12 1 a Ir , e eunheſmer Anzeſger f Ciernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten) Viernheimer Zeitung Erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis 1,40 k. frei ins Haus gebracht.— Gratis⸗Beilagen: wöchentlich 5 luſederken Sonntag“, halbmonatlich die„Heimatblätter“, zweimal jährlich den Fahrplan und den Wandkalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. bei den Boten Aelteſte Tageszeitung am Platze— Erfolgreiches Inſertionsorgan Fernſprecher 117.— Telegr.: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 f em Main, Verantwortlich für 5 Anzeigenteil: 80h Masi, Viernheim. 2 ee Einzel⸗Verkauf der Zeitung von der Geſchäftsſtelle 5 Pfg., Samstags⸗Ausgabe 10 Pfg. eee 05 N Miernhelmer Anzeiget die neuen Schuhe nur vom billigen Gcſiuſi marin Herrenhalhschuhe ſchwarz, braun u. Lack von 5.90 an Damenspangen, ſchwarz Rindbox 3.75 3.45 braune Damen 3 Oesenschuhe (Sieruzetmer Bürger-⸗Ztg.— Biernh. 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Martin, Viernheim 5 N Ia 0 bee 4 junge e Ama 0 In 80 Täglich friſchen Loohunnor b a rte Mavier- ihre Werbung noch einen 5 ö ſowie alle ſonſtigen Nahm und Butter abzugeben. 1 1 Mitanhofton Inch erprobter, Backartikei e geh kenn n. Funk. Mitarbeiter A Mee den. f Lissi Schlatter E el Milchhandlung Saarſtraße 46. 0 5 10 Blaue. 2„ Nee an der Mann- peil, Kiesſtraße. mmm eee n heimer Hiachsch. Ein die Expedition dieſ. Blattes J ffannneimerst. Ad Beſtellungen auf den Viernheimer Tonslander N Anzeiger werden von den Austrägern chlachlen 5 ſalzengeeignet empfiehlt ſich! zu verkauf. 7 Molitorſtr. 3 ſtraße 5 Zum Iapezieren, 1 0 5 7 Weill. Käse Zum Brotei dteinschlagen schweine„, haben wir ſtets alte Zeitungen vor⸗ zu verkaufen. Milchhandlung Wos faber 2 l— i A 21 sünen und sauren Rahm weinen Käaäse 1 Kaute Miſt f e e e schnell fördern: empfiehlt Martin Alter entgeltlichabge⸗] für den gute Verdienſtmög⸗ langj. Lehrerin 3 Hutſtr. 14 linke Angebote unter K K 101 an f. Musik. 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Bed. u. koſtenl. Ausk. dch. Valentin Konrad, Viern⸗ heim, Wieſenſtr. 21. Anfr. Rückp. Saarstr. 58 prt. Verlobhungs-Briefe e Anzeiger: Lokales Viernheim, 7. Rov. * Was iſt zur Kirchweih auf dem Marktplatz los? Zur diesjährigen Kirch— weihe wird der Markt- und Jupplatz beſonders gut beſchickt ſein. Es werden anweſend ſein: Schmitt's⸗Autobahn-Karuſſell, anſtatt einer Schiffſchaukel werden wir in dieſem Jahr einen Skoder hier haben, das iſt ein elektr. Selbſt— fahrer. Weiter hat ſich eine Little-Puck-Schau — Zwergen⸗Schau— angemeldet. Eine Reit⸗ ſchule mit lebenden Pferden, ein Kaſperle— Theater, der„Hau de Lukas“, das elektr. Namenſpiel und diverſe Zuckerbuden vervoll— ſtändigen das Programm. Die Jupplatzmeſſe wird alſo während den Kirchweihtagen einen beſonderen Anziehungspunkt haben.— Die erſten Wagen ſind zur Freude der Kinder be— reits heute eingetroffen. * Zwei Rieſendickrüben. Im Gaſt⸗ haus zum Stern ſind zwei Rieſendickrüben von 38,5 und 40 Pfund Gewicht zu ſehen. Mutter Natur hat hierbei wieder einmal be— ſonders gute Laune bewieſen. 2. Wandergewerbe- Hauſierer⸗ erlaubnisſcheine und Legitimations⸗ karten. Die Wandergewerbe-Hauſierer— erlaubnisſcheine und Legitimationskarten gel— ten jeweils bis zum 31. Dezember d. J. Zu Beginn des neuen Jahres häufen ſich meiſt—⸗ tens die Anträge derart, daß die Ausfertigung der neuen Scheine Verzögerung erleiden muß. Es iſt daher zweckmäßig, ſchon jetzt die Neu— erteilung der Gewerbeſcheine bei den zuſtän— digen Bürgermeiſtereien oder Polizeibezirken zu beantragen, damit der Verwaltungsbehörde die erforderliche Zeit für die anzuſtellenden Ermittlungen gegeben iſt. Nur bei frühzei—⸗ tiger Einreichung der Anträge kann Gewähr dafür übernommen werden, daß die Scheine zu Beginn des neuen Jahres ausgeſtellt wer- den können und bei Gebrauch zur Verfügung ſtehen. * Das Kirchweihſpiel gegen Phö⸗ nix Mannheim wird für alle Sportfreunde wieder ein beſonderer Anziehungspunkt ſein. Zwar hat Phönix bis jetzt in den Verbands- ſpielen unglücklich gekämpft,— aber— es gehört doch zur feſtſtehenden Tatſache, daß ſich alle Mannſchaften gegen den Pokalmeiſter beſonders anſtrengen, da es als beſondere Ehre gilt, den Pokalmeiſter zu ſchlagen. Es wird alſo wieder ein ausgezeichneter Punktekampf zu erwarten ſein. Die 2. und 3. Mannſchaft ſpielt ebenfalls gegen Phönix Mannheim. Die Schüler ſpielen am Samstag in Hemsbach und die Jugend am Sonntag hier gegen Käfertal, während die Handballer am Sonntag nach Waldhof müſſen.— Morgen Donnerstag fin⸗ det um 8 Uhr in der Sporthalle Training für ſämtliche Mannſchaften ſtatt. EEE Zur gefälligen Beachtung! Reklamationen über unregelmäßige Zuſtellung unſerer Zeitung wollen uns ſofort gemeldet werden, damit wir für deren Abhilfe ſorgen können. Der Verlag. 10 Millionen Zlotys geſchätzt wird, ſind von . Ganze Wälder verschoben Zurzeit ſind in Polen die umfangreichen Unterſchlagungen, die an dem Vermögen des kürzlich verſtorbenen Grafen Potocki began⸗ gen worden ſind, das Tagesgeſpräch. Die Un⸗ terſchlagungen, deren Wert auf weit über einem Baron Nelken und den Brüdern Ro— zemberg begangen, die nicht nur den be— weglichen Beſitz zum Teil veräußerten, ſondern auch Wälder und Ländereien verſchoben. Bis zu ſeinem Tode beſaß der Baron Nelken das volle Vertrauen des kranken Grafen, der zwar Rozemberg als Betrüger entlarvte und ihn entließ, aber über den Umfang der Un⸗ terſchlagungen keine Kenntnis hatte. Vielleicht wußte er mehr als man annahm, wollte aber auf jeden Fall einen Skandal vermeiden. Nach dem Tode des Grafen hat die Staatsanwalt⸗ ſchaft die Ermittlungen aufgenommen. Die Empörung der Oeffentlichkeit iſt zu verſtehen, denn der Graf Potocki hat ſein ungeheures Vermögen dem Staat für Wohltätigkeits⸗ einrichtungen hinterlaſſen. Die polniſche Po⸗ lizei iſt zurzeit bemüht, feſtzuſtellen, wieviel von dem unterſchlagenen Vermögen nach Pa⸗ ris verſchoben worden iſt und noch aufge⸗ trieben werden kann Vuntes Allerlei Wer kommt für die Zeche auf? Auch in England ſcheint es zuweilen vorzukommen, daß die Frau mehr Geld ausgibt, als der Mann zu verdienen in der Lage iſt. Mit dieſem Fall hat ſich auch der Londoner Rechtsan⸗ walt Kerman befaßt und ſeine Anſicht in der„Daily Mail“ zum Ausdruck gebracht. Er meint, eine Frau könne, wenn ſie große Anſprüche ſtellt, ihren hilfloſen und verlieb⸗ ten Gatten in kürzeſter Zeit zugrunde rich⸗ Schweinepreiſe fielen rapid. Vill, ten. Iſt es dann ſoweit. hat er ſich ihret⸗ wegen verbluter, dann veriaßt ie in mog: licherweiſe, weil er nicht mehr in der Lage iſt, ihr ein ſtandesgemäßes Leben zu ſichern. Es übe eine demoraliſierende Wirkung auf die Frau auf, wenn ſie weiß, daß der Gatte für alles, was ſie kauft, haften muß. Wüßte die Frau, daß ſie über alles, was ſie kauft, Rechenſchaft ablegen muß, dann würde ſie wahrſcheinlich manche Ausgabe unterlaſſen. Darum müßte das Geſetz geändert werden und dürfe den Gatten nur zur Zahlung der Schulden verpflichten, die er freiwillig auf ſich nimmt. Der gleichen Anſicht ſcheint auch eine Kollegin des Rechtsanwalts zu ſein. Mrs. Appelby erklärt, nur Frauen von un⸗ tergeordneter Intelligenz bereiteten ihren Männern finanzielle Schwierigkeiten. Eine kluge Frau werde nie mehr ausgeben, als in ihrem und ihres Mannes Intereſſe nötig iſt. Da es alſo nur unintelligente, einſichts⸗ loſe Frauen ſind, die den Etat unnötig be⸗ laſten, ſo ſei eine geſetzlich zu regelnde Ein⸗ ſchränkung ihrer Rechte durchaus zu befür⸗ worten.„Aber“, wird der beſorgte Geſchäfts⸗ mann fragen,„wer bezahlt denn die Zeche, wenn der Ehemann frei ausgeht?“— Man ſieht, ſo einfach, wie die beiden Rechtsan⸗ wälte glauben, das Problem löſen zu kön⸗ nen, iſt es keineswegs, denn ſie haben es vorgezogen, zu der Frage keine Stellung zu nehmen. Soll etwa jede Frau in den Ge⸗ ſchäften, in denen ſie Einkäufe macht, nach⸗ weiſen, daß ſie den von ihrem Gatten bewil⸗ ligten Betrag nicht überſchreite? Wer hat Dich, Du ſchöner Wald.. Es gibt Länder, die ganz waldlos ſind, z. B. die Mongolei, der Irak, Turkeſtan, die Sahare und das innere Auſtralien. Südamerika iſt der dichteſt bewaldete Erdteil. Die Straf, kolonie Guyana in Südamerika iſt die wald⸗ ꝛeichſte Gegend der Erde, denn 98 Prozent des Bodens iſt dort mit Wald bedeckt. In Europa verteilt ſich der Waldbeſtand folgen⸗ dermaßen: Finnland 64,9 Prozent des Bo⸗ dens, Schweden 54 Prozent, Rußland, Oeſter⸗ reich, Tſchechoſlowakei 35 Prozent, Deutſch⸗ land 26 Prozent. Großbritannien und Ir⸗ land ſind nur ſehr wenig bewaldet, nämlich mit nur 4,3 Prozent. Schwein ohne Schweine. Ein junger Oeſter⸗ reicher verließ vor ſieben Jahren ſeine Hei⸗ mat und wanderte nach den Vereinigten Staaten aus. Zunächſt ging es ihm ſchlecht, dann beerbte er eine in Europa verſtorbene Tante und kaufte ſich in einem der Weſt⸗ ſtaaten der Union eine Schweinefarm. Zwei Jahre ging die Farm gut, dann kam der ſchwarze Freitag, USA. um Milliarden ärmer machte. Die wie ſich jetzt der Oeſterreicher nannte, blieg auf ſei⸗ nen Schweinen ſitzen. Ein Freund Bills er⸗ kundigte ſich bei deſſen Nachbarn nach ihm, da Bill lange nicht mehr ein Lebenszeichen von ſich gegeben hatte. Der Nachbar ant⸗ wortete, er hätte im vorigen Jahr 1000 Dollar von der Regierung bekommen, wenn er ſeine Schweinezucht einſchränkte. Das hat Bill auf eine merkwürdige Idee gebracht er will Schweine nicht züchten. Er hat ſich ausgerechnet, daß, wenn er 500 000 Schweine nicht züchtete. er ein reicher Mann würde. der die Bevölkerung der uns liegt Wer, wie der Landwirt, in harter Ar- beit seinen Besitz erhält, darf nie grö- gere Barbeträge zu Hause liegen las- sen und sie der Diebstahls- oder Feuersgefahr aussetzen. Schwer Er- worbenes ist doppelt wertvoll! Bei zuverlässig. eit: nernneimor kreulveroln 8 f m 5. i Mernbeim es sicher und verzinst sich Nun zerbricht ſich für eine Farm nehmen müßte, und welche Schweineſorte für das Nichtzüchten ſich am beſten eigne. So einfach iſt das Problem nicht und vielleicht iſt die Proſperity für das Nichtzüchten ſchon vorüber, wenn Bill an die Sache herangeht. Luſtige Etle Schnellmaler. in einem Jahr!“ mal umgekehrt, malen Sie es in einem Tage verkaufenh(Vart Hem.) Ballgeflüſter. haſt Du denn um ſie angehalten?“ „Ich habe dreimal mit ihr getanzt und wußte nicht mehr, was ich mit ihr ſollte!“ Militäriſch geſprochen. da für herrliche Wurſt?“ latwurſt!“ „Und die in der anderen Hand?“ „Das iſt meine Reſervelatwurſt, Hert Leutnant!“(Lektyr.) Ein Ausweg. Klirr! machte Hausfrau eilte hinaus.. 3 „Aber Anna!“ rief ſie verzweifelt,„O ſchlagen mir ja mehr Geſchirr kaputt. als Sie Gehalt bekommen! Was macht man da bloß?“. „Erhöhen Sie doch mein Gehalt, gnädige Frau!