Lokales Viernheim, 4. Dez. Frauen ⸗ Kundgebung. Große, öffentliche Kundgebung der deutſchen Frau am Donnerstag abend halb 9 Uhr im Saale des„Freiſchütz“. Redner: Gau— redner Pg. Bullmann. Alle Frauen und Mädchen von Viernheim ſind zu dieſer Kundgebung herzlichſt eingeladen und wird vollzähliges Erſcheinen erwartet. Auch die Männer der Frauen können teil— nehmen! * Jubilar des Alters. Der dritt⸗ älteſte Mann unſerer Gemeinde, unſer ge— ſchätzter Mitbürger Herr Tünchermeiſter Valt. Stumpf J., Lampertheimerſtr. 4, vollendet heute Dienstag, den 4. Dezember, ſein 86. Lebensjahr. Das greiſe Geburts— tagskind erfreut ſich noch voller Geſundheit und nimmt an allen Geſchehniſſen des öffent— lichen Lebens noch ſehr regen Anteil. Als Teilnehmer an dem 1870/7ler Krieg dürfte er wohl noch einer der wenigen Lebenden ſein, die dieſe glorreichen Schlachten mitge— ſchlagen haben. Wir entbieten dem Jubel— greis unſere aufrichtigſten Glück- und Segens— wünſche und hoffen, daß ihm noch ein langes Erdenwallen bei ſteter Geſundheit und Friſche beſchieden ſein möge. Eine 71 jährige. Fräulein Maria Wunder, von Beruf Köchin, Blaue— hutſtraße, feiert heute Dienstag, den 4. Dez. ihren 71. Geburtstag. Die Greiſin iſt noch geſund und rüſtig und imſtande heute noch ihrem Beruf nachzugehen. Zum Wiegenfeſte auch unſere herzlichſten Glück- und Segens— wünſche. Das Winterhilfsſpiel der Hand— baller erbrachte zu Gunſten des Winterhilfs— werks einen Reinerlös von 37.— Mark. So hat auch hier der Handballſport mit beige— tragen den Aermſten zu helfen. 486 Uunterſtützungsempfänger. Durch die Gemeinde werden in der Wohl— fahrtsfürſorge zur Zeit 486 Perſonen unter— ſtützt und zwar 337 anerkannte und 125 nicht anerkannte Wohlu-Empfänger ſowie 24 Ortsarme. Der aufgewendete Betrag iſt pro Woche 5 200 Mark. 21 Heute Training. Die Sportler der Sportvereinigung Amieitia ſeien darauf aufmerkſam gemacht, daß heute Dienstag abend im„Freiſchütz“ Training für alle ſtatt— findet. Jeder Sportler, ob Fuß- oder Hand— baller, nimmt daran teil. Sonntag Verbands— ſpiele gegen Seckenheim. Tabakverkauf. Bei der am Freitag und Samstag in Schwetzingen abgehaltenen Hauptgut⸗Einſchreibung des Landesverbandes badiſcher Tabakpflanzer-Fachſchaften waren rund 100 000 Zentner nordbadiſches Haupt⸗ gut angeboten. Handel und Induſtrie bekun⸗ deten ſtarkes Intereſſe, ſodaß faſt reſtloſer Abſatz erreicht wurde. Etwa die Hälfte des angebotenen Tabaks wurde vom Handel auf⸗ genommen. Die Preiſe bewegen ſich im all⸗ gemeinen etwa 4 bis 12 RM. über denen des Vorjahres. Zahlung erfolgt ſtreng nach der jeweiligen Güte. ik Cb. Is Weinheim gewinnt mit bie! Glück den Kunstturn- Wettkampf TU. 1803 e. 0. Uiernheim wird zweſter und TU. isa heidelberg dritter Sieger Auch in Viernheim ſcheint man neuer— dings dem ſchönen Geräteturnen mehr all— gemeines Intereſſe entgegenzubringen. In unſeren deutſchen Großſtädten iſt es zur Zeit keine Seltenheit mehr, daß 810000 und noch mehr Beſucher die Austragungshallen von großen Kunſtturn-Wettkämpfen füllen. Und ſo war es denn auch gar nicht verwunder— lich, daß auch hier am vorgeſtrigen Sonntag abend der geräumige Karpfenſaal in ſeiner ganzen Weite beſetzt war. Die zahlreichen Zuſchauer waren diesmal Zeuge eines Wett— kampfes der alles bis dato auf dieſem Gebiet Gebotene übertraf. Mitunter wurden Leiſt— ungen an den Geräten, ſowohl als auch in den Kürfreiübungen gezeigt, die ſchon mehr in's Akrobatiſche übergingen. Der ſtarke App— laus der begeiſterten Beſucher lieferten des öfteren den beſten Beweis hierfür. Einen impoſanten Eindruck bot der Ein— zug der Wettkämpfer durch den Mittelgang des Saales, inmitten der Beſucherſchar, vor— an die Fahnen des neuen Reiches und die der Deutſchen Turnerſchaft mit dem Lied„Turner auf zum Streite“ ſingend. Nachdem die Wett— kampfmannſchaften im Halbkreis auf der Bühne ſtehend Aufſtellung genommen hatten, ſprach Turnbruder Hans Winkenbach im Auftrag des Turnvereins von 1893 herzliche Worte der Begrüßung, die in erſter Linie den Gäſten von Heidelberg und Weinheim und dem Kampfgericht, ſowie den zahlreich erſchienenen Zuſchauern galten. Anſchließend eröffnete er den Wettkampf und übergab die Leitung des— ſelben Oberturnwart Rudolf Friedel Gleich das erſte Gerät(Barren) zeigte, man es auch hier mit faſt drei gleichwertigen halben Punkt Vorſprung können an dieſem Gerät die 1862 von Weinheim die Führung vor Viernheim mit 122 und Heidelberg mit 121 Punkten übernehmen. Das gleiche Bild ergibt ſich für die beiden führenden Mann⸗ ſchaften am nächſten Gerät, dem Pferd. Auch hier beträgt der Unterſchied zwiſchen der 1. und 2. Mannſchaft nut eineinhalb Punkt. 127,5: 126. Heidelberg kann hier nur auf 118 Punkte kommen. Im Verfolg dieſer beiden Geräten kriſtalliſieren ſich ſchon die beiden Anwärter auf den Sieg heraus. Die Freiübungen bringen wiederum eine Differ⸗ renz von nur 2 Punkten zwiſchen dem bis jetzt Erſten und Zweiten. Das Ergebnis: Weinheim 71,5, Viernheim 69,5, Heidelberg 65 Punkte. Hatte der Kampf mit dieſen drei Uebungen einen normalen Verlauf zu ver— zeichnen, ſo traf jetzt für die Einheimiſchen die große Enttäuſchung ein. Auch heuer war es das Reck, das den Turnern des Turnver— eins von 183 den Sieg koſtete. Zum erſten machte ſich hier der Ausfall des erkrankten Turners Michael Winkenbach bemerkbar und zweitens waren die 3 erſten Viernheimer Turner an dieſem Gerät von einem Pech ver— folgt, das ſeinesgleichen ſuchte. Ohne zu ei— nem Abgang zu gelangen mußten dieſe drei Leute durch„höhere Gewalt“ leider zu früh das Reck verlaſſen, was ſicherlich den Verluſt des bis dahin glänzend geführten Kampfes bedeutete. Eine Doſis Glück gehört denn ein— mal zum Turnen. Und ſo kam es, daß am Schluſſe des Wettkampfes der glücklichere Turnverein 1862 Weinheim hieß. Das Schluß— gerät brachte den Weinheimern 135, den Hei— delbergern 125 und den Hieſigen nur 118,5 Punkte. Mithin wurde der Turnverein 1862 Weinheim mit der Geſamtpunktzahl von 456,5 Punkten 1. Sieger des Kunſtturnwettkampfes. An 2. Stelle folgt Turnverein von 1893 Viernheim mit 437 Punkten und an letzter Stelle Turnverein 1846 Heidelberg mit 427,5 Punkten. Erwähnenswert dürften vielleicht noch die Einzel- und Geräteſieger ſein. 1. Sieger wurde mit 57,5 Punkten, wie erwartet, Frz. Eſchweih vom Turnverein 1862 Weinheim. 2. mit 53,5 Punkte Hans Binninger vom hie— ſigen Turnverein 1893 und 3. Karl Eurich ebenfalls von Weinheim. Die höchſte Punkt- zahl am Barren erreichte wiederum Franz Eſchweih mit 19,5 Punkten, am Pferd jedoch Hans Binninger mit 19 Punkten. Die höchſte Punktzahl mit 19,5 Punkten erreichte Franz Eſchweih am Reck. Hans Binninger erreichte nur einen halben Punkt weniger. In den Kunſtfreiübungen nimmt Franz Eſchweih mit 19,5 Punkte die erſte Stelle ein, gefolgt von ſeinem Vereinsbruder Eurich mit 19 Punkte, Mannſchaften zu tun hatte. Mit nur einem Franz Herbert und Engel Müller vom Turn— verein 1893 Viernheim 18,5 Punkten. Der Wettkampf war umrahmt mit ſchönen Einlagen der Turnerinnen des Turnvereins von 1893 und muſikaliſchen Darbietungen der ſchneidigen Kapelle. g Dem Kampfgericht, in den Herren g. Noe- Heddesheim und Gg. Maurer⸗Sandhofen ſei für die objektiven Entſcheidungen an dieſer Stelle der Dank der Vereinsleitung geſagt. Unſeren Turnern jedoch zu ihrem Achtungs⸗ erfolg ein kräftiges„Gut Heil“ und mehr Glück bei den kommenden Begegnungen. em. — — Bekanntmachung Betreffend; Holzliſte für 1935. Die Holzliſte für 1935 liegt von Mitt— woch, den 5. Dezember bis Freitag, den 7. Dezember 1934 einſchließlich zur Ein ſicht der berechtigten Ortsbürger bei uns Zimmer 21 während den Büroſtunden offen. Während dieſer Zeit können Einwendungen gegen die Richtigkeit und Vollſtändigkeit der Holzliſte ſchriftlich oder zu Protokoll gemacht werden. Reklamationen, die nach der Offen— legungsfriſt erfolgen, können nicht mehr berück ſichtigt werden. Viernheim, den 3. Dezember 1934 Bürgermeiſterei Viernheim: Bechtel Untererhebſtelle An den Zahltagen dieſer Woche kann das 4. Ziel Landesſteuer noch ohne Pfand— koſten bezahlt werden, ebenſo auch die Holz— und Pachtgeldſchuldigkeiten. Kirchner. Vereins⸗Anzeiger Sportvereinigung„Amicitia“ 09. Heute Dienstag abend 8 Uhr Training im „Freiſchütz“. Sämtliche Aktiven, Fuß- u. Handballer, haben hierzu zu erſcheinen. Sonntag Verbandsſpiele gegen Seckenheim. Der Vorſtand. Zum Broteinschlagen haben wir ſtets alte Zeitungen vor⸗ rätig. Druckerei Viernheimer Anzeiger. buen biernneim Heute Dienstag, den 4. Dez. 1934, abends 8 Uhr findet in der Schiller- ſchule eine Versammlung ſtatt. Hierzu laden wir ſämtliche Aktive, ſowie Muſik und Spielleute höflichſt wie dringend ein. Wir erwarten reſtloſes und pünktliches Erſcheinen. Beginn punkt 8 Uhr. Anzug: Uniform 1. Garnitur. Das Kommando. Bekanntmachung Betr.: Viehzählung am 5. Dezember 1934. Am 5. Dezember 1934 findet eine Vieh— zählung ſtatt. Sie erſtreckt ſich auf Pferde, Maultiere, Mauleſel, Eſel, Rindvieh, Schafe, Schweine, Ziegen, Kaninchen, Federvieh und Bienenſtöcke(Bienenvölker) und auf die nicht beſchaupflichtigen Haus-Schlachtungen von Schweinen in der Zeit vom 1. September bis 30. November 1934. Ferner iſt wieder eine Ermittlung der Abkalbetermine verbun— den. Hier iſt die Zahl aller Kälber anzugeben, die in den Monaten September, Oktober und November ds. Is. lebendig oder tot geboren wurden, gleichzeitig, ob ſie in der Viehhaltung vorhanden, oder bereits geſchlachtet, verkauft oder ſonſtwie weggebracht ſind. Die Zählung findet nur zu ſtatiſtiſchen Zwecken ſtatt. Wer vorſätzlich die Angaben, zu de— nen er bei dieſer Zählung aufgefordert wird, nicht erſtattet, oder wer wiſſentlich unrichtige oder unvollſtändige Angaben macht, wird mit Gefängnis bis zu 6 Monaten oder mit Geld⸗ ſtrafe bis zu zehntauſend Reichsmark beſtraft. Auch kann Vieh, deſſen Vorhandenſein ver— ſchwiegen worden iſt, im Urteil für den Staat verfallen erklärt werden. Viernheim, den 29. November 1984 Bürgermeiſterei Viernheim: Bechtel Helfen bereitet helfen gallen bebürf⸗ tiqen vVolksqenossen Nähmaschinen saber „Phönix“„Gritzner“„veritas“ v. Mk. 98.— an. 5 Jahre Garantie Georg Wunder 6. Nähmaſchinenhandlung. Lorscherstraße 44 Bequeme Teilzahlnng Makulatur zu haben im Viernkheimer Anzeiger 1 leeres Ammer zu mieten ge⸗ ſucht. Näheres, ſagt 2 Zimmer und Küche in ruhig. Hauſe zu vermieten. Von wem, ſagt 5 We Sine 1000. e, N* 955 4 der Verlag. der Verlag. . Alle Druckarbeiten . Handwerk, Industrie, Vereine, Private 7 schnell und billig Buchdruckerei Johann Martin Adolf Hitlerstraße 36 i 0 J g g ö 1 ö Telefon 117 . SE eee— entern Aadde Viernheimer Zeitung Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 740 it fel s chert den frei ins Haus gebracht.— Gratis⸗Beilagen: wöchentlich Sonntag“, halbmonatli Wand en„Illuſtrierten die„Heimatblätter“, zweimal jährlich den Fahrplan und den er.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchaftsſtelle u. bei den Boten Aelteſte Tageszeitung am Platze— Erfolgreiches Inſertionsorgan 117.— Telegr.: U Viernheim. cktonto Nr. 215 77 Frankfurt e 155 N 50h Mate Viernheim. 