Te deer in r trage dich ins Opfer buch ein Lokales Viernheim, 13. März Sonderzug nach Frankfurt! Verſäume Niemand dieſe günſtige Gelegenheit auf ſolch billige Weiſe nach Frankfurt zu kom⸗ men! Der Sonderzug geht zwiſchen 11 und 12 Uhr hier ab und fährt über Lampertheim, Bürſtadt durch das Ried nach Frankfurt. Die Rückfahrt iſt gegen 8 Uhr abends feſtgeſetzt. Anmeldung bis Freitag abend bei Moskopp! Auf nach Frankfurt! * s Die Verſammlung des Vereins für das Deutſchtum im Ausland findet am Freitag, den 15. März abends 8 Uhr im „Engelſaale“ und nicht im Freiſchütz ſtatt, da ſich deſſen Saal zur Zeit im Umbau be⸗ findet. Wir machen hierauf beſonders auf— merkſam. * Heldengedenkfeier. Am kommenden Sonntag findet auf dem Ehrenfriedhof eine Heldengedenkfeier ſtatt. Die geſamte Einwoh⸗ nerſchaft iſt hierzu freundlichſt eingeladen. Die Partei mit ihren Gliederungen verſammelt ſich nach Schluß der Gottesdienſte vor dem Rathaus zum gemeinſamen Abmarſch nach dem Friedhof. * Ein Altveteran. Herr Sattler— meiſter Franz Wilhelm Kempf, Adolf Hitlerſtraße, konnte geſtern in geiſtiger und körperlicher Rüſtigkeit die Vollendung ſeines 87. Lebensjahres feiern. Sehr zahlreich waren die Glückwünſche die dem alten Veteranen von 1870/71 aus dieſem Anlaſſe von ſeinen Kin dern und Enkel, Verwandten, Freunden und Bekannten übermittelt wurden. Herr Kempf nimmt an den Geſchehniſſen unſerer heutigen Zeit noch ſehr rührigen Anteil; erzählt aber auch gerne aus ſeinen Jugendtagen. Dem greiſen Geburtstagskinde entbieten auch wir unſere herzlichſten Glück- und Segenswünſche. Möge ihm noch ein langer freudvoller Lebens- abend beſchieden ſein. * Frühlingsboten. Geſtern Nach⸗ mittag wurden in einem hieſigen Garten zwei Maikäfer gefunden und zu uns auf die Redak tion gebracht. Was die„Frühaufſteher“ denn jetzt ſchon wollen? Es iſt noch lange bis zum ſchönen Mai! Jedenfalls wollen ſie einen baldigen Frühling anzeigen, wogegen wohl niemand etwas einzuwenden hätte. * Sportvereinigung. Die Leicht athleten der Sportvereinigung Amicitia wollen den heutigen Vereinsanzeiger beachten. * Inflation an Doktoren! Die jähr⸗ lichen Doktorpromotionen ſchwanken ſeit 1919 zwiſchen 2 500 und 11500. Das untere Re⸗ kordjahr war 1919. Gegenwärtig iſt die Zahl ziemlich beſtändig zwiſchen 7000 und 8000. Im Jahre 1933 z. B. ſind 7523 Kandidaten zu Doktoren promoviert worden; und zwar iſt zur Zeit jeder 400. Deutſche ein Doktor. In den Nachkriegsjahren leinſchließlich 1933) ſind 106 987 zu Doktoren promoviert, jährlich al⸗ ſo im Durchſchnitt 7000, während der Jahres- durchſchnitt der Vorkriegszeit nur etwa 3000 war. * Zellſtoffabrik Waldhof A. ⸗G., Mannheim, Wie die BBz erfährt, wird die Bilanzſitzung der Geſellſchaft Ende dieſer Woche ſtattfinden. Es wird, wie ſchon im Zu⸗ laſſungsproſpekt für die konvertierten Aktien angekündigt, die Wiederaufnahme der Dividendenzahlung vorgeſchlagen wer— den, doch glaube ſich die Verwaltung zu den an der Börſe umlaufenden Schätzungen über die Dividendenhöhe noch nicht äußern zu können. Große Kundgebung des V. D. A. (Volksbund für das Deutſchtum im Ausland) am Freitag abend 8 Uhr im Engelſaale! Im Auftrage des Führers iſt der ehe⸗ malige V. D. A. zu einem Volksbund umge⸗ ſtaltet worden. Außerhalb der deutſchen Hei⸗ matgrenzen leben weitere 40 Millionen deut⸗ ſche Brüder und Schweſtern in allen Erd⸗ teilen. Ihnen allen deutſche Kultur und deut⸗ ſches Weſen in Verbundenheit mit dem Vater⸗ land zu vermitteln, die Pflege des Deutſch⸗ tums in der Welt zu fördern iſt der hohe Zweck des Volksbundes. Ueber die Nöten unſerer deutſchen Volksgenoſſen im Ausland ſpricht am Freitag Abend der Reichsredner des V. D. A. Hlana. f eldengedenkfeier az säen! am 17. März Die Heldengedenkfeier am Sonntag, den 17. März findet morgens um 11 Uhr auf dem Ehrenfriedhof ſtatt. Das deutſche Volk gedenkt an dieſem Tage in ſtolzer Dankbarkeit all ſeiner braven und tapferen Söhne, die in ſchwerſten Kämpfen auf den blutgetränkten Schlachtfeldern ihr + + 5 1 7 1 / Wer genden wil. Wer verkaufen will, in- Seriert im Mernheimer Anzeiger J Ammer U. Hüche oller Einfamilienhaus per ſofort oder ſpäter von pünktlichem Zahler zu mieten geſucht. Angebote unter Ran die ˙böchſtes Gut für ihre deutſche Heimat gaben. Zu dieſer Gedenkfeier Pede geſamte Einwohner ſchafter echt herzlichſt eingeladen! 15 0 Die platz an. Der Abmarſch erfolgt um 11 Uhr! Mitglieder der N. S. D. A. P., der For⸗ mationen und Gliederungen treten nach Been⸗ digung der Gottesdienſte auf dem Rathaus⸗ Geſchäftsſtelle dieſer Zeitung. Iser fern 484 Ole Buche Zum Eriaig! Kath. Kaufm. Verein Donnerstag, den 14. ds. Mis, halh 9 Uhr abends im„Löwen Hauptverſam m lung. Alle Mitglieder und Jung⸗KKVer ſind hierzu herzlichſt eingeladen. Der Vorſtand Sportvereinigung Amieitia 09. Alle Leichtathleten, die das S. A. Sport abzeichen erringen wollen, melden ſich ſo⸗ fort, ſpäteſtens bis Freitag, den 15. März bei dem Sportleiter Georg Sommer zum Pflug. Der Vorſtand. Bekanntmachung Betreffend: Vergebung der gemeinheitlichen Fuhren. Für das Ri. 1935 iſt die Ausführung der 1. Fuhren zu vergeben. Angebotsvordrucke ſind auf dem Baubüro erhältlich. Die An gebote ſind bis zum 15. März 1935 auf den Bürgermeiſterei abzugeben. März 1935 Bürgermeiſterei Viernhei⸗ Bechtel ** Zur gefälligen Beachtung! Reklamationen über unregelmäßige Zuſtellung unſerer Zeitung wollen uns ſofort gemeldet werden, damit wir für deren Abhilfe ſorgen können Der Verlag. Viernheim, den 12. f Dick- rüben zu verkaufen. Lampert. 5 arte“ Sei klug heimetstraſle 12 n Arbeit 1 Wer, wie der Landwirt, in harter Ar- beit seinen Besitz erhält, darf nie grö- ßere Barbeträge zu Hause liegen das- sen und sie der Diebstahls- oder Feuersgefahr aussetzen. Schwer Er- worbenes ist doppelt wertvoll! Bei uns liegt es sicher und verzinst sich zuverlässig. Mernnelmer Hreditvereln e. G. In. d. H. Uernheim imseriere Die Glückwünſche zur Meiſterſchaft! Der Vereinsleitung der Sportvereinigung „Amicitia“ gingen aus Anlaß der Erringung der Bezirksmeiſterſchaft von Unterbaden— Weſt zahlreiche Glückwünſche zu. Der Sportführer des Vfgi Mannheim, Herr Regierungsrat Geppert mit folgendem Handſchreiben: Verehrte Sportkameraden! Zur Bezirksmeiſterſchaft geſtat ten wir uns, Ihnen unſere beſten Glück— wünſche zu übermitteln. Es ſollte uns herzlich freuen, wenn Ihre künftigen Er— folge, zu denen wir Ihnen alles Gute gratulierte wünſchen, Sie wieder hinauf in den Kreis der Gauliga führen würde. Mit deutſchem Sportgruß Heil Hitler! Der Sportführer des VfR. gez.: Geppert. Der Sporwerein Mannheim⸗Waldhof über⸗ mittelte folgendes Glückwunſchſchreiben; Sehr geehrte Herren! Zur Erringung der Bezirksmeiſterſchaft übermitteln wir Ihnen und Ihrer tap. feren Mannſchaft auf dieſem Wege unſere herzl. Glückwünſche. Wir würden uns freuen, wenn Ihnen bei den folgenden Aufſtiegsſpielen ein voller Erfolg be— ſchieden wäre. In dieſem Sinne begrüßen wir Sie mit deutſchem Sportgruß Heil Hitler! gez.: Dr. Vollenauer Der Bezirksführer, Herr Hauptlehrer Alt⸗ felix, Mannheim Friedrichsfeld übermittelte dem Verein ebenfalls ſeine herzlichſten Glück⸗ wünſche. Wir ſehen hieraus, daß die Erringung der Meiſterſchaft durch die tapfere Elf der Sportvereinigung einen guten Widerhall her⸗ vorrief und den Namen unſerer Heimatge⸗ meinde wieder ehrenvoll bekannt machte. Neues aus aller Welt Reviſion im Höfeld⸗ Prozeß. Die Juſtiz. preſſeſtelle Frankfurt a. M. teilt mit: Die Eheleute Wilheim und Minna Höfeld haben gegen das Urteil des Schwurgerichts Frankfurt a M. vom 2. März 1935 durch ihre Verteidiger Reviſion eingelegt. Feuerwehrauto veruaglückt. Das Auto einer Schweinfurter Fabrikfeuerwehr fuhr nach Beendigung einer Uebung mit cher Geſchwindigkeit nach einem Vorort. or einer ee geriet das Auto ins Schleudern und ſchlug mit dem Die hieſige e iſt zu dieſer bedeutſamen Kundgebung be onders eingeladen. hinteren Teil auf das Brückengeländer auf Dabei wurde dem Feuerwehrmann Bohr⸗ mann der linke Fuß abgedrückt, während dem Feuerwehrmann Rauſchert der Halte⸗ riemen riß. Durch die Wucht des Anpralles wurde er über das Brückengeländer hinweg auf den Bahnkörper geſchleudert, wobei er mit dem Kopf auf den Voden fiel und einen mehrfachen Schädelbruch erlitt, dem er auf der Stelle erlag. Hindenburgs Enkelin tauft die„Tannen⸗ berg“. Die Taufe des dritten großen Oſt⸗ preußenſchiffes. das am Samstag in der Stettiner Oderwerft vom Stapel läuft, wird die Enkelin des verſtorbenen Reichs- präſidenten, Gertrud von Hindenburg, vor⸗ nehmen Die Taufpatin iſt jetzt 12 Jahre alt. Schwerer Bonkraub. Wie nachträglich be⸗ kannt wird, wurde in Saarwellingen ein ſchwerer Bankraub verübt. Diebe dran 0 in die Geſchäftsräume der Volks⸗ bank Saarwellingen ein und raubten aus einem Kaſſenſchrank über 200) RM. Die Spitzbuben, die vermutlich im Beſitze ei Nachſchlüſſels waren, gingen außero! raffiniert zu Werk. Der Diebſtah! erſt bemerkt, als der Kaſſierer während der Kaſſenſtunden dem Kaſſenſchrank einen Pe⸗ trag entnehmen wollte. Die durch den Raub Geſchädigten ſind vornehmlich Bürger, zu⸗ meiſt Arbeiter von Saarwellingen, die ſich in der Volksbank Saarwellingen zu einer Genoſſenſchaft zuſammengeſchloſſen haben. Im Dienſt verunglückkl. Der Zugführer des Zuges Straßburg—Saorgemünd wurde auf Station Puberg ohnmächtig im Gepäckwagen aufgefunden. 0 dentlich wurde Nach Verlaſſen der Station Wingen ſcheint er ſich zu weit zur Tür ſeines Wagens hinausgelehnt zu haben und in der Dunkelheit an einen ne⸗ ben den Schienen ſtehenden Gegenſtand ge⸗ ſtoßen zu ſein. Er hat einen Schädelbruch trlitton Schweizeriſcher Segelflieger ködlich abge⸗ ſtürzt. Bei e tniem Uebungsflug über Siſſach (Kanton Baßfel) ſtürzte ein junger Segel⸗ flieger, der vermutlich von einem plötzlichen Schwindelgefühl erfaßt wurde, tödlich ab. Ungemütliche Jahrk. Im Bahnhof Zürich⸗ Enge wurde ein aus Polen ſtammender Hilfsuͤrbeiter in Haft genommen. Der Mann kroch in Wien unter einen Eiſenbahnwagen des Orient-Arlberg⸗Expreßzuges, legte ſich auf die Bremsſtange zwiſchen den beiden Längsträgern des Wagens und reiſte ſo als blinder Paſſagier in die Schweiz ein. Im Bahnhof Enge hielt es der Feſtgenommene, der unter dem Einfluß der Zugluft und des aufwirbelnden Schnees ſtark gelitten hatte, in ſeinem Verſteck nicht mehr länger aus. verließ dasſelbe und ſank dann völlig er⸗ ſchöpft auf dem Perron zuſammen. Bei einer Vergbeſteigung verunglückt. Bei der Beſteigung der Drei⸗König⸗ Spitze(Schweiz) iſt der engliſche Schrift⸗ ſteller Herbert Milß tödlich verunalückt. cott Schon 55 Nu 5 Sonderzug nach Frankfurt 50% Fahrpreisermäßigung! Kommenden Sonntag, den i März zwiſchen 1112 Uhr fährt ein Sonder zug von Viernheim zur großen Lufiſchutz⸗Ausſtellung nach Frankfurt a. M. Jeder kann ſich an dieſer Fahr beteiligen! 5 5 Handwerker und Gewerbetreibende erhal ten auf dieſer Ausſtellung neue Anregungen für ihren Beruf. i Erzieher erhalten Aufklärung welche de deutſchen Jugend weiter vermittelt werden müſſen! Auf nach Frankfurt! Auskunft u. Anmeldung bis Freitag abend 900 Moskopp, Adolf Hitlerſtraße 15. Reichsluftſchutzbund Ortsgruppe Viernheim Ortsgruppenführer Opferbuch Tragt Euch noch dieſe Woche in das W. H. W.