Lokales Viernheim, 8. April. Sinnſpruch Was fliehſt du eilend vor der Welt, Sie bleibt dir doch zur Seite! Drum ſei ein Mann und ſei ein Held, Und ſtell dich ihr zum Streite! Sturm. Klage nicht um vergangene Zeit, Denke nicht des geflohenen Glücks! Einmal muß der Frühling welken, Einmal welken die Freude. * * Autounglück. In Kirchheim ereig— nete ſich geſtern ein Uutounfall, in welchen ein Viernheimer Autofahrer verwickelt wurde. Ein Mannheimer Wagen durchfuhr ſo un— geſchickt die Straße, ſodaß der Viernheimer Fahrer mit ſeinem Fahrzeug ausweichen mußte und dabei ein Fahrrad und einen Kinderwagen beſchädigte. Glücklicherweiſe iſt kein größeres Unglück paſſiert. 25⸗Km.⸗Lauf. Geſtern Sonntag ſtartete der hieſige Sprinter Valentin Rein— hard in Stuttgart zum 25 Klm.-Lauf und konnte bei ſehr ſtarker Konkurrenz, etwa 30 Läufer waren am Start, den 3. Platz belegen. Ein ſehr ſchöner Erfolg, zu dem wir den jungen Sportmann herzlich beglückwünſchen. * Im Silberkranze. Herr Friedrich Schmitt 2., Glaſer und Ehefrau Maria Eliſabeth geb. Schneider feiern heute, am 8. April, ſilberne Hochzeit. Unſere herzliche Gratulation! Glückauf zur Goldenen! Vom Sonntag Wieder hatten wir einen verregneten Sonntag. Es iſt ſchon der dritte Sonntag nacheinander, der uns Regen brachte. Der April iſt heuer beſonders launig. Regen, Schnee, Hagel, Sturmwind und wie die Na turkräfte alle heißen, läßt er kunterbunt auf uns niedergehen. Geſtern nachmittag hörten wir, wenn auch ſchwach, das erſte Donner grollen. Der geſtrige Sonntag fing mit Regen an und hörte mit Regen auf. In den Nach mittagsſtunden war eine kurze Zeit regen frei. Natürlich hatte man unter dieſen mieſen Witterungsumſtänden keine rechte Freude am Sonntag, die Natur läßt ſich jedoch, trotz Schnee und Hagel nicht aufhalten. In Feld und Wald macht ſich ein heimliches Sprießen und Grünen bemerkbar. Es wird trotz allem ſchlechtem Wetter ein ſchöner Frühling werden. Der Kath. Männerverein hielt im Schüt⸗ zenhof eine General-Verſammlung ab, die einen recht regen Verlauf nahm.— Der Bd. hielt im Freiſchütz einen Elternabend ab, der ſich eines guten Beſuches erfreute. Die Sportvereinigung ſchlugen ihre Ent— ſcheidungsſchlacht in Kirchheim und konnten durch ein Unentſchieden 318 die Bezirksmeiſter⸗ ſchaft und ſchalteten hierdurch die Kirchheimer aus den Aufſtiegsſpielen aus. In der folgen— den Verlängerung wegen der Vereinspokal⸗ ſpiele nahmen die Viernheimer den 4. Treffer in der 1. Minute ſchon hin, denn die Grünen hatten doch ihr Ziel erreicht und die Kirch— heimer ſollten doch nicht ganz leer ausgehen, ſodaß Kirchheim teilnahmeberechtigt an den Pokalſpielen iſt. Einige hundert Viernheimer Zuſchauer waren trotz des ſchlechten Wetters gefahren und wurden Zeuge eines außerordent— lich harten Kampfes. Oiernheimer Sport Amicitia Viernheim Bezirksmeiſter von Unterbaden Kirchheim— Viernheim 3:3(4:8 n. B.) Es meiſtert ſich etwas bei den Grünen. In kurzer Zeit haben ſie ſchon 3 Meiſter— ſchaften errungen. Im September den Gau— pokalmeiſter, vor 3 Wochen den Kreismeiſter und geſtern nun die Bezirksmeiſterſchaft. In Kirchheim war geſtern gewiß nicht leicht zu kämpfen, die Mannſchaft mußte nämlich neben einem ſehr harten Gegner auch gegen viele hundert unvernünftiger Zuſchauer, die ſich in den unflätigſten Ausdrücken gegen die Viern— heimer Mannſchaft ausließ, kämpfen. Es war eine Fußballſchlacht mit all ihren üblichen Begleiterſcheinungen. Und doch ſetzten ſich die Grünen in fabelhafter Weiſe durch, zumal auch das Spielfeld ſehr viel zu wünſchen übrig ließ. Kirchheim konnte den erſten Treffer erzielen, dem die Viernheimer bis zur Halb— zeit 2 Tore gegenüber ſtellten. Bald nach der Halbzeit erzielten die Viernheimer das 3. Tor und da ſchien das Schickſal der Kirchheimer entſchieden, zumal ſie ſchon bald nach Beginn des Spieles ihren Torwächter durch Verletz ung verloren. Doch Kirchheim ſetzte alles auf eine Karte und berannte unaufhörlich das Viernheimer Tor, natürlich nicht ohne ſehr jartes und unfaires Spiel. Faſt dauernd hinkte ein Grüner im Spielfeld herum. Zum Schluſſe wurde es beſonders dramatiſch. Noch 5 Minuten vor Spielende führten die Grünen 4 „ 1:3. Ein Handelfmeter brachte Kirchheim auf 213 und in der Schlußminute brachte ein Lat⸗ tenſchuß(der Ball ſpritzte wieder ins Spiel⸗ feld zurück) von dem Schiedsrichter als Tor gewertet, ſodaß Kirchheim ausgeglichen hatte. In der folgenden Verlängerung, wobei es um die Pokalentſcheidung ging, hatten die Viern⸗ heimer kein Intereſſe mehr und ließen ſich ſchon in der 1. Minute den 4. Treffer ge⸗ fallen, ſodaß Viernheim aus der Pokalkonkur⸗ renz ausgeſchieden iſt. In Anbetracht der be⸗ vorſtehenden harten Aufſtiegsſpiele iſt es auch ſicherlich beſſer, wenn die Mannſchaft etwas Ruhe bekommt. So haben ſich die Viernheimer in ſieggewohnter Art, den Titel eines Be— zirksmeiſters geholt. Und was beſonders er⸗ freulich iſt, das waren die Glückwünſche des Bezirksführers, Herrn Hauptlehrer Altfelix, Friedrichsfeld, der beſonders die faire und an— ſtändige Weiſe wie die Grünen ihre Spiele beſtritten haben, anerkannte und der Mann- ſchaft hierfür ſein Lob ausſprach. Dem neuen Bezirksmeiſter gelten auch unſere herz— lichſten Glückwünſche und ein„Glück auf“ zu den Aufſtiegskämpfen. Pokalſpiele: Sandhofen— Feudenheim— Plankſtadt Kirchheim— Amic. Viernheim 4:3 n. Verl. Phönix Mannheim ausgef. Schwetzingen 2:1 geulußheim 21 Weinheim 3:2 Ilvesheim Vereins- Anzeig er Sänger ⸗Einheit Heute Montag abend Spezialprobe für Bäſſe. Keiner fehle! Zöller, Vorſ. Verein der Hundefreunde Zur Weltausſtellung für Hunde aller Raſ— ſen am Sonntag, den 28. 4. 35(Weißer Sonntag) beabſichtigen wir eine Sonder— fahrt in die Wege zu leiten. Intereſſenten, bezw. Teilnehmer, wollen ſich dieſe Woche beim Vorſitzenden Engel oder Polizei hauptwachtmeiſter Kraus bezw. Herrn Ei berle melden. Turnverein von 1893 e. V. Die Turnſtunde der Frauenabteilung fällt heute Montag abend aus, da die Turner innen in der Sporthalle zu erſcheinen haben. Die Turnſtunde findet um 8 Uhr ſtatt. Wer noch Keulen hat, ſoll dieſe mitbringen. 5 Die Leitung. ergebnis der Eintoptsammiungen im Kreise Heppenheim Wir hatten vor einigen Tagen über das Ergebnis des Opferbuches berichtet. Auch in Bezug auf die Sammlungen an den Eintopf ſonntagen kann von der Bevölkerung des Krei⸗ ſes geſagt werden, daß ſie ihre ſoziale Pflicht Führer und Volk gegenüber erkannnt und ihre Schuldigkeit getan hat. Es wurden geſpendet: am 16. 12. 34 am 13. 1. 35 2837,48 RM. 3024,73 RM. e e e 2 908,58 RM. an 17 88 3 105,43 RM. zuſ.: 11 876,22 RM. Das Ergebnis bedeutet für die Verhält— niſſe unſeres Kreiſes einen ſchönen Beitrag zu dem gewaltigen Winterhilfswerk un— ſeres Führers. Bekanntmachung Betr.: Die Dienſtſtunden der Bürgermeiſterei und der Gemeindekaſſe. Mit Verfügung des Herrn Reichsſtatthal— ters, Landesregierung, Abtlg. Ib vom 1. April 1935 ſind die Dienſtſtunden zunächſt bis auf weiteres nach der Regelung für das Winter halbjahr, von 8 bis 16 Uhr, Samstags von 8—13 Uhr, feſtgeſetzt worden. Dia dieſe Anordnung auch für die dies— ſeitigen Dienſtſtunden zu gelten hat, wird die mit Bekanntmachung vom 27. v. Mts. ge- troffene anderweite Regelung hiermit aufge— hoben. Die Sprechſtunden finden nach wie vor von 912 Uhr ſtatt und ſind genau einzu halten. Viernheim, den 6. April 1935. Bürgermeiſterei Viernheim Bechtel Bekanntmachung Betr.: Faſelweſen, hier Feſtſetzung der Sprung zeiten. Die Sprungzeiten im gemeinheitl. Faſel ſtall werden für das Sommerhalbjahr wie folgt feſtgeſetzt: a) an Werktagen: 1. vormittags von 6,30 Uhr bis 10 Uhr. 2. nachmittags von 16 Uhr bis 20 Uhr. b) an Sonntagen: vormittags von 7 bis 8 Uhr. Viernheim, den 2. April 1935 Bürgermeiſterei Viernheim Bechtel. Auf vielseitigen Wunsch kommt heute montag nochmals Ein Ufa Afenteuer Grossfilm, einfach grossartig, brillant „Das Schloss im Süden“ mit Liane Faid, Uiktor de Kowa, Jessie Uirogh, Paul Kemp Besucht noch heute Montag das Zentral, es lohnt sich Opel 4 55 Ihnen mit jedem sei- ner Modelle auch 1935 den höôch- stey Gegenwert. Wir können Ihnen über jeden Opel- Wagen alle von Ihnen gewünschten Einzelheiten mitteilen. OPEL 1,2 LITER A ZYLINDER das Vollautomobil zum volkstümlichen Preis von RM 1850. bis RM 2090. OPEL III O LN M PIA. 1,3 Liter 4 Zylinder aus den bewähr⸗ ten Typen mit Opel Synchron-Fede- rungeſ entwickelt, RM 2500. OPEL I,3 LITER A ZVTLINDER mit„Opel Synchron- Federung, mit Merkmalen von Wagen die wesent- lich mehr kosten. Von RM 2850.- bis RM 3300. OPEL GO ZYTLINDER 2 LITER mit„Opel Synchron Federung, die Krönung des Personenwagen Pro- gramms, von RM 3600.- bis RM 5500. Vertreter: Martin Schmidt Lampertheim, Telefon 316 A oehach 98 Viernheimer Schachklub gegr. 1934. Clublokal:„Zum grünen Haus“ Spielabend: jeweils Donnerstags 8 Uhr Nach den bis jetzt durchgeführten Spielen des Schachklubs Viernheim ergibt ſich folgen der Tabellenſtand: Spiele Pun!l! Willi Walter a 37 Georg Neff Georg Frank Nikolaus Hanf Heinrich Alter Hans Froſchauer Hermann Chriſtmann Valentin Jäger Nikolaus Effler Auguſt Merkel Joſef Kugler 33 Ludwig Theobald 3 Franz Hofmann 28 Franz Martin 34 Karl Fiſcher 25 Karl Schüßler 24 Otto Geier 28 J. Hanf 10 Valentin Schmitt 36 Ernſt Fetſch 0 Jakob Benz 10 Am kommenden Samstag abend halb 9 Uhr kommt Bezirksmeiſter Weinacht aus Mann heim⸗Feudenheim und ſpielt Simultan. Alle Viernheimer Schachfreunde und Schachintereſ ſenten ſeien heute ſchon darauf aufmerkſam ge macht. Wiſſen Sie das? Der längſte Tunnel war bisher der Sim⸗ plontunnel in den Walliſer Alpen mit 20 Kilometer Länge. Nun iſt in den Anden wiſchen Chile und Argentinien ein doppel f langer Tunnel im Bau. Er wird aber nicht vor 5 Jahren fertig ſein. I. Oiernheimer Tonfilmschau Achtung Heute Montag nochmals im Central⸗Film⸗Palaſt. Liane Haid, Viktor de Kowa, Heſſie Virogh und Paul Kemp Das Schloss jm Süden 17 W. Montag(nur! Mit den oben gen rfilm zeigt man heute Central-Film-Palaſt. Darſtellern iſt ein Tonfilm entſtaͤnden, der ſpannend, abenteuerlich und humorvoll iſt. Wo iſt das Schloß im Süden? Auf der dalmatiſchen Inſel „Meleda“ im Adriatiſchen Meer. Wer iſt im Schloß in Süden? Prinz Mirano ein Hochſtabler und ſein Gefolge und die Polizei. Nur dadurch, daß der angebliche Prinz diesmal ein richtiger Prinz iſt kann die Situation gerettet werden. Auch eine lu ſtige Liebes- und Verwechslungsgeſchichte iſt es, amüſant aus Wirklichkeit und Schein. Las ſen Sie ſich in das„Schloß im Süden“ führen und Sie werden erſtaunt ſein, was Sie alles und wen Sie dort vorfinden. [unten fabe lhafter Machen auch Sie heute abend den Ausflug nach dem Adriatiſchen Meer mit auf die Inſel Meleda. Heute Montag auf vielfeitigen Wunſch nochmals Sportallerlei Einen neuen Weltrekord im Schwimmen ſtellte bei den amerikaniſchen Hallen- Schwimmeiſterſchaften der Deutſch⸗Amer ka⸗ ner Adolf Kiefer auf. Er ducchſchwamm die 150 Yards Rücken in 1:36,1 Minuten und verbeſſerte den alten Rekord Koſacs um 1,3 Sekunden. Ungarns Ringermannſchaft für die Euro- pameiſterſchaften im Aimateurtingen in Ko⸗ penhagen an Oſtern 0 ohne Beſetzung des Schwergewichts wie folgt aufgeſtellt wor⸗ den: Lörincz, Zombori, Kalman, Rethaty, Rihetzky, Virag⸗Ebner. F Tüchtiges Mädchen Ir bellen nicht unter 18 Jahren, tagsübe zur Aushilfe für ca. 14 Tage ſo⸗ aller Art fort geſucht Harl Thaler, Wagner in Straßenheim Nr. 10 liefert prompt und s Rhe dd. Faglbortoff N druckerei Buchdrucker. Ackersegen Ztr. 4.30 M. doll. Marlin] Erdgold„1% Mt Industrie„ 4. 