„Wozu dies alles!! Entgegennahme von Siedlungsanträgen in Biernheim Von J. B., Viernheim Auf Grund meiner Beobachtungen in der letzten Bauernverſammlung(Referat: Melio⸗ ration und Siedlung), ebenſo, wie als betei⸗ ligter Sachberater bei der Erhebung von Sied⸗ lungsanträgen, mußte ich leider zu der Er— kenntnis kommen, daß eine Mehrheit der vor— geladenen Perſonen, meiſtens aus Unkenntnis der Sache, aber auch aus ſturem Oppoſitions⸗ willen, ja ſogar manchmal aus zuyniſcher Feind⸗ ſeligkeit ihre ablehnende Haltung gegenüber dem Regierungsvertreter glaubt zum Ausdruck bringen zu müſſen.— Wir Nationalſozia⸗ liſten waren ſchon immer gewohnt, dem Volke die Wahrheit zu ſagen. Es iſt dies un— ſere Pflicht, weil wir aus dem Volke kamen, um dieſem Volk in ſeiner Geſamtheit zu dienen. Dieſen ſchlechtunterrichteten Volksgenoſ— ſen ſoll die nötige Aufklärung zu Teil werden. Jene aber, die in böswilliger Abſicht die le— bensnotwendigen Maßnahmen der Regierung als krank, unſinnig oder dergl. mehr abtun möchten, mögen ſich ſelbſt ruhig auf ihr eigenes Verluſtkonto ſetzen. Die Initiative des Staates, wie auch die Privatinitiative des ſtrebſamen Erbhofbauers, angeregt und vorwärtsgetrieben durch den jährlichen Landerwerb infolge Tilgung, wird ſich im nächſten Jahrzehnt nur günſtig für deſſen wirtſchaftliche Lage auswirken, im Gegenſatz zum Pächter, der dieſen Unterneh— mungsgeiſt nicht in dem Maße beſitzt, vor allem aber auch an die ſchwankenden Pacht— preiſe gebunden iſt. Die Entgegennahme der Siedlungs-An— träge z. Zt. auf dem Rathaus hat mit der Allmendfrage garnichts zu tun. Den verſchiedenen Volksgenoſſen ſachliche Auslegungen zu geben auf die unſinnigſten Fragen des Für und Wider dieſes Geſetzes, entzieht ſich unſerer Aufgabe, weil wir ja nur Siedlungsanträge entgegenzunehmen haben. Ich möchte aber trotzdem im Intereſſe der allgemeinen Befriedigung nochmals kurz die Rechtfertigung dieſes Geſetzes vom 27. Januar 1934 in ihren wichtigſten Punkten heraus- ſtreichen: 1. Die ſoziale Gerechtigkeit fordert, daß im Staate der Volksgemeinſchaft unter der Deviſe:„Gemeinnutz geht vor Eigennutz“, nicht mit zweierlei Maß gemeſſen wird. 2. Die völkiſche und kulturelle Einſtellung un— ſerer Regierung wird das Sonderrecht der im Sinne als Ausländer mit Gaſtrecht zu betrachtenden Juden die doch auch als Be— ſitzer deutſchen Bodens und Nutznießer deutſcher Bodenwerte(Allmendnutzung) ſind in keinem Falle gutheißen können. 3. Wir fordern eine unſeren nationalen Be— dürfniſſen angepaßte Bodenreform, d. h. unter anderem Eigentum verpflichtet dem Staat, die Rentabilität der Land⸗ wirtſchaft muß geſichert ſein. Von dem Allmendfeld bleibt ein fünftel im Eigentum der Gemeinde, die es ihren be— dürftigen Ortsbürgern zur unentgeltlichen oder verbilligten Nutzung überlaſſen kann. Solchen ſeitherigen Allmendinhabern, die nicht mehr ſelbſt das von der Gemeinde ihnen im Bedürftigkeitsfalle zugewieſene Feld bebauen können, kann ein Härteausgleich in Geld ge— währt werden. Das Letztere trifft in der Hauptſache für Viernheim zu. Die Ackernah— rung iſt vorläufig auf 25 Morgen bebautes Ackerfeld und 5 Morgen Wieſe feſtgeſetzt. Die Regierung hat das größte Intereſſe daran, möglichſt viele landwirtſchaftliche Betriebe durch Landzuteilung auf geſunder Baſis in Erbhöfe umzuwandeln. Die im Erbhofgeſetz vorgeſehenen Grundbedingungen lauten: „Der Antragſteller muß noch arbeitsfähig und verheiratet ſein, außerdem hat er den Nachweis eines bauernfähigen Erben zu bringen. „Das Einverſtändnis des betr. Landwirts zur Unteilbarkeit, Unveräußerlichkeit, ſowie Unbelaſtbarkeit des Erbhofbeſitzes, muß ge— geben ſein. 3. Das Vorkaufsrecht des Staates ſichert ſein. „Die finanzielle Tragbarkeit des Antrags iſt durch die Kommiſſion zu überprüfen. 5. Eine, der Ackernahrung entſprechende landw. Hofreite muß vorhanden ſein. Falls die Vorausſetzungen zutreffen, wird das bereits vorhandene Ackergelände mit dem noch bis zur vollen Ackernahrung zu erwer⸗ bende und aufzufüllende Gelände in die Erb⸗ hofrolle geſetzlich eingetragenen. Um die noch vorhandenen Ne zu befriedigen, ſind verſchiedene Möglichkeiten vorhanden. Der künftige Erhofbauer wird ſeine Geſchwiſter mit einem Teil ſeiner eigenen Aecker vor der Eintragung in die Erbhofrolle abfinden. Er kann dieſelben auch mit einem Grundſchuld⸗ brief oder einer Sicherheitshypothek belaſten, es 15 denn, daß eine bereits beſtehende Hypo⸗ thek oder dergleichen, eine weitere Belaſtung muß ge⸗ nicht mehr zuläßt. Aehnlich verhält es ſich im Falle der Uebernahme der väterlichen Hof⸗ reite durch den verheirateten Sohn, alſo des künftigen jungen Erbhofbauern. Eine weitere Sicherung iſt das im Reichserbhofgeſetz fun⸗ dierte Einſitzrecht der Eltern(perſönliche Ab⸗ machung). Im Prinzip muß der Erbhof un⸗ belaſtet ſein, jedoch iſt durch die als ſchwierig zu bezeichnende Uebergangszeit eine Belaſtung des Erbhofes bis zu 30 Prozent durchaus zuläſſig. Die Zahlungsbedingungen, die der Staat zum Erwerb von Aufſiedlungsgelände an den Landwirt ſtellt, ſind äußerſt günſtig. Zum Beiſpiel: Der mittlere Bonitierungswert von einem Morgen Ackergelände in Starken— burg iſt auf 500 RM. feſtgeſetzt. Hiervon kommen 10 Prozent als Anzahlung und Vor— auszahlung in Betracht, und zwar ſind 25 RM. im erſten Jahr, 25 RM. im darauf⸗ folgenden Jahr, alſo im Herbſt 1935, als Vorauszahlung zu leiſten. Das Gelände geht dann rechtmäßig in Eigentum über und iſt bei regelmäßiger Zahlung in weiteren 23 Jahren frei von Belaſtung. Sollte durch unvorherge— ſehene Zwiſchenfälle, etwa durch Unglück in der Familie, durch Mißernten, Krankheiten im Stall und ſo fort, eine regelrechte Zah— lung nicht möglich ſein, ſo kann auf eine Ver— längerung der Abtragungszeit hingewirkt wer— den. Falls der antragſtellende Landwirt die erforderliche Anzahlung, in der zum Erbhof aufzufüllenden Höhe nicht zu leiſten im Stande wäre, wird auch eine geringere Anzahlung als genügend erachtet, vorausgeſetzt natürlich, daß der Antragſteller die Gewähr bietet für eine gute Bewirtſchaftung des Siedlungslan— des. Der Staat hat auf Grund ſeiner welt— anſchaulichen Tendenz, nur das größte In⸗ tereſſe an der Gründung exiſtenzfähiger Bau— ernhöfe, und wird dieſe nach beſten Kräften ſtützen. Er verlangt aber andererſeits von ſeinen Staatsbürgern, die ſeinen Anforde— rungen zur Bildung eines Erbhofes in jeder Beziehung genügen, daß ſie ſich dieſer Pflicht aus moraliſchen Gründen heraus auch nicht entziehen. Im Falle einer ablehnenden Hal— tung des betr. Landwirts, wird der Staat nie und nimmer es zugeben können, daß ſolchen Bewerbern Siedlungsland zugeteilt wird. Gleichſam paralell mit der„Vollerwerbs“- und der Anliegerſiedlung, läuft die„Werk— oder Arbeiterſiedlung“. In ihrem techniſchen Aufbau ähnlich den beiden Vorgenannten, zeigt die wäſche! Zum Nähen, Sticken und Stopfen Gunsuge Taungsbedngungen Wochenreten von Pri 2.50 an Martin Decker 5. f. MAHHREIN— 2, 12 Vertreter Jon. Fler Froschauer Wer, wie der Landwirt, in harter Ar. beit seinen Besitz erhält, darf nie grö- Bere Barbeträge zu Hause liegen las- sen und sie der Diebstahls oder Feuersgefahr aussetzen. Schwer Er worbenes ist doppelt wertvoll! Bei uns liegt es sicher und verzinst sich zuverlässig. 1 it Mernnelmer Hreditvereln e. G. m. b. H. blernneſm Bismarckstraße 48 Ehestandsdarlehen und Be- darfsdeckungsschein. werden angenommen. Emulsion 1 Stacleunqamittel und gie Seluule gegen. orufscues EHT EUG NIS EN NANTUTUI CH IN ATULEN KrotHexkEA No oROGERIEN geit hindurch gefeit gegen die loſen und in Gewalttaten Feſtſetzung des Inserierel Jig Mlavier- r nach erprobter, 1 h L 1 schnell fördern- zu kaufen geſucht. Lissl Schlatter langj. Lehrerin dieſes Blattes. heimer Hochsch. f. Musik. Näheres rr eee Vorausſetzungen. Für dieſe Art Siedlung kommen im allgemeinen nur Arbeiter, Klein— tracht. Eine Kapitalanlage in Form von Sied— lungsland kann ſelbſtverſtändlich der Staat offene Spekulation von vornherein aus. Es lungsgelände nicht verpachtet werden kann, ſondern ſelbſt bebaut werden muß, im Gegen— walten laſſen kann. i Kinderreiche ſind bei Vergebung der doch iſt Kinderreichtum allein nicht ausſchlag— gebend für den endgültigen Erwerb. Zu Unterricht der Methode Meldungen an die Geſchäftsſtelle an der Mann- ſie in ihrem inneren organiſchen Weſen andere gewerbetreibende und Sozialrentner in Be— nicht dulden. Hier ſcheidet eine verſteckte oder wird deshalb auch gefordert, daß dieſes Sied— ſatz vom Erbhof, den man auch einmal ver— Werkſiedlungen womöglichſt vorzuziehen, je⸗ Fortſetzung folgt. Lokale Nachrichten Viernheim, 28. Nov. Die Verkaufsſonntagen vor Weihnachten. Das Polizeiamt Viernheim teilt mit: In dieſem Jahre können die Ver— kaufsſtellen an drei Sonntagen vor Weihnach— ten, das iſt am 9., 16. und 23. Dezember, offengehalten werden, wobei das Geſetz vom 13. Dezember 1929 über den Ladenſchluß am 24. Dezember beſonders zu beachten iſt. Hier— nach dürfen offene Verkaufsſtellen am 24. Dezember nur bis 17 Uhr, Verkaufsſtellen, die ausſchließlich oder überwiegend Lebens- mittel, Genußmittel oder Blumen verkaufen bis 18 Uhr für den geſchäftlichen Verkehr geöffnet ſein. Die beim Ladenſchluß ſchon an— weſenden Kunden dürfen noch bedient werden. Mehr als drei Verkaufsſonntage dürfen im Dezember für keine Branche in Betracht kommen. *NS⸗Frauenſchaft. Heute Mittwoch Heimabend. Pünktlich 8 Uhr. Erwarte vollzähliges Erſcheinen. Die Leiterin. Das Weihnachtsfeſt naht! Durch den Wald gehen ſchweigſame Männer, mit Beil und Säge ausgerüſtet. Sie ſuchen die Bäume aus, die in der Chriſtnacht glitzernden Schmuck und leuchtende Kerzen zu tragen be— ſtimmt ſind. Weihnachtlich ſind ſchon da und dort die Läden ausgeſtattet, in die Unterhal⸗ tung der Kinder fällt ſchüchtern die erſte An⸗ deutung über Wünſche, die bisher tief in kleiner Seele verſchloſſen lagen.— Ja, liebes Chriſtkind, bald geht dein Name wieder über alle Lippen, bald ſind alle Herzen wieder voll des Zaubers, der von dir ausgeht. Im tiefen Schlummer der Kinder kann man leiſe deinen Namen hören, in allen kindlichen Träume iſt deine liebliche Geſtalt verwoben. Ein Uebermaß an Erwartung und Vorfreude häuft ſich in uns an, bis.. ja, bis helle Kinderaugen in ſeliger Freude ſtrahlen und über den Jubel ihrer Kinder beglückte Eltern ſich in tiefem, ſtillem Dank in die Augen ſehen. Von der Pferdezucht.(Die dies⸗ jährigen Deckziffern in Heſſen). Den heſſiſchen Leihhengſten wurden in dieſem Jahre 4052 1: Stuten, gegenüber 3599 im Vorjahre, zuge⸗ führt. Insgeſamt wurden 2537 Kaltblutſtuten und 1515 Warmblutſtuten gedeckt. Gegen— über den Deckziffern des Jahres 1929 bedeutet das Ergebnis vom Jahre 1934 eine Zunahme von über die Hälfte und einen Beweis für den Aufſchwung der heſſiſchen Pferdezucht. 