Der Nikolaus will armen Kindern eine Freude machen— denk an mich und komm in mein Knuſperhäuschen! Lokales Viernheim, 17. Dez. * Einlöſung der Dreimarkſtücke. Die Dreimark- und Dreireichsmarkſtücke wer⸗ den nur noch bis zum 31. Dezember 1934 bei den Reichs- und Landeskaſſen in Zahlung ge— nommen oder umgetauſcht. Vom 1. Januar 1935 ab hört die Einlöſungspflicht vollkom- men auf. * Der Polizeibericht der letzten Woche meldet folgende Anzeigen: 1 wegen Bettelei, 2 wegen Ruheſtörung, 2 wegen Vergehen gegen die Meldeordnung, 2 wegen Hauſieren ohne Wandergewerbeſchein und 3 wegen Ablieferung ſchmutziger Milch. * Keine ſchmutzige Milch ablie⸗ fern. Wie aus dem Polizeibericht zu erſehen iſt ſind in der letzten Berichtswoche wieder 3 Anzeigen wegen Ablieferung ſchmutziger Milch erhoben worden. Die Milcherzeuger ſollten ſich dies doch zur Warnung dienen laſſen, zumal ſchon mehrere Strafmandate die— ſerwegen erfolgten. Deshalb aufgepaßt und darauf geachtet, daß die Milch in ſauberem Zuſtand zur Ablieferung gelangt. N * Lohnſteuer. 5 Reichsſteuertabellen zum Ableſen der Lohnſteuern, Verlag Wilh. Stollfuß, Bonn. Preis Mk. 2. Vom 1. Januar an wird bei Einkünften aus nichtſelb— ſtandiger Arbeit die Einkommenſteuer durch Abzug vom Arbeitslohn(Lohnſteuer) er⸗ hoben. Der Arbeitgeber hat die Lohnſteuer für den Arbeitnehmer bei jeder Lohnzahlung einzubehalten und an das Finanzamt abzu— führen. Die Lohnſteuerbeträge, die der Arbeit- geber einzuziehen hat, ſind in überſichtlicher Tabelle feſtgelegt. Uns liegen hier 5 ſehr über⸗ ſichtliche und ſauber gedruckte Lohnſteuerta- bellen vor, die das ſofortige Ableſen der ge— ſetzlich feſtgelegten Steuerbeträge ermöglichen. Es ſind dies je eine Tabelle mit den einzu— ziehenden Beträge bei monatlicher, 14=tägiger, wöchentlicher, täglicher und 4ſtündlicher Lohn— zahlung. Der gleiche Verlag brachte auch je eine Tabelle zum Ableſen der Einkommenſteuer (für veranlagte Steuerpflichtige) und der Bürgerſteuer zu je—.60 Mk. heraus. Sämtliche Tabellen ſind jedem Arbeitgeber un— entbehrlich und man ſollte ſie ſich ſofort be— ſchaffen. N * Sängerleben. Der Geſang-Verein „Deutſche Eiche“ Feudenheim, beſtimmte als Nachfolger ſeines verſtorbenen Dirigenten Pfeiffer, Mannheim, Muſikdirekter Alfons Meiſenberg, Weinheim, dem ein Ruf als erfolgreicher und tüchtiger Dirigent voraus— geht. * Bergſträßer Naturweine. Bei der in Mainz abgehaltenen Naturwein Verſteiger— ung der Heſſiſchen Staatlichen Weinbaudo⸗ mäne erzielten von der Bergſtraße acht Halb⸗ ſtück 1933 Auerbacher Fürſtenlager 530.— RM., Seeheimer Hahnenberg Riesling 560. RM., 570.— und 6.20 RM., Schönberger Herrnwingert Riesling 600.— RM., Bens⸗ heimer Streichling Riesling Spätleſe 800. RM., Bensheimer Kalkgaſſe Riesling Spät⸗ leſe 980.— RM. und 1 110.— RM., das ganze Weingut Bergſtraße zuſammen 5770. RM., durchſchnittlich 721.— RM. 3 Halb⸗ und ein Viertelſtück werden bei Geboten von 550.— bis 760.— bezw. 300.— RM. zu⸗ rückgezogen. Vom Sonntag Als vorletzter Sonntag vor Weihnachten wird der geſtrige Sonntag der„Silberne“ benannt und zwar deshalb, weil die Laden- geſchäfte offen gehalten und verkauft werden darf. Der Zuſpruch in den Geſchäften war auch recht rege. Eifrig wurden bereits die Weihnachtsgeſchenke ausgeſucht und gekauft. Der geſtrenge Herr Winter hat noch keinen Einzug gehalten, obwohl er Kalendermäßig bald hierzu verpflichtet iſt. Der geſtrige Sonntag war eher wie ein Frühlingstag, ſo mild war das Wetter und der Aufenthalt im Freien angenehm. Der Kan. u. Geflügelzucht⸗ verein hielt im Kaiſerhof eine Ausſtellung ab, wobei prächtige Zuchttiere und ſehr ſchön angefertigten Produkten gezeigt wurden. Die Ausſtellung wurde von den Zuchtfreunden rege beſucht.— Auf dem Waldſportplatz war der Bezirksligiſt Eppelheim zu Gaſt. Das Spiel war ziemlich flau. Die Grünen ſiegten 32. Etwa 300 Zuſchauer waren anweſend.— Auf dem Stadion ſpielten die Handballer des Turnvereins gegen Reichsbahn Mannheim und zwar ging es hier um die Tabellenführung. Die billigſten und beſten Wasch-Maschinen der Neuzeit entſprechend, werden hergeſtellt bei Franz Karl Merkel. Für dle „Es hat der Reichtum nicht nur höhere. Genuß möglichkeiten, ſondern vor allm aud hoh Mie 22 ü. 2 Miuchabsatzgenossenschalt Heute nachmittag von 4 bis 6 Uhr Ein⸗ zug der Ausgleichsbeiträge und Aus⸗ zahlung. e deutschen Polizei“ am 18. und 19. Dezember Im ganzen Reich im Dienste des Winterhiſfswerkes Uiernheim am Tage der Polizei! Die geſamte Schuljugend Viernheims ſtellt ſich begeiſtert zum Führer, Schulter an Schulter mit der Viernheimer Polizei in den Dienſt des Winterhilfswerkes. Durch eine be⸗ ſondere Feier mit der ſchulpflichtigen Jugend ſoll die Verbundenheit des Volkes mit der Polizei in jedes Haus getragen werden. Viern⸗ heimer Volksgenoſſinnen und Volksgenoſſen: „Helft der Polizei helfen!“ Schickt die Buben und Mädchen nicht mit leeren Hän⸗ den fort! Um 3 Uhr am Dienstag ſteht die geſamte Schuljugend am Rathaus um mit der Polizei eine Feierſtunde zu erleben. Alle Volksgenoſſen und Volksgenoſſinnen ſind dazu herzlichſt willkommen! e ee feiertage bietet an: b 1a Eß⸗ und Backäpfel la Eß⸗ und Kochbirnen, Nüſſe. Ferner alle Sorten Gemüſe, Endivienſalat, Feldſalat, Zwiebel, Rotrüben, Mer⸗ rettich, Sauerkraut ü. eingemachte Bohnen, ſowie Chriſtbäume Kempf, Hügelſtraße Schnell an den Mann ge- bracht ist alles, einerlei was es auch ſein mag, wenn es in der Zeitung ange; zeigt wird. In wenigen Stun- den wiſſen es Tauſende. Zeitungs⸗ anzeigen helfen kaufen und verkaufen! Zu vermieten 1 leeres Zimmer Zimmer und Küche zu mieten ge⸗ Von wem, ſagt cht ſucht. der Verlag. de Solehwaren in großer Auswahl kauen zie ding Georg Wunder Lorſcherſtr. 44, Tel. 71 Heil Hitler! J. Bullmann Polizei-Rommissar mitglied der Gauleitung a e meine Schaufenſter! e Die Viernheimer konnten nach einem hart— näckigen Kampfe das Spiel 8:5 für ſich ent— ſcheiden und damit die Tabellenführung er— folgreich verteidigen. In der Sporthalle auf dem Stadion hielt der Kath. Arbeiter— Verein eine gutbeſuchte Mitgliederverſamm— lung ab, wobei ein Lichtbildervortrag durch Herrn Sekretär Even gehalten wurde. Abend verlief recht anregend.— Geſtern wurde die Dezember-Eintopfgerichtſammlung durch— geführt. Von Haus zu Haus gigen die Samm— ler, um die Spenden entgegenzunehmen. Das Ergebnis iſt noch nicht bekannt und kann erſt morgen veröffentlicht werden. * 1. Ojernheimer Tonfilmschau Luiſe Ullrich, Herman Thimig Theo Lingen und Leopoldine Konſtantin in „Die heiratslustige Witwe“ oder „Liebe dumme Mama“ Heute Montag letzter Tag Stets werden im obigen Theater nur erſt— klaſſige deutſche Qualitätsfilme den werten Be— ſuchern gezeigt. Ein Beſuch dieſes beliebten Theaters iſt daher ſtets ein beſonderes Ver— gnügen. Alle Filmfreunde die ſtets den Cen— tral⸗Film⸗Palaſt beſuchen, wiſſen, daß be— treffs Darbietungen, gute Widergabe, und Be— quemlichkeiten dieſes keinem Theater der Stadt zurückſteht. Ab heute Samstag kommt der neue und entzückende Bavaria-Großfilm„Die heiratsluſtige Witwe“ oder„Liebe dumme Mama“ zur Aufführung mit einer fabelhaften Beſetzung deutſcher Filmgrößen. Ein amü— ſanter und köſtlicher Luſtſpielſchlager voll Liebe, Humor und ſchöner Muſik. Ein ſpan— nendes Filmwerk großen Formats mit dem Motto: Man iſt nicht älter, als man ſich fühlt. Ein Film, der alle begeiſtert und alle Herzen erobert; denn— wenn ein Walzer er klingt, der zart von Liebe ſingt, dann ſchlägt Gott Amor zufrieden den Takt. Denn im Walzerſchritt, tanzt auch die Liebe mit und jedes Frauenherz wird gleich gepackt. Gutes Beiprogramm und neueſte Ufa-Tonwoche ver⸗ vollſtändigt die erſtklaſſige Darbietung. Wie bereits bekannt kommt Freitag(nur 1 Tag) „Die Inſel der Dämonen“ Heute Montag letzter Tag * Sport und Spiel Sportvereinigung: Fußball: Viernheim 1.— Eppelheim 1. 3.2 Viernheim 2.— Eppelheim 2. 4:5 Viernheim 3.— Seckenheim 3. 3:5 Ilvesheim Igd.— Viernh. Igd. 41 Handball: Waldhof 1— Vieraheim 1. 9.5 Waldhof 2.— Viernheim 2. ausgef. Turnverein: Handball: Viernheim 1.— Reichsbahn 1. 875 Viernheim 2.— Reichsbahn 2. 10:5 Viernh. Igd.— Reichsb. Igd. 3173 Fußball: Viernh. 1.— 1 9 Viernh. 2.— Lützelſachſen 2. 62 Der Unterbaden Weſt Die Rückrunde beginnt Am geſtrigen Sonntag wurden zwei Ver— bandsſpiele ausgetragen und zwar Friedrichs— feld—Feudenheim 2:1 und Oberhauſen gegen Phönix Mannheim 0:1. Es ſteht jetzt noch ein Spiel der Vorrunde aus und zwar Phönix Mannheim— Sandhofen. Am kommenden Sonntag nimmt nunmehr die Rückrunde ihren Anfang. Viernheim muß zum Tabellenletzten nach Oberhauſen und am 30. Dezember kommt Ilvesheim. Die Termine für die weiteren, Spiele ſind noch nicht bekannt. Nachſtehend der Tabellenſtand und die Termine der erſten zwei Sonntage: die Poſt an Weihnachten und Neufahi Verbeſſerter Fernſprechverkehr am Weihnachts⸗ heiligabend. In den letzten Jahren iſt am Weih⸗ nachtsheiligabend der Fernſprechver⸗ kehr wiederholt ſo außerordentlich ſtark gewe⸗ ſen, daß Verkehrsſtauungen— beſonders nach 19 Uhr— auftraten, obgleich zur Bewälti⸗ gung des Sprechverkehrs alles verfügbare Per⸗ ſonal und ſämtliche Leitungen bereitgeſtellt wurden. Die Abwicklung des Fernſprechver⸗ kehrs ſoll am diesjährigen Weihnachtsheilig⸗ abend nach einer Anordnung des Reichspoſt⸗ miniſters dadurch erleichtert werden, daß an dieſem Tage im Inlandsverkehr verſuchsweiſe der Beginn der Verkehrszeit zur ermäßigten Zweidrittel⸗-Gebühr von 19 Uhr auf 18 Uhr, alſo um eine volle Stunde vorverlegt wird. Verbilligte Weihnachts⸗ und Neufahrsglüc⸗ wunſchtelegramme. 32˙21 10 Verbilligte Weihnachts- und Neujfahrs⸗ 5878 15 glückwunſchtelegramme im Verkehr mit dem 2513 15] Ausland läßt die Poſt wie ſchon ſeit meh. 23:18 15] reren Jahren auch zum bevorſtehenden Feſt 20:16 14] weder zu. Die Bedingungen ſind die gleichen 19.17 11] wie bisher. Die Telegramme werden vom 25:21 10] 14. Dezember bis 6. Januar bei allen Tele⸗ 19.23 9 grammannahmeſtellen angenommen und frü⸗ 20.26 6 heſtens zum Feſt zugeſtellt.— Es wird noch 20.26 6 bemerkt, daß in dieſem Jahr von der Zu⸗ 1533 5 laſſung beſonderer Weihnachts- und Neuſahrs⸗ 14.41 2 glückwunſchtelegramme im Inlandverkehr ab⸗ geſehen wird, weil das Brieftelegramm nach Herabſetzung des Mindeſtbetrages auf 50 Reichspfennig jetzt wohlfeile Gelegenheit zu telegraphiſchen Glückwünſchen bietet. Die Tabelle: Spv. Sandhofen 10 8 Amic. Viernheim 11 7 Alem. Ilvesheim 11 6 Germ. Friedrichsf. 11 6 Feudenheim 11 5 TuS Altrip 11 Ol. Neulußheim 11 Phönix Mannh. 10 SC. Käfertal 11 Seckenheim 11 Oberhauſen 11 28:8 1— 1= 5 N SO — — — Termine der Rückrunde: 23. 12. 34: Phönix Mannheim— Altrip— Hockenheim Friedrichsfeld Neulußheim Oberhauſen— Viernheim Käfertal— Seckenheim Ilvesheim— Feudenheim 30. 12. 34: Sandhofen— Oberhauſen Hockenheim— Neulußheim Phönix Mannheim— Friedrichsfeld Feudenheim— Käfertal Seckenheim— Altrip Viernheim— Ilvesheim Sandhofen Luſtige Eile Das Schwein. „Siehſt du, Kurtchen,“ erklärt der Onkel ſeinem kleinen Neffen aus der Stadt,„dies hier iſt ein Schwein!“ „Warum denn, Onkel? Was hat es denn gemacht?