— — —— — — 52 S 8 e Lokales Viernheim, 7. Mai. * Dienſtnachrichten. An Stelle des beurlaubten Berufsſchullehrers, Herrn Wilh. Joſt tritt Herr Lehrer Ludwig Rockenſtein. Mit der Leitung der Berufsſchule wurde Herr Gewerbelehrer Heim betraut. * Polizeibericht. In der Zeit vom 29. 4. bis 5. 5. wurden 9 Anzeigen erhoben, die ſich auf die nachſtehenden Delikte wie folgt verteilen: 1 wegen Fahrraddiebſtahl; 4 we⸗ gen Uebertretung der baupolizeilichen Vor⸗ ſchriften(Bauliche Veränderungen ohne Bau⸗ erlaubnis); 1 wegen Zuwiderhandlung gegen die geſundheitspolizeilichen Vorſchriften(Un- terlaſſen der Fleiſchbeſchaupflicht)) 2 wegen Verſtoß betreffend das polizeiliche Melde- weſen(Nichtanmeldung des Wohnungswechſels innerhalb der geſetzlichen Friſt); 1 wegen Ver⸗ ſtoß gegen die Reichsſtraßen-Verkehrsordnung. Untererhebſtelle geſchloſſen! Der Dienſt an der Untererhebſtelle wird von einem Beamten des Finanzamts durchgeführt. Wegen Todesfall in deſſen Familie bleibt die Kaſſe morgen Mittwoch den ganzen Tag über ge⸗ ſchloſſen. Siehe auch beſondere Bekanntmach— ung. * Zirkus Krone, welcher für dieſen Monat in Lampertheim ein Gaſtſpiel angekündigt hatte, hat dieſes für eine ſpätere Zeit zurückgeſtellt. *. Die Viernheimer Tellſpiele neu im Werden N Wer in dieſen Tagen durch Viernheim kommend ſeine Schritte nordwärts lenkt, zum nahen Wald hinter den bekannten Sportplatz der Amicitia, kann mit Genugtuung— und als Viernheimer— mit ſtolzer Freude ſehen, wie die Freilichtbühne Viernheim zur diesjährigen in dieſer Zeitung bereits angeſagten Neuauf— führung des Schiller'ſchen Tellſpiels aufbe— reitet und im ganzen überholt wird, wobei man ſich die Erfahrungen der beiden abge— laufenen Spieljahre ſehr zunutze macht. Viele fleißige Hände regen ſich da, um in der verhältnismäßig kurzen Vorbereitungszeit(bis Anfang Juni) der Bühne ein neues, friſches Antlitz zu geben. Außer den freiwilligen Hel— fern ſind eine ganze Anzahl Handwerker hier— bei beſchäftigt, und es darf hier geſagt wer— den, daß der Veranſtalter der Viernheimer Volksſchauſpiele(Turnverein 1893) auch an ſeinem Teile zu der allgemeinen Arbeitsbe ſchaffung beiträgt. Da erhalten die von früher noch bekannten, zur Szenerie gehörigen Land— häuſer einen neuen, farbenfrohen Anſtrich, die Laufgänge werden von kundiger Maurerhand mit feſten Steinwänden verſehen. Zur Ver— ſchönerung des Blickfeldes kommen eine Reihe neuer Schweizer Häuſer zur Erſtellung, und das ganze Schaubild erfährt ſo eine achtbare Vervollkommnung u. Abrundung. Um zwiſchen Sprech- und Schaubühne einen unauffälligen Uebergang zu finden, werden von rührigen Helfern größere Erdmaſſen herbeigeſchafft. Da ſieht man einige, die ſich emſig darum be mühen, die Stirnwand der Rampe mit Quader ſteinen zu bekleiden mit der offenbaren Ab ſicht, das Anſehen alten Gemäuers in die ganze Szenerie einzufügen. Im Hinter grunde ſieht man, wie ſich wieder andere als „Bergſteiger“ hervortun, denn ſie ſind eifrig damit beſchäftigt, die durch die Unbilden der Witterung etwas ramponierte Alpenwand ei ſem naturwahren Ausſehen nahezubringen. Der Telldarſteller ſelbſt, deſſen ausübende ktünſtleriſche Mitwirkung bei der ſzeniſchen Formgebung von früherher noch bekannt iſt, läßt es ſich nicht nehmen, das Gerüſt vor der Alpenwand zu erſteigen und mit Pinſel und Palette eigenhändig den glitzernden Berg ſpitzen den„ewigen Schnee“ aufzulegen. Und wer den Melchtal vom früheren Tellſpiel her noch kennt, der muß erſtaunt ſein zu ſehen, wie dieſer unverdorbene Naturmenſch mit hoch geſtülpten Hemdsärmeln wie ein von der Pike auf Gedienter den Schubkarren in Gang zu ſetzen vermag, um ſich den Boden zu bereiten, auf dem er in Bälde wieder eine dramatiſche Figur zu ſtehen hat. Nicht zu vergeſſen die Leitung des Spieles, die in dieſen Tagen die Augen weit auf machen muß, um alles wahrzunehmen, damit das Werk ſich reibungs⸗ los abwickelt und in wenigen Wochen ſeinen letzten Schliff erhalten kann. ch. . Clubkampf in Darmstadt im Florett“, Degen⸗ und Säbelfechten Am Sonntag, den 5. 5. 35 weilten Viernheims Clubfechter in Darmſtadt bei den Fechtern der Tgd. Darmſtadt. In der Turn⸗ halle am Woogsplatz trafen ſich beide Mann⸗ ſchaften unter der vorzüglichen Leitung des Kampfgerſchtes aus Beſſungen um hier zuerſt im Florettfechten die Kämpfe auszu⸗ tragen. Hier konnten die Darmſtädter einen guten Erfolg erzielen, als der Kampf mit 3 zu 13 zu Gunſten Darmſtadts ausging. Im Kampfdegen, die Waffe, in wel⸗ cher unſere Clubfechter Spezialiſten ſind, führ⸗ te Viernheim von der erſten Runde ab über⸗ legen, doch gelang es den Darſtädtern in der 3. und 4. Runde das Reſultat zu verbeſſern, doch konnte es für einen Sieg nicht reichen. Viernheim ſiegte mit 6 zu 10 Siegen ſicher. Das Säbelfechten, die Waffe die noch wenig von Viernheim gepflegt wird, brachte einen Achtungserfolg, da Darmſtadt hier nur mit 6 zu 10 Siegen erfolgreich war. Dieſer Erfolg iſt gut zu bewerten, da Darm⸗ ſtadt in dieſer Mannſchaft ausgeruhte Säbel— fechter ſtellte. Berückſichtigt man die gute Stellung, die die Fechter der Tgd. Darmſtadt im dortigen Bezirk haben, ſo können unſere Clubfechter mit den erzielten Reſultaten vollauf zufrieden ſein und bedeuten die erzielten Siege eine Form- verbeſſerung. Deutsches Frühgemüse in der Antarktis Es gibt heute wohl kaum eine Hausfrau, die noch nicht weiß, daß wir alljährlich be⸗ trächtliche Menge Frühgemüſe aus dem Aus⸗ land einführen. Weniger bekannt dürfte aller⸗ dings ſein, daß deutſches Frühgemüſe eine vielbegehrte Delikateſſe auch außerhalb der Reichsgrenze iſt. Durch eine glänzend organi— ſierte Schnellverbindung gelangt nämlich der berühmte Lampertheimer Jungſpargel in we— nigen Stunden an die Anlegeplätze unſerer großen Schiffahrtslinien und wenn weitab der deutſchen Grenzen, auf hoher See, deutſcher Spargel die Speiſekarte und die Tafel ziert, dann wird ſelbſt der anſpruchvollſte Fein— ſchmecker ebenſo ſchmunzeln wie ſ. Zt. die Fahrgäſte unſeres ſtolzen Luftſchiffes„Graf Zeppelin“ als auf der Antarktisfahrt echter Lampertheimer Spargel ſerviert wurde. So— eben beginnt wieder die Spargelſaiſon. Jede Hausfrau freut ſich über die Erweiterung des Küchenzettels, denn Spargel iſt nicht nur ein Leckerbiſſen, Spargel iſt auch geſund— und ein deutſches Frühgemüſe. Jeder Spargel— freund ſollte ſich einmal für die Bedeutung des Spargelbaues intereſſieren; er findet hierzu reichliche, praktiſche und theoretiſche Gelegen— heit in dem größten Spargelanbaugebiet von Lampertheim, beſonders beim diesjährigen großen Spargelfeſt am 19. Mai in Lampert— heim. ehaen Viernheimer Schachklub gegr. 1934. Clublokal:„Zum grünen Haus“ Spielabend: jeweils Donnerstags 8 Uhr Simultanſpiel. Der hieſige Schachklub führt am Donners tag abend in ſeinem Vereinslokal zum grünen Haus wieder Simultanſpiele durch und zwar gegen Bezirksmeiſter Herrn Wilderotter, Weinheim. Hierzu ſind alle Mitglieder und Schachfreunde eingeladen. Es iſt jedem die Möglichkeit geboten ſich an den Simultan ſpielen zu beteiligen. Die Mitglieder ſind be ſonders verpflichtet an dieſem Abend zu er ſcheinen und ſo ihr Intereſſe an unſerem ſchönen Schachſpiel zu bezeugen Untererhebſtelle Wegen Todesfall in der Familie des derzeitigen Untererhebers fällt morgen Mitt woch jeglicher Zahlungsverkehr bei der Untererhebſtelle aus. Die nächſten Zahl tage finden am Donnerstag und Freitag von 8—12 Uhr und 1— 4 Uhr ſtatt. Gleichzeitig wird an die Zahlung des 1. Ziels Staats und Kirchenſteuer 1935 erinnert. Gutjahr, Steuer-Sek. Uereins-Anzeiger Tell⸗Schauſpiel. Heute Abend Singſtunde des Geſamtchors im„Karpfen“. Sopran⸗ und Alt⸗Stimmen um 8 Uhr, Männerſtimmen um 9 Uhr. Vollzähliges Erſcheinen iſt Pflicht. Die Leitung. Geſangverein Sängertreue. Heute Dienstag und Donnerstag Abend punkt 8,30 Uhr Singſtunde. Unbedingtes Erſcheinen erwartet. Der Vorſtand. 28 1 Spelsb-Marloſleln Anmeldungen mit Zentner Angabe bei e l u verkaufen vorrätig in der 5 f Exp. ds. Blattes Franz Heldig Ein N Ludwigſtr. 48 0 Hinder 5 Täglich friſchen pen Spappel gut erhalten zu haben bei billig zu ver- 0. Anagp 0 kaufen. Von wem, ſagt J Lampertheimer ſtraße 13 der Verlag. Alois Walter Wäſcheſpülen leicht gemacht durch Henkels ef gesſellt in cen Trrsſl. Merten Wie die Kurtaxe entſtand Weltbadbeginn mit Klavier, gegelbahn und Schauſel Am 25. Juni 1835 kündigte das„Kur ⸗ fürſtliche Heſſiſche Salzamt“ mit einer Anzeige in den Zeitungen von Frank, furt am Main, Hanau und Kaſſel für den 1. Juli desſelben Jahres die Eröffnung einer neuen Soolbadeanſtalt zu Nauheim an.„Das neuerbaute Badehaus ſelbſt“— ſo heißt es in der Ankündigung—„ſowie der nahegelegene Flecken Nauheim uſw. bieten Gelegenheit zum angenehmen und billigen Unterkommen der Badegäſte dar.“ Man fing damals ſehr beſcheiden mit weni— gen Kurgäſten und ohne Badearzt an. Einige Dorfwirtſchaften, der Teich mit dem Teichhaus und der Laube auf der Inſel Sansſouci waren die einzigen„Vergnügun— gen“. Als ſpäter vorgeſchlagen wurde, zu weiterer Vergnüglichkeit des Kurpublikums ein Klavier, eine Kegelbahn und eine Schau— kel anzuſchaffen, wurde von einem hohen Miniſterium der Beſchluß gefaßt: das Klavier ſei vorſichtshalber zunächſt nur zu mieten, die Schaukel ſei zu bewilligen, die Kegelbahn jedoch als ruheſtörend abzulehnen. Um die Klaviermiete zu finanzieren, erhob die Ver— waltung Beiträge von den Kurgäſten, wo— mit der erſte Anfang zur Kurtaxe gemacht war Dieſe kleine Epiſode und dazu noch manche andere verichtet Bad Nauheim in ſeiner Feſtſchrift, die zur Hundertjahrfeier des heute in der ganzen Welt bekannten Bades herausgegeben wurde. zee aus dem Cech B. de hie m Cecil B. de Millie-Füm der Part „Revolution der Jugend“ aramount Achtung! Nur Freitag und Samstag im Central-Film⸗Palaſt! Die unentgeltliche Beratungsſtunde für Lungenkranke findet am Mittwoch, den 8. Mai 1935, nachmittags von 2—4 Uhr ſtatt. % Sonntagsrückfahrkarten zum Heſſiſchen Dragonertag. Am 18. und 19. Mai findet in Darmſtadt der Heſſiſche Dragonertag ſtatt. Aus dieſem Anlaß werden Sonntagsrückfahr⸗ karten(auch Blankokarten) von allen Bahn⸗ höfen im Umkreiſe von 75 Kilometer um Darmſtadt und ferner von den Bahnhöfen Alsfeld, Butzbach, Büdingen, Gedern, Gießen, Grünberg, Hungen, Lauterbach, Lich, Nidda, Schotten, Wetzlar und Bad Kreuznach nach Darmſtadt ausgegeben. Die Karten gelten: zur Hinfahrt: vom Samstag, den 18. 5. 0 Uhr bis Sonntag, 19. 5., zur Rückfahrt: von Samstag, 18. 5. 