220 Devisen und im Ausland befindliche Uermögensstücke anzeigen! Nach dem Volksverratgeſetz vom 12. Juni 1933 waren Deviſen und im Ausland befindliche Vermögensſtücke nach dem Stand vom 1. Juni 1933 dem Finanzamt anzu— zeigen. Die Friſt, in der dieſe Anzeige zu erſtatten war, iſt Ende Oktober 1933 abge⸗ laufen. Es hat ſich aber herausgeſtellt, daß viele Anzeigepflichtige ihrer Anzeigepflicht nicht genügt haben. Daher hat das Steuer⸗ anpaſſungsgeſetz vom 16. Oktober 1934 die Anzeigefriſt bis zum Ablauf des 31. Dez. 1934 verlängert. Die Anzeigefriſt umfaßt nunmehr die Zeit vom 14. Juni 1933(dem Tag, an dem das Volksverratgeſetz in Kraft getreten iſt) bis zum Ablauf des 31. Dezem⸗ ber 1934. Innerhalb dieſer Friſt muß jeder, der am 1. Juni 1933 Deviſen oder im Aus⸗ land befindliche Vermögensſtücke gehabt hat, dieſe Werte dem Finanzamt anzeigen. * Was iſt zu lun? Was iſt zutun, wenn unbeſtell⸗ te Ware ins Haus geſandt wird? Vielfach, beſonders zu Weihnachten, werden von manchen Firmen irgendwelche Waren ins Haus geſchickt, die gar nicht beſtellt waren. Der Empfänger weiß oft nicht, was er mit dieſen unbeſtellten Sachen, die er nicht haben will, anfangen ſoll. In der Regel wird die Hausfrau ſie vom Poſtboten oder anderen Boten entgegennehmen. Die einfachſte Löſung wäre, die Annahme ſofort zu verweigern, wenn man bemerkt, daß es ſich um unbeſtellte Ware handelt. Erkennt man jedoch nicht rechtzeitig, um was es ſich handelt, ſo iſt durch die An⸗ nahme der Ware dieſe noch keineswegs gekauft kommenden Man kann Brief oder Paket ruhig öffnen und den Inhalt feſtſtellen. Sagt einem die Send— ung nicht zu, ſo läßt man ſie liegen, bis ſie wieder abgeholt wird. Man iſt weder ver pflichtet, dem Abſender mitzuteilen, daß man die Ware nicht will, noch brauch man ſie ihm zurückzuſchicken. Selbſt wenn der Abſender um Rückgabe bittet oder ſogar Rückporto bei fügt, iſt man nicht zur Rückſendung verpflichtet. Will man die Waren alſo nicht behalten, ſo muß man ſie zunächſt aufbewahren und zwar mit der Sorgfalt, mit der man eigene Sachen aufzuheben pflegt. Man braucht alſo die Ge genſtände nicht beſonders ſorgfältig zu behan deln, darf ſie andererſeits auch nicht böswillig beſchädigen oder vernichten. Tut man dies doch oder nimmt man die Sachen in Gebrauch, ſo muß man ſie bezahlen. In-Gebrauchnehmen liegt dann vor, wenn man z. B. bei Büchern die Seiten aufſchneidet oder ſeinen Namen hineinſchreibt, oder wenn man Eßwaren ver— zehrt. Ein ſolches Verhalten gilt als Zu ſtimmung zum Kauf und verpflichtet zur Be— zahlung. Werden leichtverderbliche Waren zu— geſandt, ſo kann keinem zugemutet werden, die nach einiger Zeit verdorbenen Sachen, ſie riechen vielleicht ſchͤn, noch länger aufzu bewahren. Wirft man ſie dann fort, ſo em— pfiehlt es ſich, einen Zeugen hinzuzuziehen, um ſich den Beweis zu ſichern. Häufig liegt der unbeſtellten Sendung ein Schreiben bei, worin der Abſender mitteilt er werde ein Schweigen des Empfängers bis zu einem be— ſtimmten Termin als Einverſtändnis mit dem Kauf anſehen. Eine ſolche Friſtſetzung iſt vollkommen belanglos. Das Schweigen des Empfängers hat keinerlei rechtliche Bedeutung. Und iſt auch nicht verpflichtet, die Ware zu bezahlen. Bekanntmachung Betr.: Die Ausſtellung von Wandergewerbe ſcheinen, Legitimationskarten und Le— gitimationsſcheinen für Kj. 1935. Mit Ablauf des Jahres verlieren die für das Kalenderjahr 1934 erteilten gewerblichen Legitimationen(Legitimationskarten 88 4, 44a, Wandergewerbeſcheinen 8 55 und Legt timationsſcheinen zum Handel mit Druck. ſchriften nach§8 43 der Gewerbeordnung ihre Gültigkeit. Es wird den in Betracht Gewerbetreibenden empfohlen, baldigſt die Erneuerung dieſer Scheine für das Kalenderjahr 1935 bei uns zu beantrage, da bei der Häufung der Anträge um die Wende des Jahres Verzögerungen in der Erledigung der Geſuche unvermeidlich ſind. Den Anträgen iſt ein Lichtbild aus nel eſter Zeit beizufügen und von Perſonen, die bisher ſchon Wandergewerbeſcheine beſaßen, ſind die für das Jahr 1934 erteilten Leg timationen bei Antragſtellung vorzulegen. Viernheim, den 28. November 1934 Heſſiſches Polizeiamt: J. V.: Steinmann — Beſtellungen auf den Viernheimer Anzeiger werden von den Austrägern Jederzeit entgegengenommen 1 heblicher Arbeitskräfte— im Jahre 1932 beſchäftigte Frankreich bird die Zahl mit find jetzt 366 000 Franzoſen arbeitslos. Da— bei ſoll eine noch erheblich höhere Ziffer der „unſichtbaren keit“ erſt die Die außenpolitiſchen Schwierigkei⸗ ten, die ſich aus der Beſeitigung der frem⸗ den Arbeiter ergeben haben dazu beigetragen haben, die wiſchen Polen und Frankreich zu ſind ſymptomatiſch für die Lage des Ar⸗ beitsmarktes in Frankreich. franzöſiſche Textilinduſtrie, die ganz vorragend auf Export eingeſtellt und an⸗ gewieſen iſt, leidet unter dem Goldſtandard, weil die Konkurrenz der währungsſchwachen ünder ſie in vollem Umfange trifft. Der Rückgang der Arbeiterzahl wird lenmäßigen Zunahme der gleitet. Die Jahl der Kur zarbeiter in der Textilinduſtrie, die ö Stunden wöchentlich arbeiten, iſt von Fe⸗ jache— von 9000 auf 45 000—. N die Zahl der vollarbeitenden Kräfte ſank im i 1 auch d See Selten ee Bee Haus gebra t.— Gratis⸗Beilagen: wöchentlich en„Illuſtrierten 240 Mt fe ba 0 der Form, zan dalertage e Pezegspren urn Suni, halbmonatlich die an eimatblätter“, zweimal jährl. er.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. bei den Boten den Fahrplan und den Hlelteſte Tageszeitung am Platze— Erfolgreiches Inſertionsorgan gernſprecher ee ür de aegenelr dag. Mae, 88. Nr. 21577 Frankfurt ain, Berantwortl enteilt Jo Viernheim.-= 5 Fuzel⸗ Verkauf der Zeitung von der Geſchäftsſtelle 5 Pfg., eee 10 Ff „Reiches Frankreich? Das„reiche“ Frankreich fühlte ſich lange Wirkungen zer Wirtſchaftskriſe, die ſich in anderen Ländern längſt fühlbar gemacht hatten. Jetzt ſt das anders geworden. Auch das„reiche“ Frankreich ſpürk die Kriſe. Sie äußert ſich nicht nur in Märſchen der Arbeits ⸗ verzweifelter Menſchen, wie ſie in St. Quentin durch Bürgermeiſters und des Stadtrates zur Erzwingung von Forderun— gen zu verzeichnen ſind Letzten Endes wa⸗ en die Auseinanderſetzungen um das letzte Kabinett und den Sturz Doumergue's ſowie ſeine Erſetzung durch Flandin, der als einer der erſten Männer der Wirtſchaft gilt, eine Konſequenz der wirtſchaftlichen Entwick⸗ lung in Frankreich. Der Zwang, die wirt⸗ ſchaftlichen Kriſenerſcheinungen zu bekämp⸗ ſen war größer geworden, als der Wunſch and die Notwendigkeit, parlamentariſche Machtkämpfe vordringlich auszufechten. Flandin hat bereits in ſeiner Antrittsrede or der Kammer das Schwergewicht ſeiner Ausführungen auf die wirtſchaftliche Seite verlagert und bewußt die Notwendig— keit, die Wirtſchaftsfragen zu löſen, in den Vordergrund geſtellt. Allerdings hat er be⸗ ktont, daß dieſe wirtſchaftlichen Probleme äußerſt vorſichtig behandelt werden müßten. Das hat ſich auch ſehr bald als richtig er⸗ wieſen bei der Behandlung der Arbeits⸗ loſenfrage. Die Ziffern der sichtbaren Arbeits oeſigkeit ſind in Frankreich ſeit etwa Jah⸗ resfriſt dauernd im Wachſen. Trotz er⸗ Ausſchaltung der ausländiſchen 1500 000 Ausländer. Zurzeit 814000 angegeben— Arbeitsloſig⸗ wahre Lage kennzeichnen. und die viel Beziehungen trüben, Dabei ſind unter den genannten 366 000 4 Arbeitsloſen diejenigen unberückſichtigt, die verkürzt in duſtrie hat ſich die Notwendigkeit der arbeiten. In der Textil⸗ Kurzarbeit beſonders ſtark ergeben. 1705 her⸗ l deshalb hier in beſonderem Ausmaße von der zah⸗ Kurzarbeit be⸗ weniger als 32 bruar bis September 1934 um das Fünf⸗ geſtiegen. gleichen Zeitraum von 300 000 auf etwo 150 000, ſo daß zirka weitere 100 000 Kurz. arbeiter, das heißt unter 48 Stunden und weniger, der vorher genannten Ziffer hin⸗ zuzufügen ſind. Das zweite wichtige ſeiner Produktion. Dabe ſtehen den niedri⸗ gen Preiſen, die die Landwirtſchaft erzielt, hohe Preiſe für den Konſumenten gegen über. Vor allem iſt es das Getreideproblem, das dringend der Löſung bedarf. Das Miß⸗ verhältnis von Angebot und Nachfrage, das nach den Ernteſchäzungen 107 zu 88 Millio⸗ nen dz. betrug und das trotz der bereits er⸗ folgten Produktionsverringerung entſtan⸗ den iſt, schafft eine außerordentlich ſchwie⸗ rige Situation. Ob das Problem durch die vom miniſteriellen Wirtſchaftsausſchuß des Kabinetts Flandin geplante Uebernahme von Getreidevorräten durch den Staat zu löſen iſt, ſteht dahin. Jedenfalls wird neben den W eine Exportſteigerung zu er⸗ di eiden Gebiete der 0 15 17 5 um darzu⸗ diejenigen ſchaffungsprogramm) hat bisher 1 Problem liegt auf f dem Gebiet der Landwirtſchaft. Der franzöſiſche Landwirt erſtickt im Ueberfluß e Frage einer erneuten Ver⸗ 4 g de WMöbcuſtäche zur Diskuſſion . ehen. 5 (Sieruhetmer Bürger- tg.— Biernh. Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die 12g bei Wie e abgeſtufter altene Millimeter⸗ Zeile. Pfenni abatt.— Aanahmeschl 005 Inſerate und Notizen vor⸗ Reklame Pfennig, mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſte e 1 4 lämtlichen Annoncen ⸗Expebitionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt den Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Plapvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeschriebenen Tagen kann jedoch eine Gew r nicht übernommen Geſchäftsſtelle: Abolf Hitlerſtr. 36, Schriftleitung, Druck u. Verlag: J. Martin, Viernheim Donnerstag, den 29. November 1934 Die britiſche 51. Jahrgang Luftwaffe Große Rültungsausſurathe im Auterhaus— Baldwin Hauyptſprecher der Regierung London, 28. November. Das engliſche Unterhaus war in Erwar⸗ tung der großen Ausſprache über Churchills Antrag auf Erhöhung der britiſchen Rüſtun⸗ gen, insbeſondere der Luftſtreitkräfte, dicht beſetzt. Daß ſich das Kabinett noch kurz vorher mit der endgültigen Faſſung beſchäf— tigt hatte, die den Reden Baldwins und Sir John Simons gegeben wurde. war bald in den Wandelgängen des Parlaments be— kannt und bewies den Mitgliedern, daß die bevorſtehende Erörterung von beſonderer Bedeutung ſein würde. Bevor Churchill ſei— nen Antrag einbringen konnte, mußten noch die üblichen kleinen Anfragen erledigt wer— den. Eden wiederholte in Beantwortung einer ſolchen Anfrage, die Haltung der bri— tiſchen Regierung zur Frage der Anerken— nung des augenblicklichen Regimes in der Mandſchurei ſei weiterhin durch die Grund— ſätze beherrſcht, die in der diesbezüglichen e ee enthalten ſind. uch über die Saarfrage mußte Eden eine Anfrage beantworten. Ein Liberaler wollte wiſſen, ob die britiſche Re⸗ gierung eine Verantwortlichkeit anerkenne, moraliſch oder phyſiſch die franzöſiſchen Truppen zu unterſtützen, die für eine etwaige Polizeiaktion an der Saar zur Verfügung geſtellt werden könnten. Eden antwortete: Die Körperſchaft, die mit der Verantwort— lichkeit betraut iſt, die Ordnung im Saar- gebiet aufrecht zu erhalten, iſt die Regie⸗ rungskommiſſion. Was das Recht der Re⸗ gierungskommiſſion betrifft, in der Aus⸗ übung dieſer Aufgabe Unterſtützung von außerhalb anzufordern ſo habe ch der Er⸗ klärung, die vom Staatsſekretär des Aeußern am 5. November in Beantwortung einer Anfrage Lansburys abgegeben wor— den iſt, nichts hinzuzufügen. Ein Mitglied verlangte Auskunft über die Zahl unterirdiſcher bombenſicherer Flug— zeugſchuppen in Deutſchland und in Eng⸗ land. Unterſtaatsſekretär für Flugweſen Saſ— ſoon erwiderte darauf, es würde nicht im öffentlichen Intereſſe liegen, irgendwelche Mitteilungen in dieſer Frage zu geben. Der Sekretär des Ueberſeehandelsamtes, Colville, teilt mit, daß tun, daß Frankreich trotz allen Goldreich⸗ tums und trotz einer gewiſſen Ausgeglichen— heit ſeiner Wirtſchaftsſtruktur gerade an Probleme nunmehr dringlich herantreten muß, die auch für Deutſch⸗ land an erſter Stelle ſtanden, als der Na⸗ tionalſozialismus die Macht übernahm. Die deutſche Agrar⸗ und Arbeitsloſenpolitik (letztere umfaßt ein poſitiwes Arbeitsbe⸗ günſtige Auswirkungen gezeitigt, weil ein entſchloſſe⸗ nes, aktives Anpacken des„Problems der Probleme“ erfolgt iſt. Frankreich erwartet von ſeinem Kabinett Flandin eine Erleichterung ſeiner wirt⸗ ſchaftlichen Nöte, vor allem ein Abſtoppen der Arbeitsloſigkeit und eine Santerungs⸗ aktion für die Landwirtſchaft. Flandin hat in der Erwiderung auf die Kammerdebatte betont, daß in Frankreich eine moraliſche, eine politiſche. eine wirtſchaftliche und eine ſoziale Kriſe beſtehe. Seine Regierung wolle ein Problem nach dem anderen vor⸗ nehmen und ſich dabei weniger um die Doktrin als um die Reſultate küm⸗ mern. Ddieſes Abweichen von der Dok⸗ trin, der Mut neue Wege zu beſchreiten, die mit den Lehrbüchern der Vergangenheit nicht immer hundertprozentig übereinſtim⸗ men, hat einen Teil des deutſchen Erfolges beſtimmt. In Frankreich iſt das Feſthalten am Althergebrachten viel ſtärker im Charak⸗ ter der Bevölkerung verwurzelt. Deshalb wird das Kabinett Flandin, über deſſen Exiſtenz ſchließlich die Leiſtung auf wirt⸗ ſchaftlichem Gebiet entſcheidet, manche harte Nuß zu knacken haben, wenn es Erfolg hoben will chill unter der de. Hauſes die große Rede zur Begründung ſei— pl an in Verbindung mit das engliſch-deutſche Transferabkommen vom 4. Juli befriedigend arbeite.