Viernbeimer Bürger⸗Zig.— Viernh. Volksblatt) Viernheimer Zeitung N a Siernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten) Anzeigenpreiſe: Die 12geſpaltene Millimeter-Zeile 2 Pfennig, Reklame 9 Pfennig, rſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis monatl. bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor- lernheimer Anzeiger E 1,40 Mk. frei ins Haus gebracht.— Gratis⸗Beilagen: wöchentlich den„Illuſtrierten Sonntag“, halbmonatlich die„Heimatblätter“, zweimal jährlich Wandkalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. bei den Boten Verkünd⸗ und Anzeigeblatt für Viernheim ſeit dem Jahr 1883 Fernſprecher 117.— Telegr.: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Frankfurt 4. M., Verantwortlich für den Anzei enteil: Joh. Martin, Viernheim. eſchäftsſtelle 5 Pfg., Samstags⸗Ausgabe 10 Pig Montag, den 1. April 1935 Emzel⸗Berkauf der Zeitung von der den Fahrplan und den Amtsblatt der Vismarik und ſein Werl Zum 120. Geburtstag Bismarcks am 1. April. Am 1. April 1815 iſt Otto von Bis⸗ marck geboren worden. 120 Jahre ſind ſeitdem verfloſſen. Das deutſche Volk wird niemals aufhören, ſich vor dieſem großen Namen und ſeinem Werke in Dankbarkeit zu beugen. Wir können viele der Biographien der großen Männer unſerer Geſchichte nach⸗ ſchlagen und werden doch kaum auf eine Perſönlichleit ſtoßen, die in jedem Zuge ſo eigenartig iſt, wie Bismarck. Er war Land⸗ junker und Weltmann augleich, Preuße aus innerſtem Gefühl und Vollender der Einheit des deutſchen Reiches jener Tage. Er war ſtolz vor dem Menſchen und demütig vor Gott, er war konſervativ in ſeinem Weſens⸗ grunde und gab dem deutſchen Volke den⸗ noch das gleiche Wahlrecht Er iſt als Roya— liſt geſtorben, obwohl er mit dem letzten Träger der Krone innerlich zerfallen war. Der junge Bismarck wuchs heran in einem Zeitalter, das noch von den großen Exinne— rungen der Befreiungskriege zehrte. Er hat den Verſuch gemacht, die Laufbahn des höheren Beamten zu beſchreiten. aber er ſcheiterte daran, weil er in ſeiner großen Selbſtändigkeit eine tiefe Abneigung gegen die Bürokratie beſaß. Das gab auch den An⸗ fängen ſeines politiſchen Lebens die Nich⸗ tung. Er war„ſtändiſch“ geſinnt, ohne aber zu den Anbetern damals moderner Verfaſ⸗ fungen zu gehören. Schon hatte er ſich da— mit abgefunden, ſeinen Tatendrang als Grundbeſitzer und Deichhauptmann zügeln zu müſſen, da rief ihn die Revolution von 1848 auf den Poſten. Der junge Bismarck war durchaus nicht mit der Haltung ſeines Königs einverſtanden, aber in der Stunde der Gefahr eilte er zum Könige und ſollte die Bauern der Altmark nach Berlin führen, zum Ordnung zu ſchaffen. Er war der Tod⸗ feind jener Revolution die den Gedanken des Königstums ſchmälern wollte. Aus der Tradition ſeiner Zeit hat Bis⸗ Berlin, 31. März. Schlagartig mit dem 1. April 1935 ſetzt der große Verſammlungsfeldzug der Deut⸗ ſchen Arbeitsfront für die Vertrauensrats⸗ wahlen 1935 in Deutſchland ein. In über 140 000 Betriebsverſammlungen werden die beſten Redner der Partei zu den Be— triebsgemeinſchaften ſprechen. Am Montag, den 1. April 1935, um 10.30 Uhr eröffnet der Leiter der Deutſchen Ar⸗ beitsfront, Dr. Robert Ley, den Verſamm—⸗ lungsfeldzug in den Siemenswerken in Berlin. Am Dienstag, den 2. April 1935, um 11 Uhr ſpricht der Stellvertreter des Führers, Rudolf Heß, im Reichsbahnausbeſſerungs⸗ werk München. Die Rede geht über alle deutſchen Sender, ebenſo die Rede des Lei⸗ ters der Deutſchen Arbeitsfront am Freitag, den 5. April 1935, um 12 Uhr mittags, aus den Kruppwerken in Eſſen. Mit dieſen Großkundgebungen beginnt die Deutſche Arbeitsfront ihre Propaganda⸗ ſchlacht für die Vertrauensratswahl 1935, die Dr. Goebbels einen Schritt weiter im Die Vertrauensratswaßl 1935 Kundgebungen der Deutſchen Arbeitsfront— Über 140 000 Vetriebsverſammlungen ee Moskau, 30. März. Die politiſchen Beſprechungen Edens in Moskau ſind abgeſchloſſen. Der Lordſiegel⸗ bewahrer, der Rußland bisher nicht kannte, bent die Gelegenheit ſeines Aufenthaltes in Moskau, um verſchiedene Einrichtungen und Anlagen Moskaus und der Umgegend zu beſichtigen. f le 8 N e 2 8 2 Die ungleichen Abſchluß der Beſprechungen Edens in Moskau Kampf des Nationalſozialismus gegen Ka— ſten⸗ und Klaſſengeiſt nannte. Gemeinſchaftsempfang der Reden von Heß und Ley. Der Informationsdienſt der DAß meldet: Die Rede des Stellvertreters des Führers, Rudolf Heß, im Reichsbahnausbeſſerungs— werk München am 2. April 1935 um 11 Uhr vormittags und die Rede des Leiters der Deutſchen Arbeitsfront, Dr. Robert Ley, in den Krupp⸗Werken in Eſſen am 5. April 1935 um 12 Uhr mittags zur Vertrauens- ratswahl 1935 werden von allen deutſchen Sendern übernommen. Für beide Reden ordne ich Gemeinſchafts empfang in allen Betrieben an, in denen Vertrauens— ratswahlen durchgeführt werden. Lohnab— züge dürfen für die ausfallende Arbeitszeit nicht gemacht werden, die ausfallende Ar⸗ beſtszeit kann durch Nacharbeit aufgeholt werden. gez. Selzner, Reichswahlleiter für die Vertrauensratswahlen 1935. ſcher Seite werde vorausſichtlich nicht ver— langt werden, daß England ſich auf einen ſolchen Vertrag feſtlege. Alles, was man wünſche, ſei, daß Eng⸗ land nichts gegen derartige Bemühun⸗ gen unternehmen ſolle. Nach ſowjetruſſiſcher Anſicht werde eine engliſche Unterſtützung der deutſchen Ableh— mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen ⸗Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Bürgermeiſterei Pla vorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigti.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Geſchäftsſtelle: Adolf Hitlerſtr. 36, Schriftleitung, Druck u. Verlag: J. Martin. Viernheim 52 Jahrgang Die jtalien he Armee Neuerungen in der Ausbildung.— Im April ſtehen 600 000 Mann unker den Waffen. Rom, 30. März. Bemerkenswerte Aufſchlüſſe über den Stand der italieniſchen Aufrüſtung gab Ge— neral Baiſtrocchi, Staatsſekretär im Kriegs— miniſterium, im Verlauf einer großen Rede, die er anläßlich der Verabſchiedung des Wehrhaushaltes durch den Senat in Gegen— wart Muſſolinis hielt. Nach einleitenden Worten, in denen behauptet wurde. ein Krieg könne ſchon nach wenigen Tagen politiſcher Spannung ausbrechen, bezeichnete der Ge⸗ neral den Bewegungskrieg als eine gebiete— riſche Notwendigkeit für Italien. Die In⸗ fanterie werde nach gründlichen Experi— menten mit allen Waffen ausgerüſtek. die zur Ueberwindung jeglichen Widerſtan— des und zum Aufhalten jeder Offenſive not— wendig ſeien. Für die Ausrüſtung der Ar⸗ tillerie werde vor allem auf den Be— wegungskrieg Rückſicht genommen. Ein gro— ßer Teil der Kavallerie ſei motori⸗ iert worden. Die Einberufung von Offi— zieren und Unteroffizieren zur modernen militäriſchen Ausbildung ſei im Gange. Des⸗ gleichen werde der Generalſtab bezüglich ſei⸗ ner erweiterten Aufgaben einer Reform unterzogen. Beſondere Aufmerkſamkeit werde der engſten Zuſammenarbeit zwiſchen Landheer und Luftwaffe geſchenkt. Im April werde Italien rund 600000 Mann unter den Waffen haben, die vollkommen ausgerüſtet und in geſchloſſene Einheiten gegliedert ſind.„Wir ſind“, ſo ſchloß der Redner,„wie Muſſolini vor wenigen Tagen ſagte, für jede Aufgabe bereit, die uns das Schickſal ſtellen wird. Kein Ereignis wird uns unvorbereitet über— raſchen.“ Gasdichte Anterſtände 3585 1 5 8 l N 1 17 11 5 f R 1 men Haris 5 16 der e ee„Die engliſche Preſſe berichtet ausführlich[nung des Oſtpaktplanes gleichbedeutend da⸗ euftſchutzmaßnahmen für Paris. 5 die Anlehnung an Deſterreſch beretvng über die Beſprechungen des Lordſiegelbe- mit ſein, daß Deutſchlond freie Hand im Paris, 30. März. 8 war einer von den wenigen, die trotz ihres wahrers Eden in Moskau, insbeſondere[ Oſten erha 5 e e 1 8 e. Nationalſtolzes das für Preußen demütigen⸗ iber eine in bre Geſdet ner Vorſchläge] Der Pariſer Stadtrat hat beſchloſſen, die 7 de Abkommen von Olmütz verteidigt haben. abe 2 ihrer Veſamti angemeſſene[ Präfekturverwaltung ſolle eine Beſtimmung ng! Hier zeigte ſich ſeine realpolitiſche Weitſicht zum erſten Male in hellem Lichte, weil es galt, eine unpopuläre Maßnahme in der Zuſammenkunft mit Stalin, deſſen Beſchlagenheit über die inte len Zuſammenhänge einen ſtarken ationa⸗ Eindruck erlaſſen, wonach beim Bau von Häuſern in Zukunft gasdichte Unter ſtände ein⸗ gebaut werden müſſen. näßige Hoffnung auf die beſſeren Entwicklungen gemacht haben ſoll. Allgemein wird betont, britiſchen Staaten Polizeir Langeron erſtattete des ö 0000 einer zukünftigen Zeit in Kauf zu nehmen. daß beide Seiten über den Verlauf der f Veſprechungen nicht zur längeren ü n Pariſer Luftſchutz Bericht, ir für Als er ſchließlich als Geſandter zum Bundes⸗ Unterredung zufrieden ſeien, gleichzeitig 1 ſei. 5er l daßnahmen vorſieht: rlag. tag in Frankfurt am Main in eine hohe wird aber auch darauf hingewieſen, daß Der„News Chr Abbeſörderur n Bevölkerung und ihre Ve amtliche Stellung kam, zeigte er ſeine Wen⸗ digkeit, Selbſtbeherrſchung und ſeine kühne und feſte Haltung. In Frankfurt hat er ſich von ſeiner Neigung zur öſterreichiſchen Linie abgewandt, weil er erkannte, daß die Habs⸗ burger dem Preußiſchen Staate immer nur einen beſcheidenen Platz im Rahmen des deutſchen Bundes geben würden. Die belden Jahrzehnte von 1860 bis 1880 bezeichnen die weltgeſchichtliche Lei⸗ Eden die engliſche Regierung in keine r Weiſe feſtgelegt habe, da ſeine Me ſprechungen von vornherein nur zur Unter⸗ richtung beſtimmt ſeien. Der Sonderberichterſtatter der„Times“ berichtet, man verſtehe in Moskau zwar wohl, daß die Sympathien des engliſchen Volkes mehr nach Berlin als Moskau gerich⸗ tet ſeien, aber nach ſowjetruſſiſcher Anſicht müſſe England ſeine privaten Freundſchafts⸗ licht einen Bericht ſei itters, in dem es heiß London berichten, daß licheren Staat in der rußland. Der wichtigſte Edens in Moskau ſei jedoch, daß es lungen ſei, zum erſten Male ſeit dem? krieg die Möglichkeit für eine wirkliche ſammenarbeit mit Rußland zu ſchaffen. n möglichſt großen Un 0 für die Allgemei 15 ch Hilfe für Verunglückte, den und Verbreitung der die Vorbereitungsmaßnahmer Pariſer Stadtrat am 13. Juni 1934 einen erſten Kredit von 20 Mil Franken bewilligt. Die vom Kri miniſterium auf ihre Brauchbarkeit geprüften Modelle von ee iſch iniſ äſi J 755 Im ſozialiftiſchen„Daily Herald“ heißt es er eee 1 8 5 15 e e e dc r gefühle den Intereſſen des Friedens unter- u. 100 Wa e daß Stalin der 95g Gasmasken ſind für den Verkauf an jeder— 60% Bundes und am 18. Januar 1871 Deut⸗ ordnen.