Kraft durch Freude Ortsgr. Viernheim Halt! Uu beben uur More nin nur zum Karnevaliſtiſchen Rummel der N. S.⸗ Gemeinſchaft„Kraft durch Freude“ im Engel ſo lautet für Faſtnacht⸗ Dienstag jür jeden die Parole, der et⸗ was außergewöhnliches erleben, und zum Schluß der Karnevalszeit ſich noch einmal austoben will. f Darum auf in den Engel zur N. S.⸗Ge⸗ meinſchaft„Kraft durch Freude“! Dieſelbe wird pünktlich 7.11 Uhr mit einem Bomben⸗ Programm auffahren, wie ſchon in der Vor⸗ anzeige angedeutet. Es ſorge ſich ein jeder rechtzeitig für eine Eintrittskarte zum Spott⸗ preiſe von nur 30 Reichspfennigen, bei den be⸗ kannten Vorverkaufsſtellen: Hofmann(Dreh- ſcheibe) und Gg. Helbig, Weinheimerſtr. 60. (Abendkaſſe 40 Pfg.) NB. Für Philiſter und Eſſigſaure wird kein Platz reſerviert! Mitglieder der Arbeitsfront und aller N. S.-⸗Gliederungen und Formationen erſcheint im Engel zum echten Volkskarneval. Braun. Lu Sar enduro Heute Montag K on zer* Abend Es ladet höfl. ein Familie Bücklein Säuglingsberatung aus. Am Mittwoch, den 6. März findet im hieſigen Krankenhaus Tuperkuloſeberatun att. Bekanntmachung Betr.: Schweinezwiſchenzählung am 5. März 1935. Am 5. März 1935 findet eine Schwei⸗ nezwiſchenzählung zu ſtatiſtiſchen Zwecken ſtatt. Verbunden mit dieſer Zählung iſt die Ermitte⸗ lung der nicht beſchaupflichtigen Hausſchlachtungen für die Zeit vom 1. De⸗ zember 1934 bis 28. Februar 1935. Dieſe Ermittelung ſoll dazu dienen, einen Ueberblick über den ſaiſonmäßigen Verlauf der Geſamt⸗ ſchlachtungen an Schweinen zu erhalten. Mit der Schweinezwiſchenzählung iſt eine Ermittelung der Abtalbetermine verbun⸗ den. Hier iſt die Zahl aller Kälber anzugeben, die in den Monaten Dezember 1934, Januar und Februar 1935 lebendig oder tot geboren wurden, gleichgültig ob ſie in der Viehhaltung vorhanden, oder bereits geſchlachtet, verkauft oder ſonſtwie weggebracht ſind. Wer vorſätzlich die Angaben, zu denen er bei dieſer Zählung aufgefordert wird, nicht erſtattet, oder wer wiſſentlich unvollſtändig Angaben macht, wird mit Gefängnis bis zu 6 Monaten oder mit Geldſtrafe bis zu 10000 RM. beſtraft. Auch kann Vieh, deſſen Vor⸗ handenſein verſchwiegen worden iſt, im Urteil für den Staat verfallen erklärt werden. Viernheim, den 27. Februar 1935. Bürgermeiſterei Viernheim Bechtel März fällt] a Klubabend im Gaſthaus zum„Löwen“ „ Zum Harnfen 4 Spelsg. l. Morgen Dienstag der Fullor- 2. Kinderball far lünen N Aue zu verkaufen. 5 Joh. Adler 9. Eltern, kommt mit euren] Repsgaſſe 10 Kindern 1 guterhaltener Der Karnienwirt Sport- wagen Preis 10 NA. zu verkaufen. Vorl. Alenandersir. a8 Zum Anker“ Heute Montag Fanden- Adend und Küche wozu einladet. 0 19 05 f 3 er v. pünkt⸗ Der Ankerwirt] lichem Zahler zu mieten geſucht Von wem, ſagt der Verlag. 2 Zimmer uo gehen wir nente abend hin? Zum nme Zum grünen Haus großer närriſcher wozu die Mitglieder des Clubs eingeladen ſind. Dor Vorstand. Täslhaus Zur Hänone Montag ab 8.11 Uhr großer närriſcher 1 Es ladet Nachbarn, Freunde u. Bekannte freundlichſt ein. Mlavier- Unterricht nach erprobter. schnell fördern- der Methode Lissi Schlatter langj. Lehrerin an der Mann- heimer Hochsch. f. Musik. Näheres nllannnelmerstad. Erfolg erzielen Sie durch ein Inſerat in dieſer Ztg. vorzügliches Hautpflegemittel Rummel ins zz Goldene Lamm“ Für prima Unterhaltung, Speiſen und Getränke, bürgt Blömke und Frau Hopelle: Hnauber-Hant der Faschings-Bomben-Sohlager lle rade TonlimC-Lacnkanone gebtung! nes grogen kriolges wagen nente montag noenmals im Cone Jungen und Mädel in den Betrieben! Hitler— jugend und Deutſche Arbeitsfront rufen Euch zum 2. Reichsberufswettkampf. Meldet Euch ſofort zur Teilnahme an! Lokales Viernheim, 4. März * Der Polizeibericht der letzten Woche meldet folgende Anzeigen: 2 wegen Fahrraddiebſtahl(1 Fahrrad wurde aus einem Hofe und das 2. von der Straße weggeſtohlen) 2 wegen Verſtoß gegen die Straßen- und Ver⸗ kehrsordnung(Wegen Nichtbeleuchtung der Fahrzeuge). Weiter wurden am Samstag aus der Küche einer hieſigen Gaſtwirtſchaft eine Damenarmbanduhr im Werte von 120 Mark geſtohlen. Die polizeilichen Ermittlungen ſind im Gange. * Muſiker⸗Kontrolle. Bei einer durch die Polizei durchgeführten Kontrolle wurden eine ganze Reihe von Muſiker, annähernd 20, nicht im Beſitze eines von der Reichsmuſik— kammer auszufertigenden Ausweiſes betroffen. Jeder Muſiker, der öffentlich ſpielen will, muß ſich einen ſolchen Ausweis beſchaffen. Die Ausweiſe ſind durch die Ortsmuſikerſchaft Bensheim bezw. durch deren hieſigen Vertrau- ensmann zu haben. * Standesamtliches. Im Monat Fe⸗ bruar wurden in unſerer Gemeinde 20 Kinder zur Welt gebracht. 14 Perſonen ſind geſtor— 1 und 14 Paare ſchloſſen den Bund des Le— ens. * Neue Romane. Heute beginnen wir mit dem Abdruck von zwei neuen Romanen. Und zwar bringen wir als ganzſeitigen Roman „Dem Lichte entgegen“ von Liane San⸗ den und als Feuilleton-Roman„Antje aus der Holſtenmühle“ von P. Wild. Beide Romane ſind außerordentlich ſpannend. Währ⸗ rend der erſte vollſtändig neuzeitlich iſt, führt uns der zweite in die Zeit der Freiheitskriege vor 120 Jahren. Die beiden Romane werden unſeren Leſern ſehr viel Freude bereiten. * Telegramm! wie wir kurz vor Re⸗ daktionsſchluß erfahren, veranſtaltet der Karp⸗ fenwirt am morgigen Dienstag 2,30 Uhr den 2. großen öffentlichen Kin dermasken⸗ ball. Eltern, ſchickt eure Kinder zu dieſer herrlichen Veranſtaltung. * Altersjubilarin. Frau Stephan Gutperle Witwe, Margareta geb. Martin, begeht morgen ihren 83. Geburts⸗ tag. Unſere beſten Glückwünſche! * Kappenabeude finden heute abend im„Grünen Haus“ durch den Schachklub, im der„Harmonie“ durch den M.G.V. Harmonie ſowie im„Lamm“,„Anker“,„Kanone“ und 7 in Muckenſturm bei der Familie Stumpf ſtatt. Für Stimmung und Humor wird überall geſorgt. Vom Sonntag Karneval Ahoi! Der Faſtnachtſonntag ſowie der Samstag brachten uns wieder eine Fülle von karnevaliſtiſchen Veranſtaltungen. Am Samstag waren 4 Maskenbälle, verſchie— dene Kappenabende und auch am Sonntag waren in zahlreichen Lokalen närriſche Rum— mels uſw. Ueberall wurde froh getollt und dem närriſchen Prinzen gehuldigt. Narrheit in den höchſten Phaſen war Trumpf. Nun noch 2 Tage, dann gehört der Karneval 1935, der uns viele Wochen in Atem gehalten hat, auch wieder der Vergangenheit an. Wir wün— ſchen heute und morgen nochmals recht viel Vergnügen!— Auf dem Marktplatz iſt eine Auto-Vergnügungsbahn aufgeſtellt, die einen recht guten Zuſpruch hat. Jeder iſt ſein ei— gener Schaufför, jeder lenkt ſein Auto ſelbſt. Dieſe Tatſachen haben Jung und auch Alt an— gelockt und zum Fahren verleitet. Es gab recht viel Vergnügen.— Auf dem Waldſport— platz ſpielte eine Chinamannſchaft gegen die 1. Elf der Grünen und wurde 911 geſchlagen! Die Chinamänner kamen nicht ſo recht in Zug und mußten dieſe hohe Niederlage hinnehmen. In Weinheim wurde ein wichtiges Spiel um die Meiſterſchaft der Kreisklaſſe 2 aus- getragen. Hier wurde vom Turnverein ſein ſtärkſter Mitkonkurrent Jahn Weinheim mit 12 ausgeſchalten, ſodaß der Turnverein nun— mehr entgültig als Meiſter anzuſehen iſt. l. Kinderfreude im Karpfen Wer geſtern Zeuge des Kinderfaſchings⸗ treibens im herrlichen Karpfenſaale war, der hatte wirklich ſeine helle Freude daran. In dem Saale drehten ſich die Kinder zum Tanze und zum Spiel, das den Kindern in ſteter Er- innerung bleiben wird. Man hatte auch einen Polenaiſe durchgeführt, der über die Straße führte, und dem ſich ein unerdlich großer Zug anſchloß, und ſo zog man wieder in den Saal zurück, nahm eine Prämiierung vor, die zu einem wahren Freudentaumel in den frohen Kinderherzen ausbrach. Alles in Allem: Der erſte Kinderball im Karpfen wird das Geſpräch noch lange der Kin⸗ der und Eltern ſein! Wir möchten nicht unterlaſſen, dem Karp⸗ fenwirt für ſeine Liebe zu den Kindern herz— lichſt zu danken. Einige Beſucher. Zur gefl. Beachtung! Der„Viernheimer Anzeiger“ kann auch im Einzelverkauf bezogen werden. Bis einſchl. Freitags koſtet die Zeitung 5 Pfg. Samstags 10 Pfg. Ins Haus gebracht koſtet die Zeitung monatlich 1.40. Uiernheimer Sport Bezirksklaſſe Unterbaden-Weſt: Obwohl die Viernheimer Grünen geſtern nicht im Punktekampf ſtanden, war der Tag zur Erringung der Meiſterſchaft ſehr erfolg— reich Der ſchärfſte Mitkonkurrent Spielver⸗ einigung Sandhofen mußte auf dem ſchwierigen Gelände in Feudenheim Sieg und Punkte laſ— ſen und liegt nunmehr nach Verluſtpunkten ge— rechnet 2 Punkte hinter Viernheim. Fried⸗ richsfeld, der 3. Meiſterſchaftsanwärter liegt 4 Punkte hinter Viernheim. So ſtehen die Grünen wieder an ausſichtsreichſter Stelle zur Erringung der Meiſterſchaft. Am nächſten Sonntag gibt es nunmehr einen harten Ent- ſcheidungskampf in Friedrichsfeld. Zumal die Germanen alles daranſetzen werden, um nicht weiter zurückzufallen damit ſie evtl. noch dabei ſein können. Ueberraſchend iſt das Reſultat von Seckenheim, die Neulußheim 51 ſchlugen. Die Reſultate: Feudenheim— Sandhofen Käfertal— Oberhauſen Seckenheim— Neulußheim Phönix Mannheim— Altrip Die Tabelle: Amic. Viernheim 20 14 Friedrichsfeld 20 12 Sandhofen 17 Feudenheim 19 8 Hockenheim 19 0 Ilvesheim 17 8 Käfertal 20% 7 TSV Altrip 195 6 Ph. Mannheim 18 6 Neulußheim 18 5 Seckenheim 98 17 4 Oberhauſen 20 * 52.30 4333 43:16 3585 36:37 35129 38.41 32.39 47.40 40 39 27743 30:76 Die Chineſen 9:1 geſchlagen! Das Faſtnachtsſpiel gegen die Chineſen⸗ Mannſchaft Chian-Tung hatte etwa 300 Zu⸗ ſchauer angelockt, die denn auch ein Lehrſpiel der Grünen ſehen konnten. In überlegener Manier wurden die Bezopften mit 9:1 ge⸗ ſchlagen! * Der Turnverein Viernheim Meiſter der Kreisklaſſe 2: Jahn Weinheim— Turnverein Viernheim 12 Der Turnverein hat ſich geſtern in einem harten Spiel wohl entgültig die Meiſterſchaft der Kreisklaſſe 2 geholt. Der Mitkonkurrent Jahn Weinheim wurde auf eigenem Gelände 12 geſchlagen. Viele Viernheimer Sport⸗ freunde waren Zeuge dieſes intereſſanten Kampfes, wobei beſonders der Viernheimer Torwächter fabelhaftes geleiſtet hat und zum großen Teil mitbeitrug den Sieg für ſeine Mannſchaft zu erringen. Wir ſprechen der wackeren Mannſchaft zur Erringung der Meiſterſchaft unſere herzlichſten Glückwünſche aus. i 7 J. Uiernheimer Tonfilmschau 1 Ein Bomben⸗Jaſchings⸗Schlager Charleys Tante Roch heute Montag im Central⸗Film⸗Palaſt Wer herzhaft lachen will, wer in eine richtige Faſchingsſtimmung hineindrudeln will, der beſuche noch heute den Bomben-Faſchings⸗ ſchlager„Charleys Tante“ im Central-Film— Palaſt. Hier wird der ausgelaſſenſte Humor! ſerviert, hier brüllt man vor lachen über den köſtlichſten aller Tonfilmſchlager„Charleys Tante“. Der Film für Jung und Alt, männ lich und weiblich. Ein Feuerwerk des ſprühen— den Humors. Hier erleben Sie die größte Heiterkeit, die ſtärkſte Poſſe des Tonfilms. Auch den neueſten Schlager können Sie hören „Ich hab Dir zu tief in die Augen geſehen Und nun hat mein Herz keine Ruh uſw. „Charleys Tante“ kennt jeder Menſch! Es gibt keinen großen Komiker, der die un— ſterbliche Rolle des weltbekannten Schwankes nicht geſpielt hätte. Jetzt erſcheint dieſer, ſeit Jahren vom Publikum ſtürmiſch beklatſchte Schwank als moderner Tonfilm! Ein ausge zeichnetes Enſemble erſter Darſteller und vor allem Paul Kemp als Charleys Tante ſorgen, daß der Welterfolg des Schwankes auch dem Tonfilm treu bleibt.