i Franzoſen. „Wiernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten) int täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis monatl. — Gratis-⸗Beilagen: wöchentlich den„Illuſtrierten 5 Sonnta, halbmonatlich die„Heimatblätter“, zweimal jährlich den Fahrplan und den Wandka ender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. bei den Boten Verkünd⸗ und Anzeigeblatt für Viernheim ſeit dem Jahr 1883 Fernſprecher 117.— Telegr.: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſcheckkonto Nr. 21572 Frankfurt a. M., Verantwortlich fur den Anzeigenteil: Joh. Martin, Viernheim. Einzel⸗Verkauf der Zeitung von der Geſchäftsſtelle 5 Pfg., Samstags⸗Ausgabe 10 Pfg. Erſche 1 40 dt frei ins Haus gebracht. Nr.“ Anzeiger Viernheimer Zeitung (Viernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) Amtsblatt der Anzeigenpreiſe: Die l2geſpaltene Millimeter⸗Zeile 2 Pfennig, Reklame 9 Pfenni bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen 90 mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen-Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriſten bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Geſchäftsſtelle: Adolf Hitlerſtr. 36, Schriftleitung, Druck u. Verlag: J. Martin, Viernheim Mittwoch, den 2. Januar 1935 52. Jahrgang Die Italiener in Afrila Im April 1915— kurz vor dem Eintritt Italiens in den Weltkrieg— wurde in London zwiſchen Italien einerſeits und England⸗Frankreich anderer⸗ ſeits ein Vertrag abgeſchloſſen mit einer Klauſel, wonach Italien eine angemeſſene Kompenſation fordern darf, wenn Großbri⸗ tannien und Frankreich ihre Kolonialgebiete in Afrika auf Koſten Deutſchlands ver⸗ größern. Dieſe Rechnung präſentiert Italien jetzt den Franzoſen. Seit der Machtergreifung Muſſolinis, der der ita⸗ lieniſchen Kolonialpolitik in Afrika einen neuen und ſehr ſtarken Impuls gegeben hat, ſteht dieſe Kolonialforderung Italiens zwi⸗ ſchen Rom und Paris als trennende Wand. Irgendwelche allgemein⸗politiſche Verſtän⸗ digung zwiſchen Frankreich und Italien ſetz⸗ te voraus, daß Paris die Verſprechungen vom April 1915 erfüllte. Mit Großbritan⸗ nien hat Italien einen gewiſſen Ausgleich F und zwar im Jahre 1924 durch eine ebietsabtretung an Italieniſch⸗Somaliland und 1926 durch Uebereignung des Kufra⸗ gebietes, wodurch Libyen an ſeiner Südoſt⸗ grenze einen Gebietszuwachs von 90 000 Quadratkilometern erfahren hat. Aber auch die Anſprüche Italiens an England ſind noch nicht erledigt. Bei der Syſtematik, mit der ſich Italien der Kolonialpolitik in Afrika hingibt, müſſen die dort intereſſierten Staaten damit rechnen, daß Italien— nach einem Ausſpruch des Gouverneurs von Libyen, Balbo—„Afrika als den Kon⸗ tinent betrachtet, auf dem die großen Natio⸗ nen der Welt ihr Recht auf Priorität be⸗ weiſen müſſen“. Bei den italieniſchen Anſprüchen an Frankreich handelt es ſich zunächſt um das ſogenannte„Tunis⸗Statut“. Im Tunisgebiet leben je 90 000 Italiener und Insgeſamt umfaßt das Gebiet 2,2 Millionen Menſchen, darunter 60 000 Juden. Das italieniſche Element iſt ſtändig im Zunehmen begriffen. Die Regierung von Rom läßt es ſich angelegen ſein, durch finan⸗ zielle Beihilfen für den Erwerb von Grund⸗ ſtücken und andere wirtſchaftliche Maßnah⸗ men die Kraft des Italienertums in Tunis zu heben. Naturgemäß muß ihr auch daran liegen, die Ueberführung der italieniſchen Bevölkerung von Tunis in die franzöſiſche Staatsangehörigkeit hintanzuhalten. Des⸗ halb wünſcht ſie die Verlängerung des Sta⸗ tuts um fünf Jahre. Entſcheidender ſind aber die Forderungen Italiens an der Südgrenze Libyens. Hier erhebt Italien Anſpruch auf das fran⸗ zöſiſche Tibeſtigebiet und fordert fer⸗ ner die Schaffung von Karawanenwegen nach dem Tſchadſee, um die unmittel⸗ bare Verbindung von Tripolis nach Zentral⸗ afrika unter Sicherung der notwendigen Brunnenſtützpunkte zu gewährleiſten. Das würde eine Durchſchneidung des franzöſiſchen Kolonialſyſtems bedingen; es würde eine Art„Korridor“ geſchaffen werden. Hin⸗ ſichtlich der Abtretung an der libyſchen Süd⸗ grenze ſcheint Frankreich zu dem Zuge⸗ ſtändnis eines Teils des Tibeſti⸗Maſſivs be⸗ reit zu ſein. Hinſichtlich des Zugangs zum Tſchadſee verurſacht die Befürchtung den Franzoſen Alpdrücken, daß Italien ſeine Forderungen hier immer mehr erweitern wird, um ſchließlich das geſamte Hinterland von Tripolis, das 1890 ſchon von den Türken, den Vorbeſitzern von Tripolis, bis zum Tſchadſee gefordert wurde, zu gewin⸗ nen. Jedenfalls würde dies durchaus in der Linie der Afrikapolitik Muſſolinis und ſeiner 1. Mitarbeiter liegen. Als dritter, nicht unweſentlicher Punkt der kolonialen Auseinanderſetzungen zwiſchen krankreich und Italien gilt die Forderung Italiens an der Küſte von Somali. Hier liegt das italieniſche Endziel in der Herſtel⸗ lung einer direkten Verbindung zwiſchen feinen Kolonialgebieten Erythräa und Gerade der italieniſch⸗ wiſchenfall erhöht die Bedeu⸗ Somaliland. abeſſiniſche 9 der italieniſchen Intereſſen. Es ſcheint wenn Frankreich in dieſer Frage 95 wollte, als inbe⸗ Italiens nach Zen⸗ 3 Separatiſtenfront in Auflöſung Rebellion im eigenen Lager— Die franzöſiſchen Gelder— Der verantwortliche Schriftleiter verläßt die„Neue Saarpoſt“ Saarbrücken, 2. Januar. Der letzte Sonntag wird als ſchwarzer Tag des ſaarländiſchen Separatismus in das Kapitel der Geſchichte über den Saarend⸗ kampf aufzunehmen ſein: 14 Tage vor der Sdarabſtimmung hat ſich eine Reihe von Vorkommniſſen ereignet, die allen ſeparati⸗ ſtiſchen Illuſionen endgültig den Garaus machen müſſen. Auf Grund von aufſehenerregenden Ver— öffentlichungen, die den unabänderlichen Beweis für die franzöſiſche Finanzierung der neuen katholiſchen Partei und der neuen Saarpoſt brachte, kam es nachmittags zu Zwiſchenfällen in Blieskaſtel, bei denen durch Krach in den eigenen Rei⸗ hen eine Verſammlung des ſogenannten chriſtlichen Volksbundes mit Revolverſchüſ⸗ ſen aufflog. Vergeblich mühen ſich die ſepa⸗ ratiſtiſchen Kreiſe, bei dieſem Zuſammen⸗ bruch der eigenen Front den Spieß umzu⸗ drehen und die lächerliche Behauptung zu verbreiten, 50 Reichsdeutſche wären in Autos über die Grenze gekommen und hätten den Zwiſchenfall provoziert. In ihrer panik⸗ artigen Beſtürzung haben die Herrſchaften jedoch überſehen, daß die jüngſten Erlaſſe der Regierungskommiſſion es ſeit dem 27. Dezember unmöglich machen, ohne ſtrengſte Kontrolle ins Saargebiet einzureiſen. Dieſe lächerliche Behauptung der Separatiſten fällt damit von ſelbſt zuſammen. Als letzter Schlag iſt Sonntag abend bei der Landesleitung der Deutſchen Front ein Schreiben des verantwortlichen Redakteurs der„Neuen Saarpoſt“, Hugo Hagen, eingetroffen, in dem er ſich mit folgenden Worten von ſeinem bisherigen Blatt losſagt: „Nach allem, was ich in den letzten Ta⸗ gen über die Finanzierung der„Neuen Sadarpoſt“ erfahren habe, halte ich es für meine ſelbſtverſtändliche Pflicht, für die Pflicht eines anſtändigen Deutſchen, Ihnen mitzuteilen, daß ich in der Redaktion einer von franzöſiſchen Geldern finanzierten Jeitung nicht weiker arbeite. Ich habe ge⸗ ſehen, daß man mit meinem Namen im Impreſſum der„Neuen Saarpoſt“ Schind⸗ luder getrieben hat. Ich glaubte, für eine roße Idee zu kämpfen, aber ich wollte nie ranzöſiſche Inkereſſen unkerſtützen. Ich habe nicht die Abſicht, zu Ihnen über⸗ zulaufen, aber ich halte es für meine Pflicht, den Mitgliedern der Deutſchen Front durch mich mitteilen zu laſſen, wie es in Wirklichkeif um die„Neue Saarpoſt“ und den Deulſchen Volksbund beſtellt iſt. Welchen Weg Sie dazu wählen, iſt mir gleichgültig; ich wollte Ihnen nur die Wahrheit ſagen. Heil Deuiſchland! Hugo hagen, ehemaliger verantwortlicher Redakleur der „Neuen Saarpoſt“. mit den engliſchen und den japaniſchen Plä⸗ nen überſchneiden. Tatſächlich wünſcht Ita⸗ lien einen Teil des franzöſiſchen Somalige⸗ bietes zur Errichtung eines eigenen Hafens. Das franzöſiſche Entgegenkommen ſcheint ſich auf die Beteiligung Italiens an der franzö⸗ ſiſchen Bahnlinie bon Dfibuti(Hafen von Franzöſiſch⸗Somaliland) nach der abeſſini⸗ ſchen Hauptſtadt Adis Abeba zu beſchränken. Für Italien wäre das wahrſcheinlich kein ausreichendes Zugeſtändnis, weil es den Wunſch hat, zwiſchen Obok(franzöſiſch) und Dfibuti einen eigenen Hafen zu erhalten, um an dieſem Stützpunkt des Uebergangs des Roten Meeres in den Golf von Aden eine Baſis zu haben. Für Frankreich bedeutet das Vordringen Italiens an den Tſchadſee, alſo nach Zen⸗ tralafrika, eine größere Gefahr als ein ver⸗ 1180 es Geltendmachen italieniſcher Expan⸗ onswünſche am Roten Meer.. Gleichzeitig hat Herr Hagen ein längeres Schreiben an den Chefredakteur der„Neuen Saarpoſt“, Johannes Hoffmann, gerichtet, in dem er erklärt, er habe bisher geglaubt, daß es Hoffmann um den deutſchen Katholizismus ginge und um die Kirche. Heute glaube er das nicht mehr. Hoffmann habe ihm vorgetäuſcht, daß die Gelder von ſaarländiſchen Katho— liken kämen und daß hinter der„Neuen Saarpoſt“ finanziell die Paſtoren ſtünden. „Jetzt aber mußte ich mir in einem Geſpräch mit dem franzöſiſchen Grubendiviſionär Baucher beſtätigen laſſen“, ſo heißt es in dem Schreiben weiter,„daß alles dies kein Idea— lismus von Ihnen war, daß Sie uns, Ihre Mitarbeiter, betrogen haben und Sie denen da draußen, den Bergleuten auf den Dörfern, etwas vor⸗ gemacht haben, was man nur mit Schwindel bezeichnen kann. Schwindel deshalb, weil es Ihnen nicht um den Katholizismus ging, und weil es Ihnen auch nicht um Deutſchland ging. Schwindel deshalb, weil Sie die Gelder, die notwendig waren zur Erhaltung der„Neuen Saar— poſt“, ſich i von der franzöſiſchen Grubendirekkion geben ließen. Mag ſein, was will, ich meine Deutſchland und ich meine das Chriſtentum. Ich meinte nicht die franzöſiſche Bergwerks⸗ direktion und nicht die franzöſiſche Propa⸗ ganda. Mit Recht beſtand der Verdacht, daß die für die„Neue Saarpoſt“ ausgeworfenen Gelder in eine falſche Taſche gefloſ⸗ ſen ſeien. Der Ingenieurdiviſionär der fran⸗ zöſiſchen Bergwerksdirektion, Baucher, ſagte mir außerdem im Laufe eines Geſprächs, daß für den Deulſchen Volksbund jeden Monat franzöſiſches Geld gegeben wird. Weiter hat er mir vor Zeugen beſtätigt, daß die Unterredung am Deutſchen Mühlenwei⸗ her den Zweck hatte, den Geldgeber zu ver— anlaſſen, die franzöſiſchen Gelder der richti⸗ gen Verwendung zuzuführen. Aus dieſem Motiv heraus iſt ja auch das ſogenannte Roſſenbeckſche Dokument entſtan⸗ den, und weiter beſtätigte mir dieſer Fran⸗ zoſe, daß Ende November 1934 Heinrich Imbuſch jun. in ſeiner Wohnung gewe⸗ ſen iſt und daß in Gegenwart von Baucher und dem Chefprinzipal de Gaulle über die Wirkung des Dokuments geſprochen wurde. Das beſagt doch nichis anderes, als daß die franzöſiſchen Geldgeber auch heule noch der Meinung ſind, daß Sie, Herr Hoffmann, die franzöſiſchen Gelder no chimmer nicht ſo verwenden, wie ſie nach Anſichk der Geld- geber verwendet werden ſollen. Herr Bau- cher verwies wegen des rückſtändigen Ge⸗ halts und eines Jeugniſſes für Herrn Iritz Kriesbach ohne weiteres an Roſſenbeck, der werde alles erledigen. Herr Hoffmann! Der franzöſiſche Chefingenieur war leicht empört, als er mir ſagte:„Das alles iſt eine unſau⸗ bere und unangenehme Angelegenheik.