() In Moskau glaube man jetzt, Ausdruck gegeben habe, daß eines Tages] mann freigegeben. 22˙5 ies e zler wurde. 0075 in daß 1 der nächſten Schritt ein fer löſtlicher Pakt zur Anras de ag e — dieſem Zeitraum mußte er die erſten Erfolge einer der na Schritte des Friedens im Fernen Oſten, dem Ruß— B 8 1 5 N 1 8 * 39³⁰ unter harten Kämpfen erobern. Gegen den der Vorſchlag eines franzöſiſch⸗ruſſiſchetſche⸗ land, Japan, die Vereinigten Staaten und an en error 10 Nin an eee Willen des Landtages erzwang er, geſtützt choſlowakiſchen Paktes der gegenſeitigen[Großbritannien beitreten würden, zuſtande⸗ Zunahme der Ueberfälle. f auf den König, die Verſtärkung der preu. ünterſtützung ſein werde. Von ſowietruſſi⸗[kommen würde. Moskau, 30. März. eungen ßiſchen Armee. Der Kampf ſchien bei dieſem e 8 e 8 best Ringen für das Königtum verloren zu ſein, Im Zuſammenhang mit dem Anwachſe! 5 als es mit Bismarck ſeine lente Reſerve ein⸗; 185 f. des Bandenunweſens und des Terrorismus ſetzte. Die Einigungskriege haben dann ge⸗] leren Aufbaus. In der Gegenwart wird eder Nation aber haben erſt wahrmachen in der Sowjetunion hat das Präſidium des 1 zeigt, wie notwendig und richtig die einſt vieles von dem vollendet, was der große können, was der Eiſerne Kanzler ſich als Vollzugsausſchuſſes der Sowjetunion eine 4⁰83˙5 ſo angefeindete Politik von„Blut und Eiſen“] Staatsmann damals mühevoll beginnen politiſches Zukunftsbild erträumte: des Verordnung erlaſſen, in der das Tragen erbeten war. Als aber das Ziel erreicht war, bot der konnte. Er hat in den langen Jahren ſeines] Reiches Einheit. von Dolchen, langen Meſſern und anderen 1— große Staatsmann ſeinen innerpalitiſchen Amtes ein europäiſches Anſehen gewonnen—— Hieb⸗ und Stichwaffen ſtreng verboten und außenpolitiſchen Gegnern die Hand zum[wie kein deutſcher Staatsmann vordem, er 2 wird. Diejenigen Perſonen, die gegen dieſe decken Frieden. Oeſterreich gab er zu Nikolsburge hat aber auch ungeheuer darunter gelitten, Die Abwertung der Velga Verordnung verſtoßen, werden mit fünf 9 den ehrenvollen Frieden, der ein ſpäteres daß ſeine Politik wiederholt von barlamen⸗ 8 heit für die Regi land.] Jahren Gefängnis und ſtrenger Iſolierung 6 un Bündnis ermöglichte. tariſchen oder höfiſchen Kreiſen durchkreuzt ammermehrheit für die Regierung Zeeland. beſtraft. In der letzten Zeit hat die Schon vor dem Kriege von 1870 hatte Bis⸗ marck im Zollparlament das Wort geſpro⸗ chen:„Setzen wir nun Deutſchland in den Sattel, reiten wird es ſchon können“. Mit wurde. Der Ausgang der Bismarckſchen Zeit und das Ende ſeines Wirkens haben das deutſche Volk tief erſchüttert. Im Sachlenwald ſoll Brüſſel, 30. März. Die belgiſche Kammer hat früh 7 Uhr nach einer ununterbrochenen Nachtſitzung die von der neuen Regierung vorgelegten Geſetze Zahl der Todesurkeile in der Sowfetunion ſtark zugenommen. Die Urteile wurden gefällt, um dem geſteigerten Bandenunweſen, das die Ruhe und Sicher⸗ Stolz konnte er an der gleichen Stelle davon der Alte das Wort geſprochen haben, er über die Abwertung des Belga und die Er⸗ 0 e 8 ſpre⸗ en, daß der Einigungsgedanke Fort- wolle 20 Jahre nach feinem Tode aufſtehen, weiterung der um ein ganzes Jahr verlän— heit der Bevölkerung ſehr ſtark gefährdet, ſchritte gemacht habe, die durch keinen Par⸗ um zu ſehen, was aus Deutſchland geworden Fan Sondervollmachten mit 107 gegen 54 Einhalt zu tun. Wegen Ueberfällen auf lkularismus aufgehalten werden könnten. ſei. Seine ſchwarzen Ahnungen haben ſich] Stimmen bei 12 Stimmenthaltungen ange- ſtaatliche Unternehmungen und einzelne Sollte das aber verſucht werden, ſo würden ſolche Widerſtände mit eiſerner Fauſt nie⸗ erfüllt, aber ſein Lebenswerk, die Reichs⸗ einheit, blieb auch nach dem Orkan des dergeworfen werden. Die Jahre nach der Reichsgründung galten dem Werke des Weltkriegs erhalten. Junge und neue Kräfte nommen. Bei den Liberalen ſtimmte mehr als die Hälfte der Abgeordneten gegen die Wohnungen wurden vor kurzem in Lenin⸗ grad 12 Todesurteile verhängt. Ein Teil der Regierung. zum Tode Verurteilten war noch in jugend lichem Alter von 17 bis 19 Jahren. 8—— .. Dt. Goebbels in Karlsruhe Die Jehnſahresfeier des Gaues Baden. Karlsruhe, 31. März. Die Zehnjahrfeier des Gaues Baden der SDA iſt zu einem Feſttag für das ganze Land geworden. Die Hakenkreuzfahne flat⸗ terte überall. Der Sonntag war für Karls⸗ ruhe ein ganz beſonderer Anlaß das Feſt⸗ kleid anzulegen. Am Samstag hatte ſich die alte Garde über 300 Mann zu einem Kameradſchafts⸗ abend zuſammengefunden, auf dem der Gau⸗ leiter und der Miniſterpräſident ſprachen. Am Sonntag trafen ſich die Kreis leiter im ehemaligen Landtagsgebäude. In der Kai— ſerſtraße, an der Stelle, an der der SA⸗ Mann Billet erſchlagen wurde, fand eine Totenehrung ſtat. die Kundgebung im Stadion Den Höhepunkt erreichte der Feſttag mit der großen Kundgebung auf der Hoch⸗ ſchulkampfbahn. Gauleiter Reichsſtatthalter Wagner hielt eine kurze Eröffnungsanſprache, in der er beſonders Reichsminiſter Dr. Göb⸗ bels begrüßte. Sodann führte der Berliner Gauleiter Dr. Goebbels u. a. aus:„Zehn Jahre haben Sie nun um die Eroberung dieſes Landes gekämpft. Dieſe Jahre waren angefüllt vor allem mit den Sorge, um die Exiſtenz unſerer Bewegung. Wir müſſen heute den Mut haben, unſeren Idealismus mit der harten Wirklichkeit in Ueber!“ immung zu bringen. Wir können deshalb unſere Zeit nicht damit verſchwenden, Theorien zu ſpinnen, ſondern unſere Zeit muß damit angewandt werden, die Tatſachen zu meiſtern. Wir müſſen mit realiſtiſchem Sinn den Alltag für unſer Volk beſſer zu machen verſuchen. Man müſſe ſich immer fragen, welche Maß— nahmen im Augenblick zweckmäßig durchgeführt werden könnten. So müſſe auch eine kluge Führung dafür ſorgen, daß die innerpo— litiſchen Maßnahmen in Uebereinſtimmung gebracht würden mit den Erforderniſſen der Außenpolitik. Es ſei unfair, wenn heute gewiſſe Kritikaſter auf den einen oder anderen Amtswalter hinwieſen, um zu zeigen, daß der Nationalſozialismus Fehler mache. „Wir, die wir in den vergangenen zwei Jahren ſo viel getan haben, haben damit das ſouveräne Recht erworben, auch einmal Fehler zu machen. Freilich haben wir Glück gehabt, aber das iſt es ja. Das Volk will lieber von Leuten geführt werden, die Glück als die Unglück haben. Im übrigen hätte man ja annehmen können, daß unſere Vorgänger mehr Glück hätten, da ſie ja im. mer ſo taten, als ſei der liebe Gott ihr Frak— tionskollege.“ Die Partei iſt aber nicht ſelbſt zufrieden geworden, ſondern ſie iſt unermeßlich in der Stellung neuer Aufgaben. Je mehr wir er— reichten, deſto mehr haben wir uns vorge— nommen. Die Maſchine und unſere Arbeit hat keine Minute ſtillgeſtanden. Niemand hat das Recht zu glauben, genug getan zu haben Jeder aus den Reihen der Bewe— gung, auch der kleinſte Pimpf im Jungvolk, trägt heute den Marſchallsſtab im Torniſter, denn wir haben den Satz„Freie Bahn dem Tüchtigen“ zur Wahrheit gemacht. Während die Kritikaſter genörgelt haben. hat die Re⸗ gierung eine neue Wehrmacht aufgebaut. Eine Nation, die eine Führung beſitzt, iſt immer anderen Natſonen, die par- lamenkariſch regiert werden, überlegen.“ Dr. Goebbels malte dann unter immer neuer Heiterkeit und ſtürmiſchem Beifall der Maſſen aus, wie es zugegangen wäre, wenn man wichtige Aufgaben, die heute gelöſt würden, wie den Bau der Reichsautobahnen oder die Schaffung der Wehrmacht, vor ein Parlament gebracht hätte, das zur Hälfte aus Landesverrätern beſtanden habe. Jur Außenpolitik ſagte der Redner:„Deutſchland fühlt ſich heute wieder als ſouveräner Staat. Wir ſind heute eine Großmacht, die im Spiel der politiſchen Kräfte mitzählt. Die Welt müßte eigentlich ganz zufrieden ſein über unſere Wehrmacht. Denn Schätzungen etwa in der franzöſiſchen Preſſe ſind ungleich viel höher geweſen. Deukſchland denkt nicht an Krieg. Wir hal⸗ ken vielmehr das ewige Geſchwäh vom Krie für ein Verbrechen. Es iſt nicht wahr, da Deukſchland den Korridor, Teile der Tſchecho⸗ ſlowakei, Oeſterreich und Elſaß⸗ Lothringen oder ſonſtige Gebietsteile gefordert hat. Wenn aber ausländiſche Zeitungen ſolche Lügen verbreikeken, ſo ſind ſie es, die Europa ö beunruhigen.