id in rm h mit band- nat ine ler IA 2. n Mark. un, Buch- häuschen eimerſtr., r Viern ellung. ngekürzte nheimer e — (wiernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 140 Mk. frei ins Haus gebracht.— Wochenende“, Nr. 126 b gebre Beilagen: zweimal jährlich den Sommer⸗ und Winter ⸗ Fahrplan und den Wandkalender.— Annahme von Bezugs⸗Beſtellungen in der Geſchäftsſtelle u. bei den Boten Weitverbreitete Tageszeſtung— hachrichten⸗ und Anzeigenblatt Fernſprecher 117.—. Telegr.: Anzeiger, Viernheim— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 rankfurt a. M., Einzel⸗Verkauf der Zeitung von der Geſchäftsſtelle 5 Pfg., ae 10 90 wöchentlich das„Illuſtrierte Viernheimer Zeitung Viernheimer Bürger- Zia. — Vierny. Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die 12geſpaltene Millimeter⸗Zeile 3 Pfennig, Textſpalte 12 Pfennig bei Wiederholung abgeſtufter Nachlaß.— Annahmeſchluß für Anzeigen aller Art vor⸗ Geſchaftsſtelle u. mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer von ſämtlichen Anzeigen⸗Mittlern Deutſchlands u. des Auslandes Ankündigungen in dieser Zeitung finden weiteste Verbreitung Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Geſchäftsſtelle: Adolf Hitlerſtr. 36 Samstag, den 1. Juni 1935 52. Jahrgang Am Webstuhl der Zeit Politiſche Wochenbekrachlung. Die außenpolitiſchen Erörterungen ſtan⸗ den auch in der abgelaufenen Woche noch durchaus unter dem Eindruck der aroßen Reichstagsrede des deutſchen Führers und Reichskanzlers. Es zeigt ſich immer mehr, daß dieſe Rede den Erörterungen über eine friedliche Neugeſtal⸗ tung Europas einen mächtigen Auftrieb ge⸗ eben hat und dazu beiträgt, den ganzen ragenkomplex aus dem Stadium theore— liſcher Erwägungen herauszuführen und zu praktiſchen Ergebniſſen zu gelangen. In die⸗ er Richtung wirkt auch der Vorſchlag eines Locarnoluftpaktes, den die deutſche Regie⸗ Preſſe weiſt rung dieſer Tage der engliſchen Regierung überreichen ließ. Die geſamte Londoner darauf hin, daß dieſer Vor⸗ ſchlag ernſthaft geprüft werden müſſe und verpflichtet ſei, wenn daß man ihn ſich auch dann genau anzuſehen man das allgemeine Problem der Befriedung Europas zunächſt nicht noch zurückſtellen müſſe.„Wenn wir alles tun können, laßt uns wenigſtens etwas tun!“— ſchreibt ein Londoner Blatt. Man ſieht, die engliſche Oeffentlichkeit erkennt die große Bedeutung der außenpolitiſchen Ini⸗ flative des deutſchen Führers und Kanzlers. In der kommenden Woche werden übrigens auch in London die deutſch-engliſchen Flot⸗ tenbeſprechungen ihren Anfang nehmen. Die deutſche Abordnung ſteht unter Führung des Bevollmächtigten des Reichskanzlers für Abrüſtungsfragen, von Ribbentrovy. Man darf annehmen, daß auch dieſe Beſprechun⸗ gen dazu beitragen, das Verſtändnis der maßgebenden engliſchen Kreiſe für die wirk⸗ liche Lage in Deutſchland und für die wah⸗ eine Regierungskriſe gegeben: Negierung Flandin, die ſich auch auf ver⸗ ren Abſichten der deutſchen Regierung zu vermehren. 0 In Frankreich hat es wieder einmal das Kabinett Flandin iſt zurückgetreten, weil die Mehrheit der Abgeordnetenkammer ein Er⸗ mächtigungsgeſetz, das die Regierung haben wollte, abgelehnt hat. Die Ablehnung iſt er⸗ folgt, obwohl der Miniſterpräſident ſelber die Kammer in geradezu flehentlichen Wor⸗ ten um die Zuſtimmung zu der Regierungs- vorlage bat, und obwohl der Führer der größten Fraktion, der bekannte radikale Mi- niſter und Abgeordnete Herriot, ſich dafür einſezte. Der Grund für die Kriſe iſt wirt- schaftlicher Natur. Seit etwa 14 Tagen iſt der franzöſiſche Franken das Objekt interna⸗ llonaler Börfenmanöver. Die Spekulation hat nach der Abwertung der belgiſchen Währung zunächſt den holländiſchen Gulden, dann den Schweizer Franken erfolglos an⸗ gegriffen und iſt dann auf die franzöſiſche Währung losgegangen. Infolgedeſſen kam es zu einem ſtarken Goldabfluß aus Frank- reich, der die Oeffentlichkeit lebhaft beunru⸗ higte. Es wäre aber ganz falſch, wenn man ſich darüber täuſchte, daß dieſe Börſenmanö⸗ ver nur möglich geworden ſind. weil der franzöſiſche Staatshaushalt ein ſehr erheb⸗ liches Defizit aufweiſt. Börſenſpekulationen, die auf Entwertung einer beſtimmten Wäh⸗ zung abzielen, haben nur dann Ausſicht auf Erfolg, wenn der Staatshaushalt nicht in Ordnung iſt. Das iſt in Frankreich der Fall. Und die Regierung, die von parlamenkari— ſchen Mehrheiten abhängig iſt, wußte nicht recht, was ſie tun ſoll und konnte der Kam⸗ mer keinen Sanierungsplan für die Staats- nanzen vorlegen. Statt deſſen brachte der Jinanzminiſter lediglich eine Vorlage ein, je die Regierung ermächtigte, die ihr ge⸗ eignet erſcheinenden Maßnahmen au treffen, ohne dieſe Maßnahmen ſelbſt zu nennen. Aus dieſer Unentſchloſſenheit und aus der Größe der Budgetſchwierigkeiten iſt dann ſchließlich die Regierungskriſe entſtanden. ale Kammer war nicht dazu zu bewegen, der Regierung eine Blankovollmacht zu erteilen. det iſt der Präſident der Abgeordneten⸗ ammer, Bouiſſon, vom Präſidenten der Re⸗ publik beauftragt worden, ein neues Kabinett zu bilden, Vouiſſon iſt ein alter, angeſehe⸗ ner Politiker, Er gehörte früher zu den So⸗ daliſten, hat ſich aber vor einigen Jahren von diefer Partei getrennt, ohne ſich einer anderen Gruppe anzuſchließen. Ex will ein „Kabinett der breiten Union“ bilden. Ob ein ſolches mehr Glück haben wird, als die England und die Luftpaltfrage Ausſprache im Anterhaus— Sir Herbert Samuel über die große Bedeutung der Vorſchläge Heutſchlands— Eine Erklärung des Außenministers Simon London. 31. Mai. Im engliſchen Unterhaus wurde die au⸗ ßenpolitiſche Ausſprache fortgeſetzt. Der Führer der Liberalen Oppoſition, Sir Her— bert Samuel, ſtellte die Rede Hitlers in den Mittelpunkt der Betrachtungen. Wenn es nur möglich wäre, ein Abkommen über die Begrenzung der Luftſtreitkräfte der weſt⸗ europäiſchen Länder zu erreichen, ſo würde das zweifellos allgemein begrüßt werden. Nach einem Hinweis auf die ungeheuren Ko— ſten der Aufrüſtung in den führenden Län— dern der Welt ſtellte Samuel feſt, daß die Kriſe in Frankreich in der Hauptſache auf einen nicht ausgeglichenen Haushalt und die⸗ ſer wieder auf die Rüſtungsausgaben zu⸗ rückzuführen ſei. Hitler habe eine Erklärung gegeben, die ſich durch ihre Entſchloſſenheit und durch das Fehlen von Flachheiten und diplomatiſche Unbeſtimmtheit auszeichne.„Hier ſind die Vorſchläge Deutſchlands. Es iſt Pflicht Großbritanniens, ſich mit dieſen Vorſchlägen ebenſo zu befaſſen, wie wenn ſie von dem Miniſterpräſidenten Großbritanniens gemacht worden wären.“ Die Feindſeligkeit Hitlers gegenüber Sow⸗ jetrußland könne Europa in einem Zuſtand der Unruhe halten. Nach Anſicht vieler Eng— länder ſei die Vorſtellung, daß Sowjetruß⸗ land insgeheim eine große Angriffsaktion gegen das übrige Europa plane. eine Hallu⸗ zination. Er ſei überzeugt, daß eine Befrie⸗ dung in Weſteuropa nur eine nützliche Rück⸗ wirkung auf die Fragen im Oſten hätte. Hitler habe die Aufmerkſamkeit der Welt auf die Möglichkeit gelenkt, Luftangriffe auf Gebiete außerhalb der eigentlichen Kriegs- zone zu verbieten. In England ſei man der Anſicht, daß ſich das als unpraktiſch her⸗ ausſtellen würde, aber dieſe Anſicht werde ſicherlich nicht von den Franzoſen geteilt. Alle müßten ſich, ſo ſagte Samuel an ande⸗ rer Stelle ſeiner Rede, darüber einigen, daß es vernünftig ſei, wenn man ſich nicht hinter dem Rücken Deutſchlands auf beſtimmte Vorſchläge einige. Dieſe Frage ſei von dringlicher Bedeutung. Der Redner ſprach ſich in dieſem Zuſammenhang erneut gegen weitere Ausgaben für die bri— tiſchen Luftſtreitkräfte aus. Der konſervative Oberſtleutnant Head⸗ lam, erklärte als nächſter Redner. Hitlers Rede dürfe nicht auf die leichte Schulter ge⸗ nommen werden. Manche Leute in Eng⸗ land bezweifelten den Ernſt der Abſichten Hitlers. Sie meinten, Deutſchland werde für einen Angriffskrieg weiter rüſten. Er glaube, daß Deutſchland nichts derartiges beabſichtige. Der Verſailler Vertrag dürfe nicht für alle Ewigkeit gültig ſein. Der Regierungsliberale Bernans ſetzte ſich ebenfalls für die Reviſion ein, die aber in Genf vorgenommen werden müſſe. Außenminiſter Sir John Simon gab hierauf eine Erklärung über den gegen— wärtigen Stand der Luftpaktverhandlungen ab, nachdem er vorher noch einmal an die Entſtehung des Luftpaktvorſchlages anläß⸗ lich der franzöſiſch⸗engliſchen Beſprechungen in London erinnert hatte. Der Luftpakt würde England einen neuen Schutz gewäh⸗ ren. Der Vorſchlag müſſe in ſehr enger Zu⸗ ſammenarbeit und unter Berückſichtigung der Belange und Schwierigkeiten anderer an der Frage intereſſierter Länder durchge⸗ führt werden. Während England und Ita⸗ lien bisher die Stützpfeiler des Locarno⸗ Gebäudes geweſen ſeien, die keinen beſon⸗ deren Nutzen hieraus zögen, würde jetzt der neue Luftpakt zum Vorteil Englands und Italiens ausſchlagen mit dem Ergebnis, daß die truktur in einer ſehr verwickelten Form aufgerichtet werden müſſe. Sir Simon erwähnte ſodann ſeine und Edens Reiſe nach Berlin; es ſei das erſte Mal geweſen, daß England Gelegenheit ge⸗ habt habe, zum mindeſten in großen Zügen den deutſchen Standpunkt hierüber kennen— zulernen. Es beſtehe kein Grund, warum England nicht aktio die Verhandlungen über einen Locarnoluftpakt vorwärts treiben ſolle; denn die Frage der Einfügung eines ſolchen Pak. tes in eine allgemeinere Regelung ergebe ſich in einem ſpäteren Stadium. Simon kam hierauf auf die geplante Do— naukonferenz zu ſprechen, die in Rom ſtattfinden ſolle. Es habe immer Klarheit darüber geherrſcht, daß, ſoweit der öſter reichiſche Pakt in Betracht komme, von niemand vorgeſchlagen worden ſei, daß England neue beſondere Verpflichtungen übernehmen ſollte. Simon fuhr dann fort: richtig, daß wir jetzt „Es iſt durchaus nach der Rede Hitlers in einer vorläufigen und verſuchsweiſen Form den Vorſchlag erhalten haben, den die deutſche Regierung für nützlich hielt. Wir freuen uns ſehr, dieſen Vorſchlag zu beſitzen. Wir haben bereits Andeutungen von eini⸗ gen anderen Regierungen, und zwar von der franzöſiſchen und bis zu einem gewiſſen Grade auch von der italieniſchen Regierung. Der Zeitpunkt rückt ſehr ſchnell heran, wo es ſich zweifellos als wünſchenswert erwei⸗ ſen wird, einen engeren Gedankenaustauſch herbeizuführen.“ Simon entwickelte dann im einzelnen den engliſchen Standpunkt zur Frage des Luft- paktes. In drei wichtigen Punkten habe England Vorſchläge gemacht. Erſtens handle es ſich um den Locarnoluftpakt, auf dem im Londoner Protokoll Bezug genom— men werde. Er glaube, man werde ganz allgemein zugeben, daß ein ſolcher Pakt an ſich ſehr ſchnell zu einem Abkommen über die Luftſtärke führen könne. Zweitens ver— binde England hiermit Verhandlungen über die relative Luftſtärke der Paktteilnehmer. Dieſe Frage ſei weſentlich. Das dritte Ele⸗ ment ſei die Ueberlegung, daß kein Luftpakt abgeſchloſſen und die Luftrüſtungen begrenzt werden ſollten, ohne eine gleichzeitige Be— mühung, ein Abkommen zwiſchen den Mäch⸗ ten über die Aechtung eines unkerſchiedloſen Bom⸗ benabwurfes herbeizuführen. Es wäre nicht praktiſch wenn England die Durchführung ſeines Luftaufrüſtungspro gramms ausſetzen würde, denn andere Län— der ſtellten im Hinblick auf die Verhandlun gen ihre Aufrüſtung auch nicht ein. England ſei bereit ſeinen Teil zu den Verhandlungen beizuſteuern, und er freue ſich, aus der Rede Hitlers zu entnehmen, daß auch die deutſche Regierung zur Teilnahme an den Beſpre— chungen bereit ſei. Die Kriſe in Frankreich Woran Flandin ſcheiterte— Vouiſſons schwieriger Auftrag Paris. 31. Mai. Nach dem Sturz Flandins, gegen den ſich faſt zwei Drittel der franzöſiſchen Kammer ausgeſprochen hatten, ſoll die Grundlage der franzöſiſchen Regierung verbreitert werden. Der Kammerpräſident Fernand Bou iſſon erhielt vom Präſidenten der Republik den Auftrag, ein„Kabinett der breiten Union“ zu bilden. — 17 ͤͥͤĩ?5,0 n. 2 88 ſchiedene Kammergruppen ſtützte, bleibt ab⸗ zuwarten. Jedenfalls ſteht feſt, daß die An⸗ griffe auf die franzöſiſche Währung nur dann abgewieſen werden können, wenn es gelingt, den breiten Maſſen der Bevölkerung wieder Vertrauen zur Staatsführung beizu⸗ bringen Die Veröffentlichungen der Spar⸗ kaſſen, die in der letzten Woche zum erſten Mal einen Einlagerückgang von 9 Mil⸗ lionen Franken aufzuweiſen haben, zeigen, daß tatſächlich auch breitere Volkskreiſe un⸗ ruhig geworden ſind. Eine energiſche Regie⸗ rung könnte natürlich viel zur Beruhigung beitragen. Aber eine ſolche Regierung dürfte nicht der Spielball politiſcher Gruppen und Cliquen ſein. Daran ſind in Frankreich alle Verſuche, die Autorität der Regierung zu ſtärken, bisher geſcheitert. Ob es wohl künf⸗ tig anders werden wird? Auch in den Vereinigten Staaten von Nordamerika iſt es zu einem ſchweren inneren Konflikt gekommen. Das oberſte Bundesgericht hat eine Entſcheidung gefällt, deren Bedeutung noch nicht abzuſe⸗ hen iſt. Es hat nämlich die Verordnungen, die Präſident Rooſevelt für einige Mirt⸗ ſchaftszweige mit Bezug auf die Lohnhöhe, Arbeitszeit uſw. erlaſſen hat, für verfaſſungs widrig und damit für ungültig erklärt. Es iſt das der ſchwerſte Schlag, den Rooſevelts „Neuer Kurs“, der die Wirtſchaft ankurbeln ſollte, erlitten hat. Fallen doch unter dieſe Verordnung nicht weniger als 751 Induſtrie— zweige mit über 22 Millionen Arbeiter. Für Rooſevelt bedeutet dieſe Entſcheidung, daß er künftig vom Parlament weit abhängiger ſein wird als bisher. Er muß, um ſeine Wirtſchaftspolitik aufrechtzuerhalten, ſich nunmehr jeweils die Zuſtimmung des Par laments zu ſeinen Maßnahmen holen. Und damit muß er mehr als bisher ſich die Gunſt der Parteien und Intereſſentengruppen zu erwerben ſuchen. Seine Abhängigkeit wird verſtärkt durch die Tatſache, daß in einein⸗ halb Jahren wieder Präſidentenwahlen ſtattfinden, für die Rooſevelt eine ſichere Mehrheit erſtreben muß. Auch am amerika⸗ niſchen Beiſpiel ſieht man wieder einmal, wie verderblich es iſt, wenn eine Regierung dauernd von Stimmungen und Mißſtim⸗ mungen parlamentariſcher Gruppen abhän⸗ gig iſt und dadurch in ihrer Bewegungs⸗ freiheit gehemmt wird. Das nationalſozta⸗ liſtiſche Deutſchland hat dieſen unwürdigen Zuſtand gottlob von Grund auf beſeitigt. Die Ausſichten Vouiſſons, ein Kabinett der breiten Union zu bilden, wurden von Be ginn an nicht ſehr günſtig beurteilt. Bouiſ— ſon hatte in ſeinen Beſprechungen mit den politiſchen Perſönlichkeiten erklärt. daß er von der Kammer die Uebertragung von Vollmachten verlangen werde, und zwar ohne erneute Ausſprache. In parlamenta riſchen Kreiſen zeigte ſich ein gewiſſer Wi derſtand, dem Kammerpräſidenten von vorn herein ſo weitgehend freie Hand zu laſſen. Bouiſſons Ausſichten zeigten ſich bereits da— durch gemindert, daß die Sozialiſten einſtimmig ihre Mitarbeit an einem Kabi nett der breiten Union verweigert haben. Die eigenkliche Urſache zu Flandins Sturz ſoll weniger in dem Er— mächtigungsgeſetz als ſolchen zu erblicken ſein als darin, daß die führenden Kabinetts mitglieder kein perſönliches Vertrauen mehr beſaßen. Die 202 Stimmen, die in der ent— ſcheidenden Kammerabſtimmung für die Regierungsvorlage abgegeben wurden, ver⸗ teilen ſich auf folgende Parteien: 25 Repu⸗ blikaniſche Vereinigung(Marin), 20 Links⸗ republikaner, 12 Sozialrepublikaner. 16 Re⸗ publikaniſches Zentrum, 9 Volksdemokraten, 33 Linksradikale, 46 Radikalſozialiſten(von insgeſamt 159), 13 Unabhängige Linke, 3 Neuſozialiſten und Republikaniſche Sozia— liſten, 17 Parteiloſe, 5 Unabhängige, 3 Wirtſchaftliche und Bäuerliche Aktion, 37 Abgeordnete haben ſich der Stimme enthal⸗ ten. Die allgemeine Nervoſikäl hat ſich anſcheinend etwas gelegt, was offen⸗ bar mit auf die geſchloſſene Haltung des Parlaments in dem Bekenntnis zur Vertei⸗ digung der Währung zurückzuführen iſt. Die — pep,, 7. Aaanunumnmpnunmanmamauanmnannumunndamasudauanudddauurhaunutatundun Jeder deutſche Volksgenoſſe trägt am 1. u. 2. Juni ein Abzeichen der Reichsluftfahrt-Werbewoche! Alunnnunmunmmununmndunnumunnamamundmunududdnna dsa wauadnunud Viernheim, 1. Juni. * Vom Standesamt. Im Monat Mai wurden in unſerer Gemeinde 27 Kinder zur Welt gebracht. 20 Paare ſchloſſen den Bund des Lebens. 5 Perſonen ſind geſtorben. * Zum Gauparteitag des Gaues Heſſen⸗Naſſau der N. S. D. A. P. in Dar m⸗ ſtadt am 1. und 2. Juni geben alle Bahn⸗ höfe im Umkreis von 150 km. um Darmſtadt Sonntagsrückfahrkarten nach Darmſtadt Hbf. aus. Die Karten gelten zur Hinfahrt vom 1. 6. 0 Uhr bis 2. 6. 24 Uhr. Die Rückfahrt iſt zugelaſſen vom 2. 6. 12 Uhr bis 3. 6. 12 Uhr(ſpäteſter Antritt der Rückfahrt). * Durchgehende Pferde durch Bienen. Vor einigen Tagen überfiel in Lampertheim ein von auswärtigen Imkern in den„Bachgärten“ aufgeſtellter Bienen⸗ ſchwarm die Pferde eines in der Nähe arbei⸗ tenden Landwirtes, wodurch dieſelben ſcheu— ten und ſchließlich dem Landwirt davon lie— fen. Dabei wurde faſt das geſamte Geſchirr zerriſſen und die vordere Wagenachſe gebro⸗ chen. Die Pferde ſelbſt mußten in tierärztliche Behandlung gegeben werden. Der entſtan⸗ dene Sachſchaden beläuft ſich auf etwa 100 Mk. Ein weiterer Fall ereignete ſich in der gleichen Gegend, wobei das überfallene Pferd ebenfalls ſcheute und durchging. Sachſchaden entſtand in dieſem Falle jedoch nicht. * Zum Reichshandwerkertag vom 15. bis 17. Juni 1935 in Frankfurt am Main geben alle Bahnhöfe im Umkreis von 250 km. um Frankfurt(M.) Sonntagsrück⸗ fahrkarten nach Frankfurt(M.) Hbf. aus. Die Karten gelten zur Hinfahrt vom 15. 6. 0 Uhr bis 17. 6. 12 Uhr, zur Rückfahrt vom 15. 6. 12 Uhr bis 18. 6. 