ie unentgeltl Beratungsſtunde ö 5 5 Freude. Veſichtigen Sie bitte un⸗ ö 10 a 5. deiii mein den für Lungenkranke Tiefbewegt danken wir herzlichst für 4 5 versenkmaschine von 96. Mk. an] findet morgen Mittwoch, den 19. Dezember, nach⸗ die uns beim Hinscheiden unseres lieben Georg Wunder 6. Mee ee e e e Vaters, Schwiegervaters und Großvaters, Lorſcherſtr 44. Tanlungserlelenterung des Gärtnereibesitzers Wan N g U 1 f 1 Uanple Sele zu haben bekundete wohltuende Teilnahme. im Die erhebenden Worte des Herrn Viernheimer Anzeiger Pfarrers Werner, die Ehrengeleite des Mi- litär- Kriegervereins„Hassia“ und N. S. Bauernschaft, die Lieder des ev. Kirchen- chores und des Gesangvereins„Sänger- Einheit, sowie die in Verbindung mit Blumen gewidmeten Worte der Liebe und treuen Gedenkens des ev. Kirchenvorstandes, seiner Arbeiter, seiner Collegen der Gärtner- Bezirks-Gruppe Weinheim und der Sänger Einheit haben uns Trost gebracht und danken wir hierfür besonders Familie Marl Eisele Familie Marl Enftle Viernheim, Mannheim, Dez. 1934. Eine Hähmaschine zu Weihnachten iſt praktiſch und macht immer Nenbelne (Cernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten) Viernheimer Zeitung Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 1,40 Mk. frei ins Haus gebracht.— Gratis⸗Beilagen: wöchentlich 105„Füuſtrierten Sonntag“, halbmonatlich die„Heimatblätter“, zweimal jährlich den Fahrplan und den Wandkalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. bei den Boten Verkünd⸗ und Anzeigeblatt für Viernheim ſeit dem Jahr 1883 Fernſprecher 117.— Telegr.: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſ eckkonto Nr. 21577 Frankfurt Der Tag der a. M., Verantwortlich für den Anzeigenteil: Joh. Man ih, Gere e ee 97 Einzel⸗Verkauf der Zeitung von der Geſchäftsſtelle 5 Pfg., Samstags⸗Ausgabe 10 Pfg. deutschen Polize!“ Ii 205 am 18. und 19. Dezember Im ganzen Reich im Dienste des Winterhiifswerkes Viernheim am Tage der Polizei!— Die Verſenkbare maschine billig z. verkauf. Bismarckstr. 48 Druckſachen aller Art, werden ſchnell, ſauber u. billig angefertigt in der Druckerei des Uiernheimer Anxeiger (Viernheimer Bürger-Ztg.— Viernh. Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die 12geſpaltene Millimeter-Zeile 2 Pfennig, Reklame 9 Pfenni mn! 7 5 9 N 97 27 7 5 5 ni 0 bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vos mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſfämtlichen Annoncen-Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Geſchäftsſtelle: Adolf Hitlerſtr. 36, Schriftleitung, Druck u. Verlag: J. Martin, Viernheim 0 h daa zl Mbu du, Sautjahcbuch VI Mittwoch, den 19. Dezember 1934 gtotkende Verhandlungen 9. Jahrgang S Nur leine Verſchleierung Nicht nur im Saargebiet, ſondern in ganz deutſchland iſt man empört über den lebergriff, den ſich ein engliſcher Po⸗ lizeioffizler in Saarbr ücken erlaubt geſamte Schuljugend Viernheims ſtellt ſich begeiſtert zum Führer, Schulter an . ͤ—pT—— ̃⅛˙— 12. ̃7————.—— 12— Lorſcherſtraße 29 kerung.“ Das Saarjahrbuch Der Candesleiter öder Deutſchen Front“ im Saargebiet, Pirro: „Das Jahrbuch iſt ein einmaliges Do— kument von bleibendem Wert, dem ein Ehrenplatz in jedem deutſchen Haus zukommt. Seine Mitarbeiter ſtehen in vorderſter Linie im Kampfe um die Lebensrechte der Saarbevöl— dient dem Aufbau des Winterhilfswerkes an der Saar. Sein Reinertrag fließt der Saarhilfe zu. In jeder Buchhandlung für 1 Rm. Schulter mit der Viernheimer Polizei in den Dienſt des Winterhilfswerkes. Durch eine be— ſondere Feier mit der ſchulpflichtigen Jugend ſoll die Verbundenheit des Volkes mit der Polizei in jedes Haus getragen werden. Viern— heimer Volksgenoſſinnen und Volksgenoſſen: „Helft der Polizei helfen!“ Schickt die Buben und Mädchen nicht mit leeren Hän— den fort! Um 3 Uhr am Dienstag ſteht die geſamte Schuljugend am Rathaus um mit der Polizei eine Feierſtunde zu erleben. Alle Volksgenoſſen und Volksgenoſſinnen ſind dazu herzlichſt willkommen! Iunncmgaammanaamnagaaaaamamanananaac Heil Hitler! J. Bullmann— Polizei-Rommissar— mitglied der Gauleitung— A aggggaagnaſannaadangagongaageſs Haſt Du bei Tag ek komm abends in mein Märchenhaus vorm Rathaus. ſchreib deinen Namen in meine Liſte. Lokales Viernheim, 18. Dez. Eintopfgerichtſammlung. geſtrigen Ausgabe des„V. G.“ Heppenheim entnehmen wir das Ergebnis der Viernheimer Eintopfgericht- Sammlung vom vorgeſtrigen Sonntag, die die ſtattliche Summe von 611.98 Mark erbrachte. * Milchgeſchäft polizeilich ge⸗ Da nach den chemiſchen Unter⸗ Wormſer Milchhändler Wil— helm Billau, Frankenthalerſtraße 13, in letzter Zeit an 3 Tagen ſeiner Verkaufsmilch 4 ſer zugeſetzt hatte, wurde ſein Geſchäft bis auf weiteres polizeilich geſchloſ— ſen. Billau wurde in Schutzhaft genommen. ſuchungen der Prozent Waf * Heſſ. Sängerbund. Auf Antrag des Heſſiſchen Sängerbundes wurde der aus chmolzene Männergeſang⸗ verein Hetzbach wegen innerer Konflikte im Einverſtändnis mit der Kreisleitung von der Staatspolizei aufgelöſt. * zwei Vereinen verf Andachten zur Gewinnung des Jubiläumsablaſſes. Was dabei zu beachten iſt: Um die Bedingungen zur Gewinnung des Ablaſſes zu erleichtern, wird er in der hieſigen Pfarrei gemeinſam gewonnen. Er kann auch den Armen Seelen zugewendet werden. Die 3 Andachten am Mittwoch, Donnerstag und Freitag abend erſetzen die vorgeſchrie— benen 12 Kirchenbeſuche. Der vorgeſchriebene Empfang der hl. Sakramente der Buße und des Altares kann vor oder zwiſchen oder nach den Kirchenbeſuchen erfolgen. ten ſoll nach der Anordnung olgende dreifache Gebetsmei⸗ nung zu Grunde gelegt werden: 1) Freiheit irche auf dem ganzen Erdkreis. 2) Friede, t und wahres Glück unter allen Völ⸗ Den Anda des hl. Vaters kern. 3) Fortſchritt der Heidenmiſſion und Wiedervereinigung im Glauben. Außerdem ſollen die Gläubigen noch um die Abwehr der ſog. Gottloſenbewegung beten. Die Gebete zur Erinnerung an die Er⸗ löſung und an das Leiden des Gottmenſchen ſind folgende: 1) 5 Vater unſer. Gegrüßet ſeiſt du Maria und Ehre ſei 2) 1 Vater unſer. Maria und Ehre ſei deren Meinung des hl. Vaters. 3) 3 mal das apoſt. Glaubensbekennt— nis und 1 mal das Gebetchen„Wir beten dich an Herr Jeſu Chriſt 4) 7 Gegrüßet ſeiſt du Maria... zur Verehrung der Schmerzen Mariä und 1 mal das Gebet„Heilge Mutter drück' die Wunden“ 5) 1 mal das apoſt. Glaubensbekenntnis. Mögen die Gläubigen an dieſen kurzen Andachten eifrig teilnehmen. Gegrüßet ſeiſt du nach der beſon— Der Winter ſteht bevor. Kampf der Arbeitsloſigkeit! Kauft Arbeitsbeſchaffungsloſe! Ziehung am 22. und 23. Dezember! Förderung der Geflügelhaltung in der Erzeugungsschlacht Eine der wichtigſten Maßnahmen des Reichsnährſtandes im Rahmen der großen Erzeugungsſchlacht iſt auch die Förderung der bäuerlichen Ge⸗ flügelhaltung, insbeſondere die Er⸗ höhung der Legeleiſtung des bäuerlichen Geflügels. Wenn wir bedenken, daß der durchſchnitt⸗ liche Eierertrag einer Henne auf jährlich etwa 85— 90 Eier zu veranſchlagen iſt, auf der anderen Seit aber der Verhrauch durch dieſen Eieranfall bei weitem nicht gedeckt werden kann, ſo erkennt man, warum heute noch ge⸗ rade in den Herbſt⸗ und Wintermonaten in den Großſtädten das ausländiſche Ei den Markt beherrſcht. Für das Bauerntum er wächſt daraus die Pflicht gegenüber Volk und Staat, nach beſten Kräften mit beizutragen. die Leiſtungen des Geſlügels ſe ch ſteigern, daß etwa der durch: chnittliche CEier⸗Ertrag eine: 1 8 0 auf 125-130 Eier an wäch ſt ur ſo können wir uns von der Einfuhr ausländiſcher Eier unabhängig machen. Die 55 Ziel kann erreicht werden, wenn vor 1 ingen die bäuerlichen Geftügelbalter Lear nvergehen, ihre Geftlugelbeſtande zn verjüngen, ihren Tieren eine ſaubere und einwandfreie Haltung zu ſchaffen und ihnen unter Verwendung wirt⸗ ſchaftseigener Futtermittel, von denen als Eiweißträger die dickſauere Magermilch be⸗ ſonders hervorzuheben iſt, eine richtige und zweckmäßige Fütterung zu geben. Für unſere bäuerlichen Betriebe können zuf Grund eingehender größerer Verſuche ſolgende Futtermiſchungen für ihre Geflügel empfohlen werden, die ſich in erſter Linie auf wirtſchaftseigene Futtermittel auf— bauen: 30—40 Gr. gedämpfte Kartoffeln je Tier und Tag, vermengt mit einer Miſchung aus 32 Teilen Gerſtenſchrot, 32 Teilen Weizenkleie, 30 Teilen Haferſchrot und 6 Teilen Fiſchmehl. Als Eiweißbeifuttermit: tel dickſauere Magermilch zur beliebiger Aufnahme, als Körnerfuttermittel außer— dem täglich etwa 50 Gr. je Tier. Doch nicht allein richtige Fütterung und Haltung der Tiere führen zu dem gewünſch⸗ ten Ziel, ſondern bei der Verjüngung der Beſtände hat der bäuerliche Geflügelhalter darauf zu achten, daß er aus guten anerkannten Zuchten leiſtungs fähige Nachzucht bezieht. Wenn alle dieſe Dinge von unſeren bäuerlichen Geflügelhaltern beachtet werden dann wird es auch gelingen, auf dem Gebiete der Geflügelhaltung im Rahmen der großer Erzeugungsſchlacht einen beachtenswerten Er⸗ folg zu erzielen und dem gewünſchten Zie! entgegenzuſtreben, durch Leiſtungsſteigerune den durchſchnittlichen Eierertrag je Henne von zirka 85—90 Eier auf 125—130 Eier zu heben und damit die ausländiſche Einfuhr Umhangetaſchen, ferner für Knaben Hand— werkszeug und für Mädchen Küchenge⸗ räte, Strickkörbchen und Nähkäſten Die Mädchen erhielten wohl auch ſchor manches, was als Weihnachtsgeſchenk fü Frauen empfohlen wurde. Und da iſt das Angebot beſonders reichhaltig: Schmuchſacher aller Art, Colliers, Armbänder, Ohrringe, Gürtelſchnallen, Broſchen und Nadeln, Ar— beitsbeutel, die verſchiedenen„Cattune“, Sa tins, Sammet,„Shawls“ und Tücher, aut Steingut, Kriſtall und Porzellan uſw. wur den empfohlen. Die Herren der Schöpfung kamen dabe ſchlechter weg. Für ſie dachte man mehr ar praktiſche und Gebrauchsgegenſtände wie Chemiſetteknöpfchen, Geldbörſen, Tabakskaſter mit vergoldeten Figuren, Fidibusbecher, Feuer zeuge, Schreibzeuge, Leſepulte und Brief taſchen, für den älteren Herrn dann nock an den vielfach erwähnten runden Großvater, ſtuhl. Auch die ausführlichen Weinange— bote waren jedenfalls im beſonderen mi, Rückſicht auf die Hausherren zu Weihnach— ten in den Blättern. Zur rechten Feſtesfreude gehörte aber da mals ſchon eine kleine Aufmerkſamtei' für den Magen. Daher brachte man auch rechtzeitig die Backwaren wie Sultaninen, Roſinen, Zitronat, Parmeſan⸗Käſe, Schmelz butter und Zuckerhütchen, ferner die Mero nen und Muſcheln in Erinnerung. Vereils⸗ Anzeige! Geflügelzuchtverein. Mittwoch abend 185 9 Uhr Verſammlung im„Fürs Alexander“. Pünktlich und vollzählig el Was man damals ſchenkte.' 5 0 zal ſcheinen. Der Vorſtand. Vor 100 Jahren ſchon wußte die Geſchäfts⸗ 7 i d e 9. Zeitungsanzeige für 3 6 ie Kundenwerbung allgemein und insbeſon⸗ dere auch vor Weihnachten zu ſchätzen. 