Lokales Viernheim, 11. Dez. * Kaminbrand. Geſtern abend kurz vor 9 Uhr entſtand im Hauſe des Herrn Mich. Renz, Adolf Hitlerſtraße, auf noch ungeklärte Weiſe ein Kaminbrand. Die durch die Brandſirene alarmierte Feuerwehr brauch⸗ te nicht mehr in Tätigkeit zu treten, da es mit⸗ lerweile gelungen war, das Feuer zu löſchen. Größerer Schaden iſt nicht entſtanden. & Heute kein Training. Die Sport⸗ ler der Sportvereinigung werden darauf auf⸗ merkſam gemacht, daß das dieswöchige Trai⸗ ning erſt am Donnerstag abend 8 Uhr im Freiſchützſaale ſtattfindet. Hierzu haben alle Fuß⸗ und Handballer zu erſcheinen.— Am Sonntag finden Freundſchaftsſpiele der 1. u. 2. Mannſchaft gegen Eppelheim ſtatt. Die 3. Mannſchaft ſpielt ihr Verbandsſpiel gegen Seckenheim. Die Jugend ſpielt in Ilvesheim und die Schüler am Samstag nachmittag hier. „Viernheim vorne! In Viernheim wurden am Samstag bei der Sammlung „Tag der nationalen Solidarität“ 770.— Mk. aufgebracht.— In Lampertheim waren es 450.60 Mk. und in Bürſtadt einſchl. Bobſtadt 457.20 Mk. Viernheim iſt demnach vorne! Bravo! * Viernheimer Karneval! Die Kar⸗ nevalsgeſellſchaft„C. D.G. Viernheim“ feiert in der kommenden Faſtnachtszeit 1935 ihr 205 jähriges Beſtehen und hat aus dieſem Grunde ein reichhaltiges Programm feſtgelegt. Selbſt⸗ verſtändlich wird dieſe Geſellſchaft wie all⸗ jährlich ſo auch dieſes Jahr bei jeder Sitzung mit einem neuen Programm aufwarten und nur das Beſte bieten in humoriſtiſchen Vor- trägen ſowie auch in Büttenreden uſw. Jeder Beſucher einer Veranſtalung der Karnevals— Geſellſchaft wird von den Darbietungen an⸗ genehm überraſcht ſein und ſich ſagen müſſen: „Wir Viernheimer brauchen wirklich nicht auswärts zu gehen um vom echten Karnevals— treiben zu ſehen, ſondern es wird uns durch die Karnevalsgeſellſchaft C. D. G. wirklich das geboten was man ſonſt nur in einer Stadt zu ſehen bekommt.“ Große Ueberraſchungen wird es auf den C. D. G. Maskenbällen geben, darum verſäume niemand die Veranſtalungen des C. D. G.(Siehe Inſerat) zu beſuchen. Je— der einheimiſche Humoriſt oder Büttenredner der Luſt und Liebe hat bei irgend einer Frem⸗ denſitzung mitzuwirken iſt der Karnevals⸗ Geſellſchaft C. D. G. herzlich willkommen und werden dieſe gebeten ſich im Lokal zum Anker zu melden. Ahoi! 4 Razzia auf dem Tanzboden Bei einer am Sonntag unerwartet im Tanzlokal des„Kaiſerhof“ vorgenommenen Durchprüfung nach Jugendlichen durch die hieſige Polizei wurden 25 junge Leute, Mä⸗ dels und Buben im Alter von 14—17 Jahren beim Tanzen feſtgeſtellt, darunter ſogar ein ſchulpflichtiger Junge! In Zukunft werden ſolche Prüfungen öfters vorgenommen und wer auf Tanzböden erwiſcht wird, wer dort in⸗ folge ſeines jugendlichen Alters noch nichts zu ſuchen hat, wird zur Anzeige gebracht und deren Namen in den Zeitungen öffentlich be— kannt gegeben. Es wird von den Eltern er⸗ wartet, daß ſie ihre Kinder auf dieſe Unge⸗ ſetzlichkeiten hinweiſen, wenn ſie ſich nicht ſelbſt ſtrafbar machen wollen. Der Gaſtwirt ſelbſt, der eine Tanzunterhaltung veranſtaltet, hat auf die Einhaltung der beſtehenden geſetz— lichen Beſtimmungen zu achten, denn er iſt da— für verantwortlich und ſtrafbar. Pir reifen au! Das muß das ganze Volk wiſſen: 1) Am„Tag der nationalen Solidarität“ in der Holzſtraße: Der Bauer W., dem es garnicht ſo ſchlecht geht, gute Einkünfte aus Spargelbau evtl. auch noch aus neu ein⸗ gerichtetem Geſchäft, hat ſich geweigert, et⸗ was für die Not des Nächſten, eines ar⸗ beitsloſen Volksgenoſſen zu geben: weil es in der Siedlungsfrage nicht nach ſeinem Kopf geht! 2) Der ebenfalls in guten Verhältniſſen in der Bürſtädterſtraße wohnende Landwirt B. hat Landwirtſchaft und Einkünfte aus Ge⸗ werbebetriebe, hat keinen Pfennig mehr üb⸗ rig für einen armen Deutſchen; er iſt aus der NS⸗-Volkswohlfahrt ausgetreten, weil es wegen der Allmend nicht nach ſeinem Kopf geht! Er möchte noch mehr haben! 3) Am Samstag abend bei der 1 ſammlung ſitzt in einem hieſigen Cafe am Skattiſch auch ein„Volksgenoſſe“: er läßt 4) In einem Gaſthaus in der Lorſcherſtraße: braucht ja nichts der arbeitsloſe B zu geben, das wurde ihm garnicht zuge⸗ mutet, daß er aber in einem bedenklich an⸗ getrunkenen Zuſtand in der Wirtſchaft ſitzt, Das braucht er auch nicht! 5) In einem Gaſthaus in der Bismarkſtraße ſitzt ein Landwirt und ein Geſchäftsmann: beide werfen keinen Pfennig in die Sam⸗ melbüchſe für eine notleidende Familie! Wenn's ihnen ſchlecht geht, wie ſie es mit „ſchwerer Zunge“ ſagen, hätte jeder ein Glas Bier und ein Glas Wein weniger trinken ſollen! 6) Im Hindenburgring im„Villenviertel“ waren viele Türe verſchloſſen, ſie konnten nichts geben, die gemeint ſind, ſollen dies beim Nikolaus am Rathaus nachholen und ſich in die Liſte namentlich eintragen! Sie ſind alle nicht ſo arm und können mithelfen! und das Gegenteil 7) In einer Gaſtſtätte in der Lampertheimer— ſtraße ſitzt ein Arbeitsloſer: er leiht ſich von der Wirtin 20 Pfg. und wirft ſie in die Büchſe! 8) Die Buben einer Schulklaſſe wiſſen, wo ihr Lehrer ſammelt an einer Straßenecke: 20„mannhoch“ kommen ſie und jeder wirft ihm etwas in die Büchſe! 9) Es waren viele Kupfermünzen in den Büch— ſen, aber auch: ein 5⸗Markſtück, viele 2, 1 und Halb-Markſtücke! Der Bauer T. in der Waldſtraße gab 2.— RM.! Bravo Bauer: er gab es gern! 10. In der Steinſtraße kamen die Sammler zu Arbeiterfrauen: eine Frau Kaffeetaſſe aus dem Küchenſchrank ſind noch 90 Pfg. drinn— ſie opfert ſie gern und hilft mit, ſie weiß was Volks gemeinſchaft iſt! Hier iſt das Gegenſtück aus der Holzſtraße, wie oben unter Nr. 1 geſchildert: wo die ganze Familie W dem Sammler den„Rücken“ hinſtreckte! Am Montag Morgen ſchlug ihm das Ge— wiſſen: er ging zur NSW und übergab 2.— RM. 5 11. In vielen Straßen kamen die Frauen den Sammlern ſchon ans Hoftor entgegen, um ihnen Weg und Treppen zu erſparen und trugen ihr Teil zur Linderung der Not bei! So viele Gutſituierte wollten beſonders„eingeladen“ ſein, manch wohl- habender Bauer machte bevor er einige Pfennige gab viele Worte! Sie kennen nicht die Not des Volkes: Daher! Für's erſte Mal beſchränken wir uns auf dieſe Ausleſe und Gegenüberſtellung! Wir werden deutlicher werden und die chriſtliche Nächſtenliebe, die in deren Begriffen ganz eigenartig iſt, ihnen öffentlich mit Angabe der vollen Familien- und Vornamen vor Augen führen. — es holt die. Was ſich die Geſchältslente zu Weihnachten wünſchen Wie alle anderen Menſchen haben natür⸗ lich auch die Geſchäftsleute für Weihnachten ihre ganz beſonderen Wünſche; es ſind Wünſche, die nicht ſchwer zu erfüllen ſind, und die man ſchon ſeit langem kennt, da ſie alle Jahre wiederkehren. Umſo bedauerlicher iſt es, daß ſie immer noch einmal wiederholt werden müſſen, da es ſo ſehr viele Käufer gibt, die die Weihnachtswünſche der Verkäu⸗ fer unbeachtet laſſen. Nur wenige von uns dürften in der Lage ſein, den Tag, an dem ſie mit den Weih⸗ nachtseinkäufen beginnen, ſchon vorher ge⸗ nau zu beſtimmen. Eines Tages ſagt man ſich eben:„Heute fange ich zu kaufen an!“ und dann geht es los. Schade nur, daß man dieſes„heute“ ſo oft bis dicht vor Weihnach⸗ ten hinausſchiebt. Die Folge iſt, daß, wenn auch nicht alle, ſo doch viele auf einmal kom⸗ men, und daß dann in den Geſchäften ein Andrang entſteht, dem der Geſchäftsmann ſelbſt beim beſten Willen nicht immer gewach⸗ ſen ſein kann: er verliert manchmal den Kopf, weiß oft nicht, wie er den Kunden zufrieden⸗ ſtellen kann, und verliert infolgedeſſen außer dem Kopf auch noch den Kunden, zumal da ja faſt jeder Kunde Sonderwünſche hat und in ganz perſönlicher Weiſe bedient ſein möchte. Der erſte Weihnachtswunſch der Geſchäfts⸗ leute lautet infolgedeſſen:„Ihr Kunden ſeid uns alle gleich lieb,. aber kommt bitte nicht alle zuſammen! Das geſchieht aber ſicher, wenn ihr alleſamt erſt ein paar Tage vor Weihnachten mit den Einkäufen beginnt. Fangt alſo früher, fangt bald an, zu eurem Nutzen, zu unſerem Nutzen und zum Nutzen unſerer Angeſtellten, die es um die Weih⸗ nachtszeit nicht leicht haben! Ihr könnt ja unter den ausliegenden Waren nicht in Ruhe wählen, wenn ſich um ein und denſelben La— dentiſch Dutzende von Käufern und Käuferin— nen drängen!“ Folgt ein zweiter Weihnachtswunſch, der den Heiligabend angeht. Es wird ja immer⸗ hin viele Leute geben, die aus dieſem oder ſenem Grunde erſt am letzten Tage vor dem Feſt kaufen können. Wenn nun wenigſtens dieſe Leute ſchon in den Vormittagsſtunden dieſes letzten Verkaufstages kaufen wollten! Der Geſchäftsmann und ſeine Gefolgſchaſt ſind ja ſchließlich auch Menſchen, die etwas vom Feiertage haben und mit ihrem Geſchäft möglichſt früh fertig werden möchten. um nach Hauſe eilen und ſich ihrer Familie wid⸗ men zu können. Der Wunſch, daß die in Frage kommenden Käufer wenigſtens in den letzten Stunden vor Beginn des Feſtes auch ein wenig an den Verkäufer denken mögen, iſt alſo ganz gewiß nicht unberechtigt, und unerfüllbar iſt ler ſicher auch nicht. Und nun noch etwas, woran man nicht gern rühren möchte, da es ſich um rein per⸗ ſönliche Dinge handelt, das man aber dennoch nicht ganz übergehen und überſehen ſollte. Es gibt ja wohl manchen, der ſeinen Arbei⸗ tern und Angeſtellten zu Weihnachten eine kleine beſondere Gabe— es kann natürlich auch eine größere ſein— zukommen laſſen will. Wer ſo menſchenfreundlich denkt, ſollte jedach dieſe Meihnachtsaahe nicht erſt in der allerle S f 0 dem Lichterb, i 1 pi derſchönes, aber die Beſcherun beiter und Angeſtellten mi kommen, weil, wenn es ſich handelt, der Beſchenkte für das Geld doch wohl etwas kaufen möchte, um ſeine Angehö⸗ rigen zu erfreuen. Wie ſoll er das aber tun, wenn er das Geldgeſchenk erſt dicht vor Ge⸗ ſchäftsſchluß erhält? Und was für die Arbei⸗ ter und Angeſtellten gilt, gilt natürlich auch, und zwar in noch höherem Maße, für die den Armen, für die der Winterhilfe zugedachten e cee man gebe ſie nicht vor Toresſchluß, ſondern längere Zeit vorher! Werden dieſe Weihnachtswünſche auch nur einigermaßen erfüllt, ſo werden alle zufris⸗ den ſein: der Verkäufer und die Käufer, die Beſchenkten und die Schenker! Die Weihnachtshandarbeit kommt wieder zu Ehren. Wie unperſönlich wirken Tiſch und Sofa, Diwan oder Seſſel ohne den Schmuck eines Kiſſens oder der Decke, die von liebevoller Hand beſtickt iſt. Neben dem Heim gilt unſer ganzes Intereſſe aber den praktiſchen Woll⸗ arbeiten, die ſich jetzt allgemeiner Beliebtheit erfreuen. Unentbehrlich iſt uns heute der Pullover, der ſo angenehm jeden Rock zum Kleid vervollſtändigt. Aus ſtärkerer Wolle als bisher arbeiten wir ihn als Neueſtes mit einem Zopfmuſter, das ſo plaſtiſch aufliegende Streifen bildet. Auch Durchbruchmuſter mit ſtärkerem Faden geſtrickt finden für den Win⸗ ter großen Beifall. In immer neuen Muſtern ſtricken und häkeln wir alle die molligen Dinge wie Schal und Mütze, Handſchuhe oder Socken die den Sportler erfreuen. Statt in farben— froher Buntheit erſtehen ſie auch weiß oder zartfarbig fürs Kleinkind.