24 Uhr(Beendigung der Rückfahrt). * Der Obſtbau in der Umgebung. Schriesheim hat 32 860 Obſtbäume, Doſſen— heim 18 920, Leutershauſen 18 190, Groß⸗ ſachſen 17790, Ladenburg 17750, Lützel⸗ ſachſen 15 120, Edingen 13 590, Laudenbach 11510, Hemsbach 10 440, Leimen 16350 Obſtbäume. * Die Erdbeerfelder an unſerer Ber gſtraße ſtehen in Blüte und ver⸗ ſprechen nun doch noch eine gute Ernte. Be⸗ ſonders ſchön ſind die Anlagen der„Erdbeer— orte“ Schriesheim, Doſſenheim, Handſchuhs— heim und Neuenheim. Man ſieht da unendliche Mengen von Blüten. Es fehlt nun recht warmes, ſonniges Wetter. * Neue Rangabzeichen der Poli⸗ zeibeamten. Der Reichs- und Preußiſche Miniſter des Innern hat die früheren Be— ſtimmungen für die Dienſtgradabzeichen der Beamten der Schutzpolizei in einigen Punkten abgeändert. Von jetzt ab gelten folgende Be ſtimmungen: 1. Die Revieroberwachtmeiſter tragen auf ihrem bisherigen Achſelſtück einen Stern, 2. die Hauptwachtmeiſter tragen auf ihrem bisherigen Achſelſtück 2 Sterne, 3. die Meiſter tragen das bisherige Achſelſtück der Obermeiſter ohne Stern, 4. die Obermeiſter tragen ihr bisheriges Achſelſtück mit 1 Stern, 5. die Gendarmerie-Inſpektoren tragen das Achſelſtück der Meiſter mit 2 Sternen, 6. auf Probe angeſtellte Gendarmerie- und Ge meinde-Polizeiwachtmeiſter tragen keine beſon— deren Abzeichen. * Blitzſchlag in Käfertal. Am letzten Samstag gegen 5 Uhr zog ein ſchweres, trok kenes Gewitter über Käfertal. Ein kalter Schlag fuhr in das Läutewerk der Käfertal ſchule und zerſtörte die Regulatoruhr, ſodaß alle Glocken fortgeſetzt läuteten. Auch die Waſſerrohrleitung war mit Elektrizität ge— laden. Eine Butzfrau, die im Baderaum in der Nähe der Rohrleitung ſtand, bekam einen Schlag, ſodaß eine leichte Lähmung eintrat. Zum Glück waren keine Kinder im Schulhaus. „Kommt ein Vogel geflogen! Ein Lampertheimer Einwohner wurde wegen Fund⸗ unterſchlagung zur Anzeige gebracht, weil er eine zugeflogene Brieftaube weiter verkauft haben ſoll. „ Aerztlicher Sonntagsdienſt. Bei Verhinderung des Hausarztes verſieht Herr Dr. Kienle, Adolf Hitlerſtraße 40, Tele⸗ ſon 32, morgen Sonntag, den 2. Juni 1935 den ärztlichen Dienſt. Sonntags keine Sprechſtunde. Die Mühle im Tal Es klappert die Mühle, es rauſcht der Bach, Die Bürger ſchlafen, der Müller hält Wach, Er mahlt das Getreide, ſorgt fürs tägliche Brot Und erhält ſein Volk vor jeglicher Not. Die Zeit verrinnt, der Müller iſt alt, Der Nordwind pfeift, es iſt bitter kalt, Die Räder der Mühle ſtehen längſt ſchon ſtill, Verfallen iſt ein alt deutſches Idyll. Ein rauchender Schornſtein hat dem Müller [geraubt Sein Daſein im ſtillen Tale ſo traut. Am Hafen ſteht eine Mehlfabrik, O Müller im Tale, wann kehrſt du zurück? * Unſer Heimatmuſeum Es iſt ein großes Verdienſt unſerer Re⸗ gierung, daß ſich ihre Organe mächtig ins Zeug legen für die Erhaltung und Pflege deutſcher Kultur, deutſcher Trachten, Sitten und Gebräuche. Zu dieſem Zwecke werden nicht nur allenthalben Ortsgruppen für „Volkstum und Heimat“, ſondern auch vielerorts Heimatmuſeen gegründet. Weite Kreiſe unſeres Volkes werden dadurch auf kulturell wertvolle Dinge aufmerkſam ge⸗ macht, an denen ſie ſonſt achtlos vorüber— gingen. Auch Viernheim hat nunmehr ſein Heimatmuſeum. Dank dem Entgegenkommen einſichtsvoller Heimatfreunde enthält es ſchon viele intereſſante Altertumsſtücke und es fin⸗ det durch die immer noch im Gang befindliche Entrümpelung eine oft überraſchende Berei— cherung. Wie viele alte Dinge ſind in die Rumpelkammer gekommen, weil ſie dem Ge⸗ ſchmack der neuen Zeit nicht mehr entſprachen. Und doch ſprechen ſolche Gegenſtände oft eine beredte Sprache, ſind ſtumme Zeugen vom Le⸗ ben und Treiben unſerer Ahnen, ſtumme Zeu⸗ gen vergangener Geſchlechter. Verſtändlich iſt es, daß ſich gar viele von ihren Altertümern nicht trennen wollen. Dieſen ſei immer wie⸗ der geſagt, daß ſie Altertumsſachen als Leih- gaben in unſer Heimatmuſeum ſtellen kön⸗ nen, wo ſie dann als ſolche bezeichnet und die Eigentümer angegeben werden. Auch erhal⸗ ten ſolche Geber einen Revers ausgeſtellt. Heute möchten wir uns mit unſerer Bitte auf ein Sondergebiet begeben: In unſer Hei⸗ matmuſeum gehören auch Denk m ünzen u. Erinnerungszeichen an große Zeiten, insbeſondere an den deutſch⸗franzöſiſchen Krieg 1870/71 und an den großen Weltkrieg 1914, 18. Auch Stücke volkstümlicher„Schützen grabenkunſt“ gehören hierher. Wer will hier durch entſprechende Gaben mithelfen? Ins Heimatmuſeum gehört weiter eine möglichſt vollſtändige Sammlung von Inflationsgel- dern. Die Inflationszeit muß im Muſeum für ſpätere Geſchlechter ein für allemal feſt genagelt werden, jene unheimliche Zeit, in der der Geldwert zum Schluſſe ſo weit ſank, daß ein Streichholz auf eine Milliarde Mark kam. Stimmts? Leſer, die es bezweifeln, mö gen es nachprüfen. Alſo nocheinmal: Un terſtützt unſer Heimatmuſeum u. zeigt Euch dadurch als Freunde der Heimat! * Auf zu den Tellſpielen! Motto:„Sehn wir nicht das Größte aller Zeiten auf der Bühne, die die Welt bedeutet, ſtill und ernſt an uns vorüber ziehen!“ So ſang Schiller und dieſem Motto ent— ſprachen auch ſeine dramatiſchen Werke. Und die gewaltigſte ſeiner Schöpfungen iſt und bleibt ſein Meiſterwerk„Wilhelm Tell“, in welchem er uns den Heldenkampf eines ge— knebelten Volkes vor Augen führt ſo anſchau— lich, ſo überzeugend, ſo packend, ſo ſcenenreich, daß man ſchon beim Leſen dieſes Heldendra— mas von Anfang bis Ende gefeſſelt wird. Denken wir nur einmal an unſere Schulzeit! Sind wir nicht ſchon als Schüler hingeriſſen worden, wenn uns der Lehrer Scenen aus Schillers Tell als Leſeſtoff bot! Und nun ſehen wir dieſes Jahr das weltbekannte Freiheitsdrama zum zweitenmale auf unſerer herrlichen Natur- und Freilicht⸗ bühne, ſehen es dargeſtellt von einer drei⸗ hundertköpſigen begeiſterten Spielerſchar, ſehen es in einem ganz anderen Gewande, mit neuer Scenerie, neuen Volkstänzen und Reigen, neuer Muſik und mit teilweiſe neuer Beſetzung. Wer ließe ſich dieſen einzigarti⸗ gen, künſtleriſchen Genuß entgehen? Ein Viernheimer, der noch einen Funken Sinn für das„Wahre, Schöne und Gute“ hat, jeden⸗ falls nicht. Sorgen wir alle dafür, daß die von höchſtem Idealismus durchdrungene Spielleitung un⸗ ſerer Naturbühne und die von be⸗ wunderungswerter Hingabe ge⸗ tragene Spielerſchar keinerlei Enttäuſchung erlebt, vielmehr durch unſeren regen Beſuch ange⸗ feuert und zu Höchſtleiſtungen ent⸗ facht werden. Unſere Natur- und Frei⸗ lichtbühne wird und muß der Stolz aller Viernheimer werden. Darum gibt es für die kommenden Sonn- und Feiertagen nur eine Parole und die heißt: Auf zu den Tellſpielen! Verne vorne! Verne vorne, Verne hinne. Verne morgens, Verne obends. Verne— klink's aus jedem Mund. Verne— hörſcht zu jeder Stund. Verne— gedruckt uff großem Plakat. Verne— in der Zeitung alle Dag. Verne— des Wort allä ſchun macht froh. Verne— werd benamt im Radio. Verne— macht vun ſich zu rede in Städte ſun Orte. Verne— kennt Süd⸗Weſt⸗Oſt un Norde. Verne— in neier Stern am Firmament. Verne— ich möcht wiſſe, wer des net [kennt. Verne— hot ä Kerch wie ä Kathedral mit Stadue un Gemälde ohne Zahl. Verne— weiſt uff die ſchänſchde Felder Un wer kennt nit die herrliche Wälder? Verne— hot Stroße ſauwer un breit, (Hots nit grad geregnet od. geſchneit). Verne— feiert die Kerwe am End vum Johr, Wer dort mol war, der ſagt's war klor. Awer wer jetzt mol raus noch Verne kummt, Der is fa ä Zeitlang ganz verſtummt. Denn was Verne do heit zeigt, Alle Erwartunge iwerſteigt. A Freilichtbihn kunſtvollendet un bei⸗ ſpiellos, Der Zuſchauerraum rieſengroß. Die Plätz do drinn, ſin alle nummeriert, Sturm un Rege äm dort nit geniert, Bequem un frei kann ma vun ſeim Sitz aus ſehe, Was uff der Bihn dort vorſichgehe. Des Johr ſpielt Verne uff Beſtell Nochemol den„Wilhelm Tell“. Die Schauſpieler ſin alles Vernemer Leit, Mit mächtiſche Stimme un Schultern breit. Des Spiel hot Lewe, do liegt was drin, Uffgfihrt is des noch Schillers Sinn. Der ſchmunzelt im Himmel un ſagt (vergniegt, Ihr liewe Engel, jetzt hab ich gſiegt! So genau hab ich mir den Tell vorgſchdellt, Beim Schreiwe do unne uff der Welt. Jedes muß des Schauſpiel ſehe! Jedem rot ich hi zu gehe! Des is ä Erlebnis, des is ä Glick. Fa nor ä paar Penning fährſcht hi un [zurick. Die Plätz ſin billiſch un krigſcht Hunger un Dorſcht, Verſorgſcht in der Paus Dich mit Bier lun Worſcht. A Bretzel gibt's dort un gutes Eis. Anſichtskarten zu niederem Preis. Niemand derf des Spiel verſäume, Denn was in Deine kihnſchde Träume Du ſa Bilder Dir a machſcht, Die Wirklichkeit Dich iwerraſcht. Des muß jedes erlewe, jedes ſehe, Es lohnt ſich mol dort hi zu gehe. Iwerlegt nit lang, kaft uff der Stell A Eitritskart fa da„Wilhelm Tell“. Käthe Pfützer. Kirchliche Anzeigen der Ev. Gemeinde Viernheim Sonntag, den 2. Juni 1935. Exaudi. 10 Uhr: Gottesdienſt(Text: 1. Petrus 4, 711; Lieder 9, 244, 295). 11 Uhr: Kindergottesdienſt. Montag, den 3. Juni 1935: Abends 8 Uhr: Kirchenchor. Dienstag, den 4. Juni 1935: Abends 8 Uhr: Frauenabend. Mittwoch, den 5. Juni 1935: Abends 8 Uhr: Mädchenkreis. Donnerstag, den 6. Juni 1935: Abends 8 Uhr: Kirchenchor. Lotales und Allgemeines Gottesdlenst⸗ Ordnung der katholiſchen Gemeinde. Sonntag in der Oktav von Chriſti Himmel fahrt. Apoſtelkirche: 6,30 Uhr: 1. hl. Meſſe. 7,30 Uhr: 2. hl. Meſſe. 9,30 Uhr: Hochamt. 2 Uhr: Andacht zu Ehren des heiligen Bonifatius. Marienkirche: 8 Uhr: heilige Meſſe 10 Uhr: Kindergottesdienſt. 1 Uhr: Andacht. In der Apoſtelkirche an Werktagen Montag: 6,10 Uhr 2., 6,40 Uhr 3. Seelenamt ſir Georg Sommer 6. Dienstag: 6,10 Uhr 3. Seelenamt für Kath. Rein hardt geb. Neff. 6,40 Uhr Requiem für den in Mannheim verſtorbenen Nikolaus Knapp. Mittwoch: 6,10 Uhr beſt. Amt für Sophie Mayr. 6,40 Uhr beſt. Engelamt für Auguſt Ecker! Söhne, gefallene Krieger Joſeph, Adam, Johannes und Schwiegerſohn Nikl. Buger. Donnerstag: 6,10 Uhr beſt. Segensmeſſe für Joham Brechtel 5., Ehefrau Katharina geb. Buſſch und Angehörige. 6,40 Uhr beſt. Engelamt für Helene Brech— tel, Großeltern Johannes Brechtel 7. und Katharina geb. Haas, Onkel gef. Krieger Peter Müller. Nachmittags von 5—7 Uhr Beichtgelegen— heit wegen des Herz Jeſu-Freitags. Freitag: 6,10 Uhr beſt. Segensmeſſe für Nannchen Knapp geb. Wieland, Eltern Johann und Anna Maria Buſalt, Schwiegereltern Ju Knapp 5. und Eva geb. Schalk und Töchter und Schwiegerſohn Valentin Helbig 3. 6,40 Uhr beſt. Engelamt für Luiſe Bugen geb. Schloſſer, Tochter Luiſe geehl. Beiken, Schwiegertochter Anna geb. Effler und n verwandte. Abends 8 Uhr Herz Jeſu-Andacht. Samstag: 6 Uhr Taufmwaſſerweihe. 6,40 Uhr beſt. Amt für Sebaſtian Mande Ehefrau Eliſe geb. Brechtel, Sohn Peter u Angehörige. Am Pfingſtſonntag iſt die Gottesdienst ordnung wie an Sonntagen. Während de halb 8 Uhr-Meſſe gehen die diesjährigen Ei kommunikanten gemeinſchaftlich zur heiligt Kommunion. Gemeinſame Kommunion-an dacht wie am Weißen Sonntag. Zuerſt gehe die Kinder, dann erſt die Erwachſenen zur bl Kommunion. Die Mädchen beichten am Fre tag um halb 6 Uhr, die Knaben am Samstah um 2 Uhr. Auch iſt gemeinſchaftliche heiligt Kommunion der Schüler des 5. Schuljahres der Herren Lehrer Rockenſtein, Weidmann und Lipp und Fräulein Haas. Die Mädchen beich ten am Donnerstag, die Knaben am Freitag um 6 Uhr. Pfingſtmontag: Wallfahrt nach delt Kreuzberg bei Hemsbach. bert 5 Daſelbſt: 10 Uhr: Feſtpredigt, anſchl. Hochamt. 2 Uhr: Andacht. Alle Teilnehmer an der Wallfahrt nach Walldürn(zu Fuß) mögen ſich bis Pfing ſten bei Wallfahrtsleiter Gg. Stumpf(Weil heimerſtraße) melden. Am Mittwoch abend 8 Uhr Verſammlung der erſten Abteilung der Sodalen(Schule laſſenen). Am Donnerstag abend 8 Uhr Ver ſammlung der 2. Abteilung bei den Engl. Fräulein. Am Montag 6,10 Uhr bei den Bart herzigen Schweſtern, am Donnerstag 6, 10 Uh bei den Engliſchen Fräulein hl. Meſſe. Am Dienstag und Freitag um 6,10 lll in der Marienkirche hl. Meſf. Pariſer Behörden ſcheinen im übrigen nun⸗ 6 ponnſetzung von der 1. Seite des Hauptblattes) ö Wagenborg-Bildmaterndienſt. 0 der geſtürzle Miniſterpräſident Flandin, dem mehr als zwei Drittel der Kammer das 4 Mißtrauen ausſprachen. 7 1 mehr tatkräftig gegen die franzöſiſchen Frankenſpekulanten vorgehen zu wollen. Nachdem das Bankhaus Tumin bereits ge— ſchloſſen worden war, erhielten zehn Poli— eikommiſſare den Auftrag, in beſtimmten Pariſer Bankgeſchäften Haus ſuchun— gen vorzunehmen. Die auf dem Haupttele— graphenamt angehaltenen Depeſchen ſpeku— ativer Art haben der Polizei gezeigt, wo die Spekulanten zu ſuchen ſind. * r Die oberste Führung der Wehrmacht und der Wehrmaßtteile. Berlin, 1. Juni. Mit dem neuen Wehrgeſetz haben ſich die Bezeichnungen der oberſten Führung der behrmacht und Wehrmachtteile geändert. In ukunft gelten ausſchließlich die nachſtehenden Bezeichnungen: der Führer und Reichskanzler iſt: Der oberſte Befehlshaber der Wehrmacht. Es ſind zu erſetzen: „der Reichswehrminiſter“ durch Reichskriegsminiſter und Oberbefehlshaber der Wehrmacht“, „Reichswehrminiſterium“ Ariegsminiſterium“, „Reichswehr“ durch„Wehrmacht“, „Reichsheer“ durch„Heer“, „Reichsmarine“ durch„Kriegsmarine“, Hierzu tritt neu die„Luftwaffe“. Dementſprechend ſind zu erſetzen: N„Der Chef der Heeresleitung“ durch„Der Oberbefehlshaber des Heeres“, Der Chef der Marineleitung“ durch„ erbefehlshaber der Kriegsmarine“, Hierzu tritt neu„Der Oberbefehlshaber der 5 üftwaffe“. * „Ver durch“„Reichs— — N er Politiſches Allerlei Der Reichskriegsminiſter und Ober— Ushaber der Wehrmacht, Generaloberſt Blomberg, hat ſich auf eine dreitägige iſtreiſe nach Oſtpreußen begeben, um am ni dem Heeresturnier in Inſterburg hei nen und am folgenden Tage mehrere rte im Bereich des Wehrkreiſes J zu N tigen. Berlin. Der Oberregierungsrat im Reichs— tfahrtminiſterium Dr. Ing. Waldemar Va— Non von Dazur iſt zum Präſidenten der Ge eraldirektion der Preußiſch-Süddeutſchen 8 atslotterie ernannt worden. Wien. Die Meldung über Rücktrittsabſichtei . Landwirtſchaftsminiſters Reither und des taatsſekretärs für Arbeiterſchutz im Sozial Goſſauer, wird vom Bundes bezeichnet. Berlin. Miniſterium, 3 1 1 Panzleramt als unrichtig det Ehrentag der Marine Die Jeiern zum Gedächtnis der Seeſchlacht 1 von Skagerrak. f Berlin, 31. Mai. um Gedächtnis der Gefallenen der See⸗ lacht vom Skagerrak erfolgte am Ehren— fal gegen Mittag eine feierliche Kranznie⸗ n durch Abordnungen der Marine— meradſchaften von Groß-Berlin, der Ma SA und der Marine- HJ. Konteradmi⸗— ützow gedachte des Opfertodes unſerer n zur See und knüpfte daran die Mah A ae Kraft in den Dienſt der Nation telle Infwiſchen war von der Kaſerne des ckegiments Berlin in der Rathenower . die Marinewache marſchiert, die in dieſem Jahre bekanntlich der Matineunteroffizier-Lehrabteilung ebrichsort geſtellt wird. Unter Vorantritt Kapelle der fünften Marineartillerieab⸗ zg Pillau marſchierten die blauen Jun⸗ 0 mit klingendem Spiel über den Königs- us und die Siegesallee, um dann unter Klängen des Deutſchlandliedes 5 durch das Brandenburger Tor ſuziehen, Die ganzen Linden über bildete 0 Renge ein dichtes Spalier und jubelte Pang zu. Vor dem Ehrenmal nahm die newache Aufſtelluna. Bei präſentier⸗ Guten erfolgte bas Lieo vom Anſchließend tem Gewehr wurde Kameraden geſpielt. die Vergatterung. Darauf folgte durch den Oberbefehlshaber der Kriegsmarine, Admiral Dr. h. c. Ra e- der, im Lichthof des Zeughauſes die Schmückung der 13 alten Kriegsflaggen der Reichsmarine mit dem Ehrenkreuz für Fronkkämpfer. Jeder Fahnenträger meldete den Namen des Schiffes, von dem die Flagge einſt wehte. Zwei Flaggen des Panzerkreuzers„Moltke“, bon denen eine bei der Beſchießung von Lo— weſtoft im Jahre 1916 und die andere beim Deſel-Unternehmen im Jahre 1917 geſetzt war, ferner je eine Reichskriegsflagge des Panzerkreuzers„Scharnhorſt“, der Kreuzer „Emden“ und„Karlsruhe“, der Unterſee— boote„U 20“,„U B 126“,„u C 23“, des Marineluftſchiffes„L 63“, des Minenlegers „Hertha“, eines Vorpoſtenbootes ſowie der türkiſchen Kriegsflaggen des Pangerkreuzers „Goeben“ und des Kreuzers„Breslau“. In den Marineſtandorken fanden anläßlich der militäriſchen Skager⸗ rakfeiern außerdem in Kiel 20, in Flensburg 3, in Stralſund 3, in Swinemünde 3, in Pillau 3, in Wilhelmshaven 12. in Cuxha⸗ ven 3, in Emden 2 und in Borkum eine Reichskriegsflagge die gleiche Ehrung. Die Kriegsopferverſorgung Reichsführer Oberlindober auf der großen Tagung in Saarbrücken. Saarbrücken. 31. Mai. Im Rahmen der Tagung der deutſchen Kriegsopferverſorgung fand eine Kundge— bung im Lubwigspark ſtatt, auf der Reichs— kriegsopferführer Oberlindober einen Appell an die Frontſoldaten jenſeits der Grenze richtete.„Ihr, meine Kameraden von der Saar“, ſagte er,„lebt neben einem Volke, mit dem wir durch die Jahrhunderte in vie— len Schlachten haben fechten müſſen, deſſen ſoldatiſche Tugenden von unſeren Soldaten anerkannt werden, ebenſo wie ſie die ſoldatiſchen Tugenden des deutſchen Soldaten anerkennen. Muß es ſein, daß alle 30 Jahre unſere beiden Völ⸗ ker die Beſten hingeben, um irgendeines unſicheren Einſatzes wegen? Niemand hat mehr Recht, vom Frieden zu ſprechen als der, der im Kriege ehrenvoll gefochten hat.“ Der Redner ſprach dann von jenen Emi granten, die jenſeits der deutſchen Grenz— pfähle gegen ihr eigenes Vaterland hetzten. „In unſerer Gemeinſchaft“, ſo führte er aus, ,‚iſt für Nörgler und Meckerer nicht eine Ninute Platz.“ Er ſprach weiter von dem Adel der Arbeit und ging zum Schluß auf die Kriegsopferverſorgung ein. 400 000 er werbsloſe Kameraden hätten wir vom alten Syſtem übernommen. Es werde dafür ge— ſorgt werden, daß auch die letzten wieder zu Arbeit kämen. Es würden Heimſtätten für diejenigen geſchaffen, die im Kriege die Heimſtätten der zu Hauſe Gebliebenen ge ſchützt haben. Auch im deutſchen Saarland ſei hierbei der Anfang gemacht worden. Für 200 Häuſer ſind bereits die erſten Raten ge— geben. Der Redner bat ſchließlich den Ver treter des Reichskriegsminiſters, dieſem zu melden, daß die Söhne der 50000 Männer, die zu der Kundgebung angetreten ſeien, als Soldaten mit gleicher Freude und Hingabe dienen würden wie die Väter. Heimattreue als„Verbrechen“ Ausbürgerungsklage gegen vier Deutſche in Eupen⸗Malmedy. Röln. 31. Mai. Der Staatsanwalt in Lüttich hat gegen den Präſidenten der Chriſtlichen Volkspartei und Präſidenten des Landwirtſchaftlichen Verbandes Malmedy, Joſef Dehottay-Kre mer, den cand. jur. Peter Dehottany und die Ingenieure Heinrich Dehottay und Paul Fo chius in Eupen-Malmedy Anklage auf Aus bürgerung erhoben. Joſef Dehottay-Kremer wird u. a. beſchul digt, daß er im Kanton Malmedy die Trieb feder der deutſchen Bewegung ſei. Ihm wird weiter zum Vorwurf gemacht, daß er nicht nur Präſident der Chriſtlichen Volkspartei und des Landwirtſchaftlichen Verbandes ſowie Verleger des„Landbote“ iſt, ſondern ſich auch als tätigſtes Mitglied im Heimatbunde gezeigt und in einem Vor trag auf der VdA-Tagung in Aachen 1931 die Annexion Eupen-Malmedys als einen Verrat bezeichnet habe. Er habe dann noch an einem Ausflug nach Aachen teilgenom— men und verſchiedenen Perſönlichkeiten der Stadt ſeinen Dank für die gute Aufnahme im deutſchen Vaterlande ausgeſprochen. Die Anklage gegen Peter Dehottay fußt darauf, daß er in Briefen zum Ausdruck ge— bracht habe, die Eupen-⸗Malmedyer lebten unter dem Joch anderer Menſchen, die ſie nicht verſtänden und ſehnten ſich nach einer baldigen Rückkehr zu Deutſchland. Auch wird ihm vorgeworfen, ein antibelgiſches Lied, 4 7 1 das„CEupen⸗Malmedy⸗ Lied“. verfaßt und in einer deutſchen Zeitſchrift eine Studie über pangermaniſtiſche Propa ganda geſchrieben zu haben. Ebenſo wird ſhm ein Artikel zum Gedenken des 30. Ja⸗ nuar zum Vorwurf gemacht. Das belaſtende Material gegen Heinrich Dehottay beruht darin, daß er Vorſtands mitalied des Heimathundes und des Land⸗ — —— vundes ſei. Er have weiter dem Reichsſen⸗ der Köln den Geburtstag einer 91 jährigen Frau aus Malmedy mitgeteilt und hinzuge— fügt, ſie wolle nicht ſterben, bis ihre Heimat das Feſt der Wiederkehr zum Vaterlande feiern könne. Gegen Paul Fochius wird der Vorwurf erhoben, er ſei Mitbegründer der Chriſtlichen Volkspartei und habe dem Vorſtand des Heimatbundes angehört. Auch ſei er Vor⸗ ſizender des„Kriegerdankes“ in Malmedy. Auf Grund von Artikel 36 des Verſailler Vertrages haben die Bewohner von Eupen Malmedy mit der Uebergabe ihrer Heimat an Belgien„endgültig und von Rechts we— gen die belgiſche Staatsangehörigkeit er— worben“. Der belgiſche Staat hat nun un— verſtändlicherweiſe gegen die belgiſchen Staatsangehörigen, die nicht durch Abſtim— mung, ſondern auf anderem Wege Belgier geworden ſind, ein Ausnahmegeſetz erlaſſen, das ihm die Möglichkeit gibt, bei„ſtaats⸗ feindlicher“ Betätigung auf Aberkennung der Staatksangehörigkeit zu erkennen. i Das Herz Marſchall Pilſudſlis Feierliche Bermauerung der Urne. Wilna, 31. Mai. In der Kirche der heiligen Thereſe von Oſtrabama wurde die feierliche Verſchließung und Einmauerung der Urne mit dem Her— zen des Marſchalls Pilſudſki vorgenommen. Der feierlichen Handlung wohnten die Wit— we, die beiden Töchter, die Familienangehö— rigen und die Würdenträger der Regierung und des Heeres bei. 20000 Kinder mit Blumen und viele Tauſende der Stadt-Be— völkerung bildeten vom Bahnhof zur Kirche Spalier. In der Kapelle nahm der Erzbi— ſchof von Wilna die kirchliche Handlung vor. Die ſchweren Zigarren der Marcheſa Wieder eine internationale Schmugglerin enklarvt. Rom. 1. Juni. In der römiſchen Geſellſchaft iſt zurzeit die Aufdeckung eines großen Schmuggels, in den eine Marcheſa verwickelt iſt, das Tagesgeſpräch. Die häufigen Reiſen der Marcheſa nach Frankreich waren den fran— zöſiſchen Zollbeamten ſchon lange aufgefal⸗ len, aber ſo ſehr man ihr Gepäck durchſuchte und ſie heimlich auf dem Zollamt beobach— tete, es war ihr nichts Verdächtiges nachzu— weiſen. Auch die italieniſchen Zollbeamten, die von ihren franzöſiſchen Kollegen verſtän— digt waren, konnten bei dem Uebertritt der Dame auf den Boden der Heimat nichts fin den. Das einzige Auffallende bei der Mar— cheſa war ihre Vorliebe für ſchwere Zigarren, die ſie nicht nur ſtets in ihrem Gepäck mit ſich führte, ſondern ſie auch ſtets regelrecht zum Verzollen angab. Sie beſorate ſich die Zigarren in Frankreich und natürlich hatten die italieniſchen Zollbeamten darauf ihr be ſonderes Augenmerk gerichtet. Doch ſtets bot die Italienerin den argwöhniſchen Be— amten Zigarren in der liebenswürdigſten Form an. Die Zollbeamten lehnten dankend ab, um nicht in den Verdacht der Beſtechlichkeit zu geraten. Wieder einmal war die Mar— heſa— von Frankreich kommend an der italien ichen Zollſtation angelangt, k die Zigarren zum Verzollen aus dem Ke genommen und bot dem Beamten eine an. Dabei ſchien es ihr, als wenn der Jollbe- imie gencigt wäre, das Angebot anzuneh⸗ men, ſie zuckle plöhlich mil dem Zigarren käſtchen zurück und verriet ſich damit. Bei der nun folgenden Durchſuchung fand man in ihnen 800 Perlen it Wert von hunderktauſend Lire. Die Zigarren wurden zu dieſem Zweck hergeſtell ö Verſteck für die delt ſich bei di die in die M darf ſich auf eine gt 10 1 Dielen ſaßt me * 2 vorden Eine Veitleralademie Brünn. 