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Mai 1933, bei denen ihr mit über noch etwa Nalismus und den Führer Adolf Hitlerſtraße 13 Diernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 1,40 Mk. frei ins Haus gebracht.— Gratis⸗Beilagen: wbchentlich en„Illuſtrierten Sonntag“, halbmonatlich die„Heimatblätter“, zweimal jährlich den Fahrplan und den Wandkalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. bei den Boten Verkünd⸗ und Anzeigeblatt für Viernheim ſeit dem Jahr 1883 Fernſprecher 117.— Telegr.: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſchecktonto Nr. 21577 Frankfurt 8. M., Verantwortlich für den Anzeigenteil: Joh. Martin, Viernheim. N Eumzel⸗Berkauf der Zeitung von der Geſchäftsſtelle 5 Pfg., Samstags-Ausaabe 10 Pig Nr. 84 Viernheimer Zeitung (VBiernheimer Bürger-Zig.— Viernh. Volksblatt) Niernheimer Anzeiger Anzeigenpreiſe: Die 12geſpaltene Millimeter-Zeile 2 Pfennig, Reklame 9 Pfennig, bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor— mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von sämtlichen Annoncen Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Bürgermeiſterei Wlatzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Geſchäftsſtelle: Adolf Hitlerſtr. 33. Schriftleitung. Druck u. Verlag: J. Martin. Viernheim Dienstag, den 9. April 1935 52 Jahrqano Das deutſche Danzig Die Wahlen zum Danziger Volkstag ha— ſen ein Ergebnis gezeiligt, das als ein neuer großer Erfolg des Nationalſozialis— Die NSDAP hat ge⸗ 109 000 Stimmen ie abſolute Mehrheit zugefallen war, noch iber 30000 Stimmen gewonnen, während das Zentrum und die Marxiſten eine neue ſchwere Niederlage erlitten haben, Die Kommuniſten, die vor nahezu zwei Jahren 145 000 Stimmen verbuchen konnten, verzeichneten die ſchwerſte Ein⸗ buße; ſie verloren weit mehr als die Hälfte ihrer verhetzten Wähler. Die Splitter⸗ gruppe, die unter dem falſchen Namen„Na⸗ tionale Front“ zur Wahl antrat, iſt eben— falls völlig abgefallen. Beſonders glänzend iſt der Erfolg der NSDAP in den Leendbe— zirken. In den Wahlkreiſen Danziger Nie— derung und Danziger Werder bekannten ſich über 80 v. H. zur Fahne Adocf Hitlers. Dieſer hocherfreuliche Ausgang der Wah— len kann nach allem Vorangegangenen nicht überraſchen, iſt aber umſo höher zu bewer— ten, als ja in Danzig ein beſonders geeig— neter Boden für die Machenſchaften der Gegner des nationalſozialiſtiſchen Staates gegeben war. Gerade hier haben ſich die ſinnloſen Beſtimm ungen des Verſailler Machtſpruches beſon— ders verheerend ausgewirkt. Das deutſche Danzig wurde aus einem feſten Zuſammen— hang herausgeriſſen und von ſeinen natür— lichen Wirtſchaftsbeziehungen gewaltſam ab— geſchnürt. Seither ſteht die alte Hanſeſtadt in einem ununterbrochenen Kampf age— gen ſchwerſte Würtſchaftsnot. So iſt es nicht weiter zu verwundern, daß die marxiſtiſchen Parteien mit Hilfe einer hem— mungsloſen Agitation immerhin noch Trüm— mer ihrer Anhängerſchaft um ſich ſammeln konnten. Die überwältigende Mehrheit der Danziger Bevölkerung hat ſich jedoch durch die Wahlmanöver und die demagogiſche Tak— tik der vereint anſtürmenden Oppoſition in keiner Weiſe beeinfluſſen laſſen, ſondern in eindrucksvoller Geſchloſſenheit im poſitiven Sinne zur Arbeit der nationalſozialiſtiſchen Danziger Regierung Stellung genommen. Die Bevölkerung zeigt damit, daß ſie die Arbeit der nationalſozialiſtiſchen Regie— rung auf allen Gebieten anerkennt. Die Oppoſition, die unter dem Schutze des Völ— kerbundes an allen Maßnahmen und Ge— ſetzen des nationalſozialiſtiſchen Senates herumkritiſiert, hat durch ihre haltloſe Kri tik und noch mehr durch fortwährende Ve— ſchwerden über Maßnahmen und Geſetze beim Völkerbund der Regierung die Arbeit ſchwer genug gemacht. Sie ſchämten ſich nicht, das Deutſchtum vorzuſchützen und trotz— dem über ihre eigenen Volksgenoſſen bei internationalen Inſtanzen Beſchwerden ein⸗ zureichen. Seltſamerweiſe hatten ſa alle Oppoſitionsparteien den Auflöſungsantrag der nationalſozialiſtiſchen Volkstagsfraktion abgelehnt, obwohl ſie doch durch Unterſtüt⸗ zung des Auflöſungsantrages Gelegenheit gehabt hätten, mitzuhelfen, daß die national⸗ ſozialiſtiſche Regierung verſchwinde. Im Grunde iſt es ihnen alſo von voraherein ge— wiß geweſen, daß ſie nichts anderes als eine Niederlage zu gewärtigen hatten, die ihnen ja nun auch zu Teil geworden iſt. „Dem Ausland wurde durch das Be⸗ kenntnis der übergroßen Mehrheit der Dan— ziger Bevölkerung zum Nationalſozialismus bon neuem der ſchlagende Beweis geliefert, daß Danzig eine urdeutſche Stadt ſſt. Hierauf wies auch mit berechtigtem Stolz der Danziger Gauleiter der Danziger NSdaAp, Forſter, hin, als das Wahlergeb⸗ ulis zu ſpäter Nachtſtunde im Rundfunk be⸗ kannigegeben wurde. Die anſtändigen Deutſchen in Danzig, ſo ſagte Forſter, ha⸗ ben, durch ihren Einſatz für die nationalſo⸗ zaliſtiſche Weltanſchauung dem Führer Adolf Hitler ihren Dank abgeſtattet. Dies empfindet man auch in England und in Frankreich, wenn man es teilweiſe auch nur ſehr widerwillig zugibt. Sogar die pariser Pieſſe ſpricht in ihren Berichten faſt ausnahmslos von einer ungeheuren Begeiſterung der Danziger Bevölkerung, de einem Bekenntnis für den Nationalſo⸗ gleichkomme. Der„Temps“ bemüht ſich freilich, wie ſo oft, um Vergiftung der Atmoſphäre und zeigt Der neue Wahlſieg der ND AP Dank des Danziger Gauleiters an die Beyöllerung— Das Geſicht des neuen Volkstages Danzig, 8 April. Der Präſident der Freien Stadt Danzig, Arthur Greiſer, hat nachſtehenden Aufruf an die Bevölkerung der Freien Stadt Dan— zig erlaſſen: Der vom Senat der Freien Stadt Danzig gewünſchte und won der nationalſozialiſti— ſchen Bewegung parlamentariſch herbeige— führte Appell an die Danziger Bevölkerung hat den Beweis erbracht, daß noch mehr als bisher die übergroße Mehrheit der Danziger Bevölkerung hinter der NSDAP und Regierung ſteht. Damit hat die Dangiger Bevölkerung ein— deutig zum Ausdruck gebracht, daß ſie mit dem Treiben und Wühlen der Oppoſition nicht einverſtanden iſt. Die Oppoſitionspar⸗ teien haben dadurch ein- für allemal das Recht verwirkt, im Namen der Danziger Be— völkerung Schriften und Beſchwerden an ir— gendeine Stelle zu richten. Formal mögen ſie im Recht ſein, mora— liſch ſind ſie gerichtet. Durch den eindeutigen Vertrauensbeweis der Danziger Bevölkerung, der durch die Abgabe von 30 000 Stimmen mehr als in den Volkstagswahlen im Mai 1933 zum Ausdruck gekommen iſt, wird die Regierung nach der Neubildung ihre ſchwere und verantwortungsvolle Aufbauarbeit nunmehr mit geſtärkter Kraft fortſetzen und vom Vertrauen des Volkes getragen vollenden. Der Senat dankt der Danziger Bevölke— rung durch erhöhte Pflichterfüllung. Das Volk hat geſprochen, die Arbeit geht weiter! Für ein deutſches Danzig in nationalſo— zialiſtiſchem Geiſt! Heil Hitler! gez. Arthur Greiſer. Präſident des Senats der Freien Danzig. Der neue Volkstag Das vorläufige amtliche Wahlergebnis. Danzig, 8. April. Das Wahlamt hat am Montagnachmittag das nachſtehende vorläufige amtliche Ergeb— nis der Wahlen zum Danziger Volkstag be kanntgegeben. Danach erhielten Stimmen (in Klammern die Ergebniſſe der Wahlen vom 28. 5. 1933): NSDAP SPD 139 043(109 029) 38015(37 882) Kommuniſten 7990(14 566) Zentrum 31525(31 336) Liſte Weiſe 9 691(13 596) Liſte Pietſch 382⁊2⅜ꝗqʃ—) Polen 8310(86 743) Wahlberechtigt waren 237016, ab⸗ gegebene Wahlſcheine 13 482. Gültige Stimmen ungültige Stimmen 1777 ingeſamt 236 733 Die Berechnung der Mandate nach dem Proportionalſyſtem gibt folgende Vertei— lung der 234 956 Sihe im Volkskag, die allerdings noch geringfügigen Verſchie— bungen unterworfen ſein kann: NSDAP 44(38) SPD 12(13) Kommuniſten 2 50 Zentrum 9(10) Liſte Weiſe 3(4) (früher Deutſchnitionale) Polen 2(20 C..... ſich beſtrebt, Polen aufzuputſchen mit der unſinnigen Behauptung, daß der zu erwar⸗ tende nationalſozialiſtiſche Wahlſieg pol⸗ niſche Intereſſen bedrohe. Das Blatt findet auch, daß man in Warſchau„zu ſchwäch⸗ lich“ auf die Danziger Wahlreden reagiert habe. Hierüber braucht man keine Worte mehr zu verlieren, denn die Tatſachen ſpre⸗ chen ja deutlich genug. Es ergibt ſich daraus, daß unter Berück— ſichtigung der höheren Wahlbeteiligung alle Oppoſitionsparteien Verluſte erlitten haben. Nur die NSDAP hat ſechs Mandate gewon— nen, und die Polen haben ihre beiden Sitze behauptet. NSDApP- Mehrheit auch in den Kommunal- Vertretungen. Danzig, 8. April. In den Landkreiſen Danziger Höhe ſowie der Stadt Hoppot fan— den gleichzeitig mit den Volkstagswahlen auch Neuwahlen zum Kreistag und zu den Gemeindevertretungen ſtatt. Nach dem Er— gebnis dieſer Wahlen hat die SDA ebenſo wie es bereits im November v. J. in den beiden anderen Danziger Landkreiſen der Fall war, nunmehr auch im Kreiſe Dan— ziger Höhe ſowie in der Stadt Zoppot über— all die abſolute Mehrheit, im Kreistag Dan— ziger Höhe ſogar eine überwältigende Mehr— heit erzielt.— Der Kreistag Danziger Höhe ſetzt ſich nunmehr aus 15 National— ſozialiſten, zwei Sozialdemokraten. drei Zentrumsvertretern und einem Polen zu— ſammen.— Im neuen Zoppoter Stadt- parlament verteilen ſich die Sitze wie folgt: NSDaAp 15(bisher keinen), Sozialdemokra— ten 3(3), Zentrum 7(6), Gruppe Weiſe (früher Deutſchnationale) 2(9), Polen 1(1). Die Kommuniſten, die bisher einen Sitz innehatten, ſind in dem neuen Zoppoter Stadtparlament nicht mehr vertreten. * Dr. Frick an Gauleiter Forſter Berlin, 8. April. Der Reichs- und preu⸗ ßiſche Miniſter des Innern, Dr. Frick, hat an Gauleiter Forſter in Dangig folgendes Telegramm gerichtet: Das neue Bekenntnis Danzigs zu ſeinem Deutſchtum wird im Reich Begeiſterung finden. Dem treuen Danzig und Ihnen herzlichen Glückwunſch zu dem großartigen Wahlerfolg. Englands Vermittlerrolle Vorbereitungen für Streſa— Kabinettsſitzung ohne Eden Condon. 