“ „Wir drohen niemanden, aber wir laſſen uns auch nicht bedrohen. Wir ſind der Ueber⸗ zeugung, daß etwas weniger Gerede, aber etwas mehr Vernunft der Welt ſehr dienlich wären.“ Der Miniſter wandte ſich dann an die alte Garde, die auch heute wieder dem eigenen Volk und der ganzen Welt ein leuchtendes Bei⸗ ſpiel ruhiger Gelaſſenheit, aber auch feſter Ent⸗ ſchloſſenheit zeigen müſſe.„Der Führer hat der Welt oft genug die Verſöhnungshand hin⸗ geſtreckt. Dieſe Verſöhnungshand bleibt weiter offen. In dieſer Stunde möchte ich einen Appell an die Welt und an die Staatsmänner der Welt richten, daß ſie der Welt den Frieden 68 der auf der Achtung aller gegen alle eruht. Deutſchland wird dann auch die beſten Soldaten dieſes Friedens, der jedem ſeine Ehre laßt, stellen. Dieſem Frieven q das deutſche Volk mit ſeinem Führer ver⸗ ſchworen.“ 5 Mit einem Heil auf den Führer und das deutſche Voll, das von den Maſſen begei⸗ ſtert aufgenommen wurde, ſchloß Dr. Göbbels ſeine Rede. Förderung des Wohnungsbaues Durch Reichsgeſetz werden neue Mittel zur Verfügung geſtellt. Berlin, 1. April. Amtlich wird mitgeteilt: Die Reichsregie⸗ rung hat ein Geſetz über die Förderung des Wohnungsbaues beſchloſſen. Durch dieſes Ge⸗ ſetz ſollen Mittel beſchafft werden, deren es zur Behebung der immer größer werdenden Not auf dem Gebiet des Kleinwohnungsmark⸗ tes bedarf. 5 Der Reichsminiſter der Finanzen wird er⸗ mächtigt, einen Betrag bis zu 50 Millionen Nm. aus den Mitteln zur Gewährung von Eheſtandsdarlehen für Zwecke der Kleinſied⸗ lung und des Wohnungsbaues zu verwenden. Außerdem ſollen die durch die Senkung der Gebäudeentſchuldungsſteuer ab 1. April d. J. frei werdenden Mittel Zwecken des Woh⸗ nungsbaues nutzbar gemacht werden. Die Eigentümer von Grundſtüden, deren Gebäu⸗ deentſchuldungsſteuer ab 1. April um 25 v. H. geſenkt wird, ſollen dieſen Senkungsbetrag dem Reich als Anleihe zur Verfügung ſtellen. Die Reichsregierung iſt durch die Maßnah⸗ men in der Lage, für das Rechnungsjahr 1935 ein Wohnungsbauprogramm durchzuführen, das nicht nur der Wohnungsnot ſteuern, ſon⸗ dern auch zu einer weiteren weſentlichen Ver⸗ minderung der Arbeitsloſigkeit beitragen wird. Zwei Tage Kirchenſenat Berlin, 1. April. Der Kirchenſenaf der der Evangeliſchen Kirche der Altpreußiſchen Union war in Berlin verſammelt. In der ſo⸗ eben beendeten Tagung wurde ernſte poſi⸗ tive Arbeit geleiſtet, wobei hervorgehoben zu werden verdient, daß die Beſchlüſſe des Senats faſt alle einſtimmig gefaßt wurden. hegen, daß es auf der nunmehr neu gelegten Ba- ſis zu einer Beruhigung und Feſtigung der Man kann die berechtigte Hoffnung kirchlichen Berhäliniſſe kommen wird. Die Hochzeit Görings Schon am 10. April. Berlin, 31. März. Die Vermählung des Miniſterpräſidenten und Reichsminiſters der Luftfahrt General Göring mit Frau Emmy Sonnemann findet am Mittwoch, den 10. April, ſtatt. Die ſtandesamtliche Trauung erfolgt durch Oberbürgermeiſter Dr. Sahm im Rathaus, die kirchliche Trauung durch Reichsbiſchof Müller im Berliner Dom. Der Reichshaushalt Berlin, 1. April. Im Reichsgeſetzblot: wird das neue Geſetz über die Haushaltsfüh⸗ rung im Reich veröffentlicht. Es umfaßt 11 Paragraphen, in denen alle Gebiete des Haushaltsweſens behandelt werden. April! „Woher die Sitte des Aprilſcherzes eigent lich ſtammt, läßt ſich mit Sicherheit nicht nachweiſen. Die Gelehrten ſtreiten darüber. Es ſoll ſogar Leute geben, die den Brauch auf des guten alten Noah Zeiten zurück- führen wollen, der angeblich gerade am 1. April nach alter Zeitrechnung irrtümlicherweiſe die Taube mit dem Friedensſymbol des Oel⸗ zweiges ausfliegen ließ, noch ehe die Waſſer gefallen waren. Daher ſoll ſich die Ueber⸗ lieferung erhalten haben, alle Leute, die ähn⸗ lich vergeßlich und unvorſichtig ſind wie Vater Noah damit zu ſtrafen, daß man ihnen an beſagtem Tage Aufträge gibt und Neuigkei⸗ ten berichtet, die ebenſo unausführbar und un⸗ wahrſcheinlich ſind, wie der Auftrag des bibli⸗ ſchen Urvaters an die Taube. Vielleicht liegt dieſer Auslegung ſelbſt etwas vom Aprilſcherz⸗ übermut zugrunde. Vielleicht. Die zweite Les⸗ art kommt jedenfalls den Tatſachen ſchon näher. Sie behauptet, daß die Aprilſcherz⸗ ſitte nämlich mit der Verordnung Karls IX. von Frankreich in Verbindung ſteht, die das Neufahrsfeſt 1564 vom 1. April auf den 1. Januar verlegte und damit die früher am 1. April übliche Neu⸗ jahrsbeſchenkung aufhob. Am 1. April 1564 wurden denjenigen, die von der neuen Einrich⸗ tung nichts wiſſen wollten, und unerſchütterlich am alten Brauch hielten, ſcherzhafte Glück⸗ wünſche aller Art ins Haus geſandt, mit denen alle möglichen Neckereien und Irrefüh⸗ rungen verbunden waren. Und weil dieſe Nek⸗ kereien Spaß gemacht und viel Gelächter ver⸗ urſacht hatten, hielt man fürderhin am 1. April als Taz milliopenfacher Schadenfreude feſt. Jedes Land hat dabei ſeine beſonderen Bräuche. In Frankreich und Italien ſpricht man im 5 zu Deutſchland, England und Ame⸗ rita 1 von den Aprilnarren, ſondern von „Ayrilfiſchen“(Poiſſon d'avril). Aller ar 0 ſern Dank. Belga 10 1 e Brüſſel, 1. April. Unter dem Minſterpräſtdenlen van Jeetaud faud Sonntag ein Miniſterrat ſtatt, der die Ab⸗ wertung des Belga auf 28 v. H. feſtſetzte. Die Effetten⸗ und Wechſelbörſen, die ſeit Don⸗ nerstag geſchloſſen waren, werden 1 wieder geöffnet. Die Deviſenkontrolle wir von Montag ab auf der Grundlage der Ab⸗ wertung des Belga von 28 v. H. gehandhabt. General v. Lochow 80 Jahre Berlin, 31. März. Am 1. April begeht General der Infanterie Ewald v. Lochow ſeinen 80. Geburtstag. Ewald v. Lochow trat nach dem Kriege von 187071 in das zweite Garderegiment zu Fuß in Berlin ein und wurde dort 1873 Offizier. Im Jahre 1912 wurde v. Lochow zum kommandierenden General des 3. Armeekorps ernannt, das er im Verband der 1. Armee(v. Kluck) bis vor die Mauern von Paris und ſpäter in der Marneſchlacht führte. Er behauptete den Aisne⸗Abſchnitt und erfocht 1915 den Sieg bei Soiſſons. Darauf trat er noch als Kom⸗ deur der Gruppe Arras im Sommer 1915, im ſerbiſchen Feldzug und bei dem Kampf um Verdun im Jahre 1916 hervor. Deutſche Volksgenoſſen! Mit dem heutigen Tage ſchließen wir zum zweiten Mal das Winterhilfswerk des natio⸗ nalſozialiſtiſchen Staates ab. Die Leiſtungen des erſten Hilfswerks 1933⸗34 wurden in unſerem Gau im nun be⸗ endeten Winterhilfswerk nicht nur erreicht, ſon⸗ dern noch weſentlich verbeſſert. Hierfür allen Gebern und Spendern un⸗ Jeder, der mithalf an dieſem Werke eines deutſchen Sozialismus, hat ſeine Pflicht und Schuldigkeit gegenüber Führer und Voll erfüllt. Mein beſonderer Dank aber gilt allen Amts⸗ waltern und Helfern der NS.⸗Volkswohlfahrt und der übrigen Verbände, die als Soldaten Adolf Hitlers an der Feſtigung unſerer Not⸗ und Brotgemeinſchaft arbeiteten. Ihnen allen allein verdanken wir das Er⸗ reichte. Unſer Dank und unſere vollſte Anerkennung gilt gleichmäßig allen Ständen und Berufen. Das zum zweiten Mal gelungene Werk ſoll len Anſporn für neues Schaffen und Wirken ein. Wir glauben täglich neu an das ewige Deutſchland und ſeinen Führer. Ihnen diente auch das Winterhilfswerk. Darmſtadt, den 31. März 1935. Heil Hitler! gez.: Haug Gaubeauftragter des Winterhilfswerks. 0 ch danke allen Volksgenoſſen für die opfervolle Hilfsbereitſchaft, insbeſondere dem Gaubeauftragten Haug und ſeinen Mitarbei⸗ tern, namens der Betreuten des Gaues. * Frankfurt a. M., 31. März 1935. gez.: Sprenger. April! Allerlei Munteres von Aprilſcherzen Wahrſcheinlich nach 9291 dleſer Sprachgebrauch auf den früher am 1. April beginnenden Fiſch⸗ fang zurück. Da er indes um dieſe Zeit noch recht unergiebig iſt, das Fiſchlein gleichſam den Fiſcher narrt, wenn die Netze ungefüllt bleiben, ſoll ſich— und hier haben wir wie⸗ der eine neue Lesart für den angeblichen Ur⸗ ſprung des Aprilſcherzes, die Gewohnheit her⸗ ausgebildet haben, leichtgläubige Menſchen durch alle möglichen Schalkereien irrezuführen. „Von einem netten Aprilſcherz weiß der ita⸗ lieniſche Chroniſt zu berichten:„Der Vizekönig Graf Montereg, der zu Anfang des 1 1631 nach Neapel kam, ein Feinſchmecker gro⸗ ßen Stils, hatte beſondere Vorliebe für den demals ſehr beliebten Fiſch„Marmolo“, der nur bis Mitte März gefangen wird. Der Graf, der von der Lebensweiſe des Marmolo nichts ahnte, und ſeinen Gäſten etwas recht Köſtliches vorſetzen wollte, beauftragte ſeinen Koch zu einem Frühſtück, zu dem er zum 1. April eingeladen hatte, u. a. einen Mar⸗ molo zu bereiten. Was tat der findige Koch? Eingedenk der Sitte, daß am 1. April Schalk und Scherz regieren, ſtellte er mit viel Raf⸗ finement und Künſtlerſchaft ſogleich eine„Mar⸗ molokopie“ aus feinem Teig mit Zucker und Gewürzen her, ließ ihn naturgetreu bemalen und— tiſchte ihn dann auf. Der überraſchte Vizekönig fand Gefallen an dieſem Scherz und rief vergnügt unter dem brauſenden Ge⸗ lächter ſeinet Gäſte:„Willkommen ſei mir der Aprilfiſch, wenn es keinen Märzfiſch mehr gibt!