Der Groffilm Schwarzer Jäger Johanna eirter 1. anfang 8 Uhr Landwirtschaftljches Entschuldungsverfahren bezüglich Jakob Bauer 1. und Katharina geb. Helfrich in Viernheim eröffnet am 6. März 1935 um 14 Uhr. Entſchuldungsſtelle: Landesbauernkaſſe Rhein— Main. Neckar in Frankfurt a. M. Forderungsanmeldung bis 1. Mai 1935. Amtsgericht Lampertheim Bekanntmachung Betreffend: Das Heimfahren des Gemeinde— Brennholzes. Das Heimfahren von 50 Rm. Scheit— holz wird öffentlich vergeben. Angebotsvor— drucke ſind bei uns, Zimmer 5, erhältlich. Die Angebote ſind bis ſpäteſtens Dienstag, den 12. März 1935 auf der Bürgermeiſterei einzureichen. Viernheim, den 7. März 1935 Bürgermeiſterei Viernheim: Bechtel. FRESTELLEN N STADT UND LAND 5 8 8 5 för die Erholung unserer Hilfsbe: dJörftigen debt, schen Arbeiter ond Kinder Meldungen an die nächste Orts- gröppe det Ns. Volkswohlfahft“ RHOLUN ESV ERK Ces elnsciſe N VoIES Dice Makulatur zu haben zu verkaufen. im 1 1 2 2 2 benen le Mernheimer Anzeiger 1 werden Sie täglich neu beim Leſen der Heimatzeitung, die in keinem Haushalt fehlen ſollte. Aeberzeugen Sie ſich von dem vielſeiti⸗ gen Inhalte. Beſtellen Sie gleich dure Boten Probe nummern ga t 18 . P um Neichsberufswelllampf Gauleiter und Staatsrat Weinrich veröf—⸗ fentlicht unter dem Geleitwort:„Jede Unter⸗ ſtützung dem Jungarbeiter!“ zum Reichsbe⸗ rufsweitlampf der deutſchen Jugend einen Aufruf, in dem es heißt: Hitlerjugend und Deutſche Arbeitsfront ru⸗ fen zum zweiten Male die werktätige deutſche Jugend zum Reichsberufswettkampf auf. Schulter an Schulter werden in der Zeit vom 25. bis 31. März 1935 über eine Mil⸗ lion deutſcher Jungen und Mädel aus allen Schichten und Ständen, der junge Angeſtellte und der Lehrling vom Werktiſch, die Haus⸗ gehilfin und die Stenotypiſtin, in friedlichem Wettbewerb ihre Kräfte meſſen und ihr gan⸗ zes Wollen und Können aufbieten, um zu beweiſen, daß in der neuen deutſchen Jugend wieder der Grundſatz der Leiſtung gilt. Ich bin überzeugt davon, daß ſich die kur⸗ heſſiſche Jugend auch in dieſem Jahre wieder gern und mit Begeiſterung an der Olympiade der jungen deutſchen Arbeit betei⸗ ligt und bitte alle Volksgenoſſen, denen Jun⸗ gen und Mädel zur beruflichen Ausbildung anvertraut ſind, ihnen jede nur mögliche Un⸗ terſtützung angedeihen zu laſſen, damit ſie mit Erfolg an dem Reichsberufswettkampf teil⸗ nehmen können. sup un ute Bekanntmachung Betreffend: Die Gemeindegetränkeſteuer. Wir erinnern hiermit die ſäumigen Wirte an Einreichung der Getränkeſteuererklärung für den Monat Februar 1935. Betreffend: Vergebung der Almoſenſärge. Die Almoſenſärge für das Rechnungsjahr 1935 ſind zu vergeben. Angebotsvordrucke ſind auf dem Gemeinde-Baubüro erhältlich. Die Angebote ſind bis zum 15. März 1935 auf der Bürgermeiſterei einzureichen. Viernheim, den 9. März 1935. Bürgermeiſterei Viernheim Bechtel Bekanntmachung. Betreffend: Vergebung des Leichenfuhrdienſtes Die Leichenfuhren für das Rechnungsjahr 1935 ſind zu vergeben. Angebotsvordrucke ſind auf dem Gemeinde-Baubüro erhältlich. Die Angebote ſind bis zum 15. März 1935 auf der Bürgermeiſterei einzureichen. Viernheim, den 9. März 1935. Bürgermeiſterei Viernheim: J. V.;: Schweigert. Die bier Fußball⸗Gaugruppen Mittelrhein, Niederrhein, Südweſt, Württem⸗ ſchen Fußball-Bundes iſt die Einteilung der berg. „Nach einer amtlichen Mitteilung des Deut⸗ vier Gaugruppen für die Spiele um die Deutſche Fußballmeiſterſchaft dahin geändert worden, daß nun Mittelrhein, Niederrhein, Südweſt und Württemberg in der vierten Gruppe zuſammentreffen. Zuerſt war in der vierten Gruppe ſtatt Württemberg Baden vor— geſehen. Die Einteilung geben wir nachſtehend nochmals bekannt: Gruppe 1: Brandenburg, Schleſien, Sach⸗ ſen, Oſtpreußen; Gruppe 2: Pommern, Weſtfalen, Niederſachſen, Nordmark; Grup⸗ pe 3: Baden, Bayern, Nordheſſen, Mitte; Gruppe 4: Mürttemberg, Südweſt, Mit— telrhein, Niederrhein. Achtung! Roch eule Abend Martha Eggerth und Leo Slezak„Ihr gröllter Erfolg“ im bentral- Fim- Palas Wovon man ſpricht Sieg der deutſchen Mode.— Ein 65 jähriger Prüfling.— Handwerkerſänger. In früheren Jahren war es eine ausge— machte Sache, daß die Damenmode in Paris und die Herrenmode in London„gemacht“ wurde. Wenn es wahr iſt, daß der Prophet im eigenen Lande nichts gilt, ſo traf dieſes Wort in doppeltem Maße auf den deutſchen Modekünſtler zu. Der Geſchmacksſinn war ſeit jeher in Deutſchland gewiß nicht weniger ent— wickelt, als an der Seine oder der Themſe, aber man beugte ſich willig der fremden Modediktatur. Menſchen, die„etwas auf ſich gaben“, warteten, bevor ſie ſich den neuen Frühjahrshut aufſetzten oder das neue Herbſt⸗ kleid beſtellten, geduldig auf das Eintreffen der Modelle aus der Fremde. Berlin horchte auf London, ſchielte nach Paris, und über Berlin drangen durch die verſchiedenen Mode— zeitſchriften die„Offenbarungen“ der auslän- diſchen Modeherrſcher bis ins kleinſte deutſche Städtchen.— Nun iſt der Bann gebrochen. Eine deutſche Modeſchau hat dieſer Tage in London außerordentliche Erfolge errungen, und demnächſt ſollen die deutſchen Modeſchöpfungen auch im Lande des Dol— lars gezeigt werden. Das farbloſe und nichts⸗ ſagende Wörtchen„Chic“, das der Deutſche früher für alle ausländiſchen Modeſachen zur Hand hatte, iſt auf einmal verſchwunden und ſtatt deſſen hat die deutſche Mode bewieſen, daß ſie ſchön, fein, paſſend, reizvoll, ſchick— lich, anmutig, kleidſam, geſchmackvoll, zierlich, zart, ſchnittig, ſchwungvoll, erhaben, gefällig, feſch, lieblich, und was weiß ich, ſein kann. Es gab einmal eine Zeit, da konnte ein bra— ver Deutſcher, der eine Reiſe nach Paris gemacht hatte, nicht genug die feine Lebens— art der Pariſer rühmen, ſintemalen dort in ſeiner Gegenwart ſelbſt die Droſchkenkutſcher — franzöſiſch geſprochen hatten. Wenn jetzt die deutſche Mode im Ausland Siege feiert, ſo müſſen wir ſie erſt recht im eigenen Lande als Sieger anerkennen, und es wäre eine Ge— ſchmackloſigkeit ſondergleichen, ſollte ſich noch ein Reſtchen des ehemaligen Auslandsfimmels bei uns erhalten haben. In der Niederlauſitz hat ein 65 Jäh⸗ riger, der nach dem Kriege eine große Dampfmühle übernommen hatte, in ſeinem neuen Berufe die Meiſterprüfung ab⸗ gelegt und mit„gut“ beſtanden.— Die⸗ ſes kleine Beiſpiel zeigt wieder einmal, daß man mit der nötigen Portion Willenskraft Berge verſetzen kann. Für den Willensmen⸗ ſchen gibt es kein Unmöglich. Wenn uns Schwierigkeiten unüberwindlich zu ſein ſchei⸗ nen, ſo ſolſten wir uns ernſthaft daraufhin prüfen. ob ſie an ſich wirklich ſo groß jind oder ob nicht vielmehr unſere Bequemltchteit und Zagheit, unſer Kleinmut das Vergrö— zerungsglas iſt. Man kann ſeinen Willen ebenſo wie ſeine Muskeln üben. Es gibt ein regelrechtes„Willenstraining“. Die Haupt— ſache iſt aber, daß man den Willen aufbringt, mit dieſer Uebung zu beginnen. Der Wille ſteht am Anfang aller menſchlichen Großtaten. Willensſchwache Menſchen ſchieben gewöhnlich, wenn ihnen irgendein Vorhaben mißlingt, an— deren die Schuld zu; ſie glauben, vom Schick— ſal verfolgt zu werden oder in einer Pech— ſträhne zu ſitzen, und haben hundert Entſchul— digungsgründe zur Hand, mit denen ſie ihre Mißerfolge zu beſchönigen ſuchen. Ein Schwäch— ling wird immer ungerecht ſein und mit Gott und den Menſchen hadern, ohne jemals auf den Gedanken zu kommen, daß der Menſch auch für die ſogenannten Schickſalsſchläge, di- oſt nichts weiter ſind als die Folge ſeiner Schwäche und ſeines Wankelmuts, die volle Verantwortung tragen kann. Wer dagegen mit 65 Jahren friſch-fröhlich ins Examen ſteigt, wird ſich ſtets, und ſollte er auch hierbei einmal ausnahmsweiſe Pech haben, als Glücskind vorkommen. * Auf dem diesjährigen Reichshandwer⸗ kertag in Frankfurt ua. M. werden auch 6000 Handwerkerſänger auftreten. Recht ſo. Es iſt leider ſchon viel zu ſehr in Vergeſſen— heit geraten, was die deutſche Kunſt dem Handwerkerſtande verdankt. Wir können natür⸗ lich nicht ohne weiteres die Zeiten eines Hans Sachs zurückaubern, aber in der großen und reichen Ueberlieferung des Handwerks iſt auch ein aut Teil der Kunſtüberlieferung enthal— ten. Man ſpricht gewöhnlich der Kürze we— gen nur vom„Handwerk“ und betont dabei noch die erſte Silbe. Dadurch entſteht leicht der Eindruck einer mechaniſchen Verrichtung, obwohl im Worte„Werk“ immer auch der Begriff der geiſtigen Schöpfung ſteckt. Mit größerem Rechte könnte man von„Handwerks— kunſt“ reden. Ein Menſch, der in ſeinem Be— rufe die Handfertigkeit zur Kunſt entwickelt hat, wird auch Sinn und Verſtändnis für die Schöpfungen der reinen Kunſt haben. Wo es ſich um die Schönheit handelt, da iſt die Verwandtſchaft mit der Kunſt gegeben. In der handwerklichen Arbeit kann unendlich viel Schönheit liegen. Handwerkerſänger werden das deutſche Lied gewiß zu Ehren bringen, denn Handwerk und Lied wurzeln beide im deutſchen Volkstum und in der deutſchen Kunſt. Sa. Die Eisdeile trug nitht Vier Kinder eingebrochen und ertrunken. Poſen, 11. März. Auf einem unweit der Stadt im Eichwalde gelegenen Teich halten drei Knaben das noch nicht kragfähige Eis bekreten und brachen ein. Ein zwölfjähriger Knabe konnte gerektet werden, ein dreizehn⸗ und ein vierzehnjähriger mußfken erkrinken. Wenige Skunden ſpäter brachen auf der ZJybing ebenfalls drei Knaben ein. die das zu ſchwache Eis betreten halten. Ein neun⸗ jähriger Knabe konnte ſich aus eigener Kraft retten. die beiden anderen erkranken. Seit Anfang dieſes Jahres ſind in der Woiwod⸗ ſchaft Poſen ſchon 16 Knaben auf dieſe Meiſe ums Leben gekommen. GN N gcffeln 28 9 Verwertung der deutschen Kartoffelernte Afrtell der verschiedenen verwendunqszv/ecke in Prozenſen onderkerfofeſ Meldet sofort Jamilien-, Nxislelleu, Günſtiger Arbeitseinſatz Die Entwicklung im Februar. Mit dem Eintritt milderer Witterung, die Mitte Februar eine Wiederaufnahme der we⸗ gen des Froſtes unterbrochenen Außenarbei⸗ ten ermöglichte, ſetzte, wie die Reichsanſtalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitsloſenver⸗ ſicherung berichtet, eine umfangreiche Ent⸗ laſtung in der Arbeitsloſigkeit ein. Die Zahl der bei den Arbeitsämtern einge⸗ tragenen Arbeitsloſen lag Ende Februar— bet einem Stande von 2765 000— bereits um 209 000 unter dem winterlichen Höchſtſtand, der Ende Januar erreicht war. Ein Rück⸗ gang in dieſem Umfange iſt für die jetzige Jahreszeit umſo beachtlicher, als erfahrungs⸗ gemäß der Höhepunkt der winterlichen Ar⸗ beitsloſigkeit meiſtens erſt gegen Ende Februar erreicht zu werden pflegt. Dies war z. B. in den Jahren 1929 bis 1933 der Fall, und nur das durch beſonders mildes Winterwet⸗ ter im Arbeitseinſatz begünſtigte Jahr 1934 brachte eine Ausnahme. Die günſtige Rücl⸗ wirkung der gebeſſerten Witterungsverhältniſſe auf den Arbeitseinſatz trat in dieſem Jahr beſonders raſch und kräftig ein und dies berechtigt 0 der Erwartung, daß der winterliche Rückſchlag im nächſten Monat weiter ſchnell und erheblich Ralle wird, wenn nicht ein länger anhaltender Kälteeinfall die Außenarbeiten erneut tiefgrei⸗ fend behindert. ö ———— „ eunhei (Oiernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten) Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 1,40 Mk. frei ins Haus gebracht.