— Eine Auswahl geſchmackvoller Modelle zeigt die„Süddeut⸗ ſche Hausfrau“. Unſere Leſerinnen erhalten auf Wunſch ein Probeheft vom Buchhändler oder vom Verlag Berlin SW 68, Ritterſtr. 50 Pereins⸗Anzeiger Deutſche Angeſtelltenſchaft, Orts— gruppe Viernheim. Heute Dienstag abend 8 Uhr ſpricht im Nebenſaal im Gaſthaus zur Vorſtadt Unterbezirksleiter Pg. Heil⸗ mann aus Darmſtadt über Berufsausbild⸗ ung und Einbau der Deutſchen Angeſtellten— ſchaft in die Deutſche Arbeitsfront. Mit⸗ glieder der Berufsgemeinſchaften der Werk— meiſter, der weiblichen und kaufm. Ange— ſtellten ſind hierzu höflichſt eingeladen. Sportvereinigung Amicitia“ 09. Unſeren Sportlern zur Kenntnis, daß das Training im Freiſchütz nicht heute Diens— tag, ſondern am Donnerstag abend punkt 8 Uhr ſtattfindet. Hierzu wird vollzähliges Erſcheinen erwartet. Der Vorſtand. banksagung a Für die vielen Beweiſe aufrichtiger Anteilnahme bei dem ſchmerzlichen Verluſte meines lieben Mannes, unſeres guten Vaters, Großvaters, Urgroßvaters, Schwie⸗ gervaters, Schwagers und Onkels Herrn Cornelius Beyer 2. ferner für das zahlreiche Geleite zur letzten Ruheſtätte und die vielen Kranz⸗ und Blumenſpenden ſagen wir hierdurch herzlichen Dank. 0 Beſonders innigen Dank der Hochw. Geiſtlichkeit für den troſtreichen Beiſtand, den Ehrw. Barmherzigen Schweſtern für die liebevolle aufopfernde Pflege ſowie den Stiftern von heiligen Seelenmeſſen. Viernheim, New Pork, den 11. Dezember 1934 Die trauernden Hinterbliebenen Zu mieten ges. ein Zimmer Von wem, ſagt die Expedition. Erfolg erzielen Sie 1 5 guten Erfolg! 2 Zimmer— oder Zwei ſtarke 1 immer und Küche. ſofort zu ver- mieten. zu verkaufen. Saarſtraße 47. Verkauis- Inzeigen finden in dieſer Zeitung große Beachtung und dadurch Adreſſen an den Verlag eee Denkt an mich, den Mikolaus am Rathaus, und helft! — Danksagung Für die vielen Bewelse herz- licher Anteilnahme bel der Krank- helt und dem ſode unseres lleben Vaters sagen wir auf diesem Wege unseren herzlichsten Dank. Familien Adler u. Hofmann 10 bp wegſen und„fer, dann ö fg. * Weiß ſackiert innenmaß 10555⁵ em Pk. 15.75 groffe Auswahl in all. Preislagen 2 1 1 aan Röder mit Lader wagen. Aeichardt F 2, 2 Ilan N 20 Jäbriges Jubiläum Di. 0 Karevals-Gesellschalt 13. 1. 1935, 1. Gr. Fremden ing im Gaſth. Farfan 7 1 6 0 6 2 8 1. 2. 2. 1 1935, 3. Großer Maskenball„ 3. 3. 4. wagen b. — — C. D. G. 1915 Viernheim beehrt ſich, der Einwohnerſchaft Viernheims das Programm ihrer kommenden Ja tnachts⸗= Veranſtaltungen 1935 bekannt zu geben: 1935, 1. Großer Maskenba arpfen 8. Karpf „ Engel 1 Traſche „ d. Anker 3. Anker 1985, 2. Gr. enden 17 5 7 Wen 2 . ae 1935, 2. Großer Maskenba 1935, Karnevaliſtiſche Sitzung,„ 1935, Roſenmontagsrummel 1935, 3. Gr. Fremdenſitzung„„ z. Freiſchütz i für„Kraft durch Freude“ Außerdem werden in berſchiedenen Lokalen de veranſtaltet.. Zu dieſen Veranſtaltungen iſt die gan Ein⸗ 8 wo 15 von Viernheim und umgebung aufs herzlichſte 1 N er 5 10 7 0 1 2 U 6 J (Viernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten) Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage. 1,40 Mk. frei ins Haus gebracht. Sonntag“, halbmonatlich die„Heimatblätter“ . — Gratis⸗Beilagen: wöchentlich — Bezugspreis monatl. den„Illuſtrierten zweimal jährlich den Fahrplan und den Wandkalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. bei den Boten Verkünd⸗ und Anzeigeblatt für Viernheim ſeit dem Jahr 1883 Fernſprecher 117.— Telegr.: a. M., Verantwortlich für den Anzeiger, Viernheim.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577. Frankfurt Anzeigenteil: Joh. Martin, Viernheim. Einzel⸗Verkauf der Zeitung von der Geſchäftsſtelle 5 Pfg., Samstags⸗Ausgabe 10 Pfg. Mittwoch, den 12. Dezem Viernheimer Zeitung (Viernheimer Bürger-Ztg.— Viernh. Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die 12geſpaltene Millimeter-Zeile 2 Pfennig, Reklame 9 Pfennig, bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt. — Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor— mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchuͤftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen-Expeditionen Deutſchlands u des Auslands Amtsblatt der Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann ed Geſchäftsſtelle: Adolf Hitlerſtr. 36 Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes AE berückſichtigt.— Für die Aufnahme bbeh eine Gewähr nicht übernommen werden tung, Druck u Verlag: J. Martin, Viernheim Die Wetterwand im Fernen dOſt Japans Auſpruch auf die Vormacht— Eine aufſehenerregende Erklärung Saitos In Peiping befürchtet man einen japanischen Einmarsch in Nordchina N Peiping, 12. Dezember. Der japaniſche Botſchafter in Waſhington, Saito, gab einem Vertreter der Zeitung „Evening Bulletin“ in Philadelphia ein In⸗ terview, in dem er erklärte, Japan ſei be⸗ reit, die Verwaltung von Nordchina zu übernehmen, wenn es dies zur Wahrung des Friedens in Oſtaſien als notwendig er— achte; dieſe Haltung würde ſich auch de! einem eventuellen Proteſt oder einer Aktion anderer Mächte nicht ändern. Dieſe japaniſche Erklärung findet in Pei⸗ ping allergrößte Beachtung. Die Befürch⸗ kungen hinſichtlich der zukünftigen japa⸗ niſchen Pläne, die in letzter Zeit ſchon abge— ſchwächt waren, werden dadurch aufs neue belebt. Die Erklärung Saikos über den außenpolitiſchen Kurs Japans, der ungeachtet etwaiger Widerſtände von Seiten Englands und der Vereinigten Staa⸗ ten auf die Wiederherſtellung des Friedens und der Ordnung in Oſtaſien gerichtet ſei, erſchwert die letzten Verſuche der Nankinger Regierung, auf der fünften Vollverſamm⸗ lung des Zentralvollzugsausſchuſſes der Koumintang, eine Einigung Geſamtchinas auf eine Japan gegenüber verſöhniiche Po⸗ litik herebizuführen. Man erklärt in Regie⸗ rungskreiſen, die Tatſache, daß Saito ge⸗ rade in dieſem Moment ſeine Erklärungen abgebe, ſei ein wohlüberlegtes Manöver, im eine auch außenpolitiſch wirkſame Einigung Chinas zu verhindern. Die erſte Folge wird u. a. die ſein, daß Nordchina ſeinen Widerſtand gegen die Pläne der Zentralregierung über die Ver⸗ legung dr Hauptſtadt der Provinz Hopei von Tientſin nach Paotingfu verſteifen wird. Die Wirkung von Saitos Erklärung auf die Haltung des ſüdlichen Chinas iſt noch unabſehbar. Richtigſtellungen Saitos Waſhinglon, 12. Dezember. Der ſapaniſche Botſchafter in Waſhington, Saito, hat zu dem Interview, das er einem Vertreter des Reuterbüros gewährt hatte, folgendes erklärt: Das Interview ſei miß⸗ deutet worden. Man habe ihm überſpannt imperialiſtiſche Aeußerungen zugeſchrieben, die er nicht getan hätte. Sinn ſeiner Er⸗ klärungen ſei geweſen, daß das Ziel Ja⸗ pans einzig und allein die Herſtellung des Friedens und der Ordnung in Oſtaſien ſei. England und die Vereinigten Staaten müßten ſchließlich die Politik Japans verſtehen. Sollten jedoch die beiden genannten Mächte ein Verſtändnis für die Politik des Inſelreiches in Oſtaſien nicht aufbringen und würden England und die Vereinigten Staaten verſuchen, Japan ge⸗ waltſam von ſeinem außenpoliitſchen Kurs abzulenken, dann wäre Japan ge⸗ awungen, zu kämpfen. Spionage in Japan Der franzöſiſche ſtellverkretende Marine attachee im Verhör. London. 12. Dez. Ein Londoner Blatt berichtet aus Tokio, der franzöſiſche ſtellvertretende Marineatta⸗ che, Unterleutnant Teſſier du Cros i von der ſaponiſchen Polizei mehreremal unem ſcharfen Verhör unterzogen worden. weil er im Verdacht ſtehe, Spionage ge⸗ trieben zu haben. Die Polizei habe unter dem gleichen Verdacht etwa 20 junge Frauen bzw. Töchter von ſapaniſchen Beamten ver⸗ rhört. Dieſe Frauen ſollen alle die franzöſiſche Sprache gut beherrſchen und du Cros ſoll freundſchaftliche Beziehungen zu ihnen unterhalten haben. Es wird behauptet, er habe die Frauen veranlaßt, ihm Geheimniſſe der Marineſtra⸗ tegie, Beſchreibungen von Arſenalen und Angaben über die Herſtellung von Waffen und Munition zu verſchaffen. Es wird fer⸗ ner behauptet, daß er viele Reiſen nach Plät- zen unternommen habe, die im allgemeinen keine Ausflugsziele bilden, darunter auch befeſtigte Gebiele. Eine Frau in Yokohoma ſoll geſtanden ha⸗ ben, daß ein franzöſiſcher Marineoffizier ſie Baſel, 12. Dezember. Der Berner„Bund“ läßt noch einmal ſeine Stimme über die litauiſche Willkür⸗ herrſchaft im Memelgebiet erſchallen. In- folge des litauiſchen Vorgehens habe ſich die dortige politiſche Lage derart zugeſpitzt, daß es unmöglich geweſen ſei, das ſtatutwidrige Direktorium Reisgys länger am Ruder zu laſſen. Es ſei deshalb in den letzten Tagen ein Regierungswechſel eingetreten. Dieſer Regierungswechſel ſei aber noch lange kein Syſtemwechſel. Zwar habe das Direktorium Reisgys dem äußeren Druck nachgegeben. Das ſei aber nur geſchehen, um einem noch radikaleren Mann den Platz freizumachen. Zum Präſi— denten des Direktoriums ſei nämlich der li⸗ tauiſche Schützenführer des Memelgebietes, Jurgis Bruvelaitis, ernannt worden. Die⸗ ſer Mann habe bereits bei dem Einfall der Litauer ins Memel⸗ gebiet eine große Rolle geſpielt. Er gehöre zu den extremſten Nationaliſten und habe als Schützenführer ſeine Schützen auch dann ge⸗ deckt, wenn dieſe aus den nichtigſten An- läſſen unſchuldige Memelländer einfach nie⸗ derknallten. Bruvelaitis ſei litauiſcher Land⸗ tagsabgeordneter und gehöre dem litau⸗ iſchen Block an, der im Memelländiſchen Landtag nur durch 5 von 29 Abgeordneten vertreten ſei. Das Blatt bezeichnete ferner die neuer⸗ nannten Mitglieder des Direktoriums, Gri⸗ Panik im brennenden Hotel Schreckensſzenen bei einem nächtlichen Großfeuer. Lanſing(Michigan), 12. Dez. Aus unbekannter Urſache brach nachts in einem Hotel in Lanſing ein Brand aus. Das Feuer griff mit raſender Schnelligkeit um 16 und äſcherte das ganze Gebäude, das mitten im Geſchäftsviertel liegt. ein. Die Zahl der Todesopfer ſteht noch nicht feſt. Sechs Leichen wurden geborgen. Einige von ihnen konnten nicht identifiziert werden. Etwa 30 Perſonen wurden mit mehr oder weniger ſchweren Brandwunden in das Krankenhaus eingeliefert. Die Zahl der leichter Verletzten iſt ſehr groß. Während des Brandes ſpielten ſich wahre Panikſze⸗ nen ab. Trotz der herrſchenden großen Kälte ſprangen einige Inſaſſen des Hotels aus den Fenſtern in den vorbeifließenden Grand River. Sie konnten nicht geborgen werden und ertranken. N Da noch mehrere Perſonen vermißt wer⸗ den, wird die Suche unter den rauchenden Trümmern fortgeſetzt. Man befürchtet, daß insgeſamt mindeſtens 20 Perſonen den Tod in den Flammen gefunden haben. Unter den Toten und Vermißten befinden ſich auch einige Abgeordnete des Staats- parlaments von Michigan. aufgefordert habe, mit japaniſchen Marine— offizieren in Verbindung zu treten und ſich von ihnen Geheimmaterial geben zu laſſen, Dieſe Frau ſei auch in Begleitung eines ita— lieniſchen Marineoffiziers geſehen worden. Amerila verweigert die Kriegsſchuldenrate Waſhington, 12. Dez. Der erſte Sekretär der britiſchen Botſchaft überreichte in Waſhington eine Note über die britiſchen Kriegsſchulden; in unterrichteten Kreiſen glaubt man, daß Großbritannien darin er— kläre, daß es die am 15. Dezember fällige Rate nicht