12 Uhr bis Montag, fa 5 24 Uhr(ſpäteſter Antritt der Rück⸗ ahrt). Der Lachs und die Seehunde In Kanada und Britiſch⸗Columbien befürch⸗ tet man, daß die Seehunde auf ihrem Weg von der nordamerikaniſchen Küſte nach den Gründen der Beringſee— dieſen Weg ſchla⸗ gen die Seehunde und Robben alljährlich zur Paarungszeit ein— unter den Lachsbeſtänden der Küſtengewäſſer große Verheerungen an⸗ richten. Um herauszubelommen, wovon ſich die Rob⸗ ben in dieſer Zeit hauptſächlich ernähren, ha— ben die hritiſchen und kanadiſchen Behörden eine Unterſuchung von ungeheurem Umfang in die Wege geleitet. Die Indianer, die das Privileg der Robbenjagd haben, ſind ange wieſen worden, von jedem erlegten Tier den Magen zur Unterſuchung ſeines Inhalts einem beſtimmten Laboratorium einzuſenden. Um ſich wirklich ein Bild davon machen zu können, was die Robben auf ihrer langen Wanderung freſſen, ſind natürlich Tauſende von Mägen notwendig. Die bisher angeſtellten Verſuche waren un zulänglich, weil das Unterſuchungsmaterial zu gering war. Immerhin hatte man uin Ma geninhalt von ziemlich viel Robben Lachsreſte gefunden, was vielleicht aber auch daran liegt, daß die Eingeborenen die Robben nur in der Nähe der Küſte jagen, alſo dort, wo der Lachs ſehr häufig auftritt. Die jetzt einge— leitete Unterſuchung dient weniger wiſſenſchaft lichen als wirtſchaftlichen Zwecken, denn die Lachsverarbeitung nimmt in der nordweſt— amerilaniſchen Induſtrie einen ſehr bedeuten— den Platz ein H N 1005. „ Wocceei bu Fenn Verantwortlicher Schriftleiter: Joh. Martin, Viernheim; verantwortlicher Anzeigenleiter: Joh. Martin, Viernheim; Druck und Verlag: Johann Martin, Viernheim, Adolf Hitler⸗ ſtraße 36; D. A. III. 35: 1138. Zur Zeit iſt die Preisliſte Nr. 3 gültig. ſteht gegenwärtig die ſcchaft beeinträchtigen, z. B. keine Ehrloſigkeit mit ſich bringen, müſſen neuen Strafgeſetzes meinverſtändlich ſein. Nernbeimer Auer ö ö laber Tageblatt—. Biernhelmer Nachrichter! 710 Wir fer W eee Sanbie, halbmonatli a die„Heimatblätter“, zweimal jährli er.— Unnahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. bei den Boten ben Fahrplan und ben Berkünd⸗ und Anzeigeblatt für Viernheim ſeit dem Jahr 1888 bernſprecher 117,—. Telegr.; Anzeiger, Viernheim. Poſiſcheckronte Nr, 24871. Arankfurt 8. M., Verantwortlich Finael-Berkauf ber Reituna von ber r den 1 a l Viernheim. e 5 Pfg., Samstags-Ausgabe 10 bf Viernheimer Zeitung Pitwoch, den F. Mal 1935 Nr. 106 Nationalſozialiſtiſche Strafrechtsleitſätze NSk Auf dem Gebiete des Rechtslebens Neugeſtaltung [des Strafrechts im Vordergrunde. Die Schaffung eines neuen Strafgeſetzbuches des Dritten Reiches gewann erſtmalig Geſtalt in jener vielbeſprochenen Denkſchrift des Reichsminiſters Kerrl, die er als Preußiſcher Juſtizminiſter dem übergeordneten Reichs juſtizminiſterium ſelbſt einen Entwurf aus, ebenſo die Akade⸗ mie für Deutſches Recht rechtsamt der Reichsleitung der NSDAP. vorlegte. Dieſes arbeitete und das Reichs- Dieſe oberſte Parteidienſtſtelle in allen ü Fragen des Rechts hat nunmehr eine Bro⸗ ſchüre mit dem Titel „Nationalſozialiſtiſche Leitſätze für ein neues deutſches Strafrecht“ herausgegeben. Hierin werden nach einem Geleitwort des [Frank und nach einem Bericht über die Reichsminiſters Dr. Hans Tagung des Strafrechtsausſchuſſes des Reichsrechtsamt vom März d. J. in einem Vorſpruch und in einer Reihe von Leitſätzen mit eingehenden Begründungen die Grund⸗ gedanken Strafrecht des Dritten Reiches aufbauen ſoll. feſtgelegt, auf denen ſich das Wie das geſamte deutſche Recht, ſo muß ö auch das Strafrecht Volks recht, um des Volkes willen geſchaffen und aus ſeiner Seele geſchöpft ſein. Sein Grundzug iſt die Wahrung der völkiſchen Treupflicht. Wer dieſe Treupflicht verletzt, ſtellt ſich außerhalb der Volksgemeinſchaft; ihn trifft die ſüh⸗ nende Beſtrafung Da jedoch nicht jede Ver⸗ letzung des Treubandes die Volksgemein⸗ ſchaft gleich ſchwer trifft, ſollen Verſtöße, die nur die Reibunggloſigkeit gewiſſer funktio⸗ neller Lebensäußerungen der Volksgemein— unvorſchrifts⸗ mäßiges Verhalten im Straßenverkehr, le— diglich mit Ordnungsſtrafen, die belegt werden. Im Gegenſatz zu den bisherigen Geſetzen Begriffe und Strafgebrauch des klar und allge⸗ Daher führen die Leitſätze die Begriffe, Schuld und Vor⸗ ſatz, Fahrkäſſigkeit. Irrtum, Strafbarkeit der Unterlaſſung auf volksnahe Wendungen zu— rück. Die Zurechenbarkeit wird nach dem Grundſatz der Willensfreiheit geſtaltet. Die Begriffe Rotwehr und Notſtand werden einheitlich unter dem Gedanken der Pflich⸗ tenkolliſion betrachtet: Der Verſtoß gegen eine Pflicht, der im Regelfalle als Ver— brechen betrochtet werden müßte, iſt im Ein: elfall kein Verbrechen, wenn dieſer Verſtoß als notwendig erachtet werden konnte oder durch eine höherwertige Treuepflicht ſogar geboten erſcheint Mit dieſer Formulierung erübrigen ſich bisherige ſpitzfindige Unter⸗ ſcheidungen Die Strafen ſelbſt ſind abzuſtufen: je ſtär⸗ ker ſich der Täter von dem volksgemeinſchaft⸗ lichen Band der Treuepflicht entfernt hat, um ſo ſtärker muß ſeine Ausſonderung fühl⸗ bar werden. Ein kriminelles Unrecht macht grundſätzlich ehrlos, trifft die eine unteil ⸗ bare Mannesehre. Jedoch iſt die Straftat durch Erduldung der Strafe ge⸗ ſühnt. Ein beſonders verwerflicher Angriff gegen die höchſten volksgenöſſiſchen Pflich⸗ ten, z. B Landesverrat, macht dage⸗ gen dauernd ehrlos. Die Straftaten ſind z. T. in Abweichung von den bisher vorgeſchriebenen, folgende: Todesſtrafe, Zuchthaus(lebenslänglich oder von 1 bis zu 15 Jahren), Gefängnis von einem Monat bis zu 10 Jahren, Haft von 1 Woche bis zu 2 Jahren. Strafen am Ver⸗ mögen(Einziehung des Vermögens oder Geldſtrafe von einem Bußtaler an). Ver⸗ weis verbunden mit Erſatzſtrafe. Dies ſind im großen ganzen die Grund⸗ züge, die das Reichsrechtsamt der NSDAP ür das neue deutſche Strafrecht als maß⸗ gebend anſieht. Der wirkſamſte Schuh gegen Verbrechen und Verbrecher iſt jedoch— dies wird am Schluß der Leitſätze betont— die ledererweckung des deutſchen FTreuegedagkens im Herzen aller Volksgenoſſen und deren Erziehung zur Pflichterfüllung. Im nationalſozialiſtiſchen Reich ſſt für dieſe Aufgabe in erſter Line die nationalfozialiſtiſche Bewegung als die große bölkiſche Triebkraf“ berufen. (Biernheimer Bürger-Ztg.— Viernh. Volksblatt) Auzeigenpreiſe: Die 1 bei Wieberholung abgeſtufter MNillimeter⸗Zeile 2 Pfennig, Reklame 9 Pfennig, abatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Dapvorſchriften bei an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewa if Hitlerſtr. 36, Schriftleitung, Druck u. Verlag: J. Martin. Viernbeim Geſchäftsſtelle: übernommen werden en werden nach Möglichkeit berück ht— Für die Aufnahme r nicht 52. Jahrgang Das Erbgut bleibender Werte Einweihung des Kongreßſanles des Deutſchen Muſeums— Eine Stätte der Forschung und der Erziehung— Spende der Reichsregierung für neue Aufgaben München., 7. Mai. Im Rahmen der Jahrestagung des Deut⸗ ſchen Muſeums fand die feierliche Einwei⸗ hung des Kongreßſaales ſtatt. die einen Markſtein in der Entwicklungsgeſch'echte des Deutſchen Muſeums bedeutet. Auf dem über die Iſar führenden Weg zum Kongreßbau ſtanden Männer des Arbeitsdienſtes mit dem Spaten Spalier. Der Kongreßſaal ſelbſt mit ſeiner edlen Architektur, einer Licht⸗ fülle und der frohen Farbigkeit der von den Wänden wallenden Banner und Fahnen machte die Bedeutung des geſchaffenen Bau⸗ werkes dem Beſucher ſchon im erſten Augen⸗ blick ſinnfällig. Der Vorſitzende des Vorſtandsrates, Kommerzienrat Dr. Röchling. erinnerte daran, daß am 7. Mai Oscar von Miller 60 Jahre alt geworden wäre. Der Kongreßſaal ſei der Schlußſtein des großen Werkes, das Oscar von Miller geſchaffen habe. Reichserziehungsminiſter Nuſt führte ſodann u. a. aus: Die Perioden ganz großer Kulturſchöpfungen laſſen auch Män⸗ ner in Erſcheinung treten, die geſunde und ſtarke Völker führen. Als nach dem Zuſam⸗ menbruch 1918 jeder die Kriſe fühlte, da wußte Adolf Hitler. daß dieſe Kriſe nichts anderes ſein konnte, als ein Zeichen völki⸗ ſchen Zerfalls. Der Führer iſt gekommen, um das deutſche Volk zu neuer Kraft und Geſundheit zurückzuführen. Von hier aus geſehen ſcheint der Gedanke eines Muſeums abſeits zu liegen. Muſeum iſt Vergangen⸗ heit. Ein echtes Muſeum aber hat dennoch ſeine volle Berechtigung im Rahmen des großen Aufbauwerkes, denn wenn es richtig aufgebaut iſt. dann ſchaut aus ihm das ewige Leben heraus, das Leben des einſamen Erfinders. des For⸗ ſchers und das Leben des ringenden Künſt⸗ ler Hinter ihnen aber ſteht ſichtbar die handwerkliche Durchführung durch die große Maſſe. i Der Reichsminiſter ſprach den Männern des Deutſchen Muſeums den Dank dafür aus, daß ſie in Zeiten anderer ſchwerer Auf⸗ gaben auch dieſes Werk nicht aus dem Auge verloren haben Das Wichtigſte aber ſei das lebendige Zeichen der Unterſtützung, das er aus Berlin mitbringe, indem er mit⸗ teilen könne, daß die Reichsregierung be⸗ ſchloſſen habe, bis zu zwei Millionen Reichsmark für neue Aufaaben des Deutſchen Muſeums zur Verfügung zu ſtel⸗ len(Die gewaltige Feſtverſammlung bricht bei dieſen Worten in brauſenden Beifall aus). Automobilismus und Flugwe⸗ ſen, ſo fuhr der Miniſter fort, ſollen im Deutſchen Muſeum ihre Darſtellung finden. Er ſchloß mit dem Gelöbnis, daß das lebende und die kommenden Geſchlechter durch Er⸗ ziehung zur Aufbauarbeit befähigt werden ſollen, damit ſie nicht hinter dem Werk un⸗ ſerer Vorfahren zurückbleiben. Nach dieſer mit großem Beifall nommenen Rede ſprach Reichsarbeitsminiſter Seldke. Er ſehe in dieſem Muſeum eine Stätte der Gemeinſchaft der Leiſtungen zwiſchen Geiſt und Hand. Im Deutſchen Muſeum werde als beſonderes Gebiet das Bau- und Sied⸗ lungsweſen gepflegt gerade in einer Zeit, in der die Frage, den deutſchen Menſchen entſprechende Siedlungs⸗ und Wohnſtätten zu ſchaffen, Gegenſtand größter Aufmerk- ſamkeit und Sorge der Reichsregierung ſei. der Aufſtieg der Luftfahrt Die Aufwärtsenkwicklung des deulſchen Flugverkehrs. Berlin, 7. Mai. Mit einem ſchlichten Feſtakt wurde im Zentrum der Reichshauptſtadt ein Luftreiſe⸗ büro der Deutſchen Lufthanſa eröffnet. Di⸗ aufge⸗ rektor Wronſky don der Lufthanſa ſchil⸗ derte in einer Anſprache den Aufſtieg der Luftfahrt. Im Jahre 1919 ſcten während zweier Sommermonate fünf Strecken beflo⸗ gen worden 2042 Perſonen ſeien in die⸗ ſem Jahr in den wenigen offenen Maſchinen befördert worden. In der Zwiſchenzeit habe ſich aus den wenigen Kursſtrecken das aus— gedehnte europäiſche Luftverkehrsnetz mit ſeinen unmittelbaren Fluganſchlüſſen nach Amerika. Afrika, Aſien und Auſtralien ent⸗ wickelt. 1934 hobe die Lufthanſa 150 000 Fluggäſte befördert. Der Redner ſchilderte dann die Entwicklung des Flugzeugbaues bis zu den modernen Verkehrsflugzeugen, von denen die Schnellflugzeuge Rei⸗ ſegeſchwindigkeiten bis zu über 300 Kilo⸗ metern in der Stunde zurücklegten. Die Entwicklungsjahre des Luftverkehrs ſeien oft genug von heftigen innerpolitiſchen Kämpfen begleitet geweſen. Erſt infolge der verſtändnisvollen Förderung der Handels- luftfahrt durch die Regierung des Dritten Reiches, beſonders durch den Führer und den erſten Reichsluftfahrtminiſter, ſei für egoiſtiſche Kämpfe kein Raum mehr. Die Aufgabe dieſes Luftreiſebüros ſei es, För⸗ derer des großen Luftfahrtgedankens zu ſein, denn—„Fliegen heißt ſiegen über Zeiten und Weiten.