FFP wieder gefüllt und auch die ſonſtigen Lokale geſucht, um ſich an den Leckereien gütlich zu Lokales Viernheim, 13. Rov. . Gottesdienſtordnung. Mittwoch 7,15 Uhr beſt. Amt für Frieda Wunder geb. Hanf und Angehörige. * Die Kartoffeln werden billiger! Das Staatspreſſeamt teilt mit: Der Reichs⸗ nährſtand hat den Selbſtverkauf von Kar⸗ toffeln durch die Bauern auf Veranlaſſung des Reichskommiſſars für Preisüberwachung freigegeben: Der Bauer kann nunmehr ſeine Kartoffeln zum Erzeugermindeſtpreis an jeden Verbraucher liefern. *„Der Filmautor“ im Kaiſer⸗ hof. Die Operetten- und Theatergeſellſchaft wird heute Kirchweihdienstag im„Kaiſerhof“ das gelungene Luſtſpiel„Der Filmautor“ zur Aufführung bringen. Wer alſo einige ver— gnügte Stunden verbringen will, beſuche heute abend den„Kaiſerhof“, er wird voll und ganz auf ſeine Rechnung kommen. * Der Aushub der Sandhöfer⸗ wegtränke ſchreitet vorwärts. Bekanntlich iſt die Sandhöferwegtränke in zwei Betten eingeteilt. Das Waſſer des einen Bettes wurde in das andere Bett gepumpt. Im Laufe der letzten Woche ereignete ſich bei dem ſchwe— ren Regenfall ein Dammbruch, wodurch das ausgepumpte Waſſer wieder in ſein altes Bett eindrang. Geſtern ging man nun mit einer Motorſpritze den Waſſermaſſen zu Leibe. Das Waſſer wurde mit Schlauchleitungen in die alte Kiesgrube gepumpt. Die Tränke wird von dem Schlamm gereinigt und etwa 1 Meter vertieft, ſo daß das Faſſungsvermögen ein grö— ßeres wird.— In dieſem Zuſammenhang ſei auf das ſchwebende Kanaliſationsprojekt ver— wieſen, das die Entwäſſerung in unſerer Ge— meinde endgültig regeln ſoll. Die Koſten hier— für ſind ſehr hoch, ſo daß es noch fraglich iſt, ob und wann dieſes Projekt durchgeführt wird. Natürlich wird es eines Tages doch durchge— führt werden müſſen, zumal es zur zwingenden Notwendigkeit wird. * Karneval Ahoi! Der Club der Ge— mütlichen tritt heute abend erſtmals auf den Plan. Im Anker findet die erſte Fremden— ſitzung ſtatt, wobei wieder bekannte und gute Büttenredner ihren blühenden Unſinn ver- zapfen werden. Der Karneval genießt mit dem 11. November wieder Daſeinsberechtigung und hat uns bis zum Aſchermittwoch zu unter- halten. In Viernheim ſetzen die Faſtnachts— veranſtaltungen erſt im Januar ein. . Der Kirchweihmontag! „Weil ich jetzt ſcheiden muß, Anne— marie...“ Dieſe Klänge werden wohl heute am Kirchweihdienstag manchem noch in den Ohren liegen. Wehmütig hat es mancher in den frühen Morgenſtunden vor ſich hinge— ſummt, als er wankenden Schrittel„ohne Marie“ im grauen Herbſtnebel den heimatli— chen Penaten zuſteuerte und mit Mühe das Schlüſſelloch ſuchte. Aber ſchließlich iſt alles vergänglich, auch die 1934 er Kirchweihe, aber ſie dürfte eine angenehme Vergangenheit ſein, wenigſtens für die Geſchäftsleute und für viele, die beim Wirtsgewerbe für einige Tage loh— nenden Verdienſt gefunden haben, denn auch der Montag brachte wieder lebhaften Betrieb und beſonders abends waren die Tanzlokale hatten Hochbetrieb. In der Frühe herrſchte bald wie üblich die gemütliche Stimmung; ausgedehnte Früh— ſchoppen, die man ſich natürlich nur an Kirch⸗ weihe leiſten kann, gab es überall. Unſere Jugend hat ſich auch geſtern die Freude nicht nehmen laſſen, Karuſſells und Buden zu um⸗ lagern; für ſie iſt Kerwe eben ein Feſt, das ſich auf dem Juxplatz abwickeln muß. Der Marktplatzverkehr war, durch das ſchöne Wet— ter begünſtigt, geſtern beſonders rege. Ka⸗ ruſſell und Schiffſchaukel waren dauernd be— ſetzt. Das elektriſche Namensſpiel erfreute ſich wieder eines beſonderen Zuſpruchs. Für 10 Pfennig wird hier dreimal gewonnen. Die Puppen, Stoffhunde und Katzen übten immer wieder einen beſonderen Anziehungspunkt aus, und immer wieder wurde ein Zehnerl geopfert, um durch einen Gewinn die ſehnſüchtigen Kin⸗ deraugen zu einem frohen Leuchten zu bringen. Das Hippodrom mit ſeinen 10 lebenden Pfer⸗ den war eine beſondere Senſation. Stolz ſaßen ſie oben, die Kleinen und Kleinſten und hielten die Zügel krampfhaft umklammert, während die Pferde bei den Klängen einer Orgel in gemütlichem Trott ihre Runden machten. Die Zuckerbuden mit all ihren herrlichen Süßig⸗ keiten wurden immer und immer wieder auf⸗ tun.— Die größere Jugend hatte nochmals reichlich Gelegenheit, das Tanzbein zu ſchwin⸗ gen, bis eben heute früh die Muſik den Kehr⸗ aus machte und zum x-ten Male„Weil ich jetzt ſcheiden muß, Annemarie“ ſpielen mußte. Au zun buen Ib 8 Unr neule abend laut das bekannt schöne Programm legenheit, ſich bei Konzert und luſtiger Unter⸗ haltung zu erfreuen, dann ſchlafen Geigen und Trompeten bis zum Nachkirchweihſonntag, der das letzte Aufflackern der Kirchweihe bringen wird— dann iſt es wieder aus; dann haben wir wieder einmal Kirchweihe gehabt. J. Uiernheimer Tonfilmschau Ile öardassürsün Die ſchönſte Operette der Welt heute Kirch⸗ weihdienstag im Central-Film-Palaſt Wer war noch nicht über Kirchweih im Central-Film-Palaſt, der möge nicht verſäu— men, noch heute hinzugehen. Ein Hochgenuß, ſag ich euch. Hier wird was geboten, das man unbedingt geſehen und gehört haben muß. Eine Tonfilm⸗Sehenswürdigkeit, ein Bombenfilm— werk, das jedem zum Beſuch zu empfehlen iſt. Was Ohr und Auge an Schönheit erträumen, ſchenkt in bezaubernder Folge die meiſterhafte Tonfilm-Operette der Ufa„Die Cſardas— fürſtin“. Und noch lachen, jubeln, ſtrahlen werden ſie auf dem Heimwege. Es fällt heute keinem ſchwer ſich zu fragen, wo geh' ich heute Abend hin? oder: wo iſt es am ſchönſten? Das Rätſel iſt gelöſt. Ein Beſuch noch heute Kirch— weihdienstag iſt das ſchönſte und billigſte Kirchweihvergnügen. Für wenig Geld können ganze Familien einen der ſchönſten Abende ihres Lebens verleben. Darum heißt heute die Parole: Auf zur„Cſardasfürſtin“.„Tauſend kleine Englein ſingen habt euch lieb“—„Ma— chen wir's den Schwalben nach“ uſw. ſind die Lieder des überaus ſchönen Ufa-Filmwerks. Ein Beſuch lohnt ſich. 10 Regeln für Eiſenbahnfahrer Wie die Lübeck-Büchener Eiſenbahn ihre Jahrgäſte erzieht. 1. Erobere Dir ſofort ein eigenes Abteil, in— dem Du ſämtliche Plätze belegſt und dann die Tür zuhältſt. Mögen die anderen Fahr⸗ gäſte ſehen, wo ſie e Lege Deine Füße ſtets auf die gegenüber⸗ liegende Sitzbank. Das würdeſt Du zu Hau— ſe ja auch tun! Jeder, der ſich nachher auf den Platz ſetzt, e dankbar ſein. Befolge die höflich vorgebrachten Wünſche der Bahnbeamten grundſätzlich nicht. Ve⸗ haupte ſtets, die Eiſenbahn hätte das, was ſie auf Grund jahrzehntelanger Erfahrun— gen an Ordnungsvorſchriften herausgegeben hat, nur angeordnet, 105 Dich zu ärgern. In Nichtraucherabteilungen, wo Leute ſit⸗ zen, die Tabakrauch nicht leiden können, wird Dir Deine Zigarre oder Pfeife beſon⸗ ders gut ſchmecken. 5 Bittet der Schaffner höflich um Deine Fahrkarte, ſo beſchwere Dich möglichſt laur über die fortwährende Beläſtigung, der man in der Eiſenbahn ausgeſetzt ſei. Du haſt recht: Beim Beſuch des Theaters oder des Kinos, auf der Straßenbahn und überall ſonſt haſt Du Deine Karte noch niemals vor⸗ zuzeigen brauchen. 6 Nimm möglichſt viele und recht große Kof⸗ fer ins Abteil mit und beſetze damit ſämt⸗ liche Gepäcknetze. Schimpfe dann über die anderen Leute, die für ihren Koffer auch einen Platz verlangen. 5 140 Wenn Du den Gang des D⸗Zuges mit Deinen Koffern richtig zugebaut haſt, dann haſt Du ein antes Mork gotan Für andre Leute got es nichts Deinen Koffern die e zu ſtoßen. Hat der Zug mehr als eine Minute Ver⸗ ſpätung, ſo ſage laut, das könnte auch nur bei der Eiſenbahn vorkommen. Beim Kraft⸗ wagen, bei der Straßenbahn, beim Flug⸗ zeug und bei der Schiffahrt gäbe es ſo etwas niemals. 9 Sage ſtets, die Eiſenbahn wäre viel zu teuer, beſonders wenn Du auf Ermäßigung fährſt. Neulich, als Bekannte Dich zu einer Autofahrt einluden, hätteſt Du gar nichts zu bezahlen brauchen. 10. Gibſt Du Deine Kinder auch dann für vier Jahre aus, wenn ſie ſchon längſt zur Schule gehen? Es ſtärkt die Wahrheitskiebe Deiner Kinder, wenn ſie das recht oft mit anhören! * Dieſe zehn weiſen Lebensregeln für den Eiſenbahnfahrer, die die häufigſten Ver⸗ kehrsſünden auf der Eiſenbahn draſtiſch ſchildern, bringt die Lübeck-Büchener Eiſen⸗ bahn den Fahrgäſten in allen ihren Zügen zur Kenntnis. Wie die Erfahrung zeigt, werden ſie ſchmunzelnd geleſen, und beſſer als nüchterne Verbote üben ſie ihre erziehe⸗ riſche Wirkung aus, die umſo nachhaltiger iſt, als von dem beigefügten Vermerk„Mir⸗ nehmen gern geſtattet“ vielfach Gebrauch gemacht wird. Die grönte Hirchweln-Sensatlon anhelms llehtung! Heute Mirenweln Dienstag im Central Film- Palast Das ſingende, klingende, Fröhlichkeit⸗ bringende, Herzenbezwingende Bomben⸗ Filmwerk denn: 5 Tausend kleine Englein singen habt Euch lieb usw. Ein Beſuch iſt das ſchönſte Kirweih⸗ vergnügen! 7 Uhr 1. Vorstallung./ 0 Uhr 2, Vorstellung Heute mittag große 9 dugend- ung Hingervorsfehung! „Sum Freiſchütz⸗ Heute Abend von 8j Uhr an TCanz Es ladet ein Die Kapelle: Schwarz ⸗Weiß Peter Jochim u. Fraufz- Bitte probieren Sie einmal: Gauertraut mit Speck für 4 Perſonen 1½ Pfund Sauerkraut, durchwachſenen Speck, und mit Maggi's Wärze abſchmedken. MAGGT Würze 7 Heute Kirchweihdienstag iſt nun nochmals Ge⸗ Seht aus 1 Pfund friſchen priſe Kümmel, 2 rohe Kartoffeln, 1 Teelöffel 16555 7 0 10 8 Sauerkraut leicht auswaſchen, knapp mit Waſſer bedeckt au 99295 bringen, etwas Kümmel beifügen. Nach/ Stunde Kochzeit das Fleiſch dazugeben, leicht ſalzen und gartochen. Die rohen Kartoffeln reiben, unler das Kraut rühren, nochmals durchko CCC 7 905 kann unentgeltlich ab ⸗ . gefahren werden. Wo ſagt der Verlag. Schöneres, als ſich an Aufruf zur deutſchen olympiſchen Schulung Hl Deutſchen haben uns lange Zeit da⸗ mit begnügt, führend im Reiche des Geiſtes zu ſein. Das Volk der Dichter und Denker, wie uns andere Nationen bezeichnet haben, hat es lange nicht vermocht, ſich in oͤer harten Wirklichkeit ie realen Grundlagen ſeiner politiſchen Exiſtenz zu ſchaffen. Das ſchwere Schickſal, das deutschland traf, hat ein neues Geſchlecht erzogen, das hartundunbeugſam den Tatſachen ins Auge ſieht und ſich nicht in einer Welt von Illuſionen verliert. Der Bilòͤung des Geiſtes iſt oͤie Erziehung des Körpers an die Seite getreten. Mit der Be⸗ geiſterung eines jugenoͤlichen Volkes haben wir den Gedanken oͤes Sports aufgegriffen und uns zur erſten Reihe der ſporttreiben⸗ den Nationen emporgekämpft. Im Jahre 1936 weroͤen wir uns mit oͤen Völkern der Erde meſſen uno ihnen zeigen, welche Kräſte die Joͤee der deutſchen Volksgemeinſchaft auszulsſen imſtande iſt. Deutſchland hat nie kriegeriſchen Ehrgeiz beſeſſen, ſondern ſeinen Ruhm im frieoͤlichen Ringen der Kationen geſucht. Für den Wettſtreit der Olympiſchen Spiele 1936 ſoll ſich Deutſch⸗ lanòs Jugend in en kommenden Monaten mit aller Kraft rüſten. Das kommende Jahr wird das Jahr der olympiſchen Schulung ſein. dr. Frick Reichsminiſter des Innern Dr. Goebbels Keichsminiſter für Volksaufklärung und Propaganda von Tſchammer und Oſten Reichs ſportführer bruſt oder Schulterblatt, 3 große Zwiebeln, man in dünne Scheiben. Die Zwiebeln werden aus und belegt ihn mit einer Schicht Hammel der Zwiebeln und Kartoffelnſcheiben, würzt wieder eine Schicht Fleiſch folgen und fährt ſträußchen hinein und kocht alles bei gelindem mit einigen Tropfen Maggi's Würze. — Bekanntmachung. Betr.: Den Verkauf von Kartoffeln. den Selbſtverkauf von Kartoffeln durch die Landwirte freigegeben. Der Landwirt kann nunmehr ſeine Kar— toffeln zum Erzeugermindeſtpreis an jeden Verbraucher liefern. Viernheim, den 13. November 1934. Bürgermeiſterei: Bechtel. Untererhebſtelle 5 Der Zahltag am Mittwoch, den 14. No⸗ vember fällt aus und wird ausnahmsweiſe an Donnerstag, den 15. November, vor⸗ und nachmittags abgehalten. Weiter ſind am Frei tag und Samstag vormittags Zahltage. Kirchner. ö mit Salz und nicht zu wenig Pfeffer, läßt fort wie oben. Jetzt gießt man ſoviel Waſſet 5 zu, daß das Ragout bedeckt iſt, legt das Würze Feuer, bis Fleiſch und Kartoffeln weich ſind. Beim Anrichten verfeinert man die Soße noch Auf Veranlaſſung des Reichskommiſſars für Preisüberwachung hat der Reichsnährſtand nanz⸗ und FPriſches Hammelragout.