ernbeimer K Viernheimer Zeitung Er 1 täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 1,40 Mk. frei ins Haus gebracht.— Gratis⸗Beilagen: wöchentlich den„Illuſtrierten Sonntag“, halbmonatlich die„Heimatblätter“, zweimal jährlich den Fahrplan und den Wandkalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. bei den Boten Verkünd⸗ und Anzeigeblatt für Viernheim ſeit dem Jahr 1883 Fernſprecher 117.— Telegr.: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſchecktonto Nr. 21577 Frankfurt a, M., Verantwortlich für den Anzeigenteil: Joh. Martin, Viernheim. 5 Einzel⸗Verkauf der Zeitung von der Geſchäftsſtelle 5 Pfg., Samstags⸗Ausgabe 10 Pfg. L. Gefahren Während die politiſche Atmoſphäre Eu⸗ ropas zu Beginn des neuen Jahres zwei⸗ fellos etwas entſpannt iſt, ergeben ſich aus dem italieniſch⸗abeſſiniſchen Konflikt ernſte Gefahren, deren Be⸗ deutung— auch wenn es ſich zunächſt nur „um ein Afrika“⸗-Problem handelt— nicht unterſchätzt werden darf. Sehr inſtruktiv iſt in dieſer Hinſicht ein Bericht, den das Londoner Blatt„Daily Telegraph“ von einem Sonderberichterſtatter in Addis⸗ Abeba, der abeſſiniſchen Hauptſtadt, er⸗ ſtarle klnleger zu verkaufen. am Kirſchenweg Unterstützt dass —iiiintemiewen i hin Achtung! Räumungsausverkauf Wegen Umbau des Ladens en verkaufe ch alle noch auf Lager, stehenden Möbel wie: I Schlafzimmer Speisezimmer Küchen u. sonstige Einzelmöbel zu äußerst niedrigen Preisen. Gg. Friedrich Klee l. Schreinermeister, Lorscherstyu. ſcaaggaggaaggaaggggagagagaaaadanaadaagg a dai gad, be, Suatjahcbu I RKeichsminiſter und Reichsbauernführer Walther Darrsé: 0 5 i mal. Wäſcherei mal. Wäſcherei Maier) zu verkaufen. Preis 12000 Mk., Anzahlg 6000 Mk, Reſt zu 5% We Näheres: Blauehutſtraße 47½ Innenmaß* 105455 em i k. 15.75 große Auswahl in all. Pref lagen Einen fahrbar. Hranken- Sun! für 18 RW. 9a verkaufen ſowie einen cker nähe Gartenfeld zu pachten geſucht. Näheres, im dieſer Zeitung. 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Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die lꝛgeſpaltene Millimeter-⸗Zeile 2 Pfennig, Reklame 9 Pfennig bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ämtlichen Annoncen-Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Bürgermeiſterer und des Polizeiamtes Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Geſchäftsſtelle: Adolf Hitlerſtr. 36 „Die große Aktion für die Saarhilfe wird nun fortgeführt durch das Jahr⸗ buch„Unſere Saar 1935“, deſſen Räder mit Reinertrag ausſchließlich dem Saar⸗ Gummiberelfung Mk. 7.50 Kinderwagen- Reichardt F 2, Mannheim Schriftleitung, Druck u Verlag: J. Martin. Viernheim Winterhilfswerk zugute kommt. Mlavier- Unterricht nach erprobter. schnell fördern- der Methode Nr. 2 Leupin-Creme und geife vorzügliches Hautpflegemittel ſeit langen Jahren bewährt bei Lissi Schlatter flechle.Mauljveken langj. Lehrerin Ausſchlag, Wundſein uſw. der Mann- önnen Flora-Urog. k. Riehler ſflannnelmerst ad Del Bedarf von Druckſachen bringen wir un⸗ ſere Druckerei in Erinnerung. 9 Donnerstag, den 3. Januar 1935 Jeder deutſche Bauer ſollte dieſes 52. Jahrgang Laval reiſt nach Nom der längſt geplante Beſuch des franzöſiſchen Außenminiſters bei Muſſolini Eine offiziöſe franzöſiſche Verlautbarung Paris. 3. Januar. gen zum Abſchluß zu bringen, die ſeit län⸗ Man erinnert ſich, daß ſchon der frühere J gerer Zeit zwiſchen den beiden Ländern im franzöſiſche Außenminiſter Barthou eine[ Gange ſind. Reiſe nach Rom geplant hatte, um ſich Frankreich und Italien Buch erwerben und leſen und da— durch, wenigſtens in beſcheidenem Maße, den Kampf unſerer Brüder 1Pfer ü, Kuh u. Kalb zu verkaufen Valt. Hofmann Glöckner erlobungs⸗ u. Vermänlte-Druchsachen liefert schnell und billig zu jeder Buchhandlung für 1 Rm. 3 4 1— iernheimerinzeiger Sel klug 1 inseriere an der Saar unterſtützen.“ Makulatur zu haben im Viernheimer Inzeiger ſich natürlich der Bereich der zur Erörterung gelangenden Fragen. Die Aufnahme von Abrüſlkungserörkerungen — Achtung l Des großen Erfolges wegen auf heute Alles besucht noch heute den Ce-Fi-Pa. Heute Montag das gewaltige Ufa-Spitzen-Film-Werk Mittwoch verlängert Anf. 8 ab 9 Uhr Hauptfilm 77 Ein Mann will nach Deutschland“ Lokales Viernheim 2. Januar heujahr 1035 Wieder iſt ein Jahr im Zeitenſtrome da— hingerauſcht. Das Jahr 1934 iſt zu Ende, 1935 hat ſeinen Anfang genommen. In un— durchdringlichem Dunkel gehüllt liegt dieſes neue Jahr vor uns, was wird es uns alles bringen? Gewiß ſchöne und ſchlechte Tage, fröhliche und traurige Stunden. Doch hoffen wir, daß das Schöne und Gute überwiegend ſein möge.— Zum Jahresabſchluß wurde in den hieſigen Gotteshäuſern Schlußgottesdienſte abgehalten, die gut beſucht waren.— Das Leben auf der Straße war in der Sylveſter— nacht etwas eingedämmt, was auf den nieder— gehenden Regen zurückzuführen war. Doch als um 12 Uhr die Glocken den Einzug des neuen Jahres verkündeten wurde es lebendig. Schüſ— ſe knallten, Fröſche hüpften knatternd umher und ſo wurde das neue Jahr herzlich begrüßt. Es hub ein großes Händeſchütteln an und fröhlich erklang immer wieder„Proſit Neu— jahr“.— Am Neujahrstag war vormittags von 11—12 Uhr durch die Feuerwehrkapelle vor der Kirche ein Standkonzert abgehalten, das viele Zuhörer fand.— Verſchiedene Ver- eine hielten ihr traditionelles Neujahrskon— zert ab. * 1. Der Polizeibericht der letzten Woche meldet folgende Anzeigen: 1 wegen Unterſchlagung, 1 wegen Diebſtahl und eine wegen Vergehen gegen die Straßen- und Ver— kehrsordnung. * Vom Standesamt. Im Monat Dezember 1934 hatten wir hier eine Re— kordzahl von Geburten und zwar 42. Ehe⸗ ſchließungen wurden 9 regiſtriert, während 14 Sterbefälle zu verzeichnen ſind.— Im Jahr 1934 wurden hier 282 Kinder zur Welt ge⸗ bracht. 178 Paare ſchloſſen den Bund des Lebens und 110 Perſonen ſind in die Ewig⸗ keit eingegangen. In dieſen Zahlen ſind die Geburten, Eheſchließungen und Sterbefälle die ſich durch Viernheimer in Mannheim voll— zogen, nicht enthalten. * Diebſtahl. Aus einem Auto wurde in der letzten Woche nach Einſchlagen der Fenſter die Papiere des Fahrers entwendet. Die Pa⸗ piere wurden ſpäter wieder auf der Landſtraße gefunden, wo ſie der Dieb wieder hingeworfen hat. Scheinbar war er enttäuſcht, ſtatt Gel⸗ deswert die für ihn wertloſe Papiere vorzu⸗ finden. Vereinsanzeiger Kath. Kirchenchor„Cäcilia“. Die Ge⸗ ſangſtunde findet nicht heute, ſondern am Freitag abend um 8 Uhr ſtatt. Es darf dann niemand fehlen. Evangeliſcher bel H uh e Morgen Donnerstag abend halb 9 Uhr Singſtunde. Alles Erſcheinen. f 1. Uiernheimer Tonfilmschau Das gewaltige Ufa-Spitzenfilmwerk „Ein Mann will nach Deutschland“ auf heute Mittwoch verlängert! Alles beſucht noch heute den Central-Film-Palaſt Ein Mann will nach Deutſchland. 1914: Von Venezuela mit falſchen Päſſen auf neutralem Dampfer— von engliſchem Kreuzer geſtoppt— hinter Stacheldraht im Internierungslager auf Jamaica— Alle Ner- ven anſpannende Kletterei über ſchraffe Fel— ſen an die Küſte— mit einem Segelboot der Eingeborenen durch den Ozean nach Kuba Strandung zwiſchen ſchwarzen Klippen däniſchen Dampfer nach Plymouth— end— lich in der Jacht einer ſchönen Frau deutſchem Meer entgegen— von den Schüſſen eines Zer— ſtörers verfolgt u.ſew. Eine ganze Kette atem— raubender Szenen. Eine Hochflut ſpannender Ereigniſſe. Ein eindrucksvoller, an Erleb— niſſen reicher Film. Man könnte von den Geſchehniſſen dieſes Films ſo viel ſchreiben, doch es erübrigt ſich mit den Worten: kommen, ſehen, hören, ſtaunen! Was ſich bis jetzt Millionen angeſehen haben, verdient auch von Ihnen geſehen zu werden. Deshalb iſt ein Be— ſuch noch heute auf das Beſte zu empfehlen. Anfang 8 Uhr ab 9,15 Uhr nochmals das ganze Programm zu ſehen.— Karl Ludwig Diehl, Hermann Speelmanns und Brigitte Horney; dieſe drei Perſonen werden Sie nie— mals vergeſſen. Steuerterminkalender für den Monat Januar 1935: Lohnſteuer, Eheſtandshilfe und Abgabe zur Arbeitsloſenhilfe der Lohn- und Gehalts⸗ empfänger für die Zeit vom 16. bis 31. Dezember 1934 ſowie Abgabe der Be⸗ ſcheinigung über die Geſamtſumme der im Monat Dezember 34 einbehaltenen Lohn⸗ ſteuerbeträge, Eheſtands⸗ und Arbeitslo ſenhilfe.— Keine Schonfriſt. „Umſatzſteuervoranmeldung und Voraus⸗ zahlung für das 4. Vierteljahr des Kal.⸗ Jahrs 1934 ſowie der Monatszahler für Monat Dezember. Die bisher gewährte Schonfriſt bis 17. j. Mts, kommt nach dem Umſatzſteuerge⸗ ſetz 1934 ab 1. 1. 1935 in Fortfall. „Tilgungsbeträge auf Eheſtandsdarlehen. Keine Schonfriſt. „Zweiter Jahresteilbetrag der Beiträge des Reichsnährſtandes. Keine Schonfriſt. „Lohnſteuer für die Zeit vom 1.15. Ja⸗ nuar ſofern der Abzug den Betrag von 200.— RM. überſteigt. Keine Schonfriſt. 4 2 Viernheim Ilvesheim 3-0 Die Revanche iſt geglückt. Ilvesheim wurde auf dem Waldſportplatz 310 geſchlagen. Und dieſes Ergebnis dürfte mindeſtens noch einmal ſo hoch ſein, wenn die gebotenen Tor- gelegenheiten nicht ausgelaſſen worden wären. Die unmöglichſten Sächen wurden, beſonders in der 1. Halbzeit vergeben. Der 1. Angriff zur Entreißung der Tabellenführung iſt da- mit abgeſchlagen. Am Sonntag geht es nun nach Seckenheim. 6:1 für Viernheim war das Ergebnis beim Vorſpiel. Wie wird es am Sonntag werden 22? Seckenheim konnte am letzten Sonntag 2:1 gegen Altrip gewinnen. Wir ſehen alſo, daß die Mannſchaft auf ei— genem Platze ein gefährlicher Gegner iſt. Es wird gewiß ein ſehr intereſſantes Spiel wer⸗ den.— Morgen Donnerstag findet im Frei— ſchützſaal wieder ein Hallentraining für ſämt⸗ liche Aktiven ſtatt. Alle Fuß- und Hand⸗ baller müſſen hierzu erſcheinen. a Die Reſultate: Viernheim— Ilvesheim Feudenheim— Käfertal a Sandhofen— Oberhauſen 3: Phönix Mannheim Friedrichsfeld 1:5 Seckenheim— Altrip 23 Hockenheim— Neulußheim Die Tabelle: „„„ 5 10 6 — Viernheim 1 Sandhofen 1 Friedrichsfeld Ilvesheim Feudenheim Altrip Hockenheim Neulußheim Ph. Mannheim Seckenheim Käfertal Oberhauſen 1 36:21 32:10 27721 2516 20:17 23:20 24.28 30:25 22:26 20:38 23:29 14.45 — ——2————— O O OD 5 e οο D SO d D e D f D 5 8 0 0 Laſtkraftwagen fährt in Schützenkolonne. Ein folgenſchwerer Unfall ereignete ſich wäh⸗ rend einer Nachtübung einer algeriſchen Schüt⸗ zenkompagnie in der Nähe von Chatel⸗ lerault. Ein Laſtkraftwagen, deſſen Füh⸗ rer die Kolonne nicht bemerkt hatte, fuhr in voller Fahrt in ſie hinein und verletzte vier Soldaten ſo ſchwer, daß ſie lebensgefährlich verletzt ins Krankenhaus gebracht werden mußten. Bombenexploſion im Munde. Aus Ju b⸗ bulpore(Indien) kommt die Meldung, daß ein dortiger dritiſcher Militär das Opfer eines Bombenanſchlages wurde, der unter eigen⸗ artigen Umſtänden vor ſich ging. Wie er erklärte, habe er eine Tafel Schokolade ge⸗ geſſen, als plötzlich während des Kauens in ſeinem Munde etwas explodierte. Bei der Ueberführung ins Krankenhaus ſtellten die Aerzte feſt, daß ein in der Schokolade einge⸗ fügter Sprengkörper zur Exploſion gelangte und die ganze Mundhöhle derart beſchädigte, daß der Patient nur künſtli ernährt wer⸗ den kann. Sein Zuſtand wird als ſehr kri⸗ tiſch bezeichnet. Ein Steuerſäumnisgeſetz Zuſchläge für verſpätete Sleuerzahlung. Berlin, 2. Januar. Die Reichsregierung hat ein Steuerſäum⸗ nisgeſetz beſchloſſen, das im Reichsgeſetzblatt dom 29. Dezember veröffentlicht wird. Wird eine Steuerzahlung, die nach dem 31. Dezember 1934 fällig wird, nicht recht⸗ zeitig entrichtet, ſo iſt mit dem Ablauf des Fälligkeitstages ein einmaliger Zuſchlag Säumniszuſchlag) verwirkt. Wird eine Steuerzahlung, die vor dem 1. Januar 1935 fällig geworden iſt, oder fällig iſt, nicht bis zum Ablauf des 31. Januar 1935 entrich⸗ et, ſo iſt mit dem Ablauf des 31. Januar gleichfalls ein einmaliger ZJuſchlag verwirkt. Der Säumniszuſchlag findet Anwendung auf Jahlungen, die aus Steuern des Rei⸗ ches, der Länder, der Gemeinden und der Gemeindeverbände dem Steuergläubiger ge⸗ ſchuldet werden. Ausgenommen ſind Jah- lungen, die als Keichsfluchtſteuer geschuldet werden. 