265 ain, Verantwortlich für 2 Verkauf der Zeitung von der Geſchäftzſtelle 5 Pfg., Samstags⸗Ausgabe 10 Bg. Nr. 281 „ 7 1 elmer Burger. Big. Niernb. Beieblat) Anzeigenpreiſe: Die 12g tene Millimeter⸗Zeile Pfennig, Reklame Pfennig, bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt dez Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes e bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die ba e an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen w Geſchäftsſtelle: Adolf Hitlerſtr. 36, Schriftleitung, Druck u. Verlag: J. Martin, Viernbeim Mittwoch, den 5. Dezember 1934 51. Jahrgang Entſpannung Die Meldungen aus Rom, daß über die Modalitäten der Rückgliederung des Saargebiets eine Einigung erzielt wor⸗ den ſei, werden überall mit Genugtuung aufgenommen. Die politiſche Atmoſphäre Europas iſt durch die Vereinbarungen we— ſentlich entſpannt worden, und man darf hoffen, daß ſich daraus auch Konſequen⸗ zen für die Beziehungen zwiſchen Deutſch⸗ land und Frankreich ergeben. Die Preſſe aller Länder kommentiert den Abſchluß der Arbeiten des Dreierausſchuſſes lebhaft. Aus der Fülle von Preſſeſtimmen können wir hier natürlich nur einige an⸗ führen. Zunächſt aus der Reichshaupt⸗ ſtad t. Alle Blätter würdigen das Ergebnis der Verhandlungen eingehend.„Die Eini⸗ gung“, ſo ſchreibt der„Völkiſche Beobachter“, „wird nicht nur von der Bevölkerung an der Saar, ſondern von der ganzen Welt⸗— öffentlichkeit mit Befriedigung zur Kenntnis genommen werden können. Denn durch die Tatſache dieſer Einigung wurde ein Pro⸗ blem aus der Welt geſchafft, deſſen Beſtehen bisher immer als eine mögliche Quelle von Schwierigkeiten und Konflikten bezeichnet werden konnte. Die Verhandlungen um die Einigung in Rom haben für Deutſchland zweifellos große Opfer gefordert. Deutſch— land hat ſich aber zu Konzeſſionen bereitfin— den laſſen, weil es das große Ziel der deutſch-franzöſiſchen Entſpannung nach wie vor im Auge hat, und weil das nationalſo⸗ zialiſtiſche Deutſchland nicht nur in Worten den Frieden preiſt, ſondern auch bereit iſt, ſeinen Friedenswillen durch eigene, ſelbſt⸗ loſe Leiſtungen unter Beweis zu ſtellen. Wir können allerdings anerkennen, daß auch der franzöſiſche Verhandlungspartner die Verantwortung der Stunde erkannt hat und Deutſchland nicht Vorſchläge zugemutet wur⸗ den, die es unmöglich hätte annehmen können.“— Die übrigen Blätter äußern ſich ähnlich. Auch die Pariſer Preſſe beſchäftigt ſich ſehr eingehend mit dem Abſchluß der Arbei⸗ ten des Dreierausſchuſſes in Rom. Die Außenpolitikerin des„Oeuvre“ gibt den gu⸗ ten Eindruck wieder, den das Zuſtandekom— men der Einigung in Genfer Kreiſen ge— macht habe, wo man für die Mittwochſitzung eine Flut von Glückwünſchen über den glücklichen Abſchluß der römiſchen Verhand⸗ lungen erwartet. Beſonders die nunmehr gelöſte Frage der Garantie für die Gegner der Rückkehr des Saargebietes an Deutſch⸗ land habe in Genf einen vorzüglichen Ein⸗ druck hervorgerufen. Das Generalſekretaxiat des Völkerbundes ſehe der kommenden Sit⸗ zung optimiſtiſch entgegen. Auch die Be⸗ ſprechungen, die der franzöſiſche Außenmini⸗ ſter mit dem deutſchen Botſchafter in Paris und dem deutſchen Abrüſtungsbevollmächtig⸗ ten, von Ribbentrop, gehabt habe, ſeien in Genf aufmer'ſam verfolgt worden. Man ſchließe im allgemeinen daraus, daß eine ſpätere Verſtändigung möglich ſei. Gewiſſe Genfer Kreiſe wollen ſogar wiſſen, daß Baron Aloiſi ſich angeboten habe, als Ver⸗ mittler bei einer demnächſtigen Verhand⸗ lung über eine Rückkehr Deutſchlands in den Völkerbund tätig zu ſein. Die Möglichkeit einer ſolchen Rückkehr ſei nach einer Aner⸗ ſennung der deutſchen Rüſtungen gegeben. Die Londoner Zeitungen begrüßen bie Nachricht von der in Rom erfolgten Un⸗ lerzeichnung der Saarvereinbarungen mit großer Genugtuung und Erleichterung. Reu⸗ ter meldet aus Genf, dort glaube man, daß der ſchwierigſten Frage auf der Tagesord⸗ nung des Völkerbundsrates der Stachel faſt völlig entzogen worden ſei und daß der Völkerbundsrat nur noch ſeine Zuſtimmung zu dem Vericht zu erklären haben werde. Das Arbeiterblatt„Daily Herald“ erklärt, ie Vereinbarung vonRom müßte eine fried⸗ liche Regelung der Saarfrage nach der Volksabſtimmung ſichern. Dies ſei ein end⸗ gültiger Beitrag zu der neuen Bemühung um die allgemeine Beruhigung Europas, die ſich ſeit Tagen ſehr deutlich bemerkbar mache. Die Saarvereinbarung werde ſicher⸗ lich, wenn der geſunde Menſchenverſtand maßgebend bleibe, den Weg für eine ern⸗ ſtere Bemühung um eine deutſch⸗franzöſiſche Lerſtändigung frei machen.. Auch im Sagargebiet ſelbſt begrüßt die Oeffentlichkeit mit Genugtuung die rö⸗ Berlin, 5. Dezember. Zum Abſchluß der mehrwöchigen Ver— handlungen in Rom ſchreibt die Deutſche Diplomatiſche Korreſpondenz u. a.: Die deutſch⸗franzöſiſche Präliminarvereinigung, die nicht zuletzt der geduldigen Zielſicherheit des Vorſitzenden des Dreier-Komitees, Ba— ron Aloiſi, zu verdanken iſt, wird nicht nur von der Bevölkerung beider Länder, ſon— dern von der geſamten Welt mit Befriedi— gang und Erleichterung aufgenommen wer— en. Gewiß bedeuten die Abmachungen von Rom ſchwere Opfer für Deutſchland, die zum Teil noch über das Ausmaß der Ver— ſailler Verpflichtungen hinausgehen. Auch Deutſchland hat ſich zu Konzeſſionen bereit— finden müſſen, deren Umfang nur durch das hohe Ziel einer deutſch-franzöſiſchen Ent⸗ ſpannung gerechtfertigt werden kann. Je— doch auch der franzöſiſchen Seite muß ehrlich zugeſtanden werden, daß von ihr ncht der Verſuch gemacht worden iſt, zu Löſungen u gelangen, die man Deutſchland unmöglich hätte zumuten können und die das Saar— problem immer wieder zu einem Moment der Unruhe gemacht hätten. Nach dem verheißungsvollen Auftakt darf auch nicht angenommen werden. daß der Völkerbund der Einigung über ein Pro⸗ blem Hinder niſſe in den Weg legen könnte. das ſeit über 100 Jahren die Welt in Atem hält. Das Werk der endgültigen Verſöhnung zweier Nationen mit über 100 Millionen Staatsangehörigen darf nicht durch eigen⸗ ſüchtige Sonderintereſſen kleiner Gruppen geſtört werden. Die Bevölkerung an der Saar iſt ſich darüber klar, daß, wenn ſie am 13. Januar freudig ihre Stimme für Deutſchland abgibt, ſie ſich gleichzeitig zu einer Löſung bekennt, wie ſie von Deutſch⸗ miſche Saarentſcheidung. So „Saarbrücker Zeitung“:„Niemand kann davon mit größerer Befriedigung Kenntnis nehmen als die deutſche Bevölke— rung des Saargebietes. Eine Zeit unruhe— voller Spannung iſt beendet durch dieſe Verhandlungen. Es waren Verhandlungen zwiſchen der deutſchen und der franzöſiſchen Regierung. Daß beide Regierungen in die— ſen vielbeſprochenen, durch die deutſchfeind⸗ liche Preſſe mehr vernebelten als ſachlich dis— kutierten Fragen zu einer Uebereinkunft ge— langt ſind, nehmen wir als günſtiges Zei⸗ chen für die weitere Entwicklung der deutſch⸗franzöſiſchen Ausſprache. So könnte gerade die Saarfrage, mehr in böswilliger Abſicht als mit ſachlichen Gründen als der „Gefahrenherd Europas“ bezeichnet, der Ausgangspunkt einer wirklichen Befriedung werden. Die abſolute Vorausſetzung der Vereinbarung von Rom iſt die ſofortige und bedingungsloſe Rückgliederung des Saar— gebietes. Ohne ſie bleibt die Abſprache un⸗ verſtändlich. Für die Zeit bis zum Abſtim⸗ mungstag darf man von der Vereinbarung in Rom eine weſentliche Beruhigung der Stimmung und eine Vereinfachung der Si⸗ tuation erhoffen.“ Die„Saarbrücker Landeszeitung“ ſchreibt:„Mit dem Abſchluß der römiſchen Verhandlungen iſt bereits eine Arbeit vorweggenommen und ſind Schwierigkeiten aufgeräumt worden, die andernfalls nach der Abſtimmung noch manche Wochen ausgefüllt hätten. Der Weg nach Deutſchland iſt alſo, ſo hoffen wir, kür⸗ zer und freier geworden, und das iſt das, was uns Saarländer am meiſten berührt. Es liegt nun bei uns, am 13. Januar durch eine glänzende Abſtimmung die Vorausſet⸗ zungen dafür zu ſchaffen, daß die Rückkehr des Saargebietes in das deutſche Vaterland auf Grund der jetzt getroffenen Vereinba⸗ rungen möglichſt bald erfolgt.“ Soweit die Preſſeſtimmen von überall her. Die Bahn für die Rückkehr des deut⸗ ſchen Landes und der deutſchen Menſchen an der Saar zum Reich iſt frei. Ganz Deutſch⸗ ſchreibt die land freut ſich darüber und freut ſich auf den Tag der Abſtimmung! lond und Frankreich in Rom jetzt in Aus⸗ ſicht genommen worden iſt. * Diplomatiſcher Hochbetrieb Der Völkerbundsrat hat das Work. Genf, 5. Dezember. In Genf bereiten ſich wichtige Entſchei— dungen vor. Der Vorſitzende des Saaraus— ſchuſſes, Baron Aloiſi, hatte Beſprechun— gen mit dem franzöſiſchen Außenminiſter Laval, mit dem ungariſchen Delegierten von Eckhardt und mit dem Generalſekretär des Völkerbundes, Avenol. Im Laufe des Nach— mittags kam er mit dem Präſidenten der Saarregierungskommiſſion Knox zuſammen. Dienstagnachmittag trat auch der Saaraus— ſchuß zu einer Sitzung zuſammen. Auch der franzöſiſche Außenminiſter hatte verſchiedene Unterredungen, die der Vorbereitung der Ratstagung dienten und die ſchwebenden außenpolitiſchen Fragen zum Gegenſtand hatten. Vor ſeiner Abreiſe aus Paris hatte er den deutſchen Votſchafter Köſter ſowie den engliſchen und den ſowjetruſſiſchen Ge— ſchäftsträger empfangen. Inzwiſchen geht in Frankreich die Diskuſ— ſion für und gegen eine Berſtändigung mit Deutſchland weiter. Der rechtsgerichtete Abgeordnete Henriot ſprach nach einem Bericht aus Pa— ris in einem der großen Pariſer Säle über das Thema„Gegen den Krieg“. Henriot er— klärte, er ſei ein Anhänger der Unveränder— lichkeit der Verträge, denn gewiſſe Grenz— pfähle ſeien ein Hindernis für die Frieden. Faſt gleichzeitig ſprach in der Sorbonne vor der intellektuellen Jugend der franzöſi— ſche Schriftſteller Jules Romain über das gleiche Thema. Er vertrat denſelben Stand— punkt wie Jean Goy in ſeiner Kammerrede Ein Beitrag zur Verſöhnung Die Bedeutung der deutſch⸗franzöſiſchen Präliminar⸗Einigung und wies mit Nachdruck auf die Notwendig— keit hin, die Vorſchläge der nationalſozia— liſtiſchen Regierung entgegenzunehmen. Wie aus London gemeldet wird, ver— öffentlicht„Daily Mail“ in großer Aufma— chung einen an den Chefredakteur des Blat— tes gerichteten Brief Lord Rothermeres. Dieſes Schreiben befaßt ſich zunächſt mit Vermutungen über die angebliche Herſtel⸗ lung von Militärflugzeugen in Deutſchland. Der Schluß des Briefes iſt allgemeinen po— litiſchen Betrachtungen gewidmet.„Wenn andere leitende Perſönlichkeiten vorſichtig wären“, ſo heißt es unter anderem,„ſo würden ſie Deutſchland die Freundſchafts⸗ hand hinſtrecken. Ich gehöre zu den Leuten, die glauben, daß Deutſchland und Groß— britannien Freunde ſein ſollten. Es gibt zwiſchen beiden Ländern keine Gegenſätze. Hitler iſt der glänzende Führer eines gro— ßen Volkes. Das Hitler-Regime ſteht nicht vor dem Zuſammenbruch, und Deutſchlands Wirtſchaftslage iſt nicht ſo tragiſch. Wenn es nach mir ginge, ſo würde ich die Kriegsſchuldfrage des Ver— ſailler Vertrages preisgeben, Deutſchland alle unter britiſchem Mandat ſtehenden afrikaniſchen Kolonien zurückgeben und der deutſchen Regierung mitteilen, daß Groß— britannien kein Intereſſe an der deutſchen Politik in Oſteuropa habe. Ferner ſollte es ein engliſch⸗franzöſiſches Verteidigungsbünd— nis geben, das die Unverletzlichkeit der bei— den Länder mit Einſchluß ihrer über— ſeeiſchen Beſitzungen verbürgen würde. Ein ſolches Bündnis würde Frankreich in den Stand ſetzen, ſich von der Kleinen Entente loszulöſen, das heißt von einer Verbindung, die für Frankreich ſelbſt voller Drohungen und Gefahren iſt.