“ 0 Flotte Fahrt des„Graf Zeppelin“ Hamburg, 7. Mat. Das Luftſchiff„Graf Zeppelin“ hat weiterhin flotte Fahrt ge⸗ macht. Um 9.30 Uhr M3 befand es ſich nach den bei der Deutſchen Seewarte vorlie- genden Meldungen nur noch etwa 500 km von der ſüdamerikaniſchen Küſte entfernt. Trauerparade für General Höring Beiſetzung der Opfer des Flugzeugunglüuls im Fichtelgebirge Stuktgart, 7. Mai. Unter großen militäriſchen Ehren wurden vier von den ſieben Opfern des Flugzeug— unglücks im Fichtelgebirge. der Artillerie führer 3 in Oppeln, General Höring, ſeine Gattin und das ſiebenjährige Töchterchen ſowie der Oberleutnant der Fliegergruppe, Walter Braun aus Ludwigsburg auf dem Pragfriedhof in Stuttgart zur Einäſcherung geleitet. An der militäriſchen Trauerparade beteiligten ſich Abordnungen aller Waffengattungen des Wehrkreiskommandos. Unter den Trau⸗ ergäſten befanden ſich führende Männer der Wehrmacht, des Staates und der Partei, an ihrer Spitze der Chef der Heeresleitung, Ge⸗ neral der Artillerie Freiherr von Fritſch, Reichsſtatthalter Gauleiter Murr. als Ver⸗ treter des Luftfahrtminiſters General Gd ring und des Staatsſekretärs Milch der Befehlshaber im Luftkreis 5 Generalleut— nant Eberth⸗München, SA-Obergruppenfüh⸗ rer von Jagow-Berlin, SA-Gruppenführer Ludin und viele Generäle der alten Armee Unter Trommelwirbel ſetzte ſich der Trauer⸗ zug durch das Spalier der Truppen von der Friedrichskapelle zum Krematorium in Be⸗ wegung. Voraus ſchritt die Ehrenkompag⸗ nie. Ueber dem Friedhof kreuzte eine Flie⸗ gerſtaffel. Nach der Trauerrede des Wehr⸗ kreisoberpfarrers Schieber folate eine große Zahl von Nachrufen und Kranzniederlegungen, ſo durch den Chef der Heeresleitung im Auftrage des Reichs⸗ wehrminiſters und des Generalleutnants Eberth für den Reichsluftfahrtminiſter. Ihm folgte Generalleutnant von Kleiſt von Wehrkreiskommando 8. Generalleutnant Geyer vom Wehrkreiskommando 5. der be ſonders der Verdienſte von General Höring als Chef des Stabes in Stuttgart gedachte. Reichsſtatthalter Murr betonte in ſeinem Nachruf, daß es das beſondere Verdienſt des Generals Höring geweſen ſei, daß im Schwa— benland die Wehrmacht, die neue Staats führung und die Partei ſo raſch zu einer Einheit verſchmolzen worden ſeien. Nach der Einſegnung durch den Geiſtlichen wurden die Särge in das Krematorium ge— leitet. während die Muſik das Lied vom Guten Kameraden ſpielte und eine Batterie drei Salutſchüſſe abfeuerte. Wie ſtark iſt die Note Armee? Kriegeriſche Töne aus Moslau Moskau. 7. Mai. Außer der aufſehenerregenden Rede Sta lins anläßlich der Abſchlußprüfung des neuen Jahrgangs der roten Offiziere und Militäroffiziere haben auch die Anſprachen von Kalinin, Molotoff und Woroſchilow und Ordſchonikidze ſtarken Eindruck in Moskau hinterlaſſen. zumal die beiden Erſten eben falls recht bemerkenswerte Ausführungen machten. Nachdem der Vorſitzende des Hauptvoll- zugsausſchuſſes der Sowjetunion, Kalinin, die Abſolventen der Militärakademie zu ihrem Uebergang auf die praktiſche Arbeit der Roten Armee beglückwünſcht hatte, deu⸗ tete er u a. darauf hin, daß die Rote Ar⸗ mee mit jedem Jahr wachſe und ſich vervoll⸗ kommene Man dürfe in dem weiteren Ausbau dieſes Machtinſtrumenks nicht müde werden. Alle verfügbaren Kräfte, alle Energie und aller Reichtum der wiſſenſchaftlichen Erfahrung müßten für die Entfaltung der Roten Armee aufgewandt werden. Militäringenieur zu ſein, rief Ka⸗ linin den Abſolventen zu, ſei ein Ehrentitel, Der Vorſitzende des Rats der Volkskom⸗ miſſare der Sowjetunion. Molotoff, ſprach zunächſt von dem neuen Erfolg der Sowjſeldiplomatie. der mit dem Zuſtandekommen des ſowjeti⸗ ſtiſch-franzöſiſchen Paktes errungen worden ſei. Der Abſchluß eines ſolchen Paktes ſei nicht zuletzt darauf zurückzuführen, daß ſich die Rote Armee und das Anſehen Somſet— rußlands allmählich in der Welt durchgeſetzt hätten. 4 Auf der Suche nach„Klaſſenſeinden“ Moskau, 7. Mai. Wie die„Prawda“ aus Niſchni⸗Tagil im Ural meldet, ſeien durch den von der Oberſten Staatsanwaltſchaft der Sowjetunion dorthin entſandten Unter⸗ ſuchungsrichter die Mörder des Arbeiterkor— reſpondenten Bykow verhaftet worden. Es ſeien dies der Sohn eines entrechteten und verbannten Bauern und ein erſt kürzlich aus dem Gefängnis entlaſſener Bandit. Die Un⸗ terſuchung habe ergeben, daß die beiden Täter Bykow aufgelauert hätten. Obwohl dieſer Mord auf Grund des von der „Prawda“ gebrachten Unterſuchungsergeb— niſſes als ein perſönlicher Racheakt angeſe⸗ hen werden muß, behauptet das Blatt in gleichem Zuge, daß es ſich um einen Terror⸗ akt einer beſtimmten„Gruppe von Klaſſen⸗ feinden, ehemaligen Kulaken und Weißgar⸗ diſten“, handele. Im Zuſammenhang mit der Ermordung Bykows wurden bisher 15 Perſonen, die als„aktive Konterrevolutio⸗ näre“ bezeichnet werden, feſtgenommen. ?98S(ͤ ĩͤ TTT — 2— Zu kurzen Worten Der Kongreßſaal des Deutſchen Muſeums in München wurde feierlich eröffnet. Im engliſchen Oberhaus fand eine Aus⸗ ſprache über die Völkerbundsrats⸗Entſchei⸗ dung vom 16. April ſtatt, wobei Verſtändnis 01 die Lage Deutſchlands zum Ausdruck am. Muſſolini hat drei weitere Diviſionen und mehrere Faſchiſten⸗Bataillone gegen Abeſſi⸗ nien mobiliſiert. . Nach dem amtlichen Geſamtergebnis der ſüdſlawiſchen Wahlen hat die Liſte des Mi⸗ niſterpräſidenten Jeftitſch 62,6 v. H. der Stimmen erhalten.. In der Altſtadt von Rotterdam richtete ein Brand großen Schaden an. Letzte Nachrichten Blomberg und Naeder in Kiel Kiel, 7. Mai. Reichswehrminiſter Generaloberſt von Blomberg und der Chef der Marinelei— tung, Admiral Dr. h. c. Raeder, wohnten Schießübungen des Kreuzers„Leipzig“ nach dem Zielſchiff„Zähringen“ in der Kieler Bucht bei. Am Dienstag nahmen der Reichs— wehrminiſter und der Chef der Marinelei— tung Beſichtigungen an Land vor. Sie wa— ren abends beim Chef der Marineſtation der Oſtſee, Vizeadmiral Albrecht, zu Gaſt. Am Mittwoch nehmen ſie an Uebungen der 1. Marineartillerieabteilung teil. Trauergeläut in Staßfurk. Staßfurt, 7. Mai. Die Arbeiten an der Bergung der ſieben verunglückten Bergleute auf der Kohlengrube Löderburg ſind auf be— ſondere Schwierigkeiten geſtoßen. Auf An- ordnung des Bergrevierbeamten wurden daher die Bergungsarbeiten vorläufig ein— geſtellt. Zu Ehren der toten Knappen fin— det am Mittwoch in Staßfurt ein Trauer— geläut ſtatt. Zweite Operalion Flandins. Paris, 7. Mai. Miniſterpräſident Flandin mußte ſich einer zweiten Operation ſeines gebrochenen linken Oberarmes unterziehen. Es hatten ſich heftige Schmerzen eingeſtellt, ſo daß der Chefarzt der Klinik von Neuilly und der Bruder des Miniſterpräſidenten den Gipsverband wieder entfernen und einen 5 operativen Eingriff vornehmen muß— en. Aufregende Verbrecherjagd Jeuergefecht auf dem Hof. Gleiwitz, 7. Mai. Das Polizeirevier Miechowitz erhielt aus der Bevölkerung die Mitteilung, daß ſich die Brüder Hermann und Paul Wollny. die wegen kürzlich verübter Raubüberfälle ge— ſucht wurden, in der Wohnung ihrer Mut— ter in Miechowit aufhielten. Die Polizei riegelte das ganze Straßenviertel ab. Die Verbrecher waren inzwiſchen aus der Woh— nung geflüchtet. Bei der Annäherung der Polizei hielten ſie ſich in der Aſchengrube eines Hofes verſteckt. Beide feuerten meh— rere Schüſſe auf ihre Verfolger ab, die das Feuer erwiderten. Paul Wollny erhielt von einem Schutzpolizeibeamten einen Schuß ins Herz. Sein Bruder feuerte weiter. Es gelang aber zwei Schutzpolizeibeamten, ihn niederzuſchlagen und zu überwältigen. Er erlitt leichte Kopfverletzungen und konnte ſo— fort einer Vernehmung unterzogen werden, in deren Verlauf er das Geſtändnis ablegte, mit ſeinem Bruder und einem noch geſuch— ten Komplizen zwei Raubüberfälle ausge— führt zu haben. Verurteilte Poſträuber Schwere Juchkhausſtrafen. Berlin. 8. Mai. Nach viertägiger Verhandlung„eckündete die Strafkammer des Potsdamer Landge— richts das Urteil im Prozeß gegen die drei Rathenower Poſträuber. Der Hauptangeklagte, der 42jährige Otto Wolff, wurde wegen gemeinſchafllichen Diebſtahls zu fünf Jahren drei Monaten Juchthaus und fünf Jahren Ehrverluſt ver- urteilt. Der 47 Jahre alte Wilhelm Zeper⸗ nick erhielt vier Jahre Juchthaus und fünf Jahre Ehrverluſt; der dritte Angeklagte, der 47jährige Alberk Ruhnau, wurde wegen Mangels an Beweiſen freigeſprochen. Die Täter hatten in der Nacht zum 30. Oktober 1925, alſo vor faſt zehn Jahren, Werte im Geſamtbetrag von 100 000 Mark aus der Packkammer geraubt, die mit dem D-Zug Berlin— Hannover eingetroffen wa— ren. der Freudentag Großbritanniens Auch die Aermſten feierten mit.— 2000 Freudenfeuer. g London. 7. Mai. Die engliſche Oeffentlichkeit ſteht weiter hin ausſchließlich im Zeichen des Silbernen Regierungsjubiläums. An erſter Stelle er⸗ ſcheinen in den Zeitungen Berichte über die Veranſtaltungen in den Dominions.— Im übrigen haben nicht nur das Londoner We⸗ ſtend, ſondern auch die ärmeren Viertel des Oſtens und Nordens der Stadt den Tag mit außerordentlicher Begeiſterung gefeiert. Improviſierte Flaggen waren zum Teil an Mäſcheleinen quer über die Straßen ge⸗ ſpannt und die bunten elektriſchen Birnen, die ſich in den vornehmen Straßen des Zen⸗ trums wie Perlenſchnüre entlang zogen, ſind in dieſen Vierteln durch Papierlater⸗ nen oder Fahrradlampen Sammlungen von Haus zu Haus wurde es ermöglicht, für die Kinder wenig Bemittel⸗ ter oder Arbeitsloſer auf offener Straße Teegeſellſchaften zu veranſtalten. Bis ſpät in die Nacht hin⸗ ein beherrſchten Geſang, Tanz und Geläch⸗ ter die ganze Stadt. Am Abend des Jubiläumstages wurden in ganz England 2000 Freudenfeuer entfacht. Zu dieſem Zweck waren ſchon vor Tagen rieſige Holzſtöße errichtet worden. Beinahe hätte die Natur in einem Fall einen Strich durch die Rech— nung gemacht, denn in Southminſter, wo ſich der Feſtausſchuß ſchon ſehr früh an die Arbeit gemacht hatte, war eines Morgens auf der Spitze ein Amſelneſt entdeckt wor— den, in dem das Weibchen auf fünf Eiern ſaß. Der Feſtausſchuß war in Nöten. In⸗ zwiſchen hat die Natur aber ſelbſt entſchie— den, denn ein Kuckuck— ſo wird wenigſtens in einem Zeitungsbericht behauptet— hat über Nacht die fünf Eier aufgefreſſen, ſo daß am Abend des Feſttages das Signal„Alles klar!“ gegeben werden konnte. Bedauerlicherweiſe hat ſich in of Tyne ein Zwiſchenfall ereignet, der einzige ernſte Unfall, der am Jubiläumstage zu beklagen war. Während der Parade brach eine Tribüne zu— ſammen. 68 Perſonen wurden hierbei ver— letzt und mußten ſich in ärztliche Behand⸗ lung begeben. e Newceaſtle erſetzt. Durch Aus Heſſen und Naſſau e e wieder auf die alze. 160 Frankfurt a. M., 8. Mai. Unter reger Anteilnahme der Bevölkerung ſetzte nachmit⸗ tags die Gaufachgruppe der Metzger und Bäk⸗ ker des Gaues Heſſen⸗Naſſau die Handwerks⸗ burſchen, die ſich alle nach Norddeutſchland wenden werden, in Marſch. Inmitten einer freudig erregten Menge hatten die ca. 20 Handwerksburſchen, zunftgemäß gekleidet und mit Blumen geſchmückt, Aufſtellung genom⸗ men. Der Gaubetriebsgemeinſchaftswart der Gruppe Handwerk, Pg. Joſef Becker, er⸗ mahnte die jungen Leute, die Augen in der Fremde recht gut aufzuhalten. Wenn ſie heute auserſehen und dazu berufen ſeien, hinauszu⸗ gehen und im Reiche als unſere berufenen Vertreter aufzutreten, ſo müßten ſie ſich ſagen, daß das eine große Ehre für ſie ſei, die ſie aber auch zu vielem verpflichte. Vor allen Dingen müßten ſie draußen in der Fremde unter Beweis ſtellen, daß ſie in ihrer Heimat etwas wirkliches gelernt hätten. Dann begann der Marſch durch die Straßen der Stadt zum Allerheiligen⸗Tor hinaus. Vor dem Ver⸗ laſſen der Stadt intonierte die Muſik noch einmal das alte Liedchen:„Muß' i denn, muß“ i denn, zum Städtle hinaus...