15 Auf andere Zahlungen, insbeſondere auf die im Paragraph 168 Abſatz 2 der Reichs⸗ abgabenordnung bezeichneten Zuſchläge auf Zinſen, Verzugszuſchläge, Säumniszu⸗ ſchläge, Geldſtrafen und Koſten findet der Säumniszuſchlag keine Anwendung. Der Säumniszuſchlag beträgt 2 v. 5. des rückſtändigen Steuerbekrags. Für die Berechnung des Säumniszuſchlages wird der rückſtändige Steuerbetrag auf volle 10 Mark nach unten abgerundet. Dabei wer⸗ den mehrere Steuerbeträge nur dann zuſam⸗ mengerechnet, wenn ſie dieſelbe Steuerart betreffen und an demſelben Tag fällig ge. worden ſind. Gegen die Anforderung des Säumniszuſchlags ſteht nur die Beſchwerde offen. Der Reichsminiſter der Finanzen kann im Verwaltungsweg zulaſſen, daß unter ge⸗ wiſſen Vorausſetzungen von der Erhebung des Säumniszuſchlages abgeſehen wird. Solange und ſoweit der Reichsminiſter der Finanzen von dieſer Ermächtigung keinen Gebrauch macht, können die Landes regierungen Verwaltungsanordnungen für diejenigen Steuern treffen, die von Be⸗ hörden der Länder, der Gemeinden oder der Gemeindeverbände zu erheben ſind. Verzugszinſen werden für die Zei ab 1. Januar 1935 weder bei Reichsſteuerr, noch bei Steuern der Länder, und Gemeindeverbänden erhoben. Verzugs zuſchläge und Verzugszinſen die auf die Zeit vor dem 1. Januar 1934 entfallen, werden bei Reichsſteuern und bei Steuern der Län⸗ der, Gemeinden und Gemeindeverbänden nicht mehr erhoben. Dies gilt nicht für Ver⸗ zugszuſchläge, die aufgrund des Reichsflucht⸗ ſteuergeſetzes geſchuldet werden. Eine Er ſtattung von Verzugszuſchlägen und Ver⸗ zugszinſen findet nicht ſtatt. Stundungszinſen werden bei Einkommenſteuer, Bürgerſteuer, Körperſchaftsſteuer, Vermögensſteuer. Um⸗ ſatzſteuer, Grundſteuer, Gewerbeſteuer und Hauszinsſteuer für die Zeit ab 1. Januar 1935 nicht erhoben. Bei anderen Steuern des Reiches, der Länder, der ee Gemeindeverbände werden, ſofern nicht die Steuerbehörde im 1 Fall zinsloſe 1 bewilligt, Stundungszinſen er⸗ hoben. 15 Gemeinden allen Intrigen würde Wüſte führen, aber Aegypten hält. Es heißt darin: „Eine düſtere Wolke interna⸗ tionaler Intrigen bildet den Hin⸗ tergrund der jetzigen ungewiſſen Lage in Abeſſinien, wo Italien nach Anſicht der Abeſſinier ſich eifrig um koloniale Ausdeh⸗ nung bemüht und eine führende Rolle ſpielt. Weder Italieniſch⸗Somaliland noch Erythraega haben an und für ſich viel Wert, aber die Einverleibung des dazwiſchen lie⸗ genden Reiches(eben Abeſſiniens. Schriftl.) würde dieſe Lage von Grund auf verändern. Abeſſinien behauptet, daß eine Verſchwörung beſtehe, die auf ſeine Zerſtörung abziele, und hofft, daß die Verſchwörer auch weiterhin untereinander Streit haben und damit den Angriff ver⸗ zögern werden. Im allerſchlimmſten Falle würden die Abeſſinier ihr Leben teuer verkaufen. In Addis⸗Abeba herrſcht die Anſicht, daß irgendwelche Angreifer auf unangenehme Ueberraſchungen gefaßt ſein müßten. Die Abeſſinier behaupten, daß Italien eine äußerſt feindliche Haltung gegenüber Abeſſinien einnehme, und infolgedeſſen herrſcht eine erbitterte Stimmung gegen Italien. Wegen der Landung ge— waltiger italieniſcher Kriegsvorräte in Erythraea und Somaliland hegt man große Sorge. Gegenwärtig ſind die beiden italie⸗ niſchen Gebiete nahezu für alle Perſonen mit Ausnahme von italieniſchen Regie⸗ rungsbeamten geſperrt. Offiziere eines Handelsdampfers, der kürzlich in dem Ha⸗ ſen Mogadiſcio(Italieniſch⸗Somaliland) anlegte, haben aber erzählt, daß ſie das Ausladen von Tanks, Geſchützen und Kiſten voller Gewehre und Munition beobachtet hätten. Franzöſiſche Kaufleute, die Maſſaua⸗ Erythraea beſucht haben, teilten mit, daß dort ähnliche militäriſche Vorbereitungen im Gange ſeien, und behaupten, daß in Maſſaua eine überraſchend große Luftſtreit— macht verſammelt ſei. Abeſſiniſche Kundſchafter berichten, daß in beiden italieniſchen Gebieten Straßen in Richtung auf die abeſſiniſche Grenze im Bau ſeien. Die Italiener ihrerſeits ver⸗ ſichern, ſie fürchteten einen Ueberfall der Abeſſinier auf Somaliland. Dies iſt unwahr⸗ ſcheinlich, da der Kaiſer von Abeſſinien durch zahlreiche innere Unruhen in Anſpruch genommen iſt. Obwohl er ſo ſchnell auf⸗ rüſtet, wie ſeine beſchränkten Mittel es er⸗ lauben, ſoll er nur an Verteidigung denken und nicht die leiſeſte Abſicht haben, Italien herauszufordern. Der Berichterſtatter will bei einem Be⸗ juche von Franzöſiſch Somali⸗ land feſtgeſtellt haben, daß man dort glaube, Italien und Frankreich hätten ein e Abkommen geſchloſſen, wonach ſich talien durch Gewaltanwendung die Schutz⸗ herrſchaft über Abeſſinien verſchaffe und dadurch ein Bindeglied zwiſchen Erythraea und Somaliland erlange, wofür Italien ſeine Haltung g genüber Oeſterreich ändere und den Frankreich freundlichen Donau⸗ block gegen„nationaliſtiſche Ausdehnungs⸗ beſtrebungen“() unterſtütze. Der Bericht ⸗ erſtatter ſchließn, es ſei unmöglich, eine Be⸗ ſtätigung dieſer Angaben zu erhalten. Aber es ſei offenbar, daß Großbritannien ſorgfältig N Bedacht nehme, ſich von ernzuhalten, die zu einer derartigen Verſtändigung führten. Aller- dings ſei Großbritannien intereſſiert, weil der Blaue Nil am Tana⸗See in Abeſſinien entſpringt. Ein dort errichteter Damm ur Bewäſſerung der Dnanskil⸗ gleichzeitig lan dwirtſchaftlich zugrunderichten. Die Abeſſinier ſagken, Großbritannien mar⸗ re auf der Stelle und drücke ſich an der eitfrage vorbei. Großbritannien ſei eine f Größe.“ dort mit Muſſolini über die Lage auszuſpre— chen und zu verſuchen, die mancherlei Schwierigkeiten, die ſich in den letzten Jah⸗ ren zwiſchen Frankreich und Italien her⸗ ausgebildet hatten, aus der Welt zu ſchaffen. Varthous Nachfolger Laval erklärte ſchon kurz nach ſeiner Machtübernahme, daß er den von Barthou geplanten Rombeſuch aus— führen werde. Aber der Reiſetermin wurde immer wieder verſchoben— offenbar mach— ten die Vorverhandlungen große Schwierig— keiten. Es liegt aber auf der Hand, daß Laval nur nach Rom gehen will. wenn es einigermaßen ſicher iſt, daß ſeine Verhand⸗ lungen daſelbſt poſitiv ausgehen. Jetzt end— lich ſcheint man dieſe Ausſicht für gegeben zu halten: Außenminiſter Laval wird am heutigen Donnerstag nach Rom fahren. Das franzöſiſche Auswärtige Amt veröf— fentlicht dazu nachſtehende amtliche Ver⸗ lautbarung: „Auf Einladung der italieniſchen Regie⸗ rung wird ſich Außenminiſter Laval am Donnerstagabend um 20.30 Uhr nach Rom begeben, wo er wichtige Beſprechungen haben wird, die beide Länder inkereſſieren und die ſich auf allgemeine politiſche Fragen als Ab- ſchluß der Beſprechungen beziehen, die in der letzten Zeit auf diplomakiſchem Wege ge⸗ pflogen worden ſind.“ Außenminiſter Laval wird ſich drei Tage in der italieniſchen Hauptſtadt aufhalten. Die franzöſiſchen Miniſter waren am Mitt⸗ wochmorgen zu einem ſehr langen Mini- ſterrat zuſammengetreten, in deren Ver⸗ lauf der Außenminiſter den genauen Stand der franzöſiſch-italieniſchen Verhandlungen darlegte. Im Anſchluß hieran empfing Laval noch einmal den italieniſchen Botſchafter in Paris; dieſe Zuſammenkunft war für den Entſchluß der Reiſe maßgebend. Die italieniſche Mitteilung Wie aus Rom gemeldet wird, hat das amtliche Nachrichtenbüro, die Agencia Ste⸗ fani, über Lavals Romreiſe folgende Mittei— lung ausgegeben:„Auf Einladung der ita⸗ lieniſchen Regierung wird der franzöſiſche Außenminiſter Laval am Donnerstagabend von Paris nach Rom abreiſen. Herr Laval wird mit dem Chef der italieniſchen Regie⸗ rung wichtige Beſprechungen über Fragen haben, die die beiden Länder und die allge⸗ meine Politik betreffen, um die Erörterun⸗ der britiſchen In der Pariſer Preſſe war in den aller— letzten Tagen eine ſtarke Enttäuſchung dar⸗ über geäußert worden, daß die Verhand— lungen zwiſchen Frankreich und Italien nicht vom Flecke kommen wollten. Deshalb kommt jetzt die Meldung, daß Außenminiſter Laval ſchon am heutigen Donnerstag nach Rom fährt, einigermaßend überraſchend. Frank— reich betreibt, wie man ſich erinnert, den Plan eines Garantiepaktes für die Unabhängigkeit Oeſterreichs, aber Italien wollte ſich an einem ſolchen Pakt bisher nicht ohne weiteres beteiligen, da es eine Art Protektorrolle über Oeſter— reich ſpielt. In dieſer Tatſache lagen die Hauptſchwierigkeiten in den franzöſiſch⸗ita⸗ lieniſchen Verhandlungen begründet. Noch vor 24 Stunden beurteilte die Pari⸗ ſer Preſſe die Lage ſo peſſimiſtiſch, daß ſie von einer Neuorientierung der franzöſiſchen Außenpolitik ſprach und dabei andeukele, daß ſich Frankreich ſtalk nach Italien wie⸗ der mehr nach England und über England nach Deutſchland hin orientieren könne. Man kann von außen her natürlich nicht beurteilen, ob dieſen Betrachtungen reale Tatſachen zugrunde liegen, immerhin aber ſind ſie ſo intereſſant, daß man ſie regiſteie— ren muß. Londoner Stimmen London, 3. Januar. Die Londoner Preſſe befaßt ſich ausführ- lich mit den franzöſiſch-italieniſchen Ver— handlungen. In mehreren Blättern kommt ein gewiſſer Unmut darüber zum Ausdruck, daß London„irregeführt“ worden ſei. Am Ende der letzten Woche, ſo wird geſagt, ſei Regierung gegenüber die Vereinbarung als vollkommen fertig bezeich— net worden. In der Preſſe wird es jetzt als möglich bezeichnet. daß der franzöſiſche Mi⸗ niſterpräſident Flandin und Außenmini— ſter Laval noch vor der Saarabſtimmung nach Lon⸗ don kommen werden. Der Pariſer„Times“-Vertreter bemerkt hierzu, die britiſche Regierung habe in ihrer Einladung kein Datum genannt, habe aber angedeutet, daß ihr eine Zuſammenkunft vor der Saarabſtimmung am angenehmſten wäre. Angeſichts der Stockung der franzö⸗ ſiſch⸗italieniſchen Verhandlungen verengere Alles für Deutschland! Die Glückwünsche der deutſchen Wehrmacht Berlin. 3. Januar. Am Vormittag des Neujahrstages über⸗ brachte der Reichswehrminiſter be⸗ gleitet vom Chef der Heeresleitung und vom Chef der Marineleitung, dem Führer die Glückwünſche der deutſchen Wehrmacht. Generaloberſt von Blomberg führte da⸗ bei aus daß die Wehrmacht voll Dankbar⸗ keit zum Führer aufblicke und mit Genug⸗ tuung auf die eigenen Leiſtungen im Jahre 1934 zurückſchaue Er gedachte der Nieder- ſchlagung der Revolte im Juni des vergan⸗ enen Jahres durch die ſtarke Hand des Fahrers— eines Aufſtandes, der in erſter Linie gegen die Wehrmacht gerichtet war als gegen eine der beiden Säulen, die das Gewölbe des neuen Reiches tragen. Die deutſche Wehrmacht fühle, daß ſie hinein- Ne ſei in den wärmenden Bereich der chtung, des Vertrauens und der Liebe des deutſchen Volkes. Die Wehrmacht könne nur gedeihen in engſter Volksverbundenheit. Der Reichswehrminiſter ſchloß ſeine Glück⸗ munſchanſprache mit folgenden Worten: „Mein Führer! Die Tatſachen, die ich aus dem Fluß der Ereigniſſe hervorhob, ſind untrennbar mit ihrem Tun, Ihrer Kraft, Ihrem Soldatenkum verbunden. der greiſe Jeldmarſchall zog nach Walhall. Sie wurden 10 Oberbefehlshaber. Wir ſind ſtolz dar ⸗ auf, aber ebenſo bewegen uns die Gefühle der Liebe, des Vertrauens und innigſter Ka- meradſchaft. Wir bieten ſie Ihnen als Dank dar und fügen die heilige Verſicherung hin⸗ zu, daß ſo wie für Sie auch für uns nur ein Wahlſpruch gilt: Alles für Deulſchland!