“ Der gelungene Scherz machte ſchnell die Runde in Hofkreiſen und foll, wie manche Nichtsnutzigkeiten, in ähnlicher Form no manchmal nachgeahmt worden ſein, ſo da der Aprilfiſch bolehuch ſprichwörtlich wurde und kurzerhand n am 1. April Genarrten bezeichnete. Daß man Aprilſcherzen und Aprilfiſchen an den Höfen ebenſo huldigte wie im 15 dafür weiß die Hiſtorie noch manche Beiſpiele. nter dem Vorſitz des lich ſtets mehr Geben von Geſchenke lich zu nasführen. Pri dinal zum 1. April einen freilich angezweifelt werden wies der Kardinal die Gabe zurü l Staatsmann ſo zu kränken! Größer freilich als ſeine erſte Entrüſtung war die Enttäu⸗ ſchung, als er kurz darauf erfuhr, daß der Prinz in Zeugen Gegenwart nach Nüclendung des Fiſches aus deſſen Eingeweiden einen koſtbaren Brillantring vorzog, ihn ſeiner verblüfften Umgebung ent⸗ gegenhielt und angeſichts des koſtbaren Ju⸗ wels verſicherte,„ich bedauere die Handlungs⸗ weiſe ſeiner Eminenz, denn gewiß hätte der Ring ſeinen Beifall gefunden.“ Nicht ſelten geſchah es, juſt wie in unſeren Tagen, daß findige Köpfe nicht nur einzelne Perſonen, ſondern gleich ganze Menſchenmaſſen zum Opfer ihrer Aprillaune auserwählten. 1860 machte in London ein Aprilſcherz die Runde, der ſpäter alle Lacher auf ſeine Seite zwang. Mehrere tauſend Herren und Damen der beſten engliſchen Geſellſchaft erhielten An⸗ fang März Einladungskarten, die ein amtliches Siegel trugen, und den Empfänger zur Teil⸗ nahme an der Feierlichkeit der Waſchung des weißen Löwen am 1. April 1860 im Tower aufforderten.„Eingang durch das weiße Tor.“ Der 1. April kam. Eine vieltauſendköp⸗ fige Menge drängte ſich vor dem Tower. Alle ſuchten, ſuchten— nach dem weißen Tor. Niemand wußte, wo es zu finden ſei und——— keiner hatte vorher darüber nachgedacht, von wem die ſtolzklingende ver⸗ ſiegelte Einladung herrühren konnte. Es ver⸗ lautet, daß es eine ganze Weile gedauert habe, bis ſich die Genarrten des Scherzes recht bewußt wurden, den irgendein Unbekann⸗ ter, nie entlarvter Spaßmacher ſich mit ihnen erlaubt hatte. f Daß ſelbſt politiſche Entſcheidungen durch Aprilliſt umgangen werden können, beweiſt ein Fall N aus der franzöſiſchen Geſchichte. In den Plänen Ludwigs XII. ſpielte die Vereinigung des Herzogtums Lothringen mit Frankreich ſeinerzeit eine große Rolle. Da aber Lothringen der Angliederung widerſtrebte, hielt der machtwillige franzöſiſche König den Her⸗ zog, um ihn ſeinen Wünſchen gefügig zu ma⸗ chen, in Luneville, alſo in des Herzogs eigener Stadt, gefangen. Dieſer aber beſchloß darauf zu fliehen; in der Frühe des 1. April 1501 verließ er mit ſeiner Gemahlin in der Klei⸗ dung der Landbewohner die Stadt. Außerhalb von Luneville wurden ſie von einer Ein⸗ wohnerin der Stadt erkannt, die nichts Eilige⸗ res zu tun hatte, als die Meldung der fran⸗ zöſiſchen Schloßwache zu machen. Die aber lachte ſie aus, weil ſie glaubte, daß das Mädchen ſeinen Aprilſcherz mit ihr treibe. Es half der pflicht⸗ eifrigen Melderin nichts, daß ſie immer wieder die Echtheit ihrer Meldung beteuerte. Als man viele Stunden ſpäter, durch die Unermüd⸗ lichkeit des Mädchens kopfſcheu gemacht, den⸗ noch Verdacht ſchöpfte, wären die beiden Flüchtlinge längſt über die deutſche Grenze und damit dem Machtbereich Ludwigs XII. ent⸗ zogen und Lothringen blieb, wenn auch nur auf kurze Zeit, ſelbſtändiges Herzogtum. Jah underte ſind ſeit dieſen uns überlie⸗ ferten Aprilſcherzen vergangen. Jahrhunderte, die Völker groß werden und Völker ſterben ſahen, die glückliche und ernſte Zeitläufe, Krieg und Frieden, Aufſtieg und Niedergang brach⸗ ten. Aber über allem Wechſel blieb des Menſchen Freude an der Schadenfreude be⸗ ſtehen und mit ihr die Luſt zu Scherz und Schelmerei. Buntes Allerlei Der Film bringt es an den Tag. In einer kleinen Stadt Jütlands war ein ſchwerer Einbruch verübt worden, ohne daß ich irgendwelche Anhaltspunkte für die Auf⸗ indung des Täters erkennen ließen. Da meldete ſich die Filialleiterin eines Geſchäfts bei der Polizei mit der Mitteilung, daß ſie vom Fenſter ihres Wohnzimmers aus zu⸗ fällig eine verdächtige Perſönlichkeit geſehen habe, die, als ſie ſich beobachtet glaubte, die lucht ergriffen hätte. Es ſei ein Mann ge⸗ weſen, der mehrmals in ihrem Geſchäft Ein⸗ käufe machte, deſſen Namen ſie aber nicht kenne. Wenn ſie ihn beſchreiben ſolle, ſo müſſe ſie ſagen, daß er einem Filmkünſtler genau gleiche, der in einem Bildſtreifen als Haupt⸗ perſon wirke, der zurzeit in Dänemark vor⸗ geführt werde. Daraufhin wurde von der Polizei in einer Privatvorführung der betref⸗ fende Film laufen laſſen, wobei die Zeugin auf der Leinwand den Filmdarſteller bezeich⸗ nete, der dem des Verbrechers in allen Punk⸗ ten gleiche. Ein Durchblättern des Verbre⸗ cherarchios ergab denn tatſächlich das Vor⸗ handenſein eines lange geſuchten Verbrechers, der dem bekannten Filmdarſteller wie ein Zwillingsbruder ch Die Verhaftung des rbrechers konnte daraufhin alsbald vor⸗ genommen werden i Verantwortlicher Schriftleiter 15 Joh. Martin g e Anzeigenleiter: Joh. Martin; Druck und Verlag: Johann Martin,. Adolf Hitlerſtraße 36; D. der gal it de Frese de Sonderbares Tierparadies In dei engliſchen Grafſchaft Kent iſt ein Schloß zu einem Tierparadies umge⸗ worden. Eine reiche Tierfreundin altes taltet ö hat ſaſt ſämtliche Räume zur Unterbringung pon 200 Tieren aller Gattungen hergerich⸗ let. Beſchwerden von anderen Tierfreun⸗ den haben aber feſtgeſtellt, daß es in dem Tierparadies an der erforderlichen Pflege der zwei und vierbeinigen Weſen mangele, aus welchem Grunde ſich eines Tages eine e in dem Schloſſe einfand. je Herren kamen nicht aus dem Erſtaunen wer die Vielſeitigkeit der Einrichtungen der verſchiedenen Räumlichkeiten heraus. Au⸗ her 50 Hunden bemerkte man 27 Kat⸗ zen, 100 Vögel, 17 Affen und zahl⸗ reiche andere Tiere, 200 Lebeweſen. Aber viele dieſer Pfleg⸗ linge wieſen Anzeichen einer nicht einwand⸗ freien Verſorgung auf. Zwar gab es Wohn⸗ räume ſowie ſolche die eigens als Schlaf. ſäle eingerichtet waren. Bei letzteren fiel es beſonders auf, daß die Katzen über regel ⸗ rechte Betten mit Leinenüberzug verfügten. An Nahrung ſchien es den Vierfüßlern, ins- beſondere den Hunden, zwar nicht gefehlt zu haben, ehet konnte von einer Ueber ⸗ fütterung geſprochen werden. Aber vlele der Tiere wurden in einem ſolch ver- nachläſſigten Zuſtande angetroffen, daß einige Hunde völlig unbehaart waren und ihr Körper das Ausſehen von Billardkugeln hatte. Eine atemberaubende Luft herrſchte in den Räumen, deren Fenſter und Türen ſtets Hagia gehalten wurden. Dabei wurde Tag und Nacht durch elektri⸗ ſche und Kohlenöfen geheizt. Einige der Katzen wurden ſogar mit gebratenen Hüh⸗ nern gefüttert. Bei einem dieſer Tage abgehaltenen Ge⸗ nichtstermin entgegnete die Beſiterin des Tierparadieſes auf die verſchiedenen Be⸗ ſchwerden, daß ſie noch vor einigen Wochen drei erſte Preiſe für Hunde erzielte. Daraus müſſe man erſehen, daß die Pflege nichts zu wünſchen übrig laſſe. In Abwägung der guten und ſchlechten Seiten des Tierpara⸗ dieſes glaubte der Gerichtshof dennoch an einer Fahrläſſigkeit bei der Pflege der ein zelnen Tiere nicht vorbeigehen zu können und erkannte auf eine Geldſtrafe von zehn fund Sterling. Die Schlange als Mordwerlzeug Muf der Spur eines ungeheuerlichen Kapital⸗ verbrechens. Ein Fall, wie er ſehr ſelten vorkommt, be⸗ ſchäftigt gegenwärtig die Kriminalpolizei von Mewyork. Schauplaß iſt einer der eleganteſten piritiſtiſchen Klubs, deſſen Mitglieder zum il angeblich den erſten Geſellſchaftstreiſen angehören. Anläßlich des Beſuchs eines Ga⸗ ſtes aus Europa wollte man einen„Geiſt“ beſchwören, der ſich bisher zu allen Verſuchen des Klubs, ihn zu zitieren, ablehnend verhal⸗ len hatte. Es handelte ſie), ſo wird behaup⸗ let, um einen jungen Mann, der wegen eines Mordes auf dem elektriſchen Stuhl hingerich⸗ tet worden war. Nach ſeinem Tode entſtan⸗ den Zweifel an der Richtigkeit des Urteils. Was lag für die 0 et näher, als den Hingerichteten ſelbſt zu fragen, ob er den ihm zur Laſt gelegten Mord wirklich be⸗ gangen habe? Die Beſchwörung des„Gei⸗ 17 1 Verſtorbenen iſt eine ſehr feier liche un umſtändliche Zeremonie. insgeſamt mindeſtens unächſt muß eine en ugt werden ie auf Geiſter anregend wirkt. Das geſchieht dadurch, daß man Geſpenſtergeſchichten er⸗ zählt. Nun begibt ſich die ganze Geſellſchaft in den ſogenannten Beſchwörungsſaal, der im 516 05 liegt. Die Teilnehmer müſſen ſich, ehe ſie dieſen Saal betreten, der Schuhe und Strümpfe entledigen. So wurde es jedenfalls in dieſem Klub ge⸗ handhabt. Der Beſchwörer war mitten in ſeinen Zeremonien, alle blickten zu ihm hin, als plötzlich ein ſchriller Schrei ertönte, Er kam von der jungen und ſchönen Gräfin Geerty, die ihn noch mehrmals wiederholte. Als man ſie auf einen Diwan legte, ſtellte man ihren Tod feſt. ſche die Spiritiſten ſtand feſt, daß der be⸗ chworene Geiſt nur der Mörder ſein könne. Die Newyorker Polizei dachte freilich nüch⸗ terner. Die nähere Unterſuchung der Leiche ergab, daß die Gräfin an einem ſchnell wir⸗ kenden Gift geſtorben ſein müſſe, doch konnte man die Art des Giftes nicht feſtſtellen. Man forſchte weiter. Der Graf war ſehr verſchuldet und hatte ſeine Frau nur zwei Wochen vor ihrem Tode mit einer halben Million Dollar verſichert. Nach dieſer Entdek⸗ kung nahm man eine ſehr gründliche Haus⸗ ſuchung bei ihm vor und fand in einer ver⸗ borgenen