bbb Lokales Viernheim, 27. Dez. Weihnachten! Fröhlige, ſeelige Weihnachtszeit! Der Chriſt⸗ und Beſcherungsabend am Montag brächte im hieſigen Geſchäftsleben noch einen gewaltigen Auftrieb. Den ganzen Nachmittag ſah man frohe, feſtgeſtimmte Menſchen, mit Paketen beladen durch die Straßen eilen und ihrem Heim zuſtreben, um dort Weihnachts- freude zu bereiten. Bald nach Ladenſchluß lagen unſere Ortsſtraßen verlaſſen da; alles war im Heim, um im traulichen Kreiſe den Chriſtabend zu begehen. Hier und da hörte man ein Glöcklein klingen; ein Chriſtkindchen huſchte durch die Straßen und in ſchallendem Tritt ſchritt der weißbärtige Nikolaus neben— her, den Kindern Weihnachtsgeſchenken be— ſcherend. Sie iſt ſchon ewig alt, doch immer bleibt ſie neu, immer wird ſie mit frohen Herzen empfunden: die ſeelige Weihnachtszeit. Der erſte Feiertag wurde in aller Frühe mit der Chriſtmette eingeleitet. In überwäl— tigender Zahl nahmen die Gläubigen an dieſer erhebenden Feier Teil. Nur eines wollte nicht dazu paſſen: das Wetter. Weihnachten wird gerne im Schnee gefeiert, ſtatt deſſen hatten wir faſt frühlingsmäßiges Wetter. Am erſten Feiertag fiel gegen Nachmittag ein leichter, Regen, am zweiten Tage hingegen hatten wir um die Mittagszeit lachenden Sonnenſchein und frühlingsmäßige Temparatur. Der erſte Feiertag gehörte der Familie. Am Chriſt— abend wurde in vielen Familien Verlobung gefeiert, die am erſten Feiertag im Kreiſe der Angehörigen nochmals feſtlich begangen wurde. Auch ſonſt, ohne beſonderen feſtlichen Anlaß, hatten ſich die Angehörigen zuſammen— gefunden, um miteinander Weihnachten zu feiern. Am Abend hielt im Freiſchütz die NS- Kriegsopferverſorgung ihren Familienabend ab. Der Beſuch war ſehr gut. Theater-Auf— führungen, Weihnachtsſtücke u. luſtige Sachen unterhielten die Anweſenden und ſo wurde in froher Gemeinſchaft zuſammen Weihnacht be— gangen.— Der Geſangverein Sängerbund— Flora trat zum erſten Male nach ſeinem Zu— ſammenſchluß an die Oeffentlichkeit. Der Fa— milienabend im Karpfen war glänzend beſucht. Die aufgeführten Theaterſtücke ernſter und und heiterer Art unterhielten die Mitglieder mit Angehörigen und Gäſten in angenehmſter Weiſe. Es war ein wohlgelungener Abend. Der zweite Feiertag brachte uns, wie bereits erwähnt, ſehr ſchönes, frühlingsmäßig anmutendes Wetter. Und ſo war es nicht ver— wunderlich, daß unſer ſchöner Wald das Ziel vieler Spaziergänger war; überhaupt war der Straßenverkehr ſehr rege. Die 50jr. feierten ihr Jubiläum. Vormittags wurde gemeinſam das Gotteshaus beſucht um zu kommunizieren und Gott zu danken. Abends fand in der„Vor— ſtadt“ die Jubelfeier ſtatt. Viele„Weißt Du noch“ und„Denkſt Du noch daran“ wurden hier ausgetauſcht und in fröhligem Beiſam— menſein einige vergnügte und gemütliche Stun den verbracht.— Auf dem Stadion ſpielten die Turner gegen Mühlhauſen und ſiegten in überlegener Art 9:0. Einige hundert Zu— ſchauer waren Zeuge des Spieles. Auf dem Waldſportplatz war während Weihnach— ten Feiertagsruhe.— Die Marian. Jüng⸗ lingsſodalität hatte am Abend in der Sport- halle Weihnachtsfeier. In ſtimmungsvoller, erhebender Weiſe wurde die Weihnachtsfeier durchgeführt, die jeden Teilnehmer innerlich reich beſchenkte.— Der SS-Fußtrupp hielt im Engelſaale einen Kameradſchaftsabend ab. Sehr zahlreich hatten ſich die F. M. und ſonſtige Freunde der SS eingefunden um zu— ſammen einige fröhlige Stunden zu verbringen. Luſtige Tanzweiſen und unterhaltende Dar— bietungen unterhielten die Beſucher in ange⸗ nehmſter Weiſe, ſodaß der Abend ſehr ge— mütlich verlief. Der SS-Sturmmann Ge⸗ meinderat Schneider wurde während des abends zum Scharführer ernannt. Auch wur⸗ den noch verſchiedene SS-Männer geehrt.— In verſchiedenen Tanzlokalen wurde zum Tanz aufgeſpielt und fröhlich wurde das Tanzbein geſchwungen. Auch in den ſonſtigen Gaſt⸗ ſtätten war Betrieb. * Gottesdienſtordnung. Die geſtif⸗ teten heiligen Meſſen am Freitag und Sams⸗ tag je 7,15 Uhr fallen aus und werden ſpäter verkündigt. * Motorradunfall. Geſtern nachm. gegen 2 Uhr ereignete ſich in der Adolf Hitler⸗ ſtraße, gegen das Tivoli zu, ein Motorradun⸗ all. Ein Motorradfahrer mit einem Sozius⸗ 16 55 fuhren zu ſchnell gegen das Tivoli zu, wodurch das Rad ins Schleudern Jh und in das Ackerfeld 10 Hierbei überſchlug ſich das Rad mehrere Male. Die beiden Fahrer gerieten zu Fall, wobei der eine einen Schlüſ⸗ ſelbeinbruch erlitt, während der andere eine Gehirnerſchütterung und einen Naſenbeinbruch davontrug. Beide wurden in das hieſige Kran⸗ kenhaus eingeliefert, wovon einer nach zuteil⸗ gewordener ärztlicher Hilfe nach Hauſe(Fran⸗ kental) transportiert werden konnte, während der andere noch im Krankenhaus liegt. Lebens⸗ gefahr beſteht nicht. Volksweihnacht 1034 in Oiernheim Zu dieſer feierlichen Kundgebung nahmen alle Gliederungen der Partei um 6 Uhr nach— mittags am Rathaus Aufſtellung und mar⸗ ſchierten zur Schillerſchule, wo der Feier über 2000 Einwohner beiwohnten.„Stille Nacht, heilige Nacht,, klang in würdiger Weiſe durch die weihnachtliche Winternacht. Die Geſang— vereine ſtimmten ihre„Hymne an die Nacht“ an. Ganz Viernheim feierte in volksverbun— dener Gemeinſchaft die zweite Weihnacht im Dritten Reich, im Reiche Adolf Hitlers. Dieſe Volksweihnacht dankt das ganze Volk, danken wir in Viernheim all den Volksgenoſſen, ſo führte Ortsgeruppenleiter Pg. Franzke in ſeiner Begrüßungsanſprache zur Feier dieſer Volksweihnacht aus, die durch ihr Opfer und ihre Gaben dem Führer helfen, die Not des Volkes zu lindern. Ueberall im ganzen deut— ſchen Vaterland wird dieſe Volksweihnacht ge— feiert in engſter Verbundenheit mit den Volks— genoſſen, die durch das Winterhilfswerk des Führers eine beſondere Gabe erhalten ſollen. Wir freuen uns mit dieſen, daß wir zuſammen. dieſes Feſt der Liebe und des Friedens im einigen Vaterland feiern können. 600 Pakete gelangen zu Verteilung, durch die N. S.- Frauenſchaft erhalten über 50 Kinder be— ſondere Gaben, der Führer will es ſo. Wir wollen ein Volk in Einigkeit und Treue zu Adolf Hitler, der uns dieſe Volksweihnacht gegeben hat, durch ſeinen unerſchütterlichen Glauben an ſein deutſches Volk, wofür 400 brave Männer ihr Leben hingaben. Denken wir an die Weihnachten der vergangene Jahre und ermeſſen wir daran, was uns Adolf Hit— ler gegeben hat, dann werden wir freudig unterm Weihnachtsbaum dem Führer Treue geloben und bereit ſein, ihm zu helfen, damit Deutſchland lebe. Sieg Heil dem Führer! So feiern wir zuſammen Weihnacht 1934 mit dem Führer. Es iſt ſein Wunſch, daß dieſe Volksweihnacht alle Volksgenoſſen als Freund zu Freund begehen in der deutſchen Volks— gemeinſchaft. Neue Hoffnung ſoll uns dieſe Volksweihnacht geben für das kommende Jahr, ſo ſprach Pg. Schweigert in Verhinderung b des Bürgermeiſters Pg. Bechtel zu den An⸗ weſenden, mit dem Wunſche, daß mehr noch als bisher alle Volksgenoſſen in die Front der deutſchen Volksgemeinſchaft einreihen und ſo dem Führer am Gelingen ſeines großen Wer⸗ kes mithelfen. Allen gilt unſer Dank, den Gebern und Helfern, die Tag und Nacht für den Führer und das ganze Volk arbeiten. So feiert nun mit dem Führer dieſe Weihnacht im neuen Reich: „Friede auf Erden“ und„Ehre und Frei— heit für das deutſche Volk!“ * Die Feier der Wintersonnwende der Hitlerjugend hatte ebenfalls eine große Zuſchauermenge unter Beteiligung der For- mationen verſammelt. Es war eine erhebende Kundgebung im Scheine der Fackeln.(Näherer Bericht folgt. . 14* Weihnachtsfeier Des Geſangvereins „Sängerbund⸗Flora“ Am 1. Weihnachtsfeiertag hielt der Ge— ſangverein Sängerbund-Flora im Karpfen⸗ ſaale ſeine Weihnachtsfeier ab. Es war das 1. Mal, daß der Verein nach ſeinem Zu— ſammenſchluß an die Oeffentlichkeit getreten iſt. Und man muß ſagen, der Zuſammenſchluß war hier beſonders am Platze. Bietet doch der Sängerbund-Flora nunmehr ein großes Ganzes, was ſich an dem Abend beſonders zeigte. Der Karpfenſaal war knüppeldick be— ſetzt. Der Vorſitzende, Herr Peter Müller, hieß die Erſchienenen in herzlichen Worten willkommen. Hierauf brachte der ſtattliche Männerchor den Chor„Weihnachtsglocken“ rein und wirkungsvoll zu Gehör. Nun wurde das ernſte und ergreifende Weihnachtsſtück „Entlaſſen am Weihnachtsabend“ zur Auf— führung gebracht. Anſchließend ſahen wir das heitere Singſpiel„Am Brunnen vor dem Tore“. Ein neckiſches Stück das helle Freude auslöſte. Die beiden Männerchöre„Freiheit die ich meine“ und„Die alten Straßen noch“ boten dem Chor nochmals Gelegenheit mit ſeinem guten Stimmenmaterial zu brillieren. „Bauer und Baron“, ebenfalls ein Luſtſpiel, löſte Lachſalven auf Lachſalven aus und unter— hielt die Beſucher ausgezeichnet. Zum Schluß hörten wir von dem Männerchor mit Or— cheſterbegleitung Johann Strauß's unſterb— lichen Walzer„An der ſchönen blauen Donau“ der begeiſtert aufgenommen wurde. Der Diri— gent des Vereins, Herr Guſtin Lamberth, hat ſeinen Chor gut in der Hand und verſteht es ausgezeichnet ſich das vorhandene Stim— menmaterial nutzbar zu machen. Di führung gebrachten Theaterſtücke, die wurden, haben tadellos geklappt. Es würde nennen und ſein Verdienſt herauszuſtreichen: jeder hat ſein beſtes getan, einzelne ſich ſo⸗ gar übertroffen. Beſonders die Damenrollen waren in guten Händen. Der Abend war in jeder Hinſicht ein voller Erfolg für den Verein. *. U.⸗T.⸗Tonfilmſchau Die Reiter von Deutsch⸗ Ostafrika Vor 20 Jahren— 1914: Die Furie des Weltkrieges greift mit gieriger Fauſt hin— über über den Ozean nach den blühenden deutſchen Tochterländern. Statt des Pfluges muß der Deutſche das Schwert führen zum Kampf um die zweite Heimat. Dem friedlichen Vorwärtsſtreben gebietet der Krieg ein grimm— iges Halt! In den Rahmen des gewaltigen deutſchen Kolonialgeſchehens eingeſchloſſen iſt des einzelnen Schickſal, das ſich ihm auf dem deutſchen Boden Afrikas erfüllt. Von Tauſen— den eines:„Die Reiter von Deutſch⸗ Oſtafrika“. Dieſer neue Terra-Film er zählt das Leben eines deutſchen Pflanzers, der in der Hochzeitsnacht durch den Kriegs ausbruch von der Seite ſeiner Frau geriſſen wird, ſich mit einer Handvoll deutſcher Reiter und Askaris tapfer mit den übermächtigen Gegnern ſchlägt und— dem Verdurſten nahe durch den hingebenden Opfermut ſeiner Frau gerettet wird. Ein Film von weißer Treue u. ſchwarzer Treue, von deutſcher Mannhaftigkeit und edlem Frauentum. Das Schickſal der ganzen Kolo nie, der zweiten Heimat, iſt hier verkörpert im Schickſal des einzelnen. Der Film hatte hier einen glänzenden Erfolg. Verſäumen ſie deshalb nicht die heu tige Aufführung. N. S. V. Am Freitag, den 28. Dezember, nachm. 2—4 Uhr findet eine weitere Ausgabe von Brennſtoff- und Fettgutſcheinen an Hilfsbe dürftige mit 4 und mehr Kindern unter 14 Jahren ſtatt. Heil Hitler Stockert, Geſchäftsführer. Schöne 2 Zimmer und Küche Bekanntmachung Betr.: Enthebung der Neujahrsgratulationen. Auch in dieſem Jahre werden wieder Kar⸗ ten zur Enthebung der Neujahrsgratulationen gegen Entrichtung von wenigſten 2.— RM. Reuzede Wonnuno 2 Zimmer und Küche nebſt Bad mit Abſchluß ſo⸗ fort zu vermieten. Von wem, ſagt der Verlag. Dozimal- 1zu verkaufen. an ruhige Leute zu vermieten. Von wem, ſagt der Verlag. Aussenneiuen! Großher billiger verkauf wirkliche Weihnachts- geschenke Sehla Zummer Eiche mit Nub baum ab 293. polierte in ver- schied. Holz- arten ab 553. Speise zimmer Eiche kompl. 297. Muehe in Elfen · ein und natur ab 135. Besichtigung interessant. Ehsstandsdarl. Alderl müller Schreinermstr. kannneim U 1. 