1. J In Brünn hat man eine Bande von gen Burſchen enommen, die die Gegend durch ihre B eien unſicher machte. ging ſie ganz ſyſtematiſch nach den A fungen, die ſie von ihrer„Leitung“? vor. Zu beſtimmten i erfahrungsgemäß di l erhielten die Halbwüchſigen t, dem ihnen auseinandergeſetzte! de, wie ſie ſich zu kleiden hätten, ö viel Mit leid zu erregen. Sie wurden mit den Metho Frauen er— folgreich anzubetteln man gegen liber Herren ſich zu verhalten hätte. Sie lernten die Kunſt Gel)en vorzutäuſchen und das theoretiſch Durchgenommene wurde dann ſogleich mit den Kameraden geübt, um nicht in der Praxis zu verſagen. altere Sowjetdampfer in Flammen. Moskau, 1. Juni. Auf dem Kaſpiſchen Meer geriet ein ſowjetruſſiſcher Tankdamp— fer in Brand. Von den an Bord befind lichen 29 Perſonen, unter denen vier Fa— milienangehörige von Beſatzungsmitglie⸗ 905 waren, konnten nur zwei gerettet wer⸗ en. 0 In kurzen Worten Am Jahrestag der Seeſchlacht vom Ska— gerrak wurden 63 alte Reichskriegsflaggen der kaiſerlichen Marine mit dem Ehrenkreuz für Frontkämpfer verſehen. ö Der Reichserziehungsminiſter gab einen Erlaß gegen Störungen des Schulbetriebes heraus Der Diskontſatz der Niederländiſchen Bank wurde im Zzuſammenhang mit den Baiſſe— Angrifen auf den franzöſiſchen Franken, die auch die holländiſche Währung berühren, von 4 auf 5 o. H. erhöht. Im engliſchen Unterhaus hielt der Führer der liberalen Oppoſition, Samuel, eine Rede in der er auf die Pflicht Großbritanniens hinwies. aus der Rede Hitlers entſprechende Folgerungen zu ziehen; ferner ſprachen die Miniſter Simon und Eden über die Luft— paktfrage. l Der vierte Tag des großen Deutſchland fluges führte die Teilnehmer über Rheinland. das Saargebiet, Baden Württemberg nach Ueberfliegung Schwarzwaldkette bis Freiburg i. Br. In Britiſch⸗Belutſchiſtan wurden durch ein großes Erdbeben Tauſende von Menſchen getötet und eine Reihe von Ortſchaften völ- lig zerſtört. Der Weſtmarkflug Die vierte Etappe der Deutſchlandflieget. Freiburg i. Br., 1. Jun:. Der vierte Tag des großen Deutſchlandfiu⸗ ges, der die Teilnehmer nach dem Weſten des Reiches über eine Strecke von 995,3 Ki- lomeker führte, begann mit dem Abflug von Bremen wo die Flieger nach einer Ta- gesleiſtung von 1244,5 Kilometer— der größten des ganzen Wettbewerbes— die erſte hälfte des Rundflugs bewälligt hatten, und endete nach Ueberfliegung der Schwarz waldkette in Freiburg i. Br. Die Deutſchlandflieger kamen über Dort— mund, wo alle Verbände eine Zwangs— landung vornahmen, über Duisburg M. Gladbach Rheydt, Erkelenz, wo jeweils Wendemarken umflogen werden mußten und über Aachen, Zwangslar platz für Verbände 1 und Wendemarke fü die Verbände 2, nach Köhn. Alle Teilneh— mer des Deutſchlandsfluges mußten auf dem Kölner Flughafen Butzweilerhof zwiſchenlanden. Nach bewährtem früheren Vorbild war hier eine große Organiſa geſchaffen worden, die eine ſchnelle, bungsloſe Abwicklung ermöglichte. Es war ein großartiges fliegeriſches Schauſpfel, als die einzelnen Verbände geſchloſſen landeten, ihre Bordpapiere abfer— tigen ſießen und dann wieder abflogen. Ucher das Saargebiet nach Mannheim Um 13.40 Uhr traf auf dem Mannheimer Flughafen der erſte Verband. die Fü formation der Lufthanſa ein. Wenig landete auch Oberſt Loerzer, der Präſider des Luftſportverbandes, der ſich bis nach 26 Uhr in Manheim aufhielt, um dann in! tung Stuttgart Böblingen weiterzufliec Die nordbadiſche, von Mannheim gemel Fluaſtaffel mit fünf Maſchinen ging 15.10 guf dem Flugplatz nieder; beſetz: und Ortern i U 0 Dat Il Pa! die badiſche Jungmannſtaffel zangspauſe einlegen. Bis 1 8 U en ſämtliche über Mannhe ir oeggegangen, zu welcher Zeit auch b 9 den rtr 1 7 4 rter Lufthafen gelaufen hatten Eine ganz beſonders hohe Leiſt! * 1 1 Uel fliegung der die 2 ziel. Die Ank auseinander, d Dunkelheit alle Staffeln Allen, die Zeuge igen der B en waren, w unvergeß Schutz des Schulbetriebes Neuer Erlaß des Reichsminiſters Ruſt. Berlin. 1. Jun Vielfache Klagen über fortſchreitende rung der Arbeit in den Schulen dur ßerſchuliſche Veranſtaltungen und Betel gung an den verſchiedenſten Aufgaben und Zwecken, ſowie über Belaſtung von Schule und Elternhaus durch Sammlungen. Her⸗ anztehung zum Verkauf von Abezichen, Ein⸗ trittskarten, Loſen und dergleichen haben dem Reichs unterrichtsminiſter Ruſt Veran⸗ laſſung gegeben, dieſe Frage grundſätzlich durch einen Erlaß zu regeln, der u. a. fol⸗ gendes beſtimmt: Oeffentliche Sammlungen bedürfen, wenn ſie innerhalb der Schulen durchgeführt werden ſollen, der beſonderen Genehmigung der Schulaufſichtsbehörde. Die Erhebung des Lernmittelbeitrages für den Unterrichtsfilm iſt keine Sammlung. Das gleiche gilt für die Einziehung von Bei⸗ trägen und Gebühren für beſondere ſchuli⸗ ſche Aufgaben. Als Sammlung iſt es nicht anzuſehen, wenn innerhalb einer einzelnen Schule oder Klaſſe gelegentlich für einen be⸗ ſtimmten Zweck, z. B. für Kranzſpenden ge⸗ ſammelt wird. 1 Die Mitwirkung von Schulkindern an öf⸗ fentlichen Sammlungen auch außerhalb der Schulen bedarf in gleicher Weiſe der Ge⸗ nehmigung der Schulaufſichtsbehörde. —zu: England und die Luftpaktfrage Eden über Englands Aufgabe Im weiteren Verlauf der Unterhausaus⸗ ſprache nahm auch Lordſiegelbewahrer Eden das Wort Das Weſentliche einer Arbeit un- ter dem Locarnoverfahren ſei der Umſtand, daß die Begrenzung lediglich auf eine be— ſchränkte Anzahl von Mächten Anwendung finde. Der Verſuch, praktiſch mit der ganzen Welt über eine Luftbegrenzung zu verhan⸗ deln, würde gegenwärtig wahrſcheinlich ein hoffnungsloſer Prozeß ſein. Der Maßfſtab. der es den beteiligten Mächten ermöglichen werde, in der Luft einen Beitrag zum kol— lektiven Sicherheitsſyſtem zu leiſten, ſcheine nach ſeiner Aufaſſung die Luftparität der vier Großmächte Weßeuropas zu ſein. Eden wandte ſich ſodann gegen die Anſicht, daß Sowjetrußland der Erbfeind Englands ſein müſſe. Der parlamentariſche Reuterkorreſpondent bemerkt zu dieſer Rede, daß Eden mit ganz ungewöhnlichem Nachdruck und Selbſtver— trauen geſprochen habe. Keiner der Zuhörer habe bezweifelt, daß Eden in Kürze anſtelle Simons das Außenminiſterium übernehmen und die Rechte Hand Baldwins werden mürde. Letzte Nachrichten Mieder ein Sowjetfunkfionär ermordet. Moskau, 1. Juni. Wie die„Prawda“ meldet, wurde in einem Dorfe im Iwa⸗ nowiker Gebiet der Leiter der Kollektivwirt⸗ ſchaft und frühere Vorſitzende der Dorfſow⸗ jers, Platonytſchew, mit einem Beil erſchla⸗ gen aufgefunden. Als der Tat verdächtig wurden der aus der Bauernkollektive aus— geſchloſſene frühere Händler Beknejew und deſſen Sohn verhaftet. Beide ſollen ein Ge— ſtändnis abgelegt haben. Halenkreuz⸗ und Neichsiriegsflagge die Beflagung militäriſcher Gebäude. Berlin, 31. Mai. In Zukunft wird die ge— ſamte Jugend des nationalſozialiſtiſchen Deutſchland die Schule der Wehrmacht durch— laufen. Der Reichskriegsminiſter und Ober— befehlshaber der Wehrmacht hat daher an— geordnet, daß künftig neben der Reichs- friegsflagge auch die Hakenkreuzflagge zu zwei Masten wiro, vom Innern oes Ge⸗ bäudes aus geſehen, rechts die Hakenkreuz⸗ flagge, links die Reichskriegsflagge geſetzt. Bei Gebäuden mit einem Maſt bleibt es bei der bisherigen Regelung, daß nur die Reichskriegsflagze geſetzt wird. Die Neu⸗ regelung entſpricht den Anordnungen, die vor kurzem vom Reichsinnenminiſter für die Beflaggung ſtaatlicher Gebäude gegeben wurden. Großer Fabrülbrand in Graz Wien, 31. Mai. Die Drahtwarenfabrin Felten u. Guilleaume Ach in Graz brannte nieder. Die Feuerwehren von Graz und Um, gebung, die vier Skunden arbeiteten. hatten zehn Schlauchleitungen in zuſammen 4000 Meter Länge ausgelegt. Teer⸗ und Papier. vorräte, die in dem mit Dachpappe gedeckten Bau untergebracht waren, gaben dem Feuer reiche Nahrung. die Umgebung war durch den Funkenflug ſtark gefährdet. Der Scho den iſt bedeutend. Die Brandurſache iſt nock unbekannt. a Erdbebenkataſtrophe Schreckensmeldungen aus Belulſchiſtan. Simla. 31. Mai. Die Hauptſtadt von Britiſch⸗Belutſchiſtan Quetta, die ein wichtiger eiſenbahntechniſche. und militäriſcher Knotenpunkt iſt. wurde von einem ſchweren Erdbeben heimgeſucht. Nahezu die ganze Stadt Quetta iſt dem Erd- boden gleichgemacht. Nachdem die erſte Schätzung bereits von 1000 Toten in den Haupfſftadt Quetta ſprach. werden neuet⸗ dings etwa bobo Tote aus dem 2d km von 0 entfernt liegenden Ort Muſtang ge. meldet. 6 In Quetta ſind ſämtliche Flughallen der dortigen britiſchen Luftkräfte eingeſtürz, wobei 43 Fliegerſoldaten getöte! und 26 Flugzeuge zerſtört wurden. Dur⸗ den Einſturz des Telegraphenamtes iſt jeder Telegraphenverkehr unterbundeg, und es wurde ein drahtloſer Notdienſt eie gerichtet. Die Mehrzahl der Bahngebäude i ebenfalls eingeſtürzt. Die vom Erdbeben be⸗ troffenen Gebiete ſind unbewohnba: geworden. Die Behörden ſind eifrig mit der Durchführung von Rektungsarbeiten, der Entſendung von Hilfszügen und Flus⸗ zeugen mit Proviant und Arzneimitteln be ſchäftigt der Glütkwunſch des Führers an die Deuiſche Geſellſchaft zur Rettung Schiffbrüchiger. Berlin, 1. Juni. Der Führer und Reichs⸗ kanzler hat an die Deutſche Geſellſchaft zur Rettung Schiffbrüchiger aus Anlaß des 70. jährigen Jubiläums das nachſtehende Tele⸗ gramm gerichtet:„Der Deutſchen Geſellſchaft zur Rettung Schiffbrüchiger, die heute auf 70 Jahre opferfreudiger Arbeit zurückblickt, und all' den Tapferen, die in dieſen langen Jahren im Kampf gegen Sturm und See unter Einſetzung des eigenen Lebens Schiff⸗ brüchige gerettet haben, ſpreche ich meine dankbare Anerkennung aus. Ich verbinde damit meine beſten Wünſche für weitere ſe— gensreiche Arbeit. gez.: Adolf Hitler. Lob der Höflichteit— Die verschwundene Lokomotive und andere Verkehrskurloſa— Eine ſchmale Unterhaltsrente Der Verkehrsverein einer miecklenbürgi— ſchen Stadt hat eine„Kd“-Reiſe als Preis für den höflichſten Kellner ausgeſetzt. Dieſe Stadt verdient einen lebhaften Fremdenbe— ſuch. Höflichkeit iſt eine Tugend, die dem Menſchen ſelbſt und ſeiner ganzen Umgebung das Leben angenehmer und lebenswerter macht. Man kann mit ihr eine Menge Hin⸗ derniſſe aus dem Wege räumen, fich und anderen viel Aerger und Verdruß erſparen. Wohl gibt es Gelegenheiten, wo ein kräftiges Wörtlein durchaus am Platze iſt, und man ſich gezwungen ſieht, nach dem Sprichwort zu handeln:„Auf einen groben Klotz gehört ein grober Keil“; man ſollte aber mit der Höflichkeit ſtets beginnen und das heilige Donnerwetter nur als ultima ratio, das heißt als letztes Entſcheidungsmittel, anwenden. Eſſen und Trank munden einem doppelt, wenn ſie mit einem freundlichen Geſicht oder, mit einem aufmunternden„Wohl bekomm's“ gereicht werden. Ebenſo gewiß iſt es. daß ein höfliches„Sie entſchuldigen“ oder„Bitte ſehr“ ſchon manches aufziehende Gewitter in eitel Sonnenſchein verwandelt hat. Man— che Menſchen ſind der Anſicht, Höflichkeit ſei nur bei Fremden angebracht und eigne ſich nicht zum Hausgebrauch. Mitunter hört man die Anſicht, Höflichkeit ſei nur dem anderen Geſchlecht, insbeſondere den Damen gegen— über, am Platze. Endlich gibt es auch Men- ſchen, die die Neußerungen der Höflichkeit für das iſt ein Irrtum. Ganzlich verkehrt ware es auch, die Höflichkeit etwa nur für ein Vor- recht oder eine ausſchließliche Berufspflicht des Kellners zu halten. Ihre Formen können ſich natürlich im Laufe der Zeiten ändern. Wir kennen nicht mehr Anreden, wie„Aller- durchlauchtigſter“. und es ſind ſogar Anzei— chen dafür vorhanden, daß die„gnädige Frau“ und das„gnädige Fräulein“ zum Ausſterben verurteilt ſind, aber das Weſen der Höflichkeit, als des Ausfluſſes einer in- nerlich vornehmen Haltung, bleibt beſtehen. Im Drange des modernen Verkehrs ſpie; len natürlich andere Fragen die Hauptrolle Ein großer Verkehrswirrwar, der in Däne⸗ mark nach der Eröffnung der neuen Brücke über den Kleinen Belt entſtanden war, hat nicht nur ärgerliche, ſondern auch erheiternd⸗ Zwiſchenfälle mit ſich gebracht. Einen Tag. nachdem der neue Bahnhof Fredericia ſeiner Beſtimmung übergeben worden war, ver ſchwand nämlich eine Loko motiv“, und zwar ſpurlos, und man nahm an, dag ſie geſtohlen worden ſei. Es war zwar ſchwe r einzuſehen, was ein Dieb mit e iner Lo⸗ komoktive anfangen ſollte. da die eiy⸗ zelnen Lokomotivteile ja vermutlich ſche ver einzeln zu verkaufen geweſen wären, aber dieſe Ueberlegung änderte nichts daran, dof das Dampfroß zunächſt einmal verſchwunder war. Vermutlich wäre es unter normalen Lok!. ok giſſe waren nach der Eröffnung der Kleinen, f Belt⸗Brücke eben nicht normal. Die Fern, züge ſtauten ſich vor der Brücke und hatten ſtundenlange Verſpätungen, und in den Eiſenbahndirektionen hatte man alle Köpfe und Hände voll zu tun, um die Verkehrskriſe zu überwinden; die verſchwundene Lokomo⸗ tive war vorläufig nicht ſo wichtig. Jett hat man ſie aber wieder entdeckt. Sie hatte ſich verfahren und war von ihrem Führer nach Eſbjerg dirigiert worden, wo ſie ſeit. dem harmlos, als wenn nichts geſchehen wäre, im Güterverkehr nach Vejle Dienſt ta, während man ſich in Kopenhagen und Fre dericia über ihren Verbleib den Kopf zer Hrach. Der britiſche Verkehrsminiſter Hore-Be liſha hat ſich durch ſeine allzu geſchäf, tige Verkehrspolitik, durch ſeine phantasievolle Bevormundung der Fußgän⸗ ger und Autofahrer und vor allem durch die Begrenzung der Höchſtgeſchwindigkeit au 30 Stundenmeilen höchſtens bei den Karika⸗ turiſten der engliſchen Zeitungen beliebt ge— macht. Im übrigen hat er mehr Kritik zu überſtehen als ſeine Kabinettskollegen, de wichtigere Aemter zu verſehen haben. Neu⸗ lich gab es im Oberhaus eine Debatte über die Politik des Herrn Verkehrsminiſterz, Miniſter Hore-Beliſha wollte ſich die Debatte gern anhören, er wurde jedoch an der Barr des Houſe of Lords aufgehalten und mußte an der Tür ſtehend anhören, was die Lord; an ihm auszuſetzen hatten; auch das durfte er nur als„Privatmann“, offiziell war er nicht anweſend, und weder ſahen die Lords ihn an noch durfte er ſich auch nur mit einen Wort verteidigen. Was man ihm vor allem zum Vorwurf machte, war, daß er dem be⸗ rühmten Rennfahrer Campbell eine Geldſtrafe von einem Pfund für zu ſchnelles Autofahren erlaſſen hatte. Kann, fragte ein Lord, ein Miniſter mit noch mehr Berechnung aus der britiſchen Juſtiz eine Farce machen? Arme Chauffeure werden deſtraft, und Sportfahrer, die Zeit und Geld genug haben, um entweder langſam fahren oder andernfalls ihre Strafe mit Leichtigkeit bezahlen zu können, dürfen ſtraflos ausge hen? Der Miniſter hatte genug von der Debatte und verzog ſich. 5 Ebenſo gut oder gar noch beſſer wie der berühmte Rennfahrer kam ein engliſcher Fliegerſergeant namens Gilbert bezüglich einer Geldverpflichtung weg. Seine Frau hatte ſich ohne Scheidung von ihrem Mann getrennt. Bald merkte Frau Gilbert. daß es nicht ganz einfach iſt, eine Stellung zu fi den, wenn man nichts gelernt hat. Infolge deſſen verlangte ſie von ihrem Mann eine Unterſtützung, der jedoch keine Luſt hatte, ſe. ner Frau etwas zu zahlen. Es kam zum Prozeß. Nach engliſchem Recht hat die Frau tatſächlich Anſpruch auf eine Unterſtützung, jedoch liegt die Beſtimmung der Höhe im freien Ermeſſen des Richters. Frau Gilbert hatte nun das Pech, vor einen Richter z kommen, der kein Verſtändnis dafür hatte, daß eine Frau, die nicht mit ihrem Mann zuſammen leben will, von demielben Mann eine lebenslängliche Penſion beanſpruchte Der Richter bedauerte, den Mann verurtes len zu müſſen, aber mit dieſer Verurte lung war Frau Gilbert wenig gedient, denn ſie be⸗ kam eine Unterſtützung von— fünf Pfen in der Woche zugeſprochen. Neues aus aller Welt zwei Kinder beim Baden erkrunken. Nie aus Nürnberg berichtet wird, ſind im Kanch bei Königsmühle zwei Kinder b ſetzen ſetzen rochts und iſt. Gebäude mit drei Flaggenmaſten in der Mitte die Reichskriegsflagge, links die Hakenkreusflagge. Bei eee. Urheberrechtsschutz: Fünf Türme-Verlag, Halle(Saale) 32 „Mein Großpapa, der Berterl! Damals wohnten die Alten in der Villa, und wir kamen nur alle heiligen Zeiten einmal hinaus. Denn ſonſt— Reſi hätte ſchon Ver— ſtändnis für mich gehabt... Aber es ging auch ſo. Ich habe der Köchin den Schlüſſel genommen, und ſie hat ſich nicht getraut zu ſagen, er ſei ihr verlorengegangen. Hat ſich einfach einen anderen machen laſſen, und alles war in ſchönſter Ordnung.“ „Wieſo ſind Sie jetzt eigentlich auf dieſen Gedanken gekommen?