8. April. Das britiſche Kabinett trat zu einer ange— kündigten Sonderſitzung zuſammen. An— ſtelle von Anthony Eden, dem die Aerzte vier bis ſechs Wochen Ruhe und Schonung verordnet habe, erſtattete Sir John Si— mon, der am Dienstag vor dem Unterhaus eine Erklärung abgeben wird, ausführlich Bericht über die Beſprechungen in Berlin, Moskau, Warſchau und Prag. Die Kabi— nettsſitzung dauerte faſt zwei Stunden. Außer Eden fehlten noch Baldwin und Tho— mas, die beide von London abweſend ſind, ferner der Wohlfahrtsminiſter Sir Hilton Young, den eine Erkrankung am Erſcheinen verhindert hatte. Die engliſche Regierung iſt ſich offenſicht⸗ lich über die Schwierigkeiten und Wider— ſtände in Streſa voll bewußt und beachtet es wohl als wünſchenswert, die erwarteten verſchiedenen Vorſchläge der drei Regierungen in Skreſa nach Möglichkeit unter einen Hut zu bringen. Frankreich, ſo erwartet man, wird ſeine Ab— ſicht mitteilen, mit den Verhandlungen zur Vollendung eines oſteuropäiſchen Sicher— heitsſyſtems fortzufahren. Demgegenüber iſt man auf britiſcher Seite einmütig der Auf— faſſung, daß der Oſtpakt ohne die Betei— ligung Deutſchlands und Polens in ſeiner urſprünglichen Faſſung erledigt iſt. Auf engliſcher Seite beſteht wen la Nei⸗ gung, die vor allem von Fra nkreich als Abwehr der„deutſchen Drohung“ ins Auge gefaßten Bündnispläne im ge— genwärtigen Zeitpunkt zu unterſtützen. Unter den zahlreichen Aeußerungen der engliſchen Preſſe darf ein Leitartikel der „Times“, die an anderer Stelle engliſch— franzöſiſche Meinungsverſchiedenheiten in Streſa prophezeit, als beſonders beachtens— wert angeſprochen werden. Gegenwärtig ſcheine keine unmittelbare Gefahr eines An— griffes zu beſtehen. die Bemühungen der britiſchen Diplomatie müßten ſich darauf richten, Deutſchland, das bereits Sig— natarmacht des Locarno-Vertrages ſei, an einem weitreichenden Kollektivihſtem des Völkerbundes zu beteiligen. Einige der deutſchen Forderungen ſeien hoch, aber tat ſächlichſein keine dabei, die ſich nicht wirklich mit dem vereinbarten Grundſatz der Gleichheil vertrage. Gegenwärtig erwarte die öffent— liche Meinung ganz unzweifelhaft von der britiſchen Regierung, daß ſie keine Var— tei ergreife, ſondern für eine allge— meine Vereinbarung arbeite. Beſchwerden, denen nicht abgeholfen werde, ſeien die ſtärkſten Kriegsurſachen. Nur wenn ſie völ— lig unberechtigt wären, ließe ſich eine nega tive oder parteiiſche Politik rechtfertigen. Nach Informationen aus Paris ver lautet in gutunterrichteten Kreiſen. daß fur den Fall einer Beteiligung Macdonalds an der Konferenz von Streſa Außenminiſter Laval den Miniſterpräſidenten Fanden bitten werde, ſich ebenfalls nach Streſa zu begeben, wo ſich dann nicht nur die drei Außenminiſter, ſondern auch dis drei Mi niſterpräſidenten treffen würden. der Führer wünſcht Eden Geneſung Berlin, 8. April. Der Führer und Reichs kanzler hat dem Lordſiegelbewahrer Eden ſeine aufrichtige Anteilnahme an deſſen Er— krankung ausgeſprochen und ſeine beſten Wünſche für baldige Wiederherſtellung übermittelt. Ehrungen für Ludendorff Beflaggung aller Staatsgebäude. Berlin. 8. April. Der Führer und Reichskanzler hat folgen— den Befehl erlaſſen: Am 9. April feiert General Ludendorff ſeinen 70. Geburtstag. Mit den Gefühlen tiefer Dankbarkeit erinnert ſich das deutſche Volk aus dieſem Anlaß der unvergänglichen Leiſtungen ſeines größten Feldherrn im Weltkrieg. Unter dem Eindruck dieſer Emp⸗ findung nationaler Dankesſchuld befehle ich daher für den 9. April die Beflaggung aller Staatsgebäude. gez. Adolf Hitler. Der Reichswehrminiſter, Generaloberſt von Blomberg, und der Chef der Heereslei⸗ tung, General der Artillerie Freiherr von Fritſch werden dem General der Infanterie Ludendorff zu ſeinem 70. Geburtstag per— ſönlich die Glüchwünſche der Wehrmacht überbringen. Vor dem Hauſe des Generals Ludendorff in Tutzing ziehen Doppelpoſten des Reichs⸗ heeres auf. Um 11.00 Uhr nimmt eine Ehrenkompagnie mit den Fahnen des ehemaligen Füſilier⸗ Regiments„General Ludendorff“(nieder⸗ rheiniſches) Nummer 39 in Anweſenhel des Befehlshabers im Wehrkreis 7. ſowie der übrigen Vorgeſetzten der Truppe Auffſtel⸗ lung. Eine Abordnung des Vereins des ehemaligen Füſilier⸗Regiments 39 iſt an der Ehrung beteiligt. Der Reichswehrmini⸗ ſter und der Chef der Heeresleitung werden gemeinſam mit General Ludendorff die 2 der Ehrenkompagnie abſchreiten. arnach findet Truppe ſtatt. ein Vorbeimarſch der . Der Reichswehrminiſter hat außerdem für den 9. April bei allen Truopenteilen Appelle angeordnet, bei denen die mili⸗ täriſchen Leiſtungen des Feldherrn Luden⸗ dorff gewürdigt werden. Glückwünsche des Neichskriegsopſerführers Der Reichskriegsopferführer Oberlindober hat an General Ludendorff folgendes Glückwunſchtelegramm geſandt: Die in der nationalſozialiſtiſchen Kriegsopferverſor— gung vereinigten Frontkämpfer und Kriegs- opfer entbieten Ew. Exzellenz zum 70. Ge⸗ burtstag ihre aufrichtigen Glückwünſche. Dieſe gelten dem Bezwinger von Lüttich ebenſo wie ſie den Dank für den Feldherrn in ſich ſchließen ſollen. * Der Reichsverband Deutſcher Offiziere ge— denkt in ſeiner Verbandsseitſchrift mit fol— genden Worten des 70. Geburtstages des Generals Ludendorff: An ſeinem 70. Ge— burtstag gedenken wir dankbar des großen Soldaten Ludendorff, inſonderheit ſeiner treibenden Kraft bei der letzten Heeresvor— lage vor dem Weltkriege, des tapferen Frontſoldaten und energiſchen Führers be— Lüttich, des Organiſators und Strategen von höchſter Initiative und faſt über menſch— licher Arbeits- und Willenskraft im ganzen. Kriege. Sein Name kann in Deutſchland nur mit dem Andenken an den Weltkrieg überhaupt vergeſſen werden ez. Graf von der Goltz. F Letzte Nachrichten Der Kyffhäuſerbund an Ludendorff. Berlin, 9. April. Der Bundesführer des Kyffhäuſerbundes, Oberſt a. D. Reinhardt, richtete an General Ludendorff folgendes Glückwunſchtelegramm:„Ew. Exzellenz, dem großen Feldherrn des Weltkrieges, na⸗ mens der im deutſchen Reichskriegerbund Kyffhäuſer vereinigten drei Millionen Sol⸗ daten ehrerbietigſte und treukameradſchaft⸗ liche Glückwünſche zum 70. Geburtstag aus- zuſprechen, gereicht mir zur ganz beſonderen Ehre und Freude. Die Taten der deutſchen Armee im Weltkriege bleiben für alle Zei— ten mit dem Namen Ew. Exzellenz untrenn⸗ bar verbunden. Mit Stolz erfüllt es uns alte Soldaten, in einer Armee gedient und gekämpft zu haben, die einen ſolchen Feld⸗ herrn den Ihren nannte. In Verehrung und Dankbarkeit gez. Reinhardt, Oberſt a. D., Führer des deutſchen Reichskriegerbun— des Kyffhäuſer.“ Todesſtrafe für einen Kindesmörder. Roſtock, 9. April. Das Schwurgericht ver⸗ urteilte den 26 jährigen Konrad Meller, den Mörder der ſechsjährigen Tochter Elli des Vorſchnitters Kern in Vor der Bollhagen, zum Tode. Meller hatte in der unbegründe— ten Vermutung, daß Kern an ſeiner Arbeits— entlaſſung die Schuld trage, aus Rache das Kind an ſich gelockt und auf unmenſchliche Weiſe ermordet. n Die Vorgänge im Nundfunk Der Staatsanwalt beantragt Gefängnis und Geldſtrafen Zum Rundfunkprozeß ſtellte Oberſtaats— anwalt Reimer folgende Strafanträge: Gegen den früheren Reichsrundfunkkom— miſſar, Staatsſekretär a. D. Bredow, we— gen fortgeſetzter Untreue, fortgeſetzter han— delsrechtlicher Untreue und Beihilfe zum Parteienverrat anderthalb Jahre Gefängnis und 30000 RM Geldſtrafe. Die erlittene Unterſuchungshaft von einem Jahr, drei Monaten und 12 Tagen ſoll dem Angeklag— ten angerechnet werden; gegen den früheren Direktor der Reichs— rundfunkgeſellſchaft Dr. Magnus wegen fortgeſetzter Untreue und handelsrechtlicher Untreue drei Jahre fünf Monate und 15 006 RM Geldſtrafe. Die Unterſuchungshaft von einem Jahr und fünf Monaten ſoll ange— rechnet werden; gegen den früheren Berliner Rundfunk— intendanten Dr. Fleſch wegen fortgeſetzter handelsrechtlicher Untreue und Beihilfe zum Parteienverrat zweieinhalb Jahre Gefäng— nis(unter Anrechnung von 11 Monaten Unterſuchungshaft) und 6000 RM Geld ſtrafe; gegen Dr. Kohl-Leipzig, wegen fortge ſetzter handels rechtlicher Untreue und Bei hilfe zur Untreue 10 Monate Gefängnis und 5000 RM Geldſtrafe unter Anrechnung von zwei Monaten Unterſuchungshaft; gegen Paul Korte(Fall Köln) we⸗ gen fortgeſetzter handelsrechtlicher Untreue, einfacher Urkundenfälſchung und Begünſti— gung acht Monate Gefängnis unter Anrech— nung von vier Wochen Unterſuchungshaft, ferner 3000 RM Geldſtrafe: gegen Emil Zorek(Fall Breslau) we⸗ gen fortgeſetzter handelsrechtlicher Untreue 8000 RM Geldſtrafe, wovon 4000 RM als durch die Unterſuchungshaft getilgt erachtet werden; gegen Dr. Hans Otto(Fall Leipzig) we⸗ gen fortgeſetzter handelsrechtlicher Untreue und Beihilfe zur Untreue 2000 RM Geld- ſtrafe anſtelle einer an ſich verwirkten Ge— föngnisſtrafe von zwei Monaten. Dieſen Strafanträgen ſchickte der Ober— ſtaatsanwalt eine eingehende ſtrafrechtliche Würdigung der Taten der Angeklagten voraus. Von den 53 Anklagepunkten des Er— öffnungsbeſchluſſes ſeien nach dem Ergebnis der Beweisaufnahme 18 Punkte fallen ge— laſſen worden. In ſämtlichen übrigen Punk— ten ſei aber der Schuldbeweis voll erbracht Wie groß auch die Verdienſte der Angeklag— ten Bredow und Magnus bei Ausgeſtaltung der Organiſation des Rundfunk geweſen ſein mögen, eine Auf— rechnung dieſer Verdienſte mit den Hand— lungen, die ſie auf die Anklagebank gebracht haben, ſei im Strafverfahren unzutäſſig. Be⸗ ſonders ſtrafverſchärfend kommt bei dieſen Angeklagten die Tatſache in Betracht, daß ſie die Hauptverantwortlichen dafür geweſen ſeien, daß die Korruption im Rundfunk ein ſolches Ausmaß annehmen konnte Im Falle Fleſch habe die Menſchenkenntnis des Angeklagten Bredow vollſtändig Schiffbruch gelitten. Er hätte wiſſen müſſen, daß er es bei Fleſch mit einer Perſönlichkeit zu tun hatte, die die be⸗ ſten Anlagen zum Hochſtapler beſaß. Nachdem der Oberſtaatsanwalt dann kurz die Fälle der übrigen Angeklagten erörtert hatte, erklärte er, die in dieſem Prozeß ver⸗ handelten Straftaten ſeien derart, daß man unmöglich die Amneſtie zur Anwendung bringen könnte das Neichsluftfahrtminiſterium Bedeutende Erweiterung des Berliner Regierungsviertels. Berlin, 9. April Zwiſchen der Leipziger⸗ und der Prinz⸗ Albrecht Straße entſteht das Gebäude des Reichsluftfahrtminiſteriums. Daß Berliner Reagierungsviertel wird dadurch eine bedeu⸗ tende Erweiterung erfahren. Bereits am 15. April ſoll mit der Niederlegung der Häuſer begonnen werden, um Platz für den neuen repräſentativen Staatsbau zu ſchaffen. Wie dieſes große Reichsgebäude geſtaltet ſein wird, ſchildert der„Angriff“. Danach wird das zukünftige Miniſterium im Anſchluß an das ehemalige Herrenhaus in der Leipzigerſtraße bis zur Wilhelmſtraße reichen, unter Einſchluß des früheren Preu— ziſchen Kriegsminiſteriums, das erhalten bleibt und im Innern den neuen Anforde rungen entſprechend umgebaut wird. An der Ecke Wilhelm- und Leipzigerſtraße werder die Haupteingänge liegen. Um den Ver— kehr in der Leipzigerſtraße nicht zu behin— dern, wird durch eine zurückſpringende Front ein großer Platz freigehalten. Die Front läuft in der Wilhelmſtraße weiter. In der Mitte der Wilhelmſtraße wird die„Ehrenhalle“ in die Front eingebaut, an der in beſonde— rem Maße der Führer ſelbſt mitgewirkt hat. Hinter dem Ehrenhof liegt ein großer Saal, bau mit einem Hauptſaal, der durch dre. Geſchoſſe geht, und mehreren Nebenſälen. Die Arbeiten werden gegenwärtig in drei Schichten von je 1000 Mann durchgeführt, um ſchon zum 1. 