“ Die Jugend im Dritten Reich Berlin, 3. Januar. In einer Neujahrsanſprache führ⸗ te Reichsjugendführer Baldur v. Schi- rach u a aus: Im Laufe des vergangenen Jahres verfügte ich eine totale Mitglieder⸗ werde ſelbſtredend wertlos ſein, ſolange das Problem der Sicherheit ungeregelt bleibe und Mitteleuropa in ſeiner jetzigen unruhi— gen Verfaſſung beharre. Der diplomatiſche Mitarbeiter des„Daily Herald“ führt aus, wenn in Paris angedeutet werde, daß Flan⸗ din und Laval nächſte Woche nach London kommen werden, ſo ſeien die Beweggründe offenbar doppelter Art: Erſtens würde ein Beſuch in London dazu dienen, den Fehlſchlag der Verhandlungen mit Ika⸗ lien zu verhüllen und einiges von dem verlorenen Anſehen wieder herzuſtellen. Zweitens wünſche die franzöſiſche Regierung, nachdem es ihr nicht gelungen ſei, mit Italien in der öſterreichi⸗ ſchen Frage eine Einheitsfront herzuſtellen, jetzt dringend eine Einheitsfront mit Groß— britannien in der Rüſtungsfrage. Der lei— tende Gedanke ſei, eine Gruppe von Staa— ten zum Zuſammengehen mit Frankreich zu veranlaſſen und Deutſchland gegenüber— zutreten. Was die Verhandlungen mit Rom be⸗ treffe, ſo behaupte das franzöſiſche Außen- miniſterium zwar, es beſtehe noch Hoffnung. Aber die Tatſache, daß in der ganzen Ange ⸗ legenheit ein Schnitzer nach dem anderen be⸗ gangen worden ſei, werde immer deuklicher. Die letzte komiſche Note werde durch einen energiſchen Proteſt der öſterreichiſchen Re⸗ gierung gegen den Plan geliefert, der den Schutz ihrer eigenen Sicherheit bezweckte. Dieſe Preſſeſtimmen ſind natürlich er— ſchienen, bevor der Beſchluß des franzöſiſchen Miniſterrats bekannt war, wonach Lavals Romreiſe auf den heutigen Donnerstag feſt— geſetzt wurde. Trotzdem bleiben die Aeuße— rungen höchſt bemerkenswert. Was die Rolle Englands in den zurzeit ſchwebenden Ver— handlungen über den geplanten Donaupakt angeht, ſo iſt es nach Lage der Dinge, wie an gutunterrichteter engliſcher Stelle verlautet, ſehr un wahrſcheinlich, daß England, das bekanntlich bereits zweimal die Unab— hängigkeit Oeſterreichs öffentlich proklamiert hat, dem neuen Pakt beitreten wird. Die ſchließliche Löſung dürfe vorausſichtlich von dem Ausgang der demnächſt ſtattfinden⸗ den unmittelbaren Beſprechungen zwiſchen Sir John Simon und Laval abhängen, die dem Paktvorſchlag unter Umſtänden ein völ⸗ lig neues Geſicht geben können. ſperre, um eine Ueberlaſtung der HJ-Füh⸗ rer zu verhindern, die durch den ſtändigen Zuſtrom zu unſeren Jugendorganiſationen hätte entſtehen können. Dieſe Mitglieder⸗ ſperre wird hiermit mit ſofortiger Wirkung für beſchränkte Zeit aufgehoben. Als Neujahrsgeſchenk der Hitlerjugend an die geſamte deulſche Jugend hat ſich die Reichsjugendführung enkſchloſſen, eine ge⸗ wiſſe Milderung des Verbotes der Doppel ⸗ miigliedſchaft inſofern eintreten zu laſſen, als ſie ſeder Einheit der nalionalſozialiſtiſchen Jugendverbände, alſo jeder Einheit des Jungvolks, des Bd und der 53 geſtaktet, Gäste aufzunehmen, und zwar auch ſolche Gäſte, die anderen Jugendverbänden, auch katholiſchen angehören. Der Reichsjugendführer erklärte dann, daß das Jahr 1935 zum Jahr der Ertüch⸗ tigung erklärt werde. Jede Ueberanſtren⸗ gung der Jugend aber müſſe unbedingt ver- mieden werden. Solche Jugendführer und Jugendführerinnen, die entgegen den ihnen erteilten Weiſungen die ihnen folgende Ju⸗ 9 5 in ihrem Geſundheitszuſtand gefähr- en, würden mit Wirkung vom 1. Januar 1935 mit Ausſchluß aus der Hitlerjugend be⸗ ſtraft. Baldur v. Schirach ſchloß mit einem Gruß an die deutſche Elternſchaft. Neuer Terror an der Jaar Ein Mitglied der Deutſchen Front ſchwer verletzt Saarbrücken, 3. Januar. ſeparatiſtiſchem Geſindei organiſierten und durchgeführken ſchweren Schießerei wurde in den frühen Morgen⸗ ſtunden des Neuſahrstages das Mitglied der Deutſchen Front, Hans Loch, durch einen Bauchſchuß lebensgefährlich verletzt. Ferner wurde der Saarbrücker Kauf- mann Otto Nathanael vor ſeiner eige- nen Wohnung von zwei Separatiſten über— fallen und mit ſchweren Fauſtſchlägen ins Geſicht mißhandelt, die ihm faſt ein Auge koſteten. Als er ſich zur Wehr ſetzte, zogen die beiden Banditen Piſtolen aus der Taſche und ſetzten ſie ihm auf die Bruſt. Die am Fenſter ſtehende Frau Nathanaels erlitt, als ſie ſah, in welcher lebensgefährlichen Lage ſich ihr Mann befand, ſchwere Herzkrämpfe Nathangel griff blitzſchnell in ſeine Taſche. um unter Zuhilfenahme ſeines Hausſchlüſ— ſels vorzutäuſchen gleichfalls einen Revolver hei ſich zu haben, und dadurch die Burſchen zu verhindern, ſelbſt abzudrücken. Nathanae erkannte einen der beiden Leute als einen einer Kunden, der ſich öfters im Laden ge— hrüſtet hatte, Bei einer von Emigrant zu ſein; ſein Name iſt ihm jedoch nicht be— kannt. Zu ſchweren Zuſammenſtößen kam es außerdem in Ueberhern. Der dort be⸗ cüchtigte Emigrant Seitz pöbelte mehrere Leute an und ſchlug einige Paſſanten nie— der, um damit den Auftakt zu einem allge— meinen Tumult zu geben, bei dem er berdiente Prügel bezog. Zu weiteren ſchwe— den ſeparatiſtiſchen Terrorfällen iſt es in Dudweiler gekommen. Dort wurden auf ie Wohnung der Frauenſchaftleiterin Frau: Sander neun ſcharfe Schüſſe abgegeben. Ein Mitglied der Deutſchen Front wurde von einer Anzahl Emigranten überfallen. Mit einem Pickelſtiel wurde ſein rechter Oberarm durchſchlagen. In beiden Fällen wurde Strafanzeige gegen Unbekannt erſtattet.— Auf dem St. Johanna-Markt in Saar- brücken verbrannten Kommuniſten eine Hakenkreuzfahne, die ſie vorher mit Petroleum begoſſen hatten. Als bald darauf die Polizei erſchien, waren die Täter bereits geflüchtet. * Die Saar iſi deutſch! Die Deutſche Gewerkſchaftsfront des Saar⸗ gebietes und der Geſamtverband deutſcher Arbeitnehmer haben zum Jahreswechſe einen Aufruf an die Arbeitnehmerſchaft des Saargebietes gerichtet, in dem es u. a. heißt: Für Deutſchlands Ehre und Größe ſtarber zwei Millionen unſerer deutſchen Brüder Für Deutſchland opferten in ſchweren Kriſen. ſahren unſere Mütter, Frauen und Kinder ihr Beſtes, für ein Status quo Gebilde ſchlägt kein Mann ſein Leben in die Schanze Darum, ſaardeutſcher Arbeiter in der freien Gewerkſchaften, bekenne dich zu der vielen zehnkauſenden aufrechter deulſcher Ar beitsbrüder, die in der Ddeutſchen Gewerk ſchaftsfront und im Geſamtverband deutſchen Arbeitnehmer vereinigt ſind und das Erbe ihrer Väter hochhalten. Arbeikskamerad den jreien Gewerkſchaften, mache dich frei, geh. mit uns den von unſerer Tradikion beſtimm ten geraden deutſchen Weg. Wir ſtrecken din die Bruderhand entgegen. Schlage ein, be freie dich von einer Führung, die keine deut ſche Ehre und Pflicht mehr kennk. Dein eige nes Volk ruft nach dir, zu ihm mußt du zu rückkehren. Kehre vereink mit uns heim. Die„Kölniſche Zeitung“ veröffentlicht ein, Unterredung ihres Berliner Mitarbeiter mit dem früheren preußiſchen Miniſter de Inneren, Karl Severing, über ſeine Haltung in der Sgarfrage. Severing verwies zmächf auf ſeine Bemühungen, die Saar dem deut ſchen Mutterland uneingeschränkt und un geteilt zu erhalten, und antwartete auf di Frage, ob ſich ſeine Auffaſſund durch dei Regime-Wechſel in Deutſchland geändert 1 mit einem entſchiedenen Nein. Ich wünſche aufs dringendſte, erklärte Severing weiter, nach wie vor, daß der Tag der Ab⸗ ſtimmung 5. eine impoſanke Mehrheit für die Rück gliederung des and e an Deulſch⸗ an ergeben möge. Die Hoffnung auf eine Wie⸗ derholung der Abſtimmung iſt— daran habe ich keinen Zweifel— nichts als eine Illuſion. Sie hat trotz einiger in Genf ge— fallener unverbindlicher Aeußerungen weder eine rechtliche, noch eine reale Grundlage. Jetzt wird die Entſcheidung für oder gegen Deutſchland getroffen, und ich wünſche drin⸗ gend, daß ſie für Deutſchland lauten möge. Das ſage ich niemandem zu Liebe und nie⸗ mandem zu Leide, ſondern einzig und allein im Intereſſe des Landes, dem die vier Jahr- zehnte meiner Betätigung im öffentlichen Leben gewidmet waren. Feite„Abſchlußzahlungen“ Wiederaufnahme der Verhandlungen im Großen KRundfunkprozeß. Berlin, 3. Januar. Nach mehr als einwöchiger Pauſe wur- den am Mittwoch die Verhandlungen im Großen Rundfunkprozeß wieder aufgenommen, und zwar begannen heute die Erörterungen über den„Fall Lerpzig“. in dem Anklage erhoben iſt gegen den frübe⸗ 1 ren Aufſichtsratsvorſitzenden der (Mitteldeutſche Rundfunk AG.), Rechtsan⸗ walt Dr. Otto, und die beiden früheren Vorſtandsmitglieder, Dr. Jäger und Dr. Fritz Pohl.— Die Mitteldeutſche Rund⸗ funk A; wurde im Januar 1934 in Leipzig gegründet. Aehnlich wie im Falle Berlin wird auch den Leipziger Rundfunkangeſtell⸗ ten zum Vorwurf gemacht, daß ſie ſich aus den Rundfunkgebühren überhöhte Bezüge derſchafft haben. Dadurch ſeien die von der Mirag an die Reichsrundfunkgeſellſchaft ab⸗ zuführenden Gewinnüberſchüſſe erheblich berringert und die RRcg geſchädigt worden. Auch ungerechtfertigte Repräſentationsſpeſen werden ihnen vorgeworfen. Auf Erſuchen des Vorſitzenden gab Dr. Otto eine zuſam— menhängende Darſtellung der äußeren Ent— wicklung bei der Mirag. Er behauptete dabei u. a., der Mitteldeutſche Rundfunk ſei neben dem Berliner Rundfunk die einzige Geſell— ſchaft geweſen, die namhafte Ueberſchüſſe an die RRG. abgeführt habe. Nachdem im An— ſchluß an den Angeklagten Dr. Otto auch noch die beiden anderen Leipziger Angeklag— ten, Dr. Jäger und Dr. Pohl, über die äußere Entwicklung des Mitteldeutſchen Rundſunks gehört worden waren, ging der Vorſitzende auf den erſten Anklagepunkt im Fall Leipzig ein, der ſich um die näheren Umſtände bei der Entlaſſung des früheren Leiters der Literariſchen Abteilung, Witte, dreht. Witte war 1928 zunächſt friſtlos ent. laſſen worden, weil ihm zum Vorwurf ge— macht worden war, er habe durch Zeitungs- artikel gegen die leitenden Perſönlichkeiten des Rundfunks intrigiert. Die friſtloſe Ent— laſſung gegen Witte wurde dann ſpäter zu- rückgenommen und ihm bis Ablauf des Jah. res 1928 das Gehalt noch ausgezahlt. Außer. dem bekam Witte für dieſes Jahr auch noch die Abſchlußzahlung in Höhe von 3000 Mark und eine Abfindung von 5000 Mark. Der Angeklagte Dr. Pohl erklärte. Witti ſei bei Bredow vorſtellig geworden und habe erreicht, daß die urſprüngliche friſtloſe Enk. laſſung in eine friſtgemäße umgewandelt wurde und er bis zum Ablauf der Kündi- gungsfriſt noch ſein Gehalt in Höhe von monatlich 1800 Mark ausgezahlt bekam. Witte verlangte aber darüber hinaus auch noch eine Enktſchädigung. Ihm wurde eine ſolche„Abfindung“ in höhe von 5000 Mark „Mirag“ bewilligt. Die Abſchlußzahlung ſollte nach dem Willen von Pohl für das Jahr 1928 bei den leitenden Angeſtellken gekürzt werden. Aber Witte verlangte ſie aufgrund ſeines noch laufenden Verkrages in voller höhe von 3000 Mark. Da die Vertreter der Treuhand⸗ geſellſchaft einen Prozeß gegen Witte in die⸗ ſem Falle für ausſichtslos gehalten hätten, habe der Aufſichtsrat Witte dann auch noch die volle Abſchlußzahlung ausgezahlt. Der Angeklagte Dr. Otto beſtätigte im we⸗ ſentlichen die Darſtellung, die Dr. Pohl von dem Falle Witte gegeben hatte. Die Weiter— verhandlung wurde dann auf Donnerstag vertagt. Italien und Abeſſinien Neues Telegramm Abeſſiniens. Genf, 3. Januar. Das Völkerbundsſekretariat gibt ein neues Telegramm der abeſſini⸗ ſchen Regierung an den Völkerbunds— rat und die Mitglieder des Völkerbundes bekannt. Darin hält Abeſſinien den Stand— punkt aufrecht, daß Italien den Angriff be⸗ gonnen habe. Italien habe im übrigen auch kürzlich wieder einen Punkt beſetzt, der ohne Zweifel und ſelbſt nach den italieniſchen Kar⸗ ken zu abeſſiniſchem Gebiet gehöre. Ange— ſichts des Dementis Italiens verſichert die abeſſiniſche Regierung, daß ſie zwei nicht ex⸗ plodierte Bomben vorlegen könne. Italien wolle offenbar immer weiter vor⸗ dringen. Dabei ſeien die italieniſchen Trup⸗ ven von Offizieren der ſtalieniſchen Armee befehligt. Vie abeſſiniſche Regierung have Italien ſchon am 12. Dezember vorgeſchla⸗ en, ſo ſchnell wie möglich eine genaue Feſt⸗ egung der Grenzen entſprechend dem Ver⸗ trag von 1908 durchzuführen. Abeſſinien nehme ſetzt Kenntnis von der Erklärung der italieniſchen Regierung, bereit ſei, dieſe Jeſtlegung aufgrund des Vertrages von 1908 in Angriff zu nehmen. wende ſich aber gegen die damit verbundene Bedingung, daß vor ſeder Unterſuchung non ſeiten der abeſſiniſchen Regierung eine Ge: nugtuung gegeben werden müſſe. 