“ „Sie haben mich darauf gebracht mit Ihrer Frage über die ausgehungerte Feſtung. Und vorher, als ſie dem Dirndl, der Annerl, gleich einen Zehner ſchenkten.“ „Das verſtehe ich nicht— wo liegt da der Zuſammen— hang?“ fragte Gilbert verblüfft. „Sie haben wohl noch nie bedacht, wie es einem armen Menſchen zumute iſt, der plötzlich eine unverhoffte Geld— note in die Hand bekommt?! Glückſelig wird er ſein— gelt? Ja, an Schmarr'n!“ belehrte Pips ſchmucklos den aufhorchenden Mann an ihrer Seite.„Die erſte Freude ſchlägt bald um ins Gegenteil. Was ſoll man zuerſt kaufen? Welche Schulden zuerſt davon bezahlen? Und dann geht man hin und tut das Verkehrte.“ „Woher wiſſen Sie das alles?“ Seltſames Mädchen. Immerfort bereitet ſie Ueberraſchungen. Das war nicht die Art, die er bisher kennengelernt. Alle dieſe Frauen und Mädchen, denen er bisher begegnete, hatten etwas von dieſer Maryſa... Das Herz wurde ihm plötzlich zentnerſchwer in der Bruſt. eine hohle Form halten, die eines aufrechten und ſtolzen Charakters Perhältniſſen nicht unwürdia ſei. All Als hätte er ſeine ganze Habe auf ein Schiff ver⸗ frachtet und das wäre geſunken— ſo fühlte er. „Man muß ſich ein biſſel ins Menſchenherz hinein— denken!“ hatte ihm Pips mit halb verwehter Stimme geantwortet. 4 Erſt jetzt wurde Gilbert gewahr, daß Pips ihren feuer— farbenen Wagen ſchon wer weiß wie lange die Landſtraße dahinfegen ließ. Sie hatten das Weichbild der Stadt ver- laſſen, ohne daß er es merkte. „Sie wollen zu der Witwe mit den ſieben Kindern?“ kam ihm plötzlich die Erleuchtung. „Mitgefangen, mitgehangen“, rief Pips ſchadenfroh. „Jetzt müſſen Sie mit, ob Sie wollen oder nicht.— Der Ausflug kann Sie möglicherweiſe ein weiteres Stück Geld koſten, lieber Freund! Aber das ſchadet nichts, Reſi be— hauptet, Sie ſeien eine gute Partie...“ Während ſie das mit gewohnter Lebhaftigkeit hervor— ſprudelte, hörte Gilbert eigentlich nur„Lieber Freund!“ und„gute Partie...“ Die alte Dame hatte alſo mit Pips über ihn geſprochen, und das Wort„Partie“ ließ unſchwer erkennen, welcher Art das Geſpräch war. Frauen aller Altersſtufen wollen immer Ehen ſtiften. Und vielleicht als Antwort auf dieſe großmütterliche Feſtſtellung und um Weiterungen zu ent⸗ gehen, war dann Pips Knall und Fall davongefahren. Zu ihrem„Freund“ gefahren, dem wirklichen Freund, der ſoeben den letzten Bauſtein zu ihrem gemeinſamen Heim fügte... Ja, gewiß, ſo mußte es ſein... 21* 4* Stunden vergingen, und Gilbert Haller vergaß es völlig, daß er ausgezogen war, um eine Widerſpenſtige zu zähmen. Zähmen— für wen? Für jenen anderen, dem ſie bald angehören würde fürs Leben. Dem wirk⸗ lichen Freund, der nicht nur Redensart bedeutete. Trotz allem verſank er immer wieder in eine Stim⸗ mung, wie er ſie nie vorher gekannt. Noch nie hatte er ſich ſchwer geweſen, die Lo motive wieder aufzuſpüren, aber die Vetrhäl'⸗ Baden ertrunken. Sie konnten nur noch a Leichen geborgen werden haltloſen Träumen hingegeben, die ihn jetzt einhüllten wie in einen goldenen Mantel und ſo ſeltſam ſüß⸗ſchmerzliche Empfindungen in ſeiner Seele zeitigten... Fürwahr, der Gezähmte, das war er, darüber gabe keinen Zweifel. Wie er ſie bewunderte, dieſes kindlich zerbrechliche Geſchöpf, dieſe kecke, zupackende, unbekümm Art, die nur ihren eigenen Geſetzen gehorchte und ſich nichts an das Hergebrachte hielt. Und dieſer beweglich geſchulte Geiſt, die Gabe, zur richtigen Zeit das richt Wort, die richtige Tat zu finden, ohne Poſe und da alles mit der klaren Unſchuld eines Kindes.. .* „Sehen Sie den kleinen grauen Schatten da vor uns! Gilbert blickte nach der angegebenen Richtung— und lachte.„Iſt das nicht das Annerl, die da vor uns geht! „Armes Ding“, meinte Pips mitleidig,„wie ſie daher ſtrampelt. Na, wir werden ſie bald haben; ich wollte eben halten, um die Karte ein biſſel zu ſtudieren, damit wir auf dem richtigen Weg bleiben— aber das erſpart uns den Aufenthalt...“ Und ſie ſchaltete eine größere Geſchwindig⸗ keit ein und ließ die Hupe ſchallen. Ohne ſich umzuwenden, ſtapfte das Dirnderl ins Untet— holz, das den Fahrweg ſäumte— Autos ſind nichts Seltenes auf der Landſtraße. Pips fuhr einige Meter voraus und hielt dann. „Geh her da, du Schnipfer! Biſt ſchon mal mit dem Auto g'fahren?“ Das erhitzte Geſichtchen war voll Freude, als die Kleine die Wageninſaſſen erkannte. Auf die Frage aber ſchüttelte ſie verwundert den Kopf— wie käme ſie dazu? Sie war auch vorerſt mehr erſchreckt als angenehm berührt, als Pips Gilbert den Auftrag erteilte, das Kind hineinzuheben. „Biſt ja ſchneller daham, du Dummerl!“ beruhigte ſie Pips, als ob ſie Gedanken leſen könnte. Gilbert nahm das federleichte Ding auf die Knie, und ſchon ſtob der rote Wagen davon. Das Kind war bald gefaßt und genoß das Vergnügen nach ſeiner Einſtellung! „Da kriegt ma kane wechen Füaß“, meinte es be⸗ wundernd.(Fortſetzung ſolat.) Als vor mehr als 2700 Jahren in dem zwiſchen anmutigen Hü⸗ geln gebetteten eleiſchen Tal ein griechiſcher Knabe miteinem goldenen Meſſer Zweige des wil⸗ den Oelbaums abſchnitt, um aus ihnen die erſten Kränze für die Sieger in den Olympiſchen Spielen zu flech⸗ ten, da kam in dieſer ſchlichten und feierlichen ö Handlung zum Ausdruck, daß eine der bedeutſamſten Ideen der Menſchheit ihre Verwirklichung gefunden hatte. N Denn die Olympiſchen Spiele, die ihren vornehmſten Zweck darin ſahen, in einem friedlichen Wettkampf die kör⸗ perlichen und geiſtigen Kräfte der griechiſchen Jugend zu ſtählen, wurden auch die unmittelbare Urſache für das Blü— n 18 Gedeihen der geſamten helleniſtiſchen Kultur und Kunſt. Einigendes Band Ja, man darf mit Fug und Recht noch weit darüber hin— ausgehen und erklären, daß die Olympiſchen Spiele, deren Idee ſich im Altertum über ein Jahrtauſend(von 776 v. Chr. bis 393 n. Chr.) wirkſam erweiſen ſollte, nicht nur die ge— ſamte griechiſche, ſondern ſpäter auch die römiſche Kultur— welt in einem Maße beeinflußt haben, das wir heute wohl an ſeinen Auswirkungen auf alle Völker der Erde feſtſtellen, ſeinem wahren Umfang nach jedoch kaum mehr zu ermeſſen vermögen. Und trotz aller Kriege, aller Zwietracht, aller Umſtürze und politiſchen Machtverſchiebungen unter den Mittelmeer ländern des Altertums bewährten ſich die alle vier Jahre ſtattfindenden Olympiſchen Spiele immer wieder als ein einigendes Band, das alle Stämme bei dieſer friedlichen Ausleſe der Tüchtigſten zuſammenſchloß a Erſt der Zuſammenbruch des römiſchen Weltreiches bei Beginn der Völkerwanderung machte die Durchführung der Wettkämpfe zu einer Unmöglichkeit. Die ehemals blühenden heiligen Gefilde Olympias mit den herrlichen Tempeln, den berühmten Statuen der Sieger, den vorbildlichen Kampfſtät tenanlagen, den Gymnaſien und Theatern verfielen allmäh lich, und die berühmten Stätten, wo einſt die griechiſche Ju— gend ſich in Körperkraft, Schnelligkeit und Gewandtheit erprobt und ein neues Menſchheitsideal aufgeſtellt hatte, waren in einen verödeten, von Unkraut überwucherten Trüm— merhaufen verwandelt Erſt anderthalb Jahrtauſende ſpäter beſann ſich die Welt wieder auf die große einigende, ſtärkende und beglückende N raft, die einſt aus der Idee dieſer friedlichen Wettſpiele für die körperliche und geiſtige Ertüchtigung der Jugend ent— ſprungen war Wenn die Wiederbelebung der Idee der Olympiſchen Spiele bei allen Nationen der Welt auf ſo fruchtbaren Boden gefallen iſt, ſo darf man dafür nicht allein das wachſende Intereſſe und Verſtändnis, ja, die Begeiſterung für den Sport und für Rekorde an und für ſich geltend machen, ſon⸗ dern muß auch daran erinnern, daß ein weſentliches Ver⸗ dienſt jenen deutſchen Forſchern zuerkannt werden muß, die ſeinerzeit unter Förderung der Heimat in den Jahren 1875 bis 1881 die wiſſenſchaftlichen Ausgrabungen auf den Trüm⸗ mern von Olympia durchgeführt hatten. Staunend und bewundernd blickte die geſamte Kultur⸗ welt auf die aus den Trümmerfeldern von Olympia zutage geförderten klaſſiſchen Meiſterwerke der griechiſchen Baukunſt und Plaſtik, die uns erſt vertraut machten mit dem hehren Geiſt, der ſich hier offenbarte und der entſtanden war aus dem Streben, das berühmte Wort:„mens ſana in corpore ſano“ für alle Menſchen zu verwirklichen. Die Sprathe des Friedens Als vor 40 Jahren, im Jahre 1896, die griechiſche Re⸗ gierung zu neuen Olympiſchen Spielen die Völker der Erde aufrief, da wird es wohl nicht wenige gegeben haben, die dieſer modernen internationalen Sportveranſtaltung noch teilnahmslos gegenüberſtanden. Bezweifelte man doch, daß in modernen Zeiten ſich jene ſtolze Folge von 293 Spielen, wie einſt in Olympia, wiederholen könnte. Trotzdem hat es ſich erwieſen, daß die Kraft dieſer großen Idee von Jahr— viert zu Jahrviert an Anhängern gewann. Bei den erſten Olympiſchen Spielen war die Beteiligung noch gering. Denn nur 13 Länder entſandten damals 479 ihrer beſten Wettkämpfer nach Athen. Deutſchland hatte 14 ſeiner beſten Vertreter des Sports entſandt, denen es gelang, 6 goldene, 4 ſilberne und eine bronzene Medaille zu er— ringen. Die in den weiteren Jahren in Paris(1900), in St. Louis(1904), in London(1908), in Stockholm(1912) ſtatt— findenden Spiele wieſen eine ſchnell emporſteigende Betei— ligungsziffer auf, denn die 5. Olympiade in Stockholm wurde bereits von 29 Ländern beſchickt, und die Teilnehmerzahl war um mehr als das Zehnfache, nämlich auf 5771, geſtiegen. Deutſchlands Beteiligung bei dieſer letzten Vorkriegs— olympiade betrug 226 Vertreter, die 8 goldene, 13 ſilberne und 7 bronzene Medaillen zum Ruhme des deutſchen Sports zu erringen vermochten. Durch den Weltkrieg war Deutſchland von den Spielen 1916, 1920 und 1924 ausgeſchloſſen. Als es im Jahre 1928 245 Teilnehmer zu den 9. Olympiſchen Spielen nach Amſter— dam entſandte, da gelang es zum Erſtaunen der Welt dieſen jugendlichen Kämpfern und Kämpferinnen, in der Geſamt⸗ bewertung den zweiten Platz unter allen beteiligten Völkern der Erde ſich zu erobern. In dieſer Placierung kommt zwar der Aufſchwung zum Ausdruck, den der deutſche Sport ge nommen hatte; dieſer Aufſchwung war jedoch nicht über zeugend, er war vor allem nicht allumfaſſend, ſondern be ſchränkte ſich eben auf Spitzenleiſtungen, wie überhaupt nach dem Kriege die Züchtung der Höchſtleiſtung vor der Breiten— r arbeit bevorzugt und die Verbrei-. tung des Sporkgedankens und der Sportbetätigung bis in die feinſten Veräſtelungen des Volks— körpers verſäumt worden iſt. Das iſt ja auch ein Sinn der Olympiade, daß ſie den Sportge— danken tief in die einzelnen Völker hineintrage und vertiefe, jeden geſunden Menſchen für den Sport gewinne. Amſterdem brachte dieſes gün— ſtige Ergebnis, dafür zeigten die 10. Olympiſchen Spiele in Los Angeles, daß Spitzenleiſtungen nicht von Dauer ſind, wenn nicht ihrer Förderung eine ſorgfältige Erziehung des Nachwuchſes, der unter allen Sportlern und Sport— lerinnen zu ſuchen iſt, nebenher— geht. Deutſchland konnte in der Geſamtbewertung nur den 6. Platz belegen. Wenn zur Feier der 11. Kampfſpiele die ſymboliſchen olympiſchen Feuer über dem neuen Reichsſportfeld in Ber— lin aufflammen, die von Fackel— trägern in einem großartigen, von Athen bis Verlin orga— niſierten Stafettenlauf entzündet werden, und wenn die Fahnen von 45 Staaten an den Rieſen⸗ maſten zu Ehren der teilnehmen— den Länder emporrauſchen, dann werden die Augen der ganzen Welt auf Berlin gerichtet ſein. Nicht nur, weil die Olympiſchen Spiele zum erſten Male in Berlin ſtattſinden— die für 1916 in Berlin vorgeſehenen wurden durch den Weltkrieg unmöglich gemacht— ſondern weil man in der Welt weiß, daß der deutſche Sport inzwiſchen eine Regenera⸗ tion erlebt hat. Nicht mehr Höchſt⸗ leiſtungen ſind das Ziel, nicht mehr Sportſtars unſer Streben, ſondern neben Höchſtleiſtungen Ausbreitung der Sportbetätigung und Hebung des allgemeinen Leiſtungsniveaus, aus dem dann nach dem ewiger Geſetz Höchſt⸗ leiſtungen, gutfundierte Höchſtleiſtungen, erwachſen müſſen. An Stelle der überzüchteten Sportſtars iſt der Typ des deut— ſchen Sportlers geſchaffen worden, der ſich den ſportlichen Geſetzen unterwirft. Deutſchlands Jugend wird im Sinne der olympiſchen Idee erzogen. In der Erkenntnis der hohen Bedeutung dieſes einzig— artigen Friedensfeſtes hat der Führer und Reichskanzler Adolf Hitler ſofort nach ſeiner Machtübernahme für eine großzügige Neuplanung der Kampfſtätten Sorge getragen. Und wie hier ſeit or und Tag Hunderte und aber Hun— derte von deutſchen Volksgenoſſen mit Spaten, Kelle, Säge und Axt unermüdlich tätig ſind, um eine würdige und muſtergültige Anlage zu ſchaffen, ſo haben überall in deut⸗ ſchen Landen unser Leitung des Reichsſportführers von Tſchammer und Oſten die Trainingskurſe für die auserwähl— ten deutſchen Olympiamannſchaften begonnen Dieſe ſorgfältigen, bis ins einzelne gehenden Vorberei— tungen des Reichsbundes für Leibesübungen, der durch den Hilfsfonds für den deutſchen Sport die Mittel aufbringt, um dieſe Vorarbeiten zu ermöglichen, ſtellen der Opfer⸗ freudigkeit der deutſchen Sportgemeinde ein rühmliches Zeugnis aus.— Und wie einſt im alten Griechenland die Kämpfer mit heiligem Eide verſichern mußten, daß ſie be— reits zehn Monate lang in allen erforderlichen Uebungen mit größter Gewiſſenhaftigkeit vorbereitet waren, ſo haben auch die deutſchen Olympiamannſchaften den Schwur abgelegt, zu kämpfen für die Ehre des Vaterlandes und zum Ruhme des Sportes. Die olympiſche Idee, die die Sprache des Friedens ſpricht, möge auch im Jahre 1936 alle Völker der Erde einigen unter Wahrung des Grundſatzes der gegenſeitigen Hochachtung und der gleichen Ehre S. Pf. Aufnahme: Schirner. —... Vor dem Schlafengehen pflegte er ſtets noch einen Spa— zergang zu unternehmen. Die Gegend, in der er wohnte, Let dazu ausreichende Gelegenheit. Es gab ganz ſtille, vom Verkehr unberührte Straßen, denen zahlreiche Schrebergärten ſtreckenweiſe einen dörflichen Charakter verliehen. Als Herr Bendler auf ſeinem heutigen abendlichen Spa— ziergang die Straße betrat, erinnerte er ſich, kürzlich in der Zeitung von einem Ueberfall geleſen zu haben, der ſich in dieſer Straße zugetragen hatte. Der Täter, der einer allein⸗ gehenden Dame die Handtaſche entriſſen hatte, war unerkannt entkommen.„Die Beleuchtung iſt hier auch miſerabel!“ ſtellte Herr Bendler feſt. Er ſchritt gemächlich aus. Bei ihm würde ſolch Burſche gerade an die richtige Adreſſe kommen. Herr Bendler hatte einen Jiu-Jitſu-Kurſus abſolviert und bisher eigentlich keine Gelegenheit gehabt, ſeine Kenntniſſe zu ver⸗ werten. Es war heute ein regenfeuchter, windbewegter Abend. Hinter Bendler ging ſeit einiger Zeit ein Mann her, ganz in Gedanken verſunken. Als der Mann unter einer Laterne war, blickte Bendler ſich um. Der Mann fah ſehr ſolide aus. Gut⸗ bürgerlich. Vertrauenerweckend. Es war windig. An einer Straßenecke flog Herrn Bendler plötzlich der Hut fort, er eilte ihm fluchend nach und konnte ihn an einem Schrebergartenzaun erwiſchen. Er putzte den Hut ärgerlich ab und ſetzte ihn wieder auf, diesmal tiefer in die Stirn. Der Mann gun wieder hinter ihm her. Er war ganz nahe herangekommen. Herr Bendler, durch die Epiſode mit dem davongeflogenen Hut etwas nervös und gereizt, empfand dieſe ſonderbare Begleitung läſtig. Auch war jetzt ein gewiſ— ſes Mißtrauen in ihm erwacht, wenn er auch keine Furcht ſpürte. Ganz im Gegenteil. Er wartete direkt auf einen An— griff. Er bog in eine noch ſtillere, einſamere Straße ab, und der Mann folgte ihm wieder. Der Fremde hatte den Kopf geſenkt und die Hände auf dem Rücken. Bendler ging jetzt ganz langſam. Er wollte den Mann vorbeigehen laſſen. Er hörte, wie ſich die Schritte näherten. Es war tatſächlich etwas unheimlich. bob er nicht doch 55 etwas vorſich— tiger war und ſich umdrehte? Da ſaß ihm plötzlich etwas im Nacken, er ſpürte es an ſeinem Hals, nur einen Augenblick, da hatte er ſchon einen Jiu⸗ Jitſu-Griff an— gebracht, und der Mann wimmerte in einer ſchmerz— haften Um⸗ Hlammerung „Laſſen Sie mich doch los!“ ſtöhnte er. „Auf dem Polizeirevier!“ erwiderte Bendler ſar— kaſtiſch. „Das iſt un— erhört!“, fuhr der Mann krei ſchend au], aber im näch— ſten Augenblick ſchraubte Herr Bendler ſeinen Griff feſter. Der Mann ſtöhnte nur noch: „Ich bin... doch.. der Bankdirektor.. Krauſe 5 „Ein ſchöner Bankdirektor, der einſame Spaziergänger von hinten anfällt, um ihnen die Brieftaſche zu rauben!“ lachte Bendler.„Nein, nein, ich laſſe Sie nicht los, mein Beſter, ſe mehr Sie ſich winden und drehen, deſto ſtärker wird der Druck. Tut es weh, ja? Hab' nicht umſonſt ſo viel Geld für den Jiu-Jitſu-Kurſus bezahlt.“ „Hallo!“ rief er plötzlich ganz laut. Es klappte alles ausgezeichnet: ein leeres Taxi kam die einſame Straße ent— lang. Der Wagen hielt. Raſch, zum nächſten Polizeirevier!“ befahl Bendler, und ſchob den Mann, der kaum noch Widerſtand leiſtete, nur: „Das iſt unerhört! Unerhört!“ murmelte, in das Auto. Sie fuhren ziemlich lange in der Gegend umher, ehe ſie das Revier fanden. Der Wachthabende ſtarrte die auf— geregt ins Zimmer ſtürzenden Männer an.„Ich hab' ihn!“ rief Bendler und ſchüttelte den ſich jetzt wieder ſtärker weh⸗ renden Mann hinten am Rockkragen.„Den berüchtigten Handtaſchen-Räuber.“ Der Mann hatte bisher immer wieder verſucht, zu Worte zu kommen, aber Bendler hatte ihn bei ſolchen Ver⸗ ſuchen jedesmal kräftig geſchüttelt. „Laſſen Sie den Mann fetzt los!“ ſagte der Polizei⸗ beamte Es waren zwei andere Schupos in das Zimmer gekommen, die ſich mit dem Rücken gegen die Tür hin⸗ ſtellten Der Mann, endlich von dem unangenehmen Griff be⸗ freit, ordnete mit zitternden Händen ſeine verrutſchte Kra— watte, den Kragen, ſah Herrn Bendler ingrimmig an und ſtieß wütend hervor:„Ich verklage dieſen Menſchen wegen Freiheitsberaubung!“ „Nur langſam!“ beſchwichtigte der Beamte.„Wir wollen erſt mal ein Protokoll aufnehmen! Alſo. Sie behaupten“, wandte er ſich an Bendler,„von dieſem Manne in einer dunklen Straße angefallen worden zu ſein?“ „Jawohll Von hinten!“ dröhnte Bendlers Stimme auf. „Der Mann muß verrückt ſein!“ ſchrie der andere ſetzt. „Ruhe!“ donnerte der Beamte. „Er ſimuliert!“ ſagte Herr Bendler. „Laſſen Sie mich erzählen!“ bat der Mann händerin⸗ end„Es hätte ſich ſchon längſt alles aufgeklärt, wenn dieſer Da ſaß ihm plötzlich elwas im Nacken, er ſpürte es an ſeinem Hals. 105 geſchraubt hätte. Ich bin der Bankdirektor Krauſe“, uhr er plötzlich mit erhobener Stimme fort, und ſeine Hal⸗ tung wurde ſtraffer,„ich ging ſpazieren genau wie dieſer Herr, ich war ganz in Gedanken verſunken, es kam mir überhaupt gar nicht zum Bewußtſein, daß ich dieſem Herrn folgte, ich dachte mir gar nichts dabei.“ Herr Bendler lächelte ironiſch:„So, ſo!“ „Ja! Der ganze unſelige Vorfall konnte ſich nur er— eignen, weil es windig war“ Alle ſtarrten den Sprecher an. „Weil es windig war?“ fragte ſtaunend und von einer dunklen Ahnung ergriffen Herr Bendler. „Ja! Mir flog nämlich plötzlich der Hut vom Kopf, gerade dem vor mir gehenden Herrn in den Rücken, ich rannte ganz inſtinktiv los, auf den Herrn zu, da drehte ſich dieſer auf einmal um und packte mich, daß ich glaubte, mein Arm würde umbrechen. Ich ſchrie um Hilfe, und..