichung und Verweltlichung der Kirche, und wir ver— ſtchen die Bedenken, die mancher evangeliſche (Hlaubensgenoſſe in dieſer Beziehung gehabt hat. Dieſer Gefahr gilt es jetzt mit allen Kräften aus dem Wege zu gehen, und, um einen Ausdruck des Reichsinnenminiſters Frick zu gebrauchen, ſich auf die Verinnerli⸗ chung als die eigentliche Aufgabe der kirch— lichen Arbeit zu beſinnen. Unſere beſondere Aufgabe in der neu— gebildeten Landeskirche Naſſau-Heſſen ergibt ſich daraus, daß unſere Landeskirche die erſte geweſen iſt, die den Zuſammenſchluß dreier früher ſelbſtändiger Landeskirchen vollzogen hat, ganz ede e aber aus der Tatſache, daß die Landeskirche Naſſau-Heſſen durch ihre Lage nördlich und ſüdlich des Maines berufen iſt, die Tatkraft des deutſchen Nordens mit der Innerlichkeit des deutſchen Südens zu verbinden. Die Tragweite dieſer Aufgabe kann garnicht ernſt genug genommen werden. Daher hat auch in unſerer Landes— lirche nur diejenige kirchliche Betätigung Sinn und Verheißung, die auf Grund des refor— matoriſchen Evangeliums ſich mit nichts anderem als mit Predigt, Unter⸗ richt und Seelſorge zu befaſſen willens iſt und dabei nicht vergißt, was auch die evan— geliſche Kirche dem Nationalſozialismus in ber Gegenwart zu verdanken hat. Lic. Dr. Dietrich. Sanrabſtimmungsberechtigte im Reich Zweifelhafte Kreiſe im Saargebiet, darunter ein gewiſſer L'Hoſpe, Eiſenbahnaſſiſtent a. D. aus Oberlinxweiler(Saar), erheben Ein⸗ ſprüche gegen Eintragungen von Saarabſtim— mungsberechtigten, die im Reich ihren Wohn⸗ ſiß haben. Die beteiligten Abſtimmungsbe⸗ rechtigten wollen ſich umgehend bei den Ge⸗ ſchäftsſtellen der Saarvereine oder bei den zuſtändigen Saar-Obleuten melden unter Vor⸗ lage der zugeſchickten Papiere und der ſon⸗ ſtigen notwendigen Belege. f Eile tut not, da die Friſt zum Gegen⸗ einſpruch äußerſt kurz bemeſſen iſt! Zuchthaus für Anterſchlagungen Die Veruntreuungen im Siedlungsamt des N Landkreiſes Kaſſel. * Kaſſel, 25. Oktober. Im Prozeß wegen der Unterſchlagungen im Siedlungsamt des Landkreiſes Kaſſel wurde am ſechſten Verhandlungstag das Urteil ver lündet. Der Hauptangeklagte Leiſten wurde wegen Vernichtung amtlich anvertrauter Ur kunden ſowie wegen Untreue in Tateinheit mit gemeinſchaftlichem Betrug zu einer Ge⸗ ſamtſtrafe von fünf Jahren Zuchthaus und 10000 Mark Geldſtrafe verurkeilt, an deren Stelle im Nichtbeitreibungsfalle weitere 200 Tage Zuchthaus treten. Die bürgerlichen Ehrenrechte wurden ihm auf die Dauer von zehn Jahren aberkannt. Wegen Beihilfe zur Antreue in Tateinheit mit gemeinſchaftlichem Betrug wurden die Angeklagten Schmidt zu ein Jahr drei Monaten Gefängnis und 1500 Mark Geldſtraſe, Spohr zu einem Jahr Ge⸗ fängnis, Schuwirth zu zehn Monaten Gefäng⸗ nis und 500 Mark Geldſtrafe und Brihle zu einem Jahr Gefängnis und 1000 Mark Geldſtrafe derurteilt. Anſtelle der Geldſtrafen treten im Nichtbeitreibungsfalle für je 20 Marl ein weiterer Tag Gefängnis. Gegen die Mogelagen Dolle und Ziegener wurden die Verfahren wegen Meriäpruna einaeſtellt. ge⸗ * Die„Karlsruhe“ auf großer Jahrt. Unſer Bild zeigt den Kreuzer„Karlsruhe“ beim Verlaſſen des Kieler Hafens. Der Kreuzer iſt zu einer achtmonatigen zlsbildungsreiſe mit 600 Mann Beſatzung an Bord aus— gelaufen. gen den Angeklagten Luthe auf Grund des Straffreiheitsgeſezes vom 7. Auguſt 1933. Wegen Verſicherungsbetrug ungeklagt Der Brand in der Herrenmühle. ** Frankfurt a. M., 25. Okt. Vor dem Schwurgericht haben ſich die geſchiedenen