b N 1 1 e ge du Melselligen Wunsch wien morgen Mittwoch, den 20. Sonder-Veranstaltung! Ein gewaltiger, ergreifender Großfilm! d 1038, nacnmfttags 8 Uhr ung abends d 30 Ur in Hochstehende klrchliche Kreise haben über den Film empfehlende Urteile abgegeben i 5 4„„entral-Film-Palast Der heilige franziskus von Nssis das erhabene tlef religiöse Filmwerk nochmals zur Aufführung kommen. Preise der Plätze: 0.40, 0.50 u. 0.70 ig., Kinder vom Reichtum zur Armut— Von Armut zur Heiligkeit nachmittags 20 Pfg. Niemand versàume dieses wunderbare u. unvergeßliche Fllmwerk CCC ·WAVVTTTTCT0T0T0T0T0T0T0T0T0T0TPTbTbTbTbTbTbTbTbTbTbTTbb meiner (Biernbeimer Bürger⸗ ig.— Viernb. Volksblatt) eimer Viernheimer Zeitung Die unentgeltliche Beratungs ſtunde für Lungenkranke findet am Mittwoch, den 20. März 1935, nachmittags von 2— 4 Uhr ſtatt. Wiernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten) Ane. Kllhol. Arheitervereinn Schöne,[ érſttlaſſige Läufer-, und ſchone Doppel- kinleg- 1e dehlwelne mögl mit Koch- 5 e a hat ſtets am Platze, Schweinehandl. ofort geſu Eilofferten unt. 1 2 1 f 7 ö E n, Moltkestr. 9 0 Il erſcheint täglich mit 17 me der Sonn⸗ 70 N e 11 ee ene i jene. 40 Mk. frei ins Haus gebracht.— Gratis⸗Beilagen: wöchentlich den„Jlluſtrierten man Unſere Joſefsfeier findet Heute Diene 9 1 1 halbmonatlich die„Heimatblätter“, zweimal jahrlich den Fahrplan und den zu verkaufen. tag Abend in der Kapelle der Engliſchen Frl. Wandkalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. bei den Boten Von wem, ſagt ſelbſtverſtändlich erſt um 8½ Uhr ſiatt. der Verlag Verkünd⸗ und Anzeigeblatt für Viernheim ſeit dem Jahr 1883 Anzeigenpreiſe: Die 12geſpaltene Millumeter-Zeile 2 Pfennig, Reklame 9 Pfennig, bei Wiederholung abgeſtufter Rabatr.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor- mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen-Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Bürgermeiſteren und des Polizeiamtes Urlaub auf cee Reiſen auf deutſchen Schiffen ſind Reiſen auf deutſchem Boden Seer eee Drahtgeflechte Röderherde Kesselöfen Handwagen Garten- u. Feldgeräte u. 8. W. billig Val. Winkenbeach 2. Schlosser meister r Chiffre A 800 an die Erb. b. 5. Y ‚ Holz Rom. Lager B. Brückmann im„Löwen“ empfiehlt: ahmen, Breiter, Diele, Latten Schwarten, Schalung, Schrei- nerware in verſch. Längen, Breiten u. Stärken. 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Nn Annahmestelle: Hook Viernheim, Friedrichstraße 47 Lokales Viernheim, 19. März. * Die Eintopfſammlung vom letzten Sonntag, die von der Ortsgruppe der Kinder— reichen durchgeführt wurde, erbrachte die ſtatt— liche Summe von 684.— RM. Reichsmuſikkamm er Ortsmufikerſchaft Bensheim Bergſtraße Nied An alle Muſikveranſtalter, Vereine und Wirte! Betreffend: Ausführungsbeſtimmungen zur 3. Anordnung der wirtſchaftlichen Verhält— niſſe im deutſchen Muſikleben. Zu§ 18. Muſikgeſchäfte können nur Mit- glieder der Reichsmuſikkammer annehmen, müſ— ſen dieſe zur Vermittlung dem zuſtändigen Ar— beitsamt melden. Zu dieſer Meldung ſind ebenfalls verpflichtet, Muſikveranſtalter(Wirte und Vereine uſw.) * Das ſogenannte Muſikunternehmertum iſt der Reichsmuſikkammer nicht erwünſcht und ſtellt meiſt nur eine Umgehung des Geſetzes über Arbeitsvermittlung und Arbeitsloſenver— ſicherung vom 16. Juli 1925 dar. Zu S 20. Gaſtwirte, die in ihren Räu— men Muſikdarbietungen veranſtalten und hier— für Wiederholt Nebenberufler verpflichten, die die Vorausſetzungen dieſer Anordnung nicht genügen, können nicht nur mit einer Ordnungs— ſtrafe bis zu RM. 1000.— für jeden Fall belegt, ſondern auch ausgeſchloſſen werden. Damit verliert der Gaſtwirt für immer das Recht zur Veranſtaltung muſikaliſcher Dar— bietungen. Anm. der Orts muſikerſchaft: Um alle Muſikveranſtalter reſtlos zu befrie digen und ihren Wünſchen weitgehenſt ent— gegenzukommen, erſuchen wir alle Muſikge— ſchäfte rechtzeitig dem Arbeitsamt zu melden. Ortsmuſikerſchaft Bensheim Bergſtraße— Ried gez.: Apfel. Ortsmuſikerſchaftsleiter ale Der Film des hl. Franziskus von Aſſiſi läuft auf vielſeitigen Wunſch morgen Mittwoch nochmals im Central⸗-Film⸗Palaſt Das Leben des großen Heiligen iſt hin— reichend bekannt, dieſes Spielmannes Gottes, der berufen ward, den zerſetzten Zeitgeiſt des 13. Jahrhunderts zu läutern, der auch die Miß— töne der durch die Sünde gefallenen Welt ſeiner Lebensauffaſſung harmoniſch einzufügen wußte. Indem er in Stadt und Land den Frieden trug und den reichen Inhalt der Kreuzesmyſtik der leidenden Mitwelt eröffnete, der ſelbſt gewürdigt wurde, den Blutſchmuck des Gottesſohnes zu tragen in den fünf hl. Malen. Von all dem gibt der Film ein treu geſchichtliches Abbild. Man muß das Leben dieſes wunderſam großen Heiligen eben kennen, um den Film in ſeiner ſtarken Innerlichkeit und in ſeiner großen Tiefe auszuwerten.— Zweifellos iſt der Film der morgen noch in zwei Vorſtellungen zu ſehen iſt ein Mei— ſterwerk geſtaltender Filmſchöpfungen, den an zuſehen, ſich ſehr empfehlen läßt. * Handball Diereſtlichen Spiele der Hand baller des Turnvereins. Von der Spielleitung wurden die reſt lichen zwei Spiele der Handballer des Turn— vereins wie folgt feſtgeſetzt: 24. März: Tv. Viernheim 31. März: Tb. Seckenheim Tſchft: Käfertal Tv. Viernheim Das Bauerntum in Front Um die Nahrungsfreiheit des deutſchen Volkes. Heppenheim a. d. B., 19. März. Eine große Bauernkundgebung der NSDAP des Reichsnährſtandes in der Kreisbauern— ſchaft Starkenburg-Süd fand in Heppenheim a. d. B. ſtatt. Nach den Sondertagungen fand auf dem Sportplatz die große öffent— liche Kundgebung ſtatt. Gauleiter Sprenger führte u. a. aus: Wenn wir uns in der Er⸗ nährung auf Fremde verlaſſen, ſo würden wir im Falle der Not auch eine Beute die- ſer Fremden. Der Gauleiter wies auf das Reichserbhofgeſetz hin. Denn die Sicherſtel— lung des Bauerntums bedeute die Sicherſtel— lung des Volkes überhaupt. In ſeinen wei— teren Ausführungen wandte ſich der Gau— leiter der Marktregelung zu und gei— ßelte ſcharf die frühere gewiſſenloſe Preis- politil. Die Marktregelung gebe heute die ſichere Grundlage für eine Arbeit auf lange Sicht. Landesbauernführer Dr. Wagner erklärte, daß dieſe Kundgebung am Ende der Winterpropaganda noch einmal ein letzter Aufruf vor dem Kampf der Erzeugungs- ſchlacht für die Sicherſtellung der Ernährung des deutſchen Volkes ſei. Zur Rohſtoffrage erklärte der Landes- bauernführer, daß es eine Lebensnot⸗ wendigkeit für das deutſche Volk ſei, die Rohſtoffverſorgung auf eine breite und ſichere Baſis zu ſtellen. Er ſprach dann über die einzelnen Forderungen der Erzengungsſchlacht Es müſſe der Anbau von Flachs, Rübſen und Oelſaaten vergrößert werden. Mit einer Stei⸗ gerung der Rohſtofferzeugung ſei zugleich neue Arbeit für den Volksgenoſſen in der Stadt verbunden. Der Landesbauernführer ging dann auf die Grünfutterverſorgung und den Silobau ein und wies weiter auf das großzügige Meliorationsarbeits- und Siedlungsprogramm in Heſſen hin. Zur Frage der Schafzucht erklärte er, daß die Schafhaltung unbedingt wieder geſteigert werden müſſe. Das ſeien die Grundlagen zur Erzeugungsſchlacht. Sie müß⸗ ten jetzt auf dem bäuerlichen Hof Wirklich⸗ keit werden, denn die Erringung der Nah⸗ rungsfreiheit ſei eine bitterſte Notwendigkeit für das deutſche Volk. Ningerturnier in Mainz Europameiſter Hornfiſcher ſtand vor 700 Zuſchauern dem Beſten des Mainzer Bezir⸗ kes, Horn, gegenüber. Eigentlich hatte man einen Blitzſiea Kornfiſchers erwartet, aber Horn wartete mit einer Leiſtung auf, wie man ſie noch nie an ihm bemerkte. Es kam ſo— weit, daß Hornfiſcher froh ſein mußte, einer Niederlage entgehen zu können. Erſt in der letzten halben Minute des überaus ſtilvollen und herrlichen Kampfes konnte der Nürnber⸗ ger mit einem Halbnelſon den Punktvorſprung des Mainzers wettmachen und einen knappen Sieg auf Geund ſeiner beſſeren Arbeit her— ausholen. Von dem Können der Mainzer Ringer zeugte auch der Sieg des Welterge— wichtlers Gawenda über den dritten Deut— ſchen Kampfſpielſieger Kolb-Maxvorſtadt. Nach einem ſehr intereſſanten Kampf über die volle Zeit hatte der Mainzer einen kleinen Wer— tungsnorſprung errungen. Im Mittelgewicht gab es den einzigen ent— ſcheidenden Sieg. Ditt vom veranſtaltenden Verein legte Eckweiler-Büdesheim in 6130 Min. durch Aufreißer. Mundſchenk-Weiſenau behielt auf Grund ſeiner beſſeren Arbeit im Leichtgewicht die Oberhand über Guthmann— Mainz, der über die ganze Zeit ſchweren Widerſtand leiſtete. — Landesgrenze wird verändert Vereinbarung zwiſchen Preußen und Heſſen. Frankfurt a. M., 19. März. Das Reichs⸗ geſetzblatt veröffentlicht die Verordnung über das Inkrafttreten einer Vereinbarung zwiſchen Preußen und Heſſen über Aenderung der Landesgrenze. In der Vereinbarung zwiſchen Preußen und Heſſen über Aenderung der Landesgrenze heßt es: Preußen tritt an Heſſen aus der Gemar⸗ kung Oberrad, Stadtkreis Frankfurt a. M., zur Gemarkung Offenbach am Main elf Ge— bietsteile in Größe von zuſammen 73 Arx 16 Quadratmeter ab. Heſſen tritt dagegen an Preußen aus der Gemarkung Offenbach a. M. zur Gemarkung Oberrad, Stadtkreis Frank⸗ furt am Main neun Gebietsteile, zuſammen ebenfalls 73 Ar 16 Quadratmeter ab. Aus Heſſen und Naſſau * Frankfurk a. M., 19. März.(Schlie⸗ zung der alten Nikolaikirche auf dem Römerberg.) Wie die Städtiſche Preſſe- und Werbeſtelle mitteilt, iſt die alte Nikolaikirche auf dem Römerberg ſofort bis auf weiteres geſchloſſen worden. Dieburg, 19. März. èUUeberfall auf einen Aufſeher mit Lohngel⸗ dern.) Der Aufſeher Mich. Löbig, der der Notſtandsarbeitern ihre Lohngelder bringer, wollte, wurde im Wald von einem Man,. angefallen. Der Wegelagerer war jedoch an den Falſchen geraten, denn Löbia blieb im Handgemenge Meiſter und ſchlug mit eini— gen kräftigen Hieben den Räuber in die Flucht. Er entkam unerkannt im Wald und konnte auch bei einer ſofort angeſetzter Streife nicht mehr feſtgeſtellt werden. Mainz, 19. März.(Reichsbahnauto⸗ bus mit Holzgasbetrieb.) Die Reichsbahndirektion Mainz ſtellt demnächſt den erſten Omnibus mit Holzgasbetrieb i. den öffentlichen Verkehr ein, und zwar am 1 April auf der Strecke Mainz— Hochheim. Der Vorteil des neuen Betriebsverfahrene liegt in ſeiner außerordentlichen Billigkeit. Man hat mit Holzgas Erſparniſſe bis zu 900 1 gegenüber dem Benzinbetrieb ey zielt. Rhein⸗Dürkheim, 19. März.