Schütze Deine Familie und Dich Selbst I lrapnen.Umerssüirünsn ase„0 Die Kranken- Unterstützungskasse, Nothilfe“bietet J Unfälle. Freie Arztwahl, Vergütung v. Arzneien, Operations- u. Krankenhauskosten. Zahnbehand- lung, Wochenhilfe und Sterbegeld lt. Tarif. geg. einen niedrigen Wochenbeitrag v. RM. 1.25 (für die Familie It. Tarif) Schutz geg. Krankheit u. Sitz: Ludwigshafen a, Rh.— Gegründet 1026 „Unter Relchsaufsſcht“ Orts vertretung: Friedrichstraße 41 Joh. Jak. Klee Bekanntmachung Betreffend: Mietunterſtützung 1934 Rj. Diejenigen Perſonen, die für das 2. Halfjahr 1934 Rj. noch Mietunterſtützung be— antragen, können am kommenden Mittwoch, den 27. Februar 1935, vormittags von 8 12 Uhr bei uns, Zimmer Nr. 16, einen ſolchen Antrag ſtellen. Hierbei ſind folgende Angaben zu machen: 1. ſeit wann der Antragſteller erwerbslos iſt (Stempelkarte); 2. Höhe der zu zahlenden Miete(Mietbuch oder Beſcheinigung); 3. Einkommen der im Haushalt lebenden Kin— der(Verdienſtbeſcheinigungen, Lohnſtreifen ete.) Nach dem 27. Februar 1935 können Anträge nicht mehr entgegengenommen werden. Perſonen, denen bereits für das 1. Halb— jahr Mietunterſtützung bewilligt wurde, er— halten im Laufe dieſer Woche noch beſondere Ladung zur Stellung des Ergänzungsantrages. Im Falle des Nichterſcheinens wird ange nommen, daß ſie auf Mietunterſtützung für das 2. Halbjahr verzichten. Bürgermeiſterei Viernheim Bechtel Zur gefl. Beachtung! Der„Viernheimer Anzeiger“ kann auch im Einzelverkauf bezogen werden. Bis einſchl. Freitags koſtet die Zeitung 5 Pfg. Samstags 10 Pfg. Ins Haus gebracht koſtet die Zeitung monatlich 1.40. Achtung! Schnell an den Mann ge- bracht ist alles, einerlei was es auch ſein mag, wenn es in der Zeitung ange⸗ zeigt wird. In wenigen Stun- den wiſſen es Tauſende. 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Bekanntmachung fotorrsdannäng. Vetrifft: Aufwertung der alten Spareinlagen Hiermit fordern wir die alten Spareinleger auf(vor 1924) ihre Rechte unter Vorlage der alten Spareinlagebücher, bezw. Quit⸗ tungen in der Zeit vom 1. März 1935 bis 31. Mai 1935 — bei uns auf dem Büro geltend zu machen. Es wird beſonders darauf hingewieſen, daß Anmeldungen nach dem 31. Mai 1935 keine Berücksichtigung mehr finden. Miernheimer Kreditverein eingetr. Genossenschalt mit heschr. Hafintl. Der Vorstand Riehl Bugert Hanf. Backtröge Gefl. Anfrage unter 100 a. d. Redaktion. Dick- Einleg- unkoſten, Tilgungsdauer ca. 14 Jahre. Völlig koſtenloſe, vertrauliche und unverbindliche Beratung durch: Adam Kratz Worms a. Rhein Seidenbänder⸗Straße 3. Organiſatiousleitung der Patria G. m. b. H. Wiesbaden. Gem. Geſetz vom 17.5. 33. unter Reichsaufſicht. — „Zum Brauhaus Motto: Verne ſtet doch net Kopp Heute Dienstag ab 811 Uhr groß. närriſch. 4 F wozu Nachbarn, Freunde n Bekannte freundlichſt eingeladen ſind. Die Wiriin Hanelle Schwarz-Weill 7 zu verkaufen. Lamnert- heimerstraſle 12 Veptauscht wurde a. Sonn- tag i Freiſchütz ein Herrenmantel 7(( Todes- Anzeige Gott dem Allmächtigen hat es gefallen heute früh 5 Uhr, meine liebe Gattin, unſere liebe, herzensgute Mutter, Schwiegermutter, Schweſter, Schwägerin und Tante, Frau Marie Brückmann geb. Müller nach langem ſchweren mit großer Geduld ertragenem Leiden, verſehen mit den heiligen Sterbeſakramenten im 60. Lebensjahre in die Ewigkeit abzurufen. Wir bitten der lieben Verſtorbenen im Gebete zu gedenken. Viernheim, Bürſtadt, der 26. Februar 1935. Die tieitrauernd Hinterhliehenen Um gefl. Um⸗ tauſch im Frei⸗ ſchütz wird ge⸗— beten. Die Beerdigung findet Donnerstag ½4 Uhr vom Trauerhauſe Mannheimerſtraße 3 aus ſtatt. Achtung! Achtung! Letzter Tag für die Ablieferung der gelben Fragebogen des Nahrungs- und Genußmittel— einzelhandels 28. Februar 1935! Es wird darauf aufmerkſam gemacht, daß bei verſpäteter Ablieferung der gelben Fragebogen ein Verzugszuſchlag von Mk. 3. erhoben wird. eee Lokales Viernheim, 26. Februar * Auszahlung der Militärrenten Die Militärrenten für den Monat März werden am Mittwoch, den 27. ds. Mts. beim Poſtamt ausbezahlt. 5 Sterbetafel. Die Sterbeglocken ver— kündeten heute Vormittag das Ableben von Frau Marie Brückmann geb. Müller, Mannheimerſtraße 3, die heute Vormittag im 60. Lebensjahre in die Ewigkeit abgerufen wurde. Die Beerdigung findet am Donnerstag nachmittag um halb 4 Uhr vom Trauerhauſe aus ſtatt.— In Lorſch verſchied Frau Maria Lorbacher geb. Ehatt, eine geborene Viernheimerin, plötzlich und unerwartet in— folge eines Schlaganfalles. Mögen ſie ruhen in Frieden. * Kappenabend. Heute Dienstag fin⸗ det im Brauhaus ein Kappenabend unter Mit— wirkung der Kapelle Schwarz-Weiß ſtatt. * Kindermaskentreiben. Am Sonn⸗ tag nachmittag iſt im Karpfenſaale ein Kinder— maskentreiben zu welchem die Eltern mit ihren Kindern freundlichſt eingeladen ſind. Stim— mung und Humor! Prämiierung! Es wird beſtimmt ſehr ſchön werden! Siehe Inſerat. Bunter Abend in der Sport⸗ halle am Lorſcherweg! Am Faſtnacht⸗ ſonntag findet in der Sporthalle der bekannte bunte Abend unter Mitwirkung der Ka— pelle Hanf-Knauber ſtatt. Näheres folgt noch! „ Chineſen auf dem Waldſport⸗ platz! Am Sonntag nachmittag 3 Uhr wird auf dem Waldſportplatz eine aus guten Fuß ballſpielern zuſammengeſtellte Chineſenmann⸗ ſchaft gegen die erſte Mannſchaft der Sport⸗ vereinigung antreten. Hierzu hat ein Sport⸗ enthuſiaſt einen ſchönen Pokal geſtiftet. S8 wird alſo ein ſehr intereſſantes Spiel zu er⸗ warten ſein, zumal die Chinamänner ihren Zöpfen antreten werden. mit Achtung! Achtung Ko ⸗Welle im„Engel“ Am Faſtnachtdienstag(5. März) veran— ſtaltet die N. S.-Gemeinſchaft„Kraft durch Freude“ im„Engelſaale“ abends pünktlich um 6,66 Uhr einen großen karnevaliſtiſchen Rum— mel mit folgendem Programm: 6,66 Uhr Einzug des Elferrates, ſodann große Kurzſitzung(6 mal 11 Minuten) Ueber- tragung von Rundfunk-Reportagen mit klei— nen, mittleren und großen Lautſprechern uſw. Anſchließend wird unſere närriſche Stabs-Ka⸗ pelle das Zepter übernehmen und für die all— gemeine Bewegung Sorge tragen, damit alt wie jung das Tanzbein ſchwingen kann. Hierzu werden alle Mitglieder der Deutſchen Arbeitsfront und insbeſondere alle NS-Glie— derungen auf das herzlichſte eingeladen. Eintrittspreiſe: 30 Pfennig bei den Vor- verkaufsſtellen Hofmann(Drehſcheibe); Gg. Helbig, Weinheimerſtraße 60. An der Abend— kaſſe: 40 Pfennig. Kampf um Kraft ein Tonfilm für Kraftfahrer! Am vergangenen Donnerstag abend um 8 Uhr fand im„Central-Film-Palaſt“ eine Vorführung des Filmes„Kampf um Kraft“ ſtatt. Der vollbeſetzte Saal bewies das außer- ordentlich große Intereſſe des Publikums an dieſem Film. Es ſollte niemand enttäuſcht werden, denn was hier gezeigt wurde war für den intereſſierenten Kraftfahrer einfach vor— bildlich in jeglicher Hinſicht. Der Film be— ginnt mit der Erzeugung von Kohle und Koks. Wir erleben aber nicht irgend eine Vorführung allzuoft geſehener Werkvorführungen, ſondern Bilder, die jedem Einzelnen wertvolle Dar— bietungen brachten. Nicht allein vorzügliche gezeigte Arbeitsgänge, ſondern ein Eindringen in die Geſetze des Naturgeſchehens, in die Welt der Moleküle und Atome ergänzten ſehr ſinnreich die Vorführungen. Der Zerſetzungs⸗ prozeß der Kohle in neue gasförmige Körper, der Melekulare Aufbau des Benzols, ſeine beſonderen Eigenſchaften, Klopffeſtigkeit, leichte Vergasbarkeit zeigte dem Publikum all das was für die Anforderungen die heute an einen erſtklaſſigen Kraftſtoff geſtellt werden als notwendige Vorausſetzung anzuſehen iſt. Sehr ſchön aneinandergereihte Scenen aus dem Leben zeigten dann wie der techniſche B. V.⸗Dienſt arbeitet. Das alte Vorurteil: Benzolgemiſche ſeien für leichte Wagen zu ſchwer, ward hier in einer ſehr ſchönen aus dem Leben gegriffenen Handlung widerlegt. Weshalb ſich bei ſchlechten Kraftſtoffen das Klopfen ſo verheerend auswirkt, weshalb klopf— feſter Kraftſtoff eine höhere Verdichtung zuläßt und damit mehr Leiſtung und geringeren Ver— brauch ergibt findet ſeine Erklärung durch einen Blick in das Innere des Motors. Die Wichtigkeit einer genauen Motorregulierung wird überzeugend dargeſtellt, die ſinnreichen Einrichtungen, deren ſich der B. V. bedient, vor allem die Prüfſtände, werden in leben— digen Vorführungen gezeigt. Ein hervorra— gend guter Teil des Films: alles ſpielt ſich ganz zwanglos in der ſchönſten Natur ab. Geröllfahrten, Steilhänge, Waldwege und durchs Waſſer, ſtramme Runden auf dem Nür— burgring, Fahrten durch die prachtvollen Vor— alpen Oberbayerns und idylliſche alte Städte zeigen uns, was mit Hilfe des Motors erleben können. Solche Bilder vermitteln überzeugend die Freude am Kraftfahren und ſtellen eine großzügige Werbung für die Motoriſierung Deutſchlands dar. Natürlich beſtand der Film nicht nur aus Sportbildern, ſondern auch aus gutgewählten Darſtellungen die den inneren Vorgang in einem Verbrennungsmotor wiedergeben. Der rote Faden, der die zwangslos aneinanderge— reihten Seenen zuſammenhält— und damit eine gezwungene Rahmenhandlung überflüſſig macht— iſt Benzol und ſein Gemiſch B. V. Aral, ſeine Vorzüge und ſeine Verkünder: die B. V.⸗Ingenieure. An ſehr leicht verſtänd— lichen Trickbildern wird erklärt warum ſich bei ſchlechtem Kraftſtoff das Klopfen ſo ver⸗ heerend auswirkt, warum klopffeſter Kraft- ſtoff eine höhere Verdichtung zuläßt und da⸗ mit neben bedeutender Leiſtungserhöhung ei— nen geringeren Verbrauch zeigt. All die ſo— eben angeführten Vorgänge werden dann an einem der Praxis entnommenen Beiſpiel ge⸗ zeigt. Eine junge Dame, deren Wagen ſich feſtgefahren hat wird von einem B. V.⸗In⸗ genieur aus ihrer heiklen Lage befreit. Sie muß es ſich im Laufe der Handlung gefallen laſſen, daß ihr Vorurteil: Benzolgemiſch ſei für ihren Wagen zu ſchwer, gerade in das Gegenteil umgewandelt wird, und diesmal ſo⸗ gar mit Hilfe eines Verſuches in Gottes freier Natur. In den ſtimmungsvollen Freiaufnah⸗ men, dem ſtändigen Wechſel zwiſchen Werks-, Sport-, Reiſe- u. Trickbildern liegt der Haupt⸗ reiz des ſehr guten und vor allem allgemein verſtändlich dargebrachten Filmes, wobei nicht vergeſſen werden darf, daß auch in den Vor⸗ dere Mitglieder des Der Film, von volkswirtſchaftlicher Seite be— trachtet, eine großzügige Werbung für die Mo toriſierung Deutſchlands von kraftfahrtech niſchem Standpunkt eine Glanzleiſtung an der mit viel Liebe und Sorgfalt gearbeitet wurde. Heim. Großes Manöverprogramm lebungen mil motoriſierten Truppen in Frankreich. Paris, 25. Februar. In der erſten Woche des Monats Septem- her finden im Truppenlager von Mailly und in der Umgebung große Manöver ſtatt, an benen erſtmalig drei motoriſierte Diviſionen zeilnehmen, die 4 ehemalige Kavallerie-Divi— ion aus Reims, die jetzt leichte motoriſerte Diviſion genannt wird, die 12. Infanterie diviſion aus Chalons-ſur⸗Marne und die 3. Infanteriediviſion aus Amiens der ſtellver— tretende Vorſitzende des Oberſten Kriegs— rates, General Gamelin, ſowie zahlreiche an— Oberſten Kriegsrates werden dieſen Manövern beiwohnen. Etwa zur gleichen Zeit ſoll im Truppen⸗ lager von Siſſone wieder ein Verſuch mit einer Reſerviſtendiviſion gemacht werden, die kriegsmarſchmäßig werden ſoll. Zahlreiche aktive Diviſionen werden ferner im Laufe des Sommers und Herbſtes ihre Garniſonen verlaſſen, um in verſchiedenen Truppen⸗ lagern Manöver durchzuführen. Weinheimer Schweinemarkt Bei dem Schweinemarkt am 23. Februar 193% wurden zugeführt: 290 Stück; verkauft wur den 248 Stück. Für Milchſchweine wurden pro 1 Stück 1016 Mark, für Läufer 17 34 Mark gezahlt. Marktverlauf gut. Verelts⸗Auzeiler Arbeitsopſer(Ortsgruppe Viernheim). Den Mitgliedern zur Kenntnis, daß unſere Generalverſammlung am Sonntag, den 3. März im Gaſthaus„Zum Deutſchen Michel“ ſtattfindet. Die Leitung der Ar beitsfront iſt hierzu ergebenſt eingeladen. Unſere ſämtlichen Mitglieder haben in der Verſammlung anweſend zu ſein, zumal wich tige Fragen auf der Tagesordnung ſtehen. Für den Vorſtand: Riehl. In Samstag abend siela der W olks-Maskenhali LI führungen der Humor nicht zu kurz kommt. 