— Gratis-⸗Beilagen: wöchentlich den„Illuſtrierten Sonntag“, halbmonatlich die„Heimatblätter“, zweimal jährlich den Fahrplan und den Wandkalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. bei den Boten Verkünd⸗ und Anzeigeblatt für Viernheim ſeit dem Jahr 1883 pernſprecher 117.— Telegr.: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Frankfurt 4. M., Verantwortlich für den Anzeigenteil: Joh. Martin, Viernheim. Einzel- Verkauf der Zeitung von der Geſchäftsſtelle 5 Pfg., Samstags⸗Ausgabe 10 Pfg Ein Skandal Seit über acht Wochen iſt in Kowno, der Hauptſtadt Litauens, ein Prozeß gegen 127 Memeldeutſche im Gang, ein Prozeß, deſſen Verlauf von Anfang an ein einziger Skandal iſt. Die Strafanträge der Kownoer Anklagevertreter gegen die 127 Angeklagten, von denen nicht weniger als 5 nach der Forderung des Kownoer Mili— tärgerichtes hingerichtet werden ſollen, un⸗ terſtreichen ungewollt die Tatſache, daß die Memelfrage nicht nur eine deutſche oder deutſch⸗litauiſche, ſondern eine Frage von internationaler Bedeutung iſt. Nur ein einziges Moment ſei hier in Er⸗ innerung gebracht, durch das das ganze Ver— fahren an ſich ſchon allein als tendenziöſer Schauprozeß charakteriſiert wird: die litau⸗ iſchen Polizeiorgane hatten kurze Zeit vor Erhebung der Anklage im ganzen Memel⸗ land eine Waffenrazzia veranſtaltet und dabei insgeſamt 1000„Waffen“ zuſam⸗ mengebracht, Jagdflinten, Spatzenteſchings und ähnliche harmloſe Dinge, die beiläufig auf eine Bevölkerung von rund 147 000 Menſchen kamen. Dieſes fürchterliche Arſe⸗ nal wurde auf einen Haufen zuſammenge— tragen, ſo daß man alſo die Harmloſigkeit und teilweiſe auch das ehrwürdige Alter des Einzelſtücks nicht erkennen kann, ließ dieſes „Waffenlager“ photographieren und ſchickte Tauſende von Abzügen in die Welt! Das war der litauiſche Beweis für die angeb⸗ lichen Umſturzbeſtrebungen der Memeldeut⸗ ſchen. Auch dieſer Prozeß— und das iſt das Entſcheidende an dem neueſten Kownoer Skandal— iſt nichts anderes als ein ge⸗ waltſamer Litauiſierungsverſuch gegenüber dem Memelland, ſeitdem das Spiel mit den Landtagsauflöſungen in der letzten Unterdrückungsperiode, begonnen am 5 Mai 1935, erfolglos geblieben iſt. Die Landtagsauflöſung iſt freilich zum Syſtem erhoben, ſo lange wie es überhaupt ein Me⸗ melgebiet Verſailler Urſprungs gibt. Noch kein einziges Memelparlament hat die ver. faſſungsmäßige Legislaturperiode von 3 Jahren erreicht. Es iſt gerade im Zuſammenhang mit den ungeheuerlichen Kownoer Strafanträgen notwendig, an die für das Memelland, alſo auch für den dortigen litauiſchen Gouver— neur geltenden internationalen Bindungen zu erinnern, ſie mögen nun Memelſtatut, Memelabkommen der Mächte, Verſailler Diktat, Völkerbundsſatzung oder ſonſtwie heißen. Es iſt ebenſo nötig, gerade jetzt daran zu erinnern, daß die Bevölke⸗ rung des Memelgebietes laut Artikel 38 des Statuts das verbriefte Recht zur Volks⸗ abſtimmung hat, ein Recht, deſſen Be⸗ tätigung den Memeldeutſchen genau ſo ver⸗ weigert wird, wie aus teilweiſe ähnlichen Anläſſen Neuwahlen in Oeſterreich. Angeſichts dieſer Lage, deren ſchärfſte Kennzeichnung die Kownoer Anträge auf fünf Todesurteile bedeuten, müſſen die vier Garanten des Memelſtatuts, England, Frankreich, Italien und Japan ſowie der Protektoratsinhaber, der Völ⸗ kerbund, in ernſteſter Form an ihre feierlich übernommenen Pflichten gemahnt werden. Die genannten Staaten haben es ſich bisher mit gelegentlichen ſanften diplo⸗ matiſchen Schritten in Kowno allzuleicht ge⸗ macht; Japan hat ſich ſogar ſeit dem Beginn des nordchineſiſchen Feldzuges und des mandſchuriſchen Abenteuers einfach für des⸗ intereſſiert erklärt. An der Art. wie dieſe Garantieſtaaten ihren Pflichten in der Me⸗ melfrage nachkommen werden, wird Deutſch⸗ land wiederum erkennen können, was inter⸗ nationale Verträge heute noch für einen Wert haben. Es darf als ausgeſchloſſen gelten, daß das Kownoer Urteil— ſoweit ein Urteil über⸗ haupt gefällt werden kann— den Anträgen der Anklagevertreter entſprechen wird. Die Tatſache dieſer Anträge aber bleibt beſtehen. Sie beleuchtet erneut, daß das Memelgebiet nicht nur unter Kriegszuſtand, ſondern auch unter Ausnahmerecht ſteht: nach dem Woldemaras⸗Putſch vom 7. Juni 1934 fiel das Urteil ſchon 5 1 0 ſpäter— der Me⸗ melprozeß, deſſen Anklage in allen Punkten zuſammengebrochen iſt, währt ſchon über 60 Verhandlungstage. Erhebt Litauen noch 0 ein europäiſcher Dienstag, den 12. März 1935 mer Viernheimer Zeitung (Viernbeimer Bürger-Ztg. Anzeiger — Viernh. Volksblatt) eee Die 12geſpaltene Millimeter⸗Zeile 2 Pfennig, Reklame 9 Pfennig, bei Wieder olung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor- mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen-Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Plaßzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Auſnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Geſchäftsſtelle: Adolf Hitlerſtr. 36, Schriftleitung, Druck u. Verlag: J. Martin. Viernheim 52 Jahrgang Die große Unterhausdebatte Um Euglands Nüſtungs⸗ und Außenpolitik— Der Angriff der Oppoſition— Baldwins und Simons Nechtfertigungsreden— die Ziele des engliſchen Beſuchs in Verlin London, 12. März. Das Unterhaus ſtand wieder einmal im Zeichen eines großen Tages. Die Diploma⸗ tenlogen ſind voll beſetzt. Von der deutſchen Botſchaft iſt der Militärattache von Schrep— penburg erſchienen. Auf den Tribünen herrſcht fieberhafte Spannung. Das Miß— trauen der Oppoſition„ſchwebt“ über der Regierungsbank, auf der mit der üblichen Gelaſſenheit die Kabinettsmitglieder Platz genommen haben. Hinter ihnen ſitzt, von den Einpeitſchern der nationalen Regierung ſorgfältig bewacht, das Heer der Regierungs- anhänger, gut diszipliniert und trotz zahl⸗ reicher perſönlicher Bedenken gegen die Zweckmäßigkeit des Weißbuches bereit, ihr „Nein“ gegen den Mißtrauensan⸗ trag der Arbeiterpartei und ihr„Ja“ für den die Regierung unterſtützenden Abände— rungsantrag Sir Auſten Chamberlains abzu— geben. Nach den„Nein⸗Anfragen“ erhebt ſich der Vertreter der Oppoſition, Major Attlee, um ſeinen Mißtrauensantrag einzubringen. Er beginnt nicht mit einem ſcharfen Angriff gegen die Regierung, ſondern mit Worten des Bedauerns wegen der Unpäßlichkeit des Miniſterpräſidenten Macdonald. Im weiteren Verlauf ſeiner Ausführun— gen nannte Major Attlee das Weißbuch ein ebenſo bemerkenswertes wie bekla⸗ genswerkes Dokument. Es ſei geſagt worden, daß große Bemühun— gen unternommen werden ſollten, um einen Luftpakt zwiſchen England, Belgien und Deutſchland abzuſchließen. Die Tatſache, daß unmittelbar vor dem Beſuch des Außen⸗— miniſters in Berlin ein Weißbuch in dieſer Form veröffentlicht werde, ſei ganz unge wöhnlich. Er ſei ſich im Augenblick nicht ſicher, ob der im Weißbuch enthaltene Hin⸗ weis auf die deutſche Wiederaufrüſtung und den kriegeriſchen Geiſt in Deutſchland be⸗ rechtigt ſei oder nicht, aber es ſei merkwür⸗ dig, daß der Außenminiſter freundſchaftliche Beſprechungen in Deutſchland führen ſollte und daß gleichzeitig ein Dokument dieſer Art veröffentlicht werde, mit dem notwen⸗ digerweiſe in Deutſchland Anſtoß erregt werden müſſe. Attlee befaßte ſich ſodann mit dem übri⸗ gen Inhalt des Weißbuches, das praktiſch den Völkerbundsgedanken aufgebe. Kundgebungen vor dem Anterhaus Am Montagnachmittag marſchierten Maſ⸗ ſenabordnungen verſchiedener engliſcher Or⸗ ganiſationen, wie z. B. des Völkerbundsver⸗ eins, der ſozialiſtiſchen Liga uſw., vor dem Unterhaus auf. 30 Organiſationen wollen am kommenden Freitag eine Maſſenproteſt⸗ kundgebung gegen die Aufrüſtung in einer der großen Londoner Hallen veranſtalten. „Kolleltive Sicherheit“ „Times“ ſchickte der Unterhausausſprache einen großen Leitartikel über die interna⸗ tionale Lage voraus. Die Erhöhung des engliſchen Rüſtungshaushaltes werde von keinem Lande und auch nicht von Deutſch⸗ land mißverſtanden oder als peinlich emp⸗ funden. Etwaige Zweifel hätten ſich nur darauf bezogen, ob mit einer engliſchen In⸗ tervention gegen einen Angreiferſtaat und im Intereſſe der Völkerbundsvereinbarun⸗ gen überhaupt im Notfalle zu rechnen ſei, und wenn ja, ob dieſe Intervention mit ge⸗ nügender Macht ausgeübt werde. Die kürz⸗ liche Aktion auf dem Feſtlande und die Tat⸗ ſachen des Weißbuches ſollten die Zweifler beruhigen. England werde bald beſſer aus⸗ gerüſtet ſein, um ſeine Hauptrolle in einem kollektiven Syſtem und beſonders in der Luft zu beſetzen. Wenn einmal das kollek⸗ tive Syſtem verwirklicht werden könne, dann werde ſeine natürliche Folge eine all⸗ gemeine Herabſetzung der einzelnen natio⸗ nalen Streitkräfte ſein. Deutſchlands. Beteiligung vorzubereiten, ſei das beſondere Ein notwendiges Vorſpiel für eine hun⸗ dertprozentige Teilnahme Englands an dem Friedensmechanismus müſſe die Beteiligung aller Staaten auf der Gleichberechtigung ſein. Das maßgebende und unmittelbare Er⸗ fordernis für eine Stabiliſierung Europas ſei katſächlich die gleichberechtigte Teilnahme Den Weg für Deutſchlands Grundlage der Ziel des Berliner Beſuches des eng⸗ liſchen Außenminiſters Simon. der jetzt glücklicherweiſe und, wie man hoffe, end⸗ gültig in etwa 14 Tagen ſtaltfinden ſolle. Wenn es die Abſicht der engliſchen Re · gierung ſei, den Teil 5 des Verſailler Ver trages durch ein Syſtem abzulöſen, in dem alle gleichberechtigt ſind, dann habe es keinen Zweck, auf einem Bruch des Verſailler Ber⸗ krages herumzureitken. Es ſei ſicher, daß ein Aufſchub oder ein Zuſammenbruch der unmittelbaren engliſch— deutſchen Verhandlungen den Jſolierungs- politikern in die Hände arbeiten müſſe und die Sache der kollektiven Sicherheit in Eu— ropa in nicht wieder gutzumachender Weiſe ſchädigen könne. Der Augenblick ſei kritiſch. Man habe den Beſchluß gefaßt, Deutſchland als gleichwertig zu behandeln. Dieſe Politik müſſe unzweideutig durchgeführt werden. Es ſei jetzt viel wichtiger, in die Zukunft zu blicken. als in die Vergangenheit. Die Aufſtändiſchen geſchlagen gieg der griechiſchen Regierungsarmee— General Kamenos mit ſeinem Stab über die bulgariſche Grenze geflüchtet Athen. 