“ Große Straſaltion bei der Gul Das bolſchewiſtiſche öyſtem fühlt ſich bedroht— Maſſenverhaftungen Moskau, 5. Dezember. Das Volkskommiſſariat des Innern (OG Pl) hat den Leiter der Polizeiverwal— tung in Leningrad, Medwed, ſeinen Stell⸗ vertreter Fomin und weitere ſechs Mitar⸗ beiter der OGPÜU ihrer Aemter enthoben und in Haft genommen. Der bekannte Tſchekiſt Agranow wurde mit der Führung des Polizeiſicherheitsweſens in Leningrad betraut. Bei dem verhafteten Chef der Geheim— polizei in Leningrad, Medwed, ſeinem Ge— hilfen Fomin und den übrigen verhafteten ſechs höheren GPU-Beamten handelt es ſich um alte Mitglieder der Kommuniſtiſchen Parkei. die zudem 17 Jahre lang im Dienſte der ſowjetruſſiſchen Geheimpolizei ſtanden. Med⸗ wed war wegen ſeiner Verdienſte zweimal mit dem Orden der Roten Fahne ausge— zeichnet worden; wegen der Unterdrückung eines Aufſtandes in Mittelaſien hatte er eine Ehrenwaffe erhalten. Als Chef der Geheim— polizei im Kaukaſus war er bekannt als außerordentlich guter Tſcheka-Mann, der keine Milde kannke. Fomin gehörte der Kommuniſtiſchen Partei ebenfalls ſeit 1917 an und war der beſonde— ren Abteilung der OGPU zum Kampf ge⸗ gen Koltſchak in Sibirien zugeteilt. Die verhafteten GPu⸗Beamten werden von einem Sonden gericht der OG apge⸗ urteilt. Bei den übrigen 73 Feſtgenomme⸗ nen handelt es ſich durchweg um Somjet⸗ beamte, die bisher noch nicht in die Oeffent⸗ lichkeit getreten waren. Auf Grund des Sondergeſetzes vom 3. Dezember droht allen Verhafteten die Todesſtrafe. Es wurde eine Säuberungsaktion bei der Oberſten Staats⸗ anwaltſchaft in Leningrad angekündigt, da ſie nach Auffaſſung der amtlichen Stellen keine genügenden Maßnahmen für die Be— kämpfung der regierungsfeindlichen Ele— mente getroffen hat. Die Unterſuchung habe gezeigt, daß es ſich bei dem Mord an Ki— row nicht um einen Einzelfall handle, ſondern daß gegenrevolutionäre Ele— mente Maßnahmen getroffen hätten, um ge— gen die Sowjetbehörde mit Terrormitteln zu arbeiten. Nachſpiel des„Moro Caſtle“⸗Brandes Neuyork, 5. Dez. Die Bundesgerichtsbe⸗ hörde hal nunmehr auch gegen den Vizeprä⸗ ſidenken der Reederei der„Moro Caſtle“, der Neuyork-Kuba Mail Steamſhip Com- pany, Cabaud, die Anklage erhoben. Gleich- zeitig wurden der ſtellverkreklende Kapitän Warms und der Chefingenieur Abbokt ange- klagt. Alle genannken Perſonen werden be⸗ ſchuldigt der Verletzung der Bundesgeſetze über die Sicherheit zur See. Schimeiſter Bilgeri f Bei einem Sprung ködlich geſtürzk. Innsbruck, 5. Dezember. Der Altmeiſter des alpinen Schilaufes, Oberſtleutnant Georg Bilgeri, iſt am Pat⸗ ſcherkofel bei Innsbruck lödlich verunglückt. Er hielt dort ſeinen erſten Schikurs in die⸗ ſem Jahre ab. Bei einem Sprung kam er ſo unglücklich zu Sturz, daß er ſchwere innere e erlitt, denen er bald darauf erlag. Bilgeri, der im 64. Lebensjahre ſtand, hatte als Pionier desSchilaufes europäiſchen Ruf. Schon vor dem Kriege erſchloß er die öſterreichiſchen Alpen dem Winterſport. Er war der Organiſator der Winterſportaus⸗ bildung der alten öſterreichiſch⸗ungariſchen Armee und bildete ein eigenes Syſtem des alpinen Schilaufes aus. In kurzen Worten Die Deutſche Diplomatiſche Korreſpondenz kennzeichnet die Bedeutung des Saar⸗Ab⸗ kommens für die internationale Verſtändi⸗ gung. 8 0 Der Oberbürgermeiſter von Stuttgart hat der deutſchen Uiniverſität in Prag für den Wiederaufbau der zerſtörten Seminare, In⸗ ſtitute und Büchereien einen Geldbetrag zur Verfügung geſtellt. Nach einer Verordnung des zurückgetrete⸗ nen Direktoriums Reisgys ſollen in Zukunft von den 228 Volksſchulen des Memelgebie⸗ tes 222 die litauiſche Unterrichtsſprache an⸗ wenden. Der ehemalige Bankdirektor Brüning wurde wegen Betruges und gewinnſüchtiger Untreue zu 8 Jahren Gefängnis verurteilt. Der Altmeiſter des alpinen Skilaufes, Oberſtleutnant a. D. Georg Bilgeri. iſt bei Innsbruck tödlich verunglückt. Der Gouverneur des Staates Michoacan iſt im Flugzeug tödlich abgeſtürzt. Neue Geſetze Beſchlüſſe des Reichs kabinekts. Berlin, 5. Dezember. Das Reichskabinett verabſchiedete in ſei⸗ ner Sitzung am Dienstag eine Reihe von Geſetzen wirtſchaftlicher und finanzieller Ark. Das umfangreichſte Geſetzeswerk iſt das vom Reichswirtſchaftsminiſter vorgelegte Reichsgeſetz über das Kreditweſen. Durch dieſes Geſetz wird das Kreditgewerbe aus der Sphäre rein privatwirtſchaftlicher Intereſſenbetätigung herausgehoben. Das Geſetz ſchafft eine ſcharfe Trennung in der Behandlung des Geldmarkkes und des Kapitalmarktes. Es ſieht eine Errichtung eines Reichsauf— ſichtsamtes vor.— Genehmigt wurde ferner ein Geſetz über die Gewinnverkeilung bei Kapitalgeſellſchaften(Anleiheſtockgeſetz), das eine Ergänzung zu dem am 29. März dieſes Jahres erlaſſenen Kapitalanlagegeſetz darſtellt. Auf Grund des neuen Ge— ſetzes wird der Kreis der Geſellſchaften, die einen Anleiheſtock zu bilden haben, erheblich weiter gezogen, indem auch ſolche Geſell⸗ ſchaften erfaßt werden, die in früheren Jah— ren hohe Dividenden gezahlt haben. Es darf in Zukunft in bar nur noch der Gewinn bis zu einem Höchſtſatz von 6 Pro- zent und. wenn die Geſellſchaft bereits im Vorjahre einen höheren Gewinn erzielt hatte, ein Gewinn von höchſtens 8 Prozen ausgeſchüttet werden. Der Mehrbetrag des den Geſellſchaftern zur Verfügung geſtelllen Gewinns muß als Anleiheſtock zur Ver. fügung geſtellt werden und darf erſt nach vier Jahren unker die Geſellſchafter ausge- teilt werden. Den für den Anleiheſtock bereitzuſtellen— den Betrag darf die Geſellſchaft nich! mehr ſelbſt anlegen, ſie hat ihn der Deutſchen Golddiskontbank zu überweiſen, die ihn für die Geſellſchaft nach Maßgabe der geſetzlichen Beſtimmungen anzulegen hat. Der Anleiheſtock gehört nicht mehr zum Vermögen der Geſellſchaft. Ein Geſetz zur Aenderung des Geſetzes über den Wertpapierhandel ſchafft die Vor— ausſetzung für die notwendig gewordene Vereinfachung des Börſenwe⸗ ſens. Das Geſetz über die Durchforſchung des Reichsgebietes nach nußbaren Lager⸗ ſtätten(Lagerſtättengeſetz) ermächtigt den Reichswirtſchaftsminiſter zur Durchforſchung des Reichsgebietes nach nutzbaren Lager— ſtätten.— Das Reichskabinett verabſchiedete weiterhin ein Geſetz über die Unterkunft bei Bauken. durch das Vorſorge für eine angemeſſe— Unterkunft der Arbeiter bei Außenarbe' and zur Beſeitigung geſundheitsſchädlicher Einflüſſe getroffen wird. Das Geſetz über die Erweiterung der Befugniſſe des Reichskommiſſars für Preisüberwachung dehnt deſſen Befug⸗ niſſe über den Kreis der täglichen Bedarfs⸗ deckung hinaus auf gewerbliche Lei⸗ ſtungen und Lieferungen überhaupt aus. Das Geſetz zur Verlängerung der Schutz⸗ zriſten im Urheberrecht bringt eine Ausdehnung des Schutzes von der gegen— wärtigen 30 jährigen Dauer auf 50 Jahre nach dem Tode des Urhebers. Angenommen wurde ein Geſetz zur Ver— hütung mißbräuchlicher Ausnutzung von Vollſtreckungsmöglichkeiten, ferner ein Ge— etz zur Aenderung des Tabakſteuergeſetzes, das die Steuerkredite beſeitigt, ſowie ein Beſetz über die Beförderung von Perſonen zu Lande, burch das der Straßenbahnverkehr und der ſtraftfahrzeugverkehr ſowie der Fuhrwerks⸗ derkehr geregelt werden. Schließlich wurde ein Geſetz betreffend die Eheſchließung und Beurkundung des Perſo⸗ nenſtandes von Reichsdeutſchen im Aus, zande genehmigt, durch das nicht mehr zeitgemäße Vorſchriften auf dieſem Gebiet hurch neue Beſtimmungen erſetzt werden. In der der Kabinettsſitzung vorangegan⸗ zenen Miniſterbeſprechung berich- ſeten der Reichsaußenminiſter und der Reichsbankpräſident als Reichswirtſchafts⸗ niniſter über die in Rom zum Abſchluß zebrachten Verhandlungen wegen der Rück⸗ zliederung des Saargebietes. miniſter Heule Schacht im Aundfunk. Berlin, 5. Dez. Heute, Mittwoch, 19.18 ahr ſpricht der Reichsbankpräſident und ommiſſariſche Reichswirtſchaftsminiſter Dr. Schacht in der Stunde der Nation über dis ſeuen Geſetze zum Bank- und Kreditweſen Die Fleiſchpreisgeſtaltung Keine Erhöhung erlaubt. Berlin, 5. Dezember. Der Reichskommiſſar für Preisüberwa hung hat die Ueberwachungsſtellen ange. wieſen, dafür Sorge zu tragen, daß die heu. igen Preiſe für Fleiſch und Fleiſchwaren nter keinen Amſtänden erhöht werden. Falls die zur Preisfeſtſetzung befugten Stellen heute geltende örtliche Preiſe füt olche Waren für überhöht halten, ſo hat eine Abänderung der Preiſe im Einvernehmen mit dem Reichskommiſſar für die Vieh-, Milch- und Fettwirtſchaft zu er, olgen, der ſeinerſeits im Einvernehmen mi! dem Preiskommiſſar handelt. Die Preis⸗ iotierungn für Lebendvieh werden m übrigen ſo geregelt, daß ſie den Klein⸗ zerkaufspreiſen entſprechen. Die Fleiſcher zaben es in der Hand, Ueberpreiſe für Lebendvieh nicht zu bewilligen. Rücktritt Furtwänglers Berlin, 5. Dzember. Staatsrat Dr. Wilhelm Furtwängler has den Reichsminiſter Dr. Göbbels um Entlaſ⸗ ung aus ſeinen Aemtern als Vizepräſident der Reichsmuſikkammer und als Leiter de— Berliner Philharmoniſchen Orcheſters er; jucht. Gleichzeitig bat er den preußiſchen Miniſterpräſidenten, ihn von ſeinem Amte als Operndirektor der Berliner Staatsoper zu entbinden. Beide Reichsminiſter haben die an ſie ergangenen Geſuche bewilligt. Die Garantieerklärungen Baron Aloiſi überreicht. Genf, 5. Dezember. Der Verkreter des Deutſchen Reiches ii Genf, Konſul Dr. Krauel, hat am Dienstag nachmittag entſprechend den in Rom gekrof jenen Vereinbarungen dem Vorſihenden de⸗ Saarausſchuſſes, Baron Aloiſi, zwei Briefe des Reichsaußenminiſters übergeben, die Re gelungen in der Garankiefrage enthalten. Ir glicher Weiſe hat der franzöſiſche Außen, Laval am Dienstag nachmikktag Baron Aloiſi eine in den meiſten Punkter jleichlautende franzöſiſche Garankieerklä⸗ tung übergeben. Der geſamte Bericht des ausſchuſſes iſt in der Dienstagſitzung des Dreierausſchuſſes nochmals durchberaten und, ſoviel man hört, endgültig fertiggeſtell worden. Dreier— Japaniſcher Schritt Kündigung des Flotkenabkommens. Tokio, 5. Dezember. Die ſapaniſchen Botſchafter in London, Paris und Rom ſind beauftragt worden, die betreffenden Regierungen von dem Beſchluß des jſapaniſchen Kabinetts über die Kün⸗ digung des Flottenabkommens in Kennknis zu ſetzen. Die amtliche Kündigung wird am 10. eee durch den Kaiſer vollzogen werden. Aus Vaden Überraschung im Landes⸗Prozeß Die betrogenen Frauen ſagen aus. Mannheim, 5. Dezember. Der zweite Verhandlungstag im, Prozeß gegen die zuſammengebrochene Möbelfirma Gebrüder Landes nahm einen erregten Ver⸗ auf. Es kamen die 25 Geſchädigten, meiſt verheiratete junge Frauen zum Wort, die im Jahre 1932 Verträge mit der Firma abgeſchloſſen hatten, aber die Möbel nicht zum beſtimmten Termin mangelhaft und zeilweiſe oder gar nicht erhielten. ovwoy Anzahlungen