Bekanntmachung Mitte dieſes Monats erhält jeder Haus⸗ beſitzer eine Ernennung zum Luftschutz⸗Hauswart und gleichzeitig eine Aufforderung zur Teil⸗ nahme an einem praktiſchen Ausbildungs-Kur⸗ ſus. Kein Volksgenoſſe darf ſich dieſer vater— ländiſchen Pflicht, die im Intereſſe des Selbſt⸗ ſchutzes jedes Einzelnen liegt, ohne triftigen Grund entziehen. Nach Ausbildung der 1500 Hauswarte erfolgt in Viernheim die endgültige Entrüm⸗ pelung der Dachböden. Heil Hitler! Bürgermeiſterei: gez.: Bechtel. Polizeiamt: gez: Bullmann. N. S. D. A. P.: gez.: Franzke. Reichsluftſchutzbund, Ortsgruppe Viern⸗ heim: gez.: Moskopp. Lokales Viernheim, 8. Januar * 772 Unterſtützungsempfänger. Am 31. Dezember hatten wir hier 772 Unter⸗ ſtützungsempfänger. Dieſe verteilen ſich wie folgt: 167 Alu-, 127 Kru- und 478 Wohlu— Empfänger. Bei den letzteren ſind auch die Ortsarme mit eingerechnet. * Luftſchutz⸗Hauswart. Bis Mitte dieſes Monats erhält jeder Hausbeſitzer eine Ernennung zum Luftſchutz-Hauswart und gleichzeitig eine Aufforderung zur Teil— nahme an einem praktiſchen Ausbildungskur— ſus. Es iſt vaterländiſche Pflicht, daß ſich jeder Hausbeſitzer hier zur Verfügung ſtellt und im Intereſſe des Selbſtſchutzes ſich aus— bilden läßt. * „Hausmacherwurſt“ Zu der Frage, ob die Benennung„Haus⸗ macherwurſt“ überhaupt eine Herkunftsbezeich— nung und nicht viel mehr eine Bezeichnung für die Art der Zubereitung iſt, hat die Handels- kammer Weſermünde nachſtehende Aus— kunft gegeben: Nach der in den Kreiſen der hieſigen Kolonialwaren- und Lebensmittel- händler vertretenen Auffaſſung iſt die Bezeich- nung Hausmacherwurſt auch als eine Bezeich— nung für die Art der Zubereitung und nicht als Herkunftsbezeichnung anzuſehen. Man iſt in dieſen Kreiſen ferner der Meinung, daß auch gewerbsmäßig zum Wiederverkauf bereit— geſtellte Wurſt die Bezeichnung„Hausmacher— wurſt“ tragen darf, wenn ſie die gleiche Art der Zubereitung aufweiſt, wie die beim Bau- ern und Landwirt zum eigenen Gebrauch her— geſtellte Wurſt. Meldepflicht der Handelsber. treter und Handelsmakler Der Leiter der Fachgruppe Handelsver— treter und Handelsmakler in der Wirtſchafts—⸗ gruppe Vermittlergewerbe hat im Einverneh⸗ men mit dem Leiter der Reichsgruppe Handel die Beſtimmungen über das Meldeverfahren herausgegeben. Aufgrund der Anordnung des Reichswirtſchaftsminiſters vom 29. November 1934 über die Anerkennung der Wirtſchafts⸗ gruppe, Vermittlergewerbe ſind die Handels vertreter und Handelsmakler, alſo ſolche Un⸗ ternehmer und Unternehmungen, die eine Tä⸗ tigkeit im 88 84 und 93 HGB. ausüben, an⸗ meldepflichtig. Das Anmeldeverfahren wird in der Zeit vom 2. bis zum 15. Januar 1935 durchgeführt Ausgenommen von der Melde- pflicht ſind Handelsvertreter und Handels- makler, die gemäß der verſchiedenen Verord⸗ nungen und Anordnungen über den Aufbau des Reichsnährſtandes ausſchließlich zum Reichsnährſtand gehören. Anmeldepflichtig ſind dagegen auch ſolche Unternehmer und Unternehmungen, die eine Tätigkeit als Han⸗ delsvertreter und Handelsmakler neben einem anderen Gewerbe ausüben. Die Meldung gilt nur dann als ord⸗ nungsmäßig vollzogen, wenn ſie auf dem da⸗ zu beſtimmten Meldevordruck bei gleichzeitiger Zahlung des Beitrages von Mk. 1,50 für Dezember 1934 erfolgt. Der Meldevordruck wird auf Anfordern gegen Einſendung des Rückportos zugeſandt. Die Anſchrift der Meldeſtelle für den Kreis Heppenheim a. d. B. lautet: Gg. Raab, e a. d. B., Ferdinand Wer⸗ nerſtraße 13. Ein Lehrbuch für de n Deutſchen beitsdienſt. Der Referent für Abele dung in der Reichsleitung des Arbeitsdien⸗ ſtes, Dr. Rutz, teilt in der Führerzeitung des Arbeitsdienſtes mit, daß demnächſt ein Lehrbuch über die im Arbeitsdienſt vor⸗ kommenden Arbeiten herauskommen werde, Dieſes Lehrbuch ſei im Intereſſe der Weiter⸗ bildung der Arbeitsdienſtführer notwendig und als ein Handbuch für jeden Führer gedacht. Es werde als„Handbuch für Arbeitstech⸗ nik erſcheinen, das vom Planungsamt der Reichsleitung in Gemeinſchaft mit dem Reichs⸗ kuratorium für Wirtſchaftlichkeit unter Mit⸗ arbeit von Arbeitsdienſtführern und anerkann⸗ ten Fachleuten des Baugewerbes entwickelt werde. Das Werk werde in Heften veröffent⸗ licht, wobei die erſten Hefte anfangs 1935 er⸗ ſcheinen ſollen. 5 * Radfahrer mit Jahresringen. Eine be⸗ reits in der Praxis in wenigen deutſchen Städten bewährte Selbſthilfe der Radfahrer iſt nunmehr von der Reichsgemeinſchaft für Radfahrwegebau einheitlich für das ganze Reichsgebiet in die Wege geleitet worden. Es handelt ſich um die Ausgabe von Jahres ringen zum Preiſe von einer Reichsmark. Der Ring wird als Erkennungszeichen für eine freiwillige Radfahrwegebauabgabe am Fahr⸗ rad befeſtigt. Mit dem Verkauf der Ringe innerhalb des Deutſchen Radfahrverbandes und durch die Fahrradhändler iſt begonnen worden. Die Erlöſe werden in den Orten, wo ſie aufgebracht worden ſind, für den Bau von Fahrradwegen für den Erholungs⸗, Aus⸗ flugs⸗ oder Wanderverkehr verwendet. Die von den Gemeinden für den genannten Zweck neu angelegten privaten Radfahrwege ſollen nur den Radfahrern freigegeben wreden, die im Beſitze eines Jahresringes ſind. Selbſtver⸗ ſtändlich iſt, daß die Benutzung etwaiger Rad⸗ fahrwege an öffentlichen Wegen nicht von dem Beſitz von Jahresringen abhängig gemacht werden kann. Deutſche Tennisſiege gab es beim inter⸗ nationalen Turnier in St. Moritz. Gottfried von Cramm ſchlug den Franzoſen de Thomaſ⸗ ſon 6:2, 6:1, Heinrich Henkel gewann über den Italiener Martinelli 6:3, 6:4 und im Doppel ſiegten von Cramm-Henkel 6:2, 6:1 über Atzli⸗Monteri. * Erich Möller ging am Sonntag auf der Berliner Winterbahn an den Start. In einem Lauf zur Wintermeiſterſchaft der Steher, die Möller ſchon einmal gewonnen hatte, kam er hinter den Franzoſen Graſſin und A Wambſt nicht über den dritten Platz hinaus. Wettervorherſage: Im Verfolg des Vordringens des weſt⸗ ruſſiſchen Hochs iſt mit der Ausbreitung kal⸗ ter Luftmaſſen zu rechnen; die Nieder- ſchlagstätigkeit, deren Urſache ein Tief über der Rheinmündung iſt, dürfte bald nach⸗ laſſen, ſo daß bei weiterem Abſinken der Temperaturen nur noch vereinzelt Schnee⸗ fälle eintreten werden; ſtellenweiſe Nebel. Kälte und Schneefälle auch in Griechen land. In ganz Griechenland iſt ſtarke Kälte eingezogen. Die Gebirgsgegenden melden ergiebige Schneefälle Viele Verbin⸗ dungen ſind unterbrochen. Manche Dörfer in Mazedonien ſind von jedem Verkehr ab⸗ geſchnitten. miniſterium teilt amtlich mit: Die am e 9 oe as Reichspoſt⸗ 5 Fung f funk beteiligten Reichsminiſterjen(Reichspoſt⸗ miniſterium, Reichsfinanzminiſteruum und Reichsminiſterium für Volksaufklärung und Propaganda) haben beſchloſſen, zum 1. April 1935 eine Neuregelung der Beſtimmungen über den Erlaß von Rundfünkgebühren ein⸗ Neuregel un aaa rlaſſes. treten zu laſſen. Zum gleichen Zeitpunkt wird die Zahl der gebührenfreien Rundfunkemp⸗ fangsanlagen für hilfsbedürftige Volksgenoſ⸗ ſen um rund 180 000 erhöht werden. Nähere Einzelheiten werden ſpäter veröffentlicht wer⸗ den. * Woher ſtammt das Elfenbein? Seit einer Reihe von Jahren iſt bei der Gewinnung des Elfenbeins der afrikani⸗ ſche Elefant ſtark in den Hintergrund getre⸗ ten; denn inſolge der rückſichtsloſen Jagd⸗ methoden iſt er immer ſeltener geworden und er wurde daher von der internationalen Na⸗ turſchutzkonferenz unter abſoluten Schutz ge⸗ ſtellt, um ſein völliges Ausſterben zu ver⸗ hüten. Schon ſeit längerer Zeit hat ſich in⸗ folgedeſſen der Elfenbeinhandel immer mehr dem vom Mammut ſtammenden„foſſilen Elfenbein“ zugewandt. Der Hauptfund⸗ ort des foſſilen Elfenbeins ſind die Neuſibiri⸗ ſchen Inſeln. Die Eingeborenen, Tunguſen und Jakuten, beſuchen dieſe alljährlich im zei⸗ tigen Frühjahr und verrichten ihre Sammel- tätigkeit in der Hauptſache in der zweiten Maihälfte. Von dort werden die Stoßzähne, die zum Teil drei bis vier Meter lang ſind, nach Jakutſk, dem Zentrum des ſibiriſchen Elfenbeinhandels, und dann weiter zu den verſchiedenen ausländiſchen Märkten beför⸗ dert, unter denen London die erſte Stelle ein⸗ nimmt. Foſſiles Elfenbein iſt übrigens auch in Alaska in großer Menge gefunden wor⸗ den. Aber die von dort ſtammenden Stücke haben keinen Handelswert, da ſie im allge⸗ meinen in ſtark verwittertem Zuſtande ſich befinden. Man geht der Grippe zu Leibe Seit Jahrzehnten bemüht ſich die Heilkun⸗ de, ein Serum gegen die Grippe, der jährlich viele Tauſende zum Opfer fallen, zu finden, und es ſcheint, als wenn ſchon in nächſter Zeit das Ziel erreicht ſein wird. Drei engliſchen Aerzten. Dr. Andrewes, Dr. Wilſon Smith und Dr. Lailaw, die im Mill⸗Hill⸗Laboratorium des Britiſchen Na⸗ tionalinſtituts für mediziniſche Forſchung ar⸗ beiten, iſt eine wichtge Entdeckung gelungen. Sie beſchäftigten ſich mit der Schweinegrippe und beobachteten, daß die Mäuſe, die mit den erkrankten Schweinen in Berührung ka⸗ men, auch an Grippe erkrankten. Man wuß⸗ te wohl, daß Schweine durch die Menſchen⸗ grippe angeſteckt werden können und ſo forſchte man, ob etwa die Mäuſe auch von der Menſchengrippe angeſteckt würden, was, wie die Verſuche ergaben, in der Tat zutrifft. Es iſt jetzt angeblich nur noch eine Frage der Zeit, aufgrund dieſer wichtigen Feſtſtellung ein Grippeſerum herzuſtellen und dadurch einer der gefährlichſten Krankheiten ihren bösartigen Charakter zu nehmen. Der Grip⸗ peerreger, ein Bazillus von unvorſtellbarer 0 0 konnte bisher noch nicht ermittelt werden. l Viernheimer Schachklub gegr. 1934. Clublokal:„Zum grünen Haus“ Spielabend: jeweils Donnerstags 8 Uhr Winterturnler des Olernheimer Sehachklubs! Bei den bis jetzt durchgeführten Turnierſpielen ergibt ſich folgender Tabellenſtand: Namen Spiele gew. Walter, Willi 16 15 Frank, Georg 14 Martin, Franz 9 Adler, Heinrich 8 Neff, Georg 6 Jäger, Valtin 8 Benz, Jakob Fiſcher, Karl Froſchauer, Hans Schmitt, Valtin Theobald, Ludwig Hanf, Jakob Kugler, Joſef Effler, Nikolaus Chriſtmann, Hermann Hofmann, Franz Schüßler, Karl Fetſch, Ernſt Merkel, Auguſt Hofmann, J. Effler, Adolf Weinlein 15 e Y οον οο D — Otto- S 1— Bekanntmachung Betreffend: Faſelweſen. Ein zur Zucht untauglicher, ausgemäſt⸗ teter Bulle, ca. 18— 20 Ztr., Zjährig, ſowie 4 Ziegenböcke ſollen abgegeben werden. Angebote ſind verſchloſſen bis ſpäteſtens Mittwoch, den 9. ds. Mts., vormittags 11 Uhr, hier abzugeben. Für den Zuchtbullen muß das Angebot auf das Kg. Lebendgewicht lauten. Viernheim, den 4. Januar 1935 Bürgermeiſterei Viernheim Bechtel Bekanntmachung Betr.: Die Lage auf dem Wohnungsmarkt. Für grundlegende Entſcheidungen auf dem Gebiete des Wohnungsmarktes iſt eine Zählung der leerſtehenden Wohnungen not⸗ wendig. Es werden daher alle Hausbeſitzer, wel— che leerſtehende Wohnungen haben, erſucht, dieſelben bis zum 9. Januar 1935 hier auf dem Baubüro angeben. Viernheim, den 4. Januar 1935 Bürgermeiſterei Viernhein Bechtel Jung. Ehepaar Kräftige Aulnehmer ſucht(pünktl. Stück von 20 Pfg. an Zahler) Fensterleder f Stück von 35 Pfg an 5 f mme 1 U. Hüche Bürsten 15 esen— per ſofort oder schrunber baldmöglichſt. Waſchmittel in großer Aus⸗ Anfragen an d. wahl Expedition. Abschlag in Pers 0/1 Paket 60 Pig. ½ Paket 32 Pig. Eine Bett- Stelle und zwei Lauler- Jonweine zu verkaufen. Panduren- gasse 11 3% Rabatt Federbetten Sid A. oppdecken, eck- 4 heiten und 4 Missen, Je welehe ſlaumige feder. Anzeigen lüllung, gegen finden in dieſer 135.— Mark in har. Zeitung große Beachtung und aus meinen Beſtänden abzugeb dadurch guſcriſten an: Mohrio Feder- Dnten krlold! beiten, an ds. Blatt. 