bezahlen werde. Das Willkürregiment in Meme! der Verner„Bund“ über die litauiſche Terrorherrſchaft gat, Buttchereit und Aniyſas, als Sepa⸗ ratiſten. Die endgültige Entſcheidung über das Direktorium ſtehe dem Landtag zu, aber die ganzen Machenſchaften deuteten darauf hin, daß man Sabotage treibe. Durch dieſes Ränkeſpiel komme die ganze innere Unwahrhaftigkeit der litau⸗ iſchen Politik im Memelgebiet in charakte- riſtiſcher Weiſe zum Ausdruck. Heeresdienſt in Sſterreich Die Jugend ſoll freiwillig ein Jahr dienen. Wien, 12. Dezember. Bundeskanzler Dr. Schuſchniag hielt in Innsbruck zwei Reden, die bemerkens— werte Sätze über das Verhältnis der Ju— gend zum Heer enthielt. Bundeskanzler Dr. Schuſchnigg ſagte zuerſt in einer Anſprache an die Jugend: Nur derjenige junge Mann wird eine öffentliche Stellung erhalten können, der mindeſtens ein Jahr freiwillig beim Bundesheer gedient hat. Dieſe Auffaſſung unterſtrich der Bun— deskanzler noch in einer Rede, die er vor der Soldatenfront in der großen Ausſtel— lungshalle in Innsbruck hielt, indem er ſagte: Wer nicht für den Staat gekämpft hat, der hat ſich den Anſpruch verwirkt, an der Neugeſtaltung dieſes Staates mitzuwir⸗ ken. Wer nicht als Soldat gedient hat, der hat keinen Anſpruch auf eine Stellung im öffentlichen Dienſt. — rr Das Verbrechertum in A8 A Energiſcher Kampf gegen die Gangſier. Waſhington, 12. Dezember. In einer Sitzung der Konferenz zur Bekämpfung des Verbrecher⸗ tums, an der die amerikaniſchen Staats⸗ ouverneure, zahlreiche Bürgermeiſter, echtsanwälte und Polizeichefs teilnahmen, nahm Präſident Rooſevelt das Wort. Er erbat die Zuſammenarbeit ſämtlicher Bundes⸗ und Staatsbehörden, ſowie die Unterſtützung durch alle Bürger einſchließ⸗ lich der Jugend. Die Verbrecher ſeien vielfach beſſer aus ⸗ gerüſtet und organiſiert als die Behörden. Die ſtarke Zunahme der Verbrechen ſei ein Symptom ſozialer Störung. Bei einer Auf⸗ zählung der ſchweren Verbrechen betonte der Präſident, daß die Jälle von Lynchjuſtiz nicht mehr auf einen einzelnen Landesteil beſchränkt ſeien. Hochwaſſerkataſtrophe Wellington, 12. Einige Gebiete Nord-Aucklands(Neuſeeland) wurden von ewaltigen Ueberſchwemmungen heimge⸗ n Seit 35 Jahren gab es keine ähnliche nwelterkataſtrophe. Gewaltige Regenmen⸗ en ſind 8 Die tiefergelegenen Ge⸗ iete alei großen Seen. 51. Jahrgang Einigung in Genf Der Völkerbundsrat in Genf hat in eine Nachtſitzung die Behandlung des ſüdſ ba wiſch⸗ungariſchen Streitfalls abgeſchloſſen Wie man ſich erinnert. iſt es die ſüdflawiſche Regierung geweſen, die den Fall vor den Völkerbund brachte. In einer Denkſchrift erhob ſie ſchwere Vorwürfe gegen die ungariſchen Behörden. die die aus Südſlawien geflohenen kroatiſchen Terroriſten begünſtigt hätten. Aus die— Kreiſen aber ſtammen bekanntlich die Atte. täter von Marſeille, deren eines Opfer der König von Südſlawien wurde. Es kam im Völkerbundsrat zu ſcharfen Auseinanderſetzungen, da ſich Ungarn gegen die Belgrader Vorwürfe natürlich ſcharf zur Wehr ſetzte. Andererſeits betonte der ungariſche Vertreter den Friedens— und Verſtändigungswillen Ungarns, das bereit ſei, mit ſeinen Nachbarn zu verhandeln, um beſtimmte Polizeiabkommen abzuſchließen, die in Zukunft eine Tätigkeit der politiſchen Flüchtlinge verhindern. Schließlich wurde der engliſche Lordſiegelbewahrer Eden vom Völkerbundsrat mit der Abfaſſung einer Vermittlungserklärung beauf— tragt. Lord Eden erinnert in dieſem Bericht da— ran, daß der Völkerbundsrat kein Gerichts⸗ hof ſei und daß er nur die Aufgaben haben könne, den Parteien zu helfen, ihre Bezie— hungen wieder herzuſtellen. Dann verlas Eden die Entſchließung, die er dem Rat zur Annahme unterbreitet. Die Entſ hließung beginnt mit dem Ausdruck der Anteilnahme an dem Unglück Südſlawiens und Frank⸗ reichs, und mit der Verurteilung des Ver— brechens. Gleichzeitig wird verlangt, daß die Schuldigen zur Rechenſchaft gezogen werden. Dann wird auf die Pflicht jedes Landes hingewieſen, auf ſeinem Gebiet keine terroriſtiſche Tätigkeit zu dulden. Kein Staat dürfe irgendetwas vernachläſſigen, um ſolchen Akten zuvorzukommen und ſie zu unterdrücken und den Regierungen, die da⸗ rum bitten, ſeine Hilfe zu leihen. Dieſe Pflicht hätten vor allem die Völkerbunds— mitglieder zu erfüllen, die auch verpflichtet ſeien, die territoriale Unverſehrtheit und die politiſche Unabhängigkeit der anderen Mit— glieder zu achten. Da der Rat der Meinung iſt, daß gewiſ⸗ ſe ungariſche Behörden durch Nachläſſigkeit eine Verantwortlichkeit im Hinblick auf Handlungen, die mit dem Attentat von Marſeille in Zuſammenhang ſtehen, auf ſich genommen haben können und die unga— riſche Regierung die Pflicht hat, diejenigen Behörden, deren Schuld feſtgeſtellt werden ſollte, zu beſtrafen, und überzeugt von dem guten Willen der ungariſchen Regierung, bittet er die ungariſche Regierung, dem Rat diejenigen Maßnahmen mitzuteilen, die ſie zu dieſem Zweck ergriffen hat. Da der Rat der Anſicht iſt, daß die jetzt geltenden Regeln des internationalen Rechtes hin⸗ ſichtlich der Unterdrückung des Terrorismus nicht genügend klar ſind, beſchließt er, einen Sachverſtändigenausſchuß damit zu beauftragen, dieſe Frage zu ſtudieren, um einen Vertragsentwurf für ein interna⸗ dionales Abkommen auszuarbeiten, das die⸗ ſem Zweck genügt. Der Rat beſchließt wei⸗ ter, daß dieſer Ausſchuß ſich aus zehn Mit⸗ gliedern zuſammenſetzen ſoll. Belgien, England, Spanien, Frankreich, Ungarn, Italien, Polen, Rumänien, die Schweiz und Sowjetrußland werden gebeten, je ein Mit⸗ glied zu ernennen. Dieſer Ausſchuß ſoll auch die Anregungen ſtudieren, die dem Rat von der franzöſiſchen Regierung überreicht worden ſind, oder die ihm von anderen Re⸗ gierungen noch überreicht werden ſollten. Die Entſchließung wurde vom Völker⸗ bundsrat angenommen. Auch Un⸗ garn ſtimmte zu, ſo daß der Streitfall zu⸗ nächſt erledigt iſt. Ob endgültig, läßt ſich heute allerdings noch nicht ſagen. Aus Paris wird gemeldet, der franzöſiſche Außenminiſter Laval ſoll zu dem unga⸗ riſchen Außenminiſter in Genf geſagt ha⸗ ben!„Sie müſſen ſich jetzt auf Grund der Unterſtützung, die wir Südſlawien gewährt haben, darüber klar ſein, daß die Freuni ſchaft Frankreichs etwas feſtes iſt. Wenn Sie ſie ſich verdienen, werden Sie dieſe Freundſchaft mit gleichem Anrecht und in derſelben Eigenſchaft erhalten!“(Gemeint iſt: wie Südſlawien!) Die franzoſiſche Preſſe betrachtete über⸗ haupt den Abſchluß in Genf als eine Feſti⸗ gung der politiſchen Stellung Frankreichs, als eine gute Einleitung der franzöſiſch⸗ italieniſchen Fühlungnahme und als eine Aufwertung des Völkerbundes an ſich. Zwei Preſſeſtimmen mögen als Beiſpiel an⸗ geführt werden: Der„Petit Pariſien“ ſchreibt, Ungarn habe ſich nicht auf ein un⸗ mögliches Verteidigungsſyſtem verſteift. Nach anfänglicher anmaßender Haltung hät⸗ ten ſich die ungariſchen Abgeſandten gema⸗ zigt und entgegenkommende Haltung ge— zeigt. Die Entſcheidung ſei keines jener ne— helhaften Dokumente. wie ſie ſonſt häufig den Abſchluß der Genfer Beratungen bilde— ten, ſondern ein klar und beſtimmt gehalte— nes Schriftſtück. Südſlawien habe mit Un⸗ terſtüzung Frankreichs, der Kleinen En— tente und der Balkanunion auf der ganzen Linie geſiegt.— Auch das„Echo de Paris“ ſteht auf dem Standpunkt, daß die Kleine Entente zufrieden ſein könne. Hoffentlich werde die ſüdſlawiſche Regierung künftig die entrüſteten und heftigen Ausbrüche des ſüdſlawiſchen Volkes beſchwichtigen können. Die ungariſche Reviſionspolitik habe etwas von ihrer Schlagkraft verloren. Die Kleine Entente habe ſich aufs Neue gefeſtigt und die Verbindungen zur Türkei und Sowijet— rußland haben eine feierliche Beſtätigung er— fahren. Durch die in Genf gefundene Lö— ſung könne die näherung nur gefördert werden. In London wird die Nachricht, daß eine Vereinbarung erzielt worden iſt, mit großer Befriedigung begrüßt.„Times“ ſagt, die britiſche Regierung habe während des ganzen Verlaufes des Streits kaltblütige Vernunft und Unparteilichkeit gezeigt. Er— mutigend ſei, daß die Vertreter Frankreichs und Italiens, nachdem ſie anfangs ſo ent— ſchieden für Südſlawien bzw. Ungarn Par— tei ergriffen hätten, ſchließlich mit großer Hingabe auf eine befriedigende Löſung hin— arbeiteten. Das Blatt drückt Genugtung über das endgültige Aufhören der Ungarn— ausweiſungen aus Südſlawien aus. Wie aus Belgrad gemeldet wird, ſiellt es das halbamtliche Blatt„Vreme“ ſo Dar, daß Südſlawien einen glänzenden Erfolg errungen und daß Ungarn kapituliert habe. Budapeſt ſei. von Italien verlaſſen, unter die Kontrolle des Völkerbundes geſtellt wor— den und habe damit die größte Niederlage erlitten. die bisher einem unabhängigen Staate zuteil geworden ſei. Die reviſioni— ſtiſche Politik Ungarns ſei für alle Zukunft endgültig unmöglich, weil die Ironie des Schickſals es gewollt habe, daß Budapeſt ſelbſt die Unverſehrtheit und die Unabhän— gigkeit aller Staaten, alſo auch der Nach— barſtaaten, habe feierlich garantieren müſ— ſen. Die„Politika“. die ſich ſehr zurückhal⸗ tend zeigt. hebt hervor. daß die einzelnen Abordnungen in Genf mit der allgemeinen Feſtſtellung auseinandergingen, daß Süd— flawien die geforderte Genugtuung erhalten habe. Das Blatt legt das Hauptgewicht auf die Feſtſtellung, daß die einſtimmig ange— nommene Erklärung des Völkerbundes das Höchſtmaß deſſen ſei, was der Völkerbund habe bieten können. die Nuheſtätte des Feldherrn Der Enkwurf für die Umgeſtalkung des Tannenberg-Denkmals. Königsberg, 12. Dezember. Die Erbauer des Tannenberg-Denkmals, Walter und Johannes Krüger, ſind damit beauftragt worden. die Gruft des Reichs⸗ präſidenten, Generalfeldmarſchall von Hin— denburg, im Tannenbergdenkmal ausgu— bauen. Vor etwa ſieben Wochen empfing ſie der Führer und Reichskanzler, um mit ihnen den Ausbau des Denkmals zu beſpre— chen.