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Die Herſteller klagen allgemein darüber, daß die Händler beim Bezahlen der Rechnungen unberechtigte Abzüge machen, d. h. ſolche, die durch die den Kaufverträgen zugrunde— liegenden Lieferungs- und Zahlungsbeding— ungen nicht geſtattet ſind. Die Entſcheidung des Reichswirtſchaftsminiſteriums über den Kartellantrag, in dem die Lieferungs- und Zahlungsbedingungen für beide Teile feſtge— legt werden, wird ſehnlichſt erwartet. * Das Läutewerk zu den neuen Glok— ken der Marienkirche wird erſt im Laufe der nächſten Woche angebracht. Ein ordentliches Feſtgeläute zur Kirchweih kann daher nicht ſtattfinden. Es wird jedoch verſucht, die Glok— ken morgen Samstag abend und am Sonntag mit der Hand zu läuten. Allerdings kann es möglich ſein, daß dies mißlingt, weshalb die Einwohnerſchaft hierauf aufmerkſam gemacht wird. Sobald das Läutewerk, welches elektr. ausgeführt wird, angebracht iſt, werden wir die Glocken in ihrer ganzen Pracht zu hören bekommen. . Karneval. Am 11. 11. beginnt wiederum die Karnevalszeit, die Zeit während welcher Prinz Karneval wieder ſein Narren⸗ zepter ſchwingen wird. Die Karnevalsgeſell⸗ ſchaft C. D. G. hält aber wie alljährlich ihre traditionelle Eröffnungsſitzung am Kerwediens⸗ tag im Lokal zum„Anker“ ab. Anläßlich des 20 jährigen Jubiläums des C. D. G. iſt für die kommende Faſchingszeit ein reichhaltiges Programm vorgeſehen, welches dazu beitragen ſoll das Karnevalstreiben wie Fremdenſitzungen Kappenabende, Maskenbälle u.ſ.w. ſo zu ge⸗ ſtalten, wie es in großen Städten ſchon jahre lang der Fall iſt. Da behördlicherſeits über— all weitgehenſte Unterſtützung zugeſagt wurde, iſt es auch Pflicht der Karnevalsgeſellſchaften einen echten Volkskarneval zu ſchaffen. Der C. D. G. als einzige Karnevalsgeſellſchaft hier in Viernheim, wird im kommenden Faſching mit allerhand Ueberraſchungen aufwarten und hofft beſtimmt dadurch den Karneval auch hier in Viernheim volkstümlich zu machen. Unſer diesjähriges Faſchingsprogramm wird im Laufe der nächſten Woche in den Zeitungen bekannt gemacht werden. Ahoi! 24 N. S.⸗Gemeinſchaft„Kraft durch Freude“ Viernheim. Geſtern abend waren die Vereinsführer der hieſigen Vereine zu einer gemeinſamen Sitzung eingeladen, um durch die Vereine ſelbſt eine Veranſtaltung der NS-Gemein⸗ ſchaft„Kraft durch Freude“ zu organiſieren. Herrn Kreisleiter Schwöbel-Birkenau, hieß die Erſchienenen willkommen und erläuterte in kurzen Zügen die Ziele und Beſtrebungen der NS-Gemeinſchaft„Kraft durch Freude“. Es wird hier verſucht den breiten Schichten der Bevölkerung für wenig Geld gute Kunſt zu bietem. Jedem Arbeiter ſoll es ermöglicht werden die ſchönen Gaue Deutſchlands kennen zu lernen. Zu dieſem Zweck hat der Führer die NS⸗Gemeinſchaft„Kraft durch Freude“ geſchaffen und es iſt unſere Pflicht, dieſe zu unterſtützen. Alle Ueberſchüſſe, die aus den Veranſtaltungen erzielt werden, kommen be— dürftigen Arbeitern zu gute und werden ver— wendet, um dieſen Urlaubsreiſen zukommen zu laſſen. Am 27. November ds. Is. iſt der Jahrestag der Gründung und ſoll aus dieſem Anlaß hier eine größere Veranſtaltung aufge⸗ zogen werden, um die geſamte Einwohnerſchaft mit dem Gedankengut der NS.⸗Gemeinſchaft „Kraft durch Freude“ bekannt zu machen. Dieſe Veranſtaltung wird im Karpfenſaale ſtattfinden. Der Abend wird ausgefüllt ſein von Geſangsvorträgen hieſiger Geſangver⸗ eine, muſikaliſchen und ſportlichen Darbietun⸗ gen. Der Eintrittspreis wurde auf 20 e. feſtgeſetzt. Mit dieſem Abend wird eine be⸗ ſondere Werbung für die NS.⸗Gemeinſchaft „Kraft durch Freude“ verbunden. Dann fol⸗ gen allmonatlich eine Veranſtaltung der NS Gemeinſchaft K 0 durch Freude“, nur ganz vorzügliche Jeder Viernheimer wird deshalb in Hinkunft dieſe Veranſtaltungen beſonders unterſtützen. — Die Vereinsführer ſeien hierdurch beſon⸗ ders darauf aufmerkſam gemacht, daß ſämt⸗ liche Veranſtaltungen die im folgenden Monat abgehalten werden ſollen, bis zum 10. dieſes vorhergehenden Monats bei dem Ortswalter Pg. Braun zu melden ſind. 42 1. Uiernheimer Tonfilmschau Ein gewaltiger Indianer-Tonfilm „Der weisse Adler“ Heute Freitag und morgen Samstag, nur 2 Tage im Central-Film⸗Palaſt Der überall mit großem Erfolg gezeigte Indianer⸗Großtonfilm kommt zur Freude al⸗ ler Filmfreunde ab heute im obigen Theater zur Aufführung. Es handelt ſich hier um einen ſpannenden und abenteuerlichen Senſa⸗ tionsfilm. Der erſte Indianer-Tonfilm und gleich ein richtiger der jeden Beſucher mitreißt und ins Staunen verſetzt. Dieſer Tonfilm „Der weiße Adler“ verdient von allen Film- freunden beſucht zu werden. Es iſt der Auf⸗ takt zu unſerer Kirchweihe. Wer gut die Kirch⸗ weihe anfängt hat Stimmung und Freude bis am Ende. Und das ſei noch betont: Das ſchönſte und billigſte Kirchweih⸗Vergnügen bietet alle Jahre mit ausgeſuchtem Programm der Central⸗Film⸗Palaſt. Die Hauptatrak⸗ tion unſerer Kirchweihe iſt das Kirchweihfeſt⸗ programm„Die Cſardasfürſtin“ mit Marta Eggerth, Hans Söhnker, Paul Kemp, Ida Wüſt, Paul Hörbiger u. ſ.w. Die ſchönſte Ufa⸗ Tonfilm⸗Operette die je da war. Um am Sonntag allen Beſuchern gerecht zu werden, finden Sonntag und Montag je zwei Vor⸗ ſtellungen ſtatt. 1. Vorſtellung ab 7 Uhr, 2. Vorſtellung ab einviertel 10 Uhr. Alles be⸗ ſucht zuerſt die„Cſardasfürſtin“ das ſchönſte und billigſte Kirchweih-Vergnügen. Jeder erlebt eine große Freude und bekommt die richtige Kirchweihſtimmung. Daher iſt ein Be⸗ ſuch des Central⸗Film⸗Palaſtes der 1. Schritt ins Vergnügen. Auf zum Kirchweihfeſt. Zum Iagezieren, 4 10 Herzen Vekeins⸗Anzeiger Kath. Männer⸗Verein. Wir beteiligen uns am kommenden Sonntag, den 11. ds. Mts. an der Bezirkstagung in Lampert heim. Um zahlreiche Beteiligung bittet Der Vorſtand. Abfahrt 13,18 Uhr Staatsbahnhof. Kath. Arbeiter⸗Verein. Wir beteiligen uns am kommenden Sonntag, den 11. ds. Mts. an der Bezirkstagung in Lampert heim. Um zahlreiche Beteiligung bittet Der Vorſtand. Abfahrt 13,18 Uhr Staatsbahnhof. Militärkriegerverein„Haſſia“ u. Krieger- und Soldaten-Verein „Teutonia“ Viernheim. Zu der 5 morgen, Freitag, den 9. No⸗ 1 vember nachmittags 5 Uhr, 705 ſtattfindendenDotenfeier laden wir unſere ſämtlichen Kameraden ein, Antreten der „Haſſia“ im Lokal„Zur Sonne“, der„Teutonia“ im Lokal„Zum Schützenhof“ um halb 5 Uhr. Kleidung: Kyffhäuſer⸗Anzug oder ſchwarz mit Mütze. Beide Vereinsfahnen und die Kyffhäuſer⸗ flaggen gehen mit. Es wird um pünktliches Erſcheinen gebeten. Die Vereinsführer. Buster kommt! Buſter Keaton, der Mann mit dem ge— frorenen Geſicht kommt heute in den U. T. Filmpalaſt in ſeinem neuen Metro⸗Goldwyn⸗ Mayer⸗Film„Wer andern keine Liebe gönnt“ der zu den beſten und komiſchſten Luſtſpielen gehört, die jemals in einem Filmtheater ge— zeigt wurden. Buſters Partnerin iſt die ſchöne Irene Purcell, die Inszenierung beſorgte Edu— ward Selgwick, der bewährte Regiſſeur der meiſten Keaton⸗Filme. Wer den köſtlichen Hu⸗ mor Keatons liebt und zwei Stunden von gan— lachen möchte, 10 dieſen Film ſäume icher wie Buſter nie fehr e a e a Olernbeimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten) Viernheimer Zeitung 0 täglich mit U der Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 1 t. k. frei ins Haus gebra — Gratis⸗Beilagen: wöchentlich en„Illuſtrierten , halbmonatlich die„Heimatblätter“, zweimal jährlich den Fahrplan und den 4 05 10 15— nahe 99 Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. bei den Boten Helteſte Tageszeitung am Platze— Erfolgreiches Inſertionsorgan Fernſprecher 117.— Telegr.: Anzeige e 5 ieee Nr. 21577 Frankfurt en 1 am Main, Verantwortlich für Anzeigenteil: Jo artin, Viernheim. Finzel⸗Berkauf der Zeitung von der Geſchäftsſtelle 5 Pfa., Samstags⸗Aus gabe 10 Pfg. Der Fah Feierliche Ehrung der Toten vom 9. München, 10. November. Ein klarer Vorwintertag hat das Regen⸗ und Schneetreiben des Vorabends abgelöſt. Auf allen öffentlichen Gebäuden ſind die Flaggen auf Halbmaſt geſetzt. Trauerfah⸗ nen und die Fahnen des neuen Reiches, zum Gedächtnis der Toten mit Flor um⸗ wallt, ſchmücken die Häuſer bis in die ent⸗ fernteſten Außenbezirke hinaus. Schon Stunden vor dem Beginn des Traueraktes an der Stätte des Blutopfers von 1923 ſteht das Straßenbild im Zeichen der alten Kämpfer, die im Braunhemd mit dem Blutorden des 9. November und Herbſtblumen am Gürtel zu ihrem Sammel⸗ platz eilen. Im Umkreis der Feldherrnhalle iſt der Schmuck ganz auf die Trauer um die Toten abgeſtimmt. Von der Reſidenz, den Hofgartenarkaden und den angrenzenden Gebäuden wallt Trauerflor in rieſigen Bah⸗ nen bis zur Erde herab. In 20 ſchwarz verkleideten Pylonen ſind Feuer entzündet. Von den beiden Fahnenmaſten vor der Feldherrnhalle wehen trauerumflort die Banner der Bewegung. 80 5 a In der Halle ſelbſt hebt ſich im Mittelteil von ſchwarzem Grund in ſilbernem Kranze ein rieſiges Hakenkreuz, gleichfalls in Sil⸗ ber, plaſtiſch ab. Auf einer Opferſchale auf hohem ſchwarz verkleidetem Sockel. deſſen Stirnſeite Silber⸗ und Lorbeerkränze ſchmücken, lodern die Flammen den Toten zum Gedächtnis empor. An den Stufen, ebenfalls ſchwarz verkleidet, iſt die Redner⸗ tribüne errichtet. Das Mahnmal. zum Gedächtnis der Gefallenen am 9. No⸗ 1 9 Vorjahre feierlich enthüllt, iſt mit Lorbeerkränzen geſchmückt. a Schon eine Stunde vor Beginn des Traueraktes ſind die Gehſteige, die den alten Parteigenoſſen vorbehalten ſind, dicht ge⸗ füllt. Hinter den ſchwarzen Reihen der S8, die den Ahſperrdienſt verſieht, drängen ſich Kopf an Kopf Mauern von Menſchen. Schweigen breitet ſich über den Platz, als eine Abordnung Ss die rieſigen Kränze in Korbeer und ſchwarz vorüberträgt, die bei dem Gedächtnisakt niedergelegt werden ſol— len. Um die Mittagsſtunde beginnt der Anmarſch der alten Kämpfer und der Formationen, die im Mittelpunkt des feierlichen Aktes ſtehen. Mit Front ge⸗ gen die Feldherrnhalle rückt feierlich der Zug der alten Kämpfer ein, der mit den Feldzeichen, die den tragiſchen Marſch von 1923 begleiteten, die Blutfahne der Bewe⸗ gung, geleitet von zwei SS⸗Führern, an der Spitze mitführt. Vor der Feldherrnhalle nehmen die 200 Angehörigen der Hitler⸗ Jugend und des Bd Aufſtellung, die am Jahrestage des Blutopfers von 1923 feier⸗ lich in die Partei, Su und SS aufgenom⸗ men werden ſollen. Vor dem Mahnmal ſtehen ehern und un⸗ beweglich die Ehrenpoſten. Wiederum ſieht man alle, die ſchon am 9. November 1923 treu zum Führer geſtanden, inmitten der Reichsleiter der Bewegung, auch mit den Spitzen des Reiches und des Staates den Reichsführer der SS, Himmler, den Chef des Stabes der SA, Lutze, und den Stabs⸗ leiter der PO, Dr. Ley. Um 12.45 Uhr hallen kurze Kommandos über den Platz. Die For⸗ mationen ſtehen ſtill. Der Führer erſcheint, um ſich, geleitet von ſeinem Stellvertreter, Rudolf Heß, Reichsführer der SS. Himm⸗ ler, dem Chef des Stabes, Lutze und dem Gauleiter des Traditionsgaues, Adolf Wag⸗ ner, zu der Stätte vor dem Mahnmal zu begeben, die vor elf Jahren das Blutopfer der 16 Freiheitskämpfer ſah. f Dumpfer Trommelwirbel ſetzt ein, und während der erſte der 16 Sa⸗ lutſchüſſe gelöſt wird, die die 16 Gefallenen von. 1923 ehren, legt der Führer om Wahn⸗ mal einen rieſigen Lorbeerkranz mit Schlei⸗ e in den Farben der Bewegung zum Zei⸗ Samstag, den 10. November 1934 Unter dem Donner des Trauerſaluts wid⸗ men der Chef des Stabes und der Reichs⸗ führer der SS den toten Kämpfern ihre Kränze, während, vom Wind angefacht, die Flammen in den Pylonen emporlodern. Dann erklingt das Horſt⸗Weſſel⸗Lied. Der Führer begibt ſich, als die erſte Strophe ver⸗ rauſcht iſt, mit ſeinen Begleitern vor das Rednerpodium vor der Halle, wo der Reichsjugendführer Baldur von Schirach das Wort nimmt, um die bisher von chm geführte Jugend dem Führer und ſeinem Treuhänder Rudolf Heß in die Hände zu legen, daß ſie in Partei, SA und Ss das Werk fortſetzen, für das die Toten der Feld⸗ herrnhalle ihr Leben gaben.— Dann ſpricht der Stellvertreter des Führers Rudolf Heß. um in gleicher Weiſe die Jugend, die zur Die Ansprache Der Führer hielt folgende Anſprache: Nationalſozialiſten, Nationalſozialiſtin⸗ nen! In tiefer Ergriffenheit ſtehen wir heu⸗ te wieder an dieſem Platze. Er iſt die Mah⸗ nung an die erſten Toten unſerer Bewe⸗ gung, und es iſt ein Symbol, daß auf die— ſem Platze die Vereidigung der Rekruten der Partei ſtattfindet. f N Der Platz des Todes wird damit zur Schwurſtätte des Lebens. Und wir können keine ſchönere Erinnerungsfeier an dieſer Stelle abhalten, an der unſere Kameraden einſt gefallen ſind, als die Vereidigung der— jenigen, die ſich zu ihrem Werke als deut⸗ ſche Jugend wieder bekennen. Ihr werdet, ich weiß es, genau ſo freu ſein, genau ſo kapfer ſein, wie unſere alten Kameraden. Und Ihr werdet Kämpfer ſein müſſen. Denn noch ſind viele, viele Gegner unſerer Be⸗ wegung in Deutſchland vorhanden. Sie wollen nicht, daß Deutſchland ſtark ſei. Sie wollen nicht, daß unſer Volk einig ſei. Sie wollen nicht, daß unſer Volk ſeine Ehre ver⸗ tritt. Sie wollen nicht, daß unſer Volk frei ſein ſoll. Sie wollen nicht, aber wir wollen es und unſer Wille wird ſie niederzwingen. München, 9. In ſeiner Erinnerungsrede an die alten Kämpfer im Bürgerbräukeller wies der Führer einleitend auf die unermeßliche Ar⸗ beit und den unerſchütterlichen Glauben hin, der die Bewegung in den vergangenen 11 Jahren dieſes Kampfes emporgetragen und zu der heutigen wunderbaren Wende des Schickſals geführt hat. „Der Sinn des 8 und 9. November 1923 liegt für uns in dem, daß damals dieſe Be⸗ wegung ihre innere Härte und Widerſtands⸗ fähigkeit erwies. Wenn jemals das Schick⸗ ſal uns Aehnliches aufbürden wird, dann können wir uns erinnern an den Tag, da wir ſchon glaubten, die Macht in unſerer Fauſt zu haben, und wenige Stunden ſpä— ter in die Gefängniſſe wanderten. an den Tag, da wir überzeugt waren, in größter Schlagfertigkeit dazuſtehen und am nächſten Tag nichts mehr beſaßen. 5 Wie kam es, daß wir krokdem dieſe Kalaſtrophe überwunden haben? Die Bewegung hat damals einen ge⸗ ſchichtlichen Vefehl erfüllt und den Beſſer⸗ wiſſern von heute kann man nur eins ſagen: Ihr Alle habt nicht Clauſewitz geleſen oder, wenn ihr ihn geleſen habt, nicht begriffen, ihn anzuwenden auf die Gegenwart. Clau⸗ November. edenkens an die Toten nieder. ſewitz ſchreibt, daß ſelbſt nach einem heroi⸗ (Gleruhetmer Bürger- tg.—. Siernh. Volksblatt) e e Die 12geſpaltene Millimeter⸗ Beile Pfennig, Reklame bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Pfennig, Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ ittags 8 U rößere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Leſchäſtste 1 1 5 ſämtlichen Annoncen ⸗Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt den an Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes i i ichkei igt.— ie Aufnahme latzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die 50 aßeſitnunt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gew r nicht übernommen werden Geſchäftsſtelle: Adolf Hitlerſtr. 86, Schriftleitung, Druck u. Verlag: J. Martin, Viernheim gleichen Stunde in allen Städten und Dör⸗ fern des Reichs angetreten iſt und durch den Rundfunk das Erlebnis dieſer Stunde teit⸗— haftig wird, in den Orden der Partei auf⸗ zunehmen. Mahnend weiſt er darauf hin, daß die NSDAP Deutſchland aus tiefſten Verfall in zähem, unerbittlichen Kampf ge⸗ rettet habe. Sein Ruf an die Jugend, in Treue zu dem Führer und zur Bewegung dieſes Rettungswerk weiterguführen, das dreifache Sieg-Heil auf den Führer, mit dem ſeine Anſprache ausklingt, nehmen die vielen Tauſende begeiſtert auf. Als Gelöb— nis unerſchütterlicher Treue pflanzt es ſich fort in die Reihen der Tauſende, die außer⸗ halb der Sperrlinten dem feierlichen Akt folgen. Wieder breitet ſich erwartungsvolle Stille über den Platz. Der Führer ſpricht zu den alten und jungen Kämpfern. des Führers Und Euer Wille wird mit uns ſein und Ihr werdet mithelfen, den Willen von Da⸗ mals zu erhalten und zu verewigen. Wir werden auch dieſe Letzten beugen unter die— ſen Willen.. Wir werden dafür ſorgen, daß die Zeit, die dieſe Opfer einſt forderte. in Deutſch— land nach menſchlichem Ermeſſen niemals wiederkehrt. Die Partei iſt heute nicht etwa am Ende ihrer Miſſion, ſondern erſt am Anfang! Sie iſt erſt in ihre Jugend eingetreten. Und ſo kommt Ihr, meine deutſche Jugend, in nichts Fremdes hinein, ſondern die Ju— gend ſtößt zur Bewegung der Jugend und dieſe Bewegung der Jugend begrüßt Euch daher als Ihresgleichen. g Ihr habt die Aufgabe, mitzuhelfen, an der Erfüllung deſſen, was die Alten ſich einſt er— hofften!. 5 Ich habe die Ueberzeugung von Euch, daß Ihr, die Ihr ſchon im Geiſte dieſes neuen Deutſchlands gewachſen und geworden ſeid, dieſe Aufgabe erfüllen werdet. daß Ihr eingedenk ſein werdet unſeres alten Bekennkniſſes: daß es nicht wichtig iſt. daß auch nur einer bon uns lebt. aber nok wendig, daß Deutſchland lebt! Der Führer im Vürgerbräukeller Erinnerungsrede an die alten Kämpfer ſchen Zuſammenbruch noch immer ein Wie— deraufbau möglich iſt. Wenn die Not, wenn Kataſtrophen kommen, dann zeigt ſich erſt, ob auch wirklich Männer an der Spitze ſte— hen. 5 Man kann es mir glauben: Unſere Par— tei hat ſich hier gut gehalten. Nicht nur die Führer, ſondern auch die Kleinen haben im Prozeß ſelbſt die nationalſozialiſtiſche Idee und Bewegung gerettet; jeder ſagte: Das habe ich getan und ich verbitte mir, daß man mir das wegnehmen will. Das hat die Idee und die Bewegung damals geret— tet.