“ Er hat recht. geparatiſten unter ſich Aufgeflogene Verſammlung.— Revolver; ſchüſſe. Der ſogenannte Volksbund für chriſtlich⸗ ſoziale Gemeinſchaft hatte nach Blieska⸗ 1 eine Verſammlung einberufen, um für en Status quo zu werben. Schon gleich bei Beginn der Verſammlung war unter den Teilnehmern eine ungewöhnliche Erregung feſtzuſtellen, die offenbar durch die Veröffent⸗ lichungen der ſaarländiſchen Preſſe über die engen Zuſammenhänge zwiſchen Volks⸗ bund,„Neue Saarpoſt“, dem Organ des chriſtlichſozialen Volksbundes, und den fran⸗ zöſiſchen Drahtziehern hervorgerufen war. Als erſter Redner ſprach der frühere Ge⸗ werkſchaftsſekretär Heinrich Imbuſch. Er verſuchte den Enthüllungen und dem nunmehr hundertprozentigen Wahrheitsbe⸗ 1 der Deutſchen weis hinſichtlich der direkten Verbindungen zwiſchen dem ſeparatiſtiſchen Volksbund und den franzöſiſchen Geldgebern dadurch ent⸗ gegenzutreten, daß er erklärte, die Mitglieder des Volksbundes ſollten nicht beunruhigt ſein, am 13. Januar würden ohnehin alle für den ſtatus quo ſtimmen(). Dieſe Aeuße⸗ rung, die zuerſt in der Verſammlung größ— tes Erſtaunen hervorrief, brachte die Ver— ſammlung zum Auffliegen. Schließlich wur⸗ den aus den Verſammlungsteilnehmern her— aus laute Zwiſchen⸗ und Proteſt⸗ rufe gemacht. Der Redner konnte nicht weiterſprechen. Von dem Verſammlungsleiter, einem jun- gen Mann aus Saarbrücken, wurde dem ſeparatiſtiſchen Ordnungsdienſt Befehl gege⸗ ben, die Jwiſchenrufer aus dem Saal zu entfernen. Das Einſchreilen des Ordnungs- dienſtes— es waren offenſichklich Mitglie⸗ der des marxiſtiſchen Maſſenſelbſiſchutzes— ließen ſich die chriſtlichen Mitglieder des Volksbundes nicht gefallen. Sie ſetzten ſich zur Wehr. Es enkſtand ein Handgemenge, bei dem es zu Tätlichkeiten kam. In dieſem Augenblick ſprang der marxiſtiſche Chauf⸗ feur Hartmann des Chefredakteurs Hoff⸗ mann von der„Neuen Saarpoſt“ auf die Bühne, zog einen Revolver und feuerte mehrere Schüſſe in die Menge, durch die nach den bisherigen Feſtſtellungen niemand ver⸗ letzt wurde. Die anweſenden Landjäger griffen ſofort zu und verhafteten den Chauffeur Hart⸗ mann, als dieſer noch den Revol⸗— ver im ausgeſtreckten Arm hielt. Die Verſammlung war damit aufgeflogen. Es iſt einwandfrei feſtgeſtellt, daß in der Verſammlung nur ſolche Perſonen waren, die den vorgeſchriebenen Aus⸗ weis für die Verſammlung beſaßen. Die Landjäger hatten gerade in dieſer Hinſicht eine äußerſt ſcharfe Kontrolle ausgeübt. Der Vorfall zeigt aufs deuklichſte, daß nunmehr bereiks die Mitglieder des Volks- bundes, durch den politiſchen Anſchauungs⸗ unterricht der letzten Wochen und Tage be⸗ lehrt, gegen ihre ſogenannten„Führer“ zur offenen Rebellion ſchreiten. Das Gegenſtück: Begeiſterung Große Kundgebung der Deutſchen Ge: werkſchafksfronk. Am Sonntag fand in Saarbrücken eine große Kundgebung der Deutſchen Gewerk⸗ ſchaftsfront Saar ſtatt, auf der der Führer Gewerkſchaftsfront Saar, Peter Kiefer, über das nationale und ſoziale Wollen der Deutſchen Gewerkſchaflts⸗ front ſprach. Nach einer eingehenden Wür⸗ digung der Aufgaben und Ziele der chriſt⸗ lichen und deutſchorientierten Gewerkſchaf⸗ ten in den verfloſſenen Jahrzehnten führte er u. a. aus: Wir wiſſen, das heute die deutſche Seele nach Freiheit und nach Licht ringt um die endgültige Form für ein geläutertes Volks⸗ tum. Folge nicht Führern, die angeblich dem Chriſtentum dienen wollen, praktiſch aber nur ſich meinen, ſondern folge dem, was Deine Bewegung Dir eingeimpft hat: Du mußt, wenn Du Dir ſelbſt kreu blei- ben willſt, am 13. Januar 1935 für das ewige Verbleiben des Saargebietes bei Deuiſchland ſommen. Wir wollen nach Deutſchland, weil wir ein großes einiges Deutſchland wollen. Wir wollen nach Deutſchland aus Verankworkung und Treue gegenüber dem Geiſt unſerer Bewegung, deren Wurzeln ihre Kraft aus Deutſchland zogen. Heute haben ſich die Führer des Reſtteils der Freien Gewerkſchaften für den ſtatus quo entſchieden, und doch haben ſich Tau⸗ ſende von Me n in den letzten Monaten 18 gemacht und den Weg zu uns gefun⸗ en. Du deutſcher Arbeitnehmer, der du heute noch den Führern folgſt, die ſich für 0 8 52 85 5 3 3 %% ³·¹. WW — ————k ———— den unnaturlichen ſtatus quo entſchieden haben, folge der Stimme Deines Herzens und Deines Blutes und ſchließe Dich uns an. Wenn Du deutſch ſein willſt, dann mußt Du abrücken von denen, die aus unſerer an⸗ geſtammkten Saarheimat ein Aſyl für poli⸗ kiſch Obdachloſe machen wollen, die nur ſich ſehen, aber um Dein Schickſal ſich nicht e Wir pflichtbewußtken Arbeitnehmer es Saargebietes reichen uns die Hand, wir vergeſſen alles Trennende und ſehen nur noch das Eine vor uns: die Geſchichte ſoll berichten, daß Deutſchlands letzter Sohn im Saargebiet ſein gekreueſter war. Die Ausführungen Peter Kiefers löſten einen Begeiſterungsſturm aus, der ſchließlich überging in den Geſang des Saarliedes „Wir wollen niemals Knechte ſein“. Feuerüberfall auf deutſches Lokal Ein Kellner verletzt., In den Nachtſtunden ereignete ſich in Saar— brücken ein Ueberfall, der alles bisher Dage⸗ weſene erheblich in den Schatten ſtellt. Nach Schluß der Polizeiſtunde verſuchten einige Leute in das kleine Lokal Paul in dem Saarbrücker Stadtteil Malſtatt einzudringen, das von Mitgliedern der Deutſchen Front beſucht worden war. Als ſie das Lokal verſchloſſen fanden, feuer⸗ ten ſie blindlings etwa 30 bis 40 ſcharfe Schüſſe durch Tür und Fenſter ab. Wie durch ein. Wunder wurde nur der Kellner Doerr durch einen Knieſchuß verletzt. Sämtliche Fen⸗ ſterſcheiben wurden zertrümmert. Kurz nach dem Zwiſchenfall begab ſich der ſtellbertretende Landesleiter Nietmannper⸗ ſönlich an Ort und Stelle, um ſich von dem Tatbeſtand zu überzeugen. Es kann mit Si⸗ cherheit angenommen werden, daß die Täter unter dem landfremden Geſindel der Emigran— ten zu ſuchen ſind. Viſchöfe zur Saarabſtimmung Paderborn, 2. Januar. Die Biſchöfe von Köln, Paderborn. Mün— ſter, Fulda, Hildesheim, Aachen, Trier u. a. erlaſſen folgenden Aufruf: „Sonntag, den 13. Januar 1935 wird im Saargebiet die Volksabſtimmung ſtattfinden über die Frage, ob dieſes deutſche Land und ſeine Bewohner in der durch den Verſailler Gewaltfrieden aufgezwungenen Trennung vom Deutſchen Reich verbleiben ſollen oder nicht. 5 Der für die Zukunft unſeres Vaterlandes ſo folgenſchweren Entſcheidung, die in eini⸗ ben Tagen an der Saar fallen wird, kann ein wahrhaft Deutſcher gleichgültig gegen überſtehen. Als deutſche Katholiken ſind wir verpflichtet, für die Größe, die Wohlfahrt und den Frieden unſeres Vaterlandes uns einzuſetzen. Unſere wirkſamſte Hilfe iſt das Gebei. Deshalb verordnen wir, daß am ge⸗ nannten Sonntag in allen Kirchen nach dem allgemeinen Gebet drei Vaterunſer und Ave Maria mit den Gläubigen gebelet werden. um einen für unſer deutſches Volk ſegens⸗ reichen Ausgang der Saarabſtimmung zu erflehen.“ Erzbiſchof Kardinal Bertram er⸗ läßt für die öſtliche Kirchenprovinz den gleichen Aufruf zur Saarabſtimmung Deutſche Tagesſchan Die Sicherung marſchierender Kolonnen. Der Reichs- und preußiſche Innenminiſter ſtellt in einem Erlaß an die Landesregie⸗ rungen feſt, daß die immer noch vorkom⸗ menden ſchweren Unfälle marſchierender Ko— lonnen nicht nur auf gewiſſenloſes Verhal⸗ ten von Kraftfahrern zurückzuführen ſind, ſon⸗ dern vielfach in der ungenügenden Beachtung der Sicherungsvorſchriften durch die Führer marſchierender Kolonnen ihren Urſprung ha⸗ ben. Der Miniſter verweiſt deshalb nochmals auf die für die Sicherung marſchierender Kolonnen in der Reichsſtraßenverkehrsordnung erlaſſenen Schutzvorſchriften und macht den Polizeibehörden ihre ſcharfe Ueberwachung zur Pflicht. An das deutſche Volk! Die Neujahrsanſprache Dr. Goebbels' im Rundfunk. Freiburg i. B., 2. Januar. Am Silveſterabend ſprach Reichsminiſter Dr Goebbels von Freiburg i. B. über alle Sender zum deutſchen Volk. Er führte u. a. aus: Zum letzten Male im ablaufenden Jahre 1934 habe ich Gelegenheit, zu Euch allen zu prechen. Ich benutze ſie vorerſt, um Euch ie herzlichſten Grüße und Glückwünſche des Führers, der Partei und der Regierung zum Jahreswechſel zu übermitteln. Sie danken Euch durch meinen Mund für das Ueber⸗ maß an Vertrauen, das ihr ihnen im Jahre 1934 in ſchweren und ſorgenvollen zwölf Monaten unbeirrt entgegengebracht, und für den Opferſinn, den ihr dabei in den vielen Prüfungen bei der Verwirklichung eine: neuen deutſchen Volksgemeinſchaft immer wieder bewieſen habt. Sie bitten euch, auch im kommenden Jahr von derſelben Feſtigkeit beſeelt zu bleiben und der Welt das edle Beiſpiel eines ein ⸗ mütigen Volkes zu geben das, wenn aute vom Schickſal nicht verhätſchelt, dennoch kaz⸗ fer ſeinen Mann ſteht in der Behaupkung ſeines nationalen Daſeins. Die Regierung und die Partei aber ver. ſprechen euch, ſo