Qlernhei mer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten) ain, Verantwortlich für Finzel⸗Verkauf der Zeitung von der Geſchäftsſtelle Viernheimer Zeitung Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 7d Ni fe 115 Haus gebracht.— Gratis⸗Beilagen: wbchemtuch 9 155 Sonntag“, halbmonatlich die„Heimatblätter“, zweimal jährlich den Fahrplan und den Wandkalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. bei den Boten Aelteſte Tageszeitung am Platze— Erfolgreiches Inſertionsorgan Fernſprecher 117.— Telegr.: 1 dener 5g, Patti 8 Nr. 21577 Frankfurt em Martin, Viern hein. en Anzeigenteil Jo nh 3 5 Pfg., Samstags⸗Ausgabe 10 Pfg. en„Illuſtrierten e 1 ernbeimer Anzeiger Glernhelmer Bürger- tg.. Blernb. Bolkzlat mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag Amtsblatt den Geſchäftsſtelle: A Unzeigenpreiſe: Die 12geſpaltene Millimeter-Zeile Pfennig, Reklame Pfennig, bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Juſer vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchaftsſtelle u. von ſämtlichen Annonten⸗Expebitionen Deutſchlands u. des Auslands Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes ae bei Anzeigen werden nach Möglichkeit G t.— Für die Aufnahme an beſti erden ſtimmt e Tagen kann jedoch eine Gew olf Hitlerſtr. 36, Schriftleitung, Druck u. Verlag: J. Martin, Viernheim ate und Notizen vor⸗ r nicht übernommen w Nr. 254 Die Wirtſchaftswoche Vorbereilungen für das Weihnachisgeſchäft. Die Umſätze im Einzelhandel.— Der Rück · gang der Zahlungseinſtellungen.— Der ge⸗ noſſenſchaftliche Verteilungsprozeß. Im Gegenſatz zur Außenwirtſchaft zeigt die Binnenwirtſchaft eine Belebung, die nicht nur ſeit Monaten andauert, ſondern auch ſich ſtändig ſteigert. Dieſe erfreuliche Tatſache gibt der deutſchen Wirtſchaft die Kraft, auch die Schwierigkeiten der Außen⸗ wirtſchaft zu überwinden. Die Vorberei— tungen für das Herbſt⸗ und Weih⸗ nachtsgeſchäft geben den beteiligten Induſtrien ſchon jetzt ſtärkere Beſchäftigung, beſonders gilt das für die Fabrikation des Hausrats und des Wohnungsbedarfs. Neue Arbeitskräfte wurden in der Möbel— und Porzellanbranche, doch auch in der Glas— und Metallwareninduſtrie eingeſtellt. Die AJJnduſtrien für Funkgeräte, Herrenbeklei— dung, Lederſchuhe, Hüte, Kunſtſeide, Tep— ö pich⸗ und Möbelſtoffwebereien konnten zum Teil ebenfalls neue Arbeter einſtellen. Die Beſchäftigung im Maſchinenbau iſt im glei⸗ chen Maße wie im Monat zuvor geſtiegen und die Bauwirtſchaft hat ſich weiter belebt; die in ihr beſchäftigte Zahl der Arbeiter iſt nicht unerheblich geſtiegen. Nun ſind auch die Einzelhandelsumſätze im September bekanntgeworden. Sie lagen nach den Ermittlungen der Forſchungsſtelle für den Handel beim Rx W um 11 Prozent höher als zur gleichen Vorjahreszeit; für das Vierteljahr Juli bis September beträgt die Steigerung 12 Prozent. Etwa ein Drit⸗ tel diefer Umſatzzunahme ſcheint auf Preis⸗ ſteigerungen zu entfallen. Faſt ebenſo ſtark iſt— wertmäßig— die gegenwärtige Um⸗ ſatzuumme, wenn man ſie mit dem Stande vom dritten Vierteljahr 1932 vergleicht, denn im Juli bis September 1933 waren kaum noch Umſatzrückgänge gegenüber 1932 erfolgt. Das September-Ergebnis bedeutet eine kleine Verlangſamung im Tempo der Umſatzzunahme gegenüber dem beſonders günſtigen Monat Auguſt(plus 16 Prozent), aber auch gegenüber dem Durchſchnitt von H eee eee eren Juli und Auguſt(plus 13 Prozent). Aller⸗ des dings lagen auch im September vorigen 5 Jahres die Umſätze ſchon um 3 Prozent 25— über denen von 1932, während im vorigen men S Auguſt der Stand von 1932 gerade erreicht eds⸗⸗ war. Die ſtarken Umſatzſteigerungen des 2 Monats Auguſt ſind im September nach daun 1 den bisher vorliegenden Zahlen in faſt kei⸗ — nem Handelszweig ganz erreicht worden, . wenn man vom Drogenhandel abſieht. Der ellt Liebensmittelfachhandel hat im September n 1 die Vorjahrsumſätze nicht mehr überſchrit⸗ heimer; en.„ ber Mit dem nachhaltigen Auftrieb der deut⸗ lich nur 4 ſchen Wirtſchaft hat ſich auch die Kredit⸗ ö. ſicherheit beträchtlich gehoben. Nach den 1.40 Feſtſtellungen des Statiſtiſchen Reichsamtes — betrug die Geſamtſumme der Verluſte durch 5 Zahlungsunfählgkeit im Jahre 1933 rund 10 344 Millionen RM gegenüber 815 Millio⸗ E 85 nen RM im Jahre 1932. Zwar dürften die 1 tatſächlichen Ausfälle erheblich höher ſein, 1 da die ſtatiſtiſch nicht erfaßten gerichtlichen 15 Inſolvenzen(mangels Maſſe abgelehnten Konkurſe und noch nicht abgeſchloſſenen Ver⸗ eiger“ gleichsperfahren) ſowie die außergericht⸗ w¹ͤichen Erlaßvereinbarungen, Zwangsver⸗ ſteigerungen, und dergleichen in dieſer Zahl nicht enthalten ſind; indes wird man anneh⸗ men können, daß die effektive Geſamtſum⸗ me der Inſolvenzverluſte ebenſo geſunken iſt wie die feſtgeſtellten Beträge. die er⸗ mittelten Inſolvenzverluſte ſtellen das vor: ausſichtliche finanzielle Ergebnis von 3805 eröffneten Konkursverfahren(98 Prozent aller Konkurseröffnungen) dar. Die Gläu⸗ biger der im Jahre 1933 eröffneten Kon⸗ kursverfahren haben demgemäß rund 302 Millionen RM ihrer Forderungen verloren, Bei den im Jahre 1933 beendeten 1284 Erlaßvergleichen waren Forderungen von zuſammen über 90,6 Millionen RM ange meldet; davon entfallen 17,6 Millionen RM auf Stundungsvergleiche. Bei 986 Ver⸗ gleichsverfahren, 1 die Forderungen in Höhe von rund 73 Millionen RM beſtan⸗ den, wurde durchſchnittlich eine Vergleichs: quote 9 42,0 Prozent gegenüber 40,6 m Jahre 1932 vereinbart. Die 1 Berlin, 1. November. Reichs miniſter Dr. Goebbels ſprach über alle Sender zur deutſchen Jugend. Er erklärte u. a.::„Es iſt eine ganz neue Ju⸗ gend, die hier emporwächſt und ihr alle könnt ſtolz darauf ſein, in ihren Reihen mit zu marſchieren. Was ſie von der Jugend vor allem der Vorkriegszeit unterſcheidet und vor ihr auszeichnet, das iſt die Aufgewecktheit ihres Geiſtes, die wache Spannkraft, die aus ihren Augen leuchtet, die Tatbereitſchaft, die in ihrem Marſchtritt mitklingt, die Tapfer⸗ keit, mit der ſie das Leben nimmt. wie es ſt, die Offenheit ihres Charakters, die jeder Duckmäuſerei abhold iſt, die Klarheit ihrer Auffaſſungen und die Unſentimentalität im Begreifen unſeres deutſchen Schickſales. Wenn ihr dazu noch das Wunder fertig— bringt, dieſe Tugenden zu paaren mit einer edlen und ſtolzen Beſcheidenheit, die Achtung vor dem Alter und Keſpekt vor der Leiſtung in ſich ſchließt, dann ſeid ihr in der Tat die würdigen Nachkommen der Generation, die den Krieg durchkämpft und die deutſche Revolution zum Siege geführt hat. Wie Alter an ſich kein Fehler iſt, ſo iſt Jugend an ſich auch keine Tugend. Man muß zuerſt et⸗ was lernen, um etwas leiſten zu können. Mit Reden und Großtuen iſt noch kein Staat aufgebaut worden! Und die Weltge— ſchichte fängt nicht erſt mit euch an. ſondern ſie wartet nur darauf, von euch fortgeſetzt zu werden.“ Es müſſe, ſo erklärte Dr. Goebbels. ſelbſt— verſtändliche Pflicht ſein, aus der Pietät vor den Werten unſerer Vergangenheit die Kraft zu finden, um die Gegenwart zu meiſtern und die Zukunft zu gewinnen. Damit ſei auch die Achtung vor Eltern und Lehrern verbunden, obwohl dieſe noch zum Teil in auf 42,3 Millionen RM oder 58 Prozent ihrer Forderungen verzichten müſſen. Im genoſſenſchaftlichen Verteilungsgroß⸗ handel des Handels und Handwerks hat ſich in den letzten Monaten eine weitere Ge⸗ ſchäftsbelebung und damit auch eine weitere Zunahme der Geſchäftstätigkeit der einzel⸗ nen Handwerkszweige ergeben. An der Steigerung der Umfatzziffern im Einzel— handel ſind vor allem die Einkaufsgenoſ— ſenſchaften des Kolonialwarenhandels, der Drogenhändler und der Hausratsgeſchäfte betefligt. Auch im genoſſenſchaftlichen Ein⸗ kauf des Uhrenhandels ergab ſich eine be⸗ trächtliche Erhöhung des Umſatzes. Die Be⸗ ſchäftigung im deutſchen Ha ndwerk hat in der letzten Zeit noch eine Steigerung erfahren, es haben ſich die Umſätze der ein⸗ zelnen Handwerkszweige erheblich verbeſ⸗ ſert. Allerdings wird die Beſſerung auch in der nächſten Zukunft nur allmählich anſtei⸗ gen, denn auch das Einkommen der Maſſen ſteigt nur langſam. Dies gilt beſonders auch für das Bäckerhandwerk. Die Umſätze des Metzgerhandwerks haben ſich mit der Zunahme des Fleiſchverbrauchs belebt. In abſehbarer Zeit wird es der deutſchen Wirtſchaft möglich ſein, ihren Bedarf an Aſbeſt im eigenen Lande zu decken. Es iſt Dr. Lüdke gelungen, einen künſtlichen Aſbeſt aus nur deukſchen Rohſtoffen herzuſtellen, der in der techniſchen Brauchbarkeit es mit dem kanadiſchen Aſbeſt aufnehmen kann. Unſer Jahresbedarf iſt 150 000 Doppelzent⸗ ner und ſteigert ſich von Jahr zu Jahr be⸗ trächtlich infolge der ſtärkeren Beſchäftigung der Induſtrie. Da es in Deutſchland keine abbauwürdigen Aſbeſtgruben gibt, mußte der geſamte Bedarf aus dem Ausland be⸗ zogen werden. Mit der baldigen Aufnahme der deutſchen Fabrikation kann gerechnet werden, da die Vorarbeiten dazu ſchon weit gediehen ſein ſollen. Wieder ein Triumph deutſcher Wiſſenſchaft und ein wertvoller Gewinn für die deutſche Wirtſchaft! Inſolvenzen haben ſomit r. Goebbels an Tugenden und Pflichten— Das Neiht auf Lebensfreude— Ein Appell an Eltern und Lehrer— Die 9 braucht Heime überwinden wäre. „Ich habe mich deshalb vor allem darüber gefreut, daß ſeit langer Zeit ſchon in euren Kreiſen die Debatten über Kirchen- und Konfeſſions- fragen verſtummt ſind. Denn das ſind keine Probleme, die von euch gelöſt werden müſſen, und es genügt ſchon, wenn die Erwachſenen ſich darüber einig werden.“ „Was mir immer am meiſten bei euch ge— fällt, das iſt die wahre und ungebrochene Le⸗ bensfreude, mit der ihr euren Aufgaben zu— getan ſeid. Duckmäuſer ſind mit Recht bei euch nicht gerne geſehen; denn wenn die Zei⸗ einer Weltauffaſſung verwurzelt ſeien, die zu * N 1 1 ten auch ſchwer ſind, beſſer werden ſie kei-⸗ nesfalls dadurch, daß wir die Köpfe hängen laſſen. Beſte Kameradſchaft zu halten iſt immer das wunderbare Vorrecht der Ju⸗ gend geweſen. Der Klaſſendünkel. der unter erwachſenen Menſchen manchmal direkt lä⸗ cherliche Blüten treibt, ſo daß die Frau Ober⸗ rechnungsrat glaubt, aus ſtandesgemäßen ſtückſichten nicht mit der Frau Rechnungsrat verkehren zu dürfen, iſt Gott ſei Dank bei jungen Menſchen ganz unbekannt.