bis zu 1000 RM geleiſtet wur⸗ den. Die Angeklagten konnten nur erwi⸗ dern, daß ſie nicht die Abſicht gehabt hätten, zu betrügen. Eine Senſation gab es, als eine Zeugin während ihrer Vernehmung die 50 RM e vom Verteidiger erhielt, die ſie von der Firma zu fordern hatte. Und im Zeugen⸗ ſimmer gab es am Schluß der Verhandlung eine weitere Ueberraſchung: Alle Geſchädia⸗ en erhielten einen Garantieſchein der Firma Frank-Berlin, deren Teilhaber etzt Willy Frank iſt, nach dem ſie Möbel im Betrage bis zu 20000 RM zum Aus⸗ eich ihrer Forderungen erhalten. Der Prozeß wird vorausſichtlich am Samstag zu Ende gehen. An die Vetriebsführer Aufruf der Deutſchen Arbeitksfron. Berlin, 5. Dezember. Die Deutſche Arbeitsfront NS⸗-Gemein⸗ chaft„Kraft durch Freude“, Abteilung für Reiſen, Wandern und Urlaub. wendet ſich mit folgendem Aufruf an die Betriebsfüh⸗ rer: Betriebsführer! Auf ein Wort! Die Abteilung für Reiſen. Wandern und Urlaub in der RSG„Kraft durch Freude“ hat für die Arbeiterkameraden eine„Neiſeſparkarke“ zeſchaffen, die es ihnen weſentlich erleichtert, die Mittel für eine der herrlichen Kdß-Fahr⸗ ien im nächſtn Sommer aufzubringen. In dieſe Reiſeſparkarten werden Wertmarken don je 50 Pfennig eingeklebt. Iſt eine Spar⸗ zarte vollgeklebt, ſa repräſentiert ſie den Wert von 40 RM, der im Durchſchnitt für eine Wochenreiſe einſchließlich Taſchengeld ausreicht. Jeder Betriebsführer Befolgſchaftsmitgliedern eine Freude machen, wenn er ihnen zu Weihnachten As beſondere Anerkennung für die geiei⸗ tete Jahresarbeit eine ſolche Reiſeſparkarte chenkt und in ſie nach ſeinem Ermeſſen Mar⸗ zen einklebt. Da dieſes Geſchenk ſchon von 50 Pfennig an möglich iſt, wird jeder Be⸗ riebsführer in der Lage ſein, nach dem Stande ſeines Geſchäftsganges den Gefolg⸗ chaftsmitgliedern die vorgeſchlagene Weih⸗ nachtsfreude zu machen. kann nun ſeinen beſondere Die Preisverzeichniſſe Unzureichende Beachtung der Vorſchriften. Berlin, 5. Dezember. Die Preſſeſtelle des Reichskommiſſars für Preisüberwachung teilt mit: Von Mitglie⸗ dern der NS-Frauenſchaft iſt darüber Klage geführt worden, daß die Vorſchriften über Preisſchilder und Preisverzeichniſſe noch immer nicht hinreichend beachtet werden. Folgende beſondere Klagen wurden vorge— bracht: 1. Häufig ſeien die Preisaushänge ſo un⸗ deutlich geſchrieben, daß man ſie kaum leſen könne. 2. In vielen Fällen fehlten die ſchriebenen Angaben über Gewicht, oder Stückzahl. 3. Es käme auch vor, daß irreführende Preisbezeichnungen gemacht würden. indem z. B. zu einem in großer Schrift verzeichne⸗ ten Preis die Worte„von— an“ oder„An⸗ zahlung“ in kaum erkennbarer Weiſe hinzu— geſetzt würden. 4. Es ſeien ſogar Fälle beobachtet wor⸗ den, in denen Preisaushänge auf beiden Seiten mit verſchiedenen Preiſen beſchrieben worden ſeien, ſo daß dem Kunden nach Be⸗ darf die eine oder die andere Seite zuge⸗ wendet werden konnte. Der Reichskommiſſar für hung hat die zuſtändigen Stellen gebeten, bei der Ueberwachung der Geſchäfte auf dieſe Mißſtände beſonders zu achten und ge⸗ gen Verſtöße gegen die chriften mit Zwangsmitteln vorzugehen. Bei beſonders ſchweren Verſtößen wird auch die Schließung der Betriebs- und Ge⸗ ſchäftsräume in Betracht kommen. vorge⸗ Maß Preisüberwa⸗ Der Führer Schirmherr der Olympiade. Der Führer und ee Pit Adolf Hitler hat die Schirmherrſchaft der XI. Oly 1936 Übernommen. Unſer eg den Führer bei einem Beſu 0 des Rekordmannes Emil eichsinnenminiſter Dr. Frick und den Reichsſportführer von ae der Begrüßun des Stadio g feſchfeld. In der Mitte 0 1355 Mauer 10 ſten. 7 Preisſchildervor⸗ Aufruf für das n buch. Immer näher rückt der große Schickſals⸗ tag des deutſchen Saarvolkes. Blatt um Blatt des 100⸗Tage⸗Saar⸗Kalenders fällt. An 750 000 Stellen erinnert er an die ent⸗ ſcheidenden Tage des Endkampfes. Dieſer 100⸗Tage⸗Kalender ſtellt ein Gemeinſchafts⸗ werk dar, deſſen Erlös dem Winterhilfswerk der Saar zufließt. Er iſt reſtlos ausver⸗ kauft. f ö Mit dem 13 Januar iſt aber der Kampf noch nicht beendet. Erſt dann werden die ganzen Probleme aufgerollt. Das ganze nächſte Jahr wird noch im Zeichen der Saar ſtehen. Dieſen Kampf auch vom Volke her zu unterſtützen, dient das neue Werk. das in bieſen Tagen zum Vertrieb kommen wird. Es iſt das Jahrbuch„Unſere Saar 1935!“ Erprobte Kämpfer des Saarlandes, Ar⸗ beiter, Wirtſchaftsführer, Journaliſten und Künſtler haben es geſchaffen. In volkstüm⸗ licher Weiſe werden alle Fragen des Saar⸗ landes behandelt, die das ganze Jahr 1935 beherrſchen werden. Auch der Erlös dieſes Jahrbuches— es koſtet eine Mark— fließt dem Winterhilfswerk der Saar zu, das in der Hauptſache mit dieſen Mitteln aufgebaut wird. Darum ergeht heute wieder der Appell an das Volk und alle Parteidienſtſtellen, Be⸗ hörden und den Buchhandel, mitzuhelfen, daß dieſes neue Jahrbuch jeden Volksgenoſ⸗ ſen an das Schickſalsjahr unſerer Saar mahnt und ihn über ihre großen Aufgaben unterrichtet. Beſtellungen werden ſofort ent— gegengenommen. Auch die noch nicht aus⸗ geführten Aufträge für den ausverkauften 100⸗Tage⸗Kalender werden mit dieſem Jahr⸗ buch beliefert Die ſoziale Hilfsaktion Die Sammelzeit am Tage der nationalen Solidarität. Das Reichspropagandaminiſterium gibt bekannt: Auf verſchiedene Anfragen aus be⸗ teiligten Kreiſen wird mitgeteilt: Es iſt aus erzieheriſchen Gründen nicht angängig, daß ſich Sammler am„Tag der nationalen Solidarität“ nur für kurze Zeit zur Verfügung ſtellen, da ſonſt die Gefahr beſtünde, daß dieſe große ſoziale Hilfsaktion zu perſönlichen Reklamezwecken mißbraucht wird. Die Sammelzeit läuft von 16 bis 19.30 Uhr auf der Straße und von 22 bis 23 Uhr in Theatern, Kinos und Gaſtſtätten. Wer ſich als Sammler für dieſe Geſamtzeit nicht freimachen kann oder will, muß von der Sammeltätigkeit überhaupt ausgeſchloſ⸗ ſen bleiben. 1 Die Reichsminiſter Göring und Dr. Göb⸗ bels werden ſich gemeinſam als Sammler am„Tag der nationalen Solidarität“ betei⸗ ligen.—. Auch die Nichter ſammeln Berlin, 5. Dezember. Ebenſo wie der Reichsminiſter des In⸗ tern und der Reichsminiſter für Volksauf⸗ lärung und Propaganda hat nun auch der ſteichs⸗ und preußiſche Juſtizminiſter Dr. Zürtner in einem Erlaß an die Juſtizbehör⸗ zen angeordnet, daß ſich die höheren Beam⸗ en ſämtlicher ihm unterſtellten Behörden ür die Sammelaktion am 8. Dezember zur Berfügung ſtellen. Ueberall im Reich wer⸗ den an dieſem Tage Richter und Staatsan⸗ välte, der Amtsrichter auf dem Dorf ebenſo vie der Landesgerichtspräſident und der Zeneralſtaatsanwalt in der Stadt mit der Sammelbüchſe auf der Straße ſtehen, um u zeigen, daß die Arbeit für das Winter⸗ hilfswerk, die Sorge für die hungernden und frierenden Volksgendſſen, ehrenvolle Pflicht jedes Deutſchen iſt. Deutſche Tagesschau Aus der Partei ausgeſchloſſen. Der Führer hat, wie NSK meldet, den Gauleiter von Schleſien, Helmut Brlückner, wegen parteiſchädigenden Verhaltens ſeiner Stellung als Gauleiter enthoben und aus der Partei ausgeſchloſſen.— Der preußiſche Miniſterpräſident General Göring hat den Oberpräſidenten von Schleſien und preußi⸗ ſchen Staatsrat Brückner daraufhin eben⸗ falls ſeiner ſämtlichen ſtaatlichen Aemter und Funktionen enthoben. Oberbürgermeiſterwechſel. Oberbürgermeiſter Kelter in Duisburg⸗ Hamborn iſt auf ſeinen Wunſch von ſeiner Stellung als Oberbürgermeiſter entbunden worden. Nach einer weiteren Mitteilung übernimmt die Verwaltung der Stadt Duisburg⸗Hamborn als deren Oberbürger— meiſter der bisherige Beigeordnete der Stadt Eſſen, Staatskommiſſar Dillgardt. Der SA⸗ Gruppenführer Knickmann in Duisburg⸗ Hamborn wurde zum Polizeipräſidenten er⸗ nannt. Graf von der Goltz verabſchiedet ſich. Staatsrat Dr. Graf von der Goltz verab⸗ ſchiedet ſich in einem Rundſchreiben von den Führern der Wirtſchaftsgliederungen in der Geſamtorganiſation der deutſchen Wirtſchaft, in dem es heißt:„Die Organiſation der Wirtſchaft hat mit der erſten Durchfüh⸗ ene e für das Geſetz zur Vor⸗ bereitung des organiſchen Aufbaues der deutſchen Wirtſchaft ihre geſetzliche Form er⸗ baten Ffir meine hisberiae Tätiakeit als Der Weihnachtsmonat Wenn die erſten Tannenbäume in die Stadt e ren werden, in den Bäk⸗ kerläden die Lebkuchen ſich türmen. bewacht von dem weißbärtigen Nikolaus, und die Schaufenſter täglich mehr mit freundlichen Gaben glitzern und blenden. dann iſt der Dezember, der Chriſtmonat, der Julmond gekommen. Fragt man die Kinder, dann iſt dieſer letzte Monat des Jahres auch der ſchönſte. Er bringt das Chriſtfeſt mit ſeinen Geſchenken, das Feſt der Liebe, „geweihten Nächte“, die behaglichen Tage „zwiſchen den Feſten“ und ſchließt mit Sil⸗ veſter, das man je nach Anlage mehr be⸗ ſinnlich oder ausgelaſſen feiern mag. Die Adventswochen bilden die feierliche Treppe zu dem Feſt. Am 6. Dezember kommt St. Nikolaus zu den böſen Buben und braven Mädchen. Dann beginnt das heimliche Einkaufen und Vorbereiten, das für die, denen„Geben ſeliger iſt, denn Neh⸗ men“, meiſt mehr Freude macht als die Vollendung. Da und dort iſt eine Schublade abgeſchloſſen, in der es verheißungsvoll raſchelt. Bis es endlich ſoweit iſt und der Lichterbaum erſtrahlt und die alten Weiſen klingen und die Glocken Chriſti Geburt ver⸗ künden. Wenn dann gar noch Schnee fällt. dann iſt wahre deutſche Weihnacht. Dann kann die Jugend rodeln und die noch nicht Alten fahren im Fackelſchein mit den Bret⸗ tern über das weiße Pulver der Berge und feiern nächtliche Sonnenwende nach der Vä⸗ ter Brauch. Auf dem Land gibts abends viel lu⸗ ö ſtiges Leben in der wiedererwachten Spinn⸗ ſtube. Für den Bauern iſt der Dezember der Beginn der winterlichen Ruhezeit, ſo⸗ weit man beim Bauersmann überhaup'k von Ruhe reden kann. Das Feld wird umge⸗ pflügt und man hat es gern. Scholle jetzt anfängt durchzufrieren. Neben ſeiner feſtlichen hat unſeres Jahres letzter Mond noch eine große aſtronomiſche Monats ſt des Tag und zugleich Winters, Bedeutung: der 22. des Jahres kürzeſter der Anfang des aſtronomiſchen was natürlich nicht ausſchließt, Winter„meteorologiſch“ ſchon früher oder auch viel ſpäter beginnen kann Einſt hotte der Dezember, gleich dem Januar und dem Auguſt, nur 29 Tage; Julius Cäſar erſt, der den römiſchen Kalender umformte, gab ihm noch zwei Tage hinzu, und ſo ſind wir zu 31 Dezembertagen gekommen. Vom Heizwert des Holzes Das Holz iſt nicht nur unſer vornehmſtes, ſondern auch unſer geſündeſtes Heizmaterial. da ſein Rauch nicht die giftigen Gaſe des Steinkohlenrauches enthält. Aber ſein Heiz⸗ wert erreicht bei weitem nicht den der Stein⸗ kohle. Verbrennt man 1 Kg. lufttrockenes Holz, ſo erzielt man nur 3000 bis 3600 Wärmeeinheiten, wogegen die gleiche Menge Steinkohlen bis zu 9000 Wärmeeinheiten lie⸗ fert. Die Heizkraft bei den einzelnen Holz, arten ſchwankt. Den größten Heizwert beſitzt der Bergahorn, gute Wärme erzeugt fertier das harzreiche Kiefernholz ſowie das Hol! der Buche und Eiche, etwas weniger Lärche und Ulme, und noch geringere Wärme lie⸗ fert das Weiden⸗ und Pappelholz, das nur 30 bis 36 v. H. der Heizkraft beſitzt. Trotz der fortſchreitenden Entholzung der Wälder beſitzt die Erde gleichwohl noch un⸗ geheure Beſtände