Lokales a„ 6. Nov. 6. November 1672 Der Komponiſt Heinrich Schütz in Dres⸗ den geſtorben. 1771 Alois Senefelder, Erfinder des Stein— drucks, in Prag geboren. Prot. und kath.: Leonhard Sonnenaufg. 7.04 Sonnenunterg. 16.23 Mondaufg. 6.21 Mondunterg. 15.24 91. Leonhard Einer der vollstümlichſten Bauernheiligen iſt St. Leonhard, der um 559 verſtor⸗ bene Einſiedler und Abt, der Schirmer und Schutzpatron des Viehes, beſonders der Pferde, deſſen Tag das katholiſche bäuer— liche Volk am 6. November begeht. Es gibt zwar auch noch andere Heilige, die als Schüt— zer des Stallviehes gelten, aber keiner hat die Volkstümlichkeit erlangt, wie gerade der heilige Leonhard. In zahlreichen Gemeinden vor allem Altbayerns wird der Leonharditag, noch als regelrechter bäuerlicher Feiertag be— gangen. In den Leonhardikirchen und-kapel⸗ len findet ſich das Bauernvolk zur Feier des Tages zuſammen und der Heilige wird an ſeinem Todestag, dem 6. November, durch Pferdeumritte und Leonhardifahrten gefeiert. Das Bauernvolk kommt im Sonntagsſtaat zu— ſammen, überall in den Straßen wehen Flag⸗ gen und Fahnen, durch die ſich der farben— bunte Feſtzug bewegt. Auf den blankgeputzten und gezierten Röſſern reiten ſchmucke Bau— ernburſchen. Bei den Leonhardifahrten aber werden auf den mit Tannengrün und Schlei— fen gezierten Feſtwagen die alten, ſogenann— ten Leonharditruhen mit Bildern aus dem Leben des Heiligen mitgeführt. Dieſes bunte Treiben verfehlt ſeinen Eindruck auf die aus der näheren und weiteren Umgebung herbei— geeilten Gäſte nicht. * Vogelſchutz im November. Die Füt⸗ terungsgeräte beſchicke man jetzt ſchon mit etwas Futter, auch wenn noch gutes Wet— ter herrſcht, damit ſich die Vögel an die Futterſtellen gewöhnen. Dieſe werden von den Vögeln zuerſt vorſichtig unterſucht, doch es dauert nicht lange, bis die Beſtimmung des Futtergerätes erkannt iſt; auch lernt ein Vogel leicht vom andern. An die Futterflaſchen und Futterglocken gewöhnt man die Vögel dadurch, daß man ein mit Fettfutter gefüll⸗ tes Futterholz zum Anlocken anhängt. So⸗ bald Froſt und Schnee die natürlichen Nah⸗ rungsquellen verſchließen, wird reiches Vogel⸗ leben an den Futterplätzen ſich einſtellen. Zum Anhängen der Niſthöhlen iſt jetzt die beſte Zeit. Die Vögel benutzen ſie im Winter vielfach als Schlafplätze. n Anterſtützungsleiſtungen der DA. Die Reichsberufsgruppen in der Deutſchen Arbeitsfront teilen mit, daß von ihnen im dritten Viertelſahr 1934 folgende Unter- ſtützungsbeträge an die Mitglieder gezahlt worden ſind: Stellenloſenunterſtützung 422 834 RM, Altershilfe und Invalidengeld 207 481, Sterbegeld 162 507. Notſtandsbei— hilfe 71589, Umzugsbeihilfe 14666. Aus⸗ ſteuerbeihilfe 68932 und Verſchiedenes 9483 RM. Insgeſamt ſind 957 502 RM an Unterſtützungsleiſtungen in einem einzigen Viertelſahr von den Reichsberufsgruppen gewährt worden. Der größte Poſten be— trifft die Stellenloſenunterſtützung An die erſt in dieſem Jahr eingeführte Umzugs— deihilfe werden mit ihrem allgemeineren Maut e zunehmende Anſprüche ge— ſtellt. * Wetltervorherſage: Bei weſtlichen und ſüdweſtlichen Winden weiterhin vorwiegend heiter; am Rande des von Weſten hereinreichenden Tiefs noch ver— einzelte Niederſchläge, die aber bald ihr Ende kinden. * 5 Sterbetafel. Heute Vormittag ver— kündete Trauergeläut das Ableben einer Viern— heimerin der Frau Nannchen Schwarz geb. Wieland, der Tochter des Herrn Jakob Wieland, Mannheimerſtraße 44, die in Mün— chen, im Alter von 42 Jahren, in die ewige Heimat abgerufen wurde. * Neue Frachtbriefe 1935. Die neuen Frachtbriefmuſter für den innerdeutſchen Verkehr werden erſt mit dem Inkrafttreten der neuen Eiſenbahn-Verkehrs-Ordnung ein⸗ geführt werden, mit dem zum 1. Juli 1935 zu rechnen iſt. Es wird deshalb dringend em⸗ pfohlen Vorräte an ſolchen Frachtbriefen nur noch für die Zeit bis zum 30. Juni 1935 zu beſchaffen. Amtlicher Teil Bekanntmachungen. Betr.: Die Durchführung des Reichsmilch⸗ geſetzes. Wie uns das Kreisveterinäramt unterm 5. dieſes Monats berichtet, iſt von ihm eine erſchreckende Zunahme der Tuberkuloſe, bei Schlachtſchweinen im Kreiſe fechten worden. Der Reichsdurchſchnitt der Erkrankungen von rund 3 Proz. iſt in den neun Monaten ds. Is. ganz erheblich überſchritten worden. Nach der Auffaſſung des Kreisveterinär⸗ amts ſteht dieſe Zunahme der Tuberkuloſe bei Schlachtſchweinen ohne Zweifel in urſächlichem Zuſammenhang mit der vermehrten Verfütter⸗ ung von Magermilch aus Molkereien und Molken aus Käſereien. Das Kreisveterinäramt hat bei wider⸗ holten Beſichtigungen der Milchabnahmeſtellen auch einen abnorm hohen Schmutzgehalt in der abgelieferten Rohmilch feſtgeſtellt, der ſo groß iſt, daß der Centrifugenſchlamm infolge des beigemiſchten Kotes ausgeſprochen grün verfärbt iſt. Dieſe Feſtſtellung läßt den Schluß zu, daß bei der Gewinnung der Milch nicht mit der nötigen Sauberkeit verfahren wird. Wir weiſen Sie daher an, die Landwirte in geeigneter Weiſe auf die einſchlägigen Be— ſtimmungen des Reichsmilchgeſetzes vom 31. 7. 1930 und die hierzu ergangenen Ausführ-⸗ ungsbeſtimmungen hinzuweiſen. Unerläßlich erſcheint nach der Anſicht des Kreisveterinär— amtes das Auskalken der Stallungen. Wir ordnen daher an, daß der Kalkan— ſtrich der Stallungen bis zum 31. Dezember 1934 erneuert wird und beauftragen Sie, wegen der Durchführung dieſer Maßnahme ſofort das Erforderliche zu veranlaſſen. Wir werden den Erfolg dieſer Anordnung im Laufe des Monats Januar 1935 durch die Polizei kontrollieren laſſen. Wir haben in den letzten Tagen eine allgemeine Kontrolle der Milchwirtſchafts- und Milchhan— delsbetriebe durch die Polizei im Hinblick auf die Einhaltung der Vorſchriften des Reichs— milchgeſetzes und ſeinen Ausführungsbeſkimm— ungen durchführen laſſen. Die Feſtſtellungen des Kreisveterinäramtes beweiſen deutlich die die Richtigkeit und Notwendigkeit dieſer Maß- nahme. Wir erwarten daher mit Rückſicht auf die Wichtigkeit der Milch als Genußmittel für die Bevölkerung, insbeſondere für die Kinder und Kranke, daß Sie uns bei der Durch— führung der Ueberwachung der Milchbetriebe in weitgehendſter Weiſe unterſtützen. Heppenheim, den 15. Oktober 1934 Kreisamt Heppenheim J. V.: gez. Stieh. Vorſtehende Anordnung des Kreisamts Heppenheim bringen wir hiermit den Betreff— enden zur Kenntnis. Wir werden im Laufe des Monats Januar 1935 den Befolg dieſer Anordnung kontrollieren laſſen. Die wichtigſten§§ des Reichsmilchgeſetzes und die hierzu ergangenen Ausführungs-Be⸗ ſtimmungen ſind im Aushängekaſten der Bau- ernſchaft angeſchlagen. Viernheim, den 2. 11. 1934 Bürgermeiſterei: Bechtel. Betr.: Feldbereinigung in der Gemeinde Viern— heim. Es beſteht Veranlaſſung darauf hinzu— weiſen, daß ſämtliche Schäden, die durch die Autobahn(auch Verlegung des Lamperthei— mer⸗ und Sandhöferwegs) entſtanden ſind, von der Feldbereinigungskommiſſion abgeſchätzt ſind und demnächſt durch die Reichsautobahn zur Auszahlung gelangen. Viernheim, den 3. November 1934. Bürgermeiſterei: Bechtel. Betr.: Schlachtſteuergeſetz. Die Schlachtung von Rindvieh, Schwei— nen und Schafen unterliegt der Schlachtſteuer. Jeder, der für eigene Rechnung ſchlachten oder ſchlachten laſſen will, hat die Schlachtung vor der Tötung der Tiere bei der Gemeindekaſſe anzumelden und die Steuer zu zahlen. Not⸗ ſchlachtungen ſind vor Beginn der Fleiſchbe— ſchau, ſpäteſtens am erſten Werktag nach der Tötung des Tieres anzumelden. Außer bei Notſchlachtungen dürfen auch Lohnſchlächter mit der Schlachtung erſt beginnen, nachdem ihnen nachgewieſen worden iſt 1. daß die Schlachtſteuer in zutreffender Höhe bezahlt iſt oder 2. wenn die Schlachtſteuer nicht bezahlt iſt, daß die Vorausſetzungen der Steuerfreiheit gegeben ſind und eine vorgeſchriebene ſteu⸗ erliche Anmeldung ordnungsgemäß geſche— hen iſt. Bei Notſchlachtungen ſind die Lohn⸗ ſchlächter verpflichtet, ſich den genannten Nach⸗ weis vor der Zerlegung des Tierkörpers über das vor der Fleiſchbeſchau zuläſſige Maß hin⸗ aus erbringen zu laſſen. Die Fleiſchbeſchauer ſind verpflichtet, ſich bei der Fleiſchbeſchau den erwähnten Nach⸗ weis vorlegen zu laſſen und vorkommende Unſtimmigkeiten dem Hauptzollamt Worms anzuzeigen. Wer Notſchlachtungen vortäuſcht verliert für künftige Fälle bei Notſchlachtungen den Anſpruch auf Steuererſtattung. tungen be⸗ Für ſogenannte Hausſchla trägt die Ehlacheſeuer 2 Mi. ür jedes zu m Haus- Täglich frische und Butter Milchhandlung faber Lorſcherſtr. 32 Scnlachlen Trauerkleidung Trauerhüte- Trauerschleler stets in großer Auswahl Fischer- Riegel MANNHEIM— Paradeplatz eu pin-Creme vorzügliche 9 fldchle,Haulhuchen Ausſchlag, Wundſein uſw. flora-rog.. Riehler 0 empfiehlt ſich n Miul. Mandel Molitorſtr. 3 TOlsländer 85 70 Ltr. Zwei zu verkaufen. ca. 1 3tr. ſchwer zu verkaufen. Wo? Zu vermieten ſagt der Verlag 1 groles Ammer Kiesſtr. 22 Von wem, ſagt der Verlag. len wollen! Töne nner z. Fleiſch Ein⸗ ſalzengeeignet Sie müssen ganz 1 bequem ausruhen können, wenn Sie sich tatschlich erho- Darum Wählen Sie das gut- efederte Chais e · ngus oder die mo- derne Couch nur ven I Mrehuen die neuen Schuhe nur vom billigen Gcniuſi marbr Herrenhalhschuhe ſchwarz, braun u. 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Die Bedin⸗ gungen für Hausſchlachtungen ſind auf der Rückſeite der Antragsvordrucke abgedruckt. Viernheim, den 5. November 1934. b Bürgermeiſterei: Bechtel. Verworfſene Neviſion Die Urteile im zweiten Horſt⸗Weſſel⸗Prozeß rechtskräftig. Leipzig, 6. November. Der zweite Strafſenat des Reichsgerichts hat die Reviſionen der im zweiten Horſt⸗ Weſſel⸗Prozeß am 15. Juni vom Schwur⸗ gericht Berlin wegen Mordes zum Tode ver⸗ urteilten Sally Eppſtein und Hans Zieg⸗ ler entſprechend dem Antrag des Reichsan⸗ walts als unbegründet verworfen. Die Todes⸗ urteile ſind damit rechtskräftig geworden. Durch die Entſcheidung des Senats iſt auch das Urteil gegen den dritten Beſchwerdeführer Peter Stoll, gegen den das Schwurgericht wegen Beihilfe zum Mord auf ſiebeneinhalb Jahre Zuchthaus und zehn Jahre Ehren⸗ rechtsverluſt erkannte, beſtätigt worden. die Königsmörder Der Marſeiller Anſchlag angeblich aufgeklärt Belgrad, 6. November. Die halbamtliche ſüdſlawiſche Zeitung „Vreme“ hält das Marſeiller Verbrechen für nunmehr vollkommen geklärt. Dem Blatt fag e ſoll die Unterſuchung einwandfrei eſtgeſtellt haben, daß Pawelitſch, der Chef der Terroriſtenorganiſation, den Auftrag zur Ermordung des Königs Alexander ge⸗ geben habe. Ferner habe der in Wien ver⸗ 0 Oberſtleutnant Pertſchewitſch aus janka Puſzta durch das„ſchwarze Los“ eine Gruppe von drei Mann beſtimmt, die den Befehl zum Anſchlag erhalten hätten. Der Haupktäter Georgieff ſei jedoch von Pawelitſch ausgewählt wor⸗ den. Er ſei aus Italien nach Zürich gekom⸗ men, und zwar in Geſellſchaft von Kwater⸗ nik, wo die beiden die aus Ungarn kommen⸗ de Gruppe erwartet hätten. Kwaternik habe an die Terroriſten Geld und Waffen ver⸗ teilt: die Waffen ſeien in Trieſt hei der Fir⸗ ma Angelini und Bernardon gekauft wor⸗ den. Die italieniſche Polizei habe dies zu— gegeben. Dieſelbe Waffenfirma habe ſeit jeher mit Pawelitſch wegen der Ausrüſtung der ſüdſlawiſchen Auf- ſtändiſchen in Verbindung geſtanden, die in verſchiede— nen Lagern in Italien und Ungarn unter— gebracht geweſen ſeien. Nach Abſchluß der polizeilichen Unter⸗ ſuchung werde— der„Vreme“ zufolge— der Völkerbund das Wort erhalten, um den politiſchen Hintergrund des Anſchlages zu klären. Südſlawien werde aber noch mit Frankreich und der Kleinen Entente ein— gehend darüber beraten, ob und wann der Völkerbund angerufen werden ſolle.