“(Politiken. Wiſſen Sie das? die Vorfahren des amerikaniſchen Oel. magnaten Rockefeller(Roggenfelder) ſtam— men aus Deutſchland; ſie kamen im 15 Jahrhundert aus der Pfalz nach Pennſol vanien. * Von den 30 000 Zigeunern, der ganzen Welt zählt, lebt etwa in Polen. die man auf ein Drittel mit dem Flugzeug verkehrenden Paſſaglerk beträgt im Durchſchnitt in der Woche N Morgen Donnerstag abend 8 Uhr in der Sporthalle 2. Fußball⸗ und 1.. hat anzutreten. Der Vorſtand. Deutſche Angeſtelltenſchaft, One gruppe Viernheim. Die Mitglieder der W. lichen ene werden gebeten die Ber träge für Monat November im Laufe de Ecke entrichten. Die angegebene t iſt unbeding einzuhalten. b Bill den Kopf, was er der Künſtler:„Malen kann ich ein Bild an einem Tage, aber verkaufen nicht einmal Der Beſucher:„Verſuchen Sie es doch ein. Jahr, dann werden Sie es auch an einem „Ihr paßt nicht zuſammen? Ja, warum 9 reden „Müller, ſagen Sie mal, was haben Sie 5 „Zu Befehl, Herr Leutnant. eine Zerve- es in der Küche und die Die Zahl der zwiſchen London und Par Vereius-Anzeigel) Sportvereinigung Amicitia 09.3 leichtathl. Training für ſäm liche e Insbeſonders die 1.. i Handballmannſchaß rufsgemeinſchaften der Werkmeiſter u. weib⸗ Woche an den Kaſſenwalter Adam Englelt Hofmann⸗ und e 1 e chen trägt Zum 9. November Von Keichsinnenminiſter Dr. Wilhelm Frick, Reichsleiter der NSDAP. Das Jahr 1923 war erfüllt von unerhör⸗ ten ſeeliſchen Spannungen im Leben des deutſchen Volkes. Gleich zu Beginn dieſes Schickſalsjahres beſetzten die Franzoſen das Ruhrgebiet. In ungeahnter Geſchwin⸗ digkeit ſetzte die Inflation ein und ver⸗ nichtete nicht nur den Reſt aller Erſparniſſe des ganzen Volkes, ſondern brachte auch die Sicherheit jedes Einzelnen ins Schwan— ken. Der Nahrungsmittelnot des Krieges folgte die Zeit der Geldnot, die mit ihrem raſenden Tempo die letzten Reſte der Ord— nung auflöſte Eine Verzweiflungs⸗ timmung hatte die Maſſen des Volkes ergriffen und trieb ſie auf die Straßen zum offenen Bürgerkrieg: Ganz Deutſchland ſchien das Opfer innerer Zerſetzung zu wer— den. Dieſes Jahr war die Zeit, in der ſich die ſeparatiſtiſchen Bewegungen an allen Ecken und Enden regten, in der der Kommunismus ebenſo wie die partikulariſti⸗ ſchen Kräfte ihre Zeit für gekommen hielten. In dieſem Jahr wuchs aber auch die natio⸗ nalſozialiſtiſche Bewegung Adolf H itlers in München und Bayern zu einer großen Macht heran. Der Führer ſah ſich einer Lage gegenüber, die ihn zu einer entſcheidenden Tat herausforderte. Die Not der Maſſen, denen keine Hoffnung auf friedliche Löſung ihres Elends mehr möglich ſchien, die neuaufflak⸗ kernden marxiſtiſchen Revolten, den leiden⸗ ſchaftliche Wille des Widerſtandes gegen na⸗ tionale Schmach und Wirtſchaftsnot im eigenen Lager— ſie alle drängten zur Entſcheidung. Im Hintergrund lauerten Kräfte in Bayern, die die Not des Reiches für ihre alten Pläne auszunutzen gedachten. Die Mainlinie begann ein politiſcher Be⸗ griff erſter Ordnung zu werden. Der Süden ſollte vom Norden getrennt, das Neich zer⸗ ſprengt werden. Monarchiſtiſche Plänema⸗ cher und Ränkeſchmiede machten ſich breit und brüſteten ſich offen und ſchamlos der Gunſt aller Feinde des Reiches. In dieſen Tagen entſchloß ſich der Führer, die reichs feindlichen Pläne zu verhindern, indem er ſich ſelbſt und ſeine Bewegung in die Breſche warf. So kam es zu den Ereigniſſen vom 8. und 9. November 1923 in München, die zwar mit der blutigen Niederſchlagung der Bewegung und der Einkerkerung des Führers und ſei⸗ ner Getreuen endeten, die aber ſchließlich doch zum Sieg führen ſollten. Zum zweiten Male in der deutſchen Ge⸗ ſchichte war ein 9. November zum Tag tiefſter nationaler Erniedri⸗ gung geworden. Dem 9. November 1918, an dem Landesverräter und Meuterer alle Opfer und Siege der deutſchen Heere des Weltkrieges ſchmählich zunichte machten, folgte fünf Jahre ſpäter der zweite 9. No⸗ vember, an dem Deutſche gegen Deutſche am Odeonsplatz in München einander gegenüber— ſtanden, und die Freiheitsbewegung Adolf Hitlers blutig niedergeworfen wurde. Wenn wir uns heute dieſer düſteren Tage im Leben der Nation erinnern, dürfen wir mit aufrechtem Stolz bekennen, daß gerade die Schmach dieſer Ereigniſſe es war, die den deutſchen Menſchen nicht ra⸗ ſten und ruhen ließ, das Schickſal der deut⸗ ſchen Nation zu wenden. So ſind die Blutopfer, die in den grauen Novembertagen nutzlos gebracht ſchienen, doch nicht ſinnlos geblieben. Aus dem Opfer der Helden des Weltkrieges und der Toten vom Odeonsplatz entſtieg der Nation die reinigende Kraft zur Befreiung. Hier liegen die Wurzeln der großen Bewegung, die die Schande der Vergangenheit hinwegwiſchte und aus einem Volk, das zum Untergang reif, aus einem Staat, der bis in die Grund⸗ feſten zermürbt und krank ſchien, eine Na⸗ ſchuf und ein Reich der Sauberkeit und Ehre uf. Das Vermächtnis der Gefallenen des Weltkrieges und der Toten vom 9. Novem- ber iſt erfüllt, Das Reich iſt wieder ein Staat der Deulſchen. Die Inſchrift der Ge⸗ denktafel in der Feldherrnhalle zu Mün⸗ mit Recht die ſtolzen Worte: Und Ihr habt doch geſiegt!“ Ein unannehmbarer Standpunkt Frankreichs vermeintliche Verpflichtungen in Paris, 8. November. Inmitten der Auseinanderſetzungen über die beunruhigende Wirkung der franzöſi— ſchen Truppenzuſammenziehungen an der Saargrenze wird einer ſehr ausführlichen Unterredung zwiſchen dem deutſchen Bot⸗ ſchafter in Paris, Roland Köſter. und dem franzöſiſchen Außenminiſter Laval beſon⸗ dere Bedeutung beigemeſſen. Das amtliche franzöſiſche Nachrichtenbüro hat über dieſe Zuſammenkunft eine ausführliche Mit⸗ teilung verbreitet, die Folgendes beſagt: „Der franzöſiſche Außenminiſter Laval hat ſich mit dem deutſchen Botſchafter ausführ⸗ lich über die verſchiedenen Probleme unter⸗ halten, die beide Länder intereſſieren, ins⸗ beſondere über gewiſſe Fragen der Volksab⸗ ſtimmung im Saargebiet. Im Verlauf die⸗ ſer mehrſtündigen Unterredung hat der franzöſiſche Außenminiſter feſtge⸗ ſtellt, daß Frankreich auf keine der Pflichten. die ihm in Ausführung ſeiner internatio⸗ nalen Verpflichtungen dem Völkerbund ge— genüber obliegen, verzichten wolle noch kön⸗ ne. Außenminiſter Laval legte andererſeits Wert darauf, die Mitteilungen der auslän⸗ diſchen Preſſe über angebliche militäriſche Maßnahmen und insbeſondere über Truppenverſchiebungen zu demenkieren, um damit jedem Mißverſtändnis die Spitze abzubrechen. Der Botſchafter hat, indem er der Auffaſſung der Reichsregierung Aus⸗ druck verlieh, beſtätigt, daß Deutſchland in keiner Weiſe die durch den Friedensvertrag feſtgeſetzten Bedingungen zur Gewähr⸗ leiſtung der Abſtimmungsfreiheit der Saar⸗ länder verkennen wolle. Der fransöſiſche Außenminiſter nahm mit Genugtuung dieſe Erklärung zur Kenntnis, um ſeinerſeits da⸗ ran zu erinnern, daß die Abſichten der fran⸗ zöſiſchen Regierung hinſichtlich der völligen Achtung dieſer Abſtimmungsfreiheit ſtets ebenſo klar geweſen ſeien.“ Wie das Deutſche Nachrichtenbüro erklärt, bringt dieſer Bericht der Havas-Agentur noch keine erſchöpfende Erklärung der Lage, wie ſie ſich letzthin in der Saarfrage ent⸗ wickelt hat. Es ſei zwar erfreulich, daß Herr Laval, entgegen den bisher gerade von der franzöſiſchen Preſſe gebrachten Nachrich⸗ ten, militäriſche Vorbereitungen zum Zweck eines franzöſiſchen Einmarſches in das Saargebiet dementiert. Andererſeits habe er dabei aber den Standpunkt aufrecht⸗ erhalten, daß Frankreich gegebenenfalls be— rechtigt und verpflichtet ſei, durch Entſen⸗ dung von Truppen für Ruhe und Ordnung im Saargebiet, ſowie für die Freiheit der Abſtimmung zu ſorgen. Dieſer Standpunkt iſt für Deutſchlnd ſelbſtverſtändlich nicht an⸗ nehmbar. Der deutſche Botſchafter in Paris hat bei der Unterhaltung hierauf hingewie⸗ ſen und um Fortſetzung der Ausſprache gebeien, weil, wie ihm bereits bekannt war. Weiſun⸗ gen an ihn ſelbſt ſowie an die deutſchen Miſ⸗ ſionen in London, Rom und Brüſſel unter⸗ wegs ſind, die den ausführlich begründeten Auftrag der Reichsregierung enthalten, gegen die Verwendung franzö⸗ ſiſcher Truppen im Saargebiet Verwah⸗ rung einzulegen und gegenüber den auf verſchiedenen Seiten hervorgetretenen Tendenzen noch einmal gang allgemein die deutſche Auffaſſung über die Behandlung der Saarprobleme zum Ausdruck zu brin⸗ gen. 0 Auf dem Weg der Verſtändigung? Die franzöſiſche Preſſe bezeichnet die Un⸗ terredung als ein hochbedeutſames Ereignis, das die deutſche und die franzöſiſche Haltung in der Saarfrage kläre und dazu beitragen könne, einen ruhigen Verlauf der Abſtim⸗ mung zu 5 Das„Petit Jour⸗ nal“ ſpri von einem entſcheidenden Schritt zur Beruhigung. Weder Deutſchland noch Frankreich hätten das geringſte In⸗ tereſſe daran, die Abstimmung zu ſtören. der geſtrige Meinungsaustauſch bekräftigte die Verpflichtung, die Abſtimmungsbedin— gungen, die nicht mehr geändert würden, u achten.— Der„Petit Pariſien“ unter— ſtreicht, daß dies ſeit langem der erſte unmittelbare deutſch-franzö⸗ ſiſche Meinungsauskauſch über die Saarfrage geweſen ſei. Daran könne man die Bedeu⸗ tung der Unterredung ermeſſen. Das Blatt bemüht ſich dann aber doch, die verſöhnliche Note der amtlichen Mitteilung in die alte franzöſiſche Tendenz umzudeuten. Aus der amtlichen Mitteilung ergebe ſich, daß Frank⸗ reichs Haltung in der Abſtimmunasfrage der Saarfrage unverändert bleibe. Eine deutſch-franzöſi— ſche Aussprache, ſo fügt das Blatt dann wie⸗ der hinzu, gerade in dem Augenblick, in dem in Rom der Dreier-Ausſchuß ſeine Arbeiten aufnehme, ſei unbeſtreitbar nützlich geweſen. Der„Excelſior“ wertet die Mitteilung über die Unterredung als eine Art ſtillſchweigen— des Uebereinkommen zugunſten der Beile— gung der internationalen Saarpolemik. * Knox nach Rom abgereiſt. Saarbrücken, 8. Nov. Der Präſident der Regierungskommiſſion, Knox, iſt zur Ta⸗ gung des Dreierausſchuſſes nach Rom ab— gereiſt. ö Entſcheidende Stunden in Paris Die Zuſpitzung der innerpolitiſchen Gegenſätze Paris, 8. November. Ueber den Hergang der innerpolitiſchen Ereigniſſe in Frankreich wird folgendes be⸗ richte: Im Laufe des Mittwochnachmittag wurde ein letzter Verſuch unternommen, die Riſſe im Gefüge des Kabinetts Doumergue zu verkitten. Die bisherige Regierungs— mehrheit bot alles auf, um eine Verſtän⸗ digung herbeizuführen. Staatsminiſter Herriot hatte ſich be— reits am frühen Morgen mit ſeinen poltti⸗ ſchen Freunden in Verbindung geſetzt. Auch im Miniſterpräſidium herrſchte reges Trei— ben. In den Kammern wirkte ſich die un— klare Lage nach wie vor in ſich widerſprechenden Gerüchten aus. Mit Intereſſe verfolgte die öffentliche Meinung die Stellungnahme des Auslandes zu der Regierungskriſe. Unkontrollierbare Vorausſagen über Vor— bereitungen für Straßenkundgebungen wechſeln mit eindeutigen Dementis. Die „Humanite“ wußte zu berichten, daß die Arbeiter für den Fall faſchiſtiſcher Kund— gebungen in ihren Vierteln alarmbereit ſeien. Das kommuniſtiſche Blatt behauptete weiter, die royaliſtiſche„Action Francaiſe“ habe ihre Anhänger aufgeboten und knüpfe daran die Forderungen, daß die Arbeiter in Alarmzuſtand bleiben müßten, um dem er⸗ ſten Ruf ihrer Organiſationen folgen zu können. In der Sitzung der Kammergruppe radikalſozialiſtiſchen ſprach ſich Innenminiſter Marchandeau für die Aufrechterhaltung des Burgfriedens mit dem Hinweis auf mögliche Unruhen aus. Der Miniſter bezweifelte, daß es mög— lich ſein werde, die Ruhe im Lande im Falle einer Regierungskriſe aufrechtzuerhalten. Er habe für alle Fälle entſprechende Vorſchrif⸗ ten in der Kammer eingebracht, aber noch ſeien ſie nicht verabſchiedet. Bei den Fe⸗ bruarunruhen ſeien Lücken im Geſetz zutage getreten. Damals habe man gewiſſe Ver⸗ haftungen nicht vornehmen können, da keine geſetzliche Handhabe vorhanden geweſen ſei. Der Führer der Frontkämpfervereinigung „Feuerkreuz“, Oberſt de la Roque, er⸗ klärte, daß ſich die Parlamentarier endlich der Gefahren der Stunde bewußt ſein müß— ten. Andererſeits habe die Regierung ihre Autorität zu wahren und müſſe unverzüg⸗ lich folgende Maßnahmen treffen: 1. Auf— hebung der marxiſtiſchen Front. 