“ „Eure Organiſation zählt Millionen von Mitgliedern. Daß in dieſem Rieſenkörper manchmal auch Fehler und Mängel unter⸗ laufen, das iſt ganz ſelbſtverſtändlich. Aber die Erwachſenen ſollen nicht nur eure weni⸗ gen Fehler, ſondern ſie ſollen auch eure vie— len Tugenden ſehen.“ Niemand iſt, ſo erklärte Dr. Goebbels, euch Jungen und Mädels gram darüber, wenn ihr in friſcher und ungebundener Daſeinsluſt die jungen Jahre eures Lebens nach Kräften auszukoſten und nutzbar zu machen ver⸗ ſucht. Aber hinter jeder Ungebundenheit muß zr r 51. Jahrgang ie Jugend Jucht, Ordnung und Disziplin ſtehen. Der Kampf um das Leben iſt hart und grauſam, und viele Hunderttauſende von euch ſind früh und manchmal leider allzu früh in ſeinen Strudel hineingezogen wor— den. Dr. Goebbels ſchilderte als Beiſpiel den Kampf eines Jungvolkpimpfes, deſſen Vater durch einen Piſtolenunfall umgekommen war und der den Miniſter um Beſorgung eines Gewerbeſcheines angegangen war. Ihr Eltern und Lehrer, ſo fuhr der Mini— ſter fort, mögt in dieſen Jungens und Mä⸗ dels nicht nur die vorlauten Naſeweiſe ſehen, die reden, ohne gefragt zu ſein, ſondern auch die kommenden Männer und Mütter unſeres Volkes, denen wir doch einmal unſere ganze Zukunft anvertrauen müſſen. Wenn ſie in dieſen Wochen und Monaten an euch herantreten und um heime bitten. in denen ſie ſich verſammeln können, ſorgt mit dafür, daß ſie ſie bekommen. Sie haben ein Recht, von uns zu fordern, denn hinter ihnen kommen aufs neue Kinder. die bei ih⸗ nen dasſelbe Recht geltend machen werden. Je mehr ihr ihnen euer Herz öffiket, umſo mehr werden ſie euch mit zutraulicher Liebe und jugendlicher Unbefangenheit nahen. Und ihr, Jungen und Mädels. dürft da— von überzeugt ſein, daß wir, die wir durch die Kraft des Nationalſozialismus das Reich eroberten, immer, wo es ſich um die Belange der Jugend handelt, bei euch ſte⸗ hen werden. Den Kampf um das Leben kön— nen wir euch nicht erſparen, denn er iſt Naturgeſetz und von Gott gegeben; ihr müßt euch in ihm bewähren und jeder iſt dabei ſeines eigenen Glückes Schmied. Seid tapfer und aufrecht, und ihr werdet die Palme des Sieges erringen.“ Parlamentsbeginn in England die Gegenſätze im lonſervativen Lager London, 2. November. Ober- und Unterhaus des engliſchen Par— laments ſind nach Ablauf der„Sommer— ferien“ wieder zuſammengetreten. Der be— vorſtehenden Tagung liegen große Aufgaben ob, von deren Behandlung und Löſung das Schickſal der National-Regierung, deren Führer Macdonald iſt, trotz der Tatfache ab⸗ hängt, daß die Konſervativen ſeit 1931 die unbeſchränkte Mehrheit haben. Aber gerade in der wichtigſten Frage, die das Parlament demnächſt zu behandeln hat, iſt die konſer⸗ vative Partei in zwei Lager geſpalten, näm— lich in der Frage der indiſchen Verfaſſung. Auf der einen Seite ſtehen Baldwin, der ſtellvertretende Miniſterpräſident, und der Finanzminiſter Neville Chamberlain. Ihnen ſtehen Churchill und Lord Llond als Gegen⸗ ſpieler gegenüber. Es beſteht zwar Einigkeit darüber, daß der gegenwärtige Zuſtand in Indien nicht aufrechterhalten werden kann, aber über das Tempo des Vorgehens zur Autonomie Indiens beſtehen erhebliche Mei⸗ nungsverſchiedenheiten, die bereits auf dem konſervativen Parteitag ganz offen zum Ausbruch gekommen ſind. Außerdem muß die Regierung naturge— mäß auch mit den außenpolitiſchen Fragen rechnen, die Gegenſtand von Auseinanderſet⸗ zungen werden können. Zwar iſt die Ent⸗ wicklung in der letzten Zeit ſo, daß England durch Baldwins bekannte Rede von der „Rheingrenze“ und durch den Verzicht auf Abrüſtung ſich auf die„Realitäten“ einge⸗ ſtellt hat, die gegeben ſind. Aber die Floktenkonferenz von London, die eee e gefährdet erſcheint, wird auch für Englands Regierung dann gewiſſe Schwierigkeiten mit ſich bringen, wenn etwa durch ein Wettrüſten nach dem Scheitern der Konferenz England an neue Aufgaben für Seerüſtung denken muß. Auch die Vervollſtändigung der Luft⸗ rüſtung macht den Engländern große Sorge. Denn die Tatſache, daß die gegenwärtige engliſche Regierung das Defizit des Landes in einen Ueberſchuß umgewandelt hat, reicht nicht aus, um im Falle einer Neuwahl das in der letzten Zeit beobachtete Erſtarken der Arbeiterpartei zu verhindern. Der Beginn der Parlamentsarbeit hat ſich jedenfalls friedlich und ohne zunächſt an die großen Probleme zu rühren, abgeſpielt. Intereſſant iſt lediglich die Feſtſtellung des Lordſiegelbewahrers Eden, der auf eine Anfrage erwiderte, daß die Weiterführung der Verhandlungen über den Oſtpakt„von den Regierungen Frankreichs und der Sow⸗ Paktgedankens geweſen ſeien“. durch die Thronrede des Königs eröffnet, in der die vorliegenden Fragen behandelt wer⸗ den. Bis dahin wird auch die Beantwor⸗ tung der verſchiedenen Anfragen erfolgen. In etwa 14 Tagen dürfte dann das Parlament ſo weit ſein, die Thronrede des Königs Georg entgegenzunehmen und mit dem großen Problem der indiſchen Homerule zu beginnen, an deren Löſung ein beſonde⸗ rer Ausſchuß ſeit längerer Zeit arbeitet, ſo daß es der Regierung vielleicht gelingt, die Gegenſätze im konſervativen Lager zu über⸗ brücken. jetunion abhängig ſei, die die Urheber des Offiziell wird die Parlamentsſeſſion erſt Reichsnührſtand und Winzer Die Organiſatſon des Weinbaues— Gründung von Weinbeiräten Den Landesbauernſchaften der Weinbau⸗ gebiete Rheinland, Heſſen⸗Naſſau, Bayern, Baden, Würktemberg, Sachſen⸗Anhalt, Schle · ſien; wurde vom Reichsnährſtand der nach ſtehende Plan einer Neuregelung der Orga- e des deulſchen Weinbaues über⸗ mittelt. „Um in Kürze eine enge Verbindung zwi⸗ ſchen Reichsnährſtand und Winzer herzu— ſtellen, iſt die Organiſation des deutſchen Weinbaues nach folgenden Grundſätzen durchzuführen: 1. Der Keichsweinbeirakt beim Keichsnähr⸗ ſtand: Der Reichsweinbeirat bildet die Spitze der weinbäuerlichen Berufsvertretung. Der Reichsfachbeirat ſteht dem Reichsweinbeirat zur Beratung des Weinbaues auf dem Ge⸗ biete der Praxis, der Wiſſenſchaft und der Technik zur Seite. 2. Der Landesbeirat bei den Landesbauern⸗ ſchaften: Die Federführung liegt bei der betreffen— den Landesbauernſchaft. Der Führer des Landesweinbeirats und deſſen Stellvertre— ter müſſen Mitglieder des Reichsweinbei⸗ rates ſein. Außerdem müſſen die Reichs⸗ weinbeiratsmitglieder automatiſch dem Lan— desweinbeirat angehören. Der Landeswein— beirat ſoll ſich möglichſt aus drei bis ſieben Vertretern zuſammenſetzen, je nach Größe und Differenziertheit des betreffenden Wein— baugebietes. Dem Landesweinbeirat ſtehen zur Be— ratung der Fragen der Praxis, der Wiſſen— ſchaft und der Technik die zuſtändigen Wein— bauanſtalten, ſowie die bereits im Reichs— fachbeirat tätigen Fachleute zur Verfügung. 3 Kreis- bzw. Bezirksbeirat für Wein bei den Kreis- bzw. Bezirksbauernſchaften: Die Federführung liegt bei den Kreis— bzw. Bezirksbauernſchaften. Bei den Kreis— bzw. Bezirksbauernſchaften ſind je nach den Verhältniſſen Kreis- bzw. Bezirksbeiräte für Wein zu bennen(1—3). Die verbindende Linie zum Landesweinbeirat muß, ebenſo wie beim Reichsweinbeirat ſtreng beim Lan— desweinbeirat durchgeführt werden. 4. Der Winzer: Die Betreuung des Weinbaues liegt ört— lich beim landwirtſchaftlichen Ortsfach— berater bzw. beim landwirtſchaftlichen Ver⸗ trauensmann, die ſich einen Winzer als Ver— trauensmann heranziehen können. Jeder Winzer gehört ohne irgendwelche Beitragszahlung zur Geſamkorganiſakion. Eine enge Verbindung zwiſchen Reichsnähr⸗ ſtand und Winzer iſt durch das Reichszen⸗ kralorgan„Der deulſche Weinbau“ gegeben. Hierdurch kann der Winzer die nökigen Richtlinien unmittelbar erhalken.“ Ausfuhr und Einfuhr von Wein Die geſamte Weineinfuhr ſtellte ſich im September 1934 auf 40 992(Auguſt 25 241) dz im Werte von 1.214(0.812) Mil⸗ kionen Mark, die geſamte Weinausfuhr auf 2853(2779) dz im Werte von 0.501(0.545) Millionen Mark. Damit erreicht die bis⸗ herige Weineinfuhr(Januar bis Sep⸗ tember) 644 628(448 449) dz im Werte von 16.483(12.715) Millionen Mark. die Ge⸗ ſamtausfuhr auf 38 075 hl(1 dz gleich 0.8547 hl) im Werte von 7.772(4.818) Millionen Mark.— In den erſten neun Monaten 1934 wurden ausgeführt 14 563(15 302) hl Faß⸗ weine im Werte von 1.564(1.627) Millionen Mark ſowie 23 512(11 742) hl Faßweine im Werte von 6.208(3.191) Millionen Mark, ferner 213 168(123 564) 1/1 Flaſchen Schaumwein im Werte von 0.585(0.329) Millionen Mark. Lebensretter Verleihung von Auszeichnungen. Berlin, 2. November. Der Führer und Reichskanzler verlieh: a) die Rettungsmedaille am Bande: dem Gendarmeriewachtmeiſter Pau! Zitzke in Lübzin, Kreis Naugard, dem Feldwebel Ernſt Guſtke in Marienburg-Weſtpreußen, dem Landhelfer Emil Wenke in Retzows⸗ felde, Kreis Greifenhagen, dem Korrektor Paul Oertlt in Berlin, dem Polizeiwachtmei⸗ ſter Helmuth Mordau in Berlin- Charlotten⸗ burg; b) die Erinnerungsmedaille für Rettung aus Gefahr: dem Schriftſetzer Hans Kupſch in Berlin, Johannisthal, dem Schloſſer Fritz Backert in Saalfeld a. d. Saale, dem kauf⸗ männiſchen Angeſtellten Bernhard Brune in Holzwickede, dem Bäcker Franz Faes in Marl, Kreis Recklinghauſen, dem Pergmann Franz Scheufen in Mariadorf, Landkreis Aachen, dem Oberſteiger Guſtav Brockhaus in Eſſen⸗Borbeck, dem Rutſchenmeiſter Sta⸗ nislaus Michalſki in Eſſen⸗Vorbeck, dem Steinſetzer Emil Langkuſch in Rhein i. W. Politisches Allerlei Condon. Die engliſche Regierung hat be⸗ ſchloſſen, eine Unterſuchung üver die Herſtel⸗ lung und den Verkauf von Kr egsmaterial vorzunehmen. ö Staatsrat Oslo. Der bisherige norweaiſche Finanz⸗ miniſter, Per Lund iſt zurückgetreten. Als ſein Nachfolger iſt der bisherige Direktor des ſtatiſtiſchen Zentralbüros, Gunnar Jahn, be⸗ ſtimmt worden. Moskau. Amtlich wird feſtgeſtellt, daß der Jahresplan für die Fleiſchbereitſtellung bis⸗ her nur 62 v. H. erfüllt worden iſt. Mexiko-Stadt. Der Gouverneur des Staa⸗ tes Puebla hat die Ausweiſung des Biſchofs von Papantla, Nicolas Corona, angeordnet. Der Biſchof reſidierte in Tezintlan. Er er⸗ hielt 72 Stunden Zeit zum Verlaſſen des Staates. Der öſterreichiſche Staatsrat Starker Einfluß der ehemaligen Chriſtlich⸗ ſozialen. Wien, 2. November. Amtlich werden die Liſten der auf Vorſchlag der