Lokales Viernheim, 5. Dez. Der Opfertag der Hand- baller am 2. Dezember 1034 Wie im ganzen Reich, ſtellten ſich am vergangenen Sonntag unter der Parole„Wir helfen“ auch in Viernheim die Handballer in den Dienſt des Winterhilfswerkes. Wenn auch die Austragung der Spiele hier in eine vielleicht ungünſtige Zeit am Vormittag fallen mußte, ſo war der Beſuch doch befriedigend. Wenn erſt einmal der junge deutſche Hand— ballſport den Einſchlag wie ſein großer Bru⸗ der„Fußball“ in der breiten Maſſe gefunden, hat, wird es in Zukunft beſſer werden. Es konnte immerhin an die hieſige Geſchäftsſtelle der Winterhilfe ein beachtlicher Reinerlös von 37.— Ae abgeführt werden. Ich möchte es nicht unterlaſſen, auch an dieſer Stelle den Spielern beider Mannſchaften, dem erſchie— nenen Publikum, der Bürgermeiſterei und nicht zuletzt der einheimiſchen Preſſe für ihre Mit— arbeit den verbindlichſten Dank auszuſprechen. Beauftragter des Fachamtes für Handball: gez.: Rutz. * NS⸗Frauenſchaft. Heute Mittwoch Pflichtabend, verbunden mit Adventsfeier, pünktlich 8 Uhr. Die Leiterin. * Sie haben genug. Es vergeht faſt kein Tag, an dem nicht eine Anzahl Fremden— legionäre die Grenze überſchreitet und nach der Heimat zurückkehrt. An einem Tag wurden nicht weniger als acht Legionäre gezählt, die den Weg zur Heimat wiedergefunden haben. Weihnachten im Liede Der Deutſche Sängerbund, der in Ver⸗ bindung mit dem Reichsbund Volkstum und Heimat eine Liedblattreihe„Singendes Volk“ herausgibt, hat ſoeben ein neues Blatt „Weihnachten“ in ſeinem Amtsblatt, der Deutſchen Sängerbundeszeitung, veröffentlicht. Das Blatt, das Kanons und Lieder enthält, iſt gedacht zum Gebrauch bei Weihnachts⸗ feiern und in der weihnachtlichen Sing— ſtunde. Mit Recht greift das Liedblatt in erſter Linie auf alte Weiſen früherer Jahr— hunderte zurück, da ja früher der Charakter des Weihnachtsfeſtes im Liede viel beſſer aus⸗ geprägt iſt als etwa in den Weiſen des 19. Jahrhunderts. So finden wir in dem Lied⸗ blatt das alte katholiſche Kirchenlied„als ich bei meinen Schafen wacht“ aus dem Köl⸗ ner Geſangbuch 1632. Nur wenig ſpä⸗ ter datiert die Quelle des Liedes„Erfreue dich, Himmel“(Straßburg 1697). Sehr be⸗ grüßen wird man auch das alte Advents— lied„Es kommt ein Schiff geladen“, das in mehreren Faſſungen erhalten iſt. Die vorlie⸗ gende iſt die Straßburger Faſſung von 1626. Paul Gerhardt als Ter dichter finden wir in der Weiſe von J. Crüger(1653)„Fröhli ſoll mein Herze ſpringen“. Schließlich iſt auc für Kanonſingen reich geſorgt durch drei alte Kanons. Damit hat der DSB. den Grund⸗ ſtock geſchaffen für eine Weihnachtsfeier, wie in jedem Geſangverein üblich werden ſollte. Die Frage der Feſtgeſtaltung iſt eine der wich⸗ tigſten, die im Rahmen der Erneuerungsbewe⸗ gung des deutſchen Chorgeſangs zu löſen ſind. Mit dem Weihnachtsliedblatt(zu beziehen durch den DSB., Berlin W. 35) hat der Bund wieder einen Schritt vorwärts getan. Druiklachenwerbung Planmäßige Arbeitsbeſchaffung für und durch das Druckgewerbe. Schon auf der Schulbank haben wir ge⸗ ernt, daß Gutenberg der Erfinder der Buch— druckerkunſt iſt. In früheren Zeiten erſtreckt⸗ ich das Arbeitsgebiet des Buchdruckgewerbes, vie ſein Name ſagt, vornehmlich auf die Herſtellung von Büchern. Im Laufe der Zeit ind ihm andere Aufgaben zugefallen. Hier⸗ zu gehören Druckſachen der verſchiedenſten Art, wie ſie von Induſtrie, Handwerk und Handel gebraucht werden. Die Erzeugniſſe des Druck— gewerbes, vor allem ſeine Reklamedruckſachen, find der Motor, der alle Zweige der Wirt⸗ ſchaft in Bewegung ſetzt und allen Berufs⸗ gruppen zugute kommt. Die geſamte Geſchäfts⸗ welt muß erkennen, daß der Wirtſchaftsauf⸗ ſchwung Hand in Hand gehen muß mit einer intenſiven Wirtſchaftswerbung, und daß die beſte Wirtſchaftswerbung immer noch die Druckſache mit ihren unbegrenzten Möglich— keiten iſt. Um ſeiner Schwierigkeiten aus eigener Kraff Herr zu werden, hat ſich das Buchdruckge⸗ werbe zu einer Notgemeinſchaft zuſammen— geſchloſſen, der faſt 100 Prozent des Ge— werbes angehören. Die Notgemeinſchaft wird nicht nur von den Unternehmern, ſondern auch von den Arbeitnehmern ſowie von den Handwerks- und den Induſtrie- und Handels⸗ kammern gefördert. Um eine fühlbare Milde— rung der Notlage des Buchdruckgewerbes und Verringerung ſeiner Erwerbsloſigkeit zu er⸗ rechen, iſt es jedoch notwendig, daß bei allen Behörden und in allen Berufs- und Wirt⸗ ſchaftskreiſen, bei denen ein Bedarf an Druck— ſachen beſteht, dieſer durch beſchleunigte Auf— tragserteilung gedeckt wird. Eine ſolche planmäßige Arbeitsbeſchaffung trägt dazu bei, das große Ziel unſeres deut⸗ ſchen Volkes, die Beſeitigung der Arbeits: loſigkeit auch in demjenigen Berufsſtand zu erreichen, deſſen Leiſtungen immer die ſtärkſte Werbung für den deutſchen Qualitätsgedanken darſtellen. Die Preiſe der Friſeure Keine Befugnis Dritter zu Preisfeſtſetzungen. Berlin, 5. Dezember. Dem Reichskommiſſar für Preisüberwachung gehen wiederum zahlreiche Berichte zu, wo— nach Friſeure über Preiſe Klage führen, die angeblich von anderen Stellen feſtgeſetzt ſeien. In dieſen Berichten wird ausgeführt, daß durch ſolche Preisfeſtſetzungen viele Kunden abſpringen und das Geſchäft gefährdet wird. Der Reichskommiſſar für Preisüberwachung hat ſchon früher mehrfach auf dieſe ganz ſolbſtperſtändliche Gefahr hingewieſen. Er hat etzt men, weisen, dat 1 berechtigt, ſondern auch verpflichtet, die Preiſe für ſeine Leiſtungen ſelbſt zu berechnen. An Preisfeſtſetzungen irgendwelcher anderer Stel⸗ len iſt kein Friſeur gebunden. Insbeſondere ſind die Innungen nicht befugt, Preiſe vor⸗ zuſchreiben. Der Reichskommiſſar für Preis⸗ überwachung betont aber dabei ausdrücklich, daß jeder Friſeur bei ſeiner Preisberechnung nach wirtſchaftlichen Grundſätzen zu verfahren und ſeine Selbſtkoſten ordnungsgemäß zu be⸗ rückſichtigen hat. Selbſtverſtändliche Voraus⸗ ſetzung iſt, daß jeder Friſeur ebenſo wie jeder andere Gewerbetreibende ſeine Steuerpflichten erfüllt, etwaige Hilfskräfte pünktlich bezahlt, für dieſe ſoziale Verſicherungsbeiträge ord⸗ nungsgemäß entrichtet und auch etwaigen ſon⸗ ſtigen Zahlungsverpflichtungen für Waren⸗ entnahme uſw. nachkommt. Letzte Nachrichten Tumult in Dubliner Kinos Der Londoner Hochzeitsfilm vom Spielplan abgeſeßt. Dublin, 5. Dezember. Der Londoner Filmſtreifen von der Hoch, zeit des Herzogs von Kent iſt auf behörd⸗ liche Weiſung vom Spielplan der Dubline; Kinos abgeſetzt worden, da es bei der Von führung des Films in den Lichtſpieltheatern zu Tumultſzenen gekommen iſt. Wie Reuter meldet, haben Kommuniſten und extremiſti ſche Republikaner Pfeifkonzerte veranſtalte und Rufe wie„Nieder mit dem Imperia lismus! Denkt an Sir Roger Caſement!“ ausgeſtoßen. In einem bekannten Dubliner Kino wurde ſogar von Manifeſtanten di— Leinwand zerſchnitten. Es kam zu derarti gen Tumultſzenen, daß die Polizei Verſtär kungen herbeiziehen mußte, um die Ord nung wiederherzuſtellen. Verwegener Aberfall Maskierte Banditen im Schlafzimmer. Köln, 5. Dezember. In Köln-Buchforſt wurde morgens um Uhr ein dreiſter Raubüberfall verübt. Iwe maskierte Männer drangen von der Hof ſeite aus gewaltſam in die Wohnung eine Kaufmannes. Der noch im Bett liegend. Kaufmann und deſſen Ehefrau wurden mi vorgehaltenem Revolver bedroht und zu Herausgabe des Schlüſſels zum Geldſchran gezwungen, in dem der Ueberfallene 510 RM einkaſſierte Mietgelder aufbewahrle Nachdem die Burſchen das Geld an ſich ge nommen halten, feſſelten ſie die Eheleute mi Stricken, durchſchnitten die Telephonleitung und flüchteten. Den Geldſchrankſchlüſſel war fen ſie in den vor dem Haufe angebrachke: Geſchäfktsbriefkaſten. i a Auto in den Fluß geſtürzt Schwere Verkehrsunfälle in Frankreich. Paris, 5. Dezember. In Frankreich ereignete ſich eine ganz Reihe ſchwerer Verkehrsunfälle, die zahl reiche Todesopfer und mehrere Schwerver⸗ lekte forderten. aß genommen, darauf ynzu jeder Friſeur hinſichtlich F Preisgeſtaltung völlig frei iſt; er iſt nicht nur eine ganze Reihe anderer es„Peli“ e ötet und nge rſonen mehl oder minder ſchwer verletzt wurden, 0 nete ſich ein ſchweres Verkehrsunglück in der Nähe von de Mans. wo ein mit drei Perſonen beſetzter Kraft⸗ wagen auf der naſſen Landſtraße ins Schleudern kam und in die Sarthe ſtürzte Alle drei Inſaſſen l ertranken. 10 oehaen 1 Viernheimer Schachklub gegr. 1934. Clublokal:„Zum grünen Haus“ Spielabend: jeweils Donnerstags 8 Uhr Schachmeiſter Huſſong kommt naeh Viernheim und gibt eine Simultan⸗ Vorſtellung! Allen Schachintereſſenten hiermit zur Kenntnis, daß Schachmeiſter Huſſong aus Mannheim morgen Donnerstag abend 7 Uhr im Gaſthaus zum grünen Haus eine Simul⸗ tanvorſtellung geben wird. Da Herr Huſſong ber Näh hriftleit. der Stelle zu Deutſchlands Spitzenklaſſe zählt und auch! beim hieſigen Schachklub gute Spieler vor— handen ſind, werden ſpannende Kämpfe zu erwarten ſein. Es ſollte ſich deshalb kein Schachfreund dieſe Simultanvorſtellung ent— gehen laſſen. Eintritt frei!“ Vereins⸗Anzeiget Turnverein 1893. Am Mittwoch, den 5. Dezember, abends 8 Uhr,(pünktlich, beginnt in der Sporthalle, Lorſcherweg, das Frauenturnen unter der Leitung des Fräulein Hammel. Alle diejenigen, die ſich beteiligen wollen, ſind herzlichſt eingeladen. Die Turnleitung. Kaninchen- und Geflügelzuchtver⸗ ein 1916. Den Mitgliedern zur Kennt— nis, daß alle diejenigen, welche noch trockene Felle in Beſitz haben, mit einem Schreiben verſehen für was die Felle verarbeitet wer— den ſollen, können bis Montag bei Fell— fachwart Berg abgegeben werden. Der Vorſitzende. Gemeindehaſſe. Bis zum 5. Dezember können noch ohne Mahnkoſten bezahlt werden: IV.“ Rate Bürgerſteuer für 1934 IV. Rate Gemeinde-, Kreis- und Provin— zial⸗Umlage. Zöller. Danksagung. Für die vielen Beweiſe der aufrichtigen Anteil nahme bei dem ſchmerzlichen Verluſte meines lieben Gatten, unſeres guten Vaters, Großvaters, Schwieger— 5 vaters, Bruders“ Schwagers und Onkels Herrn Cornelius Gallei 1. ferner für das zahlreiche Geleite zur letzten Ruheſtätte und für die vielen Kranz: und Blumenſpenden ſagen wir hierdurch herzlichen Dank. Beſonders innigen Dank der hochw. Geiſtlichkeit für den troſtreichen Beiſtand, den ehrw. barmh. Schwe⸗ ſtern für die liebevolle Pflege, den Hausbewohnern für die ehrende Kranzniederlegung ſowie den Stiftern von heiligen Seelenmeſſen. Viernheim, Wallſtadt, Ludwigshafen a. Rh., Cineinatti(USA), den 5. Dezember 1934 Die trauernden Hinterbliebenen. Guterhaltene Beitstelle mit Rost zu verkaufen. Frledriehstr. 