Des ganz großen Erfolges wegen, heute Montag nochmals im Central-Film⸗ Pala ſt Ein Beſuch noch heute iſt aufs Beſte zu empfehlen.—— Dazu ſchönes Beiprogramm—— Lolales Viernheim, 10. Dez. * Treibjagd in Straßenheim Am Freitag, den 21. Dezember findet auf Straßen ⸗ heimer Gebiet eine Treibjagd auf Haſen ſtatt. * Der Polizeibericht der letzten Woche meldet folgende Anzeigen: 1 wegen Diebſtahl, 1 wegen Unterſchlagung und 2 wegen Vergehen gegen die Straßenverkehrs⸗Ordnung. * Nationale Solidarität. Der Tag der nationalen Solidarität, der am Samstag, wie in ganz Deutſchland, auch hier durchgeführt wurde, war für das Winterhilfswerk ein voller Erfolg. 72 Sammler waren auf der Straße, im Hauſe und in den Gaſtſtätten tätig, um für die Aermſten zu ſammeln. Rund 770.— Mk. erbrachte die Sammlung. * Gemeinderatsſitzung. Morgen Dienstag abend 7 Uhr findet im Sitzungsſaale des Rathauſes eine Sitzung des Gemeinderats mit folgender Tagesordnung ſtatt: 1. Feldbereinigung; hier; a) Anlage von Naturſchutzgelände, b) Geländetauſch mit der Oberrh. Eiſenbahn⸗ Geſellſchaft. 2. Rezeßholzabgabe hier; a) Die Aufarbeitung von Stockholz, b) Feſtſetzung der Rezeßholzauflage. 3. Anlage eines neuen Grabfeldes für Kinder- gräber auf dem Friedhof. 4. Unterhaltung der Ortsſtraßen. 1. Sonntag im Nebel Nach einer ſternenklaren Nacht ſtellte ſich geſtern am frühen Morgen Nebel ein, der ſo dicht über uns lagerte, daß er den ganzen Tag über anhielt. Vergeblich bemühte ſich die Sonne beſonders um die Mittagszeit, die Nebelwolken zu durchdringen, es gelang nicht. Und ſo liefen wir den ganzen Tag buchſtäblich„im Nebel herum“. Nach der Wärmeſteigerung der letzten Tage war es geſtern auch wieder empfindlich kalt geworden. Das Nebelwetter war auch ſehr ungeſund, ſodaß es gerne vorgezogen wurde in der warmen Stube zu bleiben.— Der geſt— rige Sonntag wird als dritter Sonntag vor Weihnachten im Geſchäftsleben der kupferne Sonntag genannt und zwar deswegen, weil an dieſem Tage die Geſchäfte geöffnet ſind und verkauft werden darf. Auch hier waren die Geſchäfte von 2—7 Uhr geöffnet. Viele be— nützten dieſe Gelegenheit um in aller Ruhe und ungeſtört ihre Weihnachtseinkäufe zu tätigen. Allerdings waren die Einkäufe noch nicht ſo groß und der Beſuch nicht ſo ſtark, wie es ſicherlich der ſilberne und goldene Sonntag bringen wird.— Die Marianiſche Jünglings— ſodalität feierte im 8-Uhrgottesdienſt ihre Adventskommunion. Groß war die Zahl der Jünglinge und Jungmänner, die geſchloſſen zum Tiſche des Herrn gingen. 2 Trauerzüge bewegten ſich geſtern zum Gottesacker. Nach der Andacht wurde der im 80. Lebensjahre verſtorbene Hausmetzger Cornelius Beyer und um halb 4 Uhr Herr Tünchermeiſter Ad. Adler 7. der ein Alter von 61 Jahren er- reichte zu Grabe getragen. Sehr zahlreich waren die Trauergäſte, die ſich an den Leichen— begängniſſen beteiligten; ein Beweis für das große Anſehen und die Beliebtheit, deren ſich die Verblichenen erfreuten. Möge ihnen die Erde leicht ſein.— Auf dem Waldſportplatz hatten ſich etwa 700 Sportfreunde eingefun— den, um den letzten Verbandsſpiel der Vor⸗ runde beizuwohnen. Der Gegner war Secken⸗ heim. Die Grünen ſpielten in ihrer beſten Auf— ſtellung und ſiegten überlegen 6:1. Es war Sturm bei der Sache war. So hat nun die Sportvereinigung die Vorrunde beendet und konnte den 2. Platz in der Tabelle erringen. der Nikolaus iſt am Rathaus Ueber Nacht hatten die Heinzelmännchen einen Wald mit einem Knuſperhäuschen vor! dem Rathaus aufgebaut. Da ſtellt ſich der Nikolaus vor: Liebe Viernheimer, große und kleine! Ich bin gekommen, um den Volksgenoſſen zu helfen die noch arbeitslos und in Not ſind! Und dazu müßt ihr alle helfen! An meinem Waldhäus⸗ chen nehme ich alle Gaben an, klopft mir ans Fenſter! Wer hat nicht noch Sachen zu Haus herum liegen, die aufgearbeit ein Kleidungs⸗ ſtück für ein armes Kind geben. Schaut doch alle gleich nach und kommt zu mir. Wer mich perſönlich ſprechen will, der komme ins Haus hinein und trage ſich in meine Opferliſte ein, wenn er keine Kleidungsſtücke abzugeben hat. Ich habe auch eine Weihnachtsbüchſe aufge⸗ ſtellt! Geht nicht vorbei, ohne an Eure not⸗ leidenden Brüder, Schweſtern und Kindert zu denken! Ich will an Weihnachten das Feſt der Liebe bis in die kleinſte Stube hinein tragen! Kommtalle und helft! J. Oiernheimer Tonfilmschau „Die vertauſchte Braut“ mit Anny Ondra und Adolf Wohlbrück. Heute Montag letzter Tag Ab heute Montag zeigt man im Central- Film⸗Palaſt einen überaus luſtigen Tonfilm⸗ ſchlager der als die größte Lachkanone dieſes Jahres gilt.„Die vertauſchte Braut“. Ueberall wo er geſpielt wird iſt großer Jubel und Lachen ohne Ende. Dieſer Luſtſpiel⸗ Schlager übertrifft an Witz, Humor und Komik alles. Man ſpricht von Lachſalven am laufenden Band. Ein Film von Reiz, Tempo und Delikateſſe. Ein Eisballet das einen Aufwand an Pracht und artiſtiſcher Eleganz bietet, iſt ein Höhepunkt des überaus köſtlichen Filmwerks. Ein Beſuch kann aufs beſte empfohlen werden. Heute Montag letzter Tag Behanntmachung. Betr.: Feldbereinigung⸗Wunſchtermin. Am kommenden Dienstag und Mittwoch, den 11. und 12. Dezember wird ein Beamter des Feldbereinigungsamts hier anweſend ſein, um evtl. notwendige Auskunft in Bezug auf das Ausfüllen der Wunſchzettel zu erteilen. In der Zeit von 8,30—12 und 15—18 Uhr können Intereſſenten an dieſen Tagen auf der Bürgermeiſterei, Zimmer 17, vorſprechen. Viernheim, den 7. Dezember 1934 Bürgermeiſterei Viernheim Bechtel Schnell verkauft ſchnell vermietet ſchnell bekannt gemacht iſt alles, was die große Oeffentlichkeit wiſſen ſoll.— Der einfachſte, billigſte und beſte Wegweiſer hierzu iſt das Zeitungs ⸗Inſerat! CCCCCCCCCc Bekanntmachung Verſteigerung von Holz aus dem Ge— meindewald Am Mittwoch, den 12. ds. Mts. vormittags 10 Uhr werden im Sitzungsſaale des Rathauſes aüs dem Gemeindewald, Dtſtrikt„Wingertbückel und Viehtrieb“ ba 98,2 Rm Kiefernſcheit⸗ und Knüppelholz ſowie 1000 Stangenwellen verſteigert. Viernheim, den 8. Dezember 1934. Bürgermeiſterei Viernheim Bechtel Betr.: S D 2 gebrauchte Herde zu verkaufen. Hdoli- Hitlerstr. 34 S Neuer Rotwein Ltr. 550 Neuer Weigweln Ltr. 650 Apfelwein Ltr. 25% Flaſchen mitbringen Roschauer, Zur Frischen duelle Makulatur 5 zu haben Sei klug im imseriere FViernheimer Anzeiger Vereins⸗Anzeiger Odenwaldklub. Mittwoch, den 12. Dezember abends 8 Uhr Klubabend im Löwen. Auf- ſtellung des Wanderprogramms. Näh. im Klub⸗ abend. Friſch auf! Heil Hitler! ö eine Freude zu ſehen, mit welchem Eifer der Nur 40 Pfg. koſtet nach der neuen Anzeigen ⸗Regelung eine Kleinanzeige in unſerer Zeitung. Wer alſo etwas zu verkaufen hat, kann ſchon für dieſes Geld inſerieren. Der Erfolg einer derartigen Kleinanzeige iſt ebenſo ſicher! Wer dieſes pro⸗ biert, wird unſere Angaben beſtätigt finden. 8 8 Mitglied im Reichs-Tuftſchutzbund Der Vorſtand. Sport und Spiel Viernheim— Seckenheim 621 Ph. Mannheim— Sandhofen 0˙0 abgebroch. Die Tabelle: a 5 Sp. gew. un. Sandhofen 10 Viernheim 11 Ilvesheim 11 Feudenheim 10 Friedrichsfeld 10 Altrip 11 Neulußheim 11 Hockenheim 11 Phönix Mannh. 9 Käfertal 11 20:26 6 Seckenheim 11 15:35 5 Oberhauſen 10 14:40 2 Viernheimer Sportreſultaten Sportvereinigung: Fußball: Viernheim 2.— Seckenheim 2. 3:2 Viernheim Igd.— Käfertal Igd. 2.1 Handball: Viernheim 1.— Seckenheim 1. 10˙11 Viernheim 2.— Seckenheim 2. 1.7 Turnverein: Handball: Käfertal 1.— Viernheim 1. 3.4 Käfertal 2.— Viernheim 2. Handball Die Viernheimer hängen den Alt⸗ meiſter Käfertal mit 4:3 ab Begleitet von einer etwa 100⸗köpfigen Anhängerſchar ſtellten ſich am geſtrigen Sonn tag die Turner-Handballer den Käfertälern zum Kampf. Dieſe Begegnung geſtaltete ſich zu einem ausgeſprochenen Punktekampf und iſt als das härteſte Spiel dieſer Saiſon zu werten. Es war dem Platzbeſitzer alles daran gelegen, den Meiſterſchaftsanwärter unbedingt aus dem Rennen zu werfen. Es iſt ihnen nicht gelungen. Das Spiel begann mit einem Höl— lentempo. In der 5. Minute geht Viernheim in Führung, 3 Minuten ſpäter der 2. Treffer. Käfertal zog nun alle Regiſter ſeines Könnens und kamen zu ihrem 1. Erfolg und ſtellten bis Halbzeit das Reſultat auf 22. Nach Seiten⸗ wechſel zeigte Käfertal den Zuſchauern durch ihr robuſtes Draufgehen einige unſchöne Atrak— tionen, und trotzdem erzielt Viernheim unter toſendem Beifall den Führungstreffer. Ange— feuert von ihren Anhängern gingen die Turner zum Endſport über und ſtellten durch Nummer 4 den Sieg ſicher. Käfertal erzielt noch nach bereits abgelaufener Zeit ein drittes Tor und der Schlupfiff machte dieſem Treffen ein Ende. Viernheim war die techniſch beſſere Mann— ſchaft anzuſehen und hat verdient gewonnen. Die Reſerve(2. M.) rang ihren Gegner mit einem Bombenreſultat von 1:12 nieder und holte ſich ebenfalls die zur Tabellenführung notwendigen Punkte. Vorſchau: kommenden Sonntag erſcheint der Mitkonkurent um die Meiſterſchaft der Reichsbahn Turn u. Sport⸗ verein auf dem Stadion(Lorſcherſtraße) Fußball Auch die Fußballer übernehmen die Tabellen führung! Die 1. Fußballelf der Turner holte ſich in Unter-Flockenbach abenfalls zwei Punkte durch einen 8:2⸗Sieg(Halbzeit 4:0). Viernheimer hatten das Spiel jederzeit in der Hand. Da am geſtrigen Sonntag Jahn Wein— heim gegen Schriesheim 2:4 verlor, hat Viern heim die Tabellenführung übernommen. Glück 2 2 — Tore Pkt. 28:8 17 31:21 16 25:13 15 19:14 14 21:16 13 19:17 11 27:21 10 18:24 10 18:23 7 - D e e S S d o d do o οοσ ο n S A n D= 9 Die auf zur Meiſterſchaft! Das Madchen, das nicht teilen wollte Heute wollen wir die Geſchichte hören von einem jungen, netten Mädchen, das bei aller Neitigkeit nicht recht glücklich V war. Wenn wir die Wahrheit ſagen wollen: das Mädchen war schrecklich verbittert! Ob zu recht oder zu unrecht, und ob . emand überhaupt das Recht hat, ſo verbittert zu ſein, das wollen wir lieber gar nicht unterſuchen/ Jedenfalls, als die Weihnachtszeit herankam, da ſagte ſich unſer liebes, junges Mädchen:„Ich plage mich tagaus, tagein, verdiene mein weniges Geld ſchwer genug, und wer kümmert ſich ſchon um mich! Ich werde den Heiligen Abend für mich ſelber ſo nett wie möglich machen und damit baſta!“/ Geſagt, getan! Ein kleiner Weihnachtsbaum wird geſchmückt, der Tiſch mit den kleinen Schlemmereien nett gedeckt, aber die rechte Weſhnachtsſtimmung will nicht kommen/ Im Gegenteil! Es iſt eigentlich recht öde, und unſerem Mädchen iſt ſo wehleidig ums Herz, daß ſie ſich gar nicht getraut, die Lichter anzuſtecken/ Da klingelt es! Ein Paket für ſie? Ach, welche Freude! Eine Bekannte, der es beſtimmt noch weniger gut geht als ihr, ſchickt da als Weihnachtsgabe ein kleines Geſchenk. Mit einemmal iſt alles verandert. Die ganze Welt ſieht freundlich aus. Läuten da draußen nicht Weihnachtsglocken? Klingen nicht die alten, lieben Lieder plötzlich von irgend⸗ woher?