„Sie müſſen davon ausgehen“. ſo ſagte der Führer,„daß aus dem Tannen— bergdenkmal immer mehr das Denkmal des größten Feldherrn des Deutſchen Reiches bird“. Er zeichnete ſeine Idee für die Aus— geſtaltung des Denkmals, in den Grundriß— plan des Tannenbergdenkmals ein. ſoll das Schwergewicht des Denkmals, das bisher, gebildet von dem hohen Kreuz über dem Grabe von 20 deutſchen Soldaten, im Mittelpunkt des Denkmalshofes ruht, in die Ache verlegt werden. Das heißt alſo das Grabmal in der Mittel des Hofes verſchwin— Vom Tag der nationalen Solldarittl. Reichsminiſter Dr. Goebbels(links) und der preußiſche Miniſter franzöſiſch-italieniſche An⸗ Danach det, die Gruft des Feldmarſchaus wird in den bisherigen Ausgangsturm verlegt, der dem Eingangsturm gegenüberliegt. Auf dieſe Weiſe wird im Innern des Tannen⸗ bergdenkmals ein großer freier Hof gewonnen, der den dort zu erwartenden undgebungen zugute kommen ſoll. Vor einigen Tagen ſind die Gebrüder Krüger abermals vom Führer und Reichs⸗ kanzler empfangen worden und haben ihm ihre Entwürfe vorgelegt. Dee jetzt geneh⸗ migte Entwurf ſieht anſtelle einer mauer lediglich eine Fortſetzung der ſchon borhandenen Ringſtufenanlage vor. Von der Fläche, die vor den Bogenhallen liegt, werden Granitſtufen in den vier Meter tie⸗ ſer liegenden weiten Hof hinabführen, de. gleichfalls einen Plattenbelag aus Granit zrhält. Die Ringſtufenanlage, die um den Hof nach Art eines Amphitheaters empor⸗ ſteigt, kommt dabei dem Denkmal als Ort großer Kundgebungen zugute. Gegenüber hem Eingangsturm liegt dann die Gruft des Feldmarſchalls unter jenem Turm, der don nun an den Namen Hindenburgkurm tragen wird. Eingefaßt in das Geſamtbild des Denkmals wird die Gruft' ſo geſtaltet, daß ſie Schwerpunkt des ganzen Denkmals wird. Von dem vertieften Hof aus führt ein breiter Zugang zwiſchen zwei großen Branitblöcken, die rechts und links der Ringtreppenanlage abſchließen, zur Gruft. An den Stirnſeiten dieſer beiden Blöcke ſte⸗ hen die Standbilder zweier Soldaten, Mo— numentalfiguren, drei Meter groß. Wächter des Grabes. Den Eingang zur Gruft deckt ein gewalliger Steinblock, her in ſchlichten Buchſtaben den Namen „Hindenburg“ trägt. Dieſer Block wird ein ſtpreußiſcher Findling ſein, der auch ſchon zufgefunden iſt. Ein ſchmiedeeiſernes Tor chließt die Gruft ab. Hinter dem Tor liegt, chon unter der Erde, eine Vorhalle. An hieſe Halle ſchließen ſich rechts und links wei weitere Hallen an, in denen die 20 to— en deutſchen Krieger beigeſetzt werden, die bisher unter dem hohen Broncekreus in— nitten des Denkmalshofes ruhten. Dieſe halle werden Reliefs ſchmücken, die Dar— tellungen des aufbrechenden Heeres zeigen. Zo wird der Feldherr unter ſeinen Mit— ämpfern auf dem großen Schlachtfeld ru— zen. Ein neues Gitter trennt von der Vor— jalle die Gruft, in der der Sarg des Feld— narſchalls' ſteht Die Gruft ſt ein halbkugelförmiges Gewölbe, an deſ— en Wänden broncene Leuchter Kerzen tra— zen. Ueber der Gruft ragt der Hindenburg— urm empor. Es iſt der bisherige Aus— zangsturm, der äußerlich keinen Schmuck rägt, ſondern lediglich einige Fenſteröff— rungen aufweiſt. Dieſe Oeffnungen wird nan zumauern, dann ſoll das große Bron— zekreuz, das bisher in der Mitte des Denk— nalshofes ſtand, an der glatten Wand die— es Turmes über dem Grufteingang ange— bracht werden. Der Turm ſelbſt wird mit reuzförmigem Grundriß und Kuppelge— völbe ausgebaut. Als einzigen Schmuck er⸗ hält er außer ſeiner ſchönen Werkſteinver— leidung lediglich die Daten aus dem Leben des Feldmarſchalls, eingemeißelt in die Wandplatten. Ueber der Inſchrift wer— den aus Bronce und Emaille die Vergrö— zerungen der vier höchſten preußiſchen triegsorden vrangen, die der Feldherr ge— ragen hat. In der ſo entſtandenen hohen halle, die man durch Treppen aus den Nammern erreicht, die rechts und links der Zruft liegen, wird ein PBroncedenkmal des Feldmarſchalls aufgeſtellt. Die Liechtenſteiner begehren auf Ein kleiner Jwiſchenfall im„Paradies der Steuerzahler“. Vaduz, 12. Dezember. Vor dem Liechtenſteiner Regierungsge— bäude fand eine Volkskundgebung ſtatt, die nach Anſprachen der Führer des Liechten⸗ ſteiner Heimatdienſtes, Dr. Ludwig Schaed— ler, Dr. Alois Vogl und Balzers, ſowie des Barons Vogelſang aus Schellenberg, fol— gende Forderungen aufſtellte: 1. Rücktritt der Regierung und Auflöſung des Parteilandtages. äſident Stütz⸗ 2. Sofortige Wiederherſteulung des Rech⸗ tes auf eine Volksabſtimmung in der ur⸗ ſprünglichen Form, damit das liechtenſtei⸗ niſche Volk Gelegenheit habe, auf dem Wege einer Abſtimmung frei und unbeeinflußt zu den gegenwärtigen Fragen Stellung zu nehmen. 3. Uebernahme der Regierungsgewatlt durch den Erbprinzen Franz Joſef, unbe⸗ ſchadet der Rechte des regierenden Fürſten Franz J., oder aber Uebernahme der Regie⸗ rung durch einen anderen Prinzen des Fürſtlich⸗liechtenſteiniſchen Hauſes, der ſei⸗ nerſeits unmittelbar dem Thronfolger als Bevollmächtigter des regierenden Fürſten berantwortlich iſt. Beſtellung einer Regie⸗ cungskommiſſion und eines wahlvorberei⸗ tenden Verfaſſungsausſchuſſes mit der Auf⸗ gabe, innerhalb Jahresfriſt eine neue Verfaſſung auf grundſätzlich demokratiſch⸗ſtändiſcher Grundlage auszuarbeiten und dem Volk zur Abſtimmung vorzulegen. 4 Einführung eine Unvereinbarkeitsge⸗ etzes, das die Bekleidung eines Staatsam⸗ tes durch einen Geiſtlichen verbietet. 5. Vereinfachung des Staatsapparates durch Gehalts- und Beamtenabbau. 6. Bekämpfung des Doppelverdienertums. 7. Neubeſetzung des Arbeitsamtes durch eine Perſönlichkeit, die das Vertrauen der Arbeiterſchaft und des Gewerbes haben ſoll. 8. Verzicht auf Vergeltungsmaßnahmen in Teilnehmern geordneter und diſsiplinier⸗ er Demonſtrationen. * Das ſouveräne Fürſtentum Liechtenſtein, das konſtitutionell-monarchiſch regiert wird, zab im Jahre 1918 ſeine enge politiſche Rerbindung zu der ehemaligen öſterreich— ingariſchen Monarchie auf. Damals ging zuch der Landverweſer außer Land, und an einer Stelle übernahm ein jüngerer Prinz hie Regierung. Das kleine Land, das aur etwa 11000 Einwohner, hauptſächlich Land⸗ virte und Textilarbeiter, zählt, galt einige Zeit hindurch als das Dorado von Leuten. benen der deutſche Boden zu heiß gewor— den war— in aller Erinnerung iſt ja noch die Affäre Schaie(Rotter)— und lei⸗ tete der Gründung von Scheinfirmen und Schwindelunternehmungen Vorſchub, bis die allzu freizügigen Einbürgerungsbe⸗ timmungen, die den Unterſchlupf zwei⸗ ſelhafter Elemente und das Zuſtandelom— nen unſolider Handelsunternehmungen mit dem Sitz in Liechtenſtein ermöglicht hatten, verſchärft wurden Als beſondere Merk⸗ vürdigkeit darf erwähnt werden. daß ſich Ziechtenſtein, das im Weltkrieg neutral blieb, von Rechtswegen noch im Kriegszu— tand mit Prußen befindet, da es ſich im Kriege von 1866 auf Oeſterreichs Seite ge⸗ tellt hatte, ohne daß es hinterher in den Friedensſchluß einbezogen wurde. 4 Hierzu veröffentlicht die Regierung des Fürſtentums Liechtenſtein eine Erklärung, hie„Volkskundgebung“ ſei von nur 160 ßerſonen. meiſt Jugendlichen, vorden und würde von der Bevölkerung hes Landes mehr humor iſtiſch auf“ lefaßt. Obſt⸗ und Gemüſepreiſe Aufgehobene Abnehmereinteilung. Berlin, 12. Dezember. Der Reichskommiſſar für Preisüberwa⸗ hung hebt im Benehmen mit dem Reichs⸗ miniſter für Ernährung und Landwirtſchaft die von der Wirtſchaftlichen Vereinigung der deutſchen Obſt- und Gemüſeverwer⸗ tungsinduſtrie und verwandter Betriebe feſtgeſetzte Abnehmereinteilung in Kunden— ſtufen für die von der Vereinigung betreu⸗ ten Wirtſchaftszweige auf. Die Aufhebung gilt für diejenigen Abſchlüſſe, die nach dem 8 Dezember 1934 getätigt werden. Eine Rückvergütung auf ausgelieferte Ware fin⸗ det nicht ſtatt. a Die Preisbindungen für Gemüſekonſer⸗ ven, ſteriliſierte Gurken(Friſchgurken), Orangeat und Zitronat, die für den Ueber⸗ gang der Ware vom Fabrikanten an den Großhandel feſtgelegt waren, bleiben einſt⸗ weilen noch in Geltung. Für die übrigen Waren der Wirtſchaft⸗ chende und übliche Kalkulation belegt wird Kindern veranſtaltet 21 000 RM an Löhnen und der lichen Vereinigung ve ihre Unterſchreitung iſt dan wenn ſie durch eine kaufmä a Die Preiſe für Seeſiſche Berlin, 12. Dez. Der Reichskommiſſar für Preisüberwachung, Dr. Goerdeler, teilt mit: Nachdem innerhalb der letzten drei Wochen die Seefiſchpreiſe an der Küſte erheblich ge⸗ fallen ſind, erwarte ich, daß ſich dieſer Rück⸗ gang in einer entſprechenden Rückbildung des Konſumentenpreiſes auswirkt. Dieſe Angabe trifft nicht zu für grüne Heringe, die zurzeit faſt ausſchließlich nur zu teueren Preiſen von ausländiſchen Dampfern be⸗ zogen werden können, da die deutſchen Fiſchgründe in dieſer Jahreszeit nur wenig Ware liefern. Der„Tag der Polizei“ Die Polizei lindert Sorge und No. Berlin, 12. Dezember. Mit dem„Tag der Polizei“ am 18. und 19. Dezember ſoll, wie von unterrichteter Seite mitgeteilt wird, gezeigt werden, daß es der Polizei ohne Unterſchied der Spar⸗ ten und Formationen mit dem Begriff „Volksverbundenheit“ ernſt iſt. Aehnlich wie in Berlin werden auch in den übrigen Städten des Reiches eine Anzahl von Ver⸗ anſtaltungen durchgeführt. Die Polizei geht zum Teil mit ihren Kapellen in Betriebe und Stadtgegenden, in denen im allgemei— nen keine Platzkonzerte abgehalten werden. Außerdem werden auch auf dem flachen Lande, in Kleinſtädten und Dörfern, Kon— zerte der Schutzpolizeikapellen veranſtaltet. In Hamburg wird die Polizei in den ſoge— nannten Elendsvierteln den bedürftigen eine Weihnachtsbeſcherung berei— ten. Die Mittel hierzu werden durch Spen⸗ den der Beamtenſchaft ſelbſt aufgebracht. Die üblichen Kinderſpeiſungen, die überall ſtattfinden, ſollen an den beiden Tagen ver— doppelt werden. Außerdem bringt die Po⸗ lizei die Mittel zuſammen, um bedürftigen Kindern den Beſuch von Weihnachtsvorſtel— lungen zu ermöglichen In Sachſen und Württemberg ſoll auch der Polizei⸗ hund in den Dienſt der guten Sache ge— ſtellt werden. In Königsberg wird dem Publikum, ebenſo wie an anderen Stand— orten, der Stand der reiterlichen Ausbil⸗ dung der Polizei vorgeführt. Der Reiner— trag dieſer und aller ähnlichen Veranſtal⸗ tungen wird reſtlos an das Winter- hilfzwerk gegeben. Ueberall ſchließt der„Tag der Polizei“ mit einem Zapfen⸗ ſtreich der Polizeiformationen. Die Bevölkerung ſoll fühlen, daß die Po⸗ lizei nicht nur ein wachſames Auge des Ge⸗ ſetzes ſei, ſondern auch Sorge und Not ſo— weit als möglich lindern will. Auf dem Eiſe verunglückt 6 Toke in Lettland. Riga, 12. Dezember. 5 Nachdem erſt am Samstag drei Schü⸗ ler bei einem Schulausflug auf dem Eiſe des unweit Riga gelegenen Babit-Sees ein⸗ brachen und ertranken, wird jetzt ein ähn⸗ licher Unglücksfall aus Mittelkurland ge— meldet. Dort ertranken drei ſunge Ar⸗ heiter, die ſich zum Teil auf Fahrrädern, zum Teil auf Schlittſchuhen über das Eis 190 Sees zu ihrer Arbeitsſtätte begeben wollten. In Schutzhaft genommen. Breslau, 12. Dez. Wie das Preſſe⸗ und Propagandaamt der Deutſchen Arbeitsfront mitteilt, iſt der Fabrikbeſitzer Berthold Greiner, Inhaber der Glasfabrik Greiner in Ritſchel⸗Oberlauſißz, wegen unſozialen Verhaltens und Nichtachtung der Verord— nung des Führers in Schutzhaft genommen worden. Greiner hat nicht nur in unver⸗ antwortlicher Weiſe ſein Beſitztum verwirt⸗ ſchaftet, ſondern er blieb ſeiner Gefolgſchaft, 187 Männern und Frauen, insgeſamt Kranken⸗ kaſſe und Invalidenverſicherung rund 30 000 RM an Beiträgen ſchuldig. Er ſelbſt ver⸗ wandte dagegen für ſeinen perſönlichen Verbrauch außerordentlich hohe Beträge. Görings Sammelertrag: 76 000 Rm Berlin, 12. Dez. Miniſterpräſident Gene⸗ ral Göring hat am Dienstag der Abrech⸗ nungsſtelle der NS⸗Volkswohlfahrt ſeine letzte Sammelbüchſe übergeben, die die ihm am Tage der nationalen Solidarität von fi⸗ nanziell beſſer geſtellten Kreiſen geſpende⸗ ten größeren Geldſcheine und Schecks eim ⸗ hält. Zur freudigen Ueberraſchung der Ns⸗ Volkswohlfahrt ſteigt damit der Sammel ertrag des preußiſchen Miniſterpräſidenten auf insgeſamt 76 700 RM. Gegen spröde Hout Leokrem mit Sonnen- Vitamin Lette Nachrichten Sedenk⸗ und Feiertage i Termine für Ernennungen und Beförde · rungen. 