(Stürmiſche Zuſtimmung.) Wenn wir im November 1923 nicht mar— ſchiert wären, wäre das große Wunder des deutſchen Wiederaufſtiegs nicht möglich ge— weſen. Als die Gefängnistore ſich öffneten, da war das Wunder geſchehen, daß in Wirk⸗ lichkeit mehr Nationalſozialiſten in dieſer Zeit entſtanden ſind, als wir vorher in der dann wäre uns das gleiche Schickſal zuge— ſtoßen, wie anderen Bewegungen, die rede⸗ ten vom Marſch nach Berlin, um dann ſpä⸗ ter zu ſagen, es handle ſich nicht etwa um einen phyſiſchen, ſondern nur um einen gei⸗ ſtigen Marſch nach dem Norden. Sieg ohne Kampf, das hat es in der Ge⸗ ſchichte noch nicht gegeben. Wir haben ge · restag der erſten Erhebung November 1923— Der Gedenkakt an der Feldherruhalle— Aufmarſch der alten Kämpfer— Einreihung der Jugend 51. Jahrgang in die Bewegung kämpft und ſind geſchlagen worden. Die anderen haben nicht gekämpft und ſie ſind damals nicht geſchlagen worden. Aber dieſe anderen, die damals nicht geſchlagen wor-; den ſind, ſind vergangen und wir. die Ge- ſchlagenen, haben endlich über die anderen geſiegt. Das ſoll ein Troſt zugleich ſein für die kommenden Generationen. Wenn es uns je einmal ſchlecht gehen ſollte, dann mögen Sie ſich an dieſe Zeit zurückerinnern an die ſchwerſte Kalaſtrophe. die uns jemals traf, uns faſt vernichtete und die uns erſt recht wieder groß und ſtark werden ließ. Dann mag aus dieſer Er⸗ kenntnis denen, die nach uns kommen, fri⸗ ſcher Mut zuſtrömen, ſie mag ihrem Gewiſ⸗ ſen den richtigen Rat geben und ſie wieder zur Pflicht rufen, ſie hart machen, damit ſie nicht unter einem Schlage zuſammenſinken. Wir haben nur einen einzigen Schmerz, daß nicht mehr alle bei uns ſein können, die damals mit uns marſchiert ſind, daß leider eine Anzahl unſerer allerbeſten, treueſten und fanatiſchſten Kämpfer das Ziel, für das ſie ſtritten, nicht mehr erlebt haben. Allein auch ſie weilen im Geiſte in unſeren Reihen, im Jenſeits werden ſie wiſ⸗ ſen, daß ihr Kampf nicht vergeblich war. Das Blut, das ſie vergoſſen haben, iſt Taufwaſſer geworden für das Reich. Und ſo wollen wir in dieſem neuen Reich zurückblicken auf das, was hinter uns liegt, noch in fernſter Zukunft. Und wir wollen uns ein Bekennknis einprägen: Wir wollen ſtets entſchloſſen ſein zu handeln! Jederzeit bereit. wenn es notwendig iſt, zu ſterben! Niemals gewillt, zu kapitulieren! Die alten Kämpfer erhoben ſich und brachten dem Führer eine begeiſterte Hul— digung dar. Beförderungen in der 5A und 85 München, 10. Nov. Die„NS“ meldet: Der Führer hat zum 9. November in der SA und Sc folgende Beförderungen aus⸗ geſprochen: Zum SA-Obergruppenführer den Adjutanten des Führers, Gruppenſüh⸗ rer Wilhelm Brückner; zu SS⸗-Obergrup— penführern Bub u. Darre; zu SA-Gruppen⸗ führern den Stabschef der Oberſten SA⸗ Führung, Brigadeführer Marxer, den Füh⸗ rer der SA, Gruppe Nordmark. Brigade⸗ führer Böhmker, den Führer der SA, Gruppe Weſtfalen, Brigadeführer Schram— me, den Führer der SA, Gruppe Mitte, Brigadeführer Kob; zum SA⸗Brigadeſührer den Chef des Perſonalsamtes der Oberſten SA-Führung, Oberführer Grenz; zum Ober⸗ führer den Adjutanten des Chefs des Sta⸗ bes, Lutze, Standartenführer Reimann. Die Partei⸗Ehrenzeichen Auch auf der Polizei-Uniform. Berlin, 9. November., Der preußiſche Miniſterpräſident. Gene⸗ rat Göring und der Reichs— und preußiſche Miniſter des Innern, Dr. Frick, haben an⸗ läßlich des 9. November 1934 für ibren Be⸗ fehlsbereich in einem gleichlautenden Erlaß die Genehmigung erteilt, daß Auszeichnun⸗ gen, die von der NSDAP den Angehörigen dienſte verliehen worden ſind, Partei beſaßen. Hätten wir nicht gehandelt, der uniformierten Polizei für beſondere Ver⸗ fortan zur Uniform getragen werden dürfen. Als ſolch⸗ Auszeichnungen gelten: 1. Das Koburger Abzeichen, 2. das Ehrenzeichen 1923 der NSDAP, 3. das Ehrenzeichen der NSDAP für Parteigenoſſen mit der Mitgliedsnummer unter 100 000. 9 23————— Viernheim, 10. Nov. Ich las damals unendlich viel, and zwar gründlich. In wenigen Jahren ſchuf ich mir damit die Grundlagen eines Wiſſens, von denen ich auch heute noch zehre. Adolf Hitler, Mein Kampf. 1 Kerwe! Kerwe! Nun iſt ſie da; neugierig ſieht die Ju— gend dem Aufſchlagen der Karuſſells und Bu— den zu, für ſie iſt die Zeltſtadt, die im Ent— ſtehen begriffen iſt, der Inbegriff alles Köſt— lichen und im Anblick der für ſie in Ausſicht ſtehenden Genüſſe, kann ſie natürlich kaum erwarten, bis das erſte dideldideldum der Ka— ruſſells ertönt. Traditionsgemäß werden hier die Kirch— weih-⸗Tage ganz beſonders gefeiert und ſo wurden auch alle Vorbereitungen dazu ge— troffen. Man braucht nur einen Blick in den heutigen Kirchweih-Anzeiger zu werfen. Küche und Keller unſerer Gaſtwirte ſind wohlver ſorgt, um auch dem verwöhnteſten Gaumen etwas zu bieten. Den Tanzluſtigen iſt reichlich genug Gelegenheit geboten, das Tanzbein zu ſchwingen. ſich dem Tanze entziehen will, dem werden in zahlreichen Lokalen bei Konzert und Humoriſtika fröhliche Stunden bereitet werden. Für unſere Jugend wird der Marktplatz zum Tummelplatz werden, wo zahlreiche Schau und Verkaufsbuden ſowie ein Karuſſell An ziehungspunkte ſind. Nur eines bleibt noch zu wünſchen übrig, daß der Wettergott ein Einſehen haben möge und von oben herunter die Schleuſen ſchließt; denn zur„Kerwe“ gehört nun mal ſchönes Wetter, das Stimmung, Frohſinn und Freude bringt und auch den Beſuch von auswärts an— regt. Zu den Feſttagen nun viel Vergnügen. E 1 Wer 21. * Auf dem Meß platz iſt zur dies— jährigen Kirchweihe Hochbetrieb. Wir finden Schmitt's bekannte Auto-Nobleſſe ſowie Sa— lonſchiffſchaukel, Martin's altbekanntes Spiel— warengeſchäft und Sporthalle und die beliebte Mannheimer Konditorei Reitz, bei der Zuk— kerwaren in köſtlicher Friſche zu haben ſind. Weiter finden wir noch Schaubuden und ſon— ſtige Stände in reicher Zahl. Der Juxplatz wird wieder das Ziel vieler Kerwefreunde ſein. Feierabenſtunde verlän⸗ gert. Während den Kirchweihtagen iſt die Feierabendſtunde allgemein auf 3 Uhr feſt— geſetzt worden. Wir machen die Gaſtwirte hierauf aufmerkſam. * Karneval Ahoi! Am 11. Novem- ber beginnt die Karnevalszeit. Der Club der Gemütlichen eröffnet die Narrenzeit mit einer Fremdenſitzung am Dienstag abend im Anker. Die 'Am ſchadhaften Lichtſehalter vom elektriſchen Strom getötet. Kürz⸗ lich wurde der 42 jährige Landwirt Wilhelm Kaiſer in Spachbrücken am Stalleingang tot aufgefunden. Die behördlichen Feſtſtellungen ergaben, daß er abends noch einmal in ſeinen Stall ſehen wollte. Da der Lichtſchalter ſchad— haft war, benutzte er zum Einſchalten eine Beißzange. Infolge des feuchten Wetters war jedoch die Wirkung des elektriſchen Stromes ſo ſtark, daß der Landwirt getötet wurde. Er hinterläßt Frau und vier Kinder. Es kann nicht eindringlich genug vor der Benutzung ſchadhafter elektriſcher Schalter und ſchlecht iſolierter Leitungen gewarnt werden. Oft ge— nug hat es dadurch ſchon Todesfälle gegeben. Zeigt ſich an der elektriſchen Leitung ein Schaden, ſo verſtändige man ſofort den Fach— mann. I. Oiernheimer Tonfilmschau Heute Samstag nochmals und letztmals „Der weisse Adler“ Achtung! Kirchweih-Sonntag, Montag und Dienstag dasBomben-Kirchweihfeſt-Programm Ile Car das fürs im Central-Film⸗Palaſt. Wie alle Jahre, ſo wartet Herr Fieger auch dieſes Jahr über Kirchweih mit ganz aus⸗ geſuchten Tonfilmwerken auf. Im übrigen weiß auch ſchon das hieſige Publikum, daß es jedes Jahr auf Kirchweih ein ausgeſuchtes Tonfilmprogramm vorgeſetzt bekommt. ſchönſte Operette der Welt,„Die Cſardas— fürſtin“, iſt auserſehen, um allen Beſuchern einige köſtliche und vergnügte Stunden zu be— reiten. Hier wird geſungen, getanzt und ge— lacht. Alles jubelt, alles ſtrahlt vor Freude und guter Laune. Ein beglückendes und hin⸗ Die Schönheit erträumen, ſchenkt in bezaubernder Folge die herrliche Operette„Die Cſardas⸗ fürſtin“ mit Marta Eggerth, Hans Söhnker, Paul Hörbiger, Ida Wüſt und Paul Kemp. Schwingende bezaubernde Melodien wie: „Machen wir's den Schwalben nach“ uſw. und herrliche unſterbliche Muſik wird ſie über die ganze Kirchweih in Stimmung halten. Daher geht alles zuerſt zur„Cſardasfürſtin“, hier fängt die Kirchweih-Seligkeit an, und iſt obendrein das ſchönſte und billigſte Kirchweih— Vergnügen. Man möge ſchon die erſten Vor— ſtellungen ab 7 Uhr beſuchen, damit die zweite Vorſtellung nicht überfüllt wird. Achtung! Filmfreude! Heute Samstag nochmals der ganz ausgezeichnete Indianer-Tonfilm„Der weiße Adler“. Ein Abenteuerfilm wie ſie noch keinen ſahen. Ein Beſuch über Kirchweih iſt allen Einwohnern beſtens zu empfehlen. U.⸗T.⸗Tonfilmſchau Leise flehen meine Lieder Ab Kirchweih-Sonntag Verſponnen in die Welt ſeiner unſterb— lichen Melodien, fremd allem praktiſchen Wir ken, wandert Franz Schubert als ſorgloſer und doch unglücklicher Bohemien durch das Leben ein Stiefkind des Glücks. Während ſein Herz ſich in ausſichtsloſer Liebe zu der ſchö— nen und verwöhnten Gräfin Eſterhazy ver— zehrt, verkennt er in der echten Liebe eines kleinen Mädels aus dem Volk ſein wahres Glück. Aber die unglückliche Leidenſchaft ge— biert ſein größtes und reifſtes Werk: die un— vollendete Sinfonie h-moll... Getragen von den Klängen Schubertſcher Lieder und Melo— dien, wie„Leiſe flehen meine Lieder“,„Am Brunnen vor dem Tore“,„Ich ſchnitt es gern in alle Rinden ein“ u. v. a., die heute koſt— barſter Beſitz deutſcher Volksmuſik ſind, in einem beiſpielhaft prächtigen Rahmen, mit der idealen Beſetzung, gehört dieſer Film zu den Spitzenfilmen deutſcher Tonfilmkunſt. Die Mitwirkung des Wiener Philharmoniſchen Or— cheſters und des Wiener Knabenchors geben der muſikaliſchen Untermalung des Films eine bisher unerreichte künſtleriſche Qualität.— So urteilt die Preſſe: Hinter all den Dar— ſtellern, die ihr Beſtes gaben, ſah man in die— ſem ganzen Film das unſichtbare Antlitz einer der ſchönſten Muſen der Muſik. Aus rätſelhaften Tiefen, von unſichtbaren Höhen, quillt und fällt tragiſch und jubelnd Melodie auf Melodie, Reichtum des Genies, das zeit— los einer Welt die Ewigkeit alle Bann zwingt Werk und Menſchen zu tiefſter Andacht. Eine Meiſterleiſtung der Regie, vol⸗ lendetes Künſtlertum aller Geſtalter.— Die⸗ ſer Film iſt ein unerreichtes, künſtleriſch vol⸗ lendetes Meiſterwerk deutſcher Filmkunſt. Ein Meiſterfilmwerk, deſſen Beſuch unbedingt zu empfehlen iſt. Heute letztmals Buſter Keaton. Vereins⸗Anzeiger Geſangverein„Liederkranz“. Heute abend Singſtunde. Am Kirchweihdienstag abend trifft ſich die„Liederkranz“-Familie zum gemütlichen Beiſammenſein im Lokal. Der Vorſtand. Geſangverein Sängertreue. Heute abend keine Singſtunde. Am Kirchweih— Sonntag treffen ſich die Mitglieder mit Angehörigen abends im Lokal. Der Vorſitzende. Kath. Männer-Verein. Wir beteiligen uns am kommenden Sonntag, den 11. ds. Mts. an der Bezirkstagung in Lampert⸗ heim. Um zahlreiche Beteiligung bittet Der Vorſtand. Abfahrt 18,18 Uhr Staatsbahnhof. Kath. Arbeiter-Verein. Wir beteiligen uns am kommenden Sonntag, den 11. ds. Mts. an der Bezirkstagung in Lampert⸗ heim. Um zahlreiche Beteiligung bittet Der Vorſtand. Abfahrt 13,18 Uhr Staatsbahnhof. Sportvereinigung„Amicitia“ 09 Viernheim. Sportprogramm für Sonn⸗ tag, den 11. November vorm. 9 Uhr, Ju— gendſpiel gegen Käfertal auf dem Waldſportplatz. 1 Uhr 3. Mannſchaft, 12,45 Uhr 2. Mannſchaft und 2,30 Uhr 1. Mann⸗ ſchaft Verbandsſpiele ge— gen Phönix Mann- heim. Die Handballer ſpielen in Waldhof. Ab⸗ fahrt per Rad halb 2 Uhr am Sandhöfer— weg. Die Schüler ſpielen heute nachmittag gegen Hemsbach. Abfahrt per Rad 2 Uhr am Stern. Zum Beſuche dieſer Spiele laden wir die geſchätzten Sportfreunde, Mit⸗ glieder und Anhänger freundlichſt ein. Der Vorſtand. Geſtern nachmittag wurde durch die hie— ſige Ortsgruppe der NSDAP. und ihrer ſämt— lichen Untergliederungen eine machtvolle Kund— gebung zum Gedenken der Toten des Welt— krieges und der Toten derer, die im Kampf um das Dritte Reich ihr Leben hingaben, durchgeführt. Um 5 Uhr verſammelte ſich die PO., ſämtliche Untergliederungen und des Kyffhäuſerbundes mit ihren Fahnen am Rat— haus, von wo aus der impoſante Zug zum Kriegerdenkmal und zum Kriegerehrenmal auf den Friedhof zog, wo jeweils die aufgeſtellten Ehrenwachen eingezogen wurden, die den gan— zen Tag über zu Ehren der Toten Wache gehalten hatten. Nun begab ſich der Zug zum Saale des„Kaiſerhof“, wo eine überaus pak— kende Trauerkundgebung abgehalten wurde. Auf der Bühne war in einem grünen Haine ein Ehrenkreuz errichtet, das mit Trauerflor und dem Führerwort:„Und ihr habt doch geſiegt“ geſchmückt war. Das ganze war um— raymt von den Fahnen des neuen Deutſch— lands, und links und rechts ſtand eine Ehren— wache. Von den Wänden grüßte ſtill und ernſt das Bildnis des Führers. Die Bühne war magiſch beleuchtet, die Fahnenträger ſchar— ten ſich mit ihren Fahnen um das Ehrenmal. Ortsgruppenleiter Pg. Franzke eröff⸗ nete die Kundgebung. Zum zweitenmal feiern wir den Gedenktag der gefallenen Helden im Kriege und der Gefallenen Adolf Hitlers. Der 9. November bleibt auch weiter der Toten— gedenktag, wie es der Führer heute in Mün⸗ chen geſagt hat. Hierauf erhielt die Leitung der Kundgebung die SA.-Führung. Weh⸗ mutsvoll und getragen ertönte eine Trauer⸗ ſonate einer Geige durch den Saal. Nun er— griff der ſtellvertretende Ortsgruppenleiter, Beigeordneter Schweigert, das Wort zu einer eindrucksvollen und nachhaltigen Trauer⸗ gedenkrede und führte u. a. folgendes aus: Am 9. November gedenkt die Bewegung ihrer Toten. Wenn ihr getreu ſeid bis in den Tod, ſo will ich euch die Krone des Lebens geben, heißt das Bibelwort, das über dieſer Feier ſteht. Wir gedenken all derer, die ihr Leben hingaben, damit Deutſchland leben kann. reißendes Erlebnis. Was Ohr und Auge an Und ihr habt doch geſiegt. Eindrucksvolle Totengedenkfeier 2 Millionen Tapferer haben im Weltkrieg ihr das alle begeiſtert einſtimmten. Leben hingegeben. Dieſe Opfer ſchienen ver— gebens, als am 9. November 1918 das Volk in den Bruderkrieg verſank. Wir gedenken heute am 9. November der Wenigen, die ſo— fort unverdroſſen unter dem Führer den Kampf gegen Schande und Verrat aufnahmen. Trotz aller Anfeindungen marſchierten ſie vorwärts und ihre Opfer haben immer neue Bekenner geſchaffen. Auf ſich ſelbſt geſtellt haben ſie den Kampf begonnen, haben Hab und Gut und ſelbſt ihr Leben hingegeben. Am 9. No⸗ vember 1923 fielen 16 teuere Kameraden vor der Feldherrnhalle in München und ſie fielen, weil ſie verraten wurden. Doch unverzagt ging der Kampf weiter. Wenn deshalb heute bei ſozialen Werken oder Taten der Volksgemein⸗ ſchaft es Menſchen gibt, die kleinlich wägen, ſo ſei ihnen entgegengehalten: nur das habt ihr den 400 Toten der Bewegung und 1000 Schwerverletzten zu ſagen? Sie haben dafür geſorgt, daß wir leben können und nicht im Chaos des Bolſchewismus zu Grunde gingen. Die Toten mahnen euch: ſeid nicht kleinlich in der Treue, im Vertrauen und im Opfer⸗ geiſt! Denkt an uns, die wir kämpften bis zum Tode für unſer Volk und unſeren Füh⸗ rer! Wir ſind heute den Toten verantwortlich für die Wahrung ihres Vermächtniſſes, auf daß das Werk des Führers vollendet werde. Wir wollen heute geloben: nicht nur unſere Pflicht zu tun, ſondern jederzeit einzuſtehen für unſer herrliches Vaterland, für unſer Volk. Wir wollen freudig unſer Leben opfern, damit Deutſchland lebe! Wir erheben uns und ge— denken der toten Helden in Wallhall— ſenkt die Fahnen. Stumm reckten ſich die Hände empor und in ernſtem Schweigen wurde eine ſtille Gedenkminute, verbracht, während ver— halten das Lied vom guten Kameraden durch den Saal klang. Wofür unſere Toten ſtar⸗ ben, denkt immer daran. Was wir begonnen haben, wird die Jugend vollenden. Wir hören es an ihrem Kampflied. Von friſchen Kna⸗ benlippen geſungen erſchallte hierauf das Kampflied der Hitlerjugend: Unſere Fahnen flattern uns voran. Ortsgruppenleiter Franzke ſchloß hier⸗ Schöpfertums offenbart. Ein dämoniſcher zuntag, Verbandsſpiel g bach auf dem Stadion an der Straße, Beginn 2,30 Uhr. 5 ö Verbandsſpiele der 1. und 1b Mannſchaft in Waldhof. Abfahrt 1 Uhr per Auto ab „Freiſchütz“. Jugend 12 Uhr per Rad. Die Leitung. Turnverein von 1893. Zum Mann⸗ ſchaftskampf heute abend in Weinheim iſt punkt 7 Uhr Abfahrt per Rad am„rei⸗ ſchütz“. Eine zahlreiche Beteiligung iſt im Intereſſe unſerer Wettkampf⸗Mannſchaft er⸗ wünſcht. Bahnfahrer ab 19,12 Uhr am OeEG.⸗Bahnhof. Die Turnleitung. Gottesdienst-Oranung der katholiſchen Gemeinde. 25. Sonntag nach Pfingſten Feſt des Hl. Martinus Apoſtelkirche: 6.30 Uhr 1. hl. Meſſe 8 Uhr 2. hl. Meſſe 10 Uhr Hochamt 2 Uhr Veſper Marienkirche: 8 Uhr Gottesdienſt 10 Uhr Kindermeſſe Uhr Kindergottesdienſt In der Apoſtelkirche an Werktagen: Montag: 7.30 Uhr geſt. hl. Meſſe für Ad. Wunderle, Anna Maria Knapp und Nikol. Bugert 3. 8 Uhr Requiem für alle Verſtorbenen der Pfarrei. ſienstag: 6.45 Uhr geſt. hl. Meſſe für Nikl. Mandel 5., Johann Jakob Butſch u. Michael Winkenbach. 7.15 Uhr Requiem für die in München verſtorbene Anna Maria Schwarz geborene Wieland. Mittwoch: 6.45 Uhr beſt. Amt für Nikol. Stumpf 4., Schwiegerſohn Philipp Benz und Angehörige. 7.15 Uhr beſt. Amt für Frieda Wunderle, geb. Hahn und Angehörige. Donnerstag: 6.45 Uhr beſt. Segensmeſſe für Johann Illert 1., Ehefrau Anna Maria Brechtel und Angehörige. 7.45 Uhr beſt. Engelamt für Peter Kempf 5. Ehefrau Anna Maria geb. Fleiſchmann ledig verſtorbener Sohn Philipp und beider— ſeitige Angehörige. Freitag: 6.45 Uhr beſt. Amt für Johann Valt. Müller 1., Eltern, Schwiegereltern und Angehörigen. 6.45 Uhr geſt. hl. Meſſe für Familie Mich. Belz und Johann Dieter 1. 7.15 Uhr beſt. Amt für Johann Georg Heckmann 3., deſſen beide Kinder Georg und Elis geehlichte Schäfer und Angehörige. Samstag: 6.45 Uhr beſt. Amt für Gertrud Ditſch geb. Dreikluft, Schwiegervater Nikl. Ditſch und Angehörige. 6.45 Uhr geſt. hl. Meſſe für die Familien Johann Andreas Winkler 1. und Johann Winkler 10. 