(50 Jahr. auf dem Rhein.) Diamantene Hochzen konnte der hier im Ruheſtand lebende 84. jährige Schiffsbeſitzer Jakob Augspurger mr. ſeiner im 80. Lebensjahr ſtehenden Ehefrau feiern. Beide ſtammen von Wimpfen am Neckar und ſind als Partikulierſchiffer über 50 Jahre auf dem Rhein gefahren. Vor zwanzig Jahren Deukſch⸗kürkiſcher Sieg an den Dardanellen. Zu Beginn des Jahres 1915 beſchloß Eng— land, an Stelle eines Großangriffs gegen die flandriſche Küſte die Dardanellen zu erobern, um hier die Verbindung mit dem ruſſiſchen Verbündeten zu verſuchen. Mit deutſcher Hilfe hatten jedoch die Türken die Dardanel— len in Verteidigungszuſtand geſetzt, um dem Angriff der Engländer und Franzoſen ge— wachſen zu ſein. Am 19. Februar erfolgte die erſte Beſchieß ung der Darda— nellenforts durch die feindlichen Kriegs— ſchiffe, die ihren Flottenſtützvpunkt auf den Inſeln Lemnos und Tenedos eingerichtet hatten Nach ſiebenſtündiger Veſchießung gelang es den feindlichen Seeſtreitkräften am 25. Februar die türkiſchen Außenforts zum Schweigen zu bringen. Aber viel weiter ſollten ſie zunächſt auch nicht kommen. Als am Morgen des 18. März die feindliche Flotte zu einem erneuten Angriff in die Meerenge der Dardanellen einlief, da emp— fing ſie ein mörderiſches Abwehrfeuer. Zahl— reiche Minenſperren riegelten die tiefere Einfahrt in die Meerenge ab. Sechzehn eng— uſche und franzöſiſche Linienſchiffe richteten das Feuer ihrer ſchweren Artillerie auf die deutſch-türkiſchen Forts und Befeſtigungen Starke Verluſte waren auf beiden Seiten zu verzeichnen Aber diesmal kamen die engliſch— franzöſiſchen Verbündeten nicht ſo leichten Kaufs davon. Die türkiſchen Batterien hat— ten dem engliſchen Linienſchiff„Irreſi⸗ ſtib le“ ſchon ſchweren Schaden zugefügt, als es plößlich und unerwartet auf eine Mine lief„Irreſiſtible“ verſank in der Ein fahrt der Dardanellen. Auch das Linienſchiff „Ocean“ brummte auf die Minenſperren auf und ſank. Das franzöſiſche Linienſchiff „Bouvet“, das durch die Küſtenbatterien zahlreiche Treffer erhalten hatte, lief ſchließ— lich auch auf eine Mine Innerhalb von 50 Sekunden kenterte der Koloß und nahm faſt die geſamte Beſatzung(über 600 Mann) mit ſich in die Tiefe. Nach dem Verluſt von drei großen Linienſchiffen, zogen ſich die feind lichen Kriegsſchiffe ſchleunigſt wieder aus der Einfahrt zurück Sie hatten eine empfindliche Niederlage erlitten; die deutſch⸗türkti⸗ ſche Waffenbrüderſchaft aber feierte einen großen und entſcheidenden Sieg. Bekanntmachungen Betreffend: Vertretung des Tierarztes. Wir geben hiermit nach Rückſprache mit dem hieſigen Tierarzt, Herrn Dr. V. Allen dörfer, öffentlich bekannt, daß deſſen ſtän⸗ diger Vertreter Herr Dr. Otto Mohr in Wein heim, Bahnhofſtraße 27(Telefon Nr. 2039 Weinheim) iſt. Im übrigen iſt Vorſorge getroffen, daß in der Wohnung des Herrn Dr. Allendörfer jederzeit Näheres zu erfahren iſt. Viernheim, den 15. März 1935 Bürgermeiſterei Viernheim Bechtel — Vereing-Anzeiger Odenwaldklub(Ortsgruppe Viernheim). Am kommenden Mittwoch, den 20. März abends 8 Uhr Klubabend mit Licht⸗ bildervortrag. Es wird um zahl⸗ reiches Erſcheinen gebeten. Der Vorſtand. Fernſprecher 117.— Telegr.: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſchecktonto Nr. 21577 Frankfurt . M., Verantwortlich für den Anzeigenteil: Joh. Martin, Viernheim. ö Fuzel-Verkauf der Zeitung von der Geſchäftsſtelle 5 Pfg., Samstags-Ausgabe 0 Pig Nr. 67 Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichken derückſichtigt.— Für die Aumahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Geſchäftsſtelle: Adolf Hitlerſtr. 36. Schriftleitung. Drucke u Verlag: J. Martin. Viernheim 52 Jahrgang Was wird in Europa? NS Mit der Proklamation des Führers vom 16 März iſt der abſchließende ſachliche Beitrag zu einem Thema gegeben worden, das ſeit 16 Jahren nicht zum Vorteil der europäiſchen Völker im Mittelpunkt der po— litiſchen Debatten Europas ſtand. Der ſchwere politiſche Fehler von Verſail— les, Europa durch beſondere militäriſche Klauſeln auf die Dauer in Sieger und Beſiegte teilen zu wollen, hat in den not— wendig daraus ſich ergebenden Spannungen und Wirrungen für die Stellung Europas in der Welt die ſchwerſten Schäden zur Folge gehabt. Daß man damals Ehre und Freiheit auf alle Zeit einem Volk absprechen wollte, das erſt nach viereinhalbhjährigem Ringen unter der Uebermacht der Welt und durch Verrat im Innern zuſammengebrochen war. war nicht nur ein Mange! an Fairniß der Sie— gerſtaaten, ſondern auch ein Verbrechen an Europa. In dieſem Erdteil, der ſei— ner geſchichtlichen Leiſtung nach der kulturelle und geiſtige Pol der Welt ſein ſollte, purde eine Zuchthausatmoſphäre geſchaf⸗ fen. Die Kunſt der Diplomatie hatte ſich 16 Jahre lang darauf zu konzentrieren. dieſe unorganiſchen Verſailles-Theſen in irgend— einer Form den Bedürfniſſen anzupaſſen, die ſich aus dei Beendigung des offenen Kriegs— zuſtandes ergaben. Die Bemühungen muß— ten in den Kernpunkten erfolglos bleiben, weil in Verſailles ſſatt Frieden, in Wirk⸗ lichkeit Gefangenſchaft und Enteh⸗— rung dekretiert worden waren. Das einzige Ventil, das ſeinerzeit von ver— nünftigen Menſchen an den Hexenkeſſel der Verſailler Beſtimmungen gebaut worden war, um wenigſtens die Vorausſetzung zu ſchaffen, daß aus ihm noch einmal ein Frie— densvertrag werden könnte, die Forderung der allgemeinen europäiſchen Abrüſtung, blieb ungeöffnet. Die Siegerſtaaten haben damit ſelbſt ihr einſtiges Werk geſprengt, und Deutſchland hat die Folgerungen daraus gezogen. Was wird nun? Das iſt die Frage, die heute Europa beherrſcht. Es gibt für die europäiſchen Kabinette zwei Wege: Man kann den Kopf in den Sand ſtecken und verſuchen aus dem zuſam— mengeſtürzten Gebäude wenigſtens noch den Geiſt herüberzuretten, der in ihm herrſchte, den Geiſt, der in Deutſchland das böſe Kind ſah, das man zu beaufſichtigen habe, dem man alles zutrauen könne und dem man ſeine Böswilligkeit nachweiſen und gegen das man Verabredungen treffen müſſe. Man kann darüber ſtreiten, ob die Fortſetzung dieſer alten Taktik insbeſondere angeſichts der Tatſache, daß das Inſtrument. aus dem ſie ſich einſt entwickelt hat, gefallen iſt, eine Steigerung des europäiſchen Anſehens in der Welt und einen Vorteil für die euro⸗ päiſchen Völker mit ſich bringen wird. Der andere Weg, der ſich nach dem 16. März eröffnet, könnte dazu führen, daß man nach dem Fall von Verſailles(den man in der ganzen Welt mit nur ſchwer getarntem Aufatmen feſtgeſtellt hat) auch einen Schluß⸗ ſtrich zieht unter die politiſchen Methoden, die man nur zum Schutze dieſes Diktats er⸗ funden und in die europäiſche Politik einge— führt hat. f Wenn die„Nationalſozialiſtiſche Partei⸗ korreſpondenz“ in ihrem Kommentar zur Proklamation des Führers den Satz ſchrieb: „Wir können als ſouveräner Staat frei ver⸗ handeln, um an der Organiſation des Frie— dens mitzuarbeiten“, ſo iſt darin der Weg gezeichnet, den Deutſchland in die Zukunft führen ſieht. Die offenen Worte, die Adolf Hitler dem engliſchen Journaliſten Ward Price ſagte, und in denen er falſchen Auffaſſungen über den deutſchen Schritt von vornherein entge⸗ gentrat, haben die klare Linie der deutſchen „Friedenspolitik eindrucksvoll unterſtrichen. er ſen Völkern Europas kann es nur ſouveräne Völker geben. Und wenn ſie in gegenſeitiger Achtung, in freiem Willen zuſammen die Idee des Friedens, der allein die Kulturgüter des europäiſchen Raumes für die Welt wirkſam werden läst. zum Leit. gedanken ihrer Politik machen, werden die europäßf n Völker den Platz in der Welt haben, der ihnen ihrer geſchichtlichen Leiſtung Mittwoch, den 20. März 1935 Enttäuschung in Frankreich Man hatte eine Abſage des englischen Beſuches in Verlin erwartet— Rege diplomatische Tätigkeit in London— Der Wortlaut der englischen Note veröffentlicht London. 19. März. Angeſichts der bevorſtehenden deutſch-eng⸗ liſchen Beſprechungen herrſcht in London eine lebhafte diplomatiſche Tätigkeit. Sir John Simon hatte im Auswärtigen Amt eine Beſprechung mit dem franzöſiſchen Botſchaf— ter. Der ſeit einigen Tagen in London wei— lende britiſche Botſchafter in Paris hatte gleichfalls eine Unterhaltung mit dem briti— ſchen Außenminiſter Der Gedankenaustauſch zwiſchen der britiſchen und italieniſchen Re— gierung dauert an und wird durch die beider— ſeitigen Botſchafter vermittelt. In Paris hat die engliſche Note an die Reichsregierung eine gewiſſe Enkkäuſchung ausgelöſt, aus der kein Hehl gemacht wird. So ſchreibt Wladimir d'Ormeſſon im„Figaro“, man könne ſeine Ueberraſchung nicht verbergen, daß die engliſche Regierung trotz allem an dem Berliner Beſuch feſthalte, ohne vorher mit Paris und Rom über die neue Lage ge— ſprochen zu haben. Die engliſche Antwort an die Reichsregierung ſei nicht die. die man er⸗ wartet hätte. Den Reichskanzler zu fragen, ob er immer noch gewillt ſei. auf der Grund— lage des Abkommens vom 3. Februar zu verhandeln, ſei Humor im Stile Bernhard Shaws, aber ein Humor, der teuer zu ſtehen kommen werde. Der Außenpolitiker des„Ex— celſior“ wundert ſich über das Phlegma, mit dem England auf den Beſchluß der Reichs— regierung geantwortet habe. Man hätte eine entſchloſſene und unzweideutige Haltung in der engliſchen Note erwarten dürfen. Unter der Unberſchrift„Sir John Simon geht doch nach Berlin“, ſpricht der Chef— redakteur des„Ordre“ von einem„franzö— ſiſch⸗engliſchen Drama“. Er ſei zu der Feſt⸗— ſtellung gezwungen, daß die Nachbarn auf der anderen Seite des Kanals ſeit Kriegsende ſtets das Spiel des Feindes gegen Frank— reich geſpielt hätten. 4 Englands Einwendungen Berlin, 19. März. In der Note, die der engliſche Botſchafter dem Reichsaußenminiſter Freiherrn von Neurath überreichte und deren Wortlaut nunmehr veröffentlicht wird, heißt es: 1. Ich beehre mich, Ihnen im Auftrage des königlichen Staatsſekretärs für Auswärtige Angelegenheiten mitzuteilen, daß ſich die britiſche Regierung genötigt ſieht, der deut⸗ ſchen Regierung ihren Proteſt gegen die von ihr am 16 März verkündete Entſchei⸗ dung zu übermitteln, die allgemeine Wehr— pflicht einzuführen und den Friedensrahmen des deutſchen Heeres auf 36 Diviſionen zu erhöhen Nach der Bekanntgabe einer deut⸗ ſchen Luftmacht iſt eine ſolche Erklärung ein weiteres Beiſpiel für eine einſeitige Aktion, die, ganz abgeſehen von der grundſätzlichen Seite, geeignet iſt, die Unruhe in Europa in ernſter Weiſe zu erhöhen. Der Vorſchlag einer engliſch-deutſchen Zuſammenkunft er⸗ gab ſich aus dem engliſch-franzöſiſchen Kom⸗ munique vom 3. Februar und der deutſchen Antwort. 2. Das Londoner Kommunique ſtellte einerſeits feſt, daß vertraglich begrenzte Rü⸗ ſtungen nicht durch einſeitige Aktion abge— ändert werden können, erklärte aber an⸗ dererſeits, daß die britiſche und die franzö⸗ ſiſche Regierung zu einer allgemeinen Rege— lung geneigt ſeien, über die frei verhandelt werden ſolle Dieſe allgemeine Rege ung ſoll⸗ te über die Organiſation der Sſcherheit in Europa Beſtimmung treffen und gleich⸗ eitig Rüſtungsoereipbarungen feſtlegen, die für Deutſchland die einſchlägigen Beſtimmun⸗ gen des Teiles 5 des Verſailler Vertrages erſetzen ſollten. Das Kommunique führte wei⸗ ter aus, es esmals Teil der ins Auge 1 ten allgemeinen Regelung anzu ehen, da Deutſchland ſeine aktive Mitglie Uchaft in dem Völkerbund wieder aufnehme und skizzierte ſchließlich den Inhalt eines Luft⸗ vakſes zwiſchen den Locarnomöchten, der als Abſchreckungswittel wirken ſollte. 3. Die Antwort der deutichen Regierung 10 Tage ſpäter begrüßte den Geiſt freund— ſchaftlichen Vertrauens, den das engliſch— franzöſiſche Kommunique zum Ausdruck brachte. und ſtellte in Ausſicht, daß ſie die ent⸗ haltenen Fragen einer eingehenden Prüfung unterziehen werde. Sie bemerkte zuſtimmend, daß der zum Ausdruck gebrachte Geiſt freier Verhandlungen zwiſchen ſauveränen Staaten allein zu dauerhaften Regelungen führen könne Im Beſonderen begrüßte ſie den Vor— ſchlag über einen Luftpakt Die deutſche Ant⸗ wort endete mit der Erklärung, daß die deutſche Regierung es vor Eingehen auf die vorgeſchlagenen Verhandlungen für er— wünſcht halte in beſonderen Beſprechungen mit den in Frage kommenden Regierungen eine Anzahl von grundſätzlichen Vorfragen zu klären. Zu dieſem Zweck lud ſie die briti⸗ ſche Regierung ein, mit der deutſchen Regie— rung in einen unmittelbaren Gedankenaus— tauſch einzutreten. 4. Da die britiſche Regierung ſich vergewiſ⸗ ſern wollte, daß hinſichtlich des Umfanges und des Zweckes der engliſch⸗deutſchen Unter— haltung kein Mißverſtändnis beſtehe, richtete ſie am 21 Februar an die deutſche Regierung eine weitere Anfrage, auf die dieſe am fol— genden Tage antwortete. Das Ergebnis war eine endgültige Uebereinſtimmung, daß der Zweck der beabſichtigten Zuſammenkunft ſein ſollte, die Unterhaltung über alle in dem Kommunique behandelten Fragen ein Stück weiterzuführen. 