⸗Opferbuch ein! Bei der Eintragung in das Opferbuch au letzten Sonntag mußten infolge der Übergroßen Beteiligung viele Volksgenoſſen und Volks genoſſinnen umkehren. Das Opferbuch bleibt daher noch die ganze Woche über zum Eintragen offengelegt und zwar: vom Dienstag, den 12. März ab jeden Tag von mittags 2—7 Uhr in der NS Dienſtſtelle(neben dem Gaſthaus Fürst Alexander); und am Sonntag, den 17 März von morgens 9 bis 6 Uhr abends * Die NS⸗Frauenſchaft beteiligt ſich ge ſchloſſen an der Eintragung. Daher richten wir auch an alle Frauen und Mädchen ſowi⸗ die jungen Männer die Aufforderung, durch ihre Eintragung in das Opferbuch ihren So zialismus der Tat zu beweiſen, ſich damit einzureihen in die deutſche Volksgemeinſchaft und mitzuhelfen durch ihre Opfergabe an den Linderung der Not, die noch bei vielen unſere. Volksgenoſſen beſteht. Kein Name darf in dem Opfer buchfehlen! i Die Einzeichnungen für das Opferbuch findet nur einmalig ſtatt und nicht all⸗ monatlich, wie hier irrtümlicherweiſe das Ge. rücht kurſiert. 1 e nheimer Anzeiger 0 Siernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten) N täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Hezugspreis monat! 0 Mk. frei ins Haus gebracht.— Gratis⸗Beilagen: wöchentlich den„Illuſtrierten 0 halbmonatlich die„Heimatblätter“, zweimal jährlich den Fahrplan und den ender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. bei den Boten Verkünd⸗ und Anzeigeblatt für Viernheim ſeit dem Jahr 1883 Fernſprecher 117.— Telegr.: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Frantfurt 4. M., Verantwortlich für den Anzeigenteil: Joh. Martin, Viernheim. 1 Einzel-Berkauf der Zeitung von der Geſchäftsſtelle ö5 Pfg., Samstags⸗Ausgabe 10 Pig. Wand Viernheimer Zeitung (Viernbeimer Bürger-Zig.— Viernh. Volksblatt) Unzeigenpreiſe: Die 12geſpaltene Millimeter⸗Zeile 2 Pfennig, Reklame 9 Pfenni 8. nnig, bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen 100 mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen-Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Bürgermeiſterer und des Polizeiamtes Plaßvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Geſchäftsſtelle: Adolf Hitlerſtr. 36, Schriftleitung. Druck u Nerlaa: J. Mortin. Viernheim Donnerstag, den 14. März 1935 Der neue Weg Man muß zu der Rüſtungsdebatte im engliſchen Unterhaus, die mit einem beachtlichen Abſtimmungsſieg der Re⸗ gierung abſchloß, noch einige Bemerkungen machen, weil die Fragen, die zur Erörte⸗ rung ſtanden, auch vom deutſchen Stand- punkt aus— ja, gerade von dieſem— ganz beſonders bedeutungsvoll ſind. Zunächſt ſteht feſt, daß die engliſche Re⸗ gierung, wie ſie in ihrem berühmten„Weiß⸗ buch“ offen zugab, an einen Erfolg der A b⸗ rüſtungspolitik über den Völ⸗ kerbund nicht mehr glaubt und deshalb einen neuen Weg einſchlagen will, um die ſtaatliche Sicherheit zu garantieren: England will ſeine Rüſtung möglichſt ſtark machen um dann auf der Grundlage der Gleichberechtigung mit anderen Staaten Verträge abzuſchließen, die die Gefahr krie⸗ geriſcher Zuſammenſtöße möglichſt vermei— den ſollen. Der ſtellvertretende Premier- miniſter Englands, Stanley Baldwin, hat in ſeiner großen Rede einen Blick in dieſen Wandel der Dinge tun laſſen. Die Oppoſi⸗ tion, die ihre Haltung ganz gewiß nicht aus Vorliebe für die deutſchen Intereſſen ge⸗ wählt hat, war in einer einfachen Lage. Sie konnte ihren Nachdruck auf den Umſtand le⸗ er Am 17. März Eintopſſonntag 1 gen, daß England die Politik der Abrüſtung verlaſſen habe, daß es damit den Zielen des Völkerbundes einen ſchlechten Dienſt erwies und daß damit die Gefahr des Wettrüſtens geſteigert werde. Dazu kamen als inner⸗ politiſche Beigabe die Rückſichten auf die Fi⸗ nanzen des Staates, die bei dem kommenden Wahlkampf ſicher eine Rolle ſpielen werden. Stanley Baldwin hatte die ſchwierige Auf⸗ gabe, die neue Haltung Englands vor dem Lande klarzumachen, ohne damit das Weiß⸗ buch als ſolches preiszugeben, ohne neue Schwierigkeiten gegenüber dem deutſchen Standpunkt zu ſchaffen, ohne auch die Linie der engliſch-franzöſiſchen Vereinbarungen, die in dem Londoner Kommunique vom 12. Februar feſtgelegt worden iſt, zu verlaſſen. Wenn man ſich fragt, wie die veränderte Haltung Englands zu dem Rüſtungspro⸗ blem entſtanden iſt, ſo wird man einen kur⸗ zen Rückblick auf die Zeit ſeit dem Verſailler Vertrag werfen müſſen. Tatſächlich hat England in dieſen Jahren ſeinen Rüſtungs⸗ zuſtand verhältnismäßig wenig verſtärkt, dafür aber ſein Gewicht auf die Erhaltung und die Feſtigung des Weltreiches und ſei⸗ ner Verbindlichkeiten gelegt. Der Gedanke des Völkerbundes hat in England ſtarke Wurzeln geſchlagen und es iſt ſicher manches von London aus geſchehen, um die Span⸗ nungen auf dem Feſtlande wenigſtens zu mildern. Der Völkerbund hat aber ſeine eigentliche Aufgabe, die Abrüſtung der hochgerüſteten Staaten durchzuführen, nicht erfüllt. Es iſt ihm micht gelungen, den europäiſchen Problemen die richtige Löſung zu geben, vor allem deshalb, weil verſchiedene Mächte gewohnt waren. in der Genfer Inſtitution nichts anderes zu ſehen, als eine Garantie des Verſailler Syſtems. So konnte es nicht ausbleiben, beſonders als Deutſchland die Konſequenzen aus die⸗ ſer Lage zog, daß auch England zu einer anderen Bewertung der Völkerbundspolitik und der Abrüſtungsfrage gekommen iſt. Damit iſt nicht geſagt, daß die Londoner Politik das Ideal des Völkerbundes auf⸗ gibt, ſie glaubt auch weiterhin an ſeine Zu⸗ kunft, zieht aber für die Gegenwart die not⸗ wendigen Schlüſſe aus dem Verſagen der Abrüſtung. So hat Baldwin in ſeiner letz⸗ ten Rede ſicher aus innerer Ueberzeugung heraus die Treue Englands zum Völker⸗ bundsgedanken verſichert. Als die Genfer Verhandlungen ins Stok⸗ ken gekommen waren, hatte bereits der von dem engliſchen Premierminiſter Macdo⸗ nald vorgeſchlagene Plan den Gedanken der allgemeinen Abrüſtung verlaſſen. Er wollte gewiſſe Höchſtgrenzen für die einzelnen Heere aufſtellen. Als daraufhin der Lordſiegelbewahrer Eden ſeine Rund⸗ reiſe dur edle Hauptſtädte machte, ſtand be⸗ age der Zulaſſung der Deſenſio Dem damalt 52 Jahrgang Das Land braucht Arbeitskräfte führen, tätig Sicherſtellung des Landarbeiterbedarfs zur Durchführung der Erzeugung sſchlacht Berlin, 14. März. Der Reichs⸗ und preußiſche Miniſter für Ernährung und Landwirtſchaft hat an die Reichs⸗ und preußiſchen Miniſter, an die Landesregierungen, die Deutſche Reichsbahn⸗ geſellſchaft und den Generalinſpekteur für das deutſche Straßenweſen ein Schreiben gerichtet, in dem er mit allem Ernſt auf den Arbeiter mangel in der Landwirtſchaft hin⸗ weiſt. In dieſem Schreiben heißt es u. a.: Die außenhandelspolitiſche Lage und die damit verbundene Deviſenverknappung zwingen zur Sicherung der Ernährung aus eigenem Boden und zur Erweiterung der eigenen Rohſtoffgrundlage für Gewerbe und Induſtrie. Ich habe deshalb die deutſchen Bauern zur Erzeugungsſchlacht aufgerufen, um durch Juſammenfaſſung aller Kräfte dieſes Ziel zu erreichen. Dieſe Aufgabe iſt aber nur zu löſen, wenn der Landwirtſchaft die erforderlichen Arbeitskräfte zur Verfü— gung ſtehen. Das iſt nicht der Fall. Durch die Maßnahmen der Reichsregierung haben Gewerbe und Induſtrie eine ſtarke Förderung erfahren, die nicht nur die Zahr der Erwerbsloſen vermindert, ſondern gleich— zeitig zur Abwanderung von Landarbeitern und ⸗arbeiterinnen in Gewerbe und Indu— ſtrie geführt haben. Als Erſatz werden der Landwirtſchaft Erwerbsloſe aus den Städ— ten angeboten, die aber den Verluſt nicht ausgleichen können, da ſie körperlich nicht leiſtungsfähig genug oder aus anderen Gründen nicht ge— eignet erſcheinen. Der Reichsernährungsminiſter geht ferner auf die in enger Fühlungnahme mit dem Reichsarbeitsminiſter und dem Präſidenten der Reichsanſtalt für ſetzliche Regelung(Geſetz zur Befriedigung des Bedarfs der Landwirtſchaft an Arbeits— kräften vom 26. Februar 1935) ein und be⸗ merkt hierzu u. a., daß der für die Land⸗ wirtſchaft und für die Ernährung gefahr— vollen Entwicklung nur dann mit Erfolg entgegengetreten werden kann, wenn alle Behörden und alle privaten und öffentlich— rechtlichen Organiſationen, die irgendwelche gewerbliche Aufträge vergeben oder aus— mitarbeiten. Erſte Voraus— ſetzung iſt, daß alle Arbeiter ausſchließlich durch die zuſtändigen Landes- bzw. Arbeitsämter vermittelt werden, das heißt daß alle oben angeführ— ten Organiſationen ſich nur dieſer Vermitt- lung bedienen. Es iſt auch erforderlich, daß den Beamten der Arbeitsämter jederzeit Zutritt zu den Arbeitsſtellen gewährt wird. Arbeitskräfte, die in den letzten drei Jahren eingeſtellt wurden und aus der Landwirt⸗ ſchaft ſtammen, müſſen den Arbeitsämtern gemeldet werden. Bei der Vergebung von Aufträgen an private Firmen müſſen dieſe verpflichtet werden, keine vom Lande ſtam⸗ menden männlichen oder weiblichen Arbeits- kräfte neu einzuſtellen. Arbeitzeinſatz der Angeſtelſten Berlin. 14. März. Der neueſte Viertel⸗ jahresbericht der Reichsanſtalt über den Arbeitseinſatz der Angeſtellten beurteilt die weitere Entwicklung durchaus zuverſichtlich. franzöſiſchen Außenminiſter Barthou iſt es noch einmal gelungen, das Schwergewicht der Verhandlungen nach Genf zu verlegen: es kam dort zu der berühmten Kontroverſe zwichen ihm und dem engliſchen Außen⸗ miniſter Sir John Simon. Langſam hat ſich ſo die Anſicht durchgeſetzt, daß nach allem fruchtloſen Debattieren der Weg von der Abrüſtung zur Aufrüſtung unver⸗ meidbar ſei. In dieiem Zeichen ſtand die Sitzung des Unterhauſes und ſie hat, wie es nicht an⸗ ders zu erwarten war, über alle parteipo⸗ litiſchen Strömungen ein einheitliches Bild Arbeitsvermittlung fen: und Arbeitsloſenverſicherung getroffene ge⸗ verdächtigen Funktionären gezeigt. Die Bedeutung der beruflichen Bildungs⸗ maßnahmen ſei weſentlich größer geworden und die Arbeitsämter ſeien beſtrebt, die Schulungsmaßnahmen immer mehr den praktiſchen Bedürfniſſen anzupaſſen. Im letzten Viertelſahr wurden 735 Berufsfort— bildungskurſe neu begonnen. Der Bericht verweiſt dann auf den Mangel an Steno— typiſten und Stenotypiſtinnen. Der Bedarf an guten Stenotypiſtinnen ſei ſo ſtark, daß das Alter faſt keine Rolle mehr ſpiele. * Die Kaufkraft der Löhne Berlin. 