“ Das Geſicht des Beamten ſtrahlte vor Vergnügen. Herr Bendler aber ſtand da, als hätte er jetzt wirklich einen furcht⸗ baren Hieb gegen den Kopf erhalten. Er erinnerte ſich, daß auch ihm der Hut fortgeflogen war, als er um eine Ecke bog. „Meine Herren!“ ſagte der Polizeibeamte,„der Fall liegt jetzt wohl klar. Ein peinliches Mißverſtändnis. Ich möchte Ihnen doch vorſchlagen, Herr Bankdirektor, den Fall auf ſich beruhen zu laſſen. Der Herr wird ſich bei Ihnen ent⸗ ſchuldigen.“ „Wie hat er mich zugerichtet!“ proteſtierte Herr Krauſe. „Mit einer Entſchuldigung ſoll ich mich zufrieden geben?“ „Ich bitte um Verzeihung!“ bat Herr Bendler. „Wie ſchön Sie auf einmal bitten können!“ ſagte Herr Krauſe in ſchmerzlicher Ironie. 14 ö 5 Die Algoabai an der Südküſte Afrikas iſt wohl eines „ AZe. vu% · der fiſchreichſten Seebecken der Erde. Vom ſturmumbrauſten Kap her rollt jahraus, jahrein eine ſchwere Dünung an der Küſte entlang, deren Ausläufer die Waſſer der Bai in ſtändiger Bewegung halten und ein Befahren mit Booten unmöglich machen. Nur ſeefeſte Hafen⸗ dampfer vermitteln den Verkehr zwiſchen der Stadt Port Elizabeth und den vor ihr ankernden Schiffen. Eine Unzahl junger Haifiſche bis zu ein Meter Länge zieht in Scharen an der Oberfläche der Bai, umlagert die Schiffe, ſtürzt ſich gierig auf alles, was über Bord ge⸗ worfen wird. Daher iſt es notwendig, die mit Fiſchfleiſch be— ſpickten Angeln mit ſchwerem Senkblei zu verſehen, das dieſe ſchnell hinabzieht, um eine der hundert Arten ſchmackhafter Fiſche zu erbeuten, die ſich in ungeheuren Mengen in mitt— lerer Tiefe aufhalten. In den unteren Regionen aber regiert der furchtbarſte Räuber, den die Meere beherbergen, der Grundhai. Nur ſelten ſieht man ihn an der Oberfläche. Wirft man aber brit. Gegenſtände über Bord, daß das Waſſer hoch auf⸗ pritzt, ſo kann es vorkommen, daß ganze Rudel dieſer Beſtien, die eine Länge bis zu 6 Metern erreichen. plötzlich nach oben ſtoßen. Wehe dem Menſchen, der dort über Bord fällt. In den meiſten Fällen kommt jede Hilfe zu ſpät. Der Unglückliche wird vor den Augen der Kameraden von den Grundhaien zerfleiſcht. Wehe aher letzteren, wenn Hannibal einen Schlachtruf über die Bai erſchallen läßt: „Haitöten— einen Schilling das Stück, bitte.“ Hannibal, der Vollblutneger! Mittelgroß und ſchlank gebaut. Sehnen wie Stahl. Krauſes Wollhaar. Hautfarbe wie altes Ebenholz. Hinter wulſtigen Lippen ſchneeweiße Raubtierzähne. Auf einem Hafendampfer kommt er längsſeits der an— kernden Fahrzeuge, und läßt, tanzend und ſpringend, ſein fußlanges, zweiſchneidiges Meſſer in der Sonne blitzen. „Hallo— Hannibal! Zwei Schilling für den Schwerſten.“ „Alles in Ordnung, Offizier.“ Ein rieſiges Stück Kohle fliegt über Bord. Von allen Seiten eilt die Haibrut hinzu. Erbitterte Kämpfe um— Luftblaſen. Nochmals läßt ein Kohlenblock das Waſſer hoch aufſpritzen. Hat aber nur zur Folge, daß noch größere Men— gen heranwachſender Menſchenfreſſer herbeiſtrömen, von denen die braunſchwarzen Hammerhaie die Mehrzahl bilden. Aber noch immer iſt nichts vom Jagdwild zu ſehen. Auf⸗ geregt tanzt Hannibal von einem Bein aufs andere. „Komm heran, mein Liebling, mein Herzchen; komm heran, du Schurke.“ Nichts! Die Augen Hannibals funkeln jetzt böſe. In ſeinen Mundwinkeln liegt weißer Schaum. Auf der Eben⸗ holzhaut perlen Schweißtropfen. Ein dünnes Tau wird gebracht, an dem ein Stein und ein langer Lappen aus ge— bleichtem Segeltuch befeſtigt werden. Zwei⸗, dreimal im Kreiſe geſchwungen, ſauſt die Lein⸗ wand davon, ſchlägt klatſchend aufs Waſſer nieder, wird langſam herangezogen, einem ſchwimmenden Menſchen nicht unähnlich. Hinter ihr her Schwärme der jungen Raub⸗ ritter Da— plötzlich ein großer gelbweißer Schatten. Ver⸗ ſchwunden! Nochmals geworfen— herangezogen. Mordluſt funkelt in den Augen Hannibals. Das Meſſer zwiſchen den Zähnen, ſtreichelt er nervös die ſehnigen Schenkel. „Hallo, Hannibal— rechts, rechts!“ Aber er hat ihn ſchon erſpäht, ihn, den Schrecken der Meere— den furchtbar bewehrten Grundhai. Mit ungeheu⸗ rer Geſchwindigkeit furcht die dreieckige Rückenfloſſe die Oberfläche der ſalzigen Flut. Alle Augen ſind auf Hannibal gerichtet. Ein leiſes Zit⸗ tern durchläuft deſſen Glieder. Seine Naſenflügel blähen ſich fünf— vier Meter! hält ſich mit einer Hand am Tauwerk feſt. Drei Meter! enſch nicht bei ſedem Wort, das ich zu meiner Entſchul⸗ Agung gebrauchen wollte, ſeinen verflißten Jiu⸗Jitſu⸗Griff und zeigen die Nüſternröte arabiſchen Vollbluts. Sechs— Noch ſteht Hannibal unbeweglich auf der Schiffsreling, Ein Ducken, gleich dem Panther vor dem Sprunge— „Außerdem— eine kleine Strafe hat er ja doch!“ meinte daß Beamte. Der Chauffeur des Taxis war ins Zimmer ge⸗ en. Soll ich denn noch warten?“ fragte er.„Wer bezahlt mit Zuhre?“, „ie können abfahren. Die Fuhre bezahlt dieſer Herr hier!“ f d Herr Bendler rief ſeufzend zur Brieftaſche. „Ich verklage dieſen Menſchen wegen Freiheits- beraubung!“ Zeichnungen(2): Grunwald. kurz vor dem Hai das Waſſer und iſt verſchwunden. Mit raſchen Griffen wird jetzt das Segeltuch eingeholt und eine Strickleiter außenbords geworfen. Der große Raubfiſch änderte mit wunderbarer Geſchwin⸗ digkeit ſeine gerade Sturmfahrt, beſchreibt einen Halbkreis und ſtößt in die Tiefe. Atemloſes Schweigen! Nachdem ſich der Waſſerſpiegel geglättet hat, ſieht man in der klaren, tiefblauen Flut den Körper Hannibals wie einen ſchwarzen Strich im Waſſer aufrecht ſtehen. Unbeweg⸗ lich, als ſtände er auf feſtem Grunde. Durch die ſchrägfallen— den Sonnenſtrahlen ins Gigantiſche vergrößert nähert ſich ihm der tauchende Hai. Immer kleiner der Abſtand— immer näher der blut⸗ gierige, weit geöffnete Rachen, in dem die furchtbaren Zahn⸗ reihen ſichtbar werden, als jetzt die Beſtie ſich auf die Seite wirft, den Angriff zu beginnen. Schreiende Menſchen mlt fiebernden Augen ſtarren in die Tiefe, den grauſigen Zwei⸗ kampf zu verfolgen. Noch ſteht der dunkle Strich unbeweglich im Waſſer. Jetzt hebt ſich blitzſchnell eine bewaffnete Hand hoch; ſtößt zu; gleitet am Fiſchkörper entlang— dann iſt vom Menſchen und Tier nichts mehr zu ſehen. Nichts mehr zu ſehen, als trübes Waſſer, das durch furchtbare Schwanzſchläge zu blutigem Schaum gepeitſcht wird. In unermeßlichen Scharen eilt das junge Haivolk der Kampfſtätte zu, um Blut zu trinken, und ſeine ſcharfen Zähne in zuckendes Fleiſch zu graben Bange Sekunden vergehen. Wer wird Sieger bleiben? Da— ein Wollkopf: ein aſchgraues Geſicht— Hannibal! Pfeilſchnell kommt er herangeſchoſſen, klimmt datzen⸗ artig die Strickleiter herauf, ſteht an Deck und— lächelt. „Bitte, zwei Schilling, Offizier.“ Während Hannibal glückſelig ein Geldgeſchenk von fünf Schilling empfängt, raſt der tödlich getroffene Hai heran: ſtößt in die Tiefe, kommt wieder hoch, immer verfolgt von der blutgierigen Meute ſeiner kleinen Stammesgenoſſen. Erſt eine halbe Stunde ſpäter treibt ſein rieſiger Kör⸗ per verendet auf dem Waſſer. Unterhalb des Rachens klafft eine Schnittwunde von zwei Metern Länge. Mit glutrotem Scheine verſchwindet die Sonne hinter dem Kapgebirge. Aber am nächſten Tage wird wieder Hanni⸗ bals Schlachtruf über der Algoabai erſchallen: „Haitöten— einen Schilling das Stück, bitte!“ „Bitte, zwei Schilling, Offizier.“ f Zeichnung: Grunwald. dann ſchnellt der ſchwarze Körper durch die Luft; berührt . 3 1 „ 1 ten Am ſeſtem Knopfverſchluß 9 10 mit einem prak⸗ üſchen Gürtel. Die modernen arten mit glocki N 1 ſchnitte 1 lockig ge chüfttenen Röcken wä⸗ len zu anſpruchsvoll bier verwendet wer⸗ i ſtoffe. flauſchartiges material und auf denn in jeder Weiſe währt. Sie ſind es kommt hier nur auf die richtige Farbe an, auf den Zu⸗ 8 Blumen, die man Bei ſonntäglichen Spaziergängen gibt es für die meiſten Kinder kein größeres Ahlen als ſich 1 blü⸗ henden Wieſen zu tummeln und möglichſt viel bunte Blu⸗ men zu pflücken. So begrüßenswert es auch iſt, wenn ein Kind frühzeitig Liebe zur Natur zeigt, ſo kann nur davor ge⸗ warnt werden, Kinder in Unkenntnis über Ausſehen und Weſensmerkmale der Giftpflanzen und der durch das Pflan⸗ zenſchutzgeſetz geſchützten Pflanzen zu laſſen. Im Garten, im Wald und auf Wieſen, überall ſind giftige Blumen und Beeren,! und ſchon oft hat eine harm⸗ los ausſehende Pflanze, die ein Kind in den Mund nahm, zu ern⸗ ſten Erkran⸗ kungen ge⸗ führt Wenn wir uns nach hei⸗ miſchen Gift- pflanzen um⸗ ſehen, ſo bie⸗ tet ſich in erſter Linie die große Familie der Nachtſchatten— gewächſe dar. Die verbrei— tetſte Art iſt wohl der über— all auf Schutt⸗ haufen, an We— gen uſw. vor⸗ kommende Schwarze Nachtſchat⸗ ten, ein Mi⸗ niaturbild un— erer Kartoffel. Der gelbe wie bei der ganzen Fa— nilie ſpitz zulaufende Staubbeutel bedeckt in dem ein⸗ fachen. fünfzackigen, weißen oder hellvioletten Blütenkelch den Griffel. Die kugelrunde, erbſengroße Frucht wird ſpäter ſchwarz. Die Pflanze blüht von Juli bis Oktober und hat einen unangenehmen narkotiſchen Geruch, der beſonders her— dortritt, wenn man die Blätter zwiſchen den Finger zer⸗ reibt. Der Genuß des Krautes und namentlich der Beeren erzeugt Krämpfe, unter Umſtänden Wahnſinn, und zieht bei größeren Gaben den Tod nach ſich. Als Gegengift dienen gr g und Tanninpulver, meſſerſpitzenweiſe in Waſ— fer gelöſt. g Von den zahlreichen Abarten der Nachtſchattengewächſe tt die Tollkirſche ein gefürchteter Abkömmling, der all⸗ äährlich Todesopfer beſonders unter Kindern fordert. Sie iſt ein mäßig hoher Strauch mit großen, zarten Blättern und bräunlichen, hängenden Glockenblüten, während die ichwarzblaue Kirſche leider allzuſehr der Herzkirſche ihnelt und von der unwiſſenden Jugend ſehr oft dafür ge— halten wird. Der Genuß der Tollkirſche bringt faſt ſtets Die röhrenförmigen Blüten des Fingerhuts. nicht pflücken ſollte mittel wie z. B. Zitrone, Eſſig, Milch und Brechmittel können noch den Tod verhindern. Ein Wercwäsche der Tollkirſche iſt der faſt überall wild wachſende Stechapfel mit großen, rundlichen, ſpitzgezähnten Blättern, trichter— G 110 e e e viele runzelige Samen ent— er Kapſel. Ein au utthaufen häufi e= ſchattengewächs iſt das Vilſenttut. ee e Mit der unheimlichen Familie der Nachtſchattengewächſe wetteifern die zu den Doldenblütlern 920 rigen A lingsarten. Oft drängen ſie ſich, auf ſtarke Aehnlichkeit geſtützt, zwiſchen die Peterſilienſtauden und mit dieſen in unſere Gemüſegärten. Außer an dem widerlichen Geruch ſind dieſe Arten noch an den einſeitig herabhängenden Hüll⸗ blättchen wie bei der Hundspeterſilie oder durch doppelt gefiederte Blätter wie bei dem Waſſerſchier⸗ ling zu erkennen. Zieht man dieſe mehr als meterhohe Staude aus dem Erdreich, ſo zeigt ſich als Wurzel eine ſtarke, ſellerieartige Knolle, die aus vielen Luftkammern gebildet iſt und die wie bei allen Schierlingsarten der giftigſte Teil der Pflanze iſt. Am Rande unſerer Wälder lockt der Fin gerhut mit ſeinen länglichen, eingekerbten Blättern und röhrenförmigen fingerhutähnlichen roten oder gelben Blüten. Er enthält ein gefährliches Herzgift. Als Gegengift dienen ſtarker Kaffee, Eſſig oder Aether, in Waſ⸗ Gbpfe Tanninpulver und kaltes Uebergießen des es. 5 Als eine unſer Leben und unſere Geſundheit ſ ⸗ fährdende Familie müſſen wir noch 1 f ge wü chſe bezeichnen. Leider gehören zu ihr eine große Anzahl unſerer beliebteſten Blumen, denen gegenüber die größte Vorſicht geboten iſt. Hierzu gehören z. B. die Wind— röschen, Anemonen, die Butter- oder Sumpfdotterblume der Ritterſporn und andere. Sie alle durchzieht ein ſcharfer, blaſenziehender, giftiger Stoff, der hier ſtärker, dort ſchwächer vertreten iſt. Zu erwähnen iſt hier noch als beſonders ge— fährlich der giftige Hahnenfuß, der ſich durch ſeine kleinen blaßgelben Blüten auszeichnet. Als ein nicht minder ge⸗ fährlicher Geſelle gilt ſein Verwandter, der bekannte Sturm- oder Eiſenhut. Nicht zu vergeſſen wäre die den Tod. Hat ein Kind Tollkirſchen gegeſſen, ſo vergrößert ich ſogleich die Pupille im Auge, und nur ſchleunige Gegen- 4 er eee eee e Für die au ſfectree Hor C 122 Morgenröcke, für junge Mädchen ind in ihren Formen lüßerſt einfach gehal⸗ ſchönſten eine ſchlichte, Form mit emen Aermeln, 7 7 Prinzeß⸗ 1% ö t a ür die Stoffarten, die den Gefütterte Waſch⸗ atteline gearbeitete Faſchſeide haben ſich haltbar und kleidſam, ammenklang von hübſcher Machart und auf die paſſende Wie Glatte Stoffe erhalten durch gemuſterte Auf⸗ dich Kragen, Schärpen oder einen bunten Gürtel den 10 Ausdruck. Geſtreifte oder karierte Hauskleidung 19 durch eine einfarbige Taftſchleife oder mit einem klei⸗ 0 Samtrevers zu einer gefälligen Wirkung verbunden. 11 aller Sorgfalt in der Anfertigung dürfen dieſe Haus⸗ 0 0 105 en be 15 0 en 7 0 f wechflung beginnt bei den jungen Mädchen bereits im Vackfiſchelter 5 10 0 0 5 Hauptſache bleibt bei aller Genügſamkeit in der ech des Stoffes, durch einen eigenartigen Schnitt von der annten Morgenrockart mit dem ſich überall wieder⸗ * T au holenden Schalkragen etwas abzuweichen. Die mantelartige Form von Nr. 1 iſt aus dunkelblauem Wollſtoff mit Stepp⸗ ſeidenfutter gearbeitet. Die großen Taſchen und die neu— artig eingeſetzten Aermel haben breite Steppnähte. Rot— weiß⸗blaugemuſterte Krawattenſeide dient zum Aufputz des Kragens und der Revers. Ein großes, handgeſticktes Mono— gramm ziert die kleine Bruſttaſche. Auch Nr. 2 aus rotem Trikotſtoff hat weite, tief eingeſetzte Aermel in Raglanart. Zwei ſtoffbezogene Knöpfe ſchließen den ſchrägen Verſchluß. Aus weißem Leinen oder Piqué näht man dazu Kragen und Manſchetten mit Bogen- und Zackenrand. Statt des Gürtels wird eine loſe geknotete Schärpe getragen. Die weibliche Linie an den ſommerlichen Tanzkleidern ha ſich ganz klar durch— geſetzt. Das duftige Material verlangt von ſelbſt nach einer zarten, graziöſen Machart. Paſtellfarbiger Organdi mit niedlichen Blütenmuſtern wird — Ks, in weiten, beſchwingten For⸗ men verarbeitet. Als Neuhei— ten fallen weite, glockenreiche Röcke auf, deren Weite bereits nach unten ſtark verbreitert, Ein ſchmaler Blumengürtel 1 2— — 2 Aufnahmen(3): E. Schoepke. Beſonders gefährlich für Kinder iſt die Tollkirſche. allgemein bekannte Herbſtzeitloſe, die in der Wurzel ein beſonders ſtarkes Gift enthält. Als Gegenmittel gegen Vergiftungen dient am beſten Jodwaſſer. Geſchieht es einmal, daß ein Kind nach Genuß giftiger Pflanzen erkrankt, ſo muß vor allem dafür Sorge getragen werden, daß das Gift möglichſt ſchnell aus dem Körper entfernt wird, was zum größten Teil durch Erbrechen er— reicht wird. Außerdem iſt ſofort ärztliche Hilfe in Anſpruch zu nehmen. Zum anderen handelt es ſich darum, viele Pflanzen unſeres heimiſchen Bodens vor der gänzlichen Vernichtung zu bewahren. Dieſe Pflanzen ſtehen deshalb unter dem Pflanzenſchutzgeſetz. Es handelt ſich alſo darum, dieſe Pflan— zen zu ſchonen und beſonders dafür zu ſorgen, daß dieſen— Schützlingen keine Unbill geſchieht. Unbedingten Schutz gegen Abpflücken und Vernichten genießen folgende Kinder Floras: Der Seidelbaſt, der Eiſenhut, das Adonisröschen. die Küchenſchelle, die Akeler, das große Windröschen: außer— dem der Königsfarn, der Rippenfarn und der Straußfarn. Ferner ſind außerdem die folgenden Blütenpflanzen in ihren unterirdiſchen Dauerorganen geſchützt, d h. ihre Wur— zeln und Zwiebeln dürfen nicht ausgegraben oder zerſtört werden, dagegen ſind ihre Blüten und Blätter zum Pflücken frei. Hierzu gehören: Himmelsſchlüſſel, Leberblümchen, der Märzbecher, das Schneeglöckchen und das Maiglöckchen. Außerdem fallen noch die verſchiedenen Enzianarten, die, ſtengelloſe Kratzdiſtel. das Bergwohlverleih, der gelbe Fin— gerhut, der Diptam, der Türkenbund, der Wacholder und die Eibe unter den Begriff der geſchützten Pflanzen. Wir tun mit ſolcher Fürſorge zugleich der Allgemeinheit und unſeren Pflegebefohlenen den größten Dienſt, denn viele der genannten Gewächſe ſind gefährliche Giftpflanzen, andere ſind auch wertvolle Heilpflanzen und ſchon darum der ſorgfältigen Behandlung würdig. 7255 Hue MUC Pikanter Weichkäſe. 500 Gramm friſcher Weißkäſe (Quart) werden durch ein Sieb geſtrichen oder durch die Kar⸗ toffelpreſſe gedrückt und mit einer halben Taſſe Sahne, einem Eßlöffel gehacktem Schnittlauch, Salz und Pfeffer etwa zehn Minuten gerührt. Man reicht Schwarzbrotſchnitten dazu. Abendſchüſſel von Matjeshering. Vier Matzjesheringe werden von den Gräten befreit, die entſtandenen Filets noch einmal der Länge nach aufgeſchnitten und in hübſcher Anord— nung auf eine Schüſſel gelegt. 3 geſchälte Aepfel werden ge— rieben und, um das Braunwerden zu verhüten, ſofort mit dem Saft einer Zitrone verrührt. Aus/ Liter ungeſüßter Sahne, 1 Teelöffel Zucker, 2 Eßlöffeln gehackter Pfeffergurken und 1 gehackten Zwiebel macht man eine dicke Soße, zu der der Apfelbrei hinzugemengt wird. Die Soße wird mit Maggi-Würze abgeſchmeckt, bevor man ſie über die Herings— ſtücke gibt. Kartoffelpuffer auf neue Ark. Ein Kilo Kartoffeln wird geſchält und gerieben. In den Brei miſcht man Salz, 1 kleine Zwiebel, 2 Eier und 3 Eßlöffel Haferflocken und bäckt in der Stielpfanne knuſprige Plätzchen in Schweinefett. Dazu reicht man Apfelmus. Käſeſchaumſpeiſe. Vier Eigelb werden mit etwas Pfef— fer, Salz und zerlaſſener Butter ſchaumig geſchlagen. Unter gibt dem Kleid etwas Jung— mädchenhaftes, dieſer Ein— druck wird durch ein durch— gezogenes Samtband, das in der Taille beginnt und ſich den eingekräuſelten Halsaus— ſchnitt hält, unterſtrichen. Auch die Bluſen aus Piquévoile oder Glas— batiſt erfreuen durch die weiche gefällige Art der Verarbeitung. Vo⸗ lants am Aermel, Vo— lants in der Taille und an der breiten Hals— krauſe verbrauchen zwar etwas mehr Stoff, wir⸗ 8., ken aber dafür um ſo 55 f lieblicher. die Maſſe zieht man das geſchlagene Eiweiß und fügt 80 Gramm geriebenen Käſe hinzu. Der Teig wird in der Pfanne etwa 8 Minuten gebacken. Dann läßt man die Hälfte der Schaumſpeiſe auf eine heiße Schüſſel gleiten und legt die andere vorſichtig darüber. Die Speiſe muß heiß aufge— tragen werden. 5 e — x Die Hausfrau ſoll wiſſen daß eiſerne Bratpfannen und Töpfe nie in Gebrauch ge— nommen werden dürfen, ehe ſie nicht mit lauem Waſſer und etwas Schwefelſäure ausgewaſchen ſind. Selbſtver— ſtändlich muß gut nachgeſpült werden. daß Milchflaſchen mit heißem Sodawaſſer ausgew werden müſſen. eee daß Waſſerflecke auf geſtrichenen Gegenſtänden d el 1 0 jene Beg dur Anfeuchten mit reinem Eſſig ver ſchwinden. 5 daß Eiſenflecke aus Leinen und Baumwollſte ren reſtlos Text und Zeichnungen(2): Hildegard Hoffmann. entfernt werden, wenn man ſie mit Zitronenſäur rden, wer f e befeuchtet und das Stück dann in Regenwaſſer auswäſcht. 