5 Was ins Auge gefaßt war, war alſo „eine allgemeine frei zwiſchen Deutſchland und den anderen Mächten auszuhandelnde Regelung“ und„Vereinbarungen über Rü— ſtungen die für Deutſchland die Beſtimmun— gen des Teiles 5 des Verſailler Vertrages er— ſetzen ſollten“. Das Zuſtandekommen einer umfaſſenden Einigung kann aber nicht er— leichtert werden, wenn man jetzt als eine bereits getroffene Entſcheidung Heeresperſo— nalſtärken bekanntgibt, die alle ſeither in gegen Angriffe Vorſchlag gebrachten erheblich überſchreiten — überdies Stärken, die, falls ſie unverän— dert aufrechterhalten werden, die Einigung mit anderen ebenfalls ſtark beteiligten Mäch— ten ſchwieriger, wenn nicht unmöglich machen müſſen. 6. Die königlich britiſche Regierung wünſcht keineswegs, die durch den vorbereiteten Be— ſuch etwa geſchaffene Gelegenheit, ein allge— meines Einvernehmen zu fördern, ungenutzt vorübergehen zu laſſen; aber unter den neu— geſchaffenen Umſtänden wünſcht ſie darüber Gewißheit zu haben, daß der deutſchen Re— gierung das Zuſtandekommen des Beſuches mit dem Umfang und Ziel der Unterhaltung. wie früher verabredet, ſo wie es eben in Ab- ſatz 4 ausgeführt iſt, noch er wünſcht iſt. Hierzu teilt das Deutſche Nachrichtenbüro mit: Man wird nicht fehl gehen in der An— nahme. daß der Reichsaußenminiſter gegen— über den Einwendungen der engliſchen Re— gierung zu dem Geſetz vom 16. März dieſes Jahres die abweichende Stellungnahme der Reichsregierung geltend gemacht hat. Deutſch— land iſt bekanntlich nicht bereit, zuzugeſtehen, daß der Teil 5 des Verſailler Vertrages, der auch das Abrüſtungsverſprechen der anderen Mächte enthielt, einſeitig von Deutſchland verletzt worden ſei. Selbſt nachdem die In— teralliierte Kontrollkommiſſion die völlige Entwaffnung Deutſchlands feſtgeſtellt und Deutſchland verlaſſen hatte, haben hieraus die anderen Mächte nicht die notwendigen Folgerungen gezogen, alsbald ſelbſt zu Ab— rüſtungsmaßnahmen zu ſchreiten. Sie haben vielmehr fortgefahren, ihre Rüſtungen zu vermehren und zu vervollkommnen. Dies läuft letztenendes auf eine Verletzung der Grundlagen des Teiles 5 des Verſailler Ver— trages durch die Verfaſſer ſelbſt hinaus. Die Maßnahme vom 16. März ſchafft daher erſt die rechte Grundlage, auf der die kommenden Beſprechungen unter voller Berückſichtigung der Sicherheit aller zu einem Erfolg führen können. Jagdgeſchwader Nichthofen Eine neue Fliegereinheit als Träger ſtolzer Tradition Berlin, 19. März. In Juſammenhang mit der Berliner Luft⸗ ſchutzübung erſchienen Jagdflieger aus Döbe⸗ ritz über der Stadt. Wie das Deutſche Nach- richtenbüro dazu von zuſtändiger Stelle er— fährt, gehörten ſie dem Jagdgeſchwader an, dem der Führer und Reichskanzler auf Vor- ſchlag des letzten Kommandeurs des ruhm⸗ reichen Richthoſen-Geſchwaders, des Keichs⸗ miniſters der Luftfahrt, General der Flieger Göring, den Namen„Jagdgeſchwader Kicht⸗ hofen“ verliehen hat. An die Mutter Nichthoſens Ein Schreiben des Keichsluftfahrktminiſters. Die„Schleſiſche Zeitung“ veröffentlicht ein Schreiben des Reichsminiſters für Luft⸗ fahrt, Miniſterpräſident Göring, an die Mut⸗ ter des Fliegerhelden Manfred von Richt⸗ hofen, in dem es heißt: Unſer Führer und Reichskanzler hat auf meinen Vorſchlag befohlen, daß das erſte Fliegergeſchwader, das wieder über einem freien Deutſchland ſchützend ſeine Schwingen breitet, den Namen Richthofen trägt. Es iſt mir als Kamerad Ihres Sohnes eine herzliche Freude, als Reichsminiſter der Luft⸗ fahrt ein Stolz, Ihnen von dieſem Erlaß Kenntnis geben zu können. Ich löſe hiermit ein heiliges Vermächtnis ein, wenn die ſtolze Ueberlieferung des ruhmreichen Jagdge— ſchwaders, deſſen letzterer Kommandeur ich war, auf die neue Einheit übertragen wird. Das Beiſpiel Ihres unvergeßlichen Helden⸗ ſohnes wird, wie damals, alle Offiziere und Soldaten der wiedererſtandenen deutſchen Luftwaffe zur höchſten Kühnheit und Opfer— bereitſchaft erziehen. Freude im deutſchen Volk Die Ankeilnahme an der Wiederauferſtehung der Wehrmacht. Der Reichswehrminiſter gibt bekannt: Anläßlich der durch die Reichsregierung be— ſchloſſenen Wiedereinführung der allgemei— nen Wehrpflicht ſind mir aus allen Teilen des Reiches. von Dienſtſtellen und Verbän— den, aus Wirtſchafts- und Privatkreiſen ſowie aus dem Auslande begeiſterte Zuſchriften und Glückwünſche in ſo hoher Zahl zugegan— gen, daß es mir nicht möglich iſt, allen Ein⸗ ſendern perſönlich zu antworten. Ich bitte daher, auf dieſem Wege meinen herzlichen Dank entgegenzunehmn. Die Zuſtändigleiten in Preußen Berlin, 20. März. Im Zuge der realen Durchführung der Reichsreform hat der preu— ßiſche Miniſterpräſident eine Neuregelung von Zuſtändigkeiten innerhalb des preußiſchen Staatsminiſteriums getroffen. Danach ſind dem Reichsarbeitsminiſter und dem Reichs⸗ verkehrsminiſter die ihrem Aufgabenbereich in der preußiſchen Verwaltung entſprechenden Ar⸗ beitsgebiete übertragen worden. Der Reichs⸗ arbeitsminiſter führt in Zukunft die Amts⸗ bezeichnung„Der Reichs⸗ und preußiſche Ar⸗ beitsminiſter“, der Reichsverkehrsminiſter die Amtsbezeichnung„Der Reichs- und preußiſche Verkehrsminiſter“. In kurzen Worten In Zuſammenhang mit der Berliner Luft⸗ ſchutzübung erſchienen Jagdflieger über der Stadt, die zu dem Jagdgeſchwader gehören, dem der Führer den Namen„Jagdgeſchwa⸗ der Richthofen“ verliehen hat. Der Wortlaut der engliſchen Note an die Reichsregierung wurde veröffentlicht. Die Pariſer Preſſe hält mit ihrer Enttäu⸗ ſchung über den engliſchen Beſuch in Berlin nicht zurück. Das belgiſche Kabinett Theunis iſt zurück⸗ getreten. Bei Mecheln fuhr ein Zug im Nebel in eine Bahnarbeiterkolonne, wobei ſieben Ar- beiter ſoſort getötet wurden; ein ähnliches Unglück ereignete ſich auf der Bahnſtrecke Nizza— Cuneo. Bei der Unterdrückung von Mohammeda⸗ nerunruhen in Karatſchi(Britiſch-Indien) wurden über 200 Perſonen durch Schüſſe ge⸗ tötet oder verwundet. Der Führer in Augsburg Ueberraſchender Beſuch.— Die Stadt in Jubel. Augsburg, 20. März. Der ſtrahlend ſchöne Joſephitag brachte den Augsburgern eine ganz unerwartete Freude. Gegen 1 Uhr mittags traf plötzlich der Führer und Reichskanzler in Begleitung ſeines engeren Stabes im Kraftwagen ein, um im Hotel„Drei Mohren“ kurze Mittags— raſt zu halten. Vor dem Hotel in der ſonnen— durchfluteten Maximilianſtraße ſammelten ſich ſofort Tauſende und Abertauſende von Menſchen an. Bald war die breite Maximi⸗ lianſtraße ein einziges wogendes Menſchen⸗ meer. Der Straßenbahnverkehr mußte vor— übergehend geſperrt werden. Als dann der Wagen des Führers von der Maximilianſtraße zum Rathaus fuhr, war durch die dichtgedrängten Maſſen kaum ein Vorwärtskommen. Aus allen Fenſtern wur⸗ den Tücher und Fahnen geſchwenkk. An La⸗ kernenpfählen und Gitterfenſtern hakte ſich die begeiſterte Jugend feſtgeklammert und am Auguſtusbrunnen brachen faſt die Figu⸗ ren unker der Laſt der Menſchen. Der Führer beſichtigte den Goldenen Saal des Rathauſes, den Stolz der Stadt Augsburg ſowie die Fürſten zimmer und trug ſich in das Goldene Buch der Stadt ein. Als der Führer ſich auf die ſtürmiſchen Rufe der Bevölkerung dann auch auf dem Balkon des Rathauſes zeigte, ſang die Menge ſpontan das Deutſchland- und das Horſt— Weſſellied. Unter immer neuen Heilrufen verließ ſchließlich Adolf Hitler die Stadt. Nur ſchwer konnte ſich der Wagen, in dem der Führer mit erhobener Hand ſtand, den Weg durch Augsburger die begeiſterten bahnen Abeſſinien an den Völkerbund Ankerſuchung des Streites mit Italien gefordert. Genf, 20. März. Das Völkerbundsſekretariat veröffentlicht die ſchon angekündigte Note der abeſſiniſchen Regierung an den Generalſekrelär des Völ. kerbundes. Darin verlangt Abeſſinien unter Berufung auf Artikel 15 des Völkerbunds⸗ vertrages die Befaſſung des Völkerbunds. rates mit dem italieniſch-abeſſiniſchen Streit⸗ fall zum Zwecke einer vollſtändigen Anterſu⸗ chung und Prüfung der Angelegenheit. Die abeſſiniſche Regierung erklärt, ſie habe ſich im Januar in Genf nur unter der Be— dingung mit einer Vertagung der Angele— genheit einverſtanden erklärt, daß eine freundſchaftliche Regelung möglich ſei. Abeſ— Maſſen der ſinien habe ſich bemüht, von Italien die An- 5 wendung des Artikels 5 des italieniſch-abeſ⸗ ſiniſchen Vertrages von 1928 zu erreichen, der ein Schiedsverfahren vorſehe. Die italie⸗ niſche Regierung ſei jedoch nie auf wirkliche Verhandlungen eingegangen und habe vor Unterſuchung des Streitfalles Wiedergut— machung verlangt. Unter dieſen Umſtänden hätten die unmittelbaren Verhandlungen er— folglos bleiben müſſen. Auch die von Abeſſi— nien vorgeſchlagene Vermittlung durch die guten Dienſte einer dritten Macht habe die italieniſche Regierung abgelehnt. Bei dieſer Lage müſſe die abeſſiniſche Re— gierung auf die unmittelbar drohende Gefahr eines Bruches hinweiſen Gegenwärtig könne ein örtlicher Zwiſchenfall ſchon als Vorwand für eine militäriſche Aktion dienen. Die Unabhängigkeil Abeſſiniens, eines Mitgliedes des Völkerbundes, ſei in Gefahr. Die Völkerbundsmitglieder hälten aber auf Grund des Artikels 10 des Völkerbundsver⸗ krages die Verpflichtung übernommen, die Anverſehrtheit des Gebietes und die politiſche Unabhängigkeit ihrer Mitglieder zu achten und gegen jeden Angriff zu ſchützen. Die abeſſiniſche Regierung beziehe ſich ausdrück⸗ ſich auf dieſe Verpflichtung. Der Lotſe verließ das Schiff Bismarcis Entlaſſung vor 45 Jahren Wir haben wieder gelernt, was der Ablauf der Generationen für das Leben eines Volkes bedeutet, und erkannt, was es heißt, wenn eine Generation ausgeſchaltet wird, wenn in der Kette ein Bindeglied fehlt. Faſt ſcheint es, daß dieſer Geſichtspunkt den Schlüſſel zu der Troaßdie Bismarcks aibt. Am 9. März Tat, hatte gerade Bismarck in dem 29jährigen Kaiſer großgezogen, weil er in dem Prinzen einen Prellbock gegen die Parlamente und Maſſen erblickte. So wurde der Altreichskanzler das Opfer ſeiner eigenen Schöpfung, unterlag dem ſtarken Kaiſertum, das er ſelbſt errichtet, der Staatsſchiff, e „Punch“ es in einer berühmt gewordenen gehörte. denſchaftlichen Wucht ſeiner 1888 hatte Knaiſer Wilhelm l. die Augen geſchloſſen, todkrank beſtieg nach einem Lebey des Wartens Kaiſer Fried- rich den Thron der Hohenzollern, bis ihn nach 99 Tagen der Tod erlöſte und ſein Sohn die Geſchicke des Reiches lenken mußte Eine Generation war überſprungen. Die Brücke bildete allein die Geſtalt des Kanzlers, der aber ſeinem Weſen nach in der Welt ſeines alten kaiſerlichen Herrn wurzelte. Das war die Größe Wilhelms J, daß er die Größe ſeines Paladins anerkannte und gewähren ließ. Jetzt gelangt die dritte Generation zur Herrſchaft. die wohl von Bismarck erzogen, ſeine Ideen und Methoden vergröberte, aber nicht die ungeheure Feinheit ſeines Geiſtes beſaß. Dieſe Generation wollte herrſchen, wollte den engen Rahmen einer kontinen⸗ talen Politik ſprengen. Neue Probleme er⸗ heiſchten ihre Löſung. Die ſo ziale Frage wollte man in Angriff nehmen. Kaiſer und Kanzler wußten um dieſe Aufgabe, aber ihre Wege waren verſchieden. Zunächſt war das Verhältnis zwiſchen dem alten Kanzler und dem jungen Kaiſer gut. Es gab viele Be⸗ rührungspunkte, gerade auch perſönlicher Art. Hatten doch beide in einer Front gegen die Kaiſerin Friedrich geſtanden und gegen den liberalen Zeitgeiſt. Aber dann trübte ſich das Verhältnis Die