(Für Perſonen.) Zutaten: 1 Pfund Hammel 8 Kartoffeln, 1 Kaffeelöffel Maggi's Würze, 1 ſtarkes Würzſträußchen, 50 Gramm Butter, Pfeffer oder Paprika, Salz. Zubereitung: Man ſchneidet das Fleiſch in gleichmäßige,. nicht zu große Stücke. Die Kartoffeln ſchneidet gehackt. Den Boden einer flachen, nicht u großen Kaſſerolle ſtreicht man mit Butter fleiſch. Darüber ſtreut man den dritten Tel Sener Tabtblen— Viernheimer Nachrichten) Viernheimer Zeitung eint tä lich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 140 Wit frei us Haus gebracht.— Gratis⸗Beilagen; wöchentlich den„Illuſtrierten Wandk ag“, halbmonatlich die„Heimatblätter“, zweimal jährlich den Fahrplan und den 18755— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. bei den Boten Aelteſte Tageszeitung am Platze— Erfolgreiches Inſertionsorgan recher 117.— Telegr.: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Frankfurt 2a Main Verantwortlich für den Anzeigenteil! Joh. Martin, Viernheim- Finzel-Berkauf der Zeitung von der Geſchäftsſtelle 5 Pfg., Samstags⸗Ausgabe 10 Pfg. Nr. 264 Wirtſchaft und Staat Als Re tsbericht über die Fi⸗ 0 e ca ft voi des neuen Staates und zugleich als eindring⸗ licher Appell an das Inland und Ausland darf eine Rede angeſprochen werden. die der Reichsfinanzminiſter Graf Schwerin von Kroſigk in Aachen hielt. Der Miniſter erin⸗ nerte an die Scheinkonjunktur, die mit Hilfe der Auslandskredite erzeugt wurde. und an den großen Fehler, daraus nicht die Reſerve zu ſchaffen für die Kriſenzeit, die in dem Augenblick kommen mußte, in dem die Kre⸗ dite nicht mehr floſſen. Die dann folgende Droſſelung der Ausgaben verringerte nicht nur alle Einnahmen, ſondern erhöhte auch die Ausgaben für die Arbeitsloſigkeit und ſchädigte die Steuermoral. 55 Die erſte Wende dieſer Politik kam Ende Januar 1933, als man die Sicherung des Haushaltes aufbaute auf das Vertrauen des Volkes. Praktiſch geſchah das durch Vermeh⸗ rung und Verſtärkung der öffentlichen Auf⸗ träge einerſeits und den Anreiz zur Vermeh⸗ rung der Privataufträge andererſeits. Auch das zuſätzliche Arbeitsbeſchaffungsprogramm ſei nicht eine künſtliche, ſondern eine echte Arbeitsbeſchaffung geweſen. Mit Nachdruck wies der Miniſter auf die Notwendigkeit hin, die Arbeiterſchaft, die am ſtärkſten den Wir⸗ kungen vonKriſen ausgeſetzt ſei, durch Sied⸗ lung kriſenfeſt zu machen. Für die Belebung der privaten Initiative nannte der Miniſter zahlreiche Beiſpiele, u. a. die Steuererleich⸗ terungen und die Eheſtandshilfe. Wenn das neue Einkommenſteuergeſetz nicht überall volle Zufriedenheit hervorgerufen habe, ſo ſei das zu verſtehen, aber jede Steuerſenkung habe ihre Grenzen. Hier liege die Grenze in der Vorbelaſtung der kommenden Jahre. Die Frage, woher das Geld für die Fi⸗ nanzierung der Arbeitsbeſchaffung genom⸗ men würde, beantwortete der Miniſter da⸗ hin, daß es in Wechſeln von den Sparkaſſen und Banken, u. a. auch von der Reichsbank gegeben worden ſei. Die Einlöſung dieſer Wechſel belaſte zwar die kommenden Jahre, aber abgeſehen davon, daß im Jahre 1933 gar keine andere Wahl gegeben war, ſei es eine einfache Rechnung, zu beweiſen, daß die Rückzahlung der Wechſel durch die Er⸗ ſparniſſe aus Aufwendungen aus Arbeits- loſenhilfe und Steuermehreinnahmen aus der Wirtſchaftsbelebung geſichert ſei. Auf dem Gebiete der Finanzwirtſchaft werden wir beſtimmt nicht Pleite gehen, erklärte der Miniſter, machte aber auf Ge⸗ fahrenherde aufmerkſam. Es ſei ſelbſtver⸗ ſtändlich, daß die Deckung des neugeweckten Mehrbedarfs auch eine vermehrte Einfuhr von Rohſtofen erfordere. Deutſchland, das größte Induſtrieland, ſei durch das Verſailler Diktat das rohſtoff⸗ ärmſte Land und damit kapitalärmſte Land geworden. Wir haben ſtets unſeren Gläu⸗ bigern geſagt: Wir wollen zahlen, laßt uns zahlen mit dem, was Deutſchland lei⸗ ſten kann, mit Waren und mit Dienſten. Aber Waren von Deutſchland abzulehnen und gleichzeitig Bezahlung von Deutſchland fordern, das ſei ein wirtſchaftlicher Irrſinn. Vorläufig bleibt uns nichts weiter übrig, als den bisherigen Weg zu gehen: jeden Verſuch zu machen, unſere Ausfuhr zu för⸗ dern und die Einfuhr einzuſchränken. Dabei bat der Miniſter ein Wort nicht an⸗ zuwenden, das er haſſe, das Wort: Erſatz— ſtoffe. Was wir ſelbſt erzeugen, ſind nicht Erſatzſtoffe. Ebenſo wenig wie der Rüben⸗ zucker ein Erſatzſtoff war für den Rohr⸗ zucker. Der neue Deviſenplan wird zweifel⸗ los Schwierigkeiten bereiten, niemals aber fühlbaren Mangel bringen, wenn nicht das deutſche Volk ſelbſt die Nerven verliert. Hamſtereti würde nur zur Preistreiberei führen. Daß die Regierung jeder. Preis⸗ treiberei ſcharf entgegentritt, hat ſie durch die Ernennung Dr. Goerdelers zum Preis⸗ kommiſſar und durch deſſen Sofortmaßnah⸗ men bewieſen. Alle dieſe Finanz⸗ und Wirt⸗ ſchaftsmaßnahmen der Regierung bedeuten nicht das Ende der freien Wirtſchaft. Der Staat ſchreibt nicht ſedem Betrieb die Ein⸗ zelheiten ſeines Handelns vor, ſondern er 5 nur die Richtlinien. Je ſtärker ein 5 115 umſo weniger hat er es nötig, Staatszi ſtarker, ehrbarer Staat ft zu treiben. Darum iſt un⸗ jernheimer Anzeiger Glennbeler Burger. 2d. W 1 5 11geſpaltene Millimeter⸗ gelle Pfennig, Reklame Pfennig. Anzeigenpreiſe: Die 128 0 8 fal 2 05 bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß mittags 8 Uhr, gtoßete Artikel einen Tag vorher.— Annahme von An ate und Notizen vor⸗ zeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes latzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Moglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme 55 9 5 8 80 den Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Geſchäftsſtelle: A Mittwoch, den 14. November 1934 Paris, 14. November. Die innerpolitiſchen Vorgänge in Frank⸗ reich haben keinen Einfluß auf die Regſam⸗ keit der franzöſiſchen Außenpolitik aus⸗ geübt. Außenminiſter Laval empfing den ſowjetruſſiſchen Geſchäftsträger Roſenberg, Er hatte außerdem eine Beſprechung mit dem franzöſiſchen Botſchafter in Rom, de Chambrun, dem franzöſiſchen Geſandten in Wien und dem franzöſiſchen Geſandten in Belgrad. Bei der Unterredung zwiſchen Laval und dem ſowjetruſſiſchen Geſchäftsträger iſt, wie Havas berichtet, zweifellos auch die Frage des Oſtpaktes einer eingehenden Prüfung unterzogen worden. Im Außenminiſterium ſei eine Note in Vorbereitung, die demnächſt nach Warſchau abgehen werde. Dieſes klärte Herr von Ribbentrop, er habe über den Gegenſtand ſeiner Unterredung keiner lei Mitteilung zu machen. Wie Reuter mel— det, werden nunmehr auch in amtlichen eng⸗ liſchen Kreiſen die in verſchiedenen auslän⸗ diſchen Blättern aufgetauchten Vermutun⸗ gen über den Zweck von Herrn von Ribben⸗ trops Beſuch in London als unzutreffend bezeichnet. Erklärungen Ribbentrops Nach ſeiner Unterredung mit Eden wurde Herr von Ribbentrop von einem Vertreter des Reuterbüros darnach gefragt, Schriftſtück ſolle der polniſchen Regierung die Aufnahme der ſchriftlichen Erklärung, die der polniſche Außenminiſter Beck dem damaligen franzöſiſchen Außenminiſter Barthou in Genf überreicht hat, in Paris zur Kenntnis bringen. Der Meinungsaustauſch zwiſchen Laval und dem franzöſiſchen Botſchafter in Rom galt— wie Havas weiter erklärt 05 dem geſamten franzöſiſch⸗italieniſchen Fragengebiet, in das natürlich auch die ita⸗ lieniſch⸗ungariſche Annäherung hineinſpielt. Es habe ſich um die kritiſche Würdigung der Annäherungsverhandlungen gehandelt, die in der Romreiſe Lavals ihre Krö⸗ nung finden ſollen. 75 Zu der Unterredung des franzöſiſchen Ge⸗ ſandten in Belgrad, Naggiar, mit Außen⸗ miniſter Laval berichtet die jugoſlawiſche Zeitung„Prawda“ aus Paris, daß Nag⸗ giar den Außenminiſter über die zwiſchen⸗ ſtaatlichen Folgen des Marſeiller Königsmordes und über den Standpunkt Südfſlawiens un⸗ terrichtete. Das Blatt teilt ferner mit, daß Laval und der Belgrader Geſandte auch über die Art verhandelt hätten, wie der Mar⸗ ſeiller Anſchlag vor den Völkerbund zu bringen ſei. 0 Nach Berichten aus Belgrad haben ſich in Agram Z wiſchenfälle ereignet, die zwar an ſich ohne großen Belang ſind, aber doch als kennzeichnend für die Zuſpitzung des italieniſch-füdſlawiſchen Gegenſatzes angeſprochen werden dürften. Wie bekannt geworden war, hatten die nationalen Orga⸗ Berlin, 14. November. Im Reichsgeſetzblatt wird eine Verord- nung des Keichskommiſſars für Preisüber⸗ wachung, Dr. Goerdeler, über Preisbindun⸗ gen und gegen Verteuerung der Bedarfs- deckung veröffentlicht. Im Paragraph 1 iſt ſie im weſentlichen eine Wiederholung der vom Herrn Reichs⸗ wirtſchaftsminiſter erlaſſenen Verordnung vom 16. Mai 1934. Sie beſtimmt in Para⸗ graph 1, daß Verbände und andere Zuſam⸗ menſchlüſſe öffentlichen oder bürgerlichen Rechts Preiſe, Mindeſtſpannen, Höchſtnach⸗ läſſe und Mindeſtzuſchläge nur noch mit Einwilligung des Reichskommiſſars oder ſeiner Beauftragten feſtſetzen, verabreden, empfehlen oder zum Nachteil der Abnehmer des Kleinhändlers verändern dürfen. Paragraph 2 verbietet Erzeugern und Großhändlern, ohne vorherige Einwmilli⸗ gung des Reichskommiſſars Kleinhandelspreiſe feſtzuſetzen oder zum Nachteil der Abneh⸗ mer zu verändern. Damit wird der unbe⸗ grenzten Herausgabe neuer Marken⸗ artikel ein Riegel vorgeſchoben. Der Reichskommiſſar wird die Genehmigung für neue Markenartikel nur erteilen, wenn die Ware hinreichende Qualität für einen mar⸗ kenwürdigen Schutz aufweiſt und die Preis⸗ ſtellung in allen Teilen angemeſſen iſt. Paragraph 3 unterſagt, den Weg der Ware vom Erzeuger zum Verbraucher durch Einſchaltung volkswirtſchaftlich entbehrlicher Zwiſchenſtellen aller Art zu erſchweren, zu verlangſamen niſationen und Vereine in Agram die Ab⸗ ſicht, vor dem italieniſchen Konſulat große Kundgebungen gegen den Abſchluß des Ver⸗ 12. November 1920 zwiſchen Italien und den von Seiten Südſlawiens Fiume als Freiſtaat anerkannt werden mußte. Die Po⸗ lizei war jedoch in Bereitſchaft und erſtickte die Kundgebungen ſchon im Keime. Die De⸗ monſtranten zogen daraufhin vor das franzöſiſche und das deutſche Kon⸗ ſulat, wo ſie ihre Veranſtaltung unter Hochrufen auf Deutſchland und auf Frank⸗ reich und Schmährufen auf Italien abhiel⸗ ten. In politiſchen Kreiſen erregt der Um⸗ ſtand, daß auch vor dem deutſchen Konſulat Sympathiekundgebungen ſtattgefunden hat⸗ ten, großes Aufſehen. Ribbentrop bei Sir Simon Empfang im engliſchen Außſenminiſterium. London, 14. November. Herr von Rbbentrop wurde im engliſchen Auswärtigen Amt vom Staats⸗ ſekretär Sir John Simon empfangen, der bei dem Beſuch Herrn von Ribbentrops am Vortage nicht hatte anweſend ſein können. Staates eine freie, Sir John Simon dauerte etwa 45 Minuten. trages von Rapallo zu veranſtalten, der am Südflawien unterzeichnet wurde und durch Der Beſuch Herrn von Ribbentrops bei s Auswärtigen Amts er⸗ N oder zu verteuern. Damit ſoll ſelbſtver⸗ ſtändlich nicht die volkswirtſchaftlich not⸗ wendige Funktion des großen Einzelhan⸗ dels angetaſtet werden. Sie iſt im Gegen⸗ teil unentbehrlich. Wenn jeder Verbraucher ſeinen ganzen Warenbedarf bei den verſchie⸗ denen Erzeugern decken würde, würde er ein Mehrfaches ſeines Einkommens ver⸗ reiſen müſſen. Betroffen werden ſollen hiermit aber diejenigen Zwiſchenſchaltun⸗ gen auf dem Wege der Ware vom Erzeuger zum Verbraucher, die entbehrlich ſind und irgendeine volkswirtſchaftlich berechtigte und nützliche Wirkung nicht mehr haben. Da⸗ Geld aus der Sowjetunion Au nerregende Jeſtſtellungen bei Haus- 18 ſuchungen in Barcelona. Madrid, 14. November. Bei Hausſuchungen in Barcelona hat die Polizei Schriftſtücke beſchlagnahmt. Anker dieſen befinden ſich Scheckabſchnitte, aus de⸗ nen hervorgehen ſoll, daß die kataloniſchen Aufſtändſſchen bedeutende Geldunterſtützun⸗ gen aus der Sowſetunion bezogen haben. In Valencia wurden von unbekann⸗ ten Tätern zwei Bombenanſchläge verübt, wobei das Verſammlungslokal einer rechts⸗ eee Vereinigung und die Wohnung olf Hitlerſtr. 