Lokales Viernheim, 27. März. Unſer Leben iſt auf Arbeit geſtellt, und ſo wie der Müßiggang unſer böſeſter Feind iſt, ſo bindet die Hingabe an die Arbeit uns am feſteſten an alles Gute. Fichte. * Neuer Roman! Wir bringen heute einen neuen Roman zum Abdruck und zwar „Das Rätſeleiner Frühlingsnacht“ bon Gert Rathberg. Ein ſehr intereſſanter Roman, welchen wir allen unſeren Leſern ſehr empfehlen können. * Gemeinderatsſitzung. Morgen Donnerstag abend 8 Uhr findet im Sitz⸗ ungsſaal des Rathauſes eine Sitzung des Ge⸗ meinderates mit folgender Tagesordnung ſtatt: 1. Beratung der Voranſchläge der Gemeinde, ſowie der Gas-, Waſſer⸗- und Elektrizitäts⸗ Verſorgungsanlagen für 1935. 2. Beſchlußfaſſung über die Steuerausſchläge für 1935. * Sauberkeit und Wegſamkeit der Ortsſtraßeu. Durch die in letzter Zeit wie⸗ der eingeriſſene Unſitte vieler Ortseinwohner, ſchmutziges Waſſer, insbeſondere Seifenbrühe oder ſogar Farbreſte, von Tüncherarbeiten herrührend, in die Straßenrinnen zu ſchütten oder zuzuleiten, ſieht lich die hieſige Polizei⸗ behörde veranlaßt, ſtrikte gegen die Gewohnheit einzuſchreiten. Da dieſe Unſitte nicht nur das Straßenbild verunziert, ſondern auch in hygie— niſcher Hinſicht durchaus verwerflich erſcheint, ſind die Polizeibeamten in Zukunft angewieſen, jedermann zur Anzeige zu bringen, der gegen 1 erlaſſene Bekanntmachung ver⸗ tö dcn r den- Is lür men Das erſte nationalſozialiſt. Kunſtwerk Mittwoch und Donnerstag im Central⸗Film⸗Palaſt. Um nicht Geringeres handelt es ſich, als um die deutſche Jugend, ihr Fühlen und Sehnen, ihr Ringen und Suchen, ihre Arbeit, ihre Freude, ihre Liebe und ihr Leid. Ein Einzelſchickſal wird herausgeſtellt, wie es in den letzten Jahren hundertfach in allen Schichten und Schattierungen unſeres Volkes ſo unendlich viele im Kampf ums täg⸗ liche Brot durchkoſten mußten und leitet dann in großen Zügen über zur wahren edlen Volks⸗ verbundenheit. „Ich für dich— du für mich“. Es gibt kein ſchöneres Ideal und kein edleres Ziel! Welche Fülle von Geſchehniſſen zieht in dieſem Film an unſeren Augen vorüber. Aus einem ſchier unerſchöpflichen Born menſchlicher Schickſaale in ihren Höhen und, Tiefen bringt die Handlung in nicht zu über⸗ bietender Variation immer neue Steigerungen bis zum dramatiſchen Höhepunkt. Sie gewährt zunächſt einen Einblick in das Leben und Treiben eines Frauenarbeits— dienſtlagers, zeigt, wie ſie alle zuſammen⸗ kommen, die Aerztin, die Hausangeſtellte, die Stenotypiſtin, die Verkäuferin— aus allen Schichten und Ständen, die eine friſch und fröhlich, die andere noch erfüllt von den Sorgen des Alltages oder gar belaſtet mit Vorurteilen — bis ſchließlich das hohe Lied der Kamerd— ſchaft aufklingt in gegenſeitigem Verſtehen. Und dabei wird jeder einzelne in ſeinem Denken und Fühlen gezeigt— ſo, wie er als Menſch iſt. Menſchen, verzweifelt im Daſeinskampf, in der Gefahr, ſich ſelbſt zu verlieren, Men⸗ ſchen, welche die Freude und das Leid der Liebe zu erfahren haben, Menſchen, die ihren Inſtinkten und Trieben zu erliegen drohen und ſchließlich doch geläutert werden, Menſchen, die voller Daſeinsfreude den Kampf um eine neue Exiſtenz aufgenommen haben und mit Humor und Frohſinn das Leben zu meiſtern ſuchen— alle ziehen hier an unſeren Augen vorüber. Um nicht nur in einſeitiger, ernſter und nachdenklicher Form neue Wege aufzuzeigen, hat Carl Froelich dieſen neuen Film mit ſo viel urwüchſigem, derbem Humor geſpickt, daß Schlag auf Schlag wahr Lachſalven entfeſſelt werden. Es iſt ein Film der heutigen Jugend, ein Film, deſſen Handlung von Anfang bis zum Ende unerhört packend und dabei luſtig und jederzeit ſpannend iſt. Ein Film, der das Leben ſchildert, ſo wie es heute iſt, wie es heute die Jugend geſtaltet. Eine Jugend, die aufwächſt, aufblüht unter der Idee der Volksgemeinſchaft, in der einer für den anderen ſteht und einſteht:„Ich für du für mich“ Nur noch zwei Tage, heute Mittn und morgen Donnerstag, im Central 11 Palaſt. Anfang halb 9 Uhr, Kaſſenöf 8 Uhr. 9 b Heute Nachmittag 5 Uhr: große Kinder⸗ und Familien⸗Vorſtellung. Kinder 20 Pfg. Erwachſene 40 Pfg. Bekanntmachungen Betreffend: Das Anſchlagweſen in der Ge⸗ meinde Viernheim. Die Plakate an den Anſchlagſäulen wer⸗ den immer und immer wieder gleich nach An⸗ kleben beſchädigt und abgeriſſen. Abgeſehen davon, daß derartige beſchädigte Säulen ein unſchönes Ausſehen abgeben, macht ſich der Täter, der bei dieſem Unfug betroffen wird, moch ſtrafbar. Wir bitten die Eltern, ihre Kinder entſprechend anzuhalten. Viernheim, den 25. März 1935 Bürgermeiſterei Viernheim Bechtel Betreffend: Wohlfahrtserwerbsloſenfürſorge; hier Nachprüfung der Unterſtützungsfälle. In ben nächſten Tagen wird eine Nach⸗ prüfung ſämtlicher Unterſtützungsfälle erfol⸗ gen. Zu dieſem Zwecke müſſen ſämtliche Unter⸗ ſtützungsempfänger einen Ergänzungsfrage⸗ bogen beantworten, der am Freitag, den 29. ds. Mts. bei der Auszahlung ausgegeben wird und wie folgt im Wiegehäuschen des Rathauſes abzuliefern iſt: Montag, den 1. April 1935: vormittags 9—10 Uhr Buchſtabe A— D „ 10-11 Uhr Buchſtabe E- „ 11-12 Uhr Buchſtabe J— nachmittags 13—14 Uhr Buchſtabe MR 7 14—15 Uhr Buchſtabe S3 Beſcheinigungen über Einkommen, Betrag und Art(z. B. Verdienſt der Ehefrau und Kinder, Krankengeld, Unterhaltsrenten, Alu-, Kru- u. Rentenbezüge) ſind vorzulegen. Die Frage⸗ bogen ſind mit Tinte, nicht mit Bleiſtift, aus⸗ zufüllen. Die Angaben ſind der Wahrheit gemäß zu machen. Jede Veränderung in den ange⸗ gebenen Verhältniſſen muß ſofort bei uns angezeigt werden. Unrechtmäßiger Bezug von Unterſtützung, oder Verſuch, unberechtigt ſolche zu erlangen, wird ſtrafrechtlich verfolgt. Wer ſeinen Fragebogen nicht ordnungs⸗ mäßig mit den vorgeſchriebenen Unterlagen abgibt, kann bei der nächſten Auszahlung nicht berückſichtigt werden. Viernheim, den 26. März 1935. Bürger meiſterei Viernheim: Bechtel. stalin entdeikt eine„Verschwörung“ „Zar“ Kyrill und Trotzki Bundesgenoſſen? Die GPU. wütet. Riga, Ende März. Die Funktionäre des roten Rußland, vom Schwarzen bis zum Weißen Meer, von der holniſchen Grenze bis Sibirien, ſind wieder einmal nervös: Beamte der GPulreiſen durch das Land und ſind beängſtigend neugierig. SFtwa wieder einmal eine„Säuberung“? Nein, diesmal haben die Funktionäre nichts zu befürchten, auch wenn ſie kein reines Ge⸗ wiſſen haben. Die Rührigkeit der gefürch⸗ ſeten GPU gilt diesmal anderem, nämlich einer„Verſchwörung“, die ſo ſonderbar iſt, daß man die Leiter der ſowjetruſſiſchen Ge⸗ heimpolizei beinahe um ihre Phantaſie be⸗ neiden könnte. Anhänger des Großfürſten Kyrill, des„Zaren“ aller Ruſſen, und An⸗ hänger Trotzkis hätten ſich zuſammengetan, um gemeinſam einen„monarchiſch-ſozialiſti⸗ ſchen“ Staat zu errichten. Man könnte lachen, wenn die Sache nicht bitterernſt wäre. Vermutlich haben inzwiſchen ſchon in Moskau und Leningrad die Gewehre geknallt, ſind die Führer der„monarchiſtiſch⸗fozialiſtiſchen Staatsfeinde“ ſchon beſeitigt worden. Ver⸗ mutlich iſt inzwiſchen ſchon die„Säuberung“ — diesmal nicht der Partei, ſondern der „Geſellſchaft“— hundertprozentig durchge⸗ führt worden. Uns liegt ein Bericht aus Leningrad vor: Allein in dieſer ſeit Jahren halb ent⸗ völkerten Stadt wurden 44 Fürſten, 33 Gra⸗ fen, 76 Barone, 142 frühere Miniſter und Staatsſekretäre der kaiſerlichen Regierung, 547 frühere Offiziere der kaiſerlichen Armee und Flotte und 113 frühere Beamte der zariſtiſchen Polizei verhaftet. 5 Moskau, Kiew und Charkow wurden in den gleichen Kreiſen Ver⸗ haftungen vorgenommen. Namen wurden nicht enannt. Man weiß nur, daß der Rädels⸗ ührer der angeblichen Verſchwörung der frü⸗ here General Belkin war, der in Leningrad fel Bütteln des roten Rußlands in die Hände el. f i Man fragt ſich, warum dieſe ehemalig Mitalleber des ung a 9 ſaatgut ausgegeben. Odenwälder Blaue„ zariſtiſchen Rußlands nicht wie te den ga atsbahnhofn Aan frühe Str. 6.30 Mk. lettmater ſehr frühe„ 6.80 Mk. l 6.20 Mk. Gdeltraut„ S.— Mk. 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Wer? ſagt der Ferells⸗Aüzeller e Katholiſcher Kirchenchor„Cäcilia“. Die Geſangſtunde heute abend findet im „Löwen“ ſtatt. Es darf niemand fehlen! Sportvereinigung Amieitia 09. Morgen Donnerstag Hallentraining der 1. und 2. Mannſchaft im„Freiſchütz“. 5 Uhr Platztraining der Handballer. Vollzähliges Erſcheinen wird erwartet. Der Vorſtand. Turnverein von 1893 e. B. Sämtliche Spielleute vom Turnverein und von der D. J. K. werden gebeten, heute abend 7 Uhr mit Inſtrumenten zu einer Probe im Stadion am Lorſcherweg zu erſcheinen. Der Vorſtand. Zur gefl. Beachtung! Der„Viernheimer Anzeiger“ kann auch im Einzelverkauf bezogen werden. Bis einſchl. Freitags koſtet die Zeitung 5 Pfg. Samstags 10 Pfg. Ins Haus gebracht koſtet die Zeitung monatlich 1.40. Hunderttauſende ihrer vVandsleute geflohen ſind, als es noch Zeit war. Hatten ſie bis zum letzten Augenblick auf ein Wunder ge⸗ wartet? Hatten ſie gehofft, bis es zu ſpät zur Flucht war. Auf jeden Fall müſſen ſie in den letzten anderhalb Jahrzehnten ein wahres Martyrium durchgemacht haben, und es iſt faſt ein Wun⸗ der, daß ſie im Rußland Lenins und Stalins noch nicht völlig verhungert waren. Wovon dieſe bedauernswerten Menſchen leben, richtiger geſagt: wie ſie ſich durchhungern, kann nie⸗ mand ſagen. Sie ſind völlig rechtlos, bekom⸗ men keine Lebensmittelkarten; was ſie einſt an Wertgegenſtänden hatten, iſt längſt zu Schleuderpreiſen auf den Trödelmarkt gewan⸗ dert, wo man die ausgemergelten Geſtalten ihre letzten Habſeligkeiten feilhalten oder bet⸗ teln ſieht. Es gibt viele unter ihnen, deren Kenntniſſe und Fähigkeiten für den Staat leicht nutzbar zu machen wären. Aber ſie ſollen verhungern, ſie ſollen ſterben. Drei der Verhafteten, ehemalige Generäle, ſagt man, ſeien in Leningrad jahrelang ſtadt⸗ bekannte Bettler geweſen, die, in Zeitungspapier gekleidet, mit Hilfe von allerhand Späßen den Paſſan⸗ ten ein paar armſelige Kopeken abgebettelt hätten— Leningrader Originale. Grauenhaft! Andere, ein paar Fürſten, hätten dank ihrer Beziehung aus der alten Zeit über die frem⸗ den Vertretungen Almoſen aus dem Ausland erhalten(was übrigens dem Generai Belkin zum Verhängnis geworden zu ſein ſcheint, denn ihm wurde außer der„Verſchwörung“ auch „Spionage“ vorgeworfen). Die anderen hät⸗ ten gebettelt und— gehungert. Ihre Freunde von früher hatten ſie vergeſſen. Und dieſe kraftloſen, hoffnungsloſen Men⸗ ſchen ſollten die Abſicht gehabt haben, mit dem Bolſchewiſten Trotzki und ſeinen An⸗ hängern gemeinſame Sache zu machen? Von dieſen ſollte einer auf die groteske Idee eines „ſozialiſtiſchen Zarentums“ unter dem Groß⸗ fürſten Kyrill und mit Trotzki als Miniſter⸗ präſidenten gekommen ſein? Unvorſtellbar! So wenig die Sowjets von der Intelligenz zariſti⸗ ſcher Fürſten und e halten mögen, für ſo abſurd dumm können ſe ihre letzten Opfer nicht gehalten haben. Auf eine Gerichtsverhandlung verzichten die Sowjets. Sie werden wiſſen warum. Die Gpu hat auch ſo Vollmachten genug, das rote Paradies von den letzten Reſten der Vergangenheit zu„ſäubern“. 5 . „Ehret Eure Meiſter! Die Bach⸗Händel⸗Schütz⸗Feiern 1935. Die Reichsmuſikkammer hat das Programm 10 die im Auftrage des Miniſteriums für olksaufklärung und Propaganda organiſter⸗ ten deutſchen Bach⸗Händel⸗Schütz⸗ Feiern 1935, die mit dem Händel⸗Ge⸗ denktag der Stadt Halle im Februar ds. Is. ihren Anfang nahmen, veröffentlicht. Damit hat ſich zum 115 Male die Regierung eines Landes mit ihrer vollen Autorität hinter eine kulturelle Veranſtaltung einer ihrer Or⸗ eee geſtellt. Man darf den Grundplan ieſer ſich über fünf Monate erſtreckenden Feiern, die in 21 Städten Ae wer⸗ den, als den Vollzug des nationalſozialiſti⸗ chen Kulturwillens bezeichnen. Der Höhepunkt der Bach⸗Händel⸗Schütz⸗Feiern iſt die raße eierliche Kundgebung in der Berl hilharmonie, auf der der Präſident der Reichskulturkammer, Reichsminiſter Dr. Goebbels, die Feſtrede halten wird. Die jungen Alten „Man iſt ſo jung oder alt, wie man ſich fühlt!