1 Unlon-Film-palast Erſtklaſſige Läufer-, und ſchöne „ Einleg- hat ſtets am Platze, Schweinehandl. Helfrieh, Moltkestr. 9 1 Bekanntmachung Heute Dlenstag 5. Tag Lets gelegenheit. Der grüßte fm der welt Anfang ½8 Uhr Verelus⸗ Anzeiger Kaninchen- und Geflügelzuchtver⸗ ein 1916. Sämtliche Mitglieder nebſt Angehörige, welche an dem Familienabend mit Eſſen am Samstag abend 8 Uhr im Kaiſerhof noch teilnehmen wollen u. ſich noch Cleopatra“ L Der prunkvollſte Monumentalfilm, der je gedreht wurde ln deutscher Sprache! Uoberstelgerte Fracht“ Märchenhafter Prunk /Schausplelerischehdcnstlelstungen Ein neues Meiſterwerk der Filmkunſt das jeder gesehen haben mu! Fanfare in ks mit Etui, erſte Qualität, billig zu ver⸗ kaufen. Von wem, ſagt der Verlag Dichrüben hat laufend abzugeben Joh. Hauer 10. Wwe. Katl nenstrade 17. an abend im Hlavier- 9905 fehlen. Unterricht nach erprobter, schnell fördern- der Methode Lissi Schlatter langj. Lehrerin mit Kompreſſer waſſergek,, 175 cem. ſteuer⸗ u. führerſcheinfrei zu verkaufen. Von wem, ſagt der Verlag. an der Mann- 8 f. Musik. Näheres Iannnelmerst. ag eingeladen. nicht angemeldet haben, können dies noch bis Dienstag abend bei Schriftführer Baus er⸗ ledigen. Spätere Anmeldungen können nicht mehr berückſichtigt werden. Der Vorſtand. Kirchenchor Frauenchor übt heute abend 8 Uhr bei den 7 Engl. Fräulein, der Männerchor morgen Geſangverein Sängertreue Mitt⸗ woch, den 23. 1., abends 8 Uhr Vorſtand⸗ ſitzung im Schiller-Kaffee bei Mitglied Klee. Samstag, den 26. 1., abends 8.30 Uhr heimer Eochsch. findet unſere Jahresverſammlung ſtatt. Ak⸗ tive und paſſive Mitglieder ſind herzlich Pfenning Der Cäcilia. hor geb. 13. Freiſchütz. Es darf niemand Der Vorſitzende. aggagggggggaggangaagaggggaagggggaannaagagdadgga Rechnungen Quittungen Mitteillungen Briefbogen Lieferscheine llefert schnell u. billig Viernheimer Unzeiger Adolf Hitlerstr. 36— ſelefon 117 aggaggaggngaggggagggggnagagaangggaagaagadagaga 300 Vertreter erhalten durch den Privatverkauf meiner tauſendf. glänzend be— währten Sparheizplatte„Spar- tante“ für Herd und Ofen hohen Verdienſt! Streng reell. Jeden Samstag Geld. Anſr. an F. M. Boebes, Malldürn(Baden). 9. 8. 86 Kleines Losholz: (K. Sch.) von Michael 5. geb. 24. 11. 78 bis zum letzten Bezugsberecht. und vom älteſten Bürger bis Georg Baureis 2. geb. 2. 10. 52 Kleines Losholz: Roos 1. geb. 7. 2. 63 bis Valt. Winkler 8. 6. 68. Ergänzungsholz: von Konrad Schmitt 1. geb. 19. 6 69. bis Peter Weidner 2. geb. 3. 7. 70 und vom älteſten Bürger bis Valt. Stumpf 1. geb. 4. 12. 48 Eichen⸗Knüppel: von Joh. Gg. Kiß 1. geb. 18. 7. 04 bis Gg. Wilh. Winkenbuch 1. geb. 7. 5. 05 Kiefern Stöcke: 10. 11. 00 bis Jakob Alter 5. geb. 21. 6. 01 Laubholz Stöcke: geb 9. 6. 86 bis Jakob Mandel 13. geb. (K. K.) von Joh. Joſ. von Nikl. Dewald 7. geb. von Georg Schmitt 8. Kiefern Wellen: von Karl Hoock 1. geb. 22. 7. 88 bis Franz Knapp 6. geb. 27. 10. 99 Eichen Wellen: von Joh. Wilhelm Buſalt 1. geb. 25. 11. 09. bis Wilhelm Klee 1. geb. 31110. 10 1 Gemeindekaſſe Viernheim 1 Zöller Denkt an die Linderung der Not! Verwendet Wohlfahrtsbriefmarken! Lokales Viernheim, den 22. Januar 1935 * Neuer Roman. In unſerer heu— tigen Ausgabe beginnen wir einen neuen Roman der aus der Feder der beliebten Schriftſtellerin Gert Rothberg ſtammt. Un— ſere Leſer werden hieran viel Freude haben. * Holzabgabe. Wie aus dem Anzeigen— teil der vorliegenden Ausgabe zu erſehen iſt, wird morgen Mittwoch durch die Gemeinde Bürgerholz weiter abgegeben. Wir machen hierauf aufmerkſam. * Die Wohlfahrtspoſtkarte der deut ſchen Nothilfe zeigt diesmal das Bruſtbild eines SA.-Mannes als Sinnbild deutſcher Volksgemeinſchaft. Dieſe Karte in Stahldruck mit eingedruckter 6 Pfg. Wohlfahrtsbrief— marke iſt zum Verkaufspreis von 10 Pfg. durch die NS. Volkswohlfahrt, deren Kreis— amtsleitungen, Ortsgruppen, Block- und Zel— lenwarte erhältlich; auch die übrigen Organi— ſationen der freien Wohlfahrtspflege bringen ſie zum Verkauf. Die Benutzung der Wohl— fahrtspoſtkarte bedeutet durchaus kein Opfer, in dem Motiv gibt es keine ſo gut gelungene amtliche Poſtkarte dieſer Art. e Die neuen Vorfahrtzeichen. Die Neu⸗ regelung des Vorfahrtsrechts nach der Reichs— Straßenverkehrsordnung trat am 1. Januar 1935 in Kraft. Es müſſen Verkehrszeichen an allen Kreuzungen oder Einmündungen von Straßen aufgeſtell! werden, an denen von den beiden Grundregeln der neuen Verordnung (Vorrecht des von rechts Kommenden und Vorrecht des Kraftfahrzeuges und durch Ma— ſchinenkraft angetriebener Maſchinenfahrzeuge) abgewichen werden muß. Wettervorherſage: Die durch ſtürmiſche Weſtwinde vorgetrie⸗ bene milde ozeaniſche Luft wird durch neue Kaltluftmaſſen bei ſcharfen Oſtwinden ver⸗ drängt; das unfreundliche Wetter wird von zeitweiliger Aufheiterung abgelöſt, fallende Temperaturen, ſtrenge Nachtfröſte. Verbilligte Marmelade Die auf Grund der Verbilligungsaktion des Reichsernährungsminiſteriums hergeſtellte verbilligte Marmelade iſt nunmehr in allen Geſchäften des Nahrungs- und Genußmittel⸗ einzelhandels erhältlich. Der Preis hierfür betrügt einheitlich 32 Pfg. für das Pfund. Nach den Vorſchriften des Reichsernährungs⸗ miniſteriums darf dieſe Marmelade nur zum Verbrauch in den Haushaltungen, nicht aber an gewerbliche Betriebe wie Bäckereien, Gaſtſtätten uſw. zur Verteilung abgegeben werden. U.⸗T.⸗Tonfilmſchau Heute Dienstag die letzte Aufführung „Cleopatra“ das gewaltigſte Filmwerk, das je da war. Seit einigen Tagen läuft im U.-T.-Film palaſt der Welt größtes Filmwerk„Cleopatra“, das einen großen Erfolg hier hatte. Selten verließen die Beſucher ein Filmtheater mit einer ſolchen Befriedigung wie ſie es bei dieſem Film tun. Es iſt ein ganz gewaltiges, mit— reißendes Erleben dieſen Film zu ſehen, der uns in das alte Rom und nach Aegypten führt. Eine ſpannende Handlung, großartige Darſtellungskunſt, prächtige Koſtümierung und Aufmachung machen den Film beſonders in— tereſſant. Es ſollte niemand verſäumen ſich dieſen Film anzuſehen. Jeder Filmfreund kommt. Heute letzter Tag. Wanderungen auf Schneeſchuhen Skipfade rund um den„Herzbrunnen Deutſchlands“. Ewig ſchade, daß Victor von Scheffel noch nicht auf Schneeſchuhen über die Höhen ſei— nes Lieblingsgaues gewandert iſt! Sein Preis⸗ lied auf die Schönheit des ſommerlichen Fran— kenlandes:„Wohlauf, die Luft geht friſch und rein“, wäre dann wahrſcheinlich in der fröhlichen Aufforderung ausgeklungen, doch auch„zur ſchönen Winterszeit ins Land der Franken“ zu fahren. So hätte das Lied noch raſcher von Lippe zu Lippe weiterge⸗ tragen, was ſich bisher nur die wirklichen Kenner der deutſchen Landſchaft oder einige Bünftige“ unter den Freunden der weißen Jahreszeit verraten: wie ſchön, wie welt⸗ entrückt einſam und doch wie ſo heimelig es im Winter im Frankenwald und im Fichtel⸗ gebirge iſt! Alte Chroniken nennen das Bergland um den Herzbrunnen unſeres Vaterlandes, dem Main und Eger, Naab und Saale nach den vier Richtungen der Windroſe entſtrömen, „das deutſche Paradeis“. Und dieſes Para⸗ auch der liebliche, von vielen tiefeingeſchnit⸗ tenen Tälern zerteilte Frankenwald, ſchließen ſich dem Fremden immer weiter gaſtlich auf. Dies gilt beſonders auch für den Winter. Der verharrt hier in der Nordoſtecke Bayerns mit ſeiner glitzernden Pracht bis Ende Februar, im Fichtelgebirge ſogar bis in den März hinein. Im Frankenwald, der die 800⸗m⸗Grenze nicht überſteigt, ver⸗ locken die langgeſtreckten Höhenrücken den Ski⸗ wanderer vor allem zu Geländefahrten kreuz und quer durch ein faſt unentdecktes Gebiet, das er in wenigen Tagen kennenlernen kann. Ob er von Bad Steben oder Kronach. von Naila, Bayreuth oder Kulmbach kommt, dies iſt nicht verſchloſſen worden: ſowohl das dunkelromantiſche Fichtelgebirge mit Europas größtem Felslabyrinth, der Luiſenburg, als irgendwie werden ihn die weißen Anmarſch⸗ ſtraßen zum Kamm immer zum tannenum⸗ rauſchten Döbra(796 m), dem höchſten Berg des Frankenwaldes, führen. Von hier umfaßt der Blick am weiteſten die zarten Landſchafts⸗ linien, die Franken kennzeichnen, die plaſti⸗ ſchen Wölbungen der anderen leicht erreich— baren Berghäupter und die vielen, in die meilenweiten Wälder gebetteten Orte, die alle dem Winterſportler gaſtliche Aufnahme bieten. Vom klaren Winterhimme! heben ſich im Oſten die Höhenzüge des Erzgebirges ab. Zum Greifen nah ſtehen Schneeberg, Ochſenkopf, Waldſtein und die anderen Fichtelgebirgs⸗ recken im Süden; der Thüringerwald grenzt im Norden das Bild der weißen Bergwelt ab, und im Weſten hebt ſich wie eine ein⸗ ſame Inſel der Berg des Heilgen Veit von Staffelſtein, mit Schloß Banz dahinter, aus der geſegneten Mainlandſchaft heraus. 0 Am Fuß des Döbra iegt, faſt 700 m hoch, Schwarzenbach a. W. (Endſtation der Bahnlinie Hof. Naila⸗Schwar⸗ zenbach), der Hauptſtützpunkt für Skiwan⸗ derungen über die Höhen und durch die ſchönſten Täler des Frankenwaldes. Von hier führen, immer in Höhen von 6-700 m prachtvolle Skiwanderungen nach allen Rich⸗ tungen: nach Norden durch den Thiemitz⸗ wald, vorbei an„Großmutter“ und dem vom Sturm gefällten„Großvater“, den ſtärkſten Edeltannen des Frankenwaldes, über Gerolds⸗ grün(610 m) nach Bad Steben(581 m) mit der größten Sprungſchanze des Fran⸗ kenwaldes, oder über Dürrenwaid zum hoch⸗ gelegenen Nordhalben(588 m) an der alten Heerſtraße Nürnberg Leipzig, nach Weſten über Schro. Kuſtein, Wallenfels zum Geu⸗ ßer oder zur Nadſpitze(679 m), dem Süd⸗ weſtpfeiler des Gebirges. Von hier reicht der Blick faſt ſo weit wie vom Döbra, ja man kann im Weſten ſogar die Veſte Koburg und im Süden die Plaſſenburg, Kulmbachs alte Hohenzollernveſte, erkennen. Wer die ſchnellen, ſchneidi 5 0 1„ſchneidigen Abfahrten im Fichtelgebirge mehr Möglichkeiten finden. Hier ſind die Berge um 2—300 m höher, ihre Hänge ſteiler, die Abfahrten gehen geſchwinder, und tiefer noch deckt der Schnee die Granitkup⸗ pen der Gipfel, die das hufeiſenförmig nach Often geöffnete Bergland krönen. Schon bei Marktredwitz, wo ſich die Eiſenbahnlinien Paris⸗Nürnberg⸗Prag und Berlin⸗München⸗ Rom kreuzen, kann man die Brettl anſchnal⸗ len und über Wunſiedel(550 m) einen der weißen Pilgerpfade wählen, die von hier zum Doppelgipfel der Köſſeine(940 m) führen. Dort hinauf leitet auch der neue Skiweg von Brand an der Bahnlinie Neuſorg—Fichtel⸗ Mis dee ſich e 0 Seehausgebiet neuen Unterkunftshaus i 1 Höhe, fortſetzt. e Setlenkt der hungernden fiere! Reichsbund Volkstum und Heimat Landeachaft Baden— Rhelnfranken— Massau— Hessen Fachamt Tlerschutz Vom Unterkunftshaus auf der der Skiwanderer zum Steinwald im Gebiet des Oberpfälzer Waldes herüberwechſeln kann oder über die Hohe Mätze(814 m) und den Fichtelberg nach Warmenſteinach(6— 700 m), der Endſtation der Bahnlinie Bayreuth- Warmenſteinach. Dieſer ſchneeſichere Höhen⸗ luftkurort, in dem alljährlich die fränkiſchen Skimeiſterſchaften ausgetragen werden, iſt neben Biſchofsgrün(700 m), das hoch über weiten, freien Hängen etwas nördlicher liegt, der Hauptſtützpunkt für viele ſchöne Skiwan⸗ derunden im Gebiet des Ochſenkopfs und der ſeinem Voralpencharakter ladet Anfänger und Geübte auf Wegen mit„allen Neigungsgraden“ zu Schneebergkette. Vas Gelände mir Anſtieg und„zügigen“ Abfahrten ein. Höhen⸗ wanderungen von Gipfel zu Gipfel, von Aus⸗ blick zu Ausblick über die lange Gebirgskette der Bayeriſchen Oſtmark, vom Döbra bis zum Arber im Bayerwald, erſchließen dem rechten Skitouriſten ſchon auf wenigen großen Fahr⸗ ten das