1 Weinheimer Schweinemarkt Zugeführt 372 Stück, verkauft 269 Stück. Milchſchweine das Stück von 7—16 Mark Läufer das Stück von 17—37 Mark. Markt⸗ verlauf gut. Vekeins⸗Anzeiger Männergeſangverein. Am Samstag, den 12. ds. Mts. wird das Programm von unſerem Familienabend nochmals aufge- führt. Am Donnerstag abend 8 Uhr ver⸗ ſammeln ſich die Spieler und Spielerinnen im Lokal. Die Sänger treten am Samstag abend 8 Uhr an. Der Vorſitzende. Turnverein von 1893.(Handball). Das Hallentraining findet am Mittwoch abend 8 Uhr im Freiſchütz ſtatt.(Nicht Sport⸗ halle.) Alles hat zu erſcheinen. D. Sp. Geflügelzucht-Verein Viernheim. Das verbilligte Mais kann ſofort gehalt werden bei Joh. Ad. Adler 2., Adolf Hit⸗ lerſtraße. Ztr. 10 Mark. Der Vorſitzende. Zum Broteinschlagen haben wir ſtets alſte Zeitungen vor 0 Druckerei Viernheimer Anzeiger 4 1 5 0 10 10 7 1 Familien ⸗ Drucksachen Verlobungs-, Vermühlungs- u. Geburts- Anzeigen, Glückwunsch- und Besuchs- Karten liefert in moderner Ausführung Druckerei Ulernheimer Anzeiger verl. Pkt. 89 69 5 1 4 durch verletzt, 0 (Liernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten) Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 1,40 Mk. frei ins Haus gebracht.— Gratis⸗Beilagen: wöchentlich den„Illuſtrierten Sonntag“, halbmonatlich die„Heimatblätter“, zweimal jährlich den Fahrplan und den Wandkalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. bei den Boten Verkünd⸗ und Anzeigeblatt für Viernheim ſeit dem Jahr 1883 Fernſprecher 117.— Telegr.: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Frankfurt a. M., Verantwortlich für den Anzeigenteil: Joh. Martin, Viernheim. Einzel⸗Verkauf der Zeitung von der Geſchäftsſtelle 5 Pfg., Samstags⸗Ausgabe 10 Pfg. ſernheimer Anzeſoer Viernheimer Zeitung (Viernheimer Bürger-Ztg.— Viernh. Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die 12geſpaltene Millimeter⸗Zeile 2 Pfennig, Reklame 9 Pfennig, bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor— mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ämtlichen Annoncen-Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Geſchäftsſtelle: Adolf Hitlerſtr. 36, Schriftleitung, Druck u. Verlag: J. Martin. Viernheim N. 7 Mittwoch, den 9. Januar 1935 52. Jahrgang Gespräche und Protokolle Der Rombeſuch des franzöſiſchen Außen— miniſters Laval iſt zu Ende. Paris iſt begeiſtert von dem Ergebnis, und die gro— ßen Blätter feiern Laval in den höchſten Tönen. Er iſt höchſt populär geworden, dieſer franzöſiſche Außenminiſter: überall wird hervorgehoben, daß mit Laval erſt— mals nach dem Krieg ein aktiver franzöſi— ſcher Miniſter in Rom einen offiziellen Staatsbeſuch machte und daß Laval ſeit 30 Jahren der erſte franzöſiſche Miniſter iſt, der vom Papſt empfangen wurde. Viele Pariſer Blätter bezeichnen die Er— klärungen Muſſolinis und Lavals als Be— ſiegelung der franzöſiſch-italieniſchen Freundſchaft, die ſich in der Zukunft aus⸗ wirken müſſe. Viele Blätter gehen im Ueberſchwang ihrer Gefühle ſoweit, von einer reſtloſen Zuſtimmung Italiens zur franzöſiſchen Politik zu ſprechen, die mit den Intereſſen des Friedens identiſch ſei, obwohl Italien in Afrika nicht alles ur— ſprünglich Geforderte zugeſtanden erhalten habe. Auch die Unterredung Lavals mit dem Papſt, bei der die Saarfrage und an— geblich auch ein Konkordat mit Frankreich zur Sprache gekommen ſein ſollen. wird als bedeutſam in mehr als einer Beziehung bezeichnet. Dabei verkennen verſchiedene Blätter allerdings nicht, daß die franzöſiſch— italieniſche Freundſchaft erſt ihre Probe be— ſtehen müſſe. Gegenüber dem Ueberſchwang, der in der Pariſer Preſſe zutage tritt, ſcheint es uns notwendig, die Ergebniſſe von Rom einmal mit jener Nüchternheit zu betrachten, die der Politiker in ſolchen Situationen haben muß, wenn er die Lage richtig erkennen will. Fragen wir alſo ganz ruhig und lei⸗ denſchaftslos: was iſt eigentlich erreicht? Die Antwort kann nur lauten: es haben in Rom ſicher viele bedeutungsvolle Ge— ſpräche ſtattgefunden, und es ſind dar— über einige Protokolle aufgenommen und unterzeichnet worden, Protokolle, deren Wichtigkeit für die internationale Politik kein vernünftiger Menſch beſtreiten wird, aber ein feſtumriſſener Pakt, alſo etwa ein franzöſiſch⸗italieniſcher Bündnisvertrag oder ähnliches, wie man es in Paris vorher er— wartet hatte, iſt nicht zuſtandegekommen. Die kritiſchen Beurteiler in Italien und in Frankreich weiſen daher auch jetzt ſchon da— rauf hin, daß in Rom wohl nur Teilpro— bleme behandelt und Teillöſungen erzielt worden ſind, die an der Kernfrage noch nicht viel ändern. Im Mittelpunkt der Verhandlungen Muſ— ſolini- Laval ſtand natürlich die öſter⸗ reichiſche Frage. Die Protokolle und Abmachungen ſtellen mit der üblichen Be⸗ friedigung' feſt, daß die beiden Mächte die gleichen Anſichten über die Hauptfragen der Politik feſtgeſtellt hätten. Dabei iſt aber ſchon heute klar, dag Frankreich auch weiterhin auf der Seite der„Kleinen Entente“— bekanntlich das Staaten— bündnis Tſchechoſlowakei, Südſlawien, Ru⸗ mänien— ſtehen wird, wenn es gilt, die Forderungen nach Reviſion der ſogenann⸗ ten Friedensverträge, die in Wirklichkeit ja gar keine ſind, abzuweiſen. Gleichzeitig aber bleibt Jtalien an der Seite Ungarns, das ſeinen Anſpruch auf friedliche Vertrags⸗ reviſion nicht aufgibt, und damit in ſcharfe Gegnerſchaft zur Kleinen Entente geraten iſt. Was nun Oeſterreich anlangt, ſo wurde in Rom beſchloſſen, den öſterreichi⸗ ſchen Nachbarſtaaten den Beitritt zu einem Abkommen zu empfehlen, durch das ſie ſich verpflichten, ſich in die öſterreichiſchen An⸗ gelegenheiten nicht einzumiſchen. Das iſt alſo nichts als ein Vorſchlag, den die beiden Verhandlungspartner an die anderen Staa⸗ ten richten. Mehr konnte ja in Rom auch gar nicht erreicht werden, weil nämlich das Problem Oeſterreich nicht von Italien und Frankreich allein gelöſt werden kann, ſon⸗ derm weil auch noch andere Staaten dazu gehören. Vor allem das Deutſche Reich. Es zeigt ſich ſchon an dieſer Tat- ſache, daß eine Neuordnung in Europa im Sinne einer Befriedung ohne Deutſchland ſchlechterdings unmöglich iſt. Nun hat Deutſchland die Unabhängigkeit Oeſterreichs immer reſpektiert— andererſeits aber hat gerade Frankreich dieſe Unabhängigkeit da⸗ daß es dem öſterreichiſchen Empfang in der Saarheimat Begeiſterte Begrüßung der Amerila⸗Deutſchen in Saarbrücken— Eindrucksvolle Kund⸗ gebung der deutſchen Bevölkerung— Ein rieſiger Demonſtrationszug Saarbrücken, 9. Januar. Zum Empfang des Sonderzuges aus Berlin mit den abſtimmungsberechtigten Amerika-Deutſchen hatte ſich vor dem Bahn— hof in Saarbrücken eine rieſige Menſchen⸗ menge eingefunden, die die Deutſch-Ameri⸗ kaner mit großer Begeiſterung begrüßte. Die Ankommenden wurden zZunächſt in ein Cafe gebracht, wo ſie verpflegt wurden. Die Bevölkerung ſang das Deutſchland- und das Horſt⸗Weſſel⸗Lied. Die Polizei ſetzte ein Ueberfallkommando ein und verſuchte die Menge zu zerſtreuen. Es bildete ſich ein die ganze Bahnhofsſtraße füllender Demonſtra— tionszug, der die Polizeikette überrannte und ſich faſt eine Skunde lang bis zum Stadtteil St. Johann und in alle Nebenſtraßen fortſetzte. Es herrſchte eine Begeiſterung, die faſt keine Grenzen kannte. An zahlloſen Fenſtern und allen Balkons erſchienen die Menſchen und hoben den Arm zum Gruß. Geſchäftsinhaber und Perſonal liefen auf die Straßen und begrüßzten den Demonſtrationszug. Lediglich am Gebäude der franzöſiſchen Bergwerksdirektion verſuchten etwa u 15 bis 20 Separatiſten ihrer Meinung durch Frei— heitsrufe Ausdruck zu geben. Sie wurden aber ſofort durch die Polizei zurückgedrängt. Auch eine große Menge von Ausländern, u. a. Angehörige der Abſtimmungskom— miſſion, die ſich gerade zu einer Preſſe— ſizung in das evangeliſche Gemeindehaus „Wartburg“ begaben, wurde Zeuge dieſes ſpontanen Ausbruches der Begeiſterung. Die Kraftwagen waren faſt 20 Minuten in die Menſchenmenge eingekeilt. Unzulänglich vorbereitet Der Verlauf der Vorabſtimmung. Saarbrücken, 9. Januar. Auch am zweiten Tag ging die Vorab— ſtimmung im Saargebiet nur unter ſehr mäßiger Beteiligung vor ſich. In einigen Teilen des Gebietes haben faſt ausſchließ— lich die dazu verpflichteten Landjäger und die blaue Polizei abgeſtimmt. So meldet man aus dem Kreiſe Ottweiler eine ſehr ſchwache Beteiligung. Als reichlich unver⸗ ſtändlich und wenig glücklich fiel überall auf, daß in dem zur Vorbereitung für den Landkreis Saarbrücken beſtimmten Wahl⸗ lokal, der Kreisſparkaſſe, die Wahlurne fehlte, was naturgemäß das Vertrauen in die Ge— heimhaltung der Stimmabgabe und die ſon— ſtige Sorgfältigkeit der techniſchen Vorbe⸗ reitungen der Abſtimmungskommiſſion nicht gerade ſonderlich ſtärkte. Die Abſtimmungs— kommiſſion ließ allerdings nachmittags auch dort eine Wahlurne aufſtellen. Vorher wur⸗ Staat durch das bekannte Lauſanner kommen eine Anleihe nur unter ganz be⸗ ſtimmten politiſchen Bedingungen gewährt hat. Schließlich aber iſt auch das Selbſtbe⸗ ſtimmungsrecht ein Beſtandteil der Unab⸗ hängigkeit eines Staates! Daß Muſſolini ſich zur Nichteinmiſchung in die öſterreichi⸗ ſchen Verhältniſſe bereitgefunden hat, iſt ein Entgegenkommen gegenüber Frankreich, denn bisher hat Italien ſich als eine Art Schutzherr über Oeſterreich gefühlt. Im übrigen wird man abwarten müſſen, was in der öſterreichiſchen Frage nunmehr praktiſch getan wird. Vermutlich wer⸗ den Frankreich und Italien an die übrigen Staaten mit dem Vorſchlag des Nichtein⸗ miſchungspaktes herantreten und erſt dann wird man weiterſehen. Der Reſt der römiſchen Verhandlungen galt den eigentlich franzöſiſch⸗engliſchen Fragen, vor allem dem großen Fragenkom⸗ plex eines Kolonialabkommens zwiſchen den beiden Mächten. Es ſcheint, Ab⸗ den die Stimmzettel lediglich in Umſchlägen gebündelt und offen auf den Tiſch gelegt. Man ſucht ſich darauf zu berufen. daß für die Vorwahl Urnen nicht unbedingt erfor— lich ſeien, mußte ſich jedoch angeſichts des an ſich ſchon ſehr geringen Zuſpruches zu der Vorabſtimmung dazu bequemen, ſoweit wie möglich das mangelnde Vertrauen einiger— maßen durch vernünftige Handhabung der techniſchen Maßnahmen wiederherzuſtellen. Verzicht auf eine Exmittierung Saarbrücken, 9. Januar. Die Bezirksleitung der Kommuniſtiſchen Partei des Saargebietes, die in einem der Stadt Saarbrücken gehörenden Hauſe in der Herbert-Straße untergebracht iſt, iſt ſchon vor längerer Zeit von der Stadt Saarbrük— ken gekündigt worden, weil das Haus in einem unbewohnbaren Zuſtand geraten iſt. Die immer wieder hinausgeſchobene Kündi— gung war ſchließlich zum 31. Dezember 1934 wirkſam geworden. Da die Kommuniſten trotzdem nicht auszogen, hatte die Stadtver— waltung die Exmittierung eingeleitet. Die Kommuniſten behaupteten nun, daß es ſich um eine Maßnahme aus politiſchen Grün⸗ den handele. Um einer politiſchen Aus— ſchlachtung des Vorfalles vorzubeugen, hat die Stadt Saarbrücken, obwohl ſie vollkom— men im Recht iſt, wie auch die Abſtim— mungskommiſſion anerkannt hat, bis zum 15. Januar auf die Exmittierung der Kom— muniſten verzichtet. Flucht aus den Dominialſchulen Saarbrücken. 