wie in den hinter uns lie⸗ genden Jahren, auch im kommenden hart 3. ſein in der Verfechtung unſerer ungooing⸗ baren Lebensintereſſen und nicht zu ruhey und zu raſten, bis Deutſchland ſich wiede den Platz unter den anderen Völkern zu. rückerkämpft hat, der ihm auf Grund ſeines Charakters, ſeiner Tüchtigkeit und ſeiner Leiſtungen gebührt. Arbeit und Kampf 1934 Das Jahr, das nunmehr hinter uns liegt war reich an Kämpfen und es wurde un« dabei nichts erſpart an großen Prüfungen und ſchweren Belaſtungen. Es war ein turbulentes Jahr, in dem das Schick⸗ ſal uns gegenüber nicht kargte mit Erfolgen, aber auch nicht mit Enttäuſchungen mannig-⸗ ſacher Art. Jedoch der unſterbliche Lebens⸗ wille unſeres Volkes hat alle Widerſtänd⸗ ſiegreich niedergebrochen und das Syſten' des nationalſozialiſtiſchen Staates ſteht heute feſter und unerſchütterlicher denn je. Wirkſchaftlich geſehen iſt es uns in dieſer relativ ſo kurzen Zeit⸗ ſpanne gelungen, die Arbeitsloſig⸗ keit wiederum um bedeutende Millionen- ziffern zurückzudrängen. Durch umfaſſende Agrargeſetze iſt das Bauerntum wieder auf eine feſte Grundlage geſtellt worden Hunderttauſende von jungen Männern ha— ben unter unſerer Führung die erdbraune Uniform des Arbeitsdienſtes ange— zogen. Hunderte von Kilometern weit, durch Wälder, Heide und über die Flüſſe hinweg erſtrecken ſich ſchon die rieſenhaften Anlagen des Reichsautobahnenneubaues. Das ſoziale Leben Auch das ſoziale Leben hat im abgelaufe— nen Jahre durch geſetzgeberiſche Maßnahmen mannigfache Vefruchtungen erfahren. Im Geſetz zur Regelung der nationa⸗ len Arbeit iſt das Verhältnis zwiſchen Arbeitgeber und Arbeitnehmer wenigſtens bis zu einem gewiſſen Maße konſolidiert. Die Arbeit als Begriff iſt von einem neuen Ethos erfüllt, in der Rieſenorganiſation des Werkes„Kraft durch Freude“ finder. Millionen Menſchen nach harter Tageslaft und Mühe leibliche Erholung und ſeeliſch— Erquickung. Das Winterhilfs wer: hat auch in dieſem Jahre weit über alle E;, wartungen hinweg keine ſoziale Miſſion a: den Aermſten unſeres Volkes erfüllt. Ni« mand weiß beſſer als wir, daß noch in we“ ten Kreiſen der deutſchen Arbeiterſchaft die Lohn- und Gehaltsfraue ſehr im argen liegt. Es wird Aufgabe kom⸗ mender Anſtrengungen ſein, den Lebens— ſtandard des ganzen Volkes auf eine Höhe 1 heben, die als menſchen- und kulturwür⸗ ig angeſprochen werden kann. Die innerpolitiſchen Reformen Möglich gemacht wurden unſere Erfolge auf wirtſchaftlichem und ſozialem Gebiet in erſter Linie durch die großen innerpolitiſchen Reformen, die der neue Staat zielbewußt und tatkräftig durchführte. Die Feinde des Regimes ſind nun vollends zu Be- den geworfen. Es gibt im Lande keine Oppoſition mehr, die dieſen Name irgendwie verdiente. Die Reichsrefor nt, die wir am Ende des vergangenen Jahres als großes Ziel aufſtellten, iſt ſchon auf vie⸗ len Gebieten ohne jede innere Erſchütterung durchgeführt worden. Leider haben die in⸗ zu laſſen. Und der ewige Krltikaſter, er noch in vereinzelten Exemplaren ſeinee Mit- und Umweli läſtig zu fallen verſucht, wird allmählich ſo in den Schmollwinkel hin⸗ eingedrängt, daß man ihn im ganzen Volk nur noch als lächerliche Zeitfigur anſieht. Die Außenpolitik Die Stabilität unſerer innerpoliliſchen Verhältniſſe gab dem Führer und ſeiner Re gierung die Möglichkeit, die deutſche Außen⸗ 889 0 wieder in einem Maßze zu aktivieren, as uns für die nächſte Zeit reiche Hoffnun⸗ gen verſpricht. Die Saarfrage iſt durch loyales Ent- gegenkommen zwiſchen Berlin und Paris aus der Atmoſphäre gefährlicher Ueberhitzt⸗ 1 8 herausgenommen worden. Die deut. che Forderung auf nationale Gleichbe⸗ rechtigung wird mehr und mehr in der Welt begriffen und gebilligt. Die gegen den nationalſozialiſtiſchen Aufbau von gewiſſen⸗ loſen, aus Deutſchland emigrierten Elemen⸗ len in der Welt betriebene Greuelhetze bricht ſichtlich zuſammen oder verpufft in der Wir⸗ zungsloſigkeit. 8 Dem weiſen und behutſamen Vorgehen des Führers in allen kritiſchen Situationen des vergange⸗ nen Jahres iſt es zu verdanken, daß dem ſchwergeprüften europäiſchen Erdteil der Frieden erhalten blieb. Unſere Stellung in der Welt iſt heute, wenn auch vielfach von der öffentlichen Meinung einiger Länder noch nicht zugegeben, geachteter denn jemals ſeit Ende des Krieges. Ziele für 1935 Welche Ziele hat das deutſche Volk ſich nun für das Jahr 1935 zu ſtellen? Unſere Anſtrengungen müſſen wirtſchaftlich dahin gehen, die Arbeitsloſigkeit im konzen- triſchen Angriff aufs neue zu attackieren, um ſie diesmal entſcheidend zurückzuwerfen. Hand in Hand damit geht ein zielbewußter und auf weite Sicht eingeſtellter Kampf um die allmähliche Hebung des Lebens⸗ ſtandards des Geſamtvolkes. Innerpoli— tiſch wollen wir mit Ernſt und Sachlichkeit den Verſuch machen, den Kirchenſtreit zu beendigen. Außenpolitiſch iſt die ganze Nation von dem ſehnlichſten Wunſch erfüllt, am 13. Ja⸗ nuar das deulſche Saar volk geſchloſ⸗ zen wieder zurück zum Reich zu holen und es gibt kein Gefühl, das uns ſtärker und zwingender bewegte, als das der Liebe und der brüderlichen Verbundenheit, mit der wir unſere uns bisher enkriſſenen deukſchen Brü⸗ der und Schweſtern an der Saar wieder in unſere Arme ſchließen wollen. Wir können und werden dabei die Hoff— nung nicht aufgeben, daß es uns, wenn am 18. Januar die letzte territoriale Frage, die uns von Frankreich ſcheidet, gelöſt iſt, unn auch gelingen wird, mit dem großen franzöſiſchen Volk zu einem wirklichen und auerhaften Frieden zu kommen. Dank dem Führer Im feſten Blick auf die Aufgaben, die das neue Jahr uns ſtellt, erfüllen ſich unſere Herzen mit kiefer Dankbarkeit und ver ehrungswürdiger Liebe für den Führer, der der deutſchen Nation den Weg aus Wirrnis, neren Spannungen auf dem Gebiet der kirchlichen mancherorts unerfreuliche Formen angenom- men. Es bedarf keiner Betonung, daß Par⸗ tei und Regierung keineswegs gewillt ſind, dem Staate oder dem Volke Schaden antun Auseinanderſetzung des Aethers meine Grüße Ankunft des neuen japaniſchen Botſchafters. Der neue ſapaniſche Botſchafter in Berlin, Baron Muſchakofi, traf in Berlin ein, um ſein Amt anzutreten. Unſer Bild zeigt den Botſchafter nach ſeiner Ankunft am Bahnhof Zoo mit ſeiner Gattin, dem Grafen Baſſewitz(links) und dem Admi⸗ ral Behnke(dahinter). innerpolitiſcher Jerriſſenheit und außſenpoli⸗ liſcher Ohnmacht gewieſen hat. In unerſchütterlicher Treue zum Führer beginnen wir das Jahr 1935. So übermittle ich denn in dieſer Stunde über die Wellen und heißeſten Wunſche dem Manne, der für al 5 n begriff und Symbol der deutſchen Wieder⸗ auferſtehuͤng iſt. Er iſt das Schickſal, nach deſſen Geſe wir angetreten ae 50% nung, auf die wir bauen, der Glaube, m dem wir uns feſt und vertrauensvoll dem harten Leben ſtellen. i Gott ſegne den Führer und ſein Werk! Neujahr in Berlin Die Empfänge beim Führer und Reichs⸗ kanzler. Berlin, 2. Januar. Die Neujahrsempfänge beim Führer und Reichskanzler fanden auch in dieſem Jahre in der beim verewigten Reichspräſidenten Generalfeldmarſchall von Hindenburg üb⸗ lichen Weiſe ſtatt. 5 Die Feierlichkeiten wurden eingeleitet durch das Beziehen der neuen Wachträume des Heeres in der Reichskanzlei. Hieran ſchloß ſich um 11 Uhr der Empfang der Vertreter der Wehrmacht. Um 11.15 Uhr empfing der Führer eine Abordnung der„Salzwirker Brü⸗ derſchaft im Thale zu Halle“, die ihm nach altem Brauch der Halloren Salz, Schlackwurſt und ein Glückwunſchgedicht, den ſogenannten Neujahrscarmen, überbrachte. der Empfang der Diplomaten Alsdann folgte der feierliche Neufahrs⸗ empfang der Diplomaten durch den deutſchen Reichskanzler. Dieſer Staatsakt fand im gro⸗ ßen a des„Hauſes des Reichspräſiden⸗ en“ ſtatt. Der Doyen des Diplomatiſchen Korps, der apoſtoliſche Nuntius Monſignore Ce- ſare Orſenigo, Erzbiſchof von Ptole⸗ mais, richtete an den Führer eine franzö⸗ ſiſche Anſprache, in der er u. a. ſagte: „Herr deutſcher Reichskanzler! Eine ſchöne Tradition weiht den heutigen Tag dem Aus⸗ tauſch von Glückwünſchen zwiſchen den Völ⸗ kern. Wir als Vertreter der Staaten, die mit Deutſchland diplomatiſche Beziehungen unterhalten, ſind glücklich, Ew. Exzellenz im Namen unſerer Souveräne und Staatsober⸗ häupter ſowie in unſerem eigenen Namen die beſten Wünſche für Ihr perſönliches Wohlergehen und für das Gedeihen Ibres Volkes entbieten zu können. Unter den Gütern, die die Menſchen heut⸗ zutage am meiſten begehren, erhebt ſich ohne Zweifel über alle anderen der Welr⸗ friede. Ew. Exzellenz, wir verhehlen uns nicht, daß ſehr ernſte Hinderniſſe dem Welt⸗ frieden noch im Wege ſtehen. Aber wir ſind überzeugt, daß, ſo ſchwer ſie auch ſind, ſie ſich nicht als unüberwindlich erweiſen wer⸗ den dank des Zuſammenwirkens aller Men⸗ ſchen, die guten Willens ſind. Mit dieſem Wunſche, den ſicherlich jedermann teilen wird, geben wir der Hoffnung Ausdruck, daß das neue Jahr uns die Annäherung der Gei⸗ 115 bringen möge, die die beſte Gewähr für en Frieden iſt. In dieſem Wunſch Ew Ex⸗ ellenz ſind zugleich die beſten Wünſche für hr Land ausgedrückt, denn gerade durch wohlgefeſtigte brüderliche Beziehungen zwi⸗ ſchen den Völkern wird man dieſe reiche Blütezeit wieder herbeiführen können, die einer der Hauptpunkte Ihres machtvol⸗ len Programms für den Wiederaufbau Deutſchlands iſt. Der Führer an die Diplomaten Der Führer und Reichskanzler antwortete hierauf: „Herr Nuntius! Mit aufrichtigem Dank nehme ich die Glückwünſche entgegen. Sie haben, Herr Nuntius, von dem heißen Wun⸗ ſche der Menſchheit nach Erhaltung des Friedens geſprochen und mit Recht hervor⸗ gehoben, daß ohne die Gewißheit des Frie⸗ dens auf keinem Gebiete menſchlicher Tätig⸗ keit ein gedeihlicher Fortſchritt zu erhoffen iſt. Sie können überzeugt ſein, daß dieſe Wor⸗ ke der Auffaſſung des ganzen deulſchen Vol kes enkſprechen. kein Land kann das Be⸗ dürfnis nach Frieden kiefer empfinden als Deutſchland, das nach ſchweren Jahren vol⸗ ler Not und Leid alle fträfte für ſeinen in⸗ neren Wiederaufbau zuſammengefaßt hat, das dieſen Wiederaufbau in Ruhe vollziehen will, und das für ſeine Lebensrechte von den anderen Ländern nur die gleiche Anerken⸗ nung und Achlung fordert, die es ihnen ſelbſt entgegenbringt. Mit ſeiner Politik, die unverrückbar auf dieſem Grundſatz beruht, wird Deutſchland ſtets ein ſicherer Garant des Friedens ſein. 5 Wenn Sie, Herr Nuntius, auf Schwierig⸗ keiten und Sorgen hingedeutet haben, die ſich aus der gegenwärtigen Lage ergäben, ſo bin ich mit Ihnen der Anſicht, daß ſie ſich bei allſeitigem guten Willen ſehr wohl be⸗ ſeitigen laſſen. Das deutſche Volk und ſeine Regierung ſind jedenfalls entſchloſſen, das Ihrige zu einer Geſtaltung der Völkerbezie⸗ hungen beizutragen, die ein ehrliches Zu⸗ ſammenwirken auf der Grundlage der Gleichberechtigung aller ſſcherſtellt und dadurch allein das Wohl und den Fort⸗ ſchritt der Menſchheit gewährleiſtet. Möge das neue Jahr uns dieſem erhebenden Ziele näherbringen! 