“ Tiefſinnige Bemerkung. „Manchmal hängt das Leben an einem ſeidenen Faden“, meinte Herr Müller, da riſſen die Hoſenträger, Unvernunft. Schulze iſt Amateurphotograph. Auf einer Wanderung läuft ihm ein Reh über den Weg. Schulze zückt ſeine Kamera, aber da Die bisherigen Anſpielzeiten bleiben be⸗ ſtehen, alſo 14,30 Uhr, 12,45 Uhr und 11 Uhr mit jeweils 10 Minuten Wartezeit Zu- 5 0 teilung der SR. für Gruppe Oſt 1. Mann⸗ iſt es längſt wieder verſchwunden. e ſchaften und Gruppe Weſt 2. Mannſchaften 1 0 Schulze:„Unverſtändige durch Herrn Nagel, für alle übrigen Mann⸗ 5 0„ ſchaften durch Herrn Durchardt.„Wie findeſt Du Adalberts Braut?“ 17 ätze ſi 1. J0 1100 1. 1 Mitte der drei⸗ * kreins⸗Auzeiger ßigerle i „Du biſt ein artiger Junge!“ lobte der Beſuch den kleinen Heinz, der Fefe e Spielſachen zuſammenpackte.„Deine utter hat Dir ſicher etwas verſprochen, wenn Du Dein Zimmer hübſch aufräumſt!“ „Nein— aber wenn ich es nicht tue ſagte bedeutungsvoll der Knabe. (Husmodern.) Kaninchen- u. Geflügelzuchtver⸗ ein 1916. Sämtliche Geflügelzüchter wer⸗ den gebeten, die Ausſtellungstiere für die Schau am Sonntag im„Fürſt Alexander“ bis heute abend bei Schriftführer Baus an⸗ zumelden mit Standgeld 1955 Nr. 50 Pfg. er Vorſtand. 10 Achtung! Noch her 8 4 ib hes„ Die heiratslustige Witwe“! e.„Liebe dumme mama ,d t Niernheimer Anzeſcer (Viernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten) Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 1,40 Mk. Wandkalender.— Fernſprecher 117.— Telegr.: a. M., Verantwortlich für den Anzeigenteil: frei ins Haus gebracht.— Gratis⸗Beilagen: wöchentlich den„Illuſtrierten Sonntag“, halbmonatlich die„Heimatblätter“, zweimal jährlich den Fahrplan und den Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. bei den Boten Verkünd⸗ und Anzeigeblatt für Viernheim ſeit dem Jahr 1883 Anzeiger, Viernheim.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Frgnkfurt Joh. Martin, Viernheim. 5 Einzel⸗Vertauf der Zeitung von der Geſchäftsſtelle 5 Pfg., Samstags-Ausgabe 10 Pfg. Viernheimer Zeitung (V iernheimer Bürger-Ztg.— Viernh. Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die 12geſpaltene Millimeter⸗Zeile 2 Pfennig, Reklame 9 Pfennig bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen-Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Geſchäftsſtelle: Adolf Hitlerſtr. 36 Dienstag, den 18. Dezember 1934 Paris Nom Die mancherlei franzöſiſch⸗italie⸗ niſchen Unſtimmigkeiten. die ſich im Verlaufe der letzten Jahre herausgebil⸗ det hatten, zu beſeitigen, war das letzte große Projekt des franzöſiſchen Außenmini⸗ ſters Barthou. Er wollte, wie man ſich erinnert, eigens zu dieſem Zweck nach Rom fahren. Der Mord von Marſeille machte durch dieſen Plan einen blutigen Strich. Außenminiſter Laval, Barthous Nachfol⸗ ger, erklärte zwar, daß er die Politik ſeines Vorgängers fortſetzen werde, aber er hat es mit der Reiſe nach Rom nicht ſo eilig. Oder aber die Dinge ſind noch nicht ſoweit gedie⸗ hen, daß eine Unterredung Laval—Muſſo⸗ lin“ nützlich wäre, das heißt zum Abſchluß poſitiver Vereinbarungen führen könnte. Jedenfalls ſteht für die ſehr oft angekün⸗ digte Italienfahrt des franzöſiſchen Außen⸗ miniſters ein Termin noch nicht feſt. Wenn man die zurückhaltende Einſtellung der fran⸗ zöſiſchen Preſſe auf das Einwirken des Außenamtes zurückführt, ſo wäre daraus der Schluß zu ziehen, daß die Vorverhand— lungen noch nicht abgeſchloſſen ſind. Denn ſoviel iſt ſicher: Laval reiſt erſt nach Rom, wenn er des Erfolges, das heißt des Ab⸗ ſchluſſes eines franzöſiſch-italieniſchen Ver⸗ ſtändigungsabkommens mit oder ohne Freundſchaftserklärung— ſicher iſt. Italien erwartet von Frankreich ſehr weit⸗ gehende Zugeſtändniſſe in Afrika. Es han⸗ delt ſich dabei um die italieniſchen Forde⸗ rungen bezüglich der italieniſchen Staats- bürger in Tunis und deren Naturaliſierung; dazu kommen die Grenzfragen in Tripoli⸗ tanien und am Tſchadſee. Schließlich gehört zu dieſen afrikaniſchen Fragen auch die Ver⸗ teilung der„Einflußſphäre in A beſ⸗ ſinien“, ein für Italien angeſichts der letzten Vorfälle beſonders wichtiges und heik⸗ les Kapitel. Man verhandelt über dieſe afrikaniſchen Fragen mit einigen Unterbre— chungen ſchon ſeit einigen Monaten. ohne bisher eine Baſis für die Verſtändigung ge— funden zu haben. 5 Im übrigen iſt noch zu bemerken, daß die jugoſlawiſch⸗italieniſche An⸗ näherung nicht ſehr weit fortgeſchritten iſt. Eine erneute Belaſtung der Beziehun⸗ gen zwiſchen Rom und Belgrad iſt in der letzten Zeit vermeidbar geweſen und der Ratsbeſchluß in der Streitſache gegen Un⸗ garn hat in Jugoſlawien Beruhigung, zum Teil Begeiſterung ausgelöſt. Der Nachfolger Barthous hat nicht das ſtürmiſche Temperament, das die franzö⸗ ſiſche Außenpolitik bis zum Mordtage von Marſeille beherrſchte. Laval iſt kühl und zu⸗ rückhaltend. Auf eine Frage nach ſeiner Romreiſe hat er in dieſen Tagen erſt ge⸗ antwortet: Ich habe es nicht eilig, zu reiſen; ich habe es nur eilig, nützliche Arbeit zu leiſten! Soll daraus geſchloſſen werden, daß die„nützliche Arbeit“, die ſo eilig iſt, der Oſtpakt iſt? Es ſcheint, als wenn La⸗ val die Liebe für dieſes Kind der franzö⸗ ſiſchen Diplomatie von ſeinem Vorgänger geerbt hat. Die polniſche Antwort auf die franzöſiſche Note, die doch bereits vor eini⸗ gen Wochen in Warſchau überreicht worden iſt, wäre fällig. Man zögert in Warſchau, weil die franzöſiſchen Konzeſſionen an den polniſchen Standpunkt— Befreiung vom Verpflichtungen gegenüber Litauen und Tſchechoflowakei— als nicht ausreichend an⸗ gefehen werden. Wartet Oberſt Beck, der polniſche Außenminiſter, auf eine Initiative von außen? Gründet ſich die polniſche Ver⸗ zögerungstaktik auf Hoffnungen, die mit Gerüchten über ein neues Vorgehen Muſſo⸗ linis zuſammenhängen: zehnjährigen Nicht⸗ Angriffspakt für ganz Eeuropa? Allerdings iſt dieſe Meldung von Rom aus bereits dementiert worden. Dagegen iſt die Nachricht noch neu und unwiderſprochen, daß Muſſolini die Anregung in die Debatte werfen wolle, den Viererpakt.— der Vertrag zwiſchen Italien, Deutſchland, 0 und England—, der ſich in Rom großer Wertſchätzung als eines prak⸗ tiſchen politiſchen Inſtruments erfreut, zu erweitern und unter Hinzuziehung von Po- len und Sowfetrußland einen„Sechs Mächte Pakt“ zu ſchaffen, um die Er⸗ örterungen über die Befriedung Europas unter Vermeidung des peinlichen Oſtpakt⸗ hemas in Fluß zu bringen Schriftleitung, Druck u. Verlag: J. Martin, Viernheim I. 51. Jahrgang Eine Million Zeppelinkilomeier Die gewaltigen Leiſtungen des ſtolzen deutſchen Luftſchiffes Friedrichshafen, 18. Dezember. Das Luftſchiff„Graf Zeppelin“ legte auf der Rückkehr von ſeiner Weihnachtsfahrt nach Südamerika am 18. Dezember über Frankreich den 1000 000. Kilometer zurück. Damit wurde das „Schiff der Luftmillionäre“ — denn 18 Mitglieder ſeiner Beſatzung ſind ſchon über 1000 000 Kilometer durch die Luft gefahren— ſelbſt zum„Luftmillionär“. Die ſtolze Zahl von einer Million Fahrtkilome— tern, die bisher von keinem Luftfahrzeug er— reicht worden iſt, iſt nahezu gleichbedeutend mit dem 24fachen Erdumfang und bringt das ſechſte Betriebsjahr des Luftſchiffes„Graf Zeppelin“ zu bedeutungsvollem Abſchluß. Dieſer Erfolg hat darüber hinaus auch noch eine ſymbolhafte Bedeutung. Als man das Luftſchiff LZ 127 auf den Namen„Graf Zeppelin“ taufte, verband man bewußt das Schickſal der genialen Idee des alten Graſen mit dem Schickſal dieſes Schiffes, das die Entſcheidung über die Zukunft des Zeppe⸗ lins bringen mußte. Der 1000 000. Kilo⸗ meter iſt der endgültige Sieg der Zeppelin'ſchen Idee und gleichzeitig ein Zeichen dafür, Taten unbeugſamer Wille und licher Schaffensgeiſt zu vollbringen ver⸗ mögen. Welche Bedeutung die Luftſchiffahrt ſeit der Indienſtſtellung des Luftſchiffes „Graf Zeppelin“ am 11. Oktober 1928 er⸗ langt hat, beweiſen am beſten die Beförde⸗ rungszahlen dieſes erſten Transozean-Luft⸗ ſchiffes. 111 Nach einer Statiſtik der Hamburg⸗Ame⸗ rika-Linie wurden insgeſamt 423 Fahrken, darunter ungefähr 90 Ozeanüberquerungen. bei einer Fahrtdauer von insgeſamk 9815 Stunden ausgeführt und rund 27 700 per⸗ ſonen, über 5,5 Millionen Poſtſendungen und über 42 000 Kilogramm Fracht ohne Un⸗ fall befördert. Wenn man rückblickend die bisherigen Lei⸗ ſtungen des„Graf Zeppelin“ überſchaut, dann kann man nur feſtſtellen. daß das Schiff und ſeine bewährte Beſatzung unter der Führung Dr. Eckeners Pionierarbeit im wahrſten Sinne des Wortes zu leiſten hatten. Denken wir zurück an die erſte Fahrt des Zeppelins nach Nordamerika im Oktober 1928, an die berühmte Weltumſeglung im Auguſt 1929 und an die denkwürdige Fahrt in die Arktis im Juli 1931, die über bisher unbekannte Gebiete führte. Erinnern wir uns auch jenes hiſtoriſchen 20. März 1932, an dem die Luftſchiffahrt in eine neue Phaſe ihrer Entwicklung eintrat und der erſte regelmäßige Lufkdienſt zwei Konkinenten auf der Südatlantikroute eröffnet wurde. Seitdem ſind dieſe Zeppelin⸗Fahrten mit er ſtaunlicher Sicherheit Regelmäßigkeit und minutiöſer Pünktlichkeit durchgeführt wor— den. Unabhängig von Wind und Wetter und allen meteorologiſchen und klimatiſchen Schwierigkeiten zum Trotz hat der Zeppelin ſtets ſeinen Fahrplan eingehalten. Die ur⸗ ſprünglich vorgeſehene Fahrtdauer n welche zwiſchen Meidet Herr Laval Rom, um ſolchen Geſprächen auszuweichen, ſein Oſtpakt⸗ proſekt umſo energiſcher zu betreiben. um— ſo oder ſo— zum Abſchluß zu kommen? Viele Fragen ohne Antwort kennzeichnen die augenblickliche Lage in Europa, insbeſon— dere die Haltung Frankreichs. Es wäre aber auch ſehr viel verlangt, wenn man nach den Genfer Entſcheidungen, nach den„Erfolgen des Völkerbundes“ nun ein ebenſo ſtürmiſches Tempo der franzö⸗ ſiſchen Politik erwarten ſollte, zumal die in⸗ nenpolitiſche Lage die ganze Aufmerkſamkeit der Regierung erfordert und die außenpoli⸗ tiſche Fortentwicklung von Faktoren abhän⸗ gig iſt, die in der Haltung der breiten Maſſe des franzöſiſchen Volkes, namentlich aber der Kriegsteilnehmer, in wachſendem Um⸗ fange eine Begründung findet. i Laval iſt bei ſeiner Rückkehr aus Genf in der Preſſe ſeines Landes in einer Art unermüd⸗ von 72 Stunden für die Strecke Friedrichshafen— Pernambuco wurde in vielen Fällen ſogar recht beträchtlich unterboten. Damit ergab ſich durch dieſe erſte transozeaniſche Luftverbin— dung eine Zeiterſparnis von ungefähr 75 Prozent gegenüber den bisherigen Verkehrs— verbindungen, die für den in Konkurrenz mit der nordamerikaniſchen Wirtſchaft arbet— tenden deutſchen Außenhandel vor größtem Vorteil iſt. Das wachſende Vertrauen zum Luftſchiff im internationalen Reiſeverkehr zeigt ſich am deutlichſten in der ſtändig ſteigenden Tendenz der derungszahlen. Während noch im Jahre 1932 im Durch— ſchnitt nur 4 zahlende Paſſagiere auf den einzelnen Fahrten befördert wurden und die Durchſchnittsbeſetzung im Jahre 1933 erſt auf 9 Paſſagiere pro Fahrt geſtiegen war, zeigte ſich in dieſem Jahre zum erſten Male, daß die auf dem Luftſchiff„Graf Zeppelin“ vor⸗ handenen 20 Plätze bei den meiſten Fahrten nicht ausreichten, um alle Intereſſenten be⸗ fördern zu können. In demſelben Maße, in en die Zahl der Paſſagiere zunahm, konn— en die Beför⸗ Fahrpreiſe geſenkt werden. Im Jahre 1929 koſtete eine Fahrt mit dem Luftſchiff über den Ozean noch 8 400 Mark. Inzwiſchen iſt der Fahrpreis um bei⸗ nahe 85 Prozent geſenkt worden und beträgt heute nur noch 1500 Mark für die Strecke Friedrichshafen—Rio de Janeiro. Der Reichsminiſter der Luftfahrt, Gö⸗ ring, hat der geſamten Beſatzung und allen Mitarbeitern