“ Dieſer Lebensweisheit hat erſt der Weltkrieg zum Durchbruch verholfen. Vor⸗ her galt ein Mann von 50 Jahren als alt und hielt ſich auch vieflach dafür, trug eine geſetzte Würde zur Schau, ging bedächtigen Schrittes, ließ ſich einen möglichſt langen Bart ſtehen und erwartete von allen jünge⸗ ren Männern den ihm ſchuldigen Reſpekt. Frauen, die das 30. Jahr überſchritten hat⸗ ten, galten ebenfalls für alt, man nahm es ihnen geradezu übel, wenn ſie ſich gar nicht alt fühlten und jung mit der Jugend ſein wollten. Das iſt nach dem Weltkrieg und den folgenden Sturmjahren gründlich anders geworden. Viele Männer und Frauen, die durch die Inflation ihr Vermögen verloren, ſahen ſich gezwungen, ſich von neuem beruf⸗ lich zu betätigen, oder gar einen neuen Be— ruf zu ergreifen, und es zeigte ſich vielfach dabei, daß man auch im Alter noch recht jung und leiſtungsfähig ſein kann. So hat ſich vor kurzem in den Vereinigten Staaten der Vater eines berühmten männ⸗ lichen Filmſtars entſchloſſen, ebenfalls zum Film zu gehen. Vor einigen Jahren hatte der Vater ſein Geſchäft aufgegeben, um von ſeinen Zinſen zu leben doch das hielt er eben nicht aus. Ohne auf ſeinen berühmten Sohn irgendwie Bezug zu nehmen, bewarb er ſich beim Film und wurde auf Grund der Proben angenommen. Die jugendlichen Liebhaberrollen wird der Pater ja ſeinem Sohn nicht fortnehmen. Der Sohn iſt auf ſeinen Filmvater ſehr ſtolz. Doch was ſoll man dazu ſagen, wenn ein 106 jähriger Mann noch Beſchäftigung ſucht! Folgendes Inſerat ſtand in der„Morning Poſt“:„106 Jahre alter Mann, leiſtungs⸗ fähig wie ein Vierziger, jugendliche Erſchei⸗ nung, gebildet und ſprachenkundig, ſucht Be⸗ ſchäftigung.“ Nicht die bittere Not wird die⸗ ſen Mann zu dem Inſerat Veranlaſſung ge⸗ gehen haben, ſondern das untätige Leben, das er wohl ſchon eine Reihe von Jahren führt, nun aber nicht länger erträgt. Er hat jedenfalls von ſich und ſeinen Leiſtungen eine ſehr gute Meinung An dem Erfolg des Inſerats iſt nicht zu zweifeln, leider iſt nicht zu erfahren, welcher Art die Beſchäftigung iſt, die der alte Mann gefunden hat. fate gelt Semuerg Serge jernheimer Anzeiger it täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertatze.— Bezugspreis monatl. 1,40 Mk. frei ins Haus gebracht.— Gratis⸗Beilagen: wöchentlich den„Illuſtrierten Sonntag“, halbmonatlich die„Heimatblätter“, zweimal jährlich den Fahrplan und den Wandkalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. bei den Boten Verkünd⸗ und Anzeigeblatt für Viernheim ſeit dem Jahr 1883 Fernſprecher 117.— Telegr.: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Frankfurt a. M., Verantwortlich für den Anzeigenteil: Joh. Martin, Viernheim. Kinzel⸗Verkauf der Zeitung von der Geſchäftsſtelle 5 Pfg., Samstags⸗Ausgabe 10 Pig Leipzig, 27. März. Viernheimer Zeitung (Viernheimer Bürger⸗Zig.— Viernh. Volksblatt) Anzergenpreiſe: Die 12geſpaltene Millimeter⸗Zeile 2 Pfennig, Reklame 9 Pfennig, bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor— mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen⸗Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Plapvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Geſchäftsſtelle: Adolf Hitlerſtr. 836, Schriftleitung. Druck u. Verlag: J. Martin. Viernheim Donnersta Das Geſetz zur Ordnung der nationalen Auf der Reichstagung der DAß ſprach Arbeit, das die Sozialverfaſſung des Dritten Reichsinnenminiſter Dr. Frick. Er führte Reiches einleitete, geht davon aus. daß ſo u. a. aus: Kameraden von der Deutſchen Arbeits— front! In der wechſelvollen zweitauſend— jährigen Geſchichte der deutſchen Nation ge— ſtaltet das Geſchlecht der Gegenwart als der Träger der nationalſozialiſtiſchen Revolu— tion den nationalen Einheitsſtaat. Das Dritte Reich hat ſich das große Ziel geſteckt, alle Kräfte nicht nur äußerlich, ſondern auch innerlich einzig und allein zum Wohle des deutſchen Volkes, ſeiner Größe und Ehre, zu— ſammenzuſchließen. Dieſe Zielſetzung iſt erſtmalig in der deutſchen Geſchichke. Seitdem es ein Reich der Deutſchen gibt, hatte es nicht nur um ſeine Exi— ſtenz, ſondern um Staatsform und Reichs— gewalt zu kämpfen. Schon das heilige römi— ſche Reich deutſcher Nation war erſchüttert von den Kämpfen der Stämme., der Für⸗ ſtengeſchlechter, der geiſtlichen und weltlichen Territorialherren, der Bauernaufſtände und der Kämpfe der Städte und Stadtſtaaten. Was an ſtaatlicher Macht übrig geblieben war, löſten die Religionskriege vollends auf. Auch das zweite Reich war weit davon ent⸗ fernt, ein Nationalſtaat zu ſein. Seine Kräfte zerſetzte jenes unſelige Partei- und Klaſſenſyſtem, das nach der Novemberre— volte von 1918 die letzten Reſte deutſcher Staatlichkeit vernichtete. Der nationalſozialiſtiſchen Revolution von 1933 blieb es vorbehalten, zum erſtenmal den Bau eines deutſchen Einheitsſtaates einzuleiten. Die nationalſozialiſtiſche Revo— lution iſt aber mit der Machtergreifung und der ſtaatlichen Neugliederung des Reiches durchaus nicht beendet, dieſe ſind vielmehr nur die Vorausſetzung für den endlichen Sieg der nationalſozialiſtiſchen Weltanſchau— ung, die in der Schaffung der deutſchen Volksgemeinſchaft die Krönung ihres Kampfes erblickt. Die Idee der Volksgemeinſchaft fordert, das alles öffentliche und private Leben nur dem einen höchſten Zweck diene, nämlich der Größe und der Wohlfahrt der Nation. Gewiß wird und muß es auch im deutſchen Volk immer Unterſchiede und Gegenſätze politiſchei, konfeſſioneller, wirtſchaftlicher und ſonſtiger Art geben, aber ſie dürfen nie zur unüberbrückbaren Kluft ſich erweitern, ſoll nicht das ganze Volk und damit auch leder einzelne Volksgenoſſe darüber zu Schaden kommen, Die Deutſche Arbeitsfront hat ſich auf wirtſchaftlichem Gebiet zum Ziel geſetzt, Un⸗ ternehmer und Arbeiter unter dem national— ſozialiſtiſchen Grundſatz „Gemeinnutz vor Eigennutz“ in einer Einheit aller Schaffenden der Fauſt und der Stirn zum gemeinſamen Wohl zu— ſammenzuſchließen. Nicht den Hurra-Patrio-⸗ lismus einer niemals wiederkehrenden Ver⸗ gangenheit, Geſundheit und Kraft der breiten maſſe ſittlich verantwortlich fühlt, das ſozial und gerecht empfindet, müſſen wir pflegen, zur Blüte und zur vollen Auswirkung brin⸗ gen. Weil wir alle Deutſche ſind, müſſen wir 9! 1 5 und der Bedrängnis der Memeldeutſchen in Adolf Hitler hat in ſeinem Werk„Mein Kampf“ geſchrieben:„Wer ſein allen deutſchen Volksgenoſſen gerecht ſein. ar gegenüber Volk liebt, beweiſt es einzig durch die Opfer, die er für dieſes zu bringen bereit iſt. Ein Grund zum Stolz auf ſein Volk iſt erſt dann vorhanden, wenn man ſich keines Standes mehr zu ſchämen braucht. Erſt wenn ein Volkstum in allen ſeinen Gliedern, an Leib und Seele geſund iſt, kann ſich die Freude, ihm anzugehören, bei allen mit Recht zu ſe⸗ nem hohen Gefühl ſteigern, das wir mit Na- tionalſtolß bezeichnen. Diefen höchſten Stolz aber wird auch nur der em finden, der eben . halbmilitäriſchen Uebungen der Natljonalſo— je Größe ſeines Volkstums kennt. Die inni⸗ 8 Vermählung unge Herz hineinzupflanzen.“ alle anderen Skände der . t, ſondern das echte tiefempfun⸗ dene Nationalgefühl, das ſich auch für die Volks⸗ von Nationalismus und 1 6 1 Gerechtigkeitsſinn iſt ſchon in das wie im Verhältnis von Volk und Staat, auch im Verhältnis des Unternehmers gegenüber ſeinen Mitarbeitern. der Gedanke der Schickſalsverbundenheit entſcheidend iſt. Ihren Ausdruck findet ſie in der Be⸗ kriebsgemeinſchaft. Betriebsführer und Gefolgſchaft ſollen die kragenden Kräfte der nakionalſozialiſtiſchen Sozialverfaſſung ſein. Sie müſſen in einem wahrhaften Treueverhältnis zueinander ſtehen. Dem Betriebsführer ſleht die Kegelung aller Fragen zu, die ſich aus der Zuſammenarbeit im Betrieb ergeben, und die er, beraten vom Verkrauensrak, zu löſen hat. Der nakional⸗ ſozialiſtiſche Staat aber wacht als der Hüter der nationalſozialiſtiſchen Volksgemeinſchatf darüber, daß in den Betrieben die Grund— ſätze der Gerechtigkeit und der Standesehre herrſchen. Auch der Betriebsführer muß wie Nation zu der wahrhaft deutſchen Wirtſchaftsauffaſſung zurückkehren, daß der Dien ſt a höher ſteht als der Verdienſt. Die perſönliche Freiheit und Tatkraft des Einzelnen ſoll im Wirtſchaftsleben nirgends eingeengt oder beſchnitten werden. Sie hat aber ihre Grenzen dort, wo ſie die Freiheit oder ſoziale Sicherheit der Volksgenoſſen zu beſchränken oder gar zu gefährden droht. Darum heißt es im Geſetz zur Ordnung der nationalen Arbeit: „Im Betriebe arbeitet der Unternehmer als Führer des Betriebes, die Angeſtellten und Arbeiter als Gefolgſchaft gemeinſam zur Förderung der Vetriebszwecke und zum Nutzen von Volk und Staat.“ In wenigen Wochen wird es ein Jahr ſein, ſeitdem dieſes Geſetz in Krafr getreten iſt. Zwei Jahre ſind verfloſſen, ſeitdem die nationalſozialiſtiſche Regierung im Deutſchen Reiche am Werke iſt. Jeder Volksgenoſſe, der nicht blind oder böswillig iſt, muß zu— geben, daß das bisher Erreichte ſelbſt die weitgehendſten Erwartungen übertrifft. Die gewerbliche Erzeu⸗ Wir fordern N Gerechtigkeit! Hie deutsche Vollsgemeinſchaft 5 Große Nede des Neichsinnenminiſters auf der Neichstagung der Deutſchen Arbeitsfront gung iſt von 79 v. H. auf 89 v. H. des Konjunkturhöchſtſtandes geſtiegen und die Menge der hergeſtellten Waren, die 1932 nur 38 Milliarden betrug, iſt im Jahre 1934 auf 53 Milliarden, alſo um mehr als 20 v. H. geſtiegen. Das Arbeitseinkommen des deutſchen Volkes, das 1932 auf 56 Mil⸗ liarden geſunken war, iſt im Jahre 1934 auf 62 Milliarden geſtiegen. Demgegenüber ſank die Zahl der Erwerbsloſen von mehr als ſechs Millionen auf etwas über zwei Millio— nen, was wiederum ein Abſinken der öffentlichen Ausgaben für die Erwerbs— loſenfürſorge von rund drei Milliarden auf etwa 1,4 Milliarden im Jahre 1934 ergab. Gleichzeitig iſt das Steueraufkommen bei allgemein gleichbleibenden Steuerſätzen im letzten Jahre um faſt eine Milliarde hö— her als dies im Voranſchlage vorgeſehen war. Dieſe Zahlen zeigen den andauernden Aufſtieg der deutſchen Wirtſchaft, der trotz der Boykotthetze des Auslandes ſtetig vor ſich geht und der in kürzerer oder ſpäterer Friſt ſich auch in der Steigerung der Le— benshaltung des ganzen Volkes auswirken muß. In Adolf Hitler iſt uns allen der gro— ße Führer und Rufer nach einem neuen geiſtigen und politiſchen Lebensinhalt er— ſtanden. „Du biſt nichts, Dein Volk iſt alles“, ſo hat er uns zugerufen und damit das Ethos der Unterordnung des Einzelnen un— ter die Führung des Volksganzen als Le— Deb e des deutſchen Volkes verkün— et. Alle, Gefolgſchaftsmitglieder und Be kriebsführer, müſſen miteinander fühlen, daß ſie im Werk nicht losgelöſt von der Allge⸗ meinheit arbeiten und leben und darum nicht unabhängig von ihr handeln können, ſondern daß ſie die Glieder einer größeren Gemeinſchaft bilden, der wir alle mit Leib und Seele verpflichtet ſind, der wir dienen, und für die wir arbeiten und kämpfen, von deren Größe und Macht unſer aller Zukunft, Glück und Schutz abhängt: die deutſche Volksgemeinſchaft. Kundgebungen im ganzen Neich gegen den Kownoer Rechtsbruch Berlin, 28. März. In allen Teilen des Reiches fanden Kund— gebungen ſtatt, in denen gegen die unge— heuerliche Rechtsbeugung, die das Urteil des Kownoer Kriegsgerichtes darſtellt, Einſpruch erhoben wurde. Vertreter des Volksbundes für das Deutſchtum im Ausland, des Bun— des Deutſcher Oſten und anderer Verbände wieſen in ihren Anſprachen darauf hin, daß ſich die ganze Nation mit ihren Brüdern in Memel verbunden fühlt. In der Reichs— hauptſtadt wurden am Mittwoch abend im Luſtgarten, auf dem Wittenbergplatz, in Friedenau und Neukölln große Volkskund— gebungen veranſtaltet Beſonders ſtark kam die Anteilnahme der Bepölkerung an den unſchuldigen Opfern der litauiſchen Juſtiz den Demonſtrationen im Oſten des Reiches zum Ausdruck. Litauens Gewaltpolitil Engliſche Stimmen zur Memelfrage. London, 27. März. Das Urteil des Kownoer Militärgerichtes wird in der Londoner Oeffentlichkeit ſtark beachtet. Der Korreſpondent der„Times“ in Riga iſt der Meinung, das Beweismate— rial hätte ergeben, daß die Memelländer Unvorſichtigkeiten begangen hätten und die zialiſten in Deutſchland nachgeahmt hätten. Aber die Behauptung, daß eine ernſte Ab⸗ ſicht für einen bewaffneten Aufſtand beſtan⸗ den habe, ſcheine nicht bewieſen worden zu ſein. Auch die Alibis von drei zum Tode Verurteilten ſeien nicht in befriedigender Weiſe unterſucht oder widerlegt worden. Vielfach wird die Erwartung ausgeſpro— chen, daß die litauiſche Regierung, die zum Tode verurteilten Memelländer begnadigen werde.