66 Reife muen. Schweine zu verkaufen. Blauehut- stralle 13 Am 8. Hofaustag Hein Hin ohne freude Lebkuchen in Cellophan (Herzen, Brezeln, Ringe, Steine) P 28, 20, 10 3 Pfeffernussmischung Nun, Neve, ATA bnuulmu. AfA 2g ud al oll. J Pfd. 17, 18 3 Lebkuchen Rikolause Stück jo, 8 3 Schokolade hikolause Stück 28, 10 3 Kranzfeigen Kranz v. 10 3 Feigen J. Celloph. P. 143 Wallnüsse Pfd. 13 Orangen Pfd. 203 Mandarinen Pfd. 28 3 ſowie große Auswahl in Schokoladen und ſonſtigen Geſchenken 3 Prozent Rabatt Lebensmittelhaus Gos decke Hähmaschinen panda „Phönix“„Grltzner“„Veritas“ v. Mk. 98.— an. 5 Jahre Garantie Georg Wunder 6. Nähmaſchinenhandlung. Lorscherstraße 44 Bequeme Teilzahlnng Schnell an den Mann ge- bracht ist alles, einerlei was es auch ſein mag, wenn es in der Zeitung ange⸗ zeigt wird. In wenigen Stun- den wiſſen es Tauſende. Zeitungs⸗ anzeigen helfen kaufen und verkaufen! 5 F f 8 Feſt bleibt die Rark gesichert das Ersparte! Vertrauend darf der Sparer in die Zukunft blicken. Er hat des Führers Wort. Willst Du da noch abseits stehen, wenn Deine Spareinlagen dazu beitragen können, Deutschlands Wirtschaft wieder stark und frei von Arbeitslosigkeit zu machenꝰ Delrkssparhassg Lorsch Zweigstelle Viernheim 7 er Tageblatt— Biernheimer Nachrichten) erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und ul Nr. fel frei ins Haus gebracht.— G San halbmonatlich die„Heimatblätter“, and 9 zweimal jähr er.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. bei den Boten Feiertage.— e monatl. en: wb ich den„Illuſtrierten den Fahrplan und den Aelteſte Tageszeitung am Platze— Erfolgreiches Inſertionsorgan Berantw Ad ten ber Zeitung von der Nr. 282 Fernſprecher 117.— Telegr.: Anzeiger, Viernheim. ortiſch für genteilt* ſchäftsſtelle ö Pfg., Samstags⸗Ausgabe 10 Pfg. 299 2 0 0 Nr. 21877 Frankiurt artin, Viernheim. (Elernheimer Bürger- gtg.—. Slernh. Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die 12g bei Wiederholung abgeſtufter altene Millimeter⸗Zeile. Pfennig, Reklame Pfennig, abatt.— Annahmeſchluß für Ju er ate und Notizen vor⸗ mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der ſtimmt vorgeſ Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes vorſchri bei An werben Möglichkeit berückſichti 28 Besten 155 rlebenen Tagen—. Iedoch eine 115 t.— Für die Aufnahme übernommen Geſchäftsſtelle: Adolf Hitlerſtr. 86, Schriftleitung, Druck u. Verlag: J. Martin, Viernheim Donnerstag, den 6. Dezember 1934 U 51. Jahrgang Der Neitergeneral Am Donnerskag, 6. Dezember, be- geht Generalfeldmarſchall v. Macken⸗ ſen ſeinen 85. Geburkskag. An jedem Sonntag ſchrieb Mackenſen einen Brief an ſeine Mutter: an jedem Sonntag, ſeit der Neunjährige das Eltern⸗ haus verlaſſen hatte, bis ſie hochbetagt im letzten Kriegsjahre von ihm ging und er längſt der große Feldherr der ſchwarzen Huſaren war. Sie war die Vertraute ſeiner innerſten Gedanken, ſie blieb auch dem alten Marſchall immer„die herrlichſte Mutter.“ Er war Kind unter Bauernjungs und Tagelöhnerbuben, balgte ſich mit ihnen her- um und wurde ihr Führer im Dorfiungen⸗ kriege. Er holte ſich von ihnen die erſte blu⸗ tige Naſe und vom Dahlenberger Lehrer das erſte ABC⸗Wiſſen.„Und wie ich mich damals durchprügeln mußte, ſo habe ich meinen Beruf erkämpfen und in dieſem— ganz auf mich allein geſtellt— mich durch⸗ Zum Tag der nationalen Solidarität Ein Wort des Führers: Ich ſage ausdrück⸗ lich„Opfer“, denn ich finde es wenig rühm⸗ lich, wenn ein vermögender und in hohem Einkommen ſtehender Mann das Gleiche gibt, wie ein kaum das kägliche Brok Verdie⸗ nender. Ich halte im Gegenteil dafür, daß jeder Einzelne in ſeinem Rahmen aber auch wirklich ein Opfer bringt, das ihm ſelbſt als Opfer fühlbar wird. Großvater Mackenſen ſtieg noch mit 90 zu Pferde; und was er von den preußiſchen huſaren und von Blücher erzählen konnte, das war für ſeinen Enkel Auguſt Evange⸗ llum. In ſoldatiſcher Ueberlieferung wuchs Auguſt auf, ganz fröhlicher Junge im ſäch⸗ ischen Gut Leipnitz, das ſein Vater verwal⸗ tete.„Ich ſehe es als eine Gunſt des Schick⸗ ſals an, auf dem Lande und in einer be⸗ ſcheidenen, aber guten Kinderſtube aufge— wachſen zu ſein.“ Mit neun Jahren war Auguſt Mackenſen Sextaner in Torgau. Er ſchaffte ſich eine Trommel an, ſpielte weiter Soldat und war erſſo daß er noch 11s Quintaner ſolche Sätze ſchrieb:„Vor wenich Tagen war Feſtungs Manöver geweſen, da wurde for Zina(Fort Zinna) erſtürmt, die Erſtürmung desſelben war abends gegen 9 Uhr am fori⸗ gen Sonnabend“. 1865 ſteht ſein Name in den Annalen der Franckeſchen Stiftungen zu Halle.„Wie oft ſind meine Gedanken von da über die Dä⸗ cher von Halle hinweg in die Zukunft ge⸗ eilt, an die Spitze von Truppen in den Kampf“. Aber nur drei Jahre lang. Dann begräbt ſich der Traum ſeiner Jugend, er muß hinter dem Pflug ſtehen und Wirt⸗ ſchaftsbücher führen. Nach einem Jahre wird aus dem 20jäh⸗ rigen Landwirtſchaftseleven der Einfäh⸗ rig⸗ Freiwillige Auguſt Mackenſen von der 4. Eskadron des 2. Leibhuſarenregi⸗ ments. Beſcheiden und zurückhaltend ſteht er in der Eskadron. Aber er iſt ein Reiter wie keiner, und das läßt ihn auffallen. „Vive la Preuße!“ ruft der Vizewachtmei— ſter Mackenſen den Franzoſen übermütig zu, als er am 5. Oktober 1870 an der Loire von einem Aufklärungsritt hinter ihrem Rücken vorpreſcht. Er bekommt das EK. und der iviſionskommandant Prinz Albrecht von Preußen verlangt:„Sie müſſen auf alle Fälle Soldat bleiben.“ Aber als Leutnant muß er nach dem Kriege die Attila wieder an den Nagel hängen, der Vater hat das Geld nicht und die„Beziehungen“ fehlen. Er wird wieder Landwirt. Aber er kann noch immer den Huſaren nicht aus„ſeinem Herzen herauspredigen“. Im Frühjahr 1873 beginnt der Landwirt Auguſt Mackenſen die Laufbahn zum Rei⸗ tergeneral. Der Vater kann ihm keinen Zu⸗ ſchuß 11 179 er muß ſich allein hochkampfen und findet den Wahlſpruch ſeines Lebens: BF . gen erleichtern, die der Völkerbundsrat nach hier ein Seine Tüchtigkeit verblüfft, er iſt Soldat und glänzender Reiter.!“ Der Faarbericht veröffentlicht Der Bericht des Dreierausſchuſſes und die ſüdſlawiſche Anklage gegen Angarn auf dem Programm der Völkerbundratstagung— Die Eröffnungsſitzung Genf, 6. Dezember. In ſeiner öffentlichen Sitzung, die unter dem Vorſitz des tſchechoſlowakiſchen Außen⸗ miniſters Dr. Beneſch ſtattfand, hat ſich der Völkerbundsrat mit dem Bericht des Saar- ausſchuſſes beſchäftigt. Der Berichterſtatter Baron Aloiſi er⸗ klärte, da der Bericht eben erſt an die De⸗ legierten verteilt worden ſei, wolle er ihnen Zeit zu weiterer Prüfung laſſen. Schon jetzt aber wolle er den Geiſt, in dem der Aus⸗ ſchuß ſeine Aufgabe erfüllt habe, zum Aus⸗ druck bringen. Er habe ſchon im Juni da⸗ rauf hingewieſen, daß das Komitee den größten Wert auf die Mitarbeit Deutſchlands und Frankreichs lege. Bei der Regelung der verwickelten und heiklen Frage, die der Ausſchuß jetzt zu löſen gehabt habe, ſei die gleiche Methode befolgt worden. Die deutſche und die fran⸗ zöſiſche Regierung ſeien dem Wunſche des Ausſchuſſes in einem Geiſt entgegengekom⸗ men, der ſeine Arbeiten weſentlich erleich⸗ tert habe. Es ſei eine Reihe praktiſcher Löſungen erzielt worden, die den Vorzug hätten, auf 5 Vereinbarungen der beiden Regierungen zu beruhen. Hoffentlich würden die jetzigen Arbeiten des Ausſchuſſes die Entſchließun⸗ der Volksabſtimmung zu treffen haben werde. Der franzöſiſche Außenminiſter Laval Er reißt ſeine Huſaren mit, ſeine Vorgeſetz⸗ ten ſind begeiſtert. Seine kriegsgeſchichlichen Kenntniſſe werden gerühmt. 1895 iſt aus dem einſtigen Landwirt der erſte Flügela d⸗ jutant des Kaiſers gꝛworden. Vier Jahre ſpäter iſt er geadelt, als Wappen⸗ ſpruch wählt er ſich Memin! initii“(„Ge- denke des Anfangs!“ Der Schnarze Haar hat die Attacke gewonnen. Mit eigenſter Kraft. 1914 reitet der Huſarengeneral in den großen Orlog.„ Fromm und tapfer, klug und kühn. ſo wird er Feldherr. Sein Ruhm wächſt von Tag zu Tag; die Schnelligkeit des Reitergenerals verblüfft die Welt. Zwiſchen Gorlice und Tarnow zerbricht er die ruſſiſche Front, we⸗ nige Wochen ſpäter vernichtet er die Armee Serbiens, dann wirft er die Rumänen nie— der! Als der Herbſt 1918 kommt. der Zu⸗ ſammenbruch Bulgariens und Oeſterreichs, reißt er ſeine Truppen aus der Umklamme⸗ rung. Seine Armee marſchiert Gebirge und lodernden Aufruhr nach Deutſchland zurück. Der Feldherr aber bleibt; er geht in Budapeſt in die Gewalt der Feinde, um ſeine Armee zu retten. Er opfert ſich für ſie, für die Kameraden. nimmt die Schmach der Gefangenſchaft auf ſich, damit ſie freibleiben. Er läßt ſich von den Franzoſen nach Saloniki verſchleppen, internieren, entwürdigen— ſeine Soldaten ſollen leben. Ein Jahr lang erträgt er die Qualen. Dann darf er heim, Ende 1919, tapferſter Feldherr, pflichtgetreueſter Füh⸗ rer, Ritter, dem niemand Ehre nehmen kann. Nun iſt er 85. Einer der letzten Feldmar⸗ ſchälle der deutſchen Kriegsarmee. Immer noch blitzt ſein Auge, immer noch iſt er ſung in der ſchwarzen Attila und der Mütze mit dem Totenkopf. Und immer wird dieſer Huſarengeneral weiterreiten durch Genera⸗ tion und Generation. S. R. K. durch vereiſte Glückwünſche an Mac enſen. Anläßlich des 85. Geburtstages von Ge⸗ neralfeldmarſchall von Mackenſen am 6. De⸗ ember hat der Reichsverband Deutſcher ffiziere ein Glückwunſchſchreiben an den Generalfeldmarſchall gerichtet, in dem der Verehrung für den greiſen Feldherrn leb⸗ haft Ausdruck gegeben wird. ſchloß ſich der Anregung Aloiſis an, daß erſt am folgenden Tage in die eigentliche Bera⸗ tung des Berichtes eingetreten werden ſolle, bemerkte aber, er wolle ſchon jetzt erklären, daß die Regierung der franzöſiſchen Repu⸗ blik den Schlußfolgerungen des vorgelegten Berichts vollkommen zuſtimme. In dem gleichen Sinne äußerte ſich der engliſche Delegierte Eden. Demgemäß wird die öffentliche Aus⸗ ſprache über den Saarbericht am nächſten Vormittag fortgeſetzt werden. Am Mittwoch abend folgte eine neue öffentliche Sitzung des Völkerbunds⸗ rates, die ſich mit der ungariſch⸗ſüdſla⸗ wiſchen Angelegenheit, beſchäftigte. Der Inhalt des Berichtes Genf, 6. Dezember Der Bericht des Dreierausſchuſſes, der den Mitgliedern des Völkerbundsrates überge⸗ ben worden iſt, zerfällt in zwei Hauptteile. Der erſte Teil enthält eine Reihe von wich⸗ tigen Punkten: a) Definition des vertrag⸗ lichen Rahmens, b) Staatsangehörigkeit der Saareinwohner und Optionsrecht, c) Aus⸗ dehnung der Garantie auf die Nichtabſtim⸗ mungsberechtigten. d) Behandlung der Saareinwohner nach der