ganze romantiſche Grenzgebirge um Deutſchlands Herzborn, der hier oben quillt. Vom Aſenturm des Ochſenkopfs(1024 m) mit ſeinem ſchönen Unterkunftshaus führen bequeme Wanderungen zum Schneeberggipfel (1053 m), dem höchſten Punkt ves Fichtel⸗ gebirges, und von dort zum Nußhart(972 m), zum Seehaus, zum Haberſtein(850 m) und zum Rudolfſtein(868 m). Von hier aus ind über Weißenſtadt der einſame Waldſtein (880 m) im Skigebiet von Zell oder der ſtille Kornberg(827 m) bei Kirchenlamitz leicht zu erreichen. Das ausgezeichnete Netz der gut markier⸗ ten Wege weiſt den beſchwingten Brettln noch manch anderen verſchwiegenen Pfad zwiſchen dem Wall der weißen Fichten und der ſchnee⸗ beladenen Granitblöcke; jeder führt auf Höhen Ein⸗ blicke in die Gebiete der großen deutſchen Oſtgrenze, die gerade hier in der Bergwelt der Bayeriſchen Oſtmark dem Winterwan⸗ derer viel verborgene Schönheit zu offen⸗ des Winterglücks, jeder ſchenkt neue baren hat. Dr. A. v. Schellwitz⸗Ueltzen. Unſchuldig wegen Spionage verurtem. Das Militärgericht von Paris hat eine Familie rehabilitiert, die im Kriege wegen Spionage verurteilt worden war. Es han- delt ſich um einen franzöſiſchen Bergmann, ſeine Frau und ſeine zwei Kinder. die im Dezember 1914 vom Kriegsgericht wegen Spionage und Einvernehmen mit dem Feind verurteilt worden waren. Der ren Zwangsarbeit, die Frau zu 20 Jahren ve urteilt worden. Die beiden Eltern ſtar⸗ ben vor Abbüßung der Strafe. Nach länge, ren Verhandlungen hat ſich die Schuldloſig⸗ 1 keit der verurteilten Familie ergeben, und das Gericht hat ſie im Wiederaufnahmever⸗ fahren ausdrücklich anerkannt. Den Nach- kommen wurde 68 000 Francs zugebilligt. Kampf mit Schmugglern. Im Paſſei⸗ ertal unweit der italieniſch⸗öſterreichiſchen 5 Grenze kam es zu einem Zuſammenſto zwiſchen italieniſchen Grenzwächtern und 57 öſterreichiſchen Schmugglern. Auf den nruf der Grenzpolizei gaben die Schmugg“ ler mehrere Revolverſchülſſe ab und ſuchten über die Grenze zu fliehen. Die Grenzwäch⸗ ter ſchoſſen nun auf die Flüchtlinge, wobei einer der Schmuggler tödlich getroffen wurde. Der andere konnte nach längerer Verfolgung gefaßt und verhaftet werden. RUB . Köſſeine gibt es wundervolle Abfahrten über den Ha- berſtein(850 m) zur Luiſenburg oder über! Rodenzenreuth nach Waldershof, von wo aus Bergmann und ſeine beiden Söhne waren zu je 5 Jah. ein Schadenerſatz von I(Wiernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten) Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 1,40 Mk. Sonntag“, frei ins Haus gebracht.— Gratis⸗Beilagen: wöchentlich den„Illuſtrierten halbmonatlich die„Heimatblätter“, zweimal jährlich den Fahrplan und den Wandkalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. bei den Boten Verkünd⸗ und Anzeigeblatt für Viernheim ſeit dem Jahr 1883 Fernſprecher 117.— Telegr.: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Frankfurt a. M., Verantwortlich für den Anzeigenteil: Joh. Martin, Viernheim. Einzel⸗Vertauf der Zeitung von der Geſchäftsſtelle 5 Pfg., Samstags⸗Ausgabe 10 Pfg W l N 4 00 g 1. i a 5 8 a 5 Mittwoch, den 23. Januar 1935 wird an Reeeſ⸗ N g holz für 1935 weiter abgegeben: 0 Auflage„ Großes Losholz: von Heinrich Faltermann 1. f geb. 4. 2. 58 bis Johann Lang 5. geb. g 2. 6. 59 6 i 21 R. 0 Viernheimer Zeitung (Viernheimer Bürger-Ztg.— Viernh. Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die l2geſpaltene Millimeter-Zeile 2 Pfennig, Reklame 9 Pfennig, bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor- mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ämtlichen Annoncen-Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aumahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Geſchäftsſtelle: Adolf Hitlerſtr. 36, Schriftleitung, Druck u. Verlag: J. Martin. Viernheim 52. Jahrgang Auch in Amerila. Wir werden unſere Auffaſſungen über das„glückliche Amerika“, das es ſo viel beſſer hat, als„unſer Kontingent, der alte“ allmählich ändern müſſen. Auch drü⸗ ben in Amerika haben ſie ihre Sorgen. Da für iſt wieder ein Beweis die Tatſache, daß man in den Vereinigten Staaten jetzt eine ſozialpolitiſche Geſetzgebung aufzubauen genötigt iſt. Bisher kannten die Vereinigten Staaten von Amerika keine Sozialpolitik in unſerem Sinne. Bis vor wenigen Jahren war die dort herrſchende Auffaſſung, daß das Land ſo groß, reich und weit ſei, daß jeder Be— dürftige ſich nur nach einer Betätigungs⸗ möglichkeit abzuſehen brauche, dann werde er ſie auch finden, ſo daß eine öffentliche Hilfe unnötig werde. Die Erſchließung neuer Gebiete und neuer Erzeugungs-Mög⸗ lichkeiten werde nur gehemmt, wenn man dem Einzelnen die Not und Sorge des Ta— ges abnehme. Wer wirklich arbeiten wolle, der werde ſich ſchon weiterhelfen. Oeffent⸗ liche Kaſſen oder Verſicherungen für ſoziale Zwecke ſeien dem amerikaniſchen Prinzip zuwider. In Europa, wo die Ländereien erſchloſſen und die Ueberbevölkerung viel— fach Tatſache ſei, möge das anders ſein. In Amerika gelte die Selbſthilfe, von der denn auch auf dem Wege der privaten Ver— ſicherung weiteſter Gebrauch gemacht wurde. Das war bis in die jüngſte Zeit die Mei⸗ nung aller maßgebenden Kreiſe der USA, einſchließlich der Gewerkſchaften. Das ein⸗ zige, was man gelten ließ, war eine gewiſſe Beſchränkung der Einwande⸗ rung, um das Anwachſen der Arbeit— ſuchenden zeitweiſe einzudämmen. Als dann die Jahre der Kriſe nach 1930 in Amerika kamen, ſuchte man der nicht ab⸗ zuſtreitenden Notlage weiter Schichten mit der freien Wohlfahrtshilfe zu be⸗ gegnen, die von vielen privaten und kirch⸗ lichen Vereinen in großzügiger Weiſe be— trieben wurde. Auf die Dauer aber war das nur ein Notbehelf, ganz abgeſehen da⸗ von, daß mit der Unterbringung Obdachlo⸗ ſer und ihrer Ernährung das ſoziale Pro⸗ blem nicht gelöſt werden konnte, ſondern das Anwachſen aſozialer Elemente einen immer größeren Umfang annahm. So kam Amerika ſehr bald auf denſelben Weg, den Deutſchland ſchon vor 50 Jahren, den Eng⸗ land erſt erheblich ſpäter beſchritten hatte: zur ſozialpolitiſchen Geſetzge⸗ bung. Auch hier iſt es das Verdienſt des Präſi⸗ denten Rooſevelt, mutig mit alten vor— gefaßten Meinungen gebrochen und das Land vor neue Aufgaben geſtellt zu haben. Dabei iſt es kennzeichnend für die Lage, daß er zuerſt ein Geſetz zur Arbeits loſen⸗ verſicherung vorgelegt hat. Deutſch⸗ land begann unter Bismarck ſeine für alle Welt vorbildlich gewordene Sozialpolitik mit der Kranken verſicherung. Da⸗ mals ſpielte die Arbeitsloſigkeit auch hier noch keine große Rolle. Später kam die Invalidenverſicherung und die anderen Ver⸗ licherungen hinzu, erſt 1927 gewann die Arbeitsloſenverſicherung ihren jetzigen Cha⸗ rakter. In den Vereinigten Staaten iſt die Arbeitsloſigkeit das beherrſchende ſoziale Problem. Deshalb legt der Präſident den Entwurf einer Arbeitsloſen⸗ und einer Altersverſicherung vor. Die Ar⸗ beitgeber ſollen zunächſt ein Prozent des Lohnes in eine ſtaatliche Arbeitsloſen-Kaſſe einzahlen, dieſer Satz ſteigt in jedem Jahr um ein weiteres Prozent, bis 1938 drei Prozent erreicht ſind. Auf Verlangen der Einzelſtaaten können die Arbeitnehmer zur gleichen Leiſtung herangezogen werden. Vei der Altersrenten⸗Verſiche⸗ rung, die gemeinſam von Arbeitnehmern und Arbeitgebern aufgebracht wird, beginnt der Beitrag mit einem Prozent. Er ſteigt alle fünf Jahre um ein weiteres Pro⸗ zent, bis auf 5 v. H. des Lohnes im Jahre 1957. Als Beginn der Penſion iſt das 65. Lebensjahr gedacht. Einige Schwierigkei⸗ ten macht bei der amerikaniſchen Verſiche⸗ rung das Verhältnis der„Länder“ zur Union, die die Finanzkontrolle für ſich be⸗ anſprucht. Zweifellos wird gerade die So⸗ ſalverſicherung dazu beitragen, den Ein⸗ fluß des Einheitsſtaates zu ſtärken. Zwiſchenfall in Somaliland Eine franzöſiſche Negierungserpedition von abeſſiniſchen Nomaden niedergemetzelt Paris, 22. Januar. In Dſchibuti(Somaliland), hart an der Grenze von Abeſſinien, ſedoch noch auf fran⸗ zöſiſchem Boden. wurden ein franzöſiſcher Regierungsbeamter namens Bernard, 18 eingeborene Soldaten und zahlreiche Einge⸗ borene von einem Aufftändiſchenſtamm er⸗ mordet. Der abeſſiniſche Geſchäftsträger in Paris erklärte einem Vertreter des„Intran— ſigeant“, daß es ſich wahrſcheinlich um An— gehörige des Stammes Iſſa's handele, die ſchon ſeit Jahren die Gegend unſicher mach⸗ ten. Dieſer Nomadenſtamm tauche bald hier, 900 dort auf. Den Iſſas ſei wahrſcheinlich auc der Einfall in das italieniſche Gebiet im vergangenen Monat zuzuſchreiben. Dieſe Nomaden, die wenig oder überhaupt nicht mit der Feuerwaffe umzugehen verſtehen, bedienten ſich gewöhnlich eines etwa 50 Zen— timeter langen, breiten Meſſers, mit dem ſie ihre Gegner töteten. Bisher ſei es ihnen ſtets gelungen, ſich den Verfolgungen zu entziehen. Man rechnet damit, daß die franzöſiſche Regierung ebenſo wie die italieniſche beim Völkerbund Schadenerſatzanſprüche gegen Abeſſinien anmelden wird. Zwei Miſſionare umgebracht Unkat auſtraliſcher Eingeborener. München, 22. Januar. Von der Leitung des Steyler Miſſions⸗ ſeminars in Ingolſtadt(Obb.) wird mitge⸗ teilt: Dieſer Tage kraf aus Neu-Guinea (Auſtralien) über Rom die Nachricht ein: Pater Karl Morſchheuſer von Eingeborenen durch Pfeilſchüſſe ermordet. Wenig ſpäter telegraphierte Biſchof Wolf, der apoſtoliſche Vikar des dortigen Steyler⸗Miſſionsgebietes, daß auch Bruder Eugenius Frank laut Nach⸗ richt der Salamana⸗Regierungsſtakion er⸗ mordet worden ſei. Bruder Eugenius ſei im Hagengebirge ſtationiert geweſen. Ohne von dem Tode des Paters Morſchheuſer zu wiſſen, habe er vermutlich Alexishafen beſuchen wollen. Auf dieſem Wege ſei er nach ungefähr ſechs Tagemärſchen am Birmarchgebirge ange— kommen. Wahrſcheinlich ſei er dort an dem⸗ ſelben Orte ermordet worden, wie vorher Pater Morſchheuſer. Der Verluſt iſt für die Steyler-Miſſion tief beklagenswert. Bei den Opfern handelt es ſich um junge Miſſionare, die nach menſch⸗ lichem Ermeſſen noch lange hätten mitwir⸗ ken können. Pater Morſchheuſer war 30, Bruder Eugenius 34 Jahre alt. Mord auf einem Kriegsſchiff London, 23. Januar. Gegen den Deckoffizier Leonhard Brig⸗ ſtock vom engliſchen freuzer„Areihuſa“ iſt die Anklage wegen Mordes an dem Ober- deckoffizier Hubert Deggan erhoben wor⸗ den. Brigſtock wird beſchuldigt, dem Deg⸗ gan aus bisher unbekannter Arſache die Kehle mit einem Raſiermeſſer durchſchnitten zu haben. Das Opfer war am Samskag im Meßraum des in Chatham liegenden Kano⸗ nenbookes„Marſhal⸗Soult“ kok aufgefun⸗ den worden. Schreikenstat eines Negers Paris, 23. Januar. Ein achtzehnjähriger Neger aus Braz⸗ zaville(Franzöſiſch⸗Kongo), den ein pen⸗ ſionierter franzöſiſcher Kolonialbeomter als Diener auf ſein Beſitztum nach Cahors mit⸗ genommen hatte, überfiel aus bisher unge⸗ klärten Gründen ſeine Herrſchaft. Er ver⸗ wundete den Kolonialbeamten durch Meſ⸗ terſtiche ſchwer und tötete deſſen Frau. Als die Polizei ſich des Täters bemäch⸗ tigen wollte, mußte ſie ſich vor den vergif⸗ keken Pfeilen in Acht nehmen, die der Neger aus ſeiner verbarrikadierten Stellung her⸗ aus abſchoß, bis ihm der Bogen unker den Händen zerbrach. Es ſcheint, daß der junge Neger durch den Amgang mik ſtammesver⸗ wandten Eingeborenen aus dem Ubongi⸗ Land, die bei dem afrikaniſchen Schützen regiment, das in Cahors liegt, ſtanden, dieſe kriegsluſtigen Einſtellungen erhalten hat und es nicht erwarten konnke, bis er ins Heer hätte eingeſtellt werden können, um von der Waffe Gebrauch zu machen. Um die ſpaniſchen Kronjuwelen Exkönig Alfons will ſie verſetzen. Prag, 23. Januar. Tſchechiſche Blätter melden, daß ein Kon— ſortium von Induſtriellen wegen der Ge— währung eines Kredits von mehreren Millionen tſchechoſlowakiſcher Kronen mit Exkönig Alfonſo verhandelt habe, wofür dieſer die ſpaniſchen Kronjuwelen als Pfand geben ſollte. Dem Exkönig Alfonſo ſei eine Anzahlung von 400 000 Tſchechokro⸗ nen gezahlt worden; der Reſt ſollte ihm ausbezahlt werden, ſobald die Kronjuwelen in den Safes einer Preßburger Bank hin— terlegt worden ſeien. Inzwiſchen hal jedoch die ſpaniſche Re⸗ gierung gegen den Exkönig einen Steckbrief wegen angeblicher Entwendung der Kron⸗ juwelen erlaſſen. Darauf haben ſich die Geldgeber enkſchloſſen, ſo lange zu warken, bis die ganze Sache ins reine gebracht iſt. Das Grubenunglück in Us A Pottsville(Pennſylvanien), 23. Januar. Die Zahl der Todesopfer bei der Exploſion auf der Grube„Gilberton“ hat ſich auf zwölf erhöht. 