des Luftſchiffbaues Zeppelin ſeine herzlichſten Glückwünſche übermittelt. Der Funkſpruch wurde von Berlin aus ſo ausgegeben, daß er das auf der Heimreiſe nach Deutſchland befindliche Luftſchiff kurz nach Zurücklegung der erſten Million Kilo- meter erreichte. Flughafen Sevilla Sevilla, 18. Dezember. Dr. Eckener iſt mit dem Flugzeug in Se⸗ villa eingetroffen, um dort die Einrichtung des Flughafens vorzunehmen, auf dem die deutſchen Flugzeuge des Südamerikadienſtes regelmäßig Zwiſchenlandungen vornehmen. Es handele ſich um die Einrichtung der Flug⸗ zeugſchuppen und die Aufſtellung von Gas⸗ und Brennſtoffbehältern. Dr. Eckener, der die Abſicht hat, mit dem ſpaniſchen Miniſter⸗ präſidenten und dem ſpaniſchen Luftfahrt⸗ miniſter zu verhandeln, wird mit dem Zep⸗ pelin nach Friedrichshafen zurückkehren. Die Oppoſition in der Jowjet⸗Anion der Mörder Kirows gehört zu der Auhängerſchaft Sinowiews Moskau, 17. Dezember. In Moskau und Leningrad tagten Parteifunktionäre der kommuniſtiſchen Orga⸗ niſationen. In einer Entſchließung heißt es, die innerpolitiſche Lage verlange verſchärfte Wachſamkeit. Man müſſe rückſichtslos gegen die Feinde der Sowjetunion und ihre Agen⸗ ten vorgehen, die ſich unter verſchiedenen Deckmänteln verbergen. Vor allem müßten diejenigen ausgemerzt werden, die zu der S i⸗ nowjew Gruppe gehörten und heute ins Lager der Gegenrevolution übergegan⸗ gen ſeien. Sie ſollten nicht denken, die Dik⸗ totur ſei barmherzig geworden. Der Tod Kirows beweiſe, daß die klaſſenfeindlichen Elemente nicht vernichtet ſind. Sie beſtänden fort und würden den Staat ſolange bedro— hen, bis ſie vollſtändig vernichtet ſeien. Dieſe Entſchließung beſtätigt die Gerüchte, wonach Nikolajew, der Mörder Kirows, der Sinowjew-Gruppe angehört, die bekanntlich in Oppoſition gegen die Partei und Stalin ſteht. Der ehemalige Vorſitzende der Kom— muniſtiſchen Internationale, Sinowiew, der bis 1927 eine ausſchlaggebende Rolle im politiſchen Leben der Sowjetunion geſpielt hatte, wurde bekanntlich nach dem Zuſam— menbruch ſeiner Politik in die Verbannung geſchickt. Später wurde er begnadiat und Anfang 1934 zum Rektor der Univerſität in Swerdlowſk ernannt. die begrüßt worden wie früher nur der große Zauberer Briand begrüßt wurde. Dieſer vielfach und mit Recht umſtrittene franzö⸗ ſiſche Staatsmann hat den Franzoſen das Nachgeben gegenüber Deutſchland, das ſtück⸗ weiſe, allerdings langſame Aufgeben der Beſatzung, den Verzicht auf die Clemenceau- Theſe:„Wir ſind am Rhein, wir bleiben am Rhein“, die auch von Poincare vertre⸗ ten wurde, auf ſeine Weiſe ſchmackhaft ge⸗ macht. Die Tonart Briands, insbeſondere ſein Verſuch, die Verſtändigungstheorie in der breiten Maſſe des franzöſiſchen Volkes zu verankern, liegt— das mag paradox klingen, weil es ſich hier um frühere, ent⸗ ſchiedene Gegner Briands und ſeiner Po⸗ litik handelt— in der Linie der Beſtrebun⸗ gen der Frontkämpfergeneration Frank- reichs. Natürlich mit anderen Vorzeichen. Welche Rolle Laval dabei ſpielt, läßt ſich nur vermuten Ohne einem allzugroßen Opti⸗ 3 Die Sowjetregierung hat Sinowjew, den ehemaligen Leiter der Komintern. der ſei⸗ nerzeit auch Leiter der„Mordkom⸗ mune“ geweſen iſt, wie Leningrad in der Zeit des Kriegskommunismus genannt wurde und der mit richtigem Namen Apfel— baum heißt, von ſeinem Poſten als Rektor der Univerſität in Swerdlowſk im Ural ab— geſetzt und ihn in den Verwaltungsrat des Zentralverbandes der Genoſſenſchaften be— rufen. Verbotene Lohnerhöhungen Moskau, 17. Dezember. Die für den 1. Januar vorgeſehene freie Bewirtſchaftung von Brot, Mehl und Grau- pen ſcheint zu den erſten Schwierigkeiten füh⸗ ren zu wollen. Bekanntlich verteuert ſich der Brotpreis durch die freie Bewirtſchaftung um 100 bis 150 v. H. Die von der Sowijet⸗ regierung angeordnete Lohnerhöhung, für die der Staat eine halbe Milliarde Rubel be⸗ reitgeſtellt habe, ſchafft aber keinen Ausgleich für die Verteuerung der Lebenshaltung, ſo daß viele Betriebe von ſich aus eine Er⸗ höhung der Bezüge beſchloſſen hatten. Das hat nun die Sowjetregierung in einem be— ſonderen funkentelegraphiſchen Befehl verboten. mismus zu huldigen, ſcheint es. als wenn man in franzöſiſchen Regierungskreiſen erſt die Erfolge der Politik der Goy. Mon⸗ nier, Scarpini und anderer Führer der Frontkämpfer abwartet, die Reſonnanz in der Bevölkerung, ehe man ſich zu eigenem entſchließt. Der vorſichtige Laval unter— ſcheidet ſich hier von dem vorwärtsſtreben— den Briand. Lavals Romreiſe wird immer weiter hin⸗ ausgeſchoben; die Probleme, die Gegenſtand der Unterhaltung von Rom ſein ſollen, wer⸗ den umfangreicher, vielleicht auch löſungs⸗ reifer. Afrika und die italieniſchen Wünſche ſcheinen die akute Urſache für die Perzöge⸗ rung der Romreiſe Lavals zu ſein. Die Ent⸗ ſpannung in Europa kann aber ichnellere Fortſchritte machen, ſo daß die Romseiſe vielleicht von größeren Geſichtspunkten aus lohnen wird. a S H e e 8 Vollsweihnacht 1934 Eine großzügige Aktion der NS DA p. NS. Berlin, 18. Dezember. Die ſelbſtverſtändliche Verbundenheit der iationalſozialiſtiſchen Bewegung mit allen Bolksgenoſſen, beſonders aber mit den är— neren und bedürftigen, wird am 23. De— jember in ganz Deutſchland einen beſonders tarken Ausdruck erhalten. Jür dieſen Vorabend des Weihnachts eſtes ſind von der Reichspropagandaleitung der NSDAp volkstümliche Feiern im gan⸗ jen Reiche geplant. In den meiſten Städ- en ſollen auf Straßen oder Plätzen mächlige Weihnachtsbäume brennen, und an langen, veißgedeckten Tiſchen werden Kinder bedürf⸗ iger Volksgenoſſen vom Winkerhilfswerk, der Parkeiorganiſation und der SA be⸗ chert werden. Die Feiern werden auf weihnachtlich ge⸗ chmückten Plätzen in den Arbeitervierteln der Städte abgehalten. Sie ſollen wirkliche Feiern aller Volksgenoſſen ſein. Kapellen der SA oder der PO werden Weihnachts— ieder ſpielen, und hier und da wird auch ine Gruppe der HJ. eine Singſchar oder ein Schulchor zum guten Gelingen der Feier beitragen. Vor der Beſcherung wird ein politiſcher Leiter eine Weihnachtsanſprache halten und über den Sinn der Feier ſpre— hen. Die Beſcherungen der Kinder werden gründlich vorbereitet, und beſonders bedürf— ige Volksgenoſſen werden dazu durch die Blockwarte der Partei eingeladen werden. Als Geſchenke für die Kinder kommen in erſter Linie Aepfel, Nüſſe, Sü— zigkeiten und Spielwaren in Frage. Es wird auch Vorſorge getroffen werden, daß bei ungünſtiger Witterung die Feiern in benachbarte Säle oder Hallen verlegt wer— den können. Auch ſonſt iſt die nationalſo— zialiſtiſche Bewegung bemüht, die Weih— nachtsfeiertage zu einem Feſt aller Volksgenoſſen zu machen. Innerhalb der Volksgenoſſen⸗ ſchaft der Betriebe, der Büros. der Blocks uſw. ſoll dafür geſorgt werden, daß allein— ſtehende Perſonen ohne Rückſicht auf ihre wirtſchaftliche Lage am Heiligen Abend von Familien mit Kindern eingeladen werden. Junggeſellen ſollen zu armen Familien ge— gen und mit dieſen den Heiligen Abend feiern. Umgekehrt ſollen arme alleinſtehende Volksgenoſſen und Familien von wohlha— denden Familien eingeladen werden. Wachſende Gebefreudigkeit Der Erfolg des dritten Einkopfſonntags. Berlin, 17. Dezember. In Anbetracht des bevorſtehenden Weih— aachtsfeſtes war gerade der dritte Ein— opfſonntag von beſonderer Bedeutung, da bon ſeinem Ergebnis Höhe und Umfang der Weihnachtsbeſcherungen der Bedürftigen, beſonders auch ihrer Kinder, abhängen. Der Erfolg entſprach den Erwartungen. Allein in der Reichshauptſtadt ſind nach dem vor— läufigen Ergebnis 411741,57 Mark aufge⸗ kommen. Das ſind etwa 11000 Mark mehr als bei der vorläufigen Abrechnung im ver— zangenen Monat. Das NSKK, die Reichspoſt, die Fuhr— mannsinnung und zahlreiche Privatleute hatten ihre Wagen zur Verfügung geſtellt, um die Sondergaben in Form von Weih— gachtspaketen in Empfang zu nehmen. Bet einem Streifzug durch die verſchiedenen Sammelſtellen glaubte man überall die Räume einer Reichspoſt-Paketannahme zu betreten. Unzählige freiwillige Helfer waren damit beſchäftigt, die Spenden zu ordnen. leberall wurde von den Ortsgruppenleitern beſtätigt, daß reichlich geſpendet worden ſei. Zahlreiche Pakete waren mit Tannengrün geſchmückt oder auch in farbiges Papier ge— hüllt. Kartengrüße und Glückwünſche an den unbekannten Empfänger waren bei— gefügt. die Neichsgruppe Induſtrie Krupp ſcheidetl aus ſeinem Amt. Berlin, 17. Dezember. Der mit der Führung der Geſchäfte des Rec cc dee beauftragte eichsbankpräſident Dr. Schacht hat an den aus ſeinem Amte ſcheidenden Herrn folgende von Bohlen und Halbach olgendes Schreiben gerichtet: „Sehr verehrter Herr Krupp von Vohlen und Halbach! Nachdem Sie Ihr Amt als Präſident des Reichsſtandes der Deutſchen Induſtrie niedergelegt und ich wiederholt und auch jetzt wieder infolge Ihrer beruf— lichen Ueberlaſtung gebeten habe, von Ihrer Berufung als Leiter der Reichsgruppe In⸗ duſtrie abzuſehen, und Sie von der Leitung der Hauptgruppe 1 der gewerblichen Wirt⸗ ſchaft zu entbinden, kann ich zu meinem leb⸗ haften Bedauern nicht anders, als Ihrem Wunſche zu entſprechen. Ich ergreife aber dieſe Gelegenheit, um Ihnen für die dem nationalſozialiſtiſchen Staate ſelbſtlos gelei⸗ ſtete Arbeit und Mühewaltung aufrichtig zu danken und der Erwartung Ausdruck zu ge⸗ ben, daß ich auch in Zukunft auf Ihre wert. volle Unterſtützung rechnen darf. Mit deut⸗ ſchem Gruß und Heil Hitler! gez. Dr. Hjal, mar Schacht.“ In Ergänzung dazu erfährt das Deutſche Nachrichtenbüro, daß Reichsbankpräſiden Dr. Schacht den Leiter der Reichsmirtſchafte. kammer auch die Leitung der Reichsgruppe Hecker, Präſident der Induſtrie⸗ und Han⸗ delskammer Hannover gebeten hat, neben ſeinem Amt als Leiter der Reichs wirtſchafts⸗ kammr auch die Leitung der Reichsgruppe Induſtrie zu übernehmen. Ein Muſterlager als Vorbild Die Verbeſſerung der Unterkünfte für Bau⸗ arbeiter. Eberswalde, 17. Dezember. Nachdem ſich vor einiger Zeit herausgeſtellt hatte, daß die Unterbringung der beim Bau der Reichsautobahnen beſchäftigten Arbeiter verſchiedentlich ſehr zu wünſchen ließ, hat ſich die Deutſche Arbeitsfront auf Veranlaſſung des Führers und Reichskanzlers Hitler be— eilt, im Einvernehmen mit der General— inſpektion des deutſchen Straßenweſens und mit der Direktion Reichsautobahnen eine Reihe von Muſterlagern an den Strecken der Reichsautobahnen einzurichten. Das Amt „Schönheit der Arbeit“ der DAß hat ſich da— bei der Mitwirkung des Arbeitsdienſtes be— dient. Die erſten Muſterlager ſind bereits fertiggeſtellt. Weiterhin iſt, um das geſamte Lagerweſen bei den Reichsautobahnen bei— ſpielgebend zu geſtalten, bei der Direktion der Reichsautobahnen eine„Zentrale für Unterkunft“ geſchaffen worden, die die geſamte Unterbringungsfrage im Sinne der jetzt erſtellten Lager erledigt. Bei der feierlichen Einweihung des Reichsautobahnlagers Werbellin bei Ebers— walde, das fünf muſtergültig eingerichtete Schlaf-, Waſch⸗ und Wirtſchaftsbaracken auf— zuweiſen hat, hielt der Generalinſpektor für das deutſche Straßenweſen, Dr. Todt, eine Anſprache, in der er u. a. ausführte: Was hier durch praktiſche Arbeit aller Beteiligten in kurzer Zeit entſtanden iſt, war das Vorbild für das Geſeß über die Anterkunft bei Bauten, das das Reichskabinett kürzlich verobſchiedet hat. Dieſes Muſterlager wird beiſpielgebend ſein für die