7.15 Uhr beſt. Amt für Lorenz Roos, beide Kinder Peter und Cäcilia, beiderſeitige Großeltern und Angehörigen. Montag bei den Engl. Fräuleins, am Dienstag und Donnerstag bei den Barmher⸗ zigen Schweſtern um 6.45 Uhr heilige Meſſe. Nächſten Sonntag gemeinſchaftliche hl. Kommunion für die Schüler der Herren Lehrer Klee und Kumpa des Herrn Rektor Gillig und Beller und Fräulein Sax. Die Mädchen beichten Freitag 5 Uhr, die Knaben Samstag 2 Uhr. Knaben die Samstag Dienſt haben, beich— ten mit den Mädchen am Freitag um 5 Uhr. Kollekte am Kirchweihtag iſt für die elektr. Läuteanlage der Marienkirche beſtimmt und wird den Gläubigen dringend empfohlen. Ev. Gemeinde Viernheim Sonntag, den 11. November 1934 24. Sonntag nach Trinitatis Vorm. 10 Uhr: Gottesdienſt(Text 1. Joh. 5,15; Lieder: 10, 242,295) Die Kirche iſt geheizt. Vorm. 11 Uhr Kindergottesdienſt. Dienstag, den 13. November 1934 Abends 8 Uhr: Frauenabend. Freitag, den 16. November 1934 Abends 8 Uhr: Uebungsſtunde des Kirchenchors Um Hirchwelhdlenstag abends 8 Uhr im Kaiſerhof der Kirchweihſchlager „er Filmautor“ Luſtſpiel in 3 Atten von H Pfennig Eintritt 35 Pfg. mit Programm. Es ladet die verehrl. Einwohnerſchaft freundl. ein Dle Oneretten u. Iheatergesellschalt MDRlernke 4 auf die e mit dem Fahnenlied, in ler mit ſeinen Getreuen, an ihrer Spitze abſehbar iſt, ſo wird doch erſt dann das end⸗ N ltige Urteil über ſeine Politik geſprochen. Am Ende einer politiſch ereignisreichen Woche ſtanden die Veranſtaltungen zum Gedenken der Vorgänge am 8. und 9. No⸗ pember 1923. Am Abend des 8. November hatte ein Piſtolenſchuß in die Decke des hi⸗ ſtoriſch gewordenen Saales im Münchener Bürgerbräukeller das Signal zur Natio⸗ nalen Erhebung gegeben. Adolf Hit⸗ Rudolf Heß und Hermann Göring, wollte durch ſchnelles, entſchloſſenes Handeln an die Stelle des herrſchenden Szſtems einen neuen Staat ſtellen. Wenige Stunden ſpäter, in der Mittagsſtunde des 9. November, fand der geplante Marſch in die Freiheit an der Feldherrnhalle ein blutiges Ende. Das da⸗ mals vergoſſene Blut, ſo erklärte der Füh⸗ rer und Reichskanzler in ſeiner Gedenkrede im Bürgerbräukeller, ſei das Taufwaſſer für das neue Reich geworden. Sein Appell, heute und ſtets zum Handeln und. wenn es notwendig ſei, zum Sterben, ſo entſchloſſen zu ſein wie vor elf Jahren, fand begeiſterten Widerhall der um ihn verſammelten alten Kämpfer. * Ein Gegenbild zu der ſtraffen Zuſammen⸗ ſaſſung der Staatsgewalt im Dritten Reich bieten die Vorgänge bei unſeren weſtlichen Nachbarn. Doumergue, der Mann. der den Verſuch wagte, die parlamentariſche Verfaſ⸗ ſung durch einige zu einem mehr autoritä⸗— ren Syſtem tendierende Maßnahmen zu re— formierten, mußten den Intrigen derPartei⸗ führer weichen, die ſich nicht zu Zugeſtänd⸗ niſſen im Intereſſe des Geſamtwohls bereit⸗ finden wollten. Zwar ſpricht der Nachfolger Doumergues, Flandin, auch noch vom „Burgfrieden“. Aber von einem Burg— frieden und von einer nationalen Einigung kann trotz der ſtarken Mehrheit, auf die ſich der neue Miniſterpräſident als Präſident der Demokratiſchen Allianz, eines überpar⸗ teilichen großen Verbandes, ſtützt, wirklich nicht mehr geſprochen werden, zumal da die jetzt noch weiter recht orientierte Regierung mit einem wachſenden Widerſtand der Links⸗ ſozialiſten zu rechnen hat. Die franzöſiſche Preſſe ſpricht auch nur noch von einem„Ka⸗ binett des Waffenſtillſtandes“. Die Außenpolitik Frankreichs wird durch den Regierungswechſel an ſich nicht berührt, was in dem Verbleiben des Außenminiſters Laval an ſeinem Poſten zum Ausdruck kommt. Als das bedeutungsvollſte außenpo⸗ litiſche Ereignis der vergangenen Woche iſt zweifellos die Anbahnung einer unmittelba— ren deutſch⸗franzöſiſchen Fühlungnahme in der Saar angelegenheit anzuſpre⸗ chen, die durch die Unterredung des deutſchen Botſchafters Köſter mit Laval in. Fluß ge⸗ kommen iſt. Der Pariſer Aufenthalt des franzöſiſchen Botſchafters in Berlin. Fran⸗ zois⸗Poncet, der mit dem franzöſiſchen Außenminiſter, wie ſich der„Matin“ aus⸗ drückt, einen„intereſſanten Meinungsaus⸗ tauſch“ haben wird, liegt im Zuge der glei⸗ chen Entwicklung. Francois-Poncet wird aus eigener Anſchauung Zeugnis davon ab⸗ legen können, daß das heutige Deutſchland nicht mehr das Deutſchland von 1924 iſt. das die Erniedrigung durch den Ruhreinbruch zähneknirſchend hinnehmen mußte. Frank⸗ reich wird ſich angeſichts der energiſchen deutſchen Haltung hoffentlich von der Un⸗ haltbarkeit ſeiner gefährlichen Einmiſchungs, verſuche in die ſogenannte„Saarfrage überzeugen laſſen. Zum erſten Mal ſeit der Septembertagung des Völkerbundsrates in Genf haben ſich in dieſen. Tagen die Mitglieder des Saaraus⸗ ſchuſſes in Rom verſammelt. Man hat bei dieſen Beratungen zwei Fragenkreiſe zu un⸗ terſcheiden, die ſich zuweilen gegenſeitig überſchneiden. Auf der einen Seite liegen dem Ausſchuß eine Reihe don Finanzfragen vor, die bereits vom Finanzausſchuß des Völkerbundes in ſeiner Pariſer Tagung ve handelt wurden und über welche die Finanz ſachverſtändigen ein Gutachten ausgearbei— tet haben. Sodann hat der Saarausſchuß zu dem bekannten Saarmemorandum der fran⸗ zöſiſchen Regierung Stellung zu nehmen, bas, wie man weiß, faſt ausſchließlich poli⸗ liſcher Natur iſt. Die deutſchen Vertreter, die ſich vorübergehend in Rom aufgehalten haben, der Saarbeauftragte Bürckel und Le⸗ gationsrat Voigt, haben die Ausſchußarbei⸗ ten weniger wegen der verſchiedenen techni⸗ n und Sonderfragen verfolgt als viel⸗ mehr zu dem Zweck einer grundſätzlichen Betonung der deutſchen Geſamtauffaſſung über die Saarfrage. Inmitten der ſchweren Kriſe, die die Wirtſchaft und das politiſche Gefüge aller tagten erſchüttert, hat der amerikaniſche zräſident Franklin D. Rooſevelt einen glänzenden Wahlerfolg zu verzeichnen. Das amerikaniſche Volk ſchätzt den Wert der Persönlichkeit Rooſevelts hoch und die Maß⸗ nahmen des Präſidenten und ſeiner Mitar⸗ beiter ſtoßen trotz mancher Unpopularität die beiſpielsweiſe die Wirtſchaftspolitik des New Deal“ mit ſich bringt, auf ſtarkes Verſtändnis. Nun hat Rooſevelt zwei wei⸗ tere Jahre Zeit, ehe er ſich weder 100 Urteil der amerikaniſchen Mähler ſtel⸗ Jahre 1936 nicht wieder für die Präſident⸗ ſchaft kandidieren ſollte, was ſa völlig un⸗ muß. Denn ſelbſt wenn Rooſevelt m lichtspunkt bemerkenswert, daß es in dem Vertrauensvotum für den Präſidenten gleichzeitig die Hoffnung auf eine beſſere wirtſchaftliche Zukunftsentwicklung zum Ausdruck bringt. Die Nederlage des unter demokratiſcher Flaoge ſegelnden So zialiſten und Mehrheitsbeglückers Uptun Sinclair in San Francisco hat gezeigt, daß kommuniſti⸗ ſche Experimentierer in den Vereinigten Staaten auch dann keinen Boden finden, wenn ſie das Himmelreich auf Erden ver— ſprechen, Die Arbeitslolgleit sinkt Trotz vorſchreitender Jahreszeit weitere Entlaſtung. Berlin, 10. November. Die Zahl der bei den Arbeitsämtern ge⸗ meldeten Arbeitsloſen iſt, wie die Reichs⸗ anstalt für Arbeitsvermittlung und Arbeits⸗ loſenverſicherung berichtet, im Oktober wei⸗ ter, und zwar um 13 800 auf 2 268 000 Ar⸗ beitsloſe zurückgegangen, obwohl um dieſe Jahreszeit erfahrungsgemäß Entlaſſungen aus den Außenberufen unvermeidlich ſind. Die Berufsgruppen Landwirtſchaft, Indu⸗ ſtrie der Steine und Erden, das Baugewerbe und das Gaſt⸗ und Schankwirtſchaftsgewerbe hatten eine Zunahme an Arbeitsloſen. Die⸗ ſer ſaiſonmäßigen Verſchlechterung von ins⸗ geſamt 16 200 ſteht eine Entlaftung von 30 000 in den übrigen für den Konjunkturverlauf weſentlichen Wirtſchaftsgruppen gegenüber. Sie kommt in der weiteren Rückläufigkeit der Zahl der Arbeitsloſen im Bergbau, in der Hütten⸗ und Metallinduſtrie und in der Mehrzahl der Konſumgüter— induſtrie zum Ausdruck. 5 Daneben machen ſich Einflüſſe bemerkbar, die eine Zunahme der Arbeitsloſenzahl be⸗ wirken, ohne daß die Urſache in einer Ver— ſchlechterung der Wirtſchaftslage zu ſuchen iſt. Es verſtärkt ſich bei den Arbeitsämtern der Zugang an nichtunterſtützten älteren Arbeits⸗ loſen, die jetzt hoffen, durch den verſtärkten Einfluß der Arbeitsämter im Arbeitseinſatz Arbeit und Brot zu erhalten. In derſelben Richtung wirkt der Rückgang der Notſtandsarbeiter, der im Oltober, wenn auch abgeſchwächt, an⸗ gehalten und teils direkt, teils indirekt zu einer Erhöhung der Arbeitsloſenzahl geführt hat. Wie ſchon ſeit Monaten, ſo gelang es auch diesmal, im Kampf gegen die großſtädtiſchen und induſtrlellen melpunkte der Arbeitsloſigkeit weitere Erfolge zu er⸗ zielen. So konnte die Zahl der Arbeitsloſen in Berlin weiter um rund 10 400 geſenkt werden, und das Landesarbeitsamt Nord— mark berichtet über einen beginnenden Rück— gang der Arbeitsloſigkeit in Hamburg. Die Entlaſtung in den Anterſtützungsein⸗ richtungen, insbeſondere in der öffentlichen Fürſorge und in der Kriſenfürſorge, hat an gehalten. 5 N loſenverſicherung iſt die Geſamtzahl der ar⸗ beitsloſen Unterſtützten gegenüber dem Vor monat um 34 000 weiter zurückgegangen. Der Neichsbankausweis Das deutſch-engliſche Abkommen. Berlin, 10. November. Die erſte Novemberwoche zeigt nach dem Reichsbankausweis in den Rückflüſſen auf den einzelnen Anlagekonten nermalen Ver⸗ lauf. Eine erhebliche Zunahme zeigen die Giroverbindlichkeiten, die um 71.5 auf 927.5 Millionen RM kgeſtiegen find. Die in den letzten Wochen feſtgeſtellte dauernde leichte Steigerung des Goldbeſtandes wurde Sam⸗ ſiſchen Regierun während 8 s letzige Ergebnis iſt nur von dem Ge⸗ Trotz Anſteigens in der Arbeits- In Zusammenhang mit der im deutſch⸗engliſchen Abkom⸗ men vorgeſehenen Bereitſtellung von 400 000 Pfund Sterling ging der Goldbe⸗ ſtand um 4,7 auf 77.8 Millionen zurück während bei den deckungsfähigen Deviſen noch eine leichte Steigerung um 0.3 auf 42 Millionen RM feſtzuſtellen iſt. In den Er⸗ läuterungen zu dem Reichsbankausweis heißt es:„In Anbetracht der bereits über⸗ mäßig geſchwächten Gold- und Deviſenbe⸗ ſtände der Reichsbank bedeutet dieſe erneute Schmälerung ein ſchweres Opfer, das nur in Erwartung eines Rückfluſſes der jetzt aufgewendeten Summe auf Grund einer Steigerung des deutſch⸗engliſchen Waren— verkehrs verantwortet werden kann.“ unterbrochen. Die Saarausſprache Der deulſche Bolſchafter bei Laval. Paris, 10. November. Der deutſche Botſchafter Köſter hat dem franzöſiſchen Außenminiſter Laval einen Beſuch abgeſtattet, um ihm, wie dies gleich⸗ zeitig von den deutſchen Vertretern in Lon⸗ don, Rom und Brüſſel geſchieht. von der Stellungnahme der deutſchen Regierung zur Frage der Entſendung franzöſiſcher Truppen ins Saargebiet zu unterrichten. Außenminiſter Laval empfing ferner den franzöſiſchen Botſchafter n Berlin. Fran⸗ cois-Poncet und beſprach mit ihm ſämtliche zwiſchen Deutſchland und Franreich ſchwe⸗ benden Fragen. Botſchafter Francois-Pon⸗ cet hatte bisher noch eine Gelegenheit ge— habt mit Laval nach deſſen Ernennung zum Außenminiſter perſönlich Fühlung zu nehmen. Deutſchland und Züdameriln Verhandlungen über den Warenauskauſch. Rio de Janeiro, 10. November. Die zwiſchen der deutſchen und braſilia— niſchen Regierung geführten Verhandlun⸗ gen über die Möglichkeiten einer weiteren Förderung der deutſch-braſil' aniſchen Wirt⸗ ſchaftsbeziehungen ſind beendet worden. Die beiderſeitigen Abordnungen werden ihren Regierungen über das Ergebnis berichten. Es iſt Vorſorge getroffen. daß bis zur Ge⸗ nehm aung der Vereinbarungen der Han— dels⸗ und Wirtſchaftsverkeyr zwiſchen den beiden Ländern keine Unterbrechung erlei⸗ det. Da die Beſprechungen einen durchaus befriedigenden Verlauf genommen haben und ſich der deutſch⸗braſilianiſche Handel während der letzten Monate aut entwickelt hat, darf für die Zukunft ein noch weiter ſich ſteigernder Warenaustauſch erwartet wer⸗ den. Die deutſche Wirtſchaftsabordnung wird ſich nunmehr zu weiteren Verhandlun⸗ gen nach Montevideo und anſchließend nach Santiago begeben. Eine große Tradition. Berlin, 9. Nov. Anläßlich des 20. Jahres- tages der Vernichtung SMS„Emden“ bei den Cocos-Inſeln am 9. November 19¹⁴ ſandte der Che der Marineleitung. Admiral Dr. h. c. Raeder, an den Kreuzer„Emden“ folgendes Telegramm:„Am 20. Jahrestag des Unterganges der ruhmreichen Vorgän⸗ gerin des Kreuzers grüße ich die Beſatzung mit dem Wunſch, daß ſie ſtets eingedenk ſei der großen Tradition, die ſich miſ dem Na⸗ men„Emden“ verbindet. Eine dankbare Aufgabe ſteht dem Kreuzer bevor, für deren Durchführung ich Kommandant und Beſat⸗ zung beſten Erfolg wünſche. Heil Hitler, gez. Raeder.“ Polizeipräſident Schepmanns Abſchied. Berlin, 10. Nov. Wie der Amtliche Preu⸗ ßiſche Preſſedienſt mitteilt. hat der preußi— ſche Min: ſterpräſident den Polizeipräſiden— ten in Dortmund, Schepmann. der mit der Führung der SA-Gruppe Sachſen beauf— tragt worden iſt und infolgedeſſen ſeinen Wohnſitz nach Dresden verlegen mußte, auf ſeinen Antrag hin einſtweilen in den Ruhe⸗ ſtand verſetzt. Der preußiſche Miniſterprä⸗ ſident Göring und der Reichs- und preu— ßiſche Innenminiſter Dr. Frick haben ihm Dank und Anerkennung ausgeſprochen. Die Ausſchreitungen in Landsweiler. Landsweiler, 10. November. In Landsweiler und Schiffweiler wur⸗ den ſieben Perſonen verhaftet, denen zur Laſt gelegt wird, an den jüngſten Vorfällen in Landsweiler aktiv beteiligt geweſen zu ein. Die Verhafteten ſind durchweg als gommuniſten bekannt. Sie wurden nach inem kurzen Verhör nach Saarbrücken ge— chafft. Das notwendige Gleichgewicht Preiſe und Löhne müſſen gehalten werden— Beſeitigung der Angt⸗ plychoſe— Anmeldepflicht für Preisbindungen Zerlin, 10. November. Der Reichskommiſſar für Preisüber— wachung, Dr. Goerdeler, hielt vor der Preſſe eine Anſprache, in der er u. a. dar⸗ legte, daß die Preiſe und die Löhne für die Sicherſtellung des Erfolges der von der Reichsregierung eingeleiteten öffentlichen Arbeitsbeſchaffungsmaßnahmen ein ent⸗ ſcheidendes Gewicht hätten. Es müſſe daher alles geſchehen, um ſie zu halten. Dies ſei auf der Lohnſeite durch die Deutſche Ar⸗ beitsfront geſchehen. Leider könne ein gleiches von der Preisſeite nicht geſagt werden. In den letzten Monaten habe die Preisſteigerung auf vielen Gebieten einen Umfang angenommen, der für die große Maſſe der Bevölkerung unerträglich ſei. Dr. Goerdeler unterſuchte darauf die Fra⸗ ge, ob berechtigte Gründe zu Preisſteige⸗ rungen vorliegen. Er ſtellte dabei feſt, daß, während gegen eine Preisſteigerung auf dem Gebiete des Luxusbedarfes nichts einzuwenden ſei. die Sachlage gans Das Kabinett Doumergue iſt zurückgetreten. Eine der führenden Perſönlichkeiten der Regierung war der Außenminiſter Laval, der jetzt die Neubildung der franzö⸗ abgelehnt einer letzten Rede in der Kammer. at. Unſer Bild zeigt Laval anders wurde, wenn es lich um Gegenſtanoe zur Deckung des täglichen Bedarfs handele. Hier könne das freie Spiel der Kräfte zu untragbaren ſozialpolitiſchen Belaſtungen und Spannungen führen. Aus dieſem Grunde fordert der Reichskommiſſar von jedem Vetriebsführer, Handwerker und Kaufmann auf dem Gebiete der Preisge— ſtaltung ein ähnliches Opfer.. wie es der Arbeiter durch das Sich⸗Abfin⸗ den mit ſeiner heutigen Lohnhöhe bringen muß. Dieſes Opfer ſei umſo mehr zu ver⸗ langen, als ſich die wichtigſten preis bil⸗ denden Faktoren, wie Dr. Goerdeler im einzelnen darlegte, nicht erhöht haben. Die Löhne, die Zinſen und die Steuern ſind nicht geſtiegen. Die Entwicklung unſerer handelspolitiſchen Lage macht die Nachprü⸗ fung erforderlich, ob hier etwa unausweich⸗ liche Erhöhungen der ausländiſchen und in— ländiſchen e Rohſtoffpreiſe 5 vorliegen. Erhöht ſind ferner gewiſſe nährungskoſten aus Gründen, die di Reichsregierung in aller Offenheit und mit vorbedachtem Ziel dem deutſchen Volk von Anfang an vor Augen geführt hat. Es wird von allen Stellen mit größter Sorafalt alles getan, um unſere Lage auch für die Zukunft durch Wiederbelebung des Warenaustau— ſches und durch Stärkung der Erzeugung heimiſcher Rohſtoffe zu ſichern. Dr. Goerdeler geißelte ſodann die Angſt⸗ pfychoſe, die ſich teilweiſe in der Bevölke⸗ rung eingeſchlichen habe und belegte in einigen Beiſpielen die Unſinnigkeit des„Hamſterns“ Der verantwortungsbewußte Kaufmann könne an der Beſeitigung der Angſtpſychoſe mitarbeiten, indem er jede offenbar erkenn— bare Ueberdeckung des Bedarfs ablehnt. Ueber ſeine Pläne führte Dr. Goerdeler u a. aus: Ich werde mich zunächſt auf dem Gebiete einiger wichtigſter. Nahrungsmittel und des Bekleidungs- bedarfs betätigen. Denn hier ſcheint mir die ent⸗ ſcheidende und im Augenblick dringendſte Veranlaſſung vorzuliegen Ich werde ver⸗ hüten, daß neue Preisfeſtſetzungen irgend⸗ welcher Art ohne meine Genehmigung er⸗ folgen. Ich habe alle neuen Preisbindungen von meiner Zuſtimmung abhängig gemacht, gleichzeitig habe ich eine Anmelde ⸗ pflicht eingeführt für alle dieſenigen Preisbindungen, die ſeit dem 1. 6. 1933 neu vorgenommen ſind. 8 Reichskommiſſar Dr. Goerdeler erklärte abſchließend, daß die Preisüberwachung eine Angelegenheit von höchſter nationaler Bedeutung ſei. Er⸗ die der große Vorbeimarſch Der Führer grüßt die alten Kämpfer. München, 10. November. Das Braune Haus war am 9. November Mittepunkt der Erwartung vieler Tauſen⸗ der. Sie ſtauten ſich in der Brienner Stra- ge in dichten Reihen. Beim Vorbeimarſch der alten Kämpfer trat der Führer auf den Balkon des Braunen Hauſes hinaus und grüßte ſeine Kameraden von einſt. Kolon⸗ ne um Kolonne zog vorbei. Man ſah die alten Fahnen der damaligen Verbände, di: Fahne des Freikorps Oberland, die Reichs⸗ kriegsflagge, des Freikorps Roßbach und vieler anderer Formationen, die Anteil hat⸗ ten am 9. November 1923. Es ſchloſſen ſich die Standarten und Fahnen des Standortes München an. Bund leuchteten dann die Mützeneinſätze: SA-Führer aus allen deut⸗ ſchen Gauen, die augenblicklich zur Reichs⸗ führerſchule der Oberſten SA-Führung, der Gruppe Hochland und dann die Formatio⸗ nen des Standortes München, darunter die SA⸗Leibſtandarte und die Standarte 116. die den Namen jenes Regiments trägt, dem der Führer im Weltkriege angehörte. Die Polizeibereitſchat München beſchloß den Zug. Nun konzentrierte ſich die ganze Auf⸗ merkſamkeit der Maſſen auf den Balkon des Braunen Hauſes, wo der Führer ſtand. Die Sperren wurden durchbrochen. Von allen Seiten reckten ſich die Arme empor, bis der Führer ins Haus zurücktrat. Worte aus Schillers Werken Was man nicht aufgibt, hat mann i e verloren.(Maria Stuart.) Alles zu retten, muß Alles gewagt werden. Ein verzweifeltes Uebel will eine verwegene Arznei.(Fiesco.) 0 Wo von zwei gewiſſen Uebeln eins Ergriffen werden muß, wo ſich das Herz Nicht ganz zurückbringt aus dem Streit der Pflichten, Da iſt es Wohltat, keine Wahl zu haben, Und eine Gunſt iſt die Notwendigkeit. (Wallenſteins Tod.) Kleiner Ehrgeiz beugt ſich unter das harte Joch des Zwanges weit lieber als unter die ſanfte Herrſchaft eines überlegenen Gei— ſtes.(Abfall der Niederlande.) Wie können Menſchen zum allgemeinen Veſten raten, die das Opfer ihrer eigenen Leidenſchaft ſind? (Abfall der Niederlande.) Sei immer menſchlich Herr, im Glück, wie du's warſt— und Gipfel was ein Freund a Not, zu haſt's in der Erniedrigung erfahren, Verweigre nicht Gerechtigkeit und Gnade em Letzten deines Volkes. 4 (Jungfrau von Orleans. Im Unglück auf der Größe wiegt in der Vergiß nicht, Was fang' ich mit den Leuten an, deren Seelen ſo gleich als ihre Sackuhren gehen? Kann ich eine Freude dran finden, wenn ich voraus weiß, was ſie mir antworten wer— den? Oder Worte mit ihnen wechſeln, wenn ſie das Herz nicht haben, anderer Meinung als ich zu ſein? Weg mit ihnen! Es iſt ver— drießlich ein Roß zu reiten, das nicht auch in den Zügel beißt. (Kabale und Liebe.) * Keiner von unſeren Staaten hat ein rö— miſches Bürgerrecht auszuteilen; dafür be⸗ ſitzen wir ein Gut, das, wenn er Römer pleiben wollte, kein Römer kennen durfte— und wir beſitzen es von einer Hand, die kei⸗ nem raubte, was ſie einem gab, und was ſie einmal gab, nie zurücknimmt: Menſchen⸗ freiheit, ein Gut— wie ſehr verſchie⸗ den von dem Bürgerrecht des Römers!