Lokale Nachri Viernheim, 15. Mai. * Tuet Gutes Allen! Unter dieſer Deviſe veranſtaltet der deutſche Caritas-Ver⸗ band in der Zeit vom 18. bis 24. Mai eine Caritasſammlung. Auch in hieſiger Gemeinde wird dieſer Caritas-Volkstag durchgeführt und zwar in einer Haus- und Straßenſammlung am Samstag, den 18. und Sonntag, den 19. Mai. Männer, die ſich gerne in den Dienſt dieſer guten Sache ſtellen wollen, mögen ſich morgen Donnerstag abend halb 9 Uhr bei den Engl. Fräulein einfinden. Tuet Gutes Allen, gebt deshalb freudig Euer Scherflein, wenn die Sammler an der Türe pochen. * Wieder ein Verkehrsunfall. Heute Vormittag gegen 8,45 Uhr ereignete ſich in der Mannheimerſtraße, vor der„Stadt Mannheim“ ein Verkehrsunfall, der glück⸗ licherweiſe noch gut verlief. Ein junger Mann wollte auf der Straße mit ſeinem Fahrrad wenden(was übrigens auf Hauptverkehrs⸗ ſtraßen verboten iſt); und wurde hierbei von einem Auto angefahren und zu Boden ge— ſchleudert. Das Fahrrad wurde beſchädigt. Der Radfahrer erlitt leichte Verletzungen, klagte jedoch über Schmerzen in der linken Seite. An dem Auto wurde nichts beſchädigt. Schuld an dem Vorfall trug der Radfahrer, der nach Inſtandſetzung ſeines Fahrrades die Fahrt fortſetzte. Eine Siebzigjährige. Heute Mitt⸗ woch, den 15. Mai, feiert Frau Katharina Nägel geb. Schmidt, Bismarckſtraße 64, im Kreiſe ihrer Familie die Vollendung ihres 70. Lebensjahres. Dem greiſen Geburtstags- kinde entbieten wir unſere herzlichſten Glück— wünſche. Möge ihr noch ein langer, geruh⸗ ſamer Lebensabend beſchieden ſein. * Neuer Fahrplan! Ab heute, den 15. Mai, tritt der Sommerfahrplan in Gül⸗ tigkeit. Wir haben den Fahrplan mit den für Viernheim wichtigſten Strecken heute in unſerer Zeitung zum Abdruck gebracht und empfehlen unſeren Leſern ſich denſelben aufzubewahren, damit er bei Bedarf gleich zur Hand iſt. Am beſten iſt es, wenn man denſelben an der Wand anbringt. EEC ĩðV?Vj ĩ Der Wunſch eines echten Pimpfen: Ich will Spiel, Sport und Sonne! Im Pimpfenlager Gras⸗Ellenbach! EEC ²˙ AAA ten e N Tuet Gutes Allen! Unter dieſem Wahlſpruch ruft der Deut— ſche Caritas-Verband zur Caritasſammlung auf in der Zeit vom 18. bis 24. Mai. Tuet Gutes den Kindern, den Jugend— lichen, den Gefährdeten, den notleidenden Fa— milien, den Stellen- und Obdachloſen, den Kranken, den Schwachen und Gebrechlichen! In allen dieſen Hilfsbedürftigen dient ihr Chriſtus ſelbſt! Auch in hieſiger Gemeinde wird der von der Deutſchen Reichsregierung genehmigte Deutſche Caritas-Volkstag in dieſem Jahre durchgeführt und zwar in Straßen- und Haus⸗ ſammlungen am Samstag und Sonntag. Männer, die ſich gerne in den Dienſt der guten Sache ſtellen und an den Hausſamm— lungen ſich beteiligen wollen, werden auf morgen Donnerstag abend halb 9 Uhr zu den Engl. Fräulein gebeten. & NN N 7 2 e 72 e 1 Bekanntmachung Betr.: Unterhaltung des Faſelviehes. Zur Fütterung des gemeinheitlichen Fa⸗ ſelviehes benötigen wir noch etwa 50 Zentner Hafer. Angebote mit Muſtern ſind bis ſpäteſtens Freitag, den 17. Mai 1935, vormittags um 11 Uhr auf unſerem Büro Nr. 7 einzureichen. Betr.: Inſtandſetzung der Induſtrieſtraße. Die Gemeinde beabſichtigt die Induſtrie— ſtraße auf eine Länge von ca 250 Meter zu verbreitern und einen Fußſteig anzulagen. Ar- beitsbeſchreibung und Angebotsvordrucke ſind auf dem Baubüro erhältlich. Die Angebote ſind bis zum 20. ds. Mts. auf der Bürger— meiſterei einzugeben. Viernheim, den 14. Mai 1935. Bürgermeiſterei Viernheim i. V.: Schweigert. Erlebnisse einer Hochsee⸗Fahrt Unbeſchreiblich war die Freude als unſer Kreisleiter in die Betriebe kam und die älteſten Arbeiter zu einer Hochſeeefahrt einlud. Hoch— beglückt und dankbaren Herzens nahmen wir die Einladung entgegen. Nur noch 14 Tage trennten uns von der Reiſe. Doch ſie dünkten uns eine Ewigkeit. Endlich war der Tag un ſerer Abreiſe gekommen. Zehn aus dem Kreis Heppenheim fanden ſich daſelbſt ein und gar bald war eine innige Kameradſchaft hergeſtellt. Von dort aus ging es nach Frankfurt, wo ſich noch viele Urlauber zu uns geſellten, die unter wegs zugeſtiegen waren. Gemeinſam beſtiegen wir unter den Klängen einer SA-Kapelle, die uns einen herzlichen Abſchied bereitete, den Urlauberzug. Weiter ging's durch den Gau Heſſen-Naſſau. Um Mitternacht in Kaſſel angekommen, ſtiegen die letzten unter großem Jubel ein. Nun hatten ſich alle 937 Teil- nehmer zuſammengefunden und unter Sang und Klang gings weiter dem Ziel ent gegen. Freudig begrüßten wir den Tagesan bruch, als wir Hannover erreicht hatten. Eine Stunde Aufenthalt geſtattete uns ein friſches Bad am Brünnelein und einen warmen Im— biß zu nehmen. Dann trug uns der Zug wie der weiter, durch oldenburgiges Land und Lineburger Heide. Ueberſchnell flog jetzt die Zeit dahin, da wir voll Bewunderung, das von den Dichtern ſo ſchön beſungene Heide— land ſchauen durften. Jedoch, die Heide blühte noch nicht. Windmühlen und Rinderherden verſchönten das idilliſche Bild. So erreichten wir gegen 9 Uhr Bremen. Führer der SA. nahmen uns dort in Empfang und hießen uns im Namen der Stadt herzlichſt willkommen. Nach gemeinſamen Frühſtück gings zur Be⸗ ſichtigung der Stadt. Da feſſelte uns zuerſt das Bremer Rathaus mit dem Roland, dem Wahrzeichen der Stadt; dann die Wallanlagen mit alter Wallmühle; das Amts-Fiſcherhaus, früher Gildenhaus der Amtsfiſcher(erbaut 1769); die Ansgaxikirche mit dem höchſten Turm der Stadt; der Dom mit ſeinen gift⸗ grünen Türmen und angebauten Bleikeller. Letzterer hat die Eigenſchaft Leichen zu mumi⸗ zieren. Es liegen dort 7 Leichen, die älteſte hon 460 Jahre; dann die Jakobihalle, ein eſt des alten 3 akobus⸗Kloſters, das Ver⸗ waltungsgebäude des norddeutſchen Lloyd, in dem uns viele Schiffsmodelle gezeigt wurden; dann das Schütting-Haus, der Sitz der Han— delskammer, früher Gildenhaus der Kaufleute. (1537 erbaut). Das Kornhaus, früher Vor- ratshaus der Stadt in Notzeiten(erbaut 1591) die Stefanikirche, erbaut im 12. Jahrhundert, und noch vieles mehr. Zuletzt harrte unſer noch eine Hafenrundfahrt. Dort ſahen wir die modernſten Anlagen, wie z. B. die Getreide— Verkehrsanlagen, ſowie bedeutende Anlagen der Oel⸗-Mühlen und Werftinduſtrie. Im Hafen ſelbſt erblickten wir die verſchiedenſten Dampfer, darunter auch das Schulſchiff (Deutſchland) auf dem unſere Matroſen aus gebildet werden. So verging die Zeit wie im Fluge und um 4 Uhr nachmittags beſtiegen wir wieder den Zug, der uns nach Zſtündiger Fahrt nach Bremerhafen brachte. Nach dem Verlaſſen des Columbus-Bahnhofes wurden wir auf das in der Nähe liegende Urlauber ſchiff„Der Deutſche“ gebracht. Stolz lag es dort im Hafen neben dem Luxusdampfer „Bremen“ verankert. Herzlich wurden wir von Kapitän Petermöller und ſeinen Offi— zieren begrüßt. Nachdem man uns die Ka⸗ binen angewieſen und wir uns des Reiſe— ſtaubs entledigt hatten, wurden wir zum Abend⸗Eſſen in die feſtlich geſchmückten Speiſe⸗ ſäle geführt. Müde und abgeſpannt von der Reiſe, begaben wir uns bald zur Ruhe. Mor⸗ gens um 7 Uhr wurden wir durch die Bord— kapelle geweckt. Gemeinſchaftlich gings dann zum Frühſtück. Danach wurden wir mit einem Motorboot zur Tiergrotte gefahren, wo wir allerhand Seetiere zu ſehen bekamen. Nun gings zur Beſichtigung der„Bremen“. Währ⸗ end dieſer Zeit rüſtete unſer Schiff zur Ab⸗ fahrt, die am 29. April, mittags 12,42 Uhr, erfolgte. Tiefergriffen ſtanden alle Teilneh- mer auf Deck als die Verbindung mit dem Lande aufgehuben wurde und das Schiff un⸗ ter den Klängen des Deutſchlandliedes, ſanft und ſtill in die See hinausglitt. Drei Stun⸗ den ſpäter paſſierten wir das Weſer-Feuer⸗ ſchiff, das den ein- und ausgehenden Schiffen den Weg zeigt. Ebenſo das Norderney und Borkum Feuerſchiff. Die wir alle am gleichen paſſi Nachts um 2 Uhr kamen Tage pafſierten. 6 wir a Perſchellinger⸗Bank vorbei. Am „ Braves, fleißig. nd kinderliebes über 18 Jahren, für Geſchäfts⸗ haushalt ſofort geſucht. 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Wunder d. am Staatsbahn hof eee eee Daſelbſt auch Hinderwagen— fteparaluren in eigener Werlſtatt. ſucht 2 grofle oder der Verlag. Zu mieten ge— Zimmer 2 Zimmer und Küche Von wem, ſagt Verbungen 800 Ire Anzelgentwerbung durch mehrmalige Veröffentlichung Wir gewähren Rabatt: bei mindeſtens 3 Aufnahmen 3 v. H. bei mindeſtens 6 Aufnahmen 5 v. H. bei mindeſtens 12 Aufnahmen 10 v. H. bei mindeſtens 24 Aufnahmen 15 v. H. bei mindeſtens 52 Aufnahmen 20 v. H. nächſten Morgen 30. 4. paſſierten wir das Haaks⸗ und Landettie-Feuerſchiff. Noch am ſelben Tag, abends 19,54 Uhr Dover und 22,14 Uhr Dungenes. Im engliſchen Kanal feierten wir den 1. Mai, der uns in ſteter Erinnerung bleiben wird. Es ſprach Kapitän Petermöller und Reiſeführer Pg. Gübels. Mittags hatten wir um 13,30 Uhr Maium⸗ zug auf dem Promenaden⸗Deck, mit Schiffs⸗ kapelle und Beſatzung an der Spitze. Am fol⸗ genden Tag den 2. Mai paſſierten wir Owers⸗ Feuerſchiff und den Nab-Feuerturm. Dort nahmen wir einen engliſchen Lotſe an Bord, der bei der Inſel Wight wieder abgeſetzt wurde. Nach dem wir die Inſel umfahren hatten, paſſierten wir Nomans-Land, Cowes, Hurſt und Needles. Nachmittags fuhren wir an Portland vorbei, abends gegen 6 Uhr an Prixham(Berry), heimkehrend paſſierten wir Boulogne an der franzöſiſchen Küſte. An dem Landettie Feuerſchiff begegneten wir dem Ur⸗ lauberſchiff„St. Louis“. Um 20 Uhr dem Rieſen⸗Dampfer„Europa“ der von einer Amerika-Reiſe heimwärts zog. Eine Stunde ſpäter wiederum dem Urlauberſchiff„Oceana“ Am 3. Mal paſſierten wir die Perſchellinger⸗ Bank und abends gegen 17 Uhr begegneten wir dem Luxusdampfer„Bremen“. Der ſich auf der Reiſe nach Amerika befand. Auch hatten wir das Glück, auf hoher See drei Torpedo⸗ boote zu ſehen. Die größte aller Freuden hatten wir noch als uns zum Abſchluß unſerer ſchönen Fahrt noch die flaggengeſchmückte„Scharn⸗ horſt“ begegneten die eine Probefahrt machte und unſeren Führer an Bord hatte. Das war ein Jubel ohnegleichen, als der Führer her— übergrüßte. So erreichten wir am 4. Mai nach großen Erlebniſſen und glücklicher Fahrt, wie der Bremerhafen. Auf der Heimreiſe ſtatteten wir dem tauſendjährigen Hildesheim noch einen Beſuch ab und trugen uns in das goldene Buch der Stadt ein. Nach heiter verlebtem Abend ging's wieder der Heimat zu. Nun zum Schluß wollen wir es nicht vergeſſen, jenes Mannes zu gedenken, der dies uns alles geſchenkt hat, unſeres geliebten Führers Adolf Hitler. Gott gebe es, daß er noch viele, viele Jahre der Führer des deutſchen Volkes ſein kann. Mit deutſchem Gruß Heil Hitler! M. K. Gedicht (Geſchrieben von einem Heppenheimer). Dumpf dröhnt der Klang Tag für Tag, hart iſt die Arbeit, der Mühe Plag; doch groß der Segen, der ihr entſpringt, rein und hell wie Gold erklingt. Für uns ruht heute der harte Ton, dürfen genießen den goldenen Lohn. Fahren durchs Meer auf eigenem Schiff, ſehen die Länder, die Brandung, das Riff. Die Sehnſucht im Herzen wird endlich ge— ſtillt, die wir ſo lange in uns gefühlt. Reiſen und wandern, weit, weit hinaus, Kummer und Sorgen laſſen zu Haus. Mit heiterem Sinn und frohem Klang ſo kamen wir in Frankfurt an. Und bald ging's wieder mit Saus u. Braus aus dem„Rüweloch“ hinaus. Die Fremdheit war bald überwunden und viele neue Freund gefunden; man merkte es am vielen Lachen, daß dies ſo war in jedem 1 Wagen. i V Um Mitternacht wir waren in Kaſſel, und hatten wirklich großen Duſel, ein neu Patent war vorgeführt, dem Erfinder großen Dank gebührt. Starken Kaffee gab's dort ohne Bohnen, Macht's nach ihr Frauen, es tut ſich lohnen. Ein Teil macht jetzt ein kleiner Nicker, der andere einen Ueberblicker. Es war ein Rennen und Gejodel, da hört das Mirl