14. März. Nach dem bisherigen Verlauf der Ein— kommensentwicklung wird von der Deut— ſchen Arbeitsfront das Einkommen der deut— ſchen Arbeiter, Angeſtellten und Beamten im erſten Viertelſahr 1935 auf rund 7,6 Milliarden RM geſchätzt. Das bedeutet ſeit der Machtübernahme durch den Nationalſo⸗ zialismus eine Zunahme um 26,7 Prozent. In der gleichen Zeit iſt, verurſacht ſowohl durch die Erhöhung der induſtriellen Roh- ſtoffpreiſe, durch das Anziehen der Welt— marktpreiſe, als auch durch die Exiſtenzſiche⸗ rung des deutſchen Bauerntums getroffenen Maßnahmen eine Erhöhung der Lebenshal— tungskoſten eingetreten, die nach den Feſt— ſtellungen des Statiſtiſchen Reichsamtes rund 4,7 Prozent betrug. Wenn man die Zunahme des Lohneinkommens dieſer Stei⸗ gerung gegenüberſtellt, ſo ergibt ſich mithin eine Steigerung der Kaufkraft der deutſchen Arbeitklöhne um rund 22 Prozent. In Griechenland wieder Nuhe Der geſamte Verkehr im Gange — die Kriegsgerichte in Tätigkeit Ausſchreibung von Wahlen zur Nationalverſammlung Berlin, 14. März. Die griechiſche Geſandſchaft in Berlin teilt mit: In Griechenland iſt die Ruhe völlig wieder hergeſtellt worden. Eiſenbahn⸗ und Schiffsverkehr nehmen wieder ihren ge— wohnten Verlauf, ſo daß Geſchäfts⸗ bzw. Vergnügungsreiſende frei und ungehindert reiſen können. Entgegengeſetzte Meldungen entſprechen nicht den Tatſachen. Wie ferner aus Athen gemeldet wird, wurden folgende Maßnahmen zur endgül— tigen Unterdrückung des Aufſtandes ergrif— Die öffentlichen Aemter werden von oder regierungsfeindlichen gereinigt, alle reaktionären Organiſationen werden aufgelöſt, Wahlen zu einer Nationalverſammlung werden ausgeſchrieben, der Senat wird auf— gelöſt. Das Kriegsrecht wird bis zur Been— digung der Verhandlungen der Kriegsge— richte gegen die Aufſtandsteilnehmer auf— rechterhalten. Die Kriegsgerichte werden ihre Tätigkeit ſobald wie möglich aufnehmen. Die Zahl der vor den Kriegsgerichten Angeklagten be— läuft ſich auf 300 Perſonen. Venizelos wird in Abweſenheit von dem Kriegsgericht abge— urteilt. Die Verhaftungen verdächtiger Perſönlichkeiten dauern an. Unter den Verhafteten befindet ſich auch der Senatspräſident Gonatas. Aller Beſitz der Aufſtändiſchen iſt beſchlag⸗ nahmt worden. Infolge der anſtrengenden letzten Tage wird Miniſterpräſident Tſaldaris wahr⸗ ſcheinlich für drei Tage in Urlaub gehen. Das Haus von Venizelos, das beſchlagnahmt iſt, wird wahrſcheinlich als Rathaus dienen. Um neue tendenziöſe Meldungen über die Zahl von Opfern, die in den Zeitungen er⸗ ſchienen ſind, zu dementieren, iſt eine offi⸗ zlelle Liſte herausgegeben worden. Sie gibt für alle Operationen, angefangen vom 4. März, neun Tote und 96 Verwundete an. In allen Kirchen Griechenlands fanden anläßlich der Niederſchlagung des Aufſtands Dankgoktesdienſte n Den Forderungen der Sicherheit des Landes hat ſich die ſehr ſtarke Mehrheit des Parlaments gefügt und ſie hat damit der Regierung Gefolgſchaft geleiſtet, die den Weg der Realitäten gegangen iſt. Sie wird dieſen Weg jetzt weitergehen müſſen: er führt zur Anerkennung der deutſchen Gleichberechtigungs forderung, denn kein engliſcher Realpolitiker wird ſich einer Täuſchung darüber hingeben, daß ſich das Deutſchland von heute nicht mehr als Staat zweiter Klaſſe behandeln läßt! Was für England und für alle anderen Mächte recht iſt, muß für Deutſchland billig ſein. ſtatt. In der Kathedrale von Athen betei— ligte ſich eine rieſige Menſchenmenge an dem Gottesdienſt und bereitete den Regierungs— mitgliedern bei ihrem Erſcheinen Huldigun— gen. Kreuzer„Aweroff“ und das Unterſeeboot „Lambros“ trafen im Kriegshafen von Sa— malis ein. Zwei höhere Offiziere der Aufſtändiſchen, Panagiotopulos und Flengas, verübten bei ihrer Verhaftung Selbſtmord. 1 Auf der Flucht über die Grenze Die Zerſprengung der Auffkändiſchen. Iſtanbul, 14. März. Ein Teil der geſchlagenen Aufſtändiſchen des vierten griechiſchen Armeekorps verſuche, ſich in Thrazien auf türkiſches Gebiet zu ret— ten. Die griechiſchen Regierungstruppen be— finden ſich in dem Gebiet öſtlich und nörd— lich von Dedeagatſch auf dem Vormarſch. Wie aus der türkiſchen Grenzſtation Uſun— küprü gemeldet wird, liegt zwiſchen dieſer Station und der griechiſchen Grenzſtation Pythion in dem griechiſchen Zipfel der Orientbahn ein aus fünf Wagen beſtehender Militärzug, der mit Offizieren und Mann— ſchaften der flüchtenden Aufſtändiſchen be— ſetzt iſt. Die Aufſtändiſchen verhandeln nun mit den türkiſchen Behörden. Kleinere Trupps von Aufſtändiſchen über— ſchritten die Maritza. Sie wurden von den türkiſchen Grenzpoſten entwaffnet und zum Abtransport geſammelt. Rumänien riegelt ſeine Grenze ab Bukareſt, 14. März. Die rumöniſchen Grenzpoſten ſind angewieſen worden, die Einreiſe griechiſcher Aufſtändiſcher auf dem Land oder Seewege zu verhindern. Um die Nachfolge Dr. Stump's Wer wird Landeshauplmann von Tirol? Innsbruck, 14. März. Der Tiroler Landtag hat ſich in nicht⸗ öffentlicher Sitzung mit der Frage des 5 folgers für den verſtorbenen Landeshaupt⸗ mann Dr. Stumpf befaßt. Das Ergebnis der Beratungen hat in der Oeffentlichkeit großes Aufſehen erregt. Nach der neuen Verfaſſung hat der Landtag drei Männer dem Bundespräſidenten vorzuſchlagen, der dann einen von ihnen zum Landeshaupt⸗ mann ernennt. Obwohl eine Führertagung der Vaterländiſchen Front Tirols mit Stim⸗ meneinheit beſchloſſen hatte, den ehemaligen Landeshauptmann-⸗Stellvertreter Dr. Peer in Vorſchlag zu bringen, hat nun der Land- tag zur großen Ueberraſchung dieſen Namen überhaupt nicht in ſeinen Vorſchlag aufge⸗ nommen. Nach⸗ In kurzen Worten Der Reichs- und preußiſche Miniſter für Ernährung und Landwirtſchaft weiſt auf den Mangel an Landarbeitern hin. In Berlin finden am 19. und 20. März Luftſchutzübungen großen Stils ſtatt. Bei den Kreistagswahlen in Dänemark hatten die Deutſchen in Nordſchleswig Man⸗ datsgewinne zu verzeichnen. In Griechenland iſt die Ruhe wiederher⸗ geſtellt; die Regierung hat den Senat auf⸗ gelöſt und Wahlen zu einer Nationalver— ſammlung ausgeſchrieben. Schwere Schneeſtürme haben den ſibiri⸗ ſchen Eiſenbahnverkehr lahmgelegt. In der chineſiſchen Provanz Tſchekiang fanden 200 Menſchen durch ein Verkehrsun⸗ glück den Tod. Simons Veſuch Vom 24. bis 27. März in Berlin. Berlin. 14. März. Reuter meldet, daß Sir John Simon und Lordſiegelbewahrer Eden am 24. März nach Berlin abreiſen und dort bis zum 27. Mär verweilen würden. Es ſei nicht ſicher, ob ſi Eden dann anſchließend unmikkelbar 0 Moskau begeben, oder ob er zunächſt na London zurückkehren werde. Die endgültigen Abmachungen für den Moskauer Beſuch würden zurzeit noch mit der Sowjetregierung beſprochen. Die deutſche Mitteilung Von amtlicher deutſcher Seite wurde Mitt- wochabend mitgeteilt: Nachdem der Reichsminiſter des Auswär⸗ tigen am Samslag dem engliſchen Bolſchaf⸗ ker, Sir Phipps, milgekeilt hatte, daß der Beſuch der engliſchen Miniſter in ungefähr vierzehn Tagen erfolgen könne, hat der eng. liſche Bolſchafter der deutſchen Regierung hierfür den 25. und 26. März vorgeſchlagen. Der engliſche Bolſchafter wurde nunmehr unterrichket, daß die engliſchen Gäſte der Reichsregierung zu dieſem Zeitpunkt will⸗ kommen ſein werden. Heutſche und polniſche Jugend Auskauſchſendungen im Rundfunk. Berlin. 14. März. Die Abteilung Rundfunk der Reichsju— gendführung gibt bekannt: Die Verhandlungen über die Auslauſch⸗ ſendungen zwiſchen der Jugend Deulſchlands und Polens ſind zu einem erfolgreichen Ab⸗ ſchluß geführt worden. Die Eröffnung der Reihe der Austauſchſendungen erfolgt am Sonnkag, den 24. März 1935. in der Zeit von 19.10 Uhr bis 19.45 Uhr durch eine Sendung der Hitlerjugend, die vom geſam- ten polniſchen Rundfunk übertragen wird. Auf deutſcher Seite ſchließen ſich der Deutſch⸗ landſender und mehrere Reichsſender an. Die Sendung trägt den Titel„Wir Jun⸗ gen“. Die Spielſchar der Abteilung Rund⸗ funk der Reichsjugendführung ſingt und ſpielt vor der polniſchen Jugend in War⸗ ſchau deutſche Volkslieder, Volkstänze und Lieder unſerer Zeit. Die deutſche Jugend wird dieſe Sendung an den Lautſprechern abhören. Die Schüſſe auf dem Gautag Kommunifſt zu 15 Jahren Zuchthaus verurkeilt. Chemnitz, 14. März. Der frühere kommuniſtiſche Funktionär hans Julius Link wurde wegen vollendeten Totſchlages in zwei Fällen und verſuchten Totſchlages in drei Fällen zu insgeſamt 15 Jahren Zuchthaus verurteilt. Der mitange⸗ klagte frühere kommuniſtiſche Funktionär Max Viertel wurde freigeſprochen. Beide Angeklagten waren beſchuldigt, am Sonntag, den 7. Juli 1931, gelegentlich eines Gautages der NSDAP auf dem Brühl zwei SA Männer, Edgar Steinbach aus Chemnitz und Heinrich Gutzſche aus Mittweida, erſchoſſen zu haben. In dem Prozeß wurden faſt 170 Zeugen und drei Sachverſtändige vernommen. Das Gericht nahm während des Prozeſſes zwei Tatort⸗ beſichtigungen vor. Eine Million Tagewerle Das Rieſenprojekt der Hohenwarke⸗Sperre. Weimar, 14. März. Die Vorarbeiten für den Bau der zweiten Saaletalſperre, der Hohenwarte-Sperre, ha— ben jetzt begonnen Es handelt ſich dabei um die Erſetzung von Straßen, Ortsverbin— dungen und Holzabfuhrwegen, die durch den Stauſee unterbrochen werden. Hauptauf⸗ gabe der Hohenwarte-Sperre iſt es, in Zu⸗ ſammenwirken mit der Bleiloch⸗Talſperre den Niedrigwaſſerſtand der Elbe zu regulie⸗ ren. Der Faſſungsraum beider Talſperren wird rund 400 Millionen Kubikmeter Waſ⸗ ſer aufnehmen können. Zunächſt dürfte es nach menſchlichem Ermeſſen nicht mehr vor⸗ kommen, daß die Elbeſchiffahrt eingeſtellt werden muß. Der Bau der Hohenwarte⸗ Sperre mit allen Nebenanlagen wird 315 Millionen RM erfordern. Die Bauzeit iſt auf vier Jahre veranſchlagt worden. Der Bau wird als Notſtandsarbeit erſtellt, wo⸗ bei mit einer Million Tagewerke, bezogen auf die 48⸗Stundenlohnwoche, zu rechnen iſt. Vor zwanzig Jahten Das Ende der„Dresden“ Der kleine Kreuzer„Dresden“ unter dem Kommando des Kapitäns zur See Lüdecke war als einziges Schiff des Speeſchen Ge⸗ ſchwaders der Vernichtung in der Seeſchlacht bei den Falklandinſeln entronnen. Im Ge⸗ wirr der Buchten und Kanäle des Feuerlan⸗ des fand er Schutz und Unterſchlupf. Etwa zwei Monate hielt ſich die„Dresden“ hier verſteckt. Mitte Februar 1915 endlich gelang der„Dresden“ trotz der Verfolgung durch zahlreiche feindliche Kriegsſchiffe der unbe⸗ merkte Ausbruch aus dem Feuerland in die offene See des Stillen Ozeans. Eine Rückkehr in die Heimat und ein Kreuzerkrieg im Atlantik waren ausgeſchloſſen, da vor allem die Koh“enzufuhr nicht ſicherge⸗ ſtellt war. Zudem waren Schiff und Maſchi⸗ nen durch die langen Kriegsfahrten arg mit⸗ genommen. Da tauchte am 8. März uner- wartet der engliſche Kreuzer„Kent“, ein weit überlegenen Gegner, auf. Mit Mühe gelang es der„Dresden“, dem Verfolger zu entkommen und in der Cumberlandbucht auf der Robinſoninſel Mas a Tierra Zuflucht zu 1 Bei der Ankunft ſtellte ſich heraus, aß Keſſel und Maſchinen durch die letzte 1 00 Fahrt ſo beſchädigt worden waren, aß die„Dresden“ nicht mehr voll verwen⸗ dungsfähig war. Sofort wurde daher in der ſchützenden Bucht an die Inſtandſetzung her⸗ angegangen. Am Morgen des 14. März jedoch er⸗ ſchienen plötzlich vor der Inſel die beiden engliſchen Kreuzer„Kent“ und„Glasgow“ und eröffneten ohne weiteres das Feuer auf den wehrlos vor Anker liegenden deutſchen Rreuzer, der ſich durch die chileniſchen Ho⸗ heitsgewäſſer geſchützt glaubte. Zwar ver— ſuchten die Geſchützbedienungen der„Dres— den“, das Feuer zu erwidern, da der Kreu— zer jedoch bewegungslos vor Anker lag, konnten nur wenige Geſchütze in den Kampf eingreifen, während die beiden überlegenen Engländer wie auf eine Zielſcheibe ſchoſſen. In etwa zwei Stunden war das Schickſal der„Dresden“ beſiegelt. Da alle Kampfmittel erſchöpft und die Ma— ſchinen nicht mehr verwendungsfähig waren, befahl der Kommandant den Abtransport der Toten und Verwundeten und das Ver— laſſen des Schiffes. Um 11.15 Uhr vormit⸗ tags ſank die„Dresden“ durch eigene Spren— gung mit wehender Flagge. Auch das letzte Schiff des Speeſchen Geſchwaders war da— mit unterlegen. Md. Hpothelenzinsſenkung Hannoverſche Sparkaſſen gehen mit gulem Beiſpiel voran. Hannover. 