0 Qiernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten) Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 1,40 Mk. frei ins Haus gebracht. — Gratis⸗Beilagen: wöchentlich den„Illuſtrierten Sonntag“, halbmonatlich die„Heimatblätter“, zweimal jährlich den Fahrplan und den Wandkalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. bei den Boten Verkünd⸗ und Anzeigeblatt für Viernheim ſeit dem Jahr 1883 Fernſprecher 117.— Telegr.: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Frankfurt a. M., Verantwortlich für den Anzeigenteil: Joh. Martin, Viernheim. Einzel-Vertauf der Zeitung von der Geſchäftsſtelle 5 Pfg., Samstags-Ausgabe 10 Pig Nr. 49 Mittwoch, den 27. Februar 1935 (Viernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die 12geſpaltene Millimeter⸗Zeile 2 Pfennig, Reklame 9 Pfennig, bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen⸗Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Geſchäftsſtelle: Adolf Hitlerſtr. 36, Schriftleitung, Druck u. Verlag: J. Martin. Viernheim 52. Jahrgang Italien und Abeſſinien Die Verhandlungen zwiſchen Italien und Abeſſinien ſind— im Gegenſatz zu anderslautenden Meldungen— noch nicht beendet. Italien hat bekanntlich die Errich— tung einer ſechs Kilometer breiten Zone zwiſchen Italieniſch⸗Somaliland und Abeſ⸗ ſinien vorgeſchlagen, eine Einigung über dieſen Vorſchlag iſt aber noch nicht erreicht. Inzwiſchen dauern die italieniſchen Trup⸗ penverſchiffungen nach Oſtafrika fort, wäh⸗ rend man von militäriſchen Vorbereitungen Abeſſiniens kaum etwas hört. Die Abſicht der abeſſiniſchen den Konflikt nochmals vor den bundsrat zu bringen, iſt von den am Völkerbund meiſt intereſſierten Staaten ſchlecht aufgenommen worden. Insbeſonders England will nichts davon wiſſen. Man will unter allen Umſtänden vermeiden, daß der Völkerbund ſich wiederholt unfähig zeigt, in dieſer Soche eine Löſung zu finden und rät deshalb Abeſſinien dringend dazu, ſich mit Italien direkt zu verſtändigen. Da die⸗ ſer Rat leichter gegeben als befolgt iſt, ſieht man noch nicht, wie der Konflikt aus der Welt geſchafft werden ſoll. Bei der großen Bedeutung des Streit⸗ falles, deſſen mögliche Auswirkungen ſich heute noch nicht überblicken laſſen, werden wohl noch einige Angaben über Abeſſi⸗ nien unſere Leſer intereſſieren. Abeſſinien, das Aethiopien des Altertums, iſt ein Kaiſer reich, das als einziges Gebiet des ganzen afrikaniſchen Erdteils ſeine Selbſtändigkeit bis heute er— halten konnte. Alle übrigen ſind irgendwie europäiſchen Mächten verpflichtet. Räum⸗ lich übertrifft Abeſſinien Deutſchland um das Zweieinhalbfache. Ueber die Ein⸗ wohnerzahl gehen die Schätzungen weit auseinander; bald rechnet man mit 5,5 Millionen, bald mit 10 Millionen Ein— wohnern. Ein Teil der Bevölkerung iſt ſchon ſehr frühzeitig zum Chriſtentum bekehrt worden und hat Jahrhunderte hindurch hel— denhaft ſich gegen den Islam zu wehren ge⸗ wußt. Erleichtert wurde dieſer Kampf durch die ſehr zerklüftete Gebirgswelt, die eine Verteidigung des Landes ſelbſt gegen einen übermächtigen Gegner ausſichtsvoll macht. Deshalb gelang es auch den Abeſſiniern im Jahre 1543 das Heer des Sultans Moham— med Granje im Engpaß von Zandara ver⸗ nichtend zu ſchlagen. Engpäſſe aber gibt es in dem Lande zu Hunderten. In der Mitte des vorigen Jahrhunderts holte ſich auch eine engliſche Expedition in Abeſ⸗ ſinien eine blutige Abfuhr. Im Kampfe ge— gen den Mahdi, der vom Sudan aus ein islamitiſches Weltreich aufrichten wollte, fiel 1889 der abeſſiniſche Herrſcher Johan⸗ nes, aber das Land konnte ſeine Unabhän⸗ gigkeit behaupten. Der Kaiſer Menelik II. ſchloß mit Italien 1889 den Vertrag von Utſchallt, deſſen Auslegung zu einer großen Spannung zwiſchen den beiden Staaten führte. Italien ſchickte ein Heer von 10000 Mann nach Abeſſinien, das bei Abba Garima eine ſchwere Niederlage erlitt. Ita⸗ lien ſchloß darauf mit dem ſtreitvollen Ge⸗ birgsvolk den Frieden von Addis Abeba, hat aber die Niederlage bis zum heutigen Tage nicht verſchmerzt. Wenn es jetzt ſich erneut Abeſſinien zuwendet, ſo geſchieht das nicht aus irgend einem Rachebedürfnis, ſon⸗ dern aus wirtſchaftlichen Gründen. Die reichen Bodenſchätze des Lan⸗ des liegen noch faſt unberührt. Man hat Kohle, Kupfer aber auch Platin und Gold in den Bergen gefunden, damit iſt das In⸗ tereſſe der europäiſchen Staaten für dieſes Gebiet, das einer reichen Zukunft entgegen. ſteht, verſtändlich. Die Landwirkſchaft wird noch in einer ſehr primitiven Weiſe ausge⸗ übt. Außer dem Getreide für die eigene Er⸗ nährung werden Kaffee, Rohrzucker Datteln und Baumwolle angebaut. Es beſteht kein Zweifel, daß der Boden bei richtiger Be⸗ handlung reiche Ernten hervorbringen kann. Für den Verkehr iſt man auch heute noch in der Hauptſache auf die Karawan en; wege angewieſen. Die einzige Bahn des Landes iſt die von den Franzoſen er⸗ baute Linie Addis Abeba—Oſchibuti. Der Mangel an guten Straßen iſt wirtſchaftlich geg ein großer Nachteil, für die Vertei⸗ digung des Landes jedoch ein nicht zu unter⸗ Regierung, Völker⸗ Unter deutſcher Verwaltung der Weihſel der Negierungsgewalt im Saarland— Die RNükgliederungsbeſtimmungen Berlin, 27. Februar. Die Rückgliederung des Saarlandes in die deutſche Verwaltung, der es mehr als 15 Jahre entzogen war, wird unker möglichſter Berückſichtigung der ſaarlän⸗ ländiſchen Verhältniſſe ſchrittweiſe erfolgen. Deshalb treten am 1. März nur die reichs rechtlichen Beſtimmungen in Kraft, deren Einführung durch den Wechſel der Regie⸗ rungsgewalt geboten iſt. Ein Teil der in mehr als 30 Verord— nungen niedergelegten Veſtimmungen trägt dem Umſtand Rechnung, daß die Rück⸗ gliederung des Saarlandes an das Reich und nicht an die Länder erfolgt, zu denen es früher gehörte. Ein ande⸗ rer Teil enthält Beſtimmungen, die ſich aus der Umſtellung der Währung und Ver⸗ legung der Jollgrenze ergeben. Soweit nicht beſonderes beſtimmt iſt, bleiben vorläufig die bisher im Saarland geltenden geſetzlichen Vorſchriften in Kraft. Im einzelnen regelt die erſte Durchfüh— rungsverordnung zum Geſetz über die vor— läufige Verwaltung des Saarlands Auf— bau und Gliederung der Behörde des Reichskommiſſars, der nach dem Geſetz vom 30. Januar 1935 an der Spitze der ſaarländiſchen Verwaltung ſteht, zwei weitere die rechtlichen Verhältniſſe der Saarbeamten⸗ ſchaft und das Paß- und Meldeweſen. In Kraft a geſetzt werden ſämtliche wichtige Beſtimmungen zum Schutze von Volk, Staat und Partei, das Polizeiverwaltungsgeſetz und eine Reihe weiterer verwaltungsrecht⸗ licher Sondervorſchriften. Auf dem Gebiet der Rechtspflege beſtimmt die Verordnung über die vorläufige Regelung der Gerichtsverfaſſung die Juſtiz— organiſation im Saarland. An die Stelle des bisherigen Oberſten Gerichtshofs in Saar⸗ louis tritt das Oberlandesgericht in Köln. das jedoch in Saarlouis beſondere Senate einrichtet. Das Reichsſtrafgeſetzbuch tritt mit allen Aenderungs- und Ergänzungsbe— ſtimmungen in Kraft, ebenſo die Zivilprozeß— ordnung und das Zwangsvollſtreckungsnot— recht, ſowie das Wechſel- und Scheckrecht. Andere Verordnungen betreffen die wandlung von Frankenſchulden in von Reichswährungsbeträgen im Grund— buch und Schiffsregiſter, die Umſtellung von Koſtenvorſchriften, das Mieteinigungsver⸗ fahren und die Zuſtändigkeit in Familien— und Nachlaßſachen. In einer Verordnung des miniſters wird die Reichsfinanz⸗ ſchätzender Vorteil. Der Handel des Landes iſt unbedeutend, auch kann man von einer Induſtrie kaum reden. Eine gewiſſe Bedeu⸗ tung hat die Salzgewinnung aus den Salz⸗ ſeen. Die Abeſſinier ſind ſehr tapfer und aus⸗ gezeichnete Schützen und Reiter. Das Heer verfügt auch über Maſchinengewehre und Artillerie, jedoch anſcheinend nicht über Flugzeuge und Tanks. Trotzdem ſoll die Macht nicht unterſchätzt werden, denn ein Kampf in dem zerklüfteten Gebirge mit ſei⸗ nen Tauſenden von Schlupfwinkeln europäiſche Truppen nur mit ſehr großen Opfern möglich, würde auch rieſige Sum⸗ men verſchlingen. Die Rolle Japans in dem Lande iſt nicht recht erkenntlich. Es hat große Kon⸗ zeſſionen für Baumwollplantagen erhalten und iſt wirtſchaftlich an dem Lande offen⸗ bar ſehr intereſſiert, wie aus ſeinen Erkun⸗ digungen in Rom über Italiens Abſichten klar hervorgeht. Alles in allem: die Lage iſt nicht einfach— für Abeſſinien nicht aber auch für Italien nicht. cht. ein überfüllker Um dampfer im Sturm gekenkert. Sechs Paſſagiere erkranken,. Reichsmarkſchulden, die Eintragung Organiſation der Jinanzverwalkung geregelt. Die bisher im Saarland beſtehen— den 12 Finanzämter bleiben erhalten, außerdem wird eine Zweigſtelle des Lan- desfinanzamts Würzburg und eine Deviſenzweigſtelle in Saarbrücken er— richtet. Ferner wird die Einführung der Reichswährung und des Reichsverbrauchs— ſteuerrechts in zwei weiteren Verordnungen im Einzelnen geregelt. Zahlreiche wirtſchaftliche Vorſchriften werden durch eine Verordnung des Reichs— wirtſchaftsminiſters eingeführt, darunter das Geſetz über das Kreditweſen, die Kartellver— ordnung, das Geſetz zur Vorbereitung des organiſchen Aufbaus der deutſchen Wirt⸗ ſchaft, die Verordnung über die Induſtrie⸗ und Handelskammern und das Geſetz über den vorläufigen Aufbau des deutſchen Hand⸗ werks, ferner das Geſetz zur Förderung des Außenhandels und verſchiedene Vorſchriften über den Warenverkehr und Preisbindun— gen. Auch das Lagerſtättengeſetz wird auf das Saarland ausgedehnt, deſſen Berg— recht durch eine weitere Verordnung ver— einheitlicht wird. Die Beaufſichtigaung der Verſicherungsunternehmungen und Bau— ſparkaſſen wird dem im Reich geltenden Recht angepaßt und die Abwicklung der im Reich nicht zugelaſſenen Kapitaliſationsge— ſellſchaften geregelt.