Einführung des endgültigen Regimes, e) Sozialverſicherung, f) Saarbeamte. Der zweite Hauptteil bezieht ſich auf die Finanz⸗ und Bergwerksfragen. Die Anlagen ſind: 1. Schriftwechſel zwi⸗ ſchen dem Vorſitzenden des Dreier-Komitees und der deutſchen und franzöſiſchen Regie— rung über die Ausdehnung der Garantie auf die Nichtabſtimmungsberechtigten, 2. Ein entſprechender Schriftwechſel über ge— wiſſe Rechte der Saarbevölkerung nach der Rückgliederung, 3. Das deutſch⸗franzöſiſche Abkommen über Finanzfragen. Der Bericht des Ausſchuſſes beginnt mit der wichtigen durch die Barthou-Denkſchrift vom 31. Juli aufgeworfenen Frage der Definition des Skakus quo. Aus den ſehr eingehenden juriſtiſchen Aus— führungen des Berichtes ergibt ſich, daß für den Fall einer Entſcheidung zu Gunſten des Status quo der Völkerbund nur die im Vertrage ſelbſt vorgeſehenen Befugniſſe hinſichtlich der Ueberführung eines vorläu— figen Zuſtandes in einen endgültigen be⸗ ſißen würde. Der Völkerbund würde in die⸗ ſem Fall die Souveränität über das Saar⸗ gebiet erlangen, über die er nur inſoweit verfügen könnte, als es mit den vertrag⸗ lichen Beſtimmungen und den Vorausſetzun— gen vereinbar iſt, unter denen ſie ihm über⸗ tragen wurde. Aus dem Bericht des Dreier⸗ Ausſchuſſes ergibt ſich mit voller Klarheit, daß der Völkerbundsrat darauf verzichtet hat, ſchon jetzt Einzelheiten über das et— waige endgültige Regime im Sinne des Status quo feſtzuſetzen und eine zweite Ab— ſtimmung vorzuſehen. Die Entrechtung der Memeldeutſchen Litauiſche Schreibweiſe für deutſche Namen angeordnet Memel, 6. Dezember. Die litauiſche Telegraphenagenkur ver⸗ öffentlicht eine Verordnung des Memeldirek⸗ koriums über die Schreibweiſe von Vor⸗ und Junamen der Bewohner des Memel⸗- gebiekes. Aus der Meldung iſt dabei nicht erſicht— lich, ob dieſe Verordnung vom zurückgetre— tenen Direktorium Reisgys oder vom neuen Direktorium Bruvelaitis ſtammt. Nach die— ſer Verordnung müſſen die Vor⸗ und Zu⸗ namen in Zukunft in amtlichen Urkunden und im amtlichen Schriftverkehr nach den Regeln der litauiſchen Rechtſchreibung geſchrieben werden. Zuſätzlich werden in amtlichen Urkunden die Vor⸗ und Zunamen der bisherigen Schreibart in Klammern ge⸗ ſetzt. Im Einzelnen gelten für die Schreib⸗ weiſe folgende Richtlinien: Vor⸗ und Zu⸗ namen mit litauiſchen Stämmen müſſen li⸗ tauiſch ausgeſprochen und betont werden; aber auch alle Vor⸗ und Zunamen nicht⸗ litauiſcher Herkunft müſſen mit litauiſchen Endungen geſchrieben werden. Wenn der Vorname nicht litauiſcher Herkunft auch in der litauiſchen Sprache gebraucht wird, ſo werden ſolche Namen in litauiſcher Sprache geſchrieben. Dieſer neue Gewaltakt wird unker dem Geſichtspunkt zu werten ſein, daß eines Ta. ges nach den bekannten Methoden der Li- kauer feſtgeſtellt wird, nunmehr gebe es überhaupt keine deutſchſtämmigen Memel⸗ länder mehr, ſondern laut Eintragung in die amtlichen Liſten nur noch litauiſche; in⸗ folgedeſſen habe auch das autonome Skatut mik allen Vorrechten der Memelländer ſeine Bedeutung verloren. Das neue Direktorium Memel, 6. Dezember. Der neuernannte Präſident des Direkto— riums, Bruvelaitis, hat ſein Direktorium gebildet. Er hat zu Landesdirektoren die beiden Mitglieder der memelländiſchen Landwirtſchaftspartei, Beſitzer Ludwig Buttgereit aus Ruß, Mitglied des Landta— ges, und Beſitzer Martin Grigat aus Jona— ten ſowie den Gouvernementsrat Dr. Mar— tin Aniſas berufen. Die beiden ſogenannten Mitglieder der Landwirtſchaftspartei ſind Männer. von de— nen man bisher garnichts oder nur wenig Rühmliches gehört hat. Grigat hat ſich ſchon früher, ſo gelegentlich der Auflöſung einer Landwirtſchaftskammer im Memelge— biet, mißbrauchen laſſen und erfreut ſich kei⸗ nes guten Rufes im Memelgebiet. Buttge⸗ reit dürfte ſich vermutlich unter wirtſchaft⸗ lichem Druck haben gewinnen laſſen, da es ihm außerordentlich ſchlecht geht. Der neu⸗ hinzugekommene vierte Direktor. Dr. Ani⸗ ſas, iſt überhaupt nicht Memelländer, ſon— dern Großlitauer. J7J77CCCCCCͤͥͤ ˙ Acco Filmatelier in Flammen Los Angeles, 6. Dezember. In dem Filmalelier der Firma Warner Brothers in Burbank(Kalifornien) brach ein gefährlicher Brand aus, der nur mit dozen 2 ee gelöſcht werden onnte. 15 ſonen erlitten zum Teil er ⸗ hebliche Brandwunden; der Schaden iſt ſehr Heringslogger geſtrandet Emden, 6. Dez. Der Emdener Herings⸗ logger„A. E. 93 Luiſe Henriette“ iſt nachts bei dieſigem, regneriſchem Wetter und Windſtärke 6 nördlich von Borkum auf dem Hohen Riff bei ſehr hoher Brandung auf⸗ gelaufen. Das Rettungsboot von Borkum hat die 18 köpfige Beſatzung geborgen. Gare eee night, 85 Zm„Jepp“ über den Ozean Was ein Fahrkteilnehmer erzählt. „Das Luftſchiff„Graf Zeppelin“ fährt nun ſchon ſo fahrplanmäßig Friedrichshafen nach Südameri⸗ a hinüber, daß die einzelne Ueberfahrt keinerlei Senſation mehr bedeutet. Und doch iſt es„fabelhaft“: in drei Tagen aus dem Herzen Europas nach Braſilien zu ge— langen, ruhig und ſicher wie im D-Zug. Wer hätte ſich das noch vor ein paar Jah⸗ ren träumen laſſen? Ueber die Eindrücke eines ſolchen Transozeanfluges im Zeppe— lin plaudert ein ſchweizeriſcher Fahrtteil⸗ nehmer in den„Basler Nachrichten“ ſehr hübſch und anſchaulich. Er ſchreibt u. a.: Der Aufenthaltsraum iſt ja wohl für die zwanzig Paſſagiere etwas eng, aber da unter den Mitreiſenden gleich eine vertrauliche Stimmung herrſcht, macht ſich dies nicht beſonders fühlbar. Die Kabi— nen entſprechen ungefähr denjenigen eines Schlafwagens, ſie ſind mit ausgezeichneten, wenn auch etwas ſchmalen Betten. verſehen. Die Wände allerdings beſtehen nur aus Cretonne, durch die ſich die Aluminiumver— ſtrebungen betaſten laſſen. Eine Waſchge— legenheit gibt es in der Kabine nicht, hin— gegen befinden ſich im hinteren Teil der Gondel je zwei Waſchräume für zwei Perſonen, tadellos eingerichtet mit fließendem, war— mem und kaltem Waſſer, das nach Ge— brauch, jedenfalls aus Gründen des Gleich— gewichts, nicht etwa auf die lieben irdiſchen Mitmenſchen abgegoſſen, ſondern in beſon— deren Behältern aufgeſpeichert wird. Punkt 20 Uhr wurde das Luftſchiff aus der Halle gezogen und auf dem rieſigen Platz nach der Windrichtung gedreht Plötzlich das Kom— mando: Los! Dies war wohl der überwältigendſte Eindruck der ganzen Reiſe: die Leute wurden immer kleiner und ihre Rufe ſchwächer und ſchwächer. Mit einem imponierenden Gebrumme ſetzten ſich die Motoren in Bewegung, und ſchon glitt das Schiff über das hell erleuchtete Friedrichs— hafen über den See hinaus.. Der Bericht— erſtatter ſchildert dann die nächtliche Fahrt über Konſtanz. Baſel uſw und erzählt dann weiter: Beim erſten Tageslicht wurde es lebhaft in den Kabinen. Wir befanden uns auf hoher See. von Spanien bekamen wir erſt gegen 10 Uhr bei Cartagena etwas zu erblicken. Von da ab folgten wir der ziemlich öden. felſigen Küſte, ab und zu zeigte ſich ein Leuchtturm oder eine Anſiedelung; Malaga war leicht zu erkennen am Fuße der Sierra Nevada, auf deren höchſten Gipfel ſich noch einige Schneeflecken zeigten. Das Mittagsmahl war in Anbetracht der kleinen Küche über⸗ aus üppig und vorzüglich zubereitet, ſer— viert nicht etwa in Aluminiumgeſchirr, ſon— dern in geſchmackvollem Porzellan. Auch der„Keller“ zeigte ſich dem beſten Reſtau— rant auf„Erden“ ebenbürtig Aber trotz den leckeren Genüſſen ſtürzte ſich die ganze Reiſegeſellſchaft plötzlich an die Fenſter, denn majeſtätiſch flog unſer Rieſenvogel am Fels von Gibraltar vorbei der afrikaniſchen Küſte entgegen. und eben als der Mokke ſerviert wurde, lag unter uns das weiß— ſchimmernde Tanger mit ſeinem geſchäftiger Treiben im Hafen und in den Straßen Am Nachmittag ging es genau dem Bran dungsſtreifen des Atlantiſchen Ozeans der marokkaniſchen Küſte entlang, Caſablance wurde ſichtbar ſowie kleinere Städte unt Ortſchaften, ſa zweimal konnten wir ſogan kleine Zeltſtädte dicht aun er beobachten zegen Abend verſchwand die afrikaniſche zrde im Dunſt, und hinaus ging es auf den unendlichen Ozean. dun erſt, als es nichts mehr zu ſchauen gab, oandte man ſich dem eigentlichen Bordleben u, das ſich natürlich nur in dem beſchränk— en Aufenthaltsraum mit ſeinen genau wanzig Sitzgelegenheiten für die zwanzig Baſſagiere abſpielt. Doch fehlte es nicht an Bequemlichkeit: wie auf den großen Damp⸗ ern gab es Karten- und Geſellſchaftsſpiele ſa ſogar eine Bibliothek von wird mitgeflogen, und nicht zuletzt verſteht der geradezu ideale Oberſteward Kubis, pi⸗ kante Cocktails zu brauen, um trotz der ge⸗ hemmten Bewegungsfreiheit Appetit für das Abendeſſen anzureizen. Während man auf dem Schiff oft 8 bie 10 Tage kein Land ſieht, hat man bei der Luftreiſe den Vorteil, höchſtens 24 Stunden über der unendlichen Waſſerwüſte ohne Ausblick auf Land zu fliegen. So paſſierten wir am zweiten Tage vormittags die kleine Stadt Sao Vicente auf einer der Capver⸗ diſchen Inſeln und genau 24 Stunden ſpä⸗ ter die braſilianiſche Verbrecherinſel Fer⸗ nando Noronha und erreichten, etwa u 62 Stunden nach dem Abflug in Friedrichs⸗ hafen über Parahyba den ſüdamerikaniſchen Konkinent. Es war ein erhebender Anblick, über die verſchiedenen amerikaniſchen Küſtenſtädte hinwegzuſchweben, über dichte, ungangbar erſcheinende Waldungen, Flußmündungen mit weit verzweigten Armen. Bereits nack 3 Uhr nachmittags überflogen wir die Stad Recife im Staate Pernambuco. Da infolge der hohen Landtemperatur das Luftſchiſſ erſt bei Sonnenuntergang niedergeher kann, kreuzten wir einige Stunden über Recife und deſſen Umgebung und erlebten dann im Moment, als der Sonnenball am Horizont blutrot verſchwand, unſere erſte Landung, die ſich derart raſch vollzog, daß wir une kaum Rechenſchaft geben konnten. wie die— ſelbe eigentlich vor ſich gegangen iſt. Wir flogen noch in beträchtlicher Höhe den Lan⸗— dungsmaſt an, und ſchon wurde die Gonde) von der Bedienungsmannſchaft aufgefan⸗ gen, ohne irgendeinen Stoß zu verſpüren Anderntags früh um 5 Uhr war Tagwache und bald darauf wurden wir in Autos wie— der zu dem uns nun ſchon vertraut gewor— denen Luftſchiff gebracht; punkt 7 Uhr flog es ab. Die Reiſe der Küſte entlang war überaus intereſſant. Gegen 3 Uhr nachmit— tags wurden wir durch den Ruf „Bahia in Sicht“ aus unſerer Sieſta geſchreckt, und ehe mar ſich richtig den Schlaf aus den Augen ge— rieben hatte, lag die an der herrlichen Buch weitausgedehnte Stadt bereits unter uns. In den Straßen wimmelte es von Men ſchen, die uns zuwinkten, und die Schiffe im Hafen grüßten mit ihren tief brummender Dampfpfeifen. Alles ein