11. März. Nach ergänzenden Berichten hatten ſich in Nach dem erfolgreichen Angriff des Gene- der Nacht an Bord des Kreuzers„Helli“ rals Kondylis hat ſich die Geſamtlage in Griechenland zu Gunſten der Regierung ent⸗ ſchieden. Die griechiſchen Regierungskrup- pen ſetzten ihren ſiegreichen Vormarſch im mazedoniſchen Kampfgebiet fort. Schon am Montagfrüh rückte die Reiterei der Regle⸗ rungstruppen in die Städte Serres und Si- dirokaſtron ein. Auch die Stadt Drama und der bisher ebenfalls von den Aufſtändiſchen beſetzte Hafen Kawalla wurden von den Aufrührern geräumt. In Drama haben ſich etwa 3000 Aufrührer mit vielen Offizieren den Regierungstruppen ergeben. General Komotini eingenommen und flüchtenden Aufſtändiſchen. Nach dem günſtigen Verlauf des Angriffs rechnet man in Regierungskreiſen damit, daß ganz Oſtmazedonien und Thrazien noch im Lauf des kommenden Tages wieder feſt in den Händen der Regierung ſein Ueber den Verlauf der kriegeriſchen Offenſive wurde folgende amtliche Mitteilung ausge- geben. Nachts ſind unſere Infanterieabtei— lungen auf das linke Struma⸗Ufer überge— treten. Bis zum Mittag haben wir unter dem Feuer der gegneriſchen Artillerie die zerſtörte Brücke von Orlianko wiederherge— ſtellt. Unmittelbar darauf Uebergang unſerer Kavallerie. Artillerie- und Infanterieabteilungen. Die Aufſtändi⸗ ſchen verteidigten ſich in Befeſtigungen, die aber dem Anſturm unſerer Stand halten konnten. allen ihren Stellungen geworfen. Unſere Verluſte ſind gering. Die Haltung der Re— gierungsflugzeuge und die 6 gierungstruppen werden als vorzüglich be⸗ zeichnet. Nach Bulgarien übergetreten General famenos und ſein Stab feſtge⸗ nommen. Sofia, 12. März. Der geſamte Generalſtab der griechiſchen Aufſtändiſchen in Thrazien⸗ Mazedonien mit General Kamenos an der Spitze hat ſich am Monkagnachmiltag beim bulgariſchen Grenzpoſten Magaſa im Abſchnitt Maſtanlyj den bulgariſchen Grenzbehörden ergeben. Zuſammen mit General Kamenos ergaben ſich zwei Oberſte, vier Oberſtleutnanke, ſechs Hauptleute, ſechs Leuktnanke und der Gou⸗ verneur von Griechiſch⸗Thrazien. Kreuzer„Helli“ hat ſich ergeben Nach Meldungen aus fiavalla hat ein re. gierungstreuer Offizier das Kommando über den Kreuzer„Hell!“ übernommen. Er ſtellle das Schiff und ſeine Beſatzung der Regie⸗ rung zur Verfügung. verfolgt die Gialaſtrus hat Dedeagatſch und wird. begann der Truppen nicht Wir haben ſie aus 9 der Re⸗ 5 2 17 ene e ſache, daß eine enge Verſtändigung zwiſchen dramatiſche Szenen abgeſpielt. Die an Bord befindlichen regie— rungstreuen Matraoſen erhoben ſich gegen die aufrühreriſchen Offiziere, die das Kom— mando innehatten und warfen ſie ins Meer. Später übernahm, wie eingangs berichtet, eine regierungstreuer Schiffsleutnant das Kommando und ſtellte Schiff und Beſatzung der Regierung zur Verfügung. Der künftige Kurs Griechenlands Der griechiſche Miniſterpräſident Tſal⸗ daris empfing in beſonders entgegenkom⸗ mender Weiſe erneut den Vertreter des Deutſchen Nachrichtenbüros. Trotz aller Er⸗ müdung erſchien er ſichtlich erfreut und be⸗ friedigt über die Entwicklung der Lage. Nach einleitenden Worten, in denen er die Hal— tung Venizelos' ſcharf verurteilte. erklärte Tſaldaris u. a.: Wenn wir die inneren Schwierigkeiten endgültig überwunden ha⸗ ben, werden wir ohne Zaudern unſere Au— ßenpolitik entwerfen und ſichern, die klar und einfach iſt. Wir wiſſen genau, welcher ungeheure Schaden unſerem Kredit durch dieſe Kataſtrophe im Ausland zugefügt wor— den iſt, aber ich bin ſicher, daß Griechenland die gleiche Politik der Befriedung und An⸗ näherung, die es bisher geführt, fortſetzen wird, ohne ſich durch innere Intrigen beein⸗ fluſſen zu laſſen. Zu der Frage der Entwick⸗ lung der Innenpolitik nach dem Ende des Putſches meinte Tſaldaris: Wir werden mit unſeren Miniſtern die Lage prüfen und uns bemühen, dem politiſchen Leben des Landes eine ſolrde, feſte Baſis zu geben. Die Tat⸗ den zuſammenarbeitenden Parteichefs be⸗ ſteht, bedeutet ein ſicheres Pfand. daß wir die ſicherſte politiſche Grundlage finden wer— den. Venizelos bleibt zuverſichtlich Budapeſt, 12. März. Die Budapeſter „Montags⸗Morgenzeitung“ erklärt. einem Sondervertreter des Blattes ſei von dem früheren Miniſterpräſidenten Venizelos eine Unterredung gewährt worden. Dem Blatt zufolge hat Venizelos u. a. ge⸗ ſagt, er ſelbſt ſei nur der Richtunggeber, nicht der Urheber der Revolution. Die Un⸗ terdrückung eines Volkes führe nie zu einem guten Ende. Der gegenwärtige Aufſtand ſei in keiner Weiſe mit den griechiſchen Unru⸗ hen der letzten Jahre zu vergleichen. Der Kampf werde jetzt bis zum letzten Atemzug und zum letzten Tropfen Blut geführt wer⸗ den. Er ſei feſt von dem Endſieg der Revo⸗ lution durchdrungen. Kreta und der Pelo⸗ ponnes ſeien ſtets die Wächter der griechi⸗ ſchen Freiheit geweſen. — Jortſ.: Die große Unterhausdebatte. „Politit der alten Männer“ Der Redner ging auf die von den verſchie⸗ denſten Seiten während der Abrüſtungsver⸗ handlungen vorgebrachten Vorſchläge ein, die vielleicht ſtets grundſätzlich angenommen, aber nie ausgearbeitet worden ſeien.“ In dem Weißbuch werde das ganze trübe Kapitel des Fehlſchlagens der Abrü— ſtungskonferenz übergangen.— Zu dem auf Deutſchland Bezug nehmenden Teil des Weißbuches ſagte Major Attlee, die Arbeiterpartei ſei gegen das heutige Syſtem in Deutſchland, aber es ſei nur fair, zu ſagen, daß es auch andere Länder gebe, die ihre Jugend nach militäriſchen Grundſätzen erzögen. Abrü⸗ ſtung müſſe eine Gelegenheit ſein, die al! e Länder gleichzeitig angehe. Zu den Rüſtungen meinte Attlee, man könne den Teufel nicht mit Beelzebub vertreiben. Das Weißbuch kennzeichne einen völligen Wechſel in der Politik. Es werfe England in die Vorkriegsakmoſphäre, in ein Syſtem von Bündniſſen und Kivalikäten und in ein Rüſtungsweltrennen zurück; aber die Arbei⸗ terparkei ſei nicht gewillt, die allen Metho⸗ den mitzumachen, und er glaube, daß die junge Generation der ganzen Welt dieſe Po- litik der alten Männer zurückweiſen werde. Rede Valdwins Nach den Ausführungen des Oppoſitions— redners Major Attle erhob ſich unter lau— tem Beifall der Regierungsbänke der Prä— ſident des Staatsrates, Baldwin, um als er— ſter Regierungsredner den Standpunkt des Kabinetts über die engliſche Wehrpolitik darzulegen. Baldwin, der etwa 50 Minuten ſprach, be⸗ gann mit der Feſtſtellung, daß das Weiß buch nach ſeiner Ueberzeugung ein Doku— ment von geſchichtlichem Intereſſe werden würde. „Ich bin der Anſicht,“ ſo erklärte Baldwin, „daß die britiſchen Staatsmänner aller Par— teien ſeit der Gründung des Völkerbundes viel getan haben, um die Genfer Körper. ſchaft gegen die Oppoſition von Ländern zu halten, die den Völkerbund jetzt verlaſſen haben. England iſt nach wie vor gewillt, durch den Völkerbund für die Zu— kunft zu arbeiten. Was diejenigen Stellen des Weißbuches angeht, die den Umfang unſerer Rüſtungen betreffen, ſo gehen die Vorſchläge dieſes Do— kumentes nicht weiter, als es im vergange— nen Sommer hinſichtlich der Verſtartung der Luftſtreitkräfte beſchloſſen worden iſt. Es iſt eine Tatſache, daß das europäiſche Barome— ter ſtieg und daß die allgemeine Stimmung in Europa zwar nicht auf„Schönwetter“ ſtand, aber„ſchöneres Wetter“ ankündigte. Zu dieſem Zweck begrüßten wir den Beſuch der franzöſiſchen Miniſter im Februar. Das im Anſchluß an dieſen Beſuch veröf⸗ ſenklichte Communique drückte die Hoffnung der beiden Regierungen aus, daß der in den vergangenen beiden Monaten erzielte Fortſchrikt durch eine direkte wirkſame Zu⸗ ſammenarbeſt mit Deutſchland fortgeſetzt werden würde. An dieſem Communique hal⸗ ken wir feſt. Nach Auffaſſung der franzöſiſchen und bri— tiſchen Regierung war die Bezugnahme auf direkte und wirkſame Zuſammenarbeit mit Deutſchland von beſonderer Bedeutung, und wir trafen daraufhin Vorbereitungen für einen Beſuch des Außenminiſters in Berlin. „Dieſer Beſuch wird in etwa 14 Tagen ſtattfinden und ich möchte der Hoffnung Aus⸗ druck geben, daß Herr Hitler bis dahin wie⸗ der gänzlich hergeſtellt iſt. Das Weißbuch war frei und offen. Es iſt ſtellenweiſe behauptet worden, daß Deut ſch— land das einzige Land war. auf das Bezug genommen wurde. Das iſt von der Wahrheit weit entfernt. Tatſächlich enthält dsa Weißbuch nichts, was ich nicht ſchon im vergangenen November unter allgemeiner Zuſtimmung geſagt habe. Ich bin mehr denn je davon überzeugt, daß wir den richtigen Schritt getan haben. a Baldwin wandte ſich dann dem eigentlichen Problem der Rüſtungen zu. Er ging auf den Waſhingkoner Flottenverkrag ein. Japan, das eine weit modernere Flotte habe als England und die Vereinigten Staa— ten, baue bis an die im Vertrag feſtgelegten Grenzen, was England nicht getan habe. Auf die Landrüſtungen eingehend ſagte Baldwin:„Laßt uns für einen Augen— blick unſere Augen nach Rüßland richten! Im Falle Rußlands hätte man doch denken ſollen, daß eine Re⸗ gierung des Proletariats der ganzen übri— gen Welt ein Beiſpiel geben ſollte(Gelächter auf der Miniſterbank). Statt deſſen ſehen wir eine reguläre Armee, die vor vier Jah⸗ ren noch 600 000 Mann betragen hat und die in weniger als vier Jahren auf 940 000 Mann erhöht worden iſt. Die Armeekoſten in Japan ſind in den letzten vier Jahren mehr als verdoppelt worden. Auch in Italien iſt die Luft⸗ flotte in den letzten Jahren um 25 v. H. ver⸗ ſtärkt worden. In den Vereinigten Staaten zeigen die Haushaltsvoranſchläge der Armee und der Luftflotte eine Erhöhung von 39 Millionen Dollar. Ein anderer wichtiger Punkt, ſo fuhr Valdwin fort, iſt die in vielen Ländrn und beſonders in den ſogenannten autoritären Staaten vertretene Politik der Selbſtgenüg⸗ ſamkeit im Kriege. Alle großen Nationen der Welt ſind mit der Vorbereitung für eine induſtrielle Kriegsmobilmachung im großen Maßſtab beſchäftigt. Dies iſt mei⸗ ner Anſicht nach eine der unerfreulichſten Er⸗ ſcheinungen in dieſem ſehr beunruhigenden Zuſtand. Ich ſelbſt mißbillige dieſe Erſchei⸗ nung vielleicht mehr als irgend eine der an⸗ deren Tatſachen, die ich ſoeben dem Hauſe mitgeteilt habe. Eine Maſſenhinrichtung. In Ulanping ſind nach einer Meldung aus Dſchehol die 33 chineſiſchen Räuber, die Mitte Februar feſtgenommen wurden, zum Tode verurteilt und hingerichtet worden. Sie hat⸗ ten an der Großen Mauer öfter Ueberfälle auf mandſchuriſche und japaniſche Truppen ausgeführt. Hinaus in die Ferne.. 3000 Arbeiter fahren mit„Kraft durch Freude“ nach Madeira Hamburg, 12. März. Mit den Dampfern„Der Deutſche“, „St. Louis“ und„Oceano“ haben drei⸗ tauſend Arbeiter aus allen Teilen des Rei— ches eine dreiwöchige Seereiſe nach Liſſabon und Madeira angetreten. Bei den Urlau⸗ bern handelt es ſich um ſolche Gefolgſchafts⸗ mitglieder, die ſich in ihren Betrieben be— ſondere Verdienſte erworben haben. Die Reiſe iſt durch die NS⸗Organiſotion „Kraft durch Freude“ veranſtalter worden. Reichsorganiſationsleiter Dr. Ley 1 Bord des„Kraft durch Freude“ iffes„Der Deutſche“ an den Führer und . folgendes Telegramm gerich- „Mein Führer! Soeben haben die drei ſtolzen deutſchen Schiffe,„Der Deutſche“, „Sk. Louis“ und„Oceana“, die 3000 deut- ſche Arbeiter aus allen Gauen des Reiches als glückliche Zeugen des großen herrlichen „Kraft durch Freude“ Werkes nach Madeira bringen, den Hamburger Hafen verlaſſen. In dieſer denkwürdigen Stunde übermiktle ich Ihnen, mein Führer, den tiefempfunde⸗ nen Dank dieſer 3000 deutſchen Urlauber für ihr geſchichkliches Befreiungswerk am chaf⸗ fenden deutſchen Menſchen. In einmütiger Geſchloſſenheit verſprechen die 3000 Arbeiter und Arbeiterinnen auch auf fremdem Boden dem neuen Deutſchland und dem Namen ſei⸗ nes Jührers Adolf Hitler Ehre zu machen.