— Endlich wieder einmal eine große Poſſe, die immer wieder vom Publikum gefragt wird. Die überall den aller größten Erfolg und Stürme der Heiterkeit auslöſt. Ein Beſuch wird auch Sie köſtlich unterhalten und Sie werden lachen wie Sie noch nie vorher gelacht haben. Wiſſen Sie was das heißt?:„Charleys Tante in Anheim“. Noch heute Montag im Central. Silm-Palaft 17 ſowie Freunde u. Gönner närr. 5 8 121 Siernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten) Famile michael Galle Leupin-Creme und geife ſeit langen Jahren bewährt bei lachte. hauiuchen“ Ausſchlag, Wundſein uſw. ora-Drog. E. Rlehler und morgen Abend selbstverständlich noch zum. Schlußrummel im Gasthaus 2. grünen Laub Charleys Tante„ Paul Kemp n 12 ernhelmer Anzeiger Viernheimer Zeitung 1,40 Erſ 0 täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis monatl. k. frei ins Haus gebracht.— Gratis⸗Beilagen: wöchentlich en„Illuſtrierten Sonntag“, halbmonatlich die„Heimatblätter“, zweimal jährlich den Fahrplan und den Wandkalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. bei den Boten Verkünd⸗ und Anzeigeblatt für Viernheim ſeit dem Jahr 1883 Fernſprecher 117.— Telegr.: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Frankfurt f. M., Verantwortlich für den Anzeigenteil: Joh. Martin, Viernheim. Einzel⸗Berkauf der Zeitung von der Geſchäftsſtelle 5 Pfg., Samstags⸗Ausgabe 10 Pfg. Nr. 54 (Viernbeimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) Anzeigen reiſe: Die 12geſpaltene Millimeter⸗Zeile 2 Pfennig, Reklame 9 Pfennig, bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen⸗Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Geſchäftsſtelle: Adolf Hitlerſtr. 36, Schriftleitung. Druck u. Verlag: J. Martin. Viernheim Dienstag, den 5. März 1935 52. Jahrgang Die Preisgeſtaltung Die Kommiſſion für Wirtſchaftspolitik der NSDAp veranſtaltete während der Leipziger Meſſe am Montag, den 4. März, abends, in einer Halle des Leipziger Meſſegeländes eine große Kundgebung, die unter dem Molko ſtand: Deutſchland in der Weltwirtſchaft! Der Reichskommiſſar für die Preisüber⸗ wachung, Dr. Goerdeler, begrüßte na⸗ mens der Stadt Leipzig und namens des Meſſeamtes die Teilnehmer und führte dann u. d. folgendes aus: Ich habe ſchon mehr⸗ fach öffentlich zum Ausdruck gebracht, daß ich das mir vom Führer anvertraute Amt vollkommen falſch anfaſſen würde, wenn ich es mir angelegen ſein ließe, Preisbe⸗ fehle zu erlaſſen. Der Mann, der das nach den Erfahrungen der Kriegs- und Nach⸗ kriegszwangswirtſchaft täte, gehörte in Wahrheit vor ein Gericht, denn er ſchlüge aus Unwiſſenheit oder Feigheit Erfahrun— gen in den Wind, die nicht jede Generation ſammeln kaun und die doch ungewöhnlich klar ſind. Der Redner erläuterte die Elemente der Preisbildung und fuhr dann fort;: Es iſt be⸗ kannt, daß der deutſche Preisſpiegel im Durchſchnitt weſentlich über dem Stande der Weltmarktpreiſe liegt. Dieſe Tatſache ſtellt zwei Forderungen an uns: 1. Wir müſſen unſere Preiſe mit wirtſchaftlich nicht ſtörenden Mitteln und ohne ſozigte Erſchütterungen an einer weiteren Eatfer⸗ nung vom Weltmarktpreiſe hindern. Wir müſſen ſie im Gegenteil dieſem wieder nä— her bringen. Je beſſer und ſchneller uns das gelingt, umſo größer iſt die Abſatz⸗ fähigkeit deutſcher Erzeugniſſe in der Welt, umſomehr deutſche Menſchen können wir mit der Herſtellung ſolcher für die Welt be⸗ ſtimmter Erzeugniſſe beſchäftigen. Jene Maßnahme, die ſetzt von vielen Ländern durchgeführt wird, einen hohen Inlands- preis durch Zuſchüſſe auf einen niedrigeren Weltmarktpreis zu ſenken, muß, da die Mittel nur auf dem Binnenmarkt aufge⸗ bracht werden können, zur Gefahr einer weiteren Erhöhung der Binnenmarktpreiſe, der Schrumpfung des Binnenabſatzes und ſchließlich zur Senkung des Lebensſtandes im Inland führen. Dann muß der Zuſchuß weiter verſtärkt, die Schere zwiſchen den beiden Preiſen immer weiter ceſpannt werden. Solche Maßnahmen müſſen alſo eines Tages verſagen, und daher iſt es un⸗ ſere Aufgabe, mit organiſchen Mitteln da⸗ hin zu wirken, daß die Schere enger wird. 2. Die Abſatzfähigkeit deutſcher Erzeugniſſe iſt trotz dieſer Preisſchere umſo ausſichts⸗ reicher, je beſſer die Veſchaffenheit der deutſchen Ware im Verhältnis zum geforderten Preis iſt. Dieſe beiden Forderungen münden in Er⸗ kenntniſſe: Wenn Deutſchland in der Welt⸗ wärtſchaft ſeinen Platz wiedergewinnen will, dann muß es auf die geiſtige, tech ⸗ miſche und handwerksmäßige Aus⸗ bildung ſeiner Menſchen den größten Wert legen. Es darf ſich durch nichts von dieſen, ſagen wir einmal primitiven, aber gebiete riſchen Zielen der Erziehung abbringen lal⸗ ſen. Es muß das beſte Wiſſen, die gereif⸗ teſte Erfahrung, das vollendetſte Können an ſolche Erziehung geſetzt werden. Wohlbe⸗ merkt, Erziehung iſt nicht gleichbedeu⸗ tend mit Berechtigungsweſen oder ⸗unweſen. Mit einer gewiſſen Sorge ſehe ich bei mei⸗ ner neuerlichen Tätigkeit in der deutſchen Wirtſchaft, daß wir ſeit Jahren Gefahr lau⸗ fen, dem Träger ſolcher Leiſtung, der Per⸗ ſönlichkeit, den Boden zu entziehen. Die Bewertung nach Leiſtung, die in der Welt⸗ wirtſchaft eine Tatſache iſt und die wir für unſere Arbeit in ihr brauchen, ſetzt eine Ausleſe voraus. Die Ausleſe vollzieht ſich im Wettbewerb nach Tüchtigkeit, nach Kön⸗ nen, nach Fleiß und Charakter. Ich. verkenne nicht, daß die Neigung der öffentlichen Hand, hier helfend und ſchützend einzugrei⸗ ſen, vielfach bereits in die Neigung umge- schlagen iſt, Verantwortungen zu überneh⸗ men, die den wirtſchaftlichen Kräften über⸗ laſſen werden müſſen. Ich verkenne nicht, daß nicht alle Preisbindungen aufgehoben werden können. Jeder Reichskommiſſar für Preisüberwachung wird das Seinige dazu üſſen, um in dem enger gewordenen Deutſchland in der Weltwirtſchaft Eine große Nede des kommiſſariſchen Neichswirtſchaſtsminiſters Dr. Schalht Leipzig, 5. März. Der mit der Führung der Geſchäfte des Reichswärtſchaftsminiſters beauftragte Reichsbankpräſident Dr. Schacht hielt auf der Leipziger Frühjahrsmeſſe einen Vor⸗ trag über„Deutſchland in der Weltwirt— ſchaft“. Er führte u. a. aus:. 9 5 Wirtſchaftspolitik iſt keine Wiſſenſchaft, ſondern eine Kunſt. Handwerkszeug und Methoden dieſer Kunſt kann man ſich aneig⸗ nen, das Können in der Kunſt aber muß man haben, das kann man nicht lernen. Es gibt eine nationalſozialiſtiſche Wirtſchafts⸗ politik, ſo gut wie es eine merkantiliſtiſche. eine phyſiokratiſche oder eine liberaliſtiſche Wirtſchaftspolitik gegeben hat. Darum iſt es eine Irrlehre, wenn man von exakten Wirtſchaftsmethoden und von unveränder⸗ lichen Wirtſchaftsgeſetzen ſpricht. Der Wirt⸗ ſchaftspolitiker muß auch ſcheinbar Unmög⸗ liches möglich machen können. 15 Wir wollen uns keinem Zweifel darüber hingeben, daß Deutſchland heute vor wirtſchaftspolitiſchen Aufgaben ſteht, die dem normalen Nationalökonomen als beinahe unlösbar erſcheinen. i Dazu kommt, daß wir die Löſung finden müſſen zu einer Zeit, wo noch ein erheblicher Teil der Auslandswelt ſich unſerem gei⸗ ſtigen Ringen gegenüber feindlich einſtellt. Revolutionen ſind keine Doktordiſſertationen, und in der nationalſozialiſtiſchen Revolu— tion wird genau wie bei allen Revolutionen manches mitumgeriſſen, das mehr zufällig als verdient fällt. Auch mögen Uebereifer und heilige Einfalt einzelner hier und da Schaden anrichten. Wenn der Nationalſo⸗ zialismus mit Recht das Sichbreitmachen fremdraſſigen Weſens in Staat und Kultur ausmerzt, ſo heißt das nicht unterſchiedslos jeden Juden vernichten, und wenn freimau⸗ reriſche Heimlichtuerei mit Recht abgetan wird, ſo gilt deshalb nicht ieder Freimaurer als Landesverräter. Aber Mißgriffe dieſer Art find vergängliches Beiwerk. das noch keiner Revolution gefehlt hat. Noch ein an⸗ deres wird das Ausland verſtehen müſſen. Alle Kritik der ausländiſchen Preſſe an den Formen und der Einheitlichkeit dieſes Le⸗ benswillens trifft ins Leere, Darum ſind auch die Verſuche, dauernd Gegenſätze zwi⸗ ſchen den einzelnen Führerperſönlichkeiten der Bewegung oder der Reichsregierung zu konſtruieren, abwegig. 0 kann ihnen verſichern, daß alles, was ich ſage und tue, 1 die abſolute Billigung des Jührers hat, und daß ich nichts tun und ſagen würde, was ſeine Billigung nicht hat. Die Wirtſchaftskriſe der Welt dauert nun ſchon ins ſechſte Jahr. Sie ver⸗ ſchärft ſich faſt von Tag zu Tag. Die. b ſache dieſer ganzen Kriſenentwicklung liegt in der Politik, insbeſondere in den po⸗ litichen Auswirkungen des Weltkrieges. Für Deulſchland f kann man deſe Auswirkung wirtſchaftlich in einer charakteriſtiſchen Ziffer zuſammenfaſ⸗ ſen. Vor dem Kriege hatte Deutſchland 25 Milliarden Reichsmark Forderungen und 15 Jahre ſpäter mehr als 25 Milliarden RM Schulden an das Ausland. Deutſchland hat alles getan, um die ihm aufgezwungene Um⸗ ſtellung zu vollziehen und ſeine Schulden ab⸗ zuzahlen. i Das Ausland hat aber den Erfolg dieſet Anſtrengungen durch ſeine Handels- reſtriktionen und Währungsdumpings vereitelt. Raum die Spiel und Kampfregeln anſtän⸗ dig zu geſtalten und der Wirtſchaft Selbſt⸗ verwaltung und Selbſtverantwortung zu ſchaffen. In dieſem Raum müſſen dann die⸗ jenigen, die es können, im anſtändigen Wett⸗ bewerb um beſte Leiſtungen dem deutſchen Volke die beſtmögliche Lebenshaltung ver⸗ ſchaffen dürfen. In dieſem Raume weicht der Untüchtige dem Tüchtigen, der Unan⸗ ſtändige dem Anſtändigen. Außerdem iſt ein Teil unſerer i ſtaaten zu dem Syſtem der Clearings über⸗ gegangen und hat damit dem Welthandel einen neuen Schlag verſetzt. Dieſe Clearings⸗ Verträge haben nicht nur unſeren Tranſit— handel faſt vollſtändig zum Erliegen ge⸗ bracht, ſie haben darüber hinaus durch ihren Bürokratismus und durch ihre Formular— wirtſchaft den fremden Käufer abgeſchreckt, in Deutſchland einzukaufen. Ferner haben ſie den Rohſtoff-Veredelungskredit lahmge⸗ legt und den normalen deutſchen Einfuhr— kredit faſt vollſtändig unterbunden. Es iſt nicht unſer böſer Wille, ſondern es liegt in der Natur der Entwicklung zum zweiſeitigen Verkehr, die eine zwangsläufige Folge der Clearing-Abkommen iſt. wenn unſere durch den neuen Plan gekennzeich⸗ nete Politik der Selbſtbehaupfung umwälzende Wirkungen auf die traditionel— len Wege des internationalen Handels ha— ben muß. Der anfängliche Reiz für unſere Gläubigerländer, uns die Clearing-Ver⸗ träge aufzunötigen, lag darin, daß unſere aktive Handelsbilanz gegenüber dieſen Län⸗ dern die Verwendung unſeres Handelsüber— ſchuſſes für die Zahlung der Anleihezinſen zu ermöglichen ſchien. Heute haben ſich die Clearings ſo entwickelt, daß unſere euro- päiſchen Gläubigerſtaaten wohl die Zinszah⸗ lungen für die deutſchen Anleihen ſicherge⸗ ſtellt haben. daß aber die Bezahlung ihrer Exporteure für die nach Deutſchland gelie⸗ ferten Waren auf immer längere Friſten verſchoben werden muß. Dieſe Methode hat Aehnlichkeit mit dem ſeinerzeitigen Ver⸗ fahren, die unmöglichen Reparakions⸗ zahlungen durch Aufnahme auslän⸗ diſcher Kredite doch noch zu bewerk⸗ ſtelligen und muß ſich genau ſo totlaufen, wie ſich die Reparationen totgelaufen haben. Die Löſung des deutſchen Schulden⸗ transferproblems iſt nur auf zwei We⸗ gen möglich, entweder Herabſetzung von Zins und Amor— tiſation unſerer Anleihen im Zuſammen— hang mit einer zeitweiſen Stundung oder ausreichende Erhöhung der deutſchen Ex⸗ portüberſchuſſes. Ich freue mich, daß der Leiter