— Auch die„Politika“ ſagt, daß der Mordauftrag von Seiten des in Italien weilenden Pawelitſch gekommen ſei, betont jedoch, daß der Hauptorganiſator der Verſchwörung der Oberſtleutnant Pertſche— witſch geweſen ſei. Das Blatt wiederholt in dieſem Zuſammenhang ſeine Beſchuldi⸗ gungen gegen die habsburgiſchen Legiti⸗ miſten in Oeſterreich und weiſt darauf hin, daß Pertſchewitſch mit ihnen die engſten Beziehungen unterhalten habe. Eiſenbahnattentat Rom, 6. November. Auf der Bahnſtrecke Gioia del Colle Rochelta San Ankonio in der Provinz Po- kenza enkgleiſte in einer Kurve ein Perſo⸗ nenzug. Der Jug lief noch etwa 60 Meter neben den Schienen her und ſtürzte dann eine Böſchung hinunter. 19 Reiſende wurden dabei mehr oder weniger ſchwer verletzt. Ein Hirte ſteht in dem Verdacht, in Wee Abſicht Hinderniſſe auf die We gelegt zu haben. Er iſt verhaftet worden. Die ungariſche Außenpolitik. Der ungariſche Miniſterpräſident Gömbbs gewährte dem Vertreter der Kopenhagener „Berlinſkte Tidende“ eine Unterredung, die von der Budapeſter 5 wiedergegeben wird. Gömbös erklärte darin, die Grundbedingung zum wirtſchaftlichen Wiederaufbau Europas ſei gegenſeitiges Vertrauen und Verſtändnis für die europäiſchen Entwicklungsnotwendigkeiten. Solange in e Nachbarſtaaten die feind⸗ elige Einſtellung gegen Ungarn vorherrſche, eien die Ausſichten auf eine wirtſchaftliche Verſtändigung gerſng.. 5 ſeit langen Jahren bewährt bei g — J Elernheimer Tageblatt— Biernheimer Nachrichten) e täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 1 a k. frei ins Haus gebracht.— Gratis⸗Beilagen: wöchentlich Sonnta, halbmonatlich die„Heimatblätter“, zweimal jährli Wand en„Illuſtrierten den Fahrplan und den ender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. bei den Boten Aelteſte Tageszeitung am Platze— Erfolgreiches Inſertionsorgan e 117.— Telegr.: 1 Viernheim.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Frankfurt am 2 ain, Verantwortlich für en Anzeigenteil: Joh. Martin, Viernheim. Einzel⸗Verkauf der Zeitung von der Geſchäftsſtelle 5 Pfg., Samstags⸗Ausgabe 10 Vfg. Nr. 258 Europa am Scheidewege Die ſchwere Niederlage der Marxiſten in Spanien darf nicht zu der Annahme führen, die Tage des Marxismus in Europa ſeien gezählt. Solange noch die Weltwirt⸗ ſchaftskriſe anhält, ſolange das gegen— ſeitige Mißtrauen der Völker zu immer umfangreicheren Rüſtungen führt, blüht der [Weizen des Kommunismus. Die Aufnahme ihrer Bedeutung von vielen unſerer ſchnellebigen Zeit ſchon Vergeſſenheit geraten. Bolſchewiſtenreich das Glück, einen 0 dieſe Kataſtrophe von Moskau abzuwenden, ſondern, darüber hinaus, der Sowjet⸗Union in den Völkerbund iſt in Völkern und Staaten noch gar nicht recht erkannt worden. Die merkwürdige Jungfernrede, die Herr Litwinow ein Genf gehalten hat, iſt in wieder in Um ſo dankbarer müßte man der bolſchewiſtiſchen Zeitſchrift „Kommuniſtitſcheki International“ ſein, für die Offenheit, mit der ſie ſich über den Ein⸗ tritt der Sowjet-Union in den Völkerbund äußert. Sie behauptet, daß die kapitaliſti⸗ ſchen Staaten ſich„zur Aufnahme Rußlands infolge ſeiner wachſenden Macht gezwungen geſehen“ hätten. Ueberall ertöne der Ruf zur Bildung einer Einheitsfront der Proletarier gegen Kapitalismus und Faſchismus. Dieſe Front erhalte durch das nunmehr geſtiegene Anſehen der Sowjet⸗Union einen Rückhalt. Die weiteren Ausführugen der Zeitſchrift münden in einen Appell an die revolutio⸗ nären Arbeiter, den Kampf mit friſchem Mut fortzuſetzen, da nicht nur ein neuer im⸗ perialiſtiſcher Krieg, ſondern auch eine ſieg⸗ reiche Revolution des Proletariats das Sow⸗ jetſyſtem ſchließlich zum Siege führen werde. Man müßte dieſe Worte in Rieſenlettern im großen Sitzungsſaal des Völkerbundes in Genf anſchlagen laſſen— eine deutlichere Warnung iſt kaum denkbar. Der Weltkrieg hat durch ſeine Folgen dem Kommunismus, der bis dahin ohne Bedeutung war, den ge⸗ waltigen Auftrieb gegeben. Eine kriegeriſche Auseinanderſetzung Japans mit Sowijet⸗ Rußland iſt für dieſes gefährlich, das weiß man in Moskau ſehr gut; da widerfährt dem Schritt⸗ macher zu finden, der bereit iſt, nicht nur den Ideen des Kommunismus über den Genfer Völkerbund in ſeinen Mitgliederſtaaten den Weg zu eb⸗ nen. Dieſer Schrittmacher des Marxismus iſt Frankreich. Rußland iſt damit ſchwe⸗ rer Sorgen ledig geworden. Mit Japan wird es ſich auf alle Fälle, wobei ihm die franzöſiſche Vermittlung ſicher iſt, verſtändi⸗ gen. Um ſo mehr kann es ſich jetzt dem ange vernachläſſigten Europa zuwenden. Nicht Moskau befindet ſich am franzöſiſchen Gängelbande, ſondern in Paris wird bol⸗ ſchewiſtiſche Politik getrieben. Damit bringt Frankreich aber nicht nur andere, ſondern auch ſich ſelbſt in eine ungeheure Gefahr. Hiergegen verſchließen de verantwortlichen Stellen in Paris die Augen.. Wie dabei operiert werd, ſehen wir an der franzöſiſchen Behandlung der Saar⸗ frage. Man will das Saargebiet zu einem Aſyl des Kommunismus machen. Bei der Abneigung der Schweizer gegen alles, was ihnen kommuniſtiſch ſcheint, fühlen ſich die kommuniſtiſchen Drahtzieher, die ſeit Jah⸗ zehnten von dort aus ihre Fäden ſpannen und dabei auch die giſtfreie Schweiz nicht veiſchonen, dort nicht mehr ſicher genug, und Frankreich iſt es, das ihnen im Herzen von Europa einen neuen Unterſtand verſchaffen möchte. Es iſt eine ausgeſprochene Kataſtro⸗ phenpolitik, die in Paris getrieben wird. Frankreich iſt nicht nur blind, es iſt auch tabu. Warnende Stimmen aus dem eigenen Volk werden nicht gehört. Es fehlt in Frankreich nicht an Männern, die die Not⸗ wendegkeit einer Verſtändigung mit Deutſch⸗ land erkennen, die Macht aber hat die fran⸗ mus hätte ſchon heute Reich. Die Völker ſchlüſſig unterſtützen wollen, die Deutſchlands, zöſiſche Rüſtungsinduſtrie. Der Kommunis⸗ in Europa freie Bahn, wenn es nicht einen unüberſteigbaren Wall gegen die rote Flut gäbe, das Deutſche Europas werden ſich werden müſſen, welche Politik 910 e Kommunismus niederzuhalten und damit den Weg zur Geſundung Europas zu berei⸗ ten, oder diejenigeßfrankreichs,dem Kommu⸗ nsmus Tür und Tor zu öffnen, im Inter⸗ eſſe einiger Rüſtungsmagnaten zum Kriege 0 0 1 an deſſen Ende der Marxismus ieger aufpflanzen kann. Waſhingkon, 7. November. In 47 Staaten der Union fanden die Wah⸗ len für das Bundesparlament ſtakt. 432 Ab⸗ geordnete des Repräſentantenhauſes, 33 Se⸗ natoren(ein Drittel der Miiglieder des Se- nates) und 33 Gouverneure wurden neu ge⸗ wählt. a Es handelt ſich bei dieſen Wahlen, die verfaſſungsmäßig alle zwei Jahre ſtattfin⸗ den wmüſſen, um ein ganz großes innerpolitiſches Ereignis, insbeſondere für den Präſidenten, der für ſeine Regierungstätigkeit bekanntlich im weitgehenden Maße auf einen ihm gegen⸗ über günſtig eingeſtellten Bundeskongreß angewieſen iſt. Die allgemeine Meinung ging von vorn⸗ herein dahin, daß die mit Präſident Rooſe⸗ velt an der Regierung befindliche demokra⸗ tiſche Partei auch im neuen Bundeskongreß die überwiegende Mehrheit behalten würde. Der kleine Bundesſtaat Maine. wo die Wahlen nach alter Tradition bereits Anfang ſich bereits mit erheblicher Mehrheit für den neuen Kurs Rooſevelts entſchieden, was von der demokratiſchen Partei als günſtiges Vorzeichen angeſehen wurde. Allerdings wird Rooſevelt bei der Durchführung ſeiner neuen und zum Teil umwälzenden Maßnahmen auch bei einem überwiegend demokratiſch geſtimmten Bun⸗ deskongreß beinen leichten Stand haben, da die demokratiſche Partei in drei Gruppen zerfällt, von denen nur die allerdings ſtärk⸗ ſte Mittelgruppe alle Maßnahmen des Prä⸗ öſterreichiſch⸗ungariſche Generalſtab ſtehe⸗ Beſonderes Auſſehen erregen die Geſtänd⸗ niſſe des in Bulgarien verhafteten Mitglie⸗ des der mazedoniſchen Organiſation. Kyrill Drangoff, über die angebliche Teilnahme amtlicher ungariſcher Stellen an den terro⸗ riſtiſchen Vorbereitungen gegen Südſlawien. Der„Vreme“ zufolge ſoll Drangoff ausge⸗ ſagt haben, daß ſeit dem Frühjahr 1933 die füdſlawiſchen Emigranten als eine eigene Abteilung in das ungariſche Heer eingegliedert würden. Dieſer Beſchluß ſei auf einer ge⸗ meinſamen Sitzung der ungariſchen Ver⸗ bände„Teß“ und„Mowe“ gefaßt worden, der auch der Hüter der heiligen Stephans⸗ krone, Baron Perenyi, beigewohnt habe. Ferner ſeien ein Vertreter des ungariſchen Honved⸗Miniſteriums(12. Abteilung) und der Miniſterialdirektor Apor vom ungari⸗ ſchen Außenminiſterium anweſend geweſen. Die Emigranten ſeien durch die Verbände „Teß“ und„Mowe“, deren Ehrenpräſident der ungariſche Miniſterpräſident Gömbös iſt, mit Geldmitteln unterſtützt worden. Die „Vreme“ fügt hinzu, daß Kyrill Drangoff außer dieſem Geſtändnis noch weitere Ent⸗ hüllungen gemacht habe, die ebenſo auf⸗ ſehenerregende wie vernichtende Anklagen gegen andere Staaten darſtellten. Es wird aber nicht geſagt, wer dieſe andere Staaten ſind. Ferner meldet die„Vreme“ aus Wien, 5 der vielumſtrittene Oberſtleutnant „Pertſchewitſch vor ſeiner Abreiſe nach September abgehalten worden ſind, harte er Anzeige Viernheimer Zeitung (Siernhetmer Bürger-Ztg.— Sternh. Volksblatt) r Die 12geſpaltene Millimeter⸗ Zeile bei Wiederholung abgeſtufter Pfennig, Reklame Pfennig, abatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ mittags 8 Uhr, großere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Aach ele 1 155 ſämtlichen Annoncen ⸗Expebitionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt den Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit Cee— Für die Aufnahme ew an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine r nicht übernommen werden Geſchäftsſtelle: Adolf Hitlerſtr. 36, Schriftleitung, Druck u. Verlag: J. Martin, Viernheim Mittwoch, den 7. November 1934 ſidenten vorbehaltlos unterſtützt. Der neue Parlamentsabſchnitt beginnt mit dem 3. Ja⸗ nuar 1935. Blutige Wahllrawalle Neuyork, 7. November. Am Vorabend der amerikaniſchen Wah⸗ len kam es in dem Bergwerksort Kelayres (Pennſylvanien) zu einem blutigen Swi⸗ ſchenfall. Ein Wahlumzug der demokra⸗ tiſchen Partei wurde aus einem zweiſtöcki⸗ gen Wohnhaus heraus mit einem Maſchi⸗ nengewehr beſchoſſen. 