„Daily Mail“ meint, daß Moskau den ſchwachen kleinen litauiſchen Staat zu einer Politik der Nadelſtiche gegen Deutſch— land ermutigt habe, die in einer ſchlechten Behandlung der vormaligen deutſchen Staatsangehörigen im Memelgebiet beſtan— den habe Dieſes Gebiet ſei von Deutſchland abgetrennt und den Alliierten zur Verfü— gung geſtellt worden. Während die Alliier— ten über ſein Schickſal berieten, habe ſich Litauen im Jahre 1923 des Landes mit Ge— walt bemächtigt. Es habe die Beſchwörun gen der anderen Staaten zurückgewieſen. Die Litauer ſeien ſeit dieſer Zeit in Memel. Es ſei ihnen aber nur gelungen, ſich der Be— völkerung zu entfremden. jetzt eines der Sturmzzentren in Europa ge— worden. „Times“ zufolge verlautet, die drei euro— päiſchen Signatanmächte der Memelkonven— tion, Großbritannien, Frankreich und Ita— lien, haben am 13. März Litauen daran er— innert, daß die Signatarmächte verantwort⸗ lich für die Beobachtung der Satzungen ſind und dieſe Verantwortlichkeit nicht aus den Augen verloren haben. Im Januar hat Großbritannien in Kowno und in Berlin zur Mäßigung geraten. Dieſes Gebiet ſei! * ö 52 Jahrgang Das Schandurteil von Kowno „Das Urteil, das das litauiſche Militärge— richt in Kowno in dem Prozeß gegenüber 126 Memeldeutſchen gefällt hat, muß das Entſetzen der ganzen ziviliſierten Welt her— vorrufen. vier Todesurteile ſind be— ſchloſſen und zahlreiche langjährige Zucht— hausſtrafen ſind über Männer verhängt worden, denen ſo gut wie nichts bewieſen worden iſt. Wenn trotzdem das Militärge— richt, obwohl die Punkte der Hauptanklage reſtlos zuſammengebrochen ſind, zu ſolchen Urteilen gelangt iſt, ſo hat es das ganze Verfahren als eine politiſche Angele⸗ genheit gekennzeichnet. Die Großlitauer wollten in ihrem Haß einen vernichtenden Schlag gegen das bodenſtändige Deutſch— tum im Memellande führen. Sie wollten durch die ſinnloſe Beſchuldigung, die Me— meldeutſchen hätten die Abſicht gewaltſa— mer Lostrennung von Litauen, eine Recht— fertigung ihrer Gewaltpolitik im autono— men Memelgebiet erbringen. Das iſt ihnen in keiner Weiſe gelungen. In der klaren Abſicht, ein politiſches Urteil zur Begründung des litauiſchen Terrors zu fällen, wurde ein monatelanger Prozeß ge— führt. Die Militärrichter hätten es bei die— ſer Tendenz einfacher machen können; ſie hätten jedem der Angeklagten ſchon am er— ſten Tage eines dieſer Urteile zuſtellen kön— nen, das mit Rechtsbegriffen gar nichts zu tun hat, ſondern in jedem Falle der Aus— fluß einer niedrigen und haßerfüllten Ge— waltpolitik iſt. Der Memelprozeß lief parallel mit allen Zwangsgeſetzen, durch die Litauen die im Memelſtatut zugeſicherte Autonomie des Landes vernichten will. Unter dem Vor— wande, Angriffe gegen Volk und Staat ab— zuwehren, ſind die deutſchen Parteien ver— boten, die deutſchen Organiſationen zer— ſchlagen, viele deutſche Beamte und Lehrer weggejagt worden, iſt die Selbſtvecwaltung der Gemeinden und Kreiſe vernichtet, iſt der Landtag durch gewaltſame Verhinderung von Abgeordneten beſchlußunfähig gemacht worden So herrſcht ein landfremdes Sy— ſtem, das ſich nur auf eine verſchwindende Minderheit großlitauiſcher Elemente ſtützen kann. Schule und Kirche ſind ſchwer be— drängt, die Familiennamen ſollen unter lächerlichen Vorwänden litauiſiert werden. Dabei beſteht größte Wirtſchaftsnot, die Preiſe für die landwirtſchaftlichen Erzeug— niſſe ſind ſo gering, daß der Landmann in bitterſter Sorge leben muß. Nicht genug damit, hat im vorigen Herbſt die unaufhörliche Reihe von Ver— haftungeg aller Männer eingeſetzt, die verdächtig waren, in der Heimatbewegung eine führende Rolle zu ſpielen, ſei es als Vorſtandsmitglieder deutſcher Parteien und Verbände, Jugendgruppen oder anderer Vereine. Die Veſchlagnahme von Waffen hatte ein ſo klägliches Bild erbracht, daß nicht einmal die Anklagebehörde es wagen konnte, zu behaupten, daß mit einigen Jagdgewehren ein Putſch eingeleitet werden könnte. Viele der Angeklagten ſind in den ſchmutzigen Gefängniſſen Litauens furcht bar mißhandelt worden, durch Verhungern und Erpreſſungen ſind Zeugenausſagen und Geſtändniſſe zuſtandegekommen, bei denen der Gegenbeweis in der Gerichtsverhand— lung nicht geſtattet wurde. Selbſt der 1 tauiſche Rechtsanwalt Profeſſor Stanko— vicius hat in ſeiner großen Rede überzeu— gend dargetan, daß die Deutſchen ehren— hafte Männer ſeien, die wohl erfaßt waren von der ſtarken nationalen Welle, die aus Deutſchland zu ihnen herüberſchlug, die aber alles andere ſeien als Verſchwörer oder Putſchiſten. Die Hauptangeklagten Dr. Neumann und Freiherr von der Ropp ha⸗ ben in würdiger Weiſe die Anklage zurück⸗ gewieſen und ausgeführt, daß ihnen nichts lieber wäre, als wenn Litauen mit dem großen deutſchen Nachbarn in einem guten Verhältnis leben wollte und daß ihnen ſelbſt eine loyale Haltung dem Staat gegenüber eine Selbſtperſtändlichkeit ſei. Trotzdem hat das Militärgericht, nicht weil es ſich von der Schuld der Angeklagten überzeugen konnte ſondern weil es zu einem ſolchen Urteil kommen wollte, ſeine unfaßbare Entſcheidung gefällt. Die Män⸗ ner, die dort in Kowno Richter gefunden haben, die dieſen Ehrentitel keineswegs verdienen, ſind Märtyrer des gan rr... ̃ĩͤ. 8 zen deutſchen Volkes geworden, das mit ihnen das grauenvolle Unrecht empfindet, das man ihnen und dem treuen deutſchen Volksſtamm im alten Kulturgebiet des Memellandes zugefügt hat. f N Es iſt die allerhöchſte Zeit, daß ſich die Signatarmächte des Memelſtatuts des Völ⸗ kerbundes, alſo die Staaten, die das Memel⸗ abkommen unterzeichnet haben(Frankreich, England. Italien, Japan), mit dieſen Zu⸗ ſtänden befaſſen. Bis jetzt liegt ein juriſti⸗ ſches Gutachten der Signatarmächte vor, das die Zuſtände in Memel als ungeſetzlich be— zeichnet hat. Gerade weil Deutſchland die Rechte anderer Nationen achtet, deshalb empfindet es umſo ſchwerer jedes Unrecht, das dem deutſchen Volkstum zugefügt wird. Und weil Deutſchland die Entſpannung un⸗ ter den Völkern aufrichtig will. weil es ſelbſt alles getan hat, um eine Beruhigung im Oſten zu ermöglichen, deshalb erwartet es, daß die Signatarmächte endlich ihre Pflicht tun und dafür ſorgen, daß den Me- melländern Selbſtverwaltung, Gerechtigkeit und die Möglichkeit ruhiger Arbeit wieder⸗— gegeben wird. Auf der Reichstagung der Deutſchen Ar⸗ beitsfront in Leipzig hielt Reichsinnenmini⸗ ſter Dr Frick eine Rede über das Thema „Das Drikte Reich und die Verwirklichung der Volksgemeinſchaft.“ In allen Teilen des Reiches fanden Pro⸗ teſtkundgebungen gegen das Fehlurteil des Kownoer Kriegsgerichtes ſtatt. 5 Der engliche Staatsſekretär des Auswär⸗ tigen, Sir Simon, iſt nach London zurück⸗ gekehrt; von engliſcher Seite wird darauf hingewieſen, daß ſich die direkte Ausſprache als nützlich erwieſen habe. a In dublin wurde eine Reihe hervorra⸗ gender iriſcher Republikaner von der Ge⸗ heimpolizei verhaftet. Sofort Kabinettsſitzung in London London. 28. März. Das britiſche Kabinett iſt noch für Milt woch abend zu einer Sihtung zuſammenbe⸗ rufen worden, um den Bericht Sir John Simons über den Berliner Beſuch entgegen zunehmen. Der Nutzen der Ausſprache Engliſche Betrachtungen zum Ergebnis der Berliner Reiſe London, 28. März. Wie der Berliner Korreſpondent der „Times“ beſtätigt, ſind Simon und Eden der Meinung, daß die Beſprechungen der letzten zwei Tage die Auffaſſung von der Zweckmäßigkeit perſönlicher Fühlungnahme beſtätigt hätten. Ein Verſuch irgendeine Vereinbarung zu erreichen, ſei nicht gemacht worden. In der Frage einer Rückkehr zum Völkerbund ſcheine deutlich gemacht worden zu ſein, was Deutſchland unter Gleichheit verſtehe ebenſo daß keine Ausſicht auf Zu— rückziehung der Entſcheidung über die all— gemeine Wehrpflicht beſtehe. Ausführlich ſei von der ruſſiſchen Gefahr die Rede geweſen. Bei ſeiner Rückkehr nach London werde Simon wahrſcheinlich der britiſchen Regie— rung berichten, daß, ungeachtet des Vorhan⸗ denſeins ernſter Meinungsverſchiedenheiten. ſolche direkten Zuſammenkünfte der ausſichtsreichſte Weg zum Erfolg ſeien. Nach der Rückkehr Edens würden die Anſichten beinahe aller unmittelbar intereſ— ſierten europäiſchen Staaten eingeſammelt ſein Man hoffe, auf der Zuſammenkunft von Streſa, der vielleicht eine größere Zu ſammenkunft folgen werde, dieſe verſchiede. nen Anſichten einander anzupaſſen. Wenn! man die Erklärungen der deutſchen Staats. männer als Botſchaft auffaſſe, die Großbri— tannien den anderen Mächten in Streſo überbringen werde, ſo habe dieſe Votſchaſt folgenden Inhalt: Deukſchland ſei bereit, an dem Luftpart teilzunehmen und ebenſo an einer Rüſtungs. konvenkion, die ſich auf volle Gleichheit grün. del. Mit anderen Worken, Deukſchland wer- de auf alle Rüſtungen verzichten, auf die die anderen verzichten, werde aber alle Rüſtun · en beanſpruchen, die die anderen beibehiel⸗ en. Der diplomatiſche Korreſpondent der „Morning Poſt“ äußert ſich ſehr peſſimi— ſtiſch. Im Lichte der Ergebniſſe, die Simon nach London mitbringe, werde nicht erwar— tet, daß die jetzigen Verhandlungen zu irgendetwas führen könnten. Die Iſolierung Deutſchlands und die Bildung eines ſtarken antireviſioniſtiſchen Blockes unter Führung Frankreichs und Rußlands, der bereits für alle praktiſchen Zwecke zuſtandegekommey ſei, werde wohl in der nahen Zukunft offen beſtätigt werden. * In franzöſiſcher Beleuchtung Paris, 27. März. Der Verliner Sonderberichterſtatter von Havas gibt nach dem Abſchluß der Berliner Beſprechungen nachſtehende Ueberblicke: Hitler habe eine große Anſtrengung gemacht— um ſeinen engliſchen Partnern etwas anzu— bieten. Er habe die Rückkehr Deutſchlands nach Genf angeboten, vorausgeſetzt, daß die franzöſiſche Klage Deutſchland nicht in eine demütigende Lage verſetze. In der Frage des Oſtpaktes habe er Gegenvorſchläge gemacht, die den Grundſatz des gegenſeiti— gen Beiſtandes ausſchlöſſen und dann auf ein loſes Syſtem von Nichtangriffspakten hinausgingen, garantiert durch eine Klauſel der Beiſtandsverweigerung für den Angrei⸗ fer. In der Rüſtungsfrage halte Deutſchland an dem Grundſaß feſt, daß es ſeine Sicherheit durch die eigene Macht wah⸗ ren müſſe und deshalb, ſo behauptet Havas, über ebenſoviele Streitkräfte verfügen müſſe, wie Rußland an der Weſtfront mo⸗ biliſieren könne. Das gleiche gelte für die Militärluftfahrt. Hitler habe in ehrlicher und einleuchtender Form das zuſammenge⸗ faßt, was er ſeit drei Monaten in den di⸗ plomatiſchen Beſprechungen und öffentlichen Erklärungen dargelegt habe. Die Pariſer Preſſe, die die deutſch⸗ engliſchen Beſprechungen aufmerkſam ver⸗ folgt, hat von Beginn an eine einſeitige Haltung angenommen, denn man befürchtet franzöſiſcherſeits, die engliſche Regierung könne ſich von den ſtichhaltigen deutſchen Darlegungen überzeugen laſſen und auf der kommenden Dreierkonferenz in Streſa Frankreich vor die Alternative ſtellen, zwi⸗ ſchen England und Rußland zu wählen. Wiederwahl Dorpmüllers Zum Generaldirektor der Deutſchen Reichsbahn. Berlin,. 