den Bremer Gockel. Das Panorama von Hannover gefiel, doch keiner von uns dort wohnen will. In Bremen war es wirklich ſchön, wir bekamen da recht viel zu ſehen. Die Botsfahrt war auch intereſſant, der Leitung unſern beſten Dank. Den Bremer Senat, doch möcht ich bitten, einmal die Bremer zu uns zu ſchicken. Wir wollen ihnen dann gern einmal zeigen, was deutſche Gaſtfreundſchaft bedeutet. Mit Volldampf ging's dann dem Hafen zu, wir ſehnten uns alle nach ſüßer Ruh; da ſchrie auf einmal das Gretel entzückt: Ihr liebe Leut, wir haben Glück! Zwei fette Säu, das war das Omen, und wirklich, es hat nicht getrogen. Hier wurde jedes zufrieden geſtellt, und keiner möcht fort, ſo gut's jedem ge fällt. Ihr Kapitäne und Leute der„Deutſchen“ [und„Bremen“, tut darum unſeren einfachen Dank hin [nehmen Ihr wart uns Freund und Kamerad, und lehrt uns kennen, deutſche Seemannsart. Tatet Eure Pflicht, weit übers Maß hinaus, Führtet uns in Gottes freie Natur hinaus, Pflegtet und wartet uns wie ein Kind, ewig wir Euch, dafür dankbar ſind. Was Brüder heißt im fernen Land, das haben wir noch nicht gekannt. Doch heut das Herz uns höher ſchlug, wenn uns ein Bruder entgegenzog. Kaum war die Weſer außer Sicht, da gab es manches bleiche Geſicht, weil unſer Schifflein etwas ſchwankte, und Menſchen vor Seekrankheit bangten. Auch mir wars ſo ſchwindelig, und das Mirl es freute ſich, fühlt ſich frei und ſo geſund, doch es dauert nur zwei Stund. Gab manchen Rat vom Waſſerleben und ſang dann feſt, hab mich ergeben. Ließ ſich halten ihren Kopf, tat mir leid der arme Tropf. Auch den Gruß hat ihr entboten Unſer Märie aus dem Soden. Fühlt ſich verlaſſen und einſam, bis der Freund aus Orgel kam, er nahm Sie liebevoll in Arm. Und die Stimme des Schiffes brüllt weit [hinaus, „Deutſcher, ein Gruß vom Vaterhaus!“ Dank unſerem Führer, der uns dies ſchenkte, der unſere verirrten Herzen neu lenkte. Der uns Deutſchen die Kraft wieder gab, uns zu zeigen nach deutſcher Art: Wie Brüder zu ſchaffen, Hand in Hand, zu leben und ſterben fürs Vaterland! gtalien und Abeſſinien igt auch weiterhin die politiſch intereſſierte HDeffentlichkeit. niſche Staatschef Muſſolini zum erſten⸗ mal in einer Rede zur abeſſiniſchen Frage Stelbung genommen. flalieniſchen Senat das Wort und erklärte in aller Form und unter lebhafteſtem Bei⸗ Fall, daß alle von Italien für notwendig erachteten Truppen nach Oſtafrika verſchifft werden; niemand dürfe ſich das„unerträg⸗ liche“ Schiedsrichteramt anmaßen, um we⸗ gen des Charakters und des Umfanges der italieniſchen Vorbeugungsmaßnahmen drein⸗ könne in dieſer ganz heiklen Frage ſein. Schon das Wort„Schrikt“ ſei im höchſten Schritt“ erfolgt iſt, und ſehr wahrſcheinlich falls man das wünſche, und zwar rein auf % d. 1 1 . 1 1 mit Ausnahme der Sonn⸗ une 40 Mk. frei ins Haus gebracht.— Gratis⸗Beilagen: die„Heimatblätter“, zweimal jährlich den N und den nder.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſt 6 1 Sante, halbmonatli Wan ere Viernheimer Nachrichten] aachen per Itlufrſeree e u. bei den Boten Berkünd⸗ und Anzeigeblatt für Viernheim ſeit dem Jahr 1883 Fernſprecher 117.— Telegr.: Anzeiger, 8. M., Finzel⸗Berkauf der Zeitung von der Nr. 113 Verantwortlich fuͤr den Anzeigenteil: Jo a Lechafte e e b Pfg., Samstaga⸗Ausgabe 10 Pf Viernheim.— Poſtſcheckkonto Nr. 21877 Frankfurt Martin, Viernheim. Der italieniſch-abeſſiniſche Konflikt beſchäf⸗ Neuerdings hat der italie— Muſſolini ergriff im zureden. Niemand anderes als Italien ſelbſt Richter Im einzelnen dementie rte Muſſolini mit aller Beſtimmtheit das Gerücht eines engliſch⸗franzöſiſchen Schrittes in Rom. Grade unangenehm. So ſehr auch jenſeits der Grenzen einige einen ſolchen„Schritt“ wünſchen mögen, Tatſache ſei, daß kein werde er auch in Zukunft nicht erfolgen; denn es bedürfe keiner diplomatiſchen Ver- fahren von Art eines„Schrittes“, um von Italien die ausführlich begründete Dar— legung ſeines Standpunktes zu erhalten, dem Wege der Freundſchaft. Tief ergriffen danke ſodann Italien jenen, die ſich anſcheinend mehr als brüderlich um die militäriſche Schlagkraft Italiens küm— mern, die durch einen eventuellen Konflikt in Oſtafrika geſchwächt werden könnte. Die⸗ ſen ſo eifrigen und ſelbſtloſen Ratgebern, die die Anweſenheit Italiens in Europa für unerläßlich halten, könne man antworten, daß Italien der gleichen Anſicht ſei. Aber gerade weil es in Europa ruhig anweſend ſein wolle, wolle es in Afrika den Rücken vollkommen gedeckt haben. Schon wegen der großen Entfernungen— 4000 Kilometer nach Eritrea und 8000 Kilometer nach So⸗ mali— habe Rom die kategoriſche Pflicht, ur rechten Zeit Vorkehrungen zu treffen. Dazu könne geſagt werden, daß bis jetzt die Zahl der abgereiſten Arbeiter vielleicht die der Soldaten überſteige. Was die diplomatiſche Seite der Angelegen— heit betreffe, ſo habe Italien Beſprechungen mit Vertretern Abeſſiniens nicht von der Hand gewieſen, ſondern Addis-Abeba ſeine Bereitſchaft zur Ernennung der Vertreter Italiens in einem Schlichtungsausſchuß mit⸗ geteilt. Bei den beträchtlichen abeſſiniſchen Rüſtungen, der weit gediehenen Vorberei⸗ tungen zur Mobiliſation und hauptſächlich bei der in Addis Abeba und beſonders bei den untergeordneten Häuptlingen vorherr⸗ ſchenden italienfeindlichen Stimmung dürfe man ſich aber keinen Täuſchungen hingeben 112 noch weniger falſche Hoffnungen er⸗ wecken. Was Europa und etwaige plötzlich ein⸗ tretende Ereigniſſe betreffe, ſo beſtätige Muſſolini ſchließlich dem Senat, daß Italien für die ganze notwendige Zeit die drei Jahr⸗ gänge 1911, 1913 und 1914 und dazu all⸗ ſofort verfügbaren Reſerven der Klaſſe 1912 unter den Waffen halten werde. Er glaube, eine Geſamtſtärke von 800 000 bis 900 000 Mann Truppen ſei zur Gewährleiſtung der Sicherheit Italiens ausreichend. Dieſe Trup⸗ pen ſeien vollkommen eingegliedert. hätten ohne Uebertreibung die beſte Stimmung und ſeien mit immer moderneren Waffen der italieniſchen Kriegsinduſtrie ausgerüſtet, die ſeit einigen Monaten in vollem Umfange veſchäftigt ſei. Geſtützt auf ſeine geſamte Streitmacht, zu Lande, zu Waſſer und in der Luft werde Italien mit einer Politik bewußter Mit⸗ arbeit mit allen größeren und kleineren Mächten Europas fortfahren. um jenes Gleichgewicht und jene Verſtändigungen zu erlangen, ohne die die Welt und der euro; päiſche Konkinent in die Brüche gehen müß⸗ te. Der militäriſche Apparat Italiens, ſchloß Muſſolini, bedroht niemand, ſondern ſchützt vielmehr den Frieden. Englische Anregungen London, 16. Mai. Die Senatsrede Muſſolinis über den ita⸗ lieniſchen Streit mit Abeſfinien findet in .. RCCC 1 Viernheimer Zeitung Auzeigenpreiſe: Die 1 bei Wi elan Agefeſter wenne (Siernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) tene Millimeter⸗Zeile 2 Pfennig, Reklame 9 Pfennig, abatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen Expeditionen Deutſchlands. 86 Auslünbs v Plapvorſchriften bei Anzeigen werden nach Nöglichrelt berückſichtigt.— Für die Aufnahme an heſtinunt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen Wende Geſchäftsſtelle: olf Hitlerſtr. 86, Schriftleitung, Druck u. Verlag: J. Martin. Viernheim rde 152 Der Reichstag tritt zuſammen Einberufung zum 21. Mai— Her Führer gibt eine Erklärung der Neichsregierung ab Berlin. 15. Mai. Der Reichstag iſt auf Dienskag, den 21. Ma i, 20 Uhr einberufen. Auf der Ta⸗ gesordnung ſteht als einziger Punkt: Entgegennahme einer Erklärung der Reichsregierung. Wie das Deutſche Nachrichtenbüro hierzu erfährt, wind der Führer und Reichs— kanzler in der Sitzung des Reichstags am kommenden Dienstag die Erklärung der Reichsregierung ſelbſt abgeben. Die Reichs— tagsſitzung iſt deshalb auf 20 Uhr angeſetzt worden, um jedem Volksgenoſſen die Mög— lichkeit zu geben, die Rede am Rundfunk zu hören. Es ſind organiſatoriſche Maßnah— men in Vorbereitung, um ſicherzuſtellen, baß auch alle deutſchen Volksgenoſſen an dem hervorragenden Ereignis teilnehmen kön— nen. Die fünfte Neichstagsſitzung Jum erſten Mal iſt das befreite Saarvolk durch Abgeordnete verkreten. Die bevorſtehende Reichstagsſitzung iſt die fünfte des gegenwärtigen Reichstags. Abgeſehen von der hohen Bedeutung der zu erwartenden Rede des Führers und Reichs- kanzlers hat ſie noch ein Beſonderes vor allen anderen Reichstagsſitzungen der Nach— kriegszeit voraus: Zum erſten Mal wieder iſt im Deutſchen Reichstag auch das befreite Saarland vertreten, und zwar durch die acht Männer, die als Ab- geordnete des Saarvolks beſtimmt worden ſind. Die Geſamtzahl der Mitglieder des gegenwärtigen Reichstags, einſchließlich der acht Saarabgeordneten, beträgt 669. Der Reichstag war am 12. November 1933 gewählt worden. Er hat bisher vier Sitzun— gen abgehalten, von denen jede grund— legende Bedeutung beſaß und nicht nur in Deutſchland, ſondern auch im ganzen Aus— lande eingehende Beachtung fand. Im Ge genſatz zu dem Brauch in der Zeit des Zwi— ſchenreichs zeichnete ſich jede Reichstagsſit⸗ zung ſeit der Machtübernahme durch einen weithin hervorragenden beſonderen Anlaß aus. Die erſte Reichstagsſitzung des gegenwärtigen Hauſes hatte am 12. De- zember 1933 ſtattgefunden und diente der Konſtitution der Volksvertretung und ihrer Ausſchüſſe. In der zweiten Sitzung, am 30. Januar 1934, wurde der Geſetzesantrag Hitler, Dr. Frick und Genoſſen über den der ganzen engliſchen Preſſe ſtarke Beach⸗ tung und wird an hervorragender Stelle ab— gedruckt.„Morning Poſt“ hebt in einer Ueberſchrift hervor daß der Duce ein Ein— greifen Englands oder Frankreichs ablehne. „Daily Mail“ erklärt in einem Leitartikel, die in der Rede Muſſolinis verkündete Po— litik habe die britiſche Zuſtimmung. Der diplomatiſche Korreſpondent des „Daily Telegraph“ meldet, der britiſche Bot⸗ ſchafter in Rom, Sir Eric Drummond. werde ſich wegen des itkalieniſch⸗abeſſiniſchen Skrei⸗ les um eine baldige Unterredung mit Muſ⸗ ſolini bemühen. Er werde mit ihm gewiſſe Anregungen erörtern, die ſich aus Beſpre⸗ chungen ergäben, die zwiſchen der britiſchen und der franzöſiſchen Regierung über den Segenſtand geführt worden ſeien. Dieſe An- regungen bezweckten einen Hinweis darauf, wie eine Beſſerung in den Beziehungen zwi⸗ ſchen Abeſſinien und Italien zuſtandege⸗ bracht werden könnte. Wenn erſt einmal die Gefahr offener Feindſeligkeiten beſeitigt ſei, werde, wie verlaute, die briliſche Regierung bereit ſein, dem Kalſer von Abeſſinſen nahe⸗ zulegen, daß es wünſchenswert wäre, wenn 7 berechtigten Wünſchen Italiens enkgegen⸗ me. %% ͤööĩ§ĩÜĩ G Neuaufbau des Reichs einmütig angenommen, jener Geſetzentwurf, der die Volksvertretungen der Länder aufhob, die Hoheitsrechte der Länder auf das Reich überführte und damit die eigentliche Grund⸗ lage der Geſetzgebungsarbeit der Reichs— regierung für den noch im Aufbau befind— lichen Neubau des Deutſchen Reichs bildete. Nach der dritten Sitzung am 13. Juli 1934 wurde der Reichstag dann zu ſeiner vierten Zuſammenkunft zum 6. Auguſt 1934 einberufen, wo die Abgeordneten ii feierlicher Trauerkundgebung für den verewigten Reichspräſidenten und Ge— neralfeldmarſchall von Hindenburg ſich vereinten. Der jetzige Reichstag iſt der zweite ſeit der Machtübernahme durch den National ſozialismus. Der erſte, am 5. März 1933 ge— wählte, enthielt noch Vertreter einiger Par— teien aus dem Zwiſchenreich. Er verfiel am 10. Oktober 1933 der Auflöſung. Meiſter, Geſelle und Lehrling Der Reichshandwerlertag im Zeichen der Gemeinſchaftsar beit Berlin. 