91 Familien-⸗Drucksachen F ³ AA ³˙ R Anzeigen ſahen aber damals noch recht nüch⸗ tern aus und waren fortlaufend wie der redak⸗ Verlobungs-, Vermählungs- u. Geburts- Anzeigen, Glückwunsch- und Besuehs- einzudämmen. Weihnachtsinſerate vor 100 Jahren tionelle Teil über die ganze Breite des Blat; tes geſetzt. Vereinzelt wagten ſich beſonders großzügige Geſchäftsleute mit halben Seiter in dem Quartformat jener Blätter hervor Doch an Vielſeitigkeit ließen dieſe Ankün⸗ digungen nichts zu wünſchen übrig. Den breiteſten Raum nahmen— im Gegen- ſatz zu heute— die Anzeigen über neue Bücher aller Gebiete, lud von Kochbüchern, Kalendern, auch Jugend chriften ein. Die Kinder fanden noch nicht die Berückſich⸗ tigung von heute. Für 190 bot man neben Leb⸗ und Man⸗ Karten liefert in moderner Ausführung ——— Druckerei Ulernheimer Anzeige Die billigſten und beſten der 5 8 entſprechend, werden 5 hergeſtellt bei Franz Kari Merkel. delkuchen ſowie Schokolade mit Vanille und anderen Gewürzen, Nürnberger, Seiffner und Sonneberger Spielwaren an, daneben a auch ſchon Schulranzen »Wie ging die Staube machte, ohne daß eine zahler beſtritten! ine morgliſche, ſondern tiſche Sete, Herr dent der weder ſeine Hände in Unſchuld zu waſchen, noch die klare Sachlage ſchwere Unglück rer betont, daß ſie nicht das engliſche antwortlich mache. hat. Und die Meldungen, die aus London vorliegen, laſſen erkennen, daß auch die Engländer ſelber von dem Verhalten ihres Landsmannes höchſt peinlich berührt ſind. die Verſuche der Regierungskommiſſion des Herrn Knox aber, die Sache als einen alltäglichen Zwiſchenfall hinzuſtellen, bei dem womöglich die Schuld auf beiden Sei⸗ ten liege, kennzeichnet das ganze jetzt noch im Saargebiet herrſchende Syſtem. Man muß ſich gegen dieſe Verſuche wenden, da⸗ mit der Tatbeſtand nicht verſchleiert wird. Sache eigentlich zu? Es iſt unwiderſprochen feſtgeſtellt worden, daß der Fa Offizier im betrunkenen guſtande und in Begleitung einer zwei⸗ ſelhaften Dame von einem Feſtgelage zurückkehrte, das in einem bekannten Saar⸗ brücker Emigrantenlokal ſtattgefunden hat. Als er in dieſem Zuſtande in eine Gruppe Paſſanten— wohlgemerkt: auf dem bürgerſteig der Straße!— mit ſeinem Auto hineinfuhr und mehrere Perſonen ver⸗ letzte, hat er ſich eingebildet, die Sache mit 50 Franken Entſchädigung(in deutſchem Gelde 8.20 RM) abtun zu können. Als das Publikum es verhindern wollte, daß ſich der ſamoſe Herr mit ſeinem Auto aus dem polizeiliche Unterſuchung vorgenommen wurde. hat er zwei Schüſſe abgegeben, durch die eine wei⸗ tere Perſon verwundet wurde. Wenn der Polizeibericht der Behörde des Herrn Knox davon redet, es ſeien„mehrere Schüſſe ge⸗ ſallen“, ſo will er wahrheitswidrig den Ein⸗ druck erwecken, als ob von beiden Seiten die Waffe benutzt worden ſei. Davon iſt aber gar keine Rede. Man wird geſpannt darauf ſein. in wel⸗ cher Beſchleunigung die Unterſuchung und Beſtrafung des Schuldigen erfolgt, ebenſo, ob den Verletzten eine ausreichende Ent⸗ ſchädigung zuteil wird. Hoffentlich werden die finanziellen Koſten dieſes„Zwiſchenfal⸗ les“, den ein fremdländiſcher und betrunke⸗ ner Polizeioffizier aus den Kaſſen verſchuldet hat, nicht der ſaarländiſchen Steuer⸗ Die Zeit, in der gegen alles Recht und gegen alle Humanität fremde Machthaber auf deutſchem Boden ihr Unweſen treiben konnten, iſt längſt vorbei und ihre Methoden ſollten in dem letzten Monat des Regimes des Völkerbundes an der Saar nicht erneuert werden. Die Sache hat, wie man ſieht, nicht nur auch eine poli⸗ Knox, der Präſi⸗ Regierungskommiſſion. braucht durch dunkle Poli⸗ zeiberichte zu verſchleiern. Die Verantwor⸗ lung trägt er ſelbſt, denn er iſt für die Per⸗ ſonalpolitik der Regierungskommiſſion des Völkerbundes voll verantwortlich. Herr Knox hat eine Reihe von fremden Poligei⸗ kräften“ eingeſtellt, darunter auch dieſen Offtzier. Herr Knox hat die Unterſtützung und Begönnerung der Separatiſten und Emigranten zum Snuſtem erhoben und in dieſem Kreiſe hat der Poliseioffizier auch den Abend zugebracht, an dem ſenes erfolgte. Es hat keinen Sinn, dieſe Tatſachen vor der Melt zu ver⸗ dunkeln und es iſt noch ſinnloſer, wenn von ausländiſchen Rundfunkſendern behauptet wird, der Schuldige ſei ein Offizier der jetzt ins Saargebiet kommenden fremden Trup⸗ pen. Vielleicht will man mit ſolchen Behaup⸗ lungen von vornherein ein geſpanntes Ver⸗ hältnis zwiſchen der Saarbevölkerung und den jetzt eintreffenden Militärkontingenten erzeugen. Deshalb muß wiederholt werden: der von der deutſchen Oeffentlichkeit ange⸗ klagte Offizier war ein Beamter des Vor- ſitzenden der Regierungskommiſſion, Herrn Knox. Die„Deutſche Front“ hat trotz der verſtändlichen Erregung der Bevölkerung in ihrer 157 großen Kundgebung in Saar⸗ brücken durch ihren ſtellvertretenden Vt 0 für die 9 0 05 Haltung ſenes Offiziers ver⸗ Verantwortlich iſt ein landfremdes Syſtem, das bald zu Ende ge— deutlich das Frankreich und die mitteleuropälſchen Fragen— Italiens Anleiheſorgen— Auswirkungen italieniſch⸗abeſſiniſchen Streitfalls des Paris, 19. Dezember. Die Pariſer Preſſe verheimlicht nicht mehr, daß die franzöſiſch⸗italieniſchen Ver⸗ handlungen, die ſich augenblicklich ausſchließ⸗ lich um Mitteleuropa drehen, auf größte Schwierigkeiten ſtoßen.— Der römiſche Be⸗ richterſtaiter des„Matin“ glaubt immer noch an ein befriedigendes Ergebnis, wagt aber nicht anzugeben, wann dieſes Ereignis erzielt ſein könnte. Immerhin hofft er, daß man noch vor Weihnachten Aufſchluß über die Ausſſchten haben werde. Das„Oeuvre“ gibt zu, daß die Verhand— lungen auf dem toten Punkt angelangt ſeien. Laval habe einen ganz beſtimmten Plan, den er nicht ändern wolle. Die Außen⸗ politikerin des Blattes verſpricht ſich anſchei⸗ nend viel von der Inanſpruchnahme Frank— reichs durch Italien auf finanziellem Ge— biet und in der abeſſiniſchen Frage. Italien brauche Frankreich einmal für eine Anleihe, die bereits von der Bank von Ita— lien geprüft werde, vor allem aber wegen des abeſſiniſchen Zwiſchenfalls, der vor den Völkerbund kommen ſoll. Hier habe Frankreich mitzureden. Frankreich habe den Dreierpakt von 1907 unterzeichnet, durch das es ſich mit England und Italien verpflichtete, keinerlei Sondervorteile in Abeſſinien zu verlangen. Außerdem ſei es 1925, als England und Italien, ohne ſich mit Frankreich ins Benehmen zu ſetzen, einen Vertrag abgeſchloſſen, der Abeſſinien und die franzöſiſche Eiſenbahn Dſchibuti— Addis Abeba bedrohen könnte, gewiſſerma⸗ zen der Pate Abeſſiniens vor dem Völker— bund geworden. Hieraus könnten bei den kommenden Verhandlungen einige Schwie⸗ rigkeiten erwachſen. Der pontiniſche Atker Anſprache Muſſolinis in Littoria. 5 Rom, 19. Dezember. Muſſolini hat im Beiſein ſämtlicher 92 Provinzialſekretäre der Faſchiſtiſchen Partei Italiens, das den Pontiniſchen Sümpfen ab⸗ gerungene Gebiet von Littorig feierlich zur 93. faſchiſtiſchen Provinz erhoben. In ſeiner Anſprache erinnerte er daran, daß an dieſer Stelle, wo heute eine neue Provinz erſtehe, noch vor drei Jahren todbringende Seuchen geherrſcht hätten. Für die Faſchiſten ſei es der Kampf ſelbſt, auf den es ankomme und den ſie liebten. Der Tag bedeute eine Etappe, aber es bleibe noch viel zu tun. Die Arbeit auf dem pontiniſchen Acker werde noch etwa 10 Jahre in Anſpruch nehmen. Damit dieſes gigantiſche Werk nicht zerſtört werde, ſei es nötig, daß die Nation vom militäriſchen Standpunkt aus ſehr ſtark daſtehe. Der Pflug ziehe die Furchen, aber das Schwert müſſe ſie verteidigen. Frankreichs Kriegsinduſtrie Ein Zwiſchenſpiel bei der Beratung der zu⸗ ſätzlchen Militärkredite. Paris, 19. Dezember. Die franzöſiſche Kammer begann die Be⸗ ralenng der Hiſaßkredſte in Höhe von 80⁰ Millionen Franken für das Kriegsminiſte⸗ rium. Der radikalſozialiſtiſche Abgeordnete und ehemalige Miniſter Pierre Cot ſtellte gleich zu Beginn Antrag auf Ver⸗ tagung. Die. nächſt kin darüber äußern, welche Maß⸗ nahmen zur Kontrolle der Waffenherſtellung von ihr getroffen worden ſeien. Für ihn und ſeine Freunde ſei das Verbot der privaten Waffenherſtellung eine Notwendigkeit, denn ſie ſei ein Skandal. Man habe während des Krieges geſehen, wie auf der einen Seite Männer für Frankreich Blut und Leben gaben, ſtarben, während andere große Ge⸗ winne einſtrichen. Der Völkerbund habe krieashetzeriſche Treiben der Regierung müſſe ſich zu⸗ Rüſtungsinduſtrie verurteilt. Er und ſeine Freunde ſeien bereit, die für die Landesver— teidigung notwendigen Kredite zu bewilli— gen, nicht aber die 67 505 zu bieten, um den Leuten zu noch größeren Gewinnen zu ver— helfen, die durch die Unterſuchungen des amerikaniſchen Senats gebrandmarkt ſeien. Es ſei bezeichnend, daß die franzöſiſche Preſſe über dieſe Unterſuchung kaum berich⸗ tet habe. Daß man gegen die Kriegsverwei— gerer vorgehe, ſei vollkommen in der Ord— nung. Aber zuerſt müſſe man allen Bürgern die Sicherheit geben, daß man von ihnen nicht das Opfer der Freiheit und ihres Le— bens verlange zum Nutzen der Rüſtungs— induſtrie. Eine Unterſuchung in Frankreich hätte ſicher dieſelben Ergebniſſe gezeitigt wie in Amerika. Der politiſche Feldzug über die Gefahren der Luftangriffe gehe von den Gasmaskenherſtellern aus. Miniſterpräſident Flandin erwiderte, die von Pierre Cot angeſtrebte Löſung ſei wünſchenswert. Es handele ſich um ein in⸗ Beſorgniſſe ternationales Problem. Hinſichtlich der rein franzöſiſchen Seite der Angelegenheit müſſe man ſich auch danach richten, was im Aus⸗ lande geſchehe. Es gebe keine ſpezielle Rü⸗ ſtungsinduſtrie. Verſchiedene friedliche indu⸗ ſtrielle Unternehmungen könnten ſehr ſchnell auf die Kriegsinduſtrie umgeſtellt werden. Es ſei gefährlich, eine Unterſcheidung zwi⸗ ſchen Rüſtungsinduſtrie und Friedensindu— ſtrie zu machen. Die Erfahrung lehre, daß die Verſtaatlichung nicht ratſam ſei. Die Orga— niſierung des Friedens lei für Frankreich die Hauptſache. Gegenwärtig müſſe man mit den Rüſtungen der anderen rechnen. Flan⸗ din ſprach in dieſem Zuſammenhang von einer Großmacht, die Frankreich in den letzten 100 Jahren dreimal angegriffen babe. Pierre Cot zog darauf ſeinen Vertogungs⸗ antrag zurück. Sodann ſprachen der Bericht⸗ erſtatter des Heeresausſ Huſſes und der Be⸗ richterſtatter des Finanzausſchuſſes, die ſich beide für die Annahme der Kredite ein— ſetzten. in Amerila Abwehrſorderungen gegen die kommuniſtiſche Propaganda Waſhington, 19. Dezember. Der ſogenannte Dickſtein-Ausſchuß ſetzle die Vernehmungen über die kommuniſtiſche Pro— paganda in den Vereinigten Staaten fort. Der Vizepräſident der Gewerkſchaften, Woll, bezeichnete es als eine Pflicht der Amerika⸗ ner, darauf zu beſtehen, daß die Bundes⸗ regierung von der Sowjetregierung ſtrengſte Erfüllung des Verſprechens verlange, ſich jeder kommuniſtiſchen Propaganda in den Ver⸗ einigten Staaten zu enthalten. Falls die Moskauer Regierung dieſem Erſuchen nicht nachkomme, ſollten die Bürger der Vereinig⸗ ten Staaten den Abbruch der diplomatiſchen Beziehungen fordern. Woll behauptete, daß das Bundesamt für Wohlfahrtspflege arbeits⸗ loſen Lehrern, die es zur Unterrichtung an⸗ derer Arbeitsloſer angeſtellt habe, drei Zeit⸗ ſchriften kommuniſtiſchen Charakters für Un⸗ terrichtszwecke empfohlen habe. Ein Newyor⸗ ker Polizeibeamter erklärte, über 200 Fir⸗ men, vorwiegend aus der Newyorker Pelz⸗ industrie, ſeien gezwungen worden, Zahlungen an kommuniſtiſche Geſellſchaften zu leiſten. Wieder 28 Hinrichtungen in Rußland Moskau, 19. Dez. Das Militärkollegium des Oberſten Gerichtes der Sowietunion hatte in Kiew die Akten der in der Ukraine verhafteten 37 Perſonen eingehend bearbei— tet und feſtgeſtellt, daß ſie über Polen oder Rumänien nach der Ukraine gelangt ſeien, um hier Attentate auf hohe Sowijetpolitiker zu verüben. Bei den meiſten Verhafteten ſeien Revolver und Handgranaten gefunden worden. Das Militärkollegium hat 28 An⸗ geklagte zum Tode durch Erſchießen ver— ürteilt. Die Urteile ſind bereits vollſtreckt worden. r Trauer in Niederſachſen Die feierliche Beiſetzung der Camper gpeeldeel Stade, 18. Dezember. Tiefe Trauer liegt über Niederſachſen. Ueberall wehen die Fahnen auf Halbmaſt, in den Straßen der Städte, auf den öffent⸗ lichen Gebäuden und Privathäuſern, von den Gehöften der Bauern. In Stade waren