5 Nach dem Austauſch der Anſprachen be⸗ grüßte der Führer und nach ihm der Reichs ⸗ minſſter des Auswärtigen die einzelnen Bot⸗ ſchafter, Geſandten und Geſchäftsträger. — er Himmel llürt ſich aul“ 5 Hoffnungsvolle engliſche Stimmen zum Jahreswechſel. London, 2. Januar. In einem Leitaufſatz der„Times“ heißt es, das alte Jahr habe mit einem Donner⸗ ſchlag geendet. Das Ereignis ſei nicht weniger kunst, weil es erwartet wurde. Die japa⸗ giſche Diplomatie könne nicht leugnen, f daß ein edles Werk internationaler Verein⸗ barung, das vor 13 Jahren geſchaffen wurde, zerſtört worden ſei. Glücklicherweiſe kläre ſich der Himmel über Europa. In den Beziehungen zwiſchen Frankreich und Italien, die ſolange der Herzlichkeit ent⸗ behrien, ſei eine weitere Entſpannung ein⸗ getreten.„Times“ fährt fort: Von allen europäiſchen Ländern ſei Deutſchland das einzige Land, das ſich ſelbſt vorſätzlich von ſeinen Gefährten entfernt habe(2). Jede Bewegung in Richtung auf Wieder⸗ aufnahme normaler Beziehungen werde warm begrüßt werden. Es habe bereits günſtige Zeichen gegeben. Zu Neufahr hät⸗ ten der Reichsaußenminiſter und der Reichs⸗ propagandaminiſter Deutſchlands Friedens- wunſch von neuem verſichert, und Dr. Goeb— bels habe hinzugefügt, daß die Kraft Deutſchlands dem Werk des Wiederaufbaues gewidmet werden ſolle. Dies ſei eine ver⸗ vernünftige Erklärung, deren Sinn auch die Grundlage der Politik der britiſchen Regie⸗ rung bilde. Das Blatt erinnert an den be— redten Aufruf des Generals Smuts zu größerem Edelmut unter den Nationen und an die beiden eindrucksvollen Daten interna⸗ tionaler Solidarität: Aufſtellung einer Po⸗ lizeimacht für das Saargebiet und Beſeiti⸗ gung der gefährlichen Lage zwiſchen Süd— ſlawien und Ungarn. Nach Erwähnung der von Laval im fran: zöſiſchen Senat an Deulſchland gerichteten Worie ſchließt das Blatt, es beſtehe ſetzl größere Ausſicht darauf. daß die Nationen den Gedanken aufgeben würden, daß Vater landsliebe in der Kunſt beſtehe, einen ande⸗ ren zu übervorkeilen, und daß ſie dieſen Ge. danken durch den beſſeren Gedanken erſet⸗ zen würden, daß Vaterlandsliebe im gemein- ſamen Dienſt an Frieden, Gerechtigkeit und Fiviliſakion beſtehe. Im„Daily Telegraph“ heißt es, im Jahre 1934 habe es Ereigniſſe gegeben, die mehr als einmal die Stabilität fremder Nationen zu erſchüttern und die Zukunft gefahrvoll zu machen drohten Eine Ueberſicht über die Angelegenheiten der Welt, vor einem Mo- nat geſchrieben, hätte dunkel ſein müſſen. Sie würde notwendigerweiſe mit einem Ausdruck ängſtlicher Zweifel geendet haben. Aber in den letzten Wochen des Jahres hät- ten Herrſcher und Staatsmänner igre Kalt— blütigkeit bewahrt und ſtetig ſür den Frie— den gearbeitet. „der Krieg zu Ende“ Franzöſiſcher Fronkkämpferführer über die Verſtändigung. Paris, 2. Januar. men Hitlers der Abſchluß eines Abkommens mit Polen war, das zehn Jahre laufe, ſo müſſe man zugeben, daß er noch viel leichter erklären könne, zwiſchen Frankreich und Deutſchland gebe es keine Grenzfragen. Man ſollte ein- für allemal die Tal- ſache zur Kenninis nehmen, daß eines der brennendſien Kapitel des alten franzöſiſch⸗ deutſchen Streites endgültig geſchloſſen ſei. Zwar habe Hitler ſich vor bald zehn Jahren in ſeinem Buche„Mein Kampf“ nicht in dieſem Sinne geäußert, aber Hitler gehöre nicht zu den Leuten, die nichts gelernt und nichts vergeſſen hätten. Hitler habe den Krieg mitgemacht. Er ſei ein Frontſoldat. Er lege Wert auf dieſe Bezeichnung. Wenn die nationalſozialiſtiſche Bewegung auch nicht eine ausgeſprochene Frontkämpferbe⸗ wegung ſei, ſo ſei und bleibe ſie es doch zu einem großen Teil. Die Männer der Umge⸗ bung Hitlers hätten auch den Krieg mitge— macht, Hitler ſei Soldat und ein Mann des Volkes. Gewiß habe das nationalſozialiſtiſche Deutſchland mehr als eine Sorge bereitet, und niemand wiſſe, was morgen geſchehen werde(2). Aber es ſei feſtzuſtellen, daß zwi⸗ ſchen Franzoſen und Deutſchen jeder gebietsmäßige Streit beendet und die Zeit leidenſchaftlicher Gegenſätze vorüber ſei. Deutſchland habe keine Zukunft im Weſten, habe ein Vertrauter des Führers geſagt, und ſchon deshalb ſei ſelbſt der Ge⸗ danke an einen franzöſiſch-deutſchen Krieg unzeitgemäß. Hüben und drüben ſollte man aufhören, ſich als„ehemalige Feinde“ zu be— trachten. Das ſei der erſte erforderliche Schritt. Seit dem Jahre 1925 hätten franzö— ſiſche und deutſche Frontkämpfer in dieſem Sinne gehandelt. Heule ſtänden die gleichen Franzoſen, die an ihrem Friedens willen feſthielten, anderen Deutſchen gegenüber, die ſich als Verkreker faſt der Geſamtheit der Nation erklären und den Gedanken und Befehlen Adolf Hitlers kreu ergeben ſind. Logiſcherweiſe heiße das für die einen und für die anderen, die den krieg mitgemacht hätten, daß der Krieg zu Ende ſei, und das könne als Mahnung gel- ken. Deutſchlands Wiederaufſtieg Zuſtimmung zu Rothermeres Aufſatz. London. 2. Jan.„Daily Mail“, die eine Anzahl zuſtimmender Aeußerungen aus dem Publikum zum Neujahrsaufſaß von Lord Rothermere über das neue Deutſchland ver⸗ öffentlicht, ſagt in einem Leitaufſatz: Aus den meiſten europäiſchen Ländern kommt die hoffnungsvolle Nachricht von beſſerem Ge⸗ ſchäft, beſſeren Preiſen und Abnahme der Arbeitsloſenziffern. Die Beſſerung iſt beſon⸗ ders ſtark in Deutſchland geweſen, deſſen ver⸗ zweifelte Lage binnen einem Jahr unter dem nationalſozialiſtiſchen Regime erheblich gebeſ⸗ ſert worden iſt. Deutſchlands Arbeitsloſe ha⸗ ben ſich um beinahe vier Millionen vermin⸗ dert, ſein Ausfuhrhandel erlebt eine große Wiedergeburt, und es macht ſich durch Her⸗ ſtellung von Erſatzmitteln mit Schnelligkeit unabhängig von vielen Einfuhrrohſtoffen. Die Hinrichtung Nikolaſems Weitere Fahndung nach Geheimverbänden. Moskau, 2. Januar. Die Tatſache, daß das Verfahren gegen Nikolajew und Genoſſen nicht in der Form eines großen öffentlichen Prozeſſes durchge⸗ führt worden iſt, wie man nach der Veröf⸗ ſentlichung der Anklageſchrift aunahm, hat hier überraſcht. Mit der Erſchießßung Niko laiews und ſeiner Genoſſen ſcheinen die un⸗ mittelbaren Auswirkungen der Ermordung Kirows zunächſt abgeſchloſſen zu ſein. Die Moskauer Preſſe veröffentlicht längere Leitartikel, in denen die Hinrichtung Niko— lajews und ſeiner Genoſſen beſprochen wird. Der neue Sekretär des Leningrader Par⸗ teiausſchuſſes, Schdanow, hatte erklärt, daß die Verfolgungen in Zuſammenhang mit der Ermordung Kirows abgeſchloſſen ſeien, da das Leningrader Zentrum gänzlich allein geſtanden habe. Der jetzige Leiter der Leningrader Abteilung des Volkskommiſſa— riats des Innern Agranow. einer der ge⸗ fürchtetſten Tſchekiſten der erſten Revolu— tionsjahre, ſetzt jedoch ſeine Nachforſchungen tort. Es verlautet daß die OGPIU zurzeit damit beſchäftigt ſei, feſtzuſtellen, ob das Leningrader Zentrum wirklich allein da— geſtanden habe, wie angenommen werde. Man vermute Verbindungen mit anderen Geheimverbänden, die ſich in der Provinz befinden müßten, da das Leningrader Jen- ö krum in regelmäßigen Abſtänden Agenten auf Reiſen geſchickt habe. Die Ocz Pu ſei jetzt damit beſchäftigt, die Reiſeziele dieſer Agen⸗ ken aufzuſpüren Inzwiſchen wird die Untersuchung gegen die in Moskau verhafteten Oppoſitionellen mit Sinowjew und Kamenew an der Spitze fortgeſetzt. Auch dieſe Gruppe un⸗ terhielt eine Verbindung mit der Provinz, die jetzt nachgeprüft wird. Ihre Tätigkeit ſoll nicht ſo aktiv wie die des Leningrader Zen⸗ trums geweſen ſein. Neues aus aller Welt Ausbrecher nach ſechs Jahren wieder ge⸗ ſchnappt. Die Gendarmerie Griesba(Bay⸗ ern) verhaftete den tſchechoſlowakiſchen Staats⸗ angehörigen Georg Schneider. Dieſer war im Februar 1928 nach großen Bemühungen der Gendarmerie als Berufseinbrecher ins Amts⸗ gerichtsgefängnis Eggenfeldern eingeliefert worden, von wo er nach einigen Tagen ent⸗ kam. Auf ſeinem Konto ſtehen noch ſehr viele ſchwere Einbruchsdiebſtähle im Rottal. Noch gut abgelaufen. Im Bahnhof Strul⸗ lendorf bei Bamberg wurde die 15jäh⸗ rige Elly Cottes beim Ueberqueren der Ge⸗ leiſe von einem einfahrenden Zug erfaßt und zwiſchen den Schienenſtrang geſchleudert. Sie lag bewegungslos zwiſchen den Schienen und der Zug ging in ſeiner ganzen Länge über die Bewußtloſe hinweg. Das Mädchen erlitt zwar Kopf⸗ und Beinverletzungen, blieb aber ſonſt in den Schienen liegend unverſehrt. An einem Stück Fleiſch erſtickt. In Her⸗ dorf(Kreis Altenkirchen) blieb einem In— validen beim Eſſen ein Stück Fleiſch in der Speiſeröhre ſtecken. Ehe dem Mann Filfe ge⸗ bracht werden konnte, war er erſtickt. Mutige Rettungstat. Durch die Rettungs- tat eines mutigen Kraftwagenführers wurde auf der Straße Nienburg-Gerbitz ein ſchweres Unglück verhütet. Die Pferde einer Kutſche, in der ſich die 18jährige Tochter des Gutsbeſitzers Schwenkert und zwei etwa ſechs⸗ jährige Kinder befanden, ſcheuten plötzlich und gingen durch. Der Kutſcher ſtürzte vom Bock, Führerlos raſte das Gefährt dahin und mußte jeden Augenblick entweder in die Saale ſtür⸗ zen oder in der ſcharfen Kurve zerſchellen. Der Führer eines in gleicher