Arbeitsunterkünfte im ganzen Reich. Es iſt keinesfalls eine Selbſtverſtänd— lichkeit, daß dieſes Lager ſo geworden iſt. Es wird genug alte Bauarbeiter geben, die aus ihrer früheren Zeit wiſſen, wie dürftig Un⸗ terkünfte auf Bauſtellen im allgemeinen waren. Dr. Todt dankte vor allem der Deutſchen Arbeitsfront und dem Arbeitsdienſt wie zuch der Geſellſchaft der Reichsautobahnen ür die Erſtellung des Lagers. Dann nahm aus der Mitte der Gefolgſchaft ein Arbeiter das Wort, um den Dank der Belegſchaft zum Ausdruck zu bringen. Reichsorganiſationsleiter Dr. Ley legte an dem Beiſpiel des dar, daß es ſich bei der Schaffung eines neuen Arbeitsbegriffes weniger um Lohn— fragen handeln könne als um die Frage der Ehre. Möge auch dieſes Lager, ſo erklärte er, ein Symbol dafür ſein, daß die Arbeit nicht allein des Lohnes wegen da iſt, ſondern daß unendlich viele Faktoren zuſammenkom— men müſſen, um die Arbeit und das Leben lebenswert zu machen. Wir ſehen überall in den Betrieben Deutſchlands grenzenloſes Vertrauen zum Nationalſozialismus. Heute ſehen wir: Es geht aufwärts! Nicht allein wirtſchaftlich, nicht allein, daß die Stärke der Belegſchaften erhöht werden kann, ſon— dern vor allem auch ſozialpolitiſch, in der ge— genſeitigen Achtung und der Art der Be— handlung. Dr. Ley beendete ſeine Anſprache mit dem Ruf: Unſerem Führer Adolf Hitler, dem Befreier Deutſchlands und vor allem dem Befreier des deutſchen Arbeiters aus Nacht und Nebel— Sieg Heil! Kommuniſtenneſt ausgehoben Amſturzplan in Bulgarien aufgedeckt. Sofia, 18. Dezember. In der ſüdbulgariſchen Tabakſtadt Cha- ſkovo, die als berüchtigtes Kommuniſten— neſt bekannt iſt, hat die Polizei eine Ver⸗ ſchwöruna aufgedeckt, wie ſie in dieſem Um⸗ Arbeitsdienſtes feste in Bulgarien ſeit langen Jahren nicht eſtgeſtellt worden iſt. In den beiden letzten Tagen ſind über 500 Perſonen feſtgenommen worden, unter denen ſich auch 175 Soldaten der dortigen Garniſon befinden ſollen. In dem Archiv der Ver⸗ ſchwörerzenkrale, das ſichergeſtellt werden konnte, wurde ein vollſtändiger Umſturzplan gefunden, aus dem hervorgeht, daß die om⸗ muniſten den bewaffneten Nufſtand in Bul⸗ garien vorbereiten. In dem Plan heißt es a. a., daß ſich die Aufſtändiſchen bei Aufnahme der Kampf⸗ handlungen ſofort aller Waffenlager des Heeres zu bemächtigen hätten. Sämt⸗ liche Offiziere und Unteroffiziere ſeien zu ermorden. Bei den Hausſuchun⸗ gen konnte die Polizei auch Unmengen ille— galer Flugblätter, zerſetzende Schriften und Waffen ſicherſtellen. Der Organiſator und Führer der Verſchwörung ſoll der berüchtigte Georgi Stoeff ſein, der vor einigen Wochen mit ſechs anderen Kommuniſten einen überaus dreiſten Raubüberfall auf die ſüdbulgariſche Gemeinde Oſtretz un⸗ ternommen hatte, wobei er die Gemeinde⸗ kaſſe und die Häuſer einiger wohlhabender Bauern ausplünderte. Stundenlang hatte die Bande das ganze Dorf in Schrecken gehalten. Wenige Tage ſpäter konnten die kommuniſti⸗ ſchen Räuber mit Stoeff an der Spitze in ihrer Berghütte im Rhodope-Gebirge nach heftigem Widerſtand feſtgenommen werden. Es liegt die Vermutung nahe, daß die Verhaftung Stoeffs zur Aufdeckung der Verſchwörung geführt hat. Auslands⸗Nundſchau Weitere Ausweiſungen aus Südſlawien. Das Ungariſche Telegraphen-Korreſpon— denzbüro meldet: Die Ausweiſungen von Ungarn aus Südſlawien haben noch nicht aufgehört. Täglich treffen einzelne Familien von ausgewieſenen Ungarn an unagariſchen Grenzſtellen ein. Die Ausweiſung erfolgte, wie die Ausgewieſenen mitteilten, ſehr rück— ſichtslos. Japans Flotktenabordnung bleibt in London. Der Sprecher des japaniſchen Außenmini— ſteriums erklärte in einer Stellungnahme zu der Kriſe der Flottenverhandlungen in London, die japaniſche Delegation werde ſelbſt für den Fall einer Abreiſe der Ameri— kaner weiter mit der engliſchen Delegation verhandeln. erke ee dl be be E88 Eb Der Tag der Deutſchen Polizei iſt dienſt am Volke! Neues aus aller Welt In Anweſenheit des Reichsorganiſations⸗ leiters der PO, des Generalinſpekteurs für dsa Straßenweſen und des Generaldirektors der Deutſchen Reichsbahn-Geſellſchaft fand die Einweihung des Reichsautobahnlagers Werbellin ſtatt. Dr. Schacht hat an den aus ſeinem Amte ſcheidenden Krupp von Bohlen und Halbach ein Dankſchreiben gerichtet und den Leiter der Reichswirtſchaftskammer, Regierungs- rat a. D. Ewald Hecker, Präſident der In⸗ duſtrie⸗ und Handelskammer Hannover, gebeten, die Leitung der Reichsgruppe In- duſtrie zu übernehmen. Reichsluftfahrtminiſter Göring ſprach der Beſatzung des Luftſchiffes„Graf Zeppelin“ und allen Mitarbeitern des Luftſchiffbaues funkentelegraphiſch ſeine Glückwünſche zum einmillionſten Fahrtkilometer aus. Der Eröffnungstermin für den Prozeß gegen die Führer des Saardeutſchtums iſt auf unbeſtimmte Zeit verſchoben worden. Im Großen Rundfunkprozeß blieben die Zeugen Hadert und Biſchoff wegen des Ver— dachtes der Mittäterſchaft unvereidigt. Aus Anatolien wird ein ſchweres Erd— beben gemeldet. 3 Eine Windmühle als 53.-Heim. f ie idylliſch gelegene Windmühle in dem märki Stadt · chen Alt⸗Landsberg wurde in ein HJ.⸗Heim ee Ein Aufruf Himmlers Die Polizei als Freund 1 er. 5 Berlin, 18. Dezember. Der politiſche Polizeikommandeur der Länder, Reichsführer der SS Himmler, er. läßt zum„Tag der deutſchen Polizei“ ſol⸗ genden Aufruf: f „Die Polizei im nalionalſozialiſtiſchen Deutſchland hat es ſich zum Ziel geſeit, vom deutſchen Volk als ſein beſter Freund und Helfer, von Verbrechern und Staatsfeinden 115 ſchlimmſter Gegner angeſehen zu wer⸗ en. N Dieſem Ziele nachzuſtreben und an ſeiner Verwirklichung zu arbeiten, iſt Wunſch und Wille jedes deutſchen Polizeibeamten. Der Tag der deutſchen Polizei ſoll ein neuer Be. weis unſeres Wollens ſein. Wir ſind über⸗ zeugt, daß ſeder deutſche Volksgenoſſe, der im Polizeibeamten den Freund und helfer ſieht, auch am Tag der deutſchen polizei gern ſein Scherflein und Opfer gibt im Sinne des Geiſtes, der aus Deutſchland in den letzten zwei Jahren ein Volk mit ande⸗ rer Seele, eine Einheit der Kameradſchaft geſtaltet hat. Nationalſozialiſtiſche Kultur Anſprache des Reichsleiters Roſenberg. Berlin, 18. Dezember. In der Kroll-Oper fand eine Beſprechung der Reichsamtsleitung der NS.Kultur⸗ gemeinde mit den führenden Perſönlichkeiten der nationalſozialiſtiſchen Formationen und der Verbände ſtatt. Reichsleiter Roſen⸗ berg begrüßte die Vertreter der Verbände und wies in einer kurzen Anſprache auf die Grundzüge des nationalſozialiſtiſchen Strebens nach einer Volkskultur hin. Er führte aus, daß die nationalſozialiſtiſche Be wegung ſeit ihrem Entſtehen einen Zwei— frontenkampf zu führen gehabt habe. Die eine gegneriſche Front, die des Marxismus, ſei zerbrochen. Die andere Front habe ſich der nationalſozialiſtiſchen Bewegung ange— ſchloſſen und bemühe ſich, in ihrem Rahmen ihr Beſtes zur Durchführung des national— ſozialiſtiſchen Aufbaues beizutragen. Manche Kreiſe aber glaubten heute noch, die natio. nalſozialiſtiſche Welle werde verebben und einer Fortſetzung der alten bürgerlichen Kul⸗ tur Platz machen. Gegen dieſe Kreiſe müſſe ein Kampf um die Einheit des national, ſozialiſtiſchen Gedankengutes kompromißlo— weitergeführt werden. In langſamer Aus leſe müſſe man die poſitiven Kräfte finden und fördern, die eine neue heranwachſende deutſche Kunſt im Geiſte der Bewegung for— men könnten. Alle Kreiſe der Bewegung müßten daran teilnehmen. In dieſem Sinne begrüße er die Zuſammenarbeit der NS. Kulturgemeinde mit den anderen Forma— tionen und Organiſationen. Simon über den Zwiſchenfall Eine merkwürdige Darſtellung im Unter haus. London, 18. Dezember. Im Unterhaus ſtellte der Führer der Ar⸗ beiteroppoſition, Lansbury, an den Staatsſekretär des Aeußern die Frage, ob er eine Erklärung„über den kürzlichen Bruch des Friedens im Saargebiet, an dem ein britiſches Mitglied der Polizeiſtreitkraft beteligt war“, abzugeben habe. Simon erwiderte:„die Saarpolizei⸗ ſtreitkraft ſteht unter der alleinigen Befug⸗ nis der Saarregierungskommiſſion, auf der weiterhin die Hauptverankworkung für die Aufrechterhallung von Geſetz und Ordnung im Gebiet ruht. Die britiſche Regierung hal nakürlich keine Verantkworkung für die An⸗ werbung oder die Auswahl von Miglie⸗ dern dieſer Truppe. Ich erfahre, daß die Anwerbung im Auslande für dieſe Polizei⸗ ſtreitkraft ſetzt aufgehört hat. Ich bedauere, zu erfahren, daß ſich in der Samstagnacht ein Zwiſchenfall in den Stra⸗ ßen von Saarbrücken ereignete, der daraus entſtand, daß ein Kraftwagen, der von einem Offizier der Saarpolizei geführt wurde, auf den Bürgerſteig fuhr, mit dem Ergebnis, daß jemand aus dem Publikum verletzt wurde. Das verurſachte die An⸗ ſammlung einer Menge, die eine drohende Haltung gegenüber den Inſaſſen des Kraft⸗ wagens einnahm. Es kam zu einer Schlä⸗ gerei, und ein oder zwei Revolverſchüſſe wurden abgefeuert. Die Menge ſetzte dem Offizier zu(). die Regierungskommiſſion hat beſondere Anordnungen für eine raſche und gründliche Unterſuchung erlaſſen, und der in Betracht kommende Polizeibeamte iſt bis zur Kluͤ— rung der Angelegenheit ſuspendiert wor⸗ den. Es beſteht kein Grund, irgendwelche politiſchen Verwicklungen zu erwarten. Ich habe es bereits klargemacht, daß weder die internationale Streitkraft noch das britiſche Kontingent auch nur die geringſte Verbin⸗ dung mit dieſer Angelegenheit haben.“ Das nationalliberale Mitglied Mabane lenkte die Aufmerkſamkeit des Außenmini⸗ ſters auf de Tatſache, daß ein engliſchee Blatt die Berichte über den Saarvorfall unter der Ueberſchrift neröffentlicht haf „Engländer im Saargebiet an, gegriffen“ und fragte Simon, ob er be der Berſte dahin wirken könne, daß ſie be. der Berichterſtattung über dieſe Angelegen heit die größtmögliche Sorgfalt anwende. Im Hinblick auf die Beſeitigung der Ver ⸗ Deutſche Tagesſchau Die Beitreibung der Gemeindeſteuern. las- und Stundungszinſen bei den Reichs⸗ ſelern und den Erſat der Zinſen durch die bffenlegung einer Liſte der ſäumigen Steu⸗ ſtgahler hat ſich der Finanzausſchuß des deutſchen Gemeindetages mit der Frage be⸗ ſhäftigt, ob dieſes Verfahren auch von den gemeinden durchgeführt werden ſolle. Die Meinung ging dahin, daß es zweckmäßig ſei, unächſt die Erfahrungen abzuwarten, die e Reſchsfinanzbehörden ſammeln. Der Bau von Sporkübungsſtätten. Der Reichsſportführer hat feſtgeſtellt, daß dielſach Turnhallen und Sportplätze in einer für die wirtſchaftlichen Möglichkeiten viel zu hinrichlung eines Mörders. Stultgart, 17. Dezember. Der wegen Mor- ſes zum Tode verurteilte Wilhelm Schukraf ius Ginnheim, Kreis Frankfurt am Main, ſt im Hofe des Juſtizgebäudes in Stuttgar- hingerichtet worden. Der Reichsſtatthalter bon Württemberg hatte nach Lage des Falles bon ſeinem Begnadigungsrecht keinen Ge— rauch zu machen vermocht. Schukraft hatte Ende März dieſes Jahres ſeine Braut, die ihm die Eheſchließung verweigerte, durch Erdroſſeln getötet. Todesſturz aus dem D-Zug. Stuttgart, 17. Dez. Kurz vor Sagan ſtürzte der 12jährige Schüler Heinz Grune. berg aus Bottrop aus dem fahrenden D— Zug Berlin Breslau. Er wurde ſchwerver⸗ etzt in das Krankenhaus in Sagan gebracht wo er ſeinen Verletzungen erlegen iſt. iſche Regierung im Jahre 1933 erlaſſenen Berfaſſung ſind eine Nationalverſammlung und eine Korporativkammer als geſetzge⸗ bende Inſtanzen vorgeſehen worden. Um dieſe Inſtitutionen ins Leben zu rufen, hatte die Regierung vor kurzem ein Wahlrecht er⸗ laſſen, durch das die Nationalverſammlung gewählt werden ſollte und erſtmalig am 1. Januar zuſammentreten wird. Ein Doppelmord findet Sühne Beſtätigte Todesurteile. Leipzig, 18. Dezember. Durch Urteil des Berliner Schwurgerichtes oom 19. Juni 1934 war gegen drei Kommu— niſten die Todesſtrafe verhängt worden, wo— zegen zwei Verurteilte, Broede und Ma— erni, Berufung einlegten. Bei der Tat handelt es ſich um die Ermor⸗ Vörſen und Märkte Vom 17. Dezember. (Ohne Gewähr.) Frankfurter Produktenbörſe. Weizen⸗ und Roggenſtroh drahtgepr. 