14 Perſonen wurden von den Kugeln getroffen. Drei von ihnen waren auf der Stelle tot. Mehrere andere ſollen bei der Ueberführung ins Kranken— haus ihren Verletzungen erlegen ſein. Aus Hazleton wurde ſogleich nach Bekanntwer⸗ den des Zwiſchenfalls Staatspolizei nach Kelayres befördert. der Kirchemampf in Mexilo Mexiko, 7. November. Der Kirchenkampf dauert in den einzelnen mexikaniſchen Staaten mit unverminderter Schärfe an. Aus Merida wird gemeldet, daß der Erzbiſchof Martin Trichler aus un⸗ bekannten Gründen zur Vernehmung auf das Polizeipräſidium befohlen worden iſt. Im Staate Pucatan haben die Kirchen⸗ behörden die Schließung der Kirchen ange⸗ ordnet, nachdem auf Anordnung des Staats⸗ gouverneurs Polizeibeamte vor den Kirchen aufgeſtellt worden waren. Wie aus Guaymas gemeldet wird. wurde die dortige proteſtantiſche Kirche der neu⸗ Die ſüdflawiſchen Emigranten Aufſehenerregende Veſchuldigungen der Belgrader Preſſe Belgrad, 7. November. Die ſüdſlawiſchen Blätter beſchäftigen ſich weiter mit der Unterſuchung über den Mar⸗ ſeiller Anſchlag. Die„Politika“ behauptet, daß hinter dem Anſchlag auch der ehemalige Ungarn, wo er auf der Janka-Puſszta die Attentäter auswählte, mit dem Wiener un- gariſchen Geſandten Apor eine lange Un⸗ lerredung gehabt habe. Pertſchewitſch ſoll auf der Janka⸗Puſzta erklärt haben, daß er mit dem ungariſchen Geſandten genau die Art und Weiſe beſprochen habe. wie die Attentäter nach Frankreich zu bringen ſeien. Der Wiener ungariſche Geſandte Apor war früher Direktor der politiſchen Abteilung des Budapeſter Außenamtes und ſoll nach den Geſtändniſſen Drangoffs in Sofia an der militäriſchen Organiſierung der ſüd⸗ ſlawiſchen Emigranten mitgewirkt haben. Die ungariſche Preſſe beſchäftigt ſich, nach Berichten aus Buda⸗ peſt, ihrerſeits mit den Behauptungen der ſüdſlawiſchen Blätter. Die Zeitung „Magyarſag“ ſchreibt, die ungariſche Preſſe habe bisher gegenüber dieſen unverantwort⸗ lichen Belgrader Anſchuldigungen Zurück⸗ haltung an den Tag gelegt. Der Ton und die Verleumdung der füdſlawiſchen Preſſe, die den europäiſchen Frieden gefährden könnten, würden aber nicht weiter geduldet werden. Der„Peſter Lloyd“ führt aus, die⸗ ſes unperantwortliche Treiben verurteile ſich von ſelbſt, denn es könne nur jenen frommen, die es darauf abgeſehen hätten, die Gegenſätze ſchärfer zuzuſpitzen. Vildung neuer Fronten Beneſch über die internationale Lage. Der tſchechoſlowakiſche Miniſter des Aeußern, Beneſch, erklärte in einer Rede vor beiden Kammern, die diesjährige Völ⸗ kerbundsverſammlung bedeute bis zu einem Arne de Grade die Ueberwindung der riſe des Völkerbundes. Ein die Unabhän⸗ 51. Jahrgang Eine Kraftprobe in A5 A Die Wahlen zum amerilaniſchen Bundesparlament— Es ging um das Velenntnis zum Kurs Nooſevelts— Vewegter Wahlverlauf gegründeten Vereinigung der Arbeiter und Landarbeiter zur Verfügung geſtellt. Schlägerei im Parlament Angriff auf einen ſpaniſchen Miniſter. Madrid, 7. November. Im ſpaniſchen Parlament hielt der Füh— rer der monarchiſtiſchen„ſpaniſchen Er— neuerungsbewegung“, der ehemalige Mini⸗ ſter Goincea, eine Rede, in der er die Re— gierung ſcharf angriff. Der Redner warf dem Kabinett Einmiſchung in die Rechts⸗ pflege und unberechtigte Nachſicht vor. Im Verlauf der Sitzung kam es infolge eines Zurufes des Außenminiſters zu einer Schlägerei im Sitzungsſaal, wobei der Mi⸗ niſter von mehreren Abgeordneten vor dem Angriff des Abgeordneten, der ſich durch den Zuruf beleidigt fühlte, geſchützt werden mußte. Dem Vorſitzenden gelang es nur mit Mühe, unter Benutzung von Lautſprechern, die Ruhe wieder herzuſtellen. Die motoriſierte Diviſſon Madrid, 7. Nov. Vei der vom Miniſter⸗ rat beſchloſſenen Aufſtellung einer motori⸗ ſierten Sondertruppe handelt es ſich um eine Diwiſion, der u. a. folgende Truppenteite angehören: Drei Regimenter Infanterie mit einer Maſchinengewehrkompagnie, ein Artillerieregiment, eine motoriſierte Abtei⸗ lung von drei Schwadronen mit Schnell⸗ feuerkanonen, ein gemiſchtes Pionierbatall⸗ lon, eine Abteilung Train. Die Löhnung dieſer Sondertruppe iſt höher als bei den übrigen Truppen der Armee. gigkeit Oeſterreichs ſicherndes Abkommen ſei nicht zuſtandegekommen, da mit Italien völliges Einvernehmen noch nicht erzielt worden ſei. Das Saarproblem begeich— nete der Miniſter als eine„delikate Ange— legenheit“, die ernſte Verwicklungen herbei⸗ führen könnte. Es liege auch im Intereſſe der Tſchechoſlowakei, daß die Saarfrage nach der Januar-Volksabſtimmung ſo ge⸗ löſt werde, daß ſie eine ſpätere franzöſiſch-deulſche Ver⸗ ſtändigung — die tatſächliche Vorbedingung des europäiſchen Friedens— ermög⸗ liche. Der Miniſter ſtellte weiterhin feſt, daß das Verhältnis zu Deutſchland gut ſei und durch jede Annäherung Deutſchlands an die Freunde der Tſchechoſlowakei nur gebeſſert werden könne. Im Verhältnis zwiſchen Po⸗ len und der Tſchechoſlowakei beſtehe gegen⸗ ſeitige Zurückhaltung. Die gegenwärtige internationale Lage bezeichnete der Miniſter als Zuſtand des gegenſeitigen Abwartens und der Bildung neuer Fronten. „Das Endziel unſerer Politik iſt das Ein- vernehmen und die Juſammenarbeit mit 115 Staaten, vor allem auch mit Deutſch⸗ and“. Zu der Ausſprache über die Minderhei⸗ tenfrage in Genf erklärte der Miniſter, die Tſchechoſlowakei werde unter allen Umſtän⸗ den die Minderheitenverträge einhalten. In der gleichen Parlamentsſitzung gab der tſchechoſlowakiſche Miniſterpräſident Malypetr einen Bericht über die allgemeine Wirtſchaftslage. Er glaubte, gegenüber dem Vorjahr eine Wendung zum Beſſeren feſt⸗ ſtellen zu können. Zur Sicherung der ruhi⸗ gen Entwicklung kündigt er Geſetzesvorla⸗ gen an, durch die der Mißbrauch der demo⸗ kratiſchen Rechte zur Zerſetzung des Staatslebens verhindert werden ſoll. Durch ein Geſetz über die Regiſtrierung aller po⸗ litiſchen Parteien und Wahlgruppen ſollen eſtere politiſch⸗rechtliche Grundlagen ge⸗ chaffen werden. Die Zeitfragen im Vuth Dr. Göbbels für volksverbundene Literatur Den Höhepunkt der Veranſtaltungen im Rahmen der„Woche des deutſchen Buches“ bildete die große Kundgebung im Berliner Sportpalaſt, auf der nach einer Rede des Präſidenten der Reichsſchrifttumskammer, Dr. Hans Friedrich Plunck, Reichsminiſter Dr. Goebbels das Wort ergriff. Er wies zunächſt darauf hin, daß es heute kaum einen Mann des öffentlichen Lebens gebe, der ſich nicht durch die Feder verlaut— baren wollte, ſei es als Journaliſt, ſei es als Leitartikler, ſei es als Bücherſchreiber. Es ſei nichts falſcher als die Anſicht, der Na⸗ tionalſozialismus verachte die Kunſt des Bücherſchreibens. Das Buch dürfe nicht warten, bis das Volk zu ihm kommt, ſon— dern das Volk warte, bis das Buch zum Volk kommt. Wenn der Künſtler nicht im Volke ſtehe, dann habe er ſeine eigentliche Zeitaufgabe nicht erkannt und er dürfe es dann dem Volke nicht verargen, wenn das Volk ihn nicht kennt und nicht verſtehe und deshalb auch nicht achte. Wollen wir deshalb dem Buche eine neue Lebenskraft geben, ſo erklärte der Miniſter weiter, dann müſſen wir die zerſtörten Bindungen zum Volk wieder herſtellen. Das Buch muß wieder ins Volk hinein und ſo wird es dann auch das Volk wieder er— obern können. Das Buch muß ſich der Probleme der Zeit bemächtigen, damit das Volk ſein eigenes Sein und Daſein, ſein Le— ben, ſeine Sorge, ſeine Not, ſeine Freude, ſeine Begeiſterung im Buch auch wieder— findet. Ich glaube, daß man dieſe Buchwoche nicht auf das Materielle abſtellen ſollte. Ich meine, es wäre an der Zeit, in dieſer Buch— voche vom Volke aus einen Aufruf an die Dichter der Zeit ergehen zu laſſen, daß ſie ſich nun der Zeit bemächtigen ſollen.(Lebhafter Beifall.) Das deutſche Buch wird ſeinen Einzug wieder in das Volk halten müſſen. Es kommt nicht darauf an, möglichſt viele Bücher abzuſetzen, ondern möglichſt gute. Man könne ſchon agen: Ich frage Dich, was Du lieſt, und ich ſage Dir wer Du biſt! Geſtalten wir dieſe Woche wirklich zu einer Woche der Dankbarkeit für das deut⸗ ſche Buch und machen wir es zur Richt⸗ ichnur unſeres Handelns: Haltet feſt am deutſchen Buch, und Ihr bewahrt dann den köſtlichen Schatz unſeres deutſchen Geiſtes. Großzener Ein Arbeiter ſchwer verletzt.— Fabrikhaus eingeäſchert. Dieburg, 7. November. Anſcheinend durch das Heißlaufen eines Motors entſtand in dem Betrieb von Wolf Levi ein großes Schadenfeuer, das in den dort zur Verarbeitung kommenden Elektro⸗, Aluminium- und Stanniolſpänen reiche Nah⸗ rung fand. Wahrſcheinlich war ein Funke des Motors in die leicht entzündlichen Späne geſprungen, die ſofort hell aufflammten. Ein Arbeiter wurde von den Flammen er⸗ griffen, doch gelang es ſeinem Arbeitskamera⸗ den, ihm die brennenden Kleider vom Leibe zu reißen, ſo daß er nur an Geſicht und Hän⸗ den durch Brandwunden verletzt wurde. Mit zehn Schlauchleitungen rückten die Feuerweh⸗ ren dem Brande zu Leibe, doch wurde das Nettungswerk durch die immer wieder explo⸗ dierenden Späne, die in Säcken und Blechfäſ⸗ ſern gelagert waren, erſchwert. Erſt nach mehrſtündiger Arbeit gelang es, das Feuer auf ſeinen Herd zu beſchränken; das Arbeitsgebäude wurde jedoch völlig ein⸗ geäſchert. Der Schaden iſt recht erheblich. Aus Heſſen und Naſſau Geſuche und Anträge in Turn⸗ und Sport⸗ angelegenheiten. Darmſtadt, 7. Nov. Das Staatliche Turn⸗ und Sportamt teilt mit: Es beſteht An⸗ laß, darauf hinzuweiſen, daß alle Geſuche und Anträge in Turn- und Sportangelegen⸗ heiten nicht an das Heſſiſche Staatsminiſte⸗ rium zu richten ſind, ſondern an das Staat⸗ liche Turn⸗ und Sportamt in Darmſtadt, Adolf⸗Hitler⸗Platz(Staatsminiſterium). Alle Turn⸗ und Sporrangelegenheiten, ſoweit ſie die Schulen betreffen, ſind an die Miniſte⸗ rialabteilung 2— Bildungsweſen— Peter Gemeinderſtraße, zu ſenden. f Frankfurt a. M., 7. Nov.(Pro vi⸗ ſionsſchwindler vor den Schran⸗ ken.) In dem großen Prozeß gegeſt die 17 Proviſionsſchwindler iſt das Gericht jetzt in die Zeugenvernehmung eingetreten. Müh⸗ ſame Arbeit gilt zunächſt der Feſtſtellung, wer von den Angeklagten die Auftragsſcheine ge⸗ älſcht hat und woher die Zettel ſtammen Als Zeugin erſcheint die Ehefrau eines del Angeklagten, gegen den das Verfahren we. gen Erkrankung abgetrennt worden iſt. Sie beteuert, daß ihr Mann, falls er überhaupt eine Unterſchrift gegeben hat, ohne Ueber— legung gehandelt haben muß. Ein zudring⸗ licher Reiſender ſei zwar mehrmals zu ihr in die Wohnung gekommen; ſchließlich habe ſie dem Mann geſagt, ſie würde ihn„hochgehen“ laſſen, wenn er ſie weiter beläſtige. Andere Zeugen haben keine Ahnung, inwiefern ſie in das Verfahren verwickelt worden ſind. Irgendeiner der Angeklagten oder auch ein Hintermann hat in dieſen Fällen wahllos Na— men auf die Beſtellſcheine geſchrieben. Im Ganzen hat das Gericht 150 ſolcher„Beſtell— ſcheine“ nachzuprüfen, ſo daß ſich die Beweis— aufnahme noch über mehrere Tage erſtrecken dürfte. 5 Darmſtadt, 7. Nov.