kommende Tragödie begann ſich abzuzeichnen. Es war merkwür⸗ dig, daß Bismarck, dieſer Meiſter der Men⸗ ſchenbehandlung, den jungen Herrn nicht zu nehmen verſtand. Der Alters- und Weſens⸗ unterſchied wurde immer deutlicher. Der Kai⸗ ſer wollte ſelbſt regieren. Dieſen Willen zur dieſes ſtarke Selbſtbewußtſein aber Anſprüche der konſtitutionellen Verfaſſung, die er ſelbſt geſchaffen hatte. Aus kleinen Anfängen wuchs die Ver— ſtimmung empor bis zum Streit über die ſoziale Geſetzgebung, marck nicht weiterführen i Gegenſätze in der auswärtigen Politik bis zum endgültigen Bruch im März 1890. die Bis⸗ wollte, über die Am Steuermann das engliſche Zeitung 20. März verließ der wie die Zeichnung ausgedrückt hat. Im Mauſoleum von Charlottenburg nahm Bismarck Abſchied von ſeinem alten Herrn, in deſſen Welt er Er verſtand die neue Zeit nicht mehr. in die er von Friedrichsruh aus war— nend und anklagend rief mit der ganzen lei— Perſönlichkeit, während Deutſch'and unter ſeinen Epigonen in äußerem Glanz auf dem Meere der Welt— politik ſegelte, die Ratten aber ſchon im Schiffsraum ihr Zerſtörungswerk begannen. Größe und Tragik wohnen in unſerer Ge— ſchichte eng beinander. Das Schickſal macht uns immer reich und arm zugleich. Seinen notwendigen Ablauf zu erkennen iſt Aufgabe und Pflicht einer deutſchen Geſchichtſchrei⸗ bung, um Glauben und Willen zur Zukunft unſerer Nation zu wecken und zu 00 H. Politiſches Allerlei Berlin. Reichsminiſter Dr. Goebbels hat den Proſeſſor an der„Staatsſchule für ange— wandte Kunſt“ in München, Klein, zum Mit⸗ glied des Präſidialrates der Reichskammer der bildenden Künſte ernannt. Oslo. Der Führer der norwegiſchen Arbei⸗ terpartei und Präſident des Storting, Jo⸗ han Nygaardsnold, der mit der Kabinettsbil⸗ dung beauftragt war, hat dem König die neue Miniſterliſte vorgelegt; darnach übernimmt Nygaardsvold ſelbſt das Miniſterpräſidium und das Arbeitsminiſterium. Kairo. Der frühere langjährige türkiſche Botſchafter in Berlin, Muktar Paſcha, iſt verſtorben. Muktar Paſcha war mit der Schweſter König Fuads von Aegypten ver⸗ heiratet. Im Balkankrieg hatte er ſich einen Namen als Diviſionskommandeur gemacht. September 1861 in Barmen geboren. anderen großen b Geheimrat Duisberg f Ein bedeutender deutſcher Wirtſchaftsführer. Leverkuſen, 20. März. Der Vorſitzende des Aufſichtsrafes und Verwaltungsrates der JGG. Farben, Geheim ⸗ rat Duisberg, iſt in der Nacht zum Dienstag in Leverkuſen geſtorben. Geheimrat Dr. Karl Duisberg war am 35 m Jahre 1884 trat er in die Farbwerke Bayer und Cie, als Chemiker ein, wurde 1899 de⸗ ren Direktor ſpäter Generaldirektor. Als die Farbwerke Bayer im Jahre 1925 mit Werken zur IG-Far⸗ beninduſtrie zuſammengeſchloſſen wur⸗ den, trat Duisberg an die Spitze des Auf⸗ fichts- und Verwaltungsrates dieſes größten chemiſchen Induſtriekonzerns der Welt. Er drückte dieſem gewaltigen Unternehmen den Stempel ſeiner ſtarken Perſönlichkeit auf. Aber auch außerhalb ſeines eigentlichen Wir— kungskreiſes galt ſein Wort etwas als das eines kenntnisreichen und tatkräftigen In— duſtrieführers. Geheimrat Duisberg wird am Freitagnach— mittag in Leverkuſen in der Begräbnisſtätte im Karl Duisberg-Park zur letzten Ruhe bei— geſer Allerlei Gelduöte Ein Zwiſchenſpiel im Rundfunkprozeß. Berlin. 19. März. Im Rundfunkprozeß wurde Direktor Leh— mann von der Ufa als Sachverſtändiger ver— hört, um ſich auf Antrag der Verteidigung darüber zu äußern, ob es auch beim Film üblich ſei, ſolche Angeſtellte, von denen der künſtleriſche Erfolg abhängt, durch gelegent— liche Sanierungsmaßnahmen vor wirtſchaft⸗ lichen Schwieriakeiten zu bewahren. Die Ver⸗ teldigung will dare ine den Angeklagten Dr. Fleſck Tätigkeit als Rundfunkinten menen Sanierungsmaßnahmen im Kunſt⸗ leben nichts ungewöhnliches ſeien. Der Sachverſtändige erklärte, die Höhe des Einkommens von Filmkünſtlern habe nichts 10 damit zu tun, daß auch ſolche hochbezahlten Kräfte mit Vorſchußforderungen kämen. Die Ufa habe natürlich wie jedes ein Intereſſe daran, daß den Künſtlern die Spielfreudigkeit nicht besſzene würde total verunglücken, venn die jugendliche Heldin in den Armen des Gelieb⸗ len durch den Gedanten gequält werde. daß im gleichen Augenblick der Gerichtsvollzieher bei ihr in der Wohnung pfändet. Vorſitzender: Das muß ja allerdings 9 jede Liebesſzene ſtören(Heiterkeit). Sachverſtändiger: Geldverlegenhei⸗ ten gibt es ſogar bei Produktionsleitern, deren Einkommen 100 000 Mark erreicht. Im allgemeinen aber ſind die Künſtler in ihrer Lebensweiſe. viel bürgerlicher eingeſtellt. als die Oeffentlichkeit glaubt.— Unter an⸗ gemeiner Heiterkeit führte der Sachoerſtän⸗ dige dann das Beiſpiel eines Kuͤnſtlers an, der früher trotz hoher Einnahmen dauernd im Vorſchuß ſaß, weil er mit Geld nicht zu wirtſchaften verſtand. Dieſer Künſtler habe jetzt ein anſehnliches Vermögen geſpart, weil ſich eine gleichfalls bei der Ufa beſchäftigte Künſtlerin ſeiner annahm und ihren guten Einfluß auf ihn geltend machte. Eine Bemerkung des Vorſitzenden, bei der Funkſtunde habe es leider nicht eine Dame mit ſo gutem erzieheriſchen Einfluß gegeben, löſte wiederum Heiterkeit aus. In der Nachmittagsſitzung wurde der Ge⸗ neralintendant der preußiſchen Staatsthea— ter. Tretjen, als Zeuge und Sachverſtändi⸗— ger vernommen. Er erklärte: Der Vorſchuß iſt eigentlich ein integrierender Beſtandteil des künſtleriſchen Daſeins. Das gilt auch für die hochbezahlten Künſtler. Den Intendan— ten iſt dasſelbe Entgegenkommen in der Vorſchußfrage bewieſen worden wie dem Künſtler. Auf eine Frage der Verteidigung beſtätig⸗ te Generalintendant Tietjen, unter Umſtän⸗ den würde die Bühnenleitung auch Prozeß— koſten für die Künſtler oder Intendanten be— zahlen. 3090 Verhaftungen. Das amerikaniſche Schatzamt gab, wie aus Waſhington gemeldet wird, bekannt, daß die große Ak— tion gegen die Rauſchgifthändler. Falſch⸗ münzer und Alkoholſchmuggler nunmehr zur Verhaftung von insgeſamt 3000 Perſo⸗ nen geführt habe. Gegen 100 Verhaftete wurde ein Verfahren wegen Steuerhinter— ziehung eröffnet. An den Stätten der Arbeit Auslandsjournaliſten beſichtigen den Neichsberufswettkampf Berlin, 20. März. Auf Einladung des Sozialen Amtes der Reichsjugendführung und des Jugendamtes der Deutſchen Arbeitsfront unternahmen etwa 50 ausländiſche Journaliſten eine Be⸗ ſichtigungsfahrt durch mehrere Kampfſtätten des Reichsberufswettkampfes der Reichs⸗ hauptſtadt. Obergebietsführer Axmann ſprach vor⸗ her im Hauſe der Daß zur Unterrichtung der ausländiſchen Preſſe über die Bedeutung des Reichsberufswettkampfes. Er wandte ſich gegen die Behauptungen, die von einer vor— militäriſchen Ausbildung der deutſchen Ju⸗ gend wiſſen wollten. Es ſei das höchſte Ziel der Hitlerjugend, den Grundſatz der Leiſtung auf das geſamte Berufsleben zu übertragen. Der Reichsberufswettkampf ſei ein Beweis da⸗ für, daß der Lebensinhalt der deutſchen Ju⸗ Wagenborg⸗Bildmaterndienſt. Der Führer am Heldengedenktag in München. Im Anſchluß an die Feierlichkeiten zum Heldengedenktag in der Reichshauptſtadt begab ſich det Führer nach München und legte an der Feldherenhalle einen Kranz für die Ge⸗ fallenen des Weltkrieges nieder. Unſer Bild zeigt den Führer und Reichskanzler beim Verlaſſen der Feldherrnhalle: links hinter ihm Reichsſtatthalter Ritter von Epp. gend in der Arbeit und in der Pflichterfuül⸗ lung im Rahmen der Volksgemeinſchaft be⸗ ſtehe. Es ſei eine glückliche Fügung, daß der Reichsberufswettkampf zu einer Zeit begon⸗ nen werde, wo der Führer die allgemeine Wehrpflicht verkündet habe. Die Wehrpflicht ſoll nicht Eroberungsgelüſten dienen, ſondern ſie ſei abgeſtellt auf die Sicherung und Er⸗ haltung des Friedens in der Welt. Durch den Reichsberufswettkampf wollen wir uns dieſem feierlichen Bekenntnis anſchließen und zum Ausdruck bringen, daß wir unſere Probleme als junge Generation nicht drau⸗ ßen auf den Schlachtfeldern und durch Sol⸗ batenſpielerei löſen wollen, ſondern daß wir den feſten Willen beſitzen, unſere Probleme Arbeit zu! in den friedlichen Stätten der löſen. Auf der anſchließenden Beſichtigungsfahrt ſtatteten die Journaliſten bildungswerkſtätten der Siemenswerke einen Beſuch ab, wo 14000 junge ſich ein Beſuch bei 400 jungen Metallarbeite⸗ rinnen an, die gerade dabei waren, Nähen, Kochen und Waſchen, zu erledigen. Meiſtertſtel aberkannt Berlin, 19. März. Das Ehrengericht der Handwerkskammer verhandelte gegen einen Berliner Tiſchlermei⸗ ſter, der ſich zur Finanzierung eines ſtädtiſchen Auftrages vom Wirtſchaftsamt der Stadt Berlin einen Vorſchuß von 600 Mark hatte geben laſſen und dabei erklärte, er habe noch 1 1200 Mark Außenſtände und keine Schulden. Alle Verſuche, den Schuldner zur Rückzahlung des Darlehens zu veranlaſſen, ſcheiterten. Das Ehrengericht verhängte die höchſtzuläſſigen Strafen gegen ihn: außer dem Meiſtertitel wurde ihm das Recht, Innungswart zu ſein und Lehrlinge zu halten, abgeſprochen und ihm eine Geldſtrafe von 50 Mark auferlegt. — Es iſt dies das erſtemal, daß von einer ozialen Ehreninſtanz einem Handwerksmeiſter r Meiſtertitel aberkannt worden iſt. Verantwortlicher Schriftleiter: Joh. Martin; verantwortlicher Anzeigenleiter: Joh. Martin; Druck und Verlag: Johann Martin, Viern⸗ heim, Adolf Ne 36; D. A. II. 35. 1135. Zur Zeit iſt die Preisliſte Nr. 3 gültig. Kunſtinſtitut durch wirtſchaftliche Schwierigkeiten genommen werde. Eine Lie- bert mit dem Meſſer auf zunächſt den Aus 1 Metallarbeiter zum Wettkampf angetreten waren Es ſchloß ihre hauswirtſchaftlichen Ergänzungsaufgaben, wie 1 Urbeitsdienſtler ſichern die Wildfütlerung. In den letzten Wochen war durch die außer⸗ ordentlich ſtarken neefälle das Wild in den bayeriſchen Bergen in große Bedräng⸗ nis geraten. Die Heufuhren konnten wegen der rieſigen Schneemaſſen nicht mehr an die Futterſtellen auf der Brandl⸗Alm ge⸗ langen. Daraufhin brachten nun 60 Mann des Arbeitsdienſtlagers„Buckelwieſen“ auf Sklern dem Wild das Futter. Vier Stun⸗ den weit von Mittenwald entfernt liegt die Futterſtelle, und doch konnten ſchon am er⸗ fen Tage 18 Zentner Heu hingebracht wer⸗ Hen, denn ſeder Mann vom Arbeitsdienſt nahm ein Heubündel im Gewicht von 30 Pfund auf ſeinen Rücken. Den Bruder erſtochen. In Zell bei Waſ⸗ ſerburg a. Inn kam es zwiſchen dem 27 Jahre alten Johann Albert und ſeinem 24. 