6 fische zu haben Hupels tir. 12 Fol Mug: Insörlörel ausgegeben. Die Namen derjenigen Perſonen die von dieſer Einrichtung Gebrauch machen, werden in den hieſigen Zeitungen am 31. ds. Mts. veröffentlicht. Wir bitten um rege Be— teiligung, da der Erlös der Winterhilfe zu— geführt wird. Schluß der Einzeichnung Sams— tag, den 29. Dezember 1934, vorm. 10 Uhr. Viernheim, den 21. Dezember 1934 Bürgermeiſterei Viernheim: Bechtel Zu verkaufen: 2 fleischständer, 1 Backmulde,! Ankbadewanne, 1 Beitstelle eisen weill. 1 Waschlisch elchen ge- Strichen, 1 Schrank elntürig Null- haum gestrichen, 1 Schlafzimmer. 1 Herd. Von wem, ſagt der Verlag. Für die Feier fage empfehle la Meilwein Liter 80 3 la Notweln Liter 78 3 Mafſi. Träger, Gafſaden Makulatur zu haben im Viernheimer Inzeiger Annastraße 22 Hlelern- zu verkaufen. Von wem ſagt Alter Für den hend tisch: Deutsche markenbutter Pfund 1.5 netto Helsardinen Doſe 20, 30, 40, As, 58 0 Fettheringe j. Tomatensose Doſe 38 8, Fettheringe, Filet D. 2s u. As Marinaden in Literdoſen zu bo u 70 Seht pikant: Heringssalat mit mayon. / Pfund is Pfg. Fleischsalat mit Mmayon. % Pfund 20 Pfg. Vorderschinken gek. % Pfund 30 9. Salami und Servelatwurst / Pfund 38 Bierwurst/ Pfund 23 mettwürste(ca. 125 gr.) Stück 30 Pfg. 4 Meter Huuopelkolz der Verlag Liter 25 3 Flaſchen mitbringen nolelwelnkelterel Noscnauer z. friſch. 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Kiß eingeübt zu weit führen jeden einzelnen Darſteller zu gen iſt die heutige DDE nicht Verantwortung herausziehen, Salrgurken St. s u. 12,0 f Essiggurken St. A u. 60 Steril Dellkatess Gurken b Gewürzgurken Eingemachte Roterüben (Viernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten) Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 1,40 Mk. frei ins Haus 8 gebracht.— Gratis⸗Beilagen: wöchentlich den„Illuſtrierten Sonntag“, halbmonatlich die„Heimatblätter“, zweimal jährlich den Fahrplan und den Wandkalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. bei den Boten Verkünd⸗ und Anzeigeblatt für Viernheim ſeit dem Jahr 1883 Fernſprecher 117.— Telegr.: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſcheckkonto Nr. 21977 Frankfurt a. M., Verantwortlich für den Anzeigenteil: Joh. Martin, Viernheim. 5 Einzel⸗Verkauf der Zeitung von der Geſchäftsſtelle 5 Pfg., Samstags⸗Ausgabe 10 Pfg. Nr. 299 Viernheimer Zeitung (Viernheimer Bürger-Ztg.— Viernh. Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die l2geſpaltene Millimeter⸗Zeile 2 Pfennig, Reklame 9 Pfennig bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen-Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Geſchäftsſtelle: Adolf Hitlerſtr. 36 Schriftleitung, Druck u. Verlag: * J. Martin, Viernheim 51. Jahrgang Die Privatwirtſchaſt 1934 die Einſchaltung des Staates.— Umgeſtal⸗ lung der Berufsbilanz.— Nolwendige Be⸗ ſchränkungen.— Die unankaſtbare Wäh⸗ rung. In den Betrachtungen, die zum Abſchluß des zweiten Jahres nach dem Umſchwung bom 30. Januar 1933 angeſtellt werden, kehrt der Gedanke, der neue Staat habe ſchwerere Eingriffe in die Privatwirtſchaft vornehmen müſſen, als ihm lieb geweſen ſei, immer wieder. In manchen Beziehun⸗ Lage ähnlich wie im Krieg und in der erſten Nachkriegszeit: uns iſt von draußen ein Schickſal bereitet wor⸗ den, mit dem der Einzelne nicht fertigwer⸗ den kann. Der Staat muß ſich daher ein⸗ ſchalten und mindeſtens für eine Ueber⸗ gangszeit Generalregelungen treffen, die der an ſich erwünſchten privaten Entſcheidung des Einzelnen empfindliche Beſchränkungen auferlegen. Ein Teil dieſer Beſchränkungen dient der Schaffung einer beſſeren Arbeits, Be⸗ rufs⸗ und Wirtſchaftsbilanz. Hierzu gehören die Einſchränkungen, die für die Eröffnung und Erweiterung von Einzelhandelsbetrieben, von beſtimmten, ausländiſche Rohſtoffe verarbeitenden Un⸗ ternehmungen und von Banken getroffen worden ſind. Die Erwägung, ob ein Unter⸗ nehmen ſolcher Art einem volkswirtſchaft— lichen Bedürfnis dient und privatwirtſchaft⸗ lich rentabel geſtaltet werden kann. wird da⸗ mit aus der Ermeſſensſphäre des Einzelnen herausgenommen. Wer jedoch aufmerkſam, beobachtet, erkennt gewiſſe Anzeichen einer beginnenden Rückbildung; die Behörde will dafür verantwortlich ſein, daß in irgendeinem Erwerbsſtand der berufliche Nachwuchs jahrelang ausbleibt und daß bei den durch Monopolzäune geſchützten und be⸗ vorzugten Angehörigen eines Berufsſtan⸗ des eine Erſtarrung eintritt, die den Auf⸗ bau mehr ſtören würde als einige aus pri— vaten Irrtümern entſtandene Fehlgründun— gen. Ddie Umgeſtaltung der Berufs⸗ bilanz iſt ein Problem auf weite Sicht. Es iſt nicht notwendig und auch nicht nütz⸗ lich, wenn in dieſer ganzen Zeit die ſtaat⸗ liche Konzeſſion an die Stelle der freien Be⸗ rufswahl tritt. Iſt der 5 Rahmen gezogen, ſo wird ſich der Staat wieder aus einer die er nach wiederholten Erklärungen der führenden Männer in Deutſchland nicht tragen kann und will. Die neue Generation, die in ihrer ſtühen Jugend Kriegs- und Inflationswirt⸗ ſchaft miterlebt hat und die jetzt in der Auf⸗ bauzeit nur wenig Gelegenheit zu ſelbſtän⸗ digen wirtſchaftlichen Entſcheidungen erhält, darf der Verantwortung nicht entwöhnt werden, wenn ſie in ihrer Reife ein aus⸗ ſlalbenbes Kontingent von Führern ſtellen oll. Ein weiterer Teil der Wirtſchaftsbe⸗ ſchränkungen iſt durch die Kriſe in der in⸗ lernationalen und beſonders der deutſchen Schulden wirtſchaft hervorgerufen. Die meiſten Wirtſchaftszweige haben in ir⸗ gendeiner Beziehung eine Verbindung mit dem Ausland, ſei es als Lieferant für ſremde Märkte, ſei es als Bezieher auslän⸗ diſcher Roh⸗ und Hilfsſtoffe, ſei es auch als Vor- oder Nachgewerbe zu ſolchen Wirt⸗ ſchaftszweigen. Bieten ſich auch für den fin⸗ digen Unternehmer manche Möglichkeiten, ſo wird doch in die geſamte Geſchäftsgeba⸗ rung ein Zug des Proviſoriſchen, Behelfs⸗ mäßigen und Vorübergehenden hineinge tragen, der eine planvolle Geſchäftsgeba⸗ rung behindert. Beſonders drückend ſino die Beſchränkungen, die dem Geld. und Kapitalverkehr auferlegt werden mußten. Der zwiſchenſtaatliche Zahlungsverkehr iſt zu einer komplizierten Geheimwiſſenſchäft ge⸗ worden, bei der zahlreiche Möglichkeiten zu perluſtbringenden Irrtümern beſtehen. Eine dritte Gruppe von Beſchränkungen ergibt ſich aus Vorſtellungen und Pacolen. die ſich in der Zeit der Vermögenszerſtö⸗ rung und der Weltwirtſchaftskriſe heraus- gebildet haben. Sie haben ſich in das neu⸗ deutſche Reform und Aufbauwerk einzu- schleichen verſucht und ſind immer noch in 5 Zirkeln lebendig. Ihnen iſt mit er⸗ Deutlichkeit vom Führer und vom ſtellvertreten⸗ e eee Neues aus dem Näteparadies Die Jowietregierung ſucht Schätze— Aus der Anklageſchrift gegen die Mörder Kirows— Die Oppofition gegen Stalin Paris, 28. Dezember. Das Pariſer Blatt„Journal“ bringt ein ſenſationelles Gerücht über ein An ge— bot der Sowjetregierung an die im Aus— land lebenden Ruſſen. Die Sowjelregie— rung ſoll den Flüchtigen 40 v. H. derjenigen Schätze verſprochen haben, die von dieſen während der ruſſiſchen Revolution auf ruſſiſchem Boden vergraben und verſteckt worden ſeien, wenn ſie dieſe Verſtecke der Sowjetregierung angeben würden, ſo daß die Schätze zutage gefördert werden könn— ten. Ein Privatdetektiv aus Belgrad ſoll angeblich einen Vertrag mit der Sowjetbot— ſchaft in Berlin unterzeichnet haben und ſich bereits in Rußland befinden, um gewiſſe Schätze zu ſuchen, die von nach Belgrad geflüchteten Ruſſen vor Verlaſſen ihrer Heimat vergraben wor— den ſeien. Das Blatt hat ſich an den in Pa— ris lebenden früheren ruſſiſchen General Miller gewandt und ihn um Auskunft ge— beten. anderer Seite nichts über derartige Abſich— ten erfahren und glaube nicht daran. Außer materiellen Schätzen nach der Revolution geflüchteten Ruſſen auch ideelle Schätze verſteckt. nämlich die Fahnen der zariſtiſchen Regimenter. die die Sowjels nie bekommen würden. Im übri⸗ gen glaube er nicht an die Verkragskreue der Sowjekruſſen. Wenn ſie auch den ruſſiſchen Flüchtlingen 40 Prozent der Schätze verſprächen, würden ſie doch nach Auffindung irgend einen Vor— wand benutzen, um die Beſchlagnahme an— zuordnen. Wegen Gegenrevolution und politiſchem Mord Moskau, 28. Dezember. Die Anklageſchrift gegen Nikolajew, den Mörder des Leningrader Parteiſekre— tärs Kir o w, wird ſoeben veröffentlicht. Sie umfaßt drei Bände von je 300 Seiten Mit Nikolajew ſind noch 13 ſeiner Genoſſen an— geklagt. Die Angeklagten werden der Gegenrevolution und des politiſchen Mordes beſchuldigt. Im Laufe der Unterſuchung, ſo heißt es in der Anklageſchrift, ſei feſtge⸗ ſtellt worden, daß die Terroriſten aus ehe⸗ maligen Anhängern der Sinowjew⸗Gruppe beſtanden und die Bezeichnung„Lenin ⸗ grader Zentrum“ geführt hätten. Die führende Rolle in dieſer Gruppe habe Ka⸗ talynow innegehabt. Er ſei vor ſeinem Uebertritt zur Oppoſition Sekretär der Par⸗ teiorganiſation der Jungkommuniſten im Viborger Bezirk Leningrads geweſen. Ka⸗ talynow, ein überzeugter Gegner Stalins und ſeiner Gruppe, habe einen ſehr großen Einfuß auf Nikolaſew, mit dem er ſeit 1924 zuſammengearbeitet habe, gehabt. Die Terroriſten, die größten⸗ teils 30 bis 35 Jahre alte Studenten und Angeſtellte ſeien, werden als Vertreter der Jugend bezeichnet. Dieſe Gruppe habe ſich ſchon ſeit 1933 mit Terrorgedanken getra⸗ gen. Dabei habe ein Teil dieſer Leute einen Anſchlag auf Stalin den Reichs wirtſchaftsminiſter Dr. Schacht nen worden. Dies ſind die Be⸗ ſtrebungen nach einer Abwertung der Währung, nach Einführung einer völlig neuen Geld⸗ und Zahlungsmittelordnung, nach künſtlicher Zinsſenkung oder gar Zins⸗ verbot, nach ſtaallicher Aae nach Verſtaatlichung ganzer Wirtſchafts⸗ ige. Es war ein Stück des Kampfes ge⸗ gen ſolche unorganiſchen Reformexperi⸗ mente, daß der Staat ſich um den berechtig⸗ ten Kern der Klagen und Beſchwerden be⸗ 8 General Miller erklärt, er habe von hmun mer für die Nikolajew, der ein weſen ſei, [Konſul ſeine Vetrachtungen darüber vorge— lajew habe die Jahr wird der vorbereitet. Im Laufe der Unterſuchung ſei feſtgeſtellt worden und Nikolajew, ſowie ſeine Genoſſen hätten geſtanden, daß Niko— lajew mit Wiſſen Katalynows einen aus— ländiſchen Konſul in Leningrad einigemale aufgeſucht habe. In der Anklageſchrift wer— den nähere Angaben über den Konſul nicht gemacht. Der Name des Konſuls iſt mit. 16 Punk- ken, der ſeines Landes mit 12 Punkten angegeben. überzeugter der Intervention ausländiſcher habe auch dem Anhänger Mächte ge— ausländiſchen legt. Nikolajew habe den Konſul um Geld gebeten, das er wiedergeben habe wollen, wenn die finanzielle Lage der Gruppe ſich beſſern würde. Der Konſul habe ihm 5000 Kubel gege⸗ ben, von denen er 4500 an Katfalynow wei⸗ ktergegeben habe. Ein Bruder Nikolajews und einer ſeiner Freunde häkken bei ihrer Vernehmung angegeben, daß Nikolaſew im⸗ Inkervenkion geſprochen habe. Dies beweiſe, daß Nikolajew dieſelben Ziele hätten die verfolgt habe, wie die weißruſſiſchen Emi⸗ Niko⸗ Ermordung ſo durchführen wollen, daß es ausgeſehen hätte, als ob es ſich um einen einzelnen Terrorfall handele, um damit die Organiſakion zu decken. Der Angeklagte Schazki habe ebenfalls den Auftrag zur Ermordung Kirows und zwar in der Nähe ſeiner Wohnung gehabt. Deshalb habe er ſeit langer Zeit die Le— bensgewohnheiten Kirows beobachtet. Niko— lajew habe Kirow in ſeinem Amtszimmer in Smolny ermorden wollen. Obwohl Niko— lajew arbeitslos geweſen ſei, habe er eine Dreizimmerwohnung beſeſſen. Außerdem habe er im Sommer in einem Kurort ein Landhaus gemietet. Die Anklageſchrift beſteht aus vier Punk⸗ ten. Führer der Terrororganiſation ſeien Katalynow, Schazki, Rumajanzew, Man⸗ delſtam, Mjasnikow, Lewin, Soſſizki und Nikolajew geweſen. Alle Angeklagten, mit Ausnahme