“ Unterwegs Von Bord des KdF-Schiffes„Der Deut⸗ ſche berichtet ein Funkſpruch: Freudig er⸗ reat iſt die Stimmung an Bord. Nach der wandern, in den Spiegel des Feier am Liegeplatz verlauft ſuch aues auf unſerem Schiff. Man ſteht nicht mehr dicht gedrängt an der Reeling, um die Anſprachen zu hören, den Schiffsmanövern beim Los⸗ legen zuzuſchauen. Die vielen frohen glück⸗ lichen Menſchen gehen jetzt umher. Sie ler⸗ nen das Schiff kennen, das für 19 Tage ihre Heimat iſt. Die meiſten von ihnen waren noch nie an Bord eines großen Schiffes. Nur wenige kennen das Meer. Sie atmen die klare Luft der norddeutſchen Tiefebene, über die der Blick weit bis zum dunſtigen Horizont geht. Elbabwärts ziehen wir dem Meer entgegen. Barkaſſen und Hafendampfer gaben uns von Hamburg das Geleit. Als ſie uns ver— ließen, winkten uns ihre Beſatzungen mit dem Taſchentuch zum Abſchied. Als auch die Vielen, Vielen, die am Ufer dicht gedrängt Spalier bildeten, aus dem Blick kamen, ging es uns allen wie einſt dem Segelſchiffmatro⸗ ſen, der auf große Fahrt ging. Man ſchaute noch einmal zurück, landeinwärts, peilte die Himmelsrichtung an, in der fern die Hei— mat, das Dorf oder die Stadt liegt. Dann machte man endgültig Schluß mit dieſen Gedanken für die nächſten drei Wochen. Die Sehnſucht nach dem fremden Land greift nach uns. Die Augen werden nicht müde, über das ſonnendurchflutete Land zu glitzernden Waſſers zu ſchauen. Schiffe von weither kommen uns entgegen.— Ein kleiner Fiſch⸗ dampfer nach harter Arbeit, der Ueberſeer „Orinoco“ mit vielen Paſſagieren. Sie win⸗ ken... die Kapellen ſpielen... der Wetter- gott iſt günſtig am erſten Tage. Die Vertrauensratswahlen Termin: 12. und 13. April— Wie und wer wird gewählt? Die Zehnte Durchführungsverordnung zum Geſetz zur Ordnung der nationalen Ar— beit enthält Beſtimmungen, die für die be— vorſtehenden Vertrauensratswahlen von Wichtigkeit ſind. Als Abſtimmungstage hat der Reichsarbeitsminiſter bekanntlich den 12. und 13. April beſtimmt. Im folgenden wird ein Ueberblick über die weſentlichſten Beſtimmungen des Geſetzes zur Ordnung der nationalen Arbeit und die Bildung der Vertrauensräte gegeben. Aufſtellung der Liſte. In den Betrieben, für die ein Vertrauens— rat vorgeſehen iſt— das ſind Betriebe mit in der Regel mindeſtens 20 Beſchäftigten, wobei im Streitfall der Treuhänder der Arbeit über das Vorliegen dieſer Vorausſet⸗ zung zu entſcheiden hat—, iſt vom Führer des Betriebes im Einvernehmen mit dem Betriebszellenobmann eine Liſte der Ver— trauensmänner und ihrer Stellvertreter auf— zuſtellen. Die Zahl der Vertrauensmänner beträgt in Betrieben mit 20 bis 49 Beſchäf⸗ tigten zwel, mit 50 bis 99 Beſchäftigten drei, mit 100 bis 199 Beſchäftigten vier, mit 200 bis 399 Beſchäftigten fünf Vertrauensmän— ner. Die Zahl erhöht ſich für je 300 weitere Beſchäftigte um einen Vertrauensmann und beträgt höchſtens zehn. Die Liſte wird ein— heitlich für die ganze Gefolgſchaft aufgeſtellt. Auswahl der Vertrauensmänner. § 8 des Geſetzes beſtimmt:„Vertrauens- mann ſoll nur ſein, wer das 25. Lebens— jahr vollendet hat, mindeſtens ein Jahr dem Betriebe oder dem Unternehmen angehört und mindeſtens zwei Jahre im gleichen oder verwandten Berufs- oder Gewerbezweig tä— tig geweſen iſt. Er muß die bürgerlichen Ehrenrechte beſitzen, der Deutſchen Arbeits— front angehören, ducch vorbildliche menſch— liche Eigenſchaften ausgezeichnet ſein und die Gewähr bieten. daß er jederzeit rückhaltlos für den nationalen Staat eintritt.“— Bei der Auswahl der Vertrauensmänner iſt ne— ben der politiſchen Zuverläſſigkeit entſchei⸗ dender Wert auf ihr Sachverſtändnis zu le— gen. Es iſt ſelbſtverſtändlich, daß auch lei⸗ tende Perſönlichkeiten eines Betriebes ſowie die zum Stellvertreter des Führers des Vetriebes beſtimmten Perſönlichkeiten— als Vertrauensmänner beſtellt werden können. Vorbereitung der Abſtimmung. Der Abſtimmungsleiter ſtellt ein Liſte der Abſtimmunasberechtigten(Abſtimmunasliſte) (Deutſches Nachrichtenbüro.) Die Linden als Bauplatz. Die Straße Unter den Linden in Berlin mußte am Pariſer Platz in einen gewaltigen Bauplatz verwandelt werden. Hier wird unter Einſatz der modernſten Hilfsmittel an dem Bau der neuen Nord—Süd⸗Untergrundbahn gearbeitet. ſt 5 dieſes Jahr auf den 12. und 13. eſtgeſeßt ſind, würde dieſer Aushang ſpä⸗ teſtens am 28. März zu erfolgen haben. Ge⸗ gen Einſprüche über die Liſte der Abſtim⸗ mungsberechtigten entſcheidet der Abſtim.⸗ mungsleiter. Abſtimmungsleiter iſt der Füh. rer des Betriebes. Zu ſeiner Unterſtützung beruft er die beiden Mitglieder der Gefolg⸗ ſchaft, die am längſten im Betriebe ſind. Wer iſt abſtimmungsberechtigt? Abſtimmungsberechtigt iſt nach§ 2 der Zweiten Durchführungsverordnung jedes Gefolgſchaftsmitglied, das min⸗ deſtens 21 Jahre alt und im Beſitze der bürgerlichen Ehrenrechte iſt. Nichtabſtim⸗ leuligsberechtigt ſind lediglich die Unterneh⸗ mer ſelbſt, bei juriſtiſchen Perſonen diejeni⸗ gen Perſönlichkeiten, die das geſchäftsfüh⸗ rende Organ der juriſtiſchen Perſon bilden, alſo z. B. die Vorſtandsmitglieder einer Ak⸗ tiengeſellſchaft, die Geſchäftsführer einer G. m. b. H. Nichtabſtimmungsberechtigt ſind ferner die zum Stellvertreter des Führers des Betriebes beſtimmten Perſönlichkeiten. Die Abſtimmung. Die Abſtimmung iſt geheim und erfolgl durch Abgabe eines Stimmgettels. Der Stimmzettel hat unter fortlaufender Num⸗ mer die Namen der als Vertrauensmänner und als Stellvertreter vorgeſchlagenen Per⸗ ſonen zu enthalten. Die Abgabe des unver⸗ änderten Srimmzettels gilt als Zuſtimmung, die Abgabe des durchſtrichenen Stimmzettels als Ablehnung. Die Abſtimmungsberechtig⸗ ten können auch einzelne der als Vertrauens- männer und als Stellvertreter vorgeſchlage⸗ nen Perſonen durch Streichung der Namen auf dem Stimmzettel ablehnen. Ermiktlung des Abſtimmungsergebniſſes. Die Feſtſtellung des Ergebniſſes der Ab⸗ ſtimmung hat der Abſtimmungsleiter in Ge⸗ genwart der von ihm zu ſeiner Unterſtüt⸗ zung berufenen beiden Mitglieder der Ge⸗ folgſchaft vorzunehmen. Sie erfolgt in der Weiſe, daß zunächſt ermittelt wird. auf wel⸗ che der aufgeſtellten Perſonen eine Mehr⸗ heit der abgegebenen Stimmen entfallen iſt. Haben ſich alſo bei einer Gefolgſchaft von 90 Arbeitern und Angeſtellten nur 60 Ar⸗ beiter und Angeſtellte an der Abſtimmung beteiligt, ſo iſt zu ermitteln, welche von den als Vertrauensmänner oder Stellvertreter aufgeſtellten Perſonen bei der Abſtimmung wenigſtens 31 Stimmen erhalten haben. Es zählt dabei für ſie jeder Stimmzettel auf dem ihr Name nicht durchſtrichen iſt. Ohn⸗ Bedeutung iſt es, wie groß die Zahl der Stimmen iſt, die der einzelne erhalten hat. Entſcheidung des Treuhänders der Arbeit bei erfolgloſer oder anfechtbarer Wahl. Ergibt ſich bei der Abſtimmung für keine der als Vertrauensmänner und Stellvertre⸗ ter aufgeſtellten Perſonen eine Mehrheit, ſo kann der Treuhänder der Arbeit die Ver. trauensmänner und Stellvertreter in der er forderlichen Zahl berufen. Ergibt ſich bei der Abſtimmung eine Mehrheit nur für ein⸗ kleinere Zahl von Perſonen, als nach dem Geſetz Vertrauensmänner zu beſtellen ſind, ſo kann der Treuhänder der Arbeit die übri⸗ gen Vertrauensmänner und die Stellvertre⸗ ter berufen. Erhalten dagegen von den auf— geſtellten Perſonen ſo viele eine Mehrheit daß wenigſtens die erforderlichen Vertrau- ensmänner beſtellt werden können, ſo hat e⸗ dabei zunächſt ſein Bewenden. Der Treu händer kann in ſolchem Falle erſt dann ein greifen. wenn durch Ausſcheiden oder zeit— weilige Verhinderung von Vertrauensmän⸗ nern der Vertrauensrat nicht mehr vor—⸗ ſchriftsmäßig beſetzt iſt. Die Möglichkeit, ein. zelne Perſonen von der Liſte der Vertrau- ensmänner und Stellvertreter zu ſtreichen, kann dazu fuhren, daß die Berückſichtigung der Angeſtellten oder die Berückſichtigung der Arbeiter im Vertrauensrat in einem offenen Mißverhältnis zur Zuſammenſetzung der Gefolgſchaft führen würde. Hier greift die vom Geſetz dem Treuhänder der Arbeit ver⸗ liehene Befugnis Platz, zur Beſeitigung eines offenbaren derartigen Mißverhältniſſes in der Zuſammenſetzung des Vertrauensra⸗ tes auf Antrag des Führers des Betriebes einzelneVertrauensmänner abzuberufen und zu erſezen Das Geſetz ſieht ſchließlich eine Anrufung des Treuhänders der Arbeit für den Fall vor, daß bei dem Abſtimmungsver⸗ fahren Vorſchriften des Geſetzes oder der Durchführungsverordnung derart verletzt worden ſind, daß das Abſtimmungsergebnie dadurch beeinträchtigt werden konnte. Die Verträge vorläufig unkerzeichnel. Tokio,. 12. März. Die Verträge über den Verkauf der chine⸗ ſiſchen Oſtbahn wurden am Montagabend vorläufig unterzeichnet, nachdem das Ein⸗ N der drei beteiligten Länder vor⸗ g. Die Verträge wurden für Japan von Außenminiſter Hirota unterzeichnet, für die Sowjetunion vom ſowjetruſſiſchen Votſchaf⸗ ter Jurenew und für Mandſchukuo von dem Geſandten Ting. In japaniſchen Kreiſen wird auf die große Bedeutung des Vertrags⸗ abſchluſſes hingewieſen. Der Vertrag ſei ein erſter ritt zur Verſtändigung der betei⸗ ligten Staaten, dem eine weitere Annähe⸗ rung folgen werde. 5 D. A. II. 35 1185 Wit leben ſchon in Oſterwochen, Doch plö lle iſt nun über 18 5 Nochmal der Winter ausgebrochen— Wer hätte ſo was wohl gedacht! Es weilten fröhlich die Gedanken Schon viele Febertage lang Bei jungen Blüten, friſchen Ranken, Bei Amſelſchlag und Lerchenſang. An jedem neuen hellen Morgen War jeder unbedingt dafür, Nun brauche man nicht mehr zu ſorgen, Nun ſieh' der Frühling vor der Tür. Und kluge, welterfahr'ne Leute, Die man mal ſprach, wenn man ſie ſah, Erklärten:„Kommt er auch nicht heute, So iſt er morgen ſicher da!“ Bis dann ja, bis es dann ſich zeigte, Koch geb' es Eis und Flockentanz, So daß man zu der Anſicht neigte, Die Rechnung ſtimme doch nicht ganz. Nun gibt's ein Zagen und ein Klagen, Denn jeder weiß vom Märzenſchnee Das eine ganz beſtimmt zu ſagen: Er tue leicht den Saaten weh! Das ſind für Deuter gute Zeiten, Und mancher der Propheten wagt Sich den Triumph jetzt zu bereiten: „Na, hab' ich es nicht gleich geſagt!“ Mag ſich der Lenz auch noch nicht eilen, Wir ſind trotzdem ihm auf der Spur, Zwar Märzenwinter gibt's zuweilen, Doch meiſt als Intermezzo nur. Drum nicht ſo ängſtlich! Seid geduldig, Mag's auch ein Weilchen frieren noch: Den Lenz iſt die Natur uns ſchuldig, Und auferſtehen muß ſie doch! „Chriſtbaumhalter, auch als Schirmſtänder zu benutzen.