9. Januar. Ueberall im Saargebiet hat eine Flucht aus den franzöſiſchen Schulen eingeſetzt. In Louiſenthal, Klarenthal und Sulzbach ha— ben ſämtliche deutſchen Kinder die Doma— nialſchulen verlaſſen und ſie den Kindern von Emigranten und Franzoſen überlaſſen. Auch in zahlreichen anderen Orten haben deutſche Bergleute ihre Kinder aus den Schulen herausgenommen. Ein ganzer Kai in den Fjord geſtürzt Erdrutſchlataſtrophe in der norwegiſchen Hafenstadt Drammen— Mehrere Lagerhäuſer in den Fluten verſchwunden— Eine Glasfabrik gefährdet Oslo, 9. Januar. In der norwegiſchen Hafenſtadt Dram⸗ men iſt infolge eines Erdrutſches der ganze Kai in der Länge von mehreren hundert Metern und die Lagerhäuſer der Glasfabrik von Drammen mittags in den Fjord geſtürzt. Bei dieſer Naturkata⸗ ſtrophe haben vier Menſchen das Leben verloren. Als Urſache des Erdrutſches, deſſen Aus— wirkungen im Augenblick noch nicht abzuſe— hen ſind, werden Veränderungen auf dem Meeresgrunde vermutet. Sie dürften in jenem Teile des Fjords erfolgt ſein, der unmittelbar den La— gerhäuſern der Glasfabrik vorgelagert iſt. Vier Perſonen werden vermißt. Man be— fürchtet, daß ſie bei der Kataſtrophe ums Leben gekommen ſind. Zwei Männern ge— lang es wie durch ein Wunder, ſich noch im letzten Augenblick zu retten. Geiſtesgegen— wärtig ſprangen ſie über den Erdriß, der ſich bildete, als das Unglück begann. Es wird befürchtet, daß infolge der Loche— rung des Baugrundes auch noch das Verkaufslager der Glasfabrik von Dram— men, in dem ſich ſehr große Mengen von Glaswaren befinden, teinſtürzen wird. Drammen iſt eine Hafenſtadt mit etwa 26 000 Einwohnern im ſüdweſtlichen Nor— wegen, nahe Oslo, am Drammens Fjord, in den ſich der Fluß Drammenſelo ergießt, und iſt neben der Glasinduſtrie und Schiffahrt insbeſondere für die norwegiſche Holzinduſtrie von Bedeutung. Die Fjorde ſind ſchmale, tiefe Meeresſtraßenarme, die weit ins Land eingreifen, meiſt gewunden ſind und ſich landeinwärts verzweigen. Sie haben ſteile Wände und ſtellen in ihrer un— vergleichlichen landſchaftlichen Schönheit eine beſondere Sehenswürdigkeit Norwe— gens dar. Ihren Urſprung haben die Fjorde in ehemaligen Flußtälern, die in der Eiszeit von Gletſchern erfüllt waren und ins Meer abgeſunken ſind. Hungerſtreil in einer Grube Brüx, 9. Januar. Seit Samstag vergangener Woche be— findet ſich die Belegſchaft des Anna-Schach⸗ tes bei Elbogen in Stärke von 20 Mann im Hungerſtreik. Der Grund zu dieſem Schritt liegt darin, daß der Beſitzer der Grube Jo— ſef Weinkauf den Arbeitern ſchon ſeit Wo— chen keinen Lohn ausgezahlt hat und nun ins Ausland verſchwunden iſt. In der Grube iſt eine Zwangsverwaltung einge— ſetzt worden. Die Bergarbeiter ſind ent— ſchloſſen, ſolange in der Grube zu bleiben, bis ihnen die Bezahlung der geſchuldeten Löhne gewährleiſtet wird. als ob die franzöſiſchen Zugeſtändniſſe nicht] erörtert worden ſei. So meldet der Bericht— gerade überwältigend zu nennen ſind. Die Grenzen von Erythrea, von Somaliland uſw. werden zu Italiens Gunſten etwas ver— ſchoben, es erhält auch einen Anteil an der franzöſiſchen Bahn nach Abeſſinien, wohin ſich neuerdings die Wünſche Roms beſau⸗ ders lenken. Mögen dieſe Regelungen den koſoniaſen Ehrgeiz der Italiener etwas befriedigen ſ iſt andererſeits das mitteleuropä⸗ iſche Problem in ſeinem Kern unge— löſt geblieben. Weder ſind die Fragen über die Reviſion der Grenzen im Donauraum zu einer übereinſtimmenden Stellungnahme gebracht, noch ſind die wirtſchaftlichen An⸗ gelegenheiten des Donaugebietes, um die es in erſter Linje geht, in ein neues Stadium gelenkt worden. In dieſem Zuſammenhange beſchäftigt die Stellung Deutſchlands mehr oder weniger alle Pariſer Blätter und deren römiſche Berichterſtatter, die erneut verſichern. daß die Abrüſt ungsfrage erſtatter des„Petit Pariſien“, die Habs— burger Frage ſei, um die Kleine Entente zu beruhigen, als nicht aktuell bezeichnet wor— den. Das römiſche Abkommen ſehe auch eine Regelung der Abrüſtungsfrage vor. Die franzöſiſche und die italieniſche Regie⸗ rung hätten ſich verſprochen, gemeinſam nach einer geeigneten Formel zur Beſchrän— kung der Rüſtungen, und zwar in enger Gemeinſchaft mit der Londoner Regierung zu ſuchen. Die Frage werde bei dem Be⸗ ſuch Flandins und Lavals in London, der am 20. des Monats ſtattfinden ſoll, gründ⸗ lichſt geprüft werden. Alles in allem: Rom war ſicherlich ein Erfolg im Sinne einer franzöſiſch⸗italieni⸗ ſchen Annäherung, aber die Geſpräche und Protokolle von Rom waren darüber hinaus höchſtens ein Anfang zu poſitiver Arbeit an der endgültigen Befriedung Europas, die ohne Deutſchland nicht denkbar iſt. Abſtimmungsberechtigte! 12 Gebote für die Saarabſtimmung! 1. Jede politiſche Meinungsäußerung im eee ührt unnachſichtlich zum Süimm⸗ verluſt. 2. Auch der Deutſche Gruß, ja ſogar das Erheben des rechten Armes gilt als verbo⸗ tene polikiſche Meinungsäußerung. Trage auch keinerlei Abzeichen oder Plaketten im Abſtimmungslokal. 1 71 Sprich am beſten kein Wort im Wahl⸗ okal. 4. Beantworte nur die Fragen der Mit. glieder des Wahlbüros. Vermeide auch hier⸗ bei ſede politiſche Aeußerung. 5. Halte Dich, bis Du zum Wählen dran kommſt, nur in dem Teil des Abſtimmungs⸗ lokals auf, der ausdrücklich als Warteraum gekennzeichnet iſt. 6. Füge Dich widerſpruchslos allen An⸗ ordnungen des Vorſitzenden des Wahlbüros, auch wenn Du ſie nicht begreifſt. Beginne keine Polemik. 7. Fülle Deinen Stimmzektel nur in der Iſolierzelle aus. 8. Jeichne Dein Kreuz in den entſprechen⸗ den Kreis des Stimmzektels nur mit einem ſchwarz ſchreibenden Bleiſtift ein, da jedes andere Schreibzeug, auch Tinte, Buntſtift oder Kopierſtift, Deine Stimme ungültig macht. 9. Verlaſſe die Iſolierzelle nicht eher, bis Du den Stimmzettel ungefaltet in den Um- ſchlag geſteckt und dieſen verſchloſſen haſt. 10. Sprich mit niemanden mehr im Wahl- lokal, wenn Du deinen Stimmzettel erhal⸗ ken haſt; ſprich auch mit niemanden. bevor Du nicht das Wahllokal verlaſſen haſt. 11. Enthalte Dich auch nach Abgabe dei⸗ nes Stimmzektels jeder politiſchen Mei⸗ nungsäußerung durch Wort oder Gruß, be⸗ vor Du nicht das Wahllokal verlaſſen haſt. 12. Präge Dir dieſe Vorſchriften gründ- lich ein, befolge ſie auf das genaueſte, ſorge 005 daß Deine Stimme nicht ungültig wird. Paßjfälſcher vor Gericht Verhandlung des Volksgerichtshofes. Berlin, 9. Januar. Nach zweimaliger Vertagung begann vor bem zweiten Senat des Volksgerichtshofes der mit Spannung erwartete Prozeß gegen die ſieben Mitglieder und Mitarbeiter der großen kommuniſtiſchen Paßfälſcherzentrale Deutſchlands, die ſeit 1918 zahlreichen ſtraf⸗ rechtlich verfolgten kriminellen und poli— tiſchen Verbrechern aus den Reihen der KPD zur Flucht über die Grenze durch Ausſtellung falſcher Ausweispapiere verhol— fen hat. Als die Paßfälſcherzentrale im November 1932 in ihren damaligen Geſchäftsräumen in der Kaiſerallee im Berliner Weſten aus— gehoben wurde, fand die Polizei ein rieſiges Lager von Fälſcherwerkzeugen und Urkunden. Die Aushebung des Büros bedeutete zwar einen ſchweren Schlag für die Organiſation, doch noch keine Vernich. tung, denn das Fälſcherhandwerk wurde im geheimen weiterbetrieben, bis es nach der nationalen Erhebung endgültig unterbun— den wurde. Als Mitglieder dieſer Fälſcherorganiſa⸗— tion haben ſich jetzt vor dem Volksgerichts— hof fünf Männer zu verantworten. Mitan— geklagt ſind zwei Helferinnen, die weniger belaſtet ſind und ſich daher zur Zeit des Verhandlungsbeginns auf freiem Fuße be— finden. Die Verhandlung, zu der etwa 30 Zeugen geladen ſind, wird vorausſichtlich drei Tage vauern. Litauiſche Verblendung Rühne Behauptungen über den Memel⸗ Konflikt. KHowno, 9. Januar. Auf dem all⸗litauiſchen Kongreß der Re⸗ gierungspartei hielt Außenminiſter Lozo⸗ raitis eine Rede über Litauens Beziehungen zu den anderen Staaten. Er hob die Be⸗ deutung des im vorigen Jahre geſchloſſenen Bundes der drei baltiſchen Staaten hervor. Freundſchaftliche Beziehungen beſtänden zwiſchen Litauen und der Sowjetunion. Be⸗ ſondere Bedeutung komme den Beziehun⸗ gen Litauens zu Deutſchland und Polen zu. Mit Polen beſtänden keine diplomatiſchen Veziehungen. Litauen könne nicht vergeſ— ſen, daß Polen ihm das Wilnagebiet entriſ⸗ ſen habe. Die Beziehungen Litauens zu Deutſchland ſeien in ein Stadium ge⸗ treten, das Litauen niemals wünſchte. Lo⸗ zoraitis ſcheute ſich nicht, die Autorität der Gerechtigkeit und der Moral für die litau⸗ iſche Sache anzurufen, und behauptete, Li— tauen ſei weit davon entfernt, mit dem Deutſchtum zu kämpfen; es laſſe aber nicht zu, daß die Mehrheit der Memelländer, die Litauer ſeien, wegen Litauertums terroriſiert würden. ihres Hierzu bemerkt das Deutſche Nachrichten büro u. a.: In einem Augenblick, in dem alle im Statut garantierten Rechte der Me⸗ melländer Tag für Tag aufs ſchwerſte will⸗ kürlich verletzt werden, ſpricht der litauiſche Außenminiſter von Moral und Gerechtig⸗ keit. Wenn die Mehrheit der Einwohner des Memelgebietes als litauiſch bezeichnet wird, ſo genügt es, auf die Ergebniſſe der lezten Wahlen hinzuweiſen. die von 29 Abgeordneten nur 5 litauiſche Abgeord⸗ nete in den Landtaa brachten, ſowie auf die Haltung des Landtages gegenüber dem ge⸗ ſetzwidrigen Direktorium. Es iſt befremd⸗ lich, daß die Signaturmächte, die jede für ſich durch Unterſchrift der Memelkonvention die Autonomie des Memelgebietes garan⸗ tiert haben, nicht imſtande ſind. in dieſem Gebiete praktiſche Friedensarbeit zu leiſten, indem ſie die loyale Innehaltung der Kon⸗ vention durch Litauen ſicherſtellen. Deutsche Tagesſchan Dankſagen des Chefs des Stabes der SA. „Der Chef des Stabes der SA. Lutze, er⸗ läßt einen Aufruf, in dem es heißt:„Das Weihnachtsfeſt, mein Geburtstag und die Jahreswende haben mir eine Unzahl von Grüßen und Glückwünſchen aus allen Volkskreiſen eingetragen. Meine Arbeits- überlaſtung machten es mir unmöglich, allen perſönlich zu danken. Ich erwidere die mir geſpendeten Grüße und Wünſche deshalb aus aufrichtigem Herzen auf dieſem Wege.“ Neuregelung der Hausſchlachkungen. Vom Deutſchen Fleiſcherverband wird an⸗ gekündigt, daß eine Regelung des Haus⸗ ſchlachtungsweſens und der landwirtſchaft⸗ lichen Auspfundungen bevorſteht. Im An⸗ ſchluß an frühere Verhandlungen hat jetzt erneut eine Beſprechung im Reichsernäh⸗ rungsminiſterium über die Frage der land⸗ wirtſchaftlichen Hausſchlachtungen und die gewerbliche Verwertung des dabei anfallen— den Fleiſches ſtattgefunden, an der auch Vertreter des Reichskommiſſariats für die Vieh⸗, Milch⸗ und Fettwirtſchaft und der Hauptvereinigung für Schlachtviehverwer- tung teilnahmen. Arbeitsbeſchaffung des Handwerks. In einer Anordnung des Reichshand⸗ werksmeiſters Schmidt wird mitgeteilt, daß die Handwerks Gmbh. in Liquidation tritt. An ihre Stelle tritt die Reichszentrale für Handwerkslieferungen, deren Gründung zurzeit vorgenommen wird. Dadurch wird auch die Gründung von Reichslieferungsge. aoſſenſchaften überflüſſig gemacht. Ein Zwiſchenſal“ Emigrantenpoliziſt mit dem Gummiknüppel Saarbrücken, 9. Januar. Anläßlich des Empfanges der Amerika⸗ deutſchen in Saarbrücken am Dienstagnach⸗ mittag kam es zu einem Zwiſchenfall. Als die große Menſchenmenge den Bahnhofs⸗ vorplatz füllte, forderte ein Beamter der franzöſiſchen Bergwerksdirektion die auf der Treppe ſtehenden Menſchen auf, die Stufen zu verlaſſen. Die Menge tat das widerſpruchslos und grüßte dabei mit Heil Hitler. Daraufhin machte der Beamte eine beleidigende, gemeine Geſte. Im gleichen Augenblick gab der vertrags · widrigerweiſe mik der Führung des am Bahnhof anweſenden Ueberfallkommandos beauftragte Emigrant, Haupkwachltmeiſter Grumbach, das Kommando:„Los mit den Gummiknüppeln, auch auf die Sanitä⸗ ker!