— Da auf ſozialpolitiſchem Gebiet die Entwicklung in den letzten 15 Jahren, beſonders aber ſeit dem 30. Januar 1933 ſtark vorangegangen iſt, ſind hier in größe⸗ rem Umfange Ueberleitungsbeſtimmungen erforderlich. Das Geſetz zur Ordnung der nationalen Arbeit wird bereits zum größten Teil in Kraft geſetzt. Dies gilt auch für das Geſetz über die Heimarbeit. Mit der Er⸗ richtung der Arbeitsgerichtsbarkeit wird be⸗ gonnen. Auf dem Gebiet des Arbeitsver— tragsrechts wird der Kündigungsſchutz der älteren Angeſtellten und die Lohnzahlung am 1. Mai eingeführt, ferner der größte Teil des Arbeitsſchutzrechts, das bald voll in Kraft ſein wied. Eine beſondere Verord— nung regelt die Ueberleitung der Arbeits- loſenhilfe. Den Kriegsbeſchädigten und Kriegshinterbliebenen werden alle Vorteile des Reichsverſorgungsrechts gewährt. Für die Durchführung des Arbeitsbeſchaffungs⸗ programms werden u. a. für Kleinſiedlungsmaßnahmen die geſetzlichen Vorausſetzungen geſchaffen In den Rahmen der wirtſchaftlich und ſo⸗ zialpolitiſch wichtigen Maßnahmen gehören auch die Arbeiten der Preisüberwa⸗ chung. Außerdem ergehen als Sofortmaß⸗ nahmen Verordnungen über Kleinhandels— preiſe von Lebensmitteln und Tabakwaren und zur Verhinderung von Mietpreiser— höhungen im Saarland. Weitere Verordnungen regeln die Rück— gliederung der Saareiſenbahnen ſowie des Poſt⸗ und Meldeweſens. Aus dem Geſchäftsbereich des Reichsmini— ſters für Volksaufklärung und Propaganda werden das Lichtſpielgeſetz, das Geſetz über den Werberat der deutſchen Wirtſchaft ſowie die Beſtimmungen über Fremdenverkehrs— werbung und Muſikaufführungsrechte ein— geführt. Schwere Stürme auf dem Meer Viele Schiſſe in Seenot— Ein überfüllter amerikaniſcher Vergnügungs⸗ dampfer gelentert— Britiſcher Zerſtörer beſchädigt Neuyork, 26. Februar. Die gewaltigen Skürme haben zahlreiche Schiffe in Seenot gebracht. Es iſt wieder eine Reihe von Menſchenleben zu beklagen. Ein beſonders ſchwerer Unfall, der leicht zu einer großen Kataſtrophe hälte führen können, ereignete ſich in der Nähe der Küſte von Santa Lucia im karibiſchen Meer. Dort iſt Bergnügungs⸗ während 22 noch vermißt werden. 74 Paſſagiere und Be⸗ ſatzungsmitglieder wurden gerettet. In der Nähe von New Orleans kenterte im Sturm ein Fiſcherboot. Zwei Fiſcher ertranken, während zwei noch vermißt wer⸗ den. Der Sturm auf dem Atlantik verurſachte viele weitere Schiffsunfälle. Der engliſche Zerſtörer„Viceroy“(1120 Ton⸗ nen), der ſich auf dem Wege von Caſablanca (Marokko) nach Gibraltar befand, geriet in Seenot und konnte nur eine ſeiner Ma— ſchinen benutzen Der in Emden beheimatete kleine deutſche Dampfer„Europa“(2190 Tonnen), der von Tunis nach Rotterdam unterwegs war, ſandte 15 Meilen von Kap Villano(Nordweſtſpanien) SoS-Rufe und bat um Entſendung von zwei Schleppdamp⸗ fern. Der ſpaniſche Dampfer„Sciudad“ mel⸗ dete, daß er ſich längsſeits der„Europa“ iſt für befinde und daß ein Schlepper unterwegs ſei. An der ſpaniſchen Küſte wurde ebenfalls weiterer ſchwerer Schaden angerichtet. der Hafen von El Ferrol wurde geſpernt. Bei La Coruna ging durch die Wirkung einer Sturzwelle ein Dampfer un⸗ ter; ſeine Beſatzung konnte unter großen Anſtrengungen gerettet werden. Die Tele- phonverbindung von La Coruna mit Madrid iſt unterbrochen. In Alicante wurde auf dem Güterbahnhof vom Sturm eine Kette von 29 Eiſenbahnwagen in Bewegung ge⸗ ſetzt, die mit einer anderen Wagenreihe zu— ſammenſtieß, wobei zahlreiche Waggons zer— trümmert wurden.— In Valencia ſtürzten drei Häuſer unter der Wucht des Sturmes ein und begruben eine Autogarage unter ſich. Von losgeriſſenen Dachziegeln wurden mehrere Perſonen ſchwer verletzt. Erdbebenſchäden in Kärnten Wien, 26. Februar. Aus Kärnten laufen erſt jetzt Einzel— meldungen über die Schäden des Erdbebens ein. In dem Induſtrieort Ferlach wurden zahlreiche Schäden in den Wohnungen feſt⸗ geſtellt. In Freiſtritz ſtürzten Schornſteine ein. In den Ortſchaften St. Peter und St. Margarethen war das unterirdiſche Grollen und Beben ſo ſtark, daß die Bewohner auf die Straße flüchteten und die Nacht im Freien verbrachten. Hochwaſſer in Nußland Moskau, 26. Februar. Infolge der war⸗ men Witterung iſt eine Reihe von Flüſſen in der Sowjetunior über die Ufer getreten. Das Hochwaſſer des Onega beträgt zwei Me- ter und hat mehrere Dörfer überſchwemmt. Artillerie iſt mit der Sprengung der Eis- maſſen auf dem Onega beſchäftigt. Meldun⸗ gen von Ueberſchwemmungen treffen auch aus Witebik an der ruſſiſch⸗lettiſchen Grenze ein. Auch dort ſind Pioniere zur Sprengung des Eiſes eingeſetzt worden. Die Dampferexploſion in Tunis Paris, 27. Februar. Die Zahl der bei der Exploſion an Bord des Dampfers„Gouverneur General Jon⸗ nart“ in Tunis ums Leben gekommenen Ha⸗ fenarbeiter hat ſich auf neun erhöht, nach⸗ dem vier der Schwerverletzten im Kranken⸗ haus ihren Verletzungen erlegen ſind. Drei andere Schwerverletzte ſchweben noch zwiſchen Leben und Tod. Sämtliche Tote und Ver⸗ letzte ſind Eingeborene. In kurzen Worten Das Reichskabinett genehmigte die Ver⸗ einbarungen, die im Zuſammenhang mit der Rückgliederung des Saarlandes getrof⸗ fen wurden, und verabſchiedete weiter eine Reihe geſetzlicher Maßnahmen. g Die Rückgliederung des Saarlandes in die deutſche Verwaltung wurde durch eine Reihe von Verordnungen geregelt. Der franzöſiſche Außenminiſter dem Miniſterrat Bericht. Die indiſchen Fürſten haben den Entwurf 0 Reform der indiſchen Verfaſſung abge— ehnt. Im Prozeß Höfeld wurde mit der Zeu— genvernehmung begonnen. Im großen Kownoer Briefmarkenſchieber— prozeß wurden hohe Zuchthausſtrafen ver— hängt. 5 Ein überfüllter amerikaniſcher Vergnü— gungsdampfer kenterte im Sturm: 28 Men⸗ ſchen kamen ums Leben. Die olympischen Syiele Das Olympiſche Komitee grüßt Deutſchland. Oslo, 27. Februar. Anläßlich der feierlichen Eröffnung des Kongreſſes des Internationalen Olympi— ſchen Komitees in der Hauptſtadt Nor⸗ wegens übertrug der Deutſche Rundfunk einen Gruß des Komitees an Deutſchland. Der Präſident des Olympiſchen Komitees, Graf Baillet-Latour, entwickelte bei dieſem Anlaß in einer franzöſiſchen Anſprache die Idee der oiympiſchen Spiele und drückte ſeine Genugtuung darüber aus, daß die nächſte Olympiade auf deutſchem Boden ſtattfinden werde. Dort werde jetzt die Jugend aller Völker nicht nur den ſporklichen, ſondern auch den moraliſchen Sinn dieſer edlen Wettkämpfe erneut erleben, den Gedanken einer wahr⸗ haften Verbrüderung, die auch dem Frieden in der Welt diene. Der Redner verwies auf die hohe Bedeukung der olympiſchen Spiele in der Antike, die ſich in einem männlichen und heroiſchen und einem Ideal der wahren Menſchlichkeit darſtelle und gerade bei der jungen Generation eine hohe Aufgabe zu er⸗ füllen habe. Nach den Grußworten des belgiſchen Prä— ſidenten richtete ein nor diſches Mitglied des Komitees eine Anſprache an die deut— ſchen Rundſunkhörer, in der er die Vorbe— reitungen zu den Spielen in Deutſchland würdigte und den Wunſch zum Ausdruck brachte, daß ihnen ein ebenſo gutes Gelin— gen der Olympiade folgen möge. Anſchlie— ßend an dieſe Begrüßung ertönte die olym— piſche Glocke, und die Nationalhymnen der an den Spielen teilnehmenden Völker er— klangen. erſtattete Feſtſetzung der Eierpreiſe Senkung der Großhandelsnokierungen. Berlin, 26. Februar. Nachdem der Eierpreis von Ende Oktober bis in den Februar unverändert durchgehal— ten, und ſo die ſonſt im Winter üblichen Preiserhöhungen vermieden werden konn— ten, wird jetzt das oberſte Ziel der national⸗ ſozialiſtiſchen Marktordnung, nämlich die Anpaſſung an die organiſchen Verhältniſſe in Erzeugung und Verbrauch, durch eine Senkung der Erzeugermindeſtpreiſe und der Großhandelsnotierungen um 1,5 Pfennig berwirklicht werden. Die Großhandelspreiſe werden ab Don— nerstag, den 28. Februar dieſes Jahres foi— gendermaßen feſtgeſetzt: S⸗Sonderklaſſe(über 65 g) gleich 9,5 Pfg. A⸗große(60-65 g) gleich 9 1 B⸗ mittelgroße(55-60 g) gleich 8,5„ C⸗gewöhnliche(50—55 g) gleich 8„ D⸗kleine(45—50 g) gleich 7,5„ Für die Erzeuger wird als Richtpreis 1.20 Mark für das Kilogramm Eier feſtgeſetzt. Die enaquen Erzeugermindeſtpreiſe werden von en einzelnen Eierverwertungsverbänden be— kanntgegeben. Die Träger der Marktordnung werden— wie ſchon bisher— dafür ſorgen, daß Här— ten, die bei dieſer Preisumſtellung eintreten können, weder auf den Handel noch auf die Genoſſenſchaften abaewälzt merden. Der Verbraucher genießt den großen durch die ſchnell eintretende ſichtbare Ver⸗ billigung des Eies in üblicher Weiſe dem geſteigerten Verbrauchsbedürfnis im Früh. jahr folgen zu können. Dem Erzeuger wiederum iſt endlich ein gerechtfertigte Frühjahrserlös geſichert. „Hilfszug Bauern“ in Saarbrücken Saarbrücken, 26. Februar. In Saarbrük⸗ ken traf der„Hilfszug Bayern“ ein, der in den Tagen der Rückgliederungsfeierlichkeiten die aufmarſchierenden Formationen verpfle— gen wird. Die Ankunft der mächtigen ſilber, grauen Wagen erregte in Saarbrücken gro— zes Aufſehen. Wettbewerb der Fliegerhandwerlel Die Preiſe. Berlin, 27. Februar. Nach Abſchluß des vom Deutſchen Luft⸗ ſportverband veranſtalteten erſten deutſchen Fliegerhandwerker⸗Wettbewerbes, der im Laufe einer Woche in den Berliner Tennishallen ausgetragen wurde, fand die feierliche Ver⸗ teilung der Preiſe an die Sieger ſtatt. Der der Landesgruppe 1 Oſtpreußen als Sie⸗ ger in der Gemeinſchaftsarbeit zuerkannte Preis umfaßt außer der Lade für die Ur⸗ kunden und dem Handwerkerhumpen als Wan⸗ derpreis noch den erſten Preis des Reichs⸗ handwerksmeiſters Schmidt: Material für ein Segelflugzeug vom Typ des Rhön-Adlers, drei vollſtändige Werkſtatteinrichtungen für Fliegerhandwerker, mit denen die Gruppe leih⸗ weiſe ſchon während des Wettbewerbes ar⸗ beiten konnte, und einen Höhenmeſſer. Den zweiten Preis erhielt die Fliegerlandesgruppe 7((Seſſen⸗Naſſa u). Der dritte wurde der Fliegerlandesgruppe 10(Bay⸗ ern) zuerkannt. Vierter Sieger wurde die Fliegerlandesgruppe 16(Freiſtaat Dan⸗ 31g). Die drei erſten Fü hrerpreiſe fie⸗ len an Maier von der Landesgruppe 8(Ba⸗ den), Märtins von der Landesgruppe 1(Oſt⸗ preußen) und Ullrich von der Landes— gruppe 2(Pommern). Entlaſtung der Reichsbaul Der erſte Einzahlungskermin auf die Reichs anleihe. Berlin, 26. Februar. Der Reichsbankausweis erhält ſein beſon— deres Gepräge durch die ungewöhnlich ſtarke Entlaſtung, die 133,2 v. H. der Ultimo-Ja— nuar-Beanſpruchung beträgt gegen nur 76.1 b H. im Vorjahr. Die geſamte Anlage der Bank in Wechſeln und Schecks, Lombards und Wertpapieren, hat ſich um 332.0 Millio— nen auf 4060.3 Millionen Mark verringert. Dies iſt neben der ſonſtigen Entlaſtung dar— auf zurückzuführen, daß die von den Spar⸗ kaſſen und Girozentralen auf die neue Reichsanleihe geleiſteten Einzahlungen zur Abtragung von Wechſeln verwendet worden ſind, womit dem beſonderen Zweck der Reichsanleihe zur Einlöſung von kurz⸗ friſtigen Arbeitsbeſchaffungswechſeln ge⸗ dient wurde. Die Beſtände an, Gold und deckungsfähigen Deviſen haben ſich um rund 40900 Mark auf rund 84,7 Millionen Mark erhöht. Am 1. März fallen endgültig für alle Zeiten die Grenzpfähle an der Saar. Die Wirtſchaftsgruppe Einzelhandel und die Reichsfachſchaft deutſcher Werbefachleute (RSROW) geben für die Ausſchmückung der Schaufenſter zum 1. März u. a. folgende Richtlinien bekannt: Bei der Geſtaltung der Schaufenſter ſoll eine Warenausſtellung in Verbindung mit Preiſen vermieden werden. Dagegen iſt es begrüßenswert, wenn in den Schaufenſtern Erzeugniſſe aus dem Saargebiet im Rahmen der feſtlichen Dekoration gezeigt werden. Beſonderer Wert wird auf die Ausſchmückung der Schaufen⸗ ſter gelegt, die in Anmarſchſtraßen von Feſt⸗ zügen liegen. Abzuſehen iſt von Anbrin⸗ gung von Bildern und Büſten