10. dieſes Jahres die Hälfte des geſamten Bauwerkes dem Miniſterium zur Verfügung ſtellen zu können. Der Bau ſoll am 1. April 1936 vollendet ſein. Berlin. Der Führer und Reichskanzler hat den Reichsminiſter Kerrl zum Leiter der Reichsſtelle zur Regelung des Landbe— darfes der öffentlichen Hand ernannt. Berlin. Der Führer und Reichskanzler hat die Schirmbherrſchaft über die Deutſche Geſellſchaft zur Rettung Schiffbrüchiger übernommen. ö ö ö 100 Perſonen ratswahl in den Hamburger Wirbelſturmlataſtroyhe Große Anwetterverwüſtungen in den Vereinigten gtaaten Neuyork, 8, April. Die Südſtaaten ſowie der Mittelweſten der Vereinigten Staaten ſind von furcht⸗ baren Unwettern heimgeſucht worden, die zumeiſt in Form von Wirbelſtürmen. zum Teil in Form von Schnee- und Regenſtür⸗ men aufkraten und neben ſchweren Verluſten an Menſchenleben unermeßlichen Sachſcha⸗ den verurſachten. Von Wirbelſtürmen wurden die Staaten Miſſiſſippi, Louiſiana, Texas und Florida heimgeſucht. Die Zahl der Todesopfer be⸗ trägt in dieſen Gebieten bisher 34. Ueber erlitten Verletzungen und Tauſende ſind obdachlos. Beſonders ſchwer geſchädigt wurde die Ortſchaft Gloſter im Staate Miſſiſſippi, wo insgeſamt 150 Gebäude zer— ſtört wurden, darunter drei Kirchen. In Louiſiana brachte der Sturm ein Haus⸗ boot zum Kentern. Zehn Menſchen fanden den Tod in den Wellen. Zahlreiche Städte und Dörfer ſind in Dunkelheit gehüllt, da die Stromleitungen meilenweit zerſtörk ſind. In Texas wurde auch in einigen Oel⸗ feldern großer Schaden angerichtet. Die Staaten des Weſtens und Mittelwe⸗ ſtens, wie Nord- und Süddacota. Nebraska, Kanſas, Miſſouri, Illinois und Jova, litten unter ſchweren Schnee- und Regenſtürmen, durch die ebenfalls erheblicher Schaden ange— richtet wurde. Arbeiter im Monatslohn Soziale Maßnahme eines hamburgiſchen Großzbetriebs. Hamburg, 8. April. Kundgebung zur Vertrauens- Elektrizitäts- werken teilte der Betriebsführer Staatsrat Ott mit, daß die Arbeiter der HEW ab 1. Mai dieſes Jahres ebenſo wie die Angeſtell— ten ihren Lohn monatlich ausbezahlt be⸗ kommen würden, ſo daß ſie in Zukunft kei⸗ nerlei Ausfälle infolge Krankheit oder ſon⸗ ſtiger Umſtände zu befürchten hätten Ebenſo ſolle auch die Urlaubsregelung für Arbeiter und Angeſtellte nach einheitlichen Geſichts⸗ punkten erfolgen. Dieſe wichtige ſozialpolt— Auf einer tiſche Neuordnung bedeutet einen wefteren großen Schritt vorwärts auf dem Weg zur wahren Betriebs- und Arbeitskameradſchaft. die keinerlei Vorrechte einer beſtimmten Kategorie von Arbeitnehmern mehr kennt. „Auf Eis gelegte Alten“ Neuer großer Skandal in der Sowſetunſon. Leningrad, 8. April. Die Staatskontrolle iſt einer neuen rieſi⸗ gen Unterſchlagung auf die Spur gekommen. In verſchiedenen Leningrader Werken wur⸗ den ſyſtematiſch Unterſchlagungen und Dieb⸗ ſtähle begangen, die im verfloſſenen Jahre die Geſamtſumme von über zwei Millionen Rubel erreicht haben. Obwohl eine Reihe von Schuldigen gefaßt und feſtgehalten wurden, haben die Unterſchlagungen auch in dieſem Jahr nicht aufgehört. Allein im, Monat Fe⸗ bruar erreichten ſie die Höhe von 90 000 Rubeln. Den Wehörden wird vorgeworfen, daß ſie nichts tun, um die Verantwortlichen dem Gericht zu übergeben. Eine Reihe von Unterſuchungsrichtern hätten die Akten ſchon ſeit über acht Monaten„aufs Eis ge— legt“. Dreizehn Vallone geſtartet Deutſche Freiballonmeiſterſchaften 1935. Darmſtadt, 8. April. In Anbweſenheit einer vieltauſendköpfigen Zuſchauermenge ging auf dem alten Kaval⸗ lerie⸗Exerzierplatz bei Darmſtadt der zweite Start zur Ausſcheidung für das Gordon— Bennett-Rennen vor ſich. Bekanntlich war der erſte Start am 17. Februar dem Sturm zum Opfer gefallen. Zum Start hatten ſich neben der geſamten Leitung des Wettbewerbs der anläßlich der Bauerntagung in Darmſtadt an⸗ weſende Reichsernährungsminiſter Darre und der Reichsſtatthalter in Heſſen, Gauleite“ Sprenger, eingefunden. Der Reichsſtatthalter richtete an die Ballonmannſchaften einen herz lichen Willkommensgruß und gab im Namen des Reichsluftfahrtminiſters General der Flie ger Göring mit einem herzlichen Glückab den Start frei. Der Sturm auf die Näuberburg Ein ganzer Landſtrich unter Vanditenterror Kalkulta. 8. April. Weite Gebiete des im nördlichen Vorder- indien gelegenen Fürſtentums Gwalier wur⸗ den ſeit längerer Zeit von einer Räuber⸗ bande heimgeſucht, deren Führer ſich aus eigener Machtvollkommenheit zum abſoluten Herrſcher des ganzen Landſtriches gemacht hatte. Schließlich wurden Truvpen zu⸗ ſammengezogen, um die Bevölkerung, die unter den ſtändigen Raubzügen der gefürch⸗ teten Bande ſchwer zu leiden hatte, von die— ſer Landplage zu befreien. Es gelang den Truppen auch, die Bande in dem feſtungs- artigen Unterſchlupf einzukreiſen. jedoch ſpotteten die ſtarken Mauern der Räuber— burg zwei Tage lang allen Bemühungen der Angreifer. Erſt in der dritten Nacht konnte eine (Deutſches Nachrichtenbüro.) Einweihung der neuen Kölner Univerſität. Im Rahmen eines feierlichen Feſtaktes wurde die Kölner Univerſität dur Ruſt ſchreitet vor dem den Reichsminiſter für elle Er⸗ ziehung und Volksbildung, Ruſt eingeweiht. eginn des Feſtaktes vor der Uni⸗ eichsminiſter verſität die Ehrenabordnungen ab. Breſche in die Umfaſſungsmauer gebrochen werden. Hierdurch, wurde es möglich Feuer in das Innere der Burg zu werfen, was einen Teil der Räuber zu einem Ausfall veranlaßte. Dieſe fanden ſämtlich den Tod. Die Belagerten ſandten hierauf ihre Frauen und Kinder wodurch die Belagerer veranlaßt wurden, vorübergehend das Feuer einzuſtellen. Dieſe Ge⸗ legenheit benutzte der Räuberhauptmann, um mit wenigen Getreuen im Schutze der Dunkelheit zu entfliehen. Trotz ſofortiger Verfolgung konnte er nicht ergriffen werden. Die Truppen ſtürmten ſchließlich die Burg und nahmen 14 FFrauen, vier Kinder und zwei Räuber gefangen. Der Kampf koſtete die Räuber fünf Tote, während auf Seiten der Truppen ein Soldat fiel. Keine Kirchenzuſchüſſe mehr Ab 31. 3. 35 durch den badiſchen Staat. Karlsruhe, 9. April Mit dem 31. März 1939 iſt, wie der „Führer“ meldet, das letzte badiſche Kirchen⸗ dotationsgeſetz, das die Zuſchüſſe des badi ſchen Staates für die katholiſche, evangeliſche und altkatholiſche Kirche regelte, außer Kraft gekommen. Damit haben die ſtaatlichen Zuſchüſſe füt die Beſoldung der Geiſtlichen der genannten drei Kirchen, die als freiwillige Leiſtung des Staates anzuſehen waren, aufgehört. Vor dem Jahre 1924 betrugen dieſe Staatszuſchüſſe für die katholiſche Kirche jährlich 350 000 Rm., für die evangeli⸗ ſche jährlich 300 000 Rm. und für die alt katholiſche Kirche 24000 Rm. Sie wa⸗ ren dann im Jahre 1924 erhöht worden auf 1050 000 Mark für die katholiſche, 900 000 Mark für die evangeliſche und 24000 Mark für die altkatholiſche Kirche. Mit Geſetz vom 3. April! 1930 hatte der damalige badiſche Landtag beſchloſſen, daß fortan ein ſtufenwei ſer Abbau der Pfarrbeſoldungszuſchüſſe des Staates zu erfolgen und die Dotationen am 31. März 1935 ihr Ende zu finden hätten Im Rechnungsjahr 1934 waren für die B. ſoldung der katholiſchen Geiſtlichen noch 670 000, für die der evangeliſchen 404 300 und für diejenigen der altkatholiſchen 14 600 Mark vom Staat zugeſchoſſen worden. Das nunmehr eingetretene Ende dieſer Zuſchüſſe 9 055 dem Geſetzesbeſchluß vom 3. 0. 5 aus der Feſtung, Verantwortlicher Schriftleiter: Joh. Martin; verantwortlicher Anzeigenleiter: Joh. Martin; Druck und Verlag: Johann Martin, Viern⸗ heim, Adolf Hitlerſtraße 36; D. A. II. 35: 1135. Zur Zeit iſt die Preisliſte Nr. 3 gültig. Goethe und Bettina wettina von Arnim zum 150. Geburkskag. Im Mittelpunkt der jüngeren Romantit ſteht das Haus Brentano: Clemens Bren⸗ tano und ſeine Schweſter Bettina, die Frau Achim v. Arnims. Alle anderen Dichter die⸗ ſer Zeit, Eichendorff, die Brüder Grimm, Görres, ſtanden in einem mehr oder minder freundſchaftlichen Verhältnis zu den Ge⸗ ſchwiſtern Brentano, die zugleich die engſten Beziehungen zur vorangehenden Dichtergene— ration hatten. Ihre Großmutter war Sophie Laroche, Wielands Verwandte und Freun⸗ din, und ihre Mutter Maximiliane, die Goethe in ſeiner Jugend warm verehrte. Maximiliane hatte den aus Italien ſtam⸗ menden Kaufherrn Anton Brentano gehei⸗ ratet, dem ſie nach Frankfurt am Main folgte. Als zweites Kind dieſer Ehe wurde am 4. April 1785 Bettina Brentano ge⸗ boren. Sie verlor früh ihre Eltern— die Mutter ſtarb 1793, der Vater wenige Jahre darauf— und wurde im Kloſter zu Fritzlar erzogen, bis ihre Großmutter Laroche das dreizehnjährige Mädchen zu ſich nach Offen- bach nahm. Das freundschaftlich Verhältnis zwiſchen der Großmutter und dem Hauſe Goethe in Frankfurt übertrug ſich auch auf die junge Bettina, die ſich eng an die Frau Rat Goethe anſchloß und ſich von dem großen, berühmten Sohne erzählen ließ. Schon in Fritzlar hatte ſich Betting als phantaſie⸗ begabte, ſchwärmeriſche Natur gezeigt. Sie neigte in einem ſolchen Maße zum Fabu⸗ lieren, daß ſie ſelbſt oft nicht mehr die Wirk⸗ lichkeit von ihren Phantaſiegebilden zu un— jerſcheiden vermochte. Die ſchwärmeriſche Verehrung, die die ſtolze Mutter des gro- zen Dichters durch ihre Erzählungen für ihren Sohn im Herzen des heranwachſenden Mädchens weckte, ſchien denn auch eine Zeit⸗ lang gefährliche Ausmaße anzunehmen. So schreibt ſie einmal der Frau Aja:„Ich häng“ mich nicht wie Blei an meinen Schatz, ich vin wie der Mond, der ihm ins Zimmer ſcheint.“ Aber derb und luſtig weiſt die müt⸗ terliche Freundin ſie zurecht:„Ei, Mädchen, viſt du denn ganz toll, was bild'ſt du dir ein? Ei, wer iſt denn dein Schatz, der an dich denken ſoll bei Nacht im Mondenſchein, Meinſt, der hätt' nichts Beſſeres zu tun?— Ja proſte Mahlzeit!“ Bettina kam auch in einen Briefwechſel mit Goethe ſelbſt, dem ihre Briefe viel Freude machten, wenn ihm auch der Ueber— ſchwang ihres Weſens nicht ganz behagte und er ſie oft väterlich ermahnen mußte: „Bleib nur hübſch bei der Stange und gehe micht zu ſehr ins Blaue!“ Er nannte ihren Charakter einmal das wunderlichſte Weſen der Welt, unglücklich zwiſchen dem Italieni— chen und Deutſchen hin und her ſchwankend, ohne Boden faſſen zu können. Ihren Briefwechſel mit Goethe und ihr Verhältnis zu ihm hat Bettina ſpä— ger(1835) in ihrem bekannten Buche „Goethes Briefwechſel mit einem Kinde“ niedergelegt, in dem ſie durch freierfundene Zuſätze die Briefe Goe— thes und einige Briefſtellen der Frau Ala zu einem Roman erweiterte, als deſſen lei— denſchaftlich an Goethe hingegebene Heldin ſie ſelbſt erſcheinen wollte. Um dieſes einen Buches willen gilt uns Bettina heute noch als Dichterin. Sie hat dem einfachen Brief⸗ wechſel ſo ganz den Stempel ihres eigenen hheiter⸗gefühlvollen Weſens aufgedrückt, daß er als eine echte, lebenswarme Dichtung noch einen lebendigen Wert der jüngeren vamantiſchen Epoche darſtellt. Bettina ſelbſt Urheberrechtsschutz: Fünf Türme-Verlag, Halle(Saale) „Kundſchaften!“ ſagte Kolles kurz, dann erzählte er, was er erlebt.„Hör' gut zu! Du wirſt ſofort dem Leut⸗ nant Heemſtede berichten, oder einem anderen Offizier, und wenn's Tettenborn iſt. Iſt wichtig genug— weiß der Deibel. Vergiß nicht: das Spionenneſt iſt im„Blauen Anker, hinter der Theke ein Dunkelraum, unter alten Säcken und Fäſſern eine Luke. Zehn Stufen abwärts. Unten der Ausgang zur Waſſerſeite. Und van der Meulen iſt der Verräter, iſt Jens Holſten. Ich muß zur Holſten⸗ mühle— gleich. Haben eine Teufelei vor. Du wirſt ſo⸗ fort alles berichten, vielleicht holen ſie den Schuft ein; werde ihm den Weg ſauer machen!“ ſetzte er gelaſſen hinzu. Eine Klingel ertönte. „Fräulein Amalie! Fort! Außer ihr und mir iſt nie⸗ mand im Hauſe! Geh!“ Noch einmal preßte er ſeinen Mund leidenſchaftlich auf den ihren, dann fiel die Haustür hinter ihm ins Schloß, und Antje jagte in ſchnellen Sätzen die Stufen empor. 9. Johannes Heemſtede war noch nicht gekommen. Zum ſoundſo vielten Male betrachtete Amalie Geeſtenbrück die Abſchrift des gefährlichen Schreibens, verſuchte die Be⸗ beutung dieſer harmlos ausſehenden Zeichen zu er⸗ ſorſchen. Je länger ſie ſich mit dieſem Tun beſchäftigte, deſto Sie empfand ein Grauen. unheimlicher wurde es ihr. wollte nichts davon wiſſen, daß ſie eine Dich⸗ terin ſei:„Am Dichten hindert mich mein Gewiſſen: wenn ich denk', wieviel reiner, tiefer Sinn dazu gehört, um ſo weniger kann ich mir's zutrauen.