— an Werte zunimmt, je größer die Anzahl derer wird, die es mit uns teilen, das von keiner wandelbaren Form der Verfaſſung, von keiner Staatserſchütterung abhängig, auf dem feſten Grund der Vernunft und Billig⸗ keit ruht. 1(Kleine Schriften.) Wir wollen ſein ein einzig Volk von Brü— dern, In keiner Not uns trennen und Gefahr. Wir wollen frei ſein, wie die Väter waren, Eher den Tod, als in der Knechtſchaft leben. (Wilhelm Tell.) * Nein, eine Grenze hat Tyrannenmacht. Wenn der Gedrückte nirgends Recht kann f finden, 5 Wenn unerträglich wird die Macht— greift er Hierauf getroſten Mutes in den Himmel Und holt herunter ſeine ew'gen Rechte. (Wilhelm Tell.) Was auch draus werde— ſieh zu deinem b Volk! Eg iſt dein angebor'ner Platz. (Wilhelm Tell.) Kannſt du nicht allen gefallen durch deine Tat und dein Kunſtwer k. Mach's wenigen recht; vielen, gefallen iſt ſchlimm! gedichte.) Bekanntmachung Betr.: Schutz der Waſſerleitungen gegen Froſt. Wir machen die Hausbeſitzer darauf auf⸗ Waſſerleitungs⸗Einrichtungen rechtzeitig und ausreichend gegen Froſt zu ſichern. Die Keller— fenſter ſind zu ſchließen und mit ſchlechten Wärmeleitern, Stroh, Holzwolle, Lumpen ete. abzudichten. Gartenleitungen ſind vor Eintritt des Winters zu entleeren und während des Winters leer zu halten. Die Waſſermeſſer— ſchächte ſind mit doppeltem Deckel zu ver—⸗ ſehen und die darin untergebrachten Waſſer⸗ meſſer beſonders mit ſchlechten Wärmeleitern zu umwickeln. b 5 Ausdrücklich weiſen wir darauf hin, daß die Hausbeſitzer auf Grund der Waſſerbezugs— ordnung verpflichtet ſind, ſämtliche auf ihren Grundſtücken angebrachten Waſſerleitungs— Einrichtungen, insbeſondere die Waſſermeſſer, ausreichend gegen Froſt zu ſichern und auch ſonſt vor jedweder Beſchädigung zu ſchützen. Die Koſten für auftretende Froſtſchäden ſind in allen Fällen vom Hausbeſitzer zu tragen. Es liegt daher im eigenen Intereſſe der Hausbeſitzer, geeignete Schutzmaßnahmen zu treffen, um vor unnötigen Koſten und unlieb— ſamen Störungen in der Waſſerverſorgung bewahrt zu bleiben. Viernheim, den 8. November 1934. d Bürgermeiſterei: Bechtel. Sport und Spiel Phönix Mannheim auf dem Waldſportplatz! Der alte Pionier des Mannheimer Fuß; ball tritt morgen Sonntag auf dem Waldſport platz zum fälligen Verbandsſpiel an. Die Phönix braucht Punkte und wird ſich ſicher lich ſehr anſtrengen, um die Grünen ſchlagen zu können. Deshalb gilt es für die„Grünen“ aufgepaßt und ſich keine Kirchweihſchlappe bei bringen laſſen. Den Viernheimer Sportfreun den muß die Kirchweihfreude eines Sieges bereitet werden. Deshalb den Ball von Mann zu Mann wandern laſſen und den krönenden Torſchuß nicht vergeſſen. Tore entſcheiden, nicht ein feines Feldſpiel, wobei der Torſchuß fehlt. Alle Viernheimer Sportfreunde werden auf dem Waldſportplatz ſein und das Spiel als beſondere Kirchweihfreude genießen. Inserate Kirchweih⸗Montag⸗Ausgabe die mittags 12 Uhr erscheint, müssen bis Montag früh io Uhr aufgegeben sein. Uiernheimer Anzeiger für unsere Hohe Politik im Kurhaus Das Stelldichein auf dem Semmering. Mien, 10. November. Die Anweſenheit des ungariſchen Mini⸗ ſterpräſidenten Gömbös auf dem Semme— ring gab der öſterreichiſchen Bundesregie— rung Gelegenheit zu einem großen poli⸗ tiſchen Treffen. Der Bundesminiſter für Aus⸗ wärtiges Frhr. v. Berger-Wandenegg, Vi— zekanzler Fürſt Starhemberg und der an⸗ gariſche Geſandte Baron Apor fanden ſich auf dem Semmering ein, nachdem Bundes⸗ kanzler Dr. Schuſchnigg und der ungariſche Ackerbauminiſter Kallay ſchon am Abend zuvor dorthin gereiſt waren. Die Staats⸗ männer»gaen ſich zu einer mehrſtünd'agen Hallen Se Schon an die warme Kleidung für den Bei M.& N. gibts doch so schöne Mantelstofle, Winter gedacht? Warme Kleiderstoffe für Straße und Haus, Unterwäsche nicht zu vergessen, Alles H.& H. Quali tüten zu billigen Preisen. mau e REUMTE STRASSE. O1. 5/ merkſam, die auf ihrem Grundſtück befindlichen 4 f empfindlicher Beratung in den von den Gaften geraumte Salon des Semmering⸗Ku i ö Man vermutet, daß dieſe Verhandlungen rein politiſche Fragen betreffen und nicht wirtſchaftlichen Angelegenheiten gewidmet ſind, da es auffällt, daß der öſterrechiſche Handelsminiſter Stockinger nicht auf den Semmering gefahren iſt. Die Vermutung liegt nahe, daß im Mittelpunkt dieſer Ver⸗ handlungen die römiſchen Beſprechungen und die bei dem Beſuch von Gömbös in Rom aufgeworfenen Probleme ſtehen. Politiſches Allerlei Wien. Auf dem Haus der Induſtrie in Wien wurde von unbekannten Tätern eine Sowietfahne gehißt. Wien. Der ungariſche Ackerbauminiſter Kallay iſt in Wien angekommen. am Ver⸗ handlungen zur Wiederbelebung des ins Stocken geratenen öſterreichiſch⸗ungariſchen Warenaustauſches zu führen. London. Der Antrag der Arbeiterpartei, der die private Herſtellung von Heeres⸗ material in Großbritannien verbieten will. wurde vom Unterhaus mit 279 gegen 69 Stimmen abgelehnt. Kowno. Das Urteil in dem Prozeß gegen Woldemaras lautete auf ſechs Monate Ge⸗ fängnis. Der Mitangeklagte. Karutis, wurde freigeſprochen. Eine praktiſche Aus⸗ wirkung hat das Urteil nicht, da Woldema⸗ ras vom Feldgericht bereits zu 12 Jahren Kerker verurteilt worden iſt. Der Beamte im neuen Staat Anſprache des Staatsminiſters Jung bei Er⸗ öffnung der Verwaltungsakademie. Darmſtadt, 10. November. Der Leiter der Heſſiſchen Verwaltungsaka— demie, Staatsminiſter Jung, eröffnete den ſechsſemeſtrigen Studientehrgang in Darm⸗ ſtadt und Mainz mit folgender Anſprache: Als die RSD den Staat übernahm, da wußte ſie, daß auch ein neuer Aufbau der Beamtenſchaft notwendig ſei. Sie erkannte, daß dem Behördenapparat ein neuer Inhalt, eine neue geiſtige Verfaſſung gegeben wer⸗ den müſſe. Damit war keineswegs die Mei⸗ nung verbunden, daß die Beamtenſchaft in ihrer Geſamtheit— von Einzelerſcheinungen abgeſehen— nicht in Ordnung geweſen wäre und ihre Pflicht nicht getan hätte. Was wir aber feſtſtellten, war die Tatſache, daß der Beamte ſich zumeiſt von dem Staatsſyſtem abſtrahierte, daß die Beamtenſchaft bereit war Mokorradfahrer! Aendere nichl die Schalldämpfer Deines Motorrades! Sonſt iſt die Herrlichkeit bald vorbei! Außer Beſtrafung und Wegnahme Deines Fahrzeuges haſt Du beſtimmt auch die Entziehung des Jührerſcheines zu er⸗ warten! Wem die Rückſicht auf die Allge- meinheit nichts gill, eignet ſich nicht zum Kraftfahrer ihre Pflicht unter jedem ſtaatlichen Syſtem zu tun. Es war ihr gleichgültig geworden, für welchen Staat ſie arbeitete. Ich bin weit da⸗ von entfernt, zu behaupten, daß dieſe Ein⸗ ſtellung einem gewiſſen Selbſterhaltungstrieb entſprang. Vielmehr glaube ich, daß der Be⸗ amte ſo handelte, weil er ſich fragte: was ſoll werden, wenn ich die Mitarbeit verſage. Jedenfalls iſt aber das eine ſicher, daß der Beamte in keinem janeren Verhältnis zum Staate ſtand, daß er ſich nicht mit ihm ver⸗ bunden fühlte. Der vormärzliche Staat hat dieſe Einſtellung des Beamten hingenommen. Er wußte, daß das Großteil der Beamten ihm innerlich fremd, teilweiſe feindlich gegen⸗ überſtand. Er begnügte ſich jedoch mit der üußerlichen Pflichterfüllung. So kam es auch, daß in den Tagen des März 1933 kaum ein Beamter zum Schutze dieſes Staates die Hand erhob. Der Staat von heute, der nationalſozialiſti⸗ ſche Staat, verlangt von ſeinen Beamten ein völliges Eingehen, eine geiſtige Verſchmelzung mit dem Staate. Dies bringt auch die neue Faſſung des Reichsbeamtengeſezes vom 30. 6. 33 zum Ausdruck. Wer daher nicht innerlich Na⸗ tionalſozialiſt ſein kann, der ſoll dieſem Staat auch nicht dienen. Ich vertrete dabei nicht etwa die Auffaſſung, daß nur der National⸗ ſoizaliſt iſt, der die Mitgliedſchaft der NS⸗ DAP. erworben hat.“ Nicht die, die laut nach dem Umbruch „Heil Hitler“ riefen, obwohl man ſie früher nicht hörte, ſind Charaktere, ſondern die, denen es Mühe machte, ſich zu uns durchzuringen. Dieſen Gutwilligen laſſen wir Zeit. Sie wer⸗ den aber zu uns kommen, gerade weil ſie guten Willens ſind. Schlacke ſetzt das Feuer jeder geiſtigen Umwälzung ab. Auch in den eigenen Reihen wird mancher ſein, der ſich nicht ganz von der Idee, die die Bewegung trägt, ver⸗ zehren läßt. Wir wiſſen dies und fürchten Gegenteil, wir müſſen dieſe Entwicklung ſogar fördern. Aber auch die, die den beſten Willen haben, bedürfen einer geiſtigen Umſtellung, damit ſie zu treuen Dienern des Staates werden. i Dieſem Zweck ſollen die Verwaltungsaka⸗ demien in der Hauptſache dienen. Denn was des Führers! Der Vorleſungsplan erfüllt noch nicht ganz dieſen Zweck. Wir werden ihn da⸗ auſes zurück. den natürlichen Ausſcheidungsprozeß nicht. Im nützt den Staat alles Fachwiſſen, wenn nicht die Verbundenheit mit dieſem Staate vorhan⸗ den iſt! Weltanſchauliche Schulung im Sinne * rechterhaltung des „ a Miniſterpräfident Flandin, 3 der Nachfolger Doumergues, hat die Auf „Burgfriedens“ proklo— miert. 3 her ſo ausvauen muſſen, vaß es der ge⸗ ſamten Beamtenſchaft möglich iſt, den Geiſt des Führers auch in der Form von Geſprä⸗ chen zwiſchen den Dozenten und dem Hörer in ſich aufzunehmen. Die weltanſchauliche Schulung muß in den Vordergrund treten. Daß neben dieſer politiſch-geiſtigen Schulung auch das Fachwiſſen gefördert werden muß, iſt ſelbſtverſtändlich. Der Führer ſagte in einer ſeiner großen Reden auf dem letzten Partei⸗ tag, daß die nationalſozialiſtiſche Einſtellung allein nicht genügt, um Beamter zu ſein, daß ebenſo notwendig iſt: Wiſſen und Können. Honntagsgedanten Eph. 6,7: Laßt euch dünken, daß ihr dem Herrn dient und nicht den Menſchen. Wie ein Menſchenkörper nur gefunden kann, wenn ſeine Zellen von innen her ge⸗ ſunden und Geſundheit verbreiten, ſo kann es mit dem Volkskörper auch nur geſchehen. Seine aufbauenden Zellen ſind die Familien, die Haushaltungen. Sie ſind Quellen und Träger des Volksleben. Wie es in ihnen zu— geht, das wirkt ſich ſchöpferiſch oder zer⸗ ſtörend im Ganzen aus. Iſt da bei uns alles geſund? Leider nicht. Wie ſieht es in ſo vielen Ehen aus? We hallt unſere Zeit wider von Klagen vieler Eheleute gegeneinander, von Elternklagen über die Kinder, von Kinderklagen über nicht verſtehende Eltern; und wo Großeltern ſind, wie viele von ihnen ſeufzen über Undank; wo fremde Kräfte im Haushalt arbeiten: wie unendlich oft iſt es ein bloßes Lohnverhält⸗ nis ohne menſchliche Wärme und Anhäng⸗ lichkeit, mit Geringſchätzung auf der einen, mit Ablehnung und Auflehnung auf der anderen Seite. Das alles iſt nicht geſund. Und es kann unſerem Volke nicht zur Geſundung dienen. ſondern nur zum Schaden. Aber alles Ringen um Beſſerung— wie ſoll's beſſer werden? Da gibt es im Neuen Teſtament eine„Chriſtliche Haustafel“: im Brief an die Epheſer, Kap. 5, 22— 6, 9. Da iſt gezeich⸗ net, wie ein chriſtliches Haus ſein ſoll. Da wird auch mit einem kurzen Satz gezeig. wo die geheimnisvolle Kraft liegt, die allein ein ſolches rechtes Hausweſen baut: Dem Herrn dienen und nicht den Menſchen!l. In dieſem kurzen Wort liegt alles. Wo in einem Haus das lebendig iſt: All unſer Tun an⸗ einander iſt Gottesdienſt im Alltag, da wird die größte Leiſtung vollbracht, da wird der Geiſt der Selbſtſucht ausgeſchaltet, da wirkt als guter Hausgeiſt die Liebe, die da ſagt— von Gott ſeid ihr mir anvertraut, vor Gott bin ich für euch verantwortlich, mit Gottes Hilfe will ich euch lieben und euch ein Se⸗ gen ſein.— Iſt es bei uns ſo? Das Preisüberwachungsrecht Berlin, 10. November. Für die Beſchilderung und Auszeichnung von Preiſen gelten, wie von Seiten des Reichskommiſſars für Preisüberwachung mitgeteilt wird, eine Anzahl von Vorſchrif⸗ ten und Anordnungen, deren peinliche Durchführung von entſcheidender Vedeu⸗ tung iſt. Sie ermöglicht dem Käufer den Vergleich der Preiſe in den verſchiedenen Geſchäften und bewahrt ihn davor, Geſchäf⸗ te aufzuſuchen, deren Preiſe offenbar ſeiner Kaufkraft nicht entſprechen oder gar erhöht ſind. Außerdem veranlaßt die Preisbeſchil⸗ derung den Verkäufer zur ſorgfältigen Kal⸗ kulation der Preiſe Die in Frage kommen! den Vorſchriften und Anordnungen ſind u. a. zuſammengeſtellt im„Führer durch das Preisüberwachungsrecht“(Verlag Otto Elz ner, Berlin). Acht Bäckereien in Kaſſel geſchloſſen. Kaſſel, 10. Nov. Die Preſſeſtelle des Re⸗ lizeipräſidiums Kaſſel teilt mit: Die Prü. fung in den Bäckereien Kaſſels ergab bei acht Bäckereien ein ſo erhebliches Minderge— wicht des Brotes, daß die Schließung der betreffenden Läden zwecks weiterer Prü⸗ fung ſofort erfolgen mußte. Geſchäftsſchließung in Königsberg. Königsberg, 10 Nov. Nachdem durch Sachverſtändige feſtgeſtellt worden wan da ein Tuchwarenhändler in Königsberg ein Stoffe zu wucheriſchen Preiſen zum Kauf Mgeboten Tage pollzeilich geſchloſſen. 1 seil BDM. zu bringen, in der der ſchwer gehalten, Tag und 117 iſt es mir gelungen, konnte ich den ſchon längſt fälligen digte ſcheu hat, wurde das Geſchüft auf dre Vom Chiemſee komm ich her; von Traunſtein, Inzell, Reichenhall; verſtaubt ſind Schuhe, Ruckſack, Wanderta die Augen ſatt vom vielen Schauen. Bergauf, bergab, geht's über Almen, Triften, Halden, vorbei an Sennerhütten, wei⸗ denden Herden und an Kapellen. Beſchwerlich iſt der Weg, doch ſchön wie nirgends auf der Welt. g Lebendig iſt es auf der breiten Straße. Automobile hetzen hupend vorüber, Motorräder knattern empor, Fahr⸗ räder ſauſen ſchnurrend talab, Wanderer ſtampfen auf Schu⸗ ſters Rappen über Kieſel und Schottergeſtein; Burſchen und Mädels, Kinder und Greiſe, in Gruppen und allein. Alle in einer Richtung, nach Berchtesgaden, zum Oberſalzberg. wo der Führer weilt. Seit geſtern Nacht bis übermorgen früh, um Atem zu ſchöpfen, Ruhe und Erholung zu ſuchen. „Wie weit iſt's noch?“ Ein Mädel ſitzt am Straßenrand. Kaum 17 Jahre alt. Kaut derbes Bauernbrot und harten Schinken. „Drei Stunden noch“, ſtrahlt Lieſelott mit vollen Backen und ſchüttet Talkum in die Schuhe, damit die Füße nicht den Dienſt verſagen; denn ſteil und beſchwerlich iſt das letzte Stück, der Weg zum Oberſalzberg hinauf. 5 Aus Grafing kommt die Kleine her. Iſt ſchon fünf Tage auf den Beinen. Schläft nachts bei Sennerinnen in den Hütten und tippelt morgens weiter. Drei Stunden noch, dann iſt's erreicht. Schon leuchten die Türme von Berchtesgaden, nimmt der Verkehr auf der Straße zu, blühen bunte Trachten im Zuge der Wallfahrer. Drei Spreewälderinnen ſtolzieren vor mir. Grün ſind die Röcke, ſchneeweiß die Schürzen, buntbeſtickt die wippen⸗ den Hauben. Pfälzer schreiten dahin, Burſchen aus dem Hadelner Ländchen und Hitlerjſungen aus Schwaben. Dialekte aus allen deutſchen Gauen jauchzen i 5 den Echorufen. ch jauchzen in hallen „Good morning, Miſter Brown!“ Mir ſteht der Atem ſtill. Was ſuchen die Engländer in Oberbayerns Bergen? Was die Dänen, Schweden, Nor⸗ weger. Holländer, Franzoſen, Amerikaner, Chineſen und Japaner? Hr nach llaus Machentelö ler ans Ziel aller Wünſche tra⸗ gen laſſen? Der Verkehr iſt ins Stocken geraten. In Viererreihen ſte⸗ hen die Wanderer am Weges— rand. Bilden eine unabſehbare im Schneckentempo ſich vor⸗ wärts bewegende Marſchko⸗ lonne, die ſchließlich endgültig verharrt und nur ruckweiſe ein paar Schritte vorwärts ſtol⸗ pert. Seit den frühen Morgen⸗ ſtunden geht das ſo, ſtehen die Familien aus Berchtesgaden in den vorderſten Reihen. SS.⸗Männer ſtehen vor dem Hauſe des Führers, drängen die allzu Stürmiſchen zurück und ermahnen, wenn ſie den Führer geſehen haben, zum Weitergehen. Wo bleibt der Volkskanzler? Da liegt Haus Wachenfeld. An den Bergrand hingelehnt, im Blockhaus⸗Stil. In welchem Teil des Gebäudes iſt er zu ſuchen? Hinter welchem Fen⸗ ſter? Zwei Stunden ſchon ſte— hen wir vor der Grundſtücks— umzäunung. Da wird die Menge ungeduldig. Einer fängt an: „Wir wollen unſeren Führer ſehen“. Und ſchon fällt der Maſſenchor eine Satz. Mir wird himmelangſt, wenn ich daran denke, daß man in ſolcher Umgebung geiſterung der Enthuſiaſten auch noch ſo gut gemeint ſein; Führer in der Arbeit ſtören; denn ſeine Ruhe und Erho— lung hier oben ſieht bei wei— tem anders aus als die Sonn— tagsruhe des nes. Viele Stunden des Tages und der Nacht nehmen Bera— tungen, Sitzungen und Ver— handlungen ein. die Sprechchöre müſſen den ö Gehen hoher Diplomaten und Würdenträger. dazu, ſich ſtändig zu zeigen. Darum hat er die Mittags⸗ ſtunde a Reizvoll iſt der Blick in die Runde. Dort liegt der Watz⸗ mann, da das Steinmaſſiv des hohen Goells, im Norden der reizvolle Untersberg und mit⸗ ten drin im tiefen Talkeſſel das ſchöne Berchtesgaden. Schattig iſt der Wald, ſatt⸗ grün ſind die Almen. Schnee⸗ weiße Wolken ziehen drüber hin. Unaufhaltſam wandern ſie ſüdwärts. Wer möchte nicht mit ihnen fliegen? Sich ſchnel⸗ Und draußen auf der Straße?— Da ſtehen immer noch ein paar Unentwegte. Stehen da und warten auf das un⸗ verhoffte Glück, daß ſich der Führer wider Erwarten noch einmal zeigen wird. Warten bis zum Einbruch der Dunkel— heit— vergebens. Die Weihnachtsſchützen von Berchtesgaden Es dürfte wenig bekannt ſein, daß der Führer Adolf Hitler nur einem nichtpolitiſchen Verein als Mitglied ange⸗ hört: den Weihnachtsſchützen von Berchtesgaden. Nach der nationalen Revolution ernannten die Weihnachtsſchützen den Führer zum Ehrenmitglied. Im Haus Wachenfeld hängt unter Glas die Verleihungsurkunde. Die Hand zum Deutſchen Gruß A988 ſo ziehen die Beſucherſcharen am Führer vorbei. mit ein, wiederholt ſich dieſer Die Weihnachtsſchützen von Berchtesgaden ſind eine ur— alte Gilde. Von den alten Germanen übernahm das Mittel- alter den Brauch, die Feier der Julnächte mit großem Lärm zu begehen. Nach der Einführung des Schießpulvers be— nutzte man zur Erhöhung des Lärms Schießgewehre, und daraus entwickelte ſich jener Handböller der Berchtesgadener Weihnachtsſchützen. 14 Vereine im Land pflegen noch das Schießen mit dem Handböller. An beſtimmten Feſten wird das Schießen zu einer An— gelegenheit des ganzen Landes, beſonders in der Weihnachts— nacht und in der Neujahrsnacht. Die letzte halbe Stunde vor Mitternacht laſſen dann 700 Schützen von den Höhen die Salven durch die ſtille Nacht dröhnen, 25 000 Schuß. Bis zu 40 Pfd. ſchwer ſind die Böller, und bis zu einem Pfund beträgt die Pulverladung auf ſechs Schuß. Als der Führer die Ehrung der vereinigten Weihnachts- ſchützen annahm, brachten ihm die 130 Salzberger Schützen ein„Ständchen“ dar. Aus 130 Böllermündungen zuckte Blitz auf Blitz, 15 Minuten lang rollte der Donner von 2505 Schuß durch die Nacht. arbeiten ſoll. Mag die Be⸗ kleinen Man⸗ 1 Es iſt ein ortwährendes Kommen und Der Führer hat keine Zeit zur Entgegennahme ller Huldigungen beſtimmt. Es iſt drei Viertel vor 1 Uhr Der Himmel bezieht ſich mit d ichtem Grau. Vom Unters— berg herüber bläſt ein ſteifer Wind. Die Baumwipfel äch— zen und knarren. murmelt die Menge. „Das hat uns noch gefehlt“, „Nun ſind wir vergebens gekommen, werden, wenn es regnet, den Führer nicht ſehen.