13 — ͤ— ‚———— ̃ 705 zu ſuchen; ein jeder von dieſen muß ein zuſammen⸗ eſetztes Hauptwort nennen. ö i Agen klein; 3. Her gehen; 4. Garten Gang: 5. Bier Glas: 6. Tal Frau. 77 ,, A, 4 5 0 r 2 Gegenſätze. Zu den nachſtehenden je zwei Wörtern ſind die Gegen⸗ 1. Kajüte Unterkleid; 2. Ge⸗ Logogriph. Was hört ſo oft als Studio Der Fleißige gar gern? Doch einen andern zieht's nicht ſo, Der hält ſich lieber fern. 5 Nun füg' am Schluß ein„e“ hinzu, So wird ein Mann daraus, Der gleiche Wege geht wie du, Kommt auch wohl in dein Haus. Magiſches Flügel-Rätſel. Die Buchſtaben in vorſtehender Figur ſind ſo umzu⸗ ordnen, daß die einzelnen Flügel Wörter mit folgender Be⸗ deutung ergeben: 1. Muſikinſtrument, 2. und 3. beliebte Be— ſchäftigung für den Urlaub. 4. Speiſefiſch. Beſuchskarten-Rälſel. Gerhard Lund in Eſſen. Möchten Sie belieben Die Zeichen zu verſchieben, So finden Sie darin, Was ich als Kaufmann bin. Buchſtaben-Rälſel. Ein lieber Verwandter iſt's, älter als ich; Mit anderem Kopfe verwandelt er ſich: 5 Bleibt lieb und verwandt, doch wird jung und wird klein. Wer mögen die beiden Verwandten wohl ſein? Silben-Rälſel. Aus den 42 Silben al bo bud cli das din e e e en en fel fet ga ger get herz ho il ket la ling long low ma me mi nach nau non pa que ra ſpel ſu ute ter ti tung ur ver zett ſind 14 Wörter mit folgender Bedeutung zu bilden: 1. Handwerkszeug: 2. Schweizer Tal; 3. Stadt in Thüringen; 4. anderes Wort für Sippſchaft; 5. Blasinſtrument; 6. Inſektenlarve; 7. amerika— niſcher Dichter; 8. Hofſitte; 9. weiblicher Perſonenname; 10. Singſtück; 11. thebaniſcher Feldherr und Staatsmann: 12. Krankheit; 13. Jahrbuch; 14. Voranſchlag. Nach richtiger Bildung der Wörter müſſen die erſte Buchſtabenreihe von vorn nach hinten und die fünfte Buchſtabenreihe von hinten nach vorn ein Sprichwort ergeben. Scharade. Die erſte weidet auf der zweiten; Das gagze ſein, gefällt den Leuten. Schach-Aufgabe. recht: Brand, Knie, Glas, 155 ſenkrecht: Kran, Beine, Dolch, Eſel. In dieſer Reihenfolge ſind die Wörter einzu⸗ ſtellen. amſter, Jus Tine— Juſtine, Pas Tete— Paſtete, 209 5— Topas, Verb Rechen— Verbrechen, Zinn Ober — Zinnober. 2. Steig— Steiger, 3. Hut— Hüter. 3. Braten braten. 4. Weinen weinen. 5. Tritt tritt. Rum, 5. Stein, 6. Kraut, 7. Anker, 8. Tonne.— Bierſkat. 3. Biene, 4. Faktor, 5. Harke, 6. Kran, 7. Krater, 8. Laſt. 9. Maske, 10. Trog, 11. Watt, 12. Wolf. er ſich dann gut führt, kriegt er eine Mark Taſchengeld pro Woche. „Johanna,“ ſtammelt er,„Johanng— es iſt nicht zu glau⸗ ben, aber wahr! Wir haben 500 000 Mark in der Klaſſen⸗ lotterie gewonnen! Fünf hundert—tauſend Em! Höhe und donnert den Ueberraſchten an:„Woher haſt du das Geld gehabt, ein Los zu kaufen e!!!“ * ein ſtolzes Tier iſt, das ſich durch Kraft und Wagemut und Angriffsluſt auszeichnet. Wer von euch könnte mir nun ein anderes Tier nennen, vor dem auch dieſer König der Tiere Furcht hat?“ Auflöſungen aus voriger Nummer: Illuſtriertes Kreuzworträtſel: Waage⸗ Rätſel: Die Perücke. uſammenſtell⸗Aufgabe: Ham Ster— Steigerungs⸗Rätſel: 1. Schrein— Schreiner, Röſſelſprung: f Das iſt die rechte Ehe, wo zweie ſind gemeint. Durch alles Glück und Wehe zu pilgern treu vereint: Der eine Stab des andern und liebe Laſt zugleich, Gemeinſam Raſt und Wandern, und Ziel das Himmelreich (Geibel.) Gleichklang: 1. Knöpfen knöpfen. 2. Regen regen. Buchſtabenrätſel: 1. Brite, 2. Ire, 3. Eis, 4. Verwandlungs⸗Rätſel: 1. Ammer, 2. Bader, — K— Mißtrauen. Krauſe liefert allmonatlich ſein ganzes Gehalt ab. Wenn Eines Tages kommt Krauſe freudeſtrahlend nach Hauſe. Da erhebt ſich Johanna zu ihrer ganzen imponierenden „Alſo, Kinder, ihr habt nun gehört, was der Löwe für „Vor der Löwin!“ kräht eifrig der kleine Ludwig. Kunſt und Erziehung. „Da, ſiehſt du, mein Junge, wo⸗ hin es führt, wenn man ſich's Nägel⸗ knabbern nicht ab. gewöhnen kann.“ , 7 ec 2 e ue. 1 g U Weiß zieht und ſetzt mit dem dritten Zuge matt. 2 Sende Dosen 30.60 pf, Sonnenöſ nußbraon flosch 35 Pf.- NMI. Zeichnung: Han. Der küchtige Geſelle. Der neue Gehilfe des Malermeiſters Farbenblind weißt die Zimmerdecke einer Wohnung. Der Meiſter ſchaut zu. Nach einer Weile ſagt er:„Nanu, Sie ſtreichen ja mit der linken Hand, da können Sie ja mit der rechten die Tapete ankleben!“ 1 197 f „Mach ick! Rühren Se man inzwiſchen den Kleiſter in! Wenn Se noch een Pinſel mit'n langen Stiel haben, dann binde ick mir den an die Beene und ſtreiche dann jleich'n Fußboden!“ 7775. ed, NIXVEA 42 OCeschmock „Wiſſen Sie ſchon, daß die Ehe bei Dr. Wilkes aus⸗ einander iſt?“ 5 N „Na, das wundert mich gar nicht. Er Mathematiker und ſie eine vollkommen unberechenbare Frau!“ * Richter:„Warum haben Sie den Mörder freigeſpro⸗ chen? Wie erklären Sie das?“ Geſchworener:„Wahnſinn.“ s 70 Richter:„Was? Alle zwölf Geſchworenen? * Noble Bekanntſchaft. Ur gie grosse ſube „Wer war das?“ fragte das Mädchen. „Ein General.“ 1 1 f Meinte das Mädchen tief erſchüttert:„Du grüßt dich mit einem General? So vornehme Bekannte haſt du?“ (Schluß des redaktionellen Teils.) Der Soldat ging mit dem Mädchen über die Straße. Ein General kam. Der Soldat grüßte. Der General dankte. Ein Grundpfeiler des Kraftverkehrs An der Wiege der Kraſtperkehrswirtſchaft hat die deutſche Privatverſicherung Pate geſtanden. Ihrer ſichernden Pionierartzeit vor allem iſt es zu verdanken, daß der techniſche Fortſchritt, der ich aus der Erfindung des Verbrennungsmotors ergab, ſich über ie Verkehrswirtſchaft auf die geſamte Volkswirtſchaft ausbreiten konnte. Drohend und hemmend ſchwebte noch vor kaum 30 Jah⸗ ren die Haftpflicht⸗Geſetzgebung über den erſten Vorkämpfern des Kraftverkehrs. Das Riſiko des ſchadenbringenden Zufalls und der ruinöſen Haftpflicht den Trägern des Verkehrs abgenommen zu haben, wird alſo immer ein Rühmesblatt der deutſchen Privat⸗ verſicherung bleiben. g Faſt zwei Millionen Kraftfahrzeuge— auf 35 Deulſche ein Kraftwagen— 15 Millionen Fahrräder im Deutſchen Reich— rund 100 Luftpoſtlinien mit 42000 Km.— ein imponierendes Bild vom Verkehr, niemals denkbar ohne die Initiative der deut⸗ ſchen Privatverſicherung. Der Weg zu dieſer Leiſtung, bei der die deutſche Kraftfahrzeugverſicherung im erſten Vierteljahr 1935 nicht weniger als 63 000 Haftpfli ſſchäden zu verarbeiten hatte, war von Anfang an nicht leicht. ar es zuerſt die Neuheit der Erfindung, die an ſich riſikoverſtärkend wirkte, ſo ſind es jetzt das Tempo und die Dichte des Verkehrs, die ſtändig Sorgen bereuen und der Autoverſicherung finanzielle Leiſtungen größten Aus⸗ maßes auferlegen. Denn die Autoverſicherung konnte nicht bei der Haftpflicht und Karambolagenverſicherung ſtehenbleihen, ſondern mußte, wollte ſie der techniſchen Entwicklung auch weiter die Wege ebnen, nahezu alle Riſiken auf ihre breiten Schultern nehmen. Seither iſt die Autoverſicherung auf alle Mögichkeiten ausgedehnt worden: Kasko: alſo Feuer, Diebſtahl, Zuſammenſtoß— Haſt⸗ pflicht: alſo Schutz gegen Anſprüche Dritter auf Grund des Haft⸗ lichtgeſeßes oder des Bürgerlichen Geſetzbuches— kurz: der utofahrer findet Schutz bei der Autoverſicherung g gen cle Zu⸗ fälligkeiten des Verkehrs. N a Es kann ſomit nicht verwundern, daß dieſe umfaſſende Ueber⸗ nahme des Riſikos des Verkehrs auf die Schultern der Privat⸗ verſicherung dem Kraftverkehr überhaupt erſt die Bahn frei ge⸗ geben hat, die zu ſeiner heutigen Ausdehnung führte. irksume Mittel RM. 2. 8 dallensteine-, Heere 14 g Alle, denen AEC im Winteces die Ubetrogenden kigenschoften der Gargoyle-Mobiloe-Produkte bewies, Fahfen jetzt z0 beginn der πτ warmen Witterung dos Sommeroel 7 cuH VaAcuuu ot aAKtitNetstHtscHAf T, HA HAU deen Inferieren hilft um chen Keine Miete meht 2u zahlen und auch kes n ne hohen Hy. pothekenzinsen, wenn Sie als Mitglied det Auchener Bausparkasse durch geringe monatliche Sparleistun gen sich den Anspruch auf ein unkünd bares Tügungsdarlehen sichern. Bis. hetige Datlehnszuteilungen Rung 0 Aachen 30 Pnsdilamim-Juctungen. ö Noflenstlure Vprude hüder HER TZ FRAUEN 0 A8 kUrschk NERVEN- i 1 Sant. fal. Ur. ledenucd s Tnüpinger Or. Weitz, Ur. Gebhardt. Or. Wiedeburtg untet At tlich. Ieltunx von Ot. B. W. Mo Bal Fankenburg Une. wald) Wasserheilverlahten— Schrothkuten 90 1 De B. W. Maller, mit neuertichteter Abh. Ubacsanstor um Ware teilung lat Naturheilkunde 1 10 Leitende Aettte: Sab. Nat Dt. Wiedeburgz, BAD II. als Beilage D. A. 1. BI. 35: 669 532. Pl. Nr. 7. Für die auf dieſ. Seit 17 Anzeigen iſt der Verlag der vorl. Zeitung nicht zuſtändig. Veran Vegctar Dist Rohkost— Legenerations- und! Fasteemuren- Psychotbhetap neichbebild. Seromtpiospekt ubes de ee. Taufen u. verkaufen it Age ret an BH Spore Ane t Ffeil.-Röchtt 1 ii 7 2 J RMH HO. 38 Milionen RM. e ee Jwecksparverband für Eigenbeime 1.6. f Brackwede b f ricker giesgteſg „ 1 4„ 9 22 beine „Zum Wochenende“,„Die Famflie“ unr„Zum Zeitvertreib e end tworklich ü 7 ü 4 b erlag Sonn die Schriftleitung Kurt Wintler, für Andelgenten Carl Fön Ver 0 alle Kureitrichen eh duech die Vetweltung. tagsbfatt Deutſcher Provinz⸗Verleger, ſümtlich in Herlin 3, Manerſtr.“ 1 2 5 7 0 2 ,, W 1 775 1 5 i 5 Aron 2 7 5 b 1 3* N N 5 a 8 5 i 5. 1 7 1 e ä N Lion 5 * Neſenè feſbig- Mannern 2 i 5 Orheberrechtsschutz: Fünf Türme-Verlag, Halle(Saale) 5 Nachdruck verboten. „Auch dies iſt nur eine Epiſode für ihn geweſen. Er ſteht jetzt allein.“ „Arme Linde Hofer!— Und— nicht wahr— nun iſt es doch gut, daß ich zu der Einſamen gehe?“ ſagte Elda und ſtreichelte Tante Julies Wange. „Vielleicht— Kind!“ „Alſo morgen mit dem Nachmittagzug. Du bringſt mich doch zur Bahn?“ „Nein, Elda! Du mußt ſchon allein gehen— es iſt doch immerhin eine Flucht.“ „Dann biſt du eigentlich feige, Tantchen!“ „Verſtehſt du nicht, daß ich deinen Vater nicht betrügen könnte, wenn wir ihn treffen würden?! Denk an dich, Kind— auch du fliehſt davor, ihm weh zu tun!“ „Ja, Tante Julie, ich verſtehe dich!“ Siebentes Kapitel. Graues, ſtilles Novemberland. Durch das deutſche Mittelgebirge jagt brauſend der Nachtzug nach dem Süden. Er führt ein Menſchenkind mit ſich, dem die Heimat zu eng geworden iſt. Unbemerkt war Elda nach dem Bahnhof gelangt, hatte im Dämmern des grauen, nebligen Herbſttages ſich einen Fenſterplatz erobert und kuſchelte ſich nun fröſtelnd in den dunklen Lodenmantel, den ſie in Eile und ohne Schwierigkeit noch aus dem Kleiderſchrank hatte retten können. Er war ihr längſt zu häßlich und altmodiſch geworden, aber Tante Julie hatte ſie an die warmen Sachen und an die kalten Winde erinnert, die um den Arvenhof wehen ſollten. Ganz leicht war ihr der heimliche Abſchied aus dem Vaterhauſe nicht geworden. Hätte ſie nicht alles ſo haſtig und wie von einem Dämon getrieben noch zu Ende ge— führt— bei Gott, ſie wäre noch einmal vor allem zurück— geſchreckt, hätte vor dem Aeußerſten kapituliert! Aber nun ſaß ſie— ganz wirklich und allein in dem Wagen, der ſie in die neue, unbekannte Welt bringen ſollte, hatte ſich mit ihrem von Tante Julie geliehenen Geld die Fahrkarte erſtanden, und begann von nun an ihr Lebensſchiff ſelbſt zu lenken, aus der Reihe der Schul— freundinnen zu tanzen— mit einem Wort: ungeraten zu fein.— Es war ſchon ein eigentümliches Gefühl, dieſes alles nun ſelbſt durchleben zu müſſen. Wenn ſie früher einmal von durchgegangenen Söhnen oder Töchtern hatte erzählen hören, oder ſolchen, die anders als gewöhnliche Kinder die Bahnen der Entwick— lung geſchritten und dem erzieheriſchen Willen ihrer Eltern eine Niederlage bereitet hatten, ſo war ſie nicht imſtande geweſen, derartige Extratouren zu verſtehen. Jetzt wußte ſie, was es heißt, in heilloſer Angſt vor ſich ſelber fliehen! Sie ſtarrte mit ſeltſam müden Augen in das Dämmern hes Wagens. Es war ſo aus in ihr, alles wie zu Ende, kein freudiges Aufblitzen im Gedanken an die bunten Geſchehniſſe des kommenden Tages— nichts, was die Arme aufheben macht vor Seligkeit darüber, daß man ſein Jungſein fühlt. Ein alter Menſch, dem glatten Nichts gegenüber, kam ſie ſich vor, wie vor dem Tode nach einem matt gelebten Leben. Sie fuhr in eine unbekannte Gegend zu einer Frau, die ihr fremd war, riß ſich aus der aufſteigenden Bahn ihres Lernkreiſes heraus, ſtand vor dem Nichts, ohne Ziel— erreichung, war bodenlos— und dies alles, weil ſie wie ein unartiges Kind einer böſen Frau nicht die Hand geben Wollte. Nein, nein, nein— die Autofahrt, das Flüſtern, der Schlüſſel und die harten, grauen Augen, der Mund, der kalt, lachend, verhöhnen konnte. Dieſe Frau, die um ihrer Luſt willen dem einſamen Kinde die Liebe des Vaters raubte. Und die Lüge— die ewige— die tägliche Lüge— das ſtille Julden der Ge⸗ ſchehniſſe. Köſtliche Stunden zu Füßen des jungen Lehrers, dem ſie in Ehrfurcht gelauſcht— ſie waren ihr etwas 5 eiliges geweſen, waren verzerrt, entgöttert worden. Wo bunte ſie ihm noch lauſchen? 1 Es war etwas verblutet in ihr. Sie ſah nach der kleinen Mmbanduhr.— Ob Vater jetzt wohl den Zettel gefunden, den ſie ihm ins Sprechzimmer auf ſeinen Schreibtiſch ge— legt hatte? Ich kann nicht! Pa, leb wohl!“ 1 7 dachte an den letzten, ſchönen, gemeinſamen Nach— tſag, an das liebevolle Ineinandertauchen von Vater und Tochter, das feine Klingen beider Seelen, wie Silber⸗ glöcklein, vom Wind geſchwungen.— Und dabei das be⸗ ſonnte Vergehen allen Lebens in der Natur. Lange hatten ſie es beide nicht ſo genoſſen. Und nun ging ſie fort— ließ ihn allein. 90 Das eintönige Geräuſch der Rader war ſo einſchläfernd, le Geſtalten um ſie herum, die ſie kaum erkannte, döſten vor ſich hin, mit halb geſchloſſenen Augen, gleichgültig, ſedes in ſein eigenes Leben, Ziel und Schickſal verbohrt. 10 Auch Elda kam der Schlummer an— es wan vielleicht us einzig Wahre, um die Gedanken zur Ruhe zu bringen. Der Schaffner kam und kontrollierte die Fahrkarten, hob Eldas Schein, den ſie ſich hatte extra ſchreiben laſſen müſſen, weil ihre Vaterſtadt keine Hauptſtation war, prüfend gegen das Licht, nannte den Umſteigeort und ſah ſie vielleicht etwas länger an, als unbedingt erforderlich. Sie merkte, daßſie rot wurde unter dieſem harmloſen Blick. Und weiter raſte der Zug durch die große nieder— bayriſche Ebene gen München. Als Elda nach wenig erquickendem Schlummer er— wachte, taten ihr die Glieder weh. Es dämmerte, und man fuhr ſoeben über die große Regensburger Brücke. Draußen ſchienen noch die Sterne; kalt war es, und Eda ſchauerte zuſammen. Die Donau unter ihr lief wie ein graͤuſchwarzes Band, zwiſchen ihren im Herbſtnebel kaum erkennbaren Ufern entlang. Hier und da glomm ein Licht wie eine große Scheibe im Nebelmeer. Unendlich verlaſſen kam ſich Elda vor. Aber ſchon wurde Leben im Wagen: man dachte an die Morgentoilette und ſuchte noch die letzten Reſte ſeines Proviants für den ausgehungerten, durchgeſchüttelten Magen. Elda hatte nichts mehr. Was ihr Tante Julie bei ihrem letzten Beſuch noch fürſorglich zugeſteckt, hatte ſie am Abend vorher genoſſen; von daheim mochte ſie nichts mitnehmen. Es wäre ihr vorgekommen wie Diebſtahl. Ein unendlich flaues Gefühl überkam ſie, und ſie mußte ſich den Weg zum Fenſter bahnen, um die friſche Morgen— luft einzuatmen, ſonſt wäre ſie umgefallen vor Hunger. Die freundliche Dame, die bisher neben ihr geſeſſen und nun auch aufgeſtanden war, hatte ihre Veränderung bemerkt. Sie reichte ihr gütig ein Fläſchchen Kölniſches Waſſer. „Ach, danke!“ ſagte Elda und tupfte ſich damit ein wenig an die Stirn. „Mögen Sie ein Brötchen?“ fragte die Dame von neuem. Sie griff beinah gierig danach und biß mit ge— ſunden Zähnen in die trockene Semmel, während die fremde Frau ſie etwas mitleidig beobachtete. „Sie fahren nach München?“ fragte dieſe endlich, freundlich und neugierig zugleich. „Ja!“ erwiderte Elda.„Und weiter!“ „Oh, da müſſen wir in München ordentlich frühſtücken.“ Elda tat u es wohl, jemanden gefunden zu haben, der ein Wort an ſie richtete, dem ſie antworten konnte, und der ſich für ſie zu intereſſieren ſchien. Sie kam ſich jetzt nicht mehr ſo namenlos verlaſſen vor wie vordem und faßte ordentlich Zutrauen zu der mütterlich freundlichen Art der Fremden. Es traf ſich, daß beide in Wirklichkeit auf dem Münchner Hauptbahnhof an der gemeinſamen Früh ſtückstafel ſaßen, und als die gute Frau endlich heraus bekommen hatte, daß ſie auch noch weiterhin Reiſe gefährten ſein würden, kannte beider Freude keine Grenzen— ja, es hätte nicht viel gefehlt, daß Elda ihr ſogar den Grund ihrer Fahrt in die Welt noch mitgeteilt hätte. Das allerdings wäre der Höhepunkt der Freude ſür die andere geweſen; aber Elda hielt im letzten Augenblick aus einem dunklen Gefühl heraus doch zurück, und das war eine Enttäuſchung für ihre Begleiterin, die ihr bereits von dem Enkelchen in Bozen erzählt hatte, um deſſent— willen ſie die große Reiſe wage. Denn ſie wolle auch etwas von den ſüßen Kindern ihrer Tochter haben, die vor Jahren einen öſterreichiſchen Weingutsbeſitzer ge⸗ heiratet hatte und nun italieniſch hätte werden müſſen.“ Sie fahre jedes Jahr hinunter und ſei ſchon ganz be— kannt in der Gegend. „Kennen Sie den— Arvenhof?“ fragte Elda plötzlich, obgleich ſie vermutete, daß ihre Frage unnütz war „Aber freilich!“ erwiderte die Frau und betrachtete Elda mit noch mehr Intereſſe. „Wer ſollte den nicht kennen? Die ganze Umgegend weiß von der ſtolzen, fremden Frau, die ihn leitet. Niemand will recht etwas mit ihr zu tun haben. Der eigene Sohn geht ihr aus dem Wege.“ „Es iſt ihr Stiefſohn“, wandte Elda ein. „Man ſchätzt ſie als Einſiedlerin; den ganzen Winter kommt ſie nicht herunter, einſam und verſchneit iſt's da oben— Sie wollen doch nicht etwa hin?“ Elda nickte.„Freilich will ich!“ ſagte ſie ein wenig trotzig.„Ich liebe die Einſamkeit!“ „Ja— aber wer hat Ihnen das geraten?“ Elda erſchrak, und ihre Augen ſenkten ſich un willkürlich. „Ich— möchte Frau Hofer ein wenig helfen— und— dann— den Haushalt lernen.“ „Der nächſte Weg— das können Sie auch unten.“ Ein heller, ſonniger Herbſttag lagerte über dem Unter— inntal, Kühe weideten noch die letzten ſüßen Kräuter ab, oben auf den Spitzen der Kalkberge türmte ſich ſchon Schnee. Klar und hart ſtanden ſie gegen den blauen Himmel. Elda fühlte auf einmal die wunderſame Schönheit dieſes Landes, dieſer Berge, die ſie noch nie geſchaut hatte, und der Dörfer und Flecken, die ſich in dem weiten Tal dehnten und mit ihren breiten Giebeln, deren zierliches Schnitzwert den Häuſern eine ſo unendliche Mannigfaltig⸗ keit des Ausdrucks verlieh, gegen die Straßen ſtanden. Es war eine weite, weite Fahrt, und Elda war lodmüde, Aber trotz allem tranken ihre Augen die fremde Schön— heit des geſegneten Landes, und ſie hörte ſchon lange nicht mehr dem Wortgellingel der redſeligen Frau zu, ſtaunte nur und ſtaunte, ſah die ſchöne Hauptſtadt Tirols vorübergleiten, die Berge ſich verengen, die Gipfel ſchroff und zackig werden. „Sie werden Heimweh bekommen!“ orakelte die Frau, indem ſie Elda eine Bonbonniere hinhielt. „Die Welt iſt ja ſo ſchön hier“, erwiderte Elda, und zum erſten Male vernahm ſie fremde Laute um ſich her, ſah ſich von Militär umgeben, fremde Zollbeamte durch⸗ kreuzten die Wagen; ſie mußte ihr Köfferchen öffnen, und fremde Hände betaſteten ihre Sachen. Sie war nicht mehr in ihrem Vaterlande. Der grüne See zu ihren Füßen, an dem ſie ſoeben vorübergefahren, ſchien ihr wie das Gottesauge ſelbſt, und die hohen Kaſtanien, die die nun kommenden Stationen umſchatteten, leuchteten in ihrer goldenen Pracht. „Nun ſind wir bald am Ziel“, ſagte Frau Rothe, die nun endlich durch Nennung ihres Namens auch den Familiennamen Eldas herausbekommen hatte. „Dann müſſen wir uns trennen!