/ Da erkennt unſer junges Mädchen, was ihr bisher gefehlt hat. Weihnachten feiern heißt Freude machen! Schnell packt ſie ihre Sächelchen ein, den Baum nimmt ſie vorſichtig unter den Arm und eilends läuft ſie aus dem Haus, um irgendwo noch ein Geſchäft zu finden, das nicht geſchloſſen iſt/ And als ſie das Geſchenk erſtanden hat, bringt ſie es der neuen Freundin zu⸗ ſammen mit dem Baum und all den Dingen, die ſie ganz allein für ſich haben wollte. Gemeinſam feiern die beiden den Abend, der nun durch gegenſeitiges Freudemachen ein wirklicher Feſtabend geworden iſt, wie er ſo ſchön nur unter dem brennen ⸗ den Weihnachtsbaum gefeiert werden kann 7— das Auslandsdeutſchtum in (Giernbeimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten) eimer Anzeiger Viernheimer Zeitung Erſcheint täglich 140 0b frei ins Haus gebracht. mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis monatl. b— Gratis-⸗Beilagen: wöchentlich den„Illuſtrierten ich di i 10 i jährli den tag“, halbmonatlich die„Heimatblätter“, zweimal jährlich den Fahrplan und Fee der— 1 von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. bei den Boten Verkünd⸗ und Anzeigeblatt für Viernheim ſeit dem Jahr 1883 Fernſprecher 117.— Telegr.: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577. Frankfurt a. M., Verantwortlich für den Anzeigenteil: Joh. Martin, Viernheim. Einzel⸗Verkauf der Zeitung von der Geſchäftsſtelle 5 Pfg., Samstags⸗Ausgabe 10 Pfg. Nr. 286 Auslands deutſche opfern Während ſich im Reiche nach Eröffnung des diesjährigen Winterhilfswerkes durch Adolf Hitler das ganze deutſche Volk dafür einſetzt und ungezählte fleißige Hände be⸗ müht ſind, den Wunſch des Führers,„keiner darf hungern und frieren“, zu eg e Welt nicht müßiggeblieben. Schon im letz⸗ en Winter bewieſen es die aus allen Län⸗ dern der Erde einlaufenden und zum Teil ehr bedeutenden Beträge, daß unſere Volks- genoſſen draußen nicht zurückſtehen wollen. Sie haben es erlebt, wie dieſe gewaltige Hilfsaktion der Heimat ſelbſt dem übelwol⸗ lendſten Ausländer Achtung abnötigte, und ie brachten daher ihre Opfer doppelt freudig. Bei der Durchführung der, vorjährigen Sammelaktion ſtieß man draußen iedoch auf ſehr große Schwierigkeiten. Teilweiſe fehlte es an jeglicher Erfahrung oder an den nöti⸗ gen Unterlagen, um auch jeden Deutſchen zu erfaſſen und ihm die Möglichkeit zu geben, ſich an dem großen Hilfswerk zu beteiligen. Vielfach bedeuteten die Geſetze des Gaſtlan⸗ des oder deſſen politiſche Einſtellung ſchein⸗ bar unüberwindliche Hinderniſſe. Oft gelang es daher nur mit zäheſter und nicht erlah⸗ mender Arbeit ein einigermaßen befriedigen⸗ des Ergebnis zu erzielen. Aber man hat dadurch gelernt und wert⸗ dolle Erfahrungen geſammelt, die in dieſem Winter nutzbar gemacht werden können. Das Winterhilfswerk 1934/35 im Ausland wurde alſo in Bezug auf die Organiſation unter weſentlich günſtigeren Vor⸗ ausſetzungen begonnen. Dies kommt auch dadurch zum Ausdruck, daß ausſchließlich die Gruppen der Auslands⸗Organiſation der NSDAP— Hamburg— mit der Leitung der neuen Aktion betraut wurden. die ihrer⸗ eits wieder ſowohl die Reichsvertretungen. als auch alle örtlichen deutſchen Vereine und Verbände zur Mitarbeit heranziehen. 1 Soweit die Verhältniſſe der einzelnen Län⸗ der dies zulaſſen, iſt nun eine einheitli⸗ che Durchführung der Sammel⸗ aktion unter den Auslandsdeutſchen nach den von der Auslands⸗Organiſation heraus⸗ gegebenen grundſätzlichen Richtlinien mög⸗ ich. Dies bedeutet für die Gruppen draußen eine weſentliche Erleichterung. Andererſeits ermöglichen aber die aus aller Welt nur, bei iner einzigen Stelle eingehenden Berichte nicht nur einen klaren Ueberblick über die ge⸗ leiſtete Arbeit und deren Ergebniſſe, ſondern zuch eine von dieſer Zentrale ausgehende wirkſame Unterſtützung mit Rat und Tat für diejenigen Gruppen, die noch mit ganz be⸗ ſonderen Widerſtänden zu kämpfen haben. Mit großem Eifer und vielen freiwilligen Helfern ſind die Deutſchen im Ausland ans Werk gegangen, um zu zeigen, daß auch ſſe für die notleidenden Volksgenoſſen in der Heimat einſpringen wollen. Täglich treffen in Hamburg und an den Grenzſtationen Kiſten und Pa kete mit Kleidungsſtücken ein, die von den deutſchen Frauen geſammelt und gebrauchs— fertig gemacht wurden. Es iſt vielfach im Reich die Meinung ver⸗ breitet, daß das Auslandsdeutſchtum unter beſſeren Verhältniſſen lebe und daher auch mehr und leichter opfern könne. Dieie An⸗ ſicht iſt heute durchaus falſch. Ueberall dort in der Welt, wo eine größere Anzahl Deut⸗ ſcher lebt, entſtanden ausſchließlich von ihnen ſelbſt unterhalten. Schulen, Hilfsvereine, Fürſorgeſtellen, ja auch Alters- heime und Krankenhäuser uſw. Dieſe für das Deutſchtum im Auslande ſo lebenswichtigen Einrichtungen konnten in den vergangenen Jahren nur mit den allergrößten Opfern eben der Deutſchen draußen gehalten wer⸗ den. Weiter nahm die Verarmung unter den Auslandsdeutſchen beſonders in den letzten beiden Jahren erſchreckend zu. 19 5 Der Auslandsdeutſche hat als Pionier Deutſchlands an vorderſter Front ſtehend einen erbitterten Kampf um die Ehre ſeines Vaterlandes auszufechten. Er hat mit allen Mitteln ſein Deutſchtum in fremder Umwelt zu behaupten und ſich schützend und helfend vor dieſenigen zu ſtellen, die in ihrem harten Kampf um die Exiſteng unterlagen, Der Auslandsdeutſche iſt aber auch zur Stelle, wenn es 1 8 den novtleidenden Volks⸗ Dienstag, den 11. Dezember 1934 Genf, 11. Dezember. Im Laufe der Zeit hat eine Reihe von Beſprechungen ſtattgefunden. So hat Eden mit Aloiſi und den Ungarn und ſpäter mit Laval geſprochen. Laval hat ſich daraufhin mit den Außenminiſtern der Kleinen En⸗ tente in Verbindung geſetzt. Später trafen dann noch Aloiſi und Laval zuſammen. Es geht dabei immer wieder um die Forme l, durch die der Rat den ungariſch⸗ſüdſla⸗ wiſchen Streit beilegen wird. Wie man hört, ſind franzöſiſcherſeits dafür drei Punkte vorgeſchlagen worden: 1. die Errichtung eines internationalen Gerichtshofes gegen den Terrorismus, 5 2. eine Stellungnahme unter Hinweis auf Artikel 10 der Völkerbundsſatzung, der be⸗ kanntlich von der Unverletzlichkeit der Gren— zen handelt, 3. ein Verfahren, das von Ungarn gegen die Schuldigen eingeleitet werden ſoll. Dieſe Formel hat aber noch keine Annah⸗ me gefunden. Wie man hört, gehen vor allem. die Jorderungen Südfſlawiens weiter. Jeftitſch ſoll Laval ſogar mit dem Austritt ſeines Landes aus dem Völkerbund gedroht haben für den Fall, daß ſeinem Lande nicht die geforderte Genugtuung zu— teil werde. Die Kleine Enkente 0 oll ſogar vom Abbruch der diplomatiſchen wage zu Ungarn geſprochen haben. Man hört auf der anderen Seite. daß die Ungarn ſehr entgegenkommend ſeien. aber ſelbſtverſtändlich nicht über Punkte ſprechen könnten, die die Ehre ihres Landes berühr⸗ ten oder aber eine grundſätzliche Stellung⸗ nahme gegen die Reviſionsidee in ſich ſchlöſ⸗ ſen. 0 Insbeſondere weigere ſich Ungarn, irgend etwas zu kun, was die Anwendung des Re⸗ viſionsarlikels des Völkerbundsvertrages unmöglich machen würde. Die Vorſchläge Lavals je aus franzöſiſcher Quelle verlautet, b ee er Laval ſeine Vorſchläge eines internationalen Abkommens zur Be— kämpfung des internationalen Terrors den unmittelbar intereſſierten Stellen unterbrei⸗ tet. Das Kernſtück der Vorſchläge iſt die Bildung eines interna tionalen G 5 richtshofes, vor dem Verbrechen und Anſchläge mit politiſchem Hintergrund ge— gen Perſonen, Gebäude uſw. abgeurteilt werden ſollen. Auch der Beſitz von Spreng⸗ ſtoffen zu politiſchen Anſchlägen, die egrde ganda für derartige Verbrechen und jede internationale Verſchwörung mit qleichem Ziel ſollen gegebenenfalls vor dieſen Ge⸗ richtshof kommen. Der Gerichtshof ſelber würde nicht ſtändig tagen, ſondern ähnlich wie der Völkerbundsrat nur von Fall zu Fall zuſammenberufen werden. Er ſoll das Recht haben, Strafen auszuſprechen und 2 gleich das Land beſtimmen, das die oll⸗ ſtreckung zu übernehmen hätte. Außerdem iſt ein Austauſch von Dokumenten, und die Auslieferung von Vrebrechern an dieſen Ge⸗ richtshof vorgeſehen. Das Begnadigungs⸗ recht würde dem Völkerbundsrat zuſtehen. Ob der Marſeiller Königsmord ſelbſt noch vor dieſen Gerichtshof gelangt, erſcheint allerdings zweifelhaft, gilt aber nicht als völlig ausgeſchloſſen. Die Saarpolizeitruppe Vorausſichtlich 3500 Mann. Genf, 11. Dezember. Wie von italieniſcher Seite verlautet it der Vorſchlag gemacht worden, die Zahl der für das Saargebiet beſtimmten Truppenab⸗ teilungen auf 3500 Mann feſtzuſetzen, näm⸗ N i in Opfer zu brin⸗ ac 5 9 e 10 1— 5 1500 Engländer und Italiener und 1.200 Holländer und Schweden. (Viernheimer Bürger-Ztg.— Viernh. Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die 12geſpaltene Millimeter⸗Zeile 2 Pfennig, Reklame 9 Pfennig, bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor— mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäſtsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen-Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt. 5 Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Geſchäftsſtelle: Adolf Hitlerſtr. 36, Schriftleitung, Druck u. Verlag: J. Martin, Viernheim ————— Meldungen aus London zufolge wer⸗ den vorausſichtlich zwei Bataillone britiſcher Infanterie und eine Abteilung Panzerwa⸗ gen nach dem Saargebiet geſchickt werden. Es verlautet, daß das italieniſche Kontin— gent ebenfalls von Panzerwagen begleitet ſein wird. Flugzeuge werden nicht entſandt werden. Nach Berichten aus Amſterdam zollen ſich die Niederlande grundſätzlich für die Beteiligung an der internatignalen Saar⸗ truppe ausſprechen. Man denke an die Ent⸗ ſendung von Marineinfanterie Die ſchwediſche Regierung hat be⸗ ſchloſſen, die Anfrage aus Genf über die Entſendung einer ſchwediſchen Polizeitruppe nach dem Saargebiet bejahend zu beant⸗ worten. Die ſchwediſche Truppe wird 250 Mann ſtark ſein und aus Freiwilligen zu⸗ ſammengeſtellt. Die Truppe wird nicht zum —.——— Eine schwierige Aufgabe Genugtuung für Südſlawien, 1 Einigungsformel— Laval ſchläg gewöhnlichen Polizeidienſt verwendet, ſon⸗ dern ſoll nur im Falle von Unruhen einge- ſetzt werden. Die Nichtbeteiligung der schweiz Bern, 11. Dez. Der Schweizeriſche Bun⸗ desrat veröffentlicht über ſeinen Beſchluß, ſich nicht an der Entſendung von Truppen Berlin, 11. Dezember. In der St.Hedwigs⸗Kathedrale fand ein feierliches Requiem für terie a. D. von Ne eter des Führers und 5 Rahn Riel wehr ier Generaloberſt von Blomberg an der Trauerfeier teil. Er überbrachte auch einen prächtigen Kranz. Der Chef der Heeresleitung, General Frei herr von Fritſch, legte für die Wehrmacht einen Kranz nieder. An der Spitze der zahl⸗ reich erſchienenen Generäle des früheren Heeres ſah man Generalfeldmarſchall von Mackenſen. Unter den trauernden Familien⸗ mitgliedern bemerkte man den ars ſohn des Verſtorbenen, den Reichsverkebrs⸗ miniſter Eltz⸗Rübenach. Auch Reichsaußen⸗ ſtatt. Als Ver⸗ Berlin, 11. Dezember. je jahreszeitlich bedingten Entlaſſungen au 0 Außenberufen beſtimmten die Ent⸗ wicklung der Arbeitsloſigkeit im November. Die Zahl der Arbeitsloſen ſtieg, wie die Reichsanſtalt für Arbeitsvermittlung 900 Arbeitloſenverſicherung berichtet, um 86 0 auf 2 354 000. f band del ach dem hohen Beſchä tigungsſtand de 945 Wange und die Bauſtoffinduſtrie ſchon ſeit dem Frühjahr d. J. erreicht hat⸗ ten, und nach der ſtarken Bindung von Ar⸗ beitskräften in der Landwirtſchaft mußten die Entlaſſungen aus den Außzenberufen mit der Verengung der Arbeitsmöalichkeiten im Freien einen gewiſſen Umfang anneh' men. Unter den konjunkturellen Berufs⸗ gruppen haben infolge beendigten Saiſon⸗ geſchäfts nur das Bekleidungsgewerbe, das Gaſt⸗ und Schankwirtſchaftsgewerbe, das olz⸗(A und Schnitzſtoffgewerbe und die . 