71 Bergleute wurden mit zum Teil lebens⸗ gefährlichen Rauchvergiftungen geborgen. Von den 30 auf der 6. Sohle, dem Exploſions⸗ herd, beſchäftigten Bergarbeitern konnte noch niemand gerettet werden. Die Bergungsar— beiten gehen fieberhaft weiter. Der ganze Schacht iſt mit ſchwarzem Rauch angefüllt. Der Sieger von Brzeziny Ehrung des fünfundachtzigjährigen Generals Litzmann Berlin, 22. Januar. Der bekannte Heerführer und Gefolgs— mann Adolf Hitlers, General Litzmann, feierte ſeinen 85. Geburtstag. Er verlebte ſeinen Ehrentag in dem Berliner Vorort Nikolasſee, im Hauſe ſeiner Tochter. Seit den erſten Vormittagsſtunden kamen in un⸗ aufhörlicher Folge die Gratulanten mit Sträußen, Blumenkörben und Geſchenken. Unter den zahlreichen Glückwünſchen befan⸗ den ſich Telegramme des Miniſterpräſiden⸗ ten Göring, des Reichsſtatthalters v. Epp, Glückwunſchſchreiben des Reichswehrmini⸗ ſters v. Blomberg, des Reichsinnenminiſters Dr. Frick u. a. m. Am Nachmittag erſchien der Führer und Reichskanzler, um ſeinem Mitkämpfer, der als erſter General der alten Armee den Weg zur nationalſozialiſtiſchen Partei gefunden hatte, perſönlich ſeine Glückwünſche auszu— ſprechen. Die Kunde von dieſem Beſuch hatte ſich ſchnell verbreitet, und eine gewal⸗ tige Menſchenmenge umſäumte die Villa und füllte die Straßen, als der Führer ein⸗ traf. Brauſende Heilrufe kündeten ſchon von fern ſeine Ankunft und ſchwollen lauter an, als der Wagen des Führers das Haus erreicht hatte. Der Reichskanzler befand ſich in Begleitung ſeiner Adjutanten. des SA⸗ Obergruppenführers Brückner, des Reichs⸗ preſſechefs der NSDAP. SS⸗Gruppenführer Dr. Dietrich, und des SS⸗Brigadeführers Schaub ſowie des Adjutanten der Wehr⸗ PPPVCVCTVTVTTTTT der Memelländer⸗Prozez Verhaftungen im Gerichts ſaal. Kowno, 22. Januar. Im Prozeß gegen die Memelländer wur⸗ den die bisher auf freiem Fuß befindlichen Angeklagten Dr. Herbert Böttcher. Gro⸗ nenberg und Eycke in Haft genommen. Das Gericht folgte damit einem Antrage der Staatsanwaltſchaft, der mit Verdunkelungs⸗ gefahr begründet wurde. Der Angeklagte 5 0 der neben dem litauiſchen Spitzel olinus einer der ſogenannten„Geſtändigen“ iſt, hatte ausgeſagt, er ſei beauftragt ge⸗ weſen, unter der Jugend eine ſogenannte „ſchwere Gruppe“ bzw. Sturmabteilungen in der Neumann⸗Partei zu bilden. In der Dienstag-Verhandlung erklärte Kubbutat, 3 macht Major Hoßbach. Mit ihm erſchien auch ſein Stellvertreter, Reichsminiſter Rudolf Heß. Unter unaufhörlichen Heilrufen der Menge betraten der Führer und ſein Steli⸗ vertreter mit Gefolge das Haus. in dem wenige Minuten vorher auch Stabschef Lutze eingetroffen war. Kurz danach er⸗ ſchien, gleichfalls von begeiſterten Heilrufen empfangen, Reichsminiſter Dr. Goeb⸗ bels. Als nach 10 Minuten General Litz— mann vor dem Hauſe erſchien und der Führer ihn am Arm ge⸗ leitete, ſteigerte ſich der Jubel. Hinter ihnen ſchritten Reichsminiſter Heß, der Sohn des Generals, die Angehörigen und das Ge— folge. Der Führer zeigte dem Geburtstags kind das Geſchenk, einen Mercedes-Wagen den General Litzmann tief gerührt beſich tigte. General Litzmann nahm probeweiſe in ſeinem Wagen Platz, in angeregtem Ge— ſpräch mit dem Führer. Nach dem Abſchied ſeines Beſuchs ſprach Litzmann in das Mikrophon des Rundfunks folgende markige Worte:„Ich bin hochbeglückt, in meinem hohen Alter noch zu erleben, daß Deutſchland ſeine Ehre wiedergewonnen hat und wieder zur Macht zurückkehrt, durch das alleinige Verdienſt ſeines Führers Adolf Hitler. Ich bin beglückt, an meinem 85. Geburtstag dieſen herrlichen Mann unter meinen Gratu— lanten zu haben. Deutſchland muß das alte Anſehen in der Welt wiedergewinnen, und das alles wird erreicht werden durch unſe— ren Führer Adolf Hitler!“ daß er wegen dieſer Ausſagen vor Gericht von den drei Angeklagten zur Rede geſtellt und von Gronenberg und Eycke ſogar be— droht worden ſei. Dieſe unbewieſenen Behaupkungen des Spitels gaben Anlaß zu einem Wortgefecht zwiſchen den Prozeßbeteiligten und zu dem erwähn⸗ ten Gerichtsbeſchluß. Im weiteren Verlauf beantragte der An⸗ geklagte Leo Böttcher, ihn wegen dringen⸗ der Familienangelegenheiten und ſeines ſchlechten Geſundheitszuſtandes aus der Haft zu entlaſſen. Das Gericht beſchloß, für die Enthaftung eine Sicherheit von 50 000 Lit zu fordern. Leo Böttcher iſt Sekretär des Memelländiſchen Landtages. Die weitere Vernehmung zum Fall Jeſut⸗ tis brachte keinerlei Angaben mehr. die die Behauptungen der Anklage ſtützen könnten. Zu lurzen Worten General Litzmann empfing an ſeinem 85. und Geburtstag den Beſuch des Reichskanzlers. Der Dreier⸗Ausſchuß wird ſeine Tagung in Neapel abhalten. Führers ten; mit ihrer Neubildung wurde miniſter Slateff beauftragt. Bei einer Unterredung mit ſiſchen Geſandten erklärte der ſei. Der Vorvertrag über den Verkauf der Mandſchukuo iſt chineſiſchen Oſtbahn an unterzeichnet worden. Der Bahnpoſtwagen eines Perſonenzuges auf der Strecke Dortmund Rauxel wurde nachts von drei Räubern überfallen, die zwei Geldkiſten mit 8450 Mark raubten. Der dritte Täter des Raubüberfalles auf die Hamburger Reismühle wurde in Bottrop bei Recklinghauſen feſtgenommen. In Amerika ereigneten ſich teilweiſe in folge ſtrenger Kälte, teilweiſe im Verfolg fal Ueberſchwemmungen ſchwere Unglücks älle. Der Pfeil ſchnellt zurück Scharfe Jurechtweiſung der Boykoktbewe⸗ gung durch die Deutſch-amerikaniſche delskammer. Neuyork, 22. Januar. Die Deutſch-ameri⸗ kaniſche Handelskammer weiſt eine Ver— öffentlichung der„Antinationaliſtiſchen Liga“ zurück, die in ihrer Eigenſchaft als deutſchfeindliche Weltzentrale an Hand von Handelsſtatiſtiken der Jahre 1932, 1933 und 1934 den Erfolg des Boykotts Deutſchlands und den hieraus ſich ergebenden kataſtropha— len Niedergang zahlreicher deutſcher Export— induſtrien nachzuweiſen verſucht. Die Handelskammer unterſtreicht dem— gegenüber die vom Bundeshandelsamt be— kanntgegebenen Handelsziffern für das zwei— te Halbjahr 1934 und hebt beſonders die Novemberziffern hervor, die zum erſtenmale ſeit vielen Jahren eine paſſive Han- delsbilanz der Vereinigten Staaten Deutſchland gegenüber aufweiſen. Nach den Novemberzahlen betru— gen die amerikaniſche Einfuhr aus Deutſch land 5 544 457 gegenüber 6 603 772 im vori gen Jahre und die Ausfuhr nach Deutſchland 5 063 043 gegenüber 16873 201 im Vor⸗ jahre. Die Handelskammer führt dazu er— gänzend aus: Der Boykott richtet im Exporkgeſchäft der Vereinigten Staaten langſam Verheerungen an, insbeſondere unker den Baumwollpflan⸗ zern, Fleiſchexporkeuren. Fruchtpflanzern uſw. und bedeukek eine unmiktelbare Schädi⸗ gung der amerikaniſchen Arbeiter. Der Boy⸗ kot arbeitet daher nicht gegen Deutſchland ſondern gegen das eigene Land. Der Plan Schachts vom 24. Sepkember 1934 beſchränke keineswegs, ſondern reguliere lediglich Deukſchlands Einfuhr und begünſtige Ein⸗ käufe in ſolchen Ländern, die ihrerſeits deutſche Waren kaufen und gegenſeitigen Handelsbeziehungen keine Hinderniſſe in den Weg legen. Die Handelskammer erklärt zum Schluß erneut, daß die Boykottbewegung den ame— rikaniſchen Geſchäftsintereſſen entſchieden ab⸗ träglich und geeignet ſei. die freundlichen Beziehungen zwiſchen den Vereinigten Staa— ten und Deutſchland zu trüben. Entſpannung im Fernen Olten Die chineſiſche Oſtbahn endgültig an Man⸗ dſchukuo abgetreken. Tokio, 22. Januar. Nach einer Verhandlungsdauer von 19 Monaten, während der 40 Haupkbeſprechun⸗ gen ſtattfanden, wurden die Verhandlungen über den Verkauf der chineſiſchen Oſtbahn endlich zum Abſchluß gebrachl. Die japaniſche Oeffentlichkeit erkennt die Zugeſtändniſſe der Sowjetunion. die alle japaniſchen Vorſchläge angenommen habe, vorbehaltlos an. Sowjetrußland habe mit dem Verkauf der Bahn ſeine imperiali— ſtiſchen Ziele in Oſtaſien aufgegeben. Der zum Abſchluß gelangte Vorvertrag enthält alle Einzelheiten des Uebergangs der Bahn an Mandſchukuo. Danach tritt die Sowjetunion folgende Werte ab: 1726 Kilo⸗ meter Bahnſtrecke, 2567 Kilometer Tele- graphen⸗ und Telephonlinien, das geſamte Bahnmaterial, Fabrikanlagen und um⸗ fangreichen Beſitz an Ländereien und Wald. Der Geſamkpreis beträgt, wie bereits im Oktober vorigen Jah- res grundſätzlich vereinbart, 170 Millionen Yen(gleich 120 Millionen Mark). Ein Drit⸗ tel dieſes Betrages iſt in bar zu zahlen, die reſtlichen zwei Drittel in Waren. Die Zah⸗ nächſte Die bulgariſche Regierung iſt zurückgetre⸗ Kriegs⸗ dem chine⸗ japaniſche Außenminiſter Hirota, daß Japan zu einer endgültigen Verſtändigung mit China bereit Han⸗ ſapaniſch⸗mandſchuriſcher Seite fetzt bezeich⸗ net wird, die Nordmandſchuriſche Bahn, wird mit der Uſſuri⸗Bahn und der Sibiri⸗ ſchen Bahn verbunden werden. Die bei der Bahn beſchäftigten ſowietruſſiſchen Beamten müſſen innerhalb von fünf Monaten nach der Sowjetunion zurückkehren. Das ſapaniſche Oberhaus eröffnek.— Eine Rede Okadas. Tokio, 22. Januar. Das japaniſche Oberhaus wurde durch Reden des Miniſterpräſidenten Okada und des Außenminiſters Hirota eröffnet. Bei der Rede Okadas fiel vor allem die Feſtſtel⸗ lung auf, daß ſich die Beziehungen Japans zur Sowjekunion und zu China weſentlich gebeſſert hätten. Japan ſtrebe ge⸗ genüber der Sowjetunion ein freundſchaft⸗ liches Verhältnis an. Zur Flottenfrage erklärte Okada u. a., Japan erwarte einen neuen Flottenver⸗ trag, der den bisherigen Vertrag auf ge⸗ rechter Grundlage erſetzen ſolle. Auf die finanzielle Lage Japans eingehend, gab der Miniſterpräſident zu, daß für das Heer ein verhältnismäßig hoher Betrag in den Haushalt eingeſetzt werden mußte, dies ſei aber angeſichts der internationalen Lage im Intereſſe der Landesverteidigung notwen— dig geweſen. Arbeitsloſer hat Glück Er gewinnt 5000 Rm in der WH W. Lokterie Stkallupönen(Oſtpr.). 