9 Abeſſinien erklärt gleichzeitig feierlich, daß es bereit ſei, die italieniſchen Forderun⸗ gen zu erfüllen, wenn ſeine Verankworkung feſtgeſtellt werden ſollte. Deuſche Tagesſchan Neue Reichstagsabgeordnete. Im Reichstag iſt in letzter Zeit eine Keihe von Veränderungen eingetreten. Für den im Juli verſtorbenen Abg. Maier⸗Stutt⸗ gart wurde aus dem Wahlkreis Württem⸗ berg neu in den Reichstag berufen der Be⸗ auftragte der Parteileitung Oexle. Ferner ſind aus dem Reichstag ausgeſchieden die Abgg. Karpenſtein, Nagel, Sommer, Deſſau, Bolte, Bergmann und Brückner. Dafür ſind neu berufen worden: für den Wahlkreis Pommern der SA.⸗Standartenführer Ge⸗ neral a. D. Graf von der Schulen⸗ burg, für den Wahlkreis Weſtfalen⸗ Nord der Telegrafenbauarbeiter Schür— mann, für den Wahlkreis Franken der Hauptlehrer und 1. Bürgermeiſter Minna- meyer, für den Wahlkreis Magdeburg der Deſſauer Stadtrat Trippler, für den Wahlkreis Südhannover-Braun⸗ ſchweig der Handelsvertreter und Gauin— ſpekteur Kropp aus Leipzig und für den Wahlkreis Breslau der Kreisleiter Stei— neck aus Northeim(Hannover). Deutſch⸗ſüdafrikaniſches Handelsabkommen. Am 31. Dezember 1934 iſt in Pretoria zwiſchen der deutſchen Geſandtſchaft und der füdafrikaniſchen Regierung ein Abkommen ge— ſchloſſen worden, das es der deutſchen Regie⸗ rung ermöglicht, in der Zeit bis zum 30. Mai 1935 ſüdafrikaniſche Wolle bis zum Werte von 30 Millionen Rm. einzukaufen. Das Abkommen iſt mit dem gleichen Tage in Kraft getreten. Die Bezahlung der ſüdafri⸗ kaniſchen Wolle erfolgt ausſchließlich durch deutſche Waren. Für die Ausfuhr nach Süd⸗ afrika kommen im Rahmen dieſes Abkom⸗ mens deutſche Waren aller Art in Frage, wonach dieſe In kurzen Worien Zu den Wendet ane in Berlin wird noch gemeldet, daß Reichswehrminiſter v. Blomberg dem Führer die Grüße der Wehrmacht überbrachte. Im Saargebiet iſt es zu neuen Terrorfäl⸗ len des ſeparatiſtiſchen Geſindels gekommen. Der franzöſiſche Außenminiſter Laval wird am heutigen Donnerstag noch Rom fahren, um mit der italieniſchen Regierung über die politiſche Lage zu beraten. 5 Wie aus Nancy berichtet wird, hat der franzöſiſche Generalſtab beſchloſſen, auch ge⸗ genüber dem ſogenannten„Loch“ von Mont⸗ medy betonierte Befeſtigungswerke errichten zu laſſen. Die polniſche Preſſe berichtet über weitere Maſſenausweiſungen polniſcher Arbeiter aus Frankreich a In der kleinen engliſchen Stadt Cromer wurde am ſtädtiſchen Flaggenmaſt eine Ha⸗ kenkreuzfahne von unbekannter Seite gehißt. Glüdwünſche an den Führer Von zahlreichen Staatsoberhäuptern. Berlin, 3. Januar. Anläßlich des Jahreswechſels haben zahl⸗ reiche Staatsoberhäupter mit dem Führer und Reichskanzler drahtlich Glückwünſche ausgetauſcht. So fand ein Telegrammwechſel ſtatt mit den Königen von Bulgarien, Däne⸗ mark, England, Südſlawien, Norwegen und Schweden, ferner mit dem öſterreichiſchen Bundespräſidenten und dem Reichsverweſer des Königreichs Ungarn. Außerdem haben Glückwünſche überſandt der Kaiſer von Abeſ⸗ ſinien, der König von Afghaniſtan und der Schah von Perſien. Ebenſo ſind dem Führer und Reichskanzler Glückwünſche von den Reichsſtatthalteru, den Mitgliedern der Landesregierungen, dem Reichsbiſchof, dem Präſidenten des Reichsge⸗ richts und dem Oberreichsanwalt und ande. ren oberſten Reichs- und Landesbehörden, bon Oberbürgermeiſtern und Vürgermeiſtern deutſcher Städte, den Organiſatianen und Gliederungen der NSDAP, von Verhänden und Vereinigungen ſowie von Perſönlichkei⸗ ten des öffentlichen Lebens, von und deutſchen Vereinigungen im Ausland und von Privatperſonen des In- und Aus. landes zugegangen. Beſonders waren die Glückwünſche aus dem Saar Deutſchen zahlreich gebiet, wo Verbände, Vereine und nien? Einzelperſonen aus allen Kreiſen der deuf, ſchen Volksgenoſſen an der Saar des Füh. rers in Treue und Zuverſicht gedachten. Die Entführung des Lindberahlindes Das gerichtliche Nachſpiel— Ein Nieſenprozez— Grozer Andrang von Neugierigen— 200 Zeugen Newyork, 3. Januar. In Flemington, einer kleinen Stadt im Staate New-Jerſey, hat am Mitt⸗ woch der Prozeß um die Entführung des Lindbergh-Kindes begonnen. Die Verhandlung wird das kleine Städtchen vor— ausſichtlich monatelang in den Mittelpunkt des Weltintereſſes ſtellen, gegen den Willen der in ihrer gewohnten Abgeſchiedenheit ungern geſtörten Bewohner. Das Gerichtsgebäude, in dem der Hauptmann-Prozeß ſtattfindet, iſt etwa 100 Jahre alt. In aller Eile wurde der Gerichtsſaal für den Rieſenprozeß vor⸗ bereitet. 132 neugelegte Telefondrähte ver⸗ binden ihn mit allen Großſtädten Amerikas und ſelbſt mit dem Auslande. Das kleine Gaſthaus des Städtchens iſt ebenſo wie alle anderen Unterkunftsräume völlig überfüllt. Der ſtändig ſteigende Zuſtrom von Neu⸗ gierigen ſchafft Verkehrsprobleme, von denen die kleine Stadt bisher völlig frei war. Erhebliche Sorge bereiten auch die großen Koſten des Prozeſſes. Der Staat wird jedoch in dieſer Angelegenheit der Gemeindeverwaltung zu Hilfe kommen. Rund 200 Zeugen Der Führer ſchreitet die Front der Ehrenkompagnie des Wachregiments ab. Der Führer und Reichskanzler ſchreitet in Begleitung des Stadtkommandanten von Berlin, Generalmafors Schaumburg(rechls neben ihm), die Front der Ehren⸗ kompagnie des Wachregiments ab f nur Förmlichkeiten, vor allem die Wahl der zwölf Geſchworenen. Sie werden mingtons gewählt. Unter ſich eine erhebliche ihnen Zahl von Deutſchſtämmigen. erreicht iſt, dürften einige ſich genau vergewiſſern werden, ob ſich die bergh und Frau don. Beide Seiten haben ſich die Vernehmung tenlang mit dem Prozeß beſchäftigen, erwar⸗ dere Ueberraſchungen. Naubmord Wegen zwei Mark. Wiesbaden, 3. Januar, letzungen aufgefunden. Die Frau iſt kenhaus geſtorben. zenden polizeilichen Ermittlungen weilte, erkannt. Die Ermordete zukaufen, a der Schwerverletzten fehlte. ker ko feſtgenommen werden. henden Verhör legte er ein ſich um den 28 jährigen Peter Roſt, verheiratet und Vater von zwei Kindern iſt. Beſitz. D. A XII 34 1183. werden im Verlauf des Prozeſſes vernommen werden. Die Prozeßeröffnung brachte, ebenſo wie die Verhandlungen in den nächſten Tagen, aus 150 vorgeladenen Bürgern und Bürgerinnen Fle⸗ befindet Bis die Vollſtändigkeit der Geſchworenenbank 1 Tage vergehen, da die Anklagebehörde und die Verteidigung Geſchworenen auch vorurteilsfrei fühlen. Un⸗ ter den Zeugen ſind außer dem Ehepaar Lind⸗ Hauptmann beſonders zu nennen die Pflegerin des Lindbergh-Kindes, Betty Gow, ſowie der häufig erwähnte Con⸗ weiterer bisher noch ungenannter Zeugen vor⸗ 9 behalten. Die Blätter, die ſich bereits ſpal⸗ ten von den Ausſagen dieſer Zeugen beſon⸗ 0 Im Schloßpark zu Wiesbaden⸗Bieb⸗ rich wurde eine Frau mit ſchweren 1 0 5 1 als⸗ bald nach ihrer Einlieferung in das Kran⸗“ Durch die ſpfort einſet⸗ wurde die Erſchlagene als die 38 jährige Eliſabeth Peichel aus Traunſtein, die ſeit November bei ihrer Schweſter in Biebrich zu Beſuch hatte ſich von Hauſe entfernt, um Neufahrskarten ein⸗ In ihrem Beſitz hatte ſie eine Geldbörſe! mit zwei Mark Inhalt, die bei der Auffin⸗ Der Tä- unte in einem Tanzlokal ermittelt und Nach einem einge⸗ umfaſſendes Geſtändnis ab. Bel dem Täter handelt 955 5 er Bei ſeiner Feſtinahme hatte er von dem ge⸗ raubten Geld noch 35 Pfennige in ſeinem 9 5 der verzweiſelte Fall Ein wohlbekannter Rechtsanwalt in Vu⸗ dapeſt hatte ſich in eine kleine Nachbarſtadt begeben, um einen reichen Kaufmann in einer Klageſache vor Gericht zu vertreten. Am Beſtimmungsort angelangt, ging er ſo⸗ fort zum Gericht, wo er, nachdem er die beiden ſtreitenden Parteien angehört, ein längeres Plaidoyer vom Stapel ließ, von dem er ſich im Vertrauen auf ſeine Praxis einen durchſchlagenden Erfolg verſprach. Allgemeine Spannung lag auf den Ge⸗ ſichtern der Anweſenden, insbeſondere auch im Zuhörerraum. Selten hatte man ſo treff⸗ liche Worte in dieſem Saale vernommen, wo der große Meiſter der Redekunſt aus der Hauptſtadt die Klageſache ſo eingehend auseinanderzulegen verſtand, daß auch kein Zweiſel an den berechtigten Anſprüchen des reichen Kaufmanns mehr beſtand. Allein die einleuchtende Beredſamkeit des Rechts⸗ anwaltes vermochte ſeinen alten Kollegen, der niemals das Heimatſtädtchen verlaſſen hatte, doch nicht aus der Ruhe zu bringen. Faſt Totenſtille herrſchte im Gerichtsſaal, als ſich der Alte erhob und in ſchlichten Wor⸗ ten ſeine Anſicht über den Prozeß und das Für und Wider in allgemein verſtändlicher Weiſe abwog und ſich dann mit folgender Schlußbemerkung an das Gericht und die übrigen anweſenden Zuhörer wandte:„Sie wiſſen, genau wie ich, daß es Leute unter uns gibt, welche, wenn ſie von einer leichten Krankheit befallen werden, ſich beim Apo- theker Rat holen. Sind ſie aber wirklich krank, dann gehen ſie zum Arzt. Iſt ihre Krankheit ſedoch ſo bedenklich, daß ſie glau⸗ ben, daß nur durch ein Wunder ihre Hei⸗ lung erfolgen könnte, ſo nehmen ſie die Hilfe eines Profeſſors aus Budapeſt in Anſpruch. Unter dieſen Umſtänden weiß ich nicht recht zu ſagen, ob der Fall unſeres Mitbürgers derartig ſchwierig gelagert iſt, daß er es für notwendig hielt, ſich durch einen berühmten Rechtsanwalt aus Budapeſt vertreten zu laſſen. Die kurze Anſprache des Alten verfehlte auf den Gerichtshof ihre Wirkung nicht. Seine Begründung war ſo zutreffend, daß der Richter ſich ſeine Ausführungen zu eigen machte und zur Verurteilung des reichen Klienten gelangen mußte. Das Vorfahr der Olympiade Eine Bolſchaft an die deutſchen Sporkler Das vierte Jahr der 10. Olympiade ſteigt herauf und damit die Zeitſpanne, in der die eigentliche Vorbereitung des großen Welt⸗ feſtes der 11. Olympiſchen Spiele zu leiſten iſt. Alles, was der deutſche Veranſtalter und die teilnehmenden Nationen der Welt in dieſem Vorjahre ſäen, werden ſie im Feſt⸗ jahre 1936, dem erſten Jahre der 11. Olym⸗ piade, ernten. Alle großen Nationen der Erde haben ihre Teilnahme an den Olym⸗ piſchen Spielen zugeſagt, die wenigen, die ihre Zuſtimmung noch nicht ausgeſprochen haben, find gleichwohl in die ſportliche Vorarbeit eingetreten, und auf ihre Zuſage darf in den nächſten Monäten gerechnet werden. Alle Völker, die Winterſport treiben, wer— den ſich im Februar 1936 in Garmiſch. Partenkirchen treffen, wo das Eisſtadion für Eishockey und Kunſtlaufen, die Olym⸗ pia⸗Sprungſchanze und die Olympia-Bob⸗ bahn ſchon für den Januar 1935 bereit ſte⸗ hen. Soweit die Länder demOrganiſations⸗ Komitee die Zahl ihrer Teilnehmer mitge- teilt haben, gehen ſie erheblich über die auf⸗ grund früherer olompiſchen Spiele berechne⸗ ien unnaymen hinaus. Veutſchland war ſich der großen Verantwortung bewußt, die es mit der Durchführung der Spiele übernom⸗ 17 0 1 175 an 104 5 i g um Ta a auch in den Naächtſtunden 1 N 