von Schazki, hätten ſich ſchuldig bekannt. Nach Verordnungen des Zentral— vollzugsausſchuſſes werden ſämtliche Ange— klagten dem Militärkollegium des Oberſten Gerichtes der Sowjetunion zur Aburteilung übergeben. Nach einem weiteren Erlaß des Zentralvollzugsausſchuſſes müſſen die To⸗ desurteile 24 Stunden, nachdem die Anklageſchrift den Angeklagten zugegangen iſt, vollſtreckt werden. Was iſt mit Sinowiew? Auf die Veröffentlichung des Volkskom⸗ miſſariats des Innern über die Verhaftung von Sinowjew, Kamenew und 13 ihrer Anhänger in Moskau treffen aus allen Teilen der Sowjetunion Entſchließungen von Parteiverſammlungen ein, die die Todesſtrafe für dieſe Politiker fordern. In der Haupt⸗ ſache wollen ſich die Abſender durch dieſe Forderung bei der Somwjetregierung ein⸗ ſchmeicheln, denn es iſt bekannt, daß Sinow⸗ jew und Kamenew und nicht zuletzt auch Trotzki in der Partei— meiſt unter den al⸗ grankenorganiſationen im Auslande. mühte und ſich ein weitgehendes Aufſichts⸗ und Einſpruchsrecht ſicherte. Das vergangene Jahr hat manche an ſich unberechtigte Sorge, daß politiſche und wirt⸗ ſchaftliche 1 Einfluß gewinnen könnten, völlig zerſtreut. Soweit die Aktion um die Mitte des Jahres nicht die Prophe⸗ ten einer„zweiten Revolution“ beiſeitege⸗ fegt hat, ſind ſie entſcheidend in den Hin- tergrund gedrängt worden. Das beginnende 8 rivatwirtſchaft noch keine erhebliche Vermehrung der Bewegungsfrei⸗ ten vorrevolutionären Mitgliedern, als Sta— lin nach dem Tode Lenins die Macht er— griff— eine zahlreiche Anhängerſchaft be— ſaßen. Man glaubt, daß Kamenew und Sinow- jew, ſowie Jedorow, Sarapow., Wardin, Salutzki und Jewdokimow nicht hingerichtet, ſondern verbannt werden. Der Ort der Verbannung iſt noch nicht beſtimmt, doch nimmt man an, daß ſie nicht in Konzentrationslagern untergebracht wer— den, da hier die ehemaligen Oppoſitionellen zu gefährlich wären. die„Säuberungsaltion“ in der Alraine Amtlich wird mitgeteilt: Die Sowjet— regierung hat das Parteikomitee von Dnjepropetrowſk in der Ukraine einer Säuberung unterzogen. Eine Reihe von Funktionären wurde von ihren Poſten enthoben. Es wurde feſtgeſtellt, daß unter den Profeſſoren der Univerſität Dnjeprope— trowſk ktrozkiſtiſche, ſowie ukrainiſch⸗-aukonomi⸗ ſtiſche Ideen ſtark verbreitet waren. Eine Reihe von Profeſſoren wurde ebenfalls ihrer Poſten enthoben.— Wie aus Tokio gemeldet wird, hat der ſowjetruſſiſche Votſchafter in Amerika, Trojanowſki, der ſich auf der Rück— reiſe nach Waſhington für einige Tage in Tokio aufgehalten hatte und vom japani— ſchen Kaiſer empfangen worden war, hat Japan verlaſſen. Er iſt auf dem Wege nach San Franzisko. * Das Nätſel um Kutjerow gelön? Liſſabon, 28. Dezember. Wie man ſich erinnert, war der ruſſiſche General Kutjepow, der als Emigrant in Paris lebte und als Oberhaupt der weiß— ruſſiſchen— ſowjetfeindlichen— Partei galt, im Jahre 1930 plötzlich ver⸗ ſchwunden. Man nimmt an. daß er durch bolſchewiſtiſche Agenten entführt wurde. Jetzt ſoll das Geheimnis durch zwei Verhaftungen geklärt werden, die von den portugieſiſchen Polizeibehörden auf franzöſiſche Bitte durchgeführt wurden. Ein ruſſiſcher Emigrant, Serge Ledſke, wurde in der portugieſiſchen Hauptſtadt als der Beihilfe verdächtig feſtgenommen, eben— ſo der franzöſiſche Staatsangehörige Mar— cel Gall in Funchal auf Madeira. Den beiden Verhafteten wird zur Laſt ge- legt, General Kuljepow im Jahre 1930 in einem großen Tourenwagen aus Paris enk⸗ führt und ihn dann beſeikigt zu haben. Als die gu ne den chen Marcel Gall bei der Jeſtnahme den Grund der Verhaftung mit— keilten, machte dieſer den Verſuch zu enk⸗ fliehen, indem er aus einem Hokelfenſter auf die Straße hinunkerſprang. Obwohl der Sprung aus 10 Meter Höhe erfolgte, kam er ohne Verletzungen davon und vc ſuchke, von Funchal aus ins Gebirge zu gelangen. Jahlreiche Poliziſten nahmen jedoch ſofork die Verfolgung auf und ſtellten ihn in den engen Gaſſen der Stadt. Unker ſtarker Be- deckung wurde er ins Gefängnis eingelie⸗ fert, um in Kürze dem Unkerſuchungsrichter übergeben zu werden. heit bringen können. Es iſt daher auch eine völlig ſchiefe Behauptung, wenn hie und da geſagt wird, das Jahr 1935 gebe der priva⸗ ten Wirtſchaft eine Chance,— und vielleicht die letzte Chance. Da die Schranken, die um höherer Rückſichten allenthalben errich⸗ tet werden mußten, noch nicht fallen kön⸗ nen, wird die Privatwirtſchaft auch nicht allein die Verantwortung dafür tragen kön⸗ nen, daß auch für die höchſtgefbannten An⸗ ſprüche„genug“ erreicht wird. 8 3 Nachlläuge zum Jeſt Begeiſterte Aufnahme der Weihnachksan. ſprache des Stellvertreters des Führers bei den Auslandsdeutſchen. Hamburg, 28. Dezember. Die Weihnachtsanſprache des N kreters des Führers wurde nach den bei der Auslandsorganiſation der NSDAP in Hamburg vorliegenden telegrafiſchen und brieflichen Berichten überall klare und ſtö⸗ rungsfrei aufgenommen. Als Ausdruck en⸗ gerer Verbundenheit zwiſchen Heimat und Auslandsdeutſchen fand die Anſprache des Stellvertreters des Führers begeiſterte dankbare Zuſtimmung der Deutſchen in aller Welt. i Die Auslandsorganiſation hakte für dieſe Rede überall Gemeinſchaftsempfang und wo dies nicht möglich war, gemeinſchaft⸗ lichen Hausempfang angeordnet, ſo daß auch die nicht im Beſitz eines Empfangsgerätes befindlichen Volksgenoſſen als Gaſt der Ortsgruppen oder einzelner Parteigenoſſen die Kede anhören kounten. In zahlreichen, an den Leiter der Aus- landsorganiſation gerichteten Zuſchriften und Telegrammen(ſo unter anderem aus Malta. Haiti, Chile, Spanien, der Schweiz uſw.) verbinden die Auslandsgruppen der NSA den Dank an den Stellvertreter des Führers mit dem erneuerten Gelöbnis unwandelbarer Gefolgſchaftstreue zu dem Führer. Weihnacht auf Kreuzer„farlsruhe“. Karlsruhe, 28. Dezember. Der Kommandant des in deo liegenden Kreuzers„Karlsruhe“ hat an den Oberbürgermeiſter der Paten- ſtadt Karlsruhe folgenden Funkſpruch ge⸗ ſandt:„Unter vom Führer geſchenkten Tannen in Montevideo deutſche Weihnach— ten. Beſatzung ſendet Patenſtadt Weißh⸗ nachtsgrüße und gute Wünſche für neues Jahr. Heil Hitler! Kommandant„Karls— ruhe“. Deutſche Weihnachten in Paris Paris, 28. Dezember. Die deutſche Kolonie in Paris hatte in dieſem Jahre unter der Führung der NSDAP Ortsgruppe gemein- ſchaftliche Weihnachtsfeiern ver- anſtaltet. der Eintopfſonntag des Dezember hatte den Auftakt zu verſchiede⸗ nen Veranſtaltungen in der Weihnachts- woche gebildet. Am Vormittag des letzten Sonntag wurde in einer privaten Vorſtek⸗ lung die Eröffnung des Winterhilfswerkes durch den Führer im Film gezeigt. Anſchlie.⸗ ßend vermittelte der Film„Hans Weſtmar“ ein anſchauliches Bild vom Kampf und Sieg und NSDAP. Zum Eintopfeſſen hatten die Verheirateten die Ledigen zu ſich geladen. Ein Konzert am Abend zugunſten des Win⸗ terhilfswerks in der deutſchen Kirche in Pa ris vermittelte einen künſtleriſchen Genuß und leitete zur rechten Weihnachtsſtimmung über. In den darauf folgenden Tagen wur⸗ den die letzten Vorbereitungen getroffen. Die deuiſchen Frauen in Paris hatten iv wochenlanger Arbeit ganze Berge von Klei⸗ dungsſtücken genäht, geſtrickt und gehäkelt. die ſetzt, mit Weihnachtsgaben verſehen, ic. Kiſten verpackt und in die Nolſtandsgebiele nach Thüringen verſchickt wurden. Aber auch die bedürftigen Volksgenoſſen ir Frankreich wurden nicht vergeſſen. Durch Einzelgaben und Pfundſpenden konnker viele reichhaltige Pakete an die deulſche⸗ Kolonien im ganzen Lande geſandt werder Für die Deutſchen in Paris ſelbſt wos ſchon durch den Wohltätigkeitsverkauf der epangeliſchen und der katholiſchen Kirche ge⸗ ſorgt worden. Den deutſchen Kindern ip Paris war ein beſonderes Weihnachtsfest bereitet worden. Am Heiligenabend fanden ſich dann alle Ledigen im Heim des Akade⸗ miſchen Austauſchdienſtes unter dem Weih- nachtsbaum zuſammen. —— Der Frauenarbeitsdienſt 1934 Ueber 350 Lager mit 18 000 Mädels. Berlin, 28. Dez. Die Reichsleitung des Deutſchen Frauenarbeitsdienſtes gibt zur Jahreswende eine Rückſchau auf die ge⸗ tane Arbeit und eine Vorſchau auf das kommende bekannt, die von der Referentin M. Burgſtaller aufgeſtellt wurde. Es heißt darin, daß der Arbeitsdienſt auch für die Formung der zukünftigen deutſchen Frau notwendig ſei. Wir brauchten auch für die Frau das Erlebnis des Dienſtes für das Volk und der Kameradſchaft eines La⸗ gers. Daß wir dabei, ſo ſagt die Referentin, „nicht der männlichen, ſondern unſere ur⸗ eigenſte Form behalten, ſolange wir unſeren Arbeitsdienſt da ſuchen, wo er als Frauen- arbeitsdienſt zu ſuchen iſt, beweiſen die Tat⸗ ſachen.“ Es beſtänden gegenwärkig 195 Lager, die in der Siedlungshilfe arbeiken. 48 Lager, die in der ſozialen Hilfe arbeiten und 112 Lager des Frauenarbeſtsdienſtes, die in der Am ſchulung tätig ſind. Ungefähr 18 000 Mädels ſeien 1934 durch die Lager gegangen. Dieſe Jahl ſei verſchwindend klein. Trotzdem hof⸗ ſe der Frauenarbeitsdienſt aber dennoch ein Stück Weg zum Nationalſozialismus gebaut zu haben. Die nächſten Jahre werde man weiter mit den Mädels in die Siedlungen und Bauern⸗ dörfer und in die Elendwiertel der Indu⸗ ſtrieſtädte geben und dafür ſorgen. daß die Stellver⸗ ö Montevi« Mädels nach der Schule des Arbeitsdienſtes ihren Weg innerhalb des Volkes wiſſen werden. Deutſche Tagesſchau Jaſt 2000 Kriegsopfer⸗Siedlungsbauken. Die NS⸗Kriegsopferverſorgung ſtellte zu Beginn des Jahres 1934 für dieſes Jahr die Errichtung von 1000 Frontkämpferſied⸗ lerſtellen in Ausſicht. Dieſes Verſprechen iſt nicht nur gehalten, ſondern durch die Tat nahezu verdoppelt worden. Die Zahl der im Jahre 1934 von der NS. Kriegs⸗ opferverſorgung errichteten Siedlungshäuſer beträgt rund 1800. Den größten Anteil da⸗ ran haben die Kurmark mit 340 Häuſern und Bayern mit 312 Häuſern. Auf die Nordmark entfallen 222, auf Mitteldeutſch⸗ land 62 und auf Baden 40 Häuſer. Wie Dr. Schneider-Berlin feſtſtellt. war es gerade im Jahre 1934 geboten, innerhalb der wirt⸗ ſchaftlichen Grenzen der RSO beſonders vordringliche Gebiete bei der Siedlung zu bevorzugen. Dieſe Rückſichtnahme ſei auch für das Jahr 1935 notwendig, wo es eine vordringliche Aufgabe ſein werde, beſon⸗ ders an die Brüder von der Saar, die dann in die Reichsgrenzen zurückgekehrt ſein würden, zu denken. Der Gelegenheitsverkehr mit Kraftwagen. Der Reichsverkehrsminiſter zeilt mit, daß nach dem Geſetz über die Be⸗ förderung von Perſonen zu Lande Unter⸗ nehmer, die gewerbsmäßig Perſonen mit Kraftfahrzeugen aller Art befördern wollen, iner Genehmigung bedürfen. Die Er⸗ zeilung hängt unter anderem davon ab, ob ein Bedürfnis vorliegt. Von der Neu— negelung würden hauptſächlich die Unter⸗ nehmer betroffen werden, die ihr Gewerbe bisher noch ohne beſondere ſtaatliche Ge— gehmigung ausüben konnten, z. B. die Miet- wagenbeſißer. Der Miniſter bemerkt, daß alle, die zurzeit den Gelegenheitsverkehr mit Kraftfahrzeugen bedienen und diejenigen, die dieſen Verkehr erſt jetzt beginnen wollen, damit rechnen müßten, daß ihnen die ab 1. April 1935 erforderliche Genehmigung ver— ſagt werde. Das Geſetz ſchreibe nicht vor, baß Unternehmern, die beim Inkrafttreten des Geſetzes bereits Gelegenheitsverkehr be— 118 0 die Genehmigung erteilt werden muß. Auslands⸗Nundſchau Ein Beſuch Lavals in London. Der diplomatiſche Korreſpondent des Londoner Blattes„Daily Herald“ ſchreibt, der Beſuch des franzöſiſchen Außenminiſters Laval in London werde nach deſſen Zu⸗ ſammenkunft mit Muſſolini und nach der Erledigung der Saarfrage möglich ſein. Sicher ſei, daß Laval ſich nach einer erfolg⸗ reichen Regelung der Saarfrage ernſtlich be. mühen werde, eine allgemeine Regelung mit Deutſchland zu erreichen und ein Oſt⸗ locarno zuſtandezubringen. Oeffentliche Verbrennung marxiſtiſcher Bücher. Auf Veranlaſſung der Behörden der Stadt Peiping— ſo lautet jetzt der Na⸗ men der früheren chineſiſchen Hauptſtadt Peking— wurden über 10 000 beſchlag⸗ nahmte Schriftwerke öffentlich verbrannt. Zumeiſt handelte es ſich um Schriften mar- riſtiſchen Inhalts wie„Das Kapital“ von Marx, Schriften von Bucharin uſw. Politisches Allerlei Berlin. Im 3. Vierteljahr 1934 ſind 4865 deutſche Reichsangehörige nach Ueberſee ausgewandert, das ſind 363 oder 7 v. H. weniger als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Seit dem 2. Vierteljahr 1932 liegt erſtmalig wieder eine Abnahme der Auswanderung von Reichsdeutſchen vor. Berlin. Reichsorganiſationsleiter Dr. Ley gibt bekannt:„Ich ernenne hierdurch Pg. Amtsleiter Karl Müller zum Geſchäftsfüh⸗ rer der Deutſchen Arbeitsfront.