Ehe— leute Jung, aus Anſpach im Taunus, in deren Beſitz die im Mai 1926 abgebrannte Herrennühle war, wegen Brandſtiftung und Verſicherungsbetruges zu verantworten. Der Ehemann Jung hatte ſeinen Geſamtgrundbe— ſitz für 20000 Mark verkauft, um dann im April 1924 die Herrenmühle für 35000 Mark zu erwerben. Im Mai 1924 zog das Chepaar in die Mühle ein. Unterdeſſen war auch die Auf⸗ laſſung erfolgt, nur die Eintragung war noch verſchoben worden, weil die neuen Beſitzer die Grunderwerbsſteuer in Höhe von 3000 Mark noch nicht bezahlt hatten. Neben der Müllerei betrieb Jung Landwirtſchaft, Holz— handel und Sägerei. Den Beginn der Ver— ſchuldung führt der Angeklagte darauf zu— rück, daß ihn ein Frankfurter Geldvermittler, von dem er ein Darlehen haben wollte, im Stich ließ. Das Anweſen war urſprünglich mit 24 190 Mark verſichert. Im Januar des Brandjahres wurde dieſe Summe auf An— trag des Angeſtellten auf 26 640 Mark er⸗ höht. Das Mobiliar verſuchte der Ange— klagte bei verſchiedenen Verſicherungen mit 40 000 Rm. zu verichern. Den Geſellſchaften erſchien dieſe Summe übertrieben hoch. Schließ— lich kam eine Verſicherung über 39 500 Mark zuſtande, aus der nach dem Brande 2700 Mark und von der Gebäudeverſicherung 25 333 Mark ausgezahlt wurden. Das Verhältnis zwiſchen den Eheleuten Jung war denkbar ſchlecht. Die Frau war fortgeſetzt Mißhandlungen aus⸗ geſetzt. In der Verhandlung wird außerdem behauptet, die Frau habe ihrem Manne öfter nach dem Leben getrachtet. Das Scheidungs— urteil bezeichnete beide Gatten als ſchuldig. Infolge einer Mißhandlung zeigte die Frau ihren Mann im Februar dieſes Jahres an und beſchuldigte ihn der Brandſtiftung. Sie ſelbſt ſei ihrem Manne dabei behilflich geweſen und habe Gebäudeteile mit Petroleum übergoſſen. Aus Heſſen und Naſſau Langfriſtige Gewerbekredite der Bank für deutſche Induſtrieobligationen durch die Lan⸗ deslommunalbank Heſſen. g Darmſtadt, 25. Okt. Die Bank für deutſche Induſtrieobligationen in Berlin hat mit der Landeskommunalbank Girozentrale für Heſ⸗ ſen in Darmſtadt vertragliche Vereinbarun⸗ gen getroffen, auf Grund deren die Landes⸗ kommunalbank innerhalb ihres Tätigkeitsberei⸗ ches an der Ausleihung der langfriſtigen Ge⸗ werbekredite der Induſtriebank, ſoweit es ſich um Kleinkredite bis zu 15 000 Rm. handelt, mitwirken wird. Bekanntlich ſtellt die Indu⸗ ſtriebank kleinen und mittleren Betrieben der JInduſtrie, des Handwerks und des Handels langfriſtige, fünf Jahre laufende Darlehen bis zu Einzelbeträgen von 500 Rm. hinab zur Verfügung. Die Darlehen, die auf hypo⸗ thekariſcher Grundlage gewährt werden, die⸗ nen zur Abdeckung überhöhter kurzfriſtiger Verbindlichkeiten, zur Finanzierung langfriſti⸗ ger Inveſtitionen ſowie zur Verſtärkung der Betriebsmittel. Gauſängerfeſt 1935 fällt aus. Gieften. 25. Okt. Der Vorſtand des Gaues gelben 9 125 Heſſen⸗Darmſtadt, im Deutſchen Sanger— bund iſt überein gekommen, das für 1935 dorgeſehene Gau-Sängerfeſt, das in Gießen abgehalten werden ſollte, ausfallen zu laſſen. Maßgebend für den Beſchluß waren die ge— planten organiſatoriſchen Umänderungen des Gaues 12 mit dem Ziele der Schaffung eines Rhein⸗Main-Gaues, der frühere Beſchluß des Nachbargaues auf Abhaltung eines Sänger— tages zu gleicher Zeit, nämlich im Juli 1935 in Wiesbaden, und die Rückſicht auf das Bundesſängerfeſt in Breslau. Letzte Nachrichten Dem Andenken Kluils Berlin, 25. Okt. Die Wehrmacht widmet dem derſtorbenen Generaloberſten von Kluck folgenden