— konſervative Mitglied Oberſt Moore fragte hierauf, ob Colville bekannt ſei, daß augen⸗ blicklich eine ſogenannte internationale Kon— ferenz in London tage, um einen Feldzug einzuleiten, der einen wirtſchaftlichen Boy⸗ kott gegen Deutſchland zum Ziele habe. Colville erwiderte, daß die erwähnte Boy— kottkonferenz vollkommen ſei; jede Stellungnahme vonſeiten der Re— gierung würde zum Ausdruck bringen, daß der Tätigkeit dieſer Konferenz zuviel Wich— tigkeit beigemeſſen werde. Nachdem noch der Finanzſekretär des Schatzamtes Duff Cooper ein Gerücht über eine geplante Anleihe an Japan als unbe— gründet erklärt und Eden die Zahl der während der am 31. Oktober zu Ende gegan— genen zehn Monate aus England nach Deutſchland eingeführten Flugzeugmotoren mit 96 angegeben hatte, begann Chur größten Spannung des Das nes Antrages. Zwiſchen Paris und Nom Jorkgang der diplomatiſchen Beſprechungen. Paris. 28. Nov. Zu den diplomatiſchen Beſprechungen, die TFitulescu und der türkiſche Außenminiſter — Tewfik Rüſchtü Bey in Paris führen, wird von unterrichteter Seite betont, daß im Mit— telpunkt der Beſprechungen der Oſtpakt⸗ der franzöſiſch⸗ ruſſiſchen Annäherung ſtehe. Die Blätter geben der Auffaſſung Ausdruck, daß Frank⸗ reich ſich vorläufig auf einen Sonderpakt mit der Türkei nicht enlaſſen wolle. um die franzöſiſch-italieniſchen Verhand- lungen nicht zu ſtören. Währenddeſſen wird der italieniſch-fran⸗ Zzöſiſche Meinungsaustauſch in Rom fortge⸗ ſetzt. Der franzöſiſche Botſchafter hatte eine Unterredung mit bvich. Unterſtaatsſekretär Su⸗ Der römiſche Berichterſtatter des „Matin“ hat den Eindruck gewonnen, daß man zunächſt die Prüfung der beſonderen franzöſiſch-italieniſchen Frage beſchleunſgen wolle, um ſpäter, ſobald die internationale Atmoſphäre es geſtattet, die Ausſprache über die Bedingungen für eine allgemeine politi— ſche Zuſammenarbeit in Angriff zu nehmen. Die ſüdſlawiſche Denkſhriſt Ueberreichung in Genf. Genf, 28. November. Die angekündigte Denkſchrift der ſüdſla⸗ wiſchen Regierung über die polikiſchen Hin⸗ tergründe des Marſeiller Anſchlages iſt dem Generalſekrekär des Völkerbundes überreicht worden. Die Denkſchrift umfaßt 78 Druck- ſeiten, davon 29 Seiten zuſammenfaſſende Darſtellung. Den Anhang bildet der ſchrift⸗ liche Meinungsaustauſch, der ſeik Oktober 1930 zwiſchen Budapeſt und Belgrad über die Tätigkeit der kroatiſchen Emigranten ſtalktgefunden hal. Die Bilderbeilagen zeigen Mitglieder der Organiſation Uſtachi in Unfform, ſowie hauptſächlich Päſſe, die von den Budapeſter Polizeibehörden verſchiede⸗ nen als Terroriſten bezeichneten ſüdſlawiſchen Staatsangehörigen ausgeſtellt worden ſein ſollen. Das Opfer einer Terrorgruppe Der Journaliſt Petrowitſch durch Drohungen zum Selbſtmord getrieben. London, 29. November. Der 1 Tod des jugoflawiſchen Emigranten Petrowitſch, der weit über Lon⸗ don hinaus Auſſehen erregte, ſcheint durch die jüngſten Ermittlungen aufgeklärt worden zu ſein. Nach dem gerichtsärztlichen Befund ſteht nicht amtlich; —— — es außer Zweifel, daß Petrowitſch im Zu⸗ ſtande völliger geiſtiger Verwirrung Selbſt⸗ mord begangen hat. Ein Kriminalbeamter von Scotland Yard bezeugte, daß der Jugo— ſlawe einen Ausweiſungsbefehl erhalten habe, weil er im Verdacht ſtand, Verbindung mit den Kreiſen zu unterhalten, die an dem Attentat auf König Alexander beteiligt waren. Nach den amtlichen Feſtſtellungen wurde Petrowitſch von unbekannter Seite angeru⸗ fen, und es wurde ihm mitgeteilt, daß er nach der Abreiſe ſeines Landsmannes Popo— witſch an der Reihe ſei; er ſolle ſich innerhalb von 48 Stunden töten, da man ihn doch fangen werde. Er wurde an dem Tage tot aufgefunden, als er England verlaſſen ſollte. Es hat nach allem, was bisher in der Angelegenheit be⸗ kannt wurde, den Anſchein, als habe Petro— witſch aus Furcht vor ſeinen politiſchen Geg— nern ſich das Leben genommen. Danzigsuener stantspräfident Greiſer vom Danziger Volkskag zum Nach- folger Rauſchnings gewählt. Danzig, 29. November. Der Danziger Volkstag trat zuſammen, um den Nachfolger des zurückgetretenen Senatspräſidenten Dr. Rauſchning zu wäh⸗ len. Zum Senatspräſidenten wurde mit 41 Stimmen der NSDAP bei 2 Stimmenthal— tungen der bisherige Senatsvizepräſident und Innenſenator Arthur Karl Greiſer ge— wählt. Die 29 Abgeordneten der Oppoſi⸗ tionsparteien beteiligten ſich nicht an der Ab— ſtimmung. Der Landesbauernführer Lothar Rettelsky wurde zum unbeſoldeten Senator gewählt. Beide nahmen die Wahl an. Senatspräſi⸗ dent Greiſer wird neben der auch bisher ſchon von ihm geleiteten Abteilung des In⸗ nern auch die Führung der auswärtigen Angelegenheiten Danzigs übernehmen. Der neue Danziger Senatspräſident ge— hörte bereits ſeit der Machtübernahme am 20. Juni 1933 der Danziger Regierung als Senatsvizepräſident und Innenſenator an. Er iſt SS-Oberführer, Fliegerkommandant bei der Fliegerlandesgruppe Danzig und ſtellvertretender Gauleiter der NSDAP. Als Innenſenator hat er ſich insbeſondere bei der Neuorganiſation der Danziger Poli⸗ zei betätigt. Auch an der Anbahnung der außenpolitiſchen Verſtändigung mit Polen iſt Greiſer nich: unbeteiligt. Zuſammen mit dem bisherigen Senatspräſidenten Dr. Rauſchning trat er im Juli 1933 die Reiſe nach Warſchau an, die Ausgangspunkt für die erſtrebte Verſtändigung wurde. Arthur Karl Greiſer wurde am 22. Ja⸗ nuar 1897 im Poſenſchen geboren. Bei Aus⸗ bruch des Krieges ging er zunächſt als Frei⸗ williger zur Marine und ſpäter zur See⸗ fliegerei, wo er ſich das Eiſerne Kreuz Erſter Klaſſe erwarb. Um den Aufbau der natio⸗ nalſozialiſtiſchen Bewegung in Danzig hat ſich Greiſer insbeſondere als Gaugeſchäfts⸗ führer in der Kampfzeit große Verdienſte er⸗ morben. Die Höchſtſtrafe beantragt Der Strafantrag im Brüning- Prozeß. Köln, 28. November. Im Brüning⸗Prozeß ſtellte Staatsan- waltſchaftsrat Thomas den Strafantrag. Er beantragte gegen Dr. Brüning wegen fort⸗ eſetzter Untreue, wegen Betruges in ſechs Fallen in Tateinheit mit Unterſchlagung, ferner wegen Betruges und Unterſchlagung im Falle der Stadt Köln und wegen Ver⸗ gehens gegen die Konkursordnung die zu⸗ läſſige Höchſtſtrafe von insgeſamt zehn Jahren Gefängnis und fünf Jahren Ehr⸗ verluſt. Die Saar bleibt bei Deutſchland Kundgebung der Deutſchen Fronk. Saarbrücken, 29. November. Wenige Wochen hat das deutſche Volk an der Saar noch auszuharren, ehe es am 13. Januar nach fünfzehnjähriger unrechtmäßi⸗ ger Trennung ſein überwältigendes Be⸗ kenntnis zu Deutſchtum und Vaterland ab⸗ legen kann. Dieſe kurze Zeitſpanne ſteht ganz im Zeichen dieſes kommenden Ereig⸗ niſſes, auf das ſich die Saardeutſchen mit der frohen Zuverſicht rüſten, der der Landes— leiter der Deutſchen Front, Pirro, vor weni⸗ gen Tagen in Genf Preſſevertretern gegen— über mit den Worten Ausdruck gab:„Das deutſche Saarvolk erwartet in den letzten 50 Tagen den 13. Januar in der feſten Gew ß— heit, daß er ein großer glückhafter Tag des neuen Deutſchland und des europäiſchen Friedens wird.“ Von dem gleichen Geiſt war eine Kund— gebung der Deutſchen Front getragen, in der Peter Kiefer das Wort ergriff. Er wies zu— nächſt auf die Entſtehung des Saarſtatuts und auf das in Verſailles begangene Unrecht am deutſchen Saarvolk hin. Eindeutig ſtellte er feſt, daß es in Verſailles nicht um kirch— liche oder wirtſchaftliche oder ſoziale Fra— gen des Volkes und des Gebietes an der Saar ginge. ſondern um die Zugehörigkeit zum angeſtammten Volk und Vaterland. Für die Richtigkeit der Haltung in der Saar— gebietsfrage lehnte es der Redner ab, ſich auf hohe vatikaniſche Stellen zu beziehen, ſondern hob nur das eine hervor, daß man beim Hören und Studieren der Verlaut— barungen dieſer Stellen das ſichere Gefühl bekomme, mit der Volkstumshaltung auf dem Wege zu ſein, der allein für deutſche Menſchen in Frage kommen könne. Treue zum Vaterland ſei ſittliche Pflicht, Liebe zu eigenem Volkstum und Treue zum ange— ſtammten Vaterlande ſeien ſittliche Tugen— den. Weil ſich am 13. Januar 1935 dieſe hohen ſittlichen Tugenden vor aller Welt im Saargebiet bewähren müßten, könne es für einen Deutſchen, insbeſondere für einen echten chriſtlichen Deutſchen im Saargebiet, nur eins geben;: Die Saar muß bei Deutſch— land bleiben! Jugendliche als Landhelſer Erleichterungen für die Einſtellung. Berlin, 29. November. Um einen verſtärkten Einſatz von Land— helfern beſonders in den Wintermonaten zu ermöglichen, hat der Präſident der Reichs— anſtalt in die bisher geltenden Vorſchriften für die Einſtellung und Beſchäftigung von Landhelfern erhebliche Erleichterungen ein— geführt. Durch den neuen Erlaß iſt u. a. die Größe der Bauernbetriebe. die als Auf— nahmebetriebe für Landhelfer in Betracht kommen, vom 1. Oktober 1934 ab auf 80 ha — gegenüber 50 ha bisher— erhöht wor— den Ferner wird der Perſonenkreis der zur Landhilfe zugelaſſenen Jugendlichen er— heblich erweitert. Der neue Erlaß bringt ferner eine weſentliche Erleichterung da— durch, daß die Weitergewährung der Beihilfe bis zu 12 Monaten ſchon dann guläſſig iſt, wenn beiſpielsweiſe nach ſechsmonatlicher Förderung ein weiterer Arbeitsvertrag für ſechs Monate abgeſchloſſen wird. Preisregelung für Weiden Berlin, 29. November. Der Reichskommiſſar für Preisüber— wachung hat den Erzeuger-, Händler- und Verbraucherpreis für grüne und geſchälte Weiden, ſowie für getrocknete, gebündelte Weidenrinden geregelt Durch dieſe Verord— nung werden Preisſteigerungen beſeitigt, die ſeit Oktober zu beobachten geweſen ſind, ohne daß ausreichende Gründe dafür anzuerken— nen geweſen wären Der Korbwareninduſtrie wird es auf dieſe Weiſe ermöglicht. zu Prei— ſen, die die Verſorgung der Verbraucher ſicherſtellen, ihre Aufträge auszuführen. Für ehrliche Verſtändigung Erklärungen des Senators de Jouvenel. Genf, 28. November. Die„Tribune de Geneve“ veröffentlicht eine Unterredung mit dem franzöſiſchen Se— nator de Jouvenel. In dieſer Unterredung tritt de Jouvenel für den Verſuch einer ehr— lichen Verſtändigung mit Hitler ein. Auch in der Saarfrage ſei er, ſo erklärt de Jouve— nel, Anhänger einer direkten deutſch-fran— zöſiſchen Ausſprache. Er bedauere. daß man