23 Januar. Als der Arbeitsloſe Mann aus Eggle⸗ niſchken im Kreiſe Stallupönen von einem Gang nach dem Markt heimkehrte, begegnete ihm unkerwegs der graue Glücksmann des Winterhilfswerkes, der ihn aufforderte, doch auch einmal ſein Glück zu verſuchen. Mann nahm ſich ein Los und gewann eine RM. Durch dieſen Erfolg ermutſgt, zog er noch einen Losbrief und damit einen Hauplkref⸗ fer über 5000 RM. Maskierte Räuber überfallen einen am Abend diefes Tages im Anſchluß an die Dorkmund, 23. Januar. Ein ſchwerer Raubüberfall wurde in der Nacht zum Dienstag auf den Bahnpoſtwagen des Perſonenguges 261, der um 23.46 Uhr den Bahnhof Rauxel in Richtung Dortmund verläßt, verübt. Durch Ziehen der Notbremſe wurde der Zug etwa ein Kilometer vom Bahnhof Rau— rel entfernt zum Stehen gebracht. Nach dem Anhalten des Zuges liefen drei mas⸗ kierte Männer auf dem Trittbrett am Zug entlang bis zum Bahnpoſtwagen, der auf ihr Klopfen von dem nichtsahnenden Beam— ten geöffnet wurde. Die Räuber feuerken im gleichen Augen blick ſieben Schüſſe ab und erzwangen ſich ſo den adde in den Wagen. Sie warfen vier Geldkiſten auf die Gleiſe, die über 20000 Rm enthielten. Darauf ſuchten die Räuber unter Mitnahme von zwei Kiſten das Weite, während ſie die beiden anderen Kiſten liegen ließen. Im ganzen ſind 8450 RM geraubt worden. Die Täter ſind uner⸗ kannt enkkommen. Kommuniſtiſcher Mörder hingerichtel Breslau, 23. Januar. Am Dienstag iſt auf dem Hofe des Unter— ſuchungsgefängniſſes der vom Schwurgericht Breslau zum Tode verurteilte Pau! Hahn aus Breslau hingerichtet worden. Die Hinrichtung ſtellt die Sühne für den am 30. Januar 1931 erfolgten Mord an dem Stahlhelmmann Guſtav Müller dar, der der Leiſtungsausgleich Auch bei zuſätzlichker Einſtellung. Berlin, 22. Januar. Auf Grund der Anordnung über die Ver⸗ teilung von Arbeitskräften vom 28. Auguſt 1934 kann Betrieben(Verwaltungen) unter beſtimmten Vorausſetzungen ein Leiſtungs⸗ ausgleich gezahlt werden, wenn ſie im Zuge des Arbeitsplatzaustauſches für einen unter 25 Jahre alten Angeſtellten einen arbeits⸗ loſen männlichen Angeſtellten im Alter von über 40 Jahren einſtellen. Der Präſident der Reichsanſtalt hat beſtimmt, daß dieſer Leiſtungsausgleich in Zukunft auch in den Fällen gewährt werden kann, in denen männliche Angeſtellte über 40 Jahre zu⸗ ſätzlich neu eingeſtellt werden. Die perſönlichen Vorausſetzungen— arbeitsloſe, fachlich vorgebildete männliche Angeſtellte über 40 Jahre. die in den letzten drei Jah. renn vor der Einſtellung länger als zwei Jahre Arbeitsloſenunterſtützung aus öffent⸗ lichen Mitteln erhalten haben— müſſen aber auch in dieſen Fällen erfüllt ſein. „Der Angriſſ Organ der daß Berlin, 22. Januar. Der Reichsleiter für die Preſſe, Amann, der Reichsorganiſationsleiter der NSDAP. und Leiter der DAF., Dr. Robert Ley, und der Beauftragte des Führers für die ge— ſamte geiſtige und weltanſchauliche Erzie⸗ hung, geben in einer Veröffentlichung im „Angriff“ bekannt, daß am 1. Februar 1935„Der Angriff“ das Organ der Deut— ſchen Arbeitsfront werden wird. Aufgrund freundſchaftlicher Beſprechungen heißt es weiter, mit dem Ziel der Herbei— führung einer immer näheren Ver— bundenheit der Deutſchen Arbeitsfront mit der Partei wurde der Beſchluß gefaßt, das im Parteizentralverlag erſcheinende alte Traditionsorgan der Reichshauptſtadt der DAF. zur Verfügung zu ſtellen und die weltanſchauliche Linie in gemeinſamer Ar— Verwegener Naubüberfall geraubt beit für alle Zukunft zu ſichern. Bahnpoſtwagen— Zwei Geldkiſten Skagerrak-Feier des 12. Reichsfrontſolda⸗ tentages von Hahn erſchoſſen wurde. Wie in dem Urteil des Schwurgerichts feſtgeſtellt wurde, iſt Müller, als er in der letzten Reihe einer Fahnengruppe des Stahlhelm marſchierte, von einer größeren kommuniſti— ſchen Menſchenmenge überfallen, zu Boden geſchlagen und mit Fäuſten, Knüppeln, Gummiſchläuchen und Dolchen ſchwer miß— handelt und verletzt worden. Als die Menge auf einen Warnruf„Weg! Feuer!“ beiſeite— trat und Müller ſich mühſam wieder aufzu— richten verſuchte, gab Hahn auf ihn drei Schüſſe ab, von denen einer den alsbaldigen Tod zur Folge hatte. Der preußiſche Mini⸗ ſterpräſident hat von ſeinem Begnadigungs— recht keinen Gebrauch gemacht, da die Tat an dem wehrlos am Boden liegenden, ſchwer mißhandelten Stahlhelmer einen be— ſonders rohen und feigen Mord darſtellt. Politiſches Allerlei Berlin. Miniſterpräſident General Göring hat in einem perſönlich gehaltenen Tele— gramm dem Reichswirtſchaftsminiſter Schacht ſeine herzlichſten Glückwünſche zu ſeinem Geburtstag übermittelt. Düſſeldorf. Der Gau Düſſeldorf der NSDAP. hat für das Winkerhilfswerk an der Saar einen Betrag von 100000 Mark zur Verfügung geſtellt. Humburg. Im Zuge der Verreichlichung der Juſtiz hat der Beauftragte des Reichs miniſters der Juſtiz für die Länder Ham⸗ burg, Mecklenburg, Oldenburg, Bremen und Lübeck die Uebernahme der Juſtizverwal⸗ tung vollzogen. Die Saar⸗Finanzſe Umkauſch des ausländischen Gelde⸗ Baſel, 22. Januar. Die ſchweizeriſche Depeſchenagentur mel. det: Bereits in ſeiner Dezembertagung hatte der Verwaltungsrat der B33. die Leitung der Bank ermächtigt, als Mittlerin bei der Liquidierung der Saar⸗Finanzfragen tätig zu ſein Beſprechungen in dieſer Frage haben in Baſel zwiſchen einem deutſchen Vertreter und einem Vertreter der ſaarländiſchen Re⸗ gierungskommiſſion ſtattgefunden. Im ganzen Saargebiet ſollen ſämtliche ausländiſchen Zahlungsmittel, vor allem natürlich das franzöſiſche Notengeld, einge⸗ ſammelt und gegen Reichsmark umgetauſcht werden. Es iſt vorgeſehen, an die 350 Umtauſchſtellen. und zwar bei den Banken, Sparkaſſen, Poſt⸗ vüros uſw. einzurichten Das ausgetauſchte Geld wird in einer großen Saarbrücker Bank zur Verfügung der BIZ. gehalten. Es iſt zu erwähnen, daß bereits erhebliche Men⸗ gen franzöſiſcher Noten vor der Abſtimmung nach Frankreich abgefloſſen ſind. Der zum Austauſch gelangende Betrag iſt als erſte Teilſumme für die 900 Millionen franzöſi⸗ ſcher Franken, die das Reich an Frankreich für die Domanialgruben zu zahlen hat, zu betrachten. Es iſt weiter zu betonen, daß in Baſel mehr nebenſächliche, rein techniſche Fragen zur Behandlung ſtehen, während die grund. ſätzlichen Fragen in Neapel behandelt wer⸗ den, wo der Dreier-Ausſchuß ſeine nächſte Tagung abhalten wird. Wie das Deutſche Nachrichten⸗Büro hier⸗ zu ergänzend von zuſtändiger Seite erfährt, beginnt die Umtauſchfriſt der Zahlungsmit⸗ tel acht Tage vor dem Rückgliederungs— termin, d. h. acht Tage vor dem 1. März 1935. Zwiſchenſall bei einer Verhaftung Saarlouis, 22. Januar. Der in Hoſten⸗ bach wohnhafte frühere ſeparatiſtiſche Land⸗ rat von St Goarshauſen, Paul Meyer ſollte auf Grund eines Haftbefehls wegen Betrü⸗ gereien und Unterſchlagungen feſtigenommen werden. Seine Frau erklärte den Polizei⸗ beamten, ihr Mann ſei nicht zu Hauſe. Als die Beamten daraufhin das Haus durch— ſuchten, fanden ſie Meyer im Keller vor. Mit vorgehaltener Piſtole trat Meyer den Be⸗ amten entgegen und drohte zu ſchießen, wenn ſie nicht ſofort ſein Haus verlaſſen würden. Die Beamten machten dann von ihrer Schußwaffe Gebrauch und Meyer wurde tödlich getroffen. Der Sohn des Er- ſchoſſenen, der die Beamten ebenfalls mit dem Revolver bedrohte, wurde feſtgenom⸗ men und in Polizeigewahrſam gebracht. Vom Arbeitsehrengericht verurteilt Skultgart, 22. Januar. Die Gaubetriebs⸗ gemeinſchaft 17 Handel teilt mit: Vor dem Arbeitsehrengericht für den Treuhänderbe— zirk Südweſt⸗Deutſchland fand ein ehrenge⸗ richtliches Verfahren gegen E. P. F., Röh⸗ rengroßhandlung in Waiblingen, ſtatt. Der Angeklagte war beſchuldigt, als Betriebsfüh⸗ rer unter Mißbrauch ſeiner Machtſtellung im Betrieb böswillig die Arbeitskräfte ſei⸗ ner Gefolgſchaftsangehörigen ausgenutzt ung ihre Ehre gekränkt zu haben, indem er keine geordnete Arbeitszeit einhielt und die Ge⸗ folgſchaftsangehörigen mit beleidigenden Ausdrücken belegte, auch teilweiſe unter Ta⸗ rif bezahlte. Außerdem ſoll der Betriebs. führer des öfteren betrunken in ſeinem Ge⸗ ſchäft geweſen ſein und auch in ſittlicher Beziehung ſich nicht ganz einwandfrei be⸗ nommen haben. Die Ausſagen der vernom⸗ menen Zeugen beſtätigten die Anklage. Der angeklagte Betriebsführer leugnete bis zum Schluß. Das Arbeitsehrengericht erkannte auf eine Geldſtrafe von 2000 Mark und Tragung ſämtlicher Koſten. Auf dem Eſſe eingebrohen aber noch gerettet. Saarbrücken, 23. Januar. Ein ſchwerer Unfall, der ſehr leicht furcht⸗ bare Folgen hätte haben können, ereignete ſich auf dem Tabakweiher in St. Arnual. Dort vergnügten ſich Kinder mit Eislaufen. Drei engliſche Soldaten ſpornten ſie durch Geldgeſchenke zum Wettlaufen an. Auf dieſe Weiſe ſammelten ſich etwa 20 Kinder auf dem Weiher. Plötzlich gab das Eis in⸗ folge der ſtarken Belaſtung nach und die Kinder fielen an der glücklicherweiſe flachen Stelle in das eiskalte Waſſer. Ein eng⸗ liſcher Soldat bemühte ſich die Kinder an 0005 zu ziehen. Es gelang jedoch nur zum II. 1 Der Geld macht nicht glücklich Man 11 0 Millivnär ſein, und doch nicht mmer glücklich ſein. Mehrere mit Glügsgüter geſegnete amerkkaniſche Bürger haben in Waſhington an Regierungsſtelle ſcharfen Pro⸗ teſt dagegen eingelegt, daß die Namen jener Perſonen, deren ſteuerbares Einkommen eine Million Dollar überſchritten oder eine Mil⸗ lion hereits erreichten, veröffentlicht werden. Wit großer Energie wenden ſich die Millio⸗ märe gegen eine derartige Veröffentlichung. auptgrund liegt nicht in der Furcht, von Bittſtellern beläſtigt zu werden ſondern in der Furcht vor der Verbrecherwelt. Wie dieſer Tage einer der Millionäre erklärte, habe man durch Veröffentlichung ſeines Namens in den Zeitungen die Aufmerkſamkeit der Gangſter guf ihn gelenkt, wodurch er wiederum ge⸗ nötigt werde unter Aufwendung großer Ko⸗ ſten für ſeinen und den Schutz ſeiner Fa⸗ milie zu ſorgen. In Amerika gibt es immer⸗ hin noch 46 Leute, deren jährliches Einkommen mindeſtens eine Million Dollar ausmacht und deren Geſamteinkommen ſich auf 80 Millionen Dollar beläuft, eine Summe von welcher der Fiskus einen Betrag von 5 Millionen Dollar in Form von Steuern beanſprucht. Aus dem Bilderbuch des Lebens Ein fetter Prozeß.— Der tochterliebe Vater. Schattenſeiten des Bridgeſpiels.—„Segnun⸗ gen europäiſcher Ziviliſation“ im Fernen Oſten. Vor einigen Monaten verwarf der ſchwer⸗ iranle italieniſche Bankier Perutti ſein altes Teſtament, in dem er ſeinen ſehr umfangrei⸗ chen Beſitz an Bargeld, Aktien und Immo⸗ bilſen ſeiner Frau und ſeinen Kindern hin⸗ terlaſſen hatte, und ſtellte ein neues Teſta⸗ ment aus, das ein junges Mädchen, das ihn ſchon längere Zeit pflegte, zur Allein⸗ erbin beſtimmte. Das Eheleben des Bankiers war durchaus harmoniſch, aber in ſeiner Krankheit hatte der Patient das Gefühl, eine Familie kümmere ſich wenig um ihn und erwarte vielleicht gar ſein baldiges Ableben. Perutti war ſich auch darüber klar, daß ſeine Familie ſein neues Teſtament anfechten würde, deshalb nahm auf Wunſch des Kranken bei der Abfaſſung des neuen Teſtaments auch einer der bedeutendſten italieniſchen Pſychia⸗ zer teil, der dem Notar den Vollbeſitz der geiſtigen Kräfte des Bankiers beſtätigte. Als Perutti kürzlich ſtarb, das Teſtament ge⸗ öffnet wurde, war die Ueberraſchung der Familie natürlich groß. Sie verklagte die Pflegerin wegen Erbſchleicherei, behauptete, dieſe hätte ſich die Gunſt des Kranken durch allerlei Machenſchaften erworben. Sie ver⸗ klagte aber auch den Pſychiater, wobei ſie, um dieſe Klagen durchführen zu können, Geld aufnehmen mußte, denn die Familie war ja enterbt und hat jetzt ſchon einen gehörigen Haufen Schulden. Natürlich klagt auch die Pflegerin gegen die Familie, und bisher hat dieſer Prozeß, der immer⸗ hin erſt an ſeinem Anfang ſteht, an Advokatenkoſten, Gerichtsgebühren und Recher⸗ chierſpeſen ſchon 900 000 Lire verſchlüngen und die Akten türmen ſich unheimlich auf. Ein jetter Prozeß, denn es geht um eine Erb⸗ ſchaft von etwa 15 Millionen Lire. Es gibt ſchon verwickelte Familienverhält⸗ niſſe. Der mit einer tüchtigen Frau und vier Knaben geſegnete Arbeiter Claas P. mußte ſeine bisherige Arbeitsſtätte in Rot⸗ lerdam mit einer neuen in Vliſſingen ver⸗ zauſchen und dorthin überſiedeln. Claaſens dungszeugnis aus und die