“ Der 16. Rhön⸗Segelflugwettbewerb. * Frankfurt a. M., 8. Mai. Der 16. Rhön⸗Segelflugwettbewerb findet in dieſem Jahr vom 21. Juli bis 4. Auguſt auf der Waſſerkuppe in der Rhön ſtatt. Bewerber ſind nur wieder die Flieger-Landesgruppen des Deutſchen Luftſport⸗Verbandes. Die Bewer⸗ tung der Leiſtungen erfolgt erſtmalig in ſechs Wertungsgruppen nach Punkten. 125⸗Jahrſeier der ehemaligen ger. Mainz, 8. Mai. Aus Nah und Fern wa⸗ ren Tauſende non Angehörigen des ebemali⸗ Partei und Gemeindeleben Syntheſe zwiſchen Führerprinzip und Parteieinfluß Berlin. 8. Mai. Der Hauptſtellenleiter im Hauptamt für Kommunalpolitik der Reichsleitung der NSDaAp und ſtellvertretende Vorſitzende des Deutſchen Gemeindetages, Oberbürger— meiſter DTr Weidemann n-Halle, erläutert in dem organiſationsamtlichen„Gemeinde— tag“ die Rolle, die der Beauftragte der NSA auf Grund der neuen Reichsge— meindeordnung im deutſchen Gemeindeleben zu ſpielen berufen ſei. Die grundſätzliche Trennung der Aemter des Gemeindeleiters und des Ortsgruppen- bezw. Kreisleiters ſei notwendig geweſen, ſchon, um eine Bürokrakiſierung der unkeren Parkeileitung zu vermeiden. Die Einheit von Partei und Staat müſſe alſo bei den Gemeinden zu einem Einklang werden. Dieſes Zuſammenklingen ſei aber nicht zu erreichen, wenn die örtlichen Ho— heitsträger der Partei keinen oder nur ganz eringfügigen Einfluß beſitzen. Es gelte, die yntheſe zwiſchen ſtaatlichem Führerprin⸗ zip und berechtigtem Parteieinfluß zu ſchaf⸗— fen. Angemeſſener Einfluß der Partei ſei mit dem Grundſatz zu verbinden, daß der laufende Verwalkungsgang ſelbſt von Einflüſſen frei ſein müſſe. Es dürfe auch nicht die Gefahr eines Dualismus in der Gemeindeverwaltung eintreten. Der Weg, den die deutſche Gemeindeverwaltung beſchreitet, ſetze daher den Einfluß der Par- tei nicht in der laufenden Verwaltung an, ſondern bei den Faktoren, die durch die lau— fende Verwaltung von vornherein weitge— hend beſtimmt werden, ſo bei Feſtlegung der Hauptſatzung und Auswahl und Abberu⸗ fung der leitenden Gemeindebeamten und Gemeinderäte. Der mit großer Amtsgewalt ausgeſtattete Leiter der Gemeinde ſolle beſonders ſorgfältig ausgeſucht werden und vor allem das völlige Vertrauen der unteren Parteileitung haben. Mit Bezug auf das Vorbild des höchſten Parteiführers bezüglich der Hauptſtadt der Bewegung be⸗ zeichnet es der Referent als naheliegend, daß die Gauleiter für die Stadt ihres Amts- ſizes ebenfalls die Befugniſſe des Partei- beauftragten übernehmen. Politiſches Allerlei Berlin. Der Reichsminiſter für Volksauf— klärung und Propaganda hat den preußi⸗ ſchen Staatskommiſſar Hinkel zum Ge— ſchäftsführer der Reichskulturkammer beru— fen mit dem beſonderen Auftrag der Bear— beitung der Verbandsangelegenheiten in dem der Reichskulturkammer eingeglieder⸗ ten Einzelkammern. Ankara. Der deutſche Botſchafter von Ro. ſenberg hat den Außenminiſter der türki. ſchen Republik, Tefik Rüſchtü Aras. aufge⸗ ſucht und ihm zugleich im Namen der Reichs- regierung und des deutſchen Volks die herz- liche Anteilnahme an der Erdbebenkata. ſtrophe im Kars-Gebiet zum Ausdruck ge— bracht. Kowno. Das litauiſche Innenminiſterium richtete an die Städte und ländlichen Selbſt⸗ verwaltungen eine Anfrage, ob dieſe in der Lage ſeien, geeignete Bodenflächen für die Errichtung von Flugplätzen zur Verfügung zu ſtellen. „Baſel. Auf dem Parteitag der Katho⸗ liſchen Partei der Schweiz in Luzern rückte e Motta ſehr ſtark von den Sozia— iſten ab. Warſchau. Im Präſidentenpalais begann eine Konferenz über den neuen Wahlgeſetz⸗ entwurf, an der eine größere Anzahl von Vertretern des parlamentariſchen Regie- rungsblocks teilnahm. Wagenborg⸗ Bildmalerndlenſt. Zum Gedächtnis an die 86 Opfer des Bugginger Grubenbrandes. wurde jetzt ein Jahr nach dem ſchweren Unglück im Kaliſchacht— von der Gewerk ⸗ Baden in Gegenwart des badiſchen Innenminiſters ſowie N Partei, der Bergwerksorganiſationen und der Abordnungen Aßß dieſes Denkmal enthüllt. zum Mutter tag kauft jeder deutſche das Sammelabzeichen des Neichsmütterdienſtes im Deutſchen Frauenwerke 0 Die Haus⸗ und Straßenſammlung findet am 10. und 11. Mai ſtatt. Durch den Erwerb von Plaketten des Reichs⸗ mütterdienſtes dankt ihr der deutſchen Mutter. gen 7. uſſuuiſchen Inſfanterie-Regiments Nr. 87 und ſeiner Kriegsformationen nach ihrer alten Garniſonſtadt Mainz geeilt, um das 125jährige Beſtehen des Regiments feſt⸗ lich zu begehen. Ein großes Konzert im feſt⸗ lich geſchmückten großen Saal der Stadthalle vereinigte die ehemaligen 87er mit ihren Ka- meraden aus anderen Militärvereinen. Die Feſtrede des Leutnants d. R. Dr. Schmidt— born⸗ Wiesbaden, der mit packenden Worten die ruhmvolle Geſchichte des Regiments zeich- nete, war ein hohes Lied vom Kämpfen, Leiden und Sterben deutſcher Helden im Welt⸗ krieg. Am Sonntag vormittag trafen ſich die Regimentskameraden nach den Feſtgot⸗ tesdienſten und einem Regimentsappell am Ehrenmal am Windmühlberg. Der Bundes⸗ führer des Kameradſchaftsbundes der 87er, Major Glaeßgen, hielt eine tiefempfundene Gedenkrede, in der er beſonders der im letzten Krieg gefallenen Regimentskameraden und des verſtorbenen Generalfeldmarſchalls von Hin⸗ denburg gedachte. Nach dem Umzug durch die Hauptſtraßen der Stadt erfolgte auf dem feſtlich geſchmückten Gutenbergplatz der Vor beimarſch an den Regimentsfahnen. Michelſtadt, 8. Mai.(Von der Geliel⸗ ten ausgenutzt.) Ein verheirateter Ange⸗ ſtellter von hier, ein Verhältnis mit einer Darmſtädter Kellnerin unterhielt, hatte zu deren Unterſtützung ſich mehrfach an der Kaſſe ſeines Arbeitgebers vergriffen und, als ſeine Verfehlungen herauskamen, Selbſtmord ver⸗— übt. Das Mädchen hatte, um aus dem wohl— habenden Mann Geld herauszulocken, ihm allerlei Schwierigkeiten vorgelogen. Das Be⸗ zirksſchöffengericht Darmſtadt verurteilte ſie wegen fortgeſetzten Betrugs zu neun Monaten Gefängnis und erließ wegen Fluchtverdachts Haftbefehl. Offenbach, 83. Mai.(Kurze Freude.) In der Waloſtraße fand ein junger Mann, der mit einigen Freunden auf einem Spazier⸗ gang war, eine Geldbörſe mit einem Zehn⸗ markſchein. Die Geſellſchaft ging darauf in eine Wirtſchaft, um den Fund zu vertrinken. Als jedoch der Finder die Zeche bezahlen wollte, wurde ſein Geſicht recht lang, denn es ſtellte ſich heraus, daß der Schein ſeine Gültiakeit verloren hatte. Offſtein, 8 Mai.(Arbeitsbeſchaf⸗ fung.) In dieſem Monat beginnt die Zuk⸗ kerfabrik Offſtein eine große Reihe von Um- und Erweiterungsbauten, zu denen zahlreiche Arbeitsloſe aus Offſtein und den Nachbar- gemeinden herangezogen werden. Vom zuſtändigen Kulturbauamt ſind die auf der Südſeite der Fabrik liegenden Klär- und Schlammweiher wegen allzu ſtarker Ver— ſchlammung des Eisbachs abgelehnt worden. Deshalb werden die nördlichen Weiher mit den modernſten Kläranlagen ausgerüſtet, um das Brauchwaſſer noch einmal verwen— den und ſo dem bisherigen Waſſermangel in der Hauptkampagne ſteuern zu können. Die umliegenden Gemeinden werden durch dieſes große Arbeitsbeſchaffungsprojekt zu einem großen Teil für längere Zeit von ihren Er— werbsloſen befreit. Oſthofen, 8. Mai.(Vom Balkon ge⸗ ſtürzt.) Während die Mutter mit Wäſche⸗ ausbeſſerung beſchäftigt war, ſpielten zwei Kin⸗ der in der elterlichen Wohnung in der Tem⸗ pelgaſſe auf dem Balkon. Dabei geriet der ſechsjährige Junge zu weit nach vorn und wäre in die Tiefe geſtürzt, wenn ihn die Mutter nicht noch im letzten Augenblick zu⸗ rückgehalten hätte. Im nächſten Augenblick fiel aber das fünfjährige Mädchen auf eine drei Meter tiefer liegende Plattform. Mit ſchweren inneren Verletzungen und Kopfver⸗ letzungen wurde das Kind in bewußtloſem Zuſtand geborgen. Ernſthofen i. O., 8. Mai.(Neue Schutz⸗ hütte.) Anläßlich der durchgeführten Stern⸗ wanderung des Gaues Gerſprenz⸗Modautal des Odenwaldklubs nach hier wurde die neue auf dem Reiterberg vom Odenwaldklub er⸗ richtete Schutzhütte durch den Vorſitzenden des Geſamtklubs, Miniſterpräſident a. D. Prof. Dr. Werner, eingeweiht. Heimat e h Ernſt Deubel. im Ende der wegen der Weinleſe einbe⸗ 10 0 Gemeindeſizung kam die Rede coie⸗ der einmal auf den Gottfried, der am Hall⸗ garter Wald in einer verfallenen Hütte hauſte. Der Nonnenhofbauer meinte. es ſei nicht wegen des bißchen Eſſens. aber es gehe auf den Winter zu, er müſſe jetzt end⸗ lich fort. 8 Mißbilligende Mienen ringsum Alte Bäume ſollte man laſſen, wo ſie ſind. Der Nonnenhofbauer brummte: jetzt kommen die Herbſtnebel, und die Buddik droben zeigt Löcher wie ein Schweizerkäs. Wenn er iich den Tod holt— no, was dann? Schämen müßte man ſich ja vor den Hattenheimern und den Kiedrichern, vor Johannisberg und den anderen Neſtern. No— wer verant⸗ wortets' dann? Kreuzdemitter, er hatte recht! Fort mit dem Gottfried ins Invalidenhaus! Der Ge⸗ meindediener Michel keuchte zwiſchen den heißen Weinbergsmauern aufwärts. War das ein September! Die Traubenfülle ringsum! Da unten der glitzernde Fluß, daß man den Blick abwenden mußte— wahrhaftig, verdenken konnte man's dem Gottfried nicht. Ueber dem höchſten Wein⸗ berg, wo der Gebirgskamm ſein Geſtrüpp anſetzte, klebte ſein Hüttchen wie ein Ziegen- elende!“ Schimpfend verſchwand er im Ge⸗ viert der Weinberge. Immer weiter öffnete ſich das Türchen, ſchob ſich ein faltenreich grinſendes Geſicht heraus, bis endlich der ganze Gottfried friedlich ſchmauchend auf der Schwelle ſtand. Jeden Herbſt kamen ſie ihm damit. Dort unten neben der Kirche ruhten all ſeine Leute, keiner hatte je das Dorf verlaſſen. Andächtig wurde des Alten Geſicht, als er ins Rheintal blickte. Drüben auf der Ingel⸗ heimer Seite waren ſie ſchon bei der Leſe. Weiße Kopftücher, reihauf, reihab. Fern glitzerte der Rhein zwiſchen den weiten fern und zerfloß gen Vingen im Sonnen⸗ dunſt. Und hüben wie drüben, auf Hügel⸗ breiten und an Stromesflanken kuſchelten ſich Dörfchen inmitten entfächerter Wein⸗ berge, ragten Heiligenfiguren aus dem grü⸗ nen Meer der Reben. deuteten Kapellchen himmelwärts, fern, bis zu den ernſten Tür. men von Mainz. Seit ſiebzig Jahren ſieht es der Gottfried, aber die alten Augen wer⸗ den nicht ſatt. Keine zehn Pferde bringen ſtall. Als der Michel anlangte, war's ver— ſchloſſen. Er rüttelte an dem Türchen: „Gottfried mach uff!“ Verſtellte er ſich? „Gottfried! Ich hab e ſehr angenehm Bot— schaft für dich!“ Nichts regte ſich. Der Mi— chel kaute ärgerlich ſeinen Schnurrbart, nochmals rüttelte er an dem Türchen: „Hallo, uffgemacht!“— da polterte es hurtig vom Dach, und ein ſtattliches Ziegellawin— ſchen hagelte auf ſeine Schultern.