1 auf dem gewaltigen Keichsſporifeld. Große Neubauten ſind aus der Erde ge⸗ wachſen, weite Sportflächen eingeebnet und mit Raſen belegt, neue Laufbahnen geſteckt, breite Straßenzüge und Brücken vorgeſehen, neue Bahnhöfe, die den unmittelbaren Zu⸗ gang zu dem Spielfeld vermitteln, begon⸗ nen, und ſchon ſteigen die ſteinernen Stüt⸗ zen auf, die den Hochbau des Stadions tra⸗ en werden, die beiden Schwimm⸗ und prungſtadien ſind ummauert, die Grund⸗ feſten des 75 Meter hohen Führerturms ge⸗ legt, die gewaltige Glocke, die die Spiele ein⸗ läuten wird, für den Guß vorbereitet. Auf der Ruderregattaſtrecke in Grünau ſind neue Bootshäuſer entſtanden, das Ufer iſt begra⸗ digt und erweitert, in Kiel iſt für die Se⸗ gelwettbewerbe der Olympia⸗Hafen ausge⸗ baut, neue Schießſtände in Wannſee für Kleinkaliber und Piſtolenſchießen ſind er⸗ richtet, und auf dem Gelände bei Döberitz neben den Reſten eines Dorfes aus germa⸗ niſcher Steinzeit erheben ſich die erſten Häu⸗ ſer des olympiſchen Dorfes, das mehr als 3000 Wettkämpfern ſeine gaſtlichen Pforten öffnet. Eine genaue Feſtlegung der Zeiten für jeden Bauabſchnitt gewährleiſtet ihre rechtzeitige Fertigſtellung und macht damit eine gründliche vorherige Erprobung mög— lich. Auch die Vorbereitungen der inneren Organiſation ſtehen vor dem Abſchluß. Das Geſamtpro— gramm iſt der letzten Beratung unterzogen und wird zuſammen mit der Ausſchreibung für die Wettkämpfe dem internationalen Olympiſchen Komitee auf ſeiner Februar⸗ Tagung in Oslo vorgelegt werden. Unmit— telbar daran wird die geſamte Sportwelt die Regelhefte der Olympiſchen Spiele in Händen haben. Fußball, Baskett-Ball und Polo, die in Los Angeles und— Fußball ausgenommen— auch in Amſterdam fehl⸗ ten, werden ſich unter die olympiſchen Sport— arten einreihen; Segelfliegen, Baſeball und hoffentlich auch Lacroſſe werden zu den De— monſtrationen gehören. Weit über die eigentlichen Sportkreiſe hinaus wird die Jugend auf den olympiſchen Gedanken vorbereitet und mit ſeinem Geiſt erfüllt. Der Verkauf von Eintrittskarten, für die ſchon Vorbeſtellungen und Anmel— dungen in großer Zahl vorliegen, wird mit dem 1. Januar 1935 beginnen. Jeder kann ſich rechtzeitig einen Platz für die kommen⸗ den Spiele ſichern. Den Spielen wird ein feſtliches Gewand geben. Von dem Mittelpunkt Berlins, von dem alten Schloß und dem Dom aus wird ſich als eine Via triumphalis der große Straßenzug bis zum Olympiſchen Stadion in reichem Schmuck erſtrecken. Die Preiſe für Unterkunft und Verpflegung werden be— hördlich geregelt, die Kunſtſchätze und Alter- tümer Berlins, ſeine Opernhäuſer und Theater, ſeine Muſeen, aber auch die ſchöne Berliner Umgebung mit ihren Seen warten auf unſere Gäſte. Ein beſonderes Kunſtpro— gramm wird die Spiele umrahmen. Unſer Ruf geht an alle olympiſchen Nationen, das beginnende Jahr zu ernſter Vorbereitung zu verwenden und mit dem Organiſations— Komitee in voller Eintracht zuſammenzu— arbeiten, damit die Spiele das erfüllen, was nach ihrem Erneuerer Baron Pierre de Coubertin ihr Sinn iſt: Ein Feſt des Froh⸗ ſinns und der Eintracht, und daß nach ſei⸗ nen Worten„die olympiſche Flamme“, die zum erſten Mal durch ſieben Länder von der alten olympiſchen Tempelſtätte in einem ge⸗ waltigen Stafellauf von mehr als 3000 jun- gen Sportlern überbracht wird,„durch alle Geſchlechter leuchten möge zum Wohle einer immer höher ſtrebenden mutigeren und reineren Menſchheit“. Dr. Th. Lewal d. Präſident des Organiſations⸗Komitees für die 11. Olympiade Berlin 1936. Mitglied des Internationalen Olympiſchen Komitees. H. von Tſchammer und Oſten, Reichsſportführer, Präſident des Deutſchen Olympiſchen Ausſchuſſes. Weidwerk im Januar Das Jagdjahr des Weidwerks endigt in der Hauptſache mit dem Kalenderjahr. Das verfloſſene war für die deutſche Jägerwelt von der allergrößten Bedeutung. Zum erſten⸗ mal haben die Jäger in ihrem Jagdrevier nicht nach ihrem eignen freien Belieben ab⸗ ſchießen dürfen, was ihnen vor der Büchſe ſtand, ſondern haben, in einer ſtraffen Orga⸗ niſation zuſammengefaßt, den Abſchuß nach den Beſtimmungen des Neichsjägermei⸗ ſters vollziehen müſſen, die darauf hinaus⸗ liefen, Hirſche und Böcke mehr als bisher zu ſchonen, und einen verſtärkten Abſchuß des Kahlwildes vorzunehmen, um das jetzt be⸗ ſtehende Mißverhältnis der Geſchlechter, das Ueberwiegen der Tiere und Ricken, zu be⸗ jeitigen und auf ein geſundes Verhältnis zu— rückzuführen, das der Verbeſſerung der Raſſe dienen ſoll. Wieweit ſich dieſer weitſichtige Abſchußplan hat durchführen laſſen, wird man ja in abſehbarer Zeit erfahren. Und zum erſten Male iſt heuer das deutſche Weidwerl in den Dienſt der Winterhilfe geſtellt worden. Der Geiſt, der das weidgerechte deutſche Weid— werk ſeit jeher erfüllt hat, bot von vorn— herein die Gewähr, daß die Opferwoche die Hoffnungen erfüllen würde, die Reichsjäger⸗ meiſter Göring in ſie ſetzte. Allerdings war die Witterung dem Jagdbetrieb nicht gün⸗ ſtig, denn die trüben Tage ohne Froſt und Schnee beeinträchtigen den Erfolg der Treib- jagd. In kluger Vorausſicht begannen des— halb nicht nur die ſtaatlichen Forſtverwal— tungen, ſondern auch viele Jagdbeſitzer ſchon vor der Opferwoche mit dem Abſchuß, um die wirklich mäßigen Anſprüche zu erfüllen. Das verfloſſene Jagdjahr kann für die Niederjagd als gut bezeichnet werden. Es kamen ſo viel Haſen auf den Markt, daß der Preis für einen Krummen im Balg einer nur in der Vorkriegszeit üblichen Tiefſtan: erreichte. Das zweite wichtigſte Ereignis die ſes Jahres, das die Jagdverhältniſſe im Deut ſchen Reich auf eine neue geſunde Grundlag— geſtellt hat, iſt die Gründung einer Vereini⸗ gung in München, die ſich eine große Auf— zabe zu erfüllen vorgenommen hat. Es ſoll nicht nur die Schaffung und Pflege eines zeſunden bodenſtändigen Wildbeſtandes, ſon⸗ dern auch die weidgerechte Jagdausübung ge— fördert werden. Außerdem aber ſoll ein deut— ſches Jagdmuſeum gegründet werden, das als Forſchungs⸗ und Lehrſtätte wirken ſoll. Ein großzügiges Programm iſt dafür aufgeſtellt. Man will die geſchichtliche Entwicklung des Weidwerkes von ſeinen früheſten Anfängen bis zu ſeiner jetzigen Höhe darſtellen, jagd⸗ liche Verſuchsreviere einrichten, die heimiſche Tierwelt durch Einbürgerung fremder Wild— arten bereichern, und nicht nur das geſamte lich auf die Jagd beziehende Schrifttum ſam— meln, ſondern eine Jagdſtatiſtik einrichten. Von dieſem überreichen Programm iſt ohne Zweifel die Schaffung einer Jagdſtati⸗ eit die wenge abe. Was fruher mer ein„ſeommer Wunſch“ bleiben mußte, wird ſich jetzt mit Hilfe der Organiſation ver⸗ wirklichen laſſen, da jeder Abſchuß von Scha⸗ lenwild dem Kreisjägermeiſter gemeldet wer⸗ den muß. Auch Angaben über die Erträge der Niederjagd werden jetzt leichter und mit größter Zuverläſſigkeit zu erreichen ſein. Von einem Weidwerk im Januar kann man nicht viel berichten. Hier und dort wird wohl noch ein Tier geſchoſſen werden, wo der vorgeſchriebene Abſchuß bis zum Tagen ende noch nicht ganz erfüllt worden war. Man wird das Schwarzwild einkreiſen und entweder auf einer Treibjagd oder mit Hilfe ſcharfer Hunde zu erlegen ſuchen. Daneben wird man auch dem kleinen vierläufigen Raubzug nach⸗ ſtellen, aber diesmal ohne Verwendung der nunmehr verbotenen Tellereiſen. In der Fiſchweid herrſcht im Januar völlig Winterruhe, wenn nicht etwa ein über⸗ eifriger Sportangler bei offenem Waſſer noch auszieht, um dem Hecht oder Huchen nach⸗ zuſtellen. Er muß aber ein ungewöhnliches Petriheil entwickeln, wenn der Ausſlug noch lohnend ſein ſoll. Schließt der Froſt im Ja⸗ nuar die Gewäſſer, dann iſt es auch damit vorbei. Dann kommt auch für den eifrigſten Sportanglerx die geruhſame Zeit, in der er ſich nur mit der Ausbeſſerung der im Som⸗ mer ſtark beanſpruchten Geräte beſchäftgt. Dr. Fritz Skowronnek. Aus der Sängerbewegung Wo werden Konzerte angemeldek? Vielfach ſind Meinungsverſchiedenheiten darüber aufgetreten, wann und wo Veran. ſtaltungen der Bundesvereine angemeldel werden müſſen. Hierzu ſei grundſätzlich ge⸗ ſagt, daß zunächſt alle Veranſtaltungeun. auch Konzerte, bei der örtlichen Polizeiver⸗ waltung ſchriftlich oder mündlich mindeſtens acht Tage vor der Veranſtaltung gemeldet werden müſſen. Hierunter fallen auch FJa⸗ milienabende, Tanz, karnevaliſtiſche Sitzun⸗ gen und ähnliches mehr. Der nächſte Weg dürfte dann zur Steuerbehörde ſein. Wer glaubt, mit der Anmeldung einer Veranſtal⸗ tung bei der Steuerbehörde ſeine Pflicht er— füllt zu haben, befindet ſich im Irrtum. Bei Konzertveranſtaltungen haben die Vereine vier Wochen vorher ihre Programme an den Kreisvorſtand einzureichen. Dieſer leitet die Programme an den örtlichen Vertreter der Reichsmuſikkammer weiter, der dann mit dem Muſikbeauftragten der Stadt die Ter⸗ minfrage klärt. In jedem Falle iſt aber der Kreisvorſtand die erſte Inſtanz für die Ver⸗ eine. Für die ordnungsmäßige Durchfüh⸗ rung iſt der Vereinsführer gegenüber dem Kreisvorſtand verantwortlich, nicht etwa der Thormeiſter. Thormeiſterwechſel muß genehmigt werden. Es wird erneut darauf hingewieſen, daß ein Chormeiſterwechſel in Mitgliedvereinen aur mit Zuſtimmung des Sängerkreisfüh— cers erfolgen kann. Vereinsführer, welche in Zukunft dieſe Verfügung umgehen, wer— den zur Verantwortung gezogen. Wiſſen Sie das? Im Innern Auſtraliens und Südamerikas leben heute noch Naturvölker, die nicht im— ſtande ſind, eine größere Zahl als ſechs in ihrer Sprache auszudrücken. Die Bakeiri faſ⸗ ſen ſich in die Haare, wenn ſie eine ſolche Zahl ausdrücken wollen, um damit anzudeu⸗ ten, daß die betreffende Summe für ſie nicht mehr zählbar ſei, die Botokuden Südamerikas unterſcheiden überhaupt nur eins und viel, ſie können alſo nicht einmal auf drei zählen. Ne Wi eee eee hatte. Urheberrechtschutz: Fünf Türme-⸗Verlag Halle(Saale). Bei den letzten Worten überſchlug ſich die Stimme der Erzählerin vor Aufregung und Empörung. Sie mußte ich erſt ſammeln, ehe ſie in ihrem Bericht fortfahren konnte: „Stellen's Ihna vor— in Schlüſſel will's haben von meiner Wohnung an Nachſchlüſſel!“ „Was für eine Beſchäftigung hat denn das Mädchen? Vielleicht hängt das damit zuſammen, daß ſie ſo ſpät heimkommt...“, bemerkte Burger obenhin. „Beſchäftigung?“ betonte die Lobmaier jede Silbe. „Beſchäftigung? Bis uma ſechſe auf d' Nacht, ja— an reputierliche, da kannſt nix ſagen. Sie is da daneben in der Tambourieranſtalt ang'ſtellt, über a zwa Jahrln, und das war's ja auch, daß ich's g'inommen hab' als Quartier⸗ madl...“ Burger hatte jäh den Kopf gehoben und unterbrach ſeine Hantierung mit dem Paket: „. ſoſo! In der Tambourieranſtalt iſt ſie? Na, viel⸗ leicht ſind da Ueberſtunden?“ Und er machte ſich eifrig zu ſchaffen. Aber Frau Lobmaier antwortete nicht, geriſſenen Augen betrachtete ſie die Wunder, die aus den unterſchiedlichen Umhüllungen unter den Händen ihres Mieters hervorkamen. Schlanke, langhalſige Flaſchen, in denen es goldig ſchimmerte. Eine ganze lange, wahr⸗ haftige Salamiſtange, wie ſie nur noch der Greißler nebenan in ſolchet Wuchtigteit aufweiſen konnte. Sardinen⸗ büchſen und Butterpackeln und ein Mordstrum G'ſelchtes und— und— o du mein!— ſah ſie denn recht? Ein ſtand' feiern.“ konnte.—— Mit auf⸗ ganzes, großes, goldbraunes und wirklich— wahrhaftiges, gebratenes Gansl11! Ja— was denn? Ja— wie denn? Gibt es denn ſo was überhaupt noch in der buckligen Welt? Oder träumte ſie das, die brave Lobmaiern, die ſolche Schätze jahrzehntelang ſchon nicht mehr geſehen Ganz blaß wurde ſie vor Ueberraſchung und Auf— regung. Sie, deren Wünſche über eine„Savaladi“ nicht hinausgingen, und auch die mußte ſie ſich in der letzten allerſchlimmſten Zeit verſagen— ſie ſah da vor ſich, auf 119 ihrem eigenen Tiſche ausgebreitet, einen Reichtum, daß ihr faſt die Sinne vergehen wollten. „So!