unvergeßlicher BEn— blick. Immer weiter ſüdwärts gings, der Küſte entlang, über Palmenwaldungen, An⸗ ſiedlungen verſchiedener Ausdehnung, öde Dünen und weitverzweigte Flußmündun⸗ gen. Beſonders ſchön war der Sonnen— untergang und auffallend der raſche Herein⸗ bruch der Nacht. Schon um halb 4 Uhr früh wurde es in den Kabinen lebhaft, da wir bereits vor Rio de Janeiro waren, das mit ſeinen ungezählten Lichtern, die ſich wie eine Perlenkette hinzogen, einen herrlichen Anblick bot. Im Pijama eilten wir in den Salon, der angenehm geheizt war, um uns dieſes einzigartige Schauſpiel anzuſehen. Der Landungsplatz liegt etwa 70 Kilometer ſüdlich der braſilianiſchen Haupt⸗ ſtadt, und da wir vor 7 Uhr nicht nieder⸗ gehen konnten, kreuzten wir einige Stunden vor Rio de Janeiro, das ſelbſt, gemäß einer neueſten Verfügung, nicht mehr direkk überflogen werden darf. Ziemlich raſch wurde es hell, und in roſigem Duft erhob ich über dem Ozean die Sonne. Immer chöner wurde der Anblick dieſer herrlich ge— legenen Stadt mit den exotiſch geformten Bergen im Hintergrund. Nun wurde der Landungsplatz angeflogen, auf dem mit gro⸗ zen Zahlen die Windſtärke und die Boden⸗ temperatur ſowie durch einen Pfeil die Windrichtung zu erkennen waren. Stets bor der Landung wird das Schiff„gewo⸗ gen“, das heißt, es ſteht mit abgeſtellten Motoren quaſi in der Luft ſtill, um feſtzu⸗ ſtellen, ob das Gewicht des rieſigen Körpers gleichmäßig verteilt iſt, um andernfalls mittels des mitgeführten Waſſerballaſtes das Gleichgewicht gehörig herzuſtellen. Im Ge⸗ genſatz zu Recife vollzog ſich hier die Landung durch einen langſamen Anflug, ſich ſtets der Erde nähernd, bis wir ſo tief flogen. daß die Haltemannſchaft die Taue und die Kabine erfaſſen konnte Gelandet. 1 der Reiſe! Man hatte kaum Zeit, ſich von ſeinen Mitreiſenden zu verabſchieden, ſchon wurde der Paß zur Kontrolle einverlangt, und während dieſer kurzen Prozedur kamen bereits die neuen Paſſagiere an Bord. Wir hatten auf einem ad hoc aufgeſtellten Tiſch die Zollreviſion unſeres Gepäcks beendet, als auch ſchon der Zeppelin ſich wieder zur Rückreiſe anſchickte. Wehmütig blickten wir dem in der Sonne glänzenden, raſch ent⸗ ſchwindenden Luftſchiff nach. Ein geſunder Kreditapparat Die Aufgaben des Reichsgeſetzes über das Kreditweſen. Berlin, 6. Dezember. Nach ſorgfältiger Vorbereitung iſt das Reichsgeſetz über das Kreditweſen vom Reichskabinett verabſchiedet worden. Mit dem Geſetz ſoll vor allem die Aufgabe er⸗ füllt werden, den Geld⸗ und Kapitalmarkt wiederherzuſtellen, damit die langfriſtigen Bedürfniſſe der öffentlichen und privaten Wirtſchaft zu angemeſſenen Sätzen befrie⸗ digt und die Mittel für die kurzfriſtigen Wirtſchaftsumſätze bereitgeſtellt werden können. Ferner wird das Geſetz von dem Grundſatz beherrſcht, der nationalſozialiſti⸗ ſchen Auffaſſung allenthalben im Kreditge⸗ Handgriffe am unteren Tell der werbe Geltung zu verſchaffen. In ſeinen weſentlichſten Teilen iſt das Geſetz als ein Rahmengeſetz anzuſehen, das den Aufſichts⸗ organen weitgehend die Möglichkeit ge⸗ währt, den wirtſchaftlichen Beſonderheiten einzelner Kreditinſtitute oder Arten und Gruppen Rechnung zu tragen, da nur ſo die Aufgabe der Wiederherſtellung eines inner— lich geſunden und leiſtungsfähigen Kredit⸗ apparates ohne Schädigung der allgemeinen Intereſſen gelöſt werden kann. Grundſätzlich verlangt das Geſetz für den Betrieb eines Kreditinſtitutes oder von Zweigniederlaſſungen die Erlaubnis der Aufſichtsbehörde. Das Geſetz enthält ferner eine Anzeige⸗ pflicht, die ſich auf den Wechſel in der Per⸗ ſon der Geſchäftsleiter, Kapitalverände⸗ rungen, Fuſionen und Veränderungen im Umfange des Geſchäftsbetriebes bezieht. Ferner iſt für den Schutz der Bezeichnungen „Bank“ und„Sparkaſſe“ Vorſorge getrof⸗ fen. Beſonders wichtig ſind die Vorſchrif⸗ ten über das ö Kreditgeſchäft und die Liquidität. Zur Sicherheit der Gläubiger wird ein an⸗ gemeſſenes Verhältnis der eigenen und fremden Mittel innezuhalten ſein, das all⸗ mählich erreicht werden ſoll. Für Kredit⸗ inſtitute des öffentlichen Rechtes und ſolche, für die öffentlich⸗rechtliche Gewährträger haften, ſind gewiſſe Ausnahmevorſchriften vorgeſehen. Hierbei iſt beſonders an die Sparkaſſen und größeren Genoſſenſchaften gedacht. ö Das Geſetz erweitert die beſtehende Rege⸗ lung über die Veröffentlichung der Bilanzen von Kreditinſtituten dahin, daß künftig ſämtliche Kreditinſtitute zur Einreichune von Bilanzen an das Reichsbankdirekto⸗ rium verpflichtet ſind. Einzelfirmen, Per⸗ ſonalgeſellſchaften und ſonſtige Kredit⸗ inſtitute, deren Bilanzſumme eine Million Reichsmark nicht überſchreitet, ſollen Halb⸗ jahres⸗ und Jahresbilanzen vorlegen. Die bisherigen Vorſchriften über die Bankenaufſicht werden in dem Geſetz erweitert und zuſam⸗ mengefaßt. An die Stelle des Bankenkura⸗ toriums tritt das Aufſichtsamt, das durch Hinzutritt der Staatsſekretäre des Reichs⸗ miniſteriums des Innern und des Reichs⸗ miniſteriums für Ernöhrung und Landwirt⸗ ſchaft, ſowie eines oom Führer beſonders ernannten Mitgliedes erweitert wird. Reſchsminiſter ſammeln Der„Tag der nationalen Solidarität“. Berlin, 6. Dezember. Am Samstag, dem„Tag der nationalen Solidarität“, ſammeln die Reichsminiſter Dr. Goebbels und Miniſterpräſident Göring vor dem Hotel„Adlon“ Unter den Linden. Liliputanerſtadt im Ber⸗ liner Luſtgarten. Im Rahmen des Berli⸗ ner Weihnachtsmarktes iſt im Luſtgarten ein von Liliputanern be⸗ wohntes Städtchen ent⸗ ſtanden. er de bis zur A1 u. 3 gruppenführer„Gruppenführer Schaup und Preſſechef Dr. Dietrich. Vor dem Breliner Rathaus wird Oberbürger⸗ meiſter Dr, Sahm Gaben für die Winker⸗ hilfe entgegennehmen, während Staatsſekre⸗ tär Lammers am Bahnhof Zoo und Staatsſekretär Meißner an der Gedächt⸗ niskirche Spenden in Empfang nehmen. Aufruf des Miniſters Nuſt Reichserziehungsminiſter Ruſt veröffent⸗ licht zum„Tag der nationalen Solidarität“ folgenden Aufruf:„Es gibt Menſchen, die gedankenlos über„die ewige Sammelei“ des Winterhilfswerkes ſich beſchweren. Unſere armen Volksgenoſſen tragen bewunderns⸗ würdig ihr hartes Los. Sie verdienen jede Hilfe durch die Glücklicheren, denen es beſ⸗ ſer geht. Bewunderungswürdig iſt auch die Unverdroſſenheit der Sammler. Wir müſ⸗ ſen mit ihnen und den Notleidenden uns ſolidariſch erklären, damit die Gedankenlo⸗ ſen begreifen, worum es geht. Wir werden 911 am Samstag unſere Pflicht tun, freu⸗ ig!“ a Dr. Schacht ſammelt an der Vörſe Mit Rückſicht auf die am„Tage der na⸗ tionalen Solidarität“ an der Börſe ſtatt⸗ findende Sammlung für das Winterhilfs⸗ werk werden auch der Getreidegroßmarkt und die Metallbörſe am Samstag, dem 8. Dezember 1934, in der Zeit von 11.30 bis 13 Uhr Börſenverſammlungen abhalten. Im übrigen wird die Sammlung an der Börſe unter Führung des Reichsbankpräſidenten Dr. Schacht vor ſich gehen, der ſich perſön lich an der Sammlung beteiligen wird. Deutſche Tagesschau Beamtkenſchaft und NS. Kulkurgemeinde. Zu den zahlreichen Abkommen, die die NeS⸗Kulturgemeinde in letzter Zeit getrof— fen hat, um die Einheit des kulturellen Auf— baues im neuen Reich zu gewährleiſten, iſt jetzt auch eine Vereinbarung mit dem Reichsbund der deutſchen Beamten hinzuge⸗ kommen. Darnach hat die Bundesführung die geſamte kulturell⸗künſtleriſche Betreu⸗ ung der Beamtenſchaft der NS⸗Kulturge⸗ meinde übertragen. In kurzen Worten Das Reichsgeſetz über das Kreditweſen bezweckt die Wiederherſtellung des Geld⸗ und Kapitalmarktes für die langfriſtigen Bedürfniſſe der Wirtſchaft. Der Saarbericht des Dreierausſchuſſes wurde den Mitgliedern des Völkerbunds⸗ rates übergeben. Das Memeldirektorium hat für deutſche Namen im amtlichen Verkehr die litauiſche Schreibweiſe angeordnet. Auf der Grube Kamphauſen bei Fiſchbach (Saargebiet) erlitten 15 Bergleute bei ei⸗ nem Gasausbruch leichte Vergiftungen. Der amerikaniſche Flieger Ulm, der den enen Ozean überfliegen wollte, iſt ver⸗ ollen. Die Saarpolizeifrage Frankreich, England und Italien für eine internationale Polizeitruppe. J Genf, 6. Dezember. In der öffentlichen Sitzung des Völler bundsrates erſuchte der franzöſiſche Außen⸗ miniſter Laval den Völkerbundsrat, zur Aufrechterhaltung der Ruhe und Ordnung im Saargebiet durch den Völkerbund eine inkernakionale Polizeitruppe einzuſetzen, in der weder Deulſchland noch Frankreich ver kreten ſeien. Dieſem Vorſchlage ſtimmten Eden für England und Aloiſi für Italien zu. Eden erklärte darüber hinaus, daß England bereit ſei, ein Kontingent für die internationale Polizeitruppe zu ſtellen. Felsſtürze in den Niagara Niagarafalls, 6. Dez. Nachdem erſt in den letzten Monaten der Niagarafall durch Ab⸗ bröckeln von rieſigen Felsmaſſen ſich ver⸗ ändert hatte, löſte ſich dieſer Tage ein etwa 60 Fuß langer und 100 Fuß breiter Fels⸗ block im Gewicht von etwa 2000 000 Ton⸗ nen los und ſtürzte mit ungeheurem Getöſe die Fälle hinab. Naturgemäß ſind die Kon⸗ turen der Niagarafälle dadurch erheblich verändert worden. Kommiſſariſcher Gauleiter von Schleſien. Berlin, 6. Dez. Die NS meldet: Der Führer hat den Gauleiter des Gaues Weſt⸗ falen⸗Süd, Joſef Wagner ⸗Bochum, kom⸗ miſſariſch mit der Führung des Schleſien der RSA, betraut. In der Leitung des Gaues Weſtfalen⸗Süd wird hierdurch kein Wechſel eintreten. Anſchlag auf einen ſapaniſchen Staatsmann. Tokio, 6. Dez. Ein 17 jähriger, mit einem Dolch bewaffneter Mann ſoll ſich in die Sommervilla des bekannten Staatsmannes Prinz Saionſi eingeſchlichen haben, um ihn zu töten. Er wurde von der Dienerſchaft des Prinzen gefaßt und der Polizei über⸗ eben, die bei ihm ee gefunden aben will. in denen Anklagen gegen den Brinzen ſtanden. wen iſt noch niemand gestorben, er vielen Menſchen iſt dadurch das Leben 1„—— Verſtoß gegen den Tarif Unkerbezahlte Heimarbeit. Berlin, 6. Dezember. Der Sondertreuhänder der Heimarbeit in der Oeder⸗, Reiſe⸗, Sportartikel⸗ und Aus⸗ rüſtungsinduſtrie veröffentlicht durch das Preſſe⸗ und Propagandaamt der DAF eine Bekanntmachung, in der es u. a. heißt: Es iſt wiederholt von maßgeblichen Stel⸗ jen darauf hingewieſen worden, daß Tarif⸗ ördnungen unbedingt eingehalten werden müſſen. Trotzdem habe ich feſtſtellen müſſen, daß es immer noch einige Betriebsführer m der Lederwareninduſtrie des Offenbacher Bebietes gibt, die glauben, ſich über die ta⸗ iflichen Beſtimmungen hinwegſetzen zu önnen. Ich habe daher gegen drei Lederwaren ⸗ firmen im Kreiſe Offenbach, die an ſie er ⸗ jangenen Aufforderungen zur Nachzahlung ju wenig gezahlter Heimarbeiterenkgelte nicht oder noch nicht in