Kammer einen Korb mit einigen überaus giftigen klei⸗ nen Tropenſchlangen. Dieſen entnahm man Gift aus ihren Drüſen, das mit dem im Körper der Gräfin gefun- denen übereinſtimmte. Nun fand man auch an der Ferſe der Gräfin eine faſt unſichtbare Wunde, die nur aus zwei Pünktchen beſtand, die Bißſtelle der Schlange. Der Graf wird von der Anklage beſchuldigt, ſich der Schlange zur Ermordung ſeiner Frau bedient zu haben. Wie er es angeſtellt hat, dabei nicht ſelbſt von dem Reptil gebiſſen zu werden, iſt noch rätſelhaft. Einſtweilen leugnet er den Mord. der Prozeß des Großfürſten Zu den wenigen ruſſiſchen Fürſtlichkeiten denen es gelang, ſich und das Vermöger rechtzeitig vor Ausbruch der Revolution in Rußland in Sicherheit zu brinden, ge— hört der Großfürſt N., der mit ſeinen bei, den bildſchönen Töchtern ſeit etwa 20 Jah, ren in Paris lebt. Da er ein ſehr reicher Mann iſt, führt er eine großes Haus mi! echt ruſſiſcher Gaſtfreundſchaft. Diplomaten Abgeordnete, Schriftſteller und Künſtler ſind bei ihm oft geſehene Gäſte, die ſich ir den eleganten Räumen der Villa des ruf. ſiſchen Großſürſter offenbar ſehr wohl füh⸗ en. Von den beiden ſchönen Töchtern iſt beſonders die jüngere, die Fürſtin J. ſtets zon einem Kreis von Verehrern umgeben, ihne daß es einem von ihnen gelungen wäre, tieferen Eindruck auf ſie zu machen ⸗ Etwa vor einem Jahre erlitt die junge dame bei einem Ritt einen kleinen Unfall. der Zufall wollte es, daß ein Herr, der ebenfalls den Reitweg benutzte, ihr zu hilfe kommen konnte. Er brachte ſie nach Hauſe und erkundigte ſich am nächſten Tage nach ihrem Befinden. Da er auf die Für⸗ ſtin einen ſehr günſtigen Eindruck machte, durfte er ſie bei ihren Ritten ſtets beglei⸗ ten, wofür ihm der Großfürſt, dem der junge Mann auch ſehr gut gefiel, ein Pferd auf ſeinem Stall zur Verfügung ſtellte. Man konnte ſich ſchließlich die Fürſtin ohne ihren Begleiter kaum noch denken. f Freunde des Graßfürſten alaubten, ihn Urheberrechtsschutz: Fünf Türme-Verlag, Halle(Saale) „Frau Senator, was fragt Liebe danach? Sie iſt da. Wie ein Blitz iſt das, der zündet, und dieſe innere Stimme trügt nicht“, ſetzte er zuverſichtlich hinzu.„Oder haben Sie etwas gegen meine Perſönlichkeit? Ich kann Ihnen ſelbſtverſtändlich jede Auskunft über mich und meine Ver⸗ hältniſſe geben. Ich habe Empfehlungsbriefe an die ver⸗ ſchiedenen Hamburger Herren bei mir, und mein Kredit brief...“ „Laſſen wir das, Herr van der Meulen! Geſchäftliche Fragen und Aufklärungen ſind Sache meines Mannes.“ geſtatten »Und Sie, Frau werbung?“ Senator, darüber klagen. ſie würdevoll. war ins Zimmer getreten. mir die Be⸗ 5 ibre Schläfen ſtieg. „Was ſoll eine Mutter anderes tun?“ lächelte ſie und 0 empfand Stolz über den Erfolg ihrer Tochter bei dieſem weltgewandten Manne. In wohlgeſetzten Worten dankte er, und ein Beben war in ſeiner Stimme, das ſeine Gefühle verriet. „Je nun“, meinte ſie,„ich greife meiner Tochter nicht vor, denn lieben und heiraten geht nur zwei Menſchen an, Herr van der Meulen! Alſo“, kam ſie mit kühnem Sprung zu dem erſten Thema zurück,„Sie helfen mir und verſchaffen ſich Auskunft über die Magd?“ „Sie wiſſen, wie gern und genau ich Ihren Auftrag ausführen werde, Frau Senator, denn er führt mich ja unauffällig zu Ihrer Tochter!“ lächelte er verbindlich. „Sie nehmen eine Laſt von meiner Seele, Herr van der Meulen! Es trelbt ſich ſo viel Geſindel in Hamburg der Tagesordnung. Daran iſt zum Teil die grenzenloſe Vertrauensſeligkeit berum. Die Sploniererei iſt an Ausſehens ein. von unſerer Seite ſchuld. Die Militärs klagen darüber. Der Feind erfährt einen großen Teil geheimer Befehle und militäriſcher Handlungen, die er nur durch Verrat der Eingeweihten wiſſen kann. Ein Skandal iſt es, wenn man daran denkt. Aber da wird erzählt, weiter erzählt, gleich⸗ viel wem, und die es tun, wiſſen nicht einmal, daß ſie dem Feind die größten Dienſte leiſten.“ „Sie haben vollkommen recht, von allen Seiten höre ich Die Militärs ſind entſetzt, aber hilflos. 2 Die Truppenbewegungen laſſen ſich kaum geheim halten, denn die Bürgergarde wohnt ja zu Hauſe und zählt noch immer nicht vollkommen als kriegsgewandtes Militär. Sie plaudern zu Hauſe harmlos über ihr Tun, und dann wird das Garn weitergeſponnen.“ „Die Schwätzerinnen müßten beſtraft werden“, meinte „Gewiß! Aber... ah!“ Er erhob ſich, denn Amalie Ihre Hände lagen in den ſeinen, ihre Blicke hielten ein⸗ ander, und ſeine Blicke ſprachen ſo deutlich, baten ſo heiß, daß ſie faſt erſchreckt ihre Mutter anſah und das Blut in A* Mit einer Gewandtheit, die keiner dem Rieſen zu⸗ getraut hätte, umſtreifte der Kolles die Holſtenmühle. Vorſichtig Deckung ſuchend, kroch er durch das Weiden⸗ gebüſch am Ufer, betrachtete die Mühle, prägte ſich mit der Mühſeligkeit langſamen Denkens jede Einzelheit ihres Auch auf See tat er das. Jeden Schiffsbug, jedes Segel, jeden Maſtbaum, den er einmal geſehen hatte, er⸗ kannte er mit verblüffender Sicherheit wieder. Auch wußte ei ſich aller Einzelheiten zu entſinnen— kurz: er behielt, was er ſeinem Hirn einmal eingeprägt hatte. Draußen lernte man Warten. Wie oft hatten die See⸗ leute viel Zeit, wenn kein Wind war, um die Segel zu treiben, oder Gegenwind, daß ſie endlos kreuzen mußten und trotzdem kaum vorwärts kamen. vor dem jungen Manne warnen zu mu ⸗ en, der offenbar ſterblich verliebt in die unge Fürſtin J. war. Ihr Vater jedoch lüg alle Warnungen aus dem Winde, überzeugt davon, daß eine Fürſtin ſich nie vergeſſen würde und ein einfacher Herr Girdou ihr nicht gefährlich werden könne. Das war ein Irrtum des Großfürſten, denn ſeine Tochter vergaß ſich doch und dei Herr Girdou wurde ihr ſehr gefährlich, Der Großfürſt verſtieß ſchließlich ſeine Toch. ter. Später jedoch wollte er ſich wieder mit ihr ausſöhnen, allerdings unter der Vor⸗ ausſetzung, daß ſie ſich von ihrem Manne — ſie hatte inzwiſchen Girdou geheiratet und der Ehe war auch ein Kind entſproſſen — ſcheiden ließe. Davon wollte jedoch die fürſtliche Tochter nichts wiſſen. Ihrem Manne wiederum lag ſehr viel daran, ſich mit ſeinem großſürſtlichen Schwiegervater zu verſöhnen, er ſchrieb ihm Briefe über Briefe, die aber nicht beantwortet wurden. Der Großfürſt hatte inzwiſchen erfahren, daß die Vergangenheit ſeines Schwieger⸗ ſohnes keineswegs einwandfrei war, des⸗ halb drang er vor allen Dingen auf Schei- dung. Der Großfürſt hat nunmehr einen Prozeß angeſtrengt, die Ehe ſeiner Tochter als ungültig zu erklären. Kinderparlamentarismus Wahlkämpfe haben in den Ländern, die parlamentariſch regiert werden, immer wie⸗ augenblicklich der Wahlkampf in einer bisher noch kaum erlebten Heftigkeit vor ſich. Es geht im Grunde um die Neugeſtaltung des geſamten ungariſchen Lebens unter Führung des Miniſterpräſidenten Gömbös. Während aber in der Wahlpropaganda lebenswichtige Fragen der ungariſchen Nation auf der Tages⸗ ordnung ſtehen, veranſtaltet die Budapeſter Aſphaltpreſſe eine Wahl von„Kinderabge⸗ ordneten“. Am 25. März läßt eines der verbreitetſten Abendblätter im Luſtſpielhaus nach„amerikaniſchem Muſter“ eine ſolche „Wahl“ durchführen, da die Kinder angeblich größtes Intereſſe für die Sorgen der Gro— ßen hätten. Das wird dem erſtaunten Leſer beſonders klar, wenn er erfährt, daß Kinder vom drit— ten() bis zum zwölften Lebensjahr auf der Bühne aden halten dürfen. Und worüber dürfen dieſe Kinder ſprechen? Als wichtige Themen werden u. a. folgende angegeben: Was möchte ich in der Schule lernen? Partei der Streber; Was würde ich tun, wenn ich groß wäre?; Größte Par⸗ tei unſeres kleinen Vaterlandes. Es gibt ſogar auch eine Schokoladen⸗ und eine Langſchlä⸗ ferpartei! Jedes Kind wird einen Stimm⸗ zettel und einen Umſchlag erhalten. Abge- ſchloſſene Abſtimmzellen 11100 bereit. Kin⸗ der unter ſechs Jahren wählen in Be leitung ihrer Mütter! Die gewählten Abhedrdneten erhalten von dem die ganze Angelegenheit veranſtaltenden Blatt eine beſondere Plakette. Während der Zuſammenzählung der Stimmen wird für die Rinder eine Theatervorführung veranſtaltet. Politiſches Allerlei Athen. Die für Donnerstag angeſetzte Vereidigung des neuen griechiſchen Außen- miniſters Maximoff iſt verſchoben worden; die Verſchiebung ſoll aus parteivpolitiſchen Erwägungen erfolgt ſein. Liſſabon. Außenminiſter Caieira da Mata iſt zurückgetreten; mit der Führung der Geſchäfte des Außenminiſteriums wurde Marineminiſter Mesquita Guimaraes be— auftraat. Art geſtohlen. Neues aus aller Welt Aus dem Fenſter geſtürzgkl. In Nürn⸗ berg ſtürzte ein dreijähriges Kind in einem unbewachten Augenblick aus dem Küchen⸗ fenſter des zweiten Stockes in den f. kaum und erlitt einen ſchweren Schädel⸗ druch. Das Kind wurde in das Kinder- pital gebracht, wo es bald darauf verſchied. Eine ganze Familie auf der Anklagebank. Der 62 jährige Johann Seibert und ſein 29. ähriger Sohn hatten lange Zeit hindurch in Wochenendhäuſern und Bäckerläden der Umgebung Nürnbergs und in der Stadt ſelbſt eingebrochen und Waren aller Nun ſtand die ganze Fa⸗ milie vor Gericht. Seibert ſen. erhielt zwei Jahre und ein Monat Zuchthaus ſowie fünf Jahre Ehrverluſt, der junge Seibert drel Jahre drei Monate Zuchthaus und eben⸗ alls fünf Jahre Ehrverluſt zudiktiert. Die FChefrau des jungen Seibert wurde wegen Hehlerei und Betrugs