Richtung fahrenden Kraftwagens nahm die Verfolgung des Ge— ſpannes auf, übergab, als ſich beide Fahrzeuge auf gleicher Höhe befanden, das Steuer ſeinem Mitfahrer und ſprang aus dem fahrenden Kraftwagen auf den Rücken eines der Pferde. Noch vor der gefährlichen Stelle der Straße gelang es ihm, die Tiere zum Stehen zu bringen. Brand in einer Erziehungsanſtalt. In einer Erziehungsanaſtlt in Saint Malo(Frank⸗ reich) brach ein Brand aus. Viele Zöglinge ſprangen im erſten Schrecken aus den Fen— ſtern, um ſich zu retten. Elf von ihnen trugen zum Teil ſchwere Brandwunden davon. Die Leiche eines elfjährigen Knaben konnte von der Feuerwehr geborgen werden. Das Feuer war dadurch entſtanden, daß einige Zöglinge in der Nähe mehrerer Kameraden, die mit der Aufwicklung eines Filmſtreifens beſchäftigt wa— ren, geraucht hatten. Unwetter über Paläſtina. Die Gegend zwi⸗ ſchen Jafſa und Haifa wurde von hef— tigen Wolkenbrüchen heimgeſucht. Der Di— ſtrikt Nathania iſt ohne Licht und Trinkwaſſer und von jedem Verkehr abgeſchnitten. Stra⸗ lich berichtet wurde, veröffentlicht im „Oeuvre“ eine Betrachtung über die deutſch— ſranzöſiſchen Beziehungen. eine der erſten außenpolitiſchen Maßnah- Der Vorſitzende der franzöſiſchen Front— mpfervereinigung Union Federale, Henry ichot, über deſſen Berliner Beſuch kürz— Pichot ſagt u. a., wenn man wiſſe, daß g Adatſchi 1 Der frühere langjährige Präſident des Ständigen Inter— nationalen Gerichtshofes im Haag, der Japaner Minſichire Adatſchi, iſt im Alter von 69 Jahren geſtorben. D. A. XII. 34 1138 pd 8 NS WWI! N e — Urheberrechtschutz: Fünf Türme⸗Verlag Halle(Saale). 0 18 „Inwiefern?“ kam es ſcharf und hochmütig zurück. „Inſofern, als ich dich als meinen Freund vorgeſtellt habe und daß meine Freunde einwandfreien Damen gegen— über keine derart burſchikoſe Art herauskehren...“ Slomi, der, wie die meiſten gutmütigen Menſchen, ſehr jähzornig war, war ſchon drauf und dran, aufzu⸗ ſahren. Aber er beſann ſich kurz— und lenkte ein. Er ließ ſich jedoch zu keiner Erklärung herab. „Schön! Du ſollſt dich meiner nicht zu ſchämen haben!“ war alles, was er in ziemlich ironiſchem Tonfall zur Ant⸗ wort gab. Burger nickte eruſt und ſchien zufrieden. Dann wünſchten ſich die beiden eine geruhſame Nacht und jeder ging auf ſein Zimmer. d. Das zweite Ereignis dieſes Tages bezog ſich auf Burger, der ſich gegen fünf Uhr nachmittags wieder auf den Weg machte, um ſeine einſtige„Zimmerfrau“ in der Kramergaſſe zu beſuchen. Ob dieſer Beſuch aber ganz frei war von Eigennutz, das wird die Zukunft lehren.. Tags zuvor hatte ihn die Sehnſucht hingezogen nach der Stätte ſeiner Jugend. Jetzt aber hatte ſich ſchon ein anderes Gefühl hinzugedrängt, von dem er ſich keine Rechenſchaft geben wollte. Er fand die alte Frau in hellem Aufruhr und, kaum daß er eingetreten, empfing ſie ihn ſchon mit der Mit⸗ teilung: EEC ð ᷑ dd ß ——: 2 288 1 „Denken S' Ihna, Herr Doktor, i muß's Madl außi⸗ tun— und hab' ihr ſcho' gekündigt...“ „Welches Mädel?“ forſchte Burger verſtändnislos und auch ziemlich ohne Intereſſe. „San Sö aber vergeßlich wur'n“, rügte die Alte, die ſich niemals ein Blatt vor den Mund zu nehmen pflegte. „Welchenes Madl denn ſunſt, als die im Zimmer wohnt. J hab's Ihna doch eh erzählt— net? Im ſelbigen Zimmer, wo S' als Student g'wohnt hab'n, da neben der Kuchl! J hab' doch nur ans.“ „Ja?“ meinte der Gemaßregelte und ſchmunzelte ein wenig. Der Ton war ihm wohlbekannt von früher. Er umging die aufgebrachte alte Frau und öffnete die Tür, die ins einzige Zimmer der Wohnung führte und nun ſozuſagen„ſein“ Zimmer war. Frau Lobmaier wartete keineswegs eine Einladung ab, ſondern trat unmittelbar hinter ihm ein und blickte ebenſo neugierig wie erwartungsvoll auf das große, ſauber verſchnürte Paket, das ihr Mieter mitgebracht und nun auf den Tiſch legte, der inmitten des Raumes ſtand. Was war denn drin? Wollte er etwa ſchon einziehen? So dachte ſie mißtrauiſch. Es war ja noch nicht„gründ⸗ lich“ gemacht, das Zimmer. Aber ſie war viel zu ſehr mit ſich ſelbſt beſchäftigt, als daß ſie der Hoffnung— oder war es Befürchtung?!— weiteren Ausdruck gab. Vielmehr knüpfte ſie ihre Erzählung dort wieder an, wo ſie ſie im Stich gelaſſen: „Ja, denken S' Ihna! Kommt das Madl, das bis jetzt'n net bis drei hat zählen kinna, kummt die umer a zwa in der Fruah ham... Haben S' ſo was ſchon der⸗ lebt?“ erkundigte ſie ſich, atemlos vor Empörung. „Na— und?“ Burger begann gelaſſen die Schnur des Pakets zu löſen. „Na— und?“ äffte ihm die Alte nach.„Is mei' Haus a anſtändig's Haus oder kann da a jeder kummen und gehn, wann er will?!“ „Meine liebe Frau Lohmaier“, meinte Burger, ruhig in ſeiner Beſchäftigung fortfahrend,„es ſind jetzt andere Zeiten und andere Sitten. Und es muß noch nichts „ zen und Brücken ſind zerſtört. Im Diſtrikt Haifa ſind durch die Zerſtörung zahlreicher Häuſer und Hütten viele Einwohner obdach⸗ los, teilweiſe ſind die Möbel aus den Häu— ſern geſchwemmt worden. Der Damm der Eiſenbahnlinie nach Aegypten iſt zwiſchen Lydda und Haifa kilometerweit zerſtört. Der Paſſagier- und Güterzugverkehr mußte ein— geſtellt werden. Schlimmes dabei ſein, wenn ſich Ihre Mieterin einmal in heiterer Geſellſchaft vergnügt hat und dabei Zeit und Weile vergaß...“. „So?“ unterſtrich die Lobmaiern den Ausruf.„Sor. Alsdern in Amerika kann ſo was vielleicht Mode ſein, bei mir aber net, verſtengens? Und wann S' ſolchene, Mod' mit'bracht hab'n, nachher ſan ma g'ſchiedene Leut', daß S' wiſſen...“ Burger wußte es von früher, daß bei der guten Frau der Begriff der Moral mit dem Glocken— ſchlag zehn Uhr einſetzte. Nach Torſperre ſozuſagen. Und eigentlich imponierte es ihn, daß ſie ihren Standpunkt, der ja auch für ihn der gleiche war, ſo unverblümt feſtlegte, wo ſie doch fürchten mußte, ihn abzuſchrecken. Manch eine hätte da ſchon ein Auge zugedrückt— wenn nicht alle beide... Nicht ſo die Lobmaiern, die lieber in ihrer bitteren Not bleiben wollte, ehe ſie ſich in ihrer Reputation, wie ſie es verſtand, etwas vergab „Na— und was hat denn das Mädl für eine Ausrede gebraucht?“ erkundigte er ſich, mehr, um ihrem offenbaren Mitteilungsbedürfnis Spielraum zu geben, als weil es ihn intereſſierte. ö Tief ſchöpfte die Lobmaier jetzt Atem, ehe ſie fortfuhr: „Ja— geln S', das möchten S' wiſſen? Aber da kummen S' net drauf, mei Liaber! So'was Abdrahtes, wia dö heuntigen Madeln ſan, dös is ſcho's Höchſte! Jeſſes, du mein, wann i denk, als wia ſtreng mir daham g'halten ſein wur'n! Dös hat's net geb'n, allani uman⸗ andflanieren, gar wann amal die Latern anzünd't war'n... Und dö Gredl, die niamd net hat, kan Vattern und kan' Mutter, ſtatt daß ſe froh is, in an reputierlichen Haus unterſchliefen z'kinna— was gibt die für a An: wurt? Und wia frech a noch! Wia ich's frag: No, Freil'n Marie, ſo was kummt doch net nochmals vur?— da ſagt's, g'rad a ſo, als wann's guten Tag ſaget: Liabe Frau Lobmaier, das wird jetzt alle Täg ſo ſein. IJ ſchau's an und denk mir, wach' i oder tram i— na, und da redet's ſchon weiter:— und damit ich Ihnen net ſtör', geben's mir den Wohnungsſchlüſſel...“(Fortſ. folgt.) Urheberrechtsschutz: Fünf Türme Verlag, Halle(Saale) Nachdruck verboten. Frau von Stäbnitz erklärte: „An den Vater darf ich mich noch nicht wenden, er würde wahrſcheinlich aufs äußerſte erſchrecken; ich bin doch verantwortlich für ſie.“ Er erhob ſich: „Ich beabſichtigte eben, noch eine Stunde hier allein zu arbeiten. Ihr Gatte erwartet mich noch nicht. Nun will ich erſt ſchnell zu Frau Steinmetz fahren. Darf ich für alle Fälle um den Brief bitten? Ich bringe ihn wieder zurück.“ Er nahm ihn in Empfang und küßte die Hand der Frau, in deren Hauſe er beinah die Rechte eines nahen Verwandten genoß.„Ich bedaure, daß ich die Schuld an Ihrer Sorge trage, liebe gnädige Frau!“ Er grüßte und ging, Frau von Stäbnitz, die meiſt Frohe, in trüber Stimmung zurücklaſſend. Sie überlegte. Nein, Fritz Wolfram durfte ſie noch nicht melden, das wäre vielleicht verfrüht, obwohl Doralies geſchrieben, das Rätſel, das der Brief aufgäbe, würde bald von Mooshauſen aus gelöſt werden. Fritz Wolfram ſollte nicht in Vaterangſt gejagt werden. War Doralies wirklich zu ihm gefahren? Wenn der Brief nicht ſo klang, würde er ſchon ſelbſt ſchreiben. Sie war ganz durcheinander von dem Geſchehenen und dachte nur immerzu: Um irgendeine kleine törichte Lüge läuft einem das Mädelchen, an das man ſo ſchnell ſein Herz gehängt hatte, davon. Sie fuhr ſich mit dem Taſchentuch über die Augen. Sie war von Furcht erfüllt, ſah alles um die Tochter des Jugendfreundes herum grau in grau. Sie grollte Peter Konſtantin, der ſonſt kein Splitterrichter war, daß er ſich an dem Tage aufgeſpielt hatte wie ein ſittenſtrenger Puritaner. Ihr Mann erſchien. ragte: „Du willſt jetzt mit Doralies ausgehen— nicht wahr, Edda?“ „Nein! Sie gefiel mir nämlich geſundheitlich nicht. Sie hat eine leichte Erkältung und Fieberneigung, und ich habe ſie vorhin gleich ins Bett geſtopft.“ „Nanu?“ machte er.„Davon hat man eigentlich bei Tiſch noch gar nichts gemerkt. Beſtelle ihr, ich laſſe ihr herzlichſt gute Beſſerung wünſchen. Und jetzt beſorge mir ſtarten Kaffee, liebe Edda, ich möchte an die Arbeit gehen! Wenn Konſtantin kommt, ſage ihm, ich könne ihn nicht mehr ſprechen, heute nachmittag möchte ich ganz allein bleiben. Er braucht nur die Sprechſtunden abzuhalten.