1908 Bruder Joſef aus geringfügiger rſache zu einer Auseinanderſetzung. Int Verlauf des Wortwechſels ging Johann Al. ſeinen Bruder Zoſef zu und ſtieß es ihm mit großer Wucht i den Unterleib, Selbſt erſchrocken über feine Untat, eilte er ſofort zum Arzt und Fu Geiſtlichen, allein bis dieſe kamen, war * oſef Albert bereits tot. Der Täter wurde verhaftet. Bouy ſeſtgenommen. Der aus dem Sta- viſkg⸗ und Prince⸗Skandal bekannte frühere Pariſer Polizeiinſpektor Bony, der ſich ſeiner Verhaftung durch die Flucht entziehen Wollte, iſt setzt in Paris in dem Augenblick feſtgenommen worden, als er eine Auto. broſchke heſti⸗“ Neuzeit auf klaſfiſchem Voden Das heutige Athen eine deutſche Neugründung In Griechenland haben ſich ſoeben ſchwere politiſche Kämpfe abgeſpielt. Sie wecken die Erinnerung an das vielgeſtal⸗ tige Geſchehen, das ſich im Laufe der Jahrtauſende auf dieſem hiſtoriſchen Bo⸗ den abgeſpielt hat. Recht intereſſant iſt es übrigens, daß das heutige Athen gewiſſermaßen eine deutſche Neugrün⸗ dung iſt. Ruhmvolle Zeiten menſchlicher Entwick⸗ kungsgeſchichte wachſen in unſerer Vorſtellung auf, wenn wir den Verſuch machen, die etwa 3000 Jahre zu überblicken, da Athen, Grie⸗ chenlands Hauptſtadt, der gefeierte Mittel⸗ punkt althelleniſcher Kultur, der Menſchheit geſchenkt worden ift. Unter dem Schutze der Akropolis, jenem herrlichen Urbilde altgrie⸗ chiſcher Befeſtigungsweiſe, liegt die Stadt,— heute wie einſt werden wir mit vollem Recht bei Nennung gerade dieſes klaſſiſch gewor⸗ denen Stadtnamens Athen unſeren Sinn klaſ⸗ liſchen Zeiten zuwenden. Freilich haben ſich auch ſpäter mannigfache Schickſale an den Klang des Wortes Athen geknüpft, und wenn ſie natürlich auch in keinem Zuſammenhang mehr mit der großen griechiſchen Kultur- periode ſtehen, ſo verlohnt es ſich doch ein⸗ mal, auch dem jüngſten Zeitraum unſer Augen⸗ merk zuzuwenden. Kann man mit Tauſenden von Jahren rechnen, dann ſtellen 0 die letzten 100 Jahre in der Tat den allerjüngſten Zeitraum dar, dies umſo mehr, wenn an deren Beginn ſo bedeutſame Daten ſtehen, wie der 1. Dezem⸗ ber 1834— Stichtag für die Erklärung des modernen Athen zur Haupt⸗ und Reſidenz⸗ ſtadt und dann der 1. April 1835, der die Ueberſiedlung der Regierung des damals jungen Königreiches Griechenland von der klei⸗ nen Stadt Rauplia nach Athen brachte. Auf dieſe Meiſe iſt Athen. obwohl es den älte⸗ ner allerfungſten Hauptſtädte,. eine mo⸗ 5 Städtenamen Europas tragt, doch eine rne Stadt iſt hier dem klaſſiſchen Boden entwachſen. [Otto J., der Nur ſchwer war damals die Selbſtändigkeit des jungen Staatsweſens zu erringen und zu feſtigen geweſen. Jahrhunderte hindurch laſtete Fremdherrſchaft auf dem Lande, die harte Fauſt des Türken hielt die Züg⸗! der Regierung,— oft wird vergeſſen, de ie⸗ chenland ſeit dem Jahre 1503 eine türkiſche Provinz gebildet hatte, die erſt andere ſtaatsre. ache Geſtalt erhielt durch das ſog. Londoner Pro⸗ tokoll vom Jahre 1827, das zwar Griechen⸗ land Autonomie brachte, aber immer noch in der Form eines türkiſchen Vaſallen⸗ ſtaates. Nun handelte es ſich um die Bil⸗ dung einer nationalen griechiſchen Regierung, und auch die kam ſchließlich unter Mitwir⸗ kung der drei Schutz⸗ und Großmächte Eng⸗ land, Frankreich und Rußland zuſtande,— von den genannten Mächten war der grie⸗ chiſchen Nationalverſammlung Prinz Otto von Bayern als Thronkandidat vorgeſchlagen wor⸗ den, der dann im Jahre 1832 auch die Zu⸗ ſtimmung der Nationalverſammlung erhielt. Die Zeit der Türkenherrſchaft für Griechen⸗ land war zu Ende. Das neugeſtaltete Staats⸗ weſen konnte ſich mit ſeinem Innenausbau befaſſen, konnte ſich auch eine Hauptſtadt ge⸗ ben. Gar nicht einfach war es damals, Athen, der Stadt mit uralter klaſſiſcher Geſchichte, dieſen Charakter zuzuerkennen; man hatte hier zu jener Zeit eine völlig bedeutungslos ge⸗ wordene Ortſchaft vor ſich, die— wenn man von der Akropolis abſieht— mit nichts aber auch gar nichts mehr an die aſſiſche Stadt gemahnte. Da war e. eutſche Nutkraft, die eingriff. damals erſt 17 jährige Bayernprinz, den ſich die Griechen als König erkoren hatten und der dann im Januar 1833 als erſter griechiſcher König in Hellas eingezogen war, beſtand, unterſtützt von ſeinen deutſchen Räten Ar⸗ manſperg und Maurer, beharrlich auf Athen als Haupt- und Reſidenzſtadt. So kam es denn ſchließlich am 1. April 1835 zur Ueber— ſiedlung der Regierung von Nauplia nach Athen; die deutſch beeinflußte Regierungs- periode, deren hundertjährigen Beſtand wir heute feiern dürfen, begann. Armeen von Münchner Baumeiſtern, Straßenbauern, Mau⸗ rern, Zimmerleuten, Dachdeckern und Gärt⸗ nern kamen nach Athen. Sie gingen daran, hier auf klaſſiſchem Boden neuzeitlichen Ein⸗ flüſſen zur Geltung zu verhelfen, und ſo ent⸗ ſtand denn das Stadtbild, das wir heute ſchauen können: Athen, Mittelpunkt des Grie⸗ chentums, die moderne Großſtadt mit weit über einer Million Einwohnern und dem wichtigen Vorhafen des Piräus, das alles in weltgeſchichtlicher Umgebung. Schön hatte das der Vater des jungen Königs Otto, der König Ludwig J. von Bayern, zum Ausdruck gebracht, wenn er ſchrieb: „Stattliche Häuſer, hauptſtädtiſche Häuſer, die kann man überall bauen, doch eine Akro⸗ polis darüber und eine Bucht von Salamis davor, die gibt es einmal nur!“ Man iſt darum berechtigt, vom Geſamt⸗ bild der heutigen Stadt zu ſagen, daß ſie auch in ihrer jetzigen Geſtalt zu den ſchön⸗ ſten Städten des Balkans gehört. Athen wahrt ſo die Ueberlieferung, wird ſo dem ganz beſonderen Ruhme gerecht, der die Stadt ſeit dem früheſten Altertum ummwittert, als im Haupttempel der Akropolis, dem der Göt⸗ tin Athene geweihten Parthenon, die Menſchenaröße meit überragende Statue der W 2. Erheberrechtsschutz: Fünf Türme Werlag, Halle(Saale) In ihre Gedanken hinein ertönte ein klingendes mili⸗ täriſches Signal. Die Reiterei ſetzte ſich in Bewegung, vor verſchloſſener Miene; unbeweglich ritt er, ſteil aufgerichtet, in mili—⸗ täriſcher Haltung, den Säbel in der Fauſt, an ihr vorüber. Keine Regung zeigte, daß er ſie bemerkte, kein Gruß ſeinem Zug Johannes Heemſtede, traf ſie Vorbetl. Andere kamen. Alle Bewegungen vollzogen bewundernswerter Exaktheit, die zeigte, welcher Mühe die Ausbildenden die jungen Leute zu ihrer neuen Pflicht erzogen hatten— zeigte, mit welchem Eifer jene ſich im Waffenhandwerk vervollkommneten. Es war friedlichen Bürgern in kurzer Zeit kriegsverwendungsfähige Soldaten zu machen. Die Legion hatte es erreicht, und der Stolz auf allen ſich mit nicht leicht, aus Geſichtern war nicht ohne Berechtigung. ** 55 Ein Matroſe ging breitbeinig, die Hände in den Taſchen verſenkt, mit dem ſchaukelnden Seemannsgang Seine zuſammengekniffenen Augen blinzelten wohlgefällig über die gut gekleideten Geſtalten der Spaziergängerinnen, beſonders der jungen. Ein paarmal nickte er einer ſolchen Dame grinſend⸗ vertraulich zu, was kühle Abwehr und verächtlichen Hoch⸗ mut auslöſte, worüber er ſich höchlichſt amüſierte. Weiter ſchlenderte er über den Wall, betrachtete kopf⸗ ſchüttelnd das Fehlen der Bruſtwehren zur Verteidigung, wunderte ſich über die offenen Tore, fragte einen Vorbei⸗ über den Jungfernſtieg. mit waffen hatten. Endlich wandte er ſich zu einem der Kanäle, fand ein Boot, ſtieg ein, öffnete eine breite Planke und zog ein Fiſchnetz hervor. Dann deckte er die Luke ſorgſam wieder 15 zu, löſte die Kette vom Pfoſten und ruderte zum Feddel hin. Unmittelbar am Ufer wollte er das Netz auslegen, da zerriſſene eine Ufer. bemerkte er lungerte am Schulter. Dem Aus beſſern. mit „Was tut ihr hier?“ Athen 1 kommenden, wo ſie geblieben ſeien, und grinſte wieder, als der lakoniſch ſagte:„Fort!“ Scheinbar hatte er viel Zeit. Exerzieren der Bürgerwehr zu, und blinzelte mit den Augen, als er bemerkte, daß die Leute Piken ſtatt Schuß— klopfte er „Helft mir das Netz ausbreiten“, knurrte er und be— gann, ohne ſich um ſeine Umgebung zu kümmern, das Bürgergarde hatte Dienſt auf dem Feddel oder ihre Freiſtunden. Die Leute kamen zu ihm, betrachteten mit Kennerblicken ſeine Arbeit, tauſchten Bemerkungen über die ergiebigſten Stellen zum Fiſchen aus, fragten, wo er das Netz auswerfen wolle, und anderes. Der Mann aber gehörte zu den Mundfaulen, die unter den Seeleuten nicht ſelten ſind, und gab nur widerwillig Auskunft, meiſt nur abgeriſſene, knappe Worte. Nach geraumer Zeit fragte er kurz: „Wir bewachen die Feddel!“ ſagte ein junger Soldan wichtig. Andere ſetzten erklärende Einzelheiten hinzu. So erfuhr er, daß in Wilhelmsburg ein vierundzwanzig⸗ pfündiges Ungeheuer ſtand und Vorbereitungen getroffen waren, um den rückwärtigen Teil der Feddel preiszu⸗ geben. Wegen der durch Hochwaſſer gefährdeten Dämme würde man ſich bei Gefahr auf dieſen Teil der Feddel zurückziehen, wo noch Verſchanzungen angelegt wurden, während man den anderen Teil überſchwemmen würde. Der Zuhörer warf hin und wieder ein Wort ein, eine halbe Frage, und dieſe friſch ausgebildeten Soldaten waren ſtolz und prunkten mit ihrem militäriſchen Wiſſen, Parthenos des Phidias tand und hinab grüßte, als das Prachttor der Propyläen den Eingang zur Akropolis vermittelte und ſich den Propyläen gegen⸗ über der Areopag, der Sitz des alten Blut⸗ gerichts, befand, als Perikles, Athens größ⸗ ter Stealsmann, gleichzeitig Künſte und Wif⸗ ſenſchaften förderte, als Phidias, größter Meiſter der Bildhauerkunſt, das bereits er⸗ wähnte Bild der Athena im Pa thenon ſchuf, als ſchließlich aber auch der faſt 30 Jahre währende Peloponneſiſche Krieg Verwüſtung eines großen Teiles Griechenlands und das völlige Unterliegen Athens gegen Sparta brachte, und as endlich die durch Demoſthe⸗ nes begeiſterten Athener durch die Beſetzung der Thermopylen den Mazedonierkönig Phi⸗ lipp an weſterem Vordringen hinderten. Als dann zu guter Letzt im Ja hre 146 vor Chriſti Geburt Griechenland römiſche Provinz unter dem Namen Achaia wurde, da erſtarb zu⸗ gleich mit der äußeren Macht auch der Glanz der Hauptſant Athen. 1 eſes Schickſal blieb der Sladt viele, viele Jahrhunderte hindurch beſchieden, bis dann wied deutſche Gelehrſamkeit es war, die das faſt ſagenhaft gewordene Athen von neuem in den Mittelpunkt des Intereſſes rückte: ein ſchwäbiſcher Profeſſor der Theologie an der Aniverſität Tübingen erwarb ſich zu Ausgang des 16. Jahrhun⸗ derts hohen Ruhm dadurch, daß er dieſes verſthollene Athen wieder„entdeckte“ und nach⸗ wies, daß es als Ort noch exiſtie re. Athen kann ſelbſtverſtändlich niemals wieder das werden, was es einſt im Altertum war, denn die große griechiſch⸗lateiniſche Kulturperiode ſſt ja längſt von einer anderen abgelöſt wor⸗ den. Aber immerhin wurde die einſtige Stätte höchſter Kultur der Mittelpunkt des Griechentums am Mittelmeer. Helfer des Weidmanns Nach dem heftigen Kälteeinfall zu Beginn des Monats ſcheint uns ein zeitiges Frühjahr deſchieden zu ſein. Dem Weidmann kann das, ſofern es nicht empfindliche Rückſchläge gibt, nur angenehm ſein. Leitet der Nach⸗ winter allmählich in den Frühling über, ſo leidet das Wild keine Not. Auch mit Rück⸗ icht auf den erſten Haſenſatz, die März⸗ haſen, wird der Jäger günſtige Witterung in den nächſten Wochen begrüßen. Ein paar Grad Froſt können den jungen Mümmelmän⸗ nern nicht ſchaden, wohl aber kalter, anhal— tender Regen, wie er zu dieſer Jahreszeit ſo oſt niedergeht. Ihm ſind die Junghaſen nicht gewachſen. Iſt der Heger dieſem Faktor ge⸗ genüber machtlos, ſo fann er durch ſtraff aus⸗ geübten Jagdſchutz ſehr viel dazu beitragen, ſeinen Schützlingen Feinde aus der Tierwelt fernzuhalten. Außer den Rä. d en im Haarkleid ſind es vor allem Raub⸗ vögel und Krähen, die den Junghaſen gefähr⸗ lich werden. Gerade der Schaden, den die letzten anrichten, trifft die Niederjagd empfind⸗ lich. Außer den S. rähen, die jetzt in ihre Brutgebiete zurückgekehrt ſind, rauben die zahlreichen, noch auf der Durchreiſe nach ihren nördlichen und öſtlichen Brutgebieten befindlichen Nebelkrähen manchen Junghaſen. Nicht immer vermag der Heger ihnen gegen- über mit Flinte und Büchſe etwas auszu⸗ richten. Da iſt es günſtig, daß er in eini⸗ gen Raubvögeln, vor allem im Hühner— habicht und Wanderfalken, willkom⸗ mene Helfer bei der Verminderung der Krä— henplage hat. Mögen dieſe Vögel, die ſich jetzt bereits auf dem Zuge befinden, auch mal ein Stück Wild rauben, ſo iſt dieſer Verluſt gering im Vergleich zu ihrer nutz⸗ bringenden Tätiakeit. Im übrigen iſt der Hernach ſah er dem hinüber. Spott? läuterungen. Stelle. Ein alter Mann kurzweg auf die Mütze. trollte. kam nicht. der Firma ſchaft in Lachen(Schwyz) war Feuer aus⸗ gebrochen das ſofort auf die Fabrikations- räum:mlichkeiten übergriff und das ganze Werk Awanderſalte dem Junghaſen ſaſt gänzlich un⸗ Fand da der ritterliche Jäger ja nor reude an der