4,70 bis 5 Rm., alles übrige unverändert. Stim⸗ mung ruhig. In Handelsklaſſenware fanden Abſchlüſſe nicht ſtatt. a Frankfurter Schlachtviehmarkt. Auftrieb: 1606 Rinder, darunter 603 Och⸗ ſen, 154 Bullen, 846 Kühe, 403 Färſen; ferner 934 Kälber, 46 Schafe, 4412 Schweine. Preiſe: Ochſen 38 bis 40, 33 bis 37, 28 bis 32, 22 bis 27; Bullen 34 bis 35, 31 bis 33, 27 bis 30, 24 bis 26; Kühe 32 bis 34, 26 bis 31, 19 bis 25, 13 bis 15; Färſen 38 bis 39, 34 bis 37, 28 bis 33, 22 bis 27; eueren Preislage ausgeführt würden. Für ünftige Neubauten ſoll eine Beihilfe nur hann befürwortet werden, wenn das Bau⸗ vorhaben vorher vom Reichsſportführer überprüft worden iſt. die Förderung des Kleinwohnungsbaues. Der Reichswirtſchaftsminiſter und preu⸗ ſiſche Miniſter für Wirtſchaft und Arbeit hat die Beſtimmungen über die Beleihungs⸗ grenze für erſtſtellige Hypotheken bei Klein⸗ wohnungsbauten abgeändert. Hiernach kön⸗ en nunmehr ſatzungsgemäße erſtſtellige Hypotheken auf Kleinwohnungsbauten un- er beſtimmten Vorausſetzungen bis zur höhe von 50 Prozent der ſorgfältig berech. neten Geſamtherſtellungskoſten gewährt werden. Gründlich aus geplündert Einbruch bei einer Milliardärsfrau. Paris, 17. Dezember. Ein ſchwerer Einbruchsdiebſtahl, der dem oder den Einbrechern Kunſtgegenſtände, und Bargeld in Höhe von etwa 3 Millionen Franken nahe Nie 85e 18 5 Pohnung der geſchiedenen Frau des. ap Milliardärs Gould, Miß Hellen Margaret Kelly, verübt. Neben einem wert⸗ bollen indiſchen Dolch, der mit Smaragden und Diamanten beſetzt war, und einem gro— ßen, maſſiv⸗goldenen Standbild der Jung- dau Maria, das ebenfalls mit Diamanten beſetzt war, ſchleppten die Einbrecher den geldſchran'k fort, in dem ſich eine große Summe Bargeld, zahlreiche Wertpapiere und mehrere Serien von Loſen der franzöſiſchen Staatslotterie befanden. Ein ehemaliger diener der Amerikanerin iſt der Tat ver— dächtig. Räuber und Brandſtitter jugendliche Banditen hinter Schloß und Riegel. Königsberg, 17. Dezember. N Vot einigen Wochen brachen auf zwei gutshöfen in der Nähe von Königsberg roßfeuer aus, denen zwei Rieſenſcheunen mit Erntevorräten, Maſchinen uſw. zum Opfer fielen. Da die Brände faſt zur gleichen geit entſtanden, vermutete man Brandſtif⸗ Raubmörder zehn Tage nach der Tat ab geurkeilt. Stendal(Altmark), 18. Dezember. Das Altmärkiſche Schwurgericht Montag nach kurzer Verhandlung den 22 Jahre alten Adolf Lücke wegen Mordes in Tateinheit mit ſchwerem Raub zum Tode und zum dauernden Verluſt der bürgerlichen Ehrenrechte. Lücke hatte vorzehn Tagen bei Zollchow(Kreis Jerichow 2) den Borſtel mit niedergeſchlagen und beraubt. Wahlerfolg der portugieſiſchen 5 Regierung. Liſſabon, 17. Dezember. Bei den Wahlen zur Nationalverſammlung konnte die Regie— bung 80 v. H. der abgegebenen für ſich buchen. In der durch die vortuaie— einem Auguſt 1931 am Karl Berlin durch die nach verurteilte am tigte Kommuniſt kommuniſtiſchen Arbeiter Zimmermannshammer] knecht-Hauſes Broede mit der beauftragt. Broede beſtimmte nicht nur Stimmen t. en angehörten ung. Der Königsberger Kriminalpolizei iſt s fetzt gelungen, einen 18⸗Jährigen und einen, 20⸗Jährigen zu überführen. Bei der Vernehmung der jugendlichen Verbrecher ſtellte ſich gleichzeitig heraus, daß ſie in den etzten Monaten elwa 70—.8 0 Ein⸗ brüche in Königsberg ausgeführt haben die beiden Großfeuer legten ſie an. um die entſtehende Panik ungeſtört für ihre Raub, züge ausnutzen zu können. D. A. N. 8 1138 Urheberrechtschutz: Fünf Türme-Verlag Halle(Saale). 4 Mit einem Ruck verhielt Felix Burger den Schritt. Da, im Untergeſchoß, feſſelte etwas ſeine Aufmerkſamkeit. Trotzdem es noch heller Tag war, herrſchte dort unten Dunkelheit und einzelne elektriſche Glühbirnen funkelten ſparſam in ſymmetriſch abgegrenzten Bezirken. Einer dieſer grün beſchatteten Leuchtkörper beſtrahlte ein ſonder⸗ bares Bild: auf einer bauſchigen, dunklen Stoffhülle lag wie eine zauberiſche Blüte eine blaſſe Frauenhand. Eine Frauenhand von ſolcher Zartheit, von ſolch edler Form der ſchlanken, ſpitz zulaufenden Finger, von ſolch rührender Schönheit, daß der Beſchauer zuſammenzuckend mit kaltem Schauer kämpfte. Denn der Raum um dieſe ſchier geſpenſtiſch einſame Hand lag in völliger Dunkel⸗ heit. Man konnte annehmen, daß ſich da unten eine Werk⸗ ſtätte befand mit Nähmaſchinen, und man ſah ſchattenhafte Geſtalten davor, denn der Leuchtkörper umzirkelte nur die auf und ab tanzende Nadel und den darunter liegenden Stoff, ja— und die Hand, die dieſen Stoff in unregel⸗ mäßiger Bewegung drehte und ſchob... 5 „Franziskus Hemeter— Mechaniſche Stickerei“, las Burger auf einer Tafel, die oberhalb der niedrigen Fenſter⸗ reihe angebracht war. 2 Alſo eine Stickereiwerkſtätte, die von Zauberei offenbar weltenweit entfernt ſchien. 17 a Wieder beugte ſich Felix herab und verſuchte beſſere Sicht zu gewinnen. Regungslos lag jetzt die wunderbare Hand auf dem dunklen Grunde. Die tiefen Schatten hüllten deren Beſitzerin vollkommen ein. a Die Landgewinnungsarbeiten an der Nordſeeküſte bei Huſum bedeuten einen wichtigen Abſchnitt im Kampf ge— gen die Arbeitsloſigkeit und ein Ringen um neue Siedlungs- möglichkeiten. Arbeiter beim Befeſtigen der Deichabhänge mit Stroh. dung des Polizeihauptmanns Anlauf und des Polizeioberwachtmeiſters Lenk Liebknecht⸗Haus in Sowjetrußland ge— flüchteten Kommuniſten Mielke und Ziemer. Der intellektuelle Urheber war der Kippenberger, Reichstagsabgeordneten Heinz Neumann eingeweiht hatte. Dieſe Bei— den ſind bekanntlich ebenfalls geflüchtet Von ihnen wurde der Pförtner des Karl Lieb— Ausführung Ihm unterſtand der„Ordner— f 7147 15 5 7 7¹ N e 1 beiden bis 31, 24 bis 28; Kühe 29 bis 33, 23 ꝛigentlichen Mordbuben, ſondern bewaffneten und unbewaffneten mannſchaften, denen die übrigen Angeklag— Kälber 47 bis 52, 38 bis 46, 30 bis 37, 20 bis 29; Hammel—, 35 bis 36; Schweine 53, 50 bis 53, 50 bis 53, 48 bis 53, 46 bis 52, 46 bis 48, 40 bis 45.— Marktverlauf: Rinder ruhig, Ueberſtand; Kälber und Ham— mel ruhig, geräumt; Schafe ruhig, Ueber— ſtand; Schweine rege, ausverkauft.— Der nächſte Schlachtviehmarkt findet am 28. Dezem⸗ ber ſtatt. Mannheimer Schlachtviehmarkt. Zufuhr: 213 Ochſen, 112 Bullen, 240 Kühe, 324 Färſen, 1040 Kälber, 57 Schafe, 2446 Schweine, 4 Ziegen; Ochſen 36 bis 38, 30 nannte. bis 35, 26 bis 29; Bullen 32 bis 35, am 9. berüch⸗ der den auch die 28, 17 bis 22, 11 bis 16; Färſen 36 bis 40 Deckungs— 30 bis 35, 24 bis 29; Kälber 49 bis 52, 0 44 bis 48, 36 bis 43, 27 bis 35; Schweine 51 bis 53, 50 bis 53, 48 bis 33, 45 bis 51; Sauen 45 bis 48.— Marktverlauf: Großvieh ruhig, gute Ware behauptet, Ueber— ſtand; Kälber ruhig, Schweine lebhaft.— Mannheimer Getreidegroßmarkt. Amtlich notierten: Weizen W 15 20,55, W 16 20,75, W 17 21,05; Roggen R 15 16,75, R 16 17,05, R 13 16,35; Braugerſte inl. 19,50 bis 21,50; Futtergerſte G 7 15,75, G 8 16,05, 6 9 16,25, G 11 16,55; Hafer § 11 15,75,§ 14 16,25, 5 17 16,55; Raps inl. 31; Mais m. S. 21,25; Weizenkleie W 1 10,53; Roggenkleie R 16 10,20; Wei⸗ zenfuttermehl 12,75; Weizennachmehl 16,50; Vollkleie plus 50 Pfg.; Erdnußkuchen 14,30; Soyaſchrot 13; Rapskuchen 11,40, ausl. 11,90; Palmkuchen 13,30; Kokoskuchen 15,20, Lein⸗ kuchen 15,20; Biertreber 17,50; Malzkeime 16,50; Trockenſchnitzel 8,40; Rohmelaſſe 5,76; Steffenſchnitzel 10; Wieſenheu 9,80 bis 10,80, Luzernekleeheu 10,30 bis 11; Roggen⸗ und Weizenſtroh gepr. 4,50, geb. 4; Hafer⸗ und Gerſteſtroh gepr. 4,50, geb 4; Weizenmehl Geb. 17 Type 790 27,50, Geb. 15 27,50, mit 20 Proz. Ausl. plus 3, mit 10 Proz. plus 1,50; Roggenmehl Geb. 16 Type 997 24,60, Geb. 15 24, Geb. 13 23,60; plus 50 Pfg. Frachtausgl.; Ausgleichszuſchläge: Wei⸗ zen und Roggen plus 40 Pfg., Futtergerſte und Hafer plus 60 Pfg., Mühlennachpro— dukte plus 30 Pfg., ölhaltige Futtermittel plus 40 Pfg., zuckerhaltige Futtermittel(aus— genommen Malzkeime) plus 30 Pfg. Karlsruher Schlachtviehmarkt. Zufuhr: 31 Ochſen, 49 Bullen, 32 Kühe, 151 Färſen, 332 Kälber, 996 Schweine. Preiſe pro 50 Kilo Lebendgewicht: Ochſen: 36 bis 38, 32 bis 35, 24 bis 32, 18 bis 23, Bul⸗ len: 35 bis 37, 32 bis 35, 28 bis 32, Kühe: 24 bis 28, 18 bis 24, 12 bis 18, 12 bis 18; Färſen 36 bis 40, 32 bis 36, 28 bis 32: Kälber 44 bis 48, 40 bis 43, 35 bis 40, 28 bis 34; Schweine 53, 51 bis 53, 49 bis 51, 47 bis 49.— Aber Felix ertappte ſich auf den abſonderlichen Wunſch, ſie von Angeſicht zu Angeſicht zu ſehen. Vergeblich. Ab und zu begannen die feinen Finger in einer Art Rhythmus zu ſpielen, wie irgendwelchen Geſetzen unterworfen. Felix konnte ſich nicht losreißen. Ob u er hinunter ging und, je nachdem ſich die Situation ergab, etwa den un— befangenen Beſteller ſpielte?! Aber er verwarf den Ge— danken. Viet einfacher ſchien es, jetzt ſein Vorhaben von früher auszuführen und Mutter Lobmaier einen Beſuch zu machen. Es war anzunehmen, daß ſie mehr wußte von ihrer engeren Nachbarſchaft, und man konnte ſie aus— horchen. Vorausgeſetzt, daß er ſie noch vorfand nach ſo vielen Jahren, die gute Alte. Er wandte ſich um und war wenige Schritte weiter im Flur ſeines ehemaligen Wohnhauſes. Einige Stufen führten in den Halbſtock. Sein Blick ging nach der links— ſeitigen Eingangstür. Die war noch immer ſo braun und verwetzt wie ehemals, und ein eiſernes Türſchild mit halb verwiſchten Buchſtaben belehrte, daß hier „Thereſia Lobmaier“ wohnte; es war noch das alte, wohl— bekannte Schild. Und der abgeſprengene Lack an der unteren Türecke ließ immer noch die ehemals gelbe Farbe durch. Nichts hatte ſich geändert in dieſen zwölf Jahren. Dreimal drückte Felix in eigenartiger Weiſe den elek⸗ triſchen Klingelknopf. Das war das Signal geweſen einſt:„Gut Freund.“ Es dauerte eine Weile, und dann ſchlurften Schritte von innen. „Wer is's denn?“ erkundigte ſich eine etwas rauhe Frauenſtimme. a f Nicht viel fehlte und Burger hätte regelrechtes Herz— klopfen bekommen. Unverändert und unverbindlich war die Stimme der Mutter Lobmaier geblieben. Genau ſo hatte ſie ihm ſeinerzeit die allmorgendliche Mahnung durch den Türſpalt zugerufen:„Wird heut' net aufg'ſtanden!?“ „Bitte, öffnen Sie, liebe Frau Lobmaier. Es iſt gut Freund!“ ſprach er mit einem tiefen Atemzug. Aber gleich darauf mußte er lachen.. „Ja, freili, was noch— das könnt' a jeder ſag'n!“ kam es zurück.„Was wollen S' denn?“ „Ich bringe Ihnen Grüße von einem alten Bekannten“, ſprach der Beſucher, der ſeine Sentimentalität abgeſchüttelt hatte und ſich nun ausnehmend gut unterhielt. „Halten S' Ihna Großmutta für'n Narr'n, verſtengen ] Glauben S', i bin die Frau Blaſchke, daß i an Wild— remden die Tür aufſpirr?“ „Liebſte Mutter Lobmaier Thereſia! Machen Sie mir doch auf, wenn ich gar ſchön bitte! Ich bin ja der Doktor Burger!