aus allen Gebieten des Landes Trauer⸗ abordnungen der Reichswehr, der SA, SS, des FAd und der übrigen Parteigliederun— gen erſchienen. Man ſah zahlreiche Vertre— ter der NS⸗Kulturgemeinde, der die Cam⸗ per Speeldeel beſonders nahe ſtand. Landſtraßen der Umgebung waren den gan⸗ zen Morgen über mit endloſen Zügen von Bauernwagen überfüllt, deren Inſaſſen nach Stade zogen, um den Toten der Camper Syveeldeel das letzte Geleit zu geben. In der althrwürdigen Wilharda-Kirche ſtanden 14 Särge, überreich geſchmückt mit unzähligen Kränzen und einem Meer von Blumen SA-⸗Männer hielten ſeit dem frü⸗ hen Morgen die Ehrenwache. Zwei der Ver⸗ unglückten waren zur Beiſetzung in ihre Heimat übergeführt worden. Gegen Mittag waren die Bänke und die Emporen bis auf den letzten Platz mit einer übergroßen Trauergemeinde beſegzt. Fahnenabordnun⸗ gen der PO, SA. SS, des Kyffhäuſerbundes hatten zu beiden Seiten des Altars Aufſtel⸗ lung genommen. Schwarz umflort waren Die die Banner. Der Führer und Reichskanzler hatte ſeinen Adjutanten, Obergruppenführe: Brückner, als Vertreter entſandt. Vor der Kirche hatten ſich viele Tauſende eingefunden, die der Trauerfeier am Lautſprecher beiwohnen. Nach einem Choral nahm Superintendent Cruſius das Wort zu ſeiner Gedenkvpredigt. Rektor Holſte, der Leiter der Camper Speel⸗ deel, würdigte anſchließend in plattdeutſcher Sprache die Bedeutung der Entſchlafenen für Volkstum und Heimat Niederſachſens. Nach der Trauerfeier wurden die 14 Särge von SA-Männern unter dem Geläute ſämtlicher Kirchenglocken hinausgetragen und auf die vor der Kirche vorgefahrenen mit Tannengrün geſchmückten Leiterwagen der Camper Bauernſchaft gehoben. Lang⸗ ſam ſetzte ſich dann der große Trauerzug in Bewegung. Dr. Goebbels ſpricht zur Jahreswende Berlin, 19. Dezember. Die Reichsſende⸗ leitung teilt mit: Alle deutſchen Sender übertragen am 31. Dezember 19.45 Uhr bis 20 Uhr aus Freiburg im Breisgau eine Rede des Reichsminiſters für Volksaufklä⸗ rung und Propaganda, Dr. Goebbels, zur Jahreswende. Mahnwort an Jedermann Eine Aufforderung des Reichsfinanzminiſters Berlin 19. Dezember. Der Reichsfinanzminiſter gibt folgende Auf⸗ forderung an Jedermann bekannt:„Der 31. Dezember 1984 iſt ein wichtiger Steuer- und Deviſentermin. Wer mit Steuern im Rück⸗ ſtand iſt und für die Steuern keine Stundung erlangt hat, muß bis Ende Dezember die Steuerrückſtände begleichen. Sonſt kommt er auf die Liſte der ſäumigen Steuerzahler. Wer am 1. Juni 1933 ſteuerpflichtiges Vermögen von mehr als 1000 Rm. im Auslande ge— habt und das bisher noch nicht dem Finanz— amte angezeigt hat, muß die Anzeige bis Ende Dezember nachholen. Deviſen müſ— ſen, auch wenn ſie ſich im Inlande befin— den, bis Ende Dezember an die Reichsbank oder eine Deviſenbank abgeliefert oder einem Finanzamt angezeigt werden. Nichterfüllung dieſer Anzeige- und Anbietungspflichten iſt mit ſchweren Freiheitsſtrafen bedroht. An Jedermann ergeht folgende Aufforderung: Prüfen Sie nach, ob Ihre Steuer- und Deviſenſachen in Ordnung ſind. Iſt dies nicht der Fall, ſo ſchaffen Sie bis Ende Dezember 1934 Ordnung.“ Roggen⸗Ausfuhrregelung Vereinbarungen zwiſchen Deukſchland, Polen und Sowſekrußland. Berlin, 18. Dezember. In Moskau fand eine Zuſammenkunft der Vertreter der ſtaatlichen Getreidewirtſchafts— ſtellen Deutſchlands. Polens und der ild.“ SSR ſtatt, die am 26 September 1934 in Warſchau das bis zum 31. Juli 1935 lau— fende Roggenabkommen paraphiert haben. Nachdem ſich hierbei die UdSSR endgültig für die gemeinſame Regelung det Ausfuhr von Roggen und Roggenmehlen ausgeſpro— chen hatte wurde vereinbart, daß die ge— meinſame Ausfuhrregelung durch die Ge— kreidewirtſchaftsſtellen der drei genannten Länder mit dem 1. Januar 1935 be— ginnen ſoll. Die drei Stellen, in deren Händen die Durchführung der Uebereinkunft liegt, ſind die Reichsſtelle für Getreide, Futtermittel und ſonſtige landwirtſchaftliche Erzeugniſſe in Berlin, das Polniſche Getreidebüro in Danzig und die Handelsvertretung der UD.“ SSR. in Hamburg. Als Stelle. die für die Zuſammenarbeit mit den beiden anderen Stellen zu ſorgen hat, iſt für die erſten vier Monate die Reichsſtelle für Getreide be— ſtimmt worden, für die weitere Zeit das Polniſche Exportbüro in Danzig und. ſofern das Abkommen über den 31. Juli 1935 hin⸗ aus verlängert wird, für die letzten vier Mo⸗ nate des Jahres 1935 die Handelsvertretung der UDSSR in Hamburg. Der Reichsbankausweis Jorkſchreitende Enklaſtung. Berlin, 19. Dezember. In der zweiten Dezemberwoche iſt die Entlaſtung bei der Reichsbank gut vorange— ſchritten. Mit der Verminderung der Ka— pitalsanlage um 104,8 Millionen auf 44504 Millionen Mark ſind nunmehr 62,8 v. H. der Beanſpruchung vom Ultimo November wie der abgedeckt. Zum entſprechenden Zeit— punkt des Vormonats betrugen die Rück, flüſſe ſogar 69,1 v. H., dagegen zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres nur 31.6 v. H. Die Beſtände an Gold und deckungsfähigen De— viſen ſind um 0,1 Millionen auf 83.0 Millio. nen Mark geſtiegen, und zwar haben die Goldbeſtände um 63 000 Mark auf rund 78,7 Millionen Mark und die Beſtände ar deckungsfähigen Deviſen um 73 000 Mar! auf rund 4,3 Millionen Mark zugenommen Der geſamte Zahlungsmittelumlauf ſtellt, b auf 5675 Millionen Mark gegen 5667 Millionen Mark in der Vorwoche, 5459 Mil ionen Mark zur gleichen Zeit des Vor monats. Der verschobene Prozeß Ein Rückzug der Regierungskommiſſion. Saarbrücken, 19. Dezember Die urplötzliche Vertagung des mit größ— tem Intereſſe erwarteten Prozeſſes gegen Pirro und die übrigen Unterzeichner der Denkſchrift der Deutſchen Front muß, wie das Deutſche Nachrichtenbüro erklärt. nach Lage der Dinge ebenſo erſtaunen wie ente täuſchen, wenn man ſich den Sachverhalt vor Augen hält, der es zu dieſem Prozeß vor dem Oberſten Abſtimmungsgerichtshof am 21 Dezember kommen laſſen ſollte. Bekannt- lich hatten die Führer des Saardeutſchtums vor einiger Zeit eine Denkſchrift nach Genf gerichtet. um einige wohlbegründete und ſeit langer Zeit im Saargebiet viel erörterte Vorwürfe zur Sprache zu bringen, die in Zuſammenhang mit der Hausſuchung bei der Deutſchen Front vom Juli dieſes Jahres gegen gewiſſe Beamte der Regierungskom⸗ miſſion erhoben werden mußten. An Hand konkreter Einzelbeweiſe hatten die Vertreter des Deutſchtums an der Saar wieder ein⸗ mal mahnend ihre Stimme gegen die ſchwer— ſte Belaſtung der hieſigen Regierungspoli⸗ tik, die durch nichts gerechtfertigte Einſtel⸗ lung von Emigranten in der Regierungs- kommiſſion und gegen ihr dienſt⸗ und pflichtwidriges Verhalten erhoben. der Präſident der Regierungs⸗ kommiſſion. Knox, veranlaßte, ſeine Auto⸗ rität dazu herzugeben. Sinn und Abſicht N 2 6 der Deutſchen Front zu durchkreuzen, die in de! Denkſchrift ſchwer beſchuldigten Beamten zu Klägern gegen die Führer des Saar— deutſchtums zu machen und die Unterzeichner der Denkſchrift unter Anklage zu ſtellen. Statt einer Unterſuchung über die aufgezeig⸗ ten Mißſtände in der Regierungskommiſſion ſollte es unter Befürwortung des Saarprä⸗— ſidenten zum Prozeß der„beleidigten“ Emi⸗ granten gegen die Führer des Saardeutſch⸗ tums kommen. Das Saardeutſchtum ſah dieſem Prozeß mit Ruhe und in der Zuver⸗ ſicht entgegen, daß er die notwendige Klä— rung über gewiſſe unhaltbare Zuſtände an der Saar bringen und vor aller Welt beweiſen würde, wie moraliſch und rechtlich untragbar die hieſige Emigrantenpolitik ge— worden iſtt. Mehrere Wochen wurde das Saargebiet in Spannung und Erwartung gehalten. wie dieſer Prozeß auslaufen würde. Den Separatiſten und der deutſch— feindlichen Auslandspreſſe war es geſtattet, rein an die Tatſache, daß vor dem Abſtim⸗ mungsgericht Anklage gegen die Führer des Saardeutſchtums erhoben worden iſt, ver— leumderiſche Ausführungen zu knüpfen. Wenn man ſchon ein Strafverfahren einlei— tet, ſo muß unbedingt den Angeklagten die Möglichkeit zur Rechtfertigung gegeben werden, um ihre völlige Schuldloſigkeit zu beweiſen. Es kann alſo nicht verhehlt wer— den, daß dieſe Prozeßſchiebung auf unbe— ſtimmte Zeit einige Zweifel aufkommen und einige Fragen unbeantwortet läßt. Poſtwertzeichen im Los Seltene Gelegenheit für Sammler. Vom 29. Dezember an veranſtaltet die NSDAP. im Rahmen des Winterhilfswerks 1934⸗35 eine Straßenlosbrieflotterie, bei der jedem Los zwei zuſammenhängende An— ſichtspoſtkarten beigefügt ſein werden. Bei einem Teil der Loſe iſt eine Karte mit einem ſechs Reichspfennigpoſtwertzeichen verſehen, das eine Hand mit Schale zeigt. Aus ihr lodert eine Flamme empor, hinter der ein von einem Strahlenkranz umgebenes Herz ſichtbar iſt. Dieſer Wertſtempel iſt auf 40 verſchiedenen Anſichtskarten aufgedruckt. Die Karten müſſen vor der Verſendung mit der Poſt auseinandergetrennt werden. Bei den Poſtanſtalten oder den Verkaufsſtellen für Sammlermarken iſt die Karte nicht erhältlich. Sie kann auch nach dem Ausland benutzt werden, wenn die erforderlichen Zu— atzmarken aufgeklebt werden. Doch ein Militärbündnis? Franzöſiſch⸗ſowjekruſſiſches Geheim- abkommen? London, 19. Dezember. Der linksradikale„Star, veröffentlicht am Dienskag in großer Aufmachung Einzelhei⸗ ten über ein umfaſſendes franzöſiſch⸗ſowjet ruſſiſches Militär- und Geheimabkommen. Der„Star“ veröffentlicht den angeblichen Inhalt des Abkommens unter genauer Wiedergabe der einzelnen Artikel. Das Mi⸗— litärabkommen wurde danach am 22. No⸗ vember von Laval und Litwinow in Genf angenommen, während das Handels- abkommen endgültig am 10. Dezember unterzeichnet worden iſt. „Der Milikärpakt hat eine Laufdauer von fünf Jahren und kann um meikere(ünf Jahre verlängert werden. Arkikel 3 und 4 . engſte Zumulnenarden ilhhen e- jetrußland und Frankreich in Luftfahrtfra⸗ gen vor. Artikel 2 des Vertrages ſoll An⸗ deutungen darüber enthalten, daß Ja pan und Deutſchland die mutmaßlichen Widerſacher der beiden Unterzeichnermächte 1 ſein würden. Gleichzeitig wird in Arkikel 1 der Pakt als ein reinen Verteidigungszwek⸗ ken dienendes Inſtrument bezeichnet. Wie der„Star“ weiter meldet. iſt ein Zuſammenwirken zwiſchen bei⸗ den Generalſtäben vorgeſehen. Das Material über die militärtechniſchen Fort⸗ ſchritte ſoll ausgetauſcht werden Die Lüfte fahrtattaches der beiden Länder in Paris und Moskau ſollen weitgehend unter— richtet werden. Außerdem wird ſich eine franzöſiſche Milftärmiſſion nach Sowjetrußland und eine ſowjetruſſiſche Mili— tärmiſſion nach Frankreich begeben, um die militäriſchen und militärtechniſchen Fort- ſchritte zu ſtudieren. Es ſind Vorkehrungen 1 roffen, um dieſe Beſtimmungen fofort wirkſam werden zu laſſen. Die ſowjetruſſiſche Regierung übernimmt ferner die Her ⸗ ſtellung franzöſiſcher Flug ⸗ zeugmotoren; die techniſche Leitung wird in franzöſiſchen Händen liegen. Von den neuen franzöſiſchen Zwerg⸗ kanks werden 400 Stück nach Sowjetrußland be— fördert, um die Erfahrungen der franzöſi⸗ ſchen Tankfabrikanten auch Sowjetrußland nutzbar zu machen. Für die ſtändige draht⸗ loſe Verbindung zwiſchen den beiderſeitigen Generalſtäben iſt ein Geheimeode ausge— arbeitet worden. Im Kriegsfall „Die Veröffentlichung im„Star“, die von einem namentlich nicht genannten Sonder— derichterſtatter ſtammt, enthält ſchließlich Einzelheiten über die Stellung der beiden Mächte im Falle eines Krieges. Sollte Sow— etrußland von Japan angegriffen verden, dann wird Frankreich ohne beſon— ere Aufforderung Kriegsmaterial im Werte zon vier Milliarden Franes an Sowjetruß— and liefern. Im Falle eines franzöſiſch⸗deulſchen