1 Berlin, 12. Dezember. U um die Verbundenheit der Beamtenſchaft nt dem Führer und Reichskanzler und der lationalſozialiſtiſchen Bewegung beſonders u betonen, bezeichnen es der Reichsinnen⸗ miniſter und der Reichsfinanzminiſter in funderläſſen als zweckmäßig, Ernennungen u Beamten, Beförderungen, ſowie nach ſerausgabe entſprechender Beſtimmungen gegebenenfalls Verleihungen von Titeln. und lharakteren, ferner Höhereinſtufungen bei Angeſtellten, Lohnempfängern usw. mehr als bisher an den Gedenk- und Feiertagen der Nation auszuſprechen. Insbeſondere te das für Ernennungen, Beförderungen ul., die vorzugsweiſe für Verdienſte um ge nationalſozialiſtiſche Erhebung ſtattfin⸗ den. Als die in Frage kommenden Feier⸗ age der Nation werden der 30. Januar, der 20. April, der 1. Mai, der 30. September ind der 9. November angeführt. Unter dielen Feiertagen ſoll, wie das ND mel⸗ get, bevorzugt der 20. April, der Geburts⸗ ag des Führers berückſichtigt werden. Der Mai werde in erſter Linie für Höherein⸗ ſufungen uſw. von Arbeitern und Ange⸗ tellten in Betracht kommen. Bor dem Volksgerichtshof Berliner, Kölner und Frankfurker KPD. f Funkkionäre. Berlin, 12. Dezember. In vorausſichtlich zweitägiger Verhand- lung haben ſich vor dem Volksgerichtshof in berlin ſechs Kommuniſten aus Frankfur: d. M., Köln und Berlin zu verantworten die zum Teil bis in den Juni hinein die hochverräteriſchen Umtriebe der KPd im ſtheinland, in Heſſen und Frankfurt a. M gefördert haben. Unter den Angeſchuldigter befinden ſich bedeutende Funktionäre, ſo bor allem der Hauptangeklagte Rau, der eit 1928 preußiſcher Landtagsabgeordneter war. Während der legalen Zeit hatte er im Karl Liebknecht⸗Haus zwei Geſchäftszimmer und wohnte nach der Machtübernahme durch den Nationalſozialismus unter dem decknamen„Heiner“ in Verlin. Im Januar und Februar vorigen Jahres unternahm er tand. Er wurde vet einem Treffen in einem Frankfurter Kaffeehaus feſtgenommen. Fine bedeutende Stellung in der Frank; furter Bezirksleitung nahm der 34 fährige Karl Geiſt aus Frankfurt a. M. ein, der ſeine politiſche Ausbildung in Sowjetruß⸗ land genoſſen hat. Er hat ſogar noch ver ⸗ ſucht, aus der Unterſuchungshaft durch Kaſ⸗ fiber Anweiſungen und Befehle an andere Funktionäre zu erteilen. Seine Ehefrau war kommuniſtiſche Stadtverordnete und iſſ bereits wegen Hochverrats abgeurteilt wor⸗ den. Mit verwickelt in die, illegale Wiederauf⸗ dauarbeit im Frankfurter Bezirk ſind ferne der 34 jährige Harry Kuhn und der 30fäh⸗ ige Herbert Haupt. Poliziſt als Amokläufer Polizeiinſpektor vor Gericht Wien, 12. Dezember. Ein außergewöhnlicher Prozeß findet von einem Wiener Schöffengericht ſtatt. Ein In. ſpektor der Wiener Bundespollzei hat fich wegen Totſchlags zu verantworten. Ohne erſichtlichen Grund ging er am 15. Auguſt mit gefälltem Bajonett durch die Straßen eines Wiener Vorortes und ſtieß eine 70 Jahre alte Frau, die nicht ſofort aus dem Wege gehen konnte, mit dem Kolben ſo iy den Rücken, daß ſie zuſammenbrach. We— zen dieſer Roheit wurde er von dem Mau, tergehilfen Egelhofer zur Rede geſtellt, wo— auf er ihn mit dem Bajonett niederſtach dieſer ſtarb auf der Stelle Sportallerlei Auſtria Wien erlitt im vierten Spiel auf engliſchem Boden ſeine erſte Niederlage. Sheffield Wednesdey ſiegte 3:0(0:0). * Werner Selle hat ſich, wie die ärztliche Unterſuchung feſtſtellte, in der 2. Runde ſei⸗ nes Kampfes gegen Klein den Mittelhandkno— chen der rechten Hand gebrochen. Hans Schönrath darf bis zum 31. März 1935 nicht mehr boxen. Er ſoll ſeine Augen⸗ derletzung durch Operation beheben laſſen. In Lille ſchlug Al. Brown den belgiſchen Federgewichtsmeiſter Machtens hoch nach Punkten. Carnera wurde von der JBU. als Europa— meiſter anerkannt. Pierre Charles darf ihn und den ebenfalls anerkannten Weltmeiſter Baer fordern. Tolagende Amateur⸗Nationalſtaffel kämpfte eine Aaitationsreiſe durch Südweſtdeutſch— e. e in Frankfurt, Völtllingen und Saarbrugen: Rappfilber, Staſch, lch Häuſer, Leitner, Stein, Vogt und A. Fi cher. 1 59 Sekunden ſchwamm der ungariſche Euro⸗ pameiſter Cſit über 100 Meter Kraul. Ein großes internationales Schwimmfeſt will Magdeburg 96 am 1. und 2. März 1935 mit einem Vierklubkampf 96— Hellas— 89 Berlin— Bremiſcher SV. aufziehen. In Brüſſel kam Aachen 06 zu guten Er⸗ folgen. Lenkitſch gewann die 200 Meter Kraul, Koppen die 200 Meter Bruſt. Auch die 7mal 50⸗Meter⸗Staffel für Waſſerballer wurde von den Grenzlanddeutſchen gewonnen. * Die Bonn/ Beueler Mannſchaft, die am 23. Dezember gegen Köln ſpielt, ſteht wie folgt: Reindell; Röſer, Pütz; Leyendecker, Müller, Henſeler; Elbern, Elbern, Elbern, Elbern, Herbſt. Gegen den Gau Niederrhein tritt am kom⸗ menden Sonntag Weſtfalen mit der Elf des Meiſters Schalke 04 an, in der Szeapn fehlt und Timpert 1.(Höntrop) Verteidiger ſpielt: Mellage; Timpert 1, Zajons; Tibulſki, Bor⸗ nemann, Valentin; Kallwitzki, Urban, Pört⸗ gen, Kuzorra, Rothardt heißt die Elf. In Bochum 10 8070 am Sonntag in einem WH W. Spiel Alt⸗Internationale wie Stuhl⸗ faut, Lohrmann, Hochgeſang, Bumbes Schmidt, Schmidt, Faiſt, Otto,„Wieder uſw. Ingenieur Zoller, der Konſtrukteur des be⸗ kannten Zoller⸗Rennwagens, iſt plötzlich ge— ſtorben. 4 Europameiſter Hornſiſcher⸗Nürnberg gewann das Göteborger Turnier im Schwergewicht überlegen. Die Großſchiflahrtslinien Ausgliederungen 111 7 10 Hapag ⸗Eloyd⸗ Berlin, 12. Dezember. Aehnlich wie in anderen Ländern und Wirtſchaftszweigen haben die Kriſenjahre ergeben, daß Rieſenbetriebe der Seeſchiff⸗ fahrt den Schwierigkeiten weniger gewach ſen ſind als mittlere und kleine Unterneh- mungen. Es beſteht die Auffaſſung, daß der Hapag⸗Lloyd⸗Konzern, der 1933 70 v. H. der geſamten deutſchen Handelsflotte um⸗ faßte, durch Ausgliederung der im Laufe der Jahre mit ihm fuſionierten Geſellſchaf⸗ ten und Dienſte wieder auf überſehbare Maße zurückgeführt werden müſſe. Der Reichsverkehrsminiſter beauftragte anfangs dieſes Jahres Staatsrat Eßberger als Treu⸗ händer des Reiches für die Großſchiffahrt mit der Umbildung ihrer Organiſation. In monatelangen Verhandlungen wurden mit den Vorſitzenden der Aufſichtsräte von Ha⸗ pag und Lloyd die Verträge über das Aus⸗ ſcheiden der Dienſte nach Südamerika⸗-Oſt⸗ küſte und Afrika vereinbart, die nun abge— ſchloſſen ſind. Verhandlungen wegen der Ueberführung des Levante-⸗Dienſtes in Privathand ſind im Gange. In der glei⸗ chen Richtung geht das Bemühen, die euro⸗ päiſchen Linien der Hapag⸗Lloyd⸗Union, die Hamburg-—London⸗Linie, die Ham: burg Rhein⸗-⸗Linie, die Svenska⸗Linie und die Ippen⸗Linie zu verſelbſtändigen ode: auf andere Reedereien überzuleiten. Für die Argo-Reederei Ac und die Mathies⸗ Reederei Ach iſt die Verſelbſtändigung be⸗ reits durchgeführt. N Ausländer über Deutſchland Erzherzog Joſeph Franz von Deutſchland begeiſtert Erzherzog Joſeph Franz, der Sohn des bekannten Heerführers während des Welt— krieges, Erzherzog Joſeph, hat in der Preſſe ſeine Eindrücke über ſeinen kürzlichen Auf⸗ enthalt in Deutſchland wiedergegeben. Er ſagt, daß im neuen Deutſchland beiſpielloſe Ruhe und Ordnung herrſchen. Einen beſon— ders vorzüglichen Eindruck mache die diſzi⸗ plinierte Haltung und ausgezeichnete Aus— bildung der deutſchen Jugend. Richtfeſt am Haus der Deulſchen Erziehung. In Bayreuth wird ge— genwärtig das der Deutſchen hung“ von Mitgliedern „Haus, Erzie⸗ des nationalſozialiſti— ſchen Lehrerbundes er— richtet. Eine Aufnahme vom Richtfeſt. In der weiteren Entwicklung Europas wird Deutſchland zweifellos eine beſonders entſcheidende Rolle zukommen. Die Enkwick⸗ lung Deutſchlands, fährt er fort. vollziehe ſich ſetzl in den richtigen Bahnen. Das neue deutſchland ſei eine Macht, mit der die janze Welt rechnen müſſe, ſei in hohem Maße noch weiter entwicklungsfähig. Das deuiſche Volk ſei heute ausgezeichnet organi- ſiert und zum Bewußfſein ſeiner ſelbſt ge⸗ langt. Deutſchland lege heute das Hauptgewicht nicht auf Theorien, ſondern auf die Praxis, vas für jedes moderne Volk von ſchickſalhaf⸗ zer Bedeutung ſei. Urteil eines Deutſch⸗Amerilaners Neuyork. 12. Dez. Der Nationalrat der Steuben-Geſellſchaft Amerikas nahm mit ſtürmiſchem Beifall einen Bericht ſeines Vorſitzenden Theo⸗ dor Hoffmann über ſeine Eindrücke zuf, die er bei einer Reiſe durch das neue Deutſchland erhalten hat. Hoffmann erklärte, das deutſche Volk ſei einig und zufrieden unter einem Führer, deſ⸗ ſen Hauptbeſtreben es ſei, die Keklen der Sklaverei zu zerbrechen. die das deulſche Volk ſeit 15 Jahren feſſelten und das Volk zu Frieden und Wohlergehen zurückzubringen. das amerikaniſche Volk habe allen Anlaß. ſich um ſeine eigenen Fragen zu kümmern und anderen Völkern die Löſung ihrer eige⸗ nen Angelegenheiten zu überlaſſen. liefen... Urheberrechtschutz: Fünf Türme⸗-Verlag Halle(Saale). Aus ſolch einfachen geradlinigen Verhältniſſen ſtammte alſo Felix Burger, der nun in der Wallſtreet eine be⸗ deutende Rolle ſpielte. Hier konnte er ſich ausleben, ſeinem Dispoſitionen großen Stils nachgeben, zumal ſeit er all⸗ einiger Erbe dieſes Onkels Carolus geworden war. Denn es hatte ſich gezeigt, daß dieſer Sonderling all die Jahre her nicht nur gut unterrichtet war, was in der Heimat und der Familie ſeines Bruders vorging, ſondern daß er die Berufung des verwaiſten Neffen ſchon von langer Hand vorbereitet hatte. Und als die Auskunft gut ausfiel über den jungen fleißigen Mann, da veranlaßte er ihn, juſt auf die Minute zur rechten Zeit, gewiſſermaßen als Lehrling in die weitverzweigten Geſchäftsbetriebe einzutreten, deren alleiniger Chef der einſtige Tunichtgut geworden war. Seit einigen Jahren war Felix auf ſich ſelbſt geſtellt. Carolus, der ewig nörgelnde, gallige, ſich ſelbſt zuwidere Patron, hatte eines Tages völlig unerwartet das Zeitliche geſegnet. Felix betrauerte ihn aufrichtig, denn er hatte nebſt vielen ſchlimmen Eigenſchaften immer etwas wie ein gütiges Herz in der Bruſt des ſeltſamen Mannes ver⸗ mutet. Die Leute drüben nannten ja auch den jungen Burger einen Sonderling. Erſtens, weil er ſchon ſechs⸗ unddreißig Jahre zählte und immer noch Junggeſelle war, und dann, weil ihm jene angeſpannte, eiſerne Skrupel⸗ loſigteit fehlte, die das Geheimnis des klingenden Erfolgs ſein ſoll. Felix Burger lief niemals einer Sache nach, niemals einem anderen den Erfolg ab. Aber er verſtand 3 In Wien. Hang nach die Kunſt, die Dinge ſo zu meiſtern, daß ſie ihm nach- Keine alltägliche Kunſt, wie man zugeben wird, und auch keine, die mit Buchſtaben gelernt werden kann. Plötzlich— gleichſam von heute auf morgen— packte ihn das Heimweh. Verſchüttet oder nur niedergehalten, wer kann es ſagen, war es mit einem Male ſo übermächtig über ihn gekommen, daß es ſich nicht mehr bezwingen ließ. Er traf ſeine Reiſevorbereitungen mit einem Eiſer, der ihn ſelbſt überraſchte— und nun war er da... War in der Heimat.. Eigentlich war es das erſtemal, daß Felix auf längere Zeit ausſpannte. Bisher hatte er keinerlei Bedürfnis nach Raſt gehabt, denn ſein angeborener Hang nach einer ge— wiſſen gemächlichen Gründlichkeit hatte ihn davor bewahrt, daß er mit ſeinen Kräften Raubbau trieb, und ſeine Geſchäftsfreunde beneideten