14. März. Der Vorſtand der Sparkaſſe der Haupt⸗ ſtadt Hannover hat unter Leitung von Ober⸗ bürgermeiſter Dr. Menge einen bedeutungs⸗ vollen Entſchluß gefaßt. Er wird die Er⸗ ſparnis aus der Senkung der Spareinlagen⸗ zinſen, die am 1. März in Kraft getreten iſt, in voller Höhe zur Senkung der Zinſen für Hypotheken und Kredite verwenden. Die Sparkaſſe der Kapitalverſicherungsanſtalt Hannover entſchloß ſich zu gleicher Zins⸗ ſenkung. Die Hannoverſchen Sparkaſſen ha⸗ ben damit als erſte öffentliche Sparkaſſen in Deutſchland den Zinsfuß für Hypotheken auf 4 v. H. geſenkt. Auslands⸗Nundſchau Keine Verlängerung der Militärdienſtzeſt in Belgien. Im Zuſammenhang mit den Erörterun⸗ gen über die Verlängerung der Dienſtzeit in Frankreich iſt in belgiſchen und auslän⸗ diſchen Blättern auch die Frage einer Erhö⸗ hung der Dienſtzeit in Belgien behandelt worden. Es wurde dabei behauptet, daß die belgiſche Regierung einen entſprechenden Geſetzesvorſchlag vorbereite. In amtlichen Kreiſen wird hierzu ausdrücklich erklärt, daß nicht die Rede davon ſei, die Dauer der Mi— litärdienſtzeit in Belgien zu erhöhen. Verhaftungen in der Alraine. Der Vorſteher der Politiſchen Abteilung der Staatsgüter in der Ukraine, Sobda, ſo— wie acht Direktoren der Politiſchen Abtei⸗ lungen der Staats- und Kollektivgüter wur⸗ den auf Anordnung des Oberſten Staatsan- walts wegen gegenrevolutionärer Umtriebe und Sabotage feſtgenommen. Sie ſollen der Oppoſition Kamenew⸗Sinowjew angehört ha⸗ ben und ſind deswegen aus der Partei aus⸗ geſchloſſen worden. In mehreren Verſamm⸗ lungen haben ſie die Anſicht vertreten, daß Kamenew und Sinowjew die Opfer von Par⸗ teiintrigen ſeien. Politiſches Allerlei Berlin. Reichsminiſter Dr. Göbbels gab dem Hauptſchriftleiter Takaiſha der größten japaniſchen Zeitung„Niſhi-Niſhi“ ein radio⸗ telephoniſches Interview auf eine Entfer— Aung non 8900 Kilometer. Einſiedler Nockefeller Der reichſte Mann der Welt lebt völlig abgeſchloſſen von der Welt San Francisco, 14. Marz. Trotz der außerordentlich großen Geheim⸗ haltung, in welcher der 95jährige Mil⸗ liardär Rockefeller in ſeinem Win⸗ terheim lebt, konnte doch die Mitteilung nach hier durchſickern, daß dieſer reichſte Mann der Welt und Gründer eines der größten finanziellen Truſts der Welt in letzter Zeit an einer Erkältung ſchwer krank darnieder— lag und daß er ſich erſt ſeit zwei Tagen wieder außer Gefahr befindet. Erſtaunlich raffiniert ſind die Sicherheitsvorkehrungen, die Rockefeller für ſeinen Winteraufenthalts⸗ ort getroffen hat. Die Bank von England iſt für einen Fremden nicht ſchwieriger zu betreten, als das feſtungsartige Anweſen des amerikaniſchen Milliardärs. Ein hohes Eiſengitter umgibt die Gartenanlagen, während Wach⸗ poſten mit regelrechten Schilderhäuschen an verſchiedenen Stellen des Gitters aufgeſtellt ſind. Alle dieſe Maßnahmen erfolgten auf ärztlichen Rat, da der reiche Patient völlige Ruhe und Meidung jeder Aufregung an— empfohlen erhielt. Sein tägliches Leben iſt wie ein Uhrwerk geregelt. Nur ſelten gönnt er ſich irgend ein Vergnü⸗ gen, weil er jede Abwechſlung, die mit nur der kleinſten Aufreaunga verbunden, nicht vertragen kann. Gewöhnlich ſteyt er um 10 Uhr auf, nimmt ſein Frühſtück, das ihm von zwei männlichen Pflegern in ſeinem Zim⸗ mer gereicht wird und läßt ſich in kurzen Auszügen die Zeitungen vorlefen. Iſt das Wetter günſtig, dann läßt er ſich durch einen beſonderen Fahrſtuhl in den Garten bringen, um den Sonnenſchein zu genießen. Nach dem zweiten Frühſtück hält er ſein Mittagsſchläfchen und fährt danach im Auto durch ſein Anweſen. Trotz ſeines Alters ſtadierk er käglich die Börſenpapiere und erledigt einige geſchäft⸗ liche Briefe. Nach dem Eſſen werden ihm wiederum Jeitungsarkikel vorgeſeſen, worauf er dann gegen neun Uhr zu Bekte geht. Dieſe Tageseinkeilung hält der Alte ſtreng ein und nur ganz ſelten wird hieran eine Aenderung vorgenommen. Die däniſchen Kreistage Mandatsgewinne der Deultſchen. Kopenhagen, 14. März. In Dänemark haben in 22 Kreiſen Wah⸗ nen zu den Kreistagen ſtattgefunden. Eine Woche vorher war bereits in den Landkrei⸗ ſen Kopenhagen und Aaarhus gewählt worden. Nach den Ergebniſſen haben in den 24 Kreiſen die Bauernlinke im Veraleich zu (Deutſches Nachrichtenbüro.) Der Befreiungsappell des Kyffhäuſerbundes an der Saar. In Saarbrücken fand der Befreiungsappell des Reichskriegerbundes dem 50 000 Frontſoldaten teilnahmen. Oberſt Neinbard 057 1 0 50 000 ab. fhäuſer ſtatt, an orbeimarſch der telbare der bisherigen Zuſammenſetzung d tage insgeſamt 20 und die Dem Mandate verloren. Dabei iſt jedoch z. rückſichtigen, daß es ſich bisher ſtets um mit⸗ Wahlen durch Wahlmänner han⸗ delte, wodurch eine Unterſtützung beſtimm⸗ ter Parteien untereinander möglich war. Die Sozialdemokraten haben 41 und die Konſervativen 5 Mandate gewonnen. Sehr beachtlich iſt das Abſchneiden der Deulſchen in Nordſchleswig. Bisher hatten ſie in den Kreistagen von Apenrade und Tondern je ein Mandat. In dem neuen Kreistag für Tondern werden ſie jedoch über drei, in Apenrade über zwe und in Sonderburg über einen Vertreter verfügen. Hervorzuheben iſt dabei, daß z. B. im Kreiſe Sonderburg die deutſche Liſte ſo⸗ gar mehr Stimmen erhalten hat, als bei den letzten däniſchen Reichstagswahlen, obgleich auch die Deutſchen einen Ausfall an Wäh⸗ lern wegen Nichtzahlung von Steuern ge⸗ habt haben dürften. Die däniſchen Nationalſozialiſten haben faſt überall eigene Liſten aufgeſtellt, brach. ten es aber nur in drei Kreiſen auf je ein Mandat. Im Zuſammenhang mit dem Erfolg der Deutſchen in Nordſchleswig ſpricht die dä⸗ niſche Preſſe von einem unbefriedigenden Ausgang der Wahlen und von einem ern⸗ ſten Memento. Deutſche Tagesſchan Arbeitsverhällnis im öffenklichen Dienſt. Da der Sondertreuhänder für den öffent⸗ lichen Dienſt die von ihm begonnene Ueber— prüfung der Arbeitsverhältniſſe bei Reich, Ländern und Gemeinden noch nicht abge⸗ ſchloſſen hat, ſollen nach einer Anordnung des Reichsarbeitsminiſters die für den Be⸗ reich der öffentlichen Hand als Tariford⸗ nungen noch geltenden früheren Werk-(Be⸗ bee vorläufig weiter in Kraft bleiben. NSKK. hilft bei der Verkehrskontrolle. Der Reichs- und preußiſche Innenminiſter führt in einem Erlaß aus, daß die Erfah⸗ rungen die Notwendigkeit einer Verſtärkung der Verkehrskontrollen ergeben hätten. Im Einvernehmen mit dem Korpsführer des NSKK. ordnet der Miniſter an, daß vom 1. April ab zu den Verkehrskontrollen im erforderlichen Umfang Angehörige des NSKK. hinzuzuziehen ſind. Auf die übrigen nationalſozialiſtiſchen Verbände ſoll nur dann zurückgegriffen werden, wenn geeignete NSKK.⸗Männer nicht zur Verfügung ſtehen. Jedes Jahr vor Weihnachten: Tag der deut⸗ ſchen Polizei. Der Reichsinnenminiſter weiſt in einem Runderlaß an die Länder darauf hin, daß der überraſchend große Erfolg des Tages der deutſchen Polizei 1934 zu der Ueberzeu⸗ gung berechtige, daß es zweckmäßig ſei, alle Jahre kurz vor Weihnachten einen„Tag der deutſchen Polizei“ zu veranſtalten. Der Mi⸗ niſter fügt hinzu, daß ein vom Miniſterial⸗ direktor, General der Landespolizei Daluege, herausgegebenes Buch„Tag der deutſchen Polizei 1934“ in Wort und Bild zeige, mit welcher Begeiſterung ſich die neue deutſche Polizei den nationalſozialiſtiſchen Gedanken der Volksgemeinſchaft zu eigen gemacht habe. Die Heldengedenkſeiern Der 17. März im Rundfunk. Berlin, 14. März. Die Reichsſendeleitung teilt mit: Der Reichsſender Berlin überträgt am Sonntag, den 17. März, um 12 Uhr für alle deutſchen Sender die Heldengedenkfeier der Reichsre⸗ gierung aus der Staatsoper Berlin. Nach dem Trauermarſch aus der dritten Sympho⸗ nie(Eroika) von Beethoven hält Reichswehr⸗ miniſter Generaloberſt von Blomberg die Gedenkrede. Nach dem Lied„Ich hatt' einen Kameraden“ beſchließen die Nationalhym⸗ nen die Feier. Im Anſchluß an die Gedenkfeier in der Staatsoper übernehmen alle deutſchen Sen⸗ der vom Reichsſender Berlin ein Konzert des Kleinen Funkorcheſters unter Leitung von Willi Steiner. Dieſes Konzert wird durch Hörberichte und Reportagen etwa zu folgenden Zeiten unterbrochen werden: Gegen 12.45 Uhr Marſch der Fahnenkom. pagnie zum Schloß, 13 Uhr Paradeaufſtellung vor dem Schluß. Verleihung der Ehrenkreuze, 13.30 Uhr Kranzniederlegung am Ehren- mal, 13.35 Uhr Beginn des Vorbeimarſches. Gegen 14 Uhr iſt mit dem Ende der Kund, gebung zu rechnen. Amerikaniſcher Neger gelyncht. In Slay⸗ den(Miſſiſſippi) wurde ein Neger, der am vergangenen Samstag einen Landſtraßen⸗ arbeiter erſchoſſen hatte, von einer erregten Menſchenmenge gelyncht. Der Neger wurd⸗ auf ein Autoverdeck geſtellt, unter einen Baum gefahren, dort an einen Aſt geknüpft und den daß der Wagen unter ihm wegfuhr, gehängt. Verantwortlicher Schriftleiter: Joh. Martin; verantwortlicher Anzeigenleiter: Joh. Martin; Druck und Verlag: Johann Martin, Viern⸗ heim, Adolf Hitlerſtraße 36; D. A. II. 35: 1135. Zur Zeit iſt die Preisliſte Nr. 3 gültig. Allerlei Wohlgerüthe Aus der Geſchichte der Parfüms Sollte die Geſchichte der Parfüms noch nicht geſchrieben ſein, ſo müßte ſie, wenn ſie ee würde, mit den Aegyptern und byloniern beginnen, vielleicht auch bei den Chineſen und Indern. Diente die Sal⸗ bung des Körpers in Urzeiten zunächſt zum Schuß, ſo kam der angenehme Duft als Zu⸗ be ſehr bald dazu. Selbſt auſtraliſche tämme, die auf ſehr tiefer Stufe ſtehen, kennen die Salbung mit Wohlgerüchen. Be⸗ fannt iſt, daß die Griechen und Römer mit Wahlgerüchen ſchon einen ſehr großen Kult trieben. Allerdings erſcheint uns das Zer⸗ kauen von Schminken durch Sklavinnen nicht gerade hugieniſch. In Nord- und Mit⸗ teleuropa haben die Wohlgerüche viele Jahr⸗ hunderte hindurch keine Rolle geſpielt. Man begnügte ſich mit dem Bad. Die vornehmen Damen erhielten durch Händler, die aus dem Süden kamen, Geheimmittel für Schönheit und Jugend, die ſie teuer bezahlen mußten. Die Königin Eliſabeth ſoll die Pomabe er⸗ hunden haben. Das Verfahren iſt bis zum heutigen Tage dasſelbe geblieben. Eliſabeth benutzte Apfelſcheiben, die in warmem Schweineſchmalz ausgezogen wurden, heute Kimmt man Blütenblätter dazu, das Schwei⸗ meſchmalz iſt geblieben. Die Pompadour gab für Parfüms eine halbe Million Franken alls, darunter befanden ſich Roſenöl aus 0 und Ambra, ein Sekret des Pot⸗ Mals. Sekretbüfte ſpielen überhaupt unter den Wohlgerüchen eine große Rolle, wie z. B. das Sekret der Zibetkatze und des Moſchus⸗ tieres, heute nur noch ſtark im Orient be⸗ gehrt. Verſchiedene Wachsarten und Oele, ſowie Baumwurzeln enthalten angenehme Gerüche. Die moderne Kunſt der Wohlge⸗ rüche, von einer ſolchen kann man wohl ſprechen, zieht den Duft der Blumen vor, oder bereitet Fantaſiedüfte. Der hohe Stand der Chemie ermöglicht die Herſtellung der wunderbarſten Gerüche aus rein chemiſchen Präparaten. Die deutſche Parfümfabrika⸗ tion nimmt es heute, wie verſichert wird, mit jeder Konkurrenz auf. 1 4 3 ieee Henker der Sowiet⸗Macht Die Greuel der ruſſiſchen Revolution.— Dzierjinſii, der Mann, den ſelbſt Leuin fürch⸗ tete.