ſeinerzeit die Saarverhandlungen zwiſchen Deutſchland und Frankreich im Jahre 1931 unterbrochen habe. Wenn man vor Hitler verhandelt habe, ſo könne man auch mit Hit— ler verhandeln. Frankreich habe nur ein In⸗ tereſſe: die Sicherung der Abſtimmungs— freiheit. Im übrigen ſei es an der Saarfrage nicht intereſſiert, die Saarländer ſollten ihren Willen ausſprechen, das ſei nicht Frank⸗ reichs Sache. Er ſei der Anſicht, daß man Hitlers Friedenserklärungen glauben könne, wachſen, Pfuirufen die Prager Vorgänge. der Kundgebung waren im Erdgeſchoß und Brüning verhandelt, warum ſolle er ſeine Verhandlungen nicht mit Hitler fortſetzen. Da Hitler erklärt habe, daß er das Ergebnis der Saarabſtimmung achten werde, ſo werde man ſchon ſehr bald ein Urteil über ſeine Aufrichtigkeit gewinnen können. Ein Sturm der Entrüſtung Weitere Studenkenkundgebungen gegen das Anrecht von Prag. Prag, 28. November. In Kreiſen der Prager deutſchen Studen— ten wurde die Abſicht laut, der ihrer In⸗ ſignien beraubten Deutſchen Univerſität neue zu widmen. Um den Ernſt und der Not der Zeit Ausdruck zu verleihen, ſoll eine Rek⸗ torskette aus Eiſen und ein Zepter aus Eichenholz angefertigt werden, die das Da⸗ tum des 26. November 1934 tragen. Die Mittel werden die deutſchen Studenten aus— ſchließlich in ihren Reihen aufbringen. Wie aus Berlin gemeldet wird. fand an der Techniſchen Hochſchule in Charlotten— burg eine Proteſtkundgebung wegen der Prager Ausſchreitungen ſtatt. Die Vorleſun— gen fielen aus Die Studenten zogen durch den Tiergarten zur tſchechiſchen Geſandt— ſchaft. Als die Spitze vor dem Geſandtſchafts— gebäude in der Rauchſtraße eintraf, war der Zug auf mehrere tauſend Studenten ange— denen ſich eine unüberſehbare Menſchenmenge angeſchloſſen hatte. Natio— nalſozialiſtiſche Kampflieder und Sprechchöre begleiteten den Marſch. Ein Student nahm das Wort und geißelte unter ſtürmiſchen Während im erſten Stock der tſchechoſlowakiſchen Ge— ſandtſchaft die eiſernen Vorhänge herunter— gelaſſen worden. Geiüngnis für unwahre Verichte Saarbrücken, 28. November. Der verant— wortliche Redakteur der„Neuen Saarpoſt“, Hagn, und ein Redakteur der ſeparatiſtiſchen „Volksſtimme“ ſind vom Saarbrücker Schöf— fengericht wegen bewußter Verbreitung von Greuelnachrichten zu zwei Wochen Gefäng⸗ nis verurteilt worden. Vor einiger Zeit hat— ten beide Blätter wüſte Berichte über an— gebliche Zerſtörungen von Grabſteinen auf dem jüdiſchen Friedhof in Diefflen gebracht. Feſtſtellungen beim Friedhofwärter ergaben jedoch, daß keinerlei Beſchädigungen ſtatt— gefunden haben. der Kampf mit der Kriſe Große Rede Flandins. Paris, 28. November. Der franzöſiſche Miniſterpräſident Flan— din ſprach vor der franzöſiſchen Wirtſchafts— und Induſtrievereinigung über die allge— meine Wirtſchaftskriſe und die Mittel zu hrer Behebung. Er glaube, daß für Frank— reich die Erzeugung dem Verbrauch ange— paßt werden müſſe. Dieſe Anpaſſung hätte ich automatiſch vollzogen, wenn das Räder— werk der Wirtſchaftsgeſetze nicht eingeroſtet wäre. Deshalb wünſche er auch die Rückkehr zum freien Handel. Die Lähmung des Außenhandels durch un— normale Zölle uſw. laufe den Intereſſen aller Erzeuger zuwider. Es hänge aber nicht allein von Frankreich ab. den inter— nationalen Handel neu zu beleben. Er halte es ſehr wohl für möglich, zunächſt den in— neren Markt ins Gleichgewicht zu bringen und dann die Wiederbelebung des Außen— handels durchzuführen. Die Regierung werde deshalb zu allererſt die Landwirt- ſchaftsfrage regeln. Eine ſtrenge Regelung des baues müſſe Frankreich in Zukunft von ſchlechtem Getreide und schlechtem Wein befreien. Der Geſundung der Landwirtſchaft werde die der Induſtrie folgen. Es werde eine Kriſen⸗ geſetzgebung geſchaffen werden, die Ueber⸗ einkünfte zwiſchen den Erzeugern zwecks Regelung der Produktion zur Pflicht mache. Die Geſundung des Arbeitsmarktes habe be⸗ reits begonnen. Er hoffe, daß aus der ſo⸗ genannten Reichskonferenz Frankreichs eben⸗ falls ein großer Kolonialplan hervor⸗ gehe. Zum Schutze des Sparers werde man den Skandalen der Liquidierungen und Bankrotte ein Ende machen. Alle dieſe Pläne könnten aber nur nur verwirklicht werden, wenn man aufhöre, durch dauernde Beunru⸗ higung die Privatinitiative zu lähmen. Von 80 Milliarden Franken Notenumlauf würden augenblicklich 40 Mil⸗ liarden zurückgehalten. Flandin wandte ſich dann noch gegen die Verbreitung von Kri⸗ ſengerüchten. Der äußere Friede werde nicht gefährdet ſein, ſolange man ſich im Innern nicht zerſplittere. Die Regierung habe nichts von den Staatsreformplänen aufgegeben, aber es handle ſich zunächſt einmal um wich⸗ tigere Aufgaben. Politiſches Allerlei Berlin. Im Norden Berlins fand in An⸗ weſenheit des perſiſchen Geſandten die feier— liche Umbenennung des größten Teiles der Exerzierſtraße in„Perſiſche Straße“ Berlin. Der Reichsverkehrsminiſter hat die Spitzenvertretung der deutſchen Seeſchif— fahrt als alle nige Vertretung der deutſchen Seeſchiffahrt im Sinne des Geſetzes zur Gelreide- und Wein⸗ ſtatt. 0 ö 0 Vorbereitung des organiſchen Aufbaues dern, deutſchen Wirtſchaft anerkannt. Paris. Der Verwaltungsausſchuß der franzöſiſchen Sozialiſten hat die kommuniſti-⸗ ſchen Vorſchläge, die Einheit der Arbeiter zu verwirklichen, abgelehnt und angeregt, ſofort Verhandlungen über ein gemeinſames Programm auf der Grundlage des ſozialiſti— ſchen Planes aufzunehmen. Teheran. Acht Häuptlinge des Bachtiaren— ſtammes wurden wegen Hochverrats hinge— richtet. Die übrigen Teilnehmer an der Verſchwörung wurden mit Gefängnisſtrafen zwiſchen 3 und 15 Jahren beſtraft. Tokio. Die beiden größten Parteien Ja⸗ pans, Seijukai und Minſeito, haben ein Ab— kommen gemeinſamer Arbeit getroffen; auf dem Programm der Zuſammenarbeit ſtehen in vorderſter Linie Aufrechterhaltung der barlamentariſchen Verfaſſung und Stärkung der nationalen Politik. Die baltiſchen Staaten Außzenminiſterkonferenz in Reval. Kowno, 28. November. Der litauiſche Außenminiſter begab ſich über Riga nach Reval zur Teilnahme an der erſten Konferenz der drei baltiſchen Außenminiſter. Bekanntlich ſind regelmäßige Zuſammenkünfte der Außenminiſter der drei baltiſchen Staaten vorgeſehen. Von Reval begibt ſich der litauiſche Außenminiſter zu einem Freundſchaftsbeſuch nach der finniſchen Hauptſtadt. Wie verlautet, wird im Mittelpunkt der Beſprechungen auf der erſten Konferenz der baltiſchen Außenmeniſter die Stellungnahme des Vundes zur neuerlichen Aktivierung der Oſtpaktfrge durch Frankreich ſtehen. Der Beſuch in Finnland ſoll dem Verſuch zur Ausgeſtaltung des baltiſchen Bundes dienen. . ö * 0 1 5 ö die Neuordnung Chin Ein grundlegendes Manife Schanghai, 29. November. Tſchiangkaiſcheck und Wangtſchingwei ha. ben gemeinſam ein Manifeſt erlaſſen, daz als Programm für die Vollſitzung des au 10. Dezember zuſammentretenden Zentral vollzugsausſchuſſes gelten ſoll. Der erſte Punkt des Manifeſtes beſagt daß die Zentralregierung die allgemeinen Grundſätze der Geſetzgebung feſtlegt, wäh⸗ rend Einzelheiten und die Durchführung 179 915 der Provinzen und der Gemeinden eien. 5 2. Die Zentralregierung ernennt die lei tenden Beamten. Für die Beamten iſt eine dreijährige Amtszeit mit der Möglichkeit der Wiederernennung vorgeſehen. 3. Die Provinzregierungen ſtellen die Haushalte und die Voranſchläge dazu auf. Der vierte Punkt enthält eine Abgren— zung zwiſchen den Finanzen der Zentral— regierung und denen der Provinzregierung, Alle nationalen Einkommen wie Zölle u Steuern gehen an die Zentralregierung, die nötigenfalls bei Fehlbeträgen Zuſchüſſe an die Regionalgewalten gibt. Der fünfte Punkt befaßt ſich mit der Ab grenzung von Nationalheer und Provinzpolizei, und zwar unterſteht das Nationalheer der Zentralregierung, während Polizei. Miliz und Ordnungskorps unter der Gewalt der Regionalregierungen ſteht. In einer Unterredung, die der chineſiſche Generaliſſimus Tſchiangkaiſchek einem Ver treter der„Oſaka Mainichi Shimbun“ ge— währte, äußerte er ſich auch über das Verhältnis Chinas zu Japan. China und Japan, betonte der Warſchall, ſeien Schweſternationen, deren Beziehun— gen auf Gerechtigkeit und guten Willen ge gründet ſein ſollten. Eine Verzögerung der chiniſiſch⸗ſapaniſchen Zuſammenarbeit durch ein weiteres Anwachſen der militäriſchen und wiͤrtſchaftlichen Einflüſſe anderer Mächte in China ſei nicht zu befürchten, da ſowohl Amerika wie die europäiſchen Staa- ten ſich einer Ausdehnung ihres Einfluſſes enthielten. Der Verwirklichung der all— aſiatiſchen Lehre, der und gegenſeitiger Zuſammenarbeit, ſich niemand in China widerſetzen. werde Sewaltige Heuſchreikenplage Die dichteſten Schwärme, die Südafrika je erlebt hat. Johannisburg, 29. November. Die diesmaligen Verheerungen durch heuſchreckenſchwärme ſind die ſchlimmſten, welche Südafrika bisher zu berzeichnen hatte. Obwohl bereits Tauſende don Inſektenſchwärme durch unermüdliche Bekämpfungsmethoden, die Tag und Nacht getrieben wurde, vernichtet worden ſind, merkt man noch kein Nachlaſſen der heranziehenden Schwärme. In einigen Gegenden liegen die toten In⸗ ekten haufenweiſe übereinander, ſo daß ſie den Verkehr ſtark behindern. Ein Aufräu⸗ men der Inſektenſchicht iſt unmöglich, da immer weitere gewaltige Schwärme heran⸗ nahen, denen man ſich dann entgegenſetzen muß, um ſie zu vernichten. Zurzeit iſt zwar der Schwarm der geflü⸗ gelten Heuſchrecken zurückgegangen, dafür aber wogt, ſoweit das Auge reicht, eine nach Milliarden zählende Flut junger Tiere her⸗ an, deren Ende nicht abzuſehen ſcheint. Jetzt muß mit verdoppelter Kraft das Vernich⸗ kungswerk betrieben werden, um zu verhü⸗ ten, daß die Tiere erſt Flügel bekommen und dann ihre Eier in weit entlegenen Ge⸗ genden niederlegen. „Stautsſeind Nummer 1 Jeuergefecht zwiſchen Polizei und Verbrecher Chicago, 29. November. „In den Straßen Chicagos kam es zu einer Schießerei zwiſchen dem„Staats- feind Nummer 1“ und Geheim⸗ agenten der Bundespolizei. Letz⸗ tere befanden ſich in einem Kraftwagen. Plötzlich bemerkten ſie einen verdächtigen Kraftwagen, der mit großer Geſchwindigkeit borbeizufahren verſuchte. Als ſie den Wagen zum Halten aufforder⸗ ien, eröffneten die Inſaſſen, zwei Männer und eine Frau, ſofort das Feuer aus einem Maſchinengewehr. Es folgte ein lebhaftes Jeuergeſecht, bei dem ein Bundesagent ge. kötet und ein anderer ſchwer verwundel wurde. der verdächtige Wagen enkkam. Später tauchte in dem Vorort von Chicago, Evanſton, ein anderer Wagen auf, deſſen drei Inſaſſen verletzt waren. Es wurde feſt⸗ geſtellt, daß der Führer des enkkommenen Wagens der Dillinger ⸗Gangſter Georg Nel. ſon war, der ſeit dem Tode Dillingers als Gleichberecht gung . Chor der Toten Wir Toten, wir Toten ſind größere Heere Als ihr auf der Erde, als ihr auf dem Meere Wir pflügten das Feld mit geduldigen Taten Ihr ſchwinget die Sicheln und ſchneidet din Saaten, ö Und was wir vollendet und was wir begon ö nen. Das füllt noch dort oben die rauſchenden ö Bronnen, a Und all unſer Lieben und Haſſen und Hadern. Das klopft noch dort oben in ſterblichen Adern, und was wir an gültigen Sätzen gefunden, Dran bleibt aller irdiſcher Wandel gebunden, Und unſere Töne, Gebilde, Gedichte Erkämpfen den Lorbeer im ſtrahlenden Lichte, Wir ſuchen noch immer die menſchlichen Ziele— Drum ehret und opfert! viele! Conrad Ferdinand Meyer. FFC ²˙¹:à Der Välgetreter Tode aufhören. Auf