habe. er erſchien daher vei dem zuſtändigen Po⸗ tzeirevier, um die Familie abzumel⸗ den. Beamte ſtellte ihr das Abmel⸗ die Frau begab 155 leſend dem Ausgang zu. Plötzlich ſtützte ſie. Ihre Familie beſtand aus ſechs Perſonen, auf dem Formular waren aber außer den vier Jungens, denen ſie das Leben gegeben hatte, zwei Mädchen verzeichnet. Der Be⸗ amte zeigte ihr das Eintragungsregiſter. Ja, die beiden Mädels waren nach den Angaben des Vaters eingetragen. Vater wurde geholt und geſtand, er hätte ſich ſchon immer Mäd⸗ chen gewünſcht und wenigſtens auf dieſe Art wäre ihm der Wunſch zur Erfüllung gewor⸗ den, ſie bei dem Polizeiamt anzumelden. Der Beamte habe ihm jedes Mal gratuliert, das wäre zu ſchön geweſen. Dieſe Erklärung ge⸗ nügte wohl dem Beamten, nicht aber Claa⸗ ſens Frau. Sie kam auch bald dahinter, was die Tochterſehnſucht des Mannes zu bedeu⸗ ten hatte. Auf der Krankenkaſſe wurde ihr bewieſen, daß Claas unter Vorweiſung der polizeilichen Beſcheinigung jedesmal acht Gulden für das gemeldete Mädchen behoben Nun hatte ſie auch die Erklärung, weshalb Claas zeitweilig ſo ſehr nach Schnaps gerochen hatte. Er hatte die 16 Gulden auf das Wohl ſeiner Töchter vertrunken. Man ſoll aber nicht gleich glauben, daß der Mann immer„das Karnickel“ iſt, wenn etwas nicht ſtimmt. Es gibt mitunter auch recht ſonderbare Vertreterinnen des ſchönen Geſchlechtes. Da hat ein Londoner Gericht kürzlich eine Ehe geſchieden, der die Bridge— leidenſchaft der Ehefrau zum Verhängnis wurde. Mr. Cooper Ehemann— nahm ſchon ſeit einiger Zeit zu ſeinem Schrecken wahr, wie die Intereſſe⸗ loſigkeit ſeiner jungen und ſchönen Frau ſichtlich von Woche zu Woche ſtieg. An ihm lag das wahrlich nicht, denn er war der zärtlichſte Ehegatte, der ſeiner Frau jeden Wunſch von den Lippen ablas. Zeigte ſie früher großes Intereſſe für Muſik und Thea⸗ ter, ſo konnte ſie jetzt das Ende der Kon- zerte oder Vorſtellungen kaum erwarten. Wußte ſie früher ſelbſt eine große Geſellſchaft glänzend zu unterhalten, ſo nahm ſie an den Geſprächen ihrer Umgebung immer weni⸗ ger Anteil, nur wenn die Sprache auf Bridge kam, lebte ſie förmlich auf. Bridge war ihr ſcheinbar ein neuer Lebensinhalt ge⸗ worden. Ihm zuliebe vernachläſſigte ſie ihren Haushalt und vertrieb ihre Vormittage lie— ber mit der Löſung von Bridgeaufgaben, die ſie aus ihrer ſtattlichen Bridgebibliothek ent⸗ nahm. Selbſt das Kind überließ ſie ganz und gar der Nurſe. Kam der Mann nachmit⸗ tags vom Dienſt, dann war ſeine Frau ſchon im Bridgeklub und traf erſt ſpät abends wieder zu Hauſe ein. Vielleicht wäre die Ehe nicht ſo tragiſch verlaufen, wenn der Mann ſich für Bridge intereſſiert hätte, aber nichts war ihm gleichgültiger als dieſes Spiel— und nichts war ihr gleichgültiger als ein Mann, der nicht für Bridge ſchwärmte wie z. B. Mr. Parker, ihr Bridgepartner. Mit der Trennung von Ehen iſt man be— kanntlich jenſeits des großen Waſſers beſon⸗ ders ſchnell bei der Hand. Das Scheidungs— paradies für die Vereinigten Staaten heißt „Reno“ und iſt ein Städtchen im Staate Nevada. Dorthin zog es Chineſen, Italie⸗ ner, Kanadier, Ruſſen, Portugieſen, Schwei— ber Polen, Inder und ſogar Neuſchottlän— r. Den größten Teil der Scheidungsluſti— gen ſtellen die Vereinigten Staaten, aber auch 24 engliſche Ehepaare haben ſich nach Reno begeben, wohlgemerkt im Laufe eines Jah— res, um von ihren Ehefeſſeln befreit zu wer⸗ den. 2800 Scheidungen ſind dort im vorigen Jahre ausgeſprochen worden und die Ein— — ſo hieß der klagende Rahmen der tleinen Stadt durch ſie find erheblich, denn Vorausſetzung jeder Schei⸗ dung ift ein ſechswöchiger Aufenthalt in dieſer Stadt, wodurch man das Bürger⸗ und damit auch das Scheidungsrecht erhält. Un⸗ Mitglieder der ſogen. oberen Zehntauſend von Newyork. Die Geſchiedenen 555 voll des Lobes über die Schnelligkeit und Gründlich⸗ keit der Behörde von Reno, die die Schei⸗ dungen vollzieht. Offenbar iſt durch in Reno geſchiedene Chineſen das Lob dieſer Stadt auch nach China gedrungen und hat in Schanghai zu einer Einrichtung geführt, die vor der Scheidungsmühle von Neno erheb⸗ liche Vorteile hat. Im alten China konnte nur der Tod eine Ehe löſen. Die moder⸗ nen Chineſen haben es beſſer. Sie brauchen nur nach Schanghai zu reiſen, ihren Schei⸗ dungswunſch vor den Richtern zu äußern, eine entſprechende Erklärung einem Rechtsanwalt abzugeben und eine Scheidungsanzeige in die Schanghaier Zeitung einrücken zu laſſen, das iſt alles. Häufig finden ſich dort junge Paare ein, die oft ſchon vor ihrer Geburt durch die Eltern einander beſtimmt wurden. Das 1 7 ter den Geſchiedenen befinden ſich allein 86 Schanghaier Amt macht dieſem alten Zopf ein Ende. Bis zu fünfzig Scheidungen täg⸗ lich bringt die Zeitung. Von 45 Scheidungen erfolgten 31 wegen Meinungsverſchiedenhei⸗ ten, acht Männer ließen ſich ſcheiden, weil ihre Frauen mit anderen Männern davon⸗ gegangen waren, vier Frauen waren von ihren Männern böswillig verlaſſen, in zwei Fällen lag Bigamie vor und in einem grau⸗ ſame Behandlung.— China moderniſiert ſich. Der junge Staat Mandſchukuo will dem nichts nachſtehen. Aus Mukden wird eine Weſchichte gemeldet, gleichſam als Beweis, wie ſchnell auch dort die„europäiſche Ziviliſa⸗ tion“ Eingang findet, wenn es auch nicht gerade immer die Lichtſeiten dieſer Ziviliſa⸗ tion ſind. Ein Europäer in Mukden hielt ſich einen Chineſen als Boy, dem auch die Küche unterſtand. Die Chineſen gelten als gute Köche und auch dieſer Boy verrichtete ſeinen Dienſt zur vollſten Zufriedenheit ſei⸗ nes Herrn. Deſſen Trauer war daher umſo echter, als ſich der Boy eines Tages hinlegte und an Blattern ſtarb. Zwei Stunden dar⸗ auf erſchienen die Angehörigen des Boys mit dem Sarg, um die Leiche zu holen. Es iſt bei den Chineſen Sitte, daß der Herr eines Chineſen in ſolchen Fällen Totengeld zahlt, das in Beziehung zu dem Einkommen des Toten ſteht. Der Europäer entledigte ſich dieſer Aufgabe umſo lieber, als ihm viel daran lag, den Toten ſchnell aus dem Hauſe zu haben. Wer beſchreibt aber ſein Erſtau⸗ nen, als am nächſten Tage wieder eine Gruppe Chineſen erſchien, die auch einen Sarg mit⸗ brachte und den Boy holen wollte. Aus der ſehr lebhaften Unterhaltung mit der zweiten Gruppe ging hervor, daß es ſich um die echten Angehörigen des Toten handelte, währrend am Tage zuvor ſich Schwind— ler die Lage zunutze gemacht hatten. Es blieb dem Europäer nichts anderes übrig, wollte er nicht in den Verdacht einer Leichen⸗ beſeitigung kommen, nochmals Totengeld, dazu mit einem erheblichen Aufſchlag, zu zahlen. Ein Engländer ſieht England Ein engliſcher Schriftſteller, der ſich durch ſeine Werke in ſeiner Heimat einen Namen gemacht hat, J. B. Prieſtley, hat als Er⸗ gebnis einer Reiſe durch Großbritannien ein Buch herausgegeben, das unter dem Titel „Engliſche Reiſe“ jetzt auch deutſch im Ver⸗ lage von S. Fiſcher-Berlin erſchienen iſt und mit mancher Illuſion aufräumt, die wir Deut⸗ ſchen über unſeren Nachbarn vielfach noch mit uns tragen. Wer nur London kennt oder brochen. Oaſe Siwa Sitra und Areg. N die ſchönen Sitze des engli Hocha dels, kennt noch lange nicht das And dried hat die engliſchen Induſtriegebiete aufgeſucht, ferner eine Anzahl Hafenſtädte und viele kleine Provinzſtädte, und er iſt entſetzt über ſeine Entdeckungen, über das troſtloſe Leben, dem er dort auf Schritt und Tritt begegnet iſt. Ueber Birmingham, der zweitgrößten Stadt des Landes, ſie zählt über 1 Million Ein⸗ wohner, faßt er ſeine Eindrücke in die Worte zuſammen, ſie ſähe aus wie ein„ſchmieriges Durcheinander“ und fügt mit einer für einen Engländer überraſchenden Objektivität hinzu, er glaube nicht, daß man das auch von Ham⸗ burg, der zweitgrößten Stadt Deutſchlands trotz aller Arbeitsloſigkeit und der ſchlechten Lage der Schiffahrt behaupten könne. Die gleichen Eindrücke erlebte er auch in Sheffield, Mancheſter und vielen anderen wichtigen In⸗ duſtrieſtädten. An den Sonntagen haben die Arbeiter in dieſen Städten nur die Wahl, entweder in ihren ärmlichen Behauſungen zu bleiben, oder ſie mit ſchmutzigen Kneipen zu vertauſchen. Noch entſetzter iſt Prieſtley über den Schmutz und die Verwahrloſung in den engliſchen Hafenſtädten. Vergebens habe er, ſchreibt er, dort nach menſchenwürdigen Re⸗ ſtaurants, anſtändigen Hotels, guten Thea⸗ tern geſucht, was er vorfand war Ruß, Schmutz, Kohle, Nebel, elende Wohnungen, ſchlechte Beleuchtung. Aufs tiefſte wurde er durch die Wirkungen der Arbeitsloſigkeit, die er überall in ſtarkem Maße antraf, erſchüt⸗ tert. Zwar gibt es auch dort eine Arbeits⸗ loſigkeitsunterſtützung, die ſehr gering iſt, es fehlt aber an der ſeeliſchen Aufrichtung der Arbeitsloſen und ſo wächſt dort eine Jugend auf, die nie gearbeitet hat, die auch keine Ausſicht auf Arbeit erblickt, die einfach vege⸗ tiert, hoffnungslos und intereſſelos für alles. Eine Handvoll Männer, meint Prieſtley, habe zwar durch Kohle, Eiſen, Baumwolle uſw. un⸗ erläßlichen Reichtum zuſammengerafft, da⸗ durch England mächtig gemacht, wer aber habe ihnen erlaubt, das Land in eine„Müllgrube“ zu verwandeln? Neues aus aller Welt Eigenartiger Unfall. In München wurde in einem Kuhſtall ein 62jähriger Hilfsarhei⸗ ter tot im Waſſertrog aufgefunden. Offen⸗ bar iſt der Mann das Opfer eines Unfalls geworden. Er hatte, ohne im Stall beſchäf⸗ tigt zu ſein, wiederholt dort geſchlafen. An⸗ ſcheinend iſt er in der Finſternis in den mit Waſſer gefüllten Trog geſtürzt. Von einem Einbrecher ſchwer verletzt. In Kirchbaunga bei Kaſſel wurde ein Ein⸗ brecher bei dem Verſuch, in die Gaſtwirt⸗ ſchaft„Zum Baunatal“ einzudringen, von dem Bruder des Gaſtwirts und einem Gaſt überraſcht. Der Einbrecher gab aus einem Revolver mehrere Schüſſe ab, durch die der Bruder des Wirtes ſchwer verletzt wurde, während der Gaſt einen Streifſchuß am Kopf davontrug. Darauf ergriff der Bandit die Flucht, konnte jedoch von dem Beſitzer des Gaſthauſes, der ihn mit einem Kraftwagen verfolgte, geſtellt und feſtgenommen werden. Es handelt ſich um einen Handwerksburſchen aus Köln. Frobenius in die Lybiſche Wüſte aufge⸗ Der bekannte deutſche Afrikafor⸗ ſcher, Profeſſor Frobenius, iſt zu einer Expedition in das Innere der Luybiſchen Wüſte in Kairo emgetroffen. Profeſſor Frobenius führt die Expedition mit 10 Au⸗ tomobilen, die für den beſonderen Jweck eingerichtet ſind, durch Das erſte Ziel der Expedition ſind die beiden ſüdöſtlich auf der gelegenen verlaſſenen Dafſen ger augenzwinkernd. Urheberrechtschutz: Fünf Türme-Verlag Halle(Saale). So ſtanden alſo die Ausſichten Felix Burgers durch⸗ aus ungünſtig. So tapfer ſich das junge Mädchen mit dem Leben herumſchlug, eine ebenſolche kraftvolle Abwehr lebte in ihr— vor dem Mann. Die eine große Enttäuſchung, vie ſie erlitten, hatte nicht ſo ſehr ihr Herz getroffen, als vielmehr ihr Vertrauen in das ſogenaunte ſtarke Ge⸗ kennengelernt und den Hunger. Aber ſie konnte dabei doch immer Herrin ihres eigenen Wollens und Willens bleiben. Die Sorgloſigkeit des Reichtums lockte ſie nicht. Lieber auf alles verzichten, als vielleicht einmal den Vorwurf von einem Mann— f i a 1 einmal in einem Anfall ſchlechter Laune— zu hören be—„Alſo rate mir— ich kann doch nicht den mondſüchtigen Seladon ſpielen— nicht wahr? Und ſie...“— er meinte Gwendolen und war der Anſicht, daß jedermann das ohne weiteres wiſſen mußte—„. alſo ſie umgibt ſich ſchlecht. Sie hatte die Armut kommen, daß er ſie gleichſam mit ſeinem blinkenden Geld gekauft, weit ſie ſelbſt arm geweſen wie eine Kirchen⸗ maus! biſt du beliebt.