— Das( eckensregiment der Tſcheka. Erſt heute gelingt es, einen Einblick in das Schreckensregiment zu bekommen, das zur Zeit der ruſſiſchen Revolution non der Tſcheka in Rußland ausgeübt wurde. Gründer der Terrororganiſation war der Pole Dzierjinſkt, der es ſich zur Aufgabe ge⸗ ſetzt hatte, die Feinde des Proletariats mit allen Mitteln auszurotten. Er hatte eine un⸗ geheure Machtbefugnis in Händen, die es ihm geſtattete, bei gänzlicher Außer⸗ achtlaſſung der Geſetze Menſchenſchlächtereien zu veranſtalten. Fi das Wirken dieſes S Revolution weit in den Schatten ſtellte, gibt ein jetzt in London erſchienenes Werk in dem aus⸗ geführt wird, daß unter amtlicher Billigung aller Mordtaten der Tſcheka die Mitglieder dieſer Mörderbande immer darauf bedacht Waren, Panik und Schrecken zu ſtiften, wobei man das traurige Schauſpiel beobachten konnte, daß eine kleine Bande von einigen Hundert internationalen 155 Kommuniſten ein 160⸗Milltonen⸗Wolr un⸗ endlich ſchwerer drangſalierte, als dies unter der Zarenherrſchaft jemals der Fall gewe⸗ ſen war.. Wohl niemand in der Weltgeſchichte hat mehr Männer und Frauen zu Tode gebracht, als Dzierfinſki, dieſer Teufel in Menſchen⸗ geſtalt. Er war ſchon in ſeiner Jugend Nevo⸗ lutionär und Atheiſt und verbrachte den größ⸗ ten Teil ſeines Lebens in Sibiriſcher Verban⸗ nung. Es iſt daher kein Wunder, daß ein ſolcher Menſch, der viele Jahre in den Bleibergwerken von Sibirien zugebracht, gänzlich abgeſtumpft gegen alle menſchlichen Gefühle war und— plötzlich aus der Gefangenſchaft befreit— wie eine Hyäne auf ſeine Beute ſtürzen mußte. Selbſt Lenin fürchtete ihn und ſeine Terror⸗ kolonnen. Man behauptet, nach Lenins Tod habe für Dzierijnſki ſogar die Möglichkeit beſtanden, deſſen Nachfolger zu werden. Trotzdem aber zog er es vor, die oberſte Macht in Ruß⸗ land an Stalin abzutreten. Bei der Kon⸗ trolle des Eiſenbahnweſens ging er mit größ⸗ ter Brutalität gegen Verfehlungen im Dlenſte vor. Wochenlang durchſuhr er in einem Panzerzug, der aus drei Waggons beſtand und mit Tſche⸗ kiſten beſetzt war, die einzelnen Strecken, wobei er und ſeine Mannen beim Paſſieren der ein⸗ zelnen Züge alle Beamten nieder- ſchoß, die ſich irgendwie einer läſſigen Hal⸗ tung befleißigten oder ſonſt in irgendeiner Weiſe ſeine Mißbilligung erregten. Noch zwei Jahre bor ſeinem Tode hatte er 1924 die Geſamtleitung über Handel und Gewerbe in der Sowjetunion übernommen. Dabei wurden die Menſchen wie Tiere an⸗ getrieben, während jedes, auch das kleinſte Vergehen mit Erſchießung des betreffenden Sünders beſtraft wurde. Man hat noch heutigen Tages keine Ueber— ſicht und es wird vielleicht immer in Dun⸗ kel gehüllt bleiben, wieviel Unſchuldige Dzierjinſkti und anderen Gewaltmenſchen, die als Beauftragte der bolſchewiſtiſchen Macht⸗ haber ihr Schreckensregiment ausgeübt haben und es ja auch noch jetzt in ungemilderter Form weiterführen, zum Opfer gefallen ſind. Lenin ſelbſt äußerte gelegentlich, er werde die bolſchewiſtiſchen Theorien unter allen Umſtän⸗ den realiſieren, ſei es auch, daß Tauſende und Zehntauſende von Menſchen zugrundegehen Küßten. Es beſteht kein Zweifel, daß weit über das Maß deſſen, was zur Ausbreitung und Befeſtigung der Bolſchewikenherrſchaft hin. aus für notwendig gehalten werden konnte, von Sadiſten und inferioren Elementen, dener ihre plötzlichen Machtbefugniſſe zu Kopf ſtei gen mußten, gegen die wehrloſe Bevölkerung, insbeſondere gegen das Bürgertum, gewühlt worden iſt, von der derzeitigen Abſchlachtung des ruſſiſchen Adels ganz zu ſchweigen. Vogelſchutz und Vogelzug Die Vögel haben im Haushalt der Natur die dankbare Aufgabe, die in den Feldern, Wäldern und Gärten auftretenden Schäd linge, die Schmarotzer der Gräſer, Sträucher und Bäume ſowie Neſträuber wie Wieſel, Häher, Elſtern, Krähen kleinzuhalten; des— halb und auch aus volksertgieheriſchen Gruün— den genießt unſere Vogelwelt geſetzliche⸗ Schutz. Es genügt aber nicht allein, den Vögeln ſolchen Schutz angedeihen zu laſſen, ſondern es iſt auch notwendig, einen Einblick in jene Naturvorgänge zu gewinen, die den Ausgleich in der Verteilung der Vögel ord— nen und für deren Erhaltung und Vermeh— „Ich erinnere mich nicht genau.“ der einſam war. Ihr Geſicht veränderte ſich, verlor das Gemeſſene, Ruhige; eine leidenſchaftliche Unruhe bewegte die Züge.„Ja! „Johannes, ich habe ſolche Augſt um dich!“ Ein ſchneller Blick überzeugte ihn, daß man ſie vom Nebenzimmer aus nicht ſehen konnte, da zog er ſie in ſeine Arme, küßte ſie. „Warum?“ lächelte er. „Warum?“ ſpürte.„Weil du in den Krieg ziehſt!“ Er lachte. „Jetzt lügſt du, Amalie!“ verſetzte er, liſtig „Das iſt nicht wahr.“ „Aber du biſt doch Soldat geworden.“ „Gewiß! Aber du ängſtigſt dich nicht um alle die in den Krieg ziehen.“ „Aber um dich!“ „Weil du mich liebſt!“ Er zog ſie wieder an ſich.„Nicht wahr, Amalie? Wir haben ja nie davon geſprochen, und doch wiſſen wir es beide. Jetzt, heute, in der Stunde, wo vielleicht der Abſchied nahe iſt, muß ich die Gewißheit haben, wie es um uns ſteht. Nicht wahr, du liebſt mich, Amalie— werde mein Weib!“ klang es innig, bewegt. Sie geſtand ſich, ſie war ein wenig enttäuſcht. So Purpurglut zog über ihre Wangen, als ſie ſeine Augen ganz nahe den ihren ſah, den heißen Atem als Ausdruck eines „Nichts!“ ſchrecken als Widerſtreben. „Du ſcherzeſt?“ „Es iſt bitterer Ernſt, darf ich——?“ heute. elnd.] ſondern.“ Mürditz zeigen.“ 2 0 daten, Johannes?“ „Lieber Johannes, zum Bleiben. ruhig war das alles, ohne beſondere Leidenſchaft, ein. Selbſtverſtändliches. Fand er nicht jede weitere Erklärung überflüſſig? Hatte er ſie nicht geküßt, als habe er längſt ein Recht dazu? Irgendwie ſtand in ihrem Innern Liebe romantiſchen anderem Ausdruck verknüpft... „Liebſte, warum ſagſt du nichts?“ fragte er mit leiſem f Vorwurf, doch ließ ein Geräuſch ſie auseinander fahren. Urheberrechtsschutz: Fünf Türme-Verlag, Halle(Saale„Wir ſind nicht allein“, ſagte ſie erſchreckt.„Komm, laß 10 uns zu den anderen zurückkehren.“ „Im kleinen Kabinett hängt ein Bild Großvaters; er„Was iſt dir? Du ſiehſt ganz bleich aus!“ war ein Preuße, Offizier unter Friedrich dem Großen.“ Er verſtand den Wink, und ſie gingen in den ſeitwärts gelegenen Raum, Sie ſchüttelte den Kopf und wußte ſelbſt nicht, daß es Enttäuſchung war, die ſie bedrückte. „Morgen gehe ich zu deinem Vater, Liebſte! Was wird er ſagen? Heute bin ich gegen ihn ein armer Mann.“ „Ein armer Mann, Johannes Heemſtede?“ Wußteſt du das nicht?“ Er empfand ihr Er⸗ Sollte er ſich in ihr getäuſcht haben? Liebte ſie ihn nicht? Amalie! „Hier finde ich dich endlich, Amalie!“ Die Frau Senator trat ein und fuhr unwillig fort:„Ueberall habe ich dich geſucht. Mein Kind, vergiß nicht, du haſt Pflichten Die Tochter des Gaſtgebers darf ſich nicht ab⸗ „Ich wollte Johannes das Bild des Großvaters „Das Johannes oft genug geſehen hat— nicht wahr, „Nicht ſo genau“, erklärte er und ſah ein humoriſtiſches Lächeln auf den Zügen der Frau Senator. man hat nach Ihnen gefragt!“ wandte ſie ſich ihm zu und gab der Tochter einen Wink Johannes Heemſtede verneigte ſich und ging. Das Ge⸗ ſicht der Frau Senator verlor den gemütlichen Ausdruck, die letzte Spur von Humor, und wurde ſpitz. bung ſorgen. Dieſe Verteilung, Erhaltung und Vermehrung der Vögel geſchieht durch einen Naturvorgang, den wir das Geſetz des Vogelzuges nennen. Der Vogelzug und mit dieſem die Verteilung der Vögel geht auf allen Ländern der Erde im Frühjahr vor ſich Im Herbſt ziehen die Vögel fort und im Frühjahr kehren ſie wieder. Die Vogelwar⸗ ken Süddeutſchlands in Garmiſch und Ra⸗ dolfzell und die Vogelwarten Norddeutſch⸗ lands in Helgoland und Roſſitten bemühen ſich ſeit Jahren um den Schutz der Vögel und um die Aufklärung ihrer zielgerechten Bertetlung, das heißt um die Löſung der Rätſel des Vogelzuges. In jüngerer Zeit iſt zu dem gleichen Zweck die„Raſſen⸗ und Siedlungsbiologiſche Verſuchsſtelle zur Er⸗ forſchung des Vogelzuges“ in Landshut neu entſtanden. Die„Bayeriſche Vogelwarte Garmiſch“ die„Schweizeriſche Vogelwarte Sempach“ und die„Raſſen⸗ und Siedlungs⸗ biologiſche Verſuchsſtelle Landshut“ ſchufen einen„Ring der Arbeitsgemeinſchaft“ zu dem Zweck, in das Rätſel des Vogelzuges tiefer einzudringen. Das geſchieht in der Weiſe, daß Zugvögel don einem Ort nach einem fernliegenden anderen verfrachtet und dort freigeſetzt werden, worauf beobachtet wird, ob und nach wie langer Zeit ſie an ihren Standort zurückkehren. Aus dem glei— chen Anlaß werden Vögel aus einer Jahres— zeit in eine andere„umgeſetzt“; z. B. ſind im Jahre 1934 eine Anzahl Nögel mit Un⸗ terſtützung der„Süddeutſchen Lufthanſa“ und der„Luftſchiffbau-Zeppelin-Aktien⸗Ge⸗ ſellſchaft“ von Landshut nach fremden ſüd⸗ lichen Gegenden verfrachtet worden. Andere Vögel ſind zu dem gleichen Zweck aus ſüd⸗ lich wärmeren Gegenden nach nördlich käl⸗ teren„umgeſetzt“ worden Dieſe ſogenann— ten ges- und aſtrophyſikaliſch-biologiſchen Siedlungsverſuche führten zu Ergebniſſen, die zu der Annahme berechtigen, daß die Zugvögel ein ausgeprägtes Anpaſſungs— vermögen haben und daß ſie zu ihren Zug— handlungen durch Außenkräfte(Erd- und Sonnenſtrahlung) angeregt werden, und nicht— wie man bisher glaubte annehmen zu können— einem Ahnung und Erinne⸗ rungsvermögen folgen. Der Zug der Vögel wird nach dieſe neueren Forſchung durch das jahreszeitliche Nord⸗ und Südwärtswandern der Sonne hervorgerufen und durch das Anpaſſungs⸗ geordnet. vermögen der Vögel zweckmäß!a 2 7„ 7 4 15 Ein Potsdamer Soidatenkind Zur 160. Wiederkehr des Geburtstages der Eleonore Prochaska. Wenn wir uns der Heldentaten veutſcher eſchichte erinnern, dann wird das Beiſpiel, das uns Eleonore Prochaska, das Kind aus preußiſcher Unteroffiziersfamilie, gegeben hat, mit an erſter Stelle ſtehen. Sie war ein Mäd⸗ chen, das als Soldat den gehörigen Frie— densdienſt tat und ſchließlich auf dem Felde der Ehre ihren Mut mit dem Heldentode krönte. Eine harte, entbehrungsreiche Jugend war Eleonore beſchieden geweſen, ihr Vater war Unteroffizier im zweiten Gardebataillon und ernährte ſich ſpäter, nach ſeiner Verabſchiedung vom Militär, durch Muſikunterricht. Eleonore war ſeine Schülerin. Sie blies die Flöte und konnte die Trommel ſchlagen. Als der Vater im Jahre 1789 infolge der franzöſiſchen Revo lution mit ſeinem Truppenteil an den Rhein marſchieren mußte, wurde Eleonore mit drei Geſchwiſtern in das Große Potsdamer Mi⸗ litärwaiſenhaus aufgenommen, obwohl beide Eltern noch am Leben waren. Als beſon— derer Grund dieſer ausnahmsweiſen Auf⸗ ſonſt nichts. Deine Autwort— offenſichtlich. Meulen.“ Schultern. nahme wurde„Vernachiaſugung der Rinder durch die Mutter“ gehe 105 Im Jahre 1810 diente Eleonore als Köchin bei dem Potsdamer Hofbaurat Manger. Als das Jahr 1813 hereinbrach und die Jugend auf⸗ N ſtand gegen den korſiſchen Unterdrücker, da hielt es auch Eleonore nicht. Vom Vater her ſaß der preußiſche Geiſt in ihren Knochen. Ende Juni 1813 trat ſie bei dem Lützow'ſchen Freikorps unter dem Namen Auguſt Renz als freiwilliger Jäger ein. Infolge ihrer außergewöhnlichen Größe wurde ſie ſogar Flügelmann der Kompagnie. Ihre Feuertaufe erhielt ſie im Gefecht bei Lauenburg(Eibe) am 27. und 18. Auguſt. Am 10. September 1813 kam es zu dem Ge⸗ fecht an der Göhrde, einem ſüdöſtlich von Lüneburg gelegenen Laubwald. Es wurde ein Sieg der Lützow'ſchen Jäger, aber Eleonore bezahlte ihn mit ihrem Leben. Beim Sturm auf ein feindliches Geſchütz hatte ſie die Trom⸗ mel eines gefallenen franzöſiſchen Tambours ergriffen und zum Sturm geſchlagen. „Du verſtehſt Dich doch auf alles“, rief ihr ein Jäger zu,„Du ſchneiderſt, kochſt, wäſchſt, ſingſt und ſchießeſt wie keiner und nun biſt du auch noch Tambour.