Nachruf:„Am 19. Oktober 1934 ſtarb in Berlin der Generaloberſt Alexander von Kluck, Chef des ehemaligen 6. Pommer— ſchen Infanterte-Regimentes Nr. 49, a la ſuite des ehemaligen Grenadierregimentes König Friedrich Wilhelms J. Nr. 3. Ritter des Ordens vom Schwarzen Adler und des Ordens pour le merite, zuletzt Oberbefehls- haber der J. Armee. Im Weltkrieg heftete der wagemutige Heerführer unvergänglichen Ruhm an die ſiegreichen Fahnen ſeiner am entſcheidenden Stoßflügel vorſtürmenden J. Armee. Ein tragiſches Geſchick entriß ihm im letzten Augenblick den ſchon winkenden End⸗ ſieg. Das Andenken an den tapferen Solda— ten und ruhmreichen General, der in drei Feldzügen für die Verteidigung ſeines ge— liebten Vaterlandes kämpfte und blutete, wird die Wehrmacht in hohen Ehren halten.“ Durchfahrt der amerikaniſchen Marine durch f den Panamakanal. Criſtobal(Panama), 25. Okt. Ganz uner⸗ wartet erſchien die amerikaniſche Flotte in der Limon-Bay. Kurz darauf begann die Durchfahrt von 88 Kriegsſchiffen durch den Panamakanal in Richtung zum Stillen Ozean. Man erwartet, daß die Durchfahrt durch den Kanal innerhalb von 40 Stunden durchgeführt ſein wird. Inzwiſchen iſt jeder Handelsverkehr auf dem Panamakanal ein— geſtellt. Bewegtes Fußballſpiel Man ging zum Nahkampf über. Sofid, 25. Okt. In der nordbulgariſchen Stadt Sewliewo trugen zwei Fußballklubs ein Wettſpiel aus, bei dem es, wie der Lokalchroniſt meldet, hoch herging. Da es das erſte größere Fuß— ballſpiel in dieſer Stadt war, hatte ſich eine große Zuſchauermenge eingefunden, die dem Spiel in recht temperamentvoller Weiſe folg— te. Als der Schiedsrichter gegen den heimi— ſchen Klub einen Elfmeterball anordnete und die Mannſchaft proteſtierte, kam es zu einer allgemeinen Keilerei zwiſchen den Spielern, in die ſchließlich auch ein großer Teil der Zuſchauer eingriff. Bald war der ganze Sportplatz die Arena einer wüſten Prügelei, an der ſich mehrere hundert Menſchen beteiligten. Die Polizei war zu⸗ nächſt machtlos, erſt nach Eintreffen einer Verſtärkung konnte Ordnung geſchaffen wer⸗ den. Auf der Wahlſtatt lagen zahlreiche mehr oder weniger ſchwer Verletzte. Wer kann mir raten? Frage:„Ich habe durch vieles Rauchen ganz gelbe Zähne bekommen. Meine Frau behauptet, ich könnte das natürliche Ausſehen meiner Zähne nur wieder er⸗ langen, wenn ich das Nauchen ganz aufgebe. Da ich das nicht möchte, bitte ich um einen Rat.“ Antwort: ee verſuchen Sie einmal Chlorodont, um den. aucherbelag zu entfernen. Jeden Abend— 15 mäßige Zahnpflege mit Chlorodont verhütet gleichze tig die Neubildung des Belages und macht den Atem rein. Aus der heinnn Gedenttage 25. Oktober 1825 Der Komponiſt Johann Strauß(Sohn) in Wien geboren. 1838 Der Komponiſt George Bizet in Paris geboren. Prot. und kath.: Criſpinus Sonnenaufg. 6.42 Sonnenunterg 16.46 Mondunterg. 10.33 Mondaufg 1738 Zum Tag des Hendwerls Der Reichshandwerksmeiſter und Leiter der Reichsbetriebsgemeinſchaft 18(Handwerk) der Deutſchen Arbeitsfront, Klempnermeiſter W. G. Schmidt, aibt folgende Anordnung des Stabsleiters der PO bekannt: „Die Sitzung des Reichshandweckstages am Sonntag, den 28. Oktober 1934. wird über alle deutſchen Sender übertragen. An den Verſammlungen nehmen Meiſter, Ge— ſellen und Lehrlinge gememſam teil. Ich mache es allen NS-Hago- Mitgliedern, ſowꝛe der Reichsbetriebsgemeinſchaft 18 zur Pflicht, an dieſem Gemeinſchaftsempfang teilzunehmen.