“ ſtand. nichts zu Leide getan, weil er mit ſeinen eigenen An- gelegenheiten nur zu ſehr beſchäftigt war. „Die beiden amerikaniſchen Herren ſind heute morgen nach Kartsbad abgedampft und laſſen ſich dir angelegent⸗ lichſt empfehlen!“ referiert „Hol' ſie der Teufel!“ war die ſchmuückloſe Antwort. „Was haben ſie dir denn getan?“ erkundigte ſich Bur— em Burger. „Laß mich gefälligſt in Frieden mit dieſen überſeeiſchen Protzen!“ murrte Slomi unvernünftig genug. 36„Sag' mir, was fehlt dir eigentlich?“ „Mir? Was ſoll mir ſehlen? mit und überlaſſe dir das Feld. Sogar bei Miſſis Brown Burger antwortete nicht, ſondern begann ganz leiſe und diskret zu pfeifen. Es war dies eine groteske Nach— ahmung der Gewohnheit ſeines Freundes, und der Text zu dem Lied war mit ſeiner Sentenz nicht von der Hand zu weiſen:„Verliebte Leut' ſein niemals g'ſcheit!“ Da mußte der ſchlechtgelaunte Slomi lachen. weder ſein Temperament, noch ſein Humor hielten dem tun ſoll. Ich tu' einfach nicht mehr „Bobby, Denn „Statt mir Vorwürfe zu machen, ſage lieber, was ich Ich kann kein unbelauſchtes Wort mehr mit Gwendolen ſprechen. Die Alte“— damit meinte er ziem⸗ lich reſpektlos die würdige Miß Brown—,„die könnte ich noch ſchließlich chloroformieren...“ N „Sei ſo freundlich!“ rief Burger entſetzt.„Du biſt dazu imſtande...“ „Sie ſprach mir geſtern davon, daß ſie irgendeiner der tauſend Sekten Amerikas angehört und korreſpondierendes Mitglied Wiener Schweſtervereine— oder wie man das nennt— ſei. Ich habe auch einen ganzen Schippel Trak⸗ tätchen bekommen...“ ö „Na, da haſt du doch ſchon in meiner Abweſenheit rieſige Fortſchritte bei der Dame gemacht. denn noch?“ Was willſt du den Höllenhund, den will ich loswerden! Kannſt du das verſtehen?“ „Nein! Der tut dir doch nichts! Bloß ſeiner Hevrin darfſt du nicht auf drei Schritte zunahe kommen...“ „Schaf!“ Das war alles, was der Freund erwiderte. E 257 77˙ Nachmittags unternahm die Geſellſchaft, einſchließlich Bobbys, einen Ausflug nach Schönbrunn. fürchtig durchſchritten die fremden Damen die herrlichen Baumgänge, bewunderten die einzigartige Ausſicht von der Gloriette, ließen ſich von den Herren Geſchichtliches Schier ehr⸗ Ein Unglück wäre nicht zu vecmeiden ge⸗ 0. 7 MM w Nein! Da blieb ſie lieber in ihrer beſcheidenen Lebens- e e e 1 ſtellung, die ſie ſich gleichwohl aus eigener Kraft errungen. Ohne es zu ahnen, ſchlug ſie damit den guten Felix mit ſeinen eigenen Waffen, der um ſeiner ſelbſt willen geliebt ſein wollte und nicht wegen ſeines Geldes... Elftes Kapitel. Während ſich Felix Burgers Schickfal in der kleinen Bürgerwohnung der Anna Steidler entſchied, ſaß er a ahnungslos mit ſeinem Freund im Rauchzimmer des N Hotels, und beide warteten auf die Mittagsſtunde. Slomi war ſchlechteſter Laune und zeigte es auch. Noch dazu am unrechten Platz, denn Felix hatte ihm ſchon darum plötzlich, wie weiland Dornröschen, mit Stacheldraht...“ Jetzt mußte Burger losplatzen. Er lachte, daß er ſich wand.„Im deutſchen Märchenwald verirrſt du dich rettungslos, mein Lieber!“ ſchluchzte er faſt vor Lachen. „Erſtens war es eine Roſenhecke, und zweitens hat ſich ſelbſt dieſe das Dornröschen keineswegs beſtellt. Zumal ſie durch dieſe Einrichtung flugs um hundert Jahre älter werden mußte, ehe ſie der Prinz erlöſen durfte. Was ſich ein modernes Mädel nicht gefallen läßt. Drittens aber— und das iſt die Hauptſache— haſt du dir die Leibwache deiner Märchenprinzeſſin ſelbſt gewünſcht und mußt nun zuſehen, wie du damit fertig wirſt. Ich wünſche dir keine größeren Sorgen im Leben, das kann ich dir wohl ſagen.“ lungen haben innerhalb vondrei Jahren zu gekommen wäre. Der Straſtenbohnſchaff⸗ erfolgen. Die Hälfte des Barpreiſes iſt bei 1 ner heidt, deſſen Sohn ebenfalls eingebro⸗ Unterzeichnung des Vertrages fällig. Ueber a i„ 8 1* fin war, legte ſich auf den Bauch und ſchob die 15 a 5. 5„ 4 5 i ch an die Bruchffelle heran, wo es ihm ge⸗ an Jahlungsſtatt zu liefernden Waren a f ang, eine Reihe von Kindern herauszuzie⸗ werden beſondere Verträge abgeſchloſſen ch 1 7 ein 16 fähriger Schüler beteiligte werden. Die Sowjetunion verlangt Reis, 105 5 em Weinen. ſo daß ſämkliche Rohſeide, kleinere Schiffe, elektriſche Maſchi⸗ nder wieder an Land gebracht werden nen und Apparate, Kupfer, Tee, Sojaboh⸗ konnten. nen u. a., aber keine Waffen Japan über⸗ nimmt die Bürgſchaft für alle Zahlungen. Die chineſiſche Oſtbahn, oder wie ſie von dieſer Stätte erzählen und waren einig darüber, daß „Vienna“ nicht ſobald ſeinesgleichen auf dem Kontinent fände. Dann ging es hinunter zu den Tierkäfigen, und hier trat Bobby in Aktion. Er verbellte zuerſt die geſamte Anlage gründlich, und dann ertönte ſein boshaftes Ge⸗ kläff vor jedem Käfig einzeln und machte nicht einmal vor den reißenden Tieren halt. Denn, ohne daß Bobbys Ahnen nahegetreten werden ſoll, ſo klug war ſelbſt er, daß er das ſchützende Gitter als abſolute Sicherheit empfand und ſich demgemäß feig und reſpektlos gegen die ge⸗ ſangenen Würdenträger benahm. Zur 64. Wiedertehr des Reichsgründungstages wurde vom Kyffhäuſerbund eine„Deutſche Wei 5 ˖ die Fahnen der ehemals im Saargebiet 15 Genen ebenen terne e ſer Gelegenheit eine beſondere Ehrung zuteil wurde.. i D. A. XII. 34 1138 (Fortiſetzung folgt.) 4. A 5 7 77 K 5989922 * 72 F „ ö 2 7 8 95 2 — Urbeberrechtschutz: Fünf Türme erlag Halle(Saale). e Nachdruck verboten. Frau Langer blickte unſchlüſſig. In ihren eingeſunkenen Augen war ein rätſelhafter Ausdruck. Dann aber ſagte ſie: „Wir werden kommen, Herr Farnhorſt.“ Genau auf die Minute hatte er ſeinen Beſuch berechnet. Im Flur winkte ihm Doris zu. „Ich freue mich doch ſo auf heute abend.“ Als er draußen war, lachte das Mädchen höhniſch auf. Farnhorſt hörte es nicht mehr. Er freute ſich auf den Ball, freute ſich, daß er nicht von den Kameraden ab⸗ ſtechen brauchte, denn er hatte einen tadelloſen Smoking an. Wie ſchön es doch war, jung und froh zu ſein. Jung war er! Und froh wollte er an dieſem Abend ſein! Daheim gab's etwas Gutes zu eſſen. Herr Wachlen⸗ burg verſicherte ein über das andere Mal, daß er dieſe Köchin gleich mitnehmen möchte. Worauf der Herr Major irgend etwas knurrte, was keiner verſtand. Fritz zog ſich dann zurück. Er blieb auf ſeinem ſchmalen, kleinen Zimmer, das nach dem Hofe hinaus lag, und von wo er nur die grauen Mauern eines alten, hohen Miethauſes ſehen konnte. Auf den kleinen Küchenbaltonen hing Wäſche. Ab und zu ſchüttelte jemand Schmutz herunter. Dennoch! Es war doch viele Jahre lang ſein Heim geweſen. Fritz Farnhorſt ſaß am Fenſter und blickte durch die Gardine auf das hohe graue Haus und auf das Stück grauen Himmel. Auf dieſes kleine Stückchen, das er von hier aus gerade erhaſchen konnte. . 1* Fröhliche junge Menſchen! Reizende junge Mädels! Feierlich gekleidete Eltern! Es roch nach Blumen und nach Parfüm. Fritz Farnhorſt ſchritt mit ſeinen beiden Damen die Treppe zum großen Saale empor. Einige Kameraden begrüßten ihn, flüſterten miteinander, wäh⸗ rend Doris Langer mit hoch erhobenem Kopfe die Treppe hinaufſchritt. Droben nahm ihn Max Blasken beiſeite: „Biſt du verrückt— du?“ „Wieſo? Du haſt Fräulein Langer nicht eingeladen, alſo habe ich es getan. Darüber bin ich dir doch keine Rechenſchaft ſchuldig?“ „Farnhorſt, deine verfluchte Zurückgezogenheit und Weltfremdheit! Doris Langer war regelrecht mein Ver⸗ hältnis. Bis vorgeſtern! Sie war auch von mir in aller Form eingeladen. Leſt ihr denn daheim bei euch keine Zeitungen? Es hat doch groß und breit genug darin ge— ſtanden, daß Direktor Langer, der Vater von Doris, un⸗ geheure Schiebungen gemacht und viele kleine Leute um ihre Erſparniſſe betrogen hat? tan hat den Herrn Direktor verhaftet! Und daraufhin hab' ich ſofort Schluß gemacht. Da haſt du mal wieder Reichtum und Getue! Ich danke! Die Leute ſind gründlich für mich erledigt. Aber was nun?“ „Ich habe keine Ahnung von all dem gehabt.“ „Das glaub' ich dir. Aber zeig dich bloß nicht noch vor dem Rex und den Lehrern mit dieſer Begleitung! Bringe die Damen einfach wieder nach Hauſe und komm dann allein wieder. Warte, ich helfe dir.“ „Nein! Ich mache das allein. Ich danke dir, Blasken.“ „Das war meine Pflicht, dir ſofort die Augen zu öffnen. Eine Frechheit von den Damen, noch her⸗ zukommen.“ Farnhorſt ging wieder zu den Damen zurück. Doris ſtand mit blaſſem Geſicht neben ihrer Mutter. Farnhorſt ſagte gedämpft: „Gnädige Frau, ſchwerwiegende Gründe veranlaſſen mich, heute ohne Damen dieſes Feſt hier zu beſuchen. Darf ich mir erlauben, Sie nach Hauſe zu bringen?“ Wortlos folgten ſie ihm. Aber draußen vor dem Hotel lehnten ſie ſeine Begleitung ab. Sie nahmen einen Wagen und fuhren heim. Doris hatte verächtlich geſagt: „Ich danke Ihnen ſehr. Das war ſehr ritterlich von Jonen, uns auf die Straße zu ſetzen. Und Max Blasken werde ich dieſen Liebesdienſt nie vergeſſen. Sie aber haſſe ich! Und ich wünſchte, es wäre mir noch einmal vergönnt, mich an Ihnen für die heutige Demütigung zu rächen.“ Fritz Farnhorſt ſtand ſtill, blickte dem Wagen nach. In ſeinem Herzen war etwas Köſtliches zerbrochen. Ein ſeltſam harter Zug war um ſeinen Mund, und die Augen blickten ſtolz und kalt. Ein guter Menſchenkenner hätte vielleicht in dieſem Augenblick bereits gewußt: Der junge Menſch hier hat für die nächſte Zukunft alles Weiche und alle Liebe zu einem Mädchen aus ſeinem Herzen geſtrichen! Fritz Farnhorſt wandte ſich um und ging zu ſeinen Kameraden. Und die kleine, dunkelhaarige Mizzi Voß ſagte zu ihrem Begleiter: „Intereſſant ſieht er aus, euer Klaſſeneinſiedler. Was will der eigentlich ſtudieren?“ „Soviel ich weiß, Volkswirtſchaft.“ „Ach ſo! Er gefällt mir. Warum tanzt er eigentlich micht? „Weil er ſich etwas Beſſeres vorſtellen kann, als andern Kameraden die Bräute abſpenſtig zu machen“, ſagte Hans Ortner gereizt. Da lachte das Mädel: „Soweit ſind wir noch lange nicht.“ Farnhorſt ſaß eine halbe Stunde mit am Tiſch des Rektors, deſſen gütige, freundliche Gattin ſich auch mit Farnhorſt unterhielt. „Warum tanzen Sie eigentlich nicht?“ fragte Doktor Fiſcher, der auch mit am Tiſche ſaß. „Ich bin im Tanzen nach. Viel Vergnügen finde ich ſowieſo nicht daran.“ Man ſprach dann von etwas anderem. Es war zeitig, als Fritz Farnhorſt den Ball verließ. Er wanderte noch eine ganze Strecke in die Nacht hinein. Durch den Wald! Das war ſchön! Und ſchön war es, daß der alte Herrgott für einſame Menſchen ſeine wunderſame Natur bereit hielt. Dort fand man ſich immer wieder zurecht, wenn einen irgend etwas aus dem Gleichgewicht gebracht hatte. An dieſem Abend las Fritz Farnhorſt noch ein Weilchen im Bett. Aber der Onkel, immer auf der Lauer, mochte den Lichtſchein geſehen haben, der noch aus dem Zimmerchen des Nefſen drang, und da klopfte er mit harter Hand. Da löſchte Fritz Farnhorſt das Licht und lag noch lange wach. Dieſer Onkel Wachlenburg aus Langenwärde! So war das alſo! Der wollte ſich ſeinen Schwiegerſohn beizeiten ziehen, wie er ihn haben wollte. Wollte ihn im Geſchäft einführen. War es nicht herzlich gut gemeint von dem Manne? Sicherlich! Und es war auch gut, daß ſich Pate Wachlenburg auf einmal auf ihn, Fritz, beſonnen hatte. Aber zu ſolch einem Daſein paßte er nicht. Er wollte Kampf. Er wollte Ent⸗ behrungen, er wollte aus eigener Kraft etwas werden. Von ihm ſollte es nicht heißen: „Na ja, das iſt ſchon ein braves Kunſtſtück, ſich beim alten Wachlenburg ins warme Neſt geſetzt zu haben. Das hätte jeder geleiſtet.