(Vom Sonder ge⸗ richt verurteilt.) Das Sondergericht ver— handelte gegen einen 22jährigen Wanderbur— ſchen aus Wismar. Er wurde in einer Wirt⸗ ſchaft in Klein-Auheim feſtgenommen, wo er abſprechend über den Führer und die Be— wegung geurteilt hatte. Vor Gericht will er von alledem nichts mehr wiſſen: nichts von Hitler oder Hindenburg oder den früheren Parteien. Als er ein kleiner Bub geweſen ſei, habe es den Kaiſer Wilhelm gegeben und die Königin Luiſe, mehr wiſſe er nicht. Von der braunen Armee hat er allerdings ſchon etwas gehört. Obwohl das Gericht den Angeklagten für einen Simulanten hält, will es ihn doch erſt auf ſeinen Geiſteszuſtand unterſuchen laſſen.— Zu ſechs Monaten Gefängnis wurde der 59jährige Jakob Mi⸗ chel von Darmſtadt verurteilt, weil er in einer Wirtſchaft behauptet hatte, die Volksabſtim⸗ mung im Auguſt ſei zwecklos. Es gebe ja doch nur eine Partei, die machen könne was ſie wolle.— Darmſtadt, 6. Nov.(Telefondraht als Verkehrshindernis.) Als abends eine Radfahrerin aus Meſſel auf der Kranichſteinerſtraße am Gut Karlshof vor— beifuhr, blieb ſie plötzlich an einem quer über die Straße hängenden Telefondraht mit dem Kopf hängen und zog ſich eine ſchmerzhafte etwa 8 Zentimeter lange Wunde am Hale zu. Obwohl das Fahrrad beleuchtet war, wurde der Draht von der Fahrerin nicht be— merkt. Ob das Hindernis in der Abſicht, Vor⸗ beifahrende zum Abſteigen zu zwingen, an— gebracht wurde, oder ein unglücklicher Zu⸗ fall durch Abreißen eines Leitungsdrahtes vorliegt, bedarf noch der Klärung. Linz, 7. Nov.(Von zwei Motor⸗ rädern angefahren.) Ein tragiſches Ge⸗ ſchick war einem 30jährigen Einwohner aus Urbar beſchieden. Auf dem Heimweg wurde der junge Mann von einem plötzlich heran⸗ ſauſenden Motorrad geſtreift. Noch ſaß ihm der Schrecken in den Gliedern, als er von einem kurz dahinterkommenden Motorrad er- faßt und zu Boden geſchleudert wurde. Schwere innere Verletzungen machten ſeine Aufnahme in das Krankenhaus erforderlich, wo er bald nach der Einlieferung ſtarb. Gießen. 6. Nov.(die modernſte Molkerei in Heſſen.) In dem Kreis⸗ ort Geilshau, weihte geſtern der Landes⸗ bauernführer Ur. Wagner die durch Um- und Erweiterungsbau geſchaffene neue große Molkerei Geilshauſen, die unter der Kon⸗ trolle des Milchwirtſchaftsverbandes Heſſen arbeitet. Der Betrieb weiſt mit ſeinen ganzen Einrichtungen das Modernſte und Vollkom— menſte auf dem Gebiete der Molkereiwirt⸗ ſchaft auf; er iſt die modernſte Molkereiein⸗ ö richtung in Heſſen. In dem Betrieb wird es möglich ſein, anſtatt der früheren Leiſtung von 1500 Litern Milchverarbeitung zunächſt etwa 5500 Liter Milch zu verarbeiten und dieſe Menge ſogar bis zu 12 000 bis 15 000 Liter Milch zu ſteigern. Der Molkereibau wurde unter der Leitung des Bauamts der Landesbauernſchaft errichtet. funden, die Trauerſitzung in Paris Nachrufe auf König Alexander. Barthou und Poincare. Paris, 7. November. Die Kammerſitzung am Dienstag nach⸗ mittag wurde mit einem Nachruf des Kam⸗ merpräſidenten Bouiſſon auf König Alexander von Südflawien, Barthou und Poincare eröffnet. Bouiſſon ſagte u. a.: König Alexander habe das wieder⸗ erſtehende Südſlawien in voller Ueberein⸗ ſtimmung mit ausländiſchen Miniſtern, die derſelben Sache ergeben ſeien, wie ein Be⸗ neſch und ein Titulescu, mit klarem Blick den Friedensweg geführt. Die Kammer wünſche, daß die Verantwortlichen, die den abſcheulichen Anſchlag möglich machten, ge⸗ ſucht und beſtraft würden. Zu dem Verluſt Frankreichs durch das Hinſcheiden Barthous und Poinca⸗ res ſagte der Redner u. a., die von Tag zu Tag wachſende Autorität Barthous werde Frankreich fehlen. Nie habe er ſich bereit ge⸗ Republik ſchmälern zu laſſen. Poincare bezeichnet der Redner als einen der größten Staatsmänner des gegenwär⸗ tigen Europa. Poincare ſei der Ueberzeu⸗ gung geweſen, daß die Einigkeit, die er in den erſten Tagen 1914 verwirklichte, weiter notwendig ſei. Die Kammer würde durch Verwirklichung dieſer Einheit in den ſchwe— ren Tagen der Gegenwart dem Beiſpiel Poincares treu bleiben. Die Kammer hörte den Nachruf ſtehend an. Der linke Flügel brach mehrfach in lebhaften Beifall aus bei Hinweiſen des Redners auf die Treue Barthous und Poin⸗ cares zu den Einrichtungen der Republik und zum Parlamentarismus. Im Namen der Regierung verlaſen Miniſterpräſident Doumergue und Ju⸗— ſtizminiſter La moureux im Senat einen Nachruf Während DFoumeraue von der Regierungsbank aus ſprach, blieb der linke Flügel des Hauſes ſitzen. Die Kammer vertagte ſich dann zum Zei⸗ chen der Trauer auf Donnerstag. Neuer Generalltreil in Spanien? Gegen Vollſtreckung von Todesurleilen. Madrid, 7. November. Die ſyndikaliſtiſchen Gewerkſchaften (ENT) haben, wie am Dienstag avend ge⸗ meldet wird, in verſchiedenen Städten Spa⸗ niens den Generalſtreik ausgerufen. Bis jetzt ſteht feſt, daß in Saragoſſa der größte Teil der Bauarbeiter und Kellner dem Streikruf Folge geleiſtet hat. Auch aus Ali⸗ cante kommen Gerüchte über die Acheits⸗ niederlegung verſchiedener Berufsgruppen. Danach ſcheint die Drohung der Syndika⸗ liſten und Anarchiſten(die an den letzten Unruhen nicht beteiligt waren) im Falle der Vollſtreckung von Todesurteilen den Aus- 19409 zu erklären, nunmehr durchgeführt zu werden. g Matuſchla und der„Geiſt Leo“ Stürmiſche Gerichtsverhandlung. Budapeſt, 7. November. Das Verhör des Eiſenbahnattentäters Sylveſter Matuſchka nahm einen äußerſt be⸗ wegten Verlauf und führte zu ununter⸗ brochenen Zuſammenſtößen zwiſchen dem Vorſitzenden und dem Angeklagten. Ma⸗ tuſchka ſuchte allzu offenſichtlich, den Ein⸗ druck geiſtiger Unzurechnungsfähigkeit her⸗ vorzurufen und gab fortgeſetzt völlig phankaſtiſche Antworten. Das Verhör richtet ſich hauptſächlich auf die Feſtſtellung des von Matuſchka immer er⸗ wähnten„Geiſt Leo“, der ihn zu dem An⸗ ſchlage getrieben habe. Als Matuſchka im weiteren Verhör behauptete, der Satan ſei ihm in Geſtalt des Leo begegnet, wies ihn der Präſident ſchroff zurück. Hierauf pro⸗ teſtierte Matuſchka heftig, ſchlug ununter⸗ brochen aufgeregt auf den Tiſch und rief: „Wenn es einen Gott gibt, ſo gibt es auch einen Satan“. Im Verlaufe der Verhand⸗ lung ließ der Präſident Matuſchka mehrfach wegen ſeiner heftigen Ausfälle in Feſſeln legen. Die Meiſterſchaften der Turner. Unſer Bild zeigt die 15 beſten deutſchen Geräte⸗ turner bei der Sieges⸗ 47 in der Dortmun⸗ der eſtfalenhalle, wo die Deutſchen Geräte⸗ meiſterſchaften durchge⸗ führt wurden. Deutſcher Meiſter wurde der Kampfſpielſieger Schwarzmann. Fürth. Kampſſpſelſſeger Schwarzmann— Deulſch⸗ Gerätemeiſter. In der Dortmunder Weſtfalenhalle konnt ſich Schwarzmann⸗Fürth den Titel de Deutſchen Gerätemeiſters holen. Am zweiten Verhandlungstage des Ma⸗ tuſchka⸗Prozeſſes ſtand wiederum der vom b Angeklagten immer wieder erzählte„Geiſt Leo“ im Mittelpunkt des Verhörs. die Beweggründe des Attentats erklärte Matuſchka, er ſei von einem Geiſt beherrſcht geweſen. Nach einem Abendeſſen mit einem Kaplan, bei dem erheblich getrunken wurde, 5 habe er den Geiſt Leo auf ſeinem Bettrand ſitzend gefunden, der ihm zurief, er müſſe Atten⸗ tate verüben, um ſo berühmt we Trotzki zu werden. Von dieſem Moment an habe er ſich als Attentäter den Entſchluß zu Attentaten gefaßt. Der Geiſt habe ihm angeraten, eine religiös kommuniſtiſche Sekte zu gründen. Der Angeklagte ſchilderte dann die Vor— bereitungen für die Attentate von Ansbach und Jüterbog, verwickelte ſich jedoch hierbei in erhebliche Widerſpuüche. Im Verhör zeig⸗ te der Angeklagte eine Fachkenntnis auf eiſenbahntechniſchem Gebiete. Nach jedem Attentatsverſuch habe er ſeine Kleider verbrannt, um das Geheim⸗ nis vor ſeiner Frau zu hüten. Auch in Ans⸗ bach hatte Matuſchka einen Aufruf an die Arbeiter vorbereitet, den Zettel jedoch bei der Flucht wieder mit ſich genommen. In dem Aufruf tand,„daß eine große Macht hinter der rbeiterſchaft ſtände“ Ein Antrag der Verteidigung, drei me⸗ diziniſche Sachverſtändige mit der Feſtſtellung zu beauftragen, ob Matuſch⸗ ka beſondere mediale wurde vom Vorſitzenden abgelehnt. Franz Weber f Düſſeldorf, 7. November. Der Generalſekretär des Auguſtinus⸗ Vereins, zur Pflege des katholiſchen Schriſt⸗ tums, Franz Weber, iſt im Alter von 38 Jahren geſtorben. Der Verſtorbene hat im Verbande der Rheiniſch⸗weſtfäliſchen Preſſe und der Düſſeldorfer Preſſe lange Jahre führend gearbeitet. Er begann ſeine jour⸗ naliſtiſche Tätigkeit bei der„Niederrheini⸗ ſchen Volkszeitung“ in Krefeld und leitete 14 Jahre den lokalen Teil der„Germania! in Berlin, um 1890 die Hauptſchriftleitung des„Düſſeldorfer Tagblatts“ zu überneh⸗ men. Als deutſcher Publiziſt ſtand er in den ſchlimmen Jahren der franzöſiſchen Beſet⸗ zung und des Separatismus an verantwor⸗ tungsvoller Stelle, wo er furchtlos für die deutſchen Belange eintrat. Ungarns politiſche Ziele Gömbös' Beſuch in Rom. 7 Budapeſt, 7. November. Ueber den römiſchen Beſuch des Miniſter⸗ präſidenten Gömbös veröffentlichen die un⸗ gariſchen Blätter ſpaltenlange Berichte, in denen die Hoffnung auf eine neue Feſti⸗ gung der italieniſch⸗ungariſchen Freund⸗ ſchaft zum Ausdruck kommt. Nach einer rö⸗ miſchen Meldung des halbamtlichen unga⸗ riſchen Nachrichtenbüros wird der weitere Ausbau der im Römiſchen Pakt enthaltenen Uebereinkommen zwiſchen Gömbös und Muſſolini beraten. Man habe die Abſicht, den Dreierpakt der gegenwärtigen Lage an⸗ zupaſſen. Die Entwicklung der italieniſch⸗ſüdflawiſchen Beziehungen l ſpielt in ſämtlichen Berichten eine große Rolle.„Peſti Hirlap“ meldet, daß man in römiſchen maßgebenden Kreiſen auf eile freundſchaftliche Annäherung an Südſla— wien kein Gewicht lege, da eine Verſtän⸗ digung mit Südſlawien ohnedies nicht auf richtig ſein würde. Deutlich kommt aus den römiſchen Berichten der ungariſchen Blätter die Hoffnung zum Ausdruck, daß die Rom: Reiſe des Miniſterpräſidenten Gömbös in uſammenhang mit den italieniſch⸗frangö' chen Verhandlungen eine Klärung der weiteren Haltung Faliens gegenüber Un. dere und die Zuſicherung der weiteren Un, rſtützung Ungarns in möge. Ueber gefühlt und erſtaunliche 75 Fähigkeiten habe In kurzen Worten Der Dreierausſchuß für die Saarabſtim⸗ nung trat in Rom zu einer Sitzung zu⸗ ſammen. Der tſchechoſlowakiſche Außenminiſter Beneſch hob in einem Bericht vor den beiden Kammern hervor, daß die Tſchechoflowakei ein gutes Einvernehmen mit Deutſchland anſtrebe. i Die ſüdſlawiſchen Blätter bringen in Zu⸗ ammenhang mit ihren Veröffentlichungen über die Hintergründe des Marſeiller Mord⸗ anſchlages weitere ſchwere Angriffe gegen Ungarn. In 47 nordamerikaniſchen Staaten fan⸗ den die Wahlen für das Bundes parlament ſtatt; 432 Abgeordnete des Repräſentanten⸗ hauſes, 33 Senatoren und 33 Gouverneure wurden neu gewählt. Bürtckel bei Aloiſi Rom, 7. November. Am dienskag wurde der Saarbevollmäch⸗ kigte des Reichskanzlers. Bürckel, in Beglei. kung des Vortragenden Legationsrates Ddr. Voigt vom Auswärtigen Amt und des Bot⸗ ſchafters von Heſſel im Palazzo Chigi vom Präsidenten des Dreierausſchuſſes. Baron Aſoſſi, zu einer Unterredung empfangen. Freiſpruch für Herb Neuer Beweis der marxiſtiſchen Hetze. Saarbrücken, 7. November. Einen, neuen Beweis, mit welcher Skru⸗ delloſigkeit die kommuniſtiſch⸗marxiſtiſchen Terroriſten an der Saar gegen die Deutſche Front hetzen, lieferte eine Verhandlung, die am Dienstag vor dem Oberſten Abſtim— mungsgericht ſtattfand. Unter dem Vorſitz des Vizepräſidenten Meredith(Irland) fand die Verhandlung gegen den Leiter des Ver⸗ bandes deutſcher Rundfunkteilnehmer an der Saar, Auguſt Herb, ſtatt, der be⸗ chuldigt war, am 11. Oktober in einer Ver— ſammlung zu Oberlinxweiler die Regierungskommiſſion beſchimpft, verleum— det und bedroht zu haben. Die Anklage ging von dem Kommuniſtenführer L'Hoſte aus. Er wohnte der Verſammlung zwar nicht ſelber bei, bezog aber ſeme Kenntnis von drei jungen Kommuniſten, die ſich als Spit⸗ 1 in die Verſammlung eingeſchlichen hat— en. Der Beſchuldigte ſoll nach den Ausſagen dieſer drei Zeugen in einer Rede. die er be— reits 117 mal gehalten hat, jetzt mit einem Male geſagt haben:„Die fremden Herren, die wir nicht gerufen haben, kaſſieren das ganze Jahr hindurch die Rundfunkgebühren, die ſie nichts angehen. Das Geld. das ja doch in einen Sack fließt, können ſie ꝛuhig mitnehmen. Wir werden ihnen gern auf die vollgefreſſenen Rücken ſehen Sie ſollen machen, daß ſie am 13. Januar um 12 Uhr ihre Koffer gepackt haben und den letzten Zug kriegen. Wenn wir ſie um 12.01 Uhr noch antreffen. werden wir ihnen nachhel— fen.