“ Daraufhin ſchlugen die Angehörigen des Ueberfallkommandos, beſonders der Emigrant Grumbach, mit ihren Gummi⸗ knüppeln auf die Bevölkerung ein. Zwei dort ſtehende Sanitäter wurden von der Po⸗ lizei zuſammengeſchlagen. Als ſchließlich ein ausländiſcher Polizei⸗ offizier erſchien und feſtſtellen mußte, daß nicht der geringſte Grund zu einem Ein⸗ ſchreiten vorlag, ließ er durch ein Pfeifen ſignal das Ueberfallkommando zurückziehen. . ente Rede Vürckels Der Saarbevollmächtigte des Reichskanz lers, Gauleiter Bürckel, ſpricht am heutigen Mittwoch abends 8 Uhr in einer öffenkli⸗ chen Kundgebung in der Fruchthalle zu Kai. ſerslautern vor den Vertretern der in- und ausländiſchen Preſſe über das Thema:„Am 13. Januar: Den Weg frei zur Verſtändi. gung!“ Die Rede wird auf alle deutſchen Sender übertragen. Dampfrieſen auf deutſchen Schienen Die Stromlinienlolomotive zieht mit 175 Km. Stundengeſchwindigkeit fünf D⸗Zugwagen mit 300 Fahrgästen— Derschnelltriebwagen übertroſſen Berlin, 9. Januar. Obwohl der„Fliegende Hamburger“ und ſeine im Laufe dieſes Jahres zu erwarten⸗ den Geſchwiſter die hervorragendſten Wahr— zeichen des Reichsbahn⸗Schnellverkehrs ſein werden, ſind die Dampflokomotiven keines- wegs veraltete Maſchinen. Die Motortrieb⸗ wagen haben ſie durchweg noch nicht zu einer Aſchenbrödelrolle verdammt. Im Ge⸗ genteil: Die„Dampflok“ gibt ſich alle Mühe, konkurrenzfähig zu bleiben. Schon in wenigen Wochen gehen in den deutſchen Lokomotivfabriken neue Fahr⸗ zeuge ihrer Fertigſtellung entgegen, die beim Erſcheinen ſicher ſoviel Aufſehen er⸗ regen werden, wie ſeinerzeit der„Fliegende Hamburger“. Wunderwerke der Maſchinen⸗ technik ſind die zwei Stromlinien⸗Schnellzug⸗Lokomoliven, die eine Fahrgeſchwindigkeit von 175 Stun⸗ denkilometern entwickeln ſollen. Dieſe Unge⸗ tüme von phantaſtiſchem Ausſehen werden alſo an Tempo den Schnelltriebwagen nicht nachſtehen— dafür aber weit mehr leiſten; denn ſie ziehen fünf D⸗Zugwagen mit 300 Plätzen! Die Maſchinen beſitzen ſechs große Antriebsräder zwiſchen je vier Laufrädern vorn und hinten. Ihre drei Zylinder ar⸗ beiten mit Dampf, der auf 410 Grad Cel⸗ ſius überhitzt iſt. Eine weitere Lokomotive von Form und Leiſtung wird mil Kohlenſtaubfeuerung ausgeſtaktet. gleicher Sie wird beſonders dadurch auffallen, daß ſich das Führerhaus vorn auf der Maſchin⸗ befindet. Auch eine neuartige Tenderlokomotive in Stromlinienform iſt entwickelt worden. Sie ſoll eine Durchſchnittsgeſchwindigkeit von 170 Stundenkilometern erreichen und iſt da⸗ zu beſtimmt, vier D-Zugwagen einer beſon⸗ ders leichten Bauart zu ziehen. Für den Verkehr im bergigen Gelände ſind zwei Maſchinen im Bau, die ſchwere Perſonen⸗ züge mit 140 Stundenkilometer Geſchwin⸗ digkeit befördern ſollen. Für den Zubringerverkehr iſt eine Lokomotive mit halb automatiſcher rung beſtimmt, die als Einmann⸗Lokomokive ohne Heizer gefahren werden kann. Neben dieſen Ma⸗ ſchinen für den Perſonenverkehr ſind auch neue für den Güterverkehr im Bau, darun⸗ ter z. B. eine Lokomotive, die 1500 t⸗Züge im 100⸗km⸗Tempo befördern ſoll. Es wirkt wie ein Symbol, daß dieſe neuartigen Ma⸗ ſchinen gerade im Jubiläumsjahr der deut⸗ ſchen Eiſenbahnen im Verkehr erſcheinen. Kraftwagenzufammenſtoz Herner Oberbürgermeiſter ſchwer verletzt. Düſſeldorf, 9. Januar. Auf der Provinziallandſtraße Langen⸗ feld Opladen ereianete ſich vor dem Ort⸗ neue Feue⸗ Der Stellvertreter des Führers Loch am Vorſonntag der der Mü im Berliner portpalaſt. Neben den in der Rei tadt weilenden 8 Saardeutſchen nahmen 20 000 Menſchen an der gewaltigen Saarkundgebung teil. eingang ordentlich kalte von Lan Verkehrsunglück. e Ein aus Richtung Düſſeldorf komme Perſonenkraftwagen, in dem außde Fahrer noch der Oberbürgerme Herne und der Rektor Kosnek aus ſaßen, ſtieß mit einem aus Opladen kom⸗ menden Laſtkraftwagen in voller Fahrt zu⸗ ſammen. Die drei Inſaſſen des Perſonen. kraftwagens ſowie der Beifahrer des Laſt⸗ wagens mußten mit erheblichen Verletzun⸗ gen ban Krankenhaus in Opladen zugeführt Verden.„ Der Kälteeinbruh Mitteleuropa unker dem Regiment des Winters. Berlin, 9. Januar. Die ſtrenge Kälte über Nord⸗, Mittel- und eee wird aller Vorausſicht nach mindeſtens noch einige Tage anhalten. In Berlin rechnet man für die Nacht mit ener Verſchärfung des Froſtes auf 10 bis 15 Grad. Die Kältewelle iſt auf ein kräftiges Hochdruckgebiet zurückzuführen, das über Inner⸗Rußland lagert und deſſen Kern den ungewöhnlichen Luftdruck von 788 mm hat. Mitteleuropa liegt am Südweſtrande dieſes Hochdruckgebietes und bekommt die auße⸗⸗ Feſtlandluft mit öſtlichen Winden herüber. Die Temperaturen in Rußland liegen zurzeit zwiſchen 20 und 40 Grad Kälte. ſtellenweiſe aber auch noch tiefer. Auch in Polen ſanken die Temperaturen auf 20 bis 26 Grad Kälte, in Oſtpolen ſogar bis auf 30 Grad. Infolge des überraſchenden Froſtes meldeten ſich auf den Rettungswa⸗ chen in Warſchau mehr als 50 Perſonen mit erfrorenen Ohren, Naſen oder Gliedmaßen. Auf einer Bahnſtation bei Warſchau wurde eine faſt völlig erfrorene Frau aufgefunden. Der Froſt, der im Gebiet von Wilna 33 Grad erreichte, hat vielfach Zugverſpätungen bis zu vier Stunden zur Folge, da Heizungsröhren, Bremslei⸗ tungen uſw. platzten. Im oſtpolniſchen Ge⸗ biet wurde auf vielen Strecken der Kraft- omnisbusverkehr über Land eingeſtellt. Auch aus dem Reich werden tiefe Tem⸗ peraturen gemeldet. Königsberg hatte mor⸗ gens 19, Danzig 18, Stettin 16 Grad Kälte: beſonders in Hinterpommern iſt der Froſt außerordentlich ſtark. Da vom Mittelmeer und vom Balkan in allerdings nicht erheb⸗ lichen Mengen wärmere Luftmaſſen hinzu⸗ kommen, dürften alsbald, beſonders in Schleſien. Schneefälle einſetzen, die im übrigen auch für Mitteldeutſchland und für Berlin durchaus im Bereich der Möglich⸗ keit liegen. Weſtdeutſchland hatte bisher faſt durchweg nur mäßigen Froſt mit wenigen Graden unter Null, doch wird auch dort die Kälte jetzt ſchon ſtärker. Eine grauenvolle Antat Ermordetk und zum Fenſter hinausgeworfen Berlin, 9. Januar. Am 4. d. M. gegen 3 Uhr morgens wurde der 86 Jahre alte Hausverwalter Hermann Schmidt vor dem Hauſe Manteuffelſtraße 87 in Berlin Sd mit zerſchmetterten Glie⸗ dern tot aufgefunden. Während man zu⸗ nächſt annahm, daß der Greis infolge eines Schwächeanfalles aus ſeiner im zweiten Stock des genannten Hauſes liegenden Woh⸗ nung auf die Straße geſtürzt ſei, haben jetzt die Ermittlungen der Mordinſpektion erge⸗ ben, daß der alte Hausverwalter einem Raubmord zum Opfer gefallen iſt. Die polizeilichen Nachforſchungen führ⸗ ten zur Verhaftung der Untermieter des Ermordeten, eines jungen Ehepaares, von denen zuerſt die Ehefrau und nach länge⸗ rem Leugnen auch der Ehemann ein Ge⸗ ſtändnis ablegten. Danach hat der Ehe⸗ mann, der 25 jährige Bruno Laude, den greiſen Hausverwalter am 3. Januar mit einem Hammer hinterrücks erſchlagen und in der Nacht zum 4. Januar aus dem Fen⸗ ſter geworfen, um einen Unglücksfall vorzukäuſchen. Einen Betrag von 94 RM und einigen Pfennigen, die der Hausverwalter als Miet- gelder eingenommen hatte, hat das verbre⸗ eriſche Ehepaar ſich angeeignet und für Vergnügungen ſowie für den Ankauf von L aſchuhen ausgegeben. Liebesdrama Zwei Mannheimer erſchoſſen aufgefunden. Mannheim, 9. Januar. Dem Oberrheiniſchen Landesdienſt wird aus Bahlingen(Württemberg) gemeldet: In der Nähe des früheren Bahlinger Je; mentwerkes wurden ein junger Mann und eine ſunge Frau erſchoſſen. Bei den„beiden Token handelt es ſich um den 27 jährigen arbeitsloſen Hlisarbeiler Heinrich Lipp aus Mannheim und die ge· krennt lebende 24 Jahre alte Buchbinders⸗ ehefrau hilde Gies ner, ebenfalls aus annheim. die Geliebte des Lipp. Anſchei ran falt erſchoſen. Pie Helude der n en. Die der schrecklichen Tat ſind noch unbekannt. D. A. XII. 34 1183 fertigen. um den Totenſchädel Erst in dieſen Tagen iſt in einem Prozeß tegen fünf Eingeborene in Britiſch⸗Oſt⸗ afrika das Geheimnis um den Tod eines engliſchen Farmers gelöſt worden, der im Herbſt 1931 non Eingeborenen ermordet worden war. Fünf Krieger des Samburu⸗ Stammes hatten ſich unter dem Verdacht, die Mörder des Theodore Cowper Powy zu ſein, vor dem Gericht in Rumuruti im Ke⸗ nia⸗Gebiet von Britiſch⸗Oſtafrika zu recht⸗ Vor drei Jahren fand man den furchtbar zugerichteten Leichnam, dem der Kopf fehlte, in der Nähe der Farmen, die der Engländer Powy zu verwalten hatte. Die Vermutung lag nahe, daß er von einem Löwen, die dort keineswegs ſelten ſind, überfallen worden par, bis nach Monaten ein Schwarzer eines den Samburu nicht günſtig geſonnesen Stammes einem Eng⸗ länder mitteilte, er habe den Schädel des Powy in der Hütte eines Kriegers der Sam⸗ buru geſehen. Dieſe Ausſage, der man zu⸗ mächſt wenig Glauben ſchenkte, wurde von anderen Eingeborenen bald beſtätigt, die be⸗ merkt hatten, wie fünf Krieger mit blutigen Speeren um den Kopf eines Weißen einen Tanz aufführten. Die engliſche Polizei ver⸗ haſtete die verdächtigen Neger, von denen zwei ſich offen mit ihrer Heldentat. einen Weißen ermordet zu haben, brüſteten. Es wurde ferner bei dem Verhör der fünf An⸗ geklagten feſtgeſtellt, daß in der Nacht nach dem Morde ſich die fünf Mörder in der Hütte eines Medizinmannes verſammelt hatten, den ſie gebeten hatten, ſie durch ſei⸗ nen Zauber vor Verfolgungen der Englän⸗ der zu ſchützen. In der Beſchwörung der Geiſter durch den Zauberer ſpielte der Schä⸗ del des Ermordeten, der ſich in der Mitte unter den Schwarzen befand, eine große Rolle. Vor und nach der Zeremonie wurde getanzt und geſungen, woran die Weiber und Geliebten der Samburu⸗ Krieger ſich deidenſchaftlich beteiligten. Die Mörder nah⸗ men das über ſie ausgeſprochene Todes⸗ urteil mit demſelben Gleichmut auf wie ihre Angehörigen. Wie kommt ein Film zuſtande? Der weite Weg vom erſten Entwurf bis zur 6 Uraufführung. Der Weg eines Films von der Idee bis zur Ausführung iſt weit und dornig. Der Filmdichter, nicht jeder Dichter iſt ein Film⸗ dichter, hat eine Idee, aus der ſich nach ſei⸗ ner Filmerfahrung ein guter Film herſtel⸗ len ließe. Der Autor fertigt zunächſt ein Expoſe an, das auf 20 bis 30 Schreibmaſchi⸗ nenſeiten die Handlung enthält. Das Expoſe wird dem Filmdramaturgen zur Begutach⸗ tung vorgelegt, findet es deſſen Beifall, dann beginnt ſich der Produktionsleiter für die Sache zu intereſſieren. Der glückliche Dichter wird gebeten ein ſogenanntes „Treatment“ anzufertigen. Der Dichter ar⸗ beitet daraufhin das Expoſe aus, das ſchon einen Umfang von 60 bis 80 Schreibmaſchi⸗ nenſeiten erhält und als „Erſte Jaſſung“ wieder dem Dramaturgen zugeleitet wird. Zuſammen mit dieſem, dem Produktions- leiter und dem Regiſſeur wird die„zweite Faſſung“ ausgearbeitet die nun ſchon die Bildfolgen enthält. Aber dabei bleibt es nicht, noch eine dritte Faſſung wird not⸗ wendig, an der ſich auch ſchon der Architekt beteiligt, und dann iſt das Drehbuch, das einen ſtarken Buchband von meh⸗ reren hundert Seiten darſtellt, 1 55- reif. Inzwiſchen hat man ſich auch ſchon ſehr ernſthaft mit der finanziellen Seite des ſutünftigen Filmes beſchäftigt. Die Kalku⸗ ation unterſcheidet nach dem Koſtena- wand des Films, ob er zur Klaſſe A. Boder C gehören ſoll. Nach der zur Verfügung ge⸗ ſtellten Summe ſucht ſich der Produktions⸗ leiter den Regiſſeur, die Schauſpieler, Kom. parſen, den Komponiſten und Architekten aus. 5 Der Regiſſeur iſt verpflichtet, den Film in einer beſtimm⸗ ten Anzahl von Tagen herzuſtellen, und für jeden Tag iſt das zu leiſtende Programm bis in alle Einzelheiten feſtgelegt. Handelt es ſich um Freiaufnahmen, dann kann es leicht vorkommen, daß alle am Film betei⸗ ligten Darſteller und Operateure im Ge⸗ birge, in den Tropen oder auf dem Meer wochenlang auf die geforderte Beleuch⸗ kung warten müſſen, was bei der Kalkulation auch be⸗ rückſichtigt werden muß, denn jeder verlo⸗ rene Tag koſtet einige Tauſende. Auch das Filmband