86, Schriftleitung, Druck u. Verlag: J. Martin, Viernheim 51. Jahrgang Alte und neue Partner Frankreichs außenpolitiſche Sorgen— Kommt der Marſeiller Känigsmord vor den Völkerbund?— Die Spannungen in Südosteuropa ob es ſtimme, daß er die Frage einer Rück⸗ kehr Deutſchlands in den Völkerbund und in die Abrüſtungskonferenz angeſchnitten habe, wobei er die Bedingung geſtellt hätte, daß Deutſchland von den Militärklauſeln des Verſailler Vertrages entbunden würde. Ribbentrop erklärte, er wiſſe davon nichts, wahrſcheinlich handele es ſich bei dem Ge⸗ rücht um ein Phantaſie-Erzeugnis. Deutſch⸗ land wünſche eine europäiſche Solidarität und eine Zuſammenarbeit auf der Grund⸗ lage der Gleichberechtigung aller. Nur eine ſolche Zuſammenarbeit könne die Kriſe be⸗ ſeitigen. Der Weg der Ware zum Verbrau Neue Preisbindungen und ungerechtſertigter Marlenſchutz unterbunden mit auch hier keine Unklarheiten in der Praxis entſtehen, hat ſich der Reichskommiſ⸗ ſar die Entſcheidung darüber vorbehalten, ob die Zwiſchenſtelle im einzelnen Fall volkswirtſchaftlich entbehrlich iſt oder nicht. Einhaltung von Verträgen Nachträgliche Verſchlechterung von Jah- lungs- und Lieferungsbedingungen unzu- läſſig. Beim Reichskommiſſar für Preisüber⸗ wachung gehen täglich Klagen ein, daß bei Verträgen, die vor einigen Wochen oder Monaten feſt abgeſchloſſen ſind, der Ver⸗ käufer jetzt die Lieferung nur zu erhöhtem Preis oder zu ſonſtigen verſchlechterten Lie⸗ ferungs⸗- oder Zahlungsbedingungen aus⸗ führen will. 5 Es wird darauf hingewieſen, daß ein ſol⸗ ches Verhalten bei zu feſten Bedingungen abgeſchloſſenen Verträgen vollkommen rechtswidrig iſt und Einhaltung abgeſchloſſener feſter Verträge zu den ſelbſtverſtändlichen Ge⸗ pflogenheiten eines ehrbaren Kaufmanns gehört. 1 Auch Verbände, die Preiſe beſtimme haben, haben häufig verſucht, auf ihre Ver⸗ bandsangehörigen einen Druck dahin aus— zuüben, daß ſelbſt ſolche Waren zu den neuen höheren Preiſen abzuſetzen ſind, die noch zu einer Zeit eingekauft ſind, als Preisbindungen oder Auflagen nicht be— ſtanden. Es wird darauf aufmerkſam gemacht, daß nach Auffaſſung des Reichskommiſſars dieſe Verſuche,„All-Ware“ ſpäteren Preisbin⸗ dungen oder verſchärften Abſatzbedingungen zu unterwerfen, unzuläſſig ſind. Überſchrittene Höchſtyreiſe Stuttgart, 14. November. Das Wirtſchaftsminiſterium als württem⸗ bergiſche Preisüberwachungsſtelle hat die Läden mehrerer Stuttgarter Metzgermeiſter vorläufig auf die Dauer von vier Tagen ge⸗ ſchloſſen. Eine Nachprüfung hat ergeben, daß verſchiedene Metzgermeiſter die feſtge⸗ legten Höchſtpreiſe nicht einhalten. C ²˙ ö. ͤ Krawalle in Merxilo Mexiko, 14. November. In der im Staate Puebla gelegenen Ort⸗ ſchaft Atlixo kam es zwiſchen zwei feind⸗ lichen Arbeitergruppen zu einer wilden Schießerei, bei der eine Perſon getötet und elf weitere verletzt wurden. Einwohner des in der Nähe der Haupt⸗ ſtadt Mexiko liegenden Dorfes Acaſete über⸗ fielen nachts eine Dorfbewohnerin und de⸗ ren Tochter, die ſich im ſozialiſtiſchen Sinne betätigt hatten. Die empörten Dorfbewoh⸗ ner verſammelten ſich unter Glockengeläute, drangen in die Wohnung der Frauen ein eines Pfarrers ſchwer beſchädigt wurden. und töteten ihre Opfer durch Steinwürfe. ee Das deulſche Nechtsbewublſein Göring auf der Saarkundgebung der Akademie für deutſches Neiht Berlin, 14. November. Im feſtlich geſchmückten großen Sitzungs⸗ ſaal des Berliner Rathauſes begann die fünfte Vollſitzung der Akademie für deut⸗ ſches Recht, die eine beſondere Bedeutung durch die damit verbundene Saarkund⸗ gebung und die große Rede des preuß ſchen Miniſterpräſidenten Hermann Göring über die Rechtsſicherheit als Grundlage der Volksgemeinſchaft erhielt. Man ſah u. a. den Reichsaußenminiſter Freiherrn von Neurath, den Reichsfinanzminiſter Graf Schwerin⸗Kroſigk, Finanzminiſter Dr. Po⸗ pit, ſächſiſche, württembergiſche, thürin⸗ giſche und braunſchweigiſch« Staatsminiſter, eine Reihe vonStaatsſekretären, den Reichs⸗ organiſationsleiter Dr. Ley, den Reichs⸗ jugendführer von Schirach, der Führer der deutſchen Wirtſchaft, Graf von der Goltz u. a. m. Von ausländiſchen diplomatiſchen Vertretungen waren der amerikaniſche Bot— ſchafter, der bulgariſche Geſchäftsträger, die Geſandten von Bolivien, Irland und Schweden, der Geſchäftsträger von Nicara— gua und Vertreter des italieniſchen Bot⸗ ſchafters und des niederländiſchen Geſand— ten erſchienen. Reichsjuſtizkommiſſar Dr. Frank führte in ſeiner Begrüßungsanſprache u. a. aus, die Akademie für deutſches Recht ſei das ſtolze Inſtrument des ſtolzen Rechtswillens des Nationalſozialismus und damit ein In— ſtrument des Friedenswillens des Führers. Das Recht Deutſchlands auf die Saar ſei das unabdingbare, von keinem Vertrag und keiner Machtanwendung zu erſchütternde ewige Naturrecht wie das der Mutter auf ihr Kind. Der preußiſche Miniſterpräſident Reichs— miniſter General Göring nahm ſodann, mit herzlichem Beifall begrüßt, das Wort zu dem Thema:„Die Rechtsſicherheit als Grundlage der Volksgemeinſchaft.“ Görings Nede Miniſterpräſident Göring führte aus: Wenn ich heute vor der Akademie für deutſches Recht einige Ausführungen mache, ſo bitte ich Sie, darin ein ſtarkes und feſtes Bekenntnis zum Recht als Grund— lage der Rechtsſicherheit, beſonders als Grundlage der Volksgemeinſchaft zu erblik— ken. Ich glaube, ſagen zu dürfen, daß in der kurzen Zeitſpanne, wo ich durch das Vertrauen des Führers die Ehre habe, an der Spitze Preußens zu ſtehen, ich mich bemüht habe, jenes Rechtsempfinden und jene Rechtsſicherheit wieder herzuſtellen, die aufs Tiefſte erſchüttert geweſen ſind, als wir zur Macht gekommen waren. Auch wir Nationalſozialiſten erkennen die Bedeutung des Rechtes für das im Staat geordnete Juſammenleben der Volksgenoſ— ſen durchaus. Aber wir gehen dabei von einer nakürlicheren Tebens- und Staatsauf⸗ faſſung aus. Das Primäre für uns iſt nicht der Einzelne, ſondern die Gemeinſchaft aller Volksgenoſſen. Deshalb nennen wir uns Sozialiſten. Der Staat muß dafür ſorgen, daß die Geſetze richtig erfüllt und ſachge⸗ mäß gehandhabt werden, er muß jedem Gliede der Volksgemeinſchaft, jedem Volks- genoſſen die ordnungsmäßige und zweckent⸗ ſprechende Anwendung der Geſetze, das heißt den Schutz der Geſetze, garantieren. Das aber iſt Rechtsſicherheit. Die Rechtsſicherheit iſt daher die Grund⸗ lage jeder Volksgemeinſchaft. Das gilt ganz beſonders für den nationalfezialiſti⸗ ſchen Staat. Dieſe Lebensform beruht nicht auf Furcht und Bedrückung und ſteht gera⸗ de um deswillen im Gegenſatz zu Deſpokismus und Willkür. Ihre Grundlage iſt die wechſelſeitige Treue zwiſchen Führer und Gefolgſchaft. Es kann aber nicht in Betracht kommen, datz der na⸗ tionalſozialiſtiſche Staat ſeine Organe, ſeine Machtmittel einſetzt, um den in ſeinem Tun zu ſchützen, der etwas begehrt und erſtrebt, was der Volksgemeinſchaft ſchädlich iſt. Der Hauseigentümer, der unbarmherzig und ſkrupellos arme Volksgenoſſen um Nichtig— keiten willen obdachlos macht, hat den Schutz des Staates in dieſem ſeinem Treiben ver— wirkt, denn er verſtößt gegen die Grundge— ſetze der Volksgemeinſchaft, ſelbſt wenn er in ſeinem Tun den Schein eines Geſetzes— paragraphen für ſich hat. Jeder Einzelne der Gefolgſchaft hat den Unſpruch auf Schutz der Geſetze, aber auch nur, ſolange er ſich in der Volksgemeinſchaft als wirklicher Volksgenoſſe im wahrſten 79 800 dieſes ehrenumkleideten Wortes be⸗ wegk. Der Deutſche iſt von jeher ein rechtlich denkender und fühlender Menſch geweſen. So hat gerade der Deutſche ſtets und zu allen Zeiten eine tiefe und leidenſchaftliche Sehnſucht nach Gerechtigkeit ge⸗ habt. Wir wiſſen, daß wir dieſe Sehnſucht niemals abſolut erfüllen können; denn wir ſind Menſchen. Aber wir dürfen niemals unterlaſſen, in allen unſerem Tun und Han⸗ deln die abſolute Befriedigung dieſer Sehn⸗ ſucht anzuſtreben. Untragbar aber iſt es für jede geſunde, natürliche Volksgemeinſchaft, wenn der ein⸗ abe anſtändige Volksgenoſſe das Gefühl aben müßte, er ſei gegen gewiſſe Angriffe ſchuglos, ſeine Sicherheit liege in der willkürlichen Entſcheidungsgewalt Unbefugter. Das be⸗ deute nicht Volksgemeinſchaft, ſondern Will⸗ kürherrſchaft. Ich habe darum bereits im März d. J. unnachſichtig und ohne Anſehen der Perſon durchgegriffen, als ich Nachricht davon bekam, daß z. B. in Stettin un⸗ ſchuldigen Menſchen auf Grund haltloſer Verdächtigungen ſchweres Unrecht zugefügt wurde. Kein doppeltes Necht Vor allem aber iſt es unmöglich, daß in der Anwendung des Geſetzes, das gegen⸗ über dem einen Teil der Volksgemein⸗ ſchaft ordnungsmäßig gehandhabt wird, vor einem anderen Teil Halt ge⸗ macht wird, daß ein Teil der Volksgenoſſen vor dem Geſetz eine bevorzugte Stellung ge⸗ nießt. Ein ſolcher Zuſtand würde eine un⸗ überbrückbare Kluft zwiſchen dieſen Volks⸗ genoſſen und dem übrigen Teil des Volkes ziehen, er würde den Todeskeim für jedes Recht, aber auch für jede Volksgemein⸗ ſchaft bedeuten. Meine Herren Juriſten, wir haben geſe⸗ hen. wie gerade im Privatrecht unerhör⸗ te Rechtsbrüche vorgekommen ſind. Gehen Sie in das Volk hinaus und fragen Sie, ob das heutige Privatrecht, das aus kapitaliſtiſcher Einſtellung heraus geworden iſt, nicht den ſchwachen Kleinen ſchützt, ſon⸗ dern dem Ausbeuter das Recht zuſichert. Hören Sie ſich die homeriſchen Geſänge der 1 Anwälte an, und Sie werden verſte— en, was Recht und was Verdrehung darſtellt. Ein geſundes und klares Recht muß von dem Einzelnen eigentlich ſelbſt vertreten werden können, zur Vertretung des wahr— haften Rechts bedarf es eigentlich nicht des Anwalts. Recht wird Unrecht Meine Herren, es können Umſtände ein— treten und vorliegen, durch die die Anwen— dung der ordentlichen Geſetze geradezu zu ſchwerem Unrecht führen kann. Aber von den mit der Strafrechtspflege im weiteſten Sinne betrauten Organen der Gemeinſchaft muß in derartigen Fällen erwartet werden, daß ſie den Stellen, die hier im Wege der Gnade Ausgleich ſchaffen können. Gele⸗ genheit geben, darüber zu befinden. So habe ich es beiſpielsweiſe als Unrecht empfunden, daß man Männer nach den Be⸗ ſtimmungen der für normale Zeiten geſchaf⸗ fenen Geſetze be- und verurteilte, die in den erſten Monaten nach der Machtübernahme aus ehrlichem kämpferiſchen Wollen für die nakionalſozialiſtiſche Revolution gegen die beſtehenden Geſetze verſtoßen hallen. Der Führer hat den Zuſtand der Revo⸗ lution inzwiſchen für beendet erklärt. Er hat in ſeinem Amneſtiegeſetz vom 7. Auquſt 34 noch einmal in hochherzigſter Weiſe Gnade geübt. Wer ſich fetzt gegen die Geſetze des Staates vergeht, handelt