Denn unſer ſind Skizze von Ellen Riggert. Hocherhobenen Hauptes verließ Kantor Bergmann die Kirche. Als er die Straßen der kleinen Stadt durchſchritt, ſetzte er ſeinen Stock nachdrücklich auf das holperige Pfla⸗ ſter, und ſein Gang war aufrechter als ge— wöhnlich. Nach einer ſchier endloſen Pres— byteriumsſitzung war es ihm doch endlich ge— lungen durchzuſetzen, daß ſeine alte ausgebeſſert wurde und elektriſche Luftzu— fuhr bekam. Lange genug hatte es gedauert, bis man eingeſehen hatte, daß es nicht ſo weiterging. Freilich, der alte Krauß hatte eine Pflicht als Bälgetreter gut getan und gegen ihn war nichts einzuwenden. Er war ſogar Kriegsverletzter; ein Granatſplitter hatte ihm bei Verdun ein Auge ausgeſchla— gen; aber er wurde allmählich alt. Da woll- ten die zittrigen Glieder nicht immer ſofort gehorchen, und ſo war es vorgekommen, daß mitten im großen Halleluja die Luft weg— blieb oder daß der Ausgangschoral zu einem Wimmern herabſank. Zum Teil, und viel⸗ leicht zum größeren, mochte es aber auch die Schuld des alten Blaſebalges geweſen ſein, denn er war undicht. Und überhaupt, ſo et⸗ was Rückſtändiges wie einen Blaſebalg ohne elektriſche Luftzufuhr. Da fiel dem Kantor gerade ein, daß der alte Krauß noch gar nicht Beſcheid wußte. Er konnte auf dem Nachhauſeweg gleich bei ihm vorſprechen und ſagen, daß ſein altes Amt aufgehört hatte zu ſein. Es würde nicht wiel ausmachen, denn es war nur ſo eine Art Ehrenamt geweſen. Krauß wohnte neben dem Marktplatz in einem windſchiefen Häuschen. Er ſaß am Fenſter und blickte verwundert auf, als der Kantor bei ihm eintrat. So hohen Beſuch war er nicht gewöhnt, denn Bergmann liebte es, eine kleine höfliche Schranke zwiſchen ſich und ſeinen Untergebenen aufzurichten. Im Städtchen hieß er drum„der vornehme Kantor“. Jetzt grüßte er freundlich und ſagte:„Sie vrauchen von nun an Sonntags nicht mehr zu treten, Krauß, morgen bekommt die Ge⸗ meinde einen elektriſchen Blaſebalg.“ En herablaſſendes Kopfnicken, und die Tür fiel hinter dem Beſucher ins Schloß. Der alte Mann hatte den Kopf in die Orgel 11 geſtützt und ſay ſtarr vor ſich hin. r konnte den Inhalt der verklungenen Worte 1970 ncht begreifen. Er ſollte nicht mehr die Bälge treten, hatte der Kantor ge⸗ ſagt? Ja, aber das war doch ſein Amt, ein freiwilliges, das konnte doch erſt mit ſeinem einmal ſollte er den lieben Platz neben der Orgel nicht mehr ein⸗ nehmen, ſollte nie mehr hören, wie die Luſ! mit leiſem Ziſchen in den Balg fuhr, um denn mit Spannung zu warten, bis der Orgelton einſetzte? Er lebte doch noch, at⸗ mete nie mehr von ihm empfangen? Er blickte im Zimmer umher. Da war alles noch wie ſonſt, nein, doch nicht, die Sonne, die eben noch auf den Dingen gelegen hatte, ſchien wie weggewiſcht. Im Dunkeln lag alles... Am nächſten Sonntag ſaß der alte Krauß ſchon lange vor Beginn des Gottesdienſtes auf ſeinem Platz neben der Orgel. Kantor Bergmann machte ein erſtauntes Geſicht, als er ihn ſah, doch da der Alte ſtotternd bat, einmal zuſehen zu dürfen, wie der neue Blaſebalg arbeite, nickte er Gewährung. Strahlte er doch innerlich vor Befriedigung über ſeinen Erfolg. Allmählich füllte ſich die Kirche, die Glocken verſtummten, die 1 10 alte ſetzte ein. Wie gebannt ſtarrte der Krauß auf die Stelle, an der ſtatt des ſtau⸗ bigen, oft geflickten, ein funkelnagelneuer Blaſebalg prangte. Gleichmäßig ſank er in ſich zuſammen und füllte ſich ebenſo wieder prall mit Luft ganz ohne Geräuſch. Da verließ der frühere Bälgetreter leiſe die Kirche und ging nach Hauſe. Als der Briefträger am nächſten Morgen kam und dem Enſamen wenigſtens einige mündliche Neuigkeiten bringen wollte, fand er die Haustür verſchloſſen. Der alte Krauß war verſchwunden. Die Bewohner eines entfernten Dörfchens fanden einige Tage darauf einen völlig abgezehrten Greis tot in der Kirche neben der kleinen Orgel liegen. Seine Hände umſpannten krampfhaft den Griff des alten Blaſebalges. Der gläſferne Schmetterling Von Heinz Elder. Viele Tage wohnte Ontje in dem winzigen Walddorf, das, von blauen Tonnen um⸗ rahmt, ſeine große Ausruhe bilden ſollte. Ein Giebelzimmerchen im„Bären“ war ihm Guckkaſten zu den nahen Bergen. Herrlich kühle Morgen ließen ihn den Kampf der Sonne mit den Nebeldämpfen erleben und zeigten ihm, wie dünne Strahlen weiße Wände zerriſſen, zartes Silber über die Schieferdächer zauberten und helle Teppiche auf holprige Dorfſtraßen legten. Die Abende verbrachte Ontje zechend in der blanken Wirtsſtube. Schweigſame Holzfäller gewannen ihn lieb und gaben ſich dem Plätſchern ſeiner Nede hin. Tagsüber ſchlief er auf der Wieſe des Wirtshausgartens. Er ging abſichtlich nicht aus der Nähe des„Bären“. Fiebernd erwar⸗ tete er Poſt von Aennecke. f Heute war er um fünf Uhr früh aus den Federn geſtiegen und genoß heiter, in Geſell ſchaft des Wirtes, ein Frühſtück von ders bäuerlicher Güte. Die Tür knarrte, und mis niedlichem Knickſen kam die ſechsjährige Mete in die Gaſtſtube und packte aus einen bunten Beutel duftende Semmel auf den Schanktiſch Mit einem„Grüßgott“ verſchwand ſie wie⸗ der. Der Bärenwirt lächelte hinter ihr hen und gab Ontje Auskunft über das Blondchen und ſeine Orgel ſollte ihren Atem ins Geſicht. 1 Er erfuhr, daß Meta Mothmann dem Bäk⸗ kermeiſter Hüsli für ein paar Pfennige das Brot austrug und mit dieſem kargen Lohn ihre armen Eltern unterſtützte. wurde bald unruhig. Das war der fünfte Tag, und Aennecke hatte noch nichts von ſich hören laſſen. Gegen Mittag, Ontje ſaß im„Bären“ beim Knobeln, ſchob der Landbriefträger Gundli ſein Fahrrad ins Gaſtzimmer und fragte nach Ontje. Er ſprang auf und erhielt vom Poſtboten ein Päckchen ausgehändigt. „Das kommt von Aennecke“, ſpürte er. Nervös riß er die Bindfaden auf und ließ einen kleinen Karton zum Vorſchein kommen. Er hob den Deckel ab und w te aus rotem Seidenpapier einen Schmetn g aus Glas. In dem Köpfchen des 0 unden Weſens ſteckte eine blaue Kornblume; an einem Flügel hing ein Zettelchen, in zierlicher Schrift die Bitte übermittelnd:„Liebſter, küſſe die Korn⸗ blume, ſo wie ich es tat und ſtreichele den Schmetterling jeden Tag. Auf ſeinen blaß⸗ blauen Flügeln lebt mein Heimweh zu dir. Aennecke...“ Der Wirt und der Briefträger merkten an! dem Mienenſpiel des jungen Mannes, daß ſich in Ontjes Seele etwas Wunderbares ereignet haben müſſe. Der Nachmittag lag in breitem Golde da. Von den Tannen ging ein ſchwermütiger Duft aus. Ontje verließ raſch das Dorf um zu den Bergen zu gelangen, als er die kleine Meta bemerkte. Ein bißchen gebeugt unter der Laſt der Brote, die ſie in einem flachen Korbe auf dem Kopfe trug, zog ſie vor ihm dahin. „Hallo“, rief Ontje ſie an,„kleine Meta, wird dir der Korb nicht zu ſchwer?“ Mühſam drehte ſich das Kind um und blieb lächelnd ſtehen. „Ooch nein,“ flüſterte ſie,„das geht ſchon ſo ganz gut!“ Damit ſetzte ſie aber den Korb ab und ſtrich ſich das naſſe Haar aus der Stirn. Ontje grub aus ſeiner Taſche ein Fünfzigpfennigſtück, und ſchenkte es der Klei— nen. Dankbare Kinderaugen glühten Ontje an. Zum erſten Male ſah er ihr nun richtig Wie von zarten Pinſelſtrichen hingehuſcht lag eine roſaweiche Farbe um die Naſe und auf den Wangen des Mäd— chens. Und was dieſes Kind für weiße Händ— chen hatte, aus ihnen Brot zu empfangen, ein Genuß. Ontje ſtreichelte den Blondkopf. Meta bückte ſich, um den Korb aufzuſetzen, doch gleich richtete ſie ſich wieder auf und deutete nach Onkjes rechter Jackentaſche.„Paß auf, Onkel, ſonſt fällt dir was raus“ rief ſie. Erſchrocken griff Ontje zur Taſche; beinahe wäre ihm der Karton mit dem gläſernen Schmetterling aus der Jacke gerutſcht; zur Belohnung für ihre Aufmerkſamkeit zeigte Ontje den Schmetterling. Stürme des Stau— nens brachen aus den Augen des Kindes. Ontje bekam Angſt, denn mit den Händchen, die ſich jetzt zu empfangsbereiten Schalen formten, erbat ſie den Schmetterling. Trau⸗ rig legte Ontje den gläſernen Schmetterling in Metas Händ. In anbetender Verwun⸗ derung ſtand das Kind vor ihm; Tränen tra⸗ ten aus den Augen. Noch nie hatte Meta ſolch Dinglein geſehen. Ja, Schmetterlinge kannte ſie— aber nur die lebendigen. Doch dieſer hier war aus Glas. Und wie glänzte er in der Sonne!„Sieh mal, Onkel, wie ſchön— woher haſt du das? Vom Chriſt⸗ kind? Spielſt du damit?“ Ontje brachte ein Opfer. Er ſchenkte dem Kinde den Schmet— terling. Am Abend gab Ontje durchs Telefon nach dem nächſten größeren Ort ein Telegramm folgenden Inhalts auf:„Habe Schmetter⸗ ling verſchenkt; er ſoll armen Kinde Freude bringen. Das Heimweh habe ich behalten. Ontie.“ Ein Zitherſpieler klimperte in der Ontje aber N Gaſtſtube. Ontje dat ihn um ein Schumann⸗ lied. Milder Geſang, köſtlicher Wein und Qualm füllten den Abend aus. Ontje konnte aber die Nacht nicht ſchlafen; Aennecke be⸗ herrſchte ſeine Sinne. Ein wenig ſchlechtes Gewiſſen belaſtete ihn. Am andern Morgen lagen zwei weiße Roſen auf Ontjes Tür⸗ ſchwelle Eine Woche ſpäter erhielt Onje einen neuen Schmetterling. Weitere drei Täge ſpäter ler ſtand vor der Abreiſe) brachten Holzfäller die kleine Meta tot ins Dorf zurück. Sie war am„Schwarzen Felſen“ abgeſtürzt. In ver⸗ krampften Händchen hielt ſie die Flügekteile des gläſernen Schmetterlings. Metas Mutter berichtete Ontje traurig den Vorfall. Meta hatte eines Abends den Schmetterling auf dem Küchentiſch ſtehenlaſ⸗ ſen. Im Rauſch war der Vater in der Küche umhergeſtolpert und hatte den Schmetter⸗ ling zertreten. Meta lief fort und ihr Schmerz ließ ſie die Unvorſichtigkeit begehen. auf dem „Schwarzen Felſen“ herumzulaufen. Sie war abgerutſcht. Ontje übergab der Frau den zweiten Schmetterling und bat, man möge ihn der Meta in den Sarg legen. Welt und Wiſſen Die Einwirkung der Muſik auf Tiere. Man muß es den Amerikanern, laſſen, daß ſie auf Jmanchen Gebieten bei ihrem Forſchungsdrange zu Ergebniſſen gelangt ſind, die wohl kaum in Europa erzielt worden wären. So iſt ſchon vor vielen Jahren ein amerikaniſcher Hühnerzüchter auf die Idee gekommen, durch Muſit die Legetätigkeit der Hühner anzu⸗ reizen und zu fördern. Den ganzen Tag ſpielte man den Hühnern auf dem Gram— mophon Muſik vor und zwar heitere wie ernſte; man verſuchte es mit Märſchen, Ouvertüren, Tänzen, Liedern, mit Streich- und Blasmuſik. Das Reſultat war durchaus ein⸗ deutig. Die amerikaniſchen Hühner ſchätzten klaſſiſche, getragene Muſik über alles. Jetzt kommt aus den Vereinigten Staaten die Kunde, daß man dasſelbe Experiment auch bei Kühen unternommen habe. Ein Dr. R. R. Ferguſon hat ſich um dieſes Problem ver⸗ dient gemacht. Man nahm zu den Verſuchen dreißig Kühe aus beſter Zucht. Wie bei den Hühnern bot man den Kühen alles, was die Menſchheit an muſikaliſchen Genüſſen hervor⸗ gebracht hat. Die Milchmenge und Güte wurde täglich ſehr genau gemeſſen und da⸗ bei zunächſt feſtgeſtellt, daß im allgemeinen die Kühe mehr Milch gaben, wenn die Muſik dazu ſpielte. Man hat nun auf Grund der Experimente folgende Muſik für die braven vierbeinigen Milchlieſeranten aufgeſtellt: Mor⸗ gens empfiehlt ſich eine ſanfte, ruhige Muſik, mittags dagegen haben ſich Märſche, patrio⸗ tiſche Lieder ſehr bewährt und abends gibt es die beſte Milch beim Klange einer Jazz⸗ muſik.