“ Kleine Erfindermeſſe in Leipzig. Wieder, wie in allen Jahren, weiſt die Leipziger Frühjahrsmeſſe eine beſondere Erfinderſchau auf, in der eine große Anzahl von kleinen und großen Mützlichkeiten zu ſehen ſind. Auf dieſen aus⸗ geſtellten Erfindungen ruht die ganze Hoff⸗ mung ihrer Schöpfer, und darum iſt es be⸗ ſonders erfreulich, daß ihnen in Leipzig die Möglichkeit gegeben iſt, einmal im Jahre vor die breite Offentlichkeit zu treten. Aller⸗ dings muß feſtgeſtellt werden, daß nur ein ganz geringer Bruchteil dieſer ausgeſtellten Erfindungen wirklich gebrauchs- und vor allen Dingen verkaufsfähig erſcheint. Vor allen Dingen ſind es immer die kleinen praktiſchen Neuerungen, auf die rigentlich alle Welt ſchon wartet und die doch erſt einmal ihre wirkliche Brauchbar— leit durch den Geiſtesblitz eines Erfinders hekommen. Welche Hausfrau hätte ſich nicht ſchon mit dem Waſſerſchlauch geplagt, der beim Einfüllen immer wieder aus der Waſchwanne herausſpringt? Jetzt gibt es einen Schlauchbeſchwerer, der die⸗ en Übelſtand abſtellen ſoll. Auch mit dem Brotſchneiden wollen ſich viele Leute nicht gern Mühe machen. Es gibt ſchon die ver⸗ ſchiedenſten Muſter von Brotſchneide⸗ maſchinen, die aber alle irgendeinen Nachteil haben. Ein Erfinder will das Ei des Kolumbus entdeckt haben. Deun bei ſeiner Maſchine braucht man das Bro nicht mehr anzufaſſen. Es liegt unter einer Glas— glocke und wirft die abgeſchnittenen Scheiben auf einen Teller. Die Stärke der Schnitten e Wunſch mit einer Schraube ein⸗ geftellt. Unter den verſchiedenſten e wie Garndockenhaltern, RKnäuelabwick⸗ lern und Serviettenhaltern, denen kaum eine umwälzende Bedeutung bei ulegen iſt, fällt ein Chriſtbaum halter auf, der für den geringen Preis von 45 Pfennig nach Angabe ſeines Schöpfers gleichzeitig als„Topfhalter, Schirmſtänder und Fahnen⸗ halter zu benutzen“ ſein ſoll. Eine Gleit⸗ ſchutzſohle aus einer Art Glaspapier, die bei ſchlechtem Wetter mit einem Band an den Schuhen befeſtigt werden ſoll, wird kaum viel Anhänger finden. Mehr Ausſich⸗ ten hat ſchon ein Raſierpinſelohne Haare. Er beſteht aus Schwammgummi und vermeidet das läſtige Loswerden der Haare. Der vielgeſcholtene Kragen⸗ knopf in ſeinen verſchiedenen Ausſüh⸗ rungen iſt um nicht weniger als zehn neue Modelle bereichert und angeblich auch verbeſſert worden. Damit ſei dieſe kleine Aufzählung, die nur ein paar von den auffallendſten Neuerungen der Er⸗ Find»Forgihe heſchſoße; Die Frühlingsblüher. Mit einem Schlage ſind ſie alle da, die den Anbruch des neuen Lebens mit leuch⸗ tenden Farben anzeigen,„gelb und weiß und rot und blau, daß ich meine Luſt dran ſchau“, wie der Dichter ſingt. Wir freuen uns ihrer, wir tragen von ihrem Überfluß in unſere zuweilen noch nachwinterlich ge— heizten Wohnungen, wie treiben die Aus- länder unter ihnen, wie die Tulpen und Hyazinthen, aber auch die ſchönen Einheimiſchen, wie die Schneeglöckchen und Oſterglocken an unſeren Fenſtern in Blumentöpfen und Gläſern. Aber wir den— ken dabei ſelten daran, daß ſie gleichzeitig eigentlich eine Mahnung an die kurze Dauer aller zeitlichen Dinge ſind. Teilnahme ſämtlicher Leichtathletik C iſt Was iſt ihr Schickſal? Die abgeblühten Töpfe werden ſchon bald ihren Platz räu— men müſſen, denn wenn die Blüte welkt, iſt mit dieſen Gewächſen kein Staat mehr zu machen. Genau ſo geht es mit den erſten Frühlingsblühern im Walde. Die Buſchwindröschen, die Leberblümchen, die Szilla, die gelben Feigwurzen, ſie alle müſſen ſich ſehr beeilen. Sie müſſen nämlich die Zeit wahrnehmen, ehe die Büſche und Bäume über ihnen ſich belauben und ihnen das Licht wegnehmen. In dieſer kurzen Zeit zwiſchen dem Nachlaſſen des ärgſten Froſtes und der Laubbeſchattung des Bodens müſſen ſie ihre Samen anſetzen und ihren Wurzelſtock für den Austrieb nach dem nächſten Winter genügend kräfti gen. Gerade wenn das große Blühen be— ginnt, wenn Maienzeit ſein wird, wird man von ihnen kaum noch die Plätze finden, die ſie jetzt überreich mit Farben ſchmücken. So ſind die Frühlingsblüher eigentlich eine Mahnung für uns: Sie lehren uns, daß wir die Zeit entſchloſſen nutzen ſollen, ſo lange ſie uns günſtig iſt, und ſie lehren uns, daß Daſeinsmöglichkeiten für den, der ſie zu ergreifen und zu nützen verſteht, auch da winken, wo, wie in dieſem Falle, die große Menge unſerer Sommergewächſe, andere ſie nicht erkennen oder unterſchätzen. Wölſſen Bie das? Ein Viertel des Bodens in Doutſchland iſt von Wäldern bedeckt. Männer ſind durchſchnittlich größer als Frauen. Ein erwachſener Menſch atmet in der Mi⸗ nute neun Liter Luft ein. Leichtathletitmeiſterſchaften Die Ausſchreibung für 1935. Das Fachamt für Leichtathletik hat ſetzt die Ausschreibung für die Kämpfe um die deutſche Vereinsmeiſterſchaft 1935 veröffent⸗ licht. Feſtgeſtellt werden die Kreismeiſter, die Gaumeiſter und der deutſche 1 ö treiben⸗ den Gemeinſchaften iſt Pflicht. Die Ver⸗ eine werden durch die Gau⸗ und Kreisſport⸗ warte in eine Sonderklaſſe, außerdem in die Klaſſen A, V und C eingeteilt. Die Klaſſe ausſch ießlich ländlichen Vereinen (Orte unter 10 000 Einwohner) vorbehalten. Deutſcher Meiſter wird der Sieger der Son- derklaſſe die übrigen ſind Klaſſenſieger. Die Weitbewerbe der Sonderklaſſe ſind: 1 Tag: 200, 800, 5000 Meter, Drei⸗ ſprung. Hochſprung, Kugelſtoßen, Speerwer⸗ fen; 2 Tag: 400, 1500 Meter. 110 Meter Hürden Weitſprung, Stabhochſprung, Dis- kus⸗ und Hammerwerfen. Das Programm für die übrigen Klaſſen iſt etwas kleiner. Alle Wettbewerbe können auch an einem Tag durchgeführt werden, wie es im Vorfahr z. B in Stuttgart geſchehen iſt. Um auch den Leiſtungsſchwächeren mehrfach Wettkampf⸗ gelegenheit zu geben, iſt die Jahl der Teilnehmer bei den ein⸗ zelnen Wettbewerben unbeſchränkt, gewertet werden jedoch in der Sonder⸗ klaſſe nur jeweils drei Mann, in der A- und B⸗Klaſſe je zwei(je eine Staffel) und in der C⸗Klaſſe je ein Mann und eine Staffel. Jeder Aktive darf ſich innerhalb des geſamten Kampfes alſo beide Tage zuſammengerech⸗ net, nur an zwei Wettbewerben(ausſchließ⸗ lich Staffel) beteiligen. Die Klubkömpfe müſſen in der Zeit vom 1. Mai bis zum 30. September ausgetragen werden Dabei iſt bemerkenswert. daß Mit⸗ glieder der Vereine, die zu den Olympialehr⸗ gängen herangezogen werden und gleichzeitig Startverbot für alle anderen Veranſtaltun— gen haben, nur bis einſchließlich 9. Juni ein- geſetzt werden dürfen. Der Fachamtsleiter für Leichtathletik, Di von Halt, äußert ſich in„Der Leichtathlet“ zur Ausſchreibung der Vereinsmeiſterſchaft U. a. wie folgt: Olympiſche Vorbereitung be— deutet ſportliche Mobilmachung. Gegenüber der Ausſchreibung der Deutſchen Vereins— meiſterſchaft des Vorjahres weiſt die für 1935 weſentliche Aenderungen auf. Vor allem ſpringt ins Auge, daß die Staffelläufe ſtark in den Hintergrund treten. Dies mag verwunderlich erſcheinen. Doch vor allem für die Vereine der Sonderklaſſe, aus deren Kei— hen ſich erwiegend erſtklaſſige Kämpfer ent⸗ wicrkein, mußten Beſtimmungen getroffen werden, die die Spezial⸗Olympiavorberei⸗ tung ergänzen. Die Praxis des letzten Jahr- zehnts hat gezeigt, daß mancher hervor— ragende Läufer ſich als Spezialiſt nicht ge— nügend entwickeln konnte, weil er immer wieder gezwungen war, ſich für eine Staffel zu ſchonen, um dort dann ſeine ganze Kraft einſetzen zu können. Aehnlich verhielt es ſich mit manchen talentierten Weitſpringern oder Hürdlern Damit ſoll natürlich nichts gegen den Staffellauf als Wettbewerb geſagt ſein. Auch innerhalb der Vereinsmeiſterſchaft ſoll jeder einzelne lernen, ſeine ganze Kraft für einen oder höchſtens zwei Wettbewerbe ein— zuſetzen. In das Programm der Sonderklaſſe wurden mit dem Dreiſprung, dem Stabhoch— ſprung und dem 110 Meter Hürdenlauf ſchwierige techniſche Uebungen eingefügt. Die Geſamtzahl der benötigten Aktiven wird etma der des Vorjahres entſprechen. rheberrechtsschutz: Fünf Türme⸗Verlag, Halle(Saale) „Es iſt viel Macht in die Hände unſerer Frauen ge⸗ geben, denn der Mann wird immer das werden und ſein, was die Frau in ihm ſieht.“ Als die Worte ausklangen in dem Wunſche, daß ſie im nächſten Jahre den Geburtstag der Frau Senator in einer Freien Hanſeſtadt feiern möchten, kam ein Glanz in die Augen der Männer, und das Klingen der Gläſer war wie Vas feierliche Geläut bei einem Gelübde. E* 5 Hamburger Gaſtlichteit iſt von jeher berühmt. Und es har waren köſtliche Dinge, die auf den Tiſch kamen, deſſen ſeidig ſchimmernder Damaſt mit ſeltenen Blumen und ausgewähltem Silber und Porzellan geſchmückt war, und die Gäſte ſprachen den guten Dingen mit beſtem Appetit zu; ſie wußten die geſchmackvollen Speiſen ebenſo zu ſchätzen wie die ſchweren Weine, die auch den Wortkargen die Zunge löſten. Als die Frau Senator die Tafel aufhob, war die Unter⸗ haltung allgemein und lebhaft geworden. Nach alter Sitte zogen ſich die älteren Herren mit ihren Pfeifen in ein Nebengemach zurück, um ungeſtört zu politi⸗ ſieren und zu kannegießern, während ſich die jüngeren in Damengeſellſchaft an Kaffee, Kuchen und dem berühmten Hamburger Backwerk gütlich taten. In der Herrengeſellſchaft war die augenblickliche poli⸗ tiſche und wirtſchaftliche Lage der Angelpunkt der Unter⸗ haltung. Man befragte die Offiziere nach dem Stand der Dinge g 1 „Ja!“ fürchtet. Vackenbart. fragt?“ „Nein! wüſten hat es bewieſen.“ überwältigenden Mannſchaften.“ dann die Lucadon.“ zweihundert lieren. „Werden ſie Hamburg wieder beſetzen?“ klaug die bange Frage nun, denn dieſe Beſetzung war vom letzten Male her noch in ſchlimmem Andenken, und eine Wieder⸗ holung von Rechtloſigkeiten wurde mit Berechtigung ge— „Vorerſt verſuchen ſie es!“ kam die Antwort. „Woher nehmen ſie das Recht hierzu?“ 8„Wozu ich die Macht habe, habe ich das Recht!“ ſtrich einer der bekannten Makler über den wohlgepflegten „Hat Napoleon jemals nach dem Recht ge⸗ Aber unſer Herrgott ſorgt, daß die Bäume nicht in den Himmel wachſen“, ſagte Doktor Rambert. „Das Zerbrechen der Uebermütigen in ruſſiſchen Eis⸗ „Trotzdem verſucht er von neuem vorzudringen.“ „Diesmal wehren wir uns. Tettenborns Aufruf zur Einzeichnung in die Bürgergarde Anklang geſunden. Alle lungen Leute haben ſich eingezeichnet. Sie werden ihre Pflicht tun— nicht wahr, Herr Hauptmann?“ Die Offiziere machten ernſte Geſichter: „Jedes Handwerk will gelernt ſein, auch das unjere. Einem Napoleon gegenüber brauchen wir kriegstüchtige „Aber wir haben doch fünfhundert Mecklenburger und Preußen unter „Siebenhundert Mann! Sie genügen knapp zum Aus⸗ bilden der Freiwilligen, Herr Senator! Was ſind ſie gegen eine Davouſtſche Armee?“ „Vergeſſen Sie die ſchon Ausgebildeten nicht. Oder zählen ſie in Ihren Augen nicht?“ klang es zurück. „Sicherlich! Aber mein Vorredner hat recht. Ausbildung braucht Zeit, und wir haben keine zu ver⸗ Unſere Batterien brauchen geübte Artilleriſten. Und dann, meine Herren, wie ſoll die Mannſchaft lernen Engliſcher Fußball⸗Volal In dieſem Jahre ſchon 2,3 Millionen Zuſchauer. Es gibt keinen Fußballwettbewerb auf der Welt, der an Volkstümlichkeit einen Vergleich mit dem engliſchen Pokal aushält. Den bis⸗ herigen 77 Pokalſpielen(an denen natürlich auch die Vereine der dritten und zweiten Klaſſe teilnahmen) haben insgeſamt 2 361 791 Zu⸗ ſchauer beigewohnt. 237938 Beſucher brach⸗ ten die vier Spiele der vierten Runde allein auf die Beine, was einen Durchſchnitt von 59 485 ergibt. Die Geſamteinnahmen betcu⸗ gen bisher 178 218 engliſche Pfund, das 155 nach unſerem Gelde über zwei Millionen Nin. Sportallerlei Frankreichs Jußballelf zu dem am 17. März in Paris ſtattfindenden Länderkampf gegen Deutichland ſteht jetzt endgültig wie folgt: Thepot; van Dooren, Mattler: Gabril⸗ largues, Verrioſt, Delfour; Aſton. Beck, Ni- colas, Duhart, Nuic. 5 Albert Leidmann, der Münchner Schwer gewichtsboxer, beſtritt bei den Wiener Ve⸗ rufsborkämpfen den Hauptkampf gegen den öſterreichiſchen Meiſter Lazzek. Der über 10 Runden angeſetzte Kampf wurde ſchon in der ſechſten Runde durch einen ko⸗Sieg zu⸗ gunſten des Oeſterreichers entſchieden. Buntes Allerlei Er malt mit Skiefelwichſe. Wie Neu ⸗ horker Zeitungen berichten— es ſoll ſich nicht um einen Faſchingsſcherz handeln— erregen dort die Werke eines Kunſtmalers großes Aufſehen, der für Dämmerſtimmun⸗ gen, leichte Nebel, Dünſte, zarte Nachtſtim⸗ mungen ſich ſchon einen glänzenden Ruf er⸗ worben hat. Man hat ihn in ſeinem Atelier beſucht, um zu ſehen, wie er die märchen⸗ haften Abtönungen erzielt— und war äußerſt überraſcht. Der Künſtler bediente ſich für die Herſtellung ſeiner Werke einer ganz gewöhnlichen Stiefelbürſte und ſtatt der Farben benutzte er Wichſe. Pinſel, Pa⸗ lette und Farben liegen unbenutzt in einer Ecke. Allerdings ſoll ſich der merkwürdige Wichsmaler eine bewunderswerte Technik angeeignet haben, mit der es ihm gelingt, Wirkungen hervorzuzaubern, wie ſie nur von wenigen großen Malern erzielt wur⸗ den. Schließlich ſind mit Holzkohle ſchon viele Kunſtwerke entſtanden, denn nicht das Material macht den Meiſter, ſondern das Können. Luſtige Ele Schlimmes Zeichen. „Hier haſt du noch ein Stück Kuchen, Moritzchen!