“ Eine beſondere Schönheit dieſes Buches bilden die lyriſchen Schilderungen der Natur, für die Bettina mit dem innigſten Gefühl beſeelt war. So verdanken wir Betting und ihrem Bruder Clemens auch das Verſtändnis für die Schönheiten des Rheins und ſeine ſprich⸗ wörtliche Romantik, die ſie auf ihren Rei⸗ ſen entdeckten und als erſte laut verkün⸗ deten. Im Jahre 1811 heiratete Bettina den Freund ihres Bruders, den romantiſchen Dichter und märkiſchen Gutsherrn, Achim von Arnim. Ihrer Ehe entſproſſen vier Söhne und drei Töchter. Mit ihrem Gatten lebte Betting teils auf ſeinem Gute Wie— persdorf in der Mark, teils in Berlin, wo ihr Haus in der erſten Hälfte des vorigen Jahrhunderts mit zu den vornehmſten Mit⸗ telpunkten des geiſtigen Lebens gehörte. Erſt nach dem Tode ihres Mannes, 1831, griff Bettina zur Feder. Sie zeichnete ihre Briefwechſel mit den bedeutenden Menſchen, denen ſie nahegetreten war, auf, ſchmückte ſie aus und erweiterte ſie, wie es ihr am wertvollſten in dem erwähnten„Goethes Briefwechſel mit einem Kinde“ gelungen iſt. Eine ſpätere Briefſammlung„Die Gün⸗ derode“ ſchildert das Schickſal der un— glücklichen Karoline von Günderode, die eine Jugendfreundin Bettinas war, und in „Clemens Brentanos Frühlingskranz“ gibt ſie eine Sammlung bunter, launiſcher, aber poetiſcher Briefe zwiſchen ſich und dem an⸗ geſchwärmten Bruder. Ein kleines Werk fällt aus dem Rahmen, ihrer dichteriſchen Tätigkeit, die ſich in wirklich ſtattgefunde— nen Briefwechſeln erſchöpfte und darum nicht immer als Dichtkunſt gelten gelaſſen wird, heraus:„Dies Buch gehört dem König“. In dieſer Schrift, die nicht eigentlich ein Kunſtwerk iſt, wendet ſich Bet⸗ tina, die ſich in den ſpäteren Jahren ihres Lebens rege mit politiſchen und ſozialen Fragen beſchäftigte, mit flammenden Wor⸗— ten an den preußiſchen König Friedrich IV. Sie malt ihm die Not und das Elend in Kellern und Dachkammern und tritt für die Brüder Grimm und Gottfried Kinkel ein. Dieſes kleine Werk zeigt Bettina, wie ſie leibte und lebte: trotz ihrer Jahre ſchlug ihr Herz warm und ſung, bereit, ſich für das, was ſie als recht und gut erkonnte. voller Ueberſchwang einzuſetzen So blieb dieſe Frau bis zu ihrem letzten Atemzug im Ja— nuar 1859 ein ewiges Kind. „Arbeit ſtatt Almosen“ Der Leitſatz des charitativen Schaffens Friedrich von Bodelſchwinghs. Als vor 25 Jahren am 2. April 1910— der Pfarrer D. Friedrich von Bo delſchwingh im Alter von 79 Jahren die Augen ſchloß, da erloſch, von allen tief und ehrlich betrauert, ein Menſchenleben, das bis zum letzten Atemzuge ausgefüllt war mit Liebe und Erbarmen für die Aermſten unter den Menſchen. Als lebendiges Zeugnis ſeiner aufopfernden und tätigen Nächſtenliebe hat dieſer fromme und eifrige Diener Gottes die Bodel-— ſchwinghſchen Anſtalten hinterlaſſen, die in ſeinem Sinne zum Segen vieler tau ſend körperlich und ſeeliſch Kranker weiter— geführt werden. Uns iſt heute die ſittliche Grundforderung ſeiner tatfräftjaen Fürſorge. wenn ſie ſich als Glied ſolch dunkler Spionagegeſchichte dachte. War es nicht, als ſei ſie, eine harmloſe Außen— ſeiterin, plötzlich in ein Spinnennetz geraten. Ob ſie wollte oder nicht— ſie zappelte darin. die Forberung:„Arbeit ſtatt Almoſen!“ kein neuer Gedanke mehr, wie ſie es vor 60 Jahren war, als Friedrich von Bodel⸗ ſchwingh mit„Bethel“, einer Anſtalt für Epi⸗ leptiker, 1 großes Liebeswerk begann. Als unbrauchbare Mitglieder der menſchlichen Ge⸗ ſellſchaft, ſich und ihren Familien zur Laſt, hatten bisher dieſe armen Menſchen ein Leben geführt, das in ſeiner Freud⸗ und Hoffnungs⸗ loſigkeit kein Leben zu nennen war. Bodel⸗ ſchwingh erkannte, daß dieſe armen Kranken doch nicht ſo untauglich waren wie bisher an⸗ genommen worden war und gab ihnen das, was ſie mit einem Schlage aus ihrer Stumpf— het erlöſte: er gab ihnen Arbeit. Mit un⸗ endlicher Liebe und Geduld, in reſtloſer Hin⸗ gabe an ſeine Aufgabe gelang es ihm, dieſe armen verwahrloſten Kranken zu einem geord— neten Leben heranzuziehen. Er gab ihnen das Bewußtſein, nicht mehr unbrauchbare Mit⸗ glieder der menſchlichen Gemeinſchaft zu ſein und damit die Freude am Leben überhaupt. Er erzog ſie zu Handwerkern, zu Landarbei— tern, die alle in ihrer Gemeinſchaft vorkom— menden Arbeiten ſelbſt verrichten konnten. S wurde Bethel eine kleine Stadt für ſich, die dem Staat die Fürſorge für dieſe Art von Kranken abnahm, und zwar in einer Weiſe, daß ſie den Kranken nicht nur eine Zufluchts— ſtätte, ſondern eine Heimat gab. N Neben den Epileptikern gehörte Bodel— ſchwinghs allzeit tätige und praktiſche Liebe noch einer anderen Gruppe von„Gefallenen“, den Arbeitsloſen, ſeinen„Brüdern von der Landſtraße“, wie er ſie in ſeiner umfaſſenden Liebe nannte. Die Gründerzeit der ſiebziger Jahre mit ihrem allzu ſchnellen wirtſchaftlichen Aufblühen hatte in der Indu— ſtrie zu mancherlei Zufammenbrüchen geführt und viele tauſend Menſchen, die die Konjunk— tur in die Großſtadt gelockt hatte, wieder auf die Straße geworfen. terſtützung und Fürſorge gab, ſuchten die Ar— men ſich durch Betteln und Gelegenheitsarbei— ten ein Stück Brot und ein Dach über dem Kopfe zu verdienen. Sie gingen auf die Wan derſchaft, auf die Landſtraße. Manche fanden auf dieſe Weiſe wieder Arbeit, viele andere verkamen im Sumpf und Laſterleben, fan den den Weg zum Verbrechen, wurden Schäd— linge des Staates. Die Bevölkerung ſchalt auf die„Vagabunden“, verführte ſie aber durch gedankenloſes Almoſengehen immer mehr zum tteln. Auch hier griff Bodelſchwingh tatkräftig und erfolgreich ein.„Arbeit ſtatt Almoſen“ war auch hier der Grundſatz. Mit Landarbeit allem. die keine Arbeit für die Wintermonaſe brachte, war hier nicht zu hel fen. Für dieſe Leute brauchte er anderes und fand das Richtige in der Kultivierung von Oedland. Wie keine andere iſt gerade dieſe Arbeit, die dem Menſchen ſichtbar den Er folg ſeiner Leiſtung zeigt, geeignet, die Freude an der Arbeit ſelbſt zu weden. Konnte auf dieſe Weiſe auch nicht allen Arbeitsloſen ge holfen werden, ſo war es doch immerhin eine ſtattliche Zahl, die von der Landſtraße verſchwand. Viele fanden aus den Bodel ſchwinghſchen Anſtalten durch die Fürſprache Bodelſchwinghs auch wieder den Weg zurück in ihren früheren Beruf, nunmehr arbeitſame und tüchtige Mitglieder 8 In Friedrich von Bodelſchwingh waren tief- innere Frömmigkeit mit einem geſunden Sinn fürs Praktiſche aufs glücklichſte vereinigt. Elternhaus und berufliche Ausbildung haben ſeine Eignung für die große Aufgabe, die er erfüllte, entſcheidend gefördert. Als Sohn des Landrats von Bodelſchwingh, des ſp— teren preußiſchen Finanzminiſters, wurde er am 6. März 1831 zu Velmede in Weſtfalen Beide Eltern waren fromme Men— Gottesfurcht und Nach glücklichen Kinder Land geboren. ſchen, die ihre Einfachheit erzogen. jahren folate eine harte Lebrzeit als Kinder in 7 Da es keine Un⸗ „Die Frau Senator iſt nicht zu Haufe!“ „Ich habe es ihm geſagt, doch er ſagte, es und von großer Wichtigkeit; die Botſchaft dürfe nicht ver⸗ zögert werden.“ wirtſchaftseleve. Bodelſchwingh ſcheint aber auch für den Beruf des Landwirts Bega⸗ bung gehabt zu haben, denn mit 22 Jah⸗ ren wurden ihm bereits fünf große pom⸗ merſche Güter zur Verwaltung anvertraut. Da vernahm er mit 23 Jahren plötzlich eine in⸗ nere Stimme, die ihn zum Miſſionar berief. Er ſtudierte Theologie und machte nach drei Jahren ſein Examen. Aus geſundheitlichen Gründen wurde er bei der Aeußeren Miſſion für Afrika, wohin es ihn beſonders zog, nicht angenommen. So ging er zunächſt als Hilfs⸗ prediger nach Paris, wo er unter den vielen dort lebenden deutſchen Arbeltern mit den allerbeſcheidenſten Mitteln einzig durch ſeine und ſeiner Frau aufopfernde Tätigkeit eine deutſche Gemeinde gründete. Seine zweite Pfarrſtelle führte ihn nach Dellwig in Weſt⸗ falen, wo er glückliche und ſegensreiche Jahre verlebte, bis ihm das Schickſal eine harte Prüfung auferlegte: vier Kinder ſtarben ihm innerhalb zwölf Tagen an Diphtherie. Sein Glaube und Gottvertrauen waren in dieſem Leid ſeine einzige Aufrichtung. 1372 erreichte ihn der Ruf, die Leitung der ſoeben gegründeten Anſtalt für Epileptiker bei Bielefeld zu übernehmen. Nur ein kleiner Anfang war vorhanden. Durch ſeine werbende Liebe wuch; die Zahl der Patienten, ſo daß ein Haus nach dem andern gebaut werden mußte. Als getreue Helfer bei ſeinem Werk ſtanden ihm die Dial oniſſen zur Seite, die er zu den in Bethel gehörenden Diakoniſſen⸗ häuſern für ihren ſchweren Beruf heranbil⸗ dete. Bei dem glänzenden Erfolg der Bodel⸗ ſchwingſſchen Anſtalten blieb nicht aus, daß ihr Gründer bald zu den volkstümlichſten Köpfen ſeiner Zeit gehörte. Er wurde alt im Dienſte der Barmherzigkeit, und ſeine Liebe blieb wach bis an ſein ſeliges Ende, die Liebe zu ſeinem Werk und zus ſeinen Schützlingen. Neues aus aller Welt Eigenarkiger Unfall. Ein vierzehnjähriger Junge befand ſich auf dem Wege zum Arzt in Geiſelwind(Mittelfranken). Als er dort ankam und ſein Fahrrad abſtellte, wurde durch den Sturmwind eine gegen— überſtehende Pappel abgebrochen. Der Baum fiel auf den Jungen, der einen dop— pelten Schädelbruch und zwei Beinbrüche erlitt. Er erlag alsbald den ſchweren Ver— letzungen Falſchmünzerwerkſtaklk ausgehoben. In Eſſen konnte die Polizei fünf Perſonen wegen verſuchten Münzverbrechens feſtneh— men. Der Anführer der Bande war ſchon im Dezember 1933 feſtgenommen worden, konn- te aber nur wegen Deviſenvergehens verur— teilt werden, weil er ſich damals lediglich eine holländiſche Guldennote beſorgt hatte. die als Unterlage für die beabſichtigte Her— ſtellung von Falſchnoten dienen ſollte. Der Plan der Falſchmünzer ging dahin, falſche holländiſche Guldennoten im Werte von 10 Millionen RM herzuſtellen, die Falſchnoten über die holländiſche Grenze zu ſchmuggeln und durch Hintermänner in Holland in Um— lauf zu ſetzen. Die Kriminalbeamten hoben die Falſchmünzer in ihrem Schlupfwinkel aus und fanden eine guteingerichtete Falſchmünzerwerkſtatt vor. Hinrichtung. Wie die Juſtigpreſſeſtelle Leipzig mitteilt, iſt der 1905 geborene Richard Albert Standfuß hingerichtet wor— f vom Schwurgericht in Leipzig we— gen Notzucht zu zehn Jahren Zuchthaus und wegen Mordes zum Tode verurteilt worden iſt Der Führer und Reichskanzler hat von dem Begnadigungsrecht keinen Ge— hrauch gemacht, weil der Verurteilte nach ſeinem Vorleben und Ruf ein unverbeſſer— licher Nerhrecher mar der den, der ſei dringend Bis jetzt hatte ſie über ſolche fernliegende Dinge kaum„Dann“, zögerte ſie ein letztes Mal, denn ſie wußte, nachgedacht. Als Tochter platten Alltag geſtanden. unbedingt vertrauen? weſenheit zu ordnen. Beſorgung übergeben? Gehör!