der Vertragsabteilung im amerikani⸗ ſchen Staatsdepartement, Mr. Grady, an⸗ ſcheinend dieſe Alternative ebenfalls klar er⸗ kannt hat und ein Kompromiß aus beiden Maßnahmen empfiehlt. Statt dieſen Weg der internationalen Schuldenregelung, den Mr. Grady emp⸗ fiehlt, zu gehen, haben zahlloſe Länder, und merkwürdigerweiſe Schuldner- wie Gläubi⸗ gerländer, den Verſuch gemacht. durch eine Abwertung ihrer Währung der Kriſe beizu⸗ kommen. Das Endergebnis all der zahlrei⸗ chen Kräfte und Gegenkräfte, die durch die Welle der Währungsabwertungen ausgelöſt wurden, beſteht in einer Ueberſteigerung des Deflationsdruckes, den jede Kriſe mit ſich bringt. Der Nationalſozialismus iſt in Deutſchland einen anderen Weg gegangen. Der Wille, unſer Schickſal ſelbſt in der Hand zu halten, iſt beſtimmend geweſen für die Einführung des ſogenannten„neuen Planes“ in unſere Handelspolitik, den ich vor ſechs Monaten anläßlich der Leipziger Herbſtmeſſe ankündigen konnte. Der Grund— ſatz dieſes Planes lautet: Nicht mehr kaufen als bezahlt werden kann und in erſter Linie das kaufen, was notwendig gebraucht wird. rr Deutſchland wird ſeinen Platz in der Welt⸗ wirtſchaft wieder erringen und behaupten, wenn unzer Volk im neuen Staate ſich zum Grundſatz der Leiſtung und nicht der Be⸗ quemlichkeit, zum Grundſatz der Perſönlich⸗ keit und nicht des Schemas, nicht zum Ge⸗ danken der Verſicherung gegen alles und jedes, was uns die Natur entgegenwerfen könnte, ſondern zum friſchen Ringen und ehrenhaften Kämpfen bekennt. Heil Hitler! Gläubiger⸗ Das Haupthindernis des neuen Planes blei⸗ ben die Clearing⸗Verträge. Außer den Clearing-Abkommen haben unſeren Export gehindert die mangelnde Kauffähigkeit der Rohſtoffländer, die hohen Zölle faft des geſamten Auslandes. die zu— nehmende Kontingentspolitik bei unſeren Abnehmern und nicht zuletzt die Währungs- Entwertungen und Schwankungen der ver⸗ ſchiedenen Länder. Bei den großen Kolo⸗ nialmächten, insbeſondere bei Großbritan⸗ nien und Frankreich, hat ſich der Handel zwiſchen Mutterland und Kolonien bzw. Dominions relativ gut gehalten, was daher kommt, daß es innerhalb dieſer geſchloſſenen Währungs- und Wirtſchaftsgebiete ein Transferproblem nicht gibt. Dabei zeigt ſich immer klarer, daß für einen Induſtrieſtaat der Beſitz kolo⸗ nialer Rohſtoffgebiete als Ergänzun ſeiner heimiſchen 1 unerläßli iſt. Auch das frühere Deutſchland hat mit ſeinen Kolonien niemals imperialiſtiſche, ſondern immer nur wirtſchaftliche Ziele verfolgt. Die deutſchen Kolonien waren keine militäri⸗ ſchen Stützpunkte, keine Rekrutierungsge⸗ biete für die heimiſche Armee. Als erſtes und einziges Land hat Deutſch⸗ land bei Kriegsbeginn vorgeſchlagen, die Kolonien nicht in das Kampfgebiet hinein- zuziehen. In den rund 20 Jahren ſeines ko⸗ lonialen Beſitzes hat Deutſchland ſeine Kolo— nien wirtſchaftliche und kulturell beſſer ent⸗ wickelt als andere Länder die ihren in Jahr- hunderten. Wenn ich aus währungs- und wirtſchaftspolitiſchen Gründen die Notwen⸗ digkeit deutſcher Kolnialwirtſchaft betone, ſo beantworte ich damit eine Frage, die ſelbſt objektive Ausländer ſo oft an uns richten: Wie ſtellt ſich der Nationalſozialismus zur Weltwirtſchaft? Kann und will er eine auf den Wiederaufbau des Welthandels gerich⸗ tete Politik mitmachen? Ich ſcheue mich nicht vor einer offenen Antwort. Der Nationalſozialismus ſieht in gere⸗ gelten Wirtſchaftsbeziehungen der Böl⸗ ker unkereinander einen weſenklichen und unentbehrlichen Kulturfaktor und iſt deshalb bereit und gewillt, das Sei⸗ nige zum Wiederaufbau des Welthan⸗ dels beizutragen. Deshalb erkennt das nationalſozialiſtiſche Deutſchland ſeine Auslandsſchuldenverpflich⸗ tungen, obwohl ſie in ihrer jetzt noch vor⸗ handenen Höhe ausſchließlich reparationsbe⸗ dingt ſind, als bindend an. Der Nationalſo⸗ zialismus lehnt aber die Erfüllungspolitik um jeden Preis, mit der frühere Regierun⸗ gen Deutſchland an den Rand des Bolſche⸗ wismus gebracht haben, auch auf wirt⸗ ſchaftlichem Gebiet ſtrikt und kompromislos ab. seit Verſailles gibt es keine Weltwirk⸗ ſchaft im Sinne der Vorkriegszeit mehr. In der letzten Jeit ſcheint ſich eine Wandlung im Geiſte der europäiſchen Politik anzubah⸗ nen. Das gibt die Hoffnung, daß in abſeh⸗ barer Zeil dem Friedensdiktat von Verſail⸗ les endlich ein wirklicher Friede folgen wird. Wenn ſich aber dieſe Hoffnung bewahrhei⸗ tel. dann nehme ich das gegenwärkige Chaos in den inkernakionalen Wirlſchaftsbeziehun⸗ gen nicht mehr kragiſch. Die deulſche Inlandskonſunktur verlockt leider manche Induſtriebetriebe zur Vernachläſſigung des Auslandsexports. Ohne die Leiſtung des deutſchen Induſtriel⸗ len verkleinern zu wollen, möchte ich doch hier nachdrücklich auf die Pflichten aufmerk⸗ ſam machen, die dem deutſchen Unternehmer aus den Anſtrengungen erwachſen, die der Staat für ihn macht. Der Nationalſozialis⸗ mus wünſcht gleiche Anſtrengungen eines jeden nach ſeiner Kraft, nicht aber Privile⸗ ienwirtſchaft. N l Helfen Sie alle mit, daß ungeſlörke wirk⸗ ſchaftliche Arbeit wieder einzieht in die Welt zum Segen der Völker! In kurzen Worten Reichsbankpräſident Dr. Schacht hielt auf der Leipziger Meſſe eine große Rede über Deutſchlands Stellung in der Weltwirtſchaft. Der engliſche Außenminiſter Simon wird auf ſeinem Beſuch in Berlin von Lordſiegel⸗ bewahrer Eden begleitet ſein. Die Haushaltsvoranſchläge für das eng⸗ liſche Heer ſehen Mehrausgaben in Höhe von 47,4 Millionen RM gegenüber dem Vorjahr vor. Die ungariſche Regierung Gömbös erfuhr durch Neubeſetzung des Innen- und des Handelsminiſteriums eine Umbildung. Die Kämpfe der griechiſchen Regierungs⸗ truppen gegen die Aufſtändiſchen dauerken an. Vor dem englischen Veſuch Lordſiegelbewahrer Eden begleitet den Außenminiſter Simon. London, 5. März. Es iſt nunmehr entſchieden worden, daß der engliſche Außenminiſter Simon auf ſeiner Reiſe nach Berlin von Lord- ſiegelbewahrer Eden begleitet werden wird. Da Simon am kommenden Sonntag wie— der nach London zurückkehrt, wird er bei der großen Ausſprache anweſend ſein können, die am Montag, dem 11. März, im Unter— haus über Wehrfragen des britiſchen Rei— ches ſtattfindet. Die Hauptſprecher für die Regierung werden der ſtellvertretende Mi— niſterpräſident Baldwin und Außenminikter Simon ſein. Das rheiniſche Oberpräſidium on Löninck in den einſtweiligen Ruheſtand verſehzt. Berlin. 5. März. Der preußiſche Miniſterpräſident Göring hat den Oberpräſidenten der Rheinprovinz. Freiherrn von Lüninck, auf ſeinen Ankrag in den einſtweiligen Ruheſtand verſetzt. Mil der kommiſſariſchen Verwaltung der Stelle des Oberpräſidenken der Rheinprovinz hal Miniſterpräſident Göring den Gauleiter Terboven⸗Eſſen beauftragt. Wie der Amtliche Preußiſche Preſſedienſt mitteilt, hat der preußiſche Miniſterpräſident Göring an Freiherrn von Lüninck, der dem Preußiſchen Staatsrat weiter an! hört, folgendes Schreiben gerichtet:. „Ihre Verſetzung in den einſtweiligen Ruheſtand, die ich auf Ihren Antrag durch die beiliegende Urkunde vollzogen habe, gibt mir Anlaß, dankbar die Dienſte anzuerken⸗ nen, die Sie als Oberpräſident der Rhein. provinz dem Staate geleiſtet haben. Es war keine leichte Aufgabe, die Sie übernommen haben, als ich Sie in der erſten Zeit des Auf⸗ baues des nationalſozialiſtiſchen Staates an die Spitze der Rheinprovinz ſtellte. Dan! Ihrer hervorragenden Kenntniſſe in Wirt— ſchaft und Verwaltung iſt es Ihnen jedock gelungen, den Ihnen zugeſtellten Aufgaben in vollem Umfange gerechtzuwerden und die Geſchicke der Ihnen anvertrauten Provin; zielſicher und mit beſtem Erfolge zu lenken Ihnen dafür den Dank der Staatsregierung auszuſprechen, iſt mir eir aufrichtiges Bedürfnis. Für die Zukunft be— gleiten Sie meine aufrichtigen guten Wün— ſche.“ Englands Nüſtungen Ein Weißbuch„Ueber die Verteidigung.“ London. 5. März. Zur Vorbereitung der großen Weltreich wehrdebakte, die am 11. März im Anſchluf an die Veröffenklichung der militäriſchen Haushaltsvoranſchläge im Unterhaus ftatt. finden wird, hat die engliſche Regierung den ungewöhnlichen Schritt unkernommen, dem Unterhauſe ein Weißbuch„Ueber die Verkei⸗ digung“ vorzulegen. In dieſem Weißbuch ſind die Grundſätze der engliſchen Wehrpolitik und die Beweg— gründe für die Aufrüſtung Englands nieder— gelegt. Es iſt in ſechs Kapitel eingeteilt, von denen das erſte eine allgemeine Erklärung über die engliſche Friedenspolitik enthält. Das zweite enthält einen Hinweis auf die Beſchwerde„einſeitiger Abrüſtung“ Eng— lands, das dritte eine Schilderung über den Fehlſchlag der Abrüſtungsverhandlungen, die internationale Entwicklung im vergan— genen Jahr und das„Wiederaufrü⸗ ſten“ Deutſchlands. Im vierten, fünf— ten und ſechſten Kapitel werden die eng⸗ liſchen Aufrüſtungsmaßnahmen zu Lande, zu Waſſer und in der Luft beleuchte!, und begründet. Der Aulſtand in Griechenland Erbilterte Kämpfe.— Erfolge der Regie- rungskruppen. Alhen, 5. März. Ganz kerela, Teile Thraziens und Südoſt⸗ Mazedoniens mit den Skädten Kawalg und Drama ſind in den händen der Auffſtändi⸗ ſchen. Militäriſche Verſtärkungen nach Sa⸗ loniki ſind von Athen aus abgegangen. In Thrazien greift der regierungstreue General Gialiſtras die Auffſtändiſchen an. Das weitere Vordringen der Rebellen bei Drama wird non Kavallerie aus Saloniki preußiſchen N aufgehalten. Nach dem Eintreffen weiterer Regierungstruppen wird ein 8 allgemeiner Angriff eröffnet werden. Die Regierung glaubt an den endgültigen Sieg, da ſie über eine Uebermacht an Truppen und eine beſſere militäriſchen Ausrüſtung ihrer Streitkräfte verfügt. Die Stadt Serres wurde von Regierungs⸗ truppen eingenommen. Die aufſtändiſchen Schiffe werden erneut mit Bomben belegt. An der Aktion nehmen 22 Regierungsflugzeuge teil. Bei dem Fliegerangriff am Sonntag ſoll auch das Haus von Venizelos auf Kreta von Bomben getroffen worden ſein. Alle Leuchttürme an der makedoniſchen Küſte hat⸗ ten ihr Feuer in der letzten Nacht gelöſcht, um die Fahrzuge der Aufſtändiſchen in Ver— wirrung zu bringen. Der Hafen von Salo— niki blieb für alle Schiffe die ganze Nacht geſchloſſen. Die Preiſe für deutſche Eier Nochmalige Herabſetzung. Berlin. 4. März. Vie Preiſe für deutſche Eier werden noch⸗ mals um einen halben Pfennig geſenkt. Der Erzeugerpreis wird durchſchnittlich auf 1,10 RM für das Kilogramm deutſche Eier feſt⸗ geſetzt. Die Einkaufspreiſe des Großhandels (Preisfeſtſetzung des Reichskommiſſars) bei waggonweiſem Bezug betragen bei der Gü— tegruppe 1: für die Klaſſe S 9 Pfg., Klaſſe A 8,5 Pfg., Klaſſe Be8 Pfg., Klaſſe C 778 Pfg., Klaſſe D 7 Pfg. Es iſt damit zu rech⸗ nen, daß die Verbraucherpreiſ⸗ ungefähr um 2 Pfg. über dieſen Großhan— delspreiſen liegen, ſobald im Laufe der näch⸗ ſten Wochen die bei den Kleinhändlern noch vorhandenen alten Vorräte abgeſetzt ſind. Mit dieſer Preisherabſetzung ſind die Eier— preiſe auf dem niedrigſten Preisſtand des Vorjahres angelangt. Auch in dieſem Jahre wird eine weitere Preisherabſetzung nicht mehr erfolgen. Ein neues Kabinett Gömbös Ambildung der ungariſchen Regierung. Budapeſt, 5. März. Das Ungariſche Telegraphenamt Cor— reſpondenz-Büro meldet amtlich: Die Mit— glieder der Regierung verſammelten ſich zu einem Miniſterrat. Das Kabinett beſchloß auf Antrag des Miniſterpräſidenten Julius von Gömbös den Rücktritt der Re— gierung Den Veſchluß des Miniſter— rats brachte Miniſterpräſident Gömbös un— verzüglich dem Reichsverweſer zur Kennt— nis, der den Rücktritt annahm und gleich⸗ zeitig mit der Bildung des neuen Kabinetts den bisherigen Miniſterpräſidenten Gömbös betraute. Der deſignierte Miniſterpräſident nahm ſofort die Beratungen zur Bildung der neuen Regierung auf. Die Regierung wurde, wie es in der amt— lichen Mitteilung weiter heißt, zum Rück— tritt„von der Abſicht bewogen, der im Ver— lauf der jüngſten Monate künſtlich angefach⸗ ten politiſchen Unruhe und der infolgedeſſen entſtandenen politiſchen Unſicherheit, die ſich ſowohl in den außen- wie in den innerpoli— tiſchen Intereſſen des Landes nachteilig gei⸗ tend machte, ein Ende zu ſetzen. Gleichzei⸗ tig ſollte Gelegenheit geboten werden, daß die neue Regierung, im Beſitze des Ver— trauens des Staatsoberhauptes. die zum Beſten des Landes ſö notwendige einheit— liche Linienführung in den außenpolitiſcher wie den inneren Problemen ſichere.