15. Mai. Vor den Vertretern der deutſchen Preſſe ſprach Reichsbetriebsgemeinſchaftsleiter und Reichshandwerksmeiſter Schmidt über die Vorbereitung zum Reichshandwerkertag, der im Juni in Frankfurt am Main durch die Reichsbetriebsgemeinſchaft Handwerk in der Deutſchen Arbeitsfront durchgeführt wird. Er entwickelte das bedeutſame und umfang— reiche Programm, das in der Zeit vom 12. bis 23 Juni in Frankfurt am Main und den umliegenden Städten abrollt, wobei er auch grundſätzlich zu der Frage der Neu— organiſation des deutſchen Handwerks Stel— lung nahm. Die Machtergreifung durch den eee habe auch dem Hand wer wieder Boden unker den Füßen gegeben. Der Führer gab ihm durch die Ver— ordnungen zum Wiederaufbau des deutſchen Handwerks die Möglichkeit hierzu. Auf der anderen Seite habe die Deutſche Ar- beitsfront durch die Bildung der Reichsbetriebsgemeinſchaft Handwerk ein in— niges Band um Meiſter, Geſelle und Lehr ling gewoben und ſie zur Zuſammenarbeit angeſpornt Auf dem Reichshandwerkertag wolle das deutſche Handwerk den Beweis erbringen, daß der Leiſtungsgrundſatz im deutſchen Handwerk wieder zu voller Blüte gekommen iſt. Der Reichshandwerker— tag ſtehe bewußt im Zeichen des Leiſtungs— willens und der Gemeinſchaftsarbeit. Der Reichshandwerkertag beginnt am 12. Juni mit Kranzniederlegungen am Ehren— mal und am Grabe Horſt Weſſels in Berlin, am Tannenbergdenkmal bei Hohenſtein, am Mahnmal in München und am Grabe Al— brecht Dürers und Hans Sachs in Nürn— berg. Zahlreiche Innungs- und Hauptver— ſammlungen werden gleichzeitig in Wies— baden, Koblenz, Mainz und Frankfurt am Main ſtattfinden. Am Sonntag, den 16. Juni, folgt die Großkund— gebung im Stadion zu Frankfurt am Main. Weitere Arbeitstagungen finden auch in Darmſtadt und Köln ſtatt. Was Laval aus Moskau mitbringt Einstellung der kommuniſtiſchen Propaganda in Frankreich? Paris. 16. Mai. Das mutmaßliche Ergebnis des Beſuches des franzöſiſchen Außenminiſters in der räteruſſiſchen Hauptſtadt, insbeſondere ſeiner mehrſtündigen Unterhaltung mit Stalin, der auf beiden Seiten die engſten Mitarbei— ter der beiden Staatsmänner beiwohnten, beſchäftigt die franzöſiſche Oeffentlichkeit in hohem Maß. Die Zeitungen„Agence Econo— mique et Financiere“ und„Paris Midi“ legen Wert auf die Feſtſtellung, daß der franzöſiſche Außenminiſter auch die Frage der kommuniſtiſchen Propa- ganda in Frankreich angeſchnitten habe. Beide Blätter wollen wiſſen, daß Stalin in dieſer Hinſicht ausrei— chende Zuſicherungen gegeben habe. In dem Bericht des„Echo de Paris“, deſ⸗ ſen Außenpolitiker Laval auf ſeiner Reiſe begleitet hat, wird der auffallende militä— riſche Geiſt in Sowjetrußland hervorgeho— ben. In der Unterredung zwiſchen Stalin und Laval ſind nach der gleichen Quelle die Schuldenfrage, die Frage der religiöſen Freiheit, die Nordoſtpaktfrage und die Polen- Politik angeſchnitten worden. Nachdem die polniſche Regierung habe durchblicken laſſen, daß ſie zum Beitritt zum Nordoſtpakt in der Form eines Beratungs- und Nichtangriffspaktes vielleicht bereit ſein würde, ſcheine ſie jetzt wieder die Tſchechoſlowakei ausſchließen zu wollen, die auch vor dem Abſchluß eines Paktes mit Sowſetrußland ſtehe. Das ſei ein neuer Beweis dafür, daß Laval bisher in Warſchau nichts erreicht habe. Ebenſo lieſt man im„Petit Pariſien“, 55 der polniſche Faktor eine große Rolle geſpielt habe. Dabei dürfte auch die Balti⸗ kumfrage aufgeworfen worden ſein. Ferner habe man ſich zweifellos mit den Aenderun⸗ gen befaßt, die eine etwaige Teilnahme Deutſchlands an der ſchon geänderten Form des Oſtpaktes noch notwendig machen würde. Beſonderen Wert jedoch legt das offiziöſe Blatt auf die ſchon oben erwähnten angeblichen Zugeſtändniſſe, die Stalin hin— ſichtlich der Einſtellung der kommuniſtiſchen Propaganda in Frankreich gemacht habe, und die ſich ferner auf den Ausbau der franzöſiſch⸗ſowjetruſſiſchen Wirkſchafts⸗ beziehungen beziehen. Das Blatt kündigt an, daß Sow— jetrußland ſeinen Bedarf für den Fünfjah— resplan vorzugsweiſe in Frankreich decken werde. Man habe einen Plan ausgearbeitet, der die Lieferungs- und Kreditfrage mit der teilweiſen Rückzahlung der ruſſiſchen Vor— kriegsſchulden verbinde. Nach„Petit Journal“ ſollen Stalin und dag zu der Feſtſtellung gekommen ſein, a eine freundſchaftliche Politik auf allen 5 Gebieten künftig die franzöſiſch-ſowjetruſſiſchen Be⸗ ziehungen regeln müßte. Es handele ſich nicht nur um die Außenpolitik und Paktkom⸗ binationen, ſondern auch um die verſchieden— ſten Gebiete, auf denen bald Intereſſenfra— gen, bald die kommuniſtiſche Propaganda das feſte Gefüge des Paktes vom 2. Mai zu gefährden drohen. Deshalb werde die Sowjetregierung eine feierliche Erklärung über die digkeit Noltwen⸗ der Landesverkeidigung in Frankreich herausgeben. Die Sowjetregierung, die bei ihren Maſſen das diplomatiſche Abkommen mit Frankreich mit der Notwendiakeit einer bewaffneten Verteidigung des Friedens rechtfertige, könnte dann die antimilitari⸗ ſtiſche Propaganda in Frankreich nicht mit ihrer Autorität decken. In kurzen Worten Der Reichstag iſt auf Dienstag, den 21. Mai, 20 Uhr einberufen worden; auf der Tagesordnung ſteht die Entgegennahme einer Erklärung der Reichsregierung. Reichshandwerksmeiſter Schmidt ſprach vor Vertretern der Preſſe über die Vorberei⸗ tung des Reichshandwerkertages, der in der Zeit vom 12. bis 23. Juni in Frankfurt am Main und den umliegenden Städten ſtatt— finden wird Der Reichsminiſter für Ernährung und Landwirtſchaft hat acht Millionen Mark für Kredite zur Förderung der deutſchen Schaf— haltung beſchafft. Der Verwaltungsrat der Reichsbahn faßte auf ſeiner Tagung in Berlin mehrere wichtige Beſchlüſſe. Die belgiſche Nationalbank hat ihren Dis— kontoſatz von 2,5 auf 2 v. H. ermäßigt. An der Bahre Marſchall Pilſudſkis hielt der Beichtvater des Verſtorbenen ein feier— liches Totenamt Der franzöſiſche Außenminiſter hat ſich nach dem Abſchluß ſeines Moskauer Be— ſuches nach Warſchau begeben. Der amerikaniſche Senat hat entgegen dem Vorſchlag Rooſevelts beſchloſſen, die Nira-Beſtimmungen nur bis zum 1. April 1936 zu verlängern. Gemeinſchaſtsempfang Das ganze Volk muß die Reichskagsrede des Führers hören. Berlin. 16. Mai. Anläßlich der am Dienskag, den 21. Mai, 20 Uhr, ſtattfindenden Keichstagsſitzung, in der der Reichstag eine Regierungserklärung entgegennehmen wird, iſt von der Amkslei— kung Rundfunk der Reichspropagandalei- kung Gemeinſchaftsempfang verfügt worden. Alle Gliederungen der Funkwartorgani— ſationen haben daher die notmendigen Vor— arbeiten zu treffen, ſo daß die Volksgenoſ— ſen, denen keine Möglichkeit zu einem Haus— empfang gegeben iſt, auf den Straßen und Plätzen durch Großlautſprecher die Rund— funkübertragung abhören können. Mallenſen in Vudapeſt Jubelnder Empfang.— Das Unrecht von 1919 Budapeſt, 16. Mai. Mit unbeſchreiblichem Jubel und Begei— ſterung iſt Mittwoch nachmittag Generalfeld. marſchall von Mackenſen in Budapeſt emp- fangen worden. Eine unüberſehbare Men— ſchenmenge harrte ſeit vielen Stunden ge⸗ duldig zu beiden Seiten des Donauufers, um das Eintreffen des in Ungarn vom ganzen Volk ſo hoch verehrten deutſchen Feldmar⸗ ſchalls miterleben zu können. Vor der mit den deutſchen Fahnen ge— ſchmückten deutſchen Geſandtſchaft am Do— naukai waren zwei Huſarenſchwadronen und eine Ehrenkompagnie aufmarſchiert. Pünktlich um 5 Uhr traf der Generalfeld— marſchall mti der ihm von der ungariſchen Regierung bis Paſſau entgegengeſchickten Jacht„Sophie“ ein. In dem Augenblick, als der Generalfeldmarſchall den mit den deutſchen und ungariſchen Fahnen ge— ſchmückten Landungsſteg betrat, intonierten die beiden Militärkapellen das Deutſchland— und das Horſt-Weſſel-Lied. Unter den Klän⸗ gen der ungariſchen Nationalhymne ſchritt der Generalfeldmarſchall ſodann die Ehren- ko pagnie und die beiden Huſarenſchwadro— nen ab Immer wieder erhob ſich von allen Seiten ſtürmiſcher Jubel. Vor dem Geſchandtſchaftsgebäude nahm der Generalfeldmarſchall, umgeben von den Spitzen der ungariſchen Militärbe— hörden, den Vorbeimarſch der Trup⸗ pen ab. Als der Generalfeldmarſchall ſich ſodann in das deutſche Geſandtſchafts— gebäude begab, in dem er während ſeines Budapeſter Aufenthaltes Wohnung genom— men hat, ſammelte ſich vor den Fen⸗ ſtern der Geſandtſchaft eine unüberſehbar- Menſchenmenge, die mit begeiſterten Hoch— rufen nicht aufhören wollte, bis der Gene— ralfeldmarſchall auf dem Balkon der deutſchen Geſandtſchaft erſchien. Tauſende von deutſchen Schwaben hatten ſich aus der Umgebung von Buda— peſt eingefunden, um an den Huldigungen für den deutſchen Heerführer teilzunehmen. Sämtliche Leitartikel der Budapeſter Preſſe gelten ausnahmslos dem General— feldmarſchall und geben immer wieder in außerordentlich warm gehaltenen Worten der tiefen Dankbarkeit und Verehrung Aus— druck, die das ganze üngariſche Volk in Er— innerung an die ruhmreichen Taten dem großen deutſchen Feldherrn entgegenbringt. Die Leitartikel der Blätter ſind in der Form von Aufrufen an das ungariſche Volk gehalten, das dem Generalfeldmarſchall von Mackenſen 1919 auf ungariſchem Boden an⸗ gekane Unrecht jetzt durch den Ausdruck der Dankbarkeit und der Freude wieder gut zu machen Bekanntlich war der Generalfeld⸗ marſchall im Jahre 1919 nach dem fiäſchen menbruch von der damaligen marxiſtiſchen Regierung Ungarns gefangengenommen worden. der Memel⸗Prozeß Abſchluß der Kaſſakions⸗ Verhandlungen. Kowno. 16. Mai. Die Berhandlung der Kaſſationsklanen ge- gen das Arteil des Rriegsgerichtes im Ale melländer⸗Prozeß vor dem Oberſten Ge⸗ richtshof wurde am Mittwochabend abge⸗ ſchloſſen. Die Entſcheidung des Oberſten Ge⸗ richtshofes wird am 17. Mai um 13 Uhr be⸗ kanntgegeben. Am dritten und letzten Verhandlungstag kamen noch einmal die fünf Verteidiger der Verurteilten und die beiden Vertreter der Staatsanwaltſchaft ſowie die beiden Neben⸗ kläger zu Wort. Die Verteidiger hielten in ihrem Schlußwort ihre Anträge auf Auf⸗ hebung und Niederſchlagung der Beſchuldi— gungen wegen der Vorbereitung zum be⸗ waffneten Aufſtand aufrecht. Die dreitägige Verhandlung erſtreckte ſich lediglich auf die Klärung der formalrechtlichen Anfechtung. Putſchplan in Eſtland Vorbereikungen der Freiheitskämpfer. Reval, 16. Mai. Die eſtniſche Regierung veröffentlicht eine amtliche Erklärung über die Aufdeckung eines Putſchplanes, der in den letzten Mo— naten von dem aktiviſtiſchen Flügel der eſt⸗ niſchen Freiheitskämpferbewegung vorberei— tet worden ſei. 5 Nach den amtlichen Angaben ſollen ſich im Laufe des Winkers in Reval und Dorpat unter der Führung des Hauptmanns a. D. Reha zwei Skoßkrupps gebildet haben, die einen bewaffneken Umſchwung gegen die Regierung Paets und die gewalkſame Be- ſeitigung der führenden Männer dieſer Re- gierung planten. Die Führer des Putſches ſollen ſogar die Anwendung von Giftgaſen geplant haben. Der Putſchplan ſcheiterte ſchließlich daran, daß führende Mitglieder der früheren Frei— heitskämpferbewegung, die zum gemäßigten Flügel gehörten, der Regierung von den Plänen der aktiviſtiſchen Gruppe Mitteilung machten. Vorläufig befinden ſich ſechs An— gehörige der Aktiviſtengruppe in Haft. Die eſtniſche Freiheitskämpferbewegung, die im Jahre 1933 und in den erſten Monaten des Jahres 1934 ſtark an Boden gewonnen hatte, wurde am 12. März 1934 durch die Regierung Paets aufgelöſt und verboten. Die leitenden Mitglieder der Bewegung wurden verhaftet. Im Herbſt 1934 gelang es dem Führer der Freiheitskämpfer⸗ bewegung. Sirk, aus dem Revaler Haupt— gefängnis nach Finnland zu entkom- men. „Vom Vollsſport zur Höchſtleiſtung“ Die Anweiſungen zur Reichsſpork⸗Werbe ⸗ woche. Berlin. 