“ Der Angeklagte führte die Anklage auf einen Racheakt politiſcher Gegner zu— cück. Einige Entlaſtungszeugen ſchilderten den Sinn der Ausführungen Herbs wie der Angeklagte. Angriffe gegen die Regie— rungskommiſſion ſeien in keiner Weiſe ge— fallen. Auch der Landjäger. der die Berſammlung überwachte, machle die glei⸗ hen Ausſagen. Das Gericht kam nach einer Beratung von anderthalb Stunden zu einem Freiſpruch. Der Dreierausſchuß klagt. Rom, 7. November. Im Palazzo Chigi fand eine Zuſammen⸗ kunft des Dreierausſchuſſes für die Saar⸗ abſtimmung, beſtehend aus dem Vorſitzen⸗ den Baron Aloiſi, dem Argentinier Can⸗ tilo und dem Spanier Olivan ſtatt. Der Völkerbundsrat hatte in ſeiner Sitzung vom 8. September den Auftrag des Dreieraus⸗ ſchuſſes ausgedehnt, indem er ihn ermäch⸗ tigte, an das Studium verſchiedener tech⸗ niſcher Fragen, die mit der Saarabſtim⸗ mung zuſammenhängen, zu gehen, und zwar unter Hinzuziehung Sachverſtändiger, wenn er dies für gut erachte. Der Zweck der Sitzung in Rom iſt der, die Ergebniſſe der bisherigen Schritte zu über⸗ prüfen und Vorſchläge zu machen, die dem Völkerbundsrat in ſeiner nächſten Sitzung unterbreitet werden ſollen. Der Ausbau des Nundfunks Die Ausſagen der Angeklagten im Rund- funkprozeßz. 7 Berlin, 7. November. Im Rundfunkprozeß ſetzte der Angeklagte Dr. Bredow ſeine Darſtellung über die Ent⸗ ſtehungsgeſchichte und den Ausbau des Rundfunks fort. Er ſchilderte die finanziel⸗ len Schwierigkeiten, die in der letzten In⸗ flationszeit und in der Uebergangszeit zur Stabiliſierung der Währung der Bau der Sender gemacht habe. Dr. Bredow qab zu, daß er, um Mittel für den Ausbau des Sendernetzes zu beſchaffen, unter Verlet— zung des Haushaltsrechts von der Rund⸗ funkinduſtrie und dem Rundfunkhandel ver— ſchiedene Abgaben erhoben habe, z. B. Banderolierung der Röhren und Gebühren für die Prüfung und Stempelung der Ge— räte. Die dafür eingenommenen Gelder wurden auf ein Sonderkonto„Rundfunk“ bei der Generalpoſtkaſſe eingezahlt. Nur da⸗ durch ſei überhaupt die weitere Entwicklung des Rundfunks ermöglicht worden, der ſpä⸗ ter der Reichspoſt viel hundert Millionen RM an Einnahmen gebracht habe. Alle dieſe Sondermaßnahmen habe er aufgeho— ben, als der Ausbau des Sendernetzes aus fene Haushaltsmitteln möglich gewe— en ſei. Der Angeklagte Magnus berichtete als⸗ 19 95 eingehend über die kaufmänniſche Sei⸗ e der Gründung des Berliner Rundfunks. Der Jox⸗Konzern habe ſich im Herbſt 1923 bereiterklärt, für die Gründung 3000 eng⸗ liſchen Pfund zu zeichnen. Die Einrichtung des Rundfunks ſei vom Fox⸗Konzern leih⸗ weiſe zur Verfügung geſtellt worden. Der Rundfunk habe ſofort große Gewinne abge⸗ worfen. Schon 1926 ſeien zwei Millionen Reingewinn zu verzeichnen geweſen, die an die inzwiſchen gegründete Reichsrundfunk⸗ Geſellſchaft abgeführt wurden. Dann ſchil⸗ derte der Angeklagte Dr. Otto die Ent⸗ wickleing des Leipziger Rundfunks. Angewollter Erfolg Die Saalmiete der„Einheitsfront“. Dudweiler(Saar), 7. November. Eine nicht beabſichtigte Wirkung hatte die bekannte Saalverordnung der Abſtimmungs⸗ kommiſſion in Dudweiler. Bekanntlich kann die Kommiſſion Säle beſchlagnahmen und einer Abſtimmunasvartei zu Abſtimmunas⸗ kundgebungen zur Verfugung ſtellen. Nun— mehr haben die geſamten Wirtſchaftsbeſitzer von Dudweiler beſchloſſen, die Saalmiete für die von der ſogenannten Einheitsfront be⸗ ſchlagnahmten Säle reſtlos der Deutſchen Front zur Verfügung zu ſtellen. Das Ab- halten von Verſammlungen in Dudweiler iſt alſo für die Einheitsfront ein recht zweifelhaf⸗ tes Vergnügen geworden. „Einheitsfront des Sportes“ Der Ueberfall von Landsweiler. Ueber den gemeldeten Zwiſcchenfall in Landsweiler verlautet ergänzend, daß es ſich um eine regelrechte, von einer zentralen Stelle vorbereitete Aktion der kommuniſtiſch⸗ marxiſtiſchen Einheitsfront gehandelt habe mit dem Ziel, Zwiſchenfälle hervorzurufen, um auf einen militäriſchen Einmarſch der Franzoſen hinzutreiben, und, wenn möglich, noch in letzter Stunde eine Verſchiebung der Abſtimmung zu erreichen. In Zuſammen⸗ hang mit dieſen Plänen iſt eine Mitteilung der„Volksſtimme“ bemerkenswert, nach der ſich eine rote„Einheitsfront des Sportes“ gebildet hat, zu der ſich die kommuniſtiſchen und ſozialiſtiſchen Gruppen der ſogenannten Arbeiterſportbewegung zuſammengeſchloſſen haben. Die Mitglieder dieſer„Einheits— front des Sportes“ werden verpflichtet, bei den Staffeln des„Maſſenſelbſtſchutzes“ mit- zuwirken. Das Ehrenmal für die Ruhrkämpfer geweiht. Bei Eſſen⸗Steele, an der Burg Horſt, wurde das erſte Ehrenmal für die in den Jahren 1 1919 bis 1921 Gefallenen der in Weſtdeutſchland eingeſetzten Freikorps, Reichswehr und Polizei durch den ehemaligen Führer der Freikorpsverbände, Generalleutnant a. D. Freiherr von Watter, geweiht. Anslands⸗Nundſchau Memelländiſche Banken unter Staatsaufſichl Der litauiſche Finanzminiſter hat drei memelländiſche Banken, die Landwirtſchafts⸗ bank, den Kreditverband memelländiſcher Grundbeſitzer und die Raiffeiſenbank, unter Staatsaufſicht geſtellt und zwei Kredit⸗ inſpektoren zur Beaufſichtigung der Ge⸗ ſchäftsführung dieſer Banken eingeſetzt. Weitere Maßregelungen in Sowſetrußland. Aus Moskau wird gemeldet, daß die Säuberungsaktion im mittleren Wolga⸗ gebiet beendet ſei. 2400 Kommuniſten wur⸗ den aus der Partei ausgeſtoßen und gegen 61 ein Verfahren wegen verſchiedener Un⸗ terſchlagungen und Verletzung von Staats⸗ geſetzen eingeleitet. In anderen Teilen des Wolgagebietes wird die Säuberungsaktion fortgeſetzt. Kommuniſtenverhaftungen in Südſlawien. Wie aus Belgrad berichtet wird. entdeckte die ſüdſlawiſche Polizei in Subotitza an der ſüdſlawiſch⸗ungariſchen Grenze eine weit⸗ verzweigte kommuniſtiſche Organiſation. Die Polizei nahm über 30 Verhaftungen vor. Unter den Verhafteten befinden ſich Studen⸗ ten der dortigen Rechtsſakultät, Handwerker und Arbeiter. Deutſche Tagesſchan Konferenz im preußiſchen Innenminiſterium Unter dem Vorſitz des Miniſterpräſiden⸗ ten Göring und in Anweſenheit der Mini⸗ ſter Frick, Ruſt, Kerrl, Popitz, Darre, Gürt⸗ ner, Schacht, Seldte und deren Staatsſekre⸗ täre fand im Miniſterium des Innern eine Konferenz der Oberpräſidenten und der Regierungspräſidenten ſtatt, auf der Mini⸗ ſterpräſident Göring einen grundlegenden und umfaſſenden Vortrag über die wichtig⸗ ſten allgemeinen Fragen der Politik und der Verwaltung hielt und die Feſtſtellung mach⸗ te, daß die Verwaltung in jeder Hinſicht in der Lage ſei, den Aufgaben gerecht zu wer⸗ den, die im Intereſſe der Bevölkerung im Herbſt und im Winter zu erfüllen ſeien. Die Umgeſtaltung der Hochſchule. Im Zuſammenhang mit dem Bericht über eine in Jena ſtattgefundene Zuſammen— kunft der nationalſozialiſtiſchen Vertrauens⸗ männer der mediziniſchen Fakultäten der deutſchen Univerſitäten wird von unter⸗ richteter Stelle mitgeteilt, die in den Stab des Stellvertreters eingebaute Hochſchul⸗ kommiſſion ſolle vor allem der vom Führer Adolf Hitler gebilligten Aufgabe dienen, eine zielbewußte und endgültige Umgeſtal⸗ tung der Hochſchule zu ermöglichen. Polizeiliche Ladenſchließung Gleiwitz, 7. Nov. Der Polizeipräſident gibt bekannt:„In Verfolg des Erlaſſes des preußiſchen Miniſterpräſidenten über unge— rechtfertigte Preisſteigerungen habe ich in Hindenburg einen Fleiſchereibetrieb und in Beuthen vier Fleiſchereibetriebe geſchloſſen, weil die Geſchäftsinhaber ſich geweigert ha— ben, den auf Grund der Verordnung des Reichskommiſſars für Preisüberwachung getroffenen Anordnungen des Regierungs- präſidenten vom 23. Oktober 1934. Preis- verzeichniſſe in den Schaufenſtern auszuhän⸗ gen, nachzukommen.“ Politiſches Allerlei Bern. Die ſchweizeriſche Bundesverſamm⸗ lung trat zu einer mehrtägigen außerordent— lichen Herbſtſitzung zuſammen, auf der eini— ge von der ordentlichen Herbſttagung rück— ſtändige Goſchäfte erlediat werden. *. 8 8 7 8— 5 5 8 3 5 f. ä LL „ Hegmenn: die Nebenbuhlerin. Urheberrechtsschutz: Fünf Türme Verlag, Halle(Saale) Elftes Kapitel. Unwillkürlich wich Konſtantin Oldvörde zur Seite— wie vor einer Königin. Hoch aufgerichtet glitt die dunkle Geſtalt in dem ſchmuckloſen Norwegeranzug an ihm vor⸗ über, fuhr in gelaſſenem Bogen hinunter, nun um die Biegung— war ſchon verſchwunden. Nun erſt wandte Konſtantin Oldvörde ſich um, aus ſeiner Erſtarrung erwachend. Er machte eine Bewegung, als wollte er der ſtillen dunklen Geſtalt nach, die nun ſchon fern, ein immer kleiner werdender Punkt, in der unend⸗ Da kam auch die erſte Regung, der erſte Laut von Marilkas Lippen. „Ach ſo?“ ſagte ſie höhniſch.„Darum alſo? Das iſt das Geheimnis der Serner Hütte? Darum wollteſt du nicht hier herauf? Ein Rendezvousplatz für dich und dein lichen Schneefläche dahinglitt. Liebchen, mein Freund?“ Sie lachte höhniſch und grell auf. Wie ein Hieb zer⸗ teilte dies Lachen die klare, reine Luft, floß hinunter zu der dahingleitenden Frau. „Aber, Marilka!“ Gepeinigt und verwirrt kam es von Konſtantins Lippen. Was ſagte ſie da? Was riß ſie auf in ſeinen Gedanken? Bettina? Liebte ſie ihn wirklich? Aber das hatte er la nicht geahnt. Es war ja auch unmöglich. Bettina, die immer Herbe, Spöttiſche gegenüber einem werbenden Wort, dem geringſten Verſuch, Kameradſchaft in anderes umzuſchmelzen? Hirngeſpinſe waren das— der Eifer⸗ ſucht entſprungen. Ja, es konnte nicht anders ſein.— Mariltas böſe Worte tonnten nur aus Eiferſucht kommen, 31 anders.“ umfing. holte!“ finden der Liebe erwacht.