Jad auf Vögel im Fluge hat, während der Hühnerhabicht allerdings auch auf ruhendes und ſich drückendes Nieder⸗ wild ſtößt und auch manchen Junghaſen ſchlägt. Aber was bedeutet bei dem ſpär⸗ lichen Vorkommen dieſes Vogels eine ſolche Einbuße gegenüber dem Maſſen auftreten von Krähen, die jetzt ja überall herumſtromern! Ausdrücklich ſei noch darauf hingewieſen, dag Buſſarde im März ſchon geſchützt ſind. Der Schutz der Raubvögel iſt auch durch die neue Jagdgeſetzgebung— das Reichsjagdgeſetz tritt am 1. April 1935 in Kraft— durchaus gewahrt. Gänzlich unge⸗ ſchützt ſind nach wie vor nur Hühnerhabicht, Sperber und Rohrweihe. Das zu wiſſen, iſt für jeden Jäger wichtig, nicht zuletzt für den, der die Hüttenjagd ausübt, die jetzt ſchon lohnend iſt. Dieſe Jagvart, die heute faſt unbetannt geworden iſt, iſt eine willkommene Gelegenheit zur Beobachtung der verſchieden⸗ ſten Raubvögel, zu der der Jäger ſonſt nur ſelten oder garnicht Gelegenheit hat. Für den Jagdſchutz iſt ſie inſofern bedeutſam, als ſie ein Mittel zur Vertilgung von Krähen und anderen Rabenvögeln iſt. Dem Fuchs und kleinen Haarraubwild kann der Jäger bis zum 15. noch auf den Balg rücken. Vom 16. März bis 15. September iſt die Fähe geſchützt, und dasſelbe gilt für Steinmarder und Iltis. Der Edelmarder iſt mit Aus⸗ nahme der Monate Dezember und Januar geſchützt. Jagdlich iſt der Monat zunächſt ſtill, bis Waldſchnepfe und Bekaſſine den Jäger beſchäftigen. Wiſſen Sie das? Auf den Banken Englands befinden ſich 8 Millionen P. aus Sterling, deren Beſitzer nicht feſtzuſtellen ſind. Dieſe Rieſenſumme ſetzt ſich in der Hauptſache aus kleinen Beträgen zuſammen, die vor ſehr langer Zeit in die Banken eingezahlt wurden, ohne daß der Eigentünner ſich ſpäter gemeldet hat; in vie⸗ len Fällen wird er vergeſſen haben, daß er einmal dort Geld eingezahlt hat, im übrigen aber werden die Beſitzer des Geldes geſtor⸗ ben ſein und ihre Erben nicht ahnen, daß ihnen rechtmäßig noch eine Erbſchaft zuſteht. Gießerei eingeüſchert. In der Preßguß⸗Werke Gießerei Aktiengeſell⸗ Warenvorräten und innerhalb einer Stunde ein⸗ ſamt den erheblichen Maſchinen äſcherte Segelflieger abgeſtürzt. Bei Uebungen der Segelfluggruppe Siſſach auf dem Wit⸗ tinslinger Fels bei Baſel ſtürzte der Ob- mann der Gruppe, Angſt, aus zirka 25 Me⸗ ter Höhe ab. wobei er ſich einen Schädelbruch zuzog. kenhaus. Baſeler Jaſtnacht. In Baſel wird die Faſtnacht bekanntlich ſpäter als bei uns ge⸗ feiert. Sie begann Anfang der Woche bei überaus günſtiger Witterung mit dem tra⸗ ditionellen Morgenſtreich. Wenige Minuten vor 4 Uhr erloſchen im Stadtinnern ſämt⸗ liche Straßenlaternen, ſo daß die mächtigen Papierlaternen der einzelnen Kliquen ſo⸗ wie Kopflaternen des Vortrabs und zum Teil der Pfeifer eindrucksvoll zur Geltung kamen. Mit dem erſten Glockenſchlag ſetzten Punkt 4 Uhr die Trommelwirbel und Pfei⸗ fenklänge ein. Eine ungeheure Menſchen⸗ menge hatte in den Hauptſtraßen des Stadt- innern und auf dem Marktplatz Aufſtellung genommen Das faſtnächtliche Treiben bat hon ſeinem Reis nichts eingebüßt. ſchweren Angſt ſtarb im Kran⸗ verratend, daß ſie noch nicht die Diſziplin des Schweigens beſaßen wie kriegsgewohntes Militär. Er kniff das rechte Auge zu und ſah den jungen Er— zähler ſpöttiſch an: „Die Feddel überſchwemmen? Je nun— wie denn?“ Er ſpuckte mit offenſichtlicher Zielſicherheit über das Netz Den vertrugen die Wichtigtuer nicht, und ſie gaben zu den bisherigen Umriſſen noch einzelne Er— „Süh, ſüh!“ ſagte er ein paarmal bewundernd.„Dje nun, da können die Franzmänner verſaufen!“ rollte er das fertig gewordene Netz wieder zuſammen. Pferdegetrappel. Die Soldaten eilten nach verſchiede— nen Seiten. Ruhig rollte er das Netz weiter zuſammen, blickte nicht auf, erſt dann, als unmittelbar neben ihm eine ſcharfe Stimme erklang: „He! Was treibt Ihr hier?“— da hob er den Kopf und ſah einen Reiter neben ſich: einen Offizier. In unwillkürlichem Reſpekt ſchob er ruckhaft an ſeiner „Mein Netz war zerriſſen!“ gab ler träge zur Aniwort. „Soeben wird die Feddel für Zivilperſonen geſperrt.“ „Ich fiſche“, verſetzte der Mann gelaſſen. „Packt Euch, ſucht Euch einen anderen Platz“, befahl Leutnant Heemſtede. Störriſch zögerte der Mann. „Vorwärts! Wird's bald!“ ſagie der veutnaut ärger lich und faßte den Mann feſter ins Auge. Er ſtutzte, dieſes Geſicht kam ihm ſonderbar bekannt vor, doch ſuchte er ver gebens, an wen es ihn erinnerte. Nachdenklich ſah er hinter ihm her, der zum Nachen „Wer iſt der Mann?“ fragte er einen der Leute, die vorhin bei ihm geſtanden hatten. Keiner kannte ihn. Sonderbar— das Geſicht wollte ihm nicht aus dem Sinn, doch wie angeſtrengt er auch grübelte, das Erinnern * 1*(Nortſ. folat.). NE SAN DEN 14 Urheberrechtschutz: Fünf Türme-Verlag Halle(Saale). Nachdruck verboten. Atemlos horcht er. Auf der Veranda ſind Stimmen: die einer Frau— es muß eine alte Frau ſein; ſie hat eine ſette, weinerliche Stimme— und dann die des Karapet. „Sie ſchläft noch immer“, klang die fette Weiberſtimme. „Dein Schlaftrunk war gut. Aber wenn ſie erwacht und heraus will?“ a „Schwatz keine Torheiten, Satäna. Heraus will?! Mach ihr den Mund wäſſerig mit Schmuck und Geld! Sag ihr, wieviel Tumans ſie verdienen kann, wenn ſie vernünftig iſt und ein bißchen freundlich zu den großen Herren.“ „Ich habe mit den Georgierinnen nicht viel im Sinn, Karapet. Eigenſinnig ſind ſie und ſtörriſch. Und wild. Neulich erſt hat mir doch ſo ein Bauerntrampel einen Krug ain Kopfe eines Gaſtes zerſchlagen, weil ſie nicht wollte wie er. Und dein kleiner Schwarzkopf— er ſieht nicht aus, als wäre er zahm.“ „Dann mach ihn doch zahm, Satäna! Du weißt ja die Mittel.“ Karapet lachte auf. „Nicht mehr ſo leicht, Karapet! Die Polizei ſteckt ihre verwünſchte Naſe in alles. Die guten Zeiten ſind vorüber, wo man tun konnte, wie man wollte. Gefährlich iſt das Geſchäft geworden. Ueberall ſchnüffeln ſie herum, die Poliziſten, und die Frauen von dem neuen Verein.“ Naſid unten horchte. Etwas preßte ihm die Bruſt zu⸗ ſammen. Was ſprachen dieſe beiden da oben? Karapet und die Alte? Von einem Mädchen, einem Schwarzkopf? Von einem georgiſchen Mädchen? Hatten ſie ſchon wieder eine ins Netz gelockt? Vielleicht eine, ebenſo dumm wie Tamara? Die hatte auch nicht geglaubt, was er ihr vom Karapet erzählt. Wer weiß, was für ein armes Seelchen er jetzt eingefangen hatte, der Armenier! Er hätte über das Geländer der Veranda ſpringen mögen, dem Karapet an den Hals. Ihn würgen, bis er die Wahrheit aus ſich herausſpie. Oder das fette Weib! Sicher hatte ſie eine Gurgel, ſchlaff und grau, wie die Gänſe, wenn Mütterchen Mariat ſie mäſtete. Aber klüger war es, zu warten und zu lauſchen. In die Stille hinein hörte er ein Klappern von Geld— ſtücken, die auf einen Holztiſch gezählt wurden. „Damit du Mut haſt, Satana“, ſagte Karapet,„hier zwanzig Abbas. Nächſtens kommt neue Ware. Blonde vielleicht. O Satäna, da iſt das Geſchäft flotter.“ Die Holzdiele der Veranda knarrte. Naſid ſah im Dunkel, wie eine dicke watſchelnde Frau den Karapet bis zum Gatter brachte. Ihr rotes Kopftuch leuchtete, wie ſie unter den Schnüren der roten Lampen davonging. Das Haus hat viele Fenſter, vergittert ſind ſie unten. Oben haben ſie eine Lucke frei. Nach hinten heraus fällt Licht. Von dort kommen der Lärm und das Singen von Frauen. Hier iſt alles ſtill. Schnell wie eine Katze iſt Naſid über das Geländer. An den Gitterſtäben entlang klettert er, ſchaut in jedes dieſer Zimmerchen. Der Schein der aufgereihten roten Lampen beleuchtet ſie nur ſchwach. Ein bißchen bunter Frauenkram iſt darin— ein paar Schälchen, ein Schleier, ein paar bunte Fetzen. Naſid klettert weiter. Ein ſchmales Mauerſims läuft unterhalb der Fenſter. Er hängt außen am Fenſtergitter wie eine Katze. Da! Aufſchreien will er, preßt den Schrei in ſich zurück. Drinnen auf dem Lager, das eine Tachta iſt und doch nicht, liegt eine Geſtalt! Naſid drückt ſein Geſicht ſo hart an das Eiſen, daß es ſchmerzt. Sehen kann er die Züge der Ruhenden nicht. Aber er kennt die Menſchen an ihrem Geruch. Der Karapet riecht anders als die anderen Armenier. Und Wachtang anders als Mütterchen Mariat. Um Maria im deutſchen Aul iſt ein Duft wie vom friſchen Walde. Tamara, ſie riecht nach Erde, nach friſcher, aufgebrochener Erde. Und dieſer Geruch, kräftig und ſchwer, kommt aus dem Zimmer durch das Gitter. Das Herz ſchlägt raſend in Naſids Körper. Er ſtöhnt. auf, preßt den Schrei zurück. Er zwingt ſich. Ruhe jetzt, ſonſt iſt es aus. „He“, ruft Naſid leiſe,„he.“ Drinnen rührt ſich etwas, wird aber wieder ſtill. „Tamara“, ſagt Naſid leiſe, angſtvoll. Ein Laut ant⸗ wortet ihm, ſchlaftrunken. 5 Wieder Stille. Er rüttelt am Gitter. Zerbrechen möchte er es mit ſeinen Händen. Aber feſt iſt es und gut ge⸗ ſchmiedet. Er krallt ſich mit Händen und Zähnen an das kalte Eiſen. Tränen der Wut, des Zorns laufen ihm über die Backen. „Tamara“, ſtöhnt er auf. Da— rückwärts geriſſen fühlt er ſich, ein Schatten fällt über die Veranda, ein Arm zerrt ihn herunter. Naſid fährt herum. Schon halb heruntergeriſſen in die umklammernde Umarmung eines Mannes, läßt er los, krallt ſich wie eine Katze um den Hals des Unbekannten, ſchlägt ſeine Zähne in die fremde Gurgel Der Mann taumelt zurück. Wie eine Katze hängt Naſid an ihm. Blut quillt aus dem Halſe des Menſchen. Der taumelt. Abſchütteln will er dieſe Menſchenkatze. Aber Naſid hält feſt. Da bricht der andere bewußtlos zuſammen. Das Röcheln des Angreifers wird übertönt von dem Geſang dort von der Rückſeite des Hauſes her. Uebertönt wird auch der leichte Aufſchrei meinen Kinjal auskomme. drinnen in dem veegltterten Kämmerchen. Naſid beugt ſich, bindet dem Bewußtloſen die Hände mit ſeinem ledernen Leibgurt. Dann wirft er den Kinjal, ſeinen Dolch, durch die Gitterſtäbe ins Zimmer. Ein Mädchen richtet ſich auf. Es klirrt auf der Erde. Drinnen liegt der Dolch. Oben durch die kleine Luke, wie eine Katze, klettert Naſid. Mit ſchreckſtarren Augen ſieht Tamara die Geſtalt hereintlettern. Dann ſchreit ſie auf, wild. Angſt flieht, vom Glück überſchäumt. Naſid iſt es, der dort am Fenſter hängt, hereinſpringt. „Naſid!“ Sie ſteht auf. Wie ſchwer ſind ihr die Glieder! Was iſt mit ihr? Wo iſt der Karapet? Was ſoll das Gitter am Fenſter? Wie kommt Naſid hierher? Mit der Hand erſtickt Naſid den Schrei auf Tamaras Mund. „Still“, ſagt er,„ſtill, Tamara! Fort! Sofort mußt du hier weg.“ „Warum?“ fragt Tamara.„Du biſt doch da. Der Karapet hat alſo doch Wort gehalten. Jetzt muß ich ihm auch den Tuman geben. Ich habe ihm den Tuman ver⸗ ſprochen, wenn er mich zu dir bringt.“ Naſid begreift jetzt nicht. Er begreift nicht, was der Tuman mit dem Karapet und ihm zu tun hat. Nur das eine begreift er: es iſt mit Tamara nicht, wie er gedacht hat. Nicht freiwillig iſt ſie dem Karapet hierher gefolgt. Ja, ſie weiß wohl nicht einmal, wo ſie iſt. „Tamara“, ſagt er,„gleich müſſen wir fort, in dieſer Minute. Gefahr iſt, Tamara. Der Karapet iſt ein Schuft. Du weißt nicht, wo er dich hingeſchleppt hat.“ Tamaras Augen werden ſchreckhaft: „Er ſagte, in ſeinen neuen Laden in Tiflis wollte er mich bringen.“ Naſid lacht wütend auf. „Schöner Laden“, ſagt er,„aber jetzt iſt nicht Zeit. Du kannſt doch klettern, Tamara?“ „Ja— warum?“ „Frag nicht, dummes Mädchen; dort hinauf!“ Er zeigt auf die Luke oberhalb des Fenſtergitters.„Hinaus, hinaus aus Artatſchaly.