16. Mai. Zu der vom 26. Mai bis zum 2. Jun' 1935 im Rahmen der allgemeinen und olym— piſchen Sportwerbung durchzuführenden Reichswerbewoche hat der Reichsinnenmini— ſter zugleich im Namen des Reichspropa— gandaminiſters Anweiſungen an die Reichs- ſtatthalter, die Landesregierungen, die übri— gen nachgeordneten Behörden und die Ge— meinden gerichtet. Danach nehmen ſämt— liche Gliederungen und Formationen der Bewegung, die Vereine des Reichsbundes für Leibesübungen und die Schulen an die— ſer Veranſtaltung teil. Die Reichsſport- Werbewoche ſteht unter dem Leitſatz„Vom Volksſport zur Höchſtleiſtung“. Die Woche ſoll den einheitlichen Willen des geſamten Volks zum Ausdruck bringen, in Zukunft Leibesübungen zur Lebens⸗ gewohnheit zu machen. Sie ſoll einen weiteren Vorſtoß bilden in dem Kampf, auch den letzten körperlich be⸗ fähigten Volksgenoſſen für die Teilnahme an regelmäßigen Leibesübungen zu gewinnen. Die Reichsſport⸗Werbewoche wird in allen Orten mit mehr als 500 Ein⸗ wohnern durchgeführt. Von den Vertretern der ſtaat⸗ lichen und der Gemeindebehörden wird er⸗ wartet, daß ſie bei Kundgebungen in ge⸗ eigneter Form hervortreten. Wegen der Beteiligung der Schulen und der Berufs⸗ ſchulen ergehen noch beſondere Beſtimmun⸗ gen der zuſtändigen Miniſter. Das gemein- ſchaftliche Zuſammenwirken anläßlich dieſer Veranſtaltung ſoll auch dazu führen, in Zu⸗ kunft die für eine wirkliche Erfaſſung des Volkes erforderlichen Spielwieſen, Sport- ſtätten und Schwimmanlagen auszubauen und neu zu ſchaffen. Die deutſche Schafhaltung 8 Millionen Mark zur Förderung der Woll⸗ erzeugung. Berlin. 15. Mai. Um unſere Rohſtofferzeugung aus eigener landwirtſchaftlicher Erzeugung zu verſtär— ken, iſt der Reichsminiſter der Finanzen durch das Geſetz über die Haushaltsführung im Reich kürzlich u. a. ermächtigt worden, zur Förderung der deutſchen Schafhaltung und Wollerzeugung Garantien bis zur Höhe von 8 Millionen Mark zu übernehmen. Der Reichsminiſter für Ernährung und Land— wirtſchaft habe nunmehr auf Grund dieſen Garantieermächtigung die erforderlichen Mittel beſchafft. Aus dieſen werden Kre⸗ dite zum Ankauf weiblicher Schale gewährt. Die Verzinſung der Kredite beläuft ſich infolge einer vom Reichsernährungsmi— niſter durchgeführten Zinsverbilligung auf 2,7 v. H. einſchließlich aller Unkoſten. Die Kredite ſind in ſechs gleichen Jahresraten aus dem Wollerlös zu tilgen. Für den An— kauf männlicher Tiere(Lämmer, Hammel). ſowie für Wanderſchaf“ u rden werden nur ausnahmsweiſe Kredite gegeben. Für den Ankauf von weniger als 30 Schafen im Ein- zelfalle wird ein Kredit nicht gewährt. Sofern dieſe Zahl von einem Schafhalte: nicht aufgenommen werden kann. können ſich mehrere Schafhalter zum Zweck der Stellung eines Sammelantrages zuſammen- ſchließen. Die Kreditgewährung erfolgt in Form der Stundung entſprechender Kauf— preisbeträge Sämtliche von dieſen Tieren anfallende Wolle iſt an die dafür zuſtändige Stelle der Reichswollverwertung Gmbh ab— zuliefern. Anträge auf Gewährung von derartigen Beſchaffungskrediten für Schafe ſind durch die Ortsbauernführer den Landesſchafzucht⸗ verbänden bei den Landesbauernſchaften zu⸗ zuleiten. Politiſches Allerlei Wien. Das Bundesamt des öſterreichi⸗ ſchen Heimatſchues hat die Aufſtellung eines Fliegerkorps im öſterreichiſchen Hei— matſchutz angeordnet. Brüſſel. Die Nationalbank hat ab 15. Mai den Diskontſatz für Akzepte von 2.5 auf 2 v. H. ermäßigt. Kopenhagen. Anläßlich der Eröffnung der Brücke über den Kleinen Belt wurde der Dr. Ing. Erlinghagen von der Krupp AG. Rheinhauſen, der die Montierung des Ober⸗ baues geleitet hatte, mit dem Ritterkreuz des Daneborg-Ordens ausgezeichnet. Wieder ein Müller, der Neiht bekam Ein Prozeß mit 700 Jahre alten dokumenten gewonnen Nicht nur Bücher, auch Wiühlen haben zu— weilen ihre Schickſale. Seit nicht weniger als einem Vierteljahrhundert prozeſſiert der Mül⸗ ler Doiſy aus Denain mit dem franzöſiſchen Staat. Selbſtverſtändlich deswegen, weil man ſeiner Mühle das Waſſer abgegraben hat. Aus der preußiſchen Geſchichte weiß man, daß Müller ihre Prozeſſe zu gewinnen pflegen. So ging es auch dem ehrenwerten Herrn Doiſy aus Denain. Nach 25 Jahren ge⸗ wann er ſeinen Prozeß, und der franzöſiſche Staat muß ihm für das fehlende Waſſer einen Schadenerſatz von 200 000 Mark und mehr als 7000 Mark für Gutachten von Sachverſtändigen zahlen. 7000 Mark für Gutachten ſind eine ganze Menge Geld, aber doch ſehr wenig, wenn man berückſichtigt, was für eine Arbeit die Sachverſtändigen zu leiſten hatten. Es kam bei dem Proezß nämlich für den Müller darauf an, den Nach⸗ weis zu erbringen, daß ſeine Mühle bereits exiſtierte, bevor Vauban, der geniale Feſtungs⸗ bauer Ludwigs XIV., den Ort Denain in den nordfranzöſiſchen Fortifikationsbereich ein⸗ bezog. Das war natürlich nicht ganz einfach, denn Vauban lebte bereits im 17. Jahrhun⸗ dert. Es gelang dem Müller aber nicht nur der Beweis, daß ſeine Mühle ſchon im 17. Jahrhundert vorhanden war, er konnte ſogar dokumentariſch belegen, daß genau an der gleichen Stelle, an der ſich ſeit Jahrhunderten ſeine eigene Mühle befindet, ſchon zur Zeit Karls des Kahlen eine Mühle geſtanden 0 Karl der Kahle? Das iſt bereits eine Kleinigkeit mehr als ein Jahrtauſend her. Karl ſtarb 877, nach⸗ dem er zwei Jahre König von Frankreich geweſen war, und aus dieſen beiden Jahren ſtammt ein Dokument, das dem Vorgänger des Herrn Doiſy die freie Benutzung des Flüßchens oon Denain zum Betrieb einer Mühle zugeſteht. Immer wieder iſt im Laufe der Jahrhun- derte dem Müller von Denain ſein Recht erneuert worden. Die Karle, Heinriche und Ludwigs dachten nicht daran, dem Müller 105 ehrwürdiges Waſſerrecht ſtreitig zu ma⸗ 5 Erſt die Tardieus und Flandins ließen ſich trotz aller warnenden Beiſpiele aus der Geſchichte zu einem Streit mit dem Müller verleiten. Die Frage, ob Verordnun⸗ gen aus der Zeit Karls des Kahlen heute noch Gültigkeit haben, ſcheint ein wenig um⸗ ſtritten zu ſein. Das Gericht ließ ſich auf eine Diskuſſion hierüber nicht ein und zog das ſicher mit ohr großen Schwierigkeiten beſchaffte Dokument aus dem neunten Jahr⸗ hundert nicht in ſeine Betrachtungen ein. Dokumente aus dem 13. Jahrhundert und eine Carta von 1787, die alle dem Mül⸗ ler von Denain das Recht auf Waſſer zu⸗ ſprachen, genügten für die Urteilsfindung. Der franzöſiſche Staat hat nicht die Ab⸗ icht, das Urteil widerſpruchslos hinzunehmen. Zunächſt aber muß er jedenfalls zahlen, und außerdem hat der Prozeß für die Mühle von Denain eine ſolche Propaganda gemacht, daß ſich der Fremdenverkehr des Ortes bereits erheblich gehoben hat. Neue Bauten der Reichsbahn Tagung des Verwaltungsrates. Berlin, 15. Mai. Der Verwaltungsrat der Deutſchen Reichsbahn beriet den Abſchluß des Ge ſchäftsſahres 1934, genehmigte den Ge. ſchäftsbericht und die Bilanz für das Jaht 1934 und beſchloß die Ausſchüttung einer 7eprozentigen Dividende auf die ausgegebe nen Vorzugsaktien Serie 1 bis 5. In der Verkehrsenktwicklung der erſten vier Monate des Jahres 1933 zeigt ſich eine leichte Aufwärtsbewegung ge⸗ genüber dem Vorjahre. Der Güterverkehr erbrachte gegen die gleiche Zeit des Vorjah. res 7 v. H. mehr Einnahmen, der Perſonen. und Gepäckverkehr 7,6 v. H. Zuwachs. Der Verwaltungsrat erörterte den Geſeg. entwurf über den i Gükerfernverkehr mit Kraftfahrzeugen und unterbreitete der Reichsregierung Aen— derungsvorſchläge. Er ermächtigte die Reichsbahn-Hauptverwaltung zur Verlänge⸗ rung der beſtehenden Nebenbahnſtrecke Haiger— Rabenſcheid bis Breit. ſchei d. Dieſer Bahnbau dient der Erſchließung wirtſchaftlich wichtiger Ge⸗ bieke des Weſterwaldes. Er ſtimmte ferner dem zweigleiſigen Aus— bau der noch eingleiſigen Streckenabſchnitte der in Richtung Schwarzwald führen— den Bahn Stuttgart—Zuffenhauſen Renningen und der gleichzeitigen Elektrifizierung dieſer Strecke bis Weil der Stadt zu. Dieſe Maß nahme kommt dem außerordentlich ſtacken und dauernd zunehmenden BVerufsverkeh zugute. Mit dem Ausbau der Strecke ſollen im Intereſſe des Landſtraßenverkehrs arch alle Wegübergänge beſeitigt werden Englands Luftaufrüſtung Ein Zweijahresprogramm. London. 15. Mai. Der Luftfahrkkorreſpondent des„Daily Telegraph“ meldet: Die Pläne für die Ver- ſtärkung der britiſchen Luftwaffe, die dieſe Woche vom Kabinett geprüft werden ſol len, ſehen eine Verdreifachung der heimiſchen und annähernd eine Verdop⸗ pelung der geſamten britiſchen Luftſtreil⸗ kräfte in der ganzen Welt binnen zwei Jah- ren vor. Die gegenwärtige Stärke beträgt: Heimat— ſchutz 43 Geſchwader mit 490 Flugzeugen: überſeeiſche Einheiten, Flugboote und Ma— rineflugzeuge 50 Geſchwader mit 530 Flug zeugen, zuſammen 93 Geſchwader mit 1029 Flugzeugen. Dem aufgeſtellten Plan zufolge ſoll die Stärke der Luftflotte im April 1937 betragen: Heimatſchutz 128 Geſchwader mit 1460 Flugzeugen, überſeeiſche Einheiten, Flugboote und Marineflugzeuge 50 Ge— ſchwader mit 530 Flugzeugen, zuſammen 178 Geſchwader mit 1990 Flugzeugen. Die Verſuche mit neuen Typen ſollen be— ſchleunigt werden. Ferner werde unverzüg⸗ lich ein ſchnelles, ſchweres Bombenflugzeug von großem Aktionsradius entworfen und gebaut werden, das den Leiſtungen det deutſchen Bombenflugzeuge gewachſen ſei. Gedächtnisſtunde für Pilſudſki im deutſchen Rundfunk. Berlin, 16. Mai. Der deutſche Rundfunt veranſtaltet am Donnerstag, den 16. Mal von 22.15— 22.45 Uhr eine Feierſtunde zum Gedächtnis des Marſchalls Pilſudſki. Da⸗ Orcheſter des Deutſchlandſenders ſpielt ei— ſtens die Coriolan-Juvertüre von Veel hoven, zweitens Hörfolge„Pilſudſki“ von Schwarz van Berg, drittens Trauermarſch von Chopin. Bildberichterſtatter ausgewieſen. Berlin, 16. Mai. Der Geſchäftsführer den „New York Times“ Bilderdienſt⸗ Gmbh, Julius Bolgar, iſt unter Gewährung einer Friſt von fünf Tagen aus dem Reichs gebiet ausgewieſen worden. Bolgar, der ungariſcher Staatsangehöriger und ſüdiſcher Abſtammung iſt, hat zu wiederholten Malen ſeiner gehäſſigen und feindſeligen Einſtel lung gegenüber dem neuen Staat und ſeinen führenden Männern Ausdruck gegeben, di: ein Verbleiben Bolgars in Deutſchland un⸗ möglich machen. Gasunglück Ganze Jamilie vergiftet. Düſſeldorf, 16. Mai. In der Franklin-Straße wurde am Mitt woch die Familie Joſten durch Gas vergif— tet tot aufgefunden. Die Milchfrau die nach mehrfachem vergeblichem Klopfen die Woh⸗ nung betrat, fand den Ehemann Hubert Joſten tot auf dem Sofa, daneben auf dem Boden liegend ebenfalls tot das dreiſährige Töchterchen. In demſelben Raum wurden auch die Ehefrau und das zwefte etwa ein Jahr alte Kind aufgefunden. Die Feſtſtellun⸗ gen ergaben, daß der Gashahn geöffnet war, Zweifellos handelt es ſich um einen „ Unglücksfall. Freude in Ehren Ne G'ſang in Ehre wer will's verwehre? Singl's Tierli nit in Hurſt und Naſt, der Engel nit im Sterne ⸗Glaſt? 