“ Er entfernte ſich ſchon wieder, und Frau von Stäbnitz ging, ihm den gewünſchten Kaffee ſelbſt zu bereiten und zu bringen. Vor einer Aufgabe wie die, die er nunmehr zu löſen hatte, brauchte er ſtets Ruhe zur Konzentration. Wie durfte ſie ihm erzählen, daß Doralies fort war?! Sie erwartete bange und bedrückt Peter Konſtantins Rücktehr, und ſaß in der Halle, den Blick faſt ſtändig auf die Uhr gerichtet. Endlich kam er. Sie erklärte ihm gleich, daß ihr Mann ſeiner jetzt nicht mehr bedürfe. Nun blieb ihnen beiden, bis zum Beginn der Sprechſtunden, die Doktor Konſtantin oft allein übernahm, noch eine reich⸗ liche Viertelſtunde. Man ging wieder in das Wohn⸗ zimmer Frau Eddas, und Doktor Konſtantin berichtete, er hätte Frau Steinmetz zu Hauſe angetroffen und ſie mit der Nachforſchung beauftragt, ihr alles Wichtige er⸗ klärt, ihr den Brief gezeigt und um ſtrenge Verſchwiegen⸗ heit gebeten. Frau Steinmetz würde hierher kommen, um Sie erzwang ein Lächeln. Er Es war nicht vollſtändig dunkel, denn manchmal kroch der Mond hinter einer Wolke hervor; dann goß er ſein fahles, ſpukhaft bläuliches Licht nieder auf die Erde und riß alle Nähe in ſeine geheimnisvolle Helle. Er ſtand über dem kleinen württembergiſchen Städtchen Mooshauſen und über Schlößchen und Park. Es hatte eben neun Uhr geſchlagen, da knarrte ganz leicht, obwohl ſie Frau Henſel geölt hatte, die kleine Holztür in der Mauer, und ein Mann betrat den Park, blieb, nachdem er die Tür wieder ins Schloß gedrückt hatte, abwartend und lauſchend ſtehen. Eine Laube ſtand nahe der Mauer, von wildem Wein umſponnen, und aus der Laube kam ein ganz leiſer Ruf. Ein Name. „Lutz!“ klang es herzwarm, dabei ein ganz klein bißchen fragend. Wie jetzt der Mond ſein Licht verſchwendete! Wie eine Rieſenampel hing er hoch oben und zeigte einem Verliebten den Weg. In der kleinen Laube, um die der wilde Wein rankte, fanden ſich zwei, küßten ſich und ver⸗ gaßen alles um ſich herum. Endlich gab der Mann das ſchlanke Mädel ein wenig frei, flüſterte zärtlich: „Meine Doralies, meine ſüße Doralies, wie glücklich bin ich! O du, wie habe ich an dich gedacht drüben in Indien! Kein Tag verging, ohne daß ich mich nach dir geſehnt. Und wie geſehnt!“ Sie ſchmiegte ſich ſchon wieder feſter an ihn. „Und ich habe auch viel, ſo viel an dich gedacht. Seit dem Abend, als du Abſchied nahmſt und mich geküßt hatteſt. Vorher wußte ich doch noch gar nicht, wie lieb ich dich habe.“ Er mußte ſie dafür wieder küſſen. Wie hell es war. Er konnte deutlich die Züge der Ge⸗ liebten und den Glanz in den großen Augen, die für ihn die ſchönſten auf Erden waren, ſehen. Er fragte: „Aber nun erkläre mir doch, Doralies, was bedeutet es, daß Frau Henſel mich ſo dringend bat, niemand ein Wörtchen davon zu verraten, daß du dich in Mooshauſen befindeſt? Warum ſoll das niemand wiſſen? Selbſi Mutter nicht, die ſogar behauptete, gehört zu haben, du wäreſt nach Berlin gereiſt. Mutter war ſogar ein bißchen getränkt, weil du ihr keinen Abſchiedsbeſuch gemacht hatteſt. Als ich kam, überraſchte mich Mutter gleich mit der nieder⸗ ſchmetternden Nachricht von deiner Reiſe, und als ich es nicht glaubte und mal ſpionieren wollte, fing mich dein Hänschen ab und beſtellte mich hierher, verlangte aber ſtrengſte Verſchwiegenheit über dein Hierſein. Erkläre mal, Kleines, was ſteckt dahinter? Ich begreife nichts, gar nichts.“ Sie zog ihn auf die Bank nieder. „Es iſt ja nicht kalt heute, da dürfen wir wohl ein wenig ſitzen. Und nun will ich dir ein Geheimnis anver⸗ trauen, Lutz! Aber verſprich mir, zu niemand davon zu reden, auch zu deiner Mutter nicht.“ Er verſprach: „Ich werde zu niemand davon reden, auch zu meiner Mutter nicht.“ Schulter gelehnt. So erzählte ſie kurz, aber mit dem Schwung ihres lebhaften Temperaments, daß ſie ſich nicht gerade in dieſer Zeit, wo er erwartet wurde, hier fort⸗ ſchicken laſſen konnte, und auf welche Idee ſie verfallen ſei, die ſie auch ausgeführt habe. ſich genau darüber zu unterrichten, was Doralies Wolfram angeyhavt habe; ſeine wohl ein wenig unſichere Be⸗ ſchreibung hätte ihr nicht genügt. Er gab den Brief zurück und ging ins Büro, die Sprechſtunde abzuhalten. Er merkte bald, er war dabei ſehr unaufmerkſam und mußte ſich feſt zuſammenreißen, um den Auseinander- ſetzungen der Sprechſtundenbeſucher gut folgen zu können Er dachte an das junge Mädchen, mit dem er noch am Mittag zuſammen am Tiſch geſeſſen hatte und das nun auf ſo eigentümliche Weiſe verſchwunden war. Wo war ſie hin? Und was barg ſich hinter den Andeutungen im Briefe? Um was für eine Lüge handelte es ſich? Er glaubte ſie vor ſich zu ſehen wie zuletzt und er⸗ innerte ſich an den Zug um ihren Mund, der ſo etwas Verzweifeltes gehabt hatte. Er kam ſich ſchuldig vor. Warum hatte er auch ſo ſchroffe Aeußerungen machen müſſen?! Aber wenn Doralies Wolfram eine Lüge auf dem Ge⸗ wiſſen gehabt, hätte ſie doch auch wohl weiter damit fertig werden können! Weshalb trieb ſie ſeine Aeußerung aus dem Hauſe? Die Bemerkung Frau Eddas, er wäre Doralies nicht ganz gleichgültig, wirkte in ihm nach und erfüllte ihn mit einem Glücksgefühl, in das ſich Angſt miſchte. Angſt: Wo war Doralies? Und würde ſie wieder hierher zurückkehren? Er war ehrgeizig und hatte immer nur gearbeitet und vorwärts geſtrebt. Frauen hatten ihm bisher das Herz noch nicht warm gemacht. Jetzt aber ſpürte er es wie Zörtlichteit in ſich aufſteigen— eine Zärtlichkeit, die ihm überlegen, fremd und neu war. * 4 5 Lutz Gärtner, der anfangs, während ſie ſprach, ihr Haar geſtreichelt hatte, ließ die ſtreichelnde Hand ruhen, als ſie triumphierend ſchloß: a „Das habe ich doch glänzend gemacht— nicht wahr?“ Er antwortete nicht gleich. Es fiel ihm ſchwer. Denn das, was er dachte, konnte er nicht ſagen. Kränken wollte er Doralies nicht, beileibe nicht. Das, was ſie ausgeheckt, hatte ſie doch nur ſeinetwegen getan. Sie fragte mit leichter Ungeduld:. „Freuſt du dich nicht, Lutz, daß ich Vatis Plan mit dem meinen ſo famos durchkreuzte? Und alles klappte bisher und wird weiter klappen. Wenn's dann Zeit iſt, zu geſtehen, tue ich's, und Regina muß ſich dann bei Frau von Stäbnitz rechtzeitig davonmachen.“ Lutz konnte mit ſeinem Vorwurf doch nicht ganz zurück⸗ halten. „Ein ziemlich tolles Stückchen habt ihr euch eigentlich geleiſtet, Regina Graven und du! Ich muß bekennen, Regina hätte ich den Mut zu dergleichen nicht zugetraut.“ Sie lachte leicht auf. „Regina hal Mooshauſen ſatt gehabt bis zum Hals: ſtellungslos war ſie und ihre Wirtin ne etlige Pute. Und dann habe ich geweint bei ihr, weil ich fort ſollte, ohne dich ſehen und ſprechen zu können. Da hatte ſie Mit⸗ leid. Ich wollte dich doch wiederſehen, das konnte ich mir doch nicht nehmen laſſen.“ Haar. Er hatte ſie umgefaßt, und ihr Kopf lag an ſeind zu verpflegen und auszuführen.“ Doralies lachte vergnügt: N „Ich glaube, ſie ſchneidet dabei ſehr gut ab. Was meinſt du, was ich ihr für Ueberraſchungen bereitet hätte, während Regina ſich beſtimmt ſehr brav benimmt. Ich habe ihr zwar geraten, ſich ab und zu ein bißchen toll zu benehmen; aber die bringt das ja gar nicht fertig.“ ö Er mußte auch lachen, wurde aber gleich wieder ernſt. „Schön! Das mag ſtimmen, Doralieſelein! Trotzdem rate ich dir, deinem Vater Farbe zu bekennen.“ Sie ſeufzte: 5 „Biſt auch ein Philiſterchen, Lutz? Schade! Aber wenn dir viel daran liegt...“ f N In zögernder Frage klang der Satz aus. Er antwortete: „Mir liegt ſehr viel daran. Es handelt ſich um eine Sache, die vielleicht friedlich und luſtig auf dieſe Weiſe in Ordnung geht, wie du es dir vorſtellſt, die aber durch irgendeinen Zufallswind ſo gedreht werden kann, daß allerlei Unannehmlichkeiten entſtehen. Mir liegt daran, Doralies, daß du deinem Vater die volle Wahrheit geſtehſt.“ 5 Sie legte beide Arme um ſeinen Hals, und der Mond zog ſich hinter eine dunkle Wolke zurück. Doralies tuſchelte: „Ich will es tun, aber nicht eher, als bis du abgereiſt biſt. Väter ſind unberechenbar! Vielleicht nimmt Vati die Sache krumm und paßt mehr auf mich auf, und wir können uns dann nicht mehr ſehen.“ Die Ausſicht gefiel ihm ganz und gar nicht. Sie fuhr fort: i „Vati bekommt alles fertig. Das ſiehſt du ja daran, daß er mich ſo im Handumdrehen wegſchicken wollte. Vor⸗ läufig muß ich ſtill ſein, ſonſt hapert es mit uns beiden.“ Sie küßte ihn:„Oh, du! Hab' ich dich lieb, Lutz!“ Er ließ das Thema fallen und küßte den hübſchen Jung⸗ mädchenmund immer wieder. Dunkelheit lag um ſie her, wie ein dichter ſchützender Schleier, und ſie küßten ſich und bauten flüſternd Luftſchlöſſer in die Zukunft hinein. Der Mond kam und verſchwand. Das glückliche Pärchen wanderte durch den Park, und beide ſchraken zuſammen, als es vom Turm der Hedwigkirche elfmal ſchlug, tief und nachhallend. g „Ich muß ins Haus! Bald nach elf Uhr wird Vat heimkommen!“ ſagte Doralies.„Vati hat die Gewohn⸗ heit, ſich davon zu überzeugen, ob die beiden Haustüren verſchloſſen ſind. Bitte, komme übermorgen um dieſelbe Zeit wieder. Du ſagteſt ja ſchon, morgen kannſt du nicht!“ Ein raſcher, verliebter Abſchied, dann verſchloß Dora⸗ lies hinter Lutz Gärtner leiſe die Parkpforte. Sie betrat ſehr vorſichtig das Haus, obwohl ſie über⸗ zeugt war, daß ihr Vater noch nicht daheim. Es brannte nur ein ſchwachkerziger Wandarm, aber durch den ſchmalen Glasſtreifen oben an der rückſeitigen Haustür ergoß ſich das Mondlicht wie ein mattbläulicher Schein, und Dora⸗ lies ſtand inmitten des fahlen Lichtes, als ſich die Tür zu des Vaters Zimmer öffnete und er heraustrat. Doralies war wie gelähmt, und wenn es ſich auch nur um den Bruchteil einer Sekunde handelte, genügte die winzige Zeitſpanne, in der ſie durch ihren Schreck zur Regungsloſigkeit verurteilt war, in der ſie wie eine Statue daſtand, vollkommen, um Fritz Wolfram die Tochter er⸗ kennen zu laſſen.. a Im nächſten Augenblick glitt ſchon wieder eine dichte Wolke am Mond vorbei, und kein Strahl des nächtlichen Himmelslichtes drängte ſich mehr durch die Scheiben. Die Lampe vom Vorderflur gab glücklicherweiſe kein bißchen Helle ab bis hierher, und Doralies hatte ſich mit raſchem, leichtfüßigem Satz die Hintertreppe hinauf gerettet. Sie floh zu Frau Henſel, die noch auf war und erſtaunt Veranlaſſung, eine Fremde als lieben Gaſt wo 90 hochſchaute von dem Familienblatt, in dem ſie geleſen, als Doralies, ohne anzuklopfen, bei ihr eintrat, hinter ſich die Tür zuriegelte und auf ſie zu ſtürzte. Doralies ſprach gleich erregt auf ſie ein. „Vati hat mich geſehen, glaube ich. Ich muß deshalb bei vir bleiben, Hänschen, falls er mich ſucht. Heute abend habe ich keinen Mut mehr zu Erklärungen.