“ „Danke, Mutti, ich mag nicht mehr.“ „Um's Himmels willen, Erna, rufen Sie ſofort den Arzt!“ Auch eine Idee. „Der alte Kernbach ſoll ja eine fabelhafte Idee gehabt haben!“ „Der Tierzüchter Kernbach? Was für eine denn?“ „Er beabſichtigt, Papageien und Brieftau⸗ ben miteinander zu kreuzen, damit die Nach⸗ richten mündlich überbracht werden können!“ (Karikaturen). Schließlich nützen unſere Piten nichts gegen die Musketen der Feinde.“ 1 kommen.“ „Die Franzoſen ſind im Anmarſch auf Hamburg?“ mit Schußwaffen umzugehen, wenn wir keine haben? * I. „Die Waffenſendung aus England kann jeden Tag „Wenn ſie nicht abgefangen wird und als Kontrebande in die Hände der Feinde fällt!?“ Deutſchland iſt erwacht! wacht!“ unſere Hauptmann Jede das Richtige.“ „Es iſt eine unglückſelige Lage für Hamburg. Dieſe furchtbare Sperre iſt für uns Hamburger ſchlimmer als eine verlorene Schlacht“, ſeufzte einer der Kaufherren. „Unſere Kontore ſind tot, die Börſe ſinnlos, die Speicher leer, unſere Tonnage liegt ſtill. Der Handel über Tönning und Huſum iſt nicht ohne Gefahr— kurz und gut: noch wenig Zeit und Hamburg iſt tot; wir liegen im Sterben.“ „Hm! Ja! Der Korſe hat die Fauſt um unſere Gurgel gepreßt. Aber noch atmen wir“, ſagte der eisgraue alte Böddinghaus, und ein Blitzen kam in ſeine Augen. „So iſt es! Hamburg— nein, Deutſchland atmet, er⸗ „Ja, das iſt nun ſo!“ ſtimmte Böddinghaus zu.„Eine neue Generation tut das, was wir verſäumt haben.“ „Ich wüßte nicht, daß wir etwas verſäumt hätten!“ klang die Stimme eines der Ratsherren kühl und ſpitz. „Doch! Wir haben verſäumt, für unſere Freiheit zu kämpfen“, ſagte der Alte.„Nun muß uns die Jugend die Freiheit wiederholen, um das kämpfen, was wir verloren haben. So iſt es immer. Ein ſtarkes Geſchlecht muß die Schwäche der Väter bezahlen. Vierzig, Herr Perthes!?“ wandte er ſich ablenkend au den bekannten Verleger. „Ich bin ſiebzehnhundertzweiundſiebzig geboren, Herr Böddinghaus!“ „Vierzig Jahre— iſt noch kein Alter. Ich bin ſaſt vierundachtzig!“ meinte er nachdenklich.„Aher ich hoſſe, die Befreiung Deutſchlands noch zu erleben— und weiß Gott, mir ſchmeckt's noch immer gut. War ein glänzendes Eſſen, Geeſtenbrück! So verſteht man nur in Hamburg zu kochen. Und deine Frau— Om! Ja! Sie ſorgt für Sind nun auch ſchon an (Foriſetzung folgt.) Nachdruck verboten. Naſid ſteht an der Ecke und wartet auf den Karapet. Dort ſieht er ſchon das ſchwarzbärtige Geſicht mit der Höckernaſe zwiſchen den anderen Baſarbeſuchern. „Nun, Naſid, wie haſt du dich entſchloſſen, Söhnchen?“ Der Karapet iſt ſüßeſte Freundlichkeit, wie die Würfel beim f Zuckerbäcker!, denkt Naſid verächtlich.„Kommſt du mit?“ „In die Berge? Nein, Karapet! Ich habe Sehnſucht nach meinem Dörſchen und nach Tamara, meiner kleinen Ziehſchweſter.“ N Naſid ſtellte mit inniger Befriedigung ſeſt— der Armenier machte ein zorniges Geſicht wie ein Truthahn, wenn ihn die Dorfjungen reizen. a „In deinen Aul willſt du zurück, Söhnchen?“ Die zuckerſüße Freundlichkeit war fort.„Wirſt ja ſehen, was dein Ziehvater, der alte Wachtang, ſagen wird. Schmiere dir nur gut deinen Rücken ein, damit die Hiebe abgleiten!“ „Kümmere dich um deinen eigenen Rücken, vielleicht kriegt der noch einmal Hiebe, wenn du die Mädchen nicht im Ruhe läßt.“ Naſid drehte ſich um und ging langſam dem Baſar zu — das wütende Keiſen des Armeniers hinter ſich. Als hätte der angeſichts von Naſids Unempfindlichkeit die Luſt an weiteren Auseinanderſetzungen verkoren— hörte er! mitten in einem Satze auf. 0 Nach deinem Dorfe willſt du, du Schwätzer?, dachte er bei ſich. Nun, wir werden ja ſehen, wohin du kommſt! Eilig ging er hinter Naſid her, ſich immer wieder in die Menſchenmenge zurückduckend, die den Baſar jetzt am Abend dulchſtrömte. E 22 Sonnenuntergang. Wie eine Bahn von Gold liegt der Widerſchein der Sonne auf der Kura. Beate fährt im Wagen nach Borſchom-Dorf. Sie liebt es, am Abend einen Schlendergang durch den Baſar zu machen. Es iſt bunteſter Orient und immer neu für ſie. Sie hal einen Freund unter den Verkäufern, einen Händler mit bunten Halbedelſteinen; er handelt ſie in der ganzen Welt, von Indien bis zum Ural, an der Grenzè Europas und Aſiens Es iſt ein weißbärtiger Mohammedaner. Er hauſt in einem kleinen dunklen Bretterverſchlag. Seine Ware ſiegt in kleinen Tonſchälchen auf dem Verkaufstiſch. Daneben brodelt ununterbrochen der türkiſche Kaffee in kleinem, metallenem Becher. Der alte Türke mit dem verwitterten Geſicht iſt aber nichtenur ein Edelſteinhändler Er iſt auch ein Weiſer— weit in der Welt herumgekommen und des Franzöſiſchen einigermaßen mächtig. Beate unterhält ſich oft mit ihm. Er ſieht das Leben gelaſſen an, mit einem heiteren Ernſt. Beate gewinn ſtets einen kleinen, wunderlichen Troſt — ſie hat dem Alten noch nie etwas von ihrem Leben er⸗ zühlt, aver er ſcheint ohne Worte zu wiſſen. Er flicht in ſeine feierlich blumenreiche Rede Koranſprüche ein— die wie auf ihr eigenes Leben zugeſchnitten zu ſein ſcheinen. Mancher dieſer Sprüche könnte aus der Bibel ſein, Völker und Religionen verſchmelzen hier. Wenn man Zeit hätte, könnte man ſich einmal näher mit all dem beſchäfrigen. Aber wann hat man Zeit? Wenn Merediths Expedition erfolgreich iſt, wird man abreiſen. Wohin? Es iſt ja alles gleich, ob ein Hotel hier oder dort. Nur wird man vielleicht Tſchaltikjanz los.— Dies verſteckte Lauern— unter ſeiner tadelloſen Hoflich— keit! Vielleicht hätte ſie Meredith das Erlebnis mit dem Armenier in Paris nicht verſchweigen ſollen. Die empörte Scham in ihr hatte es verhindert. Lag es nicht auch an dem Ehemann, wenn der Freund des Mannes ſich Derartiges erlaubte? Meredith hätte durch ſein Verhalten allen und Tſchaltikjanz gegenüber zeigen muſſen: Hände weg! Sie ſeebſt hielt vor der Welt die Formen der peinlichſten Höflichkeit aufrecht. Aber Meredith, wie oft war er auch vor anderen zu ihr höhniſch, brutal— kein Wunder, daß Leute wie Ambarzum das als eine Art Freiheit anſahen. Allerdings, ſeit jenem Vorfall bei der Rücktehr von der Oper damals in Paris hatte er eine direkte Annäherung nicht mehr gewagt. Das erſtemal im Leben, daß ſie einen Menſchen geſchlagen hat— mitten hinein ins Geſicht. Sie zählte die Tage, bis Tſchaltikjanz ſort iſt— wie ſie auf die Abreiſe ihres Mannes wartet, das will ſte ſich nicht eingeſtehen. Alles iſt ein dumpf zu⸗ ſammengeballtes Empfinden, aus Abſcheu und Kummer gemiſcht. Inzwiſchen iſt ſie in Borſchom-Dorf angelangt. An der Ecke des Baſars ſteigt ſie aus. Ihr Freund Mohammed hat ſeinen Stand ganz am anderen Ende. Sie ſchlendert langſam durch das bunte Durcheinander. In der Menſchen⸗ menge ſieht ſie unter den dunklen Köpfen einen hellen, blonden— ein gerades, holzflächenhaft geſchnittenes Profil: der Junge von neulich, der ſo ſtillos hier ausſieht — ſo deutſch. Er ſtehr mit der Begeiſterung der Hingebung vor einem Verſchlag mit Waffen, Piſtolen, Meſſern mit tunſtvollen Verzierungen. Er hat ein Bündel zuſammen⸗ geknotet über den Wanderſtock gehängt, den er über der Schulter trägt. Flüchtig ſieht Beate im Vorübergehen, wie ein dunkler, krummbeiniget Menſch an dem Bündel hantiert. Beate nimmt dieſes kleine Erlebnis nur ſo ganz gedankenlos in ſchon auf ſeinem Kiſſen mit getreuzten Beinen ihr alter Freund Mohammed Ibn Sadin. Wie er ſie kommen ſieht, erhebt er ſich und verbeugt ſich tief vor iht, die Arme zum Gruß über die Bruſt gekreuzt. „Allah ſegne dein Kommen! O Herrin, meine armen Augen ſind entzückt, dich zu ſehen!“ f „Er ſegne auch dich, Mohammed Ibn Sadin!“ gibt Beate zur Antwort.„Haſt du etwas Schönes mir zu zeigen?“ „Das habe ich, Herrin. Erſt geſtern kam eine Karawane und brachte köſtliche Steine. Ich habe ſie noch nicht aus⸗ gelegt. Was brauchen die Augen der Bettler hier“— er warf einen verachrungsvollen Blick auf das Gedränge des Volkes vor den Ständen—„die Steine mit ihrem Glanze strüben. Du ſollſt die Erſte ſein, die ſie ſieht. O Herrin! Erweiſe Mohammed Ibn Sadin die Ehre, an ſeinem be— ſcheidenen Stande Platz zu nehmen!“ kunſtvoll geſchnitzt und der mit einem Fetzen eines koſt⸗ baren Teppichs bedeckt war. Beate nahm Platz. Sie wartete geduldig. Sie wußte, hier im Orient hatte man Zeit. Viel Zeit. Es würde noch ein Weilchen dauern, bis Mohammed Ibn Sadin mit ſeinen Schätzen herausrücken würde. Denn zunächſt kam das Wichtigſte: Er mußte ſie bewirten. „Gedulde dich einen Augenblick, o Herrin!“ bat auch ſchon der alte Mann.„Dein unwürdiger Diener bittet dich, eine Taſſe Kaffee von ihm anzunehmen.“ „Es wird meinem Gaumen eine Labſal ſein, o Mo⸗ hammed Ibn Sadin!“ lächelte Beate. Sie war ſchon ganz in der blumenreichen Sprache der Menſchen hier zu Hauſe. Der Araber wandte ſich dem Hintergrund des kleinen Verſchlags zu. Dort brannte ein kleines Kohlenbecken. Darüber ſtand ein kleiner Behälter aus Meſſing, in dem das Waſſer brodelte. Nun ergriff Mohammed Ibn Sadin eine türkiſche Kaffeemühle, ein kleines Meſſinggebilde in ſchönen Ziſe⸗ lierungen. Er drehte und mahlte den Kaffee pulverfein. Dann ſchüttete er ihn in das Waſſer und nach dem Kochen in ein kleines Porzellanſchälchen. Bald kredenzte er den Trank. Er war dunkelbraun, ſtart geſüßt, enthielt nur wenige Schlucke trinkbare Flüſſig⸗ keit. Denn faſt die Hälfte des winzigen Gefäßes war mit dem Kaffeegrund angefüllt. Beate trank das heiße, ſtarke und ſüße Getränk. „Noch eine Schale, o Herrin?“ „Ich danke dir, o Mohammed Ibn Sadin. Vielleicht nachher noch gern. Jetzt aber möchte ich deine Schätze ſehen.“ Mit zärtlichen Händen holte der Mann eine kleine Ton⸗ ſchale unter dem Ladentiſch hervor. „Die ſchönſten Steine des Kaukaſus, o Herrin! Schau' ſie dir an nach deinem Gefallen.“ Entzückt ſah Beate auf die Schale. Darinnen ruhten, ungefaßt und ungeſchliffen, die ſchönſten Steine, die man ſich denken konnte: Smaragde, Berylle, Rubinen und fremdartige Steine, die ſie noch niemals geſehen hatte. Sie ließ ſie durch die Finger rieſeln; ſie leuchteten grün, rot und bläulich auf. So wenig Intereſſe ſie ſonſt an Schmuck hatte, wie er in den eleganten Läden der Regent street Londons und der Kue de la paix von Paris auslag, ſo ſehr entzückten ſie dieſe Steine. Sie hatten noch das Urſprüngliche an ſich Sie waren noch ſo, wie die Natur ſie aus dem dunklen Schoß der Berge entließ. Sie hatten noch eine Beziehung zu der Natur ſelbſt. Der alte Mohammedaner ließ Beate ruhig gewähren Er pries ſeine Ware nicht an. Er wußte, was ſich gehörte, Schließlich entſchied ſich Beate für zwei ſchöne Berylle. „Schick mir dieſe, bitte, ins Hotel, o Mohammed Ibn Sadin! Ich werde mit dem Herrn ſprechen, ob er ſie mir kaufen will“ 5 Mohammed Ibn Sadin ſah von den Beryllen in Beates Hand auf ihr Geſicht. „Warum nimmſt du Berylle, o Herrin? Berylle ſind traurig und bringen Trauer. Ich ſage das anderen Käufern nicht“, fügte er mit einem leiſen Lächeln hinzu. „denn dann wäre ich ein Tor und kein Händler. Aber dir, o Herrin, wünſche ich nicht Trauer, noch traurige Steine.