“ Wieder will Tamara aufſchreien. Sie kennt den Namen. Und nun weiß ſie, wo ſie iſt. Boti iſt hier und andere Mädchen, die verlorenen, vor denen man ausſpeit, wenn man ſie trifft. Fort iſt ihre Schlafſchwere. Lebendig iſt ſie vor Angſt. Wie eine Katze, wie vorhin Naſid, klettert ſie hinauf. Oh, ſie kann klettern. Hat ſie nicht die Walnuß vom oberſten Zweige des Baumes heruntergeholt, im Garten daheim? Und die Früchte der Chartutte? Mochten ſie noch ſo hoch am Bergabhang wachſen, ſie war hinauf⸗ geklettert. Schon hängt ſie am Eiſengitter. Schmal macht ſie ſich, ganz ſchmal. Sie ſcheint keine Knochen zu haben. Sie zwängt ſich hindurch: Kopf zuerſt, Schultern ſchräg hindurch. Der geſchmeidige Leib folgt nach. Hinter ihr her klettert Naſid, den Kinjal zwiſchen den Zähnen. „Nimm, Tamara!“ ſagt er. Durch das Gitter reicht er den Dolch. Er kann nicht mit ihm ſich durch die ſchmale Oeffnung zwängen. Im Licht des Mondes glänzt der Dolch. Tamara fährt zurück, wie ihr Fuß an den bewußt⸗ loſen Körper da unten ſtößt. Oh! Sie hält ſich die Hand auf den Mund. Schon ſteht Naſid neben ihr. „Kümmere dich nicht um den, Tamara! Der wird bald wieder aufwachen. Vorwärts! Jeden Augenblick kann ein Zweiter kommen. Ich weiß nicht, ob ich immer ohne Duck dich, Tamara, hier entlang!“ Wie Tiere auf der Flucht, laufen ſie geduckt unter dem Verandavorſprung dahin. Nun der Garten. Das Gatter. Es iſt offen. Quer durch den Garten fliehen ſie. Bis ſie aus der Sehweite von Artatſchaly ſind, jagen ſie hin mit langen Sprüngen. Tamara ift dicht an Naſids Seite. So ſind ſie oft um die Wette gelaufen daheim vom Aul aus den Feldern zu, im Scherz. Jetzt laufer ſie wie um ihr Leben. Zurück bleiben die Gärten. Das Lied der Frauen unter den roten Lichtern iſt längſt verſtummt. Häuſer nähern ſich. Naſid hält Tamara feſt. „Nun langſam, Tamara. Jetzt iſt es gut.“ Da ſinkt Tamara zuſammen. Hätte Naſid ſie nicht ge— galten, ſie ware hingefallen Sie kann nicht mehr. Nichts begreift ſie. Nur das eine, daß Naſid bei ihr iſt und nichts mehr geſchehen wird Auf einem Stein im Dunkel ſitzt Tamara. Naſid hockt neben ihr. Ihr törichtes Mädchen⸗ hirn kann nur langſaum denken, und nur das eine ſagt ſie flehend: „Laß uns zurück, Naſid— komm zurück! Ohne dich iſt überall Gefahr. Komnt, Naſid— ohne dich vergehe ich, wie die Blüte ohne Sonne.“ „Noch kann ich nicht kommen, Tamara.“ „Warum nicht?“ fragt ſie angſtvoll.„Willſt du noch immer den Schatz des Selim⸗Chans finden? Du ſiehſt, Naſid, Gefahr iſt überall, wenn man von ſeinem Aul fortgeht.“ Sie ſteht auf, will ihn vorwärts ziehen. Aber Naſid ſteht ſtörriſch da: „Ich kehre noch nicht zurück. Ich habe noch zu tun. Ich bringe dich jetzt in die Herberge. Dort bleibſt du, bis ich weiter weiß.“ „Was willſt du wiſſen, Naſid?“ „Was der Karapet noch alles im Schilde führt“, ſagt 5 er finſter.„Noch iſt es nicht zu Ende, Tamara. Er wird N ſchon in die Falle gehen, der Teufel.“ In einer kleinen Herberge am Eingang zu Tiflis ſitzt ein kleines georgiſches Bauernmädchen. Sie ſitzt mit ge⸗ kreuzten Beinen, ſtarrt durchs Fenſter. Kein Wort ſpricht ſie zu der Wirtin, die ihr Brot bringt, perſiſch gebackenen Lawaſch, Badridjan und Schiſchlik. Mißtrauiſch ſieht ſie auf die Speiſen; ſtundenlang rührt ſie nichts an, koſtet dann, allein gelaſſen, einen Biſſen, verſucht einen Happen Schiſchlik, um ihn ſofort wieder auszuſpeien. Unheimlich iſt ihr die Stadt geworden, Atmen und Eſſen und Trinken ſind ihr eine Qual. Jetzt kann ſie erſt nachdenken, überſieht alles, von dem Ritt aus ihrem Aul bis zu den vergitterten Zimmerchen in Artatſchaly, draußen in der Vorſtadt von Tiflis. Ueber⸗ geben hat er ſie hier der Wirtin, Geld hat er gezahlt, daß ſie hier ſein kann und ſchlafen und eſſen. Doch wer ſagt, daß hier nicht auch irgend etwas ift, wie in Artatſchaly? So hockt ſie, zitternd vor Angſt, einen Tag und eine Nacht. Sie wagt nicht, ſich hinzulegen auf die Tachta, obgleich ſie groß und weich iſt und Mutaks hat, ſo weich gepolſtert, wie ſie es zu Hauſe nicht kennt. Erſt am zweiten Tage fängt ſie an, ruhiger zu werden. Aber nicht um die Welt würde ſie aus ihrem Zimmerchen herausgehen, hinaus in die Stadt. Die ganze Stadt iſt ihr erfüllt mit Karapets. Sie bleibt hier bei verſchloſſener Tür. Sie wartet auf Naſid— und wäre es bis ans Ende der Tage. 8 Neunzehntes Kapitel. 1 Nicht nur im orientaliſchen Baſar von Borſchom⸗Dorf fliegen die Gerüchte wie ein Lauffeuer von Mund zu Mund. Auch Borſchom-Park und die Menſchen in den internationalen Karawanſereien wühlen im Klatſch und in den Gerüchten— da ſie ja nichts anderes zu tun haben.. Beate Meredith, geborene Holling, iſt ſchon längſt der Mittelpunkt aller Tee- und Afterdiner⸗Geſpräche. Ihre Ehe mit dieſem Selfmade-Millionär— ſicher eine Geld⸗ ehe, ein Verkauf, nichts anderes! Und wie war es mit dem blonden Sekretär, mit dem ſie eines Abends in den Park hinausgegangen iſt? 5 „Der Türhüter ſoll ſie gegen Morgengrauen herein⸗ gelaſſen haben“, ſagt die dicke und unwahrſcheinlich häß⸗ liche bulgariſche Komteſſe Bonzoff, die von vornherein jede ſchöne und ſchlanke Frau verdächtigt. Wäre ſie ſelbſt ſo ſchlank: wie viele Liebhaber würde ſie haben! Folge⸗ rung: für Beate ein Rinnſal von Klatſch, das ſich hinter ihr trübe ergießt. Vermutlich hatte der Ehemann, dieſer rotgeſichtige ſchwere Mann, immer nur an Geld gedacht, über dem Geld die Frau vergeſſen. Und derweilen vergaß die Frau ſich. Dies alles war bekannt aus Tauſenden von Fällen. Der Fall Beate Hollings—Retzow war der tauſendundeinſte. Kompliziert nur durch Beates Hochmus gegenüber allen Gäſten hier. Unbegreiflich nur, daß der Engländer die Frau bei ſich behielt. Sie ging durch die Gäſte von Borſchom⸗Park hindurch mit einer gläſernen Miene— als wäre ſie heute noch durch ihren Fürſtentitel abgetrennt von den anderen.. Nun war der Skandal da nicht laut, aber um ſo durch⸗ dringender. Was zwiſchen dieſem Engländer und ſeinem Sekretär für Worte gefallen, wußte niemand ſo recht. Jedenfalls waren die Gerüchte maßlos wie die haßvolle Neugier gegenüber der Frau, die ſich immer abgeſondert, Am Abend nach dem Auftritt war dieſer Sekretär, der Deutſche, der genau ſo hochmütig zurückhaltend gegen alle anderen Frauen geweſen— man wußte jetzt, warum—, in ein anderes Hotel gezogen. Er glaubte wohl, den Skandal dadurch undurchſichtiger zu machen und es min ſeiner Geliebten bequemer zu haben. Aber dazu war die ganze Sache viel zu öffentlich. Ob hier oder in einem anderen Hotel— Klatſch und Makel hefteten ſich an dieſen hochmütigen Deutſchen. ** 1. „Du?“ ſagte Joachim leiſe und nichts weiter als noch einmal:„Du?“ „Ja, ich.“ Beate ſtand in der Tür ſeines Hotelzimmertz. Unwirklich war es, daß ſie hier war, daß er ſie noch einmal ſah. Wie hingeweht war ſie hierher zu ihm. Sie ſprach nicht Sie ſchloß die Tür nicht, als wäre ihre Kraft mit dem Hierherkommen erſchöpft. Sie ſtand nur da und ſah ihn an. Nie hatte eine Frau ihn ſo angeſchaut in bedingungsloſer Liebe, in unbeirr⸗ barer Sicherheit. Draußen ging ein Angeſtellter vorbei, ſtarrte hinein. Nun ſchloß Joachim die Tür. Die eine Hand noch an der Klinke, umſaßte er mit der anderen Beate. Einen Herzſchlag hielt er ſie ſo. Aber ſchon merkte er ihr unmerkliches Zurückweichen. Ihre Verneinung. Sofort ließ er ſie los. Sie ſprach mühſam, jedes Wort ſchien Schmerz: i „So nicht, Joachim! Ich mußte nur kommen, dich noch einmal ſehen.“ 6 Ihre Hand zitterte. Er griff danach wie ein Er⸗ trinkender: „Beate, muß es denn ſo ſein? Wach doch auf, Beate! Sieh die Wirklichkeit. Die Wirklichkeit iſt nicht Meredith.“ Die Frau ſchüttelte den Kopf. Ihr Lächeln der Liebe vertiefte ſich. Auch der Schmerz vertiefte ſich. „Gott möge uns ſchützen!“ ſagte ſie Dann neigte ſie ſich herüber. Er fühlte ſeinen Kopf umfaßt. Ihre Lippen lagen traumhaft leicht und zart auf ſeiner Stirn. Joachim rührte ſich nicht. Er wagte nicht, die g ſebte Frau noch einmal zu umfaſſen. Er empfing dieſen Kuß wie eine heilige Handlung. Eine Vermählung in Geiſte war es. Man durfte nicht mehr verlangen. Und nun ſah er ſie wirklich zum letzten Male. a Sie mandte ſich nicht um. Sie ging mit ihrem verſchloſſenſſen it die Hotel⸗ treppe herunter. Niemand war für ſie vorhanden. Es war, als wäre ſie träumend. (Zortſetzung folgt.) elzte Weinberge ie erſte Einrichtung am Rhein. 1 Bingen, 20. März. Sämtliche Orte im Kreiſe Bingen haben ſo⸗ genannte Räucherwehren zuſammengeſtellt, die bei fallender Temperatur in den Weinbergen, ſobald die erſten Rebblätter ſich entfalten wollen, in Tätigkeit treten. Durch Einräu⸗ cherung der Weinberge iſt man ſchon in man⸗ chem Jahr dem Froſt erfolgreich entgegenge⸗ treten. Aber nicht nur mit Rauch, der durch Verbrennen von Holz, Teer und Stroh er⸗ zeugt wird, verſucht man die Temperatur in den Weinbergen, beſonders in den Morgen⸗ ſtunden, zu heben, ſondern auch durch Ver⸗ glühen von Briketts und Kohlen. Eine ganz neue Einrichtung ſoll in dieſem Jahre im Kreiſe Bingen erprobt werden. Bei einer Be⸗ ſprechung zwiſchen zahlreichen Weingutsbeſit⸗ zern, Bürgermeiſtern und Weinbaufachleuten des Kreiſes Bingen wurde beſchloſſen, durch die Weinbeobachtungsſtation in Bingen eine Verſuchsanlage einzurichten, in der zum erſten Mal mit Elektrizität die Weinberge geheizt werden ſollen. Durch dieſe Verſuchsanlage ſol⸗ len Erfahrungen geſammelt werden, um im günſtigen Falle ſpäter die Elektrizität in den Dienſt des ganzen deutſchen Weinbaues zu ſtellen. Heiratsſchwindler verurteilt Frankfurt a. M., 20. März. Der 45⸗ jährige Peter Knapp hatte bis 1924 eine tadelloſe Vergangenheit. Er diente jahrelang bei der Kolonialtruppe in Afrika und kam mit beiden Eiſernen Kreuzen und der 15jährigen Dienſtauszeichnung erſter Klaſſe in die Heimat. Hier geriet er in den Strudel der Inflation und ließ ſich ſeine Abfindung auszahlen. Es waren 65000 Mark, die ſchon in den näch⸗ ſten Stunden kaum noch einen Wert darſtell⸗ ten, mit dem ſich etwas anfangen ließ. Seit 1924 iſt dann Knapp mehrfach, darunter zwei— mal mit Zuchthaus, beſtraft worden, weil er Heiratsſchwindeleien und Kreditbetrügereien beging. Erneut ſtand er nun wieder vor dem Gericht, weil er ſich abermals in der gleichen Weiſe ſtrafbar gemacht hatte. Zwei Bräute ſind von ihm hereingelegt worden, die eine hat einen Verluſt von 1800 Mark, die andere von etwa 100 Mark zu beklagen. Er gab ſich als vielbeſchäftigter Handwerksmeiſter aus, der vier Geſellen ſit— zen habe und ſechzig Arbeitsfrontanzüge an⸗ fertigen könne, wobei er 2600 Mark zu ver⸗ dienen vermöchte. Dazu war aber einiges Ka⸗ pital und ein Auto notwendig. Und als ihm die vertrauensſelige Zeugin mit Darlehen un⸗ ter die Arme griff, bezahlte er ſtatt Schulden ein Auto, deſſen Anſchaffung er für notwen⸗ dig hielt, um bei denen, die er anpumpen wollte, vorfahren zu können. Unter Vorſpie— gelung ſeiner Zahlungsfähigkeit mietete er auch eine Vierzimmerwohnung, die extra neu hergerichtet werden mußte. Er wollte 90 M. im Voraus bezahlen, hatte aber noch keine fünf Mark, um ſeine Stiefel ausbeſſern zu laſſen und blieb ſchließlich 435 Mark Miete ſchuldig. Um ein Haar wäre K. wegen ſeiner Machen⸗ ſchaften in Sicherungsverwahrung gekommen, denn der Staatsanwalt hatte einen entſpre⸗ chenden Antrag geſtellt, der vom Gericht aber nur deshalb abgelehnt wurde, weil der Ange⸗ klagte ſich jahrelang gut führte. Er wurde wegen Rückfallbetrugs in ſechs Fällen und Unterſchlagung auf zweieinhalb Jahre Zucht⸗ haus, 300 Mart Geldſtrafe und fünf Jahre Ehrverluſt erkannt. Alls Heſſen und Naſſau Drei⸗Tage⸗Lehrgang für Schweinezucht und haltung. Zotzenbach i. O., 20. März. Vom 10. bis 12. April veranſtaltet die Landesbauernſchaft auf der Verſuchs⸗ und Lehranſtalt Weſchnitz⸗ mühle einen Lehrgang für Bauern und Land⸗ wirte, deren Frauen, Söhne und Töchter, owie für landwirtſchaftliches Perſonal. Der Lehrgang umfaßt Vorträge und ſachliche Aus⸗ bildung. Beginn des Lehrgangs Mittwoch, den 10. April, vormittags 9 Uhr. Die Ge⸗ bühr beträgt 5 Rm. Anmeldungen bis zum 28. März an die Verſuchs⸗ und Lehranſtalt Weſchnitzmühle, Poſt⸗ und Bahnſtation Zot⸗ 80 i. O.