zu einem Monat Ge⸗ aängnis und die Ehefrau des alten Seibert vegen Beleidigung zu zwei Monaten Ge⸗ fängnis verurteilt. Den Vorgeſetzten niedergeſchoſſen. Auf der Zeche Recklinghauſen 1 ſpielte ſich eine ſchwere Bluttat ab. Ein Maſchinenſteiger ge⸗ riet in ſeinem Büro mit einem Zechenwär⸗ ter in Streitigleiten. Im Verlaufe der Aus⸗ einanderſetzung zog der Wärter eine Piſtole und ſchoß auf ſeinen Vorgeſetzten. Während der erſte Schuß fehlging, traf der zweite und der zu Auswüchſen geführt. In Ungarn geht verletzte den Steiger ſchwer. Der Täter wollte noch einen dritten Schuß abgeben, doch ver⸗ ſagte die Waffe. Der Waͤrter ſtellte ſich ann der Polizei. Der ſchwerverletzte Stei⸗ ger fand Aufnahme im Bergmannsheil. Gnadengeſuch. Der vom Schwurgericht in Aachen wegen Mordes an der Juliane Adriany zum Tode verurteilte 18jährige Kaſ⸗ par Siep beabſichtigt nicht, Reviſion einzule⸗ gen. Sein Verteidiger will vielmehr ein Gna⸗ dengeſuch einreichen. Das Gericht hat be⸗ reits einen etwaigen Gnadenerweis befürwor⸗ tet. Kampf mit einer Rieſenſchlange. Wäh⸗ rend einer Zirkusvorſtellung in Mau ⸗ beuge drang eine Rieſenſchlange auf den vorführenden Artiſten ein und biß dieſen in die untere Lippe. Alsdann wandte ſich das 4,5 Meter lange Tier um den Körper des laut um Hilfe ſchreienden Unglücklichen und verſuchte dieſen zu Tode zu quetſchen. Obwohl der Bruder und die Schweſter des Artiſten mit rotglühenden Eiſenſtangen auf die Schlange einhieben, um ſie zu zwingen, von ihrem Opfer abzulaſſen, vergrub das Tier ſeine Zähne tief in die linke Wange des Mannes. Der Artiſt wurde lebensge— fährlich verletzt. Die Bibliothek Barthous wird verſteigerk. In Paris wird die ſehr wertvolle Biblio- thek des früheren franzöſiſchen Außenmini⸗ ſters Barthou verſteigert. In den erſten beiden Tagen hat die Verſteigerung bereits einen Ertrag von 2,5 Millionen Franken ergeben. Elefanken auf dem Gemüſemarkt. Drei Elefanten aus einem Wanderzirkus, der in der Nähe von London Vorſtellungen gab, erſchienen plötzlich auf dem Markt des Städtchens Viele Marktfrauen ſtießen in ihrer Ueberraſchung laute Schreie aus, er⸗ griffen ihre Marktkörbe und rannten davon. Die Tiere durchſtampften das ganze Markt⸗ gelände, ergriffen bald hier bald dort mit Gemüſe, Kartoffeln uſw. gefüllte Körbe, wirbelten ſie in der Luft herum und ent⸗ leerten ſie auf dem Platz. Was nicht zer⸗ ſtampft wurde, ließen ſich die Dickhäuter mit Wohlbehagen ſchmecken. Bedächtig verfolgte er die Bewegung der ſich drehen⸗ den Windmühlflügel, bemerkte etwas Auffälliges. Am Ende eines Flügels war ein dunkler Strich, faſt am Rande; es ſah aus, als ſei die Stelle brüchig, beim Drehen war die Stelle weithin ſichtbar. Der zweite Flügel zeigte an anderer Stelle ein ähnliches Zeichen, der dritte und vierte gleichfalls. heime Zeichen? Aber, dachte er weiter— wer gab ſie? „Der Holſtenmüller? Sollte der Verrat üben? Oder...“ verwirrten ſich ſeine Gedanken und umkreiſten ſeinen ge⸗ heimnisvollen Auftraggeber und die Empfängerin des Briefes, die er finden mußte. Im Geſträuch hingeduckt, wartete er, verfolgte, wer die Mühle betrat und ſie verließ. Männer geſehen; ſie kamen nicht in Frage— im Gegen⸗ teil: er mußte ſich hüten, von ihnen geſehen zu werden. Jetzt! Er ſchloß das rechte Auge und blickte ſcharf mit dem linken. Eine jüngere Frauensperſon, die ein buntes Kopftuch trug, trat aus der Tüt, ſchirmte die Augen mit der Hand gegen das grelle Licht und ſchaute geſpannt nach jener Richtung, aus der er gekommen war, als er⸗— warte ſie jemand. Wieſo wußte ſie von ſeinem Kommen? Er ſtutzte. Waren das nicht ge⸗ Bis jetzt hatte er nur 1 Das war doch unmöglich, denn ſchneller als er konnte niemand die Mühle erreicht haben. Hatte ſie ihn unter dem Gebüſch entdeckt? Sie ging ins Haus zurück; einen Augenblick ſpäter trat ſie wieder heraus, einen Korb am Arm, ging in den Garten hinter dem Hauſe, ſchnitt Salatköpfe ab. Aalglatt wand er ſich durch das Gebüſch, kroch näher. Bei einer Wendung des Weges, die jedes Beobachtet⸗ werden von der Mühle ausſchloß, fand ſie den Rieſen un⸗ verhofft vor ſich. „Wer biſt du?“ fragte er zwiſchen zuſammengepreßten Lippen, ohne Höflichkeit. „Und du!“ fragte ſie, ohne durch ſeine Anweſenheit überraſcht zu ſein. „Deinen Namen will ich wiſſen!“ forderte er abermals. „Ante.“ Sie ſah ihn an, bemerkte die Genugtuung in ſeinen Augen. (Fortſetzung folat.) MAN Ven CERT NofHBEEC. Urheberrechtsschutz: Fünf Türme-Verlag, Halle(Saale) Nachdruck verboten. Ein Laut des Entſetzens ſchlug zu ihm empor. Die ſchlanke Frau in ſeinen Armen wehrte ſich gegen ihn mit der Kraft der Verzweiflung. Doch was waren ihre Be⸗ mühungen, von ihm fortzukommen, im Vergleich zu ſeinen Rieſenkräften? Er hob ſie empor, daß er ſie küſſen konnte; ſeine Arme umſchloſſen ſie feſter: „Lelia! Ich liebe dich! Rur dich liebe ich! Du bleibſt bei mir! Du gehſt nicht ein zweites Mal von mir!“ Das Tor fiel hinter den zwei Menſchen zu. Schnell ſchritt der Graf mit ſeiner leichten Laſt zum Teehaus hin⸗ über. Und wieder wehrte ſich die Frau. „Ich bin nicht Lelia! Laſſen Sie mich fort!“ Ein helles, faſt knabenhaftes Lachen: „Du biſt Lelia! Du haſt ihr goldenes Haar, haſt ihren Mund, ihre Geſtalt. Und wenn es nur für dieſe eine Nacht iſt, Lelia— du biſt noch einmal zu mir gekommen!“ Und wieder brannten ſeine heißen Küſſe auf dem zucken— den Frauenmund. Wie ſüßes, berauſchendes Gift ſenkte ſich auch ihr die Liebe ins Blut. Die Liebe zu dem hochgewachſenen Manne, der ſie für die andere hielt— für Lelia! l 4* „Frühſtück, Alter! Ich trage es ſelbſt hinüber! Ich frühſtücke im Teehaus.“ Die fröhliche, glückliche Stimme fuhr dem alten Gor— mann in die Glieder. Er blickte ſeinen jungen Herrn ſaſſungslos an. „Gormann! Schnell! Spute dich doch!“ Gormann ging. Hell ſchien die Sonne. Sie beſchien das Teehaus. Ihre Strahlen küßten die noch mit Tau befeuchteten Blüten im Garten. Graf Hartlingen ſtrich ſich über die Stirn. Was hatte er da eben getan? Frühſtück beſtellt? Für wen denn? Für— Lelia? Aber ſie war doch tot? Sie trank doch nie mehr mit ihm drüben im ſonnendurchleuch— teten Zimmer des kleinen Teehauſes aus den kleinen be— malten Taſſen, die ſie ſo geliebt hatte? War es denn nur ein Traum geweſen, daß er ſie wieder in den Armen hielt, ſie küßte, wie einſt? Er ſah an ſich herunter. Er hatte ein Bad genommen, ſich umgekleidet. Sein Bett im Schlafzimmer war noch unberührt und drüben im Teehaus wartete— dort wartete doch Lelia auf ihn? Lelia, die ihn geküßt und geſtreichelt hatte? Ein Traum? Ein Traum?! Hatte er es gebrüllt? Da jagte er auch ſchon durch den Park. Das Teehaus! Die Tür ſtand offen. Er ſtürmte hinein, ſah ſich um, ſant im nächſten Augenblick auf dem Ruhebett in ſich zu⸗ ſammen. Hier ſollte Lelia geweſen ſein? Still, leer, einſam war der kleine, intime Raum! Alles lag glatt und ſauber da. Jedes Deckchen, jedes Kiſſen. Eine Roſe lag am Boden. Eine der blaſſen, zarten Roſen, wie ſie zuweilen ſchon ein warmer Frühling hervorbringt. Lelia! Graf Hartlingen kaumelte empor. Hatten die Verwandten recht? War er wahnſinnig? Warum rief er Lelia, die nie mehr zu ihm kommen konnte? Die längſt tot war? Er— hatte ſie geküßt! Ja, aber es war ein Traum geweſen. Alles, was ihn ſo ſelig gemacht, war ein Traum. Oder war Lelia ein letztes Mal zu ihm gekommen? Die Roſe! Von wem war dieſe ſchöne, blaſſe Roſe? Flüchtig dachte er, daß er, wenn er hier geſeſſen und geträumt, die Roſe vielleicht mitgenommen, als er auf dem Wege hierher war in der geſtrigen Nacht. Man konnte an ſich wahrhaftig nicht mehr den Maßſtab anderer, geſunder Menſchen legen. Man— war beſtimmt wahnſinnig! „Es war kein Geiſt. Es war Leben in ihr. Heißes, herrliches, pulſierendes Leben!“ Das blieb das Endergebnis ſeiner ſich jagenden Ge⸗ danken. Leiſe, liebkoſend ſtrich ſeine Hand über die ſeidenen Kiſſen. „Lelia?“ Hier hatte doch ihr blondes Köpfchen geruht? Hier hatte er ſie geküßt! Der Schloßherr von Hartlingen verlleß das Zimmer. Sorgfältig verſchloß er die Tür. Das kleine Teehaus ſollte von jetzt an ſein Heiligtum ſein. Er wollte jeden Abend hierher gehen. Vielleicht erſchien ihm Lelia noch einmal? Die Morgenſonne ſchien golden auf den Mann herab, det wie ein Träumender die gewundenen Wege entlang ſchritt. Auf der Veranda ſtand Gormann mit dem Tablett. Zwei Taſſen? Rudolf Hartlingen lachte laut auf. Aber dieſes Lachen zerriß dem alten Gormann das Herz. Ratlos blickte er auf vie zwei Taſſen und das lecker zubereitete Frühſtück. Mit wem hatte er nur drüben frühſtücken wollen? Und ſo jungenhaft froh hatte er gelacht. Genau ſo, als ſei er wieder der ſorgloſe fröhliche Mann von einſt. Als liege nicht ein ſchauerliches Erlebnis zwiſchen einſt und letzt! Und nun? Was war das nun wieder? Graf Hartlingen ſtand an der Tür und ſagte: „Trage das Frühſtück wieder weg, Alter!“ Schweigend tat Gormann, wie ihm geheißen worden war. Aber in der Küche ſank er auf den harten Stuhl, ſchlug die Hände vor das Geſicht und weinte. Erſchrocken beugte ſich ſeine gute Frau über ihn. „Wilhelm! Aber Wilhelm! Nun ſage doch bloß, was du haſt?“ Er wiſchte ſich die Tränen ab. „Mutter! Das Drama von Schloß Hartlingen iſt noch nicht zu Ende. Ich glaube jetzt ſelbſt, daß er wahnſinnig geworden iſt.