“ Politiſches Allerlei Berlin. Eine Gruppe von 60 polniſchen Profeſſoren und Studenten der Techniſchen Hochſchule in Warſchau traf Sonntag mor⸗ gen zu einem mehrtägigen Aufenthalt in Ber— lin ein. mmiſſar Gaulei Reichsminiſter ————— Aloiſi über den Führer Eine Unterredung mit dem Vorſitzenden des Dreierausſchuſſes. Saarbrücken, 4. März. Der Voxſitzende des Dreierausſchuſſes, Baron Aloiſi, hat dem Hauptſchriftleiter der „Saarbrücker Zeitung“ eine Unterredung gewährt. Ueber die Eindrücke ſeines Zu⸗ ſammentreffens mit dem Führer und Reichskanzler äußerte Baron Aloiſi ſich fol⸗ gendermaßen: „Ich hatte bereits die Ehre, den Führer bei ſeinem Beſuch in Venedig kennenzuler⸗ nen. Auch diesmal war ich ſehr beeindruckt von der ſehr herzlichen und liebenswürdigen Art, in der er die Unterhaltung führte. Es war mehr als eine große und ſchöne Geſte, als er auf dem Balkon des Rathauſes, von den begeiſterten Huldigungen der Menſchen begrüßt. mich aufforderte, mich neben ihn auf den Balkon zu begeben.“ Weiter erklärte Aloiſi:„Ich habe mich im Saargebiet, das ich im ſchönſten Feſtkleide ſah, davon überzeugen können, daß das, was wir in der Saarfrage beſchloſſen, das Rich⸗ tige war. Ich ſchätze dieſe nachträgliche Beſtätigung umſo höher ein, als es für uns Diplomaten nur ſehr ſelten möglich iſt, ſo ſchnell und ſicher wie in dieſem Falle den Erfolg unſerer Bemühungen feſtzuſtellen.“ Baron Aloiſi wurde ſodann gefragt, welche Wirkungen nach ſeiner Auffaſſung dieſe Erledigung der Saarfrage auf die eu— ropäiſche Politik haben werde. Hierauf ant— wortete er:„Wir haben an dieſem Schul- beiſpiel geſehen, daß es durchaus möglich iſt, Probleme von noch ſo ſchwerwiegender und delikater Natur bei allſeitigem guten Willen einer glücklichen Löſung entgegenzuführen.“ Die neue Saarregierung Saarbrücken, 4. März. Die neue Saarregierung hat ihre Arbeit aufgenommen. Sie ſetzt ſich folgendermaßen zuſammen: Regierungschef Gauleiter Joſeph Bürckel; Stellvertretender Regierungschef Regie— rungspräſident Jung; Abteilung 1 A: Jung; Abteilung 1 B: Barth, Kommunalauf— ſicht, Bauten und Wirtſchaftsabteilung; Abteilung 1 C: Nietmann, Arbeit, Ar— beitsbeſchaffung, Landwirtſchaft, Gewerbe— aufſicht, Veierinärweſen, ferner Leiter der Zweigſtelle des Landesarbeitsamtes: Abteilung 2: Dr. Obbe, Provinzialanſtalt, Landesfürſorgeverband: Abteilung 3: Wambsganß, Schulweſen; Abteilung 4: Binder, Oberverſicherungs⸗ aufſicht. Verſorgungsgericht, Dienſtkammer— gericht. Zuzugſperre für die Saar Schutz der ſaarländiſchen Arbeitsplätze. Berlin. 4. März. Um die Arbeitsloſigkeit im Saarland mög⸗ lichſt nachdrücklich bekämpfen und dazu vor allem die Arbeitsplätze in den Betrieben des Saarlandes heranziehen zu können, hat der Präſident der Reichsanſtalt für Arbeits- vermittlung und Arbeitsloſenverſicherung auf Grund des Geſetzes zur Regelung des Arbeitseinſatzes eine Zuzugsſperre ver— fügt. Danach dürfen Perſonen, die am 1. März 1935 im Saarland keinen Wohnſitz hatten, innerhalb des Saarlandes als Arbei ter und Angeſtellte nur mit vorheriger Zu⸗ ſtimmung des für die Arbeitsſtelle zuſtän⸗ digen Arbeitsamtes eingeſtellt werden. Eine Zuſtimmung wird nur in beſonderen Aus— nahmefällen erteilt. Die Beſchäftigung von aus dem übrigen Reichsgebiet nach dem 28. Februar 1935 zugezogenen Arbeitern und Angeſtellten wird ſtrafrechtlich verfolgt und hat außerdem für alle Beteiligten er⸗ hebliche wirtſchaftliche Nachteile zur Folge. et Bürckel im freien Saarbrücken: links Dr. Frick. 5 79 Leinzige Starker Beſuch u a lüſſe. i deipzig, 5. März. Auf der großen Frühjahrsſchau des deut⸗ ſchen Volksfleißes, der Leipzigee Frühjahrsmeſſe 1935, iſt faſt jeder Stand beſetzt. Der Meſſeſonntag brachte bereits auf vielen Gebieten 5 ganz bekrächkliche Abſchlüſſe. Im einzelnen iſt feſtzuſtellen, daß gute Reiſe⸗ und Kraftwagenkoffer viel gefragt ſind. Auch Spielwaren in guter Ausſtattung wurden bereits in ganz anſehnlichen Men. gen beſtellt. Geräte und Gegenſtände für den Hausbedarf ſind ſehr viel gefragt und dieſe Nachfrage erſtreckt ſich nicht nur auf Einrich⸗ tungsgegenſtände, ſandern auch auf Ge— brauchsgegenſtände im weiteren Ausmaß. Wie immer bringt die Meſſe eine Reihe von Sonderausſtellungen im Rahmen einzelner Gebiete. So hat das deutſche Gasfach eine Betriebsmuſterſchau eingerichtet. Holz hat ebenfalls eine Son⸗ derſchau, bei der aller Verwendungsmöglich⸗ keiten des Holzes gedacht iſt und bei der eine Bonbonniere mit „Konfekt aus Holz“, alſo Erzeugniſſe der Holzverzuckerung, be— ſonders auffällt. Im Ringmeßhaus befindet ſich die Werbeſtelle der Deutſchen Ar⸗ beitsfront mit ihren weitläufigen Ein. richtungen, hauptſächlich bei der Stellenver⸗ mittlung in den Berufen der kaufmänni— ſchen und techniſchen Angeſtellten. Aus dem Auslande waren zahlreiche In. kereſſenten erſchienen, ſo aus Holland, der Schweiz. den Nordſtagten, England und Ungarn. Es befinden ſich darunker Verlre— ker großer Konzerne, die keilweiſe Probebe. ſtellungen aufgeben. Die Ausſteller ſind je. denfalls mit dieſer Entwicklung ſehr zufrie⸗ den, weil ſich erwarten läßt, daß die geſchäft. lichen Ergebniſſe in den nächſten Tagen wei tere Jortſchritte aufweiſen werden. Auf der großen Techniſchen Meſſe und Vaumeſſe erreichte der Beſucherſtron: eine faſt beängſtigende Größe. gchweres Lawinenunglück Rom, 5. März. Wie aus Aoſta gemeldet wird, wurden drei Studenten aus Florenz und zwei Trä⸗ ger. die ſich auf dem Wege von Valtournan—⸗ che nach Breuil befanden, im Cervino Ta von einer rieſigen Lawine verſchükket. Alle fünf wurden getötet. Drei weilere Studen. ken und zwei Studentinnen konnken ſich rechtzeitig in Sicherheit bringen. Den zur Bergung der Verunglückten herbeigerufenen Führern, Carabinierſ und Soldaten gelang es, die Leiche des einen Trägers freizule Eine Nede Lavals Franzöſiſch⸗italieniſche Freundſchaftsfeier. Paris. 4. März. Den von Muſſolini und Laval unterzeich⸗ geten Abkommen galt ein Feſteſſen, das in Paris unter dem Vorſitz des franzöſiſchen Außenminiſters ſtattfand. Hauptmann Ma- rabini, der Führer der in Frankreich woh⸗ nenden Garibaldiner, erklärte u. a., Muſſo⸗ lini und Laval ſeien die großen Staatsmän⸗ ner, die zwiſchen dem Frankreich der Front kämpfer und dem Italien der Frontkämpfer die Bande wiederhergeſtellt hätten, die in einem Augenblick der Blindheit und des Wahnſinns nach dem Kriege zerriſſen wor⸗ den ſeien. Der franzöſiſche Penſionsminiſter überreichte dem Hauptmann Marabini die Offiziersroſette der Ehrenlegion. Der franzöſiſche Außenminiſter Laval feierte in einer längeren Anſprache die Be⸗ deutung der römiſchen Abkommen und die Waffentaten der Garibaldiner in Frank⸗ reich. Er erinnerte daran, wie er als Nach⸗ folger Barthous die franzöſiſch⸗italieniſche Freundſchaft wiederhergeſtellt habe. Nach dem Marſeiller Anſchlag hätten ſchwere Wol⸗ ken den Horizont bedeckt. Die Atmoſphäre war drohend. Außerdem ſchwebte die Saarfrage. Laval erklärte, daß er die dramatiſchen Minuten, die er damals in Genf erlebt habe, nie vergeſſen werde. Frankreich müſſe England, Italien, Holland und Schweden ſtets dafür Dank wiſſen, daß ſie internationale Streitkräfte anſtelle fran⸗ zöſiſcher Streitkräfte eingeſetzt hätten und auf dieſe Weiſe das Geſpenſt des Krieges ge— bannt hätten. Hinſichtlich des Saarproblems dürfte nichts zwiſchen den beiden großen Völkern, die ſich ſo oft im Laufe der Jahr⸗ hunderte gemeſſen hätten, vorfallen. Ebenſo⸗ wenig dürfte in Mitteleuropa Unordnung eintreten. Der Friede ſei noch nicht feſt be⸗ gründet. Zwei Pakte ſeien geplant: der mit⸗ teleuropäiſche Pakt und der Oſtpakt. Die Verhandlungen um dieſe Pakte würden wahrſcheinlich ſchwierig ſein. Aber ſeit Rom und ſeit London beſtehe größere Hornung auf ihre Verwirklichung. Wettervorherſage: Da der Druckanſtieg über Mitteleuropa an⸗ hält und umfangreiche Kaltluftmaſſen von Skandinavien her nach Deutſchland vorge⸗ ſtoßen ſind, hält die kalte Witterung zunächſt an. Bei öſtlichen bis nordöſtlichen Winden zeitweilige Aufheiterung, nur noch örtliche Schneefälle; Temperaturen weiterhin um Null, Nachtfröſte. ſondere A Königsberger Fleiſcher und die bornehmlich in Mitteldeutſchland, JFaſtlabend“. ingen, unter den volkstümlichen Luſtbarkei⸗ en eine Rolle ſpielt Schon wochenlang vor— ber ſingen die Kinder: D. A. II. 35 1185 Zu ee 1 5 in mittelalterlichen Zeiten iz zahlreichen größeren Städten be⸗ rungen ſtatt. Die aufgeführ⸗ ten Stücke waren ſämtlich von unbändiger Ausgelaſſenheit und über alle Stränge ſchla⸗ gender Komik. Komik bedeutete in dieſem Falle freilich nach unſeren heutigen Begriffen meiſt mehr Roheit als Witz. Die Faſtnacht⸗ ſtücke waren durchweg Luſtſpiele, und zwar ein⸗ aktige, wenn man überhaupt von ſolchen Ein⸗ leitungen ſprechen darf bei Stücken, die ſich aun leine Ordnung banden, ja nicht einmal an eine feſte Bühne; denn die Aufführungen fanden überall ſtatt, im Wirtshauſe, auch in Bürgerhäuſern, kurz es war eine Art Thea⸗ ter im Umherziehen. Jeder Stoff, der zur tollſten Luſtigkeit Anlaß bot war willkommen. Alle Stände wurden verſpottet. Durch feſerliche Faſtnachtsumzüge mit ungeheuren Bratwürſten zeichneten ſich die Nürnberger Metzger aus. Die Faſtnachtsmummereien, die in Riirnberg üblich waren, Schönbartlaufen geheißen, hatten ihren Namen von dem alten Worte„Schönbart“ oder Scheinbart, das eine Larve bezeichnete. Vor dem Zuge ſchrit⸗ ten einige Verlarvte in Narrenkleidern, die, mit Kolben und Peitſchen in der Hand, Platz machten. Ihnen folgte bisweilen ein Mann im Narrenkleide, der aus einem großen Sacke Nüſſe unter die Kinder warf. Hinter dieſem ritt ein anderer mit einem Korbe, in dem ſich Eier befanden; mit dieſen mit Roſenwal— ſer gefüllten Eiern bewarf er die Frauen, die ſich auf der Straße oder an den Fen⸗ ſter blicken ließen. Den Zug ſchloß eine Ma⸗ ſchine mit künſtlichem Feuerwerk, die vor dem Rathauſe angezündet oder auch manchmal er⸗ ſtürmt und verbrannt wurde. Sie ſtellte bald einen Turm dar, bald einen Drachen, einen Teufel, eine Krone mit allerlei Narrenwerk, bald eine Kanone, aus der man böſe Wei⸗ ber ſchoß, einen Vogelherd, auf welchem Nar⸗ ren und Rärrinnen gefangen wurden, eine Galeere mit Mönchen und Nonnen uſw. Solche Maſchinen nannte man„Die Hölle“. Oft gab man an Faſtnacht ein Turnier oder ein Geſellenſtechen auf Rennſchlitten. Im Jahre 1539 wurde in Rürnberg ein ſolches Feſt, nachdem es fünfzehn Jahre lang nicht abge— halten worden war, ganz beſonders prächtig begangen. Es beteiligten ſich daran 135 Pa⸗ trizier, die in Atlas gekleidet waren und gol⸗ dene Flügel auf weißen Hüten trugen, 49 andere waren als Teufel vermummt. Die Hölle ſtellte ein Schiff auf Rädern vor. 1 Wenns Faſtlabend wird Jafinacht und Aſchermittwoch auf dem Lande. Nach altüberlieferter Regel wird der flug zu Martini in den Stall, zu Faſtnacht aus dem Stall gezogen. Einſtmals ging die— er Auszug mit einer gewiſſen Feierlichkeit vor ſich, die dem Pflug als dem älteſten und ehrwürdigſten Kulturgerät galt; doch iſt dieſe Ueberlieferung heute ſtark verblichen und hat ſich nur vereinzelt noch in Weſt⸗ ſalen und Niederſachſen erhalten. Man— nigfaltigen alten Faſtnachtsſitten heiterer Art begegnet man noch jetzt auf dem Lande, wo der zumal in Heſſen und Thü⸗ „Wenn's Faſtlabend wird, wenn's Faſtl⸗ 5 abend wird, 5 N ö 0 N RON, N B Urheberrechtsschutz: Fünk Türme-Verlag, Halle(Saale) Vergebens ſuchten aller Augen waſſerwärts. Von Fritz Holſten war nichts mehr zu ſehen und das zweite Boot hatte die Dunkelheit verſchluckt; keiner wußte, welchen Kurs es genommen. „Entkommen!