“ ſprach Burger befriedigt, den Eindruck ge— wahrend, den ſeine gute Idee gemacht hatte.„So— jetzt ſchnell, Teller, Meſſer, Gabeln und Gläſer, wir wollen einmal tüchtig ſchnabulieren. Müſſen doch meinen ‚Ein⸗ Wie ein Blitz war die Alte bei der Tür draußen und in unwahrſcheinlich kurzer Zeit mit den gewünſchten Geräten wieder da— ja, ſogar ein rotgewürfeltes Tiſch— tuch fehlte nicht, und Felix half ihr decken. In der richtigen Erkenntnis, daß die alte Frau das von ihm erhaltene Geld nicht antaſten würde.„Die ſchöne Leich“, das war ihr erſter Gedanke geweſen angeſichts des für ſie märchen⸗ haften Schatzes. Für ein prunkvolles Begräbnis ſparte eine Frau aus dem Volke jahrzehntelang. Das Leben konnte hart ſein und entbehrungsreich— aber„die Leich“, die verſöhnte ſelbſt mit dem Tode, wenn man ſich das feierliche Gepränge mit Kränzen und Muſik vorſtellen Burger war zerſtreut und verſonnen. Die letzte Be— merkung über die renitente Mieterin mit Namen Marie hatte ihn wie mit einem elektriſchen Schlage durchzuckt. „Wie heißt das wüſte Madl?“ erkundigte er ſich, wie neben⸗ her, und bediente ſich des Idioms, das der Lobmaiern geläufig war, ganz unbewußt. Dabei belegte er ihren Teller mit allerhand guten Biſſen und nahm zum Schein auch etwas auf ſeinen Teller, denn der geſunde Hunger war ihm inzwiſchen ahhenden gekommen. ſelbſt'n „Weidinger? „Was „Ja! Ich— ich war dazumal ein armer Schlucker; ich hätte es ärger treffen können und hätte doch zufrieden ſein müſſen“, meinte Burger gedankenvoll und ſchenkte ſeiner Hausfrau langſam und bedächtig ein Glas mit Gumpoldskirchner voll, den er ſorgſam ausgewählt hatte. Denn ſie verſtand etwas davon, wie er ſich erinnerte. Aus ihren guten Tagen, wo ihr Vater ein Weingut beſaß. „Ich hätte es wahrhaftig ſchlimmer treffen können!“ wiederholte er.„Und was den Namen Weidinger betrifft, ſo war der, den ich kannte, einer der größten Seiden⸗ fabritanten vom Brillantengrund,. Möchte wohl wiſſen, ob er noch lebt. War ein Jugendfreund meines Vaters.“ Er nickte in Gedanken vor ſich hin. Gar zu gut erinnerte er ſich, wie ſorgfältig ſein guter Vater vor jenem Freund es verheimlichte, daß bei ihm Schmalhans Küchenmeiſter war. Während der reiche Fabriksherr beim Rennen und für ſeine ſonſtigen Paſſionen Summen verbrauchte, die man in ſeinem, Felix' Elternhauſe, nicht einmal auszu⸗ ſprechen wagte— nein, eine Angehörige dieſer Familie war dieſe unbekannte Maria Weidinger keineswegs. „Heißen tut's weiter nei abſunderlich“, meinte die Alte kauend und einigermaßen verſöhnlich geſtimmt, weil doch Eſſen und Trinten im Zoen nicht bekömmlich ſind.„Sich nenn ts Weidinger Maria.“ „Maria Weidinger!“ wiederholte Felix gedankenvoll. Der Name iſt mir wohl bekannt— doch würde das Mädchen nicht in einem kleinen Lichthofkabinett wohnen, weus ſie verwandt wäre mit den Leuten dieſes Namens, die ich meine!“ d Das wan ein wenig unbedacht. Aber die Lobmaiern blieb friedlich und kaute emſig weiter. Sie hatte nur einen einzigen praktikablen Zahn im Munde, die übrigen waren Scherben, wie ſie es Anwendung genügte haben ſetz'n?'s war Ihna do' a recht und Sö ſan a Studierter g'weſt?“ kam es ruckweiſe heraus. a Maka'— aber ſchreiben tat ſie ſich ſelbſt ausdrückte. der eine. S' denn an Aber bei richtiger mein'n Zimmer auszss 1 (Fortſetzung ſolgt.) — c g 5 3 1 7 2 8 4 g menen— 5 3 5 — .— 5 ee 22 Urheberrechtsschutz: Fünf Türme-Verlag, Halle(Saale) Nachdruck verboten. „So! Sie befinden ſich ſchon im Bett!“ kam es von draußen zurück, und dann folgte eine Pauſe. Es war, als beſänne ſich der vor der Tür Stehende, ob er noch etwas ſagen ſollte oder nicht.. Frau Henſel erwartete mit Herzklopfen ſein Weiter— ſprechen. f Fritz Wolfram ſtand vor der Tür und kam ſich ein biß⸗ chen dumm vor. Er war vorhin nach Hauſe gekommen, ein paar Minuten in ſeinem Arbeitszimmer geweſen und hatte ſich dann, gewohnheitsgemäß, überzeugen wollen, ob die Haustüren verſchloſſen waren. Da hatte er in dem geheimnisvoll vom Mond erhellten Stückchen Flur, dicht an der Hintertür, Doralies geſehen. Er verbeſſerte ſich jetzt ſchon in Gedanken: Zu ſehen geglaubt. Aber als die Mondſcheinbeleuchtung verſchwand, war auch ſie ver ſchwunden. 5 Keinen Laut hatte er gehört und nichts mehr geſehen. Wie ein Traum erſchien ihm jetzt, was er erlebt oder er— lebt zu haben glaubte. Ein bißchen ſchwer fiel es ihm jetzt aufs Herz, daß er beim Bürgermeiſter drei kräftige, würzige Gläſer Rot⸗ weinpunſch getrunken; er war es im allgemeinen nicht ge- wöhnt, ſo viel zu trinken. Er ſagte kurz: a „Es iſt nichts, Frau Henſel! Ich hatte noch Appetit auf eine Taſſe Kaffee, aber ich habe es mir überlegt— ich fürchte, nach Kaffee nicht ſchlafen zu können.“ Wieder eine kleine Pauſe, dann ſagte Fritz Wolfram nur noch: l „Entſchuldigen Sie die Störung, Frau Henſel, und gute Nacht.“ Berta Henſel erwiderte den Gutenachtgruß höflich und lauſchte ein Weilchen an der Tür. Ganz deutlich hörte ſie, wie ſich Wolfram entfernte und die Treppe hinunterging. Schon war Doralies wieder aufgetaucht. Sie ſagte ſehr leiſe:„Ein bißchen befremdend, daß er nichts weiter geſagt hat— nicht wahr? Er hat mich doch geſehen, und er kam boch auch nur deshalb.“ Frau Henſel machte ein brummiges Geſicht. „Eine ſchöne Geſchichte kann das werden. Morgen wird es ſchon irgendwie losgehen. Das Schweigen iſt une zemütlicher, als wenn dein Vater losgetobt und das ganze Haus nach dir durchſucht hätte— viel ſchlimmer iſt es. Morgen früh wird der Tanz losgehen! Ach!, hätte ich mich doch nicht auf den verflixten Schwindel eingelaſſen! Ich ſehe ſchon, daß mir dein Vater die Tür zeigt.“ 1 4 In ihrer Stimme gluckſte es ganz komiſch, zurück- gedrängte Tränen machten ſich bemerkbar.. 1 „Pſt!“ warnte Doralies.„Wenn du dich ſo gehen läßt, könnte Vati etwas hören!“ Sie ſtreichelte die Frau und flüſterte ganz hauchleiſe:„Wenn's nicht anders geht, werde ich bei Vati morgen mit der ganzen Wahrheit heraus⸗ rücken. Ich habe es Lutz auch verſprochen; aber eigentlich erſt für ſpäter, wenn Lutz abgereiſt iſt. Wollen aber erſt mal abwarten, was Vati morgen zu dir ſagt. Etwas kann da nicht ſtimmen, ſonſt wäre er nicht ſo ſtill hinunter— gegangen.“ y Ueber ihr Geſicht zuckte es ſpitzbübiſch. Spuk oder ſo etwas Unwirkliches gehalten!“ wW„Laß die Witze!“ verwies ſie ihre Getreue verſtimmt. 1 „Wirſt morgen ſchon ſehen, für was er dich gehalten hat. Ich werde mein Bündel ſchnüren müſſen, und dich bringt er in eine ſcharf geleitete Penſion, wo du dich nicht mehr heimlich mit einem gewiſſen Lutz treffen kannſt!“ Doralies machte ein Gaſſenjungengeſicht. „Ich ſehe noch ganz vergnügt dem nächſten Tag ent⸗ gegen. Irgend etwas ſtimmt nicht, und die Gefahr für uns iſt vorläufig beſeitigt. Morgen wirſt du ſchon mehr erfahren. Dann ſtelle dich dumm. Du darſſt mich nicht verraten, wenn es nicht dringend nötig iſt. Uebermorgen wird Lutz wiederkommen— und du kannſt dich darauf verlaſſen, dann werde ich vorſichtiger ſein.“ Sie ſchmei⸗ chelte:„Verrate mich nicht, Hänschen, wenn es auch ohne Verrat geht! Ich renke ja bald alles ein!“ Frau Henſel ſah ihren Liebling an. 5 „Du machſt mit mir, was du willſt! Aber das ſage ich dir, wenn's durchaus nicht anders geht, erzähle ich die Vahrheit!“ ee nicht anders geht, rufe mich, Hänschen, dann beichte ich!“ verſprach Doralies und fragte:„Nicht wahr, ich darf doch heute nacht in deinem Zimmer ſchlafen? Auf dem Sofa. Ich brauche nur Kiſſen und Decke. Die haſt du von deinem vielen Bettzeug üvrig. Beſſer iſt's auf jeden Fall, heute nacht nicht in mein Schlafzimmer zu gehen, es föunte Vati doch noch einfallen, ſich für meine Zimmer zu intereſſieren, und ich verſpüre jetzt kein Verlangen mehr nach einer Auseinanderſetzung.“ „Ich noch viel weniger!“ gab die Aeltere mit einem aus nefſtem Herzen kommenden Stoßſeuſzer zurück und begann ſür Doralies ein Lager auf dem Soſa zurechtzumachen. Doralies lächelte: „In meinen Stuben ſieht es für alle Fälle letzt immer ſo aus, als wenn ich abgereiſt wäre. Dort fände Vati nichts!— Na, und morgen iſt ein anderer Tag!“ zele er ſie ſpöttiſch an. Sie dachte: Nun mußte es kommen, geſunken. nieder.„Denken Sie nur, Frau Henſel, geſtern abend vor Punſch zeigten mir Doralies, an die ich beim Nachhauſe— 5% F en, gehen viel gedacht hatte.“ —„Du— Hänschen! Ich glaube faſt, Vati hat mich für en Ne e Doralies ſchlief trotz des unvorhergeſehenen Erlebniſſes glücklich und froh ein. Sie war ja jung und dachte an ihren Lutz. Frau Henſel aber fand— mit Aufbietung allen Willens zum Schlaf— nur in einen unruhigen Halb⸗ ſchlaf hinein, in dem ſie ſich ſelbſt ſah, wie ſie weinend das Schloß verlaſſen mußte, in dem ſie zwanzig Jahre lang gelebt und ſehr zufrieden geweſen. * 1*. Seitdem Doralies offiziell abgereiſt war und das Heine Tagesdienſtmädchen nur während ein paar Mittags⸗ ſtunden ins Haus kam, brachte Frau Henſel allmorgendlich um acht Uhr den Kaffee in das Arbeitszimmer Fritz Wolframs. Mit übernächtigem Geſicht, dem ſie vergebens Faſſung zu geben verſuchte, trat ſie diesmal nach kurzem Anklopfen ein. Fritz Wolfram war ebend erſt aus ſeinem Schlafzimmer gekommen und wartete, am Fenſter ſtehend, auf das Früh⸗ ſtück. Er drehte ſich nach dem Hereinrufen um, erwiderte den Gruß. Nun beobachtete er die Wirtſchafterin, die ſtumm das Geſchirr auf einen kleinen Tiſch aufbaute, und meinte freundlich: „Ich habe Sie wohl geſtern abend ſehr erſchreckt, liebe Frau Henſel? Sie ſehen aus, als ob Sie ſchlecht geſchlafen hätten. Entſchuldigen Sie, daß ich Sie geweckt hatte. Es tut mir leid, aber ich nahm an, Sie wären noch auf.“ Er machte eine kleine Pauſe, lächelte dann:„Beim Bürger— meiſter gab es geſtern einen Punſch, der hatte es in ſich. In dem Rotwein muß noch ein ordentlicher Schuß Rum geweſen ſein. Jedenfalls hatte das Geſöff meine Phan— taſie etwas zu ſehr angeregt.“ Er ſetzte ſich an den Frühſtückstiſch und faltete ſeine Serviette auseinander. Frau Henſel, der Schuldbewußten, ſchien es, als blin— wovor ſie ſich fürchtete. Zittern ihrer Knie. N Am liebſten wäre ſie auf den nächſten Stuhl nieder- Sie fühlte ganz deutlich das Der Schriftſteller goß ſich Kaffee ein und zuckerte ihn ſtart, ſprach weiter:. „Von dem Punſch beflügelt, ging meine Phantaſie durch und machte ſich über mich auf höchſt originelle Weiſe luſtig.“ Er trank einen Schluck Kaffee, ſetzte die Taſſe dem Schlafengehen glaubte ich Doralies an der Hintertür ſtehen zu ſehen. Ganz deutlich. So deutlich, daß ich vor Schreck keinen Laut hervorbringen konnte. Nicht das arm⸗ ſeligſte Wörtchen. Der Mond drängte ſein Licht durch die ſchmale Scheibe oben in der Tür, und ich ſah Doralies ſo notürlich, daß ich wirklich glaubte, ſie wäre es ſelbſt. Das Mondlicht war aber plötzlich verſchwunden und mit ihm zugleich Doralies. Ich ſuchte dann unten herum, rief, lief ſchließlich nach oben zu Ihnen, und erſt da oben vor Ihrer Tür wurde mir mit einem Male klar: ich war das Opfer meiner Einbildungskraft geworden. Die drei Glas Er beſchäftigte ſich mit einem Butterbrötchen. „Verrückt!, was ich Ihnen da erzählt habe— nicht wahr, liebe Frau Henſel? Heute muß ich ja ſelbſt darüber lachen.