der nationalen Führer, von allen dekorativen Hilfsmitteln, die das Geyiet des nationalen Kitſches ſtrei⸗ 2 Vorteil, Preis 7 1 fen. Unerwönſcht Für die Ausſchmückung der Geſchäftshäuſer an den Außenfronten iſt friſcher Grün⸗ ſchmuck beſonders geeignet, der früheſtens am 28. Februar abends anzubringen iſt. Die Beflaggung wird erſt vorgenommen, wenn Kirchenglocken und Sirenen der Fa⸗ briken und Schiffe die erfolgte Rückgliede⸗ rung der Saor verkünden. Das Arbeitsbuch Mit der Einführung des Arbeitsbuches geht die Reichsregierung einen Schritt wei⸗ ter auf dem Wege zur Sicherung eines planmäßigen Arbeitseinſatzes, den ſie ſchon mit dem Erlaß des Arbeitseinſitzgeſetzes vom 15 Mai 1934 und der Verordnung über die Verteilung von Arbeitskräften vom 10. Auguſt 1934 beſchritten hatte. Das Ar⸗ beitsbuch wird als amtlicher Ausweis über die Berufsausbildung und die berufliche Entwicklung der Arbeiter und Angeſtellten dienen. Durch das neue Geſetz wird der Reichsarbeitsminiſter ermächtigt, das Ar⸗ beitsbuch vom 1. April 1935 an allmählich einzu⸗ führen. Späterhin wird kein Arbeiter oder Ange— ſtellter mehr beſchäftigt werden dürfen, der micht im Beſitz des für ihn vorgeſchriebenen Urbeitsbuches iſt. Die Arbeſtsbücher wer⸗ den von den Arbeitsämtern ausgeſtellt. An⸗ deren Stellen iſt die Ausſtellung von Ar⸗ beitsbüchern oder ähnlichen Ausweiſen vom 1. April 1935 an bei Strafe unterſagt. Aus⸗ nahmen gelten nur für ſolche Ausweiſe, die wie der Arbeitsdienſtpaß aufgrund beſonde⸗ ter geſetzlicher Beſtimmungen eingeführt ind. Leiſtungszeugniſſe werden von dem Verbot ſelbſtverſtändlich nicht erfaßt. Die Soldaten des Friedens Dr. Göbbels über die Aufgabe des Arbeitsdienſtes. Berlin, 27. Februar. Reichsminiſter Dr. Göbbels empfing den großen Schulungskurſus ſtaatspolitiſcher Leiter des Arbeitsdienſtes aus Potsdam. An dem Empfang nahm auch der Reichsar⸗ beitsführer, Staatsſekretär Hierl, teil. In einer Anſprache erinnerte Reichsmini⸗ ſter Dr. Göbbels an die ſozial⸗ und natio⸗ nalpolitiſchen Aufgaben. die ſich der Ar⸗ ſt ferne erwen⸗ dung von ſchlecht Amen Materialien. beitsdienſt g denke, ſo führ. f die Männer des A eroberung einer groß 0 im Laufe von 15 Jahren zur Aufgabe geſtell! haben, ſo könne er ſie im wahrſten Sinne des Wortes als die Soldaten des Friedens bezeichnen. Dieſe Organiſation müſſe in 100 Jahren dieſelbe Tradition haben, wie heute die Armee oder das Beamtentum. Höher noch als der äußere Wert ihrer Arbeit ſtehe der innere Wert: Die Ueberbrückung der Kluft zwiſchen den geiſtigen Arbeitern und den Handarbeitern. Am Abend beſuchte Dr. Göbbels mit dem geſamten Schulungskurs der ſtaatspoliti. ſchen Leiter des Arbeitsdienſtes gemeinſam eine Theatervorſtellung. Auch der Führer und Reichskanzler erſchien im Theater, fer. ner Stabschef Lutze und Gauleiter Staats⸗ rat Terboven. Ehetragödie. Berlin, 27. Febr. In einem Hauſe der Exerzierſtraße im Berliner Norden wurde eine blutige Familientragödie entdeckt: Der 60 Jahre alte Rentenempfänger Röſch hatte in ſeiner Wohnung ſeine 61 Jahre alte Ehe⸗ frau durch Meſſerſtiche getötet und alsdann Selbſtmord verübt. Hinrichltung eines Raubmörders. Rathenow, 27. Febr. Der vom Altmär. kiſchen Schwurgericht im Dezember zum Tode verurteilte Adolf Lücke aus Zollchom wurde in Stendal hingerichtet. Lücke hatte im vorigen Jahr den Arbeiter Borſtel mit einem Hammer erſchlagen und beraubt. Von dem Begnadigungsrecht war kein Gebrauch gemacht worden, da Lücke als arbeitsſcheu bekannt und als Gewohnheitsverbrecher an⸗ zuſehen war. Das Erdbeben auf Kreta Akhen, 27. Februar. Bei dem Erdbeben auf Kreka wurden 10 Perſonen getöket und 50 verwundet. In ftandig wurde das Muſeum ſehr ſchwer be. ſchädigt. Iwei Wandſchränke mit ankiken Baſen wurden völlig zerſtört. Die berühmte Schlangengöftin wurde vernichtet. Die Ort⸗ ſchaft Vathig iſt ein Trümmerhaufen. Der Schaden geht in die Millionen. Die Regie⸗ rung hat eine Hilfsaktion eingeleitet. Zur Unterbringung der Obdachloſen wurden 150 Jelte abgeſandt. Die Leiden der Vierzehnjährigen Beginn der Zeugenvernehmung im Prozeß Hoeſeld Frankfurt a. M., 26. Februar. Am vierten Verhandlungstag wurde mit der Zeugenvernehmung begonnen. Vorher teilte der Verteidiger des Angeklagten Hö⸗ feld dem Gericht noch mit, daß dieſer in⸗ zwiſchen ſeinem Anwalt bereits den dritten Widerruf mitgeteilt habe. Er halte ſich für verpflichtet von dieſer Tatſache auch das Ge⸗ richt zu unterrichten. Höfeld habe auch den am Vortage verfaßten Brief, in dem er ſeine Geſtändniſſe widerrief, weiter ergänzt. Er will noch einmal auch zu ſeinen früheren Ausſagen Stellung nehmen. Er hatte am Schluß der Montagverhandlung noch be— hauptet, er hätte den Willen ſeiner Frau ausgeführt, und beſtritten, auf die unglückliche Hilde ſee— liſch oder körperlich eingewirkt zu haben. Auf Anraten des Vorſitzenden werden dieſe neuen Erklärungen Höfelds zurückgeſtellt, bis der mediziniſche Sachverſtändige Profeſſor Hey anweſend iſt. f Die Vernehmung der Zeugen begann mit der ziemlich verworrenen und widerſpruchsvollen Ausſage einer Frau, bei der Hilde Höfeld im Sommer 1934 in Stel⸗ lung war. Die Zeugin hatte den Verdacht, daß die Hilde ſtahl Bei einer Durchſuchung der Kammer der Hilde wurde angeblich auch ein Nachthemd gefunden; Hilde hatte ferner in Geſchäften, in denen ſie für die Zeugin Beſorgungen zu machen hatte, ſich ſelbſt Geld geliehen und es dann nicht zurückgezahlt. Im Zimmer der Hilde wurden auch einige Lie⸗ Der Schwur der 87 000. Im Berliner Luſtgarten leiſteten am Tage der 15. Wiederkehr des Ta⸗ ges der Gründung der NSDAP. 87 000 Poli tiſche Leiter den Treue⸗Eid. Deutſches Nachrichtenbürt — rig, daß eine nernommen. besbriefe gefunden. Vie Zeugin vegab ſich darauf zu der Familie Hofeld, wo ſie mit Frau Höfeld allein über das Verhalten der Hilde ſprach und ſie auf die Liebesbriefe auf⸗ merkſam machte. Auf Wunſch von Frau Hö⸗ feld hat ſie dann dem Vater Höfeld nichts von dieſen Briefen erzählt, ſondern die Enklaſſung mit den kleinen Unred⸗ lichkeiten begründet. Die Zeugin wurde dann im einzelnen über den ſonſtigen Lebenswandel der Hilde ver⸗ nommen. Sie ſei zweimal nachts nicht nach Hauſe gekommen, weil ſie angeblich bei einer Tante geſchlafen habe. Es werden dann zwei der Briefe verleſen, deren Ton jedoch nicht darauf ſchließen läßt, daß es ſich um wirklich ernſthafte Beziehungen ge⸗ handelt hat. Staatsanwalt Reiners hält der Zeugen verſchiedene Widerſprüche in ihren Aussagen vor und unterſtreicht, daß die einzelnen ge⸗ gen die Hilde erhobenen Verdachtsmomente im weſentlichen nur Verdächtigun⸗ gen geblieben ſeien. „Die nächſte Zeugin iſt die Lebensmittel- händlerin, von der die Hilde das Darlehen erlangt hat. Ihre Ausſagen und diejenigen einer weiteren Zeugin, die über die Bezie⸗ hungen Hildes zu einem jungen Mann be⸗ richtet, ſind ziemlich unweſentlich. „Die nächſte Zeugin, eine Hausangeſtellte, lieh der Hilde wiederholt kleine Geldbeträge und bekam ſie zurück. Hilde erzählte ihr, daß ſie eine„ſtrenge Er⸗ ziehung genoſſen“ habe, und daß der Vater ſie mit der Reitpeitſche ſchlage. Bei einer Feinkoſthändlerin, die nun als Zeugin erſchien, war die Angeklagte Minna Höfeld bis zu ihrer Verhaftung tätig. Das Mädchen war, wie die Zeugin erklärte, anſtändig, treu, ehrlich, nicht lügen. ol aber verſchloſſen. Minna erzählte, daß ie vom Vater ſehr geſchlagen worden ſei, weil ſie die Brille liegen ließ, Ueber die Mutter klagte ſie nie. Sie dünkke ſich beſſer wie die Hilde. Die Angeklagte er⸗ zählte der Zeugin, daß der Vater die Mut, ter ſchlage. Minna zeige immer ein ironiſche⸗ Lächeln; das habe ſie auch bei ihrer Feſt, nahme zur Schau getragen. Die Zeugin hat wei Söhne. Daß dieſe irgendwelche Bezie⸗ ungen zur Hilde hatten, wußte die Zeu⸗ gin nicht. Sie war nur inbezug auf die von der Angeklagten verrichtete Hausarbeit nicht mit Minnas Tätigkeit zufrieden. Der Staatsanwalt bemerkte, es ſei trau⸗ Zeugin ein armes Mädchen wie die Minna ſo fallen laſſe. 8 Es wurde nun die Oeffentlichkeit ausge⸗ ſchloſſen und ein Sohn der Fein oſhändlet n 5 A1. 55 1185 De Brieſmarlenſchieber . eee Kownoer Poſt⸗ Kowno, 26. Februar. In dem großen Kownoer Briefmarken⸗ ſchteber⸗Prozeß wurde der Hauptangeklagte, der ehemalige Chef des litauiſchen Poſtwe⸗ ens, Sruoga, zu 15 Jahren, der ehemalige Vorſteher des Memeler Poſtamtes. Augu⸗ nas, zu fünf Jahren Zuchthaus verurteilt; bie übrigen Angeklagten erhielten Zucht⸗ hausſtrafen von einhalb bis drei Jahren. Vier Angeklagte wurden ferner zu Schaden— erſatz in Höhe von 2 860 500 Lit verurteilt. Die Verurteilten hatten im Laufe mehrerer Jahre Unterſchlagungen in der Weiſe durch⸗ geführt, daß ſie für eigene Rechnung falſche Briefmarken drucken ließen, die echten unter dem Preiſe ver— kauften und die gefälſchten dann zur Auf— füllung der Beſtände verwandten. Dieſem Prozeß folgt ein zweiter gegen die etzt Verurteilten und eine Reihe weiterer Angeklagter wegen Fälſchung von Sa mmlermarken, wodurch ſich die Be— teiligten unrechtmäßig um weitere zwei Millionen Lit bereicherten. Vergebliche Vanditenjagd Neuyork, 27. Februar. Der berüchtigte Mörder Raymond Hamil⸗ kon, der vor einigen Monaten zum Tode ver⸗ urteilt worden war, aber aus der Arme⸗ fünder zelle wieder ausbrechen konnte, geriel bei Fort Worth(Texas) in einen von der Polizei gelegten Hinterhalt. Der Bandit ent kam ſedoch nach einem heftigen Feuergeſecht. In ſeinem Kraftwagen befanden ſich ein an- derer unbekannter Verbrecher und drei junge Farmarbeiter, die von den Banditen als Geiſeln mitgenommen worden waren. Als die beiden Ganaſter der Polizei ent kommen waren., ließen ihre Gefangenen unverletzt frei. Dieſe erzählten. daß der Kraftwagen von Polizeikugeln durchſiebt ge— weſen ſei, und daß beide Verbrecher anſchet— nend Verletzungen erlitten hätten. Vor neun Tagen hatte Hamilton ein Waffenlager der Nationalgarde in Beaumont in Texas überfallen und war mit acht Gewehren und Tauſenden von ſcharfen Patronen entkom— Die Lindenwirtin iſt tot Aennchen Schumacher f. Godesberg, 26. Februar. Die„Lindenwirtin am Rhein“, Aenn⸗ chen Schumacher, iſt im Alter von 75 Jahren an Herzſchwäche geſtorben. Aennchen Schumacher, am 22. Januar 1860 in Godesberg geboren, konnte ſich noch bo: wenigen Wochen zu ihrem 75 Ge— hurtstage zahlreicher Ehrungen und Glück— wünſche erfreuen. Die Verſtorbene, die durch das im Jahre 1878 von Rudolf Baum- bach gedichtete Lied von der Lindenwirtin Volkstümlichkeit erlangte, übernahm mit 18 Jahren das Geſchäft ihrer Eltern. die Wirtſchaft„Zur Godesburg“. Die gemütliche Gaſtſtube wurde bald ein gern aufgeſuchter Aufenthalt der in Bonn Studierenden auch die zahlreichen Fremden, die in Godesberg weilten, verſäumten es nicht, der vielbeſun— genen Lindenwirtin einen Beſuch abzuſtat— ten. Wie groß die Beliebtheit Aennchen Schumachers in den Kreiſen der Studenten- ſchaft war, geht daraus hervor, daß ſieben Korporationen ſie zu ihrem Ehrenmitglied ernannten. Von 36 Korporationen erhielt ſie das Band verliehen. Neues aus aller Welt Mädchenmörder verhaftel. Der Mörder des in der Nähe des Bahnhofes Eſch we i⸗ le r—leberfeld mit 22 Stichwunden aufgefundenen