“„ Sie ſchien es zu bedauern, aber Elda konnte dies Be⸗ dauern nicht teilen. Sie freute ſich, nun endlich allein zu ſein, und ſchämte ſich doch faſt ihrer Undankbarkeit. Die wilden Schroffen zu beiden Seiten wichen lang— ſam, breiter wurde das Tal, die Wildbäche floſſen ent⸗ gegengeſetzt, eine lieblichere Gegend breitete ſich aus, be— lebte Ortſchaften in ſüdlicher Bauweiſe reihten ſich an⸗ einander. Andere Täler brachen durch das Felsgeſtein ſich den Weg, und ſandhelle Straßen liefen längs der Bahn in eine ſüdlichere, fruchtbare Gegend hinein. „Bolzano!“ Die letzten Sonnenſtrahlen ſtanden über dem Etſchtal.— Man war am Ziel. Gepäckträger und Hoteldiener umringten die beiden Damen. Frau Rothe ſah ſich bald in einem Strudel von Kindern, aus denen eine hübſche junge Frau hervor— ragte, wahrſcheinlich die Tochter. Sie reichte Elda mit herzlichem Dank die Hand. „Ich danke Ihnen, daß Sie ſich meiner Mutter an— genommen haben!“ Und ehe Elda dieſen Dank zurück— weiſen und ihrerſeits noch Frau Rothe ein letztes Lebe— wohl zurufen konnte, war der ganze Kinderſtrudel zu einem Autobus gewirbelt, aus dem ſich nur noch mehrere Hände zum letzten Gruß herausſtreckten. Elda ſtand allein. Sie war noch benommen von all der Herrlichkeit, die eine Welt der Berge hier dem Auge zeigt, von all dem Großen und Schönen, das ihr neu, und das Gottes Güte aufgebaut. Wirre Laute in fremder Sprache ſchwirrten um ſie her, Alberghi wurde angeprieſen, Fahrten nach der Um gebung, mit ſüdlichem Temperament belebt. Sie verſtand nichts; aber ihre lateiniſchen Kenntniſſe ließen ſie einige Brocken erraten. Und nun fragte und half ſie ſich hindurch bis zu jenem Punkt, von dem aus ihr der Weg zum Arvenhof frei— gegeben wurde. So gelangte ſie endlich bis zu jener kleinen Gaſtſtätte. Doch am Ende des Tals werden die Wanderer nach dem Arvenhof ihres Gepäcks entlaſtet, damit ſie ungehindert den ſteilen Berg emporklimmen können, zu dem nur flinke Mulis die Laſten hinantragen, die aus dem Tal dort ab geſetzt werden. Am Ende der Welt!, dachte Elda und ſank todmüde in das ſaubere Bett, das ihr die freundliche Wirtin auf gedeckt hatte. Bis hierhin war ſie gelangt. Sie hatte es ſich nicht ſo ſchwer gedacht. Weit— weit dahinten lag die Heimat, der ſie entflohen. Was würde nun kommen? Sie fühlte ſich um Jahre gealtert, aber auch geſtärkt, und ſie ſchlummerte dem Tag entgegen, der ſie endlich der Frau gegenüber— ſtellen würde, die um der Liebe zu ihrem Vater willen entflohen, um einem unglücklichen Manne zu helfen, ſein ungeratenes Kind zu bändigen und um dieſes Sohnes willen alle Not und Sorge auf ſich genommen hatte. Und ſie dachte an eine andere Frau, die es um ſo vieles leichter gehabt und ſich um das ihr anvertraute Kind nicht gemüht hatte. Achtes Kapitel Die Kühe ruhten ſich, wiederkäuend, am Hange aus, während die braunweiß gefleckten Ziegen dem Hütejungen mehr zu ſchaffen machten. Der eifrige Spitz puſſelte um die Herde und kläffte in den klaren Herbſtmorgen hinein Eben ſchickte der junge Hirt einen Jodler in das tiefe Tal hinab, das von der anderen Seite von Felſenburgen des Dolomitengeſteins umſäumt war, hinter denen die ewigen Ferner im Sonnenlicht ſilbern glänzten. Er lehnte an dem uralten Lärchenbaum, der ein Heiligenbild ſchützte, und beſchirmte die Augen mit der Hand. Lange noch tönte der Jodler an den Felswänden entlang, widerhallend im ganzen Rund. Wenn ein Menſch zu dieſer Jahreszeit den Weg aus dem Ta“, dem letzten Ort, empor zum Arvenhof ſtieg, ſo war das eine Seltenheit. 0 Dem Sepp war es ſogar außerdem Spaß: er ſprang empor und erſchreckte den Hund, der nun, froh, einen Anlaß zu haben, mörderiſch zu bellen anfing. „Still, Azorl!“ ſchrie er.„Still hiaz!“, und ſtellte ſich, die Hände in beiden Hoſentaſchen, an den Weg den Elda Renner vom letzten Talalbergo hinaufgeſtiegen lam Sie ſtand und ſah ihn an. „Sind— biſt du hier daheim?“ „Woll, woll!“ erwiderte der Bub, zog den Hut und kratzte ſich verlegen am Kopfe. „Und das— iſt der Arvenhof?“ „Iſcht's woll!“ (Fortſetzung folgt.] — Von Albert Steffen. An Himmelfahrt im Vogelbau der Eier zart azurnes Blau. An Pfingſten ſchon Zum Fluge flügg. 9 Zwiftſcherkon! O Sommerglück! Rolkehlchen ſchwingt ſich aus dem Neſt. Sein Seelchen ſingk purpurnes Feſt. O heiliger Geiſt in der Natur! Chriſtos, dich preiſt die Kreatur! (Aus Albert Steffen, Wegzeh⸗ rung, Dornach 1927, mit gütiger Erlaubnis des Dichters.) Die Verlobung Von Georg Auguſt Grote. Dieter Keſſel hieß er und war, ehe er auf den Bültenhof kam, von Tatern, wie man die Zigeuner nannte, als eineinhalbjähriger Bub hinter der Hecke liegengelaſſen worden, weil ... einige Leute meinten, weil das Baby den Zigeunern zu blond und blauäugig gewe⸗ ſen ſei, ſo daß ſie befürchten mußten, hoch⸗ notpeinliche Gendarmerieverhöre über ſich er⸗ gehen laſſen zu müſſen, wo ſie den Kleinen geſtohlen hätten. Daß der Bub kein Zigeuner war, ſah bei ſeiner Blondheit jeder auf den erſten Blick. Die Zigeuner hatten den Kleinen, der auf den Namen Dieter Keſſel ins Stan⸗ desamtsregiſter von Lohe eingetragen worden war, hinter dem Garten des Vorſtehers Ha— lenbeck mit ſeiner angehefteten Geburtsurkunde auf der Bruſt ausgeſetzt. Solcher Art war damals Dieter Keſſel als Findling auf den Bültenhof gekommen und dort großgezogen worden, zumal die verwitwete Bültener Groß— bäuerin nur ein Mädel hatte und vom erſten Augenblick an an dem hübſchen, luſtigen Ben⸗ gel einen Narren gefreſſen hatte. Durch die Schule war der Findelbub, der Dieter, als Erſter in jeder Klaſſe gekommen. Auf der Landwirtſchaftsſchule bekam er das Diplom mit Auszeichnung, da er in allen Fächern das Prädikat„Sehr gut“ erlangte, und dann ward er Gutsinſpektor beim Ober amtmann auf der nahen Domäne, als ihn die Bültener Geſche, die mit ihm aufgewach— ſene, einzige Tochter ſeiner Pflegemutter, nich' zum Manne haben wollte, da ſie ihm ſeir Schöngetue mit den Deerns, mit denen ei bei Tanzvergnügungen als gewandter Tänze ſehr leicht in mehr als oberflächliche Verbin— dung kam, nicht nachſehen konnte. Noch liebte Dieter eigentlich nur die ſchlanke, großäugige, ſtille Geſche und hatte ſich nur mit ſeinem Plane verrechnet, daß ſie nach ſeiner Liebe nur mehr Verlangen tragen möchte, wenn er ſie von Herzen eiferſüchtig machen würde. Die faſt„ſchweſterliche“ Zuneigung, die ihm das Mädel zart entgegentrug, genügte ſeiner Art ganz und gar nicht. Er wollte Feuer aus ſhren Mondſcheinaugen lodern ſehen und Ver— langen aus ihren Küſſen ſpüren. Aber Geſche war anders als die meiſten Mädchen, ſie liebte mehr eine reine, innige, treue Verbundenheit als ein Strohfeuer. So hatte ſich denn Dieter mit ſeiner Spekulation auf die Eiferſuch— gründlich verrechnet. Es war zu einer pein lichen Entfremdung gekommen, da ihn Geſche nur noch mit verächklichen Blicken zu betrach ten pflegte und ihm kaum noch Rede und Ant wort ſtand, wenn es ſich nicht umgehen ließ mit ihm eine Angelegenheit verhandeln 31 müſſen. Da hatte es Dieter eines Tages vorgezogen den Bültenhof verlaſſen und eine Stelle ils Gutsinſpektor nahen Domän anzunehmen. Der Bül Geſche war es ſcheinbar ganz recht geweſen, daß der„Mädchenjäger“ und„Findelbäuer— ling“ ging. Aber Dieter lebte auf der Do⸗ mäne nur ſeiner Arbeit und bekümmerte ſich nicht mehr um welche Deerns. Wenn er allein war, umkreiſten ſeine Gedanken immer nur ein einziges Weſen, das ihm über alles lieb war. 1 ben übäuerin und ihter 1 1 weſche und blidte zur Seite.„Von den Dur ſchen, die ich kenne, möchte ich keinen ein⸗ zigen.“ Sch ſagte die Mutter,„dann mußt du inſerieren: Schmucke Hoferbin, Anfang der Zwanzig, wünſcht...“ 5 „Hör' bloß auf, Mutter, das wäre doch wohl das Letzte!“ „Na“, ſagte die Alte,„dann tu das vor⸗ letzte, und hol'dir den Dieter wieder, aber nicht als Knecht, ſondern als Mann!“ f Geſche wurde rot, eilte zum Zimmer hin⸗ aus und ſchlug die Tür hinter ſich zu. Die Mutter lachte pfiffig, ſagte aber nichts mehr vom Heiraten. Eines Morgens in der Frühe ſagte Geſche zu ihrer Muutter:„Ich will mal zum Knick und Maulwurfshügel ſtreuen.“ „Tu das“, ſagte die Bäuerin und verbiß ſich das Lachen; denn ſie wußte ganz genau, daß der Inſpektor Dieter Keſſel täglich am Knick vorbei zu ſeinen Tagelöhnern marſchie— ren mußte. Geſche ſchritt davon. Zwiſchen den hohen Haſelhecken kam ihr, die langſchäftigen Stie⸗ fel unwillig mit einer Gerte peitſchend, Die⸗ ter Keſſel entgegen. Unwillkürlich blieb Geſche ſtehen und preßte die Hand aufs Herz. Als er ſie bemerkte, fuhr auch er zuſammen. Sein Blick blieb an ihren Augen hängen; ſo hatte ihn Geſche immer groß und innig angeſehen, wenn er ihr als Bub Blumen von der Wieſe geholt hatte, um ihr zuzuflüſtern, daß ſie die ſchönſte und beſte von allen Deerns ſei. „Geſche!“ rief er freudig und fragend aus und breitete ihr beide Arme entgegen. Da eilte ſie mit taumelnden Schritten vorwärts und ſank aufatmend an ſeine Bruſt, wo ſie den Kopf barg und leiſe weinte. 1 Er hob ihr den Kopf, drückte ſie an ſich und küßte die Tränen fort. Da lachte ſie, und er ſagte beglückt:„Gott ſei Dank, nun iſt ja alles gut! Alles iſt wieder gut!“ „Komm“, ſagte ſie,„auch die Mutter er⸗ wartet dich!“ i „Iſt das wahr, Geſche? Sie erwartet den Findelbauern, wo ſie doch jeden großen Bau⸗ ernburſchen als Schwiegerſohn haben lönnte?“ „Sie weiß es wie ich ſelbſt, Dieter, daß ein feſter und guter Kern in dir ſteckt, daß die Leute ſogar meinen, du wärſt die größte Domäne wert.“ „Was ſcheren mich die Leute, die Haupt⸗ ſache iſt, daß du weißt, was ich wert bin.“ Ja“, ſagte ſie und ſtrich ihm zärtlich über ſeine blonden Locken,„es hat wohl o kommen müſſen, daß du einige Zeit fort barſt, damit wir beide zur Einſicht kommen onnten, daß wir doch für einander beſtimmt ind.“ Er nahm ihr Geſicht zwiſchen ſeine beiden Hände.„Wenn du das nun auch eingeſehen haſt, dann zeig, auch Mut und küß' auch du mich einmal!“ Sie blickte ihn eine Weile mit halb ge— ſchloſſenen Augen wie forſchend an, dann er⸗ ſtrahlte ihr Blick hell, groß und ſehnſüchtig, und ſie küßte ihn wieder und wieder.„So“, ſagte ſie dann,„war's nun recht so „Komm“, ſagte er,„jetzt gehen wir zur Mutter, damit ſie uns bald die Hochzeit ausrichtet; denn, das ſage ich dir, Geſche, wo du nun endlich auch das Küſſen gelernt haſt, da halte ich eine lange Wartezeit nicht mehr aus!“ ö Da ſah ſie ihn ein wenig ſcheu von der Seite an und flüſterte dann:„Ich glaube, ich nun auch nicht mehr!“ Schiff in Not! Von Georg Büchmann. (Frei erzählt nach einem Bericht der Rettungsſtation Borkum.) „Wo bleibt Borkum Feuer?“ murmelt der Loggerführer der„Luiſe Henriette“ zwi— ſchen den Zähnen, während er ſich wieder und wieder bemüht, die grau rieſelnde Wand von Nebel- und Regengemiſch zu durchdringen. Die Augen ſchmerzen, jede Nervenfaſer iſt angeſpannt. Im engen ſtik⸗ kigen Ruderhaus, in dem nur das unſtäte Licht der Kompaßroſe flackert, ſtehen die Männer. Regen pladdert gegen die Schei— ben. Es briſt ſteif aus Südweſt. Aber die Sicht bleibt verklebt. Luft und See ſchwim— men im grauen, zähen Brei. ü f „Eine ſchitterige Nacht. Wir müſſen in der Weſter-Ems ſein!“— Abgeriſſen kom— Er ahnte kaum, daß es Geſche ähnlich er— ging. Sie hielt ſich von allen Vergnügun— gen der Jugend fern, horchte aber unauffäl⸗ lig auf, wenn Dieters Name genannt ward. Aufjauchzen hätte ſie können, als es eines Tages hieß, der Domäneninſpektor wäre ein ganz vornehmer und hochnäſiger Herr gewor— den. Er beſuche überhaupt keine Schenke und keinen Tanzboden mehr, ſondern lebe nur ein⸗ zig ſeiner Arbeit und, wenn's hochkäme, noch der Jagd. Dieſe Freude wurde aber durch die weitere Nachricht gedämpft, daß der Ober⸗ amtmann von der Domäne Dieter wie einen Sohn liebe und ihn mit einer Nichte verhei⸗ raten wolle, die ihm durch ihr Vermögen die Pachtung einer Domäne im Mecklenbur⸗ giſchen ermöglichen ſolle. Von da an ſchlich Geſche mit trüben Augen umher. Ihre alte Mutter merkte ihren Kum⸗ mer und dachte ſich, daß man das Eiſen ſchmieden müſſe, ſolange es glühend ſei. Sie ſagte zu Geſche, es müſſe nun auch wohl bald wieder einmal ein richtiger Bauer auf den Bültenhof kommen, für Geſche ſei es auch nachgerade an der Zeit, einzuheiraten. Sie, die alte Wittib und Hofbäuerin, ſei alt, werde auch nicht mehr klüger und möchte die Verant⸗ wortung für das Geweſe auch einmal los ſein. „Aber wen ſoll ich denn heiraten?“ fragte men die Worte von den Lippen des Fiſchers. „Woll, woll,“ beſtätigt der Veſtmann, deſſen ſchwielige Fäuſte in den Speichen des Ru⸗ derrads liegen.„Loten!“— beißt ſich die Stimme des Loggerführers in das Dun— kel an Deck. Bald kommt die Antwort des Befehls:„14— 12— 9— 11—.7 Meter“ ſingt eine roſtige Stimme in Minutenab— ſtänden das Lotergebnis aus. Ein paar Mal ſteckt der Emder Logger ſeine Naſe tief in die aus Nordweſt laufende grobe Dünung, dann ſtakert er ſich mühſam weiter mit dumpf hämmerndem Motor. 164 Kantjes Heringe warten auf Löſchen. Backbords muß jetzt Borkum-Riff liegen. Als gefährlichen Ausläufer ſchiebt es den Sandlappen des Hoheriffs in unmittelbare Nähe des Fahr⸗ wafſers. Noch weiſen die Lotungen normale Fahrwaſſertiefen. Doch jetzt wird die See kurzer, brandiger. Plötzlich taumelt der Log⸗ ger in ſchwerer Grundſee. Dumpfes Brau⸗ ſen, louter, näher, erfüllt die Nacht. Der erſte Brecher haut wild über das Mittel⸗ ſchiff, Brandung voraus!—— Schiff in Not! i Tie Fiſcher haben das Stroh aus den Ko⸗ jen geriſſen, haben ihre armſeligen Plünnen angezundet. Aver bas lobernde Fanal dringt nur wenige Schiffslängen durch die dieſige Luft. In enger Schickſalsgemeinſchaft auf Tod und Leben hocken die ſechzehn Seelen der„Luiſe Henriette“ in Lee des Ruderhau⸗ ſes. Es gibt ihnen vorerſt noch Schutz vor den immer häufig überkommenden Bre⸗ chern. Zitternd in allen Verbänden, wenn der harke Prankenſchlag der Brandung den Rumpf trifft, holt der Logger weit über von Bord zu Bord, wühlt ſich einen tiefen Kolk im Sandbett des Hoheriffs. Die Dezem⸗ bernacht ſchleicht qualvoll träge. Sie leiſtet Vorſchub dem naſſen Tod, der ſich ſchon ſei⸗ ner Beute ſicher glaubt. 5 Als winterliche Morgendämmerung dieſe ſchier endloſe Nacht bezwingt, ſteht für Se⸗ kunden das leuchtende Band einer Rakete über dem Borkum Südſtrand. Rettung naht! Durch wilde Frandung arbeitet ſich das große, kräftige Motorrettungsboot „Auguſt Nebelthau“ der Station Borkum. Mit ſechs Mann iſt es ausgelaufen unter dem wackeren Vo: inn Lüken, der ſchon ſo oft, zuletzt vor erſt wenigen Wochen in höch⸗ ſter Not 33 Mann von der„Eliſe Schulte der See abtrotzte. Vorſichtig lotet ſich der Retter in die Nähe des Wracks. Nur drei Meter ſtehen hier, laſſen das Boot in der Brandungsſee mehrfach hart durchſtoßen auf Grund. Trotzdem wagt der Vormann den Anlauf, um längsſeits zu ſcheren. Eine Grundſee packt das Boot, wirft ſeinen Ste⸗ ven gegen den Logger. Augenblicke höchſter Gefahr für den Retter. Der voll rückwärts arbeitende Motor, die zurückflutende See zwingen ihn wieder frei. Wo ſein ſchwerer Bugfender das Wrack traf, iſt die Verſchan— zung weit aufgeriſſen. Hart holt der Logger über. Ein Mann wird über Bord gewaſchen, wird gerettet. Auch der zweite Anlauf miß⸗ lingt. Schon deckt die Brandung die„Luiſe Henriette“ faſt ein. Höchſte Eile tut not! Rettungsfloß klar! Auf 50 Meter Abſtand legt ſich das Boot mit dem Kopf auf die ſchwer heranrollenden Brandungsbecher und wird ſo gehalten. Die Leinenverbin— dung mit dem Wrack wird hergeſtellt. Schon tanzt das leichte, bojenähnliche Floß von kräftigen Fäuſten gezogen wie ein Korkſpan auf dem wilden Waſſer hin zun: Wrack. Sechs Mann kann es tragen. Fünf jumpen über; aber ein hoher Brecher wälzt ſich her— an, hebt das Rettungsgerät wie einen Spielball, bringt es zum Kentern. An die Greifleinen geklammert, auf den Schwimm⸗ weſten treibend, retten ſich die Fünf wieder auf das Floß. Noch dreimal ſchwimmt das Rettungsmittel hin- und herüber, bringt je⸗ desmal Schiffbrüchige, zuletzt den Kapitän Zwar durchnäßt, aber wohlbehalten gelan— gen alle 16 Mann auf das Rettungsboot Das neue Hilfsgerät hatte ſeine Brauchbar— keit erwieſen. Kaum ſind die letzten Schiffbrüchigen ar Bord, da bricht der Logger auseinander Wütend ſtürzt ſich die See ins Innere ſchwemmt heraus, was treibbar. Das wak kere Rettungsboot der Station Borkum aber läuft mit ſeiner ſtolzen Laſt aus der Brandung heimwärts. Ueber ſeinem Heel flattert die Flagge der Deutſchen Geſellſchaft zur Rettung Schiffbrüchiger, das rote Han ſeatenkreuz im ſchwarzumrandeten weißen Feld. „Im Sommer kühlt er, im Winter wärmt er!“ ſagt der Lokomotivführer Oſtmeier aus Bebra, auch einer, der auf den Kathreiner ſchwört. „Bei mir auf der Lok geht der Kathreiner nicht aus. Iſt keiner mehr da, wird gleich neu gekocht!“ Buntes Allerlei Schiffsreliquien. In Mappleton wurde dieſer Tage eine eltſame Ausſtellung eröffnet, es wurden nämlich ausſchließlich Namensſchilder von derunglückten Schiffen gezeigt. Bemerkens⸗— wert an der Sammlung iſt, daß jedes ein⸗ zelne Stück von zwei Brüdern gefunden, alſo nicht aus dem ganzen Lande zuſammen⸗ getragen wurde. Die heute ſehr betagten Brüder Ake fan— den vor 66 Jahren am Strand von Oſt⸗VYork zum erſten Mal das Namensſchild eines Schiffes, das ein paar Tage vorher an die⸗ ſer Stelle verunglückt war. Von da an be⸗ ſchloſſen ſie, ſich eine regelrechte Sammlung ſolcher Schilder anzulegen, und Tag für Tag wanderten ſie an der Kuſte entlang, um Ausſchau zu halten. Mehrere Male wurden ſie ſelbſt Zeugen von Strandungen. In der alten Segelſchiffszeit verging kaum ein Tag, an dem ſie nicht mit Ueberbleibſenn eines Schiffes nach Hauſe zurückkehren, Von nicht weniger als 50 Schiffen konnten ſie die Namenſchilder auf dieſe Weiſe ſam— meln. Eine Prinzeſſin raubt ihr Kind. Die italieniſche Prinzeſſin Ruspoli wich von der Schweiz und von Frankreich ſteg. brieflich verfolgt, da ſie ihr eigenes Söhn. chen geraubt hat. Prinz und Prinzeſſin Ruspoli leben getrennt. ſie in Rom und de Zatte mit dem Kind in der Schweig. Dag ind wurde von ſeiner Pflegerin ſcharf be. wacht, da der Prinz eine Entführung durch deſſen Mutter befürchtete. Der Mutter des Kindes gelang es, die Pflegerin und den Chauffeur des Prinzen für ſich zu gewinnen. Wie alltäglich verabſchiedete ſich an dem Tage der Entführung der Knabe von ſeinem Vater, um mit ſeiner Pflegerin nach einer Wieſe zu fahren, auf der er ſich im Seiſau⸗ fen übte Doch das Auto hielt nicht, ſondern fuhr im ſchnellen Tempo über die Grenze nach Frankreich hinein. Dort erwartete die Prinzeſſin an verabredeter Stelle das Auto. Der Wagen wurde zurückgelaſſen und man fuhr mit einem anderen Auto zu einer Bahn. ſtation, an der der Rom⸗Expreß hielt. Bal darauf befand ſich die Prinzeſſin mit ihrem Sohne in Italien. Die Mündel des Königs. Amerikas berühmteſte Kinder ſind zweifel. los die jetzt einfährigen Fünflinge des Che paares Dionne. Die in Kanade lebenden Kinder wurden bekanntlich im vorigen Jahr ihren Eltern genommen, da dieſe mit den Fünflingen auf Schautournees gingen. Die Kinder wurden zu Mündeln des briticchen Königs erklärt und haben als solche eine ſichere Zukunft. Die Geldgeſchenke, die ſie bisher erhalten haben, belaufen ſich bereits auf nicht weni⸗ ger als 175 000 Dollar, und noch immer hät das Intereſſe ganz Amerikas für die Fün linge ungemindert an. Die in ärmlächen Verhältniſſen geborenen Kinder werden aht vorausſichtlich reich ſein, bevor ſie erwach ſen ſind. Luſtige Eile Unfähig. Die Kerzen, die vor der Erfindun Petroleumlampen auf den Tiſchen der nehmen brannten, mußten von Zeit zu geſchneuzt werden, d. h. der verbrannte Docht mußte entfernt werden. Nun hatte ein Guts beſitzer gerade einen neuen Diener ange non men, als er im Begriffe war, ſeinen barn ein Abendeſſen zu geben. In Verlauf rief er ihn, um die Lichter zu zen“. Mit lautem Gelächter kehrte e getaner Arbeit in die Küche zurück und „Da ſitzen nun zwölf Leute um den und keiner kann ein Licht ſchneuzen. N der Herr dazu herbeirufen.