Bundesregierung vom Bundespräſiden⸗ ten ernannten Mitglieder der Vertretungskör⸗ per der neuen Verfaſſung, und zwar des Staatsrates, des Kulturrates und des Wirt- ſchaftsrates veröffentlicht. Am ſtärkſten inter⸗ eſſieren die Namen des Staatsrates, da die⸗ ſer das wichtigſte Organ innerhalb dieſer Ver tretungskörper darſtellt. Hier fällt vor allem auf, daß der ehemalige Obmann der Wiener Chriſtlichſozialen und jetzige Vorſtand des Bundes chriſtlicher Arbeiter und Angeſtellter, Leopold Kunſchak, deſſen Name durch die ſcharfen Angriffe auf die Heimwehr in der letzten Zeit ſehr ſtark genannt wurde, trotz des Widerſtandes der Heimwehrkreiſe ſeinen Einzug in den Staatsrat gehalten hat. Von ſonſtigen Chriſtlichſozialen der alten Partei garde findet man die Namen Vaugoin und Dr. Kienböck. Die Chriſtlichſozialen der jün⸗ geren Richtung ſind unter anderem durch den Generalſekretär der Vaterländiſchen Front, Oberſt Adam, vertreten. Der Heimatſchutz iſt weniger ſtarl vertreten, als man urſprüng⸗ lich erwartete. Als Vertreter der monarchiſti— ſchen Richtung wurde Landesverteidigungs— miniſter Fürſt Schönburg-Hartenſtein für den ernannt. Im ganzen hat der Staatsrat 50 Mitglieder. In den Bundeskulturrat wurden für die römiſch-katholiſche Kirche ſieben Vertreter, für die evangeliſche Kirche und für die israelitiſche Kultusgemeinde je ein Vertreter berufen, für die Wiſſenſchaft vier, für die Kunſt ebenfalls vier und für das Schul-, Erziehungs- und Volksbildungsweſen 22 Vertreter. Im Bun⸗ deswirtſchaftsrat wurden ebenfalls mehrere elnterteilungen vorgenommen. Die Neichsſtatthalter vereidigt Anſprache des Führers. Berlin, 2. November. Die Reichsſtalthalter wurden in einer ge⸗ meinſamen Sitzung auf den Führer Reichskanzler vereidigt. Sämtliche Reichs ⸗ ſtatthalter waren anweſend. Die Eidesformel war die gleiche wie für die Reichsminiſter. Im Anſchluß hieran hielt der Führer und Reichskanzler eine Anſprache über volitiſche und wirt αιο Tagesfragen. Unter Vorſitz des Reichsminiſters Frick fand eine Ausſprache über landwirkſchaftliche und ernährungspoli⸗ kiſche Fragen ſtatt, an der ſich auch der preußiſche Mini⸗ ſterpräſident Göring und der Stellvertre⸗ ter des Führers, Reichsminiſter Heß, be⸗ teiligten. Staatsſekretär Backe vom Reichs⸗ ernährungsminiſterium gab auf die ver⸗ ſchiedenen Fragen, die von den Reichsſtatt⸗ haltern vorgebracht wurden, die gewünſch⸗ ten Auskünfte. Deutſchland und England Abſchluß eines Jahlungsabkommens Berlin, 2. November. In Berlin wurde ein deutſchengliſches ZJahlungsabkommen unkerzeichnel, das von deukſcher Seite die Unterſchriften der Her- ren Freiherr von Neurath und Dr. Hjalmar Schacht, von engliſcher Srite die Anterſchrif⸗ ten der Herren Eric Phipps und FJ. W. Leith-Roß krägt. Dr. und „ e Das Abkommen enthält folgende Beſtim⸗ mungen: Vorbehaltlich einer ſpäter zeigten Beſtimmung dieſes Artikels wird die destſche Regierung uneingeſchränkt Deviſenbeſcheinigungen für die Einfuhr von Waren des Vereinigten Königreiches aller Art nach Deutſchland er⸗ teilen. Es handelt ſich beſonders um Kohle und Koks zum Verbrauch im deutſchen Zoll⸗ gebiet, Bunkerkohle für deutſche und aus⸗ ländiſche Schiffe und Kohle für Freihafen⸗ gebiete, um Heringe, Garne, Gewebe und Textilien. Die Reichsbank wird von den aus der deutſchen Ausfuhr nach England eingehen- den Deviſen monatlich für die Bezahlung der engliſchen Ausfuhr nach Deulſchland einen Bekrag abzweigen, der 55 v. 9. des Durchſchnitts zwiſchen dem in der deutſchen Statiſtik für den vorletzten Monat der deut⸗ ſchen Ausfuhr nach England einerſeits und dem der entkſprechenden engliſchen Stakiſtik andererſeits enkſpricht. Das deutſch⸗engliſche Ablommen vor dem Unterhaus Runciman über das Handelsabkommen. London, 2. Nov. Am erſten Tage des Wiederzuſammentritts des Unterhauſes ſtanden nicht weniger als 156 Fragen auf dem Fragebogen des Unter— hauſes. Obwohl nicht alle Fragen geſtellt und beantwortet wurden, dauerte es doch geraume Zeit, bis der Präſident des Han— delsamtes, Runeiman, ſeine mit größter Spannung erwartete Erklärung über die deutſch-engliſchen Verhandlungen abgeben konnte. Runciman führte aus, die britiſche Abordnung unter der Führung von Leith⸗Roß habe mit den deutſchen Regie⸗ rungsvertretern verhandelt. Schließlich ſei ein Clearingsvereinbarungsentwurf, der, wie man hafft, größere Schwierigkeiten vermei⸗ den würde, vereinbart und paraphiert wor⸗ den. Gegen Ende der Verhandlungen habe die deutſche Regierung einen Alternativvor⸗ ſchlag vorgebracht, mit dem Zweck, die Bezahlung für laufende Ausfuhr von britiſchen Waren nach Deutſchland ſicher⸗ zuſtellen und zu ermöglichen, daß die aus⸗ ſtehenden Schulden ohne Errichtung eines Clearing⸗Syſtems liquidiert werden. Eine dementſprechende Vereinbarung ſei erzielt worden. Dieſe Vereinbarung beſei⸗ tige freilich nicht automatiſch alle Schwierig⸗ keiten der engliſch-deutſchen Handelsbezie⸗ hungen; er rate vielmehr Englands Expor— teuren an, weiterhin mit Vorſicht vorzugehen Nachdem Runciman ſeine Erklärung be— endet hatte, erhob der Führer der Arbeiter- oppoſition Lansbury dagegen Einſpruch, daß die Oppoſition keine Gelegenheit gehabt habe, die Erklärung Runeimans vorher zur Kenntnis zu nehmen. Eine Milliarde Dollar Fehlbetrag in USA Waſhington, 2. Nov. Der Fehlbetrag des Schatzamtes hat nunmehr die Milliarden- grenze erreicht. Die Geſamtausgaben belau— fen ſich auf 2235 Millinen Dollar, darunter 1106 Millionen Dollar Nothilfeausgaben; die Geſamteinnahmen betragen 1208 Millio⸗ nen Dollar. Abſchluß des Philologentages Trier, 1. November. Die 58. Generalverſammlung der deut⸗ ſchen Philologen und Schulmänner wurde mit einer letzten Sitzung in der Trierer Stadthalle beendet. Univerſitätsrektor Pro⸗ feſſor Naumann⸗Bonn ſprach den Dank an die Reichs⸗ und Gauleitung des NS.⸗Lehrer⸗ bundes und an die Stadt Trier aus. In den Auseinanderſetzungen ſeien neue Blickpunkte für die Zukunft und neue Zielſetzungen auf⸗ getaucht, die der nächſten„Philologiſchen Olympiade“ eine geſchloſſene Prägung geben würden. Miniſterialrat Dr. Benze. Reichs⸗ fachſchaftsleiter im NSL. hielt die Schluß⸗ anſprache. Er verlas ein Telegramm von Reichserziehungsminiſter Ruſt, der eigentlich in Trier ſprechen wollte und den dringende Aufgaben in der Reichs hauptſtadt zurück⸗ hielten. Die nächſte Tagung werde entweder in Wiesbaden oder Dangia ſtattfinden. Ein Jahr nach der Kataſtrophe. An der Stelle, wo vor einem Jahr das Dorf 1 einer gewaltigen Feuersbrunſt beute be. N ts cmi zum Opfer fiel, erheb Jachwerkhäuschen. aufge⸗ wahrſcheinlich erhalte die Oſten den Vorzug. 1 8 A 1. Wieder ein„Luftmillionär f Berlin. 2. Nov. Als erſter der Nachkriegsfliegergeneration kann jetzt Flugkapitän Hugo Wis kant bei der Deutſchen Lufthanſa auf eine Million Flugkilometer zurückblicken. Dieſe Leiſtung iſt umſo bemerkenswerter, als Wiskant, der erſt 35 Jahre alt iſt, zunächſt als Bordwart zum Luftverkehr kam. Dann wurde er Flugzeugführer. Der Deutſchen Lufthanſa gehörte Hugo Wiskant ſeit ihrer Gründung Franzöſiſche Ausflüchte — e 997 24,60, R 15 24, Die militäriſchen Vorbereitungen. Paris, 2. November. Der„Paris Soir“ ſpricht neuerdings von Mißverſtändniſſen, die in Juſammenhang mit militäriſchen Vorbereikungen aufgekaucht ſeien, und erklärt, die Vorbereitungen des Kriegsminiſteriums ſeien rein lechniſcher Ark und ließen durchaus nicht darauf ſchlie⸗ ßſſ, daß es die Abſicht habe, ins Saargebiet einzurücken. Es ſtände weder den militäri⸗ ſchen Behörden noch der franzöſiſchen Regie. rung zu, darüber zu beſchließen. Außerdem habe Frankreich durchaus nicht den Wunſch, franzöſiſche Soldaten ins Saargebiet zu ſchicken, ſondern wäre glücklich, wenn die In⸗ kernationale Polizei, die ausreichend zu ver⸗ ſtärken ſei, genügen würde. Frankreich würde ins Saargebiet nur dann Verſtärkun⸗ gen entſenden, wenn darum in klarer und formeller Weiſe nachgeſucht würde und wenn der Völkerbundsrat ſeine Inſtruktkionen von 1925 und 1926 wiederhole. Frankreich würde ſich an andere Mächte wenden, um nicht al⸗ lein die Verantworkung übernehmen zu müſſen und hoffe dann auf Mitarbeit. die den inkernationalen Charakter dieſes Schrittes beſtätigen würden. Eine Vank ausgeraubt Verwegener Banditenſtreich. Bukareſt, 1. Nov. In der beßarabiſchen Stadt Baltzi dran⸗ gen drei maskierte Männer in den Kaſſen⸗ raum eines Bankhauſes ein: ein vierter blieb mit Handgranatetn an der Tür ſtehen. Die Beamten wurden geknebelt. Als die Räuber in der Hauptkaſſe nicht genügend Geld fanden, gingen ſie noch in den Direk⸗ tionsraum, feſſelten den Direktor und einen weiteren Beamten und plünderten auch hier die Kaſſe aus. Die Beute betrug ins— geſamt eine halbe Million Lei(12 500 RM). Die Verfolgung konnte erſt aufgenommen werden, als Paſſanten in den Abendſtunden die Bank noch offen ſahen und auf das Stöhnen der Geknebelten aufmerkſam wur⸗ den. Postwagen überfallen Waorſchau. 2. Nov. In der Nähe von Lublin haben bewaffnete Banditen einen Poſtwagen in einem Wald überfallen. Sie erſchoſſen nach kurzem Kampf den Poſtbeamten und den ihm zum Schutze beigegebenen Polizeiwachtmeiſter und raub⸗ ten die Geldſäcke, die der Wagen mitführte. Vom 1. November. (Ohne Gewähr.) Frankfurter Schlachtviehmarkt. Zufuhr: 35 Rinder, darunter 5 Ochſen, 3 Bullen, 25 Kühe, 2 Färſen; ferner 700 Käl⸗ ber, 317 Schafe, 410 Schweine. Preiſe: Käl⸗ ber 53 bis 56, 44 bis 52, 36 bis 43, 30 bis 35; Hammel 35 bis 37, 32 bis 34, 27 bis 31; Schafe 30 bis 32, 24 bis 29, 15 bis 23; Schweine—, 51 bis 53, 48 bis 53, 46 bis 52.— Marktverlauf: Kälber rege, ausver⸗ kauft; Hammel mittelmäßig, Schafe langſam, Ueberſtand; Schweine ruhig, Ueberſtand, Mannheimer Kleinviehmarkt. Auftrieb: 6 Kälber, 34 Schafe, 2 Schweine, 1 Ziege, 184 Ferkel, 300 Läufer. Preiſe⸗ Ferkel bis ſechs Wochen 7 bis 12, über ſechs Wochen 16 bis 23, Läufer 24 bis 28 Rm. pro Stück.