“ knirſchte der Leutnant wütend. Fritz Holſten iſt tot“, ſetzte er dumpf hinzu. 195 Ueberwältigt von der ewigen Majeſtät des Todes nahmen die Leute ihre Mützen ab, ſenkten den Kopf. Ihre Lippen ſprachen ein ſtilles Gebet für den toten Kameraden. Nun zur Mühle— ſchlimme Botſchaft für den Müller!, 1 dachte Heemſtede. „Unſer Boot iſt fort“, ſagte einer der 1 i „Der Holſtenmüller gibt uns ein anderes. Folgt mir!“ befahl der Leutnant. Es war nicht leicht, einen Weg zur Mühle zu bahnen; ſie waren weit abgetrieben worden und mußten ſich durch Schlamm und Geſtrüpp am Ufer entlang vorwärtsarbeiten. Doch das rote Licht in der Mühle war ihnen Wegweiſer; ſo gelangten ſie hin, ſtiegen die Stufen hinauf. Heemſtede pochte dreimal in kurzen Abſtänden auf be⸗ ſtimmte Art. Nach geraumer Zeit tappten ſchwere Schritte über Holzboden, kamen ſchlürfend näher. Ein Männer⸗ kopf, mit der Zipfelmütze bedeckt, wurde an der Luke ſichtbar. „Wer dort?“ klang eine brummige Stimme. „Heemſtede— macht auf, Holſtenmüller!“ Eilig ſchloß der Holſtenmüller die Luke, zog die Bein⸗ leider über, ſchlüpfte in die Pantinen, zündete ein Talg⸗ licht an, trat zur Tür. Da tanzt meine Mutter, da tanzt mein a Mutter In ihrem bunten Rock.“ Gibt's doch an Faſtnacht„Kräppel“ mit Ha⸗ gelzucker beſtreut, und auch der Minderbe⸗ mittelte macht es möglich, daß an dieſem Tage ein Fleiſchgericht auf den Tiſch kommt. chon am frühen Morgen beginnt das Necken und Hänſeln denn neben dem erſten April gilt Faſtnacht als derjenige Tag, an dem das Necken Recht und Pflicht iſt. Da nennt die Magd den Knecht einen„Faſt⸗ nachtsnarren“ ehe er ſich deſſen verſieht; da kommen die Nachbarskinder, um ſich die „Schlittenſchmiede“ auszuleihen und in der Apotheke ſprechen ſcheinheilige kleine Leute vor und fordern von dem erſtaunten Apo⸗ theker Heilmittel, die der Doktor ſonſt nicht verſchreibt: Mückenfett, Zwirnſamentee oder Apothekerſchweiß. Und welch' eine Freude für jung und alt, wenn das„Ni⸗ ſteln“ beginnt, ein Faſtnachtsbrauch, der allein noch im ſüdlichen Thüringen heimiſch iſt und der in gleicher Weiſe freundlichem Ernſt und luſtigem Schabernack dient. Der geſtrenge Herr Lehrer aber kann ſich die Art, wie ſeine Schüler bei ihm„niſteln“, ſchon gefallen laſſen: Nach dem Mittagläuten ſieht man eine kleine Abordnung von Jun- gen und Mädeln in ihrem beſten Staat zum Schulhaus wandern, in den ſauber ge⸗ waſchenen Händen Würſte, Schinken und eine fette Gans. Der Beſchenkte dankt mit einem herkömmlichen Spruch und lädt die Sendboten auf den Nachmittag zu Kaffee und Kuchen ins Schulhaus. In anderen Ge— genden iſt das Niſteln zum Hänſeln gewor⸗ den. Sobald die Bäuerin gewahr wird, daß im Nachbarhaus das Mittageſſen auf dem Feuer ſteht, ſchleicht ſie ſich heimlich in die Küche, rafft den Topf vom Herde, beſtreut den Boden mit Aſche und Sägeſpänen und entweicht mit ihrem Raube. Die erſchrockene Beſitzerin aber kann lange nach dem ent— führten Suppentopf ſuchen und braucht um Spott und Neckereien nicht zu ſorgen. In früheren Zeiten wurde Faſtnacht auf dem Lande feſtlicher und allgemeiner ge— feiert In den Dörfern verauſtalteten ver— mummte junge Burſchen fröhliche Umzüge; voran ſchritt der„Erbsbär“, ein völlig in trockenes Erbsſtroh gehüllter Burſche, den ein anderer, der als flowakiſcher Bärenfüh⸗ rer verkleidet war, an einer Kette zu jedem Haus führte,„wo ein Pflug aus dem Tore ging“, das heißt zu jedem Bauernhof Dort machte der Bär unter dem Jubel der Dorf— jugend ſeine Sprünge und Kapriolen, ſein Führer heimſte dafür Gaben an Geld, Eiern und Speck ein, die ein dritter auf einem mitgeführten Schiebkarren barg, während ein vierter, als Harlekin—„Pojatz“(Ba⸗ jazzo) genannt— mit der Nartenvritſche Schläge an die gaffende Menge austeilte. In den Landſtädten fanden Umzüge der Handwerker ſtatt, ſonderlich der Schmiede, Böttcher und Stellmacher. Der Altgeſeile der Schmiede betro“ die Häuser Hono— katioren“, in der einen Hand den Schmiede. hammer mit langem Stiel, und bezrüßte die im Flur ſich ſammelnden Hausberzohner mil folgende Struch: „Jetzt kommt der Schmied geſchritten, Hätt der ein Pferd, ſo käm' er geritten, Häd' er ein' Wagen, ſo käm' er gefahren: Doch da wir das nicht haben, müſſen zu Fuß wir hertraben. Unſere lieben Alten haben's ſo gehalten, Haben uns befohlen, die Faſtnachtswurſt zu holen, kleinſten, keine von den größten, Aber eine von den allerbeſten!“ Keine von den Bald erſchien die Wurſt, deren„Bändſel“ der Geſelle dankend auf den Hammerſtiel ſchob, an dem ſchon viele hingen, aber im⸗ mer noch welche Platz hatten. N In der Goldenen Aue zogen die Kinder von Haus zu Haus, ſammelten Eßwaren und Geld und ſangen dazu vor den Türen; „Roſen rot, Roſen rot, zwei auf einem Stengel, 5 Der Herr iſt gut, der Herr iſt ſchön, Ma⸗ dam iſt ein Engel!“ Eine eigenartige Faſtnachtfeier beſtand bis vor wenigen Jahrzehnten— bis zur Ein⸗ führung der Dreſchmaſchine— in den rei⸗ chen Bauerndörfern am Kuyffhäuſer. Am Faſtnachtstage beendigten die zu einer„Dre— ſchergilde“ vereinigten Dreſcher der Gegend, die den Winter über das Korn der Groß bauern ausgedroſchen hatten, ihre Arbeit und marſchierten dann in geſchloſſenem Zuge, jeder einen Dreſchflegel auf der Schul ter, an dem ein Gänſefittich, der ſogenannte „Flederwiſch“, befeſtigt war, zu den einzel nen Höfen. Der Gildemeiſter hielt eine lau— nige Anſprache, die mit einem Vivat auf den Bauern ſchloß, worauf zwei Dreſcher mit der Innungslade vortraten, einem geräu⸗ migen Kaſten mit einem Einwurf, in den der Hofbeſitzer ein Gold⸗ oder Silberſtüch gleiten ließ. Auf den Faſtnachtsrauſch folgt die Er⸗ nüchterung, auf den Jubel die Buße in Sack und Aſche, der Aſcher mittwoch. In der katholiſchen Kirche werden an dieſem Tage die geweihten Palmen des Vorjahres verbrannt und der Prieſter ſtreute die Aſche unter die kniende Menge mit den Worten: „Gedenke daran, daß du Aſche biſt und wie⸗ der zu Aſche werden wirſt.“ Vor dieſem Vorgang ſchreibt es ſich wohl her, daß in einzelnen Gegenden Heſſens die Kinder noch heute mit drei zu einem ſogenannten „Friſchegrün“ zuſammengefundenen Wei— dengerten in der Frühe des Aſchermittwochs in die Häuſer ihrer Freunde eilen und dieſe mit fröhlichem Rutenſtreichen aus dem Bett ſcheuchen unter dem Vorgeben, ſie wollten ihnen„die Aſche abkehren“. Auf dem Thü⸗ ringer Wald aber knüpft der Hausvater am Aſchermittwoch ein friſch gedrehtes Hanfſeil an den eiſernen Ring der Haustür zum Schutz gegen„Mord, Hunger und böſe Zeit“, ein Brauch, der wohl weniger auf chriſtliche als auf altgermaniſche Vorſtellungen zurück— weiſt. Warum verſtärkter Geſpinſtpflanzenanbau! Während wir uns im Rahmen der Erzeu⸗ gungsſchlacht bei den meiſten Kulturpflanzen bemühen, unter Beibehaltung der bisherigen Anbaufläche höhere Erträge von der Flächen⸗ einheit zu gewinnen, erſtreben wir bei den Geſpinſtpflanzen außerdem noch eine Erweiterung der Anbaufläche. Dies iſt unbedingt notwendig, weil wir gerade auf dieſem Gebiete noch weitgehend auf aus⸗ ländiſche Erzeugniſſe angewieſen ſind. Im Jahre 1933 wurden an Flachs, Hanf, Jute u. dgl.— alſo ohne Wolle und Baumwolle— über 2,1 Mill. dz im Werte von 65,6 Mill. RM eingeführt. Allein für 178 000 dz Flachs und Flachswerg gingen da⸗— mals 10,6 Mill. RM ins Ausland. Aehnlich lagen die Verhältniſſe im letzten Jahr. Für die eingeführten Produkte gehen uns aber De— viſen verloren, die wir an anderer Stelle nutz⸗ bringender verwerten könnten. Dieſe Einfuhr iſt um ſo bedauerlicher, als unſere Landwirtſchaft zweifellos in der Lage iſt, die notwendigen Mengen an Flachs und Hanf ſelbſt zu erzeugen. Eine geringe Anbau— ſteigerung infolge der Anbauprämien und der Werbung des Reichsnährſtandes konnte bereits im letzten Jahre beobachtet werden. Während 1933 nur etwa 4900 ha Flachs und 210 ha Hanf geerntet wurden, waren es 1934 ſchöon oo ha Flachs und 366 ha Hanf, alſo bei Flachs eine Steigerung um etwa 0 Prozent. Dies genügt aber längſt nicht. Schon im nächſten Jahre ſollen mindeſtens 30 000 ha mit Flachs und 5000 ha mit Hanf beſtellt werden, für Flachs alſo eine flächen⸗ mäßige Steigerung um rund 350 Prozent. 70 157000 0 P e575 107 es 1870 Aan Les velden? So fuss es welden Le War es 1880 Rein landwirtſchaftlich betrachtet, iſt dies durchaus möglich, bebauten unſere Urgroß⸗ eltern doch etwa eine Viertel Mil ⸗ lion ha mit Flachs und mehr als 20 000 ha mit Hanf, ſo daß damals ſogar noch Flachs und Leinen ausgeführt werden konnten. Auch ein die Fruchtfolge laſſen ſich dieſe Pflan- zen nit Vorteil einreihen, da ſie eine gute Vor⸗ frucht für wertvolle Getreidearten bilden und die geſamte Ackerkultur henen, ſo daß ſie auch hierdurch an dem Sieg der Erzeugungsſchlacht mithelfen. Befürchtungen hinſichtlich des Abſatzes werden in den nächſten Jahren nicht beſtehen. Waren in dieſer Beziehung auch einige Schwierigkeiten im letzten Jahr vorhanden, ſo ſind ſie durch die Wiederinbetriebnahme alter und die Errichtung neuer Aufbereitungsanſtal⸗ ten beſeitigt, ja das Reich hat ſogar die Ab⸗ nahme von 50 000 ha Flachs und einer weit über 5000 ha liegenden Fläche mit Hanf auf längere Zeit garantiert. Größere Flächen mit Hanf können wegen fehlenden Saatgutes im nächſten Jahre noch nicht beſtellt werden. Weiter wurde die Wirtſchaftlichkeit des An- baues der Faſerpflanzen durch Zuſchüſſe, die das Reich zahlt, geſichert, ſo daß ſich auch in dieſer Hinſicht der Bauer beruhigt dem Ge⸗ ſpinſtpflanzenanbau zuwenden kann. Der Flachs bietet dem Bauern und damit auch der geſamten Volkswirtſchaft noch einen weiteren Vorteil, und zwar durch ſeinen Samen; denn dieſer liefert ent⸗ weder in den Körnern direkt ein ſehr nähr— ſtoff⸗(eiweiß)reiches Futtermittel oder wird erſt entölt und dann in Form der Leinkuchen verfüttert. Durch den ver⸗ mehrten Flachsanbau kann alſo außer der Faſereinfuhr auch die Oel- und Futtermittel⸗ einfuhr verringert werden, wodurch wieder Deviſenerſparniſſe zu erzielen ſind. Und noch eins kommt hinzu. Sowohl der Anbau als auch die Verarbeitung der Geſpinſt⸗ pflanzen erfordern viele Arbeitskräfte. Wenn auch mit einer ſtarken Neueinſtellung von Arbeitskräften in der Landwirt⸗ ſchaft infolge des Flachsbaues nicht gerechnet werden darf, weil ſich der Bauer in dieſer Hinſicht den vorhandenen Arbeitskräften an- paſſen wird, ſo beweiſen aber die im letzten Jahr wieder in Betrieb genommenen Auf— bereitungsanſtalten, daß die induſtriellen Arbeiter neue Tätigkeit und damit wieder Erwerb und Brot gefunden haben und infolge des ſtärkeren Anbaus im kommenden Jahre noch mehr finden werden. Außerdem bedeutet jede Steigerung des inländiſchen Faſeranbaus eine Sicherung der Beſchäftigung der hinſicht⸗ lich der Rohſtoffbeſchaffung vorwiegend aus⸗ landsabhängigen Textilinduſtrie. Während ſo auf der einen Seite der Anbau von Flachs und Hanf unbedingt zu fördern iſt, muß auf der anderen Seite vor dem Anbau von anderen Geſpinſtpflanzen, wie Jukka, Malve uſw., gewarnt werden. Die Technik und Wirtſchaftlichkeit des Anbaus ſind bisher noch nicht ſo weit geklärt, daß die Pflanzen zum Anbau empfohlen werden können. Der Reichsnährſtand prüft dieſe Frage und nard zur gegebenen Zeit darüber berichten. „Der Fritz?!