ſchlagreifer Holzbäume. Der waldreichſte Erdkreis iſt Amerika mit einer Be⸗ waldungsziffer von 35 Prozent, während in Europa 30 und in Aſien 27 Prozent der bringt die wenn die daß der Geſamtfläche mit Waldboden bedeckt ſind. In den 10 Ländern ſind die Prozentzahlen entſprechend höher, ſo z. B. in Japan, Bra⸗ ſilien und Finnland, wo die Bewaldung ſo⸗ gar bis zu 60 Prozent der Geſamtfläche ein⸗ nimmt. Unter den waldärmſten Ländern ſteh! England mit nur 3,9 Prozent obenan. Dann folgen Portugal mit 5,6, Algerien mit 6,8 und Dänemark mit 7,11 Prozent. Wollte man die Wälder der Erde unter deren Bewoh⸗ ner verteilen, ſo träfen auf jeden Einzelnen rund zwei Hektar. Die jährliche Weltpro⸗ duktion beläuft ſich ungefähr auf 7 Milliar⸗ den Kubikmeter. Da in Bezug auf die Heiz⸗ kraft des Holzes 4 Raummeter Holz der Heizkraft einer Tonne Kohlen entſprechen, ſo würde, wenn das geſamte im Lauf ves Jah⸗ res auf der Erde erzeugte Holz zu Heiz⸗ zwecken Verwendung fände, eine Kohlenmenge von 1,75 Milliarden Tonnen erſetzt. Entdetlungsreiſen auf dem Speicher Ein Anlaß, manches wertvolle alte Stüc zu retten, in einem Heimatmuſeum vor dem Untergang zu bewahren und den Nachfahren zu erhalten, iſt die überall in Gang geſetzte Entrümpelung der Böden. Spaziergänge auf Dachböden können bekanntlich zu Entdeckungs⸗ reiſen werden. Was ſich da unter Ruß und Schmutz, zwiſchen wirklichem„Gerümpel“ nicht alles finden läßt! Da gibt es alte Figuren, vielleicht mit verblichener Oberfläche und ge⸗ brochenen Gliedern, Bilder, die unter einer Staubſchicht kaum erkennbar ſind, Möbel, von der Renaiſſance über das Barock und Rokoko bis zum Biedermeier: beſonders Stühle, wenn auch ohne Bezüge und mit wackligen Beinen, Käſten, Kommoden, Truhen, ſchmiedeeiſerne Firmenſchilder und andere Eiſenarbeiten, Waf⸗ fen, alte Uhren und andere Inſtrumente; Zeugen ehemaliger Heimarbeit und kunſtge⸗ werblicher Produktion: Webſtühle, Spinnräd⸗ chen, Modelle für Wachs und Marzipan, Druckſtöcke uſw., Gefäße aus Ton und Por⸗ zellan, Glas und Zinn. In den Kiſten ruhen Stoffreſte und Handarbeiten, Trachten und Trachtenſtücke oder Urkunden und Bücher, die wegen ihres Inhalts oder ihres Alters der Bibliothel des Heimatmuſeums einverleibt werden können. Ferner finden ſich Spiel— zeug, Krippen- und Krippenbeſtandteile aus alter Zeit. Und tauſend andere Kleinigkeiten gibt es, die in Speichern oder ſelbſt in Woh⸗ nungen einzelner bedeutungslos ſind, in Mu— ſeen geſammelt aber dazu beitragen können, ein Geſamtbild der Lebensform unſerer Vor⸗ fahren darzuſtellen. Entſtehen Zweifel, ob ein Gegenſtand für ein Muſeum von Bedeutung iſt, ſo überlege man ſich den Unterſchied zwiſchen Maſſen⸗ ware bezw. Kitſch auf der einen und Hand⸗ arbeit oder Handarbeit naheſtehender Technik auf der anderen Seite. Nur letztere, dies aber in den meiſten Fäleln, iſt wert, der Zukunft überliefert zu werden. Der gternenhimmel im Dezember Mit einem Fernglas bewaffnet wandern wir des Abends hinaus aus den Grenzen der Stadt, hinaus auf das freie Feld, wo kein Lichterglanz unſere Beobachtungen ſtört und wir in aller Muße den geſtirnten Himmel betrachten können. Nur eine Ta⸗ ſchenlampe haben wir mitgenommen und die Sternkarte, die uns jetzt den Weg wei⸗ ſen ſoll zu den Wundern des Firmaments. Wie mag wohl dieſes Sternbild heißen, das dort im Südoſten das ſchönſte zu ſein scheint? Ein Blick auf umere Karte ſagt uns, daß es der Orion iſt, der dort ſeinen Kreislauf vor wenigen Stunden begonnen hat, daß zu den drei faſt gleichhellen Ster⸗ nen, die wir in einer Linie ſehen, zwei wei⸗ tere über und zwei darunter befindliche ge⸗ hören In unſerem Glaſe erkennen wir auch unter dem mittelſten der drei„Gürtelſterne“ den ſchwachen Nebelfleck, und es iſt uns faſt, als könnten wir eine unendlich große und unendlich weit entfernte Welt hineinſchauen. Aber ſuchen wir weiter! In der Verlän⸗ gerung der drei Mittelſterne finden wir den Sirius, und wir können den ganzen Him⸗ mel abſuchen, wir werden keinen Stern fin⸗ den, der ſo hell iſt wie er. Gleichweit vom Orion entfernt, aber auf der anderen Seite ſteht ein heller, roter Stern, der Aldebaran im Stier und unſere Sternkarte zeigt uns. daß hier ganz in der Nähe zwei Sternen⸗ haufen ſind, die wir doch unbedinat betrach⸗ ten müſſen. Den größeren zuerſt mit blo— ßem Auge, da glauben wir, ſieben Sternlein zu erkennen und begreifen, daß der Volks⸗ mund dieſe„Plejaden“ als Siebengeſtirn bezeichnet. Aber ſchon im Fernglas iſt der Endruck überwältigend, da ſind ſchon ſo viele Sterne zu ſehen, daß wir ſie kaum zu zählen vermögen. So finden wir ein Sternbild nach dem an⸗ deren. Den Fuhrmann mit der gelblich leuchtenden Kapella und die Zwillinge Ka⸗ ſtor und Pollux, die uns vom Oſten hin⸗ überleiten zum Norden, wo der Große Wa— gen ſeine Wanderung über das Himmelszelt wieder einmal beginnt. Hoch über unſeren Köpfen ſteht die Kaſſiopeia, die wir an ihrer charakteriſtiſchen Form des lateiniſchen W leicht wiedererkennen und über Perſeus. Widder und Andromeda finden wir den Weg zum Weſthorizont, wo der Pegaſus ge— rade unterzugehen beginnt. Aber auch auf die Wildſtraße wollen wir achten. Sie zieht ſich als mattes Band vom Sidoſten nach Weſten und ſcheint den Himmel in zwei Teile zu zerlegen. Von den Planeten iſt in dieſen Abend— ſtunden keiner zu ſehen. Der ringgeſchmückte Saturn iſt bereits untergegangen, Mars er— ſcheint erſt in den Stunden nach Mitternacht und Merkur und Jupiter ſind als Morgen- ſterne kurze Zeit vor Sonnenaufgang ſicht⸗ bar Mit Beginn des neuen Jahres wird die Venus Abendſtern; an den letzten Ta⸗ gen des Dezember werden wir am Weſthim⸗ mel nach ihr Ausſchau halten. Am 6 Dezember haben wir Neumond, am 13 Erſtes Viertel, am 20 Vollmond und am 29 Dezember iſt Letztes Viertel. Die Sonne wandert am 22 aus dem Zei⸗ chen des Schützen in das des Steinbocks, ſie erreicht dann ihren tiefſten Stand am Him⸗ mel und leitet den Winter ein. An dieſem Tage haben wir die löngſte Nacht und der zürzeſten Tag. Weintrauben für den Winter Ueberall hört und lieſt man jetzt, daß der 1934er ein ganz ausgezeichneter Wein geworden ſei. Nicht nur die Güte wird ge⸗ prieſen, ſondern auch die Fülle, die Menge: es gibt weit mehr neuen Wein, als man er— warten mochte. Nun gibt es jedoch außer dem„flüſſigen“, ſüffigen Wein in Fäſſern, Flaſchen und Glä⸗ ſern noch den ungekelterten Wein, den Wein in der Traube. Schade nur, daß die Weintraube von den Verkaufsſtänden der Obſthändler ſo raſch wieder verſchwindet. Wer aber klug iſt, kann auch den Winter hindurch billige Trauben haben. Wer da meint, daß man Trauben nicht aufbewahren könne, befindet ſich im Irrtum. Man lege die Trauben. ſolange ſie noch aut und friſch 1 find, in Sägeſpäne. Trogen muſſen ſie ſein, wenn ſie„eingelegt“ werden, und angefaulte Trauben müſſen unbedingt entfernt werden, wenn die guten Trauben nicht angeſteckt wer⸗ den ſollen. Die Sägeſpäne legt man in eine Kiſte oder Tonne und darüber eine Schicht Trauben, aber ſo, daß ſie Raum genug haben. Darüber kommt dann wieder eine dicke Schicht Sägeſpäne und dann wieder eine Reihe Trau⸗ ben uſw. Die ſo verpackten Trauben müſſen an einem kühlen, froſtfreien Orte aufbewahrt werden und können dann monatelang gut bleiben. Es gibt aber noch eine zweite Art der Traubenaufbewahrung: man hängt die Trauben an einem kühlen Orte— nicht im Keller, weil hier die Temperatur zu niedrig, und die Luft vielleicht zu feucht iſt— an Schnürchen oder Draht auf; die Schnittflä⸗ chen der abgeſchnittenen Reben müſſen jedoch ſo behandelt werden, daß der Stengel luft⸗ dicht abgeſchloſſen iſt. Am die hängenden Trauben vor Staub und Inſekten zu bewah⸗ ren, kann man vorſichtig um jede Rebe ein Leinwandſäckchen binden. Neues aus aller Welt Skiläufer erſtickt. Eine Skifahrergruppe aus Kempten machte eine Tour in die Gegend von Unterjoch. In der Gruppe be⸗ ſand ſich der 26 Jahre alte Diplomingenieur Fritz Konſtantin. Konſtantin wurde dabei von einem Unwohlſein befallen und blieb zurück. Die Kameraden boten ihm auf dem Rückweg zum Gaſthof Begleitung an, die aber abgelehnt wurde. Zwei Minuten vom Gaſthof entfernt ſchied Konſtantin aus dem Leben. Der Arzt ſtellte Tod durch Erſticken feſt. Konſtantin war auf den Skiern liegend mit dem Kopf bergab aufgefunden worden. Skolleneinſturz. Durch einen Stollenein⸗ ſturz im Erzbergwerk von Angevil⸗ liers bei Metz wurden mehrere Arbeiter verſchüttet. Ein Arbeiter fand auf der Stelle den Tod, ein anderer ſtarb während der Ueberführung ins Krankenhaus, ein dritter wurde ſchwer verletzt. Erſt vor eini⸗ gen Monaten fanden in dem gleichen Berg⸗ werk auf dieſelbe Weiſe vier Bergleute den Tod. Sämtliche Opfer ſind Italiener. Gerechte Strafe für einen Deutſchenhaſſer. Wie aus Agram berichtet wird. wurde dort ein deutſcher Journaliſt aus Stuttgart in einem Kaffeehaus tätlich angegriffen, weil er das Abzeichen der NSDAP trug, obwohl dieſes Abzeichen zum Zeichen der Trauer um den verſtorbenen König Alexan⸗ der mit ſchwarzem Flor umhüllt war. Der Angreifer, anſcheinend ein Jude. wurde von den anderen Gäſten des Kaffeehauſes ver— prügelt. Die Polizei beſtrafte ihn außerdem mit 40 Tagen Gefänanis. Deviſenſchiebung. In Königswinter wurden zwei Männer und eine Frau aus Holland ſowie eine Deutſche feſtgenommen, die in dringendem Verdacht der Deviſenſchiebung ſtehen. Seit mehreren Tagen war es der Polizei aufgefallen, daß die vier Perſonen zwar mit großer Regelmäßigkeit ihre Regi⸗ ſterſchecks bei den Banken gegen Reichsmark austauſchten, aber äußerſt beſcheiden lebten. Ein Meteorſtein. Die Suche nach einem Meteorſtein, der dieſer Tage in der Gegend von Mons niederging, blieb an der vermu⸗ teten Einſchlagsſtelle ergebnislos. Dagegen hat man 18 Kilometer weiter bei Bettrechi eine Einſchlagsſtelle entdeckt, die einem Gra⸗ nattrichter glich und ein Stück des Meteors barg, das eine bläuliche Farbe hat und ſehr leicht iſt. Der Stein iſt durchſichtig und ent⸗ hält glänzende etwa ſtanniolähnliche dünne Streifen. „Alſo ſie lebt?“ fragte Marilka zitternd. Da fühlte ſie heiße Tränen. Der graue Kopf Heinrich Leutholds beugte ſich über ihre Hände und küßte dieſe. „Gottlob!“ ſagte ſie aus tiefſtem Herzen. Aber dann war es mit ihrer Kraft vorbei. Sie taumelte. Heinrich Leuthold hielt ſchützend ſeine Arme um ſie. „Kommen Sie“, ſagte er zart,„kommen Sie, Frau Urheberrechtsschutz: Fünf Türme-Verlad. Halle(Saale Und allmählich wurde ihr Herz von wehmütiger Stille erfaßt. Was Bettina gekonnt hatte, ſollte ihr ein Vorbild ſein, nicht mehr mit eigenmächtiger, herriſcher Liebe be⸗ ſitzen zu wollen, was einem doch entglitt. Opfern können, um einem anderen Menſchen zu geben. Sie ſtand auf. Ihre Füße zitterten noch. Aber ſie wollte ſtark ſein jetzt. Auf dem kleinen Hocker neben dem Bett lagen, ſorglich zuſammengefaltet, ihre Sachen. Aus dem Spiegel ſah ihr ein blaſſes, ruhiges Geſicht entgegen. Sie öffnete die Tür. Niemand war im Treppenhauſe. Alles war hier oben ſtill. Nur unten im Wohnzimmer hörte ſie Schritte auf und ab gehen. Da ſtieg ſie langſam hinunter, hielt ſich am Treppen⸗ geländer feſt. So ganz ſicher war ſie noch nicht. Leichter Schwindel machte ſie immer noch ſchwankend. Endlich war ſie unten. Klopfte zaghaft an die Tür. Wen würde ſie darin finden? Wer ging ſo raſtlos auf und ab? Konſtantin? Sie fürchtete ihn zu begegnen. Und doch, es mußte zu einer Ausſprache kommen. Die Laſt mußte von ihrer Seele genommen werden. Sie mußte wiſſen, ob Bettina lebte. Heinrich Leuthold hielt in ſeinem raſtloſen Auf und Ab inne. Noch einmal das zaghafte Klopfen. Er öffnete. Vor ihm ſtand Marilka. Sie ſah ihn unſicher an. Wie würde er ihr begegnen? Da ſtreckte Heinrich Leuthold ihr beide Hände entgegen. „Gnädige Frau, wie ſoll ich Ihnen danken? Wenn Sie nicht geweſen wären“— er ſchauerte zuſammen, faßte ſich—;„ſo aber haben Sie mir mein Kind gerettet!