28. März Am 26. und 27. März trat der Verwal⸗ tungsrat der Deutſchen Reichsbahn zu einer ordentlichen Tagung zuſammen. Der Verwalkungsrat wählte den ſeit 1926 im Amt befindlichen Generaldirektor Dr. ing. e. h. Dorpmüller zum vierkenmal ein⸗ ſtimmig auf weitere drei Jahre zum Gene- raldirektor der Deutſchen Reichsbahn. Der Jührer und Keichskanzler hat die Wahl be⸗ ſtätigk. An den Sitzungen nahm erſtmalig teil das von der Reichsregierung neuernannte Mit— glied Dr rer, pol. Hermann Reiſchle, Stabsamtsführer des Reichsnährſtandes. Bei den Veratungen über die Finan⸗ zen der Deutſchen Reichsbahn wurde feſt— geſtellt, daß die Einnahmen im Januar und Februar dieſes Jahres im Perſonen— und Gepäckverkehr eine Zunahme von 5,7 v. H. und im Güterverkehr eine Vermehrung um 6,6 v. H. gegenüber dem Vorjahre er— fahren haben. Um rechtzeitige Vorkehrungen für den Verkehr der Winterolympiade 1936 zu treffen, gab der Verwaltungsrat ſeine Zuſtimmung zu Erweiterungs- und Ergänzungsbauten an der Strecke München —Garmiſch-Partenkirchen. Auf dem Gebiete der Perſonalpoli⸗ tik ſollen die Nachteile, welche Hilfsbeamten durch ihre Teilnahme als Frontkämpfer im Weltkriege aus der Ueberſchreitung des 40. Lebensjahres für die Anſtellung als Beam— te erwachſen ſind oder noch zu erwachſen drohen, beſeitigt werden. Simon an den Führer Berlin. 28. März. Der königlich britiſche Staatsſekretär des Auswärtigen, Sir John Simon, hat an den Führer folgendes Telegramm gerichtet: „Beim Verlaſſen Berlins möchte ich Ew. Exellenz meinen aufrichkigſten Dank für Ihre Gaſtfreundſchaft und für die freundliche Aufnahme zum Ausdruck bringen, die ich be! Ihnen ſelbſt, den Mitgliedern der deutſchen Regierung und der Benälkerung Berlins gefunden habe.“ ie Rei Proteſt gegen den Jehiſpruch von Kowne— Bericht des chat meſſters Leipzig, 27. März. Der zweite Tag der Reichstagung der Deutſchen Arbeitsfront begann mit einer feierlichen Proteſterklärung gegen das Kow⸗ noer Bluturteil. Der Organiſationsleiter der Reichstagung, Abteilungsleiter Rent⸗ meiſter, erklörte:„Wir als die Repräſentan⸗ ten des ſchaffenden deutſchen Volkes erklä⸗ ren von dieſer Stelle aus im Namen der Millionen, die wir vertreten, daß wir die⸗ ſes Urteil als Fauſtſchlag gegen das Antlitz der Nation betrachten. Wir wiſſen, es gibt eine ewige Gerechtigkeit, die ſich nicht beu⸗ gen läßt und die dereinſt die wahren Schul⸗ digen auch dieſes Verbrechens zur Verant⸗ wortung ziehen wird.“(Bravorufe und Händeklatſchen.) Sodann ſprach der Leiter des Organiſa. tionsamtes der DAß, Hauptamtsleiter Selz. ner, der, wie gemeldet, von Dr. Ley mit der Durchführung der Vereinbarungen Dr. Ley— Schacht— Seldte beauftragt worden iſt, über die Bedeutung dieſer Vereinbarun⸗ gen. Dieſe Selbſtverwaltung bedeute ein cee Vertrauen zum deutſchen Men⸗ hen. Anſchließend ſprach der Miniſterialdiri⸗ gent im Reichsarbeitsminiſterium. Amtslei⸗ ter Dr Pohl, der mit dem Hauptamtsleiter 5 gemeinſam die Richtlinien bezüglich er Einrichtung der Arbeitsausſchüſſe ausarbeiten ſoll. Es dürfe künftig nicht überall reglementiert werden. Es ſei wich⸗ tiger, daß Arbeiter und Unternehmer zu ge⸗ meinſamer Ausſprache zuſammenkommen. Nur dort, wo wichtige Lebensfragen der Gemeinſchaft ſelbſt gegen eine ſolche von un⸗ ten kommende Entſcheidung ſprechen, ſolle der Staat mit Hilfe der Treuhänder ent⸗ ſcheidend eingreifen. Der Treuhänder ſolle nicht ein Beamter ſein, ſondern gewiſſer⸗ maßen als ſozialpolitiſcher Statthalter über den Dingen ſtehen die Durchführung der ſozialen Selbſtverwaltung werde lange dauern. Es müſſe aber gelingen, daß die Deutſche Arbeitsfront am Schluß des geſam— ten Vierjahresplanes auf ihrem Gebiet das gleiche geſchaffen hat, was der Führer auf den übrigen Gebieten ſchaffen wird. Es folgten Tätigkeitsberichte der Leiter einiger Aemter der Düßß Aus dem Bericht, den der Leiter des Schatzamtes, Brinkmann, erſtattete, iſt zu entnehmen, daß . ö das Schahamt 947 Mitarbeiter beſchäftigt. Das Schaßamt verwaltet 782 Büros und Miethäuſer, 143 Gewerkſchaftshäuſer, 32 Ferienheime und 13 Schulen und unterſtützt insgeſamt 4282 Dienſtſtellen. Die Unterſtützungsabteilungen bearbeiteten rund 335000 Anträge mit einer Geſamtbewilligung von 11 Millionen RM. Rund 94,5 v. H aller geſtellten An. träge wurden bewilligt, 5,5 v. H. abgelehnt. Rund 209 000 Invalidenrenten werden aus. gezahlt. An Beiträgen ſind im Februar rund 21 Millionen RM eingegangen. Das Soll habe 23 Millionen RM betragen. Es zahlten eine Million Mitglieder einen Beitrag von 20 Pfg., 2,7 Millionen einen ſolchen von 60 Pfg., 1,7 Millionen 80 Pfg., 1,5 Millionen 1,20 RM, 1.3 Millionen 1,50 RM. 1.6 Mil⸗ lionen 1,80 RM, 1,3 Millionen 2,20 RM, 0,7 Millionen 2,80 RM und 0,5 Millionen 3,40 RM Der Reſt zahlt Beiträge bis zum Höchſtbetrage von 12 RM. Der Durchſchnittsbeitrag beträgt 1,51 RM, das ſind 1.5 v. H. des Bruttoeinkommens. Die Ausgaben im Fe— bruar beliefen ſich auf 20 Millionen RM, einſchließlich 2 Millionen RM, die auf die Abwicklung der ehemaligen Verbände und auf Umſtellungskoſten entfallen. Von den Effektibausgaben in Höhe von 13 Millionen RM entfallen auf Unterſtützun⸗ gen 8 Millionen RM. Die Rechtsſtelle er⸗ forderte eine Million, die Gemeinſchaft „Kraft durch Freude“ 1,5 Millionen RM. Die Geſchäftskoſten belaufen ſich auf 5,7 Millionen RM. Am Nachmittag ſprach vor der Rede des Reichsinnenminiſters Dr. Frick anſtelle des durch Krankheit am Erſcheinen verhinder⸗ ten Reichsleiters Roſenberg der Präſident der Reichsrundfunkkammer. Dreßler⸗ Andreß, über das Geiſtige und Ideelle in der Arbeitsfront. Wir ſehen, ſo ſagte er, in der Deutſchen Arbeitsfront überhaupt keine Theorie, ſondern wir glauben einfach daran, daß in der Deutſchen Arbeitsfront das deutſche Arbeiterſchickſal zum Herzſchlag der Nation wird.(Beifall.) Das Weſentlichſte in den neuen Vereinbarungen dürfte auch ſein, daß die Geiſtesſchaffenden und die Handſchaffenden nunmehr in der Arbeits- front einem Arbeitsſchickſal verbunden ſind. (Langanhaltender, ſtürmiſcher Beifall.) Erweiterung des Flugverkehrs der gommerfahrplan der Deutſchen Lufthanſa— Veſſere Verbindungen in Deutſchland und nach aller Welt Berlin. 28. März. Am 1. April tritt im europäiſchen Luft⸗ berkehr der Sommerfahrplan in Kraft. Mit dieſem Flugplanwechſel, der ge⸗ genüber den Vorjahren eine Fülle vielſei⸗ tiger Verkehrsverbeſſerungen bringt, leitet die Deutſche Lufthanſa eine neue Entwick- lungsſtufe im deutſchen Flugverkehrsdienſt ein. In Wegfall kommen der Frühjahrs und Herbftflugplan, ſo daß ſich an den Winker⸗ dienſt., der die Jeit vom 6. Oktober bis 31. März umfaßt, der Sommerflugplan mit einer Geltungsdauer vom 1. April bis 5. Oktober unmittelbar anſchließt. An neuen zwiſchenſtaatlichen Flugſtrek⸗ ken werden in Betrieb genommen: eine zweite direkte Tagesverbindung Berlin— Kopenhagen die Linie Berlin—Eſſen—Düſ⸗ (Deutſches Nachrichtenbüro.) Ein neues holländiſches Verkehrsflugzeug. Die Deutſche Luft Hanſa führte gemeinſam mit der König⸗ lich Holländiſchen Luftverkehrsgeſellſchaft(K. L. 9 das neue viermotorige Fokker⸗Verkehrsflugzeug der K. L. M. auf dem Flughafen empelhof vor. ſeldorf-Bruſſei, die Strecke Hamvurg— Amſterdam, die Strecke Amſterdam— Frank— furt Mailand und eine durchgehende Ta— gesperbindung Berlin— Madrid. Zahlreiche neue Flugſchnellverbindungen werden im innerdeutſchen Fernverkehr ge— ſchaffen. Neben den Blitzſtrecken Berlin— Hamburg, Berlin— Frankfurt und Ham— burg— Köln werden ab 1. Mai neue Blig⸗ verbindungen zwiſchen Berlin—-Nürn⸗ berg— München und Berlin- Köln geſchaffen Zwiſchen Berlin und Hamburg beſtehen während der Hauptreiſezeit täglich drei Blitz-Flugkurſe. Erwähnung verdient ferner die ſehr günſtige neue Frühverbin⸗ dung Breslau Dresden— Nürnberg— Stuttgart mit Anſchlüſſen nach München und Marſeille— Barcelona. Da die Deutſche Lufthanſa künftig ausnahmslos auf allen Fernlinien ſchnelle Flugzeuge verwenden wird, erfährt ihr geſamter Flugdienſt im In⸗ und Auslande eine beträchtliche Beſchleunigung gegenüber früheren Jahren. Innerhalb der Reichsgrenzen wird es künftig keine Groß ſtadt mehr geben, die nicht in höchſtens zweidreiviertel Stunden von Berlin aus zu erreichen iſt. Der Sonnkagsflugdienſt wird auf die Linien Berlin—Halle—Leip— 3ig— Frankfurt, Stuttgart- Zürich und Stuttgart Barce— long ausgedent. Dem zwiſchenſtaatlichen Poſt- und Luftexpreßgutverkehr ſtehen auch 15 in dieſem Sommer eine große Anzahl gün⸗ ſtiger Nachtflugſtrecken zur Verfügung. Be⸗ ſondere Erwähnung verdient ſchließlich die Beſchleunigung des Dienſtes auf der deut ſchen Transozeanſtrecke Berlin Stuti⸗ gart Sevilla— Natal Rio de Janeiro Buenos Aires. Die Laufdauer der Sendungen, die bis⸗ her zwiſchen Berlin und Rio de Janeiro etwa vier, bis Buenos Aires rund fünf Tage beanſpruchte, wird künftig durch Auf⸗ nahme des Nachtverkehrs auf den konkinen⸗ lalen Anſchlußſtrecken noch weſenklich be⸗ ſchleunigt werden. Unwetterkataſtrophe. Ein Wirbelſturm mit darauffoſgendem Wolkenbruch ſuchte die Stadt Charlotte(Nordkarolina) und Umgebung heim. Es entſtand ungeheurer Schaden an Gebäuden und auf den Feldern; drei Perſonen wurden getötet Verantwortlicher Schriftleiter: Joh. Martin: verantwortlicher Anzeigenleiter: Joh. Martin; Druck und Verlag: Johann Martin, Viern⸗ heim, Adolf Hitlerſtraße 36; D. A. II. 35. 