2. ener⸗ giſches Vorgehen gegen die Lebensteuerung und unerbittliche Strafen gegen die Spe— kulanten, 3. Säuberung und Neuorganiſie— rung des ganzen Verwaltungsapparates. Erſt dann könnten die Verfaſſung und die Wahlgeſetze geändert werden. Die Bericht⸗ erſtatter wollen aus den übrigen Erklärun— gen des Feuerkreuz-Führers den Eindruck gewonnen haben, daß die Feuerkreußler be— reits alarmbereit ſtänden und im ge— eigneten Augenblick eingreifen würden. — Die Saarabſtimmungskommiſſion bei der Arbeit. Bekanntlich iſt vom Völkerbund eine Saar-Abſtimmungskommiſſion zur Ueberwachung der Volksabſtimmung im Saargebiet. Hier ſehen wir der Kommiſſion in Burbach bei der Prüfung der großen Wahltafeln, auf worden Mitgliede: denen die eingeſetzt Namen der Abſtimmungsberechtigten verzeichnet ſind(von links): Rhode⸗Schweden, de Jongh⸗Holland, Sarah Bambaugy⸗Amerika, Graf Pourtales⸗Schweiz. 5 und 9. November Eingliederung der 18jährigen Hitlerjungen in die Partei. ö NS Berlin, 8. November. Die 18jährigen Hitlerjungen, die ſeit eini⸗ gen Jahren in der Hitler-Jugend mit dem Weſen des Nationalſozialismus vertraut ge— macht worden ſind, werden am 9. Novem⸗ ber in einem feierlichen Akt in die National- ſozialiſtiſche Deutſche Arbeiterpartei über— führt werden. Die feierliche Ueber⸗ führung erfolgt im Anſchluß an die Ge— denkſtunde für die gefallenen Freiheits⸗ kämpfer der Bewegung vor der Feldherrn— halle in München am 9. Navember um 12.50 Uhr. Die Uebernahmefeierlichkeiten in den eingelnen Orten werden durch den verant— wortlichen HJ-Führer für alle Hitlerjungen, HJ⸗Führer und Jungvolkführer, die das 18. Lebensjahr vollendet, und für alle BDM— Mädel und Führerinnen, die das 21. Le⸗ bensjahr vollendet haben, zuſammen mit der Leitung der Po und der Führung der SA nach vorheriger Vereinbarung durchgeführt. Die örtlichen Feiern erfolgen im Rahmen der aus München kommenden Uebertragung. Daß die Ueberführung der 18jährigen Hitlerjungen in die SA in beſonders feier⸗ licher Form ſtattfindet, iſt auch der aus— drückliche Wunſch des Stabschefs der SA, Lutze. Die in die SA überführten Hitler⸗ jungen werden von den zuſtändigen SA⸗ Führern übernommen und verpflichtet wer— den. Zur Eingliederung der 18jährigen Hitler— lungen in die Partei iſt noch zu bemerken, daß für eine Ueberführung nur die Kamera— den in Frage kommen, die vor der Vollen— dung ihres 18. Lebensjahres ein halbes Jahr nachweislich der Hitlerjugend ange— hört haben. Ausgenommen von der Ueber⸗ führung in die SA ſind ſämtliche Hitler— ungen, die in der Organiſation der HJ und des deutſchen Jungvolks auch weiterh'n als Führer Verwendung finden. Halbmast am 9. November Berlin, 8. November. Aus Anlaß des Roichstrauertages der NSDAP ſetzen am 9. November 1934 auf Anordnung der Reichsregierung die Ge— bäude des Reiches, der Länder. der Gemein— den, der Körperſchaften des öffentlichen Rechts und der öffentlichen Schulen die Flaggen auf Halbmaſt. Dieſe Anordnung wird hiermit mit dem Hinzufügen bekannt— gegeben, daß eine weitere Benachrichtigung der Behörden nicht erfolgt. Aympiſche Schulung Aufruf an Deulſchlands Jugend. Berlin, 8. November. Der Reichsminiſter des Innern Dr. Frick, der Reichsminiſter für Volksauf⸗ klärung und Propaganda Dr. Göbbels. und der Reichsſportführer von Tſcham— mer und Oſten erlaſſen gemeinſam fol- zenden Aufruf: Wir Deutſchen haben uns ſange Zeit damit begnügt, führend im Reiche des Geiſtes zu ſein. Das Volk der Dichter und Denker, wie uns andere Nationen bezeichnet haben, hat es lange nicht vermocht, ſich in der harten Wirklichkeit die realen Grundlagen ſeiner politiſchen Exiſtenz zu ſchaffen. Das ſchwere Schickſal, das Deutſchland traf, hat ein neues Geſchlecht erzogen, das hart und unbeugſam den Tatſachen ins Auge ſieht. Der Bildung des Geiſtes iſt die Erziehung des Körpers an die Seite getreten. Mit der Begeiſterung eines jugendlichen Volkes haben wir den Gedanken des Sports aufgegriffen und uns zur erſten Reihe der ſporttreibenden Natio— nen emporgekämpft. Im Jahre 1936 wer⸗ den wir uns mit den Völkern der Erde meſ— ſen und ihnen zeigen, welche Kräfte die Idee der Volksgemeinſchaft auszulöſen imſtande ſſt. Deutſchland hat nie kriegeriſchen Ehr— geiz beſeſſen, ſondern ſeinen Ruf im fried⸗ lichen Ringen der Nationen geſucht. Für den Wettſtreit der Olympiſchen Spiele 1936 ſoll ſich Deutſchlands Jugend in den kommenden Monaten mit aller Kraft rüſten. Das kom— mende Jahr wird das Jahr der olympi— ſchen Schulung ſein. Die Aufgaben Goerdelers Ein Schreiben Dr. Schachks. Berlin, 8. November. Der kommiſſariſche Reichswirtſchafts⸗ miniſter, Reichsbankpräſident Dr. Schacht, hat an den Reichskommiſſar für Preisüber⸗ wachung, Oberbürgermeiſter Dr. Goer de⸗ ler, folgendes Schreiben gerichtet:„Zu Ihrer Ernennung zum Reichskommiſſar für Preisüberwachung ſpreche ich Ihnen meinen herzlichſten Glückwunſch aus. Ihre Auf⸗ gabe iſt ebenſo ſchwierig wie wichtig. Ihre Abſicht, gegen alle dieſen igen rückſichtslos vorzugehen, die die dernünftigen wirtſchaft⸗ lichen Geſetze mißachten und durch unge⸗ rechtfertigte Preistreibereſen der Geſamtheit Schaden zufügen, billige ich im vollen Um⸗ fange. Ich werde alles tun, um auf dem mir anvertrauten Gebiet mit Ihnen auf das Engſte zuſammenzuarbeiten und Ihre Ar⸗ beit nachdrücklichſt zu unterſtüßen.“ Grenzlandtreue Eine Gabe an die Saar. Berlin, 8. November. Wie der Volksbund für das Deutſchtum im Ausland mitteilt, iſt das Glockenſpiel im lung des VdA von den deutſchen Grenz⸗ gebieten geſtiftet worden, die ihre Treue zum deutſchen Volk in den Abſtimmungs⸗ kämpfen bewährt haben; von Schleswig⸗ Holſtein, Oſtpreußen, Weſtpreußen, Ober— ſchleſien und Kärnten. Das Glockenſpiel läßt neben dem Deutſchlandlied folgende Weiſen als Gruß der Abſtimmungsgebiete erklingen:„Schleswig⸗Holſtein meerum⸗ ſchlungen“, den Hohenfriedberger Marſch, das Kärtner Heimatlied und das Saarlied. So ſchließt ſich ein Band der Gemeinſchaft und gleichbewährter Volkstreue um die hart umkämpften deutſchen Grenzgebiete. 17 Jahre Sowjetunion Der Jahreslag der Oktoberrevolution. Moskau, 8. November. In der Großen Oper in Moskau fand die Feier des 17 jährigen Beſtehens der Sowſetmacht ſtatt. Der Vorſitzende des Voll⸗ zugsausſchuſſes der Sowjetunion, min, hielt eine Rede über die liche und politiſche Lage. Er hob hervor, daß es in den letzten Jahren gelungen ſei, ße Erfolge zu erzielen, die jetzt der Regie— rung die Aufgabe ſtellen, den Lebensſtan— dard der ſowjetruſſiſchen Bevölkerung zu verbeſſern. Die letzten internationalen Er— eigniſſe(gemeint iſt der Eintritt Rußlands in den Völkerbund) hätte nur die Aufgabe, die Mächte zu unterſtützen, die an der Auf⸗ rechterhaltung des Friedens intereſſiert ſind. Wenn Rußland angegriffen werden ſollte, ſo werde die Sowjetunion und ihre Wehr⸗ macht ihre Pflicht tun. Recht bemerkenswert iſt ein aus dem glei— chen Anlaß herausgegebener Armeebefehl des Chefs der Roten Armee im Fernen Oſten, Blücher. Dieſer unterſtreicht die gro⸗ ßen politiſchen Aufgaben, die die Armee im Fernen Oſten zu erfüllen habe. Wenn wir angegriffen werden, ſo heißt es, werden wir mit der Waffe in der Hand bereit ſein. Je⸗ der Angriff auf ruſſiſchen Boden werde mi allerſchärfſten Maßnahmen bekämpft wer⸗ den. Nuhe in Spanien Der neue Aufſtandsverſuch erſtickt. Madrid, 8. November. Der neue Revolutionsverſuch der Syndi⸗ kaliſten und Anarchiſten iſt infolge der ſchar⸗ fen von der Regierung getroffenen Abwehr- maßnahmen im Keime erſtickt worden. Aus neuen Erklärungen des Innenminiſters geht hervor, daß in ganz Spanien Ruhe herrſche. 5 Im Zuſammenhang mit den Berichten über die letzte Parlamentsſitzung wird das bei dieſer Gelegenheit erfolgte enge Zuſam⸗ menrücken der katholiſchen Volksaktion mit den Radikalen unterſtrichen. Die Annähe— rung gehe ſoweit, daß ſchon von einer mög⸗ lichen Verſchmelzung dieſer beiden Par— teien und der Agrarier zu einem großen rechtsrepublikaniſchen Block geſprochen werde. Große Beachtung fand auch eine Bemerkung des Miniſterpräſiden⸗ ten Lerroux, daß bei einer Regierungs⸗ umbildung nur Gil Robles als ſein Nach— folger in Frage käme. Die unvorſichlige Berichterſtatterin. Paris, 8. Nov. Wie„Oeuvre“ mitteilt, iſt die Verhaftung ſeiner nach Spanien ent⸗ ſandten Sonderberichterſtatterin Simone Tery wegen eines Artikels erfolgt, der als Beleidigung des ſpaniſchen Heeres angeſe— hen worden ſei. Die Madrider Militär⸗ behörden ſollen beabſichtigen. Fräulein Tery vor ein Kriegsgericht zu ſtellen. Verſehen der Polizei Eine neue Amtsenthebung wegen des Mar- ſeiller Anſchlages. . Paris, 8. November. Der Generalkontrolleur der franzöſiſchen Sicherheitsvoliaei. Siſtorin. hatte ſich vor ſtatt. Auf unſerem Bil Saarbrückener Rathausturm durch Vermitt⸗ 1 Standpunkt aus dem Diſziplinarrat der Sicherheitspolizet wegen der mangelhaften polizeilichen Schutz⸗ maßnahmen beim Empfang des Königs Alexander in Marſeille zu verantworten. Siſtorin wurde vorgeworfen, in unverant⸗ wortlicher Weiſe eine Radfahrerpolizeiab⸗ teilung, die zur Bedeckung bereit ſtand, nicht eingeſetzt zu haben. Der Diſziplinarrat ſprach ſich für die Amtsenhebung Siſtorins aus. Der Veſchluß wurde dem Innenmini⸗ ſterium zugeſtellt. Ein Inſelflughafen Schlüſſelſtellung der britiſchen Verkeidigung. London, 8. November. Das britiſche Luftfahrtminiſterium hat be⸗ ſchloſſen, auf der nur ſpärlich bewohnten Inſel Torney bei Portsmouth für einen Koſtenaufwand von annähernd einer Vier⸗ telmillion Pfund Sterling einen neuen Flughafen zu errichten, der die Schlüſſel⸗ ſtellung der Verteidigungslinien Groß⸗ britanniens bilden ſoll. Vom ſtrategiſchen iſt die Inſel ungeheuer wichtig. Sie deckt den großen Marineſtütz⸗ punkt Portsmouth und beherrſcht den Ein⸗ gang des Solent, der Meerenge zwiſchen der Kali⸗ wirtſchaft⸗ auf außen- und innenpolitiſchem Gebiet gro- Reichsminiſter Dr. Goebbels, Dr. Hans Friedrich Blunck, den Präſid 0. tumskammer, den Dichter Joſef Magnus Wehner und Staateſc 9 100 war d 5 engliſchen Südküſte und der Inſel Wicht. Bei der Durchführung des Planes wird die Inſel zunächſt einen Stützpunkt für Land⸗ flugzeuge bilden. Wahrſcheinlich wird es ſich um zwei bis drei Geſchwader Kampf— flugzeuge und ein Geſchwader Bombenflug⸗ zeuge handeln. Dieſe Maſchinen können ohne weiteres mit den großen Flugvooten zu⸗ ſammenarbeiten, die in dem 16 km entfern, ten Calshot ſtationiert ſind. Der Stimmungen eauntz in Schottland London, 8. Nov. Infolge des erdrücken. den Sieges der Arbeiterpartei bei den Ge⸗ meinderatswahlen in den meiſten Bezirken von Schottland iſt der Stand der Parteien jetzt folgender: Arbeiterpartei und Unab⸗ hängige 65, Gemäßigte 46, Proteſtantiſche Liga 5. In Glasgow gewann die Arbeiter partei 6 Sitze, ſo daß dort jetzt eine Mehrheit der Arbeiterpartei von 14 beſteht Deutſche Tagesſchan Beſichtigungsfahrt Görings. Reichsforſtmeiſter Göring unternahm eine Beſichtigungsfahrt durch den Rein⸗ hardtswald bei der Sababurg, wo er vor der Beamtenſchaft der in Frage kommenden Oberförſtereien und den Waldarbeitern in einer Anſprache erklärte, daß es ſein feſter Wille ſei, den Reinhardtswald ſpäter zum Naturſchutzgebiet zu erklären. Im Anſchluß an dieſe Beſichtigung fuhr der Reichsforſt⸗ meiſter zur Forſthochſchule