“ Paris. Durch einen Erlaß wird in. ſaß⸗Lothringen das franzöſiſche Bürgerliche Geſetzbuch eingeführt. Schmuggler gegen Zollbeamte Ein Feuergefecht. Amſterdam, 28. Dez. Bei der Ortſchaft Gaſtel an der hollän⸗ diſch⸗belgiſchen Grenze kam es in der Nacht zu einer wilden Schießerei zwiſchen hollän⸗ diſchen Zollbeamten und Schmugglern. Ein Zollbleamter entdeckte auf einem Pa⸗ trouillengang einen Schmuggler ⸗ trupp, der bei ſeinem Herannahen die Flucht ergriff. Der Beamte konnte einen der Schmuggler einholen und feſtnehmen. Als die übrigen Schmuggler merkten, daß der Beamte allein war, kehrten ſie wieder zurück. Sie umzingelten ihn von allen Sei⸗ ken und bewarfen ihn mit Steinen, ſodaß er ſeinen Häftling wieder freilaſſen mußte. Im letzten Augenblick kamen fünf weitere Zoll⸗ beamte im Auto ihrem Kollegen zur Hilfe. Dieſe machten ſofort von der Schußwaffe Gebrauch. Zunächſt gelang es ihnen, die Angreifer zurückzudrängen. Dieſe wurden aber von der Bevölkerung von Gaſtel unkerſtützt und gingen abermals zum Angriff über. Die Beamten mußzen ſich feuernd zurückziehen und ihren Kraftwagen im Stich laſſen, der von der Menge zerſtört wurde. Plötzlich tauchten neue Gendarmen auf, die aus ihren Karabinern ganze Sal⸗ ven abgaben, worauf die Schmuggler end⸗ lich in wilder Flucht davonliefen. Kältewelle in AA Neuyork, 28. Dez. Obwohl die Wetterkundigen einen unge⸗ wöhnlich warmen Winker vorausſagken, wird jetzt eine Kältewelle aus dem Nordwe⸗ ſten erwarket, wo ſtrengſtes Winterwekker mit 40 Grad Celſius unter Null herrſcht. Im mittleren Weſten ſind bereits mehrere To- desfälle durch Erfrieren zu verzeichnen. Schwere Stürme an der Nordoſtküſte ge⸗ fährden die Schiffahrt. Feuer im No eſchacht Unterirdiſcher Brand. Kattowitz, 28. Dezember. Auf dem Notſchachtgelände in Siemiano- witz iſt in einer Tiefe von etwa 8 bis 10 m ein Kohlenflöz von einem Meter Mäch— tigkeit in Brand geraten, wahrſcheinlich durch Selbſtentzündung von Kohlengaſen. Aus 20 Notſchächten ſchlagen haushohe Flammen empor. Da die Schächke unter ⸗ einander verbunden ſind, gewinnt das un⸗ terirdiſche Feuer infolge ſtändiger Zufuhr immer mehr an Ausdehnung. Menſchen⸗ leben ſind bei dem Brand nicht in Gefahr gekommen, da bei Ausbruch des Feuers in den Notſchächten nicht gearbeitet wurde. Durch Maſchinenſchaden ſtillgelegt Kakklowitz, 28. Dezember. Wegen eines Schadens an der Förderma⸗ ſchine mußte der geſamte Förderbetrieb auf dem Präſident⸗Moszicki⸗Schacht in Chorzom eingeſtellt werden. Die Unterſuchung ergab, daß die Maſchine, die von der fran⸗ zöſiſchen Maſchinenbaugeſellſchaft Ci⸗ troen zum Preiſe von 300 000 Mark gelie- fert wurde, aus minderwertigem Material hergeſtellt iſt. Die Förderung auf dem Mos⸗ zicki-Schacht, dem größten Grubenbetrieb Polens, wird vorausſichtlich über einen Mo⸗ nat ruhen müſſen. Theaterbrand Amſterdam, 28. Dez. Das ſlädtiſche Thea⸗ ter in Arnheim iſt am Donnerstag durch en Großfeuer vernichtel worden. Der Brand brach anſcheinend in den im zweiten Stock gelegenen Requiſitenräumen aus. Er wurde erſt ſo ſpäl bemerkt, daß die Feuerwehr das Gebäude nicht mehr retten konnke. Der Schaden wird auf rund eine Million Gul. den geſchätzt. a Die gerettete Mmannſchaſt der„Sisto“. wegen„Beleidigung des niſchen ganzen Beſatzung untergegangen. In kurzen Worten Die Weihnachtsanſprache des Stellvertte ters des Führers hat bei den Auslands, heutſchen lebhaften Widerhall gefunden. Ein Londoner Blatt ſchreibt, es ſei ſicher, daß ſich Laval nach einer erfolgreichen Re gelung der Saarfrage dazu entſchließen werde, eine allgemeine Regelung mi Deutſchland zu erreichen und einen Oſtpat zuſtandezubringen. Nach Pariſer Blättermeldungen ſoll die Sowjetregierung den Flüchtigen 40 v. g, derjenigen Schätze verſprochen haben, die von dieſen während der ruſſiſchen Revolu⸗ tion auf ruſſiſchem Boden vergraben und verſteckt worden ſeien, wenn ſie dieſe Ver. ſtecke der Sowjetregierung angeben wür den, ſo daß die Schätze zutage gefördert werden könnten. Die Sowjetbehörden veröffentlichen die Anklageſchrift gegen Nikolajſew, dem Mör⸗ der Kirows, und 13 weitere Angeklagte. Die Angeklagten werden der Gegenrevolution und des politiſchen Mordes beſchuldigt. In der Nähe von Warſchau explodierte in einer Mühle eine Bombe. Die Mühle wurde vernichtet. Man vermutet, daß die Bombe von Anarchiſten geworfen wurde. Das ſtädtiſche Theater in Arnheim(Hol land) iſt durch ein Großfeuer vernichte worden. Auf dem Notſchachtgelände in Siemiano— witz wütet ſeit Montag ein unterirdiſcher Brand, der eine große Ausdehnung ange nommen hat. Politiſcher Prozeß im Saargebiet Saarbrücken. 28. Dez. Das Strafverfah, ren, das die Regierungskommiſſion de Saargebiets gegen den Privatdozenten dr Hermann Savelkouls, Wirtſchaftsberater der Deutſchen Front und Leiter des Trutz bundes für wirtſchaftliche Gerechtigkeit, Präſidenten der Eiſenbahndirektion des Saargebietes Nick laus“ anſtrengte, hat am 28. Dezember be— e Die Beleidigungen ſollen in dem rtikel„Eiſenbahnpräſident Nicklaus und der Separatismus“ enthalten ſein, den Dir. Savelkouls in„Der Trutzbund“ veröffent— licht hat. Lavals Romreiſe Anfang Januar? Paris, 27. Dez. Der„Paris Soir“ meldet aus Rom, daß man mit dem Beſuch dez Außenminiſters Laval in Rom für den 3. oder 5. Januar rechne. Laval ſei der An, ſicht, daß ein unmittelbarer Meinungsaus, tauſch mit Muſſolini über die noch ſtrittigen Fragen den Verhandlungen von Kanzlei zu Kanzlei vorzuziehen ſei. Ueberdies komme die erſte Januarwoche für den Beſuch ſchon deshalb in Frage, weil nachher die Genfer Verhandlungen und die Saarabſtimmung die Aufmerkſamkeit Lavals voll beanſpru— chen würden. Mord und Selbſtmord Kuſel(Pfalz), 28. Dezember. In der Gemeinde Nußbach drang der le. dige 27 Jahre alte Ludwig Wenz in die Wohnung des Maurers Karl Ludwig Dach und tötete im Verlaufe einer Auseinander. ſetzung die 21 jährige Tochter des Dach dur vier Schüſſe. Dann flüchtete er und erſchoß ſich auf ſeinem ellerlichen Grundſtück. del Grund zu der Tat iſt darin zu ſuchen, daß das Mädchen einen Liebesankrag des Weng abgewieſen hatte. Auto ſtürzt in einen Kanal Amſterdam, 28. Dezember. In der unmittelbar an der deutſchen Grenze gelegenen Ortſchaft Munſter, ſcheveld ſtürzte in der Nacht ein mit Perſonen beſetzter Kraftwagen in einen Kanal. 7 Inſaſſen konnten ſich nicht meh retten und ertranken. Bei der Ueberquerung einer Zugbrüch⸗ ſtieß der Wagen gegen das Brückengeländer durchbrach es und ſtürzte in das Waſſer. D der Wagen ſich überſchlug und die Inſaſſen ſehr gedrängt ſaßen, gelang es nur einen jungen Manne erſt ſich und dann ein jun ges Mädchen aus dem Wagen heraus zuzſe hen und in Sicherheit zu bringen. Opfer der bitteren Kälte 23 Perſonen erfroren. Neuyork, 28. Dez. Die ſehr ſtarke Kälte während der Weihnachtsfeiertage hat in den Vereinigten Staaten 23 Todesopfer ge⸗ fordert. Die Schiffahrt auf dem Pazifik ist völlig lahmgelegt. Der Sachſchaden durch die ſtarken Stürme iſt beträchtlich. Letzte Nachrichten Der Leiter des marxiſtiſchen Schutbunde⸗ 5 enthaftel. Wien, 28. Dez. General Körner, der militäriſche Leiter des marxiſtiſch⸗rupublika⸗ Schutzbundes, iſt am Donnerstag enthaftet worden. General Körner war ſeit dem 12. Februar in Haft. Jiſchdampfer untergegangen. Madrid, 28. Dez. Der 18 Fiſch dampfer„Republica“ aus go iſt mit der hat ſich ſogar bereit erklärt, — D. A NI. 54 1185 Wumtes Auerlel Wo ſind Attilas Schätze? Nach einer Jama ſoll Attila, der Hunnen⸗ könig, in Oeſterreich in der Nähe des Schloſſes Aurolzmünſter begraben worden ſein, und ſeiner Leiche ſei damals angeblich ein gewaltiger Schatz beigelegt worden, der auf etwa 40 Millionen RM zu ſchätzen wäre. Seit Jahren wird nun ſchon von mehreren„Gläubigen“ nach dieſem Schatz ſeſucht, ja eine Frau, die ſich auch an der uche beteiligt, iſt ihrer Sache ganz ſicher, da ihr im Traum eine engelhafte Erſchei⸗ nung die Stelle, auf der ſich der Schatz be⸗ findet, genau angegeben habe. Selbſt der Beſitzer des Schloſſes Aurolzmünſter iſt von der Such⸗Epidemie angeſteckt worden. Er it ſich ſich mit dem Finderlohn von 10 Prozent zu begnügen— falls er den Schatz fände. In dieſen Tagen hat ſich noch ein ehrwürdiger Schatzſucher eingefunden, ein 76 Jahre alter Bibliothe⸗ kar, der auch die Erlaubnis zum Graben bekommen hat, allerdings mit dem Hinweis, daß er es auf eigene Rechnung und Gefahr täte und ſich mit den anderen Schatzgrävern vertragen müſſe. Bisher iſt es zu irgend⸗ welchen Unzuträglichkeiten nicht gekommen, und, ſolange der Schatz nicht gefunden wird, iſt es auch nicht zu befürchten. Allein die Zahl der Schatzſucher nimmt beängſtigend d und damit die Verantwortung der Po— izei. Ein gutes hat die Schatzgräberei auf alle Fälle, auch wenn die Suche vergebens iſt: Der Boden wird gründlich und koſten⸗ los aufgelockert. Unter aller Kanone. Dieſe Redensart hat mit Kanonen nichts zu tun. Sie ſtammt aus dem Schulleben. Das lateiniſche„canon“ bedeutet Regel, Richtſchnur. Waren alſo die Arbeiten oder Antworten der Schüler ungenügend, eben, weil nicht den Regeln entſprechend, ſo bezeichnete man ſie als„ſub omni canone.