genügendem Maßze nachgekommen ſind, Verzugsbußen in Höhe Staatsanwaltſchaft . ſeuerle er auf zwei ihn verfotgende Pollzel⸗ beamte mehrere Schüſſe 0 die der Landjäger Mai aus Winneden tödlich ver ⸗ letzt würde. Auf die Reviſion der örtlich und des hatte ſich das Reichsgericht dreimal mit die⸗ ſer Sache zu befaſſen gehabt. Der Angeklagte war zuerſt lediglich wegen Totſchlages zu 12 Jahren Zuchthaus verurteilt worden. Letzte Nachrichten Ein glänzender Erfolg Vorläufiges Ergebnis der Winterhilfsſpiele. Berlin, 6. Dezember. Die am Bußtag in allen deutſchen Gauen om Fachamt Fußball veranſtalteten GHW⸗Spiele haben einen ſchönen Erfolg jehabt. Nach den bisher von den Gauen jem Deutſchen Fußball⸗Bund übermittelten Übrechnungen ſind in den von rund 600 000 Zuſchauern beſuchten Spielen am Bußtag 83 366 RM eingegangen. Dabei iſt die ziſte noch nicht einmal vollſtändig, denn es ehlen noch die Erträge, die aus Sammlun⸗ jen und ſonſtigen Veranſtaltungen zuſam⸗ nengebracht wurden. Von den im Reiche durchgeführten gro— zen Veranſtaltungen ſteht Berlin mit dem Angeklagten 1 000 7 um die See in einem Umkreis on 300 Meiten abzuſuchen. Eine größere Unzahl von Marinefahrzeugen, Prioalboo⸗ en und Dutzende japaniſcher Jiſcherbool⸗ interſtützten die Bemühungen der Auffin⸗ zung des Faugziber Leider blieb die Suche nach den bisher vorliegenden Mel zungen ohne Erfolg. Exploſion Jehn Verletzte. Köln. 6. Dez. In Köln⸗-Kalk ereignete ſich in einem Wohnhaus, in dem ſich im Erdgeſchoß eine Apotheke und im Hinterhaus ein La⸗ ger für Leder befindet, eine Explo; ſion. Zwei Ballons mit einer ſehr feuer⸗ gefährlichen Flüſſigkeit, die für das Leder⸗ lager beſtimmt waren, waren im Hausflur abgeladen worden. Dabei ging ein Ballon zu Bruch. Es entwickelten ſich ſtarke Gaſe, die ſich durch das ganze Haus zogen. Kurz darauf kamen die Gaſe zur Exploſion. Faſt ſämtliche Türen des Hauſes wurden einge— drückt und die Fenſterſcheiben zertrümmert. Das entſtandene Feuer breitete ſich über das Treppenhaus im ganzen Haus aus. Die Hausbewohner konnten nicht mehr über das Treppenhaus in Freie gelangen. Die Bewoh- ner des erſten Stockwerkes brachten ſich über De b UD eä cleed 7% Gaues zon 100 bis 1000 Rm und gegen eine Fir⸗ na in der Stadt Offenbach aus dem glei- hen Grunde eine Verzugsbuße von 10 000 KM feſtgeſetzt. Auslands⸗Nundſchau Oeſterreichs Jugendorganiſakionen. Wie die„Neue Freie Preſſe“ meldet, jängt die Reiſe des Kardinalerzbiſchofs Dr. Innitzer nach Rom in erſter Linie mit den Beſprechungen zuſammen, die mit dem Va⸗ ikan bezüglich der Jugenderziehung geführt verden. Es ſcheint, daß die Biſchofskonfe⸗ renz ihre Zuſtimmung gegeben hat. die Ju⸗ zendorganiſation des Heimatſchutzes„Jung⸗ haterland“ zur ſtaatlichen Jugendorganiſa⸗ ion auszubauen. Immerhin muß aber, ꝛhe es zu offiziellen Verlautbarungen die— ſes Beſchluſſes und zur endgültigen Konſti⸗ tuierung der ſtaatlichen Jugendorganiſation kommt, noch eine Reihe Einzelfragen ge— klärt werden. Frankreich plank eine Sonderbeſteuerung von Ausländern. Der Finanzausſchuß der franzöſiſchen Kammer hat beſchloſſen, dem Plenum vor⸗ zuſchlagen, auf ſämtliche Bezüge auslän⸗ diſcher Arbeiter, ſoweit ſie 18 000 Francs nicht überſteigen, eine Sonderſtener von 10 b. H. und für ſolche von über 19 000 Francs eine ſoſche von 15 v. H zu legen. Es wur⸗ de in Erwägung gezogen, ähnliche Maßnah⸗ men auch auf die Einkünfte ausländiſcher Künſtler anzuwenden. Todesurteil rechtskräftig Leipzig, 6. Dez. Das Reichsgericht verwarf die von dem 25 jährigen Angeklagten Jakob Füch⸗ ſe! gegen das Urteil des Stuttgarter Schwur⸗ gerichts vom 20. September eingelegte Re— bifion als unbegründet. Damit iſt der Angeklagte wegen Mordes rechtskräftig zum Tode verurteilt unter Aberkennung der Ehrenrechte auf Lebenszeit. Füchſel hatte ſich in der Nähe des Schloſſes Ludwigsburg in einer Höhle eingeniſtet, von der aus er nächtliche Diebeszüge in die Umgebung un⸗ ternahm. Am 20. April vorigen Jahres Spiel zwiſchen der Nationalmannſchaft und ſer Berliner Städte⸗Elf mit einer Einnah⸗ ne von 25 000 RM e an der Spitze. In Mün⸗ hen kamen beim Städtekampf Nürnberg Fürth rund 10000 RM ein. Auf die einzel⸗ ien Gaue entfallen folgende größere räge: Brandenburg 25 500, Bayern 20 500, Mitte 15 640, Sachſen 14 580. 13 300, Weſtfalen 13 250, Württemberg 12 950, Niederſachſen 11545 und Nieder⸗ hein 11 445 RM. Pazifilflieger verunglückt Auf dem Meer niedergegangen.— Vergeb⸗ liche Nachforſchungen. Der amerikaniſche Flieger Jakland in Kalifornien zu einem Pazifik lug nach Auſtralien aufgeſtiegen war, hakte dach zweiſtündigen vergeblichen Bemühun— len, den Flugplatz von Honolulu zu errei— hen, S0S-Rufe geſandt. Daraufhin ſind 29 Mar ineflugzeuge cherheit. Zwei Frauen aus Be⸗ Süd weſt rug ſchwere Brandwunden Verfügung des Honolulu, 6. Dezember. Alm. der in enſchaftliche oder Bau von Eigenheimen. lutorität oder die und 3 Armeeflugzeuge Regierungsrat a. D. Ewald hecker, der Präſident der Handelskammer Hannover, wurde vom Reichswirtſchaftsminiſter zum Leiter der neuen Reichswirt— ſchaftskammer berufen. Herpa ven Hlothil dE ebd. Urhbeberrechtsschutz: Fünf Türme-Verlag. Halle(Saale) Da kam Konſtantin in mein Leben. Zuerſt war es nur ein Spiel, das ich mit ihm trieb. Es reizte mich, zu ſehen, wie ſchnell ich Macht über ihn gewinnen würde. Allmäh⸗ lich aber kehrte ſich das Spiel gegen mich, wurde bitter ernſt. Ich begann ihn zu lieben. Mein Herz, das ſo miß⸗ handelt worden war, begann wieder zu fühlen, ſich zu ſeynen. Ich träumte davon, mit ihm zuſammenzubleiben, auch ohne vor dem Geſetz ſeine Frau werden zu können. Er glaubte, ich hätte ihn verraten. Er hat mich mit Stanek Losmirſka in Albano ſprechen hören. Ich konnte ihm damals nicht ſagen, wer Stanek Losmirſka war. Ich hatte ja verſchwiegen, daß ich ver⸗ heiratet bin. Konſtantin floh vor mir. Ich reiſte ihm nach. Ver⸗ zweifelt. Nur von dem einen Gedanken erfüllt, dieſe ent⸗ ſetzlichen Mißverſtändniſſe aufzuklären, ihn wiederzu⸗ gewinnen. Und dann kam alles andere, was Sie wiſſen. Und nun bleibt mir nur eins: Abſchied zu nehmen.“ Sie ſchwieg. Tränen rannen über ihre Wangen. Heinrich Leuthold beugte ſich vor. Legte ſeine Hand auf ihr Haar: „Warum Abſchied nehmen, Frau Marilka? Konſtantin wird begreifen und wird verzeihen. Er liebt Sie ja doch. So weh es mir für Bettina tut, kann ich Ihnen nur raten, ſprechen Sie mit Konſtantin. Alles wird ſich klären. Sie werden glücklich werden.“ Da trocknete Marilka ihre Tränen ab. Etwas von ibrer alten, ſtolzen Entſchloſſenheit war auf ihrem Geſicht: „Nein, Herr Leuthold, das werde ich nicht! Ich weiß ſeit der Unterredung mit Bettina, wer die richtige Frau für Konſtantin iſt. Ich bin als Perſönlichkeit viel zu ab⸗ geſchloſſen, und durch all dies Leiden, das hinter mir liegt, viel zu zerriſſen. Konſtantin könnte ſich neben mir nicht in Freude und Helligkeit ſ entfalten. Was ihn zu mir trieb, waren dunkle Sehnſuchtsgewalten aus der Kinderzeit. Einmal mußte er aus dieſem Traum erwachen. Ja, viel— das Hausgeſims in ein We in Si⸗ em Stockwerk wurden von der kurz darauf ein— treffenden Feuerwehr mit der Leiter geret— zet. Gerade als eine der Frauen die Leiter betreten hatte, ſchoß eine rieſige Stichflamme, bie von einer zweiten Exploſion herrührte. empor. Die Frau erlitt ſchwere Brandwr den. Ein Feuerwehrmann, der Augenblick in das erſte Stockwerk einſteigen vollte, wurde ebenfalls von der Stichflamme rfaßt und ſtürzte von der Leiter. davon. fuhrmann, der die Ballons abgeladen hatte, hurde von dem Luftdruck bis auf den Flur es erſten Stockwerkes geſchleudert. Reichsorganiſationsleiters. Der Reichsorganiſationsleiter der NSDAP derbietet den Gliederungen der PO genoſ— 6 vereinsmäßige nenſchlüſſe zum Zwecke der Siedlung oder K Ebenſo Sliederungen der PO verboten, die Partei— ut. Parteiorganiſation für hieſen Zweck zur Verfügung zu ſtellen. leicht iſt er bereits erwacht. Ich bin nicht die Frau, die ſeinen Lebensweg mit ihm gehen kann. andere. Das iſt Bettina.“ Heinrich Leuthold fragte leiſe: „Und Sie wollen verzichten, Frau Marilka, obwohl Sie ihn lieben?“ „Soll ich weniger können als Bettina?“ fragte ſie, ſchmerzlich lächelnd, zurück.„Ich will verzichten, weil ich ihn liebe. Und ich habe nur noch eine Bitte, ehe ich gehe: Sagen Sie ihm das, was ich ihm nicht mehr ſelbſt ſagen kann.“ „Aber warum wollen Sie denn nicht ſelbſt mit ihm ſprechen? Ich kann Sie doch ſo nicht fortlaſſen. Dazu haben Sie doch noch nicht Kraft genug, Marilka!“ „Glauben Sie, Herr Leuthold, ſo viel Kraft, um fortzu⸗ gehen, habe ich. Aber ſo viel, um von Konſtantin Auge in Auge Abſchied zu nehmen, nicht.“ Heinrich Leuthold ſchwieg. Er wußte, hier durfte man weder drängen noch bitten. Hier ging ein Menſch nach; 9 9 ſch Ruhe laſſen. Einmal findet ſie ſich ſchon wieder.“ langem Irren den richtigen Weg. Neunzehntes Kapitel. Wochen waren vergangen. Bettina Leuthold hatte ſich doch langſamer erholt, als der alte Dorfarzt erwartet hatte. Zwar war die Verletzung gut und ſchnell verheilt. Aber das ganze Erlebnis oben in den Bergen ſchien eine tiefe ſeeliſche Erſchöpfung in Bettina zurückgelaſſen zu haben. Sie lag meiſt bleich und teilnahmsles, warm verpackt in der Sonne draußen vor dem Leutholdhauſe. Ihre Augen zeigten immer noch eine ſtumme Mattheit. Das iſt eine Sportallerlei Durch ein Unentſchieden gegen Bern hardt⸗Leipzig blieb Hans Schiller-Berlii Federgewichtsmeiſter von Deutſchland. Kun haymann ſchlug den Hagener Stich in det 1. Runde k. o. Die Europameiſterſchaften im Jiu-Jitſi brachten Deutſchland einen überragender Erfolg, denn alle fünf Titel wurden vor deutſchen Vertretern errungen. Es ſinj dies Stenzel-Berlin, Wittwer-Dresden, Leh mann⸗Berlin, Wobbe-Berlin und Gaſch Berlin. Auſtria Wien ſpielte in ſeinem zweiten Spiel auf engliſchem Boden gegen den Fub ham FC 1:1(1:0). Ueber Spieler von Mannheim- Waldhof Beuthen 09, Preußen Hindenburg un' Breslau 02 kam ein Strafgericht wegen un portlichen Benehmens. Mit 70 510 Pfund Renngewinne feine; „Kinder“ hat der engliſche Zuchthengſt Blandford einen neuen Rekord zu verzeich ien. Im Kopenhagener Sechstagerennen if Buſchenhagen wegen einer Knieverletzung zusgeſchieden, nachdem er in der Nacht zu⸗ ſammen mit Buyſſe vier Runden Vor— prung herausgeholt hatte. Nuvolari will im kommenden die Scuderia Ferrari, Modena. kommt alſo als Fahrer in einem Wagen nicht in Frage. Mittelrhein gegen Südweſt Boxkämpfe in Bonn und Kobkenz. Die Amateur-Boxſtaffel des Gaues Süd— weſt trägt am 7. und 8. Dezember zwei