in Hannoverſch⸗ Münden, um ihr einen Beſuch abzuſtatten. Aufgaben der Propaganda. f Auf einer Arbeitstagung der Landesſtel⸗ lenleiter und Referenten des Reichsminiſte⸗ riums für Volksaufklärung und Propagan⸗ da gab Reichsminiſter Dr. Göbbels einen umfaſſenden Ueberblick über die politiſche Lage und die daraus ſich zu Preſſe, Rund⸗ funk und Propaganda ergebenden Auf⸗ gaben. Politisches Allerlei Berlin. Das Parteiarchiv, das bisher in Berlin untergebracht war, iſt, wie der„Völ⸗ kiſche Beobachter“ meldet, nach München, Haus der PO, übergeſiedelt. Wien. Die Räume des Deutſchen Clubs in Wien, die vor zwei Monaten von der Polizei beſetzt und verſiegelt worden waren, wurden am Dienstag von den Behörden wieder freigegeben. London. Das Oberhaus nahm in zweiter Leſung ohne Abſtimmung den Geſetzentwurſ an, der die Aufreizung von Militärperſonen in Heer und Marine zur Gehorſamsverwei⸗ gerung unter Strafe ſtellt. Der Geſetzent⸗ wurf iſt bereits vom Unterhaus gebilligt worden. Kairo. Der vom König Fuad mit der Kabinettsbildung beauftragte frühere Ka⸗ binettschef Tewfik Neſſim Paſcha hat den au ihn ergangenen Auftrag angenommen. Melbourne. Im auſtraliſchen Bundes⸗ ſtaat wurde eine neue Koalitionsregierung gebildet, an deren Spitze wiederum der bis⸗ herige Miniſterpräſident Lyons ſteht. Die Buchwoche. Im Berliner ieee fand anläßlich der deutſchen Buchwoche eine große Kundgebung e ſehen wir von links na ch rechts: Den Dichter Hanns Johſt, In lurzen Worten Staatsſekretär Reinhardt ſprach Steuen e 95 t ſprach vor den neuens Steuerrechtes für die Wirtſchaft. Der kommiſſariſche Reichswirtſchaftsminj⸗ ſter Reichsbankpräſident Dr. Schacht hat den Reichskommiſſar für Preisüberwachung, Dr. Goerdeler, zu ſeiner Ernennung beglück wünſcht und ihm nachdrücklichſte Unterſtü⸗ zung zugeſagt. Die Reichsminiſter Dr. Frick und Dr. Göbbels und der Reichsſportführer von Tſchammer und Oſten erließen einen ge⸗ meinſamen Aufruf zur Vorbereitung der Jugend auf die Olympiade 1936. Der deutſche Botſchafter in Paris hat dem franzöſiſchen Außenminiſter Laval mitge⸗ teilt, daß Deutſchland einer etwaigen Ent⸗ ſendung franzöſiſcher Truppen ins Saarge⸗ biet ablehnend gegenüberſtehe. wurde von Muſſolini und Papſt Pius XI. empfangen. Der neue Revolutionsverſuch der chiſten in Spanien iſt im Keime worden. Anar⸗ Demokraten gezeitigt. klare der Erfolg gibt Recht Steyerſenkung und Wirtſchaftsbelebung. Berlin, 8. November. Vor dem Steuerausſchuß des Deutſchen Induſtrie- und Handelstages gielt der Staatsſekretär im Reichsfinanzminiſterium, Reinhardt, eine mehr als zweiſtündige Re⸗ de über die Gedankengänge, neuen Steuergeſetze beruhen. Die wirtſchaftlichen erwieſen. Es iſt trotz fortgeſetzter licher Erhöhung des Gebieten der öffentlichen ſchaft erforderlich. Die Steuerreform vom Oktober 1934 ſoll der Verminderung der Arbeitsloſigkel, Steuervereinfachung, bewölkerungspoliti⸗ ſchen Geſichtspunkten und beſſerer Klarheit der Steuergeſetze dienen. Im Sinne der Verminderung der Arbeitsloſigkeit liegt vor⸗ nehmlich die Steuerfreiheit für Wirtſchaftsgüter des Anlagevermögens. Der Staatsſekretär empfiehlt allen Unter⸗ nehmern, Aufträge auf langlebige Erſatz⸗. gegenſtände ſobald als möglich zu vergeben, da die Friſt der Steuerfreiheit für Erſatz beſchaffung Ende 1934 abläuft. Jedoch iſt zu erwarten, daß in den nächſten Tagen die Vergünſtigung der Steuerfreiheit bei Erſaß⸗ beſchaffungen auch dann gewährt wird, wenn die Lieferung vor dem 1. April 1935 erfolgt und der Auftrag zu einem noch be⸗ kanntzugebenden in der Zukunft liegenden Tag erteilt iſt. Die einheitliche Jeſtſetzung der Umſag⸗ ſteuer für 5 0 e auf 5 v. 9. bedeutet eine Senkung des Umſatzſteuerau etwa 90 Millionen. der kommens um Staatsſekretär erwartet, daß der Großhan⸗ del bei Vorbereitung des Geſetzes wieder.“ holt abgegebenen Verſprechen gemäß num mehr vermehrte Aufträge an die Induſtri zur Lagerauffüllung erteilt, und daß der un. mittelbare Ausfall der 90 Millionen Ru durch die aus der Maßnahme ſich 1 085 5 werden Wirtſchaftsbelebung ausgeglichen wird. Der Staatsſekretär wandte ſich auch den 0 jenigen Beſtimmungen zu, die einer Erhös 5 huna der Kaufkraft der kinderreichen Familie dienen ſollen. Staatsſekretär Reinhardt gab eingehende Vergleiche der alten und der neuen Vela- Beiſpiele, aus denen hervorgeht, daß bei Lohnſteuerpflich- ſtung an Hand praktiſcher tigen, die nicht veranlagt ſind, faſt durchweg eine Entlaſtung eintritt. Die Steuerreform vom 16. Oktober 1934 iſt mit Ausnahme des Tarifs der Einkom⸗ menſteuer und der Bürgerſteuer Dauer beſtimmt. 1935 werden die ſteuer und die ſowie ein neues erlaſſen werden. Der Führer Ehrenbürger von Goslar Goslar, 8. Nov. Der Führer und Reichs⸗ kanzler Adolf Hitler hat die ihm von der Stadt Goslar angetragene ſchaft angenommen und dem Rat der Stadt folgendes Schreiben geſandt:„Die Verlei fe des Ehrenbürgerrechts von Goslar er⸗ üllt mich mit aufrichtiger Freude. Ich neh. me die Ehrenbürgerſchaft an und bitte, dem Stadtrat meinen ergebenſten Dank ſcwie meine beſten Glückwünſche für das Blühen und Gedeihen von Goslar ausſprechen dürfen.“— Zur künſtleriſchen Ausgeſtal, tung der Urkunde hat die Stadt Goslar die Anfertigung einer Kaſſette aus Silbererzen des Rammelsberges in Auftr⸗ egeben bet Gelesene an belenent. Grund⸗ Steuerverwaltungsgeſeh chauſpieler Lot el. „ Deutſchen Induſtrie⸗ und Handelstages über die Bedeutung des Der ungariſche Miniſterpräſident Gömbös erſtict Die Wahlen zum amerikaniſchen Bundes parlament haben einen großen Erfolg der! auf denen die volks⸗ »Geſichtspunkte. die den Steuerſenkungsmaßnahmen der Reichsregie-- rung ſeit der Machtübernahme zugrunde ge. legen haben, haben ſich endgültig als richtig erfreu⸗ Steueraufkommens nach wie vor eiſerne Sparſamkeit auf allen Ausgabenwirt⸗ für die Gewerbeſteuer neu geſtaltet Ehrenbürger Die alle Heimak ſeh ich wieder. hüllt in herbſtlich feuchten Duft; Er kräufelt von den Bäumen nieder Und weithin dämmert grau die Luft. Und grau ragt eine Flur im Grauen, Drauf geht ein Mann im weiten Schritt Und ſtreut, ein Schatten nur zu ſchauen, Ein graues Jeug, wohin er kritt. Iſt es der Geiſt verſchollner Ahnen, Der kaum erſtritines Land beſät. Indes zu Seiten ſeiner Bahnen Der Speer in brauner Erde ſteht? Nein, den Genoſſen meines Blutes Erkenn' ich, da ich ihm genaht, Der langſam ſchreitend, ſchweren Mukes Die Flur beſtäubt mit Aſchenſaat. Die müde Scholle nur zu ſtärken. Läßt er den koten Skaub verwehen: So ſeh' ich ihn in ſeinem Werken Gedankenvoll und einſam gehn. Das alte Lied, wo ich auch bliebe. Von Mühſal und Vergänglichkeit! Ein wenig Freiheit, wenig Liebe. Und um das Wie der arme Streit! Wir dürfen ſelbſt das Korn nicht meſſen, Das wir geſät aus koker Hand: Wir gehn und werden bald vergeſſen. Und unſere Aſche fliegt im Land! Gottfried Keller. 7 pte Heimlehrer Zwanzig Jahre ſind ſeit dem Beginn des Weltkrieges verfloſſen, und man ſollte meinen, daß alle, die aus ihm heimkehren konnten und wollten, längſt wieder in der Heimat wären— und doch haben erſt in dieſem Jahre zwei Männer ſich wieder aus der Ferne heim⸗ gefunden, denen das Schickſal bös mitgeſpielt hat.— Fedor Tofei war bei Kriegsbeginn mit ſeinem ungariſchen Honved-Regiment an die Front gekommen und ſchon nach einigen Tagen hatten ihn die Ruſſen gefangen genom⸗ men, da er als Verwundeter ſich nicht mehr ſeiner Feinde erwehren konnte. Nach ſeiner Geneſung brachte man ihn in ein Gefangenen⸗ lager im Kaukaſus. Als im Jahre 1917 die Revolution in Rußland ausbrach, entfloh er, und damit begann ſeine 15jährige Wander⸗ odyſſee. Nach Jahr und Tag traf er unter⸗ wegs einen Landmann, mit dem er gemeinſam zur ungariſchen Heimat zurückkehren wollte. Bei dem Verſuch, den Dnjeſtr zu durchſchwim⸗ men, um das rumäniſche Ufer zu erreichen, wurde ſein Kamerad von den Ruſſen beſchoſſen und verſank in den Fluten. Fedor Tofei bet⸗ telte ſich durch Rumänien nach ſeiner Karpa⸗ thenheimat durch. Als er in ſein Dorf zu⸗ rückkehrte, fand er ſeine Frau wieder ver⸗ heiratet vor. Sie wollte ihn auch nicht wie⸗ dererkennen und erklärte ihn für einen Be⸗ trüger. ſchüchtern; es gelang ihm, über 100 Ortsgenoſ⸗ ſen zu finden, die ihn wiedererkannten und vor Gericht eidlich ſeine Echtheit beſtätigten. Die Frau mußte ihm ſein Eigentum zurückgeben, doch ſonſt wollte er nichts mehr mit ihr zu tun haben. Der zweite Fall betrifft den Sepp Garny vom 174. Infanterie-Regiment in Saarbrük⸗ ken. Er kam nach dem Oſten und gelangte mit ſeiner Truppe 1916 nach Tiflis. Ruhr und Typhus wüteten ſchwer unter der Truppe und auch Sepp kam ins Hoſpital. Jein Reaiment Tofei ließ ſich dadurch nicht ein⸗ mußte Tijus raumen und netz iyn als nicht transportfähig zurück. Ruſſiſche Revolutions⸗ truppen rückten in die Stadt, doch um ihn kümmerten ſie ſich nicht und bei guter Pflege genas er wieder. Er rückte heimlich aus dem Lazarett aus und gelangte nach einigen Wo⸗ chen zu deutſchen Siedlern, bei denen er arbei⸗ tete. Auch fand ſich eine Siedlerin, die ihn zu heiraten bereit war. Dann kamen die Roten, tauften den Ort auf den Namen„Roſa Lu⸗ remburg“, ließen aber ſonſt die Siedler in Ruhe. Sepp hatte ſich ganz gut eingelebt, wurde aber von einem unerträglichen Heimweh gepeinigt. Er ſchrieb viele Briefe nach Hauſe, doch nie bekam er Antwort, weil ſeine Briefe bei der ruſſiſchen Zenſur einfach liegen blieben. In ſeinem Heimatsort Reichshofen wurde er ſchließlich amtlich für tot erklärt. Amſo grö⸗ ßer war die Ueberraſchung als 1928 doch ein Brief von ihm dort eintraf. Sepp ſchrieb u. a. er habe keinen Paß und bat, ihm einen zu ſchicken. Zu ſeinem größten Kummer erfuhr er aus der Antwort, er müſſe ſich an den franzöſiſchen Konſul wenden, denn ſeine Hei⸗ mat ſei franzöſiſch geworden. Aber erſt in dieſem Jahre gelang es ihm heimzukommen. „Rattenſchäden? Rattenbekämpfung? Wegen dem wenigen, was ſo eine Ratte frißt?