0 der ungelernten Arbeiter in Ar⸗ beitsloſen zugenommen. Dagegen haben die Eiſen⸗ und Metallinduſtrie, der Berg ⸗ bau, das Vervielfältigungsgewerbe, das Verkehrsgewerbe und die häuslichen Dienſte weiter eine erhebliche Abnahme der Arbeits⸗ loſigkeit zu verzeichnen. 8 General der Infan- ö ö Reichskanzlers 0 f Hochaltar wurde der Sarg auf eine 51. Jahrgang aber keine Demütigung Angarns— Man ſucht eine t einen internationalen Gerichtshof vor ins Saargebiet zu beteiligen, folgende Mit⸗ teilung:„Der Bundesrat konnte aus Erwä⸗ gungen, die ſich aus den verfaſſungsmäßi⸗ gen Grundſätzen des Landes ergeben, auf den Gedanken der Entſendung eines Mili⸗ tärkontingents in das Saargebiet nicht ein⸗ gehen. Was die Hinzuziehung von Polizei⸗ kräften anlangt, ſo wäre eine ſolche Löſung in einem Lande wie der Schweiz. wo das Polizeiweſen der Zuſtändigkeit von 25 Kan⸗ tonen unterliegt, praktiſch undurchführbar. Bundesrat Motta hat dem britiſchen Ge⸗ ſondten in Bern die Gründe auseinander⸗ geſetzt, die den Bundesrat nötigten, bei aller Anerkennung des Vorgehens der britiſchen Regierung im Intereſſe der Erhaltung des Friedens den Vorſchlag abzulehnen. Prag tritt dem Oſtpalt bei Paris, 11. Dez. Wie Havas aus Genf meldet, iſt die tſchechoſlowakiſche Regierung dem franzöſiſch-ſowſetruſſiſchen g Protokoll vom 5. Dezember, durch das die in Frage kommenden Regierungen ſich verpflichten. kein politiſches Abkommen mit einer driften Macht während der Oſtpaktverhandlungen abzuſchließen, beigetreten iſt. — General v. Hutiers Trauerfeier in der 5t. Hedwigs⸗Kathedrale— Überführung nach Darmſtadt letzte Fahrt von Neurath war anweſend. Das feierliche Seelenamt zelebrierte der Dom⸗ pfarrer, Domkapitular Liſtenbera. Die Trauerrede hielt der langjährige Freund des Verſtorbenen, Jeſuitenpater Lehmann. Im Mittelgang der Kirche war vor dem der Sarg aufgebahrt, an dem Offiziere der Reichswehr die Ehrenwache hielten. Reichswehr ſowie Knaben und Mädchen der Sportvereinigung des Deut— ſchen Oifiziersbundes, den der Verſtorbene erneut aufgebaut hatte, bildeten im Mittel⸗ gang Spalier. Nach dem Gottesdienſt wur Lafette gehoben und das Wachregiment erwies dem Toten die letzte Ehre. Die Beiſetzung Hutiers fin⸗ det in Darmſtadt ſtatt, wo bereits ſeine Gattin ihre letzte Ruheſtätte gefunden hat. miniſter Der Veſchäftigungsſtand Jahreszeitlich bedingte Entlaſſungen in den Außenberufen Von den Unterſtützungseinrichtungen har in der Hauptſache die Arbeitsloſenverſiche⸗ rung den Zugang an Arbeitsloſen aufgefan⸗ gen. Die Kriſenfürſorge hatte nur einen ge⸗ ringen Zugang, die öffentliche Fürſorge eine weitere Abnahme an Unterſtützungs⸗ empfängern. In den Unterſtützungseinrich⸗ tungen der Reichsanſtalt wurden insgeſamt 1126 000 Unterſtützungsempfänger gezählt und in der öffentlichen Fürſorge ſtanden am 30. November 1934 627 000 Arbeitsloſe. Die Zahl der Notſtandsarbeiter. deren Beſchäftigung bekanntlich ſeit Anfang Oktober finanziell erleichtert worden iſt, iſt im Berichtsmonat erſtmals wieder geſtie⸗ gen, und zwar waren Ende November rund 962000 Notſtandsarbeiter oder 16 000 mehr als im Vormonat beſchäftigt. a i Hierzu wird noch folgendes mitgeteilt: Obwohl der ſaiſonmäßige Umſchwung in der Arbeitsloſenzahl in dieſem Jahre mit dem November, alſo einen Monat früber als im Vorfahr einſetzte, liegt dieſer Zeitpunkt noch erheblich ſpäter als in den günſtigen Kon⸗ junkturſahven 1928 und 1929. wo der Um⸗ ſchwung bereits im Frühherbſt(September bzw. Oktober) eintrat und bis Ende Novem⸗ ber ſchon ein Ausmaß von weit über einer halben Million erreicht hatte. Pw——V—V—T—TVTTTTTTTTTT FEEFFTCTTPTCTCTCTCTCT„VTT In kurzen Worten Infolge der jahreszeitlich bedingten Ent⸗ laſſungen aus den Außenberufen ſtieg die Zahl der Arbeitsloſen im Monat November um 86 000 auf 2 354 000. In der St. Hedwigs⸗Kathedrale in Berlin fand ein feierliches Requiem für den ver⸗ ſtorbenen General der Infanterie a. D. von Hutier ſtatt Die Beſprechungen über die Beilegung des ungariſch⸗ſüdſlawiſchen Streites wurden in Genf fortgeſetzt Aus dem Wöllersdorfer Konzentrations— lager ſollen 2500 Nationalſozialiſten ent— laſſen worden ſein. Dem Präſidenten der Abrüſtungskonfe— renz, Henderſon, wurde der Friedensnobel— preis für das Jahr 1934 verliehen. An Sammler und Spender Dankaufruf des Reichsminiſters Göbbels. Berlin, 11. Dezember. Reichsminiſter Dr. Göbbels dankt den Sammlern und Spendern des Tages der nationalen Solidarität mit folgendem Auf— cuf: „Im Auftrage des Führers danke ich allen, die als Sammler oder Spender am Tage der nationalen Solidarität mitgewirkt haben und damit halfen, ihn zu einem wirk— lichen Akt tatgewordener Volksgemeinſchaft zu geſtalten. Die unzähligen Männer und Frauen des öffentlichen Lebens. die ſich durch ihr perſönliches Beiſpiel in die Front des Heeres der unbekannten Sommler ſtell— ten. haben mit tiefer Befriedigung die in— nere Verbundenheit des deutſchen Volkes mit ſeinen ſozialiſtiſchen Aufgaben feſtſtellen können und gewiß aufs neue höchſte Achtung und größte Liebe gerade zum armen und vielfach noch notleidenden Teil der Nation empfunden, der ſich am Samstas in Begei— ſterung für das neue Reich und in Hilfs- bereitſchaft für die ſozial Bedrängten ge⸗ radezu übertraf. Der Welt aber haben wir alle. Sammler und Spender, ein leuchtendes Beiſpiel unſe— rer inneren Geſchloſſenhe'!! und nationalen Solidarität gegeben, und damit einen blo— ßen Sammeltag zu einem wahren Feſt-⸗ und Freudetag des ganzen deutſchen Volkes ge— macht.“ Treue der Saardeutſchen Maſſenkundgebung der Deukſchen Fronk. Saarbrücken 11. Dezember. Das Saargebiet ſtanz im Zeichen der großen Maſſenkundgebungen der Deutſchen Front vor Beginn des Weihnachtsfriedens. den die Deutſche Front angeſichts ihrer ſtar— ken und unerſchütterlichen Stellung ſchon jetzt verkünden kann. Ohne jede öffentliche Ankündigung fanden an 150 Orten des Saargebietes Verſammlungen ſtatt. die un⸗ geheure Beſucherzahlen aufwieſen. Nach einem großen Amtswalterappell fand in dem Rieſenzelt vor den Toren Saarbrük⸗ kens erneut eine große Kundgebung ſtatt. Der 40000 Menſchen faſſende Verſamm⸗ lungsraum war ſchon eine Stunde vor Be⸗ ginn überfüllt. Der ſtellvertretende Landes⸗ leiter der Deutſchen Front. Nietmann. ſkiz⸗ zierte die Zuſammenhänge der Saarpolitik während der letzten 15 Jahre, um ſich ſo⸗ dann eingehend mit der in Genf und Rom geſchaffenen Lage ſowie mit verſchiedenen Ereigniſſen der letzten Zeit zu befaſſen. Möge die Welt und vor allem Frankreich, ſo führte der Redner u. a. aus. in den 15 Jahren bitterer ſeeliſcher Not und ungeheu— ren materiellen Elends ebenfalls eingeſehen haben, daß die Methoden der Vergangenheit niemals zum Ziele führen können. Die ein⸗ gehende Auseinanderſetzung mit gewiſſen Propagandamethoden im Saargebiet ſchloß mit dem Hinweis auf die erwieſene Tat⸗ ſache. daß die franzöſiſche Bergwerksdirek⸗ tion eine Propagandaſtelle unterhalte, wo⸗ mit ſich die Behauptung der Deutſchen Front als hundertprozentig richtig erweiſe. Für den Vetriebsappell Ein Aufruf Dr. Leys. Berlin, 11. Dezember. Reichsorganiſationsleiter Dr. Ley hat einen Aufruf erlaſſen, in dem es u. a. heißt: Soldaten der Arbeit! Der Erfolg allein iſt der Beweis für die Richtigkeit einer Theorie. Die NSDAP hat in ihrer Gemeinſchaftsform, in der der Ar⸗ beiter neben dem Studenten. der Bauer neben dem Bürger zuſammengeſchweißt iſt, über alle anderen Parteien und Organiſa⸗ tionen, über den Weimarer Staat und ſeine Machtmittel, über den Kapitalismus und ſeine Herrſchaftsgelüſte geſiegt. So haben denn auch wir in der Deutſchen Arbeits⸗ front das Vorbild dieſer Bewegung zu dem unſrigen gemacht. Wir wollen die Ge⸗ meinſchaft, das iſt oberſtes Geſetz für all unſer Handeln und Tun. Allein wir predigen ſie nicht nur, ſondern wir wol⸗ len ſie käglich in der Arbeitsfront exerzie⸗ ren und üben. Deshalb ſtellen wir folgende Forderungen an eine wahrhaft nationalſozialiſtiſche Ge⸗ meinſchaft: 1. Die Gemeinſch ft iſt nicht ein Kollektiv, ein zuſammengewürfelter Haufen von Men⸗ Dis ziplin, ausgedrückt griffe„Führer“ und„Gefolgſchaft“. 3. Jeder muß wiſſen, daß er nur ſoviel von der Gemeinſchaft verlangen kann, als er bereit iſt, der Gemeinſchaft zu geben. 4. Die Gemeinſchaft wird erſt dann zu einer Kampfgemeinſchaft. wenn ſie auf ihr Ziel marſchiert. Deshalb müſſen wir ver⸗ langen, daß feder, der in Deutſchland Arbeit und Brot haben will, an dem Auf⸗ bau dieſes Deutſchlands teilnehmen muß. 5. Damit die Gemeinſchaft den Kampf mit dem Schickſal beſtehen kann, muß ſie zur Höchſtleiſtung erzogen werden, das heißt, daß jeder Einzelne in dieſer Gemein⸗ ſchaft zur höchſten Leiſtung angeſpannt wird. Anſer Vorbild iſt der Soldat. Dieſer Auffaſſung dienen auch alle Ein⸗ richtungen, die wir in der Arbeitsfront ge⸗ bildet haben. Wir gehen in die Be⸗ riebe, um dem Gemeinſchaftsgedanken Eingang zu verſchaffen. Dieſe Arbeit zu ver⸗ tiefen, gehen wir jetzt einen Schritt weiter. Eine ganz neuartige Werbung ſetzt ein: der Bekriebsappell. Wir wollen da⸗ mit erreichen, daß dem Betriebsführer wie ſeinem Gefolgsmann Gelegenheit gegeben wird, ſich im Betrieb Aug' in Auge zu ſchauen, um alsdann die Sorgen des Be⸗ kriebes gemeinſam zu kragen. Aus meinen Erfahrungen, die ich aus den bisher abgehaltenen Vetriebsappellen ge— ſammelt habe, kann ich nur beſtätigen, daß ſowohl Arbeiter wie Unternehmer, die an einem ſolchen Appell teilnehmen konnten, unendlich beglückt waren. und daß mir viele Unternehmer bereits heute erklä— ren, daß ſie ohne dieſen Appell gar nicht iehr auskommen können. Ein Wirtſchaftsführer, und zwar von einer Weltfirma, teilt mir mit, daß ſie durch die Betriebsappelle eine derartige Lei— ſtungsſteigerung erreicht habe, daß ſie in der Lage ſei, jede Konkurrenz zu ſchlagen. Anregungen Ich möchte hier einige wenige Anregun— gen geben, die ich aus meiner Beſich⸗ tigungsreiſe gewonnen habe. 1. Bei Kleinbetrieben, wo der Un⸗ ternehmer ſowieſo täglich im Betrieb iſt und jeden Einzelnen genau kennt. wird ſich ein Betriebsappell überhaupt erübri⸗ gen. Hier iſt auch natürlich eine Kontroll⸗ uhr überflüſſig. 