Kämpfe gegen den Gau Mittelrhein aus Am erſten Abend iſt Bonn der Schauplatz des Zuſammentreffens, und am zweiten Abend treffen ſich die beiden Gegner in Koblenz. Während die mittelrheiniſche Mannſchaft im Augenblick uns noch nicht be kannt iſt, können wir die Südweſtvertreter ſchon nennen. Es ſind dies vom Fliegenge—⸗ wicht aufwärts: Bamberger-Mainz, Rappſilber-Frankfurt, Schmeltz-Frankfurt, Claus-Frankfurt. Ims⸗ Mainz, Hachenberger-Wiesbaden. Joſt⸗ Frankfurt und Leis-Kaiſerslautern. zweiten im ſelben Auch er Der Zuſam— wird den Jahre für ſtarten. deutſcher Sie ſprach, war gleichmütig und freundlich wie immer. Sie aß auch von all den Leckerbiſſen, die Heinrich Leuthold ihr in ſeiner Sorge brachte. Aber alles war irgendwie mutlos und matt in ihr. Konſtantin hatte zunächſt Tag für Tag verſucht, mit Bettina zu ſprechen. Aber er mußte es auf den Rat des Arztes bald unterlaſſen. Sowie Konſtantin in das Leutholdhaus kam, geriet Bettina in eine eigentümliche, fieberhafte Erregung. Seine Nähe ſchien ſie zu quälen. Und ſeine Verſuche, zu einer Ausſprache mit ihr zu kommen, verurſachten ſofort Fieberanfälle. Einmal hatte ſie nach Marilka gefragt. Und als ſie hörte, daß Marilka abgereiſt und einen Gruß für ſie hinterlaſſen habe, lächelte ſie nur gequält und fragte nicht weiter. Es ſchien, als wollte ſie über die Ereigniſſe oben an der Serner Hütte überhaupt nicht ſprechen. „Es wird das beſte ſein, Herr Oldvörde“, meinte eines Tages der Arzt im Beiſein von Heinrich Leuthold,„daß Sie abreiſen. Unſere Patientin wird dann, glaube ich, ſchneller geſund werden.“ „Wäre es nicht gut geweſen, es wäre zu einer Klärung zwiſchen Fräulein Bettina und mir gekommen?“ fragte Konſtantin.„Ich habe das Gefühl, das alles zuviel für ihre Seele war. Je länger ſie ſchweigt, deſto ſchwerer ſenkt ſich die Laſt in das Innere ihres Weſens.“ Heinrich Leuthold ſchüttelte den Kopf.„Bettina iſt kein Menſch, den man drängen darf. Man muß ſie ganz in „Und wird ſie zu mir finden, Herr Leuthold?“ fragte Konſtantin am Abend vor ſeiner Abreiſe ſorgenvoll. „Wenn ſie mir doch wieder der gute Kamerad würde, der ſie mir war. Ich bin ja ſelbſt durch all das ſo völlig zer⸗ riſſen und unſicher geworden. Ich weiß ja nicht, wohin mein Weg geht. Marilka hat ſich von mir getrennt. Ich darf ihr nicht einmal ſchreiben. Das war die letzte Bitte ihrer kurzen Abſchiedszeilen an mich. Marilka in ihrem Schmerz allein, ich allein, und auch Bettina ihrer ſchönen Klarheit beraubt? Was ſoll daraus werden, Herr Leut⸗ hold?“(Fortſetzung folgt.) —— ͤ——— 1 NQoman von Otfried von Henctein Orpbeberrechtsschutz: Fünf: Türme Verlag, Halle(Saale) Nachdruck verboten. „Wie oft foll ich es wiederholen?“ „Aber— warum?“ „Weil ich dieſen Abend und den Triumph deines Vaters verhindern wollte. Weil du mir verlorengegangen wäreſt, wenn es gelang.“ Ein Froſtſchauer ging über Egons Körper. „Weißt du, was du getan haſt? Meinen Vater ver⸗ nichtet!“ „Ich haſſe ihn!“ „Warum aber?“ „Weil er dich mir genommen. Nun iſt das vorbei— nun...“ Die Tür der Bibliothek hatte ſich geöffnet. Profeſſor Gregorius ſtand in der Oeffnung, hatte große, weit auf— geriſſene Augen; auf ſeinen eingefallenen Wangen brannten rote Flecke. „Du haſt das getan?“ Sie erſchrak vor dem Anblick dieſes verſtörten Greiſes und antwortete nicht. Da ſtieß der Profeſſor einen kurzen Schrei aus und ſtürzte zu Boden. „Vater?!“ Egon kniete bei ihm, ſprang auf, klingelte nach dem Diener. „Einen Arzt— um Gottes willen, einen Arzt! Mein Vater ſtirbt.“ Bianka ſtand immer noch bleich, jetzt ſelbſt zitternd neben dem Refraktor; niemand achtete auf ſie. Nach wenigen Minuten kam der Arzt, der in der Nebenvilla wohnte. „Ein Herzſchlag— er iſt tot!“ Mit Hilfe Egons bettete er ihn auf den Diwan. Stumm, unbeachtet war Bianka aus dem Zimmer gegangen; wie eine Nachtwandlerin ſchritt ſie die Treppe hinauf. Wie eine Nachtwandlerin hatte ſie ſeit Stunden gehandelt. Schon als ſie in dem leeren Hauſe die Treppe hinabging, als ſie in der Sternwarte ſtand, mit den ihr fremden Drähten hantierte. Es war ihr, als handle ſie gar nicht nach eigenem Willen, als ſei ſie ſelbſt weſenlos, dem Gebot eines Dämons unterworfen. Egon richtete ſich auf, ſah mit leeren Augen umher. War es nicht, als ſeien alle dieſe Maſchinen, dieſe Appa⸗ rate mit dem Vater geſtorben? Tiefes Weh war in ſeiner Bruſt. Bis vor kurzer Zeit hatte er ſelbſt an dem Toten gezweifelt. Nun war alles vorbei. Er wußte, daß ſein Vater keine Aufzeichnung gemacht hatte. Verdorben waren die Verſtärker. Mit dem Toten ging auch die gewaltige Entdeckung zu Grabe. Sein Erbe war nichts als der an dieſem Abend verlorene, wiſſen— ſchaftliche Name. Nichts als die abfällige Kritik des be⸗ rühmten Aſtronom— nichts als der Film, der eine, einzige Film mit dem Sportfeſt, der übriggeblieben war von der ganzen Herrlichkeit, und den er jetzt, ſich arg⸗ wöhniſch umblickend, ſorgfältig in den Geldſchrank des Vaters verſchloß. Er war vollkommen ruhig, als ſei irgend etwas in ſeiner Seele verſteinert. Vermochte es ſogar, klar und be⸗ ſtimmt die Anordnungen für das Begräbnis zu treffen, noch am Abend mit dem Beſtattungsinſtitut zu ver⸗ handeln, die Todesanzeigen aufzuſetzen. Es war zehn Uhr, als er in das obere Stockwerk hinaufſtieg. Er hatte das Gefühl, als ſeien in dieſen Stunden ſeine Haare ergraut und er ein alter Mann geworden. In ſeinem Zimmer ſtand Bianka, hatte vielleicht die ganze Zeit über regungslos ſo geſtanden. Er ſah ſie an. der ihn bis Bremen begleiten ſollte, ſtand in der Tür Als ſei er erſtaunt, was dieſe Frau hier wolle. Fremd, 5 0 5 gleiten ſollte, ſtand i deß Tilt, ganz fremd war ſie ihm geworden. „Du biſt noch hier?“ Er fragte faſt mehr erſtaunt als erzürnt. „Wo ſoll ich ſonſt ſein?“ Jetzt erſt ſtand wieder alles vor ſeiner Seele. „Weißt du, was du getan haſt?“ = 4 3 9 8— 1 8 3 7 7— 7 2 „Ich habe deinen Vater getötet— aber das habe ich, dampfer, der ihn nach Totio bringen ſollte. bei Gott, nicht gewollt.“ „Geh!“ „Ich— ſoll——“ „Geh! Ich denke, du haſt in dieſem Hauſe nichts mehr zu tun.“ Sie hatte lodernde Augen. „Du! Du! Fühlſt du es nicht, daß ich es tat, weil ich dich liebe? Um dich zu halten! Daß ich den haßte, der dich mir rauben wollte!“ „Geh! Man war ſo freundlich, mir auf dem Wege zur Univerſität auch zu erzählen, welchen Wahnſinn du in der Philharmonie begangen. Geh! Wie oft ſoll ich es ſagen!“ Sie ſtürzte vor, umklammerte ſeine Knie. „Zeige mich an! Laß mich beſtrafen, tritt mich, ſchlage mich, tue mit mir, was du willſt, aber ſtoß mich nicht von dir!“ Wie ſeltſam es war, daß ihm dieſe Frau ſo fremd ge⸗ worden! Daß er es nicht mehr verſtand, daß er ſie lieb⸗ gehabt! „Hier iſt nicht der Platz, Theater zu ſpielen.“ Er ging zur Klingel und drückte auf den Knopf. Das Mädchen Olga erſchien und ſtand blaß und erſchreckt an der Tür; denn natürlich hatte ſich die Nachricht von dem Tode des Profeſſors in der Villa verbreitet, und der Diener, der manches mit halbem Verſtehen gehört, hatte Räuberdinge erzählt. Nun ſah die Zofe ihre Herrin auf den Knien am Boden. „Die gnädige Frau beabſichtigt, noch heute zu ver⸗ reiſen. Helfen Sie ihr die Koffer beſorgen!“ Langſam richtete Bianka ſich auf, ſah Egon noch ein⸗ mal groß an. Aber er hatte ſich abgewandt. Dann warf ſie den Kopf zurück. „Olga, ich habe meinen Ring verloren— vielleicht wird er morgen beim Aufräumen gefunden. Leb wohl, Egon— komm mir bald nach.“ Die Zofe war klug genug, ſo zu tun, als glaube ſie an dieſe Erklärung des Kniens. * 4* Egon blieb allein. Er hatte eine große Mappe mit heraufgebracht. Alle Papiere, die der Profeſſor hinter- laſſen. Die ganze Nacht ſaß jetzt der Sohn über wirren Aufzeichnungen, hatte die beiden Mahagonikäſten mit den Trümmern der zerſtörten Erfindung in den Schreibtiſch geſchloſſen. Nichts! Nichts, das er hätte verſtehen können! Drei Tage ſpäter wurde Profeſſor Neander Gregorius in aller Stille zu Grabe getragen. Egon hatte in keiner Anzeige Ort und Stunde angegeben. Profeſſor Eden⸗ ſchulte, der Hiſtoriker, war der einzige, den er empfangen hatte. „Mein tiefſtes Beileid, meine herzliche Teilnahme! Ich bin überzeugt, daß hier ein Bubenſtück oder ein böſer verſtändlich, daß die ganze Univerſität daran teilnimmt.“ „Ich danke Ihnen, Herr Profeſſor. Aber nach dem, daß niemand an ſeinem Sarge ſteht als ſein Sohn.“ Edenſchulte ſah ihn an. handeln.“ * 4.** Es war ganz ſtill in der Villa. Auch Doktor Egon Gregorius ſtand vor gepackten Koffern. Er war in dieſen Tagen überlaufen von Menſchen. Agenten, die die Villa kaufen wollten; ſogar Profeſſor Wildermut war ge⸗ ſchmacklos genug, einen Preis für den großen Refraktor zu bieten. „Nichts! Ich weiß, daß ich arm bin— weiß, daß ein Verkauf mir etwas retten könnte. Ich will nicht! Alles ſoll ſtehen und liegen, ſoll meinetwegen zugrunde gehen. Niemand ſoll anrühren, was mein Vater hinterließ.“ „Er iſt ein Sonderling, wie der Alte.“ Egon hörte es nicht, wie die Menſchen urteilten; und hätte er es gehört, er würde es nicht beachtet haben. Seine Koffer waren gepackt. Nichts nahm er mit ſich als die Bücher, die Aufzeichnungen ſeines Vaters und die Trümmer der Erfindung. Zum letzten Male ſtand er in den unfreundlich ge⸗ wordenen Räumen. Jetzt erſt dachte er wieder an Bianka. Stumm und regungslos hatte er in jener Nacht am Schreibtiſch geſeſſen, als unten die Haustür ſich zum letzten Male hinter ihr ſchloß. Er zürnte ihr nicht mehr. Im Gegenteil. Er dachte an ſie und an die kurze Zeit ſeiner Liebe, wie man an einen ſchönen Traum denkt. Dann ſchreckte er auf. Guſtav, ſeines Vaters Diener, „Der Wagen wartet.“ „Ich komme.“ Noch einmal trat er in das Laboratorium, dann ver— ſchloß er die Türen. N Stumm und tot, als ſei ſie mit ihrem Herrn geſtorben, lag die verſchloſſene Villa. Am nächſten Tage beſtieg Egon Gregorius den Lloyd— Er mußte ja leben— und das Vermächtnis des Neander Gregorius ging mit ihm und brannte in ſeiner Seele. Drittes Kapitel. Thomas Eric, ehemals einer der begabteſten Schüler Thomas Alpha Ediſons, jetzt bereits ſelbſt ein Sechziger und Inhaber eines großen Werkes zur Anfertigung elektriſch⸗mediziniſcher Apparate, ſaß in ſeinem Arbeits⸗ zimmer in dem großen Fabrikgebäude, das er ſich in Hoboken, Neuyork gegenüber, errichtet hatte, und vor ihm ſtand Maud PYowa, ſeine Sekretärin. Sie war eine eigenartige, intereſſante Erſcheinung. Klein, zierlich, blond, aber mit energiſchen Geſichtszügen und kühlen, dunkelbraunen Augen, in denen es bisweilen aufleuchtete, wenn ihr bis zum äußerſten geſteigerter Ehrgeiz gereizt wurde. „Miß Nowa, ich habe eine ſehr wichtige Aufgabe für Sie. Sie wiſſen, daß wir uns ſeit Jahren mit allen mög⸗ lichen Strahlenapparaten veſchäftigen, die, bisher leider vergebens, verſuchen, dem Krebs, der ja bereits Nationalkrankheit der Amerikaner geworden zukommen. i ee 5 Ich bitte Sie, in gewohnter Gewiſſenhaftigkeit einme alle Vorſchläge und Verſuche der Forſcher aller Welt übet dieſes Gebiet zuſammenzutragen. Vielleicht findet ſich doch noch irgend etwas, das ſich lohnt, es wenigſtens aus⸗ zuprobieren.