“— Irre Dich nicht! Freilich frißt die einzelne Ratte im Tag nur für etwa zwei Pfennige. Aber hundert Ratten— Du haſt vielleicht mehrere hundert, wenn Du es auch nicht weißt, in Deinem Anweſen oder ſie kommen aus der Nachbarſchaft zu Dir auf Beſuch. Hundert Ratten freſſen im Jahr Lebens⸗ und Futtermittel oder dergleichen im Wert von mindeſtens 450 Mark. Dazu zerſtören ſie viel⸗ leicht noch das Doppelte und Dreifache durch Beſchmutzen, Zernagen, Unterwühlen uſw. Und wenn Dir ein oder mehrere Stück Vieh an Maul⸗ und Klauenſeuche eingehen, ſo war öfter, als Du ahnſt, eine Ratte der Ueber⸗ träger dieſer tödlichen Krankheit. Darum müſſen dieſe frechen, gefräßigen, ſich zahllos vermehrenden Nager auf das äußerſte be⸗ kämpft werden. gilveſter Matuſchla Am 5. November wird ſich Silveſter Ma⸗ tuſchka, der Urheber des furchtbaren Eiſen⸗ bahnunglücks bei Bia⸗Torbagy, vor dem Budapeſter Strafgericht zu verantworten haben. Er iſt des Verbrechens des Mordes in 22 Fällen und des Mordverſuchs in 14 Fällen angeklagt. Das Eiſenbahnunglück bei Bia⸗Torbagy erregte vor einigen Jahren un⸗ geheures Aufſehen. Als der aus Budapeſt kommende Schnellzug die Eiſenbahnbrücke bei dem genannten Orte paſſierte, erfolgte eine ge⸗ waltige Detonation, große Eiſenſtücke flogen durch die Luft, und die Lokomotive ſtürzte mit einigen Wagen in die Tiefe. Die Sach⸗ verſtändigen ſtellten einen Sprengſtoffanſchlag feſt, und die Ausführung ließ darauf ſchlie⸗ ßen, daß die Eiſenbahnattentate bei Jüter⸗ bog und bei Anzbach von demſelben Verbre⸗ cher herrührten. Als vermutlichen Täter ver⸗ haftete man bald darauf in Wien den Kauf⸗ mann Silveſter Matuſchka. Matuſchka ſpielte vor dem Wiener Schöffengericht den Gei⸗ ſteskranken, erzählte von einem böſen Geiſt Leo, der ihn zu dem Verbrechen verleitet habe, wurde aber ſchuldig geſprochen und zu einer hohen Kerkerſtrafe verurteilt. Da er ungariſcher Staatsbürger iſt, konnte er in Oeſterreich nur wegen des dort begangenen Verbrechens abgeurteilt werden. Inzwiſchen haben die ungariſchen Gerichtsbehörden die Vorunterſuchungen abgeſchloſſen und die Staatsanwaltſchaft von Budapeſt hat auf Für den Grund des vorliegenden wratertars die un⸗ Hage erhoben. Zu der Verhandlung ſind 63 Zeugen geladen, und Berichterſtatter aus der ganzen Welt werden über den ſenſationellen Prozeß berichten. Wenn ein Prinz heiratet Die bevorſtehende Heirat des engliſchen Prinzen George mit der griechiſchen Prinzel⸗ ſin Marina begegnet im engliſchen Volt einem außerordentlichen Intereſſe. Die Geſchäfte wefteifern miteinander, das Bild des Braut⸗ paares in den Schaufenſtern mit entſprechen⸗ der Umrahmung auszuſtellen. Die Straßen⸗ maler, eine Erſcheinung, die es erfreulicher⸗ weiſe in Deutſchland nicht gibt, malen das Bild der Prinzeſſin in Paſtellfarben auf den Fußſteig. Mode- und Toilettenartikel werden mit dem Hinweis angeboten, daß auch die Prinzeſſin Marina ſich ihrer bediene. Selbſt⸗ verſtändlich werden jetzt viele engliſche Babys auf George oder Marina getauft. Die„einzig authentiſche Biographie der Prinzeſſin“ mit einem Vorwort von ihr ſelbſt findet reißenden Abſatz. Es ſpricht für die Klugheit der Braut, daß ſie die Bedeutung der engliſchen Volks⸗ gunſt ſchnell erfaßt hat und ſich vor ihr tra⸗ gen läßt. Der Verlobungsring iſt inſofern ein Ring ſeltener Art, als er aus engliſchem Gold hergeſtellt iſt. So reich das engliſche Weltreich n Gold iſt, in England ſelbſt gibt es nur einige wenige Goldminen, deren Er⸗ trag minimal iſt und die deshalb ihre Tätig⸗ keit als nicht lohnend längſt eingeſtellt haben. Verlobungsring der Prinzeſſin Marina haben 12 Arbeiter unzählige Tonnen Erz zerkleinern und durchſpülen müſſen, um die wenigen Gramm Gold zu erhalten, die für einen Ring benötigt werden. Das Braut⸗ kleid, in dem die Prinzeſſin bald zum Altar ſchreiten wird, iſt allerdings nur zum Teil, zum Schmerz vieler Engländer, aus engliſchem Material angefertigt. Jetzt hat auch das große Rätſelraten eingeſetzt, wo wohl in England das junge Paar die Flitterwochen verbringen werde. Eine Anzahl bevorzugter Kur- und Badeorte verdanken ihr Aufblühen allein dem Umſtand, daß ein König oder ein Prinz ſich dort einige Wochen aufgehalten hatte und ſich ein Schloß bauen ließ, weil ihm der Ort gefallen hatte. So ſind die Badeorte Wey⸗ mouth, Brighton und Bognor-Regis entſtan⸗ den. Viele Orte hoffen nunmehr auf ein Marina Regis. In einigen Wochen wird auch dieſes Rätſel ſeine Löſung gefunden haben. Paderewfli und das Fabeltier Die Wellen der Erregung über einen in der Tat ſeltſamen Vorgang anläßlich der Rek⸗ toratswahl der Univerſität Glasgow gehen in der ſchottiſchen Oeffentlichkeit haushoch. Die Bevölkerung von Glasgow ſoll ſich nach ſchot— tiſchen Zeitungsmeldungen in zwei feindliche Heerlager geteilt haben. Während ſonſt das Intereſſe an der Wahl des Rektors kaum über die Kreiſe der Univerſität hinausging, war es dieſes Mal deshalb ſehr ſtark, weil zum parteiloſen Kandidaten der berühmte Pia⸗ niſt Paderewſki vorgeſchlagen wurde. In der Wahlverſammlung, in der für die verſchiedenen Kandidaten Stimmung gemacht werden ſollte, ſetzte ſich Profeſſor Soralea für Paderewſki ein und erklärte wörtlich:„Der berühmte Mei⸗ ſter wird in der Amtsrobe des Rektors für die ö Univerſität nicht mehr und nicht weniger tun, als das Fabeltier vom Loch-Neß für ganz Schottland getan hat.“ Eine gewaltige Em⸗ pörung der Verſammlung über dieſe Taktloſig⸗ keit war die Folge. Empört waren die Ver⸗ unterſtützen. Bevor die ehrer Paderewſtis über den Vergleich des 17 Pianiſten mit einem Fabeltier, über as ſich die ganze Welt luſtig macht; nicht weniger empört waren die nationalen Schot⸗ ten, die annahmen, daß der Profeſſor ſeinen Witz an dem Ungeheuer von Loch⸗Neß auslaſ⸗ ſen wollte, deſſen Exiſtenz für jeden guten Schotten unerſchütterlich feſtſteht. Einen ſehr eindrucksvollen Begriff über die Kampfſtim⸗ mung der Glasgower erhielt der engliſche Landwirtſchaftsminiſter Walter Elliot, der in Glasgow zu Gunſten des konſervativen Kan⸗ didaten ſprechen wollte. Man ließ ihn in der Verſammlung erſt garnicht zu Worte kom⸗ men, er wurde mit ungeheurem Lärm, Geheul ind Pfeifen empfangen und dann mit Toma⸗ den und Eiern beworfen und verließ mit zer⸗ ſetztem Nock fluchtartig den Saal. Sowjet-Juſtiz. In der Stadt Ulala (Sowjet⸗Rußland) verurteilte das Gericht vier Beamte der Transportgeſellſchaft„Sſo⸗ juſtrans“ zum Tode durch Erſchießen wegen angeblicher Ausplünderung wertvoller La⸗ dungen von Laſtkraftwagenzügen. Elf an⸗ dere Angeklagte wurden zu Gefängnisſtrafen von einem bis acht Jahren verurteilt. Erdbeben. In Baku ereignete ſich ein Erdbeben von ungewöhnlicher Heftigkeit. Mehrere Häuſer wurden zerſtört. Das Erd⸗ beben ging von dem Gebiet von Aſerbeid⸗ ſchan aus, von wo ebenfalls zahlreiche Schäden gemeldet werden. Auch aus Kabul wird berichtet, daß dort Erdſtöße zu ver⸗ zeichnen waren. Rechenmaſchine für Ingenieure. Eine Er⸗ findung zur Löſung mathematiſcher Glei⸗ chungen iſt einem Ingenieur am Technolo⸗ giſchen Inſtitut Cambridge(Maſſachu⸗ ſetts) gelungen. Der Apparat ſoll von großem Wert für Ingenieurberechnungen aller Art ſein. Beiſpielsweiſe hat man Glei⸗ chungen mit drei Unbekannten mit der Ma⸗ ſchine mit Leichtigkeit löſen können. Zuſammenſtoß in der Luft. Wie das Ma⸗ rineamt in Waſhington mitteilt, ſtießen bei den Flottenmanövern weſtlich der Pa— nama⸗Zone zwei Marineflugzeuge vom Flugzeugmutterſchiff„Lexington“ am Ran⸗ de einer Wolkenſchicht zuſammen. Ein Flug⸗ zeug ſtürzte ins Waſſer. Die beiden Inſaſ⸗ ſen wurden getötet. Das andere Flugzeug konnte mit beſchädigter Tragfläche auf der „Lexington“ landen. Der Unfall ereignete ſich ſechs Meilen vom Flugzeugmutterſchiff entfernt. Richter Lynch. Zu aufregenden Vorfällen kam es in Marianna(Florida). Ein Neger war gelyncht worden, weil er angeb⸗ lich ein weißes Mädchen getötet hatte. Das Gefängnis, in dem ſich ein anderer Neger befand, der einen Weißen in einem Kampf mit einer Flaſche zu Boden geſchlagen ha⸗ ben ſoll, wurde von einer großen Volks- menge belagert. Der Gouverneur hatte Mi⸗ litär angefordert, um die Polizeikräfte zu Abteilung jedoch eintraf, fand ein erfolgloſer Sturm auf das Gefängnis ſtatt. Sämtliche Neger der Stadt hatten den Ort verlaſſen, da ſie über die Volkswut rechtzeitig verſtändigt worden waren. KRauſchgift in Schulen. In der Provinz Fukien wurden nach einer Meldung aus Pe⸗ king zwei Rauſchgifthändler zum Tode ver⸗ urteilt, die ihr Gift hauptſächlich in Schulen umgeſetzt hatten. Das Urteil wurde öffentlich vollſtreckt. Die beiden Verbrecher hatten be⸗ reits mehrere Vorſtrafen wegen dieſes ver— botenen Handels auf dem Kerbholz. 72 mir nicht böſe, Vater!“ 2 8 5 6 5 5 8—— ee l % HDnietpotrandn von lilethilde W Hh ihrer Verbundenheit. Urheberrechtsschutz: Fünf Türme⸗Verlag, Halle(Saale) Angſt und eine tiefe Trauer überkam ihn. Der ganze Raum, einſt erfüllt von ſtrengem Schaffen, von der un⸗ beſtechlichen Gegenwart Bettinas, mahnte ihn an etwas, was nie mehr wiederkam. Marilka hatte ſich abgewandt. So tief verſunken ſtand der Mann, daß er ihren fordernden, dann ſpähenden Blick kaum ſpürte. Aber ſie wußte, was in ihm vorging. In ihren Augen glomm es auf: Leidenſchaft, Haß, Herrſch⸗ ſucht. Sie ging auf die Ecke zu, in der die weißen Kartons mit ſeinen Zeichnungen ſtanden. Sie nahm ſie auf, preßte ſie an ſich wie eine erbeutete Trophäe. „Nichts mehr ſollſt du malen“, ſagte ſie heiß,„nichts als mich. Durch mich wirſt du groß werden. Durch mich wirſt du berühmt werden. Du ſollſt nichts anderes denken als nur an mich.“ 17* Heinrich Leuthold erſchrak tief, als Bettina in der Dämmerung des Tages heimkehrte. Ihr Geſicht war bleich. Tiefe Schatten lagen unter ihren Augen. Ihre Bewegungen, ſonſt ſo geſtrafft und raſch, waren ſchlaff. Sie ſchien nur mit äußerſter Anſtrengung ſich aufrecht zu halten. „Was iſt dir, Kind?“ Er ſprang von ſeinem Arbeits⸗ platz auf. Faßte Bettina an den Händen, zog die Willen⸗ loſe ins Licht der Lampe. Sah ihr prüfend in die gram⸗ vollen Augen.„Was iſt, Kind?! Biſt du krank?“ Sie ſtand vor ihm mit ſchlaff geſenkten Schultern. allein zu laſſen.“ ſie gut war. kommen, Vater! frei. werden.“ „Ich möchte fort, Vater!“ ſagte ſie leiſe.„Ich möchte fort. Fort von hier. Dann wird es beſſer werden. Sei Er ſtrich ihr mit einer unbeholfenen Bewegung über die Wange. Zärtlichkeiten waren zwiſchen ihm und Bettina nicht üblich. Es brauchte nicht der äußerlichen Beſtätigung „Wie könnte ich dir böſe ſein, Kind? Ich habe es mir ſchon gedacht. Wenn du meinſt, daß du fortkannſt?“ 13²„Vater, nur ſo werde ich wieder geſund werden. Mich wieder zu mir zurückfinden. Ich habe es dir ſchon lange ſagen wollen. Aber ich habe mich gefürchtet, dich wieder Heinrich Leuthold lächelte ſchmerzlich: „Allein ſein, Kind, habe ich gelernt! Und wenn du hier herumgehſt und mit dir nicht zu Rande kommſt, iſt das nicht viel ſchlimmer für mich, als zu wiſſen, du biſt da draußen irgendwo und kämpfſt dich zu dir durch?“ Bettina beugte ſich plötzlich über die Hand des Vaters. Wie Elternliebe doch entſagend war! Sie wußte, was ihr Hierſein dem Vater bedeutete. Sie war ja der einzige Menſch, mit dem er wirklich von Herz zu Herz ſprechen konnte. Wenn ſie ging, war er wieder ganz vereinſamt. Alle anderen hier ſahen nur den etwas trockenen, ſcheuen Schulmeiſter in ihm. Keiner ahnte den Reichtum ſeines Geiſtes, die Tiefe ſeines Gemüts. Und dennoch: ohne ein Wort der Klage wollte er ſie gehen laſſen, nur weil es für „Ich werde ſchon bald wieder mit mir ins reine Ich verſpreche es dir— und dann kommen die Sommerferien. Dann komme ich wieder. Du ſollſt mal ſehen, wie ſchön es dann iſt. Dann biſt du auch Dann können wir miteinander wandern, unſere Botanikſtudien aufnehmen. Dann wird es wieder ſchön Sie ſprach ganz eifrig. Und im Gegenſatz zu ihrer vorherigen Apathie überlebendig. a „Ja, dann wird es wieder ſchön ſein, Kind!