“—„Ein Potsdamer Soldatenkind muß ſich auf alles verſtehen“, war die kurze Antwort des Jägers Renz, und luſtig trommelte er weiter. Da warfen feindliche Geſchütze ihren zerſchmettern⸗ den Hagel in die Reihen der Stürmenden. Neben dem Leutnant Förſter ſtürzte der tap⸗ fere Trommelſchläger. Krampfhaft hielt er den Zipfel des Waffenrockes ſeines Offiziers feſt, und in dieſer Todesſtunde geſteht er: „Herr Leutnant, ich bin ein Mädchen!“ Eine Kartätſchenkugel hatte„Auguſt Renz“ den Schenkel zerſchmettert. Unter unſäglichen Leiden, die ſie ſtandhaft und ergeben ertrug, verſchied Eleonore am 5. Oktober in Dannenberg(Elbe), und am 7. Otftober wurde ſie dann mit militärischen Ehren auf dem Friedhof dieſer Ortſchaft be⸗ ſtattet. „Da unten auf grüner Heide tot da lag eine Jungfrau zart, Srochaska war ſie geheißen, das tapferſte Mädchen in Preußen,— ſie war mein Kamerad!“ ſchrieb der Leutnant Förſter, an deſſen eite Eleonore fiel.— So manche Dankeszeichen in Stein und Erz künden für alle Zeiten vom Heldentod der Eleonore Prochaska. Da iſt die Gedenktafel in der Garniſonkirche zu Erfurt, wo das aus dem Lützow'ſchen Freikorps hervorgegangene Regiment„von Lützow“(Nr. 25) von 1815 bis 1817 ſtand, da iſt in Dannenberg der im Jahre 1865 errichtete Denkſtein, und da iſt ſchließlich das Denkmal, das im Jahre 1869 die„preußiſchen ö ſo die Vaterſtadt Potsdam dem errichtete. Alle dieſe Male aber ind überſtrahll von der Erinnerung und Ach⸗ ig, die das deutſche Volk dem tapferen [Mädchen für alle Zeiten bewahrt. Ausklang in Dortmund. Der letzte Tag des Dortmunder Reit- und Fahrturniers brachte wieder volle Ränge. Die Leute vom Bau waren mit den Leiſtun⸗ gen ſehr zufrieden und das Publikum war in beſter Stimmung. Im Mittelpunkt ſtand der Kampf um den Preis des Deutſchen Olympia⸗Komitees für Reiterei, die Olym⸗ pia Dreſſurprüfung. Hauptmann Viebig auf Fels, der ſchon vorher die große Dreſſur ge⸗ wonnen hatte, ſiegte auch diesmal vor den Augen der Richter. Den zweiten Platz er⸗ hielt Oberleutnant Stubbendorff auf Kro⸗ „Liebes Kind“, zupfte ſie ſcheinbar eine Schleife zu⸗ recht,„Johannes Heemſtede iſt dein Jugendfreund, aber Laß dir nicht einfallen, weiter zu gehen. Oder weißt du nicht, daß Heemſtede heute ein armer Mann Gefühls, war mit iſt? Vergiß nicht, das Leben hat auch ſein Soll und Haben. Eine Amalie Geeſtenbrück kann Anſprüche an das Leben ſtellen. Gott ſei Dank haſt du es nicht nötig, den Erſtbeſten zu heiraten. Papa hat trotz der ſchlechten Zeiten noch ein recht anſehnliches Vermögen, und unſere Außen⸗ ſtände ſind geſichert. Der größte Teil des Vermögens iſt l bei der Bank in England deponiert. Du verſtehſt, was das in dieſen unſicheren Zeiten heißt? Wenn alles auf der Welt kaputt geht: die Bank von England wankt nicht, laß dir das geſagt ſein, das iſt ſo gewiß, wie ich deine Mutter bin!“ „Aber Mama!“ „Unterbrich mich nicht! Ich dachte, ich hätte dich beſſer erzogen. Mach' mir jetzt keine Konfidenzen!“ Sie ſchnitt klüglich die beabſichtigte Beichte der Tochter ab.„Uever⸗ lege einmal: du biſt die Tochter von Senator Geeſtenbrück; das verpflichtet. Solange d' Firma Johannes Heemſtede florierte, hätten Schwiegerſohn gehabt— aber nun! Papa und ich nichts gegen ihn als Der Stillſtand iſt Wenn nicht eine baldige Wende kommt. falliert die Firma. Vielleicht denkt er, Geeſtenbrück würde in eine verlorene Sache noch Geld ſtecken; darin irrt er. Und es gibt andere Männer, liebe Amalie!“ „Was geht mich bas Geſchäftliche an?“ „Viel, ſehr viel! Du biſt doch eine Kaufmanns tochter und kennſt die Bedeutung des Geldes ebenſogut wie ich. Zum Leben gehört zunächſt Geld, zum Heiraten auch. Lerne erſt einmal andere Menſchen kennen, liebes Kind!“ Es klang mütterlich.„Prüfe dich wohl! Wir haben heute einen ſehr intereſſanten Gaſt mit vorzüglichen Kredit⸗ brieſen. Er ſoll ungeheuer reich ſein, der Herr van de „Was geht das mich an?“ zuckte Amalie gekränkt (Fortſetzung folat Urheberrechtschutz: Fün Nachdruck verboten. Schweigend bot ihr Retzow den Arm. Sehr groß— ſie überragte ſelbſt die Kaukaſterinnen hier— und ſehr ſchön, ging ſie neben Joachim durch den Saal. Eine Perlenkette legte einſamen Glanz auf ihren Hals. Die Weiße der Haut war in dieſen Wochen hier von der ſüdlicheren Sonne gebräunt, Schultern und Arme leuchteten in einem goldigen, warmen Inkarnat. Sie ſah dadurch ſo verändert aus, nicht mehr ſo fern und unwirklich— nein, lebens⸗ voller, erdhafter. Und dadurch noch viel, viel ſchöner. In dieſen Tagen ſchien ſie ſich immer zu wandeln. Wenn ſie ausritt, die rohſeidene Reitjacke über dem weißen Rliuſenhemd, den breiten Baſthut zum Schutze gegen die Sonne, war ſie wie ein Knabe. Er hatte ſie ja noch nie— mals in der Freiheit einer Landſchaft geſehen, nur in London, immer als große Dame, in großer Toilette oder im ſtädtiſchen Laufanzug. Dieſes Land hier machte auch ſie anders und neu. Wie ihr Geſicht im Mondlicht leuchtete! Wie ſchön ſie war! Aber niemals würde er ihr das ſagen dürfen. Nie- mals?, fragte eine Stimme in ihm. War alles unabänder⸗ lich im Leben? Zwang das Schickſal einen unausweichlich auf einen Weg bis zum Ende? Wer ihm früher geſagt hätte, daß er Jahre ſolcher Not durchleben würde, wie ſie hinter ihm lagen— daß er der Sekretär eines Meredith werden, daß er Beate kennen— 2 lernen würde, nach der Flucht aus Rußland wieder zurück- kehren nach Rußland— auch dem hätte er nicht geglaubt. Niemand wußte, wie das Geſchick den Weg eines Menſchen lenken wollte. Aber in allem mußte doch ein geheimer Sinn ſein. Zu denlen, alles wäre Willkür, das war tödlich. Wozu hatte ſein Weg ihn mit dem dieſer Frau zuſammengeführt? Sein Herz war angefüllt von Sehn— ſucht, von Glück, von Trauer. „Hier iſt es gut.“ Beate atmete auf. „Wollen wir zu den Liegeſtühlen am Waſſer, Prin— zeſſin? Der Mond ſteht gerade über der Kura. Wir werden eine weite Fernſicht haben.“ „Die Nächte ſind hier ſo hell. Nächte. Mau möchte nur ſchauen.“ Es ſind merkwürdige „Tut es Ihnen noch leid, Prinzeſſin, daß Sie nicht in die Heimat konnten?“ fragte er ſehr zart. Mit einem ganz ſchnellen Blick ſah Beate auf: „Nein, es tut mir nicht leid, Herr von Retzow.“ Und dann ſchwiegen ſie beide, als wäre nichts zu ſagen zwiſchen ihnen oder allzuviel. Man kann mit ihm ſchweigen!, dachte Beate. Schweigen zwiſchen Meredith und ihr. Vieles konnte Schweigen ſein: Feindſeligkeit, Kälte, Ueberdruß, Fremdheit. Wiſſen umeinander. Dies Umeinander?— Sie erſchauerte. Aber was wußte ſie von ihm? Noch nie hatte er die Grenze der Ehrerbietung auch nur um einen Grad überſchritten— und ſo mußte Und er durfte es ſein. Man durfte nicht mehr wiſſen. nichts fragen. „Porſicht“, ſagte Retzow, eine Stufe! Fallen Sie nicht!“ Et ſtand ſchon am Ufer, reichte Beate die Hand. Feſt war dieſe Hand und gut. Sie fühlte das Pulſen durch die Haut in ihre Handfläche dringen, weiter durch ihr Blut, wie bis zum Herzen. Nun ſtanden ſie unten. Das Waſſer der Kura floß leiſe ans Ufer. Der Mond war ganz gerundet. Ein unbeſchreiblich ſanftes, blaues und doch weißes Licht erfüllte die Luft. Jenſeits des Fluſſes ſtieg es auf von Hügel zu Hügel und dann jäh⸗ lings, als wollten die Berge die Welt bis zum Himmel verſtellen. i „Der Kasbet“, ſagte Retzow,„ſehen Sie ihn, Prin- zeſſin?“ „Ja, ich ſehe ihn.“ „Der Schnee leuchtet ganz weiß.“ „Ja, er leuchten ganz weiß“, ſie wiederholte ſeine Worte wie einen ſüßen Refrain. Es war wie ein Zwiegeſang. Und das bedeutete etwas ganz anderes. Es bedeutete Gleichheit des Fühlens. „Wiſſen Sie, was ich möchte?“ fragte Beate plötzlich. „Dort auf dem Waſſer ſein, ganz in dem Blau, ganz in dem Silber!“ „Aber Sie würden ſich erkälten.“ Beate lachte. Es war ein dunkles, Lachen. Etwas Unbeherrſchtes war darin. tiches. Noch nie hatte er ſie ſo lachen hören. Dies dunkte Lachen, ſchon abgebrochen, warf ſich wie ein ſüßer Schreck in ſeine Seele. „Kommen Sie!“ ganz ſchnelles Leidenſchaft⸗ Beate legte das weiße, ſeidige Tuch enger um das weiße Kleid. Sie glitt vor ihm her, wurde eins mit dem weißen Licht des Mondes. Unwirklich war ſie für ihn. Ein Traum, ſüß und ſchmerzhaft zugleich. „Du“, flüſterte es in ihm,„du, Geliebteſte, Schönſte, Aermſte.“ Wie gezogen von ſeinen Gedanken, wandte ſie ſich um. „Ja“, ſagte ſie nur, als wüßte ſie allein ſeine Ge⸗ danken. Dann ſchwiegen ſie wieder. Er machte den Nachen los, der unten angepflöckt lag. Ihm gegenüber ſaß ſie. hier war ein anderes wie das Schweigen ſeind bis ſie von Aber auch Türme⸗ Verlag Halle(Saale). Mondlicht lag auf ihrem Geſicht. Sie hatte die Augen erhoben. Mit ſehnſüchtigem Ausdruck ſchaute ſie an Retzow vorüber dorthin, wo die weiße Kette der Berge die Welt abſchloß. Ein ſanfter Wind trieb ſie am Ufer entlang. Dort die Palmen und Büſche. Licht flog vom Hotel her, Muſikfetzen flatterten durch die Luft. Wie in ſchweigender Ver⸗ abredung lenkte er weiter hinaus. Immer ferner klang die Muſik. Immer mehr nahm die Nacht ſie auf. Sie glitten dahin. Der Wind vom Gebirge her war ſanfteſte Kühlung— eins war man mit der blauen Nacht, dem Waſſer, dem geſtirnten Himmel. Alles Fremde war weggenommen. So man einſt in die Heimat gefahren, genau ſo ſanft ſchimmerte im Sommermond das Waſſer des deutſchen Fluſſes, das Waſſer des Rheins. Und, o Wunder, wie der Nachen, dem leiſen Steuer des Mannes gehorchend, näher dem Ufer glitt, da hoben ſich an den Hängen wie Silhouetten Gebilde von Stein aufgetürmt; ſie waren undeutlich in der Nacht— nur ein paar Türme ragten ſichtbarer über der gelagerten Maſſe des Steins auf. Beate machte eine Gebärde, wie träumend, deutete auf den dunklen Umriß mit dem krönenden Turm. War ſie fern der Heimat? War dies ein fremder Fluß im fremden Lande, den ſie Kura nannten? Oder glitt man auf dem [Rhein, der Moſel— und die Burgen aus deutſcher Ver⸗ gangenheit grüßen herüber? Wie träumend hebt ſich ihr Arm— das Mondlicht ſcheint ihr durch die Finger zu rieſeln; ſchlank, ſchön ſteht das Gebilde der Hand in der Luft. Eine wunderſame Schale, in die man Küſſe und Tränen betten möchte!, muß der Mann denken. Verzaubert iſt dieſe Stunde, alles weiß er von der Geliebten. Kleine Dinge, die er beobachtet, kleine Aeußerungen hier und da ſammen. ſchwiegen. Wäre die Stunde nicht ſo zauberhaftes Glück— der Haß — es fügt ſich ihm zu⸗ Er weiß ihre Sehnſucht, ihr Leid, tapfer ver⸗ gegen Meredith würde brennende Flamme werden. Aber nichman ihn denken jetzt, nicht an Meredith. Nur die Geliebte! Und wie ſie nun fragt:„Burgen? Hier wie daheim? Iſt das ein Märchen?“ Und er, als ob er einem Kinde Märchen erzählt: „Die Sage geht: Vor vielen Hunderten von Jahren 1 lebten die Väter der Bergvölker noch nicht im Kaukaſus. Von weither waren ſie gekommen, aus einem Lande im Weſten. Groß waren ſie, ſchlank und von hellem Haar und hellen Augen. Sie trugen das Kreuz an das eiſerne Schuppenhemd geheftet und kämpften gegen den Glaubens⸗ feind in deſſen eigenem Lande. Lange lebien ſie in Syrien, dem großen Sultan Saladdin wurden. und errichtete Burgen nach Art ihrer heimiſchen Feſten; baute Kirchen hoch oven auf den Bergen, damit ſie ge⸗ ſehen wurden von allen heidniſchen Bewohnern hier im Kaukaſus Gottesſtreiter blieben ſie auch hier and be⸗ kehrten die wilden Bergvölker. Aber die Süße der Frauen des Kaukaſus tat es ihnen an. Sie heirateten in die Sippen ihrer Glaubensfeinde hinein und ließen von ihren Bräuchen. Als ihr Herrſcher in der Heimat davon erfuhr, ſandte er fromme Prieſter, die Wankelmütigen an die Gehote des alten Glaubens zu mahnen und ſie in die alte Heimat zurückzuführen Sie aber waren gebunden an die Süßigkeit ihrer Frauen— und an die üppige Fruchtbarkeit des Landes hier Sie verjagten die frommen Prieſter, ſchloſſen die Kirchen und blieben in ihren Burgen. All⸗ mählich vergaßen ſie ganz ihre Herkunft. Nur die Burgen ſind Zeugen ihrer Urheimat. Und ſie heißen nach ihrer Herkunft aus dem fernen Weſten— Aleman.