— Marktverlauf: mittel. Mannheimer Getreidegroßmarkt. Amtlich notierten: Weizen W 15 20,40, W'ü 16 20,80, W 17 20,90; plus 40 Pfg. Ausgl.; Roggen R 15 16,60, R 16 16,90, 13 16,20, plus 40 Pfg. Ausgl.; Braugerſte inl. 19 bis 21; Winter⸗ und Induſtriegerſte 18 bis 19; Futtergerſte G 7 15,60, G 8 15,90, G 9 16,10, G 11 16,40, plus 60 Pfg. Ausgl.; Hafer H 11 15,60,§ 14 16, 10, H 18 16,40; Raps inl. 31 Mais m. S. 21,25; Hafer plus 60 Pfg. Ausgl.; Erdnuß⸗ kuchen 14,30; Soyaſchrot 13; Rapskuchen 11,40, ausl. 11,90; Palmkuchen 13,30; Kokos⸗ kuchen 15,20; Leinkuchen 15,20; Biertreber m. S. 17; Malzkeime 15,50; Trockenſchnit⸗ zel loſe 8,40; Rohmelaſſe 5,60; Steffenſchnit⸗ zel 10; Weizenkleie W 17 10,45; Roggenkleie R 16 10,14; Weizenfuttermehl 12,50; Weizen⸗ nachmehl 16,25; Vollkleie plus 50 Pfg.; Wie⸗ ſenheu 9,80 bis 10,60; Luzernekleeheu 10,50 bis 11; Roggen⸗ und Weizenſtroh gepr. 3,25 bis 3,75, geb. 2.75 bis 3,25; Hafer⸗ und Gerſteſtroh gepr. 3,75 bis 4,95, geb. 3,45 bis 55 Weizenmehl Geb. 17 Type 790 27,50, 15 27,50, mit 20 Proz. Ausl. plus 3, mit 10 Proz. plus 1,50; Roggenmehl Geb. 16 13 23,60, plus Pfg. Frachtausgl. 0 D. t die Note Armee ſchlagbereit? Zuverläſſge und„halbzuverläſſige“ Divisionen— Ein afiatiſches avalleriedetachement ſeit 7 Monaten verſchwunden Die Sowjetpropaganda verſteht es mei⸗ ſterhaft, über die Stärke ihrer militäriſchen Macht Angaben zu verbreiten, die imponie⸗ ren können und es auch ſollen, ohne daß für den Laien die Möglichkeit beſteht, ſich ein zutreffendes Bild über das bolſchewiſtiſche Heerweſen zu machen. Es iſt daher zu begrüßen, wenn in der Zeitſchrift„Deutſche Wehr“ von ſach⸗ kundiger Seite die Rote Armee einer ſach⸗ lichen Kritik unterzogen wird, die allerdings mit manchem Vorurteil aufräumt. Der Ver⸗ faſſer beſtätigt, was ja auch nirgends ange⸗ zweifelt wurde, daß die Rote Armee ſehr gut ausgerüſtet iſt. Motoriſierte Artillerie, Panzerwagen, Tanks, modernſte Typen der Luftwaffen, Gasgeräte, alles iſt in großer Menge und beſter Herſtellung vorhanden. An der Ausbildung der Mannſchaften mit dieſen Waffen iſt nichts zu tadeln. Trotzdem wird die Verwendbarkeit der Ro⸗ ten Armee im Ernſtfalle ſehr ungünſtig be⸗ urteilt. Sie beſteht z. B. aus 73 Diviſionen zu je 8500 Mann, aber faſt die Hälfte der Diviſionen ſind Formationen verſchiedener Nationalitäten oder Territorialtruppen der verſchiedenen autonomen Bundesrepubliken. Es ſtehen z. B. in der Ukraine 17 Diviſionen, davon ſind allein 9 reine ukrainiſche For⸗ mationen. Die Kommandoſprache iſt zwar im ganzen Reich ruſſiſch, aber die Ausbil⸗ dungsſprache der Mannſchaften iſt ſehr ver— ſchieden. Dieſe auffallende Tatſache bedeutet für die Einheit des Heeres eine große Schwäche. wobei noch zu berückſichtigen iſt, daß die Na⸗ tionalitäten-Formationen in vielen Fällen eine geradezu feindliche Stellung zu der Moskauer Zentrale einnehmen. In militä⸗ riſchen Kreiſen bezweifelt man es ſehe, ob es der Heeresleitung bei einer Mobil⸗ machung gelingen werde, die Territorial⸗ truppen aus ihrer Heimat zu bringen Ende vorigen Jahres fand in Moskau eine Ge⸗ heimſitzung des Zentral-Exekutivkomitees der kommuniſtiſchen Partei ſtatt, an der auch die politiſchen Leiter der Roten Armee teilnahmen. Ueber die Verfaſſung der Ro⸗ len Armee ſollen die Referenten ein troſt⸗ loſes Bild entworfen haben. Für die Ukrai⸗ ne wurden allein 8 Diviſionen als unzuverläſſig erklärt, bei vier weiteren lettte man ein Fragezei⸗ chen. Nur auf die ſogenannten Okkupa⸗ tHonstruppen, die aus rein ruſſiſchen Soldaten beſtehen, könne man ſich unbediagt nerlaſſen. Im Kaukeſus wurden drei Divi⸗ ſionen als unzuverläſſig erklärt. In Weiß⸗ nuthenien waren es zurei Disdiſionen, drei getten als halbzuve lisa und nur zwei ſind zuverläſſig. Schlimmer ſieht ee im aſia⸗ tiſchen Teil des Baiſchewiſtenreiches aus. Hier gelten alle Territorialtrupren nicht nur als unzuverläſſig, ſondern geradezu als „ſtaats feindlich“. Die Gottloſenbewegung findet bei den ſibiriſchen Truppen keinen Boden, die in ihren Kaſernen auch kein Le⸗ ninbild dulden. Als die Japaner in Dſche⸗ hol einmarſchiert waren,(Oſchehol iſt ein trategiſch wichtiger Ort vor der Oſtgrenze der inneren Mongolei) verſchwanden die Mannſchaften der Roten Kavauerie wie der Blitz, nur einige Beamte blieben Zurück, die nach wie vor von Moskau Löhnung für die Truppen anforderten; als eine Kommiſ. ſion kontrollieren wollte, fand ſie keine Truppen vor. Seit 7 Monaten weiß man in Moskau nicht, wo die wohlausge⸗ rüſteten Truppen geblieben ſind. Ueber den Wert der aſiatiſchen Kavallerie äußert ſich der Referent dahin, daß für dieſe Leute das Gerücht, die Japaner wären irgendwo ein⸗ marſchiert, genügt, um ſich ſchnellſtens aus dem Staube zu machen oder zum Feinde überzulaufen. Dieſen Truppen nimmt man nach jeder Uebung die Waffen wieder ab und ſcharfe Munition wagt man ihnen gar nicht zu geben. Natürlich iſt man in Tokio genau unterrichtet. „Die Nätſel des Kolumbus“ In dieſen Tagen iſt ein Buch erſchienen, das einen ehemaligen Marineoffizier, Dr. Branchi, zum Verfaſſer hat und den Titel „Die Rätſel des Kolumbus“ führt. Der Zweck des Buches iſt, den Nachweis zu führen, daß Kolumbus Amerika nicht am 12. Okto⸗ ber 1493 entdeckt hat. Dr. Branchi hat auf Grund ſehr eingehender Studien feſtgeſtellt, daß das Datum des 12. Oktober von dem Pater de las Caſas nach dem Tagebuch des Kolumbus, das er abſchrieb, auf uns über⸗ kommen iſt. Leider iſt das Original, nachdem es zur Abſchrift benutzt worden war, ſpurlos verſchwunden. Dr. Branchi behauptet, daß der Pater es mit der Berichterſtattung nicht ſo genau genommen habe, willkürlich Angaben fortgelaſſen habe, um an anderer Stelle wie⸗ der Zuſätze zu machen. Vor allem habe de las Caſas die Ereigniſſe des 11. und des 12. Oktober zuſammengezogen. Allerdings hat Kolumbus in ſeinen Briefen und ſonſtigen Schriftſtücken den Zeitpunkt ſei⸗ ner Ankunft in San Salvador nicht genau angegeben, ſondern ſich mit Andeutungen be— gnügt, als ob er Gründe hätte, ſich auf den Tag nicht feſtlegen zu wollen. Einfach, weil er die Unglückszahl 13 nicht als Tag der Ent⸗ deckung Amerikas gebrauchen wollte. Zu die⸗ ſer Erkenntnis iſt Dr. Branchi durch die Be— mühungen des Paters de las Caſas, den 13 Oktober auf jeden Fall zu umgehen, gekom⸗ men. Wäre Kolumbus tatſächlich ſchon am 12. Oktober am Ziel ſeiner Reiſe geweſen, dann müßten ſeine Schiffe in den letzten Tagen eine wenig wahrſcheinlich ſchnelle Fahr gemacht haben.— Von den zahlreichen hiſto— riſchen Irrtümern, die noch ihrer Richtigſtel⸗ lung harren, iſt das Vordatieren der Entdek— kung Amerikas um einen Tag noch der ver⸗ zeihlichſte, verzeihlich mit dem Aberglauben der Seeleute, der auch heute noch nicht ganz ausgerottet ſein ſoll. Folgen einer Kriegsverletzung Zu den keineswegs ſehr ſeltenen Fällen, nach denen Kriegsverletzte bald wieder genaſen und als vollkommen geheilt angeſehen wer den mußten, um dann nach Jahr und Tag von neuem an den Folgen der Kriegsverlet. zung zu erkranken, iſt in den letzten Wochen ut England ein neuer eingerreten.— Im vier⸗ ten Kriegsjahr erhielt Victor Stanley Cleave, der in einem engliſchen Infanterie⸗Regimeni an der franzöſiſchen Front kämpfte, Wunden durch die Splitter einer Fliegerbombe. Aus dem Lazarett konnte er nach einigen Wochen bei Kriegsende als vollkommen geneſen entlaſ⸗ len werden. Nach der Heimat zurückgekehrt, wurde er wieder bei den Südbahnen angeſtellt, bei denen er ſchon vor dem Kriege gearbeitet batte. Bald heiratete er auch und wurde Water von mehreren Kindern. So waren Jahre ganz normal vergangen, als ſich bei Cleave ein Schlafbedürfnis einſtellte, das mit der Zeit immer ſtärker wurde. Kam er von der Arbeit, ſchlief er ſchon beim Eſſen ein und konnte erſt am andern Morgen mit Mühe ſeweckt werden. Die ihn unterſuchenden Aerzte onnten keine Krankheitsſymptome entdecken, hließlich wollte er das Bett überhaupt nicht nehr verlaſſen und kam ins Krankenhaus. das war im Mai 1928. Dort hat er nun bis vor einiger Zeit in einem todesähnlichen Schlaf gelegen. Es machte große Mühe, ihm oo viel Nahrung einzuflößen, als er zur Er- jaltung ſeines Lebens bedurfte. Die Frau heſuchte ihn regelmäßig, ſprach zu ihm, doch r erwachte davon nicht. Die Aerzte hatten chon jede Hoffnung für ihn aufgegeben, da erwachte er eines Tages zu ſeiner und ſeiner Umgebung größten Ueberraſchung. Seine Frau vurde ſofort verſtändigt und eilte mit ihren Kindern herbei. Man kann ſich die Beſtür— zung vorſtellen, in die der Mann geriet, als ir die großen Kinder erblickte und daran einen Maßſtab für ſeinen langen Schlaf fand. Von Tag zu Tag beſſerte ſich ſein Befinden. Er brauchte natürlich noch Wochen, um erſt oweit gekräftigt zu ſein, um aufſtehen zu önnen, und dann mußte er erſt wieder gehen ernen. Jetzt macht er wieder einen ganz iormalen und geſunden Eindruck und hofft, dald ſeine Arbeit wieder aufnehmen zu kön⸗ nen. Eutzaubertes China Wer China etwa vor fünf Jahren verlaſſen hat und es jetzt wieder aufſucht, wird vieles derändert finden, nicht ſchöner, nur europäi⸗ cher. Es ſcheint, als ob nun auch die Chi⸗ neſen ſich mit aller Macht europäiſieren wol— len, das heißt, von Europa übernehmen wol— len, was ihnen nützlich erſcheint. Dagegen wäre nicht das geringſte zu ſagen, wenn nicht die Gefahr beſtände, daß ſie bei dem Eifer, den ſie entwickeln, ſich auch die Untugenden der Europäer aneigneten. Selbſt in der Mäd— chenerziehung, alſo auf einem Gebiet, auf dem man noch vor wenigen Jahren ehrfurchts— voll einer jahrhundertealten Tradition nach— ꝛiferte, haben ſich Wandlungen vollzogen, die wohl erſtaunlich, aber wenig erfreulich ſind. Die alte Erfahrung, daß Kinder am leichteſten fremde Untugenden annehmen, bewahrheitet ſich auch für die chineſiſchen Kinder. Sah ſich doch der Direktor einer Provinzial-Schulver— waltung in Kiangſu genötigt, eine ſtrenge Ver⸗ ordnung zu erlaſſen, die den Schulmädchen den Gebrauch von Puder, Schminke und Lippen— ſtift unterſagt; auch künſtliche Dauerwellen werden verboten. Die Erklärung, wie die Schulmädchen zu ſolchen Schönheitspflegemit— teln kommen, iſt ſehr einfach. Auch in den kleinen chineſiſchen Städten iſt das Kino eine Selbſtverſtändlichkeit geworden, und es wird auch von Kindern eifrig beſucht. Die weib⸗ lichen Filmſtars haben es den kleinen Chi⸗— neſinnen angetan und da mit den meiſt ame⸗ rikaniſchen Filmen auch ſonſtige Erzeugniſſe aus den Vereinigten Staaten ins Land der Mitte gelangen, ſo fehlen dabei auch Ver⸗ ſchönerunasmittel nicht. da auf der aanzen Welt Mädchen eitel ſind. Oer chineſiſche Zopf iſt ſchon längſt gefallen und vieles andere wird ihm nachfolgen. Wiſſen sie das? Die Tragezeit beträgt bei den Pferden 340 Tage, bei den Kühen 285, bei Schafen und Ziegen 154, bei den Schweinen 120, bei Hün⸗ dinnen 63 und bei den Katzen 56 Tage. * Ein merkwürdiger Fiſch ift das ſogenannte Vierauge, der in Südamerika lebt; beim Schwimmen hat der Fiſch den halben Kopf über Waſſer und ſieht mit dent einen Augen⸗ paar in die Luft, mit dem anderen Paar in das Waſſer. Das ſchnellſte Lebeweſen iſt die Rauchſchwal⸗ be; ſie fliegt 90 Meter in der Sekunde. * Das höchſte Alter eines Lebeweſens erreicht der Karpfen, er kann bis zu 500 Jahre alt werden. Vereinsmeiſterſchaft 1934 1860 München Vereinsmeiſter. Der Deutſche Leichtathletik⸗ Verband veröffentlicht die Ergebniſſe der deutſchen Vereinsmeiſterſchaft 1934. Danach ö 0 0 beſtätigt es ſich, daß die (Wettkämpfe nicht Ver⸗ 7 ihre vorgeſchrieben an Stuttgarter wurden, weil ſie wie eine nicht gewertet zwei ſondern an vier und fünf Tagen aus⸗ letragen haben. Den Titel eines deutſchen Vereinsmeiſters für 1934 ſicherte ſich der TSV 1860 München vor dem Polise! S Berlin und dem Kölner BC. An der diesjährigen Prüfung beteiligten ſich nicht weniger als 857 Vereine bzw. Mannſchaften, davon in Klaſſe A 110, in Klaſſe B 172, in Klaſſe C 216 und in Klaſſe D 359 Mann⸗ ſchaften. Die Beteiligung in der Klaſſe D war ausſchließlich ländlichen Vereinen vor⸗ behalten, aus dieſem Grunde mußten auch mehrere Stadtvereine, die für die Klaſſe D gewertet worden ſind, geſtrichen werden. Im nächſten Jahre dürfte die Beteiligung vornehmlich in der A-Klaſſe noch größer werden, da der DLV eine Beſtimmung ge— troffen hat, wonach Vereine, die ſich nicht an der Vereinsmeiſterſchaft beteiligen, auch keine Einzelmeiſterſchaften erwerben können. Die zahlenmäßig ſtärkſte Beteiligung wies der Gau Baden mit insgeſamt 223 Vereinen(11 Klaſſe A, 15 Klaſſe B, 51 Klaſſe C und 146 Klaſſe B) auf. Mit 215 Vereinen folgt der Gau Niederſachſen vor den Gauen Bayern(117), Württemberg (44) und Südweſt(40). Gaumeiſter: Südweſt: FK 03 Pirmaſens 7344,81 Punkte. Baden: Po⸗ ligei Karlsruhe 7852,70 Punkte. Würt⸗ temberg: nicht gewertet. Bayern: TSW 1860 München 8654,52 Punkte. Oſt⸗ preußen: Pruſſia Samland Königsberg 1552,80 Punkte. Pommern: Germania Stolp 7419,72 Punkte. Brandenburg: Polizei Berlin 8362,29 Punkte. Schle⸗ ſien: VfB Breslau 7692,31 Punkte. Sachſen: Wacker Leipzig 7508,73 Punkte. Mitte: sSV Jena 6670,58 Punkte. Nord⸗ mark: Hamburger AK 7914.17 Punkte. Niederſachſen: Eintracht Braunſchweig 7803,67 Punkte. Weſtfalen: Vfe Stahl⸗ werke Dortmund 7362,87 Punkte. Nie⸗ derrhein: SSW Elberfeld 7750.44 Punk⸗ te. Mittelrhein: Kölner BC 8336,85 Punkte. Nordheſſen: Heſſen-Preußen Kaſſel 79540 W. führen. wie ſie ſelbſt. Urbeberrechtsschutz: Fünf Türme-Verlag Halle(Saale Aber war ihr Herz immer noch ſo kalt und überlegen? Sie ſah ſtarr vor ſich hin. Wurde ſie nicht doch langſam erwärmt? Nicht von der leidenſchaftlichen Glut oder den Liebesbeteuerungen Konſtantins! Dergleichen kannte ſie bis zum Ueberdruß. Es war nicht der Mann, der ihre kalte Ueberlegenheit zum Wanken zu bringen drohte. Es war der Geiſt, der in ihm lebte. Es war der Künſtler, ihrer ebenbürtig. Vielleicht größer noch als ſie. In den Stunden, da die Leidenſchaft ſchwieg, gab es Geſpräche, in denen ſich Geiſt an Geiſt entzündete. Da öffnete er ihr eine Gedankenwelt, wie ſie ſie kaum je erlebt. Und da, in dieſem Punkte drohte ihre Kälte um⸗ zuſchmelzen. Aber ſie wollte es nicht. Nie wieder wollte ſie lieben. Nie wieder enttäuſcht werden. Denn daß ein Mann nicht fähig war, treu zu ſein, war der Lebens- grundſatz, auf dem ſie ihr Leben aufgebaut. Sie wollte keinen Menſchen neben ſich, an den ſie noch irgend etwas band, vor allem keinen Mann. Ihre Kunſt, ihren Ruhm, ihren Ehrgeiz, ihre Verachtung des Mannes— aus dieſen Dingen hatte ſie ſich, ihr Daſein Davon ſollte man nichts zertrümmern. dennoch: unter dem Eis ihrer Gedanken klopfte es wie eine leiſe, warme Quelle, die hindurchbrechen wollte, die Erſtarrung ſprengend, in wärmende Fluten ſich ergießend. Und nun hatte ſie eingewilligt, daß er ſie nach Rom begleitete. Beinah bereute ſie es jetzt. Beſſer wäre es geweſen, ſich für eine Zeit zu trennen. Beſſer für ihre lbſtbehauptung. Aber bis Rom war es noch Zeit. Und derum, es war ein Triumph, den Künſtler, der ihr gebaut. unbeſchreiblichen rannte ſie hin und her. herbeigeholt. farbenem Wildleder. Körper. Und pikant hervor. Laune der Hotelgäſte Bild gemalt, gleichſam als ergebenen Sklaven mit ſich zu Ihr Bild ſollte in Rom der Mittelpunkt der großen Ausſtellung ſein. Schon ſtanden die Notizen darüber in allen Zeitungen. Man erwartete das Bild ebenſo geſpannt Das Telephon in ihrem Zimmer ſchnurrte leiſe auf. „Ja Wer ſpricht?“ fragte ſie. 5„Hier bin ich“, ſagte Oldvörde.„Ich bin unten in der 27 Halle. Das Wetter hat ſich aufgehellt. Wollen wir fahren?“ „Ich bin in zwanzig Minuten unten, Konſtantin.“ Sie hing ab. Die Kammerfrau lief herbei. In einem Durcheinander Papagei, der kleinen Siamkatze, dem weißen Pekineſen, Marilka warf achtlos ihren Hauspyjama auf die Erde. Da lag er wie eine glänzende rote Blume auf dem blauen Teppich. Schon hatte die Kammerfrau Marilka ſtand vor dem Spiegel des An- kleidezimmers. Muſterte ihre Geſtalt. „Wirklich, ſo ſchön wie Panie ausſieht, ſieht keine Dame im ganzen Ort aus“, ſagte die Kammerfrau bewundernd. Und Marilka mußte ſich zugeſtehen: das neue Skikoſtüm, das ſie ſich hatte aus Paris kommen laſſen, war wirklich außerordentlich. Es war ganz aus hellem, faſt zitronen⸗ Die Hoſe ſaß eng und ſchmal am Die Jacke, innen mit Zobel gefüttert, lag wie die eines Liftboys knapp um die Hüften. zitronenfarbenen und goldbraunen Zuſammenklange von„Verzeihung“, ſagte er,„Mademoiſelle, ich möchte nur weichem Leder und Pelz ſah das braune, kühne Geſicht Eine eng anſchließende Lederkappe mit einer kleinen Kokarde aus Zobel ließ gerade noch eine zu Welle des dunklen Haares herausſehen. Sie ſah aus wie ein Knabe, kühn und leidenſchaftlich. In der Halle des Hotels und vor dem Hauſe herrſchte reges Leben. Der jähe Wetterumſchlag hatte die ſchlechte mit Ueberall Lachen, Scherzen, Bewegung. Die jungen Leute im Skikoſtüm eilten dem Ausgang zu. Draußen klingelten zwiſchen Koko, dem fröhlich die Schlitten. Die Pferde ſtießen ihren dampfenden Atem in die klare Winterluft mit pelzvermummten Geſtalten in die weiße Wunderwelt hinaus. Der Weg vom Hotel wat bereits freigeſchaufelt. Schon liefen die Kolonnen der dem See, deſſen kriſtallene Fläche Schneedecke hervorſah. glänzenden Schlittſchuhe am Riemen, wanderten hinunter. Rote, blaue, gelbe Schals belebten die weiße Landſchaft. hoch und glänzend am Himmel. Es wurde wärmer, faſt frühlingshaft. Die Boys hatten alle Hände voll zu tun, den ungeduldigen Sportlern ihre Bretter auszuhändigen. Und dennoch: in dem allgemeinen Durcheinander, dem Schlitten um Schlitten fuhr Schipper hinunter zu allmählich unter der Die erſten Schlittſchuhläufer, die Wollkoſtüme mit fröhlich wehenden Die Sonne ſtand Lachen und Rufen, dem Flirten und Scherzen entſtand den Skianzug Aus dem einem Schlage fortgefegt. eine plötzliche Stille: Marilka Losmirſka entſtieg dem Fahrſtuhl und ging durch die Halle wenn ſie erſchien, eine Senſation. neuen Koſtüm war ſie der Mittelpunkt. Frauen erblaßten. Keine kam gegen die Losmirſka an. Was nützte es, daß man ſchöner war, jünger? Daß man ein regelmäßigeres Geſicht, größeren Liebreiz hatte? Dieſe Frau trug ihre Häßlichkeit ſo ſiegesbewußt, daß ſie ſtärker wirkte als alle klaſſiſche Schönheit. Dorſky, der eine junge belgiſche Großinduſtriellentochter gerade zum Schlittſchuhplatz begleiten wollte, hörte mitten im Geſpräch auf Er ſtarrte geradezu ſelbſtvergeſſen auf ſeine Landsmännin. Es war, wie immer, Nun vollends in dem Die eleganteſten Madame begrüßen.“ Er ging ſchnell durch die Halle auf Marilka Losmirſta Aber die nickte ihm nur ganz kurz und hochmütig zu: „Laſſen Sie ſich nicht ſtören, Dorſky.“ Schon ſtand auch Oldvörde neben ihr: „Guten Morgen, gnädigſte Gräfin.“ Worte und Bewegung, mit denen er ſich über Marilkas Hand beugte, waren vollkommen korrekt. Nur eine Se⸗ kunde länger als ſchicklich verweilten ſeine Lippen auf der Frauenhand. Niemand ſah es als Dorſty.(Fortſ. folgt.) P CPF 9995 N f „ 0 N N N 8 R Nen Urheberrechtsschutz: Fünf Türme-Verlag, Halle(Saale) 20 Nachdruck verboten. Unwillkürlich ſtreifte ſein Blick beim Hinausgehen den Fußboden, und da ſah er auf dem kleinen Teppich vor dem Bett, ein Stückchen unter das Bett geſchoben, einen hell⸗ braunen Herrenhandſchuh mit dunkleren Steppnähten. Er blickte darauf hin wie auf etwas Unbegreifliches. Margot war ſeinem Blick gefolgt, und das Herz ſtand ihr faſt ſtill vor Schrecken, als ſie einen Herrenhandſchuh bemerkte. Der Mann hob den Handſchuh mit ſpitzen Fingern auf. „Stimmt! Das Gegenſtück dazu liegt unten beim Portier!“ ſtellte er ſachlich feſt. Er ſah Margot an, deren Geſicht ſich mit dunkler Röte gefärbt hatte. Sie überlegte krampfhaft, welche Ausrede ſie brauchen ſollte; denn nie und nimmer durfte Hans Hammerſchlag erfahren, wer bei ihr geweſen war. Aber ſie war im Lügen nicht geſchickt, und obgleich ihr der Mann wohl ſelbſt die törichtſte Ausrede geglaubt haben würde, fiel ihr in ihrer Verſtörtheit nichts ein. Sie ſtotterte nur: „Ich begreife nicht, wie der Handſchuh in mein Zimmer gekommen ſein kann! Vielleicht hat ihn das Dienſtmädchen geſunden wie der Portier den anderen, und—“ Er unterbrach ſie rauh:„Warum lügſt du, Margot? Dieſe Art von Lügen paßt nicht zu dir! Sage mir doch einfach, wer der Herr war, der dich beſuchte!“ Sie fühlte das Pochen in ihren Schläfen überſtark, und die Knie zitterten unter ihr. Sie hätte am liebſten, ſchon dumit ſie ein wenig von der entſetzlichen, überſchweren Laſt frei würde, ein Geſtändnis herausgeſchrien und ſich ſchutzſuchend an das Herz des geliebten Mannes geflüchtet; ober ſie durfte nicht reden, durfte Klein-Hedis Vater nicht verraten. Sie war ja gar nicht ſicher, ob Hans Hammerſchlag ſchweigen konnte und ob er ſchweigen wollte. Sie wußte alſo auf ſeine Frage nichts anderes zu erwidern, als das eine: „Es war niemand bei mir. Ich kenne doch niemand hier. Es handelt ſich beſtimmt um einen Irrtum!