Krieges berden die Sowjetruſſen Frankreich mit iner entſprechenden Menge Getreide ver— orgen. Frankreich und Sowfekrußland verpflich- en ſich ferner, keine zweiſeſſigen Verkräge nit Deutſchland abzuſchließen. Der Sonderberichterſtatter des„Star, be— nerkt hierzu, daß danach alſo der Rapal-⸗ o⸗Vertrag nicht erneuert werden önne In dieſem Geheimabkommen, ſo fährt er fort, ſei keine Beſtimmung über die Ent— endung von Truppen von einem Land zum anderen enthalten. Es ſei wahr— ſcheinlich, daß die beiden Länder die Lage zinſichtlich Polens ſpäter überprüfen würden. Das Handelsabkommen ſt nicht näher gekennzeichnet. „Star“ meint, daß auch dieſes Abkommen eine deutſchfeindliche Tendenz habe, da es offenſichtlich den Zweck verfolge, enge Handelsbeziehungen zwiſchen Deutſch— land und Sowjetrußland— etwa auf dem Wege großer deutſcher Kredite— zu ver⸗ hindern. aber der Dieſe auch vom Reuterbüro oerbreitete Veröffentlichung des„Star“ wird in fran⸗ zöſiſchen und ſowjetruſſiſchen Kreiſen Lon⸗ dons kategoriſch dementiert. Kabinettskriſe in Belgrad Außzenminiſter Jeftitſch zurückgetreten. Belgrad, 18. Dezember. Die ſeit längerer Zeit erwartete Kabi. nettskriſe in Jugoſlawien wurde durch den Rücktritt des Außenminiſters Jeftitſch er⸗ öffnet, mit dem ſich auch der Landwirt ſchaftsminiſter Kofitſch einverſtanden er— klärte, indem er ebenfalls zurücktrat. Jef. Wie zunächſt verlautet, begründete tlitſch ſeinen Rücktritt mit Meinungsverſchie— denheiten über verſchiedene Fragen, die er mit einer Reihe von Miniſterkollegen hatte Er hatte nach ſeiner Rückkehr aus Genf nur noch einen Beſchluß des Miniſterrates abge— wartet, der ihm die volle Billigung für ſeine Haltung vor dem Völkerbund ausſprach und er ſtdann ſeinen Rücktritt eingereicht, um die Auffaſſung zu verhindern, daß er ſich dazu aus außenpolitiſchen Erwägungen entſchloſ— ſen habe. Es hat auch den Anſchein, daß die Kabinettskriſe vorwiegend auf innerpolitiſche Gründe zurückzuführey iſt, wenn auch die Lage des Staates nac außen hin derzei viel erörtert wird Miniſterpräſident Uſine ätſch dürfte ge— zwungen ſein, die Geſamtdemiſſion des Ka— binetts einzureichen obwohl er augenblick— lich beſtrebt iſt. einen beuen Außenminiſter zu finden und einen Regierungswechſel zu vermeiden. Die Ausſichten, daß Uſinowitſch an der Macht bleiben könne, werden in po— litiſchen Kreiſen ungünſtig beurteilt. * Cord Rothermere in Berlin. Der durch ſeine klare Haltung in der Saarfrage erſt in jüngſter Zeit wieder hervorge⸗ tretene engliſche Zeitungsbeſitzer und Politiker Lord Rothemere dienreiſe durch das mere bei ſeinem Beſ — „. iſt nach ſeiner Stu⸗ Saargebiet in Berlin eingetroffen. Unſer Bild zeigt Lord Rother ⸗ Neche 0 102 der e ee 995 deen S e ieru oachim von entrop, Lond Rothermere, deſſen n 1 a Rodde(Verbindungsſtab). Der Sonderbeauftragte der und Herr J Rümtritt des ganzen Kabinett; Belgrad, 19. Dezember. Nach dem Rücktritt des Außenminiſterz Jeftitſch und des Landwirtſchaftsminiſters Kojitſch iſt nunmehr das Geſamtkabinett Uſunowitſch zurückgetreten. Die amtliche Mitteilung hat folgenden Wortlaut: Die Miniſter Kojitſch und Jeftitſch über. reichten heute den Rücktritt von ihren Miniſterpoſten. Aus dieſem Anlaß über. reichte auch der Miniſterpräſidenk Uſuno. witſch dem Regentſchaftsrat den Rücktritt der Geſamtregierung. Der Rücktritt wurde ge. nehmigt. Die Regierung Uſunowitſch wurde mit der Fortführung der Geſchäfle bis zur Bildung der neuen Regierung beklraut. Angefochtene Konzeſſion Die Stadt Warſchau klagt gegen die fran. zöſiſche Gasgeſellſchaft. Warſchau, 18. Dezember. In Warſchau begann der Prozeß, den die Stadt Warſchau gegen das einer franzöſi ſchen Aktiengeſellſchaft gehörende Warſchau— er Elektrizitätswerk angeſtrengt hat. Die Klage der Stadt geht auf ſofortige Löſung des Konzeſſionsvertrages, der noch aus dem Jahre 1902 ſtammt, auf Uebergang des geſamten Eigentums des Werkes an dit Stadt und auf ſofortige Ezmiſſion der fran. zöſiſchen Geſellſchaft aus allen ihren Gebäu— den. Die Klage gründet ſich im weſentlichen darauf, daß die franzöſiſchen Konzeſſionär ihren Verpflichtungen in keiner Weiſe nach gekommen ſeien. Dem Prozeß ging bereits eine länger franzöſiſch-polniſche Preſſepolemik voraus bei der von polniſcher Seite erklärt wurde die franzöſiſchen Eigentümer des Elektrizi tätswerkes erſtrebten und erzielten Ge winne, wie man ſie ſich kaum in Kolonier träumen laſſe. Deutſche Tagesschau Der Weihnachksurlaub der SA. Der Chef des Stabes der SͤA hat ange— ordnet, daß die Feſtſetzung des Weihnachts urlaubs den Gruppen überlaſſen bleibt. Die ſelben regeln daher ſelbſtändig die Beurlau bung der Einheiten. Die Dienſtſtellen de Oberſten SA-Führung bleiben vom 22. De zember 1934 bis 2. Januar 1935 einſchließ lich nur inſoweit beſetzt, um unaufſchiebbar Arbeiten erledigen zu können. Der Schrift verkehr iſt während dieſer Zeit auf die drin gendſten Angelegenheiten zu beſchränken. Eine deutſche„Pro-Deo⸗Kommiſſion“. In dieſen Tagen wurde eine deutſche Sek tion der im vorigen Jahr in Genf gegründe ten internationalen„Pro-Deo“ gebildet. Das Ziel dieſer internationalen Kommiſſion is die Schaffung einer internationalen Gegen bewegung gegen die bolſchewiſtiſche Gott. loſenpropaganda. Der deutſchen Kommiſ. ſion gehören u. a. an Reichsgerichtspräſi dent i. R Simons, Profeſſor D. Seeberg Domvikar D. Algermeſſen und Profeſſor Dr Bera-Aachen. Ein Ehrengerichtsurteil Kohlengroßhändler, der keinen Tariflohn zahlte. Berlin, 19. Dezember. Das Ehrengericht für den Treuhänder⸗ bezirk Brandenburg hat ſein erſtes Urteil ge. fällt, und zwar gegen einen Kohlengroß⸗ händler, der ſich krotz wiederholter Verwar nungen hartnäckig geweigert hatte, ſeinen Kutſchern und Fuhrleuken Tariflohn zu zahlen. der Antrag des Treuhänders ging auf Aberkennung der Belriebsführereigen. ſchaft. Das Ehrengericht ſchloß ſich dieſem Ankrage an. Der Treuhänder der Arbeit, Dr. Daeſch⸗ ner, nahm Veranlaſſung, ſich in grundſätz, licher Weiſe mit der Bedeutung der ſozialen Ehrengerichtsbarkeit auseinander zu, ſeßen. Er betonte, daß das Führerprinzit des nationalſozialiſtiſchen Staates nicht: mehr zu tun habe mit dem liberaliſtiſcher und marxiſtiſchen„Herr⸗im⸗Hauſe“⸗Stand punkt. Voran ſtehe vielmehr bei den Be triebsführern im Dritten Reich die Für ſorgepflicht gegenüber den Mitglieder der Gefolgſchaft. Unſoziale Betriebs führer mögen ſich hinter die Ohren ſchrei ben, daß es im Dritten Reich unmöglich iſt deutſche Arbeitsmenſchen zur Zielſcheibe vo! Ehrenkränkungen und Beleidigungen u machen oder ihre Arbeitskraft in ungebühr licher Weiſe auszunutzen. In kurzen Worten Staatsrat Dr. Melcher wurde zum Son. dertreuhänder zur Nachprüfung der Arbeits, verhältniſſe in den öffentlichen Betrieben ernannt. Zwiſchen dem Deutſchen Reich. Polen und der Sowfet⸗-Union wurde eine gemeinſame Regelung der Roggenausfuhr vereinbart. Die 1 5 Vorunterſuchung des Mar⸗ ſeiller Attentats ſteht vor dem Abſchluß. Im Verfolg des Rücktritts des ſüdſlawi ſchen Außenminiſters iſt in Belgrad eine Kabinettskriſe ausgebrochen. g Im Großen Rundfunkprozeß kam der „Fall Köln“ zur Verhandlung. 0 In Stade fand die Beiſetzung der Opfet er ſtatt. D. N. NI. 87 I38 224. 3 8 e JJC f n 1 Autobuskataſtrophe von Langwedel — Aihtung! Verjährung! Schutz der Außenſtände vor Verjährung am ö Jahresſchluß. Das Jahresende ſtellt alle im Er⸗ verbsleben ſtehenden Perſonen, aber auch den Privatmann vor die Notwendigkeit, Bücher und Aufzeichnungen auf Außenſtände ſowie zuf ſonſtige Vermögenswerte durchzuſehen, bei denen zur Vermeidung ihres Verluſtes infolge der Verjährung die Erhebung der gerichtlichen Rlage oder die Vornahme ſonſtiger Handlun⸗ zen erforderlich werden. Am 31. Dezember 1934 verjähren: 1. Alle Anſprüche von Kaufleuten, Fabxi⸗ anten, Handwerkern, Spediteuren, Landwir⸗ zen, Schiffern, Gaſtwirten und ähnlichen Be⸗ tufen, für die Lieferungen des täg⸗ ichen Lebens, die im Jahre 1932 ent⸗ anden ſind, ferner die aus derſelben Zeit ſtammenden Anſprüche der im Privatdienſt an⸗ geſtellten Perſonen und Arbeiter auf Gehalt, Lohn und andere Dienſtbezüge, Anſprüche von Lehrherren und Lehrmeiſtern wegen des Lehr⸗ geldes, der öffentlichen Lehrer und Privat⸗ lehrer, der Aerzte, Geburtshelfer, Hebammen uſw. wegen ihrer Honorare und Dienſtleiſtun⸗ gen, der Rechtsanwälte, Notare und Gerichts⸗ vollzieher wegen ihrer Gebühren und Aus⸗ lagen, ſoweit dieſe nicht der Staatskaſſe zu⸗ fließen, endlich Anſprüche von Prozeßparteien wegen der ihren Anwälten geleiſteten Vor⸗ ſchüſſe, der Zeugen und Sachverſtändigen we— gen ihrer Gebühren und Auslagen uſw. 2. Soweit bei den ſchon zu 1. erwähnten Kaufleuten, Fabrikanten, Handwerkern und Landwirten Lieferungen und Leiſtungen für den Gewerbebetrieb ihres Schuldners erfolgt waren, tritt eine Verjährung mit Ende dieſes Jahres erſt bei den Anſprüchen ein, die im Jahre 1930 entſtanden ſind. Hierzu ge— hören beiſpielsweiſe Lieferungen an den Schuldner als Zwiſchenhändler und Weiter— berkäufer, Lieferungen der Groſſiſten an Detailliſten uſw. Der gleichen vierjährigen Verjährung unterliegen die Anſprüche aus ſtändig wie⸗ derkehrenden Leiſtungen, Renten, Aus— zugsleiſtungen, Beſoldung, Wartegeldern, Ruhegehältern und Unterhaltsbeiträgen, fer— ner die Anſprüche auf Rückſtände von ver⸗ mieteten oder verpachteten unbeweglichen Sachen(Miet⸗ und Pachtanſprüche aus be⸗ weglichen Sachen verjähren in zwei Jahren) üſw. Die vierjährige Verjährung kommt fer— ter in Frage für Rückſtände von Zinſen mit Einſchluß der Amortiſationen. In allen vorgenannten Fällen iſt gleich⸗— zültig, wann der betreffende Anſpruch wäh tend des Jahres 1932 oder 1930 entſtan⸗ den iſt. Die Verjährung beginnt nämlich tegelmäßig erſt mit dem Jahresabſchluß zu laufen, in dem der betreffende Anſpruch ent— ſtanden iſt. Eine Warenforderung, die am 1. Juni 1932 entſtanden iſt, verjährt alſe nicht ſchon am 1. Juni 1934, ſondern erſt mit Ablauf des Jahres 1934. Kann der Gläubiger eine Leiſtung erſt verlangen, nach dem er gekündigt hat, ſo beginnt die Verjäh⸗ rung erſt mit dem Zeitpunkt zu laufen, an dem die Kündigung zuläſſig iſt. f In allen zu 1. und 2. genannten Fällen iſt der Lauf der Verjährung gehem mt ſolange dem Schuldner die Leiſtung geſtunder war oder ſolange der Schuldner aus einen anderen Grunde vorübergehend berechtigt war nicht zu leiſten. Das gilt aber nicht, wenn der Schuldner lediglich ein Zurückbehaltungs⸗ recht geltend macht, z. B. bei Leiſtungen, die nur Zug um Zug zu erfolgen brauchen Hier wird der Lauf der Verjährung alſc nicht gehemmt, ebenſowenig iſt dies der Fall wenn der Schuldner nur einwendet, der Ver trag ſei nicht erfüllt, es ſei keine Sicherheil geleiſtet oder es müſſe wie beim Bürgen zu, chſt ein anderer in Anſpruch genomm Werden, oder es dürfe, wie z. B bei Mir erben, die e aus der Erbſchaft ers von einem beſtimmten Termin an verlang werden. Hier wird die Verjährung auch nich' aehemmi, ſondern der Gläubiger muß bi⸗ zum Jahresende ſeine Anſprüche geltend machen, um ſich vor dem Verluſt ſeiner For⸗ derungen zu ſchützen. Mit der Verjährung des Hauptanſpruchs verjährt gleichzeitig auch die von ihm abhängige Nebenleiſtung, auch wenn die für dieſen Nebenanſpruch geltende beſondere Verjährung noch nicht vollendet iſt. Alle Anſprüche, die am 31. Dezember 1934 verjähren, müſſen, ſoweit ſie nicht ſeit dem 1. Januar 1932 bezw. dem 1. Januar 1930 ſeitens des Schuldners in irgendeiner Weiſe anerkannt ſind, z. B. durch Abſchlagszahlung oder