“ „Ein Märchen?“ fragte Beate, und in der Dunkelheit waren ihre Augen groß und heiß. „Ein Märchen, vielleicht. Aber was iſt Märchen, Prin⸗ zeſſin? Etwas, was einmal wahr war. Wenn Sie mit mir einmal am Tage einen Ritt hinaufmachen wollen, in die zerfallenen Burgen— Sie werden auch im hellen Tageslicht dieſe eigentümliche Aehnlichkeit erkennen.“ „Iſt es nicht ſonderbar“, fragte ſie,„hier im fremden Lande auf Deutſches zu treffen? Ueberall, weiß ich, findet ſich deutſche Spur; aber hier am Ende der Welt.. 2“ „Die Sehnſucht der Deutſchen ging über die ganze Erde, Prinzeſſin Wer kann wiſſen, wo ein Volk beginnt und das andere vollender? Behaupten nicht die Gelehrten, daß die indiſche Kultur ſich mit der altgermaniſchen eng berührt— daß ein Ring die Erde umſchließt?“ „Jetzt ſagen Sie genau das gleiche— wie..“ „Wie wer?“ „Wie Ambarzum Tſchaltikjanz. Als wir hierherkamen, ſagte er vom Kaukaſus: der Ring, der die Erde umſchließt — natürlich meinte er das in einem ganz anderen Sinne.“ „Das hoffe ich.“ Sie ſah ſein Geſicht nicht deutlich, aber ſie wußte, daß er jetzt lächelte. „Was hoffen Sie, Herr von Retzow?!“ 4 „Daß dies die einzige Aehnlichkeit zwiſchen Herrn Tſchaltitjanz und mir iſt.“ „Oh..“ Was alles lag in dieſem Oh! Sie fühlte es nicht— aber er, er hoffte, es fühlen zu dürfen: Verachtung für den Armenier, Güte für ihn. 5 „Sie mögen ihn nicht?“ fragte ſie weiter „Füt einen Mann kommen in der Beurteilung eines lichten vertrieben 6 5 ſtille Seen. Felder, dunkel und von trächtiger Erde, ſchwer Ein Teil von ihnen floh in die Berge des Kaukaſus mannes andere Corausſetungen in Seſtcas, Prezelle wich er aus.„Herr Tſchaltikjanz iſt e tl kluger Geſchäftsmann von weitem Blick und Initigtil er iſt, rein kaufmänniſch geſehen, Miſter Werediih ei 5 wertvoller Bundesgenoſſe hier unten.“ i 0 „Das wollte ich nicht wiſſen, Herr von Retzow Ich meine, wie Sie ihn finden, als Menſch?“ „Er liegt mir nicht“, war die knappe Antwort. „Er iſt mir in allem zu höflich, zu gewandt, zu ſchön.“ ö „Schön!“ Begte dachte nach. Ja, ſchön war er viel⸗ leicht, von einer beunruhigenden, weichlichen Schön heli. Unwillkürtich verglich ſie ihn mit einem anderen Geſicht, einem hellen, kantigen, wie aus Holz geſchnitten. Ein deutſches Geſicht, nicht ebenmäßig, nicht ſchön, aber Kraft und Klarheit und eine unbeugſame Energie, die geradeaus, ging, nicht im Dunkel. i „Schön...“, unendlicher Hochmut ſchwang in ihrer Stimme,„aber ſprechen wir doch jetzt nicht von Ambarzun Tſchaltikjanz.“ Und dann ſchwiegen ſie beide; ſchmerzhaft und ſüß zugleich war die Stille, in der die Seelen allein zu⸗ einander ſprachen. Jeder wußte vom anderen in dieſer Stunde, und jeder wußte: Unausgeſprochen blieb alles rein, warm, alles ſchuldlos.— Einmal aber über die Schweigegrenze des Herzens entlaſſen, durch das Wort in die Welt geſtellt, wurde es Schuld. Der Mond wanderte mit ihnen über die blauen Waſſer der Kura. Die Berge hinten wechſelten ihr Licht, wurden weiß, dann bläulich, verſanken im Himmel. Die fremden Sterne gingen ihren Weg. Die beiden Menſchen waren wie allein auf der Welt. „Ich weiß ſo wenig von Ihnen, Herr von Retzom“, ſagte Beate plötzlich.„Wie kamen ſie eigentlich zu——“ Sie unterbrach ſich Sie konnte den Namen ihres Mannes jetzt einfach nicht über die Lippen bringen. Joachim bemühte ſich, die Antwort leicht zu machen. Jedes Wort, zu beſchwert, mußte dorthin ſinken, wo da⸗ ſtumme Zwiegeſpräch ihrer Seelen war. Und das auf⸗ zurühren, ging über ſeine Kraft. „Wie ich hierherkam, Prinzeſſin? Uebliches Schickſal der Auslandsdeutſchen! Meine Familie iſt oben im Bal⸗ tiſchen anſäſſig geweſen. Seit zweihundert Jahren. Dann kam der Krieg. Dann kamen die Bolſchewiken. Wir mußten fort. Ich habe erſt in Dorpat ſtudiert. Dann in Bonn. Vielleicht war es meine Kenntnis von Südrußland. we ich auf Ferien in einer deutſchen Kolonie war, die Miſter Meredith beſtimmte, mich zu engagieren.“ „Oh, Bonn? Ich wußte gar nicht, daß Sie meine Heimat kennen. Dann kennen Sie vielleicht auch Schloß Hollingsberg?“ „Ja, ich kenne es. Ein wunderbarer Beſitz, Prinzeſſin. Ihre Familie iſt ja eine der älteſten im Lande. Seit wann ſitzen die Hollings wohl dort?“ „Unſere Familiengeſchichte geht bis ins vierzehnte Jahrhundert zurück, Herr von Retzow.“ Plötzlich beugte ſich Beate vor. Im wandelnden Lichte des Mondes, das ſich über ſie legte, ſah er ihr Geſicht mit leidenſchaftlicher Frage: „Können Sie ſich vorſtellen, daß man für ſeinen Beſitz und ſeinen Namen vieles tun kann?“ Schwer ſagte der Mann: „Das kann ich mit vorſtellen, Prinzeſſin.“ Er ſah ſeine Heimat vor ſich. Stille Buchenwälder und vor Frucht. Gutshöfe, eingebettet in Flieder und Roſen. breit hingelagert, Sicherheit und Kraft ausſtrömend. Die Zimmer mit den alten Familienbildern, mit Büchern und ſehönen Geräten, überkommen von Generation zu Gene⸗ ration. Menſchen, die ohne Tradition aufwuchſen, wußien nicht was überkommener Beſitz bedeutet. Sie ſahen nur den Reichtum. Aber was dahinter ſtand: Verpflichtung, für das Ganze— ſie kannten es nicht. Herr war man geweſen, auch über Menſchen. Es hieß, ſelbſtlos abzuwägen zwiſchen überkommener Macht und dem innerlichen Rechtsanſpruch derer, die für einen arbeiteten. Wenn er zurückdachte— der Vater war wirklich Vater geweſen, nicht nur für die Familie, ſondern auch für die Gutsinſaſſen. Die Not jedes einzelnen wurde zur Not der Herrſchaft. Als die Revolution die Brandfackel über das balttiſche Land warf, da waren es die Knechte ſelbſt geweſen, die ſich den Mordbanden entgegengeworfen, mit ihren Leibern den Weg gedeckt, bis die Herrſchaft entkommen konnte. Freilich, der Vater und der älteſte Sohn, ſie waren ge⸗ blieben. Er ſelbſt als der Jüngſte hatte die Mutter in Sicherheit bringen müſſen. Oh, dieſe Nacht, in der er mit ihr floh, haſtig über die Grenze nit dem Wagen eines Koſſäten— dieſe Nacht im Schein der brennenden Dörſer und Gutshöfe! Er hatte den Vater nicht mehr wiedergeſehen und nicht den Bruder. Die Mutter lebte ein kurzes, ſtummes Leben bei Verwandten im Mecklenburgiſchen. Die ſtarke, noch jung wirkende Frau verdorrte gleichſam wie ein Baum. dem man die Lebensader ins Erdieich abgeſchnitten. Ihre Exiſtenz war verwurzelt geweſen mit der baltiſchen Erde. Von ihr abgetrennt, mußte ſie zugrunde gehen. „Ich wollte, Prinzeſſin, ich hatte etwas für meine Heimat tun können. Aber was blieb uns? Nur die Er⸗ innerung und die Sehnſucht. Wenig für einen Mann. Aber Sie? Sie haben ja die Heimat noch.“ f „Glauben Sie wirklich?“ fragte die Frau.„Mitunter iſt Erinnerung der reinſte Beſitz. Man kann im Beſtreben, bewahren zu wollen, viel mehr verlieren. Ach, Sie wiſſen nicht.!“ a 50 Sie bruch ab. In ihren Worten war genau die gleiche Verzweiflung wie vor ein paar Stunden in dem Feſt⸗ ſaal, als ſie zu ihm ſagte:„Ich kann nicht mehr.“ 1 Er zögerte einen Augenblick. Durfte man über die b Scheu zwiſchen ſich hinwegkommen? Aber dieſe geliebte Frau erſtickte an ſich ſelbſt. Sprechen mußte Erlöfung ſein. Er hatte ein Recht zu fragen. Dieſe Stunde hier draußen hatte es ihm gegeben.(Foriſetzung folgt) 19 ſchwere in Bockenheim “ Franlfurt a. M., 14. März. Der 23jäh⸗ nige 1 01 Ochſenreiter hatte das ſchwer⸗ Verkehrsunglück am 2. Januar dieſes Jahres in der Schloßſtraße verſchuldet, bei dem die Ehefrau Emilie Schuck getötet, die Ehefrau Anna Mann und der Invalide Fritz Mo- deſt ſchwer verletzt wurden. Der Angeklagte war Führer eines Fernlaſtzuges. Als er in Bockenheim war, fuhr er mit großer Ge⸗ ſchwindigleit— er behauptete, es 10 0 35 Kilometer geweſen— durch die Schloßſtraße in Richtung Schönhof. Als der Angeklagte ein Rollfuhrwerk und eine Radfahrerin überholen wollte, kam aus der Richtung Schönhof ein Straßenbahnzug der Linie 2. Der Angeklagte fahr 01 weit links herüber und verſperrte s Gleis. Er brachte die Radfahrerin in Gefahr, von ſeinem Motorwagen erfaßt zu werden. Der Angeklagte riß den Motorwa⸗ gen ſeines Laſtzuges ſcharf nach rechts herum, aber dieſe Maßnahme kam ſchon zu ſpät. Der Wagenführer der Linie 2 bremſte ſeinen Zug ſcharf ab. Durch das Herumreißen nach rechts vermochte der Angeklagte zwar ſeinen Motorwagen vom Gleis zu bringen, nicht aber ſeinen Anhänger, der noch die alte Fahr⸗ richtung beibehielt. Der Anhänger erfaßt den Motorwagen der Straßenbahn an der vorderen Plattform und riß ihn in der Längsſeite auf. Etwa 20 Meter weiter brachte der Angeklagte den Fernlaſt⸗ zug zum Stehen. Die Straßenbahn ſtand faſt mit dem Augenblick des Zuſammenſtoßes ſtill. Während der Anhänger der Straßen⸗ bahn und ſeine Inſaſſen unverſehrt blieben, wurden die im Motorwagen ſitzende Frau Schuck auf der Stelle getötet und die beiden anderen Paſſagiere ſchwer verletzt. Gegen den Führer des Fernlaſtzuges war Anklage wegen fahrläſſiger Tötung, fahrläſſi⸗ ger Körperverletzung, Transportgefährdung und Zuwiderhandlung gegen die Verkehrs⸗ vorſchriften erhoben worden. Nach Zeugen⸗ ausſagen ſoll er mit 50 Kilometer Geſchwin⸗ digkeit gefahren ſein. Das Gericht erkannte auf vier Monate Gefängnis nter Anrechnung der Tuterſu⸗ chungshaft und Aufhebung des Haftbefehls. Das Verſchulden des Angeklagten wurde in der doppelten Ueberholung und dem zu ſchnellen Tempo erblickt. Als er die Nad⸗ fahrerin überholte, mußte er ſich ſagen, daß er nicht mehr in der Lage ſein konnte, den Anhänger noch ſo zu dirigieren, daß ein Unfall zu vermeiden war. Meiſterſchaſten auf der Matte Gau Ba en. Nur ein Kampf fand im Gau Baden ſtatt und zwar in der Abteilung Nord. Die Karls⸗ ruher Germanen ſchlugen Germania Weingar⸗ ten in Weingarten mit 11:7 Punkten. Die Entſcheidung um den wichtigen zweiten Platz fiel alſo noch nicht, ſie wird wohl für die Begegnung Karlsruhe-Mannheim 84 am kom⸗ menden Sonntag aufgehoben werden. Unbe⸗ ſtrittener Tabellenführer iſt Eiche Sandho⸗ fen mit 10:0 Punkten vor ASVgg 84 Mann⸗ heim 4:4, Germania Karlsruhe 3:5 und Ger⸗ mania Weingarten 3:7. Heisler Turnierſieger in Hanau. SC Eiche 01 Hanau veranſtaltete ein Tur. nier der Mittelgewichtsklaſſe. Die Turnhalle war bis auf den letzten Platz beſetzt mit einem beifallsfreudigen Publikum, das Heisler⸗Schif⸗ ferſtadt als Turnierſieger feiern konnte, der zwei Schulter⸗ und zwei Punktſiege errang. Zweiter Sieger wurde Schultheiß⸗Hanau mit zwei Schulter⸗ und einem Punktſieg vor Eck⸗ weiler⸗Bingen⸗Rüdesheim mit zwei Schulter⸗ ſiegen und Meyer⸗ Saarbrücken mit einem Schulterſieg. Aus Heſſen und Naſſan Evangeliſche Liebestätigkeit in der heſſiſchen Landeskirche. Darmſtadt, 14. März. Wie aus der Sta⸗ tiſtik der früheren Heſſiſchen Evangeliſchen Lan⸗ deskirche für vas Jahr 1933 hervorgeht, be⸗ liefen ſich im Bereich der evangeliſchen Kir⸗ che Heſſens im Jahre 1933 die Geldspenden der Gemeindeglieder für die evangeliſche Lie⸗ bestätigkeit auf insgeſamt 1 129 571 Mark. Davon erhielten die Heidenmiſſion 63 678 Marl, die Innere Miſſion 58 512 Mark, der Guſtav⸗Adolf⸗Verein 43 437 Mark, die Kran⸗ kenpflegeſtationen 135589 Mark, für allge⸗ meine Kirchenkollekten wurden 76213 Mark gegeben, für Ortsarme 123 690 Mark, Stif⸗ tungen für Kirchen und Pfarreien 108 533 Mark, für kirchliche Vereine zur Förderung des Gemeindeweſens 160 469 Mark und für Na zur Hebung des Gottesdienſtes 68 349 ark. * Franlfurt a. M., 14. März.