“ Induſtrieſpionage Eine Spionage, die verhältnismäßig we— nig von ſich reden macht und deren Bedeu⸗ tung meiſtens unterſchätzt wird, iſt die Spio⸗ nage in der Induſtrie und im Handel. Vor dem Weltkriege war es nichts Seltenes, daß ausländiſchen Intereſſenten Stätten des Handels und der Induſtrie Deutſchlands ermöglicht wurde, der nur zu! oft zur Nachahmung der deutſchen Metho⸗ den und Erfindungen führte. Während des Krieges begnügten ſich unſere Gegner nicht mit der Beſchlagnahme deutſchen Eigentums, vielmehr kam es ihnen darauf an. die deut⸗ ſchen Patente für ſich nutzbar zu machen und noch während des Krieges daraufhin neue Induſtrien ins Leben zu' rufen und ſich auch unſere Handelsbeziehungen aufgrund von deutſchen Geſchäftsbüchern eigen zu machen. Wie bei der militäriſchen Spionage wird verſucht, Kenntnis von irgendeiner Erfin: dung oder Methode durch Beſtechungen und Photographien zu erlangen. Wohl haben die Handelsfirmen und Induſtriewerke ihre Maßnahmen zur Verhinderung jeder Spio— nage ebenfalls verdoppelt, doch ſie gänzlick zu verhindern, hat ſich unmöglich erwieſen. So erſchienen in einer bekannten Maſchinen— ſabrik zwei ausländiſche Ingenieure. die für eine neue Maſchine großes Intereſſe zeigten Während der eine durch Fragen den Direk- tor des Werks ganz in Anſpruch nahm, machte der andere ſich Notizen auf ſeine Manſchette. Der Kauf der nicht zuſtande, aber bald erſchien die Ma⸗ ſchine im Ausland. wo ſie noch nicht vatent⸗ der deut Einblick in die Maſchine kam amtlich chen war, zum großen Schaden chen Induſtrie. Selbſt Wäſche⸗ und Schuhfabriken ſind nicht vor Spionage ſicher Nulſiſche Porzellanſchätze In dem vor den Toren Moskaus gelege⸗ nen Herrenhauſe des Gutes Kuſkowo. das einſt im Beſitz des Grafen Scheremetjew war, wurde ein Porzellanmuſeum gegrün⸗ det und der Heffentlichkeit zugänglich ge, änglich gemacht. Dieſes Muſeum enthäl, orzellanſchätze, für die ſeinerzeit geradezu märchenhafte Preiſe bezahlt wurden. Hier befindet ſich u. a. ein Kameenſervice, das anläßlich der Thronbeſteigung Kathari— nas der Großen bei der Porzellanmanufak⸗ tur in Sevpres in Frankreich beſtellt worden war und den phantaſtiſchen Preis von 328 118 Goldfranken gekoſtet hat. Ein wei⸗ teres Prachtſtück des Muſeums iſt ein ägyp⸗ tiſches Service, das Napoleon dem ruſſiſchen Kaiſer Alexander J. geſchenkt hat. Dieſes Service„fiel in Ungnade“, als ſich die bei— den Herrſcher verfeindeten und es zum Kriege im Jahre 1812 kam. Das Muſeum weiſt übrigens auch Erzeugniſſe der ruſſi⸗ ſchen Porzellankunſt auf, die ſich viel ſpäter entwickelt hat als zum Veiſpiel die Meiße⸗ ner. Mehr als 40 Jahre, nachdem es Bött⸗ ger gelungen war, im Jahre 1704 Porzellan herzuſtellen, wirkte der„Vater des ruſſi⸗ ſchen Porzellans“, D. Winogradow. Das erſte gezeichnete und datierte Stück, das von Winogradow angefertigt wurde, befindet ſich im Muſeum. Es iſt eine kleine Vaſe, die den Eindruck erweckt, as ob ſie von Kinder— händen angefertigt worden wäre. Von beſonderem Intereſſe iſt es, daß die Sowjetzeitungen gleichzeitig mit der Eröff— nung dieſes Muſeums Angaben über den gegenwärtigen Stand der Porzellanherſtel- lung in der Sowjetunion machen. Es gibt 28 Porzellanfabriken, von denen 13 Haus- haltungsgegenſtände herſtellen. Was dieſe Fabriken auf den Markt bringen, ſpottet ſe— der Beſchreibung. Die Moskauer Zeitung „Wetſchernjaja Moſkwa“ verweiſt darauf hin, daß es ſich beinahe durchweg um Aus— ſchußware ſchlimmſter Art handele. In allen einſchlägigen Läden ſieht man die elenden Erzeugniſſe dieſer Fabriken— ſchiefe Tel— ler und Untertaſſen, grobe, plumpe, un— gleichmäßig gearbeitete Taſſen, die geradezu grotesk wirken, alles Schundware im wahr— ſten Sinne dieſes Wortes! Neues aus aller Welt Ein Mond- Regenbogen. Ein ſeltenes Na— turereignis konnte man nach einem Bericht dieſer Tage in der Frühe am öſtlichen Him— mel beobachten. Aus einer am bleicher Mondregenbogen am wölbe empor. Dieſer wurde hervorgerufen durch den am weſtlichen Himmel unter— gehenden Mond, deſſen Licht den aus der Wolkenbank am öſtlichen Himmel hervor— dringenden Sprühregen beſchien. Dieſe ſelt— ſame Erſcheinung dauerte ungefähr zehn Minuten. Unglück im Sägewerk. Ein ſchwerer Un⸗ gücksfall ereignete ſich auf dem Sägewerk in Wiſſen. Beim Schmieren einer Leer⸗ ſcheibe im Gatterkeller wurde ein 26 jähri— ger Arbeiter von dem ſich plötzlich loslöſen⸗ den Gatterrahmen niedergeſchlagen. Erſt nach einiger Zeit fand man den Verunglück— ten bewußtlos auf. Er wurde ſchwer ver— Himmelsge— letzt dem Krankenhaus zugeführt. Horizont hinziehenden Wolkenbank ſtieg ein ſchöner, Bom Spiel in den Tod. Auf dem Stall ⸗ boden des elterlichen Hauſes in Knapfack bei Köln wurde ein 14 jähriger Junge, nach⸗ dem die Eltern ihn ſchon mehrere Stunden vermißt hatten, in einer Schlinge hängend tot aufgefunden. Alle Umſtände laſſen da⸗ rauf ſchließen, daß der Junge bei einer Spieleref durch einen verhängnisvollen Zu⸗ fall zu Tode gekommen iſt. Verhängnisvoller Schuß. Ein tragiſcher Unglücksfall ereignete ſich dieſer Tage nach einer Meldung aus Caſtrop⸗Rauxel auf der Kriegerheimſtraße im Stadtteil Ik⸗ kern. Auf einem hier parkenden Liefer⸗ wagen hantierte der 15jährige Beifahrer mit einer Schußwaffe. Plötzlich löſte ſich ein Schuß, der ein ſiebenjähriges Mädchen, das mit mehreren Kindern in der Nähe des Wa⸗ gens ſpielte, in den Kopf traf. Das Kind wurde ſo ſchwer verletzt, daß es kurz nach der Einlieferung im Krankenhaus verſtarb. Der Junge gab an, die Waffe auf dem Führerſitz gefunden zu haben. Unglück beim Holzfällen. Einwohner des Altmärkiſchen Dorfes Steinke bei Salz- wedel waren mit Holzfällerarbeiten im Walde von Heidau beſchäftigt. Eine Gruppe von vier Mann wurde dabei am Vormit⸗ tag von einem ſchweren Unglück betroffen. Ein halb durchgeſägter ſchwerer Baun ftürzte vorzeitig um und fiel auf drei der dabei beſchäftigten Arbeiter. Der Holzfäller Reinicke wurde ſofort getötet, dem Holzfäl⸗ ler Haaſe wurden beide Beine abgeſchlagen. Ein dritter Holzfäller erlitt leichtere Ver— letzungen. Der vierte Mann kam unverletzt davon. Streunende Hunde im Schafpferch. Nach⸗ dem erſt kürzlich in der Ortſchaft Leer ⸗ ſtetten ſtreunende Hunde in einen Schaf⸗ pferch eingedrungen waren und ſechs Scha⸗ fen den Hals abgebiſſen hatten. brachen ieſelben Hunde wenige Tage ſpäter wie— der in den gleichen Pferch ein. Diesmal richteten die Hunde ein noch größeres Un- und bertrat den Standpunkt, daß auch die heil an. 19 Schafe wurden totgebiſſen und 24 Tiere ſo ſchwer verletzt, daß ſie notge⸗ ſchlachtet werden mußten. Einer der fleiſch⸗ gierigen Hunde wurde von dem Schafhalter erſchoſſen, der andere konnte entkommen. Gefängnisrevolte. In einem Gefängnis in Glasgow, in dem es ſchon in der letz⸗ ten Woche zu Zwiſchenfällen gekommen war, brach am Samstag eine Revolte aus. Eine Anzahl zu längeren Freiheitsſtraſen verurteilte Gefangene ſowie einige Für⸗ ſorgezöglinge verſuchten, ſich in den Beſitz [der Tabak- und Zigarettenvorräte za ſet- zen, auf die nur die Unterſuchungsgefange⸗ nen Anſpruch haben. Sie zertrümmerten mehrere Fenſterſcheiben, konnten aber von der Wache in Schach gehalten und in ihre Zellen zurückgeführt werden. Zwei Gefan⸗ gene wurden verletzt. Boxſport Kein Boxkampf am 19. Januar. In der Kölner Rheinlandhalle wird im Rongt Januar(vorgeſehen war der 19.) dein Boxkampf ſtattfinden. Geplant war ier die Meiſterſchaft im Schwergewicht, die hower freiwillig gegen Erwin Klein aufs Spiel ſetzen wollte, aber der Verband er⸗ eilte die Genehmigung nicht. Der bis )herige Veranſtalter, Max Blesgen. iun am 2. Februar wieder ein Programm zufziehen. Trainingsgemeinſchaften der Amateure. Sy. T W N Eee ſich entfernt. hand. Urheberrechtschutz: Fünf Türme-Verlag Halle(Saale). Die Mitglieder einer Damenkapelle ſind Huldigungen gewöhnt. Das will heißen, ſie machen ſich nichts daraus. Der ſchrarze Herr dort unten war ihnen übrigens be⸗ kannt, er war ziemlich oft zu ſehen, und ein Wiener Mädl braucht nicht vic, um zu verſtehen. Da er ſonſt noch nie— mals ſo auffällig hinaufgeſtarrt, vielmehr ziemlich inter⸗ eſſelos dageſeſſen hatte, ſo war es klar, daß er jemanden Und da ihre ungeſchriebenen Inſtruktionen dahin lauteten, über die Köpfe des Pu⸗ blikums hinwegzuſehen, ſo machten ſie auch mit ihm keine am Tiſch ärgern wollte. Ausnahme. Das aber ärgerte den verwöhnten Frauenliesling, der gehofft hatte, der ſpröden Miß auf altbekannten Wegen zu begegnen. Als aber Slomi mit jedem Glas Bowle unter⸗ nehmender zu werden begann, fand Burger es geraten, dieſem Benehmen die Spitze abzubrechen:„Wie wäre es, mein lieber Amos, wenn du einmal mit mir den Platz wechſeln wollteſt?“ So ſprach er und runzelte ein wenig die Stirn. „Da mußt du Miß Birming fragen, ob ſie mich ent⸗ behren kann...“, erwiderte der Unverbeſſerliche. „Ach, ich ſein einverſtanden“, ließ Gwendolen ſich ver⸗ nehmen, und Burger lächelte ſchadenfroh. Auf dieſe Weiſe gelangte Doktor Burger auf die andere Tiſchſeite neben das ſchöne Mädchen und hatte außerdem endlich das Podium mit der Damenkapelle vor ſich. Er muſterte in halber Zerſtreutheit die wenigen Anweſenden, lichkeit ſprechen... dieſelbe war. — oder er träumte... geſchah. Haares. faſt kindliche Geſtalt. denn es war eben Pauſe und die meiſten Mitglieder hatten f Im Augenblick, als er ſich umwenden wollte, um irgendein belangloſes Geſpräch mit ſeiner Nachbarin an— zuknüpfen, zuckte er, wie von einem elektriſchen Schlag getroffen, zuſammen. Dort oben auf dem umgeſchlagenen Deckel des langen, ausgedienten Klaviers lag eine Frauen⸗ Die Beſitzerin derſelben ſaß abgewendet und hatte ſich, wie ermüdet, mit der Rechten aufgeſtützt. Es war eine 15 ſchlanke, blaſſe Frauenhand von wundervoller Zartheit. Burger glaubte eine Viſion zu haben: Es war dieſelbe Hand, die ihn ſchon am Nachmittag aus dem Halbdunkel der Werkſtätte gleichſam angeſtrahlt und die ihn ſeither nicht zur Ruhe kommen ließ. Er verwies ſich als lächerlicher Phantaſt. Eine Hand iſt doch kein Antlitz mit beſtimmten Merkmalen. iſt wie jede andere, mit wenig Abweichungen. Vollends eine weibliche Hand. Da konnte man doch von keiner Aehn⸗ Und dennoch— Felix hätte ſchwören mögen, daß es Dieſe edelgeſchwungene Linie des Handrückens, die ſchmalen, ſpitz zulaufenden Finger, die mandelförmigen, roſigen Nägel— es war dieſelbe vollendet ſchöne Hand Geſpannt wartete er, bis ſich die Beſitzerin dieſer ſeltſamen Hand umwandte, was im gleichen Augenblick Die Hand wurde zurückgezogen, und ein ſchlankes Mädchen erhob ſich von dem Sitz hinter dem Klavier und griff nach einer Geige, die neben ihr lag. Es war ein blaſſes Geſchöpf mit einem ſüßen, typiſch wieneriſchen Geſichtchen, umrahmt von einer Fülle kaſtanienbraunen Das knappe, weiße Mullkleidchen ließ zarte Formen ahnen, und die himmelblaue Schärpe legte ſich über eine Eine ſtreuten. engliſche Kanonenboot wird 8 e Drei andere Kanonenboote ſowie ein Hebe⸗— Der Deutſche Amateurboxperband läßt ſich die weitere Ausbildung und Förderung einer jungen Talente und Olymplakämpſer etwas koſten. Im nächſten Jahr werden wieder Trainingsgemeinſchaften gebildet, in der jedoch nicht nur Olympiaanwärter und talentierte Kämpfer, ſondern auch Ju⸗ gendliche Aufnahme finden. Sport und Vergnügungsſteuer Wir entnehmen dem„Reichsſport⸗ blatt“ folgenden wegen ſeiner grund⸗ ſätzlichen Bedeutung wichtigen Ge⸗ richtsbeſchluß: In Osnabrück war am 26. Mai 1933 ein Fußballänderkampf Weſtdeutſchland—oſt⸗ holland ausgetragen worden. Als der Weſt⸗ deutſche Spielverband als Veranſtalter des Wettſpiels vom Oberbürgermeiſter in Os nabrück zu einer Vergnügungsſteuer von 500 RM herangezogen wurde, beantragte er im Hinblick auf Paragraph 2(4) der maßgebenden Steuerordnung ſeine Frei ſtellung von der Steuer, da es ſich um eine Veranſtaltung handele, die der Leibesübung diene, und erhob nach fruchtloſem Einſpruch Klage im Verwaltungsſtreitverfahren. Das Bezirksverwaltungsgericht wies aber die erhobene Klage ab und nahm an, daß keine Veranſtaltung in Frage komme. die in erſter Linie der Leibesübung diene. Steu⸗ erbefreiung könne nur für Veranſtaltungey ſolcher Vereine gewährt werden. welche ſich in folgerichtigen und fortgeſetzten Uebungen die ſportliche Ertüchtigung ihrer Mitglieder nach einem beſtimmten Programm zuw Ziele geſetzt haben. Dies komme bei den Wettkämpfen um die deutſche Meiſterſchaft in Betracht, nicht aber bei reinen Repräſen⸗ tatipſpielen. Dieſes Urteil griff der Deutſche Fußball⸗ bund, Gau Weſtfalen, als Rechtsnachfolger des Weſtdeutſchen Spielverbandes durch Reviſion beim Oberverwaltungsgericht an Repräſentativſpiele, zu denen die beſten Fußballſpieler herangezogen werden, der Leibesübung dienen. Das Oberverwal— tungsgericht hob auch die Vorent ⸗ ſcheidung auf und ſtellte den Deutſchen Fußballbund von der geforderten Vergnü. gungsſteuer frei, inden u. a. ausgeführt wurde, unzweifelhaft ſeier. Fußballſpiele als ſportliche Veranſtaltungen anzuſehen, welch der panmäßigen Ertüchtigung des Körpers dienen, ihre Veranſtaltung genieße grund. ſätzlich die Vergünſtigung der Befreiungs- vorſchrift der Steuerordnung. Es frage ſich, ob vorliegend durch die Form, in der das Spiel