eines Films von 2200 bis 2500 Metern, die übliche Länge eines großen Films, koſtet ein Vermögen, da bei den Aufnahmen hierzu 36-40 000 Meter gedreht werden müſſen, von denen noch nicht der zehnte Teil Verwendung fin⸗ det. Ein Film zerfällt in eine Menge Sze⸗ nen, von denen jede eine beſondere Kame— raeinſtellung erfordert. ſechs⸗ oder ſiebenhundert Einſtellungen ſind keine Seltenheit. Inzwiſchen hat ſchon die Propaganda für den Film begon⸗ nen, deren Koſten ebenfalls in die Tauſende gehen, und dann kommt der große Mement der Uraufführung, der entſcheiden ſoll, ob der Film wunſchge⸗ mäß einſchlägt und damit die ſehr beträcht⸗ ö von 628 Stewards und 25 Zimmermädchen, lichen Koſten, die er verurſacht hat, rechtferr⸗ tigt. Wie auf dem Theater gibt es auch hier angenehme und unangenehme Ueberra— ſchungen. Das Ende eines Abenteurers Kürzlich ſtarb in der furchtbaren franzöſi⸗ ſchen Strafkolonie von Guyana in Südamerika Eropoff Leonide Mezerſtey am Fieber und damit endete das Leben eines Abenteurers großen Formats, deſſen Taten Jahre hin⸗ durch die Polizei vieler Staaten in Span⸗ nung hielten. Als 17jähriger Jüngling ſtellte ſich Mezerſky im ruſſiſch-japaniſchen Krieg als Freiwilliger und kämpfte als ruſſiſcher Sol⸗ dat in der Mandſchurei. Ueber das Vorleben der Soldaten wird im Kriege wenig gefragt, und ſo weiß man auch nichts über die Abſtam⸗ mung und die Jugend des jungen Freiwil⸗ ligen. Schon nach einigen Monaten bekam dieſer das Kriegsleben im Fernen Oſten ſatt, er deſertierte und gründete eine Räuberbande, die hinter der Front bald von ſich reden machte. Mezerſky wurde bei ſeinen Räubereien ertappt und vor ein Kriegsgericht geſtellt, das ihn zum Tode verurteilte. Doch noch wäh⸗ rend der Kriegsgerichtsverhandlung gelang es ihm in dem Moment zu entkommen, als ein Geſchoß in das Haus einſchlug und dadurch allgemeine Verwirrung eutſtand. Er floh nach Bulgarien, von dort nach Mazedonien und trat den Komitadſchi bei, aber auch hier hielt es der junge Abenteurer nicht lange aus und beſchloß, es einem damals vielgenannten Hoch⸗ ſtapler. Janaz Strasnoff, gleichzutun. Stras⸗ b 0 1 noff hatte nch eine ungariſche Zuſarenun orm zugelegt, nannte ſich Fürſt Eſterhazy und fand durch ſein ſicheres Auftreten überall Eingang. Mezerſkty verwandelte ſich vom Räubethaupt⸗ mann zum eleganten„Fürsten“ Mezerſty und erfreute ſich bald in den höchſten Kreiſen der bulgariſchen Reſidenz größter Beliebtheit. In einigen Monaten hatte er ſich ein Vermögen erſchwindelt und reiſte damit nach der Riviera. Bald ernannte er ſich ſelbſt aus Gründen der Zwedmäßigkeit zum Oberſten und fuhr als ſolcher nach Afrika, dort wurde er ebenſo ſelbſtherrlich General und ſtand in hohen Ehren. Als ihm das Geld auszugehen drohte, kehrte er wieder nach Sofia zurück und hei⸗ ratete die Tochter eines ſehr reichen Miniſters a. D. Seine Frau ſtarb allerdings ſchon nach einem Jahr, was Mezerſky nicht abhielt, ſei⸗ nen Schwiegervater um große Summen zu betrügen und damit in den Pariſer Spiel⸗ kaſinos aufzutauchen. Als das Geld in kur⸗ zer Zeit verſpielt war, ſtahl er in einem Hotel zwei Armeniern eine halbe Million Frank. Alle Bemühungen der Polizei, ihn ausfin⸗ dig zu machen, waren vergebens. Erſt im Jahre 1928 erreichte ihn das Geſchick bei einem Fahrraddiebſtahl. Er wurde dabei gefaßt und mußte bald darauf die Reiſe nach der Straf⸗ kolonie antreten, in der er jetzt geſtorben iſt. Das größte Schiff der Welt Die„Normandie“, das 75 000-Tonnen⸗ Schiff der Compagnie Generale Transatlan⸗ tique, geht in St. Nazaire ihrer Vollendung entgegen. Es iſt das größte Schiff der Welt, da es, zum Aerger der Engländer, drei Meter länger iſt, als die Queen Mary, die vor einigen Wochen vom Stapel lief. Die Schiff⸗ fahrtsgeſellſchaft gibt einige Angaben über das Perſonal und das Inventar des Ozean⸗ rieſen bekannt. Die Beſatzung wird aus 292 Mann mit 14 Offizieren beſtehen. Hinzu kom⸗ men: 36 Mechaniker, 30 Elektriker, 3 Aerzte, 2 Krankenpflegerinnen, 7 Drucker, 9 Friſeure, 16 Muſiker. Bedient werden die Reiſenden die auf jeden Anruf der 1100 Telefone her⸗ beieilen. In den Küchenräumen betätigen ſich 181 Köche, 8 Metzger und 100 Bäcker. Den „Weinkeller“ haben 6 Kellermeiſter unter ſich. Der Proviant für jede Reiſe beſteht aus: 7000 Hühnern und Wild, 70000 Eiern, 16000 Kg. Fleiſch, 30 000 Kg. Eis, 24000 Liter Wein, 16 000 Liter Bier, 2600 Flaſchen Likör und 9500 Flaſchen Mineralwaſſer. Der Vorrat an Geſchirr iſt entſprechend, nämlich: 2160 Karaffen, 57600 Trinkgläſer, 56 800 Teller, 28 120 Taſſen, 770 Kaffeekannen, 1160 Milchkannen, 12 450 Meſſer, 15 340 Löffel, 2090 Servierplatten, 2820 Fleiſchplat⸗ ten, 600 Blumenvaſen. In den Mäſcheſchrän⸗ len lagern u. a. 38 400 Bettücher, 19 200 Kiſſenbezüge, 14 570 Tiſchtücher, 180 000 Ser⸗ vietten, 6000 Badelaken, 150000 Hand- und 30000 Badetücher, 40 000 Küchenhandtücher, 30000 Bürohandtücher, 45000 Spültücher und 5800 Wolldecken. Sind alle Kabinen be— ſetzt, dann wird das Schiff 2170 Paſſa⸗ giere befördern, für die dieſer Apparat aufgezogen wird. Winterſütterung unſerer Standvögel Da der Winter nun doch allmählich ein⸗ treten wird, iſt es Menſchenpflicht, unſere Standvögel, die nicht nach dem Süden ge— wandert ſind, zu füttern. Wenn auch bis jetzt noch keine Not vorhanden iſt, ſo ſind wir doch verpflichtet, unſere Lieblinge an die Plätze zu gewöhnen, an denen ihnen in der Zeit der Not das Futter gereicht wird. Es iſt feſtgeſtellt. daß unſere Meiſen nach der 15jährige einer Hungerzeit von ungefanr 18 Stunden ugrundegehen. Solange den Meiſenarten ie natürliche Fütterung an den Baumrin⸗ den möglich iſt, kommen ſie nur ſelten zu den Futterplätzen. Die beſte und von allen Bö⸗ geln am liebſten genommene Fütterung iſt die mit Hanfſamen, auch beigegebene Son⸗ nenblumenkerne werden gern genommen. Die Meiſelein lieben auch ganz beſonders mit Talg und Hanf ausgegoſſene Futterhöl⸗ zer, Meiſen bevorzugen ferner ganz beſan⸗ ders Erdnüſſe und Welſchnüſſe. Wenn ge⸗ trocknetes und zerriebenes Weißbrot gefüt⸗ tert wird, ſo muß dasſelbe vor Feuchtigkeit geſchützt werden. Futterhäuschen ſind ange⸗ zeigt. Goldammern, Finken, Amſeln uſw. lieben ſämtliche Abfälle von Tiſch und Küche, ſoweit dieſelben nicht gewürzt ſind. In der Nähe des Futterplatzes kann man ein fla⸗ ches Gefäß mit Waſſer, aber niemals mit warmem Waſſer, ſtellen; warmes Waſſer verleitet die Vögel zum Baden und ſie er⸗ frieren dann leicht. Neues aus aller Welt Sturz in den Eiskeller. Als der 22jährige Michael Scherer in Aholfing(Bayern) bei einem Wirte die Vorbereitungen zur Schlachtung einer Kuh traf, ſtürzte er vom Stadel, wo er die Schlinge für die Kuh herablaſſen wollte, plötzlich herunter und fiel in den 4 Meter tiefen Schacht des Eiskel⸗ lers. Der Verunglückte erlitt einen doppel⸗ ten Schädelbruch. Betrunkene überfallen Autofahrer. Ein ſehr unangenehmes Erlebnis hatten Münch⸗ ner Autofahrer, die in den frühen Morgen⸗ ſtunden in Richtung Garmiſch fahrend Weil⸗ heim paſſieren wollten. In der Murnauer Straße verſperrte eine Gruppe betrunkener junger Burſchen die Fahrbahn, ſo daß das Auto halten mußte. Die zwei Inſaſſen ſtie⸗ gen aus und erſuchten die Burſchen, die Fahr⸗ bahn freizugeben, wurden aber von dieſen angegriffen und ſchwer mißhandelt. Folgenſchwerer Familienſtreit. In Pres⸗ Poſſeck(Ofr.) ſpielte ſich eine Familien⸗ tragödie ab. Nach vorausgegangenem Streit droſſelte der Ehemann Graf ſeine Frau ſo lange, bis ſie bewußtlos zu Boden fiel. In der irrtümlichen Annahme, daß ſie dot ſei, erhängte ſich dann der Mann in der Woh— nung. a Kind aus dem Zug geſtürzt. Der acht⸗ ährige Sohn der Familie Schweigert in Köfingen(Schwaben), der in Begleitung einer Mutter nach Cannſtatt fahren wollte, türzte aus dem fahrenden Zug. Das Kind erlitt einen tödlichen Schädelbruch. Der Junge vollte ſich zum Ausſteigen bereitmachen und hatte ſich an die Waggontüre gelehnt, die nicht ganz geſchloſſen war. 5 Schnee im Allgäu und in Oberlahern. Im Allgäu hat es weiter geſchneit. Die Schnee⸗ decke reicht jetzt bis auf 700 Meter herab. Selbſt der Kemptener Wald zeigt ſich ſchon im Winterkleid. Auch in Oberbayern liegt Schnee. Ein verhängnisvoller„Scherz“. Auf einer Bauſtelle in Bettendorf(Bayern) fiel Hilfsarbeiter Joſef. Stadler einem verbrecheriſchen„Scherz“ zum Opfer. Ein Bauarbeiter hatte einen Glockenſtrang mit elektriſchem Strom geladen. Stadler berührte den Strang und war ſofort tot. Gvethemedaille für Bodo Ebhardt. Der Führer und Reichskanzler hat dem Geheimen Hofbaurat Profeſſor Bodo Ebhardt auf der Marksburg bei Braubach am Rhein in Anerkennung ſeiner Verdienſte um die Er⸗ forſchung, Erhaltung und Wiederherſtellung deutſcher Burgen, die vom Reichspräſidenten don Hindenburg geſtiftete Goethe-Medaille ür Wiſſenſchaft und Kunſt verliehen. TTTCTCCTCTCTVTbTbTbTVTVTVTbT(TbTbTbTVTVTVTVTVPT(VGTTPTTPTPTTͤpTͤphkͤpTͤꝑluuuuu''..W'.'''W'W'W'W'W'l'''.!.''!W!''W'Ww'.!w'.'.!.w.!.!....· y ·/ · y y · yy y y y x und ſuchten beſetzt. Muſik aller nur anderen Herren—“ du vexſtehſt mich..“ Doktor Burger nickte. pompöf für gut befunden... Der Hieb ſaß. * * Es war wieder ein milder Frühlingsabend. Das klare Sternenzelt ſpannte ſich über die grünen Wipfel. Luſt⸗ Freilich verſtand er weiteres, was der Freund meinte. Und wieder gedachte er des armen, jungen Dings, die jetzt wohl draußen im Prater wieder in der kühlen Nachtluft in ihrem dünnen „Mollkleidchen die Geige ſtrich. In einer von Gwendolens 5 Toiletten und„beſchützt“ von einer Gardedame, konnte ſie bei ihrer großen Schönheit, ihrer natürlichen Anmut ſiegreich in jede„Geſellſchaft“ einziehen.. Spott⸗ ſchlecht iſt es beſtellt um die höchſten Güter der Menſch⸗ heitl, ſo dachte Burger mit einer ihm ſonſt fremden Bitter⸗ keit. Und nur für Slomi vernehmbar meinte er:„Bei der ganzen Sache freut mich nur eines, und das iſt, daß du beſorgſt, einer deiner Freunde könnte es wagen, jenen Ton anzuſchlagen gegen Miß Gwen, den du noch geſtern Unbewußt ſummte letzten Viertel. ohne Erinnerungen. 2 zu ſuchen. im Gange. Maria wandelnde Menſchen zogen die Hauptallee hinauf gegen das Luſthaus. Liebespaare ſchmiegten ſich eng aneinander unbeleuchtete flitzten dem Nobelprater zu, mit eleganten Fahrgäſten erdenklichen Inſtrumente durcheinander, und dieſes Tongemiſch, das jeden Wiener anheimelt, als einzigartige Symphonie der Lebensfreude, kam und gehört zum Wurſtelprater. Vom dritten Kaffeehauſe, wo eine berühmte Militär⸗ [24 kapelle lyriſchen Elan bewies, kam es ſüß und bezwingend: Da neigte ſich Slomi ganz nahe zu Burger und flüſterte ihm zu:„Du hörteſt, daß wir einen Ausflug planen in großer Geſellſchaft, und ich möchte keineswegs, daß die Anweſenheit der zwei Damen irgendwelche— irgend⸗ welche Mißverſtändniſſe bezüglich der Qualität— bei den Slomi wand ſich in ungewohnter Verlegenheit:„Ich habe übereilt gehandelt— nicht be⸗ dacht— ich werde dieſen Ausflug rückgängig machen— „Hörſt du der Nachtigall Schlag— Und wie der Kuckuck ruft? Gegrüßt ſei erſter Frühlingstag In Wiener Waldes luft...