jungen Mädchens iſt in der Perſon des 18 Jahre alten Kaſpar Siep er⸗ mittelt und feſtgenommen worden. Nach den borläufigen Vernehmungen hat der Mörder die Tat begangen, weil das Mädchen das Liebesverhältnis mit ihm löſen wollte. Reſerviſtenübungen wegen Grippe abge⸗ ſagt. Wegen der Grippeepidemie, die in ſaſt allen franzöſiſchen Garniſonen herrſcht, hat, nach einer Meldung aus Paris, der Ober⸗ befehlshaber des dritten Armeekorps in Rouen die Reſerviſtenübungen, die eigent⸗ lich vom 18. Februar bis zum 24. März ſtattfinden ſollten, abgeſagt. Schüſſe aus einer Kraftdroſchke. In Ma⸗ drid wurde aus einer Kraftdroſchke, die mit großer Geſchwindigkeit durch die Stra⸗ zen der Stadt fuhr, zahlreiche Schüſſe abge⸗ geben, die einen Polizeibeamten und ſechs Fußgänger zum Teil ſchwer verletzten. Man nimmt an, daß es ſich bei den Tätern um marxiſtiſche Elemente handelt, die ver— ſuchen. Unruhe in die Bevölkerung zu brin⸗ gen Grauenhafter Fund. Eine grauenhafte Entdeckung wurde im Fundbüro eines Londoner Bahnhofs gemacht. Es wurde dort ein Paket abgegeben, das kurz vorher in einem Zuge aus Kingſton bei London ge— funden worden war. In dem Paket befan— den ſich die Beine eines Mannes. Man glaubt, daß die Gliedmaßen höchſtens einige Stunden vorher abgetrennt worden ſind. der Eiſenbahnwagen, in dem das Paket ge— funden worden iſt, wurde von der Polizei Jbeſchlagnahmt. begrüßt ſei Beginn ſei! als ſchlechter Scherz bezeichnet. Eine Falſchmeldung. Der vor einigen Tagen von einer engliſchen Nachrichtenagen⸗ tur berbreitete Bericht über die Auffindung von Skeletten einer Zwergmenſchenraſſe im indiſchen Staate Barod a. wird in einer weiteren Meldung aus Bombay nunmehr Als Erklä⸗ rung wird auf den in der fraglichen Gegend herrſchenden Aberglauben hingewieſen, wo⸗ nach durch die Weiterverbreitung einer fal⸗ ſchen aber glaubwürdigen Nachricht der böſe Geiſt abgewendet werden könne. Da auch anthropologiſche Kreiſe mit der Mel dung genarrt worden ſind, iſt eine Anter⸗ ſuchung in die Wege geleitet worden Der Urheber der Falſchmeldung ſoll ein Profeſ— ſor an einer Univerſität des indiſchen Staa— tes Baroda ſein. Korruption im Sowetreich Millionenunterſchlagungen in einem ſowjet, ruſſiſchen Maſchinenbautrufſt. Moskau. 27. Februar. Die ſtaatliche Kontrollkommiſſion iſt in der Hauptſtadt der armeniſchen Republik Eriwan aroßen Unterſchlagungen bei einem Maſchinenbautruſt auf die Spur gekommen Bisher ſind 15 Verhaftungen vorgenommen worden. Nach den vorläufigen Feſtſtellungen der Stagtsanwaltſchaft werden bei zwei Staats- banken. die den Truſt finanzieren. RNeviſio. nen durchgeführt. da der Verdacht beſteht, daß auch Bonkbeamte an den Unterſchlagun— gen beteiligt ſeien. die Banken hatten dem Truſt Kredite in höhe von drei Millionen Rubel ohne genügende Sicherheit eröffnet. Die Unterſuchung wird beſchleunigt durch— geführt. Mehreren Beamten droht die To— desſtrafe. Photo: Heinrich Hoffmann Der Führer und Reichskanzier e aten Mitkämpſer iin Münchener Hofbräu vor er großen Rede aus Anlaß der Feier des 15. Parteigründungstages. 0 ett nahrichten Kabinettsbeſchlüſſe Genehmigung der Saarverträge.— Wich- lige wirkſchaftspolitiſche Geſeze.— Das Bergweſen wird Reichs angelegenheit. f Berlin, 27. Februar. Das Reichskabinett genehmigte die vom Reichsminiſter des Auswärkigen vorgelegte Bekanntmachung über die Vereinbarungen und Erklärungen aus Anlaß der Kückgliede⸗ rung des Saarlandes. Es handelt ſich hier⸗ bei um das bereits im weſentlichen bekaunte Abkommen von Rom, das insbeſondere auch die Uebertragung des Eigenkums an den Saargruben, Eiſenbahnen uſw. und die Regelung der Währungs-, Schulden- und Verſicherungsfragen enthält. Weiter verabſchiedete das Reichskabinett die vom Reichsjfuſtizminiſter vorgelegte neue Vergleichsordnung, die die Mängel der geltenden Vergleichsord— nung beſeitigt und die ganze Materie einer gründlichen Umgeſtaltung unterwirft. Hier⸗ durch werden unwürdige Schuldner wirk⸗ ſamer als bisher vom Vergleichsverfahren ferngehalten und die Verſuche einzelner Gläubiger, ſich auf Koſten der Mitgläubiger Sondervorteile zu verſchaffen, nachdrücklichſt unterbunden. Neun Ehrenkreuze in einer Familie. Trier. 27. Febr. Ein überaus ſeltener Fall der Ehrenkreuzverleihung in einer Fa— milie erfolgte in Gerolſtein. Von der jetzt im 82. Lebensjahr ſtehenden Witwe Simon waren neun Söhne im Weltkriege. Einer von ihnen blieb auf dem Felde der Ehre in den ſchweren Kämpfen vor Arras. während die übrigen, zum Teil nach mehrfachen Ver— wundungen, wieder in die Heimat zurück, kehrten Die acht Söhne erhielten alle das Frontkämpferehrenkreuz. Der alten Mutter wurde, das Ehrenkreuz für Hinterbliebene verliehen. Laval erſtattet Vericht Sitzung des franzöſiſchen Miniſterrates Paris, 27. Fehrug!. Unter Vorſitz des Präſidenten der Repu⸗ blik, Lebrun, fand ein Miniſterrat ſtatz Dem amtlichen Bericht zufolge hat Außen⸗ miniſter Lava! über die laufenden außen— politiſchen Verhandlungen und über die Er- gebniſſe des Pariſer Beſuches des öſterrei— chiſchen Bundeskanzlers und Außenminiſters Bericht erſtattet. Es verlautet aus gutunter— ‚ richteter Quelle, daß ſich die Beſprechungen mit den öſterreichiſchen Staatsmännern ö vornehmlich auf den Plan eines Donaupakfes erſtreckt haben ſollen, den Laval ſehr befür— worte. Der Miniſterrat beſchloß im weiteren Verlauf ſeiner Sitzung u. a., einen Geſetz⸗ entwurf einzubringen, der die Veröffent- ichung falſcher Nachrichten, die geeignet ind, die Diſziplin oder die Stimmung des Heeres zu erſchüttern, unter Strafe zu ſtei— en. Innenminiſter Regnier wird am 2 März ſeine geplante Reiſe nach Algerien an— reten. Zur Bekämpfung der Arbeitsloſig⸗ eit werden in den Staatsforſten unverzüg⸗ ich Aufforſtungs- und Wegeinſtandſetzungs— irbeiten in Angriff genommen werden. I ee N 1 I Ihnen alſo net verlobt? mit heiſerer Stimme. Entgegnung. „Ja, wieſo denn? —5 „Das werden S Urheberrechtschutz: Fünf Türme, Verlag Halle(Saale). warten können...“ Warum „Na— die weiß nix davon!“ war die überraſchende Ich verſtehe nicht!“ glei verſtengen... 8 ihrer Ungeduld zu zeitli furt und hat's nimmer der denn S1 aber haben S 0 N 8 riß ihm erſtaunt die heut' das g'ſchrieben— han?“„Was ſallt denn Ihnen ein!? Für was wollen S „Hat Ihnen das Maria mitgeteilt?“ erkundigte er ſich Hand weg. mir denn überhaupt danken? Was hab' i Ihna denn tau?“ „Ich danke Ihnen für alle Güte, die Sie meinem Mäd⸗ chen entgegengebracht haben! Und ich danke Ihnen, daß Sie ihr heute— den Brief nicht gegeben haben!“ „Ja, Madl is in z weg'n g'ſchrieb'n?“ war die folgerichtige Antwort. Aber Burger wollte darüber keine Auflkärung geben. S was haben S' ihn denn nachher „Wann darf ich morgen kommen?“ bat er ſtatt deſſen. 66 Die Kapellenmitglieder aber machten große Augen, als der elegante und ſplendide Herr ſich beim Heimweg ihrer Dirigentin anſchloß. Es gab ein Tuſcheln und Geraun und verſtohlenes Kichern, was Anna ſehr wohl bemerkte. Ohne Umſchweiſe begann er mit ſeiner Beichte. Daß e Marias wegen gekommen ſei, was keiner Erklärung be⸗ durfte. Und dann erzählte er vom Anfang an alles, was ſich in der letzten Zeit zugetragen. Als er aber eben zu jenem Teil der Ereigniſſe gekommen war, wo Marias Fahrt nach Mödling einſetzte, da hielt er an ſich. Nein, er konnte nicht darüber ſprechen. Er konnte ganz einfach nicht... Es geſchah ihm nicht oft, daß er zaghaft wurde — er, der Mann der Tat. Aber hier fehlten ihm die Worte, zu ſchildern, was er empfand, und es war, als ob er ſich vor ſich ſelbſt fürchtete, daß ihm etwa im Ungeſtüm ein Wort entglitt, das Maria herabſetzen konnte. Viel⸗ leicht wußte Anna Steidler auch gar nichts von dem Ge⸗ heimnis der Brühl!, fuhr es ihm plötzlich durch den Sinn, und es war ihm, als faßte eine kalte Fauſt ihn im Genick. Anna Steidler hatte ruhig und ohne zu unterbrechen zugehört. Als er nun ſo auffällig ſtockte, da wandte ſie ihm ihr Geſicht zu, und Burger war ergriffen, als er be⸗ merkte, daß es tränenüberſtrömt war. Haſtig fuhr ſie mit dem Handrücken über die Augen: ö „Oh, du mein, du mein! Das is ja wie in an Roman! meinte ſie dann und zog ihr Sacktuch aus der Pompadour, t am Arm baumelte.„Bei der ganzen G'ſchicht ver⸗ bet nur ans nei— wie is mir denn? Sie haben „Mich zu ſehen?“ ſtammelte Burger ergriffen. „Dös waß i nei, aber furt war's, wie der Dienſtmann 18„ mit Ihnern Brief kummen is. Und nun erzählte ſie dem Aufhorchenden, was ſich dann zugetragen und wie ſie an der Gleichartigkeit der N us aſo u gal, Ude a Elfe und bleiben S' glei' zum Eſſ'n— gel'n S'?“ Ein Jubel durch- Schrift den Zuſammenhang der Dinge entdeckte. Aber Burger hörte gar nicht zu. brauſte ihn, wie noch nie im Leben zuvor. Sie liebte ihn! Maria liebte ihn! Alle Zweifel waren beſiegt— in ein Nichts fiel alles zuſammen, was ſich noch kurz vorber drohend vor ſeinem Glück erhob... Viel zu früh war ſie von zu Hauſe fortgegangen, hatte Anna Steid— ler berichtet— viel zu früh, weil die Unruhe ſie trieb! Weil ſie nicht raſch geuug an die Stelle hatte kommen können, wo ſie ihn traf?! Aus der ganzen Erzählung der guten Frau da neben ihm, hatte er nur dieſes gehört... Und er? Er hatte ſie warten laſſen, vergeblich warten laſſen und war nicht gekommen, weil. Kleinlich war er geweſen und ſchlecht. Ja, ſo war es. Rechnete und rechnete und laſtete der Geliebten das Un⸗ glück an, das ihr widerfahren... Zweifelte an der Lauter⸗ keit des armen, vielgeprüften Geſchöpfes. Ach, ein ganzes Leben reichte ja kaum aus, um all die ſchlimmen Gedanken gutzumachen, die er über ſie genährt, ſeit jener Stunde, da er ihr Geheimnis entdeckte. Und er neigte ſich, faßte nach der kleinen, derben Hand det Frau neben ſich und führte ſie ſchier ehrſüchtig an ſeine Vippen. „Ich dankte Ihnen!“ ſprach er bebend. 3 „Was wollen S' denn noch?“ erkundigte ſich die Steid— ler, mehr aufrichtig, als höflich. „Ich will Maka bitten, meine Frau zu werden!“ „Ja— nachher, das is was anderes!“ ſchluchzte die brave Frau.„Wann's aſo is, da kummen S' halt umer Einundzwanzigſtes Kapitel. „Ziag dei' neuch's Kleidl an“, ſprach Anna Steidter, „un mach' di' extra ſchön— mir kriag'n an Gaſt.“ Es war nach zehn Uhr vormittags, und Maria hatte brav mitgeholfen, die kleine blitzblanke Wohnung noch netter, ja feſtlich herzurichten, ohne daß ihr eine Ahnung kam, was ihr bevorſtand. Die innere Unruhe, von der ſie ſich keine Rechenſchaft geben konnte, hatte ſie umhergetrieben und ſie Beſchäfti⸗ gung ſuchen laſſen— und Anna hatte ihr verſtohlen zu⸗ geſchaut und dabei wieder einmal die zierliche Geſtalt, die ſchönen Bewegungen und das fein aufgeſetzte Köpf⸗ chen mit dem dicken Zopfkranz bewundert. Dann hatte ſie ihre Einkaufstaſche genommen, wie allmorgendlich um dieſe Zeit; aber ſie war viel länger fortgeblieben als ſonſt und ſchwerbeladen heimgekehrt, Auch große Sträuße von blühendem Flieder hatte ſie mitgebracht. Maria füllte die vielen Porzellanvaſen mii den duftenden Zweigen und verteilte ſie, wie es Brauch wat, auf dem Schubladekaſte unter den lebensgroßen Photographien von Annas Elter! dem Bildnis des verſtorbenen Gatten und unters Mutte! gottesbild nicht zu vergeſſen[Fotiſetung folgt. 