“ So bat er in Schmeicheltönen, und der Schal! blitzte ihm aus den Augen. Es war unbezahlbar. Drüben in dem großen Neuvork ſtand ihm jede Tür der oberſten Fünfhundert offen. Und hier, in der alten Vorſtadt, zonnte es ihm paſſieren, daß er unverrichteter Dinge abziehen mußte. Er kannte die ewige Angſt der alleinſtehenden alten Frauen hier, aber er hatte damit nicht gerechnet. Auf ſeine Anrufung kam es denn auch prompt zurück: „Doktor Burger!?— Kenn' i net!“ Aber dann ein Ton, der klang wie ein geſchluchztes„Jeſſas!“, und die Sicher— heitskette raſſelte, der Schlüſſel drehte ſich und die Tür tan ſich einen ſchmalen Spalt auf. Eine gewaltige Habichts— naſe, darüber zwei kleine zwinkernde Aeuglein mit unver— kennbar mißtrauiſchem Muſtern erſchienen unter einem mißfarbigen, keineswegs kleidſamen Kopftuch. Doktor Burger hatte ſeinen Hut abgenommen. Bar— bäuptig ſtand er jetzt wie ein Bittſteller da. Sekunden— langes Schweigen. Dann aber kam es zögernd: „Ihna müßt i kenna, ſcheint's mir...“ „Doktor Felix Burger. Ihr einſtiger Zimmerherr, der vor zwölf Jahren nach Amerika gegangen iſt! Erinnern Sie ſich nicht an ihn, Frau Lobmaier?“ Da wurde endlich mit Geraſſel die Kette losgemacht und die Tür weit aufgetan. Helle Freude erwachte auf, dem griesgrämigen alten Geſicht. Es war eine Frau, lang und hager, mit grauem, un⸗ ordentlichem Haarſchopf, in ein Umſchlagtuch vom Kopf bis zu den Hüften eingewickelt. Reichtümer hatte Frau Thereſia Lobmaier inzwiſchen offenbar nicht erworben!, dachte Burger, und jetzt freute es ihn erſt recht, daß er ge⸗ kommen. Lächelnd ſtand er da.(Fortſetzung folgt.) Nomen von Otfried von Hep ctein. . Urheberrechtsschutz: Fünf Türme-Verlag, Halle(Saale) Nachdruck verboten. „Wohnt hier Miß Powa?“ Der inſtruierte Kellner antwortete: „Senhor und Senhora Dawſon erwarten den Senhor Eric.“ „Ich meine, Miß Maud Nowa.“ „Ganz recht! Die Dame iſt ſeit geſtern Senhora Dawſon.“ Jetzt erſt dämmerte in Erie ein Erinnern an den jungen Techniker und die Erwähnung, die Maud in ihrem Brieſe getan. Er trat in das Sprechzimmer und ſtand Maud gegenüber. „Willkommen in Buenos Aires, Miſter Eric!“ Wie er dieſes lachende Geſicht, das ihn überliſtete, haßte! „Sie haben den Apparat?“ „Wenn es Ihnen recht iſt, fahren wir zuſammen zur Bank, wo ich ihn deponierte.“ „Wir wollen gehen.“ „Sie werden ſich noch ein wenig gedulden müſſen. Die Bank wird erſt in einer Stunde geöffnet. Sie wiſſen, man hat Mittagspauſe in Buenos Aires.“ „Sie wollen mich hinziehen. Sie haben den Apparat gar nicht.“ „Hier iſt der Depotſchein.“ Erie konnte nichts erwidern. „Ich denke, wir nehmen jetzt zuſammen das Desajuno, wie man hier den Lunch nennt.“ Erie fühlte, wie es ihr Vergnügen bereitete, ihn durch ihre ſichere Art auf die Folter zu ſpannen. „Sie kennen meinen Gatten? Er iſt ein ſehr tüchtiger Menſch. Ich denke, Sie werden ihm eine leitende Stelle in Ihrem neuen Werk geben.“ „Was wollen Sie ſonſt noch?“ „Nichts— als daß Sie ſich ein wenig beherrſchen und nicht durch Ihre Zappeligkeit die ganze amerikaniſche Geſchäftsruhe in Mißkredit bringen. Nehmen Sie ſich an mir ein Beiſpiel. Ich denke, ſelbſt Sie mit Ihrem un⸗ trüglichen Scharfblick haben mir damals in Lugano nicht angemerkt, daß ich bereits mit gepacktem Koffer bereit⸗ ſtand und nur auf den Augenblick wartete, in dem ich den Kaſten mit den Strahlenſendern an mich nehmen und damit in Ihr Flugzeug verſchwinden konnte. Schade um das Flugzeug. Es war wirklich ausgezeichnet, und wenn mich die Panne nicht erreicht hätte...“ „Sie ſind...“ „Eine Frau, der Sie gleichfalls eine leitende Stellung geben werden, denn ich kann Ihnen noch ſehr nützlich ſein. Zweifeln Sie daran?“ f „Ich zweifle an gar nichts und an allem. Fahren wir jetzt zur Bank.“ Ein Auto wurde beſtellt. Sie betraten gemeinſam die Bank, und Maud ließ ſich den Mahagonikaſten aus⸗ händigen. „Ich denke, wir fahren damit in das Hotel Pouſten zurück und gehen in unſer Zimmer.“ Im Foyer des Hotels fragte Maud: „Könnte ich wohl ein kleines Stemmeiſen und einen Hammer bekommen?“ Erie lachte nervös. „Ich habe den Schlüſſel verloren, als ich das Pech hatte, mit meinem— nein, mit Ihrem Flugzeug, deſſen Motor verſagte, in das Meer zu ſtürzen und als ich dann von der Hannover' aufgefiſcht wurde. Sie können von wordenes Geſicht zu der ſchwindſüchtigen Violetta. Glück ſagen, daß ich nicht ſamt dem Apparat und allen Schriftſtücken verſackt bin.“ „Wir werden einen Schloſſer...“ „Ich denke, wenn es um Millionen geht, können wir den Kaſten ruhig aufbrechen.“ Sie fuhren wieder in das Zimmer hinauf, und Maud ſetzte das Stemmeiſen an den kleinen Kaſten. Sechſtes Kapitel. Die Tournee des Direktors Rimoldi war in Galveſton am Buſen von Mexiko zu einem plötzlichen Ende ge— dommen. Nach den erſten Vorſtellungen in Madiſon City hatte Bianka Colani einen Weg des Leidens durchkoſtet. Sie ſang! Sang die Violetta, ſang jeden Abend immer und immer wieder die Violetta und fühlte, daß ihre Stimme von Abend zu Abend mehr erloſch. Freilich, ſie hatte gelernt, mit den Reſten hauszu⸗ halten. Immer noch war ſie neben der alten, kreiſchenden Vertinamorati, neben den heiſeren Knödeltönen des aus⸗ geſungenen Tenors der Star. Ihre Koloraturen, die ſie in leiſeſtem Pianiſſimo hauchte, waren auch jetzt noch rein und melodiſch. Wie furchtbar dieſe Theater waren! Immer kleinere Städte wurden vereiſt. Direktor Rimoldi machte gute Geſchäfte, wußte, was ſeine Truppe wert war, blieb faſt überall einen Tag lang, machte Rieſenreklame, füllte das Haus; aber es kamen Abende im„wilden Weſten“, an denen das Publikum raſte und johlte, pfiff, mit allem möglichen die Sänger bewarf und verhöhnte. Niemals Bianka Colani, denn— mochte ihre Stimme auch nachlaſſen— wie trefflich paßte ihre ſchmalgewordene Geſtalt, ihr liebliches, von ſeeliſchem Leid durchſichtig ge⸗ Wie rührend klangen dieſe gehauchten Koloraturen! Wie natürlich wußte ſie zu ſterben— wie oft wünſchte ſie ſich, daß es nicht nur auf der Bühne geſchah! Sie hatte vieles gelerm! In den erſten Wochen hatte ſie ſich ängſtlich, verſchüchtert von allen zurückgezogen. Sie konnte es dann nicht länger ertragen. Wenn die Vorſtellung zu Ende war, wenn das grol— lende Publikum ſich verlaufen, dann kamen die entſetz⸗ lichſten Stunden. Bianka ſaß in einem elenden„Hotel“, in ſchmutzigen Zimmern und grübelte nach. Oh, dieſes jämmerliche, durch eigene Schuld verpfuſchte Leben, dieſe troſtloſe Zukunft! Flehende Briefe hatte ſie an Franken geſchrieben. „Was ſoll ich tun? Meine Stimme erliſcht. Ich ertrage das Leben nicht mehr!“ Sie hatte die Brieſe geſchrieben, aber nicht einmal ab— geſchickt. Wie ſollte Franken einer Sängerin helfen, die keine Stimme mehr hatte? Die Vertinamorati haßte Bianka, Hofer, der faſt allnächtlich irgendwo in einer Schenke berauſcht lag, haßte ſie! Neid! Neid auf ihre Jugend und Schönheit! Dann aber ſah ſie in den Spiegel. War ſie denn jung? War ſie ſchön? Immer tiefer gruben ſich um den Mund die Falten des Grams. Immer wieder dachte ſie an das, was ſie verſcherzt hatte, und— nie, nie hatte ſie wieder von Egon etwas gehört. Sie kamen nach Galveſton. Bianka erſchrak bis in ihr tiefſtes Herz. Nebeneinander klebten zwei Rieſenplakate: Olympia Theatre! Einmaliges Gaſtſpiel der beiden größten Stars der europäiſchen Oper: Kammerſänger Hjalmar Engſtröm und Aida Calcher auf ihrem Triumphzuge durch Amerika! La Traviata! Am Sonnabend, dem 6. April. Gleich daneben, ſaſt noch größer und ſchreiender: Lyric Theatre, Freitag, den 5. April: Einmaliges Gaſtſpiel der weltberühmten Tournee Rimoldi. Auftreten der gefeierten Diva Bianka Colani vom Feſtſpielhaus Bayreuth. La Traviata! Auch das noch! Rimoldi war wütend. Er hatte es nicht geahnt, daß Engſtröm nach Galveſton kam, daß er „La Traviata“ angezeigt hatte, und— er, Rimoldi, hatte nur dieſe eine Oper in ſeinem Spielplan. Trotzdem lachte er. Seine Vorſtellung war einen Tag früher. Bianka lin Höllenqualen! Wußte, daß ſie mit ihrer ge— brochenen Stimme nur noch ein Schatten war! Und jetzt? Ihr Schreck wurde noch großer, als ſie in den Zei- tungen las, daß Engſtröm und die Calcher bereits in der Stadt waren Verzweifelt eilte ſie zu Rimoldi. „Ich kann heute nicht ſingen.“ „Warum?“ „Das wiſſen Sie ſelbſt!“ „Sie müſſen ſingen. Das Theater wird voll!“ „Ich kann nicht. Haben Sie Mitleid.“ „Sie wiſſen recht gut, daß dieſe eine Vorſtellung unſere Rettung iſt, nach dem Fiasko der letzten Wochen.“ „Ich kann nicht!“ „Ich ſagte Ihnen— Sie müſſen!“ Am Abend ſchleppte ſich Bianka mit Mühe in das Theater. Wenn Engſtröm kam? Wenn er ſie ſah? Ganz plötzlich war wirrer Lärm um ſie herum. Men⸗ ſchen ſtürzten zu den Korridoren hin, um den Ausgang zu erreichen. Laute Schreie. Qualm. „Feuer! Feuer!“ Es war ein empfindlich kalter Abend, das Theater ge⸗ heizt, ein Ofenrohr durchgeroſtet; in wenigen Minuten ſtand das ganze Gebäude, dieſe elende, hölzerne Baracke, in hellen Flammen. Bianka war in ihrer Garderobe ge— blieben. Ein plötzlicher Entſchluß beherrſchte ihre zer⸗ rütteten Nerven. Ein Ende! Ein Ende! Sie hockte ſich auf ihren Stuhi, lauſchte hinaus: immer gewaltiger wurde das Kniſtern und Brauſen der ſchon den ganzen Zuſchauerraum durchglutenden Flammen. Starker Qualm drang durch die Tür der Garderobe. Nun ſtand ſie aufrecht, mit weit geöffneten Augen, mit fiebeen⸗ dem Atem da. Jetzt kam der Tod! Jetzt war es vorbei! Sie war faſt fröhlich, wenn auch der Qualm ſie zu er⸗ ſticken begann. In dieſer letzten Stunde dachte ſie noch einmal ihr Leben zurück. „Egon! Egon!“ Sie hatte aus unbeherrſchter Liebe ſich ſelber ver⸗ nichtet! In wenigen Stunden hatte das Feuer ſein Werk voll⸗ endet. Gut, daß der Brand ausgebrochen, ehe das Publi⸗ kum die Räume erfüllte.„„ Bianka Colani war nicht verbrannt. Mit ſchmerzen⸗ dem Kopf, mit großen, leeren Augen erwachte ſie am folgenden Morgen in ihrem Hotelbett. In letzter Stunde hatte ein Feuerwehrmann ihr das Leben gerettet. Nun ſaß ſie, noch voller Entſetzen, in ihrem Bett, wußte nicht, was ihr geſchehen, hatte nur das Gefühl, daß jetz. da auch ihre Garderobe, ihr letzter Beſitz verbrannt war. alles vorbei ſei, daß dieſe zweihundert Dollar, die ſie in den Monaten der Tournee von ihrem Munde abgedarbt hatte, alles war, was ſie beſaß. 5 Sie verſuchte zu ſprechen: Ihre Stimme war heiſer. Der Rauch hatte die letzten Reſte des Organs vernichtet. Müde ſtand ſie auf. Da fiel ihr Blick auf ein kleines Kuvert mit einer Aufſchrift, deren Züge ihr fremd waren. Sie riß es auseinander— eine Hundertdollarnote fiel ihr entgegen, dabei eine Karte: Eine kleine Hilfe in der Not. Hialmar Engſtröm. Sie ſank, laut aufſchluchzend, zuſammen. Das auch noch! Engſtröm ſandte der Bettlerin ein Almoſen! Es klopfte an die Tür. Rimoldi trat ein. Sie emp— fand es nicht einmal, daß ſie in einem verbrauchten, häß⸗ lichen Schlafrock daſtand. „Wir haben ein großes Unglück gehabt. Uuſere Tournee iſt zu Ende, denn mein geſamter Fundus iſt mai dem Theater verbrannt.“ Davon, daß er gut verſichert und in Wahrheit aber— mals ein Geſchäft gemacht hatte, als er den alten Plunder auf gute Art los wurde, ſagte er nichts. „Ich habe ſoeben meine Verträge mit den anderen Herrſchaften auf Grund meiner Rechte gelöſt.“ „Nun kommen Sie, um mit mir das gleiche zu tun?!