“ Beate ſtand auf. Müde legte ſie die Berylle in die Tonſchale zurück. ö „Glaube mir, o Mohammed Ibn Sadin, dieſe Steine ſind gerade für mich recht!“. „Herrin“, der Alte ſah ſie ruhig an; uralte Weisheit ſprach aus ſeinen Augen und den gefurchten Zügen,„alles geht vorbei. Freude und Trauer. Wer viel Trauer hat, wird viel Freude haben, ſo ſagt unſer Prophet. Und ſo ſage ich es dir, ich, dein ergebener Diener, ich weiß—“, er unterbrach ſich und lauſchte. Auch Beate horchte auf. „Was iſt denn das?“ Sie wandte ſich um: aus einer Seitengaſſe des Baſars klang Geſchrei. „Kallam, Streit“, ſagte Mohammed Ibn Sadin gleich mütig.„Die Menſchen glauben, nur wenn ſie ſchreien, haben ſie recht, dabei iſt das Recht niemals laut, o Herrin; es ſpricht nur leiſe, und hat doch die größte Gewalt.“ a 2. 3 Er ſchob Beate einen kleinen Schemel hin, deſſen Seiten autturale Männerſtimme, dazwiſchen bas wütende einer helleren. 0 Ibn Sadin und wandte ſich der Richtung zu, aus der der Lärm kam. Menſchen, aufgeregt ſchreiend und geſti⸗ tulierend— in der Mitte ein Polizeibeamter, daneben mit einem zerſchundenen Geſicht der blonde Junge. Da⸗ hinter der ſchwarze Krummbeinige. 8 125 „Geſtohlen hat er, der ſchlechte Burſche!“ ſagte der Armenier. Er ſprach mit Mund und Händen zugleich und offenſichtlich zu der ganzen Menge Volkes. 5 „Geſtohlen, meine Geldbörſe hat er in ſeinem Bündel gehabt—“ 0 „Du Gauner!“ Der Junge keuchte.„Ich dich be⸗ ſtohlen? Viel zu dreckig biſt du mir dazu!“ Armenier machte Miene, ſich auf den Jungen zu ſtürzen. „Hier wird nicht geprügelt, Genoſſe“, ſagte der Poliziſt ſtreng.„Und du, Dieb, halte deinen Mund. Im Kom⸗ miſſariat werdet ihr beide ausſagen können.“ „Ins Loch kommſt du, Brüderchen. Ehrliche Leute bo⸗ ſtehlen, die ſich ihr Brot ſauer verdienen!“ Beate drängte ſich haſtig auf die Gaſſe. a „Wohin, o Herrin?“ fragte Mohammed erſtaunt.„Laß doch den Dieb und die aufgeregten Menſchen erſt vorbei.“ Aber Beate drängte ſich vorwärts. „Platz!“ ſagte ſie laut und herriſch. Und obwohl ihr Ruſſiſch nur gering war, erreichte ihr befehlender Ton doch, daß der Trupp ſtehenblieb. ö Naſid ſtarrte aus ſeinem verſchwollenen, verweinten Geſicht auf Beate. „Herr Kommiſſar“, ſagte Beate kurz,„ich bitte um die Genehmigung, zu der Vernehmung dieſes Jungen hier mitkommen zu dürfen.“ „Sie ſind Deutſche?“ antwortete der Kommiſſar in gebrochenem Deutſch.„Haben Sie etwas zu Protokoll zu geben?“ „Herr Kommiſſar, dieſer Junge“— hier nickte ſie dem verheulten und verſchwollenen Naſid ermunternd zu—, „dieſer Junge ſoll geſtohlen haben?“ „Jawohl, die Geldbörſe— dieſem Manne da—“ „Nanu?“ fragte er erſtaunt und ſah ſich um.„He, wo iſt der Genoſſe geblieben, der beſtohlen worden iſt?“ Alle Köpfe wandten ſich. „Er iſt fort, Genoſſe Kommiſſar“, ſagte einer aus der Menge.„Er iſt fort wie ein Floh aus einer Pelzmütze—“ „Hab ich nicht geſagt, Kommiſſar“, ſchrie Naſid,„ein Verleumder iſt es, ein gemeiner Betrüger, der Karapet — nie im Leben habe ich die Geldbörſe genommen. Ich ſchwöre es bei allen Heiligen, ich weiß nicht, wie das dreckige Geld des Karapet in mein Bündel gekommen iſt.“ Beate lachte. „Aber ich weiß es, Herr Kommiſſar. Ich ging vorbei, da machte ſich der Mann, der jetzt nicht mehr hier iſt, an dem Bündel dieſes Jungen zu ſchaffen. Ich glaubte, ſie gehörten zuſammen. Er hat vielleicht aus irgendeinen Grunde ſeine Geldbörſe hineingeſteckt.“ „Aber warum nur?“ fragte der Poliziſt erſtaunt. „Weil er mich ins Unglück bringen wollte!“ Naſid⸗ Augen funkelten wie blaues Feuer.„Weil er weiß, ich kenne ſeine Schliche. Ein böſer Menſch iſt er, beſchwatzt die Mädchen und will ſie ins Unglück bringen. Ich hab ihm auf die Finger geſehen in unſerem Aul— darum— hat, es kommt alles heraus.“ Der Kommiſſar ließ Naſid los. „Na, dann lauf, Burſche Wenn der Arntenier wirklich, Grund hatte, dich anzuzeigen, dann brauchte er nicht auf und davon zu gehen.“ Die Volksſtimmung, eben noch gegen Naſid, hatte ſich ſofort gewandelt. Man ſprach auf Naſid ein, eine gut⸗ mütige Alte wiſchte ihm mit dem Zipfel ihres zweifelhaft ſauberen Tuches das verſchmutzte, zerſchrammte Geſicht. Er ließ alles mit ſich geſchehen, er ſtand da und ſtarrte Beate an wie verzückt— und auf einmal bückte er ſich und küßte ihr weiches, weißes Kleid. Wie Beate heimfuhr, hatte ſie noch immer das verzückte Geſicht des Halbwüchſigen vor ſich. Dies Geſicht, das ſie an die Heimat erinnerte Eine kleine heiße Freude war in ihr, daß ſie dieſem Jungen hatte helfen können. Elftes Kapitel. Bor dem Hotel hielt die Karawane aufbruchbereit. Beate ſtand neben Joachim von Retzow auf der breiten Marmorterraſſe. Hinter ihnen eine Gruppe neugieriger Hotelgäſte. Ihr ſonſt ſo kühles Geſicht war ungewohnt lebendig. Joachim ſah von der Seite das ſchöne Profil, die zarte Stirn mit dem weichen Haaranſatz. An den Schläfen flimmerte es zart goldig. Die Naſe hatte eine faſt griechiſche Linie, und der Mund war eigenwillig, herb und wie unerweckt. 5 Wie liebte er dieſe Frau! Die vor ihm liegenden Tage jetzt mit ihr allein waren Angſt und Beſeligung. Be⸗ ſeligung, weil man endlich einmal mit ihr allein ſein konnte. Angſt, weil man ſich feſthalten mußte. Ganz ſeſt. Es war eine Beherrſchung, wie man ſie noch nie hatte aufbringen müſſen. Aber er konnte es, weil er es können mußte. ö 6 Eine Frau konnte unglücklich ſein in einer Ehe. Und unglücklich war ſie. Aus tauſend kleinen Anzeichen hatte er es geſpürt. Monaten herumgehetzt in allen Erdteilen! Meredith hatte ſeine Geſchäftsfreunde überall. Aber wen hatte Beate? Die Frauen, mit denen ſie zuſammenkam— es waren Frauen einer anderen Welt: oberflächlich, elegant. Sie halten nichts im Sinn als ihren Golf, ihren Bridge oder ihren Flirt. Niemand war da, zu dem ſich Beate hätte aus⸗ ſo ſtumm und kühl neben Meredith durch die Welt fuhr? ſich auf. Sie ſchlendert weiter; drüben an der Ecke hockt Jetzt unterſchied man einzelne Rufe, eine dunkle, „Sie haben einen Dieb erwiſcht“, ſagte Mohamme nx „Was ſagſt du, du Sohn eines Hundes?!“ Der „Oh, ich werde ſchon ausſagen“, ſchrie der Armenier. und nun hat er ſich aus dem Staub gemacht, weil er Angſt Wie konnte es auch anders ſein? Seit ſprechen können. Was mochte in ihr vorgehen, wenn ſie (Fortſetzung folgt Der Führer und Reichskanzler antwortete auf die Treuegrüße vom Kyffhäuſer⸗ Vefrei⸗ ahn been mit einem Danktelegramm. m engliſchen Unterhaus fand die mit großer Spannung erwartete große Aus⸗ ſprache über das Weißbuch und die Außen⸗ politik der Regierung Macdonald ſtatt. Die griechiſchen Aufſtändiſchen ſind von den Regierungstruppen entſcheidend geſchla⸗ gen worden; General Kamenos und ſein Stab haben ſich den bulgariſchen Grenzbe⸗ hörden ergeben. In Tokio erfolgte die vorläufige Unter⸗ zeichnung der Verträge über den Verkauf der chineſiſchen Oſtbahn. Auf der Ariberg⸗Bahn fuhr ein Schnell⸗ zug in voller Fahrt in eine Lawine. Ein franzöſiſcher Kolonialſoldat tötete in einem Wahnſinnsanfall vier Kameraden und fünf Ziviliſten. BeginnderErzeugungsſchlacht Große Bauernkundgebung in Friedberg. Friedberg, 12. März. Die alte Freie Reichsſtadt Friedberg ſtand im Zeichen der großen Bauernkundgebung zur Eröffnung der Erzeugungsſchlacht. Am Vor⸗ mittag fanden Sondertagungen der verſchie⸗ denen bäuerlichen Unterorganiſationen ſtatt. Den Höhepunkt der Tagung bildete die Groß⸗ kundgebung auf dem Platz vor der Reithalle. Landesobmann Kreisleiter Seipel eröffnete die Kundgebung. Sie möge, ſo ſagte er, dazu beitragen, daß jeder überzeugt werde von der Wichtigkeit und Bedeutung der Nahrungsmit⸗ telfreiheit für unſer Vaterland. Wenn alle ihrer Pflicht nachkämen, werde auch dieſes große Werk gelingen. Reichsſtatthalter Gauleiter Sprenger begann mit der Mahnung, man ſolle ſich heute auch wieder einmal an die Zeit vor dem 30. Januar 1933 erinnern. Der Gau⸗ leiter ſprach weiter von der Notgemeinſchaft, die uns heute verbinde. Er wies weiter dar⸗ auf hin, wie ſchon in der Kampfzeit der NSDAP. durch den Reichsbauernführer und Reichsernährungsminiſter Walther Darre im Auftrage des Führers die Befreiung des deutſchen Volkes vorbereitet wurde. Das Neichserbhofgeſetz ſei ein Segen für ganz Deutſchland. Unter dem jubelnden Bei⸗ fall ſchloß der Gauleiter mit den Worten: „Ihr ſeid der Born des Volkes. Aus euch ſind alle Berufe hervorgegangen. Seid ſtolz darauf! Das Vatererbe iſt euch vom Füh⸗ rer zu treuen Händen übergeben worden, ſo geht denn wieder hinaus auf eure Scholle und arbeitet weiter in eurem Dienſt am deutſchen Volk.“ Alsdann betrat, ebenfalls mit lebhaftem Beifall begrüßt, Landesbauernführer Dr. Wagner das Rednerpult und erklärte, daß in den ver— gangenen Wintermonaten der Bauer in ſyſte⸗ matiſcher Aufklärungsarbeit für die große Aufgabe der Erzeugungsſchlacht gewonnen wurde. In den letzten zwei Monaten wur⸗ den für mehr als 2 Millionen Mark Kunſt⸗ dünger in Heſſen-Naſſau verwandt.„Nun geht an die Arbeit! Und ſeid deſſen einge— denk, daß nicht der ein richtiger Deutſcher iſt, der jeden Morgen an ſeine Bruſt ſchlägt, ſon⸗ dern der iſt ein richtiger Deutſcher, der un— ſeren Herrgott jeden Morgen und Abend um die Kraft bittet, für Deutſchla n! n Volk ſchaffen zu dürfen.“ Aufruf des Gauleiters zum 2. Reichsberufswettlampf Deutſche berufstätige Jugend, deutſche Jung⸗ bauern im Gau Heſſen⸗Naſſau! 8 Die Hitler⸗Jugend und die Deutſche Ar⸗ beitsfront rufen Euch zum 2. Reichsberufswett⸗ kampf auf. Laßt wie im Vorjahre dieſe Großtat der deutſchen Jungarbeiterſchaft zu einer macht⸗ vollen Kundgebung für das ganze deutſche Volt werden. Beweiſt, daß Arbeit das Ideal des deutſchen Volkes und der Jugend Wille die Leiſtung iſt. Eure Arbeit an der beruflichen Ertüchtigung und Eure freiwillige Selbſtprüfung im Reichs⸗ berufswettkampf ſoll das ganze Volk mit einem frohen Glauben an die deutſche Zukunft erfüllen. 9 7 Darum, deutſche Jugend, hinein in der friedlichen Wettſtreit der Arbeit! Reh ſpringt in Auto Der Wagen verunglückt.— Vier Verletzte. Gießen, 12. März. Abends wollte auf der Landſtraße Gießen⸗Grünberg im Gießener Stadtwald kurz hinter Gießen ein mit vier Perſonen beſetztes Auto von Gießen nach der Rhön fahren. Im Wald ſprang plötzlich ein Reh auf die Straße und direkt in das Auto hinein. Durch den heftigen Anprall des Tieres ver⸗ lor der Führer die Herrſchaft über den Wa⸗ gen, der in den Straßenaraben fuhr und * 5 Millionen Schulkinder baben teme Zahn- —— bürſte! Dieſes traurige Ergebnis einer kürzlich in deutſchen Schulen durchgeführten Umfrage beweiſt, daß viele Eltern noch icht 10 wie wichtig der Gebrauch einer Zahn⸗ 1 bürſte iſt. Deshalb ergeht an alle Eltern der Ruf: Sorgt daß jedes Kind ſeine ei bu e e ch n U er Zahnpflege mit Chloxodont, der verläßlichen N e Kinder weden Euch 95 dott völlig zertrümmert wurde. Von den aus Gießen einen ſchweren Schädelbruch und einen Bruch des Unterkiefers, eine Frau Del⸗ ker aus Garbenteich bei Gießen trug Schnitt⸗ wunden am Kopf davon und erlitt einen Handbruch, zwei weitere Männer erlitten Kopfverletzungen bezw. Hautabſchürfungen. Die Verunglückten wurden von der Gieße⸗ ner Sanitätskolonne vom Roten Kreuz und von zwei Privatautos der Gießener Klinik zu⸗ geführt. 