2. Bei Mittel⸗ und Großbetrie⸗ ben empfehle ich zu verſuchen, mindeſtens monatlich einmal zuſammenzukommen. und zwar am beſten zu Beginn der Arbeitszeit. In Großbetrieben wird es ſich empfehlen, ſich zu dieſem Appell einer Lautſproch⸗ An lage zu bedienen. Die Belegſchaft ſtellt ſich in ihren einzelnen Abteilungen und Werkſtätten auf, und der jeweilige Be— triebsführer nimmt die Meldung entgegen. Der Wirtſchaftsführer wird die Sorgen. den Geſchäftsaana. den Beſchäf⸗ tigungsgrad uſw., ales was den Betrieb angeht, der Belegſchaft dartun, um die Ge⸗ folgſchaft an ſeinen Arbeiten teilnehmen zu laſſen. Wenn möglich, iſt es wünſchenswert, daß bei dieſen Monatsappellen auch ein Amtswalter der DA kurz und klar einige weltanſchauliche Ausführungen macht. Dort wird auch die Frage geſtellt werden: Hat jemand noch Forderungen an den Betrieb? Dort, wo man ſchon mehr Erfahrung mit Betriebsappellen hat, empfiehlt es ſich, all⸗ wöchentlich einen Appell abzuhalten. Und wenn gar ein Betrieb ſchon ſoweit iſt, täglich einen Morgen- und Schlußappell durchzuführen, iſt das natürlich außerordent— lich zu begrüßen und als Vorbild zu emp— fehlen. N Keine nberſtürzung, aber guter Wille! Ich verlange nicht, was unmöglich iſt. Ick will auch, daß gerade auf dieſem Gebie! keine Ueberſtürzungen vorgenommen wer⸗— den, da mir, wir ſchon oben geſagt, die Schwierigkeiten bekannt ſind. Ich verlange, aber, daß man Verſtändnis und zahn mindeſten den guten Willen zeigt, und daß man nicht im voraus etwas ab- lehnt, was man noch garnicht probiert hat. Wir haben bewieſen durch die Organiſation der Arbeitsfront und durch den Aufbau des Werkes der nationalſozialiſtiſchen Gemein- ſchaft„Kraft durch Freude“, daß unſere vie⸗ lerorks verlachkte und verhöhnte Romantik höchſte Realität war. Und dieſer Beweis, der ſich in der Zufriedenheit der deulſchen Ar⸗ beikerſchaft ausdrückt, ſoll jedem ſagen, auch unſeren Gegnern, daß unſer Wollen zum mindeſtens ernſtgenommen werden muß. Scharfe Sprache Aitulescus 1 Kurz vor 4 Uhr trat der Rat zur Tagung über die ſüdſlawiſch⸗ungariſche Streitfrage uſammen. Das Wort erhielt der rumäniſche Außenminiſter Titulescu. Nach der ganzen Ark und dem Tempera- ment dieſes Redners war mit ſcharfen An⸗ griffen gegen Angarn zu rechnen. Tatſäch⸗ lich hat Tilulescu dieſe Erwarkungen ver⸗ ſchiedenklich durch die Schärfe ſeiner Worte und Geſten noch übertroffen. Durch die Klage Südflawiens werde Un⸗ garns Ehre keinen Augenblick beeinträch⸗ tigt. Hätte Ungarn freiwillig ſeine Mit⸗ arbeit bei der Aufklärung des Verbrechens ſchen, ſondern ſie iſt ausgerehtet, jeder hat ſeinen Platz. eee N. angeboten, dann wäre dank der Mäßigung 2. Operſtes Geſetz der Gemeinſchaft iſt die durch die Be⸗ den die ö Südſlawiens dieſe Frage verhältnismäßig eicht zu ſchlichten geweſen. Titulescu ging lagen ein. Mit großer zen den Vorwurf der ungariſchen Denkſchrift zaß es ſich um ein Propagandama⸗ löver der Kleinen Entente han⸗ ele. Ungarn hätte beſſer getan, wenn es die Mißgriffe ſeiner Verwaltung freimütig ein⸗ zeräumt und die Beſtrafung der Schuldi⸗ zen zugeſagt hätte. Zuletzt ſprach Titulescu über die unga⸗ kiſche Reviſions forderung. Damit cufe man dem ſüdſlawiſchen Volk zu:„Nach Eurem König werdet Ihr auch noch Eure Grenzen verlieren!“ Nur eine minimale Zahl von Leuten ſei mit den heutigen Gren⸗ zen unzufrieden. r Reviſionsartikel 19 des Völkerbunds. paktes könne nur mit Juſtimmung aller Be⸗ teiligten wirkſam werden. Ungarn wiſſe aber, daß die Kleine Enkenke dieſe Zuſtim⸗ mung nicht geben werde. Deswegen ſei es keine friedliche Politik, bei der Reviſionsfor⸗ derung zu verharren, ſondern ein Werk des Krieges. Ganz zum Schluß wurde Titulescu dann etwas milder. Er ſtellte keine konkre— ten Forderungen, ſondern verlangte nur ganz allgemein, daß Südflawien die ihm zu⸗ kommende Genugtuung erhalte, worunter er, nach ſeiner Rede zu ſchließen, wohl vor allem die Beſtrafung gewiſſer Beamten in Ungarn zu verſtehen ſchien. Auch Beneſch gegen Neviſion Nach Titulescu ſprach der tſchechiſche Außenminiſter Beneſch. In längeren Aus⸗ führungen ſuchte er nachzuweiſen, daß ſein Land ſich gegenüber den ukrainiſchen Emi⸗ granten korrekt verhalten habe. Wie vor ihm Titulescu machte dann Beneſch Front gegen den Reviſionismus. Auch er glaube, daß man zwiſchen Reviſionismus und Terrorismus keine ſcharfe Grenzen zie— hen könne. In dieſem Zuſammenhang wandte ſich Beneſch auch in vorſichtiger Weiſe gegen den Vertreter Ita⸗ liens, Baron Aloiſi. Er unterſtrich das Wort Lavals, daß, wer einen Grenzſtein verſetze, ein Friedensſtörer ſei. Im ganzen machte aber Beneſchs Rede den Eindruck, als ob die Kleine Enkente nicht mehr auf ihren ſchärfſten Forderungen be⸗ ſtehe. Auch er beſchuldigte nicht mehr die ungariſche Regierung der Mitlwiſſerſchaft, ſondern ſprach nur von»gewiſſen ungari⸗ ſchen Behörden, die zur Verankworkung ge- zogen werden müßzken. Jeftiſſchs Anklage Als dritter Redner nahm der ſüdſlawi⸗ ſche Außenminiſter Jeftitſch das Wort. Er erklärte, die Verteidigung durch die ungari⸗ ſche Delegation entbehre aller Beweiſe und Argumente. Er könne ſagen, daß ſeine Re⸗ gierung niemals den Gedanken gehabt habe, die Handlungen gewiſſer ungariſcher Be⸗ hörden mit dem Gefühl für Gerechtigkeit und Ehre gleichzuſtellen, von dem das ungariſche Volk erfüllt ſei. Er vermiſſe alle tatſächlichen Angaben über wirkſame Maßnah⸗ men der ungariſchen Behörden gegenüber den kroatiſchen Emigranten. Jedesmal, wenn die ſüdſlawiſche Regierung die ungariſchen Behörden über die Tätigkeit eines Terro⸗ riſten auf ungariſchem Voden unterrichtet und deſſen Verhaftung oder Auslieferung gefordert habe, ſei dieſer Terroriſt wenige Tage vor dem Eingreifen Südſlawiens ver⸗ ſchwunden. Jeftitſch ſprach dann von den drei Terroriſten, die nach Auflöſung des Lagers von Janka Puſzta ungariſchen Boden verlaſſen haben und ſpäter beim Kö⸗ nigsmord beteiligt waren. Clemens Krauß nach Berlin berufen. Berlin, 11. Dez. Für den freigewordenen Poſten des Operndirektors an der Berli— ner Staatsoper hat Miniſterpräſident Gö⸗ ring den Operndirektor der Wiener Staats⸗ oper Clemens Krauß berufen Gemeindewahlen in der Tſchechoſlowakei. In einer Anzahl kleinerer deutſcher und tſchechiſcher Orte in der Tſchechoſlowakei fan⸗ den Gemeindewahlen ſtatt. Die bedeutſam⸗ ſte Tatſache iſt die ſchwere Wahlniederlage, die die Kommuniſten ſowohl in den deut⸗ ſchen wie in den tſchechiſchen Gemeinden zu verzeichnen haben. Große Wahlerfolge er⸗ zielte in einigen Gegenden die tſchechiſche Nationale Oppoſition. Tolle Juſtände Korruption im Sowfel- Paradies. Moskau, 11. Dezember. Wie amtlich mitgeteilt wird, wurden im unteren Wolgagebiet neue große Unter⸗ ſchlagungen aufgedeckt. Von den abgeliefer⸗ ten Lebensmitteln ſind von ſowfetruſſiſchen Beamten große Warenmengen teils perſön⸗ lich verbraucht, teils weiterverkauft worden. Viele bei der Staatsanwaltſchaft in Saratow eingelaufenen Anzeigen blieben unerledigt, da mehrere Beamte dieſer Behörde ſelbſt Nutznießer der Unterſchlagungen waren. Juſtizkommiſſar Kyrlenko hat nun draht⸗ lich angeordnei, daß eine Reihe von Juſtiz. beamten, darunter Richter und Staatsan- wälte in Haft zu nehmen ſeien. Ferner wur⸗ mien. denen die Verteilung der Lebensmittel oblag, Darteimii⸗ hann im einzelnen auf eine Reihe von An⸗ 0 55 Leidenſchaftlichkeit wandte ich der rumäniſche Außenminiſter dann ge⸗ telligt hatten, wurde 1990 115 ndel 1270 „ klärt und ve Verbrecherterror ö Scharfe Abwehrmaßnahmen. Waſhington, 11. Dezember. Der Kampf, den die amerikaniſche Regie⸗ rung mit der Ausrottung der führenden Gangſter gegen das Verbrechertum einge⸗ leitet hat, ſoll jetzt zu einer umfaſſenden Bewegung ausgebaut werden 600 Sachver⸗ ſtändige ſind aus allen Teilen des Landes in Waſhington zuſammengekommen. um die Richtlinien für die Bekämpfung der Verbre⸗ cher feſtzulegen. Präſident Rooſevelt eröffnete die erſte Sitzung mit einer An⸗ ſprache, in der er die Verluſte, die alljährlich durch Verbrecher in den Vereinigten Staa⸗ ten verurſacht werden, auf 12 Milliarden Dollar ſchätzte. Allein durch bekrügeriſche Spielverluſte wurden gegen 8 Millionen Dollar im Jahre verloren. 40 reiche Familien in Chicago mußten ſich durch beſondere Schutzwachen gegen die Entführung von Familienmit⸗ gliedern ſichern. Andere hätten ihre Kinder in den letzten Wochen nach Europa ge⸗ ſchickt, um ſie vor Ueberfällen zu ſchützen. Bei neuen Razzien nach Rauſchgifthänd⸗ lern ſeien weitere 200 Verhaftungen erfolgt. Der Goldſchatz der Bettlerin Rieſenvermögen durch Bektelei gehamſtert. Warſchau, 11. Dezember. Einen Goldſchatz im Gewicht von mehr als 100 Pfund Schwere, der durchweg aus Goldmünzen beſteht, hatte die 84 Jahre alte Witwe Katharina Knauer in Poſen, die ſich durch Bettelei er⸗ nährte, in ihrer Wohnung angehäuft. 70 Jahre ihres Lebens bewohnte ſie ein Zimmer in einem Hauſe, das direkt der Ka⸗ thedrale gegenüberliegt. Bei einer Durchſu⸗ chung des Hauſes war die Polizei auf den merkwürdigen Goldfund, den die alte Frau ſeit ihrer Mädchenſahre angeſammelt hatte, geſtoßen. Die Polizeibeamten veranlaßzten die Greiſin, den gehamſterten Schatz zur Bank zu bringen, wo er hinterlegt wurde. Daraufhin wurde die Wohnungsinhaberin einem Alkersheim überwieſen. Letzte Nachrichten 312 Stundenkilometer! Caracciolas neue Rekordfahrk. Berlin, 11. Dezember. Caracciola hal ſeine kürzlich abgebroche⸗ nen Welkrekordverſuche auf der Avus wie⸗ der aufgenommen. Dabei konnte er mik ſei⸗ ner Renn-Limouſine über 5 km mit fliegen dem Skart den bisherigen Rekord des Ame⸗ rikaners Hartz von 234,846 Stokm auf 311,96 Sktdkm verbeſſern. Für einen Kilo- meter brauchte er ſogar nur ein Stunden- miktel von 315,789 km bei dieſer Fahrt. Vor dieſer Rekordfahrt hatte Caracciola einen Verſuch über lange Strecken gemacht. Dabei hatte er vielleicht das größte Glück ſeines Lebens. denn bei 320 Stdkm platzte ein Rei⸗ fen, ſo daß die Gummiſtücke wild durch die Luft wirbelten. Glücklicherweiſe war es ein Reifen des rechten Hinterrades. Caracciole konnte den Wagen auf der Strecke halten und nach 2 km zum Stehen bringen. Bei einem Schaden an den Reifen der Vorder räder wäre dieſer Zwiſchenfall wohl kaun ſo glücklich abgelaufen. Der Rekord von 311,96 Stoͤkm iſt ein in. ternationaler Klaſſerekord. Den abſoluten Weltrekord hält immer noch der Engländer Campbell mit 414 Stdbm. 55⸗Mann überfahren und getöte⸗ Eſſen, 11. Dezember. Der 26 jährige 88 Mann Bruno Harz heim aus Eſſen wurde auf der Verhandſtraßz in der Nähe der neuen Polizeiunterkunf von einem Perſonenkraftwagen angefahren und getötet. Der rückſichtsloſe Kraftwagen. führer fuhr, ohne ſich um den Verunglückter zu kümmern, mit abgeblendetem Licht da⸗ von. g Külte in U 15 Todesopfer. Neuyork, 11. Dezember. Ungewöhnliche Kälte herrſcht im Oſter der Vereinigten Staaten vom Seengebie bis nach Florida. Zahlreiche Menſchen ſind erfroren. In Neuyork wurden am Sonntag 12 Grad Celſius unter Null vom Thermome⸗ ter abgeleſen. Vom Atlantik werden ſchwere Stürme gemeldet. Alle Dampfer, die in der nächſten Tagen in Neuyork erwartet wer,. den, müſſen mit Verſpätungen 2 Stunden rechnen. e e alieder. die iich an den Linferſchlaaungen be⸗ . aßzebn g. e . 1 0 150 Das Geſpenſt in der Küche Die Senſation von Saragoſſa.— Selbſt die hohe Obrigkeit iſt ratlos. Dieſer Tage brachte Mirbachs Telegraphi⸗ ſches Büro eine Meldung aus Spanien, die o phäntaſtiſch klang, daß wir die Veröffent⸗ chung lieber etwas zurückſtellten. Man läßt ich doch nicht gern von ſeinen aufgeklärten Leſern auslachen. Und es kann ja auch ein⸗ mal einer bewährten Nachrichtenquelle ein Heines Verſehen unterlaufen. Daß es gele⸗ gentlich irgendwo ſo ein bißchen ſpukt, das will man ſchon gelten laſſen. So iſt es 2 za eine ausgemachte Sache, daß um Weih⸗ nachten herum 3. B. in engliſchen alten öſſern allerhand Spuk zu Gange iſt, und die engliſchen Witzblätter haben um dieſe Zeit alles mögliche Neue und Alte über das weihnachtliche Treiben der traditionellen Schloßgeſpenſter zu berichten. Noch berühm⸗ ter ſind die mannigfachen Spukſtätten, die es auf einigen Mittelmeerinſeln gibt. Die be⸗ ſagte Meldung aus Spanien, die über einen Spuk in einem Mietshaus in Saragoſſa be⸗ richtete und zunächſt unſere verſtändlichen Bedenken erregte, wird nun von anderer Seite als zutreffend beſtätigt, die ſpaniſche Preſſe beſchäftigt ſich eingehend mit 1 dem merkwürdigen Phänomen und die„Frank⸗ furter Zeitung“ läßt ſich von ihrem Korre⸗ ſpondenten aus Madrid einen eingehenden Bericht über die rätſelhafte Angelegenheit er⸗ ſtatten. Darin wird die genaue Adreſſe des Spukhauſes— Gasconſtraße 2 in Saragoſſa! — die Entdeckung des Spukes und ſein merk⸗ würdiges Treiben im einzelnen mitgeteilt. Es fing damit an, daß die Köchin Dolores, als ſie eines ſchönen Morgens Feuer im Küchenherd machen wollte. eine klagende Stimme hörte. Deutlich klang es aus der Ofenröhre heraus:„Mach kein Feuer, bitte mach kein Feuer! Du verbrennſt mich ja!