“ Maud Nowa nickte. „Ich habe gewußt, daß Sie mir in der nächſten Zeit einen derartigen Auftrag erteilen würden und habe mich bereits mit dieſen Dingen beſchäftigt.“ „Dann gehen Sie an die Arbeit!“ Erie wandte ſich ab, aber Maud blieb ſtehen. „Sind Ihnen die Arbeiten des deutſchen Profeſſors Neander Gregorius bekannt?“ „Ich weiß nur, daß man in Gelehrtenkreiſen über ihn als Phantaſten ſpottet.“ 85 „Darf ich Ihnen einen kurzen Bericht der Akademie der Wiſſenſchaften über eine allerdings verunglückte Probevorführung ſeiner Ideen vorleſen?“ Es war ein kurzes Referat, das Profeſſor Edenſchulte in ſchonender Weiſe abgefaßt hatte, und das immerhin allerhand über die Strahlen enthielt. 3 „Ganz intereſſant. Neander Gregorius iſt jedenfalls ein Kopf. Er wird weiterarbeiten, und Sie werden ſeine Reſultate verfolgen.“. „Das iſt leider unmöglich, denn er iſt vor Schreck über die nach ſeiner Meinung von Bubenhand erfolgte Zer— ſtörung ſeiner Apparate geſtorben.“ „Dann wird der Sohn die Arbeiten fortſetzen.“ „Gleichfalls unmöglich, denn ihm fehlen die Mittet dazu, nachdem der Vater bereits ſein ganzes Vermögen geopfert hat. Nach einem Zeitungsbericht aus Berlin iſt Egon Gregorius vollkommen verarmt, hat eine Profeſſur in Tokio angenommen und iſt bereits dahin unterwegs.“ Eric ging auf und ab. g „Wann iſt der Doktor abgereiſt?“ 5 „Am Tage nach dem Begräbnis ſeines Vaters, am ein— undzwanzigſten September, mit dem Lloyddampfer„Derff— linger.“ „Wann iſt der Dampfer in Tokio?“ „Er läuft am dreizehnten November Kobe an.“ „Wir haben heute den neunten November. Chartern Sie ein Flugzeug und fliegen Sie ſofort nach Tokio. Sie werden dann jedenfalls noch früher dort eintreffen als der Doktor. Ich bin überzeugt, daß ihm an dem Lebeus— Zufall vorlag. Wann iſt die Beſtattung? Es iſt ſelbſt⸗ werk ſeines Vaters mehr liegt als an der Profeſſur. Sie werden erfahren, welches Gehalt man ihm gibt. Wenn er ſich auf drei Jahre verpflichtet, das heißt natürlich, was geſchehen, iſt es wohl im Sinne meines Vaters, vorausgeſetzt, daß er für die Entdeckungen ſeines Vaters genügendes Material beſitzt, bieten Sie ihm das Doppelte und eine Beteiligung am Gewinn. Ich bin auch im Not⸗ „Ich verſtehe Sie, junger Freund. Ich würde ebenſo falle bereit, eine gewiſſe Abfindung an die japaniſche Regierung zu zahlen. Am beſten, Sie bringen den Mann gleich mit. Ich ver⸗ laſſe mich vollkommen auf Ihren Scharfblick, Miß Vowa! Hier iſt ein Scheck für Ihre Reiſe. Good bye!“ Damit füllte er den kleinen Bankzettel mit einer runden Zahl, gab ihn der Sekretärin und ging in die Arbeits⸗ räume hinunter. Der Zeitungsartikel aber, den Miß Yowa vorgeleſen hatte, lautete: „Ein Rieſenvermögen durch Phantaſtereien vertan! Eine ganze Familie zugrunde gerichtet! Einer der reichſten Privatgelehrten Berlins, Profeſſor Neander Gregorius, früher Ordinarius an der Univerſität, iſt geſtern einem Schlaganfall erlegen. Der ſchon ſeit langer Zeit geiſtig verwirrte Mann glaubte zwei neue Strahlenarten entdeckt zu haben, die er Gregorius- und Neanderſtrahlen nannte und mit denen er behauptete, ganz nach Willkür Krebszellen wachſen und verſchrumpfen laſſen zu können. Bei einer Vorführung vor Profeſſoren der Univerſität Berlin zeigte ſich, daß die Apparate verſagten. Er be⸗ hauptete allerdings, ſie ſeien von dritter Hand zerſtört; die anweſenden Gelehrten waren aber der Meinung, daß er geiſtig wirr ſei. Er ſtarb unmittelbar nach der Vorführung. Leider hat er bei ſeinen törichten Verſuchen ſein ganzes Vermögen verpulvert und ſeinen Sohn, einen hoffnungsvollen jungen Privatdozenten, der unbegreiflicherweiſe an ſeine Wahn⸗ ideen glaubte, mittellos zurückgelaſſen. Dieſer hat eine Profeſſur an der Univerſität Tokio au⸗ genommen und iſt bereits abgereiſt. Mit dieſen traurigen Vorgängen wird auch das ver⸗ unglückte Wiederauftreten der früheren Opernſängeren Bianka Colani, die mit dem jungen Gregorius verheiratet iſt, in Zuſammenhang gebracht. Wahrſcheinlich hatte ſie von dem Verluſt des Ver⸗ mögens gewußt und verſucht, ſich eine Exiſtenz zu ſchaffen. Auch das iſt nicht gelungen. Bianka Colani, der unſere ganzen Sympathien gehören, und deren Name noch rühm⸗ lich bekannt iſt, hat ſich nach dem Ruin begreiflicherweiſe von ihrem Gatten getrennt und ſoll gleichfalls Berlin ver⸗ laſſen haben.“ 5 0 Soweit der Bericht der Zeitung, die von der ſchweren Schuld, die Bianka auf ſich geladen, nichts wußte. Maud Yowa war, nachdem Thomas Erie in das Labo⸗ ratorium gegangen, allein zurückgeblieben. Sie war froh geſtimmt, denn was ihr der Erfinder geſagt, war ein Auf⸗ trag nach ihrem Sinne. Trotzdem überſtürzte ſie nichts. Gewiß, die Schiffsliſte hatte beſagt, daß ſich Doktor Egon Gregorius am 21. September auf der„Derfflinger“ ein⸗ geſchifft hatte, aber— er konnte unterwegs Aufenthat! genommen haben. i a ö Sie gab zwei dringende Telegramme auf. „An das Präſidium der Univerſität Tokio. Wann wir Eintreffen Doktor Egon Gregorius' erwartet?“ i „ Fortſetung n! f Winterhilfswerk iſt ein Heroismus des Alltags, und dieſer umgibt jeden Einzel. nen von uns. Er mag ſtehen, wo er auch immer ſtehe. Dr. Goebbels. CCC ³˙»—Ü A Aufträge der Neichsbahn Arbeitsbeſchaffung im Bezirk Frankfurt a. M. Der Präſident der Reichsbahndirektion Frankfurt, Dr. Ing. Steuernagel, erläutert in Folge 23 der„Rhein⸗Mainiſchen Wirt⸗ ſchaftszeitung“ eingehend die Stellung der Reichsbahndirektionen bei der Arbeitsbeſchaf⸗ fung und gibt einen Ueberblick über die Maß⸗ nahmen der Reichsbahn zur Bekämpfung der Arbeitsloſigkeit und Leiſtungen zu Gunſten des Winterhilfswerkes. Neben den in eigener Regie auszuführenden Arbeiten gibt die Reichsbahndirektion Frank⸗ furt auch der Privatwirtſchaft weitere Aufträge. Von größeren Arbeiten für den Winter 1934⸗35 ſeien genannt: In Frank⸗ furt: Höherlegung der Bahnanlagen am Rebſtock(40 000 Tagewerke), Bau verſchie⸗ dener Ueber- und Anterführungen(25 000 Tagewerke), Bau eines Unterſtellraumes für Triebwagen(3450 Tagewerke), Hallen auf dem Hauptbahnhofsplatz(1625 Tagewerke), Plattenbelag in der Schalterhalle des Haupt⸗ bahnhofes(1200 Tagewerke); im Lahn⸗ gebiet: Arbeiten am Kehrbergtunnel(3500 Tagewerke)); im Weſterwald: Arbeiten zur Verbeſſerung der Sichtverhältniſſe an Wegübergängen uſw.(8275 Tagewerke); Strecke Flieden—- Gemünden: Arbeiten am Eberbergestunnel Bebra: Gleisarbeiten(5100 Tagewerke); an Oberbauarbeiten im ganzen Bezirk 108 682 Tagewerke. N Die Geſamtkoſten der im Winter 193435 von Privatunternehmern zu erledi— genden Arbeiten ſind auf über 2,25 Millio— nen Rm. veranſchlagt, davon entfallen auf Lieferungen 0,75 Millionen Rin. An Arbeits— leiſtungen durch die Unternehmer auf den Bauſtellen— alſo ohne die Arbeiten für die Lieferungen— werden rund 214000 Tage⸗ werke benötigt. Das Geſamtarbeitsaufkommen iſt auf den ganzen Direktionsbezirk verteilt, wobei die durch die Arbeitsloſigkeit am ſchwer⸗ ſten betroffenen Gebiete beſonders bedacht wur den. Die Lage der Reichsbahn — und genau ſo ſieht es auch im Frankfur⸗ ter Direktionsbezirk aus— hat ſich ſeit den politiſchen Umſchwung erheblich gebeſſert Zwar liegen die Einnahmen der Reichsbahn noch 40 Prozent unter denen des Jahres 1929, aber für die erſten 11 Monate 1934 liegen ſie um 14,8 Prozent über dem gleichen Zeitabſchnitt des Vorjahres. Der Ausblic auf die finanzielle Entwicklung des Jahres 1935 bietet das erfreuliche Bild, daß die Reichsbahn den im Jahre 1934 für Arbeits⸗ beſchaffungsmaßnahmen aufgewandten Betrag von 1,49 Milliarden Rm. nicht nur auf⸗ rechterhalten wird, ſondern vorausſichtlich noch wird erhöhen können. Verſuchter Totſchlag Fünf Jahre Zuchthaus. Mainz, 6. Dezember. Das Schwurgericht Mainz verurteilte der 22jährigen Jakob Theodor Oswald Bierli aus Eßlingen i. W. wegen verſuchten Tot⸗ ſchlages in zwei Fällen zu fünf Jahren Zucht haus und fünf Jahren Ehrverluſt. Bierle hatte am 26. Mai 1934 auf ſein⸗ Vermieter, die Eheleute K. in der Rheinſtraße als ſie ihm den Zimmerſchlüſſel verweigerten mehrere Revolverſchüſſe abgegeben, die beid⸗ ſchwer verletzten. Nach der Tat ging Bierle ſelbſt zur Polizei, gab aber dort an, e habe ſich durch den Hauswirt bedroht ge— fühlt, dieſem den Revolver entriſſen und damit auf die Eheleute geſchoſſen. Nach ärzt lichem Gutachten iſt Bierle geringgradizs ſchwachſinnig und etwas pfychopatiſch veran lagt, aber für ſeine Tat verantwortlich. Di, Tat war die Folge von Unſtimmigkeiten mi den Vermietern, da dieſe daran Anſtoß nah men, daß Bierle und ſeine Braut ſich bein Mieten des Zimmers als Eheleute angege ben hatten und den wahren Tatbeſtand erf bei Erledigung der Meldeformalitäten zugo — (1100 Tagewerke)) in Offenbach, 6. Dez. ben. Andererſeits gab Bierle zu, durch Nach⸗ e und Beleidigungen gereizt worden zu ſein. Selbſtmordverſuch eines Lehrlings Die rechte Hand an der Starkſtromleftung verkohlt. Nauheim b. Groß⸗Gerau, 6. Dez. In gräßlichem Zuſtand wurde der bei Opel beſchäftigte 15jährige Schloſſerlehrling Peter Rück aus Nauheim, der in der vorigen Woche oon Jugenheim, wo er zur Erholung weilte, in die Pfalz durchgebrannt, aber zurückgebracht worden war, angetroffen. Von der Höhe eines Maſtes der Stark⸗ ſtromleitung hörte man laute Hilferufe. Nach Verſtändigung der Feuerwehr und Sanitäter ſah man im Scheinwerferlicht den Jungen zan der Starkſtromleitung hängen, die Beine waren um den Maſt verkrampft, die rechte Hand war bereits abgebrannt. Beim Ab⸗ ſturz brach er dann noch ein Bein. Der rechte Unterarm mußte im Mainzer Kranken⸗ haus abgenommen werden, doch hofft man den Jungen am Leben erhalten zu können. Aus Heſſen und Naſſau Frankfurt a. M., 6. Dez.(Domge⸗ läut im Rundfunk.) Der Rundfunk beab⸗ ſichtigt, auch in dieſem Jahre wieder zu Weih— nachten eine Sendung„30 Deutſche Dome läuten die Chriſtnacht ein“ zu bringen. Zu dieſem Zweck wird ein Geläute ſämtlicher Glok— ken des Frankfurter Domes durch den Frank— furter Reichsſender aufgenommen. Wiesbaden, 6. Dez.