“ Und dann das andere! Er ſollte irgendeine von Pate Wachlenburgs Töchtern heiraten. Und er kannte ſie alle beide nicht. Niemals! Lieber allein und einſam und arm in irgendeinem Winkel, als reich und verſorgt und dick in einer Ehe, wo es täglich Streit und Szenen gab. Denn wenn man ſich ohne Liebe geheiratet hatte, dann mußte es in dieſer Ehe eben doch ſo ausſehen?! Ganz ſachlich, ganz logiſch dachte der junge Fritz Farn⸗ horſt in dieſer ſchlafloſen Nacht über eine ſolche Ehe nach. Und er hatte ſich doch bisher nie mit ſolchen Dingen be⸗ ſchäftigt. Zweites Kapitel. Vier Jahre waren vergangen! Vier Jahre! Jahre, in denen ein armer, verlaſſener Student ſich durch ein hartes Leben gequält hatte. Aber Fritz Farnhorſt hatte in trotzigem Stolze die Zähne zuſammengebiſſen. Was hatte er denn eigentlich alles gemacht in dieſen vier Jahren? Nachhilfeſtunden! Hofſingen in Nachbarorten! Handlangerdienſte auf einem Bau! Landwirtſchaftlicher Arbeiter! Im Bergwerk ſechs Wochen lang! Teppiche klopfen und Kohlen herauftragen bei einer alten Beamtenfrau! Aushilfe als Nachtwächter in einer Fabrik! Abonnentenſammler für eine bekannte Zeitſchrift! Und zwiſchen all den Stationen Hunger! Aber es ging! Und Fritz Farnhorſt wurde hart und ſtolz in dieſem Lebenskampfe, den er ganz allein führte. Onkel Major war geſtorben. Eine kleine Geldſumme war an den Neffen gefallen. Die Möbel erbte die Engel⸗ hardten! Das war auch nur gut und recht ſo! Denn die alte Frau hatte immer für einen niedrigen Lohn gedient. Der Tod Onkel Majors hatte alle Bande zerriſſen, die ihn, Fritz, noch an etwas hielten. Einige Kameraden von der Gymnaſiumzeit her ſtudierten auch hier an der Uni⸗ verſität. Aber es waren gerade nur ſolche, die ihm nie nähergeſtanden hatten. So unterblieb auch hier jede Freundſchaft. Man grüßte ſich— und damit fertig. Fritz wohnte vier Treppen hoch bei einem alten Poſt⸗ beamten. Der bewohnte mit ſeiner Frau die kleine, dürftige Wohnung, und er war froh, endlich mal einen ordentlichen Mieter gefunden zu haben, der nun ſchon ſo lange bei ihm wohnte und immer pünktlich die zehn Mark Miete be⸗ zahlte. Sonſt kümmerten ſich die guten alten Leute um nichts. Das Staatsexamen war beſtanden! Nun noch den Doktor ſich holen! Und dann? Ja, was daun? Dann wahrſcheinlich das jetzige Leben welterführen, denn nur ein Wunder würde eine Stellung ſchaffen können. Man hatte zu viele Vordermänner! Eine faſt ausſichtsloſe Sache, jemals eine Stellung zu erhalten! f Ontel Wachlenburg in Langenwärde! Der hatte ihn wirklich damals zu dem erſten Weih⸗ nachtsfeſt eingeladen! Und er, Fritz, war auch hingereift, da man extra das Fahrgeld für ihn geſchickt hatte. Das war dann gemütlich geweſen. Aber die ausdrucks⸗ loſen Fiſchaugen von Ilſe Wachlenburg ſtießen ihn ab. Lia Wachlenburg war verlobt. Alſo handelte es ſich in ſeinem Falle doch nur um Ilſe. f Und Pate Wachlenburg verſuchte noch einen Vorſtoß: „Ilſe iſt in nettes Mädel. Sei geſcheit, mein Junge! Sie hat mehrere Verehrer. Da kann's eines Tages aus ſein mit deinen Ausſichten. Vorläufig gefällſt du der Jlſe ſehr, und ich kann dir nur raten: Halte dich ran! Ilſe kriegt hier das alles. Lia wird abgefunden. Die heiratet ja doch den Regierungsrat Michel. Alſo muß hier e 1 junger Chef her. So in vier bis ſechs Jahren könnte 5 ſchon ſein, trotzdem du noch ſehr jung biſt. Ich bin a dann auch noch mit da. Aber fein einarbeiten könnteſt. dich unter meiner Leitung. Na? Schließlich war deine Mutter meine Jugendfreundin. Und ich hab' immer v auf ſie gehalten, auf die hübſche, weichherzige Liſa. ihr biſte mit deinem Dickſchädel alſo nicht geraten. haſte von deinem Vater, dem Herrn Farnhorſt. Laß g ſein! Du gefällſt mir. Geh nicht mehr zurück, Junge Bleib gleich hier!“ „Ich kann nicht!“ Da wurde das rote, freundliche Geſicht des Paten Wachlenburg ſehr ernſt. ö „Dann muß ich meine Schlüſſe alſo gleich hente ziehen. Ich ſehe nicht ein, warum ich dann noch Zuſchüſſe geben ſoll...“. „Das ſollen Sie ja nicht, Pate Wachlenburg. Ich helfe mir ſchon allein.“ Fritz reiſte am folgenden Tage ab. Und Ilſe ging mit verweinten Augen umher. Das war vor drei Jahren geweſen. Vor reichlich drei! Jahren. Dazwiſchen lag viel! Fort mit den Erinnerungen! Eine harte Schule, ja! Dennoch war er ſtolz, durch dieſe Schule durchgekommen zu ſein. Er ſcheute nun auch den weiteren Kampf nicht. Die Kommilitonen, die gleich ihm ſo ziemlich mit dem Studium fertig waren, die hingen die Köpfe. Zum Teil kamen ſie aus guten Verhältniſſen. Wenigſtens hatten ſie bisher Sorge und Not nicht kennengelernt. Die ſorgten ſich um die Zukunft halbtot. Aber er lächelte dazu. Weil es ſchlimmer nicht kommen konnte für ihn. Beſtimmt nicht! ö Er kannte kein Vergnügen, keine Zerſtreuung. Er kannte nur Arbeit und Darben! Andere hatten ihre Mädchen! Gingen an den meiſten Abenden mit ihren Mädchen ſpazieren oder in ein Kino. Vielleicht langte es ſogar einmal für ein Theater oder ein Konzert. a Er aber ſtand abſeits von all dem. Er kannte keines der Mädchen näher. Studentinnen waren mit im Kolleg. Er empfand das nicht als gut. Blaß und ſchmal ſaßen ſie da in den vollgeſtopften Sälen. Wenn dieſe Mädchen doch lieber irgendeine Hausarbeit machen würden! Oder draußen an der friſchen Luft ſein könnten! Wie gut das wäre! So warteten ſie nun darauf, ihr Studium zu voll⸗ enden und mit den jungen Männern zuſammen auf eine Stellung zu lauern! f ö Er gefiel einigen von ihnen, das merkte ex. Aber et dachte nicht daran, irgend etwas anzufangen. Da machten ſie ihm böſe Augen, und er lachte darüber. Groß, breitſchultrig war er geworden durch die hacte Arbeit und den Sport, den er nebenher noch trieb. Sein Geſicht ſah bräunlich aus. Und die harten jungen Augen ſtanden ſo merkwürdig in dieſem bräunlichen Geſicht. Der Doktor wurde geholt! Das Geld dazu wurde erhungert! ö Aber das wußte niemand, und es brauchte auch nie⸗ mand zu wiſſen. Das war ganz allein ſeine Sache. Der alte Briefträger Winkler war der Meinung, daß ſein Mieter nicht allzu ſchlecht geſtellt ſei. Der ging ge⸗ wöhnlich am Abend noch fort. „Wohin denn noch, Herr Farnhorſts“ „Ich gehe Abendbrot eſſen.“ 6 Das war ein Frage⸗ und Antwortſpiel, das ſich immer einmal wiederholte, und eben daraus erſah Vater Winkler, daß ſein Mieter Geld hatte. Aber er hatte keine Ahnung, daß ſein Mieter dann zwei Stunden lang durch die Straßen der Großſtadt lief, ſich die noch erleuchteten Fenſter der Delikateßläden anſah, vor einem Kino oder Theater ſtehenblieb, Bilder und Namen der Künſtler an⸗ 120 und dann wieder nach Hauſe ging und ſich ſchlafen egte. „Lange bleibt er nie“, ſagte dann Vater Winkler kauend zu ſeiner Frau. Sie aßen am Abend meiſt Pellkartoffeln mit Hering, und hinterher gab's noch einen ſtarken guten Bohnenkaffee. Und ſie hatten keine Ahnung, wie ſehnſüchtig ihr Mieter, wenn er heimkehrte, dieſen Duft des Kaffees, der den ganzen Flur durchzog, in ſich aufnahm. Fritz Farnhorſt kleidete ſich aus, wuſch ſich und trank ein Glas Waſſer. Dann legte er ſich ſchlafen. Und er blieb bei dieſer ſpartaniſchen Lebensweiſe ge⸗ ſünder als die anderen jungen Menſchen, die immer reich⸗ lich zu eſſen hatten und am Abend ihre Kräfte ſinnlos ver⸗ geudeten. Oder in Lokalen ſaßen, die mit ſchlechtet Luft angefüllt waren. Das Abendeſſen ſparte er ſeit langem. Aber mittag aß er ordentlich. Es hatte aber auch Tage gegeben, wo er gar nichts eſſen durfte. Das war das Leben Fritz Farnhorſts. Und je härter es ihn packte, dieſes Leben, deſto ſtolzer, unbeugſamer wurde er. Ich muß es Sant nicht! Nun gerade nicht! Nun hatte er es geſchafft. Doktor der Volkswirtſchaft Fritz Farnhorſt! (Fortsetzung folg./ 5 brotlos gemacht habe. daher auch erwogen, nicht die Betriebsführereigenſchaft aberkannt engericht verurteilt leg für einen unſozialen rbeitgeber. Frankfurt a. M., 23. Januar. Das für den Treuhänderbezirk Heſſen ge⸗ bildete 10 iale Ehrengericht verhandelte gegen den 44jährigen Betriebsführer Peter Grün in Eppertshauſen wegen Verſtoßes gegen das Geſetz zur Ordnung der nationalen Arbeit. Der Angeklagte war Mitbeſitzer einer Cha⸗ mottefabrik in Eppertshauſen(Kr. Aſchaf⸗ fenburg) und hatte in den letzten Jahren immer ſtärkere Differenzen mit ſeinem gleich⸗ berechtigten Teilhaber, weil er an dem Be⸗ trieb kein Intereſſe mehr hatte, denn er hatte inzwiſchen eine Ziegelei in einem Dorf bei Dieburg erworben. Er glaubte nun, daß das Werk in Eppertshauſen ſeiner Ziegelei Kon⸗ kurrenz mache. Der Treuhänder ließ den jet⸗ zigen Angeklagten nicht im Zweifel, daß er bei einer etwa beabſichtigten Stillegung des Eppertshauſener Werks eine Sperrfriſt von zwei Monaten gegen die Entlaſſung feſtſet⸗ zen werde. Das hinderte den Angeklagten nicht, dem Treuhänder Anfang Dezember mitzuteilen, daß er die Chamoktefabrik mit 14tägiger Friſt ſtillegen werde. Den Arbei⸗ tern wurde auch ſofort gekündigt, ſo daß ſie zum Weihnachtsfeſt entlaſſen wurden. In der Verhandlung vor dem Ehrenge— richt wollte der Angeklagte ſein Recht zur d der Arbeiter damit begründen, daß die Chamottefabrik ein Saiſon-Betrieb ſei, ſo daß die Verhängung einer Sperrfriſt nicht zuläſſig ſei. Auch habe das Werk geſchloſſen werden müſſen, weil die Bank, die bisher die nötigen Kredite gegeben habe, die Hergabe weiterer Geldmittel verweigert habe. Die Zeugenvernehmung ergab jedoch, daß beide Schutzbehauptungen des Angeklagten unwahr waren. Entſprechend dem Antrage des Treuhän⸗ dervertreters wurde der Angeklagte wegen Verſtoßes gegen die ſoziale Arbeitsordnung zu einer Geldſtrafe von 5000 Rm. verurteilt. Das Gericht hat auch von der Möglichkeit, dem Angellagten die Erſtattung der Koſten aufzuerlegen, Gebrauch gemacht. In der Urteilsbegründung wurde ausge— führt, daß der Angeklagte einen großen Man⸗ gel an ſozialem Gefühl bewieſen habe, daß r glaubte, der Anordnung des Treuhänders direkt zuwider handeln zu können und daß er die Arbeiter gerade am Heiligen Abend Das Gericht habe ob dem Angeklagten werden ſolle. Es glaube aber, daß eine emp⸗ Ffindliche Geldſtrafe auch die beabſichtigte Wir⸗ kung ausüben werde. Aus heſen und Naſſan Ausbildung von Baumwärtern in Baum⸗ wärterkurſen. * Frankfurt a. M., 23. Jan. Die Lan- desbauernſchaft Heſſen⸗Naſſau veranſtaltet im Jahre 1935 an den Lehranſtalten in Geiſen⸗ heim a. Rh. und Oppenheim a. Rh. ſowie wn Friedberg(Oberheſſen) je einen achtwöchi⸗ gen Baumwärterkurſes. In dieſen Kurſen iſt Perſonen, welche ſich dem Baumwärterberuf widmen wollen, Gelegenheit gegeben, ſich die erforderlichen Kenntniſſe anzueignen. Der Kur⸗ hſus dauert acht Wochen und beginnt Mitte Februar mit folgender Aufteilung: Fünf Wo⸗ chen im Frühjahr, eine Woche im Sommer und zwei Wochen im Herbſt. Anmeldung iſt erforderlich und hat zu erfol⸗ gen: In Heſſen bei den zuſtändigen Obſt⸗ und Gartenbauinſpektionen, im Regierungsbe⸗ zirk Wiesbaden für die Kreiſe Frank⸗ Umgehende furt und Uſingen bei Gartenbaudirektor Lan⸗ ge, Frankfurt a. M., Wieſenſtraße 68, Un⸗ tertaunus bei Gartenbaudirektor Kerz, 9 Wiesbaden, Kiedricherſtraße 14, Rheingau, St. Goarshauſen und Unterlahn bei Obſt⸗ und Weinbaudirektor Schilling, Geiſenheim a. Rh., Obertaunus bei der Landes⸗ bauernſchaft Heſſen⸗Naſſau, Frankfurt a. M., Boclenheimerlandſtraße 25, Dillenburg, Bie⸗ denkopf und Oberlahn bei dem Landratsamt, in den übrigen Kreiſen bei dem zuſtändigen KKͤreisobſtbaubeamten. Zu den Kurſen werden nur Perſonen zugelaſſen, die das 18. Lebens⸗ lahr vollendet haben