2 MAV F 7777 45 lite ee g 4 4. e 5 ,,,, O Ce. Urheberrechtsschutz: Fünf Türme-Verlag, Halle(Saale) Nachdruck verboten. Die junge Frau ſah ſich um: „Daß nur mein Anton nichts hört“, meinte ſie,„der ſagt, das iſt Weiberklatſch; aber ich mein', da oben geht was nicht mit rechten Dingen zu. Denn oben ſind zwei Frauen, eine Aeltere— und eine junge Hübſche. Wir ſelbſt haben ſie ja nie im Dorfe zu Geſicht bekommen, die Jüngere, denn nur die ältere Dame kommt manchmal herunter, Einkäufe machen, und redet kein Wort mehr dabei als nötig iſt. Und kein Menſch kommt oben dort ins Haus hinein. Nur der Seppl, der unſere Ziegen am Ab— hang droben hütet, der ſieht manchmal die Junge auf dem Balkon, und die hat immer arg traurig ausgeſchaut, und manchmal har der Seppl auch ein Weinen gehört. Schön wie ein Engel iſt die Junge!, ſagt der Seppl, und wir im Dorfe meinen, dort oben geht was vor, was nicht recht und billig iſt.“ „And warum, wenn Sie Verdacht haben, daß dort etwas Unrechtmäßiges geſchieht, haben Sie nicht einmal der Polizei etwas geſagt?“ Die Hirſchwirtin wehrte entſetzt ab: „Wo denken S' hin, gnä' Frau, wir ſehen doch nix Richtiges— und wir werden doch hier keinen Streit an— fangen mit einem Herrn, der immer pünktlich ſeine Steuern zahlt und alles im Dorfe einkauft. Das können S' nicht verlangen. Und wer weiß, ob wir uns nicht irren? Die Stadtleut ſind ja oft komiſch, die haben andere Sitten als wir einfachen Bergler— am beſten, wir kümmern uns nicht drum.“ Und ſie wandte ſich energiſch ihren Gläſern zu, die ſie mit einem Tuche noch blitzblanker zu putzen ſuchte, als ſie ſchon waren. Madame de Lormes ſah, hier war keine Hilfe zu er— warten. Aber ſie mußte ihren Plan, zu dem Hauſe von Liewen vorzudringen, ausführen, ehe er wiederkam. Und das konnte ja ſtündlich ſein. *** Am kommenden Morgen ſtand der Gaſt vom Hirſchen— gaſthauſe ſchon zeitig auf und ging den Weg hinauf zum Berghange, wo die Ziegen des Hirſchenwirts immer weideten. Bald hörte Madame de Lormes auch das luüſtige Geklingel und ſah den Seppl, den Sohn des Hirſchen— bauers, die Herde vor ſich hertreiben. Als er die Dame ſah, zog er mit einem fröhlichen „Grüß Gott!“ ſeinen grünen Filzhut mit der langen Spiel— bahnfeder von dem braunen Krauskopfe. Er und die Dame waren gute Freunde, überhaupt ſeit ſie ihm die beißbegehrte Mundharmonika vom Krämer geſchenkt hatte. Bald gingen die beiden in lebhaftem Geſpräch neben— einander, indeſſen die Ziegen einen Seitenpfad empor— klommen, der ſie ſchnell hinaufführte. „Biſt du den ganzen Tag da oben, kleiner Seppl?“ fragte die Dame.„Wird dir das nicht langweilig?“ „Langweilig?“ fragte der Seppl zurück.„Aber ich hab' doch zu ſchau'n, den Himmel und die Berge und die Wolken— das iſt doch nimmer langweilig.“ a „Und Menſchen ſiehſt du nie oben?“ auf ein buntes Bauernhaus, das da ſchroff am Abhang lag, durch ein Tal von ſeinem Weideplatz getrennt. „Dort, in dem Haufe“, ſagte er geheimnisvoll,„dort ſehe ich immer eine Dame, die allein auf dem Balkon iſt — arg traurig ſchaumſie aus. Die könnt' ich mir immerzu anſchauen, und i denk, immer: Was mag ihr nur fehlen, daß ſie ſo allein und ſo traurig iſt und niemals heraus— kommt? ſchaut ſie aus.“ 5 Sein fröhliches Jungengeſicht ſah ehrlich bekümmert aus. Plötzlich packte er Lou de Lormes hart am Arm... „Schau'n S'! Jetzt kommt ſie wieder! Können S' ſeh'n?“ Lou de Lormes mußte ihre Augen anſtrengen, um auf ſo weite Entfernung genau ſehen zu können, wie der Seppl mit ſeinen Falkenaugen. Ja! Jetzt glaubte ſie eine ſchlanke Geſtalt zu erkennen, die ſich weit über den Rand des Balkons lehnte und hin⸗ ausſah in die unendliche Weite der Landſchaft. „Seh'n S', das iſt ſie! Stunde um die andere, und ich krieg' faſt Angſt, daß ſie einmal ſich herunterſtürzt!“ ſagte der Seppel aufgeregt „Da iſt was nicht richtig! Das wird mir kein Vater und niemand nicht ausreden.“ Lou de Lormes ſah den Jungen mit dem klugen, offenen Geſicht prüfend an. Vielleicht erwuchs ihr hier noch ein Helfer. „Hör' mich einmal an, Seppl!“ ſagte ſie ernſt.„Biſt du ein Mann, auf den man ſich vollkommen verlaſſen kann? Der ſchweigen kann? Oder biſt du noch ein dummer Bub, der ausplaudert, wenn man ihm was anvertraut?“ Der Seppl wurde feuerrot: „Ein Mann bin ich noch net; aber ausſchwätzen tue ich nix, wenn ich einmal verſprochen hab' zu ſchweigen.“ Seine Worte klangen ſo ehrlich, in ſeinen Augen ſtand eine ſo überzeugende Wahrheit, daß Lou de Lormes alle Bedenken fallen ließ. „Nun höre mich an, Seppl!“ ſagte ſie ernſt.„Ich will dir etwas ſagen, was kein anderer Menſch außer uns beiden vorläufig erfahren darf. Du mußt mir helfen. Ich Sie mußte in aller Herzensnot lächeln. So ſteht ſie manchmal eine brauche dich. Du haſt recht— dort oben in dem Hauſe ſcheint etwas vorzugehen, was unrecht iſt. Wenn man dies traurige Fräulein, das du da immer allein auf dem Balkon ſiehſt, vor etwas Schlimmem behüten müßte, würdeſt du da mitmachen? Es ſoll dein Schaden nicht ſein. Du be— kommſt eine ſchöne Geldſumme in dein Sparbuch ein— gezahlt.“ Der Seppl bekam aufgeregte Augen: „Deswegen mache ich's nicht, gnä Frau, wegen dem Sparbuch; aber wenn ich Ihnen helfen kann, Ihnen und dem Fräulein dort— und wenn was Unrechtes im Gange iſt, hernach bin i dabei!“ Lou de Lormes atmete tief auf. „Alſo gut, Seppl, wir ſind von heute an Freunde und Bundesgenoſſen— ja?!“ Sie hielt ihm die Hand hin, und der Seppl ſchlug mit einem mächtigen Schwunge ein. „Gut iſt's!“ ſagte er lakoniſch. „Du Seppl, ich will erſt mal verſuchen, die Dame dort zu ſprechen.“ „Wird nicht gelingen, gnä Frau“, meinte der Seppl. „Die dort laſſen niemand eini. Eher kommt man in den Himmel, als dort in das Häuſel.— Aber verſuchen können S' ja mal.“ „Gut! Ich verſuche es. Und wenn es mir nicht gelingt, dann muß ich der jungen Dame dort eine Nachricht zu— kommen laſſen; aber ſo, daß niemand davon erfährt.— Weißt du da einen Weg?“ Der Seppl kniff die Augen zuſammen und dachte an— geſtrengt nach. Plötzlich erhellte ſich ſein Geſicht. „Ich hab's!“ ſagte er und erklärte flüſternd ſeinen Plan. Lou de Lormes' Geſicht hellte ſich auf: „Du biſt ein Prachtkerl, kleiner Seppl!“ Sie ſtrich ihm über das braune Kraushaar. Dann entnahm ſie ihrem Täſchchen eine Geldnote und ſteckte ſie ihm, trotz ſeines Sträubens, einfach in die Taſche der abgewetzten Leder— kniehoſe. „Das iſt für den Anfang, Seppl! Kannſt es ruhig nehmen. Du haſt ſie durch deine Idee reichlich verdient. Alſo ich gebe dir Nachricht, wenn ich dich brauche.“ Sie drückte ihm die Hand wie einem guten Kameraden. Wenn Marquis d'Eſtrelle, wenn die ganzen eleganten Lebemänner ſehen würden, wie Madame Lou de Lormes hier mit einem kleinen Hirtenjungen Freundſchaft ſchloß...! Aber dieſer kleine Junge war mehr wert als all die Menſchen, mit denen ſie in dieſen letzten Jahren zu tun gehabt. Ein Gefühl überkam ſie, als bekäme erſt jetzt auch ihr Leben wieder einen Schein von Berechtigung. Schnell ſchritt ſie hinunter. hinauf, ſeinen Lou de Lormes an der Wegbiegung umwandte und ihm zuwinkte. Aber auch zu der einſamen Frauengeſtalt dort in dem verſchloſſenen Hauſe war der jauchzende Ruf gedrungen. Sehnſüchtig wandte Edele ſich nach der Richtung des Schalles, ſah ganz fern, inmitten weißer, glänzender Tiere, einen kleinen Hirtenknaben ſtehen, der ſeinen Hut ihr ent⸗ gegen zu ſchwenken ſchien, indeſſen er noch einen zweiten, noch jauchzenderen Jodler ausſtieß. Mit großen, ſehnſuchtsvollen Augen blickte Edele hin— auf zur Höhe, hörte den Ruf, der als Echo widerhallte. 1 0 8 0 9 0 4 1 2 e„ liche Berührung der Klinke w eſehen. Aber ſie ließ Dort war die Freiheit— die Freiheit, die ihr genommen. iche Berührung klinte wohl geſehen t 55 1 1 5 a g Wann würde ſie für ſie wiederkehren? Vielleicht iſt ſie krank?! Aber niemand im Dorf, hat den Doktor zu ihr'raufgehen ſehen. Wie eingeſperrt Mutlos und ver— zweifelt legte ſie ſich auf den Liegeſtuhl, der an der Baluſtrade ſtand; blicklos ſchweiften ihre Augen über das herrliche Alpenpanorama.— Das Schickſal, das drohend über ihr ſchwebte, verdunkelte alles um ſie her und in ihr ſelbſt. EA Lon de Lormes war, ſo ſchnell ſie konnte, wieder ins Dorf hinabgeſtiegen. Dort kramte ſie ſchnell in ihrem Koffer und fand unter den mitgenommenen Sachen die Viſitenkarte von Liewen, die ſie als einzige Legitimation Gleich darauf ſchritt ſie den Weg hinauf zu dem Sie hatte wohl eine halbe Stunde zu wandern, ehe ſie den ſchmalen Serpentinenweg bewältigt hatte. Links führte an der Tannengruppe ein Wieſenweg hatte. kleinen Häuschen. zu dem Grundſtück hin. Sie ging weiter, befand ſich bald vor dem Hauſe, das aber durch dichte Hecken von jeder Sicht gegen die Straße hin abgeſchnitten war. Außerdem verſperrte ein hoher und dichtgeflochtener Stacheldraht Unbefugten den Eintritt. Siebzehntes Kapitel. Lou de Lormes läutete kurz entſchloſſen an der Glocke, die außen an der Pforte hing. Nach einer Weile kam ein gelbhäutigenr Mann den Weg vom Hauſe herunter und ſtutzte, als er Lou de Lormes ſah. Sie atmete auf. Alles ging beſſer, als ſie gedacht, denn dieſen Mann da kannte sig id „Paolo“, ſagte ſie, und als wäre es die ſelbſtverſtänd⸗ lichſte Sache von der Welt, daß ſie hier auftauchte.„Nun, wie geht es? Mache auf! Ich muß Mademoiſelle Celia ſprechen.“ a Der Seppl aber kletterte 21„ 7 9• Ziegen nach, und von hoch oben ſandte; N 1 1 83 85„ z% im Glück war. er einen ſo lauten, jauchzenden Jodler zu Tal, daß ſich Der Kreole zögerte. Vÿ'if „Ich darf niemanden einlaſſen, Madame!“ Lou de Lormes trat dicht an das Gitter heran und ſah mit blitzenden Augen zu dem Diener auf:. „Was heißt das? Wirſt du ſofort öffnen?! Hier!“ Sie zog die Karte mit dem Namen Liewens heraus. „Kennſt du das da— und das?“ Sie machte ein be⸗ ſtimmtes Zeichen mit der Hand.„Wie lange ſoll ich noch warten? Ich habe eine dringende Botſchaft an Made⸗ moiſelle Celia, eine Botſchaft vom Herrn. Wehe, wenn er heimkommt und erfährt, daß du mich nicht hineingelaſſen haſt!“ Ihre herriſche Stimme verfehlte ihre Wirkung nicht. Mit einer tiefen Verbeugung öffnete der Kreole die ver⸗ ſchloſſene Pforte. „Du brauchſt mich nicht anzumelden!“ ſagte Lou de Lormes nachläſſig zu ihm.„Ich finde mich ſchon. Ich kenne ja den Weg.“ Mit eiligen Schritten ging ſie durch den Tannengang⸗ Die Eingangstür auf einer kleinen Veranda ſtand offen. Ehe Paolo ihr noch zuvorkommen konnte, war ſie die Treppe hinaufgeeilt. Sie hatte ja von dem Berg oben, auf dem ſie mit Seppl geſtanden, den Grundriß des Hauſes genügend verfolgt. Hier mußte das Zimmer ſein, von dem aus der Balkon hinausging auf den Abhang. Hier mußte dieſes traurige, einſame Mädchen zu finden ſeiu, das es zu befreien galt. Da hörte ſie einen erſchreckten Ruf hinter ſich, wandte ſich um. Mit bleichem Geſicht ſtand Celia in dem ſchmaten Gange. „Lou— Sie?“ flüſterte ſie und ſah mit Augen, in denen Haß und Schrecken brannten, auf die Frau. „Madame de Lormes! Wie ſind Sie hereingekommen? Wie iſt das möglich?“ Ihre Stimme flatterte.„Wenn Liewen das erfährt!“ Mit eiſerner Gewalt zwang ſich Lou de Lormes zur Ruhe. Wenn nicht alles verdorben werden ſollte, mußte ſie die Komödie gut und unbefangen zu Ende führen „Wie ich hereingekommen bin?