„Hexehütt. yn fort. Er hat Kartoffeln geſtoppelt und Obſt, Brennholz gibts im Wald. aber eine warme Decke— o Jeſus, die hätte er halt zu gern. Im Kloſter zu Marienthal hatten ſie gewiß welche, und der Pater Guardian ſt ein guter Mann, Gottfrieds ganzer Ta— bak ſtammt von dort.— In den folgenden Nächten pfiff ein böſer Wind durch das Hüttchen an der Berglehne. Wie Eſpenlaub zitterte der Gottfried unter ſeinem Stroh— ſack, die Zähne klapperten ihm, und oben klapperten die Ziegel, die der Michel übrig gelaſſen hatte. Kaum den Tag wartete er ab. Aber der Michel hockte ſchon auf der Schwelle. Kopf— I ſchutteind betrachtete er die ode Stube: „Gottfried, geh doch nach Wiesbade ins In⸗ validehaus, des is ja Gold gege hier.“ Der weißhaarige Alte, der fröſtelnd auf dem Strohſack kauerte, ſchüttelte den Kopf:„Do ſein ich gebor'n, do bleib ich!“ Dann ging er, Moos ſuchen Aber in der Bruſt hockte was, und ſchwindeln tat's ihn auch. Und tags darauf, als die Nebel um die Berge dampf⸗ ten, lag der Gottfried im kalten Sprühregen, ſchwitzte und redete. Einmal ſtand der Non⸗ nenhofer da, ſo gewaltig! Dann guckte der Herr Pfarrer ihn an, ſo groß! Und wieder einmal mar da Radau— mas mar denn? — die Eiſenbahn?— Heſus, er fuhr ja—: „Loßt mich eraus! Ich will ahaam! Ich— —1“ Im letzten Augenblick riß der Michel den Alten vom Fenſter weg. Verſtört ſah der Gottfried den Rhein und die Weinberge entſchwinden. Dann kamen Mauern. Mau⸗ ern. Dann die große, große Stadt. Im Dorf vergaß man ihn raſch über der Weinleſe, die jetzt begann. Mit Bütten und Kiepen zogen ſie hinaus. Ueberreichlich hing der Traubenſegen in der milden Sonne. Fäſſer rumpelten durch die Sträßchen, aus Kellern und Scheunen klang das Hämmern der Küfer und die Geräuſche des Kelterns, wochenlang roch das ganze Dorf nach Trau⸗ benmoſt. Zuletzt laſen ſie droben beim Hall⸗ ae Wald, frühmorgens noch in Nebel⸗ ſchwaden. Da geſchah es, daß der Bub vom Nonenhofer das Pfädchen herabgeſtürmt kam:„Vatter, de Gottfried is widder do!“ Er prallte an die väterlichen Schenkel, ſtam⸗ melte:„Er hockt uff ſeim Hüttche un flickt— ſei Dächele—!“ Verdonnert ſtand der Non— nenhofer. Aber dann Ahnungslos kniete der Gottfried auf dem Dach und ſtopfte anſehnliche Moosbrocken hinein, als eine dröhnende Stimme erſcholl: „No— Urlaub—?“ Er erſchrack ſo, daß er mit beiden Händen nach dem Schornſtein griff. Stumm und verzweifelt lächelte er den Nonnenhofer an. Dem ſtieg es in die Kehle, er ſchluckte und rief:„Komm eruner, helfe! Nooch de Les baue wir dir e neu Hüttche, Trotzkopp, der de biſt!“ Der alte Man tat einen tiefen Atemzug. Plötzlich verklärte ſich ſein zerfurchtes Ge⸗ ſich: Feurig hing der Sonnenball über den Nebeln, rote Strahlen durchſchoſſen und zer— ſprengten ſie zu ſchrägen Fetzen, und da— da war es ja wieder, das Gottesländchen, die Rebenhügel, der Rhein und inmitten der waldigen Auen, die Binger Berge, noch in Schatten, doch der Niederwald im Frühr“ flammend, und ringsum läuteten die Kapell⸗ chen von Eltville bis Rüdesheim 2% 00, do ſein ich gebor'n, do bleib ich!“ Aus den Nachbargebieten Betreten der Reichsautobahn ſtrafbar. Darmſtadt, 7. Mai. Mit Genehmigung des Reichsſtatthalters in Heſſen— Landes- regierung Abtlg. 1b— wird von der zu— ſtändigen Stelle angeordnet:„Das Betreten und Befahren der Kraftfahrbahn in allen Tei— len iſt Unbefugten verboten. Zuwiderhandlun— gen werden mit Geldſtrafe bis zu 150 Rm. oder mit Haft beſtraft. Die Verordnung tritt mit dem Tag ihrer Verkündigung im Amts— vorfündiaunasblatt(3. Mai 1935) in Kraft.“ der Maler Franz von Defregger Erinnerungen an eine erfolgreiche Künſtlerlaufhahn Der hundertſte Geburtstag des Tirolers Franz Defregger, der dieſer Tage zu vermerken war, weckt die Erinnerung an einen der beliebteſten Maler im letzten Drit— tel des vergangenen Jahrhunderts. In Für— ſtenpaläſten und reichen Bürgerhäuſern hän— gen ſeine Bilder im Original, in Reproduk tionen ſchmücken ſie die Häuſer der weniger BVegüterten Allen war der Name Defregger lieb und vertraut, der Zauber ſeiner Ge mälde entzückte immer von neuem. Die Kunſt Franz Defreggers bildet eine Welt für ſich. Zwar iſt die Welt klein und eng, ſie umfaßt ein einziges Land, aber ein Land von wunderbarer Schönheit: das Land Tirol. Er iſt es geweſen, der in einer Zeit, da das Reiſen noch nicht ſo bequem und allgemei— ner Brauch war wie heute, der Welt die Schönheiten ſeines Heimatlandes vor Augen führte. die Erhabenheit der Berge, die Lieb lichkeit der Täler, den idylliſchen Zauber der Dörfer, vor allem aber die Tiroler Be, völkerung ſelbſt bei Arbeit und Spiel, in Freud und Leid. Sein langes, reiches Leben lang wurde Defregger nicht müde. in ſeinen geliebten Bergen nach neuen Entwürfen zu ſuchen. Die farbenfrohen und fröhlichen Szenen auf den Almen, beim Tanz und im trauten Familienkreiſe, die entzückenden Kinderſzenen— ſie ſind ja ſo allgemein be kannt, daß ihre Aufzählung überflüſſig iſt Sie haben ihren Siegeszug durch die ganze Welt gehalten und haben in Norddeutſchland ebenſolches Entzücken ausgelöſt wie in Paris. Er hat die ganze Welt für Tirol begeiſtert, 1 der Bauernburſch vom Ederhof am Fuß der Dolomiten. Es war ein weiter Weg aus der Stille der heimatlichen Berge, wo ſeit Generationen die Defreggers auf dem Ederhof im Puſter⸗ tal in der öſtlichen Ecke von Tirol ſaßen, in die Welt der Kunſt. Aber die Erkenntnis, daß er zum Bauern nicht taugte, und ein ſicherer Inſtinkt, der ihn der bildenden Kunſt in die Arme trieb, haben ihn den rechten Weg wählen laſſen. Mit 24 Jahren ver kaufte er den Hof und ging auf die Kunſt gewerbeſchule in Innsbruck, zunächſt, um Bildhauer zu werden. Ein guter Lehrer er kannte jedoch den Maler in dem begabten Schüler und ſchickte ihn zum Studium der Malerei nach München. Hier genoß er den grundlegenden Unterricht, in Paris. wo er ſich darauf fünf Vierteljahre aufhielt und wo ſo viele urdeutſche Künſtler Anre gung empfangen haben, hat er ſehen gelernt und ſeinen Geſchmack gebildet. Von Paris begab ſich Defregger über München nach ſei ner Heimat, wo er ſich auf einer Alm behag lich einrichtete und Studien von Land und Leuten nach der Natur machte. Hier ent— ſtand auch ſein erſtes Bild aus dem Tiroler Volksleben, mit dem er, dreißig Jahre alt, Aufnahme in die Werkſtatt des berühmten Geſchichtsmalers Piloty fand. Es war für Defregger ziemlich entſchei dend, daß er nicht, wie er gewollt, als Anfän- ger zu Piloty gekommen iſt, daß er vielmehr durch den Aufenthalt in Poris und in der ſrelen Natur leiner Heimat ſelbſtändig zu einem eigenen Stil gelangt war. So groß Piloty als Lehrer war— Defregger hat von ihm vor allem eine ſichere und ſolide Mal⸗ technik übernommen— er war doch nicht imſtande, ſeinen ſo übermäßig fein und ſorg⸗ ſam angeordneten Figuren den Odem des Lebens einzublaſen. Gerade das aber war Defreggers Stärke und der Grund ſeiner allgemeinen Wirkſam⸗ zeit, daß ſeine gemalten Menſchen mit war⸗ mem inneren Leben erfüllt ſind Defregger iſt der geborene Charakteriſti⸗ ker. Während Piloty ſich vergebens bemüh⸗ te, die Helden lang entſchwundener Zeiten vor unſeren Augen wieder aufleben zu laſ⸗ ſen, hat Defregger mit unvergleichlich mehr Glück die beſcheidenere Aufgabe gelöſt, ſeine Zeit und ſeine Heimat darzuſtellen. Er malte alles, was es da gab und noch gibt: Men⸗ ſchen und Tiere, Berge und Bäume, Häuſer und Straßen. Vor allem aber die Menſchen. Er malte die alten Großmütter, die alten Kracher, die Männer in der Vollkraft der Jahre, die jungen Burſchen, die Kinder und am allerliebſten die ſchmucken Dirndl. Er malte ſie bei der Mittagsraſt und am Feier⸗ abend, beim Tanz und beim Zitherſpiel, beim Rangeln und beim Plaudern. Das iſt Defreggers Welt. die er bis ins kleinſte beherrſcht und deren maleriſchen Zauber er der Welt verkündete. Daneben hat er noch einige hervorragende Bilder aus den Tiroler Freiheitskämpfen: Andreas Hofer vor der Schlacht am Berge Iſel und auf ſeinem letzten ſchweren Gange zu Mantua geſchaffen. Zeitereigniſſe regten ihn zu den bekannten Bildern„Das letzte Aufgebot“ und„Heimkehr der Sieger“ an. Außerdem exiſtieren von Defregger religiöſe Gemälde, ſo hat er für die Dorfkirche ſeiner Heimatgemeinde in Döl— ſach eine Heilige Familie gemalt und für die proteſtantiſche Heilandskirche in Mürzzu⸗ ſchlag, eine Schöpfung ſeines Freundes Ro— ſegger, eine wundervolle„Maria an der Krippe“. Franz Defregger iſt in ſeinem langen und erfolgreichen Leben mit Ehren und Reich— tum überſchüttet worden. Die Händler riſ⸗ ſen ſich um ſeine Bilder, die Münchener Aka⸗ demie ſuchte und ſchätzte ihn als Lehrer, der König von Bayern verlieh ihm den Adel. Kaum ein Künſtler war ſo allgemein beliebt wie Defregger. Er unterſtützte und förderte junge Künſtler, ſeinen vornehmen Charakter, die Natürlichkeit und Aufrichtigkeit ſeines Weſens mußten ſelbſt die Geaner ſeiner Kunſt anerkennen. Dieſe, beſonders Vertre— ter moderner Richtungen, warfen ihm Schönfärberei, ja ſogar Salontirolerei vor. Gewiß hat Defregger ſein Heimatland aus— ſchließlich von der ſchönen, idylliſchen Seite geſchildert, aber darum doch nicht von einer falſchen. Eine ſolche Auffaſſung iſt zwar einſeitig, aber doch nicht unberechtigt. Beſte deutſche Heimatkunſt geſchaffen zu haben. wird aber immer, wie ſich auch der Kunſt— geſchmack ändern mag, als Verdienſt Defreg— gere anerkannt werden. Politiſches Allerlei Berlin. Der Reichsminiſter für Ernährung und Landwirtſchaft hat das Reichskommiſ— ſariat für die Vieh-, Milch- und Fettwirtſchaft aufgehoben, da bei dem jetzigen Stande der landwirtſchaftlichen Marktregelung die Auf— gaben des Reichskommiſſars als beendet an⸗ zuſehen ſind. 7 Sie ſich gewöhnen!“ Urheberrechtsschut?: Fünk Fürme-Verlag, Halle(Saale) Groß und ſtattlich Maryſa, Pips zierlich und fein, wie eines der elfenbeinernen Figürchen, die da im Glasſchrank ſtanden, neben denen Ihre Exzellenz im Lehnſtuhl ſaß Im Fond des Wagens ſaßen Gilbert und Maryſa, während Phil einen der Vorderſitze eingenommen hatte. Es herrſchte Schweigen und Dunkelheit, und nur, wenn ein Bogenlicht einen Strahl hineinwarf, waren zwei Ge— ſichter hell beleuchtet, die, voneinander abgewandt, dennoch ind auf einem Tiſchchen eine Patience legte. Jetzt ſchob ie die Kartenpakete zuſammen und erhob ſich. „Die Herrſchaften wollen ſchon gehen?“ meinte ſie ein wenig blinzelnd. Gilbert verbiß ein Lächeln. Niemand hatte eigentlich Anſtalten dazu gemacht. Es ſchien dies eine Gewohnheit der alten Dame zu ſein, von der ſie vielleicht ſelbſt nichts mehr wußte. Auf ein Zeichen brachte der Diener Maryſa einen leichten Mantel. Gilbert nahm ihn ab und half der jungen Dame hinein. Phil zog die Mundwinkel ein wenig ſpöttiſch herunter. Er kannte ſeine Pappenheimer. Maryſa hatte ein neues Opfer ihrer Künſte gefunden, ſollte das heißen. „Das Auto“, ordnete die alte Dame an, und zu Gilbert gewandt:„Sie kommen doch morgen vormittag wieder heraus— ich will noch recht viel von Ihnen haben, ſo⸗ lange Sie hier ſind...“ Der Angeſprochene neigte ſich über die ſeinen Hände und dankte für die freundliche Aufnahme. Pips ſtand da⸗ bei und ſprach kein Wort. „Werden Sie vormittags zu Hauſe ſein?