(Diebes⸗ und Einbrecherbande feſtgenom⸗ men.) In den Jahren 1933⸗34 wurden in 1 a. M. Einbrüche, Kollidiebſtähle, arenhaus⸗, Fahrrad⸗ und Viehdiebſtähle verübt. Umfangreiche Ermittlungen führten nunmehr zur Festnahme von fünf Männern und drei Frauen. Nach längerem hartnäcki⸗ 60 Leugnen legten die Feſtgenommenen volle Geſtändniſſe ab. Haupttäter ſind der 33jäh⸗ tige Kurt Schuld, der 33jährige Max Vieſer, der 36jährige Simon Reinhardt und der 33⸗ 1150 Guftan Pauli, alle aus Frankfurt a. M. Die drei feſtgenommenen Frauen kom⸗ men als Mittäter in Betracht. Als Hehler der Siegfried Sehe ermittelt. Sämt⸗ ommenen ſind geſtändia. im De⸗ (Aufnahme Keyſtone.) Sie ſprechen über 9000 Kilometer. Hinten Mitte Reichsverkehrsminiſter von Eltz⸗Rübenach, rechts neben ihm Reichs außenminiſter von Neurath und Reichsleiter Alfred Roſenberg. 5 1933 einen Einbruch in ein Cafe in r Nibelungenallee verübt zu haben. Im glei⸗ chen Monat entwendeten ſie in der Vilbeler⸗ ſtraße aus einem Keller einen ganzen Schwei⸗ zerkäſe. In Rödelheim öffneten ſie gewalt⸗ ſam ein Waſſerhäuschen. Ihre Diebesfahrten dehnten ſich auch nach außerhalb aus. Zur Weihnachtszeit 1933 verlegten ſie ihre Tätig⸗ keit in Warenhäuſer. Darmſtadt, 14. März.(Darmſtadt am Heldengedenktag.) Am kommenden Sonntag, dem Heldengedenktag, findet in der Stadtkirche ein feierlicher Gottesdienſt ſtatt, zu dem der Verband der Regiments- und Waf enringvezeine alle Regime t- und Krie⸗ gervereine einlädt und alle SS- und SA⸗ Dienſtſtellen bittet, ſich durch eine Abordnung vertreten zu laſſen. Die Predigt hält Kamerad Stadtpfarrer Lautenſchläger; der Reichsbund ehemaliger Militärmuſiker wirkt mit. um 11 Uhr vormittags findet dann auf dem Parade— platz die Heldengedenkfeier und die Verlei— hung der Frontkämpferkreuze an die allen Re⸗ gimentsfahnen ſtalt. Der Sperling in der Hand. Der arme Bergmann und die Millionen⸗ erbſchaft. Dortmund, 13. März. Ein aufſehenerregender Prozeß vor dem Oberlandesgericht in Hamm fand jetzt ſeinen Abſchluß. In Kirchhellen bei Dortmund lebte vor Jahren ein Bergmann und er— nährte ſich durch ſeiner Hände Arbeit. Die— ſer Bergmann hatte auch eine Frau, die eines Tages einen Eheſcheidungsprozeß ge— gen ihren Gatten anſtrengte. Der Ehemann wurde ſchuldig geſchieden und zum Unter— halt ſeiner Frau verurteilt. Monatlich mußte er 60 RM zahlen. Eines Tages hagelte dem geſchiedenen Ehemann eine amerikaniſche Erbſchaft von, ſage und ſchreibe, 14 Millionen RM in den Kotten. Als die Formalitäten erledigt waren und der nunmehr reiche Bergmann vor der Frage der Kapitalsanlage ſtand, meldete ſich ein zweiter ſtiller Teilhaber: die geſchiedene Ehefrau. Sie, die laut Gerichts⸗ beſchluß monatlich 60 RM zu verlangen hatte, ließ durch einen Rechtsanwalt die „Aufwertung“ dieſer Summe auf mo— natlich 3000 RM betreiben. Prozeß auf Prozeß folgte. Der Ehemann erklärte ſich ſchließlich im Ver⸗ gleichswege zur Zahlung einer einma li⸗ gen Abfindung von 30 000 RM bereit. Aber hiervon wollte die Frau nichts wiſſen, bis ſie jetzt vor der Gerichtsentſcheidung des Oberlandesgerichts in Hamm zurückſchreckte und ſich plötzlich mit dem Angebot ihres ge— ſchiedenen Ehemannes, der einmaligen Ab— findung von 30 000 RM, einverſtanden er⸗ klärte. Der Ehemann entnahm, ohne mit der Wimper zu zucken, ſeiner Brieftaſche 30 000 RM und händigte ſie an die Kißceren aus. Zum heldengedenktag. Der sportampeldengedenktag Die Preſſeſtelle des Reichsſportführers gibt bekannt: „Am 17. Lenzmond findet der diesjährige Heldengedenktag ſtatt. Die Geſtaltung des Tages erfolgt durch den Reichsminiſter für Volksaufklärung und Propaganda in Ge— meinſchaft mit der Wehrmacht. Soweit in den einzelnen Ortſchaften durch die Wehrmacht oder in Ortſchaften, die nicht Standort ſind. durch die NSDAP beſondere Gedenkfeiern ſtattfinden, zu denen die Or— ganiſationen herangezogen werden. ſollen ſich auch die Turn- und Sportvereine an die— ſen Veranſtaltungen, ſoweit angängig, betei⸗ ligen. Selbſtändige öffentliche Heldengedenk⸗ feiern der Turn- und Sportvereine ſind je— doch nicht zugelaſſen. Lediglich iſt bei sämtlichen Sportveran— ſtaltungen eine Gedenkminute einzu— legen. Im übrigen wird der Turn- und Sportbetrieb an dieſem Tage keinen beſon— deren Einſchränkungen unterworfen. i. V. gez. Breitmeyer.“ — Frankreich Deutſchland Das Jußzball-Länderſpiel in Paris. Für das am kommenden Sonntag im Pariſer Prinzenpark zum Austrag gelan— gende Fußboll⸗Länderſpiel Deutſchland— Frankreich beſteht eine überaus lebhafte Nachfrage nach Einlaßkarten. Schon jetzt ſteht feſt, daß dieſes Treffen alle bisherigen Einnahmen bei Fußball-Länderkämpfen in Frankreich überbieten wird. Die franzöſiſche Mannſchaft wird in der angekündigten Aufſtellung an— treten, denn Thepot, der ſich beim letzten Po⸗ kalſpiel ſeines Klubs eine Verletzung zuge— zogen hatte, iſt wieder hergeſtellt und hat ſeine Arbeit wieder aufgenommen. Auch der Metzer Nuic, der an einer leichten Angina erkrankt iſt, wird zur rechten Zeit wieder geneſen ſein. Der Deutſche Fußbali⸗Club Prag befindet ſich im 31. Jahre ſeines Beſtehens vor der Gefahr, ſich auflöſen zu müſſen. Die Prager Stadtgemeinde hat dem deutſchen Klub den Platz gekündigt. Als Erſatz wurde ein am Stadtrand gelegenes Gelände angeboten, das herzurichten dem finanziell schwach geſtellten Klub unmöglich ſein wird. Der altbekannte WA Wien befindet ſich in einer geradezu kataſtrophalen wirtſchaft⸗ lichen Lage Der Verein kann ſchon ſeit län⸗ gerer Zeit ſeine Spieler nicht mehr bezahlen; ſeine Verbindlichkeiten belaufen ſich auf 17 000 Schilling. Jeſſe Owen, der bekannte amerikaniſche Weitſpringer, gewann auf einer Neuyorker Hallenveranſtaltung ein 60 Y-Laufen in der glänzenden Zeit von 6.1 Sekunden. Die Veranſtalter verkündeten dieſe großartige Leiſtuna als neuen„Hallen-Weltrekord“. (Deutſches Nachrichtenbüro.) Vom„Volksbund Deutſche Kriegsgräberfürſorge“ wurde die deutſche e Hohburg⸗Bärenſtall im Ober⸗Elſaß ausgebaut. Unſer Bild zeigt einen der ö pfeiler am Kameradengrab und Gräberfeld. eiden Eck⸗ Aus der heimat Gedenktage 14. März 1803 Der Dichter Friedrich Gottlieb Klop. ſtock in Hamburg geſtorben. 1835 Der Aſtronom Giovanni Virginio Schiaparelli in Savigliano geboren. 1853 Der Maler Ferdinand Hodler in Gur⸗— zelen, Bern geboren. Prot.: Zacharias— Kath.: Mathilde Sonnenaufg. 6.19 Sonnenunterg. 18.01 Mondunterg. 4.07 Mondaufg. 11.51 Letzter Eintopfſonntag: 17. Mürz Wäre es früher möglich geweſen, ein gan⸗ ö zes Volk unter den Eintopf⸗Hut zu bringen? Kaum! Und jetzt? Mit gelaſſener Selbſt⸗ verſtändlichkeit, ja man kann ſchon ſagen, lie⸗ ber Gewohnheit, ißt das geſamte deutſche Volk ohne Unterſchied einmal im Monat ſein Eintopfgericht, damit es ſein Scherflein zum Winterhilfswerk abliefern kann. Hierin liegt die Seelengröße des deutſchen Volkes, das ſich wieder auf ſich ſelbſt beſonnen hat und nun mit dem Grundſatz:„einer für alle, alle für einen“, ſeiner gegenſeitigen Treue Aus⸗ druck verleiht. Nicht mehr ſchmerzliches Opfer, ſondern freiwillige Hilfe bedeutet die Ein⸗ topfſpende aus dem Willen heraus, denen etroas zu geben, die das Schickſal ſchlechter ge⸗ ſtellt hat als die Spender. Wenn nun die Sammler zum letzten Mal am 17. März an Deine Türe pochen, ſo weiß ich genau, daß Du, deutſcher Volksgenoſſe, nochmals gerne in die Taſche greifſt und viel⸗ leicht noch etwas tiefer als die letzten Male, damit Dein deutſcher Bruder oder Deine deutſche Schweſter ſich ebenſo ſatteſſen kann, wie Du ſelbſt. Die letzte Eintopfſpende ſoll aller Welt aufs Neue die Solidarität des deutſchen Volkes beweiſen. Zeigt Euch würdig unſerer großen Nation, gebt doppelt zur Eintopfſpende am 17. März. k Feklverbilligung für die Minderbe⸗ mittelten. Der Reichsarbeitsminiſter hat in einem Erlaß feſtgeſtellt, daß die von der Reichsregierung zugunſten der minderbemit— telten Bevölkerung durchgeführte Verbilli— gung der Speiſefette auch für die Monate April. Mai und Juni weitergeführt wird, und zwar in dem gleichen Umfang wie bisher. Die für die nächſten drei Mo⸗ nate zur Ausgabe kommenden Gutſcheine be— rechtigen zum Bezuge von monatlich einem Pfund Konſummargarine und einem halben Pfund Butter, Schmalz, Wurſt. Rohfett, Speck, Talg uſw. Die Verbilligung beträgt für die angegebene Menge je 25 Pfennig. Statt der Konſummargarine kann der Be— zugsberechtigte auch andere Fette oder Wurſt. je nach Wahl, beziehen. * Gefolgſchaft und Betriebsordnung. Je⸗ der Volksgenoſſe muß ſeine Fähigkeiten und Kräfte verantwortungsbewußt zum Neubau des ſozialen Lebens einſetzen. In wieweit er das als Gefolgſchaftsmitglied hinſichtlich der Betriebsordnung tun kann, wird durch H. Klawiter in den Veröffentlichungen der Deut⸗ ſchen Arbeitsfront feſtgeſtellt. Auf die Frage, wie bei Entdeckung eines Fehlers in der Be⸗ triebsordnung vorzugehen ſei, gebe es nur eine Antwort. Zunächſt ſeien die einzelnen Vertrauensmänner auf ihn aufmerkſam zu machen und darauf hinzuweiſen, daß dieſe Be⸗ ſtimmung dem Sinne der nationalſozialiſti⸗ ſchen Arbeitsauffaſſung widerſpricht. Wenn ein Gefolgſchaftsmitglied trotz gegenteiliger Aus- führungen der Vertrauensmänner die Hin⸗ nahme einer Beſtimmung vor ſeinem Gewiſ— ſen nicht verantworten zu können glaube, ſo dürfe es den Kampf um ihre Beſeitigung auch dann noch nicht aufgeben. Erſt wenn alle Mittel, die die Betriebsgemeinſchaft ſelbſt ge⸗ währt, erſchöpft ſind, dürften parteiamtliche oder ſtaatliche Stellen, in dieſem Falle der Treuhänder der Arbeit, eingeſchaltet werden Stärkere Einſchaltung des Drechsler⸗ handwerks. Durch Runderlaß hat der Neichs⸗ arbeitsminiſter auf Eingaben des Drechsler⸗ handwerks innerhalb des Reichsſtandes hinge⸗ wieſen, in denen die beſondere Notlage die⸗ ſes Handwerkszweiges geſchildert war, das die größten Arbeitsgebiete beim Innenausbau und der Möbelausſtattung der Wohn- und Siedlungsbauten verloren habe. Die Eingaben wünſchten Berückſichtigung der Drechsler beim Treppenbau, beim Bau von Gartenzäunen, Balkongeländern uſw. und baten den Mini⸗ ſter um eine Empfehlung ſtärkerer Verwen⸗ dung der Drechslererzeugniſſe bei Wohnungs⸗ und Siedlungsbauten. Der Miniſter hat die gewünſchte Empfehlung ausgeſprochen, ſoweit es im Hinblick auf die Koſtengeſtaltung ver⸗ antwortbar und eine Einwirkung auf die Bau— herren möglich ſei. 605 4 2 Zörſen und Märklie Vom 13. März. (Ohne Gewähr.) Frankfurter Produktenbörſe. Alles unverändert, Stimmung ruhig. Fut⸗ termittel ſtark gefragt, bei geringem Ange⸗ bot. In Handelsklaſſenware fanden Abſchlüſſe nicht ſtatt. Karlsruher Produktenbötſe. Braugerſte 20,50 bis 22; Wieſenheu 5 bis 5,20, Luzernekleeheu 5,70 bis 5,90; Weizen⸗ und Roggenſtroh gepr. 2,65 bis 2,90; Futter⸗ ſtroh(Gerſte und Hafer) 2,90 bis 3 Rm. Reſt alles unverändert.