“ Heinrich Leuthold wiederholte es ganz ruhig. Sie Stadt. jollte glauben, daß er ſo ſah wie ſie. Aber im Innern fühlte er genau: wie weh mußte ihr zumute ſein, wenn ſie das Bild einer ſpäteren, glücklicheren Zeit ſchon ſo vorwegnahm. Sie waren beide keine Menſchen, weit in die Zukunft zu ſehen. Sie ſtanden beide im Tag verwurzelt, über⸗ ließen es der Zeit, das Werden und Reifen zu bringen. Bettina mußte jetzt ganz wurzellos ſein, wenn ſie das Kommende ſchon vorwegnahm. Vielmehr begann er ganz ruhig, mit ihr zu überlegen. Ihr Vertretungsunterricht war ohnehin mit dem Beginn der Weihnachtsferien beendet. Ein paar Angebote lagen vor. Sie konnte nach München gehen oder in eine andere „Am liebſten würde ich München wählen, Vater! Ich habe Sehnſucht nach äußerer Anregung, nach Theater. Nach Bildern und nach—“ Sie ſchwieg. Ihr Mund ſchloß ſich hart zuſammen. Heinrich Leuthold wußte, was ſie hatte ſagen wollen— Sehnſucht nach Muſik. Aber die war jetzt ein Gebiet, an das man nicht rühren durfte. Seitdem Marilka Losmirſkta ins Haus gekommen war, ſchwieg Bettinas Stimme. Sie pflegte ſonſt oft des Abends zu ſingen. Es war Heinrich Leutholds ſchönſte Stunde, wenn er, am Klavier ſitzend, Bettina neben ſich hatte, wenn die alten Lieder erklangen, die einſt Cornelie geſungen hatte. Bettina hatte die gleiche Stimme wie die Mutter, nur dunkler und geſünder. Sie war überhaupt in allem ſo geſund. Nicht umſonſt hatte er allen Verlockungen der Großſtadt widerſtanden, um Bettina hier aufwachſen zu ſehen. Durch ihre ganze Kindheit und Entwicklungszeit war ja ſeine Angſt ge⸗ gangen, ſie könnte das Erbe der mütterlichen Familie übernommen haben. Aber kein Fehl war in ihr. Nicht ſeeliſch. Nicht körperlich. Jetzt zum erſten Male, daß ſie in Unordnung geraten war. Es kam beinah wie Haß über ihn gegen den Mann, des dies verſchuldet hatte. * (Fortſetzung folgt.) eee eee ee ee eee eee n 1 1 f ö Amon MANHUxs. Urheberrechtsschutz: Fünf Türme-Verlag, Halle(Saale) 251 5 Nachdruck verboten. Margot ſchluchzte.„Er ſagte zu mir: Ich will wenig⸗ ſtens eine gute Tat in meinem Leben vollbringen; ich denke bei dem fremden Kind an das unſere. Grüße Hedichen von mir, wenn die Rettung gelingt!“ Hans Hammerſchlag erwiderte ernſt: „So ſchrecklich alles geweſen, kannſt du doch nun gut von dem Manne denken, der durch Mut geſühnt hat, was er vorher Schlechtes getan. Aber nun komm, Margot, wir müſſen ſehen, was in ſeinem Köfferchen iſt. Ich rate, wir reiſen noch heute ab; es iſt angebracht.“ Margot machte ihm ein Zeichen, er möge den kleinen Handkoffer öffnen. Er verſtand ſie und erklärte nach einem Weilchen: „Außer Toilettengegenſtänden und Wäſche iſt noch das Geld vorhanden, das du ihm gegeben, ſowie ein Paß auf den Namen Fred Auguſt Wolf Lendatz.“ Margot atmete tief auf. „Es iſt ſein richtiger Paß; er hat nur den Namen ge⸗ ſchickt geändert— er ſagte es mir im Haag.“ Er nickte. „Ich weiß, der kränkliche Schmuckverkäufer war er, und dein Beſucher im Haag war er auch, und der Dieb des Schmucks war er ebenſo!“ Er flüſterte:„Der Paß muß vernichtet werden. Wenn er durch Zufall in falſche Hände geriete, könnte noch immer ans Licht kommen, was beſſer mit ihm zu Ende gegangen iſt.“ „Tue, was du willſt“, antwortete ſie leiſe und fror bei dem Gedanken an die grauenhafte Stunde vorhin. Wie ſo ganz anders hatte ſich ihr Zuſammentreffen mit Fred von Lindner geſtaltet, als ſie es ſich ausgemalt hatte. Hans Hammerſchlag zerriß den Paß in kleine Stücke und zündete ſie im Kamin an. Margot ſah mit Augen, die von Tränen überſtrömten, zu, was der geliebte Mann tat, und dann ſagte ſie leiſe: „Das Geld, das ich nun doch wiedererhielt, will ich einem Heim für arme Waiſen geben. Mag es auf dieſe Weiſe Segen ſpenden.“ 36. Endlich glücllich. Wieder war es Sommer geworden, und über dem Nonnenhauſe lachte ſtrahlender Sonnenſchein, verſchönte und verjüngte die alten Mauern. Im traulichen Wohn⸗ zimmer des erſten Stockwerks ſaßen Margot und Hans Hammerſchlag allein. Sie ſprachen noch einmal von Ver⸗ gangenheit und Zukunft. In zwei Stunden ſollte ihre Trauung ſtattfinden, eine Trauung im Hauſe und in größter Stille. Sie ſaßen eng aneinandergeſchmiegt auf dem bequemen alten Sofa, auf dem ſchon Margots Mutter gern geſeſſen, und redeten von allem, was geweſen, wie Menſchen von traurigen und ernſten Dingen reden, die längſt vorbei ſind und nicht mehr ſchmerzen. Sie wollten die Sommermonate ſtets im Nonnenhauſe verleben, deſſen geheimer Gang von beiden Seiten feſt zugemauert worden war, und die Wintermonate immer in Dresden verbringen. Margot freute ſich ſchon darauf. Sie küßten ſich, und aus ihren Augen leuchtete das Glück. Die Tür ſprang auf, und die beiden fuhren jäh aus⸗ einander, aber dann lächelten ſie, denn auf der Schwelle ſtand ein ſüßes, blondes Mädelchen von zweieinhalb Jahren und hielt ihnen einen Strauß rotleuchtender Roſen entgegen. Hinter Klein⸗Hedi ſtand Tilde und lauſchte be⸗ geiſtert, als ihr Schützling, die Roſen hochhaltend, kindlich deklamierte: „Die Roſen, ſo prächtig. kriegt meine Mama! Und ein Küßchen ganz mächtig, kriegt der neue Papa!“ Hellauf lachten da die beiden auf dem Sofa, und Margot nahm beglückt die duftende Spende aus den Hän⸗ den ihres Lieblings entgegen. Hans Hammerſchlag aber herzte das kleine Mädel, das ihm von nun an auch gehören ſollte als ſein Töchterchen. Eine Stunde darauf langte der Juſtizrat, der alte Freund der Familie Werner, im Nonnenhaus an, und faſt gleichzeitig Doktor Breitſchwert. Sie beide ſollten Trau⸗ zeugen ſein. Der Juſtizrat machte ein ſehr vergnügtes Ge⸗ ſicht und meinte: „Ich bringe noch eine Ueberraſchung, liebe gnädige Frau, eine, auf die Sie ſicher nicht kommen.“ Er ſtellte eine Schachtel auf den Tiſch, hob den Deckel. „Nun gucken Sie mal und ſtaunen...“ Margot ſtieß einen Schrei aus, denn in der Schachtel lag der alte Familienſchmuck aus Smaragden, Goldtopaſen und Brillanten. Der Juſtizrat ſchmunzelte: „Ich habe ſchon der Polizei mitgeteilt, daß ſie nicht weiter nach dem Schmuck zu ſuchen braucht, und auf welche Art man ihn mir zuſtellte. Alſo paſſen Sie auf! Geſtern früh erhalte ich das Käſtchen, ſo'ne Art Seifenkarton, mit der Poſt als ‚Einſchreiben' zugeſtellt. Als ich das Ding aufmache und faſt'ne Höllenmaſchine argwöhnte, fällt mir der Brief da in Maſchinenſchrift entgegen.“ Er reichte Margot einen kleinen Bogen Papier, und ſie las, während Haus Hammerſchlag, über ihre Schulter gebeugt, mit las: Sehr geehrter Herr Juſtizrat! Stellen Sie den Schmuck, bitte, wieder Frau von Lindner zu. Es iſt doch nichts damit anzufangen. Er iſt zu auffallend, und ich möchte nicht ins Gefängnis wegen einer Sache, die ich nicht begangen habe. Nur ein bißchen Hehlerei habe ich mir allenfalls vorzuwerfen. Mehr ſtand nicht da, kein Ort, kein Datum und keine VUnterſchrift. Der Juſtizrat ſagte: „Das Päckchen iſt in Berlin aufgegeben von einer Frau Stein, Friedrichſtraße 104. Aber der Name iſt natürlich fingiert, ſamt der Adreſſe; jede Nachfrage erübrigt ſich. Doch vielleicht haben Sie eine Ahnung, von wem die Zeilen ſtammen, gnädige Frau?“ Sie gab zurück: „Nein, Herr Juſtizrat! Ich habe keine Ahnung, wer den Schmuck geſchickt haben könnte, aber ich meine, wir ſollen uns darüber auch nicht den Kopf zerbrechen.“ Sie war herzlich froh, daß der Schmuck wieder in ihrem Beſitz war, denn nun erſt durfte ſie ganz beruhigt aufatmen. Die letzte Gefahr war nun beſeitigt. Jetzt konnte der Schmuck keine Veranlaſſung mehr dazu geben, daß Betty vielleicht eines Tages als Diebin verhaftet wurde und auf dieſe Weiſe noch ans Licht kam, was tot ſein mußte und auch tot war. Die Pariſer Zeitungen hatten ſeinerzeit eine kurze Notiz gebracht vom Flammen⸗ zod eines Unbekannten bei der Rettung eines Kindes, das durch Spielen mit Streichhölzern die Schuld an dem Brande trug. Margot ſann noch einmal nach, und ihr war, als ſähe ſie vom oberen Fenſter des Nonnenhauſes aus wieder das Feuer auf Gut Lindenhof und ſähe zugleich die Flammen aus den Fenſtern des alten Pariſer Hauſes brechen. Eins große Rolle in ihrem Leben hatte das Feuer geſpielt. Flammen hatten ſie in Angſt und Not und Lüge gedrängt, Flammen hatten ſie aber auch wieder frei gemacht.— Flammen— Flammen...! Klein⸗Hedi jauchzte:„Mama! Ich habe dich toll lieb!“ Da verlöſchten die Flammen, und alles wurde ſtill und friedlich. Der Hauptpfarrer aus dem Städtchen wurde gemeldet, und wenige Minuten danach traten Hans Hammerſchlag und Margot vor den kleinen improviſierten Altar in einem der Säle des Erdgeſchoſſes. Als dann der goldene Reif an der Rechten der blonden Frau blitzte, dachte ſie nicht mehr an die Vergangenheit, gar nicht mehr, ſondern nur noch an die Zukunft, an eine Zukunft an der Seite des über alles geliebten Mannes. Ende. B ZaaaTGccccbbcbPcꝙbbGPcGPGbPGPGTGbGPGbGPGGGGGGGbTGTGFGbTPGbTGTGVbGbGTGbTGbbGbCb'T'b'b'bwvb'wbkͤbͤW'WvW'WwWwW.wW'wͤ'ͤB'V'WWW.WWWW'wWw'wW.'WwWwW.W.'W'.'W'W'!'W'!'!'.'.'.'.'.'!'!'.'.'.'.'.'.'.'.'.'.''.'.'.'''''''''!!!!!!!!!!!!!!!!!'WWWWWWWWW!!..!.!ꝛ· ů·ů¶ů¶ x x xxx x xxx ů¶ ů ¶ p Die Komödianten. Von Egid Filek. Mit beiden Händen auf die Fenſterbrüſtung geſtützt, ſtarrte der alte Franz in die flimmernde Winternacht hinaus. Von den dick⸗beſchneiten Bäumen, die in langen Reihen die Straße einſäumten, löſte ſich bald da, bald dort ein Klumpen Schnee, ſank lautlos zur Erde und verſchwand in dem müden Weiß der dichten, weichen Decke. Das Mondlicht ſammelte ſich zu grünlichen Lachen in den Mulden zwiſchen den tiefſchwarzen Baumſtämmen. Hinter dem Rücken des alten Dieners ſchlug die große Standuhr mit ihrem klaren Turmglockenſchlag die elfte Stunde. Kam denn das Auto noch immer nicht? Der ſcharfgeſchnittene Kopf mit den vielen feinen Runzeln ſenkte ſich tiefer. Gerade ſolch eine Nacht war es geweſen, da⸗ mals vor zwanzig Jahren, als ein Herr von ſeinem erſten großen, gewaltigen Erfolg heimgekehrt war— todmüde, mit blauen Rändern um den Augen, aber ſelig⸗lachend und weinend wie ein Kind. Scharen von jungen, erhitzten Menſchen hatten ſich um ihn gedrängt und nach ſeinen Händen gegriffen, nach dieſen mageren, zarten, zuckenden und nervöſen Händen, die ſo viel Schönheit ſpendeten, daß ein Haus voll müder Arbeits⸗ menſchen ein paar Stunden lang die öde Qual des Alltags ver⸗ gaß. Der Franz wußte nichts von dem Stück und der Rolle, die damals den Schauſpieler über Nacht berühmt gemacht hatten; er wußte nur, daß ſein Herr, der ſchon in reiferen Jahren ſtand, nun endlich, endlich am Ziel ſeiner heißeſten Sehnſucht war. Und ſeit dieſer Zeit war er dem Einſamen, dem Frauengunſt wenig galt und der ſich ganz in ſeiner Kunſt auslebte, der gute, ſorgliche Hausgeiſt geworden, treuer, ver⸗ läßlicher und uneigennütziger, als ein Weib jemals ſein kann. Langſam richtete er den gebeugten Rücken auf und wandte ſich gegen das Innere des Zimmers. Koſtbare Decken und Felle lagen ausgebreitet auf dem Sofa, drüben zuckten rote Flämmchen im Kamin. Die Lampe auf dem hohen Ständer warf goldgelbes Licht durch den dünnen Seiden⸗ ſchirm auf das Tiſchchen mit den brodelnden Samowar. Alte, braune Bilder in ſchweren Goldrahmen hingen an den Wänden, dazwiſchen Masken, Schleifen, verſchrumpfte Lorbeerkränze. Jetzt ging ein feines, raſches Zittern durch den Raum. Ein Lichtblitz flog draußen über den Schnee, immer langſamer— dann ſtand er plötzlich ſtill. Das Auto hielt vor dem ſchwarzen, ſchmiedeeiſernen Gittertor. Der alte Franz eilte hinaus. Alle Türen ließ er weit hinter ſich offen. Ein Strom von kalter Luft floß in das behagliche, warme Herrenzimmer. Und er kam, der große Künſtler, der heute wieder einen ſeiner unerhörten Triumphe gefeiert hatte— warf den Pelz ab, atmete tief und befreit, ſank in die Lederkiſſen des Klub⸗ ſeſſels; ein müder, abgeſpannter Arbeitsmenſch. Den König Philipp hatte er geſpielt. Hatte den armen Dax⸗ ſteller des Don Carlos platt an die Wand gedrückt, und mit ein paar wuchtigen Strichen aus dem alten Drama, dem er Blut und Bühnenleben einhauchte, die König⸗Philipp⸗Tragödie ge⸗ macht. Er ſpielte den einſamen Herrſcher, deſſen heißes Sehnen nach Vertrauen und Liebe in der eiſigen Kälte der Hofluft er⸗ ſtarrt iſt, deſſen väterliches Empfinden am harten Fels des Mißtrauens zerſchellt. Und an der Stelle: „Gib dieſen Toten mir heraus. Er dachte Klein von mir und ſtarb. Ich will ihn Haben, er ſoll anders von mir denken..