gegen den Wil⸗ len des Führers, handelt gegen die Bewegung, gegen den Staatsgedanken und gegen unſere Weltanſchauung. Er verletzt damit die heilige Treuepflicht gegenüber dem Führer. Reihtstat in höchſter Not Wohin es führt, wenn wir dieſes Geſetz vergeſſen, das haben uns die Ereigniſſe, die wir in der Mitte dieſes Jahres er⸗ leben mußten, mit erſchütternder Deutlichkeit gezeigt. Die harte und entſchloſſene Tak des Füh⸗ rers war auch deshalb erforderlich, um eine Zerſtörung der Rechtsſicherheit zu vermeiden Die Schiller⸗Gedenkfeier in Weimar. Den Höhepunkt der Feier Deutſchen Nationaltheater. der Ehrenloge von links und damit die bedrohte Voltsgemeinſchaſſ zu rekten. a f 1 1 Meine Herren, wie iſt diele vielleicht größte Rechtstat vom Auslande miß⸗ verſtanden worden! Wie hat man zu er⸗ klären verſucht, hier habe Willkür geherrſcht, hier ſei ohne ordentliche Gerichte verurteilſ worden. Meine Herren, für das deutſche Volk iſt das erledigt durch das Wort des Richters in dieſer Stunde, des Führers, der erklärt hat: Zn dieſer Stunde der höchſten Gefahr ſei er allein der vom Volke gewählte Jührer, oberſter und alleiniger Gerichks⸗ herr der deulſchen Nation. Das Aufatmen des ganzen Volkes, ſeine Zu⸗ ſtimmung, ſeine dem Führer bezeugte glü⸗ hende Begeiſterung in jenen Tagen, ſprachen ein beredtes Zeugnis für das Rechtsempfin⸗ den des Volkes, als alle anderen Dinge je vermocht hätten. Kein Mißbrauch! Darum bitte ich auch hier noch einmal die Herren Richter und Staatsanwälte. gerade die heutige Lage mit einem beſonderen Takt zu behandeln Sie müſſen auf der einen Seite das unerbittliche Recht ſprechen laſſen, auf der anderen Seite darf die Ihnen durch unſere Autorität gegebene Machtſtellung nicht mißbraucht werden um, wie es bei Richtern, die innerlich die Volksgemeinſchaft des nationalſozialiſtiſchen Staates nicht an⸗ erkennen wollen, vorgekommen iſt, die ſchwerſten Härten des Geſetzes in Sonder— heit gegen Nationalſozialiſten ſprechen zu laſſen. Wenn erſt in das Emp⸗ finden des Volksgenoſſen das Gefühl kommt, daß er wie in früheren Zeiten unter einem Brüning und Gröner deshalb erneut und er⸗ ſchwert verfolgt wird, weil er Nationalſozialiſt iſt, dann hat das ſelbſtverſtändlich mit Recht nichts mehr zu tun, und mag zehnmal die äußere paragraphenmäßige Form hier Recht ſprechen, mag zehnmal der Richter ſagen: geſetzmäßig bin ich gezwun⸗ gen, die Höchſtſtrafe auszuſprechen, wenn leder das Empfinden hat, daß dieſes Recht ein Fauſtſchlag ens Geſicht des wah⸗ ren Rechtsempfindens des Volkes iſt.(Leb⸗ hafter Beifall). Hier muß ich betonen: Gerade bei den Richtern und Staatsanwälten lieat es, Hand in ſich trägt. 0 Keine ſalſche Milde trauen und hilfbereites Verſtehen jedes Ein⸗ zelnen gegenüber dem Volksgenoſſen. Falſche Milde, falſche Humanität ſorgen nur dafür, Rechtsbegriffe und Rechtsſicher. heit zu unterwühlen. Falſche Milde hat zu allen Jeiten die Rechtsſicherheit zerſtört und den Skaat ſelbſt untergraben. Entſpricht es dem Rechtsempfinden, der Rechtsſicherheit, wenn Raubmörder dem Steuerzahler noch weiter zur Laſt fal; len ſollen, wenn ſie— gänzlich unſinnig, da ſie ja doch nicht wieder in die Volksgemein⸗ ſchaft eintreten können— nun ewig hinter Gittern leben ſollen? Ich habe daher vom erſten Tage an rückſichtsloſen Kampf und Vernichtung allen denen angeſagt, die aus Selbſtſucht und aſozialem Treiben die Ge⸗ 1 und ihre Glieder gefährden und ören. Ich habe grundſätzlich dort die Begna⸗ vegoſ verweigert, wo Menſchenblut vergoſſen war, wo gemordet worden war. Und der Erfolg?— Sehen Sie ſich die Statiſtik durch, vergleichen Sie einmal die Raubmorde vor unſerer Machtergreifung und danach— und Sie werden erkennen können. daß in einem Monat im Jahre 1932 allein in Berlin me hr Raubmorde geſchehen waren als im ganzen Jahre 1933 im geſamten Preußen. Ich meine, das ſpricht eine deutliche Sprache Wir Nationalſozialiſten haben kein Ver⸗ ſtändnis für überſpitzte Rechtstüfteleien. Wir bezeichnen es nicht als Rechtsſicherheit, wenn der Staat ſeine Organe und ſeine Machtmit⸗ tel denen treulich zur Verfügung ſtellt, die unter dieſem Recht ihn und ſeine Zwecke bekäm pfe n wollen. Das iſt für uns je⸗ denfalls nicht Rechtsſicherheit, ſondern Ver⸗ brechen am Volk und ſeiner Gemein⸗ ſchaft. Im Kampfe gegen falſches Recht und Rechkloſigkeit hal Adolf Hiller d 1 Keich geſchaffen. r das Dritte Die Goslarer Sondertagungen Nationalſozialiſtiſche Kreditpolitit und Marltregelung Goslar. 14. Nov. Von den weiteren Sondertagungen in Goslar verdient die der ſtellvertretenden Vorſitzenden der Bezirksausſchüſſe für Agrar⸗ kredit beſondere Erwähnung. In ihr wurden die mit der Neugeſtaltung des deutſchen Bankweſens zuſammenhängenden Fragen vom Stabsabteilungsleiter Dr. Artur Herr⸗ mann einer kritiſchen Prüfung unterzogen. Eine formelle Sozialiſierung müſſe vom te Dr. Herrmann den Reichsbankpräſidenten Den. f zum 175. Geburtstag Schi in Weimar bildete der Staatsakt der e 5 1 Bild ſehen wir in 8: Goebbels, den Führer und Rei nationalſozialiſtiſchen Standpunkt aus abge⸗ lehnt werden; ſie ſei aber im übrigen auch garnicht notwendig, weil die deulſche Bankwirkſchaft bereits„ein öffentliches Bankweſen“ auf⸗ weiſe, da ſie landſummenmäßig etwa zwei Drittel des geſamtenBankweſens umſpanne Ueber die Neugeſtaltung des Erbhofkre⸗ dites könnten im Augenblick Eingelheiten noch nicht geſagt werden. Zum Schluß zitier⸗ Dr. Schacht, der in ſeiner Schrift„Grund⸗ ſätze nationaler Wirtſchaftspolitik“ erklärte, daß Deutſchland„unter keinen Umſtänden Reichsminiſter Dr. 0 ſeine landwirtſchaftliche Grundlage verlieren“ dürfe, ganz gleich, ob andere Länder ihre Agrarerzeugniſſe billiger herſtellen könnten oder nicht. Auf der Sondertagung der Beauftragten für die Abſatzregelung von Karkoffeln und Gartenbauerzeugniſſen ſtellte der Reichsbeauftragte für die Rege⸗ lung des Abſatzes von Kartoffeln und Gar⸗ tenbauerzeugniſſen als Leitmotiv heraus, daß Marktregelung nicht zu Gunſten irgend⸗ einer Schicht im Volke geſchaffen worden ſei, ſondern daß das Ziel der Marktregelung ſei, dem Erzeuger den unbedingt notwendigen Preis, dem Handel und Be⸗ und Verarbeiter die unerläßliche Spanne und dem Verbrau⸗ her einen gerechten, ſeinem Lebensſtandard angemeſſenen Preis zu ſichern. „Zum Schluß konnte der Reichskommiſſar für die geſamte Marktregelung und Führer des Verwaltungsamtes, Freiherr von Kanne, unter ſtarkem Beifall darauf hinweiſen, daß zu den großen Erfolgen der Marktregelung, die die beſte Nutzanwendung des National⸗ ozialismus in der Praxis ſei, auch der große Erfolg der Winterhilfe auf dem Gebiete der Rartoffelbelieferung zu rechnen ſei. Der Skandal von Nonen Jünf Verdächtige angeklagt. Paris, 14. November. Der Unterſuchungsrichter in Rouen hat Anklage wegen Beamtenbeſtechung und we⸗ en Betruges gegen den Direktor eines teinbruchunternehmens, Bever, gegen die beiden Brüder Leroux, gegen Frau Bever als Buchhalterin des Steinbruchunterneh⸗ nens und gegen den Aufſichtsbeamten Le⸗ aur vom Hoch⸗ und Tiefbauamt erhoben. Es handelt ſich um eine in der Preſſe be⸗ teits bekanntgewordene Betrugsangelegen⸗ heit, bei der angeblich 100 Millionen Fran⸗ zen bei den Flußbau⸗ und Damm⸗Arbeiten dei Rouen veruntreut worden ſein ſollen. der entlaſſene Angeſtellte, der Anzeige er⸗ tattet hatte, befindet ſich zurzeit in Luxem⸗ dzurg. Die fünf Angeklagten ſind in Frei⸗ heit gelaſſen worden. Katholischer Juriſtenkongreßz Rom, 14. Nov. Im päpſtlichen Palaſt Apollinari fand die feierliche Eröffnung des nternationalen katholiſchen Juriſtenkongreſ⸗ es durch den Kardinal Violeti, dem Präfek⸗ en der Seminar⸗ und Univerſitäts⸗Kongre⸗ jation, ſtatt. Kardinalſtaatsſekretär Pacelli hielt eine Rede über den Einfluß des Rechts zuf die Kultur der Völker. Unter den erſten Berichterſtattern befinden ſich die deutſchen Nünchenen Kubler⸗Erlangen und Wenger⸗ ö 8 tatthalter Sauckel. 5 8 7 Volksgemeinſchaft, meine Herren, verlangt f Selbſtloſigkeit; ſie verlangt aber auch Ver⸗ 15 5. 5 997 5 5 5 g 0 1 1 5 der chu der mieter ee AUmgeſtaltung des Vollſtreckungsrechles. Die Preſſeſtelle des Reichs⸗ und preußi⸗ schen Juſtizminiſteriums teilt mit:„Die Er⸗ örterungen über den Fall Köppen haben u. a. guch zu der Frage geführt, ob es in unſe⸗ rer Zeit noch erträglich ſei, daß ein Gläubi⸗ ger einen formal zu Recht beſtehenden Voll⸗ ſtreckungstitel, wie ihn hier der Räumungs⸗ vergleich bildete— um ein Urteil handelte es ſich nicht—, noch vollſtrecken darf, obwohl bei der beſonderen Notlage des Schuldners und der Geringfügigkeit ſeiner Schuld die Durchführung der Vollſtreckung geſundem Volksempfinden als grauſame Ungerechtig⸗ keit erſcheint. Dieſe Frage berührt die Grund⸗ lagen unſeres Vollſtreckungsſyſtems, das auf dem Gedanken aufgebaut war, daß der Gläubiger die ihm gegen den Schuldner ge⸗ währten Rechte innerhalb der ſtarren ge⸗ ſetzlichen Grenzen ohne jede Möglichkeit aus⸗ gleichenden behördlichen Eingreifens rück⸗ ſichtslos geltend machen durfte. Daß dieſer Grundſatz im nationalſozialiſtiſchen Staat zu beſeitigen iſt, bedarf keiner Ausführung. Die Geſetzgebung der letzten Jahre hat hier in ihren Vollſtreckungsſchutzvorſchriften auch be⸗ reits weſentliche Hilfe geſchaffen. Der Fall Köppen zeigt aber, daß bei Räumungsver⸗ gleichen noch immer Fälle entſtehen können, in denen eine unkontrolliert in die Hände des Gläubigers gelegte Vollſtreckung zu groben Unbilligkeiten führt. Um dieſe Lücke zu ſchlie— zen, legt der Reichsminiſter der Juſtiz der Reichsregierung einen Geſetzentwurf vor, wonach das Gericht Zwangsvollſtreckungs⸗ maßnahmen aufheben, unterſagen oder zeit⸗ weilig ausſetzen kann, wenn das Vorgehen des Gläubigers gegen den Schuldner nach geſundem Volksempfinden eine unbillige und ungerechte Härte für den Schuldner bedeu— tet.“ 30 ialpolitik auf neuen Wegen Als Dr. Ley in einem Aufruf der ſchaf⸗ fenden Bevölkerung von dem vollendeten Aufbau der Deutſchen Arbeitsfront und der Reichsbetriebsgemeinſchaften Kenntnis gab. wollten die Stimmen im Lande nicht ver⸗ ſtummen, die da fragten, welche praktiſche Bedeutung die künftige Tätigkeit der DA x und der Reichsbetriebsgemeinſchaften im beſonderen haben würde. Man nahm orga⸗ niſatoriſche Unvollkommenheiten in. unteren Gliederungen zum Anlaß einer höchſt un⸗ produktiven Kritik und überſah, daß in der Praxis der Sozialvertretungen ſich eine Entwicklung anbahnt, die eine Ueberwin⸗ dung klaſſenkämpferiſcher und intereſſenten⸗ bedingter Methoden darſtellt. In Kreiſen der Wirtſchaft ſchenkte man insbeſondere den Worten Dr. Leys Beachtung, die darauf hinwieſen, daß politiſche Leiter der Partei und Amtswalter der Arbeitsfront nicht als betriebsfremde Elemente im Sinne des Arbeitsordnungs⸗Geſetzes anzuſehen ſeien, daß vielmehr die Vertreter dieſer Organiſa⸗ tionen über den Zweifel der parteiiſchen Einſtellung erhaben ſeien. Man muß bei allen ſozialpolitiſchen Be⸗ trachtungen von der Tatſache ausgehen, daß in einem Wirtſchaftsbetrieb, und ſei er auch noch ſo muſtergültig, Streitfragen zwiſchen dem Unternehmer und ſeiner Gefolgſchaft auftreten. Der Weg, auf dem man nun be⸗ ſchlichten— nicht ö ſondern im Sinne der ſozialen Recht ſprechung—, iſt müht iſt, dieſen Streit zu im Sinne des Kompromiſſes, entſcheidend für das ſoziale Rechtsempfinden des geſamten Volkes überbaupt. ſowohl des DDD Urheberrechtsschutz: Fünf Türme- Verlag. Halle(Saale Der Zug jagte durch die Nacht. Die Lokomotive ſprühte Funken. Ihre Feueraugen bohrten ſich in die Dunkelheit. Die Achſen der Wagen ſangen ihr dumpfes Lied. „Vorwärts! Vorwärts!