“ „Dann ſprechen Sie!“ er auch ihr Vater. ſchen meinte, Egoiſten. Marilka! Setzen Sie ſich! Ruhen Sie ſich aus! Denken Sie nichts mehr, als daß alles gut geworden iſt!“ 1⁵⁴ Marilka ſchüttelte den Kopf: „Nein, noch iſt nicht alles gut! Ach, wenn ich ſprechen dürfte! Wenn ich Ihnen ſagen dürfte, was mein Herz beſchwert! Vielleicht würde es dann beſſer ſein.“ Er ſah ſie voll Erbarmen und Güte an. Wie lange hatte ſie ein Menſch nicht ſo angeſchaut? Seit der Vater geſtorben war, keiner mehr. Ihr war plötzlich, als wäre dieſer grauhaarige Mann mit den ernſten Augen und den Zeichen des Leides im Geſicht kein Fremder, nicht der Vater Bettinas, die ſie einſt gehaßt hatte. Nein, als wäre Und ſo, wunderbar beruhigt, begann ſie zu ſprechen. Heinrich Leuthold ſaß tief erſchüttert da und hörte die Lebensbeichte einer Frau, die trotz äußeren Ruhmes und Erfolges nichts als Leid und Enttäuſchung gekannt hatte. Er ſah ſie vor ſich, jung, liebeverlangend in einem liebeleeren Elternhauſe. Dem erſten Manne folgend, der um ſie warb. Er ſah die erſten Monate des Glückes. Dann die tiefe Enttäuſchung dieſer Frauenſeele. In Marilkas ſtockenden Worten formte ſich das Bild des Grafen Stanek Losmirſka ſo plaſtiſch, daß er ihn zu den genußſüchtigen, kalt Ueber Marilkas Liebe war er mit einem höhniſchen Lächeln hinweggegangen. Er war ihrer ſicher geweſen. Er konnte ſie betrügen und demütigen. Sie war ja ſeine Frau. Er hatte ſie beſeſſen, ſie war nichts Un⸗ bekanntes, nichts Neues mehr für ihn. Ihr einziger Troſt war ihre Muſik. Sie arbeitete erſt an ſich, um in ihrer Kunſt immer höher und höher zu nommen.“ herrſchenden „Mein Kind! kommen. Und als ſie ſo weit war, daß ſie glauben konnte, mit ihrer Kunſt den Menſchen etwas zu geben, da war ihr Kind gekommen. „Mein Kind!“, vei dieſen Worten hielt Marilka inne. Ein Glanz tiefer Liebe erſtrahlte auf ihren harten Zügen. Mein alles auf der Welt! glaubte ich, nun wäre alles andere ein Nichts. Meine Kunſt und das Kind, es hätte genügt, mein Leben reich und glücklich zu machen. Menſchen wie Stanek Losmirſka jedes Mittel recht war. Dies Kind, von mir in tiefſtem Glück erwartet, es wurde zur unlöslichen Feſſel. Unſere Ehegeſetze in Polen ſind ſehr ſtreng. Sie kaſſen der Frau kaum Rechte. Und als ich nach der Geburt des Kindes Stanek Losmirſka ſagte; Laß uns in Frieden auseinander gehen. Laß mich mein Leben neu aufbauen mit meiner Kunſt für das Kind', da lachte er nur. Geh', ſagte er,„geh, wenn es dech hinaustreibt. Aber das Kind bleibt bei mir.“ Was ich litt, wie ich rang und kämpfte, das kann ich nicht noch einmal wiederholen. Genug, es kam ſo. Ich verzichtete auf eine Trennung. Dafür durfte das Kind fern von Losmirſka durch mir ergebene Menſchen erzogen werden. Ich brachte es nach Italien. Ich erwarb dort ein Haus. Ließ das Kind in Sonne und Schönheit aufwachſen. Aber wie teuer erkaufte ich das alles? Losmirſka lebte von meinen Einkünften. Niemals konnte ich ihm genug geben. Er hetzte mich durch die Welt. Er zwang mich, zu verdienen. Um jeden Preis zu verdienen. Er drohte: „Du kehrſt zu mir zurück, oder das Kind wird dir ge⸗ Als es kam, Ich wußte nicht, daß einem Zu ihm zurückzukehren, hätte die Hölle für mich be⸗ deutet. Und ſo habe ich exiſtiert die ganzen Jahre. Habe die Männer verachten gelernt. Ich glaubte an keinen einzigen mehr. Ich ſah in ihnen nur Weſen, denen gegen⸗ über es nur zwei Dinge gab: entweder Sklavin oder Herrin zu ſein. Und ſo war mein Herz tot und kalt ge⸗ worden; es kannte nur Liebe zu meinem Kinde, Treue zu meiner Kunſt, Verachtung für die Männer. (Fortſetzung folgt.) Qo man von Otfried von Hen ctein. 0 Urheberrechtsschutz: Fünf Türme-Verlag, Halle(Saale) Nachdruck verboten. Freilich, die große Vorführung mußte noch um acht Tage verſchoben werden, weil immer allerhand kleine Aenderungen vorgenommen werden mußten. Egon war den ganzen Tag über beſchäftigt, und wenn er abends zu kurzer Erholung in die Wohnung hinaufkam, hatte er durchaus keinen Grund, ſich über Bianka zu beklagen. Im Gegenteil! Den ganzen Tag über klang ihr Geſang zu ihm hinab. Ein Korrepetitor kam, mit dem ſie ſtundenlang übte. 8* Egon war zufrieden! Warum ſollte Bianka nicht ſingen! Gut war es, daß ſie auch eine Beſchäftigung hatte, und— ſie ſang ja für ihn, ganz allein nur für ihn. Am Freitagmorgen, am Vormittag des Tages, an dem das große Engſtröm-Konzert ſtattfinden ſollte, ſah er ihr an, daß ſie etwas auf dem Herzen hatte. „Haſt du heute abend zu tun?“ „Leider ja.“ „Ich...“ „Du haſt etwas auf dem Herzen?“ „Heute abend gibt Engſtröm mit der Calcher ſein großes Abſchiedskonzert.“ „Und da möchteſt du hingehen?“ „Sehr gern— ſehr, ſehr gern.“ „Ich kann dich beim beſten Willen heute nicht be— gleiten.“ Sie ſchmiegte ſich an ihn. „Hätteſt du etwas dagegen, wenn ich allein...?“ „Aber im Gegenteil! Amüſiere dich gut!“ Es war ihm nur lieb, denn an dieſem Abend wollte er mit dem Vater die neuen großen Verſtärker aus⸗ probieren. Bianka ſtand vor dem Toilettenſpiegel. Sie trug bereits das neue, meiſterhaft zuſammengeſtellte Kleid, das in fließenden Formen an ihrer hohen Geſtalt hinabglitt. Eine erfahrene Schönheitskünſtlerin hatte ſeit Tagen an ihrem Geſicht gearbeitet. Sie ſah herrlich aus in ihrer vollſchlanken, erblühten, durch tauſend kleine Künſte ge⸗ hobenen Schönheit und hatte etwas Triumphierendes in ihrem Weſen. Nun ſollte der große Schlag geſchehen! Trotz Eng⸗ ſtröm und Franken! Das Konzert begann. Nach einem Muſikſtück betraten Hialmar Engſtröm und Aida Calcher das Podium, von brauſendem Beifall begrüßt, und ſangen ihr erſtes großes Duett. Ein phänomenaler Erfolg! Langſam beruhigte ſich das Publikum, war jetzt gleichgültig! Um den beiden Stars Gelegenheit zur Ruhe zu geben, ſollte nun Alexia Simonowa ſingen. Wer war Alexia Simonowa? Ein unbekanntes„Füllſel' zwiſchen den Großen! Da trat ein Herr im Frack auf das Podium. „Ich muß dem verehrten Publikum die Mitteilung machen, daß die angekündigte Sopraniſtin Alexia Simo⸗ nowa durch Unpäßlichkeit verhindert iſt.“ Niemand nahm viel Notiz davon. Das„Füllſel“! Aber der Impreſario fuhr mit erhobener Stimme fort: „Dafür werden wir Ihnen eine Senſation bieten. Bianka Colani, die Unvergeßliche, die beabſichtigt, zur Bühne zurückzukehren, wird die große Arie der Traviata ſingen.“ b Ein Augenblick der Stille. Jeder Muſikfreund erinnerte nich an Bianka Colani! Sie war doch von der Bühne ab⸗ gegangen, weil ſie ihre Stimme verlor? War ſie nicht eine alternde Frau? Wer wußte, daß ſie noch jung war? Franken, der nichts davon ahnte, daß der Konzert⸗ uniernehmer ſich von Bianka hatte beſtechen laſſen, rannte nervös zum Künſtlerzimmer, traf Engſtröm und die Calcher, wollte verhindern— da drang bereits toſender Lärm aus dem Saale herauf. Die Ueberrumpelung war gelungen, Herr Wilde ſpurlos verſchwunden. Bianka ſtand neben dem Flügel, ſchön, ſiegesgewiß, und das Publikum jubelte dem zurückgekehrten Liebling ver⸗ gangener Tage entgegen. Das Orcheſter begann zu ſpielen. Atemloſe Stille. Die erſten Töne floſſen wie Perlen aus Biankas Kehle, die Koloraturen kamen in techniſcher Vollendung von ihren Lippen. Aida Calcher war totenblaß; Engſtröm ſtand mit neu erwachter Leidenſchaft hinter den Palmen des Podiums und lauſchte. Sieghaft erhob ſich Biankas Stimme, füllte den Raum, ließ die Herzen erzittern. Dann aber— gegen Ende der Arie— fühlte ſie einen ſtechenden Schmerz im Kehlkopf. Jäher Schreck ſtieg in ihr auf. Derſelbe Schmerz, der einſt, als ſie in Bayreuth zum letzten Male geſungen, der plötz⸗ lichen, wenn auch vorübergehenden Stimmbandlähmung vorangegangen. Sie ſang, ſang mit eiſerner Energie, ſang, ohne bei Sinnen zu ſein, hörte kickſende, heiſere Töne. Das Publi⸗ tum wurde unruhig, das Orcheſter brach ab; mit einem leiſen Aufſchrei ſank Bianka in ſchnell vorgetäuſchter Ohn⸗ macht zuſammen. Das Publikum blieb ſtill, war rückſichts⸗ voll genug, das Fiasko mit Schweigen zu quittieren. Im Künſtlerzimmer bemühte ſich der Arzt um die Sängerin. Kommiſſionsrat Franken nickte ſtill und viek⸗ ſagend mit dem Kopfe; draußen empfing man Engſtröm und die Calcher mit dröhnendem Beifall. Franken hatte“ es verſtanden, ſeine Vertrauten durch den Saal zu ſenden. „Sie wollte ſich rächen, weil Engſtröm...“ Vielſagendes Lächeln— das mitleidloſe Publikum hatte gerichtet. Ganz blaß, ganz eiſig ſtand Bianka da, ging langſam an Franken vorüber. „Wie ich Sie haſſe!“ Dann fuhr ſie heim. Der Traum der einen Rache war ausgeträumt. Nie mehr konnte ſie es wagen, zu ſingen. Ganz offenkundig hatte ſie ſich blamiert! Von alledem wußte Egon Gregorius nichts. Er war viel zu ſehr mit den Vorbereitungen für die große Sitzung der Gelehrten beſchäftigt, als daß es ihm aufgefallen wäre, daß Bianka die Morgenzeitungen mit den Berichten über ihre Kataſtrophe beſeitigt hatte. Auch ging er in dieſen Tagen überhaupt nicht aus, alſo hörte er von niemand etwas; und zudem gingen die Kritiker ſchonend über ihre Blamage hinweg. Bianka hatte in der Nacht keinen Schlaf gefunden. Sie war ſich klar darüber, daß nun ihr Bleiben in Berlin unmöglich war. In vierzehn Tagen ſollte Egon nach Tokio abreiſen. Das zuſagende Telegramm war gekommen. Gut! Bis dahin das Haus nicht verlaſſen! Packen! Koffer ſchnüren! Fort! Wer wußte etwas von ihrem Pech, wenn ſie erſt an Bord des Dampfers ſtanden? Egon trat zu ihr: „Heute iſt der große Tag. Drück den Daumen, kleines Frauchen, daß alles klappt. In zwei Stunden hält Vater ſeinen großen Vortrag, um ſechs Uhr führen wir im Laboratorium vor. Schade, daß du nicht dabei ſein kannſt. Kind, ich— jetzt weiß ich, was das bedeutet, wenn du vom Lampenfieber ſprachſt. Heute habe ich Lampenfieber! Ganz richtiges Lampenfieber. Es hängt auch zu viel davon ab. Wenn man uns würdigt, wenn Vater und ich ein eigenes Staatsinſtitut bekommen...“ Sie ſah ihn erſchreckt an: „Du gehſt doch nach Tokio?!“ „Wenn wir Erfolg haben?! Denke gar nicht daran. Dann wird hiergeblieben! Gearbeitet! Feſte! Kann ſein, daß ich ſogar auf ein paar Wochen in das neue Inſtitut, deſſen Räume wir ſchon geprüft haben, überſiedeln werde. Ja, dann muß das kleine Frauchen vernünftig ſein und nicht maulen, wenn ich zuerſt einmal keine Zeit habe. Dann mußt du ſtolz darauf ſein, daß du einen berühmten Mann haſt. Kind, Bianka! Drück den Daumen! Du weißt ja gar nicht, wie glücklich ich bin.