“ eines hatte ſie eigentlich immer ein wenig hochmütig über dem So unheimlich ihr einerſeits das Unbekannte war, ſo ins 32 ſehr zog ſie das Abenteuerliche an. Immer war ſie mit ganzem Herzen eine Patriotin geweſen, wenn ſie ſich auch geſtand, daß ſie das eigentlich niemals anders als durch Worte bewieſen hatte. Was hätte ſie auch ſonſt tun ſollen? Die Geſellſchaft in Ham— burg hatte ſehr ſtrenge Anſichten über Sittlichleit. Jetzt aber hieß es, ſolche Gedanken ausſchalten. Der Brief durfte nicht länger herumliegen, ſondern mußte den Militärs zuganglich gemacht werden. Wer aber war ein unbedingt zuverläſſiger Bote? bekannte Magd, die Heemſtede ſo warm empfohlen? Wer Sonſt war von den Dienſtboten niemand im Hauſe, denn ihre Mutter war mit Harveſtehude. Dort ſollten einige wertvolle Kunſtſachen und andere Gegenſtände für den Fall einer abermaligen franzöſiſchen Beſatzung in Sicherheit gebracht werden. Auch gab es im Landhaus allerlei für eine längere Ab⸗ Unſchlüſſig wog ſie den Brief in der Hand, faltete ihn zuſammen, verſchloß ihn durch eine Oblate, ſchrieb mit ſeſter Hand die Adreſſe Heemſtedes darauf, ſtreute Sand zum Trocknen auf, und überlegte, was nun werden ſollte. Ein Klopfen unterbrach ihre Gedanken. Antje ſtand in der Tür. Sollte ſie ihr den Brief zur Eine innere Stimme warnte. „Hert van der Meulen bittet um einen Augenblick Hamburger Senators Antje? Dieſe ihr un- was es für ſie, ein junges Mädchen, hieß, einen Herrn in Abweſenheit der Mutter zu empfangen.„Ich laſſe bitter Unerwartet trat van der Meulen hinter Antje haſtig Zimmer, verneigte ſich reſpektvoll: „Verzeihen Sie mein Eindringen— aber die Sache iſt von äußerſter Wichtigkeit, geſtattet keinen Verzug!“ ent⸗ ſchuldigte er ſein Kommen.„Bitte, ſchicken Sie das Mäd— chen fort!“ flüſterte er und ſah ſie ernſt an. „Antje, es klingelt. Gleichviel wer kommt, ich bin für niemand zu Hauſe!“ ſagte ſie kurz, und das Mädchen ver⸗ ſchwand. Es war der Augenblick, wo Kolles die Schelle gezogen hatte Van der Meulen wartete, bis die Schritte des Mäd⸗ cheus auf dem Flur verklangen, dann trat er mit gedämpf⸗ tet Leidenſchaft zu ihr; in ſeinen Augen blitzte und ſprühte konnte wiſſen, was ſich hinter ihr verbarg? Durfte ſie ihr es, doch bemühte er ſich ſichtlich, jeden Gefühlsausbruch 1!“ niederzuhalten. Aber ſie ſah, wie es in ihm tobte, als er den übrigen Leuten nach Abweſenheit jetzt neben ſie hintrat, ihr zuflüſterte: „Sie ſind in höchſter Gefahr!“ „Ich?“ erbleichte ſie und ſah ihn an, als nicht oder habe ſalſch gehört. „Ja! In heißer Sorge um Sie komme ich her. Ich habe mit mir gekämpft. Ich weiß, was ich von Ihnen verlange, was Sie aufs Spiel ſetzen, daß Sie mich in der Frau mußte ſein, um Ihretwillen. Ich darf Sie doch nicht ins Unglück rennen laſſen!“ Er ſah ſie erbleichen.„Entſetz⸗ liches iſt geſchehen!“ ſetzte er ſanft hinzu, als teile er ihr etwas Angenehmes mit. Hoch aufgerichtet ſtand ſie vor ihm, ihre Hand auf die Tiſchplatte geſtützt, als brauche ſie einen Halt. „Natürlich wollte ich mit der Frau Senator ſprechen, auch war ich ſchon im Kontor, doch der Herr Senator war auch abweſend. veuftehe ſie Senator empfangen. Aber es (Fortſetzung folgt.) . e 5 ä 8 9 A N * . * ** S r werden! Urheberrechtsschutz: Fünf Türme-Verlag, Halle(Saale) 121 Nachdruck verboten. Dann ſchritt er weiter, auf ſich ſelbſt erzürnt, weil er wieder in der Vergangenheit angekommen war mit ſeinen Gedanken. Aber ſie ſtarb ja nicht, dieſe Vergangenheit, ſie kam immer wieder. Fordernd, vernichtend! Und jetzt kam dieſe Vergangenheit und forderte eine Pflicht von ihm. Eine lächerliche, unannehmbare Pflicht! Wie kam er dazu? ſelbſtverſtändlich.“ „Nein, mein Kind. Mißverſtehe mich nicht abſichtlich falſch. Unſere Wege werden ſich für immer trennen. Wenn wir uns zufällig im Leben einmal wiederſehen, dann werde ich mich immer freuen, dich begrüßen zu können. Aber ſonſt iſt es mir mit der Trennung bitter ernſt.“ „Nein! Das kannſt du doch nicht?“ ſagte die Tänzerin Wie war der tote Mann dazu gekommen, ihm, Hart— leiſe, und ihre Lippen waren ganz weiß. lingen, dieſe Pflicht aufzuzwingen? Er hatte ihn gebeten! Das Gute, das hatte ſich zuletzt doch noch Bahn in ihm gebrochen. Und er wollte die kleine Gertraude geborgen wiſſen. ö Was ſollte alſo nun zunächſt geſchehen? Vorläufig hatte er ja genügend Zeit. Er wollte ſowieſo reiſen. Graf Hartlingen lachte plötzlich auf. Bitter klang dieſes Lachen. Da hatte er Schloß Hartlingen verlaſſen, um ſich draußen in der Welt zu betäuben, all das Leid der letzten Jahre zu vergeſſen, und nun heſtete ſich dieſe Vergangenheit wieder an ſeine Ferſen. Als Graf Hartlingen die Treppen in ſeinem Hotel hinaufſtieg, hatte er einen Entſchluß gefaßt. Er wollte die ganze Angelegenheit einem Detektiv übergeben. Der würde die Kleine vielleicht bald genug finden, und daun fonnte er ja ſehen, wo er ſie unterbringen würde. Wie alt war denn die Kleine eigentlich? Richtig, das ſtand im Brief. Denn ſelbſtverſtändlich mußte er dem Detektiv ſehr genaue Anhaltspunkte geben. Er konnte dann mit dem Manne immer in Fühlung bleiben; er würde ja ſehen. Geld ſpielte teine Rolle. Das Vermögen, das würde er nicht aurühren. Nicht einen Pfennig würde er davon verwenden, um das Mädchen zu finden. Sie hatte ſich geweigert, zu ihrem Vater zu kommen. Wer mochte ſie vor dieſem Leben gewarnt haben? Graf Hartlingen dachte darüber nach. Ohne daß er das wußte und wollte, beſchäftigte er ſich immer wieder mit dieſem ſeltſamen kleinen Mädel, das nichts von dem leicht— ſinnigen, ſchönen, freien Leben wiſſen mochte und ge— flohen war. ö Am Abend aber hatte er ſie vergeſſen. Jolanthe See- burg, die bekannte Tänzerin, war angekommen. Und ſie wandte ihre Aufmerkſamkeit ſofort dem Manne mit dem kühlen, ſpöttiſchen Lächeln zu. Sie war ſehr unterhaltend, die ſchöne, dunkelhaarige Frau. Ihr perlendes Lachen riß zu frobeſter Laune hin. Und ſie konnte ſich ganz beſtimmt auch nicht beſchweren, daß ihr ausgewählter Kavalier nicht aufmertſam genug ſei; aber es kam eben doch an dieſem Abend vor, daß Graf Hartlingen plötzlich ſtill und in ſich gekehrt daſaß. Dabei dachte er an den toten Mann, der lein Anrecht auf irgendwelche Trauer beſaß. Dieſes An— recht hatte er verwirkt, weil er den Betrug geduldet, den man an ihm, Hartlingen, verübt. Troßdem! Irgendein Zuſammengehörigkeitsgefühl war doch da, regte ſich plötzlich. Daun reckte Graf Hartlingen ſeine ſtolze Figur hoch auf. „Nein! Kein Zuſammengehörigteitsgefühl! Sie ſtehen mir fern, ſind weſenloſe Schatten geworden, der alte Abenteurer und ſeine ſchönen Kinder.“ 0 0 ö 4. 4 Wenige Tage darauf reiſte Graf Hartlingen in Be gleitung der Tänzerin ab. In Zürich beauftragte er einen ſehr tüchtigen Herrn, deſſen Büros ſich in allen Großſtädten der Welt befanden, Gertraude zu ſuchen. So, nun hatte er vorläufig getan, was getan werden konnte. Er reiſte dann mit ſeiner Begleiterin nach Montreux. Sie ſaßen eines Abends auf der Terraſſe des vor— nehmen Hotels. Kritiſch betrachtete Graf Hartlingen das ſchöne Geſicht der Tänzerin. Ganz ruhig, ſachlich ſtellte er feſt, daß Jolanthe Seeburg den erſten Schmelz der Jugend längſt eingebüßt. Daß ihre Schönheit erborgt war mit Tauſenden von Mitteln. Die tiefrot gefärbten Lippen elelten ihn plötzlich an. Bot die Welt wirklich nichts Beſſeres mehr als dieſe Art Frauen, deren kleinſte Bewegung auf den Mann ein— geſtellt war? Jolanthe Seeburg lächelte. Spielend ſchob ſie den koſt⸗ baren Ning an ihrem rechten Goldfinger hin und her. Faſt liebkoſend betrachtete ſie dieſen Ring, der eines der wertvollen Geſchenke darſtellte, die ſie im Laufe dieſer Wochen von Graf Hartlingen erhalten. Und ſie würde noch viele ſolcher Geſchenke erhalten, noch ſehr vie g. Denn er war freigebig. Sehr freigebig. Aber— das ſollte nicht alles ſein. Jolanthe Seeburgs Wünſche gingen hoch hinaus. Sie wollte die Gemahlin dieſes vornehmen, reichen Mannes Erſt war ſie über dieſe geheimen Wünſche wohl ſelbſt erſchrocken. Jetzt aber glaubte ſie ſchon ganz feſt daran, daß ſie ſich erfüllen würden. „Jolauthe, ich wollte dir nur ſagen, daß unſere Wege ſich in den nächſten Tagen trennen werden.“ Kühl, gleich⸗ gültig fielen die Worte. „Trennen? Wieſo? Mußt du plötzlich aus irgend⸗ ö Er zuckte die Schultern, gleichgültig, wegwerfend. „Theater im Leben liebe ich nun ſchon gleich gar nicht. Es bleibt bei dem, was ich geſagt habe. Selbſtverſtändlich erhältſt du einen anſtändigen Scheck, Jolanthe— und ich denke, daß wir wie gute Freunde auseinander gehen werden.“ Sie ſah ſie leiſe: ihn an, Jammer in den Augen. Dann ſagte „Rudolf, ich hatte ein Recht, Beſſeres zu hoffen.“ „Was denn, bitte?“ fragte er ſchroff. „Ich— hoffte auf— eine Heirat.“ Er lachte kurz, ſpöttiſch auf. „Nein, Jolanthe, das wirſt du im Ernſt wohl doch nicht geglaubt haben.“ „Weshalb nicht? Dieſe Demütigung habe ich nicht er— wartet. Ich liebe dich aufrichtig, Rudolf.“ Er betrachtete ſie amüſiert, dann ſagte er: „Hm! Eigentlich müßte dieſes Geſtändnis mich freuen. Aber da du doch wahrſcheinlich dem Grafen de Verrer und James Goldmann dieſelben ſchönen Worte geſagt haſt, haben ſie für mich nicht den richtigen Wert.“ Die Tänzerin erhob ſich. Gelb leuchtete ihr Geſicht unter der künſtlichen Nachhilfe. Jetzt wußte ſie, wie töricht ihr Hoffen geweſen war. „Ich werde doch lieber den Tournee-Antrag meines Agenten annehmen. Amerika zahlt gut“, ſagte ſie; aber das Lächeln, das ihre Worte begleitete, wirkte verzerrt. Er nickte ihr zu. „Selbſtverſtändlich, Jo. Es iſt ein ausgezeichneter Ge— danke von dir. Vernachläſſige deine Kunſt nicht länger! Es war unverantwortlich von mir, dich ſo lange dieſer Kunſt fernzuhalten. Und nun ſei nicht töricht, Jo, und nimm den Scheck. Ich werde ihn nachher in dein Zimmer legen.“ Er war auch aufgeſtanden und küßte ihr die Hand. „Rudi, die paar Tage— wollen wir dieſe paar Tage noch ſchön geſtalten?“ „Leider geht es nicht. mich widmen muß.“ Da hatte ſie ihn endlich voll und ganz verſtanden geſenktem Kopf ging ſie hinaus. Er ſetzte ſich wieder, rauchte. So! Abermals eine Epiſode, die gründlich erledigt war. Und ſo ſollte es auch, bleiben. Nichts ſollte ihn dazu bringen, noch einmal an eine Frau zu glauben, ſie anzubeten, ihr ſein beſtes Empfinden zu ſchenken. Eine ganze Weile noch blieb er hier allein ſitzen, und es war ihm tatſächlich eine Erleichterung, daß er ſich der ſchönen, leidenſchaftlichen Frau ſo ſchnell entledigt hatte. Ich traf Bekannte, denen ich Mit Neuntes Kapitel. „Ich verſtehe das nicht, Tante Agnes, wie du eine ſolche Schönheit ins Haus nehmen kannſt. Du mußt doch bedenken, daß meine Töchter darunter leiden.“ Frau Gräfin Uchterberg ſagte es außer ſich, und ſie blickte die alte, weißhaarige Dame beſchwörend an. Fürſtin Kleven lachte gemütlich. „Die Mädels ſind liebe, natürliche Dinger, die leiden nicht darunter. Nicht die Spur. Nur du ſelber bildeſt dir Gefahren ein, die gar nicht da ſind. Ich behalte meine junge Geſellſchafterin. Ich denke nicht daran, ſie zu ent⸗ laſſen.