“ ſangen ſie.„Laßt alles zurück. Die Welt iſt groß, die Welt iſt vunt. Wir tragen euch vom Geſtern ins Heute, vom Heute zum Morgen! Laßt euch tragen. Wir laſſen die Menſchen und die Länder hinter uns. Tut ihr es uns gleich!“ Konſtantin lag in einem Schlafwagenabteil des Zuges München— Rom. Alles war ſtill. Nur und zu der Schlaſwagenſchaffner im Gange auf und ab. Konſtantin vermochte nicht zu ſchlafen. Die Melodie der Räder faſzinierte ihn diesmal wie ſo oft. Er hörte Worte darin. Stimmen und Melodien. Es war Marilkas Stimme, die ihn rief. Es war die Stimme der Mutter. Es war das melancholiſche Wiegenlied. Es klang über einſame Steppen und Dörfer. Es klang in ſeinem Traum. Endlich ſchlief er ein. Aber dieſer exquickender, ruhiger. Schwere Träume legten ſich über ihn. Er ſah ſich in einem Saal, der Blumenduft. Die Wände waren durchſichtiges Glas und hatten eine milde, blaue Farbe. Aber plötzlich fingen ſie an zu erglühen, wurden heißer und heißer. Flammen ſprühten aus ihnen. Sie ergriffen die Blumen. Die ſenkten weltend ihre Blütentelche. Ziſchten plötzlich auf, vom 5 Fate erfaßt. Feuer ringsum. Die Wände begannen zu brennen. Inmitten des feurigen Saales lief er ver⸗ weifelt hin und her. 8 ſicht entgegenzuleuchten Werksleure. Intereſſen⸗ phären. Die eine betrifft die Geſtaltung 4 5 Unternehmens in betrieblicher Hin⸗ ſicht und die Sorge um den Einkauf der zu verarbeitenden oder umzuſchlagenden Wa⸗ ren, ſowie den Verkauf ſeiner Erzeugniſſe. die Geſtaltung des Verhältniſſes zu ſeinen Werksleuten. In der erſten Sphäre iſt er nur ſich ſelbſt verantwortlich mit Ausnah⸗ me der Bindungen, die ihm der Staat, das heißt in dieſem Falle die Wirtſchaftsführung, auferlegt. Hier kann er ſeine Privatinitia⸗ tive zur vollen Entfaltung bringen, hier ſchließt er ſich mit Unternehmern gleicher Intereſſen in Verbänden zuſammen. In der anderen Sphäre darf es keine Intereſſen⸗ verbände geben, denn ſonſt ſtände die prak⸗ tiſche Ueberwindung des Klaſſenkampfes nur auf dem Papier. Es ergibt ſich ferner die Tatſache, daß alle wirtſchaftlichen In⸗ tereſſen des Angeſtellten in die zweite In⸗ tereſſenſphäre des Unternehmers fallen. Damit iſt zugleich eine andere Frage be⸗ antwortet, welche heute allgemein Kopf⸗ ſchmerzen macht: Warum für die Unter⸗ nehmer zwei Organiſationen beſtänden, nämlich die Verbände der gewerblichen Wirtſchaft und die Betriebsgemeinſchaften der Arbeitsfront, während für den Gefolgs⸗ mann, den Arbeiter, den Angeſtellten und Geſellen nur die Betriebsgemeinſchaft zu— ſtändig wäre. f Die Zweiteilung gewerbliche Wirtſchaft— DAß hat ſomit für den Unternehmer und nicht zuletzt für die ſoziale Praxis weit⸗ gehendſte Bedeutung, während die nur ein⸗ malige Bindung des Arbeitnehmers an die Betriebsgemeinſchaft ebenfalls den prak- tiſchen Erforderniſſen, ſowie nationalſozia⸗ liſtiſchen Grundſätzen entſpricht. Bei die⸗ ſen Betrachtungen wurden zunächſt die Auf⸗ gaben des Treuhänders nicht erwähnt, weil dieſer als Richter von Staatswegen mit den Aus den Flammen ſchien ihm Organiſationen nur in ſachlicher Verbin⸗ dung ſteht. Er hat Entſcheidungen zu tref⸗ fen und bedient ſich zur Unterſtützung der Organiſation, die alle Berufstätigen um⸗ faßt. Ihm ſtehen Sachverſtändigenbeiräte zur Seite, die zu dreiviertel von der DA dborgeſchlagen werden. Die Praxis hat er⸗ geben, daß der Umfang der Arbeiten ſehr groß ſein wird. H. H. Warum gerade ungerade? Bei gewiſſen Staatsakten wird Salut ge⸗ ſchoſſen. Warum iſt die Zahl der Salut⸗ ſchüſſe nun gerade immer ungerade? Daß dieſe Frage geſtellt wird, mutet um ſo eigen⸗ artiger an, als ſich bisher noch niemand den Kopf darüber zerbrochen hat. Das Salut— ſchießen iſt eine alte traditionsgebundene Angelegenheit, die noh aus den Zeiten ſtammt, wo Deutſchland nicht im Beſitz einer eigenen Flotte war, Aber auch die Vertre⸗ ter der beiden älteſten europäiſchen See⸗ mächte, Engländer und Holländer, wußten auf Befragen keine Antwort zu erteilen, die 1 ö als Löſung des Rätſels gelten konnte. Im Laufe der Jahrhunderte hat ſich eine Art internationales Salutreglement heraus- gebildet Nach den niederländiſchen Beſtim⸗ mungen erhält z. B. die Königin 35 Schüſſe während die geringſte Zahl einem Vizekon⸗ ſul mit 7 Schüſſen zuſteht. Eigenartigerweiſe ſetzt ſich dieſe Reihenfolge immer. mit unge⸗ raden Zahlen weiter fort. 9 Schiſſe werden für einen Konſul, 11 für einen Geſchäftsträ⸗ ger und 13 für einen Generalkonſul abge. geben. Ein Geſandter erhält einen Salut pon 15. eine Prinseſſin von 21 und ein Mit⸗ Die andere Intereſſenſphäre bezieht ſich auf 190 5 des königlichen Hauſes von 31 Schüſſen. a eine ſichere, amtliche Erklärung dieſer geheimnisvollen ungeraden Salutſchüſſe nicht u erreichen iſt, bleibt nur übrig, auf die heorie des Sachbearbeiters im Reichswehr⸗ miniſterium, Kapitänleutnant Meyer⸗Döh⸗ ner, hinzuweiſen. Danach ſtammt der Salut aus einer Zeit, wo die Schiffe noch mit ſchwerfälligen Kanonen beiderſeits beſtückt waren. Da nun immer die Geſchütze auf der Seite den Salut begannen, nach der hin er gerichtet war, und auch die letzte Salve auf derſelben Seite abgegeben wurde, ſo folgt daraus, daß die Geſamtzahl der Schüſſe im⸗ mer ungerade ſein muß. Da dies nun ein⸗ mal Tradition wurde, bleibt man auch heute noch dabei, obwohl bekanntlich die Geſchütze auf den Kriegsſchiffen mitſchiffs in drehbaren nach allen Seiten hin auszuſchwenkenden Panzertürmen angeordnet ſind. Stierkampfparodien In dem klaſſiſchen Stierkampfland, Spa⸗ nien, hat eine Bewegung eingeſetzt, die es offenbar darauf abſieht, ſich über die Stier⸗ kämpfe luſtig zu machen, vielleicht, um, da be⸗ kanntlich Spott tötet, damit ihre Abſchaffung mit der Zeit zu erreichen. Die neue Volks⸗ beluſtigung„Novillada“ hat ſich ſchnell ein⸗ gebürgert und ſich als nicht weniger zug— kräftig erwieſen wie die traditionellen Stier⸗ kämpfe. Bei der Novillada geht es ſehr luſtig zu und die Zuſchauer kommen aus dem Lachen nicht heraus, obgleich auch hier der Kampf mit Stieren vor ſich geht, deren Hörner allerdings ſtark umwickelt ſind. Auch ſo ſind die Stiere nicht ganz ungefährlich. In dieſem Jahr hat man nun zum erſten Mal ſtatt der Pferde Eſel verwandt. Die „Picadores“ mußten ſich nicht nur mit den Launen der Stiere, ſondern auch denen der Eſel abfinden. Auch die Stiere brauchten nicht für ihr Leben zu befürchten, denn man ging ihnen nicht mit gefährlichen Waffen zu Leibe. Die Kämpfer wurden von Bauern— burſchen geſtellt, von denen ſchwer zu ſagen iſt, ob ihnen die Reiteſel oder die Stiere, die offenbar auch Spaß an der Komödie fan— den, mehr zu ſchaffen machten. Selten hat wohl ein Kampf eine ſolche Heiterkeit erregt, als die Novillada mit Eſeln. Sie wird bald in ganz Spanien Eingang gefunden haben und vielleicht gelingt es ihr ſogar, die bluti⸗ gen Stierkämpfe ganz und gar zu verdrän⸗ gen, denn das ſpaniſche Volk iſt nicht nur in einer politiſchen, ſondern auch geiſtigen Um— ſtellung begriffen. Die erſten Flugverſuthe Das engliſch⸗amerikaniſche Luftrennen mit ſeinen die kühnſten Hoffnungen übertreffen⸗ den Erfolgen läßt uns leicht vergeſſen, daß es erſt gut dreißig Jahre her ſind, als die Brüder Wright ihre erſten Flugverſuche unternahmen. Angeregt wurden ſie durch das Studium der Literatur über den Vogel— flug und die Verſuche Lilienthals. Im Jahr 1900 bauten die Brüder einen Gleitflieger und machten mit ihm bei Kitty Hawk an der Küſte von Nord⸗Karolina ihre erſten Flüge. Faſt zwei Jahre verbrachten ſie in aller Stille mit dem Studium des Gleichgewichts und der Technik des Fliegens. Die bei ihren Flügen an der Küſte geſammelten Erfah⸗ rungen befriedigten ſie keineswegs, denn die don ihnen mühſelig aufgeſtellten Tabellen erwieſen ſich als unzuverläſſig. Sie bauten ſich daher in ihrer Werkſtatt einen künſt⸗ lichen Windſchacht und erprobten in ihm berſchiedene neue Verfahren. wobei ſie von hrer Schweſter kräftig unterſtutzt wurden. Erſt Ende 1903 glaubten ſie mit ihrem ſtark derbeſſerten Apparat wieder im Freien die lange unterbrochenen Flüge aufnehmen zu können. Am 17. Dezember 1903 fanden vier Flüge ſtatt, bei denen ſich die Brüder ab⸗ löſten, und fünf Zeugen wohnten dieſem Ereignis bei. Das Flugzeug war erfunden, wenn es auch zunächſt nur wenige Sekun⸗ den ſich in geringer Höhe aufhalten konnte. Faſt vier Jahre dauerte es, bis die Brüder Wright Nachfolger fanden. Der Braſilianer Santos Dumont flog am 12. November 1906 über 220 Meter weit bei einer Flughöhe oon 3 bis 6 Metern, wozu er 21 Sekunden brauchte. Schon im Jahr darauf hielt ſich Henry Farman 56 Sekunden in der Luft und legte nur einige Kilometer dabei zurück, während in der gleichen Zeit die Brüder Wright ſchon 40 Kilometer weit flogen. Von da ab vollzog ſich die Entwicklung der Fi ie⸗ gerei mit Sturmesſchritten. Bald erfolgte die Ueberfliegung des Kanals, die eine unge⸗ heure Begeiſterung in der ganzen Welt aus⸗ löſte; ein Rekord löſte den anderen ab und welche Leiſtungen mit dem Flugzeug noch erreicht werden können, läßt ſich gar nicht abſehen, nur ahnen. Das Stratoſphärenflug⸗ zeug, mit deſſen Konſtruktion verſchiedene Nationen eifrig beſchäftigt ſind, wird neue, ungeahnte Ueberraſchungen bringen. Neues aus aller Welt Steine auf dem Geleis. Auf den von Waldmünchen nach Cham verkeh⸗ renden Lokalbahnzug wurde vor einigen Ta⸗ gen ein Anſchlag verübt. Unbekannte Ver⸗ brecher hatten in der Nähe der Station Balbersdorf auf beide Schienen je einen großen Stein gelegt. Der aus zwei Perſo⸗ nen- und fünf Güterwagen beſtehende Zug konnte im letzten Augenblick noch abge⸗ bremſt werden, ſodaß nur die Maſchine ent⸗ gleiſte. Mit einer Bierflaſche erſchlagen. In einer Gaſtwirtſchaft in Altenſtadt(Oberpfalz) geriet Max Weitenſteiner mit Joſef Schlicht nachts in Streit, in deſſen Verlauf Schlicht auf der Straße ſeinem Gegner eine Vier⸗ flaſche mit ſolcher Wucht auf den Kopf ſchlug, daß der Getroffene am nächſten Tage ſeinen Verletzungen erlag. Hochſtapler gefaßt.