“ Sie mußte dabei bleiben, obwohl ſie ſich ſagte, ſchon der Fahrſtuhlführer wußte es anders, der den Beſucher zu ihr gebracht hatte. Aber der Geliebte würde ja nicht das Hotelperſonal befragen, wie ein Richter die Zeugen in einer Gerichtsverhandlung befragt. Hans Hammerſchlag warf ihr entgegen: „Die Unwahrheit ſteht dir zu deutlich auf dem Geſicht geſchrieben, und das genügt mir. Warum ſprichſt du aber die Unwahrheit? Ganz klar: Weil du dich der Wahrheit vor mir ſchämen müßteſt! Wenn mir der Portier den Handſchuh nicht hätte mit heraufgeben wollen, hätte ich wahrſcheinlich niemals etwas von dem geheimnisvollen Herrn gehört, der hier bei dir geweſen iſt.“ Sein Zorn ſlammte ſtärker auf.„Der Portier iſt allerdings ein Eſel. Er hätte wiſſen müſſen, daß man nicht von den Beſuchern ſchöner Frauen ſpricht.“ Sie ſtarrte ihn entſetzt an— aber was blieb ihr übrig, als weiter zu ſchweigen? Eine glaubwürdige Ausrede war jetzt noch viel ſchwerer zu finden als vorhin, und die Wahrheit mußte ſie verſchweigen, mochte es kommen, wie es wollte. Er ſchleuderte ihr entgegen: „Eine Frau iſt wie die andere. Jedes Weib hat Ge— heimniſſe vor dem Manne! Jedes Weib lügt! Und nicht einmal Abwechflung verſteht ihr zu ſchaffen! In Scheve⸗ ningen kam ich an, und der Portier erzählte mir, ein Herr ſei bei meiner Frau. Dieſer Beſucher nahm ihr allerdings das Leben. So ſchlimm ging es dir nicht. Aber verſtört biſt du bis zum Aeußerſten. Auch dein Beſucher muß dir hart zugeſetzt haben.“ Er packte ſie bei den Handgelenken. „War es auch ein eiferſüchtiger Liebhaber, der dir nachgereiſt iſt? Stimmen die Geſchichten auch darin über⸗ ein? Denn wer ſollte wohl ſonſt hier zu dir kommen, du blonde Madonna!“ 2 Er ließ verächtlich ihre Hände los. „Ich dachte, du ſeieſt anders, du ſeieſt eine von den ſeltenen guten Frauen, du ſeieſt das Glück und die echte Liebe, du ſeieſt die wertvolle Frau, die ich bisher nicht gekannt. Aber du biſt nur eine wie viele, und ich bin noch derſelbe Tor, der ich zuvor ſchon zweimal geweſen.“ Er lachte kurz und böſe auf. „Man ſagt: Aller guten Dinge ſind drei! Stimmt! Ich habe das jetzt praktiſch durchgemacht. Und nun will ich nicht länger ſtören. Du denkſt vielleicht lieber an den Be⸗ ſucher, und ich gehe auch gern, ſonſt“— er atmete ſchwer —„ſonſt ſchmeiße ich hier die ganze Bude zuſammen. Teufel noch einmal, daß ſo etwas möglich iſt, wenn eine Frau ſo ausſieht wie du!“ Er fuhr ſich über die Stirn, begann dann ruhig und beinahe ſanft: „Ich kann und will nicht glauben, Margot, daß du mir etwas zu verbergen haſt, etwas, worin ein fremder Mann mitſpielt. Bitte, erkläre mir dee Wahrheit— ganz gleich, wie ſie iſt, wenn du mich nur nicht betrügſt!“ Sie blickte ihn hilflos an. Er drängte:„Eins ſage mir— haſt du den Mann ſchon geküßt, der hier geweſen? Die Frage beantworte mir.“ Er drängte ſtärker:„Wenn du mir dieſe eine Frage mit einem offenen, ehrlichen Nein beantworten, wenn du mir das beſchwören kannſt beim Leben deines Kindes, dann will ich nichts mehr fragen, dann will ich an die Harmloſigkeit des Beſuches glauben, auch ohne weitere Erklärung, und nie mehr davon reden.“ Sie wand ſich in Qualen, die ihr Herz zerriſſen, aber nun gab es gar keinen Ausweg mehr für ſie. Sie konnte doch nicht beim Leben ihres Kindes beſchwören, ſie hätte den Mann, der hier bei ihr geweſen, noch niemals geküßt. Hans Hammerſchlag ſah ſie faſt bittend an. „Sei nicht eigenſinnig, Margot, denn das wirſt du doch beſchwören können. Du ſagteſt mir doch erſt geſtern, dich hätte noch kein anderer Mann geküßt, als Fred von Lindner und ich. Dein Gatte iſt aber tot, und deshalb mußt du, wenn du geſtern nicht gelogen haſt, den Schwur leiſten können.“ Sie rührte ſich nicht; ihr war zumute, als müſſe ſie umſinken, als hielte ſie die Marter nicht länger aus. Er wich langſam zurück. „Alſo logſt du geſtern oder du ließeſt dich heute von einem anderen Mann küſſen. Jedenfalls kannſt du nicht beſchwören, was ich von dir fordere.“ Er betrachtete ſie von oben bis unten. „Wirklich, ſtimmt! Aller guten Dinge ſind drei, und nun ich deſſen ſicher bin, habe ich genug von den Frauen.“ Er nahm einen eiſig kalten Ton an. „Ich reiſe morgen mittag, gnädige Frau— aber, bitte, nehmen Sie darauf keine Rückſicht, falls Sie früher oder auch ſpäter zu reiſen wünſchen. Ich denke es mir jeden⸗ falls angenehm, wenn wir nicht zuſammen mit demſelben Zug fahren.“ Er ſtand ſchon an der Tür: „Leben Sie wohl, gnädige Frau! Ich glaube, wir beide haben uns nichts Beſonderes mehr zu ſagen.“ Ein Schrei würgte Margot in der Kehle; aber ſie brachte noch die Kraft auf, ihn zurückzudrängen. Sie preßte eine Hand auf das Herz, deſſen hartes, ſchnelles Pochen ihr unerträglich ſchien. Hans Hammerſchlag nahm den Handſchuh an ſich, den er vorhin auf einen kleinen Tiſch neben der Tür geworfen. Er hielt ihn hoch. „Was ich tue, iſt vielleicht Fundunterſchlagung“, ſagte er, die Worte ingrimmig betonend,„aber ich brauche ein Andenken an dieſe Stunde, damit ich feſt bleibe und keinem Weib mehr glaube, ſelbſt wenn es noch ſo blond und rein ausſieht, und wenn es noch ſo wahre Augen hat.“ Seine Stimme war wie zerbrochen:„Meine dritte Enttäuſchung war die ſchlimmſte. Ich brauche eine Weile, um damit fertig zu werden. Es wird mir leider ſchwer, verachten zu müſſen, wo ich ſo ſehr geliebt.“ Er wandte ſich kurz um und verließ, ohne noch einen Blick zurückzuwerfen, überſchnell das Zimmer. 32. Nach Paris. Margot fuhr nach Sankt Goarshauſen; ſie reiſte von dort mit dem Kind und Tilde ſofort nach Hauſe. Sie ſehnte ſich nach der tiefen, geheimnisvollen Stille des alten Nonnenhauſes. Sie brauchte ſich ja jetzt nicht mehr vor dem Schrei der Nonnen zu fürchten, ſeit ſie wußte, daß der entſetzliche Schrei aus Menſchenmund gekommen. Sie wußte jetzt überhaupt ſo viel, ſo marternd viel— und ſie bedurfte all ihrer Kraft, um damit fertig zu werden. Das Kind war ihr einziger Troſt. Sie ließ es kaum noch aus den Augen, als fürchtete ſie, ein böſes Geſchick könne es ihr nehmen wollen. In der Nähe des Kindes fühlte ſie ſich am wohlſten, da ſchwiegen auch ein wenig die traurigen und ſchmerzlichen Gedanken. Sie grübelte oft: Warum mußte ſie überhaupt Hans Hammerſchlag kennenlernen? Viel Schmerz wäre ihr erſpart geblieben, wenn er nie in ihr Leben getreten, der ſonnengebräunte Hüne. Sie grübelte auch oft darüber nach, ob er ſie ſo ſchnell hätte verurteilen dürfen, wenn er ſie wirklich liebte. Darf wahre Liebe ſo raſch zweifeln? Immer wieder verſcheuchte ſie die Gedanken, aber dann drängten ſich andere herbei, quälten ſie wie Folter⸗ knechte. Wenn ſie in die Augen ihres Kindes blickte, aus denen ihr eine ganze Welt von Reinheit entgegenſtrahlte, fiel ihr ſchaudernd ein: Klein⸗Hedis Vater lebte, und ſie würde immer und immer wieder in Angſt ſchweben müſſen, er könne eines Tages wieder auftauchen. Sie ſuchte den Juſtizrat des Geldes wegen, das ſie nach Paris bringen mußte, nicht auf, ſondern ſetzte ſich lieber ſelbſt mit ihrer Bank in Verbindung und erhielt auch die Summe gleich ausgezahlt. Sie kannte den Direktor; alles ging raſch. Sie fürchtete ſich vor Fragen des Juſtizrats nach der Verwendung der großen Summe. Nun bereitete ſie ſich für die Reiſe vor; aber ihr graute d dem Augenblick, wo ſie Fred wiederſehen ſollte. Sie . ſchon der alten Köchin und Tilde gegenüber erwähnt, a wolle ein paar Tage nach Paris, um ein bißchen ele⸗ Antes Großſtadtleben zu ſehen und ſich zu zerſtreuen. Die alte Köchin hatte den Kopf geſchüttelt. „ 1 „Das ſollten Sie ruhig bleiben laſſen, gnädige Frau. Paris zerſtreut Sie ebenſowenig wie irgendein anderer Ort. In Wiesbaden war es gewiß ſchön, und es gab auch elegantes Publikum da, man konnte allerlei ſehen; aber Sie hielten es nicht aus, und Ihre Rheinreiſe dauerte auch nicht beſonders lange. Weil für Sie hier doch der einzig richtige Platz iſt! Sie ſind innerlich ſehr krank und brauchen Ruhe und Zeit. Viel Zeit! Alles andere iſt Medizin, die nix hilft.“ 18 Margot wußte, wie recht Marie hatte; bloß, ſie durfte es nicht zugeben, ſonſt hätte niemand ihre Reiſe nach Paris begriffen. *. 14* Hans Hammerſchlag aber lebte nicht ſtill wie Margot. Sein Schmerz, ſeine Enttäuſchung tobten ſich in Zorn und Flüchen aus. Seine Angeſtellten behaupteten, der furcht⸗ bare Tod ſeiner Frau in Scheveningen hätte ihm den Verſtand in Unordnung gebracht; denn er war gleich ganz außer ſich, wenn jetzt etwas nicht ſofort nach ſeinem Willen ging. Aber allmählich galt ſein Zorn nicht mehr Margot, ſondern richtete ſich gegen die eigene Perſon. Ihm waren Gedanken gekommen, die zugunſten Margots ſprachen, die aufdringlich immer wiederkamen und ihm klar machen wollten, Margot ſei keine durchtriebene Lügnerin; es mußte irgendein unglückſeliger Zufall vorliegen, der alles ganz anders erſcheinen ließ, als es in Wirklichkeit war. Eine Frau wie Margot war kein leichtfertiges Weib; er hätte an ſie glauben müſſen, und wenn alles gegen ſie geſprochen. Seine Sehnſucht wurde unerträglich. Schließlich gab er ihr nach und beſtieg ſein Auto. Das Ziel ſeiner Fahrt war das Nonnenhaus. Er wollte ſich noch einmal mit Margot ausſprechen. Er hatte ſie wohl durch ſein her⸗ riſches Auftreten trotzig und eigenſinnig gemacht; mit guten, lieben Worten würde er alles bei ihr erreichen. Er war voll Ungeduld und wurde immer ungeduldiger, je näher er ſeinem Ziele kam. Er raſte über die Land⸗ ſtraße mit größter Geſchwindigkeit, und irgendeine ganz ſeltſame Angſt ſaß wie eine grauvermummte Geſtalt neben ihm am Steuer. Als er vor dem Nonnenhaus vorfuhr, war ihm zu⸗ mute wie nie in ſeinem Leben. Aengſtlich und froh zu gleicher Zeit! Vielleicht ließ ſich die blonde Frau gar nicht ſprechen; ſein rüpelhaftes Benehmen gab ihr ja die volle Berechtigung dazu. Aber dann ſagte er ſich wieder: Margot hatte ihn geliebt, und wahre Liebe ſtirbt wohl nicht gleich, wenn ihr Mißtrauen und Grobheit begegnen. Liebe verzeiht immer wieder. Die Köchin öffnete ihm auf ſein Klingeln die Haustür. Margot hatte ihr und Tilde, die Hans Hammerſchlag wohl in Sankt Goarshauſen kaum bemerkt, von ihrer Be⸗ gegnung mit ihm geſprochen. Nur ganz nebenbei hatte ſie die Begegnung erwähnt, was für ein berühmter Flieger er ſei, und daß er der Generaldirektor der Mundexwerke wäre, dem man im Nonnenhauſe für einen einfachen Mechaniker gehalten. Auch wüßte er nun natürlich, daß ſie keine Geſellſchafterin ſei. Margot hatte von Hans Hammerſchlag nur geſprochen, damit es kein Geklatſch im Nonnenhauſe gäbe, falls Tilde in Sankt Goarshauſen doch irgend etwas aufgefallen ſein ſollte.