veranſtaltet worden ſei, die kör⸗ perliche Ertüchtigung ausgeſchloſſen worden ſei Dies iſt zu verneinen. Es ſei nicht an. gängig, alle Veranſtaltungen, bei denen Einnahmen erzielt werden, zu den gewerbs— mäßigen zu rechnen. Es könne vorliegend nicht anerkannt werden, daß bei dem ver— anſtalteten Wettſpiel die Erzielung von Einnahmen die Hauptrolle oder eine we— ſentliche Rolle gelvioſt haho. Engliſches Kanonenboot aufgelaufen. Das „Seamew“ iſt nach einer Meldung aus Hongkong nördlich von Mahau(Neuſeeland) auf Grund gels fen. Das Vorderſchiff ſteht unter Waſſer. ſchiff ſind aus Hongkong zur Hilfeleiſtung herbeigeeilt. Tiefe, nußbraune Augen blickten ausgeſprochen weh— mütig auf die Menſchenmenge da drunten. Jetzt hob ſie die Geige unters Kinn und mit der Rechten den Bogen. Es war eine edle Bewegung, und wieder war es die wunderbare Hand, die Felix den Atem ſtocken machte. Die Wölbung des Handrückens, das ſchmale Gelenk, die ein wenig zaghafte Führung— alles zuſammen bot ein Bild von rührender Anmut und Schönheit. Selbſt wenn das Mädchen häßlich geweſen wäre, ſo hätte ſie dieſe Geſte über die Schönſte erheben müſſen. So dachte der Mann in nie gekannter ſchwärmeriſcher Stimmung. Ein Funke zündete und brannte lichterloh... * ** Inzwiſchen war die Dirigentin erſchienen, und das Konzert nahm ſeinen Fortgang. Ein Walzer von Strauß ſtrahlte tauſendfältige Blüten voll Glanz und Pracht über die Lauſcher. Das ſchöne Mädchen, das Felix ſo geheim⸗ nisvoll gefangen genommen, ſaß in der zweiten Reihe und ſchien ganz in der Muſik aufzugehen. Das ſtille Antlitz aber blieb unbeweglich, und nur der feine, zarte Körper wiegte ſich, wie unbewußt, im Rhythmus der hinreißen⸗ den Melodien. Die Fremden waren reſtlos begeiſtert. Betſy und die beiden Herren Broader und Welman ver— ſchlangen nur ſo das eigenartige Bild um ſie her und auf der Muſikereſtrade. Selbſt Gwendolen, die ganz ungewöhnlich zerſtreut und bei weitem weniger anmaßend ſchien, als ſonſt zu ihrer Art gehörte, wurde hingeriſſen von dem unwider⸗ ſtehlichen Zauber dieſer Frühlingsnacht und deren Be⸗ gleitumſtänden. Sie ſaß mit niedergeſchlagenen Augen, und ihre feinen Finger bewegten ſich im Rhythmus des Walzers auf dem Tiſchtuch, während die Diamanten und Saphire ihrer vielen Ringe aufreizendes Gefunkel ver⸗ Gwendolen, (Fortſetzung folgt.) ET f 8 — LIILIDII ITE N 4 e U 50 N. Urheberrechtsschutz: Fünf Türme-Verlag, Halle(Saale) Nachdruck verboten. Regina wünſchte„Guten Morgen!“. Ihre ein wenig tiefe Stimme bebte leicht, kam wahrnehmbar. Der Gruß wurde freundlich erwidert. i Frau von Stäbnitz bot ihr den Platz zu ihrer Linken an. Ihnen beiden gegenüber ſaß der berühmte Verteidiger, deſſen markante Perſönlichkeit eine große Rolle ſpielte in den meiſten Senſationsprozeſſen, die Intereſſe erregten weit über die Grenzen Berlins hinaus. Frau von Stäbnitz goß erſt ihrem Manne, dann Regina Kaffee ein, fragte:„Wie haſt du geſchlafen, Kind! Und vor allem— haſt du etwas Nettes geträumt?“ Regina errötete ein wenig, denn eben ſiel ihr erſt ihr ſonderbarer Traum ein. Sie antwortete:„Ich ſchlief ſehr gut, mein Traum aber war ſehr töricht. Ich träumte, ich ſtand neben einem Herrn, deſſen Geſicht ſich hinter einer Maske verbarg; er tam mir bekannt vor, und ich wußte doch nicht, wer er war. Er hängte mir ein talarähnliches Kleidungsſtück um, es konnte eine Anwaltsrobe ſein; dann nahm er meine Hand und ſagte etwas, was ich nicht verſtand, und damit war der Traum auch ſchon zu Ende.“ Sie verſchwieg, daß ſie der Maskierte geküßt, ſie brachte es nicht über die Lippen. Herr von Stäbnitz lächelte ein wenig. „Ein etwas dunkler Traum, Doralies— nicht wahr?“ Reginas ſchlechtes Gewiſſen fand: Es war ein Etwas in den leicht verſchleierten Augen des Berühmten, das ihr bedrückend ſchien. Herr von Stäbnitz mußte bald fort. Seine Frau aber blieb mit ihr noch am Kaffeetiſch zurück, fragte nach Moos⸗ hauſen; das Intereſſe für die alte Heimat war wieder da. Es ſchmeckte Regina trotz allem, und der Kaffee machte ihr Denken ganz friſch. Frau von Stäbnitz war ſchwarzhaarig und hatte friſche Farben, ihre hellbraunen Augen blitzten zuweilen jung und froh. Sie ſah auch noch nicht alt aus, war vor allem ſehr gepflegt und tadellos gekleidet, ſchon am frühen Morgen. Regina ſagte tapfer„Du“ zu ihr, nannte ſie auch mehrmals„Tante Edda“. Sie dachte, es würde ja raſch genug zu Ende ſein mit der Vertraulichkeit. Noch aber war es nicht ſo weit; das Frühſtücksſtündchen, das anfing, ihr zu gefallen, dehnte ſich ſo angenehm lange aus. de Frau von Stäbnitz meinte:„Heute abend kannſt du mich zu einer Wohltätigkeitsvorſtellung begleiten. Ich muß mich dort ſehen laſſen, und dir bereitet es vielleicht Ver⸗ gangen. Verſchiedene Hochprominente Berlins werden bei der Vorſtellung mitwirken. Sie nannte Namen, die Reginas Augen aufleuchten ließen. Wie hatte ſie ſich ſchon immer danach geſehnt, dieſe Künſtler zu ſehen und zu hören, deren Namen man in ganz Deutſchland kannte und oft auch in anderen Ländern, bis weit drüben über dem Ozean. Erſchreckt grübelte ſie: am Abend würde ſie ja ſchon hier weg ſein, mit Schimpf und Schande fortgejagt; beſtenfalls hieß man ſie, ſich raſch und ſtill zu entfernen. Frau von Stäbnitz ſprach eifrig weiter:„Haſt du was Hübſches anzuziehen für den Abend? Das Kleid, das du trägſt, iſt nett, aber es müßte für den Zweck doch eigent⸗ lich etwas anderes ſein.“ Sie blickte fragend:„Was haſt du mitgebracht, Doralies? Dein Vater bat mich, nötigen⸗ falls hier Anſchaffungen für dich zu machen.“ „Was ich mitgebracht habe? Ich weiß es nicht genau!“ Regina war blaß geworden. Sie hatte keine Ahnung, was für Kleider Doralies in den großen Koffer gepackt hatte. Sie atmete ſchwer und kämpfte mit ſich. Sie wollte nun lieber ſofort ihr Bekenntnis ablegen. Schon wollte ſie das erſte Wort über ihre Lippen zwingen, als es an⸗ klopfte. Doktor Peter Konſtantin'rat ein, küßte der Frau des Hauſes die Hand, ſtreckte Regina die Rechte hin. „Nun, gut geſchlaſen, Fräulein Wolfram?“ Sie lächelte höflich.„Jawohl, Herr Doktor, aus— gezeichnet.“ N „Sie ſaß ganz beengt da; ſie wußte jetzt, an wen ſie der maskierte Herr, der ſie in dem ſeltſamen Traum ge— küßt, erinnert hatte. An Peter Konſtantin, den ſie am Abend zuvor zum erſten Male in ihrem Leben geſehen. Frau von Stäbnitz erhob ſich. „Sie wollen natürlich zu meinem Mann, lieber Doktor. Er iſt in ſeinem Arbeitszimmer. Aber vorher noch eine Frage: Mein Mann hat heute abend keine Zeit; wollen Sie uns Damen nicht in die Wohltätigkeitsveranſtaltung begleiten? Ich habe drei Plätze.“ Sein Blick hing ein paar Herzſchläge lang auf Reginas Geſicht, dann verneigte er ſich. „Mit dem allergrößten Vergnügen, gnädige Frau.“ Frau von Stäbnitz nickte Regina zu:„Komm, Doralies, wir wollen nach oben gehen. Ich werde mir deine Kleider anſehen und ſchauen, ob etwas Geeignetes für den Abend dabei iſt.“ Sie lachte mit hübſchen weißen Zähnen:„Will doch Staat machen mit meinem Pflege⸗ töchterchen!“ Regina dachte, das paßte jetzt gut. Oben war man wohl allein und ungeſtört, oben mußte ſie ſich die Lüge vom Herzen herunterſprechen. Das Mädchen hatte in Reginas Schlafzimmer ſchon ſauber gemacht und die Kleider und Wäſche aus dem großen Koffer in den Schrank eingeräumt. Frau Edda ſchloß gleich den Schrank auf und nahm ein beigefarbenes Kleid aus fließendem Crépe de Chine, das über einem Bügel hing, heraus, betrachtete es von allen Seiten. „Hübſch iſt das Ding. Zieh es, bitte, ſchnell einmal an— wollen ſehen, wie es ſitzt.“ Regina wollte reden, aber ſie brachte dieſen fröhlichen Augen gegenüber kein Wort von dem heraus, was ſie quälte. Sie entſchloß ſich, das Haus heimlich zu verlaſſen. Sie zog ihr Kleid aus, ſchlüpfte in das dünne andere, ſchaute ſich dann im Spiegel an— ſah, es ſtand ihr ſehr gut. Frau von Stäbnitz zupfte ihr den Scheitel tiefer, meinte:„Die Ondulation verrät die Mooshauſener Her⸗ kunft, aber ſchönes Haar haſt du. Mein Friſeur kommt nachher, er ſoll dein Huar etwas anders ſchneiden und ondulieren. Wirſt ſtaunen, was der aus dem Haar macht.“ Sie betrachtete wieder das Kleid.„Wo das Fichü unter der Bruſt endet, muß eine hübſche Perlſchnalle hin. Die leihe ich dir, ich habe ſo eine.“ Sie legte ihr den Arm um die Schulter.„Ich freue mich wirklich ſehr, ſo lieben Beſuch zu haben.“ Regina fühlte ſtarkes Herzklopfen. Sie litt unter der Freundlichkeit der Jugendfreundin Fritz Wolframs, und wie ein Strom brach es über ihre Lippen:„Seien Sie nicht ſo gut zu mir— ich bin ja gar nicht, die ich ſcheine, bin eine ganz andere...“ Frau von Stäbnitz hielt ihr ſcherzhaft leicht den Mund zu. „Weiß ſchon, weiß ſchon, Doralies— dein Vater ſchrieb mir ja ganz ehrlich, was du für ein unberechenbares Mädel wärſt. Aber bis jetzt merken wir nichts davon. Du biſt allerdings erſt ſeit geſtern ſpätabends im Hauſe. Und ſo ſchlimm iſt das doch auch nicht, liebes Kind. Gib dir nur etwas Mühe, dann ſchleifſt du dich ſchon ab. Ich habe keine Angſt vor deinen Extravaganzen, du ſiehſt gar nicht danach aus. Mooshauſen iſt ein bißchen öde und langweilig, da haſt du für Abwechſlung geſorgt. Und in ſolchen Neſtern wird auch übertrieben. Ich kenne das aus meiner Jugend. Da ſitzen denn die braven Weiblein zu⸗ ſammen, reihum bei den Freundinnen, trinken Kaffee, eſſen Kuchen und machen Handarbeiten. Sie ſticken und häkeln, und bei jedem Stich, den ſie machen, bei jeder Maſche, die ihr eifriger Haken packt, ziehen ſie über den lieben Nächſten her, machen aus einer Mücke einen Ele⸗ fanten und ſticken und häkeln Tratſch und Unfrieden zu⸗ ſammen, die dummen Weibchen von Mooshauſen. Da biſt du durchgehechelt worden, und dein bißchen junge Fröh⸗ lichkeit wurde ganz falſch beurteilt. Laß, Kind, du biſt nicht viel anders, als du ausſiehſt; deine Jugend hat ſich nur gegen die Stille und die Klatſchweiber von Moos⸗ hauſen gewehrt. Alſo in meinen Augen biſt du keine andere, als du ſcheinſt. Beſchuldige dich nicht weiter ſelbſt. Ich ſchicke dir nachher den Friſeur herauf, mit mir hat er heute wenig Arbeit.“ Sie gab Regina einen ſcherz⸗ haften Backenſtreich:„Man ſieht es dir nicht an, das Auf⸗ die⸗Bäume⸗Klettern und dergleichen— ſiehſt eher aus wie ein griechiſcher Jüngling mit deinen geradlinigen Zügen. Nachher müſſen wir übrigens deinem Vater telegraphiſch deine gute Ankunft melden.“ Regina hatte jetzt den Mut zur Wahrheit endgültig verloren. Bei erſter Gelegenheit mußte ſie eben heimlich fort. Jetzt wollte ſie noch bleiben; es war ſo ſchön hier. Die gütige Frau, die bequemen Zimmer, die Ausſicht auf den kommenden Abend. Warum ſtand mit einem Male Peter Konſtantins Bild vor ihr? Sie fror plötzlich.— Was würde er von ihr denken, wenn er wüßte, daß ſie eine Betrügerin war? * 4* Doralies war nach ihrer Rückkehr von Karlsruhe gut und heimlich wieder ins Schlößchen gelangt. Sie ſaß oben hinter verſchloſſener Tür mit ihrem getreuen„Häns⸗ chen“ beiſammen und berichtete, daß bisher alles geklappt. Sie ſagte lächelnd:„Bis Montag früh halte ich mich gut verſteckt, und ſobald Vati Montag früh abgereiſt ſein wird, kann ich mich in allen Räumen und dem Park be⸗ wegen, wie ich mag, außer den paar Stunden, wo das Mädchen, die Suſe, im Hauſe iſt.“ Frau Henſel berichtete Doralies, der Vater wäre ſchon ſehr früh zur Ruhe gegangen; anderntags wolle er aber zeitig mit dem Einpacken beginnen und nachmittags noch ein paar Abſchiedsbeſuche machen. Doralies war erſt nach elf Uhr heimgekommen, jetzt ſchlug es halb eins. Da ging Frau Henſel, verſprach ihr das Frühſtück am Morgen ſofort zu bringen, ſobald ſie es unauffällig wagen könne. Doralies ſchlief ausgezeichnet, weder beim Einſchlafen noch beim Aufſtehen beſchwerte ſie die geringſte Reue. i Gegen neun Uhr erſchien Berta Henſel mit dem Frühſtückstablett und erzählte:„Dein Vater packt ſchon, befindet ſich in beſter Stimmung und ſagte: Jetzt hat mein Mädelchen ſchon eine Nacht in Berlin hinter ſich. Hoffent⸗ lich meldet ſie bald ihre gute Ankunft!