“ Es iſt glaub⸗ haft genug, daß die arme Dolores von einem paniſchen Schrecken ergriffen zur Hausfrau ſtürzte, ebenſo daß dieſe überlegen lächelte und etwa ſagte:„Liebe Dolores, du haſt nicht mehr alles beieinander!“ Erſtaunlich er⸗ ſcheint aber das, was nun weiter erfolgte. Denn als die Senora, das lamentierende Mädchen Dolores hinter ſich herziehend, friſch und unverzagt die Küche betrat, ertönte aus der Ofen lhre eine Stimme:„Guten Tag, gnädige Fraul Nur keine Angſt!“ Mit einem zweiſtimmigen Angſtjuchzer flüchteten Herrin und Köchin aus dem Hauſe geradewegs zur Polizeiwache. Dort lächelte man ſelbſtver⸗ ſtändlich ungläubig, als die beiden verſtörten Weiblichkeiten die gruſelige Geſchichte von dem Kobold in der Ofenröhre zum beſten ga⸗ ben. Zwei Beamte ſchnallten um und bega⸗ ben ſich feſten Schrittes in das Haus. Kaum hatten ſie die Küchentür geöffnet, als ihnen aus der Ofenröhre entgegenklang:„Guten Tag, meine Herren!“ Als nun der eine Hü⸗ ter der Ordnung ſeinen Revolver zog, er⸗ tönte es: „Nicht ſchießen!“ Eine gründliche Hausſuchung förderte nichts zutage, ermunterte aber ganz offenſichtlich den unſichtbaren Mitbewohner des Hauſes zu wachſender Mitteilſamkeit. Ein herbeigeru⸗ fener Architekt beklopfte die Ofenröhre.„Laß das! Das tut mir weh!“ ſagte die Stimme. „Da wollen wir doch mal den Durchmeſſer hungrig das Landſchaftsbild des Ofenrohrs feſtſtellen!“ ſagte der Architekt. „Das kannſt du dir ſparen“ ertönte es aus der Röhre,„es ſind fünfzehn Zentimeter“. Richtig, ſo war es. Vom Dachboden bis zum Keller wurde das ganze Haus, das übrigens ſtrebenden Pfad, die frei ſteht, von Sachverſtändigen genaueſtens unterſucht. Auch die Gebäude der weiteren Umgegend wurden eingehend in c gc enommen— alles ohne Erfolg, Sämtliche adioanlagen wurden ausgeſchaltet. die in Betracht kommenden Licht⸗ und Waſſerlei⸗ tungen bis ins kleinſte kontrolliert, allen er⸗ denklichen techniſchen Möglichkeiten iſt man nachgegangen, die Bewohner des Geiſter⸗ hauſes und die der weiteren Nachbarſchaft wurden einem eindringlichen Verhör unter⸗ hätte führen können. Es war auch kein Bauchredner. der etwa den tollen Spuk hätte in Szene ſet⸗ en können, denn außer den Amtsperſonen, ie 1 Unterſuchung zugezogen worden ſind, darf niemand mehr das Haus betreten, in dem ſich der geſprächige Kobold immer beſſer zu amüſieren ſcheint. Er plaudert den ganzen Tag, während er ſich nachts vorwie⸗ gend auf das Singen verlegt. Frappierend iſt. daß er jeden, der die Küche betritt, mit einem freundlichen Willkommensgruß und meiſtens auch mit ſeinem Namen anredet. Auf die Frage:„Wer biſt du denn?“ ant⸗ wortete der Spuk:„Ich weiß es ſelbſt nicht“. Man fragte weiter:„Warum biſt du denn hier?“—„Es iſt nicht meine eigene Schuld“. —„Biſt du ein Mann oder eine Frau?“— „Keines von beiden“ Im übrigen zeigt ſich die rätſeſhafte Stimme recht ſchlagfertig und witzig, ohne ſich etwa auf irgendwelche er⸗ habenen Offenbarungen einzulaſſen, wie wan es ja nun eigentlich vor einem ſo geheimnis⸗ vollen Phantom erwarten könnte. Auch die Wiſſenſchaft muß ausnahmsweise ihr Verſagen eingeſte hen Für die hinzugezogenen Pſychiater und ſonſtigen Kapazitäten war es natürlich das Nächſtliegende, die Köchin Dolores der Pro⸗ vinzial⸗Irrenanſtalt zuzuführen. Dieſes pro⸗ bate Mittel erwies ſich als nicht anwendbar, weil die Eltern des guten Mädchens ener⸗ giſch Lärm ſchlugen. Obwohl das ganze Haus längſt von allen Bewohnern geräumt iſt und neuerdings nicht nur durch Polizei, ſondern ſogar durch eine Infanterieabteilung bewacht wird. verſtummt die Geſpenſterſtimme nicht, ſondern plappert wie ſchon erwähnt, den vereinten Bemühungen der Behörden und al⸗ len möglichen techniſchen und wiſſenſchaft⸗ lichen Autoritäten zum Trotz, bald ernſt, bald ſcherzhaft unentwegt weiter. Wanderer Skizze von Eva Frieda Maas. Sie ſtiegen zuſammen die Treppe eines Blockhauſes, mitten im Walde, empor. Jobſt Richter, breitſchulterig, unterſetzt, mit hellem Haar und Augen, die hart blicken konnten, nun aber mit unſagbarer Weichheit die Ge⸗ ſtalt der vor ihm gehenden Frau umfingen. „Jobſt“, ließ dieſe ihre dunkle Altſtimme vernehmen,„Du biſt alſo noch nicht müde mit mir in dieſen abgelegenen Wäldern und Dörfern zu wandern?“ Eigentlich war es ja gar keine Frage, denn das„nein“, das wohl darauf folgen ſollte, wartete ſie gar nicht ab. Sie faßte den Mann an der Hand. Zog ihn an der aufgeſchlagenen Falltür über der ſteilen Treppe vorüber.„Nun, was ſagſt Du?“ plauderte ſie heiter. Jobſt ſtand Hund ſah die dunklen Augen der Frau, die aufnahmen. „Herrgott, wie liebe ich ſie“, dachte er; dann mußte er ſich gewaltſam von ihr abwenden. Er ſah über die herbſtlich gefärbten Baum⸗ kronen hinweg, ſah den ſchmalen, aufwärts⸗ Vauernhäuſer, die drunten winzig und klein die breitere Tal⸗ ſttraßhe ſäumten. darüber die Wieſe. die ſich an den hellen Birkenſtäwenen drüben in den 0 nas Stimme neben ihm,„das iſt alles ae e worfen Nichts, war auf des Rätſels Spur Wald verlor— ſeine Bruſt dehnte ſich. „Sag' nicht„großartig“, tönte da Han⸗ Odenwald“; ein klein wenig mehr Beto⸗ nung legte ſie auf das Wörtchen„nur“, ihr Mund lächelte dabei, aber die Augen blick⸗ ten ernſt.„Das iſt gar nicht großartig. Weißt Du, wie das iſt, Jobſt? Lieblich iſt das. So lieblich, daß es einem wohl und wehe zu gleicher Zeit wird. Hier erdrückt Dich nicht ein Gefühl der Kleinheit gegen⸗ über Gottes Allmacht, der dieſes Wunder 11 Hier darfſt Du Selbſt ſein. Selbſt ſein!“ ſchrie ſie in das Rauſchen der Bäume hinein. „Jobſt, dieſe Lieblichkeit feſthalten und ſchildern können ſo, daß andere ſie ahnen und erleben— wie ſchön wär's! Dieſe Lieb⸗ lichkeit und der Glauben an Deine Liebe. das iſts, was mein Leben zum Leben macht. Ein Jubellied möcht' ich ihm ſingen, dem Leben, das in ber Lieblichkeit dieſer Wäl⸗ der ein reines werden muß, und der Liebe Rin uns.“ Er faßte ungeſtüm ihre Hände.„Du. Hanna Erke, ich liebe Dich. Mein Leben für Dich, aber Deine Liebe dafür“, preßte er hervor Groß und glücklich ſah ſie ihn an. „So Jobſt, ſo iſt der Menſch, nach dem ich mich ſehnte, ſolange dieſes Herz den Gedan- Felder gingen bis an den gräflichen Forſt und hatten unter dem zahlreichen Getier des Waldes ſehr zu leiden. Der Graf aber, dem das Dorf fronte, gehörte zu den armen und verwilderten Ritterlichen, wie ſie die dreißig⸗ jährige blutige Not geſchaffen. Er plagte ſeine Hörigen durch Zehnten und Abgaben, durch Hand- und Spanndienſte aller Art bis aufs Blut. Der Jagd lag er mit Leidenſchaft ob, beſtrafte aber jedes Jagdvergehen der Bau⸗ ern mit harter Buße. Er verbot gar die An⸗ lage von Zäunen, damit das Wild nicht in ſeiner Aeſung auf den Fettweiden der Bau⸗ ern gehindert werde. Nicht einmal das Aus⸗ werfen von Wolfsgruben geſtattete er, da 0 immerhin die Möglichkeit beſtand, daß ſich auch einmal ein edles Tier darin zu Tode fiel. Nun hatte ſich in den Herbſtmonaten des Jahres 1657 ein großer grauer Wolf gezeigt, der in den Abendſtunden das Dorf umſtrich und deſſen Wildheit kürzlich ein Knecht zum Opfer gefallen war, alſo kein Bauer ſich mehr traute, in den Abendſtunden auf ſeinen Aek⸗ kern zu arbeiten. Um des Raubtieres ledig zu werden, hob Brameke in aller Heimlich⸗ keit eine Grube aus, ſteckte einige ſpitze Pfähle hinein und belegte ſie ſorgfältig mit Reiſig und dünner Erdſchicht. 8 Nach drei Tagen vernahm er denn auch zur Dämmerzeit in ſeinem Hauſe das Bre⸗ chen des einſtürzenden Reiſigs und ein lautes und böſes Heulen. Schnell eilte er mit der Art hinzu, um damit dem Untier den Garaus zu machen. Als er ſich nun über den Rand der Grube beugte, glühten ihn die blutgieri⸗ gen Lichter des Wolfes ſo flammend und haßerfüllt an, daß ihn ein heftiger Schrek⸗ ken befiel. Doch faßte er ſich ſchnell und ſchlug mit der Axt zu, im ſelben Augenblick aber auch tat der Wolf einen fürchterlichen Sprung, gewann den Rand der Grube und flüchtete an dem Bauern vorbei. Noch einmal hieb der mit dem Gewaffen nach ihm, ſchnitt ihm aber nur eine Zehe der Vorderpranke ab. Das Tier aber verſchwand im nahen Wald. Der Bauer ſetzte die Grube wieder inſtand; die blutige Zehe nahm er mit nach Hauſe. Als er am Abend einem Nachbarn ſein Be⸗ Wager in der Hand. Da erkannte er, daß es ein Werbewolf geweſen, den er gefangen, ein Böſewicht, der nach Anlegung eines Jauber⸗ gürtels ſich für eine Stunde des Tages in einen Wolf zu verwandeln wußte. Und er be⸗ ſchloß, nun erſt recht der unheilvollen Zau⸗ berei ein Ende zu machen. 5 In der Frühe des folgenden Tages aber forſchten ſchon die Knechte des Grafen um die Aecker des Bauern, fanden die heimliche Grube und ſchleppten den Brameke vor das gräfliche Gericht. Der Graf empfing den Sünder mit einem ſchrecklichen Fluch, ließ ihn auspeitſchen und beſtimmte, daß ihm als Strafe dasſelbe Los werde, das er den Tieren des Waldes zugedacht. Der Bauer hörte das harte Ar⸗ teil kaum, er ſah nur immer voll Schrecken auf die rechte Hand des Grafen, die mit einem Linnen umwickelt war, und ein grauenhafter Gedanke kam ihm Da griffen ihn auch ſchon zwei Knechte und führten ihn fort, daß ſie die Strafe allſogleich vollzögen. Der Graf ritt hinter den dreien her. Den Bauern plagte ſeine ſchreckhafte Vermutung ſo ſehr, daß er die Knechte fragte, weshalb denn der gnädige Herr Graf die Rechte in Linnen trage. Darum, weil ihm der Wolf auf der Jagd den Fin⸗ ger abgeriſſen habe, gab der Knecht zur Ant⸗ wort. Dem Brameke aber wurde nun ſeine Ahnung zur Gewißheit, und er verſtand, wes⸗ halb der Graf ſeinen Tod erdachte. An der Grube packten ihn die beiden Knechte an Händen und Füßen, wippten ihn einige Male hin und her und ſchleuderten ihn dann in hohem Bogen in die Grube; lachend ſah der Graf von ſeinem Tier auf die Tortur. Der Bauer aber zog die Beine an den Leib, alſo daß ihm die Pfähle nur Schienbein und Schenkel zerriſſen und nicht in ſeinen Leib eindrangen. Doch blieb er ſtöhnend liegen und cegte ſich nicht, bis er ſeine Henker in gehö⸗ rigen Entfernung wußte. Dann kamen auch ſchon die Seinen und zogen ihn aus dem Loche hervor. Lange und ſchmerzhafte Wochen und Monde hat der Bauer gelegen, und der Wundarzt hat mehr denn einmal den Kopf geſchüttelt; aber endlich iſt die Wunde doch geneſen, daß er wieder an den Krücken außer Hauſe gehen konnte. Darüber war Frühjahr ge⸗ kommen. Der Wolf aber hatte je länger deſto ſchlimmer gehauſt; der Brameke hatte auf ſeinem Lager das mordhungrige