“ Felix den lange— wie lange hatte er das Lied nicht mehr gehört. Sein Antlitz war empor gewandt. Der Mond ſtand im Leiſe flüſterte der Abendwind tauſend Wie ſchön das alles war! Felix ließ den Fiaker halten und lohnte ihn ab. Zu Fuß bog er vom Hauptweg ab und tauchte bald darauf mitten in den abendlichen Trubel des Wurſtelpraters. Aber es litt ihn nicht lange da. Seine Gedanken waren vorwärts geeilt, und er mußte ihnen folgen. ſchlenderte er auſcheinend unperſönlich zwiſchen den Tiſch⸗ reihen des Gartenlokals, um nach einem paſſenden Platze Oben auf dem Podium war das Abendkonzert ſchon ‚˖ Weidinger ſaß Kolleginnen, und ihre zauberhafte Hand leuchtete zu Felix hinüber mit magiſcher Gewalt. f Er wählte ſeinen Tiſch ſo, daß er dem Mädchen ins Geſicht ſchauen konnte. Der weite Garten war weniger voll als am Abend vorher, und Felix brauchte nicht zu befürchten, daß ſich etwa fremde Geſellſchaft zu ihm ſetzen würde. Zerſtreut traf er ſeine Wahl zum Abendbrot und Nebenwege. Flotte Zeugeln wirbelte Refrain mit. Wie konnte, Dann inmitten ihrer — geſtellie auch ein Glas Bier. Er aß und trant mechaniſch und hätte ſpäter nicht mehr zu ſagen gewußt, was es war. Unruhig kreiſten die Gedanken hinter ſeiner Stirn. Er, der Mann der Tat, der raſchen Entſchlüſſe, gewohnt, nicht nur im großen Stil zu leben, ſondern auch zu disponieren: er ſaß hier wie ein Gymnaſiaſt, der ſeine Angebetete von fern anhimmelt, weiter tes nicht wagte, ſich ihr zu nähern. Er erſchien ſich ſelbſt lacherlich, ohne es hindern zu können, daß es ihn mit allen Faſern ſeines Weſens zu dem fremden Mädchen hinzog. Reifen Männern geht es oft ſo. Männer, die im Leben eine führende Rolle ſpielen, ſie ſind oft in ſeeliſchen Dingen ungelenk und ſcheuen den Mißerfolg. Endlich hatte er ſeinen Entſchluß gefaßt. Am nächſten Tage packte er einen kleinen Handkoffer und ging zur Lobmaiern, um ſein Quartier zu beziehen. Blieb einige Tage, während derer es doch unmöglich ſchwer werden mit dem Weshalb ſollte er nicht wenigſtens ihr Vertrauen ge⸗ winnen können, wennſchon nicht ſofort ihre Liebe? So beſcheiden dachte der Geldmagnat von ſeiner Anziehungs⸗ kraft, nun ein echtes Gefühl ihn gänzlich hinnahm. Konnte ſie ihn als einfachen Handlungsreiſenden lieben lernen, dann war es immer noch Zeit, ſein Inkognito zu lüften. Drüben, in ſeinen Kreiſen, da hatte er Gelegenheit genug, den Effekt von Geldheiraten zu beobachten. Und zumeiſt bedauerte er den Mann mehr als die Frau um ein liebe⸗ leeres Nebeneinander f Während der großen Konzertpauſe erhob ſich Doktor Burger und betrat den Glasſalon des weitläufigen Reſtau⸗ rants, der bei ſchlechtem Wetter von den Gäſten als Speiſe⸗ raum benußgzt zu werden pflegte. Auch dort erhob ſich eine utedere Eſtrade für die Damenkapelle, die bei ſchlechtem Wetter benutzt wurde. Um einen runden, weißgedeckten Tiſch ſaßen die Muſikerinnen— einige aßen, andere hatten ein Glas Bier vor ſich. Wieder andere ſtanden in Gruppen da und untechielten ſich leiſe miteinander. jungen Mädchen zuſammenzutreffen. 3 Gortſetzung folgt/ Edda von Stäbnitz war verbittert; ſie ſchämte ſic einer Fremden von ihrer einſtigen Liebe N ö geſprochen zu haben. Was ging eine l 11 8 ſtantin überlegte: Sollte Peter Konſtantin übe 1 0 al 9 e Sie auf die Suche nach der kremden ſchicken? ü Doch er ſchob den Einfall weit von ſich. Edda von Stäbnitz 50 hatte recht: Hände davon! So eine paßte nicht zu ihm. er Frau Steinmetz Regina Graven fühlte ſich ſehr wohl im Hauſe des e Freeſe. Obgleich ſie erſt ein paar Tage hier lebte, war es ihr doch, als lägen ſchon lange Wochen zwiſchen dem Jetzt und dem Augenblick, ſeit ſie vor Peter Konſtantin geflohen war. Denn eigentlich war ſie nur vor ihm geflohen, das wie ſich ein. War geflohen vor ud ſehnte ſich nach ihm. g er 100 11 Uhr ſaß ſie an der Arbeit. Erſt Stenogrammaufnahme, dann Uebertragung in die Maſchine. Jetzt zeigte die große Standuhr Punkt zwölf Uhr, ung ie fertig. g n 1 Fetrat das Arbeitszimmer. Er wur ein Weilchen im Garten herumſpaziert; nun wollte er ſich überzeugen, wie weit Regina gekommen war. Er ſtaunte: „Schon fertig? Na, wollen mal ſehen, wieviel Fehler ſich durch das 0 eingeſchlichen haben. i üttelte den Kopf. 5 e Herr Landgerichtsdirektor! i Ich habe ſchon alles noch einmal genau durchgeleſen. Es iſt ſo intereſſan und ſpannend, und ich freue mich ſehr auf das Weiter⸗ Urhbeberrechtsschutz: Fünf Türme-Verlag, Halle(Saale) Peter Konſtantin zuckte die Achſeln. a „Für mich bleibt alles ſehr rätſelhaft, und ich glaube nach wie vor daran, daß ich Ihre Tochter kennengelernt habe. Ich vermag mir, nebenbei bemerkt, kein Geſicht vor⸗ zuſtellen, das weniger zu dummen Streichen paßt als ihr edles, faſt ſtrenggeſchnittenes Geſicht.“ Fritz Wolfram lachte laut auf.. „Na, da hätten wir ja den Beweis, daß Ihre Doralies und meine zwei ganz verſchiedene Perſonen ſind. Meine Doralies hat zwar ſehr hübſche, feine Züge, aber kein edles und ſtrenggeſchnittenes Geſicht. Ihr Geſicht hat den ge, wiſſen Uebermutswuppdich. Lachende braune Augen. Er wurde unterbrochen:„Tief dunkelblaue Augen mit einem Blick, der wie nach innen gerichtet iſt.“ Fritz Wolfram wehrte ab: 9 5 1 „Einen Mund, deſſen Oberlippe ſtändig vergnügt über die Zähne hinaufrutſcht...“ f Er wurde wieder unterbrochen:„Lippen von wunder⸗ voll ſcharfem Schnitt, die nur zögernd die geraden, kleinen Zähne freigeben.“ Der Aeltere fuhr fort: blondes Haar...“ Der andere berichtigte:„Ihr rotblondes Haar leuchtet förmlich; ſie trägt es in großen, weichen Wellen.“ Fritz Wolfram lachte ärgerlich:„Hören Sie auf, von dem fremden Mädel zu ſchwärmen, Herr Doktor! Denn Sie ſchwärmen, haben mich ja vorhin ſchon beinah um ihre Hand gebeten, als Sie das merkwürdige Vögelchen, das an Stelle meiner Tochter ins Neſt der Frau von Stäbnitz geflogen, für meine Doralies hielten. Die von Ihnen Beſchriebene iſt jedenfalls meine Tochter nicht; aber vielleicht ſtellt ſich heraus, wer ſie iſt, nachdem ich mit Doralies geſprochen.“ 5 l Man las Fritz Wolfram die zornige Stimmung von der Stirn ab, und Peter Konſtantin empfahl ſich ziemlich Nachdruck verboten. Peter Konſtantin ſagte nach einer Pauſe:„Im Hauſe Stäbnitz lernte ich Ihre Tochter kennen und trage, wie Ihnen wohl Frau von Stäbnitz mitteilte, anſcheinend den größten Teil der Schuld daran, daß Ihre Tochter das Haus verließ. Ich gebe Ihnen mein Wort— wenn ich geahnt hätte, was ich damit anrichten würde, hätte ich mich nicht ſo ſcharf über die Lüge ausgedrückt. Ich bin überzeugt, die Lüge, die das Gewiſſen der jungen Dame plötzlich ſo beſchwerte, war leichter Natur. Aber ich eiferte zu ſehr, es war lächerlich; ich bin mir jetzt darüber einig und..“ Er druckſte, ſetzte wieder an:„Herr Wolfram, Frau von Stäbnitz meint, Ihre Tochter hätte meine Worte ſicher nicht ſo ſtark empfunden und wäre danach nicht ſörmlich geflohen, wenn ich ihr gleichgültig geweſen. Ich quäle mich jetzt herum mit dieſem Wiſſen, denn ich glaube daran und...“ Er nahm einen neuen Anſatz, geſtand raſch:„Ich weiß jetzt, was ich ſonſt vielleicht noch nicht wüßte, denn ich bin, was man einen Streber nennt, und ſitze zu feſt in der Arbeit— ich liebe Fräulein Doralies, und das mußte ich Ihnen gleich bekennen. Damit Sie be⸗ greifen, welchen Anteil ich an dem Verbleib der jungen Dame nehme.“ 5: Fritz Wolfram, der ſich dem Beſucher gegenübergeſetzt hatte, lächelte ſonderbar, fragte aber nur:„Sie ſind haupt⸗ ſächlich gekommen, Herr Doktor, um im Auftrag der Frau von Stäbnitz und im eigenen Intereſſe zu fragen, ob ich ſchon Antwort aus Mooshauſen erhalten habe— nicht Alle kragen die Saarplakette! Im ganzen Reich wird Saarabſtimmungsplakett Sinnbild der Verbundenheit aller Volk noſſen im Reich mit den Brüdern an Saar, die jetzt zum Heimatland zurückkeh in dieſer Woche die verkauft— In kurzen Worten Reichsjuſtizminiſter nahm in einem feierlichen Staatsakt die ba⸗ diſche Juſtizverwaltung auf das Reich. Die Geſamtzahl der Rundfunkteilnehmer im Deutſchen Reich betrug am 1. Januar 1935 6 142 921 gegenüber Dezember 1934. Die Saarbrücker Bevölkerung tete anläßlich der Ankunft Abſtimmungsbe⸗ rechtigter aus Amerika begeiſterte Kundge— Er lächelte: i 615 1000 Menſchenkind ſind Sie! Könnte lange ſuchen unter Ihren Altersgenoſſinnen, bis ich eine dar⸗ unter fände, die ſo denkt wie Sie.“ Er fragte:„Haben Sie denn etwas von dem, was Sie geſchrieben haben, in Gedächtnis behalten?“ Sie nickte eifrig: 1 „Alles! Es hat mich doch ſo ſehr intereſſiert.“ Er bezweifelte ihre Antwort doch ein wenig und ſtellte eine Frage, die ſich auf das von ihm ſchriftlich behandelte Thema bezog. 990 ere prompt, drückte ſich äußerſt klug und klar aus. Er ſtellte eine zweite Frage, und es wurde ihm wieder glatte, klare Antwort zuteil. Eine dritte Frage atte den gleichen Erfolg. 0 Er 305 10 0 8 erkannte: es war alſo wahr, das junge Mädel hatte die juriſtiſche und ſogax etwas ſpitz ⸗ findige Abhandlung aufmerkſam in ſich aufgenommen und voll und ganz begriffen. Das verdiente eigentlich ein Lob. Doch hielt er damit zurück. 43519 5 wohl beſſer ſo, Regina Graven nicht gleich zu verwöhnen. Es 1 9 am Gittertor. Regina ſchaute durch das Fenſter in den Vorgarten, in dem die Bäume herbſttrübe 5 und blätterlos ſtanden. Sie ſah einen großen Herrn vor der Tür warten und wurde totenblaß: es war Peter Konſtantin, den ſie da draußen erblickte. f. Jobſt Freeſe hatte das Erbleichen Reginas bemerkt. Er ſah jetzt auch hinaus, fragte: „Was iſt Ihnen, Fräulein Graven?“ 5 Sie erwiderte mit niedergeſchlagenen Augen 0 5 „Herr Doktor Konſtantin kommt, und Sie können ſie denken, wie peinlich es für mich wäre, wenn ich mit ihn zuſammenträfe.“. Jobſt Freeſe ſchüttelte lächelnd den Kopf. f 5 „Wenn Sie den Herrn vor dem Gartentor meinen, ſo heißt er Doktor Holm Meerhold und iſt Rechtsanwalt oben im Norden Berlins. Ein begabter Kopf, der ſich bis jetz leider noch mit kleinen und kleinſten Fällen befaſſen muß. Ein armer, aber ſtolzer Menſch, dabei von natürlicher Fröhlichkeit.“ . Reg Graven ſah, wie das kleine Dienſtmädchen, dos lagsüber im Haushalt half, die Tür aufſchloß und den Wartenden einließ. 1 Sie faßte ſich an den Kopf; ſie begriff nichts. Der Herr, der jetzt auf das Haus zukam, war dennoch Peter Konſtantin. Sie ſah den Landgerichtsdirektor ängſtlich an. Er hatte ſich einen Scherz mit ihr gemacht— einen Scherz. der ſie quälte. 5 911330 am 1. oralies hat krauſes, matt⸗ Der franzöſiſche Außenminiſter Laval iſt von Rom nach Paris abgereiſt. Der litauiſche Außenminiſter g gab in einer Rede eine vollkommen ſchiefe Memelfrage und unberechtigte Angriffe gegen Deutſchland. In der norwegiſchen Hafenſtadt ſtürzte der Kai in Perſonen fanden den Tod. Das Abſtimmungsergebnis Bekanntgabe am 14. Januar. Saarbrücken. 9. Januar. Abſtimmungs⸗ Preſſekonferenz Bekanntgabe Saarabſtimmung Darſtellung der den Fjord; Eine leichte, ſtumme Verbeugung ſeines Gegenübers bedeutete Zuſtimmung. „Gut“, ſagte der Schriftſteller, und das ſonderbare Lächeln um ſeinen Mund vertiefte ſich noch,„ich erhielt bereits Nachricht von meiner Wirtſchafterin. Meine Tochter Doralies befindet ſich daheim in Mooshauſen...“. Er wollte weiterſprechen, doch der zufriedene Ausruf Peter Konſtantins unterbrach ihn:„Dem Himmel ſei Dank! Jetzt wiſſen wir wenigſtens, wohin ſie ſich ge— wandt hat.“ ö Fritz Wolfram machte eine leichte Handbewegung und fuhr, jede Silbe ſtark betonend, fort:„Aber meine Tochter Doralies har Mooshauſen überhaupt nicht verlaſſen; ſie iſt überhaupt nicht in Berlin geweſen. Alſo, Herr Doktor, dieſer ziemlich deutliche Antrag war an eine falſche Adreſſe gerichtet. Die junge Dame, in die Sie ſich verliebten und die anſcheinend den Namen meiner Tochter mißbraucht hat, iſt nicht identiſch mit Doralies.“ Peter Konſtantin zwinkerte nervös mit den Lidern, was er ſonſt nur tat, wenn er ſich in einem ſehr ſchweren juriſtiſchen Fall zurechtzufinden ſuchte.. 