1135. Zur Zeit iſt die Preisliſte Nr. 3 gültig. Berlin—Halle Leipzig 3 Napoleon als Paſcha Wie es heute noch in Sowjetrüßland plele Ruſſen gibt, die an den gewaltſamen od des letzten Zaren nicht glauben, ſon⸗ dern überzeugt ſind, daß er irgendwo in der Stille bloß abwarte, bis ſeine Zeit gekom— men wäre, ſo bezweifelte man vielfach, als die Kunde von dem Tode Napoleons auf Helena nach Europa kam, die Wahrheit die⸗ ſer Nachricht. Es wollte vielen nicht in den Kopf, daß ein ſo tatenfroher Mann im blü⸗ hendſten Mannesalter von 53 Jahren ein⸗ ſach im Bett ſterben könne. Es entſtanden damals Streitſchriften über den Tod des Korſen, aber es entſtand auch ein Roman, der allen, die von dem Weiterleben des Franzoſenkaiſers überzeugt waren, viel An⸗ regung gab. Der Verfaſſer berichtet darin, wie ein nach St. Helena gekommener Ku- rier des Herzogs von Wellington, der dem Kaiſer ſehr ähnlich ſah, vergiftet wurde und die Leiche Napoleons abzugeben hatte, wäh⸗ rend der Korſe mit der Witwe des Kuriers nach England ſegelte und mehrere Jahre als Geheimſekretär Wellingtons wirkte. Mit einem falſchen Paß reiſte er dann nach Aegypten, wo er einen großen Schatz, den er bei ſeinem ägyptiſchen Feldzug zurückge⸗ laſſen hatte, ausgrub, ſich ein großes Haus jetete und ſchöne Sklavinnen kaufte. Nicht ir ſich natürlich, ſondern für den Sultan, bei dem er ſich mit ſo hübſchen Geſchenken in der Tat vorteilhaft einführte. Ihm gab ſich der Kaiſer zu erkennen, trat zum Islam über, erhielt den Namen„Juſſuph“ und wurde zum Geheimen Obertabakpfeifen- ſtopfer ernannt. Dem Korſen gelang es, die türkiſche Armee auf die Höhe der franzö— ſiſchen zu bringen, vofür er zum Paſcha von wei Roßſchweifen ernannt wurde, auch er⸗ diet er die Prinzeſſin Zoraide zur Frau. Die europäiſchen Mächte bedrohten wie— der einmal die Türkei und hatten vor Na— varino ein großes Geſchwader verſammelt, das die türkiſche Flotte vernichten ſollte. Die Schlacht hatte ſchon begonnen und der größte Teil der türkiſchen Schiffe war ſchon untergegangen, als Napoleon herbeieilte, mit feinem Schiffe direkt auf die gegneriſche Flotte losfuhr und alle ſahen den Korſen in ſeiner grünen Uniform mit dem dreieckigen Hut, wie er auf der Kommandobrücke ſtand, die Arme verſchränkt, den rechten Fuß vor⸗ geſetzt, umgeben von einem Bataillon in der Uniform der kaiſerlichen Garde. dazu erklang die Marſeillaiſe. Kein Schuß fiel bei den Feinden, die eine Viſion zu ſehen glaubten, und ſo entkam die türkiſche Flotte ihrem Untergang. Bald darauf kommt es zum Kriege mit Rußland, die türkiſche Ar- mee erliegt der Uebermacht der Ruſſen, Na— paleon wird gefangen und in Odeſſa in einem Schloſſe bewacht, aber er entrinnt, wird zwar totgeſagt, doch die Eingeweihten wiſſen, er lebt. Wohin er entrovnnen iſt, teilt der Ro⸗ man nicht mehr mit, der ſeiner Zeit vier, Leſer fand und ſeinem Verfaſſer das Zeug⸗ wis eines ſehr phantaſiebegabten Mannes musſtellt. Wirtſchaftlicher Vogelſchutz Aufhängen und Reinigen von Niſtgeräten. Gewiſſe Vogelarten ſind für die Boden⸗ bewirtſchaftung von unſchätzbarem Wert: ſie zücken den Schädlingen im Obſtgarten zu Leibe; ſie verzehren die Kerbtiere, welche die Erträgniſſe der Landwirtſchaft durch zerſtören⸗ den Fraß ſchädigen; ſie bekämpfen die Blut⸗ auger und Schmarotzer, die dem Wohlbefin— den der Weidetiere Abbruch tun und dadurch Milchleiſtung und Fleiſchanſatz erhehlich be⸗ Urheberrechtsschutz: Fünf Türme-Verlag, Halle(Saale) „Warum bringſt du den Brief Fritz Holſten?“ „Er ſollte mir raten. Hier, der Kolles“— ſie wies guf den Rieſen—„muß den Auftrag ausführen, aber vielleicht iſt der Inhalt gefährlich.“ „Gib den Brief her!“ „Herr, gebt Ihr ihn mir wieder? Sonſt iſt der Mann verloren“, bat ſie treuherzig. „Wollen ſehen.“ Er winkte ihr, zu folgen. In einem Wachtraum waren ein paar andere Offi⸗ ziere, darunter ein höherer Offizier. In fliegenden Sätzen erklärte Heemſtede dieſem, was Antje ihm geſagt. Straff aufgerichtet wandte ſich der Offizier nach ihr um, ſah den rieſigen Mann hinter ihr. „Erzähle!“ Er ſtreifte ſie mit kühlem Ausdruck. Zuerſt war ſie verlegen, dann wiederholte ſie, was ſie Heemſtede erzählt hatte. Eine tieſe Spannung kam auf ſeine Züge, dabei durchforſchte er das Geſicht dieſes ein⸗ fachen Mädchens, das ſo ſelbſtverſtändlich vaterländiſch und klug handelte. Der Brief ging von einem zum andern. Einer der Herren hielt die Oblate in die Nähe eines Talglichtes, löſte ſie. „Donnerwetter!“ fuhr der Offizier nach Einblick in das Schriftſtück zurück.„Unglaublich— abredeten Zeichen mit dem Holſtenmüller, jedes Zeichen erläutert— ſtimmt, bis in die Einzelheiten. Ein Teufels⸗ ſtück! Verrat!“ Er erhob ſich und ging ein paarmal haſtig] Herr.“ „Gut! Bringe du uns die Nachricht! Das fällt dann im Raum auf und ab. „Wie kommſt du zu dem Brief? Sag die Wahrheit! eint mage e bewahren durch Verfolgung der dſchädlinge die Forſtwirtſchaft vor Schaden. Dieſe Kerbtiervertilger brauchen Brutſtät⸗ ten in Form von Riſthöhlen oder Niſt⸗ käſten. Meiſen, Kleiber, Spechte, Star, Haus- und Gartenrotſchwanz, Fliegenſchnäp⸗ per, Bachſtelzen, Schwalben und Segler— ſie alle wollen in eigenen Geräten untergebracht ſein. Nur wenn ſie richtige„Wohnungen“ haben, leiſten ſie für den Bodenwirtſchafter unerſetzliche Arbeit. Die neuzeitliche Wirt⸗ ſchafts⸗ und Bauweiſe hat zwangsläufig die vorhandenen natürlichen Niſtſtätten ſtark ver⸗ mindert. Wenn wir uns die Vogelwelt in ihrer vollen Leiſtungsfähigkeit dienſtbar machen wollen, dann müſſen wir vollwertigen und ausreichenden Erſatz für die verlorengegan⸗ genen Brutplätze ſchaffen. An jedem Gebäude, vor allem am Bauernhof, im Stall, an Feld⸗ ſcheunen, auf Weiden, im Wald und im Obſt⸗ garten ſollten daten zechende Vogel- ſchutßgeräte hängen(die meiſten davon kann man nach den Vorlagen des Bayeriſchen Landesſachverſtändigen für Vogelſchutz in Gar⸗ miſch ſelbſt baſteln). Die Niſtgeräte werden, ſoweit das nicht be⸗ reits im vergangenen Herbſt geſchehen iſt, im Monat März, ſpäteſtens aber im April auf⸗ gehängt. Die geeignete Höhe über dem Bo— den beträgt für Meiſenniſthöhlen oder ⸗käſten, die am beſten an Bäumen angebracht wer⸗ den, 2—4 Meter. Die Flugöffnung wird nach Südoſten gerichtet und von Zweigen und be⸗ rührenden Aeſten freigehalten. Je freier der Anflug, deſto eher wird das Gerät angenom⸗ men. Die Höhle ſoll ſich leicht nach vorne neigen, damit das Regenwaſſer nicht in das Flugloch eindringen kann. Die Entfernung der Geräte voneinander beträgt im Obſtgarten etwa 10 Meter, im Wald 50 bis 100 Meter. Handelt es ſich im Obſtgarten um eine Jung⸗ pflanzung, ſo ſchlägt man Pfähle in den Bo⸗ den, die bis zur Krone der Bäumchen reichen und bringt hier das Gerät an. Die künſtlichen Niſtſtätten bedürfen einer ſorgfältigen Pflege, wenn ſie der Vogelwelt gute Dienſte auf lange Jahre erweiſen ſol⸗ len. Nicht ſelten ſtellen ſich Mieter ein, an denen man leine Freude hat. Die Spatzen vertreiben gewalttätig jeden anderen Vogel, ja ſie überbauen ſogar Gelege und Neſthok⸗ ker der Meiſen. Das gleiche tun Weſpen, Hummeln und Horniſſen. Der Eierdieb Sie⸗ benſchläfer dringt gegendweiſe in großer Zahl in die Niſthöhlen ein; noch ſchlimmer iſt das Eichhörnchen. Läſtig ſind für den Vogel die kleinen Quälgeiſter, die er ſelbſt in die Brut⸗ ſtätten verpflanzt: Läuſe, Flöhe, Milben. Dazu kommt, daß die meiſten Höhlenbrüter auf das alte Neſt bei jeder Brut wieder ein neues bauen, ſo daß bisweilen 3 oder 4 über⸗ einanderſtehende Neſter den Brutraum voll⸗ ſtändig ausfüllen. So braucht es nicht wun⸗ derzunehmen, wenn eines Tages die früher beſetzten Geräte nicht mehr bezogen werden. Da hilft nur fleißige Nachſchau und ganz gründliche Reinigung. Deshalb darf es nicht verſäumt werden, ſpäteſtens im März, ſoweit es nicht bereits im letzten Herbſt geſchehen iſt, alles Geniſt aus den Höhlen und Käſten zu entfernen. Sollten bei der Reinigung Fle⸗ dermäuſe gefunden werden, dann huͤte man ſich, dieſelben zu entfernen, da ſie ebenſo nütz⸗ lich ſind, wie die meiſten heimiſchen Vögel. Wieder ein Abſturz um Walſerkal. An den Gottesacker-Wänden im Kleinen Walſertal iſt ein Münchener Student beim Skilaufen verunglückt. Eine bei der Rettungsſtation in Riezlern anrufende Skiläuferin meldete, daß der Student in das etwa 100 Meter tiefe Höllenloch, das jedem Skifahrer bekannt iſt, hinabgeſtürzt ſei. a e 8 letzten.“ räten will?“ unſere ver⸗ bringſt du uns.“ weniger auf.“ Langſam erzählte ſie: Ihre unbegreifliche Verleum⸗- dung als Diebin, die Entlaſſung, und in unſäglicher die Straße getrieben und ſie durch Zufall mit dieſem Rieſen zuſammengekommen war, der ihr zu eſſen gegeben 422 und ſich ihrer angenommen hatte. Manches ſchien abenteuerlich genug. Doch war die Zeit anders als ſonſt; überall gab es nie geahnte Not, Arbeits- loſigkeit, gab es Hunger, Verzweiflung und Sichvergeſſen. Und aus ihren Worten klang heiße Vaterlandsliebe, die helfen wollte, um jeden Preis. Auch ſchloß ſie mit warmen Worten für den Kolles, der mit geneigten Schultern wie ein Schuldiger daſtand. „Du verteidigſt den Menſchen, der ſein Vaterland ver⸗ „Herr, Hunger tur weh und... er hatte Alkohol ge⸗ trunken, wußte nicht, wozu ſie ihn brauchten. Er iſt kein Spion!“ ſagte ſie feſt, und Kolles nickte. Sprechen konnte er nicht vor dieſen Menſchen. Etwas Dickes quoll ihm in die Kehle, das ihm faſt das Atmen benahm. Und eine Bewunderung erfaßte ihn für Antje, die für alles Worte fand, ſogar hier, wo ſie fremd war. Die Männer ſahen ſich an. Hier galt es zu handeln, ohne Zögern, geſchickt und klug. Der Briefinhalt wurde durch ein dünnes Reispapier aufs genaueſte, haarſcharf abgezeichnet und mit größter Sorgfalt mit der Oblate wieder verſchloſſen. „Beſorge den Brief!“ befahl der Offizier dem Kolles. „Die Antwort müſſen wir vor den anderen erhalten; die Schweigſam nickte der Kolles. „Wenn man ihn hier findet, iſt der Kolles verloren, Selbstmord eines Vier zehnjährigen. In Budghagel erſchoß ſich ein vierzehnjäh⸗ riger Volksſchüler in einer Scheune. Was den Jungen, deſſen Vater vor drei Wochen geſtorben iſt, in den Tod getrieben hat, iſt nicht bekannt Gewiſſe erbliche Anlagen, die bereits bei Vater und Großvater in Erſchen⸗ nung getreten waren, dürften mitinrechen. Eine Stadt der Märchen Reſſebrief aus Odenſe, der Geburksſiadt Anderſens. Odenſe, im März 1935. Die Geburtsſtadt Hans Chriſtian Anderſens klingt und webt durch die Märchenwelt des Dichters. Wer dieſe Mär— chen in der Jugend geleſen, für den leuchtet Odenſe aus der Erinnerung wie eine trau— liche Kleinſtadt, die von einer ſagenumwo— benen Vergangenheit träumt. Aus der Tiefe ihres Bächleins tönt der Klang der verſun— kenen Glocke und vor den Toren braut das Moorweib im Nebel. Störche und wide Schwäne ziehen über das Städtchen hin.. Das Odenſe von heute iſt eine Stadt von über 70 000 Einwohnern. Mit amerikaniſcher Schnelligkeit ſchoſſen große Geſchäftshäuſer und Verwaltungsgebäude aus dem Boden, ein prächtiger Park empfängt uns am Haupt⸗ bahnhof, aus Moor und Sumpf wurden Gärten und Promenaden. Die elektriſche Straßenbahn klingelt durch wimmelnde Ver— kehrsadern und elegante Villenviertel. Aber durch dieſe werdende Großſtadt zieht ſich un⸗ aufdringlich und doch unverwiſchbar dle 1000 jährige Vergangenheit mit Dom. Kloſter und alten Kirchen, und niedrige verwitterte Häuslein ducken ſich dicht bei wuchtenden Neubauten, das iſt das Odenſe der Märchen von Hans Chriſtian Anderſen. Der junge Hans Chriſtian wohnte von 1807 bis 1818 in einem niedrigen Haus der Munkemölleſträde. der Mönchsmühlenſtraße. Ins Mittelalter weiſt ſchon der Name. Nur Stube und Küche hatte hier der Schuſter Anderſen und ſeine Ehefrau Anne Marie, die ſpätere Wäſcherin am Odenſebach, die in der Kälte gern ein Schnäpschen trank und darum—„Sie taug⸗ te nichts!“ In der Munkemölleſträde legte der Junge ſich die erſten Anſätze ſeiner Mär— chen zurecht, die den Zinnſoldaten lebendig werden und das Küchengerät wie Menſchen ſprechen laſſen. In einem anderen Stück des alten Odenſe, der Hans-Jenſen-Sträge, liegt ein beſcheide— ner Bau, der als Anderſens Geburtshaus bezeichnet wird, Hier und in einem daneben— liegenden Hauſe iſt das Anderſenmuſeum untergebracht, eine Sammlung von Bildern, Briefen, Manuſkripten und Dokumenten, von Möbeln, Gebrauchsgegenſtänden, Erinnerun— gen und Orden. Das Muſeum iſt Sommer und Winter das Ziel von ganzen Karawa— nen, die hierher wie zu einem Mekka des Märchens pilgern. Tauſende von Deutſchen ſind darunter und ein umfangreicher Katalog in deutſcher Sprache iſt vor kurzem er— ſchienen * Die ganze Gewalt der Kindheitserinnerun— gen packt uns in dieſem Hauſe. Zwei Stun⸗ den hatten wir für das Muſeum vorgeſehen, vier wurden es. Den Mittagszug nach Kopen hagen verſäumten wir, denn das Märchen hielt uns im Bann wie einſt. Es war einmal Im kleinen Schrank des Sextaners lag ein altes Buch, zerfetzt, zerleſen, von kleinen Händen beſchmiert— Anderſens Märchen. nn r eln N 2 8 eee 5 2 Entweder iſt dies Mädchen ein Engel und reitet uns— oder ein Teufel, der Arges im Schilde führt“, flüſterte er den Herren zu.