Heulen des Tieres faſt Abend für Abend vernommen. Als er wieder ſo weit gekräftigt war, daß er notdürftig einen Gang ins Feld machen konnte, grub er in einer Nacht das alte Loch wieder aus, machte es aber tiefer denn zuvor, verdeckte es ſorgfältig und wartete Abend für Abend mit klopfender Seele. Am fünften Tage hörte er Brechen und Heulen. Da riß er den Dreſchflegel an ſich und eilte zur Grube. Mit grimmem Lachen ſah er die flammenden Lichter und das fletſchende Maul: da ſauſte das ſchwere Eichenholz herab und krachte auf den Schädel des Tieres. Noch ein⸗ mal und wieder ſchlug der unbarmherzige Hammer zu, da wurde es ſtill. Der Bauer nahm einen Spaten und warf eilends das Loch zu, alſo daß von ſeiner Tat nichts mehr zu ſehen war. Hat auch keiner im Dorfe davon erfahren, denn der Pfarrer, dem er gebeichtet. Der aber hat ihn losgeſprochen, da der Graf nach menſchlicher Gerechtigkeit das Rad ver⸗ dient hatte. Erſt nach hundert Jahren, als man beim Auswurf eines Weges auf die Pfähle und die Wolfsknochen ſtieß, hat man die Grube offengelaſſen und ſie das Wolfs⸗ loch geheißen bis auf den heutigen Tag. gebnis erzählte und zum Beweiſe die Zehe aus der Taſche holte. liehe. da hielt er einen ſollte eine Studentenliebe zählen? Das konnte man übelnehmen. Genau genommen, hatte er ja auch recht. Man hatte r Affäre gezogen. All die Jahre Mädchens nicht einmal gedacht, ſich keineswegs gut aus de her, hatte er des jungen die ihm ſo ohne jeden Eigennutz, o d erwägen, ihre blühende Jugend geſchenkt. Daß er drüben ſchwer arbeiten, mit vieler Ungunſt der Umgebung ſich Urheberrechtschutz: Fünf Türme⸗Verlag Halle(Saale). Tief ſchöpfte der Joſef Luft ein:„Der Attaché ſeines Staates bei uns, bitte!“ daß einer ſeiner Stamm⸗ gäſte ſolche Karriere gemacht. Aber Doktor Burger nickte wohl anerkennend, doch keineswegs überwältigt mit dem Slomi iſt als hörte ihm die Genugtuung an, Haupt. „Attaché?! Soſo! Na, das freut mich aber, daß man in ſeiner Heimat ſeinen klugen Kopf anerkennt. Feiner ſprach ſchon der Amerikaner aus ihm, dem Titel nicht alles bedeuten. Und nach einer Weile „Das waren Zeiten! Schön, jung...“ Und mit einem leichten Kopf, der Slomi!“ Es des Sinnens fügte er hinzu: ſchön! Jung war man, Senken der Stimme:„Von der kleinen Mizzerl, e haben Sie wohl nichts mehr gehört, die damals.., die mit mir..“ „Ob und wie“, lachte der Joſef diskret.„Damals, wie der Herr Doktor fort waren, da war ſie noch ein paarmal mit ihrer Freundin da. Hier an dieſem Tiſch, wo ſie immer mit dem Herrn Doktor geſeſſen hat. Ja— und ihre Freun⸗ und die beiden Maderln haben din, die Annerl, auch. Na, miteinander g'wiſpert, wie eh und je. Mizzerl, die dann hat ſie eine ſolide Bekanntſchaft gemacht.“ Der Redner ſtockte und räuſperte ſich verlegen. Oha! Jetzt hatte er eine rieſengroße Dummheit gemacht. Aber Doktor Burger lachte nur dazu. „Eine solide alſo! Das heißt, wie?“ riet er und nickte mit dem Kopfe. war halt a biſſerl traurig— natürlich. Aber ſie hat geheiratet— durchſetzen mußte, das Herr Doktor Man „Jawohl! nicht kennen: und ſchlanke Mizzerl. auch.“ von der hängend.. keinerlei Anzeichen einer beklagen. Als er damals Nur die Fräul'n Neuyork wechſelte, um ſchlecht und gelangt, Er war fleißig tauchen. Freilich— wie war keine Entſchuldigung. 2 Er ſchämte ſich jetzt ſeiner. vorkommt bei Männern, die, von Herzen keineswegs böſe, bloß nicht bedenken, daß ein netter Zeitvertreib für ſie, dem anderen zum Schickſal werden kann Sie hat geheiratet. richtete der Joſef.„Jetzt würden ſie der Herr Doktor gar dick, kugelrund iſt ſie geworden, die ſchöne Und drei Pamperletſchen hat ſie „Woher wiſſen Sie denn b f Burger und drohte ſcherzhaft mit dem Finger. „Sie wohnt noch in unſerer Gaſſ'n. Ich ſeh' ſie alle Tag', Iſt eine tüchtige, brave Hausfrau worden. Ja, ja! Die Zeit vergeht!“ ſchloß er ein wenig unzuſammen⸗ Das ſollte vermutlich heißen, lein Mizzerl ſichtbar waren. * Der Doktor Felix Burger konnte ſich wirklich nicht da lag der Einladung ſeines Onkels ein handfeſter Scheck bei, ohne den der neugebackene Doktor jur. auch nicht im Traum hätte daran denken können, übers große Waſſer zu ſchwimmen. Sein Erbteil von den verſtorbenen Eltern hatte eben ſondere Neigung zur Juriſterei hatte ihn keineswegs be⸗ zu den ſoliden Bekanntſchaften dem guten Joſef wirklich nicht ohne zu wägen und zu Oberflächlichkeit, wie es oft Gut geheiratet!“ be⸗ zu wenden. das alles?“ erkundigte ſich daß vor Zeiten Hausfrau an dem Fräu⸗ ſtanden. guten . vor einem Dutzend Jahren nach recht die Studienjahre zu über⸗ geweſen und ſtrebſam; aber be⸗ Der pumpende Student lag ihm nicht im Blut. Geſte war weit eher die des Gebers, und ſo wenig er damals auch ſein eigen nannte— immer noch blieb eine Kleinigkeit für Kollegen, die noch weniger beſaßen als er... Nun behauptet der Volksmund, daß Menſchen mit offener Hand es zu nichts bringen.. bei Felix Burger keineswegs. Wohl, er hatte eine harte Schule durchmachen müſſen, an der Seite des ſtrengen, mißtrauiſchen Oheims; aber er hatte ſie mit Glanz be⸗ ſeelt. Er war mehr der Mann der realen Taten, der Dispoſitionen ganz großen Stils, während er hier beſten⸗ falls die Ausſicht hatte, irgendwo als kleiner Beamter unterzukommen. Weder fürs Richteramt, noch für die Advokatur durfte er ſich entſcheiden; denn das magere Einkommen, das nach den eben verfloſſenen Hungerjahren vorerſt dabei herausſchaute, war ſelbſt für ſeinen eng ge⸗ ſchnallten Hungerriemen zu knapp, und ſonſtige Ver⸗ wandte, die ihm etwa beiſprangen, beſaß er nicht. Jener Onkel aus Amerika, der niemals vorher etwas von ſich hatte hören laſſen, den hatte Felix immer für eines jener Fabelweſen gehalten, wie ſie nur in Weih⸗ nachtsgeſchichten leben. deſſen Verbleib nachzuforſchen, Es wäre ihm niemals eingefallen, um ſich an ihn um Hilfe Seine Dies aber ſtimmte Dieſer alte Carolus Burger war überhaupt ein ſelt⸗ ſamer Kauz geweſen. In ſeiner Jugend ein Tunichtgut * ſondergleichen, war die Familie froh, legenheit losgeworden zu ſein, Abſchied verſchwand. wieder von ihm gehört. Verdorben— geſtorben!, ſo dachte wohl ſein einziger Bruder, Felix' Vater, ſeinem unzulänglichen Gehalt herumquälte, binlegte zu letzter Ruhe. de ſchon gegangene Frau aber hatte ihre karge Mitgift für den einzigen Sohn aufgeſpart, und das kam dem gut ihn bei guter Ge⸗ als er eines Tages ohne Dann aber hatte man nie mehr der ſich als mittlerer Beamter mit ehe er ſich Seine ihn im Tode ſchon voran⸗ zuſtatten. (Fortſetzung folgt.) a 85 Nachdruck verboten. „So feſt glauben Sie an mein Werk?“ Sie ſtand dicht vor ihm, hatte die Lippen ein wenig geöffnet, und in ihren Augen war ein ſchillernder Glanz. „Ich glaube an Sie! Ich habe Sie ſeit Monaten ver⸗ folgt. Ich weiß alles, kenne Ihre unglückliche Ehe, wußte von Ihren Arbeiten hier in Lugano, weiß, daß Sie in Genua einen Brief auf das Schiff erhielten, der Sie ver⸗ anlaßte, Ihre Profeſſur in Tokio aufzugeben und das Schiff zu verlaſſen. Dieſer Brief alſo enthielt wichtige Tatſachen, die es Ihnen ermöglichten, Ihr Werk fort⸗ zuſetzen.“ „Was hat Sie dazu veranlaßt, mich derartig zu beob⸗ achten? Wir kennen uns doch gar nicht.“ „Sie ſind ein gründlicher Deutſcher. Ich hatte bereits nach Ihrer erſten Vorführung in Berlin den Bericht des Proſeſſors Edenſchulte geleſen und Miſter Erie auf Sie aufmerkſam gemacht. Sie wiſſen von meinem erſten Beſuch her, daß auch er Sie finanziert hätte. Aber Miſter Erie iſt ein ſmarter Geſchäftsmann. Warum ſoll er verdienen und Sie und ich leer ausgehen? Darum intereſſierie ich andere Männer, und ich denke, Sie können mit dem Ver⸗ trage zufrieden ſein. Warum ſollen nicht wir beide ver⸗ dienen?“ „Das alles iſt mir unbegreiflich.“ Der verſteckte, lockende Blick ihrer Augen verwirrte ihn. Sie ſtand auf. „Intereſſiert es Sie vielleicht mehr, daß Frau Bianka Colani heute in der amerikaniſchen Provinz Texas große Triumphe feiert?“ Sein Geſicht wurde hart. „Um ſo beſſer für ſie— mich intereſſiert es nicht.“ „Ich verſtehe nicht, warum Sie ſich nicht ſcheiden laſſen.“ Dieſe kleine Amerikanerin wurde ihm immer rätſel⸗ hafter. Jetzt hatte ſie an den wundeſten Punkt ſeines Lebens gerührt. An eine Frage, die immer wieder vor ihm auftauchte.. „Ich glaube, Sie würden ihren Wünſchen entgegen⸗ kommen. Ich vermute, daß ſie ſich danach ſehnt, frei zu werden.“ „Um Hjalmar Engſtröm zu heiraten?“ So lächerlich es war, er hatte eine Empfindung der Eiferſucht; aber Maud zuckte die Achſeln. „Ich bin nicht allwiſſend. Laſſen wir das! Es war undelikat von mir, über perſönliche Dinge zu reden. Wenn es, Ihnen recht iſt, überſiedle ich dann morgen in Ihre Villa.“ „Sie wollen...?“ Es war wieder etwas in ihm, das ihn ſtörte. „Wenn wir zuſammen arbeiten wollen? Ich denke, im Obergeſchoß, das ich flüchtig ſah, wird ſich ein Zimmer für mich und meine Zofe finden. Sie brauchen kein er⸗ ſchrecktes Geſicht zu machen; ich denke, wir werden in den nächſten Wochen nur von unſerer Arbeit reden und alles Perſönliche der Zukunft überlaſſen.“ Sie trat zurück und verwickelte ihn in ein wiſſenſchaft⸗ liches Geſpräch, aus dem er erſah, daß dieſes Mädchen in der Tat außergewöhnliche Kenntmniſſe beſaß und ein tiefes Verſtändnis für ſeine Pläne hatte. Wie ein Träumender kehrte er in die Villa zurück. Er, der ſehr wenig mit Frauen in Berührung gekommen war, fühlte inſtinktiv etwas Zwieſpältiges in dem Weſen dieſer Maud Nowa. Ein entſchiedenes Verſtändnis ſeiner wiſſen⸗ ſchaftlichen Ziele und dann— es war lächerlich! War dieſe Maud Nowa in ihn, den ſie gar nicht kannte, ver⸗ liebte Warum hatte ſie ihm, der ſeine Gedanken energiſch zurückdämmte, wenn ſie ſich mit Bianka beſchäftigen wollten. Dinge ins Geſicht geſagt, die ihn im Inner⸗ ſten aufwühlten, die jede Regung des Verzeihens ſeiner Frau gegenüber wieder zerſtörten. Es war ſeltſam— an dieſem Tage, der ihm wie durch ein Wunder die Mittel in die Hand gab, ſeine Arbeit fortzuſetzen, war er nicht einmal glücklich, ſondern hatte das Gefühl, einem Unglück entgegenzugehen. Hübſch war dieſe Maud Nowa, ſehr hübſch! Und er nahm ſich feſt vor, wenn ſie kam, in ihr nur die Mit⸗ arbeiterin zu ſehen— aber ſie war entſchleden ein Rätſel, dieſe kleine Amerikanerin mit den Sphinxaugen. * 4.* Als er gegangen, war auch Maud Powa in ihr Zimmer hinaufgeſahren und hatte ein verſonnenes Lächeln um ihren Mund. Als ſie nun am Fenſter ſtand und auf das hübſche Bild der Tauſende kleiner Glühlämpchen herunterſah, die ſich, den Konturen der Hotels und Strandhäuſer folgend, bis zu den beiden Drahtſeilbahnen, zur Linten auf den Monte Bre, zur Rechten auf den San Salvatore hinaufzogen, hatte ſie ein verträumtes, ſehnendes Lächeln um ihren Lippen, und unwillkürlich breitete ſie ihre Arme aus und flüſterte leiſe: „Millionen! Millionen bringe ich dir!