Sicherheitsleiſtung, durch Einzahlung uſw. bis zum 31. Dezember durch Klage⸗ erhebung gerichtlich geltend gemacht werden. Am einfachſten geſchieht dies, indem bei Ge⸗ richt der Erlaß eines Zahlungsbefehls bean⸗ tragt wird. Es genügt dabei, wenn dieſer Antrag bis zum 31. Dezember bei Gericht einläuft. Der Klageerhebung ſteht die An⸗ meldung des Anſpruchs in einem ſchweben⸗ den Kontursverfahren, die Aufrechnung und Streitverkündung im Prozeß ſowie Vornahme einer Vollſtreckungshandlung die Aufrechnung mit einer Gegenforderung gleich. Dagegen iſt eine einfache Mahnung, ſelbſt wenn ſie durch eingeſchriebenen Brief erfolgt, nicht ausreichend. Ebenſo unterbricht auch die bloße Zuſendung einer Rechnung die Ver⸗ jährung nicht. Junggeſellen und Krippen Ein altes Wort behauptet, vor allen an⸗ deren Menſchen ſeien Junggeſellen für die Kunſt der Krippe begabt. Demnach muß es in München zu allen Zeiten eine beſon⸗ ders ſtattliche Zahl von Junggeſellen ge— geben haben. Denn nirgends— außer viel⸗ leicht im Neapel des 18. Jahrhunderts— iſt die Freude an der Krippe ſo groß und die Krippenkunſt ſo hoch entwickelt geweſen wie in München. Schon in gotiſcher Zeit ſind in München Krippen geſchaffen worden, die heute zu er⸗ leſenen Muſeumsſtücken zählen. Und 1607 wurde hier auch die erſte Krippe in einer Kirche, in der Michaeliskirche, aufgeſtellt. Die⸗ ſes Ereignis leitete eine allgemeine Krippen- verehrung in ganz Europa ein, und zweihun⸗ dert Jahre lang war München führend in der Kunſt der Krippen. Dieſe denkwürdige Krippe wird heute noch in der Michaelskirche gezeigt. Aber nicht nur in den Kirchen blüht die Krippenfreude. Die alten eingeſeſſenen Münchener Bürgerfamilien beſitzen Schätze an ererbten Krippen, die all⸗ jährlich zur Weihnachtszeit öffentlich zur Schau geſtellt werden. Außerdem hat München ſeinen traditionellen„Kripperlmarkt“. Vom erſten Adventsſonntag an ſitzen in kleinen Bu⸗ den die Krippenſchnitzer und bieten ihre Figu⸗ ren, Engel und Tiere, feil. Sie ſind die letz⸗ ten Vertreter einer uralten Münchner Volks— kunſt. Doch Junggeſellen werden ſie kaum alle ſein. Troßzdem hat das Wort vom Junggeſel⸗ len und der Krippe in München ſeine Be⸗ deutung. In der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts erkrankte ein reicher Münch⸗ ner Junggeſelle, Max Schmederer, ſchwer. Während der Krankheit war ihm einzige Zer⸗ ſtreuung das Kripvenbauen. Daraus entfaltete MW n ef OFD Nn Wilde. Schrecklich, ſo was!“ ſie mächtig ſtolz war. Urheberrechtschutz: Fünf Türme⸗Verlag Halle(Saale). Noch ein ſcharfes Muſtern mußte er ſich gefallen laſſen, und taſtend kamen die Worte: „Na, wie is mir denn? Kann dös der lange, zaun⸗ dünne Student ſein? Aber eigentli'— na' Sö hab'n Ihna net geändert. Nur halt a biſſerl älter ſein's wur'n! Gottig⸗ keit, dreimal hab' i heut nieſen müſſen, das bedeut't all⸗ weil a unverhoffte Freud', gelt?“ „Und um ein Haar hätten Sie mich nicht'reingelaſſen!“ lachte Burger. „Müaſſ'n ſcho' tſchuldig'n!'s laufen gar a ſoviel Vaga⸗ bunden uma, da kann ma net vürſichti g'nug ſein.“ 1 Inzwiſchen war Burger in die kleine halbdunkle Küche eingetreten, die gleichzeitig auch die Wohnſtube und das Drum und Dran der alten Frau bildete, 1 Denn die Stube nach vorn heraus und das kleine Kabinett nach dem Lichthof, die mußte ſie ſeit jeher vermieten. Aber jetzt öffnete ſie die Tür zu dem Zimmer, das ihr Kapital bildete, von dem ſie lebte, und meinte noch immer kopfſchüttelnd: „So was! Na, aber ſo was! Na, kummen's eini, Herr Doktor,'s Zimmer is net vermiet', leider—'s ſan ſchlechte Zeiten. Die Leut' hab'n kan Geld net. Ihner altes Zimmer hab' i ſogar an Madl geb'n müaſſ'n. Ohl, du mein!“ Ver⸗ ächtlich klang es. Frauen und Mädchen als Mieterinnen ſind in Wien niemals beliebt geweſen. „Ein Mann iſt tagsüber aus dem W „Aber Frauenzimmer, die wollen wom eg“, heißt es da. öglich jede freie wie er wußte. gelehnt, Minute daheim ſein— und auch noch kochen wollen ſie. Burger blickte um ſich. Er kannte jedes Stück der Ein⸗ richtung dieſer Prunkſtube der Mutter Lobmaier, auf die Es war altes, geſchmackloſes Gerümpel, aus einer phantaſiearmen Epoche ſtammend, aber ihr ſchien es ver⸗ goldet und verſchönt von den Erinnerungen an ihre eigene Jugendzeit, da ſie noch die Tochter und ſpäter die Gattin im gutgeſtellten Bürgerkreiſe geweſen. Seit Jahrzehnten brachte ſie ſich mit dem Vermieten der armſeligen Woh⸗ nung ſchlecht und recht durch, denn von der einſtigen Wobl⸗ habenheit war durch Ungunſt der Verhältniſſe nichts übrig geblieben. Aber blinkſauber war jedes Stück— und wenn es auch immer noch nach Zichorie roch, untermiſcht mit Petroleum, ſo war das nicht anders, als anderwärts in ähnlichen Verhältniſſen auch... „Es geht hoffentlich gut?“ erkundigte ſich Burger und ſchämte ſich gleich darauf dieſer banalen Frage. Wußte er doch ſchon aus ſeiner Zeit, daß die arme Alte kümmer⸗ lich genug lebte, und ihre Hauptſorge darauf gerichtet war, den Zins pünktlich für das Quartal zuſammenzulegen. Der Zins iſt heilig dei den Armen. Denn er bedeutet doch wenigſtens das Dach über dem Kopf.. „No ja“, beantwortete ſie ſeine gedankenloſe Frage mit einer Art Humor.„Gut kann ma beim beſten Willen net g'rad' behaupten, denn was das Madl zahlt, das is zum Sterben ziviel, zum Leben z'wenig. Is ſelbſt'n an arme Haut— aber ſtill is's; ſo viel ruhig— zahlt pünktli'. Nix zum ſagen über ſie. Aber das Zimmer is ſchon fünf Monate frei. Stellen S' Ihna vur, Herr Dokta, a ſo a ſchen's Zimmer, völli an Salon kunnt ma' ſagen— net? So eligant und Roßhaarmatratzen— alles echt! Und denen Leut' is halt allweil und allweil noch zu teuer, die⸗ weil i eh ſcho' herunter'gangen bin mit'm Zins.“ Burger konnte ſich ſchon vorſtellen, wie arg das die Alte treffen mußte. So ein Leerſtehen bedeutete für Leute ihres Standes nicht mehr und nicht weniger als hohl⸗ äugigen Hunger... Und die Mutter Lobmaier beſaß nicht N ſich bei 170 eine ſo heiße Leidenſchaft für Krippen, daß er als Sammler ganz Europa durchſtreifte. Alles, was an künſtleriſch wert⸗ vollen Krippendingen noch vorhanden war, kaufte er auf und brachte es nach München. Als dann das„Bayeriſche Nationalmuſeum“ geſchaffen wurde, ſchenkte er ſeine Krippen dem Muſemu. So entſtand in der Stadt der Krippen⸗ freude auch die koſtbarſte und umfaſſendſte Krippenſammlung der Welt. Im Muſeum ſind ſie in verdunkelten Räumen mit unſicht⸗ »aren Lichtquellen eingebaut— eine ſchöner und wertvoller als die andere. Da ſteht vor uns ein Tiroler Dorf, an einen Berghang mit Schindeldach⸗Häuſern, Bauern und Oechslein. Da leuchtet in wundervoller Holzſchnitzerei eine koſtbare Wiener Krippe von Dorfmeiſter, dem Krippenkünſtler des Rokoko. Herrlich ſtill⸗fromme Krippen mit veiten Landſchaften, von den großen Münch⸗ ier Krippenmeiſtern des 18. und 19. Jahr⸗ hunderts geſchaffen, leuchten aus dem Dunkel. Den Gegenſatz dazu bilden die italieniſchen Krippen, in denen in mannigfachen Volks⸗ zenen auf Märkten, Landſtraßen und Gaſ⸗ en das bunte Leben Unteritaliens quirlt! Sie ind entzückende Kunſtwerke und zugleich Kul⸗ tur⸗ und Sittendokumente verfloſſener Jahr⸗ hunderte. Unſchätzbar wertvoll vor allem die izilianiſchen Krippen aus der Schule Giovanni Materas und die neapolitaniſchen Krippen mit ihren Figuren in Terrakotta und Holzſchnit⸗ zerei. Ein anderes Kunſtwerk zeigt uns eine Krippe, wie ſie Goethe in ſeiner„Italieni⸗ ſchen Reiſe“ beſchrieben hat: Auf dem Dach eines Hauſes iſt ſie aufgeſtellt, und den natür⸗ lichen Hintergrund bildet der rauchende Veſuv. Den Schluß der Sammlung bilden beſondere Koſtbarkeiten, zwei Krippen aus neapolitani⸗ ſchen Paläſten. Sie bieten uns heute einen unerhörten Reichtum an verſchollenen Trachten dar und ſind leibhaftige Chroniken vergan⸗ gener Sitten und Bräuche. Die Weihnachtstanne Die Weihnachtsbäume ſind wieder da. Sie gehören zu den ſchönſten Symbolen des Weihnachtsfeſtes. Sie bringen dem Men⸗ ſchen die ganze wunderſame Waldluft, den herben, wuͤrzigen Waldesduft ins Zimmer, bringen den Großen und Kleinen Licht und Freude und geben dem lieblichen Feſt des deutſchen Volkes die ſchönſte Weihe. Große, freudig geöffnete Kinderaugen blicken in ſtil⸗ ler Erwartung zu den grünen Nadelbäumen empor, die ſetzt aus den Wäldern in die Stadt gewandert ſind, in Gedanken verſunken in den Schmuck der brennenden Kerzen. Den Brauch, die Tannen mit Lichtern, Aepfeln und Rüſſen zu ſchmücken, finden wir erſtmals im 17. Jahrhundert. Nach und nach verbrei⸗ tete ſich der Weihnachtsbaum raſch über die ganze Erde. der Volksmund ſpricht davon, daß die Tanne von Anfang an Gottes Wohlgefallen beſeſſen habe, weshalb ſie auch zum Chriſt⸗ baum auserwählt wurde. Schon die älteſten Völker verehrten die Tanne und ſchrieben ihr Wunderkraft zu. Später wurde ſie von Dichtern und Sängern geprieſen. Nach der Sage ſollen ſich, als das Blut Chriſti vom Kreuzesſtamm floß, die Nadeln der Tanne vom Hellgrünen ins Dunkelgrüne verfärbt ha⸗ ben. Früher glaubte man auch, der Teufel halte ſich auf der Tanne gern verſteckt. Zum Vertreiben der böſen Geiſter wurden deshalb vielfach in die Rinde der Tannen Kreuze hin⸗ eingeſchnitten. Der Tanne begegnen wir auch in vielen Wappen. In deutschen Bräuchen ſpielt die Tanne eine große Nolle. Der Ausziehende ſchmückt ſich für eine glückliche Rückkehr mit, Tannen⸗ reis. Der Weidmann ſteckt gern ein Tannen⸗ zweiglein auf den Hut, wenn ihm ein Schuß glüdte. Die Richttanne ſoll das Haus gegen Sturm, Blitz und Feuersgefahr ſchützen. Die Tanne galt früher als Schickſalsbaum, und man wagte deshalb nicht, ſie zu fällen. Wiſſen Sie das? In den letzten 15 Jahren wurden in den Vereinigten Staaten 325 000 Menſchen durch Autounfälle getötet, während alle Kriegg, die die USA. ſeit ihrem Beſtehen geführt hüben, nur 300 000 Todesopfer gefordert haben. Der große Mineralreichtum Auſtraliens wurde von einem deutſchen Profeſſor namens Menge im Jahre 1837 entdeckt und durch vier deutſche Bergleute aus dem Harz erſt⸗ malig erſchioſſen. Güterzug entgleiſt. Im Hauptbahnhof Düſſeldorf entgleiſten die Lokomotive und die erſten ſieben Wagen eines Güter— zuges. Perſonen kamen bei dem Unfall nicht zu Schaden. Der Reiſeverkehr wurde nicht geſtört. Der Sachſchaden iſt gering. Ein neuer Nationalpark. Neben den zwei vorhandenen National-Parkanlagen wird Italien, wie aus Rom gemeldet wird, in ab⸗ ſehbarer Zeit den höchſtgelegenen National⸗ Park von ganz Europa aufweiſen. Er wird in einem Gelände auf dem Stelvio-Paß in einer Ausdehnung von 210 000 Morgen er— ſtehen und neben der höchſten Alpenſtraße einen Gebirgszug mit 60 Berggipfeln von etwa 3000 Meter Höhe aufweiſen. Ambenennung der ſpaniſchen Straßen- namen. Die nach der Revolution in Spa⸗ nien eingeriſſene Sucht, alle Straßennamen die an die Monarchie erinnern könnten, durch Namen ſozialiſtiſcher Perſönlichkeiten, die bisher niemals in der Geſchichte hervor— getreten waren, zu erſetzen, macht jetzt einer Ernüchterung Platz. Da die alten Royali⸗ ſten auch über die Revolution hinaus an den alten Straßennamen feſthielten und weil die Umbenennungen große Verwirrungen im Verkehr hervorgerufen hatten, tritt man jetzt den Rückzug an und ändert die einzel nen Straßennamen mit Namen von Per— ſönlichkeiten, die in der Geſchichte Spaniens einen prominenten Klang haben. Der Abſchluß einer Polartragödie. Auf dem Nordfriedhof Stockholm fand unter großer Teilnahme der Bevölkerung, na— mentlich der Studentenſchaft, die feierliche Enthüllung eines Andree-Denkmals und die Beſtattung der Urnen mit den letzten Ueber— reſten der im Jahre 1897 im Nordpolareiſe umgekommenen drei ſchwediſchen Forſcher Andree, Strindberg und Fraenkel ſtatt. Bankräuber feſtgenommen. Die Bundes- polizei in Chicago nahm den Räuber Joſeph Burns, eines der wenigen Mitglie- der der Dillingerbande, die noch leben, in ſeiner Wohnung feſt. Er leiſtete bei ſeiner Verhaftung keinen Widerſtand. obwohl mehrere Maſchinengewehre, die Dillinger im letzten Sommer in einer Polizeiwache raubte, herumſtanden. Man fand auch Zet⸗ tel, die darauf ſchließen laſſen, daß der Ver⸗ haftete an dem großen Bankraub in Brook— yn am 21. Auguſt beteiligt war. Damals konnten die Räuber 462 000 Dollar erbeu— en. einmal Angehörige, die ihr halfen in der Not. Der ein⸗ zige Helfer war da das Leihamt— ſolange es noch etwas zu verſetzen gab. Mitleidig blickte er in das vergrämte, verrunzelte Ge— ſicht. Eine gute Haut war ſie, die Lobmaiern. Nur wenn ſeiner ſie jemand reizte, da hatte ſie das Mundwerk ſtets auf dem rechten Fleck. Alt war ſie geworden und der Kopf lag ein wenig ſchief gegen die Schulter geneigt. Müde ſchien ſie zu ſein— müde vom unbarmherzigen Leben. „Dafür aber geht's Ihna ner ſchlecht, Herr Dokta“, meinte ſie zutraulich und nahm ihn ſcharf aufs Korn. „Angezogen ſan S' als wie a Kawalier, und die Schuach, die ſan no' nie net doppelt— geln's?