“ „Es iſt leider nicht anders möglich.“ Bianka antwortete nicht. „Was werden Sie nun beginnen?“ Sie fuhr auf. „Mein ganzes künftiges Leben hindurch bedauern. daß ein Tor mich ſehr gegen meinen Willen gerettet har. Rimoldi ſetzte ſich ohne ihre Aufforderung hin. „Im Gegenteil! Sie werden dem Schickſal danken. Ich komme, um Ihnen einen Vorſchlag zu machen. Ich hatte von vornherein die Abſicht, in Galveſton aufzuhören. Ich habe einen Antrag als Leiter einer Opernſtagione durch Oſtaſien. Nun habe ich telegraphiert, daß ich annehme. Jch werde bereits morgen mit dem deutſchen Lloyddampfer „Hannover' über Genua nach Oſtaſien abreiſen.“ Bianka war ganz ruhig geworden. „Was intereſſiert das mich?“ „Ich werde Sie mitnehmen. Sie allein.“ Sie lachte bitter auf. „Glauben Sie, daß ich jetzt noch ſingen kann?“ „Sie wiſſen, daß ich Sie liebe! Daß ich Sie geliebt habe ſeit dem erſten Tage, wenn Sie auch jeden Verſuch der Annäherung zurückwieſen.“ Ein Verſtehen war in Biankas Augen, und das bittere Lachen blieb um ihren Mund. Jetzt machte Rimoldi ih denſelben Antrag, wie es Engſtröm auf dem Dampfer getan, der ſie nach Amerika brachte. Sie ſagte mit eiſiger Schärfe: „Als Sängerin bin ich tot. Nun wollen Sie mich als Geliebte!?“ „Sie tun mir unrecht. Wollen Sie meine Frau werden? Ich ſagte Ihnen, daß ich Sie liebe.“ Bianka ſtarrte ihn an. Da ſaß er vor ihr, der alternde Mann mit ſeiner überlebten, ſpeckigen Eleganz, dieſer Mann, vor dem ihr geſchaudert hatte, wenn er ſie mitt ſeinen Schmeicheleien verfolgte, und er handelte tauſend— mal anſtändiger als Engſtröm, der große Tenor. Rimoldi verſtand ſie falſch. „Ich bin nicht arm. Ich habe auch jetzt verdien.. Ich Bianka antwortete müde: „Und wenn ich wollte— es iſt unmöglich!“ Der Gedanke, die Frau dieſes Mannes zu werden, war ihr ein Grauen, eine Unmöglichkeit, und dennoch hatte ſie ein Gefühl der Dankbarkeit dieſem einzigen Menſchen gegenüber, der ihr eine Zukunft bieten wollte; wenn ee auch nur die Zukunft eines Schmierendirektors war. Er antwortete: „Warum unmöglich?“ „Ich bin ja noch die Frau eines anderen.“ „Sie ſind nicht geſchieden?“ „Ich weiß nicht einmal, wo der Mann iſt, deſſen Namen ich trage.“ „Nun gut, ich werde ihn finden. Sie verſprechen mit, mich zu heiraten, ſobald Sie frei ſind. Wir werden das beim Notar niederlegen. Sie kommen mit mir, fahren auf meine Koſten mit der Hannover'— und ich bin übe! zeugt, daß Sie frei ſind, ehe wir in Hongkong landen.“ „Und bis dahin?“ i „Ich werde meine Braut achten. Jetzt verlaſſe ich Sie In zwei Stunden erbitte ich Ihre Antwort. Ich meine es ehrlich mit Ihnen.“ 1 0. Bianka blieb allein, und ſoieder fiel ihr Blick auf das Almoſen Engſtröms. Sie legte den Schein und die Karte in einen Umſchlag. Ohne ein Wort ſandte ſie beides zurück. 8 Was nun? Ganz allein war ſie jetzt. Egon für immer verloren, ihre Stimme verbraucht— was nun? Rimegel! Ihr ſchauderte bei dem Gedanken, und doch hatte ſie i ſeinen Augen etwas Gutes geſehen; dennoch tau ßte ie dieſen Mann und ſeine Worte achten. Als er jetzt do, ihr ſtand, ſchmierenhaft, faſt eine lächerliche Figur. dene er in dieſen Augen etwas von einem treuen Hunde Bianka fühlte, daß dieſer Mann auch jetzt un z enn, die nichts mehr war als eine Ruine, emporſah. dan dann überkam ſie wieder das Grauen vor der Zu dent 80 Bewußtſein, daß ſie nie den Mut beſitzen wurd⸗ n. ſeliges Leben von ſich zu werfen. i Erfolg Goreezne un. Simon antwortete: Ich bedauere es ſehr, denn es war keine zutreffende Schilderung Soweit ich ſehen kann, ſtand ſie in unmittel⸗ barem Gegenſatz zur vorhandenen Infor⸗ mation. 21 Pferde verbrannt Brandſtiftung in Rennſtällen. Toronko, 18. Dezember. Auf der Thorncliffe⸗Rennbahn brach in ſechs verſchiedenen Skällen infolge Brand ſtiftung Jeuer aus, dar ſich mit raſender Geſchwindigkeit ausbreilete und 21 Renn, pferde kökele, die einen Werk von ekwe 60 000 Dollar darſtellen. Mehrere Tiere rannten zurück ins Feuer nachdem ſie bereits in Sicherheit gebrach waren. Bereits in der letzten Woche wurden in den Rennſtällen zwei Brandherde ent— deckt, durch die jedoch kein Schaden ange⸗ richtet wurde. Schweres Motorradunglück Gießen, 18. Dez. In der Nacht rannte in der Frankfurter Straße am Ausgang der Stadt ein mit zwei jungen Leuten beſetztes Motorrad in voller Fahrt auf einen halten— den Fernlaſtzug von hinten auf. Bei dem heftigen Zuſammenprall mit dem Anhänger des Fernlaſtzuges wurde der 22 Jahre alte Motorradfahrer Alfred Loh aus Dukenhofen(Kreis Wetzlar) ſo ſchwer verletzt, daßz er bald nach der Einlieferung in die Chirurgiſche Klinik verſtarb. Sein Mitfahrer, der 19 Jahre alte Friedrich Hahn aus Dulenhofen, wurde ſchwer ver⸗ letzt und beſinnungslos in die Klinik ge⸗ bracht. Das Mokorrad wurde völlig zer⸗ krümmert. Motorrad vom Auto überfahren Der Motorradfahrer getötet. Frankfurt a. M., 18. Dez. Auf der Staatsſtraße Frankenthal Worms wurde mittags bei nebligem Wetter der 38jährige Dr. Oberſtaller, Diplomlandwirt aus Frank⸗ furt, der mit ſeinem Motorrad aus Richtung Worms kam, von einem von Frankenthal kommenden Perſonenkraftwagen überfahren und dabei ſo ſchwer verletzt, daß er ſofort tot war. Der Führer des Perſonenwagens, der 20jährige Rudolf Langenbacher aus Worms, wurde durch die Gendarmerie Fran⸗ kenthal verhaftet und ins Landgerichtsgefäng⸗ nis Frankenthal eingeliefert. Arteil des ſozialen Ehrengerichts * Frankfurt a. M., 18. Dez. Das ſoziale Ehrengericht für den Treuhänderbezirk Heſ— ſen tagte unter Vorſitz des Landgerichtsdirek— tors Meſſerſchmitt zum erſten Mal. Ange⸗ klagt war der Betriebsführer eines Frankfur⸗ ter Kaffeehausbetriebes. Es wurden ihm ſchwere Verletzungen der Ehre ſeiner weiblichen Angeſtellten zur Laſt gelegt. Um ſich gegen die gegen ihn erhobenen Vorwürfe zu weh⸗ ren, verbreitete er das Gerücht, nicht er ſei ſeinen weiblichen Angeſtellten zu nahe getreten, ſondern dieſe ſelbſt hätten ſich ihm zu nähern verſucht. Das Gericht fällte das Arteil, daß der Angeklagte ſich des Verſtoßes gegen die ſoziale Ehre ſchuldig gemacht hat und daß ihm deshalb die Befähigung ab⸗ erkannt wird, Führer des Betriebes zu ſein. Aus Heſſen und Naſſau Neue Bürgermeiſter und Beigeordneke. Darmſtadt, 18. Dez. Ernannt wurden zu Bürgermeiſtern: Ldg. Hölzel 4 zu Lang⸗ waden, Jak. Krämer 2 zu Böllſtein. Adam [Nader zu Bonsweiher, Fürth, Joh. Steinmann zu Gras⸗Ellenbach, Michael Rettig zu Otto Menges zu Neckarſteinach; zu Beige⸗ ordneten: Peter Bickelhaupt zu Gadern⸗ heim, Jakob Gehron zu Knoden. Adam Bechtel zu Kolmbach, Joh. Chriſt 2 zu Ober⸗ i Ace— Beſtellt werden zu kommiſſa⸗ riſchen q Beigeordneten: Joh. Dickler zu wingenberg, Wilh. Heß zu Traiſa; zum kommiſſariſchen Bürgermeiſter: Hch. Horſt zu Unter⸗Seibertenrod. * Frankfurt a. M., 18. Dez.(Voller des Weihnachts⸗Ein, topfs.) Der Appell an die Bevölkerung iſt nicht ungehört verhallt. Der Weihnachts. Eintopf hat in Frankfurt einen vollen Er, olg gebracht. Das Sammelergebnis iſt we entlich höher als im Vorjahr: damals ka men in Frankfurt mit den Nachſammlunger usgeſamt 68 151 RM auf. Die heutige Sammlung ergab 71113 RM. In den näch⸗ ſten Tagen findet eine Nachſammlung ſtatt, ſo daß ſich das Ergebnis noch weſentlich er⸗ höhen dürfte. * Frankfurt a. M., 18. Dez.(Ständi⸗ her Vertreter des Frankfurter zolizeipräſidenten.) Zum ſtän⸗ digen Vertreter des Polizeipräſidenten Bek⸗ lekle Frankfurt a. M. iſt Oberregierungsrat reiherr von Diepenbroick⸗Grüter ernannt worden. Er hat die Dienſtgeſchäfte über⸗ nommen. * Frankfurt a. M., 18. Dez.(Schnell ürſeb wagen auf der Strecke nach Nürnberg.) Wie von der Induſtrie- und g ndelskammer Nürnberg endgültig be⸗ anntgegeben wird, werden im kommenden e i ben und zwar vorausſichtlich is Juli 1935, u. a. auf der Strecke Rürn⸗ a. M. Schnelltriebwagen eingeſetzt. Die Zuge werden eine Vurch⸗ ſchnittsgeſchwindigkeit von 160 km pro Stunde entwickeln können. ** Oberurſel, 18. Dez.(Zum Autoun⸗ glück an der Hohemarkſtraße.) Zu dem Autounglück an der Hohemark⸗ ſtraße teilt die Polizeiverwaltung Oberurſel mit, daß es ſich bei dem tödlich Verunglück⸗ ten um den Rittmeiſter a. D. Walter Knape aus Frankfurt g. M. handelt. Der Führer des Wagens und die übrigen Inſaſ— ſen kamen mit leichteren Verletzungen da⸗ von. Die Leiche des Getöteten wurde von der Polizei beſchlagnahmt. Ueber die eigent⸗ liche Urſache des Unglücksfalles ließ ſich bis⸗ her genaueres nicht feſtſtellen. da der Füh⸗ rer des Wagens durch einen Nervenzuſam— menbruch nicht vernehmungsfähig war. Darmſtadt, 18. Dez.(Vom ſilbernen Sonntag.) Der vorletzte Sonntag vor Weihnachten brachte bei mildem trockenen Wetter viele Käufer vom Land nach Darm⸗ ſtadt. Gekauft wurden vor allem kleinere Ge⸗ ſchenke, aber auch Kleider und Schuhe in mitt⸗ lerer Preislage und natürlich auch Spiel⸗ ſachen. In Lebens- und Genußmitteln war der Verkauf noch nicht ſo ſtark; hier wird in der Regel erſt wenige Tage vor dem Feſt ein⸗ gekauft. Die Straßen waren belebt von Kauf⸗ freudigen mit großen und kleinen Paketen unterm Arm. Bei der berühmten Ecke am Faix war kaum durchzukommen. Auf dem Marktplatz ſtrahlte der mächtige Chriſtbaum für Alle. Soweit man hören konnte, war das Ge— ſchäft zufriedenſtellend, vielfach ſogar beſſer als im vorigen Jahr, ſo daß der ſilberne Sonntag ſeinem Namen alle Ehre machte. Darmſtadt, 18. Dez.(Diebſtahl eines Schlauchbootes.) Zwiſchen 26. Novem— ber und 12. Dezember wurde in den ehe— maligen Werkſtatträumen der Flugzeughalle auf dem Flugplatz an der Niederramſtädter Straße eingebrochen und daraus ein Schlauch— boot mit Luftpumpe(Blasbalg) und eine Ventilleine entwendet. Das Schlauchboot iſt 2,44 Meter lang, 1,10 Meter breit und trägt die Aufſchrift: Nr. 711 W. L. F. G. Stettin 1933 M. Die Ventilleine iſt zirka 30 Meter lang, 1 Zentimeter dick und aus ſchwarz— weiß⸗roter Kordel gedreht. Vor Ankauf wird gewarnt. Offenbach, 18. Dez.(Die Erweite— cung des Kreiskrankenhauſes Lan⸗ gen.) Der neue Kreistag des Kreiſes Offen— bach, der unter Leitung von Kreisdirektor Dr. Koch zum erſten Male zuſammentrat, be— faßte ſich in der Hauptſache mit dem in Gang befindlichen Erweiterungsbau des Kreiskran— kenhauſes in Langen. Dr. Koch erläuterte den noch dringend erforderlichen Ambau der Ope— rationsräume. Anſtelle der anfangs vorgeſehe— nen kleineren Arbeiten iſt die vollſtändige Neugeſtaltung der Operationsräume in Aus— ſicht genommen. Die Baukoſten werden auf 12 000 Mark veranſchlagt. Der Kreistag ge— nehmigte dieſen Umbau und ſtimmte der vor⸗ getragenen Finanzierung zu. Nüſſelsheim, 18. Dez.(Einbruch in die Villa Opel.) In einer der letzten Nächte wurde in die zurzeit unbewohnte Villa Hein⸗ rich v. Opel eingebrochen. Die Täter ſchoben den Rolladen eines Hinterfenſters in die Höhe, zerſchlugen das Fenſter und drangen dann in das Innere ein, deſſen ſämtliche Räume ſie durchwühlten. Offenbar hatten ſie es nur auf Geld abgeſehen, denn von den übrigen zahlreichen Wertgegenſtänden ſcheint noch alles da zu ſein. Die Einbrecher waren„fachmän⸗ niſch“ vorgegangen, hatten, um nicht über— raſcht zu werden, alle elektriſchen Sicherungen herausgeſchraubt und beim Fortgang überall Pfeffer geſtreut. Bensheim, 18. Dez.