— Marie ſchlug vor Erſtaunen die Hände zuſammen. „Welch unerwarteter Beſuch!“ rief ſie laut.„Aber die gnädige Frau iſt nicht mehr hier, Sie kommen ein halbes Stündchen zu ſpät.“ Sie ſetzte höflich hinzu:„Herr Generaldirektor!“, und nickte:„Ich weiß nämlich von der Gnädigen, was Sie für'n hohes Tier ſind.“ i Er lächelte abweſend:„Ja, ich bin ein junger General⸗ direktor, aber als mein Vater, der Generaldirektor der Mundexwerke, ſtarb, erbte ich gewiſſermaßen ſeinen Poſten als Hauptaktionär, als leitender Ingenieur der Werke, und als bekannter Flieger.“ Er wechſelte das Thema. „Darf ich wiſſen, wo Frau von Lindner iſt?“ Die Alte gab gleich Antwort:„Vor einer halben Stunde iſt ſie zum Bahnhof gefahren. Sie reiſt nach Paris.“ Er konnte kaum ſein Erſtaunen verbergen. Dieſe Aus⸗ kunft hatte er am wenigſten erwartet. Eher hätte er ge⸗ glaubt, Margot ſei krank geworden, weil er ſie ſo ab⸗ ſcheulich behandelt hatte. Er fragte: „Nach Paris iſt die gnädige Frau? Kommt ſie bald zurück?“ „Ja, wahrſcheinlich ſehr bald. Sie will bloß ein bißchen elegantes Großſtadtleben ſehen und ſich zerſtreuen“, be⸗ richtete Marie, wiederholte getreu, was Margot zu ihr geſagt. Höflich ſetzte ſie hinzu: „Treten Sie doch ein, Herr Generaldirektor. Heute iſt's wieder recht heiß. Aber in der Halle iſt's ſchön kühl.“ Hans Hammerſchlag folgte der Einladung. Er wollte ſehen, ob er aus der alten Frau nicht noch etwas mehr über Margots Reiſe nach Paris herausbringen konnte. Es war doch wirklich befremdend, daß Margot, kaum im Nonnenhauſe angekommen, wieder losfuhr. Und noch dazu nach Paris! War ſie vielleicht doch lebensluſtiger und vergnügungsſüchtiger, als es den Anſchein hatte? War ſie im Grunde genommen doch nicht das kluge, ein⸗ focht und liebe Geſchöpf, für das er ſie gehalten, wenn er im Haag auch vorübergehend daran gezweifelt?! Er trat ein, ſagte freundlich: „Wenn Sie mir ein Glas Waſſer geben würden, wäre Ihnen ſehr dankbar; auch mich ein wenig ausruhen „dürfen in der Halle, wäre mir angenehm.“ Er ſaß dann in einem der bequemen Lederſeſſel, und Marie brachte eine Karaffe mit eisgekühltem Waſſer und Drangenſaft. Sie war redſelig, und Hans Hammerſchlag nahm die Gelegenheit wahr, allerlei Fragen zu ſtellen. Aber er merkte bald, die Köchin wußte wirklich nicht mehr aber die Reiſe, als ſie bereits geſagt, Fortſetzung folgt.) Aſternblumen lindern Not Am 3. und 4. November wird durch die ehrenamtlichen Sammler die Aſterblume auf den Straßen und Plätzen verkauft. Die Blume birgt drei wertvolle Eigenſchaften in ſich. Einmal können von dem Erlös dieſes hübſchen Zeichens für viele Hunderttauſende von bedrängten Volksgenoſſen im deutſchen Vaterland warme Kleider, Schuhe, Lebens⸗ mittel, Kohlen, Holz uſw. gekauft werden. um anderen haben an der Herſtellung die⸗ ſer Seidenblume viele Tauſende fleißige Hände gearbeitet und fanden auf Wochen hinaus für dieſe großzügige Arbeitsbeſchaf⸗ fung Arbeit und Brot. Zum Schluß nicht zu vergeſſen, können von dieſen ſeidenen Aſter⸗ blumen, die in den verſchiedenſten Farben verkauft werden, wunderhübſche Handarbei⸗ ten wie Kiſſen, Kaffeemützen und vieles an⸗ dere mehr angefertigt werden, die als prak⸗ tiſche Weihnachtsgeſchenke ſicherlich viel Freude machen können. So bringt dieſes hübſche ſeidene Abzeichen dreifachen Segen. Notleidende deutſche Volks⸗ genoſſen können unterſtützt werden, Heim⸗ arbeiter finden Arbeit und Brot und glück⸗ liche Menſchen freuen ſich über eine hübſche Handarbeit mit Aſterblumen beſtickt. Wenn daher am 3. und 4. November die Sammler Dich, lieber Volksgenoſſe, um ein kleines Opfer bitten, dann denke daran, daß dieſe Aſterblume dreifachen Segen bringt! Jederträgt am 3. und 4. Novem⸗ ber die ſeidene Aſterblume des Winterhilfswerks! 8 Die Ehrenkrenzverleihung Auch Armierungsſoldalen ſind ankrags⸗ berechtigt. Berlin, 2. November. Der Reichsminiſter des Innern weiſt in Beantwortung verſchiedener Anfragen dar⸗ auf hin, daß die in ſeinem Erlaß vom 15. Oktober 1934 enthaltene Anweiſung. wonach Armierungsarbeiter das Ehren⸗ kreuz nicht erhalten können, da ſie im Sinne des Abſatzes 1 zur Ziffer 3 der Durchfüh⸗ rungsverordnung keine Kriegsdienſte gelei— ſtet haben, auf die Armierungsſol⸗ daten keine Anwendung findet. Dieſe waren im Gegenſatz zu den Armierungs— arbeitern zur Wehrmacht eingezogen und ſind daher bei der Verleihung des Ehren— kreuzes zu berückſichtigen. Sie können auch das Frontkämpferkreuz erhalten, ſofern die Neucwcſotzungen dazu erfüllt ſind. Die olympiſchen Spiele 1934 Der Reichsſportführer und der beim Reichsminiſterium für Volksaufklärung und Propaganda gebildete Propaganda-Aus⸗ ſchuß für die olympiſchen Spiele Berlin 1936 haben es ſich zur Aufgabe geſtellt, den olym⸗ piſchen Sportgedanken im deutſchen Volk zu vertiefen. Die Durchführung liegt in den Händen des beim Propaganda-⸗Ausſchuß gebildeten Amtes für Sportwerbung. In der Erkenntnis, daß olympiſche Siege und überhaupt Spitzenleiſtungen nur aus einer körperlich und geiſtig gleichwertig durchgebilbeten ſport⸗ und kampffreudigen breiten Maſſe des Volkes herauswachſen. wird die oiympiſche Zielſetzung mit der Werbung für ſportliche Betätigung und Er⸗ ziehungsarbeit verbunden. Jeder Volksge⸗ noſſe ſoll ſich ein klares Bild darüber ma⸗ chen können, welche Bedeutung die Olym⸗ piſchen Spiele 1936 in ſportlicher, zugleich aber auch in politiſcher und volkswirtſchaft⸗ licher Beziehung für das geſamte deutſche Volk haben. Heffentliche Kundgebungen, portliche Werbeveranſtaltungen, Film⸗ und Lichtbildvorführungen, Preſſe und Funk werden die olympiſche Werbearbeit unter⸗ ſtützen. In einer bebilderten Olympia⸗ Heftreihe werden erſte Fachleute die Kame⸗ raden aus anderen Sportzweigen und Laien über ihr Sportgebiet zuſammenfaſſend un⸗ ker richten. Sämtliche Parteigliederungen, ſowie vor allem die Vereine des Deutſchen Reichsvun⸗ des für Leibesübungen, werden ſich an die⸗ ſer Werbung beteiligen. Auf Grund eines Erlaſſes des Reichsminiſters des Innern werden auch die Behörden der Länder und der Gemeinden durch polizeiliche Erleichte⸗ rungen und verwaltungsmäßige Förderung die Werbearbeit unterſtützen. Die Gemeinde⸗ aufſichtsbehörden ſind angewieſen, in allen Gemeinden über 500 Einwohner Ver⸗ trauensleute zu beſtellen, die dem Amt für Sportwerbung als Sachberater zur Ver⸗ füguna ſtehen. Im Rahmen der augemeinen Olympia⸗ Werbung wird in der Zeit vom 11. bis 18. November 1934 eine Winterſport-Werhe⸗ woche durchgeführt, die eine im Lauf des inters durchzuführende winterſportliche Maſſenwerbung einleiten ſoll. Nächtliches Großfeuer Eine Mühle niedergebrannt. Bonames bei Frankfurt a. M., 2. Noy. Die Wimmer'ſche Mühle wurde in den ſpä⸗ ten Abendſtunden von einem ſchweren Scha⸗ denfeuer heimgeſucht. Als das Feuer kurz vor 22.00 Uhr bemerkt wude, ſchlugen die Flammen bereits aus dem Dachgeſchoß des ſechsſtöckigen Gebäudes heraus. Die Feuer⸗ b. von 1 und von den umlie⸗ „Ort 15 ten waren alsbald zur ch dle Frankfurter F Tages erklärt. Es ae mit drei Löſchzügen an der Bra elle. Mit allen verfügbaren Mokorſpritzen und 20 Strahlrohren ging man an die Bekämp⸗ fung des Feuers, das ſich mit raſender Ge⸗ ſchwindigkeit über das ganze Gebäude aus⸗ gedehnt hatte. Den vereinten Anſtrengun⸗ gen der Feuerwehren gelang es, ein weire⸗ res Ausbreiten des Feuers auf die umlie⸗ genden Gebäulichkeiten zu verhindern, das Mühlengebäude ſelbſt konnte ſedoch nicht mehr gerettet werden und brannle völlig aus. Der Schaden läßt ſich noch nicht überſe⸗ hen, aber auch über die Urſache des Bran⸗ des hat man noch keine Anhaltspunkte. Aus Heſſen und Naſſau 21. November Feiertag auch in Heſſen? Mainz, 2. Nov. Wie der„Mainzer An⸗ zeiger“ mitzuteilen weiß, iſt geplant, in Heſſen zuſammen mit Preußen am 21. No⸗ vember den Buß- und Bettag abzuhalten. Damit würde der„böſe Buwetag“, wie ihn der Volkstag in Heſſen nannte. endlich auz⸗ hören. Denn nach Art ſolcher Buben ent⸗ zogen ſich zahlreiche„Preußen“ dem Ernſt des Tages dadurch, daß ſie im angrenzenden Heſſiſchen einkehrten und den arbeitsfreien Tag, an dem in ihrem Gebiet Vergnügungs— und Gaſtſtätten geſchloſſen waren. entſpre⸗ chend feierten. Mainz, 2. Nov.(Brückenfeſt in Mainz am 18. November.) Nach Beendigung des Umbaues der Rheinbrücke einſchließlich der Rampen findet Sonntag, den 18. November vormittags in Anweſen⸗ heit der heſſiſchen und ſtädtiſchen Behörden am Treppenaufgang der Brücke ein Feſtakt ſtatt. Eine Behinderung des Verkehrs auf der Brücke während der Feierſtunde erfolgt nicht. Es kann ſich dabei alſo nicht um eine Brückeneinweihung handeln, wie vielfach an⸗ genommen wird, denn eine neue Brücke iſt ja nicht erſtanden, wenn ſie auch dieſen Eindruck in ihrer jetzigen Form erweckt. Der Morgenfeier ſchließt ſich am Abend ein Brückenfeſt in der Stadthalle an. Mainz, 2. Nov.(Vom Fernlaſtzug den Kopf zermalmt.) Auf der Straße Mainz— Darmſtadt geriet innerhalb des Ortsteils Guſtavsburg der 38 jährige Mi— ſchael Mayer aus Bretzenheim mit ſeinem Fahrrad unter einen Fernlaſtzug. Der Kopf wurde ihm zermalmt, er war ſofort tot. Wie ſich der Unfall im einzelnen zutrug, iſt h nicht aufgeklärt. ſdainz, 2. Nov.(Gemeindegelder unterſchlaagen.) Wegen gemeinſamer Un— terſchlagung von Gemeindegeldern und wegen gegenſeitiger Beihilfe hierzu hatten ſich vor der Großen Strafkammer der ehemalige Bür⸗ germeiſter von Neu⸗Bamberg Karl Schlamp 1. und der frühere Rechner der gleichen Ge⸗ meinde Johann Wilhelm Baumgärtner zu verantworten. Der Angeklagte Schlamp ging infolge der Amneſtie ſtraffrei aus, dagegen wurde Baumgärtner, der als Gemeinderechner 10000 Rm., als Rechner der Spar⸗ und Dar⸗ lehenskaſſe Neu⸗-Bamberg 5400 Rm. und als Leiter der Melde⸗ und Zahlſtelle der allge⸗ meinen Ortskrankenkaſſe 1750 Rm. unterſchla⸗ gen hatte, wegen ſeiner zum Nachteil der Ge⸗ meinde Neu-Bamberg begangenen Betrüge— reien zu zwei Jahren Gefänanis verurteilt. Va in den anderen Fällen Verdunkelungs⸗ gefahr beſtand, wurde er ſofort in Unter⸗ ſuchungshaft genommen. Groß⸗Auheim, 2. Nov.