“ Gräfin Melanie Uchterberg wußte, daß ſie nun nichts weiter ausrichten würde. So ſchwieg ſie, aber ihre Ge— danten kreiſten unabläſſig um das ſchöne, feingliedrige Mädchen, das ſie hier im Hauſe der Tante ſo plötzlich vor⸗ gefunden, nachdem Tante Agnes' alte, gute Schlotter an einem jahrelangen Herzleiden verſtorben war, Daß Tante Agnes das hatte tun können! Es würden ſich noch mehr Menſchen daran ſtoßen. Beſtimmt würden ſie das. Kuſine Margret doch auch. Die wollte doch die einem Grunde abreiſen, Rudolf? Dann begleite ich dich dieſem ſchönen Mädchen noch etwas anderes beabſichtigen. So etwas wie eine Adoption! Das wäre ja geradezu fürchterlich. Wo man mit Tante Agnes' vielem Geld doch verſtändlich der lieben, alten Dame durchaus nicht den Tod wünſchte. Aber Tante hatte wirtlich manchmal An⸗ Innerlich! Gräfin Uchterberg wußte, daß die Tante die ganze Ver⸗ wandtſchaft nach Schloß Kleven gebeten hatte, weil ſie wieder einmal Ehen ſtiften wollte. Nun, das war ſehr Bälle und zu Konzerten und ſonſtigen Geſellſchaften ge⸗ führt hatte, ohne etwas zu erreichen. Nicht, daß man die Töchter um jeden Preis los ſein wollte, aber es war doch nun einmal eine gewiſſe Ehre, wenn man die Töchter an den Mann gebracht hatte. Nun denn, man mußte eben abwarten. Tante Kleven es würde wohl auch diesmal ſo ſein. Auf der Bildflüche hier würden ganz genau zur feſtgeſetzten Stunde die⸗ Nichten beſtimmt hatte. Alſo konnten die dazugehörigen Mütter in Ruhe abwarten. Fürſtin Kleven muſterte mit liebevollem Blick ihre Handarbeit, ein rieſiges, weißes Umſchlagtuch, dem ſie eben noch ein paar ſehr korrekt gehäkelte Roſetten auf⸗ ſetzte. Es klopfte. Jean erſchien Baronin Helbing gefahren ſei. Befriedigt legte die Fürſtin ihre Handarbeit beiſeite. Sie erhob ſich, Jean war ſofort neben ihr, reichte ihr den mit dicker ſilberner Kugel verſehenen Stock, und auf dieſen geſtützt, ging die alte Dame dann ziemlich ſchnell und noch ſehr aufgerichtet hinaus. Unten in der Halle begrüßte ſie ihre Nichte Margret und deren Tochter Hilde-Marie. „Da ſeid ihr ja. Wann kommt Ludwig?“ Die Baronin, eine üppige, noch ſehr hübſche Frau zuckte mit den Schultern. „Ja, die ewigen Rechnereien. Koppke kam noch im letzten Augenblick vom Vorwerk herüber; Ludwig war ſehr ärgerlich. Er wäre ſo gern mit uns gefahren. Er hofft aber, in drei Stunden da zu ſein.“ „Soſo?! Nun, da ſind wir beim Abendbrot ja alle bei— ſammen. Die Melanie iſt mit ihren Töchtern auch ſchon da. Jean, führe die Damen zu ihren Zimmern.— Liebe Margret! Komme dann, wenn ihr euch ein bißchen friſch gemacht habt, in den kleinen Salon. Wir erwarten euch dort. Hilde-Marie, du haſt ja rote Backen! Das bin ich nie gewöhnt an dir. Befolgſt du endlich meinen Rat und gehſt täglich an die friſche Luft? Recht ſo, mein Kind! Nur nicht immer im Zimmer hocken!“ Freundlich nickte ſie noch ihren Gäſten zu, dann ging ſie wieder die Treppe links hinauf, während Jean die, Damen rechts hinauf führte. Im kleinen Salon hatten ſich inzwiſchen auch Giſetn und Edelgarde, die Töchter der Gräfin Uchterberg, ein gefunden. Sie kamen mit glühenden Geſichtern und glän zenden Augen auf ihre Mutter zu. Edelgarde, die Jüngſte, ſagte: „Mama, jetzt haben wir aber etwas Wunderſchönes gehört. Denke dir, die ſchöne Geſellſchafterin ſingt beſſer als die Bruns.“ „Beſſer als Lotte Bruns? Seid ihr denn ganz und gar beſeſſen? Wie kann dieſes Mädchen beſſer ſingen ale Lotte Bruns?“ „Liebe Mama! Giſela ruhig. Gräfin Melanie biß die Zähne zuſammen, daß man ein ganz leiſes Knirſchen hörte und die Töchter die Mama verwundert anſahen. Auch das nochl, dachte die Mutter. Vielleicht wird dieſe Geſellſchafterin ſich ſogar produzieren müſſen. Nun, diefe Schauſtellung hätte dann gerade noch gefehlt.“ Jetzt konnte man dieſen nicht geahnten Fall nicht welter beſprechen, denn Tante Agnes kam wieder herein. Die jungen Mädchen hingen ſehr an der alten Dame. Sie lieſen ihr entgegen und küßten ſie ab. Sie wehrte lachend ab. „Na, na! Laßt mich nur am Leben! ihr inzwiſchen angeſtellt?“ Ein warnender Blick der Mutter traf die beiden jungen Damen; ſo ſagten ſie nur: „Im Park waren wir, Tante Agnes! Dein Park iſt eben doch der allerſchönſte.“ Die alte Dame lachte befriedigt, dann ſagte ſie: „Ja, ja! Man brauch nicht immer zu reiſen, wenn man ſich auf der eigenen Scholle ein Paradies ſchafft!“ Gräfin Uchterberg fragte: „Tante Agnes! Kommt.., hat Ftau vor⸗ meldete, daß ſoeben die der Baroneſſe Tochter und mit 1 : f 3* 11% Es iſt aber wirklich der Fall!“ ſagte Nun, was habt Graf Hartlingen Hilde⸗Marie gern unter die Haube bringen. Und die Ehen in der Familie, die wurden doch immer hier im Hauſe der Tante Agnes Kleven geſtiftet Wenn aber Tante die ſchöne Geſellſchafterin danebenſtellte, da würden die Herren ſich doch zunächſt einmal nur nach dieſer die Köpfe verdrehen. Soviel ſtand feſt. Und es war jetzt beinah ein Glück, daß ihre, der Gräfin Uchterbergs, Töchter luſtige, braunhaarige Mädels waren, während das fade Blond von Kuſine Margrets Tochter Hilde⸗Marie doch recht un⸗ angenehm abſtechen würde. a Nun, man würde ſchon noch etwas erleben durch dieſe ſonderbare Idee von Tante Agnes. Dabei dieſes Mädchen ſo als zur Familie zugehörig zu betrachten. Unglaublich war das geradezu. Sie, die Gräfin Uchterberg, war jetzt nur neugierig, wie Kuſine Magret dieſe ganze Geſchichte aufnehmen würde. eigentlich ſein Kommen feſt zugeſagt?“ Ein ſcharfer Blick aus den kuͤgen, graublauen Augen der alten Fürſtin zuckte über die Nichte hin, dann ſagte ſie: „Ja! Er wird kommen.“ Die beiden jungen Damen ſpitzten die Ohren. Sle ſahen ſich begeiſtert an, und Edelgarde fragte mit blitzen⸗ den Augen: „Der intereſſante Graf Hartlingen? Oh, wie lieb von dir, Tante Agnes!“ „Hm! Und der Gräbner⸗Eſchenburg kommt auch“ Dann der Baron Sievers.'ne ganze Menge nette Leute hab ich herzitiert. Es ſoll doch luſtig hergehen. Jagd tut auch not. Früher habe ich ganz gut geſchoſſen. Jetzt treffe ich längſt nichts mehr und ſchieße nur Löcher in die Luft. Weshalb ſoll denn mein Förſter immer nur allein das Vergnügen haben? Ich werde mich alſo freuen, wenn bie Gräfin Üchterberg wurde das Magendrücken nicht los, 423224 Herren einige Wochen bleiben.“(Fortſetzung jolgt) 3 N das ſie bei dem Gedanken befiel, Tante Agnes könne mur ttalter! ſchon immer ein bißchen gerechnet hatte, wenn man ſelbßt⸗ ö Stahleck gewinnt Preis der Stadt Mann⸗ ſichten, die man unmöglich dann noch gutheißen konnte. 1005 heim Aeußerlich mußte man es ja tun— leider.* gütig von ihr, nachdem man die Mädels auf ſoundſo viele i hatte eigentlich ſtets erreicht, was ſie ſich ausgedacht, und jenigen Herren erſcheinen, die Tante für die Töchter ihter 400 Mark— 2400 m(Hürdenrennen): Ehr. (Preis gegeben Aus Ein Wort zu den Vertrauensratswahlen. uſtelle des Mißtrauens ſetzt der Ver⸗ 70 das Vertrauen. Du biſt nicht der diener eines Betriebes, ſondern ſein Mitge⸗ 99⸗Frühjahrsrennen — Berna ſichert ſich den Preis der Stadt Ludwigshafen. Mannheim, 9. April. Den Auftakt der ſüddeutſchen Rennſaiſon 1935 brachte auf den Mannheimer Renn⸗ wieſen ein Eröffnungsrennen der 13. SS. ⸗ Reiterſtandarte. Den Preis der Stadt Mannheim gewann Frl. Ignatzeks Stah⸗ leck, während ſich den Preis der Stadt Lud⸗ wigshafen Kuntz's Berna ſichern konnte. 1. Eröffnungsrennen— 1200 m, nichtöffent⸗ lich, für SS. und SA.⸗Dienſtpferde im Be⸗ ſitz von Angehörigen von Reiterformatienen, die nachweislich im Geſchirr gehen: 1. SA. Mann Hoefle's(Mutterſtadt) Maidi; 2. Sal. Scharf⸗Mayer's(Oggersheim) Felska, 35 SSR. Treiber's(Plankſtadt) Caeſar; f. Bella. Caeſar 1, Frieda, Senta, Lieſel. Tot.: 19, 12, 12710. 5 2. Preis der Standarte— Ehr.-Pr. und von der 13. SS.-⸗Reiterſtan⸗ darte Mannheim: 1. Beckers(Haßloch) Mor⸗ genröte; 2. SSR. Mannheim Generaliſſt⸗ mus; 3. Künkels(Soldin) Noßkaſtanie;: f. Jaſſy, Lüneburg, Caracalla, Mac, Gangani, Peladoros. Tot. 31, 18, 3910. 3. Preis der Induſtrie— Ehrenpreis und 5100 Mark— 1600 m: 1. SA. ⸗Reiterſtan⸗ darte Darmſtadts Attis; 2. E. Wagners Cli⸗ via; 3. Künkels Großkomthur; f. Pax, Käthe, Saros, Roxa, Prinz von Landau, Lotto; Tot.: 42, 19, 13, 60:10. f J. Preis der Stadt Mannheim— Ehr. Pr. und 1000 Mark— 300 m Hürdenren⸗ nen: 1. Frl. Ignatzeks(Haßloch) Stahleck; 2. Fleckſteins Adelbert; 3. Kuntzs Eichenkrone; f. Nauhgräfin, Charmante, Selmel; Tot:: 6, 14, 69:10. 5. Preis der Stadt Ludwigshafen— Ehr. Pr. und 700 Mark— 1800 m: 1. Kuntzs (Impflingen) Berna; 2. Schmeers Fatra; 3 Zimmermanns Salur; f. Großkomthur, Gras⸗ f Stronn, Aureta; Tot.: 44, 19, 2¹, heſſen und Naſſau Preis des Reichswehrminiſters für Dienſthunderaſſen. Frankfurt a. M., 9. April. Das deutſche Raſſehundeweſen iſt mit der Wehrmacht eng verbunden, nachdem das frühere deutſche Kar⸗ tell für Hundeweſen im Weltkrieg gegen 30 000 Hunde, die in der Hauptſache als Meldehunde ausgebildet worden waren, zur Verfügung geſtellt hatte. Dieſe vaterlän— diſche Tat wird im Reichswehrminiſterium nicht vergeſſen und mancher, der ſich Ver dienſte um das Heereshundeweſen erworben hat, iſt im Beſitz der großen Plalette des einſtigen Kriegsminiſteriums. So hat auch der Reichswehrminiſter neben dem Reichs und Preußiſchen Miniſter des Innern einen gro— ßen Preis für die Welthundeausſtellung in Frankfurt a. M. vom 26. bis 28. April zur Verfügung geſtellt. Dieſer Preis fällt an die beſte Zuchtgruppe der Dienſthunderaſſen— deutſche Schäferhunde, Airedale-Terrier, O bermannpinſcher, Rottweiler, Boxer und Nie- ſenſchnauzer. Jeder Hund der Gruppe muß jedoch ein Ausbildungskennzeichen beſitzen, d. h. er muß den Nachweis erbringen, daß er ſeine Prüfung als Schutz- oder Polizeihund mit Erfolg beſtanden hat. Erſtreckung des Heſſiſchen 30. Juni. Darmſtadt, 9. April. Der Statthalter in Heſſen hat durch Geſetz vom 4. April 1935 mit Zuſtimmung des Herrn Reichsminiſters der Finanzen beſchloſſen: Das Finanzgeſetz vom 16. April 1934(Regl.⸗Bl. S. 79) und der zugehörige Staatsvoranſchlag der Einnah men und Ausgaben des Volksſtaats Heſſen für 1934 werden bis 30. Juni 1935 erſtreckt. Frankfurt a. M., 9. April.(Ein Eiſenbahner getötet, einer ſchwer verletzt.) Zwiſchen den Bahnhöfen Meer⸗ holz und Niedermittlau bei Poſten 30 Kilo- meter 40,1 der Strecke Frankfurt a. M. Bebra wurden der Signalwerkführer Aumül⸗ ler ſchwer verletzt und der Bahnunterhal tungsarbeiter Heinrich Schmidt aus Gonds⸗ roth tot aufgefunden. Beide Bedienſtete be⸗ fanden ſich auf dem Wege zum Poſten 29 und ſind vermutlich von einem Bedarfsgüter⸗ zug überfahren worden. Wie es zu dem Un⸗ glück kam, ſteht noch nicht feſt. Die Unter⸗ ſuchung wird dadurch erſchwert, daß keiner⸗ lei Zeugen vorhanden ſind und der Schwer— verletzte nicht vernehmungsfähing iſt. N Darmſtadt, 9. April.(Schwerer Ver⸗ kehrsunfall— Führerflucht.) Ein ſchwerer Verkehrsunfall ereignete ſich gegen 10 Uhr abends vor dem Neuen Palais, bei dem zwei Inſaſſen eines Perſonenkraftwagens verletzt wurden. Entgegen den geſetzlichen Be⸗ ſtimmungen überholte der Führer eines Kraft- wagens das vor ihm fahrende Perſonenauto mit dem Kennzeichen 1 T 12 822. Hierdur ſtreiften ſich beide Fahrzeuge. Der Frankfu. ter Wagen wurde aus der Fahrbahn gedrückt und fuhr gegen einen Baum. Der Führer, der den Unfall verſchuldete, ergriff die Flucht. Das Kennzeichen ſeines Kraftwagens konnte jedoch feſtgeſtellt und der Führer ermittelt werden. f froſch, 15:10. Großer Lo⸗ Finanzgeſetzes bis 5 F ˙ ˙m7˙ꝛ˙0 V In lurzen Worten General von Ludendorff empfing anläß⸗ lich ſeines 70. Geburtstages am 9. April zahlreiche Ehrungen und Glückwünſche; die ſtaatlichen Gebäude haben auf Befehl Adolf Hitlers geflaggt. Nach dem vorläufigen amtlichen Ergebnis der Wahlen zum Danziger Volkstag ergibt ſich folgende Verteilung der Mandate: NSDAP 44, SPY 12, Kommuniſten 2, Zen— trum ag, Liſte Weiſe(früher Deutſchnatio— nale) 3, Polen 2. Sicherem Vernehmen nach werden die Mi— niſterpräſidenten Flandin und Macdonald perſönlich an der Konferenz von Streſa teil— nehmen. Die Zahl der Todesopfer des Automobil- unglücks von Chateau- Thierry iſt auf ſieben geſtiegen. Es iſt klar, daß bei den abweichenden Sit⸗ ten und Gebräuchen der verſchiedenen Völ— kerſchaften der Begriff„ſtrafbare Handlung“ nicht einheitlich iſt, daß in dem einen Lande eine Tat als ſchwerſte Geſetzesverletzung ge— wertet wird, die man in einem anderen Lan— de kaum als Vergehen zu bezeichnen pflegt. Andere Sitten und andere Denkungsarten haben eben auch eine andere Gerichtsbarkeit zur Folge. Nicht überall iſt z. B., ſo ſehr ſich auch unſer Empfinden dagegen ſträubt. Mord das ſchwerſte Verbrechen, mit dem ſich ein Menſch belaſtet, nicht überall gilt, wie man es gerade bei wilden und halbwilden Völkern vermuten ſollte, das Geſetz: Auge um Auge Zahn um Zahn. So wird bei zahlreichen Halbkulturvölkern das Eigentum höher ein geſchätzt als das Leben, und bei manchen Tuckoölkern kann Mord durch Herga— be einer größeren Geldſumme von ſeiten des Mörders an deſſen Sippe geſühnt wer⸗ den. Auf Diebſtahl hingegen ſtehen ſchwere körperliche Strafen, und früher— vielleicht beſteht die Sitte im geheimen auch heute noch— wurden den Dieben je nach Art des Verbrechens Hände oder Füße oder beides abgeſchlagen.