“.. Frau Henſel trug beim Leſen eine Stahlbrille, die ſchob ſie jetzt auf die Stirn hinauf und ſtarrte Doralies erſchreckt an Doralies berichtete mit fliegendem Atem ihr Erlebnis. Plötzlich vernahmen ſie draußen Schritte. Doralies ſagte leiſe: f „Ich bin nicht hier! Du darfſt nichts zugeben. Ver⸗ ſtehſt du, Hänschen? Du darfſt es nicht! Tue, als wenn du ſchon geſchlafen hätteſt, das erleichtert dir alles. In meinen Zimmern iſt kein Beweis von meinem Aufenthalt im Hauſe.“ f Schon verſchwand Doralies mit geſchicktem Sprung hinter der Lehne eines ſchräg ſtehenden Sofas, das eine Ecke freiließ, in die ſie ſich bequem hinhocken konnte. Im nächſten Augenblick klopfte es ſacht an. Er war gerührt und ſtrich wieder über ihr weiches „Meine einzige Doralies! Aber trotzdem müſſen wir wie die Geſchichte wieder einzurenken iſt; du darfſt da nicht bis zum äußerſten abwarten. Ueberlege doch vor allem, die Dame in Berlin hat doch gar keine Die Wirtſchafterin fragte— noch ganz verdattert von Doralies' jähem Hereinſtürzen und ihrer Mitteilung: „Wer iſt draußen?“ mand jetzt klopfen, wenn ſich nicht gerade Einbrecher ſo höflich anmeldeten. Fritz Wolfram antwortete: „Natürlich bin ich's, Frau Henſel! Ich muß Sie ſofort ſprechen!“ 11 50 Frau Henſel dachte an den befehlsförmig geäußerten Rat ihres Lieblings und rief zurück: „Wünſchen Sie noch etwas, Hert Wolfram?— Daun ſtehe ich natürlich auf. Ich war eben dabei, einzuſchlafen. Der Gedanke bedrängte ſie plötzlich, wenn er die Klinke nieverdrücken und eintreten würde, wäre ſie ſofort der Lüge üverführt. Aber nein, daß brauchte ſie nicht zu 005 fürchten. Doralies batte ja hinter ſich zugeriegelt. Jyr wurde bei der Feſtſtellung ein bißchen leichter; aber auch nur ein ganz klein wenig. Und ſie wußte doch, außer Herrn Wolfram konnte nie⸗ (Foriſetzung folgt) i ührer an die Partei . Berlin, 2. Januar. Der Führer hat, wie die NSK mitteilt, zum Jahreswechſel folgenden Aufruf an die NSA erlaſſen: „Ein für Deutſchland ereignisreiches Jahr iſt zu Ende gegangen. Zum zweitenmal fei⸗ ern wir in unſerem Staat den 1. Januar. Mit Stolz kann die Bewegung auf ihre Lei⸗ ſtungen in den letzten 12 Monaten zurück⸗ blicken. Denn die ſtaatliche und moraliſche Regeneration ſowohl wie die wirichaftliche Wiederaufrichtung unſeres Volkes ſind ihr Werk. Wohin wäre Deutſchland gekommen ohne ſie? Die Nachwelt wird dereinſt die Größe dieſer allgemeinen Umwälzung ge—⸗ ſchichtlich feſtſtellen, die im zweiten Jahr des nationalſozialiſtiſchen Regimes fortgeführt und befeſtigt wurde. Noch vor zwölf Monaten prophezeiten un⸗ 195 Gegner für das Jahr 1934 den unaus⸗ leiblichen ZJuſammenbruch des neuen Rei⸗ ches. Deutſchland und das deutſche Volk aber ind auf allen Gebieten ihrer nakionalen Exi⸗ benz und Selbſtbehaupkung ſtärker gewor⸗ en. Trotzdem uns in dieſem Jahre die Vor⸗ ſehung in dem Generalfeldmar⸗ ſchall den großherzigen Vermittler genom- men hatte, iſt die geiſtige Uebereinſtimmung wiſchen der Idee der nationglſozialiſtiſchen ewegung, ihrem Wollen und dem deutſchen Volke eine immer innigere geworden. Nach der im letzten Sommer vorgenommenen Säuberung der Partei von unwürdigen Elementen iſt ſie heute mehr denn je der kar⸗ ſächliche politiſche Willensträger der Nation, und dies nicht etwa aus unberechtigter une damit überheblicher Anmaßung, ſondern zu Recht, beſtätigt durch die erneut feſtgeſtellte Willensmeinung der überwältigenden Mehr⸗ heit unſeres Volkes. Ich weiß, meine Parteigenoſſen, daß dies im kommenden Jahr nicht nur ſo bleibt, ſondern ſich noch verſtärkt, denn: die groß reformatoriſche Arbeit an Volk und Reich wird weitergeführt. Der Kampf gegen die 1 und ſoziale Not wird for. geſetzt. Den Feinden und Phantaſten aber, die ſoeben wieder glauben, durch eine Flut von vorgeſchriebenen Lügen und Verdächtigun⸗ gen das nationalſozialiſtiſche deutſche Volk und Deutſche Reich entzweien und das ihnen verhaßte Regiment ſtürzen zu können, wird die harte Wirklichkeit nach 12 Monaten die gleiche Widerlegung zuteil werden laſſen wie in dieſem Jahre, das hinter uns liegt. An der Diſziplin und Treue der National⸗ ſozialiſtiſchen Partei und ihrer Anhänger ſo⸗ wie am unerſchütterlichen Willen ſowie der Beharrlichkeit der Führung wird jeder Ver— ſuch, Deutſchland zu ſchädigen, am Ende er— gebnislos ſein. „Nach dem Abſchluß dieſes Jahres danke ich all meinen Mitarbeitern und Führern der politiſchen Or ganiſation der Nationalſozialiſtiſchen Partei, den Führern der SA., SS., des Arbeitsdienſtes. der Hit⸗ lerſugend und des NSKK, den Führern un⸗ ſerern Bauern⸗ und Parteiorganiſationen ſowie den Führerinnen der Frauenſchaften und des BdM. für die unentwegte Treue Ich danke damit aber auch den Millionen der Parteigenoſſen und Anhän⸗ ger, den zahlloſen braven SA- und Ss Männern, für die treue Anhänglichkeit an meine Perſon als ihren Führer, für die Hingabe an die Bewegung, für ihre Opfer und für ihre Arbeit im Dienſte unſeres Vol⸗ 10 0 damit für ihren Glauben an Deutſch— and. Ich danke auch den Millionen Unbe⸗ kannter und Namenloſer, die die Er⸗ füllung unſeres Wollens durch ihre fleißige, ſachliche Mitarbeit ermöglichen halfen Das Jahr 1935 ſoll uns alle erfüllt ſohen von einem verſtärkten Eifer des Kampfes und der Arbeit für unſer Volk. Dieſem aber wollen wir nichts beſſeres wünſchen als ein Leben in Ehre und Frieden. Denn dann wird es unſerer Arbeit mit Gottes Hilfe ge⸗ lingen, der Nation auch das kägliche Brot zu ſichern. Am heißeſten aber wünſchen wir f 5 dieſes Jahr 1935 die Rückkehr ſenes der chen Gebietes, das durch ſeine Skimme des Blutes am 13. Januar die unlösbare Ge⸗ meinſchaft mit dem Deulſchen Reich vor aller Welt bekunden wird. Es lebe die nationalſozialiſtiſche Be⸗ wegung! Es lebe unſer einiges deutlſches Volk u Deutſches Reich! 1 e e München, den 1. Januar 1935. Adolf Hitler.“ Was die Buben werden wollen In der Zeit der Kraftfahrzeuge und Auto⸗ bahnen nakürlich Autoſchloſſer. Von 2626 Volksſchülern, die an Oſtern in Darm⸗ iſtadt zur Entlaſſung kommen, haben 238 die⸗ en Wunſch. Allerdings beſteht in dieſem Be⸗ uf kein großer Bedarf, ſo daß es alſo nicht nöglich ſein wird, dieſe 9 Prozent der Schul⸗ en eh im gewünſchten Beruf unterzubri. gen. Aber die Schloſſer ſcheinen es auf ſich zu haben, denn außer den 238 Autoſchloſſern haben ſich 201 für e ee entſchie⸗ den, 176 für Maſchinenſch ah 18 ür Werkzeugſchloſſer, aber nur 3 für Fahrrad⸗ hloſſer. Insgeſamt wünſchen 680 Buben— Prozent— Schloſſerberufe. Das heißt: 5 Jeder vierte Junge will Schloſſer werden. So aufnahmefähig iſt das Metall⸗ gewerbe nun doch nicht. Während es an Schloſſern nicht fehlt, haben wir dagegen Mangel an tüchtigen Drehern; aber nur 21 Jungen haben ſich dieſen Beruf auserſehen. 197 Buben gaben Landwirt als Berufs⸗ wunſch an, wobei es ſich durchweg um Söhne von Landwirten handelt.— Die kaufmän⸗ niſchen Berufe ſtehen mit 207 Berufs⸗ wünſchen gleichfalls mit an erſter Stelle. Bei Prüfung der Frage, inwieweit dieſen Wün⸗ ſchen entſprochen werden kann, darf man nicht vergeſſen, daß auch die Schulentlaſſenen der höheren Schulen überwiegend den kaufmänni⸗ ſchen Beruf erwählen. Auffallend iſt, daß faſt keiner Verkäufer werden will. Der Bäk⸗ ker⸗ und Metzgerberuf wird haupt⸗ ſächlich wegen der mit Koſt⸗ und Wohnung verbundenen Lehrſtellen, an denen es im übri⸗ gen immer mehr mangelt, 237 mal begehrt. — Der Elektro⸗Inſtallateur iſt mit 95 immer noch bevorzugter Lieblingsberuf. Viele wurden in den letzten Jahren nur Drahtzieher. Es fehlt an wirklich tüchtigen Facharbeitern, die auch in der Radiotechnik gut Beſcheid wiſſen. Weitere Berufswünſche ſind u. a. Schreiner 128, Weißbinder 111, Schuhmacher 82, Schneider 56, Maurer 52, Friſeur 49, Mechaniker 44, Gärtner 43, Schmied 28, Schriftſetzer 26, Buchdrucker 26, Spengler 25, Dreher 21, Matroſe 19, Zimmermann 17, Feinmechaniker 17, Weber 17, Koch 16, Por— tefeuiller 13, Wagner 13, Sattler 10, För⸗ ſter 9, Tapezierer 9, Schornſteinfeger 9, Stein⸗ hauer 8, techniſche Zeichner 8, Drogiſt 8, Elfenbeinſchnitzer 7, Muſiker 6, Dachdecker 4, Uhrmacher 3, Buchbinder 2, Optiker 1. 259 Knaben— die ſtärkſte Gruppe— wiſ— ſen noch nicht, was ſie werden ſollen. Erfreu— lich iſt, daß nur 45 Jungen angeben, unge— lernte Arbeit zu wollen. Es ſind nicht immer die Ungeſchickteſten. Manchmal iſt es nur der von den Eltern diktierte Wunſch, möglichſt bald mehr als der Lehrling bekommt, zu ver⸗ dienen. Aufklärung eines Verbrechens ** Frankfurt a. M., 2. Jan. Am 20. März vorigen Jahres wurde die Ladeninhaberin Frieda Seuling in ihrem Geſchäft, Brücken⸗ traße 1, tot aufgefunden. Ein Verſchulden iner dritten Perſon an dem Tode der Seu— ing konnte damals nicht feſtgeſtellt werden. die Ermittlungen konzentrierten ſich danach zuf den bei der Polizei aktenmäßig bekann- en und erheblich vorbeſtraften Jakob Rech. Rech gab zu, am 17. März vorigen Jahres nach Geſchäftsſchluß die S. in ihrem Ge⸗ ſchäft überfallen zu haben. Auf die Hilfe⸗ rufe der Ueberfallenen habe er ſie mit dem einen Arm umfaßt und an ſich gedrückt und mit der anderen Hand will er ihr ſolange den Mund zugehalten haben, bis ſie leblos zuſammengebrochen ſei. Aus Heſſen und Naſſau Neuer Senafspräſidenk des heſſiſchen Oberlandesgerichks. und den blinden Gehorſam, die ſie mir ent⸗ gegenbrachten und in denen ſie mir folgten. des Heſſiſchen Oberlandesgerichtes ernannt. Darmſtadt, 2. Jan. Auf Vorſchlag der heſſiſchen Regierung hat der Herr Reichs- ſtatthalter in Heſſen den Oberlandesgerichts⸗ rat beim Oberlandesgericht in Darmſtadt Wilhelm Vechſtein zum Senatspräſidenten Heſſen frei von Maul- und Klauenſeuche. Darmſtadt, 2. Jan. In der letzten Zeit ſind mehrfach Meldungen von einer Aus⸗ breitung der Maul- und Klauenſeuche in den einzelnen Bezirken veröffentlicht worden. Nach der amtlichen Nachweiſung waren an dem Stichtag des 15. Dezember 1934 alle heſſiſchen Kreiſe frei von der Maul- und Klauenſeuche. ** Frankfurt a. M., 2. Jan.