— 200 Betrugsanzei⸗- gen. Der Polizei in Memmingen gelang es, den vielgeſuchten Hochſtapler und Betrü⸗ ger Franz Reiter von Stuttgart, gebürtig in Straßburg, feſtzunehmen. Reiter hatte in zahlreichen Fällen den Leuten verſprochen, daß er ihnen eine lohnende Heimarbeit ver⸗ ſchaffe. Er verlangte hohe Kautionen. die er in zahlreichen Fällen auch erhielt. Gegen den Hochſtapler liegen bis jetzt ſchon 200 Betrugs⸗ anzeigen vor. 46 Biſamratten. Dem Biſamrattenfänger Hans Steiner von Pegnitz gelang es, im nahen Craimoosweiher innerhalb von ſechs Stunden die ſtattliche Anzahl von 46 Srück Biſamratten zu erlegen. Herzſchlag bei der Grenzkontrolle. Bei der üblichen Kontrolle der Grenzpolizei im D⸗Zug Holland— Wien wurde in Paſſau eine Reiſende, eine etwa 70 Jahre alte Grä⸗ fin aus Holland, vom Schlag getroffen, tot in einem Abteil aufgefunden. Von Lehmmaſſen erdrückt. Beim Abhol⸗ zen der Kellerwand in der Brauerei Maier in Altomünſter üöſte ſich plötzlich die Erdwand und ſtürzte mit donnerähnlichem Krachen in die Tiefe. Sechs Arbeiter konnten ſich noch rechtzeitig in Sicherheit bringen, dagegen wurde der 26 Jahre alte Zimmer⸗ mann Michael Ott von den herabſtürzenden Lehmmaſſen tödlich verſchüttet. durchkriechen. mehr aus. draußen ging ab Schlaf war kein grüner Schleier erfüllt war von Marilta! in dämoniſcher ganz anders aus. Schönheit. Glut übergoß ihn ganz. Er fühlte, wie die Flamme ihn ergriff. Schreiend lief er herum, fand keinen Ausweg. Näher und näher züngelte es. Näher und näher war Marilkas triumphierendes Geſicht. wie Flammen an ſeinen Gliedern leckten. Ein ſchmaler Ausweg war da, eine ſchmale Pforte. Jenſeits war ein Himmel, waren Schneeberge weiß und klar, eine Frauen— geſtalt mit blauen Augen und reinem Geſicht. Sie ſtreckte 37 ihm die Hände entgegen. Schon glaubte er den Ausgang ganz gewonnen, fühlte ſchon das kühle Wehen des Berg— windes und Kühlung an Geſicht und Augen— da ſchoß es wie eine Feuergarbe hinter ihm her, über ihn hinweg. Er wand ſich in den Flammen— krachend ſtürzte die Pforte zu. Die Schneeberge waren verſchwunden. Er wachte auf wie im Fieber. Sein Herz jagte in harten Stößen. Es dauerte lange, ehe er die Angſt des Traumes abſchütteln konnte. Schließlich hielt er es nicht Er ſtand auf, ging auf den Gang hinaus, ſtand ſtunden⸗ lang am Fenſter, ſah in die dunkle Nacht hinaus, bis der Morgenſtern aufleuchtete. Dann ging er in ſein Abteil zurück und fand noch ein paar Stunden Schlaf. Als er erwachte, hatte der Zug den nordiſchen Winter längſt hinter ſich gelaſſen. ſich im erſten Frühlingsſchimmer. Flüſſe ſchlängelten ſich grün und fröhlich durch das Land. An den Bäumen waren die erſten Knoſpen. Ueber der Saat lag es wie ein zarter, Nach einem ausgiebigen Frühſtück im Speiſewagen fühlte ſich Konſtantin einigermaßen erfriſcht. Je farbiger die Landſchaft wurde, deſto mehr erwachte ſein Lebens⸗ gefühl wieder. Ja, er wollte alles hinter ſich laſſen, wollte nur der Gegenwart leben. In heiterer Stimmung nahm er dann ſein Mittageſſen im Speiſewagen ein. Wirklich, Marilka hatte recht. Man mußte nur hinaus in die Welt und alle Dinge ſahen dann Schon fühlte er, Er wollte hin⸗ unendlicher blauer Die italieniſche Ebene zeigte Und die Gegenwart hieß: Die internationalen Geſpräche rings um ihn her, die intereſſanten Frauen, die gutgekleideten Maͤnner gaben ihm ein Gefühl der Zugehörigkeit zu dem internationalen Leben. Eigentlich war er doch beneidenswert: Rom, die ewige Stadt, das Ziel und die Sehnſucht jedes Künſtlers. wartete auf ihn. Und Marilka Losmirſka wartete... Er kaufte ſich die erſten italieniſchen Zeitungen. Ueber— all unter den Kunſtnachrichten fand er ſchon die Hinweiſe auf Marilka Losmirſkas großes Konzert. Der Hof hatte ſein Erſcheinen angeſagt. wetteiferte darum, Marilka zu privaten Konzerten zu ſich ins Haus zu bitten. Und überall fand er auch das große Porträt erwähnt, das er von Marilka gemalt hatte. Nur merkwürdig, es wurde nicht gewertet als Kunſt— porträt an ſich, ſondern nur immer wieder als ein Porträt der großen Künſtlerin Marilka Losmirſka. Aber er war jetzt ſo glückerfüllt, daß er leicht darüber hinwegging. machen: Er war Marilka und Marilka war er. Zuſammen würden ſie den Gipfel der Kunſt erklimmen. Die Ariſtokratie des Landes Man brauchte da keine Unterſchiede zu Dreizehntes Kapitel. Endlich war er in Rom, fuhr ins Hotel di Roma. „Signora Losmirſka iſt noch nicht angekommen!“ ſagte der Portier im Veſtibül. „Aber das iſt doch unmöglich! Haben Sie mich genau verſtanden? Ich fragte nach Signora Marilka Losmirſka. Sie hat mir dies Hotel angegeben.“ „Jawohl, Signor! Wir erwarten die Signora auch morgen. Sie iſt bisher in Rom noch nicht eingetroffen. Ihre Zimmer allerdings ſind reſerviert. Was darf ich dem Signor für einen Raum anbieten? In der erſten Etage wäre ein ſchönes Eckzimmer frei. Es liegt an demſelben Korridor wie die Zimmer der Signora Losmirſka!“ fügte der Portier hinzu. Mechaniſch folgte Konſtantin dem Liftboy und ließ ſich in ſein Zimmer hinaufführen. Es war ein großer Raum, mit der unperſönlichen Eleganz großer Hotel⸗Karawan⸗ ſereien ausgeſtattet. (Fortſetzung folgt.) N- Nos W eee eee. t U d 0 Nee CNN DEN. DD Vertrag vorzulegen, den er ſchon möglichſt ſo geſtalter wollte, daß ihm ſelbſt und ſeinen Werken der Hauptvortei zugute kam. Um Burian noch anzuſpornen, hatte er au Berechnung deſſen Einkommen mehr als verdoppelt in de Gewißheit, daß dieſe Gunſtbezeugung reiche Zins tragen würde. 1 9 Thomas war zu wenig Kaufmann und zu ſehr mi ſeinen Plänen und Berechnungen beſchäftigt, als daß e das Manöver Leders durchſchaut hätte. Er glaubte nocht Urheberrechtsschutz; Fünf Türme-Verlag, Halle(Saale) 50 Nachdruck verboten. Thomas nickte mit dem Kopfe. 5 „Es iſt ſchließlich gar kein Geheimnis, daß ich mich mit der Konſtruktion einer neuen Maſchine beſchäftige. Jedoch bin ich erſtaunt, von Ihnen einige Einzelheiten zu hören, um die außer mir nur ein kleiner Kreis von Herren aus den Turmach⸗Werken wußte.“ Der junge Mann ſchaute Alter etwas unſicher an. „Durch unlautere Transaktionen bin ich nicht in den Beſitz dieſer Kenntniſſe gelangt. Derartige Methoden ver⸗ abſcheue ich, und meine Beamten wiſſen das. Herr Heil⸗ mann hätte nicht zu mir über dieſe Sache geſprochen, wenn ihm durch trübe Kanäle dieſe Informationen zugefloſſen wären.“ „Ich bitte Sie, Herr Alter, das habe ich natürlich auch nicht angenommen. Wenn ich kein Vertrauen zu Ihnen hätte, wäre ich vielleicht nicht nach Hannover gekommen. Mindeſtens hätte ich mich gehütet, Ihnen das Gehörte zu beſtätigen.“ „Alſo ſtimmen die Informationen! Nach dieſer Er⸗ vlärung möchte ich eine andere Frage an Sie richten. Sind Sie Ihrer Firma gegenüber ſeſt gebunden, oder können Sie über die Lizenz zum Bau der neuen Maſchine noch frei verfügen? In dieſem Falle wäre ich bereit, ſie von Ihnen zu einem angemeſſenen Preiſe zu erwerben. Verſtehen Sie mich recht: ich will die Turmach-Werke nicht abſolut aus⸗ ſchalten, nur möchte ich verhindern, daß ſie allein das Recht zum Bau der neuen Maſchine erhalten.“ „Auf dieſe klare Frage muß ich Ihnen eine klare Ant⸗ wort erteilen: Ich kann Ihrem Wunſche nicht entſprechen. Obwohl ich feſte Bindungen mit den Turmach⸗Werken noch nicht eingegangen bin, fühle ich mich den Werken gegen⸗— über doch verpflichtet. Sie haben mir, der ich doch noch ein völlig unbeſchriebenes Blatt war, Vertrauen geſchenkt und das notwendige Kapital zur Verfügung geſtellt, daß ich die Maſchine bauen konnte. Deshalb halte ich es für ſelbſtverſtändlich, wenn ich das Vertrauen vergelte und das alleinige Nutzungsrecht der Firma zubillige. Es tut mir leid, daß ich Ihnen nicht gefällig ſein kann, aber ich würde das als unfaire Handlung gegenüber den Turmach⸗ Werken betrachten.“ N„Lieber Herr Burian, dieſer Schluß, den Sie da aus dem angeblichen Entgegenkommen der Firma ziehen, macht Ihnen alle Ehre, aber er iſt nicht ganz logiſch durch⸗ dacht. Glauben Sie denn, die Herren in Lüneburg ſind alles Stümper? Sie haben ihnen doch vorher Ihre Pläne vorlegen müſſen. Und meinen Sie, man hätte Ihnen auch nur einen roten Pfennig zur Verfügung geſtellt, wenn man nicht von dem Erfolg der ganzen Sache überzeugt geweſen wäre?“ „Darüber kann man geteilter Auffaſſung ſein. In jedem Falle fühle ich mich der Firma verpflichtet und kann des⸗ halb nicht auf Ihre Vorſchläge eingehen, obwohl ich Ihnen perſönlich gern einen Gefallen erweiſen möchte.“ Alter kaute nervös an ſeiner Zigarre. Herrgott, hatte dieſer Menſch eine eigenſinnige Auffaſſung! „Iſt das Ihr letztes Wort?“ „Mein letztes!“ Nun wurde es Alter doch ein wenig ungemütlich. Dieſer Starrkopf wußte wahrſcheinlich gar nicht, daß er mit ſeinen letzten beiden Worten an dem bisher feſten Fundament der Alter⸗Werke gerüttelt hatte. Es war nun wohl unmöglich, ihn noch zu bekehren. Aber halt, da war doch das bewußte Geſtändnis Evas. Sollte man dieſe perſönliche Frage mit der geſchäftlichen vertnüpfen? In Alter ſtritten zwieſpältige Empfindungen. Seine vornehme Natur lehnte es ab, dieſe intime Sache bier im Zuſammenhang mit den rein geſchäftlichen Aus⸗ einanderſetzungen anzuſchneiden. Aber Alter wußte als guter Kaufmann auch die Folgen der Weigerung Burians richtig abzuſchätzen. Er wußte, daß die Zukunft ſeiner Werke und damit die Evas und dieſes Heißſporns ſelbſt gefährdet war, wenn man nicht zu einem anderen Reſultat der Beſprechungen kam. Und ſo entſchloß ſich Alter denn doch, den letzten Soldaten ins Gefecht zu führen. „Mein lieber, junger Freund! Halten Sie das, was ich Ihnen jetzt zu ſagen habe, nicht dem Fabrikherrn, ſon⸗ dern dem Vater zugute. Am Tage, als ich den Brief an Sie ſchrieb, der Sie zu dieſer Zuſammenkunft einlud, hat mir mein Mädel von ihrer Liebe geſprochen. Ich habe eine ſolche Entwicklung der Dinge ſchon damals in Flinsberg kommen ſehen und war überzeugt, daß ich Ihnen meine Tochter anvertrauen könnte. Die Ereigniſſe dieſer drei Jahre haben dazu beigetragen, meinen Entſchluß zu feſtigen, nicht zuletzt auch Ihr durchaus korrektes und ſelbſtbewußtes Handeln in dieſer Angelegenheit. Unter⸗ brechen Sie mich, bitte, nicht. Es wäre mir nie eingefallen, zu Ihnen darüber zu ſprechen, beſonders jetzt nicht, weil ich ſehr wohl weiß, daß ein ſchiefer Eindruck hieraus ent⸗ ſiehen könnte. Aber Sie wollen es einem alten Manne und Vater, dem die Tochter alles gilt, nicht verargen, wenn er einmal zu einem ungewöhnlichen Mittel greift, um der Tochter, nicht ihm ſelbſt, das zu erhalten, was in jahr⸗ zehntelanger harter Arbeit von ihm aufgebaut worden iſt. Ich perſönlich würde geſchäftliche Mißerfolge zu ertragen Aber ich will an meinem Lebensabend die Zukunft meiner Tochter ſichergeſtellt wiſſen. Und vertrauen Sie meiner alten Erfahrung, wenn ich Ihnen ſage, daß dieſe Erfin⸗ dung, ſollte ſie ſich bewähren, nicht nur mein Lebenswerk, ſondern auch manch anderes Werk ruinieren würde. Ich will Sie mit dieſer Erklärung nicht jetzt, nicht heute zur Entſcheidung auffordern. Sie ſollen ſich das Geſagte über⸗ legen können. Und wenn Sie ſich entſchieden haben werden, teilen Sie es mir ſchriftlich mit oder kommen Sie wieder nach Hannover.“ Als Alter die perſönliche Frage anſchnitt, war dem jungen Ingenieur zuerſt der Verdacht gekommen: Der Mann arbeitet mit niedrigen Mitteln, um dich gefügig zu machen. Er hatte als offener Charakter ſeinem Gegenüber das brüsk ins Geſicht ſagen wollen. Doch Alter hatte ab⸗ gewehrt und weitergeſprochen. Als Thomas dann die ſchmuckloſe einfache Erklärung, die ernſt und faſt leidenſchaftslos vorgetragen wurde, auf ſich einwirken ließ, da empfand er, daß hier doch nicht der Geſchäftemacher, nicht der Fabrikant, ſondern der Vater für die Tochter ſprach. Unter dieſem Eindruck der Worte ſtreckte er dem Manne impulſiv die Hand entgegen. „Ich dante Ihnen, Herr Alter, für dieſe Worte. Sie ſollen nicht verſchwendet worden ſein. Ich brauche nun keine Bedenkzeit mehr. Auch Ihre Werke ſollen meine neue Maſchine bauen, und ich hoffe, daß ich zu dieſem Entſchluß die Genehmigung der Turmach-Werke erhalten werde.“ „Thomas, Junge! So habe ich mich doch in dir nicht getäuſcht!“ Befreit atmete Alter auf, weniger noch der Zuſage wegen, ſondern weil er nun wußte, daß der Jüngere ſeiner Erklärung nicht den falſchen Sinn unterlegt hatte. „Und nun feiern wir Verlobung. Vorausgeſetzt, daß du das Mädel noch magſt!“ fügte er ſchmunzelnd hinzu. Da war nun Thomas an der Reihe, ein glückliches Ge⸗ ſicht aufzuſetzen. Er warf die halb gerauchte Zigarre in den Becher, eilte durch die Tür und traf im Nebenzimmer auf die alte Emma, die er bald umgerannt hätte. Glücklich heiſchte er Auskunft: „Wo iſt meine Braut?“ Verſtändnislos ſah ihn die Alte an. „Ach ſo! Wo iſt Eva? Das iſt ſie nämlich.“ Das alte Fräulein ſtrich ſich die Schürze glatt, ſchaute auf Alter, der vergnügt in der Tür des Herrenzimmers ſtand, und trippelte dann vor dem ungeduldigen Bräu⸗ tigam einher. Der aber überholte ſie, als er Eva erblickte, nahm die Ueberraſchte in ſeine Arme und küßte ſie, küßte ſie, bis ſie ſich für einen Augenblick freimachen und nur ſchwach proteſtierend ſagen konnte: „Aber Thomas!