ihn darum. Doktor Burger war nicht allein gekommen. Es hatte ſich ſo gemacht, daß eine kleine Geſellſchaft Bekannter ſich an Bord zuſammenfand, die gleichfalls nach Wien ſtrebten. Zwei Herren reiferen Alters, mit vom vielen Eiswaſſer⸗ trinken ramponierten Magen, wollten ſpäter zur Kur nach Karlsbad, kannten Wien und freuten ſich, die wunderbare Metropole der Heiterkeit und Gemütlichkeit wiederzuſehen. Dann waren noch da zwei junge Töchter der Fünften Avenue, ausgerüſtet mit väterlichen Schecks. die eine Reiſe nach dem Kontinent unternehmen wollten, nachdem ſie eine Weile in„Vienna“ Muſik genaſcht hatten. Doktor Felix Burger war mit allen, wenn auch nicht näher, bekannt. Er war in Neuvork nicht oft in Geſell⸗ ſchaft zu ſehen und von der Liſte der Flirts und der Ehe⸗ kandidaten ſo gut wie geſtrichen. f Um ſo erſtaunter waren die Miſſes Betſy Dawes und Gwendolen Birming, in Miſter Burger einen Reiſegeſell⸗ ſchafter von Qualität kennenzulernen, der heiter und ge⸗ ſprächig, umgänglich und einfallsreich ſich erwies und nur ein wenig melancholiſch wurde, als man ſich dem Dock von Cherbourg näherte. Aber das ging vorüber und in Paris erlebte man an ihm weitere Ueberraſchungen. tauglicher wurde, als er es in Neuyork geweſen war. S die gute Mitte zwiſchen Gemeſſenheit und Heiterkeit, war er im Handumdrehen der Mittelpunkt det kleinen Geſell— ſchaft geworden, und ſeine Art den jungen Damen gegen— über war ein klein wenig onkelhaft zu nennen. Das hatte ſeine guten und ſchlechten Seiten. Die guten wirkten ſich darin aus, daß es keine Eiferſüchteleien gab zwiſchen den Freundinnen. Die ſchlechten, wenn man ſo will, äußerten ſich darin, daß ſich kein Fremder heranwagte und man unter ſich blieb. Die beiden jungen Damen gefielen ihm zuſammen ganz gut— ſie aber einzeln zu beurteilen, fehlte ihm jegliches Intereſſe.. Sie waren reizend, kaprizibös und unerhört verwöhnt. Lauter Eigenſchaften, wie ſie der gute Felix in der Geſell⸗ ſchaft an ihresgleichen nur zu gut kannte. Wie er ſich in Wien mit ihrer Anweſenheit abfinden würde, darüber hatte er ſich nicht den Kopf zerbrochen. Die jungen Damen hatten ſich gleichfalls im„Grand Hotel“ inſtalliert. Zwei kleine Schlafzimmer, verbunden durch einen hübſchen hellen Salon, mit Ausſicht auf den Ring natürlich. Und ſie wurden ſchon in der allererſten Stunde nicht müde, die hübſchen Ellbogen auf die Balu⸗ ſtrade der kleinen Balkons zu ſtützen und Wiener Leben zu beſtaunen, Wiener Luft zu atmen. Und als ſie eine gute Weile ſpäter, nach einem er⸗ friſchenden Bad und eingehüllt in die allerneueſten Pariſer Modeſchöpfungen, mit den beiden ältlichen Karlsbad⸗ Kandidaten Tim Wellmann und Bill Broader im Veſtibül des Hotels zuſammentrafen, da erwartete ſie die Nachricht, daß Doktor Burger ſich zum Nachmittagsbummel nicht an⸗ ſchließen würde und bereits allein ausgegangen ſei. Da entpuppte er ſich als Maitre de plaisier und die Rundfahrten und Beſichtigungen wechſelten mit abend— lichen mondänen Unterhaltungen in bunter Folge, daß die beiden verwöhnten Ladies den„Sonderling“ gern zum Schwerenöter avancieren laſſen wollten. Aber ſie mußten alsbald erkennen, daß Miſter Burger zu einem Flirt nicht — — 15(Fortſetzung folgt.) 5* — 2 7 2 N ee 6 2 17570 a 7485 g g 9.8 No man vom Otfried von Hnctein. Urheberrechtsschutz: Fünf Türme⸗Verlag, Halle(Saale) Nachdruck verboten. „Servus, ſchöne Frau!“ Ein Schreck durchzuckte Bianka, ſie wandte den Kopf— Hjalmar Engſtröm ſtand hinter ihr und lachte ſie an. Im erſten Augenblick hatte ſie das Gefühl, fliehen zu müſſen; aber dann ſah ſie ein, daß dies lächerlich geweſen wäre. Das erſte Signal zur Mahlzeit war bereits erklungen, die Paſſagiere in ihre Kabinen geeilt, um ſich zum erſten Male bei ruhiger See feſtlich zu kleiden; ſie waren beide allein. „Ich habe zu meiner Freude geſehen, daß wir Reiſe⸗ genoſſen ſind.“ Engſtröm hatte ein Lachen in ſeinen Augen.„Die ſind und bleiben doch immer die tolle Bianka.“ Der etwas gutmütige Spott kränkte ſie. „Was wünſchen Sie von mir, Herr Engſtröm?“ „Frieden machen! Tolles Mädel trotz Ihrer Frauen⸗ würde! Toll und ſprunghaft, wie immer. Ich biete Ihnen ein Großes Los, und Sie ſchlagen es aus; dann wollen Sie ſich rächen— jawohl, rächen, denn etwas anderes war doch das Konzert nicht—, und wiſſen Sie, Bianka pellissima, daß mir das eigentlich gefallen hat? Tempera- ment iſt die Hauptſache! Und dann— was wollen Sie eigentlich in Amerika? Denn daß Sie nur hinüber⸗ gondeln, um ſolche Scherze wie in jenem Konzert zu wiederholen, das glaube ich doch nicht.“ „Herr Engſtröm, nach der Art und Weiſe, wie Sie mich in der Agentur Franken geſchnitten haben, verſtehe ich Sie nicht. Sie ſcheinen mich für ein Kind zu halten, das für Ihre Launen da iſt. Ganz plötzlich überrumpeln Sie mich, laſſen mir ein Engagement bieten, verlangen, daß ich Hals über Kopf mein Heim und alles verlaſſe, ſind empört, als ich nicht ſofort bereit bin, ſchneiden mich, demütigen mich— was wollen Sie jetzt von mir? Ich denke, Ihre Braut wartet auf Sie? Gehen Sie zu ihr!“ Er ſchnippte mit der Hand. „Braut? Ein kleines Reklamemanöver des guten Franken. Uebrigens liegt die brave Aida noch in ihrer Kabine und ſtöhnt. Aber Sie? Wiſſen Sie, daß dieſe Seekrankheit Sie geradezu verſchönt hat? Wiſſen Sie, wie dieſe intereſſante Bläſſe Sie kleidet?“ „Laſſen Sie die faden Schmeicheleien, die höchſt lächer— lich ſind!“ „Alſo ernſt. Was wollen Sie in Amerika?“ „Ich wüßte nicht, was das Sie angeht.“ „Sehr viel, denn ich meine es gut mit Ihnen— viel beſſer, als Sie es glauben.“ Nun war wieder dieſer warme, glutartige Ton in ſeiner Stimme, den er ſo meiſterhaft beherrſchte. „Bemühen Sie ſich nicht. Mir geht es gut. Oder glauben Sie, es gäbe nur eine einzige Tournee durch Amerika?“ Er beugte ſich zu ihr. „Gut alſo. Ich weiß natürlich auch das. Die Schiffs⸗ liſte iſt offenherzig, und Signor Rimoldi kann zwar nicht mehr. ſingen, aber er verſteht die Reklametrommel zu rühren.“ Sein Geſicht war ganz nahe an ihrer Wange. „Was wollen Sie bei der Stagione der Ruinen?“ Sie trat zurück. „Eine Ruine gehört zu den Ruinen. Kommiſſionsrat Franken iſt wenigſtens der Meinung, und Herr Engſtröm hat ihm nicht widerſprochen.“ Er legte den Arm um ihre Schulter. „Sie wiſſen, daß ich Sie liebe!“ „Laſſen Sie mich los! Oder ſoll ich um Hilfe rufen?“ „Das werden Sie nicht tun, denn es wäre ebenſo dumm wie Ihre Ablehnung in Berlin. Wer iſt Fräulein Calcher? Eine glänzende, kalte, ſeelenloſe Stimme!“ „Auf einmal.“ „Sie ſind das Temperament! Sie ſind die Glut! Ich weiß, daß Sie mich lieben— Unſinn— ich weiß es, und wenn Sie es tauſendmal leugnen. Gut— ich werde für Sie ſorgen, ich werde Sie mit mir nehmen. Laſſen Sie dieſen Ruinen⸗Rimoldi! Für ihn iſt es in Wirklichkeit ebenſo gut, wenn Signora Maria Gina Vertinamorati, zur Zeit der Entdeckung Amerikas Primadonna der Scala in Mailand, ſingt— Sie aber ſind vernünftig und kommen mit mir.“ Ein Hoffnungsſtrahl glomm in Bianka auf und gleich⸗ zeitig eine Angſt. Zum zweiten Male bot ihr Engſtröm die Hand, zum zweiten Male ſchien es, als wollte das Große Los in ihren Schoß fallen, und doch war ihr Eng⸗ ſtröms Art ſo eigentümlich. Sie taſtete vorſichtig. „Ich have mich Direktor Rimoldi verpflichtet.“ Der Sänger machte ein verächtliches Geſicht. „Mit dem werde ich reden. Auf die paar Tauſender, die er als Abſtand verlangt, kommt es nicht an.“ „Sie haben wirklich Vertrauen zu mir? Auch jetzt noch? Nach dieſem Konzert?“ „Ich ſagte Ihnen bereits, daß mir dieſe Art der Nache ſogar gefiel. Mir imponiert ein Weib, das haſſen und lieben kann.“ „Aber was wird Fräulein Calcher dazu ſagen!“ „Ich wüßte nicht, was das Fräulein Calcher angeht.“ „Sie haben doch mit ihr den Vertrag geſchloſſen— und wenn ich nun ſtatt ihrer an Ihrer Seite ſingen ſoll?“ * Engſtröm machte ein völlig erſtauntes Geſicht. „Singen? Aber Kind, wer hat denn von Sin den de⸗ ſprochen?“ Bianka trat zurück. „Aber Sie ſagten...“ Er ging zum„Du“ über. „Ich ſagte, daß du mit mir kommen ſollſt! Mit mir! Um mit mir glücklich zu ſein— als— Herrgott, wir ſind doch beide keine Kinder, ſondern vorurteilsloſe Künſtler— ſagen wir alſo ganz modern— als meine Freundin!“ Er wollte wieder den Arm um ſie legen, aber er tat es nicht, denn einer der Schiffsoffiziere ging vorüber. Bianka war ſo aus allen Himmeln gefallen, daß ſie regungslos daſtand. „Machen wir uns nichts vor: Deine Stimme iſt futſch. Du weißt, wie ſie bei dem Konzert ganz plötzlich verſagte. Es iſt ſogar höchſt unwahrſcheinlich, daß du auch nur den Anſprüchen des Direktors Rimoldi genügen könnteſt. Selbſt eine Gina Vertinamorati iſt für ihn beſſer, denn ſie kann wenigſtens ſchreien, während du einfach keinen Ton aus deiner Kehle bekämſt. Ich mache dich darauf aufmertſam, daß du den wilden Weſten nicht kennſt! Ich möchte es wahrhaftig nicht, daß man dich mit faulen Aepfeln bewirft. Uebrigens— du haſt Rimoldi ein paar Töne vorgeſungen, obgleich du wußteſt, daß du eine ganze Partie gar nicht durchhalten kannſt. Du haſt ihn alſo geradezu betrogen, und er iſt im Recht, wenn er dich irgendwo, wo die Füchſe einander gute Nacht ſagen, ein⸗ ſach ſitzenläßt. Deine Stimme iſt erledigt, das wiſſen wir beide; aber du biſt noch jung, biſt ſchön, haſt Temperament! Und ich habe vor meiner Abreiſe auch Zeitungen geleſen, weiß alles— weiß, daß dein Mann dir die Tür gewieſen hat, weiß, daß du kein Geld haſt, denn ſonſt hätteſt du nicht mit beiden Händen zugegriffen, als Franken dir Rimoldi anbot. Ich mache dir durchaus keine Hoffnung, daß ich dich etwa heiraten will. Ich heirate überhaupt nicht mehr, habe an drei ſolchen Experimenten genug— aber ich habe dich lieb, Mädel, und nehme dich mit.“ Bianka ſtand noch immer, ohne die Kraft zu haben, antworten zu können. Sie war in tiefſter Seele verletzt. Nicht einmal über ſein ſo brutal geäußertes Angebot, viel⸗ mehr noch über die rohe Art, in der er ihre Künſtlerſchaft. ihre Stimme verdammte. Inzwiſchen war auch Aida Calcher aus ihrer Kabine gekommen, hatte ſich für die Hauptmahlzeit in der erſten Kajüte in ein ſchillerndes Abendkleid geworfen und ſah ſich nun ſuchend um. Zufällig kam der Deckſteward vorüber. „Haben Sie Herrn Hjalmar Engſtröm geſehen?“ „Der Herr Kammerſänger wollte noch einen Rundgang durch das Schiff machen. Ich glaube, er iſt in die zweite Kajüte hinabgeſtiegen.“ „Ich denke, das iſt verboten?“ „Den Reiſenden der erſten Kajüte ſteht natürlich der ganze Dampfer zur Verfügung.“ Einen Augenblick ſtand Aida Calcher überlegend da, dann zuckte ſie zuſammen: In der zweiten Kajüte reiſte doch dieſe Bianka Colani? Eiferſucht ſtieg in ihr auf, und ſie ſchritt auf die Treppe zu, die vom Promenadendeck hinabführte. Bianka hatte ſich wiedergefunden. „Kein Wort mehr, Herr Engſtröm!“ Er beugte ſich zu ihr. „Willſt du mir weiß machen, daß du nicht gewußt haſt, daß ich auf demſelben Schiff reiſe?