“ fragte ſie mit einen, leiſen Lachen.„Aber auf dem natürlichſten Wege von der Welt, liebe Celia! Durch die Eingangspforte! Und— Liewen? Aber der ſchickt mich doch zu Ihnen herauf. Jah ſollte...“ „Einen Brief?“ Celia ſah immer noch voll Mißtrauen auf Lon de Lormes.„Was ſollten Sie mir denn hier be: ſtellen?“ Krampfhaft überlegte Lou de Lormes. In der niichſten Minute mußte es ſich egtſcheiden, ob ſie eine Verbindung mit dieſem gefangenen Mädchen bekommen würde oder nicht. Ihr Hirn arbeitete in raſender Schnelligkeit. „Was ich Ihnen ſagen ſollte...? Ja, Sie möchten doch gleich einmal Zürich, Palacehotel, anrufen. Liewen möchte wegen der Abreiſe von hier mit Ihnen ſprechen, wollte aber aus beſtimmten Gründen nicht direkt telephonieten Sie möchten dringend mit Voranmeldung ſprechen. ſoll dann von unten ſeine Order weiter nach geben.“ Celia zögerte. Da ſagte Lou de Lormes ſcharf: „Nun, Celia! Wiſſen Sie nicht mehr, daß Liewen pünktlichſte Erledigung ſeiner Befehle erwartet? Ich möchte nicht in Ihrer Haut ſtecken, wenn ſich der Anruf Ich Venedig verzögert.“ Ein qualvoller Blick traf Lou de Lormes' Geſicht, das Geſicht der Frau, die Celia einſt verdrängt— und die nun Aber wie lange? Da drinnen wartete ſchon die, die auch Lou de Lormes hinabſchleudern würde von ihrer Höhe, hinab ins Nichts. Da erſchrak ſie. Durfte Lou de Lormes von der An⸗ weſenheit Edeles etwas wiſſen? Davon hatte ſie nichts geſagt. Wie unabſichtlich klinkte Celia im Vorübergehen leiſe an der Tür, die von dem Korridor aus in Edeles Zimmer führte. Ja, die Tür war gut verſchloſſen. Dort drinnen regte ſich nichts. Edele mochte wieder, wie meiſt am Vormittag, auf ihrem Balkon ſein. So eilte Celia in die Diele hinunter zum Telephon und ahnte nicht, daß Lou de Lormes dieſe ſcheinbar nebenſäch⸗ ſich nichts merken und betrachtete ſcheinbar intereſſiert die bunten Bauerntöpfereien, die auf einem Wandbrett auf⸗ gereiht waren. Kaum aber hatte Celia das Zimmer verlaſſen, als Lou des Lormes haſtig an der Tür klinkte und daun leiſe klopfte. Gleich darauf hörte ſie einen leichten Schritt, und eine erſchreckte, ihr fremde Mädchenſiimme erklang: „Ja, was gibt es denn, Mademoiſelle?“ Lou de Lormes legte den Mund an das Schlüſſelloch. „Achtung!“ ſagte ſie leiſe.„Hier iſt nicht Celia! Hier iſt jemand, der Ihnen helſen will! Ich ſchiebe einen Zettel unter die Tür! Seien Sie vorſichtig und tun Sie alles, was ich Ihnen rate!“ Sie hörte einen leiſen Aufſchrei drinnen, der ſoſort wieder verſtummte, bückte ſich raͤſch und ſchob einen Zettel, den ſie bereits in ihrem Gaſthauszimmee geſchrieben, durch den Türſpalt unten an der Tür. Sofort verſchwand der Zettel auf der anderen Seite Sie hörte ein geflüſtertes„Danke!“ und es war ſtig Als Celia wiederkam, ſaß Lou de Lormes ruhig ten Seſſel und blätterte in einem franzöſiſchen Magazin, da ſie vom Tiſch genommen. Celia ſah ſehr unruhig aus. „Ich habe Liewen nicht erreicht!“ ſagte ſie.„Eigen⸗ tümlich! Im Hotel war ſein Name überhaupt nicht be⸗ kannt.“ „Da müſſen Sie einen ſehr dummen Angeſtellten am Apparat gehabt haben, beſte Celia. Hätten Sie ſich nur den Direktor geben laſſen!“ war Lou de Lormes' gelaſſene Ant⸗ wort.„Aber damit Sie keine Unannehmlichkeiten haben: Ich werde nun hinuntergehen und ſelbſt nochmals ver⸗ zuchen, Ihnen die Verbindung zu verſchaffen. Vielleicht zommen Sie heute am Nachmittag einmal herunter, um 0 nun mir zu hören, was ich ausgerichtet habe?“ e(Foriſetung folgt! in dringendem uftangriffen 9 er Luftſchutzausſtellung in Frank⸗ furt am Main. * Frankfurt a. M., 27. Febr. Die Luft⸗ ſchutzausſtellung zerfällt in eine Lehr⸗ und eine Induſtrie⸗Ausſtellung. Luftſchutzkapitän Oberleutnant a. D. Lenz, machte bei einem Rundgang recht intereſſante Mitteilungen über die Ziele und Zwecke der Schau. Die Gefahr, die ſich aus der Tatſache ergibt, daß Deutſch⸗ land inmitten hochgerüſteter Staaten liegt, die beſonders ihre Luftflotten außerordentlich hoch entwickelt haben, macht den Selbſtſchutz gegen die Luftgefahr zur vornehmſten Pflicht. Ganz Deutſchland, beſonders aber die dicht bevölker⸗ ten Induſtriegebiete, können heute binnen we⸗ nig mehr als einer Stunde von den feindlichen Flugzeugen erreicht und ſchwer in Mitleiden⸗ ſchaft gezogen werden. Die Empfindlichkeit gegen die Luftgefahr iſt inſofern ſehr groß, als in Deutſchland 55 Prozent der Bevölkerung in ſteinernen Häuſermeeren wohnen, eine Auflockerung hier alſo ſehr zu begrüßen wäre. Daß aber ein wirkſamer Selbſtſchutz der Be⸗ völkerung erreicht werden kann, erhellt ſchon die Tat⸗ ſache, daß z. B. im Jahre 1914 bei 33 Flie⸗ gerangriffen auf die Heimat 52 Tote zu verzeichnen waren, im Jahre 1919 aber bei 300 Angriffen nur 1161, alſo prozentual aus⸗ gedrückt 1914 gleich 160 Prozent, 1918 aber nur noch 15 Prozent. Das war eine Folge der inzwiſchen hergeſtellten Fliegerdeckungen. Die neueſten Feſtſtellungen und Berechnun⸗ gen haben ergeben, daß ſelbſt bei modern⸗ ſten Abwehrmaßnahmen 33 Prozent der an⸗ greifenden Flugzeuge durch die Sperrkette in die Heimat vordringen können, und gegen dieſe gilt es ſich zu ſchützen. Man hat in Deutſchland dem Gedanken des privaten Luftſchutzes noch nicht genug Raum gegeben, man iſt ſich imer noch nicht ſo recht bewußt, welche Gefahren der Bevölkerung heute im Falle eines Krieges drohen. Der Begriff hie Front und hie Hei⸗ mat oder die Begriffe Schutz der Frau oder gar der Begriff Schutz dem Kinde, ſind heute nicht mehr gegeben. Im Falle eines Krieges gibt es infolge des Ueberhandnehmens der Luftwaffe nur noch eins: Front iſt die ganze Nation mit allem was da exiſtiert. Im Ausland und beſonders in den hoch— gerüſteten Ländern, iſt der private Luftſchutz heute mehr oder weniger obligatoriſch, trotz— dem dieſe Länder einen ausgezeichneten Ab— wehrdienſt haben, umſo mehr muß ſich das deutſche Volk darüber klar werden, daß der Luftſchutz, beſonders der private Luftſchutz, heute unentbehrlich iſt. Wie wollen wir uns denn ſonſt gegen etwaige Angriffe aus der Luft ſchützen. Alle wirkſamen militäriſchen Ab⸗ wehrmaßnahmen ſind uns doch verboten, aber hoffentlich nicht mehr lange. „Die Ausſtellung vermittelt einen überſicht⸗ lichen Einblick in all dieſe Sachen und die Induſtrieabteilung zeigte alle möglichen Hilfs⸗ mittel für den privaten Luftſchutz. Auch : behördliche Luftſchutzz kommt zu Wort, wenngleich im Ernſtfalle man auf dieſen nicht viel rechnen kann, denn wenn z. B., wie es theoretiſch möglich iſt, infolge eines Angriffes auf eine Stadt, einige hundert Brandſtellen entſtehen, muß ſich die Feuerwehr darauf be⸗ ſchränken, vor allen Dingen die lebenswichtigen Betriebe zu ſchützen, während Privathäuſer meiſt ſich ſelbſt überlaſſen bleiben müſſen. Hier muß die Selbſthilfe einſetzen, und die Ausſtellung zeigt, wie dies mit verhältnis⸗ mäßig geringen Mitteln ausgezeichnet und erfolgverſprechend gemacht werden kann. Aus Heſſen und Naſſau H J.⸗Liederbuch als Lehrbuch. Frankfurt a. M., 27. Febr. Das Lieder⸗ buch der Hitlerjugend„Uns geht die Sonne nicht unter“ iſt als Ergänzungsheft zu„Lie⸗ der der HJ.“ als Lehrbuch anerkannt wor⸗ den. Ver Oberpräſident der Provinz Heſſen⸗ Naſſau hat daher 0 0 l nach Ermächtigung durch n Reichsminiſter für Wiſſenſchaft, Erzie⸗ hung und Volksbildung die Einführung des IJ Liederbuchs in die Büchereien der Schu len genehmigt.. * Franffurt a. M., 27. Febr.(Diebe auf Fahrt.) Erich Deppel, Siegbert Metz⸗ ger, Ernſt Levita, Alfred Grünebaum, Paul Hitze und Moritz Klein aus Frankfurt ſtehen Verdacht, im Weſten Deutſch⸗ lands Bandendiebſtähle auszuführen. Sie ſpre⸗ chen beſonders gern bei Glaubensgenoſſen und üdiſchen Wohlfahrtseinrichtungen vor und führen bei dieſen Gelegenheiten Diebſtähle aus. Geſtohlen wurden Geld, Uhren, Schmuck⸗ lachen und Stoffe. Klein, Deppel, Grüne⸗ Aa und Hintze konnten bereits auf Veran⸗ Ollung des Heſſiſchen Kriminalamtes in armſtadt feſtgenommen werden, während Metzger und Levita ſich wahrſcheinlich noch i* 1 n der um ebung von Frankfurt umhertreiben. 1% Frankfurt a. M., 27. Febr.(Der Ad⸗ bhutant des Gauleiters M. d. R.). f le die„Wandelhalle“ meldet, ſind zwei 10„Reichstagsabgeordnete in den Reichs⸗ ag eintreten, und zwar der Pg. Willi Stöhr ds Frankfurt am Main(Adjutant des Gau⸗ für Heſſen⸗Naſſau, und der zweite rgermeiſter von Germersheim, Leonhard ner, für die Pfalz. Frankfurt a. Mr., 27. Febr. ian r. nd ppe Heſſen⸗Naſſau 2. r.) Bei dem v eranſtalteten erſt om, Deutſchen chen Eise derkswert b, Laufe einer Woche in den Berliner Tennis⸗ hallen ausgetragen wurde, erhielt die Flieger⸗ landesgruppe 7 Geſſen⸗Naſſau) den 2. Preis in Form eines Ehrenpreiſes des Präſidenten Loerzer, beſtehend aus Bronzebüſten des Füh⸗ rers und des Reichsluftfahrtminiſters. Hinzu kam der zweite Preis des Reichshandwerks⸗ meiſters, Material für ein Flugzeug vom Typ des ſogenannten„12⸗Meter⸗Zöglings“ im, Werte von 440 Mark. Von Einzelarbeiten der Fliegerhandwerker wurde mit einem Preis bedacht die Arbeit von Jakob(Fliegerlandes⸗ gruppe 7 Heſſen⸗Naſſau). Er erhielt den Eh⸗ renpreis des Reichsinnungsmeiſters des Buch⸗ binderhandwerks, ein in Schweinsleder ge⸗ bundenes Werk„Mein Kampf“ bezw. den Ehrenpreis eines Segelflugzeug⸗Standbildes. Frankfurt a. M., 27. Febr.(Profeſ⸗ ſor Volhard behandelt König Fu⸗ a d.) Wie wir erfahren, wird der Direktor der mediziniſchen Klinik in Frankfurt a. M., Profeſſor Dr. Volhard, eine Reiſe nach Kairo antreten, um König Fuad, der eine Nieren⸗ erkrankung befürchtet, zu behandeln. Bad Soden, 27. Febr.(Omnibus rennt gegen Baum) Abends fuhr ein Wagen mit etwa 30 Perſonen an der An⸗ höhe kurz hinter Soden plötzlich aus einem noch nicht geklärten Grunde ſeitlich gegen einen Baum und rannte im nächſten Augenblick mit dem Kühler gegen einen weiteren Baum. Durch den heftigen Anprall wurde der Wagen vollſtändig zerſtört, ſämtliche Scheiben gingen entzwei und auch die Inneneinrichtung ging aus den Fugen. Vier Perſonen erlitten ern⸗ ſtere Verletzungen. Die übrigen Inſaſſen ka⸗ men mit leichteren Verletzungen, meiſt Schnitt⸗ wunden, davon. Ferner haben einige Sach⸗ ſchaden durch zerriſſene Kleidungsſtücke erlitten. Hanau, 2/. Febr.(Genickſtarre. Nach der amtlichen Mitteilung über 15 Vor kommen übertragbarer Krankheiten iſt in Hanau ein Todesfall an Genickſtarre zu ver⸗ zechnen. Der an dieſer Krankheit Geſtorbene ſtammte aus Dettingen a. M. Offenbach, 27. Febr.(Tod durch Gas⸗ vergiftung.) In der Leſſingſtraße wurde ein Jgjähriger Kaufmann in ſeiner Wohnung bewußtlos aufgefunden. Er ſtarb während ſei⸗ ner Verbringung nach dem Stadtkrankenhaus. Der Tod iſt infolae Gasveraiftung eingetre⸗ gemachten Feststellungen liegt Darmſtadt, 27. Febr.(Fahrläſſiger Falſcheid.) Unter Ausſchluß der Oeffent⸗ lichkeit wurde vor dem Schwurgericht gegen einen Mann aus dem Badiſchen verhandelt, der unter der Anklage ſtand, in einem Ali⸗ mentationsprozeß einen Meineid geleiſtet zu haben. Es ergab ſich jedoch bei der gerin⸗ gen Intelligenz des Angeklagten, daß es ſich nur um einen fahrläſſigen Falſcheid gehan⸗ delt hatte, für den er unter Anrechnung von zwei Monaten Anterſuchungshaft zu einem halben Jahr Gefängnis verurteilt wurde. An⸗ ter dem Verdacht der Verleitung zum Mein⸗ eid wurde ſeine Schwägerin im Gerichtsſaal verhaftet. Nierſtein, 27. Febr.