“ Da hob er ſie mit ſeinen ſtarken Armen übermütig in die Luft. „Mund gehalten und Ordre pariert! Jetzt bin ich dein Herr und Gebieter, und du haſt dich meinem Willen zu beugen.“ Wehmütig beſtätigend nickte Alter, der ins Zimmer ge⸗ treten war, mit dem Kopfe, während die alte Emma be⸗ ſcheiden nun auf das junge Paar zutrat und ihre Glück⸗ wünſche anbrachte. Prüfend ſchauten ihre alten Augen auf Thomas. Die Prüfung ſchien zu deſſen Gunſten auszu⸗ fallen, denn ein warmes Leuchten verklärte ihre Augen. „Machen Sie unſere Eva glücklich, junger Herr. Ich habe es ſchon ſeit Jahren gewußt, daß das Herz des Kindes nicht mehr allein ihrem Vater und mir gehört.“ „Ja, ja, Alterchen! Jetzt wird er ſie uns wohl bald entführen. Lange genug haben ſie aufeinander gewartet. Aber nun ſoll Johann Sekt aus dem Keller holen. Wir wollen doch auf das junge Paar anſtoßen.“ An dieſem Abend fuhr Thomas Burian als glücklicher Mann nach Lüneburg zurück. * * Am anderen Tage ließ ſich der junge Erfinder bei dem Beſitzer der Turmach-Werke, bei Joſef Leder, melden. Das war ein wortkarger, verbiſſener Herr mit einem ſtechenden Blick und einem harten, brutalen Kinn. Er galt all⸗ gemein als rückſichtslos und hatte wenig Freunde. Die Angeſtellten fürchteten ihn. Wer ihm nützte, zu dem konnte er freundlich und liebenswürdig ſein, aber ebenſo ſchnell verflüchtigte ſich ſeine Gunſt, ſobald er wußte, daß der andere ausgenutzt war. Joſef Leder kannte keine Dank⸗ barkeit. Bisher war Thomas Burian wenig mit ſeinem Chef in Berührung gekommen. Als er ſich bei den Turmach⸗ Werken beworben hatte, da waren ſeine glänzenden Zeug⸗ niſſe von der Hochſchule maßgebend geweſen, daß man ihn gegen ein geringes Entgelt einſtellte. Als der junge Ingenieur dann die Pläne ſeiner neuen Erfindung vor⸗ legte, war Leder befriedigt geweſen, daß er ſich in dem Jüngſten ſeines Ingenieurſtabes nicht getäuſcht hatte. Eine Unterredung mit dem jungen Manne überzeugte ihn dann ſpäter, daß der ſich über die Tragweite ſeiner Erfindung gar nicht bewußt zu ſein ſchien; mindeſtens ſchien er ſich keine Gedanken zu machen über die Form einer Beteiligung an der Auswertung der Erfindung. Joſef Leder hatte daher beſchloſſen, zunächſt einmal die * wiſſen. Sie ſind mir auch früher nicht erſpart geblieben. Probeſtarts abzuwarten, um dann dem Erfinder einen immer, daß er eine Dankesſchuld gegenüber den Turmach⸗ Werken abzutragen habe, weil dieſe ihm erſt die Möglich⸗ keit gegeben hatten, ſeine Berechnungen praktiſch aus⸗ 1 zuwerten. Deshalb betrat er auch ein wenig verlegen das Privatbüro ſeines Fabrikherrn. 5 Der ſetzte eine liebenswürdige Miene auf und lud ſeinen jüngſten Mitarbeiter ein, Platz zu nehmen. „Sie kommen mir gerade recht. Da bewirbt ſich bei uns ein Herr Fritz Schaeffer, der gegenwärtig bei William Brother in Mancheſter beſchäftigt iſt. Aus ſeinem Schreiben erſehe ich, daß er ſeine Ausbildung an der Techniſchen Hochſchule in Charlottenburg genoß und etwa in Ihrem Alter iſt. Kennen Sie den Herrn näher?“ „Allerdings, es war ein Studienkollege und Jugend⸗ freund.“ „So? Und was haben Sie denn für einen Eindruck von den Kenntniſſen Ihres Freundes?“ i „Das iſt ſchwierig zu beantworten. In Charlotten⸗ burg galt er als tüchtig. Wieweit ſeine praktiſchen Er⸗ fahrungen reichen, vermag ich natürlich nicht zu be⸗ urteilen.“ „Das iſt auch nicht notwendig. Der alte Brother emp⸗ fiehlt ihn warm. Ich werde doch einen Verſuch mit Ihrem Freunde machen. Engagiert iſt er bereits.“ f Bei dieſen Worten fühlte Thomas ein leiſes und ihn unerklärliches Unbehagen. Nicht der Auseinanderſetzung wegen, die er ſeinerzeit in Flinsberg mit Schaeffer gehobt hatte. Die war nicht mehr berührt worden, und während des Reſtes ihrer Studienzeit hatten ſich die Gegenſötze auch wieder ziemlich ausgeglichen. Später ſchrieb man ſich hin und wieder einmal, und dabei hatte Thomas e nebenher erwähnt, daß er eine neue Maſchine baue und ſich damit der Erfüllung eines großen Wunſches nähere Seitdem hatte er von Schaeffer keine Nachricht mehr erhalten. Um ſo mehr wunderte ihn, daß ſich nun der Freund hier in Lüneburg um einen Poſten bewarb. Es war jetzt jedoch keine Zeit, ſich über die eigenartige Be⸗ klemmung Rechenſchaft abzulegen, da Leder ihn nun fragend wegen des Grundes ſeines Beſuches anſchaute. „Ich bitte mir zu geſtatten, Herr Leder, mich mit Ihnen einmal über die Auswertung meiner Erfindung unter⸗ halten zu dürfen.“ Der Angeſprochene horchte erſtaunt auf. Nanu, wie kam denn der junge Menſch plötzlich zu einem ſolchen Wunſche? Wer hatte ihm denn dieſen Gedanken ein⸗ geblaſen? Sollte etwa die Konkurrenz aufmerkſam ge⸗ worden ſein? Das wäre fatal, beſonders deshalb, weil er noch keine bindenden Abmachungen mit Burian ge⸗ troffen hatte. Er würde jetzt erſt einmal beobachten und ſich nicht aus der Reſerve locken laſſen. So ſagte dens der Fabrikherr nur ganz kurz:„Bitte!“ „Ich bin von anderer Seite darauf aufmerkſam 9 macht worden“— ahal, dachte Leder—,„daß meine Er⸗ findung den deutſchen Flugzeugbau bis auf die Turmach⸗ Werke gefährden könnte, wenn ich die Lizenz nur den Turmach⸗Werken verkaufen würde.“ „Den deutſchen Flugzeugbau?“ unterbrach Leder.„Ja. da kommen doch überhaupt nur zwei Fabriken in Frage: unſere und die Alter⸗Werke.“ „Ich weiß— da aber die Alter⸗Werke noch größer ſind als wir, muß man mit ihnen rechnen.“ „Gewiß! Doch geht unſer Intereſſe an dieſen Werken nicht ſo weit, daß wir ihnen eine Erfindung übexrlaſſen, mit der wir den Weltmarkt beherrſchen könnten, wenn Ihre Verſprechungen ſich erfüllen. Schließlich bilden wir keine Intereſſengemeinſchaft, und ich glaube auch kaum, daß die Alter⸗Werke ſich um uns kümmern würden, wenn zum Beiſpiel einer ihrer Ingenieure eine Erfindung ge⸗ macht hätte.“ „Entſchuldigen Sie, Herr Leder, wenn ich anderer Meinung bin. Wie ich Herrn Alter kenne, würde er be ſtimmt die geſamtdeutſchen Intereſſen geſchäftlichen Vor⸗ teilen vorziehen, wenn es ſich um das Sein oder Nichrt⸗ ſein des Konkurrenten handelt.“ „Sie kennen Alter?“ fragte Leder erſtaunt. N „Ich hatte als Student das Vergnügen, ſeiner Tochter und ihm eine Gefälligkeit zu erweiſen und außerdem habe ich mich mit Fräulein Alter geſtern inoffiziell verlobt.“ Leder erbleichte und wurde nervös. Nun kannte er den Hintergrund dieſer Beſprechung. Herrgott, war das eine Dummheit von ihm geweſen, nicht ſofort einen Ver⸗ trag abzuſchließen, als dieſer Menſch ihm die Pläne ſeine“ neuen Modells vorgelegt hatte. Jetzt galt es, auf der Hut zu ſein. Er ließ ſich äußerlich nichts von ſeiner Er⸗ regung anmerken, ſtreckte Thomas ſeine Hand entgegen und ſagte mühſam beherrſcht: „Meine herzlichſte Gratulation! Alſo daher rate die beſondere Anteilnahme an dem Geſchick der Alter-Werte. Nehmen Sie es mir nicht übel, lieber Herr Buran— aber nach meiner Auffaſſung haben Sie nicht ganz korres gehandelt, wenn Sie ohne Rückſprache mit mir Ihren zu⸗ künftigen Herrn Schwiegervater über Ihre Pläne unter⸗ richtet haben.“ 0 In Thomas bäumte ſich etwas auf, aber er kämp ſeine Erregung nieder und erklärte ſachlich: „Ich muß feſtſtellen, daß die Informationen nber meine Erfindung nicht durch mich Herrn Alter bekanne⸗ geworden ſind. Er war über ſie in ganz großen Umriſſen bereits informiert, als er mich zu ſich lud. Aus welcher Quelle die Mitteilung gefloſſen iſt, iſt mir nicht bekannt, aber ſchließlich intereſſierten ſich ja doch ſchon die Dunt⸗ hanſa und andere Leute für das Modell. die einzelnen Betrieben. 9 907 ehr er boh Zn kurzen Worten die fünfte Vollſitzung der Akademie für deutſches Recht war mit einer Saarkundge⸗ bung verbunden; der preußiſche Miniſter⸗ präſident Göring ſprach über die Rechts⸗ ſicherheit als Grundlage der Volksgemein⸗ ſchaft. ö 916 Sondertagungen im Rahmen des 2. Reichsbauerntages nahmen ihren Fortgang. Da das neue Einkommenſteuergeſetz be⸗ reits in Kraft getreten iſt, haben Land⸗ und Forſtwirte ihre vorauszahlung entrichten. Herr von Ribbentrop wurde im nächſte Einkommenſteuer⸗ erſt am 10. Dezember zu eng⸗ lſchen Auswärtigen Amt von Staatsſekre⸗ tär Sir John Simon empfangen. Das neue franzöſiſche Kabinett Flandin ſtellte ſich dem Parlament mit der Regie- rungserklärung vor. Die belgiſche Regierung de Broqueville iſt zurückgetreten. N Bei Hausſuchungen in Barcelona wur— den Scheckabſchnitte gefunden, aus denen hervorgeht, daß die katalaniſchen Aufſtän⸗ diſchen Geldzuſchüſſe aus der Sowjetunion erhielten. Im Rundfunkprozeß wurden die Gehalts- bezüge der ehemaligen leitenden Angeſtell— ten erörtert. Die Nundfunkgehälter Schon 1928 hörte man Vorwürfe. Berlin, 14. November. Die Verhandlung im Rundfunkprozeß be— gann mit der Verleſung einer Reihe ver— kraulicher Rundſchreiben, die der Angeklag⸗ te Dr. Bredow als Rundfunkkommiſſar an Sendegeſellſchaften gerichtet hatte und aus denen hervorgeht, daß ſchon damals Vorwürfe gegen die leitenden Per— ſönlichkeiten des Rundfunks erhoben wor— den waren. So wird davon geſprochen, daß im Verwaltungsrat der Reichspoſt ein Red⸗ ner erklärt habe, es ſei ihm aufgefallen, daß die Sendegeſellſchaften zum Teil recht merk— würdig wirtſchafteten, viel zu hohe Dividen— 555 und Tantiemen ausſchütteten. Ein an⸗ eres „Mitglied hatte den Luxus und die Großzügigkeit der Geſellſchaften in Bezug auf die Gehälter gerügt. Dr. Bredow erklärte hierzu u. a.: Dieſe Vorwürfe haben eigentlich nur politiſche Hintergründe, denn ſie wurden faſt aus⸗ ſchließlich von Sozialdemokraten und Kom⸗ muniſten erhoben und ſind in keinem ein⸗ zigen Falle ſachlich belegt worden. Auf einen Einwand des Staatsanwaltes, daß auch der jetzige Reichsſtatthalter von Heſſen, der damalige nationalſozialiſtiſche Reichs⸗ tagsabgeordnete Sprenger als Mitglied des Verwaltungsrates der Reichspoſt gegen den undfunk ähnliche Vorwürfe erhoben habe, erklärt Dr. Bredow, dieſe Vorwürfe ſeien von Sprenger erſt ſpäter erhoben worden, aber Sprenger habe ja auch in ſchärfſter ppoſition gegen das damalige Regime ge⸗ tanden. Der Vorſitzende verlas dann ein weiteres bertrauliches Rundſchreiben Bredows aus dem Oktober 1928, in dem über eine Aus- chußſitzung des Verwaltungsrates der Reichspost berichtet wird, daß infolge von Rerüchten die Auffaſſung entſtanden ſei, im fundfunk würde eine Gehaltsmißwirtſchaft ö Bredow ſei es aber gelungen, die Dinge r klären. n der weiteren Erörterung kam auch ur Sprache, daß Bredow die Sendegeſell⸗ chaften unter Berufung auf das Ergebnis erſchiedener Reviſionen erſucht habe, bei Per Verteilung von Sondergratifikationen Zurückhaltung zu zeigen. Bezüglich en Genältar der leitenden Rundfunk⸗ angeſtellten erklärt Dr. Bredow u. a.: Wenn ein leitender Angeſtellter das Zehn⸗ fache eines kleineren Angeſtellten verdiene, ſo mache dieſe Summe doch im Etat eines Wirtſchaftsbetriebes eine ſo geringe Rolle aus, daß niemand auf die Idee kommen werde, dabei 1000 RM abzuziehen. Was er getan habe, könne er verantworten, möge man ihn dafür auch ins Gefängnis ſtecken. Es wurden dann die Gehalts⸗ und Tan⸗ tiemezahlungen an Bredow erörtert. Bre⸗ dow erklärte, er habe an Gehalt 28 500, ſpä⸗ ter 22 000 und in den letzten Jahren nach Erhöhung ſeiner Bezüge auf ein Miniſter⸗ gehalt rund 30 000 RM bezogen. Für ſeine Tätigkeit als Vorſitzender des Aufſichtsrats in neun Sendegeſellſchaften und als ſtellver⸗ tretender Aufſichtsratsvorſitzender in zwei weiteren Sendegeſellſchaften, habe er dann noch weitere Tantiemen bezogen. Neben ſeinem Gehalt als Rundfunkkommiſſar hät⸗ ten ihm jährlich 12 000 RM als Dispoſi⸗ tionsfond zur Verfügung