„Wir brauchen klare Sicht, bis zum „ fbagte ſie; Es ließ uns träumen von dem armen Kna⸗ ben, der aus der Schuſterwerkſtatt auszog in die weite Welt, das Glück zu ſuchen, vor dem häßlichen jungen Entlein,„den grime Elling“, wie der däniſche Titel lautet. Am 4. September 1819 verließ der hoch⸗ aufgeſchoſſene Vierzehnjährige ſeine Heimat, um mit der Poſt nach Kopenhagen zu reiſen. Ein großes Gemälde im Muſeum zeigt, wie der Schwager, der Poſtillon, ihn ohne Fahr⸗ ſchein für ein Trinkgeld aufladet. Andere Bilder zeigen die Menſchen, die in der Hauptſtadt zuerſt in ſein Leben traten, die königliche Solotänzerin Schall, die ihn als verrückt hinauswies, den Komponiſtei Weyſe, der ihn zunächſt unterſtützte, und dann ſeinen Wohltäter, den Theaterdirektor Collin, der die Begabung des Jungen er— kannte und ihn das Gymnaſium beſuchen ließ. Wir ſehen Anderſens ärmliches Zimmer in der Ulkeſträde, der Kaulquappenſtraße, wo damals Kopenhagens leichtfertige Frauen wohnten, wir ſehen den vergilbten formloſen Wiſch, der ihn aus dem könig⸗ lichen Theater entließ. Anderſen war keine Kampfnatur, kein Eroberer von Frauenherzen. Manchen Be— ſuch unternahm er dazu, immer war es ver geblich. Das Muſeum beſitzt den Veilchen ſtrauß, den er 1830 der braunäugigen Ri— borg Voigt verehrte und das waſchlederne Beutelchen, das man mit einem Brief der Riboug auf der Bruſt des toten Dichters fand. Man ſieht auch das Bild ſeiner zwei⸗ ten Liebe, der Luiſe Collin, deren Kindern er ein gerngeſehener Onkel wurde. Und dann das Bild der dritten, der Sängerin Jenny Lind, Schwedens unſterblicher Nachtigall, deren Antlitz jeden Mann betören mußte. Seine Märchen„Die Nachtigall“,„Der Engel“ und „Unterm Weidenbaum“ gehen auf Jenny Lind zurück. 29 mal hat Anderſen das Ausland beſucht, faſt ſtets ging die Reiſe über Deutſch⸗ land. Die nationalen Reibungen in den vierziger Jahren hinderten nicht ſeine Ve— ſuche bei den Schleswig-Holſteinern. Der erſte Orden, den der Dichter erhielt, war der preußi⸗ ſche Rote Adler, der im Muſeum neben den Verleihungsurkunden des bayeriſchen Maximiliansordens und der Ernennung zum Komtur des ſächſiſch⸗-weimariſchen Weißen Falken liegt. Der arme Schuſtersſohn war ſo zu den höchſten Ehren gelangt. Eine Fülle von Do⸗ kumenten und Adreſſen gibt Zeugnis davon, in deren Menge uns eine prächtige Wid⸗ mung des Vereins„Berliner Preſſe“ ins Auge fällt. Die größte Ehrung und Freude für ihn war es aber wohl, als man ihm am ſiebenzigſten Geburtstag ſeine„Geſchichte einer Mutter“ in fünfzehn Sprachen überreichte. Seitdem hat ſich die Zahl der Ueberſetzungen auf über 30 vermehrt, dar⸗ unter Arabiſch, Japaniſch, Chineſiſch und Grönländiſch. Das Muſeum enthält all dieſe Ausgaben reich illuſtriert. Aus der ſtillen Hans-Jenſen⸗Sträde tritt man wieder hinaus in menſchenerfüllte Ge⸗ ſchäftsſtraßen. Die Autos rattern, der Lärm des Tages umfängt uns, aber noch lange hören wir ihn gar nicht. Uns iſt es, als klänge es leiſe aus der Tiefe des Odenſe⸗ baches wie verhaltenes Glockengeläut und wie Zaubergeſang der Nixen. Dr. Konrad Döring. —„In die Kaſerne.“ „Herr Rittmeiſter verzeihen! Ich wüßte einen ſichereren Weg: Fräulein Geeſtenbrück wird uns beſtimmt den Ge⸗ fallen tun und den Brief zu uns beſorgen oder ihn für uns durchleſen.“ „Die Tochter des Senators?“ fragte der Rittmeiſter. Scham, leiſe, kaum hörbar, wie letzte Verzweiflung ſie auf„Ja!“ „Sie verkehren viel bei Geeſtenbrücks?“ „Alte Jugendfreundſchaft.“ „Ja! Das iſt vollkommen harmlos. Wie ſollen wir dem Mädchen danken?“ Er griff in die Taſche. „Herr, wenn ich arbeiten könnte!“ „Halt! Mir fällt etwas ein. Warte!“ Heemſtede ſetzte ſich hin und ſchrieb haſtig einen Brief an Amalie.„Geh ſogleich hin und übergib ihn Fräulein Amalie Geeſten⸗ brück. Du weißt, wo der Senator wohnt?“ „Ja!“ nickte ſie. „Ich denke, du kannſt dort bleiben, bis die Antwort von der anderen Seite kommt. Und wenn du nicht weißt, was damit tun, fragſt du Fräulein Amalie!“ Heemſtede reichte ihr den Brief. „Nimm! Du haſt uns einen großen Dienſt erwieſen!“ Der Rittmeiſter gab ihr ein Geldſtück. „Dafür nehme ich kein Geld!“ ſchüttelte ſie mit dem Kopfe.„Komm, Kolles!“ Sie ging mit einem Knicks ins Freie, während der Rieſe ungeſchickte Bewegungen mit ſeinen Fäuſten machte und die Mütze ein wenig verrückte. Draußen wiederholte ſie ihm: „Die Antwort bringſt du mir zu Senator Geeſtenbrück.“ „Hm! Ja!“ knurrte er. Ehe er Weiteres ſagen konnte, war ſie wieder im Boot. Bedächtig trabte er hinter ihr her. ** 8 205 „Tolle Sache! Werden erſt mal erforſchen, wieweit die Angaben des Mädchens ſtimmen. Wenn es ſtimmt, haben wir einen famoſen Fang getan; Fühlung bekommen mit dem verwünſchten Unbekannten, der uns immer entwiſcht iſt. Klug gehandelt von ſolch einfachem Mädchen.“ Fortſetzung folgt.) FEE —— K—— Urheberrechtsschutz: Fünf Türme-Verlag, Halle(Saale) 2 Nachdruck verboten. Bis jetzt hatte er nichts von ſich hören laſſen. Bis dahin nicht. Aber eines Tages würde er da ſein. Von der Tragödie in Schloß Hartlingen wußte er nichts, denn ſonſt wäre er längſt gekommen, hätte er ihn keine Minute länger allein gelaſſen. Blau und hell zuckte ein Blitz auf. Ein grollender Donner rollte langgezogen nach. Das Teehaus war ſaſt iaghell beleuchtet. Der Regen klatſchte zur Erde nieder, und der Sturm heulte in den Lüften. Durch Nacht und Unwetter ſchritt der einſame Schloß⸗ herr von Hartlingen. Der Park war groß. Man konnte ſich, in trübes Nach⸗ denken verſunken, auf Stunden in ihn verlieren, wenn man den Park durchwanderte. Graf Hartlingen blieb ſtehen. Er war, ohne daß er es beobachtet hatte, auf der Anhöhe angekommen, die Lelias Lieblingsplatz geweſen war. „Mich ſtört nur eines an dieſem wunderſchönen Fleck⸗ chen hier oben“, hatte ſie einmal geſagt. Und dann hatte ſie hinzugeſetzt: „Daß man von hier aus den Friedhof von Dorf Hart⸗ Ungen ſieht. Das ſtört mich. Ich kann nichts von Tod und Sterben hören und ſehen. Ganz elend wird mir dann zumute.“ „Ja, Kind, liebes, dann ſuch' dir ein anderes Lieblings- plätzchen aus. Der Park iſt idylliſch genug, und du findeſt ſicher etwas anderes“, hatte er lächelnd geſagt. Es war aber doch bei dieſem Lieblingsplatz geblieben. Dieſen Platz hatte er bis jetzt gemieden. Weil er ver⸗ meinte, es nicht ertragen zu können, wenn er hierher ginge, wo Lelias ſchlanke, biegſame Geſtalt ſich ſo oſt auf die weiße Bank ſchmiegte. Die Hand des Grafen Hartlingen ſtrich über die naſſe Lehne der Bank. Ganz feſt gruben ſich ſeine Zähne in die Unterlippe. Der wütende, wahnſinnige Schmerz kam wieder. „Lelia!“ Der Mann keuchte es. Grellgelb leuchtete es drüben auf. Der Donner rollte in nächſter Nähe. Der Friedhof mit den hochragenden alten Lebensbäumen war hell erleuchtet. Und— war das nicht das große goldene Kreuz auf der Gruft derer von Hartlingen? Dort— ſchlief Lelia! Lelia, die ihn allein gelaſſen. Die ſo rätſelhaft ſtarb! An deren weißem, ſchlankem Hals man Würgmale fand. Dieſe Male hatten genügt, um ihn, den Gatten, in den Verdacht zu bringen; er könne— ſeine— Frau— Un⸗ ſinn—1 Die Menſchen waren ja wahnſinnig. Er, der Lelia ſo geliebt hatte, er ſollte ſie umgebracht haben? Indizien, die aber nicht ganz genügten! Er war, von wilder Sehnſucht nach Lelia getrieben, viel eher von der Zuſammenkunſt in der Hauptſtadt fort⸗ gefahren. Lelia allein daheim! Sie würde ſich langweilen. Was ſollte er auch hier? Was gingen ihn die Maß⸗ nahmen der Regierung an, gegen die die Agrarier prote⸗ ſtieren wollten? Er mußte heim zu Lelia. Sie ſollte ſich nicht langweilen, ſie ſollte glücklich ſein! Dieſe vorzeitige Rückkehr war ihm zum Verhängnis geworden. Man verdächtigte ihn! Behielt ihn wochenlang, monatelang in Haft, ſprach ihn dann frei. Aber für ſeine Mitmenſchen blieb er der Ver⸗ vächtigte. Vielleicht hatte er es doch getan? Ganz deutlich las er dieſe Frage auf den Geſichtern der Nachbarn, wenn die ſich auch Mühe gaben, zu ihm zu halten. Er zog ſich zurück. Von allen! Er entließ die Dienerſchaft. Er behielt nur den alten Kaſtellan und deſſen Frau bei ſich. Wälder, Wieſen, Felder, Gewäſſer verpachtete er. Der alte Rentmeiſter drüben verwaltete alles gewiſſenhaft. Er aber lebte wie ein Einſiedler dahin. Er empfing 185 75 * Zweites Kapitel. An einem kalten Januartage kam ein etwas alt⸗ modiſcher Schlitten im Schloßhof von Hartlingen vor⸗ gefahren. Dem Gefährt entſtiegen zwei Herren. Beide grau, hager, groß und verwittert. Sie blickten ſich viel⸗ ſagend an, als ſie nach längerem Warten noch immer von keinem Menſchen in Empfang genommen wurden. In der Halle ſtand dann plötzlich, wie aus dem Boden gewachſen, der alte Gormann vor ihnen. „Herr Graf zu Hauſe? Ja? Dann melden Sie den Graſen Eno Hartlingen und den Geheimrat Welſer.“ „Herr Graf empfängt niemand.“ Klar, hart ſchnitt die Stimme des alten Dieners in die Stille der ſchönen, alten Halle. „Ich bin der Onkel des Herrn Graſen. Mich wird er ganz beſtimmt empfangen“, ſagte Eno Hartlingen; aber der Zorn ſtieg ihm in die Stirn, weil er ſich hier mit einem Diener ſtreiten mußte. „Was gibt es, Gormann?“ Die große, breitſchultrige Geſtalt Rudolf Hartlingens ſtand in der Tür. „Ah, das iſt ja ausgezeichnet! Denke dir, Diener will mich nicht anmelden!“ „Er hat Inſtruktionen! Ich habe mich noch nie im Leben wieder ſo auf einen Menſchen verlaſſen können wie auf ihn. Da ich aber nun einmal hinzugekommen bin— mit was könnte ich dienen?“ Graf Eno blickte etwas ratlos auf ihn, dann auf ſeinen Begleiter. Endlich ſtotterte er: „Könnte man nicht— ich weiß doch nicht— ob man hier— es iſt eine ſehr wichtige Angelegenheit.“ Ueber das düſtere Geſicht des Grafen Rudolf zuckte es zornig; doch höflich⸗kühl ſagte er: „Gormann wird draußen warten. Wir können alſo hier ſehr gut beſprechen, was zu beſprechen iſt. Nur möchte ich aufmerkſam machen, daß ich bei dieſer Unter⸗ redung nicht länger als eine Viertelſtunde zur Verfügung ſtehen kann.“ Graf Eno zuckte zuſammen. Gormann verließ die Halle und ſtellte ſich draußen in dem kleinen Vorraum auf, der die Halle von der breiten Freitreppe trennte. Die Hand des Schloßherrn zeigte nachläſſig auf die Stühle, die um einen ſchweren, achteckigen Tiſch ſtanden. Zögernd nahmen die Herren Platz. Ruhig wartete Rudolf von Hartlingen, was man wohl von ihm verlange. Graf Eno blickte den Geheimrat an, und dann ſagte er haſtig: „Lieber Rudolf, die unliebſamen Dinge der letzten Zeit liegen zwiſchen uns! Ich will das vergeſſen, ich habe nur dein Wohl im Auge, wenn ich heute mit Geheimrat Welſer hierhergekommen bin. Kurz und gut— der Geheimrat möchte dir raten, dich in eine Nervenheilanſtalt zu be⸗ geben!“ „Warum? Ich ſehe keinen Grund für mich.“ Graf Eno erhob ſich. Er trat von einem Fuß auf den anderen, dann raffte er allen Mut zuſammen und ſagte: „Wenn du ſelbſt nicht das Bedürfnis haſt, ſo tue 28 um des Namens willen, den wir alle tragen!“ „Ach ſo! Jetzt erſt verſtehe ich dich. Trotzdem muß ich dir ſagen, dein Weg war umſonſt. Ich lebe, wo es mir gefällt.“ Kalt, ſpöttiſch klang die tiefe Männerſtimme. Graf Eno richtete ſich zu ſeiner ganzen hageren Größe auf: „Du haſt etwas Rückſicht auf die Familie zu nehmen, denke ich!“ ſagte er ſcharf. Ein hartes Lachen. „Die Familie? Oh, die bat ſich ja gleich damals von mir zurückgezogen. Es iſt mir gar nicht recht, daß ſie ſich plötzlich wieder auf mich beſinnt, die liebe Familie!“ „Herr Geheimrat! Könnten Sie nicht eingreifen? Mein Neffe iſt krank.