und Gewähr dafür bie⸗ ten, daß ſie eine ordentliche Tätigkeit als Baumwärter gegen Entaelt entfalten. Bevor⸗ zugt zugelaſſen werde dem zuſtändigen L. O. F. und dem zuſtändigen Obſtbaubeamten empfohlen werden und von Gemeinden, Vereinen uſw. die vorgeſehene Mindeſtbeihilfe erhalten. Der Anmeldung ſind Lebenslauf und gegebenenfalls vorgenannte Empfehlungsſchreiben beizufügen. Die Teil⸗ nehmergebühr beträgt 15 Mark. Ausſtellung von WSW. ⸗Schülerarbeiten. Darmſtadt, 23. Jan. Die Schülerarbeiten zum Winterhilfswerk ſind in einer ausgewähl⸗ ten Schau zu einer Wanderausſtellung zuſam⸗ mengeſtellt, die von Kreis zu Kreis durch gan; Heſſen gehen wird. In einem Runderlaß der Miniſterialabteilung für das Bildungsweſen wird dazu geſagt: Die Ausſtellung iſt bei den demnächſt anzuberaumenden Kreislehrerkon⸗ ferenzen, die im Rahmen des NS LB. ab⸗ gehalten werden, den Schulklaſſen, Eltern, Be⸗ hörden und Parteigliederungen zugänglich zu machen. Die Koſten trägt die Kreiskaſſe des NSL B. Die Stadt⸗ bezw. Kreisſchulämter wollen in Zuſammenarbeit mit den Kreisob— leuten des NSLB. und unter Hinzuziehung der Zeichenlehrer für die Ausgeſtaltung den! Ausſtellung Sorge tragen. Benachbarte Kreiſe können ſich zuſammenſchließen. Ein Vertreter der Miniſterialabteilung hält einen einleiten. den Vortrag. Es ſind bereits feſtgelegt die Ausſtellungen für Darmſtadt von Mittwoch, den 23. Januar, bis Sonntag, den 27, Januar, für Groß-Gerau von Mittwoch, den 30. Januar, bis Sonntag, den 3. Februar, für Bensheim und Heppenheim von Mittwoch, den 6. Februar, bis Sonntag, den 10. Februar. Eine Pflicht der Sportvereine Zwei Aufrufe des Reichsſporkführers. Der Reichsſportführer erläßt folgenden Aufruf: „Das höchſte Gut eines Volkes iſt ſeine Jugend. Sie zu erhalten und kinder— reichen Eltern ihre hohen Aufgaben zu er— leichtern, iſt unſere heilige Pflicht. Um den Kindern aller, auch der bedürftigſten Fami— lien die Ausübung von Turnen und Sport zu ermöglichen, rufe ich daher die Vereine des Reichsbundes für Leibesübungen auf, ſich in ihrer Beitragsgeſtaltung weiteſtge— hend den Familienverhältniſſen ihrer Mit— glieder anzupaſſen und dadurch an der Ge— ſunderhaltung und Ertüchtigung des deut— ſchen Volkes mitzuwirken. gez. v. Tſcham— mer und Oſten.“ Gleichberechtigung der Vereine für Leibes übungen. „Ein Sonderfall gibt mir Veranlaſſung zu folgendem grundſätzlichen Entſcheid: Der Deutſche Reichsbund für Leibesübungen iſt die Zuſammenfaſſung aller deutſchen Ver— eine, die ſich ſyſtematiſch der Pflege der Lei— besübungen widmen. Welche Vereine in den Reichsbund einzugliedern ſind. unter— liegt meiner Entſcheidung. Sobald jedoch eine Aufnahme erfolgt iſt, iſt eine verſchieden⸗ artige Behandlung der Vereine nicht mög⸗ lich, ſie ſind vielmehr grundſätzlich einheit— lich zu behandeln. Ich behalte mir jedoch vor, den Vereinen jederzeit bezüglich ihres laufenden Uebungsbetriebes Pflichtauflagen zu machen und die Erfüllung beſtimmter Aufgaben von ihnen zu verlangen. gez. v. Tſchammer und Oſten.“ Winterhilfe der Leichtathleten Der Leiter des Fachamtes Leichtathletik gibt die Richtlinien für die Durchführung der Winterhilfs⸗Veranſtaltungen der Leicht⸗ athletik am 3. Februar wie folgt bekannt: „Kälte und Schnee machen in vielen Gauen, ſoweit keine Hallen vorhanden ſind, die Abwicklung von Wettkämpfen, bei denen mit einem Zuſchauererfolg zu cechnen iſt, unmöglich Deshalb entſcheiden die örtlichen Verhältniſſe, in welcher Form Wettkämpfe, geſellſchaftliche Veranſtaltungen oder Kame⸗ radſchaftsabende durchgeführt werden. Auf jeden Fall ſollen dieſe Veranſtaltungen in der Zeit vom 28. Januar bis ſpäteſtens 6. Februar abgewickelt werden. Alle Vereine und Abteilungen werden aufgefordert, ſich mit ganzer Kraft für das Deutſche Winter⸗ hilfswerk einzuſetzen. Der Termin liegt für die Leichtathletik als reinem Sommerſport äußerſt ungünſtig. Umſomehr gilt es, die ganze Energie einzuſetzen, um für die Aerm⸗ ſten unſeres Volkes ein ſchönes Ergebnis zu 5 dieſer Art, welche von einer oder mehreren Gemeinden, lelen. Entſprechend der Eigenart ber Arbeit in den einzelnen Gauen werden ver⸗ ſchiedene Methoden angewandt, um der Winterhilfe zu dienen. Der Gau Niederrhein konnte Dr. diem als Redner gewinnen In anderen Gauen wurden die Vereine ver⸗ pflichtet, einen Mindeſtbetrag zur Abfüh⸗ rung zu bringen.“ Sportallerlei Die Holländerin Rita Maſtenbroeck ſchwamm in Amſterdam im 200 Meter-Ruͤk⸗ kenſchwimmen mit 2:49,6 Minuten einen neuen Weltrekord. Im 100 Meter Kraul⸗ ſchwimmen konnte Frl. Maſtenbroeck die Weltrekordlerin den Juden ſicher in 106,2 Minuten ſchlagen. Im Davos hat Deutſchland auch das dritte Spiel verloren und unterlag Frankreich knapp 1:2. In der Zwiſchenrunde ſpielen nunmehr Schweiz, Schweden, Frankreich, Italien, Tſchechoſlowakei, Oeſterreich. Kana⸗ da, England. Roderich Menzel ſchlug in Sidney über⸗ raſchend Jack Crawford in drei Sätzen. Noch größer war die Senſation, daß der erſt 16. jährige Auſtralier Bromwich Kirby Mal— colm und Maier ſchlagen konnte. Aus der Pfalz gchwätzer vor Gericht Vom Sondergericht für die Pfalz verurteilt. Frankenthal, 23. Januar. Der 24 Jahre alte Peter Hammel aus Frankfurt a. M. hatte auf der Weihnachts- meſſe in Ludwigshafen gegenüber zwei ſaarländiſchen Arbeitern geäußert, den Saarländern werde Sand in die Augen ge— ſtreut. Der Angeklagte iſt der beiden Saarländer und ſich nichts da— bei gedacht haben. Urteil: Drei Monate Gefängnis abzüglich fünf Wochen Unterſu⸗ chungshaft. Der 56 Jahre alte Johann Steiner aus Kaiſerslautern äußerte zu einer Bekann— ten, der ehemalige Kommuniſtenführer Torgler ſei im Gefängnis vergiftet und auſgehängt worden. Der Angeklagte be— ſtritt entſchieden, dieſe Behauptung aufge— ſtellt zu haben. Er wurde aber überführt und zu vier Monaten Gefängnis verurteilt. Sechs Wochen Unterſuchungshaft werden in Abzug gebracht. In ſeiner Wohnung in Edenkoben hatte der 38 Jahre alte Heinrich Groß aus Eden— koben im Oktober 1934 anläßlich der Rund- funkrede des Gauleiters Bürckel in Gegen— wart einer anderen Familie beleidigende Aeußerungen über den Führer ausgeſpro— chen. Sechs Monate Gefängnis abzüglich ſechs Wochen Unterſuchungshaft ſind die Strafe. Der 27 Jahre alte Hermann Hundemer war an Weihnachten 1934 mit ſeinem Freund, dem Mitangeklagten Franz Schrempp aus Freiburg von dort aus nach ſeinem Heimatort Weyher in der Pfalz ge⸗ fahren. Am 23. 12. 34 aßen die beiden in einer Wirtſchaft in Weyher, wo von bei— den Angeklagten behauptet wurde. im Kon⸗ zentrationslager auf dem Heubera ſei ein Jude zu Tode mißhandelt worden, und einmal ſei morgens ein geſunder, ſtarker Mann eingeliefert worden, der abends tot geweſen ſei. Die beiden Angeklagten, die früher der KPD angehörten, gaben an, das ſei ihnen erzählt worden. Hundemer er⸗ hielt zehn, Schrempp vier Monate Ge— fängnis. Je drei Wochen Unterſuchungshaft gehen ab. Zeugen Jehovas Der 36 Jahre alte Philipp Schanzenbä⸗ cher und deſſen 33jährige Ehefrau. der 39 Jahr alte Joſeph Wimmer und deſſen 38 J. alte Ehefrau, ferner der 45 Jahre alte Jo⸗ hann Dürr und deſſen 44 Jahre alte Ehe⸗ frau, ſowie der 29 Jahre alte Hermann Ermel und die 55 Jahre alte Katharina Schwerdt, alle aus Bad Dürkheim, waren Mitglieder der aufgelöſten Vereinigung ernſter Bibelforſcher, die ſeit 1931 ſich die „Zeugen Jehovas“ nennen. Anfang Ja— nuar 1935 verſammelten ſich die Angeklag— en zweimal wöchentlich abwechselnd in den Wohnungen von Schanzenbächer, Wimmer und Dürr, laſen dort aus der Bibel und teilten untereinander Schriften und Kalen— geſtändig. Er f will die Aeußerung aber nur gemacht ha- ben als Antwort auf mißtrauiſche Fragen;, der aus, Die Angeklagten erklärten, daß ſie ſich nicht ſchuldig fühlen. Sie ſeien friedliche Menſchen und wollten alle auf einen guten Weg führen. Hinſichtlich der Ehefrauen wurde das Ver— fahren wegen Geringfügigkeit eingeſtellt. Schanzenbächer, Wimmer und Ermel wur- den zu je einem Monat Gefängnis, der An⸗ geklagte Dürr zu 150 Mark Geldſtrafe oder einen Monat Gefängnis werurteilt. Je 10 Tage Unterſuchungshaft wurden angerech⸗ Aus der Heimat Gedenktage 2 3. Januar 1840 Der Phyſiker Ernſt Abbe in Eiſenach geboren. 1883 Der Maler Guſtave Dore in Paris geſt. Prot. und kath.: Emerentiana Sonnenaufg. 7.56 Sonnenunterg. 16.28 Mondunterg. 9.01 Mondaufg. 20.56 Wenn die Tage länger werden Als vor einiger Zeit mit einem Schlage die ſibiriſche Kältewelle über uns hereinbrach, hat es wohl viel Seufzen bei allen gegeben. Aber eigentlich war kein Grund zur Ueber⸗ raſchung vorhanden. Es iſt vielmehr eine ganz übliche Erſcheinung, daß gerade dann, wenn wir das Längerwerden der Tage zu be— merken beginnen, die Winterkälte entweder noch einmal oder oft auch zum erſten Male richtig einſetzt. Unzählige alte Bauernregeln ſtellen das feſt, wenn die Tage beginnen zu langen, kommt der Winter erſt richtig gegangen, ſagt der ſüddeutſche Bauer. In Norddeutſchland aber heißt es: Wann de Dage anfanget te längen, fangt de Winter an to ſtrengen. Daß aber der Winter es eine Weile ernſt meint, iſt gut. Auch das weiß der Volks⸗ mund in ſeinen Wetterregeln. Januar warm, daß Gott erbarm! lautet die einfachſte For⸗ mel. Warum das ſo iſt, wird durch viele andere Sprüche erklärt. Wächſt das Gras im Januar, iſt's im Sommer in Gefahr. Oder bezüglich des Brotgetreides: Wächſt im Har— tung die Frucht auf dem Felde, wird ſie zur Ernte teuer. Oder: Iſt der Januar leich und feucht, bleiben Faß und Scheuer eicht. Aber auch vom geſundheitlichen Standpunkt iſt es nicht zu wünſchen, daß der erſte Mo⸗ nat im Jahre zu mild bleibt. Auch das ſagen viele alte Regeln. Am deutlichſten der harte Spruch: Wenn der Jänner warmen Regen bringt, werden die Gottesäcker gedüngt. Die alte Erfahrung verlangt vielmehr, daß es um dieſe Zeit ruhig eine Weile vor Kälte knacken ſoll. Das verſpricht ein deſto ſchöneres Früh—⸗ jahr. Alſo wollen wir mit Gelaſſenheit das hinnehmen, was wir ohnehin nicht ändern können. * * Unwürdige Meiſter werden ausgeſchal⸗ tei. In einem Rundſchreiben des Reichsſtan⸗ des des Deutſchen Handwerks an die Hand— werks⸗ und Gewerbekammern wird die For⸗ derung aufgeſtellt, daß nur ſolche Meiſter Lehrlinge halten und ausbilden dürfen, die in ihrem Verhalten und fachlichen Können dazu würdig ſind. Es ſei notwendig, in allen den Fällen einzuſchreiten, in denen ſich die Unwürdigkeit des einzelnen Meiſters her— ausſtellt. Zum Teil gelangt entſprechendes Material durch Anzeige der Lehrlinge in die Hände der Handwerkskammern. Zur Vervoll⸗ ſtändigung des Materials wird die Aufnahme einer Verbindung mit den Arbeitsgerichten empfohlen. Die Arbeitsgerichte ſollen von dem zuſtändigen Oberlandesgerichtspräſidenten angewieſen werden, in allen den Fällen, wo ſich Mißſtände in der Ausbildung des Lehr⸗ lings durch einen Handwerksmeiſter in Kla- gen vor dem Arbeitsgericht herausgeſtellt haben, hierüber dem Vorſitzenden der Hand⸗ werkskammer Anzeige zu erſtatten. Wettervorherſage: Infolge der Miſchung der über das Alpen— gebiet vordringenden Kaltluftmaſſen und der von Nordweſten her einſtrömenden feucht⸗ warmen Ozeanluft bleibt der neblig⸗trübe, naßkalte Charakter der Witterung vorherr⸗ ſchend: zeitweilige Niederſchläge. as iſt Mühlen Franck! Der bekannte Kaffee⸗Juſatz in feinſter Qualität! Aber nicht etwa nur für Bohnenkaffee. Bei jedem Raffeegetränk, auch beim Malzkaffee, tritt eine hebung des Geſchmackes, eine Kräftigung des Aromas, wie auch der Farbe ein.