“ Schon fallen die erſten Tropfen. Des Führers Gruß an die Beſucherſcharen. Sie wollen den Führer ſehen, den großen Mann, der es fertiggebracht hat, ein ganzes Volk für ſich zu gewinnen. Es iſt eine internationale Reiſegeſellſchaft, die nach Haus Wachenfeld pilgert. Zu Fuß oder per Auto, mit Fahr⸗ oder Motorrad. „Sechs Monate habe ich geſpart,.“ erzählt ein Mädel em; eine kleine Stenotypiſtin aus Ingolſtadt,„habe eit einem halben Jahr geforſcht, um die Zeit in Erfahrung ührer Wochenende feiert. Es hat Woche rechtzeitig zu erfahren. Erſt rlaub, der mir den Führer zeigen ſoll, antreten.“ „Ich habe den Altreichskanzler Fürſt Bismarck gekannt“, Göngtt ein Siebzigjähriger aus Regensburg,„Wilhelm J. und eneralfeldmarſchall von Hindenburg und ſoll den Führer 1 ſehen, den Schmied der Einheit? Den Mann, der die ot mit ſeinem eiſernen Willen zerbrach? Ich muß ihn ſehen, muß ihm die Hand drücken.“ Der Alte ſtampft voran wie ein junger Bergſteiger. Er iſt das Erklimmen 17 0 Höhen gewöhnt. Ich mache Raſt auf hoher Oberſalzberghöhe. Hunderte ziehen vorüber; darunter viele Kriegsbeſchä⸗ ſe troß ihrer Gebrechen alle Beſchwerniſſe nicht * ** 5 Links im Bilde des Führers, Rudolf Heß, und Reichsjugendführer Baldur von Schirach. Und— man ſollte es kaum glauben— mitten im Regen der Stellvertreter ſchreitet der Führer zum Ein— gangstor Vorbeizug der Wartenden ab und nimmt den 7 f„Heil Hitler! Heil mein Füh⸗ rer!“ So bricht's aus tauſend Kehlen. Unaufhörlich. Immer wieder. Langſam, den Arm zum Gruß erhoben, wandern die Pilger vorüber. Und der Führer dankt, ſtrahlt Freude über die herzlichen Beweiſe der Zuneigung und Verehrung. Die SS. hat alle Hände voll zu tun. Denn immer wieder verſuchen allzu Stürmiſche, aus den Reihen heraus⸗ zubrechen, um dem Führer die Hand reichen zu können. Doch der wählt ſelbſt. drei Kindern. i Da ſchreitet eine Familie mit f Die Augen der Kleinen leuchten. Sie dürfen zu ihm kommen, dürfen ihm die Hand reichen. herzen haben es dem Führer angetan. „Weitergehen! Nicht ſtehenbleiben!“ Kinder⸗ Monoton miſcht ſich der Ordnungsruf der SS. in das jauchzende Rufen der Menge. Nur wenige haben das Glück, den Führer perſönlich ſprechen zu können. Heute waren es außer den Kindern zwei Kriegsinvaliden und der Alte aus Regensburg.„Nun kann ich beruhigt meinen Heimweg antreten“, ſagt der:„ich habe den Führer geſehen und weiß, daß Deutſchlands Geſchick ſicher in ſeinen Händen ruht.“ Eine halbe und— arbeitet. 5 tunde dauerte der Vorbeimarſch. Der Füh⸗ rer iſt verſchwunden; ſitzt ſchon wieder im Beratungszimmer Der Jührer hat einen kleinen Buben herangewinkk, um ihm die Hand zu drücken. 7 Wenn man vom Stinktier redet, lacht alles. Das iſt durchaus unberechtigt, das Stinktier iſt vielmehr eine ſehr ernſte Angelegenheit. Ich jedenfalls habe gehörigen Re⸗ ſpekt vor ihm und trete ihm nicht mehr zu nahe. Ich habe Erfahrungen und Erinnerungen. Meine erſte Begegnung mit dem Stinktier nahm mir den Atem und zwar ſofort, gründlich und auf längere Zeit. Mir kam's ſehr lange vor. Dabei habe ich von dem Stink⸗ tier gar nichts geſehen, erſtens, weil ich feſt ſchlief, zweitens, weil es Nacht war. Das denkwürdige Ereignis trug ſich in der argentiniſchen Pampa etwa in der Mitte zwiſchen der Mündung des La Plata in den Atlantiſchen Ozean und den Cordilleren zu. Ich lag im Schnellzug, hatte wegen des ent⸗ ſetzlichen Staubes die Fenſter dicht geſchloſſen, und trotzdem kam plötzlich eine Geruchſalve in meine Naſe, daß ich vor Entſetzen aus dem Schlaf aufſchnellte und dachte, ich müßte tot zur Erde fallen. Ich wußte nicht, was es war, und als der Zug wenige Augenblicke ſpäter hielt, dachte ich in meiner Betäubung, daß vielleicht auch der Lokomotive der Atem weggeblieben ſei. Es war aber eine Station, die ſie zum Halten veran⸗ laßt hatte. Ich öffnete das Fenſter, ſah, daß die anderen Reiſenden dasſelbe taten und bemerkte bei den Leuten auf dem Bahnſteig allgemein Falten um Naſe und Mund, die unverkennbar darauf hinwieſen, daß auch ſie etwas un— glaublich Schlechtes gerochen hatten. „Wenn wir Glück haben, geht's uns noch ein paarmal ſo!“ ſagte ein Reiſender, der vor meinem Fenſter ſtand,„hier in der Gegend ſind die Stinktiere ganz beſonders häufig.“ „Was iſt denn geſchehen? fragte ich. „Ach, Sie kennen das noch nicht? Die Stinktiere greifen die Eiſenbahnzüge mit Vorliebe an. Es ſind Nachttiere, und wenn die Lokomotive mit ihren leuchtenden Augen daher— kommt, ſtellen ſie ſich ihr auf den Schienen entgegen. Sie kennen ihre furchtbare Waffe, aber ſie wiſſen auch, daß ſie nur auf kurze Entfernung wirkt. So warten ſie die Loko— motive ruhig ab in der ſicheren Hoffnung, daß es ihnen ge— lingt, ſie zum Ausweichen zu bringen, werden überfahren und geben nun von ihrem herrlichen Wohlgeruch an alle Räder etwas ab, ſo daß niemand im Zuge leer ausgeht. Na, Sie werden von der Sorte noch mehr zu riechen bekom— men, wenn Sie noch länger in Amerika bleiben.“ Dann hob er das kote Stinktier am Schwanz auf und hielt es in die Höhe. Ich brauchte gar nicht lange zu warten, ſchon in der nächſten Nacht hatte ich wieder das Vergnügen. Ich brachte ſie auf einem Gutshof zu und ſchlief zu ebener Erde bei offenem Fenſter, als ich plötzlich den Eindruck hatte, die Be⸗ ſinnung zu verlieren und zum Bett hinaus zu fallen. Gleich⸗ zeitig hörte ich einen Hund bellen, dazu einen jämmerlich quietſchenden Laut. Jetzt war ich ganz wach. Kein Zweifel, wieder ein Stinktier! Ich ſchloß ſchnell das Fenſter und war froh, daß es ſchon Morgen war, ſo daß ich mich anziehen konnte, da ja in dem Duft an Schlafen nicht mehr zu denken war. Jetzt verſpürte ich den lebhaften Wunſch, ein Stinktier zu ſehen und ſo ging ich der Naſe nach, die mich mit unfehl⸗ barer Sicherheit hinter einen Schuppen führte, wo einer der Knechte, ein Vollblutindianer, ſtand und einen Fox⸗ terrier abliebelte. „Ein braver Kerl“, ſagte er.„Er iſt der einzige, der an die Stinktiere geht. Das kun nur ganz wenige Hunde. Er verſteht ſein Handwerk. In's Auge treffen ſie ihn nur noch ganz ſelten. Ich hole dir auch was Gutes.“ Dann hob er das tote Stinktier am Schwanz auf und hielt es in die Höhe. „Ich hab nun ſchon ſieben Felle; dafür gibt's ein Paar ſchöne Hoſen, wenn ich in die Stadt reite.“ Ich betrachtete das Stinktier. Ein entzückendes Tier⸗ chen, etwas größer nur als ein Iltis, ganz dunkel behaart, mit zwei weißen Streifen von der Naſe bis zum Schwanz, der lang und buſchig war wie der unſeres Eichhörnchens. Wenn man nicht an den Geruch dachte, paßte der Name „Füchslein“, den das Tier bei den Argentiniern hat, recht gut. Auch ein öſterreichiſcher Jeſuitenpater, der uns ſeine Erlebniſſe in Argentinien, die er vor zweihundert Jahren gehabt hat, in lateiniſcher Sprache ſehr anſchaulich erzählt, nennt das Stinktier ſo. Er reiſte noch mit dem knaͤrrenden Ochſenwagen durch die Pampa und ſah bei einer Raſt ein „artiges Füchslein“, wie er es nennt. unbeholfen durch das lange Gras laufen. Steif von dem langen Sitzen in der Ochſenſchnellpoſt läuft er hinter ihm her, holt es ein und will es eben haſchen, da wird er mit einer gelben, ölähnlichen Flüſſigkeit beſpritzt, die vom Hut her über ſeine Kleider rieſelt. Das artige Füchslein hat nach den Augen gezielt, hat aber nur die breite Hutkrempe getroffen, die nun den Segen weitergibt, wie eine triefende Dachrinne. Mühſam atmend kehrt der Oeſterreicher an das Lager⸗ feuer zurück, wo ihn die Gefährten ſchon von weitem auf⸗ fordern, ihnen doch ja vom Halſe zu bleiben. Sie ſtellen ihm das Eſſen ins Gras, da mußte er es ſich holen und dann fern von den anderen verzehren. Er ſtand Todesängſte aus, ſie könnten ihn allein in der Pampa zurücklaſſen, aber der Führer eines Karrens tröſtete ihn und lud ihn ein, mit ihm zu fahren.„Mir macht das nichts aus“, ſagte er,„ich habe aus der Ferne allerliebſt aus. ſchon lange den Geruch verloren“. Dem Heſterreicher blieb nichts übrig, als die beſpritzten Kleider wegzuwer⸗ fen und ſich Hände und Geſicht ſo lange zu ſcheuern, bis die oberſte Haut abgekratzt war. Dann erſt wieder wurde er in die Geſellſchaft der an⸗ deren zugelaſſen. Er meint, es ſei nur gut, daß der Ozean zwiſchen Amerika und Europa liege, ſo daß die„ſtinkende Beſtie“ nicht die kultivierten Länder mit ihrem hölliſchen Saft zu Grunde richten könne. Er hat als Miſſionar unter den wildeſten der ſüdamerikani⸗ ſchen Indianer ſehr viel Böſes erlebt, aber er hat darob das„artige Füchs— lein“ nicht vergeſſen. Nachdem ich zweimal ſelber das Stinktier gerochen hatte, intereſſierte es mich lebhaft, und ſo wollte ich zu⸗ nächſt wiſſen, auf welche Art es ſich in einen ſo über die Maßen ſchlechten Ge— ruch bringt. Das geſchieht auf die na⸗ türlichſte Weiſe von der Welt. Es hat zwei haſelnußgroße Stinkdrüſen, die ſich nach innen in den Maſtdarm öff⸗ nen und die Flüſſigkeit bis auf eine Entfernung von ſechs Metern zu ſpritzen vermögen. So kann auch ein Reiker eine Ladung ins Geſicht bekommen, denn immer iſt das Ziel das glänzende Auge, und die Treffſicherheit iſt er— ſtaunlich. 5 Der Tag des Stinktieres fängt am Abend an. Bis dahin liegt es in irgendeiner Höhle, einem hohlen Baum, einer Felsſpalte oder einem ſelbſtgegrabenen Erdloch. Dann ſchüt⸗ telt es ſich und geht langſam und bedächtig ſeiner Nahrung nach. Es nimmt alles mit, was ihm ſo unter die Naſe kommt. Da iſt ein Käfer, den man ſo mit aufnimmt. Ein kleiner Krach, die Flügeldecken fallen weg, der weiche Leib wird verſchluckt. Dann kommt eine Raupe hinterher, da⸗ zwiſchen eine wohlſchmeckende Wurzel. Wenn man oben am Stengel zieht und die Wurzel löſt ſich, warum ſoll man ſie dann nicht freſſen? Sie regt den Appetit an, Aber das alles iſt nur die Einleitung für die Hauptmahlzeit. Iſt doch dort bei dem Gehöft ein Hühnerſtall. Da gibt es ſchöne Eier und gelegentlich auch Kükchen. Das iſt eben doch was an— deres als Käfer, Schnecken und Schmetterlinge. So machen die Menſchen Jagd auf das Stinktier, denn ſie mögen ausgeräumte Hühnerſtälle nicht, und dazu kommt noch, daß der Pelz ſehr geſchätzt iſt. Wer trägt denn nicht gerne„Skunks“? Klettern uuf Noos pennen Die erſtaunliche Fähigkeit der Eingeborenen, mit ſpie⸗ leriſcher Leichtigkeit unendlich hoch erſcheinende, glatte und im Winde wiegende Palmenſtämme ſo zu erklettern, daß es den Eindruck eines einfachen Hinaufgehens macht, iſt eine Kunſt, die dem Europäer wohl nie gelingen dürfte. Dazu gehören in erſter Linie nackte Füße, deren Sohlen zäh wie Büffelleder ſind und ein Training, das von früheſter Kind⸗ heit an beginnt. Augenzeugen beſtätigen, daß ein ſechsjäh⸗ riges Kind die Spitze einer ſechzig Fuß hohen Palme binnen einer Minute erreichte. Solche Kinder⸗Schauſtellungen, wie das Erklettern von Bäumen, oder das Tauchen nach Geld⸗ ſtücken, die vom Schiffe ins Meer geworfen werden, ſind jedem Reiſenden in den Ueberſeehäfen gewohnte Bilder. Aber gerade durch derartige Uebungen werden die Fähig⸗ keiten hochgezüchtet. Wie wäre es anders denn ſonſt möglich, daß dicke Eingeborene, die bei jedem Schritte, den ſie auf dem Erdboden machen, unter der Schwere ihrer Körpermaſſe mühſelig ſchnaufen und ſich deshalb gerne jede überflüſſige Bewegung erſparen, mit der Behendigkeit von Affen und ohne ſede ſichtbare Anſtrengung die Zweige einer Palme er⸗ reichen, wenn ihnen plötzlich die Luſt nach dem ſtets kühlen und erfriſchenden Saft einer grünen Kokosnuß ankommt! Oder aber ener Mann auf Hanavave, einer der Marqueſas⸗ Inſeln, der in 16 Meter Höhe mit dem Klettern innehielt, um ſich vorerſt eine Zigarette anzuzünden, ehe er zum Wipfel weiterkletterte! f „Natürlich verwenden die Eingeborenen gerne unter⸗ ſtützende Hilfsmittel, die ihnen das Klettern erleichtern. Auf den Marqueſas⸗Inſeln beiſpielweiſe werden in reife Pal⸗ menſtämme, die wegen ihrer Früchte gewiſſermaßen zum Haushalte des Inſulaners gehören, Kerben angebracht. Dieſe Fußſtützen ſind nur ganz leicht und dabei nach unten und nach außen geneigt einge tone damit der Baum in ſeinem Holze nicht verletzt wird, und damit in der Borke keine Taſchen entſtehen, in welchen ſich das Regenwaſſer ſammeln könnte und dadurch den Stamm zum Faulen brin⸗ Am beſten und billigsten erlegt man das Stinktier mit einem Knüppel. Dazu hüllen ſich die Eingeborenen Ame⸗ rikas, oder Europäer, die am Hungertuch nagen, in Lum⸗ pen, machen ſich aus Fenſterglas einen Schutz für die Augen und ſpüren das Stinktier mit Hilfe ihrer Naſen auf. Es iſt immer zu riechen, auch wenn es nicht gerade ſpritzt. Wenn es dann aus ſeinem Mittagsſchlaf aufgeſtört wird, ſo hobbelt es wohl davon, bleibt aber bald ſtehen und nimmt den Mann mit dem Stock aufs Korn. Der aber läßt ſich ruhig beſpritzen und gibt dem Stinktier mit dem Knüppel eins auf die Naſe. 1 Es iſt aber mit den Menſchen wie mit den Hunden: Nur ausnahmsweiſe kann einer den Geruch ertragen. Ich gehöre ebenſowenig zu dieſer Sorte wie die beiden For⸗ kerriers, mit denen ich mich eines Abends in der argentini⸗ ſchen Pampa erging. Plötzlich blieb der eine von ihnen ſtehen, das Pfötchen in der Luft. Es war ein älterer Herr. der Erfahrungen beſaß. Der andere, ein Jüngling von etwas mehr als einem Jahr, lief weiter auf die Stinkmama zu, die eben mit ihren beiden Stinkkinderchen aufgeſtanden war. Ich ſah den Foxterrier, wie er zuſpringen wollte und dann ſtarr wie verſteinert ſtehenblieb, dann aber zuſammen⸗ zuckte und Reißaus nahm. Er wälzte ſich verzweifelt auf die Erde und wiſchte vor allem immer wieder ſeine Augen am Gras ab. Ich war überzeugt, daß die Stinkfamilie ihr Pulver reſtlos verſchoſſen hatte und nahm die Gelegenheit wahr, ſie aus der Nähe zu betrachten. Sah ſie doch ſchon Sie blieb auch ganz ruhig Ich ſah den Foxlerrier, wie er zuſpringen wollte, und dann ſtarr, wie verſteinerk ſtehenblieb. i ſtehen. Doch als ich auf drei Meter heran war, nahm die Mama blitzſchnell Gefechtsſtellung ein und warf mir den leberreſt ihres Drüſeninhalts auf den Mittelpunkt meiner Weſte. Es war nicht viel, was ſie im Augenblick zur Ver⸗ fügung hatte, aber für mich mehr als genug. Mit Blitzes⸗ ſchnelle zog ich die Weſte aus, hängte ſie auf einen langen Stock und trug ſie auf der Schulter hinter mir her. So zog ich mit den beiden Hunden nach Haus. Wir wurden mit Spott und Hohn empfangen, und der getroffene Foxterrier durfte den anderen Hunden nur auf zehn Schritte nahe kommen, ſonſt gab's Biſſe. Er mußte beſonders ge⸗ füttert werden. Mir ging es gar nicht ſo ſchlecht, weil nur meine Weſte getroffen war. Ich wuſch ſie mit dem größten Eifer, aber wenn ſie trocken war, roch ſie mit demſelben Fleiße wie zuvor. So blieb mir nichts übrig, als ſie einem Stinktier⸗ fänger zu ſchenken. Es iſt ſchon richtig, wenn die Gelehrten die Stinktiere „Mephitis“ nennen. Es iſt dies der Name der Göttin, die bei den Griechen und Römern die peſtilenzartigen Gerüche unter ſich hatte, und zum Schutze dagegen angerufen wurde. Glaubte man noch an ſie, hätte ſie in Amerika viele Tempel. gen würde. Dieſe Kerben reihen ſich in einem Abſtande von je einem Meter übereinander, und mit einem Seile, wel⸗ ches ſich der Ein⸗ geborene um die Handgelenke bin⸗ det, zieht er ſich an den oberen Ker⸗ ben hoch, während die Füße in die unteren treten. Selbſtverſtändlich ſind die eingekerb⸗ ten Palmen eine verſchwindende Minderheit in dem Meere wiegender Fächerkronen der 4% ſonnigen Inſeln. Muß nun einmal ein„wilder“, nicht gerade in Hüttennähe ſte⸗ hender Palmen⸗ ſtamm erklettert werden, ſo bedient ſich der Eingebo⸗ rene eines ebenſo einfachen wie zweckmäßigen Hilfsmittels. Nie ſteht eine Palme kerzengerade wie beiſpielsweiſe unſere heimiſche Tanne. Immer iſt der Stamm mehr oder weniger ſchräg geneigt. Der Inſulaner benützt nun dieſe Neigung. Er feſſelt.. mit einer zäh⸗biegſamen Ranke die Fußgelenke, ſo, daß ein Spielraum von einigen Zoll zwiſchen ſeinen Füßen bleibt. Mit den Sohlen und der verbindenden Ranke preßt er ſich nun feſt an den Stamm, umfaßt dieſen mit ſeinen Armen und zieht ſich, jeder Zug eine volle Körperlänge, mit der⸗ ſelben eſchwindigkeit hoch, als wenn er in die vorhin er⸗ wähnten Kerben kreten würde. ü sds 3 ——ůp— O U MAN EIN Es 1 K N Wm W 15 rheberrechtsschutz: Fünf Türme-Verlag, Halle(Saale) 2 Nachdruck verboten. Durch das Gepolter wurde der kleine Herr hinter dem Schreibtiſche aufgeſchreckt. Er ſah den Puſchmann⸗Bauer hilflos auf dem Fußboden ſitzen und kam wie eine Kanonenkugel hinter dem Tiſch hervorgeſchoſſen. „Menſch, was machen Sie denn hier? Warum ziehen Sie ſich die Schuhe aus? Glauben Sie, es macht mir Spaß, Ihre gichtigen Knochen zweimal zu ſehen? Saufen Sie nicht ſo viel, dann brauchen Sie den Doktor nicht. Die Tür ſollen Sie öffnen.“ Da ſchellte die Glocke zum dritten Male. Der Herr Sanitätsrat ging nun ſelbſt zur Flurtür und ſchleuderte den beiden Wartenden in Erinnerung an den Bauer im Zimmer die Begrüßung„Saudummer Bauernlümmel!“ entgegen. „Wie bitte?“ fragte Alter. „Was wünſchen Sie?“ fuhr der ergrimmte Doktor nun Alter und Thomas an. Alter, ob dieſer Begrüßung einigermaßen erſtaunt, ſetzte dem kleinen Herrn auseinander, daß ſein junger Freund von einem Bullen arg am Bein verletzt worden ſei, und daß man ärztliche Hilfe in Anſpruch nehmen wolle. Dann nannte er ſeinen Namen. „Woher ſind Sie denn?“ erkundigte ſich Doktor Tammer gelaſſen, ohne dem Bein des verletzten Thomas auch nur einen Blick zu gönnen. Nun geriet aber Alter allmählich in Wut. „Herr, ſind Sie Arzt oder Staatsanwalt? Wir ſind nicht hierhergekommen, damit wir erſt ſtundenlang vor Ihrer Tür ſtehen und dann Ihnen Rede und Antwort ſtehen über unſere Herkunft. Wir ſuchen den Arzt.“ Durch den Türſpalt lugte erſtaunt das Geſicht des Puſchmann-Bauers, der nicht begreifen konnte, daß außer dem Herrn Sanitätsrat auch noch andere Leute grob werden konnten. Das hatte wohl zunächſt auch nicht der dicke, kleine Arzt vermutet, der anfangs ein ganz erſtauntes Geſicht ſchnitt, dann erinnernd anſcheinend den Anſchnauzer genoß, um ſchließlich ſchmunzelnd feſtzuſtellen:„Endlich einmal ein vernünftiges Wort!