— Wir ſtehen damit am Beginn einer neuen Wiſſenſchaft, die uns noch viele Ueber⸗ raſchungen bereiten kann. Bekannt iſt ja, daß Pferde und auch Hunde große Muſik⸗ freunde ſind, und jeder Kavalleriſt weiß, wie ſehr die 1 der Reitpferde durch Mu⸗ ſik beeinflußt werden. Wie ſteht es aber mit den Schweinen? Es iſt nicht anzunehmen, daß dieſe eine Ausnahme von der Regel machen werden. Für Zuchtſchweine dürften Märſche zu empfehlen ſein, dagegen für Maſt⸗ ſchweine Arien und getragene Muſikſtücke. Nun, die Amerikaner werden uns auch darüber nicht im Unwiſſen laſſen. Weshalb ſoll die Muſil nur den Menſchen erfreuen? „Verzeih, Vater“, ſagte ſie leiſe, aber beſtimmt,„ich a n Ich fahre hinauf.“ „Wohin?“ Er verſtand ſie im Augenblick gar nicht. kann jetzt nicht mit dir kommen. „Wohin? Zu Konſtantin.“ »Aber Kind!“ i ähm nachgereiſt iſt?“ „Ja, Vater. Wenn ſie ihm nachgereiſt iſt, ſo iſt er do dzuerſt allein hinaufgegangen zur Pate 900 0 es 15 er hat ſich retten wollen dorthin, wo er Kraft Wenn die Frau jetzt zu ihm kommt, ſo will ſie dieſe neugeborene Kraft zu erſchüttern. Ich Unſer Land hier und ich— Gefühl: findet. verſuchen, werde ſehen, wer ſtärker iſt: oder die andere.“ »Und glaubſt du, daß du ihm helfen kannſt?“ Denn ich will nichts für mich, 8 „Ich glaube es, Vater. nur alles für ihn.“ Heinrich Leuthold wagte nicht zu widerſprechen. Er Die Ben von oll deren Sleghenh. Urbeberrechtsschutz: Fünf Türme-Verlag Halle(Fagle) 5 a Heinrich Leuthold war erſchüttert.„Du willſt zu ihm hinauf, obgleich du weißt, daß die Losmirſta einanderflogen. 49 ſtadtgeſchäften kaufte. und brüchig wurde. weiter, ihrem Ziele zu. ſaugte dies warme, ſchwüle Wehen ein. Es lauſchte. Es hob ſich hoch. Kniſterte es ſchon irgendwo? Stäubte ſchon Schnee im warmen Atem des Föhn? Geduld— noch ein bißchen Geduld! Noch war es nicht Zeit. Eine dunkle, ſchmale Geſtalt flog über die Alm. Warf ab und zu einen beſorgten Blick zum Horizont hinüber, dorthin, wo die ſchweren Wolken ſich aufballten und aus⸗ Bettina reckte das Geſicht in die Luft. Sie ſchmeckte e 16 e Schmeckte den Wind. Vorwärts! orwärf Der Wind war Gefahr! Die Wolken waren. Ein Schatten fiel über! Eine 0 1 Gefahren! Aber bie größte Gefahr war jene Frau, die 5 i ee e ee zu Konſtantin gekommen war. g 5 Im Schnee ſah Bettina die Spuren der Ski. Es waren nicht Sti, wie ſie Holzknechte haben: kurz und gedrungen. Es waren die langen, ſchlanken Ski, wie man ſie in Groß⸗ Sie flog vorwärts. Sie kürzte ab. Sie wußte die Um⸗ l ö 5 m⸗ gehungswege, die Zeit erſparten. Gefährlich war es, hier am Abhange zu fahren, jetzt, wo der Schnee ſchon mürbe Aber ſie dachte nicht an ſich, ſie dachte nur an Kon⸗ 1 ſtantin. Wie gejagt von dem Winde flog ſie dahin, immer wehrenden. von damals 1 belauſcht „Biſt du getommen, um micg' wieder einzufangen? „Oh, Konſtantin!“ Er konnte nicht meht arbeiten. Das Läuse für ihn. Und ſeine Kunſt ſchwieg für ihn auch. Sein Herz ſehnte ſich nach Marilka. Und fürchtete fie doch. Und auch nach Bettina ſehnte er ſich. Er wußte nicht, wohin mit ſich, da er ſich nicht einmal in die Arbeit flüchten konnte. Man konnte nicht leben mit einem Herzen, das in zwei Stücke zerſpalten war. Man konnte nicht leben, wenn man ſo wenig Mann war, um über eine zer⸗ ſtörende Liebe hinwegzukommen. Ueberhaupt nichts mehrt konnte man wünſchen, als tot zu ſein. 71 Siebzehntes Kapitel 0 „Du?“ ſchrie Konſtantin auf. Er ſtreckte die Arme aus,“ zuckte zurück. Die bittende Gebärde wurde zu einer ab— ner ſchwieg in der offenen Tür der Hütte. * — „Du?“ fragte er doch einmal. Zuerſt war ungläubiger Jubel in ſeiner Stimme, dann Angſt. 15 „Ja, ich.“ Marilla fagte es ſehr leiſe, ſehr demütig „Ich bin gekommen, Konſtanan...“ 1 e „Warum biſt du getommen?“. Auf einmal war in ihn wieder ſener freſſende Schmer „als er Matilka mit jenem Unbekannten 1 ö Konſtantin ſaß in der Hütte. Er hatte die Tür geö Die Luft drang feucht und warm herein. Er d e loſem Gram verſunken. In einer Ecke, auf dem Reiſig⸗ haufen, lagen die Ueberreſte der zerfetzten Bilder. Lag die e 53 W Staffelei. Lagen die Pinſel. n eiterhaufen!, dachte er. 60970 1 15 in Flammen 5— e r bückte ſich müde, nahm die zerriſſene Leinwa ſteckte ſie in den glühenden, eiſernen kleinen Ofen. 686 Ag 0 120 0 10 ans Es ſchwelte und brannte ſchaute mit ſtarren Au V u. Wenn man ſich ſelbſt ſo auslöf. 15. 1 da der Frieden auch in Deutſchlands In— tereſſe liege. Man könne von Hitler alles mögliche behaupten, aber niemals, daß er die Psychologie ſeines Volkes nicht kenne Wenn Hitler alſo ſofort das Wort Frieden ge— brauche, ſo müſſe er eine beſtimmte innere Einſtellung ſeines Volkes vorausſetzen. Es komme darauf an, die Verhandlungsmethode zu finden. Im übrigen wünſche niemand einen Krieg, davon ſei er überzeugt. Der jetzige franzöſiſche Außenminiſter ſei ſehr vernünftia und klug. Er babe früber mit be nur zu. Schaute ihr nach, wie ſie, die Ski über al Schulter, mit kraftvollen Schritten den Bahnſteig Nachbarſtädte wurde ſofort alarmiert, um ang ging, auf der Dorfſtraße verſchwand. den Wagen Nelſons abzufangen. Es wird bermutet, daß die Frau, die ſich in dem Wa⸗ i. b 5 ö 1. 1 gen Nelſons befand, ſchwer verwundet iſt. Relſon wird ſeit der Erſchießung Dillingers oon der gangen Polizei Amerikas unausge⸗ ſetzt geſucht. „Staatsfeind Nummer 1“ geſucht wird. 5„Welch neues Märchen haſt dis fetzt für mich bereit, Die geſamte Polize! Chicagos und der Marilka? Du nüßt dir etwas gal Neues ausdenken. Denn das alte hat mir Liddy Renningen bereits erzählt.“ Qual und Bitterkeit lagen in ſeiner Stimme. 5 Marilka zuckte zuſammen. Dieſer Ton zeigte ihr, wie dieſe Tage der Trennung in Konſtantin gewirkt hatten. Niemals hätte er früher gewagt, in vieſer Akt zu ihr zu ſprechen. Aber ſie mußte es hinnehmen. Et hatte jaa „ 5 und ſeiner Anklage f „Konſtantin, ich bitte dich, hö n! Jch wer ir alles erk 1 5 1 0 1. 5 15 98 1955 115 Ein deutſches Meiſterwerk. r Vild zeigt ein hervorragendes Erzeugnis d ied rich⸗ Krupp A.⸗G. in Eſſen: Ein aus vier hg Eidelſeucten beſtehender Teil einer 15 000⸗Tonnen-Schmiedepreſſe Zum ! unteren Querhaupt gehören noch drei Slahl⸗ 15 17 8. 1 bebe 05 1 6 0 119 5 9 iſt der mittlere b uptes, 5 nach beiden Seit i 5 4 und Größe 0 ſind wie das id 10 a 400 1e tt, Das Gewicht der abgebildeten Teile be⸗ ilogramm, das des ganzen unteren Quer⸗ hauptes 650 000 Kilogramm. Das Schneeweib hockte in den Gletſchern. Es kauerte Alam mengeduck, ſein grauſames Geſicht mit den grünen gungen hinaufgewandt zum Himmel. Dort war das leiſe ben geworden. Warm und trächtig wälzten ſich ber dem Lande. D. A N.. Das Schneeweib 7. 2 2 1 . N OH O OD O L N 0 0— u,, Nachdruck verboten. Erſtes Kapitel. Frau Doktor Bianka Gregorius lag auf der Couch und blätterte gelangweilt in einem Roman. Im Gegen⸗ ſatz zu der etwas nüchtern⸗ſachlichen Gelehrteneinrichtung dieſer erſten Etage, die ſie mit ihrem Manne in der Villa des Schwiegervaters, des Profeſſors Neander Gregorius, bewohnte, war dieſer Raum mit einer künſtleriſchen Note ausgeſtattet; und in ſeiner Mitte ſtand ein koſtbarer Flügel, den die junge Frau, ſeit ſie von einer zwei⸗ jährigen Auslandsreiſe zurückgekehrt waren, nie geöffnet hatte. g In ein japaniſches Kimono gehüllt, lag ſie jeden Vor⸗ mittag hier und— langweilte ſich, hatte für ihre Wirt⸗ ſchaft weder Intereſſe noch Verſtändnis und war inner⸗ lich gekränkt, daß ihr Mann ihr nicht den ganzen Tag widmete, um ſie von Vergnügen zu Vergnügen zu führen. Olga, die Zofe, trat ein. „Gnädige Frau, ein Herr wünſcht ſeine Aufwartung zu machen.“ „Ein Herr— Sie wiſſen, ich empfange keine Beſuche.“ „Ein alter Herr, der ſeinen Namen nicht nennen will und nur ſagte, er ſei ein guter Bekannter aus früherer Zeit und wünſche, ſeine Aufwartung machen zu dürfen.“ Bei dieſen Worten ſeufzte Bianka auf. Daß ſie nicht ruhen wollte, dieſe„frühere Zeit“! Nach kurzem Ueberlegen hob ſie den Kopf. „Führen Sie meinetwegen den Herrn herein.“ Mit ausgeſtreckten Händen eilte ein überaus beweg⸗ liches, grauköpfiges Männlein herein. „Willkommen, Bianka Colani— herzlich willkommen!“ „Kommiſſionsrat Franken? Sie?“ Einen Augenblick war die junge Frau ſichtlich verwirrt, dann lächelte ſie wehmütig. „Sie irren, lieber Freund. Es gab wohl einmal eine Bianka Colani, aber die iſt tot— vor drei Jahren ver⸗ ſtorben, und die ehrſame Frau Doktor Gregorius, die Sie vor ſich ſehen, hat durchaus nichts mehr mit ihr und allem, was um ſie herum war, zu tun.“ „Kind, Kind! Sie müſſen ſchon verzeihen, wenn ich alter Mann Sie ſo nenne! Als ob Bianka Colani über⸗ haupt ſterben könnte! Darf ich mich ſetzen! Meine ge⸗ wohnte Zigarette...? Danke, habe alles bei mir.“ Er verſank in einen Klubſeſſel und lachte leiſe auf. „Wiſſen Sie noch, verehrte Freundin, vor ſieben Juhren? Als ich Ihnen das erſte Engagement nach Stralſund verſchaffte? Als Sie zitternd und zagend zum Gaſtſpiel fuhren? Ich glaube, es war die Agathe im „Freiſchütz', und als dann der erſte große Erfolg kam? Um den Hals gefallen ſind Sie mir in Ihrer Freude! Einen Kuß haben Sie mir gegeben! Einen ganz richtigen Kuß, und da habe ich Ihnen verſprochen, Sie zu lancieren! Habe ich mein Wort gehalten? Magdeburg— Münchener Staatsoper— Bayreuth— war das nicht ein ganz fabel⸗ hafter Aufſtieg? In vier Jahren!“ Frau Doktor Gregorius war ernſt geworden. „Sagen Sie einmal: Kommen Sie her, um mich zu quälen?“ „Sie ſind komiſch! Dinge“ „Nein! Nein!“ Bianka ſprang auf und ging auf und nieder. „Ich will nicht! Ich will nicht! Als ich vor drei Jahren heiratete, habe ich mit der ganzen Vergangenheit ge⸗ brochen. Vollſtändig! Nicht nur, weil mein Mann es wüͤnſchte.“ „Dieſe törichte, überſtürzte Heirat!“ Dias hatte der alte Theateragent leiſe und etwas taſtend geſagt. „Ich muß mir das verbitten. Ich liebe meinen Mann und bin glücklich.“ Franken blies den Rauch ſeiner Zigarette in die Luft. i„Ich habe mir glückliche Menſchen immer anders vor⸗ geſtellt. Bleiben wir ſachlich. Vor drei Jahren hatten Sie ſich in Bayreuth erkältet, glaubten Ihre Stimme zu ver⸗ lieren, waren ſeeliſch deprimiert und hatten, ſoviel ich weiß, auch pekuniäre Sorgen. Da trat Doktor Egon Gregorius in Ihr Leben. Jung, ein ſchöner Mann, bis über beide Ohren verliebt, Sohn des berühmten Neander Gregorius und reich dazu. Ich verſtehe vollkommen, will auch gern glauben, daß Sie ihn lieben. Aber glücklich? Denken Sie, ich glaube Ihnen, daß Bianka Colani ſich eine Kunſt und Beifall glücklich fühlen kann? Glauben Sie vielleicht, den Eindruck einer glücklichen Frau zu machen? Sehen Sie, gerade daß Sie von Jhrer Ver⸗ Ich ſage Ihnen lauter angenehme aangenbeit nichts wiſſen wollen. beweiſt, daß Sie ſich vor Urheberrechtsschutz: Fünt Türme-Verlag, Halle(Saale) ihr fürchten— jawohl, fürchten! Schade, ſehr ſchade! Ich hatte es ſo gut mit Ihnen vor, dann alſo...“ Er tat, als wollte er gehen, und ihre Neugier erwachte. „Was hatten Sie vor?“ „Nichts! Es iſt ja zwecklos. Aber nun kurz— Sie kennen doch Hjalmar Engſtröm.“ Bei der Erwähnung des berühmten Tenors huſchte eine flüchtige Verlegenheit über ihr Geſicht. „Was iſt mit Engſtröm?“ „Sie wiſſen, daß er durch mein Büro eine ſechs⸗ monatige Tournee durch Amerika abgeſchloſſen hat. Geſtern war er bei mir. Ich bin verpflichtet, ihm die richtige Partnerin zu ſtellen. Wiſſen Sie, was er ſagte: Engagieren Sie Bianka Colani, das iſt die Rechte.“ Bianka konnte nicht verhindern, daß ſie rot wurde wie ein junges Mädel. „Engſtröm kennt mich doch gar nicht!“ „Ich denke, Sie waren erſt neulich miteinander bei Gugenfors?