(Die Eltern ſind für den Schaden haftbar.) Am Schlachthof-Neubau wurden über 100 Dach— ziegeln zerſchlagen und teilweiſe in den Hof geworfen. Als Täter wurden drei ſchulpflich— tige Kinder ermittelt, deren Eltern für den beträchtlichen Schaden aufkommen müſſen. Lampertheim, 18. Dez.(Neue Dieb⸗ ſtähle im Ried.) In den letzten Nächten wurden hier mehrere Diebſtähle gerübt. In Neuſchloß drangen Einbrecher nach Zerſtörung einer Fenſterſcheibe in ein Kolonialwarenge— ſchäft ein und ſtahlen neben einem kleineren Geldbetrag eine größere Menge Haushal— tungsgegenſtände und Lebensmittel. In der Filialgemeinde Hüttenfeld hat ſich vermutlich die gleiche Diebesbande durch drei Einbruchs⸗ diebſtähle eine Menge Lebensmittel verſchafft. U. a. zwei Zentner Kartoffeln, drei Stall haſen und andere Nahrungsmittel. 2 Mainz, 18. Dez.(Belohnung für Gefahrenabwendung.) Für beſondere Aufmerkſamfeit und entſchloſſenes Handeln bei Abwendung von Gefahren im Eiſenbahnbe⸗ triebe wurde von der Reichsbahndirektion den Lokomotivführern Henſel in Mainz und Dürk⸗ heimer in Worms, Hilfsſchrankenwärter Hal⸗ kenhäuſer in Groß-Rohrheim eine Belohnung daewäbrt. Heuſenſtamm, 18. Dez.(Vom eigenen 8 e e Als ein Hühner⸗ farmbeſitzer ſein Anweſen betrat, wurde en von dem Wachhund, den er erſt ſeit ach Tagen hat, angefallen und durch mehrere Biſſe erheblich verletzt. Nur mit Hilfe anderen Perſonen gelang es, das wütende Tier von ſeinem Herrn abzubringen. Der Mann mußte ärztliche Behandlung in Anſpruch nehmen Vilbel, 18. Dez.(Todesſturz v. Fahrrad.) Der in Frankfurt beſchäftigt⸗ 40 jährige Steindrucker Ludwig Vogel ver lor auf der Heimfahrt am Vilbeler Berg die Herrſchaft über das Rad und ſauſte an Eingang von Vilbel gegen einen Baum. Bein Sturz erlitt er einen Schädelbruch. Um 3 Uh nachts wurde er tot aufgefunden. Millionenbetrüger verhaftet. In Can nes hat man den däniſchen Staatsangehö⸗ rigen Moeller wegen Rieſenunterſchlagun⸗ gen verhaftet. Wie die bisherigen Ermitt⸗ lungen zeigen, hat die veruntreute Summe den Betrag von 175 Millionen Franken er⸗ fahren. Sein betrügeriſches Handwert konnte Moeller ſeit Anfang vorigen Jahres betreiben. Bon einen Stier angefallen. Ein Dienſt⸗ tnecht wurde, als er beim letzten Zuchtbul⸗ lenmarkt in Schwandorf einen Stier vorführen wollte, von dem ſtörriſch gewe denen Bullen gegen ein eiſernes Geländer gedrückt und übel zugerichtet. Der Bedau— ernswerte mußte ſofort in das Krankenhaus eingeliefert werden. Vollsgenoſſen! „Helft der Polizei helfen! Am 18. und 19. Dezember: Toge der Deulſchen Polizei!“ ECC ³˙·——i Für die Frau Zeitgemäße Heimlichleiten Der„Königin-Chriſtine-Kragen“ Greta Garbos iſt uns gerade zur rechten Zeit be— ſchert worden. Juſt in dem Augenblick, wo man anfing, ſich über die Weihnachtsgeſchenke den Kopf zu zerbrechen, war er da und berei— chert ſeitdem die Wunſchträume der Frauen. Man möchte wetten, daß jetzt ſchon viele Müt— ter, Tanten und Schweſtern heimlich an dem Königin⸗-Chriſtine-Kragen arbeiten. Nicht immer haben wir Gelegenheit, uns ſo leicht ein Muſter zu nehmen, wenn wir nach neuen Geſchenken Ausſchau halten. Es iſt in jedem Jahr das gleiche Rätſelraten, denn es ſoll nun einmal etwas„Selbſtgemach— tes“ ſein oder zum mindeſten, wenn nicht ge— rade eine Handarbeit, dann doch wenigſtens ein recht perſönliches Geſchenk. Immer wer— den die Hand- und Baſtelarbeiten jedoch im Vordergrund ſtehen, ſchon weil man ſelbſt mit beſcheidenen Mitteln, mit wenig Auf— wand, viel hermachen kann. An der Hand— arbeit hat das Material meiſt den geringſten Wert, erſt die Mühe und Arbeit machen das Ganze zu dem oft wahrhaft einmaligen Ge— ſchenk, über das ſich der Beſchenkte mit Recht von Herzen freut. „Aber man kann doch nicht jedes Jahr dieſelben Kiſſen und Deckchen und Sofaſcho— ner und Baſtkörbchen verſchenken“, hören wir manche bedrängte Seele ſeufzen. Gewiß nicht, man braucht ja auch nicht immer wieder zu den gleichen Dingen ſeine Zuflucht zu neh— men. AUnſer diesjähriger Schlager, der Chri— ſtinekragen, weiſt im Gegenteil einen neuen Weg, der mit ein wenig Phantaſie auch noch recht vielſeitig ausgebaut werden kann. Die Mode kommt uns doch mit ihrer diesjährigen Vorliebe für Kleinigkeiten ſo weit entgegen. Alſo mutig ans Werk! Sicher gibt es in der Verwandtſchaft eine Nichte, die ſich brennend einen Tönnchenmuff und dazugehö— rige Kappe wünſcht. Wer hat nicht noch ein vaar arößere Flicken vom vorjährigen Samt cleid, ein paar Pelzreſtchen und etwas Futter ⸗ ſeide in der Schublade? Raſch ein Schnitt— muſter dazu gekauft und dann an die Arbeit! Es iſt ſtets leichter, als man ſichs vorgeſtellt hat, und was dann erſteht mit Mühe und viel Liebe, iſt zum eigenen Entzücken meiſt ebenſo zierlich und adrett, wie das fertig Gekaufte, und es wiegt bei dem Beſchenkten viel ſchwe— rer! Junge Menſchen zu beſchenken, wird ſelbſt— verſtändlich immer leichter ſein, als ältere Leute zu erfreuen. Beſonders ſchwierig wird es, wenn dieſen Leuten eigentlich nichts zu ihrem Wohlbehagen zu fehlen ſcheint. Aller— dings iſt das meiſtens ein Trugſchluß. Es iſt niemals ſo, daß ein Menſch, ſei er noch ſo verwöhnt, ſich nicht im Innerſten noch etwas wünſche, oft ſind das nur Kleinigkeiten und zuweilen überraſchend einfache Dinge—, nur wiſſen muß man es. Dazu aber gehört eine beſonders liebevolle Aufmerkſamkeit, die den Betrefſenden ſchon lange vorher richtig umlauert, ihm ſeine kleinen Wünſche und Sehnſüchte ablauſcht, ſie notiert und dann im entſcheidenden Augenblick hervorholt. Nichts iſt dankbarer, als das mit Freude gemiſchte Erſtaunen zu genießen, mit dem der Beſchenkte immer wieder fragt:„Wie biſt du denn ge— rade auf dies gekommen?“ Wer kennt nicht die ſchöne Geſchichte von dem Ehemann, der ſich den Kopf zerbrach wegen eines Geſchenkes für ſeine Frau und ſchließlich einen Freund um Rat fragte. Der ſagte:„Schenk ihr doch ein Buch.“—„Hat ſie ſchon!“ antwortete reſigniert der Ehemann. Nun, wir glauben, daß dieſe Tatſache ihn nur ermuntern ſollte, ihr noch eins und noch viele dazuzuſchenken, denn wer ein Buch hat, und ein gutes Buch dazu, der wünſcht ſich ohne Zweifel auch mehr. Das Bücherſchenken ſollte noch viel mehr aufgenommen werden, zumal alle Verlage ſich bemühen, dem Käufer das Wählen durch billige hübſche Ausgaben leicht zu machen. Wie oft glaubt man, ein prak⸗ tiſches Geſchenk dem Buch vorziehen zu ſol⸗ len— zu Unrecht, denn nicht nur unſer leib⸗ licher Menſch braucht ſein Recht, auch der ſeeliſche und geiſtige hat Anſprüche und iſt dankbar, wenn man ſie N Freilich been ſich nichts ſo ſchwer wie Bücher, und arum ſoll man dieſe 1 0 080 nicht im allerletzten Augenblick auswählen, ſondern ſich längere Zeit vorher mit der Auswahl be⸗ 0 gan dd ine ganz neue gro elegenhe reude 1 ee durch den wieder- erwachenden Sinn für Hausmuſit. Auf man⸗ chem Dachboden ſteht noch eine alte Truhe, in der vergeſſene Noten ſchlummern, die jetzt wie⸗ der zu Wert und Anſehen kommen. Man ſollte einmal hinaufſteigen und in den Bän⸗ den blättern, unendlich viel Schätze liegen da begraben, die heute wieder helle Freude be— reiten: Vierhändige Märſche von Schubert, Moſzkowſty und Beethoven, wir hören ſie noch unſere Mütter mit ihren Freundinnen einüben und dann ſtolz vortragen bei feſt⸗ lichen Anläſſen; auch Weihnachtslieder, Sona⸗ ten und Impromptus. Sie haben ihren alten, unvergänglichen Wert behalten und können ſich neben der modernen Muſik immer ſehen laſſen. Die vergilbte oder zerriſſene Einband⸗ decke wird vielleicht beim Buchbinder durch eine geſchmackvolle neue erſetzt, und dann überdauert die alte Melodie im neuen Kleid wieder eine Generation hausmuſizierender Fa— milien. Es gibt erwachſene Menſchen, die ſich zu Weihnachten nicht beſchenken, weil ſie behaup— ten, Weihnachten ſei ein Feſt der Kinder. Wir wollen ihnen nicht glauben, weil wir wiſſen, daß dieſes Feſt richt nur ein Feſt der Beſchenkten, ſondern ebenſoſehr eines der Schenkenden iſt. Es läßt ſich darüber ſtreiten, was die größere Freude bereitet. Jedenfalls möchten wir alle kaum dieſe Zeit der Heim⸗ lichkeiten und der Vorfreuden miſſen, die uns den längſten und dunkelſten Wintermonat in einem ſeltſam hellen und warmen Licht er— ſcheinen läßt und die, wenn wir es nur recht verſtehen, uns reicher macht durch Schen— ken als durch Beſchenktwerden. Aus der Heimat Gedenktage 18. Dezember 1736 Der Geigenbauer Antonio Stradivar- in Cremona geſtorben. 1786 Karl Maria von Weber in Eutin geb. 1803 Der Dichter Johann Gottfried v. Her— der in Weimar geſtorben. 1844 Der Volkswirt Lujo Brentano in Aſchaffenburg geboren. 1863 Erzherzog-Thronfolger Franz Ferdi— nand von Oeſterreich-Eſte in Graz geb. 1923 Griechenland wird Republik. 1929 Der Bildhauer und Erzgießer Ferd. Frhr. v. Miller in München geſtorben. Prot.: Chriſtoph. Kath.: Mariä Erwartung Sonnenaufg. 8.07 Sonnenunterg. 15.46 Mondunterg. 5.57 Mondaufg. 13.32 Weiße Weihnachten? Es entſpricht einer allen und beliebten Vor⸗ ſtellung; wenn wir uns das Weihnachtsfeſt mit Schnee und Froſt wünſchen. Unſere deut⸗ ſchen Maler haben in ihren Werken uns immer wieder dieſes echte deutſche Weihnachtsfeſt vor⸗ gezaubert, wenn ſie verſchneite Dächer und Türme, verſchneite Wege und weißes Land zeichneten und in dieſen Rahmen hinein das Erlebnis des Heiligen Abends oder der Chriſt— mette ſtellten. Weihnachten im Schnee— das gehört mit zur Poeſie dieſes Feſtes. Nun merken wir aber ſchon ſeit Wochen die Launen einer Natur, der es bei milden Lüften beliebt, allerlei zeitungerechte Abſon— derlichkeiten hervorzubringen. Aecker haben zweimal Frucht getragen, Obſtbäume blühten, im November noch konnten Leute im Gebiet des Mains Heidelbeerernte halten und in den erſten Dezembertagen las man nicht nur von friſchen Erdbeeren, die irgendwo am Nie— derrhein gewachſen waren, ſogar von Mai— käfern hörte man, die verſchiedentlich ſchon ſtark verfrühte Ausflüge in die überraſchend warme Spätherbſtluft unternahmen. Das richtige Weihnachtswetter iſt das nicht. So ſehr wir auch dafür dankbar ſind, daß uns Kälte und Eis erſpart blei⸗ Len, für geradezu frühlingshafte Naturſcherze in der Weihnachtszeit ſind wir nun doch nicht recht empfänglich. Immerhin, in acht Tagen kann ſich noch vieles ändern, zumal das ſtets veränderliche Wetter. Im vorigen Jahr um dieſe Zeit ſtanden wir tief im Winter. Wird es dies⸗ mal ebenſo kommen oder nicht— das iſt die große Frage. 0 *** Der Kundfunk am Heiligabend. Am Weihnachtsabend, den 24. Dezember, bringt der Reichsſender Berlin von 20 bis 24 Uhr eine Folge von Muſik und Dichtung„Zur Heiligen Nacht“. Den Höhepunkt der Ver— mſtaltung wird eine Reichsſendung aue München bilden. Der Stellvertreter des Führers, Reichsminiſter Rudolf Heß hält eine Weihnachtsanſprache an die Aus, landsdeutſchen und an die deutſchen See⸗ fahrer. * 3⸗Mark⸗ und 3⸗Reichsmark⸗Stücke müſ⸗ ſen bis Ende Dezember umgetauſcht werden. Die 3-Mark⸗ und 3⸗Reichsmark⸗Stücke werden nur noch bis zum 31. Dezember 1934 bei den Reichs- und Landeskaſſen in Zahlung ge⸗ nommen oder umgetauſcht. Vom 1. Januar 1935 ab hört die Einlöſungspflicht vollkom⸗ men auf. Die Münzen haben dann nur noch ihren Metallwert. Die zur Erinnerung an beſondere Begebenheiten geprägten Reichs⸗ markſtücke ſind von der Außerkursſetzung nicht ausgenommen. Wellervorherſage: Nach vorübergehender Aufheiterung wieder 0 0 Bewölkung und Nebel; Wiederanſteigen r vorübergehend etwas gefallenen Tempe⸗ 8 bei ſüdweſtlichen bis weſtlichen Win⸗ n.