“ Seltſamerweiſe kam Burger unſtigen„Zimmerfrau“ Rührung übermannte ihn und ein Würgen kam ihm in die Kehle. Kurz beſann er ſich, wie da am beſten zu helfen war, ohne den Stolz der guten Alten zu verletzen. Er konnte ihr kein Almoſen anbieten, dafür kannte er ſie zu gut. Wußte er doch, daß ſie es verſchmähte, das Recht der Gemeindeverſorgung in Anſpruch zu nehmen, weil es ihrer Meinung nach noch viel Aermere und Hilfloſere gab, als ſie. Das war ſchon damals ihr Lieblingsausſpruch ge⸗ weſen. Wenn er ihr alſo helfen wollte, ſo mußte es auf eine Art geſchehen, daß ſie es nicht merkte. Und ſchon hatte er ſeinen Plan gefaßt: „Es geht mir nicht eben ſchlecht, liebe Frau Lobmaier. Ich bin zufrieden!“ beantwortete er zunächſt ihre Frage. „Soſo!“ meinte ſie und fuhr intereſſiert fort:„Bleiben S' jetzt'n in Wean?“ Offenbar war ſie vom gleichen Gedanken erfaßt wie er. „Ja! Das heißt, ich bleibe wohl einige Zeit hier— muß aber dann wieder fort, komme bald wieder und ſo weiter, wie es eben das Geſchäft mit ſich bringt!“ log er tapfer drauflos.„Und darum möchte ich ganz gern ein ſtändiges Quartier haben, das ich bezahle, auch wenn ich abweſend ſein muß.“ dieſe urwüchſige Rede keineswegs komiſch an. (Fortſetzung folat.) 1 0 0 16 1 2 0 2 e. 9 N 2 2. W. 1 N a 22 „ Doman von Otfried von Henstein Grheberrechtsschutz: Fünf Türme-⸗Verlag, Halle(Saale) Nachdruck verboten. War es wirklich noch einmal ein ganz kleines Reſtchen des Großen Loſes, das ihr in den Schoß fiel? War ſie verechtigt, den einzigen Menſchen von ſich zu ſtoßen, der eihr die Hand bot? Nach zwei Stunden kam Rimoldi zurück. Sie trat ihm blaß und nervös gegenüber. b 5„Ich kann Sie nicht belügen. Ich liebe Sie nicht, aber ich achte Sie und will verſuchen, mich an den Gedanken zu gewöhnen.“ „Ich habe Ihnen bereits eine Kabine auf der Han— nover' beſtellt.“ Nun war ſie wieder unzufrieden, daß er ſo ſicher mit ihrer Zuſtimmung gerechnet hatte. Am nächſten Tage, noch vor dem großen Triumph, den Engſtröm ſicher feierte, verließ Bianka Colani, die Braut Nimoldis, auf der„Hannover“ den Hafen von Galveſton. Mit Erſtaunen betrachteten die Paſſagiere das ſelt⸗ ſame Brautpaar: den alternden Mann mit ergrauendem Kopf und die ſchöne junge Frau mit dem immer traurigen Geſicht. Sie konnte ſich über Rimoldi nicht beklagen. Mit der feierlichen Grandezza eines italieniſchen Nobile machte er ihr den Hof und war ſichtlich ſtolz über das Aufſehen, das Bianka, deren Geſichtsfarbe ſich unter dem Einfluß der friſchen Seeluſt erholte, an ſeinem Arm erregte. Nach etwa drei Tagen der Fahrt, nachdem ſie den Hafen von Havanna verlaſſen hatten und bereits auf offenem Ozean Kurs auf die ſpaniſche Hafenſtadt Vigo genommen hatten, trat Rimoldi an Bianka heran. „Ich habe Nachricht von Doktor Gregorius. Er wohnt zur Zeit in Lugano und hat gemeinſam mit einer jungen Amerikanerin, die auch ſeine Villa teilt, eine große Er— findung unter den Händen.“ a Bianka ſchreckte auf: „In Gemeinſchaft mit einer jungen Dame?“ „Leſen Sie ſelbſt. Ich habe es in Havanna in einer amerikaniſchen Zeitung gefunden.“ In unwillkürlicher Erregung nahm Bianka das Blatt. „Miſter Egon Gregorius und Miß Maud Nowa, die gemeinſam in ihrer Villa am Monte Bré in Lugano arbeiten, haben die Profeſſoren Wilkins und Hopkins von der Univerſität Chicags eingeladen, den erſten Verſuchen des nun vollendeten Weltraumſpiegels am fünfzehnten April beizuwohnen. Die Herren werden der Einladung folgen.“ Ganz leiſe ſagte Rimoldi: „Ich vermute nach dieſer Notiz, daß Sie den Wünſchen des Herrn Gregorius entgegenkommen, wenn Sie ihn frei— geben.“ Bianka konnte es nicht verhindern, daß trotz all ihrer eigenen Schuld Eiferſucht in ihr aufflammte. So raſch alſo hatte ſich Egon, dem ſie ſelbſt durch die Ueberſendung der väterlichen Notizen die Möglichkeit gegeben hatte, ſein Werk fortzuſetzen, getröſtet! Lebte mit einem Mädchen zuſammen! „Darf ich ſofort die nötigen Schritte einleiten?“ „Tun Sie, was Sie für richtig halten!“ Während Rimoldi in den Raum des Bordfunkers hinaufeilte, um ein langes Telegramm nach Lugano zu ſenden, ging Bianka in ihre Kabine, ſchloß ſich ein und weinte. * 5. Es war ein herrlicher Tag, als die„Hannover“ ſich in guter Fahrt der ſpaniſchen Küſte näherte. „In zwölf Stunden ſind wir in Vigo!“ Alle Paſſagiere waren an Bord und ſuchten mit ihren Ferngläſern das Meer ab. „Hallo, was iſt denn das?“ „Wir wenden?“ In der Tat machte das Schiff plötzlich eine ganz ſcharfe Wendung, und gleichzeitig wurde es an Deck lebhaft. Matroſen eilten an eines der großen Rettungsboote und machten ſich an ihm zu ſchaffen. „Was iſt denn geſchehen?“ Ueberängſtliche Frauen ſchrien auf; die Herren um⸗ drängten den Dritten Offizier, beſtürmten ihn mit Fragen. „Der Kapitän hat auf dem Meere ein anſcheinend ver⸗ unglücktes Flugzeug geſichtet. Wir wollen ſehen, ob wir helfen können.“ Alles drängte ſich an die Reling. Die„Hannover“ hatte mit Volldampf den neuen Kurs aufgenommen. „Dort! Dort!“ Jetzt konnte man bereits mit bloßem Auge ein großes Etwas erkennen, das von den ruhigen, langen Wogen ge⸗ hoben und geſenkt wurde. Bald ſah man deutlich die auf dem Waſſer ſchwimmenden Tragflächen eines abgeſtürzten Sportflugzeuges, und auf dieſen Tragdecken ſtand ein winkendes menſchliches Weſen. „Stopp!“ Raſſelind ging das in den Davits ausgeſchwenkte Reitungsboot zu Waſſer: der Erſte Offizier und Mann⸗ ſchaften ſtiegen ein. Der Motor wurde angeſtellt, und in raſender Fahrt glitt das Boot der Unglücksſtelle ent⸗ gegen, während alle Operngläſer die Rettung verfolgten. „Der Mann iſt verſchwunden!“ „Im letzten Augenblick abgeglitten!“ „Sie kommen zu ſpät!— Jetzt— jetzt ſind ſie bei dem Wrack!“ Ein Augenblick atemloſer Spannung, dann kehrte das Boot wieder zurück. Die Reſte des Flugzeugs tanzten noch auf den Wellen. Wenige Augenblicke ſpäter wurde ein verhüllter menſchlicher Körper an Deck gebracht, und der Dampfer nahm ſeine Fahrt wieder auf. „Was war?“ „Ein tollkühnes Mädel. Eine amerikaniſche Kunſt⸗ fliegerin, die nach Braſilien unterwegs war und ſich wohl auf dem Atlantik verirrte.“ „Iſt ſie tot?“ „Unſinn! Nur völlig erſchöpft.“ Als Bianka an dieſem Abend ihre Kabine aufſuchen wollte, ſah ſie, daß der bisher unbenutzte Nebenraum beſetzt war und eine ſehr blaſſe junge Dame, alſo ſicher die amerikaniſche Kunſtfliegerin, in der Tür ſtand. Unwill⸗ kürlich nickte Bianka ihr zu. Dieſes erſchöpfte junge Mädchen tat ihr leid. „Wie geht es Ihnen?“ Die Fremde lachte. „Wie es einem Menſchenkind geht, das zwei Tage hilflos in einem Flugzeugwrack auf dem Ozean umher⸗ trieb und ſich jetzt an Bord eines ſchönen Dampfers be⸗ findet.“ „Sie haben all Ihre Sachen verloren? Wenn ich Ihnen helfen kann?“ „Danke vielmals. Als die Kataſtrophe hereinbrach, habe ich mir mein kleines Köfferchen um die Schultern geſchnallt. Es iſt mit mir gerettet. Ein Glück, daß die Tragflächen des Flugzeuges mit Gummiſchläuchen ver⸗ ſehen waren und den Untergang der Trümmer ver⸗ hinderten.“ Oben machte im Kartenhaus der Kapitän ſeine Ein⸗ tragung in das Schiffsbuch: „Ungefähr 30 Grad weſtlicher Länge, 40 Grad Breite, Flugzeugwrack mit auſtraliſcher Sportfliegerin, laut Paß als Maud Yowa ausgewieſen, aufgefunden. Fliegerin geſund.“ Gleichzeitig gab der Bordfunker die Nachricht in die Welt hinaus. titten in der Nacht wurde Bianka durch ein lautes Stöhnen in der Nebenkabine geweckt, ſprang auf und eilte hinüber. Sicher war das junge Mädchen an den Folgen des Flugzeugunglücks erkrankt. „Fehlt Ihnen etwas?“ Die Fliegerin fuhr auf: „Habe ich geſchrien?“ „Sie haben geſtöhnt.“ „Ich hatte wohl nur einen ſchweren Traum.“ Bianka glaubte in dieſem Augenblick ihren Augen nicht zu trauen: Auf dem Toilettentiſch der Kabine ſtand ein kleiner Kaſten. Ein ganz einfacher, kleiner Kaſten aus braunem Mahagoniholz! Und dennoch erfüllte ſein An⸗ blick Bianka mit Schrecken. „Sie haben nichts nötig?“ „Gewiß nicht— ich danke Ihnen.“ Als Bianka wieder in ihrer Kabine war, ſtanden Ge— ſpenſter der Vergangenheit vor ihr auf. Dieſer kleine Kaſten hatte ſie heraufbeſchworen. Wie lächerlich das doch war! Hundert, tauſend ſolcher Käſten gab ſ es gewiß— warum erinnerte dieſer ſie an einen gleichen, den ſie damals im Laboratorium des alten Neander Gregorius geſehen hatte, den Kaſten, aus dem der Gelehrte das Modell genommen? Bianka ſchalt ſich töricht, machte ſich immer wieder klar, daß ſolch ein Kaſten ja gar nichts beſagte. Sie ver⸗ mochte in der ganzen Nacht nicht zu ſchlafen. Dieſer Kaſten hatte ſich ihr geradezu in das Hirn eingebohrt. Am nächſten Morgen erwachte ſie mit ſchmerzendem Kopf. Eben lief die„Hannover“ in den Hafen von Vigo ein. Alles war an Deck. Als Bianka auf den Korridor hinaustrat, ſah ſie die Tür der Nebenkabine angelehnt. Sie zögerte einen Augenblick, klopfte. Niemand ant⸗ wortete. Sie konnte ihre Neugier nicht bezähmen, trat mit klopfendem Herzen ein, ſah den Kaſten noch auf dem: ſelben Fleck, trat heran. Obenauf war ein kleines Meſſing⸗ ſchildchen, auf dem ein Name eingraviert war. Es war Blauka, als ſchlugen ihre Zähne zuſammen. Sie las: „Neander Gregorius.“ Bianka mußte einen Augenblick Kraft ſammeln, dann aber— an dem Käſtchen hing ein Schlüſſel— ſie öffnete — ihr Herz drohte zu ſtocken: Das Modell! Das Heft des alten Gregorius— ein Heft, das Egon geſchrieben! Wie gut ſie die Schrift kannte! Schritte— die Stimme der Fliegerin! Wie gehetzt ſtürzte Bianka aus der Kabine, hatte eben noch Zeit, in der ihren zu verſchwinden. Dann hörte ſie die laute Stimme der Pilotin nebenan, war nicht imſtande, etwa ihr gegenüberzutreten, ſank in einen Seſſel, und tauſend Fragen, auf die es keine Antwort gab, flogen ihr durch das Hirn. Ueber eine Stunde ſaß Bianka ſo vollkommen ver⸗ wirrt, dann hörte ſie, in Bewegung ſetzten. e e ü Sie ging hinaus, trat an die Nebenkabine. Wieder keine Antwort. Die Tür weit offen— der Kaſten ver⸗ ſchwunden. Ihr klapperten in furchtbarer Erregung die Zähne wie im Froſt. Sie hörte Stimmen, denen ein Steward antwortete. 11 580 i „Miß Nowa hat in Vigo die Hannover! wieder ver⸗ laſſen und hat ſich ſofort an Bord eines argentiniſchen Dampfers bringen laſſen.