“ Der Gedanke an den etwas aufdringlichen Flirt dieſes Sängers, deſſen herrliche Stimme ſie begeiſterte, war ihr peinlich. „Ihre erſte Rolle wäre die Violetta in der„Traviata“.“ „Das iſt reiner Wahnſinn.“ „Daß die Gagen in Amerika...“ „Hören Sie auf, hören Sie auf!“ N Bianka war auf die Couch geſunken und ſaß mit ge⸗ ſenktem Kopf da. Der Theateragent trat leiſe an den Flügel und ſchlug einige Takte an, die großen Koloraturen aus dem letzten Akt. Es war ſtill im Zimmer, und wäh⸗ rend Franken leiſe ſpielte, gingen die Bilder der Ver⸗ gangenheit an ihrer Seele vorüber. Ohne es zu wollen, ganz ſelbſtvergeſſen, ſummte ſie einige Töne. Dann ſprang ſie plötzlich auf und ſang mit voller Stimme; perlend glitten die herrlichen Klänge, wie eine menſchlich belebte Violinſaite, aus ihrem Munde. Dann ſtand ſie lächelnd da. „Glauben Sie wirklich, daß es noch geht?“ Franken ſtand auf. „Prachtvoll! Ihre Stimme iſt beſſer als je! Die Zeit der Ruhe hat ſie wunderbar gekräftigt. Dieſe Technik— dieſe Leichtigkeit— Bianka Colani, es wäre ein Ver⸗ brechen an der Kunſt, an der Menſchheit. Engſtröm hatte recht, als er nur Sie, ausgerechnet nur Sie als Partnerin haben wollte.“ i „Wie konnte er wiſſen?“ „Sie haben doch bei Gugenfors geſungen.“ „Nein, nein!“ „Hier iſt der Vertrag. In vier Wochen reiſen Sie ab. Außer freier Reiſe und Verpflegung— hunderttauſend Dollar für die ſechs Monate.“ Ihre Bruſt atmete krampfhaft, dann ſchüttelte ſie den Kopf. „Mein Mann würde es nie erlauben.“ Jetzt hatte der Kommiſſionsrat ein hartes Geſicht. „Ihr Mann war eine Epiſode in Ihrem Leben. Jede Liebe iſt im Leben einer großen Künſtlerin nichts als eine Epiſode.“ Wieder war es eine Weile ſtill, dann ſagte ſie mit ver⸗ ſchleierter Stimme: „Sie irren, ich liebe meinen Mann— ich lehne ab.“ „Wie Sie wollen. Heute ſingt Engſtröm zum letzten Male. Nachher ſind wir im Adlon' zuſammen. Bis ein Uhr in der Nacht halte ich Ihnen den Vertrag offen. Aida Calcher aus Hamburg hat bereits zugeſagt. Sollte ich bis ein Uhr nachts nicht im Hotel Adlon' Ihre Zuſage haben, iſt deren Engagement durch Depeſche perfekt. Ueberlegen Sie! Sie haben noch einen Tag Zeit. Auf Wiederſehen!“ Er änderte ſeine Stimme und ſagte warm: „Auf Wiederſehen heute nacht im Adlon' oder— wenn ich Ihre telephoniſche Zuſage habe— morgen früh in meinem Büro. Nach der Tournee werde ich weiter ſorgen. Staatsoper Berlin oder Metropolitan Neuyork!“ Bianka blieb allein, hatte einen hochroten Kopf, ſtand vor ihrem Spiegel und hatte lachende Augen. War ſie nicht in dieſer einen Stunde um Jahre jünger geworden? Jetzt ſaß ſie ſelbſt am Klavier, ſpielte und ſang. „Das laſſe ich mir gefallen! So vergnügt? Kind— Liebling, was haſt du für eine herrliche Stimme!“ Egon ſtand vor ihr, jung, lachend. Und ſie flüchtete an ſeine Bruſt, ſchon damit er ihr Geſicht nicht ſehe; dann aber brach ſie unvermittelt in Tränen aus. „Aber— was iſt denn?“ „Wahnſinn, vollkommener Wahnſinn!“ „Olga ſagte, du hatteſt Beſuch.“ 5„Nichts Beſonderes— Kommiſſionsrat Franken war „ Egon machte ein erſtauntes Geſicht. „Der Theateragent?“ Sie verſuchte krampfhaft zu lachen. „Ich ſage dir ja, Wahnſinn! Er hat mich durch einen Zufall ausfindig gemacht.“ „Das hat dich ſo erregt?“ Sie ſah ihn lauernd an. „Er hat mir ſogar ein Engagement angeboten.“ „Das iſt eine Frechheit!“ „Ich ſoll mit Engſtröm nach Amerika, ſechs Monate— eine Menge Geld...“ Egon hatte prüfende Augen. „Und du?“ „Ach, Egon!“ Er ſchloß den Arm um ſie. „Deine Stimme iſt herrlich! Du mußt wieder ſingen, viel, viel, aber nur für mich— nicht wahr, nur für mich.“ Es lag ſo viel Liebe in ſeinen Augen, daß ſie er⸗ ſchüttert war. „Nur für dich— ich habe es ihm geſagt— ich habe abgelehnt.“ „Selbſtverſtändlich, und— nun— ich verſtehe! Da iſt Vergeſſenes in dir aufgewühlt. Aber nun lache wieder!“ Die Zofe trat ein: „Frau Profeſſor Wendeborn.“ „Richtig, ich hatte mich ja mit Sophie verabredet, wir wollten zur Modenſchau bei Gerſon und dann— heute ſind wir bei Dorns zu Tiſch...“ „Und heute abend habe ich Karten zum Opernhaus, Dieſer Engſtröm hat uns doch bei Gugenfors eingeladen — es wird eine große Sache und wird dir Spaß machen.“ „Du Guter!“ „Aber nicht zu den Damen von dem törichten Beſuch reden! Sieh, ich verſtehe das alles, verſtehe auch, daß Zeiten kommen, in denen du dich nach deiner Kunſt ſehnſt und nach deinen Triumphen. Du weißt, wie dankbar ich für deine Liebe und dein Opfer bin, aber dieſe Frauen mit ihrem beſchränkten Horizont... Du, Bianka, es iſt ſehr wahrſcheinlich, daß ich die Profeſſur in Tokio bekomme; vielleicht gehen wir in drei Monaten ſchon wieder auf Reiſen. Weißt du noch, wie glücklich wir beide zuſammen waren? Nur wir beide allein mit unſerer Liebe?“ * 10* Bianka war wieder allein. Wie ſie ihn liebte! Jetzt fühlte ſie Gewiſſensbiſſe wegen des Abends bei Gugenfors. Denn er war wie ein ſieghafter Sturmwind, ein ver⸗ ſengender Schirokko, dieſer Engſtröm. Aber ein Schirokko brauft vorüber und läßt nur verſchüttete Oaſen zurück. Es war ſchon ſieben Uhr, als Bianka am Abend dieſes Tages vom Toilettentiſch aufſtand. Hatte ſie ſich wirklich nur für die Oper ſo ſorgſam geſchmückt? Sie ſtand vor dem Spiegel. Würde Egon es ſehen, daß ſie mehr Ro und Puder aufgelegt hatte als ſonſt? Ihre weißen, matt leuchtenden Arme, ihr ſchlanker Hals hoben ſich herrlich von dem ſatten Grün des Kleides ab. Unſinn! Warum kamen ihr jetzt immer wieder die Klänge der„Traviata“ in den Sinn? Um ſechs Uhr, als ſie eben von Dorns heimgekommen, hatte Profeſſor Neander Gregorius ſeinen Sohn in das Laboratorium bitten laſſen, wie er ſeine Arbeitsräume mit Recht nannte. In dem Anbau der Villa ſah es faſt aus wie in einer mittelalterlichen Alchimiſtenküche. Ueberall ſtanden ſeltſam geformte, chemiſche Retorten; an den Wänden zogen ſich lange Tiſche mit Kochapparaten hin, und mächtige elek⸗ triſche Schalttafeln bedienten das nach des Profeſſor⸗ eigener Angabe ausgeſtattete Röntgenlaboratorium, das ſich, über eine kleine Wendeltreppe erreichbar, über dem unteren Raum befand und, gleichzeitig wie eine Stern⸗ warte ausgeſtattet, ſogar einen großen Reflektor beſaß. Profeſſor Neander Gregorius hatte bereits vor Jahten ſein Lehramt an der Univerſität niedergelegt, weil er an⸗ dauernd mit ſeinen Kollegen in Konflikt kam, die an ſeine oft phantaſtiſch klingenden Hypotheſen nicht glaubten, und er lebte nun ganz ſeinen Studien, denen er rückſichtslos ſein ehemals ſehr großes Vermögen opferte, Neander Gregorius, ein intereſſanter Gelehrtenkopf mit ſchneeweißem Haar, kam dem Sohn mit ausgeſtreckten Händen entgegen. „Junge, ich bin am Ziel!“ Er ſah nicht, wie Egons Stirn ſich leicht umwölkte. Während Neander Gregorius ein eigenbrötelnder Sonder⸗ ling war, ſtand Egon, als junger Privatdozent der Chemie, vollkommen auf dem Boden der exakten Wiſſen⸗ ſchaft und hatte wenig Verſtändnis für des Vaters Ver⸗ ſuche, die immer wieder Rieſenſummen verſchluckten. „Du weißt, daß bisher alle Verſuche, dem Krebs, dieſem größten Schrecken der modernen Menſchheit, bei⸗ zukommen, vergeblich waren.“(Nortſetuna folat.) betrachten. Werk beratſchlagt worden. ooerſatz, genoſſen uſw. genießen könnten. Ein jeder müſſe freu⸗ dig wieder an ſeine Arbeitsſtätte zurückkeh⸗ dꝛ8˙en; das aber ſei der Sinn der Arbeit der Gemeinſchaft„Kraft durch Freude“. Avpell an die Saar⸗ „ Abſtimmungsberechtigten Frankfurt a. M., 29. Nov. Die Lan⸗ desgruppe Heſſen und Heſſen⸗Naſſau des Bundes der Saarvereine veranſtaltet Sonn⸗ hr, im Hippodrom in . chwindlern.) Das ateilte den 31jährigen Adolf Kern zu an⸗ n gabr Kraſt durch Freude Reichsſtatthalter Sprenger ſprach in Frankfurt Frankfurt a. M., 29. November. Die NS.⸗Gemeinſchaft„Kraft durch Freude“ in Frankfurt beging ihren erſten Geburts⸗ tag in feierlichem Rahmen. Im Hippodrom fand eine Kundgebung ſtatt, in der Reichs⸗ ſtatthalter Gauleiter Sprenger ſprach. Die NS.⸗Gemeinſchaft„Kraft durch Freude“ habe in dem erſten Jahr ihres Beſtehens ihre Daſeinsberechtigung nachgewieſen. Im Mittelalter ſen der deutſche Handwerker mit ſeinen Geſellen zu einer Familie verbunden geweſen. Herrliche Werke ſeien damals ent⸗ ſtanden. Die Maſchine habe die Entfrem⸗ dung zwiſchen Arbeitgeber und Arbeitnehmer heraufgeführt. Der Unternehmer habe nicht mehr an ſein Werk gedacht, ſondern nur noch an den Profit. Der deutſche Arbeiter habe in einem freudloſen Daſein dahingelebt. Alle Verſuche einer Aenderung ſeien ſehl— geſchlagen. Schon in der Zeit des Kampfes der Be— wegung ſeien der Führer und alle ſeine Mit⸗ arbeiter beſtrebt geweſen, den deutſchen Ar— beiter dem deutſchen Volke wieder zuzuführen. 0 Jeder Volksgenoſſe ſollte ſich wieder als voll— berechtigtes Mitglied der Volksgemeinſchaft Schon im Mai vorigen Jah⸗ res ſeien Pläne zu dem großen reformiſchen Heute am Jah— restag der NS.-Gemeinſchaft könnte man mit Stolz auf das Geleiſtete zurückblicken. Der Reichsſtatthalter dankte dann beſon⸗ ders dem Landesobmann der DAF. ſowie dem Gauwart der NS.⸗Gemeinſchaft„Kraft durch Freude“, von Rekowſky, ſowie deſſen Mitarbeitern für ihre Arbeit, durch die in kurzer Zeit ſchon ein ſo hoher Stand der Entwicklung erreicht worden ſei. Im erſten Jahr des Beſtehens der Organiſation hätten im Gaugebiet 2674 Feierabendveranſtaltun⸗ 0 gen ſtattgefunden, 98 157 Volksgenoſſen hät⸗ ten an Land⸗ und Tagesfahrten, 7582 an Seefahrten und 5220 an Sportkurſen teil⸗ genommen. Jusgeſamt ſeien von den 3 026 260 Einwohnern des Gaues rund 1,9 Millionen durch die„Kraft durch Freude“-Veranſtaltun⸗ gen erfaßt worden. Das ſei ein außerordentlich hoher Hun— der die Hoffnung zulaſſe, daß im Laufe der Entwicklung alle deutſchen Volks— Freizeitgeſtaltung, Urlaubsreiſen Anſchließend fand ein Gemeinſchaftsemp— fang der großen Berliner Kundgebung in den Werkſtätten der Ac. mit Reichsorganiſa⸗ tionsleiter Ley, Reichsminiſter Dr. Göbbels und dem Stellvertreter des Führers, Reichs⸗ 1 miniſter Heß, ſtatt. lag, den 9. Dezember, nachmittags 4,50 Frankfurt a. M. einen Appell an ihre Abſtimmungsberechtig— een und verbindet damit eine Saar-Treue⸗ kundgebung. Es werden ſprechen Reichs— atthalter und Gauleiter Sprenger, Lan— eskirchenrat Dürfeld-Bad Pyrmont(gebo⸗ ener Saarländer) und Poſtamtmann Hugo Anſchütz. Die Bevölkerung von Heſſen und Heſſen-Naſſau wird ſich eine Ehre darein letzen, durch zahlreichen Beſuch der Kundge— pung ihre Verbundenheit mit den Saar-Ab⸗ Iſtimmungsberechtigten und damit mit dem eutſchen Saargebiet zu bekunden. Eintritts— preis 0,30 Mark. Karten ſind im Vorverkauf ronkfurt a. M., Liebſrauenberg 33, zu ha⸗ Pen. Aus geſen und Naſan Frankfurt a. M., 29. Nov. (Immer von Heirats⸗ Schöffengericht ver— Pieder Erfolg Patte Jahren Zuchthaus. Der Angeklagte is e, ſich einem armen Mädchen gegenüber D Or. Kern aufgeſpielt. Er wollte Ange⸗ ſtellter einer großen hieſigen Firma ſein. Korn entlockte dem Mädchen erſparte 45 Mark. Auch gegenüber dem Wohlfahrtsamt machte er ſich des Betrugs ſchuldig, denn er hat unter falſchen Vorſpiegelungen von dort Gelder empfangen, auf die er keinen Anſpruch be⸗ ſaß.— Ein weiterer Heiratsſchwindler, Hans Schenkel, unterhielt mehrere Jahre ein Ver⸗ hältnis mit einem Mädchen, dem er die letz⸗ ten Pfennige aus der Taſche nahm, ſo daß es nicht einmal einen Brief in die Heimat ſenden konnte. Der Angeklagte büßt den Hei⸗ ratsbetrug mit fünf Monaten Gefängnis.