“ Berta Henſel ſchaute noch ein bißchen mißtrauiſch drein, aber ſein harmloſes Lächeln überzeugte ſie, daß er nicht ſpottete, ſondern daß es ihm vollkommen ernſt war mit dem, was er geſagt. Sie hatte ſchon das erſte Wort des Bekenntniſſes auf der Zunge gehabt, jetzt lächelte ſie ein bißchen krampfhaft: „Sonderbar muß das geweſen ſein, geſtern abend— ſehr ſonderbar!“ 8 Das Zittern ihrer Knie ließ nach und ſie konnte wieder klarer denken. Zunächſt war ſie an der Klippe großer Un⸗ annehmlichkeiten vorbeigeſchifft, und damit war ſie vor⸗ läufig zufrieden. Sie verließ das Zimmer bedeutend leichteren Herzens, als ſie es betreten. Später, als Fritz Wolfram einen kleinen Morgen- ſpaziergang angetreten, brachte ſie Doralies Frühſtück und berichtete ihr, wie ihr Vater die Begegnung mit ihr aus⸗ legte. e Foralies begann zu lachen, bog ſich vor übermütigem Lachen, behauptete, das wäre einfach zum Radſchlagen. Frau Henſel empörte ſich ſchließlich: „Zum Lachen und Freuen haſt du noch gar keinen Grund. Wirſt ſchon noch allerlei Aerger haben— und ich ebenfalls.“ „Ach was! Wenn Lutz erſt abgereiſt und es ſoweit iſt, werde ich mit Vati reden, und dich ſchütze ich ſelbſtver⸗ ſtändlich! Das iſt doch Ehrenſache!“ verſprach Doralies und biß vergnügt in eins der fertiggemachten Butter⸗ brötchen, auf das ſie noch reichlich Honig geträufelt. Frau Henſel meinte: „Sei von dieſer Minute an ſehr vorſichtig! Ich rate ſehen!“ Doralies verſprach, dem Rat zu folgen. .. 1 Fritz Wolfram hatte indeſſen einen kleinen Spazier⸗ gang nach dem nahen Tannenwald angetreten. Er wurde von Kopfſchmerzen geplagt und hatte gar keine Arbeits⸗ luſt. Nachdenklich ging er durch den ſehr kühlen Herbſt⸗ morgen, und trotzdem er ſich über das Bild ſeiner Einbil⸗ dung vom Abend zuvor ſelbſt luſtig machte, fühlte er ſich plötzlich wieder ſehr ſtark bedrückt. Daß er Doralies zu ſehen gemeint, das war Einbil⸗ dung, darüber war er ſich einig. Das war eine Halluzina⸗ tion. Aber hieß es nicht, daß ſich manchmal Menſchen in Stunden großer Gefahr oder in den letzten Augenblicken denen zeigen, die ſie lieben? Doralies liebte ihn, hing ſehr an ihm. Er war von jäher, heißer Angſt erfüllt, die er nicht los wurde, ſo ſehr er ſich auch dagegen wehrte, ſie abſchütteln wollte. Angſt um Doralies, die doch ſein größtes Glück bedeutete. Er machte ſich Vorwürfe, ſie gegen ihren Willen fort⸗ geſchickt zu haben. Warum nur? Weil ſie ſich manchmal ein bißchen jungenhaft und zu impulſiv benommen. In allem aver, was ſie tat, zeigte ſie ein gutes, teilnahmvolles Herz. Warum wollte er, daß ſie glatter, lackierter wurde? War ihre Urſprünglichkeit und Friſche nicht vielleicht gerade ihr beſter Reiz? Sie fühlte ſich wahrſcheinlich in Berlin gar nicht recht wohl. i Aber wenn Doralies etwas zugeſtoßen wäre, hätte Edda von Stäbnitz beſtimmt telegraphiert. Trotzdem er ſich das ſagte, blieb die Angſt, und ganz unbändige Sehnſucht nach ſeinem Mädelchen geſellte ſich dazu, überfiel ihn plötzlich wie ein Wegelagerer. Er mußte denken, Frau Henſel würde wahrſcheinlich beluſtigt lachen, wenn er ihr ſagte, er wolle nach Berlin reiſen, um Doralies zu ſehen und wieder herzuholen. Natürlich würde und mußte ſie beluſtigt lächeln über den ſchwachen Vater. Der Gedanke ſtörte ihn: Frau Henſel, die Vertraute von Doralies, die ſchon ſehr lange im Hauſe lebte, könnte vielleicht eine entſprechende Bemerkung machen, warum er Doralies denn eigentlich erſt fortgeſchickt hätte. Und das wollte er nicht. Er ſchritt ſchneller aus. Der kühle Herbſtwind tat ihm wohl, der Kopfſchmerz ſchwand allmählich. Er entſchloß ſich, Frau Henſel nicht die volle Wahrheit zu ſagen; es genügte noch vollſtändig, wenn ſie die aus Berlin erfahren würde. Er machte kehrt, ging zurück. Nach einem Weilchen blieb er ſtehen. f Vor ihm, in der kalt blinkenden Herbſtſonne, ganz nahe lag das Schlößchen auf ſanfter Anhöhe. Klein und zierlich lag es da, rechts und links von niedrigen Türmen flan⸗ kiert, die dichten, ſpiegelnden Fenſteraugen ſtarrten weit⸗ hin in die friedliche Landſchaft. Der Vorgarten zeigte noch ſattgrünen Raſen, die kleine Fontäne aber ruhte von der frohen Sommerarbeit. Alles ſchien ihm zu ſtill. Er emp⸗ fand die Sehnſucht nach Doralies übermächtig. Solange ſie hier geweſen, war das Schlößchen doch von Leben erfüllt. Sie beſaß Talent, auch ganz allein Fröhlichkeit um ſich zu verbreiten. Eine wundervolle Gottesgabe war das. Er ging weiter; ſein Entſchluß war gefaßt. Er wollte nach Berlin, Docalies überraſchen; aber Frau Henſel brauchte das nicht zu wiſſen. Er wollte ihr erklären, er reiſe für ungefähr acht Tage nach dem Bodenſee. Der lag in ganz anderer Richtung. Schon nach dem Mittageſſen packte er einen kleinen Koffer, der immer zur Hand ſein mußte, und erklärte Frau Henſel: „Ich werde heute abend nach Konſtanz abreiſen und von dort ein paar Orte am Bodenſee beſuchen. Poſt brauchen Sie mir nicht nachzuſenden, es lohnt nicht. In einer knappen Woche gedenke ich zurück zu ſein; meine Rückkehr melde ich durch Karte oder Telegramm.“ g berühmten Manne nicht ein ſtrahlendes Geſicht zu zeigen. Dem Himmel ſei Dank!, dachte ſie, nun fielen doch der ewige Zwang und die ewige Angſt für Doralies und ſie ein Weilchen weg. Bis ihr Vater wiederkäme, mußte ſich Doralies eben gründlich auf ihre Beichte vorbereiten. Sie half eilfertig beim Packen und meldete, ſobald ſie abkommen konnte, Doralies das Neueſte. Auch Doralies atmete auf und freute ſich. Eine ganze Woche lag vor ihr, in der ſie frei im Hauſe herumgehen, in der ſie Radio hören konnte und tagsüber im Park Spaziergänge machen durfte. Und nun konnte Lutz ſogar am Tage herkommen, das war auch wohl richtiger als ſo ein Stelldichein im Park zu abendlicher Stunde. Gegen acht Uhr abends fuhr Fritz Wolfram fort, aber nicht, wie Frau Henſel und Doralies glaubten, in der Richtung Konſtanz, ſondern er fuhr Berlin entgegen. Er wollte Doralies ohne Anmeldung überraſchen, malte ſich ſchon in den bunteſten Farben aus, mit welcher Lebhaftig⸗ keit ſie ihm um den Hals fliegen würde. f Gar nicht raſch genug fuhr der Zug für ſeine Vater⸗ ſehnſucht. * * handlungstage vormittags zu der von ihm verteidigten Mörderin ins Gefängnis gefahren, und ſeine Frau konnte ſich mit Doktor Peter Konſtantin ungeſtört über das unter⸗ halten, was ſie beide jetzt einzig intereſſierte. dir! Halte dich von jetzt an tagsüber lieber in meiner Fortſetzung folgt.) Stube auf, dein Vater tönnte doch mal oben bei dir hine 5 a Frau Henſel mußte ſich ſehr zuſammennehmen, um dem Otto von Stäbnitz war noch einmal vor dem erſten Ver⸗ perletzt, daß die ſtarben. Poch iſt der D-Zug L Die Staatsvereinfachung 0 mmenlegung des Reichsminiſteriums für Ernährung und Landwirtſchaft und des preußiſchen Landwirtſchaftsminiſteriums. Berlin, 3. Januar. Reichsminiſter Darre hat am 1. Januar einen Erlaß an die nachgeordneten Behör⸗ den ſeines Geſchäftsbereichs herausgegeben, in dem es u. a. heißt: Mit Wirkung vom 1 Januar werden das Reichsminiſterium für Ernährung und Landwirtſchaft und das preußiſche Landwirtſchaftsminiſterium zu gemeinſchaftlicher Arbeit vereinigt. Die Be⸗ hörde führt die Bezeichnung:„Der Reichs⸗ und preußiſche Miniſter für Ernährung und Landwirtſchaft“. Als Dienſtſiegel wird aus⸗ ſchließlich das Reichsſiegel verwendet. Die geſonderten Haushaltspläne bleiben bis auf weiteres beſtehen. Das einheitliche Miniſte⸗ rium umfaßt folgende Fachabteilungen: 1. Verwaltung, 2. Wirtſchaftspolitik. 3. Holz⸗ wirtſchaftspolitik. 4. Bauern⸗ und Boden. recht, 5. Zoll- und Handelspolitik. 6. Waſ. ſerwirtſchaft und Landeskultur. 7 Bäuer. liche Siedlung und ſtaatseigener Grund— beſiz, 8, Geſtütweſen, 9. Preußiſche Veteri. närverwaltung. — Gefährlicher Streik 60 Bergleute im erſaufenden Schacht. a Kaltowig, 3. Januar. Vor einer Woche hatte die Bergbaubehör— de die Stillegung der Baſka-Grube bei Soſ— nowitz angeordnet, da ſie durch einen Waſ— ſereinbruch größten Ausmaßes ſtark gefähr— det und inzwiſchen⸗faſt völlig erſoffen iſt. 60 von den 110 Bergleuten der Grube traten, als die Stillegung des Betriebes bekannt wurde, unter Tage in den Ausſtand, um die Weiterführung der Arbeit zu erzwingen. Alle Bemühungen der Behörden. die Berg⸗ leute zum Verlaſſen des Schachtes zu bewe⸗ gen, waren bisher ergebnislos. Seit ſieben Tagen ſind die Bergleute in der Grube ſtändig auf der Flucht vor den eindringenden Waſſermaſſen, die mit großer Schnelligkeit die Strecken überfluten. Seit Montag iſt die Lage der ſtreikenden Berg- leute geradezu verzweifelt. Sſe haben ſich auf die höchſtgelegenen Stellen der Grube ge- flüchtet, wo ſie im Dunkeln ohne Nahrung in dem eiskalten Waſſer ausharren. Das Gru⸗ bengelände über Tage iſt von der Polizei beſetzt, da man Unruͤhen befürchtet. Sprengſtoff unter dem Denkmal Ein Toker, ein Schwerverletzter. Warſchau, 3. Januar. Einige Anhänger einer ukrainiſchen Ge⸗ heimorganiſation. ſetzten in einem Dorfe im Kreiſe Lemberg des Nachts heimlich einen Denkſtein an der Stelle, wo vor einigen Jah⸗ ren einige ukrainiſche Terroriſten nach dem Ueberfall auf ein Poſtamt von der polniſchen Polizei verhaftet worden waren. ü Als die Nachtwächter der Gemeinde den Denkſtein wieder ausgruben, explodierte eine unter ihm angebrachte Sprengſtoffladung. Einer der Wächter wurde in Skücke geriſſen, einer ſchwer verwundet. Die N Urheber des Verbrechens konnten verhaftet werden. as Walter Raechls Beiſetzung. Traunſtein, 3. Januar. Auf dem Friedhof der ſtillen Ortſchaft Haslach trug man Stu⸗ dienaſſeſſor Dr. Walter Raechl zu Grabe, den Teilnehmer der letzten deutſchen Hima⸗ laya⸗Expedition, der nach einem Abſturz am Watzmann im Berchtesgadener Kranken- haus, 33 Jahre alt, verſtorben war. Kamera⸗ Pen der deutſchen Nanga Parbat⸗Expedition, deſſen wiſſenſchaftlicher Abteilung Dr. Raechl 18 Geograph angehört hatte, gaben dem Verunglückten das Geleit. Profeffor Finſter⸗ walder, der Leiter der geographiſchen Abtei⸗ lung der Nanga Parbat⸗Expedition, deſſen enger Mitarbeiter Dr. Raechl geweſen war, rühmte ſeinen kameradſchaftlichen Sinn, der Maechl beim großen Unglück im vergangenen ahr die letzten Rettungsverſuche für die perlorenen Bergſteiger am Himalaya unter⸗ nehmen ließ. Drei Jahre werde es dauern, pis das von Raechl geſammelte wiſſenſchaft⸗ liche Material verarbeitet iſt. Zwei Toke durch Belriebsunfall. Duisburg Hamborn, 3. Januar. Ein ſchwerer Betriebsunfall, der zwei Menſchen⸗ Heben forderte, ereignete ſich im Walzwerl der Auguſt Thyſſen⸗Hütte in Hamborn. Der jährige Rohrſchloſſer Konrad Sunder⸗ meier und der 62 Jahre alte Vorarbeiter Ja⸗ ob Hol waren mit Inſtandſetzungsarbeiten an der Warmſäge der Wolzenſtraße beſchäf. igt. Plötzlich ſchnellte aus unbekannter Ur⸗ ache das Sägebett der vorgefahrenen Säge zurück. Beide Arbeiter wurden zwiſchen Sägebett und Puffer gedrückt und ſo ſchwe— D. Zug enkgleiſt. In der Nacht zum Mitt⸗ 0 hon—Marſeille wiſchen Vauris und Roches de Condrieu erunglückt. Infolge Einbruches des Dam⸗ es 0 ſich an dieſer Stelle die Gleiſe eſenkt, ſo daß fünf Wagen des Zuges ent⸗ eiſten; zwei Packwagen, zwel Poſtwagen ud ein Speiſewagen. die fünf Wagen . 