“ Er öffnete, gar nicht einmal von dem ärgerlichen Ton Alters beleidigt, die Tür zum Sprechzimmer und bedeutete den beiden, einzutreten. Dann, nachdem er den Bauer angewieſen hatte, im Vorzimmer zu warten, ließ er ſich den Hergang des Unfalls erzählen. Er unterſuchte die Wunde, reinigte ſie von Schmutz und Strumpffetzen und drückte dann mit ſeinen fleiſchigen Fingern an den Wund— rändern, indem er ab und zu lauernd in das Geſicht des jungen Thomas ſah. „Müſſen wir nähen, junger Mann“, brummte er dann. „Ein übler Stoß von dem Bullen. Wollen Sie betäubt werden?“ Tapfer ſchüttelte Thomas den Kopf. „Alſo hinauf auf den Operationsſtuhl.“ Tammer zog ſich ſeine Hausjoppe aus und krempelte die Hemdärmel auf. Dann band er eine Gummiſchürze um und flickte drauflos. Thomas umkrampfte die Lehnen des Stuhls und biß ſich die Lippen wund, bis der Arzt ihm ſchließlich einen tunſtgerechten Verband angelegt hatte. Der aber ſchaute befriedigt auf, ſchritt zum Schreibtiſch und entnahm einer Schachtel eine mächtige Zigarre. Weil Sie ſich ſo tapfer gehalten haben“, knurrte er Thomas an und reichte ihm die Zigarre. Burian lehnte dankend ab. Da fuhr ihn der kleine Mann an:„Alſo nicht?! Auch recht! Zigaretten beſitze ich nicht. Hätten ſich von meinem verehrten Herrn Kol⸗ legen von jenſeits der Straße behandeln laſſen müſſen, der Zigaretten raucht. Haben wohl keine Nerven— wie? Trotz⸗ dem müſſen Sie mindeſtens acht Tage ruhen. Liegeſtuhl genügt. Nach Flinsberg wollen Sie? Fragen Sie nach der angegebenen Zeit beim Kollegen Zimmer nach!“ Und zu Alter gewandt:„Sie bezahlen— nicht wahr? Koſtet fünfzehn Mark.“— Als die beiden wieder auf der Straße ſtanden, ſahen ſie ſich verdutzt an. Dann lachten ſie herzlich über dieſen komiſchen Kauz von Sanitätsrat. „Er ſcheint ſeine Sache zu verſtehen“, urteilte Alter, „aber dieſe Grobheit iſt glänzend. Dann ſcheint es ihm auch Spaß zu machen, ſeine Patienten zu quälen. Da werde ich das Mädel doch lieber in Flinsberg behandeln laſſen. Wir fahren beide dorthin und ſchicken eine Taxe zur Unfallſtelle, die uns mein Mädel und Ihre beiden Freunde nachbringt. Einverſtanden?“ * 5* Das Abenteuer auf der Friedeberger Landſtraße hatte eine enge Fühlungnahme zwiſchen den drei Studenten und Eva Alter hergeſtellt. Während der zwei Wochen, die die jungen Leute in Flinsberg beiſammen waren, ent⸗ wickelte ſich ein enges kameradſchaftliches Verhältnis zwiſchen ihnen, das von dem alten Herrn nach Kräften gefördert wurde. 5 In den erſten Tagen mußte Eva auch ihrem Fuß Schonung auferlegen und konnte die Freunde Burians nicht auf ihren Wanderungen begleiten. Alter hatte ſich bald bei einigen älteren Herren durch ſeine biedere Art des Umgangs beliebt gemacht und unternahm mit ihnen kleinere Touren oder ſetzte ſich zu einem Spiel mit ihnen zuſammen. So kam es, daß Eva und Thomas oft mehrere Stunden auf ſich allein angewieſen waren. Und die ſchienen ihnen lieber zu ſein als die Abende im Beiſein der Freunde. Beſonders Thomas fühlte einiges Un⸗ behogen, wenn Fritz und Robert anweſend waren, weil er von ſeinem Liegeſtuhl aus oft leidenſchaftlich werbende Blicke Schaeffers auffing, die an Geſicht und Geſtalt Evas hingen. Thomas kannte den Einfluß ſeines Freundes auf Frauen. Unter dem Mantel kühler Reſerve wußte er ſeine Gefühle zu verbergen und übte damit auf die meiſten Frauen einen großen Reiz aus. Ihm waren die Wetten bekannt, die Fritz in der Verbindungskneipe in vorgerückter Stunde abzuſchließen pflegte, wenn von einem Kommili— tonen behauptet wurde, dieſes oder jenes Mädchen ſei beſonders ſpröde und kaum zu einem Flirt zu gebrauchen Fritz vertrat dann den Standpunkt, daß jedes Mädchen unter den Willen des Mannes gezwungen werden könne, man müſſe nur den rechten Weg einſchlagen. Nicht, daß Thomas ein Muſterknabe geweſen wäre. Auch er galt als ſogenannter forſcher Kerl. Wenn in Bierlaune irgendein Plan ausgeheckt wurde, war er zu— meiſt der erſte, der für eine Torheit zu haben war. Seine Freunde verehrten ihn, weil er immer für ſie Zeit übrig hatte. Allerdings war ihnen ein Rätſel, wie er es fertig— brachte, trotz vieler verbummelter Tage und Nächte immer wieder die Aufmerkſamkeit der Profeſſoren auf ſich zu lenken, die ihn als außerordentlich befähigten Kopf ſchätzten. Alſo nicht, daß Thomas bewundernde Blicke übel auf— genommen hätte. Er war ſich jedoch über eine tiefe Emp— findung zu Eva klar geworden, über die ſich der Zwei— undzwanzigjährige zunächſt noch keine Gedanken machte, die ihn jedoch dazu drängte, die das junge Mädchen be— leidigenden Blicke zurückzuweiſen. Er wartete eine paſſende Gelegenheit dafür ab. Die Geſpräche zwiſchen ihm und Eva waren bisher noch durchaus unverfänglich verlaufen. Er hatte ihr über ſeine Jugend erzählt und über ſein Studium. Einmal fragte ſie ihn, welchem beſonderen techniſchen Gebiet er ſich nach dem Examen widmen wolle. „Der Flugzeugkonſtruktion“, hatte er geantturtet, dann einen Augenblick überlegt, um ſchließlich verlegen hinzu⸗ zufügen:„Aber nicht in den Werken Ihres Herrn Vaters.“ „Warum nicht?“ hatte die Gegenfrage gelautet. Da hatte er trotzig den Kopf zurückgeworfen: „Weil ich kein Konjunkturſchulze bin.“ Darauf ſchaute ihn Eva zunächſt fragend an, ſchließlich verſtand ſie und erklärte lächelnd: „Oh, da kennen Sie meinen Paps ſchlecht. So gern er Sie hat, und ſo verpflichtet wir Ihnen ſind— wenn Sie meinen, er würde Ihnen deshalb als Angeſtellten ſeines Werkes etwas ſchenken, dann ſind Sie im Irrtum. Der Paps in Flinsberg und der in Hannover, das ſind zwei verſchiedene Typen. Im Konſtruttionsbüro würde er Sie gerade ſo wie jeden anderen Ingenieur anpfeifen, wenn er mit Ihnen nicht zufrieden wäre. Und wenn Sie ſeiner Tochter zehnmal das Leben gerettet hätten.“ „Trotzdem mag ich nicht! Und das Leben habe ich Ihnen auch nicht gerettet!“ hatte Thomas nur erklärt. Da war ſie ein wenig verlegen geworden und auf ein anderes Thema zu ſprechen gekoramen. Am Abend ſprach Eva über dieſe Unterredung mit ihrem Vater. Der pfiff vergnügt durch die Zähne und wiederholte: „Konjunkturſchulze hat er geſagt? Sieht ihm ähnlich! Aber mir gefällt der junge Mann. Dir doch auch?“ Dabei blinzelte er ſie verſchmitzt an. Die allezeit ſchlagfertige Eva wußte zunächſt darauf nichts zu antworten. Sie lachte verlegen: „Nein, Paps, ſolche Gewiſſensfragen bin ich von dir gar nicht gewohnt. Warum ſollte ich ihn nicht gern haben, nachdem er mir dieſen Dienſt erwieſen hat?“ „Krabbe!“ ſchmunzelte der Alte und brummte dann vor ſich hin:„Wir werden ja ſehen!“ Als Eva im Bett lag und ſich die Frage des Vaters noch einmal überlegte, da fühlte ſie ſich ſonderbar glücklich und von dem Druck einer Frage erlöſt, die ſie ganz un⸗ bewußt ſeit jenem Unfall auf der Friedeberger Chauſſee bedrückt hatte. Liebe hatte Eva in ihrem achtzehnjährigen Leben noch nicht kennengelernt. Wohl ſchwärmte ſie ehe⸗ mals mit ihren Mitſchülerinnen für einen ihrer Lehrer, und auch einem jungen Ingenieur ihres Vaters hatte ſie als Backfiſch„ſchrecklich“ gut zu ſein geglaubt. Aber ein ſo beſeligendes Gefühl, wie ſie es jetzt empfand, als ſie, vor ſich hinträumend, an Thomas dachte, war ihr in ihrem Leben noch nicht begegnet. War das Dankbarkeit? Oder war es Liebe? Ueber der Beantwortung dieſer Frage ſchlief Eva ein. Am anderen Morgen fühlte ſie ſich Thomas gegenüber doch etwas unfrei. Die Frage des Vaters irritierte ſie. Sie vermied ein Alleinſein mit Thomas und ſcherzte mit Ber⸗ ger und Schaeffer. Da Robert Berger ſich weniger gewandt im Verkehr mit jungen Damen erwies, ganz im Gegenſatz zu ſeinem Freunde Fritz, war es ſelbſtverſtändlich, daß er bei den luſtigen Wortplänkeleien ausſchied und daß dieſe faſt aus⸗ ſchließlich zwiſchen Eva und Fritz Schaeffer geführt wurden. N Am Abend dieſes Tages hatte Thomas mit Schaeffer eine Ausſprache. Schroffer, als er es anfangs gewollt hatte, ſagte er zu ihm: „Ich habe die Beobachtung gemacht, daß du Eva Alter mit ganz unverſchämten Blicken muſterſt. Taxiere meinet⸗ wegen deine üblichen Weiberbekanntſchaften auf ihre körperlichen Vorzüge ab, aber laſſe dieſes Mädel gefälligſt aus dem Spiele.“ Ueber den Ton der Zurechtweiſung verblüfft, ſchaute Schaeffer den Freund an. Als er deſſen unwillige Miene bemerkte, ging auch er hoch und erwiderte nicht weniger ſchroff: „Was geht das dich an?“ „Ich dulde nicht, daß in meiner Gegenwart Damen be— leidigt werden, die ich hochſchätze, und ſei es auch nur eine Beleidigung dieſer Art.“ „Ah! Seht den Tugendritter! Was willſt du denn eigentlich? Haſt du nicht oftmals mit mir beim Bummel dich über die guten Formen einer Frau gefreut? Oder ſollten dieſe Objekte unſerer gemeinſamen Betrachtung alles Damen im Sinne meiner Weiberbekanntſchaften ge— weſen ſein? Im übrigen verbitte ich mir Ausdrücke wie unverſchämt!“ „Ob wir einer gutgewachſenen Frau auf der Straße nachgeſehen haben oder nicht, das iſt jetzt ganz und gar gleichgültig. Man müßte auch bei einem Streit darüber einen Unterſchied machen, welche Gedanken im Hinter⸗ grunde dieſe Betrachtungen begleitet haben. Ich habe jedenfalls in dieſen Tagen beobachtet, daß du Eva Alter mit Blicken verfolgt haſt, die mich angewidert haben. Und ich verbitte mir nochmals ein derartiges Verhalten.“ „Du haſt mir gar nichts zu verbieten! Welche Rechte maßi du dir denn eigentlich an? Biſt du...“ „Das Recht eines anſtändigen Menſchen!“ unterbrach Thomas empört den Sprecher. „Willſt du damit ſagen, daß ich nicht anſtändig ſei? Ich bitte ſofort zu revozieren!“ „Aber, Kinder“, legte ſich da Robert ins Mittel,„ſeid doch friedlich. Ich finde, daß der Streit auf eine Spitze getrieben wird, die eurer Freundſchaſt nicht würdig iſt.“ „Unwürdig oder nicht— ich laſſe mir ſolche unver- ſchämten Vorwürfe nicht bieten. Wenn man verliebt in ein junges Mädel iſt, wie das der Fall zu ſein ſcheint, ſo hat man noch lange nicht das Recht, über die Blicke und das ſonſtige Tun des anderen Kritik zu üben!“ brauſte Schaeffer auf. „Hier ſteht nicht zur Erörterung, ob ich in Eva Alter verliebt bin. Ich habe bereits geſagt, daß ich jede andere mir naheſtehende Dame ebenfalls vor herabwürdigenden Blicken beſchützen müßte. Und ich verlange, daß meine Auffaſſung in dieſen Dingen reſpektiert wird.“ „Sollte das ritterliche Eintreten für dieſe Dame nicht eher Furcht bedeuten— Furcht vor dem anderen, dem Rivalen?“ höhnte Schaeffer. „Ja, zum Donnerwetter, Herrſchaften— jetzt läuft mir aber bald die Galle über!“ fuhr Robert dazwiſchen. „Haben wir dieſen Ferienausflug unternommen, damit wir drei auseinanderkommen? Dieſe verdammten Weiber— geſchichten! Wer ſagt dir denn, Thomas, daß du richtig beobachtet haſt? Konnteſt du dich nicht irren? Warum ſoll ein vielleicht bewundernder Blick gleich die Gedanken und Empfindungen in einem Menſchen auslöſen, die du bei Fritz vermuteſt? Und von dir, Fritz, finde ich es un⸗ verſtändlich, daß du dich derart erregſt und die ganze Sache durch höhniſche Bemerkungen noch mehr aufbauſchſt.— Donnerwetter noch einmal! Wir haben uns vertragen ſeit der Zeit, als wir noch mit dem Hoſenlatz herumſpazierten. Warum ſollen wir eines Mädels wegen auseinander⸗ kommen, dem ihr vielleicht beide gleichgültig ſeid? Alſo, Herrſchaften, ſeid friedlich! Ich ſtifte eine Pulle Aeppel⸗ wein, und da euer bierehrliches Inneres dieſes edle Naß nicht wird vertragen können, haut euch dann meinetwegen um das Beſitzrecht eines beſtimmten Ortes, nicht aber wegen des Mädels.“ „Was ich geſehen habe, habe ich geſehen!“ „Und ich verlange die Zurücknahme der Beſchimp— fungen.“ Dieſe Erklärungen wurden nicht mehr in ſo ſchroffem Ton abgegeben, was Robert ermutigte, Thomas aufzu⸗ fordern, die ſcharfen Ausdrücke im Hinblick auf die lange gemeinſame Freundſchaft mit Schaeffer zurückzunehmen, während er dieſem nahelegte, den Streit durch die Er⸗ flärungen zu begraben, ihm habe eine Beleidigung Eva Alters ferngelegen. Da die beiden Streitenden erkannten, wie ehrlich ſich ihr gemeinſamer Freund bemühte, da ſie auch nicht beab— ſichtigten, den Reſt ihrer Ferien getrennt zu verleben, noch den Verkehr mit Vater und Tochter Alter dadurch zu ge— gefährden, fanden ſie ſich ſchließlich zur verſöhnenden Geſte bereit. Von dieſem Tage ab aber lag ein Schatten auf dem bisher freundſchaftlichen Verhältnis der beiden. *.** Der von den Freunden feſtgelegte Ferienaufenthalt näherte ſich ſeinem Ende. Die gemeinſame Börſe war ang zuſammengeſchmolzen, da die Folgen des Unfalls von Anfang an nicht mit in Rechnung geſetzt worden waren. Wenn auch Alter ſelbſtverſtändlich die Arztkoſten üver⸗ nommen hatte, ſo wagte er doch nicht, für die jungen Leute auch die Miete und ihre Verpflegung zu bezahlen. Dagegen hatte er ſie öfters eingeladen, ſeine Gäſte zu ſein. Aber das Leben in der Penſion war teuer und nahm die Mittel der drei wegen des verlängerten Aufenthalts in Flinsberg mehr in Anſpruch, als ſie anfangs vermutet hatten.(Fortſetzung folgt.) Von Thaddea Gidlewſka. „Und was für einen Hut würdeſt du für mich aus⸗ wählen?“ „Beige als Grundfarbe. Und eine zarte, blaue Bordüre.“ „Bravo, Igor.— Ich weiß, du haſt Geſchmack.“ Und Harlene ging zum Telephon und beſtellte im Salon „Mary“ einen Hut in Beige mit zarter Blaubordüre, Facon e Nachmittags traf ſie Doktor Kolb im Café itz. „Was ſagen Sie dazu, Doktor! Ich habe einen Hut in Beige mit zarter Blaubordüre beſtellt.“ „Ganz nett, liebe Harlene.“ „Ganz nett? Finden Sie denn dieſe Zuſammenſtellung nicht ganz reizend und äußerſt geſchmackvoll?“ „Hm.— Ich finde, da fehlt noch etwas, liebe Harlene.“ „Was könnte da noch fehlen?“ meinte Harlene nachdenk— lich und blätterte in den Modejournalen. „Da fehlt unbedingt eine hellgelbe Dragonerfalte, die quer, etwas ellipſenartig über den Hut verläuft. Das finde ich ungemein elegant.“ „Glänzend, lieber Doktor Kolb! Ich weiß doch, daß Sie Geſchmack haben!“ Und ſie eilt zum Telephon, ruft den Hutſalon„Mary“ an und beſtellt eine hellgelbe Dragonerfalte auf den Hut. „Sie muß aber ellipſenartig verlaufen!“ ruft ſie dreimal in den Apparat. Dann geht ſie befriedigt heimwärts. Am Graben trifft ſie Guggi. Ein ganz reizender Kerl, der von Pferden viel verſteht und immer beim Haſard verliert. Schon fünfmal mußte man ihn aus Monte Carlo auslöſen. „Guggi, denke dir nur: ich habe mir einen ſehr apparten Hut beſtellt. Beige als Grundfarbe mit einer zarten Blau— bordüre und einer hellgelben Dragonerfalte, die quer, etwas ellipſenartig, oben verläuft. Was ſagſt du dazu?“ „Etwas einfach, aber es kann ja ganz elegant aus— ſehen“, meinte Guggi und zündete ſich eine Zigarette an. Nebenbei dachte er, wie er ſeine Schulden im Moulin Rouge bezahlen könnte; er war heute bereits zum drittenmal ge— mahnt worden, und die Sache wurde ihm nachgerade un— angenehm. „Dir gefällt es nicht?“ „Oh, gefallen ſchon, aber es fehlt etwas!“ „Was fehlt denn?“ meinte ärgerlich Harlene. „Zum Beiſpiel... zum Veiſpiel: rückwärts irgendein each in Kardinalrot. Nicht zu plump ſondern ganz zart, einfach.“ Als ſie ſich bei der allen Dame von Gleiwitz vorſtellte, kam das Geſpräch nur langſam in Fluß. „Fabelhaft!— Ich bin glücklich, Guggi, daß ich dich getroffen habe. Es wäre ſonſt der ganze Hut verpatzt ge— weſen und hätte mir keine Freude gemacht.“ Sie eilte zum Telephon und rief den Hutſalon„Mary“ an.„Auf meinen Hut machen ſie mir rückwärts einen Abſchluß in Kardinalrot, nicht zu plump, ſondern ganz zart, einfach.“ Beruhigt legte ſich Harlene ſchlafen, doch nach Mitter— nacht erwachte ſie, ſtudierte das Hutproblem und wußte nicht, ob denn doch nicht vielleicht etwas fehle. Frühmorgens eilte ſie in das Büro des Kommerzialrats Varga, der einſtmals der Gatte der eleganteſten Frau dieſer Stadt war. Sie wollte noch ſeinen Rat hören. „Lieber Kommerzialrat, ich laſſe mir einen Hut in Beige machen mit einer zarten Blaubordüre und einer hellgelben Dragonerfalte. Als Abſchluß dann ein ganz dezentes Kar⸗ dinalrot.— Was ſagen Sie dazu?“ Dem Kommerzialrat hatten eben die Börſentelegramme aus London vorgelegen.„Hm... hm...“ „Sie ſind nicht begeiſtert?“ „Durchaus. Aber...“ „Aber?“ „Es fehlt etwas.“ „Was fehlt denn?“ rief verzweifelt Harlene. „Es fehlt... es fehlt... na, es fehlt eine grüne Krempe, die rundum läuft, nicht zu breit.“ „Meinen Sie?“ „Dann iſt der Hut ganz wundervoll,“ nickte der Kom⸗ merzialrat. Harlene lief zum Telephon, rief den Hutſalon„Mary“ an und erklärte, daß um ihren Hut noch eine grüne Krempe laufen müſſe.„Nicht zu breit!“ rief ſie noch nach.—— Als ſie drei Tage ſpäter ſich bei der alten Dame von Gleiwitz vorſtellte, da ſie ja doch die feſte Abſicht hatte, Er⸗ win, deren Sohn, zu heiraten, kam das Geſpräch nur ganz langſam in Fluß. Als Harlene gegangen war, fragte Erwin ſeine Mama: „Wie hat dir Harlene gefallen?“ „So etwas will mein Sohn heiraten?— Sie trägt doch einen Hut, der grün, gelb, beige, zartblau und kardinalrot iſt.— Das iſt wirklich ein ſehr ſchlechter Geſchmack!“— Und Erwin von Gleiwitz heiratete eine andere verträgt. 