“ ö „Ich habe es gewußt, aber ich mußte es in Kauf nehmen. Ich bin aus freien Stücken Direktor Rimoldi gefolgt. Ich kann ſingen, ich werde es beweiſen. Sie irren ſich, Herr Engſtröm! Noch trage ich den Namen meines Mannes. Sie täuſchen ſich, wenn Sie glauben, daß ich ſchon ſo tief geſunken bin, mich mit der Rolle einer Geliebten begnügen zu wollen!“ Engſtröm zuckte die Achſeln. „Wieder Törin! Weißt du, daß du nur die Wahl haſt, meine oder des Direktors Rimoldi Freundin zu werden?“ „Ich erſuche Sie noch einmal, mich zu verlaſſen.“ „Du trittſt das Große Los“ zum zweiten Male mit Füßen?“ Er begann den Gekränkten zu ſpielen. „Wie es beliebt, Fräulein Bianka Colani! Ich denke, es gibt Tauſende hübſcher Mädchen, die mit Frauen—“ „Machen wir dem Geſpräch ein Ende!“ Noch einmal verſuchte Engſtröm, den ihr Widerſtand immer mehr reizte, Bianka in ſeine Arme zu nehmen, da ſtand Aida Calcher vor ihnen, und ehe ſie ein Wort zu ſprechen vermochte, ſagte Bianka mit kalter Schärfe: „Fräulein Calcher, ſorgen Sie dafür, daß Ihr Ver⸗ lobter mich nicht mit niedrigen Anträgen beläſtigt!“ In dieſem Augenblick kam Direktor Rimoldi im Frack aus ſeiner Kabine, und das Deck füllte ſich mit Reiſenden, die dem Speiſeſaal zueilten. Sie zwang ſich zu einem Lächeln. f f „Ihren Arm, Direttor— wir wollen zum Eſſen!“ Während Engſtröm mit zornrotem Geſicht, wütend über die erlittene Abfuhr, von leiſen Vorwürfen der Calcher überhäuft, zum Deck der erſten Kajüte hinauſſtieg, war Direktor Rimoldi doppelt vergnügt. Er hatte ganz ſchnel mit ſeiner Kamera eine kleine Aufnahme gemacht: Hialmar Engſtröm, Aida Calcher und Bianka Colani an Deck der „Stuttgart“ in freundſchaftlichem Geſpräch! Das gab wieder eine brillante Reklam. ö Freilich davon ſagte er Bianka nichts, damit wollte er ſie überraſchen. Nachdem die junge Frau während der Tafel krampfhaft fröhlich geweſen, überkamen ſie in der folgenden Nacht um ſo größere Sorgen. N Wenn Engſtröm recht hatte? Wenn ihre Stimme wirt⸗ lich wieder verſagte? Grau, mit Gewitterwolken überſät, lag die Zukunft vor ihr, und immer häufiger ſchweiften ihre Gedanken zu dem Glück zurück, das ſie ſich ſelbſt zer⸗ ſtört hatte. g Doppelt hatte ihr Engſtröm die Augen geöffnet. Nun erſt empfand ſie, wie plump ihr Rimoldi die Kur ſchnitt. Sah er auch in ihr nur das junge, ſchöne Weib? War ſie wirklich ſchon Freiwild geworden? Nun ſaß ſie Stunden, wenn alles an Deck oder in den Kabinen war, im Muſik⸗ zimmer am Flügel und ſuchte ihre Stimme vorſichtig zu trainieren. Endlich legte der Dampfer in Hoboken an. Der Mana⸗ ger der Metropolitanoper hatte ein ganzes Heer von Photographen und Journaliſten an Bord gebracht, die ſich um Hjalmar Engſtröm und Aida Calcher drängten. Diret⸗ tor Rimoldi war enttäuſcht. Er hatte gehofft, auch Bianka Colani in die Bilder hineinſchieben zu können, aber ſie hatte als eine der erſten das Schiff verlaſſen und ſich un⸗ bemerkt in den Zollſchuppen geflüchtet. Während überall in Neuyork Rieſenplakate Engſtröms erſtes Auftreten ankündigten, war die Stagione Rimoldt cieich nach Madiſon City weitergefahren. Freilich, die Plakate waren nicht weniger groß, die in den kleinen Provinzſtädtchen die„erſte große Galavor⸗ ſtellung“ verkündeten, aber— ein altes und ſchmutziges Theater, primitive, verſtaubte Dekorationen, ein jammer⸗ volles Orcheſter von Negern... g Bei der Probe ſang Bianka mit halber Stimme. Der Tenor Waldemar Hofers klang nach Alkohol, war knödelnd und ausgeſungen, Frau Maria Gina Vertinamorati zeigte furchtbare Reſte einer niemals ſchönen Stimme, ſah ſchreck⸗ lich aus in ihrer alten Jugendlichkeit. Wieder war es Bianka, als ſei das alles ein ſchrecklicher Traum, aus dem ſie erwachen müſſe. Aber es war ein Traum, aus dem es ein Erwachen nicht gab. Und trotzdem— die erſte Vorſtellung kam, ein Publi⸗ kum mit geringen Erwartungen füllte das Haus, kam nur, weil es eben in der kleinen Stadt außer dem Kino nichts anderes gab, hörte gutmütig zu, wie die Ruinen ſich mühten; dann horchte man auf. Bianka Colani hatte es gelernt, mit ihrer Stimme zu ſparen, ſang vorſichtig, aber— ſie war jung— ſie war ſchön, ihre Koloraturen perlten mit ſüßem Wohlklang. An jenem Abend umrauſchte ſie wieder jubelnder Bei⸗ fall, und für Augenblicke vergaß ſie, daß es nicht Bayreuth, daß es das verſtaubte Theater in Madiſon City war, in dem ſie geſungen. .* In dem Laboratorium in der Villa am Monte Bré ſaßen Tag für Tag Doktor Egon Gregorius und Maud Nowa an der Arbeit. Das junge Mädchen überraſchte den Doktor täglich mit ihren Kenntniſſen, war immer ſachlich, immer von einer gewiſſen freimütigen Kameradſchaftlich⸗ keit, die es vergeſſen ließ, daß hier ein Mann und eine junge Dame allein miteinander hauſten. Mit keinem Blick, mit keinem Wort war ſie auf das Verfängliche ihres erſten Beſuches zurückgekommen. Genau wie bei Miſter Eric ahnte ſie mit ſicherem Gefühl voraus, was Egon wollte, war ſeine Aſſiſtentin und wußte in vielen Fragen beſſer Beſcheid als der Ingenieur, der ihm in den erſten Tagen geholfen hatte. Es waren alle möglichen Dinge gekommen: Metalle, die der Vater angegeben hatte, deren Wirkung aber Egon nicht kannte. Wieder wußte Maud Beſcheid und hatte eine geſchickte, ſtarte Hand, wenn es galt, an den Drähten und Hebeln zu arbeiten. Nun kam es oft vor, daß Egon, ohne Maud es merken zu laſſen, ſie beobachtete. Sie war durchaus nicht das kotette Amerikagirl, das er am erſten Tage in ihr geſehen hatte. Mitten während der Arbeit kamen ihm Gedanken, daß es gut ſein müſſe, ſolch eine kluge und ſtille Mit⸗ arbeiterin immer an der Seite zu haben. Dabei hatte ſie für ihn eben durch ihre Sachlichkeit faſt etwas Weſenloſes. Es wäre ihm nie der Wunſch gekommen, ſie an ſich zu drücken, dieſen feinen, energiſchen Mund zu küſſen, obgleich ſie entſchieden hübſch war. Wenn dann der Abend kam und ſie müde von ihrer Arbeit aufſtanden, dann war es wieder Maud, die es ſtilſchweigend für ſich in Anſpruch genommen hatte, den Abendtiſch zu decken, Tee zu bereiten, und ihre flinken Hände waren jetzt in häuslichen Dingen ebenſo geſchick wie drüben im Laboratorium. Saß aber Egon nach der Mahlzeit an einem Buche, dann war ſie ſchweigend ver⸗ ſchwunden und hatte ſich in die oberen, Zimmer zurück gezogen. In den ſpäten Abendſtunden ſaß Egon dann an ſeinem Schreibtiſch. Zum zweiten Male ſollte es nicht geſchehen, daß ſein Werk vernichtet werden konnte. Er hatte, aller dings ſehr oft durch Mauds Kenntmiſſe der Strahlen“ theorien, die ihm ferner lagen, unterſtützt, die wirren und kurzen Aufzeichnungen des Vaters genau ausgearbeitet, mit klaren Zeichnungen verſehen und zu einer Abhandlung zuſammengeſtellt, die er am Tage des gelungenen erſten Verſuches der Akademie der Wiſſenſchaften in Berlin elu⸗ reichen wollte, damit, auch wenn ihm oder dem Apparat ein neues Unglück zuſtieß, der Gedante und die Möglich teit ſeiner Ausführung erhalten blieb. SGnehues hn emeinderatsſitzung am Dienstag, den Kurz nach 7 Uhr war das Plenum be⸗ ſchlußfähig. Den Vorſitz führte Herr Bürger⸗ meiſter Bechtel, das Protokoll Herr Ver⸗ waltungsinſpektor Alter. Der Vorſitzende eröffnete die Sitzung und begrüßte die Rats⸗ mitglieder, ſowie die Vertreter der Preſſe. Der Zuhörerraum war nicht beſetzt. Zur Tagesordnung: Punkt 1. Feldbereinigung, hier, a) An⸗ lage von Naturſchutzgelände. Bei Verhand⸗ lungen mit dem Feldbereinigungskommiſſar und dem hieſigen Forſtamt wurden folgende Gelände zum Naturſchutzgebiet vorgeſchlagen: 1. das Lachegelände, öſtlich des Lachehauſes mit Pappeln, Gruben, Wieſen uſw. Hier werden mit der Berckheimſchen Verwaltung Verhandlungen notwendig ſein, zwecks Aus- tauſchs des Geländes. 2. der Bannholzgraben, welcher erhalten bleibt, mit den ihn umgeben⸗ den Hecken und 3. ſich bei der Feldbereinig⸗ ung ergebenden Dreieckſpitzen, die mit Sträu— chern und Bäumen angepflanzt werden ſollen und ebenfalls als Naturſchutzgebiet zu gelten haben. Dieſe Maßnahmen ſind erforderlich, um den Singvögeln Niſtgelegenheit zu geben. Der Gemeinderat ſtimmt dieſen Vorſchlägen zu. Unter Poſ. b) wird Geländetauſch mit der OE. behandelt. Hier ſollte der OE. gehörendes Straßengelände mit anderem Ge— lände getauſcht werden. Die OEG. hat je— doch ihren Antrag zurückgenommen, da ſie bei einem Tauſch mit 300 RM. Mehrſteuern be— laſtet werden würde. Aus dieſem Grunde er— übrigte ſich eine Beſchlußfaſſung in dieſer An— gelegenheit. Punkt 2. Rezeßholzabgabe, hier. a) Die Aufarbeitung von Stockholz. Das Forſtamt rät der Gemeinde an, von der vollſtändigen Aufarbeitung des Stockholzes abzuſehen, da ſonſt die Löhne der Holzmacher ſehr gedrückt und auch die Arbeiten aufgehalten werden würden. Die ſtehenbleibenden Stöcke würden dann der Volkswohlfahrt zugewieſen werden, die dieſelbe bedürftigen Erwerbsloſen zuweiſen könnte zur Selbſternte. Durch ca. 500 igen leberhieb ſei die Stockverſorgung der Orts- bürger weitaus gewährleiſtet, weshalb dieſem unbedenklich zugeſtimmt werden könne. Durch die vollſtändige Aufarbeitung der Stöcke müßte ſelbſtverſtändlich auch die Auflage höher ge— ſetzt werden. Nach einer ausgedehnten Debatte ſiimmt der Rat dieſem Vorſchlag zu. Poſ. b) Feſtſetzung der Rezeßholzauflage wird wie folgt vorgenommen: Großes Losholz 21. Kleines Losholz 5 Ergänzungsholz 3. Windfallholz 1.— Eiche Knüppel 25 0 Laub- und Kiefernſtöcke 2. 8. Eiche- und Kiefernwellen a 6515 Kiefern- und Reiſigknüppel 2.(3.50 die Zahlen in Klammern bedeuten die Auf— lage des letzten Jahres. Die Auflagenſenk— ung war dadurch möglich, weil die auf dem Losholz laſtenden Staatsſteuern erlaſſen wor— den ſind. An Aufwand für die Holzfällung werden 11.74.40 Mk. benötigt, die durch die Auflage aufgebracht werden. Punkt 3. Anlage eines neuen Grabfeldes für Kindergräber auf dem Friedhof. Der vor— gelegte Entwurf des neuausgearbeiteten Fried— hofplanes wird genehmigt. Die obere linke, noch freiligende Ecke iſt in acht Feldern ein— geteilt, wovon das zweite, an der linken Mauer (24. 