“ Sie war ein bißchen nervös.„Ich will lieber gleich wieder binunter⸗ gehen, fäls er etwas wüfnſchl ſein.““ ö ſah ganz verſtört aus. Doralies fragte ein wenig erſchreckt: „Was iſt dir denn, Hänschen? Irgendwas ſtimmt doch nicht mit dir.“ f f Die Aeltere ſtellte das Eſſen zurecht, murmelte:„Nun iſt das Unglück da— hätte ich mich doch nur uicht auf den Unfug eingelaſſen.“„ Doralies fragte lebhaft:„Was denn für'n Unglück? Unke doch nicht bloß, Hänschen— rede lieber deutlich!“ „Eine ſchöne Geſchichte kann das werden! Dein Vater iſt vorhin ausgegangen, und nun kam er eben zurück mit wieder rieſig vergnügtem Geſicht und ſagte zu mir: Liebe Henſel, das Allerneueſte! Ich packe wieder aus, denn unterwegs fiel mir ein famoſes neues Romanthema ein, und der Roman ſoll hier ſpielen. Alſo bleibe ich vorläufig an Ort und Stelle. Meine Reiſe werde ich bis zum Früh⸗ ling verſchieben und dann Doralies mitnehmen. Bis dahin hat Frau von Stäbnitz in Berlin ſicher ſchon eine richtige junge Dame aus ihr gemacht.“ Sie ſprach ganz weiner⸗ lich.„Nu haben wir die Paſtete! Was ſollen wir jetzt anfangen? Haſt du Mut, vunterzugehen und zu ſagen: Ich bin noch hier, ich bin gar nicht abgereiſt nach Berlin! Haſt du den Mut, deinen Vater nach Berlin an Frau von Stäbnitz ſchreiben zu laſſen: Meine Tochter hat wieder mal was ganz Tolles eingefädelt, die Berliner Doralies 1 19 7 falſche.“ Sie wiederholte betont:„Haſt du den ut?“ Doralies hatte mehrmals die Farbe gewechſelt, jetzt machte ſie ihrem Herzen Luft:„Das iſt wirklich ein ordent⸗ licher Schlag ins Kontor. Wer konnte auch ſo was ahnen! Ich hätte Vati doch für ein bißchen zuverläſſiger gehalten. Wie kann er uns ſo einen dicken Strich durch die Rech⸗ nung machen!“ Sie zuckte die Achſeln.„Was ſoll man tun? Ich weiß ſo ſchnell auch keinen Rat. Ein Glück nur, daß Reginas Briefe an mich unter deinem Namen kommen.“ Sie lachte ſchon wieder.„Bange machen gilt nicht! Wir werden uns ſchon aus der dummen Geſchichte 'rauswurſchteln. Aber ich muß erſt in Ruhe überlegen, Hänschen.“ Sie warnte:„Tue harmlos, Hänschen— wenn du ausſiehſt wie jetzt, merkt Vati ſofort, daß da was nicht ſtimmt.“ g Ihr„Hänschen“ aber konnte nicht ſo ſchnell harmlos tun, ihr„Hänschen“ war aufs äußerſte verdattert, keuchte, von kurzen, abgeriſſenen Atemſtößen unterbrochen:„Daß ich zu ſolchem Schwindel mitgeholfen habe, werde ich mir nie vergeben. Nie!“ Das letzte Nie klang wie ein heiſerer Schrei. Doralies machte warnend:„Pſcht!“, raunte:„Liebſtes. beſtes Hänschen, ſei doch nur ruhig. Es iſt ja alles gar nicht ſchlimm.“ Sie umfaßte ſie.„Was hat ſich denn groß verändert? Weiter nichts, als daß Vati nicht wegreiſt und ich nicht ganz ſo frei im Hauſe bin, wie ich wäre, wenn er verreiſte. Aber es geht auch ſo! Vati macht oft weite Spaziergänge; wenn er zurückkommt, drückt er dreimal draußen auf den Klingelknopf— er nimmt ja nie den Schlüſſel mit. Und ſo wiſſen wir genau, wann ich mich nach hier oben verziehen muß. Hier'rauf kommt er wohl überhaupt nicht. Im Notfalle, wenn er viel zu Hauſe bliebe, werde ich nachts ein bißchen im Park! ſpazierengehen und Luft ſchnappen. Das mit Lutz wird von Vatis Hierbleiben nicht berührt, das mußt du ja ſowieſo deichſeln. Zu ſeiner Mutter dürfte ich doch nicht gehen, wenn ſie auch ganz nahe wohnt. Außer dir und Lutz braucht niemand von meinem Hierſein zu wiſſen.“ Sie tröſtete:„Beruhige dich doch, Hänschen— es beſteht keinerlei Gefahr.“ Was blieb der gutmütigen Frau anderes übrig, als die veränderte Sachlage mit den Augen ihres Lieblings an⸗ zuſehen. An dieſem Tage berichtete ſie Doralies aber noch, daß eine Depeſche aus Berlin angekommen, durch die Frau von Stähnitz die gute Ankunft der falſchen Doralies mit⸗ teilte, und daß ihr Vater eine Depeſche fortgeſchickt, in der er nach Berlin meldete, er bliebe zunächſt in Mooshauſen. Doralies fand die Situation zunächſt eher beluſtigend als beunruhigend. Tagsüber lag ſie auf dem Sofa oder im Bett und las; ſpätabends, wenn ihr Vater ſchon ſchlief, ſchlüpfte ſie durch die Hintertür in den kleinen Park, der ſich an der Rückſeite des Schlößchens hügelabwärts hinzog. Sie liebte den alten Park ſchwärmeriſch, hatte ſchon in Kindertagen feſte Freundſchaft geſchloſſen mit all den Sandſteinfiguren, die grau und verwittert hier heimiſch waren ſeit ein paar hundert Jahren. Seit die verwitwete Erbprinzeſſin eines kleinen, längſt erloſchenen Fürſten⸗ hauſes das Schlößchen erbauen ließ, um hier, abſeits von! allem Hofzeremoniell, auszuruhen von einem öden, in Pflichten und kalten Glanz eingezwängten Leben. Doralies huſchte wie ein Nachtſpuk durch den Park, ſtand im Mondſchein vor den alten Figuren, ſtreichelte ſie, flüſterte ihnen zu: Nun kommt Lutz bald! 5 Lutz!, das war der Gedanke, an den ſich Doralies klammerte, wenn ihr die Ausſicht, monatelang ſo verſteckt⸗ weiter leben zu müſſen, wenig angenehm ſchien. Lutz! Der Name war für ſie wie eine ſtrahlende Sonne, die hoch oben an ihrem Himmel ſtand und ihr leuchtete. Sie wußte, ihr Vater wäre wenig erfreut darüber, wenn er wüßte, daß ſie Lutz lieb hatte, ſo über alles lieb. Vater war förm⸗ lich eiferſüchtig, und er hatte einmal zu Berta Henſel ge⸗ ſagt: „Gut, daß Lutz Gärtner ſo weit weg kam; die Freund⸗ ſchaft mit Doralies gefiel mir ganz und gar nicht. Ich möchte nicht, daß ſich da was anbändelt; für meine Einzige iſt mir ſo leicht keiner gut genug! Außerdem. hat mich ſein Vater ſchwer beleidigt.“ 5 Darum mußte ſie vorſichtig ſein. Sie hatte ſich das ſo; zurechtgelegt: Wenn Lutz erſt einmal Oberingenieur ge⸗ worden, mußte es dem Vater wohl genügen. Und das würde er werden. Er hatte ihr im vorigen Jahre erzählt, J f ſeine Firma ſchätze ihn ſehr, und Lutz ſchwindelte nicht Nein— Lutz nicht!(Fortſetzung folgt.) Gegen ein Uhr brachte ſie das Mittageſſen; ihr Geſicht N 8 Amtliche Mitteilungen des Treuhänders der Arbeit. Frankfurt a. M., 28. Dez. Ab 1. Januar 1935 werden im Verlage H. L Brönners's Druckerei die„Amtlichen Mitteilungen, herausgegeben vom Treuhän⸗ der der Arheit für das Wirtſchaftsgehiet Heſſen“ erſcheinen. Der Bezugspreis beträgt monatlich 60 Pfg. einſchl, Zuſtellgeld. Die erſte Nummer en hält folgendes Geleitwort des Treuhänders der Arbeit für das Wirt⸗ ſchaftsgebiet Heſſen, F. J. Schwarz: „Die nationalſozialiſtiſche Revolution hat auf allen Gebieten der wirtſchaftlichen Be⸗ tätigung den Willen des Staates zum Durchbruch gebracht. Die Förderung der nationalen Produktion wie die Neuformung der deutſchen Sozialpolitik bedeuten ſinn⸗ fällige Merkmale für die ſtaatliche Einfluß⸗ nahme auf den Gang unſerer wirtſchaftli⸗ chen Entwicklung. Auf dem ausſchlaggeben— den Gebiete des ſozialpolitiſchen Aufbaues unſeres Wirtſchaftslebens hat das vergan⸗ gene Jahr durch das Geſetz zur Ordnung der nationalen Arbeit einen grundſätzlichen Wandel geſchaffen. An die Stelle klaſſen⸗ kämpferiſcher Gegenſätze früherer Syſtem⸗ jahre iſt die Betriebsgemeinſchaft getreten. Das von marxiſtiſchen Literaten geprägte Wort„Prolet“ iſt aus dem deut⸗ ſchen Sprachſchatz verſchwunden. Be⸗ triebsführer und Gefolgſchaft ſchreiten fort auf dem Wege zu einer neuen, von deutſchen Idealen erfüllten Gemeinſchaftsgeſinnung. Das Geſetz hat hierbei dem Treuhänder der Arbeit eine entſcheidende Stellung gegeben. Er iſt der ſozialpolitiſche Willensträger des Staates. Seine Entſcheidungen berühren ebenſo die Belange jedes einzelnen Vetriebs— führers, wie ſie für die wirtſchaftliche Lage der Gefolgſchaftsmitglieder von maßgeben— der Bedeutung ſind. Derartige Entſcheidungen und Richtlinien auf dem ſchnellſten Wege weiteſten Kreiſen bekanntzugeben, iſt die Aufgabe der„Amt— lichen Mitteilungen“, zu deren Herausgabe ich mich entſchloſſen habe. Ich wünſche, daß die„Amtlichen Mitteilungen“ dazu beitra— gen, die engſte Fühlungnahme mit den Be— trieben herzuſtellen und das notwendige Vertrauensverhältnis zwiſchen der wirt— ſchaftlichen Praxis und dem Amt des Treu— händers der Arbeit als einer Reichsbehörde zu ſchaffen.“ Schweres Autounglück Auto fährt in einen Graben. Rüdesheim, 28. Dez. Die Familie Dauer aus Wiesbaden hatte mit dem Auto einen Ausflug nach dem Niederwald unternommen. Auf der Rückfahrt kam das Auto in der Kurve im ſogenannten Engerweg infolge Ver⸗ ſagens der Bremſe ins Rutſchen. Der Wagen⸗ lenker beſaß die Geiſtesgegenwart, den Wagen, bevor er die ſteile Straße hinunterſaußen konnte, an der Rüdesheimer Jugendherberge von der Straße ſeitlich wegzuſteuern, bemerkte aber nicht den dort befindlichen 3 Meter tiefen Floßgraben. Der Wagen fuhr mit voller Wucht in den Graben, wo er ſich überſchlug. Die Inſaſſen, fünf Perſonen, die teilweiſe durch die Fen⸗ ſterſcheiben geſchleudert wurden, erlitten er⸗ hebliche Verletzungen. Sie haben alle erheb⸗ liche Knochenbrüche davongetragen. Der Hausmeiſter der nahegelegenen Jugend— herberge leiſtete die erſte Hilfe und alarmierte einen Arzt und die Sanitätskolonne. Die Verletzten wurden in das Rüdesheimer Kran⸗ kenhaus gebracht. Die Frau des Autobe⸗ ſitzers hat die ſchwerſten Verletzungen davon⸗ getragen; ihr Befinden iſt beſorgniserregend. Aus Heſſen und Naſſau Der Brand im Hauptbahnhof Mainz. Mainz, 28. Dez. Wie bereits mitgeteilt, iſt durch den Brand im Hauptbahnhof Mainz der Eiſenbahnbetrieb in keiner Weiſe geſtört worden. die Bahnhofswirtſchaft wird in den noch zur Verfügung ſtehenden Räumen in vollem Umfang weitergeführt. Bis jetzt konnte über die Urſache des Bran- des immer noch nichts feſtgeſtellt werden. Der Brandſchaden, beſonders auch der durch das Waſſer bei den Löſcharbeiten entſtandene Schaden, iſt jedenfalls ſo erheblich, daß ein vollſtändiger Umbau notwendig werden wird. Strompreisermäßigung. Darmſtadt, 28. Dez. Die Heſſiſche Eiſen⸗ bahn AG. hat den heſſiſchen Stromabnehmern eine Weihnachtsfreude beſchert. Mit Wirkung von der Januar⸗Ableſung ab werden die Strompreiſe ermäßigt und zwar bei dem all⸗ gemeinen Beleuchtungsſtrompreis von 40 Pfen⸗ nig pro Kilowattſtunde auf 38 Pfennig, beim allgemeinen Kraftſtrompreis bei einer mo⸗ natlichen Abnahme bis 100 Kilowatt auf 20 Pfennig, bei mehr als 100 Kilowatt monat- liche Abnahme auf 18 Pfennig, bei mehr als 200 Kilowatt auf 16 Pfennig, bei mehr als 300 Kilowatt auf 14 Pfennig, bei mehr als 400 Kilowatt auf 13 Pfennig und bei mehr als 500 Kilowatt monatliche Abnahme auf 12 Pfennig pro Kilowatt. Alle übrigen Tarife und Tarifbeſtimmungen bleiben un— verändert beſtehen. n a. M., 28. Dez.(Pech eines Güter wagenräubers.) Auf eine nicht ganz bequeme Weiſe hat ein Eiſen⸗ bahnräuber den Verſuch unternommen, Eiſenbahnguter zu rauben. Kurz nach der Auflieferung einer großen Kiſte bei der Frankfurter Güterabfertigung hörten die Beamten Klopfen in der Kiſte Als ſie nach⸗ forſchten, fanden ſie darin einen Mann, der Rauf dem Kopfe ſtand. Er wollte offenbar aus der Kiſte befreien und die Güter berau⸗ ben, hatte aber nicht damit gerechnet, daß die Kiſte ſo aufgeſtellt wurde, daß er mit dem Kopf nach unten zu ſtehen kam. Der Mann, der Verpflegung und Einbrecherwerkzeuge bei ſich hatte, wurde feſtgenommen. Darmſtadt, 28. Dez.