1 Ihm fiel erſt jetzt das ſonderbare, faſt ein wenig über⸗ legene Lächeln um den Mund des Schriftſtellers auf, und er erwiderte befangen:„Das kann wohl kaum ſtimmen, Herr Wolfram. Die junge Dame kam doch mit dem er⸗ warteten Zug an, trug in der Hand das brieflich an⸗ Erkennungszeichen, Taſchentuch. Ich holte ſie ſelbſt von der Bahn ab, da Frau von Stäbnitz gerade nicht von Hauſe fort konnte.“ Das ſiberlegene Lächeln Fritz Wolframs ſchmand lang⸗ ſam, nachdenklich gab er zu:„Sonderbar iſt das aller- dings, ganz unfaßbar.“ Er erhob ſich.„Ich werde ſchon morgen nach Mooshauſen zurückreiſen, dann— hoffe ich— wird ſich alles klären und die volle Wahrheit herausſtellen. Ich begreife nichts, gar nichts mehr von der ganzen myſte⸗ iöſen Geſchichte.“ a 1 85 begriff aber, daß er an jenem Abend keine Punſch⸗ oder gar richtige Viſion gehabt, ſondern daß die Doralies, die er im hellen Mondlicht geſehen, die wirkliche Doralies geweſen war. 1 15 Ihn ſo zu foppen, ein ſolches Narrenſpiel mit ihm auf⸗ zuführen, deſſen Grund und näheren Umſtände ihm 170 noch verborgen waren, die er aber bald erfahren würde! Peter Konſtantin ſchüttelte den Kopf. a „Herr Wolfram, daß Ihre Tochter nicht hier war, kann nicht ſtimmen— nein, das iſt unglaublich. Das Telegramm Ihrer Wirtſchafterin iſt vielleicht verſtümmelt. Durch das Fehlen eines einzigen Wortes ergibt ſich manchmal ein anz anderer Sinn.“ a. 5 Fel Wolfram ſtutzte. Er mußte zugeben, die Mög⸗ lichkeit beſtand, und er wurde noch nachdenklicher, ſagte ſe ließlich:„Eines aber geht beſtimmt aus dem Tele⸗ gramm hervor— meine Tochter Doralies befindet ſich daheim in Mooshauſen. Alles andere iſt ia für mich zunächſt auch lange nicht ſo wichtig. Ich reiſe morgen früh nach Hauſe, und dann wird ſich der Fall ſchon klären. Er zeigte Peter Konſtantin die Depeſche, die, wie der ſeſtſtellte, allerdings nicht den Eindruck machte, als ob etwas verſtümmelt wäre. „Grüßen Sie bitte Frau von Stäbnitz, Herr Doktor“, bat Fritz Wolfram.„Ich kann ſie leider nicht mehr 74 ſönlich beſuchen, da mein Zug ſchon um ſechs Ubr fr Jährt; ich möchte keinen ſpäteren Zug benützen.“ Er ſetzte hinzu:„Ich werde ihr aber ſchnellſtens mitteilen, wie dieſe verworrene Geſchichte zuſammenhängt. Sobald ich Dora⸗ aber ſchon jetzt überzeugt, es treiche zutage.“ Er war im Auto gekommen und ſaß nun am Steuer wie einer, der ſich noch nicht fahrſicher fühlt, ſo ſehr hatte ihn die Mitteilung erregt: Die junge Dame, die er vor ein paar Wochen vom Anhalter Bahnhof als Doralies Wolfram abgeholt, war gar nicht Doralies Wolfram. Dadurch gewann aber der Brief, den ſie Frau von Stäbnitz zurückgelaſſen, eine ganz andere Bedeutung. Doch wer war ſie, und weshalb hatte ſie ſich unter falſchem Namen in das Haus Stäbnitz eingeſchmuggelt? Es war jeden falls von Anfang an ihre Abſicht geweſen, für Doralies Wolfram gehalten zu werden. Aber aus welchem Grunde? Nun, mochte es zuſammenhängen wie es wollte— er wußte jetzt, warum ſie 19 ſehr getroffen gefühlt, als er gegen die Lüge geſprochen. Hans vertan— Sie hatte plötzlich einfach den Mut ver⸗ loren, die Lüge ihrer Exiſtenz bei Frau von Stäbnitz weiter aufrechtzuerhalten.. Wer mochte ſie ſein, und wo befand ſie ſich jetzt? Er berichtete Frau von Stäbnitz, was er erfahren, und zuckte zuſammen, als ſie ſich äußerte:„Es iſt doch eigent⸗ lich der Gipfelpunkt von Unverſchämtheit, was ſich die Fremde geleiſtet hat.“ . e konnte nicht widerſprechen. Aber er, der jeder kleinſten Lüge, die nicht aus großer Not oder aus Mitleid und Nächſtenliebe gehoren war, Fehde angeſagt, empfand ſchon beinah Verzeihen für eine große Lüge, ehe er noch wußte, weshalb ſie begangen worden. Er dachte an das ſchöne, ernſte Geſicht der Fremden, an ihren tiefen Blick unter langen Wimpern, an das Gold ihrer Haare. Er liebte die Fremde, liebte— die Lügnerin. 4 Frau von Stäbnitz meinte:„Es iſt wirklich ein ſtarkes Stück, was man uns vorgeſpielt hat; aber irgendwie muß die echte Doralies um alles Beſcheid gewußt haben, ſonſt wäre die falſche Doralies nicht ſo gut unterrichtet geweſen. Des Rätſels Löſung liegt da irgendwo, und wir werden ſie ja erfahren. Aber das muß ich geſtehen: Nun ich weiß, das Mädel, für das ich wie eine Mutter beſorgt war, iſt eine Schwindlerin, traue ich ſo leicht niemand mehr. N Wieder mußte Peter Konſtantin Frau von Stäbnitz recht geben, und doch taten ihm ihre Worte weh. n Er ſtellte feſt: Die Fremde, die er unter dem Namen Doralies Wolfram kennengelernt, war die größte Ent⸗ täuſchung ſeines Lebens. Edda von Stäbnitz erklärte: 1 5 N 10 „Die Detektivin brauchen wir jetzt natürlich nicht mehr! Sagen Sie ihr, Fräulein Wolfram wäre zu Hauſe bei ihrem Vater angekommen, damit iſt die Sache für Frau Steinmetz erledigt. Wohin ſich die fremde Perſon, die falſche Doralies gewandt hat, kann uns gleichgültig ſein. Er beſtätigte:„ „Natürlich, das kann uns gleichgültig ſein! 1 1 Aber es war ein leichter Beiklang von Traurigkeit dabei, den die ſeinhörige Frau mehr fühlte als hörte. Sie ſah ihn ernſt an. 795 Maden gefiel Ihnen, lieber Doktor? Ich glaube es gern. Mir gefiel ſie ja auch und meinem Manne Alkich, falls. Er wird gucken, wenn er die Wahrheit erfährt! Aber wenn ſie Ihnen noch ſo ſehr gefiel: Hände davon! Eo eine paßt ja nicht zu Ihnen. Sie iſt eine Betrügerin.“ Wie auf einer von der kommiſſion veranſtalteten mitgeteilt wurde, iſt mit der des Ergebniſſes der den ſpäten Abendſtunden des 14. Januar (Monkag) gleichzeitig in Saarbrücken und in Genf zu rechnen. die Arnen ählung der Stimmen— Preſſe⸗Emp⸗ ng der Abſtimmungskommiſſion. Saarbrücken, 9. Januar. ittagsſtunden des Dienstag Abſtimmungskommiſſion anweſenden treter einen In den Nachm veranſtaltete für die etwa 200 U in- und ausländiſchen Preſſever Preſſe-Empfang in der„Wartburg“. In kurzen Referaten und in Beantwor⸗ g von Fragen wurden Auskünfte zelheiten der Abſtimmung Ausführungen che. Die Abſtimmungskommiſ⸗ Warum ſie deshalb das 5 techniſchen Ein leuchtend grünes gegeben. De deutſcher Spra Rohde, de Jonge und Henry für zuſtändige holländiſche Kreis. andere gab einige techniſchen Vorberei— g. Seine Ausführun⸗ zum Teil auf die wenig rnationalen Preſſevertreter zuge⸗ Nach der Beendi tes werden die Ur ſitzenden des Wah biert und für den Der norwegiſche Kreisinſpe ſodann den von pektor van der M Erklärungen über die tungen der Abſtimmun „Ich darf mich wohl entfernen? Ich möchte Ihrem Beſuch auf keinen Fall begegnen.“ Jobſt Freeſe exwiderte ernſt:„ „Ich muß Sie bitten, zu bleiben, Fräulein Graven! Laut unſeren Abmachungen iſt Ihre Arbeitszeit noch nicht um. Zugleich wiederhole ich Ihnen: Sie irren ſich! Mein Beſuch, noch dazu ein ſtets gern geſehener Beſuch, iſt Doktor Meerhold. Wir haben zuſammen eine volkstüm⸗ liche Broſchüre verfaßt: Die Grenzen zwiſchen Recht und Unrecht,, und wollen nun eine neue gemeinſame Arbeit tierten inte gung des Wahlgeſchäf⸗ nen vom neutralen Vor⸗ lbüros verſiegelt, Transport fertig gemacht. ktor erläuterte ihm techniſch durchorgani⸗ en Transport der U von dem hier anweſenden Milit men wird. Unter F treter der Abſtimm die Urnen zunächſt reien gebracht. Dort erſonen eine Tran är übernom⸗ ührung neutraler Ver⸗ ungskommiſſion werden nach den Bürgermeiſte⸗ haben die begleitenden Sportbeſtätigung Es klopfte. Das Mädchen meldete: „Herr Doktor Meerhold!“ Regina ſaß ganz zuſammengeduckt da, als müſſe in nächſten Augenblick doch Peter Konſtantin ins Zimmer treten. Ihre Augen hatten einen ängſtlichen Ausdruck, um ihren Mund zuckte es, und ihr Herz klopfte toll und wild Jetzt trat er ein. Jobſt Freeſe war ihm entgegen⸗ Den an die ertretern de genheit geboten ranspork nicht beteilig⸗ r Bevölkerung kann Gele⸗ werden, ſich gleichfalls von enkransports zu eugen und hierüber gung auszufüllen. Insge⸗ erſonen werden die Urnen von alen in die Bürgermeiſtereſen en. In Sonderzügen werden ann von größeren Sammel⸗ aargebietes nach Saarbrücken „Wartburg“ geſchafft. m Eintreffen der erſten it ichen 200 1 5 00 Uh en zwiſchen 2.00 und 6. r 1 der„Wartburg“ rnen wiede armmiſſion empfangen, die Reginas Augen aber ſchauten und ſchauten. Da ſtand Peter Konſtantin nur wenige Schritte von ihr entfernt und wiederum war er es nicht. Zum Verwechſeln ähnlich ſähe er dem andern, wenn nicht der Aus ſichts ein anderer geweſen wäre. Froher und war das Geſicht und etwas jü die Augen blickten nicht ſo ſchar nicht ſo herb. Seine Stimme ab. N Vorbei war der Sput, der ſie geſchreckt Sie richtete ſich auf. Die Angſt in ihren den Wahllok druck ſeines Ge⸗ nate r als das Konſtantins; „ 18 leine Züge wirkten ui anders. Augen erlolch (Fortſetzung ſolgt.) und von dort Man rechnet mit de wärtigen Urnen werden die ſich gleichfalls ind Vertretern der beteilig⸗ mmenſetzt. Auch hier ſind cheiniaungen auszufül⸗ kommt dabei einer ihter allerdümmſten neut Transport die Stimmzählun;, ſelbſt, die am nächſten Morgen um 9.00 Uhr beginnt, hat man ein ganz beſonderes Sy⸗ ſtem ausgeklügelt, um auf jeden Fall Un. richtigkeiten bei der Zählung zu vermeiden. neutrale Stimmzähler werden ange⸗ ſtellt, die in 60 Gruppen zu je fünf Mann ununterbrochen zählen. Allen beteiligten Perſonen iſt es ſtrengſtens verbo ten, die aus dem Saal und dem Reſtaurant beſtehende Konklave vor der Bekanntgabe des Wahlergebniſſes zu verlaſſen. Ebenſo iſt es ihnen unterſagt, ſich irgendwie über Ein— zelergebniſſe unter ſich zu unterhalten. Man hofft ſodann, das Wahlergebnis in den ſpäten Abendſtunden des Montag, etwa um 11.00 Uhr. gleichzeitig in Genf und Saarbrücken veröffentlichen zu können. Nach Abſchluß der Zählung werden die Wahlzettel in 83 bereitſtehende Holzkiſten verpackt, um nach Genf geſchafft zu werden. Da nach Auffaſſung der Abſtimmungs⸗ kommiſſion die Bevölkerung des Saargebie⸗ tes nicht Objekt, ſondern Subjekt der Volks⸗ abſtimmung iſt, werden auch Delegierte der politiſchen Parteien feierlich eingeladen, dem Akt der Stimmenzählung beizuwohnen. Was geht vor? Aufſehenerregende Vorgänge an der loth.⸗ ringiſch⸗ſaarländiſchen Grenze. Saarbrücken, 9. Januar. Das Deutſche Nachrichtenbüro meldet: Im Saargebiet kam es am Dienskag zu außerordentlich beunruhigenden Vorgängen. An der ganzen lothringiſchen Grenze enk lang ſind auf Anordnung des Direktors des Innern, Heimburger, die Landſägerpoſten zurückgezogen und auf das rechte Saarufei gelegt worden. Da auf der linken Saarſeite auch keine Truppen liegen, die ausländi. ſchen Truppen vielmehr alle rechts der Saal ſtationiert ſind(mit Ausnahme von 100 Italienern in Saarlouis), iſt alſo der Tei der Kreiſe Saarlouis und Saarbrücken auf dem linken Saarufer von allen Sicherheits. kräften entblößt. Gleichzeitig hal die Be. völkerung feſtgeſtellt, daß die franzöſiſchen Grenzpoſten der Garde mobile verſtärkl worden ſind. Ferner iſt in den letzten Tagen bei Obereſch franzöſiſche Kavallerie mehrfach an der Grenze aufgetaucht. Bei der Aufhebung der Landjägerpoſten handelt es ſich um die ſtändigen Landjäger, die in den betreffenden Ortſchaften wohnen und dort ſeit Jahren Dienſt tun. Es iſt da⸗ bei zu bemerken, daß die hochgelegenen Teile der beiden Kreiſe der Warndt und der Gau von franzöſiſcher Seite in den letzten Jahren mehrfach als ſtrategiſch für Frankreich außerordentlich wichtig bezeichnet worden ſind, weil man von hier aus eine Ueberſicht weit in das Saarland hinein hat. Es iſt nicht verwunderlich, daß die Bevölke⸗ rung hieraus ſowie aus den heutigen Vor⸗ gängen Schlüſſe zieht, die eine ge⸗ ſpannte Lage ſchaffen, ohne daß ſchon eine akute Gefahr für das Saargebiet zu beſte⸗ hen brauchte. In Lauterbach und in Ludwigs weiler ſind die Landjägerpoſten durch Polizeipoſten erſetzt worden. die ſich aus Elementen rekrutieren, die ſeinerzeit von der Regierungskommiſſion im weſentlichen aus Emigranten