518 2 6 l, b, Axl Z. Der Pelzbeſatz iſt am Wintermantel immer das aus⸗ ſchlaggebende im Ausſehen und in der Aucgabe. In der Regel kann man ſich nur für eine Anſchaffung intereſſieren, und ſo kommt es vor, daß ein Mantel aus wertvollem Stoff mehrere Jahre mit verſchiedenen Pelzkragen überdauert oder ein wirklich ſchöner Pelzbeſatz von Mantel zu Mantel wan⸗ dert. Wie dem auch ſei: die Form des Pelzes muß modern ſein. Eine kleine Veränderung in der Form verträgt jedes Fell. Der Mantel hat nachher ein ganz anderes Ausſehen, und das ſollte mit der Umarbeitung erreicht werden. Dieſen Plänen kommt wieder eine neue Kragenmode entgegen, die im Gegenſatz zu den letzten Jahren mit dem Pelz ein bißchen ſparſamer umgeht. Eine neue Hutmode betont jetzt das Profil und den Hinterkopf voller Locken, iſt alſo Wegbereiter flacher, brei⸗ terer Pelzverzierungen und Schals geworden. Den Anfang bildeten kleine Capes und Schul⸗ terkragen, die Krawatte und kleine Pelzrollen zeig⸗ ten uns, wie jugendlich und doch winterlich⸗ele⸗ gant eine andere Pelzgar⸗ nierung wirken kann. Man verzichtet gern ein⸗ mal auf die alltägliche Form des Schalkragens, und ſtellt mit großer Freude feſt, daß ſich dieſe Wandlung auch mit dem Geldbeutel ausgezeichnet Weniger Pelz in neuartiger An— ordnung iſt das bemer— kenswerte an den moder— nen Wintermänteln. Die kragenloſen Mäntel wer⸗ den oft mit einem ab— nehmbaren Pelzkragen verſehen, manchmal iſt ſo⸗ gar nur eine Schleife oder ein Plaſtron aus Pelz an⸗ gebracht. Eine Reihe der neuen Beſatzformen iſt auf der Abbildung dargeſtellt. Nr. 1 beginnt mit einem winterlichen Koſtüm aus derbem Boucleé mit flachem, anliegendem Kra— gen aus grauem Karakul. Einige Pelzreſte werden zur Be⸗ kleidung der eingeſchnittenen Taſchen und der angeſchnit⸗ tenen Stulpen verwendet. Eine typiſche Kragenform(Nr. 2) verbreitert ſich nach vorn zu einer drapierten, weſtenartigen Form, die etwas tütenartig abſteht und auf einen großen, pelzbezogenen Knopf geſchloſſen wird. Die angeſchnittene Laſche knöpft man auf einen Pelzknopf. Die Aermel ſind ohne Pelzgarnierung, dafür hat der Handſchuh eine ſchmale Pelzſtulpe. Außer allen Lamm⸗ und Perſianerarten, lang⸗ haarigen Pelzen in jeder Färbung und Verarbeitung, gibt man dem bis vor kurzem vernachläſſigten Seal wieder den en Cſecyotras Sfocisgobeere. ein llundder der migen Hel. Wir kennen aus zeitgenöſſiſchen Schilderungen Cleopa⸗ tras prachtliebenden Hof in Alexandrien, ausgeſtattet mit allem Raffinement, ein wahres Wunder der damaligen Welt. Und ein Wunderwerk— auch für heutige Begriffe— war ihre Staatsgaleere, auf der ſie ihren erſten, allerdings nur mit weiblichen Waffen erkämpften Sieg über den feind⸗ lichen römiſchen Feldherrn Antonius errang. Dieſes Pracht⸗ ſchiff, ein erſtaunliches Kunſtwerk, bot 4000 Perſonen Raum. 500 aus purem Silber gefertigte Ruder trieben es mit der anſehnlichen Geſchwindigkeit von 4 bis 5 Seemeilen die Stunde vorwärts. Zwei Steuermänner ſtanden am Heck unter einem Dach, gebaut in der Form eines Elefanten⸗ kopfes aus reinem Gold. Um die Mannſchaft vor Ermüdung zu ſchützen, muſizierten ſtändig Flöten⸗ und Harfenſpieler. Im Mittelſchiff war Cleopatras Empfangsſaal. Die Rückwand nahm ein rieſiges Ruhebett ein in einem hohen breiten Gewölbe aus buntſchillernden Straußfedern. Vor dem Bett koſtbar gearbeitete Räucherbecken aus Bronze mit Wohlgerüchen des Fernen Oſtens. Ringsherum Liegemöbel mit wundervollen Stickereien und ſchwellenden Kiſſen, da⸗ vor Tiſche mit verſchwenderiſch reichen Schüſſeln und prunk⸗ vollen, edelſteingeſchmückten Pokalen. Wenn Cleopatra ein Staatsdiner gab, bedeckte den Boden ein Meer von Roſen⸗ blüten bis zur Höhe von zwei Fuß, von einem goldenen Netz niedergehalten. Unerhört reizvolle Aufgabe für einen Nachgeſtalter der Geſchichte, dieſes faſzinierende Milieu zu neuem Leben zu erwecken. Der neue Paramountfilm„Cleopatra“ zeigt dieſe ganze Pracht in ihrer unüberſehbaren Fülle. Man hat d Barke nach antiken Quellen genau nachgebildet, den Emp⸗ fangsſaal hiſtoriſch getreu aufgebaut. Ein Prachtwerk an⸗ tiker Schiffbaukunſt iſt da auferſtanden, ein Werk der Aegypter, die die Bahnbrecher der Schiffbautechnik in der Welt waren. Bereits 4000 J. v. Chr. fuhren die Aegypter auf dem Nil, etwa 1000 Jahre früher als die Aſſyrer, Babylonier und Chineſen. Nur war hier nicht der Einbaum der Vor⸗ läufer des Schiffes, das holzarme Land mußte andere Quel⸗ len ſuchen. Papyrusdickicht und Rohrfelder der ausgedehn⸗ die d ci Vorzug. Man kann jetzt das Fell nicht nur wie Stoff in bad gefälligen Form verarbeiten, man trägt ſogar die rbe des Mantelſtoffs im Pelzkragen wiederholt.„Feat iſt beſonders anpaſſungsfähig. Ein dunkelblauer Wollſtoff⸗ mantel(Nr. 3) iſt mit einem viereckigen Sealkragen garniert. Auch der braune Wintermntel(Nr. 4) in rötlicher Tönung hat eine Pelzverzierung in der gleichen Farbe. Weichfallende Revers und Weſte ſind in dieſer Form vereint. Unter dem runden Stoffkragen mit ſchmaler Pelzrolle hält ein aufgeknöpf⸗ ter Stoffriegel die abnehmbare Pelz⸗ verkleidung, in der Taille durch den Gürtel befeſtigt. Für das Complet des Winters iſt die warme Pelzweſte mit jabotartigen Revers gedacht(Nr. 5). Dieſe Kragenform wird über dem Mantel getragen. Statt des ſchmieg⸗ ſamen Bueno⸗Lamm kann man ſich auch mit den neuen Fellimitationen be⸗ gnügen, ſie erfüllen denſelben Zweck. Der einfarbige Mantel(Nr. 5) in ſchlich⸗ ter aber eleganter Form für den Nach⸗ mittag hat die drapierte Kragenform, deren Pelzeinrahmung in breiter An— ordnung über die Schultern läuft und einen ſanften Bogen um den rückwür⸗ tigen Halsausſchnitt beſchreibt. Der Kragen ſchließt auf einen viereckigen Kriſtallknopf, der ſchmale gebundene Gürtel iſt ebenfalls aus Pelz. Die beiden Wintermäntel Nr. 7 und Nr. 8 zeigen die chacat teriſtiſche, nach vorn geſchobene Kragenlinie. CYMõ 2 Hau CCE Sellerie-Creme-Suppe. Zutaten: 1 mittelgroße Knolle Sellerie, 3—4 Eßlöffel Butter, 1 Eigelb, 1% Liter Fleiſch⸗ brühe aus r N Igi's Fleiſchbrühwürfeln, Salz geröſtete Semmelwürfelchen. Die Sellerieknolle in dünne Scheiben ſchneiden, dieſe in heißer Butter unter öfterem Nachgießen von etwas Fleiſchbrühe ganz weich dünſten. Dann die Flüſ⸗ ſigkeit einziehen laſſen, mit Mehl ſtauben, gut abröſten und mit dem Reſt der Fleiſchbrühe auffüllen, die Suppe gut durchkochen, paſſieren, mit dem Eigelb abziehen, nach Salz abſchmecken und über geröſtete Semmelwürfel anrichten. Reisgericht auf ſiameſiſche Art. Man ſchneidet Schweins⸗ filet in ſchmale, dünne Scheiben. In einem Topf zerläßt man Schweineſchmalz, legt das zerſchnittene Fleiſch hinein und kocht es weich, zugleich mit einer geriebenen Zwiebel. Hierauf gibt man reichlich Tomatenpüree über das Fleiſch, ſchmeckt das Gericht mit Salz und Pfeffer ab und tut nun doppelt ſoviel abgekochten Reis darüber. Das Gericht muß nun noch etwa 20 Minuten langſam ſchmoren. Rahmdalken. 4 Liter Rahm, 140 Gramm Mehl, 70 Gramm Zucker, 2 Dotter und Salz verquirlen, Schnee von 2 Eier dazutun, in einer Dalkenpfanne Fett heiß machen, einen Eßlöffel Fett hinein und backen. Die Dalken werden zur einen Hälfte mit Powidl, zur anderen Hälfte mit geriebenem Topfen verziert und gezuckert zu Tiſch gebracht. . N De err in der vorgeſchichtlichen Zeit, Flöße aus Papyrusbündeln gibt es aber noch heute auf dem Nil. Von den Aegyptern erlernten die Phönizier die Kunſt des Schiffbaues, dieſe ga— ben ſie an die Karthager weiter, und Karthago war die Ur ſache, daß endlich auch die Römer, die ſich bis dahin wenig um Seegeltung gekümmert hatten, ſich eine Flotte zulegten, um Karthago zu bezwingen. Ein geſtrandetes karthagiſches Schiff benutzten die Römer als Modell und bauten danach in 60 Tagen eine Flotte von 120 Schiffen, mit denen ſie die große Seeſchlacht bei Lipara wagten. Cäſar baute dann ſeine Flotte im Kampfe mit den Galliern aus und verſuchte als neues Kampfmittel an langen Stangen befeſtigte Sicheln, die die Segel der Feinde von den Maſten ſchnitten und die feindlichen Schiffe ſo manövrierunfähig machten. Nach Cäſar baute Octavian die ſchnellen Liburnen, ſchlanke Fahrzeuge mit Wurfma⸗ ſchinen. Dieſe entſchieden die Seeſchlacht von Actium zu ſeinen Gunſten. Er beſiegte Antonius und wurde ſo Allein herrſcher des ganzen römiſchen Imperiums. Auch dieſe größte Seeſchlacht des Altertums mit ihrer unüberſehbaren welt⸗ geſchichtlichen Bedeutung, mit ihren mannigfaltigen Kaunpf mitteln und ihrem atemraubenden Tempo rekonſtruierle Cecil B. de Mille für ſeinen„Cleopatra“-Film. ten Sumpflandſchaft des Nils lieferten das Material. 75 zeuge aus Rohrſtengeln und Papyrusſchilf gab es bereits Cleopalras Staazſaleete in dem neuen Paramout⸗ „ Ilm„Cleopalra“. Aus dem Bilderbuch f des Lebens das Hotelbett in der Weſtentaſche.— Schlaf⸗ inzüge für Hunde.— Auto mit Zugabe. Eine leckere Speiſekarte. enn es beim Reiſen nur auf das Fahr⸗ geld ankäme, ließe ſich die Sache mit Leich⸗ ligleit machen. Das Fahrgeld ſpart man ſich im Laufe eines Jahres ſchon zuſammen, und wenn dann die Reiſezeit beginnt, geht man einfach an irgendeinen Fahrkartenſchalter, kauft ſich die Fahrkarte ſeiner Träume und iſt ein paar Stunden ſpäter fröhlich und guter Dinge in k⸗Stadt oder in Z⸗Berg. Aber nun be⸗ ginnt eben die große Schwierigkeit: man muß irgendwo, womöglich gar für längere Zeit, übernachten und überhaupt Wohnung geh⸗ men und hat, wenn man ſich das richtig überlegt, womöglich nicht genug Geld mehr für ein Hotelzimmer. Das iſt ſozuſagen der ſpringende Punkt, mit dem ein italieniſcher Erfinder mitſprang, als er— der Italiener, nicht der Punkt— auf den Gedanken kam, dus„Hotelbett in der Hoſentaſche“ zu erfin— den. Das iſt, um es kurz zu ſagen, ſo, daß man ſich ſein Bett gleich mitnehmen kann, wenn man ſich auf die Reiſe begibt. Man braucht es nicht in den Koffer zu packen, man braucht es nicht in den Ranzen zu ſtek— ken, man klappt es vielmehr zuſammen, wie eine Berliner Klappſtulle, und bringt es, wie geſagt, in der Hoſentaſche unter, und wenn man nicht gar zu groß geraten iſt, kann man vielleicht ſogar in der Weſtentaſche, wo ſonſt die Taſchenuhr ſteckt, mitnehmen. Und wenn man dann in der fremden Ferienſtadt angekommen iſt, klappt man das Bett wie— der auseinander und ſtellt es, um das Hotel— geld zu ſparen, auf den Marktplatz oder irgendwoandershin, wo gerade Platz iſt, und zieht ſich aus und legt ſich hin und parkt die Nacht hindurch. Das Reiſen wird dadurch außerordentlich verbilligt. So ungefähr denkt ſich der italieniſche Erfinder, wobei er noch beſonders darauf hinweiſt, daß das ganze Bett nur drei Pfund wiege, und daß es troßdem einen Mann oder eine Frau von 5 Pfund Lebendgewicht tragen kann. Was brigens die Frauen betrifft, ſo können ſie ein ſolches Bett natürlich nur in der Hand— taſche mitnehmen, da ſie andere Taſchen nicht haben. Was mich betrifft, ſo wiege ich, alles in allem, nur 120 Pfund, aber ich muß ſchon ſagen, daß es mir doch nicht ganz ge— heuer erſchiene, wenn ich in dem Hoſentaſchen— bett ſchlafen müßte. Lieber verzichtete ich auf die Reiſe. zu den wichtigen Erfindungen, die in jüng— ſtet Zeit auf den Markt kamen, gehört auch die der Pyjamas für Hunde. Was ein an⸗ ſtändiger Hund iſt, ſoll einen Schlafanzug haben. Nein, er ſoll nicht nur einen Schlaf— anzug haben, ſondern natürlich gleich mehrere, denn man weiß ja, wie das mit Hunden— auch mit den anſcheinend anſtändigen— iſt, und daß ſie, der Not gehorchend, ihren Schlaf— auzug leicht ſchmutzig machen können. In Haris ſind die Sguafanzüge für Hunde bereits große Mode, und es ght da entzückende Muſter in den allerſchönſten Farben. Gräm⸗ liche Meuſchen, die über alles ſchimpfen, ſtehen dieſer Mode natürlich verſtändnislos gegen⸗ über, und die Hunde, wie es ſcheint, auch. Die letzteren ſehen darin offenbar eine neue Tortur und jaulen oder knurren die Schlaf⸗ anzüge an. Aber was ein guterzogener Hund iſt, gewöhnt ſich ſchließlich an alles, und es wird aus Paris wahrſcheinlich balo gemeldet werden, daß die Hunde am Abend ihren Schlafanzug gar nicht mehr erwarten können und ihn ſelbſt zwiſchen den Zähnen zum Frau⸗ chen bringen, mit dem ausdrücklichen Wunſche, für die Nacht umgekleidet zu werden. Dann werden die grämlichen Menſchen mit ihrer Abneigung gegen die Hundepyjamas allein ſtehen mitten in der Kultur. Im übrigen kann jetzt jeder Mann und jede Frau einen Raſſe- oder Luxushand gratis bekommen. Mindeſtens in Newyorfk. Die Vorausſetzung dieſer kleinen Geſchenke, die die Freundſchaft— oder eigentlich die Kundſchaft— erhalten ſollen, iſt, daß man ſich verpflichtet, ein Auto zu kauſen. Die Auto— händler ſind es, die die Hunde unentgeltlich hingeben, wenn man bei ihnen den Kraft- wagen erwirbt. Das zielt ſelbſtverſtändlich wieder auf die Frauen, denn Männer ſind nicht ſo ohne weiteres für ſolche Dinge zu haben und legen nicht immer Wert darauf, neben einem Renommierhündchen im Auto zu ſitzen. Die Frauen aber finden ſo was bekanntlich„goldig“, und ſo gehen ſie denn hin und kaufen ſich das Auto und bekommen das Hündchen als Zugabe. Es iſt eine ebenſo neue wie beſondere Art der Kundenwerbung der Newyorker Autohändler, und die Hunde haben bisher noch nichts dagegen eingewendet. Ihnen iſt das genau ſo gleichgültig, wie zur— zeit noch ihren Pariſer Kollegen und Kol⸗ leginnen die Einführung der hündiſchen Schlaf— anzüge. Was hochmodern iſt, ſetzt ſich durch— aus nicht immer gleich durch. Der Menſch kommt zwar ſchnell einmal auf den Hund, aber dem Hunde iſt das meiſt ganz gleichgül— tig, und er muß erſt dreſſiert werden, ehe er die Ideen des Menſchen voll und ganz be— greift. Zu den neueſten Ideen des Menſchen ge— hört neben dem Hotelbett in der Hoſen— taſche und dem Schlafanzug für Hunde die Speiſekarte, die man eſſen kann. Mißver— ſtehen Sie mich nicht: es handelt ſich hier nicht um die auf der Speiſekarte verzeichneten Speiſen, die mehr oder minder eßbar ſind, londern um die Speiſekaxte perſonlich. Man beſtellt ſich z. B. eine Krebsſuppe und ein ſerbiſches Reisfleiſch, und wenn man das hin⸗ untergegeſſen hat, ſchiebt man ſich ſeelen⸗ ruhig die Speiſekarte als Nachtiſch in den Mund und ißt ſie gleichfalls hinunter. Mit der papiernen Speiſekarte, wie ſie heute noch üblich iſt, kann man das nicht gut machen, aber es gibt jetzt Speiſekarten, die aus einem beſonderen ſüßen Teig hergeſtellt ſind, und ſie ſind es, die verſpeiſt werden. Die auf den teigigen Speiſekarten vermerkten Speiſen⸗ namen ſind aus einer Art Zuckerguß gemacht, wie man das auf Oſtereiern oder auf Weih⸗ nachtspfefferkuchen ſehen kann. Bis hierher wäre alles in Ordnung. Aber wenn nicht jeder Gaſt in der Gaſtwirtſchaft ſeine eigene Speiſekarie elonemt, möchte ich die neue Speiſekarte, wenn ſie auch noch ſo verlockend wäre, nicht eſſen. Bedenken Sie doch mal, durch wieviel Hände eine Speiſekarte in der Gaſtwirtſchaft geht, ehe Sie ſie in Ihre Hand bekommen! Und wenn z. B. die Gäſte. die vor Ihnen da waren, ſatt waren und den Nachtiſch in Geſtalt der Speiſekarte nicht mehr eſſen wollten, und wenn Sie ſodann dieſelbe Speiſekarte kriegen, auf daß Sie ſie eſſen... Alſo, wiſſen Sie, ich möchte das nicht! Da könnte ich mich eher ſchon mit dem Hotelbett in der Hoſentaſche, wenn es auch drei Pfund wiegt, abfinden und, wenn es ſein müßte, auch mit dem Schlafanzug für meinen Zu— kunftshund, den ich, wenn ich in Newyork lebte, vielleicht geſchenkt bekäme, wenn ich das dazugehörige Auto bezahlen könnte. Aber eine Speiſekarte, die ſchon durch diverſe Hände, von denen eine nicht immer die andere ge— waſchen hat, ging... nein, das geht denn doch wohl nicht! Es iſt nur gut, daß es bei uns die Zuckerteigſpeiſekarten noch nicht gibt, und daß wir immer noch mit den papierenen auskommen, auf denen die Speiſen nicht über— zuckert, ſondern hektographiert ſind! Das Warndt Totenmal geweiht. In Ludweiler wurde das Warndt-Totenmal in Gegenwart vieler Tau— ſende aus dem Saargebiet von Kommerzienrat Röchling geweiht. der, mit einer Ladung Bruchholz auf dem Handſchlitten, 2 ino Sill ihm entgegengekommen und durch das unvermittelte Still⸗ Gereimte Zeitbilder Von Golthilf. Schon iſt der Herbſt ein gutes Stück Ganz rüſtig fortgeſchrikten. Nun liegt, ſchaut man den Weg zurück, St. Martin in der Mitten. Nur ſelten erſt will Nebelrauch An rauhe Jeit uns mahnen. Noch glänzt im Sonnenglaſt der Brauch, Der Martinsbrauch der Ahnen. An alte Zeit Erinnerung 505 Zieht leis durch Herz und Sinne. Wir denken an den Markinstrunk. Die alle Martinsminne. N a Wir trinken ſie im neuen Wein. Der neuen Zeit entſprechend, Auch ſo geht ſie uns lieblich ein Und wirket ſorgenbrechend. And bei dem Trunk— vom kiefſten Tal Hinauf zum höchſten Kogel— Denkt man ſich gern zu leccrem Mahl Ein Stück vom Markinsvogel. Doch wenn vom Martinstag ſodann Wir weiter vorwärts ſchauen. Kommt's plötzlich heimelig uns an. Als ob wir Märchen bauen. Dringt nicht durch herbſtlich klare Luft, Erſt ſanft und dann in dichtern Luftwellen, ſchon ein ſüßer Duft Von Tannenbaum und Lichtern? Nur eine kurze Spanne Zeit. Dann iſt der Tag gekommen. Da uns in heller Wirklichkeit Das Weihnachtslicht erglommen! Ein Körnchen Froſt, ein ſchneeig Weh'n Das wird ſich ſchon noch zeigen, 5 Eh' wir am Lichterbaume ſteh'n In andachtsvollem Schweigen. Jedoch wie ſehr auch ich und du Ausſpäh'n noch in die Veiten. Es geht beſtimmt auf Weihnacht zu. Das läßt ſich nicht mehr ſtreiten! 2 Die Aktion der NS⸗Hago Richtlinien für die Durchführung. Berlin. 10. November. Die Oberſte Leitung der PO, Hauptamt der NS-Hago, gibt bekannt: In Verfolg der Durchführung der Anordnung über die Erhebungen von unberechtigten Preisſteige— rungen werden demnächſt von allen Orts— gruppenamtsleitern der NS-Hago im ge— ſamten Reichsgebiet Verſammlungen für die Mitglieder der NS-Hago und der Reichs betriebsgemeinſchaften 17 und 18 in der Deutſchen Arbeitfront veranſtaltet werden, in denen die Mtiglieder über den Sinn und die Durchführung der Aktion unterrichtet werden ſollen. Ferner werden im Rahmen der Aktion gegen unberechtigte Preisſteigerungen von der NS-Hago durch beſondere Beauftragte Erhebungen in den Geſchäften angeſtellt werden. Es wird nochmals darauf hinge⸗ wieſen, daß dieſe Erhebungen lediglich als Materialſammlung zu werten ſind. Mit der Anſtellung dieſer Erhebungen ſind nur po— litiſche Leiter beauftragt worden. die mit einem beſonderen Auswets verſehen ſind. hatte. prüfenden Blick, mit dem ſie ihn und Marilka gemuſtert Nn. Urbeberrechtsschutz: Fünf Türme-Verlag Halle(Saale) 34 Bettina fort— und er erfuhr es ſo durch einen Zufall? Daher alſo war er ihr niemals mehr im Hauſe begegnet. Sie war gegangen ohne ein Zeichen. Ohne Abſchied. Bettina, der gute Kamerad, die liebe Freundin vieler ſchöner Winterwochen— warum hatte ſie ihm zum Ab⸗ ſchied nicht einmal die Hand gereicht? Das hätte er doch wohl erwarten können. a Er zahlte mechaniſch, ſteckte das kleine Päckchen ein und wanderte, in tiefe Gedanken verſunken, die Dorfſtraße entlang. Wann würde er Bettina einmal wiederſehen? Und würde er ihr überhaupt noch einmal im Leben be— gegnen? Seine Lebensbahn führte ja ſo weit fort von der ihren, war ſo unbeſtimmt durch ſeine Liebe zu Marilka. Jetzt wollte er mit ihr nach Rom. Dann gingen ſie nach England. Und er wußte ſchon jetzt, daß er ihr folgen würde, wohin ſie auch ging! Bettinas und ſein Weg würde ſich kaum noch kreuzen. Und darum wäre es ſchöner geweſen, ſie wäre nicht ſo wortlos gegangen. g „Bettina, kleiner Kamerad!“ ſagte er leiſe vor ſich hin. Er hatie ſie doch lieb gehabt. Sehr lieb. Wäre ſie nicht ſo herb und faſt knabenhaft prüde geweſen, vielleicht hätte er ſie noch lieber gehabt. Hätte ſich in ihre Klarheit retten lönnen, ehe die Leidenſchaft zu Marilka über ihn zu⸗ ſammenſchlug. Aber Bettina hakte in ihm ja nichts anderes geſehen als einen Kameraden, dem ſie ſich beinah über⸗ legen gefühlt hatte. Wirklich nichts anderes? Er blieb mitten im Gehen ſtehen wie angewurzelt. „Was iſt denn das jetzt?