(Silbernes Prieſterjubiläum.) Der katholiſche Pfarrer der Gemeinde Groß-Auheim, Anton Dunkel, feierte unter großer Beteiligung der katholiſchen Gemeinde und der herzlichen An— teilnahme der übrigen Einwohnerſchaft ſein ſilberner Prieſterjubiläum. Seit 1926 in Groß— Auheim wirkend, hat es der Pfarrer verſtan— den, ſich die Zuneigung und die Sympathie aller Bevölkerungskreiſe zu erwerben. An ſei— nem Jubiläumstage wurde ihm eine Fülle von Ehrungen zuteil. Glückwunſchtelegramme hatten u. a. geſandt: Botſchafter von Papen in Wien und der Biſchof von Fulda. Be⸗ ſonders erhebend war der Feſtgottesdienſt aus— geſtattet, bei der Domvikar Wittler aus Paderborn die Feſtpredigt hielt. Deutſche Tagesschau Gruppenführerappell der SA. In Berlin begann in Anweſenheit des Führers ein Gruppenführerappell der SA. Nach einer Begrüßungsanſprache des Chefs des Stabes, Lutze, umriß der Führer dann in klaren und eindrucksvollen Ausführun— gen das große und verantwortungsvolle Aufgabengebiet der SA. im Rahmen der umfaſſenden nationalpolitiſchen Erziehungs— arbeit am deutſchen Volke. Ehrung deutſcher Gefallener. Der deutſche Geſandte in Brüſſel, Graf Adelmann von Adelmannsfelden, hat an den Gräbern der deutſchen Soldaten, die wäh⸗ rend des Weltkrieges in den Brüſſeler Laza⸗ retten ihren Verletzungen erlegen ſind, einen mit den Farben des neuen Reiches ge⸗ ſchmückten Kranz niedergelegt. Im An⸗ ſchluß daran legte der Geſandte am Denk⸗ mal für die im deutſch⸗franzöſiſchen Kriege gefallenen Krieger einen Kranz nieder. Lokale Nachrichten Viernheim, 2. Nov. Allerheiligen Allerſeelen Allerheiligen— Allerſeelen, zwei Tage die dem Gedenken der Toten gewidmet ſind. Der 1. November alljährlich gehört als Al— lerheiligentag den Toten. Der Friedhof prangt in feſtlichem Schmuck. Die Ruheſtätten der lieben Angehörigen werden zu dieſem Tage mit Kränzen und Blumen beſonders ge— ſchmückt. Im wilden Haſten und Gejage des Alltags hat man vielleicht ſeinen lieben heim⸗ gegangenen Angehörigen etwas vergeſſen. Doch an dieſem Tage gilt ihnen all unſer Erinnern. In ſtiller Zwieſprache ſteht der Sohn am Grabe der Eltern, an der Ruheſtätte des Bru⸗ ders, der Schweſter, der Frau, eines lieben Freundes und ſonſtigen naheſtehenden Abge— ſtorbenen, ruft die Erinnerungen zurück, ver⸗ gegenwärtigt ſich ihre Perſon und—M ein ſtilles Gebet ſteigt zum Himmel, zum Allerhöchſten, um für die Dahingeſchiedenen den Seelen— frieden zu erflehen.— So war geſtern unſer Friedhof eine reich beſuchte Stätte. Am Vor- mittag ſah man zahlreiche Perſonen, die noch Kränze zum Gottesacker brachten, um die Grä— ber der teuren Toten zu ſchmücken. Die übliche Prozeſſion mußte des ungünſtigen Wetters wegen ausfallen. Dafür war Trauer⸗ feier im Gotteshaus, das überfüllt geweſen. Der Himmel war grau und regenverhangen. Das Bild der Natur ſtirbt ab. Die Blätter ſind von den Blumen; kahl ragen die leeren Aeſte in die Luft. So ſchafft die Natur ſelbſt den Rah⸗ men, um in die Herzen der Menſchen Weh— mut und Trauer einkehren zu laſſen. 7 Sterbetafel. Heute vormittag ver- kündeten die Sterbeglocken das Ableben von Frau Katharina Faltermann geb. Sax, See⸗ gartenſtraße 1, die nach längeren, ſchweren Leiden, im 78. Lebensjahre in die Ewigkeit abgerufen wurde. *Der Winter iſt da. Wir dürfen uns keinem Zweifel mehr hingeben. Die dicken Wintermäntel können ruhig ausgekramt wer— den, der geſtrenge Herr Winter hat ſeinen Einzug gehalten. Wenn vielleicht auch noch einmal ein freundlich warmer Sonnenſchein le ihm 12 keine Bedeutung mehr zukommen. Heute früh hatten wir einen leich— ten Schneefall, der die Kälte des geſtrigen war der erſte Schnee in dieſem Jahre. So iſt heimlich und unbemerkt der Winter zu uns gekommen. * Altrip auf dem Waldſportplatz. Zum 6. Verbandsſpiel empfangen am kommen- den Sonntag die Grünen die ſpielſtarken Al- triper. Die Spiele gegen Altrip waren immer von beſonderem Reiz und ſo wird das Spiel am kommenden Sonntag, in welchem die Grü— nen ihre Formverbeſſerung zu beweiſen haben, wieder von beſonderem Intereſſe ſein. Des- halb wird kein Sportfreund dieſes Spiel ver— ſäumen. * Baumblühen im November. In einem Garten in der Friedrichſtraße iſt ein blühender Zwetſchenbaum zu ſehen. Heute früh wurde uns ein blühender Zweig hiervon in die Redaktion gebracht. Der Baum blüht zum 2. Male in dieſem Jahr. Leider dürfte dieſes Naturwunder durch die zu erwartende Kälte bald ein Ende nehmen. Hausſchlachtung durch ge⸗ lernte Metzger Vom Reichsnährſtand, Landesbauern— ſchaft Heſſen und Naſſau wird bekannt gegeben: Die Hausſchlachtungen der Erzeuger dürfen in Zukunft nur noch von gelernten Metzgern ausgeübt werden. Für Schlachten und Verar— beiten des Tieres wird ein Schlachtlohn von 2.— Rmk. pro Ztr. Schlachtgewicht feſtgeſetzt. Verarbeitung von zuſätzlichem Fleiſch zu Wurſtwaren und dergleichen muß ſeparat be— rechnet und vergütet werden.—Zuwiderhand— lungen werden ſtreng beſtraft. Der Obermeiſter der Fleiſcher-Innung für den Kreis Heppenheim, Herr Vettel, fügt dem noch hinzu: Der Unterzeichnete macht alle hierfür in Frage kommenden Perſonen ausdrücklichſt auf obige Anordnung aufmerk- ſam. Unwiſſenheit ſchützt vor Strafe nicht. Unter dem Begriff„gelernte Metzger“ ſind diejenigen Perſonen zu verſtehen, die den Metz— gerberuf gelernt haben, eine dreijährige Lehr— zeit nachweiſen können(Lehrvertrag) ſowie eine ordnungsgemäße Geſellenprüfung mit Er— folg abgelegt haben. Dieſe Vorausſetzungen ſind maßgebend für die Ausübung betr. Haus ſchlachtung. Ich erſuche die örtlichen Obleute um 0 Kontrolle. Zuwiderhandlungen ſind wir ſofort zu melden. arl Vettel, Innungsobermeiſter. 1 Turnverein. Wir verweiſen unſere Handballer auf das heutige Inſerat. 1. Gedenktage 2. November 1766 Der öſterreichiſche Feldmarſchall Franz Karl Radetzky in Trzebnitz geboren. 1827 Der Orientaliſt Paul de Lagarde in Berlin geboren. f 1917 Graf Hertling wird Deutſcher Reichs⸗ kanzler. g 1918 Waffenſtillſtand zwiſchen Oeſterreich⸗ Ungarn und der Entente. Prot. und kath.: Allerſeelen Sonnenaufg. 6.56 Sonnenunterg. 16.30 Mondaufg. 1.20 Mondunterg. 14.30 Schutz der heimiſchen Vögel Unſere Bodenwirtſchaft leidet in den letzten Jahren unter zunehmender Schädlingsplage; aber die Natur hat uns ein billiges und doch wirkſames Vorbeugungsmittel dagegen an die Hand gegeben, nämlich die heimiſche Vogelwelt. Allein da letztere in ſtetigem Rück⸗ gang begriffen iſt, müſſen wir alles aufbieten, um dieſe unentbehrlichen Schädlingsbekämp⸗ fer zu erhalten und wieder zu vermehren, wir müſſen alſo Vogelſchutz treiben. Dabei muß aber ſachgemäß verfahren werden. In erſter Linie müſſen ſolche Vögel angeſiedelt werden, di» beſonders wertvoll ſind, wie beiſpielsweiſe Meiſen und Schwalben. Auch die mäuſever⸗ tilgenden Vögel wie Mäuſebuſſard, Turmfalt, Waldohreule, Waldkauz ſind unentbehrliche Gehilfen des Landwirtes; deshalb ſind die meiſten heimiſchen Vogelarten geſetzlich ge— ſchützt. Da immer wieder in manchen Gegen— den Neſter, vor allem Eulen- und Buſſard⸗ horſte, geplündert und gerade die oben genann— ten nützlichen Raubvögel gefangen und ge— tötet werden, beſteht Veranlaſſung, darauf hinzuweiſen, daß das Ausnehmen von Neſtern (Eiern, Jungen) ſowie das Fangen und Töten der nützlichen Vogelarten geſetzlich ver⸗ boten iſt. Zuwiderhandlungen gegen das Vogelſchutzgeſetz werden gerichtlich verfolgt und beſtraft.. Durch den planmäßigen Vogelſchutz ſino wir in der Lage, die Schädlinge der Bodenwirt— ſchaft niederzuhalten und die Erträgniſſe zu ſteigern. Es iſt deshalb Pflicht eines Jeden. Vogelſchutz zu treiben! Wer Vogelſchutz treibt, nützt nicht nur ſich, ſondern dem ganzen Volk. * Mitgliederverzeichniſſe der Innungen. Der Reichsſtand des Deutſchen Handwerks hat ein Rundſchreiben an die Landeshand— werksmeiſter und Mitgliedskörperſchaften ge⸗ richtet, worin er feſtſtellt, daß immer wieder einzelne Firmen zum Zwecke der Eigenwer⸗ bung die Innungen um die Hergabe von Mitgliedsverzeichniſſen bitten. Der Reichs- ſtand bittet die Kammer, die Kreishandwerker⸗ ſchaften und Innungen darauf hinzuweiſen, daß Mitgliedsverzeichniſſe an Einzelfirmen nicht gegeben werden dürfen. Mitgliedsver⸗ zeichniſſe können nur den Fachzeitſchriften ge— geben werden, die das amtliche Organ oder Veröffentlichungsblatt des zuſtändigen Reichs⸗ verbandes ſind. Keine Lehrlingsaus“ Jung in Einheits⸗ preisgeſchäften. In einem Erlaß des Prä⸗ ſidenten der Reichsanſtalt an die Arbeitsämter wird Mitteilung von einer Feſtſtellung des Deutſchen Induſtrie- und Handelstags ge⸗ macht, daß in den Einheitspreisgeſchäften eine gründliche Ausbildung zur Verkäuferin nicht ſtattfindet. Einheitspreisgeſchäfte können alſo bei der Vermittlung von Jugendlichen nicht als kaufmänniſche Lehrſtellen angeſehen wer⸗ den. Eine Vermittlung kann zwar erfolgen, es handelt ſich jedoch dann nur um eine ange⸗ lernte Arbeit. Die Bedingungen zur Vermitt⸗ lung als Verkäuferin ſind nach Ablauf der Lehrzeit nicht gegeben Welter„ar ſage: Meiſt ſtark bewölkt, ſtellenweiſe weitere aus⸗ giebige Niederſchläge; anhaltende Abkühlung. MachabsatTgenossenschall Heute Nachmittag von 6 Uhr ab Auszahlung und Einzug der Ausgleichsbeiträge. Die Mitgliedern der Tabakfachſchaft Gruppe 15 und 16 werden darauf aufmerkſam gemacht, daß morgen das Sandblatt verwogen wird. Der Vorſtand. Reichsmusikkammer Betr. Kirchweihe in Biernheim Wir machen die Wirte und alle Unter— nehmer nochmals darauf aufmerkſam, daß ſämtliche Muſikgeſchäfte ſofort der Ortsmuſikerſchaft Bensheim, Kaiſer Wilhelm—⸗ ſtraße 57 zu melden ſind. Wir bitten die Meld⸗ ung aber ſofort vorzunehmen, damit für gute Beſetzung Gewähr geleiſtet werden kann. Ortsmuſikerſchaft Vensheim. Die Zeitung fördert Angebot und Nachfrage durch die Zeitungs⸗Anzeige, da unt 3