“ * Auch ein Unterſchied. Ein Bauer konnte einſt einen Blick Regiſtratur des Gerichtsgebäudes kun wohlverſchnürt in Pappdeckeln, die letzte lensäußerungen von Generationen auf waren.„Sind das lauter Bibeln“, neugierig den Kanzliſten.—„Nein der zur Antwort,„es ſind nur alte Teſtamente“. * Der Schlaumeier. Bei einer Schulprüfung fragte de ſende Schulrat einen Jungen, wie bei ihm mit der Kenntnis der Jah der nationalen Geſchichte ſtehe. Sto der Knabe:„Die Zahlen weiß die Begebenheiten nicht.“ Nätſel⸗Eile Anagramm. Hafen, Breslau, Pore, Bohle, Klee, Stauf, Litanei, Genie, Spange, Kioto, Torf, Name, Stroh, Preeſ Man ſtelle die Buchſtaben vorſtehend ter derart um, daß neue Wörter bee, Auflöſungen aus letzter Rummes Silbenrätſel: 1. Herwegh, 2. karie, 3. Truthahn, 4. Michaelis, 5. 6. Notiz, 7. Vampir, 8. Iran, 9. 10. Livorno, 11. Spinett, 12. Oleand Bulwer. Hat man viel, ſo bra Welt und Wiſſen Gemeinſam gelebt und geſtorben Die drei Schweſtern Dunn ſtarben in don nach den Jubiläumsfeiern innethan von 40 Stunden. Die Schweſtern, die m Alter von 48 bis 60 Jahren ſtanden, hatte ſich ſeit ihrer früheſten Kindheit nie e trennt. Stets hatten ſie zuſammen b. waren ſie zuſammen verreiſt, und jetzt fil ſie auch zuſammen geſtorben. Die e Schweſter verſchied am Samstag der Jub' läumswoche nach einer Erkältung, und l nerhalb der nächſten 40 Stunden ware auch die beiden anderen Schweſtern tot, de ſich ebenfalls bei dem ſtundenlangen Stehe auf der Straße eine ſchwere Erkältung z. gezogen hatten. 5 1 Machald won ausſchlaggebender Bedeutung für den Auf⸗ Grötzingen gut abzuſchneiden. Jeder Mann ſſtackte Ziel erreicht wird. Viele Viernheimer en die weite Fahrt mitzumachen, um dieſem zuwohnen. Nach Möglichkeit wird das Halb⸗ Endergebnis wird jedoch beſtimmt hierher tele⸗ niert und dürfte bis ſpäteſtens 5 Uhr hier Omnibus um halb 9 Uhr am Schiller-Caffee ab. Weiter geht um 9 Uhr am Sportplatz ein Laſtwagen ab, der Fahrpreis beträgt 2.—. fahren. Meldungen ſind ſofort bei Platzwart Gölz auf dem Waldſportplatz zu machen.— binn 2 und 3 Uhr. Uiernheimer Tonfilmschau ber Kauterne Spank Der gewaltigſte Senſationsfilm pieſe Woche im Central ⸗Film⸗Palaſt Mit Karl Ludwig Diehl Spannung, aber auch von tiefen, echten menſch— chen Konflikten.... kbensechter Menſchlichkeit den Erfinder, Doro— hea Wieck mit unendlicher Feinheit, frauen— folle des Intriganten mit ausgezeichneter Ge— In 66 Operateuren gedrehten Avusrennens unt und läßt den Zuſchauer nicht einen Huſehen. hung der Reichs-Autobahn von Frankfurt g. Auſſtiegsſpiel in Brötzingen Das morgige Spiel in Brötzingen dürfte feg zur Gauliga ſein. Es gilt deshalb für die Grünen alles daran zu ſetzen, um in hat ſeine letzte Kraft einzuſetzen, damit das ge⸗ Sportfreunde werden es ſich nicht nehmen laſ— intereſſanten und entſcheidenden Spiele bei⸗ 0 zeitergebnis telefoniſch hierhergegeben. Das fein.— Die 1. Mannſchaft fährt mit dem Hier können noch etwa 30 Sportfreunde mit⸗ 5 Die Schüler und die Erſatzliga ſpielen morgen guf dem Waldſportplatz gegen Bürſtadt. Be⸗ des Jahres und Dorothea Wieck ... Der Film„Der ſtählerne Strahl“ hildert ein Erfinderſchickſal von ungeheurer Karl Ludwig Diehl ſpielt mit geſtraffter, gaſt und doch tapfer die Enja Wiggers, die ſich der Not an ſeine Seite ſtellt, während die laltungskraft Alexander Golling verkörpert. Es iſt die Tragödie eines Weltrekord— ährers, der mit einem lebensgefährlichen Furz im Autorennen ſein Gedächtnis, ſeine dochemachende Erfindung verliert, von Frau ud Freund betrogen und verlaſſen wird, bis tapferes Mädchen, ein Typ unſerer Zeit, en in Melancholie Dahindämmernden auf— ttelt und ihm den Weg in ein neues Leben igt. Ein tollkühner, die Welt in Erſtaunen rſetzender Ozeanflug mit einem neuen Motor lingt ihn wieder zum Glauben an ſich und ne Arbeit.— Ein ſpannender Senſations— im mit den gewaltigen Höhepunkten eines d eines Ozeanfluges. Dies alles iſt in unerhörtem Maße ge— ugenblick los. Tatſächlich läuft ſo vor dem erſtaunten lige des Zuſchauers ein Film ab, der faſt lerreich an Spannungsmomenten und wech— nden Begebenheiten iſt, der faſt alles an amatiſchen Möglichkeiten der wagenden Tat d des empfindenden Herzens zu bergen eint, die ſich nur irgend auftreiben laſſen, mit einem unerhörten Tempo vorwärts ungt und der den Betrachter bis zum den Augenblick in ſeinen Bann hält. Es lohnt ſich unbedingt, dieſen Film Dazu ſchönes Beiprogramm mit neu Ir Üfa-Tonwoche.(Unter anderem die Ein Darmſtadt durch unſeren Führer). . Resgroße Filmwerk des Reichs- parteitages 1934: Triumph des Willens“ , 5. und 6. Juni im Central-Film-Palaſt! 2 5 ganze Bevölkerung Viernheims muß ge der großen nationalen Feſttage des Na— Jalſozialismus ſein! Es ſind zum Beſuch eingeteilt: Eunstag, 4. Juni: SAR, PO, NSL B, MDB, NS⸗Frauenſchaft, NSV, NS. ttwoch, 5. Juni: DA, NSKOV, Sa OHago. lnerstag, 6. Juni: NS⸗Bauernſchaft, 15 HJ, BDM, SA, SS, SSNz, gäiluaittskarten im Vorverkauf 50 Pfg. 1. bei allen Gliederungen und Montag 1b von 8—9 Uhr, Adolf Hitlerſtraße 19 Lorſcherſtraße 4. „er noch keine Karte hat, beſorge ſich e ſofort! Aus der Heimat Gedenktage 1. Juni in Weimar geboren. 15 5 urg bei Magdeburg geboren. 1899 Der niederländische Dichter Groth in Kiel geſtorben. Prot.: Nikomedes— Kath.: Juventius Sonnenaufg. 3.44 Mondaufg. 3.13 2. Juni in München geboren. 1896 Der Afrikaforſcher Gerhard Rohlfs in Godesberg geſtorben. Forts Vaux. Prot.: Marcellinus— Kath.: Erasmus Sonnenaufg. 3.43 Sonnenunterg. 20.13 Mondaufg. 4.04 Mondunterg. 21.50 der Brachmonat Juni Noch haben wir nicht viel von einem richti⸗ gen ſonnigen und wärmenden Frühling ver⸗ ſpürt— nur an ganz wenigen Tagen machte der Wettergott eine Ausnahme— und ſchon rutſchen wir kalendermäßig ſo um die Mitte des Juni in den Sommer hinein. Sommer! Hoffen wir, daß endlich der Juni das langerſehnte ſommerliche Wetter bringen wird, das uns der Mai verſagte. Zwei Tage vor Johanni— neben dem Joſefi- und Ge⸗ orgitag einer der volkstümlichſten Kirchen- heiligentage— iſt kalendermäßig Sommer- anfang, iſt der längſte Tag im Jahr. Dann gehts ſchon wieder abwärts mit der Tages⸗ länge und nur zu raſch werden Juli, Auguſt und September im Gleichmaß der Erſcheinun— gen Flucht vorüberziehen, um wieder dem Herbſt und Winter die Treppe freizumachen zum Einzug. Der Juni(lateiniſch Junius) heißt auch Brachmonat, weil man um dieſe Zeit die brachgelegenen Felder umackert. Er war bei den alten Römern nach Junius Brutus, dem erſten Konſul Roms, benannt. Nach einer anderen Verſion war er der höchſten römiſchen Himmelsgöttin, Juno, einer Genoſſin Ju- piters, geweiht, der als urſprünglicher Mond- göttin die Monatsanfänge(Kalenden) heilig waren. Sie ſpendete nach der Sage Regen, ſchleuderte Blitze uſw. Der Juni iſt diesmal an kirchlichen Feier⸗ tagen reich. Außer den Sonntagen fällt ir den Monat noch das Pfingſtfeſt und das Fronleichnamsfeſt; an rein kirchlichen Feier- tagen ſind im Kalender vermerkt der Tat des Apoſtels Deutſchlands, des hl. Bonifa⸗ zius, der Tag des hl. Benno, des Patrone der Stadt München, der Johannitag, der be⸗ ſonders auf dem Lande noch begangen wird. Am Ende des Monats iſt noch Peter uns Paul. „Nach dem Hundertjährigen Kalender ſind die erſten acht Tage des Juni ſchön. Am 9. und 10. anhaltender Regen, darauf nebeltg bis zum 13., worauf wieder gutes Wetter eintritt, das bis zum Ende anhalten ſoll. * Iwei Jahre RSB. Am 3. Mai jähr: ſich zum zweiten Male der Tag, an dem des Führer die NS. Volkswohlfahrt als parte amtliche Organiſation anerkannte und für alle Fragen der Wohlfahrt und Fürſorg! für zuſtändig erklärte. Aus dieſem Anlar ſtellt! Hans Bernſee vom Hauptamt fü! Volkswohlfahrt der Reichsleitung des NS DAN im NS⸗Volksdienſt feſt, daß ds NS eheute die größte deutſche Organiſatig der nichtamtlichen Wohlfahrtsarbeit iſt 11 einem Mitgliederbeſtand, der die dritte Mi- lion längſt überſchritt und mit einem Heer freiwilliger Helfer von über 1 Millione⸗ Die Verſorgung der Kriegerelter n. Durch eine grundſätzliche Entſcheidung de! Erſten Senats des Reichsverſorgungswerich. vom 18. Dezember 1934 iſt die Friſt für die Erhebung des Anſpruches auf Kriegereltern— rente verlängert worden. Die Entſcheidung lautet nämlich:„Hinterbliebene müſſen den Verſorgungsanſpruch im allgemeinen inner— halb zweier Jahre nach dem Tode des Be⸗ ſchädigten anmelden. Eine Sonderregelung gilt für die Eltern. Für ſie beträgt die Friſt drei Jahre.“ Zwiſchen Saat und Ernte Unſer menſchliches Tun iſt Saat und Ern— te. Hier ſchreitet der Bauer über die braune Scholle und läßt die Samenkörner in die Furchen gleiten. Dort ſtehen Eltern und Er⸗ zieher vor dem Kinde, in deſſen Seele mit vorſichtiger Hand die erſten Samenkörnchen zu einem Leben gelegt werden, das vor Gott und den Menſchen dereinſt als ein rechtſchaf⸗ fenes erkannt werden ſoll. Schwerer als die Arbeit des Säens will uns oft die Zeit des Wartens dünken, die zwiſchen Saat und Ernte liegt. Wie oft erwarten wir nicht morgen ſchon die Früchte der Saat, die heute ausgeſtreut wurde! Auch in der menſch⸗ lichen Seele ſchlummern die Keime zu neuem großem Geſchehen in tiefem Dunkel und auch hier ſind wir oft dazu verurteilt. manche Stunde tatenlos zuzuſehen und in Demut auf den erſehnten Erfolg zu warten. Was aber an uns liegt, darf nie und nimmer unge⸗ ſchehen bleiben. Denn kein Menſch wird ſich mit jener glücklichen Zufriedenheit ſeines Er⸗ ie freuen als der, der im Schweiß ſeines ngeſichts ſein Feld beſtellte und ſein red⸗ E 1765 Chriſtiane von Goethe, geb. Vulpius, 1780 Der preußiſche General und Militär⸗ Karl von Clauſewitz in Klaus Sonnenunterg. 20.12 Mondunterg. 20.59 1850 Der Maler Fritz Auguſt von Kaulbach 1916 Endgültige Erſtürmung des Verduner Betr.: Schweine Aus Heſſen und Naſſau * Frankfurt a. M., 1. Juni.(Todes op⸗ fer einer gefährlichen Kurve.) In der Kurve der Alten Mainzer Straße am Bahnhof Goldſtein, in der ſich wegen der Unüberſichtlichkeit ſchon zahlreiche Unglücks⸗ fälle ereignet haben, ſtieß ein Motorrad mit einem Perſonenkraftwagen aus Heidelberg zu⸗ jammen. Der Fahrer des Motorrades, der 28jährige Fritz Döhring aus Mitteldick, wur⸗ de vom Rade geſchleudert und erlitt einen ſo ſchweren Schädelbruch, daß der Tod auf der Stelle eintrat. Ein Mitfahrer, der 38jähri⸗ ge Rudolf Weber aus Okriftel, wurde leichter verletzt. Darmſtadt, 1. Juni.(Ein Komplize der Bensheimer Kokainſchwind⸗ ler.) In der Verhandlung gegen die bei— den Bensheimer Kokainſchwindler vor weni⸗ gen Monaten, die etwa ein Dutzend Leute mit„Geſchäften“ hineingelegt hatten, bei de⸗ nen ſtatt des begehrten weißen Pulvers Soda Verwendung fand, war auch der 36 jährige Juſtus Krämer aus Mannheim we⸗ gen Beihilfe mitangeklagt. In der Mittags- pauſe war er damals auf einmal verduftet. Krämer, gegen den nun allein vor der Gro— ßen Strafkammer verhandelt wurde, war vor der Hauptverhandlung bei einem der Betrogenen erſchienen mit dem Anſinnen, gegen ein anſtändiges Schweigegeld werde er gegen ihn nichts ausſagen. Aber der warf ihn hinaus. Wegen der Beihilfe und des Erpreſſungsverſuches wurde Krämer unter Zubilligung mildernder Umſtände zu ſieben Monaten Gefängnis verurteilt. Darmſtadt, 1. Juni.(Vom Natur- ſchutzgebiet Kühlkopf. Das Natur⸗ ſchutzgebiet des Altrheins um den Kühlkopf erfreut ſich jetzt ſteigenden Beſuches von Wanderern zu Fuß, zu Rad und zu Waſſer. Dabei wird von ihnen erwartet, daß ſie das Leben in der Natur nicht ſtören. Erfreulich iſt die Feſtſtellung, daß nach den Verluſten unter den auf dem Kühlkopf ausgeſetzten Schwänen letzt ein Schwanenpaar beim Brutgeſchäft beobachtet wurde. Hoffentlich wird es im Laufe der Zeit gelingen, die Schwäne ſeßhaft zu machen. Darmſtadt, 1. Juni.(Vom Faulen zer zum Verbrecher.) Noch einmal am Zuchthaus vorbei kam in der Verhand— lung des Bezirksſchöffengerichts ein 20jähri⸗ ger von Frieſenheim gebürtiger Burſche. Er iſt arbeitsſcheu und treibt ſich bettelnd mit Frauenzimmern auf der Landſtraße herum. Als er im Krankenhaus lag, hatte er ſich ein Rad. Stiefel und einen Gürtel geliehen, ver ſchwand aber damit, ohne an die Rückgabe zu denken Trotz ſeiner Vorſtrafenliſte wur— de noch einmal wegen Betrugs auf Gefäng⸗ nis erkannt und die Strafhöhe auf ein Jahr bemeſſen. Nidda, 1. Juni.(Ein frecher Gau nerſtreich.) In einem Nachbardorf er ſchienen drei junge Leute, angeblich au— Frankfurt mit einem Lieferwagen, um ein größere Menge Speiſekartoffeln zu kaufen Nach längerer Bemühung gelang es ihnen mit einem Landwirt handelseinig zu werden Die gewünſchte Menge wurde ſorgfältig aus geleſen, gewogen und in das Auto geladen Einer der Herren machte Anſtalten zur Be zahlung, mußte abi zu ſeinem Bedauern ſein zu geringes Bargeld feſtſtellen. Es entſpann ſich eine Auseinanderſetzung, die erſt endete, als der Schwindler plötzlich in großen Sprüngen zum Auto eilte, das die beiden Spießgeſellen unterdeſſen unbemerkt in Bewegung geſetzt hatten und darauf in großer Geſchwindigkeit unerkannt davonfuh— ren. Rüſſelsheim, 1. Juni.(Das Rüſſels- heimer Volkshaus wird verſtei⸗ gert.) Das große Volkshaus, das ſeinerzeit mit einem Koſtenaufwand von 300 000 RM erſtellt worden iſt, kommt am 18. Juli zur Zwangsverſteigerung. Zurzeit wird das ge⸗ räumige Haus mietweiſe von der Arbeits— front und anderen NS-Organiſationen be— t- Bekanntmachungen Betr.: Oersteigerung von heu⸗ gras, Holz u.s. w. Am Dienstag, den 4. Juni 1935, vormittags 10 Uhr werden im Sitzungsſaal des Rathauſes ca. 40 Rm Kiefern-Brennholz (vom Mannheimerweg) ſowie das Mähen, Aufarbeiten und Heimfahren des Faſelheues verſteigert. a Am Donnerstag, den 6. Juni 1935, vormittags 8,30 Uhr, wird im Saale des Gaſthauſes zum Engel das Heu gras von den gemeinheitlichen und Allmend wieſen verſteigert. Es wird darauf aufmerkſam gemacht, daß diejenigen, die noch Rückſtände an Grasgeld, Holzgeld uſw. aus 1934 und früheren Jahren bei der Gemeinde haben, zum Mitbieten nicht berechtigt ſind. und Schafzählung am 4. Juni 1935. Am 4. Juni findet eine Schweine- und Schafzählung zu ſtatiſtiſchen Zwecken ſtatt. Verbunden mit dieſer Zählung iſt die Ermitt— lung der nicht beſchaupflichtigen Haus⸗ ſchlachtungen für die Zeit vom 1. März bis 31. Mai 1935. Mit der Schweinezwiſchenzählung iſt eine liches Teil zu ſeines Lebens Ernte beitrug! iſt die Zahl aller Kälber anzugeben, die in den Monaten März bis Mai 1935 lebendig oder tot geboren wurden, gleichgültig, ob ſie noch in der Viehhaltung vorhanden, oder bereits e verkauft oder ſonſtwie weggebracht ind. 5 Die Zählung wird von ausgeſteuerten Kaufleuten vorgenommen und empfehlen wir deshalb dieſen richtige Angaben zu machen. Wer vorſätzlich dieſe Angaben, zu denen er bei dieſer Zählung aufgefordert wird, nicht erſtattet, oder wer wiſſentlich unvollſtändige Angaben macht, wird mit Gefängnis bis zu 6 Monaten oder mit Geldſtrafe bis zu 10 000.— RM. beſtraft. Auch kann Vieh, deſſen Vorhandenſein verſchwiegen worden iſt, im Urteil für den Staat verfallen erklärt werden. Viernheim, den 29. Mai 1935. Bürgermeiſterei Viernheim Bechtel Steuerterminkalender für Monat Juni 1935. 5. Juni: Lohnſteuer für die Zeit vom 16.— 31. Mai ſowie Abgabe der Be⸗ ſcheinigung der im Monat Mai einbe— haltenen Lohnſteuerbeträge. Keine Schonfriſt. 10. Juni: Umſatzſteuervoranmeldung und Vorauszahlung der Monatszahler für Monat Mai. Keine Schonfriſt. 10. Juni: Einkommen- u. Körperſchafts— ſteuer-Vorauszahlung für das 2. Vier- teljahr Kalenderjahr 1935, in Höhe von einem Viertel der im letzten Steuerbe— ſcheid feſtgeſetzten Steuerſchuld. Keine Schonfriſt. 10. Juni: Tilgungsbeträge auf Ehe— ſtandsdarlehen. Keine Schonfriſt. 20. Juni: Lohnſteuer für die Zeit vom 1.— 15. Juni ſofern die Abzüge den Betrag von 200 Rm. überſteigen. Keine Schonfriſt. 25. Juni: Rate Landesſteuer nach dem Vorauszahlungs⸗Beſcheid über Heſſiſche Staatsſteuern für das Rechnungsjahr 1935. Schonfriſt bis 5. Juli. Cereins- Anzeiger Geſangverein Sängertreue. Heute Samstag punkt halb 9 Uhr Sing— ſtunde. Da heute ein neuer Chor begonnen wird, werden die Sänger dringend gebeten, vollzählig und pünktlich zu erſcheinen. Auch diejenigen Sänger, welche die letzte Zeit umſtändehalber verhindert waren, werden gebeten wieder reſtlos an den Singſtunden teilzunehmen. Der Vorſtand. Männergeſang⸗Verein 1846. Heute Samstag abend 8,45 Uhr Singſtunde. Der Vorſitzende. Sänger⸗Einheit. Heute abend 8,45 Uhr Singſtunde. Bitte pünktlich und vollzählig. Zöller, Vorſ. Sängerbund Flora. Heute abend halb 9 Uhr Singſtunde. Reſt loſes Erſcheinen erwartet. Der Vorſtand. Sportvereinigung Amieitia 09. Sportprogramm für Sonntag, den 2. Juni: In Brötzingen, nachmittags 3 Uhr, 3. Auf ſtiegsſpiel. Abfahrt der 1. Mannſchaft mit Erſatzleuten und Begleiter vorm. halb 9 Uhr per Omnibus am Schiller-Caffee. Auf dem Waldſportplatz nachmittags 2 Uhr: Schüler. 3 Uhr: Erſatzliga gegen Bürſtadt. Mann ſchaftsaufſtellungen ſiehe Schaukaſten. Mit dem Omnibus kann niemand mehr ſahren. Sportfreunde, die mit der Bahn fahren wollen, müſſen ſich zwecks verbilligten Fahr preis noch heute bei Vereinsführer Kempf melden. Der Vorſtand. Kaninchen⸗ und Geflügelzuchtverein Samstag, den 1. Juni, abends halb 9 Uhr, Mitglieder-Verſammlung im Lokal Kaiſer hof. Betr. Tätowieren der Tiere den Zuchtfreunden zur Kenntnis, daß die Deck ſcheine vor der Tätowierung bei Zuchtwerbe— wart, J. Rohrbacher Friedrichſtraße 29, abzugeben ſind, andernfalls kann eine Täto wierung nicht vorgenommen werden. Wer an der Züchterfahrt am 16. 6. teil— nehmen will, und ſich noch nicht gemeldet hat, kann dies noch bis Sonntag abend beim Diener Dieter oder Kaſſier Jöſt vor— nehmen. Spätere Anmeldungen können nicht mehr berückſichtigt werden. D. V. Verantwortlicher Schriftleiter: Joh. Martin, Viernheim; verantwortlicher Anzeigenleiter: Joh. Martin, Viernheim; Druck und Verlag: Johann Martin, Viernheim, Adolf Hitler⸗ ſtraße 36; D. A. IV. 35: 1135. Zur Zeit Ermittlung der Abkalbtermine verbunden. Hier iſt die Preisliſte Nr. 3 gültig.