— Bei den Bogojo auf Portugieſiſch-Guinea werden Mord und Totſchlag überhaupt nicht beſtraft. Und doch gehören dieſe Verbrechen hier zu den größten Seltenheiten. Ein Mörder, der ſich im Jähzorn zu ſeiner furchtbaren Tat hinreißen läßt, entleibt ſich faſt immer ſelbſt, aus Furcht, daß der Verſtorbene dem Grabe entſteigen und Rache an den Kindern des Mörders. die die Eingeborenen abgöttiſch lieben, nehmen werde, ſofern der Mörder noch am Leben iſt Das ſüdarabiſche Königreich ö deſſen Beherrſcher gleichzeitig der oberſte Richter des Landes iſt, ahndet Verbrechen oder ſonſtige Unbotmäßigkeiten noch mit den grauſamſten Strafen. Diebſtah!l wird mit Abhauen einer Hand beſtraft, Verleumdung durch Ausſchneiden der Zunge. Furchtbar aber iſt die Strafe, die Ehebrecher erwartet. Die Ehebrecher werden bis zum Halſe in die Erde eingegra— ben und dann geſteinigt Grundverſchieden von der Yemener Gerichtsbarkeit iſt die von Tibet. Die tibetaniſche Rechtſprechung geht nicht nach Recht, ſondern danach, welche Ge— ſchenke Kläger und Beklagte dem Richter machen Und ſo verſuchen Kläger und Be— klagte ſich gegenſeitig mit den Geſchenken zu übertrumpfen. Ben ſtrafbaren Handlungen werden im Prin zip nur Geldſtrafen auferlegt, und je nach dem, ob es ſich um Mord, Diebſtahl oder Beleidigung uſw handelt, iſt die Geldſtrafe höher oder geringer Die Geldſtrafen den ſogleich in Speiſen für die Dorfbevölke rung umgeſetzt In verſchiedenen Gegenden Chinas haben die Behörden überhaupt kein beſonde— res Intereſſe an der Beſtrafung eines Ver— brechers, und die chineſiſchen Poltziſten er— NVemen wer⸗ blicken ihre Aufgabe nicht darin, einen Ver— brecher, ſei es ein Dieb oder ſonſtiger Ge— ſetzesübertreter, zu faſſen, ſondern ihn vor dem Gefaßtwerden zu warnen, Todesſtraſe für Neugierige Der Vogoje beſtraft den Mörder nicht— In Abet kennt man nur Geldſtrafen— der chineſiſche Poliziſt ſchützt den Dieb Aus der Pfalz Frankenthal, 9. April.(Stieſel ge⸗ ſtohlen.) Der 45 Jahre alte Auguſt Scharpf aus Karlsruhe hatte in Bad Dürkheim, wo er beſchäftigt war, nach ſei⸗ ner Entlaſſung den Werkſtattſchlüſſel an ſich genommen und aus der Schuhmacherwerk⸗ ſtatt ein Paar Schaftſtiefel im Werte von 30 RM entwendet, die er dann für 8.50 RM verpfändete. Vom Amtsgericht Fran- kenthal war der Angeklagte am 5. Februar wegen einfachen Diebſtahls zu 8 Monaten Gefängnis verurteilt worden. Gegen dieſes Urteil hatten ſowohl der Angeklagte ale auch der Amtsanwalt Berufung eingelege Nach längerer Verhandlung verurteilte das Gericht den Angeklagten wegen ſchweren Diebſtahls im Rückfall zu einem Jahr Ge. fängnis. 23CCFFCCCCé0 V indem ſie von Zeit zu Zeit auf einen Gong ſchlagen und ihre Anweſenheit auf dieſe Weiſe verraten. Wird trotz allen Entgegen— kommens der Polizei doch einmal ein Dieb gefaßt, was nur durch zu große D eit des Diebes möglich wird, ſo verlk eine ſeltſame Strafe über ihn. mittelalterliche An-den-Pranger-Stellen innert. Der Dieb wird an einem beſonderen Gerüſt zum Geſpött der Vorübergehenden aufgeknüpft, aber Schaden erleidet. In Auſtralien gibt Strafe für Diebſtähle. So häf liſchen Hunde ſind, ſo groß iſt di Auſtralier zu ihnen und man Auſtralier nicht mehr verle man einem ſeiner Hunde ei Lei Man beſtraft daher den auſtraliſche oder kleinen Verbrecher für ſeine Vergehen dadurch. daß man einen oder mehrere ſeiner Hunde vergiftet. Die kaukaſiſchen Chewſuren, ein hochkulti viertes Volk, haben eine ſeltſame Sühne für Körperverletzungen geſchaffen. Wird einem Chewſuren die rechte Hand verletzt, ſo har der Täter dieſem 25 Kühe als Entſchädigung zu zahlen; eine Verletzung der linken Hand bringt 22 Kühe ein Ein kleiner Finger ko— ſtet eine Kuh, ein Daumen fünf Kühe uſw. Bei ſonſtigen Wunden wird die Anzahl der zu zahlenden Kühe nach der Größe der Wun— de berechnet. Man legt auf die Wunde ſo viele Gerſtenkörner, wie Platz auf ihr haben. und der Verletzte erhält für jedes Gerſten— korn eine Kuh. Auf dem Bismarckarchipel! Frauen ihre 5 derart, daß er kann haben Neugierde mit dem Tode zu bezahlen. Der Duk-Duk iſt einer der Geheimbünde der Eingeborenen des Bismacckarchipels, und die Aufnahme in dieſen Bund iſt nur den Männern möglich. Die Verſammlungen ſind mit den ſeltſamſten Tänzen verbunden, de— nen beizuwohnen den Frauen ſtreng pverbo— ten iſt Wird eine neugierige Frau beim Zuſchauen ertappt, ſo kann nur der Tot ihre Untat ſühnen. Einſt— und das ſoll gar nicht ſo lange her ſein wurden angeblich auch Nieſen und Räuſpern mit dem Tode beſtraft Der berühmte Zulu— häuptling Tſchaka aus den letzten Jahrzehn— ten des vorigen Jahrhunderts führte ein ungemein ſtrenges Regiment. Selbſt auf den kleinſten Diebſtahl ſtand Todesſtrafe, die aber auch verhängt wurde, wenn einet ſeiner Untertanen männlichen oder weiblichen Geſchlechtes es wagte, in ſei ner Gegenwart zu nieſen oder gar ſich zu räuſpern. Die gleiche Strafe erwartete den— jenigen. dem beim Tode eines nahen Ver— wandten des Häuptlings nicht die Tränen in Strömen floſſen Auf ſäumige Steuer man nirgends gut zu ſprechen. Auf der portugieſiſch-afrikaniſchen Kolonie Angola macht man mit dieſen Leuten nicht viel Fe derleſens. Diejenigen Schwarzen, die ihren Steuerpflichten nicht nachkommen, müſſen die Steuern auf dem Wege der Zwangsarbeit abarbeiten. Auf dieſe Weiſe hat ſich vor allem Weſta la ein gut angelegtes Stra zennetz geſchaffen, deſſen Unterhaltung gleichfalls durch ſäumige Steuerzahler ge ſchieht. H. W. Stein zahler iſt 1 3 * 0 in n 2 284 F. 5 . K——T—7T7—0T0—0——— 222 ˙ 1A Wagenborg⸗-Bildmaterndienſt. Die neue Kölner Univerſität eingeweiht. Die neue Kölner Univerſität wurde im Rahmen eines Feſtaktes durch den Reichsminiſter für Wiſſenſchaft, Erziehung und Volksbildung, Ruſt, eingeweiht. — Aus der Heimat Gedenktage 9. April 1747 Der preußiſche Generalfelbmarſchall Fürſt Leopold J. von Anhalt⸗Deſſau —„Der alte Deſſauer“— geſtorben. 1835 Leopold II., König der Belgier, in Brüſſel geboren. 1859 Der öſterreichiſche Generaloberſt Joſef Freiherr v. Roth-Limanowa in Wien geboren. 1865 Der preußiſche General Erich Luden— dorff in Kruſzewnia bei Poſen ge— boren. 1886 Der Dichter Viktor v. Scheffel in Karls— ruhe geſtorben. Prot.: Bogislaus— Kath.: Maric Kleophä Sonnenaufg. 5.18 Sonnenunterg. 18.46 Mondaufg. 8.31 Mondunterg. 1.25 Nur ein Viertelſtündchen Schlaf iſt das beſte Schönheitsmittel, das man ſich denken kann. Jede Frau, auch die vielbeſchäftigte, ſollte täglich mindeſtens eine Viertelſtunde erübrigen, in der ſie ſich bei geſchloſſenen Augen völlig entſpannt. Das ſoll aber nicht geſchehen, indem ſie ſich zuſammengeknault im gemeinſchaſtlichen Wohnzimmer, in dem womöglich noch Kin— der lärmen, auf ein Sofa legt. Das iſt keine Erholung, verbiegt nur die Glieder, ſtrapa— ziert die Nerven, und man erreicht damit. daß man noch zerſchlagener aufſteht, als man ſich hingelegt hat. Soll dieſe Viertelſtunde wirklich Friſche mit ſich bringen, dann lege man ſich langausgeſtreckt in das ruhigſte Zimmer der Wohnung, ſtelle Klingel und. wo es vorhanden iſt, Telefon ab, erziehe die Kinder zur Ruhe während dieſer Pauſe und verriegle womöglich auch den eigenen Gedanken die Tür. Dann wird dieſe Viertelſtunde Wunder wirken und die er— ſehnte Erholung bringen. Der alte, viel be— lachte Ausdruck„nur ein Viertelſtündchen“ gewinnt damit wieder ſeinen tiefen Sinn. Beſſer iſt es natürlich, wenn man ſich et— mehr Zeit nehmen kann. Eine Stunde fiſt die beſte Schönheitsmedizin, die es Der Körper ruht gelockert. Sorge und ſt, Arbeit des Herzens, des Kapfes, der er ſind ausgelöſcht Die Erregungen glätten ſich und damit die Geſichtsmuskeln. Ueber die Haut legt ſich das gedankenloſe Nichts wie eine Geſichtsmaske und erneuert uns im Schlaf * — Cheſchließungen. Der Bevölkerungsſtatiſtiter Dr. Burgdörfer weiſt in dem Organ des NS. Deutſchen Aerzte bunden in der Abwehr der kürzlich erörterten italieniſchen Angriffe auf die deutſche Be völkerungspolitik u. a. darauf hin, daß die ſtarke Zunahme der Eheſchließungen nur an— halten könne, ſozuſagen„der Vorrat reicht“. Dieſer Vorrat aber an heiratsfähigen jungen Menſchen ſei augenblicklich noch groß, und zwar einerſeits, weil in der Zeit der vorausgegangenen Wirtſchaftskriſe über 00 000 Eheſchli nm die normalerweiſe ſchon vor 1933 fällig waren, aufgeſchoben wurden und erſt jetzt nachgeholt werden, an dererſeits heiratsfähigen Altersklaſſen ſich zurzeit noch aus den ſtark beſetzten Vor— kriegsjahrgängen rekrutieren * Ortsheſichtigungen durch das Geſund— heitsamt. Dienen Dienſtordnung für die Geſundheitsämter ſchreibt u. a. auch vor, daß die einzelnen Ortſchaften des Bezirks in angemeſſenen Zwiſchenräumen, in der Regel alle fünf Jahre, zu beſichtigen ſind. Die Be— ſichtigung, bei der die Ortspolizeibehörde und der Gemeindevorſtand hinzuzuziehen ſind, ſoll ſich auf alle für das öffentliche Geſundheits weſen wichtigen Verhältniſſe und Einrichtungen n Rahmen der Ueberwachung elverkehrs hat der beamtete etsbeſichtigungen und bei ſonſt ** Die Zunahme der olan weil l er Gelegenheit auch auf den Zu— ſtand der der Herſtelluns und dem Verfau' von Lebensmitteln dienenden Betriebe, insbe— ſondere der Fleiſchereien, Bäckereien, Gaſtſtät— ten, Molkereien und Lebensmictelgeſchäfte, ſo— wie der Trinkwaſſerverſorgungsanlagen zu achten. Die Heilquellen, Bäder und ſonſtigen Kurorte des Bezirks, die der Amtsarzt in geſundheitlicher Hinſicht zu überwachen hat, ſind jährlich ideſtens einmal zu beſichtigen. 9 Wettervorherſa ge: Der Durchzug der von Großbritannien her— übergewanderten großen Störung, die der Anlaß verbreiteter Regenfälle war, hat dem außergewöhnlich kalten Wetter ein Ende be reitet. ſüdweſtlichen Winden allmähliche Aufheiterung und langſam weiter anſteigende amar* Temperaturen. Börſen und Märkte N. Bei Mannheimer Großviehmarkt. Zufuhr: 85 Ochſen, 128 Bullen, 223 Kühe, Färſen, 917 Kälber, 7 Schafe, 1938 Schweine und 3 Ziegen. Preiſe: Ochſen: 40 bis 43, 36 bis 39, 33 bis 35, Bullen: 38 41, 34 bis 37, 32 bis 33, Kühe: 35 bis 28 bis 34, 23 bis 27, 18 bis 22, Färſen: 39 bis 43, 35 bis 38, 30 bis 34, Kälber: Sonderklaſſe 64 bis 75, andere Kälber: 56 bis 59, 52 bis 55, 45 bis 51, 34 bis 44, Schafe nicht notiert; Schweine: 49 bis 52, 47 bis 52, 47 bis 51, 43 bis 49, g) 44 bis 46. Marktverlauf: Großvieh mittel, Kälber lebhaft, Schweine ruhig. Mannheimer Getreidegroßmarkt. Weizenfuttermehl 13.75, Reſt alles unver⸗ ändert. 240 1