99 0 jedoch ſoll nur Sachſchaden n. 0 ausländiſchen Mächte im außenminiſter Frhr. Berlin, 3. Januar Mit der Beruſsſchulung, die der Deutſchen Arbeitsfront durch die Verordnung des Führers übertragen worden iſt, hat dieſe eine neue große Aufgabe er— halten. Ueber die Durchführung im einzel— nen äußert ſich der Leiter des Verufsgrup— penamtes in der Deutſchen Arbeitsfront, Haid. Das Berufsgruppenamt werde planmäßig und Schritt für den Aufbau der Berufshauptgruypen voll— ziehen. Acht Sachreferate behandeln die beſonderen Aufgabengebiete. Das Referat für Berufs⸗ und Fachſchulweſen hat ſich da⸗ bei das beſondere Ziel geſetzt, die Verbin— dung zwiſchen Schule und Wirtſchaft wieder enger zu geſtalten und die Vorausſetzungen für ein gedeihliches Zuſammenarbeiten zwi— ſchen der Deutſchen Arbeitsfront und dem Berufsſchulweſen zu ſchaffen. Zuſammen mit dem Referat über die Betreuung der Jugend und der Uebungswirtſchaft ſoll vor allem er— ſtrebt werden, die Lehrpläne der Berufsſchulen mit der praktiſchen Lehre in der Wirtſchaft in Einklang zu bringen und für alle Berufe in regelmäßigen Zeitabſtänden zu wieder— holende Prüfungen durchzuführen. Dieſe Prüfungen, die gleichzeitig in Schule und Lehre veranſtaltet werden, ſollen ein Urteil über den Wert des Unterrichts in der Schule 990 über den Wert der Lehre ermöglichen. Die Schritt Uebungswirtſchaft der Deutſchen Arbeitsfront. die heute über 3000 Uebungsfirmen um— faßt, ſoll die Möglichkeit ſchaffen, aus dem geſamten Berufsnachwuchs Ausleſe für den künftigen Führernachwuchs der Wirtſchaft zu halten Die in den früheren Angeſtellten— verbänden aufgebaute Stellenvermittlung wird als beſondere Abteilung für Arbeits— einſatz in das Amt eingegliedert. Große Be— achtung wird weiterhin dem Auſbau der vor— handenen Umſchulungslager für Arbeitsloſe geſchenkt,. b Im vergangenen Jahr ſind bereits Tau— ſende durch dieſe Berufsſchulungslager ge— gangen, im Jahre 1935 ſollen es Zehnkau- ſende werden. Das Haupkgewicht der prak⸗ kiſchen Arbeit liegt in den 18 Berufshaupt⸗ gruppen, in denen alle berufstätigen Men ſchen der deutſchen Wirtſchaft erfaßt werden und die insbeſondere die Aufgabe haben, durch zuſätzliche Erziehung nach der Lehre in Lehrgängen und Vorkrägen dem jungen Nachwuchs im Beruf die Möglichkeit der Meiterenkwicklung zu geben. Aus heſſen und Naſſau Frankfurt a. M., 3. Jan.(Anti⸗ juitätendiebſtahl.) In der Nacht zum 31. Dezember wurde ein ſchwerer Diebſtahl in einem Antiquitätengeſchäft in der Bethmann⸗ ſtraße ausgeführt. Dem oder den Tätern fielen folgende Sachen in die Hände: 1 kleine Apoſtelfigur in Silber aus dem 17. Jahr- hundert, 1 goldene Halskette, Filigran, mit ſechs dünnen Ketten, 1 grünes Eidechs-Bild⸗ chen in Gold montiert und mit goldener Ver⸗ zierung auf der oberen Seite, 1 ſilberne Zi⸗ garettendoſe, 1 goldene Filigran-Broſche mit drei kleinen Goldtropfen, 1 Paar goldene Ohrringe mit Perlen und Korallen(Bieder⸗ meier), 1 Paar goldene Ohrringe mit ſtarken blauen Steinen, 1 Paar Ohrringe, Silber, vergoldet, mit geſchliffenen Gläſern, 18. Jahr⸗ hundert, 1 Paar goldene Ohrringe mit Koral⸗ len in Traubenform, 1 goldener Ring mit roten Steinen, in denen die Buchſtaben H. K. eingeſchnitten ſind, 1 Eiſenring mit Gold⸗ platte, auf der die Königin Luiſe im Profil dargeſtellt iſt, 1, ſilberne Zigarettendoſe in Der Führer und Reichskanzler beim Der Führer und Reichskanzler bei ſeiner Neujahrsanſprache an die Vertreter Reichspräſidentenpalais. Rechts v. Neurath und Staatsſekretär Filigran, 1 kleines ſilbernes Kreuz, 1 gol⸗ mit Emaille und Filigran, 1 ſilberner Anhän⸗ dene Herrenkette, 1 kleine Broſche in Silber 1 ger, Heilige Familie, 15. Jahrbundert. Diplomaten⸗Empfang. 2 der vom Führer Reichs— Dr. Meißner. Die Verufsſchulung Nachwuchs für die Wirtschaft Heiner silberner Anhänger, Jeſustnabe, 18 Jahrhundert, 1 kleine ſilberne Laterne, Fili— gran. Für die Wiederherbeiſchaffung der ge— ſtohlenen Sachen bezw. die Ermittlung der Täter iſt mit der Ausſetzung einer dem Wer der Sachen entſprechenden Belohnung zu rech. nen. * Frankfurt a. M., 3. Jan.(Fortune hat entſchieden.) terie für das Winterhilfswerk wurde hier ein Hauptgewinn von 5000 Mark gezogen. Der glückliche Gewinner iſt ein Kunſtmaler, der ſeit zwei Jahren ohne Arbeit iſt, und daher das Geld, zumal er verheiratet und Vate— eines Kindes iſt, gut gebrauchen kann. * Frankfurt a. M., 3. Jan.(Sch wer! Unfälle und Schlägereien.) In den Silveſternacht hat ſich in Frankfurt leiden eine ganze Reihe von Anfällen ereignet, de in der Hauptſache auf das Abbrennen ven Feuerwerkskörpern zurückzuführen ſind. Ue bg 40 Perſonen erlitten Verbrennungen, darum ter auch acht ſchwere. U. a. erlitt ein Mans ſchwere Verbrennungen an den Armen, dee Bruſt und am Bauch. Einem jungen Mai gerieten die Kleider in Brand, ſo daß e. ſchwere Brandwunden davontrug. Einem an— dern jungen Mann wurde im Stadtteil Höchz ie Hand von einem Feuerwerkskörper zer— ſchmettert. Auch eine ganze Reihe von Schlö— gereien iſt zu verzeichnen. Dabei gab s. Stich- und Schußverletzungen, wobei in einen Falle ſogar Lebensgefahr vorliegt. Buchenau(Kr. Biedenkopf), 3. Jan.(Die Schuß waffe in Kinderhand.) Ein bedauerlicher Unfall, der wiederum beweiſt, wie gefährlich es iſt, Kinder mit Schußwaf— fen hantieren zu laſſen, ereignete ſich hier. Mehrere 13 bis 14jährige Jungen vergnüg— ten ſich im Ortsbering mit Teſching-Schie— ßen. Hierber wurde einer von ihnen durch einen Bauchſchuß ſchwer verletzt, ſo daß er der Marburger Klinik zugeführt werden mußte. Sein Zuſtand iſt ſehr ernſt. Vörſen und Mürkte Vom 2. Januar: (Ohne Gewähr.) Karlsruher Schlachtviehmarkt. Auftrieb: 19 Ochſen, 43 Bullen, 52 Kühe, 133 Färſen, 429 Kälber, 738 Schweine. Preiſe: Ochſen 36 bis 38, 32 bis 35, 28 bis 32; Bullen 35 bis 37, 32 bis 35, 28 bis 32; Kühe 24 bis 28, 18 bis 24, 12 bis 18, 12 bis 18; Färſen 36 bis 40, 32 bis 36, 28 bis 32; Kälber 45 bis 48, 40 bis 45, 35 bis 40, 28 bis 35; Schweine 53, 51 bis 53, 51 bis 53, 47 bis 51.— Marktverlauf: Bei allen Gattungen langſam, geringer Ueber— ſtand. Mannheimer Schlachtviehmarkt. Zufuhr: 180 Ochſen, 100 Bullen, 258 Kühe, 282 Färſen, 964 Kälber, 35 Schafe, 2086 Schweine, 2 Ziegen. Preiſe: Ochſen 37 bis 39, 31 bis 36, 27 bis 30; Bullen 35 bis 36, 30 bis 34, 27 bis 29; Kühe 29 bis 32, 24 bis 28, 16 bis 23, 12 bis 15; Färſen 36 bis 40, 30 bis 35, 25 bis 29; Kälber 48 bis 52, 40 bis 47, 31 bis 39, 23 bis 30; Schweine 53, 51 bis 53, 49 bis 53, 45 bis 51,—, 46 bis 48.— Marktverlauf: Groß— dieh und Schweine ruhig, Ueberſtand; Kälber ſchleppend, Ueberſtond. Frankfurter Schlachtviehmarkt. Zufuh. 389 Rinder, darunter 326 Ochſen, 58 Bullen, 249 Kühe, 256 Färſen; ferner 623 Kälber, 70 Schafe, 2678 Schweine. Be⸗ zahlt wurden pro 50 Kg. Lebendgewicht in Rm.: Ochſen—, 32 bis 37, 27 bis 31, 20 bis 26; Bullen—, 32 bis 35, 28 bis 31, 24 bis 27; Kühe 33 bis 34, 26 bis 32, 19 bis 25, 11 bis 18; Färſen 37 bis 40, 32 bis 36, 27 bis 31, 22 bis 26; Kälber 48 bis 52, 39 bis 47, 33 bis 38, 23 bis 32; Hammel —, 36 bis 37, 32 bis 35; Schweine 50 bis 53, 50 bis 53, 49 bis 53, 47 bis 33, 45 bis 52,—,—, 45 bis 48. 36 bis 42. „ Bei der Straßenlot. Aus der Heimat Gedenktage 3. Januar 1829 Der Philolog Konrad Duden auf Gut Boſſigt bei Weſel geboren. 1912 Der Hiſtoriker und Dichter Felix Dahn in Breslau geſtorben. 1929 Der ruſſiſche Großfürſt Nikolai Niko— lajewitſch in Antibes geſtorben. Prot.: Enoch— Kath.: Genovefa Sonnenaufg. 8.11 Sonnenunterg 15.57 Mondaufg. 6.48 Mondunterg. 13.37 Das Kind im Verlehr In Deutſchland gehen jährlich etwa 1200 bis 1500 Kinder im Alter bis zu 15 Jahren durch tödliche Verkehrsunfälle ihrer Familie und dem Volle verloren. Doppelt beklagens⸗ wert ſind Verkehrsunfälle deshalb, weil ſie nicht wie Krankheiten, Wetter- und Erdkata⸗ ſtrophen als ſchickſalsmäßig eintreffende Ereig⸗ niſſe empfunden, ſondern vom Menſchen und ſeinen Einrichtungen verurſacht werden. Mit dem Anwachſen des Verkehrs geht zurzeit noch Hand in Hand ein gewiſſes Steigen der Ver— kehrsunfallzifſern. Je größer und verkehrs⸗ reicher eine Stadt, deſto mehr Verkehrsunfall⸗ gefahren bietet ſie. Dieſe Geſetzmäßigkeit ſtimmt für die letzten Jahre indeſſen nicht mehr uneingeſchränkt. Denn die Maßnahmen zur Verhütung von Verkehrsunfällen, die mit größtem Eifer ergriffen worden ſind und in immer wachſendem Maße und unter ſtändiger Verwertung bisheriger Erfahrungen weiter ausgebaut werden, haben bereits Erfolg ge— zeitigt. Ein Beweis, daß die Bekämpfung der Verkehrsunſälle ficht fruchtlos bleibt, ſoſt⸗ dern einen Sinn hat. Was die Kinder-Verkehrsunfälle im beſon⸗ deren betrifft, ſo ſind hier Eltern und Lehrer in gleicher Weiſe an ihrer Bekämpfung be— teiligt. Das vorſchulpflichtige Kind iſt natur gemäß erſt von dem Alter an ſtärker durch Verlehrsmittel gefährdet, in dem es ohne Begleitung im Straßenverkehr überhaupt zu finden iſt, alſo etwa im Alter von 3 bis 4 Jahren, meiſt aber wohl erſt vom fünften Jahre an. In dieſem Alter ſind die Kinder ganz beſonders in Gefahr, und zwar aus einem pſychologiſchen Grunde. Das Kind, das dem Fragealter entwachſen iſt, fühlt ſich auf einmal in jeder Lage ungeheuer ſicher. In dieſem Alter hilft nur, daß Eltern und Er— zieher auf das Kind ſo aufmerkſam achten, daß nichts geſchehen kann, und daß die Fahr— zeuglenker ihre äußerſte Gewiſſenhaftigkeit darin erweiſen, daß ſie bereits ſo langſam fahren, daß ſie jederzeit bremſen können, wenn ſie Kinder auch nur ruhig auf dem Bürger⸗ ſteig ſpielen ſehen. Im Schulalter kann ſchon mehr die verſtandesmäßige Verkehrsſchulung einſetzen. Die ſchuliſche Verkehrserziehung iſt eine notwendige Einrichtung, mehr noch wirkt aber ſicher die Verkehrserziehung in der Pra⸗ ris, wie ſie auf Spaziergängen, Wanderun⸗ gen uſw. geübt werden kann. Koſtenfreie Schuträume für die HJ zum Staatsjugendtag. Der Reichs- und preußiſche Innenmimiſter hat den nachgeordneten Behör. den zur Kenntnis gebracht, daß er im Einver— nehmen mit dem Reichs- und preußiſchen Mi—⸗ niſter für Wiſſenſchaft, Erziehung und Volks. bildung keine Bedenken dagegen habe, daß die Gemeinden der Hitler-Jugend für die Durch, führung des Staatsjugendtages Schulräu— me einſchließlich Heizung und Beleuchtung un. entgeltlich zur Verfügung ſtellen, ſoweit di— Gemeinden, wenn die Einrichtung des Staats jugendtages nicht getroffen wäre, die Schul räume einſchließlich Beleuchtung und Be dad ung für den Unterricht vorhalten müß— en. Reichsregelung der Heilsarmeeſammlun⸗ gen. Der Reichs- und preußiſche Innenmini⸗ ſter hat der Heilsarmee die Genehmigung er— teilt, die Zeitſchrift„Der Kriegsruf“ auf Straßen und Plätzen, in Gaſt- und Vergnü⸗ gungsſtätten, i Haus zu Haus ſowie durch unmittelbares Einwirken von Perſon zu Per- ſon zu vertreiben. Weiter iſt ihr genehmigt worden, diejenigen Perſonen, die bisher regel⸗ mäßig der Heilsarmee Spenden gegeben ha— ben, um die Hergabe von Spenden anzu⸗ gehen. Das Sammeln von Spenden auf Straßen und Plätzen, in Gaſt- und Vergnü⸗ gungsſtätten und von Haus zu Haus iſt un⸗ zuläſſig, ebenſo iſt das Mitführen von Sam— melbüchſen beim Verkauf des„Kriegsruf“ und beim Abholen der Spenden verboten. Jede auffällige Werbetätigkeit der Heilsarmee, ins- beſondere die Verwendung von Muſikkapel⸗ len, ſoll ebenfalls unterbleiben. Während der Dauer des Winterhilfswerkes ſoll beſonders darauf Bedacht genommen werden, daß die Sammlungen zugunſten des Winterhilfswerks nicht beeinträchtigt werden. Gegen Werbemißbräuche. Es iſt ver⸗ ſchiedentlich feſtgeſtellt worden, daß zum Zweck der Wirtſchaftswerbung die Bezeichnungen „Hilfswerk für Mutter und Kind“, ſowie „Kraft durch Freude“, oder andere Bezeich⸗ nungen von Organiſationen der Partei und des Staates benutzt worden ſind. Der Werberat der Deutſchen Wirtſchaft weiſt dar⸗ auf hin, daß die mißbräuchliche Verwendung ſolcher Bezeichnungen unterſagt iſt. Unter dieſe Beſtimmung falle auch die Wirtſchafts⸗ werbung mit Zeichen, die den Plaketten oder Symbolen des Winterhilfswerkes, des Amtes für Volkswohlfahrt oder Kraft durch Freude und ähnlicher Organiſationen von Partei und Staat nachgebildet ſind.