“ und Eiferſucht war nur da, wo man liebte. Hatte er bisher immer noch an ihrer Liebe gezweifelt, die böſen Worte über Bettina und ihn zeigten ihm: ſie fürchtete, ſie haßte Da vermochte er aufzulachen. Vergeſſen war dieſe Begegnung, vergeſſen Bettina! Was galt ſie, was alle Frauen gegen eine Marilka? „Oh, du!“ Er riß ſie, die Widerſtrebende, leidenſchaft— lich in ſeine Arme.„Was redeſt du da für törichtes Zeug? Weißt du nicht, daß es für mich nur ein Weib auf der Welt gibt?— Dich?— Nie iſt etwas zwiſchen Bettina Leuthold und mir geweſen; vur reine Kameradſchaft, wie ſie zwiſchen Bruder und Schweſter nicht anders ſein mag. Liebe, Leidenſchaft...?“ Er küßte ſie immer wieder, bis ſie in ſeinen Armen nachgab.„Nur für dich empfinde ich ſie. Nur du biſt mein alles auf der Welt. „Iſt das wahr? Ganz gewiß wahr?“ fragte ſie dunkel zurück, verſuchte ſich aus dem ſüßen Bann zu löſen, der ſie „So wahr, wie ich hier ſtehe und dich in den Armen „Aber dieſe andere, dieſe Schulmeiſterstochter— ſie liebt dich!“ beharrte Marilka. „Ach!“ Er lachte auf; es klang leichtſinnig.„Was dentſt du? Bettina Leuthold iſt ein ganz kühler, ſachlicher Menſch. Ich weiß es. Sie iſt noch gar nicht zu einem Emp⸗ Er ſchlang ſeine Arme wieder feſt um Marilka. Sie ließ ſich ſeine ungeſtümen Zärtlichkeiten widerſtandslos gefallen. Aber ihre Gedanken waren weit fort. Sie waren bei dem blonden Mädchen mit dem ſtrengen Geſicht. Welch ein Tor war Konſtantin doch! Töricht wie alle Männer! Sie hatten keine Augen zu ſehen, keine Ohren zu hören. Einen Blick in dies verſchloſſene, herbe Mädchenantlitz, und eine Frau wußte, wieviel Glut ſich hinter dieſer Kühle barg. Dieſe blonde Deutſche ein kühler, ſachlicher Menſch? Noch nicht zu dem Gefühl der Liebe erwacht?— Nur ein Mann konnte ſo etwas glauben. Niemand Aber ſie würde ſich hüten, Konſtantin aus dieſem Glauben aufzuwecken. Dieſe Blonde war eine von den Frauen, die an ihrem eigenen Stolz zugrunde gingen. Sie war keine Gefahr, ſolange Konſtantin an eine andere gebunden. Auf jeden Fall war es aber beſſer, auch die räumliche Trennung zwiſchen dieſe beiden Menſchen zu legen. Rom mit ſeiner Atmoſphäre von Glanz, mon— dänem Leben, von Farben und Verlockung würde das Bild dieſer Deutſchen bald in Konſtantin verblaſſen laſſen. Und nun war es zum erſten Male ſie, die Konſtantin leidenſchaftlich küßte, ihn ſchmeichelnd hineinführte in die Hütte, aus der Bettina ſoeben gekommen. Wie ein Triumph war es ihr, Konſtantins künſtleriſche Vergangen⸗ heit, ſein Leben hier oben allein mit der großen Natur, allein— vielleicht auch mit Bettina— zu beſiegen. Die Hütte war noch warm von dem Feuer, das Bettina entzündet hatte. Die Lampe brannte mit rötlich milder Flamme. Sie leuchtete auf den weißen Zeichenrollen, die noch von Konſtantins Arbeit her in der Ecke ſtanden. Marilka ſetzte ſich auf die Holzbank, zog ihre Jacke enger um ſich. Sie fröſtelte peötzlich trotz der Wärme hier. Dieſes Zuſammentreffen mit Bettina Leuthold hatte ihr doch einen Ruck gegeben. Sie batte plötzlich in den klaren, ſtrengen Augen des Mädchens etwas wie eine Welt ge⸗ ſehen, von der ſie ſelbſt ewig abgetrennt war und in der Konſtantin noch wurzelte. f Konſtantin ſtand am Eingang, ſchaute ſich in dem ſtillen Raum um. Plötzlich war es ihm wie eine Viſion. Die weißen Zeichenrollen an die Wand gelehnt, waren kein Papier. Sie waren wie weiße Steine, wie Leichenſteine auf dem Grab eines Lebens. Was in dieſen Blättern be⸗ ſchloſſen lag, war wirklich ein Leben, das er begraben hatte. Die Gegenwart hieß Marilka. Er ſelbſt, ſein eigenes perſönliches Leben ſchien wie ausgelöſcht zu ſein unter dem Gluthauch dieſer Leidenſchaft. Was er jetzt ſchaffte, es war nicht mehr in der Klarheit der eigenen Seele ge⸗ boren, ſondern fieberhaft emporgeblüht. Aber ob dieſe Blüte auch Frucht tragen würde? Fortſetzung folgt.) 8 2 1 N ö N 0 ö ö ö 7 * Urheberrechtsschutz: Fünf Türme- Verlag. Halle(Saale) Nachdruck verboten. Margot hatte längſt eingeſehen, ſie konnte ſich ja nicht an die Polizei wenden, jetzt noch weniger als gleich im Anfang. Ihr graute, wenn ſie an das dachte, was ſie heraufbeſchwor, falls ſie ihren jähen Entſchluß von vorhin ausführte. Sie langte in ihr Handtäſchchen und reichte ihm ein Päckchen. Er wickelte die Verſchnürung ab und begann die Banknoten ſorgfältig zu zählen. Ganz kühl und geſchäftsmäßig. Margot ſah ſich derweil im Raume um, und ihr kam erſt jetzt richtig zum Bewußtſein, daß ſie ſich in einem Hotelzimmer ſchlechteſter Sorte befand, allein mit einem Menſchen, der ihr Unglück war. Sie erhob ſich raſch. „Ich hoffe, wir ſehen uns nie mehr wieder. Ich muß fort. Schon zu lange war ich in dieſer Spelunke.“ Er lächelte ſpöttiſch. „In dieſer Spelunke wohnt man ſehr ungeniert und billig. Ich hatte nicht mehr Geld genug, um ein elegantes Hotel aufzuſuchen. Ich hatte auch Angſt, du könnteſt viel⸗ leicht nicht kommen, könnteſt verhindert ſein, das Ver⸗ ſprechen zu halten, das du mir im Haag gegeben. Aber meinetwegen ſuche dir nun deinen fliegenden Liebhaber und ſchwindle ihm die Hucke voll, wer ich bin. Ihr werdet ſchon einig werden. Mit einem Liebhaber wird man leichter einig als mit dem Angetrauten. Aber ſei ein bißchen vorſichtig! Wenn die lieben Mitmenſchen nämlich erſt dahinterkommen, daß du einen Liebhaber haſt, ver⸗ lierſt du deinen guten Ruf.“ Sie fuhr ihn an: „Ich verbitte mir ſolche Reden. Was nun kommen wird, nachdem er uns zuſammen geſehen, weiß ich nicht; aber Hans Hammerſchlag und ich wollten uns über Jahr und Tag heiraten. Jetzt werde ich ihn wohl verlieren, ich müßte ihn ja wieder belügen, und ich kann es nicht mehr; er verdient nicht, deinetwegen von mir belogen zu werden.“ Fred von Lindner, der hier in Paris keinerlei äußer⸗ liche Veränderungen mit ſich vorgenommen, verzog das ſchöne, ebenmäßige Geſicht zu einer Clownyfratze. „Du verſtehſt dich aufs Witzemachen, meine Liebe! Denn ernſt kann ich doch kaum nehmen, wenn du ſagſt: Hans Hammerſchlag und du wollten über Jahr und Tag heiraten! Du biſt und bleibſt meine Frau, ſolange ich lebe.“ „Da du für tot und begraben giltſt, bin ich frei von dir und kann heiraten, wen ich will.“ Er zuckte die Achſeln, höhnte: „Wenn du ſo denkſt, haſt du eine ſehr oberflächliche Anſicht über die Ehe. Nach meiner Anſicht kannſt du, wenn du die moraliſch denkende Frau biſt, die du Zimperlieſe mir gegenüber immer geſpielt haſt, nicht mehr heiraten. Du weißt ja, ich lebe, und da bleibſt du, auch wenn ich weiter für tot gelte, vom moraliſchen Standpunkt aus natürlich meine Frau. Vom moraliſchen Standpunkt aus wäre es Bigamie, wenn du eine zweite Ehe eingehen würdeſt.“ Margots Blick war ohne Glanz. Sie ſagte langſam, als müſſe ſie über jedes Wort, ehe ſie es ausſprach, nach⸗ ſinnen: „Das kann nicht ſtimmen, ſo darf ich das nicht auf⸗ faſſen, denn dann wäre ich ja mein Leben lang an dich gefeſſelt, dann würde ich ja wie ein Schwerverbrecher eine Kette am Bein mit einer Eiſenkugel tragen.“ Ihre Stimme, die bisher nur halblaut geweſen, wurde ſtärker: „Ich liebe Hans Hammerſchlag und wäre gern ſeine Frau geworden; jetzt aber ſehe ich alles anders als bisher, jetzt ſehe ich alles häßlich und gemein.“ Er lachte:„Na alſo, dann ſind wir ja einig! Wozu denn heiraten? Ich werde es auch niemals wieder tun. Und nun gib mir einen Abſchiedskuß, blonde Margot!“ Er hatte das Geld auf den Tiſch gelegt und wollte ſie umfaſſen. Sie keuchte:„Rührſt du mich an, dann ſchreie ich um Hilfe!“ Beide horchten auf. Von draußen drang immer lauter werdendes Stimmengewirr in das Zimmer. Der Mann drehte ſich um und ging an das Fenſter, blickte, hinter dem Vorhang verborgen, hinaus, begann zu reden: „Was iſt denn das? Unten vorm Haus wimmelt es ja von Menſchen? Man wird doch nicht etwa meinet⸗ wegen den Lärm machen?“ Er ſchüttelte den Kopf.„Un⸗ ſinn, mit mir hat das gar nichts zu tun!“ Er riß jetzt das Fenſter auf, rief dabei Margot über die Schulter zu:„Ich höre„Feuer! ſchreien!“ Im Augenblick, wo das Fenſter geöffnet wurde, drang Brandgeruch in die Stube. Margot ſagte haſtig:„Ich muß fort!“ Er warnte:„Du kannſt jetzt nicht gehen. Das Feuer iſt im Nebenhaus, aber die Leute ſtehen gedrängt bis vor unſerer Haustür. Du kommſt gar nicht durch, und die Fred von Lindner ſchloß das Fenſter und kam auf Margot zu: „Was geht uns das Feuer an? Bei uns brennt es ja noch nicht, aber wir müſſen natürlich'raus hier. Die olle Bude könnte leicht ebenfalls Feuer fangen.“ Er ſtellte feſt:„Meinen Paß habe ich im Handkoffer: das Geld kommt dazu. Mehr Gepäck habe ich zur Zeit nicht; es beläſtigt mich nur und erſchwert das Reiſen.“ Margot hörte nicht mehr auf ihn. Durch die geſchloſſe⸗ nen Fenſter drang immer lauter das Kindergeſchrei, ſchien gar nicht enden zu wollen. Sie ſagte bebend:„Nebenan muß ein Kind in Gefahr ſein; das ſchreckliche Jammern tut einem ſo weh.“ Er machte wieder das Fenſter auf, beugte ſich weit vor und rief ihr dann zu: „Die Feuerwehr iſt immer noch nicht da, und aus den Fenſtern nebenan ſchlagen ſchon die hellen Flammen.“ Eine dicke Rauchwolke drängte ſich vorbei, und er ſchlug das Fenſter zu, daß die Scheiben klirrten. „Wir müſſen fort! Schnell, komm!“ Er öffnete ein bereitſtehendes Handköfferchen, barg das Bündel Scheine unter neuen Wäſcheſtücken, die er noch im Haag gekauft, ſetzte den Hut auf und faßte Margot am Arm. „Komm! Man kann nie wiſſen, wie ſo etwas ausgeht. Beſſer iſt's doch, hier'raus zu ſein; die Nachbarſchaft iſt gefährlich.“ N Der Lärm vor dem Hauſe ſchwoll immer mehr an; aber man hörte die Stimme des geängſtigten Kindes nicht mehr. Vielleicht war ſie verſtummt; vielleicht wurde ſie auch nur übertönt. Fred von Lindner öffnete die Tür. „Wir verlaſſen zuſammen das Haus und trennen uns erſt unten. Du kannſt dich nicht allein durch die Leute drängen.“ Sie ſtanden auf dem Flur, wo es auch ſchon nach Rauch roch. Niemand ſchien ſich außer ihnen hier oben auf⸗ zuhalten. Plötzlich ging nebenan die Tür auf. Hans Hammer⸗ ſchlag ſtand in ſeiner gebietenden Größe vor den beiden, die unwillkürlich zurückwichen. Ueber Fred von Lindners Geſicht legte es ſich wie eine ſpöttiſche Maske, während Margot unheimlich bleich wurde. „Geben Sie uns den Weg frei!“ gebot Fred von Lindner. Aber Hans Hammerſchlag rührte ſich nicht, ſagte nur kurz und hart: „Ich will Sie ja gar nicht zurückhalten; ich will Ihnen nur ſagen: Sie ſind ein Lump und ein Feigling. Sie können gehen, wohin Sie wollen; die Dame aber ſteht von dieſer Minute an unter meinem Schutz.“ Fred von Lindner hob läſſig die Schultern. „Ich glaube, Ihr Angebot wird gern angenommen werden.“ Er ging bereits, und ohne ein Wort miteinander zu wechſeln, folgten ihm Margot und Hans Hammerſchlag. Der Mann mit der grünen Schürze ſchien auch die Buch⸗ führung des Hotels zu beſorgen; Hans Hammerſchlag und Margot hörten, wie er zu Fred von Lindner ſagte: „Sie haben fünfzig Frank zu zahlen, Monſieur Maillet.