6 freie, frohe muet. f e gſund und fröhlich Bluet goht über Geld und Guel. Ne Trunk in Ehre wer will's verwehre? Trinkt's Blüemli nit ſi Morgentau? Trinkt nit der Vogt ſi Schöppli au? Und wer am Werktig ſchafft, f dem bringt der Kebeſaft am Sunnkig neui Kraft. Ne Kuß in Ehre wer will's verwehre? Küßt's Blüemli nit ſi Schwerſterli, und's Sternli küßt ſi Nöchberli? In Ehre, hani gſeit, und in der Unſchuld G'leit. mil Jucht und Sittſemkeit. Ne freudig Stündli. iſchs nit e Fündli? Jez hemmers un jez ſimmer do:; es kummt e Zit, würds anderſt goh. 5 währt alles kurze Jit, der Kirchhof iſch nit wit. Wer weiß. wer bal dört lit? Wenn d'Glocke ſchalle. wer hilftis alle? O gebis Golt e ſanfte Tod! e ruhig Gewiſſe gebis Golt. wenn d' Sunn am Himmel lacht, wenn alles blitzt und kracht, und in de letzte Nacht! Johann Peter Hebel. finleres Wildes Kinderftube Der Mai iſt gekommen; die Zeit beginnt, in der alle einheimiſchen Wildarten mit der Aufzucht 1 5 Nachwuchſes beſchäftigt ſind. Von den Junghaſen, die als erſte das Licht der Welt erblickten, iſt ein beträchtlicher Teil infolge der rauhen, feuchten Witterung in der erſten Hälfte des April eingegangen, und dieſer Ausfall wird im nächſten Jahr deutlich zu ſpüren ſein, da die Märzhaſen, wenn ſie das Frühjahr überleben, am kräf— tigſten in den Winter gehen und für den Nachwuchs am beſten geeignet ſind. Dem Schwarzwild hat das ſchlechte April⸗ wetter nicht geſchadet; die Bachen, von denen einige ſchon im März gefriſcht haben, füh- ren, oft zu mehreren Stücken vereint, ihre hoffnungsvollen Sprößlinge, und halten ſich geſondert von den Keilern. Durch den Ein— bruch kalter Witterung war eine Verzöge— rung im Vogelzug eingetreten; der Schnepfenſtrich hat ſich in dieſem Früh- jahr über eine perhältnismäßig lange Zeit erſtreckt und war wenig ergiebig, weil die Waldſchnepfen gruppenweiſe eintrafen und ſich dazwiſchen gar nicht blicken ließen. Auch beim Haarwild regt ſich keimen des Leben, und um den 10. Mai kommen die erſten Rehkiße zur Welt. Wer jetzt eines dieſer zierlichen Geſchöpfe finden ſollte, ſei daran erinnert, daß das Mitnehmen von Rehkitzen geſetzlich verboten iſt, denn die Aufzucht mißlingt faſt immer; auch vermeide man es, die Tierchen zu berühren, weil die Ricke ihr Kin verläßt, ſobald ihm Menſchen⸗ 12 1290 202E. witterung anhaſtet. Eine gefährliche Zeit für unſeren Rehnachwuchs iſt die Heu⸗ mah d, die in vielen Gegenden ſchon Ende Mai beginnt, denn die Kitze drücken ſich beim Herannahen der Mähmaſchine ins Gras und geraten in die Meſſer. Deshalb tut man gut, die Wieſen unmittelbar bevor ſie gemäht werden, mit dem Hunde abzuſuchen; dabei 1 0 ſich nicht ſelten Faſanen- und Reb. uhngelege, die man zu Hauſe von Zwerg⸗ hühnern ausbrüten laſſen kann, wenn es nicht möglich iſt. das Gras um die Gelege ſtehen zu laſſen. Die Rehböcke haben gefegt und kämpfen um die Einſtände, wobei ſie leicht beſtätigt werden können, was für die am 1. Juni beginnende Jagd von großer Bedeutung iſt. Dem aufmerkſamen Beobach⸗ ter wird es nicht entgehen, daß jetzt im Mai einzelne Rehe heftig huſten. Dieſe Krank⸗ heitserſcheinung iſt durch die Rachenbremſe verurſacht, die ihre Eier in den Hals der Tiere ablegt, deren Larven ſich durch das Fleiſch bohren und im Rachen ausſchlüpfen. Rehe, die davon befallen ſind, bilden einen Verbreitungsherd dieſer gefährlichen Kronk— heit und müſſen daher gleich zu Beginn der Jagdzeit abgeſchoſſen werden. Gegen Ende Mai vollzieht ſich bei unſerem Not- und Rehwild der Haarwechſel. Als erſte legen die alten Böcke die rote Sommer- decke an, und da dieſe Periode der Verfär— bung durch erhöhten Stoffwechſel das Wild anſtrengt, iſt die Verabreichung von Salz jetzt beſonders wichtig. Damhirſche wer⸗ fen um die Mitte des Monats ab. Die Rothirſche ſtehen in Rudeln; ſie ſchiebzen im Mai das neue Geweih bis etwa unter die Krone, und heißen in dieſem Stadium der Entwicklung Kolbenhirſche. Da die Grün⸗ afung zu Veginn des Frühjahrs ſpärlich war, hat ſich die Geweihbildung in dieſem Jahr etwas verzögert. Das hochgeſchlagene Kahlwild ſondert ſich vom übrigen Rudel ab, und ſchließt ſich ihm erſt dann wieder an, wenn die Kälber etwa zwei bis drei Wochen nach ihrer Geburt ſo weit herange⸗ wachſen ſind daß ſie dem Rudel folgen kön⸗ nen. Allem Wild muß um dieſe Zeit voll⸗ kommene Ruhe gegönnt werden; jede un⸗ nötige Störung im Revier iſt nach Möglich⸗ keit zu vermeiden. In Wien feierte man dieſer Täge den 70. Geburtstag der Gräfin Johanna Hartenau. Bei dieſer Gelegenheit erinnert man ſich des Liebesromans des Prinzen Alexander von Battenberg, der im vorigen Jahrhundert nicht nur in Wien Stadtgeſpräch war. Der Prinz war nämlich der Gatte der Gräfin Hartenau, die mit ihrem Mädchennamen Johanna Loi⸗ ſinger hieß und vor ihrer Ehe eine bekannte Wiener Sängerin war. Prinz Alexander von Battenberg war der erſte bulgariſche Fürſt nach dem Berliner Vertrag. Er dankte aber bald ab. Als er dann die Sängerin Loiſinger kennenlernte, verliebte er ſich in ſie und hei⸗ ratete ſie, nachdem er ſie durch Kaiſer Franz Joſeph in den Rang einer Gräfin Hartenau hatte erheben laſſen. Am das Schickſal der Philippinen Die Abstimmung über die Unabhängigkeit von 9 Es wird wohl wenig bekannt ſein, daß be— reits ca. 450 Jahre nach Chriſti Tod ver— gangen waren, als man die chriſtliche Zeit— rechnung einführte. Ja man war bereits im 10. Jahrhundert, bis dieſe Zeitrechnung von den europäiſchen Völkern allgemein in Ge brauch genommen wurde. Es iſt alſo nicht ſo, daß eine Zeitrechnung auch dann ſchon in Gebrauch iſt, wenn ihr Anfang berechnet und amtlich vorgeſchrieben war. Der römiſche Abt Dionyſius Exignus, der um die Wende des 6. Jahrhunderts lebte, hat das Geburtsjahr Jeſu ermittelt, um es als Ausgangspunkt der neuen Zeitrechnung zu machen. Auf Grund ſeiner Berechnung wurde das Geburtsjahr Jeſu das Jahr 753 der römiſchen Zeitrechnung. Spätere Berech- nungen ergaben, daß das Jahr 1(nach chriſt— licher Berechnung) das Jahr 759 vor Chriſti Geburt geweſen ſein mußte. Aber der Streit iſt unentſchieden geblieben.— Die Römer rechneten vom Gründungstag Roms an; es war das Jahr 753 bezw. 759 vor Chriſti Geburt. Auch die Römer haben dieſe Zeit— rechnung erſt ſpäter in Gebrauch genommen. Der Untergang Roms fief in das Jahr 1229 der römiſchen Zeit— rechnung, das war das Jahr 476 nach Chriſti Geburt. Die Römer hatten in ihrem Kalen— der übrigens nur 10 Monate. Das Jahr begann urſprünglich mit dem April, ſpäter bei Einführung des julianiſchen Kalenders wat der März der erſte Monat des Jahres, der September der 7. Monat, der Oktober der 8. Monat. Die Juden nahmen die Erſchaffung der Welt als 1 Zeitrechnung got. Der Rabbl Hillee nahm [Bemerkung und noch einem K der Gaſt mitgebracht, ging ſie ſchwerfällig ins Innere des wäre, zu ſtecken. Da gelungen alles Hauſes. Als die Mutter licher Freude. Urheberrechtsschutz: Fünf Türme-Verlag, Halle(Saale) „Gelt, das hab' ich grad fragen wollen“, nickte die Mutter.„Hab' eben der Joſefa g'ſagt, daß wir heuer von Werkſtudenten nix wiſſen wollen.“ Flammende Röte ſchlug über das ſchmale, blaſſe Geſicht des jungen Mannes bei dieſer ungaſtlichen Rede.„Viel⸗ leicht bleibt die Joſefa aber doch ein paar Tag'!“ ſprach er bittend. Ehe die Mutter etwas erwidern konnte, bemerkte das Mädchen, auf ihren Handkoffer deutend, den ſie neben ſich auf den Boden geſtellt hatte, ohne daß die Hausfrau ihr auch nur einen Platz angeboten hätte:„Jedenfalls möcht' ich wenigſtens ſo lang' um Obdach bitten, bis daß ich das Geſelchte und die Salami, die ich mitgebracht hab', aus⸗ pack; geln S', Frau'Verwalterin? Wiſſen S', ich hab' er den Kopf hängen. 19 Es war grundverſchieden von dem dies Fünſundzwanzigjährige gehören. ſchüttelte ſie herzlich. Blick nach dem verſchwunden war, trat der junge Mann mit ausgeſtreckten Händen vor das Mädchen hin. „Daß d''kommen biſt“, ſprach er „Hab's nimmer gedacht ind wir doch ſo arm geworden ſeither, ſo ganz arm.“ kein alltäglicher ſeiner Vierſchrötigkeit und energiſche Art hatte ſie dem Sohne m und offenbar nicht vererbt. Im Gegenſatz dazu war der etwa feingliedrig, ſchlottrig, aber der Kopf konnte ebenſogut einem Gelehrten gen Die großen, etwas kurzſichtigen Augen hatten einen abweſenden Blick, die blonden, dichten Haare waren glatt nach hinten geſtrichen, und das bartloſe Geſicht mit dem weichen Mund und der langen, ſchmalen Naſe zeigte ein ſeltſames Gemiſch von Geiſtigkeit und Schüchternheit. das Pips hatte eine der dargebotenen Hände erſaßt und die Nebeneinander waren die jungen Leute hinunter in den Garten geſchritten und gingen nun langſam ſchlendernd die ſchmalen Wege auf und nieder. den Welt zur Zeit der Geburt Jeſu andere haben 47/13, Jahre berechnet. Nach Wiſſenſchaft glaubt Millionen von an, daß die 3761. Jahre alt war, 5493 oder 9 55 dem heutige stand der man an ein Erdalter von Jahren. alten Griechen Olympiaden(4Ajährige JZeit— olympiſchen Spielen), die Chriſti Geburt be— daner neh— rechneten räume zwiſchen den mit dem Jahre 776 vor gannen.. Die men die Flucht hhammeds nach Medina zum Ausgangspunkt ihrer Zeitrechnung. Es war das Jahr 622 nach Chriſti Geburt. Die Aegypfter benützten die Zeitrechnung ihrer Nachbarn, zuletzt der Babylonier. Mohamme Die Chineſen rechnen nach 60jährigen Cyklen; ſie befinden ſich im heurigen Jahr im 78. Cyklus. Japaner rechneten mach dreierlei Arten: entweder mit den Chineſen oder nach den Regierungsjahren der Mikados oder nach einer Methode, die zur Zeit Chriſti 660 Jahre alt war. Die Ruſſen, die bis jetzt den julianiſchen Kalender hatten, der 13 Tage Differenz gegen den gregorianiſchen aufweiſt, benützen heute auch den letzteren Kalender. In Indien rechnen die Bewohner nach Religionen: die einen begannen im Jahre 3102 vor Chriſti Geburt, die anderen im Jahre 57, wieder an⸗ dere im Jahre 78 nach Chriſti Geburt. Die Buddhiſten rechnen vom Todestag Bud— dhas an, der aber ganz verſchieden angenom⸗ meſt wird. „er don Offe den Patentes dch Fingern bewegt und in offenſicht Schuld hätte doch du der Und traurig lie jedenfall Mutter. Ihre derbe Kopf und hätte ich es etwas lang und Philippin Seufzer kleine Summen abbetteln laſſen, wo es mindeſtens var dann eben nur die Pips nickte gekommen biſt, Aber U Eigentümer Gotthold unterb hoffnungslk leicht recht, daß denn lernen ſollen? Sie hat es tommen, wie verſtändlich an ſich genommen hat, ſolange die Fabrik noch arbeitete und ich mit...“ Pips ſtreifte den Sprecher mit einem Blick:„Und die — was iſt mit der?“ blaſſe, traurige Geſicht kam ine wenn die nicht wäk'! Und ihre Mutter, ſo arm ſie iſt, ſie tät' das Letzte fürs und für mich“, ſetzte er mit einem zittern— hinzu. os.„Du lieber Herrgott Kind opfern— Ein Geſetz zum Ausſchlaſen Im britiſchen Unterhaus iſt, wie„Morning Poſt“ berichtet, ein Gesehene einge⸗ bracht worden, der„den Leuten, die kein Geld haben, das Privileg ſichern ſoll, ſich wenig⸗ ſtens ausſchlafen zu dürfen“. Der ſonderbare Geſetzentwurf wird verſtänd⸗ lich, wenn man ihn mit den Geſetzen über Landſtreicherei in Verbindung bringt. Land⸗ ſtreicherei iſt in England verboten. Wet in einem Straßengraben oder einem Park ſchla⸗ fend erwiſcht wird, kann ſich auf vierzehn Tage Gefängnis gefaßt machen. Vor einigen Jah⸗ ren bezahlte ein Landſtreicher die Härte dieſes Geſetzes, das mit rüg, 1 1 Strenge dürch⸗ geführt wird, mit ſeinem Leben. Er beging nämlich in ſeiner Zelle Selbſtmord. Wie die Aerzte vorher feſtgeſtellt hatten, litt er an Klaustrophobie, an Zimmerfurcht. „Wenn es ein Verbrechen iſt, ſich auszu⸗ ſchlafen“, erklärte im Unterhaus der Vertei⸗ diger des Geſetzentwurfes,„ſo kann doch höch⸗ ſtens der ein Verbrecher ſein, der ſich im Freien ausſchläft, obwohl er genug Geld hat, ſich ein Obdach zu leiſten, nicht aber der arme Teufel, der nicht das Geld dazu hat. Darum ſoll niemand mehr ins Gefängnis ge⸗ ſchickt werden, weil er ſich aus Geldmangel im Freien ausſchläft.“ Das Unterhaus lief; ſich überzeugen, und es trat 0 455 ein, daß ein Geſetz ohne ein Wort des Wider⸗ ſtandes angenommen wurde. Die„goldene“ Herzogin Zur Ueberraſchung aller Engländer iſt die Herzogin Marina von Kent von ihrer weſ⸗ indiſchen Hochzeitsreiſe mit goldblonder⸗ Haar nach London zurückgekehrt. Als ſie ab- fuhr, war ihr Haar noch braun. Wohe⸗ dieſe Wandlung? Von der weſtinbiſchen Sonne, erklärt Marina. Aber mancher han doch weniger die Sonne als einen weſt. indiſchen Friſeur in Verdacht. Jedenfalls ißß man ſich darüber einig, daß Marinas ſüd lichem Geſicht das braune Haar beſſer ſtanz Nun, wenn es die Sonne war. wird de; Londoner Nebel wohl ſehr ſchnell ſergen daß Marinas Haar wieder braun wird. Franzöſiſche Vornamen Das„Bulletin de la ſociete des antig rg! res de Picardie“ wärmt eine alte Statiſtis über franzöſiſche Vornamen aus den Jahren 1691, 1791 und 1891 auf. 1691 war Francois bei weitem der belieb⸗ teſte Vorname. 