“ I. O. 2 die Gäſte hereinzulaſſen. „Und „Holla! O 40 5 5 „Sturm?“ Franzoſen?“ „Spione...“ Als habe er etwas vergeſſen, trat er ans Bett zurück, rüttelte die Frau an den Schultern. „Steh auf! Heemſtede iſt da...“ „Und der Fritz!“ klang es in freudiger Erwartung. Als der Müller die Haustür aufriegeln wollte, merkte er, daß der Riegel nicht übergelegt war. „Hab' doch ſelbſt verriegelt— will's beſchwören“, mur— melte er kopfſchüttelnd, öffnete die ſchwere Bohlentür, um „Kommt ſpät, Leutnant. Draußen iſt's ſchlimm heut“, hielt er das Licht hoch, um dem Eintretenden die Stufen zu weiſen, und ſah ihren durchnäßten Zuſtand. „Haben ein Bad genommen“, antwortete Heemſtede und ſah an dem Müller vorbei,„ſind umgekippt.“ Verſteht doch auf dem Waſſer umzugehen“, wunderte ſich der Müller und forſchte nach dem Sohn, ließ enttäuſcht die Hand mit dem Leuchter ſinken. „Will erſt die Weiber rufen. Setzt euch an den Kamin, braucht Wärme. Wie kam's mit dem Umkippen?“ „Hm...“ Jeder wartete auf die Erklärung des andern. „Nein, Verrat“, ſagte der Leutnant und wußte: jetzt verſetze ich dem Mann einen Dolchſtoß. Aufmerkend hob der Müller den dicken Kopf; ein ge⸗ fährliches Funkeln kam in ſeine Augen. So ging es wortknapp hin und her. Allen laſtete das Kommende auf der Seele; ſie ſtarrten in den Kamin, wo noch ein paar Funken glommen. Mit ſeinen ſchweren, tapfenden Schritten ging der Holſtenmüller zur Tür, ſtieg die Treppe hinauf, ſchlug mit hartem Knöchel gegen eine Tür: „Antje...“ Eine verſchlafene Antwort kam. Da klopfte er zum andernmal, härter:„Antje! Aufſtehen! Mach Feuer im Kamin!“ Dann kehrte er in die Küche zurück. Wenige Minuten ſpäter. Eine hochgewachſene Frau trat ein. Blick aus. „Wichtiges?“ nant.“ der Magd. „Sorg für Grog und was können's brauchen“, ſagte der Müller, ſah zur Tür, durch die die Magd eintrat. Gegen die mächtige Geſtalt der Müllerin blieb ſie in auffälligem Abſtand. Sie war ſchlank, zierlich, mit dunkel- blonden Haaren und dunklen Augen. Ihre Züge ſchienen viel zu fein für eine Bauernmagd. i Sie grüßte ſtumm und ſah mit blaſſem Geſicht von einem zum andern, als wolle ſie ſich die Geſichter ein, prägen, oder als ſuche ſie jemand. a 6 „Mach Feuer. Hol Waſſer aus dem Brunnen“, ſagte die Müllerin knapp. Sie holte einen Eimer, kam bald zurück, ſchüttete einen Teil des Waſſers in einen Keſſel, legte Späne auf die Funken, ſchichtete Holzſcheite darüber, ſo geſchickt, daß in kurzer Zeit ein luſtiges Feuer praſſelte. Sie tat ihre Arbeit ohne beſondere Eile, geſchickt und ſorgfältig, und keiner merkte, wie geſpannt ſie dem Ge⸗ ſpräch der andern zuhörte und kaum merkbar zuſammen⸗ zuckte, als der Leutnant fragte: „Warum brennt das rote Licht bei Euch, Müller?“ „Licht? Rotes Licht? mit derben Geſichtszügen, wohlgenährt, das Geſicht ernſt, mit einem Mund, der nichts von Lachen weiß, und Augen, die blaß, mit rätſelhaftem Ausdruck, um ſich ſchauten, Ein ſeltſamer Zwieſpalt lag im Ausſehen und im Weſen der mächtigen Frau. Ernſt und würdevoll grüßte ſie den Leutnant mit Handſchlag, nickte den Leuten zu. „Abend, Müllerin“, ſagte Heemſtede und wich ihrem armes! Sind erſchöpft, Wir haben geſchlafen, Leut⸗ „Aber wir haben's brennen ſehen— Leute, nicht wahr?“ rief er den Leuten zu, die eifrig bejahten. Er hatte ſich ihnen zugewandt und ſah zufällig das Geſicht Wie ſah das Mädchen aus! Alles Leben ſchien in ihrem Geſicht erloſchen; ſie ſah eus, als falle ſie um. 4 Fortſetzung ſolgt, 5 0 LIANE Urheberrechtschutz: Fünf Türme-⸗Verlag Halle(Saale). Nachdruck verboten. Aber es wäre ſinnlos geweſen, eine Unterhaltung dar⸗ über zu beginnen. Meredith hätte das nicht verſtanden. Für ihn war der einzige Standpunkt: Geld zu machen. Immer mehr Geld. Macht zu haben, äußere Macht. Von den feineren Dingen des Daſeins wußte er nichts. Joachim von Retzow gönnte ihm alles, das Geld, die Macht, wenn er nur mit dieſer Macht ſich eines nicht hätte kaufen können— ſeine Frau! Schon an der Tür, wandte ſich Meredith um: „Haben Sie Miſtreß Meredith geſehen? Wiſſen Sie, ob ſie für heute abend etwas vor hat!“ „Ich habe für Miſtreß Meredith eine Karte zur Oper in Conventgarden beſorgt.“ „Oper? Was gibt man denn?“ „Ein deutſches Gaſtſpiel, Miſter Meredith. Man gibt „Die Meiſterſinger' von Richard Wagner.“ Merediths Mund verzog ſich ſpöttiſch: „Natürlich, wenn's etwas Deutſches iſt, wird Miſtreß Meredith nicht fehlen. Für andere Dinge hat ſie weniger Zeit. Alſo erledigen Sie die Poſt in meinem Sinne, Retzow.“ * 4 0* Vor den Hotelfenſtern von May⸗Fair war der Lärm Londons. Unaufhörlich blitzte es hinter den ſchweren Spitzenvorhängen auf. Grün, gelb, rot brannten Reklame⸗ lichter an den Häuſerfronten. Stopplampen glimmten, erloſchen, entzündeten ſich neu. Der Schatten der großen Buſſe legte ſich an die Fenſterſcheiben. Die Stadt warf die Brandung ihres Lärms bis an das Hotel heran. Beate ſaß am Schreibtiſch, ein paar Amateurbilder vor ſich. Draußen war London mit all ſeinem Lärm, ſeiner Haſt, ſeinem künſtlichen Leben. Hier drin war für ſie ſchon die Heimat, aus den kleinen Bildern gezaubert: Der Rheln, breit und ruhig und zwiſchen geſegneten Hängen, das tiefe Grün bewaldeter Höhen. Der Schimmer grauen Steins in den alten Burgen. Noch acht Tage London, noch acht Tage große Stadt. Noch acht Tage mit ihrem Mann. Dann konnte ſie heimfahren. Konnte ſie ſich eigentlich nicht freuen? Sie horchte in ſich hinein. War ſie noch nicht durch das Leid allzu zerrieben?— Nein!, ſagte ſie lautlos hinter zuſammengebiſſenen Zähnen. Das eine ſollte er ihr nicht nehmen: die Freude auf die Heimat. Das Warten auf die kurzen Wochen, in denen man zu ſich ſelbſt zurückkehren konnte. Sie wollte nicht an jetzt denken. Sie wollte ſchon ganz in den nächſten Wochen ſein. So verlängerte man ſich die Gnadenfriſt, die das Leben immer wieder ſchenkte. Dieſe vier Wochen allein, fern von Meredith, nur mit ſich ſelbſt und der Heimat— ſie gaben Kraft, immer weiter zu exiſtieren, immer weiter zu ertragen.— Sie mußte an die Sage vom Rieſen Antäus denken. Welche tiefe Weisheit lag darin! Erde war Heimat— und Heimat gab Kraft. Kraft hatte man nötig. Sie hatte nie geglaubt, daß es ſo ſchwer werden würde. Aber ſchwer, oder noch ſchwerer— man hatte ſein Wort gegeben, man mußte dies Wort halten. Sie fuhr auf. Die Tür ging. Meredith kam herein. Auch eine ſeiner Angewohnheiten, ohne jedes Anklopfen in ihr Schlafzimmer zu kommen. Aber ſie hatte es ſich längſt abgewöhnt, ihn in irgend etwas ändern zu wollen. „Wie ſiehſt du denn aus?“ Er war immer mißtrauiſch gegen ſie. Er erwartete immer irgend etwas. Das war, weil ſie immer in einem ſtummen Kampf gegeneinander ſtanden. Ste ſah ihn kühl an:„Wie meinſt du das?“ fragte ſie. „Na, du ſiehſt ſo verſtört aus. Ach ſo!“ Er warf einen Blick auf die Bildchen.„Heimweh?— Deutſche Senti⸗ mentalität, he? Freuſt dich wohl ſchon auf die Idylle in dem kleinen Kaff?“ N Achtung!, ſagte etwas in Beate. Nicht zeigen, wie man wartete!— Er war imſtande und verdarb ihr die Reiſe, nur weil ſie mit allen Faſern ſich ſehnte. „Verſtört? Ich bin nur abgeſpannt. Das viele Hin⸗ und⸗her⸗Reiſen bekommt mir nicht. In den letzten zwei Monaten leben wir ja nur aus dem Koffer. Zeit, daß ich ein bißchen zur Ruhe komme. Wann fährſt du?— Ich möchte meine Abreiſe nach Deutſchland danach einrichten.“ „Du kannſt nicht nach Deutſchland fahren!“ Begte flog auf.„Warum nicht?“ fragte ſie atemlos. Ei ſchmerzbaſter Schreck war in ihren Augen. „Ich wünſche, daß du mich begleiteſt.“ i „Ich wünſche es aber nicht.“ Beates Geſicht war weiß. Ihre Augen brannten.„Du weißt, du haſt mir für vier Wochen Urlaub versprochen.“ Sie merkte gar nicht, daß ſie„Urlaub“ ſagte. Aber Meredith entging dieſe Wendung micht. ie ſprachſt du?“ fragte er finſter.„Biſt du meine Frau, oder biſt du meine Angeſtellte, daß du von Uriaub ſprichſt?“ „Wollte Gott, ich wäre in dieſem Falle nur eine An⸗ geſtellte, dann..“ „Ach ſo!“ ſagte der Mann langſam.„Dann möchteſt du mir kündigen— nicht wahr? Aber das geht nun nicht Du biſt meine Frau und haſt dich nach mir zu richten. Wir fahren morgen nach Borſchom.“ „Erſpare es mir! Ich mag dieſen Armenier nicht, ich „So, du kannſt nicht? Aber ich ſoll alles können. Ich ſoll die Geſchäfte machen. Mit wem, iſt gleich. Ich ſoll Geld verdienen.“ „Ich brauche es nicht.“ Sie ſagte es hart.„Du weißt, ich bin anſpruchslos. Für mich brauchſt du keinen Pfennig mehr zu verdienen.“ „Wie rückſichtsvoll! Aber es gab eine Zeit, da hatteſt du andere Anſichten. Soll ich dich erinnern? Wie nötig mein Geld einmal war? Soll ich? Du... 2“ „Nein, nein!“ flüſterte ſie. Schmerz und Ekel bogen ihren Mund nach unten. Mußte er ihr immer den Schuld⸗ ſchein vorhalten? Häßlich war das. So häßlich! Aber ſie durfte ihn jetzt nicht weiter reizen. Sie ſchloß die Augen. Nicht ſehen jetzt, nicht das Geſicht vor ihr, das ſie haßte und im geheimen fürchtete. Still ſein, ſich zuſammennehmen! Meredith ſah, wie Beates Lider über die Augen ſauken. Wie ſie Augen und Herz vor ihm verſchloß. Immer flüchtete ſie ſo in ſich hinein. Machte ſich unangreifbar. Wurde durch dieſe hochmütige Verſchloſſenheit nur noch ſchöner. „Du“, ſagte er zwiſchen zuſammengebiſſenen Zähnen. Er riß ſie zu ſich herüber.„Sei nicht ſo verflucht hoch⸗ mütig, du...!“ Sie öffnete die Augen nicht. Die dunklen Wimpern zitterten wie erſchreckte Vögel auf dem Weiß der erblaßten Wangen. Der Mund war in einer unſäglich hochmütigen Kurve gebogen und feſt verſchloſſen. Sein raſendes Verlangen wich einer ebenſo raſenden Wut. Beate taumelte zurück. Ein Stoß warf ſie gegen die Wand. „Wir werden ja ſehen!“ ſagte Meredith heiſer.„Vor⸗ läufig werde ich Pierre Beſehle geben, zu packen. Und dann ſage ich dir, wenn du mit deiner verfluchten Ueber⸗ heblichkeit meine Geſchäfte zerſtörſt, dann kannſt du etwas erleben. Ich habe noch den Bettelbrief deines Bruders. Es iſt noch nicht ſo ſicher mim dem ehrenvollen Andenken an den Fürſten Hollings. Wenn die Menſchen wüßten...“ Er lachte häßlich auf.„Alſo wir reiſen morgen.