“ Simon und Judas Auf den 28. Oktober fällt das Feſt der Apoſte!l Simon und Judas Taddäus. Der Tag gilt in der Volksmeinung als kri— tiſcher Tag, der ſich zur Ausſaat nicht eignen ſoll. Das Kraut ſoll nun eingeerntet ſein, ſonſt ſchneien Simon und Judas drein. Nach dem Bauernkalender haben wir nun mit dem Beginn des Winters zu rechnen. Denn: Wenn Simon und Judas vorbei, rückt der Winter herbei.— Sim' und Jaude hängt den Schnee an die Staude.— Weitere Bauern— regeln beſagen: Wenn zu uns Simon und Judas wandeln, wollen ſie mit dem Winter verhandeln.— Wenn Simon und Juda ſchaut, pflanze Bäume und ſchneide Kraut, Früher galt der Simon- und Judastag derſchiedentlich als ſehr gefährlich, an dem ich kein Rad drehen durfte, ſollte kein Un— glück geſchehen. e Der nationale Spartag in den Schu en. Am 30. Oktober wird wieder ein na— zionaler Spartag die volkswirtſchakt⸗ iche Bedeutung des Sparens deutlich ma— hen. Der Reichserziehungsminiſter hat die Interrichtsvserwaltungen der Länder er— ucht, in den Schulen den Tag und ſei⸗ ien Sinn in geeigneter Weiſe zu würdigen Eine Werbung für beſtimmte Unternehmen darf dabei nicht ſtattfinden. * Wenn man Ratten verlilgen will, die zu Beginn der kälteren Witterung ſich in die Ställe, oft auch Keller und Häuſer zie— hen, ſo ſchneidet man Korkſtopfen in der Größe eines Pfennigſtücks in Scheiben. Dieſe Stückchen werden in Fett oder But— ter gebraten und an die Stelle gebracht, wo man die Ratten vermutet. Sie werden von ihnen als Leckerbiſſen vertilgt und die ſchädlichen Nager gehen an ihnen zugrunde. e Keine e. esſtattlichen Verſticherungen für den Abſtammungsnachweis. Der Reichsjuſtiz— miniſter weiſt in einer Verfügung darauf hin, daß nach den geſetzlichen Beſtimmungen der Nachweis ariſcher Abſtammung durch eides— ſtattliche Verſicherung nicht zuläſſig iſt. Das gelte ſowohl für das Geſetz zur Wiederher— ſtellung des Berufsbeamtentums als auch für Beamte, die aufgrund des neuen Reichsbeam— tengeſetzes eingeſtellt werden. Der Nachweis ſei in erſter Linie durch die Vorlegung von Urkunden zu erbringen, während in Zweifels— fällen ein Gutachten des Sachverſtändigen für Raſſeforſchung eingeholt werde. Weltervorherſage: Morgens vielfach ſtark neblig, ſpäter jedoch bei milden Winden aufklarend. Vörſen und Märkte Vom 24. Oktober. Karlsruher Getreidegroßmarkt. Amtlich notierten: Inlandsweizen 20,70, Mühlenfeſtpr. 21,10; Großhandelspr. 21,10; Inlandsroggen 16,70, Mühlenfeſtpr. 17,10; Sommer- und Induſtriegerſte 19 bis 21; Fut⸗ tergerſte 15,90; deutſcher Hafer 16,20, Groß— handelspr. 16,50, Weißhafer plus 70 Pfg.; Weizenmehl Type 790 Geb. 17 27,50; plus 50 Pfg. Frachtausgl.: Aufſchl. für Weizen⸗ mehl mit 20 Proz. Ausl. 3, mit 10 Proz. 1,50 für 15-Tonnen-Ladung; Type 563(0) plus 2, Type 405(00) minus 3, Type 1600(Weizenbrotmehl) minus 5; Roggenmehl Type 997 Geb. 16 24,60, plus 50 Pfg. Frachtausgl.; Weizennachmehl 16,25 bis 16,50, Weizenbollmehl(Futtermehl) 12,50 bis 12,75, Weizenkleie 10,35 bis 10,65, Nov. 10,45 bis 10,75; Roggenkleie 10,05 bis 10,33; Malz⸗ keime 14,50 bis 15; Erdnußkuchen 14,70; Palmkuchen 13,50; Rapskuchen 11,80; Soya⸗ ſchrot 13,20; Leinkuchenmehl 16,70; Speiſe⸗ kartoffeln weißfl. 2,55, rotſchalige 2,55, gelbfl. (Induſtrie und ähnliche) 2,75, blauſchalige 2,55, beim Verkauf frei Hauskeller 3,75; Wie⸗ ſenheu 5,25 bis 5,75; Luzernekleeheu 6 bis 6,25; Weizen- und Roggenſtroh drahtgepr. 2,50 bis 2,70; Futterſtroh 2,75 Rm. Frankfurter Produktenbörſe. Alles unverändert. Stimmung ruhig. In e fanden Abſchlüſſe nicht att. * *