0 0 1 0 1 ö q 3 liegende Feld, für Kindergräber vorgeſehen wird. Punkt 4. Unterhaltung der Ortsſtraßen. Ein diesbezüglicher Antrag der Neuhausbe— ſizer, welche die Herſtellung der Goſſen und Nandſteine der Nibelungen⸗, Berth. Pfenning⸗ Schiller-, Jäger-, Jahn⸗, Neuhäuſer⸗ und Moltkeſtraße ſowie des Tivolis wünſcht, wird bis zur Voranſchlagsberatung zurückgeſtellt, wobei die hier erforderlichen Mittel nach Möglichkeit zur Verfügung geſtellt werden ſol— leu. Der für das laufende Geſchäftsjahr vor⸗ geſehene Betrag von 20000. iſt bereits aufgebracht. Eine Herſtellung der Straßen in Wege der Notſtandsarbeiten iſt ebenfalls nicht möglich, da etwa dreiviertel Material- und nur einviertel Lohnkoſten erforderlich ſind. Punkt 5. Plakatſäulen. Gemäß den Vorſchriften des Werberats der deutſchen Wirt- ſchaft müſſen auf je 1000 Einwohner eine Plakatſäule erſtellt werden. Viernheim hat bis jetzt 6 Plakatſäulen. Der Gemeinderat gibt zur Erſtellung von weiteren 6 Plakat⸗ fäulen ſeine Zuſtimmung. Die Erſtellung ge— ſchieht auf Koſten des Südd. Plakat⸗ und Re⸗ klamebürvs, Stuttgart, mit welchem die Ge— meinde einen Vertrag hat, der jährlich 600. Mk. einbringt. Von der weiteren Vorſchrift des Werberates, die der Gemeinde 16 zwei⸗ 5 0 1 Bruttoeinnahmen zuſichert, wird einen Gebrauch gemacht, ſondern 11. Dezember 1934 an dem z. Zt. laufenden Vertrag feſtgehalten. Nach Ablauf von 15 Jahren gehen die Pla- katſäulen in Eigentum der Gemeinde über. Der Gemeinderat wünſcht, daß bei Erſtellung der Säulen nach Möglichkeit das hieſige Ge— werbe berückſichtigt wird. An welche Stellen die neuen 6 Säulen kommen, wird noch feſt— gelegt. Punkt 6. Wildſchäden. oberſte Bauleitung der Reichsautobahn in Frankfurt hat eine Erſatzpflicht für den durch den Bau der Autobahn entſtandenen Wildſchaden(das Wild wurde vergrämt, brach aus dem Walde aus und verurſachte einen enormen Wild— ſchaden) abgelehnt. Als Begründung wird an gegeben, daß eine dauernde Vergrämung des Wildes erfahrungsgemäß nicht in Frage käme. Es wurden etwa 240 Zentner Kartoffel ver— nichtet. Der Gemeinderat beſchließt gemein— ſam mit den Pächtern nochmals an die Bau leitung der Autobahn heranzutreten, um zu erreichen, daß die Koſten doch von dieſer Stelle getragen werden, zumal hier nicht von einer dauernden Vergrämung des Wildes ge— ſprochen werden kann, ſondern dies hier ledig lich ein einmaliges Vorkommnis iſt, an wel chem der Bau der Autobahn unbedingt Schuld trägt. Dem Inhaber des Jagdbogens 3, durch welche die Autobahn ihren Weg nimmt, Die wurde die Pacht um 25% geſenkt. Punkt 7. Heilmannſches Anweſen. Dem Rate wird zur Kenntnis gebracht, daß in dem Heilmannſchen Anweſen in der Neubauſtraße der Hausſchwamm ausgebrochen iſt. Es wird erwogen, das Haus vollſtändig abzureiſen, zumal es doch baufällig iſt. In der neuen Schule ſollen die Kellerräume, die noch nicht verputzt und ſich in Unordnung befinden, ver putzt und in Ordnung gebracht werden. Hiermit war die öffentliche Sitzung be endet, die der Vorſitzende mit einem drei fachen Sieg Heil auf unſeren Führer und Volkskanzler beſchloß. 5 9 2 Viernheim, 12. Dez. * Jagd auf Autodiebe. Die hieſige Polizeipatrouille wurde heute Nacht darauf aufmerkſam gemacht, daß ſich Nähe der Grenze ein Autounfall ereignet habe. Die Patrouille machte ſich auf den Weg und fand einen Wagen faſt unbeſchädigt und unbeſetzt im Straßen— graben. Inzwiſchen kam ein Auto in ſchneller Fahrt von Weinheim, das auf Anruf des Wachtmeiſters kehrt macht und nach Weinheim zurückjagte. Bald kamen Kriminalbeamte von Mannheim, die mit dem Beſitzer eines ge— ſtohlenen Wagens den Dieben auf der Spur waren. Der an der Grenze liegende Wagen wur— de von dem Beſitzer als ſein Eigentum erkannt. Die Diebe haben alſo den Wagen geſtohlen und ſind mit demſelben Nähe der Grenze nicht mehr weiter gekommen. Sie machten ſich per Fuß nach Weinheim, wo ſie am Hauptbahnhof noch einen Wagen ſtahlen, um ſcheinbar mit dem 2. Wagen nach Inſtand— ſetzung, das Weite zu ſuchen. Ob es der Poli— zei gelang, die Diebe in Weinheim zu er— mitteln, iſt noch nicht bekannt. Der zuerſt ge und ſicher geſtellt. Evangel. Kirchengemeinde Heute Abend 8 Uhr ſpricht die Reiſe— ſchweſter des Mutterhauſes in Nonnenweier zu unſeren Frauen im Gemeindeſaal. Unſere Frauen ſind dazu herzlichſt eingeladen. Werner, Pfarrer. Fechiſport Turn⸗ und Sportgemeinde 1846 Darmſtadt— Fechtergilde Viernheim Zum Abſchluß der diesjährigen Kampf zeit hatte die hieſige Fechtergilde wiederum eine ſtarke Mannſchaft der Turner verpflichtet: Die Senioren der Darmſtädter Turn- und Sportgemeinde, Schüler des ſeit 30 Jahren im Heſſenland beſtens bekannten Fechtmeiſters Kayſer-Darmſtadt. Die Fechtergilde ſtellte ihnen, die in dieſem Jahr in Mannſchafts kämpfen und Turnieren des öfteren erprobten Fechter: Jung, J. Müller, L. Knapp, L. Hof⸗ mann, K. Klee, J. Hanf gegenüber. Im Flor— rettfechten erreichten die Gildenfechter bei wei⸗ tem nicht die gewohnte Leiſtung und ließen es auch an dem nötigen Kampfgeiſt fehlen. Der Sieg der Darmſtädter mit 3:13 Siegen fiel allerdings etwas zu hoch aus. Im an⸗ chließend durchgeführten Degenfechten be⸗ annen ſich die Viernheimer auf ihr Können und zeigten ſich den Turnern von Anfang an ſtohlene Wagen wurde heute früh abgeſchleppt! WNIERHITL FSE DES DkEUISchEN WoIKEs 1934/35 Betr.: Lebensmittel-, Brennholz- und Kartof fel-Ausgabe. Am Donnerstag, den 13. und Freitag, den 14. Dezember 1934 findet in unſerer Geſchäftsſtelle eine Ausgabe von Lebensmit tel- und Brennſtoffgutſcheinen ſtatt. Gleich zeitig findet eine Kartoffelausgabe an dieje nigen Hilfsbedürftigen ſtatt, welche ſich in voriger Woche zum Kartoffelbezug angemeldet haben. Die Ausgabe erfolgt in Reihenfolge: Donnerstag: 8— 9 Uhr Buchſtabe 9 10 Uhr Buchſtabe 10. 11 Uhr Buchſtabe 11 12 Uhr Buchſtabe 2 3 Uhr Buchſtabe 3 Uhr 1 6 Uhr Freitag: 8 9 Uhr Buchſtabe 9 10 Uhr Buchſtabe 1011 Uhr Buchſtabe 1112 Uhr Buchſtabe Wer die Reihenfolge nicht genau einhält braucht auf Abfertigung nicht rechnen. nachſtehender Buchſtabe NN Ne„ Buchſtabe N D 5 N Alle Neugemeldeten zum WHW e wollen ihre weißen Ausweiskarten heute Mittwoch auf der Geſchäftsſtelle in Empfang nehmen. Heil Hitler it gez.: Stockert, Geſchäftsführer. Lokale Nachrichten überlegen. Mit 719 Siegen konnten ſie dieſen Kampf knapp aber verdient für ſich entſchei den und damit erneut beweiſen, daß die an— fänglichen Erfolge in dieſer Waffe nicht dem Zufall, ſondern fechteriſchem Können und in tenſiven Schulung zu verdanken waren. Der Kampf im Säbel war von vornherein eine klare Angelegenheit der Darmſtädter, da die Gildenfechter noch Anfänger in dieſer Waffe ſind und über keinerlei Erfahrung verfügen. Dennoch ſchlugen ſie ſich überraſchend gut und zeigten, daß ſie auch in dieſer Waffe ſtark im Kommen ſind. 12 Niederlagen konnten ſie 4 Siege gegenüberſtellen, was für den An— fang als ein Erfolg zu betrachten iſt, zumal er gegen einen verhältnismäßig ſtarken, der Seniorenklaſſe angehörenden Gegner erfoch ten wurde. Nach den gezeigten Leiſtungen bleibt zu erwarten, daß die Viernheimer auch in dieſer Waffe bald eine geſchulte Mannſchaft zur Stelle haben, die einen ernſt zu nehmen den Gegner abgibt. Die Darmſtädter Turner hielten, was man ſich von ihnen verſprochen hatte. Im Florettfechten zeigten ſie ſaubere, gute Schule und auch im Säbel wußten ſie zu gefallen. Das Kampfgericht, beſtehend aus Herren des Mannheimer Fechtklubs 1884 und der Turngemeinde Worms, leitete einwand frei und zur beiderſeitigen Zufriedenheit. Deutſche Geſchäfte Weihnachten das Feſt der Liebe und des Schenkens, ſteht vor der Tür. Ein wunder bares Flüſtern beginnt, geheime Wünſche wer den offenbar. Deutſche Frauen und Männer ſuchen die verſteckten Erſparniſſe zuſammen, um ihren Lieben eine unerwartete Freude zu bereiten. Aber auch der Jude rüſtet. In altgewohn der Weiſe glaubt er auch jetzt noch, das deut ſcheſte aller Feſte, das Chriſtfeſt dazu be nutzen zu können, um das Geld der Chriſten an ſich zu ziehen. Ein wahrer Segen und von vielen deutſchen Volksgenoſſen ſchon lange her beigeſehnt, ſind da die Schilder „Deutſches Geſchäft“ Schaffen doch dieſe Schilder endlich die erwünſchte Klarheit darüber, wo eine deutſche Frau, wo ein deutſcher Mann ohne Gewiſſens— biſſe Einkäufe tätigen kann. Hier kann er ſicher ſein, ſeine ſauer verdienten Erſparniſſe nicht dem Feinde alles Deutſchen, dem Ju— den, gegeben zu haben. Auch einem getarnten Juden dürfte er nunmehr kaum noch in die Finger fallen.— Bei einem Gang durch die Verkehrs- ſtraßen unſerer Gemeinde gerät dagegen der 1 Deutſchbewußte in einige Verlegenheit. Gibt es in dieſen Straßen wirklich ſo wenig deut⸗ ſche Geſchäfte? Oder ſollte es doch noch deut⸗ ſche Geſchäftsleute geben, welche die Sympathie einiger jüdiſcher Kunden nicht verlieren möch— ten? Sie ſollten endlich Farbe bekennen.! Der deutſche Käufer wird ſie durch ſein kon— ſequentes Verhalten doch dazu zu veranlaſſen wiſſen. Der deutſche Menſch kauft nur in deutſchen Geſchäften! * Sport und Spiel Biernheim— Sechkenheim 6:1 Das letzte Spiel der Vorrunde konnten die Grünen in überlegener Manier für ſich entſcheiden. Der Neuling Seckenheim war doch nicht ſo ſtark, wie es ſeine 1:0 Niederlage gegen Ilvesheim vermuten ließ. Doch muß den Seckenheimern zum Troſte geſagt werden, daß ſie auf einen Gaupokalmeiſter trafen, der ſeinem Namen Ehre machte. Grünen waren ſo recht in Spiellaune und ſchoſſen in faſt gleichmäßigen Abſtänden 6 Tore, denen Seckenheim nur einen Treffer entgegenſetzen konnte. Hintermannſchaft und Läuferreihe waren wie immer tadellos. Der Sturm über raſchte in angenehmſter Weiſe. Es herrſchte ein gutes gegenſeitiges Verſtehen und eine Schußfreudigkeit, die das Beſte für die Zu— kunft erhoffen läßt. In eiſerner Energie ha— ben ſich die Grünen den 2. Platz errungen. Hoffentlich geht es weiter ſo, dann dürfte das hohe Ziel erreicht werden. Das Spiel Phönix Mannheim Sandhofen wurde in der 52. Minute wegen dichten Nebels abge— brochen und zwar bei einem Stande von 010. Die Grünen tragen am kommenden Sonntag nunmehr auf dem Waldſportplatz ein Freund— ſchaftsſpiel aus gegen den Bezirksligiſten Ep— pelheim. Eppelheim iſt im Bezirk Unterba— den—Oſt eine ſehr ſpielſtarke Mannſchaft, ſo— daß ein ſehr ſchönes Spiel zu erwarten iſt. Die Verbandsrunde geht bereits am übernäch— ſten Sonntag, den 23. Dezember, weiter. Die Terminliſte iſt noch nicht veröffentlicht. ereins⸗Anzeiger K. K. VB. und Jung-K. K. V. Donners— tag, den 13. ds. Mts., halb 9 Uhr abends im Löwen Vereinsabend, wozu auch die Angehörigen recht herzlichſt eingeladen wer— den. Der Vorſtand. Turnverein von 1893 e. V. Heute Mittwoch abend Hallentraining der Fuß und Handballer. Freitag abend Spielerver— ſammlung. Sonntag, den 16. ds. Mts. Handballverbandsſpiele gegen Reichsbahn in Viernheim. Der Spielausſchuß. Die Kein Zeitungszwang für Beamte In einem Rundſchreiben des ſtellvertre— tenden Beamtenführers, Stabslei— ters Renſch, an die Gliederungen des Reichsbundes Deutſcher Beamten wird er— klärt: Nach einer Zuſchrift der Reichsleitung der NS Da, Reichsleiter für die Preſſe, wird ſtellenweiſe von Amtswaltern des Reichsbundes der Deutſchen Beamten auf die Beamtenſchaft ein ſtarker Druck zum Bezuge beſtimmter Tageszei tungen ausgeübt. Ein derartiges Vorgeher iſt durch die Anordnung des Präſidenten der Reichspreſſekammer vom 13. Dezember 1933 und die Verfügung des Stellvertreters des Führers vom gleichen Tage und vom 10. Januar 1934 verboten und wird mit Ausſchluß aus der Partei bedroht. In der Anordnung des Päſidenten der Reichspreſſekammer heißt es u. a.:„Eine„Verpflichtung“ zum Bezug beſtimmter Zeitungen iſt nicht zuläſſig, beſonders nicht durch Anordnungen oder Be fehle. Ebenſowenig darf eine Kontrolle über den Bezug beſtimmter Zeitungen ausge— übt werden.“ In der zu dieſer Anordnung ergange— nen Verfügung des Stellvertreters des Führers heißt es u. a.:„Alle Par teigenoſſen, gleichgültig in welchen politiſchen oder wie immer gearteten Organiſationen ſie tätig ſind, ſind verpflichtet, dieſer über Fragen des Preſſeweſens ergangenen Anordnung in— nerhalb ihres Arbeitsbereichs nachzukommen. Ich erſuche daher, jede Tätigkeit in der vor— ſtehend angegebenen Richtung unbedingt zu unterlaſſen.“