1 Um die Berufswahl Bedeutung der Privathandelsſchulen Der Schulentlaſſungstermin nötigt wieder einmal viele Eltern, ſich ernſtlich mit der Frage der Berufswahl für ihre Kinder zu beſchäf— tigen. Oft zeigen ſich Neigungen und Anlagen für den kaufmänniſchen Beruf oder eine ſon— ſtige dem kaufmänniſchen Beruf verwandte wirtſchaftliche Tätigkeit. Erfreulicherweiſe braucht ſolchen Jugendlichen nicht abgeraten zu werden, ihren Berufswünſchen zu folgen, denn gerade im Kaufmannsberuf macht ſich in letzter Zeit in ſteigendem Maße eine rege Nach— frage nach gut ausgebildeten Kräften bemerk bar. Entſcheidend iſt allerdings oft, welche für den Beruf verwertbaren Kenntniſſe mitgebracht werden. Jugendliche mit gründlicher theore— tiſcher Vorbildung haben den Vorzug, daß ſie leichter gute Lehrſtellen finden, und daß ihnen meiſt eine verkürzte Lehrzeit zugebilligt wird. Faſt immer bildet außerdem eine gründ— liche Fachſchulausbildung vor der Lehrzeit die Grundlage für ſpäteres ſchnelles Aufſteigen in ausſichtsreiche Stellungen. Neben den öffentlichen Handelsſchulen gibt es für dieſen Zweck in Deutſchland eine große Anzahl gut eingerichteter und angeſehe— ner Privathandelsſchulen! Dieſe Schulen nehmen in weiteſtem Maße Rückſicht auf die Bedürfniſſe der Unterrichtnehmenden und ſetzen ihre ganze Kraft daran, dem deut— ſchen Kaufmann und damit der deutſchen Volkswirtſchaft zu dienen. Die Schulen wer— den am beſten vor der Lehrzeit beſucht, können aber auch nach der Lehrzeit zur Ergänzung und Vertiefung des in der Lehre erworbenen Wiſ— ſens aufgeſucht werden. Außer Zweijahreskurſen und Jahres— kurſen beſitzen die Privathandelsſchulen meiſt auch noch Halbjahreskurſe für Schüler mit guter Allgemeinbildung und Spezialkurſe von mehrmonatiger Dauer für Erwachſene. Zu letzteren ſind vor allem die Kurſe in Kurz— ſchrift und Maſchinenſchreiben und die Sprach— kurſe zu rechnen, die an allen Schulen beſtehen. Alle Privathandelsſchulen unterliegen gleich der öffentlichen Schulen der ſtändigen ſtaatlichen Beaufſichtigung. Beim Beſuch des Halbjahreslehrganges oder Jahreslehrganges einer Privathandelsſchule ruht die kaufmän— niſche Berufsſchulpflicht. Der erfolgreiche Be— ſuch einer zweijährigen Privathandelsſchule vermittelt als Berechtigung die völlige Befrei— ung von jeder weiteren Berufsſchulpflicht und das ſtaatliche Zeugnis der Mittleren Reife. Der erfolgreiche Beſuch einer höheren Privat— handelsſchule ermöglicht unter beſtimmten Vor— rausſetzungen den Uebergang zur Handels— hochſchule. 9 vier Ghee erlitt ein Mann namens Euler Nach Sihmelings Sieg Hamas, der tapfere Verlierer! Mit ihm ſtellte ſich ein würdiger Vertreter des amerikaniſchen Berufsboxſports vor, der alles aus ſich herausgab, was er zu bieten hatte. Bereits nach der 6. Runde war es für jeden klar, daß Hamas keine Chancen mehr hatte, den Kampf noch nach Punkten zu gewinnen. Nach den in dieſer Runde erfolgten drei Niederſchlägen wäre es eigent⸗ lich Pflicht der amerikaniſchen Sekundanten geweſen, ihren Schützling vor weiterem Scha— den zu bewahren. Hamas aber, der in der 8. Runde vollkommen verteidigungsunfähig wur⸗ de, ſtellte ſich immer wieder ſeinem in großer Form befindlichen Gegner. Erſt im letzter Minute nahm der Ringrichter den ſtark blu— tenden Amerikaner aus dem Kampf, da Ha⸗ mas jeden Augenblick zuſammenzuſacken ſchien. Schmelings Tattit Hatte Schmeling bereits in ſeinem Kampfe gegen Walter Neuſel klar bewieſen, daß er erſt nach Erringung ſeiner Weltmeiſterſchaft in techniſcher Beziehung vollkommen ausge— reift iſt, ſo gab auch das Treffen gegen Steve Hamas eine Beſtätigung hierfür. Wie der deutſche Exweltmeiſter ſeine Linke immer wie— der ins Treffen führte, war eine Offenbarung techniſch hoher Boxkunſt. Im Gegenſatz zu ſei⸗ nem erſten Hamburger Kampfe gegen Neuſel wartete er nicht bis zur fünften Runde mit ſeinen Angriffen, ſondern diktierte bereits von der zweiten Runde ab den Kampf. Seine Rechte gebrauchte er diesmal weſentlich häufi— ger. Gerade die Kontertreffer waren es, die Hamas von der ſechſten Runde ab ſo ver— wirrten, daß ihm die Ueberſicht verloren ging. Wie überwältigend der Eindruck ſeines Sieges auf die Maſſen war, bewies das von Tauſen— den begeiſtert angeſtimmte Deutſchland- und Horſt⸗Weſſel⸗Lied. Buntes Allerlei Der Revolver 100 Jahre alt. In dieſem Jahre kann der Revolver ſein 100jähriges Beſtehen feiern. Im Jahre 1835 hat der junge Amerikaner Colt die von ihm konſtruierte Waffe in London, Paris und in den Vereinigten Staaten patentieren laſſen. Er gründete im gleichen Jahre die Colts Patent Firearm Company, die im Jahre 1842 ihre Produktion einſtellen mußte. Fünf Jahre ſpäter erkannte die Regierung der Ver— einigten Staaten die„Nützlichkeit“ der neuen Waffe an und ſehr zahlreiche Amerikaner kauften ſie, worauf der Erfinder ſchließlich doch zu einem finanziellen Erfolg gelangte. Wettervorherſage: Da das Fallgebiet, das um die Nord— ſeite des etwas geſchwächten ſkandinaviſchen Hochdruckgebiets herum gewandert iſt und über Finnland bereits verhältnismäßig ſtar— ken Temperaturanſtieg verurſacht hat, zu einer Unterbrechung der Kaltluftzufuhr geführt hat, macht die Milderung der Witterung auch in Deutſchland weitere Fortſchritte. Stellenweiſe Bewölkung und zunehmende Erwärmung; nachts weiterhin teils ſtrenge Fröſte. Alls Heſſen und Naſſau * Frankfurt a. M., 12. März.(Guter Beſuch der Luftſchutzausſtellung.) Die Große Deutſche Luftſchutzausſtellung er— freut ſich wachſender Aufmerkſamkeit. Der Sonntag brachte einen Rekordbeſuch, beſonders von auswärts. U. a. waren 350 Führer der SA-Brigade 50(Darmſtadt) anweſend. Die Leitung der Ausſtellung hat Selbſtſchutz-Nach— mittage angekündigt, bei denen auch Laien den Selbſtſchutz praktiſch kennenlernen kön⸗ nen. (Scherl. Dienſt) Dieſe Rauch und Feuerwolken waren 26 Kilomeler weil zu ſehen. In einer Teerfabrik in Grifte bei Kaſſel explodierte durch Selbſtentzündung von Gaſen das Keſſelhaus. Unter heftigen Erderſchütterungen, die von den Bewohnern der Umge— bung für ein Beben gehalten wurden, ſchoß eine faſt 200 Meter hohe Stichflamme gen Himmel. Die Rauch⸗ und Feuerwolken dieſes Brandes waren noch in dem 26 Kilometer entfernten Kaſſel zu beobachten.— Unſer Bild zeigt die brennenden Fabrikanlagen wäh⸗ rend der Löſcharbeiten. n Aus der Heimat Gedenktage 12. März 1607 Der Dichter Paul Gerhardt in Gräfen. hainichen geboren. 1824 Der Pyſiker Guſtav Robert Kirchhoff in Königsberg i. Pr. geboren. 1877 Der Reichsinnenminiſter Wilhelm Frick in Alſenz(Pfalz) geboren. Prot und kath.: Gregor der Große. Sonnenaufg. 6.24 Sonnenunterg. 17.57 Mondaufg. 9.41 Mondunterg. 2.46 Anſchluß verpaßt! Man hört das Wort und ſieht augenblick⸗ lich das verdrießlichſte Geſicht der Welt. Es kann dem Nachbarn gehören, meiſt aber einem unbekannten Zeitgenoſſen, ſo zwiſchenzeitlich auch vielleicht Dir ſelbſt verehrter Freund! Und das ſind dann die Leute, denen ein ſo unbedeutendes Malheur unter Umſtänden einen ganzen Tag verpatzt. Eins muß ſchon geſagt werden dazu: verdammt ſchlechte Lebenskünſtler ſeid Ihr! Mal nachdenken jetzt Iſt wirklich der vor der Naſe weggefah⸗ rene Omnibus ſoviel Aerger wert? Was Du beginnſt, ſcheint nach dieſem„Ereignis“ an der Pechſträhne zu hängen: Zu ſpätes Eintru⸗ deln im Geſchäft, Verdruß mit dem Abtei— lungsleiter oder gar mit dem Gewaltigen ſelbſt. Beim Eſſen iſt womöglich was ange⸗ brannt, dann Wortkrieg mit der obendrein tödlich beleidigten Gattin— na und ſo geht das weiter über den geſtörten Mittagsſchlaf bis in die ſinkende Nacht! Man greift ſich an den Kopf. Warum das alles? Und da ſoll allein der davongefahrene Omnibus oder die Straßenbahn Schuld dran haben? Offen geſagt, da fehlt's ſchon wo anders! Nämlich am Gradmeſſer für die Rentier— lichkeit des Aergers... Immer wird es zwar Leute geben, die das nie ganz er⸗ faſſen. Ihnen das probateſte Rezept: Er⸗ tragt ſolche Bagatellen doch mit Humor! Lacht dazu, wenn die Benzinkutſche davon— fährt. So ein paar Streiche ſpielt einem hin und wieder der Tag. Nur eins iſt nötig: Sie zu parieren. Ein biſſel mehr Hu— mor * Nur noch bis 31. März! Bei Vorliegen beſtimmter Vorausſetzungen ſind Inſtandſetzungs— und Ergänzungsarbei— ten an Gebäuden und Gebäudeteilen ſteuer— lich begünſtigt. 10 v. H der Aufwendungen für ſolche Arbeiten können von der veranlag— ten Einkommenſteuer des Kalenderjahres bzw. Wirtſchaftsſahres, in dem die Beträge für Inſtandſetzungen und Ergänzungen auf— gewendet wurden, in Abzug gebracht wer— den. Dieſe Vergünſtigung gilt aber nur, wenn die Arbeiten bis zum 31. März 193 5 beendet werden. Ohne Bedeutung iſt dabei, ob das Wirtſchaftsjahr des Steuer— pflichtigen mit dem Kalenderjahr überein— ſtimmt oder nicht. Die Veranlagungsricht— linien zur Einkommens- und Körperſchafts— ſteuer machen ausdrücklich klar. daß mit einer Verlängerung dieſer Friſt nicht gerech— net werden kann, ſo daß alſo für ſehr viele Volksgenoſſen der 31. März ein wichtiger Stichtag ſein wird. Mannheimer Getreidegroßmarkt. Amtlich notierten: Weizen: W 15 21, W̃ 16 21,20, W 17 21,50, plus 40 Pfg. Ausgl.; Roggen R 15 17,20, R 16 17,50, R 13 16,80, plus 40 Pfg. Ausgl.; Futtergerſte G 7 16,20, G 8 16,50, G 9 16,70, G 11 17, plus 60 Pfg. Ausgl.; Hafer H 11 16,20, H 14 16,70,§ 17 17, plus 60 Pfg. Ausgl.; Braugerſte inl. 21 bis 22; Winter- und Induſtriegerſte 19,50 bis 20,50; Raps inl. 31; Mais m. S. 21,25; Weizenkleie W 17 10,75; Roggenkleie R 15 10,50; Weizenfut⸗ termehl 13,25; Weizennachmehl 17, plus 30 Pfg. Ausgl.; Vollkleie plus 50 Pfg.; Erd⸗ nußkuchen 14,50; Soyaſchrot 13,20; Raps⸗ kuchen 12,20; Palmkuchen 13,50; Kokoskuchen 15,40; Leinkuchen 15,40; Trockenſchnitzel 8,76; Rohmelaſſe 6; Steffenſchnitzel 10,36; von Erd— nußkuchen bis Leinkuchen alles Feſtpr. der Fabrik, plus 40 Pfg. Ausgl., für ölhaltige Futterartikel, zuckerhaltige, ausgenommen Malzkeime, plus 30 Pfg. Ausgl.; Wieſen— heu 9,80 bis 10,60; Luzernekleeheu 10,50 bis 11, Roggen⸗ und Weizenſtroh gepr. 5 bis 5,50, geb. 4,80 bis 5,20; Hafer- und Gerſte⸗ ſtroh gepr. 5 bis 5,50, geb. 4,80 bis 5,20; Weizenmehl Geb. 17 Type 790 28,55, W̃ 15 27,95, per Mai plus 10 Pfg., mit 10 Proz. Ausl. plus 1,50; Roggenmehl Geb. 16 Type 997 24,70, R 15 24,10, R 13 23,70, per Mai plus 10 Pfg., plus 50 Pfg. Frachtausgl. Mannheimer Schlachtviehmarkt. Zufuhr: 96 Ochſen, 92 Bullen, 234 Kühe, 229 Färſen, 740 Kälber, 47 Schafe, 1924 Schweine, 5 Ziegen. Preiſe: Ochſen 37 bis 39, 32 bis 36, 28 bis 31; Bullen 36 bis 38, 32 bis 35, 27 bis 31; Kühe 31 bis 35, 27 bis 30, 22 bis 26, 17 bis 21; Färſen 37 bis 40, 33 bis 36, 29 bis 32; Kälber 52 bis 55, 47 bis 51, 43 bis 46, 35 bis 42; Schweine 51 bis 53, 48 bis 52, 47 bis 52, 45 bis 50,—,—, 43 bis 45.— Markt- verlauf: Großvieh und Kälber lebhaft, Schweine ruhig. Mannheimer Pferdemarkt. Zufuhr: 43 Arbeits-, 40 Schlachtpferde. Preiſe: Arbeitspferde 450 bis 1100, Schlacht⸗ pferde 40 bis 130 Rm. pro Stück.— Markt⸗ verlauf: Arbeitspferde mittel, Schla'tyferde lebhaft.