“ Weiter ſagte der alte Gormann nichts. Er ſtand auf und ging ſtill hinaus. „Lieber Gott! Laß unſeren armen Herrn nicht noch das Schwerſte beſchieden ſein! Er hat es nicht verdient, daß ihn ſo viel Unglück trifft!“ betete die alte Frau. Graf Rudolf Hartlingen aber ging in ſein Arbeits⸗ zimmer. Hier entnahm er einem Fach verſchiedene Schlüſſel. Die Schlüſſel zu Lelias Gemächern! Zum erſten Male lenkte er ſeine Schritte ſeit ihrem Tode wieder dorthin. Dann ſtand er in dem kleinen, ſchönen Wohnzimmer. Dieſes Zimmer, das noch immer Lelias bisweilen recht bizarren Geſchmack zeigte. Aber das Geniale, das ihr eigen geweſen, durchwehte das Ganze, daß man ſich nicht veranlaßt ſah, irgend etwas tadeln zu wollen. f Das Körbchen mit den Handarbeiten! Wie viele Male, wenn Lelia ſich langweilte, oder beſſer geſagt, es ſich einbildete, ſich zu langweilen, hatte ſie ſolch eine feine Handarbeit angefangen, um ſie doch ſchon nach einigen Stichen beiſeite zu werfen. Er hatte dann gelacht, hatte ſich dieſe Arbeiten erbettelt. Dort ihr Seſſel, in dem ſie am liebſten ſaß! Die mit weißer, geblümter Seide bezogene Chaiſe⸗ longue, auf der ſie ſo gern ruhte, faul wie ein ſpielendes Kätzchen zuſammengekauert— oder ſich ſchlaſend ſtellend, wenn er ins Zimmer trat. Graf Hartlingen ging weiter, betrat das Schlafzimmer. Alles war in Ordnung. Die Gormanns ſchafften mit nimmermüden Händen. Legten ſtill die Schlüſſel wieder an ihren Platz. Kein Stäubchen verletzte. Es war alles ſo wie einſt. Dieſes Zimmer, das allein ein Vermögen verſchlungen — er hatte es ſelbſt gezeichnet und zuſammengeſtellt. Das wunderſame Holz der Möbel gab dieſen ſeinen Geruch von ſich, der durch das Zimmer wehte und den Lelia ſo gern gemocht. Dort auf dem Nachttiſch lagen noch die Bücher, in denen ſie vor dem Einſchlafen gern las. Die vielen weichen, weißen, dicken Felle, die koſtbaren Vorhänge— alles war wie einſt. Und doch— wie ſeltſam! Der Mann, der geglaubt hatte, er müſſe zuſammen⸗ brechen, wenn er dieſes Zimmer je wieder betrat, er blickte mit fremden, fragenden Augen auf all die vertrauten Gegenſtände. Es war, als beſichtige Graf Hartlingen etwas, was man ihm zur Beſichtigung empfohlen hatte. Seine ſchöne, braune, geſtählte Hand ſtrich über die ſeidene Bettdecke des großen Doppelbettes. Dann verließ er mit großen Schritten das Zimmer. Er arbeitete dann in ſeinem Zimmer drüben an dem wiſſenſchaftlichen Werk. Aber diesmal fand er nicht die nötige innerliche Ruhe, um ſchreiben zu können. Untätig hatte er nach einiger Zeit ſchon wieder dageſeſſen. Er ſchloß die Arbeit wieder fort. Haſtig durchmaß er das Zimmer. Sein Traum! Dieſer Märchentraum, der ihn nicht mehr los ließ! Und wie vor einem Wunder ſtand er vor der Tatſache, daß gerade dieſer Traum es war, der in ihm das furcht⸗ bare Leid um Lelia milder werden ließ. Wie ſeltſam das war! Rudolf Hartlingen ging wieder hinüber. Noch einmal durchquerte er Lelias Zimmer. Weshalb ging er wieder hierher? Eine Weile ſpäter ſaß er vor dem kleinen, zierlichen Schreibtiſch. Der Schlüſſel lag in dem kleinen Behälter. Mechaniſch nahm er den kleinen ſilbernen Schlüſſel an ſich. Betrachtete ihn genau. Hielt ihn lange, lange in der Hand. Dabei übte der kleine Schlüſſel eine ganz beſondere Anziehungskraft auf ihn aus. Graf Hartlingen ſchloß den Schreibtiſch auf. Nichtigkeiten, wie Lelia ſie geliebt und dann achtlos beiſeite geworfen. Briefe! a Seine Briefe, die er während der kurzen Brautzeit an ſie geſchrieben, Ein Zettel, einzeln, achtlos weggelegt. „Rudolf iſt furchtbar eiferſüchtig! Ich fürchte mich vor m! Sei vorſichtig!“ Wohl eine Stunde mochte vergangen ſein. A immer ſaß Hartlingen an Lelias Schreibtiſch, den Zettel mit dem unverſtändlichen Inhalt. Plötzlich flog polternd der Stuhl zurück. g 5 Hoch aufgerichtet ſtand Hartlingen da, den Zettel hielt er in der Fauſt. Den Zettel, der wie Feuer brannte. Hatte man nicht ſeinerzeit alles hier durchſucht? Von dieſem Zettel war niemals die Rede geweſen. Aber wenn man ihn auch gefunden, wäre er nicht vielmehr ein Doku⸗ ment zu der Schuld des Gatten geweſen, anſtatt ihn zu entlaſten? Wer war dieſer Mann, den Lelia gewarnt hatte dur dieſe Zeilen? b Lelia— hatte mit einem Manne in Verbindung ge⸗ ſtanden 2! 8 Lelia— hatte ihn— betrogen? Lelia? Das? Sollte das nun noch das Endreſultat von allem Schmerz, aller Verzweiflung ſein, daß er ihre Untreue erfuhr? Lelia? a Sie— hätte— einem anderen Manne genau ſo liebe Worte geſagt wie ihm? Lelig hätte einen— anderen Mann geküßt? Wie das Brüllen eines verwundeten Tieres klang der Laut, der aus der Bruſt des Mannes ſtieg. Wer— war— der— andere? Niemand gab ihm Antwort. Lelia lächelte auf dem Bilde, das drüben auf dem Zier⸗ tiſch ſtand. Süß und betörend lächelte ſie. Es war eine andere Aufnahme als die, die auf ſeinem Schreibtiſch ſtand. Aber auch hier lächelte Lelia ihr ſüßes, berücken⸗ des Lächeln. Voll Haß und Grauen ruhten die Augen des Mannes auf dem ſchönen hellen Geſicht. Wer war Lelia? Hatte er ſie je richtig geklannt? War er nicht vielmehr blind und toll vor Liebe in dieſe Ehe hineingetaumelt? War Lelia— nein! Er durfte dieſen Gedanken nicht zu Ende denken. Er ſtürzte hinüber zum kleinen Tiſch, riß das Bild Lelias empor. „Was biſt du für ein Rätſel, Lelia? Wenn du es nicht wert wärſt, daß ich an dir zugrunde ginge, Lelia?“ Süß und berückend lächelte die ſchöne Frau aus dem Rahmen heraus. ö Der Zettel 2! Wem hatte der Zettel gegolten? Kein Fremder war in Hartlingen geweſen. Wenn— der furchtbare Gedanke ſich bewahrheiten ſollte, mußte es ein Menſch ſein, den Lelia von früher her gekannt hatte. Dann hatte ſie ſich mit irgendeinem Manne getroffen, der ihrer Vergangenheit entſtammte. Oder— hatte ſie ihrem Vater doch wieder heimlich Geld gegeben? War er der Mann? Und Lelia ſchrieb dem Vater den kleinen Zettel, weil es doch immerhin leicht möglich war, daß er, der Gatte, einen Liebhaber vermutete und ſich voll eiſer⸗ ſüchtigen Jähzorns auf ihn ſtürzte? Die Hände des Grafen krampften ſich um das Bild. Das Glas zerbrach, und die Scherben ſchnitten in ſeine Hände, daß dicke Blutstropfen herabrannen. Er ſpürte es nicht. Der körperliche Schmerz war nichts im Vergleich zu der ſeeliſchen Qual, die in ihm wütete. Lelia eine— eine ganz gewöhnliche— Dirne? Lelia, die ihn mit irgendeinem Menſchen betrogen hatte? L—e—l—i-a? Es war ein dumpfes Gurgeln. Das Bild fiel zu Boden. Rudolf Hartlingen ging ſchweren Schrittes noch ein⸗ mal an den zierlichen Schreibtiſch zurück. Seine blutenden Finger wühlten zwiſchen all den Papieren und zierlichen Nichtigkeiten. Eine Gewißheit! Um Gottes willen— jetzt irgendeine Gewißheit! Es fand ſich nichts. Nichts als dieſer myſteriöſe Zettel, der Höllengual ver⸗ ürſachte und doch wiederum nichts bewies! Völlig erſchöpft, in ſich zuſammengeſunken, ſaß der junge Schloßherr von Hartlingen auf einem Stuhl und ſtarrte vor ſich hin, den Zettel mit Lelias feiner, ein bißchen ſchnörkeliger Schrift zwiſchen den blutenden Fingern. „Gewißheit! Gewißheit will ich haben] Was iſt das für eine geheime Korreſpondenz? Wer ſtand mit Lelia in irgendeiner Verbindung, von der ich abſeits ſtand 7 Fürch⸗ tete Lelia meinen Zorn, weil ſie dem Vater doch mehr zu⸗ kommen ließ als die Rente, die ich ihm ausgeſetzt?— Oder.. Dieſes Oder war entſetzlich. Dieſes Oder war das Ende! Denn wenn dieſes Oder beſtand, daun zerbrach das Letzte, dann war ſein Heiligtum zerſtört, dann war Lelias Andenken für immer in ſeinem Herzen geſchändet, Graf Hartlingen lehnte an der Tür, den Kopf gegen das harte Holz gepreßt. 5 Gewißheit!, dachte er wieder. Um Gottes Barmherzig⸗ keit willen— Gewißheit! Doch niemand gab ſie ihm, dieſe Gewißheit. Er war allein, und um ihn war tiefſte Stille. Plötzlich hob Rudolf Hartlingen den Kopf. „Wenn es Wahrheit wäre—, wenn— Lelia mich be⸗ 1 trogen hätte, dann wäre der— der Mörder, falls er wirk⸗ lich exiſtiert, doch vielleicht auch nach dieſer Richtung zu ſuchen? Dann wäre ich der Betrogene und trüge außerdem den Makel, den ein anderer auf ſich lud?“ a Vom Boden her, durch die Scherben hindurch lächelle Lelia ſüß und berückend. Blickte ihn mit dieſem Lächeln an, das ihn ſtets wehrlos und immer wieder zu ihrem Sklaven gemacht hatte. Die geballten Hände Hartlingens ſchlugen an die Wand, berührten dabei den Klingelknopf. N N „Gewißheit will ich haben— Gewißheit!“ Der Graf ſtöhnte es noch immer, als der alte Kormann (Joriſebane betet 2 7 löngſt auf der Schwelle ſtand. Die ſchrillen Klingelgelchen agatten ihn herbeigerufen Indes-Auzelge Gott, dem Allmächtigen, hat es gefallen unſere liebe Mutter, Großmutter, Schwieger⸗ mutter, Schweſter, Schwägerin und Tante Frau Cäcilia Belz geb. Roos nach längerem, mit größter Geduld ertragenem Leiden, verſehen mit den heiligen Sterbe— ſakramenten, im Alter von 76 Jahren, geſtern b 10 Uhr zu ſich in die Ewigkeit abzu⸗ rufen. Viernheim, Dietesheim, 1. April 1935 Die trauernd HRinterbliebhenen Die Beerdigung findet morgen Dienstag nachmittag 4 Uhr vom Trauerhauſe, Luiſen⸗ ſtraße 56 aus, ſtatt. 5 NN F chönes Dopnel- Zimmer mögl mit Koch⸗ gelegenheit ſofort geſucht Eilofferten unt. Chiffre a 800 an die Exp. d. Bl. Vornehme Sd Büro. Verdienſtmöglichkt. 400.