“ Margot war ganz benommen von dem unvermuteten Auftauchen Hans Hammerſchlags; dennoch horchte ſie auf, als der Mann für alles Fred von Lindner„Monſieur Maillet“ nannte. Er hatte hier alſo wieder einen falſchen Namen angenommen. Ohne Fred von Lindner zu beachten, ſchob Hans Hammerſchlag die ſchmale blonde Frau hinaus auf die Straße. Beide befanden ſich, ehe ſie es ſich verſahen, mitten in der Menſchenanſammlung, über die ſich graudunſtige Wolken ſenkten. Jetzt hörte man auch wieder das Jammer⸗ geſchrei des Kindes. Nebenan ſchlugen helle Flammen aus mehreren Fen⸗ ſtern des zweiten Stockwerks, und an dem letzten Fenſter ſeitlich ſtand ein Kind auf einem Stuhl und ſchrie zum Gotterbarmen. Hinter ihm züngelten ſchon die Flammen. Man hörte die Leute untereinander beraten. Keine Leiter war in der Nähe aufzutreiben. Man hatte ſchon überall herumgeſchickt; nun wartete man auf die Feuer⸗ wehr, die das Kind aus der vollſtändig brennenden Woh⸗ nung holen ſollte. Ueber die Treppe kam man längſt nicht mehr ins Haus. Einer berichtete, oben hätte ſchon alles gebrannt, ehe man das Feuer überhaupt bemerkte. Oben wohne eine junge Frau; die habe eine Arbeitsſtube für Papierlampenſchirme, Papierfächer und anderen papiernen Krimskrams. Aber jetzt arbeiteten die paar Frauen, die ſie beſchäftige, nicht, und ſie ſei ausgegangen, habe aber ihr Mädchen eingeſchloſſen. Hans Hammerſchlag überlegte krampfhaft, was zu tun ſei. Denn das Kind— es mochte fünf Jahre zählen— hatte ſich in den letzten Wohnungsraum geflüchtet, der noch nicht vollſtändig in Flammen ſtand. Jetzt aber ging Feuerwehr iſt noch nicht da.“ Ein geller Kinderſchrei zwängte ſich in das Murmeln unten, brachte es zum Schweigen. Gleich darauf ertönte ein neuer Angſtſchrei. es nur noch um Sekunden, das erkannte er ſofort. Von weitem hörte man freilich die Signale der Feuerwehr, aber „Das Kind! Das arme Kind! Iſt denn niemand da, der es rettet?“ f a 9 Hans Hammerſchlag erkannte, was auch alle anderen die Treppe war der Weg zu dem Kinde unmöglich. Er rief auf Franzöſiſch in die Menge hinein: „Wenn ich mich auf einen Tiſch ſtelle und ein geſchickter Kletterer auf meine Schultern ſteigt, könnte er das Kind erreichen.“ ſchien betäubt. Da drängte ſich ein Herr vor. Er trug ein Hand⸗ Hammerſchlag voll zu. Er antwortete in einem tadelloſen, flüſſigen Franzöſiſch, hinter dem niemand einen Ausländer geſucht:„Ich bin bereit zu dem Experiment!“ Kaum jemand beachtete, daß er einer blonden Dame in Trauer ſein Handköfferchen reichte, auch verſtanden ihn die Umſtehenden nicht mehr, denn er ſagte auf deutſch zu der Blonden in Trauer: „Ich will wenigſtens eine gute Tat in meinem Leben vollbringen; ich denke bei dem fremden Kind an das unſere. Grüße Hedichen von mir, wenn die Rettung gelingt.“ Er ſah wieder Hans Hammerſchlag an.„So, nun raſch! Ich bin bereit! Meinetwegen nennen Sie mich auch weiter Lump wie vorhin, aber das Wort Feigling dürfen Sie nun ſtreichen!“ 6 Man hörte, wie ſich die Feuerwehr näherte. Sie kam in raſender Eile; aber allen ſchien es, als dauere es Ewig⸗ keiten. Das Kind oben am Fenſter hielt ſich nur noch mit letzter Kraft am Fenſterkreuz; hinter ihm wuchſen ſchon die Flammen, ſtreckten ihre glühenden Vampirarme aus, um das arme Geſchöpf an ſich zu ziehen. Ein Poltern und Lärmen entſtand in dem Hauſe. Eine Decke war wohl eingeſtürzt. Machtvoller als bisher drängten ſich die Flammen aus den Fenſtern der oberen Zimmer. Nur das eine einzige Fenſter ließ noch ein armſeliges, letztes Rettungsinſelchen für das Kind frei, deſſen Geſichtchen ſchon ganz ſchwarz berußt war. Der erſte Stock, eigentlich nur ein Hochparterre, war leer. Die Mieter hatten es vor einigen Tagen verlaſſen. ſonſt wäre das Feuer auch ſicher viel eher entdeckt worden. Aus einem anderen Hauſe brachte man einen Tiſch. Im Nu ſtand Hans Hammerſchlag oben, und gleich darauf turnte Fred von Lindner ſchon an ihm hoch, gewann den Platz auf deſſen Schultern. Er war von je in Leibes⸗ übungen ungewöhnlich geſchickt geweſen, und von atem; loſer, erregender Stille umgeben, ſchwang er ſich in das Fenſter. Gleich darauf hielt er das Kind hoch. Jubel brauſte zu ihm empor. Die Feuerwehr fuhr an, überſah ſofort die Sachlage. Blitzgeſchwind war ein Sprungtuch ausgeſpannt, und ſchon warf Fred von Lindner das Kind hinunter. Stärker wurde der Jubel; man feierte ihn wie einen Helden. Er wollte aufatmen, wollte nachſpringen, aber da verſagte ihm die Luft. Ihm war, als drücke man ihm mit einem dicken, weichen Tuch die Kehle zu. Wie in einer Gloriole von Flammen ſtand er einen kurzen Herzſchlag lang da. lächelte und freute ſich— er hatte ein gutes Werk getan, das einzige gute Werk in ſeinem ganzen Leben. Kehle wurde überſtark; er ſank zurück in ein glühendes, Erden verbrochen, hatte er jetzt geſühnt. Von dem ſchönen Fred Lindner konnte die Feuerwehr nicht mehr viel bergen, nicht einmal mehr ſo viel, wie unter dem Grabhügel in der Mark Brandenburg lag, über dem auf einer Marmortafel ſein Name eingemeißelt ſtand. Die vielen Neugierigen hatte die Feuerwehr zurück⸗ gedrängt. Rings um das brennende Haus war alles ab · geſperrtr worden, und man beſchränkte ſich darauf, die Nachbarhäuſer vor den wütenden Flammen zu ſchützen Abſeits aber herzte eine weinende junge Mutter ihr ge⸗ rettetes Töchterchen, und ganz ſtill geleitete Hans Hammer⸗ ſchlag die todblaſſe blonde Frau zu einem eleganten Auto, das in einer ruhigen Seitenſtraße wartete. Er rief dem Chauffeur zu:„Place de la Republique!“, und ſtieg nach Margot ein. Kein Wort redeten ſie beide unterwegs mit⸗ einander; aber als ſie das Auto verlaſſen hatten und Hans Hammerſchlag dem Chauffeur noch einmal ein gutes Trink- geld gegeben, nahm er wie ſelbſtverſtändlich Fred von Lindners Handköfferchen und führte Margot über den Platz. Er hatte abſichtlich nicht vor dem Hotel„Moderne halten laſſen; es war beſſer, alle Spuren zu verwiſchen, die es jetzt noch zwiſchen dem Toten und Margot gab. Aber er ließ dieſe nicht allein; er betrat mit ihr das Zimmer, das ſie hier bewohnte. Es war ein geräumiges und elegantes Zimmer, und er geleitete ſie zu einem Seſſel, drückte ſie ſanft hinein. 8 In ihren Augen lag noch der ganze Schrecken des furchtbaren Ereigniſſes, und um ihre Lippen zuckte es wie ein Krampf. a Hans Hammerſchlag neigte ſich zu ihr. N „Ich war nebenan in einem Stübchen des kleinen Gaſt⸗ hofes und hörte genug, um ziemlich Beſcheid zu wiſſen über das, was du vor mir verbergen mußteſt, du Aermſte. Was noch fehlt, um alles zu wiſſen, das erzählſt du mir ſpäter einmal, Lieb. Jetzt will ich dich nicht damit plagen, jetzt iſt dein armer Kopf wund und wirr genug.“ Sie blickte ihn an und wollte ſprechen, aber ſie ver“ mochte es nicht; das Herz ſchlug ihr bis zum Hals, und Tränen drängten ſich in ihre Augen. Sie ſah im Geiſt ein entſetzliches Bild. Sie ſah den Mann, dem ſie ſich ein mal ſo freudig zu eigen gegeben, flammenumloht zurück ſinten und hörte die Feuerwehr erklären, der Retter des Kindes ſei verloren. Hans Hammerſchlag küßte ihre Lider. „Weine nur, Margot! Dieſe Tränen hat er verdient, und ich nehme zurück, daß ich ihn Feigling genannt.“ noch nicht allzu laut. f Margot zitterte am ganzen Leibe; ſie ſchluchzte laut auf: f Schluß folgt) Mitleidigen ſeit einer Viertelſtunde erkannt hatten: Ueber Eine Sekunde herrſchte atemloſes Schweigen. Auch ö das Kind ſchwieg jetzt. Man ſah, wie es ſchwankte; es köfferchen, und ſein ſchönes Geſicht wandte ſich nun Hans Flammen umtanzten ihn, und der Druck auf ſeiner leuchtendes Bett und fühlte nichts mehr. Was er auf Letzte Nachrichten 20 000 Rm für den beſten Roman über die deulſch⸗franzöſiſche Verſtändigung. Berlin, 7. Nov. Der deutſche Verlag Pat⸗ ſchari hat für den beſten Roman. der das Problem der deutſch⸗franzöſiſchen Verſtän⸗ digung behandelt, einen Preis von 20 000 RM ausgeſetzt. Das Preisrichteramt hat deutſcherſeits im Einvernehmen mit Reichs⸗ miniſter Dr. Göbbels der Präſident der Reichsſchrifttumskammer, Dr. Hans Blunck, übernommen. Franzöſiſche Journaliſtin in Spanien ver⸗ haftet. Paris, 7. Nov. Die nach Spanien ent⸗ ſandte Sonderberichterſtatterin des„Oeuv⸗ re“, Frau Simone Tery, iſt, wie aus Ma⸗ drid gemeldet wird, auf der Preſſetribüne der Cortes verhaftet worden. Sie wurde zunächſt nach dem Kriegsminiſterium und alsdann nach der Polizeidirektion geführt. Bei einer Gefechtsübung gerammk. Los Angeles, 7. Nov. Bei einer Gefechts⸗ übung in der Nähe der Bucht de la Magda⸗ lena an der Küſte Niederkaliforniens (Mexiko) rammte der Zerſtörer„Ellis“ in voller Fahrt bei einem Torpedoangriff den Zerſtörer„Me. Farland“, der ein Leck er⸗ hielt. Ein amerikaniſcher Kreuzer und zwei Tender leiſten den beiden amerikaniſchen Zerſtörern Hilfe. die Leitung des Luftſchiſfes„Graf Zeppelin“ Friedrichshafen, 7. Nobember. Das Luftſchiff„Graf Zeppelin“ hat nach der Rückkehr von ſeiner 11. diesjährigen Südamerikafahrt insgeſamt 980 098 km in 9634 Stunden 52 Minuten Fahrzeit zurück⸗ gelegt. Es ergibt ſich hieraus ein Geſchwin⸗ digkeitsdurchſchnitt von mehr als 100 km je Stunde. An den Fahrten des Luftſchiffes nahmen 10 370 Fahrgäſte teil. Seit In⸗ dienſtſtellung hat„Graf Zeppelin“ ein⸗ cchließlich der Beſatzung 27 368 Perſonen, 41 183 kg Fracht und 23 748 kg Poſt beför⸗ eert. die verschwundenen schweltern Augsburg, 7. Nov. Seit etwa Jahresfriſt ſind in Frankreich die beiden Schweſtern Frieda und Melanie Schwindl aus Augsburg, die im Alter von 31 und 27 Jahren ſtehen, ſpurlos verſchwun⸗ den. Die beiden waren wiederholt im Aus⸗ land in Stellung. Zuletzt hatten beide zu⸗ ammen, der eine als Zofe, die andere als Köchin, Stellung bei einer franzöſiſchen Da⸗ me in Chateau de Corberes gefunden. Als beide Schweſtern gleichzeitig Urlaub erhiel⸗ ten, fuhr die jüngere, Melanie, zu ihren Brü⸗ dern nach Augsburg, die ältere blieb in Frankreich und lernte in einem Pyrenäenort einen Ingenieur namens Bicilien kennen, der ſich als geborener Südtiroler ausgab und Neigung bekundete, Frieda Schwindl heiraten zu wollen. Die zur Trauung not⸗ wendigen Papiere wollte er beim deutſchen Konſulat in Toulouſe beſchaffen. Inzwiſchen war Melanie von Augsburg wieder nach Frankreich zurückgekehrt und lernte dort den Bräutigam der Schweſter ebenfalls kennen. Weiter fehlt jede Spur von den Dreien. Die deutſche, die franzöſiſche und die öſterreichiſche Polizei beſchäftigen ſich ſeit Monaten mit dieſem Fall, bisher ohne Erfolg. Wiſſen Sie das? die Konſumvereine hatten im Jahr 1932 einen Anteil von 4,6 Prozent am geſamten Einzelhandelsumſatz, die Warenhäuſer einen 5 ſolchen von 4,3 Prozent, während die Ver⸗ ſandgeſchäfte einen Anteil von 3.5 Prozent für ſich verbuchen konnten. Bayern war das erſte deutſche Land, das im Jahre 1849 Briefmarken eingefſthrt hat, dachdem wenige Jahre zuvor die erſten Briefmarken in England herausgekommen waren. * 5 95. In Paläſtina gibt es 200 verſchiedene chriſt⸗ 1 liche Sekten. 