“ Graf Eno ſagte es. Graf Rudolf ging zur Tür, öffnete ſie weit, ſagte: Rudolf, dein niemand mehr, und er ging zu niemand. Voll Grauen betrachteten die Leute aus den umliegen⸗ den Dörfern das herrliche, alte Schloß. „Was mag ſich dort wohl alles abgeſpielt haben?“ In den Stuben der Bauern und der anderen Dorf⸗ bewohner wurde dieſe Frage an den langen Winter⸗ abenden immer wleder akut, So leicht beruhigten ſich die aufgeregten Gemüter nicht. Von dem Schloßherrn von Hartlingen aber ſah und börte man nichts. Und wenn der alte Kaſtellan am Abend die Fenſter nachſah, dann meinten die Dorfleute, es ſei der Geiſt der jungen, ertrunkenen Frau! Mit brennenden Augen blickte Rudolf Hartlingen hinüber, wo der Dorffriedhof ſich befand, und wo Lelia ruhte. Seine Hand krallte ſich um die Lehne der Bank. „Lelia, wie ſtarbſt du, und wer— hat es getan? Mit wem haſt du vor deinem entſetzlichen Tode gekämpft! Oder— baſt du dir die Male in deiner Todesangſt ſelbſt beigebracht!“ Graf Hartlingen fragte es vor ſich hin, Uuchtete es auf. und ringsum „Gormann, die Herren wünſchen, hinausbegleitet zu werden!“ Er verbeugte ſich leicht und überließ die beiden Herren ſeinem alten Gormann. „Unerhört!“ ſagte Graf Eno.„Man wird dann eben ſchärfere Maßnahmen ergreifen müſſen. Er iſt ja irr⸗ ſinnig.“ Gormann ſpitzte die Ohren. Er ſah letzt beinah aus wie ein alter böſer Hund. Aber er wartete in demütiger Haltung, bis die beiden Herren gehen würden. „Ich hätte das Stammſchloß ſo gern für meinen Sohn. Der bier iſt ja imſtande und verkauft es noch zu einem Spottpreis an einen gänzlich fremden Menſchen!“ ſagte der Graf. ö Mit kleinen, komiſchen Schrittchen trippelte der alte Arzt neben ſeinem alten Freunde her. Er ſagte jedoch nichts in Gegenwart des alten Dieners. f Höflich ſchloß der Diener dann die Tür des Gefährts. Er blieb noch ein Weilchen ſtehen und ſah den Davon⸗ fahrenden nach. In ſeinen treuen Augen war tiefe Trauer. War— er— es am Ende nicht auch wirklich? Erschrocken duckte ſich Gormann. Erſchrocken vor den eigenen Gedanken. g Krank? Nein! f Man ſollte einen Menſchen, der ungeheures Leid er⸗ trug und allein zu ſein wünſchte, auch allein laſſen. Die Familie des Herrn Grafen aber dachte wahrſchein⸗ lich anders. Wenn er krank war, dann konnte hier ein anderer Hartlingen wohnen!. Das war es, was ſie wollten. Das und nichts anderes! Es mochte immerhin ſein, daß ſie glaubten, gleichzeitig den Makel mit abwaſchen zu können, der durch den furcht⸗ baren Verdacht bis jetzt noch auf dem Namen Hartlingen ruhte. Sie würden dann ſagen können: 70 „Ja, unſer Neſſe iſt wahnſinnig. Sollte er die Tat wirtlich begangen haben, was wir keineswegs glauben, ſo wäre das Rätſel ja gelöſt. Geiſtige Umnachtung! Nun, nun, wir haben ihn in Sicherheit gebracht. Er tut uns furchtbar leid, unſer armer Neſſe, ſo ſehr leid tut er uns.“ So würden ſie ſprechen, ſie alle, die den Namen Hart⸗ lingen trugen. Und dabei würden ſie ſein Hab und Gut einſtreichen! Das würde der zweite Schlag ſein, führten. Gut ausgedacht! Aber— ſchwer ausführbar. Man konnte den Herren Graſen doch nicht gewaltſam—! Dem alten Gormann ſtockte der Atem. Er erinnerte. ſich, daß er einmal in einem Buche geleſen habe, wie man einen Menſchen, der einem unbequem geworden war, ins Irrenhaus ſperrte. Ob— man das etwa hier in dieſem Falle auch ſo hatte machen wollen? i Der Herr Graf hatte die beiden ſchön an die Luft geſetzt. Das war ihnen ſehr geſund geweſen. Gormann ging zum Tor und ſchloß es ſorgfältig zu. Dabei ſchlug ihm das Gewiſſen. Er hatte das Tor leider offen gelaſſen, weil ja doch nie jemand hierher kam. Und er hatte dann ins Dorf zu ſeinen Eintäufen fahren wollen. Er würde es aber beſtimmt nicht wieder eher öffnen, als bis er fuhr. Beſtimmt nicht wieder. Der Herr Graf würde ſehr ungehalten ſein. Mit Recht würe er das. Gormann rüttelte zum Ueberfluß nochmals an dem großen, ſchmiede⸗ eiſernen Tor, aber es war ganz, ganz feſt zu. Gormann ging mit ſeinem ſchlürfenden Schritt inn Schloß zurück. den ſie gleich mit⸗ 4* Unterdeſſen fuhr der Schlitten am Walde dahin. Mit verbiſſenem Geſicht lehnte der alte Graf Hart⸗ lingen in ſeiner Ecke. Der Geheimrat drehte ſeine Zigarre, die längſt kalt geworden war, zwiſchen den Fingern. Er ſah ſehr nachdenklich aus. Plötzlich ſagte der Graf: „Sie haben mich glänzend Doktor! Wiſſen Sie das?“ Und der Geheimrat antwortete: „Ich kann einem völlig geſunden Menſchen nicht ein⸗ reden, daß er geiſteskrank iſt!“ „Völlig geſund? Mein Lieber, Sie irren ſich! Graf Hartlingen iſt krank. Wie könnte er ſich ſouſt von aller Welt zurückziehen? Er lebt nur mit dieſem alten Diener und deſſen Frau in dem großen, ſchönen Schloß. Iſt das etwa keine Manie— he?“ Der Geheimrat hob die Schultern hoch, und da ſah er wie eine vertrocknete Mumie aus der dicken Decke hervor. Er ſchüttelte den Kopf. „Weshalb ſoll er ſich das Schloß voll Leute nehmen. wenn ſie ihm nun mal alle zuſammen zuwider ſind?“ Der Graf ſchwieg. Aber der Blick ſeiner Augen wa“ mit zornigem Schmerz auf die verſchneiten Wälder ge richtet. Plötzlich vergaß er allen Groll gegen den alte; Arzt. Er beugte ſich zu ihm: Lieber Doktor, ein Vermögen liegt allein an den Wäldern brach! Er läßt nichts ſchießen hier, und gerade hier gibt es prachtvolles Wild.“ „Ich denke, er hat alles verpachtet?“ „Dieſe Wälder hier nicht. Die drüben links liegen, die hat der Gutspächter von Hartlingen mit.“ „Schade iſt's natürlich“, lenkte auch der Geheimrat ein „Sehen Sie das wenigſtens ein? Das freut mich. Wenn er einmal wie ein Einſiedler lebt, dann iſt es doch für ihn ganz gleich, wo er dieſes weltabgewandte Daſein führt?“ Der alte Arzt dachte ein Weilchen nach. Dann fragte er: „Hat Graf Rudolf die Frau eigentlich geliebt?“ „Rein toll! Darum eben bleibt es ein ewiges Rätſel, warum er es getan hat.“. „Er hat es nicht getan, und es iſt ſehr traurig, daß ſeine Familie es nicht bei dem damaligen Unrecht, ihn für einen Mörder zu halten, bewenden läßt.“ Graf Eno Hartlingen war ſtarr. Welſer! Sein Freund und Berater ſeit langen Jahren! Er hatte Rudolf jetzt das erſtemal geſehen, und nun ſtellte er ſich ohne weiteres auf ſeine Seite!: „Er iſt ein tiefunglücklicher Menſch; aber niemals hat dieſer Mann ſich zu irgendeiner Tat hinreißen laſſen, für die ihn die Menſchen verurteilen dürften“, ſagte der alte Arzt noch. Es hätte dieſes Zuſatzes nicht bedurft, Graf Eno ſprach ſowieſo nichts mehr. Wenigſtens ſo lange nicht, wie ſie ſich im Schlitten befanden. Daheim in Hellmannshagen gab es allerdings noch eine lange Debatte, und eine kleine, alte Dame meinte: „Ich hab' es ja immer geſagt, daß ihr alle zuſammete verrückt ſeid, weil ihr ihn dieſer feigen Tat auch nur für fähig halten konntet.“ Es war Tante Malchen, die Schweſter des Hausherrn. Benno, der jüngſte Sohn Graf Enos, ſaß mit ſchlack⸗ ſigem, nichtsſagendem Geſicht daneben. Aber er ſagt: „Wenn man ihn entmündigt, wenn ein Familienrat über ihn beſchließt, daß er einzuſperren iſt, wird im Stich gelaſſen, lieber Er wußte jetzt genau, wo das alles hinaus ſollte. Man wollte ſeinen geliebten Herrn für irrſinnig ausgeben! teiner groß helfen können.“ deri 18 eint, beſonderer Berückſichtigung der ungeheuren und vor allem raſch zu überwindenden Hö⸗ benunterſchiede, denen ein Flieger ausge— letzt iſt. Die praktiſchen Vorſchläge aus die⸗ 8 ſen Unterſuchungen ſind, daß Flieger grund⸗ ſätzlich von 4000 m Höhe ab Sauerſtoff⸗ Pufuhr zur Verfügung haben müſſen, daß 5 an iſſche Fragen und Aufgaben unter Heute Donnerstag zum letzten Male im Central⸗Film⸗Palaſt. Um nicht Geringeres handelt es ſich, als um die deutſche Jugend, ihr Fühlen und Sehnen, ihr Ringen und Suchen, ihre Arbeit, ihre Freude, ihre Liebe und ihr Leid. Ein Einzelſchickſal wird herausgeſtellt, wie es in den letzten Jahren hundertfach in allen Schichten und Schattierungen unſeres Volkes ſo unendlich viele im Kampf ums täg⸗ liche Brot durchkoſten mußten und leitet dann in großen Zügen über zur wahren edlen Volks⸗ verbundenheit. „Ich für dich— du für mich“. Es gibt kein ſchöneres Ideal und kein edleres Ziel! Welche Fülle von Geſchehniſſen zieht in dieſem Film an unſeren Augen vorüber. Aus einem ſchier unerſchöpflichen Born menſchlicher Schickſaale in ihren Höhen und Tiefen bringt die Handlung in nicht zu über⸗ bietender Variation immer neue Steigerungen bis zum dramatiſchen Höhepunkt. Sie gewährt zunächſt einen Einblick in das Leben und Treiben eines Frauenarbeits- dienſtlagers, zeigt, wie ſie alle zuſammen⸗ kommen, die Aerztin, die Hausangeſtellte, die Stenotypiſtin, die Verkäuferin— aus allen Schichten und Ständen, die eine friſch und fröhlich, die andere noch erfüllt von den Sorgen des Alltages oder gar belaſtet mit Vorurteilen bis ſchließlich das hohe Lied der Kamerd⸗ ſchaft aufklingt in gegenſeitigem Verſtehen. Und dabei wird jeder einzelne in ſeinem; Denken und Fühlen gezeigt 8 u ſo, wie er als Menſch iſt. Menſchen, verzweifelt im Daſeinskampf, in der Gefahr, ſich ſelbſt zu verlieren, Men— ſchen, welche die Freude und das Leid der Liebe zu erfahren haben, Menſchen, die ihren Inſtinkten und Trieben zu erliegen drohen und ſchließlich doch geläutert werden, Menſchen, die voller Daſeinsfreude den Kampf um eine neue Exiſtenz aufgenommen haben und mit Humor und Frohſinn das Leben zu meiſtern ſuchen vorüber. Um nicht nur in einſeitiger, ernſter und nachdenklicher Form neue Wege aufzuzeigen, hat Carl Froelich dieſen neuen Film mit ſo viel urwüchſigem, derbem Humor geſpickt, daß Schlag auf Schlag wahr Lachſalven entfeſſelt werden. gas iſt ein Film der heutigen Jugend, ein Film, deſſen Handlung von Anfang bis zum Ende unerhört packend und dabei luſtig und jederzeit ſpannend iſt. f Ein Film, der das Leben ſchildert, ſo wie es heute iſt, wie es heute die Jugend geſtaltet. Eine Jugend, die aufwächſt, aufblüht unter der Idee der Volksgemeinſchaft, in der einer für den anderen ſteht und einſteht:„Ich für dich— du für mich“. ö Niemand darf fehlen. Man muß dieſes Filmwerk geſehen haben der Menſch und die Höhenluft Bon der Tagung der Deutſchen Geſellſchaft für innere Medizin. Wiesbaden, 28. März. Auf der alljähr⸗ lich in Wiesbaden ſtattfindenden Tagung der Deutſchen Geſellſchaft für innere Medi zin wurden aeronautiſch⸗medizi⸗ niſche Fragen erörtert. In dem erſten Referat ſprach Dr. Schubert⸗Prag über die Belaſtung des menſchlichen Körpers im Hochlefſtungs flug, und zwar unter . im allgemeinen nur jugendliche Indi⸗ 1 0 mit elaſtiſchem Gefäßſyſtem, alſo bis höchſtens 30 Jahre, für den Hochlei⸗ ee geeignet ſind, und daß an die Kreislaufprüfungen bei den Fliegern, be⸗ ſondere Anſprüche geſtellt werden müſſen. Als zweiter Referent ſprach Dr. Dirings⸗ hofen-Verlin über„Luftfahrt⸗medi⸗ de onderer. Berückſichtigung der Beſchleuni⸗ leren Die Ausführungen des zweiten Re⸗— eſſeind waren beſonders intereſſant und ſllleerd, weil der Vortragende ſelbſt Kunst. lieger iſt und die Beobachtungen meiſt an malle ziehen hier an unſeren Augen 15 ſelbſt im Hochleiſtungsflugzeuo gemacht it Loltig⸗Hamburg: biologiſchen und pfychiſchen Eigeſl ſchaften ſind Vorausſetzung für die Flie⸗ glertauglichkeit?