angeworben worden ſind. Die Tatſache der Zurückziehung der Land⸗ ſägerpoſten und der Verſtärkung der fran⸗ zöſiſchen Grenzwachen ſowie des— viel⸗ leicht durchaus zufälligen— Auftauchens franzöſiſchen Militärs an der Grenze haben eine ganz außerordentliche Beunruhi⸗ gung in die Bevölkerung getragen. Dazu kommt, daß auf dem rechten Saarufer von den 3050 Mann ausländiſchen Militärs 2950 Man untergebracht ſind, auf der lin⸗ zen Seite aber nur 100 Mann. Die geſchil⸗ derten Maßnahmen ſind nicht zuletzt des⸗ wegen bemerkenswert, weil die ſaarländiſche Separatiſtenpreſſe ſeit einigen Tagen von „Wahlbomben“ von deutſcher Seite ſpricht und andererſeits der ehemalige chriſt⸗ liche Gewerkſchaftler Kuhnen gerade in den letzten Tagen das Geſpenſt eines franzöſi⸗ ſchen Gewaltſtreiches auf das linke Saarufer on die Wand gemalt hat, um damit ſeiner Aufforderung, für den Status quo zu ſtim⸗ men, Nachdruck zu verſchaffen. ö Es erhebt ſich hier die Frage:„Wer iſt mit wem im Bunde? Die Bevölkerung hat das Recht, Klarheit zu verlangen über Maßnahmen, die ſie von jedem polizeilichen Schutz entblöße und die ſogar die Möglich- keit geben— wie dies vor einiger Zeit ſchon einmal geſchehen iſt— daß kommuniſtiſche Rollkommandos aus Lothringen ungehin⸗ dert die Grenze überſchreiten und die deut⸗ ſche Bevölkerung terroriſieren Das Miß⸗ trauen gegen den franzöſiſchen Direktor des Innern, Heimburger, deſſen Erſetzung durch eine neutrale Perſönlichkeit ſchon mehrfach gefordert worden iſt, iſt jedenfalls auf das äußerſte geſtiegen. i Auch die Regierungskommiſſion„müßte endlich erkennen, daß die Saarbevölkerung in einer ſolchen Zeit der Spannungen beſon⸗ derer Rückſichtnahme bedarf in einem Grenzgebiet, in dem ſelbſt harmloſe Vor⸗ gänge von der Bevölkerung ganz anders ge⸗ werlet werden. ö Zei Kältegefahr Frost-Novitan Apotheke Hältlich fube Arbeſtsbeſchaſlung in hes rbeitsbeſchaſfung in Heſſen Darmſtadt, 9. Jan. Das Staatspreſſeamt teilt u. a. mit: Der Jahreswechſel legt es nahe, Rückſchau zu halten. Der Kampf gegen die Arbeitsloſigkeit hat zu einem vollen Er⸗ folg geführt. Die Zahlen ſind bekannt. Sie ſollen hier nicht wiederholt werden. Gegen⸗ ſtand dieſer Ausführungen iſt lediglich ein kurzer Rückblick auf die Arbeitsbeſchaf⸗ fungsmaßnahmen, die von der heſſi⸗ ſchen Regierung in den beiden letzten Jah⸗ ren eingeleitet und durchgeführt wurden. Im Rhein⸗Main⸗Gebiet wurde nach dem Umſturz der Anſturm gegen die Wirtſchaftskriſe und die Erwerbsloſigkeit mit beſonderem Nachdruck aufgenommen. Der Straßenbau ſteht bei den Arbeits⸗ beſchaffungsmaßnahmen an erſter Stelle. Mit Genugtuung kann feſtgeſtellt werden, daß dank der von der Regierung ausgehenden Ini⸗ tiative der Zuſtand des heſſiſchen Straßen⸗ netzes heute im allgemeinen vorbildlich iſt. Nicht vergeſſen werden darf in dieſem Zu⸗ ſammenhang der Bau der großen Auto⸗ bahnen. In engem Zuſammenhang mit dem Ausbau des Straßenweſens ſteht die För⸗ derung des Luftverkehrs. Auch hier iſt das Rhein⸗Main⸗Gebiet führend. Der Flug⸗ hafen am Rebſtock bei Frankfurt a. M. bil⸗ det heute einen der weſentlichſten Knotenpunkte des deutſchen Luftfahrtverkehrslinien⸗Netzes. Infolge der ſtändig wachſenden Verkehrsdichte wird er bald nichk mehr den Anforderungen genügen, die an einen modernen Flughafen geſtellt werden müſſen. Auf Anregung des Gauleiters wird deshalb ein neuer Flugplatz gebaut. Die Maßnahmen der Waſſerbauverwaltung wurden ber der Durchführung der Arbeitsbe⸗ ſchaffungsaktion in beſonderem Maße berück⸗ ſichtigt. Etwa 2,5 Millionen Rm. wurden in Heſſen durch Stromregulierungen, für Arbei— ten an Brücken und für den Ausbau der Hochwaſſerdämme am Rhein und Main auf⸗ gewendet. Die heſſiſche Forſtverwaltung hat mit ihrer Tätigkeit die Arbeitsbeſchaf⸗ fungsmaßnahmen ſehr gefördert. Dank des zielbewußten Zuſammenarbeitens von Reich, Land, Gemeinden, Arbeitsdienſt, Reichsar⸗ beitsverwaltung und Kreditinſtituten, konnte es in den Jahren 1933 und 1934 erreicht wer⸗ den, daß durch Vornahme zuſätzlicher Arbei— ten in der heſſiſchen Forſtwirtſchaft etwa dop⸗ pelt ſo viel Arbeiten durchgeführt wurden, als in früheren Jahren. Brachliegendes Ge— lände, Oedungen, Halden, ſchlechte Wieſen und ſonſtige ertragloſe Flächen wurden aufgefor⸗ ſtet. Der Umfang dieſer Arbeiten iſt am deut⸗ lichſten an der Tatſache zu ermeſſen, daß nicht weniger als 152 Hektar Land aufgefor⸗ ſtet und auf dieſe Weiſe für die deutſche Wirt⸗ ſchaft neu gewonnen wurden. Ein ähnliches Ziel hat die Sied lu ngs⸗ aktion. Weſenklich für die Arbeitsbeſchaf⸗ fung ſind aus dem gleichen Grunde die Maß⸗ nahmen, die auf dem Gebiet des Hoch⸗ baues in den beiden letzten Jahren von Staat, Gemeinden und öffentlichen Körper⸗ ſchaften durchgeführt wurden. Dem heſſiſchen Handwerk wurden erhebliche Aufträge erteilt. Nicht zuletzt ſei das Meliorations⸗, Arbeits⸗ und Siedlungsprogramm des Heſſiſchen Staatsminiſteriums genannt. Hinſichtlich der Arbeitsbeſchaffungsmaßnah⸗ men im übrigen iſt eine grundſätzliche Umſtellung 5 notwendig. Weſentlich für das bisherige Syſtem war, daß die Vorhaben in weiteſt⸗ gehenden Maße von der öffentlichen Hand finanziert wurden. Es iſt der Wille der Reichsregierung, daß in Zukunft dieſes Ver⸗ fahren nur aus nah msweiſe und in der Regel nur im Dienſt der deutſchen Roh- ſtoffwirtſchaft beibehalten werden ſoll, um dieſe vom Ausland unabhängig zu machen. Das Stadium der„Wirtſchaftsankurbelung“ iſt vorüber. Die Geſundung der deutſchen Wirtſchaft kann nicht allein durch Staatshilfe erreicht werden. Sie muß ſich organiſch von innen her⸗ aus geſtalten. Staatliche Subventionen dür⸗ fen nicht zu einer Dauererſcheinung werden. Notſtandsarbeiten ſind deshalb für die Folge nur in beſchränktem Umfange, größere Ar⸗ beitsbeſchaffungsprogramme wie in den vor⸗ angegangenen Jahren nicht mehr zu erwar⸗ ten. Sehr zu begrüßen ſind deshalb alle Selbſthilfemaßnahmen der Wirtſchaft. Vorbild kann dabei die Aktion des Lan⸗ deshandwerksmeiſters Heſſen und der ener⸗ giewirtſchaftlichen Unternehmen des Rhein⸗ Main⸗Gebietes ſein. Durch Preisnachlaß ſoll zu Aufträgen angeregt werden. Allerdings iſt die Lage der Wirtſchaft noch nicht ſo gefeſtigt, daß der Staat jede Sorge um ihre Kräftigung und Belebung beiſeite ſetzen könnte. Seine Bemühungen werden in⸗ deſſen in Zukunft in anderer Richtung gehen als bisher. Sie werden insbeſondere bei der Vergebung öffentlicher Aufträge einſetzen. Zuſtändig für dieſe Aufgaben iſt das bei dem Heſſiſchen Staatsminiſterium beſtehende Landesauftragsamt. Dieſes iſt dazu berufen, die wirtſchaftlichen Unternehmungen des Landes bei der Hereinholung öffentlicher Aufträge zu beraten. Auch bei der Finanzie⸗ rung ſolcher Aufträge iſt es gegebenenfalls behilflich und in der Lage, vermittelnd ein⸗ zugreifen. Die Belebung der Wirtſchaft, die auf dieſe Weiſe erreicht werden kann, wird nicht wie bei den großen Arbeitsbeſchaffungsprogram⸗ men der vergangenen Jahre ſchlagartig in die Erſcheinung kreten. Sie wird aber im Gegen⸗ ſat zu dieſen Notmaßnahmen beſſer und nach⸗ haltiger als jene der begalliſchen Weſunvung der Wirtſchaft den Weg bereiten. Aus Heſſen und Naſſau Neuer Oberlandesgerichtspräſident und Senatspräſident. Darmſtadt, 9. Jan. Ernannt wurden durch Urkunde des Herrn Reichsſtatthalters in Heſ⸗ ſen auf Vorſchlag der Heſſiſchen Regierung: der Staatssekretär i. R. Dr. Wilhelm Stuk⸗ kart mit Wirkung vom 1. Februar unter Berufung in das Beamtenverhältnis zum Oberlandesgerichtspräſidenten beim Oberlan⸗ desgericht in Darmſtadt; Landgerichtsdirektor Dr. Fritz Werner, geboren am 23. Okto⸗ ber 1896 zu Mainz, mit Wirkung vom 1. Januar zum Senatspräſidenten beim Ober- landesgericht in Darmſtadt.— Oberlandes⸗ gerichtspräſident Dr. Stuckart, Heſſens höchſter Richter, trat bereits 1922 in die NSDA p und führte als Primaner die Jugendgruppe in Wiesbaden. In den Jahren 1930 und 1931 war er Richter in Rüdesheim und Wies⸗ baden. 1932 verließ er aus politiſchen Grün⸗ den den Staatsdienſt und organiſierte in Pommern die SA und SS. Im Mai des folgenden Jahres nahm der etwa 30 jährige als Miniſterialdirektor im preußiſchen Kul- tusminiſterium den Staatsdienſt wieder auf und wurde kurz darauf zum Staatsſekretär ernannt. Vor einigen Monaten wurde Dr. Stuckart in den einſtweiligen Ruheſtand ver— Aus der Heimat Gedenktage 9. Januar. 1853 Der Admiral Henning v. Holtzendorff, Chef des Admiralſtabes, in Berlin ge⸗ boren. 1873 Napoleon III. in Chislehurſt geſtorben. 1908 Der Maler und Dichter Wilhelm Buſch in Mechtshauſen am Harz ge⸗ ſtorben 1924 Der Führer der Pfälzer Separatiſten Heinz Orbis wird in Speyer erſchoſſen. 1927 Der Schriftſteller Houſton Stewart Chamberlain in Bayreuth geſtorben. Sonnenaufg. 8,09 Sonnenunterg. 16,05 Mondaufg. 10.02. Mondunterg. 22,18 Vom Humor Ein Menſch mit Humor wird immer in beſonders hohem Maße harmoniſch und wohl⸗ tuend für ſeine Umgebung ſein, denn Humor iſt mehr als Witz und iſt mehr als Spott oder Ironie. Allerdings iſt dem Mutterwitz und dem Humor jene ſchöne Heiterkeit eigen, die in wohltuendem Gegenſatz zum Ernſt des Lebens ſteht. Doch wo der Witz ein ſtrah⸗ lendes Lachen hervorruft, da ſchafft der Hu⸗ mor ein ſchönes Lächeln. Wo der Witz an der Oberfläche gedanklicher Schärfe haften bleibt, da ſteigt der Humor zu den Quellen menſchlicher Erkenntniskraft hinab. Der Witz kommt aus der Freude, der Humor aber kommt aus dem Heid, das iſt das Entſchei⸗ dende. Das Leid, der beſte Erzieher des Men— ſchen,„jenes ſchnellſte Roß, das uns zur Voll⸗ kommenheit trägt“, adelt auch den Witz und macht ihn zum Humor. Aus eigener bitter⸗ ſter Erfahrung um alle Nöte, alle Wider— ſprüche und Schmerzen des Lebens wiſſen und dennoch lachen, das heißt Humor haben. „Er trägt es mit Humor“, ſagt der Volks⸗ mund. So ſchlägt der Humor in jedem Fall eine Brücke von Verzweiflung und tiefſtem Peſſimismus zu ſtarker und tapferer, wenn auch bisweilen ein wenig gedämpfter Lebens⸗ bejahung. In ſeiner Lebensfreudigkeit unter⸗ ſcheidet ſich der Humor grundlegend von der Ironie und dem Spott. Auch die Ironie ſchöpft aus der Erkenntnis von der Unzuläng⸗ lichkeit alles Seienden. Sie verſpottet und verachtet in kühler, klarer Erkenntnis mit meſ⸗ ſerſcharfem Verſtand. Deshalb führt die Iro⸗ nie meiſt zur Bitterkeit und Weltverachtung. Wohlbemerkt kann auch in einer ſolchen Ein⸗ ſtellung eine große und ſogar hervorragende Stärke liegen gegenüber allen Fährlichkeiten des Lebens. Ein altes Sprichwort ſagt:„Was bitter iſt dem Mund, iſt innerlich gefund“. Die Ironie iſt daher auch eine bekannte und gefürchtete Geiſteswaffe. Ihr fehlt ganz und gar die Wärme des Gefühls, die den Humor ſo wohltuend und ſo fröhlich macht. Auch der Humor ſieht die Fehler und Schwächen der Umwelt deutlich, aber er verzeiht ſie. Kopf und Herz zuſammen ſchaffen das Weltbild, das aus dem Humor heraus geſtaltet wird. Ein ſolches iſt darum immer in beſonderem Maße lebenswahr und lebensnah. Daher ſind uns Menſchen, die mit der Gabe des Humors ausgeſtattet ſind, beſonders liebenswert. — Vörſen und Märkte Vom 3. Januar. (Ohne Gewähr.) Mannheimer Schlachtviehmarkt. Auftrieb: 135 Ochſen, 95 Bullen, 216 Kühe, 253 Färſen, 750 Kälber, 70 Schafe, 2104 Schweine. Preiſe: Ochſen 35 bis 40, 32 bis 36, 28 bis 31; Bullen 37, 32 bis 36, 20 bis 31; Kühe 30 bis 32, 24 bis 29, 17 bis 23, 11 bis 167 Färſen 37 bis 40, bis 36, 28 bis 31; Kälber 46 bis 50, 39 bis 45, 32 bis 38, 23 bis 31; Schweine 52 bis 53, 49 bis 53, 48 bis 83, 47 bis 52, —, 44 bis 47.— Marktverlauf: Großvieh ruhig, ee Kälber langſam, Schweine ruhig, Ueberſtand. 1.