1791 dominiert Jean⸗Bap⸗ tiſte und hundert Jahre ſpäter Louis. Erheb⸗ lich größere Stabilität weiſen die weißlichen Vornamen auf. Sowohl 1691 wie in den bei. den nächſten Jahrhunderten werden die Mäd— hen mit Vorliebe Marie genannt. An zwei— ter Stelle ſteht Marguerite und an dritter Francbiſe. Louiſe kommt erſt im 19. Jahr- hundert in Mode. Voll von Kurioſitäten iſt natürlich die Zei— der Revolution. Da gibt es Vornamen wie Danton, Meſſidor, Guilleaume, Tell, Untie Egalite, Napoleon(eigentlich ein Familien lein Vorname), Barras uſw. Unter dem Ein- fluß von Rouſſeau, Bernardin de St. Pierre u. a. müſſen es ſich die Mädchen gefallen laſſen, Virginie, Victoire, Nature uſw. genang! Im Vordergrund ſtehen aber die die heute noch zu den ver⸗— nämlich Jean, Jacques und für die Mädchen Mone, Jacqueline uſw zu werden gieichet Namen, )reiſetſten gehören, 5 oder Pierre doch nötig gewesen drei Viertel des Betrages in die Sache ldung des zwiſchen den 1 Aume andere iſt zerronnen.“ „Aehnliches hat mir die Mutter, ehe du geſagt: wenn auch nicht, als ob ſie die a ja, ſoviel ich mich erinnere, biſt Geldes geweſen; es wurde och an dich geſchickt!“ andbewegung, müde ſie hat ja viel Geld umgehen kann. We halt an ſich ſelbſt rach ſie mit einer H ich nicht mit ſie ja auch meinen Gehalt als erkundigte ſie ſich Leuchten.„Ach Sie iſt brav, gut und lieb „Ganz, ganz anders als...“ Er einem Bub'n von einem Kaufmann Nachhilfſtunden geben, und der hat mich in Eßwaren bezahlt. Na, hab' ich mir denkt, bringſt das gleich mit nach Rotenbaum, zwingſt es doch allein eh nimmer...“ Meiſterlich beherrſchte Pips die landläufige Mundart und fiel auch in ihrem Benehmen mit kziner Bewegung aus der Rolle. Dagegen veränderte ſich das Geſicht der Frau Pieringer im Nu zu eitel Freundlichkeit.„Das muß ich ſagen“, rief ſie und ſchlug die Hände zuſammen,„a Werkſtudentin, die noch was zubringt, das kommt nit alle Tag' vor— na ſo was!“ Und befliſſen ſetzte ſie hinzu:„Na, da ſetzen S! Ihnen derweil her, machen S' es Ihnen kommobd, und ich ſchau g'ſchwind nach dem Kammerl droben, wo S' vorig's Jahr g'wohnt haben. Die Ausſicht is noch die nämliche, was Ihnen ſo gut g'fallen hat!“ Mit dieſer ſcherzhaften Leiſe ſenkte ſich Abendfrieden auf die liebliche Land— ſchaft. Es war noch hell, aber der Himmel wurde opal— farben, und im Weſten ſchimmerte es noch roſenrot. Pips mit halber Stimme. Gotthold Pieringer ließ die ſchmalen Schultern ſinken. „Jeden Tag von früh bis abends muß ich deshalb von geheimnisvolle Geld, das voriges Jahr ſo unverhofft gekommen iſt, wie der Mutter die Vorwürfe hören. Das ein Wunder, das iſt ja richtig zum größten Teil drauf gegangen. Aber es iſt wirklich nicht meine nichts Rechtes aus den Verſuchen wurde.“ „Erzähl— ich kann mir's zwar ſchon munterte Pips ernſt. denken“, er⸗ „Wie du doch die Mutter kennſt, hat ſie ſich immer nur Schuld, daß genießen könnte, vergällt und verſalzt mit ihrer ewigen Unzufriedenheit und Galligkeit“, klagte der junge Menſch. vollendete nicht. Aber Pips wußte dennoch, was er ſagen wollte.„Darfſt ü 0 deine Mutter nicht für lieblos halten“, tröſtete ſie herzlich „Was iſt es mit deiner Erfindung?“ erkundigte ſich Bauernhof, war ihr Lebtag gut gewöhnt und hat für die „Du haſt mir ſelbſt erzählt, ſie ſtammt von einem reichen damalige Zeit eine große Partie gemacht, einen Herrn Ver— walter geheiratet; der aber iſt jetzt tot und unſere Welt⸗ wirtſchaft dazu. Sie iſt entwurzelt und findet ſich nicht zurecht. Dazu die Sorgen“ „Es wird nicht beſſer, wenn ſie immer jammert und das biſſerl, was man in Zufriedenheit und Gottvertrauen (Fortſetzung folgtg ——— —— —— eee e EINE SANDE — D 180 Nachdruck verboten. Zwanzigmal hatte er ſie jetzt ſchon hin und her gejagt. Immerfort gab es Unterlagen zu beſchaffen, in den ver⸗ ſchiedenſten Abteilungen etwas zu holen. Dazwiſchen tamen Beſucher, die abgefertigt werden wollten. Dann war wieder Diktat. Dann mußte ſie ans Telephon. Auf dem Schreibtiſch von Direktor Krumbhaar ſah es aus, als hätte ein Orkan alles durcheinander gewirbelt. „Fräulein Aßmuſſen, gehen Sie ſchnell hinauf nach Abteilung B, ich habe eine Beſprechung angeſetzt; kann nicht fort, ich habe eine wichtige Konferenz. Bitten Sie Herrn Jürgens, er möchte ſich für drei Uhr bereithalten. Hier, nehmen Sie die Akten mit, ich habe ſie nicht durch⸗ ſehen können. Herr Jürgens muß mir dann Vortrag halten.“ Herdith eilte hinauf. Die Abteilung B lag im fünften Stock. Sie ſprang in den Paternoſter. Oben erledigte ſie das Notwendige. Ein paar Kolleginnen wollten ſie in ein längeres Geſpräch über die Fahrt nach Prag verwickeln. Das ganze Haus nahm glühenden Anteil an dieſer Sport⸗ konkurrenz. Herdith als Schlagmann verteidigte ſozuſagen die ſportliche Ehre der Groſchwitzer Zellſtoffabriken mit. „Keine Zeit, keine Zeit“, Herdith floh lachend,„unten iſt heute der Teufel los.“ „Na— doch immer bei Direktor Krumbhaar! Sie möchten auch ſchon Fredrichs wiederhaben— was?“ „Das gebe Gott!“ ſagte Herdith aus tiefſter Seele und lief, ſo ſchnell ſie konnte, die Treppe hinunter. Als ſie wieder ins Büro kam, hing vor der Tür von Direktor Krumbhaar ein Schild:„Konferenz.“ „Wer iſt denn drin?“ fragte Herdith Franz Teſſel, der gerade mit einem Aktenſtück wieder in ſeinem Zimmer ver— ſchwinden wollte. „Firma Eckmann, Prag. Höchſtperſönlich!“ „Wieſo denn? Die haben doch vorhin telephoniert.“ „Ja— war eben ſchon einer von den Herren unter— wegs zu mündlicher Beſprechung.“ Na, Gott ſei Dank!, dachte Herdith, nun wird Direktor Krumbhaar wohl ruhiger werden. Telephoniſch gab es doch nichts Richtiges. Aber Direktor Krumbhaar ſchien keineswegs ruhiger zu werden. Durch zwei Doppeltüren hörte man ſeine Stimme. „Aber nicht möglich. Erlauben Sie mal, ſowas kommt bei uns doch nicht vor. Ganz ausgeſchloſſen“, hörte Herdith, und dazwiſchen ein beruhigendes Murmeln. Das war offenbar der Beauftragte der Firma Eckmann. Der ſchien wenigſtens nicht ſo aufgeregt zu ſein. Sie ſetzte ſich an ihren Platz und arbeitete weiter. Plötzlich wurde die Tür aufgeriſſen. Feuerrot, wie ein Truthahn vor Wut kollernd, ſchrie Direktor Krumbhaar Herdith an: „Fräulein Aßmuſſen, wo iſt das Auftragſchreiben von der Firma Eckmann, Prag, über den letzten Auftrag?“ „Herr Direktor, das muß in den Akten ſein!“ „Sehen Sie ſelber nach. Ich kann's nicht finden. Viel— leicht haben Sie beſſere Augen als ich.“ Herdith wurde blaß. Sie hatte ſich an dieſen Ton Direktor Krumbhaars immer noch nicht gewohnt. Bei Fredrichs kam ſo etwas nicht vor. Der war ſcharf. Der verlangte Arbeit bis dorthinaus. Aber der Ton war immer höflich— immer wie der eines Herrn einer Dame gegenüber. Sie blätterte mit etwas nervöſen Händen. „Haben Sie's?“ ſchrie Krumbhaar. Herdith wurde immer ängſtlicher: „Ich finde es auch nicht. Ich begreife nicht, Herr Direktor! Hier hab ich es eingeheftet.“ „Na— wo ſoll's denn da ſein? Entweder Sie haben's eingeheftet, dann muß es da ſein. Oder Sie haben es nicht eingeheftet— dann iſt es eine Sauwirtſchaft. Ich gebe Ihnen noch fünf Minuten! Sehen Sie nach, wo's ſteckt. Bringen Sie mir's herein. Glauben Sie, die Firma Eckmann oder wir haben Zeit, wegen Ihrer Bummligkeit ſa lange zu warten? Wenn Sie's nicht finden: ſolche Leute kann ich hier nicht gebrauchen—“ Er ſchmetterte die Tür zu. Herdith ſtanden die Tränen in den Augen. Sie war ſchrecklich nervös. Je nervöſer ſie wurde, deſto weniger fand ſie, was ſie ſuchte. Alle Akten durchſtöberte ſie, die ganzen Geſchäftsvorgänge mit der Firma Eckmann, und wußte doch, daß es ſinnlos war. Das Auftragſchreiben konnte nur in dieſer Mappe ſein und in keiner anderen. „Haben Sie vielleicht das Auftragſchreiben Eckmann geſehen? Es muß vor ungefähr acht Tagen eingelaufen fein“, fragte ſie zu Franz Teſſel herein. „Keine Ahnung— da habe ich ja noch gar nichts damit zu tun gehabt.“ In Franz Ton lag etwas, was Herdith innerlich noch mehr erregte. Schadenfreude, und als wollte er ſagen: Ja, ja! So geht's eben im Geſchäftsleben. Siehſt du, mein Kind— haſt du das nötig? Wärſt du klug geweſen, hätteſt du das alles vermeiden können. Herdith biß die Zähne ſammen. Das hätte noch ge⸗ fehlt, daß ſie losheulen wu Ehe ſie Franz geheiratet hätte— lieber zehn Anpfiffe 1 Direktor Krumbhaar. „Nrrrrr!“ ſchrillte die Kl Es waren genau fünf Minuten. Na, das würde et Schönes geben. Urheberrechtsschutz: Fünf Türme-Verlag, Halle(Saale) Herdith öffnete die äußere der Doppeltüren zu dem Direktionsbüro. Ehe ſie die zweite Tür öffnen konnte, wurde ſie von innen ſchon aufgeriſſen. „Na— haben Sie...? Natürlich nicht. Verdammte Schlamperei! Weiberwirtſchaft! Wie können Sie ſich ver⸗ antworten? Was ſoll ich ohne das Auftragsſchreiben der Firma Eckmann machen? Sie denken wohl immer an Ihre blödſinnige Ruderei? Ich kann nur Leute gebrauchen, die ganz bei der Sache ſind. Verſtanden?“ Vor Herdith bewegte ſich das Zimmer wie in einem Schwanken hin und her. Sie konnte einfach nichts mehr erkennen. Es war wie ein Schwindel in ihrem Hirn. Ihre Augen, von Tränen erfüllt, nahmen alles nur undeutlich in ſich auf. Aber plötzlich klang in all dies Verwirrte, Schwankende eine Stimme. Und dieſe Stimme kannte ſie. Sie hörte jetzt jemand ſagen: „Aber ich bitte Sie, Herr Direktor, das iſt ja alles nicht ſo ſchlimm. Vielleicht kann ich mit meinem Durchſchlag aushelfen. Uebrigens ſchönen guten Tag, liebes Fräulein Aßmuſſen!“ Jetzt erſt kam Herdith zum Begriff der Wirklichkeit. Jetzt erſt, als ſich eine feſte, vertrauenerweckende Hand um ihre eiskalte ſchloß, begriff ſie: das war ja der junge Mann mit dem Auto, das war ja Herr Thomas Frank⸗ ofer. 5 e Mein Gott!“ ſagte ſie ganz verdattert.„Was haben Sie denn hier...“ Und dann wurde ſie blutrot. Wie kam ſie dazu, einen Beſucher von Direktor Krumbhaar zu fragen, was er hier wollte. Scheu ſah ſie nach Direktor Krumbhaar hin. Der ſtand immer noch mit dieſem puterroten Kopfe wutſchnaubend da, als ob er gleich wieder lostoben wollte. Aber Herr Thomas Franthofer ſagte mit ſeinem fröhlichſten und un⸗ bekümmertſten Lächeln: „Nicht wahr, Herr Direktor, wir können unſere ge— ſchäftliche Unterhaltung einen Augenblick unterbrechen. Ich freue mich nämlich ſchrecklich, in Fräulein Aßmuſſen eine gute Bekannte getroffen zu haben.“ „Aber, aber...“, ſtotterte Direktor Krumbhaar.„Das geht doch nicht!? Die Auftragsbeſtätigung— wir müſſen doch... Es iſt doch unerhört...!“ Er fing wieder an zu kollern wie ein Truthahn. Frankhofer ſah, wie Herdith angſtvoll zuſammenzuckte. Da ſagte er, immer noch mit einem verbindlichen Lächeln um den Mund, aber mit einem bedrohlichen Funkeln in ſeinen Augen: „Herr Direktor! Ich habe mir vorhin ſchon erlaubt, Ihnen die Durchſchrift unſerer Abmachung anzubieten. Ich darf es noch einmal wiederholen. Bitte ſchön! Und Sie, Fräulein Aßmuſſen, nur keine Aufregung! Iſt ja alles in Ordnung. Iſt ja alles ſchon wieder— wie ſagt man bei Ihnen in Berlin ſo ſchön?— in Butter!“ Er wollte ſich Direktor Krumbhaar zuwenden, da lopfte es an die Tür. Ein Botenjunge erſchien: „Verzeihung! Ein dringendes Telegramm für Fräu⸗ lein Aßmuſſen.“ Herdith erſchrak. Wer telegraphierte ihr denn da? „Na, nun leſen Sie ſchon!“ ſchrie Direktor Krumbhaar. Herdith öffnete. Ihre Hände zitterten immer noch etwas. Sie wurde kreidebleich. „Na, na! Nur Ruhe! Was gibt ſes denn?“ Thomas Frankhofer war unauffällig neben ſie getreten. „Mein Onkel, er iſt ſchwer erkrankt. Er iſt mein Pflege⸗ vater. Man telegraphiert mir, ich möchte kommen Mein Gott! Wenn ich nur noch zurechtkomme. Ich weiß ja gar nicht, wann der Zug...