(Schaufenſter⸗ einbrecher vor Gericht.) Vor dem Ge— richt begann der Prozeß gegen die Schaufen— ſtereinbrecher, die ſeit etwa zwei Jahren ganz Weſtdeutſchland und Südweſtdeutſchland un— ſicher machten. Auch in Wiesbaden hat die Bande mehrere Schaufenſtereinbrüche began— gen. Die Burſchen konnten immer unerkannt entkommen, bis es der Wiesbadener Kriminal- polizei gelang, ſie zu faſſen. Sechs Angeklagte ſtehen vor Gericht. Gegen weitere fünf Tä— ter iſt das Verfahren abgetrennt. Darmſtadt, 6. Dez.(Hohe Zuchthaus⸗ ſtrafen für Deviſenſchieber.) Im September v. J. konnte die Polizei mehreren Deviſenſchiebern ihr trauriges Handwerk legen. Die leitenden Köpfe des ſauberen Kleeblatts waren die Brüder Norbert und Herbert Franck, beide Schweizer Staatsangehörige, die aus Deutſchland ſtammten und jahrelang ein Bankgeſchäft in Zürich betrieben hatten. Die Darmſtädter Strafkammer ahndete dieſes volksſchädigende Treiben am 26. April mit exemplariſchen Strafen. Norbert Franck erhielt wegen Deviſenverbrechens ſechs Jahre Zucht— haus und 112000 Mark Geldſtrafe, ſeinen Bruder Herbert Franck, der die Mittäterſchaft hartnäckig abſtritt, wurden ſieben Jahre Zucht— haus und 140 000 Mark Geldſtrafe zudiktiert. Der Angeklagte Siegfried Dahlerbuſch kam mit einem Jahr Gefängnis davon. Außer⸗ dem wurde das geſamte Inlandsvermögen; des Angeklagten Norbert Franck und 80 000 Marl des in die Sache verwickelten Emigran⸗ ten Dr. Erich von Kahler eingezogen. Die Angeklagten Herbert Franck und Dahlerbuſch machten von ihrem Rechtsmittel wee ebenſo wandte ſich der Einziehungsbeteiligte Dr. von Kahler beſchwerdeführend an das Reichsgericht. Das Reichsgericht verwarf die Reviſion des Angeklagten Herbert Franck und des Dr. von Kahler. Damit haben die ſechs⸗ bezw. ſiebenjährigen Zuchthausſtrafen ſowie die Nebenſtrafen gegen die Brüder Franck Rechtskraft erlangt. Auch die Einziehung der 80 000 Mark gegen Dr. von Kahler iſt rechts⸗ kräftig geworden. Lediglich das Urteil gegen den Angeklagten Dahlerbuſch wurde wegen Rechtsbedenken aufgehoben und die Sache zur nochmaligen Verhandlung an die Vorinſtanz zurückverwieſen. (Merkwürdiges Diederſehen.) Am Marktplatz kreiſchten plötzlich die Bremſen eines Perſonenautos auf. denn ein älterer Mann wäre beim Ueber— queren der Straße faſt in den Wagen gelau— fen. Gab es nun Schimpfen und beiderſeitige Vorwürfe? Keineswegs,„in den Armen li gen ſich beide“, Fahrer und Paſſant. Sie waren beide zuſammen in Kriegsgefangenſchaft geweſen, der Offenbacher und der Autofahrer aus Norddeutſchland und hatten ſich ſeitdem nicht geſehen. Sie ſaßen noch lange beim Glas Wein und feierten ihr merkwürdiges Wiederſehen. Offenbach, 6. Dez.(Unterſchlagun⸗ gen.) Auf Anordnung des Kreisdirektors wurde eine Reviſion in der Gemeindekaſſe Offenthal durchgeführt. Die Reviſion hat er⸗ geben, daß der Gemeinderechner Sommerlad den Betrag von etwa 3000 Mark aus der Gemeindekaſſe entnommen und für perſönliche Zwecke verausgabt hat. Der Gemeinderechner wurde verhaftet. Mainz, 6. Dez.(Sechs Jahre we⸗ gen verſuchter Brandſtiftung.) Das Schwurgericht der Provinz Rheinheſſen verur— teilte den 20 jährigen Ernſt Spieß aus Mainz unter Anrechnung einer anderthalbjährigen Ge— fängnisſtrafe, die er zurzeit in Butzbach ver— büßt, wegen Einbruchsdiebſtahls und verſuch— ter vorſätzlicher Brandſtiftung zu ſechs Jahren Zuchthaus und fünf Jahren Ehrverluſt. Am 1. April ds. Is. verbarg ſich Spieß in einem Kloſett des Hauſes der hieſigen Filiale des Mains⸗Wiesbadener Konſumvereins am Fich— teplatz, durchbrach gegen Mitternacht die Wand zum Laden und öffnete die Kaſſe. Er fand aber nur 70 bis 80 Pfennig vor. Nachdem er auch noch Lebensmittel an ſich genommen hatte, goß er Benzin an verſchiede— nen Stellen aus und ſteckte es in Brand, worauf er ſich entfernte. Ein des Weges kom— mender Bahnbeamter, der den aus dem Laden dringenden Qualm bemerkte, benachrichtigte die Polizei und Feuerwehr. Hierdurch wurde ein großer Schaden für die Anwohner des Hauſes abgewendet. Das Gericht bedeutete dem Angeklagten, daß ihm bei einer nochmali— gen Straftat lebenslängliche Sicherungsver— wahrung drohe. Monsheim(Rhh.), 6. Dez.(Sieben Ein⸗ brüche in einer Nacht.) In der Nacht wurde in ſieben Häuſern eingebrochen, doch nur bei einzelnen etwas geſtohlen, und zwar eine Schreibmaſchine, ein Fahrrad und Fla— ſchenwein. Alsfeld, 6. Dez.(Todesſturz mit dem Motorrad.) In der Nähe des Dorfes Leuſel(Kreis Alsfeld) ſauſte ein mit zwei jungen Leuten beetztes Motorrad gegen einen Baum. Beide ſtürzten mit der Maſchine, der eine Fahrer, ein junger Mann aus Leuſel, kam zum Glück mit leichteren Verletzungen davon. Dagegen trug der andere, ein junger Mann namens Küſter aus Alsfeld, einen Schädelbruch und ſonſtige Verletzungen davon, an denen er in der Klinik geſtorben iſt. Mainzer Schlachtviehmarkt. Auftrieb: 3 Ochſen(zum Schlachthof direkt 4 Stück), 34 Bullen, 299(10) Kühe, 183(2) Färſen, 320(15) Kälber, 21 Schafe, 834(25) Schweine. Notiert wurden pro 50 Kg. Lebend— gewicht in Rm.: Ochſen—, 32 bis 36, 27 bis 31; Bullen—, 30 bis 32, 25 bis 29; Kühe 31 bis 33, 26 bis 30, 21 bis 25, 10 bis 20; Färſen 38 bis 40, 32 bis 37, 27 bis 31; Kälber 45, 34 bis 44, 27 bis 33, 20 bis 26; Schafe nicht notiert; Schweine 53, 52 bis 53, 50 bis 53, 45 bis 52.— Marktverlauf: Rinder mittelmäßig, geräumt; Kälber ruhig, langſam geräumt; Schweine mäßig belebt, Ueberſtand. 0 * Arlauberfahrt ins Erzgebirge. In der Weihnachtszeit veranſtaltet die NS.-Gemein⸗ ſchaft„Kraft durch Freude“ wieder eine ihrer beliebten Urlaubsfahrten ins Erzgebirge. Wer die erſte Fahrt von„Kraft durch Freude“ ins Erzgebirge vor einem Jahr mitgemacht hat, wird ſich dieſe Gelegenheit nicht entgehen laſſen und gern wieder mitfahren. Ins Erz⸗ gebirge ging überhaupt die erſte Fahrt des Gaues Heſſen⸗Naſſau. Am 1. Weihnachtstag, am 25. Dezember, wird abends abgefahren, damit ſchon der zweite Feiertag voll ausge⸗ nutzt werden kann. Die Koſten für dieſe Fahrt betragen 33 Rm. einſchließlich Fahrt, Uebernachtung und voller Verpflegung. Das Erzgebirge iſt eigentlich ganz ausgezeichnet vor allem für Winterſportler. Die Urlauber kön⸗ nen für 3,60 Rm. noch an einem Skikurs teilnehmen, den das Sportamt während des Urlaubs im Erzgebirge aufzieht. Die Rück⸗ fahrt erfolgt am 1. Januar 1935 nachmit⸗ tags. In Chemnitz iſt noch ein mehrſtündiger Aufenthalt für die Beſichtigung der Stadt vorgeſehen. Anmeldungen für die Fahrt müſ⸗ ſen bis zum 8. Dezember bei den Dienſt⸗ ſtellen der DAF. und der NS.⸗Gemeinſchaft „Kraft durch Freude“ erfolgen. Aus der Heimat Gedenktage 6. Dezember 834 Adolf Frhr. v. Lützow, Führer der Freiſchar 1812/13, in Berlin geſtorben. 860 Die Dichterin Marianne v. Willemer in Frankfurt a. M. geſtorben. 864 Der Schriftſteller Rudolf Stratz in Hei⸗ delberg geboren. Prot. und kath.: Nikolaus. sonnenaufg. 7.54 Sonnenunterg. 15.48 Pondaufg. 8.01 Mondunterg. 15.00 CCC ˙ç————— Hilf' Arbeit ſchaffen. kauf' ein Arbeitsbeſchaffungslos! Ziehung 22. und 23. Dezember 1934. PPPCCCCCCGCCCc(c(c(c((( Winternächte— Rauhnächte Im Weihnachtsmonat Dezember bringen die Cächte eine ganz beſondere geheimnisvolle stimmung. Die Familie und das Geſinde ammelt ſich um den wärmenden Ofen, die Alten erzählen den Kleinen wieder die Ge— chichten von Zwergen und Kobolden, von derwunſe, nen Schlöſſern und verzauberten Prinzeſſinnen, von Feen und Geiſtern.„Er⸗ zähle ein Märchen!“ Dieſer Ruf der Kinder hallt jetzt wieder zu den Ohren der Eltern und Erzieher. Wie ſchön iſt es, wie leicht, der Phantaſie der Kinder dieſe Unterhaltung ind Nahrung zu geben! Und wie ſtrahlen da die Augen der Jugend, wenn ſie von herr— ichen Zeiten hört, in denen„das Wünſchen noch etwas geholfen hat“. a In den geſpenſterhaften Rauhnächten ſaß man früher ums offene Herdfeuer herum, goß Blei und prophezeite aus den geheimnisvollen Figuren, wie ſie das fließende Blei zufällig ſchuf, allerhand Schickſalhaftes. Heute mißt man dieſen abergläubiſchen Dingen keine Be— achtung mehr bei. Heute erfüllen wir eine dankbare und edle Aufgabe, wenn wir die Kinderwelt an den langen Abenden auf die Gebutt Chriſti vorbereiten, auf das Wunder im Stalle Bethlehem. Erſt die gereifteren Menſchen der Jugend mögen von den Sitten und Bräuchen unſerer Vorfahren hören und ſich hineinvertiefen, um zu erkennen, daß auch unſeren Ahnen dieſe Zeit der Winternächte eine heilige und vielbedeutende war. 8 Ehrenabzeichen auch zur Reichsbahnuni⸗ form. Entſprechend den neuen Anordnungen für die Reichswehr und für die Polizei hat die Deutſche Reichsbahn-Geſellſchaft auch für die Reichsbahnbeamten das Tragen gewiſſer Auszeichnungen, die den Beamten von der NSD.. verliehen worden ſind, zur Uniform genehmigt. Die Beamten des Fahrdienſtes in den Grenzgebieten werden jedoch darauf aufmerkſam gemacht, daß es in ihrem eigenen Intereſſe liege, ſolche Abzei⸗ chen vor dem Grenzübertritt in ein Land, in dem die nationalſozialiſtiſche Bewegung ver— folgt werde, abzulegen. Bei den erlaubten Auszeichnungen handelt es ſich um das Kobur— ger Abzeichen, das Ehrenzeichen 1923 und das Ehrenzeichen für Parteigenoſſen mit der Mit⸗ gliedsnummer unter 100 000. 5 6 Wer braucht einen Paß? Die„Land⸗ gemeinde“ beantwortet dieſe Frage: Wer die Reichsgrenzen überſchreiten will und über 15 Jahre alt iſt, muß ſich über ſeine Perſon durch einen Paß ausweiſen. In Deutſchland wer— den Päſſe für deutſche Staatsangehörige von den zuſtändigen Polizeibehörden, für Ausländer von dem zuſtändigen Konſulat, ausgeſtellt, gegen eine Gebühr von 3 RM. Die Ausſtellung erfolgt nur. wenn keine ge⸗ letzlichen Hinderniſſe(Polizeiaufſicht, Kon⸗ kursperfahren) beſtehen. Bei einigen Staa⸗ ten bedarf es zum Ueberſchreiten der Reichs— grenze noch eines Viſums. das beim zu⸗ ſtändigen ausländiſchen Konſulat auf dem Paß vermerkt wird. Die näheren Einzelhei⸗ ten der Viſumbeſchaffung ſind nach den ein⸗ zelnen Ländern verſchieden. Auf Anfrage er⸗ teilen die zuſtändigen ausländiſchen Konſu⸗ late hierüber nähere Auskunft. Ein Viſum iſt erforderlich nach folgenden Staaten: Aegyp⸗ ten, Litauen, Polen, Rumänien. Türkei, Sowjetrußland, den Vereinigten Staaten von Amerika und den meiſten ſüdamerikani⸗ ſchen Staaten. erkennt man Mühlen Franck? Das bekannte, hochwertige Erzeugnis wird immer in orangeroten Rollen mit dem Namen Mühlen Franck auf blauem Jickzackband und der Schutzmarke Kaffeemühle— dem Echtheitszeichen der Firma heinrich Franck Söhne— geliefert. Man verlange in den einſchlägigen Geſchäſten Nünlen Franck. Das„ pfunò⸗ Paket koſtet nur 22 pfg. —