— Albert Schmidt hat einmal zu gleicher Zeit Verhältnis mit drei Hausangeſtellten gehabt. Nicht immer verſprach er die Ehe. In den meiſten Fällen erkundigte er ſich nach dem Vorhandenſein eines Sparbuches. Von allen geladenen Mädchen hat er ſich Geld geben laſſen. Der Angeklagte wurde zu zweiein— halb Jahren Zuchthaus, 200 Mark Geld— ſtrafe und fünf Jahren Ehrverluſt verurteilt. Frankfurt a. Mm.,(Zum Verbot des Bundes freireligiöſer Ge⸗ meinden Deutſchlands“.) Die Freie Religionsgemeinſchaft Deutſchlands, Sitz Frankfurt a. M. teilt mit. daß ſie mit dem auf Anordnung des preußiſchen Miniſter— hräſidenten vom 20. November 1934 verbo— enen„Bund freireligiöſer Gemeinden Deutſchlands“ nichts zu tun habe, da die hrer Gemeinſchaft angehörenden freireligiö— en Gemeinden Deutſchlands die poſitiven Werte des Chriſtentums im Sinne deutſchen Weſens bejahen und ihren religiöſen Cha— cakter rein erhalten haben. Von dem Ver— Dot werde die„Freie Religionsgemeinſchaft Deutſchlands“, Sitz Frankfurt a. M., daher nicht betroffen. Darmſtadt, 29. Nov.(Braunshardter Schlößchen.) Der Caritasverband der Diö— zeſe Mainz hat nunmehr das von den Eng— liſchen Fräulein geleitete Caritasheim St. Lud— wig in Braunshardt ganz für die Zwecke von religiöſen Freizeiten, Exerzitien und Ein— kehrtagen zur Verfügung geſtellt. Bei dem Caritasheim St. Ludwig handelt es ſich um das ſogenannte Braunshardter Schlößchen, das eine wechſelvolle Geſchichte hinter ſich hat und in dem einſt die ſpätere Königin Luiſe von Preußen als junge Prinzeſſin ihre ſchönen Jugendtage verlebte. Offenbach, 29. Nov. rer verurteilt.) Die 28 Jahre alte Maria Blum aus Offenbach wurde beim Ueberſchreiten der Straße an der Landes— grenze von einem aus Nürnberg kommen— den Laſtkraftwagen mit Anhänger erfaßt und zu Boden geworfen. ſeinerzeit nach ihrer Einlieferung in das Kran— kenhaus ihren Verletzungen erlegen. Der 30 Jahre alte Otto Martin Müller aus Köln— Mülheim, der den Wagen ſteuerte, hatte ſich vor dem Bezirksſchöffengericht wegen fahrläſſi— ger Tötung zu verantworten. Die Verhand— lung ergab klar und eindeutig, daß der Fah— rer des Laſtzuges bereits innerhalb der Stadt wiederholt verſucht hatte, an der Straßenbahn vorbeizukommen, wurde aber immer wieder durch die Halteſtellen an ſeinem Vorhaben zurückgehalten. Als ihm ein neuerlicher Verſuch an der Halteſtelle Adolf-Hitler-Ring nicht ge— lang, bog der Fahrer kurzerhand nach links, um die Straßenbahn endlich hinter ſich zu laſſen. Dies ſollte ihm durch den vorgefalle— nen Unglücksfall zum Verhängnis werden Das Gericht beſtrafte Müller mit einem Jahn Gefängnis. Offenbach, 29. Rov.(Der Main ſoll deutſcher Muſterfluß werden.) Bis⸗ her betrug der zuläſſige Tiefgang im Main 2,30 Meter; die Offenbacher Zeitung hört jetzt aber, daß in nicht zu ferner Zeit im Main die geringſte Tiefe 2,50 Meter betra— gen ſoll. Mit der Fertigſtellung der Edders⸗ heimer Schleuſe kann der Fluß auch nun von weſentlich breiteren Fahrzeugen befahren werden. Auf einer Werft am Main hat man bereits mit dem Bau ſolcher Kähne begonnen. Daß man aus dem Main nach und nach einen Muſterfluß machen will, be⸗ weiſen die Pläne, die jetzt über die Verbeſ⸗ ſerungen der Klärbeckenanlagen angefertigt werden, namentlich zwiſchen Offenbach und Frankfurt. Daneben haben bayeriſche Fach— leute aber auch die Strecke zwiſchen Würz⸗ burg und Aſchaffenburg unterſucht und feſt⸗ geſtellt, daß auch hier die Verſchmutzung des Mains ſchlimmer iſt, als man erwartet hatte. Geminſam will man nun den Kampf gegen die zunehmende Verunreinigung des Fluſſes aufnehmen und damit vor allem der ſchwer (Laſtwagenfüh⸗ Die Verunglückte iſt, barniederliegenden Fiſcherei aufhelſen. Bickenbach(Bergſtraße).(Vom Zuge erfaßt und getötet.) Der 60 Jahre alte Bahnvorſteher Völger von hier iſt ge⸗ ſtern abend im Dienſt tödlich verunglückt. Beim Nachſehen der Signallampen beim Stellwerk wurde er von einem Perſonenzug erfaßt und auf der Stelle getötet. Lampertheim, 29. Nov.(Verkehr.sſün⸗ der.) Da viele Arbeiter immer noch nicht die geſetzlich vorgeſchriebenen Rückſtrahler an ihrem Fahrrad haben, hat die Polizei in den letzten Tagen 20 Radfahrer zur An— zeige gebracht. n Heſſen frei von Maul⸗ und Klauen⸗ ſeuche. Nach der amtlichen Nachweiſung wa— ren am 15. November ſämtliche heſſiſche Kreiſe frei von Maul- und Klauenſeuche. Ausfallende Sprechſtunden des Heſſiſchen Staatsminiſters. Das Staatspreſſeamt teilt mit: Die Sprechſtunden des Herrn Staatsmi— niſters fallen am Samstag, den 1. Dezember 1934, aus. Sonntagsrückfahrkarten zur Reichsklein⸗ tierſchau. Laut Verfügung der Reichsbahn⸗ direktion Frankfurt a. M. haben die Sonn⸗ tagsrückfahrkarten nach Frankfurt a. M. zum Beſuch der 2. Reichskleintierſchau bereits Gül— tigkeit ab Donnerstag, den 29. November d. J., mittags 12 Uhr. Die Rückreiſe muß nach den üblichen Bedingungen am Montag, den 3. Dezember d. J., bis mittags 12 Uhr angetreten ſein. Eine Abſtempelung der Sonn— tagsrückfahrkarten mit verlängerter Gültig— keitsdauer wird auf allen Stationen ausge- geben, auf welchen Sonntagsrückfahrkarten für Frankfurt a. M. cufliegen. Vörſen und Märkte Vom 28. November. (Ohne Gewähr.) Karlsruher Getreidegroßmarkt. Inlandsweizen Geb. 17 20,90, Mühlenfeſt⸗ preis einſchl. Zuſchl. für RfG. 21,30, Groß— handelspr. 21,30; Inlandsroggen Geb. 16 16,90, Mühlenfeſtpr. 17,30, Großhandelspr. 17,30; Sommer- und Induſtriegerſte 19 bis 21; Futtergerſte Geb. 9 16,10; deutſcher Hafer 16,40; Weißhafer plus 70 Pfg.; Wei— zenmehl Type 790 Großhandelspr. Geb. 17 27,50 plus 50 Pfg. Frachtausgl., Aufſchl. mit 10 Proz. Ausl. 1,50 für 10-Tonnen-La⸗ dungen, Type 563(0) plus 2,50, Type 405 (00) plus 5,50, Type 1600(Weizenbrotmehl) minus 4,50; Roggenmehl Type 997 24,60; Frachtausgt. für 0 en plus 50 Pfg.; Weizennachmehl 16,50 bis 16,80; Weizenbollmehl(Futtermehl) 12,75; Weizen⸗ kleie W 17 10,45 bis 10,75, Dez. 10,55 bis 10,85; Roggenkleie R 16 10,14 bis 10,44; Malzkeime 15 bis 16; Erdnußkuchen 14,90; Palmkuchen 13,70; Rapskuchen 11,80; Soya⸗ ſchrot 13,40; Leinkuchenmehl 16,90; Speiſe⸗ kartoffeln Erzeugerpr. weiße 2,55, rotſchalige 2,55, blauſFalige 2,55, gelbfl.(Induſtrie und ähnliche Sorten) 2,75; Wieſenheu 5,50 bis 5,75; Luzernekleeheu 6 bis 6,25; Weizen- und Roggenſtroh drahtgepr. 2,75, Futterſtroh(Ha— fer und Gerſte) 3 Rm. Wiesbadener Viehmarktbericht. Auftrieb: 11 Ochſen, 24 Bullen, 136 Kühe oder Färſen, 219 Kälber, 34 Schafe, 457 Schweine. Markt- verlauf: Mittleres, bei Kälbekn ſchleppendes des Geſchäft, bei Großvieh und Kälbern ver— bleibt Ueberſtand. Preiſe: Ochſen: 35 bis 37, 31 bis 34; Bullen—, 27 bis 32; Kü 30 bis 33, 25 bis 29. 19 bis 23, 12 bis 18; Färſen 37 bis 38, 32 bis 36, 24 bis 31; Kälber 50 bis 52, 40 bis 48, 32 bis 39, 24 bis 31; Lämmer und Hammel:—, 32 bis 34; Schweine 52 bis 53, 51 bis 83, 50 bis 53, 49 bis 52, 44 bis 50. Mainzer Schlachtviehmarkt. Auftrieb: 21 Ochſen(zum Schlachthof direkt 3 Stück), 18 (1) Bullen, 254(2) Kühe, 131(3) Färſen, 238(7) Kälber, 24 Schafe, 812(33) Schweine. Notiert wurden je 50 Kg. in Rm.: Ochſen „32 bis 36, 28 bis 31, 23 bis 28; Bullen —, 81 bis 33, 25 bis 30; Kühe 32 bis 36, 27 bis 31, 21 bis 26, 11 bis 20; Färſen 39 bis 40, 34 bis 38, 28 bis 33, 22 bis 27; Kälber—, 40 bis 47, 32 bis 39, 22 bis 31; Schweine 53, 52 bis 53, 50 bis 53, 45 bis 52.— Marktverlauf: Rinder lebhaft, ſpäter abflauend; Kälber mittel, geräumt; Schweine mäßig belegt, Ueberſtand. Letzte Nathrichten Anfall in einer Lederenkfettungsanſtalt. „Dobrilugk-Kirchhain, 28. November. In iner Lederentfettungsanſtalt wurde bei Ausbeſſerungsarbeiten an der Apparatur der Schloſſermeiſter Zingelmann durch un⸗ bermutet austretende Säure betäubt. Er ſtürzte zu Boden und zog ſich ſchwere Ver— brennungen zu. Der Beſitzer der Anſtalt und ſeine Frau, die dem Verunglückten zu Hilfe eilen wollten, erlitten das gleiche Schickſal. Einer Angeſtellten und einer Nachbarin gelang es ſchließlich, die Verun— Aückten zu bergen. Auf der Fahrt zum Trankenhaus iſt Zingelmann ſeinen ſchweren Verletzungen erlegen. Aus der Heimat Gedenktage 29. November. 1780 Die Kaiſerin Maria Thereſia geſtorben. 1802 Der Dichter Wilhelm Hauff in gart geboren 1803 Der Architekt Gottfried Semper in Hamburg geboren. 1839 Der Dichter Ludwig Anzengruber in Wien geboren. 1856 Der Reichskanzler mann Hollweg auf boren. Sonnenaufg. 7,43 Mondaufg.— in Wien Stutt- Theobald v. Beth⸗ Hohenfinow ge— Sonnenunterg. 15,52 Mondunterg. 12.34 Kraftfahrer! Vergiß nicht beim Verkauf Deines Fahrzeuges der Julaſſungs⸗ behörde(Bezirksamt, Polizeipräſidium, Po. lizeidirektion) Mitteilung zu machen! Du kannſt ſonſt als Halter des Jahrzeuges Schäden bezahlen, die ein anderer anrich⸗ tet! Wenn Du deinen Wohnſitz in den Be⸗ zirk einer anderen Zulaſſungsbehörde ver— legſt, mußt Du dies ebenfalls melden. Du bekommſt ein anderes Kennzeichen. Zauber der Andreasnacht Zum 30. November. Der Andreastag, der 30. Tag des Nebe— lungs, war immer berühmt als Lostag, der nach dem Volksglauben für die künftige Witterung von großer Bedeutung ſein ſoll. Er gilt aber auch von jeher als ein Tag, an dem mancherle Heimliches und Verbor— genes ans Licht kommt, und an dem man dei Beachtung gewiſſer Bräuche die Zu⸗ kunft vorausſehen kann. Selbſt in der Neujahrsnacht werden nicht ſo viele Fragen an das Schickſal geſtellt wie in der Andreasnacht. Beſonders bedeu— tungsvoll iſt das Bleigießen. Es kommt nur darauf an, die Bleifiguren richtig zu deu— ten Beinahe noch ſchwieriger iſt ein zweiter „Zauber der Andreasnacht“. der ale Apfelſchalen werfen bekannt iſt. Man ſchält einen Apfel ſo, daß die Schale nicht zerriſſen wird, wirft das geſchlängelte Band der Schale hinter ſich und ſchickt ſick dann an, den Buchſtaben, den die hingewor— fene Schale ungefähr darſtellt, herauszudeu— ten. Dieſer Buchſtabe ſoll den Namen, min. deſtens den Vornamen des künftigen Bräu tigams erkennen laſſen. In manchen Gegen— den kennt man einen Andreas zaube; mit Getreidekörnern. die Körner denen beſtimmte Namen beigelegt werden werden in eine Schale mit Waſſer gewor⸗ fen; je nachdem, wie ſie ſich bewegen, wie ſie zueinander- oder auseinanderſtreben, ſoll der Ausgang einer Liebſchaft ſein. Von be⸗ ſonderer Wirkung iſt immer die Feſtſtellung des Berufes des künftigen Bräutigams Mädchen, die gern heiraten möchten. wer den mit verbundenen Augen an einen Tiſch geführt, auf dem mancherlei Gegenſtänd— liegen, von denen jeder einen beſtimmter Beruf verſinnbildlicht. Das Mädchen greif nun blind zu. Schlimm daran ſind die Mäd— chen, die die Hand nach einer Tüte mit Sal, ausſtrecken: ſie bleiben unverheiratet! Der Heilige, deſſen Gedächtnistag auf der 30. Nebelung fällt, war der Bruder de— Petrus. Die beiden Brüder, Petrus und An dreas, ſollen den Völkerſchaften an den Ge ſtaden des Schwarzen Meeres das Evange lium gepredigt haben. Aus dieſem Grund wurde Andreas früher beſonders bei dei Ruſſen geehrt Hüft Mühlen Franck ſparen! Ja natürlich! Denn wenn Sie beim täglichen Kaffeekochen Mühlen Franck verwenden, können Sie aus der gleichen Kaffeemenge mehr Kaffeegetränk bereiten als ſonſt. Mühlen Franek iſt ungemein würzkräſtig. Die Beigabe einer kleinen Menge— etwa von der Größe einer haſelnuß— im Werte von nur ½ pfennig genügt, um 1 Liter Kaffee getränk kräftigen Geſchmack, and nehmen Duft und ſchöne Farbe 4 1 7 zu geben. Wenn Sie ſparen wollen, bitte, machen Sie dann auch einen verſuch mit Mühlen Francek!