“ wurde vor allem die nerpöſe und ſeeliſche Inanſpruchnahme gewürdigt. Eine wertvolle Ergänzung der Vorträge waren die Ausführungen von Dr. Hart— mann-Berlin, der als Teilnehmer an der deutſchen Himalaja ⸗Expedition im Jahre 1931 über die Wirkung großer Hö— hen nach Anpaſſung berichtete Die Teil nehmer des Spitzentrupps, die 6 bis 7 Wo chen in Höhen über 6000 Meter gelebt hät— ten, zeigten einen Gewichtsverluſt von 30 bis 50 Pfund. Trotzdem hätten die Muskel⸗ kräfte nicht weſentlich nachgelaſſen. Der Gewichtsverluſt wäre alſo in der Hauptſache als Waſſerverluſt durch das Abdunſten von Waſſerdampf durch die Lungen beim At⸗ men der kalten und trockenen Höhenluft zu⸗ ſtandegekommen. i Zum Abſchluß des Berufswettlampſe⸗ Frankfurt a. M., 28. März. Die Be⸗ wältigung der Arbeiten bei dem diesjährigen Reichsberufswettkampf ſtellt unvorſtellbare An⸗ forderungen an die Veranſtalter. Die Betei⸗ ligung war ſowohl in Frankfurt mit nahezu 9000, als auch im ganzen Gau Heſſen⸗ N aſſau mit annähernd 40 000 Teilnehmern größer als ſich nach den erſten Zuſammenſtel⸗ lungen ergab, alſo etwa 30 Prozent höher als im Vorjahre. i Auch in anderer Hinſicht ſind bei einem Ver⸗ gleich mit dem Vorfahre weſentliche Unter— ſchiede zu machen. Während damals die Auf— gaben zumeiſt theoretiſcher Art waren, ſind diesmal in vielen Gruppen praltiſche Arbeiten hinzugekommen, ſo daß der jetzige Wettkampf die umfaſſendſte Leiſtungsprobe darſtellt, der 15 jemals die deutſche Jugend unterworfen hat. Die Leiſtungen werden in den Berichten der einzelnen Wett⸗ kampfleitungen zum großen Teil als gut und befriedigend bezeichnet. Allerdings ſind bei einzelnen Gruppen auch Mängel zu verzeich⸗ nen, die auf eine nichtplanmäßige Ausbildung ſchließen laſſen. Es beſteht deshalb die Ab⸗ ſicht, ſolche Arbeiten, bei denen die Fehler beſonders hervortreten, von guten Fachleuten herſtellen zu laſſen und ſie zum Vergleich ge— genüberzuſtellen, damit jeder klar erkennt, was eine gute und was eine ſchlechte Arbeit iſt. Denn es iſt ja der Zweck, durch den Wett⸗ kampf klar herauszuſtellen, was für die Be— rufsausbildung der deutſchen Jugend noch zu tun übrig bleibt. Der Lehrling kann ja ſchließlich nichts dafür, wenn ihm für eine ſach⸗ und fachgemäße Arbeit die erforderliche Aus⸗ bildung fehlt und er dazu nicht in der rich— tigen Weiſe angehalten wird. „Die Deutſche Arbeitsfront und die Hitler⸗ jugend werden ſich dieſen Wettkampf zunutze machen und darauf hinwirken, daß ſich die Fälle ungenügender Ausbildung noch mehr vermindern und alle Jungen und Mädels ſo angelernt und ertüchtigt werden, daß ſie in leite Berufen auch wirkliche Qualitätsarbeit eiſten. Die Prüfung der Arbeiten, die nach einem beſtimmten Punktſyſtem er⸗ folgt, iſt noch nicht ganz abgeſchloſſen. Aus jeder Fachgruppe gelangen die vier beſten Ar⸗ beiten an die Gaujugendwaltung der Deut⸗ ſchen Arbeitsfront(Unterbannführer Sauer), wo eine Ueberprüfung vorgenommen wird, um die 500 Gau-Beſten feſtzuſtellen, die in den Tagen vom 4., 5. und 6. April in Frank⸗ furt a. M. zum Gauzwiſchenentſcheid antreten werden. Die Reichsentſcheidung der 20 Gau— Beſten findet am 1. Mai in Saarbrücken ſtatt. Mißſtände in Landarbeiterwohnungen Frankfurt a. M., 28. März. Der Treu⸗ händer der Arbeit für das Wirtſchaftsgebiet Heſſen, SS.⸗Standartenführer Schwarz, er— läßt folgende Bekanntmachung: Bei mehreren in letzter Zeit durchgeführten Beſichtigungen landwirtſchaftlicher Betriebe habe ich feſtgeſtellt, daß ſich vielfach die Woh— nungen der Landarbeiter in einem verwahr⸗ loſten Zuſtande befinden. Ich mache darauf aufmerkſam, daß die Wohnung des Land⸗ arbeiters einen Teil des Lohnes darſtellt. Die Gewährung einer ſchlechten Wohnſtätte ſeitens des Bauern wiro deshalb als voswuüuge Aus⸗ nutzung der Arbeitskraft angeſehen, die gemäß Paragraph 36 des Geſetzes zur Ordnung der nationalen Arbeit durch hohe Strafen vor dem ſozialen Ehrengericht geſühnt werden kann. Ich verweiſe in dieſem Zuſammenhang auf die Verfügung des Stellvertreters des Füh⸗ rers vom 9. Janvar 1935, in welcher es unter Punkt 5b) Wohnungsverhältniſſe der deutſchen Landarbeiter heißt: „Der Reichsbauernführer iſt gewillt, nach von ſeinen Organisationen durchgeführter Ueberprüfung der wirtſchaftlichen Lage un⸗ ſozialen Bauern, die trotz wirtſchaftlichen Ver⸗ mögens ihre Landarbeiter in menſchenunwür⸗ digen Wohnungen hauſen aſſen, die Bauern— fähigkeit abzuſprechen.“ Ich erwarte, daz alle Bauern und Land⸗ wirte in meinem Mirtſchaftsbezirk ſofort eine Ueberprüfung der Wohnverhältniſſe ihrer Ge⸗ folgſchaſtsmitglieder vornehmen und Miß⸗ ſtände unverzüglich beſeitigen. Angetrunkener Autolenker Der tödliche Autounfall bei Dörnigheim. * Hanau, 28. März. Der Gaſtſtätteninhaber Rudolf Dobler in Hanau war am Abend des 15. Februar mit dem bei ihm als Aushilfskellner tätigen Karl Old im Auto nach Frankfurt gefahren. Bei Dörnigheim kam das Auto auf der Rück— fahrt ins Schleudern, der am Steuer ſitzende Dobler riß das Steuer herum und gab Gas, ſo daß das Auto umſtürzte. Dabei wurde Old totgequetſcht. Die Anklage gegen Dobler ging dahin, daß er durch Fahrläſſigkeit den Tod des Old verſchuldet habe, indem er ſein Auto in angetrunkenem Zuſtand gefahren und o das Umſchlagen des Wagens veranlaßt habe. Im Si dig be nis ve 11 j 6 angerechnet, der Haftbefehl aufrech f 1 1 Aus heſſen und Naſſan Neue Bürgermeiſter. Darmſtadt, 28. März. Ernannt wurden zu Bürgermeiſtern: Gg. Feick in Ernſtho⸗ fen, Hch. Frickel in Dietzenbach, Heh. Aug⸗ Koch in Dannenrod, Joh. Stamm in Eu— dorf, Ernſt Dörr in Gleimenhain. Albert Schneider in Groß-Felda, Karl Kaufmann d. Ohm, Wilh. Velten in Ilsdorf, Hch. Pim— per in Lehrbach. Joh. Wilhelm 1 in Ober⸗ Ofleiden. Karl Schmidt in Hch. Roth in Windhauſen, Jak. Hofmann in Hungen, Wilh. Koch 3 in Nonnenroth, Aug. Becker 3 in Stangenroth, Kaſpar Euler in Trais a. d. Lumda, Hch. Rockel 2 in Hopf— ö in Höingen, Karl Schweicker in Homberg a. Reibertenrod, mannsfeld, Emil Rauſch in Nösberts, Fritz Block in Sandlofs, Joh. Lips in Wegfurth, Hch. Jung in Spiesheim, Fiſcher in Mettenheim, Karl Monzernheim Unter⸗ a Hch. Weber in * * Frankfurt a. M., 28. März.(Um die Zukunft des Neuen Theaters.) Der „Völkiſche Beobachter“ entnimmt der DBK.: Dem bisherigen Beſitzer und Leiter des Neuen — 7 8 7— Theaters in Frankfurt a. M., Arthur Hellmer, wurde die Konzeſſion, die Bühne weiter zu leiten, entzogen. Das bisherige Enſemble wird bis zum 30. April an der Bühne des Neuen Theaters tätig ſein. Bis zu dieſer Zeit hat Frau Lucie Kaiſer die Leitung übernommen. Was nach dem Ausſcheiden der bisherigen Herren mit dem Neuen Theater wird, iſt noch nicht entſchieden. Seitens der Städtiſchen Bühnen beſteht ſtarke Neigung, das Neue Theater zu übernehmen und dort das bisher arg vernachläſſigte Kammerſpiel zu pflegen. 0 Mainzer Schlachtbjehmarkt. Auftrieb: Och⸗ ſen 34(zum Viehhof direkt 5), Bullen 17 (5), Kühe 396(10), Färſen 116(8), Kälber 328(34), Schafe 9(2), Schweine 843(43). Preiſe: Ochſen 40 bis 41, 35 bis 39, 30 is 34; Bullen 36, 33 bis 35; Kühe 35 bis 38, 29 bis 34, 23 bis 28, 15 bis 22; Färſen 40 bis 42, 36 bis 39, 31 bis 35, 25 bis 30; Kälber 50 bis 52, 42 bis 48, 34 bis 41, 24 bis 33; Schweine—, 43 bis 51, 47 bis 51, 45 bis 50. Marktverlauf: Rinder leb— haſt, ausverkauft; Kälber mittel, geräumt; Schweine langſam, kleiner Ueberſtand. Die Weihe der Koblenzer Thingſtätte. Vor dem alten Koblenzer Schloß wurde ic Das Schloß war während der Ffeier von Sch geſchehen heinwerfern beleuchtet und mit Fahnen ge⸗ der Thingplatz der Stadt Koblenz geweiht, ö ö ſchmückt. Sämtliche Gliederungen der Partei waren zu dem Feſtakt aufmarſchiert. Das Arbeitsbuch Allmähliche Einführung. Berlin, 28. März. Am 1. April treten die Beſtimmunge des von der Reichsregierung eiche Geſetzes über die Einführung eines Arbeits— buches in Kraft. Angeſichts der Vorſchrift daß künftig nur noch Arbeiter und Ange ſtellte beſchäftigt werden dürfen, wenn ſie 0 im Beſitz des vom Arbeitsamt ausgeſtellten Arbeitsbuches ſind, iſt vielfach die Auffaſ. ſung verbreitet, daß jeder Arbeiter und An— geſtellte am 1. April ein Arbeitsbuch haben muß. Das iſt nicht richtig. Die praktiſche Einführung des Arbeitsbuches kann viel— mehr erſt erfolgen, nachdem die Durchfüh⸗ rungsbeſtimmungen des Reichsarbeitsmini— ſters zu dem Geſetz ergangen ſind. Sie ſind gegenwärtig im Reichsarbeitsminiſterium in Arbeit und in etwa 14 Tagen zu erwar— ten. Auch dann wird aber das Arbeitsbuch erſt ganz allmählich und zunächſt nur für beſtimmte Berufsgruppen eingeführt werden können. die allgemeine Einführung wird ſich alſo auf einen längeren Zeitraum er— ſtrecken. Aus der Heimat wedenktage 28. Mr z 1483 Der Maler Raffael geboren. Prot.: Malchus— Kath.: Sonnenaufg. 5.47 Mondaufg. 2.51 Urbina Santi in Guntram Sonnenunterg. 18.25 Mondunterg. 10.16 Nach der Schulentlaſſung Eintritt in die Hitler⸗Jugend Zwiſchen den Reichsminiſterien für Wiſ⸗ ſenſchaft, Erziehung und Volksbildung und der Reichsjugendführung ſind Vereinba— rungen getroffen worden, die die gemein— ſamen Maßnahmen zur Fortführung der Erziehungsarbeit an der Jugend nach der Schulentlaſſung betreffen. Reichserziehungs⸗ miniſter Ruſt wird ein Manifeſt erlaf⸗ ſen, das die Schulentlaſſenen zum Eintritt in die Hitler-Jugend und damit zur Weiter— führung der in der Schule begonnenen na— tionalſozialiſtiſchen Aufbauarbeit aufruft. Das Manifeſt wird bei den Entlaſ⸗ fungsfeiern, die in dieſem Jahre zum erſten Male in allen Schulen ſtattfinden, von den Schulleitern in feierlicher Weiſe vor der Schülerſchaft verleſen. Im Anſchluß an die Schulentlaſſungsfeiern finden Wei— heſtunden der Hitler-Jugend ſtatt, in denen den Schulentlaſſenen ein Einblick in das kameradſchaftliche Leben der nationalſozialiſtiſchen Jugend gegeben wird. * b 1 75 Der Weg des Eies. Alle Eier werden friſch gelegt. Daß ſie auch friſch in den Eier— becher kommen, dafür ſorgt der Reichsnähr— ſtand in den Kennzeichnungsſtellen. Dieſe ſind keine neuen„Behörden“, ſondern pri— vate, alte Eierhandlungen und Genoſſen⸗ ſchaften, welche ſich freiwillig ſchärfſten Kontrollen unterwerfen und deswegen das Recht zum Anbringen des Deutſchſtempels erhalten. Nur friſche, vollgewichtige, ſau— bere Ware erhält den Stempel. Kein Ei darf länger als 48 Stunden in der Stelle liegen bleiben Sollte dies bei den häufigen, unvermuteten Kontrollen feſtgeſtellt werden, o erhält die Kennzeichnungsſtelle eine emp⸗ findliche Ordnungsſtrafe. Dadurch. daß die Inhaber der Kennzeichnungsſtellen viele Eier zuſammenholen, lohnt ſich auch die täg— liche Weiterbeförderung. So werden im Intereſſe des Verbrauchers beim deutſchge— ſtempelten Ei die Verzögerungen vermie— den, die ſich auf dem Weg des Eies ſonſt da— durch ergeben, daß der Einzelbetrieb die Eier 10 bis 14 Tage anſammelt. bis es ſich lohnt, damit zur Stadt zu fahren. Auch der Kleinkaufmann dorf das Schild„G1, Voll friſche Eier“ nur an den deutſchgeſtempel⸗ ten Eiern anbringen, die er friſch bekommen bat und von deren Güte er ſich überzeugt al 5 50 Organiſationsverbot bis zum 10. Le⸗ beusjahr. Neichserziehungsminiſter Ruſt führt in einem Erlaß aus, es ſei ihm zur Kennt⸗ nis gekommen, daß Schulkinder unter 10 Jah- ren Vereinen außerhalb der Schule angehören. Kinder in dieſem frühen Alter würden durch die Pflichten, die ihnen von der Schule auf⸗ erlegt werden, bereits ſtark in Anſpruch ge— nommen. Ihre ſchulfreie Zeit ſolle der Fa⸗ milie gehören. Der Miniſter ordnet daher, wie das ND. meldet, an, daß Schulkin⸗ dern unter 10 Jahren die Beteiligung an Vereinen oder Verbänden außerhalb der Schu⸗ le zu verbieten iſt. Vörſen und Märkte Vom 27. März. (Ohne Gewähr.) Frankfurter Produktenbörſe. Alles unverändert, Stimmung ruhig. Fut⸗ termittel ſtark gefragt, bei geringem Angebot. e e ſanden Abſchlüſſe nicht Karlsruher Getre'degroßmarkt. alte Judit weiße 2,55, rote 2,55, blau⸗ ſchalige(Induſtrie und ähnliche Sorten) 2,75, loſes Wieſenheu 4,90 bis 5,10 Rm. Reſt un⸗ verändert. N