“ Herdith griff ſich nach der Stirn. Sie ſchwankte... Das alles war zu viel. „Nun ſetzen Sie ſich erſt mal hin!“ ſagte Thomas Franthofer energiſch.„Und jetzt geſtatten Sie, daß ich die Geſchichte in die Hand nehme. Wo wohnt der Onkel?“ „In Braunſchweig.“ „Braunſchweig? Herr Direktor, Kursbuch! Herrgott, Sie müſſen doch ein Kursbuch haben.“ Es wurde Thomas Frankhofer gar nicht bewußt, daß er Direktor Krumbhaar einfach anſchrie. Aber dieſes Mädel tat ihm wirklich in der Seele leid. Armes Kind! Er hätte nicht Sekretärin bei Direktor Krumbhaar ſein mögen. „Jawohl, Kursbuch!“ Direktor Krumbhaar ſuchte mit ſahrigen Händen auf ſeinem Schreibtiſch und brachte alles noch mehr durchein⸗ ander. Briefe flatterten herunter. Der Inhalt eines Schnellhefters löſte ſich und ſauſte zur Erde. Ein Tinten⸗ faß geriet in Gefahr. „Wo habe ich denn das Kursbuch! Wo habe ich's denn nur?“ murmelte Krumbhaar. Thomas Frankhofer konnte ſich nicht verkneifen, zu ſagen: „Na, da ſehen Sie! Manchmal findet man eben die Dinge nicht gleich.“ „Links im Schreibtiſchſach, Herr Direktot!“ ſiel jetzt Herdith ſchwach ein. Wäre ſie nicht ſo in Angſt geweſen, die Szene hätte komiſch gewirkt. Endlich hatte man das Kursbuch. „Braunſchweig 8 fünfundzwanzig D eins!“ murmel Frankhoſer vor ſich hin. Mit dem Finger fuhr er die Reihen entlang.. „Schade, Fräulein Aßmuſſen! Der einzige D-Zug ge gerade jetzt vom Potsdamer Bahnhof ab. Der nächſte Perſonenzug über Magdeburg. Ach du lieber Gott!, da reiſt man ja eine Ewigkeit.“ N Herdith brach in Tränen aus. „Na, das fehlt noch!“ ſagte Direktor Krumbhaar. „Vielleicht wird man bei Ihnen noch nicht einma weinen dürfen?“ fuhr Thomas Frankhofer auf. Und dann vollendete er: f „Alſo, ich nehme an, Sie geben Fräulein Aßmuſſen Urlaub, Herr Direktor. Auf Wiederſehen!— Kommen Sie, Fräulein Aßmuſſen!“ „Aber, aber unſere Verhandlung...“ „Setzen wir fort, wenn Sie ſich beruhigt haben, Herr Direktor.“ Willenlos ſtand Herdith auf und folgte Thomas Frant⸗ hofer. Krumbhaar blieb konſterniert zurück. Das war ja ein ſchöner Ton, den der junge Herr aus Prag anſchlug. Aber da die Firma Eckſtein eine der Hauptabnehmer der Groſch⸗ witzer Zellſtoffabriken war, mußte man mit dem Junior⸗ chef Franthofer ſich ſchon einigermaßen gut ſtellen. * 4* Franz Teſſel hatte inzwiſchen ſeine Mittagspauſe hinter ſich. Er hatte im Kaſino der Firma gegeſſen und war dann ſchnell auf einen Sprung zu dem Photogeſchäft her⸗ übergegangen. Sein Kodak hatte eine kleine Reparatur nötig gehabt. Die mußte jetzt fertig ſein. Er konnte ſich zugleich ein paar Rollfilme beſorgen. Als er die Treppe heraufging, kam ihm Edith entgegen. Sie ſah ihn nicht, ſondern ging mit geſenktem Kopf und ſchien den Worten ihres Begleiters zu lauſchen. Dazu ging ſie noch unter⸗ gefaßt von dieſem unbekannten, dunklen Herrn. Nanu! Was war denn das? Wer war denn dieſer Herr im bemerkenswert gutgeſchnittenen Anzug? Elegant von Kopf bis Fuß mit jener unaufdringlichen Eleganz, die ſelbſtverſtändlichen Reichtum zum Hintergrund hat? Die graue Perle in der taubengrauen Krawatte war ein kleines Vermögen wert. Franz Teſſel drückte ſich ſchnell in eine Niſche zwiſchen zwei hohen Aktenregalen. Vielleicht konnte man ungeſehen irgend etwas aufſchnappen, was für Marion von Wichtig⸗ teit wäre. Aber ſchon dieſe Begegnung der beiden Men⸗ ſchen hier Arm in Arm, das war ja unbezahlbar. Herdith konnte ja nicht zu gleicher Zeit mit z wei Männern verlobt ſein. Und dieſer elegante junge Mann ſah ganz aus, als ob er ſelbſtverſtändliche Beſitzerrechte an Herdith hätte. So liebevoll blickte er ſie an. „Tapfer, tapfer, kleine Herdith!“ hörte Franz Teſſel den Fremden ſagen, als er jetzt mit Herdith gaaz in ſeiner Nähe war, ohne Franz in ſeinem Verſteck geſehen zu haben. Franz nahm blitzſchnell den Apparat. In dem Klingeln der Elektriſchen, dem Hupen der Autos, deren Lärm durchs offene Korridorfenſter von der Straße her hereindrang, hörte man nicht das winzige Knacken des Apparats. Herdith und Thomas Frankhofer gingen langſam vom Büro der Friedrichſtadt zu. Herdith hatte, ſo gut ſie konnte, Thomas Frankhofer alles erzählt. Sie hatte plötzlich zu ihm ein Vertrauen wie zu— nun eben wie höchſtens zu Jobſt. Und Jobſt war jetzt nicht da. Sie konnte ihn auch im Moment nicht erreichen. Sie konnte ihm höchſtens ein paar Zeilen ſchreiben. Aber ſie hatte ja Thomas Frank⸗ hofer. Er war gut zu ihr und zart, wie ein Bruder. Kein Menſch konnte beſſer ſein. „Als ob Sie mir wie ein Schutzengel vom Himmel ge⸗ ſchickt werden, Herr Frankhofer!“ Thomas Frankhofer lachte: „Einzige Aehnlichkeit zwiſchen einem Engel und mir, daß ich fliegen kann. Zwar nicht höchſtſelbſt direkt mit ſo weißen Flügeln am Rücken. Aber ſchließlich tut es meine kleine Sportmaſchine auch. Ich kann Ihnen gar nicht ſagen, Fräulein Herdith, wie ich mich freue, daß ich Ihnen helfen kann.“ „Alſo, Sie wollen mich wirklich nach Braunſchweig fahren?!“ „Fliegen, Fräulein Herdith! Fliegen! Alſo los! Jetzt ins Auto!“ Er winkte einem Chauffeur.„Wir erledigen jetzt das Nötigſte. An Herrn Rechtsanwalt Megede geben wir eine Depeſche auf, daß Sie kommen. Dann gondeln wir nach dem Tempelhofer Feld. In garantiert anderthalb Stunden ſind wir in Braunſchweig. Das Wetter iſt ja wie beſtellt.“ Er ſah hinauf zum Himmel. Er war wolkenlos und klar. Das Gewitter am Tage zuvor hatte alles reingefegt. „Ich weiß gar nicht, warum Sie ſo gut zu mir ſind, Herr Frankhofer.“ Herdith ſah Thomas Frankhofer zaghaft an. Sie ſaßen im Wagen nebeneinander. Thomas Frankhoſer nahm ſchnell Herdiths Hand mit einem kurzen Druck: „Weil Sie ein lieber, anſtändiger und tapferer Kerk ſind, Fräulein Herdith. Und weil Sie mit etwas be⸗ deuten. Nein, nein! Zucken Sie nicht zurück. Ich weiß ja: Jobſt Reichardt! Der Jobſt Reichardt iſt ein Glückspilz. Aber boxen möchte ich doch mal mit ihm.“ Herdith fühlte ſich wunderbar erleichtert. Dieſe friſche Art Frankhofers, dieſes Gar⸗keine⸗Rührung⸗Aufkommen⸗ laſſen beruhigte ſo wunderbar. Lenkte die Gedanken ſo⸗ gleich auf das Nächſtliegende. Sie hatte plötzlich das Emp⸗ finden, es konnte doch in Braunſchweig nicht zum Schlimm⸗ ſten kommen. Onkel Heinrich konnte nicht ſterben, ohne daß ſie ihn noch einmal geſehen, ihm geſagt hatte, wie lieb ſie ihn hatte. Wie ſie an ihm hing, und daß nur dieſe unſellge Geſchichte mit Franz und Tante Sidonie ſchuld geweſen, daß ſie aus dem Hauſe ging. Ipber vielleicht würde er doch nichts mehr glauben von dem, was man ihm Böſes von ihr erzählt hatte. Vielleicht wurde er wieder geſund. Alles würde andere und beſſer werden ortſetzung ſolgt.) n r 1 5 ))) ²˙¹·ꝛmAAAA²⁵vI 1 5 n 3 in Staatsalt an der Reichsautobahn Die Eröffnung der erſten Teilſtrecke Frankfurt — Darmſtadt. Frankfurt a. M., 16. Mai. Nur noch drei Tage trennen uns von dem feierlichen Akt, da das erſte Teilſtück der Reichsautobahn von der Alten Mainzerſtraße bei Frankfurt bis zur Griesheimer Straße bei Darmſtadt dem Verkehr übergeben wird. Ein Werk von gewaltiger Größe und Bedeutung iſt damit dank der Schöpfertat des Führers, dank aber auch der opferungsvollen Pflicht⸗ erfüllung aller an dem Werk beteiligten Ar⸗ beitskameraden in ſeinem erſten Teil voll⸗ endet worden, ein Werk, an deſſen Verwirk⸗ lichung früher kaum ein paar Menſchen zu glauben wagten. Der Tag, an dem dieſes Werk ſeiner Beſtimmung übergeben wird, iſt natürlich ein Feſttag für das ganze deutſche Volk, beſonders aber für uns im Rhein-Main⸗ gebiet. An der Stelle bei Kilometer 0,1, an der der Staatsakt vor ſich gehen wird, wer⸗ den auf dem großen von herrlichem Wald umgebenen freien Platz von zahlreichen Fah— nenmaſten die Flaggen des Reichs die Be— deutung der Stunde künden. Von einer Red— nertribüne aus wird der Vertreter der Reichs— regierung, der die Strecke dem Verkehr über— geben wird, zu den angetretenen Volksgenoſ— ſen und zu den Vertretern der Regierung, der Behörden, der verſchiedenen Dienſtſtellen, der Induſtrie uſw. ſprechen. Auf den beiden Fahrbahnen werden in ungefähr 170 Laſt— kraftwagen ſämtliche Arbeiter, die am Bau der Strecke Frankfurt— Darmſtadt betei— ligt waren, Zeugen der Eröffnungsfeierlich— keiten ſein. Dahinter werden Abteilungen des NSKK. und des DDAC., ſowie 150 Fahr- zeuge der deutſchen Automobilindu— ſtrie, und zwar 50 Motorräder, 50 Per— ſonenwagen und 50 ſchwere Wagen, Auf— ſtellung nehmen. Der Verlauf der Eröffnungsfeierlichkeiten wird folgender ſein: Nach einem Muſikſtück meldet der Generalinſpektor für das deutſche Straßenweſen, Dr. Todt, dem die Eröff— nung vornehmenden Vertreter der Reichsregie— rung, daß die Straße fertiggeſtellt iſt. Dar⸗ auf wird Gauleiter Reichsſtatthalter Spren— ger die Begrüßungs- und Eröffnungsan— ſprache halten. Im Anſchluß daran ergreift Generaldirektor Dorpmüller als Vorſit⸗ zender der Geſellſchaft Reichsautobahnen das Wort. Schließlich wird ein Arbeiter, der am Bau der Autobahn beſchäftigt war, kurze Ausführungen machen. Zum Schluß wird der Vertreter der Reichsregierung das Wort zu einer längeren Anſprache ergreifen. Der Feſt⸗ akt an der Eröffnungsſtelle wird um 12 Uhr beginnen und gegen 12.50 Uhr beendet ſein. Dann wird der Vertreter der Reichsregierung ſeinen Kraftwagen beſteigen und ein an der etwa 100 Meter nach Süden zu gelegenen Stelle 0,0 über die ganze Bahn hinweg ge— ſpanntes Band mit dem fahrenden Auto durch— reißen. Hinter dem Wagen des Regierungs— vertreters werden die Wagen weiterer Mit⸗ glieder der Regierung und einiger Reichslei⸗ ter folgen. Unmittelbar im Anſchluß ſetzen ſich die 170 Laſtkraftwagen mit den Arbeitern in Gang. Dahinter kommen dann die Wagen des NSKK. und des DDAC., ſowie die Automobile der Induſtrie und zum Schluß die Fahrzeuge der eingeladenen Ehrengäſte. Dann geht die Fahrt 21 Kilometer ſüdlich bis Darmſtadt. Dort wird der Wagen mit dem Vertreter der Regierung zur Seite aus— biegen und die nachfolgenden Fahrzeuge wer— den vor dem Vertreter der Regierung vor— beidefilieren. Die Rückfahrt erfolgt über die Eröffnungs— ſtelle hinaus nach Norden zu bis zur Auto⸗ bahnbrücke über den Main. Dort am Ufer des Mains ſchließt ſich ein Bolksfeſt an, bei dem alle Arbeiter, Angeftellten, Techniker, Beamten und Direktoren, die am Bau betei⸗ ligt waren, in echte Voltsgemeinſchaft zuſam⸗ men ſein werden. Außerdem nahmen an dem . Volksfeſt Delegationen von ſämtlichen an⸗ deren Bauſtellen der deutſchen Autobahnen deil. Während der Feierlichkeiten werden zu beiden Seiten der 31 Kilometer langen Strecke Hunderttauſende von Volksgenoſſen, die in zahlreichen Sonderzügen durch die NS. Kraft durch Freude“, durch die Organiſa⸗ tionen der Partei uſw. aus dem Gau Heſ⸗ ſen-Naſſau und aus den benachbarten Gauen nach Frankfurt transportiert werden. Durch zahlreiche an der ganzen Strecke aufgeſtellte Lautſprecheranlagen werden ſie an dem hiſto⸗ iiſchen Akt der Eröffnung unmittelbar teil⸗ nehmen können. Die Reichsſendeleitung wird i über den Kurzwellenſender von den einzelnen Punkten aus Schilderungen der Feier geben. „Das Werk, das hier in ſeinen erſten An⸗ fangen vollendet worden iſt, iſt würdig, die „Straßen Adolf Hitlers“ genannt zu werden. lnd wenn am 19. Mal die Schranken, die bisher der Allgemeinheit den Weg zur Auto⸗ bahn verſperrten, fallen, dann wird auch für alle die, die an dem Bau mitgearbeitet haben, ein ſtolzes Bewußtſein erſtehen. Sie werden von dem Tag der Freigabe der erſten Auto⸗ f bahnteilſtrecke auf den Tag des erſten Spa⸗ lenſtichs durch den Führer am 23. Septem⸗ 1933 zurückſchauen und überprüfen, was dieſer ſo kurzen Zeit geleiſtet wurde. Das geche Empfinden wird aber auch alle die lrbeitskameraden erfüllen, die an den übri⸗ gen Bauſtellen der Reichsautobahn an dem elingen des großen Werkes mithelfen. Gemüſehändlers, mitten im Aus Heſſen und Naſſau Fahrläſſiger Hochverrat. * Frankfurt a. M., 16. Mai. Wegen fahr⸗ läſſigen Hochverrats verurteilte das Schöf⸗ fengericht den 72 jährigen Georg Müller zu ſechs Monaten Gefängnis. Der Angeklagte war ein Mitläufer der KPD. und es ſchweb⸗ ten ſchon zweimal Verfahren gegen ihn in politiſchen Dingen. Dieſe Verfahren wurden niedergeſchlagen, nachdem der Angeklagte ver⸗ ſprochen hatte, daß er gegen den neuen Staat nichts mehr unternehmen werde. Dieſes Ver⸗ ſprechen hielt er nicht. Er gab eine nach außen getarnte kommuniſtiſche Hetzſchrift gegen die SA. weiter, wollte ſie aber nicht geleſen haben. Das Gericht war der Anſicht, daß es ſich bei dem Angeklagten un minen harm⸗ loſen Menſchen und dummen Schwätzer handle, ſondern um einen Mann, der voller Bosheit ſteckte.