“ Dann aber nahm ihr Geſicht einen kühlen Ausdruck an, und ſie ſetzte ſich an den Tiſch, um zu ſchreiben. NOoman von Offried von Hengtein Erheberrechtsschutz: Fünf Türme Verlag, Halle(Saale) ö 7 „Dear Miſter Eric! Bisher alles nach Wunſch. Miſter Wannemaker glaubt, alles in der Hand zu haben. Miſter Egon Gregorius iſt vom Gelingen ſeines Werkes überzeugt. Wannemaker hat fünfundzwanzigtauſend Dollar ein⸗ gezahlt. Sie reichen natürlich nur zu einem Verſuch, und es iſt dann ein neuer Vertrag vorgeſehen. Wanne⸗ maker riskiert das Geld und iſt dann in Ihrer Hand. Wenn es ſoweit iſt, kommen Sie nach Lugano und können Gregorius, dem Wannemaker dann ſicher den Hals zuſchnüren wird, Ihre Bedingungen diktieren. Ich erinuere Sie daran, daß Sie mir durch Revers für den Fall eines günſtigen Abſchluſſes, an dem nicht zu zweifeln iſt, einen Scheck über fünfzigtauſend Dollar zuſicherten. Maud Nowa.“ Das freilich wußte Miſter Wannemaker, der ſtille Kompagnon Miſter Eries, der dieſem die vermeintlichen Millionen der neuen Strahlenentdeckung abjagen wollte, nicht, daß Maud Yowa ein doppeltes Spiel trieb und in Wahrheit auch jetzt noch in Dienſten Eries ſtand, der ſehr zufrieden war, daß ſein Sozius das Geld für die Ver⸗ ſuche hergab. Alſo war Thomas Erie der Mann, dem die kleine Maud Millionen zubringen wollte? Der alte Mann, der mit ſeiner Frau und ſeinen Kindern ein bürgerlich muſter⸗ gültiges Familienleben führte? Oder doch Egon Gregorius, den ſie im Begriff war, dem Wechſelſpiel zweier Amerikaner auszuliefern? Als Maud Yowa am nächſten Morgen, nachdem ſie den Brief an Miſter Erie ſelbſt zur Poſt getragen und ſich überzeugt hatte, daß Miſter Wannemaker abgefahren war, mit einem ſchnell gemieteten Mädchen und ihren Koffern zu der Villa am Monte Breé hinauffuhr, war Egon, der eine ſchlafloſe Nacht verbracht hatte, wieder verwundert. Maud Yowa trat ihm ſachlich-kühl entgegen, kam aus ihren Zimmern, die ihr der alte Diener gezeigt hatte und die einſt die Wohnung der Frau des Vorbeſitzers geweſen, herab, trug über ihrem Kleid eine weiße Laboratoriums⸗ ſchürze und ſagte geſchäftlich⸗ſachlich: „Wenn es Ihnen recht iſt, wollen wir gleich an die Arbeit gehen.“ Der rätſelhafte Sphinxblick des vorhergehenden Tages war aus ihren Augen verſchwunden. * 4* Bianka Colani hatte in der Abendſtunde des Tages vor der Abfahrt den Dampfer„Stuttgart“ beſtiegen. Mit Abſicht bereits am Abend und ohne den Sonderzug des Lloyd zu benutzen. Sie wollte nach Möglichkeit jedes Zu⸗ ſammentreffen mit Engſtröm und der Calcher vermeiden. Sie hatte die beiden in Bremen geſehen und wußte, daß ſie erſt am folgenden Morgen mit dem Lloydzuge kamen. So blieb ihr dieſer Abend. Die Kabine, die ſie mit einer anderen Sängerin, die auch erſt am nächſten Tage an Bord kam, teilte, war einfach, aber gut. Sie ging über das Verdeck:„Zur erſten Kajüte Aufſtieg verboten.“ Gut! Sehr gut! Alſo waren die„Erſtklaſſigen“ von ihr durch eine Schranke getrennt. Im Speiſeſaal traf ſie Direktor Rimoldi, der ihr die Hände entgegenſtreckte. „Bravo! Bravo! Ich werde Ihnen zeigen; es wird Ihnen Freude machen.“ Er nötigte ſie in den Geſellſchaftsſalon, ſtürmte davon und kam mit einem rieſigen Plakat zurück. gleich etwas „Opernſtagione Eugenio Rimoldi von der Skala in Mailand. Theatre Lyric, Madiſon City. Eröffnungsvorſtellung am Sonnabend, dem 18. Oktober. Unter perſönlicher Mitwirkung des berühmten, erſten Stars der Feſtſpiele in Bayreuth Miß Bianka Colani, genannt die„Deutſche Nachtigall“. La Traviata. Miß Bianka Colani Kammerſänger Waldemar Hoſer Direktor Eugenio Rimoldi.“ Violetta. 177 55 Alfred Germont Georg Germon n. Dann kamen die übrigen Sänger in kleinerem Druck. Biankas Name war auch im Perſonenverzeichnis drei⸗ mal ſo groß geſetzt wie der des gleichfalls hervor⸗ gehobenen Hofer. „Nun? Halte ich Wort? Tue ich, was ich kann?“ Bianka konnte nicht verhehlen, daß ſie ſich freute. „Wir werden dieſes Plakat hier verlieren. Es ſchadet nichts, wenn die Mitreiſenden wiſſen, wer wir ſind!“ „Ich danke Ihnen.“ 7 „Und nun— Sie geſtatten, daß ich Sie zum Souper führe— nur ein ganz ſchlichtes Gläschen Sekt zur Be⸗ grüßung. Heilige Mutter Gottes, wie ſehen Sie aus! Jung! Schön! Ich bin einfach begeiſtert!“ Sie konnte es nicht verhindern, daß er ſeinen Arm über die leichten Schaumköpfe der Wogen. unter den ihren ſchob und ſie in 11 5 i waren erſt wenige Paſſagiere an Bord, aber alle richteten ſich auf das ſeltſame Paar. Den übertriebe jugendlich zurechtgemachten Italiener, der während des ganzen Eſſens überlaut von ſeinen Triumphen erzählte, „ und der ſchlanken, ſchönen Frau an ſeiner Seite, mit dem Rot der Verlegenheit auf dem Geſicht. e 75 Sie war froh, als ſie endlich ſeinen immer aufdring⸗ licheren Schmeicheleien entgehen und in ihre Kabine ver⸗ ſchwinden konnte. ö. Sie fühlte ſich von tauſend Gedanken zerriſſen. Freute ſich, daß dieſer Mann an ſie glaubte, zitterte vor ihrer kranken Stimme, kam ſich vor, als ſäße ſie auf einem Vulkan, fürchtete ein Wiederſehen mit Engſtröm, und immer wieder tauchte das Bild der kleinen Villa im Grunewald, Egons einfache, ſchlichte, liebevolle Art in ihren Gedanken auf, und immer wieder die harte Be⸗ wegung ſeiner Hand: Geh! Wo war er jetzt? Hatte ihr Brief ihn erreicht? Hatte ſie wenigſtens etwas gutmachen können? Herr des Himmels, nun ſah ſie wieder den alten Gelehrten mit dem toten Antlitz! f Sie fand keinen Schlaf und wälzte ſich in dem engen Bett der Kabine. Erſt gegen Morgen verſank ſie mit Hilfe reichlicher Schlafmittel in feſten Schlummer. Und als ſie erwachte — die Frühſtückszeit war vorüber—, hörte ſie Lärmen und Gehen, viele durcheinanderſchwirrende Stimmen und ſtand auf, warf einen Schlafrock über und lauſchte. Jetzt kamen die Paſſagiere an Bord. Die Kabinentür wurde aufgeriſſen; eine alternde Frau mit welkem Geſicht. mit viel falſchen Schmuckſtücken überladen, geſchminkt und überreich gepudert, trat ein. „Ich habe hoffentlich das untere Bett— ich miſerable Kabine— natürlich...“ Sie verzog ihr Geſicht zu einer ſüßlichen Fratze, als ſie Bianka ſah. „Maria Gina Vertinamorati!“ Bianka nannte ihren Namen. „Madonna! Madonna Santa! Unſer Star! Ich bin glücklich! Ich... Und ſo jung! So ſchön! Ich— Sie werden meinen Namen kennen— das vorige Mal war ich noch der Star! Tempi passati! Ach, wenn mein Freund Caruſo das noch erlebt hätte! Als ich mit ihm noch in der ‚Scala“ das letzte Mal ſang...“ „Ihre Koffer.“ „Madonna Santa! Es iſt ſo eng hier; ja, das vorige Mal— Sie wiſſen, der Direttore iſt geizig geworden— in der zweiten Klaſſe! Ach, ein Künſtler müßte ewig jung bleiben.“ Theater der Ruinen! Jetzt ſah Bianka eine dieſer Ruinen— und mit dieſer in einer Kabine? Sie trat in den Gang hinaus.. „Servus! Servus, verehrte Kollegin.“ Bianka erſchrak. Sie hatte Waldemar Hofer ſeit Jahren nicht geſehen. Ein alternder Tenor war er geweſen, als ſie ſich in Stralſund ihre Sporen verdiente— und nun? Dick, mit nicht zu verſteckendem Spitzbauch, ein ſchlaffes Geſicht— und der ſollte den Alfred ſingen? Aber ſie zwang ſich zu einem Lächeln. Draußen heulte die Sirene die letzten Signale. Signora Vertinamorati war hinausgegangen; Bianka hockte in ihrer Kabine, hatte gern ſo getan, als ſei ihr das obete Bett lieber. Die Anker wurden gelichtet. Sie ſtand am Bullauge und ſchaute hinaus, wie der Strand langſam zurückwich; ſie ſah die winkenden Menſchen am Ufer— ihr war unendlich traurig zumute. Ihr winkte niemand nach! Sie ließ niemand zurück! Der einzige, der es gut mit ihr gemeint hatte, war ihr durch eigene Schuld für immer entriſſen. Ihr graute vor ihren Kollegen, vor dem lüſternen, ſüßlichen Direktor, der alternden Vertinamorati, dem feiſten Tenor mit dem Trinkergeſicht. Wie ſollte ſie ſich zurechtfinden in dieſer Geſellſchaft! Das Signal zum Frühſtück erklang. Schon wieder die Stimme des Direktors: „Signora! Signora bellissima! Alles wartet.“ Sie nahm ſich zuſammen, aber es war ein Spießruten⸗ laufen. Im Speiſeſaal war ein Tiſch für die Soliſten der Stagione Rimoldi reſerviert. Der Direktor ſtellte vor. Theater der Ruinen! Nein, nein! Noch war ſie nicht ſoweit! Sie kam ſich vor, als ſei ſie, jung, lebend in eine verſtaubte Geſellſchaft von Mumien gekommen. Mit Mühe nahm ſie ſich zuſammen, ſchluckte einige Biſſen, fühlte lauernde Augen, konnte nicht ſprechen und empfand, daß man ihr Schweigen als Hochmut auslegte. Die„Stuttgart“ paſſierte das erſte Weſerfeuerſchiff. Nach der Ruhe im Hafen umwogten ſie nun ſchon Dünung und Wellen. Ein Unbehagen ſtieg in ihr auf, und ſie flüchtete in die Kabine. Die Nordſee war ſtürmiſch. Bianka blieb in ihrem Bett; unter ihr jammerte und ſtöhnte in den Quaten der Seekrankhein Maria Gina Vertinamorati und verfluchte ſich ſelbſt. Auch Bianka war krank und verzagt, lauſchte dem Anprallen der Wogen gegen die Schiffswand. Dann kam im Kanal ein Tag des Nebels. Unaufhör⸗ lich heulte die Sirene des Dampfers. Das Bullauge der tief gelegenen Kabine war feſt verſchraubt. Endlich ließ das Grollen des Wettergottes nach, und die Sonne ſchien über ein ruhiges Meer. 5 Bianka war ſeſt entſchloſſen geweſen, während der ganzen Fahrt ihre Kabine nicht zu verlaſſen, aber die Luft darin war nicht zu atmen. Die Spuren der See⸗ krankheit, die aufdringlichen, billigen Parfüms der Sängerin— Bianka warf ein Kleid über, machte ſich etwas zurecht und trat aus der Kabine. In dieſem Augenblick des unbezwinglichen Lufthungers hatte ſie Engſtröm völlig vergeſſen.— Nun ſtand ſie an der Reling. Um ſie her wogte der Atlantit in ſeiner ruhigen Majeſtät. Wie wohl ihr die friſche Seeluft tat! Sie war noch gar nicht im⸗ ſtande, zu denken, ſtand da und blickte gedankenverloren Eine 1 Preſſedienſt mitteilt, hat „Einkaufsſonderſteuer“ Die Neuyorker Bevölkerung muß ſei Montag eine Sonderſteuer in Höhe von 2 v. H. auf alle Einkäufe bezahlen. Di neue Steuer wird nicht einmal dadurch„vee— ſüßt“, daß ſie im Einkaufspreis verborgen werden kann. Sie muß vielmehr ausdrück— lich neben dem Einkaufspreis angegeben werden und ſoll offenbar dem Zweck dienen die Bevölkerung an den traurigen Zuſtan der Finanzen ihrer Stadt zu erinnern. Jahrelange Mißwirtſchaft und Unkerſchlo gungen erſchülkerken den ſtädtiſchen Kredi ſo ſtark, daß die reichſte Stadt der Welk u, noch unker großen Schwierigkeiten Anleihen erhalten konnte. Seit dem März d. J. ſin. über 100 000 Einzelperſonen und Familie. von den ſtädtiſchen Unkerſtützungsliſten ge ſtrichen worden, nachdem ſich herausgeſtelſ hatte, daß die Unterſtützten im Beſitz von verſicherungs- oder Bankguthaben waren. der Reichsbankausweis Abnahme der Giroverbindlichkeiten. Berlin, 11. Dezember. der Reichsbankausweis vom 7. Dezember 1934 zeigt wieder eine normale Entlaſtung. Es ſind mit der Verminderung der Kapital⸗ anlage um 172,3 Millionen RM 39 v. H. der Ultimobeanſpruchung abgedeckt. Die Gi⸗ roverbindlichkeiten, die in den beiden letzten Wochen eine Steigerung erfahren hatten, haben in der Berichtswoche ziemlich ſtark abgenommen, und zwar um 104.3 auf 856,8 Millionen RM. Dieſe Verminderung entfällt in der Hauptſache auf die Sonderkonten und auch auf die übrigen privaten Konten, wäh⸗ rend die öffentlichen Konten wie üblich etwas zugenommen haben. Die Beſtände an Gold und deckungsfähigen Deviſen erhöhten ſich um 0,1 auf 82,8 Millionen RM. Der ge⸗ ſomte Zahlungsmittelumlauf ſtellte ſich auf 5662 Millionen RM gegen 5520 Millionen RM zur gleichen Zeit des Vormonats und 5473 Millionen RM zur gleichen Zeit des Vorjahres. henderſon Nobelpreisträger Stockholm, 11. Dez. Dem Präſidenten der Abrüſtungskonferenz, Arthur Henderſon, wurde der Friedensnobelpreis für das Jahr 1034 verliehen. Norman Angell, der be⸗ rühmte engliſche Schriftſteller, iſt der Träs ger des jetzt erſt verteilten Preiſes von 1933 Politisches Allerlei Berlin. Wie der Amtlich e Preußiſche Miniſterpräſident Oöring den Gauleiter, Staatsrat Joſef gner mit der kommiſſariſchen Verwal⸗ tung der Stelle des Oberpräſidenten in reslau beauftraat. b Auto rennt gegen Baum Ein Toter, zwei Schwerverletzte. * Bad Schwalbach, 11. Dezember. Bei einem Automobilunfall zwiſchen Hahn und Bleidenſtadt wurde ein Mitglied der NS.