“ e Wieder ſaß Bianka mit entſetzten Augen in ihrer Kabine, hatte immer wieder vor, zum Kapitän hinauf⸗ zugehen, ihre Entdeckung ihm zu ſagen, und wagte es doch nicht. Rimoldi kam; ſie ſchützte Unwohlſein vor und blieb in der Kabine. Gegen Abend kam die Stewardeſſe. „Sie haben ja eine nette Kabinennachbarin gehabt?“ „Wieſo?“ 5 i „Fünf Minuten zu ſpät, als ſie bereits von Bord war. kam der Funkſpruch. Eine Diebin war es! Hat etwas ſehr Wertvolles in Lugano geſtohlen. Hieß Maud Nowa.“ Die geſchwätzige Frau beachtete es gar nicht, wie ihre Worte Bianka im Innerſten aufwühlten, wurde gerufen und ging aus der Kabine.. Als Bianka am nächſten Morgen zur Frühſtückstafel erſchien, war eine Veränderung mit ihr vorgegangen. Sie ſah friſcher aus als je, aber etwas Verträumtes lag i ihren Augen. f 5 Sie hatte es vorgezogen, über die Entdeckung, die ſie gemacht, mit niemand zu ſprechen. Warum? War ſie froh, daß Egon für ſeine kurze Liebſchaft mit der Ameri⸗ kanerin ſeinen Lohn empfangen? Alle Schiffspaſſagiere ſprachen nur von dem ſeltſamen Abenteuer. Die Funkſprüche beſchäftigten ſich mit nichts anderem. Bianka hörte einzelne Brocken. „Vor vier Tagen war die Vorführung Egon Grego⸗ rius' vor den Chicagoer Profeſſoren!“ „Senſationeller Erfolg! Die Strahlen, die den Krebs heilen, entdeckt?“. „Millionen werden dem Erfinder geboten!“ „Was nützt es? Das Frauenzimmer iſt mit dem Modell und allen Beſchreibungen entflohen!“ „Wer hätte das in der Sportfliegerin geſucht?“ „Ob ſie das Modell noch hat?“ „Iſt wahrſcheinlich mit dem Flugzeug verſackt.“ „Drei ſpaniſche Kriegsſchiffe ſind unterwegs, um die Trümmer zu bergen.“ Bianka hörte alles mit an, aber ſie ſprach kein Wort. Einen Tag ſpäter paſſierten ſie Liſſabon. Der Kapitän und die Offiziere wurden vernommen. „Der argentiniſche Dampfer iſt längſt über alle Berge, und Argentinien liefert nicht aus.“. „Uebrigens ſoll das Modell ihr gehören.“ 79 7 Allmählich verwiſchten andere Eindrücke das Er⸗ lebnis. Die Meerenge von Gibraltar wurde paſſiert. Rimoldi, der gleichfalls Biankas verändertes Weſen nicht zu deuten vermochte, trat an ſie heran. „Morgen laufen wir Genua an. Dort müſſen wir drei Tage auf den anderen Dampfer warten. Ich denke, in Genua werde ich Antwort von Gregorius haben. Dann muß ſich alles klären.“. ö Bianka ſah ihn mit einem ſeltſamen, verlorenen, ſehn⸗ ſüchtigen Lächeln an. „Dann muß ſich alles klären!“ Es war ihr, als müſſe jeden Augenblick ein Fieber in ihrem Blut ausbrechen, und Rimoldi wurde ernſtlich um ihre Geſundheit beſorgt. *** Doktor Egon Gregorius war noch immer in der jetzt einſamen Villa in Lugano. Er fühlte ſich krank und energielos. Wie ein Hohn erſchienen ihm die Briefe, die Angebote von Millionen. Er war ja krank, und er konnte das Werk nicht zum dritten Male beginnen. Erie war fort, war in Argentinien, hatte ihm törichte Hoffnungen gemacht. Er war ja ſo mürbe, ſo unendlich mürbe! Noch abwarten, was Erie telegraphierte— dann Schluß! Er glaubte nicht mehr an das Glück. In dieſe Stimmung kam das Telegramm Rimoldis. Egon lächelte nur müde. Warum jetzt noch Scheidung? Er ging ja in wenigen Tagen für immer! Und dann waren es wieder Zeitungsberichte, die ihn aufrüttelten: „Maud Yowa im Atlantik aufgeſiſcht! Acht Stunden an Bord der Hannover“! Das Modell vorausſichtlich im Meere verſunken!“ Kurz darauf ein anderes Nelegramm: „Bin in Buenos Aires, habe Miß Yowa gefunden, bekomme heute noch das Modell.“ Wenige Stunden ſpäter ein neres Telegramm: „Alles Schwindel! Alles umſonſt. Eric.“ Langſam taſtete Egons Hand nach dem Revolver, dann zuckte er zuſammen. Er hörte Schritte, langſame, taſtende, ſchlürfende Schritte. Die Tür wurde geöffnet. Das alles war ſo unwirklich, ſo ſpukhaft. Im nächſten Augenblick ſchrie Egon laut auf und hob beide Hände wie abwehrend vor das Geſicht. „Bianka!“ 8 Blaß, in weißem Kleide, mit großen, weit aufgeriſſenen Augen ſtand Bianka in der geöffneten Tür. „Du? Du?“ N ö „Ja, ich. Entſchuldige, wenn ich es wage, noch einmal dein Haus zu betreten. Das Haus, aus dem du mich mit Recht verſtoßen.“ i i Er hörte Worte und begriff nicht. Bianka, die fret ſein wollte von ihm? Er hatte nicht einmal die Kraft, ihr ein Wort zu erwidern. f 4 Ich komme— um dir zu geben, was ich— geſtohlen hee g f f 5 Was waren das für Reden? 0 (Schluß ſolgt) Der Rampf um die Scholle. In der Erzeugungsſchlacht, die zur Le⸗ bensmittelverſorgung des deutſchen Volkes aus eigener Kraft führen ſoll, ſteht die Er⸗ 0 der Ertrags fähigkeit un⸗ ſeres Bodens durch beſſere Boden⸗ bearbeitung weitgehend im Vorder⸗ grund. Hierbei muß immer ins Auge gefaßt werden, was mit der Bodenbearbeitung er⸗ reicht werden ſoll. Die einzelnen Arbeiten dürfen nicht ſchematiſch aneinandergereiht werden, wie es„alte Gewohnheit“ iſt, ſon⸗ dern es muß mit Verſtändnis das Notwen⸗— dige für den Boden getan werden, um ihn nachhaltig zu verheſſern und geſund zu er⸗ halten. Das iſt eins der Ziele der Erzeu⸗ gungsſchlacht. Alle Maßnahmen zuſammen-⸗ genommen werden dann dazu führen, daß Deutſchland von ſeiner eigenen Landwirtſchaft ernährt werden kann, und daß wir nicht mehr von der Lebensmitteleinfuhr aus dem Aus— lande abhängig ſind. 1 Es iſt eine falſche Auffaſſung, daß ein Zentner Kunſtdünger wieder gutmachen könne, was bei der Bearbeitung des Bodens verſäumt wurde. Der Boden iſt kein totes Gebilde, ſondern lebenoͤer Organismus. Nur wenn er lebt, kann er nachhaltig fruchtbar ſein, und je lebendiger er iſt, um ſo mehr kann er leiſten. Dies herbeizuführen iſt Auf⸗ gabe einer ſachgemäßen Bearbeitung, die ſämtliche Notwendigkeiten berückſichtigt und nur das eine Beſtreben hat, die Erzeugungs- kraft des Bodens ſo zu ſteigern, daß er ſeine Menſchen allein ernähren kann. Das große Ziel iſt die Nahrungsfreiheit ütuſeres Volkes, und deshalb iſt auch jeder Volksgenoſſe in gleiche Maße an die— ſer Erzeugungsſchlacht intereſſiert. 4 In zahlreichen Vorträgen und Sprech- abenden wird auch in der Landesbauernſchaft Heſſen-Naſſau das geſamte Bauerntum zu einer Bearbeitung des Bodens angehalten werden, wie ſie unter Berückſichtigung dieſer Aufgaben notwendig iſt. Dabei wird man ſich vor allem die Frage ſtellen müſſen: Was muß der Boden leiſten?— Er iſt Stand⸗ ort unſerer Kulturpflanzen und muß des— halb die richtige Feſtigkeit haben, damit die Pflanzen Halt beſitzen. Getreide und Wieſen müſſen entſprechend gewalzt werden, dagegen nicht die Pflanzen, bei denen keine Lagergefahr beſteht, wie z. B. Kartoffeln. In unſeren Gebirgslagen iſt es vor allem wichtig, durch Waſſerfurchen an Abhängen die Ackerkrume, — die noch mit einer feſten Pflanzendecke! (Viehweide) zu ſichern iſt, vor Abſchwemmun— gen zu ſchützen.— Da der Boden die Pflan⸗ zen aber auch mit Waſſer verſorgt, muß eine rechtzeitige Lockerung und gegebenenfalls ein Anwalzen vor der Saat mit nachträglicher Oberflächenlockerung ſeinen Waſſerhaushalt regeln. Es bedarf durchaus nicht immer nur der Drainagen und ſonſtiger kulturtechniſcher Arbeit, ihre Wirkung iſt ſtets durch eine ver⸗ nünftige Bodenbearbeitung zu ergänzen. So läßt ſich die Erzeugungskraft des Bo⸗ dens noch um vieles ſteigern, und es iſt ſicher, daß unſere Landwirtſchaft dies auch in ihrer 10% für das deutſche Volk durchführen, wird.— 7 Bekanntmachung Betr.: Reinhaltung der Ortsſtraßen. Die Anwohner der mit Kaltasphalt her— geſtellten Straßen werden gebeten, Steine und ſonſtige dergleichen harten Gegenſtände, die zufällig auf die Fahrbahn zu liegen kommen jeweils alsbald zu entfernen, damit eine Be— ſchädigung der Straßen-Oberfläſche vermieden wird. Viernheim, den 18. Dezember 1934 Bürgermeiſterei Viernheim: Bechtel Bekanntmachung Betreffend: Brennſtoff- und Lebensmittel- Ausgabe.(Weihnachts- Sonderausgabe). Am Donnerstag, den 20. und Freitag, den 21. Dezember findet in unſerer Geſchäfts— ſtelle eine Sonderausgabe von Brennſtoffgut— ſcheinen und Lebensmitteln ſtatt. Die Ausgabe erfolgt in nachſtehender Reihenfolge: Donnerstag: 8—9 Uhr Buchſtabe A 910 Uhr Buchſtabe B 1011 Uhr Buchſtabe D 1112 Uhr Buchſtabe 14—15 Uhr Buchſtabe J 1516 Uhr Buchſtabe L 1617 Uhr Buchſtabe N 17.18 Uhr Buchſtabe R Freitag: 8 9 Uhr Buchſtabe S 9—10 Uhr Buchſtabe T V 1011 Uhr Buchſtabe W 1112 Uhr Buchſtabe Z und etwaige Nachzügler. Wer die Reihenfolge nicht genau einhält, braucht auf Abfertigung nicht zu rechnen. Kinder werden nicht abgefertigt. Die Hilfs— bedürftigen haben, ſoweit nicht krank, perſön⸗ lich zu erſcheinen. Heil Hitler! Stockert, Geſchäftsführer. Aus heisen und Naſſau Frankfurter Kunſtturnprogramm. „Die Frankfurter Kunſtturner haben ſich für das kommende Jahr ganz beſonders viel vorgenommen. Am 20. Januar hat die Bockenheimer TGde die TGde Herford in Frankfurt als Gegner. Am gleichen Tage turnt die Wettkampfmannſchaft der TGde Eintracht Frankfurt in Heidelberg gegen die dortige TGde und MTV Stuttgart. Am 27. Januar findet im Frankfurter Schumann⸗ Theater ein Kampf der drei ſtärkſten Frank⸗ furter Vereine Eintracht, Bockenheim und TGde Bornheim ſtatt. Am 17. Februar ſucht die TGde Eintracht den TV Wupper⸗ tal⸗Langenfeld und ſchließlich wird am 28. April in Frankfurt der Mannſchaftskampf der Gaue Südweſt, Bayern und Mitte ſtei— gen. Darmſtadt, 19. Dez.(iſtverlänge⸗ tung für die Anmeldung zur Meiſterprüf ung 1935.) Die Hand— werkskammer gibt bekannt, daß auf Grund der immer noch zahlreich einlaufenden Mel— dungen zur Meiſterprüfung 1935 der Schlußtermin für die Abgabe der Anmel— dungen zur nächſtjährigen Meiſterprüfung endgültig auf den 31. Dezember 1934 ver⸗ legt iſt. Intereſſenten für die Meiſter— prüfung 1935 haben mithin noch Gelegen- heit, ihre Anmeldung bis zu dem genaan— ten Termin unter Einzahlung der Meiſter⸗ prüfungsgebühr von 25 RM auf das Poſt— ſcheckkonto Numme;? 15106 in Frankſurt a, M der Heſſ. Handwerkskammer. Darmſtadt, abzugeben. Offenbach, 19. Dez.(Warnung vor einem Verſicherungsbetrüger.) Die Polizei meldet: Der vielfach vorbeſtrafte Ver— ſicherungsinſpeltor Kurt Albrecht, geboren am 31. Mai 1898 zu Dortmund, reiſt im Lande umher und wirbt unbefugt Verſicherungsneh— mer lediglich zu dem Zweck, Aufnahmegebühr und Prämienzahlung zu erſchwindeln. Er kaſ— ſiert auch bei alten Verſicherungsnehmern der Schleſiſch-Kölniſchen Lebensverſicherungsbanl unbefugt Beiträge. Zuletzt arbeitete er un— befugt mit Werbematerial der genannten Le— bensverſicherungsbank. Er wechſelte ſehr ſchnel! den Tatort. Albrecht wird ſteckbrieflich ver— folgt. Er iſt 36 Jahre alt, 1.70 Meter bis 1.75 Meter groß, hat hellblonde kurze Haare, hellblaue hervorſtehende Augen und O-Bein— ereauab. Pfeddersheim, 19. Dez.(Grab aus der Broncezeit freigelegt.) Bei den Waſſerleitungsarbeiten im Wiesbachtal nach Heppenheim zu ſtieß man auf ein vor— geſchichtliches Brandgrab. Geborgen wurde eine größere Zahl von Scherben verſchiede⸗ ger Gefäße, ein Broncemeſſer, ein größerer Armring aus Bronce, Reſte von mehreren Nadeln, mehrere Ringe, kleine Spiralen und Bronceblechſtreiſchen. Nach den Beigaben handelt es ſich um eine Brandbeſtattung der ſpäteſten Broncezeit(um 1000 v. Chr.). Die Funde kamen in das Wormſer Muſeum. Gießen, 19. Dez.