“ erkundigte ſich Gilbert, indem er ihre Hand ergriff, die ſie ihm nur halb entgegenhielt. „Das kann ich jetzt noch nicht wiſſen“, erklärte ſie wider⸗ borſtig.„Entweder ich bin da oder nicht.“ „Komm ſchlafen, Reſi! Erregung zeigten. Gleich nachdem man hatte, hielt das Auto. ziemlich formlos. Gilbert lachte gleichfalls „Es iſt nicht ſchwer, man woran man iſt!“ meinte er mit einem kleinen Seufzer, der vielleicht ſeiner eigenen Unklarheit galt. Während das Auto mit den drei Gäſten von dannen wie andere... rollte, ſchob Pips ihren Arm unter den der Großmutter: f Es war urfad heute!“ 12 Damit ſchritt ſie neben der alten Dame durch den Park nach dem Pavillon, wo ſie ſich aus eigener Machtvoll— kommenheit einquartiert hatte. „Das iſt echt Pips!“ lachte Marypſa. den „Ich bin angelangt“, ſprach Phil und ſchwang ſich behende heraus, hob grüßend die Hand und verſchwand Das Fahrzeug ſetzte ſich wieder in Bewegung. Auf dieſes plötzliche Alleinſein mit dem Mädchen war Gilbert nicht vorbereitet. Nein, er war kein Frauenverführer, der junge Altertumsforſcher. Keine Ahnung kam ihm, daß ſie, Maryſa, den ganzen Abend lang an dieſes vorausgeſehene Alleinſein mit ihm gedacht und ſich einen Kriegs- und Ueberrumplungsplan ſorgſam zurechtgelegt hatte. * 1* Aber ehe Maryſa noch eine halbe Stunde älter ge— worden, hätte ſie in ihren Erinnerungen eine neue Ent⸗ täuſchung verbuchen müſſen. Ein ganz anderer ſchien Gil⸗ bert Haller von dem Augenblick an, da ſie mit ihm allein geblieben. Die trauliche Dämmerung, das enge Bei⸗ ſammenſein, halbe Worte und ganzer Augenaufſchlag— all dieſe bewährten Mittel blieben ohne jeden Erfolg. „Daran müſſen Freundlich, zuvorkommend, was man ſo in der alten Schule„ritterlich“ nannte, das alles war Gilbert. Aber jenes Fluidum, das ſich nicht in Worten kleiden läßt und weiß wenigſtens ſofort, trächtig war Stadtbahnviadukt paſſiert Und Gilbert? Hotelzimmer und wußte nicht, woher dieſes ſchale Emp— finden des Katzenjammers kam. Die prickelnde Erregung die ſich ſeiner wie noch nie bemächtigt hatte, war verflogen. Wodurch? Er das dennoch in ſeiner zarten Kraft Berge zu verſetzen ver mag, das war wie weggeblaſen.. Und Maryſa erkannte erbittert: dieſer Mann war nicht Nicht einmal ſagen. Nicht einmal dieſe Genugtuung bot er ihr... Er war ganz einfach ein anſtändiger Kerl, der aus der Situa— tion keine Vorteile herauszuſchlagen beabſichtigte. Nieder— das. „Nein“ konnte man ihm * Einigermaßen ernüchtert trat u er in ſein 1 hatte einen Blick aufgefangen— einen gutmütig-ſpöttiſchen Blick von dieſem Phil Zerbach an die Adreſſe des Fräuleins Maryſa Ellinger, im Moment, als er mit einem„Gute Nacht!“ aus dem Wagen ſtieg. So unerfahren im Spiel Gilbert auch war— dieſer vertraute, geringſchätzige Blick hatte ihn getroffen wie ein Hieb. Mit einem Ruck war er aus der ſüßen Träumerei erwacht, die ihn ſeit Stunden gefangen gehalten. 1 Am Morgen nach dieſem denkwürdigen Tage kam Pips ein wenig übernächtig ins Frühſtückszimmer, im Trench⸗ coat und Mütze, mit einem Handkoffer von ziemlichem Umfang, der in ſeiner anſehnlichen Schwere ihre ſchmale Figur ſeitlich niederzog. „Weshalb rufſt du nicht den Johann? Und wohin willſt du denn überhaupt?“ erkundigte ſich die Großmama mehr mechaniſch und alten Ueberlieferungen folgend, als daß ſie ſich irgendeinen Erfolg verſprach. „Der arme, alte Kerl ſoll vielleicht den ſchweren Koffer ſchleppen— ſo was!“ war die ſchmuckloſe Antwort, und auf die zweite Frage ging Pips überhaupt nicht ein. (Fortſetzung foigt.) — Derne 2 — ON INE SNN. Urheberrechtsschutz: Fünf Türme-Verlag, Halle(Saale) 11) Nachdruck verboten. „Na, und du, Marion, wie iſt's mit dir? Immer noch kühle Herzensbrecherin, ein Bild ohne Gnade? Ich habe immer gedacht, ich würde auch von dir einmal eine Ver— lobungsanzeige bekommen.“ Marion wurde rot. Angeſichts dieſes Glücks der Freundin fiel ihr wieder ihr Erlebnis an dieſem Morgen bei der Abfahrt ein. Wie weit war ſie entfernt von dieſem Glück! Jobſt Reichardt, der Einzige, der für ſie als Mann in Frage kam, intereſſierte ſich für eine andere. Und plötzlich mußte ſie ſich vorſtellen, wie es ſein würde, mit Jobſt Reichardt verheiratet zu ſein. Liebte ſie ihn in Wahrheit ſo, wie Grete Hübner ihren Mann zu lieben ſchien? Sehnte ſie ſich danach, das bunte und ungebundene Leben der Mädchenzeit aufzugeben, um ganz in einem Manne und einem Kinde aufzugehen? Dieſe unbequeme kleine Stimme in ihrer Seele fragte wieder, immer wieder. Und wieder brachte ſie ſie zum Schweigen. Sie wollte Jobſt Reichardt haben, ſchon um nicht wieder vor Herdith zurück— weichen zu müſſen. Als ob Marions geheime Gedanken ein Stichwort für Grete Hübner geweſen wären, fragte ſie plötzlich: „Sag mal, haſt du eigentlich in Berlin mal Herdith Aßmuſſen wiedergeſehen?“ „O ja. Wir ſind doch zuſammen in einem Ruderklub. Sie gehört mit mir ſogar zur Mannſchaft eines Skull— Vierers. Wir werden demnächſt in Prag gegen den Deutſch-Prager Damen-Ruderverband antreten.“ „Das finde ich ja ultig, daß du ausgerechnet mit Herdith Aßmuſſen zuſammen in einem Klub biſt. Ihr ſtandet doch wie Hund und Katze miteinander. Wie iſt denn die Herdith eigentlich geworden?“ „Die iſt genau geblieben, wie ſie war: hochmütig und ſchrecklich ſcheinheilig.“ „Scheinheilig?“ Grete Hübner dachte nach.„Ich habe ſie früher auch nicht leiden können. Sie war immer ſo ſchrecklich brav. Aber ich glaube, das iſt ihre Natur, das iſt keine Mache. Und jetzt verſteh' ich ſie viel beſſer. Ich begreife jetzt, daß ſie gegen das Rumflirten von uns immer etwas hatte. Wenn du einmal ſelber einen Mann ſo recht liebhaben wirſt, Marion, dann wird dir jeder Gedanke leid tun, den du an einen andern verſchwendet haſt.“ Marion ſetzte ſich kampfbereit auf. Das fehlte ihr ja gerade noch, daß Grete Herdith Aßmuſſen verteidigte. „So, das iſt kein Getue? Na, ich ſage dir, ich weiß beſſer Beſcheid. Die Herdith flirtet im Klub herum, daß es nur ſo eine Art hat. Sie gibt keine Ruhe, ehe ſie nicht alle jungen Leute am Bändel hat.“ Grete Hübner ſchüttelte den Kopf: „Das begreife ich nicht. Man ſagt doch hier, daß Rolf Megede ſich immer noch für Herdith intereſſiert, und daß er immer noch darauf wartet, daß ſie ihm endlich ihr Jawort gäbe.“ „Was denn? Der Rolf Megede? Unſer Tanzſtunden— herr?“ „Ja! Er iſt inzwiſchen Rechtsanwalt geworden, hat eine recht hübſche Praxis. Viel Mütter hätten ihn gern für ihre Töchter gekapert. Aber man ſagt, er wäre Herdith treu, obwohl ſie ihn hat abblitzen laſſen.“ „Hat er ihr denn einen richtigen Heiratsantrag ge macht? Na, weißt du, das iſt doch allerhand. Ich denke ſie iſt hier unter nicht ſehr rühmenswerten Umſtänden aus dem Hauſe ihres Onkels gegangen. Erzähl doch mal Genaueres! Ich habe in Berlin ſo dies und das gehört, aber die wirklichen Tatſachen doch nicht ſo ganz zu— verläſſig.“ „Man weiß nicht, was ſtimmt und was nicht. Ich habe es auch nur aus dritter Hand. Der alte Sanitätsrat Keunecke ſpricht nicht darüber. Ihm gegenüber darf man Herdith nicht erwähnen. Er hat wohl ſehr an ihr ge— hangen und hat die ganze Zeit unter ihrer Undankbarkeit ſehr gelitten.“ „Undankbarkeit— wieſo?“ „Na, man ſagt doch, die Herdith wäre fortgegangen, weil ſie zu ſehr auf die Erbſchaft des Onkels ſpekuliert hat. Der alte Herr hat das erfahren. Da hat es eine Auseinanderſetzung zwiſchen ihr und der Schweſter des alten Sanitätsrats Keunecke gegeben. Und dann iſt es wohl zum Krach zwiſchen Herdith und dem alten Herrn gekommen. Jedenfalls iſt ſie auf Knall und Fall fort. So dat man es mir erzählt; ich bin nicht dabei geweſen. Du kennſt doch die Sidonie noch, und den Ausſagen ſo einer gräßlichen Perſon kann man nicht immer trauen. Warum intereſſiert dich das eigentlich ſo?“ „Ach Gott, nur ſo', ſagte Marion,„weil ich mir den Kopf zerbrochen habe, warum Herdith aus dem ſicheren Unterſchlupf bei ihrem Onkel fort iſt. Sag mal, iſt da nicht irgendein Sohn von der Sidonie geweſen? Was iſt denn aus dem geworden? Wir haben doch als Kinder mit ihm zuſammen geſpielt.“ „Ach, der Franz? Ja, der hat ſich ſchon eine Weile nicht mehr hier blicken laſſen. Soll nicht ſehr niel mit ihm los ſein. Er hat ein paar Semeſter verbummelt. Er hat doch mal hier auf der Hochſchule ſtudiert. Ich glaube, der alte Sanitätsrat hat ziemliche Opfer für ihn gebracht. Denn ſeine Mutter beſaß doch nichts. Aber ſchließlich iſt es ihm wohl auch zu bunt geworden. Er hat den Franz vor die Wahl geſtellt, entweder im nächſten halben Jahre Examen zu machen oder das Studium aufzugeben. Ich weiß es von einem früheren Verbindungsbruder von Franz. Na, eines Tages war der Franz eben auch ver- ſchwunden. Was er jetzt macht, ahne ich nicht. Haſt du ihn mal geſehen?“ Marion verneinte. Die Reiſe nach Braunſchweig hatte ſich gelohnt. Sie wußte alſo jetzt, daß Franz Teſſel mit dem Onkel nicht mehr in Verbindung ſtand, und daß er wohl ſehr darauf angewieſen war, Geld zu verdienen. Vielleicht konnte man in Franz Teſſel einen Aufpaſſer in die Nähe von Herdith ſchmuggeln, um zu ſehen, wie weit die Beziehungen zwiſchen ihr und Jobſt Reichardt eigent- lich ſchon gediehen waren. Etwas hätte ſie noch gern gewußt, ob wirklich Rolf Megede noch auf Herdith hoffte. Hatte Herdith ihm irgendeinen Grund zu dieſer Hoffnung gegeben, dann ſpielte ſie ja ein doppeltes Spiel. Marion beſchloß alſo, Rolf Megede aufzuſuchen. Da er jetzt ein Anwaltsbüro am Bohlweg hatte, wie Grete Hübner ihr erzählte, konnte das ohne alles Aufſehen geſchehen. Nach dem Eſſen verabſchiedete ſich Grete von Marion. Grete mußte immer ein wenig ruhen, da ſie das Kind noch nährte. „Willſt du auch ſchlafen, Marion?“ fragte ſie.„Oder was wirſt du ſonſt beginnen?“ „Ach, mal einen Bummel durch die Stadt machen. Zum Kaffee bin ich wieder zurück.“ Marion zog ſich in ihrem hübſchen, kleinen Fremden— zimmer ſchnell um. Befriedigt prüfte ſie ihr Bild im Spiegel. Das braunweiß geſtreifte Crépe-de-Chine-Kleid mit der kleinen braunen Jacke ſaß flott. Der kleine weiße Hut ließ das Goldbraun ihres Haars und ihres Geſichts noch wärmer erſcheinen. „Die gnädige Frau iſt beim Kind“, antwortete das Stubenmädchen, als Marion nach Grete fragte. Marion öffnete die Tür zum Kinderzimmer einen Spalt. Da ſaß Grete in einem bequemen Seſſel und hatte das Kind an der Bruſt. Sie ſah mit einem tiefen Aus— druck der Beſeligung auf das Kleine. Es war ſo etwas Weltentrücktes um ſie, daß Marion die Tür wieder leiſe ſchloß. Sie hatte plötzlich das Gefühl: Hier gehörte ſie nicht hin. Ihre Liebe zu Jobſt Reichardt war anders, ganz anders wie das, was Grete wohl für ihren Mann und für den Vater ihres Kindes empfinden mochte. Ihre Liebe war heftig und wollte ihr Ziel erreichen. Aber ſchließlich war ja auch Liebe etwas Verſchiedenes. Nein, ſie konnte nicht ſo ſanft und hingebend ſein wie Grete Hübner. Elftes Kapitel. Im Büro des Rechtsanwalts Megede war es jetzt um die dritte Nachmittagsſtunde noch ſehr lebhaft. Die Schreibmaſchinen raſſelten. Das Telephon klingelte un— unterbrochen. Ein paar Schreiber eilten mit Aktenſtücken von einem Büro zum andern. Rechtsanwalt Megede hatte ſich in der kurzen Zeit ſeiner Anwaltstätigkeit ſchon eine große Praxis geſchaffen. Zu der alten Stammpraxis ſeines aters waren neue Mandanten gekommen. Der Name Megede hatte im ganzen Lande einen guten Klang. Rechtsanwalt Megede war gerade mit dem Studium eines ſchweren Vertragsentwurfs beſchäftigt, als ihm die Sekretärin einen Anmeldezettel hereinbrachte. Erſtaunt ſah auf den Namen: Marion Karnau. Marion Karnau? Was wollte die hier? Er hatte ſie ſei! dem Weggang des Kommerzienrats nicht wieder⸗ geſehen. Damals hatte ſein Vater Karnau in großen Prozeſſen vertreten und oft von den ſchwierigen Sanie— rungsverhandlungen erzählt, die er geführt hatte. Er a ja, 5 M. 5 unter ſo viel jungen Leuten— in einem Büro wird's vielleicht auch nicht ſo genau genommen.