(Strecke Weinheim— Fürth 1 00. . Frankfurt a. M., 20. März.(Im Schlaf vom Gastod überraſcht.) In einem Hauſe der Alten Mainzergaſſe wurden der 72 Jahre alte Schuhmacher Johann Kol⸗ mer und der 51jährige Kellner Georg Bing mit einer ſchweren Gasvergiftung aufgefun⸗ den. Beide hatten ſich ſchlafen gelegt und ver⸗ geſſen, den Gashahn zu ſchließen. Kolmer iſt an den Folgen der Vergiftung geſtorben. Bing wurde in bewußtloſem Zuſtand in das Kranlenhaus überführt. „Frankfurt a. M., 20. März.(Regi⸗ ſtermarkgeſchäfte.) Anfangs Novem⸗ ber wurde auf Veranlaſſung der Zollfahn⸗ dungsſtelle die Witwe Ella Aſcher⸗Rothſchild unter dem Verdacht der Regiſtermarkſchiebun⸗ gen verhaftet. Es war aufgefallen, daß die in der Schweiz anſäſſige Frau auffallend viel Abhebungen auf ihren Paß machte. Es konnte ermittelt werden, daß ſie vom 20. Septem⸗ ber bis 9. November 12500 Mark auf Re⸗ giſtermarkſchecks erhoben hatte. Dieſe waren von ihr in der Schweiz gekauft und es ſind 109 ihr mindeſtens 9500 Mark aus dem Er⸗ 81. Ver dem Ausland verbracht worden. te leugnete bis am Tag vor der e ſtattaehaßten Gerichtsverband⸗ Erzbiſchof Kardinal Schulte. Der Oberhirte der Erzdiözeſe Köln, Kardinal Dr. Joſeph Schulte, beging am 19. März ſein 25 jähriges Biſchofsjubiläum. lung, in der ſie zu 19 wmonafen Gefängnis und 9500 Mark Geldſtrafe verurteilt wurde. Da ſie bislang ein Geſtändnis nicht abgelegt hatte, wurde ihr die Unterſuchungshaft nicht angerechnet. Offenbach, 20. März.(Tödlicher Mo⸗ torradunfall.) Der 22 jährige Lackie⸗ rer Friedrich Klein aus Frankfurt a. M. Oberrad befuhr mit ſeinem Motorrad den Dreieichring und verlor in einer Kurve in— folge zu ſchnellen Fahrens die Gewalt über das Rad, ſo daß er mit voller Wucht gegen einen Baum raſte. In ſchwer verletztem Zu— ſtand wurde er in das Offenbacher Kranken— haus gebracht, wo er nach einigen Stunden verſtarb. Offenbach, 20. März.(Großer Gold⸗ und Selberdiebſtahl.) Bei einem Arzt in Offenbach wurde eine große Anzahl Gold— und Silberſachen geſtohlen. Unter den geſtoh— lenen Gegenſtänden befinden ſich Brillantringe, Ketten und Anhänger, Armbänder, Ohrringe, Uhren und Kravattennadeln. Der Wert der geſtohlenen Schmuckſachen iſt erheblich. Die Polizei warnt Juweliere und Goldwarenhänd— ler vor dem Ankauf der geſtohlenen Schmuck— ſachen. Für ihre Wiederherbeiſchaffung iſt eine Belohnung ausgeſetzt. Aus der Heimat Gedenktage 20. März 1770 Der Dichter Friedrich Hölderlin in Lauffen am Neckar geboren. 1828 Der Dramatiker Henrik Ibſen in Skien (Norwegen) geboren. 1848 Infolge wiederholter Unruhen in Mün— chen(Lola Montez) dankt König Lud— wig J. von Bayern zugunſten ſeines Sohnes Maximilian II. ab. 1874 Der Dichter Börries Frhr. v. Münch⸗ hauſen in Hildesheim geboren. Prot.: Hubert— Kath.: Joachim Sonnenaufg. 6,05 Sonnenunterg. 18,1) Mondaufg 18,55 Mondunterg. 5,42 Frühlingsanfang Am 21. März um 14.18 Uhr mitteleuropäi⸗ ſcher Zeit überſchreitet die Sonne in dem am Himmel gedachten Gradnetz den Aequator von der ſüdlichen zur nordlichen Seite; ſie tritt damit in das Tierkreiszeichen des Widders und der aſtronomiſche Frühling beginnt mit dieſem Augenblick, während man in der Mete⸗ orologie ſchon den ganzen März zum Früh⸗ jahr rechnet. Aſtronomiſch zeichnet ſich die Tag- und Nachtgleiche— wie ſchon ihr Name ſagt— dadurch aus, daß auf der ganzen Erde Tag und Nacht faſt genau lang ſind. Erinnert ſei an die Tatſache, daß an die⸗ ſem Tage zur Mittagszeit ein Beobachter am Erdäquator die Sonne genau im Scheitel⸗ punkt hat, ſein Schatten alſo buchſtäblich„zu den Füßen“ fällt, während ein Beobachter am Südpol die Sonne jetzt zum letzten Male vor der halbjährigen dann dort beginnenden Nacht ſehen würde und umgekehrt ein Polar⸗ reiſender am Nordpol ſie zum erſten Male nach der langen Winternacht wieder über dem Horizont auftauchen ſähe und das Ta⸗ gesgeſtirn ihm nun ununterbrochen ein hal— bes Jahr leuchten würde. * *** Billige Feſttagsrückſahrkarten auch zu Pfingſten. Wie die Deutſche Reichsbahn mit⸗ teilt, werden— wie zu Oſtern— auch zu Pfingſten wieder Feſttagsrückfahrkar⸗ ten mit 33,33 Prozent Fahrpreisermäßigung ausgegeben. Die Karten gelten für acht Tage vom Donnerstag vor Pfingſten, 6. Juni, Uhr, bis zum Donnerstag nach Pfingſten, 13. Juni. Die Rückreiſe muß ſpäteſtens an dieſem Tage um 24 Uhr beendet ſein. Auch die Geltungsdauer der Arbeiterrück⸗ fſahrkarten und Kurzarbeiterwochenkarten wird in der üblichen Weiſe verlängert. * Taubenhaltung zur Saatzeit. Alljährlich, wenn im Frühjahr die erſten Sämereien zu keimen beginnen, entſtehen auf dem Lande und in den Siedlungen jene bekannten Reibereien, die die beſten Nachbarn oftmals zu Feinden machen. Der Streit kommt wegen des Flie⸗ genlaſſens von Tauben oder des Laufenlaſ— ſens von Hühnern. Während es im allge— meinen ungeſchriebenes Geſetz iſt, in der Saatzeit die Hühner einzuſperren, wird an das Einſperren der Tauben zur Saatzeit weniger gedacht. Wenn man ſeinen Tieren etwas Freiheit geben will, ſo füttert man ſie am Tage im Schlag gründlich und läßt ſie in den Nachmittagsſtunden ausfliegen. In den ſeltenſten Fällen gehen ſie dann auf die Aecker. Läſtig ſind feldernde Tauben beſonders in Siedlungen am Stadtrand. * Wettervorherſage: Da ſich nach dem Durchzug der Tiefdruck⸗ ſtörungen, die faſt in ganz Deutſchland einige Tage hindurch den Witterungscharakter be— timmt hatten, ein Hochdruckgebiet entwickelt e 8 72 5 r 10 dürfte die Ahe erung zunächſt anhalten. land eine Friedenspolitik treibt und in kei⸗ In den Morgenſtunden vielfach neblig, ver- ner Weiſe wünſcht, in neue kriegeriſche Ver⸗ einzelte Bewölkung; bei ſüdlichen Winden trocken und tagsüber ſehr mild. vom 19. März 1935. (Ohne Gewähr.) Karisruher Schlachtviehmarkt. Zufuhr: 38 Ochſen, 38 Bullen, 46 Kühe, 79 Färſen, 388 Kälber, 905 Schweine. Preiſe pro 50 Kilo Lebendgewicht: Ochſen: 38 bis 42, 32 bis 37, Bullen: 36 bis 40, 32 bis 35, 29 bis 31, Kühe: 30 bis 33, 26 bis 29, 20 bis 25, Färſen: 38 bis 42, 34 bis 37, 27 bis 33, Kälber: 50 bis 55, 45 bis 49, 40 bis 44, 35 bis 39, Schweine: a!)—, a2) 50 bis 52, b) 48 bis 50, c) 46 bis 47, d) 45 bis 46, e)—, f)—, g1)—, g2 42. Marktverlauf: Großvieh und Kälber lebhaft, geräumt. Schweine langſam, Ueberſtand. (Deutſches Nachrichtenbüro.) Deukſchlands Fußballſieg über Frankreich. zugung des Volkswirtſchaft die Grundlagen unſerer Er— nährung vernachläſſigt und nicht genügend Schluß gemacht. Vor 45 000 Zuſchauern ſiegte die deutſche National⸗Fußball⸗ Elf im Pariſer Prinzenparkſtadion mit 3:1 Toren über die franzöſiſche Mannſchaft. Frankreichs Mannſchaftskapi⸗ tän beglückwünſcht den deutſchen Spielführer. Von Vanern erſchoſſen Hoher Sowſeibeamter ermordet. Hiew. 19. März. Bei Slawjanſk wurde de Chef der Poli- ktiſchen Abteilung der Staalsgüter, Korowin, von Bauern erſchoſſen. Korowin lei⸗ tete den Kampf mit dem Ziel der Auflöſung der individuellen Bauernwiriſchaften und ſpielte als Mitarbeiter der Gokkloſenbewe⸗ gung in der Ukraine eine Rolle. Militariſierung der Jugend Die ſowjetruſſiſchen Rüſtungen. Moskau. 19. März. Nach einer Vereinbarung zwiſchen dem Hauptausſchuß der kommuniſtiſchen Jugend und der Geſellſchaft Oſſoaviachim werden umfangreiche Maßnahmen für die militä⸗— riſche und fliegeriſche Ausbildung der Dorf- jugend getroffen. Im Jahre 1935 ſollen 140 000 junge Bauern auf Staatsgütern und Kollektivbauernwirtſchaften ausgebildet wer⸗ den. Ferner ſollen 30000 Mädchen im Sa⸗ nitätsweſen ausgebildet werden. Mit Ge⸗ nehmigung der ſomjetruſſiſchen Militärbe⸗ hörden ſollen im Jahre 1935 1100„Flieger⸗ zellen“ gebildet werden. Die Regierung und die Partei haben für die militäriſche Aus- bildung der Bauernjugend große Geldmittel zur Verfügung geſtellt. Warum brauchen wir die Erzeugungsſchlacht? Die richtig verſtandene Geſchichte iſt be— banntlich die beſte Lehrmeiſterin eines Vol— kes. Es wird noch immer viel zu wenig in Deutſchland beachtet, daß während des Welt— krieges bei uns dreiviertel Millionen Men— ſchen an den Folgen der Unterernährung und der Hungerblockade geſtorben ſind. Die deutſchen Regierungen der Vorkriegszeit hat— ten im Banne einer liberalen, kapitaliſtiſchen Entwicklung und einer einſeitigen Bevor— gewerblichen Teiles unſerer beachtet. Daraus erſehen wir, daß die Sicherſtellung der Ernährung des deutſchen Volkes aus der eigenen Scholle, die vom Nationalſozialis— mus ſo bezeichnete„Nahrungsfreiheit“, die ö wichtigſte Vorausſetzung unſerer völkiſchen Unabhängigkeit und politiſchen Freiheit iſt. So ſehr es auf der Hand liegt, daß Deutſch— wicklungen hineingezogen zu werden, ſo ſehr müſſen alle Deutſchen und vor allem der deutſche Bauer die Lehren des Weltkrieges für alle Fälle beherzigen und daraus die notwendigen Schlußfolgerungen ziehen. Es läßt ſich ja nicht leugnen, daß unſere Wehr— haftigkeit aufs engſte mit unſerer Nahrungs— freiheit zuſammenhängt. Je mehr ein feind— lich geſinntes Ausland uns Schwierigkeiten in der Lebensmittelverſorgung machen kann, uns damit unter Druck zu ſetzen in der Lage iſt, um ſo wehrloſer ſind wir. Wenn man aber auch von außergewöhn— lichen Möglichkeiten abſieht, ſo muß man doch unter allen Umſtänden beſtrebt ſein, die Lebensmittelverſorgung des eigenen Volkes von etwaigen Manövern intereſſierter aus— ländiſcher Wirtſchaftskreiſe unabhängig zu machen. Beim Vorliegen knapper Ernten oder aus politiſchen Erwägungen wird das Ausland ſtets verſucht ſein, einen wirtſchaft— lichen Druck auf uns auszuüben, indem es möglichſt hohe Preiſe aus den nach Deutſch— land ausgeführten Lebensmitteln herauszu— ſchlagen ſucht. Und wenn Deutſchland eben dieſe ausländiſchen Agrarprodukte für die Befriedigung ſeines Nahrungsbedürfniſſes braucht, werden ſeine Städter gezwungen ſein, die hohen ausländiſchen Preiſe zu be— zahlen. Damit können aber die Städter in ſchwere Bedrängnis geraten. Es iſt daher, wie man die Dinge auch dreht, in keinem Falle erwünſcht, daß das deutſche Volk unter dem Preisdiktat ausländiſcher Lebensmittel— lieferanten ſteht. Deswegen hat auch die nationalſozialiſtiſche Regierung mit dem Unfug früherer Zeiten, große Mengen ausländiſcher Lebensmittel ohne Rückſicht auf die Belange des deutſchen Bauerntums nach Deutſchland einzuführen, Die geſamte Auslandsein⸗ fuhr wird heute durch die vier landwirtſchaft— lichen Reichsſtellen„geſchleußt“, die nur ſo— viel an Auslandsware und zu ſolchen Prei— ſen hereinlaſſen, daß der Abſatz der deutſchen Landwirtſchaft in mengen- und preismäßiger Beziehung nicht geſchmälert wird. Aber ſelbſt⸗ verſtändlich ſoll das eingeführte Schutzſyſtem gleichzeitig auch ein„Wachstumſchutz“ für die deutſche Landwirtſchaft ſein, die unter den gegebenen ſicheren Bedingungen, wie ſie vom Reichserbhofgeſetz und der Marktord— nung geſchaffen worden ſind, die Pflicht hat, ihre Leiſtungen zu ſteigern. Deutſchlands Führer hat Reich und Volk ein großes Stück auf dem Wege zur Freiheit, allen feindlichen Wirtſchaftsgewalten zum Trotz, vorwärts ge⸗ Er wird es auch ganz ſchaffen und Deutſchland frei machen. Daher muß ihm der deutſche Bauer in der Erzeugungsſchlacht helfen! bracht.