(Geburtstag eines greiſen Seelenhirten.) Der langjährige Geiſtliche der katholiſchen Ge⸗ meinde, Geiſtl. Rat Wilhelm, konnte bei gu⸗ ter Geſundheit ſeinen 84. Geburtstag begehen. *. n. ein Unglücksfall vor. *** Sammelgenehmigung für die Bettel⸗ Orden. Nach einem Runderlaß des Reichs⸗ miniſters des Innern, der den heſſiſchen Kreis- und Polizeiämtern zur Beachtung mitgeteill wird, wurde unter Vorbehalt jederzeitigen Widerrufs den kirchlich anerkannten Mendi— kanten⸗(Bettel)-Orden die Genehmigung er— teilt, inſoweit eine Sammeltätigkeit auszuüben, als es ſich um den Erwerb des eigenen Le⸗ bensunterhaltes der betreffenden Bektel⸗Orden handelt. Dieſe Genehmigung gilt bis zum 31. 14 1 und zwar für das ganze Reichs⸗ gebiet. Aus der Pfalz Wegen Totſchlags verurkeilt. Kaiſerslautern, 27. Febr. In Fortſetzung der Verhandlung gegen die wegen Tot— ſchlags angeklagten Otto Klee und Philipp Jutzy, beide aus Kaiſerslautern. wurden noch zwei Tatzeugen vernommen. Der Staatsanwalt beantragte gegen Klee fünf Jahre Zuchthaus, gegen Jutzy vier Jahre Gefängnis.— Das Schwurgericht verurteilte Klee zu drei Jahren Gefängnis, Jutzy we gen vorſätzlicher Körperverletzung zu ſechs Monaten Gefängnis. Im Krieg gegen die Natten Es gibt keine Rattenfänger meh Im engliſchen Parlament wurde vor Jahresfriſt an den Miniſter der öffent⸗ lichen Arbeiten die Frage gerichtet, welche Maßnahmen die Regierung zu ergreifen gedenke zur Beſeitigung der Rattenplage in Weſtminſter, dem engliſchen Parlament. Das Unterhausmitglied betonte, das Parlaments- gebäude ſei von Ratten buchſtäblich erobert und daß die Hausverwaltung bereits in die Defenſive gedrängt ſei, bewieſen die An⸗ ſchläge in Gängen. Zimmern und den Re⸗ ſtaurants des Hauſes, die Parlamentsmit⸗ glieder möchten nicht wie bisher Reſte des Frühſtücks und der Mahlzeiten umher— liegen laſſen, ſondern ſie in beſondere, über⸗ all aufgeſtellte Gefäße werfen, die feſt ver⸗ ſchließbar ſeien. Der Miniſter verſprach Abhilfe und er tat es um ſo eher. als Ken⸗ ner der Verhältniſſe behaupten, nicht nur das engliſche Parlament, ſondern ganz England ſei von Ratten verſeucht. Dieſe Sachverſtändigen ſagten aus, in Eng⸗ lang hauſten Millionen und aber Millionen von Ratten, und in London ſeien es allein ungefähr 40 Millionen; die gewöhnlichen Vernichtungsmittel gegen die gefährlichen Nager ſeien vollkommen wirkungslos, es müßten außergewöhnliche Mittel ergriffen werden, wenn England nicht ernſtlich in Ge⸗ fahr kommen ſolle, der Ratteninvaſion zu unterliegen. Die Ratten ſind in der Tat in mehr als einer Beziehung gefährlich. Sie ſind ge⸗ fährlich durch ihre Freß⸗ und Nagewut und weiter deshalb, weil durch ſie eine große Zahl höchſt gefährlicher Krankheiten verſchleppt und weiterverbreitet werden kann. Es iſt tatſächlich ſo, daß die einzelne Ratte am Tag zwar nur für etwa 2 Pfennige Lebens⸗ und Futtermittel frißt, aber bei hundert Ratten ſind das ſchon rund 700 RM im Jahr, und man kann ſich unſchwer die Summe aus⸗ rechnen, die an Schaden entſtehen muß. wenn es ſich um Millionen von Ratten han⸗ delt Zu dem unmittelbaren Freßſchaden kommt dann noch der mittelbare Schaden durch Benagen und Beſchmutzen von Le⸗ bens⸗ und Genußmitteln, durch Unterwüh⸗ len und anderes. Es iſt klar, daß ſo hohe Werte ſich der Menſch nicht durch die unheimlichen und widerlichen Nagetiere, die dazu noch gefähr⸗ lich ſind, will nehmen laſſen, und ſo ſucht er nach Mitteln, um dieſer Plage Herr zu werden. In England hat man auf den Alarmruf aus dem Parlament und auf die Warnungen der Sachverſtändigen hin zu⸗ nächſt einmal einen Ausſchuß eingeſeßzt, der die Kampfmittel zum Rattenkrieg aus⸗ ſuchen und prüfen ſoll. Das mag auf den erſten Blick ſeltſam bürokratiſch erſcheinen. Aber gerade in England war es ſo, daß man die ganzen Jahre ſchon ſehr viel Geld für den Rattenkrieg ausgegeben hat, ohne daß ſich ein Erfolg zeigen wollte. i deer dsc fen deen denen — Die Meerzwiebel ſoll helfen London zuſammengetreten, e hat das Er gebnis ſenner Beratungen und Verſuche zu— nächſt einmal im Zoo ausprobiert. Die Mit⸗ glieder des Ausſchuſſes ſind ſich, wie ſie dein Oeffentlichkeit mitteilen, vollſtändig darüben klar, daß der Kampf nicht leicht und eir ſicherer Erfolg ſchwer vorauszuſagen ſeir wird. Denn nicht nur die Zahl der Ratten iſt ſo ungeheuer hoch; die langſchwänzigen und ſcharfzähnigen Nager ſind auch außer— ordentlich ſchlau und in dem ewigen Kampf mit den Menſchen ſehr gewitzt worden. Denn außer dem Menſchen hat die Ratte in den ſogenannten ziviliſierten Gegenden kaum noch natürliche Feinde. Dieſe, ihre natürlichen Feinde, Frettchen und Wieſel, Falke. Sperber. Buſſard und die großen Eulen, werden immer weniger, und die Katze iſt, ſeitdem ſie von den Menſchen verzärtelt wird, beſtenfalls noch ein Mäuſe⸗ fänger, aber kein Rattenfänger mehr. Der Menſch hat zu mancherlei Hilfsmit⸗ teln im Rattenkampf gegriffen. Man hat ſie mit Gas auszuräuchern verſucht, man hat beſonders raffinierte Fallen gebaut, man hat Gift gelegt, man hat, gerade in England 110 Beiſpiel, Ratten in großen Mengen ge⸗ angen, aber nur die Weibchen getötet und die Ratten wieder laufen laſſen. in der Hoffnung, daß ſie ſich im Kampf um die Weibchen gegenſeitig umbringen würden. Die Ratten ſind zu Hunderttauſenden den Nachſtellungen erlegen, aber zum Schluß waren ſie doch mmer noch da und in immer größerer Jahl als vorher. Und es ſcheint, daß ihre Schlauheit größer iſt als ihre Freßſucht und ſie nach kurzer eit die gefährlichen Köder erkennen lernen und verſchmähen läßt. Als einigermaßen wirkſames Mittel ſcheint der engliſche Sach⸗ verſtändigenausſchuß ein Präparat aus dem Saft der in den Mittelmeerländern wachſen⸗ den Meerzwiebel zu empfehlen, die auch in Deutſchland ſeit einigen Jahren zur Rattenbekämpfung erfolgreich benutzt wird. Aber— die engliſchen Sachverſtändigen betonen das ausdrücklich— ſelbſt wenn der neue Rattenkrieg keinen Erfolg einer we⸗ ſentlichen Verminderung der Rattenzahl bringen ſollte, ſo muß er doch geführt wer⸗ den, um die Zahl der Ratten nicht weiter anwachſen zu laſſen, und was hier für Eng⸗ land gilt, gilt allgemein. Seit die in Europa jetzt heimiſche Rattenart aus Aſien gekom⸗ men iſt, iſt ſie bekämpft worden. Im Mittel alter haben manchmal die Kirchenglocken Sturm geläutet und die Männer zuſammengerufen fender die buchſtäblich wie ein Heer anrük⸗ enden Rattenſcharen. Aus jenen Zeiten ſtammt die Sage vom Rattenfänger, die in Deutſchland in der Stadt Hameln lokaliſier iſt. die aber auch ihre Seitenſtücke in Skan⸗ dinavien, in F i und in Frankreich 5 Nun ſoll die giftige Meerzwiebel ſchaffen, was damals dem geheimnisvollen Pfeifer mit ſeiner Flöte gelungen iſt. 31 7 Aus der Heimat Gedenktage 27. Februar 1861 Rudolf Steiner in Kraljevic geboren. Prot, und kath.: Leander Sonnenaufg. 9.54 Sonnenunterg. 17.34 Mondaufg. 3.15 Mondunterg. 10.06 Der Seidelhaſt blüht In den Vorgärten und Wäldern hat der Seidelbaſt ſeine lieblich duftenden und roſig⸗korallenhaft prangenden Blüten entfal⸗ tet. Es iſt der erſte Blütenſtrauch, denn das zwiſchendurch an heiteren Spätwintertagen erfolgende Oeffnen der Kätzchen an Haſel und Erle iſt zu unſcheinbar, um aufzufallen. Der Seidelbaſt aber kann ſich an Schmuck gar nicht genug tun. Ueber und über ſind die noch blätterloſen Zweige mit den nelken⸗ artigen Blüten beſetzt. Und dennoch iſt das noch kein Frühlings⸗, ſondern nur ein Win⸗ terwunder. Dieſer Strauch fragt nicht nach Kälte und wo er geſchützt ſteht, blüht er manchmal ſchon viel früher als im Hornung auf. Alles an ihm iſt ſtark giftig, der Saft, die Blüten, die Blätter und ſpäter beſonders die ſcharlachroten Beeren, von denen der alte Linne geſagt hat, daß ihrer ſechs einen Wolf töten. Der Seidelbaſt hat in deutſchen Landen biele Namen, ſo heißt er auch Kellerhals. und im Alpengebiet ſogar Elendsblume. Die⸗ ſer letztere Name iſt leicht zu verſtehen, da mein ſein Gift gegen das„Elend“. nämlich die epileptiſchen Krämpfe verwendete. Aber manche der anderen Namen haben den Ge— lehrten viel Kopfzerbrechen gemacht, beſon⸗ ders der Name Seidelbaſt. Der urſprüngliche Name Zeiland, alt— hochdeutſch Ziulinta, bedeutet nämlich, wie zuerſt Jakob Grimm nachgewieſen hat, nichts anderes, als dem Ziu heilig. Dem Ziu, dem Gott des lichten Frühlingshim— mels, hatten unſere Vorfahren dieſen frü— hen Blütenträger geweiht, und ſo klinat in dem Worte noch immer ein Stück altger— maniſcher Vergangenheit nach. ** Gegen überhöhte Arztgebühren in der Privatpraxis. Von der Reichsführung der deutſchen Aerzteſchaft wird an eine Anordnung des Reichskommiſſars für Preisüberwachung aus dem Jahre 1932 erinnert und feſtgeſtellt, daß dieſe Anordnung auch heute noch in Kraft iſt und Anwendung zu finden hat. Dr. Görde— ler hat in dieſer Anordnung u. a. aus⸗ geführt, daß die Berechnung der Gebühren der Aerzte und Zahnärzte in der Privat- praxis aufgrund der landesrechtlichen Gebüh— renordnungen zu erfolgen hat. Die Aerzte und Zahnärzte ſollen bei der Bewertung der Leiſtung die wirtſchaftlichen Verhältniſſe und die Kaufkraft der Bevölkerung weitgehend be— cückſichtigen. Von den Organiſationen feſtge— etzte ſogenannte ortsübliche Sätze dürfen nur aufrecht erhalten werden, wenn ſie einer Nach⸗ hrüfung unterzogen ſind und um mindeſtens 10 Prozent unter den Sätzen von 1931 liegen. Bei den Aerzte⸗ und Zahnärztekammern bezw. dei den ärztlichen Organiſationen ſind Gut— rchterſtellen einzurichten, um die Ein⸗ prüche von Patienten gegen die Höhe der Gebührenberechnung im Einzelfalle nachzu⸗ pprüfen. 1 Wer von schönen und gesunden Zühnen spricht, dent on chlorodont Vörſen und Märkte vom 26. Februar 1935. (Ohne Gewähr.) Karlsruher Schlachtviehmarkt. Auftrieb: 18 Ochſen, 32 Bullen, 47 Kühe, 120 Färſen, 346 Kälber, 821 Schweine. Preiſe pro 50 Kilogramm Lebendgewicht: Ochſen: 36 bis 38, 32 bis 35, 28 bis 31, Bullen: 35 bis 36, 32 bis 34, 28 bis 31, Kühe: 29 bis 32, 24 bis 27, 18 bis 23, 12 bis 17, Färſen: 36 bis 40, 32 bis 35, 28 bis 31, Käl⸗ ber: 46 bis 50, 40 bis 45, 35 bis 39, Schweine: a!)—, a2) 53, b) 51 bis 52, 80 bis 51, 48 bis 49, 45 bis 47,—, 1)— 92) 42. Marktverlauf: Großvieh mittelmäßig geräumt; beſte Qualität über Notiz.— Näch⸗ ſter Viehmarkt am Montag, den 4. März. Mannheimer Pferdemarkt. „Zufuhr: 31 Arbeitspferde und 60 Schlacht⸗ pferde. Arbeitspferde 450 bis 1100, Schlacht. pferde 40 bis 125 Mark. Marktverlauf: Ar⸗ beitspferde ruhig, Schlachtpferde mittel. Mannheimer Schlachtviehmarkt. Zufuhr: 103 Ochſen, 116 Bullen, 210 Kühe, 222 Färſen, 789 Kälber, 35 Schafe, 1937 Schweine, 3 Ziegen. Preiſe: Ochſen: 36 bis 38, 31 bis 35, 27 bis 30, Bullen: 35 bis 37 30 bis 34, 26 bis 29, Kühe: 31 bis 34, 26 bis 30, 22 bis 25, 15 bis 21, Färſen: 36 bis 40, 31 bis 35, 27 bis 30, Kälber: 49 bis 52, 46 bis 47, 38 bis 42, 30 bis 37, hafe nich notiert; Schweine: 51 bis 53, 49 bis 52 1 J 47 bis 52, 45 bis 50. Marktverlauf: Groß d mittel. dieh und Schweine ruhig, b