“. 175 11 das ganze Haus den Atem an im Schauer des Mit⸗ erlebens.— Plötzlich drang aus dem Vorzimmer Geräuſch. „»Laſſen Sie mich!“ ſagte eine ſcharfe, metalliſche Stimme. „Nein, nein, nein; es iſt ganz unmöglich— er iſt krank.“ „Die fremde Stimme lachte hart. „Zufällig habe ich ihn vor einer Stunde noch ſpielen geſehen. Aus dem Wege, alter Mann!“ Und mit brutalen Schritten eilte ein junger Menſch in das Zimmer. Der alte Franz rang die zitternden Hände.„Ich bitte tauſendmal um Verzeihung, ich habe dem Herrn zehnmal ge⸗ ſagt, daß...“ Er fing zu weinen an. „Es iſt gut, Franz— geh, Alter, geh!“ Ein müder Schritt verklang im Nebenzimmer. „Alſo, was wollen Sie eigentlich hier, mein Herr?“ fragte der Künſtler förmlich. Der andere ſchien gewaltſam ſeine Verwirrung zu be⸗ kämpfen. Mit unſicherer Stimme begann er: „Entſchuldigen Sie mein Vorgehen— ich weiß, daß es un⸗ ſchicklich iſt, zu dieſer Stunde in ein fremdes Haus zu kommen...“ „Da haben Sie vollkommen recht.“ „Aber es blieb mir keine Wahl. Ich muß Sie ſprechen— la, ich muß es. Im Namen der Kunſt, die mir heilig iſt, der wir beide dienen, die uns beiden...“ Der Schauſpieler unterbrach ihn. „Laſſen Sie die ſchönen Worte. Sie kommen wegen Ihres Dramas, das Sie mir vor drei Monaten überreichten— in dem ich, wie Sie ſagten, die Hauptrolle ſpielen ſoll.“ „Ja, ſo iſt es!“ rief der andere erleichtert.„Ach, wenn Sie wüßten, was für Qualen der Erwartung ich gelitten habe, drei Monate lang, zwiſchen Hoffen und Verzweifeln! Ich ſuchte Sie, lief Ihnen nach wie ein Hund— man hat mich abgewieſen, in der Garderobe, in Ihrer Wohnung, üherall— und ich wußte, daß Sie ſich verleugnen ließen. Da habe ich jetzt vor dem Hauſe gewartet, bis Sie kamen— eine halbe Stunde ſtand ich da draußen im kalten Schnee...“ Er legte die Fauſt an die Stirn. Seine Worte fügten den 111 0 aneinander, als hätte er ſich auf dieſe Rede vor⸗ ereitet. Der Schauſpieler ſaß noch immer regungslos da.„Und was glauben Sie, daß ich für Sie tun kann?“ fragte er ruhig. „Die große Rolle ſollen Sie ſpielen!“ rief der Literat, und fuhr ſich mit der ſchmalen, gepflegten Hand über den Scheitel. „Ein Wort von Ihnen, und mein Werk fteht auf der Bühne, im hellen Lampenlicht, und Sie haben eine neue Glanzrolle gewonnen, die Sie noch berühmter machen wird! Sie können es, Sie mit Ihren großen Erfolgen. Sie, der mühelos, leicht und ſpielend täglich goldene Früchte pflückt, während der ſchaffende Dichter— ah!“ Er ſtampfte leicht mit dem Fuß auf den Boden und ver⸗ ſchluckte grollend den Schluß des Satzes. Der Schauſpieler lächelte bitter. „Meine Erfolge— meine goldenen Früchte—— Sie ſagen das ſo hübſch, ſo poetiſch. Wiſſen Sie, daß jeder dieſer Erfolge Ergebnis unermüdlicher Arbeit iſt? Sehen Sie einmal mein Geſicht an! Iſt es das eines Menſchen, der mühelos und ſpie⸗ lend goldene Früchte pflückt? Aber kommen wir zur Sache. Sie wollen mein Urteil— ja?“ „Ich bitte Sie darum“, erwiderte der andere tonlos. Sein Geſicht war blaß. „Das Stück iſt ſchlecht. Keine packende Handlung. Ge⸗ künſtelte Situationen. Es riecht nach der Lampe. Mit einem Wort: blutleere Literatenarbeit.“ Steif und ſtarr ſaß der Gaſt auf ſeinem Stuhl da. Er be⸗ wegte die Lippen, als wollte er ſprechen; aber er brachte keinen Laut heraus. a „Und was noch viel ſchlimmer iſt“, fuhr der andere fort, „das Ganze iſt nicht originell. Es iſt nichts Zwingendes, nichts Erlebtes. Die Frau, die ſich am Schluß erſchießt, erinnert ver⸗ dächtig an Hedda Gabler— bei dem kranken Kinde hat Klein⸗ Eyolf Pate geſtanden— der Maler mit ſeinem Sonnenkultus kommt geradeswegs aus der„Verſunkenen Glocke“!— ſoll ich Ihnen auch die anderen Bücher nennen. die bei der Arbeit auf Ihrem Schreibtiſch gelegen haben?“ Der Literat antwortete nicht. Die eiſige Ruhe ſeines Geſichts wich allmählich einem Ausdruck von Verachtung. „Ich kann Ihrem Stück ein paar Aufführungen verſchaffen, wenn ich will“, ſagte der Schauſpieler.„Aber wem iſt damit genützt? Auf dem Spielplan wird es ſich doch nicht halten. Das Publikum läßt ſich wohl einmal verlocken, aber dann verliert es die Geduld und will nichts mehr von Ihnen hören. Danken Sie Gott, wenn dieſes Werk nicht auf die Bühne kommt.“ Der andere runzelte die Stirn und ſchwieg hartnäckig wie ein verſtocktes Kind. „Ich will Ihnen nicht die Arbeitsfreude rauben“, ſagte der Schauſpieler mit einem leiſen Unterton von Mitleid,„vielleicht iſt es möglich, durch eiſernen Fleiß einen Teil der Begabung zu erſetzen... Sagen Sie, beſitzen Sie wirklich nur das eine Exemplar Ihres Dramas?“ „Nur das eine“. „Sie ſchrieben mir damals, ich dürfte mit dem Stück tun, was ich wollte— Sie hätten es bedingungslos in meine Hand gegeben. War das wirklich Ihr Ernſt?!“ „Ich nehme nie ein Wort zurück“, erwiderte der Literat mit zuſammengebiſſenen Zähnen.„Tun Sie, was Sie wollen; ich weiß ja, daß Feindſchaft geſetzt iſt zwiſchen Dichter und Schau⸗ ſpieler, zwiſchen dem Schaffenden und dem Sprachrohr, das nur wiedergeben kann.“ Der Schauſpieler zuckte mit der Achſel.„Franz!“ Lautlos ſchritt der Alte über den Teppich, blieb in der Mitte des Zimmers ſtehen. „Das Paket dort— links am Schreibtiſch—, la, dieſes Wirf's in den Kamin!“ Der Diener nahm den Stoß von Blättern, trug ihn mit 0 Geſicht durch das Zimmer und legte alles auf die ut. Minutenlang lag nun Schweigen zwiſchen den beiden Männern, während die kleinen Flammen im Kamin einen hüpfenden Tanz um die weißen, mit Maſchinenſchrift be⸗ ſchriebenen Blätter aufführten „Ich hoffe, Sie haben mich verſtanden“, ſagte der Schau⸗ ſpieler mit müder Stimme.„Wenn wirklich etwas Starkes und Tiefes in Ihrem Schaffen iſt, ſo gehen Sie jetzt hin und ſchmelzen Sie es in einem neuen Werk zu neuen, beſſeren Formen um. Das Werk iſt nichts, der Schaffende alles.“ „Genug des Poſſenſpiels“, ſagte der andere, indem er ſich erhob.„Jetzt endlich habe ich Sie durchſchaut. Ihren Nat brauche ich nicht, wenn Sie mir nicht helfen wollen. Natürlich habe ich Sie belogen. Ich beſitze ein zweites Exemplar meiner Dichtung, das ich morgen an eine der erſten Berliner Bühnen ſenden werde. Mit Leuten ihres Schlages muß man vorſichtig ſein. Ich habe die Ehre!“ Und ſtangenſteif ging er de Tür hinaus. Der Schauſpieler ſank müde in ſeinen Stuhl zurück. Wieder ſpielte das bittere Lächeln auf ſeinem Geſicht. Halblaut ſprach er in das leere Zimmer hinein: W „Du Komödiant!“ Führer das Kunſtwerk mit dem Ehrenbür⸗ gerbrief in Goslar ſelbſt überreichen zu können. Zeitungsverbote im Saargebſet Sdarbrücken, 8. Nov. Die Regierungs⸗ kommiſſion hal folgende Zeitungen auf zehn Tage verboten: 1. Saar⸗ und Blies⸗Zeitung in Neunkirchen, 2. Wiebelskirchener Zei⸗ tung, 3. Ottweiler Tageblatt, 4. Dudweiler Zeitung, 5. Homburger Zeitung in Hom⸗ burg. Das Verbot ſtützt ſich auf die bekann⸗ te Verordnung vom 26. November 1933 zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Ruhe und Sicherheit. Die Zeitungen hatten in ihren Nummern vom 5. November 1934 Ausführungen gebracht, die nach Anſicht der Regierungskommiſſion geeignet waren, die öffentliche Ruhe und Sicherheit im Saar⸗ gebiet zu gefährden. Es handelt ſich um einen Artikel mit der Ueberſchrift:„Wir warnen Frankreich vor Gewalt“. der ſich auf Berliner Blättermeldungen zur franzö⸗ ſiſchen Bedrohung des Saargebeſetes ſtützte. Ein Fuhrwerk überfallen Kakkowitz, 8. November. Nach einer Meldung aus Krakau wurden in der Nähe von Tarnow(Weſtgalizien) die ſechs Inſaſſen eines Fuhrwerks in einem Walde am hellichten Tage von fünf Stra⸗ ßenräubern überfallen. Die Wegelagerer gaben mehrere Schüſſe auf das Fuhrwerk ab, wobei eine Frau getötet und vier weite⸗ re Inſaſſen ſchwer verletzt wurden. Die Banditen raubten alle Kleidungsſtücke und das Bargeld der Ueberfallenen. 0 Sprengſtoſſeryioſin, in einer Alteiſenhand. ung. Wien, 8. Nov. Als Arbeiter einer Alt⸗ eiſenhandlung im 13. Wiener Gemeindebe— iirk eine verſchloſſene Blechbüchſe aufſchlu⸗ gen, die mit einem Sack Eiſen gekauft wor⸗ den war, ereignete ſich eine Exploſion. Fünf Perſonen wurden ſchwer verletzt. Die Blech 10 büchſe enthielt Sprengkapſeln. Büchſe und Exploſivoſtoffe ſtammen noch aus der Kriegs— eeit. . Die Veſprechungen in Nom Gömbös bei Muſſolini und beim Papſt. ö Rom, 8. November. Der ungariſche Miniſterpräſident Gömbös it von dem italieniſchen Regierungschef Muſſolini zu einer zweiten Unter⸗ kredung empfangen worden; gegen Mittag hatte er eine Privataudienz beim Papſt [Pius KI., an die ſich ein Beſuch beim Kar⸗ dinalſtaatsſekretäarx Pacelli anſchloß. Zum Frühſtück weilte Gömbös in der un⸗ N gariſchen Geſandtſchaft beim Heiligen Stuhl. Die Berichte der zahlreich nach Rom ent- andten Sonderberichterſtatter der unga⸗ kriſchen Preſſe ſind einheitlich auf den Ton Pabgeſtellt, daß als Ergebnis der Beſprechun⸗ gen des Miniſterpräſidenten Gömbös mit Muſſolini die ungariſch⸗italieniſche Freund⸗ ſchaft unverändert fortbeſtehe. Es ſei zuge⸗ ſichert worden, daß im Falle einer italie⸗ niſch⸗franzöſiſchen Verſtändigung eine Regelung der Donaufrage nur mit Teilnahme Ungarns und Oeſter⸗ reichs erfolge. Die Auffaſſung einer hochge⸗ itellten nicht genannten italieniſchen Perſön⸗ lichkeit wird im„Peſt: Hirlap“ dahin wie⸗ dergegeben. daß Italien keine Gebiete von Südſlawien haben wolle und auf dem Bal⸗ kan keine Sonderſtellung anſtrebe. Italien werde auch im Falle einer italieniſch⸗franzö⸗ ſiſchen Annäherung Ungarn niemals im tich laſſen. Nach dem Bericht des nationalen„U] Magyarſag“ aus Rom ſollen die italieniſch⸗ franzöſiſchen Verhandlungen bis nach der aarabſtimmung hinausgeſchoben werden, da in der Saarfrage zwiſchen der ita⸗ niſchen und franzöſiſchen Auffaſſung weit⸗ gehende Gegenſätze beſtänden. Die italie⸗ iſche Regierung trete für den deutſchen Standpunkt in der Saarfrage ein. Keine Einigung in London Das Fiasko der Flotktenbeſprechungen. London, 3. November In einem anſcheinend von maßgebegder eite angeregten Leitartikel über die Lon⸗ ner Flottenbeſpeechungen vertritt„Ti: mes“ die Auffaſſung, daß eine Kündigung des Waſhingtoner Vertrages kaum noch zr vermeiden ſei. Das Blatt erklärt jedoch, daf dies nur dann ein Unglück ſein würde, wenn dadurch die vertragliche Begrenzung 1 der Seerüſtungen endgültig beſeitigt würde Mit Entſchiedenheit wird in dem Aktike weiter in Abrede geſtellt, daß England und die Vereinigten Staaten eine„gemeinſame Front“ gegen Japan zu bilden wünſchten Zu einem Wettbewerb hinſichtlich der Ton, age und der Geſchützkaliber dürfte es nich kommen. 