„ * Frankfurt a. M., 16. Mai.(Geſtänd⸗ nis eines Mörders.) Der hier unter dem Verdacht des Mordes an der Korb— macherstochter Eliſe Geßlein von Marktgraitz verhaftete Rudolf Brand hat nunmehr dem Unterſuchungsrichter beim Landgericht Co— burg, wohin er von hier aus geſchafft worden war, geſtanden, daß er die Geßlein durch Er— ſticken getötet und die Leiche hierauf in die Rodach geworfen habe. * Wetzlar, 16. Mai.(Tödlicher Un- fall.) Der 34jäbrige Metallarbeiter Her— N mann Betzer aus Burg⸗Solms, ber hier im Walzwerk der Stahlwerke Röchling⸗Buderus beſchäftigt war, wollte einen glühenden Eiſen⸗ knüppel, der ſich an einer Schutzvorrichtung der Walze geſteckt hatte, mit einer Stange wieder auf die Walzbahn bringen. Dabei ſchlug ihm der Eiſenknüppel ſo heftig in die rechte Seite, daß er gegen ein Eiſengerüſt geſchleudert wurde. Außer erheblichen Brand— wunden hat er ſo ſchwere innere Verletzungen davongetragen, daß er im Wetzlarer Kran⸗ kenhaus ſtarb. Heppenheim a. d. B., 16. Mai.(Kind vom Auto überfahren.) Nachmittags ereignete ſich auf der Straße nach Lauden— bach am ſogen.„Geſalzenen Waſſer“ ein ſchwe— rer Unglücksfall. Ein fünfjähriger Junge ge⸗ riet beim Ueberqueren der Landſtraße gegen einen Perſonenkraftwagen, der in großer Ge— ſchwindigkeit fuhr, und wurde im hohen Bogen über die Straße geſchleudert. Mit ſchweren Verletzungen wurde das unglückliche Kind in das in der Nähe gelegene Bahnwärterhaus ge— tragen, wo es bald darauf ſeinen Verletzun— gen erlag. 15— Worms, 16. Mai.(Ein 92zjähriger Sandwerksmeiſter.) Schneidermeiſter J. Mann feierte bei voller geiſtiger Friſche und ue lorperlicher Rüſtigkeit ſeinen 92. Geburts— tag. Trotz ſeines hohen Alters iſt das Ge— burtstagskind immer noch fleißig in ſeinem Beruf tätig. Bereits im Vorjahr wurde ihm für 30jährige Mitgliedſchaft bei der Schnei⸗ ens von dieſer eine Ehrenurkunde über— roſchf. Ein ſtreitbarer Steuerzahler Gerichtsvollzieher und Polizeibeamte belagern und ſtürmen ein Haus Dublin(Irland), 16. Mai. Zu ungewöhnlichen Szenen kam es ror einem Hauſe in Dublin, als mehrere Ge— richtsvollzieher ſich bemühten, von dem Schriftſteller O'Kelly rückſtändige Steuern im Betrage von 200 RM einzuziehen. Der jäumige Steuerzahler, der ſchon vor einigen Tagen einem Beamten den Eintritt in ſein Haus verwehrte, hatte die Hauskür ſchwer verbarrikadierk, als die Vollziehungsbeamten, unterſtützt bon Poliziſten, mit ſchweren Pfählen die Tür zu rammen verſuchten, ſchleuderte D'Kelly, unterſtützt von ſeiner Frau und bon ſeinen beiden Söhnen, auf ſeine Geg— ller einen wahren Hagel von Haushaltungsgegenſtänden, ſo daß der Platz vor dem Haus in kurzer Zeit einem wüſten Trümmerhaufen glich. Den Beamten gelang es aber ſchließlich doch, den Pfahl durch die Tür zu ſtoßen, aber er wurde von den„Verteidigern“ in das Haus gezogen, was von einem erneuten Anariff mit Wurfgeſchoſſen, diesmal ſchon mit koſtſpieligeren Gegenſtanboen woie Bildern und Porzellan begleitet war. O'Kelly, der ebenſo wie zwei oder drei Polizeibeamte am Kopf blutete, zog ſich dann mit ſeiner Familie in das In— nere des Hauſes zurück. Inzwiſchen waren polizeiliche Verſtärkungen eingetroffen, de— ren Geſamtzahl ſich ſchließlich auf 150 Mann belief. Von einer„Hungerblockade“ ſchien die Polizei allerdings wenig zu halten; denn ſie geſtattete dem Lieferwagen eines „Kampf“ die beſtellten Lebensmittel durch die zerbrochene 5 in das Innere des Hauſes zu rei— en. Kurz darauf kraf ein Laſtkraftwagen der Polizei mit einem ſechs Meter langen Baumſtamm ein, mit deſſen Hilfe alsdann die den Zugang verſperrenden Möbel im Hausflur zurückgeſtoßen wurden. Der kampfluſtige Schriftſteller und ſeine Söhne ſahen dann doch ein, daß weiterer Wider ſtand zwecklos ſei und ließen ſich von der Polizei verhaften. Unter dem Beifall einer rieſigen Menſchenmenge wurden ſie auf einem Kraftwagen der Polizei in Gewahr⸗ ſam gebracht. Die Gerichtsvollzieher pfän⸗ deten einen Kleiderſchrank, ein Bufelt und mehrere andere Gegenſtände. 2 N 3 . * V. 2 7 Ein Ehrenpreis des Führers. Der Führer und Reichskanzler hat für den Großen Preis von Deutſchland, der am 28. Juni auf dem Nürburgring in der Eifel entſchieden wird, einen wertvollen Ehrenpreis geſtiftet. Damit hat der Führer wieder einmal ſeine große Verbundenheit mit dem Autoſport bekundet. Sportallerlei Die Schweiz und Deutſchland tragen am Sonntag in Augsburg ihren erſten Länder— kampf im Handball aus. Die Mannſchaften ſind: Gyſi; Stammbach, Herkenrath: Gan— tenbein, Streib. Simon; Köpfli. Miſchon, Hufſchmid, Schmid, Seiterle(Schweiz) und Olpp; Pfeifer, Brohm; Rutſchmann, Kohn, Stahl; Goldſtein, Hirſch, Spengler, Spalt, Rothermel(Deutſchland). Fachamtsleiter Herrmann richtete einen Willkommensgruß an die Schweizer. * Der Jußballgaukampf Nordheſſen gegen Bayern, der in Hanau ſtattfinden ſollte, wurde von den Nordheſſen abgeſagt, da dieſe keine ſpielſtarke Mannſchaft zur Stelle haben. * M. C. C. Gutteridge, der bekannte eng⸗ liſche Mittelſtreckenläufer, iſt in Lahore(In- dien) als Leutnant der Indienarmee an Typhus geſtorben. Der erſt 27⸗Jährige ge— hörte früher der Cambridge-Univerſität an. Europameiſter Robert Kopecky(Wien), der mit ſeinem Bruder zuſammen die Eu— ropameiſterſchaft im Zweier o. St. gewann, iſt an einer Rippenfellentzündung erkrankl und wird in Grünau ſeinen Titel nicht ver⸗ teidigen können — Wetternorherſage: Die Störungen, die ſich von Norden her auf denn Feſtland entwickelt haben, bedingen weitere Unbeſtändigkeit der Witterung, ohne daß zunächſt mit einem Anſteigen der Tem⸗ perature zu rechnen iſt;: Hebirgsſagen kommt es zu örtlichen Schneefällen. Bei nörd⸗ lichen bis öſtlichen Winden überwiegend be— wölkt und zeitweilige Niederſchläge. (GGeichnung von Fritz Bley, Ferlin. Auf Deutſchlands erſier Reichs aulobahn Frankfurt a. M. Darmſtadt. 3„3„6CC ĩðVV Aus der Heimat Gedenfiage 16. Mai 1788 Der Dichter Friedrich Rückert in Schweinfurt geboren. 1831 Der Phyſiker David Edwin i London geboren. e 1872 Der Maler und Architekt Bernhard Pankok in Münſter i. W. geboren. i Prot.: Peregrinus Kath.: Johann von Nepomuk Sonnenaufg. 4,04 Sonnenunter 9. 4,04 g. 19,49 Mondaufg. 18,06 Mondunterg. 2,36 1935 ein Maikäferjahr Die Erfahrung lehrt, daß die Maikäfer alle drei Jahre in beſonders großen Maſſen auſtreten und dann dem Obſtbau gefährlich werden, falls nicht energiſch an ihre Be— kämpfung gegangen wird. Das letzte Schwarmjahr war 1932, das vorletzte 1929. and nun treffen bereits von allen Seiten Meldungen über beſonders ſtarken Maikä— lerflug ein. 1935 wird alſo wieder ein Mai- zäferjahr! In allen Gegenden hatte man ſchon im Februar bei der Bodenbearbeitung auf Feldern und Wieſen in geringer Tiefe zahlreiche Engerlinge feſtgeſtellt. Was kann man tun zur Bekämpfung der Maikäfer— plage? Das wirkſamſte Mittel iſt das Sam— meln der Tiere nach kräftigem Schütteln der Bäume Etwa die Hälfte der Maikäfer ind Weibchen, von denen jedes wenigſtens 50 Eier ablegt Man wirft die geſammelten Käfer entweder den Hühnern vor oder tötet ie durch Uebergießen mit 7prozentiger Kar— dolineumlöſung Am meiſten werden Pflaumen⸗ und Süßkirſchenbäume von den, Käfern beflogen: dann folgen Nuß⸗, Wei⸗ den-, Apfel- und Birnbäume Man ſchüttell. die Käfer am beſten bon den Bäumen mor— gens zwiſchen 4 und 9 Uhr, da ſie dann we— gen der Morgenkühle ſteif ſind und ſich nicht an den Blättern halten können. * N Welche Berufe ſtellen die meiſten Kin⸗ der? Die Volkszählung von 1933 erfaßte erſtmals die Kinderzahl nach den Berufen ihres Familienoberhauptes. Es wurden 14.1 Millionen Familien erfaßt. Es ſeien gier nur die Familien mit drei und mehr Kindern herausgegriffen, wie ſie zur Erhal— ung unſeres Volkes notwendig ſind. Bei den Bauern und Landwirten ſind ſolche Fa⸗ milien zu 55,5 Prozent vorhanden: bei den landwirtſchaftlichen Arbeitern haben 48 Prozent der Familien drei und mehr Kin— der Die Selbſtändigen im Handel. Hand- werk und Induſtrie weiſen unter ihren Fa— milien 34.3 Prozent mit drei und mehr Kindern auf. Die Arbeiter in Induſtrie, Handel und öffentlichem Dienſt ſind mit 32,5 Prozent kinderreicher Familien vertreten. Unter den Beamtenfamilien haben 29.3 Pro- zent drei und mehr Kinder. Die Angeſtell- ten der Induſtrie, des Handels und des öf— fentlichen Dienſtes können unter ihren Fa— milien nur 20,1 Prozent mit drei und mehr Kinder aufweiſen Eine neue Kitſchliſte. Auf Grund des Geſetzes zum Schutze der nationalen Sym— bole hat der Reichsminiſter für Volksaufklä⸗ rung und Propaganda wiederum einige Ver⸗ kitſchungen nationaler Symbole verboten. Von dem Verbot wird u. a. betroffen die Her⸗ ſtellung von Holzbackformen mit eingegrabe⸗ nen Figuren, einen SA-M nn und einen Reichswehrſoldaten darſtellend, ſowie die Her⸗ ſtellung von Räuchermännern, die SA⸗Männer mit langer Tabakpfeife und beweglichem Arm darſtellten. Ebenfalls derboten wurden Email— letürſchilder mit Hakenkreuz oder ſchwarz⸗weiß⸗ toter Umrandung, die die Aufſchrift zeigten: „Trittſt Du als Deutſcher hier herein, ſo ſoll Dein Gruß Heil Hitler ſein!“ Schließlich wurde eine ſchlechte Ausführung einer Büſte des Führers in Bronze verboten. ** Treffen ehemaliger Jäger in Ham⸗ burg. Vom 8. bis 10. Juni d. J. findet in den Pfingſttagen das große Treffen aller Ehemaligen der Jäger-Bataillone und des Gardeſchützen-Bataillons in Hamburg ſtatt. Hamburg, wo der größte Verein der alt— gedienten Grünröcke beſteht, gibt ſich größte Mühe, die Jäger gaſtlich aufzunehmen. Das mit dem Zuſammenkommen des Deutſchen Jägerbundes. des Waffenringes aller ehe— maligen Jäger und Schützen abgehaltene 6 Bundesſchießen ſoll zeigen, daß des Jä— gers größte Kunſt immer noch fleißig ge— übt wird. Die Vielſeitigkeit Hamburgs und ſeiner Umgebung wird eine Menge der früheren Jäger in die Feſtſtadt bringen, zumal der über Pfingſten ermäßigte Eiſen— bahntarif verbilligte Fahrt gewährt und den Beſuch erleichtert. Auskunft jederzeit durch den Ddeutſchen Jägerbund, Berlin SWöü 68. Friedrichſtraße 235 und durch die Feſtlei— tung, Kamerad Hans Kappelmann. Ham— burg 11. Große Johannisſtraße 13. * Dolch als Seitenwaffe für Offiziere. Wie der Chef der Heeresleitung bekaunnt⸗ gibt, wird für Offiziere. Sanitäts. und Ve⸗ terinäroffiziere und Beamte im Offiziers rang die kurze Offiziersſeitenwaffe(Dolch) mit Portepee und Tragevorrichtung einge. führt. Der Offiziersdolch kann wahlweile anſtelle des Säbels oder Seitengewehre außerhalb des Dienſtes, zum kleinen Dienſt und bei Dienſtreiſen getragen werden. Die kurze Offiziersſeitenwaffe gehört zu den nichtſollmäßigen Ausrüſtungsgegenſtänden und kann ab Juni gegen Bezahlung von der Heereskleiderkaſſe bezogen werden.