(Reviſion gegen ein Todesurteil.) Die Verteidigung der Gattenmörderin Karoline Ortwein aus Kaul⸗ ſtoß(Kreis Schotten), die am vorigen Mitt⸗ woch von dem Oberheſſiſchen Schwurgericht in Gießen wegen Mordes an ihrem Ehemann zum Tode verurteilt worden war, hat gegen das Todesurteil Reviſion angemeldet. — Wichtig für Kriegsanleihebeſiter. Vom Landesverband Heſſen des Sparerbundes E. V. wird darauf hingewieſen, daß über 30 Millionen Reichsmark ausgeloſter Kriegsanleihebeſitz anfangs dieſes Jahres bei der Reichsſchuldenverwaltung noch nicht zur Einlöſung gekommen waren. Für dieſe Stücke gibt es ſeit dem Tage der Fälligkeit (ſeit dem Jahr 1926 jeweils der 31. Dezem⸗ ber) leine Zinſen mehr. Die Inhaber ſol— cher Anleiheablöſungsſchuld werden von der erfolgten Ausloſung nicht benachrichtigt, wie dies vielfach angenommen wird, ſon— dern müſſen ſich ſelbſt darum kümmern. Die Auszahlung der am 3. Dezember ausgelo— ſten Stücke erfolgt am 1. April 1935. Be⸗ ſonders bei älteren Leuten dürften noch er— hebliche Beträge dieſer Anleiheart liegen. Aus der Heimat 19. Dezember 1741 Der Nordpolarreiſende Vitus auf der Beringinſel geſtorben. 1790 Der engliſche Polarforſcher Sir Wil⸗ liam Parry in Bath geboren. 1914 Sieg der Deutſchen über die Franzoſen und Engländer bei La Baſſee. Prot.: Lot— Kath.: Nemeſius Sonnenaufg. 8.07 5 Sonnenunterg. 15.47 Vorſicht beim Aſcheaufbewahren Im Winter verſammelt ſich die Familie in der warmen Stube am wohligen Ofeneck. Dieſe Zeit bring! es aber mit ſich, daß aus dem Ofen öfters die Aſche entfernt werden muß. Hierbei kann man immer wieder beob. achten, daß nicht ſelten in Hinſicht der Ver⸗ wahrung der Aſche grobe Verſtöße vorkom⸗ men, die oft Brände zur Folge haben können. Die Aſche muß deshalb mit aller Vorſicht an ſicheren, nicht ſeuergefährlichen Plätzen unter⸗ gebracht werden. Wie oft haben ſich ſchon Brände ereignet— die Statiſtiken und Ge⸗ richtsverhandlungen beweiſen das—, weil mit glühender Aſche unvorſichtig umgegangen wurde. Jedenfalls ſind Holzkiſten oder Körbe keine geeigneten Behälter für Ofen⸗ oder Herd⸗ aſche. Die Aſche ſollte überhaupt nicht eher Bering aus dem Ofen entfernt werden, bevor ſie er⸗ kaltet iſt. Iſt das aber nicht moglich, was ber Fall iſt, wenn man Tag und Nacht ſchürt, dann ſchüttet man die Aſche in einen im Freien aufgeſtellten Blech-, Zink⸗ oder Eiſen⸗ behälter und gieße auf die Aſche reichlich Waſſer zur Abkühlung, damit eventuell auch ein Funkenflug vermieden wird. * * Belebung des Weihnachtsgeſchäfts. Es ſt bekannt, daß Geſchäfte, die ſonſt wenig inſerieren, faſt inſtinktiv zu Weihnachten ihre Waren in Erinnerung bringen. Sie empfin⸗ den eben, daß die Weihnachtszeit eine gute Atmoſphäre zwiſchen ihnen und den Käufern chafft. Nicht allein, weil zu Weihnachten das Geld loſer in der Taſche ſitzt, weil manche Anſchaffung zurückgeſtellt wurde, um als Weih⸗ iachtsgeſchenk auf dem Gabentiſch zu erſchei— ien, ſondern weil zu Weihnachten gern und nit Freude gekauft wird. Der Geſchäftsmann derſäume daher nicht, jetzt mit Nachdruck auf die Vorteile des Einkaufs bei ihm hinzuwei⸗ en. Das beſte Werbemittel iſt immer noch das Zeitungsinſerat. Verleihung des Ehrenkreuzes vor Weih- iachten. Der Reichsminiſter des Innern hat die Verleihungsbehörden für das Ehrenkreuz des Weltkrieges erſucht, dem in weiten Krei⸗ jen der Kriegsteilnehmer beſtehenden Wunſch, das Ehrenkreuz des Weltkrieges noch vor dem Weihnchtsfeſt zu erhalten, tunlichſt Rech— gung zu tragen. Keine Projekte durch ausführende Fi men. Beim Deutſchen Gemeindetag iſt be— kannt geworden, daß in einzelnen Fällen noch immer Gemeinden Projekte nicht durch unab— hängige Sachverſtändige, ſondern durch aus⸗ führende Firmen aufſtellen laſſen. Wenn auch der unabhängige Sachverſtändige im Ge— genſatz zu der ausführenden Firma für die Aufſtellung ſolcher Planungen ein Honoran fordern muß, ſo werden ſich doch, wie d Gemeindetag erklärt, dieſe Ausgaben faſt immer reichlich bezahlt machen. Schon in vie— len Fällen ſei es einem ſolchen Sachverſtän— digen möglich geweſen, die Koſten für die Durchführung der Aufträge weſentlich zu ſen⸗ ken. Zum mindeſten ſei es erforderlich, daß Projekte, die von Unternehmern aufgeſtellt ſind, durch unabhängige Sachverſtändige ge⸗ prüft werden, ehe der Auftrag vergeben wird Beile gerſage: Unter kräftigem Luftdruckfall iſt ein aus⸗ gedehntes Regengebiet über Frankreich nach Weſt⸗ und Südweſtdeutſchland vorgedrungen ſo daß es nach zeitweiliger Aufheiterung zu verbreiterten Regenfällen kommt; Tempera turen bei zeitweilig auffriſchenden ſüdweſt⸗ lichen bis ſüdlichen Winden mild. Fabrilation von Fehldrutken Der geſchäftstüchtige Poftgewallige Kopenhagen, 19. Dezember. Wie aus Litauen gemeldet wird, hält ein großer Prozeß, in dem der frühere Ge— neraldirektor der litauiſchen Poſtverwal— tung, Ingenieur Sunyas verwickelt iſt, die litauiſche Bevölkerung in großer Span— nung. Bei einer unvermuteten Reviſion machte man die ſenſationelle Entdeckung, daß der Poſtdirektor regelmäßig von jeder neuen Freimarkenausgabe eine zweite Auf— jage angeblich für die Provinz anfertigen ließ, die aber größtenteils ſeinem Profi diente. Außerdem ließ er eine gewiſſe Menge Freimarkenbogen mit kleineren Fehlern in den Figuren oder im Farbton anfertigen, von denen er zunächſt einige Hundert in den Verkehr brachte, dann aber die größeren Freimar— kenſammlerfirmen in aller Wel don den, Fehldrucken verſtändigte, die er dann ein, zog und ſelbſt zum Höchſtpreis an die be treffenden Firmen verkaufte. Auf dieſe Weiſe konnte der„geſchäftstüchtige“ Poſt meiſter in kurzer Zeit viele Millionen für ſich beiſeite ſchaffen. Ein Wahrzeichen der Chriſtfeier Aus der Geſchichte der Weihnachtskrippe— Alte Krippenſpiele Das Weihnachtsfeſt, die Geburtsfeier Chriſti, iſt uns das ſchönſte Feſt des Kirchen⸗ jahrs geworden, in dem alle anderen ihren Urſprung und ihre Wurzel haben. In der dunkelſten Zeit des Jahres, der Zeit der langen Nächte und des Todesſchlafs der Na— tur, erſchien der helleuchtende Stern am Himmel, der im Menſchenherzen neues Le— ben weckte; darum hat das Geheimnis der heiligen Nacht die Einbildungskraft des Vol— kes ſeit alters her beſonders angeregt und beſchäftigt Als Zeugen dieſer Sehnſucht nach dem Licht als der Quelle alles Lebens verpflanzten wir den immergrünen Chriſt— baum mit ſeinem Kerzenglanz in unſere Häuſer und bauten unter ſeinen Zweigen die Krippe auf, die die Geburt des Hei— lands in plaſtiſchen Geſtalten darſtelll. Baum und Krippe ſind uns zu Wahrzeichen der Chriſtfeier geworden, doch gebührt der Krippe der Vorrang; denn ſie iſt um mehr als ein halbes Jahrtauſend älter als jener. Die Weihnachtskrippe mit ihren vielgeſtal— tigen Formen und Figuren iſt nicht als fer— tiges Ganzes entſtanden, ſie hat ſich aus un— ſcheinbaren Anfängen zu reichen und poeſie— vollen Bildern entwickelt. Schon Origenes weiß von der Geburtsgrotte bei Bethlehem zu erzählen und von dem Krippentrog, der dort als erſte Bettſtatt des Chriſtenkindes gezeigt wurde. Die Kaiſerin Helma erbaute über der Stelle eine Baſilika. die eine Ge⸗ burtsgrotte aus weißem Marmor umſchloß. Die weitere Entwicklung der Geburtsfeier ing von Rom aus, wo Papſt Liberius am 5 Dezember des Jahre 354 den Geburtstag Chriſti zum erſten Male kirchlich beging. In der eigens hierfür erbauten Kirche„St. Ma⸗ rid ad praeſepe“, duh„zur Krippe“, ſeit dem 9. Jahrhundert„Maria Maggiore“ ge— nannt, werden noch heute am Weihnachts— feſt auf dem Hochaltar die angeblich von der urſprünglichen Krippe des Herrn ſtammen⸗ den Reliquien, fünf ſchmale. in Kriſtall und Silber gefaßte Brettchen, feierlich ausge— tellt. Im Jahre 1223 baute dann Franz von ſſiſſi tief im Walde bei Greccio ein einer Felſengrotte eine Krippe in natürlicher Größe auf und las vor dem in Menge her— beigeſtrömten Volk die Weihnachtsmeſſe, 1 0 1 der man, nach der Legende, das Chriſtkind leibhaftig in ſeinen Armen liegen ſah. Die weite Verbreitung ſeines Ordens förderte Krippenfeiern in der ganzen chriſt⸗ lichen Welt. Die erſte ſichere Nachricht von einer ſolchen ſtammt aus dem Jahr 1491; 1604 wird eine lebensgroße Krippe in der Münchener Peterskirche, 1704 eine mit be⸗ ſonderer Pracht ausgeführte in Oberammer— gau, der klaſſiſchen Stätte der Bildſchnitzerei, erwähnt. Bald wurde die Krippe zum un⸗ entbehrlichen Zubehör der kirchlich⸗liturgi⸗ ſchen Weihnachtsfeier; es entſtanden pla⸗ ſtiſche Darſtellungen von hohem künſtle⸗ riſchem Wert, von denen die hervorcagend— ſten, im Bayeriſchen Nationalmuſeum in München vereinigt, einen Ueberblick über die kunſtgeſchichtlich bedeutungsvollen Krip⸗ pen der letzten vier Jahrhunderte geben. Nicht lang, und aus der Krippendarſtellung wurde das dramatiſch geſtaltete Kirchenſpiel in der Kirche, umweht von einem Hauch echter, einfältiger Volkspoeſie. Zu den uptperſonen der Handlung zählten die irten; 0 11 Ne länd 0 viel eine ben, auch die dem 5 die muſikaliſche Untermalung der Weih⸗ nachtsmeſſe als einer„Paſtoral“ d. h. Hir⸗ tenmeſſe trägt dem Rechnung Mancherorts geſtaltete ſich die Krippenfeier zu einer rich⸗ tigen Volksfeier; in der Kirche zu Gieſing bei München fand noch um die Mitte des letzten Jahrhundert ein Krippenſpiel ſtatt, das an Urwüchſigkeit nichts zu wünſchen übrigließ. Der Hirt erwacht in der Weih— kachtsnacht von dem ſubilierenden Geſang ber Engel, er tritt aus ſeiner Hütte und tragt den kleinſten Engel: „Du, mei Engerl, ſei ſo guat, Sag mir, was s bedeuten tuat. Kemmt's jetzt da vom Himmel runter, Habt's a Lärm, macht's d' Leit all munter. Seid's ja wohl in großer Freud, Halt noch jung und weni giſcheit.“ Das Engerl erklärt dem Hirten, was ge— ſchehen ſei, und fordert ihn auf, mit zum Stall zu kommen. Der Hirt macht ſich ſo⸗ gleich auf: „Liab's Engerl, geh voran, Sei ſo guat und führ mi an. Wann i tat zu ungeſchickt reden. Tua mi halt auf d' Zehen treten.“ Darauf der Engel:„Da geh nei(hinein), hier iſt das Tor.“— Der Hirt:„Wart an wen'g, i ſchneuz mi z'vor.“— In dieſer Ver⸗ quickung bibliſcher Vorgänge mit dem Volksleben liegt ein Stück mittelalterlicher Kunſt. Inzwiſchen fand die Krippe aus dem weihnachtlichen Gotteshaus und dem verbor— genen Daſein in den Muſeen ihren Weg auch in die Familie, um die Mitte des letzten Jahrhunderts wurde die Krippenkunſt ein lebendiger Teil der bildenden Kunſt und des Kunſthandwerks. Meiſter wie Sebaſtian Oſterrieder in München ſchufen Krippenge— ſtalten von höchſter Feinheit und Schönheit, eins der Hauptwerke Oſterrieders iſt eine Krippe für Papſt Pius X.! Wilhelm Göh— ring ſchnitzt ſeine ſtiliſierten Krippenfiguren ernſt und ſtreng und erzielt damit den Ein⸗ druck einer wunderbaren Ruhe und Ge— ſchloſſenheit und bei den Tiergeſtalten pak⸗ kende Lebenswahrheit; Lothar Schwink be— vorzugt das farbige Wachs Die ſüddeutſchen Schnitzſtuben in Neuhammer, Berchtesgaden und Oberammergau laſſen ſich die Herſtel— lung künſtleriſch geſtalteter Krippen für das chriſtliche Haus angelegen ſein: man darf ſagen, daß faſt jede der ſpannenlangen Figuren dieſer Schöpfungen ein Kunſtwerk im kleinen iſt. Schon im 15 und 16 Jahrhundert hatte ſich der Brauch herausgebildet. die Krippe in der Kirche mit lebenden Blumen zu ſchmücken, namentlich mit Chriſtroſen. Nach und nach kamen Wacholderbüſche und Zweige der immergrünen Stechpalme hin⸗ zu, die ſeit uralter Zeit als Wahrzeichen Chriſti galt; dann verzierte man dieſe zweige mit bunten Bändern, Flitter und künſtlichen weißen Lilien, und ganz allmäh⸗ lich wurden dieſe„Blütenzweige“ zu bunt⸗ geſchmückten Tannenwipfeln, aus denen ſich der Chriſtbaum entwickelte, der, wie Fried⸗ eich Lienhard in ſeinen„Wasgaufahrten“ nachgewieſen hat, zuerſt 1605 in Straßburg erſcheint; auch der Chriſtbaum hat alſo ſeine Wurzel in der weihnachtlichen Krippenfeier; beide vereint ſtellen die ſinnigſte Weih⸗ chtsfeier der deutſchen Familie dar. 8 *