“ Drittes Kapitel. Joachim hatte ſeine Arbeit eher noch unterſchätzti. Er war noch längſt nicht fertig, als es Zeit zum Diner war. Seine geheime Hoffnung, Beate Meredith noch bei Tiſch zu ſehen, hatte ſich nicht erfüllt. Als er kurz nach ſieben Uhr haſtig aus ſeinem Zimmer herunterkam, ſah er Beate Meredith gerade durch die Halle gehen. Sie hatte ein ſehr blaſſes, verſchloſſenes Geſicht. Noch blaſſer ſchien es ihm als ſonſt. Aber ſelbſt hier in dem eleganten Hotel, in dem ſich die ganze reiche Geſellſchaft der Welt ein Stelldichein zu geben pflegte, fiel Beate Meredith auf. Sehr groß und ſehr ſchlank ging ſie, eingehüllt in ein weißes Hermelincape. Sie hielt es mit der Hand zu⸗ ſammen. Darunter ſchimmerte ein Kleid, das eine Farbe hat e wie Waſſer, wenn das Mondlicht darauf fällt. Es war ein unbeſtimmtes zärtliches Silberblau, etwas Weiches, Rieſelndes. Es war etwas Unwirkliches. Es paßte zu ihrer herben Kühle, zu dieſem blonden Kopf mit den beinah griechiſchen Zügen. Sehr abweſend und ſehr hochmütig ſah ſie aus, wie ſie durch die Halle ſchritt. Ein paar Herren, die im Abendanzug durch die Dreh⸗ tür kamen, machten ihr ehrerbietig Platz. Die Frauen in der Halle, elegante, ſehr geſchminkte Geſchöpfe mit ſchmalen, getuſchten Brauen, getuſchten Wimpern und ſehr roten Mündern ſahen ihr nach. „Die Frau vom Oel⸗Meredith!“ hörte Joachim eine Dame der andern zuflüſtern. „Elegant— nicht wahr? Aber gar nicht ein bißchen make up“, gab die andere zurück.„Sie ſieht ſchauderhaft farblos aus.“ Joachim mußte lächeln. Dieſes geſchminkte, auf Puppenſchönheit zurechtgemachte Weſen da konnte natür⸗ lich keinen Sinn haben für dieſe Vornehmheit Beate Merediths. Schnell eilte er Beate nach. Ehe der kleine Boy in der gläſernen Drehtür ihr öffnen konnte, war Joachim an ihrer Seite. „Geſtatten Sie, Miſtreß Meredith?“ Beate ſchrak auf. Sie ſchien mit ihren Gedanken gar nicht hier geweſen zu ſein. „Oh, Herr von Retzow!“ Ihre Stimme war von einer unperſönlichen Freundlichkeit. „Darf ich Sie an den Wagen begleiten, Meredith?“ „Danke, Herr von Retzow— ja!“ Sie ging vor ihm her. Er folgte ihr. kleinen Abteilungen der Drehtür lag noch ihr Parfüm wie von friſchen: Wieſenblumen. Beates Wagen, langgeſtreckt, ſchneeweiß mit dem weiß⸗ gekleideten Chauffeur, wartete vor dem Portal des Hotels. Es war ein prachtvoller Wagen. Er war erſt vor ein paar Wochen gekauft. Joachim war bei dem Kauf zugegen ge⸗ Miſtreß weſen. Beate hatte einen anderen Wagen haben wollen. „Der ſieht aus wie von einer Filmdiva!“ hatte ſie ihrem Mann erklärt.„Du weißt, ich liebe ſo etwas Auf⸗ kann nicht wochenlang mit ihm zuſammen ſein.“ fallendes nicht!“ zwiſchen den „Aber ich!“ war Merediths kurze Antw „Ich will, daß man deinen Wagen kennt, Du haſt keinen Sinn dafür, daß man nach außen hin auftr muß.“ 0 Nie im Leben würde Joachim dies ganz leiſe, unſäg⸗ lich hochmütige Lachen Beate Merediths vergeſſen, „Nein! Dafür habe ich vielleicht keinen Sinn!“ hatte ſie geſagt, ſich umgedreht und den Verkaufsraum verlaſſeu. Auf Merediths Geſicht erſchien jene finſtere Röte, die ſtets Vorbote eines raſenden Zornausbruchs war. Wäre nicht der Geſchäftsführer ſo äußerſt verbindlich geweſen, es hätte einen Skandal hier mitten in den Verkaufs räumen des eleganten Geſchäfts gegeben. Jedenfalls war der Wagen gekauft worden und ſtand nun draußen, von ein paar neugierigen Jungen beſtaunt. Der Chauffeur öffnete den Schlag. Er wollte Beate hineinhelfen. Joachim kam ihm zuvor. „Danke, Herr von Retzow! Hätten Sie nicht auch Lat gehabt, die ‚Meiſterſinger' zu hören?“. „O ja, gnädige Frau! Aber ich weiß nicht, ob Miſter Meredith nicht noch Aufträge für mich hat.“ Schon im Anfahren, beugte Beate ihren blonden, ſchmalen Kopf heraus. „Alſo, wenn Sie Zeit haben, ich habe die zweite Karte noch frei. Lady Sumerſet hat abgeſagt. Ich würde mich freuen, Sie in der Loge zu ſehen. Ich weiß doch, Sie ſind ein Wagner⸗Schwärmer wie ich. Auf jeden Fall bitte ich Sie, mich abzuholen.“ Sie nickte noch einmal. Joachim ſtand da und ſchaute ihr nach. Sein Herz war voll Schmerz und Sehnſuche; Das Auto Beates fuhr ſchnell und lautlos durch die Straßen Londons. Sie ſaß in die Ecke gedrückt, die Augen geſchloſſen. Warum hatte ſie eigentlich Retzow freigeſtellt, die Karte von Lady Sumerſet zu benutzen? Es war wohl die Angſt in ihr, daß es Meredith einfallen könnte, in die Loge zu kommen, und daß ſie mit ihm allein würde heim⸗ fahren müſſen. Nur das nicht!, dachte ſie. Nach dieſer Szene, vor dem Eſſen, nun mit ihm allein zuſammen Sie konnte nicht... Sie konnte nicht mehr! Joachim von Retzow war wie ein Schutzwall vor Meredith. Sie ſeuſzte zitternd auf. Aber war er ihr auch ein Schutzwall für ſie ſelbſt? Man durfte nicht nachdenken, nicht fühlen, wie beruhigend und erwärmend Joachine von Retzows Nähe war in der harten Grauſamkeit ihrer Ehe. Aber an dieſem Abend hatte ſie nicht anders ge⸗ kennt. Mit Meredith allein— es hätte ein Unglück ge⸗ geben. Es gab Augenblicke, wo die Verzweiflung über den Rand der Seele hinwegbrach und alles fortſchwemmte: Ueberlegung, Selbſtzucht und Vernunft. Als Joachim ins May-Fair zurückkehrte, fand er Mere⸗ dith im Rauchzimmer mit Tſchaltikjanz und ein paar anderen Geſchäftsfreunden. Sie brachen im Geſpräch ab, als Joachim herankam. „Haben Sie noch Befehle, Miſter Meredith?“ „Nein, danke! Ich brauche Sie heute abend nicht mehr. Gehen Sie mal los, Retzow! Amüſieren Sie ſich! Sehen Sie ſich mal London bei Nacht an!“ Meredith lachte. Er ſchien bei guter Laune zu ſein. Sein maſſiges Geſicht war rot. Er ſchien reichlich ge⸗ trunken zu haben. „Wo iſt denn Miſtreß Meredith?“ fragte plötzlich An barzum Tſchaltikjanz. Er warf einen ſchnellen, gleiten⸗ ben Blick auf Retzow. „In der Oper. Deutſches Gaſtſpiel. Da kann ſie natür lich nicht ſehlen!“ meinte Meredith wegwerfend.„Ich glaube, ſie iſt mit Lady Sumerſet dort.“ „So?“ Ambarzum Tſchaltikjanz ſchien von dieſer Aus⸗ kunft irgendwie befriedigt zu ſein. Es lag Joachim auf den Lippen, daß Lady Sumerſet abgeſagt und Miſtreß Meredith ihn aufgefordert hätte. Aber er ſchwieg. Ec hatte plötzlich ein unangenehmes Gefühl, vor Ambarzum Tſchaltitſanz zu erwähnen, daß er in die Oper gehen wollte. Schließlich war er ja dem Armenier gegenüber ſein eigener Herr. „Vielen Dank, Miſter Meredith. Ich bin alſo morgen früh um zehn Uhr mit der Poſt bei Ihnen.“ Meredith hielt ihn noch einmal zurück: „Ich habe ja ganz vergeſſen, Ihnen zu ſagen: wir rtiſen morgen abend— Miſtreß Meredith und icht“ „Wohin, Miſter Meredith?“ „Nach Borſchom— Kaukaſus! Miſter Tſchaltikjanz war ſo freundlich, beim Portier bereits die Karten zu beſtellen Sorgen Sie dafür, daß morgen die Rechnungen zur rechten Zeit vorliegen. Wir arbeiten von zehn Uhr bis zum Ab gang des Zuges. Er geht um ſechs Uhr von Central⸗ ſtation.“ „Hübſcher Retzow nach. b „Und zuverläſſig!“ fügte Meredith hinzu. „Inwiefern zuverläſſig s“ f Meredith ſah Ambarzum Tſchaltitjanz erſtaunt au „Natürlich im Geſchäftlichen.“ Der Armenier lächelte dünn. „Wenn er das nicht wäre, glauben Sie, er würde einen Tag bei mir bleiben? Ich kenne meine Leute.“ Selbſtgefälligkeit ſprach aus Merediths Worten. „Warum denn eigentlich ein Deutſcher, Meredith? Sie konnten doch Privatſekretäre in Hülle und Fülle be⸗ Burſche!“ Ambarzum Tſchaltikfauz ſah kommen.“ „Wegen der ruſſiſchen Geſchäfte, Netzow ſtammt aus dem Baltikum, ſpricht ruſſiſch wie ſeine Mutterſprache. Außerdem iſt er ehrlich wie— nun eben wie ein Deut⸗ ſcher. Man kann ſich blindlings in allem auf ihn verlaſſen. Vor allem iſt er ſo wenig auf ſeinen Vorteil bedacht, daß es beinah an Dummheit grenzt. Das finden Sie ben keinem anderen Volke.“ f Ambarzum Tſchaltitjanz machte eine kleine Bewegung mit den Achſeln. Er ſah Joachim von Retzow nach; der ging, ſehr groß, ſehr ſchlank und ſehr blond, gerade den Portal zu. 40 90 „„(oteſetzeans Schreiben: 8 den pflichtet, des 4 Bere n l zwiſchen dem Beauftragten des Reichsſportführers für den Gau 13 und dem Landesbauernführer. Auf Grund der Vereinbarung des Reichs⸗ l ien mit dem Reichsbauernführer über ie Zuſammenarbeit zwiſchen den nachgeordne⸗ ten Dienſtſtellen des Reichsbundes für Lei⸗ besübungen und des Reichsnährſtandes ſind dom Beauftragten des Reichsſportführers für den Gau 13 und der Landesbauernſchaft Heſ⸗ ſen⸗Naſſau folgende Ausführungsbeſtimmungen getroffen worden: 1. Die zuſtändigen Kreisvertrauensmänner des Bezirksbeauftragten des Reichsſportfüh⸗ rers, Topp, Frankfurt a. M., ſtellen mit den Kreisbauernführern nach Rückſprache mit den zuſtändigen Landräten bezw. Kreisdirek⸗ toren und mit den zuſtändigen Kreisſchulräten einen Lehrgangsbedarfsplan für das Gebiet der Kreisbauernſchaft auf. 2. Dieſe Arbeit wird anläßlich der Ta⸗ zungen der Kreisbauernſchaften in Alzey, Landwirtſchaftsamt, am Donnerstag, den 7. 3. 35, 10 Uhr in Wiesbaden, Landwirtſchafts⸗ ſchule, Mainzerſtraße 17, am Donnerstag, den J. 3. 35, 15 Uhr, in Darmſtadt, Hügel⸗ ſtraße 73, am Montag, den 11. 3. 35, 10 Uhr, in Heppenheim, Landwirtſchaftsamt, am Montag, den 11. 3. 35, 15 Uhr durchgeführt bezw. in Angriff genommen. 3. Die auf Grund der Lehrgangspläne von der Landſportabteilung des Neichsſportführers angeforderten Landſportwanderlehrer ſollen in zwei⸗ bis viertägigen Lehrgängen an geeigne⸗ ten Orten vormittags Lehrſtunden für Schü⸗ ler, nachmittags für Lehrer und abends für die Landvereine des Reichsbundes für Leibes⸗ übungen abhalten. Ferner ſollen, ſofern an dem Ort oder in deſſen unmittelbarer Nähe eine Landwirtſchaftsſchule oder bäuerliche Werkſchule beſteht, für die Dauer der Anwe⸗ ſenheit des Landſportwanderlehrers in deren Lehrpläne 1 bis 2 Stunden täglich Leibes⸗ übungen eingeſetzt werden, wofür andere Stun⸗ ausfallen.. 4. Ueber die Aufbringung der Koſten wird eine beſondere Vereinbarung getroffen. 5. Es iſt beabſichtigt, bei Tagungen, Schu— lungen, Things, Feſten der Dorfgemeinſchaf— ten in Vorträgen oder Uebungsſtunden und Vorführungen der Leibesübungen oder Film⸗ veranſtaltungen, der Leibeserziehung einen ihr gebührenden Platz einzuräumen. Dieſe Veran⸗ ſtaltungen werden dem Bezirksbeauftragten ge— meldet, der mit der Durchführung der Beteili— gung der Leibesübungen ſeinen zuſtändigen Vertrauensmann beauftragt. Abſchſedsſchreiben des Staatsminiſters Jung Darmſtadt, 5 März. Aus Anlaß der Be⸗ rufung des Staatsminiſters Jung zum Re⸗ gierungspräſidenten von Saarbrücken verab— ſchiedete ſich der bisherige Staatsminiſter von den Beamten, Angeſtellten und Arbei⸗ tern des Landes Heſſen mit folgendem Bei meinem Ausſcheiden aus den Dien⸗ ſten des Landes Heſſen fühle ich mich ver⸗ den Beamten, Angeſtellten und Arbeitern des Landes Heſſen meinen herz lichſten und aufrichtigſten Dank für die treue Mitarbeit in den vergangenen Jahren mei ner Tätigkeit auszuſprechen. 5 Mit Freuden konnte ich in dieſem entſcheidenden Abſchnit, Aufbaues des nationalſozialiſtiſchen Staates feſtſtellen, daß Sie jederzeit bereit waren. Ihre geſamte Kraft zur Verfügung zu ſtellen Ich bin davon überzeugt, daß Sie auch iu Zukunft Ihre Pflicht erfüllen und daß Sie an dem Werk mitzuarbeiten und dem leuchtenden Vorbild, das Ihnen der Führer gibt, nacheifern werden.“ Ein Erlaß des Gauleiter An die Beamten, Angeſtellten und Arbei— er des Landes Heſſen! An den bisherigen 1 geſamten Staatsminiſter in Heſſen! Der Führer hat mich am 1. März 1935 mit der Führung der Landesregierung be— auftragt. 