⸗Hago Wiesbaden getötet, zwei andere Mitglieder ſchwer verletzt. Zwiſchen Bleidenſtadt und Hahn mußte der Führer des Wagens ſtark bremſen. Der Wa— gen kam auf der ſchlüpfrigen Straße ins Schleudern und rannte gegen einen Baum. Die Inſaſſen des Wagens wurden auf die Straße geſchleudert. Man holte ſofort Hilfe herbei. Der Kreisbetriebszellenleiter des Un— tertaunus-Kreiſes, Huttel, war bereits tot; er hatte einen Schädelbruch erlitten. zweite Inſaſſe Fries mußte mit einem Lun— genriß in das Städtiſche Krankenhaus nach Bad Schwalbach überführt werden. Ein drit— ter Mitfahrer namens Hagen hat anſcheinend einen Schädelbruch davongetragen. Aus Heſſen und Naſſau Jrankfurk a. M., 11. Dez. Das Sammelergebnis.) Am„Tag der tionalen Solidarität“ wurden in Frank- furt insgeſamt 41809 RM geſammelt. Reichsſtatthalter Gauleiter Sprenger ſam⸗ melte 2708 RM, der Präſident der Handels— kammer und Führer des deutſchen Handels, Prof. Dr. Lüer, 700 RM und Oberbürger⸗ meiſter Staatsrat Dr. Krebs 657 RM. Darmſtadt, 11. Dez.(Kommuniſten wegen Hochverrats verurteilt.) Vor dem Strafſenat des Oberlandgerichtes Darmſtadt hatten ſich 28 Mainzer Kommuni— ſten wegen Vorbereitung zum Hochverrat zu verantworten. Von den Angeklagten wurden drei amneſtiert, einige andere mangels Be— weiſes freigeſprochen. Die Anklage warf den Angeklagten zur Laſt noch nach Auflö⸗ ſung der kommuniſtiſchen Partei Mitglieds— beiträge eingeſammelt und außerdem ver— botene Druckſchriften verbreitet zu haben. Verurteilt wurden: Johannes Geins. Paul Ernſt Baumann zu 4 Jahren Zuchthaus und fünf Jahren Ehrverluſt, Peter Paul Herz, Otto Drießen, Paul Selbert. Adam Beickert u drei Jahren Zuchthaus und fünf Jahren Ehrverlust, Gottfried Schön und Jakob Burk— ard zu zwei Jahren und drei Monaten Juchthaus und drei Jahren Ehrverluſt, Emil Weiſe zu 1 Jahr und 3 Monaten Gefängnis, Peter Nelle und Valentin Arens zu 1 Jahr und 6 Monaten Gefängnis, Wilhelm Sauer und Helene Baumann zu 2 Jahren und 6 Der Monaten Gefängnis, Peter Biermann zu 2 Jahren Gefängnis, Jakob Gräf zu 1 Jahr Gefängnis, Georg Büttner, Ludwig Jeils und Ludwig Wirth zu 1 Jahr und 3 Mona— zen Gefängnis und Karl Viettor zu 1 Jahr und 6 Monaten Gefängnis. Darmſtadt, 11. Dez.(Sochverratsper⸗ tahren gegen 28 Mainzer Kom⸗ muniſten.) Nach zweitägiger nichtöffent⸗ licher Verhandlung vor dem Strafſenat des Operlandesgerichts wurde in einem Prozeß wegen Vorbereitung zum Hochverrat gegen 28 Mainzer Kommuniſten, die lange nach vem Verbot noch Mitgliederbeiträge einge⸗ zogen, bezw. entrichtet ſowie verbotene Schrif⸗ ten weiterverbreitet hatten, das Urteil ge⸗ fällt. Acht Angeklagte erhielten zuſammen 24 Jahre Zuchthaus, und je 3 bis 5 Jahre Ehrverluſt, elf Angeklagte zuſammen 17 Jahre Gefängnis, zwei Angeklagte wurden amneſtiert und ſieben mangels Beweiſes freigeſprochen. Worms, 11. Dez.(Säugling im Schlaf erdrückt.) Gegen Mitternacht heimkehrende Eltern fanden ihr zwei Monate altes Kind tot im Bette liegend vor. Die polizeilichen Ermittlungen ergaben, daß das bei dem Kinde liegende 6 jährige Brüder chen ſich im Schlaf auf das Kind gelegt und ven Erſtickungstod herbeigeführt hatte. Dürf⸗ tige Wohnungs⸗ und Einrichtungsverhältniſſe der kinderreichen Familie, verbunden mit einer gewiſſen Fahrläſſigkeit der Mutter. dürften an dem Tod des Kindes ſchuld ſein. Die Saarkonferenz. In Genf befaßte ſich der Völkerbundsrat mit dem Saarproblem und legte für die Abſtim⸗ mung am 13. Januar 1935 alle Einzelheiten feſt. Unſer Vild zeigt den Sitzungsſaal wäh— rend der Konferenz. Den Vorſitz führte der tſchechoſlowakiſche Außenminiſter Beneſch (Mitte). Von ihm nach links: Der franzöſiſche Außenminiſter Laval; der Präſident der Saar— kommiſſion, Aloiſi. Von Beneſch zweiter nach rechts der engliſche Lordſiegelbewahrer Eden und der ſowjet⸗ ruſſiſche Außenkommiſ— ſar Litwinow. Lebhaſter Verlaufsſonntag Frankfurt a. M., 11. Dez. ferne Sonntag“ brachte für die Frankfurter Geſchäftswelt ein lebhaftes Geſchäft. Auch von auswärts war ein recht erheblicher Zu— ſtrom nach Frankfurt zu verzeichnen; hatte doch die Reichsbahn ſieben Sonderzüge— aus Gießen, Darmſtadt, Uſingen, Gelnhau— ſen, Oberroden i. O., Bad Homburg und Bad Vilbel— nach Frankfurt laufen laſ— ſen, die alle ſtarl beſetzt waren. Von der Zeit der Geſchäftseröffnung um 15 Uhr an herrſchte in den Hauptverkehrsſtraßen überaus ſtarker Verkehr, ſo daß man teilweiſe nur langſam vorankam. Das Abſchneiden der G ſchäftsleute iſt umſo beachtlicher, als die jah— reszeitlichen Bedingungen in dieſem Jahre für gewiſſe Geſchäftszweige— ſo zum Beiſpiel für Winterkleidung— weniger günſtig ſind als im Vorjahr. Aber gerade in der Herren— und Damenkonſektion herrſchte reger Verkauf. Ein gleich gutes Geſchäft läßt ſich in der Schuhwarenbranche verzeichnen. Erfreulich iſt ferner das günſtige Abſchneiden der Gold— und Silberwaren- und der Spiel-⸗ zeuggeſchäfte. Auch die Budenbeſitzer auf dem Römerberg, die Schirnen in der Altſtadt und die zahlreichen Straßenhändler kamen auf ihre Koſten. Aus der Heimat Gedenktage 11. Dezember 1801 Der Dramatiker Chriſtian Grabbe in Detmold geboren. 1843 Der Bakteriolog Robert Koch in Klaus— thal geboren. Prot. und kath.: Damaſus Sonnenaufg. 8.00 Sonnenunterg. 15.46 Mondaufg. 11.25 Mondunterg. 21.45 Dietrich Denn wo der Menſch nicht dermaßen ge— macht wär, aus dem ganzen Kreis aus allen Stücken, ſo möcht er nicht ſein die klein Welt, ſo möcht er auch nicht fähig ſein, anzunehmen was in der großen Welt wär. Paracelſus. Der Weihnachtsbaum Die Weihnachtsbäume rollen bereits an. Sie gehören zu den ſchönſten Symbolen des Weihnachtsfeſtes. Sie bringen den Menſchen die ganze wunderſame Waldluft, den her⸗ ben würzigen Waldesduft ins Zimmer, brin⸗ gen den Großen und Kleinen Licht und Freude und geben dem lieblichen Feſt des deutſchen Volkes die ſchönſte Weihe. Große, freudig geöffnete Kinderaugen blicken in ſtiller Er⸗ wartung zu den grünen Nadelbäumen empor, die jetzt aus den Wäldern in die Stadt ge— wandert ſind, in Gedanken verſunken in den Schmuck der brennenden Kerzen. Den Brauch, die Tannen mit Lichtern, Aepfeln und Nüſ⸗ ſen zu ſchmücken, finden wir erſtmals im 17. Jahrhundert. Nach und nach verbreitete ſich der Weihnachtsbaum raſch über die ganze Erde. Der Volksmund ſpricht davon, daß die Tanne von Anfang an Gottes Wohlgefal⸗ len beſeſſen habe, weshalb ſie auch zum Chriſt⸗ baum auserwählt wurde. Schon die älteſten Völker verehrten die Tanne und ſchrieben ihr Wunderkraft zu. Später wurde ſie von Dich⸗ tern und Sängern geprieſen. Nach der Sage ſollen ſich, als das Blut Chriſti vom Kreu⸗ zesſtamm floß, die Nadeln der Tanne vom Hellgrünen ins Dunkelgrüne verfärbt haben. Früher glaubte man auch, der Teufel halte ſich auf der Tanne gern verſteckt. Zum Ver⸗ treiben der böſen Geiſter wurden deshalb viel⸗ fach in die Rinde der Tannen Kreuze hin⸗ eingeſchnitten. Der Tanne begegnen wir auch in vielen Wappen. In deutſchen Bräuchen ſpielt die Tanne eine große Rolle. Der Aus⸗ ziehende ſchmückt ſich für eine glückliche Rück⸗ kehr mit Tannenreis. Der Waidmann ſteckt gerne ein Tannenzweiglein auf den Hut, wenn ihm ein guter Schuß glückte. Die RNichttanne ſoll das Haus gegen Sturm, Blitz und. Feu⸗ Der„kup⸗ —————— ersgefahr ſchugen. Die Taene galt fruyre als Schickſalsbaum und man wagte deshalb nicht, ſie zu fällen. Rückgang der Säuglingsſterblichkeit. Wie das„Statiſtiſche Jahrbuch 1934“ ausweiſt, iſt die Säuglingsſterblichkeit im Deutſchen Reich in den letzten 20 Jahren beinahe um die Hälfte zurückgegangen. 1913 ſtarben von 100 Lebendgeborenen im erſten Lebensjahre (ohne Totgeborene) durchſchnittlich 15,1 Kin⸗ der, im Jahre 1933 nur noch 7,6 Kinder. Eine Gegenüberſtellung der Ergebniſſe in den einzelnen deutſchen Landesteilen ergibt, daß die Säuglingsſterblichkeit 1933 mit 5,3 v. H. der Lebendgeborenen in der preußiſchen Provinz Heſſen-Naſſau am niedrigſten lag. Die höchſte Säuglingsſterblichkeit wies Ober⸗ ſchleſien mit 10,7 v. H. der Lebendgeborenen auf. Der Durchſchnittsſatz der Säuglings- ſterblichkeit in Preußen betrug 1933 wie im ganzen Reich 7,6 v. H. der Lebendgeborenen. Wetltervorherſage: Ein Tief, das ſich über Südfrankreich ent— wickelt hat, hat nach vorübergehender leichter Abkühlung beſtimmend auf die Witterung aus— gewirkt; vorwiegend weitere Niederſchläge, da— nach anhaltende Bewölkung mit verbreiteter Nebelbildung bei ziemlich milden Tempera⸗ turen. F700 PATENSCHAET elubduteit CHlelæicleu Vörſen und Märkte Vom 10. Dezember. (Ohne Gewähr.) Frankfurter Schlachtviehmarkt. Auftrieb: 1260 Rinder, darunter 411 Och⸗ ſen, 85 Bullen, 438 Kühe, 326 Färſen, fer— ner 579 Kälber, 230 Schafe, 3965 Schweine. Preiſe: Ochſen 38, 33 bis 37, 238 bis 32, 24 bis 27; Bullen 34 bis 35, 31 bis 33, 27 bis 30, 24 bis 26; Kühe 31 bis 34, 26 bis 30, 19 bis 25, 11 bis 18; Färſen 38 bis 39, 34 bis 37, 28 bis 33, 24 bis 27; Käl⸗ ber 47 bis 52, 36 bis 48, 29 bis 35, 24 bis 28; Hammel—, 34 bis 35, 30 bis 33; Schafe—, 25 bis 27; Schweine 53, 80 bis 53, 50 bis 54, 48 bis 53, 44 bis 51,—, 46 bis 48, 40 bis 45.— Marktverlauf: Rin- der ruhig, nahezu ausverkauft; Kälber lang— ſam, geräumt; Hammel und Schafe ruhig; bei Schafen Ueberſtand; Schweine ſchleppend, ge— ringer Ueberſtand. Frankfurter Produktenbörſe. Alle Preiſe unverändert. Stimmung ruhig. In Handelsklaſſenware fanden Abſchlüſſe nicht ſtatt. Mannheimer Getreidegroßmarkt. Amtlich notierten: Weizen W'e 15 20,585. We 16 20,75, W 17 21,05; Roggen R 15 16,75, R 16 17,05, R 13 16,35; Braugerſte inl. 19,50 bis 21,50; Winter- und Induſtrie⸗ gerſte 18,50 bis 19,50; Futtergerſte G 7 15,75, G 8 16,05, G 9 16,25, G 11 16,55; Hafer H 11 15,75, H 14 16,25,§ 17 186,55; Raps inl. 31; Mais m. S. 21,25; Weizen⸗ kleie W 17 10,53; Roggenkleie R 16 10,20; Weizenfuttermeh! 12,75; Weizennachmehl 16,50; Vollkleie 50 Pfg. höher; Erdnußkuchen 14,30; Soyaſchrot 13; Rapskuchen 11,40, ausl. 11,90; Palmkuchen 13,30; Kokoskuchen 15,20; Leinkuchen 15,20; Biertreber m. S. 17; Malz⸗ keime 16; Trockenſchnitzel 8,40; Rohmelaſſe 5,76; Steffenſchnitzel 10; Wieſenheu loſes 9,80 dis 10,60, Luzernekleeheu 10,50 bis 11; Wei⸗ zen⸗ und Roggenſtroh gepr. 4,50, geb. 4; Hafer⸗ und Gerſteſtroh gepr. 4,50, geb. 4; Weizenmehl Geb. 17 Type 790 27,50, Geb. 15 27,50, mit 20 Proz. Ausl. plus 3, mit 10 Proz. plus 1,50; Roggenmehl Geb. 16 Type 997 24,60, Geb. 15 24, Geb. 13 23,60; plus 50 Pfg. Frachtausgl.; Ausgleichs⸗ ruſchläge Weizen und Roggen plus 40 Pfg., Futtergerſte und Hafer plus 60 Pfg., Müh⸗ zennachprodukte plus 30 Pfg., ölhaltige Fut⸗ zermittel plus 40 Pfg., zuckerhaltige Fut⸗ termittel, ausgenommen Malzkeime plus 30 Pfg. f(Fociſetzung folgt.). 11 Moe Quinn 915 22. au 29. d Ib 1954.