“ beſann ſich genau, daß Kommerzienrat Karnau einige Zeit ſehr wacklig geſtanden, ſich aver mit ſeiner ungeheuren Energie und Tatkraft zu einem der bedeutendſten Indu⸗ ſtriellen Deutſchlands emporgearbeitet hatte. Infolge Fortgangs des Kommerzienrats Karnau von Braunſchweig waren die juriſtiſchen Angelegenheiten auch nicht mehr in den Händen ſeines Vaters geblieben. So war Rolf ſehr erſtaunt über Marions Beſuch. Führte ſie etwas Geſchäftliches hierher? Oder was ſonſt? Ein privater Beſuch konnte es doch nicht ſein, denn er hatte ſie nie beſonders gemocht. Sie gehörte zu jenen gefall⸗ füchtigen, eingebildeten, reichen Mädchen, die ſeinem Weſen entgegengeſetzt waren. Außerdem hatte ſie immer etwas gegen Herdith gehabt Und er hatte Herdith doch ſchon in der Tanzſtundenzei. geliebt Ob ſie vielleicht etwas von Herdith wußte? „Ich laſſe bitten.“ Die Sekretärin ging hinaus. „Herr Rechtsanwalt läßt bitten.“ Sie öffnete die Tür vor Marion. Megede ging Marion entgegen. Sie war eigentlich noch hübſcher geworden in dieſen Jahren. Aber es war eine Schönheit, die etwas von einem Irrlicht an ſich hatte, und für die er nie etwas übrig gehabt. e „Guten Tag, Fräulein Karnau!“ ſagte er mit zuröck⸗ haltender Höflichkeit.„Was verſchafft mir das Ver⸗ gnügen?“ a Aber Marion ſchien keineswegs gewillt, auf dieſen Ton einzugehen: „Herrgott, Sie ſchlagen ja ſo einen feierlichen Ton an, Rolf. Aber ich ſage ruhig weiter Rolf. Wie geht's Ihnen? Ich höre, Sie haben ſich ſehr ſchnell eine gute Praxis ge⸗ ſchaffen. Hübſch bei Ihnen.“ Sie blickte ſich in ſeinem Arbeitszimmer um. Es war von ruhiger Einfachheit, in glatten Linien gehalten, aber in den Farben gut gegeneinander abgeſtimmt. Braunes Holz, ſtumpfgrüne Bezüge und Vorhänge, ein grüner Teppich— alles atmete Ruhe und Geſchmack. „Bitte, nehmen Sie Platz, Marion.“ Rolf Megede wies auf den Stuhl gegenüber ſeinem Schreibtiſch. Die vertrauliche Art Marions gefiel ihm nicht. Aber er war zu höflich, um ſie nicht aufzunehmen. „Zigarette?“ „Danke, ja.“ a Margot entnahm der ſilbernen Zigarettendoſe eine Zigarette, holte aus ihrer Taſche eine koſtbare Zigaretten⸗ ſpitze in Blau und Gold hervor und ließ ſich von Rolf Feuer geben. Dann ſetzte ſie ſich ſo recht behaglich und bequem in ihrem Seſſel zurecht, ſchlug das eine Bein über das andere, wobei der ſeidene Strumpf und die ſchlanke Form ihres Beines ausgiebig zur Geltung kamen. Sie ſchien ſich auf eine längere Plauderzeit einzurichten. „Ich bin ſo lange nicht in Braunſchweig geweſen“, begann ſie.„Es macht ordentlich Spaß, die alte Stadt einmal wiederzuſehen und Erinnerungen zu beleben. Zu denken, daß man hier einmal gewohnt hat— wie eng kommt einem alles gegen Berlin vor und wie klein⸗ ſtädtiſch.“ Rolf ärgerte ſich. War Marion dazu hergekommen, unt ſeine geliebte alte Heimat, die ja auch ſchließlich ihre Heimat war, herabzuſetzen? „Es iſt ja vielleicht modern, die Großſtadt gegen eine Mittelſtadt auszuſpielen, liebe Marion“, meinte er ruhig, „aber das iſt Geſchmacksſache. Ich ziehe meine Heimat— ſtadt vor. Hier kommt der Menſch wenigſtens zu ſich ſelbſt. Hier fühlt er ſich dem Früheren verwurzelt. Wenn ich heimkomme in unſer altes Haus, weiß ich, mein Vater hat in ihm gelebt und mein Großvater. Auf dem Fried⸗ hof ſind die Gräber meiner Voreltern; überall im Lande hier kann ich die Wege zurückverfolgen, auf denen meine Ahnen gegangen ſind. In den alten Häuſern, den Kirchen, den Giebeln finde ich die alte Kunſt und das alte Hand— werk wieder, wie es aus den Menſchen bier hervor gegangen iſt. Mit allem bin ich verbunden und fühle mich dadurch bodenſtändig. Nein, ich tauſche nicht mit dem immer Neuen einer Weltſtadt, wo die Menſchen heute hierhin und morgen dorthin laufen, wo keiner den andern kennt und keiner dem andern etwas ſein kann.“ Er hatte ſehr ernſt geſprochen. Marion hörte mit einem ſpöttiſchen Lächeln zu. Innerlich war ſie aber ſehr befriedigt. Das Geſpräch ging ganz dorthin, wohin ſie es haben wollte. „Sie brechen ja eine mächtige Lanze für das gute alte Städtchen.“ Sie blies einen kunſtvollen Rauchkringel in die Luft.„Ja, ich geb' es zu, ich bin für jede andere Stadt als eine Weltſtadt unbrauchbar. Aber ſo geht es ja auch noch andern Menſchen. Zum Beiſpiel Herdith Aßmuſſen.“ „Wie kommen Sie gerade auf Herdith Aßmuſſen?“ Megede fragte es um einen Augenblick zu ſchnell. Marion triumphierte innerlich. Der gute Rolf, immer noch das Herz auf der Zunge wie als Junge. Wenn mer wüßte, wie er ſich eben verraten hatte! „Ach Gott“, meinte ſie nachläſſig,„es ſiel mir ſoeben gerade ein. Weil ich doch weiß, Sie haben Herdith früher mal mächtig angeſchwärmt. Und weil ich doch in Bertin ſehr häufig mit ihr zuſammen bin. Aber das intereſſtert Sie wohl nicht?“ „Doch intereſſiert es mich“, antwortete Rolf Megede unbeherrſcht. Aber als er Marions ſpähenden Ausdruck ſah, fügte er raſch hinzu:„Man hängt doch immer an ſeinen Jugendkameraden, das iſt doch ganz natürlich.“ „Das finde ich auch, ſonſt hätte ich Sie ja auch nicht aufgeſucht, lieber Rolf“, lächelte Marion zurück.„Ja, was Herdith anlangt: ich ſehe ſie öfters. Und wiſſen Sie, wie wir zueinander gekommen ſind? Sie traf mich eines Tages und fragte mich, ob ſie mich nicht mal beſuchen könnte, wir wären doch alte Freundinnen und ſo. Was ſollte ich tun? Ich mußte ſie ſchon auffordern. Uebrigens ſchien es ihr recht ordentlich zu gehen. Sie hat eine gute Stellung und erzählte viel davon, daß ſie im Büro ſehr geſchätzt würde, nicht nur wegen ihrer Tüchtigkeit— nein, auch ſo. Na ja, ſie iſt ja auch ein hübſches Mädel. Und „Wenn Sie glauben, daß ein Büro, in dem ernſthaft gearbeitet wird, ein geeigneter Platz iſt, um zu pouſſieren, liebe Marion, da zänſchen Sie ſich gewaltig. Jedenfalls würde ich in meien Betriebe hier ſchon dafür Sorge tragen, daß es nicht geſchieht.“ Rolf fühlte Aerger in ſich aufſteigen. Kam dieſe Marion hierher, um ihm Dinge von Herdith zu erzählen, die ihn ſchmerzten und bekümmerten? Er war zwar über den Kummer dieſer Liebe ſchon hinaus. Aber Herdith war dennoch für ihn immer noch etwas wundervoll Reines, Zartes— etwas, womit ſich die beſten und reinſten Emp⸗ findungen ſeiner Fünglingszeit verbanden. Dieſe Marion ſollte nicht ſo über Herdith reden. „Herdith hat Ihnen das alles erzählt?“ fragte er ironiſch.„Das wundert mich. Sie war gar nicht ſo, daß ſie viel über ſich ſprach. Sie war immer ſehr zurück⸗ haltend und fein. Ich kann mir nicht denken, daß ſie ſich ſo verändert haben ſollte.“ FGortſetzung folgt.) zum größten Teil aus ieers der Luftfahrt, gtört der Mond den Radioempfang? Ein amerikaniſcher Profeſſor beſaht die Frage. Newyork, 8. Mai. Das Phänomen der ſogenannten Ra⸗ diotiden, des Anſchwellens und Abebbens des Tons, konnte bisher nicht genau erklärt werden der amerikaniſche Profeſſor Har⸗ lan Stetſon glaubt nun den Mond verant— wortlich machen zu können. Er iſt der Anſicht, daß gewiſſe vulkaniſche Lava weit mehr ra⸗ dioaktive Stoffe enthält als die uranhaltige 1 Pechblende, aus der man das Radium ge⸗— winnt Nun iſt der Mond bekanntlich mit erloſchenen Vulkanen bedeckt. Wäre die Mondlava jo radioaktiv wie der vulkaniſche Tuffſtein, den man kürzlich in der Nähe von Neapel gefunden hat, ſo hätte man da⸗ mit eine Erklärung für die ſtarke joniſie⸗ rende Wirkung des Mondes. Die Einwirkung des Mondes auf die Ra⸗ dioüberkragung werde, meint Profeſſor Stelſon, durch die Beeinfluſſung der Jono⸗ ſphäre. einer Schicht, die die Erde in meh⸗ reren Lagen umgibt, hervorgerufen. Sei der Mond unker dem Horizonk, ſo werde in der Jonoſphäre eine„Flut“ verurſacht, und der Langwellenempfang werde beſſer, da die Jonoſphäre wie ein reflektierender Spiegel wirke. Wenn der Mond eine andere elekkri- ſche Ladung habe als die Erde, ſo laſſe ſich dieſe Erſcheinung leicht erklären. Ob die an⸗ deren Planeten hierbei auch eine Rolle Ipielten, ſei eine noch nicht geklärte Frage. Deutſihlandſiug 1935 161 Maſchinen werden ſtarten. Zum„Deutſchlandflug 1935“ ſind von den Flieger-Untergruppen und Ortsgruppen des Deutſchen Luftſport-Verbandes insge— ſamt 31 Verbandsmeldungen eingegangen; dieſe 31 Verbände beſtehen aus drei. fünf, ſieben oder neun Flugzeugen. Die Geſamt— zahl der gemeldeten Flugzeuge iſt erheblich höher als im vorjährigen Deutſchlandflug: es werden am 28. Mai 161 Maſchinen in Tempelhof ſtarten. Die teilnehmenden Flugzeugmodelle ſind dem vorjährigen Wettbewerb bekannt, es ſind Flugzeuge der 10 Klemm, Heinkel, ffieſeler und Focke— Wulf. Am ſechſten und letzten Tag des Wettbe— werbs, am 2. Juni, wird ein Gemeinſchaftsflug der geſamkten Verbände unter Führung von Staatsſekretär General- leutnant Milch ſtattfinden. Dieſer Gemein— ſchaftsflug geht über die geſamte Strecke des lezten Tages zum Flughafen Tempelhof, 100 das Zielband geſchloſſen überflogen wird. Auf beſonderen Wunſch des Reichsmini— ers N Generals der Flieger Göring, ſind die Wendemarken, Zwangs⸗ landeplätze und Uebernachtungsorte vorwie⸗ gend auf kleinere und mittlere Städte verteilt worden, um den etwas abſeits vom Luftverkehr und Luftſport lebenden Volks⸗ genoſſen dieſe große Gemeinſchaftsveranſtal- ung des Deutſchlandfluges näherzubringen ind auch damit den Fluggedanken in das zanze deutſche Volk hineinzutragen. N Den Abſchluß des Deutſchlandfluges uldet ein Großflugtag am Endpunkt des Wettbewerbes auf dem Flughafen Tempei— hof. Außerdem finden örtliche Veranſtal— ungen auf den fünf Uebernachtungsplätzen des Deutſchlandfluges ſtatt. Vörſen und Märkte Vom 7. Mai. (Ohne Gewähr.) Mannheimer Großviehmarkt. Zufuhr: 157 Ochſen, 153 Bullen, 279 Kühe, 276 Färſen, 1022 Kälber, 39 Schafe, 1031 Schweine. Preiſe: Ochſen 42, 38 bis 41; Bullen 42, 38 bis 41, 35 bis 37; Kühe 38 is 42, 31 bis 37, 26 bis 30, 19 bis 25; Aren 42, 38 bis 41; Doppelender Kälber (Sonderklaſſe) 75 bis 85, andere Kälber 60 i 66, 53 bis 59, 42 bis 52, 32 bis 41; Schweine—, 48 bis 52, 47 bis 51, 46 bis 50, 44 bis 48, Sauen—, 40 bis 44. Mannheimer Pferdemarkt. „Zufuhr: 130 Wagenpferde, 260 Arbeits- pferde, 35 Schlachtpferde. Preiſe: Wagen⸗ There 1000 bis 1600, Arbeitspferde 600 bis 00, Schlachtpferde 60 bis 200 Rm. pro tück.