“ ſchimpfte ein Bauernknecht, 5 e. 5 . galten Konſtantins plötzlich zurückgeſtoßen wurde und auf ſeinen Schlitten flog. Schimpfend raffte er ſich auf. Trottete weiter. Konſtantin ſtand immer noch an demſelben Fleck, an dem er geſtanden hatte. Mechaniſch ſcharrte er mit dem Stiefel auf der hartgefrorenen Erde, ſchaute blicklos zu Boden. Bettinas Geſicht kam ihm jäh in die Erinnerung zurück. Er ſah landſchaft vor der Hütte. ſie daſtehen in der Helligkeit der Augen lebten. Hatte in dieſen Augen wirklich nichts anderes geſtanden und Ueberlegen- als Kameradſchaftlichkeit, Sachlichkeit ſein? Hatte er denn nicht ſehen können? Jetzt, wo es zu ſpät war, ſiel es ihm ein. Schmerz hatte in ihren Augenſternen gebrannt. Ein heißer, tränen⸗ loſer Schmerz, nur beherrſcht von ihrer ſtarken Seele. Er ſchlug ſich gegen den Kopf. Irgend etwas ſchmerzte darin. Wollte herausdrängen. Wollte klar werden: die Ahnung von Bettinas Liebe überkam ihn. Er erſchrak bis ins Herz. Tor, der er war, daß er das nicht geſpürt hatte! Sie hatte gelitten um ihn. Sie, der er eigentlich ſein Leben verdankte und ſein Leben mit Marilka. Wäre ſie nicht in jener Nacht geweſen, hätte ſie ihn nicht in dem Schneeſturm herabgeführt ins Tal, er läge vielleicht jetzt oben irgendwo in einer Gletſcherſpalte— ein Opfer des weißen Todes. Schweigend hatte ſie ihm damals geholfen. Hatte jeden Dank abgewehrt. War wie eine Führerin neben ihm ge⸗ ſchritten. Nun er ſich an eine andere verloren hatte, war ſie gegangen. Wieder ſchweigend. Und er durfte ſie nicht einmal einholen. Was konnte er ihr geben als Dankbar⸗ keit? Seine Leidenſchaft war bei einer anderen. Bettina Leuthold aber konnte ein Nun war ſie ihm irgendwo im Unbekannten entſchwunden. Er wußte nichts mehr von ihr als den unerbittlichen Schnee Schmal und duntel in ihrem ſchmuckloſen Koſtüm. Sah ihr Geſicht, in dem allein die ungeteiltes Herz verlangen. Er wußte, er hatte nicht beſtanden vor ihr. Und auch nicht die Frau, an die er gebunden war. Bettina hatte den höchſten Maßſtab an ihn gelegt. Nun ſie ihn ſchweigend aufgegeben hatte, würde niemand mehr ſo klarer Richtet und Prüfer über ſein Leben und ſeine Kunſt ſein. 117 Er ging mit ſtockenden Schritten weiter. Am liebſten hätte er jetzt ſeine Ski genommen, wäre hinausgefahren in den Tag, der ſich allmählich zum Abend ſenkte, in die letzte lohende Glut der klaren Winterſonne. Hätte ſeine Zweifel, ſeine Verwirrung nun hinausgetragen in die ſchweigende Klarheit der Natur. a f Aber er hatte Marilka verſprochen, ganz pünktlich im Hotel zu ſein. Der Agent aus Paris war da— es galt, die Konzertroute für das Frühjahr feſtzulegen. Danach wollte man miteinander ſoupieren, dann ein Kabarett in einem der Hotels aufſuchen. Die Lichter des„Atlantic“ Hotels riefen und flimmerten. In der goldenen Hellig⸗ keit des Nachmittags waren ſie wie etwas Trübes, Ueber⸗ hitztes. Alles ſchien ihm trüb und überhitzt, was jetzt um ihn war. Er atmete in tiefen Zügen die herbe Luft ein. Dort drin würde es ſchwül und heiß ſein. Erfüllt von Rauch, von Parfüm. Vom Atmen der Menſchen. Eine tiefe Sehn⸗ ſucht wachte in ihm auf, hier draußen zu bleiben. Nicht dorthin zu gehen, wo die Menſchen waren mit ihrem Lachen, ihrem Lärmen, ihrem Flirt und ihrer Trübe. Aber dort war ſa auch Marilka. Z3Zwölftes Kapitel. Der erſte Föhn ging über die Berge. Die Lawinen donnerten, ſtürzten in weißen, gigantiſchen Blöcken herab, riſſen Geſtein, Hochlandtannen, Geröll mit ſich. Brachen dumpf an den Hängen hernieder. Stiebten wie ein Spring⸗ ö brunnen von gefrorenem Waſſer ſprühend auf und lagen ſtumm da. Die Windsbraut jagte mit den eiskalten olten über die Gipfel. ie 5 1 9105„% Fortſetzung folgt.) der Bichter der deulſchen Freihet Zur 175. Wiederkehr des Geburtstages Friedrich Schillers am 10. November Epilog zu Schillers Glocke Bon Goethe. Freude dieſer Stadt bedeute, Friede ſei ihr erſt Geläute. And ſo geſchah's; dem friedenreichen Klange Bewegte ſich das Land, und ſegenbar Ein friſches Glück erſchien; im Hochgeſange Begrüßten wir das hohe Fürſtenpaar, Im Vollgewühl, im lebensregen Drange Vermiſchte ſich die kät'ge Völkerſchar, And feſtlich ward an die geſchmückten Stufen Die Huldigung der Künſte vorgerufen. Da hör' ich ſchreckhaft mitternächt' ges Cäulen. Das dumpf und ſchwer die Trauerköne ſchwellt. Iſt's möglich? Soll es unſern Freund bedeuten, An den ſich jeder Wunſch geklammerk hälk? Den Lebenswürd'gen ſoll der Tod erbeuten? Ach, wie verwirrt ſolch ein Verluſt die Welt! Ach, was zerſtört ein ſolcher Riß den Seinen! Nun weint die Welt, und ſollen wir nicht weinen? Schiller und das deutſche Volk Es gibt bedeutende Männer, deren ſich eine Nation anläßlich ihres hundertſten Geburts— dages oder Todestages wieder erinnert, de— cen Gedankengut man zu irgendeinem be— langloſen Zeitpunkt„wiedererweckt“ und po— ulaͤr macht. Friedrich Schiller, deſ⸗ fen 175. Todestag wir feiern, gehört nicht zu ihnen: der größte Dichter des deutſchen Volkes iſt zugleich der volkstümlichſte, be— kannteſte und beliebteſte in ſeinem Volk, heute wie vor hundert Jahren, und in hun⸗ dert Jahren ſicher ſo ſehr wie heute! Bei ihm bedarf es wahrlich weder der Wieder— erweckung noch großer Reden: Schiller lebt im deutſchen Volk! Es wird wenige deutſche Bürgerhäuſer ge— ben, in denen man nicht unter den Büchern Schillers Werke finden wird und wohl keinen Deutſchen, der ihn nicht kennt. Schillers Werke gehören nicht zu denen, die man als Prunkſtück im Bücherſchrank ſtehen hat; man wird immer wieder einmal einen Band her— ausnehmen und von ſeinen Dramen gepackt und erſchüttert ſein. Schiller gehört zu den wenigen Dichtern, deren man auch, wenn man ſie in der Schule lieſt, nicht überdrüſſig wird. Dabei iſt es bei Schiller ſo, daß nicht etwa ein paar ſeiner Werke im breiten Volke bekannt ſind: ſein ganzes dramatiſches Schaffen iſt Volksgut geworden. Von Zeit zu Zeit tauchen beſonders ſchlaue Leute auf, die ſtellen feſt, daß Schil⸗ ler eigentlich heute doch etwas„veraltet“ und zu„pathetiſch“ ſei. Solche Neun⸗ malweiſen kann man nur— bedauern. Sie .) niemals von dem revolutionären Frei⸗ heitsatem der„Räuber“, nie von der Kampf⸗ anſage gegen Reaktion und Tyrannei in „Kabale und Liebe“, nie von dem herrlichen Ringen um die Nation in„Wilhelm Tell“ ergriffen worden. Wie kommt es, daß Schiller wie kein zwei⸗ ter Dichter wirklich im Volk verwurzelt iſt? Darauf geben ſeine Werke ſelbſt— vor allen andern die Dramen— die Antwort: ſie ſpiegeln die erhabenſten Gefühle, die in einem Volke leben, wider: Vaterlandsliebe, Freiheitsliebe, Liebe zum revolutionären Neuen und Freundesliebe. Durch nichts, durch keine äußeren Maßnah⸗ men und politiſchen Ereigniſſe können dieſe Gefühle in einem Volk, das noch den An⸗ ſpruch auf den Namen Volk erhebt, auf die Dauer verſchüttet werden und in allen, oft traurigen Epochen deutſcher Geſchichte haben Schillers Dramen, in denen dieſe Gefühle zum Ausdruck kamen, die Menſchen erſchüt⸗ tert, aufgerüttelt und mitgeriſſen. Als in einer Zeit ſchärfſter Unterdrückung alles freiheitlichen Geiſtes durch die Reaktion Schillers Räuber“ zum erſtenmal im Na⸗ Jum 175. Gebu riedrich von Schillers, deſſen 175. Geburtstag am 10. November gefeiert Die Eltern tionaltheater in Mannyeim aufgeführt wur⸗ den, da wirkten ſie auf alle, die ſich nach Neuem ſehnten, ebenſo anfeuernd, wie heute etwa„Wilhelm Tell“ wirkt, der den Kampf eines tapferen Volkes um ſeine Exiſtenz ge⸗ gen eine drückende Fremdherrſchaft ſchildert. Wie gleichgültig bleibt der äußere geſchicht⸗ liche Rahmen von Schillers Stücken dem inneren Inhalt, der Idee gegenüber! Das Volk fühlt zu jeder Zeit die aktuelle und gegenwärtige Bedeutung, die hinter Schillers Schaffen ſichtbar wird, her⸗ aus. Durch ſeine Werke iſt Schillers Geſtalt im Volk lebendig, aber nicht durch ſeine Werke allein, ſondern faſt ebenſo ſtank auch durch ſeine menſchliche Perfſönlichkeit, durch ſein Leben. Friedrich Schiller, der Menſch, iſt in der Vorſtellung aller Schichten unſeres Vaterlandes deutlich wie wenige un⸗ ſerer großen Männer. Das Volk hat einen ſehr feinen Inſtinkt: es liebt auch im bedeu— tenden Mann das Menſchliche, ihm Nahe und Verſtändliche. Das zeigt ſich nirgends deutlicher, als wenn man Goethe und Schiller gegenüberſtellt: vor Goethe, vor allem dem alten Goethe, empfindet man Ehrfurcht und Hochachtung, aber der Ge⸗ heimrat und Staatsminiſter mit ſeinen ge— waltigen Gedanken iſt doch dabei oft ſehr fern. Schiller aber liebt man: man liebt den revolutionären Karlsſchüler, der ſeinen Freunden in den Wäldern Stuttgarts die erſten Szenen der„Räuber“ vorlas und end— lich dem unerträglichen Zwang entfloh, man liebt den Dichter, der in größter Armut ſich durchgehungert hat, man liebt— ſeltſam zu ſagen— auch ſeine frühe Vollendung: den Tod ſchon im 45. Lebensſahr, der ihn jäh hinweggeriſſen hat. Das menſchliche Elend das menſchlich⸗trotzige Sichauflehnen gegen die beſtehenden Gewalten, das iſt es, was Schiller allen Schichten ſeines Volkes als Geſtalt ſo nahe bringt. Durch die Jahrhun⸗ derte hindurch iſt dieſe ſchlanke, faſt zwei Me⸗ ter große Geſtalt mit den feurigen Augen, der großen Naſe und den wehenden Haaren dem deutſchen Volk ein lebendiger Begriff, und dieſe Liebe zu dem Menſchen Schiller, iſt ſie nicht etwas ebenſo wunderbares wie die zu ſeinem Werk? Man wird in ganz Deutſchland, beſonders an allen Stätten, wo Schiller einmal gewerkt hat, man wird in Preſſe, Rundfunk, Schule und Theater Gedenkfejern zu Schil⸗ lers 175. Geburtstag veranſtalten, und das iſt ſchön und richtig: Das ſchönſte aber iſt, daß es all dieſer Ehrungen im Grunde nicht bedarf, denn Schiller lebt im deutſchen Volk! 4 945 rtstag Schillers. ü wird: Johann Kaſper und Eliſabeth Dorothea, geborene Kodweiß. anheimſtellen mußten. Schiller Lebensgang des großen deutſchen Dichters. Das Schwabenland hat dem 1 Volke viele bedeutende Männer geſchenkt. Große Dichter und tiefe Denker ſind dar⸗ unter. In deren erſter Reihe ſteht Fried⸗ rich Schiller, der volkstümlichſte der deutſchen Klaſſiker, der Dichter, der uns auch heute noch— und heute erſt recht!— begeiſtert, der Dichter, deſſen Werke wie keines anderen Gemeingut der Nation ge⸗ worden ſind, der Dichter, deſſen Dramen heute noch über alle Bühnen gehen und deſ— Der deutſchen ſen Sprache uns herrlich dünkt wie am er⸗ ſten Tag. 1 Friedrich Schiller echt ſchwäbiſchen Bluts. Seine Ahnen, die ſich auf einige Jahrhunderte zurückverfolgen laſſen, waren Handwerker. Daß auch ſie regen Geiſtes ge— weſen ſein müſſen, zeigt die Tatſache, daß viele von ihnen kommunale Ehrenſtellen bekleidet haben. Der Vater des Zichters war Wundarzt, trat als ſolcher in den Heeresdienſt ein und wurde ſpäter Werbe⸗ offizgier. Er hatte 1749 die damals 161äh⸗ iſt rige Dorothea Kodweiß. die einzige Tochter des Löwenwirts in Nur bach, geheiratet. Dort wurde ihm am 20. November 1759 ſein einzgger Sohn geboren. Johann Chri⸗ ſto ph Friedrich, der ſpätere Dichter, der den Namen Schiller unſterblich machen ſollte Vater Schiller wurde nach einem un⸗ ruhigen Leben im Kriegs- und Heereswerbe! dienſt 1766 ͤals Hauptmann in die Garni⸗ ſon Ludwigsburg verſegt, wo Herzog Karl Eugen von Württemberg einen prunk⸗ vollen Hofhalt nach dem Muſter von Ver ſailles führte. Der junge Schiller beſucht dort zunächſt die Lateinſchule. Er wollte Theologe werden. Aber auf Befehl des Her⸗ zogs trat er 1773 in die herzogliche Militär⸗ akademie auf Schloß Solitude ein, deren Zöglinge gegen eine unentgeltliche Ausbil⸗ dung ihre Zukunft dem Willen des Herzogs Für acht Jahre kam der Jüngling dadurch in die Schablone eines nach dem Kaſernendrill geregelten Lebens. das ihn ſchwer bedrückte. Da es eine theo⸗ logiſche Fakultät in der Militärakademie nicht gab, ließ er ſich zunächſt in der juri⸗ ſtiſchen Fakultät einſchreiben, ging aber im Jahre 1775, nachdem die Akademie nach Stuttgart verlegt worden war, zur Medizin über. Im Dezember 1780 wurde der junge Schiller endlich aus der Karlsſchule ent⸗ laſſen und zum Regimentsmedikus ernannt. Aber auch dieſe Stellung war nicht nach ſeinem Geſchmack. Auch die Uniform, die ihn ſchlecht kleidete— er hatte übrigens keinen Offiziersrang— mißfiel ihm und ſo war ſeine Stimmung auch weiterhin recht ge⸗ drückt. Schillers dichteriſche Begabung hatte ſich ſchon auf der Karlsſchule gezeigt. Seine er⸗ ſten dichteriſchen Verſuche fielen in diefe Zeit; ſchon im Jahre 1777 hatte er ſein be⸗ deutendſtes Jugendwerk„Die Räuber“ begonnen. 1781 veröffentlichte der junge Regimentsmedikus dieſes Werk, das, neben⸗ bei bemerkt, keinen Verleger gefunden hatte, ſo daß es Schiller auf eigene Koſten druk⸗ ken laſſen mußte. Der Erfolg war unge⸗ heuer. Das Drama ſchlug mit dem Feuer ſeiner revolutionären Sprache wie eine Bombe ein. Am 13. Juni 1782 war die Ur⸗ aufführung des Stückes in Mannheim, wohin der Dichter heimlich von Stuttgart hinübergefahren war. Sie wurde zu einem der arößten Theaterereianiſſe und zu einem durchſchlagenden Buhnenerfolg, der ſich bald darauf in vielen anderen Städten wieder⸗ holte. Als ihm eine zweite heimliche Reiſe nach Mannheim 14 Tage Arreſt eingetragen hatte und der Herzog ihm ſchließlich ein zweites Mal jede dichteriſche Betätigung ſchärfſtens verboten hatte, floh der Schiller in der Nacht zum 23. September 1782 aus Stuttgart nach Mannheim. Aber Intendant von Dalberg, der ſich der„Räu⸗ ber“ mit ſo großem Intereſſe und Mut an⸗ genommen hatte, lehnte Schillers neues Drama„Fiesko“ ab. In dem pfälziſchen Orte Oggersheim arbeitete Schiller dann während eines ſiebenwöchigen Aufent⸗ halts dieſes Drama um und entwarf bereits ein neues Werk, das bürgerliche Trauerſpiel „Luiſe Millerin“, das ſpäter durch den Schauſpieler und Dichter Iffland den Tite „Kabale und Liebe“ erhielt. Nach einem mehrmonatigen Aufenthalte auf einem Gute bei Meiningen kehrte Schil— ler am 1. September 1783 nach Mannheim zurück. Intendant von Dalberg hatte ihn mit 300 Gulden Jahresgehalt und einem Anteil an den Einnahmen aus den Eintritts geldern der Aufführungen ſeiner Stücke als Theaterdichter auf ein Jahr veryflichtet Seine Freude über dieſe Anſtellung wurde aber getrübt durch eine Fieberkrankheit, dis Schiller ſchon in der erſten Zeit ſeine— Mannheimer Aufenthaltes befiel und unten der er bis in den Sommer des Jahres 1784 zu leiden hatte. Zu ſeinem großen weſen wurde der Vertrag mit der Mannhei— mer Bühne nicht erneuert, und der lichen Sorgen zu kämpfen. ſiedelte er nach Leipzig über. Chr Gottfried Körner, der Vater des ſpäteren Freiheitsdichters Theodor Körner, hatte he dieſen beiden Männern eine innige Freund ſchaft daraus. Als das Ehepaar Körner nach Dresden verzog, folgte Schiller dorthin nach vergeſſen Sie nicht Aus jenen glücklichen Tagen ſtammt neben einer Reihe anderer Werke auch das Drome „Don Carlos“. Im Jahre 1787 reiſte Schiller nach Wei mar in der Abſicht eines vorübergehenden Beſuches. Er konnte nicht ahnen, daf Thüringen die Stätte ſeines weiteren Leben und Schaffens werden ſollte. in Weimar Anſchluß an den Kreis bedeu— tender Männer, der in der damaligen Zeit dort lebte. In dem nahen Rudolſtadt lernte er Charlotte von Lengefeld ken nen, mit der er ſich am 22. Februar 1790 vermählte. Der Dichter war inzwiſchen— auf eine Empfehlung Goethes hin— außer⸗ ordentlicher Profeſſor der Geſchichte an der Univerſität Jena und Meiningenſcher Hof 5 rat geworden. Seine Ehe war eine rechte Liebesheicat junge Leid. junge 5 Dichter hatte bald mit ſchweren wirtſchaft. Im April 178 Chriſtian Schiller fand Keitz Die gehobene Stimmung Schillers zeigte ſich alsbald in neuer Arbeitsfreudigkelt. Bald aber erkrankte er wieder an einer Lungen.. ö entzündung, die ihn ſo ſchwächte, daß er ſich zu Erholungskuren in Karlsbad und Erfurt! entſchließen mußte. Sie brachten die erhoffte 9 Beſſerung, aber das beſcheidene Einkommen des außerordentlichen Profeſſors reichte nicht aus, um die 50 hatte Schiller gegen Ende des Jahres 177 Kurkoſten zu bezahlen. Se 5 mit ſchweren materiellen Sorgen zu kämp— 10 fen. Zwei Verehrer ſeiner Dichterkunſt be. freiten ihn daraus für drei Jahre, indem ſie ihm eine Penſion von jährlich 1000 Talern ausſetzten. Schiller wandte ſich nun ohiloſo⸗ phiſchen Studien zu, aber erneute Krank— heitsanfälle beeinträchtigten ſeine Stimmung 1 ehlacht Tauben und Arbeitsluſt. Den Winter 1793⸗94 bracht das Ehepaar Schiller in der ſchwäbiſchen Heimat des Dichters zu. In Ludwigsburg wurde ihm am 14. September 1793 ſein er ſter Sohn geboren, der den Namen Kar! erhielt. f Den größten Gewinn für ſein Leben brachte das Jahr 1794 dem durch die neue Freundſchaft b Goethe. Ein einzigartiger Freundſchafts⸗ fernere Dichter mit bund umſchloß die beiden glänzenden Sterne am deutſchen Dichterhimmel und beide zu neuem poetiſchen Schaffen N Schiller fand nach ſeinen geſchichtlichen und feuert All.! philoſophiſchen Studien den Weg zurück zu Dichtkunſt: ſeine berühmten Balladen ent, g ſtanden in dieſem Jahr, dann aber auch ſeine großen Dramen„Wallenſtein““„Mari Stuart“,„Die Jungfrau von Drleans“ „Die Braut von Meſſina“ und ſchließlich „Wilhelm Tell“, mit dem er„die Bühnen von Deutſchland erſchüttern“ wollte und der auch tatſächlich ene begeiſterte Aufnahme fand. ö Ende Dezewber 1799 war Schiller ach Weimar zurückgekehrt, nachdem er die Den nenſer Profeſſur wegen ſeines leidenden Ge ſundheitszuſtandes niedergelegt hatte. N. Jahren der Not und Sorge koante der Dich ter ſeine letzten Lebensjahre in einer 0 5. behaglicheren Lage verbringen Er erwarb im Jahre 1802 ein eigenes Haus, das heu, tige Schillerhaus. Im Herbſt dieſes Jahre verlieh hm Kaiſer Franz den eeblicheg Adelstitel. 1804 wurde ſein Ruhegeba verdoppelt. Schillers Geſundheits zuſtan verſchlechterte ſich aber immer mehr und au 29. Mai 1805 ſchloß der große deutſch Dich; ter und Denker, erſt 46 Jahre alt. die Augen für immer. Orleans“ 0 N Nach f Familie Sander zu ſich eingeladen. Bald bildete ſich zwiſchen 1 2* Café Brechtel Über Kirchweih und Nachkirchweih Konzert Für gute Spalse u. Getränke ist gesdrgt Familie Brechtel A 1 m ober dle Mroguwelne leder einmal bei Knauber's in der eee 0 ſeumpaammmpnnnpn 0 Zur Starkenburg. Wir empfehlen während den Kirchweihtagen unſer Lokal nebſt Cafe⸗ und Weinſtube zum gemütlichen Aufenthalt. Stimmungs⸗Konzertel Gute Küche! la Getränke! Es ladet freundlichſt ein Geſchwiſter Beyer. FCC Acc Bahnhofs⸗Neſtauration Kirchweih⸗Sonntag, Montag, Dienstag gutbeſetztes KONZERT 0 la Getränke. Speiſen aus eigener Schlachtung Es ladet freundlichſt ein f ae. 5 e 1. 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