⸗Mk. monatl. u. mehr Anfragen an Lubw. Doile, Wol⸗ terslage Kr. Oſter⸗ burg, Altm. iavier- Unterricht nach erprobter, schnell fördern- der Methode Lissi Schlatter langj. Lehrerin an der Mann- heimer Hochsch. f. Musik. Nüheres ſlannnelmerstaa. Fichrüben und Helberuben zu verkaufen Alicens trale 7 0 Zu mieten Schnell verkauft hr Traum helucht von ſchönen Möbeln geht in 1 Ammer Erfüllung 5 bea niedrigen und Küche re iſen!. Külehen ab Rm mo. von jung. Ehe. 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Es iſt vollkommen gleich, welcher Sportart ihr euch zuwendet, erſcheint in Maſſen zu dieſer erſten großen Werbekundgebung des deutſchen Sports! Die Vereinsführer ſind verantwortlich, daß ihre geſamte Mitgliedſchaft hierzu erſcheint. Auch auf dem Gebiete der Leibesübungen muß Deutſchland an erſter Stelle ſtehen. Wahrt den guten Ruf Viernheims auf ſportlichem Ge biet und zeigt durch Euren Beſuch, daß ihr ge— willt ſeid das Eure dazu zu tun um dieſen Ruf zu erhalten und zu vertiefen. Heil Hitler! Im Auftrag des Bezirksbeauftragten: Schweigert. Statt besonderer Anzeige! Nach kurzer schwerer Kranlcheit ver- schied am 30. März 1935 mein innigstge- liebter Gatte, unser guter treuer Bruder, Schwager und Onkel Herr er mana twelamann im 76. Lebensjahr. Im Namen der Hinterbliebenen: Dina Weinmann geh. Hochstädter Die Beisetzung hat im Sinne des Ver- storbenen bereits stattgefunden. Am 30. März 1935 verſchied nach kur— zem ſchwerem Leiden unſer hoch jrter Seniorchef und Gründer der Firma 3 3 8 1 ner Hermann Weinmann Wir verlieren in ihm nicht nur einen ſelten gerechten und wohlwollenden Chef, ſondern ſeine vornehme und edle Geſinnung hat ihn uns Allen zum väterlichen Freund gemacht. Wir werden in ſeinem Sinne weiterfahren Makulatur zu haben im Mernkeimer Inzeiger Haun bel unsern Inserenten! und ſein Andenken ſtets in Ehren halten. Die Arbeiter und Angestellten der Firma hermann Weissmann, Rohtabake Viernheim i. H. Der grosse Erfolg des grandiosen Ufa ⸗Filmwerk nach dem meistgeles. Roman v. Ludw. Ganghofer Schlog Hubertus Heute Montag letztmals im Central-Film⸗Palast- hiemand darf dies. herrlich. Heimatfilm versäumen. Sport und Spiel Viernheim ⸗ Kirchheim 3:2 Das erſte Entſcheidungsſpiel um die Be⸗ zirksmeiſterſchaft von Unterbaden konnten die Grünen geſtern für ſich entſcheiden. In einem typiſchen Punkte⸗ bezw. Entſcheidungskampfe, mit all ſeinen Begleiterſcheinungen, wurde Kirchheim, die in der ganzen Verbandsrunde kein Spiel verloren hatten, geſchlagen. Das Reſultat hätte unbedingt höher ausfallen müſ⸗ ſen für Viernheim, zumal in der 1. Halbzeit genügend Torchencen waren. Etwa 1300 Per⸗ ſonen waren Zuſchauer, dieſes ſtets ſpannen⸗ den Kampfes.— Am Sonntag findet nun das Rückſpiel in Kirchheim ſtatt. Da Viernheim nur ein Tor Unterſchied hat, fällt dem Spiele in Kirchheim beſondere Bedeutung zu. Ein Unentſchieden genügt den Grünen ſchon zur Meiſterſchaft. Wenn jedoch die Mannſchaft tüchtig beim Zeug iſt, muß ſie auch in Kirch⸗ heim gewinnen. Das Spiel gilt zugleich als Pokalſpiel. Wenn alſo am Spielende das Spiel Unentſchieden ſteht, ſo gilt dieſe Wert⸗ ung für die Bezirksmeiſterſchaft und um den Vereinspokal wird dann bis zur Entſcheidung weiter geſpielt. Viernheimer Sportfreunde rüſtet zu dieſem Spiele. Begleitet die Mann⸗ ſchaft recht zahlreich auf dieſem ſchweren Gange, damit der nötige Rückhalt verhanden iſt. * Verbandsſpiele(Unterbaden Weſt): Sandhofen Phönix Mannheim 51 Feudenheim Seckenheim(ausgefallen) Die Tabelle: Amie. Viernheim 22 15 5 Friedrichsfeld 22 12 5 Sandhofen 20 13 Ilvesheim 19 9 08 Hockenheim 21 10 Feudenheim 20 8 SC Käfertal 22 8 56:32 46:37 50:19 41:31 45:38 37:35 40:42 S . S S Neulußheim 20 6 44.40 Phönix Mannh. 21 7 3 11 TS Altrip 20 6 5 9 Seckenheim 19 4 4 11 Oberhauſen 22 318 Verbandsſpiel der Turnerhandballer: TV. Seckenheim— TV. Viernheim 7110 Um die Kreismeiſterſchaft der Kreisklaſſe 2: Rohrhof— Turnverein Viernheim 211 235 5037 17 34:43 17 28:48 12 gig Pokalwiederholungsſpiel: VfB. Wiesloch— Seckenheim 27¹ a. Privatſpiele der Bezirksklaſſe: Neulußheim— Mundenheim 2:0 Friedrichsfeld— FV. Weinheim 0:5 07 Mannheim— 08 Mannheim 12 ASW Ludwigshafen— Mundenheim 3:1 1. Die 2. Pokalzwiſchenrunde! Die Ausloſung für die 2. Pokalzwiſchen⸗ runde, die am 7. April durchgeführt wird, brachte für den Bezirk Unterbaden folgende Paarungen: i SpVgg. Sandhofen— 98 Schwetzingen Feudenheim— Neulußheim VfB Wiesloch— Rohrhof Plankſtadt— FV. Weinheim Ilvesheim— Phönix Mannheim FI Kirchheim— Amieitia Viernheim 08 Hockenheim— 05 Heidelberg Intereſſant iſt die Paarung der beiden Abteilungsmeiſter der unterbadiſchen Bezirks- klaſſe, nämlich FG. Kirchheim— Amicitia Viernheim. Wie aus der amtlichen Ver⸗ lautbarung des badiſchen Sportwartes Pleſch, Karlsruhe hervorgeht, gilt das ebenfalls für den 7. April feſtgeſetzte 2. Qualifikationsſpiel für die Teilnahme an den badiſchen Auf; ſtiegsſpielen, zwiſchen der FG. Kirchheim und der Amicitia Viernheim gleichzeitig als Po— kalſpiel. Fußballer! besucht die„Sportwerbekundgebung“ neute Montag abend im Freischützsaal. Beairks beauftragter Pg. Kbrbol spricht 1. Diernheimer Tonfilmschau „Schlon Hubertus Ein Ufa⸗Spitzenfilmwerk nach dem meiſtge— leſenen Roman von Ludwig Ganghofer. Achtung heute Montag letztmals im Central⸗Film⸗Palaſt Wie überall, und wie nicht anders zu erwarten war, wird auch hier in Viernheim mit größtem Erfolg der grandioſe deutſche Heimatfilm„Schloß Hubertus“ zur Zeit im Central-Film⸗Palaſt aufgeführt. Eine ſtarke Handlung, eine wundervolle Landſchaft, ergeben einen packenden, herr— lichen Film. Ein ernſtes und heiteres Spiel von der Zerwürfnis und von der Verſöhnung zwiſchen Vater und Sohn. Man erlebt die wunderbare Wandlung eines Menſchen im Laufe einer Handlung, die Ihnen alles bietet was Sie von einem Ufa⸗Spitzenfilm erwarten. Wer den Roman unſeres deutſchen Dichters Ludwig Ganghofers geleſen hat, ſieht ſich dieſes Filmwerk an und wer ihn nicht geleſen hat erſt recht.— Ueberall nicht endenter Bei— fall und größte Begeiſterung. Ein Erlebnis ohnegleichen. Möge dieſem herrlichen deutſchen Meiſter— werk heute noch ein großer Erfolg beſchieden ſein, denn er hat ihn wirklich verdient. Ein Beſuch iſt beſtens zu empfehlen. Frühjahrsſtenographen⸗ prüfung in Worms! Der örtliche Prüfungsausſchuß bei der Heſſiſchen Induſtrie- und Handelskammer Worms veranſtaltet am Sonntag, den 14. April 1935, vormittags 9 Uhr, im Dienſtge— bäude der vorgenannten Kammer, Horſt Weſſel Straße 20, eine Frühjahrſtenographenprü⸗ fung(Vorprüfung Geſchwindigkeitsſtufe 120 Silben und eine Hauptprüfung in den Ge— ſchwindigkeitsſtufen 150 Silben aufwärts), ſoweit Bewerber für die einzelnen Stufen in ausreichender Zahl ſich melden. Wer zur Prüfung zugelaſſen werden will, muß ſeinen Wohnſitz oder ſeine Beſchäftigung im Bezirk der Induſtrie- und Handelskammer Worms (in den Gemeinden des Kreiſes Worms, ſowie in den Gemeinden Lampertheim, Viern⸗ heäm, Lorſch, Biblis Bürſtadt, Bobſtadt, Hofheim, Wattenheim und Nordheim) haben und wenigſtens 16 Jahre alt ſein. Ausnahmen können durch den Prüfungsausſchuß zuge⸗ laſſen werden. Die Anmeldung zu der Prü— funs hat in der Zeit vom 29. März bis 11. April 1935 an den örtlichen Prüfungs- ausſchuß bei der Induſtrie- und Handelskam— mer Worms unter Angabe der Geſchwindig— keitsſtufe zu erfolgen. Dabei iſt vom Prüf— ling ein beſonderer Anmeldevordruck auszu— füllen der bei der Geſchäftsſtelle der Indu— ſtrie- und Handelskammer Worms erhältlich iſt. Die Prüfungsgebühr in Höhe von 2.— RM. iſt bei der Anmeldung gleichzeitig ein— zuzahlen. Bei Erwerbsloſen beträgt die Ge— bühr 1.— RM. Gegenſtand der Prüfung iſt die Feſtſtellung der Kurzſchriftgeſchwindigkeit und die Zuverläſſigkeit der Uebertragung, auch in Bezug auf Sprachlehre, Rechtſchreibung und Satzzeichen. 25 Die Großſtadtreiſe. Der Michl-Bauer wollte eine Vergnü— gungsreiſe in die Großſtadt unternehmen, kam aber ſchon in der erſten Nacht wieder zurück. „Nanu“, fragt die Bäuerin, als ihr Mann ins Bett ſteigt,„warum biſt denn net länger blieben?“„Hol's der Deifel!“ knurrt der Bauer. Dann erzählte er:„Die Groß— ſtadt is a richt'ger Hexenkeſſel! Haſt kee Ahnung net, wie's dort zugeht! Dieſer Ver— kehr! Die viel'n Lichter! Und erſt die ver— rückt'n Menſchen! Als i angekomm'n bin und aus'm Bahnhof tret, henkelt ſich bei mir a hochfeine Dame ei und meent:„Nun, mein Lieb, mein Bub', wollen wir nicht mal'n biſſel Mann und Frau ſpielen? Komm' mit!“ „Nee,“ brülle ich entſetzt und reiß mich los: „Ich hob grod' an mein'r Alten gnua!“ Um das Weibsbild los zu werd'n, renn' i in en Tobaksladen und verlang' zehn Zigarr'n. Da meent der Mann:„Wollen Sei eine anbrennen oder ſoll ich Ihnen alle Zähne einſchlagen?“ Ich mit een'm Satze raus— war eens. Nu geh i zu der Familienpenſion, wo i über⸗ nacht'n will. Kaum bin i dort, da kommt der Sohn der Frau, e Fleeſcherlehrling, de Treppe roff und ſchreit ſchon vo weit'm: „Mutta! Mutta! Morg'n will mich mei Meeſter ſchlacht'n laſſ'!“— Als i das hörte, hatte i vu d'r Grußſtadt gnua, nahm mein! Koffer und bin direktemang wieder heem— gefahr'n. Pfui Deifel— die Zuſtän⸗ del!“ Weinheimer Schweinemarkt Zugeführt 439 Stück, verkauft 255 Stück. Milchſchweine das Stück 13— 18 Mark. Läufer das Stück 19—30 Mark. Mark⸗ verlauf mittel.