“ Sie hatte etwas Lauerndes im Ton, das er gar nicht bemerkte: „Dann alſo gehen wir nicht nach Tokio?“ „Ganz gewiß nicht!“ „Und du arbeiteſt immer mit deinem Vater zu⸗ ſammen?“ „Natürlich!“ „Und ich?“ „Du wirſt ein liebes, gutes kleines Gelehrtenfrauchen, das einſieht, daß die Wiſſenſchaft immer zuerſt und der Privatmenſch viel ſpäter kommt. Warte ab; wenn es ſoweit iſt, lerne ich dich an— du wirſt mal meine Aſſiſtentin und...“ Es wurde geklopft, Neanders Diener trat ein. „Der Herr Profeſſor läßt den Herrn Doktor bitten.“ „Ich komme. Adieu, Biankamaus— drück fleißig die Daumen.“ Er war ſchon aus der Tür, und Bianka ſtand mitten im Zimmer und ſah ihm mit großen, weit aufgeriſſenen Augen nach. Sie wußte, daß Egon kein Phantaſt war wie der Vater Wenn an dieſem Abend die Gelehrten zuſtimmten, dann — dann— 2 Es war ja unmöglich! Sie konnte doch nicht in Berlin bleiben! Nicht nach Tokio? Er ſprach ſogar von Wochen der Trennung? ö i Sie verlor ihn! Verlor ihn unwiederbringlich! Verlor ihn jetzt, in wenigen Stunden. Sie war keine Gelehrtenfrau! Wollte es gar nicht ſein. War nichts als ein kleines, liebebedürftiges Weibchen. Ein Recht hatte ſie auf ihr Glück! Jawohl! Warum hatte ſie nicht gleich zugeſagt, als Franken ſprach. Nur durch die große Aufregung war ihre Stimme verkickſt. Und jetzt? Sie wurde immer erregter, immer un⸗ ruhiger. Unten hörte ſie die Stimmen Egons und ſeines Vaters. Bianka ſchluchzte auf, beruhigte ſich wieder gewaltſam, war im Begriff, Egon zu rufen, rannte haltlos auf und ab, und immer wieder war der eine Gedanke in ihrer Seele: Heute abend! Heute abend! Es hämmerte in ihrem Hirn; es war ihr, als breche ihr ganzes Leben zuſammen, als ſeien überall drohende Geſpenſter um ſie herum mit grinſenden Geſichtern, als bliebe ihr nach dieſem Abend nichts anderes mehr übrig, ale ihrem Leben ein Ende zu machen. Wut und Zorn waren in ihr gegen das Schickſal. Sie konnte ſich nirgends mehr ſehen laſſen. Und dieſer Mann, dieſer vertrocknete, kleinliche, phantaſtiſche Profeſſor, dieſer Stubenhocker, dieſer weltfremde Sonderling, der auf ſie herabſah, als ſei ſie ein minderwertiges Geſchöpf, der ſie triumphieren? Sollte ihr Egon nehmen? Sie hatte ja ſeine Liebe bereits verloren! Was machte er ſich jetzt noch aus ihr, ſeit er von des Vaters Gedanken in Bann geſchlagen? Er, der ſonſt ſo verliebt getan, den ſie geglaubt hatte um die Finger wickeln zu können? g loren. Ratlos rannte ſie auf und nieder. Fort? Gleich fort? Es nicht mehr erleben? ö 0 Sie riß ihre Kleider aus dem Schrank, begann die Koffer zu packen und hielt wieder inne. Warum ſie? Warum nicht? Dann trat ſie ans Fenſter. Das Geräuſch eines an⸗ fahrenden Autos hatte ſie erſchreckt. Der Profeſſor und Egon ſtiegen ein; der Diener ſetzte ſich zu dem Chauffeur vorn hinein. Sie war ganz allein in der Villa. Das Küchenperſonal war unten im Souterrain, die Zofe hatte ſie fortgeſchickt. Ganz allein! Ihr graute in dieſer Stunde vor der entſetzlichen Stille. Unheimlich, faſt wie ein gigantiſches Kanonenrohr, hob ſich der mächtige Refraktor vom dunklen Himmel ab. Allein! Ganz allein! Und ſo allein würde ſie nun ihr ganzes Leben ſein. Immer! Immer! Wenn dieſer Abend gelang, wenn ihr Egon entriſſen wurde. Egos! Wie ſie ſich in dieſem Augenblick ſehnte nach ſeiner Egon ja auch von jenem unſeligen Konzert erfahren. Und wie würde er es aufnehmen? Sie hatte nicht einmal Licht gemacht. Im dunklen Zimmer hockte ſie, und ſprunghaft arbeitete ihr Hirn. Die Uhr ſchlug die fünfte Stunde. In ſechzig kurzen Minuten waren die Profeſſoren da! In ſechzig Minuten war ihr Schickſal beſiegelt! Sie ſtand ganz langſam auf, ſchlich wie eine Schlaf⸗ wandlerin die Treppen hinunter, ſtand im Laboratorium vor dem großen elektriſchen Apparat mit den Schalthebeln. Sie war todblaß, ihre Zähne ſchlugen wie im Fieber auf⸗ einander, ihre Knie bebten. Halb ſechs! Sie riß ſich empor, warf den Kopf zurück, griff nach den Hebeln, drehte ſie auf und nieder. Flammen zuckten auf, ſchoſſen umher, dicht an ihrem Körper vorbei. Sie war in einem Taumel, war von Sinnen; gleich wäre es ihr geweſen, wenn ſie tot niedergeſunken— dann taumelte ſie rückmärts. Tot, ſtumm, dunkel war es, wie vorher. Bianka ſchleppte ſich mühſam wieder die Treppen empor. * 6* Die Profeſſoren der Univerſität hatten mit einem un⸗ gläubigen Lächeln dem Vortrag des„verrückten Grego⸗ rius“ gelauſcht und waren widerwillig gekommen. „Ich bemerke durchaus nichts!“ „Es ſind keinerlei Strahlenwirkungen zu bemerken.“ Atemlos arbeiteten Egon und der Alte, aber dann kam Neander Gregorius die Erkenntnis: „Eine Bubenhand hat hier gewirkt. In meiner Ab⸗ weſenheit muß jemand meine ganze Erfindung, meine Strahlenkondenſatoren, zerſtört haben.“ Mit leiſem Lächeln gingen die Profeſſoren. „Es war eben wieder eine Phantaſie. Schade, daß auch der junge Egon Gregorius ein Phantaſt iſt! Natürlich be⸗ ſtanden die Strahlen nur in der Einbildung des Alten.“ Vater und Sohn waren wieder allein. Egon hatte unterſucht. „Nun iſt die ganze Arbeit vergebens, das Vermögen vergeblich geopfert.“ Der Profeſſor ſtöhnte laut auf. „Ich habe keine Erklärung! Ich weiß nur: Ein Bube hat alles zerſtört, hat gewaltige Werte vernichtet, die ich gar nicht mehr zu erſetzen in der Lage bin. Ich müßte von vorn anfangen, ich..“ ö „Vater...“ „Laß mich allein! Ich muß verſuchen, mich wieder⸗ zufinden. Ich bin gebrochen. Zu alledem die Blamage, der Spott dieſes Wildermut Laß mich, ich bitte!“ Er ging mit ſchleppenden Schritten in die benachbarte Bibliothek und ſchloß die Tür hinter ſich ab. ö Egon ſtand allein, hatte noch immer den durch⸗ gebrannten, vernichteten Verſtärker in ſeiner Hand, ver⸗ gaß, daß der Vater aus dem Zimmer gegangen war, und ſagte laut: „Ich muß die Polizei benachrichtigen.“ In der Tür ſtand Bianka. Hoch aufgerichtet. Todblaß. „Du brauchſt die Polizei nicht zu bemühen. Ich habe die Apparate zerſtört.“ Egon taumelte unwillkürlich zurück. „Du?“ Er faßte die Worte nicht einmal, die ſie geſprochen. „Ja, ich! Ich bin, während ihr in der Univerſität waret, heruntergegangen. Ich hatte ja geſtern den Mecha⸗ nismus geſehen. Habe wahllos Drähte gelockert und anderweitig zuſammengefügt, wie ſie mir eben unter die Finger kamen.“ f „Du— du e Ja, ich! 70 Es war Egon, als ſeien plötzlich alle Menſchen wahn⸗ ſinnig geworden. Aber ſie ſah ihn ſo ruhig an, daß e anfing, es zu glauben. 5 „Du— du haſt das getan?“ 1015 5 Gortſetzung elt) dale ſcg unmdauch gemacht in Berlin kodlic vlamer. nie gemocht, ſondern nur geduldet hatte— er ſollte nun Ihn, dem ſie doch, die ſchöne Frau, ihre Kunſt geopfert hatte? Sie hatte es vergeſſen, daß ſie ihre Stimme ver⸗ Liebe und gleichzeitig voller Furcht war, denn nun mußte hrer der Wirtſchaft, die oon ſtets als eine Aufgabe ganz be⸗ timmten Inhalts aufgefaßt wurde, iſt da⸗ mit kein Raum mehr. Es iſt mir Herzens⸗ hedürfnis, Dank zu ſagen für alles Ver⸗ trauen und allen mir immer wieder bewie⸗ enen Willen zu treuer Mitarbeit. Auslands⸗Rundſchau holländiſche Milliardenanleihe an Belgien. Die belgiſche Regierun hat zur„Deckung der Bedürfniſſe des Schatzamtes insbeſon⸗ dere für die Durchführung des außerordent⸗ ichen Staatshaushaltes im Kampf gegen die Arbeitsloſigkeit mit Holland einen Anleihe⸗ hertrag über eine Milliarde Franken abge⸗ chloſſen, der nach Meldung der Belgiſchen relegraphenagentur unter günſtigen Be⸗ dingungen für Belgien erfolgt iſt. Bin ich verschwenderisch? Frage:„Ich bin gewohnt, beim Einkauf meiner Toiletteartitel nicht allzu übertrieben auf den Pfennig qu achten, well hier alles von der Qualität abhängt. Mein Mann macht mir deshalb Vorwürfe. Sind ſie berechtigt?“ Antwort:„Sie handeln richtig, wenn Sie einem Qualitäts⸗Erzeugnis wie Chlorodont den Vorzug geben, weil Sie wiſſen, daß zur Pflege Ihrer Zähne nur das Beſte gut genug iſt. Bei Chlorodont ſt eben jeder Pfennia aut anaeleat!“ Tabalverkaufsſitzung in Schwetzingen Der zweite Tag der vom Landesverband badiſcher Tabakpflanzerfachſchaften in Schwet⸗ zingen durchgeführten Hauptgut⸗Einſchreibung brachte wieder einen ſehr flotten Abſatz. Nur auf die ſchlecht behandelte 1933er Ware gab es kein Gebot. Die Stimmung unter den Käu⸗ fern war ſehr feſt; etwa die Hälfte des aus⸗ gebotenen Tabaks wurde vom Handel aufge⸗ nommen. Innerhalb der einzelnen Ortſchaften ſind die Preisſpannen im allgemeinen gering. Es wurden folgende Preiſe erzielt: Doſſenheim 53.50 bis 59.35, Edingen 59 bis 59.75, Ep⸗ pelheim 60.25 bis 61, Feudenheim 56.75 bis 57, Großſachſen 59.75 bis 60.65, Handſchuhs— heim 59.65, Hohenſachſen 60.40, Ilvesheim 54.75 bis 55.35, Käfertal 57.95 bis 57.95, Ladenburg 55.35 bis 65.65, Leimen 56.85, Leutershauſen 58.75 bis 61.15, Lützelſachſen 30.40 bis 61.10, Neckarau 54, Neckarhauſen 58.75 bis 59.20, Nußloch 60 bis 60.65, Rhei⸗ au 57.75, Rohrbach bei Heidelberg 62.15 bis 62.35, Seckenheim 59.15 bis 60.15, Sulz⸗ bach 56.35, Schriesheim 59.25 bis 59.75, St. Ilgen 58.10, Wallſtadt 58 bis 59.10, Wieb⸗ lingen 59.50 bis 59.75, Heddesheim 64.25 bis 68.05, Wiesloch 58.65 Mark. Für Friedrichsfelder Hauptgut aus der Ernte 1932 wurden 91 Mark bezahlt, für Seckenheimer 1932er wurden 94 Mark ge⸗ boten. Hauptgut von 1933 erzielte in Brühl 15, Grenzhof 66, Heddesheim 75 Mark, von Friedrichsfeld wurden einige kleine Partien zu 655.05 Mark abgenommen. Bei der Tabakverkaufsſitzung in Schwetzin⸗ gen wurde der Tabak(Hauptgut) der Ernte 1934 zu 65 bis 68 Mark pro Zentner von dem Viernheimer Tabakbauverein verkauft. „Diehzählung am 5. dezember 1933 Frankfurt a. M., 5. Dez. Die Preſſe⸗ ſtelle der Landesbauernſchaft Heſſen⸗Naſſau eilt mit: Am 5. Dezember 1934 werden die bürgermeiſtereien in den einzelnen Gemein⸗ den wiederum eine Viehzählung durchführen, die ſich auf Pferde, Rinder, Schafe, Schwei⸗ nie, Ziegen, Kaninchen, Federvieh und Bie⸗ envölker erſtreckt. Gleichzeitig wird in Heſ⸗ en eine Erhebung über nicht beſchaupflich⸗ lige Hausſchlachtungen von Schweinen durch⸗ geführt werden, die in der Zeit vom 1. Sep⸗ ember bis 30. November geſchlachtet worden ſind, ferner eine Zählung der Kälbergebur⸗ len, ſoweit ſie in den Monaten Septembet bis Dezember ſtattgefunden haben. Im Hinblick auf die große Bedeutung dei Piehzählungsergebniſſe als Beurleilungs⸗ grundlage für agrarpolitiſche Maßnahmer der verſchiedenſten Art, iſt es dringend er⸗ borderlich, daß jeder einzelne Viehbeſitzen 5 a und wahrheitsgetreue Angaben den Bürgermeiſtereien wurde empfohlen, den zuſtändigen Ortsbauernführer zur Mit⸗ wirkung inbeſondere bei der Prüfung der Glaubhaftigkeit heranzuziehen. Die Ergeb⸗ niſſe dürfen keiner anderen Behörde als den Landesſtatiſtiſchen Aemtern mitgeteilt wer⸗ den. Die Angaben dürfen nur ſtatiſtiſchen Zwecken dienen, keinesfalls aber zu ſteuer⸗ lichen Zwecken Verwendung finden. Wir richten deshalb an die Angehörigen des eichsnährſtandes im Bereich der Landes⸗ bauernſchaft die dringende Bitte, die Durch⸗ lührung dieſer Erhebung nach Kräften unter⸗ ſtützen zu wollen, damit die zum Neu auf ⸗ au der Ernährungswirtſchaft ekforderlichen Maßnahmen aufgrund einer elwandfreien Statiſtik getroffen werden können. f 5 b uus Heſſen und Naſſau Turnertagung in Bad Nauheim. N Bad Nauheim, 5. Dez. Anläßlich der ettkämpfe der Riegen Heſſen⸗Naſſau am 16. ezember im großen Bühnenſaal des Kurhau⸗ „ wo anſchließend eine große Saartreue⸗ * Maren stattfindet, hat der Turnkreis etterau⸗Vogelsberg im Gau Nordheſſen ſeine Jahres verſammluna. zu der etwa 200 Turner erwartet werden, auf den Vormittag des gleichen Tages einberufen. Angeſchloſſen iſt die große Kreistagung ſämtlicher Vereins⸗ führer und Oberturnwarte, die von Kreisturn⸗ führer Studienrat Thierolf⸗Friedberg geleitet wird. Ferner tagen die Vereinsdietwarte. Darmſtadt, 5. Dez.