0 Die Beamten, Angeſtellten und Arbeiter der heſſiſchen Staatsregierung wa⸗ en ſeither ſchon gewohnt, die Anweiſungen, die ich als Gauleiter f babe die heſſiſche Staatsregierung gegeben „ 0 125 1 Htler Sbaatsfügrung in und Reichsſtatthalter getreu im Geiſte des Führers Adolf auszuführen. So war die heſſiſche 5 ihrer Einfachheit und [Sparſamkeit muſtergültig. Ich danke dem Staatsminiſter und dem ge am Perſonal für die hingebungsvolle Arbeit und bin gewiß, daß jeder an ſeiner Stelle weiterhin im Dienſte der nationalſo⸗ ialiſtiſchen Weltanſchauung und als Ned ahn Adolf Hitlers ſeine wird. Ge⸗ Pflicht tun . Dem ſcheidenden Staatsminiſter wünſche lich für ſeine neue Tätigkeit vollen Erfolg. Frankfurt a. M., 1. März 1935. gez. Sprenger. Aus Heſſen und Naſſau Frankfurt a. M., 5. März.(Woh⸗ nRungseinbruch.) Bisher unbekannte Tä⸗ er verübten nachts in der Beethovenſtraße einen Wohnungseinbruch. Sie gelangten durch das Hoftor über die Lauftreppe zur Woh⸗ tungskür und öffneten ſie mit einem Dietrich. Ein im Vorplatz aufgehängtes Oelgemälde chnitten ſie aus dem Rahmen, aus einem iderſchrank entwendeten ſie Damenkleider und verpackten ſie in einem Ftcoffer, den ſie vom Schrank nahmen; aus einem Silber⸗ ſchrank, der nicht verſchloſſen war, entwen⸗ deten ſie Silber und verpackten es in eine Aktentaſche. Ferner entwendeten ſie eine ganze Reihe weiterer wertvoller Gegenſtände und einen Herrenmantel. Die Beute ſchafften ſie in den Nachbargarten. Im Nebenhaus ver⸗ ſuchten ſie einen weiteren Einbruch, wurden abe rgeſtört und gingen unter Zurücklaſſung des größten Teils der Beute aus dem erſten Einbruch flüchtig. Frankfurt a. M.(Schlank kam ſie = vollſchlank ging ſie.) Bei einem hieſigen Metzger verſchwanden ſeit geraumer Zeit aus dem Verkaufsraum größere Mengen Wurſtwaren. Es fiel auf, daß eine bei dem Metzger beſchäftigte Frau ſtets beweglich und ſchlank auf ihrer Arbeitsstelle erſchien, während ihr Leibesumfang nach Beendigung der Arbeit umfangreicher geworden war, ſo daß ſie ſich nur ſchwerfällig fortbewegen konnte. Dieſes plötzliche Stärkerwerden fiel ihren Arbeits⸗ kolleginnen auf und man ſchöpfte Verdacht. Bei einer körperlichen Durchſuchung der Frau wurden aus ihren prallgefüllten Schlupfhoſen Würſte aller Art und gefalzene Haſpel vor— gefunden. Hanau, 5. März.(Fünf Jahre Zuchthaus und Sicherungsverwah— rung.) Mit vielen Vorſtrafen, darunter fünfmaliger Verurteilung wegen Diebſtahls im Rückfall, belaſtet, hatte ſich der 1903 in Hilders(Kreis Fulda) geborene Heinrich Beck vor der Großen Strafkammer Hanau erneut wegen einfachen und ſchweren Diebſtahls im wiederholten“ Rückfall zu verantworten. Er wurde als überführt im Sinne der Anklage erachtet und zu fünf Jahren Zuchthaus, zehn Jahren Ehrverluſt, Zuläſſigkeit der Stellung unter Polizeiaufſicht und Sicherungsverwah— rung verurteilt Mainz, 5. Marz.(Korperverlet⸗ zung im Amt.) Die Große Strafkam mer in Mainz verurteilte den 29jährigen Franz Aßner aus Sprendlingen(Rheinheſ— ſen) wegen ſchwerer Körperverletzung im Amt zu neun Monaten Gefängnis. Aßner hatte am 18. September vorigen Jahres als Feldſchütze in der Gemarkung Sprendlingen einen Mann geſtellt, der, wie er meinte, Nüſſe aufgeleſen hatte. Zugleich verlangte er von ihm auf kurze Zeit ſein Fahrrad, um ein paar Diebe einzuholen. Der andere ver— weigerte ihm aber das Rad, was den Aß— ner ſo erboſte, daß er den Mann mit ſeinem eiſenbeſchlagenen Stock wuchtig auf die linke Kopfſeite ſchlug. Der Geſchlagene erlitt nicht nur eine ſchwere Kopfverletzung, ſondern auch das Sprachnervenſyſtem wurde derart angegriffen, daß der Mann zunächſt die Sprache verlor; nach und nach kehrte ſie zwar wieder, ob der Geſchlagene aber je wie— der normal wird ſprechen können, iſt nach ärztlichem Gutachten fraglich. Bei der ganz un verantwortlichen Handlungsweiſe des A., noch dazu im Amt, war eine empfindliche Strafe daher am Platze. Mainz, 5. März.(Fortſchreitende Geneſung des Biſchofs.) Im Befin— den des Biſchofs Dr. Ludwig Maria Hugo hat ſich eine ſichtliche Beſſerung eingeſtellt. Zur Erlangung der völligen Wiederher— ſtellung begab ſich der Biſchof nach Lud— wigshafen in das St. Marien-Krankenhaus. Nieder⸗Ingelheim, 5. März.(Als 89= jähriger mit dem Fahrrad durch Deutſchland.) Der älteſte Wander- und frühere Rennfahrer, der 89jährige Hch. Wer— ner aus Bonn, kam dieſer Tage mit ſeinem Rad nach Ingelheim, wo er einen alten Freund beſuchen wollte, der jedoch vor kur— zem geſtorben war. Der alte Herr führt heu— te noch alle ſeine Reiſen mit dem Fahrrad aus und zwar nicht nur in Deutſchland, dem— nächſt will er ſogar mit dem Rad auch Holland und Frankreich. lach Sonnenaufg. 6.40 Doppelmord Katholiſcher Pfarrer und deſſen Schweſler ermordet. Hennes a. d. Sieg, 5. März. In Geiſtingen an der Sieg wurden am Sonnkagabend in ihrer Wohnung der im Auheſtand lebende 5s jährige katholiſche Pfarrer Stanislaus Friederichs und ſeine 64 jährige Schweſter, die ihrem Bruder den Haushalt führte, ermordet aufgefunden. Der Pfarrer lag mit ſchweren Schädelverletzun⸗ gen im oberen Stockwerk, während ſeine Schweſter mit zerſchniktener Kehle in den Räumen des unkeren Skockwerks gefunden wurde. Aller Wahrſcheinlichkeit nach liegt Raubmord vor Von dem oder den Tätern fehlt noch jede Spur. Vermuklich iſt die Tak 14 0 am Jreitagvormittag verübt wor⸗ en. Aus der Heimat Gedenktage 5. Mär z 1534 Der italieniſche Maler Antonio Allegri da Correggio in Correggio geſtorben. 1848 Heidelberger Patriotenverſammlung zur Berufung eines deutſchen Parla— ments 1904 Der preußiſche Generalfeldmarſchall Alfred Graf v. Walderſee in Hannover geſtorben 1918 Die Deutſchen inſeln. 1933 Nationale Erhebung in Deutſchland: Reichstagswahl mit nationaler Mehr— heit. Prot. und kath.: Friedrich Sonnenunterg. Mondunterg. beſetzen die Aalands— Mondaufg. 6.25 Es regnet Gold Ein warmer Mittagsſonnenſtrahl genügt, dann regnet es jetzt an den Hecken Hold. Da öffnen ſich die Kätzchen der Haſel und der Erle und ſtreuen hochgelben Blütenſtaub in ſolcher Menge in die Luft, daß zuweilen das Fallaub unter ihnen ganz goldig angehaucht iſt. Das iſt immer ſo geweſen, ſolange Men— ſchen denken können, aber erſt in der Neuzeit hat dieſer Blütenſtaub der Pollen, eine be— ſondere wiſſenſchaftliche Bedeutung bekom— men. Er beſitzt nämlich die Eigenſchaft, daß er ſeine Form, die man freilich nur durch ein großes Mikroſkop genau erkennen kann durch die Jahrtauſende unverändert behält. Darauf beruht die Wiſſenſchaft der Pollen— analyſe, die aus tiefen Torf- und Erdſchich— ten, welche ergraben oder erbohrt werden, ab— leſen kann, wie unſere Heimat zu Zeiten ausgeſehen hat, in denen es noch keine ſchrift— lichen Aufzeichnungen gab. Da hat ſich denn gezeigt, daß die Haſelnuß einſt eine ganz ungeheuer größere Verbrei— tung hatte als heute, daß ſie viele Jahrtau— ſende hindurch in Deutſchland das am meiſten verbreitete Gewächs war und durch die rieſige Menge ihrer Früchte dem erſten Menſchen die Beſiedlung neuer Gebiete erleichterte. Haſel— nußſtrauch wie Erle zeichnen ſich dadurch aus, daß ſie unter allen einheimiſchen Gewächſen den weiteſten Spielraum für den Beginn ihrer Blütezeit haben, denn er kann ſich, je nach der Witterung und Lage, auf über, drei Mo— nate erſtrecken. Zur Befruchtung benötigen ſie gleicherweiſe den kürzeſten Zeitraum. In einer ſonnigen halben Stunde kann(les vorüber ſein, und daher kommt es, daß viele Men— ſchen weder die Haſel noch die Erle jemals draußen im Freien„blühen“ ſehen, ſondern den Goldſtaubregen nur im Zimmer mit Hilfe der Blumenvaſe erleben. Bildnachleſe von der Saar⸗Befreiungsſeſer. Vor der Bergwerksdireklion in der Adolf-Hitler⸗Straße zu Saarbrücke knappen das erſte Sieg⸗Heil auf den Führer und Reichstangler Adolf rufen Beig⸗ Hitler aus. Biſchof Bares von Berlin f. Der Biſchof von Berlin, Dr. Nikolaus Bares iſt plötzlich einem inneren Leiden erlegen. Aus Baden Mannheim, 5. März.(Tödlicher Be— kriebs unfall.) Auf einem Abſtellgleis beim Neckarauer Uebergang wurde ein 45 Jahre alter Bahnarbeiter aus Hilzingen beim Abladen einer Signalbrücke vom Gegenge— wicht des Hebekrans gegen den Wagen ge— drückt und am Kopf ſchwer verletzt. Der Ver— unglückte iſt bald nach ſeiner Einlieferung im ſtädtiſchen Krankenhaus verſtorben. Schwetzingen, 5. März.(Wilderer ge⸗ faßt.) Bei Seckenheim wurde ein junger Mann aus Ketſch dabei ertappt, als er mit Frettchen auf Kaninchenjagd ging. Ein aus Schwetzingen ſtammender Helfer entlam dem Jagdaufſeher. Weinheim, 5. März. nahme des Unterrichts.) Nachdem die Weinheimer Volksſchulen wegen Aus— breitung der Grippe unter den Schülern und der Lehrerſchaft geſchloſſen werden mußten, wird nunmehr der Unterricht am Montag, den 4. März, wieder aufgenommen. Weinheim, 5 März.(Wieder Som mertagszug.) Unter Mitwirkung ſämt— licher Schulen findet auch in dieſem Jahre der traditionell gewordene Weinheimer Sommertagszug ſtatt. Eine beſondere Note erhält er durch die Teilnahme der im letzten Jahr gegründeten Weinheimer Bürgermiliz Heidelberg, 5. März.(Todesfall.) Hier iſt im Alter von 65 Jahren der Pächter der Molkenkur Heinrich Damm geſtorben. Er hat die Molkenkur 1907 von der Vorbeſitzerfamilie Wagner übernommen. Vörſen und Märkte Vom 4. März. (Ohne Gewähr.) Karlsruher Schlachtviehmarkt. Zufuhr: 26 Ochſen, 28 Bullen, 46 Kühe, 93 Färſen, 226 Kälber, 843 Schweine. Preiſe: Ochſen 36 bis 38, 32 bis 35, 28 bis 31; Bullen 35 bis 36, 32 bis 34, 28 bis 31; Kühe 28 bis 32, 24 bis 27, 18 bis 23, 15 bis 17; Färſen 36 bis 40, 32 bis 35, 28 bis 31; Kälber 48 bis 52, 44 bis 47, 39 bis 43; Schweine—, 53, 51 bis 82, 50 bis 51, 48 bis 49, 45 bis 47.—, 40 bis 41.— Mannheimer Schlachtviehmarkt. Zufuhr: 118 Ochſen, 118 Bullen, 259 Kühe, 221 Färſen, 639 Kälber, 34 Schafe, 1897 Schweine, 1 Ziege. Preiſe: Ochſen 36 bis 38, 31 bis 35, 27 bis 30; Bullen 35 bis 37, 30 bis 34, 25 bis 29; Kühe 30 bis 33, 25 bis 29, 20 bis 24, 15 bis 20; Färſen 36 bis 40, 31 bis 35, 27 bis 30; Kälber 50 bis 54, 45 bis 50, 41 bis 45, 34 bis 40; Schweine 51 bis 53, 49 bis 52, 47 bis 52, 45 bis 50,—, 40 bis 44.— Marktverlauf: Großvieh ruhig, Ueberſtand; Kälber lebhaft; Schweine ruhig. Mannheimer Getreidegroßmarkt. Amtlich notierten: Weizen Geb. W 15 21, W'ö16 21,20, W 17 21,50, plus 40 Pfg. Ausgl.; Roggen Geb. R 15 17,20, R 16 17,50, R 13 16,80, plus 40 Pfg. Ausgl.; Futtergerſte Geb. G 7 16,20, G 8 16,50, G 9 16,70, G 11 17, plus 60 Pfg. Ausgl.; Hafer Geb. H 11 16,20, H 14 16,70,§ 17 17, plus 60 Pfg. Ausgl.; Braugerſte inl. (Wiederauf⸗ 21 bis 22, Winter- und Induſtriegerſte 19,50 bis 20,50; Raps inl. 31; Mais m. S. 21,25; Weizenkleie W 17 10,75, Roggenkleie R 16 10,50; Weizenſuttermehl 13,25; Weizennach⸗ mehl 17; plus 30 Pfg. Ausgl.; Vollkleie plus 50 Pfg.; Erdnußkuchen 14,30; Soya⸗ ſchrot 13; Rapskuchen 12; Palmkuchen 13,30; Kokoskuchen 15,20; Leinkuchen 15,20; Trocken— ſchnitzel 8,76; Rohmelaſſe 6; Steffenſchnitzel 19,36, Ausgl. plus 40 Pfg., für ölhaltige Futterartikel, zuckerhaltige, ausgenommen Malzkeime, Ausgl. plus 30 Pfg.; Wieſenheu 9,80 bis 10,60; Luzernekleeheu 10,50 bis 11; Weizen⸗ und Roggenſtroh gepr. 5 bis 5,50, geb. 4,80 bis 5,20; Hafer- und Gerſteſtroh gepr. 5 bis 5,50, geb. 4,80 bis 5,20; We zenmehl Geb. 17 Type 790 28,55, W 15 27,95, mit 10 Proz. Ausl. plus 1,50, Ausgl. plus 10 Pfg.; Roggenmehl Geb. 16 Type 997 24,70, R 15 24,10, R 13 23,70, plus 10 Pfg. Ausgl. Weinheimer Schweinemarkt Zugeführt 459 Stück, verkauft 297 Stück. Milchſchweine wurden verkauft das Stück zu 1016 Mark, Läufer das Stück zu 1932 Mark.— Marktverlauf mittel.