(Ehrung eines gefallenen HJ- Kameraden.) Zu Ehren ihres ſeinerzeit ermordeten Kamera⸗ den Peter Frieß weihte die Hitlerjugend die ſeitherige Orangerieſtraße auf den Namen ihres Vorkämpfers. Im Orangeriegarten hatten der Unterbann 1/VI der HJ mit Fah⸗ nen, Kapelle und Spielmannszug und eine Ehrenabordnung der SA mit Fahne Auf— ſtellung genommen. An der ſchlichten ein⸗ drucksvollen Feier nahm auch der Vater des gefallenen Hitlerjungen Peter Frieß mit den nächſten Angehörigen teil. Die Gedächtnis— rede hielt Kreisleiter Oberbürgermeiſter Wamboldt. Nach dem Horſt Weſſel-Lied ſprach Oberbannführer Walter Bloch. Brandoberndorf, 28. Dez.(Hirten⸗ weihnacht.) Das gelinde Wetter in die⸗ ſem Jahr machte es möglich, die Schafherde des Ortes Brandoberndorf bis zu Weihnach— ten auf dem Felde zu laſſen. Das gleiche ſel⸗ tene Ereignis war nach der Ortschronik im Jahre 1834, alſo vor genau 100 Jahren, zu verzeichnen. Anläßlich dieſer ſeltenen Jahr— hundert-Begebenheit fand auf freiem Felde beim Schafpferch eine Feier ſtatt, an der die ganze Bevölkerung des Ortes teilnahm, und bei der in Gedichten, Liedern und Erzäh— lungen die Tätigkeit des getreuer Hirten ge— rühmt und mit der Weihnachtsgeſchichte un⸗ ter den brennenden Lichtern des Weih— nachtsbaumes geſchloſſen wurde. Gernsheim, 28. Dez.(Vom eigenen Fuhrwerk überfahren.) Als der bei Gebrüder Kraft auf Hof Waſſerbiblos bedienſtete 30jährige Knecht Karl Langgut bei der Heimfahrt auf ſein mit Kohlen bela— denes Fuͤhrwerk an der etwas abſchüſſigen Straße bei der Bruchmühle ſteigen wollte, rutſche er aus und kam unter ein Vorderrad. Man brachte den Verunglückten ſofort ins Krankenhaus nach Darmſtadt, wo er verſchied. Der Verſtorbene ſtammte aus der Gegend von Fulda. Bobſtadt, 28. Dez.(Einbruch.) In die Verkaufsfiliale der Konſumgenoſſenſchaft wur⸗ de nachts durch ein Seitenfenſter, deſſen Eiſen⸗ gitter die Diebe entfernt hatten, eingebrochen und 10 Mark in bar ſowie Fleiſch-, Kurz⸗ und RNauchwaren geſtohlen. Was gibt es Neues im Sport? Leben und Betrieb überall. Um Deutſchland Schweiz, den Stutt- garter Fußballänderkam pf am 27. Januar, regt es ſich ſchon heute mächtig. Es liegen 25000 Karten-Vorbeſtellungen vor, die Sitzplätze 1. und 2. ſind ſogar über⸗ zeichnet. Es werden eine ganze Reihe von Sonderzügen anrollen; allein 2000 Schwei⸗ zer ſind aviſiert. Große Kartenbeſtellungen haben die württembergiſchen Sportämter der NSG„Kraft durch Freude“ aufgegeben und auch die Hitler-Jugend wird nicht fehlen und zum Teil mit Laſtwagen ankommen. 4000 Freikarten hat der DFB. für Jugend⸗ liche der Vereine, der HJ und der Schulen ausgegeben. Für das Länderſpiel wird wei⸗ ter noch der Stuttgarter Sender werben. Um ein„ausverkauftes Haus“ braucht nie⸗ mand zu bangen. Vom Motorsport des Auslandes melden wir dies: Der franzöſiſche„Renn⸗ fonds“, der für die Konſtruktion eines voll⸗ kommen neuen franzöſiſchen Rennwagens geſchaffen wurde, iſt erſt jetzt auf 330 000 Franken angewachſen. Damit iſt nicht viel zu wollen. 100 000 Franken ſtiftete der AC von Frankreich und ein Gymnaſiaſt ſchickte ſein Taſchengeld in Höhe von 50 Franken ein. g auf dem Transport im Eiſenbahnwagen ſich Für die 14. Monte⸗Carlo⸗Sternfahrt lie⸗ gen bisher 58 Nennungen vor. Man rechnet mit einer Rekordteilnehmerzahl. England und Holland ſind am ſtärkſten vertreten. Italien hat bisher noch nicht gemeldet. Der neue, in Turin beſtehende Rennſtall des Grafen della Chieſa, die Scuderia Sub⸗ alpina, hat ſich den Franzoſen Etancelin und den Italiener Zehender geſichert. Der Renn⸗ ſtall, der noch durch italieniſche Fahrer vergrößert werden ſoll, wird nur mit den neuen Maſerati-Wagen ſtarten. Aus dem Radſportlager haben wir Neuigkeiten von der Tour de France 1935 zu berichten. Fünf Länder- mannſchaften ſind zugelaſſen: Frankreich, Velgien, Italien, Deutſchland und Spanien. Jedes Land kann acht Fahrer und außerdem vier Erſatzfahrer melden. Das Feld wird alſo mit 40„Touriſten“ 100 Mann ſtar! ſein. Beſonders wichtig iſt, daß man den Deutſchen für dieſes Jahr die Begleitung eines Rennkommiſſars zugeſtanden hat, was unſerer Mannſchaft ſicherlich Vorteile brin- gen wird, da man einen„Oberbefehlshaber“ bisher ſtets vermißte. Ganz große Pläne hat der tolle Langſtrek— kenfahrer Hubert Oppermann Guſtra⸗ lien) vor. Er will eine Non⸗ſtop-Fahrt San Franzisko— Neuyork unter. nehmen, auch ſpricht man von einem Angriff auf den„1000 Meilen-Rekord“, den Opper⸗ mann in Begleitung von drei weiteren Fah— rern unternehmen will. Schießlich will einen ſchon wiſſen, daß Oppermann ſich mit dem reichlich phantaſtiſchen und wohl kaum durch⸗ führbaren Plan beſchäftigt, Amerika in der Längsrichtung vom Feuerland nach Alaske zu durchqueren. In Kopenhagen ſoll im Januar oder Februar in einem 24 Stunden-Rennen eine ſogenannte Sechstage-Revanche mit den beſten Mannſchaften, alſo auch Rauſch— Falck—Hanſen, aufgezogen werden. Wiſſen Sie das? Die Briefmarkenſammler haben ein geſchäf— tiges Jahr hinter ſich; es ſind in den letzten 12 Monaten nicht weniger als 1700 neue Briefmarken herausgegeben worden, darunter 542 europäiſche. In der ganzen Welt gibt es ſchätzungsweiſe heute etwa 22 Millionen Arbeitsloſe gegen über 29 Millionen Arbeitsloſen vor zwei Jabren. Verhütete Kataſtrophe Brand in der Nähe eines Gaſometers. Neunkirchen(Saar), 28. Dezember. Ein Unglück, das von ungeheurer Trag- weite hätte ſein können, drohte am Weih— nachtsabend der Kokerei Heinitz. An der neuen Reinigungsanlage wurde der Deckel des mittleren Reinigungskaſtens mit- tels Flaſchenzug hochgezogen. Es wurde da⸗ bei feſtgeſtellt, daß die in dem Reinigungs- kaſten befindliche Reinigungsmaſſe in hellen! Glut war. Die beim Oeffnen des Ibn Luft verurſachte eine ion. Es gab eine 10 bis 12 Meter hohe Stich flamme, durch die der Arbeiter Juchs aue Elversberg ſo ſchwer verletzt wurde, daß ei ins Neunkirchener Knappſchaftskrankenhaus geſchafft werden mußte. Eine große Gefahn eniſtand dadurch, daß 15 Meter davon dei Haupt⸗Gaſometer ſteht, der mit 20 000 cbn Gas gefüllt war. Sofort ließ man einer großen Teil dieſer Gaſe ausſtrömen, dei andere Teil wurde in enkfernker liegende Behälter abgeleitet. Nach dreiſtündiger ſchwerer Arbeit konnte man den Brand un 23.30 Uhr als gelöſcht melden. Das drohende Unheil blieb natürlich der Anwohnern der an den Brandherd angren— zenden Friedrichsthalerſtraße nicht verbor— gen, da ja auch die Heinitzer und Neunkir⸗ cher Sirenen heulten. Es entſtand unter den Leuten 0 eine wilde Panik. Zum Teil notdürftig bekleidet, ſtürzten die Geängſtigten auf die Straße und rannten nach Friedrichsthal. Gottlob kam Neunkir⸗ chen diesmal mit dem Schrecken davon! Deckele Explo⸗ Ein„Adgz.“-Skiabzeichen. Um die notleidende Heimarbeiterinduſtrie in ihrem Kampf gegen die Wirtſchaftsnot zu unterſtüßen, hat das Reichs: ſportamt der RSG.„Kraft durch Freude“ in der thüringi⸗ ſchen Stadt Sonneberg dieſes Abzeſchen herſtellen laſſen. Es beſteht aus Holz und wird von allen Teilnehmern der Ski lehrgänge der Sportämter RSG.„Kraft durch Freude“ getragen. Aus der Heimat Gedenktage 28. De zember 1908 Großes Erdbeben in Unteritalien und Sizilien: Zerſtörung der Städte Meſ⸗ ſina und Reggio. Halbes Januargehalt der Beamten ſchon am 29. Dezember. Zur Auszahlung der Dienſt⸗ und Verſorgungsbezüge für die erſte Hälfte des Januar 1935 hat der Reichsfinanz⸗ miniſter in einem Erlaß Stellung genommen. Die erwähnten Bezüge würden nach den all⸗ gemeinen Beſtimmungen am Montag, den 31. Dezember 1934, auszuzahlen ſein. 7 dieſem Tage nach einem Beſchluß de Reichskabinetts Dienſt wie an Sonntagen ſtattfindet, erklärt ſich der Reichsfinanzmini⸗ ſter damit einverſtanden, daß die genannten Bezüge bereits am Samstag, den 29. Dez. 34, ausgezahlt werden. Ueberweiſungen im Reichsbankgiro- oder Poſtſcheckwege dürfen be— reits am Donnerstag, den 27. Dezember. in die Wege geleitet werden. * Neue Beſtimmungen über Rückſtrahler. Der Reichsverkehrsminiſter hat für alle Auto- mobiliſten wichtige Durchführungsbeſtimmun⸗ gen zu der am 1. Januar in Kraft tretenden Vorſchrift der Reichsſtraßenverkehrsordnung erlaſſen, wonach Rückſtrahler nicht höher als 50 em über dem Erdboden angebracht wer⸗ den dürfen. Der Miniſter erklärt, daß die Durchführung dieſer Vorſchrift mit gewiſſen Schwierigkeiten verbunden ſei und unter Um⸗ ſtänden beſonderes Verſtändnis und Erfin— dungsgabe erfordere. In den Fällen, in denen der Vorſchrift nach dem 1. Januar 1935 noch nicht genügt iſt, ſoll zunächſt nicht mit Strafen oder gebührenpflichtigen Verwarnun— gen vorgegangen, ſondern mit Belehrungen und Ratſchlägen eingewirkt werden. Wettervorherſage: Weſentliche Aenderungen im Witterungs- charakter ſind für die nächſten Tage nicht wahrſcheinlich, obwohl nach Weſt- und Süd⸗ deutſchland warme Ozeanluft eingedrungen iſt; auch die Temperatur dürfte ungefähr gleich⸗ bleiben. Bei örtlichen Nebeln und anhaltender Bewölkung ſind noch Niederſchläge zu erwar— ten, Schnee nur in hohen Lagen. Ver en und Märkte vom 27. Dezember 1934. Mannheimer Schlachtviehmarkt. Zufuhr: 37 Ochſen, 53 Bullen, 129 Kühe, 87 Färſen, 810 Kälber, 35 Schafe, 1507 Schweine, 1 Ziege. Preiſe pro 50 Kilogramm Lebendgewicht in Reichsmark: Ochſen: 38 bis 40, 34 bis 37, 29 bis 33; Bullen: 35 bis 36, 32 bis 34, 28 bis 31; Kühe: 29 bis 84, 25 bis 28, 19 bis 24, 14 bis 18; Färſen: 39 bis 40, 34 bis 38, 30 bis 33; Kälber: 52 bis 54; 47 bis 51, 42 bis 46, 32 bis 41; Schafe nicht notiert; Schweine: a) 53, b) 53, c) 50 bis 53, d) 48 bis 53.— Markt⸗ verlauf: lebhaft.— Nächſter Markt am Mitt⸗ woch, den 2. Januar 1835. Mannheimer Getreidegroßmarkt. Amtlich notierten: Weizen W 15 20.55, W̃ 16 20.75, W 17 21.05; Roggen: R 15 16.75, R 16 17.05, R 13 16.35; Braugerſte inl. 19.50 bis 21.50, Winter- und Induſtriegerſte 18.50 bis 19.50, Futtergerſte G 7 15.75, G 8 16.05, G 9 16.25, G 11 16.55; Hafer: H 11 15.75, H 14 16.25, H 17 16.55; Raps inl. ab Station 31; Mais mit Sack 21.25; Mühlennachprodukte: Weizenkleie mit Sack W 17 10.53, Roggenkleie mir Sack R 16 10.20, (beides Mühlenfeſtpreiſe), Weizenfuttermehl 12.75, Weizennachmeh! 16.50, Vollkleie 50 Pfennig höher; ſonſtige Futterartikel: Erd⸗ nußkuchen 14.30, Soyaſchrot 13; Rapskuchen ausl. 11.90, inl. 11.40; Palmkuchen 13.30, Kokoskuchen 15.20, Leinkuchen 15.20, Biertre— ber mit Sack 17.50, Malzkeime 16.50, Trok⸗ kenſchnitzel loſe(Feſtpreis der Fabrik) 8.40, Rohmelaſſe loſe 5.76, Steffenſchnitze!l 10; Rauhfutter: Wieſenheu 9.80 bis 10.60, Lu⸗ zernekleeheu 10.50 bis 11, Stroh: Preßſtroh Roggen und Weizen 4.50, Hafer und Gerſte 4.50, gebundenes Stroh: Roggen und Weizen 4, Hafer und Gerſte 4; Weizenmehl: Weizen⸗ feſtpreisgebiet 17 Type 790 aus Inlands- Weizen 27.50, W' 15(Bauland, Seekreis) 27.50; Roggenmehl: Feſtpreisgebiet 16 Type 997 24.60, R 15 24, N 13 23.60; zuzüglich 0.50 el Frachtausgleich frei Empfangsſta⸗ tion gemäß Anordnungen der WV. Weizen— mehl mit einer Beimiſchung von 20 Prozent Auslandsweizen 3 Mark Aufſchlag, von 10 Prozent Auslandsweizen 1.50 Mark Auf⸗ ſchlag per 100 Kilogramm. Ausgleichszuſchlä— ge: Weizen und Roggen plus 40 Pfennig; Futtergerſte und Hafer plus 60 Pfennig; Mühlennachprodukte plus 30 Pfennig; öl⸗ hallige Futtermitte, plus 40 Pfennig(von Erdnußkuchen bis Kokoskuchen), zuckerhaltige Futtermittel, ausgenommen Malzkeime, plus 30 Pfennig; die Preiſe von Erdnußkuchen bis Leinkuchen ſind Feſtpreiſe der Fabrik. Karlsruher Schlachtviehmarkt. Auftrieb: 14 Ochſen, 25 Bullen, 31 Kühe, 307 Kälber, 193 Färſen, 685 Schweine: Preiſe Ochſen: 36 bis 38, 32 bis 35, Bullen: 35 bis 37, 32 bis 35, 28 bis 32, Kühe: 24 bis 28, 18 bis 24, 12 bis 18, 12 bis 18; 0 08 36 bis 40, 32 bis 36, 28 bis 22, älber: 45 bis 48, 40 bis 45, 35 bis 40, 28 bis 35; Schweine: 53, 51 bis 53, 51 bis 53, 47 bis 51.— —