(Brief ⸗ markenſammlung geſtohlen.) Einer Witwe in der Robert Meyer-Straße iſt eine wertvolle Briefmarkenſammlung ge— ſtohlen worden. Da es ſich um eine gemeine Schädigung einer Volksgenoſſin handelt, werden alle einſchlägigen Geſchäfte gebeten, die Polizei bei der Ermittlung des Täters tatkräftig zu unterſtützen. e Frankfurt a. M., 2. Jan.(Reiſende Hoteleinbrecher feſtgenommen.) Ende September und Ende Oktober vorigen Jahres wurden in hieſigen Hotels verwegene Einſteigediebſtähle verübt und mehrere Ho⸗ telgäſte um teils größere Beträge geſchädigt. Der 20jährige Brotſchneider und ſein Freund Knox wurden in München feſtge⸗ nommen. Brotſchneider hat geſtanden, die Hoteldiebſtähle in Frankfurt ausgeführt zu haben. Knox beſtreitet eine Mittäterſchaft. Letzte Nachrichten 9A⸗Vorbeimarſch beim Führer Der SA war es ein Herzensbedürfnis, gleich am erſten Tage des Jahres 1935 ihre unwandelbare Treue zu ihrem Führer er⸗ neut zu bekunden. Gegen 12 Uhr ſtanden die Ehrenſturm⸗ banne der Berliner und brandenburgiſchen SA⸗Brigade im Luſtgarten bereit, und ge⸗ en halb 2 Uhr bog unter brauſenden arſchklängen des Gruppenmuſikzuges die Spitze der Kolonne in die Wilheimſtraße ein. In Fünfzehnerreihen, gut ausgerichtet in ſtrammem Schritt marſchierten dann die Ehrenformationen der SA-Gruppe Berlin- Brandenburg am Führer vorbei. Eine un⸗ nem Begeiſterung, als die zerfetzten turmfabhnen, von denen jede auf ſchwarzem fertigt. Band den Namen eines Gefauenen trägt, und dann die Standarten mit den ſiegge⸗ wohnten Adlern am Führer vorbeigetragen werden. Der Führer ſtand in einem Auto. Als der letzte Marſchtritt verhallt iſt und nur noch aus der Ferne abgeriſſene Muſik⸗ klänge herüberhallen, begibt ſich der Führer durch das große Thor zurück in die Reichs⸗ kanzlei. Da aber reißt hier und da die Ab⸗ ſperrung und Kinder, Jungen und Mädel, ſtürmen auf den Führer zu, um ihm Blumen zu bringen, ihm, manchmal friſch und frei, manchmal ſtockend vor Erregung, Glückwün⸗ ſche zu bringen und ihm die Hand zu drücken. Sport an Neuſahr In Berlin: Brandenburg— Südweſt 2:3 In Ulm: Württemberg A— In Nürnberg: Bayern— Nürnberg-Fürth 2:4 In Kaſſel: Kaſſel— Frankfurt-M. 5:2 In Köln: Mittelrhein A— Mittelrhein B 6:2 Süddeutſchland Phönix Ludwigshafen— VfR Mannheim 010 1. FC Pforzheim— Sfr. Stuttgart 2:0 VfB Stuttgart— Ruch Bismarckhütte 415 Kornweſtheim— Union Böckingen 4:7 FG Hechingen— SC Stuttgart 14 Phönix Ludwigshafen— VfR Mannheim 0:0 Zwei alte Rivalen früherer Jahre lieferten ſich am Neujahrstag in Ludwigshafen ein ſchönes und faires Freundſchaftstreffen, in dem man allerdings den beiden Sturmreihen etwas mehr Schußſicherheit gewünſcht hätte. Beider— ſeits überragten die Hintermannſchaften; beim VfR zeichneten ſich vor allem der Verteidiger Schalk und Mittelläufer Kamenzin aus, wäh⸗ rend beim Phönix vor allem Neumüller 1, Lindemann und Urich gute Abwehrarbeit ver— teten. In der erſten Hälfte hatte die Platz— mannſchaft etwas mehr vom Spiel, aber in der zweiten Halbzeit lag der VfR in Front. Mit einem kompletten Sturm hätte der VfR wohl die Partie gewonnen. Die jungen Leute waren wohl eifrig bei der Sache, aber ſie verſagten in den entſcheidenden Augenblicken. Vor der Pauſe leiſtete ſich Fürſt(VfR) ſogar den Scherz, einen Elfmeter zu verſchießen. Etwa 1500 Zuſchauer wohnten dem von Dr. Storch(Ludwigshafen) geleiteten Spiel bei. Die Scharte ausgewetzt Südweſt ſchlägt Brandenburg 3:2(0:1). Als die Südweſt⸗Fußballelf vor einigen Wochen in der Reichshauptſtadt von der Gau— vertretung Brandenburgs eine ſchwere Nieder— lage bezog, bezeichnete man das Ergebnis (7:4) auf Seiten der Beſiegten als ungerecht— Die Berliner waren ſofort zu einer Revanche bereit und ſo kam es, daß ſich Brandenburg und Südweſt am Neujahrstag Württemberg B 8:2 erneut gegenüberſtanden. 15000 Zuſchauer ſa⸗ hen auf dem Preußen-Platz ein gutes Spiel, das diesmal die Südweſtelf gewann. Der Sieg fiel mit 3:2 Treffern recht knapp und wohl auch etwas glücklich aus, denn die Ber— liner waren im Feld leicht überlegen. Der Sturm war der ſtärkſte Mannſchafts⸗ teil der Süddeutſchen. Mittelſtürmer Conen war zwar immer gut bewacht, aber oft genug entwich er und zeigte ſein großes Können. Die Schwerkraft des Südweſt-Angriffes lag aber auf den Flügeln, wo Fath und beſon— ders der Saarbrücker Fuchs ausgezeichnet zu gefallen wußten. Von dem Halbrechten Lindemann(Offenbach) ſah man bis zu ſeinem Ausſcheiden nicht viel; Schneider (Neunkirchen), der in der zweiten Hälfte ſpielte, war da ſchon friſcher und lebendiger. Der Halblinke Schaub(Kaiſerslautern) ſpielte unauffällig gut. In der Läuferreihe war Gramlich der beſte Mann, auch Mittelläu⸗ fer Sold konnte gut gefallen. Mit dem Schiedsrichter Schulz⸗Leipzig war man beiderſeits nicht reſtlos zufrieden. Das Spiel ſtand zunächſt im Zeichen der Berliner, die im Feld ausgezeichnet ſpiel⸗ ten. Südweſt beſchränkte ſich auf einige ge— fährliche Vorſtöße, die meiſt von den ſchnellen Außenſtürmern vorgetragen wurden. Dann kam Brandenburg zum Führungstreffer, den Elsholz aus klarer Abſeitsſtellung erzielte. Südweſt reklamierte, und nach Befragen des, Linienrichters gab Schulz den Treffer nicht. Das gültige Führungstor für Brandenburg ſiei dann fünf Minuten vor der Pauſe. Drei Minuten nach der Pauſe landete der Ball wieder im Süpweſttor, aber da Konrad von Hallex regelwidrig angegangen worden war, galt der Treffer nicht Lindemann mußte dann verletzt ausſcheiden und Schneider trat an ſeine Stelle. Die gefährlichen Südweſt-Angrife wurden durch den Ausgleichstreffer belohnt, den Fuchs in der 15. Minute erzielte. In der 22 Minute ging der Gaſt in 2:1⸗-Führung. Ebert wurde dann verletzt und mußte einige Minuten ausſetzen. Der Frankfurter Eigen⸗ brodt(Bonames) erſetzte ihn. Nachdem der Wormſer wieder eingetreten war, leiſtete er ſich einen Schnitzer, der zum zweiten Berliner Tor führte. Die Entſcheidung zugunſten Süd⸗ weſts fiel kurz vor Schluß, als Hergert einen 2 15 in den Berliner Strafraum gab und chneider den Ball einköpfte. Zum neuen Jahr Von Eduard Mörike. Wie heimlicherweiſe 5 e mit roſigen Füßen die Erde betritt, ſo nahte der Morgen. Jauchzt ihm, ihr Frommen, ein heilig Willkommen, ein heilig Willkommen! Herz, jauchze du mit! In Ihm ſei's begonnen, der Monde und Sonnen an blauen Gezelten des Himmels bewegt. Du Vater, du rate, lenke du und wende! Herr, dir in die Hände ſei Anfang und Ende. ſei alles gelegt! Gedenktage 2. Januar 1861 König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen geſtorben, König Wilhelms J. von Preußen. 1915 Erſtürmung von Borzymow in Polen. 1921 Der Maler Franz von defregger in München geſtorben. Prot.: Abel, Seth— Kath.: Namen- Jeſu-Feſt Sonnenaufg. 8.11 Sonnenunterg. 15.56 Mondaufg. 5.32 Mondunterg. 12.47 Der Alltag hat ſein Recht Nun fangen wieder die richtigen Wochen— tage an, hin und wieder durch einen Sonn— tag unterbrochen, aber im großen und gan— zen doch Wochentage. Bis jetzt war das ja ſo, daß wir ſozuſagen durchweg Feſttage hatten, Feſttage mit kleinen Alltagszwiſchen⸗ pauſen. Man rechne einmal nach: Weih— nachten an einem Dienstag und Mittwoch. Der Freitag als„dritter Feiertag“ und der Samstag als halbe Arbeitstage könnten nicht recht als Alltag in Betracht kommen, und die wenigſten von uns waren in der Stimmung, ſich wegen der paar Stunden erſt in Schwerarbeit zu ſtürzen. Dann alſo Sonntag. Und nun gleich Silveſter. In ſol— cher Jahresſchlußzeit, wo man doch bald wieder aufhören muß, fängt man lieber erſt gar nicht an— womit natürlich wieder die Arbeit gemeint iſt. Alſo raſch mal Neujahr mit dem ganz großen Bummel. Nunmehr aber, nach Neujahr, geht es richtig wieder los. Alles Feiertägliche iſt vorbei— die Erde, ſoll heißen: der Werktag hat uns wie— der. Was immer wir auch an„ZFeſttags⸗ ſtimmung“, an„Glücklich iſt, wer vergißt“ und ſo aufgebracht haben mochten— jetzt iſt alles vorüber, und das Leben ſteht uns wieder mit ſeinem ganzen bitteren Ernſte, ſeiner ganzen Strenge und Unerbittlichkeit gegenüber. Aber nicht„grau“ darf uns der Alltag erſcheinen, wenn wir ihn beſtehen wollen. Auch durch den trübſten Tag dringt ſchließlich ein bißchen Sonne, und die Ar— beit, an die wir mit täglich friſchem Mute herangehen, wird uns niemals zu hart er— ſcheinen. Viele könnten meinen, daß Grund ſei, zu verzweifeln in ſo grauſamer Zeit, aber ſo abgenutzt das Wort auch erſcheinen mag, es bleibt trotzdem und für alle Tage des Lebens wahr und gültig: Arbeiten und nicht verzweifeln! Und nun mit neuem Mute an die neue Arbeit— bis zum näch— ſten Feiertage! 0 * Das Saarlied als Pauſenzeichen des Stultgarter Senders. Der Reichsſender Stuttgart führt bis zur Abſtimmung am 13. Januar als Pauſenzeichen die erſten Takte des Saarliedes. eie gelbe Armbinde iſt kein Bettel⸗ ausweis. Die zuſtändigen Reichsminiſter teilen den Landesbehörden mit, daß die gel— be Armbinde mit drei ſchwarzen Punkten, die als Verkehrsſchutzabzeichen für Körper⸗ behinderte geſchaffen wurde, verſchiedentlich zum Betteln und ſonſtigem Mitleiderregen mißbraucht worden ſei. Um Mißſtände zu beſeitigen, ſollen die Landesregierungen u. a. anordnen, daß in Zukunft dieſe Binden von der Ortspolizei abgeſtempelt werden müſſen, nötigenfalls nach vorheriger ärztli— cher Unterſuchung des Antragſtellers. Wei— ter ſoll jeder Träger einer gelben Arm— binde ſtändig einen ebenfalls von der Orts— polizei abgeſtempelten Ausweis mit Licht⸗ bild bei ſich führen. Die Ausgabe der Binde und Ausweiskarte ſoll durch die in Betracht kommenden Reichsverbände oder die Wohl⸗ fahrtsämter erfolgen. Für Kriegsbeſchädigte bleibt es dagegen bei den bisherigen Beſtim⸗ mungen. Eine polizeiliche Abſtempelung der Binden und Ausweiſe für die Kriegsbe⸗ ſchädigten findet nicht ſtatt. Bei Kältegefahr Frost-Novitan in jeder Apotheke erhältlich- Tube Weinheimer Schweinemarkt Zugeführt waren 345 Stück, verkauft wurden 318 Stück. Milchſchweine wurden verkauft das Stück zu 8 bis 13 Mark., Läufer das Stück zu 15 bis 30 Mark. Marktverlauf ſehr gut. 4 Thronbeſteigung 35672777TTT——T—T—T———————————