7 Vudapeſter Netordiagd Deulſchlands Rennfahrer in Front. Der bei den Budapeſter Rekordfahrten aͤnſerer Automobil- und Motorrad⸗Renn⸗ ſahrer die Aufſicht führende Ungariſche Automobil⸗Club gab die genauen Rekord⸗ zahlen bekannt. Demnach hat Rudolf Ca⸗ racciola auf dem 5⸗Liter⸗Mercedes⸗ Benzwagen mit 188,655 Stdkm einen neuen Weltrekord über ein Kilometer mit fliegen⸗ dem Start aufgeſtellt und über die gleiche Strecke mit ſtehendem Start mit 156,521 Stdkm einen abſoluten ungariſchen Rekord erreicht. Der Weltrekord wurde hier nur um 0,7 Sekunden verfehlt. Ein neuer Rekord— verſuch am Donnerstag ſoll das Verſäumte nachholen Ernſt Henne und Joſef Mö⸗ auf, Henne über den„fliegenden“ Kilometer und die Meile mit 227,560 bzw. 223,089 Stökm und Möritz mit ſeinem Dreirad ebenfalls über den Kilometer und die Meile. einzelnen lauten die Zahlen wie folgt: Rennwagen 30005000 cem: 1 km mit fliegendem Start: R. Caracciola auf Mer— cedes⸗Benz 188,655 km; Weltrekord.— 1 km mit ſtehendem Start: R. Caracciola auf Mercedes-Benz 156,521. Stdkm; ungariſcher Rekord. Motorräder bis 500 cem: 1 km mit flie⸗ gendem Start: Ernſt Henne auf BMW̃ 227.560 St̃km, Weltrekord; 1 Meile mit fliegendem Start: Ernſt Henne auf BMW̃ 223,089 km. Weltrekord. Coclecar bis 350 cem: Joſef Möritz auf Da W⸗Spezial 1 km mit ſtehendem Start 113,636 Stdkm, 1 Meile mit ſtehendem Start 127,781 Stdkm, beides Weltrekrde. Cyclecar bis 350 cem: Joſef Möritz auf Dä W⸗Spezial 1 km mit ſtehendem Start 84,289 Stdkm, 1 Meile mit ſtehendem Start 89,325 Stdkm, 1 km mit fliegenden Start 114,722 Stdkm, 1 Meile mit fliegendem Start 115,021 Stoͤkm, alles Weltrekorde. Zur Woche des Buches Einige Geleitworte. Mit Beginn des November bittet das deut— ſche Buch um Einlaß. Das deutſche Volk wird den Ruf nicht überhören. Denn wie nur wenige Völker hat unſer Volk von jeher ein verſönliches Verhältnis zu ſeinem Buch gehabt— ſchleppten wir doch ſelbſt im Felde draußen Bücher im Torniſter mit uns, um nach ſchweren Kampfestagen daraus Ruhe und Sammlung zu ſchöpfen. Dieſe Freude fand ich in meinem Leben unzählige Male und immer wieder an dem guten Buche. Deshalb liebe ich auch meine Band auf Band zuſammengetragene Bibliothek, die mich be⸗ ſinnen läßt auf die große Vergangenheit meines Volkes, mich anregt zur geiſtigen Mitarbeit an den Zeitfragen und Willen und Phantaſie belebt, jede Arbeit für Deutſch⸗ lands Wohl und Zukunft zu leiſten. gez. Franz Seldte. * Zu den beſten Freunden, die ich im Leben 1 habe, gehören einige meiner Bü— cher. gez. Konſtantin Hierl, Führer des Reichsarbeitsdienſtes. Das Buch iſt das unentbehrliche Hand⸗ werkszeug für meine Arbeit. Für meine Freizeit die Quelle wahrer Freude. Wer Bücher ſammelt, ſammelt die treuſten Freunde für alle Stunden des Glücks und des Schmerzes. gez. Marianne Hoppe. der 9. November in Verlin Große Kundgebung im Sportpalaſt. Berlin, 7. November. Die NSK meldet: Berlin wird am 9. November im Zeichen des Gedenkens an die Gefallenen der Bewegung ſtehen. An allen Gräbern, in denen Vorkämpfer des Natio⸗ lialſozialismus ruhen. und amEhrenmal am ratz ſtellten abſolute Motorrad-Weltrekorde 0 aber gleich für vier verſchiedene Klaſſen. Im Hehrbelliner Platz werden Ehrenwachen auf⸗ ziehen. Kränze des Gauleiters, des Führers der Gruppe Berlin⸗Brandenburg und der anderen Formationen werden an den Grä⸗ bern der Gefallenen und am Ehrenmal nie⸗ dergelegt. Am Hauſe Alte Jakobſtraße 1a wird eine Gedenktafel für den am 7. Juni 1932 gefal⸗ lenen SA⸗-⸗Mann Friedrich Schröder enthüllt werden. Am Abend findet im Syportpalaſt eine große Kundgebung ſtatt, in deren Mit⸗ telpunkt der feierliche Uebertritt von 200 Hitlerſungen in die SA ſteht. Im Anſchluß daran marſchieren die Ehrenformat onen zum Großen Zapfenſtreich und Vorbei⸗ marſch am Ehrenmal am Fehrbelliner Platz. Von Deſſau nach Südafrika Eine neue Probe deutſchen Flugkönnens. Johannesburg(Südafrika), 6. November. Dret Junkersflugzeuge, die, wie gemeldet, vor acht Tagen in Deſſau zu einem Fluge nach Südafrika geſtartet waren, ſind in Jo⸗ hannesburg eingetroffen. Die Flugzeuge haben für die gewaltige Strecke eine reine Flug⸗ zeit von nur 43 Stunden und 20 Minuten benötigt. Der Flug führte über Kairo, Char⸗ tum, Juba, Dodoma und Salisbury. Die Zuverläſſigkeit der deutſchen Maſchinen wurde während eines furchtbaren Tropen⸗ gewitters über dem Weißen Nil auf eine ſchwere Probe geſtellt, jedoch konnten alle drei Flugzeuge ohne jede Beſchädigung ihren Flug durchfüh⸗ zen. Der Empfang in Johannesburg war außerordentlich freundlich. Die geſamte Oef⸗ entlichkeit, vor allem auch die Fachkreiſe, zol⸗ en der großen fliegeriſchen Leiſtung höchſte Anerkennung. Aus der Heimat Gedenktage 7. November 1810 Der Dichter Fritz Reuter in Staven⸗ hagen geboren. 1818 Der Naturforſcher E. Du Bois-Rey⸗ mond in Berlin geboren. 1867 Die Phyſikerin Marie Curie in War⸗— ſchau geboren. 1913 Der engliſche Naturforſcher Alfred Ruſ— ſell Wallace in Old Orchard geſtorben. 1924 Der Maler Hans Thoma in Karlsruhe geſtorben. Prot. und kath.: Engelbert. Sonnenaufg. 7.06 Sonnenunterg. 16.21 Mondaufg. 7.44 Mondunterg. 15.49 Kauft und eßt deutſches Obſt! Auf allen großen und kleinen Märkten ſind Aepfel und Birnen in großer Menge und beſter Qualität billig zu kaufen. Unſer ſchönes deutſches Obſt trägt zum geiſtigen und kör⸗ perlichen Woh! des Volkes bei. Es iſt ge⸗ ſund und nahrhaft, dabei ſättigend und leicht bekömmlich. Sonne und herbe Friſche der Hei⸗ mat ſind in ſeinem köſtlichen Aroma einge⸗ fangen, das von keiner ausländiſchen Frucht übertroffen wird. Leider ſind die guten Eigen⸗ ſchaften unſerer vielen Obſtſorten noch nicht genügend bekannt— und werden noch viel zu wenig ausgenutzt. Eine ſchöne ſaftige Birne vor dem Schlafengehen iſt ebenſo bekömmlich 0 wie der Teller Obſt zum erſten Frühſtück, und ein paar friſche rotwangige Aepfel in die Schul⸗ oder Aktenmappe geſteckt, ſchmecken zum zweiten Frühſtück gewiß nicht ſchlechter, als die unvermeidliche belegte Stulle. Die geiſtigen Arbeiter haben den Wert des Obſtes ſchon vielfach erkannt, und fügen es friſch oder auch zu Kompott verkocht, jeder Mahlzeit ein. Wie ſehr erleichtert Obſt auch der Hausfrau die Zuſammenſtellung des Kü⸗ chenzettels. Obſt zum Nachtiſch erfordert gar keine Mühe und ganz geringe Koſten, beſon⸗ ders wenn ein kleiner oder größerer Vorrat, zentnerweiſe eingekauft, im Keller oder auf dem hohen Bord der Speiſekammer lagert. Das ganze Haus iſt von dem Duft und der Friſche durchweht, der von einem Korb rei— fer Aepfel ausgeht. Kindern, auch den aller— kleinſten, kann man gar nicht genug Obſt ge— hen— es iſt heſſer als Süpigkeiten und Nä— Beſuch aus Polen. Mit einem Sonderzu, trafen vor einigen Ta gen in Berlin mehrer hundert Gäſte aus Po len ein. Unter ihner befanden ſich viele Po und Thorne Deutſche, die gemeinſan mit dem Berliner Thor ner Heimatbund an Ehrenmal Unter der Linden Kränze nieder legten. ſchereien. Aus Falläpfeln bereitet man das ſchöne wohlfeile Gelee; auch mit Quitten zu⸗ ſammengekocht, ergibt der billige Aepfel einen köſtlichen Brotaufſtrich. n Unſallſchutz für den Arbeitsdienſt. Wie der Leiter der Rechtsabteilung in der Reichs⸗ leitung des Arbeitsdienſtes, Dr. von Funcke, feſtſtellt, iſt es für den Staat, der die Ar⸗ beitskraft der Jugend in Anſpruch nimmt, eine ſelbſtverſtändliche Pflicht, Leben und Ge⸗ ſundheit aller im Arbeitsdienſt Tätigen zu ſchützen. Der Verſicherungsſchutz der geſetz— lichen Unfallverſicherung erſtreckt ſich auf alle Arbeitsmänner und die Führer, die im ordent⸗ lichen Arbeits⸗ oder Dienſtverhältnis zum Ar⸗ beitsdienſt als Träger des Dienſtes ſtehen. Dem Verſicherungsſchutz unterliegen nicht die Inhaber der ſtaatlichen Dienſtſtellen, wie die Arbeitsgauführer, Meldeſtellenleiter, Pla⸗ nungs⸗ und Verwaltungsbeamte uſw. Die Reichsleitung des Arbeitsdienſtes hat daher einen Kollektivvertrag über eine Unfallver⸗ ſicherung des Führer- und Verwaltungsper⸗ ſonals abgeſchloſſen, der am 15. Dezember in Kraft tritt. Wettervorherſage: Bei nach Norden abdrehenden Winden und zunehmender Niederſchlagstätigkeit neue Ab—⸗ kühlung. f Hein Müller bort nicht mehr Ein vorbildlicher Sporksmann nimmt Ab- ſchied. Der ſo erfolgreich verlaufene letzte Box⸗ kampfabend in der Kölner Rheinlandhalle ergab den Verzicht eines der größten deut⸗ ſchen Boxer auf weitere Kämpfe. Hein Müller, früherer Deutſcher und auch Euro— pameiſter im Schwergewicht, hat nach der unerwarteten Niederlage gegen den jungen, ſchlagſtarken Solinger Erwin Klein ſich zu der Erkenntnis durchringen müſſen, daß ein weiteres Kämpfen im Ring für ihn unmög— lich geworden iſt. Müller hat, als er nach einiger Zeit von ſtarker Benommenheit be— freit war, ſeinen Verzicht ausgeſprochen. Hein Müllers Sehnerv iſt in Mitleiden— ſchaft gezogen. Er wußte es vorher durch ſeinen Arzt, der von dem Kampf gegen Klein abriet. Der lange Hein fühlte ſich aber noch ſtark, und ſo wie er in ſeiner lan⸗ gen Laufbahn keinem Gegner aus dem We— ge gegangen iſt, ſo wollte er nach längerer Zwangspauſe wenigſtens verſuchen, wieder Anſchluß zu den beſten deutſchen Schwerge⸗ wichtlern zu gewinnen. Der Verſuch iſt miß⸗ glückt, denn die im letzten Meiſterſchafts⸗ kampf gegen Hower erlittene Sehnerv⸗ Verletzung hat ihm eine ſeiner beſten Waf— fen geraubt— das„gute Auge“. Hoffen wir, daß Müllers Verletzung keine geſundheitlichen Nachwirkungen zeigen mö⸗ ge. Und wenn der„Lang“ jetzt zum Rück⸗ tritt gezwungen iſt, ſo erinnern wir uns freudig ſeiner hervorragenden ſportlichen Geſamtleiſtung, die ihn als jungen, ſchmäch⸗ tigen Dachs aus dem Fliegengewicht auf⸗ wärts durch alle Gewichtsklaſſen führte. Sieben deutſche Meiſtertitel, dazu die Euro⸗ pameiſterſchaften im Mittelgewicht als Amateur, im Schwergewicht als Profeſſio⸗ nal waren der Lohn für einen vorbildlichen ſportlichen Lebenswandel. Hein Müller war dazu immer ein muſterhaft ritterlicher Kämpfer. Mit ſeinem Kölſchen Humor wird er uns ja noch weiter um den Ring herum erfreuen. Das geyfändete Flugzeug Los Angeles, 7. November. Das Flugzeug, in dem Sir Charles Kingsford⸗Smith kürzlich den Stillen Ozean überquert hat, iſt auf Veranlaſſung eines Mannes, der behauptet, der berühmte Flie⸗ ger ſchulde ihm 2750 Dollar, mit Beſchlag belegt worden. Ein Gerichtsvollzieher hat ſich des Apparates bemächtigt und unmittel⸗ bar auf einem Lehnſtuhl Platz genommen, um das Flugzeug im Auge zu behalten. Kingsford⸗Smith wurde aufgefordert, eine Sicherheit von 5500 Dollar zu hinterlegen, um die freie Verfügung über ſeine Maſchine wieder zu erlangen. Vörſen und Märkte (Ohne Gewähr.) Mannheimer Schlachtviehmarkt. Auftrieb: 140 Ochſen, 165 Bullen, 306 Kühe, 307 Färſen, 638 Kälber, 56 Schafe, 2477 Schweine, 5 Ziegen. Preiſe: Ochſen: 37 bis 38, 32 bis 36, 28 bis 31; Bullen: 36 bis 37, 32 bis 35, 28 bis 31; Kühe: 32 bis 35, 25 bis 31, 18 bis 24, 13 bis 17; Färſen: 38, 33 bis 37, 29 bis 32; Kälber: 51 bis 53, 45 bis 50, 38 bis 44, 32 bis 37; Schafe: nicht notiert; Schweine: 53, 53, 50 bis 53, 48 bis 53,—.—, 48 bis 52. Voch der Housdrheit [leokrem fur Ihre Hande