5 Nach einer Meldung der„Times“ au⸗ Tokio wird dort die Kündigung des Wa⸗ Purgeoner Abkommens am 20. Dezember er Wartet. Eifenbahnüberfall Poſtwagen von Banditen ausgeraubt. Warſchau, 8. November. elen drei 19 71 Die Weihnachtsreiſe Jeſttagsrückfahrkarten vom 21. Dezember bis 2. Januar. Berlin, 8. November. Die Deutſche Reichsbahn gibt iuch in dieſem Jahre zu Weihnachten Feſt⸗ jagsrückfahrkarten mit verlängerter Gel- zungsdauer aus. Die Karten gelten zur Hin⸗ und Rückfahrt an allen Tagen vom 21. dezember 12 Uhr bis 2. Januar 1935(Ab⸗ ſchluß der Rückreiſe ſpäteſtens 24 Uhr). Sie werden zum Preis der um 33 ein Drittel Prozent ermäßigten Sonntagsrück⸗ fahrkarten in allen Verbindungen ausgege⸗ den, für die Fahrkarten des gewöhnlichen Verkehrs ausgegeben werden können. Die bisherigen Fahrpreisermäßigungen für Kin⸗ derreiche gelten auch für die Feſttagsrück⸗ fahrkarten. Der Vorverkauf beginnt jeweils 10 Tage vor der Abreiſe, früheſtens alſo am 11. Dezember 12 Uhr. Das gleiche gilt für den Vorverkauf von Platzkarten für D-, FD⸗, F§d⸗ und L⸗Züge, bei deren Benut⸗ zung im übrigen— ebenſo wie bei der der Eilzüge— die tarifmäßigen Zuſchläge zu zahlen ſind. Die Arbeiterrückfahrkarten können während der Geltungsdauer der Feſttagsrückfahrkarten, d. h. vom 21. Dezem⸗ ber 12 Uhr bis 2. Januar 1935 an allen Ta⸗ gen zur Hin⸗ und Rückfahrt ohne die ſonſt vorgeſchriebenen Beſcheinigungen benutzt werden. Ferner können ſtatt der Arbeiter- wochenkarten und Angeſtelltenwochenkarten in der genannten Zeit Kurzarbeiter-Wo— chenkarten und Kurzarbeiter-Wochenkarten für Angeſtellte ausgegeben werden. Die Fahrpreisermäßigungen für Schul-, Geſell⸗ ſchafts⸗ und Jugendpflegefahrten werden auch zu Weihnachten bei allen Zügen ge— währt, falls nicht für einzelne Züge eine andere Anordnung erfolgt. 0 Die Deutſche Reichsbahn hat die Geltungs— dauer der Urlaubskarten, der Oſt⸗ preußen-Rückfahrkarten, der Netz- und Be⸗ zirkskarten ſowie Anſchlußbezirks- und Be⸗ zirksteilmonatskarten bis zum 31. De⸗ zember 1935 verlängert. Urſprüng⸗ lich waren die mit den genannten Karten verbundenen Fahrpreisermäßigungen nur bis zum 31. Dezember d. J. befriſtet. Die Pflichtfeuerwehren Einheitliche Regelung. Berlin, 8. November. Der Reichs⸗ und preußiſche Innenminiſter hat durch eine Polizeiverordnung eine ein⸗ heitliche Regelung der Pflichtfeuerwehren getroffen. Pflichtfeuerwehren ſind nach dem Feuerlöſchgeſetz nur inſoweit zu bilden, als die Berufs⸗ und Freiwilligen Feuerwehren hinſichtlich ihrer Stärke den örtlichen Ver— hältniſſen nicht entſprechen. Beim Einſatz im Brandfalle und bei Uebungen bilden Freiwillige und Pflichtfeuerwehr eine ein⸗ heitliche Feuerwehr. Nach der Verordnung ſind in der Pflichtfeuerwehr olle männlichen Einwohner der Gemeinde vom 18. bis zum 60. Lebensjahr dienſtpflichtig. Ausgenom⸗ men ſind im weſentlichen die Beamten und aktiven Militärperſonen, die Geiſtlichen, Lehrer, Kirchendiener, Aerzte, Apotheker und Schüler, ferner Bahnpolizecheamte Maſchiniſten uſw. Weitere Befreiungen kann der Ortspolizeiverwalter auf Antrag zulaſſen, wobei auf Wunſch des Miniſters an erſter Stelle die Angehörigen der SA, SS, NSKK, Teno, des Arbeitsdienſtes und des Luftſchutzbundes zu beröckſichtigen ſind. Die Eigentümer von Fahrzeugen müſ⸗ ſen dieſe auf Erſuchen der Polizei für Feuer⸗ löſchzwecke zur Verfügung ſtellen. Jede Pflichtfeuerwehr hat wöchentlich wenigſtens einmal zwei Stunden zu üben. Wenn ein Pflichtfeuerwehrmann ſeinen Verpflichtun⸗ gen nicht nachkommt, kann Zwangsgeld bis zu 150 RM feſtgeſetzt werden. Reichsbankrat föppen beurlaubt. Berlin, 8. Nov. Reichsbankrat Köppen, gegen den Vorwürfe wegen unſozialen Ver⸗ haltens als Hauswirt erhoben worden wa— ren, iſt vom Reichsbankdirektorium bis auf weiteres von der Ausübung ſeiner Amts⸗ pflichten entbunden worden. Poſtabſertigung undüberſtunden Ein Aufruf des Treuhänders der Arbeit. Frankfurt a. M., 8. November. Der Treuhänder der Arbeit für das Wirt⸗ ſchaftsgebiet Heſſen, Standartenführer Schwarz, erläßt folgenden Aufruf: In letzter Zeit mehren ſich die Klagen der poſtabſertigenden Angeſtellten und Lehrlinge wegen andauernder Ueberarbeit, die ihnen ohne jede Vergütung unter Verluſt der freien Zeit auferlegt werde. Unabhängig hiervon ergeht an alle Be⸗ triebsführer die Aufforderung, unbedingt dafür zu ſorgen, daß mit Beendigung der feſtgeſetzten Arbeitszeit auch die poſtabfertigen⸗ den Angeſtellten und Lehrlinge ihre Arbeits⸗ plätze wirklich verlaſſen können, da eine frü⸗ here Poſtabfertigung lediglich eine Frage der Organiſation darſtellt. Hierher gehört auch die oft zu beobachtende Unſitte vieler Betriebsführer und Abteilungs- leter, erſt in den ſpäten Nachmittagsſtunden mit dem Poſtdiktat zu beginnen. Sollten die Mißſtände nicht abgeſtellt werden, ſo werden alle beteiligten Stellen gegen ſolche, heute nicht mehr zu duldende unſoziale Betriebsfüh— rer ſchärfere Maßnahmen einleiten. 0 e Radfahrer! Iſt Deine Beleuchtung in Ord⸗ ſofort zum Unfallort begeben. nung? Fahre bei Dunkelheit oder ſtarkem Nebel nicht ohne Beleuchtung. Bei Zuſammen⸗ ſtößen mit anderen ziehſt Du den Kürzeren und wirſt außerdem beſtraft! Achte aber auch darauf, daß die Beleuch⸗ tung am Rad richtig angebracht iſt, damit Du Entgegenkommende nicht blendeſt. Der Licht⸗ kegel muß geneigt ſein, er muß 10 Meter vor der Lampe den Boden treffen. ünh la en müſſen mattiert ſein. Tagung des Landesbauernrates Geilshauſen, 8. Nov. Unter dem Vorſitz ſei⸗ nes Sprechers, des Kreisbauernführers Pg. Geiß⸗Vardenroth, trat erſtmalig der Landes⸗ bauernrat der Landesbauernſchaft Heſſen-Naſ⸗ ſau außerhalb der Landesbauernſchaft zuſam⸗ men. Die große Bedeutung dieſer Tagung; war von den Bauernſchaften in vollem UAm⸗ fange erkannt worden. Würdig und ge⸗ ſchmackvoll war der Tagesraum geſchmückt. In eingehenden Ausführungen ſchilderte Landesbauernführer Dr. Wagner die der⸗ zeitige politiſche Lage ſowie wichtige Fragen, die den Reichsnährſtand und die Mitglieder des Landesbauernrates betrafen. Anſchließend berichtete der Geſchäftsführer des Landesbauernrates, Schönheit, über den Ehrenrat und das Ehrengericht des Landes- bauernrates, insbeſondere deren Zweck und Aufgaben. Hierzu gab der Landesbauernfüh⸗ rer die Zuſammenſetzung des Ehrengericht⸗ und des von den Mitgliedern des Landes⸗ bauernrates gekürzten Ehrenrates bekannt. In einer lebhaften und gründlichen Ausſprache hatten zahlreiche Mitglieder des Landesbau⸗ ernrates Gelegenheit, ſich über alle ſie be⸗ wegenden Fragen offenherzig auszuſprechen dem Landesbauernführer Mitteilung aus ihrer Tagesarbeit zu machen und neue Weiſungen zu empfangen. Aus Heſſen und Naſſau 2. Reichskleintierſchau vom 30. November bis 3. Dezember in Frankfurt. * Frankfurt a. M., 8. Nov. Vom 30. November bis zum 3. Dezember findet auf dem Frankfurter Feſthallengelände die 2. Reichskleintierzucht⸗Ausſtellung ſtatt. Sie wird veranſtaltet vom Reichsnährſtand und dem Reichsverband deutſcher Kleintierzüchter und gliedert ſich in Abteilungen für Geflügel, Kaninchen, Pelztiere, Hunde und Katzen ſo⸗ wie Bienenerzeugniſſe und Gerätſchaften und Seidenraupen. Dieſe Schau ſoll eine Ergän⸗ zung zu der alljährlichen großen Reichs-Nähr⸗ ſtands-Ausſtellung darſtellen. Ihr beſonderer Zweck iſt, die deutſchen Kleintierzüchter zu veranlaſſen, nicht nur einſeitig Kleintierzucht zu treiben, ſondern die Zucht von mehreren Arten von Kleinvieh aufzunehmen. Der Dlutorden des 9. November. Wir geben hier die Vorder⸗ und Rückſeite des Blutordens wieder, des Ehrenzeichens am Roten ana für die Alten Kämpfer de halle in München. Dieſer Orden 110 00 d s 9. November 1923 an der Feldherrn⸗ . fern Adolf 8 bel den ö Wahlen, 8. Nov.(rrbeitsbeſchaf⸗ fung im heſſiſchen Odenwald.) Die Holzhauerei hat jetzt auch im heſſiſchen Oden⸗ wald begonnen und dauert jetzt über den Win⸗ ter an. Es wird Gruben- und Papierholz in größeren Mengen geſchlagen. Die Holz⸗ firma Kurtz in Aſchbach nimmt einen gra⸗ ßen Teil des geſchlagenen Holzes an. Zahl⸗ reiche Arbeiter werden auch bei der geplanten Regulierung der Scharbach bis zur Ulfen⸗ bach hin beſchäftigt werden können, die jetzt Mainz, 8. Nov.(Biſchof Dr. Huge erkrankt.) Generalvikar Dr. Mayer hat die Geiſtlichkeit und Gläubigen der Diözeſe Mainz aufgefordert, für die Geneſung des ſeit 14 Tagen nicht unbedenklich erirankten Biſchofs Dr. Ludwig Marig. Hugo zu beten. Poſtfiugzeug verunglütkt Berlin, 8. November. Das Flugzeug„D-Avan“ der Poſt- und Frachtſtrecke Königsberg Verlin iſt ver— unglückt. Nach dem Ueberflug von Danzig mußte das Flugzeug in der Nähe der Ort— ſchaft Groß-Rakitt, etwa 20 km ſüdweſtlich Lauenburg, aus bisher nicht geklärter Ur— ſache eine Außenlandung vornehmen. Hier— bei kam die fünfköpfige Beſatzung unter Führung des Flugkapitäns Erb ums Le— ben. Eine Unterſuchungskommiſſion hat ſich Aus der Heimat Gedenktage 8. November. 1842 Der Sänger Eugen Gura zu Preſſern in Böhmen geboren. 1918 Errichtung der Bayeriſchen Republik; Ausrufung von Soldaten-, Arbeiter- und Bauernräten. Prot.: Gottfried. Kath.: Vier Gekrönte Märtyrer. Sonnenaufg. 7,08 Sonnenunterg. 16,19 Mondaufg. 9,06 Mondunterg. 16,23 Martini Der Tag des St. Martin, des eifrig für die Chriſtianiſierung tätigen Biſchofs von Tour, wird am 11. November in den Kir⸗ chen begangen. Der 11. November ſelbſt iſt ſeit grauen Vorzeiten das Herbſtdankfeſt der Germanen geweſen und an dieſem Tage wurde Wotan eine Gans geopfert, welche als„Mar⸗ tinsgans“ im Volksgebrauch lebendig geblie⸗ ben iſt. Daß St. Martin meiſt auf einem Schimmel reitend dargeſtellt ift, darf wohl als eine Ableitung des„göttlichen Schimmel⸗ reiters“ Wotan gedeutet werden. Allgemein bekannt iſt die Legende von St. Martin und dem Bettler: Als er mit dem Heer des Kai⸗ ſers Konſtantin zu Amiens im Winterquar⸗ tier im Jahre 354 lag, ſah er beim Stadttor einen Bettler in dürftiger Kleidung frierend am Wege. Raſch entſchloſſen zog er ſein Schwert, ſchnitt ſeinen weiten Reitermantel durch und überreichte die Hälfte dem Bett⸗ ler. In der folgenden Nacht ſoll dem Mar⸗ tinus Chriſtus erſchienen ſein und ihn wegen ſeiner Mildtätigkeit als Diener angenommen haben. Zahlreiche Kirchen im Lande ſind dem Hl. Martin geweiht. Ein alter Volkswitz beant⸗ wortet die Frage nach dem langweiligſten Heiligen prompt dahin: Der hl. Martin, denn er kommt erſt nach allen Heiligen(Al⸗ lerheiligen), obwohl er auf einem Roß rei⸗ tet.— Eine Legende weiß noch zu berichten: Als man St. Martin, der bei Tour ein Klo⸗ ſter gegründet hatte, im Jahre 375 zum Biſchof von Trier wählte, ſoll er ſich in über⸗ großer Beſcheidenheit und Demut in einem Gänſeſtall verſteckt haben. Das Geſchnatter der Gänſe aber verriet ihn und es blieb ihm nichts anderes übrig, als den Gänſeſtall mit dem Biſchofsſtuhl zu vertauſchen. Durch dieſe Epiſode aber wurde die Gans gewiſſer⸗ maßen ein geweihtes Tier und ſeit dieſer Zeit ißt man— ſoferne es der Geldbeutel erlaubt — am Namenstag des hl. Martin eine ge⸗ bratene Gans. 0 * Fahrzeuge rechtzeitig beleuchten! Bei der jetzt täglich früh eintretenden Dunkelheit und bei ſtarkem Nebel werden auffallend häufig Fuhrwerke, Kleinkrafträder und Fahrräder im Zwielicht unbeleuchtet angetroffen. Dieſe Nach⸗ läſſiokeit kann die Urſache zu den bedenklich ſten Verkehrsunfällen werden. Im Allgemein⸗ intereſſe ſowohl wie auch im Intereſſe des Einzelnen, der Strafe zu„ends! mer⸗ den die Beſitzer derartiger Fahrzeuge drin⸗ gend ermahnt, frühzeitig genug die Fahr⸗ zeuge mit einer hellbrennenden Laterne zu ver⸗ ſehen. Es genügt beiſpielsweiſe nicht, daß ein Radfahrer eine Taſchenlampe in der Hand hält; die Beleuchtung muß am Fahrrad ange— bracht ſein. Daneben wird beobachtet, daß unverſtändlicherweiſe Fahrräder noch immer ohne Rückſtrahler ſind. Es wird deshalb er⸗ neut darauf hingewieſen. daß nach den ge⸗ ſetzlichen Beſtimmungen Fahrräder und Klein⸗ krafträder, gleichgültig ob ſie gefahren oder geſchoben werden, mit einem hinteren Leucht⸗ zeichen von roter Farbe verſehen ſein müſ⸗ ſen. Auch hier droht dem Zuwiderhandelnder Strafe. Wettervorherſage: Das Wetter bleibt unbeſtändig und un 8 2 freundlich naßkalt.