geſtanden, aus dem er ſämtliche Speſen zu tragen gehabt habe. Von 1926 bis Ende 1932 habe er bei allen Geſellſchaften zuſammen etwa 53 000 RM jährlich an Tantiemen und Aufwands— entſchädigungen bezogen. Amerilas Luftſlotte Vorſchläge für den Bau von Großluftſchiffen Waſhington, 14. November. Der demokratiſche Abgeordnete Vinſon machte in einer Sitzung des Flottenaus— ſchuſſes Vorſchläge für den weiteren Aus— bau der amerikaniſchen Luftflotte. So be— fürwortete er u. g. den Erſatz der Luft⸗ ſchiffe„Acron“ und„Los Angeles“ durch zwei neue Großluftſchiffe, ferner den Neu— bau eines Flugzeugmutterſchiffes von 15 000 Tonnen ſowie den Neubau eines Verſuchskreuzers mit Flugdeck. Staatsſekretär Swenſon vertrat die Mei— nung, daß die Luftfahrzeuge„leichter als Luft“ noch in der Entwicklung begriffen ſeien. Trotzdem ſei das Marineminiſterium bereit, gemeinſam mit dem Handelsminiſte— rium an der Erbauung von Handelsluft— ſchiffen und der Ausbildung des erforder— lichen Zivilperſonals mitzuarbeiten. Tumulte beim Leichenzug Japanfeindliche Kundgebung in Schanghai. Schanghai, 14. November. Bei der Beerdigung eines Chineſen, der ſich bei den Kämpfen um Tſchapei ausge⸗ zeichnet hatte und infolge ſeiner Verletzun— gen geſtorben iſt, kam es zu Zwiſchenfällen. Die Beerdigung ſtand im Zeichen japanfeind⸗ licher Kundgebungen. Ueber 500 Polizei⸗ beamte begleiteten den Trauerzug, in dem Plakate mitgeführt wurden, die die chineſi⸗ ſche Bevölkerung zum Kampf gegen Japan aufriefen. Der Durchzug durch die euro— päiſche Niederlaſſung wurde von der Poli— zei verhindert. Nach Schluß der Trauer— feier verſuchte eine Gruppe von Chineſen in Geſchäfte einzudringen, die japaniſche Wa⸗ ren verkauften. Polizei verhaftete 665 Mann. Der„mechanische Sarg“ Ein Miniakurkank mik einem 4. PS. Mokor. London, 14. November. Der engliſche Oberleutnant Martal hat ein neues Kriegsgerät erfunden, dem man den unheimlichen Namen„mechaniſcher Sarg“ gegeben hat. Es handelt ſich um ein Raupenfahrzeug von 90 em Breite und et⸗ was mehr als 2 Meter Länge, das mit einem 4⸗PS⸗Motor angetrieben wird und einem erwachſenen Mann gerade bis ans Knie reicht. An der Stirnſeite trägt dieſer Miniaturtank ein Maſchinengewehr. 8 ...——..——————————— 1 g Die Weſhefeier im wieder aufgebauten Oeſchelbronn. . badiſche Ort Oeſchelbronn, der vor einem Jahr bis auf die Grundmauern nieder⸗ unnte, iſt jetzt vollſtändig wiederaufgebaut worden. Wie unſer Bild zeigt, wurde jetzt e große Einweihungsfeier veranſtaltet, der Reichsſtatthalter Robert Wagner bei⸗ wohnte. Letzte Nachrichten Dr. Max Burkhardt f. Berlin, 14. Nov. Der Dirigent und Kom⸗ zoniſt Dr. Max Burkhardt iſt in Berlin, 62 Jahre alt, geſtorben. Burkhardt, der in früheren Jahren als Kapellmeiſter in Leip⸗ zig und dann in Köln gewirkt hatte, kam 1906 nach Berlin, wo er u. a. an der Leſ⸗ ing⸗Hochſchule Vorleſungen hielt. 1916 zründete er die nach ihm benannte Chor⸗ Bereinigung, aus der ſich ſpäter die Max⸗ Burkhardt⸗Gemeinde mit allgemein⸗kunſt⸗ iſthetiſchen und philoſophiſchen Teudenzen herauskriſtalliſierte. Nach der Machtergrei⸗— ſung Adolf Hitlers richtete er ſeinen Chor als„NS⸗Chor“ wieder auf. Im Nebel in den Graben gefahren. Augsburg, 14. Nov. Auf der Staatsſtraße Augsburg Ulm fuhr ein Laſtwagenzug aus Eltingen(Württemberg), der mit Oel⸗ fäſſern beladen war, am Ortsausgang von Steppach infolge des herrſchenden Nebels gegen einen Baum und wurde in den Stra— zengraben geworfen. Der Beifahrer, ein 42 jähriger Mann, der unter dem Führer— ſitz des Motorwagens eine Schlafſtelle bezo⸗ gen hatte, wurde tot aufgefunden. Der Lenker des Wagenzuges, der 40 Jahre alte Robert Röckle als Eltingen, wurde ſchwer⸗ berletzt in das Augsburger Krankenhaus eingeliefert. Laſtwagen in den Abgrund geſtürzt. Iſtanbul, 14. Nov. Am Ufer eines Fluſ⸗ ſes bei Trapezunt ſtürzte ein Laſttkraft⸗ wagen aus 40 Meter Höhe ab. Von den Inſaſſen, ſieben Frauen, wurden fünf ge⸗ tötet und zwei verwundet. Außerdem hat der Fahrer den Tod gefunden. Flugzeuglataſtrophe Im Nebel verirrt und abgeſtürzt. Paris, 14. November Vier Marinewaſſerflugzeuge, die bei Cherbourg zu einem Uebungsflug aufgeſtie⸗ gen waren, verirrten ſich auf dem Heimflug im Nebel. Drei Maſchinen konnken wohlbe⸗ halten ihren Stützpunkt erreichen. Die vier- le ſſürzte über dem Jeſtlande ab und geriet beim Aufprall auf die Dünen. Von der fünfköpfigen Beſatzung fanden vier Mann den Tod ſofort. Der fünfte mußte mit ſchwe⸗ ren Knochenbrüchen und Brandwunden ins Krankenhaus eingeliefert werden. An ſei⸗ nem Aufkommen wird gezweifelt. Aus Heſſen und Naſſau ** Frankfurt a. M., 13. Nov.(Immer wieder Heiratsbetrüger.) Der 15jährige Peter Knapp unterhielt mit ver⸗ ſchiedenen Mädchen Beziehungen und ver⸗ prach ihnen die Ehe. Unter dieſem Verſpre⸗ hen veranlaßte er ſie zur Hergabe von grö— zeren Geldbeträgen; u. a. ſchädigte er ein Mädchen um 1750 RM. Einen Teil des Geldes benutzte er als Anzahlung für ein Auto. Weiter hatte K. eine Vertretung für den Verkauf von Stoffen übernommen. Einen erheblichen Teil dieſer Stoffe verſetzte er. Knapp iſt wegen Heiratsbetruges bereits borbeſtraft.— Ein weiterer Heiratsbetrüger konnte in der Perſon des 19jährigen Konrad Ihrig feſtgenommen werden. J. veranlaßte ſein Opfer unter der Vorgabe, ſie zu heira— zen, zur Herausgabe ihres Sparkaſſenbuches. Das Geld in Höhe von 275 RM hob er reſt⸗ los ab und kleidete ſich ein. * Frankfurt a. M., 14. Nov.(Schein⸗ geſchäfte und Devifenſchiebungen) Vor der Großen Strafkammer begann ein mehrtägiger Deviſenſchieberprozeß, in dem es gilt, ſehr verwickelt gelagerte Transaktionen aufzuklären. Angeklagt iſt der 48jährige ſeit dem 1. Mai d. J. in Unterſuchungshaft be⸗ findliche Otto Mayſer. Mayſer iſt Teilhaber der ſeit fünfzig Jahren in Frankfurt beſtehen⸗ den Privatbank Stern⸗Mayſer u. Co., kurz Sternbank genannt. In das Verfahren mit⸗ verſtrickt iſt ein weiterer Beſchuldigter, näm⸗ lich der aus Sondershauſen gebürtige, zuletzt in Berlin anſäſſige Kaufmann H. Matthes, der geflüchtet iſt. Die Anklage nimmt an, daß ſich die Geſchäfte des Angeklagten, ſoweit ſie die Verwendung des Erlöſes betreffen, nicht auf das Inland beſchränken, und daß es ſich nicht um harmloſe Bankgeſchäfte handelt, ſon⸗ dern um Transaktionen eines aus deutſchen und ausländiſchen Geldinſtituten zuſammenge— ſetzten Schieberkonſortiums. Ebenſo wie die Sternbank bekam die Bankfirma Buſch und Rehwinkel in Hamburg Effektenſperrmarkkon⸗ teninhaber von einer Amſterdamer Bank zu⸗ gewieſen. Buſch und Rehwinkel führten Schein⸗ geſchäfte zur Täuſchung der Unterſuchungs— behörden größten Stils aus und arbeiteten mit der Sternbank Hand in Hand. Von die⸗ ſer Hamburger Firma wurden falſche Quit⸗ tungen über angeblich empfangene Geldbe⸗ träge von 300 000 Mark ausgeſtellt und Ge⸗ fälligkeitswechſel zur Deckung großer fehlen⸗ den Summen ausgeſtellt. Der Inhaber Reh⸗ winkel iſt in Hamburg wegen der Deviſen⸗ ſchiebungen zu zwei Jahren zehn Monaten Zuchthaus verurteilt worden, doch hat das Urteil noch nicht Rechtskraft erlangt. Aus der Heimat Gedenktage 14. No vember 1716 Der Philoſoph Gottfried Wilhelm von Leibniz in Hannover geſtorben. 1825 Der Schriftſteller Jean Paul(Friedrich Richter) in Bayreuth geſtorben. 1831 Der Philoſoph Georg Wilh. Fr. Hegel in Berlin geſtorben. 1840 Der Bildhauer Auguſte Rodin in Pa⸗ ris geboren. Prot.: Levoinus— Kath.: Jukundus Sonnenaufg. 7.19 Sonnenunterg. 16.09 Mondaufg. 13.20 Mondunterg. 23.58 Fallendes Laub gibt neue Kraft Die erſten Nachtfröſte laſſen die letzten Blätter unſerer ſommergrünen Bäu⸗ me zu Boden fallen. Wir ſchreiten durch das raſchelnde Laub, das ſich in einer dichten Decke unter den Bäumen breitet. Noch iſt dieſe Decke neu und braun, im Frühjahr iſt ſie aber vermodert, und die erſten Blumen lugen dann zwiſchen dem Braun hervor. Von den Nadelhölzern werfen Lärchen all⸗ jährlich ihre Nadeln reſtlos ab. Selbſtver⸗ ſtändlich werfen auch die übrigen Nadelhöl— zer ihre Nadeln ab, aber das pflegt nicht auf einmal zu geſchehen, weil die Nadeln einzel— ner Arten eine überjährige Lebensdauer be⸗ ſitzen. Die Kiefernnadel hat beiſpielsweiſe eine Lebensdauer von 2 bis 4 Jahren. Die Nadeln der Fichte ſind fünf bis ſieben Jahre lebensfähig. Eine lange Lebensdauer haben die Nadeln der Weißtanne, die acht bis zehn Jahre halten. Die abgeſtorbenen Nadeln der Kiefern fallen naturgemäß ebenfalls ab, wie das Laub. Nur iſt der Abfall nicht ſo augen⸗ ſcheinlich. Für den Baumwuchs iſt der Laub⸗ und Nadelfall ſehr wichtig. Er iſt der Dün— ger für den Waldboden. Die Entnahme von Laub⸗ und Nadelſtreu iſt unter Strafe geſetzt, weil man dadurch dem Wald die einzige Nahrungszufuhr abſchneidet. Durch den Ein⸗ fluß der Niederſchläge, durch Licht und die Tätigkeit der Bodenbakterien, die noch von größeren Waldtieren unterſtützt werden, zerſetzt ſich der Waldboden. Die dabei ent⸗ ſtehenden Nährſtoffe werden durch Regen⸗ und Schneewaſſer in die Tiefe, in den Bereich der Wurzeln geſchwemmt und von da aus wieder in die Höhe geführt. Wir dürfen alſo im herbſtlichen Laubfall nicht eine bru⸗ tale Vernichtung des einſt ſommergrünen Waldes ſehen, ſondern eine Maßnahme, die ihm neue Kraft zuführt, wenn er nach Ab— lauf des Winters ſich wieder anſchickt, im neuen zarten Grün zu prangen. * Weihnachtsgeſchenk für die Kleinrent⸗ ner. Der Reichsfinanzminiſter hat ſich damit einverſtanden erklärt, daß bei den Ausgabe⸗ mitteln des Haushaltsplans des Reichsarbeits⸗ miniſteriums für 1934 auch über die letzten 10 Prozent der Reichsmittel für die Klein⸗ rentnerfürſorge verfügt werden darf. Hier⸗ durch wird ein weiterer Betrag von 2,8 Mil⸗ lionen Rm. für die Kleinrentnerhilfe aus Reichsmitteln frei, deſſen Verteilung auf die Länder veranlaßt iſt. Der Reichsarbeits⸗ und der Reichsinnenminiſter teilen hierzu mit, daß dieſe Mittel als Sonderzuſchuß zur Ver⸗ fügung geſtellt werden. Die Fürſorgever⸗ bände ſind anzuhalten, die Mittel lediglich zur Gewährung von Sonderbeihilfen an alle nach Paragraph 14 der Reichsgrundgeſetze und nach Paragraph 1 des Geſetzes über Kleinrentner⸗ hilfe unterſtützten Kleinrentner zu verwenden. Die Mittel dürfen keinesfalls zur Minderung des Fürſorgeaufwandes verwendet werden, der den Fürſorgeverbänden aus der laufenden Un⸗ terſtützung der Kleinrentner erwächſt. 0 Vörſen und Märkte vom 13. November 1934. (Ohne Gewähr.) Mannheimer Großviehmarkt Zufuhr: 222 Ochſen, 124 Bullen, 299 Kühe, 8 Färſen, 804 Kälber, 113 Schafe, 2549 Schweine, 1 Ziege. Preiſe pro 50 Kilo Le⸗ bendgewicht: Ochſen: 37 bis 38, 31 bis 38, 27 bis 30, Bullen: 35 bis 36, 31 bis 3q4, 27 bis 30, Kühe: 30 bis 32, 24 bis 29, 16 bis 23, 11 bis 15; Färſen: 37 bis 38, 31 bis 36, 27 bis 30; Kälber: 48 bis 52, 42 bis 47, 36 bis 41, 30 bis 35; Schafe: nicht notiert; Schweine: al)—, a2) 53, b) 53, 50 bis 53, 47 bis 52, g) 46 bis 50. Marktver⸗ lauf: Großvieh langſam, Ueberſtand; Kälber mittel, geringere Ware Ueberſtand. Mannheimer Pferdemarkt Zufuhr: 48 Arbeits- und 70 Schlachtpferde. Preiſe: Arbeitspferde 450 bis 1050, Schlacht— pferde 25 bis 120 Mark. Marktverlauf ruhig. Karlsruher Schlachtviehmarkt Zufuhr: 68 Ochſen, 41 Bullen, 61 Kühe, 81 Färſen, 352 Kälber, 347 Schweine. Preiſe pro 50 Kilo: Ochſen: 33 bis 35, 29 bis 32, 25 bis 29, 23 bis 27, 24 bis 25; Bullen: 32 bis 34, 28 bis 32, 26 bis 28, 24 bis 26; Kühe: 24 bis 30, 22 bis 24, 18 bis 22, 12 bis 18, Färſen: 36 bis 38, 34 bis 36, 0 0 28 bis 32, 26 bis 28; Kälber: 46 bis 47, 44 bis 45, 36 bis 42; Schweine:—, b) 53, c) 53, 50 bis 52. und tuntt Kathreiner. den Rneinp Mahmffe