(500 neue Müll tonnen.) Infolge der durch Wohnungs⸗ neubauten in letzter Zeit eingetretenen Er⸗ weiterung des Stadtgebietes werden 500 neue Mülltonnen für den Straßenreini⸗ gungsbetrieb im Koſtenaufwand von rund 7585 RM benötigt. ö Darmſtadt, 5. Dez.(Neue kommiſſa⸗ riſche Bürgermeiſter und Beige ⸗ ordnete.) Beſtellt wurden: zu kommiſſari⸗ ſchen Bürgermeiſtern: Heinrich Walther, Nau⸗ heim, Kreis Groß⸗Gerau; Willi Heſſe, Bu⸗ denheim, Kr. Mainz; zu kommiſſariſchen Bei⸗ geordneten: Joſef Ruckes, Nauheim, Kr, Groß⸗Gerau; A. Zimmermann, Egelsbach, Kr, Offenbach; Hch. Roth, Heuſenſtamm, Kr, Offenbach; Dr. Eugen Kuſſat, Jügesheim, Kr. Offenbach; Kurt Oskar Walter Wagner. Budenheim, Kr. Mainz. Erbach, 5. Dez.(Straßenſperrung im Odenwald.) Die Prov.⸗Straße vor , 7 SO Wirkt. Deine Spende für Oftmals iſt alles trüb und grau. Das ganze Erdendaſein wird in dieſer König nach Vielbrunn iſt wegen Verlegung einer Waſſerleitung durch die Bürgermeiſte. rei König vom 3. Dezember ab bis auf wei, teres für Kraftfahrzeuge über 5,5 Tonner geſperrt. Der Umweg für den Durchgangs verkehr geht über Michelſtadt—Culbach. Di aufgeſtellten Schilder ſind zu beachten. Zu, widerhandlungen werden zur Anzeige ge— bracht. Offenbach, 5. Dez.(Vor dem Ueber fahrenwerden gerettet.) Vor dem Friedhof ereignete ſich ein aufſehenerregen— der Vorfall. Als ein radfahrender Junge, den ein dreijähriges Kind auf ſeinem Fahrrad hatte, ein Fuhrwerk überholen wollte, bliel er mit dem Rad am Bordſtein hängen und ſtürzte. Das Kind fiel unter den Wagen und nur einem vorübergehenden Arbeiter iſt e— zu verdanken, daß das Kind nicht überfahrer wurde. Er konnte es gerade noch vor den Hinterrad herausziehen. Gerolzheim(Odenwald), 5. Dez.(Tra- giſches Geſchick.) Der hier wohnende Ar beiter Otto Rauſch ſchenkte einem Furunke! am. Halſe wenig Beachtung. Es trat Blut— vergiftung ein, der der Mann jetzt erlag Am andern Morgen wurde ſeine Witwe vor einem Zwillingspaar entbunden. „Wie ein Sonnenſtrahl“ Zeit dem Menſchen zur Laſt und große Mutloſigkeit iſt die folgenſchwere Begleiterſcheinung. Vielen, ſehr vielen Volksgenoſſen ging es ſo, monate- und jahrelang lebten ſie ein kaltes, freudloſes und 1 Loſes herbeiführen zu können. Hoffnung, jemals eine Verbeſſerung ihres nein ohne nicht ſtunden⸗, tage-, wochen⸗, lichtarmes Daſein. Und wie ein wärmender Sonnenſtrah' durch die nachtdunkle Wolkenwand auf die Erde trifft und Freude, Licht und Behagen ſchafft, und das Leben, lähmenden Alp der unheilſchwangeren Gewi befreit von dem tterwolken wieder pulſt und ſich hervorwagt, o werden durch das Winterhilfswerk Tauſenden, ja Millionen von Volksgenoſſen wie— 5 Kraft, Lebensfreude, Licht und Wärme in ihr ehemals freudloſes Leben gebracht. Ein Aufleben geht durch die ganze Nation, jeder weiß, hinter ihm ſtehen Millionen Volksgenoſſen, die dafür ſorgen. daß er dieſen Winter nicht hungert noch friert. Jeder ſpende zum WH W 1934/35. Sankt Nikolaus und Knecht Nuprecht Ein Tag der Vorfreude auf Weihnachten— Alte Bräuche an Nikolaus Nikolaustag! Welches Kinderherz ſchlüge beim Klang dieſes Namens nicht höher! Schon lange, bevor es Dezember wird, hat die Mutter oder der Vater vom Nikolaus geſprochen. St. Nikolaus iſt ein Vorbote des Chriſtkindchens und es gibt genug Bilder und Märchenbücher, in denen St; Nikolau neben dem Chriſtkindchen abgebildeſ iſt. Noch heute iſt der Brauch, den Kindern den Nikolaus, deſſen Tag am 6. Dezember iſt, an dieſem Tage oder am Vorabend zu zei— gen, im Schwange. Es hängt dies wohl mit dem tief im Volk eingewurzelten Hang zu fröhlichem Mummenſchanz zuſammen, manchmal aber auch mit einer Neigung zu übermütigen Streichen. Auf jeden Fall ſollte der Nikolaus nicht als Kinderſchreck in Erſcheinung treten und wenn er mahnt, ſoll es in würdiger Weiſe geſchehen, auch ſoll er ſchließlich und endlich doch auch zu be— ſchenken wiſſen. 6 Heute können wir uns den Nikolaus gar⸗ nicht mehr aus der Weihnachtszeit wegdenken Ehe die Weihnachtsbeſcherung ſich allgemein dürchſetzte, war er das ſchönſte Feſt des Win⸗ ters für die Kinder und bildet noch imme! eine willkommene Vorfreude für Weihnachten Am Vorabend des Feſttages ſtellen die Kin, der Teller und Schüſſelchen, meiſt aber ihr ſchön geputzten Schuhe vor die Tür, an den Herd oder zum Fenſter hinaus, dame der liebe Nikolaus etwas hineintue, wenn en ur Nachtzeit vorüberzieht. Vielfach ſieht man Ihn auch in leibhaftiger Geſtalt ſeinen Umzug alten. Dann geht er, in einen langen Man. el gehüllt und mit einem rieſigen Bars vermummt, in die Häuſer, laßt die Kinde⸗ beten und gibt ihnen aus einem großen Sa⸗ Aepfel und Nüſſe, Zucker- und Backwaren, di unartigen bedenkt er mit einer Rute. Vieler orts iſt Knecht Ruprecht ſein Begleiter. Nikolaus reitet zuweilen auch auf einem Schimmel. Darum legen die Kin der z. B. in Friesland in die hingeſtellte! Schüſſeln und Schuhe oft Hafer oder Her für das Pferd.„Sünder Klas“(heilige Nikolaus von Sunts⸗heilig) ſoll ſein Pfer! füttern und die Schüſſel füllen. Die Nikolaus⸗Bräuche ſind uralt. Es wiri ſogar behauptet, Nikolaus hätte einen Vor läufer im germaniſchen Volksglauben, einer gütigen und ſegenbringenden Boten der Gei ſterwelt. Die Gaben, die er ſpendet, Früchte und Lebensbäumchen, ſollen Flück und Gedeihen ins Haus ſchaffen. Wenn er nicht ſelten in ſchreckender und lär⸗ mender Geſtalt erſcheint, ſo vertritt er einer anderen Zweck, nämlich den, durch Lärm ſchlimme, lebensfeindliche Mächte von Haus und Hof zu verſcheuchen. So dient auch am Nikolaus⸗Tage wie bei manchen anderen Ge⸗ legenheiten und Gebräuchen des dörflichen Lebens lautes Peitſchenk: len der Vertrei⸗ bung böſer Geiſter. In Schleſien machten früher an Orten, wo eine Nikolauskirche oder eine Kapelle des Heiligen ſtand, die Bauern an ſeinem Feiertage mit den Pferden um ſeine Kapelle einen Nikolaus⸗Ritt, damit der Heilige das Vieh vor Unglück und Seuche behüte. Mancherlei Ueberlieferungen baben ſich im Laub derloren. ö ſteht, hängt noch allerlei Blattwerk und die— Volksglauben erhalten, die mit dem Namen des heiligen Nikolaus verknüpft ſind. So ſagt ein oſtpreußiſches Märchen, daß am Nikolaus⸗ Tage die Wölfe ſich zu Rudeln zuſammenſcharen; man darf da nicht ſpinnen, ſonſt fallen ſie in die Herde. In Thüringen iſt der Glauben verbrei⸗ tet, daß man Ratten vertreiben kann, wenn man am Nikolaustage den Namen des Hei⸗ ligen an die Türen ſchreibt und drei Kreuze hinzufüge.— Die Nikolausbräuche und die Verehrung des heiligen Nikolaus leitet man aus dem wohltätigen und kinderlieben Sinn des einſtigen Biſchofs Nikolaus von Myra her. Aus der Heimat Gedenktage 5. Dezember 1791 Wolfgang Amadeus Mozart in Wien geſtorben. 1835 Der Dichter Graf Auguſt von Platen in Syrakus geſtorben. Prot.: Abigail— Kath.: Sabbas Sonnenaufg. 7.52 Sonnenunterg. 15.48 Mondaufg. 6.40 Mondunterg. 14.17 Letztes Laub Die Natur bietet uns dieſes Jahr eine Merkwürdigkeit. Wir ſtehen etwa drei Wo— chen vor Weihnachten, aber viele Bäume und Sträucher haben immer noch nicht ihr letztes Ueberall, wo Deckung be— ſes iſt vielfach ſogar noch grün. i Eine Wanderung durch den Wald, wo die— ſer gemiſchte Beſtände zeigt, bietet in dieſer Hinſicht manche Ueberraſchungen. Es ſind nicht nur die Sträucher, die, ohne eigentlich immer— grün zu ſein, dennoch gern einen Teil ihres Laubes bis tief in den Winter hinein bewah— ren. Weiden, Erlen, Almen und mancherlei andere, die der Winter ordnungsgemäß längſt entkleidet haben müßte, halten noch immer einen zuweilen gar nicht ſpärlichen Teil ihres Schmuckes. Die Erſcheinung rührt daher, daß wir bisher von ſchweren Nachtfröſten in den meiſten Gegenden verſchont geblieben ſind. Ein rechter Rauhfroſt iſt der wahre Blatt— ſchütteler. Sonſt werden die Blätter zwar ebenfalls locker, ſobald ihre Jahreszeit gekom— men iſt, aber wo kein genügend ſtarker Luft⸗ zug hingelangt, klammern ſie ſich noch eine Weile an ihre Zweige. An verſchiedenen Stellen hätte dieſe Er— ſcheinung übrigens zu üblen Folgen führen können. Dort hat man es nämlich erlebt, daß wir den erſten Schnee hatten, ehe der Rauh— reif ſein Werk getan hatte, ſo daß ſich die ganze Laſt auf das noch vorhandene Laub lagerte. Das kann zu Schneebruch und damit zu ſchweren Froſtſchäden führen. Glücklicher⸗ weiſe war der Schneefall aber gering und ſchnell vergänglich, ſo daß er abſchmolz, wäh— rend das Laub hängenblieb. Dergleichen ſieht man wirklich in vielen Jahren nur einmal. * Steuerfreie Weihnachtsgeſchenke. Viele Unternehmer beabſichtigen, in dieſem Jahre ihren Arbeitnehmern einmalige Zuwendungen zu Weihnachten zu machen. Um die Gebefreu— digkeit anzuregen und um den Arbeitneh— mern bereits ſchon vor Inkrafttreten der neuen Lohnſteuertabelle eine ſteuerliche Erleichterung zu gewähren, hat der Reichsminiſter der Finanzen in einem Erlaß vom 30. November 1934 beſtimmt, daß einmalige Zuwendungen zu Weihnachten unter folgenden Vorausſetzun⸗ gen frei von der Einkommenſteuer(Lohn⸗ ſteuer), Abgabe zur Arbeitsloſenhilfe, Ehe⸗ ſtandshilfe der Ledigen und der Schenkungs⸗ ſteuer ſein ſollen: 1. die einmalige Zuwen⸗ dung muß im Monat Dezember gegeben wer⸗ den, 2. die einmalige Zuwendung muß über den vertraglich(tariflich) gezahlten Arbeits⸗ lohn hinaus gewährt werden, 3. die Steuer- befreiung gilt nur für Arbeitnehmer, deren vereinbarter Arbeitslohn nicht mehr als 3600 Rm. jährlich beträgt.— Für Weihnachtsge⸗ ſchenke, die aufgrund des Arbeitsvertrages, z. B. des Tarifvertrages, gewährt werden, kommt alſo die Steuerfreiheit nicht in Frage. Auch ſind alle Weihnachtsgeſchenke des Ar- beitgebers an ſeine Arbeitnehmer, deren Ar⸗ beitslohn mehr als 3600 Rm. im Jahr beträgt, als Arbeitslohn zu beſteuern. * Wette vorherſage: Mit einer Nordweſtſtrömung werden Kalt— luftmaſſen, die ſich im Raume Grönland an⸗ geſammelt haben, langſam gegen Mittel- und Weſteuropa vorgetrieben; das Wetter bleibſ vorläufig noch unbeſtändig, und die Nieder. ſchläge halten vorerſt an, doch macht ſich bes mehr weſtlichen Winden bereits eine zuneh⸗ mende Abkühlung bemerkbar. Vörſen und Märkte vom 4. Dezember 1934. Mannheimer Schlachtviehmarkt. Auftrieb: 139 Ochſen, 145 Bullen, 282 Kühe, 273 Färſen, 796 Kälber, 40 Schafe 2378 Schweine, 5 Ziegen. Preiſe: Ochſen 37, 31 bis 36, 27 bis 30, 23 bis 26, Bullen: 34 bis 35, 28 bis 33, 25 bis 27, Kühe: 31 bis 33, 25 bis 30, 18 bis 24, 12 bis 17, ärſen: 37 bis 39, 31 bis 36, 26 bis 30 älber: 48 bis 51, 41 bis 47, 33 bis 40, 22 bis 32, Schafe: ohne Notiz; Schweine: 57 bis 53, 50 bis 53. 48 bis 53, 45 bis 51,—