— Marktverlauf: lebhaft. Karlsruher Schlachtviehmarkt. 5 Jufuhr: 40 Ochſen, 46 Bullen, 48 Kuhe, Färſen, 321 Kälber, 925 Schweine. Preiſe: ben 44, 39 bis 43, Bullen 41 bis 4e, 29 bis J Kahe, 36 bis 40, 30 bis 35, bis 30, Färſen 42, 40 bis 42, 39 bis 41; Halber 60 bis 67, 53 bis 62, 40 bis 55, 515 Schweine—, 53, 50 bis 52, 48 bis 0 bis 51,—,—, 44 bis 46.— Markt⸗ a auf: Großvieh und Kälber lebhaft, ge⸗ 10 Schweine langſam, Ueberſtand; Groß⸗ eh und Kälber beſte Qualität über Notiz. — Mannheim, 7. Mai.(Der Maimarkt am Montag.) Gegenüber dem Vorjahre brachte der Montag auf dem Mannheimer Maimarkt einen weſentlich ſtärkeren Auftrieb und einen ſtärkeren Beſuch. Das zum Markt aufgetriebene Vieh konnte reſtlos abgeſetzt wer⸗ den, ſo daß kein Rückſtand verblieb. Die Zahl der Beſucher übertraf mit nahezu 4500 den vorjährigen Beſuch um faſt 1000 Perſonen. Der Vormittag brachte den Vieh⸗ und Pferde⸗ markt, während am Nachmittag Vorführun⸗ gen des SS. ⸗Reiterſturms ſtatkfanden. Mannheim, 8. Mai.(BVon einem Stra⸗ zenbahnzug umgeworfen.) Auf der Kreuzung Schimper⸗ und Spelzenſtraße fuhr ein Straßenbahnzug gegen ein Einſpännerfuhr⸗ werk und warf dieſes um. Hierbei erlitt der Fuhrmann Kopfverletzungen und eine Gehirn— erſchütterung. Wertheim, 8. Mai.(Schwerer Sturz) Auf dem Nachhauſeweg von Neubrunn nach Niklashauſen ſtürzte an dem ſteilen Abhang der 58jährige Dreſchmaſchinenbeſitzer Philipp Lind von Niklaushauſen mit ſeinem Rad. Der Anglückliche erlitt einen Bruch der Wirbel- ſäule 5 Laus Vadenia⸗Sieger Höhepunkt der Mannheimer Mairennen. Mannheim, 7. Mai. Mit der Entſcheidung der„Badenia“, einem der wertvollſten Jagdrennen für Amateurreiter, das in dieſem Jahr zum 82. Male ausgetragen wurde, erreichten die Mannheimer Mai-Rennen ihren Höhepunkt. Das Wetter war nicht ſo ſtrahlend wie am Eröffnungstag und zwiſchendurch ging ſo— gar ein ſtarker Gewitterregen nieder. Trotz— dem war der Beſuch ausgezeichnet. Da auch die ſporkliche Ausbeute ſehr gut war, konnte der Badiſche Rennverein über einen weiteren wohlgelungenen Renntag quittieren. Zur„Badenia“(Amateur-Jagdrennen, 7000 RM, 4200 Meter) wurden ſechs Pferde geſattelt, von denen Wiſa Fonſpertuis aus dem Schweizer Stall Muſy das meiſte Ver— trauen der großen Wettgemeinde beſaß. Lange ſah es auch nach einem Sieg des Wallachs, der zuſammen mit Fu in Füh— rung lag, aus, aber in der Diagonalen ſchob ſich der von E. Prieger taktiſch klug gerittene und geſchonte Laus an die Spitze, die er bis ins Ziel nicht mehr abgab. Der Erfolg von Laus, der von Trainer Richard Wortmann topfit an den Start gebracht worden iſt, wurde recht beifällig aufgenom— men. Das einleitende Schlageter-Hürdenrennen war wieder den Angehörigen der nationa— len Verbände vorbehalten. Morgenröte ge— wann nach ſchärfſtem Endkampf um einen dapf gegen Grasfroſch, der im anſchließen— en Rheinau⸗Rennen noch einmal geſattelt wurde und hinter Edina und Berna, die am Start viele Län— gen verloren hatten, noch den dritten Platz belegte.— Eine etwas verpfuſchte Angele— genheit war das Rieſe-Gedeächtnis-Jagd⸗ rennen, ebenfalls ein Amateurreiten(3400 m), das im ſtrömenden Regen geritten wurde. Pferde und Reiter hatten wenig Sicht und ſo gab es Skürze und Ausfälle am laufenden Band. Robinſons Ueberra— ſchungsſieg wurde mit der Höchſtquote des Tages(78:10) honoriert. Das Lindenhof— Rennen war eine ſichere Sache für Bekas, der im Kanter gewann.— Heidekönigs Er— folg im Maimarkt. Preis vor dem vielgewetteten Onkel Karl kam für viele etwas überraſchend, ebenſo der Sieg Aſtas im abſchließenden Graf⸗Holck⸗Jagd⸗ rennen. Leutnant Kaupert lag in dieſem Rennen mit Lauderis viele Längen in Front, ließ dann aber eine Flagge aus und mußte zurückreiten, um das vierte Geld zu retten, 0 Die deutſche Mutter Die Reichsfrauenführerin zum Muklertag. Berlin. 7. Mai. Vor Vertretern der deutſchen Preſſe ſprach die Reichsfrauenführerin Frau Scholtz-Klink. Die Rednerin gab einen Ueberblick über die Gedanken, die die Frauenarbeit bewegen. Sie wies dabei u. a. den Vorwurf zurück, daß die geſamte Arbeit der früheren Frau— enbewegung in Bauſch und Bogen ver— dammt werde. Man müſſe aber fordern, daß man ſich dem großen Aufbauwerk ein— reihe und nicht mit althergebrachten Rechten und Sonderforderungen komme. Der Staat habe die Mutter als weſentliche Erhalterin von Staat und Volk unter ſeinen beſonde— ren Schutz genommen. Die Rednerin ſprach dann aucführlich über die Richtlinien für den Reichsmütter— dienſt. Seit dem letzten Muttertag ſeien 100 000 Frauen durch die ſtaatspolitiſchen Maßnahmen der Mütterſchulung erfaßt und geſchult worden. Es ſei erreicht worden, daß die Mütterſchulung nur noch durchge— führt werde von der NS.-Frauenſchaft, dem Deutſchen Frauenwerk, und daß die ſtaat— lichen Mittel nur noch dieſen zur Verfügung geſtellt würden Die religiöſe Frage ſei aus der Mütterſchulung herausgenommen und den zuſtändigen Organen, der Kirche, zur Be— antwortung überwieſen worden. Die Düſſeldorfer Ausſtellung„Frau und Volk“ ſolle nicht eine Leiſtungsſchau der Arbeit der Frau ſein und die Frau als etwas be⸗ ſonderes herausheben, ſondern ſie wolle beweiſen, wie ſich die deutſche Frau in das Aufbauwerk des Führers eingliedece. Die Ausſtellung ſolle gewiſſermaßen ein Re⸗ chenſchaftsbericht der NS-Frauenſchaft und des Deutſchen Frauenwerks üben ein Jahr der Arbeit ſein. Der Muttertag habe ſeine Berechtigung und ſeinen Sinn nur dann, wenn es gelinge, an dieſem Tage über die Ehrung der einzelnen Mutter hinweg die 1 Geſinnung eines ganzen Volkes zu einer urtümlichen Mutterkraft überhaupt heraus⸗ zuſtellen. Die Veamtenfortbildung Das Studium an den Verwaltungs⸗ Akademien. Berlin, 8. Mai. Der Staatsſekretär und Chef der Reichs⸗ kanzlei, Dr. Lammers, weiſt in ſeiner Eigen— ſchaft als Führer des Reichsverbandes deut— ſcher Verwaltungsakademien darauf hin, daß in dieſen Tagen an den 26 deutſchen Verwaltungsakademien und ihren 28 Zweigſtellen das Sommerſemeſter beginnt. Vom Sommerſemeſter 1935 an werde die Arbeit an den deutſchen Verwaltungs-Aka— demien unter dem Zeichen einheitlicher im nationalſozialiſtiſchen Geiſt erlaſſener Richt— linien ſtehen. Dabei bildet nach wie vor der ordentliche ſechs⸗ bis achtſemeſtrige Lehr— gang die Grundlage. Die Abſolvierung die— ſes Lehrganges wird auch in den Perſonal— abteilungen der Behörden Beachtung fin— den. Es muß damit gerechnet werden, daß die deutſche Beamtenſchaft ſich in ſteigendem Maße entſchließen wird, den ordentlichen Lehrgang einer Verwaltungsakademie zu beſuchen Auf allen für den Beamten wich— tigen Wiſſensgebieten hat ſich heute ein grundlegender Wandel vollzogen. Hinzu kommt. daß die früher mit dem unverbind— lichen Sammelbegriff der allgemeinen Bil. dung bezeichneten Kenntniſſe des Beamten dringend einer Ergänzung bedürfen. die die nationalſozialiſtiſche Bewegung in den Vor— dergrund gerückt, zum Teil auch erſt neu ge. ſchaffen hat. Geſchichtliche und raſſenkund. liche Kenntniſſe müſſen heute von ſedem Be— amten erwartet werden. Adolf Hitler verläßt nach der Probefahrt die„Scharnhorſt“. Der dritten Probefahrt des neuen Oſtaſien-Schnelldarmpfers„Scharnhorſt“ von Bre— merhaven nach den Oſtfrieſiſchen Inſeln wohnte der Führer und Reichskanzler mit meh⸗ ahrt beſichtigte der Führer das neue Schiff ahrzeichen deutſcher Werkmannsarbeit aus reren Reichsminiſtern bei. Während der und ſprach ſich anerkennend über dieſes Wagenborg⸗Bildmaterndienſt. die Mütter lind das Sckickfal Anſeres Volkes Gedenkt ihrer zum Muttertag und gebt eine Spende am 10. und 11. Mai. Kauft die Plakette des Reichs⸗ mütterdienſtes im Deutſchen Frauen⸗ werk aus den Notſtandsgebieten der Bayriſchen Oſtmark und Thüringen. Aus der Heimat Gedenktage 8. Mai 1923 Albert Leo Schlageter von einem fran— zöſiſchen Kriegsgericht zum Tode ver— urteilt. 1930 Der Aeſthetiker und Philoſoph Johan— nes Volkelt in Leipzig geſtorben. 1933 Bildung der Deutſchen Abbeitsfront. Prot.: Stanislaus Kath: Erſchein. des Erzengels Michael Sonnenaufg. 4.17 Sonnenunterg. 19.36 Mondunterg 0.33 Mondaufg. 8.33 Das Maienbad Zu den Frühlingsfeſten, die ſich oon der Faſtnacht bis zu Pfingſten hinziehen, gehören allerlei Beziehungen zum Quellwaſſer. Denn auch der vom Eiſe wieder befreite Springquell iſt ein Zeuge des neuerwachten Lebens, und darum holt man an dieſen Frühlingsfeſten geweihtes Waſſer unter genau beachteten Ge— bräuchen, wovon das Oſterwaſſerholen am verbreitetſten geblieben iſt. In dieſelbe Reihe des Brauchtums gehören die heilbringenden Waſchungen, die vor oder bei Sonnenaufgang an dieſen Frühlingsfeſten fällig ſind, und bei denen in vielen Gegen⸗ den beſtimmte Quellen und Bäche einen Vor— zug genießen. Beſonders bei den ſlawiſchen Völkern hat ſich auch der Brauch des Oſter— bades erhalten, das in dem oft noch recht kühlen Waſſer, unbekümmert um die Witte⸗ rung vorgenommen wird, bei den Südfla— wen ſogar in der Weiſe, daß die jungen Mäd— chen in voller Kleidung unter Waſſer tauchen. Daß es ſich hier um einen in alten Zeiten weitverbreiteten Brauch gehandelt haben muß, beſtätigen uns die altdeutſchen Zeugniſſe über das früher allgemein übliche Maibad. Aller— dings nahm man das in den Städten nicht mehr im Freien vor, ſondern in den überall blühenden Badehäuſern. Und zwar handelte es ſich dabei um Kräuterbäder. Beſondere Maikräuter wurden dabei verwendet, wohlrie— chende, wie der Waldmeiſter, aber auch andere, denen im Volksmunde noch der Name „Maienkraut“ geblieben iſt und denen man kräftige geſundheitliche Wirkungen zuſchrieb. So zum Beiſpiel dem Scharbockskraut, dem Schöllkraut und der Mondraute. Zum Maien— bad traf man ſich gemeinſam. Je nach der Sitte der Zeit badeten ſogar, wie in alt— germaniſcher Zeit und heute wieder in unſe— ren Familienbädern, beide Geſchlechter dabei unbefangen gemeinſam. Es muß dabei wohl recht fröhlich hergegangen ſein, denn wenn wir das nicht aus manchen Anſpielungen der Faſt— nachtsſpiele wüßten, ſo könnten wir es aus dem Sprichwort entnehmen. Ein rechtes Maienbad wurde nämlich ſinnbildlich geſagt als Gegenſatz zu aller Bekümmernis, Kläg— lichkeit und Notzeit. Ein rechtes Maienbad hieß ſchließlich ſo viel wie eine große, freie Fröhlichkeit, wie Luſt und Leben. Und in dieſem Sinne klingt das alte Wort heute noch manchmal in Mundart und Volksſprache nach. Zahlung der Vermögensſteuer am 15. Mai 1935. Vom Reichsfinanzminiſterium wird darauf hingewieſen, daß nach der geſetzlichen Ir ß Regelung am 15. Mai 1935 der gleiche Be— trag an Vermögensſteuer zu entrichten iſt, den der Steuerpflichtige am 15. Februar 1935 zu zahlen hatte. Entſprechendes gilt für die ſpäteren, im Rechnungsjahr 1935 fällig wer⸗ denden Teilbeträge an Vermögensſteuer vom 15. November 1935 und 15. Februar 1936. Wettervorherſage: „Die Ausläufer eines ſtarken Hochdruckge— bietes über dem Atlantik führen dem Feſtland abermals etwas kühlere Luftmengen zu, ſo daß die Neigung zu Bewölkungsbildung wei⸗ ter zunimmt und einzelne Schauer, die teil⸗ weiſe gewitterartig auftreten, bereits leichte Abkühlung bringen. *